Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
INAUGURAL-DISSERTATION
vorgelegt von
2017
Kohlenstoffbasierte Nanofüllstoffe für
Olefinblockcopolymer- und Mehrlagenkomposite
INAUGURAL-DISSERTATION
vorgelegt von
2017
Vorsitzender des Promotionsausschusses: Prof. Dr. Stefan Weber
Danksagung
Die vorliegende Arbeit wurde von März 2014 bis August 2017 am Freiburger
Materialforschungszentrum und Institut für Makromolekulare Chemie der Albert-Ludwigs-
Universität Freiburg im Arbeitskreis von Prof. Dr. Rolf Mülhaupt angefertigt. Im Folgenden
möchte ich mich bei allen Personen bedanken, die dazu beigetragen haben, diese Arbeit zu
einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.
Zuerst möchte ich mich bei Prof. Dr. Rolf Mülhaupt für die Aufnahme in seinen Arbeitskreis,
die Zurverfügungstellung des interessanten Themas sowie die ausgezeichneten
Arbeitsbedingungen bedanken.
Bei Prof. Dr. Dr. Christian Friedrich möchte ich mich für die Übernahme des Koreferates
bedanken.
Diese Promotion war Teil der Forschungsinitiative Graphen Flagship. Daher gilt mein Dank
dem Graphen Flagship für die finanzielle Unterstützung meiner Forschungsarbeit. In diesem
Zusammenhang möchte ich mich auch bei Laura Burk für die gute Zusammenarbeit auf dem
Schiff und das gemeinsame Überstehen von Wind und Wetter bedanken. Ebenso möchte ich
mich bei Dr. Fabian Beckert bedanken, der mich in das Graphen Flagship und den damit
verbundenen Administrationsapparat eingeführt hat.
Für die Einführung in die Polymerchemie und die Verarbeitung möchte ich mich bei Dr.
Daniel Hofmann bedanken, der wahrscheinlich nicht nur einmal an meiner mangelnden
Vorbildung verzweifelt ist.
Mein Dank geht in großem Maße an Eliana Macula, die viele Versuche dieser Arbeit
durchgeführt hat und dabei auch unliebsame Aufgaben mit nur wenig Klagen durchführte.
Ebenso geht mein Dank an Raffael Wolf für die Anfertigung seiner Bachelorarbeit unter
meine Anleitung. Mein Dank geht auch an meine Mitarbeiterpraktikanten Benjamin Stolz,
Jochen Kuhlmann und Stefan Wais für ihr Engagement.
Ich möchte mich ebenfalls bei allen Angestellten, die Servicemessungen durchgeführt haben,
bedanken. Dies sind Andreas Warmbold für zahlreiche DSC, BET und TGA Messungen, Dr.
Ralf Thomann und Dr. Yi Thomann für die Anfertigung von SEM, TEM und AFM
Aufnahmen, Dr. Victor Hugo Pacheco Torres für die NMR Messungen und Dr. Hannes
Danksagung
Blattmann für die Hilfe bei deren Auswertung. Für die GPC-Messung möchte ich mich bei
Marina Hagios und Timo Hees bedanken.
Ebenso möchte ich mich bei der Feinmechanik- und Elektrowerkstatt für die schnelle und
unkomplizierte Hilfe bei den verschiedensten technischen Problemen bedanken, insbesondere
bei Alex Rossel, Sascha Fischer, Harald Bartholomä und Erik Bärmann.
Für die Einweisung und Unterstützung bei diversen Geräten möchte ich mich bei Klaus Hasis
und Ulrich Matthes bedanken.
Bei Stefanie Kuhl, Nicola Weis und Dr. Stefanie Meisen möchte ich mich für die
unkomplizierte Unterstützung in allen administrativen Angelegenheiten bedanken. Beate
Gloderer danke ich für die Unterstützung bei allen Sicherheitsfragen und die freundliche
Aufnahme in ihr Scale-Up.
Des Weiteren möchte ich mich bei allen meinen Bürokollegen, insbesondere Dr. Katrin
Tschoppe, Dr. Ion Lazar, Dr. Daniel Hofmann und Benjamin Stolz für die angenehme
Arbeitsatmosphäre bedanken.
Für die Durchsicht dieser Arbeit möchte ich mich bei Dr. Hannes Blattmann, Dr. Felix
Kirschvink, Dr. Stanislaus Schmidt, Laura Burk, Jochen Burkard, Alexander Kozur, Timo
Hees, Rainer Schlechtendahl und Kornelia Buchholz bedanken.
Ich möchte mich auch bei allen für die lange andauernde COD Analyse bedanken und der
damit verbundenen Ergebnisliste, welche immer dafür gesorgt hat, dass nie Langweile
aufkam.
Dem ganzen Arbeitskreis möchte ich für die gute Stimmung und das angenehme Arbeitsklima
sowie Hilfestellungen bei jeglichen Fragen danken.
Ich möchte mich außerdem bei meinen Eltern bedanken, durch deren Unterstützung ich es bis
hier geschafft habe.
Der Abschließende und größte Dank gilt Kornelia Buchholz für die dauerhafte Unterstützung
und Geduld, die sie während dieser ganzen Zeit für mich aufgebracht hat und immer noch
aufbringt.
Veröffentlichungen
Publikationen
C. Buffone, J. Coulloux, B. Alonso, M. Schlechtendahl, V. Palermo, A. Zurutuza, T.
Albertin, S. Martin, M. Molina, S. Chikov, R. Muelhaupt: Capillary pressure in
graphene oxide nanoporous membranes for enhanced heat transport in Loop Heat
Pipes for aeronautics, Experimental Thermal and Fluid Science. 2016, 78, 147.
Vorträge
M. Schlechtendahl, L. Burk, F. Beckert, R. Mülhaupt: Olefin block
copolymer/graphene nanocomposites, Graphene Flagship – WP 10 Projekttreffen,
Mainz, Deutschland, 09.10.2014
Posterpräsentationen
M. Schlechtendahl, L. Burk, D. Hofmann, F. Beckert, S. Trenkle, R. Thomann, R.
Mülhaupt: Functionalized graphene as highly versatile carbon nanofiller for SEBS and
SBR composites, Graphene Week 2015, Manchester, Großbritannien, 2015
Berichte
M. Schlechtendahl, F. Beckert, R. Mülhaupt: Funktionalisiertes Graphen für neue
Polymer/Kohlenstoff Verbundwerkstoffe, FMF Report 2014
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung .......................................................................................................................... 1
1.4 Polymere....................................................................................................................... 22
1.4.1 Olefinblockcopolymer als thermoplastisches Elastomer ......................................... 22
1.4.2 Polyamid 12.............................................................................................................. 24
1.4.3 Polystyrol ................................................................................................................. 26
2 Aufgabenstellung ............................................................................................................ 27
1 Einleitung
Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit. Epochen werden nach den Materialien benannt, deren
Entdeckung die Lebensverhältnisse der Menschen nachhaltig änderte. Folgt man dieser
Nomenklatur leben wir heute in der Polymerzeit.[1] Ausgehend von den Entwicklungen des
Celluloids und Bakelits im Jahre 1870 respektive 1907,[2] sowie dem Nobelpreis für Chemie
für die Begründung der Makromolekularen Chemie für Hermann Staudinger im Jahre 1953,[3]
ist die Bedeutung von Polymeren über die letzten Jahrzehnte stetig gewachsen. Wurden 1950
noch weniger als 2 Millionen Tonnen synthetisches Polymer hergestellt, sind es 65 Jahre
später schon über 320 Millionen Tonnen.[4, 5]
Diese exponentielle Entwicklung lässt sich
durch die Vielseitigkeit und die Kosteneffizienz der Polymere sowie den hohen Bedarf der
Gesellschaft erklären.[6, 7]
Polymere sind universell einsetzbare Werkstoffe, die sich für
Alltagsprodukte bis hin zu hochspezialisierten Anwendungen einsetzen lassen. Meist werden
die Polymere dabei mit Additiven versetzt, um die Eigenschaften der Polymere
anwendungsspezifisch anzupassen.[8] Die Verwendung von Nanomaterialien stellt hierbei eine
effektive Möglichkeit dar, weil durch einfache Zugabe eines Füllstoffes die
Materialeigenschaften signifikant verbessert werden können. Im Gegensatz zu
Mikrofüllstoffen, welche einen Anteil von bis zu 70 Gewichtsprozent des Komposits
ausmachen, wird bei der Verwendung von Nanofüllstoffen ein Anteil von nur wenigen
Gewichtsprozent benötigt.[8] Besonders Kohlenstoffmaterialien wurden in den letzten Jahren
intensiv erforscht. Sie können zu simultanen Verstärkungen in vielen Bereichen führen,
darunter mechanische Eigenschaften, Permeabilität, elektrische sowie thermische
[8]
Leitfähigkeit, thermische Stabilität, Lichtbeständigkeit und verminderter Abrieb. Unter den
Kohlenstofffüllstoffen ist wegen seiner herausragenden Eigenschaften besonders Graphen in
den Fokus gerückt.[9] Im folgenden Kapitel werden deshalb die Eigenschaften von Graphen
genauer beleuchtet und die verschiedenen Möglichkeiten der Darstellung von Graphen und
seiner Derivate erläutert.
-1-
Einleitung
1.1 Kohlenstoffnanofüllstoffe
1.1.1 Graphen
Mit der Entdeckung von Graphen durch Geim und Novoselov im Jahre 2004,[10] begann in
vielen Bereichen die Erforschung der grundlegenden Eigenschaften dieses neuen Materials
und die Suche nach potentiellen Anwendungen in vielen Industriezweigen.[11, 12] Der Begriff
Graphen bezeichnet dabei eine einzelne Kohlenstofflage der Graphitstruktur, welche in
Analogie dazu ihrer Natur nach als polycyclischer aromatischer Kohlenwasserstoff quasi in
unendlicher Ausdehnung vorliegt.[13] Die Existenz von Graphen, eine sp2–hybridisierte
Kohlenstofflage, die nur etwa 0,4 Nanometer dick ist, wurde vor ihrer Entdeckung aufgrund
der theoretischen Instabilität für unmöglich gehalten.[9, 14, 15] Wegen der geringen Dicke des
Graphen von unter einem Nanometer wird es als 2D Material bezeichnet (Abbildung 1.1).[9]
Die Monoatomare Schicht sp2-hybridisierter, hexagonal verknüpfter C-Atome ist in der
rechten Abbildung 1.1 zu erkennen.
Abbildung 1.1: Aufnahme einer Graphen Flocke im AFM (links) und TEM (mitte);[9] TEM Aufnahme der
Gitterstruktur eines Few Layer Graphen (rechts).[16]
Durch die Verleihung des Nobelpreises für Physik an die Entdecker im Jahre 2010 für
bahnbrechende Experimente über das 2D-Material Graphen, wuchs das Interesse an Graphen
noch weiter.[17, 18]
Inzwischen wird Graphen für viele Bereiche, wie zum Beispiel Energie,
Elektronik und Polymere, als sehr interessant angesehen und zeigt bereits vielversprechende
Ergebnisse.[11, 19–21] Die einzigartigen Eigenschaften von Graphen bieten sehr viele potentielle
Anwendungsmöglichkeiten, unter anderem Füllstoff und Batterien.[22–24] Graphen verfügt
über einen E.Modul von 1 TPa,[25] eine hohe elektrische Leitfähigkeit,[26] eine thermische
Leitfähigkeit von 5000 Wm−1K−1,[27] eine spezifische Oberfläche von über 3000 m2g−1,[28, 29]
-2-
Einleitung
Die Herstellung von Graphen kann über verschiedene Verfahren erfolgen. Ideales Graphen,
defektfreies und einlagiges, wird hauptsächlich über Chemical Vapour Deposition (CVD)
Verfahren[35, 36] oder epitaktisches Wachstum auf SiC oder Kupfer hergestellt.[37, 38] Es gibt
jedoch viele weitere Syntheseverfahren (Abbildung 1.2).[10, 39–42] Alle diese Verfahren haben
gemeinsam, dass das Graphen aus kleineren Molekülen wie zum Beispiel Methan[43] oder
Ethanol[44] auf einem Substrat hergestellt wird, deshalb werden diese Herstellungsarten als
Bottom-Up-Verfahren bezeichnet.[45] Trotz intensiver Weiterentwicklung der Herstellung sind
die Ausbeuten nicht annähernd ausreichend für den Einsatz in Polymer-
Nanokompositen.[34, 36, 46, 47] Zusätzlich ist durch die aufwendige Herstellung ideales Graphen
zu kostspielig für den Einsatz in fast allen Polymeren. Deswegen wurden weitere Verfahren
zur Herstellung von Graphen erforscht, welche wenige Schritte benötigen und ein Scale Up
der Produktion erlauben und dadurch kosteneffizienter sind.[11, 48, 49] Als Ausgangsstoff dieser
Verfahren wird Graphit, zahlreiche sp2–hybridisierte Kohlenstofflagen, welche über Van-der-
Waals-Kräfte zusammengehalten werden, eingesetzt und zu kleineren Strukturen verarbeitet.
Daher werden diese Methoden als Top-Down-Verfahren bezeichnet. Über Top-Down-
Verfahren hergestelltes Graphen kann funktionelle Gruppen (z.B.: Hydroxyl– und
Carbonylgruppen)[50, 51] und Defekte im sp2-Netzwerk aufweisen und besteht häufig aus nicht
nur einer sp2-hybridisierten Kohlenstofflage.[52] Deshalb wird häufig die Bezeichnung Few-
oder Multilayer Graphene (FLG bzw. MLG) oder funktionelles Graphen (FG) verwendet.
Graphen wird im Folgenden als Überbegriff für alle Materialien verwendet, die aus einer oder
mehrerer sp2-hybridisierten Kohlenstofflagen bestehen, unabhängig von der
Funktionalisierung. Die Top-Down-Verfahren unterscheiden sich teilweise deutlich in der
Qualität des entstanden Graphen in Hinblick auf Partikelgröße, so wie spezifische Oberfläche,
Anzahl der Kohlenstofflagen und Funktionalisierungsart und -grad.[53, 54]
-3-
Einleitung
Abbildung 1.2: Top-Down (oben) und Bottom-Up (unten) Herstellungsverfahren von Graphen und
funktionellem Graphen mit möglichen Edukten .[41, 42, 44, 55–57]
Aufgrund seiner herausragenden Eigenschaften wird Graphen heute, nur 13 Jahre nach seiner
Entdeckung, bereits in vielen Bereichen verwendet und täglich kommen weitere hinzu.[11] Die
Anwendung von Graphen erstreckt sich vom Einsatz in der Freizeitindustrie als Textilien und
Verstärkung in Sportgeräten wie Tennisschläger und Ski,[58] über den Energie- und
Elektronikbereich zum Beispiel in Batterien,[59, 60]
Solarzellen[61] oder Sensorik[62], bis hin
zum Einsatz in Umweltanwendungen.[63] Auch in der Kunststoffindustrie wird Graphen
bereits als Füllstoff zur Verstärkung von Kompositen eingesetzt.[64–66] Jedoch wird hierbei
meist kein ideales Graphen, sondern funktionelles Graphen verwendet.
-4-
Einleitung
Funktionelles Graphen wird meist aus Graphitoxid (GO) durch chemische oder thermische
Reduktion gewonnen. GO wurde erstmal 1859 von Brodie beschrieben.[67] Es kann über
verschieden Syntheserouten ausgehend von Graphit hergestellt werden.[68] Heutzutage wird
jedoch hauptsächlich die von Hummers und Offmann entwickelte Methode zur Herstellung
von GO verwendet.[69] Hierfür wird Graphit in einer Mischung aus konzentriert H2SO4 und
NaNO3 interkaliert und anschließend durch KMnO4 oxidiert. Die Oxidation erfolgt durch das
in-situ gebildete Mn2O7. Der Vorteil gegenüber anderen in der Literatur beschriebenen
Methoden[67, 70] ist, dass Mn2O7 kein Gas ist und sich erst ab 95 °C explosionsartig zersetzen
kann, wodurch die Herstellung vereinfacht wird.[71] GO besteht aus mehreren Lagen Graphen
mit Epoxid-, Hydroxyl- und anderen funktionellen Gruppen und einem Kohlenstoff
Sauerstoff-Verhältnis zwischen 1,5 und 4 (vgl. Abbildung 1.4).[72–75] Da reines GO
thermolabil ist und bereits unter 100 °C einem Abbau unterliegt, welcher sich bei 200 °C
deutlich erhöht,[76] ist reines GO für die Verwendung als Füllstoff nur bedingt geeignet, da
Polymercompounds häufig bei Temperaturen über 200 °C verarbeitet werden. Daher stellt
Graphitoxid keine Alternative zu Graphen für Polymere dar.
-5-
Einleitung
Abbildung 1.5: Schematische Darstellung der Herstellung von funktionellem Graphen aus Graphit über
die Zwischenstufe Graphitoxid.
-6-
Einleitung
Der Herstellungsprozess des Graphitoxides und die Parameter der Reduktion haben dabei
einen erheblichen Einfluss auf die Eigenschaften des entstehenden funktionellen
Graphen.[53, 54, 72] GO wird bereits bei Temperaturen von 200°C reduziert, jedoch verbleiben
bei dieser Temperatur viele funktionellen Gruppen angebunden an das sp2-Netzwerk.[82] Wird
die Reduktionstemperatur erhöht, verringert sich die Konzentration funktioneller Gruppen. Es
bleiben jedoch Defekte im sp2 Netzwerk zurück (Abbildung 1.6).[83] FG liegt durch die
Bereiche idealen Graphens und defektbehafteten Bereiche mit mehreren funktionellen
Gruppen in einer leicht gefalteten Oberflächentopologie vor.[83, 84] Die Reduktionstemperatur
beeinflusst jedoch nicht nur die funktionellen Gruppen, sondern auch die Anzahl der Lagen.
Bei einer Reduktionstemperatur von 300 °C liegt der Druck zwischen den Schichten bei
40 MPa und übersteigt damit deutlich den zur Trennung zweier Schichten benötigten Wert
von 26 MPa. Höhere Temperaturen führen zu einem Anstieg des Drucks zwischen den
Schichten, wodurch diese effektiver delaminiert werden. Somit entsteht FG mit geringen
Lagenzahlen, weniger Defekten und funktionellen Gruppen.[74, 85–87] Die laterale Dimension
von FG hängt dabei von dem eingesetzten Graphit ab und ist kleiner als dies bei idealem
Graphen möglich ist.[36, 84]
Abbildung 1.6: TEM Aufnahme einer Lage reduzierten Graphenoxides. Mit Schemata der intakten
Struktur (links) und möglichen Struktur eines defektbehafteten Bereichs (rechts). Skala 1 nm. [83]
Die Anzahl der Lagen, die funktionellen Gruppen und die Defekte im sp2 Netzwerk führen zu
Veränderungen der Eigenschaften des FG gegenüber idealem Graphen (Tabelle 1.1). So
sinken zum Beispiel die elektrische Leitfähigkeit von ca. 6 × 104 S cm−1 bei idealem Graphen
auf ca. 30 S cm−1 und der Elastizitätsmodul von 1000 GPa auf 250 GPa (Tabelle 1.1). Der
-7-
Einleitung
E.Modul von FG liegt mit 250 GPa allerdings immer noch deutlich über dem Wert von Stahl
(250 GPa) und den meisten Polymeren.[88–90] Die Permeabilität von FG ist gegenüber
defektfreiem Graphen erhöht,[91–93] kleine Defekte haben dabei jedoch nur eine geringe
Auswirkung.[94]
Tabelle 1.1: Eigenschaften von idealem und verschiedenen in der Literatur charakterisierte
funktionalisierte Graphene.[25, 40, 95–99]
Material C:O E.Modul El. BET Produktions-
Verhältnis Leitfähigkeit kosten
Obwohl FG schlechtere Eigenschaften aufweist als ideales Graphen, hat FG einige Vorteile,
welche es für die Anwendung als Füllstoff in Polymernanokompositen interessant macht. Der
größte Vorteil von FG gegenüber idealem Graphen ist die Produktion. Die Verfahren zur
Herstellung von idealem Graphen sind aufwendig und liefern nur geringe Mengen an Produkt.
FG dagegen kann in deutlich größeren Ansätzen produziert werden und dies in einfachen
Verfahren, welche leicht in ein Scale-Up überführt werden können.[36, 72, 100–103] Ein Scale-Up
ist für den Einsatz als Füllstoff von Nanokompositen unumgänglich, da selbst bei geringem
Füllstoffgehalt mehrere Tonnen Füllstoff benötigt würden, um eine Pilotanlage zu
betreiben.[104] So wird Carbon Black als ein Beispiel für viel genutzte Füllstoffe in einem
Maßstab von 650 Millionen Tonne pro Jahr produziert.[105] Ein weiterer Vorteil von FG als
Füllstoff sind die funktionellen Gruppen. Diese senken zwar die physikalischen Eigenschaften
gegenüber idealem Graphen, aber verstärken die Anbindung an das Polymer, zum Beispiel
durch Wasserstoffbrückenbindungen. Zusätzlich kann die faltige Oberfläche von FG sich mit
Polymerketten mechanisch verhaken.[106, 107]
Es ist auch möglich das FG an Polymere zu
binden oder Polymere auf das FG zu pfropfen.[108, 109] Durch diese Anbindungen des FGs an
das Polymer wird die Verstärkungswirkung des FGs deutlich erhöht.[106, 107]
Zusätzlich
erleichtern die funktionellen Gruppen eine Dispergierung des FGs in vielen Lösungsmitteln,
was die weiteren Verarbeitungsschritte vereinfacht.[50, 107]
-8-
Einleitung
Die bisher aufgeführten Effekte rühren alle von den funktionellen Gruppen her, die nach der
Reduktion des GOs zurückbleiben. Es ist jedoch auch möglich, Graphen durch andere
Prozesse zu funktionalisieren. Diese Funktionalisierungen können sehr unterschiedliche
Auswirkungen haben. So kann zum Beispiel eine Phosphorfunktionalisierung zu einer
deutlichen Verstärkung des Flammschutzes führen.[110–112] Ein sehr einfaches und effektives
Verfahren zur Herstellung von funktionalisiertem Graphen ohne Lösungsmittel mit Hilfe von
Kugelmühlen wurde von Jeon et al. entwickelt. Dies führt zu einer eigenen Art des Graphen:
dem mechanochemischen Graphen (MG).[113, 114]
Vor der Entdeckung des Graphen wurden bereits die Eigenschaften von Graphit und dessen
Anwendungsmöglichkeiten als Füllstoff erforscht.[115, 116] Im Zuge dessen wurde bereits in der
Mitte des 20. Jahrhunderts die Auswirkungen von hohen mechanischen Scherkräften in
Mahlvorgängen auf Graphit untersucht.[117, 118] Mit der Entdeckung des Graphen wurde diese
Verarbeitungsmethode von Graphit neu erforscht, mit dem Ziel eine einfache Herstellung von
Graphen in großem Maßstab zu ermöglichen.[113, 114] Verschiedene Ansätze wurden erprobt, in
denen einzelne Schichten des Graphits abgelöst werden sollten. Die verbreitetsten Ansätze
sind die elektrochemische[119, 120]
und die mechanochemische Abspaltung. Die
mechanochemische kann mit und ohne Lösungsmittel durchgeführt werden. Mit
Lösungsmitteln wurde dies von Coleman mit Hilfe einfacher Systeme wie einem Mixer
durchgeführt.[121] Dadurch entsteht sogenanntes Liquid Exfoliated Graphen, welches keine
Funktionalisierung aufweist.[122–125] Herstellung von Liquid Exfoliated Graphen kann durch
zahlreiche Prozesse wie zum Beispiel Jetkavitation,[126] Hochdruckhomogenisator,[127]
Strahlvermahlung[128] oder Rotationsmischer[125, 129]
erfolgen.[130] Alternativ kann zur
Herstellung von mechanochemischen Graphen auch eine Kugelmühle verwendet werden.[125]
Die ersten Experimente wurden dabei ebenfalls mit in Lösungsmitteln dispergiertem Graphit
durchgeführt, da dies eine Agglomeration der abgespalteten Partikel verhindern sollte.[131–134]
Besonders die Anwendung in elektrochemischen Bereichen war hierbei zu Beginn von
Interesse.[135–137] Ein Nachteil von Liquid Exfoliated Graphen stellt die Verwendung von
Lösungsmitteln dar. Im industriellen Maßstab finden Lösungsmittel nur selten Einsatz und
auch im Labormaßstab muss für viele Anwendungen das Lösungsmittel vor der
Weiterverarbeitung entfernt werden. Im Zuge der Graphenwelle rückte die Erforschung der
Mechanismen der Vermahlung von Graphit weiter in den Fokus, da das Interesse an einfachen
Methoden zur Herstellung graphenähnlicher Partikel stetig wuchs.[138] Bei
-9-
Einleitung
werden, dass die Funktionalisierungen gleichmäßig auf dem Graphenpartikel verteilt sind.[109]
Mechanochemisches Graphen und funktionelles Graphen bestehen zwar beide aus wenigen
Lagen, sind einfach in größeren Mengen herzustellen und besitzen funktionelle Gruppen, sie
unterscheiden sich jedoch teilweise deutlich in ihrer Form. Um MG mit wenigen Lagen zu
erhalten, wird eine Mahldauer mehrerer Stunden vorausgesetzt. Der Mahlprozess über eine
längere Dauer führt jedoch nicht nur zur Reduktion der Lagenanzahl der graphitischen
Struktur zu Graphen, sondern reduziert ebenfalls die Partikelgröße des entstehenden MGs.[109,
148, 149]
Abbildung 1.7: SEM Aufnahmen von unter CO2 Atmosphäre in einer Stahlkammer vermahlen Graphits
nach (a) 12 h, (b) 24 h, (c) 36 h, (d) 48 h und (e) 96 h.[109]
In Abbildung 1.7 erkennt man deutlich, dass nach einer Mahldauer von 24 Stunden die
Partikelgröße deutlich abnimmt. Nach 24 h Mahldauer sind noch Partikel mit einem
Durchmesser von über 10 µm vorhanden. Nach 36 h sind fast alle Partikel kleiner als
4 µm.[109] Die Reduktion der Partikelgröße setzt sich mit längerer Mahldauer weiter fort.[150]
Mahldauern von bis zu 1000 h mit Graphit in Kugelmühlen haben gezeigt, dass bereits bei
einer Mahldauer von unter 10 h die Größe der Partikel abnimmt. Die Partikel aber beginnen
zu agglomerieren,[148, 149]dies korreliert mit der Änderung der spezifischen Oberfläche.[148, 150]
Je nach Atmosphäre und Mahlparameter vergrößert sich die spezifische Oberfläche des
Mahlgutes nach einer Mahldauer von etwa 10 h nicht weiter, sondern beginnt zu stagnieren
bevor sie sinkt.[148, 150, 151]
Das in der Literatur bekannte Maximum der spezifischen
Oberfläche von mechanochemischen Graphen liegt bei ca. 600 m²∙g−1.[148] Um größere
Graphenblättchen zu erhalten können Substanzen zugegeben werden, welche die Graphenlage
stabilisieren, so dass die Zerkleinerung der Graphitpartikel hauptsächlich zwischen den Lagen
-11-
Einleitung
erfolgt.[152]
Der größte Vorteil des mechanochemischen Graphen liegt in dem einfachen Scale-Up,
neuartige Verfahren liefern dabei bis zu 500 g∙h−1.[153, 154] Schon zu Beginn der Herstellung
von mechanochemischen Graphen haben Knieke et al. die einfache Skalierbarkeit des
Herstellungsprozesses von mechanochemischen Graphen durch Mahlvorgänge erkannt.[133]
Der Vermahlungsprozess wurde durch gründliche Erforschung der Parameter immer weiter
verbessert, um größere Mengen Graphen zu erhalten.[155, 156] So können bereits mit Geräten im
Labormaßstab Mengen von bis zu 60 g funktionalisiertem mechanochemischen Graphen pro
Ansatz hergestellt werden.[157] Es gibt noch weitere Punkte die für die Darstellung von
Graphen durch mechanochemische Prozesse sprechen, so werden für die Herstellung keine
gesundheitsschädlichen und umweltgefährdenden Stoffe benötigt, wie es bei der Herstellung
von FG über GO der Fall ist. Des Weiteren entfällt die energieintensive Reduktion bei hohen
Temperaturen und die Reaktion muss nicht zwangsläufig unter Schutzgas durchgeführt
werden. All dies führt dazu, dass MG kosteneffizienter als FG hergestellt werden kann. Die
Unterschiede in der Morphologie könnten jedoch zu sehr unterschiedlichen Eigenschaften
dieser zwei Materialien führen.
Zusammenfassend gilt, dass durch die Vermahlung von Graphit sich in einem
kosteneffizienten ein-Schritt Prozess eine große Menge an mechanochemischen Graphen
herstellen lässt, welches mannigfaltig funktionalisierbar ist. Aufgrund der Reduktion der
Partikelgröße ist es in der Literatur jedoch strittig, ob bei dem Mahlverfahren Graphen
entsteht, oder ob es sich um mikronisierten Graphit handelt.[158–160]
-12-
Einleitung
Abbildung 1.8: SEM Aufnahme von natürlichem (links) und synthetischem Graphit (rechts), vor (oben)
und nach dem Mahlen (unten).[170]
Obwohl nach den Entdeckungen von Fulleren, Carbon Nanotubes und Graphen ein großes
Interesse an weiteren kohlenstoffbasierten Füllstoffen besteht,[11] gibt es neben dem
mikronisierten Graphit noch weitere Kohlenstofffüllstoffe, welche nur wenig erforscht sind.
Ein Beispiel hierfür sind die von Carbon Nanotubes (CNT) abgeleiteten Carbon Nanohorns
(CNH).
Nach der Entdeckung der Carbon Nanotubes 1991 von Iijima et al. und der darauffolgenden
intensiven Erforschung der CNTs, wurde 1994 von Ge und Sattler so wie Harris et al.
erstmals kegelförmige Kohlenstoffstrukturen beobachtet (Abbildung 1.9).[181, 182]
Sie
bezeichneten ihre Entdeckung als Fulleren Kegel. Die Bezeichnung Carbon Nanohorn für
diese Strukturen wurde erstmals 1999 verwendet.[183] CNHs bestehen aus sp2-hybridisiertem
Kohlenstoff mit einem Durchmesser von 3 bis 25 nm und einer Länge von 20 bis 150 nm und
laufen kegelförmig auf eine abgerundete, geschlossene Spitze zu (Abbildung 1.9).[181]
-13-
Einleitung
Abbildung 1.9: Erste Aufnahmen von einem (a) bzw. zwei (b) Carbon Nanohorns mit Hilfe eines
Rastertunnelmikroskops,[181] eines Elektronenmikroskops (c)[182] und der daraus abgeleitetet Aufbau der
CNH.[181]
CNHs sind als Füllstoff von Interesse, da sie ohne Katalysator in großen Mengen hergestellt
werden können, ohne das eine abschließende Aufreinigung notwendig ist.[184] Die Herstellung
kann über Bogenentladung,[185] Laserablation[183, 186] oder Joule‘sche Erwärmung erfolgen.[187]
Sie besitzen eine spezifische Oberfläche von bis zu 1300 m² g−1, gute elektrische
Leitfähigkeit[188, 189]
und können vielfältig funktionalisiert werden.[60, 190–192]
Die
Anwendungen reichen von medizinischen Anwendungen wie Wirkstoffträger[193, 194]
und
Biosensoren[195, 196] bis hin zu Brennstoffzellen,[197] Solarzellen[198] und Batterien.[199, 200] Der
Einfluss von CNHs auf Polymere wurde bisher wenig untersucht.[201, 202]
Neben den neuen gründlich erforschten kohlenstoffbasierten Fühlstoffen wie CNT und
Graphen und dessen Derivate wie MG, mikronisierter Graphit und CNH gibt es noch einen
weiteren Füllstoff aus Kohlenstoff, der schon seit langer Zeit verwendet wird, das Carbon
Black.
Schon vor über tausend Jahren wurde Ruß von Menschen als Additiv zur Färbung
verwendet.[203] Aber erst im 16. Jahrhundert wurde durch die Verbrennung von Baumharzen
Ruß mit sehr kleinen Partikelgrößen hergestellt, welcher mit dem heutigen Carbon Black
vergleichbar ist.[204] Carbon Black (CB), auch bekannt als „Industrieruß“, ist eine
Kohlenstoffmodifikation mit hohem Oberflächen zu Volumen Verhältnis. 2015 wurde
-14-
Einleitung
weltweit über 13,2 Mio t CB eingesetzt, Tendenz steigend.[205] 90 % davon gehen in die
Kautschukindustrie, wo Carbon Black bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts als Füllstoff
für Autoreifen verwendet wird.[8] Die Funktion von CB als Füllstoff ist dabei, das Material zu
verstärken und somit den Abrieb zu verringern, wodurch die Lebensdauer signifikant erhöht
wird. Zusätzlich verringert der Einsatz von CB den Rollwiderstand der Reifen und damit auch
den Kraftstoffverbauch.[206] CB verfügt über ein sehr hohes UV-Absorptionsvermögen und
trägt dadurch dazu bei, UV-bedingte Materialalterung zu reduzieren.[207] Neben dem Einsatz
in der Kautschukindustrie wird CB als schwarzes Pigment zum Beispiel in Druckertinte
verwendet. Weitere Anwendungen sind als Füllstoff in Kompositen, um antistatische oder
elektrisch leitfähige Komposite herzustellen.[8, 208, 209]
Eine besondere Gruppe des CB stellt
das leitfähige CB dar, welches schon bei geringem Füllstoffanteil ein Perkolationsnetzwerk
ausbildet und in vielen Nanokompositen Anwendung findet.[210–214] CB mit besonders hoher
Leitfähigkeit wird über den Acetylen Black Prozess hergestellt.[215] Die Herstellung von CB
allgemein erfolgt hauptsächlich über zwei Wege. Zum einen kann CB durch die
unvollständige Verbrennung organischer Verbindungen erzeugt werden. [8] Hierfür werden
inzwischen auch biologische Abfallprodukte als Ausgangsmaterial verwendet, damit die
Herstellung ökologisch und nachhaltiger ist.[216] Zum anderen kann CB durch die thermische
Zersetzung von Kohlenwasserstoffen erzeugt werden. Als Rohstoffe kommen hierbei zum
Beispiel Erdgas, Acetylen und diverse erdölbasierte Kohlenwasserstoffe in Frage.[8] Das
heutzutage verbreitetste Herstellungsverfahren ist das Furnaceruß-Verfahren, durch dieses
werden ca. 95 % des weltweit hergestellten CB produziert. In diesem Verfahren wird CB bei
Temperaturen von bis zu 1900°C aus beispielsweise Erdöl erzeugt. Es kondensieren hierbei
Kohlenstoffe im Laufe des Prozesses aus der Gasphase zu graphitartigen Strukturen, diese
ordnen sich zu sphärischen Primärpartikeln mit einem Durchmesser von 10-80 nm an.
(Abbildung 1.10) Diese Primärpartikel lagern sich zu Aggregaten von etwa einem
Mikrometer Größe zusammen. Die Aggregate bilden aufgrund von van-der-Waals Kräften
Agglomerate aus, mit einem Durchmesser von ca. 10 µm.[217] Diese Agglomerate können in
der Verarbeitung des Kautschuks durch Scherkräfte aufgebrochen werden, die Aggregate
bleiben jedoch stabil.[218]
-15-
Einleitung
Kohlenstofffüllstoffe sind eine sehr vielfältige Gruppe an Materialien. Sie unterscheiden sich
nicht nur deutlich in ihrer Größe, wie zum Beispiel Graphit und CB, sondern auch in ihren
Formen. Diese reichen von Sphären wie CB, über Röhren (CNH), bis hin zu Plättchen mit
einem sehr hohen Aspektverhältnis, wie es bei Graphen vorzufinden ist. Diese Vielfalt wird
durch die Möglichkeit der mannigfaltigen Funktionalisierung noch stark erweitert. Alle
beschriebenen Füllstoffe haben jedoch auch Gemeinsamkeiten. Trotz der deutlichen
Unterschiede in ihrer Größe besitzen sie alle eine relativ hohe spezifische Oberfläche und
elektrische Leitfähigkeit und lassen sich in großem Maßstab herstellen oder besitzen
zumindest das Potential für ein Scale-Up. Diese Eigenschaften machen die Füllstoffe für die
Verwendung in Polymernanokompositen interessant.
1.2 Polymernanokomposite
Polymere besitzen sehr unterschiedliche Eigenschaften, die sich teilweise leicht anpassen
lassen. Einige Eigenschaften lassen sich jedoch wesentlich leichter durch den Einsatz von
Additiven, wie zum Beispiel Weichmachern, Stabilisatoren, Farbstoffen oder Füllstoffen
verändern. Additive erlauben es, das Polymer als Komposit auf die benötigen Anforderungen
zuzuschneiden. Polymerkomposite bestehen dabei aus dem matrixbildenden Polymer und
einer dispersen Phase. Diese kann sowohl aus organischen als auch anorganischen Stoffen
-16-
Einleitung
-17-
Einleitung
Abbildung 1.11: Partikelgeometrie typischer Füllstoffe und deren Aspektverhältnis.[8, 117, 227]
Die größtmögliche Polymer/Füllstoff-Grenzfläche lässt sich jedoch nur erreichen, wenn der
Füllstoff homogen in der Matrix dispergiert ist. In Abbildung 1.12 ist schematisch dargestellt,
wie sich ein Füllstoff in der Matrix verteilen kann. Die Verteilung hängt im Wesentlichen von
der Kompatibilität des Füllstoffes mit der Matrix ab. Ist der Füllstoff inkompatibel mit der
Matrix, erfolgt eine Phasenseperation und es bilden sich eingekapselte Füllstoffdomänen.
Diese können bei Nanokompositen eine Größe von mehreren Mikrometern erreichen und
werden dann als Füllstoffaggregation bezeichnet.[224] Dringen einige Polymerketten in das
Aggregat ein, ohne dieses vollständig aufzubrechen, liegt der Füllstoff interkaliert vor. Wird
das Agreggat vollständig aufgebrochen ist der Füllstoff exfoliert. Der Übergang ist hierbei
fließend. Eine vollständige Exfolierung, also einer homogenen Verteilung einzelner
Füllstoffpartikel in der Matrix, führt zu dem maximalen Verstärkungseffekt, da die
Grenzfläche ihr Maximum erreicht.[224, 225]
Eine gute Wechselwirkung zwischen Matrix und Füllstoff zeigen einen ähnlichen Effekt wie
Vernetzungsstellen, dies hat einen Einfluss auf das Fließverhalten im Festkörper. Das
Abgleiten von Polymerketten wird dadurch eingeschränkt, was zu einer Reduzierung der
Bruchdehnung führen kann, welche häufig mit dem Einsatz von Füllstoffen, die zur
mechanischen Verstärkung beitragen, einhergeht.[228–231] Da der Einsatzbereich vieler
-18-
Einleitung
Polymere, vor allem von Thermoplasten, nur eine geringe Dehnbarkeit voraussetzt, wird das
Absinken der Bruchdehnung toleriert, um andere Eigenschaften wie den E.Modul zu erhöhen.
Bei einigen Kompositen kann jedoch auch der gegenteilige Effekt auftreten, indem der
Füllstoff das Polymernetzwerk erheblich beeinträchtigt und somit eine signifikant geringere
Netzwerkdichte ausgebildet wird, was zu einer Absenkung der Glasübergangstemperatur
führt.[232, 233]
Sind die Füllstoffpartikel sehr klein, haben ein hohes Aspektverhältnis und sind gut
dispergiert, dann ist der Abstand zwischen den Füllstoffpartikeln sehr gering. Wird die
Füllstoffkonzentration unter diesen Vorrausetzungen erhöht, ändert sich die Morphologie von
isolierten Füllstoffdomänen zu co-kontinuierlichen Phasen aus Füllstoff und Polymer. Ist
diese Perkolationsschwelle erreicht, bildet sich bei leitfähigen Füllstoffen ein elektrisches
Perkolationsnetzwerk und somit ein leitendes Polymernanokomposit.[234, 235]
Der benötigte
Partikelabstand für ein elektrisches Perkolationsnetzwerk liegt bei ca. 5 nm.[236] Entscheidend
für ein elektrisches Perkolationsnetzwerk ist daher unter anderem das Aspektverhältnis des
Füllstoffes. Die Menge an benötigtem Füllstoff kann durch ein hohes Aspektverhältnis um ca.
80 % reduziert werden.[237]
Die Geometrie des Füllstoffes ist jedoch nicht nur für die elektrische Leitfähigkeit von
Bedeutung, auch auf die Barriereeigenschaften hat sie einen großen Einfluss. Impermeable
Plättchen ermöglichen durch ihr hohes Fläche-Volumenverhältnis eine massive Reduktion der
Permeation von Polymernanokompositen. Die Reduktion kann durch eine Ausrichtung der
Füllstoffplättchen zusätzlich verstärkt werden.[238] So konnte in PA12-Kompositen die
Gaspermeation durch verschiedene Füllstoffe mit Konzentration von nur 5 wt% um bis zu
48 % reduziert werden.[239, 240]
Unter den Füllstoffen mit Plättchenmorphologie ist neben
Graphen vor allem Silikate wie Montmorillonit auf ihre Auswirkung auf Permeation
-19-
Einleitung
1.3 Mehrlagenkomposite
Komposite werden jedoch nicht immer über den konventionellen Weg des Mischens
hergestellt. In einigen Fällen werden auch mehrere Polymere durch Coextrusion zu einem
Lagenmaterial zusammengeführt, um Mehrlagenkomposite zu erhalten.[6]
Mehrlagenkomposite werden häufig eingesetzt, wenn die Materialien sich entweder nicht
mischen lassen oder die Komponenten als intakte Lage bessere Eigenschaften aufweisen. Die
wohl bekanntesten Mehrlagenkomposite sind Getränkekartons, so genannte „Tetra-Paks“,
welche aus mehreren Schichten Polyethylen und je einer Schicht Aluminium sowie Karton
bestehen.[242] Die einzelnen Schichten in Lagenkompositen erfüllen dabei unterschiedliche
Aufgaben, so ist das Aluminium als Gasbarriere im Komposit enthalten. Dadurch das die
Lage vollständige ausgerichtet werden kann und es keine Lücken gibt, wird die maximale
Wirkung erzielt.[238] Die Barrierewirkung ist von großem wirtschaftlichen Interesse, da sie zur
Reduktion oder Verhinderung von Oxidation und Korrosion beiträgt.[243, 244] Als Vorbild für
viele Mehrlagenkomposite fungiert Perlmutt,[245–248] welches eine Ziegelstein und Mörtel
Stuktur aus Aragonit und organischer Matrix aufweisen.[249] Die hohe mechanische
Belastbarkeit mit einem E.Modul von über 70 GPa führte zu vielen Versuchen dieses Prinzip
-20-
Einleitung
Abbildung 1.13: Schematische Darstellung eines Diffusionsweges durch eine Graphenlage (a), mit einem
typischen L/d Verhältnis von ~1000 und He-Leckmessungen eines GO Films im Vergleich zu PET (b).[92]
-21-
Einleitung
1.4 Polymere
Die Schwierigkeit liegt darin, herauszufinden, in welchen Polymeren die Verwendung von
Graphen und anderen Kohlenstofffüllstoffen positive Effekte hat und einzigartige
Eigenschaftsprofile erzeugt. Im Folgenden werden einige Polymere genauer beschrieben,
welche eine interessante Option darstellen.
Zur Entwicklung von Polymeren mit neuen Eigenschaftsprofilen wird häufig die
Copolymerisation verwendet, bei der aus verschiedenen Monomeren ein Polymer entsteht.
Die Monomere können dabei statistisch, alternierend, gepfropft, als Block oder Stereoblock
vorliegen.[280] Grade bei der am meisten genutzten Polymergruppe, den Polyolefinen, war die
Synthese von Blockcopolymeren in großem Maßstab lange schwierig, da sie nur über lebende
Polymerisationen betrieben wurde.[281–285] Mit der Entwicklung der Synthese von Olefin-
Blockcopolymeren durch Kettenübetragung von Arriola et al. 2005 wurde die Herstellung
von Olefinblockcopolymeren (OBC) wirtschaftlich.[286, 287]
Die so synthetisierten OBCs
zählen zu den thermoplastischen Elastomeren. Der große Vorteil der OBC Synthese nach
Arriola ist, dass die Synthese in einem Reaktor durchgeführt wird. In diesem befinden sich
-22-
Einleitung
neben verschiedenen Monomeren wie zum Beispiel Ethylen und 1-Octen, zwei Katalysatoren
und ein Kettenübertragungsreagenz. Einer der Katalysatoren ist dabei hochselektiv für den
Einbau von Etyhlen der andere copolymerisiert Ethen und Octen. So wird an dem einen
Katalysator eine Polyethylenkette (PE) synthetisiert und an dem anderen Katalysator eine
Poly(ethylen-co-1-Octen)kette. Die Funktion des Kettenübtragungsreagenz ist die
Polymerkette von einem Katalysator an einen anderen zu übertragen. Wird dabei eine
Poly(ethylen-co-1-Octen) an einen Ethylen spezifischen Katalysator angehängt, entsteht ein
Blockcopolymer mit PE- und Poly(ethylen-co-1-Octen)-Blöcken (Abbildung 1.14). Die
Länge der Blöcke kann dabei über die Menge und die Kombination verschiedener
Katalysatoren und Kettenübertragungsreagenzien gesteuert werden, so erhält man anders als
bei der lebenden Polymerisation keine stöchiometrische Verteilung der Blocklängen.[287, 288]
Abbildung 1.14: Schematische Darstellung der Olefinblockcopolymersynthese, bei der die an den zwei
Katalysatoren gebildeten Polymerketten durch ein Kettenübertragungsreagenz zwischen den
Katalysatoren transportiert werden können.
Die Verstärkungswirkung von Graphen in OBC Kompositen wurden bisher nur in Bezug auf
die isothermale Kristallisation untersucht.[291, 292] Dabei zeigte sich mit einer Reduzierung der
Kristallisationsaktivierungsenergie (− 50 kJ∙mol−1), der Kristallitgröße und einer verkürzten
-23-
Einleitung
1.4.2 Polyamid 12
-24-
Einleitung
PA12 besitzt die geringste Amidgruppendichte der gebräuchlichen Polyamide, dies führt zu
einer sehr geringen Wasseraufnahme von nur 1,5 wt% bei Wasserlagerung.[301] Des Weiteren
zeichnet sich PA12 besonders durch seine hohe Zähigkeit, Spannungsrissbeständigkeit und
seine Stabilität gegenüber Fetten und Ölen aus.[219, 302]
Im Automobilbereich kommt PA12
häufig als Kraftstoffleitung zum Einsatz. Aber auch in Elektrotechnik, Maschinenbau, für
Sportartikel und als Verpackungsmaterial wird PA12 verwendet. PA12 ist zum Kontakt mit
Lebensmitteln zugelassen und wird wegen seiner Sperrwirkung gegenüber Sauerstoff in
Verbundfolien eingesetzt.[301] Die Anwendungsgebiete von PA12 werden jedoch durch seine
elektrisch isolierende Wirkung eingeschränkt. Dieses Defizit wird meist durch Zugabe
leitfähiger Kohlenstofffüllstoffe behoben. Es wurden bereits CB, Graphit und Graphen als
Füllstoff für diese antistatischen Komposite verwendet.[239, 303–310]
Aber auch die
mechanischen Eigenschaften lassen sich durch den Einsatz von Kohlenstofffüllstoffen weiter
verbessern, wobei CB bei einem Füllstoffgehalt unter 5 wt% nur einen geringen Effekt
zeigt.[239, 296, 303, 303, 311–315]
Abbildung 1.15: Schematische Darstellung der PA12 Synthese aus Laurinlactam. Zuerst erfolgt die
Ringöffnungspolymerisation (links) und anschließend die Polykondensation (rechts). [301]
In der Literatur wurde der Einfluss von Graphen auf Polyamid 12 in konventionellen
Bulksystemen bereits untersucht.[239, 308, 311–313, 316]
Dabei konnte eine Steigerungen des
E.Modul (+ 58 %) und elektrischen Leitfähigkeit (10−9 S∙cm−1) bei einem Füllstoffgehalt von
2.5 wt% erreicht werden. Diese gingen jedoch mit einem Einbruch der Bruchdehnung
(−97 %) einher.[296]
-25-
Einleitung
In Graphen/PA12 Filmen zeigte sich ein ähnliches Bild mit Steigerungen des E.Modul
(+ 47 %), der Sauerstoffbarrierewirkung (+48 %) und elektrischen Leitfähigkeit (10−9 S∙cm−1)
bei einem Füllstoffgehalt von 2.5 wt%. Diese gingen jedoch ebenfalls mit einem Einbruch der
Bruchdehnung (−86 %) einher.[296]
1.4.3 Polystyrol
Erwähnt wurde Polystyrol (PS) erstmals 1839 von Eduard Simon, der die Substanz jedoch
Styroloxid nannte, da er von einer Oxidation ausging.[317] Erst Hermann Staudinger
postulierte 1920, dass es sich um eine Polymerisation handelt.[318] Das von Simon hergestellte
PS war ataktisch. Isotaktisches PS wurde erstmals 1955 von Natta und Pino hergestellt[319–321]
und syndiotaktisches Polystyrol konnte erst 1985 von Ishihara hergestellt werden.[322, 323]
Polystyrol zählt heute zu den am meisten verwendeten Polymeren. Es wird nicht nur für
Verpackungen, sondern auch im Baugewerbe, für Elektronik und andere Anwendungen
genutzt. Der EU-weite Verbrauch lag dabei 2015 bei etwa 2 Millionen Tonnen.[5] Es kann
radikalisch, anionisch, kationisch und koordinativ polymerisiert werden.[324] Im industriellen
Maßstab wird dabei meist die radikalische Polymerisation verwendet. Bei Polystyrol hat die
Taktizität einen großen Einfluss auf die Eigenschaften und Anwendungen, wie bereits
Hermann Staudinger erkannt hatte.[325] Ataktisches Polystyrol ist das am meisten verwendete
PS. Es wird über anionische oder radikalische Polymerisation hergestellt. Es ist amorph und
findet Anwendung als geschäumtes oder schlagzähmodifiziertes Polymer aber auch in
Copolymeren und Blends. Isotaktisches PS ist spröde und kristallisiert sehr langsam, es ist
dadurch technisch von geringer Bedeutung.[6] Syndiotaktisches PS ist im Vergleich zu
ataktischem relativ neu, es ist hart und steif, kristallisert sehr schnell und hat eine hohe
Temperaturbeständigkeit. Es wird im Vergleich zu ataktischem PS jedoch nur für
Spezialanwendungen eingesetzt und konkurriert aufgrund seiner Wärmebeständigkeit mit
PA.[6, 326]
Polystyrol wurde bereits 2003 als Komposite mit funktionellem Graphen als
Füllstoff untersucht.[327] Graphen/PS Komposite zeigen dabei eine geringe
Perkolationsschwelle (< 1 wt%), eine Leitfähigkeit von bis zu 0.7 S∙cm−1 und eine Reduktion
der Permeation (−25 %).[327–337]
-26-
Aufgabenstellung
2 Aufgabenstellung
Mit der Entdeckung des Graphen von Geim und Novoselov im Jahre 2004 erfuhr die
Erforschung von Nanokompositen mit Kohlenstofffüllstoffen eine neue Dimension.[9, 10]
Graphen als 2D-Kohlenstofflage mit seinen ausgezeichneten Eigenschaften wie zum Beispiel
einem Elastizitätsmodul von 1 TPa, ist ein idealer Füllstoff für Polymere. Die Herstellung
kann dabei über unterschiedliche Verfahren erfolgen, wobei jedes Verfahren ein Produkt
liefert, welches sich in seinem Eigenschaftsprofil drastisch von anderen unterscheidet. Für den
Einsatz in Polymeren hat sich funktionalisiertes Graphen (FG) als der beste Füllstoff
herausgestellt, da es nicht nur in großem Maßstab und kostengünstig herzustellen ist, sondern
auch trotz der Defekte im sp2-Kohlenstoffnetzwerk eine gute Füllstoffqualität
aufweist.[45, 57, 338] Die thermische Reduktion von Graphitoxid ist dabei eine der am häufigsten
verwendeten Verfahren, da es eine einfache Einstellung des Funktionalisierungsgrades
erlaubt, der einen erheblichen Einfluss auf die Anbindung an die Matrix hat.[106, 271]
Mechanochemisches Graphen stammt aus einem weiteren Verfahren, welches vor allem durch
seine einfache Skalierbarkeit und Vielfalt an Funktionalisierungsmöglichkeiten in den Fokus
gerückt ist.[109, 113, 155] Der einfachen Herstellung und Funktionalisierung von Graphen stehen
jedoch Einbußen der Eigenschaften, wie einem Absenken des Elastizitätsmoduls und der
elektrischen Leitfähigkeit gegenüber. Diese sind auf die durch die Anbindung funktioneller
Gruppen auftretenden Defekte im sp2-Kohlenstoffnetzwerk und die Lagenanzahl
zurückzuführen. Dennoch verfügen FGs über ein Eigenschaftsprofil, welches sie für den
Einsatz in Nanokompositen ideal macht. So besitzen sie nicht nur eine hohe elektrische
Leitfähigkeit, enorme Festig- und Steifigkeit sondern auch eine Barrierewirkung gegenüber
Gasen und ein extrem hohes Aspektverhältnis.[339–341] Dies alles macht funktionelles Graphen
zu einem High-Performance Additiv, das es erlaubt die Eigenschaftsprofile von
Polymernanokompositen weitreichend und vielfältig zu verbessern.[163, 231, 234, 239, 316, 342–346]
Die Aufgabenstellung dieser Arbeit war im Rahmen des EU-Projektes „Graphene Flagship“
die exzellenten Eigenschaften, die einzelne ideale Graphenlagen besitzen, auf makroskopische
Materialien zu übertragen. Dazu soll zur Ausnutzung der Eigenschaften Graphen in neuartige
Olefinblocopolymere als thermoplastisches Elastomer, Standardkunststoffe und technische
Thermoplaste eingearbeitet werden, um mögliche Anwendungen in relevanten
Industriezweigen wie Luftfahrt, Automobil und Energie aufzuzeigen. Der Fokus dieser Arbeit
liegt dabei auf der Zunahme der Barrierewirkung und der Erhöhung der elektrischen
-27-
Aufgabenstellung
Leitfähigkeit. Diese zwei Eigenschaften sollen durch die Herstellung von Mehrlagensystemen
in einem größeren Maße erhöht werden, als es durch konventionelle Nanokomposite möglich
ist. Das Vorbild für stabile Mehrlagenkomposite mit einem steifen Füllstoff war das in der
Natur vorkommende Perlmutt. Aus der Gruppe der thermoplastischen Elastomere wurden
Olefinblockcopolymer als Matrix gewählt, da zu dieser neuartigen Polymerklasse noch
wenige Untersuchungen zum Einfluss von Graphen bekannt sind.[292, 293]
Aufgrund des
geringen Wissensstandes soll zunächst die Wirkung von Kohlenstofffüllstoffen im Bulk
untersucht und anschließend Lagenmaterialien hergestellt werden. Zunächst soll dabei der
optimale Füllstoffgrad ermittelt werden und darauf folgend ein Vergleich verschiedener
Kohlenstofffüllstoffe erfolgen. Als zusätzliche Matrices für Mehrlagen wurden Polystyrol und
Polyamid 12 gewählt. Zur Untersuchung der Effekte von Graphen im Bulk- und
Lagenkomposit soll ein Vergleich zwischen unterschiedlichen funktionellen Graphenen
durchgeführt werden. Zur Einordnung der Verstärkungswirkung des Graphen sollen die
Ergebnisse mit industriellen Kohlenstofffüllstoffen wie Carbon Black und Graphit verglichen
werden. Die Graphenlagen sollen durch verschiedene Verarbeitungsmethoden hergestellt
werden, welche ein Scale-Up erlauben und eine gute Anhaftung des Graphen an
Polymerlagen ermöglichen. Die Ziele sind in Abbildung 2.1 zusammengefasst.
Abbildung 2.1: Untersuchte Faktoren und Ziele der Herstellung von kohlenstoffbasierten Bulk- und
Lagenkompositen
-28-
Aufgabenstellung
Graphitoxid (TRGO) ausgehend von Graphit hergestellt werden.[79, 80] Die Graphitoxid (GO)
Synthese soll dabei nach einer an das Hummers-Verfahren angelehnten Methode gewonnen
werden, welche in der Arbeitsgruppe Mülhaupt am Freiburger Materialforschungszentrum
bereits etabliert ist.[69, 72]
Als Reduktionstemperatur sollen 500, 750 und 1000 °C gewählt
werden, wobei 750 °C eine in Vergleichsarbeiten gebräuchliche Reduktionstemperatur
darstellt.[239, 296] Als weiteres Verfahren wurde die mechanochemische Synthese von Graphen
gewählt, da dieses System vergleichbar der TRGO Synthese eine einfache Herstellung großer
Mengen erlaubt und dadurch kostengünstig ist.[113] Die mechanochemische Funktionalisierung
von Graphen (MG) soll in CO2- bzw. N2-Atmosphäre innerhalb der Mahlkammer während
des Mahlvorgangs erfolgen.
Abbildung 2.2: Schematische Übersicht der eingesetzten Füllstoffe, welche zur Herstellung von Bulk- und
Mehrlagenkompositen verwendet werden sollen.
Als Referenz sollen neben verschiedenen industriellen Graphenen auch Carbon Nanhorns,
leitfähiger Carbon Black und Graphit als Referenz untersucht werden (Vgl. Abbildung 2.2).
Die Füllstoffe sollen durch Messung der spezifischen Oberfläche und im Hinblick auf ihren
Funktionalisierungsgrad durch Elementaranalyse untersucht werden. Zusätzlich soll die
Morphologie durch Elektronenmikroskopie ermittelt werden. Anschließend werden die
-29-
Aufgabenstellung
-30-
Aufgabenstellung
Die Formgebung von Polymeren kann auf verschiedene Arten erfolgen. Neben Extrudieren,
Spritzgießen und Schmelzpressen ist die Sprühbeschichtung eine weitere gebräuchliche
Verarbeitungsmethode für Polymere.[348–350] Die Vorteile der Sprühbeschichtung sind vor
allem die einfache Beschichtung großer Oberflächen und das dabei die Beschaffenheit der
Oberfläche nur eine geringe Rolle spielt.[350] Dadurch ist es möglich, Oberflächen
verschiedenster Materialien und Formen mit dünnen Lagen Polymer zu beschichten. Die
Funktionen der Polymere sind dabei vielfältig und reichen von Färbung des Bauteils über
elektrische Isolierung bis hin zu Stabilität und Korrosionsschutz.[350] Dabei ist meist nicht die
hohe mechanische Stabilität die relevante Eigenschaft, sondern die Barrierewirkung,
elektrische Leitfähigkeit und der Korrosionsschutz. Insbesondere der Schutz vor Korrosion
spielt dabei eine große ökonomische Rolle. Korrosion verursacht weltweit Schäden von über
2 Billionen Euro pro Jahr.[351] Deswegen werden Polymere zum Korrosionsschutz verwendet,
welcher durch Graphen verstärkt werden kann.[352] Graphen lässt sich leicht in verschiedenen
Lösungsmitteln dispergieren und anschließend durch Sprühbeschichtung aufbringen.[50]
Bisher werden Graphenlagen hauptsächlich durch Layer-by-Layer-Verfahren
aufgebracht.[353-356] Die Möglichkeit durch Sprühbeschichtung dünne Lagen aufzubringen ist
optimal für die Anwendung von Graphen, da die hohen Herstellungskosten beachten werden
müssen. Der Einsatz von Graphen in Polymerbeschichtungen hat dabei potentielle
Anwendung von Verpackungsapplikationen bis hin zur Luftfahrt.[357–359] Ein Ziel dieser
Arbeit ist es, grundlegende Methoden der Herstellung von Graphen-/Polymerlagenkompositen
durch Sprühbeschichtung und die Auswirkung der Graphenlage auf die mechanischen
Eigenschaften, die Barrierewirkung und elektrische Leitfähigkeit des Komposits zu
untersuchen. Als Füllstoff soll Graphen synthetisiert und mit industriellen
Kohlenstoffmaterialien verglichen werden. Die Herstellung der Mehrlagensysteme soll dabei
durch abwechselndes Sprühen von Polymerlösung und Graphendispersion erfolgen.
-31-
Ergebnisse und Diskussion
-32-
Ergebnisse und Diskussion
Tabelle 3.1: Übersicht über die Elementaranalyse, die spezifische Oberfläche und Leitfähigkeit von bei
500, 750 und 1000 °C reduzierten TRGO und des zur Herstellung verwendeten GOs.
Füllstoff C-Gehalt H-Gehalt O-Gehalt S-Gehalt C:O- BETa σb
Verhältnis
(wt%) (wt%) (wt%) (wt%) (wt%∕wt%) (m2∙g−1) (S∙cm−1)
TRGO -
82.5 0.5 17.0 4.9 390 8.2
500
TRGO
86.1 0.6 12.1 1.2 7.1 410 19.0
750
TRGO
90.9 0.4 6.9 1.8 13.2 500 64.2
1000
a
N2-Physissorptionsmessung zur Oberflächenbestimmung nach Brunauer, Emmett und Teller;
b
spezifische, elektrische Leitfähigkeit von Filmen auf Filter ermittelt durch 4-Punktsmessung;
n.b. = nicht bestimmt;
n.d.= nicht detektierbar.
Die Standardabweichung des Gehaltes von Kohlenstoff (±0.50 %), Wasserstoff (±0.05 %),
Sauerstoff (±0.99 %) und Schwefel (±0.45 %) der verschiedenen Chargen belegen, dass es
sich bei der TRGO Synthese um ein reproduzierbares Herstellungsverfahren handelt. Bei der
Reduktion von GO zu TRGO bei 750 °C ist ein Gewichtsverlust von 50 wt% zu beobachten,
bei gleichzeitiger starker Volumenzunahme wie in Abbildung 3.1 illustriert ist.
-33-
Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3.1: Aufnahmen von GO und TRGO 750, die die Volumenzunahme durch die thermische
Exfolierung verdeutlichen. Die SEM Aufnahmen zeigen die Aufweitung der Kohlenstofflagen. [360, 361]
Anhand des C:O-Verhältnisses sieht man deutlich, dass durch eine Erhöhung der
Reduktionstemperatur der Sauerstoffgehalt und damit auch die Anzahl der funktionellen
Gruppen abnehmen. Das C:O-Verhältnis nimmt bei einer Erhöhung der Reduktionstemperatur
von 500 auf 1000 °C um mehr als das 2.5-fache zu. Jedoch ist das C:O-Verhältnis bereits
durch die Reduktion bei 500 °C um das 4-fache gestiegen. Die Reduktion der funktionellen
Gruppe und Defekte hat einen deutlichen Einfluss auf die elektrische Leitfähigkeit. Diese
steigt von 8.2 S∙cm−1 bei TRGO 500 auf 64.2 S∙cm−1 bei TRGO 1000. Dies ist auf mehr
defektfreie Bereiche des TRGO Plättchens zurückzuführen.
Gleichzeitig steigt die spezifische Oberfläche von 390 m2∙g−1 bei TRGO 500 auf 506 m2∙g−1
bei TRGO 1000. Dies zeigt an, dass die Reduktion des GO zu einer Exfolierung der Schichten
führt. Dabei werden die Schichten auseinandergesprengt und gleichzeitig die aromatische
Anordnung der Schichten teilweise wiederhergestellt (s. Kapitel 1.1.1.). Der erhöhte
Exfolierungsgrad korreliert mit den Beobachtungen, die durch SEM-Aufnahmen gemacht
werden konnten. In der linken Aufnahme von Abbildung 3.2 ist TRGO 500 zu sehen, bei dem
die Graphitstruktur zu einem großen Teil noch intakt ist. Lediglich im oberen rechten Bereich
ist die für FG typische gefaltete Oberflächentopologie zu erkennen, welche von
Gómez-Navarro und Erickson durch AFM-Untersuchungen nachgewiesen wurden.[83, 84]
In
der mittleren Aufnahme von Abbildung 3.2 ist in der Bildmitte deutlich die gefaltet Struktur
zu sehen, die bei einer Reduktionstemperatur von 750 °C entsteht. Lediglich in der oberen
linken Ecke und am rechten Rand sind graphitartige Strukturen zu erkennen. Wird die
Reduktion von GO bei 1000 °C durchgeführt. liegt fast ausschließlich FG in der gewellten
Oberflächentopologie vor, wie in der rechten Aufnahme von Abbildung 3.2 zu sehen ist.
-34-
Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3.2: SEM Aufnahmen von pulverförmigen TRGO 500 (a), TRGO 750 (b) und TRGO 1000 (c).
Bei der Zugrundelegung der berechneten theoretischen spezifischen Oberfläche von idealem
Graphen von 2630 m2∙g−1ergibt sich eine mittlere Schichtanzahl von 6.7 bzw. 5.2 bei TRGO
500 respektive TRGO 1000.[20] Die Aufnahmen zeigen jedoch deutlich, dass es sich bei den
vorliegenden Füllstoffen um ein Produktgemisch handelt, in dem neben gut- bis
vollexfoliertem TRGO auch mehrlagige Stapel vorliegen.
-35-
Ergebnisse und Diskussion
Durch einen maßgefertigten Deckel war es möglich die Kammer zu evakuieren und
Gas-Atmosphären aufzupressen. Die Gasatmosphäre, die während des Mahlvorgangs in der
Kammer herrscht, hat Einfluss auf die Funktionalisierung des MG. Unter CO2 vermahlenes
Graphit hat nach dem Mahlen mit 9.5 wt% zwar einen ähnlichen Sauerstoffgehalt wie unter
Stickstoff vermahlenes (9.7 wt%), dieses MG weißt jedoch zusätzlich 5.7 wt% Stickstoff auf
(vgl. Tabelle 3.2).
Tabelle 3.2: Übersicht über die Elementaranalyse, die spezifische Oberfläche und Leitfähigkeit des
verwendeten mechanochemischen Graphen
Füllstoff C-Gehalt H-Gehalt O-Gehalt N-Gehalt C:O- BETa σb
Verhältnis
(wt%) (wt%) (wt%) (wt%) (wt%∕wt%) (m2∙g−1) (S∙cm−1)
Die spezifischen Oberflächen liegen mit ca. 450 m²∙g−1 beide im Bereich von TRGO 750
(410 m²∙g−1), MG hat jedoch eine deutlich andere Morphologie als dieses. Liegt bei MG
mehrheitlich eine sphäroidische Partikelform vor, ist diese bei TRGO plättchenartig
(s. Abbildung 3.4.). Die MG Partikel haben eine homogene Größenverteilung mit einem
-36-
Ergebnisse und Diskussion
mittleren Durchmesser von unter 1 µm. Es bilden sich jedoch Agglomerate von mehreren
Mikrometern Größe (vgl. Abbildung 3.4). In den SEM Aufnahmen in Abbildung 3.4 sind die
Unterschiede der Morphologie von MG-N2 (links) und MG-CO2 (Mitte) im Vergleich zu
TRGO (rechts) deutlich zu erkennen. Die Leitfähigkeit ist bei den MGs im Vergleich zu
TRGO sehr gering und liegt unter 5 S∙cm−1, wobei MG-N2 eine 70 % höhere Leitfähigkeit
aufweist als MG-CO2.
Abbildung 3.4: SEM Aufnahmen von MG-CO2 (a, d), MG N2 (b, e) und TRGO (c, f) bei denen der
Unterschied in der Morphologie von MG (sphäroid) zu TRGO (plättchenartig) deutlich zu sehen ist.
Tabelle 3.3: Übersicht über die Elementaranalyse, die spezifische Oberfläche und Leitfähigkeit der
verwendeten Mehr- und Weniglagengraphenen.
Füllstoff C-Gehalt H-Gehalt O-Gehalt C:O- BETa σb
Verhältnis
(wt%) (wt%) (wt%) (wt%∕wt%) (m2∙g−1) (S∙cm−1)
Abbildung 3.5: SEM Aufnahmen von FLG 20 (a, b), FLG 23 (c, d), FLG 27 (e, f) und MLG 350 (g, h) in
denen die gefaltete Topologie der Füllstoffe zu erkennen ist.
Trotz der teilweise deutlichen Unterschiede zwischen MLG 350, FLG und TRGO zeigen die
SEM Aufnahmen in Abbildung 3.5 eine dem TRGO ähnliche plättchenartige Struktur und
unterscheiden sich damit deutlich vom MG (vgl. Abbildung 3.4). Als zusätzliche
Kohlenstofffüllstoffe wurden Carbon Black (CB) von Orion Engineered Carbon, sowie
Carbon Nanohorn (CNH) der TIE GmbH verwendet, um die Auswirkung industrieller
Füllstoffe ohne plättchenartige Morphologie und Funktionalisierung als Vergleich
heranziehen zu können. In Abbildung 3.6 und Tabelle 3.4 ist zu erkennen, dass sich die
Strukturen dieser Füllstoffe von TRGO, MLG 350 und den FLGs unterscheiden. CNH weisen
ein konische (s. Abbildung 3.6 a) und CB eine sphärische Struktur auf (s. Abbildung 3.6 b),
welche sich jeweils zu größeren Aggregaten zusammenlagern. µG besitzt zwar eine
plättchenartige Morphologie wie in Abbildung 3.6 c zu erkennen ist, hat jedoch keine
relevante Funktionalisierung mit einem Kohlenstoffgehalt von 96.7 wt% und eine sehr
-38-
Ergebnisse und Diskussion
geringe spezifische Oberfläche (30 m2∙g−1) und kann somit Rückschlüsse auf den Effekt der
Funktionalisierung geben.
Tabelle 3.4: Übersicht über die Elementaranalyse, die spezifische Oberfläche und Leitfähigkeit der
verwendeten Carbon Nanohorn, so wie Carbon Black und mikronisiertem Graphit.
Füllstoff C-Gehalt H-Gehalt O-Gehalt C:O- BETa σb
Verhältnis
(wt%) (wt%) (wt%) (wt%∕wt%) (m2∙g−1) (S∙cm−1)
Carbon Black, CNH und µG besitzen zwar eine sehr unterschiedliche Morphologie, allerdings
haben sie mit 92.7 bis 96.7 wt% Kohlenstoff und 3.1 bis 6.1 wt% Sauerstoff eine sehr
ähnliche elementare Zusammensetzung und nur eine marginale Funktionalisierung. Die
Leitfähigkeit ist bei allen drei Füllstoffen gering (0.4 bis 4.2 S∙cm−1) und liegt im Bereich der
MGs. Die Füllstoffe unterscheiden sich aber sehr deutlich in ihrer spezifischen Oberfläche,
welche bei µG mit 30 m2∙g−1 kleiner ist als bei allen anderen verwendeten Füllstoffen und
weniger als 15 % von TRGO 750 beträgt. CB hat ebenfalls eine deutlich geringere spezifische
Oberfläche (115 m2∙g−1) als die synthetisierten (>390 m2∙g−1) und industriellen (>215 m2∙g−1)
Graphene. Die CNH dagegen liegen 250 m2∙g−1 im Bereich der FLGs (215 bis 270 m2∙g−1)
(s. Tabelle 3.3).
Abbildung 3.6: SEM Aufnahmen von CNH (a), CB (b), µG (c), in denen die Agglomeration von CB und
CNH zu Aggregaten zu erkennen ist.
-39-
Ergebnisse und Diskussion
3.1.4 Fazit
-40-
Ergebnisse und Diskussion
-41-
Ergebnisse und Diskussion
Schmelzpunkta °C 118
Glasübergangstemperatura °C −65
𝐸𝑡ℎ𝑒𝑛 b 𝑚𝑜𝑙% 8
1−𝑂𝑐𝑡𝑒𝑛 𝑚𝑜𝑙% 1
Mwc kg∙mol−1 183
PDIc - 2.9
Härte - Shore A - 54
a
technisches Datenblatt Infuse™ 9077, MFI nach ASTM D1238 und Zug-Dehnungs-Eigenschaften nach ASTM D638
bestimmt;
b
mittels 13C HT-NMR bestimmt;
c
mittels HT-GPC-Messung in TCB bestimmt.
-42-
Ergebnisse und Diskussion
Das in dieser Arbeit verwendete OBC ist ein Ethen-1-Octen-Blockcopolymer mit einem durch
8
NMR ermittelten Ethen/1-Octen Mol.-% Verhältnis von und besitzt damit achtmal mehr
1
Ethen als Octen. Durch Mikrophasenseparation sind die harten PE-reichen Domänen deutlich
im AFM als helle Bereiche zu erkennen (Abbildung 3.7). Dabei besitzt es einen
Schmelzpunkt von 118 °C und eine Glasübergangstemperatur von -65 °C bei einer
gewichtsmittleren Molmasse (Mw) von 183 kg∙mol−1 (s. Tabelle 3.5). Die
Verstärkungswirkung von Kohlenstofffüllstoffen in OBC Kompositen wurde bisher fast
ausschließlich mit Carbon Nanotubes untersucht.[291, 294, 363]
Die Wirkung der Einarbeitung
von Graphen in OBC Komposite wurde dagegen lediglich 2015 von Wu et al. in Bezug auf
die Kristallisation untersucht.[291] Es zeigte sich eine Reduzierung der
Kristallisationsaktivierungsenergie (− 50 kJ∙mol−1), eine verkürzten Kristallisationszeit sowie
eine Reduktion der Kristallitgröße durch Inkooperation von Graphen Füllstoffen.
Untersuchungen der Auswirkung von Graphen auf die mechanischen Eigenschaften,
Permeation und elektrische Leitfähigkeit sind in der Literatur dagegen nicht bekannt. In den
folgenden Abschnitten wurde daher zum einen die optimale Füllstoffkonzentration bestimmt
und zum anderen die Verstärkungswirkung auf Mechanik, elektrische Leitfähigkeit und
Barrierewirkung der verschiedenen Füllstoffe bei der zuvor bestimmten Konzentration
verglichen.
Abbildung 3.7: AFM Aufnahme des OBC im DMT Modul Modus. Die harten PE reichen Domänen sind
deutlich als helle Bereich zu erkennen.
-43-
Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3.8: TEM Aufnahmen von TRGO 750/OBC Nanokompositen mit 2.5-20 wt% (a-g) und AFM
Aufnahme von 2.5 wt% TRGO/OBC (h).
-44-
Ergebnisse und Diskussion
Die AFM Aufnahme (h) zeigt bei einer geringeren Vergrößerung beispielhaft für 2.5 wt%
TRGO 750, dass der Füllstoff, in der Aufnahme als helle Bereiche erkennbar, homogen in der
Matrix verteilt ist und sich keine Agglomerate bilden.
Tabelle 3.6: Spannung bei 100 % Dehnung, maximale Zugfestigkeit, Bruchdehnung und Shore Härte der
Nanokomposite bei verschiedenen TRGO 750 Gehalten.
Die Mechanik wurde durch Zugmessung in Anlehnung an DIN EN ISO 527 und DIN 53504 bestimmt;
a
Spannung bei 100 % Dehnung;
b
maximale Zugfestigkeit;
c
Bruchdehnung;
d
Glasübergangstemperatur ermittelt durch Maximum des Verlustmoduls bei DMA, bei einer Frequenz von 1 Hz, 1 %
Deformation und einer Heizrate von 2K∙min−1.
Bei den in Tabelle 3.6 aufgeführten Werten ist ein Anstieg der Spannung bei 100 % Dehnung
-45-
Ergebnisse und Diskussion
von 2.9 MPa bei reinem OBC zu 4.3 MPa bei 20 wt% TRGO 750 zu erkennen. Dies
entspricht einer Steigerung von über 49 % und ist auf die hohe homogene Verteilung, gute
Anbindung an die Matrix und Steifigkeit des Füllstoffes zurückzuführen. Bis zu einem
Füllstoffgehalt von 7.5 wt% ist eine Erhöhung der Zugfestigkeit zu erkennen, das Maximum
liegt dabei bei 2.5 wt%. Bei 20 wt% sinkt die Zugfestigkeit unter die des reinen OBC (−5 %).
Eine Absenkung kann auf die Bildung lokaler Aggregate zurückzuführen sein, welche sich bei
einem hohen Füllstoffanteil bilden können.[365] Die Bruchdehnung verhält sich ähnlich der
Zugfestigkeit, sie steigt sogar bei 2.5 und 5 wt% um über 10 % an auf 540 %. Erst bei
7.5 wt% TRGO 750 sinkt die Bruchdehnung auf das Niveau von reinem OBC ab. Bei 20 wt%
TRGO 750 beträgt die Bruchdehnung mit 190 % nur noch 40 % des Ausgangswertes. Der
Einbruch der Bruchdehnung ist ein bekannter Effekt bei der Einarbeitung von steifen
Füllstoffen, welche zu einer geringeren Elastizität führen. Ein Anstieg der Bruchdehnung
durch Einarbeiten von Graphen kann durch die Übertagung der Spannung auf den Füllstoff
erfolgen. Wenn der Füllstoff bei geringem Gewichtsanteil keinen negativen Effekt auf die
Integrität der Matrix hat, kann dies zu einer Erhöhung der Bruchdehnung führen. Die Werte
sind grafisch in Abbildung 3.9 veranschaulicht. Zusätzlich zu Zugversuchen wurden zur
Bestimmung der Glasübergangstemperatur (Tg) dynamisch mechanische Analysen (DMA)
durchgeführt. Der Tg wurde nach DIN 53545 durch das Maximum des Verlustmoduls
bestimmt. Das Maximum entsteht, da für die Steigerung der Kettenbeweglichkeit Energie
benötigt wird, welche nicht zurückgewonnen werden kann, was auch in dem Wendepunkt des
Speichermoduls zu erkennen ist, dieser liegt wenige Grad unter dem Maximum.[366] Das
Maximum korreliert mit der durch DSC ermittelten Glasübergangstemperaturen.[367] Die
gemessenen Werte liegen zwischen −57 (20 wt% TRGO 750) und −59 °C (2.5 wt%
TRGO 750) und zeigen damit keinen Unterschied innerhalb der Messtoleranz. Zusätzlich
wurde die Shore A Härte nach DIN EN ISO 7619-1 bestimmt, welche einen deutlichen
Anstieg mit zunehmendem Füllstoffgehalt aufweist. Dies korreliert mit der Zunahme der
Spannung bei 100 % Dehnung und ist durch die hohe Steifigkeit des Füllstoffes zu erklären.
-46-
Ergebnisse und Diskussion
OBC
120
100
80
60
40
Abbildung 3.9: Relative Änderungen der Spannung bei 100 % Dehnung, der maximalen Zugfestigkeit
und der Bruchdehnung von TRGO 750/OBC Nanokompositen bei verschiedenen Füllstoffgehalten.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass der Füllstoff an die Matrix angebunden ist und der hohe
E.Modul und die hohe Steifigkeit des Füllstoffes auf die Matrix übertragen werden. Dadurch
wird mehr Energie zur Verformung benötigt, das Material aber weniger elastisch. Daher wird
das Material bei einem hohen Füllstoffgehalt spröde. Da das verwendete OBC ein Elastomer
ist und in Bereichen zur Anwendung kommt, bei denen eine hohe Elastizität relevant ist,
stellen die Komposite mit einer reduzierten Bruchdehnung keine Alternative dar. Bei
geringem Füllstoffgehalt (2.5 & 5 wt%) überwiegt dagegen die Elastizität der Matrix, was
durch eine homogene Verteilung des Füllstoffes unterstützt wird. Die zusätzliche
Kraftübertragung auf den Füllstoff führt zu einer höheren Bruchdehnung. Das beste
mechanische Eigenschaftsprofil ist folglich bei 2.5 und 5 wt% TRGO 750 zu beobachten, mit
-47-
Ergebnisse und Diskussion
einer erhöhten Bruchdehnung (+12 %), erhöhter Spannung bei 100% Dehnung (+10 %) und
einer ebenfalls erhöhten maximalen Zugfestigkeit (+24 %). Da die Eigenschaften dieser zwei
Komposite sich kaum unterscheiden und die Füllstoffsynthese sowohl zeit- als auch
kostenintensiv ist, stellt das Komposit mit 2.5 wt% die zu bevorzugende Alternative dar.
𝐴
ρ𝑒𝑙 = R ∙ Formel 3.1
𝑙
1
σ= Formel 3.2
ρ
Mit 15 wt% TRGO 750 konnte eine spezifische elektrische Leitfähigkeit von 3.7 × 10-8 und
für einen Füllstoffgehalt von 20 wt% 2.4 × 10-6 S∙cm−1 ermittelt werden. Damit ist die
Leitfähigkeit von OBC deutlich geringer als zum Beispiel von PS und PA12, bei welchen
schon bei einem Füllstoffgehalt von 2.5 wt% eine elektrische Leitfähigkeit in der
Größenordnung 10−9 S∙cm−1 nachgewiesen werden kann.[296, 369]
Für Füllstoffgehalte unter
15 wt% TRGO 750 lag der Widerstand außerhalb des Messbereiches (s. Tabelle 3.7) und ist
somit geringer als 10-10 S∙cm−1. Dies spricht für eine stark isolierende Wirkung des OBC und
eine gute Anlagerung an den Füllstoff. Eine vollständige Anlagerung der Matrix an den
Füllstoff, kann die Ausbildung eines Perkolationsnetzwerkes durch den Füllstoff verhindern.
Zusätzlich wurde der Einfluss der Füllstoffe auf die Nukleierung des Polymers mittels
Dynamischer Differenz-Kalometrie (DSC) untersucht. Die Glasübergangstemperatur sowie
die Enthalpien wurden an der zweiten Aufheiz- und Abkühlkurve bestimmt. Die
Schmelztemperaturen (Tm) und Kristallisationstemperaturen (Tc) wurden an Hand der
Maxima dieser Kurven ermittelt. In der Literatur wird ein Einfluss von Graphen auf die
Kristallisation von OBCs beschrieben.[291] Dabei wurde eine signifikante
Nukleierungswirkung von Graphen nachgewiesen, was jedoch auch zu geringen
Kristallgrößen führte. Ein Einfluss der Füllstoffe konnte im Zuge dieser Arbeit bestätigt
werden. Durch DSC wurden die Glasübergangstemperatur, Schmelz- und
-48-
Ergebnisse und Diskussion
Tabelle 3.7: Schmelz- und Kristallisationseigenschaften und spezifische elektrische Leitfähigkeit der
TRGO 750/OBC Nanokomposite bei unterschiedlichen Füllstoffgehalten.
Der Nukleierungseffekt des Füllstoffes wird durch die Abnahme der Kristallisations- und
Schmelzenthalpie sowie Schmelztemperatur ab 10 wt% Füllstoffgehalt deutlich. Die
Messwerte der Komposite mit einem Füllstoffgehalt von unter 10 wt% liegen innerhalb des
Fehlerbereiches. Die Abnahme der Kristallisations- und Schmelzenthalpie sowie
Schmelztemperatur steigt mit höherem Füllstoffgehalt. Die Kristallisationstemperatur liegt für
alle Komposite über dem Wert des reinen OBC, sinkt jedoch von 106 °C bei 2.5 wt% auf
101 °C bei 20 wt% ab. Dies kann durch eine Behinderung der Kristallisation durch einen zu
hohen Füllstoffgehalt erfolgen. Der Tg, welcher durch DSC ermittelt wurde, ist im Vergleich
zu dem durch DMA ermittelten um 6 °C tiefer, und korreliert damit mit dem Wendepunkt des
Speichermoduls aus der DMA Messung, welcher ebenfalls häufig zur Bestimmung des Tg
herangezogen wird.[370, 371] In beiden Messungen zeigt sich kein Einfluss des Füllstoffes auf
die Glasübergangstemperatur. Eine Zunahme der Kristallinität kann neben einer erhöhten
Steifigkeit auch zu einer erhöhten Barrierewirkung führen, da die kristallinen Bereiche als
impermeable betrachtet werden können.[238]
-49-
Ergebnisse und Diskussion
3.2.1.4 Barrierewirkung
Die Barrierewirkung von Graphen im Allgemeinen und TRGO im Speziellen ist in der
Literatur bekannt.[31, 239, 296] Daher wurden die Komposite auf ihrer Sauerstoffbarrierewirkung
untersucht und der Einfluss des Füllstoffgehaltes der Komposite auf die Barrierewirkung
ausgewertet. Die Dicke der Probenkörper betrug dabei einheitlich 0.62 ± 0.01 mm.
Tabelle 3.8: Sauerstoffpermeabilität der TRGO 750/OBC Nanokomposite errechnet aus der
Gastransmissionsrate von 0,6 mm dicken Probenkörpern, Änderung der Permeabilität und Änderung pro
Füllstoffgehalt.
Änderung Ä𝐧𝐝𝐞𝐫𝐮𝐧𝐠 𝐝𝐞𝐫
Füllstoffgehalt O2-Permeabilität
O2-Permeabilität [ 𝐏𝐞𝐫𝐦𝐞𝐚𝐛𝐢𝐥𝐢𝐭ä𝐭 ]
𝐅ü𝐥𝐥𝐬𝐭𝐨𝐟𝐟𝐠𝐞𝐡𝐚𝐥𝐭
%
[wt%] [cm4∙m−2∙d−1∙bar−1] [%] [
𝐰𝐭%
]
0 168.9 ± 0.3 - -
Zur Bestimmung der Permeation wurde die Gastransmissionsrate ermittelt und unter
Berücksichtigung der Probendicke die Permeation errechnet. Bereits eine Zugabe von
2.5 wt% TRGO 750 führt zu einer erheblichen Reduktion der O2-Permeabilität (−33 %). Eine
weitere Steigerung des Füllstoffgehaltes geht mit der fortschreitenden Reduktion der
O2-Permeabilität einher. Bei 20 wt% beträgt diese nur noch 24% des reinen OBCs (s. Tabelle
3.8). Die einheitliche Abnahme wird in Abbildung 3.10 deutlich. Insbesondere die starke
Reduktion der Permeation mit nur 2.5 wt TRGO 750 (−33 %) wird ersichtlich, die zusätzliche
Reduktion bei 5 wt% beträgt dagegen nur 8 %. Die deutliche Reduktion mit einem so
geringen Füllstoffgehalt lässt sich durch die kumulative Wirkung der erhöhten Kristallisation
und der Impermeabilität des Graphen erklären. Zwar ist die Reduktion der Permeation bei 20
wt% Füllstoff höher als bei 2.5 wt%, errechnet man jedoch die Reduktion der Permeation pro
eingesetztem Gewichtsprozent Füllstoff, zeigt sich, dass bei einer geringeren
-50-
Ergebnisse und Diskussion
80
60
40
20
Permeation
Abbildung 3.10: Relative Änderungen der Sauerstoffpermeation von TRGO 750/OBC Nanokompositen
bei verschiedenen Füllstoffgehalten.
Die Reduktion der Sauerstoffpermeation liegt damit unter dem Wert vergleichbarer SEBS
Nanokomposite, welche eine Reduktion von 79 % bei 7.5 wt% TRGO 750 aufweisen.[296]
3.2.1.5 Fazit
Der Vergleich der Verstärkungswirkung von TRGO 750 bei Füllstoffgehalten von 2.5 bis
20 wt% zeigte, dass bei einer geringen Konzentration von 2.5 wt% erhebliche
Verbesserungen aller Eigenschaften des Materials herbeigeführt werden konnten
(s. Abbildung 3.11). Bei einer weiteren Steigerung der Füllstoffkonzentration reduziert sich
entweder das Verhältnis von Eigenschaftsverbesserung zu Füllstoffgehalt deutlich, wie
anhand der Permeation zu erkennen ist, oder der Füllstoff hat, wie bei der Bruchdehnung,
sogar einen negativen Effekt auf die Materialeigenschaft. Somit zeigt ein Füllstoffgehalt von
2.5 wt% eine Verbesserung aller Eigenschaften. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurden im
Folgenden verschiedene Kohlenstofffüllstoff/OBC Komposite mit einem Füllstoffgehalt von
2.5 wt% hergestellt und charakterisiert.
-51-
Ergebnisse und Diskussion
450
300
O2-Permeation 120 F100
140
[cm4 m-2 d -1 bar-1] 160 150 [MPa]
180 3.2
3.0
2.8
52
4.8
54
5.2
56
5.6
58
6.0
Härte - Shore A Zugfestigkeit
[MPa]
Abbildung 3.11: Eigenschaftsprofil des TRGO 750/OBC Nanokomposits des Füllstoffgehaltes mit der
größten Verstärkungswirkung.
-52-
Ergebnisse und Diskussion
Der Einfluss von Morphologie und Funktionalisierung von Kohlenstofffüllstoffen auf OBCs
sollte untersucht werden. Dafür wurden verschiedene selbst synthetisierte Füllstoffe mit
industriellen Füllstoffen unterschiedlicher Morphologie und Funktionalisierung auf das
Polymer aufgezogen, in einem Zweischneckencompounder homogenisiert und zu Prüfkörpern
spritzgegossen. Aufgrund der Ergebnisse der Untersuchung der verschiedenen
Füllstoffkonzentrationen (Kapitel 3.2.1), welche die beste Verstärkungswirkung bei 2.5 wt%
aufwiesen, wurde der Effekt verschiedener Füllstoffe bei einem Füllstoffgehalt von 2.5 wt%
untersucht.
-53-
Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3.12: TEM Aufnahmen der Nanokomposite. Die homogene Verteilung ist bei den Füllstoffen
TRGO 500 (a), TRGO 750 (b). TRGO 1000 (c), FLG 20 (d), FLG 23 (e), FLG 27 (f), MLG 350 (g),
MG- CO2 (h) sowie µG (j), CB (k) ersichtlich. Bei MG-N2 (i) und CNH (l) ist dagegen eine deutliche
Agglomeration zu erkennen. Bei TRGO 750 (b) ist zudem eine durch Spritzguss induzierte Ausrichtung
des Füllstoffes zu erkennen.
-54-
Ergebnisse und Diskussion
Um eine homogene Dispergierung in der kompletten Matrix sicherzustellen und auf eine
Ausrichtung des Füllstoffes zu untersuchen, wurden SEM Aufnahmen der plättchenartigen
Füllstoffe sowie von CB angefertigt. Die Dispergierung ist in Abbildung 3.13 exemplarisch
anhand TRGO 1000 (a), FLG 20 (b), MLG 350 (c), µG (d) und CB (e) dargestellt. Eine
homogene Verteilung lässt auf Kompatibilität des Füllstoffes mit der Matrix schließen und
führt zu einheitlichen Eigenschaften des Komposits. Bei der Aufnahme des FLG 20/OBC
Komposits (Abbildung 3.13 b) sind größere Füllstoffdomänen (helle Bereiche) zu erkennen,
diese stellen jedoch kein Agglomerat dar, sondern sind große Füllstoffpartikel, da der
Füllstoff eine sehr breite Patrikelgrößenverteilung aufweist.
Abbildung 3.13: SEM Aufnahmen von Kohlenstoff/OBC Nanokompositen. Mit TRGO 1000 (a),
FLG 20 (b), MLG 350 (c), µG (d) und CB (e). Die Streifen in den Aufnahmen c, d und e entstehen durch
die geringe Steifigkeit des Komposits bei tiefen Temperaturen, wodurch kein grader Schnitt möglich ist.
Die Aufnahme von CB wurde aufgrund der geringen Partikelgröße mit einer höheren Vergrößerung
angefertigt.
Bei TRGO 1000 (Abbildung 3.13 a) ist zusätzlich in der Aufnahme deutlich eine Ausrichtung
der Plättchen in der Horizontalen zu sehen, welche durch das Spritzgießen induziert wird.
Eine Ausrichtung des Füllstoffes kann Auswirkungen auf die mechanischen Eigenschaften,
die Leitfähigkeit und die Permeation haben. Diese werden im Folgenden untersucht.
-55-
Ergebnisse und Diskussion
Tabelle 3.9: Spannung bei 100 % Dehnung, maximale Zugfestigkeit, Bruchdehnung und Shore Härte der
Nanokomposite mit verschiedenen Füllstoffen bei 2.5 wt%.
Die Mechanik wurde durch Zugmessung in Anlehnung an DIN EN ISO 527 bestimmt;
a
Spannung bei 100 % Dehnung;
b
maximale Zugfestigkeit;
c
Bruchdehnung;
d
Glasübergangstemperatur ermittelt durch Maximum des Verlustmoduls bei DMA, bei einer Frequenz von 1 Hz, 1 %
Deformation und einer Heizrate von 2K∙min−1.
Die Ergebnisse der Zugversuche zeigen für alle TRGOs und FLGs sowie MLG einen Anstieg
der Spannung bei 100 % Dehnung (+15 %) und der maximalen Zugfestigkeit (+30 %).
Mikronisierter Graphit zeigt als einziger plättchenartiger Füllstoff keine Verstärkungswirkung
in diesem Bereich. Bei TRGO 500 und FLG 27 erhöht sich zusätzlich die Bruchdehnung um
6 %, bei TRGO 750 sogar um 12 %. Somit zeigen alle plättchenartigen Füllstoffe, die eine
Funktionalisierung besitzen (s. Tabelle 3.1 und Tabelle 3.3), eine Verbesserung der
-56-
Ergebnisse und Diskussion
mechanischen Eigenschaften, diese fällt bei TRGO 1000, welches den geringsten
Funktionalisierungsgrad hat, am geringsten aus. Mikronisierter Graphit (µG), als
plättchenartiger Füllstoff ohne Funktionalisierung, zeigt dagegen eine Reduktion der
Spannung bei 100 % Dehnung (F100) und keine sonstige Verstärkungswirkung (s. Abbildung
3.14).
TRGO 500
TRGO 750
160 TRGO 1000
FLG 20
FLG 23
FLG 27
140
Relative Eigenschaftsänderung [%]
MLG 350
G
MG-N2
120 MG-CO2
CB
CNH
OBC
100
80
60
Abbildung 3.14: Relative Änderungen der Spannung bei 100 % Dehnung, der maximalen Zugfestigkeit
und der Bruchdehnung von Kohlenstoff/OBC Nanokompositen mit verschiedenen Füllstoffen. Alle selbst
synthetisierten Füllstoffe sind blau eingefärbt.
ist ebenfalls bei den sphäroidischen Füllstoffen zu erkennen, hier zeigen die MGs leichte
Verbesserungen bei F100 (+4 %), bei der Zugfestigkeit (+10-20 %) und der Bruchdehnung
(+5-20 %). Das unfunktionalisierte CB zeigt dagegen nur bei der Bruchdehnung eine
Verstärkungswirkung. Die Eigenschaften von CNH liegen nach Berücksichtigung des Fehlers
in allen Bereichen auf dem Niveau von reinem OBC. Folglich hat eine Funktionalisierung
einen positiven Effekt auf die Verstärkungswirkung der Nanofüllstoffe, unabhängig von der
Füllstoffmorphologie. Zusätzlich zeigt sich, dass die Verstärkungswirkung bei einem
Füllstoffgehalt von 2.5 wt% der Füllstoffe mit Plättchenmorphologie höher ist als bei
sphäroidischen Füllstoffen. Insbesondere TRGO 500 und TRGO 750 zeigen eine signifikante
Verstärkungswirkung in allen Bereichen. So liegt F100 von TRGO 500 mit 3.32 MPa 14 %
und die Zugfestigkeit mit 6.4 MPa 30 % über reinem OBC. Bei TRGO 750 beträgt die
Verstärkung 10 und 24 %, jedoch ist hier zusätzlich eine Steigerung der Bruchdehnung von
über 12 % zu beobachten. Die Steigerung der Bruchdehnung ist die Eigenschaft, die TRGO
750 von den industriellen Füllstoffen abhebt. Die FLGs und MLG 350 zeigen zwar ebenfalls
eine Verstärkung von F100 und der Zugfestigkeit, die Bruchdehnung jedoch ändert sich nicht.
Bei den sphäroidischen Füllstoffen zeigt MG-N2 die stärksten positiven Veränderungen, die
Zugfestigkeit und die Bruchdehnung steigen um 23 % an. Aufgrund der inhomogenen
Verteilung des Füllstoffes in der Matrix, weisen jedoch beide Messungen eine große
Standardabweichung auf. Wird diese berücksichtigt liegt die Steigerung im Bereich anderer
sphäroidischer Füllstoffe wie CB.
Die über DMA bestimmte Glasübergangstemperatur liegt bei allen Füllstoffen zwischen −58
und −61 °C und zeigt damit innerhalb der Messtoleranz keinen Unterschied zu reinem OBC
(−58 °C) (s. Tabelle 3.9). Die Shore Härte dagegen zeigt eine Erhöhung um über 5 % bei den
plättchenartigen Füllstoffen, bei den sphäroidischen Füllstoffen sowie den CNH dagegen
reduziert sich die Shore Härte um bis zu 7 %. Dies korreliert mit den Ergebnissen von F100 der
Zugversuche und kann durch die hohe Steifigkeit und eine gute Anbindung des Füllstoffes
erklärt werden.
Die Anwendungsgebiete von OBC erfordern eine hohe Elastizität, daher wurde zur
Untersuchung des Rückstellvermögens einer angelegten Dehnung Hysteresemessungen
durchgeführt. Dies wurde für alle Füllstoffe, die eine Verstärkungswirkung zeigten,
durchgeführt, da hier eine negative Veränderung erwartet wurde. Zur Hysteresemessung
wurden die Prüfkörper auf 100 % gestreckt und in die Ursprungsposition rücküberführt. Die
irreversible Dehnung ergibt sich dabei aus dem Schnittpunkt der Spannung-Weg-Kurve mit
der Dehnungsachse. Die irreversiblen Dehnungen nach dem 1. und 5. Zyklus sind in Tabelle
-58-
Ergebnisse und Diskussion
3.10 aufgeführt. Alle plättchenartigen Füllstoffe zeigen eine höhere irreversible Dehnung
(+4 %) als reines OBC. Die sphäroidischen Füllstoffe dagegen zeigen keinen Unterschied.
Die irreversible Dehnung steigt nach 5 Zyklen bei allen Stoffen um etwa 5 %. In Abbildung
3.15 ist der nahezu identische Verlauf von reinem OBC und dem TRGO 750/OBC
Nanokomposit nach 5 Zyklen zu erkennen. In dem ersten Zyklus dagegen ist die
Verstärkungswirkung des Füllstoffes deutlich sichtbar.
Tabelle 3.10: Irreversible Dehnung der Kohlenstoff/OBC Nanokomposite bei dem 1. und 5. Zyklus
εirreversibela εirreversibela
Füllstoff 1. Zyklus 5. Zyklus
[%] [%]
OBC 21 25
TRGO 500 25 28
TRGO 750 25 29
TRGO 1000 26 31
FLG 20 25 29
FLG 23 25 30
FLG 27 25 29
MLG 350 25 29
MG-N2 22 24
MG-CO2 22 25
a
Irreversible Dehnung nach zyklischer Zughysterese bis 100 % Dehnung in Anlehnung an DIN EN ISO 527.
Mit 21 % irreversibler Dehnung weist das verwendete OBC einen geringeren Wert auf als
andere Olefin-Blockcopolymere, welche eine irreversible Dehnung von 30 % aufweisen.[372]
Damit liegen die hergestellten Kohlenstoff/OBC Nanokomposite im Bereich reiner
thermoplastischer Elastomere und können als elastisches Komposite angesehen werden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die mechanischen Eigenschaften des OBC durch
funktionelles Graphen sowohl in Plättchen- als auch in Sphäroidischer-Morphologie verstärkt
werden. Die Verstärkungswirkung der plättchenartigen Füllstoffe fällt jedoch stärker aus als
die der sphäroidischen. Trotz der Steigerung der Bruchdehnung erfolgt diese Verstärkung auf
Kosten der Elastizität.
-59-
Ergebnisse und Diskussion
1.Zyklus
40 5.Zyklus
35 OBC
TRGO 750
30
25
Kraft [MPa]
20
15
10
0 20 40 60 80 100 120
Dehnung [%]
Abbildung 3.15: Hystereseverlauf des ersten und fünften Zyklus des TRGO750/OBC Nanokomposits bei
2.5 wt% Füllstoffgehalt.
-60-
Ergebnisse und Diskussion
Tabelle 3.11: Schmelz- und Kristallisationseigenschaften und spezifische elektrische Leitfähigkeit der
Kohlenstoff/OBC Nanokomposite bei 2.5 wt% Füllstoffgehalt ermittelt aus der zweiten DSC Aufheiz- und
Abkühlkurve.
Die elektrische Leitfähigkeit lag bei allen Kompositen außerhalb der Messbereiches und war
damit kleiner als 10−10 S∙cm−1.
3.2.2.4 Barrierewirkung
Der Einfluss der Füllstoffe auf die Sauerstoffbarrierewirkung wurde im Vergleich zu
OBC-Referenzen ausgewertet. Hierzu wurde die Gastransmissionsrate ermittelt und unter
Berücksichtigung der Probendicke die Permeation errechnet. Es wird aus Abbildung 3.16
ersichtlich, dass Füllstoffe mit Plättchenmorphologie die Permeation deutlich reduzieren.
TRGO 1000 zeigt von diesen mit einer Reduktion von 30 % dabei die stärkste Veränderung.
Die Bedeutung des Aspektverhältnisses wird dabei durch TRGO 500, 750 und 1000 deutlich,
mit Verringerung der Lagenzahl von TRGO 500 zu 1000 und damit Erhöhung des
Aspektverhältnisses, sinkt die Permeation stetig.
-61-
Ergebnisse und Diskussion
Tabelle 3.12: Sauerstoffpermeabilität der Kohlenstoff/OBC Nanokomposite bei 2.5 wt% Füllstoffgehalt.
[%] [cm4∙m−2∙d−1∙bar−1]
OBC - 168
TRGO 500 −22 131
TRGO 750 −28 121
TRGO 1000 −30 118
FLG 20 −28 122
FLG 23 −28 120
FLG 27 −24 127
MLG 350 −26 125
µG −26 125
MG-N2 −2 164
MG-CO2 ±0 170
CB −33 113
CNH −2 164
Die meisten sphäroidischen Füllstoffe (MG, CNH) zeigen dabei keine signifikante
Veränderung (−2 %). Die hohe Reduktion von Carbon Black (−33 %) ist ein in der Literatur
bekannter Effekt,[239, 296]
lässt sich jedoch nicht auf dessen Aspektverhältnis oder eine
Erhöhung der Kristallinität (vgl. 3.2.1.3) zurückführen. Erklärungsansätze könnten die
Ausbildung netzwerkartiger Strukturen, Besetzung freier Volumina oder veränderte
Anordnung der Kristallite sein. Die in Tabelle 3.12 aufgeführten Werte zeigen, dass die
Funktionalisierung bei der Permeation, im Gegensatz zur Mechanik, keinen Einfluss hat. Die
Barrierewirkung beruht daher ausschließlich auf der Füllstoffmorphologie, wobei ein hohes
Aspektverhältnis zu einer größeren Reduktion der Permeation führt.
-62-
Ergebnisse und Diskussion
TRGO 500
TRGO 750
110 TRGO 1000
FLG 20
FLG 23
Relative Eigenschaftsänderung [%]
100 FLG 27
MLG 350
G
MG-N2
90
MG-CO2
CB
CNH
80 OBC
70
60
Permeation
Abbildung 3.16: Permeation der Kohlenstoff/OBC Nanokomposite. Die Permeation wird durch
plättchenartige Füllstoffe deutlich stärker reduziert als durch spährische.
3.2.2.5 Fazit
Die homogene Verteilung der Kohlenstofffüllstoffe führt zu einer Verbesserung der
Eigenschaftsprofile bei den meisten verwendeten Füllstoffen. Lediglich Füllstoffe ohne
Funktionalisierung (CB, µG, CNH) weisen keine oder nur sehr geringe Änderungen der
Eigenschaften auf. Die Auswirkung der Füllstoffmorphologie zeigt sich vor allem in den
mechanischen Eigenschaften deutlich. Die größte Verstärkungswirkung zeigen hier
plättchenartige Füllstoffe mit Funktionalisierung. Diese Verstärkung geht jedoch mit einer
Verringerung der Elastizität einher, welche jedoch nur schwach ausfällt.
3.2.3 Zusammenfassung
-63-
Ergebnisse und Diskussion
Erhöhung des Füllstoffgehaltes erhöht werden. Ab einer Füllstoffmenge von 7.5 wt% geht
dies jedoch mit einem Einbruch der Bruchdehnung und Verringerung der maximalen
Zugfestigkeit einher. Bei einer Füllstoffmenge von 2.5 wt% ist dagegen sogar ein Anstieg der
Zugfestigkeit (+24 %) und der Bruchdehnung (+10 %) zu beobachten, mit nur geringen
negativen Auswirkungen auf die Elastizität des Materials. Zusätzlich sinkt die
Sauerstoffpermeabilität des Komposits um über 30 %. Eine Steigerung des Füllstoffgehaltes
auf 5 wt% verstärkt diesen Effekt zwar noch weiter (+7 %), aber der Nutzen pro eingesetztem
Anteil Füllstoff ist deutlich geringer. Die größte Verstärkungswirkung wies bei den
plättchenartigen Füllstoffen TRGO 750 und bei den sphäroidischen MG-N2 auf. Ihre
Eigenschaftsprofile sind nochmals im Vergleich zu reinem OBC in Abbildung 3.17
veranschaulicht. TRGO 750 zeigt in allen Bereichen bessere Werte als reines OBC, MG-N2
ist lediglich in der Shore Härte dem reinen OBC unterlegen, zeigt aber teilweise nur geringe
Verstärkungswirkungen.
450
300
O2-Permeation 120 F100
140
[cm4 m-2 d -1 bar-1] 160 150 [MPa]
180 3.2
3.0
2.8
52
4.8
54
5.2
56
5.6
58
6.0
Härte - Shore A Zugfestigkeit
[MPa]
Aus dem Vergleich der Füllstoffe lässt sich schließen, dass die Funktionalisierung eines
-64-
Ergebnisse und Diskussion
Füllstoffes einen großen Einfluss auf die Verstärkungswirkung hat. Die unfunktionalisierten
Füllstoffe (CB, µG und CNH) zeigten keine bis geringe Veränderungen der
Materialeigenschaften, die funktionalisierten dagegen verstärken das Material in allen
Bereichen. Zusätzlich hat sich gezeigt, dass in vielen Bereichen plättchenartige Füllstoffe den
sphäroidischen überlegen sind, da sie aufgrund ihres hohen Aspektverhältnisses und der damit
einhergehenden Anbindung an die Matrix eine größere Verstärkungswirkung aufweisen.
Zusätzlich zu der mechanischen Verstärkung zeigt sich eine Auswirkung der Füllstoffe auf
die Kristallinität. Die Schmelz- und Kristallisationsenthalpie sinken von 31 bzw. 27 bei
reinem OBC auf 20 respektive 17 bei 20wt% TRGO 750 ab. Die Kristallisationstemperatur
dagegen ist bei 2.5 wt% erhöht (+8 %), sinkt aber mit steigendem Füllstoffgehalt auf den
Ausgangswert. Der Anstieg ist bei plättchenartigen Füllstoffen stärker ausgeprägt als bei
sphäroidischen, der Funktionalisierungsgrad hat jedoch keinen ersichtlichen Einfluss.
-65-
Ergebnisse und Diskussion
Graphen zeichnet sich neben seinen einzigartigen mechanischen Eigenschaften durch seine
Impermeabilität gegenüber Gasen und hohe elektrische Leitfähigkeit aus. Um diese
Eigenschaften bestmöglich in einem Komposit zu nutzen, sollten Mehrlagenkomposite
hergestellt werden, welche eine Lage Graphen in Form von Graphenpapier aufweisen. Dies
sollte eine hohe elektrische Leitfähigkeit des Komposits sicherstellen und die Permeation von
Gasen signifikant reduzieren. Die Herstellung stabiler Graphenlagen, welche sich zur
Weiterverarbeitung eignen, war dabei das Hauptziel. Zusätzlich sollte die Herstellung über
einen Prozess erfolgen, welcher ein Scale-Up erlaubt.
Abbildung 3.18: Graphenlage auf Filterpapier nach Vakuumfiltration mit einer Konzentration von
1.5 g∙L−1 (a), zu viel Graphen (600 mg) oder Lösungsmittel (200 ml) (b) und zu wenig Graphen (180 mg)
(c).
Als Lösungsmittel wurden Isopropanol, Aceton, Wasser und Tetrahydrofuran (THF) und
Konzentrationen von 1.5 bis 5 g∙L−1 Graphen verwendet. Höhere Konzentrationen waren
aufgrund der schnellen Sedimentation des Graphen nicht möglich. Bei einer zu geringen
(<2 g∙L−1) Konzentration wird das Filterpapier nicht vollständig bedeckt und es bleiben
Bereiche am Rand des Filterpapiers ohne Graphen zurück (s. Abbildung 3.18 a). Das gleiche
-66-
Ergebnisse und Diskussion
Phänomen ist bei einer zu geringen Menge an Füllstoff zu beobachten (<200 mg). Die
Begründung hierfür kann an einer inhomogenen Verteilung der Saugkraft liegen, durch
welche die Dispersion maßgeblich im mittleren Bereich durch das Filterpapier gesaugt wird
und dadurch sich mehr Graphen dort ablagert. Wird ein zu großes Volumen Lösungsmittel
(> 150 ml) verwendet, bilden sich beim Trocknen Risse in der Graphenlage (s. Abbildung
3.18 a und b). Risse bilden sich ebenfalls, wenn die Menge an Graphen zu groß ist (> 500 mg)
(Abbildung 3.18 b). Die Variation der Lösungsmittel zeigte, dass Risse durch eine zu große
Menge an Lösungsmittel bei THF seltener auftreten als bei allen anderen verwendeten
Lösungsmitteln. Eine Erklärung für das Auftreten der Risse sind die Wechselwirkungen
zwischen Füllstoff und Lösungsmittel. Die Graphen/THF Dispersionen zeigen vor der
Behandlung mit dem Hochdruckhomogenisator bereits eine höhere Stabilität als dies bei
anderen verwendeten Lösungsmitteln der Fall ist. Zusätzlich trocknet die Graphenlage bei
Verwendung einer Graphen/THF Dispersion langsamer. Ein langsameres Verdampfen des
Lösungsmittels könnte die Bildung von Trocknungsrissen verhindern. Bei der Herstellung
zeigte sich außerdem, dass aus den Füllstoffen die keine plättchenartige Morphologie
aufweisen und aus µG keine stabile Graphenlage produziert werden konnte. Dies kann durch
eine zu geringes Überbindmaß des Füllstoffes erklärt werden, das Aspektverhältnis von
sphäroidischen Füllstoffen ist aufgrund ihrer Morphologie im Vergleich zu plättchenartigen
deutlich geringer (s. Abbildung 1.11). Mikronisierter Graphit dagegen hat nur eine sehr
geringe spezifische Oberfläche (30 m2∙g−1) und damit ein ebenfalls geringeres
Aspektverhältnis.
Abbildung 3.19: Stabile Graphenlage aus TRGO 750 verstärkt mit 14 wt% SEBS mit einer Dicke von
50 µm.
Es wurden Lagen aus TRGO 750, den FLGs und MLG hergestellt. Für eine Graphenlage
wurden 70 mL Graphen/THF mit 5 g∙L−1 verwendet. Diese besaßen eine Dicke von
-67-
Ergebnisse und Diskussion
50 ± 5 µm, dünnere Graphenlagen konnte nicht vollständig von dem Filterpapier gelöst
werden und waren somit nicht zur Weiterverarbeitung geeignet. Die mit Graphendispersion
hergestellten Graphenlagen trennten sich beim Ablösen partiell in 2 Lagen, daher wurde zur
Erhöhung der Stabilität vor der Vakuumfiltration gelöstes Polymer zugegeben. OBC war in
keinem der Lösungsmittel, die sich zur Herstellung einer stabilen Graphendispersion eignen
lösbar und konnte daher nicht zugemischt werden. Stattdessen wurden 55 mg SEBS in THF
gelöst und der Graphendispersion vor der Vakuumfiltration zugegeben, um stabile
Graphenlagen zu erhalten (s. Abbildung 3.19). Der Gewichtsanteil an SEBS wurde durch
thermogravimetrische Analyse (TGA) ermittelt und betrug 14 wt% der Graphenlage
(s. Abbildung 3.20). Alle verwendeten Graphenlagen wurden einheitlich nach dem in Kapitel
5.3.2 aufgeführten Verfahren hergestellt. Da von jedem Füllstoff zur Weiterverarbeitung mehr
als 20 Graphenlagen hergestellt wurden, wird an dieser Stelle aus Gründen der
Übersichtlichkeit auf die Verwendung von Probencodes verzichtet.
reines Graphen
110
Graphen + SEBS
100
Masse [%]
90
80
70
Temperatur [°C]
Abbildung 3.20: TGA Kurven einer reinen Graphenlage und einer mit SEBS versetzten. Der Anteil an
SEBS in der Graphenlage beläuft sich auf 14 wt%.
Als Referenz zu den Folien aus synthetisierten und industriellen Graphen wurde zusätzlich
-68-
Ergebnisse und Diskussion
Eine mechanische Behandlung der Graphenlagen, welche zu einer Ausrichtung der Plättchen
und damit erhöhten Leitfähigkeit führt,[373] wurde aufgrund des hohen Materialverlustes nicht
durchgeführt (s. Kapitel 5.3.2).
Für die Herstellung der Lagenkomposite wurden OBC Folien aus Granulat durch
Schmelzpressen zwischen Teflonfolien unter Vakuum hergestellt. Die Graphenlage wurde
zwischen passgenau zugeschnittene OBC Folien gelegt und bei Tmax= 150 °C und pmax= 1 bar
gepresst. Höherer Druck oder eine zu dünne Graphenschicht führt zu einem Reißen der
Graphenfolie wie in Abbildung 3.21 a erkennbar ist.
-69-
Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3.21: Bei zu hohem Druck gepresstes Graphen Mehrlagenkomposit (a), Mehrlagenkomposit
mit instabiler Graphenlage (b), SEM Aufnahme eines Mehrlagenkomposits mit einfach und zweifach
gepresster Graphenlage (pmax= 10 bar, Tmax= 200 °C) (c).
Bei der Herstellung von Prüfkörpern zeigte sich, dass die Stabilität der Graphenlage bei
einigen Graphenen durch das Pressen beeinflusst wird. Die Graphenlage trennte sich
innerhalb der Lage auf (s. Abbildung 3.21 b). Dass die Trennung innerhalb der Graphenlage
erfolgt ist, ist an der schwarzen Färbung der beiden Teile zu erkennen. Um den
Zusammenhalt der Lagen zu erhöhen, wurden alle Lagenkomposite doppelt gepresst, da die
Graphenlage durch mehrmaliges Pressen komprimiert wird, wie in Abbildung 3.21 c zu
erkennen ist. Zusätzlich wurde mit jeder Kohlenstofflage ein Komposit hergestellt, bei der die
Kohlenstofflage mit Poly-(Vinylalcohol-co-Ethylen) (EVAL) Lösung behandelt wurde,
welches als Phasenvermittler wirken und so die Adhesion zwischen den Lagen verstärken soll
(s. Kapitel 5.3.2). Die Gewichtsprozentanteile wurden durch Wiegen vor und nach der
Behandlung errechnet, so wie mittels TGA bestimmt (Abbildung 3.22).
-70-
Ergebnisse und Diskussion
reines Graphen
110
Graphen + SEBS
Graphen + SEBS + EVAL
100
Masse [%]
90
80
70
Temperatur [°C]
Abbildung 3.22: TGA Kurven einer reinen Graphenlage, einer mit SEBS versetzten und einer zusätzlich
mit EVAL behandelten. Der SEBS Anteil beträgt ca. 14 wt% und der EVAL ca. 3 wt%.
Der Gewichtsanteil der Graphenlage wurde durch Wiegen der einzelnen Lagen vor dem
Pressvorgang bestimmt und betrug bei allen Proben zwischen 5 und 7 wt%. Eine Ausnahme
stellt dabei die Graphitfolie (SGL) dar, welche aufgrund ihrer Dicke ein Gehalt von über
37 wt% aufwies (s. Tabelle 3.14).
Tabelle 3.14: Masseanteil von OBC, Kohlenstofflage und EVAL der schmelzgepressten Komposite.
SGL_EVAL
750_EVAL
350_EVAL
TRGO 750
23_EVAL
27_EVAL
20_EVAL
MLG 350
FLG 20
FLG 23
FLG 27
TRGO
MLG
FLG
FLG
FLG
SGL
Material
Wt% OBC 93.9 92.4 92.9 91.5 92.4 91.4 93.4 90.5 94.0 93.8 62.8 61.9
Wt%
Kohlenstoff 6.1 5.8 7.1 5.8 7.6 6.6 6.6 7.7 6.0 4.4 37.2 38.0
-lage
Wt% EVAL - 1.8 - 2.7 - 2.0 - 1.8 - 1.8 - 0.1
Die morphologische Charakterisierung erfolgt mittels SEM Aufnahmen der Querschnitte der
Proben. Aufgrund der Instabilität der Proben bei mechanischer Beanspruchung bei tiefen
Temperaturen war es nicht möglich, die Proben mittels Kryoschnitt für die Aufnahmen
vorzubereiten. Die Präparation der Proben erfolgte deshalb mittels einer teflonbeschichteten
Rasierklinge, was zu teilweise uneinheitlichen Schnittflächen führt (s. Abbildung 3.23 OBC).
In den SEM Aufnahmen ist zu erkennen, dass TRGO, MLG 350 und SGL einheitliche
Kohlenstofflagen aufweisen. Bei den FLGs dagegen ist die Instabilität der Graphenlage
deutlich. Die Stabilität der Graphenlage korreliert dabei mit der spezifischen Oberfläche, so
ist FLG 20 mit 270 m2∙g−1 stabiler als 23 (240 m2∙g−1), diese ist wiederrum stabiler als
FLG 27, welches eine spezifische Oberfläche von 215 m2∙g−1 besitzt. Hieraus lässt sich
ableiten, dass das Aspektverhältnis von entscheidender Bedeutung für die intrinsische
Stabilität der Graphenlage ist und der Funktionalisierungsgrad nur eine untergeordnete Rolle
spielt (vgl. Tabelle 3.3). In Abbildung 3.23 sind die Proben nach der spezifischen Oberfläche
der Füllstoffe geordnet, diese nimmt von oben nach unten ab. TRGO besitzt die größte
spezifische Oberfläche (410 cm2∙g−1) und weist die stabilste Graphenlage auf, es ist keine
Delamination in der Aufnahme zu erkennen. Lagenkomposite mit FLG 27, welches mit
210 cm2∙g−1 die geringste spezifische Oberfläche besitzt, delaminieren dagegen bereits bei
geringer mechanischer Einwirkung.
Die Auswirkung der EVAL Behandlung wird bei den Aufnahmen von FLG 27 am
deutlichsten. Die zweifach gepresste Probe (Abbildung 3.23 links) weist an der unteren OBC
Lage kein Graphen auf, die Delamination tritt zwischen der Graphen- und Polymerlagen auf.
Bei der EVAL behandelten Probe (rechts) dagegen ist an beiden OBC Lagen eine
Graphenschicht zu erkennen, die Delamination erfolgt innerhalb der Graphenlage. Der
Ethylenblock des EVAL lagert sich dabei an das OBC an und der PVA Block wechselwirkt
mit den funktionellen Gruppen des Graphen. Des Weiteren zeigen die Aufnahmen, dass die
Dicke der Graphenlage mit den Gewichtsprozenten der Proben korreliert (vgl. Tabelle 3.14
und Abbildung 3.24) und dass die Schichtdicke der Graphitkomposite das fünf- bis sechsfache
der Graphenkomposite beträgt. Dies spiegelt sich ebenfalls in den Gewichtsgehalten der TGA
Messungen der Komposite in Tabelle 3.14 wider.
-72-
Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3.23: SEM Aufnahmen der zweifach gepressten (links) und der zusätzlich mit EVAL
behandelten (rechts) Kohlenstoff/OBC Mehrlagenkomposite. Die Dicke der Lagen korreliert mit der
durch in Tabelle 3.14 aufgeführten Massenanteile.
-73-
Ergebnisse und Diskussion
In den Aufnahmen von TRGO ist außerdem eine Ausrichtung der Graphenplättchen zu
erkennen (s. Abbildung 3.24). Diese kann zu einer erhöhten Stabilität sowie größeren
elektrischen Leitfähigkeit in der Orientierungsrichtung und stärkeren Reduktion der
Permeation orthogonal zu dieser führen. Bei der Graphitfolie dagegen ist keine Ausrichtung
erkennbar.
Abbildung 3.24: SEM Aufnahme einer TRGO Lage (a) mit einer deutlichen Ausrichtung der
Graphenplättchen und des industriellen Graphitfolie (b) bei dem keine Ausrichtung zu erkennen ist.
Abbildung 3.25: Zug-Dehnungsprüfkörper der Delamination durch mechanische Belastung aufweist (a)
und bei dem nicht alle Lagen gerissen sind (b).
-74-
Ergebnisse und Diskussion
Die Stabilität der Graphenlage ist bei mechanischer Beanspruchung orthogonal zur Ebene
gering. Eine Beanspruchung dieser Art führt zu Delamination. Durch die hohe Elastizität des
Polymers kann eine derartige mechanische Einwirkung ebenfalls nicht verhindert oder
verringert werden. Insbesondere die FLGs zeigten eine hohe Instabilität innerhalb der
Graphenlage, welche durch Delamination innerhalb der Graphenschicht während des
Zugversuches zu beobachten war (Abbildung 3.25 a). Es ist in den Abbildungen deutlich das
Auftrennen der Schichten und das Graphen an beiden Teilen haftet zu erkennen. Die
Delamination erfolgt also innerhalb der Graphenlage. Bei Proben bei denen keine
Delamination stattfand, rissen die Graphenlagen nach einer Dehnung von ca. 1.6 %, die
äußeren OBC Lagen blieben jedoch intakt (Abbildung 3.25 b). Die Bruchdehnung wurde im
Folgenden als die Dehnung bei dem ersten Riss der Graphenlage ermittelt. Die Werte aller
Proben sind in Tabelle 3.15 aufgeführt.
Tabelle 3.15: Maximale Zugfestigkeit und Bruchdehnung der Kohlenstoff/OBC Mehrlagenkomposite mit
verschiedenen Füllstoffen. Jeweils mit und ohne EVAL Behandlung.
SGL_EVAL
750_EVAL
350_EVAL
TRGO 750
27_EVAL
23_EVAL
20_EVAL
MLG 350
FLG 20
FLG 23
FLG 27
TRGO
MLG
OBC
FLG
FLG
FLG
SGL
Eigenschaft
3.9 1.0 1.2 0.8 1.0 0.7 0.9 0.5 1.4 1.7 1.4 1.3
FMaxa
± ± ± ± ± ± ± ± n.a. ± ± ± ±
[MPa]
0.1 0.2 0.2 0.2 0.2 0.1 0.2 0.1 0.1 0.2 0.4 0.3
1.2 1.6 2.1 2.3 2.2 1.9 1.7 1.7 1.7 1.3 1.1
εmaxb
n.d ± ± ± ± ± ± ± n.a. ± ± ± ±
[%]
0.6 0.6 0.9 1.0 0.2 0.2 0.5 0.4 0.2 0.4 0.3
Die Mechanik wurde durch Zugmessung in Anlehnung an DIN EN ISO 527 bestimmt;
a
maximale Zugfestigkeit;
b
Bruchdehnung;
n.d.: nicht detektierbar, da der Wert außerhalb des Messbereiches liegt;
n.a.: Versuch war aufgrund der Instabilität der Probe nicht ausführbar.
In Abbildung 3.26 ist deutlich der Einbruch der maximalen Zugfestigkeit von 3.91 MPa bei
OBC zu 1.67 MPa (− 43 %) bei MLG_EVAL, dem Komposit mit den höchsten mechanischen
Eigenschaften, zu erkennen. Bei FLG 27 sinkt der Wert sogar auf 0.5 MPa. Die Werte der
restlichen Komposite liegen im Bereich von 0.7 bis 1.4 MPa und damit bis zu 82 % unter
reinem OBC. Der Einbruch der maximalen Zugfestigkeit kann durch eine schlechte
Anbindung der Lagen erklärt werden, durch die die Kraft nur auf einen dünneren Querschnitt
wirkt. Die Bruchdehnung sinkt ebenfalls bei allen Proben signifikant und liegt bei etwa 0.2 %
des reinen OBC. Die Reduktion der Bruchdehnung war erwartet und ist durch die Steifigkeit
und geringe Elastizität der Graphenlage zu begründen, der Einbruch wird durch die
-75-
Ergebnisse und Diskussion
Delamination noch verstärkt. Es wird in Abbildung 3.26 jedoch sichtbar, dass alle EVAL
behandelten Proben eine höhere maximale Zugspannung aufweisen, als die unbehandelten
Proben des selben Füllstoffes. Durch die Behandlung der Graphenlage wird die Anbindung
der Graphenlage an das Polymer verstärkt und die auf die Probe wirkende Kraft wird von dem
Füllstoff in größerem Maße aufgenommen. Lediglich das Mehrlagenkomposit mit Graphit
zeigt keinen Anstieg der Zugfestigkeit durch die EVAL Behandlung. Da die Graphitfolie
jedoch keine funktionellen Gruppen aufweist, ist durch das EVAL keine phasenvermittelnde
Wirkung zu erwarten. Insgesamt zeigt keiner der Füllstoffe eine Verstärkungswirkung bei den
mechanischen Eigenschaften gegenüber dem reinen OBC. Die Einarbeitung einer Lage eines
steifen Füllstoffs wie Graphen in ein thermoplastisches Elastomer zur Herstellung von
Lagenkompositen hat jedoch nicht die mechanische Verstärkung als Hauptziel, sondern die
Verstärkung der Barrierewirkung und der elektrischen Leitfähigkeit, welche in den folgenden
Abschnitten untersucht werden.
3.0
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
-76-
Ergebnisse und Diskussion
Ein Vergleich mit einer reinen Graphenlage ist nicht möglich, da sich keine defektfreien
Prüfkörper herstellen lassen.
Tabelle 3.16: Spezifische elektrische Leitfähigkeit, Leitfähigkeit pro Füllstoffgehalt der Kohlenstoff/OBC
Mehrlagenkomposite.
SGL_EVAL
750_EVAL
350_EVAL
TRGO 750
23_EVAL
20_EVAL
MLG 350
FLG 20
FLG 23
TRGO
MLG
OBC
FLG
FLG
SGL
Eigenschaft
σa
n.d. 77 93 68 59 81 77 76 93 1181 1311
[S∙cm−1]
𝜎
Füllstoffgehalt
- 13 16 10 10 11 12 13 21 32 35
S ∙ cm−1
[ ]
wt%
Die Mechanik wurde durch Zugmessung in Anlehnung an DIN EN ISO 527 bestimmt;
a
spezifische elektrische Leitfähigkeit;
n.d.: nicht detektierbar, da der Wert außerhalb des Messbereiches liegt.
Die Proben zeigen alle eine sehr hohe elektrische Leitfähigkeit mit bis zu 1311 S∙cm−1 bei
EVAL behandelten Graphitfolien. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Graphitkomposite
einen 5- bis 6-mal höheren Gewichtsprozentanteil an Füllstoff haben. Die Leitfähigkeiten der
Proben mit synthetisierten Graphenlagen liegen mit 59 bis 93 S∙cm−1 deutlich tiefer, was für
ein Komposit mit 5 bis 7 wt% Füllstoffgehalt jedoch einen sehr guten Wert darstellt (vgl.
-77-
Ergebnisse und Diskussion
3.3.6 Fazit
-78-
Ergebnisse und Diskussion
Graphen als Bestandteil eines Mehrlagenkomposits eine Alternative dar, welche weiter
untersucht werden sollte. Trotz der guten Verstärkungswirkung, die die Kohlenstofffüllstoffe
in den Bulkkompositen zeigte, ist es jedoch fraglich, ob OBC als thermoplastisches Elastomer
eine geeignete Wahl als Matrix für ein Kohlenstoff/Mehrlagenkomposit ist. Daher wurde im
Folgenden ein technischer Thermoplast mit geringer Elastizität mit den Füllstoffen die bisher
die höchste Stabilität aufwiesen (TRGO 750, MLG 350 und SGL) zu Mehrlagenkompositen
verarbeitet.
-79-
Ergebnisse und Diskussion
Die Graphenlagen wurden analog zu Kapitel 3.3.1 aus TRGO 750 und MLG 350 hergestellt.
Die Herstellung ist in Kapitel 5.3.2 beschrieben. Davon wurden bei beiden Füllstoffen
wiederum zwei Ansätze geprüft. Bei einem davon wurden abweichend von Kapitel 3.3.1 die
Kohlenstofflagen mit Polyvinylalkohol (PVA) statt mit EVAL wurden behandelt. Neben
MLG 350 wurde die Graphitfolie (SGL) als Referenz herangezogen. Die Masseanteile der
Bestandteile der Kohlenstofflage sind in Tabelle 3.17 aufgeführt. Der Füllstoffanteil ist bei
SGL deutlich höher als bei den Graphenlagen, was auf die größere Dicke zurückzuführen ist.
Tabelle 3.17: Masseanteile der Bestandteile der Kohlenstofflagen und Graphitfolie, jeweils mit und ohne
PVA Behandlung.
Probe TRGO 750 / Graphen mit SGL SGL mit
MLG 350 PVA PVA
[wt%] [wt%] [wt%] [wt%]
Füllstoff 85 65 100 94.4
SEBS 15 11 - -
PVA - 24 - 5.6
-80-
Ergebnisse und Diskussion
Für die Herstellung der Lagenkomposite wurde die Graphenlage zwischen passgenau
zugeschnittene PA12 Folien gelegt und bei Tmax= 200 °C und pmax= 10 bar gepresst
(Abbildung 3.27). Alle Proben wurden zweifach gepresst, um die Kohlenstofflage zu
komprimieren (s. Abbildung 3.21 c) und so die Stabilität zu erhöhen.
Die Masseanteile der Bestandteile der Proben wurden über TGA bestimmt und sind in Tabelle
3.18 aufgeführt. Die Proben welche SGL Lagen aufweisen, haben einen deutlich höheren
Füllstoffanteil (ca. 70 wt%) als die Graphenkomposite (ca. 12 wt%), was durch die Dicke der
Kohlenstofflage begründet ist. Durch die Dicke der Graphitfolie von 150 µm ist der
Füllstoffgehalt der Graphit/PA12 Mehrlagenkomposite damit um das sechsfache höher als bei
den Graphenkompositen. Der Unterschied der Masseanteile wird auch bei den
morphologischen Untersuchungen deutlich. Der PVA Anteil beeinflusst den Masseanteil des
Füllstoffes nur geringfügig.
Der Füllstoffanteil ist im Vergleich zu den OBC Mehrlagenkompositen deutlich erhöht. Dies
ist durch die Verwendung dünnerer und somit leichterer Polymerfolien zu erklären. Die
Graphenlagen dagegen wurden durch identische Verfahren hergestellt. Ihre
Zusammensetzung und Morphologie unterscheidet sich daher nicht von den im vorigen
Kapitel verwendeten.
-81-
Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3.28: SEM Aufnahmen der Kohlenstoff/PA12 Mehrlagenkomposite. Die Aufnahmen zeigen
Proben ohne PVA (oben) und mit PVA (unten) von TRGO (a, e) MLG 350 (b, f) SGL (c, g) und reines
PA12 (d).
-82-
Ergebnisse und Diskussion
Die Delamination fällt bei MLG 350 (Abbildung 3.28 b, f) am deutlichsten aus und bei SGL
am geringsten. Die Graphitfolie SGL und TRGO weisen zwar eine teilweise Delamination
auf, jedoch sind auch Bereiche vorhanden, in denen die Lagen nicht delaminiert sind. Bei der
Delamination sind zwei verschiedene Aspekte zu unterscheiden. Zum einen ist in der oberen
Zeile von Abbildung 3.28 zu erkennen, dass die Graphenlage sich vom Polymer ablöst,
innerhalb der Lage aber weitgehend intakt bleibt. Dies wird bei MLG 350 (Abbildung 3.28 b)
besonders deutlich. Die stärkere Delamination von MLG 350 gegenüber TRGO 750 kann
dabei teilweise durch die etwas geringere Funktionalisierung des Füllstoffes (−6 %) erklärt
werden. Bei den Proben, die mit PVA behandelt wurden (Abbildung 3.28 unten), ist dagegen
eine Delamination innerhalb der Graphenlage zu erkennen. Die Graphenlage trennt sich dabei
zwischen Kohlenstofflagen auf. In Abbildung 3.29 ist, durch Pfeile hervorgehoben, bei TRGO
(a) und MLG 350 (b) an das Polymer adhäriertes Graphen zu erkennen, welches von der
restlichen Graphenlage zumindest teilweise delaminiert wurde. PVA wirkt somit als
Phasenvermittler und verstärkt die Adhäsion zwischen Polymer und Graphen. Das es dennoch
zu einer Delamination kommt, liegt an der mangelnden intrinsischen Stabilität der
Graphenlage und verdeutlicht, dass die Stabilität der Kohlenstofflage der essentielle Faktor in
der Herstellung von stabilen Mehrlagenkompositen ist.
Abbildung 3.29: SEM Aufnahmen von PVA behandelten Graphen/PA12 Mehrlagenkompositen, bei denen
der Effekt der PVA Behandlung der TRGO- (a) und MLG 350-Lage (b) gezeigt wird.
In den SEM Aufnahmen ist zusätzlich zu erkennen, dass die Schichtdicken der TRGO und
MLG Komposite ähnlich sind, die Komposite wurden aufgrund ihres ähnlichen
Füllstoffanteils in Tabelle 3.18 bereits zusammengefasst.
-83-
Ergebnisse und Diskussion
-84-
Ergebnisse und Diskussion
Die Mechanik wurde durch Zugmessung in Anlehnung an DIN EN ISO 527 bestimmt;
a
der Füllstoffgehalt der Proben mit Graphen liegt bei ca. 12 wt% und für SGL bei ca. 70 wt% (s. Tabelle 3.18);
b
maximale Zugfestigkeit;
c
Bruchdehnung.
Die maximale Zugfestigkeit wird im Gegensatz zu dem E.Modul nicht verstärkt und bleibt auf
dem Niveau des reinen PA12. Damit haben die Mehrlagensysteme eine höhere Zugfestigkeit
als die PA12 Bulkkomposite, bei denen diese bei einem Füllstoffgehalt von 10 wt% um mehr
als 12 % sinkt.[239] Im Vergleich zu den Bulkkompositen steht somit dem schlechteren
E.Modul eine bessere maximale Zugfestigkeit gegenüber. Damit zeigen die PA12
Mehrlagenmaterialien ein den PA12 Bulkkompositen ähnliches Eigenschaftsprofil. Der etwas
geringere E.Modul kann durch eine höhere maximale Zugfestigkeit und eine deutlich höhere
Bruchdehnung mehr als ausgeglichen werden. Trotz höherem Füllstoffgehalt weisen die
Graphitmehrlagenkomposite ein deutlich schlechteres Eigenschaftsprofil auf als die
Graphenkomposite. Die Graphitmehrlagenkomposite (SGL) liegen sowohl im E.Modul
(−16 %) als auch bei der maximalen Zugfestigkeit (−45 %) und der Bruchdehnung (−58 %)
jeweils deutlich unter den Werten des reinen PA12. Bei E.Modul und Zugfestigkeit liegen die
Graphitmehrlagenkomposite zusätzlich auch unter den Mehrlagenkompositen mit Graphen
(s. Abbildung 3.30).
Die Behandlung der Graphenlagen mit PVA hat, anders als bei OBC, keinen positiven
Einfluss auf die Mechanik. Dies kann auf Wechselwirkungen zwischen den funktionellen
Gruppen der Graphene und den Amidgruppen des PA12 zurückzuführen sein, was die
Phasenvermittlung des PVA überflüssig macht. Hierfür spricht auch, dass bei dem
-85-
Ergebnisse und Diskussion
unfunktionalisierten Graphit ein positiver Effekt der PVA Behandlung zu beobachten ist,
dieser fällt jedoch sehr gering aus.
160
120
80
40
0
E.Modul maximale Zugfestigkeit Bruchdehnung
Abbildung 3.30: Relative Änderungen des E.Moduls, der maximalen Zugfestigkeit und der Bruchdehnung
von Kohlenstoff/PA12 Mehrlagenkompositen mit verschiedenen Füllstoffen, jeweils mit und ohne PVA
Behandlung.
-86-
Ergebnisse und Diskussion
Tabelle 3.20 aufgelistet. Die Leitfähigkeit von PA12 wurde aus dem Produktdatenblatt
entnommen.[374]
𝐒 ∙ 𝐜𝐦−𝟏
−1 [ ] %
[S∙cm ] 𝐰𝐭% [cm4∙m−2∙d−1∙bar−1] [ ]
𝐰𝐭%
a
spezifische elektrische Leitfähigkeit;
b
el. Leitfähigkeit aus Produktdatenblatt, Evonik.
Die Leitfähigkeit ist bei den Kompositen mit Graphit deutlich höher als bei Graphen. Dies ist
allerdings durch den höheren Füllstoffgehalt der Graphitlagenkomposite von 70 wt% zu
erklären. Wird die Leitfähigkeit pro Gewichtsprozent Füllstoff betrachtet, ist ersichtlich, dass
die TRGO und SGL Komposite einen ähnlichen Wert erreichen. Dieser liegt bei 0.54 bis
0.59 S∙cm−1 pro Gewichtsprozent eingesetztem Füllstoff (Tabelle 3.20). Die MLG Komposite
fallen dagegen deutlich ab und kommen auf 0.17 S∙cm−1 pro Gewichtsprozent eingesetztem
Füllstoff. Dies kann durch eine geringe intrinsische Stabilität der Graphenlage erklärt werden,
wodurch die Effektivität des Perkolationsnetzwerkes beeinträchtigt wird. Ein weiterer
Erklärungsansatz könnt bei einer höheren Porosität des Füllstoffes liegen, durch welchen die
Barrierewirkung reduziert wird.[91, 93, 94]
Die elektrische Leitfähigkeit der Komposite ist bei den Kompositen mit PVA behandelter
Graphenlage höher als bei den unbehandelten. Dies war auch bei den OBC
Mehrlagenkompositen zu beobachten (vgl. Kapitel 3.3.5). Ein Erklärungsansatz hierfür ist,
dass durch eine geringe Delamination der Graphenlage ein effizienteres Perkolationsnetzwerk
-87-
Ergebnisse und Diskussion
entsteht, wodurch der Widerstand gesenkt und damit eine höhere Leitfähigkeit realisiert
werden kann. Zusätzlich führt eine Delamination zu einem größeren Querschnitt, was
ebenfalls in einer geringeren Leitfähigkeit resultiert.
Bei der Permeation zeigt sich ebenfalls eine deutliche Auswirkung der Einarbeitung der
Kohlenstofflagen. Die Permeation der Komposite weist eine deutliche Reduktion von bis zu
97 % auf. Die Permeabilität sinkt von 0.69 cm4∙m−2∙d−1∙bar−1 bei reinem PA12 auf 0.02 bei
mit PVA behandelten TRGO Kompositen. Die Komposite mit Graphit (SGL) weisen, wie bei
der Leitfähigkeit, einen ähnlichen Effekt auf, dies wird jedoch durch die Berücksichtigung des
Füllstoffgehaltes relativiert. Dabei wird deutlich, dass die Verstärkungswirkung pro
Füllstoffgehalt von Graphen mit einer Reduktion von 8 % pro Gewichtsprozent eingesetztem
Füllstoff deutlich höher als von Graphit ist. Bei diesem wird lediglich eine Reduktion von 1 %
pro Gewichtsprozent Füllstoff realisiert. Die höhere Reduktion ist auf das größere
Aspektverhältnis von Graphen gegenüber Graphit zurückzuführen, durch welches der
Permeationsweg deutlich verlängert wird.[238] MLG zeigt ebenfalls eine Verstärkung der
Barrierewirkung (5 % pro wt%), diese fällt aber wie bei der Leitfähigkeit geringer aus als bei
TRGO, ist pro eingesetztem Füllstoffanteil jedoch ebenfalls höher als bei
Graphit (1 % pro wt%). Die Behandlung der Kohlenstofflagen mit PVA zeigt einen positiven
Effekt, was durch eine höhere Stabilität und Kompaktheit der Lage erklärt werden kann.
-88-
Ergebnisse und Diskussion
0.7
45
40 0.6
35
0.5
30
0.4
25
20 0.3
15
0.2
10
0.1
5
-89-
Ergebnisse und Diskussion
3.4.6 Fazit
Die Verarbeitung von Kohlenstoff- und PA12-Lagen mittels Schmelzpressen erzeugt stabile
Mehrlagenkomposite. Das Eigenschaftsprofil der TRGO 750/PA12 Mehrlagenkomposite
zeigt bei einem Füllstoffgehalt von 12 wt% sowohl eine teilweise Verstärkungswirkung in
den mechanischen Eigenschaften als auch eine erhebliche Steigerung der elektrischen
Leitfähigkeit (6.5 S∙cm−1). Die hohe Leitfähigkeit kann durch die Ausbildung eines
Perkolationsnetzwerkes in der Graphenlage erklärt werden, welches nicht negativ durch die
Matrix beeinflusst wird. Die Leitfähigkeit fällt bei TRGO zwar geringer aus als bei den
Mehrlagenkompositen mit Graphitfolie (40.4 S∙cm−1), bei diesen ist jedoch der deutlich
höhere Füllstoffgehalt von 70 % zu berücksichtigen. Rechnet man diesen heraus, ergibt sich
eine ähnliche Leitfähigkeit beider Komposite. Trotz des Unterschieds im Füllstoffgehalt sind
Elastizitätsmodul und Zugfestigkeit der TRGO 750 Komposite deutlich höher als dies bei
SGL der Fall ist. Im Vergleich zu MLG 350 zeigt TRGO 750 ebenfalls eine deutlich höhere
Zugfestigkeit. Die Permeation wird durch die Inkorporation von TRGO 750 um bis zu −97 %
reduziert. Dies kann durch die Impermeabilität des Graphen und damit der hohen
Barrierewirkung der Graphenlage begründet werden. Eine Permeation durch die Matrix wie
bei Bulksystemen ist dabei nicht möglich. Die Eigenschaftsprofile der Komposite mit
TRGO 750 MLG 350 und SGL sind in Abbildung 3.32 gegenübergestellt und mit reinem PA
12 verglichen.
-90-
Ergebnisse und Diskussion
10
102 30.0
37.5 Zugfestigkeit
spezifische
[MPa]
elektrische Leitfähigkeit
-1
[S cm ]
Insgesamt ist bei den Mehrlagenkompositen sowohl bei den mechanischen Eigenschaften als
auch bei Barrierewirkung und elektrischer Leitfähigkeit eine größere Verstärkungswirkung zu
beobachten, als dies bei Bulksystemen mit einem ähnlichen Füllstoffgehalt der Fall ist.[239]
Damit konnte gezeigt werden, dass Kohlenstoffmehrlagenkomposite eine Alternative zu
konventionellen Bulksystemen darstellen. Durch die Herstellung der Lagenkomposite mittels
Schmelzpressen, ist jedoch die Stabilität der Kohlenstofflage ein limitierender Faktor. Sehr
dünne Lagen reißen bei der Weiterverarbeitung, dickere Lagen, die sich verarbeiten lassen,
delaminieren bei mechanischer Belastung. Daher wurde als weitere Verarbeitungsmethode die
Sprühbeschichtung gewählt, diese erlaubte die Herstellung von sehr dünnen Lagen und von
Kompositen in großem Maßstab.
-91-
Ergebnisse und Diskussion
In den vorigen Kapiteln wurde ersichtlich, dass eine Herstellung von Graphenlagen durch
Vakuumfiltration und anschließende Verarbeitung zu Mehrlagenkompositen durch
Schmelzpressen einige Schwachstellen aufweist. Insbesondere die hohe Dicke und die daraus
resultierende Instabilität der Graphenlage stellte sich als Problem dar. Daher wurden in einer
weiteren Versuchsreihe Graphen und Polymer durch Sprühbeschichtung zu einem
Mehrlagenkomposit zusammengeführt. Das primäre Ziel der Versuchsreihe war ein stabiles
Mehrlagenkomposit mit einer dünnen Graphenlage zu erhalten, welche dennoch gute
elektrische Leitfähigkeit ermöglicht und die Gaspermeation reduziert, eine Steigerung der
mechanischen Eigenschaften war dagegen zweitrangig. Als Polymer aus der Klasse der
Standardkunststoffe wurde für diese Versuche Polystyrol (PS) gewählt, da dieser sich leicht in
verschiedenen Lösungsmitteln lösen lässt, in denen auch Graphen eine stabile Dispersion
bildet. Sprühtechniken zur Herstellung von Polymerlagen und Kompositen sind in der
Literatur weit verbreitet,[375–377] die Herstellung einer reinen Graphenlage und die
Untersuchung der mechanischen und elektrischen Eigenschaften sowie der Barrierewirkung
sind dabei jedoch die Ausnahme.[378–380]
Die Eigenschaften von Polymer und Graphenlagen durch Sprühbeschichtung wird durch
mehrere Faktoren gesteuert, dazu zählen der Abstand der Lackierpistole, die Dauer des
Sprühens, die Lagenanzahl, die Viskosität der Lösung bzw. Dispersion, Druck und
Fördermenge. Zur einheitlichen Herstellung der Mehrlagensysteme wurden Polystyrol in THF
gelöst (100 g∙L−1). Diese wurde mit einer low pressure low volume (LPLV) Lackierpistole
(Abbildung 3.33 links) mit 1 bar auf eine Teflonunterlage gesprüht. Ein geringer Druck beim
Aufbringen führt zu weniger Sprühnebel und damit zu einer einheitlicheren Polymerlage.
Anschließend wurde die Graphenlage auf das PS durch Sprühbeschichtung mit einer
Graphendispersion in THF (5 g∙L−1) und einer Lackierpistole mit 3.5 bar aufgebracht
(Abbildung 3.33 rechts). Der erhöhte Druck beim Aufbringen der Graphenlage sorgt für ein
teilweises Verdampfen des Lösungsmittels, so dass keine Risse in der Graphenlage entstehen,
wie es bei Beschichtungen mit zu viel Lösungsmittel der Fall ist (vgl. Kapitel 3.3.1). Die
abschließende Lage PS wurde mit den gleichen Parametern wie zuvor mittels LVLP
Lackierpistole aufgebracht. Durch das abwechselnde Sprühen wird ein Mehrlagenkomposit
hergestellt, bei dem eine Graphenlage von zwei PS Lagen umgeben ist.
-92-
Ergebnisse und Diskussion
Abbildung 3.33: Lackierpistolen zur Herstellung der PS Mehrlagenkomposite. LVLP Lackierpistole zum
Sprühen der PS-Lösung (links) und Dekorpistole zum Sprühen der Graphendispersionen (rechts).
Die Verwendung von THF als Lösungsmittel für das Polymer und die Füllstoffe soll zum
Anlösen des Polymers beim Sprühvorgang führen und damit zu einer stärkeren Adhäsion der
Lagen. Der Massengehalt von PS und Graphen in den Mehrlagenkompositen wurden mittels
TGA bestimmt und ergab einen einheitlichen Füllstoffgehalt von 7 bis 9 wt% für alle
Füllstoffe (s. Tabelle 3.21). Damit liegt der Füllstoffgehalt im Bereich von in der Literatur
bekannten Bulksystemen,[327, 344, 381]
ist aber ca. 40 % geringer als bei den Graphen/PA12
Mehrlagenkompositen und bis zu 90 % unter den Graphit/PA12 Kompositen
(vgl. Kapitel 3.4.2).
Abbildung 3.34: SEM Aufnahmen der Graphen/PS Mehrlagenkomposite. Die Aufnahmen zeigen Proben
von reinem PS (a), mit TRGO (b), mit MLG 350 (c), FLG 20 (d), 23 (e) und 27 (f). Die Positionen der
Graphenlagen werden durch weiße Pfeile hervorgehoben.
Die Polystyrollagen weisen eine leichte Strukturierung auf und sind nicht so einheitlich wie
die PA12 Lagen (vgl. Abbildung 3.28), sie weisen jedoch keine Defekte auf. Die
Strukturierung kann durch ein ungleichmäßiges Aufbringen der Dispersion entstehen, was
durch die manuelle Bedienung der Lackierpistole versursacht wird. In der sehr dünnen Lage
Graphen ist bei den meisten Proben eine Ausrichtung der Graphenplättchen in der Ebene zu
beobachten (s. Abbildung 3.34 d). Die dünne Graphenlage ist im Hinblick auf die
Wirtschaftlichkeit des Komposits von Interesse, da die hohen Herstellungskosten von
Graphen im Verhältnis zur Veränderung des Eigenschaftsprofils stehen müssen. Durch
Sprühbeschichtung konnte somit eine durchgängige Graphenlage in einem
Mehrlagenkomposit hergestellt werden. Die Graphenlage weist dabei eine geringere Dicke
(6 µm) auf, als dies durch Vakuumfiltration und Schmelzpressen (50 µm) möglich ist.
-94-
Ergebnisse und Diskussion
125
100
75
50
25
0
E.Modul maximale Zugfestigkeit Bruchdehnung
Abbildung 3.35: Relative Änderungen des E.Moduls, der maximalen Zugfestigkeit und der Bruchdehnung
von Graphen/PS Mehrlagenkompositen mit verschiedenen Füllstoffen. Die gepunktet Linie zeigt den
Fehlerbereich der PS Proben an.
Aus den Ergebnissen lassen sich dennoch einige Schlüsse auf den Effekt der Graphenlage und
Vergleiche zu den PA12 Kompositen ziehen. Zum einen wird die Bruchdehnung der
Komposite durch die Einarbeitung von Graphen nicht verringert. Lediglich bei MLG 350 ist
eine Reduktion zu erkennen, dies liegt jedoch innerhalb des Fehlers und ist somit nicht
signifikant. Zum anderen sinkt der E.Modul tendenziell ab, liegt jedoch bei allen Proben
außer FLG 27 innerhalb des Fehlers, das gleiche gilt für die maximale Zugfestigkeit.
-95-
Ergebnisse und Diskussion
Zusammenfassend liegen alle mechanischen Werte innerhalb des Fehlers auf dem Niveau des
reinen PS. Dies kann an der geringen Grenzfläche von Graphen und Polymer liegen, welche
im Vergleich zu konventionellen Kompositen deutlich geringer ausfällt. Bei einer sehr dünnen
Lage Graphen ist somit keine Übertragung der Eigenschaften des Füllstoffes auf das
Komposit erkennbar. Sollte eine andere Herstellungsmethode der Prüfkörper verfügbar sein,
wäre aufgrund des hohen Fehlers der Messungen eine Wiederholung der Versuche
angebracht, um weitere Aussagen treffen zu können. Die absoluten Werte von E.Modul,
Zugfestigkeit und Bruchdehnung sind in Tabelle 3.22 aufgeführt. Ein Vergleich mit
konventionellen Bulkkompositen zeigt, dass bei diesen die maximale Zugfestigkeit bei einem
ähnlichen Füllstoffgehalt ebenfalls deutlich reduziert wird. Der E.Modul dagegen steigt
dagegen bei den konventionellen Kompositen an.[334]
Ein Vergleich mit der Veränderung des Eigenschaftsprofils der PA12 Mehrlagenkomposite
zeigt, dass die Einarbeitung von Graphen bei PA12 eine Steigerung des E.Modul (+38-76 %)
und einen Einbruch der Bruchdehnung (− 59-72 %) zur Folge hat, bei PS dagegen ist keine
signifikante Änderung der Mechanik zu beobachten. Bei diesen Ergebnissen ist zu
berücksichtigen, dass die Verstärkung der Barrierewirkung und elektrischen Leitfähigkeit und
nicht die Steigerung der mechanischen Eigenschaften das zentrale Ziel der Versuche war. Die
anisotrope Anordnung des Graphen in einer Ebene soll zur Steigerung der elektrischen
Leitfähigkeit und Barrierewirkung durch eine effiziente Nutzung der plättchenartigen
-96-
Ergebnisse und Diskussion
Graphenmorphologie führen. Die Porosität der Graphenlagen spielt dabei eine untergeordnete
Rolle.[92, 94]
Damit soll bei geringerem Füllstoffgehalt eine größere Verstärkung erzielt
werden, als es bei Bulkkompositen der Fall ist. Unter diesem Aspekt ist ein mechanisches
Verhalten, welches reinem Polystyrol entspricht, ausreichend.
𝐴
ρ𝑒𝑙 = R ∙ Formel 3.3
𝑙
1
σ= Formel 3.4
ρ
Die ermittelten Werte sind in Tabelle 3.23 aufgeführt und wurden zusätzlich ins Verhältnis zu
dem Gewichtsanteil des Füllstoffes gesetzt. Die Leitfähigkeit von PS wurde dem
Produktdatenblatt entnommen.[382] TRGO 750 zeigt mit 0.36 S∙cm−1 die mit Abstand höchste
elektrische Leitfähigkeit. MLG 350, FLG 20 und 27 haben mit ca. 0.14 S∙cm−1 eine nur halb
so große elektrische Leitfähigkeit (s. Abbildung 3.36). Das TRGO
750/PS-Mehrlagenkomposit zeigt damit auch im Vergleich zu Bulkkompositen mit
leitfähigem CB (5 × 10-3 S∙cm−1) eine höhere Leitfähigkeit.[383] Unter Berücksichtigung der
bisherigen Ergebnisse lieg es nahe, dass TRGO sich stabil zu einer Schicht zusammenlagert
und dadurch ein effektiveres Perkolationsnetzwerk gebildet wird. Die Schichtbildung wird
durch die hohe spezifische Oberfläche und das damit zusammenhängende hohe
Aspektverhältnis erzielt. Ein Vergleich der Werte mit Bulksystemen bei ähnlichen
Füllstoffgehalten zeigt, dass diese eine Leitfähigkeit von 10−5 S∙cm−1 besitzen und die
Mehrlagenkomposite damit eine tausendfach höhere Leitfähigkeit aufweisen.[344, 369, 384] Die
Veränderung der Leitfähigkeit wurde zusätzlich ins Verhältnis zum Füllstoffanteil gesetzt.
Dieses beträgt bei TRGO 0.049 S∙cm−1 pro eingearbeitetem Gewichtsprozent Füllstoff und
zeigt damit eine Verstärkungswirkung, die bei mehr als dem doppelten der industriellen
Fewlayer- und Multilayer-Graphene (FLG bzw. MLG) liegt (≤ 0.02 S∙cm−1).
-97-
Ergebnisse und Diskussion
𝐒 ∙ 𝐜𝐦−𝟏 %
[S∙cm−1] [ ] [cm4∙m−2∙d−1∙bar−1] [ ]
𝐰𝐭% 𝐰𝐭%
-98-
Ergebnisse und Diskussion
TRGO 750
MLG 350
FLG 20
FLG 23
FLG 27 110
0.40
PS
0.35 100
0.30
90
0.25 40
0.20 30
0.15
20
0.10
10
0.05
0
spezifische elektrisch Leitfähigkeit O2-Permeabilität
[ S cm ] [ cm4 m2 d1 bar1 ]
3.5.5 Fazit
-99-
Ergebnisse und Diskussion
2000 MLG
12 0.6
9.2
TRGO 750
1500
9.0
10 0.5
1000 8.8
8 0.4
8.6
500
8.4
0 6 0.3 O2-Permeation
E.Modul Maximale Zugfestigkeit Bruchdehnung
[10-12cm2s-1Pa-1]
[MPa] [MPa] [%]
0.4 78
0.3 77
0.2 76
0.1 75
0.0 74
spezifische Reduktion der
elektrische Leitfähigkeit O2-Permeation
[S cm-1] [%]
Bei der Leitfähigkeit ist ein Anstieg von 1 × 10-18 S∙cm−1 von PS auf über 0.3 S∙cm−1 bei
TRGO 750/PS Mehrlagenkompositen zu beobachten (s. Abbildung 3.37). Damit liegt die
Leitfähigkeit der Mehrlagenkomposite bei dem Tausendfachen herkömmlicher
[344, 369, 384]
Bulksysteme. Die Sauerstoffpermeation ist bei beiden Füllstoffen ebenfalls deutlich
reduziert (> −75 %). Das entspricht bei TRGO 750 einer Reduktion von 11 % pro
eingesetztem Gewichtsprozent Füllstoff und übertrifft damit Bulksysteme bei einem ähnlichen
Füllstoffanteil. Eine weitere Reduktion der Permeation könnte durch eine erhöhte Ausrichtung
der Graphenplättchen oder Verwendung von defekt freiem Graphen erzielt werden.[94]
-100-
Zusammenfassende Diskussion
4 Zusammenfassende Diskussion
Die Einarbeitung von funktionellem Graphen als Nanofüllstoff stellt einen einfachen Weg
dar, die Eigenschaften von Polymeren in vielen Bereichen zu verbessern. [11, 22, 225] So weisen
Graphennanokomposite eine verbesserte Mechanik auf,[108, 222, 225]
zeigen eine elektrische
Leitfähigkeit von über 0.1 S∙cm−1 [277, 296, 386]
und erhöhen die Barrierewirkung gegenüber
Gasen.[342, 387] Diese Verstärkungswirkung in einer neuartigen Klasse der thermoplastischen
Elastomere, den Olefinblockcopolymeren (OBC), zu quantifizieren war ein Ziel dieser Arbeit.
In der Literatur sind Graphen/OBC Nanokomposite in Bezug auf diese Eigenschaften bisher
nicht untersucht worden. Als Referenz dienten daher weitere Füllstoffe wie Carbon Black
(CB), Graphit und weitere Kohlenstofffüllstoffe (s. Kapitel 3.1).
Neben konventionellen Nanokompositen sollten Mehrlagenkomposite hergestellt werden, bei
denen die Bestandteile nicht homogen gemischt werden, sondern anisotrop in Lagen
angeordnet sind. Als Vorbild hierfür dient Perlmutt.[258, 388, 389] Eine schichtartige Anordnung
bei plättchenartigen Füllstoffen ist in der Literatur bei Schichtsilikaten eingehend untersucht
worden.[225] Mehrlagenkomposite mit Graphen sind in der Literatur dagegen seltener.[258, 389]
Die Herstellung der Mehrlagenkomposite ist meist aufwendig, daher sind in der Literatur
meist nur kleinflächige Komposite hergestellt worden. Großflächige Mehrlagenkomposite mit
Graphen sind dagegen kaum untersucht. In der Literatur sind hauptsächlich Layer-by-Layer
Herstellung und die Übertragung von Graphenlagen, welche durch z.B. CVD synthetisierte
wurden, bekannt.[92, 263, 354–356, 390] Die anisotrope Anordnung der Graphenplättchen führt zu
einem stärkeren zutage treten einiger Eigenschaften, wie z.B. Barrierewirkung und elektrische
Leitfähigkeit. Die Herstellung von Mehrlagenkompositen mit hoher elektrischer Leitfähigkeit
sowie Barrierewirkung durch ein Verfahren, das ein Scale-Up ermöglicht, war Ziel dieser
Arbeit. Zur Herstellung wurden zwei Verfahren gewählt. Zum einen die Herstellung der
Graphenlage durch Vakuumfiltration und anschließendem Schmelzpressen mit Polymerfolien
zu Mehrlagensystemen und zum anderen die Herstellung durch abwechselnde
Sprühbeschichtung von Polymerlösung und Graphendispersion. Die Leitfähigkeit und
Barrierewirkung der Komposite wurden bei beiden Verfahren dabei über die in der Literatur
bekannten Werte von konventionellen Nanokompositen hinaus gesteigert.
-101-
Zusammenfassende Diskussion
Als Füllstoffe für die Komposite wurde ein breites Spektrum an Kohlenstofffüllstoffen
verwendet (s. Tabelle 4.1). Die Auswahl der Füllstoffe erfolgte unter dem Gesichtspunkt des
Aspektverhältnisses, welches für die Verstärkungswirkung eine bedeutende Rolle spielt.[167]
Daher wurden Füllstoffe mit plättchenartiger und sphäroidischer Morphologie mit
unterschiedlichen spezifischen Oberflächen ausgewählt (s. Kapitel 3.1). Diese Auswahl
lieferte Rückschlüsse vom Aspektverhältnis auf die Stabilität der Füllstofflagen. Hergestellt
wurde dazu zum einen thermisch reduziertes Graphitoxid (TRGO) und zum anderen
mechanochemisches Graphen (MG). TRGO ist ein aus wenigen Lagen bestehendes Graphen,
das mit funktionellen Gruppen, wie z.B. Hydroxyle, ausgestattet ist, Löcher in seiner Struktur
aufweist und eine plättchenartige Morphologie besitzt. Die Herstellung von TRGO erfolgte
über zwei Stufen. Zunächst wurde dabei Graphit zu Graphitoxid oxidiert, welches
anschließend thermisch reduziert wurde. Die Herstellung von GO erfolgte nach einem von
Tölle abgewandelten Hummersverfahren.[361] Über die eingestellte Reduktionstemperatur
kann die Lagenanzahl sowie der Funktionalisierungsgrad des Graphen gesteuert werden.
Durch Reduktionstemperaturen von 500, 750 und 1000 °C konnte so Graphen hergestellt
werden, welches sich hauptsächlich in Funktionalisierungsgrad sowie Lagenzahl und
spezifischer Oberfläche und damit Aspektverhältnis unterscheidet. Zusätzlich wurde
mechanochemisches Graphen hergestellt, welches dem Namen entsprechend über eine
mechanische Exfolierung aus Graphit synthetisiert wird. Dieses Verfahren wurde bereits von
Beckert untersucht.[109] Die einstufige Synthese erfolgt über die Vermahlung von Graphit in
einer Planetenkugelmühle, dabei wird das Graphit durch Scherkräfte zu Graphen delaminiert
und die Graphitpartikel zerkleinert. In Folge der Vermahlung entstehen reaktive Stellen,
welche durch das Aufpressen von Gasen, wie z.B. CO2 oder Stickstoff, auf die Mahlkammer
abgesättigt werden können. Dies erlaubt eine einfache und vielseitige Funktionalisierung von
Graphen in großen Mengen. Das entstehende Graphen hat dabei einen dem TRGO ähnlichen
Funktionalisierungsgrad und spezifische Oberfläche, besitzt jedoch eine sphäroidische
Morphologie und dadurch ein geringeres Aspektverhältnis. Für potentielle Anwendungen in
der Polymerindustrie ist es entscheidend, dass Füllstoffe durch Prozesse synthetisiert werden,
die „Scale-Up“ fähig sind. Dies ist sowohl für TRGO als auch MG gegeben. Um eine
Einschätzung der Verstärkungswirkung der synthetisierten Füllstoffe im Komposit zu
ermöglichen, wurden weitere industrielle Kohlenstofffüllstoffe unterschiedlicher Morphologie
und Funktionalisierung untersucht. Als industrielle Füllstoffe kamen dabei, neben Multilayer
Graphen (MLG 350) und Fewlayer Graphen (FLG 20, 23, 27), Graphit als Folie (SGL) und
-102-
Zusammenfassende Diskussion
in mikronisierter Form (µG) zum Einsatz (s. Kapitel 3.1.3). Als Referenz für sphärische
Füllstoffe wurde Carbon Black (CB) als einer der am verbreitetsten Kohlenstofffüllstoffe
verwendet.[205] Zusätzlich wurde Carbon Nanohorn (CNH) als wenig erforschter Füllstoff
untersucht, der mit einer konischen Morphologie eine Form aufweist, die zwischen Plättchen
und Kugel anzusiedeln ist. Die Füllstoffe weisen neben unterschiedlicher Morphologie auch
unterschiedliche elektrische Leitfähigkeit (0.4 - 64.2 S∙cm−1) und Funktionalisierungsgrade
auf, welche durch das Verhältnis von Kohlenstoff- zur Summe aus Stickstoff- und
Sauerstoffgehalt bestimmt wurde. Der Funktionalisierungsgrad ist dabei unter dem
Gesichtspunkt der Anbindung an das Polymer von Interesse.[106] Die Übersicht der
charakteristischen Eigenschaften der Kohlenstofffüllstoffe sind in Tabelle 4.1 aufgeführt. Die
Tabelle macht deutlich, dass durch verschiedene Morphologie, verbunden mit einer großen
Bandbreite an spezifischen Oberflächen (30 – 500 m2∙g−1), ein breites Spektrum an
Aspektverhältnissen abgedeckt wird, durch welches Korrelationen zur Stabilität der Lagen
hergestellt werden können. Zusätzlich ermöglicht die Vielfalt an Füllstoffen, die
Verstärkungswirkung mit der Morphologie und Funktionalisierung der Füllstoffe zu
korrelieren.
-103-
Tabelle 4.1: Übersicht der kohlenstoffbasierten Füllstoffe und ihrer charakteristischen Eigenschaften.
-104-
Partikel- Elementaranalyse [wt%] Funktionalisierungsgradc BETa σb
Füllstoff
geometrie C H N O (m2∙g−1) (S∙cm−1)
Einer der zentralen Punkte dieser Arbeit war die Herstellung und Charakterisierung von
Bulknanokompositen mit einer neuartigen Klasse der thermoplastischen Elastomere, den
Olefinblockcopolymeren (OBC), als Matrix.[286] In der Literatur sind Nanokomposite mit
OBC als Matrix für Kohlenstofffüllstoffe, insbesondere Graphen, wenig untersucht worden
(s. Kapitel 1.4.1). In dieser Arbeit konnte eine Verbesserung der mechanischen Eigenschaften
und Permeation bei einem geringen Füllstoffgehalt von 2.5 wt% nachgewiesen werden, dabei
wurde die Elastizität des Nanokomposits erhalten.
Die Herstellung von OBC erfolgt durch eine industrielle Ein-Reaktor-Synthese, bei der zwei
Katalysatoren und ein Kettenübertragungsreagenz zum Einsatz kommen (s. Abbildung
4.1).[286] Dies erlaubt die Synthese von Polyethen-b-Poly(ethen-co-1-Octen) mit definierten
Blocklängen, die aufgrund ihrer elastischen Eigenschaften unter anderem im Textilbereich
Anwendung finden.[289]
Abbildung 4.1: Schematische Darstellung der Olefinblockcopolymersynthese, bei der die an den zwei
Katalysatoren gebildeten Polymerketten durch ein Kettenübertragungsreagenz zwischen den
Katalysatoren transportiert werden können.
bei einer Bruchdehnung von 470 % auf. Durch Einarbeitung von Graphen mittels
Compoundierung und Spritzguss, sollte das Eigenschaftsprofil im Bereich der Mechanik,
elektrischen Leitfähigkeit sowie Barrierewirkung verstärkt werden. Die Auswirkung auf die
Kristallisation sollte zusätzlich untersucht werden. Dafür wurde TRGO 750 als Füllstoff mit
Gewichtsanteilen von 2.5 bis 20 eingearbeitet. Dabei konnte eine Steigerung der Spannung
bei 100 % Dehnung (+10 %), Zugfestigkeit (+24 %) und Bruchdehnung (+13 %) bei einem
Füllstoffgehalt von 2.5 wt% gemessen werden. Eine Steigerung des Füllstoffgehaltes auf
20 wt% führt zu einem weiteren Anstieg der Spannung bei 100 % Dehnung (+48 %), aber
auch zu einer Abnahme der Zugfestigkeit (−4 %) und einem Einbruch der Bruchdehnung
(−60 %). Dies kann auf die Anbindung des Füllstoffes an die Polymermatrix und auf dessen
hohe Steifigkeit sowie die Bildung von lokalen Aggregaten zurückgeführt werden.[224, 365]
Eine Steigerung des Füllstoffgehaltes führt ebenso zu einem Anstieg der Shore Härte
(+ 42 %) und einer Reduktion der Sauerstoffpermeation um 76 % bei 20 wt% Füllstoff. Das
entspricht einer Reduktion von 3.8 % pro eingesetztem Gewichtsanteil Füllstoff. Dieser Wert
ist bei 2.5 wt% mit 13.2 deutlich höher und zeigt auf, dass die Zunahme der
Verstärkungswirkung nicht linear mit dem Füllstoffgehalt zunimmt. Die relative Verstärkung
pro Füllstoffmenge ist aufgrund der zeit- und kostenintensiven Herstellung von Graphen eine
relevante Größe. Ein Vergleich der charakteristischen Eigenschaften der Komposite mit 2.5
und 20 wt% Füllstoff ist in Abbildung 4.2 veranschaulicht.
Die Untersuchung der Kristallisation ergab, dass bei einem Füllstoffanteil von 2.5 wt% eine
Erhöhung der Kristallisationstemperatur von 100 °C bei reinem OBC auf 106 °C
herbeigeführt wird, sonst aber keinen Einfluss auf die Kristallisation zu beobachten ist
(s. Kapitel 3.2.2.3 & 3.2.1.3). Erst ab einem Füllstoffgehalt von 10 wt% wird ein
Nukleierungseffekt des Füllstoffes durch eine Abnahme der Kristallisations- und
Schmelzenthalpie deutlich (> −16 %). Eine elektrische Leitfähigkeit kann ebenfalls erst ab
einem erhöhten Füllstoffgehalt von 15 wt% ermittelt werden, diese ist mit 3.7 × 10-08 S∙cm−1
jedoch sehr gering (s. Kapitel 3.2.1.3). Eine ähnliche Leitfähigkeit wird bei anderen Matrices,
wie z.B. Polyamid 12 und Polystyrol, häufig schon mit unter 5 wt% Füllstoff erreicht.[239, 369]
-106-
Zusammenfassende Diskussion
500
Reduktion der O2-Permeation
375
pro Füllstoffgehalt
[% (wt%)-1] 250
6 Zugfestigkeit
5 [MPa]
125 4
12
8
4 1
15
2
30
3
45
4
60
75
Härte- Shore A F100
[MPa]
Abbildung 4.2: Mechanische Eigenschaften, Shore Härte und Barrierewirkung von TRGO 750/OBC
Kohlenstoffkompositen bei 2.5 und 20 wt% Füllstoffgehalt.
Aufgrund der vielfältigen Anstiege der Eigenschaften bei bereits 2.5 wt% Füllstoffgehalt und
den darüber nur geringfügig hinausgehenden Änderungen der Eigenschaftsprofile der
hochgefüllten Komposite (s. Kapitel 3.2.1), wurde ein Vergleich verschiedener Füllstoffe bei
2.5 wt% durchgeführt. Dabei kamen neben Füllstoffen mit plättchenartiger (TRGO 500, 750,
1000, MLG 350, FLG 20, 23, 27, µG) auch sphäroidische (MG-CO2, -N2, CB) und konische
Füllstoffe (CNH) zum Einsatz. Die Füllstoffe unterschieden sich zusätzlich in ihrer
spezifischen Oberfläche und dem Funktionalisierungsgrad teilweise deutlich (s. Kapitel 3.1).
Die Untersuchung der mechanischen Eigenschaften ergab eine Korrelation des
Funktionalisierungsgrades mit der Verstärkungswirkung. In Abbildung 4.3 sind die
Durchschnittswerte der charakteristischen Eigenschaften funktionalisierter denen
unfunktionalisierter Füllstoffe gegenüber gestellt. Obwohl es sich dabei um inhomogene
Gruppen handelt, unterscheiden die Mittelwerte sich im Bereich der Zugfestigkeit und
Spannung bei 100 % Dehnung deutlich.
-107-
Zusammenfassende Diskussion
Änderung Funktionalisiert
der Bruchdehnung Unfunktionalisiert
[%]
16
12
Abbildung 4.3: Änderungen im Vergleich zu reinem OBC der charakteristischen Eigenschaften der
Komposite. Mittelwerte alle funktionalisierten im Vergleich zu unfunktionalisierten Füllstoffen.
-108-
Zusammenfassende Diskussion
durchschnittlich nur 3 %. Keinen Einfluss hatte die Funktionalisierung dagegen auf die
Reduktion der Sauerstoffpermeation und Kristlallisation, diese fiel bei funktionalisierten und
unfunktionaliserten Füllstoffen gleich aus.
-109-
Zusammenfassende Diskussion
Änderung Plättchenartig
derBruchdehnung Sphäroidisch
[%]
16
12
Reduktion
Änderung der
der O2-Permeation 8 Zugfestigkeit
[%] 30 [%]
24
18 4
12
6 25
0 20
15
10
-6 5
-4 3
-2
6
0
2 9
4 12
6
15 Änderung
Änderung
von F100
der Härte - Shore A
[%] [%]
-110-
Zusammenfassende Diskussion
Als Vorlage für Mehrlagenkomposite mit steifen Füllstoffen dient häufig Perlmutt. Die hohe
mechanische Belastbarkeit (E.Modul > 70 GPa) führte zur Umsetzung des Prinzips in
künstlichen Komposits.[250–252] Die Mechanischen Eigenschaften des biologischen Vorbildes
konnten dabei teilweise übertroffen werden. Allerdings gibt es nur wenige
Herstellungsverfahren, welche zeit- und kosteneffizient sind.[254, 255]
Da Graphen neben
einzigartigen mechanischen Eigenschaften auch eine sehr hohe elektrische Leitfähigkeit und
Barrierewirkung zeigt, ist es ein optimaler Füllstoff zur Einsetzung in Mehrlagenkompositen.
Um diese Eigenschaften effektiv auf ein Komposit zu übertragen, wurden im Zuge dieser
Arbeit Graphen/Mehrlagenkomposite hergestellt und zur Einordnung mit anderen
Kohlenstoff/Mehrlagenkompositen verglichen. Dazu wurden zwei Verfahren zur Herstellung
gewählt, welche ein Scale-Up erlauben. Die Herstellung der Mehrlagensysteme erfolgte zum
einen durch Vakuumfiltration und anschließendem Schmelzpressen mit Polymerfolien und
zum anderen durch abwechselnde Sprühbeschichtung von Polymerlösung und
Graphendispersion. Diese Verfahren zur Herstellung von Mehrlagenkompositen sind in der
Literatur nur wenig untersucht. Die im Zuge dieser Arbeit hergestellten Mehrlagenkompositen
wurden insbesondere auf ihre elektrische Leitfähigkeit sowie Barrierewirkung untersucht und
mit diesen Ergebnissen Rückschlüsse auf die Auswirkung von Füllstoffmorphologie und
Funktionalisierungsgrad der Füllstoffe gezogen.
Bei der Herstellung der Graphenlagen zeigte sich, dass die Morphologie einen entscheidenden
Einfluss auf die Stabilität der Graphenlage hat. Füllstoffe mit plättchenartiger Morphologie,
wie sie bei TRGO, MLG und FLG vorliegt, ermöglichen die Herstellung einer Lage von
Graphen mittels Vakuumfiltration und lassen sich als dünne Graphenlage vom Filterpapier
lösen (s. Abbildung 4.6). Dabei sind große Flächen (> 100 cm²) mit Schichtdicken ab 50 µm
realisierbar.
-112-
Zusammenfassende Diskussion
Abbildung 4.6: Durch Vakuumfiltration hergestellte Graphenlage, die vom Filterpapier gelöst wurde (a).
Lage die zusätzlich mit SEBS verstärkt wurde und mechanischer Beanspruchung widersteht (b).
Sphäroidische Füllstoffe wie MG und CB dagegen lassen sich nach Abscheidung auf dem
Filter nicht als Graphenlage ablösen, sondern bilden aufgrund ihres geringen
Aspektverhältnisses lediglich eine lose Pulverschicht (s. Kapitel 3.3.1). Des Weiteren zeigte
sich, dass Graphenlagen von Füllstoffen mit einer hohen spezifischen Oberfläche
(>350 m2∙g−1), wie TRGO und MLG 350, stabiler sind, als von Graphen mit einer geringeren
spezifischen Oberfläche (< 300 m2∙g−1). Einige sphäroidische Füllstoffe weisen zwar eine
große spezifische Oberfläche (450 m2∙g−1) auf, bildeten jedoch ebenfalls keine stabilen
Graphenlagen. Graphene mit geringerer spezifischer Oberfläche (< 300 m2∙g−1), wie sie bei
FLG 20, 23 und 27 vorliegt, bildeten zwar stabile Graphenlagen aus, zeigten jedoch eine
starke Delamination innerhalb der Graphenlage (s. Abbildung 4.7 a). Das Ausmaß der
Delamination nahm dabei von FLG 20 über 23 hin zu 27 zu und ging damit mit einer
Abnahme der spezifischen Oberfläche einher. Plättchenartige Füllstoffe mit einer noch
kleineren spezifischer Oberfläche wie mikronisierter Graphit (30 m2∙g−1), bildeten wie
sphäroidische Füllstoffe keine stabile Graphenlage. Die Ergebnisse lassen darauf schließen,
dass die Stabilität der Graphenlagen auf der Überlappung der Füllstoffplättchen beruht.
Sphäroidische Partikel überlappen trotz hoher spezifische Oberfläche nur geringfügig und
bilden dadurch keine stabile Graphenlage aus. Ein hohes Aspektverhältnis führt bei
Füllstoffen mit plättchenartiger Morphologie zu einer größeren Überlappung der
Füllstoffpartikel, mehr Wechselwirkungen und damit einer stabileren Graphenlage.
-113-
Zusammenfassende Diskussion
Abbildung 4.7: SEM Aufnahmen von Graphen/Mehrlagenkompositen, bei denen deutlich die
Delamination innerhalbe der Graphenlage von FLG (a) im Vergleich zur stabilen TRGO Lage (b) zu
erkennen ist.
Zusätzlich zur Morphologie wurde der Einfluss des Funktionalisierungsgrades auf die
Stabilität der Graphenlage untersucht. Dabei konnte kein Zusammenhang zwischen Stabilität
und dem Funktionalisierungsgrad hergestellt werden. So konnte die Stabilität der Folien von
TRGO 500 nicht von TRGO 1000 unterschieden werden, trotz eines 2.5-fach höheren
C:O-Verhältnisses. So bildete FLG 20 eine relativ stabile Kohlenstofflage aus, FLG 23 mit
einem höheren und µG mit einem niedrigeren Funktionalisierungsgrad bildeten jedoch keine
stabile Kohlenstofflage. Die Stabilität scheint daher in keiner signifikanten Weise durch die
Funktionalisierung der Füllstoffe beeinflusst zu werden. Die Stabilität der Graphenlagen sollte
zusätzlich durch Zugabe von Additiven verstärkt werden, insbesondere um mechanischer
Beanspruchung zu widerstehen. Als besonders effektiv stellte sich dabei die Zugabe von
SEBS heraus. Dieses erhöhte nicht nur die Stabilität der Graphenlage (s. Abbildung 4.6 b),
sondern konnte, in THF gelöst, mit der Graphendispersion gemischt werden. Dies erlaubte
eine Verarbeitung zur Graphenlage in einem Schritt. Die Vakuumfiltration stellt eine einfache
Alternative bei der Herstellung der Graphenlagen dar, durch die eine Herstellung von
Graphenlagen in größerem Maßstab erlaubt wird. Um eine weitere Verarbeitung zu
ermöglichen wird jedoch eine Dicke von mindestens 50 µm benötigt. Durch das Fehlen
kovalenter Verknüpfungen führt die hohe Dicke jedoch zu Instabilitäten bei mechanischer
Beanspruchung. Dies kann durch die Zugabe von SEBS reduziert werden, die Delamination
innerhalb der Graphenlage konnte jedoch nicht vollständig beseitigt werden. Mit PA12 ließen
sich mit TRGO 750 sowie MLG 350 und FLG 20, 23, 27, Graphenmehrlagenkomposite
herstellen, charakterisieren und mit Graphitmehrlagenkompositen vergleichen (s. Kapitel 3.4).
-114-
Zusammenfassende Diskussion
Die Graphenmehrlagenkomposite wiesen jedoch teilweise eine Delamination auf, diese sollte
durch eine Reduktion der Schichtdicke der Graphenlage verhindert werden, daher wurden
zusätzlich Mehrlagenkomposite durch Sprühbeschichtung hergestellt.
Durch dieses Verfahren werden dünnere Schichtdicken (< 10 µm) der Graphenlage
ermöglicht, als durch Vakuumfiltration, da die Graphenlage direkt auf der Polymerlage
-115-
Zusammenfassende Diskussion
gebildet wird und nicht transferiert werden muss. Das erlaubt es, Graphenlagen mit einer
Dicke von weniger als 5 µm aufzubringen (s. Abbildung 4.9). Theoretisch sind Lagen im
Nanometer Bereich möglich, der limitierende Faktor ist dabei das gleichmäßige Aufbringen
der Graphendspersion. Der geringere Füllstoffverbrauch führt dabei zu einem wirtschaftlich
effizienterem Komposit. Die Aufbringung der Polymerschicht kann ebenfalls per
Sprühbeschichtung erfolgen, was die Effizienz der Herstellung weiter erhöht. Die Herstellung
der Mehrlagenkomposite ist dadurch deutlich einfacher und zeitsparender, als bei Kompositen
mit vakuumfiltrierten Graphenlagen, wodurch ein Scale-Up erleichtert wird.
Abbildung 4.9: SEM Aufnahme eines TRGO 750/PS (a) und FLG23/PS (b) Mehrlagenkomposit. Der Pfeil
zeigt die nur wenige Mikrometer dicke Graphenlage.
Mit allen Graphenen ließen sich stabile Mehrlagenkomposite herstellen. Auch bei den
Graphenen, die eine Delamination bei Herstellung durch Vakuumfiltration zeigten, war keine
Delamination in den SEM Aufnahmen erkennbar (s. Abbildung 4.9) und zeigten auch keine
Delamination unter mechanischer Beanspruchung. Die Herstellung von
Mehrlagenkompositen durch Sprühbeschichtung ist unter Berücksichtigung der möglichen
minimalen Lagendicke und Stabilität der Vakuumfiltration überlegen, zeigt jedoch eine
geringere Ausrichtung der Graphenplättchen.
-116-
Zusammenfassende Diskussion
Mechanik durch dickere Graphenschichten stärker beeinflusst wird als durch dünnere. So
stieg das E.Modul von TRGO 750/PA12 Mehrlagenkompositen auf 170% des reinen PA12.
Bei den sprühbeschichteten Kompositen lagen die Werte der Komposite dagegen im Bereich
der reinen Matrix. Die Steigerung des E.Modul ging jedoch mit einer Abnahme der
Bruchdehnung von 11.6 % bei reinem PA12, auf 3.3 % bei dem graphenverstärkten Komposit
zurück. Das industrielle Graphen (MLG 350) zeigte bei den mechanischen Werten dabei stets
eine ähnliche Veränderung des Eigenschaftprofils.
Die Inkorporation von Kohlenstofflagen zeigte im Bereich der elektrischen Leitfähigkeit
deutlich stärker Veränderungen, hier konnte eine Leitfähigkeit von 6.5 S∙cm−1 bei
TRGO 750/PA12 und 0.36 S∙cm−1 bei TRGO 750/PS gemessen werden. Damit ist die
Leitfähigkeit über fünf Dekaden höher als dies bei Bulksystemen mit ähnlichem
Füllstoffanteil der Fall ist.[239, 344]
Die Leitfähigkeit der MLG 350 Komposite lag jeweils
unter den Werten des TRGO. Die extrem hohe elektrische Leitfähigkeit lässt sich durch die
Ausbildung eines effektiven Perkolationsnetzwerkes erklären, welches durch die
Graphenschicht gebildet wird und im Gegensatz zu Bulksystemen nicht durch die
Polymermatrix beeinträchtigt wird.
Eine ebenfalls deutliche Verstärkungswirkung konnte bei der Barrierewirkung festgestellt
werden. Bei Kohlenstoff/PA12 Mehrlagenkompositen betrug die Reduktion der
Sauerstoffpermeation bis zu 97 % und bei den PS Kompositen bis zu 77 %. Die Reduktion
pro eingesetztem Gewichtsprozent Füllstoff lag damit bei 8 respektive 11%. Die maximale
Reduktion erfolgte jeweils bei den TRGO 750 Mehrlagenkompositen. Damit zeigte
TRGO 750 eine deutlich höhere Reduktion als die industrielle Graphitfolie (SGL) und das
industrielle Graphen (MLG 350). Die Graphitfolie reduzierte die Permeation zwar auf einen
ähnlichen Wert, jedoch bei einem deutlichen höheren Gewichtsanteil und weist damit nur 1%
Reduktion pro Gewichtsprozent auf. Die starke Barrierewirkung kann durch die
Impermeabilität zusammen mit dem hohen Aspektverhältnis des Graphen erklärt werden, da
der Diffusionsweg der Gasmoleküle deutlich verlängert wird.[238]
-117-
Zusammenfassende Diskussion
Abbildung 4.10: TRGO Mehrlagenkomposit, welches durch Vakuumfiltration und Schmelzpressen mit
PA 12 (a) beziehungsweise Sprühbeschichtung mit PS (b), hergestellt wurde. Die Dicke der
Graphenschicht ist durch einen Pfeil gekennzeichnet.
-118-
Zusammenfassende Diskussion
Tabelle 4.2: Elektrische Leitfähigkeit und Sauerstoffpermeabilität von TRGO 750/PA12 und PS
Mehrlagenkompositen. Jeweils in absoluten Werten und im Verhältnis zur Schichtdicke des Graphens.
𝝈 Ä𝐧𝐝𝐞𝐫𝐮𝐧𝐠 𝐝𝐞𝐫
Material σa 𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐡𝐭𝐝𝐢𝐜𝐤𝐞 O2-Permeabilität 𝐏𝐞𝐫𝐦𝐞𝐚𝐛𝐢𝐥𝐢𝐭ä𝐭
𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐡𝐭𝐝𝐢𝐜𝐤𝐞
Die Permeation wurde dagegen bereits durch eine dünne Schicht Graphen erheblich reduziert.
Der Effekt ist bei einer Schichtdicke von 3.1 µm um eine Dekade stärker als dies bei 37.6 µm
Schichtdicke der Fall ist (s. Tabelle 4.2). Dies legt nahe, dass die Reduktion der Permeation
hauptsächlich durch die Impermeabilität des Füllstoffes und nicht durch eine Verlängerung
des Diffusionsweges erfolgt.
Abbildung 4.11: Charakteristische Eigenschaften von PA12 (links) und PS (rechts) mit jeweils dem
TRGO 750 Lagenkomposite.
-119-
Zusammenfassende Diskussion
Schichtdicke des Graphen abhängig zu sein. Damit lassen sich Eigenschaftsprofile durch
Variation der Schichtdicke gezielt auf die Anforderungen an das Komposit maßschneidern.
-120-
Zusammenfassende Diskussion
4.4 Fazit
Ein Vergleich von OBC Kompositen verschiedener Füllstoffgehalte hat ergeben, dass bei
einem Füllstoffgehalt von 2.5 wt% bereits eine Verstärkungswirkung in allen untersuchten
Bereichen messbar ist. Höhere Füllstoffgehalte führen zwar zu einem weiteren Anstieg der
Zugfestigkeit und Spannung bei 100 % Dehnung sowie Abnahme der Sauerstoffpermeation,
dies geschieht jedoch zu Lasten der Bruchdehnung. Da es sich bei OBC um ein
thermoplastisches Elastomer handelt, ist eine Reduktion der Elastizität jedoch nicht
erwünscht. Die Herstellung von Graphen durch thermische Reduktion von Graphitoxid und
die Vermahlung von Graphit unter Gasatmosphären ermöglichte, zusammen mit der
Verwendung industrieller Kohlenstofffüllstoffe, einen systematischen Vergleich der
Verstärkungswirkung im Verhältnis zum Aspektverhältnis des Füllstoffes und seines
Funktionalisierungsgrades. Die Ergebnisse der Kohlenstoff/OBC Kompositen mit 2.5 wt%
Füllstoffgehalt zeigten, dass funktionalisierte Füllstoffe zu einer höheren
Verstärkungswirkung im Bereich der mechanischen Eigenschaften führen, als dies bei
unfunktionalisierten Füllstoffen der Fall ist. Bei der Reduktion der Permeation spielt die
Funktionalisierung dagegen keine Rolle.
Die Morphologie der Füllstoffe hatte ebenfalls einen signifikanten Effekt auf die Änderung
der Eigenschaften. So wiesen Füllstoffe mit plättchenartiger Morphologie eine deutlich
höhere Verstärkungswirkung der mechanischen Eigenschaften auf, als dies bei sphäroidischen
Füllstoffen der Fall war. Dies war auch bei der Reduktion der Permeation zu beobachten. Die
Begründung liegt in dem höheren Aspektverhältnis der plättchenartigen Füllstoffe, welches zu
einer besseren Anbindung an die Matrix und größeren Verlängerung des Diffusionsweges
führt. Funktionalisierte plättchenartige Kohlenstofffüllstoffe zeigen damit für geringe
Füllstoffgehalte eine optimale Verstärkungswirkung in OBC Bulkkompositen. Unter den in
dieser Arbeiten verwendeten Füllstoffen wies dabei TRGO 750 die größte
Verstärkungswirkung auf. Allgemein sind funktionalisierte Füllstoffe mit einem großen
Aspektverhältnis, wie es bei plättchenartigen Füllstoffen vorliegt, für Nanokomposite am
besten geeignet.
Die Füllstoffmorphologie war auch bei den Mehrlagenkompositen von großer Bedeutung. So
konnte mit sphäroidischen Füllstoffen keine stabile Graphenlage hergestellt werden. Bei der
Verwendung plättchenartiger Füllstoffe zeigte sich, dass das Aspektverhältnis dabei eine
entscheidende Rolle spielt und auch plättchenartige Füllstoffe mit spezifischen Oberflächen
von weniger als 300 m2∙g−1 keine oder nur instabile Graphenlagen bildeten. Die
Mehrlagenkomposite aus Graphenen, mit denen stabile Lagen hergestellt werden konnten,
-121-
Zusammenfassende Diskussion
lieferten elektrische Leitfähigkeiten, die bis zu fünf Dekaden über Bulkkompositen lag und
eine Reduktion der Permeation von bis zu 98% aufwiesen. Die verbleibende Permeation kann
durch die Porosität des funktionellen Graphens erklärt werden, da die Permeation mit
zunehmender Schichtdicke nur marginal abnimmt. Die elektrische Leitfähigkeit dagegen
scheint linear von der Schichtdicke des Füllstoffes abzuhängen. Beim Vergleich der Füllstoffe
wies TRGO 750 die größte Verstärkungswirkung auf. Der Vergleich der
Verarbeitungsmethoden der Mehrlagenkomposite zeigte, dass Sprühbeschichtung aufgrund
des geringeren präparativen Aufwandes sowie eines größeren Spektrums der Lagendicke
Vorteile hat. Die geringe Lagendicke ist dabei von besonderer Bedeutung, da die Herstellung
von Graphen zeit- und kostenintensiv ist. Im Vergleich zu Mehrlagenkompositen, bei der die
Graphenlage durch CVD hergestellt wurde, zeigen die im Zuge dieser Arbeit hergestellten
Mehrlagenkompositen eine geringere mechanische Verbesserungen aber eine ähnliche
Leitfähigkeit.[263] Der eingesetzte Füllstoffanteil ist dabei jedoch signifikant höher (×20), der
präparative Aufwand ist dagegen aber deutlich geringer. Eine Herstellung von
Graphen-Perlmutt durch die Zusammenführung mehrerer Schichten, welche getrennt
voneinander hergestellt wurden, scheint durch die in dieser Arbeit untersuchten Methoden
nicht möglich. Alle hergestellten Materialien sind weit von dem natürlichen Vorbild Perlmutt
entfernt und auch andere in der Literatur bekannte künstliche „nacre-like carbon“ Materialien
weisen eine bessere Mechanik auf. „Nacre-like carbon“ wird dabei jedoch meist durch
komplexe Prozesse hergestellt,[250, 263, 388] welche nicht mit den leicht skalierbaren Prozessen
dieser Arbeit vergleichbar sind.
-122-
Experimenteller Teil
5 Experimenteller Teil
5.1 Materialien
Die im Zuge dieser Arbeit verwendeten Chemikalien sind in Tabelle 5.1 unter Angabe des
Herstellers aufgeführt.
Stoff Hersteller
1-Propanol Bernd Kraft GmbH
1,2,4-trichlorbenzol Merck KGaA
2,6-di-tert-butyl-(4-methylphenol) Merck KGaA
Aceton Oelfabrik Schmidt GmbH
Carbon Black. N234 Orion Engineered Carbons S.A
Carbon Nanohorn Tie GmbH
Chrom(III)-acetylacetonat 97 % Sigma-Aldrich
Weniglagen Graphen, FLG 20/23/27 Avanzare Innovacion Tecnologica S.L.
Graphit, KFL 99.5 AMG Mining
Graphitfolie, SGL Z SGL Carbon
Isopropanol Oelfabrik Schmidt GmbH
Olefinblockcopolymer, INFUSE™ 9077 Dow Chemical Company
Irgafos© 168 BASF Schweiz AG
Irganox© 1010 BASF Schweiz AG
Kohlenstoffdioxid AirLiquide
Leitsilber L100 Kemo Electronic
Mikronisierter Graphit AMG Mining AG
Mehrlagen Graphen, MLG 350 AMG Mining AG
Polyamid 12, Vestamid® L 1600 Evonik Industries
Polystyrol, PS 158 K BASF SE
Polvinylalkohol, 85-124000 g∙mol−1 Sigma-Aldrich
Polvinylalkohol-co-Ethylen Sigma-Aldrich
Sauerstoff Messer Industriegase GmbH, Sauerstoff 4.8
SEBS, Kraton™ FG 1901 GT Kraton
Stickstoff AirLiquide
Tetrachlorethan Merck KGaA
Tetrahydrofuran Azelis Deutschland GmbH
VE-Wasser Hausleitung FMF
-123-
Experimenteller Teil
Als Olefinblockcopolymer wurde Infuse™ 9077 von DOW Chemical Company, Midland, MI
(USA) verwendet. Die physikalischen und mechanischen Eigenschaften des OBC sind in
Tabelle 5.2 aufgeführt.
Tabelle 5.2: Physikalische und mechanische Eigenschaften des Olefinblockcopolymers - Infuse™ 9077.
Als Polyamid12 wurde Vestamid® L 1600 von Evonik Industries, Essen (Deutschland)
verwendet. Die physikalischen und mechanischen Eigenschaften des PA12 sind in Tabelle 5.2
aufgeführt.
Tabelle 5.3: Physikalische und mechanische Eigenschaften des Polyamid 12 - Vestamid® L 1600.
-124-
Experimenteller Teil
Als Polystyrol wurde in dieser Arbeit Polystyrol 158 K von BASF SE, Ludwigshafen
(Deutschland) verwendet. Die physikalischen und mechanischen Eigenschaften des PA12
sind in Tabelle 5.2 aufgeführt.
Tabelle 5.4: Physikalische und mechanische Eigenschaften des Polystyrol - Polystyrol 158 K.
-125-
Experimenteller Teil
5.2 Füllstoffe
Die Graphitoxid (GO) Synthese erfolgte über ein modifiziertes Hummersverfahren, welches
maßgeblich im Rahmen der Dissertation von Tölle entwickelt wurde. Daher wird an dieser
Stelle auf die entsprechende Dissertation verwiesen.[361] Die GO Synthese wurde aus Gründen
der Qualitätssicherung zentral durchgeführt. Das GO wurde anschließend für 6 Tage bei
40 °C und 200 mbar getrocknet. Anschließend wurde das GO unter Stickstoffkühlung in einer
Kryo-Schwingmühle (Retsch Kryo Mill) in einer Edelstahlkammer mit 25 mm
Edelstahlkugeln gemahlen. Die Vorkühlung erfolgte für 3.5 min mit einer Frequenz von 5 Hz,
die Vermahlung dauerte 45 s mit einer Frequenz von 25 Hz. Das gemahlene GO wurde vor
der Weiterverarbeitung zu thermisch reduziertem Graphitoxid oder mechanochemischen
Graphen bei 40 °C und 200 mbar für weitere 6 Tage getrocknet. Die elementaren
Zusammensetzungen der verwendeten GO-Chargen sind in Tabelle 5.5 aufgeführt.
Zur Verstärkung des OBC und zur Anfertigung von Graphenlagen wurde TRGO eingesetzt.
Die TRGO-Synthese erfolgt durch die thermische Reduktion von GO im Drehrohrofen Typ
RSR 120/75/11400 der Firma Nabertherm GmbH, Lilienthal (Deutschland). Die Reduktion
erfolgte unter Stickstoffatmosphäre bei Temperaturen von 500, 750 oder 1000 °C. Die
Reduktionstemperatur ist in der Probenbezeichnung angegeben. Die charakteristischen
Eigenschaften des synthetisierten TRGO Chargen sind in Tabelle 5.6 zusammengefasst.
-126-
Experimenteller Teil
Tabelle 5.6: Charakteristische Eigenschaften der TRGO Chargen reduziert bei 500, 750 und 1000 °C.
Füllstoff C-Gehalt H-Gehalt O-Gehalt S-Gehalt C:O- BETa σb
Verhältnis
(wt%) (wt%) (wt%) (wt%) (-) (m2∙g−1) (S∙cm−1)
TRGO -
82.5 0.5 17.0 4.9 390 8.2
500
TRGO
86.1 0.6 12.1 1.2 7.1 410 19.0
750
TRGO
90.9 0.4 6.9 1.8 13.2 500 64.2
1000
a
N2-Physissorptionsmessung zur Oberflächenbestimmung nach Brunauer, Emmett und Teller;
b
spezifische, elektrische Leitfähigkeit von Filmen auf Filter ermittelt durch 4-Punktsmessung.
Die Vermahlung von Graphit erfolgte in einer Planetenkugelmühle PM 100 der Firma Retsch
GmbH, Haan (Deutschland). Die Keramikkammer (Y0.05Zr0.95O2, V = 1150 cm3, Retsch,
Haan) wurde mit 18.6 g Graphit zusammen mit 100 Keramikkugeln (Durchmesser 10 mm)
beladen und für 15 min evakuiert (10−2 mbar). Anschließend wurde die entsprechende
Gasatmosphäre (CO2, N2) aufgepresst (13 bar) und die Vermahlung bei 250 rpm
(Geschwindigkeitsverhältnis 2:1) für 48 h durchgeführt. Die charakteristischen Eigenschaften
der synthetisierten mechanochemischen Graphen Chargen sind in Tabelle 5.7
zusammengefasst.
-127-
Experimenteller Teil
-128-
Experimenteller Teil
5.2.6 Elementaranalyse
Die Elementaranalyse wurde zur Bestimmung des C-, H-, N- und S-Gehalts der Substanzen
verwendet. Der Sauerstoffgehalt wurde daraus als Restmasseanteil berechnet. Die Proben
wurden verbrannt und die Verbrennungsgase gaschromatographisch mittels einem VarioEL
der Firma Elementaranalysensysteme GmbH, Hanau (Deutschland) charakterisiert.
5.2.7 SEM
Zur Durchführung von SEM Messungen wurden die pulverförmigen Füllstoffe mittels
Klebepads auf SEM-Probenhalter geklebt. Die Aufnahmen erfolgten mit einem Quanta 250
FEG microscope, FEI Company, Hillsboro, OR (USA) mit einem low voltage high contrast
(vCD) Dektor bei einer Beschleunigungsspannung von 10 kV.
Die Bestimmung der spezifischen Oberfläche nach Brunauer, Emmett und Teller wurde mit
einem Sorptomatic 1990 von Porotec, Hofheim (Deutschland) durchgeführt. Die Bestimmung
der Oberfläche beruht dabei auf der Adsorption von Stickstoff auf der Probenoberfläche. Die
Menge des adsorbierten Stickstoffes korreliert mit der Probenoberfläche.
-129-
Experimenteller Teil
5.3 Komposite
5.3.1 Spritzguss
Abbildung 5.1: Aufbau des Microcompounder Xplore™ und der dazugehörigen Spritzgusseinheit.
-130-
Experimenteller Teil
Ethylenanteil Mol% 27
Tg °C 72
Schmelztemperatur °C 192
Für die PVA Behandlung von Graphen- und Graphitlagen zur Herstellung von
PA12-Mehrlagenkompositen wurde eine PVA Lösung (3 g∙L−1) in H2O hergestellt, mit
-131-
Experimenteller Teil
welcher die abgelösten Kohlenstofflagen behandelt wurden. Die Graphenlagen wurden dafür
10 s in eine mit der PVA Lösung gefüllten Schale gelegt und anschließend getrocknet. Die so
behandelten Proben erhielten den Probencode „_PVA“. Die Eigenschaften des EVAL und
PVA sind in Tabelle 5.10 aufgeführt.
Hydrolisierungsgrad % > 99
Tg °C 85
Schmelztemperatur °C 200
-132-
Experimenteller Teil
Tabelle 5.11: Parameter des Schmelzpressvorgangs zur Herstellung der Prüfkörper zur
Peremationsmessung von Bulkkompositen.
Phase 1 190 2 1
Phase 2 190 5 1
Phase 3 190 10 1
Phase 4 25 10 10
Phase 1 150 1 1
Phase 2 130 1 1
Phase 3 110 1 1
Phase 4 30 1 8
Zur Erhöhung der mechanischen Stabilität wurden Proben zweifach nach den Parametern aus
Tabelle 5.12 gepresst. Die so behandelten Proben erhielten den Probencode „_x2“.
Für die Herstellung von Kohlenstoff/PA12 Mehrlagenkompositen wurde zunächst PA12 Folie
mit 50 µm Dicke aus 1.6 g PA12 durch Schmelzpressen zwischen Teflonfolien bei
pmax=100 bar und Tmax=200 °C hergestellt (s. Tabelle 5.13).
-133-
Experimenteller Teil
Tabelle 5.13: Parameter des Schmelzpressvorgangs zur Herstellung von PA12 Folien.
Phase 1 200 50 1
Phase 2 200 75 1
Phase 4 30 100 8
Für die Herstellung der Lagenkomposite wurde zwischen zwei so hergestellte PA12 Folien
eine Graphenlage gelegt, passgenau zugeschnittene und anschließend in der Schmelzpresse
nach den Parametern in Tabelle 5.14 zu einem Mehrlagenkomposit gepresst. Alle PA12
Mehrlagenkomposite wurden zweimal nach diesem Programm gepresst.
Phase 1 200 2 1
Phase 2 200 5 1
Phase 3 190 10 1
Phase 4 170 10 1
Phase 4 30 10 8
-134-
Experimenteller Teil
5.3.6 AFM
Die AFM Messungen wurde mit einem BRUKER MultiMode 8 (Bruker, Billerica, MA,
USA) im Phasenmodus mit Tappingmode und DMT-Modul Modus im PeakForceMode
durchgeführt.
-135-
Experimenteller Teil
5.3.7 SEM
Die Charakterisierung der Komposite erfolgt durch SEM-Aufnahmen mit einem Quanta 250
FEG microscope, FEI Company, Hillsboro, OR (USA) mit einem low voltage high contrast
(vCD) Dektor bei einer Beschleunigungsspannung von 3, 10 oder 20 kV. Zur
Probenpräparation wurden die Pyramidenstümpfe der TEM-Präparation (Kapitel 5.3.8)
verwendet.
5.3.8 TEM
Zur Durchführung von TEM Messungen wurde ausgehend von einem Pyramidenstumpf der
Polymerprobe mittels einem Ultramikrotom Ultracut E der Firma Reichert-Jung bei −140 °C
100nm dicke Ultradünnschnitte angefertigt und auf ein Kupfergrid transferiert. Die
Aufnahmen erfolgten mit einem Zeiss LEO Omega 912 (Carl Zeiss AG, Oberkochen,
Deutschland), bei einer Beschleunigungsspannung von 120 kV.
5.3.9 Kernresonanzspektroskopie
13
Die C-NMR-Spektren wurden an einem Bruker Avance II Spektrometer (Bruker, Billerica,
MA, USA) aufgezeichnet. Als Lösungsmittel wurde 1,1,2,2-Tetrachlorethan verwendet und
13
geringe Mengen Chromium(III)acetylacetonat zur quantitativen Aufnahme von C-NMR-
Spektren zugegeben.
Mit Hilfe der DMA werden die viskoelastischen Eigenschaften einer Probe in Abhängigkeit
der Temperatur untersucht. Sie erlaubt unter anderem die Bestimmung der
Glasübergangstemperatur. Die Messung wurde mit einem Analyzer Q800 (TA Instruments,
New Castle, DE, USA) durchgeführt. Die quaderförmigen Probenkörper (60 × 4 × 2 mm)
wurden in einem Single-Cantilever-Biegeversuch einer oszillierenden Kraft bei einer
Frequenz von 1 Hz und einer Deformation von 1%. Der Temperaturbereich der Messung lag
zwischen −90 °C und 30 °C bei einer Heizrate von 2 K∙min−.
1. Heizkurve 20 190 10 3
Zur Bestimmung der Massegehalte wurde eine thermogravimetrische Analyse mit einem
Netzsch STA 409, der Firma Netzsch, Selb (Deutschland) durchgeführt. Hierbei wurden 10 bis
-137-
Experimenteller Teil
15 mg der Probe eingewogen und unter Stickstoffatmosphäre mit 10 K∙min−1 von 50 auf
600 °C erhitzt, dabei wurde der Masseverlust stetig aufgezeichnet. Die Auswertung erfolgt
mit der Software Netzsch Proteus Analysis.
Die Härtemessung nach Shore (Shore A) der Bulkkomposite erfolgte mit einem H04 3150 der
Firma ZwickRoell, Ulm (Deutschland) in Anlehnung an ISO 7618-1. Es wurden dazu drei
Zug-Dehnungsprüfkörper übereinander gestapelt, um eine Dicke von ≥ 6 mm zu erreichen.
Jedes Komposit wurde an sechs unterschiedlichen Stellen analysiert und der Mittelwert
gebildet.
𝐴
ρ𝑒𝑙 = R ∙ Formel 5.1
𝑙
1
σ= Formel 5.2
ρ
-138-
Experimenteller Teil
Wobei
ρel der spezifische Widerstand,
R der gemessene Widerstand,
A die Querschnittsfläche der Probe,
l die Distanz zwischen den Leitsilberkontakten und
σ die spezifische elektrische Leitfähigkeit sind.
5.3.17 Permeation
Die Bestimmung der Sauerstoffpermeation der Komposite erfolgte bei einer Temperatur von
23 °C an einem Brugger GDP-C (Brugger Feinmechanik GmbH, München, Deutschland) mit
einem konstanten Gasfluss (40 ml∙min-1) nach ISO 15105-1 (s. Abbildung 5.3). Die
Prüfkörper wurden vor der Messung zwischen impermeablen Aluminiummasken fixiert und
konditioniert. Die Probenfläche betrug bei der Messung 4.91 cm2. Die Permeation wurde aus
dem Mittelwert der gemessenen Gastransmissionsrate und der Dicke der Probe errechnet.
Abbildung 5.3: Aufbau der Permeationsmesszelle (links) und das Brugger GDP-C (rechts).
-139-
Kurzzusammenfassung
6 Kurzzusammenfassung
Eines der Ziele dieser Arbeit war die Untersuchung der Verstärkungswirkung von
Kohlenstofffüllstoffen in Olefinblockcopolymeren. Dabei wurde zunächst die Auswirkung
verschiedener Füllstoffgehalte thermisch reduzierten Graphitoxides (TRGO), welches bei
750 °C reduziert wurde, auf das Eigenschaftsprofil untersucht. Dabei zeigte sich, dass bei
einem TRGO 750/OBC Komposite mit einem Füllstoffgehalt von 2.5 wt% eine
Verstärkungswirkung bei allen mechanischen Eigenschaften zu beobachten ist (Spannung bei
100% Dehnung (F100) +10 %, maximale Zugfestigkeit (Fmax) +24 %, Bruchdehnung (εmax)
+12 %, Härte -Shore A +6 %). Eine weitere Steigerung des Füllstoffgehaltes führt zwar zu
einer Steigerung von F100 und Härte nach Shore A, aber auch zu einem starken Absinken von
εmax, sowie einer Reduktion von Fmax. Die Barrierewirkung des Komposits gegenüber
Sauerstoff steigt dagegen stetig mit dem Füllstoffgehalt bis zu einer Reduktion von 76 % bei
20 wt% an. Die Reduktion pro eingesetztem Gewichtsanteil Füllstoff ist jedoch mit 13 % bei
2.5 wt% TRGO 750 am höchsten. Die deutliche Reduktion von εmax bei Füllstoffanteilen über
7.5 wt% ist unter der Berücksichtigung der potentiellen Anwendungsgebiete eines
thermoplastischen Elastomers wie OBC ein Ausschlusskriterium. Daher wurde ein Vergleich
von Kohlenstofffüllstoffen verschiedener Funktionalisierung und Morphologie bei einem
Füllstoffgehalt von 2.5 wt% durchgeführt. Dabei zeigten sich größere Verstärkungswirkungen
von funktionalisierten gegenüber unfunktionalisierten Füllstoffen bei Fmax, F100 sowie der
Shore Härte. Keinen Einfluss hatte die Funktionalisierung dagegen auf die Barrierewirkung
gegenüber Sauerstoff. Ein Vergleich der funktionalisierten Füllstoffe ergab, dass Füllstoffe
mit plättchenartige Morphologie (pM) andere Verstärkungswirkungen zeigen als Füllstoffe
sphäroidischer Morphologie (sM). (Fmax pM: +26 %, sM:+17 %, F100: pM: +15 %, sM: +4 %,
εmax: pM: +3%, sM: +15%, Shore Härte: pM: +7%, sM: -6 %, Barrierewirkung: pM: +27 %,
sM:+1 %). Dies kann auf ein höheres Aspektverhältnis und die damit einhergehende bessere
Anbindung an die Matrix zurückgeführt werden. Funktionalisierte plättchenartige Füllstoffe
zeigten damit die größte Verstärkungswirkung. Das zweite Ziel dieser Arbeit war die
Herstellung von Kohlenstoff/Mehrlagenkompositen. Dabei wurden zwei
Herstellungsmethoden untersucht. Zum einen die Herstellung der Graphenlage durch
Vakuumfiltration (V) und anschließendem Schmelzpressen mit PA12 Lagen zu einem
Mehrlagenkomposit. Zum anderen wurde Spühbeschichtung (Sb) als Herstellungsmethode für
die Graphenlage und die Polymerlage untersucht. Hierfür wurde aufgrund der Löslichkeit PS
als Matrix verwendet. Die Charakterisierung der mechanischen Eigenschaften zeigte keine
negativen Auswirkungen. Ziel der Mehrlagenkomposite war eine Erhöhung der elektrischen
Leitfähigkeit und Reduktion der Sauerstoffpermeation. Dies konnte in beiden Fällen erreicht
werden. Durch die beiden Verarbeitungsmethoden wurden unterschiedlich dicke Lagen
Graphen erhalten. Die Dicke der Graphenlage bei Herstellung durch Vakuumfiltration betrug
50 µm und bei Sprühbeschichtung 6 µm. Die Verstärkungswirkung wurde deshalb im
Verhältnis zur Dicke der Graphenlage betrachtet. Die elektrische Leitfähigkeit lag für V bei
15.8 und für S bei 14.4 S∙cm-1. Im Rahmen der Messungenauigkeit sind diese beiden Werte
identisch. Die Charakterisierung der Barrierewirkung ergab eine Verstärkung bei V von 0.03
und bei Sb 0.25 % pro µm Graphenlage. Dies lässt den Schluss zu, dass durch ein effektiveres
Perkolationsnetzwerk bei dickeren Lagen Graphen die Leitfähigkeit ansteigt. Die
Barrierewirkung dagegen wird bereits durch eine dünne Graphenlage stark erhöht und eine
Steigerung der Lagendicke zeigt eine abnehmende Verstärkungswirkung. Insgesamt zeigten
die Mehrlagenkomposite deutlich höhere Leitfähigkeiten und Barrierewirkungen als bei
vergleichbaren Bulkkompositen. Damit stellen sie für Anwendungen, die eine hohe
Leitfähigkeit und Barrierewirkung erfordern, eine Alternative dar.
-140-
Literatur
7 Literatur
-141-
Literatur
14. R. Peierls: ‘Quelques propriétés typiques des corps solides’, Annales de l'institut Henri
Poincaré, 1935, 5(3), 177–222.
15. L. D. Landau: ‘Zur Theorie der phasenumwandlungen II’, Phys. Z. Sowjetunion, 1937,
11, 26–35.
16. J. C. Meyer, et al.: ‘The structure of suspended graphene sheets’, Nature, 2007,
446(7131), 60–63, doi: 10.1038/nature05545.
17. Q. Tannock: ‘Exploiting carbon flatland’, Nature Materials, 2012, 11(1), 2–5, doi:
10.1038/nmat3211.
18. The Royal Swedish Academy of Sciences: ‘Nobel Prize in Physics for 2010’; 5.10.2010,
Stockholm.
19. J. Du, and H.‐M. Cheng: ‘The Fabrication, Properties, and Uses of Graphene/Polymer
Composites’, Macromolecular Chemistry and Physics, 2012, 213(10‐11), 1060–1077,
doi: 10.1002/macp.201200029.
20. H. Kim, A. A. Abdala, and C. W. Macosko: ‘Graphene/Polymer Nanocomposites’,
Macromolecules, 2010, 43(16), 6515–6530, doi: 10.1021/ma100572e.
21. B. H. Nguyen, and H. van Nguyen: ‘Promising applications of graphene and graphene-
based nanostructures’, Adv. Nat. Sci: Nanosci. Nanotechnol., 2016, 7(2), 23002, doi:
10.1088/2043-6262/7/2/023002.
22. W. K. Chee, et al.: ‘Nanocomposites of graphene/polymers: A review’, RSC Adv, 2015,
5(83), 68014–68051, doi: 10.1039/C5RA07989F.
23. C. I. Idumah, and A. Hassan: ‘Emerging trends in graphene carbon based polymer
nanocomposites and applications’, Reviews in Chemical Engineering, 2016, 32(2), 223–
264, doi: 10.1515/revce-2015-0038.
24. M. F. El-Kady, Y. Shao, and R. B. Kaner: ‘Graphene for batteries, supercapacitors and
beyond’, Nat. Rev. Mater., 2016, 1(7), 16033, doi: 10.1038/natrevmats.2016.33.
25. C. Lee, et al.: ‘Measurement of the Elastic Properties and Intrinsic Strength of Monolayer
Graphene’, Science, 2008, 321(5887), 385–388, doi: 10.1126/science.1157996.
26. J. Krupka, and W. Strupinski: ‘Measurements of the sheet resistance and conductivity of
thin epitaxial graphene and SiC films’, Appl. Phys. Lett., 2010, 96(8), 82101, doi:
10.1063/1.3327334.
27. A. A. Balandin, et al.: ‘Superior thermal conductivity of single-layer graphene’, Nano
Letters, 2008, 8(3), 902–907, doi: 10.1021/nl0731872.
28. S. W. Cranford, and M. J. Buehler: ‘Packing efficiency and accessible surface area of
crumpled graphene’, Phys. Rev. B, 2011, 84(20), 205451, doi:
10.1103/PhysRevB.84.205451.
-142-
Literatur
29. L. Zhang, et al.: ‘Porous 3D graphene-based bulk materials with exceptional high surface
area and excellent conductivity for supercapacitors’, Scientific Reports, 2013, 3, 1408,
doi: 10.1038/srep01408.
30. J. S. Bunch, et al.: ‘Impermeable atomic membranes from graphene sheets’, Nano
Letters, 2008, 8(8), 2458–2462, doi: 10.1021/nl801457b.
31. N. Yousefi, et al.: ‘Highly aligned, ultralarge-size reduced graphene oxide/polyurethane
nanocomposites: Mechanical properties and moisture permeability’, Composites Part A:
Applied Science and Manufacturing, 2013, 49, 42–50, doi:
10.1016/j.compositesa.2013.02.005.
32. P. May, et al.: ‘Approaching the theoretical limit for reinforcing polymers with
graphene’, J. Mater. Chem., 2011, 22(4), 1278–1282, doi: 10.1039/C1JM15467B.
33. R. R. Nair, et al.: ‘Fine Structure Constant Defines Visual Transparency of Graphene’,
Science, 2008, 320(5881), 1308, doi: 10.1126/science.1156965.
34. K. S. Novoselov, et al.: ‘A roadmap for graphene’, Nature, 2012, 490(7419), 192–200,
doi: 10.1038/nature11458.
35. A. Reina, et al.: ‘Large area, few-layer graphene films on arbitrary substrates by chemical
vapor deposition’, Nano Letters, 2009, 9(1), 30–35, doi: 10.1021/nl801827v.
36. S. Bae, et al.: ‘Roll-to-roll production of 30-inch graphene films for transparent
electrodes’, Nature Nanotechnology, 2010, 5(8), 574–578, doi: 10.1038/nnano.2010.132.
37. C. Berger, et al.: ‘Ultrathin Epitaxial Graphite: 2D Electron Gas Properties and a Route
toward Graphene-based Nanoelectronics’, J. Phys. Chem. B, 2004, 108(52), 19912–
19916, doi: 10.1021/jp040650f.
38. C. Mattevi, H. Kim, and M. Chhowalla: ‘A review of chemical vapour deposition of
graphene on copper’, J. Mater. Chem., 2011, 21(10), 3324–3334, doi:
10.1039/C0JM02126A.
39. F. Bonaccorso, et al.: ‘Production and processing of graphene and 2d Crystals’, Materials
Today, 2012, 15(12), 564–589.
40. S. Park, and R. S. Ruoff: ‘Chemical methods for the production of graphenes’, Nature
Nanotechnology, 2009, 4(4), 217–224, doi: 10.1038/nnano.2009.58.
41. S. S. Shams, R. Zhang, and J. Zhu: ‘Graphene synthesis: a Review’, Materials Science-
Poland, 2015, 33(3), 566–578, doi: 10.1515/msp-2015-0079.
42. M. S. A. Bhuyan, et al.: ‘Synthesis of graphene’, Int Nano Lett, 6(2), 65–83, doi:
10.1007/s40089-015-0176-1.
-143-
Literatur
-145-
Literatur
68. H.‐P. Boehm, and W. Scholz: ‘Untersuchungen am Graphitoxyd, IV1). Vergleich der
Darstellungsverfahren für Graphitoxyd’, European Journal of Organic Chemistry, 1966,
691(1), 1–8, doi: 10.1002/jlac.19666910102.
69. W. S. Hummers, and R. E. Offeman: ‘Preparation of Graphitic Oxide’, Journal of the
American Chemical Society, 1958, 80(6), 1339, doi: 10.1021/ja01539a017.
70. L. Staudenmaier: ‘Verfahren zur Darstellung der Graphitsäure’, European Journal of
Inorganic Chemistry, 1898, 31(2), 1481–1487, doi: 10.1002/cber.18980310237.
71. A. F. Holleman, E. Wiberg, and N. Wiberg: ‘Lehrbuch der anorganischen Chemie’,
102nd edn; 2007, Berlin, de Gruyter.
72. F. J. Tölle, K. Gamp, and R. Mülhaupt: ‘Scale-up and purification of graphite oxide as
intermediate for functionalized graphene’, Carbon, 2014, 75(0), 432–442, doi:
10.1016/j.carbon.2014.04.022.
73. W. Gao, et al.: ‘New insights into the structure and reduction of graphite oxide’, Nature
Chemistry, 2009, 1(5), 403–408, doi: 10.1038/nchem.281.
74. C. Botas, et al.: ‘Critical temperatures in the synthesis of graphene-like materials by
thermal exfoliation–reduction of graphite oxide’, Carbon, 2013, 52, 476–485, doi:
10.1016/j.carbon.2012.09.059.
75. P.-G. Ren, et al.: ‘Temperature dependence of graphene oxide reduced by hydrazine
hydrate’, Nanotechnology, 2010, 22(5), 55705, doi: 10.1088/0957-4484/22/5/055705.
76. S. Stankovich, et al.: ‘Synthesis of graphene-based nanosheets via chemical reduction of
exfoliated graphite oxide’, CARBON, 2007, 45(7), 1558–1565, doi:
10.1016/j.carbon.2007.02.034.
77. J. Wang, E. C. Salihi, and L. Šiller: ‘Green reduction of graphene oxide using alanine’,
Materials Science and Engineering: C, 2017, 72, 1–6, doi: 10.1016/j.msec.2016.11.017.
78. D. Li, et al.: ‘Processable aqueous dispersions of graphene nanosheets’, Nat Nano, 2008,
3(2), 101–105.
79. O. C. Compton, and S. T. Nguyen: ‘Graphene Oxide, Highly Reduced Graphene Oxide,
and Graphene: Versatile Building Blocks for Carbon-Based Materials’, Small, 2010,
6(6), 711–723, doi: 10.1002/smll.200901934.
80. D. R. Dreyer, et al.: ‘The chemistry of graphene oxide’, Chemical Society Reviews, 2010,
39(1), 228–240, doi: 10.1039/B917103G.
81. H. C. Schniepp, et al.: ‘Functionalized Single Graphene Sheets Derived from Splitting
Graphite Oxide’, The Journal of Physical Chemistry B, 2006, 110(17), 8535–8539, doi:
10.1021/jp060936f.
-146-
Literatur
82. A. Ganguly, et al.: ‘Probing the Thermal Deoxygenation of Graphene Oxide Using High-
Resolution In Situ X-ray-Based Spectroscopies’, J. Phys. Chem. C, 2011, 115(34),
17009–17019, doi: 10.1021/jp203741y.
83. K. Erickson, et al.: ‘Determination of the local chemical structure of graphene oxide and
reduced graphene oxide’, Advanced materials (Deerfield Beach, Fla.), 2010, 22(40),
4467–4472, doi: 10.1002/adma.201000732.
84. C. Gomez-Navarro, et al.: ‘Atomic structure of reduced graphene oxide’, Nano Letters,
2010, 10(4), 1144–1148, doi: 10.1021/nl9031617.
85. P. Álvarez, et al.: ‘Tuning graphene properties by a multi-step thermal reduction
process’, Carbon, 2015, 90, 160–163, doi: 10.1016/j.carbon.2015.04.022.
86. A. V. Dolbin, et al.: ‘The effect of the temperature of graphene oxide reduction on low-
temperature sorption of 4 He’, Low Temperature Physics, 2016, 42(1), 57–59, doi:
10.1063/1.4939155.
87. S.-Q. Liu, et al.: ‘Effect of reduction temperatures on the thermal and electrical
conductivities of reduced graphene oxide films on the Cu foils’. 2016 17th International
Conference on Electronic Packaging Technology (ICEPT), Wuhan, China. International
Conference on Electronic Packaging Technology; ICEPT, 310–312.
88. P.D.S. Rao: ‘Strength Of Materials: A Practical Approach’; 1999, Universities Press
(India) Pvt. Limited.
89. H.-G. Elias: ‘Makromoleküle: Physikalische Strukturen und Eigenschaften’, 6th edn;
2001, Weinheim, WILEY-VCH Verlag.
90. W. J. Roff and J. R. Scott: ‘Fibres, Films, Plastics and Rubbers: A Handbook of
Common Polymers’; 2013, Elsevier Science.
91. J. Lei, et al.: ‘Defects Mediated Corrosion in Graphene Coating Layer’, ACS applied
materials & interfaces, 2017, 9(13), 11902–11908, doi: 10.1021/acsami.7b01539.
92. R. R. Nair, et al.: ‘Unimpeded permeation of water through helium-leak-tight graphene-
based membranes’, Science (New York, N.Y.), 2012, 335(6067), 442–444, doi:
10.1126/science.1211694.
93. M. Topsakal, H. Şahin, and S. Ciraci: ‘Graphene coatings: An efficient protection from
oxidation’, Phys. Rev. B, 2012, 85(15), 155445, doi: 10.1103/PhysRevB.85.155445.
94. O. Leenaerts, B. Partoens, and F. M. Peeters: ‘Graphene: A perfect nanoballoon’, Appl.
Phys. Lett., 2008, 93(19), 193107, doi: 10.1063/1.3021413.
95. C. Gómez-Navarro, M. Burghard, and K. Kern: ‘Elastic Properties of Chemically
Derived Single Graphene Sheets’, Nano Letters, 2008, 8(7), 2045–2049, doi:
10.1021/nl801384y.
-147-
Literatur
96. K. Andre Mkhoyan, et al.: ‘Atomic and electronic structure of graphene-oxide’, Nano
Letters, 2009, 9(3), 1058–1063, doi: 10.1021/nl8034256.
97. H. P. Boehm, et al.: ‘Das Adsorptionsverhalten sehr dünner Kohlenstoff‐Folien’,
Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie, 1962, 316(3‐4), 119–127, doi:
10.1002/zaac.19623160303.
98. Peter Steurer: ‘Funktionalisierte Graphene aus Graphitoxid für Katalyse, Beschichtungen
und thermoplastische Nanocomposits’, Freiburg im Breisgau, 2010; verfügbar unter
https://www.freidok.uni-freiburg.de/data/8147 (aufgerufen am 20.03.17).
99. P. Steurer, et al.: ‘Functionalized Graphenes and Thermoplastic Nanocomposites Based
upon Expanded Graphite Oxide’, Macromolecular Rapid Communications, 2009, 30(4‐
5), 316–327, doi: 10.1002/marc.200800754.
100. S. Lee, et al.: ‘Large-scale production of high-quality reduced graphene oxide’, Chemical
Engineering Journal, 2013, 233, 297–304, doi: 10.1016/j.cej.2013.08.050.
101. J.-H. Lee, et al.: ‘Wafer-Scale Growth of Single-Crystal Monolayer Graphene on
Reusable Hydrogen-Terminated Germanium’, Science, 2014, doi:
10.1126/science.1252268.
102. M. Fathy, et al.: ‘Optimizing the preparation parameters of GO and rGO for large-scale
production’, J Mater Sci, 2016, 51(12), 5664–5675, doi: 10.1007/s10853-016-9869-8.
103. H. Gao, et al.: ‘Large-scale graphene production by ultrasound-assisted exfoliation of
natural graphite in supercritical CO2/H2O medium’, Chemical Engineering Journal,
2017, 308, 872–879, doi: 10.1016/j.cej.2016.09.132.
104. Styrolution Group GmbH: ‘Styrolution fuels R&D with launch of SBC pilot plant’;
15.02.04.
105. S. K. De and J. R. White: ‘Rubber Technologist's Handbook’; 2001, Rapra Technology
Limited.
106. C. Vallés, et al.: ‘Effect of the C/O ratio in graphene oxide materials on the
reinforcement of epoxy‐based nanocomposites’, Journal of Polymer Science Part B:
Polymer Physics, 2016, 54, doi: 10.1002/polb.23925.
107. V. Mittal: ‘Polymer-graphene nanocomposites’; 2012.
108. D. Cai, K. Yusoh, and M. Song: ‘The mechanical properties and morphology of a
graphite oxide nanoplatelet/polyurethane composite’, Nanotechnology, 2009, 20(8),
85712, doi: 10.1088/0957-4484/20/8/085712.
109. F. Beckert: ‘Thermoplastische und elastomere Kohlenstoff- Nanokomposite durch
Pfropfung und mechano- chemische Funktionalisierung von Graphen’, Dissertation,
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, 2014.
-148-
Literatur
110. M.-J. Kim, et al.: ‘Graphene phosphonic acid as an efficient flame retardant’, ACS Nano,
2014, 8(3), 2820–2825, doi: 10.1021/nn4066395.
111. S. Some, et al.: ‘Frontispiece: Phosphorus‐Doped Graphene Oxide Layer as a Highly
Efficient Flame Retardant’, Chemistry - A European Journal, 2015, 21(44), doi:
10.1002/chem.201584461.
112. X. Fan, et al.: ‘Functionalized graphene nanoplatelets from ball milling for energy
applications’, Biological Engineering / Material Engineering, 2016, 11, 52–58, doi:
10.1016/j.coche.2016.01.003.
113. I.-Y. Jeon, et al.: ‘Edge-carboxylated graphene nanosheets via ball milling’, Proceedings
of the National Academy of Sciences, 2012, 109(15), 5588–5593, doi:
10.1073/pnas.1116897109.
114. D. W. Chang, et al.: ‘Solvent-free mechanochemical reduction of graphene oxide’,
Carbon, 2014, 77, 501–507, doi: 10.1016/j.carbon.2014.05.055.
115. P. Predecki, and C. S. Barret: ‘Stress Measurement in Graphite/Epoxy Composites By X-
Ray Diffraction from Fillers’, Journal of Composite Materials, 1979, (13), 61–71.
116. N. Johnson: ‘Carbon and Graphite. Materials of Construction Review’, Industrial &
Engineering Chemistry, 1961, 53(5), 413–416, doi: 10.1021/ie50617a036.
117. G. E. Bacon: ‘A note on the rhombohedral modification of graphite’, Acta Crystallogr,
1950, 3(4), 320, doi: 10.1107/S0365110X50000872.
118. G. E. Bacon: ‘The reduction of the crystalline perfection of graphite by grinding’, Acta
Crystallogr, 1952, 5(3), 392, doi: 10.1107/S0365110X52001209.
119. S. Yang, et al.: ‘New‐Generation Graphene from Electrochemical Approaches:
Production and Applications’, Advanced Materials, 2016, 28(29), 6213–6221, doi:
10.1002/adma.201505326.
120. K. Parvez, et al.: ‘Electrochemically exfoliated graphene as solution-processable, highly
conductive electrodes for organic electronics’, ACS Nano, 2013, 7(4), 3598–3606, doi:
10.1021/nn400576v.
121. V. Nicolosi, et al.: ‘Liquid Exfoliation of Layered Materials’, Science, 2013, 340(6139),
1226419, doi: 10.1126/science.1226419.
122. S. Liang, et al.: ‘One-step green synthesis of graphene nanomesh by fluid-based method’,
RSC Adv., 2014, 4(31), 16127–16131, doi: 10.1039/C4RA01250J.
123. F. Bonaccorso, et al.: ‘2D‐Crystal‐Based Functional Inks’, Advanced Materials, 2016,
28(29), 6136–6166, doi: 10.1002/adma.201506410.
124. J. N. Coleman: ‘Liquid exfoliation of defect-free graphene’, Accounts of chemical
research, 2013, 46(1), 14–22, doi: 10.1021/ar300009f.
-149-
Literatur
-151-
Literatur
163. R. Sengupta, et al.: ‘A review on the mechanical and electrical properties of graphite and
modified graphite reinforced polymer composites’, Progress in Polymer Science, 2011,
36(5), 638–670, doi: 10.1016/j.progpolymsci.2010.11.003.
164. T. Ramanathan, et al.: ‘Graphitic nanofillers in PMMA nanocomposites—An
investigation of particle size and dispersion and their influence on nanocomposite
properties’, Journal of Polymer Science Part B: Polymer Physics, 2007, 45(15), 2097–
2112, doi: 10.1002/polb.21187.
165. V. Kumar, et al.: ‘Influence of Nanographite Surface Area on mechanical Reinforcement
of Nanocomposites based on Polystyrene-co-butadiene)’, KGK rubberpoint, 2016, (69),
33–39.
166. K. Rajkumar, and S. Santosh: ‘Effect of Nano and Micro Graphite Particle on
Tribological Performance of Aluminium Metal Matrix Composites’. Dynamics of
Machines and Mechanisms, Industrial Research, 917–921.
167. C. Vallés, et al.: ‘The effect of flake diameter on the reinforcement of few-layer
graphene–PMMA composites’, Composites Science and Technology, 2015, 111, 17–22,
doi: 10.1016/j.compscitech.2015.01.005.
168. Imerys Graphite & Carbon: ‘Datasheet: TIMREX SFG6’.
169. Y. V. Ioni, et al.: ‘Preparation of finely dispersed nanographite’, Inorg Mater, 47(6),
597–602, doi: 10.1134/S0020168511060100.
170. M. Mundszinger, et al.: ‘Morphology and texture of spheroidized natural and synthetic
graphites’, Carbon, 2017, 111, 764–773, doi: 10.1016/j.carbon.2016.10.060.
171. K. R. Balasubramanian, S. P. Sivapirakasam, and R. Anand (eds.): ‘Dynamics of
Machines and Mechanisms, Industrial Research’; 2014, Zurich, Trans Tech Publishers.
172. V. I. Vigdorovich, et al.: ‘Kinetics of hydrogen evolution from acidic solutions on
pressed micro graphite electrodes modified with carbon nanotubes. II. Impedance
studies’, Prot Met Phys Chem Surf, 48(4), 438–443, doi: 10.1134/S2070205112040181.
173. M.-Y. Tsai, and S.-X. Jian: ‘Development of a micro-graphite impregnated grinding
wheel’, International Journal of Machine Tools and Manufacture, 2012, 56, 94–101, doi:
10.1016/j.ijmachtools.2012.01.007.
174. S. H. Osong, et al.: ‘Nanofibrillated cellulose/nanographite composite films’, Cellulose,
23(4), 2487–2500, doi: 10.1007/s10570-016-0990-2.
175. I. GRAPHENE LABORATORIESs: ‘Nano Graphite’; verfügbar unter https://graphene-
supermarket.com/Nano-Graphite (aufgerufen am 29.03.17).
-153-
Literatur
176. A.-M. M. Pamplin: ‘Alabama Graphite Corp. Reports Positive Pilot Plant Test Results
for Coosa Graphite Project in Coosa County, Alabama, USA’; 03.02.16, Toronto,
Ontario, Kanada.
177. P. Ferguson: ‘Great Lakes Graphite Announces Commissioning of Matheson
Micronization Facility’; 10.02.16.
178. Ontario Graphite: ‘What is micronized Graphite’; verfügbar unter
http://www.ontariographite.com/s/faq.asp?ReportID=477216 (aufgerufen am 28.03.17).
179. P. Mukhopadhyay and R. K. Gupta (eds.): ‘Graphite, graphene, and their polymer
nanocomposites’; 2013, Boca Raton, Fla., CRC Press.
180. D. Baxter: ‘Northern Graphite Completes Further Successful Testing of Battery Grade
Graphite’; 15.10.12.
181. M. Ge, and K. Sattler: ‘Observation of fullerene cones’, Chemical Physics Letters, 1994,
220(3-5), 192–196, doi: 10.1016/0009-2614(94)00167-7.
182. P. J. F. Harris, et al.: ‘High-resolution electron microscopy studies of a microporous
carbon produced by arc-evaporation’, J. Chem. Soc., Faraday Trans., 1994, 90(18),
2799–2802, doi: 10.1039/FT9949002799.
183. S. Iijima, et al.: ‘Nano-aggregates of single-walled graphitic carbon nano-horns’,
Chemical Physics Letters, 1999, 309(3–4), 165–170, doi: 10.1016/S0009-
2614(99)00642-9.
184. N. Karousis, et al.: ‘Structure, Properties, Functionalization, and Applications of Carbon
Nanohorns’, Chemical reviews, 2016, 116(8), 4850–4883, doi:
10.1021/acs.chemrev.5b00611.
185. Y. Nan, et al.: ‘Positive pressure assisted-arc discharge synthesis of single-walled carbon
nanohorns’, Materials Letters, 2016, 180, 313–316, doi: 10.1016/j.matlet.2016.05.100.
186. T. Azami, et al.: ‘Large-Scale Production of Single-Wall Carbon Nanohorns with High
Purity’, J. Phys. Chem. C, 2008, 112(5), 1330–1334, doi: 10.1021/jp076365o.
187. M. Schiavon: ‘Device and method for production of carbon nanotubes, fullerene and
their derivatives’, US7125525 B2, 2002, USA.
188. S. Garaj, et al.: ‘Electronic properties of nanohorns’, AIP Conference Proceedings, 2001,
591(1), 409.
189. S. Berber, Y.-K. Kwon, and D. Tománek: ‘Electronic and structural properties of carbon
nanohorns’, Phys. Rev. B, 2000, 62(4), R2291, doi: 10.1103/PhysRevB.62.R2291.
190. D. Voiry, et al.: ‘Reductive dismantling and functionalization of carbon nanohorns’,
Chem. Commun., 2015, 51(24), 5017–5019, doi: 10.1039/C4CC10389K.
-154-
Literatur
-155-
Literatur
205. Report Buyer: ‘Carbon Black - A Global Market Overview’, 2016; verfügbar unter
https://www.reportbuyer.com/product/3559642/carbon-black-a-global-market-
overview.html (aufgerufen am 27.03.17).
206. K. E. Jopp: ‘Nanotechnologie - Aufbruch ins Reich der Zwerge’, 2nd edn; 2006,
Wiesbaden, Gabler.
207. ‘Carbon black properties’; verfügbar unter
http://www.asahicarbon.co.jp/global_site/product/cb/characteristic.html (aufgerufen am
27.03.17).
208. H. Zois, L. Apekis, and M. Omastová: ‘Electrical properties of carbon black-filled
polymer composites’, Macromol. Symp., 2001, 170(1), 249–256, doi: 10.1002/1521-
3900(200106)170:1<249::AID-MASY249>3.0.CO;2-F.
209. A. Afzal, A. Kausar, and M. Siddiq: ‘Perspectives of Polystyrene Composite with
Fullerene, Carbon Black, Graphene, and Carbon Nanotube: A Review’, Polymer-Plastics
Technology and Engineering, 2016, 55(18), 1988–2011, doi:
10.1080/03602559.2016.1185632.
210. K. Dai, X.-B. Xu, and Z.-M. Li: ‘Electrically conductive carbon black (CB) filled in situ
microfibrillar poly(ethylene terephthalate) (PET)/polyethylene (PE) composite with a
selective CB distribution’, Polymer, 2007, 48(3), 849–859, doi:
10.1016/j.polymer.2006.12.026.
211. M. Narkis, et al.: ‘New injection moldable electrostatic dissipative (ESD) composites
based on very low carbon black loadings’, Journal of Electrostatics, 1999, 47(4), 201–
214, doi: 10.1016/S0304-3886(99)00041-8.
212. J. Zhang, L. Xu, and Q. Zhao: ‘Investigation of carbon fillers modified electrically
conductive concrete as grounding electrodes for transmission towers: Computational
model and case study’, Construction and Building Materials, 2017, 145, 347–353, doi:
10.1016/j.conbuildmat.2017.03.223.
213. X. Wang, et al.: ‘Effect of Mixing Process and Morphologies on the Electrical
Conductivity of PA6/EVA/CB Composites’, Polymer-Plastics Technology and
Engineering, 2011, 50(5), 533–538, doi: 10.1080/03602559.2010.543738.
214. S. Araby, et al.: ‘Elastomeric composites based on carbon nanomaterials’,
Nanotechnology, 2015, 26(11), 112001, doi: 10.1088/0957-4484/26/11/112001.
215. J. B. Donnet: ‘Carbon Black: Science and Technology, Second Edition’; 1993, Taylor &
Francis.
-156-
Literatur
-157-
Literatur
229. R. Wissert, et al.: ‘Graphene Nanocomposites Prepared From Blends of Polymer Latex
with Chemically Reduced Graphite Oxide Dispersions’, Macromolecular Materials and
Engineering, 2010, 295(12), 1107–1115, doi: 10.1002/mame.201000263.
230. S. Trenkle: ‘Styrol-Butadien-Nanokomposite mit Graphen und anderen
kohlenstoffbasierten Füllstoffen’, Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg,
Freiburg im Breisgau, 2013.
231. K. Tschoppe, et al.: ‘Thermally Reduced Graphite Oxide and Mechanochemically
Functionalized Graphene as Functional Fillers for Epoxy Nanocomposites’,
Macromolecular Materials and Engineering, 2015, 300(2), 140–152, doi:
10.1002/mame.201400245.
232. D. R. Paul, and L. M. Robeson: ‘Polymer nanotechnology: Nanocomposites’, Polymer,
2008, 49(15), 3187–3204, doi: 10.1016/j.polymer.2008.04.017.
233. P. Rittigstein, and J. M. Torkelson: ‘Polymer–nanoparticle interfacial interactions in
polymer nanocomposites: Confinement effects on glass transition temperature and
suppression of physical aging’, Journal of Polymer Science Part B: Polymer Physics,
2006, 44(20), 2935–2943, doi: 10.1002/polb.20925.
234. J.-M. Thomassin, et al.: ‘Polymer/carbon based composites as electromagnetic
interference (EMI) shielding materials’, Materials Science and Engineering: R: Reports,
2013, 74(7), 211–232, doi: 10.1016/j.mser.2013.06.001.
235. P. N. Khanam, D. Ponnamma, and M. A. AL-Madeed: ‘Electrical Properties of Graphene
Polymer Nanocomposites’, in ‘Graphene-Based Polymer Nanocomposites in
Electronics’, (ed. K. K. Sadasivuni et al.), 25–47; 2015, Cham, Springer International
Publishing.
236. F. Du, et al.: ‘Nanotube Networks in Polymer Nanocomposites: Rheology and Electrical
Conductivity’, Macromolecules, 2004, 37(24), 9048–9055, doi: 10.1021/ma049164g.
237. P. Pötschke, et al.: ‘Comparisons Among Electrical and Rheological Properties of Melt-
Mixed Composites Containing Various Carbon Nanostructures’, Journal of
Macromolecular Science, Part A, 2009, 47(1), 12–19, doi:
10.1080/10601320903394397.
238. G. Choudalakis, and A. D. Gotsis: ‘Permeability of polymer/clay nanocomposites: A
review’, European Polymer Journal, 2009, 45(4), 967–984, doi:
10.1016/j.eurpolymj.2009.01.027.
239. D. Hofmann, et al.: ‘Thermoplastic Carbon/Polyamide 12 Composites Containing
Functionalized Graphene, Expanded Graphite, and Carbon Nanofillers’, Macromolecular
Materials and Engineering, 2014, 299(44), 1392-1342, doi: 10.1002/mame.201400066.
-158-
Literatur
-159-
Literatur
-160-
Literatur
-162-
Literatur
-163-
Literatur
-165-
Literatur
-166-
Literatur
339. T. Schwamb, et al.: ‘An electrical method for the measurement of the thermal and
electrical conductivity of reduced graphene oxide nanostructures’, Nanotechnology,
2009, 20(40), 405704.
340. B. Dai, et al.: ‘High-quality single-layer graphene via reparative reduction of graphene
oxide’, Nano Res., 4(5), 434–439, doi: 10.1007/s12274-011-0099-8.
341. Y. Zhang, and C. Pan: ‘Measurements of mechanical properties and number of layers of
graphene from nano-indentation’, Diamond and Related Materials, 2012, 24(0), 1–5, doi:
10.1016/j.diamond.2012.01.033.
342. H. Kim, Y. Miura, and C. W. Macosko: ‘Graphene/Polyurethane Nanocomposites for
Improved Gas Barrier and Electrical Conductivity’, Chem. Mater., 2010, 22(11), 3441–
3450, doi: 10.1021/cm100477v.
343. H. Kim, and C. W. Macosko: ‘Processing-property relationships of
polycarbonate/graphene composites’, Polymer, 2009, 50(15), 3797–3809, doi:
10.1016/j.polymer.2009.05.038.
344. M. H. Al-Saleh, and S. Abdul Jawad: ‘Graphene Nanoplatelet–Polystyrene
Nanocomposite: Dielectric and Charge Storage Behaviors’, Journal of Elec Materi, 2016,
45(7), 3532–3539, doi: 10.1007/s11664-016-4505-6.
345. I. Chakraborty, et al.: ‘Massive electrical conductivity enhancement of multilayer
graphene/polystyrene composites using a nonconductive filler’, ACS applied materials &
interfaces, 2014, 6(19), 16472–16475, doi: 10.1021/am5044592.
346. S. Schopp: ‘Styrol-Butadien-Nanokomposite mit Graphen und andereren
Kohlenstoffbasierten Füllstoffen’, Dissertation, 2013.
347. G. Mayer: ‘Rigid biological systems as models for synthetic composites’, Science (New
York, N.Y.), 2005, 310(5751), 1144–1147, doi: 10.1126/science.1116994.
348. E. Petrovicova, and L. S. Schadler: ‘Thermal spraying of polymers’, International
Materials Reviews, 2013, 47(4), 169–190, doi: 10.1179/095066002225006566.
349. M. Broekaert: ‘Polyurea spray coatings: The technology and latest developments’, 2002;
verfügbar unter
http://www.huntsman.com/polyurethanes/Media%20Library/a_MC1CD1F5AB7BB1738
E040EBCD2B6B01F1/Products_MC1CD1F5AB8081738E040EBCD2B6B01F1/Adhesi
ves_former_MC1CD1F5B06E31738E040EBCD2B6B01F1/Technical%20presentati_M
C1CD1F5B098A1738E040EBCD2B6B01F1/files/ecc_8-_marc_broekaert_-
huntsman_polyurethanes.pdf (aufgerufen am 22.04.17).
350. M. Geoghegan and G. Hadziioannou: ‘Polymer Electronics’; 2013, OUP Oxford.
-167-
Literatur
-168-
Literatur
363. T. Li, et al.: ‘An extremely uniform dispersion of MWCNTs in olefin block copolymers
significantly enhances electrical and mechanical performances’, Polymer Chemistry,
2015, 6(40), 7160–7170, doi: 10.1039/C5PY01236H.
364. S. Schopp, et al.: ‘Functionalized Graphene and Carbon Materials as Components of
Styrene-Butadiene Rubber Nanocomposites Prepared by Aqueous Dispersion Blending’,
Macromolecular Materials and Engineering, 2014, 299(3), 319–329, doi:
10.1002/mame.201300127.
365. T. Rath, and Y. Li: ‘Nanocomposites based on polystyrene-b-poly(ethylene-r-butylene)-
b-polystyrene and exfoliated graphite nanoplates: Effect of nanoplatelet loading on
morphology and mechanical properties’, Composites Part A: Applied Science and
Manufacturing, 2011, 42(12), 1995–2002, doi: 10.1016/j.compositesa.2011.09.002.
366. M. Kothe: ‘Dynamisch-mechanische Analyse (DMA)’; verfügbar unter http://www.mk-
atomy.de/protokolle/mc/dma.pdf (aufgerufen am 17.05.17).
367. W. E. Gottfried, R. Gabriela, and T. Pia: ‘Dynamic Mechanical Analysis (DMA)’, in
‘Thermal Analysis of Plastics’, 236–299; 2004, Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG.
368. S. De, et al.: ‘Flexible, Transparent, Conducting Films of Randomly Stacked Graphene
from Surfactant-Stabilized, Oxide-Free Graphene Dispersions’, Small, 2010, 6(3), 458–
464, doi: 10.1002/smll.200901162.
369. S. Basu, et al.: ‘Dielectric, electrical, and rheological characterization of graphene-filled
polystyrene nanocomposites’, Polym. Compos., 2013, 34(12), 2082–2093, doi:
10.1002/pc.22617.
370. P. J. Haines: ‘Thermal Methods of Analysis: Principles, Applications and Problems’;
1995, Dordrecht, Springer.
371. H. E. Bair: ‘Thermal characterization of polymeric materials’, 3rd edn; 1984, Orlando,
Fla. [u.a.], Academ. Press.
372. A. D. Drozdov, and J. d. Christiansen: ‘Cyclic viscoplasticity of thermoplastic
elastomers’, Acta Mechanica, 194(1-4), 47–65, doi: 10.1007/s00707-007-0472-6.
373. M. Dold: ‘Mikroextrusion und Siebdruck von Graphenen für Leiterbahnen und
Superkondensatoren’, 2012.
374. Evonik Resource Efficiency GmbH: ‘Technische Information VESTAMID® L1600,
L1700, L1901’, 2016.
375. A. Reale, et al.: ‘Spray Coating for Polymer Solar Cells: An Up‐to‐Date Overview’,
Energy Technology, 2015, 3(4), 385–406, doi: 10.1002/ente.201402180.
-169-
Literatur
388. X. Zeng, et al.: ‘Artificial nacre-like papers based on noncovalent functionalized boron
nitride nanosheets with excellent mechanical and thermally conductive properties’,
Nanoscale, 2015, 7(15), 6774–6781, doi: 10.1039/C5NR00228A.
389. Z. Tan, et al.: ‘A General Route to Robust Nacre-Like Graphene Oxide Films’, ACS
applied materials & interfaces, 2015, 7(27), 15010–15016, doi:
10.1021/acsami.5b04093.
390. W. Qi, et al.: ‘Layer-by-layer assembled graphene oxide composite films for enhanced
mechanical properties and fibroblast cell affinity’, Journal of Materials Chemistry B,
2014, 2(3), 325–331, doi: 10.1039/C3TB21387K.
-171-