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Zum Streben nach Übersetzbarkeit

aus sprachuniversalistischer und -relativistischer

Sicht

Hausarbeit zur Modulprüfung von

Guo Xiu

(Matrikel-Nr. 2766447)

Betreuerin: Univ.-Prof. Lavinia Heller


Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK)
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Modul (M.06.880.0510):
Sprach- und/oder Translationswissenschaft (Deutsch): Übersetzen und Dolmetschen als
Forschungsfeld
Veranstaltung (06.880.0512):
Translation und Vergleichbarkeit
1

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ................................................................................... 1

2 Diskussionshintergründe ............................................................ 2
2.1 Übersetzbarkeit vs. Unübersetzbarkeit ................................................. 2

2.2 Das sprachliche Relativitätsprinzip....................................................... 3

2.2.1 Humboldts Rezeption............................................................................ 4

2.2.2 Whorfs Hypothese ................................................................................ 5

2.3 Der Universalismus-Sprachkonzept...................................................... 6

2.3.1 Universalgrammatik .............................................................................. 6

2.3.2 Sprachinstinkt ....................................................................................... 7

3 Übersetzbarkeitsdebatte.............................................................. 8
3.1 Absolute Unübersetzbarkeit .................................................................. 8

3.2 Prinzipielle Übersetzbarkeit .................................................................. 9

3.3 Übersetzbarkeit mit Einschränkung .................................................... 10

4 Schlusswort .............................................................................. 12

5 Abkürzungsverzeichnis ............................................................ 14

6 Literaturverzeichnis .................................................................. 15
1

1 Einleitung

In der Sprachwissenschaft und Linguistik wird seit Jahrhunderten der


Zusammenhang zwischen Sprache und Denken diskutiert. Hauptsächlich gibt es in
diesem Bereich zwei Denkschulen. Die eine ist Universalismus und die andere ist
Relativismus. Während die universalistische Denkschule davon ausgeht, dass
Sprache lediglich gebraucht wird, um den Gedanken der Menschen auszudrücken,
steht die relativistische Denkschule auf dem Standpunkt, dass Sprache über ihren
eigenartigen Charakter verfügt und das Denken und Weltsicht der Menschen
beeinflusst. Die Erklärung dieser Frage ist wegen wichtig für die
Translationswissenschaft, da sie sich mit der Kommunikation zweier Kulturen
beschäftigt und die Beziehung zwischen Denken und Sprache steht in direktem
Zusammenhang mit der Frage, ob das Übersetzen überhaupt stattfinden kann. Die
moderne translationswissenschaftliche Forschung beschäftigt sich oft mit dem
Übersetzen selben, ihre Methode sowie konkreten Schwierigkeiten und setzt voraus,
dass Übersetzen durchaus möglich ist. Die Übersetzbarkeit als Hintergrund des
Forschungsbereichs wird nicht genug beachtet.

In der Translationswissenschaft und am translatorischen Alltag wird häufig die


Übersetzbarkeit erstrebt, aber die Antwort der Frage, ob sie wirklich erzielt werden
kann, geht in verschiedene Richtungen: Wenn man diese Frage nach rein
universalistischem Gedanken betrachtet, ist alles Übersetzbar, oder radikaler: Man
braucht überhaupt keine Übersetzung. Aber nach relativistischer Idee verfügen die
Menschen aus unterschiedlichen Kulturräumen wegen der einzigartigen Gestaltung
ihrer Sprachen über verschiedene Denkweisen und Weltansichten. In einem
radikalen Sinne ist die Übersetzung wegen der Differenzen der Sprachen und
Denkweisen praktisch unmöglich. Zwischen den beiden Polen gibt es aber ein weites
Zwischengebiet, das weiterhin analysiert werden muss.

Im folgenden Text wird zuerst den Übersetzbarkeitsbegriff erklärt und die


Hauptgedanken des Sprachrelativismus und -universalismus vorgestellt. Danach
kommt die Analyseteil, wo die Möglichkeit der Übersetzbarkeit jeweils in Kontext
des sprachlichen Relativismus und Universalismus diskutiert wird.

Die vorliegende Arbeit geht von dem Begriff Übersetzbarkeit heraus und gilt als ein
Versuch der Beantwortung der folgenden Fragen: Wie sieht die Relation zwischen
2

Denken und Sprache in Hinsicht auf den Relativismus und Universalismus aus? Und
gibt es Grenzen zwischen Sprachen, wenn ja, sind sie überwindlich? Und gibt es
dann eine gemeinsame menschliche Sprache des Denkens, die für alle Kulturen
geltend sind? Inwiefern ist die Übersetzbarkeit jeweils aus den zwei Aspekten
realisierbar?

2 Diskussionshintergründe
Bevor es auf den Analyseteil eingegangen wird, ist es wichtig, zuerst die Begriffe
vorzustellen. Übersetzbarkeit und Unübersetzbarkeit sowie die relativistischen und
universalistischen Sprachkonzepte gelten als häufig geforschte Themen in der
Sprach-, Translationswissenschaft und in der Philosophie. Im Folgenden sind die
Erklärung der Begriffe selbst und die Gedanken, die sich einige Forscher machten.

2.1 Übersetzbarkeit vs. Unübersetzbarkeit


Werner Koller ist ein Schweizer Sprachwissenschaftler und beschäftigte sich in
seinem Buch Einführung in die Übersetzungswissenschaft aus verschiedenen
Dimensionen intensiv mit den Begriffen Übersetzbarkeit und Unübersetzbarkeit.
Sein Kernpunkt liegt darin: „Mit Sprache kommuniziert man über die Wirklichkeit
1
bzw. die Wirklichkeitsinterpretation.“ Er gibt zu, dass die Übersetzung der
linguistischen Phänomene und der der nicht-linguistischen kulturbedingten
Phänomene voneinander unterscheiden. Linguistische Systeme sind je nach Kultur
anders und kann deshalb auch als kulturbedingt definiert werden. In diesem Sinne ist
er der Ansicht, dass sich Kultur und Sprache nicht voneinander trennen lassen. Der
Begriff Kultur kann als kommunikativer Zusammenhang verstanden werden.
Übersetzbarkeit ist deshalb davon abhängig, inwiefern die kommunikativen
Zusammenhänge der AS und der ZS identisch sind. Koller unterscheidet drei Fälle
der (Und-)Übersetzbarkeit je nach dem Abstand der beiden Kulturen.

Der erste Fall wird von Koller als absolute Übersetzbarkeit definiert. Es wird
vorausgesetzt, dass AS und ZS auf dem gleichen kommunikativen Zusammenhang
basieren, was er mit einem idealen und extremen Beispiel erklärt: Die Einwohner in
einer Stadt sind von Geburt an zweisprachig, deshalb kann ein Einwohner mit A-

1
Koller, Werner / Kjetil Berg Henjum (2020): Einführung in die Übersetzungswissenschaft. 9. Aufl.
Tübingen: Narr. S.166.
3

Sprache 100% problemlos mit einem anderen kommunizieren, der im gleichen


Moment die B-Sprache spricht. Man kommuniziert mit beiden Sprachen über die
gleichen Wirklichkeitsinterpretationen. Ein ähnliches Beispiel kann auch
vergleichbar sein mit dem Beispiel von Koller: Wenn zwei Kinder in einer Familie
bilingual geboren sind, kann auch angenommen werden, dass ein Kind auf A-
Sprache mit dem anderen, das B-Sprache spricht, ohne Barriere kommunizieren
kann. Die A-Sprache weist auf den gleichen Sachverhalt hin wie die B-Sprache,
deshalb ist die Übersetzbarkeit absolut möglich.

Den zweiten Extremfall definiert er als absolute Nicht-Übersetzbarkeit. Die Situation


kommt vor, wenn es keine einzige Gemeinsamkeit zwischen 2 Sprachkulturen gibt,
und zwar basieren die AS und ZS auf zwei völlig anders gestalteten kommunikativen
Zusammenhängen, deshalb kann ein Sprecher nur über seine eigene Kultur sprechen,
von der der Sprecher der anderen Kultur gar nicht weißt. Ein ideales Beispiel ist die
wilden Eingeborenenstämme, die völlig isoliert sind. Man verfügt über keine
Kenntnis über den kommunikativen Zusammenhang der anderen Kultur, was eine
unüberwindliche Barriere für ihre Kommunikation darstellt und bedeutet, dass sich
der Sachverhalt nicht auf der anderen Sprache wiedergeben lässt.

Der dritte Fall der Teilweise-Übersetzbarkeit ist gegeben, wenn sich die
kommunikativen Zusammenhänge der beiden Sprachen überlappen, und zwar die
sich überlappenden Sprachverwendungen sind übersetzbar, der restliche Teil
hingegen nicht.

Daraus kann man die Schlussfolgerung ziehen: Je größer der Abstand zwischen zwei
Sprachen oder Kulturen ist, desto weniger möglich ist die Übersetzbarkeit. 2

2.2 Das sprachliche Relativitätsprinzip


Linguistische Relativität ist ein wichtiger Aspekt für die Forschung der Beziehung
zwischen Denken und Sprache. Der Kern dieser Behauptung liegt darin, dass die die
Denkweise der Menschen von der Sprache bedingt wird. Die Geschichte des
Gedankens ist zwar auf den Ursprung der westlichen Kultur, also die altgriechische
Philosophie zurückzuführen. Zu jener Zeit beschäftigten Sokrates, Platon und
Aristotles mit dieser Frage. Im 19. Jahrhundert resümierte Wilhelm von Humboldt

2
Vgl. Koller, Werner / Kjetil Berg Henjum (2020): Einführung in die Übersetzungswissenschaft. 9.
Aufl. Tübingen: Narr. S.168.
4

seine Sprachtheorie der Weltansichten, die den Gedanken des US-Amerikanischen


Sprachwissenschaftler Benjamin L. Wort (1897–1941) beeinflussten, die als die
ersten gedacht werden, die das relativistische Prinzip systematisch und implizit
vorgestellt haben. Ihre Behauptung wird als Sapir-Wöhrl-Hypothese genannt.

2.2.1 Humboldts Rezeption


Seit der Antike kamen die Philosophen zum Konsens, dass Sprache Abbild der
Gedanken ist. Und der Humboldt’sche Gedanke überwindet genau den traditionellen
Eindruck von der Sprache als bloß ein Zeichen zur menschlichen Kommunikation
und spricht für einen engen Zusammenhang zwischen Sprache und Denken. Er geht
davon aus, dass Sprache Weltansicht in sich habe. Seine Idee lässt sich in drei
Ebenen verstehen:

1. Der Sprache wird eine Funktion der Bildung des menschlichen Gedankens
zugeschrieben und ist deshalb ein „Denken im Lauten“.

2. „Das Denken ist aber nicht bloß abhängig von der Sprache überhaupt,
sondern, bis auf einen gewissen Grad, auch von jeder einzelnen
bestimmten.“ 3 Er steht auf dem Standpunkt, dass Sprachen wegen ihrer
Verschiedenheit zur Vielfalt des Denkens führen.

3. Sprache präsentiert nicht nur das Denken, sondern enthält „bis auf einen
gewissen Grad“ die Weltansichten. Für diese Behauptung kann man in
verschiedenen Sprachkulturen ihre Belege finden, z.B. im Gälischen wird
die Farbe von braun bis grün anders geteilt als in der englischen Sprache
und der Bedeutungsbereich ,,Baum-Holz-Wald“ ist im Dänischen und
Französischen anders strukturiert.

Die sprachlich relativistischen Elemente von Humboldt sieht man darin, dass man
Sprache nicht nur zum Kommunizieren genutzt wird, sondern man bracht die
Sprache, um überhaupt zu Denken. Er geht hier aber vorsichtig mit normativen
Aussagen um und sagt anstatt von „völlig“ „bis auf einen gewissen Grad“.

3
Trabant, Jürgen (1997): „Fremdheit der Sprache“, in: Naguschewski, D./Trabant, J. (Hg.): Was heißt
hier „fremd“? Studien zu Sprache und Fremdheit. Berlin: Akademie-Verlag, S.103.
5

2.2.2 Whorfs Hypothese


Auf Basis der Behauptung Humboldts verweisen der US-Amerikanischen
Sprachwissenschaftler Benjamin L. Whorf darauf, dass Sprache das Denken der
Menschen beeinflusst. Wenn Menschen verschiedene Sprachen sprechen, nehmen sie
die Wirklichkeit auf unterschiedliche Art und Weise wahr. Und Person, die diese
Sprache spricht, kann die Gedanke der Person einer anderen Sprache nicht ganz
nachvollziehen. Im Vergleich zu der Humboldt’schen Idee bezieht sich der Sapir-
Whorf-Hypothese eher auf das sprachinterne Aspekt und sie geht davon aus, dass
Sprache nicht als das bloße Sprechen und die Weitergabe der Informationen
angesehen werden solle, sondern sie fasse den Prozess der unsprachliche
Formulierung um. Whorf schreibt:

„Wir können überhaupt nicht sprechen, ohne uns der Ordnung und Klassifikation
des Gegebenen zu unterwerfen, die dieses Übereinkommen vorschreibt.“4

Er schreibt der Sprache große Bedeutung zu. Und die sogenannte „Ordnung und
Klassifikation des Gegebenen“ ist genau Grammatik. Für ihn ist die Grammatik einer
Sprache kein Normen der konventionellen Korrektheit oder Gesetz der Logik und
Vernunft, wie sie für alle Beobachter gleich bedeuten und in Mathematik oder
anderen naturwissenschaftlichen Fächern so sind:

„Aus der Tatsache der Strukturverschiedenheit der Sprachen folgt, was ich das
‚linguistische Relativitätsprinzip‘ genannt habe. Es besagt, grob gesprochen,
folgendes: Menschen, die Sprachen mit sehr verschiedenen Grammatiken benützen,
werden durch diese Grammatiken zu typisch verschiedenen Beobachtungen und
verschiedenen Bewertungen äußerlich ähnlicher Beobachtungen geführt. Sie sind
daher als Beobachter einander nicht äquivalent, sondern gelangen zu irgendwie
verschiedenen Ansichten von der Welt.“5

Um seine These zu belegen, forschte er die Hopi-Sprache, eine indianische Sprache,


die im Nordosten von Arizona, USA, gesprochen wird. Sein Forschungsergebnis
zeigt, dass die Hopi-Sprache eine Mangel an Ausdrücke über die Zeit zeigt im
Vergleich zu den europäischen Sprachen, und daraus schließ er, dass die Hopi die
Zeit auf eine andere Art und Weise beobachten würden als die Europäer, deshalb
definiert er die Hopi-Sprache als eine zeitlose Sprache. Er meint, dass die Hopi nicht
zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft unterscheiden könnten.
4
Whorf, Benjamin Lee. Sprache – Denken – Wirklichkeit. Beiträge zur Metalinguistik und Sprachphi-
losophie, hrsg. v. Peter Krausser. Hamburg: Rowohlt, 2003, S.12.
5
ebd. S.20.
6

Whorfs These gilt als eine Verstärkung der Humboldt’schen Idee, und zwar die
Grammatiken verschiedener Sprachen zu unterschiedlichen Weltanschauungen
führen, was eine explizite Kausalrelation darstellt.

2.3 Der Universalismus-Sprachkonzept


Aus der universalistischen Ansicht werden die Differenzen der Sprachen von dem
relativistischen Gedanken verabsolutiert definiert, da er die Gemeinsamkeiten der
Sprachen verneint. Anhänger des Universalismus vertreten die Auffassung, dass alle
Sprachen denselben Prinzipien gehorchen, obwohl es auch gewisse Unterschiede
gibt. Dieser Gedanke wird vor allem durch die Universalgrammatik geprägt.

2.3.1 Universalgrammatik
Von den Vertretern dieses Forschungsbereichs ist der US-Amerikanische Linguist
Noam Chomsky zu erwähnen. Ihm zufolge verfügen alle Menschen von Geburt an
über dasselbe Sprachvermögen, das auf festen und universalen Prinzipien basieren
(Universalgrammatik). Chomsky unterscheidet dabei zwischen der Tiefenstruktur
und der Oberflächenstruktur der Sprache. Die erstere ist eine abstrakte Struktur und
bestimmt die semantische Ebene der Sprache, während die Aufgabe der letzteren
darin liegt, die semantische Ebene auszudrücken. Während das Sprachvermögen, das
in der Tiefenstruktur versteckt ist, für Menschen aller Kulturen gleich sind, kann sich
der Oberflächenteil von Sprache zu Sprache variieren, und zwar wegen der
verschiedenen Weisen der Umwandlung.

Chomsky versucht, den Gedanken systematisch darzustellen und entwickelt die


Theorie der Generativen Transformationsgrammatik (GTG). Damit ist die
Tiefenstruktur als die Voraussetzung der Bedeutung der Sprache gesehen. Hingegen
gilt die Oberflächenstruktur als die Form der geschriebenen bzw. gesprochenen
Sprache. Sie ist eine Organisation der verschiedenen Einheiten aus der
Tiefenstruktur, die angeboren und für Menschen aller Kulturen gleich sind, und
bestimmt die physische und phonetische Ebene der Sprache. 6

6
Vgl. Chomsky, N. (1966): Cartesian linguistics. A chapter in the history of rationalist thought, New
York/London (dt. Cartesianische Linguistik. Ein Kapitel in der Geschichte des Rationalismus,
Tübingen 1971). S.47.
7

Die Universalgrammatik spielt bei Chomsky noch eine weitere Rolle der Basis und
Beschränkung des Spracherwerbs. Er schreibt:

„In the case of language, abstracting way from unknown mechanisms, we assume
that the language faculty has an initial state, genetically determined, common to the
species apart from gross pathology, and apparently unique to the human species. “7

Es wird angenommen, dass die Universalgrammatik biologisch bedingt und Erbgut


ist und im Laufe der Zeit unveränderlich bleibt. Sie entscheidet den
Spracherwerbmechanismus und den Primärzustand vor dem Spracherwerb und der
sogenannte Primärzustand kann mit der Berührung einer Sprache zu einer oder
mehreren Schlussformen entwickeln.

2.3.2 Sprachinstinkt
Chomskys Auffassung findet bei dem US-Amerikanischen Psycholinguist und
Kognitionswissenschaftler Steven Pinker Zustimmung. Er spricht auch für das
Sprachvermögen als anstatt einer kulturellen Erfindung eine angeborene Fähigkeit,
und zwar definiert er in seinem Buch The Language Instinct sie mit dem Begriff
„Instinkt“:

„Language is not a cultural artifact that we learn the way we learn to tell time or
how the federal government works. Instead, it is a distinct piece of the biological
makeup of our brains. [...] But I prefer the admittedly quaint term "instinct." It
conveys the idea that people know how to talk in more or less the sense that spiders
know how to spin webs. “8

Er vertritt auch die Auffassung, dass die Fähigkeit der Menschen zu sprechen
eine angeborene nativistische Grundausstattung ist, genauso wie die Spinnen von
Geburt an ihr Netz spinnen können. Seine Behauptung entspricht Chomskys Idee
der Universalgrammatik, aber betont im Vergleich dazu viel mehr die
neurophysiologische und biologische Ebene und bezieht sich auch auf die
darwinistische Evolutionstheorie, und zwar ist das „Sprachgen“ der Menschen im
selektiven Prozess der Natur entstanden ist. 9

7
Chomsky, N. (1999): On the nature, use, and acquisition of language. In W. C. Ritchie & T. K.
Bhatia(eds.) Handbook of Child Language Acquisition. San Diego: Academic Press. S.41.
8
Pinker, Steven (1994): The Language Instinct. The New Science of Language and Mind. London:
Penguin Books. S.18.
9
Vgl. Trotzke, Andreas (2017): Sprachevolution: Eine Einführung. Berlin: Walter de Gruyter GmbH.
S. 64.
8

3 Übersetzbarkeitsdebatte
Nachdem die beiden Forschungsaspekte des Sprachrelativismus und -universalismus
sowie die Übersetzbarkeitsbegriff erklärt werden, kommt im dritten Teil die
Möglichkeitsanalyse der Übersetzbarkeit jeweils anhand der oben erwähnten
Theorien. Es wird drei Situationen unterteilt, und zwar die absolute
Unübersetzbarkeit, prinzipielle Übersetzbarkeit und dann das Zwischengebiert der
Übersetzbarkeit mit gewiss Einschränkungen. Ihre Realisierbarkeit wird im
Folgenden erklärt.

3.1 Absolute Unübersetzbarkeit


Die Absolute Unübersetzbarkeit passiert zuerst im Sprachrelativismus, und genauer
gesagt dem Sprachdeterminismus, der Extremfall des ersteren. Sprachdeterminismus
besagt, dass die Sprache die Wirklichkeitswahrnehmung und das Denken der
Menschen maßgeblich bestimmt. Vor allem bei Humboldt sieht man diese
Überlegung:

„Man hat schon öfters bemerkt, und die Untersuchung sowohl, als die Erfahrung
bestätigen es, daß ... kein Wort einer Sprache vollkommen einem in einer anderen
Sprache gleich ist.“10

Mit dem Wort „vollkommen“ verneint er das Streben nach einer hundertprozentig
richtigen Übersetzung. Die von Sprache determinierten Weltvorstellungen variieren
sich Humboldt zufolge mehr oder wenig, auch wenn es zwei sehr ähnliche Sprachen
sind. Im Sinne der Übersetzung kann man so verstehen: Weil es immer kleine oder
große Unterschiede zwischen zwei Begriffen der AS und ZS gibt, auch wenn sie auf
den gleichen Sachverhalt hinweisen, kann eine Eins-zu-Eins-Entsprechung nicht
stattfinden, genau wie bei der Farbentrennung im Gälischen und Englischen und
beim Bedeutungsbereich von Baum-Holz-Wald im Dänischen und Französischen. In
einem Brief an August Wilhelm v. Schlegel schrieb er:

„Alles Übersetzen scheint mir schlechterdings ein Versuch zur Auflösung einer
unmöglichen Aufgabe. Denn jeder Übersetzer muss immer an einer der beiden
Klippen scheitern, sich entweder auf Kosten des Geschmacks und der Sprache seiner
Nation zu genau an sein Original oder auf Kosten seines Originals zu sehr an die

10
In Gesammelte Schriften von Wilhelm v. Humboldt, zitiert nach Koller. (1979:51).
9

Eigentümlichkeiten seiner Nation halten. Das Mittel hierzwischen ist nicht bloß
schwer, sondern geradezu unmöglich. “11

Humboldts Aussage ist stark geprägt durch den linguistischen Determinismus. Ihm
zufolge gibt es nur zwei Optionen beim Übersetzen, und zwar, wie wir sie heute
nennen, die Einbürgerung und Verfremdung. Auch wenn ein Übersetzer zwei
Sprachen sprechen kann, ist er nicht in der Lage, die eine in die andere umzuwandeln.
Dem Übersetzer fällt es in diesem Sinne bestimmt schwer, eine eindeutige
Wirklichkeitsinterpretation zu finden. Für Humboldt ist der Sprachunterschied eine
Schlucht, die unüberwindlich ist. Die Wirklichkeitsinterpretationen sind vergleichbar
mit den kommunikativen Zusammenhängen bei Koller. In sprachdeterministischem
Sinne ist jede Einzelsprache ein eigenes geschlossenes System und in einem Wort:
Sprachen sind ihrem Wesen nach unübersetzbar.

Whorfs These weicht nicht von der Humboldts ab. Ihm zufolge führt die
Sprachstrukturverschiedenheit direkt zu variierten Weltansichten, deshalb kann
Sprecher einer Sprache das Gemeinte eines Sprechers anderer Sprache kaum völlig
nachvollziehen, was eben bedeutet, dass es nicht möglich ist, den Inhalt der AS in die
ZS genau zu transportieren.

3.2 Prinzipielle Übersetzbarkeit


Die prinzipielle Übersetzbarkeit wird zuerst angenommen von dem
Sprachuniversalismus und basiert auf den Sprachuniversalien, und zwar der
Universalgrammatik. Außerdem zeigt der Sprachrelativismus einige Schwächen, aus
denen abgeleitet werden kann, dass es die Übersetzbarkeitsmöglichkeit trotz des
Sprachunterschieds besteht.

Chomsky unterscheidet zwischen Tiefen- und Oberflächenstruktur der Sprache und


geht davon aus, dass die Tiefenstruktur als semantische Voraussetzung bei allen
Menschen gleich ist und sich die Oberflächenstrukturen als grafischen und
morphologische Zeichen von Sprache zu Sprache variiert. Auf dieser Basis sind bei
aller Unterschiedlichkeit der äußeren Sprachgestalt die verschiedenen Sprachen
wesenhaft gleich. Koller sieht darin eine absolute Möglichkeit der Übersetzung:

11
In einem Brief Wilhelm. v. Humboldt an August Wilhelm v. Schlegel vom 23. 7. 1796, zitiert nach
Koller. (1979:161).
10

„Geht man davon aus, dass alle Sprachen, ungeachtet der Unterschiedlichkeiten an
der ‚Oberfläche‘, in einer tieferen Schicht universelle, für alle Menschen identische
Begriffe und logische Zusammenhänge repräsentieren, so hat dies Konsequenzen bei
der Beantwortung der Frage nach der Übersetzbarkeit: Übersetzbarkeit ist dann ein
primäres Kennzeichen von Sprache und Sprachen überhaupt.“ 12

Er nimmt an, dass alle Sprachen mit ihrer gemeinsamen Tiefenstruktur zu tiefsten auf
eine „Universalsprache“ zurückzuführen sind, also haben alle Sprache eine primitive
identische Form. Jede Sprache kann deshalb durch ihre solchen Charakter zum
Erlernen aller übrigen Sprachen genutzt werden, nämlich durch die tief in ihnen
gesteckten Universalien. Das Übersetzen kann auf dieser Basis stattfinden und es
heißt in diesem Sinne eine Umkodierung bzw. Umsetzung der Oberflächenstruktur,
und zwar der äußerlichen Sprachgestaltung, inclusive der phonetischen, grafischen,
lexikalischen, syntaktischen und morphologischen Einheiten. 13

Die Struktur einer Sprache kann bestimmen, wie man die Wirklichkeit interpretiert,
aber man kann nicht umgekehrt sagen, dass Sprecher einer Sprache über keine solche
Weltanschauungsweise verfügt nur wegen einer Mangel an einem sprachlichen
Charakter.

3.3 Übersetzbarkeit mit Einschränkung


Die absoluten und prinzipiellen Übersetzbarkeiten sind zwei voneinander
abweichende Annahmen. Um zu wissen, ob überhaupt stattfinden kann, sind zuerst
die Frage zu beantworten, ob es unüberwindliche Grenze zwischen Sprachen gibt.
und zwar, ob es die sogenannten Sprachuniversalien gibt, die Sprachuniversalismus
betont und als Brücke verschiedene Sprachen verbindet.

Eine Reihe Beispiele von praktischen Erfahrungen in der realen Kommunikation


beweisen die relativistische These der Schlucht zwischen Sprachen und Unterschied
der Weltansichten als falsch. Wie das Beispiel der Hopi-Sprache zeigt, dass
Wortklassen den Ausdruck von Phänomenen nicht verhindern. Am Anfang
argumentiert Whorf, dass die Hopi-Sprache wegen der Mangel an zeitlichen
Ausdrücken eine zeitloche Sprache ist. Aber seine Behauptung wird bald von dem
deutsch-amerikanischen Sprachwissenschaftler Ekkehart Malotki als falsch bewiesen.

12
Koller, Werner / Kjetil Berg Henjum (2020): Einführung in die Übersetzungswissenschaft. 9. Aufl.
Tübingen: Narr. S.65.
13
ebd. S.182.
11

Durch eine Reihe Forschungen findet er heraus, dass die Hopi-Sprache über eine sehr
präzise Zeitrechnungssystem verfügt, die aber auf einer anders gestalteten Weise
beruht als die anderen Sprachen. 14 Das Beispiel belegt weiter, dass die semantische
und universale Ebene Hopi-Sprache eigentlich mit den anderen Kulturen identisch ist.
Was Sprachen beschränken, ist nur ihre Interpretationsweise- und Möglichkeiten,
aber nicht ihr Denken. Eine Mangel an Sprachmerkmalen bedeutet nicht, dass
Sprecher dieser Sprache den Begriff der anderen Sprache nicht begreifen können.
Das Beispiel des Sprachlernens zeigt auch, dass die Grenze überwindlich ist. Man ist
in der Lage, mit seiner Muttersprache eine Fremdsprache zu erwerben und es ist in
der Wirklichkeit ganz üblich zu sehen. Und das Lernen beschränkt sich längst nicht
auf den sprachinternen Elementen, sondern bezieht sich auf die Kultur, Gebräuche.
Man greift auch die Chancen, vor Ort ihre Kulturwirklichkeiten zu beobachten. Auf
diese Art und Weise begreifen Sprachlerner mehr oder weniger die Weltanschauung
der ZS. Die Menschen, die eine oder mehrere Fremdsprachen mit hohem Niveau
beherrschen und sich sogar problemlos in die Fremdkultur integrieren, sind gerade
gute Belege für eine überwindliche Grenz der Sprachen.

Aus der historischen Sicht Sprache kann man auch mit Sicherheit sagen, dass die
Sprache nicht still bleibt, sondern sie ändert sich im Laufe der Zeit. Es kommt
ständig zu neuen Ausdrücken, egal aus der eigenen Kultur (Entstehung der
Neuwörter), oder aus den Fremdkulturen (Lehnwörter). Entwicklung der
Einzelsprache und Berührung mehrerer Sprachen vor dem Hintergrund der
Globalisierung führen immer zu mehr Interpretationsmöglichkeiten, die das
Übersetzung ständig erleichtert.

Daraus kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass sich die Sprach- und
Weltansichtsgrenzen generell überwinden lassen und die Übersetzung stattfinden
kann, aber über die Frage, ob der ZT völlig äquivalent mit dem AT sein kann, gibt es
keine explizite Antwort, da es davon abhängt, ob der ZT mit dem AT auf der Wort-
oder Inhaltsebene äquivalent bleiben, oder aufgrund verschiedener Skopen von dem
AT abweichen muss. Aber wichtig ist, dass auf Basis des universalen Verständnisses
zur Welt und der Perfektionierung der einzelnen Sprache es zu einer absoluten
Übersetzbarkeit tendiert.

14
https://en.wikipedia.org/wiki/Hopi_time_controversy
12

Es kann sein, dass dem Relativismus zufolge immer Differenzen zwischen den
Bedeutungsbereich eines Begriffs gibt. Aber das Problem liegt nur darin, wie man
mit einem Ausdruck der ZS einen Begriff der AS erklärt, wenn keine Eins-zu-Eins-
Entsprechung gibt. Übersetzen lässt sich generell durchsetzen. Sie ist nur
konfrontiert mit den sprachlichen Einschränkungen in der sogenannten
„Oberflächenstruktur“.

4 Schlusswort

Im Textanfang werden die Fragen gestellt, wie die Relation zwischen Denken und
Sprache in Hinsicht auf den Relativismus und Universalismus aussieht, ob es
Grenzen zwischen Sprachen gibt und inwiefern die Übersetzbarkeit realisierbar ist.
Am Ende der Arbeit zeigen sich die Antworten dieser Fragen.

In Sicht des Relativismus gibt es eine klare kausale Relation zwischen Sprache und
Denken, und zwar die Verschiedenheit innerhalb der Sprache zu unterschiedlichen
Weltansichten führen. Humboldt und Whorf gelten als Vertreter des
Forschungsgebiets. Sie gehen davon aus, dass das Übersetzen nicht möglich ist, weil
von der Wirklichkeitsinterpretation her sind Sprecher einer Sprache mit dem der
anderen Sprache nicht äquivalent ist. Die universalistische Auffassung, unter deren
Vertreter Chomsky und Pinker erwähnt wird, setzt hingegen voraus, dass es für alle
Kulturen geltende Sprachuniversalien gibt, die auch Universalgrammatik genannt
wird. Laut Chomsky unterscheidet sich in der Sprache eine Oberflächenstruktur von
einer Tiefenstruktur. Die erstere stellt die morphologische, syntaktische und
grafische Ebene dar, die sich von Sprache zu Sprache variiert, und die letztere ist die
für Sprecher aller Sprachen identische semantische Ebene, die zum biologischen
Erbgut gehört.

Im Rahmen des Übersetzens bedeutet Sprachrelativismus eine Unmöglichkeit, und


zwar wegen der Einzigartigkeit der einzelnen Sprache und der von ihr verursachten
verschiedenen Weltansichten. Ihm zufolge ist eine Näherung der fremdkulturellen
Wirklichkeit nicht erreichbar. Den universalistische Auffassungen nach gibt es eine
Weltsprache, die der Tiefenstruktur gleicht. Sie dient genau als Brücke der Sprache
und Voraussetzung des Übersetzens.

Die sprachrelativistische Idee wird durch eine Reihe Beispiele der praktischen
Erfahrungen als schwach bewiesen. Der Spracherwerb, die bilingual aufwachsenden
13

Kinder, die über Zeitbegriff verfügende Hopi-Sprache und viele anderen Beispiele
weisen darauf hin, dass es kein unüberwindliches Grenzen zwischen Sprachen und
Kulturen gibt. Es besteht eine Universalsprache zutiefst im menschlichen Gehirn,
weswegen die Übersetzbarkeit durchaus möglich sein kann.

Das Beklagen über Unübersetzbarkeit herrscht aber an jeder Stelle des


Übersetzungsprozesses. Doch am Ende der Diskussion lässt es sich feststellen:
Worüber beklagt wird, ist nicht, dass das Übersetzen überhaupt nicht stattfinden
kann, sondern eigentlich die schwer erreichbare „begriffliche Eins-zu-Eins-
Entsprechung“, und zwar die perfekte Annäherung an die fremden Weltansichten.
14

5 Abkürzungsverzeichnis
AT – Ausgangstext

ZT – Zieltext

AS – Ausgangsprache

ZS – Zielsprache
15

6 Literaturverzeichnis

Chomsky, N. (1966): Cartesian linguistics. A chapter in the history of rationalist


thought, New York/London (dt. Cartesianische Linguistik. Ein Kapitel in der
Geschichte des Rationalismus, Tübingen 1971). S.47.

Chomsky, N. (1999): On the nature, use, and acquisition of language. In W. C.


Ritchie & T. K. Bhatia (eds.) Handbook of Child Language Acquisition. San Diego:
Academic Press. S.41.

Humboldt (1909): Gesammelte Schriften, Bd. 8, Berlin. S.129.

Koller, Werner / Kjetil Berg Henjum (2020): Einführung in die


Übersetzungswissenschaft. 9. Aufl. Tübingen: Narr. S.65, 182.

Pinker, Steven (1994): The Language Instinct. The New Science of Language and
Mind. London: Penguin Books. S.18.

Trabant, Jürgen (1997): „Fremdheit der Sprache“, in: Naguschewski, D./Trabant, J.


(Hg.): Was heißt hier „fremd“? Studien zu Sprache und Fremdheit. Berlin:
Akademie-Verlag, S.103.

Trotzke, Andreas (2017): Sprachevolution: Eine Einführung. Berlin: Walter de


Gruyter GmbH. S. 64.

Whorf, Benjamin Lee (2003): Sprache-Denken-Wirklichkeit. Beiträge zur


Metalinguistik und Sprachphilosophie, hrsg. v. Peter Krausser. Hamburg: Rowohlt,
S.12. S.20.

Internetquelle:
Wikipedia: Hopi time controversy, Bearbeitungsstand: 02. Februar 2022, 14:21 UTC.
URL: https://en.wikipedia.org/wiki/Hopi_time_controversy (Abgerufen: 07. 03 2022,
14:13 UCT)
16

Ich versichere hiermit, dass ich zur Anfertigung vorliegender Arbeit keine anderen
als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und keine fremde Hilfe in Anspruch
genommen habe.

Germersheim, den 14.03.2022.

Guo Xiu

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