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ЛЬВІВСЬКИЙ НАЦІОНАЛЬНИЙ УНІВЕРСИТЕТ

ІМЕНІ ІВАНА ФРАНКА

КАФЕДРА МІЖКУЛЬТУРНОЇ КОМУНІКАЦІЇ ТА ПЕРЕКЛАДУ

КУРСОВА РОБОТА

з першої іноземної мови

ПЕРЕКЛАДАЦЬКІ РІШЕННЯ З ВИКОРИСТАННЯМ ШТУЧНОГО


ІНТЕЛЕКТУ В СУЧАСНІЙ ПРАКТИЦІ ПЕРЕКЛАДУ РЕАЛІЙ (НА ОСНОВІ
ПРИКЛАДІВ ПРОМОВ ПРЕЗИДЕНТА УКРАЇНИ)

Студента(ки) IV курсу групи ІНМ-41


спеціальності «Філологія»
освітня програма: Переклад двох
іноземних мов та міжкультурна
комунікація
Плитус Д.Т.

Керівник: асистент кафедри


міжкультурної комунікації та
перекладу
Мольдерф О.Є.

Національна шкала: ______________


Кількість балів: ______________
Оцінка ECTS: ______________
Члени комісії: __________
__________________
(підпис) (прізвище та ініціали)
__________ __________________
(підпис) (прізвище та ініціали)

Львів – 2023
Bildungsministerium der Ukraine
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
Lehrstuhl für Interkulturelle Kommunikation und Translationswissenschaft

KI-gestützte Lösungen in der modernen Translationspraxis von Realien

(am Beispiel von Ansprachen des Präsidenten der Ukraine)

Semesterarbeit

Plytus Daryna

Studentin des 4. Studienjahres


der Fakultät für Fremdsprachen

Wissenschaftliche Betreuung:

Assistentin des Lehrstuhls für Interkulturelle


Kommunikation und
Translationswissenschaft

Molderf Oksana

Львів – 2023
3

Inhalt
Einleitung ............................................................................................................. 4
1. Realien in der Translationsforschung: Begriffsbestimmungen,
Übersetzungsverfahren………………………………………………………... 6
1.1 Die Bedeutung des Übersetzungsbegriffs 6
„Realien“………………….
1.2 Realien als Bestandteile des nationalen und kulturellen Kontextes….. 10
1.3 Möglichkeiten der Wiedergabe von Realien durch die
zielsprachlichen Mittel (nach Roksoliana Zoriwtschak)
…………………………………………………………. 13
2. Realien als Herausforderung für die Künstliche Intelligenz (KI):
Analyse der Übertragung der Realienwörter in die 21
ZS……………………………….
2.1 Kulturbegriffe und Künstliche Intelligenz…………………………... 21
2.2 KI im Einsatz: Analyse der mit KI gedolmetschten und übersetzten
Realien in den Reden von Wolodymyr
Selenskyj……………………………………………………………... 33
2.2.1 KI im Dolmetschen und in der 33
Übersetzung……………………..
2.2.2 KI im Einsatz: Analyse der mit „Vidby“ gedolmetschten
Realien in den Reden von Wolodymyr
Selenskyj………………………………………………………... 37
2.2.3 KI im Einsatz: Analyse der mit ChatGPT übersetzten Realien in
den Reden von Wolodymyr
Selenskyj………………………………………………………... 41
Schlussfolgerungen…………………………………………………………….. 44
Literaturverzeichnis…………………………………………………………… 46
Anhang…………………………………………………………………………. 52
Anhang 1……………………………………………………………….... 52
4

Einleitung
Die Aktualität des Themas „KI-gestützte Lösungen bei der Translation von
Realien (am Beispiel von Ansprachen des Präsidenten der Ukraine)“ liegt in dem
Umstand begründet, dass sich verschiedene Technologien heute sehr schnell
entwickeln. Insbesondere alles, was mit künstlicher Intelligenz zu tun hat, wird
immer beliebter und gefragter. In erster Linie im Bereich der Linguistik hat der
Einsatz von KI-Methoden in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. [36]
Die Translation ist ein hervorragender Bereich für die Anwendung von KI, da
die Notwendigkeit schneller, genauer und qualitativ hochwertiger
Verdolmetschungen und Übersetzungen zunimmt.
Die Ansprachen des ukrainischen Präsidenten sind ein passendes Beispiel für
die Anwendung künstlicher Intelligenz, da es sich um komplexe politische Texte
handelt, die neben sprachlichen und inhaltlichen Merkmalen auch kulturelle
Besonderheiten, wie z. B. Realien enthalten. Der Einsatz von KI-Lösungen in der
Translationspraxis kann dazu beitragen, die Effektivität, Geschwindigkeit und
Qualität von Translation zu verbessern.
Generell ist dieses Thema also sehr bedeutsam und relevant, denn es geht nicht
nur um technologische, sondern auch um soziale, kulturelle, politische und ethische
Fragen.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung, wie Technologien der künstlichen
Intelligenz in der Translationspraxis verwendet werden können und welche
Auswirkungen dies auf die Übertragung von Realien und die Zukunft der Translation
hat.
Forschungsobjekt sind die KI-gestützten Lösungen bei der Widergabe von
Realien in der Translationspraxis.
Gegenstand der Untersuchung sind die KI-Lösungen bei der Übertragung von
Realien aus dem Ukrainischen ins Deutsche.
5

Forschungsmaterialien: Dazu gehören die Originalrede von Volodymyr


Selenskyj, ihr Skript und ihre deutschsprachige Version.
Literatur: Zum Thema künstliche Intelligenz und Kultur wurden zahlreiche
Internetquellen sowie Artikel und Arbeiten untersucht, darunter „Artificial
Intelligence“ von S.Russell und P.Norvig und „Future impact of AI on culture“ von J.
Parisse-Brassens. Was die Theorien der Translationsverfahren von Realien betrifft, so
wurde die Arbeit der ukrainischen Übersetzungswissenschaftlerin Roksoliana
Zorivchak „Realia und Translation“ als Grundlage herangezogen.
Was die Forschungsmethoden anbelangt, so wurden in dieser Arbeit vor allem
folgende eingesetzt:
- Methode der Literaturarbeit (aufgrund der großen Relevanz des Themas war
es notwendig, eine große Anzahl von Internetquellen und modernen
wissenschaftlichen Arbeiten zu untersuchen);
- Komparative Analysemethode (Um die Qualität der KI-Verdolmetschung
und Übersetzung zu ermitteln, war diese Methode am besten geeignet. Die
Originalvideos und ihre deutschen Versionen wurden anhand der Verfahren von
Roksoliana Zorivchak analysiert).
- Die Arbeit besteht aus zwei Teilen: einem theoretischen und einem
praktischen.
6

1. Realien in der Translationsforschung: Begriffsbestimmungen,


Übersetzungsverfahren
1.1 Die Bedeutung des Übersetzungsbegriffs „Realien“
Ukrainische Translationswissenschaftlerin Roksoliana Zorivchak stellte in ihrer
Monographie „Realia und Transaltion“ aus dem Jahr 1989 fest, dass das Phänomen
der Realien noch nicht ausreichend erforscht ist: Es gibt weder klare Kriterien für die
Klassifizierung von Realien noch eine eindeutige Meinung darüber, ob bestimmte
Wörter zu den Realien gehören und wie sie in einem literarischen Text funktionieren.
[6, 47] Heute sind jedoch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht
worden, die unseren Kenntnisstand zu diesem Thema vertiefen.
Ursprünglich war das Wort „realia“ die weibliche Pluralform des
spätlateinischen Adjektivs „realis“, die sich später in den Singular verwandelte.
Dieses Wort wurde in der philologischen Literatur des 19. und der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts weitläufig gebraucht, um sich auf materielle Gegenstände und
typische nationale Bräuche zu beziehen, und zwar in einem nicht ganz präzisen Sinn.
[6, 46]
Roksoliana Zorivchak zufolge tauchte das Lexem „Realia“ in den 1940er
Jahren als Begriff in der Übersetzungswissenschaft auf. Der Vorgänger dieses
Begriffs war die Wortverbindung „alltäglicher Begriff“. [6, 47]
Wenn man auf die translationswissenschaftliche Literatur in der Diachronie
schaut, kann man feststellen, dass Realien schon seit Jahren
Translationswissenschaftler interessieren und daher findet man in der fachlichen
Literatur eine Reihe der Definitionen des Begriffs „Realien“. Z.B. nach der
Auffassung von Mędelska und Wawrzyńczyk sind Realien Begriffe, die spezifische
Elemente des täglichen Lebens, der Geschichte, der Kultur, der Politik usw. eines
Volkes, Landes oder Ortes beschreiben, die kaum Entsprechungen in anderen
Kulturen, Ländern oder Orten finden. Sie umfassen Bezeichnungen für Feiertage,
Traditionen, Spiele, Objekte, Kleidungsstücke, Speisen, Getränke sowie Namen von
Organisationen, ihren Mitgliedern und Berufen. [21, 34]
7

Laut Otto Kade sind Realia-Bezeichnungen eng mit den Werten verbunden, die
die Geschichte, Kultur und das soziale Leben eines Menschen prägen. Damit sind
verschiedene Aspekte des verbalen und nonverbalen Verhaltens gemeint,
einschließlich „sozial-ökonomischer und kultureller (im weitesten Sinne) Phänomene
und Institutionen, die einer bestimmten sozial-ökonomischen Ordnung oder Kultur
eigen sind“. [16, 99]
Der Wissenschaftler Soheir Taraman verfolgt in seiner Arbeit „Kulturspezifik
als Übersetzungsproblem“ ähnliche Gedanken. Er definiert Realien als „sozio-
kulturelle sowie sozio-ökonomische Faktoren, die für die jeweilige Kultur sehr
charakteristisch sind“. [25, 87]
Auch Katharina Reiß zufolge beziehen sich Realia-Bezeichnungen auf Objekte
und Institutionen, sowie auf Bräuche und Traditionen, die ausschließlich im
Ursprungsland der Ausgangssprache geläufig sind. Sie sind in der Regel in die
makro- und mikrostrukturellen Strukturen von Texten integriert, die verschiedene
Textsorten repräsentieren. [23, 78]
Nach Ansicht von Pekka Kuijamäki können Realien als Gegenstände im
logischen Sinne definiert werden, die „[...] sowohl Dinge einer bestimmten Klasse,
wie Tierarten, Gebräuche, Speisen und Getränke usw., als auch individuelle Dinge,
wie einen bestimmten Berg, eine bestimmte Regierungsbehörde oder die Hauptstadt
eines Landes“ darstellen können. Der Wissenschaftler betont außerdem, dass es sich
dabei um spezifische Phänomene handelt, die (landeskonventionell) typisch und
eigen für eine bestimmte Kultur, ein bestimmtes Volk und Land sind, und als
sprachliche Besonderheiten angesehen werden können. [19, 920]
Der schweizerische Sprachwissenschaftler Werner Koller betrachtet Realien
als Begriffe und Bezeichnungen für die politischen, institutionellen, soziokulturellen
und geografischen Besonderheiten eines Landes. Diese sprachlichen Elemente
werden auch mit anderen Begriffen bezeichnet, die auf dem Konzept der Kultur
basieren: Kulturspezifika, Kulturwörter und Kultureme. In der linguistisch
orientierten Forschung werden sie auch als lexikalische Lücken, Eins-zu-Null-
Entsprechungen oder Null-Äquivalente betrachtet. [18, 232]
8

In der ukrainischen Übersetzungswissenschaft wurde der Begriff „Realia“


erstmals von Oleksij Kundzic in seinem Werk „Translationsgedanken und
Translationsmissverständnis“ (1954) verwendet. Gleichzeitig betonte der
Wissenschaftler die Unübersetzbarkeit von Realien. [8, 138]
Ein wichtiger Schritt in der Untersuchung von Realien der ukrainischen
Translationswissenschaft ist die Arbeit von Viktor Koptilov. Bei der Definition des
Begriffs „Realien“ konzentriert sich der Wissenschaftler vor allem auf den Faktor des
interlingualen Vergleichs. Er betrachtet Realien als Wörter, die Objekte und
Phänomene bezeichnen, die in der Zielsprache unbekannt sind. [7, 65]
Die umfassendste Definition des Begriffs „Realia“ stammt von der
ukrainischen Übersetzungswissenschaftlerin Roksoliana Zorivchak. In ihrem Werk
„Realia und Übersetzung“ (1989) versuchte sie, nachdem sie die Unvollkommenheit
der Definitionen anderer Wissenschaftler festgestellt hatte, das Wesen des
Phänomens „Realia“ vollständig in einem Konzept zu erfassen. Roksoliana
Zorivchak betonte, dass Realien nur durch den Vergleich von Sprachen und Kulturen
entdeckt werden können und dass sie außerhalb dieses Vergleichs nicht existieren
können. Roksoliana Zorivchak definiert den Begriff „Realien“ wie folgt: „Realien
sind Mono- und Polylexemeinheiten, deren lexikalische Hauptbedeutung (im Sinne
eines binären Vergleichs) den Komplex ethnokultureller Informationen enthält, die
ihnen traditionell zugewiesen werden und die der objektiven Realität der
Aufnahmesprache fremd sind“. [6, 58]
Um dem Übersetzer die Arbeit bei der Übersetzung von Realien zu erleichtern,
wäre es sinnvoll, sie von anderen Begriffen zu unterscheiden und zu systematisieren.
Die ukrainische Übersetzungswissenschaftlerin weist auch auf die
Notwendigkeit hin, die dialektische Beziehung zwischen Realien und
Internationalismen zu erkennen. Realien beschränken sich auf einen viel kleineren
Raum im Vergleich zu Internationalismen, die einen breiteren Begriff umfassen.
Dabei handelt es sich um Wörter, die aufgrund ihrer häufigen Verwendung,
resultierend aus internationaler Kommunikation und durch Medien, mehrsprachig
oder universell geworden sind. [6, 62]
9

Darüber hinaus weisen Realien und Termini eine gewisse semantische und
stilistische Ähnlichkeit auf. Manchmal kann ein Begriff sogar mit einer Realia
identisch sein und Begriffsrealien bilden. [6, 68-69]
Termini und Realien unterscheiden sich in ihrer Herkunft. Realien entstehen in
der Regel in der Umgangssprache, während die Termini von Wissenschaftlern
gebildet werden, die dabei oft Elemente aus dem Lateinischen und Griechischen
verwenden oder gängige „Laien“-Wörter bewusst umdefinieren. [6, 69]
Außerdem spiegeln Termini und Realien Bedeutungen auf unterschiedliche
Weise wider: Termini geben Bedeutungen genau wieder und werden meist
zusammen mit den Objekten verwendet, auf die sie sich beziehen. Realien hingegen
können in getrennten Aspekten beschrieben werden. [6, 69]
Der Hauptunterschied zwischen ihnen liegt in ihrem Verwendungsbereich und
ihren funktionalen und stilistischen Merkmalen: Termini sind in der
Wissenschaftssprache weit verbreitet und bilden die Grundlage für alle
Terminologiesysteme. Realien hingegen werden hauptsächlich in literarischen Texten
und in der gesprochenen Sprache verwendet. [6, 69]
Trotz scheinbar klaren Definitionen von Realien und Termimi können Fragen
auftauchen. Als Beispiel führt die Wissenschaftlerin Elisabeth Markstein im Buch
„Handbuch Translation“ (1998) den Begriff „Big Brother“ (aus dem Roman von
Orwell „1984“) an und fragt, ob es sich dabei um einen politischen Terminus handelt
oder ob er die Realien des politischen Lebens in bestimmten Ländern zu einer
bestimmten Zeit widerspiegelt. Beide Interpretationen können richtig sein, und die
Entscheidung des Übersetzers hängt letztlich vom Typ des Ausgangstextes ab. [20,
288-289]
Darüber hinaus stellt Roksoliana Zorivchak fest, dass die Realien in Bezug auf
die Semantik oft bis zu einem gewissen Grad mit den Dialektismen zusammenfallen.
Wie Dialektismen, verleihen sie der Sprache eine gewisse Würze, aber der
grundlegende Unterschied besteht darin, dass sich die geografischen Informationen
der Realien auf das bezeichnete Objekt eines bestimmten geografischen Gebiets
10

beziehen, während Dialektismen Informationen über die Bezeichnung allgemein


bekannter Objekte enthalten. [6, 67]
Die Wissenschaftlerin Elisabeth Markstein macht uns auch darauf aufmerksam
und gibt uns ein paar Beispiele dazu. Als Beispiel führt sie Wörter aus dem Duden
wie „Haberer“ und „Spezi“ an, wobei ersterer als „Österr.ugs.“ und letzterer - als
„südd. österr.ugs.“ vorkommt. Obwohl beide Wörter dem Text eine besondere
Würze verleihen, liegt die Einzigartigkeit eher im Ausdruck als im Konzept. Es
handelt sich also eher um eine Variante der Sprache als um Realien. Andererseits
können Dialekte auch Realien umfassen, wie z. B. „Schmarren“, den der Duden als
„österr. auch südd.“ definiert und der etwas von geringer Qualität oder bedeutungslos
und wertlos bezeichnet. Der gleiche Begriff in „Kaiserschmarrn“ bezieht sich auf ein
österreichisches Lokalgericht und ist somit als Realia zu qualifizieren. [20, 288-289]
Realien sind also lexikalische Elemente, die viele Merkmale mit anderen
Wörtern teilen, deren Besonderheiten sie jedoch einzigartig und interessant für die
Untersuchung machen. Im Rahmen der wissenschaftlichen Forschung stellen Realien
einen wertvollen Studiengegenstand dar, der uns helfen kann, die Geschichte, die
Kultur und das Wesen einer bestimmten Gruppe von Menschen oder einer Nation
besser zu verstehen.
Im Weiteren wird der Begriff „Realien“ im Sinne der Definition von
Roksoliana Zorivchak verwendet, da sie alle Aspekte der Realien umfasst, ihre
Kriterien klar festlegt und es ermöglicht, anhand dieser Kriterien die Funktionen zu
bestimmen, die die Realien in einem Text erfüllen können.
1.2 Realien als Bestandteile des nationalen und kulturellen Kontextes
Ukrainische Translationswissenschaftlerin Roksoliana Zoriwchak hat in ihrem
Werk geschrieben: „Das Konzept des nationalen und kulturellen Kontextes umfasst
die Bedingungen, unter denen eine bestimmte Sprache als Kommunikations- und
Erkenntnismittel verwendet wird. Ein Volk erklärt sich selbst, lebt in seiner Kultur
und damit in seiner Sprache, die das erste Element des nationalen Ausdrucks und des
Selbstbewusstseins ist. [...] Sprache und Kultur stehen nicht im Gegensatz zueinander
und existieren nicht nebeneinander: die Sprache als eine der Ausdrucksformen des
11

geistigen Lebens ist ein integraler Bestandteil der Kultur, der wichtigste Faktor für
die Erhaltung der ethnischen Zugehörigkeit.“ [6, 40-41]
In der modernen Welt der Globalisierung hat die Arbeit eines Übersetzers im
Bereich der interkulturellen Kommunikation noch mehr an Bedeutung gewonnen.
Übersetzer spielen heute eine entscheidende Rolle bei der Förderung des
gegenseitigen Verständnisses zwischen verschiedenen Kulturen, indem sie nicht nur
Sprachkonstruktionen, sondern auch einzigartige nationale und kulturelle
Unterschiede übersetzen. Übersetzer werden zu so genannten „Brückenbauern“, die
verschiedene Völker miteinander verbinden. Indem sie nationale Werte und kulturelle
Besonderheiten über die Sprachbarriere hinweg vermitteln, tragen Übersetzer zur
Erhaltung des kulturellen Erbes bei.
Beim Übersetzen geht es um mehr als nur den Austausch von Wörtern aus der
Ausgangssprache in die Zielsprache. Es handelt sich um einen komplexen Prozess, da
nicht nur die Sprache selbst, sondern auch verschiedene kulturelle Aspekte
einbezogen werden. Einer dieser Aspekte sind spezifische Begriffe, die materielle
oder geistige Konzepte einer Kultur widerspiegeln, die einer Kultur geläufig, einer
anderen jedoch völlig fremd sein können. [12, 420]
Das Sprachsystem als Ganzes und die Sprachnormen spiegeln nationale und
kulturelle Besonderheiten wider. Dadurch wird die kumulative Funktion der Sprache
realisiert, die als Kommunikationsmittel zwischen den Generationen dient. Sie ist ein
Speicher und ein Werkzeug für die Weitergabe gemeinsamer außersprachlicher
Erfahrungen, so dass die Sprache nicht nur die moderne Kultur prägt, sondern auch
ihren früheren Zustand konsolidiert. [14, 31]
Einige kulturelle Konzepte mögen universell erscheinen, werden aber
unterschiedlich interpretiert. Jede Sprache kann je nach Denkweise, Lebensstil und
sogar geografischer Lage ihren eigenen Kontext bieten. [12, 424]
Jede Sprachgruppe hat ihre eigenen kulturspezifischen Merkmale, die zu einer
Herausforderung werden, wenn man versucht, sie von einer Sprache in eine andere zu
übertragen. Zum kulturspezifischen Wortschatz gehören unter anderem Realien. [12,
419]
12

Realien sind eng mit dem Nationalkolorit und der nationalen Identität
verbunden. Das Nationalkolorit als einzigartiges nationales Merkmal kennzeichnet
jedes wahre Kunstwerk und ist ein äußerst komplexer und wichtiger Aspekt von
dessen Inhalt und Form. In der Wirklichkeit ist der Nationalcharakter oft etwas sehr
Ausgefeiltes und Bedeutendes, aber gleichzeitig nicht leicht wahrnehmbar. Damit die
Literatur als ein Phänomen mit einzigartigem und stabilem Charakter betrachtet
werden kann, muss sie nicht nur in ihrer Form national sein, sondern auch etwas
besonders Nationales in ihrem Inhalt haben. [6, 40]
Ein möglichst genaues Widerspiegeln der Realien ist einer der wichtigsten
Grundsätze für die erfolgreiche Übersetzung. Je besser der Übersetzer die Realien
wiedergibt, desto näher ist die Übersetzung der Kultur des Empfängers.
Die Übersetzung steht im Zentrum der menschlichen Kultur und ist untrennbar
mit der Entwicklung der nationalen Sprachen und Literaturen verbunden. Denn es
gibt erhebliche Unterschiede zwischen den Kulturen verschiedener Nationen und
Epochen, die sich aus einer Vielzahl von Gründen ergeben. Diese Unterschiede
sollten beim Übersetzen berücksichtigt werden. [6, 40]
Die Übersetzung kultureller Ausdrücke ist eine schwierige Aufgabe, da
kultureller Kontext ziemlich unbestimmt ist. Er hat seine eigenen Ideen,
Überzeugungen, Gefühle und Werte, die die Weltsicht der Gesellschaft
widerspiegeln. Daher enthält der kulturelle Kontext Schlüsselaspekte, die zur Bildung
der notwendigen Informationen beitragen, um die Botschaft zu verstehen und es dem
Übersetzer zu ermöglichen, einfach und effektiv zu übersetzen. Aus diesem Grund
werden beliebige Begriffe, Wörter oder Ausdrücke als kulturspezifisch bezeichnet,
wenn sie mit bestimmten Objekten oder abstrakten Konzepten verbunden sind, die
einer bestimmten Kultur eigen sind – religiöse Überzeugungen, soziale Bräuche,
Traditionen usw. Bei der Übersetzung kultureller Realien ist es wichtig, dass
sprachliche Elemente den kulturellen Kontext widerspiegeln, zu dem sie gehören.
Deshalb sollte die Sprache als Teil der Kultur und Identität einer Gesellschaft
betrachtet werden. [41]
13

Nach dem Beginn der vollumfänglichen Invasion Russlands in die Ukraine


interessierte sich die Weltgemeinschaft viel stärker für die ukrainische Mentalität,
Kultur und das Volk. Außerdem versuchten die Ukrainer selbst, der Welt so viel wie
möglich über ihre nationalen Eigenheiten, Bräuche und Traditionen zu erzählen, um
ihre eigene Identität zu demonstrieren. All dies fiel natürlich auf die Schultern der
Übersetzer, die für eine qualitativ hochwertige Übersetzung der relevanten Realien
sorgen müssen, da dies der einzige Weg ist, um der Weltgemeinschaft die
Besonderheiten der Kultur, der Nation und der Mentalität zu vermitteln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass einer der Schlüssel zur erfolgreichen
Übersetzung von Realien eine umfassende Entwicklung ist. Es ist notwendig, ein
tiefes Verständnis für die Geschichte, Kultur, Literatur, Traditionen und das moderne
Leben der Menschen zu haben, die die Ausgangssprache sprechen. Mit anderen
Worten: Die wichtigste Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Übersetzung
ist, dass der Übersetzer Realien und spezifische Bedingungen des Landes kennt, aus
deren Sprache die Übersetzung stammt.
1.3 Möglichkeiten der Wiedergabe von Realien durch die zielsprachlichen
Mittel (nach Roksoliana Zoriwtschak)
Zuerst, ist es wichtig zu beachten, dass Realien in verschiedene Gruppen
eingeteilt werden können, je nachdem, welches Konzept sie bezeichnen. Es gibt viele
verschiedene Klassifizierungen von Realien. In dieser Arbeit werden wir uns auf die
Klassifizierung der Realien durch den englischen Professor für Translation an der
Universität von Surrey Peter Newmark stützen. In seinem Werk „A Textbook of
Translation“ (1988) hat er Realien in 5 Gruppen eingeteilt.
Die erste Kategorie umfasst ökologische Begriffe, die sich auf geografische
Einheiten beziehen, im Allgemeinen frei von Werturteilen, politischen oder
kommerziellen Einflüssen sind und sich im Allgemeinen von anderen kulturellen
Begriffen unterscheiden lassen. Beispiele hierfür sind Flora, Fauna, Winde, Ebenen,
Hügel, Jahreszeiten usw. [22, 96] Wir können auch verschiedene Tier- und
Pflanzennamen einbeziehen, die für ein bestimmtes Volk eine besondere symbolische
14

Bedeutung haben, wie zum Beispiel in der ukrainischen Kultur: калина, явір,
чорнобривець; зозуля, горлиця, віл.
Die nächste Gruppe von Realien, die der Wissenschaftler feststellt, ist die
materielle Kultur. Diese enthält:
 Essen. Es hat als Bestandteil der nationalen Kultur eine überragende und
empfindliche Bedeutung. (z.B.: борщ, голубці, вареники, сирники; Schnitzel,
Maultaschen, Spätzle usw.);
 Kleidung. Sie kann, wenn man sie durch eine kulturelle Sichtweise
betrachtet, sowohl nationale als auch traditionelle Kostüme umfassen. (z.B.: плахта,
чільця, кептар; Tracht, Dirndl u.a.);
 Häuser (z.B. колиба, хрущовки);
 Orte;
 Verkehrsmittel. [22, 97]
Die dritte Gruppe ist die soziale Kultur, die sowohl Arbeit als auch Freizeit
umfasst. Wenn man sich mit der Sozialkultur beschäftigt, ist es wichtig, zwischen
denotativen und konnotativen Übersetzungsproblemen zu unterscheiden.
Übersetzungsprobleme sind in diesem Zusammenhang relativ selten, da Wörter oft
mit ungefähren Eins-zu-Eins-Entsprechung übertragen oder funktional definiert
werden können. So stellen beispielsweise Begriffe wie „Rock“ und „Reggae“ eine
relativ einfache Herausforderung für die Übersetzung dar. [22, 98] Wenn wir schon
hier Beispiele von Musikstilen haben, könnten wir dazu auch verschiedenen
Musikinstrumenten zählen, wie z.B. трембіта, бубен; Waldzither, Wandervogellaute
usw.
Nach Peter Newmark umfasst die vierte Kategorie von Realien:
Organisationen (z.B. пласт, ОУН; Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen
(DGVN), Deutsche Welthungerhilfe u.a), Bräuche (вертеп, коляда, Купала;
Oktoberfest, Fastnacht), Aktivitäten, Verfahren und Konzepte, die sowohl politische,
administrative als auch religiöse Bereiche abdecken. [22, 99]
Die fünfte Kategorie umfasst Gesten und Gewohnheiten, wobei es innerhalb
dieser kulturellen Klassifizierung eine bemerkenswerte Unterscheidung gibt. Diese
15

Unterscheidung liegt zwischen Beschreibung und Funktion, die in zweideutigen


Fällen je nach Bedarf erläutert werden kann. So können bestimmte Gesten oder
Gewohnheiten in einer Kultur akzeptabel sein, in einer anderen jedoch nicht, wie z.
B. das Spucken oder das Küssen der Fingerspitzen zur Begrüßung oder als Geste des
Lobes. [22, 99]
All dies zeigt, wie vielfältig die Realien sind, mit denen Übersetzer bei ihrer
Arbeit konfrontiert werden. Für einen Fachmann ist es sehr wichtig, diese Merkmale
zu berücksichtigen, um die richtige Strategie für die Übersetzung bestimmter Realien
zu wählen. Unserer Meinung nach hat die ukrainische Übersetzungswissenschaftlerin
Roksoliana Zorivchak in ihrem Werk „Realia and Translation“ die Frage des
Übersetzungsverfahrens von Realien durch sprachliche Mittel am gründlichsten
untersucht.
Das erste Verfahren zur Übersetzung von Realien, die die
Translationswissenschaftlerin feststellt, ist die Transkription (Transliteration).
Die Transkription ist ein Prozess, bei dem eine möglichst genaue Entsprechung
gefunden wird, indem der Klang von Wörtern der Ausgangssprache mit Graphemen
der Zielsprache aufgezeichnet wird. Bei der Transkription geht es um die genaue
Übertragung des Klangs eines Fremdworts (Aussprache). Möglich ist jedoch auch die
Transliteration, also die Übertragung von der graphischen Gestaltung eines Wortes.
Für Roksoliana Zorivchak sind Transkription und Transliteration die prägnantesten
Formen der Vermittlung von Realien, denn sie schaffen ein gewisses
Ausdruckspotenzial: im Kontext der Wörter der Muttersprache hebt sich das
transkribierte Wort als Fremdwort ab und verleiht dem Gegenstand, den es
bezeichnet, Merkmale der Ungewöhnlichkeit und Originalität. [6, 93]
Sie weist auch darauf hin, dass es sinnvoll ist, zunächst die Realien zu
transkribieren, die aufgrund der Wichtigkeit der Denotate in die peripheren Ebenen
des Wortschatzes der Zielsprache gelangen können. Als Beispiel wird das englische
Wort „robot“ angeführt, das durch Transkription und Transliteration in den
Wortschatz verschiedener Sprachen eingegangen ist. [6, 95]
16

Die nächste Art der Vermittlung von Realien, die Roksoliana Zorivchak
beschreibt, ist die hyperonymische Umbenennung.
Die ukrainische Übersetzungswissenschaftlerin beschreibt dieses Verfahren
wie folgt: „Die hyperonymische Umbenennung ist eine ziemlich häufige Art der
Übersetzung von Realien, die mit den grundlegenden Konzepten der lexikalischen
Transformation, der Kategorisierung der Denotation, der Anerkennung der
Isomorphie von Teil und Ganzem („pars pro to-to“) und der Generalisierung
verbunden ist.“ [6, 105]
Diese Art der Umbenennung wird durch das Vorhandensein von interlingualen
Hyponymen ermöglicht, die wiederum durch die Hyponymie als sprachliche
Universalie bedingt sind. Unter interlingualer Hyponymie wird die Beziehung von
Wörtern einer Sprache verstanden, die spezifische Begriffe bezeichnen, zu Wörtern
einer anderen Sprache, die Gattungsbegriffe bedeuten. [6, 105]
Es sei auch darauf hinzuweisen, dass man bei der hyperonymischen
Übersetzung sehr darauf achten muss, nicht den fremden nationalen Aspekt in den
Text zu übertragen, um die nationale oder soziale Besonderheit nicht zu entwerten.
[6, 106]
Außerdem wird der Text durch die verschiedenen Arten der Wiedergabe von
Realien oft übermäßig aktualisiert, und die hyperonymische Umbenennung gehört zu
einem neutralen Übersetzungsverfahren. [6, 108]
Auch eine hyperonymische Umbenennung kann sinnvoller sein als eine
Transkription. Wenn dieses Verfahren erfolgreich angewandt wird, ist es möglich, die
semantischen und stilistischen Funktionen der Realien des Originaltextes gut
wiederzugeben. Manchmal hat man jedoch den Eindruck, dass sich die Übersetzung
durch die hyperonymische Umbenennung vom Original entfernt, aber in Wirklichkeit
ist dieser Abstand rein formal. Es handelt sich um eine tiefe interne semantische
Übereinstimmung. [6, 108]
Als Beispiel führt Roksoliana Zorivchak hier das ukrainische Lexem „стріха“
an, das im Englischen einfach durch das Lexem „roof“ wiedergegeben wird. [6, 108]
17

Eine andere Möglichkeit, Realien zu vermitteln, ist, wie Roksoliana Zorivchak


feststellt, die deskriptive Paraphrase.
Wenn im Übersetzungsprozess ein hohes Maß an Sensibilität erforderlich ist,
wird häufig eine deskriptive Periphrase verwendet, die durch kontextuelle und
situative Faktoren begünstigt wird. Das Vorhandensein verschiedener Arten von
Periphrasen und periphrastischen Wendungen in einer Sprache ergibt sich aus der
Besonderheit logischer Denkstrukturen und den Fähigkeiten natürlicher Sprachen. [6,
109]
Bei diesem Übersetzungsverfahren der Vermittlung von Realien geht es nicht
um die absolute Identität des Ausdrucks A = A, sondern von der relativen Identität
der verschiedenen Ausdrücke. [6, 110]
In der Regel wird die Entstehung von Periphrasen durch außersprachliche
Faktoren ausgelöst. Sie beinhalten immer eine Bewertung dessen, was sie
beschreiben, und sind niemals einfach lexikalische Äquivalente bereits vorhandener
Phrasen. [6, 111]
Die Möglichkeiten jeder Sprache zur ausführlichen Beschreibung sind ein
ständiger Bestandteil des gesamten Sprachentwicklungsprozesses, sie gehören zu den
gemeinsamen Merkmalen der Sprachen. Diese Fähigkeiten erlauben es uns,
beschreibende Ausdrücke anstelle von direkten Benennungen zu schaffen, was die
Grundlage für die Periphrastizität zwischen den Sprachen ist. Eine Bedeutung, für die
es in einer bestimmten Sprache keinen präzisen Ausdruck gibt und die qualitativ mit
bestimmten Aspekten der formalen Struktur übereinstimmt, kann auf beschreibende
Weise vermittelt werden, indem sie mit anderen Bedeutungen verknüpft wird. Diese
Eigenschaft ermöglicht es, eine Bedeutung, die in einer Sprache eindeutig
ausgedrückt werden kann, in einer Sprache, in der es keine exakte Entsprechung gibt,
durch ein deskriptives Verfahren zu kompensieren. [6, 111]
Ein von Roksoliana Zorivchak angeführtes Beispiel für deskriptive
Paraphrase ist das ukrainische Lexem „кожук“ und der englische Ausdruck „a
sheepskin coat“. [6, 111]
18

Da beschreibende Ausdrücke einem fremdsprachigen Leser die Semantik des


Originals fast nie vollständig vermitteln, muss der Übersetzer bei der Anwendung
dieses Übersetzungsverfahrens vorsichtig sein. Er muss ein Gleichgewicht zwischen
Detailtreue und Wahrheitsgehalt finden, damit die Harmonie zwischen den Details
und dem Gesamtsinn des Originals nicht verloren geht. [6, 111]
Ein weiteres Übersetzungsverfahren zur Wiedergabe von Realien ist die
kombinierte Renominierung. Roksoliana Zorivchak definiert dieses Verfahren
folgendermaßen: „Die kombinierte Renominierung – meist als Transkription mit
beschreibender Periphrase (sehr viel seltener mit Hyperonymen) – ist eine recht
wirksame, wenngleich wortreiches Verfahren zur Maximierung der Semantik von
Realien, verbunden mit einer linearen Ausdehnung des Textes.“ [6, 122]
Das transkribierte Wort vermittelt die Begriffe „ungewöhnlich“ und „fremd“,
während die deskriptive Periphrase oder das Hyperonym die Bedeutung des Begriffs,
einschließlich seines spezifischen Wesens und möglicherweise zusätzlicher
Assoziationen, insbesondere im nationalen und kulturellen Kontext, offenbart. [6,
122]
Als Beispiel nennt die ukrainische Translationswissenschaftlerin das
ukrainische Wort „полонина“, das im Englischen durch „polinina (the grassy oasis
on the big pine-hills)“ wiedergegeben wird. [6, 123]
Das nächste Übersetzungsverfahren zur Vermittlung von Realien, die
Roksoliana Zorivchak erwähnt, ist Calquing (die Lehnübersetzung). Die
Wissenschaftlerin erklärt: „Lehnübersetzung ist eine besondere Form der Entlehnung,
bei der die strukturellen und semantischen Modelle der Ausgangssprache Element für
Element mit den materiellen Mitteln der Zielsprache reproduziert werden.“ [6, 128]
Bei der Lehnübersetzung werden nationalsprachliche Hilfsmittel verwendet,
um übersetzbare Äquivalente für fremdsprachige Begriffe zu schaffen, was dazu
beiträgt, das Potenzial der Muttersprache zu erkennen und voll auszuschöpfen. Dieser
Ansatz beinhaltet die Aufdeckung der inneren Struktur eines Wortes und seiner
figurativen Bedeutungsübertragung, fördert den Einsatz von Wortbildungsmethoden
und regt zur Bildung neuer Wörter mit reichem semantischem Inhalt an. [6, 128]
19

Nach Roksoliana Zorivchak wird zwischen vollständiger und partieller


Lehnübersetzung unterschieden. Bei der vollständigen Lehnübersetzung werden
Wörter oder Sätze wörtlich übersetzt – es findet eine exakte Wiedergabe des Textes
statt. Bei der vollständigen Lehnübersetzung entsprechen der Wortschatz und die
semantischen Bedeutungen genau denen des Ausgangstextes. [6, 129]

Bei der partiellen Lehnübersetzung werden Ausdrücke teilweise übersetzt,


können aber auch Komponenten enthalten, die auf fremdsprachlichen Modellen oder
fremdsprachlichem Material basieren. [6, 129]
Als Beispiel für Calquing führt die Wissenschaftlerin das ukrainische Wort
„сільрада“ und die englische Lehnübersetzung „a village council“ an. [6, 131]
Das nächste Verfahren zur Übersetzung von Realien, die die
Translationswissenschaftlerin vorschlägt, ist die Transposition auf der konnotativen
Ebene.
Diese Übersetzungsverfahren ermöglicht es, das nationale Merkmal des
Originals zu bewahren, indem Realien der Ausgangssprache durch ein Lexem der
Zielsprache ersetzt werden, das eine ähnliche Bedeutung hat, und mit ähnlichen
kulturellen Traditionen der Zielkultur verbunden ist. [6, 133]
Als Beispiel erwähnt Roksoliana Zorivchak das ukrainische Lexem „калина“,
das im Englischen als „a cranberry (журавлина)“ übertragen wird. [6, 134]
Noch ein Übersetzungsverfahren laut Roksoliana Zorivchak ist die
Angleichung.
Dieses Übersetzungsverfahren besteht darin, Realien in der Zielsprache zu
finden, die dieselbe Bedeutung haben wie die Realien in der Ausgangssprache. Es
geht darum, nicht nur die lexikalische Bedeutung, sondern auch die stilistischen und
kulturellen Konnotationen der ausgangssprachlichen Realien wiederzugeben. Diese
Art der Übersetzung wird auch als Substitution bezeichnet. [6, 135]
Als Beispiel wird das ukrainische Wort „війт“ und seine substituierende
englische Übersetzung „a reeve“ verwendet. [6, 136]
20

Noch eine Art der Vermittlung von Realien, die ukrainische


Translationswissenschaftlerin beschreibt, ist die kontextuelle Erläuterung der
Realien.
Diese Art und Weise, die semantischen und stilistischen Funktionen der
Realien zu vermitteln, ist untrennbar mit der Vollständigkeit des Werks verbunden
und beinhaltet die Erläuterung ihrer Bedeutung im nahen Kontext. [6, 137]
Als Beispiel führt die Wissenschaftlerin das ukrainische Wort „копа“ und
seine englische Übersetzung „the kopa, the community council“ an. [6, 137]
Das letzte Verfahren zur Übertragung der Realien, was von Roksoliana
Zorivchak thematisiert wird, ist die situative Entsprechung.
Manchmal kann eine äquivalente Situation, die Bedeutung von Realien, sowohl
denotative als auch konnotative, einschließlich nationale und kulturelle, in der
Übersetzung durch einen Okkasionalismus wiedergegeben werden, dessen Bedeutung
außerhalb des Kontextes nichts mit der Bedeutung der Realien der Ausgangssprache
zu tun hat. [6, 139]
Dank der situativen Entsprechungen kann ein Übersetzer nicht nur die beste
Lösung für die Übersetzung bestimmter Realien finden, sondern auch die
Übersetzung vielfältiger gestalten, um alle Aspekte der Bedeutung der ursprünglichen
Realien zu vermitteln. [6, 139]
Als Beispiel für diese Art der Vermittlung von Realien führt Roksoliana
Zorivchak das ukrainische Wort „свати“ und seine englische Variante „a
matchmaker“ an. [6, 140]
Aus dem oben Gesagten können wir also schlussfolgern, dass Realien mit
verschiedenen Verfahren und sogar durch deren Kombination übersetzt werden
können. Es hängt alles von der Gruppe ab, zu der die Realien gehören, und von dem
Kontext, wo sie eingesetzt werden.
21

2. Realien als Herausforderung für die Künstliche Intelligenz (KI):


Analyse der Übertragung der Realienwörter in die ZS
2.1. Kulturbegriffe und Künstliche Intelligenz
Bevor wir die Beziehung zwischen Kultur und künstlicher Intelligenz
nachvollziehen und auf die Frage eingehen, ob künstliche Intelligenz wirklich ein
hervorragender Vermittler von Kultur sein kann, wäre es sinnvoll, die Definitionen
dieser beiden Begriffe zu erfassen.
Die ersten Vorstellungen von Kultur stammen von den alten Römern. Sie
betrachteten Kultur als eine Verallgemeinerung aller Formen menschlicher Aktivität,
sowohl materiell als auch geistig. Kultur wurde als eine vom Menschen geschaffene
Existenz betrachtet, die das Ergebnis der Umgestaltung der natürlichen Welt ist. Der
Begriff „Kultur“ ähnelte ursprünglich dem Begriff „Wirtschaft“ und wurde mit der
Kultur von etwas in Verbindung gebracht: der Kultur der Seele, der Kultur des
Geistes, der Kultur der Götter und der Kultur der Ahnen. [2, 3]
Der Begriff „Kultur“ wurde von dem römischen Schriftsteller Marcus Porcius
Cato (3. Jahrhundert v. Chr.) in seinen Abhandlungen über die Landwirtschaft, die
sich auf die Pflege des Bodens konzentrierten, als Bezeichnung für „Agrikultur“
verwendet. [2, 3-4]
In der Erklärung von Bologna wurde festgestellt, dass die Vitalität und
Effektivität jeder Nation durch den Wert bestimmt wird, den ihre Kultur für andere
Länder hat. [3, 14] Nach Ansicht der Wissenschaftlerin Maryna Aleksandrova ist
Kultur die geistige Dimension der Zivilisation, ihre schöpferische Intention. [3, 11]
22

Das wachsende Interesse an der Erforschung der Kultur hat zu einem


erheblichen Anstieg der Zahl der Definitionen des Begriffs „Kultur“ geführt. Polina
Gerchanivska zufolge wurde der Begriff „Kultur“ erstmals als wissenschaftlicher
Begriff in der europäischen historischen und philosophischen Literatur seit der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts – während der Aufklärung (Voltaire, Johann
Herder, usw.) verwendet. [4, 57]
Die Philosophen dieser Zeit untersuchten die Besonderheiten der menschlichen
Existenz, wie sich die „menschliche Natur“ bildet und was die „menschliche Natur“
bestimmt. Eines der Hauptinteressen der Aufklärung war das Problem, die Ideale der
menschlichen Existenz zu finden und die Richtung des gesellschaftlichen Fortschritts
zu bestimmen. Um die Konzepte der Menschheit, der menschlichen Natur, der
menschlichen Existenz und des menschlichen Ursprungs in Abgrenzung zu den
natürlichen und tierischen Wesen herauszuarbeiten, begannen die Philosophen der
Aufklärung, das lateinische Wort „Kultur“ zu verwenden, das so viel wie
„kultivieren“ und „verbessern“ bedeutet. [28]
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt das Verständnis von Kultur
einen anderen Charakter und Schwerpunkt. Der Begriff „Kultur“ in seiner modernen
Bedeutung wurde von dem englischen Kulturhistoriker, Volkskundler, Ethnographen
und Begründer der anthropologischen Schule Edward Taylor 1871 in seinem Werk
„Primitive Culture“ eingeführt, in dem er schrieb: „Kultur [...] besteht in ihrer
Gesamtheit aus Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetzen, Bräuchen und einigen
anderen Fähigkeiten und Gewohnheiten, die vom Menschen als Mitglied der
Gesellschaft erworben werden.“ [26, 1]
Im zwanzigsten Jahrhundert hat die Zahl der Konzepte, die sich auf den Begriff
„Kultur“ beziehen, zugenommen. Am weitesten verbreitet ist die Vorstellung von
Kultur als eine Abstraktion. Zu dieser Zeit wird das Problem der Beziehung zwischen
den Begriffen „Kultur“ und „menschliches Verhalten“ aktiv diskutiert (Ruth
Benedict, Angela Davis u.a.), wobei Kultur als eine durch Lernen bedingte Form des
Verhaltens und als standardisiertes Verhalten von Gesellschaftsmitgliedern
angesehen wird. [4, 28]
23

Bei der Definition von Kultur geht Edward Sepir von dem Konzept des
„sozialen Erbes“ aus. Seiner Ansicht nach bedeutet der Begriff „Kultur“ „jedes sozial
ererbte Element des menschlichen Lebens, sowohl materiell als auch geistig“. [4, 29]
Das moderne Verständnis von Kultur wird durch die große Anzahl von
Definitionen erschwert. Dem Wissenschaftler Polikarpov zufolge gibt es heute mehr
als fünfhundert Interpretationen des Begriffs „Kultur“. [10, 8] Außerdem stellt Louis
S. Jeevanantham fest, dass der Begriff „Kultur“ je nach dem Zweck, für den er
verwendet wird, unterschiedliche Bedeutungen annehmen kann. [11, 47] So
unterscheiden beispielsweise die Forscher der Theorie und Geschichte der Welt- und
Nationalkultur Bychko, Ihnatenko und Feokristov folgende Ansätze:
anthropologische, soziologische, philosophische, handlungsorientierte und
axiologische. [13, 19-23]
Es gibt auch andere Ansätze zur Definition von Kultur. So unterscheidet
Wissenschaftlerin Hryniova in ihrer Dissertation zwischen personenbezogenen,
handlungsbezogenen und axiologischen Ansätzen. [5, 12-13]
Der handlungsorientierte Ansatz stützt sich z.B. auf die Definition von Kultur
als eine spezifische Form menschlicher Aktivität. [5, 12]
Die Befürworter des personenbezogenen Ansatzes vertreten die Auffassung,
dass Kultur ein dynamischer Prozess der Entwicklung der wesentlichen Kräfte einer
Person ist, d. h. ihrer Fähigkeit, zu erschaffen, zu erkennen, zu kommunizieren,
Gefühle zu empfinden, eine Moral zu haben und andere Merkmale, die sie von Tieren
unterscheiden. Dieser Prozess ist das Ergebnis menschlichen Handelns, das
Gegenstand des kulturellen und historischen Prozesses ist. [5, 12]
Und der axiologische Ansatz der Kultur impliziert eine bestimmte Hierarchie
kultureller Werte, jenseits derer der Begriff des Wertes selbst keine Bedeutung mehr
hat. [5, 12]
In den 1940er Jahren entwickelte sich in den Vereinigten Staaten ein
Forschungsbereich, der als psychokulturelle Analyse bezeichnet wird. Seine
Vertreter, wie Alfred Cardiner, Ruth Benedict, Margaret Mead, Edward Sepir und
andere, untersuchten, wie die Kultur das Individuum beeinflusst. Sie erforschten, wie
24

Menschen kulturelle Erfahrungen sammeln, wie ihre Werte und Normen geformt
werden und wie die Kultur von Generation zu Generation weitergegeben wird. [4, 33]
Die Wissenschaftler vertraten die Auffassung, dass Kultur eine Gesamtheit von
Informationen, Verhaltensweisen und Aktivitäten ist. Sie betonten die Bedeutung
kultureller Erfahrungen für die Gestaltung des Individuums. [4, 33]
Wie wir sehen, können wir uns kein vollständiges Verständnis von Kultur
vermitteln, wenn wir versuchen, sie nur von einer Seite aus zu betrachten,
beispielsweise als eine Reihe von materiellen oder geistigen Werten. In dieser
Situation ist die Position des Forschers Omelchenko angemessen, denn er ist der
Ansicht, dass für ein ganzheitliches Verständnis der Kultur alle ihre Aspekte
berücksichtigt werden müssen. [9, 16]
Die inhaltliche Vielfalt der Definitionen von Kultur deutet darauf hin, dass sie
ein komplexes und vielschichtiges Phänomen ist. Dies zeigt sich in ihren
verschiedenen Ebenen, Typen und strukturellen Komponenten. So hat der Forscher
Leslie White in seinen Werken „The Evolution of Culture“ (1959) und „The Concept
of Culture“ (1973) ein Modell vor, das aus drei Teilsystemen besteht: dem sozialen,
dem ideologischen und dem technologischen. [29]
Das soziale Teilsystem umfasst Beziehungen zwischen Personen, die durch
individuelle und allgemein akzeptierte Verhaltensmuster bestimmt werden. Mit
anderen Worten, die soziale Kultur ist eine spezifische Art und Weise, Menschen zu
organisieren, soziale Funktionen zu definieren, soziale Interaktion zu normalisieren
und zu kontrollieren sowie Formen und Methoden der sozialen Kommunikation. [4,
36-38]
Die ideologische Kultur umfasst Überzeugungen, Ideen und Wissen. [4, 36-38]
Und das technologische Teilsystem umfasst spezifische Arbeitsmittel wie
materielle, mechanische, physikalische und chemische Instrumente sowie Methoden
zu deren Einsatz, die es dem Menschen ermöglichen, mit der Umwelt zu interagieren.
[4, 36-38]
Wir können also unter dem Begriff „Kultur“ die nationale Kultur, ästhetische
Werte, die sich in der Gesellschaft historisch herausgebildet haben, sowie die Kultur
25

des Individuums verstehen. Der tatsächliche Wert der Kultur kann jedoch nur im
Zusammenhang mit einer bestimmten Person beurteilt werden, da das Individuum der
Hauptträger der Kultur ist. [2, 8]
Aus den obigen Ausführungen lässt sich schließen, dass eine vollständige
Beschreibung des Phänomens „Kultur“ nur möglich ist, wenn wir es durch das
Prisma des Tätigkeitsprinzips, der Wertvorstellungen und der Persönlichkeitsbildung
betrachten.
Wir sehen auch, dass in den letzten Jahrzehnten die rasante Entwicklung der
künstlichen Intelligenz (KI) die moderne Welt in nie dagewesener Weise
transformiert hat. Was vor einem Jahrzehnt noch als futuristische Vision galt, ist
heute zu einem integralen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden. Dieser
Fortschritt hat nicht nur unseren Alltag beeinflusst, sondern auch grundlegende
Veränderungen in verschiedenen Branchen eingeleitet.
Die Diskussionen über die Auswirkungen von KI sind vielfältig und spiegeln
unterschiedliche Meinungen wider. Einige betrachten die Fähigkeiten der künstlichen
Intelligenz mit Begeisterung, während andere skeptisch auf mögliche Konsequenzen
blicken. Fragen nach der Zukunft der Arbeit und der Mensch-Maschine-Interaktion
werden intensiver diskutiert, und die Sorge um mögliche ethische Herausforderungen
nimmt zu. Daher ist es wichtig, den Begriff „künstliche Intelligenz“ und seine
Beziehung zur Kultur zu verstehen.
Gemäß der Definition des Lexikons der Neurowissenschaft handelt es sich bei
künstlicher Intelligenz um einen Bereich der Informatik, der sich mit der
Untersuchung von Mechanismen des intelligenten menschlichen Verhaltens befasst.
Bei Simulationen werden üblicherweise künstliche Artefakte verwendet, häufig unter
Einsatz von Computerprogrammen auf einem Rechner, um die Simulation
durchzuführen. [44]
John McCarthy, ein amerikanischer Informatiker, prägte 1927 den Begriff
„Künstliche Intelligenz“. Er verwendete ihn erneut 1956 in der Überschrift eines
Projektantrags für eine mehrwöchige Konferenz am Dartmouth College in den
Vereinigten Staaten. [44]
26

Die empirische Definition von künstlicher Intelligenz ist schwierig zu


formulieren, da die Begriffe „Intelligenz“ und „intelligentes menschliches Verhalten“
selbst noch nicht eindeutig definiert sind. Andererseits kann KI auch als Werkzeug
zur empirischen Überprüfung von Intelligenztheorien verwendet werden. [44]
Es existieren auch viele andere Definitionen für Künstliche Intelligenz.
Darunter fallen Technologien, die die Fähigkeiten des Menschen in Bezug auf Sehen,
Hören, Analyse, Entscheidungsfindung und Handeln unterstützen und stärken. [46]
Die Schwierigkeit, eine einheitliche Definition von künstlicher Intelligenz (KI)
zu finden, ist zum Teil auf das Fehlen einer allgemein akzeptierten Definition oder
eines einheitlichen Konzepts von Intelligenz selbst zurückzuführen. Intelligenz zeigt
sich oft in Abhängigkeit vom Kontext. [51]
Um das Problem der Definition von künstlicher Intelligenz zu lösen,
veröffentlichten Stuart Russell und Peter Norvig das Buch „Artificial Intelligence: A
Modern Approach“.
In diesem Buch definieren die beiden Experten künstliche Intelligenz als das
Studium von Agenten, die in einer Umwelt agieren. Agenten nehmen Informationen
aus ihrer Umwelt wahr und führen Handlungen aus, um ihre Ziele zu erreichen. [24,
VIII]
In der historischen Perspektive lassen sich vier verschiedene Ansätze
identifizieren, die den Bereich der künstlichen Intelligenz abdecken: das Modell des
menschlichen Denkens, des rationalen Denkens, des menschlichen Handelns und des
rationalen Handelns. [24, 1-2]
Die ersten beiden Konzepte beziehen sich auf kognitive Prozesse und die
Verarbeitung von Gedanken. Die letzten beiden hingegen fokussieren auf das
Verhalten und die Reaktion von Maschinen. In ihrem Buch legen Norvig und Russell
besonderes Augenmerk auf rationale Agenten, die in der Lage sind, Handlungen
auszuführen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. [24, 1-2]
Im Weiteren wird dieser Ansatz näher betrachtet.
Das Modell des menschlichen Handels: Der Turing-Test, der 1950 von Alan
Turing vorgeschlagen wurde, ist ein weithin anerkannter Maßstab für die Bewertung
27

der Intelligenz von Maschinen. Er stellt eine einfache, aber tiefgreifende Frage: Kann
eine Maschine eine menschenähnliche Intelligenz aufweisen? Bei dem Test
interagiert ein menschlicher Befrager mit einem Computer über einen geschriebenen
Text. Wenn der Befrager nicht zuverlässig zwischen den Antworten des Computers
und denen eines Menschen unterscheiden kann, gilt der Turing-Test als bestanden.
[24, 2-3]
Der Turing-Test umfasst eine Reihe von kognitiven Fähigkeiten, die ein
Computer besitzen muss, um ihn zu bestehen, einschließlich der Verarbeitung
natürlicher Sprache (NLP), der Wissensdarstellung, des automatischen Denkens und
des maschinellen Lernens. Während sich der Turing-Test ursprünglich auf
textbasierte Interaktionen konzentrierte, umfasst der „vollständige Turing-Test“ nun
auch Video- und physische Interaktionen, wobei der Computer über Fähigkeiten in
den Bereichen Computer Vision und Robotik verfügen muss. [24, 2-3]
Das Modell des menschlichen Denkens: Trotz seiner Bedeutung war der
Turing-Test nicht der Hauptschwerpunkt der KI-Forschung. Stattdessen haben sich
die Forscher darauf konzentriert, die grundlegenden Prinzipien der Intelligenz zu
verstehen und nicht nur menschliches Verhalten nachzuahmen. In ähnlicher Weise
glauben KI-Forscher, dass der wahre Fortschritt darin liegt, die zugrundeliegenden
Mechanismen der Intelligenz zu verstehen und nicht nur die menschlichen
Interaktionen zu imitieren. [24, 3]
Das Verständnis der menschlichen Kognition ist entscheidend für die
Feststellung, ob ein Computerprogramm wie ein Mensch denken kann. Dazu gibt es
drei Hauptansätze: Introspektion, d. h. die Untersuchung unserer eigenen Gedanken;
psychologische Experimente, also die Beobachtung des menschlichen Verhaltens
unter kontrollierten Bedingungen; und die Bildgebung des Gehirns, d. h. die
Untersuchung der Gehirnfunktion. [24, 3]
Sobald wir ein tiefes Verständnis der menschlichen Denkprozesse erlangt
haben, können wir diese Erkenntnisse in Computerprogramme übertragen. Wenn das
Verhalten des Programms dem menschlichen Verhalten sehr ähnlich ist, deutet dies
28

darauf hin, dass sowohl bei Menschen als auch bei Maschinen ähnliche Mechanismen
im Einsatz sein könnten. [24, 3]
Ein Beispiel dafür ist der General Problem Solver (GPS) von Allen Newell und
Herbert Simon. Sie konzentrierten sich nicht nur darauf, GPS in die Lage zu
versetzen, Probleme effektiv zu lösen, sondern verglichen auch seine Denkschritte
mit denen von menschlichen Problemlösern. [24, 3]
In den Anfängen der KI gab es die Tendenz, KI-Algorithmen mit menschlichen
Denkprozessen zu verwechseln. Moderne KI-Forscher unterscheiden klarer zwischen
den beiden, so dass sich sowohl die KI als auch die Kognitionswissenschaft schneller
weiterentwickeln können. [24, 3]
Das Modell des rationalen Denkens: Im 19. Jahrhundert entwickelten die
Logiker eine präzise Notation zur Darstellung von Aussagen und Beziehungen
zwischen Objekten in der Welt. Bis 1965 waren Computerprogramme entwickelt
worden, die theoretisch jedes Problem lösen konnten, das sich in logischer Notation
ausdrücken ließ. Allerdings konnte das Fehlen einer Lösung zu einer unendlichen
Schleife im Programm führen. [24, 4]
Der logische Ansatz der künstlichen Intelligenz zielt darauf ab, intelligente
Systeme unter Verwendung dieser logisch denkenden Programme zu entwickeln. Es
gibt jedoch zwei Haupthindernisse für diesen Ansatz: Wissensformalisierung und
Recheneffizienz. [24, 4]
Bei der Wissensformalisierung wird informelles Wissen in die formale Sprache
der logischen Notation umgewandelt. Dies ist eine Herausforderung, insbesondere
wenn es um unsichere oder unvollständige Informationen geht. [24, 4]
Auch in der Praxis kann sich die Lösung eines Problems durch logische
Schlussfolgerungen erheblich von der theoretischen Lösung unterscheiden. Selbst bei
Problemen, die nur einige hundert Fakten umfassen, können die Rechenressourcen
schnell erschöpft sein, wenn keine effiziente Anleitung für die Auswahl der
Argumentationsschritte gegeben wird. [24, 4]
Das Modell des rationalen Handels: Das Konzept des Agenten im Kontext der
künstlichen Intelligenz hat seine Wurzeln im lateinischen Wort „agere“, was „tun“
29

bedeutet. Zwar führen alle Computerprogramme Handlungen aus, aber von


Computeragenten wird erwartet, dass sie mehr Selbständigkeit,
Umgebungswahrnehmung, Ausdauer, Anpassungsfähigkeit und Zielbildung und -
verfolgung aufweisen. Ein rationaler Agent im Rahmen der KI ist ein Agent, der so
handelt, dass er das optimale Ergebnis oder in Situationen der Unsicherheit das beste
erwartete Ergebnis erzielt. [24, 4-5]
Rationalität bedeutet mehr als korrekte Schlussfolgerungen; sie erstreckt sich
auch auf Situationen, in denen es keine nachweislich korrekte Handlung gibt, die eine
entschlossene Reaktion erfordert. Rationalität umfasst auch Handlungen, die über
Schlussfolgerungen hinausgehen, wie z. B. reflexartige Handlungen, die instinktiv
wirksam sind. [24, 4-5]
Die für den Turing-Test erforderlichen Fähigkeiten tragen zur Fähigkeit eines
Agenten bei, rational zu handeln. Wissensrepräsentation und Argumentation helfen
bei der Entscheidungsfindung, natürliche Sprachkenntnisse erleichtern die
Kommunikation in der Gesellschaft, und Lernen verbessert effektives Verhalten. [24,
4-5]
Der Rational-Agent-Ansatz bietet zwei entscheidende Vorteile. Erstens ist er
umfassender als andere, da korrekte Schlussfolgerungen nur ein Mechanismus sind,
um Rationalität zu erreichen. Zweitens lässt er sich wissenschaftlich besser
weiterentwickeln als Ansätze, die sich auf menschliches Verhalten oder Denken
stützen, denn der Standard der Rationalität ist mathematisch gut definiert und
universell anwendbar. [24, 4-5]
Nachdem wir die Definitionen von KI und Kultur geklärt haben, ist es auch
wichtig zu verstehen, wie sie miteinander in Beziehung treten können. Immerhin wird
heute viel darüber diskutiert, ob KI ein Überträger von Kultur sein kann, ob sie
verschiedene Kulturen erkennen kann und wie KI mit der Kultur interagiert.
Die Entwicklung und Nutzung von KI wird von den Perspektiven der
beteiligten Personen und Organisationen geprägt. Studien im Bereich der KI und des
maschinellen Lernens haben gezeigt, wie menschliche Werte und Vorurteile in die KI
eingebettet sind, und zwar durch Prozesse wie Datenannotation, Trainingsdaten-
30

Pipelines und Entscheidungen beim Modelldesign sowie durch breitere


organisatorische Anreize. Gleichzeitig gestalten die KI-gesteuerten Technologien die
menschlichen Erfahrungen aktiv mit. [42]
Diese Beziehung zwischen KI und menschlichen Prozessen legt eine
umfassendere Verbindung zwischen KI und Kultur nahe, die Weltanschauungen,
Überzeugungen und soziale Praktiken umfasst. Das Verständnis dafür, wie KI die
Kultur beeinflusst (z. B. durch die Erstellung von Inhalten oder Empfehlungstools)
und wie die Kultur die KI beeinflusst (z. B. durch kulturelle Werte, die in Systeme
eingebettet sind), ist ein entscheidender Schwerpunkt der KI-Forschung und -
Entwicklung. [42]
Um kultursensible, reaktionsfähige und kompetente KI-Systeme zu schaffen,
müssen wir die Kulturen, die die KI-Produktion prägen, und die Auswirkungen dieser
Systeme auf die globalen Kulturen berücksichtigen. Ohne die Rolle der Kulturen zu
verstehen, die die KI-getriebene Technologie prägen, können wir nicht vollständig
auf die Vorurteile reagieren, die wir durch die KI-Entwicklung unbewusst
globalisieren. Die Notwendigkeit eines komplexeren Verständnisses von Kultur wird
immer wichtiger, da KI-Forscher an der Entwicklung von KI mit bedeutenden
kulturellen Auswirkungen beteiligt sind, wie z. B. bei KI-generierter Kunst. [42]
In dem Artikel „Cultural Inconsistencies in Artificial Intelligence“ stellen die
Wissenschaftler Vinodkumar Prabhakaran, Rida Qadri und Ben Hutchinson fest, dass
die KI-Forschung sich auf die Nachahmung menschlicher Intelligenz und Fähigkeiten
konzentriert, die oft daran gemessen werden, wie genau die KI menschliches
Verhalten imitiert. Das menschliche Verhalten ist jedoch kulturell geprägt, und KI-
Systeme, die menschliches Verhalten nachahmen, können diese kulturelle
Voreingenommenheit widerspiegeln. Dies kann zu Problemen führen, wenn KI in
verschiedenen Kulturen eingesetzt wird. [48,1]
KI-Systeme werden oft ohne Berücksichtigung ihrer kulturellen
Abhängigkeiten entwickelt, was zu Problemen führen kann, wenn sie in
verschiedenen Kulturen eingesetzt werden. Kulturell voreingenommene KI-Systeme
können negative Folgen für Einzelpersonen und Gesellschaften haben. So kann ein
31

KI-System, das gegenüber einer bestimmten Gruppe von Menschen voreingenommen


ist, Entscheidungen treffen, die ungerecht oder diskriminierend sind. Außerdem
können KI-Systeme, die sich ihrer Kultur nicht bewusst sind, den Kontext, in dem sie
eingesetzt werden, nicht verstehen, was zu Missverständnissen und
Fehlinterpretationen führen kann. [48,1-2]
Es gibt eine Reihe von Strategien, die zur Entwicklung kulturbewusster KI-
Systeme eingesetzt werden können. Ein Ansatz besteht darin, Daten zu sammeln und
zu verwenden, die für die Vielfalt der Bevölkerung charakteristisch sind, mit der das
KI-System eingesetzt werden soll. Ein anderer Weg ist die Entwicklung von KI-
Systemen, die in der Lage sind, zu lernen und sich an verschiedene Kulturen
anzupassen. Außerdem ist es wichtig, Menschen aus verschiedenen Kulturen in die
Entwicklung und Erprobung von KI-Systemen einzubeziehen. [48,1-2]
Durch die Entwicklung kulturbewusster KI-Systeme können wir dazu
beitragen, dass diese leistungsstarken Technologien in einer Weise eingesetzt werden,
die für alle fair, gerecht und vorteilhaft ist. [48,1-2]
Umgekehrt ist die Nutzung von KI-Systemen, einschließlich der Anpassung an
kulturell geprägte Erwartungen, der Aufgabenerfüllung und der Interaktion mit
menschlichen Verhaltensweisen, kulturell bedingt. So werden beispielsweise
Übersetzungsaufgaben grundsätzlich von der Kultur beeinflusst, in der sie ausgeführt
werden, und umfassen kulturell-sprachliche Abhängigkeiten im Zusammenhang mit
Aufgaben wie der Erkennung von Emotionen, Stimmungen und Beleidigungen.
Wenn die kulturellen Annahmen, die während der Entwicklung in KI-Systeme
eingebettet werden, mit den kulturellen Normen des Zielsystems zusammenstoßen,
kann dies zu Störungen und Fehlern wie kulturellen Fehlinterpretationen oder
Fehldarstellungen führen, die unter dem Begriff kulturelle Inkongruenzen
zusammengefasst werden. Kulturelle Inkongruenzen können fünf Arten von Schäden
verursachen:
Kulturelle Barrieren: KI-Systeme können in verschiedenen Kulturen aufgrund
kultureller Verzerrungen in den Trainingsdaten schlecht abschneiden. Dies kann
Kulturen benachteiligen, die bereits marginalisiert sind. [48, 2]
32

Auferlegung hegemonialer Klassifizierungen: KI-Systeme können ein


Verständnis von Dingen aufzwingen, das nicht Teil der lokalen Kultur ist. Dies
könnte dazu führen, dass lokale Perspektiven weniger Bedeutung erhalten. [48, 2]
Sicherheitslücken: KI-Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigen möglicherweise
nicht das kulturelle Ökosystem des Ziellandes. Dies kann dazu führen, dass toxische
oder gewalttätige Sprache und andere schädliche Inhalte verbreitet werden. [48, 2]
Verstöße gegen kulturelle Werte: KI-Systeme können gegen die Normen der
Gemeinschaften, in denen sie eingesetzt werden, verstoßen. Dies kann zu
Beleidigung und Respektlosigkeit führen. [48, 2]
Kulturelle Auslöschung: KI-Systeme können das Wissen, die Geschichte und
die Identität einer bestimmten Kultur auslöschen. Dies kann passieren, wenn
Technologien die Vielfalt homogenisieren und vereinfachte Karikaturen schaffen.
[48, 3]
Die KI hat jedoch nicht nur negative Auswirkungen auf die Kultur. Sie kann
uns auch bei vielen kulturellen Prozessen helfen.
Jerome Parisse-Brassens, der Leiter von “Walking the Talk”, ist der Ansicht,
dass es zwei wesentliche positive Auswirkungen von KI geben wird. Erstens wird die
KI das Management der Kultur erleichtern. Zweitens wird KI durch die Verwendung
von KI-gestützten Systemen die Denk- und Verhaltensweisen der Menschen direkt
beeinflussen. [47, 3]
KI kann beim Umgang mit der Kultur helfen, indem Daten aus verschiedenen
Quellen analysiert werden, um Trends und Muster zu erkennen. Diese Daten können
zur Bewertung des aktuellen Zustands der Kultur und zur Ermittlung
verbesserungswürdiger Bereiche verwendet werden. [47, 6]
Das Unternehmen „Unilever“ beispielsweise verwendet ein Programm namens
„Cultural Listening“, um Feedback von Mitarbeitern über ihre Gefühle und
Erfahrungen zu sammeln. Dieses Feedback wird dann analysiert, um Trends und
Muster zu erkennen. Das Unternehmen nutzt diese Informationen, um Änderungen an
seinen Richtlinien und Praktiken vorzunehmen und so die Zufriedenheit und das
Engagement der Mitarbeiter zu verbessern. [47, 6]
33

KI kann also dabei helfen, kulturelle Probleme zu erkennen und anzugehen.


Außerdem kann KI zur Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur
Verbesserung der Kulturprozesse eingesetzt werden. [47, 6]
Darüber hinaus hat die KI das Potenzial, durch die Analyse einer Vielzahl
externer und interner Datenquellen die optimale Zielkultur zu ermitteln. [47, 6]
Dies könnte auch für die Arbeit von Übersetzern wichtig sein. Denn bei der
Übersetzung von Texten muss sich ein Spezialist aller Feinheiten der Ausgangs- und
Zielkultur bewusst sein, um den Sinn des Ausgangstextes den Empfängern so klar
und natürlich wie möglich zu übertragen.
Es ist also festzustellen, dass die Verbindung von künstlicher Intelligenz und
Kultur sowohl negative als auch positive Folgen haben kann. Die positiven
Auswirkungen der KI auf die Kultur können in verschiedenen Bereichen unseres
Lebens sehr nützlich sein. Gleichzeitig sollten wir uns nicht auf die Nachteile
konzentrieren, denn die Wissenschaft entwickelt sich rasant, und Wissenschaftler
erforschen bereits, wie man die negativen Auswirkungen der künstlichen Intelligenz
auf die Kultur beseitigen oder zumindest minimieren kann.
2.2. KI im Einsatz: Analyse der mit KI gedolmetschten und übersetzten
Realien in den Reden von Wolodymyr Selenskyj
2.2.1. KI im Dolmetschen und in der Übersetzung
Die rasante Entwicklung der Technologie zwingt dazu, die Digitalisierung von
Informationen, einschließlich textlicher Inhalte (z. B. Dokumente, Anzeige usw.),
ebenso schnell vorzunehmen. In verschiedenen Sektoren strebt man vermehrt danach,
analoge Arbeitsprozesse in elektronische umzuwandeln. Gleichzeitig bedingt die
weltweite Vernetzung eine zügige Erstellung identischer Inhalte in unterschiedlichen
Sprachen, um diese erfolgreich an diverse Bevölkerungsgruppen zu vermarkten und
zu verbreiten. [15, 642] Daher kommt heute dem Bereich des Dolmetschens und der
Übersetzung eine maßgebliche Bedeutung zu. Parallel dazu gewinnt die maschinelle
Übersetzung mithilfe künstlicher Intelligenz angesichts der immensen Textmenge
und der begrenzten Zeitressourcen zunehmend an Relevanz.
34

Es wäre sinnvoll, die Begriffe „Dolmetschen“ und „Übersetzuen zu definieren


und ein paar Beispiele für KI-gestützte Apps, die sich mit Prozessen der Translation
beschäftigen, zu geben.
Nach dem deutschen Translationswissenschaftler Otto Kade ist Dolmetschen
„die Translation eines einmalig (in der Regel mündlich) dargebotenen Textes der
Ausgangssprache in einen nur bedingt kontrollierbaren und infolge Zeitmangels
kaum korrigierbaren Text der Zielsprache“. [17, 35]
Durch die Digitalisierung und die Fortschritte in der modernen Technologie
können Dolmetscher heute ihre Arbeit online durchführen. So sind beispielsweise das
Simultan- oder Konsekutivdolmetschen bei Konferenzen jetzt auch online möglich.
Allerdings gibt es nicht immer genügend Mittel oder gar die Möglichkeit, einen
professionellen Dolmetscher zu engagieren. Außerdem sind die Menschen immer auf
der Suche nach einfacheren Wegen, um ihre Arbeit zu erleichtern. Deshalb
bevorzugen sie verschiedene Technologien, die einfach zu bedienen, kostenlos und
zeitsparend sind.
Wir leben in einer technologisch so fortschrittlichen Zeit, dass man sogar eine
künstliche Intelligenz entwickelt hat, die Videos selbst übersetzt und mit
menschlicher Stimme überträgt. Diese App heißt „Vidby“. Und sie wird bereits
erfolgreich nicht nur in der Alltagskommunikation, sondern auch auf offizieller
staatlicher Ebene verwendet.
„Vidby“, ein Schweizer Startup, das von einem Ukrainer mitbegründet wurde,
ist auf die Anwendung von künstlicher Intelligenz und barrierefreier Tools für die
Übersetzung von Videos spezialisiert. Dank fortschrittlicher Algorithmen und
maschinellem Lernen überträgt die Plattform Videotonspuren nahtlos in mehr als 60
Sprachen und erweitert so die globale Zugänglichkeit von Videos. „Vidby“ bietet
automatische Untertitelung für übersetzte Videos und einen Synchronisationsservice
mit professioneller Vertonung in der gewählten Sprache, um die Qualität der Inhalte
zu verbessern und das Publikum zu begeistern. [49]
Die Plattform zeichnet sich durch Schnelligkeit, Zugänglichkeit und
Benutzerfreundlichkeit aus, da sie vollständig automatisiert ist und keine technischen
35

Kenntnisse erfordert. Die Nutzer können ihre Videos einfach hochladen, ihre
bevorzugte Sprache auswählen und „Vidby“ den Rest erledigen lassen. Durch den
Einsatz von „Vidby“ können die Ersteller von Inhalten die Reichweite ihres
Publikums erhöhen, Inhalte für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zugänglich
machen und die allgemeine Beteiligung steigern. Der automatisierte
Übersetzungsprozess spart nicht nur Zeit, sondern ist auch eine kostengünstige
Alternative zu herkömmlichen Methoden, was „Vidby“ zu einer äußerst effektiven
Lösung für Videoübersetzung und Barrierefreiheit macht. [49]
Im September 2021 gründeten der Ukrainer Oleksandr Konovalov und der
Schweizer Eugen von Rubinberg gemeinsam „Vidby“ mit der Absicht, den Zugang
zu Wissen und wertvollen Informationen im Internet zu erleichtern. „Vidby“
unterscheidet sich vor allem dadurch, dass es Videodolmetschen mit einer
beeindruckenden Genauigkeit von bis zu 99 % anbietet und damit mit den
Fähigkeiten menschlicher Dolmetscher konkurriert. [43]
Die Entstehung von „Vidby“ bedeutete für die Gründer einen großen
technologischen Sprung. Das System zeichnet sich durch entscheidende Merkmale
aus, wie die vollständige Automatisierung von Prozessen wie Spracherkennung,
Übersetzung, Synchronisation und Tonbearbeitung. Dank dieses einzigartigen
Ansatzes ist die Anwendung in der Lage, 1 Minute Quellvideo in nur 2 Minuten zu
übersetzen, was die Übersetzungszeit erheblich verkürzt. [45]
Die bemerkenswerten Ergebnisse von „Vidby“ haben dazu geführt, dass das
Unternehmen einen vielfältigen Kundenstamm gewonnen hat, darunter verschiedene
Medien, Nichtregierungsorganisationen und einflussreiche Persönlichkeiten. [34]
Darüber hinaus ist die App zu einem wichtigen Instrument für die ukrainische
Regierung geworden, da sie seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine
kostenlos zur Verfügung ukrainischer Staatsregierung gestellt wird. Iryna Borovets,
Generaldirektorin der Abteilung für öffentliche Diplomatie und Kommunikation im
ukrainischen Außenministerium, unterstreicht die Notwendigkeit einer schnellen
Informationsverbreitung im heutigen Umfeld. Sie stellt fest, es sei praktisch
36

unmöglich, ein Video mit herkömmlichen Methoden innerhalb eines Tages in 10-30
Sprachen zu übersetzen. „Vidby“ hingegen meistert diese Aufgabe effektiv. [34]
Betrachtet man die oben genannten Fähigkeiten, könnte man zu dem Schluss
kommen, dass „Vidby“ Dolmetscher aus dem Arbeitsmarkt vertreiben will. In
Wahrheit ist das Ziel jedoch ein anderes. Der Hauptzweck der App besteht darin,
Bildungs-, Unterhaltungs- und allgemein einfache Nutzervideos in mehrere Sprachen
zu dolmetschen. Darüber hinaus dolmetscht sie auch offizielle und wichtige Reden
und hilft der Staatsregierung, wie im Fall der täglichen Videos von Präsident
Selenskyj. „Vidby“ beschleunigt die Dolmetschprozesse und fördert die sprachliche
Vielfalt, damit sich jeder in seiner Muttersprache ausdrücken kann und weltweit
verstanden wird. [50]
Oben wurde bereits der deutsche Translationswissenschaftler Otto Kade und
seine Definition des Begriffs „Dolmetschen“ erwähnt. Außerdem hat er auch den
Begriff „Übersetzen“ folgenderweise definiert: „Wir verstehen unter Übersetzen die
Translation eines fixierten und demzufolge permanent dargebotenen bzw. beliebig oft
wiederholbaren Textes der Ausgangssprache in einen jederzeit kontrollierbaren und
wiederholt korrigierbaren Text der Zielsprache“. [17, 35]
Die Technologie schreitet so schnell voran, dass es bereits möglich ist, Texte
sogar mit ChatGPT zu übersetzen. Die Menschen sind immer noch skeptisch, aber
diese KI zeigt gute Ergebnisse.
ChatGPT ist eine künstliche Intelligenz, die von dem amerikanischen
Unternehmen OpenAI entwickelt wurde. Sie wurde entfaltet, um menschenähnliche
Gespräche zu simulieren. Mit Hilfe einer neuronalen Netzwerkarchitektur wurde sie
intensiv mit großen Mengen von Textdaten trainiert, so dass sie Antworten auf eine
Vielzahl von Fragen generieren kann. [40]
ChatGPT wurde am 30. November 2022 eingeführt und ist ein frei verfügbares
Online-Tool, das von nahezu jedermann getestet werden kann. ChatGPT dient als
Chatbot, der mithilfe künstlicher Intelligenz auf der Grundlage von Benutzereingaben
menschenähnliche Inhalte generiert. Er gilt als eines der fortschrittlichsten Modelle
37

für die Verarbeitung natürlicher Sprache und zeichnet sich in einer Vielzahl von
Konversationskontexten aus. [40]
ChatGPT ist die gute Wahl für Benutzer von KI-Tools, da es über einen
umfangreichen Wortschatz, Spracherkennung, mehrsprachige Funktionen,
kontextbezogenes Verständnis und präzise Antworten verfügt. [35]
Dieser mehrsprachige KI-gestützte Chatbot ermöglicht die Übersetzung in
mehr als 100 Sprachen, darunter Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch,
Niederländisch, Dänisch und Deutsch. Mit Hilfe eines neuronalen Netzwerks erkennt
er schnell die Eingangssprache und antwortet entsprechend. [35]
Benutzer können ChatGPT anweisen, Inhalte in einer bestimmten Sprache zu
generieren und zuvor generierten Text mit einem einfachen Klick nahtlos zu
übersetzen. Das Tool kann selbst in seiner kostenlosen Version umfangreiche
Datenmengen ohne Einschränkungen verarbeiten. [35]
Die Bewertung der Genauigkeit von ChatGPT-Übersetzungsfunktion zeigt,
dass es den Anspruch erhebt, menschenähnliche Inhalte zu liefern. Trotzdem können
wie bei jedem Tool einige Ungenauigkeiten auftreten. [35]
2.2.2 KI im Einsatz: Analyse der mit „Vidby“ gedolmetschten Realien in
den Reden von Wolodymyr Selenskyj
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hat sich die
Aufmerksamkeit der Welt auf die Ereignisse im Zentrum Europas gerichtet. Die
Menge an Nachrichten, Informationen, Dokumenten und anderen Daten, die in viele
andere Sprachen übersetzt werden müssen, ist erheblich gestiegen. Und dabei handelt
es sich nicht nur um geschriebene Texte, sondern auch um gesprochene Videos,
Podcasts usw.
Die tägliche Abendansprache von Präsident Volodymyr Selenskyj, in der er
alle Geschehnisse des Tages zusammenfasst, ist bereits zu einer Tradition für alle
Ukrainer geworden. Um die offiziellen Zusammenfassungen der Informationen auch
im Ausland zugänglich zu machen, ist die Verdolmetschung dieser Reden in viele
andere Sprachen notwendig geworden.
38

Das Dolmetschen von Videos ist jedoch nach wie vor sehr zeitaufwendig. An
dieser Stelle kam der ukrainischen Regierung das bereits erwähnte Schweizer
Unternehmen „Vidby“ zu Hilfe.
Im Folgenden wird die Verdolmetschung der Realien in den Ansprachen von
Volodymyr Selenskyj durch „Vidby“ auf die Möglichkeiten der Wiedergabe von
Realien durch die zielsprachlichen Mittel unter dem Einsatz der
Übersetzungsverfahrentypologie nach Roksoliana Zoriwtschak analysiert. Für die
Analyse wurden die Originalrede von Volodymyr Selenskyj vom 6. Dezember, 27.
Dezember 2022 und 27. März 2023 und ihre Verdolmetschung mit Hilfe künstlicher
Intelligenz „Vidby“ ausgewählt.
Die ersten Realien, die in diesen Videos auffallen, beziehen sich auf die
Bezeichnungen von Städten und Regionen. Zum Beispiel: „За Словʼянськ, за
Костянтинівку і Дружківку, за Авдіївку і Торецьк, [...]“; „[...] Бахмут, Кремінна
й Донбас [...]“. [30; 32] Die meisten dieser Realien wurden von KI „Vidby“ unter
Verwendung der Transliterationsmethode korrekt übertragen: „Für Slowiansk, für
Kostiantynivka, für Draschkiwka, für Avdiivka und Torezk, [...]”;“Bachmut,
Kreminna und den Donbass [...]” [39; 38]. Allerdings gab es noch ein Problem mit
dem Stadtnamen „Druschkiwka“, der nach der ukrainischen Phonetik mit dem Vokal
„u“ in der ersten Silbe transkribiert werden muss. Gleichzeitig ist in der
deutschsprachigen Version des Videos deutlich der Vokal „a“ zu hören, was den
authentischen Namen der Stadt ein wenig verfälscht.
Es gibt noch andere Beispile: “[...] позицій наших воїнів у Запорізькій
області; [...] очолює оборону на Донеччині [...]”. [30] In diesem Fall nutzte die
künstliche Intelligenz zwei Verfahren zur Vermittlung von Realien in der
deutschsprachigen Fassung, nämlich die Transkription und die hyperonymische
Umbenennung: “[...] in der Region Saporischschja [...]”; “ [...] diejenigen, die in der
Region Donezk [...]”. [39] Die Eigennamen der Städte wurden korrekt transkribiert.
In der ukrainischen Fassung wird jedoch der Begriff „область (Oblast)“ verwendet,
den KI mit „Region“ verdolmetscht. Tatsächlich ist „Region“ im Ukrainischen ein
weiter gefasster Begriff. Wenn man von „Oblast“ spricht, ist damit nur eine
39

Verwaltungseinheit gemeint, während eine „Region“ nicht nur Verwaltungseinheit,


sondern auch internationale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Faktoren
umfasst. [33] Deshalb kann man hier noch über hyperonymische Umbenennung
sprechen.
Ein weiterer Fall sind die Namen der Regionen: „[...] від Херсонщини до
Харківщини“. [30] In dem deutschsprachigen Video hat „Vidby“ diese Realien wie
folgt dargestellt: „[...] von Cherson bis Charkiw“. [39] Die künstliche Intelligenz
stellte nur die Namen der regionalen Zentren zur Verfügung. Es ist jedoch wichtig zu
beachten, dass sich die Originalrede direkt auf Regionen und nicht nur auf einzelne
Städte bezieht. Man kann also sagen, dass „Vidby“ die Konzepte unnötig
konkretisiert hat. Außerdem wird in der deutschsprachigen Version der Name der
Stadt „Charkiw“ falsch betont. Obwohl der ukrainische Präsident in seiner Ansprache
die richtige Betonung einsetzte, hat die künstliche Intelligenz den Namen mit dem
Betonungspunkt auf der zweiten Silbe ausgesprochen, was für Ukrainer sehr
ungewöhnlich ist.
„Vidby“ verdolmetschte auch die Namen von Militäreinheiten mit Hilfe der
Transkription. Im Originalvideo ist beispielsweise „підзрозділ „Кракен““ [30] zu
hören. Und in der deutschen Version hat die künstliche Intelligenz dies als: „die
Einheit „Kraken““ [39] wiedergegeben.
Darüber hinaus werden auch die Realien, die die Orte kennzeichnen,
transkribiert. Zum Beispiel wird „Маріїнський палац“ mit „Mariinskij Palast“
verdolmetscht.
Betrachten wir ein weiteres interessantes Beispiel: „засідання Ставки“. [30]
Die deutschsprachige Version klingt so: „eine Sitzung der Stavka, unseres obersten
Kriegsrates“. [39] In diesem Fall hat die KI also die kombinierte Renominierung
angewandt. Wir sehen, dass Realia „ставка (Stavka)“ einfach transliteriert wurde,
danach aber eine Erklärung folgt, worum es sich dabei handelt. Darüber hinaus ist es
wichtig zu beachten, dass sich „Vidby“ nicht an eine einheitliche Verdolmetschung
dieser Realia hält. In anderen Videos transkribiert KI entweder einfach das Konzept
„Stavkasitzung“ oder verwendet die Methode der kontextuellen Erläuterung der
40

Realien.: “[...] eine Sitzung im Hauptquartier des Obersten Befehlshabers [...]”. [38;
39]
Eine weitere spezifische Realia, die in den Videos zum Ausdruck kommt, ist:
„Молодці!“. [32] Dieses Wort wird im Ukrainischen verwendet, um Lob für die
hervorragende Arbeit einer Person oder für ihre positiven Eigenschaften
auszudrücken. In diesem Fall verwendete „Vidby“ die Methode der situativen
Entsprechung. In der deutschen Version hören wir: „Gut gemacht!“, was der
Bedeutung von ukrainischer Realia entspricht. [38; 39] Und diese Realia vermittelt
die KI in allen Videos auf die gleiche Weise.
In einem Video kommt auch die Realia „ОСУВ (OSUV)“ vor, die gleichzeitig
auch eine Abkürzung ist. [30] Die künstliche Intelligenz nutzte die Methode der
hyperonymischen Umbenennung und übertrug es in: „die Vereinten strategischen
Truppen“. [39] Wenn wir diese Realiа jedoch entschlüsseln und wörtlich übersetzen,
erhalten wir „Operative und Strategische Truppengruppierung“, einen etwas breiter
gefassten Begriff.
Ein weiteres interessantes ukrainisches Realienwort in diesen Videos ist der
„Sergeant“. [31] Das Besondere an dieser Realia ist, dass die militärischen
Dienstgrade in der deutschen und der ukrainischen Armee meist sehr unterschiedlich
sind. In allen Videos hat „Vidby“ diese Realia als „Unteroffizier“ verdolmetscht.
[37] Dies entspricht jedoch nicht völlig der ukrainischen Version. Die künstliche
Intelligenz verwendete für die Verdolmetschung die Methode der hyperonymischen
Umbenennung. Der Begriff „Unteroffizier“ ist breiter gefasst, und „Sergeant“ ist
eigentlich ein Hyponym für ihn.
Außerdem überträgt die künstliche Intelligenz viele der Realien aus diesen
Videos mithilfe von Calquing. Zum Beispiel, wurden „Командувачі оперативних
напрямків“ als „Die Kommandeure der Einsatzgebiete“; „Сили оборони й безпеки
України“ als „die Verteidigungs- und Sicherheitskräfte der Ukraine“; „День
Збройних Сил України“ als „Tag der Streitkräfte der Ukraine“; „Головком“
(verkürzte Form) als „der Oberbefehlshaber“ und die Abkürzung „ППО“ als „die
Luftabwehr“ verdolmetscht. [30; 32; 31; 39; 38; 37] Für die Verdolmetschung einiger
41

Realien verwendet die KI auch die Methode der Transkription, zum Beispiel:
„Верховна Рада“ wurde als „die Werchowna Rada“ übertragen. [32; 38] Einige
Realien werden von „Vidby“ auch mit einer kombinierten Methode übersetzt: sowohl
Calquing als auch Transkription. Zum Beispiel, wurden „Осколково-фугасні
„Смерчі““ als „Sprengbrandzsysteme „Smertsch““; „Запорізька АЕС“ als
„Kernkraftwerk Saporizja“ und „ЗАЕС“ als „KKW Saporizja“ wiedergeben. [30; 39]
Wie wir sehen können, sind Abkürzungen häufig unter Realien in diesen
Videos zu finden. Und es ist bemerkenswert, dass die künstliche Intelligenz sie auf
unterschiedliche Weise übermittelt: manchmal lässt sie die Abkürzung in der
Verdolmetschung stehen, und manchmal hören wir schon ihre Entschlüsselung im
Video.
Obwohl „Vidby“ im Allgemeinen gut in der Lage ist, Realien zu dolmetschen,
gibt es einige Realien, die KI nicht in der Zielsprache vermitteln kann. In der
ukrainischen Version eines der Videos haben wir zum Beispiel: „Я дякую
абсолютно всім солдатам, усім матросам, усім сержантам, старшинам, усім
офіцерам, [...]“. [32] „Старшина (Starsсhyna)“ ist einer der militärischen
Dienstgrade in den Streitkräften der Ukraine. Dieses Realienwort wurde von der
künstlichen Intelligenz nicht übernommen und in der deutschen Version einfach
weggelassen: „Ich danke absolut allen Soldaten, allen Matrosen, allen
Unteroffizieren, allen Offizieren, [...]“. [37]
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die künstliche Intelligenz „Vidby“
relativ gut in der Übersetzung und Vertonen von Videos ist. Diese App kann eine
große Hilfe sein, um Zeit zu sparen und den Prozess der Videoverdolmetschung zu
beschleunigen. Sie verwendet verschiedene Methoden, um Realien in der Zielsprache
zu vermitteln. Allerdings hat diese KI manchmal noch Schwierigkeiten mit der
Wiedergabe solcher kulturellen Phänomene. Daher wäre es am sinnvollsten, die
Vidby-Verdolmetschungen für Korrekturlesen dem professionellen Übersetzer zu
unterziehen.
2.2.3 KI im Einsatz: Analyse der mit ChatGPT übersetzten Realien in den
Reden von Wolodymyr Selenskyj
42

Wie früher erwähnt wurde, erfreut sich das neuronale Netzwerk ChatGPT
zunehmender Beliebtheit. Es hat sich herausgestellt, dass es nicht nur in der Lage ist,
bei der Informationssuche zu helfen, verschiedene Aufgaben auszuführen und Texte
zu schreiben, sondern auch schriftliches Material zu übersetzen. Es bleibt jedoch die
Frage, wie gut ChatGPT kulturspezifische Phänomene, wie z. B. Realien, übersetzen
kann.
Für die Analyse haben wir das Skript des originalen Weihnachtsgrußes von
Volodymyr Zelenskyy vom 6. Januar 2023 verwendet. Die mit ChatGPT
durchgeführte Übersetzung wurde unter Einbezug der
Übesetzungsverfahrenstypologie von Roksoliana Zoriwtschak analysiert.
Die erste Realia, die in dieser Begrüßung zum Ausdruck kommt, ist: „[...] і як
це робили наші предки, козаки, [...]“. [27] Das Realienwort „козаки (Kosaken)“ in
der ukrainischen Sprache gehört zu den Historizismen und ist seit dem 15.
Jahrhundert im Gebrauch. „Kosaken“ waren freie bewaffnete Leute, Vertreter der
militärischen Klasse. ChatGPT hat für die Übersetzung das Transkriptionsverfahren
verwendet. In der deutschen Version erhielten wir den folgenden Satz: „So wie es
unsere Vorfahren, die Kosaken, [...]“. (Siehe Anhang 1)
Der nächste Realienbegriff, der in dieser Begrüßung vorkommt, ist „Колядка
дзвонів“. [27] Die KI übersetzte es mit zwei Methoden: hyperonymische
Umbenennung und Calquing. Im Ukrainischen hat das Wort „Koliadka“ eine engere
Bedeutung: es handelt sich um einen feierlichen und rituellen Gesang des
Winterfestzyklus, der am Weihnachtsabend aufgeführt wird. ChatGPT hat diese
Realia als „das Glockenlied“ wiedergegeben. (Siehe Anhang 1) Das deutsche Wort
„Lied“ stellt ein Hyperonym für das ukrainische Wort „Koliadka“ dar. Und den
anderen Teil des Realienbegriffs „дзвони“ hat ChatGPT durch Calquing als
„Glocken“ übertragen.
Darüber hinaus gibt es noch ein Realienwort in dieser Begrüßungsrede,
welches mit Liedern verbunden ist: „Український „Щедрик“ дарує різдвяний дух
всій планеті, дух надії, дух добра і дива“. [27] Es handelt sich um eine
weltberühmte Melodie des ukrainischen Komponisten, die im anglo-amerikanischen
43

Raum auch als „Carol of the Bells“ bekannt ist. Diese Realia wurde von der
künstlichen Intelligenz wie folgt übersetzt: „Das ukrainische „Shchedryk“ verleiht
der ganzen Welt den Geist von Weihnachten, den Geist der Hoffnung, des Guten und
des Wunders“. (Siehe Anhang 1) Das heißt, Chat GPT hat wieder das Verfahren der
Transkription verwendet, um dieses Realienwort zu vermitteln.
Darüber hinaus, verwendet der Präsident am Ende seiner Rede einen
traditionellen ukrainischen Weihnachtsgruß: „Христос рождається! Славімо
його!“. [27] Dieser Ausdruck kann ebenfalls als Realia betrachtet werden, da er Teil
des ukrainischen nationalen und kulturellen Kontextes ist. Für die Übersetzung
verwendete die künstliche Intelligenz das Verfahren von Calquing: „Christus ist
geboren! Lassen Sie uns Ihn preisen!“. (Siehe Anhang 1) Diese Übersetzung ist zwar
sinnvoll, aber nicht so mündlich wie das Original und klingt für den
deutschsprachigen Empfänger etwas ungewohnt.
Zusammenfassend können wir feststellen, dass ChatGPT tatsächlich für die
Textübersetzung verwendet werden kann. Es ist im Allgemeinen geeignet, die
Hauptbedeutung des Textes zu vermitteln. Für die Übersetzung kultureller
Phänomene, wie z. B. Realien, benutzt es jedoch meist nur Transkriptions- und
Calquingsverfahren. In bestimmten Fällen sind diese Verfahren völlig ausreichend,
aber die Realien erfordern oft den Einsatz anderer Verfahren, um zusätzliche
Erklärungen zu geben, um ähnliche Konzepte in der Zielkultur zu finden und um
Empfängern zu helfen, die Besonderheiten der Ausgangskultur besser zu verstehen.
44

Schlussfolgerungen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die künstliche Intelligenz in
rasantem Tempo entwickelt. Heute kann sie sogar kulturelle Phänomene erkennen
und mit ihnen interagieren. Die Beziehung zwischen künstlicher Intelligenz und
Kultur hat jedoch sowohl Vor- als auch Nachteile. Trotz der Tatsache, dass KI
gelegentlich zu bestimmten kulturellen Fehlanpassungen führt, die negative Folgen
haben, gibt es in der Beziehung zwischen KI und Kultur auch viel Positives zu sehen.
Sie kann helfen, kulturelle Probleme zu erkennen, Maßnahmen zur Verbesserung
kultureller Prozesse zu entwickeln, Zielkulturen zu ermitteln usw.
Darüber hinaus gibt es Dolmetscher-Apps wie „Vidby“, mit denen
Verdolmetschung von Videos, Podcasts usw. schneller erledigt werden kann. Darüber
hinaus wird ChatGPT in der Übersetzungsbranche bereits in großem Maße für die
Übersetzung und Textverarbeitung eingesetzt. Diese beiden künstlichen Intelligenzen
sind auch gut im Umgang mit kulturellen Phänomenen wie Realien. „Vidby“ ist
ausreichend trainiert,um Realien in einem Text zu erkennen und sie mit Hilfe
verschiedener Methoden der Realienübertragung zu verdolmetschen: Calquing,
Transkription, hyperonymische Umbenennung, kombinierte Renominierung, usw.
45

Aber auch diese App macht Fehler in der Verdolmetschung oder vermittelt Realien
nicht klar genug für den Zieladressaten. Außerdem macht „Vidby“ bei der
Nachvertonung von Videos phonetische und Betonungsfehler.
ChatGPT schneidet bei der Vermittlung von Realien schlechter ab. Für die
Übersetzung verwendet es meist nur Calquing- und Transkriptiosmethoden, ohne
zusätzliche Erklärungen für kulturelle Phänomene in der Ausgangskultur zu liefern
oder ähnliche Konzepte in der Zielkultur zu finden, die für die Empfänger
verständlicher wären.
Die Ergebnisse der KI-Arbeit sind also keinesfalls perfekt. Einige KI-
Translationslösungen sind durchaus gerechtfertigt, während andere – völlig unklar
und falsch. Daher können wir nicht sagen, dass KI-Programme in naher Zukunft
Dolmetscher und Übersetzer vollständig ersetzen werden. Sie können natürlich die
Arbeit in der Translationsbranche erheblich erleichtern, aber die menschliche
Arbeitskraft wird weiterhin auf dem Arbeitsmarkt gefragt sein.
46

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Anhang
Anhang 1
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