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ibw-research brief – Ausgabe Nr.

52 | August 2009

Ausgabe Nr. 52 | August 2009 ISSN 2071-2391

SABINE TRITSCHER-ARCHAN

NQR in der Praxis – Am Beispiel des Elektrobereichs

D
as Vorhaben, in Österreich bis 2010 einen – voraussichtlich – achtstufigen Nationalen Qualifikations-
rahmen (NQR) zu erstellen, in dem alle Abschlüsse auf Basis von Lernergebnissen eingeordnet wer-
den sollen, hat zahlreiche Diskussionen ausgelöst. Diese fokussieren im Wesentlichen darauf, wie
Lernergebnisse definiert und wie die Zuordnungen von Qualifikationen zu den verschiedenen Niveaustufen
argumentiert werden können. Ausgangspunkt für die Diskussionen bildet der bereits bestehende Europäische
Qualifikationsrahmen (EQR), in dem Lernergebnisse als Kenntnisse, Fertigkeiten und als Kompetenz be-
schrieben werden. Im Rahmen des gegenständlichen Projektes, das vom Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Kultur (BMUKK) in Auftrag gegeben wurde, wurden zentrale Fragestellungen der NQR-Ent-
wicklungsdiskussion anhand konkreter Qualifikationen aus dem Elektrobereich erörtert. Dabei zeigten sich
zum einen die unterschiedlichen Positionen und Meinungen von StakeholderInnen aus dem Bereich der Bil-
dung und der Wirtschaft im Hinblick auf die Niveauzuordnungen der Abschlüsse, zum anderen wurden aber
auch Lösungsansätze und Herangehensweisen skizziert, die bei der weiteren NQR-Implementierung Berück-
sichtigung finden könnten.

1. Hintergrund oder ob es Ergänzungen (z.B. eine weitere Beschrei-


bungsdimension), Erläuterungen (z.B. erklärende Bei-
Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2010 einen Na-
spiele) bzw. überhaupt eine eigene, österreichspezifische
tionalen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, in dem
Deskriptoren-Tabelle geben sollte.
alle Abschlüsse, die in Österreich erworben werden kön-
nen, auf Basis von lernergebnisorientierten Deskriptoren
Die Studienergebnisse basieren im Wesentlichen auf Ex-
eingeordnet und in Bezug zueinander gesetzt werden
pertInnendiskussionen, die im Rahmen von drei Work-
sollen. Zur Unterstützung des NQR-Entwicklungsprozes-
shops durchgeführt wurden. Im Folgenden werden die
ses hat das BMUKK ein Pilotprojekt im Bereich der
wichtigsten Ergebnisse dieser Diskussionen präsentiert.
Elektrowirtschaft in Auftrag gegeben, das zur Beant-
wortung wesentlicher Fragen der NQR-Diskussion durch
die praktische Auseinandersetzung mit der Einstufung 3. Qualitative Projektergebnisse
konkreter Abschlüsse beitragen sollte.
Allgemeine Aspekte
2. Projektziel und -design  Die TeilnehmerInnen an den drei Workshops begrü-
Ziel dieses Projektes war es, fachspezifische Qualifikati- ßen mehrheitlich die Bemühungen um mehr Transpa-
onen aus dem Elektrobereich den NQR-Stufen zuzuord- renz bei der Darstellung der österreichischen Ab-
nen. Durch diesen praktischen Ansatz sollten Methoden schlüsse. Wiederholt wird angeführt, dass etwa bei
und Herangehensweisen zur Beschreibung von Lern- statistischen Vergleichen (Stichwort Tertiärquote) ein
ergebnissen sowie zur Einstufung von Abschlüssen verzerrtes Bild der österreichischen Qualifikations-
in den NQR aufgezeigt werden. Dabei sollte insbesonde- landschaft gezeigt werde. Zudem sei es bei internatio-
re der Frage nachgegangen werden, ob die vorhandenen nalen Ausschreibungen – gerade im technischen Be-
Deskriptoren aus der EQR-Empfehlung auf die Qualifi- reich – oft mühsam, darzulegen, was hinter den Ab-
schlüssen stecke und welches Leistungsniveau damit
kationslandschaft des Elektrobereichs anwendbar sind

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verbunden wäre. Die DiskutantInnen sehen im EQR könnten alle Abschlüsse damit charakterisiert werden.
die Chance, die Vergleichbarkeit von Qualifikationen Eine Detaillierung würde den Interpretationsspielraum
zu objektivieren. einengen und die Anwendung der Deskriptoren er-
schweren.
 Vor diesem Hintergrund wird in den Diskussionen
mehrfach angesprochen, dass man das Hauptziel des  Eine österreichspezifische Deskriptoren-Tabelle wird
NQR nicht aus den Augen verlieren sollte. Es gehe nicht für erforderlich gehalten. Eine solche müsste
vorrangig um die Schaffung von mehr Transparenz notwendigerweise ebenfalls abstrakt sein, weil alle
zur Förderung der transnationalen Mobilität von Ler- Abschlüsse damit beschrieben werden sollten. Besser
nenden und ArbeitnehmerInnen. Diskussionen um wäre es, eine Erläuterungstabelle zu erstellen, die un-
Zugangsberechtigungen und Anrechnungen auf natio- ter Verweis auf die Referenzqualifikationen erklärende
naler Ebene sollten nicht blockierend auf die NQR- Beispiele für die drei Beschreibungsdimensionen
Entwicklung wirken. (Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenz) enthalte.
Es müsste daher zuerst eine (politische) Einigung
 Die Orientierung an Lernergebnissen zur besseren
über die Zuordnung dieser Referenzqualifikationen
Darstellung von Qualifikationen wird allseits begrüßt.
geben, dann könnte man eine Erläuterungstabelle
Bei der Operationalisierung des Konzeptes sollte auf
formulieren.
die Erfahrungen bei der Entwicklung von Bildungs-
Eine Detaillierung der Formulierungen ohne Bezug-
standards sowie bei der Durchführung relevanter Pro-
nahme auf Referenzabschlüsse ist aus Sicht der
jekte (z.B. VQTS) zurückgegriffen werden. Zudem wä-
Workshop-TeilnehmerInnen schwer möglich.
re es gut, konkrete Richtlinien zur Formulierung und
Darstellung von Lernergebnissen zu haben (z.B.  Bei der Kompetenz-Spalte wird angeregt, sie im Sinne
Handbuch, Formatvorlagen, Beispiele). einer Potenzialentwicklung zu interpretieren: Die ge-
nannten Lernergebnisse sollen innerhalb einer gewis-
 Zur Vorgangsweise bei der Einstufung von Abschlüs-
sen Einarbeitungszeit erreicht werden können. Diese
sen in den NQR wird vorgeschlagen, zunächst „quali-
Zeitspanne generell anzugeben sei schwierig, da es
fikatorische Eckpfeiler“ einzuschlagen. Es sollten dies
immer eine Bandbreite geben werde. Man müsse aber
große (quantitativ bedeutende) Qualifikationen sein –
vom/von der durchschnittlichen AbsolventIn ausge-
etwa der HTL- oder der Lehre-Abschluss –, die als
hen.
„Referenz- oder Leitqualifikationen“ eingestuft werden.
In einem weiteren Schritt sollten kleinere, aber auch  Regelmäßig werden in den Workshops die mangeln-
non-formal erworbene Qualifikationen folgen, die dann den Vorqualifikationen von Lernenden (Stichwort
in Relation zu diesen Referenzqualifikationen gesetzt Nahtstellenproblematik) angesprochen. Diese seien
werden. Man sollte dabei eine gewisse „innere Logik“ u.a. Ursache für fehlendes Vertrauen und die Befürch-
beachten, die es auch heute bereits im Qualifikations- tung einer regulierenden Wirkung des NQR. Es wird
system gebe. Nicht unberücksichtigt dürften auch die der Wunsch geäußert, dass die NQR-Entwicklungs-
Klassifikationen von europaweit sehr ähnlichen Ab- diskussion auch zu Verbesserungen im Bildungssys-
schlüssen bleiben, etwa der Einstufung einer allge- tem insgesamt führen sollte. Die nachfolgenden Bil-
mein bildenden Schule, mit der man Zugangsberech- dungseinrichtungen bzw. der Arbeitsmarkt müssten
tigung zum Hochschulsystem erwirbt (in Österreich sich besser darauf verlassen können, welche Kennt-
entspräche dies dem AHS-Abschluss). Hierzu sollten nisse, Fertigkeiten und Kompetenzen Lernende von
die Diskussionen in anderen Ländern verfolgt werden. der davor besuchten Bildungseinrichtung mitbrächten.
Wichtig sei im Speziellen, die Einstufungen in Man müsse zu mehr Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und
Deutschland und in der Schweiz zu beachten, da es Aufrichtigkeit kommen.
durchaus Parallelen in den Bildungssystemen dieser
 Das best fit-Prinzip (d.h. Zuordnung zu jenem Level,
Länder mit jenem von Österreich gebe.
zu dem die Qualifikation am „besten passt“) wird als
 Bei der Interpretation der Deskriptoren plädieren die praktikable Methode für die Einstufung erachtet. Ge-
meisten Workshop-TeilnehmerInnen für eine „seriöse rade weil Bildungsschienen Kenntnisse, Fertigkeiten
Großzügigkeit“. Nicht jedes Wort sollte auf die „Gold- und Kompetenzen in unterschiedlicher Ausprägung
waage gelegt werden“, die Beschreibungen müssten vermitteln und Abschlüsse daher nicht immer eindeu-
nicht zu 100 % zutreffen. Die Abstraktheit der Be- tig mit einem Deskriptorensatz charakterisiert werden
schreibungen wird als notwendig erachtet – nur so können, sehen die ExpertInnen im best fit-Prinzip ei-

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nen begrüßenswerten Zuordnungsansatz. Dadurch durchschnittliche AbsolventIn diese Leistung erbringen


könne man dem Prinzip der „Gleichwertigkeit, aber können.
nicht Gleichartigkeit“ besser Rechnung tragen.
 Vor dem Hintergrund der kontroversiellen Diskussion Fachschulabschluss
hinsichtlich der Einstufungen von Berufsbildungsab- Für den Fachschulabschluss plädiert die Mehrheit der
schlüssen auf den Niveaus 5 bis 8 widerspricht ein Workshop-TeilnehmerInnen ebenfalls für eine Einstufung
Hochschulvertreter der „offiziellen Hochschulposition“: auf Niveau 4. Für sie sind Lehr- und Fachschulabschluss
Er sehe grundsätzlich kein Problem darin, Berufsbil- gleichwertige, aber nicht gleichartige Qualifikationen. Bei
dungsabschlüsse nicht auch auf die oberen Levels der Lehre liege der Fokus auf der praktischen Arbeit,
einzuordnen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass gekoppelt mit einem gewissen theoretischen Inhalt, bei
damit keine Zugangsberechtigungen verbunden wären der Fachschule sei das Verhältnis eher umgekehrt.
(Stichwort regulierende Funktion des NQR). Dementsprechend seien in der Praxis, so die Rückmel-
dung der WirtschaftsvertreterInnen, Fachschul-Absolven-
Einstufungsvorschläge tInnen eher im Angestelltenbereich, LehrabsolventInnen
hingegen eher in den Werkstätten eingesetzt. Dennoch
Lehrabschluss
würden beide Qualifikationen als gleichwertig betrachtet.
Für die Einstufung des Lehrabschlusses gibt es unter-
Auch kollektivvertraglich seien beide Abschlüsse grund-
schiedliche Sichtweisen: Einige Workshop-Teilnehme-
sätzlich gleich eingestuft, was als guter Indikator für eine
rInnen sprechen sich für eine Zuordnung dieser Qualifi-
idente Zuordnung im NQR herangezogen werden könne.
kation zu Stufe 3 aus, weil sie vor allem den Kompetenz-
Deskriptor von Level 4 („selbstständiges Tätigwerden“,
Meisterqualifikation
„Beaufsichtigung der Routinearbeiten anderer Perso-
Was die Meisterqualifikation betrifft, so sprechen sich
nen“) als nicht erfüllt ansehen. Ein völlig eigenständiges
die BranchenexpertInnen in den Workshops für eine
Agieren sei unmittelbar nach einem Lehrabschluss nicht
Einstufung des Werkmeister-Abschlusses, aber auch des
generell gegeben. Zudem bedürfe es gerade im elektro-
Meisters mit Befähigungsnachweis auf Level 6 aus.
technischen Bereich einfach einer längeren Einarbei-
Auch wenn es sich um unterschiedliche „Meistertypen“
tungszeit, um andere Personen zu beaufsichtigen. Work-
handle, sollten beide Qualifikationen einem Niveau zu-
shop-TeilnehmerInnen, die sich für eine Einstufung des
geordnet werden. Kritisch hinterfragt wird in der Diskus-
Lehrabschlusses auf Level 4 aussprechen, halten dem
sion, ob ein Sprung um zwei Stufen von Lehre auf Meis-
entgegen, dass durch eine Lehre Fachkräfte sehr wohl in
ter gerechtfertigt sei. Grundsätzlich spreche nach Aus-
der Lage sein müssten, Tätigkeiten – wie es auch in
kunft von NQR-ExpertInnen des BMUKK nichts gegen
jeder Ausbildungsordnung festgeschrieben ist – „fachge-
einen solchen Stufensprung, wenn er durch die, den
recht, selbstständig und eigenverantwortlich“ auszufüh-
Qualifikationen zugrunde liegenden Lernergebnissen
ren. In der Praxis käme es im Hinblick auf Selbstständig-
begründet sei. Die ExpertInnen vergleichen die Situation
keit und die Übernahme von Verantwortung sicherlich zu
Lehre-Meister mit dem AHS- und Bachelor-Abschluss.
unterschiedlichen Abstufungen, die sehr vom konkreten
Die AHS-Qualifikation werde derzeit ebenfalls auf Niveau
Tätigkeitsbereich, aber auch von der Betriebsgröße ab-
4 diskutiert, der Bachelor-Abschluss, d.h. der unmittelbar
hängig wären. Bei der Einstufung von Abschlüssen ginge
darauffolgende Abschluss, sei bereits fix dem Niveau 6
es aber nicht um Details oder um Besonderheiten der
zugeordnet.
Praxis, sondern eher um das „große Ganze“. Daher wäre
es sicher berechtigt, den Lehrabschluss auch auf Basis
Berufsreifeprüfung
des Kompetenz-Deskriptors auf Niveau 4 einzustufen.
Hinsichtlich der Berufsreifeprüfung (BRP) wird disku-
Man sollte auch bedenken, dass es bei anderen Qualifi-
tiert, ob sie als allgemein bildende Prüfung zur Erlangung
kationen – etwa jenen aus dem Hochschulbereich – auch
der Hochschulreife (und damit vergleichbar mit einer
nicht so sei, dass ein/e AbsolventIn sofort die entspre-
AHS-Matura) gesehen wird oder ob sie in Zusammen-
chende Leistung gemäß den EQR-Deskriptoren erbrin-
hang mit der (als Voraussetzung geltenden) beruflichen
gen könne. Zudem sollte man gerade die Kompetenz-
Vorqualifikation (u.a. Lehr- oder Fachschulabschluss)
spalte im Sinne einer „Potenzialentwicklung“ verstehen,
betrachtet wird und damit eine höhere Einstufung als
d.h. nach einer gewissen Einarbeitungszeit sollte der/die

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diese erhalten solle. Einige DiskutantInnen sehen einen bzw. -Universitätsabschluss gesucht werden. Die Über-
Stufensprung als gerechtfertigt, da AbsolventInnen mit lappung dieser Qualifikationen in der Wahrnehmung der
der BRP durchaus auch ihre fachliche Kompetenz erwei- Wirtschaft spricht aus Sicht der ExpertInnen für eine
tern würden. Zudem wäre die Kombination berufliche idente Einstufung auf Niveau 6 des NQR/EQR. Sie se-
Erstausbildung und BRP mit einem BHS-Abschluss ver- hen darin auch den Beweis für die „Gleichwertigkeit, aber
gleichbar (d.h. Doppelqualifikation: berufliche Ausbildung nicht Gleichartigkeit“ dieser Abschlüsse.
und Hochschulreife). Dies rechtfertige eine idente Einstu-
fung mit einem „normalen“ BHS-Abschluss, der aller Seitens der Hochschule wird diesem Einstufungsvor-
Voraussicht nach auf Level 5 des NQR eingeordnet wird. schlag widersprochen. Die VertreterInnen begründen
Dieser Ansicht widersprechen andere Workshop-Teil- dies damit, dass die Grundlagen des Elektrotechnik-
nehmerInnen. Für sie ist die BRP insgesamt mehr allge- Studiums weit über das hinausgingen, was Ingenieu-
mein bildend und eher mit einem AHS-Abschluss ver- re/Ingenieurinnen in ihrer HTL-Vorbildung erwerben wür-
gleichbar. Das spreche für eine Einstufung auf Niveau 4, den. Gerade diese umfassende theoretische Ausbildung
jenem Niveau, dem nach derzeitigem Diskussionsstand würde viele HTL-AbsolventInnen überhaupt dazu veran-
aller Voraussicht nach auch die AHS-Qualifikation zuge- lassen, ein Universitätsstudium zu absolvieren und den
ordnet werde. Bachelor- oder Masterabschluss zu machen. Dem ent-
gegnen HTL-ExpertInnen, dass im Rahmen der dreijähri-
In diesem Zusammenhang wird die grundsätzliche Frage gen facheinschlägigen Praxis, die für den Erwerb der
gestellt, ob zwei Qualifikationen, die beide für sich be- Ingenieur-Qualifikation vorausgesetzt wird, das vorhan-
trachtet auf einer Stufe stehen und bei der eine Qualifika- dene Defizit im kognitiven Bereich aufgeholt werden
tion die Voraussetzung für die Erlangung der anderen ist, könne. Der schon bestehende Vorsprung bei den Fertig-
zu einem Stufensprung führen sollte, d.h. mathematisch keiten könne mit der Praxis sogar noch weiter ausgebaut
ausgedrückt, ob x (Qualifikation 1) und x (Qualifikation werden. Insofern wäre eine Einstufung auf Level 6
2), x plus 1 ergibt. Die DiskutantInnen sprechen sich durchaus gerechtfertigt.
mehrheitlich gegen eine solche Höherstufung aus, da sie
ihrer Ansicht nach Inkonsistenz im gesamten System Bezüglich des in der derzeitigen NQR-Diskussion stritti-
erzeugen würde. Die Kombination von zwei Qualifikatio- gen Punktes über die Einstufung von beruflichen Ab-
nen sei kein Garant dafür, eine höhere Stufe zu erlan- schlüssen auf den Niveaus 5 bis 8 widerspricht ein
gen. Als Beispiel wird die Absolvierung zweier unter- Hochschulvertreter der offiziellen Hochschulposition und
schiedlicher Studienrichtungen angeführt, etwa der Elekt- plädiert dafür, diese Stufen auch für nicht-akademische
rotechnik und der Philosophie. Beide Qualifikationen Abschlüsse zu öffnen. Voraussetzung dafür sei jedoch,
kämen für sich auf Stufe 7, die Kombination ergebe nicht dass mit der Einstufung keine Zugangsberechtigungen
Niveau 8. Selbiges gelte auch für Doppellehren, bei de- zur nächst höheren (universitären) Stufe verbunden wä-
nen man innerhalb von vier Jahren zwei Lehrabschlüsse ren.
erwerbe könne.
Ingenieurbüro (Beratende Ingenieure)
HTL- und HTL-Ingenieur-Qualifikation Hinsichtlich der Qualifikation Ingenieurbüros (Beraten-
Die Mehrheit der ExpertInnen vertritt in der Diskussion de Ingenieure) sprechen sich die Workshop-
die Ansicht, dass der HTL-Abschluss auf Niveau 5 des PartizipantInnen für eine idente Einstufung mit der Zivil-
NQR eingestuft werden sollte, die Ingenieur-Qualifikation techniker-Qualifikation aus. Zwar würden unterschiedli-
auf Level 6. Damit käme der Ingenieur-Abschluss auf che Bildungswege zu diesen Abschlüssen führen, hin-
dasselbe Niveau wie die bereits fix zugeordnete Bache- sichtlich der Lernergebnisse wären aber beide Qualifika-
lor-Qualifikation. ExpertInnen aus dem Bereich der HTL tionen gleich. Die ExpertInnen sehen beide Qualifikatio-
verweisen in ihrer Argumentation vor allem auf die zahl- nen auf einem sehr hohen Niveau und plädieren für eine
reichen Jobausschreibungen, in denen für die Besetzung Einstufung auf Level 8.
von Stellen von hochqualifizierten TechnikerInnen sehr
Tritscher-Archan, Sabine (2009): NQR in der Praxis. Am Beispiel des
häufig entweder MitarbeiterInnen mit einem HTL- Elektrobereichs. Studie im Auftrag des BMUKK. ibw-Forschungsbericht
Ingenieurstitel oder einem Bachelor-Fachhochschul- Nr. 147 (ISBN 978-3-902358-97-4) Download

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