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Japanisches Gericht spricht drei Ex-

Manager nach Atomunglück von


Fukushima frei
Das vom Tsunami zerstörte Atomkraftwerk Fukushima
Achteinhalb Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima hat ein
japanisches Gericht drei ehemalige Manager des Kraftwerksbetreibers Tepco
vom Vorwurf der Fahrlässigkeit mit Todesfolge freigesprochen. Das Gericht in
Tokio kam am Donnerstag zu dem Schluss, die drei Angeklagten könnten nicht
für die Folgen des Atomunglücks im Kraftwerk von Fukushima verantwortlich
gemacht werden. In dem Kraftwerk fiel nach einem schweren Erdbeben und
Tsunami am 11. März 2011 das Kühlsystem aus, woraufhin es in mehreren
Reaktoren zur Kernschmelze kam.

“Alle Angeklagten sind unschuldig”, sagte der Vorsitzende Richter. Im Falle


einer Verurteilung hätten den drei Ex-Managern bis zu fünf Jahre Haft
gedroht. Die Anklage warf ihnen vor gewusst zu haben, dass für das
Atomkraftwerk Fukushima Tsunami-Gefahr bestand, gegen die es keinen
ausreichenden Schutz gab.

Die drei Angeklagten – Ex-Tepco-Chef Tsunehisa Katsumata und die beiden


Vize-Präsidenten Sakae Muto und Ichiro Takekuro – hatten auf nicht schuldig
plädiert und erklärt, die ihnen damals zur Verfügung stehenden Daten seien
unzuverlässig gewesen.

Nach dem Urteilsspruch erschallte von der Empore des Gerichtssaals die
Stimme einer Frau: “Unglaublich”. Vor dem Gerichtssaal protestierten
Dutzende Menschen. Einige von ihnen waren zur Urteilsverkündung aus der
Region Fukushima angereist. “Ich kann das nicht akzeptieren”, sagte eine
andere Frau.

Gegen die Gerichtsentscheidung im einzigen Strafverfahren nach der


Atomkatastrophe wird voraussichtlich Berufung eingelegt, womit sich das
juristische Tauziehen um die Verantwortung für die Katastrophe weiter
hinziehen wird.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Anklageerhebung gegen die Ex-Manager
unter Verweis auf mangelnde Beweise und geringe Erfolgsaussichten zwei Mal
abgelehnt. Ein mit Laien besetzter Ausschuss zur Überprüfung von
Justizentscheidungen ordnete jedoch 2015 ein Verfahren gegen die drei
Männer an.

Die Atomkatastrophe von Fukushima war der weltweit schwerste Atomunfall


seit dem GAU in Tschernobyl 1986. Drei der sechs Reaktoren wurden bei der
Katastrophe zerstört, das Gebiet im weiten Umkreis wurde radioaktiv
verseucht und ist bis heute unbewohnbar.

Durch das Erdbeben und die meterhohe Flutwelle waren rund 18.500
Menschen ums Leben gekommen. In Folge des Atomunglücks gab es offiziell
keine Todesfälle. Die Anklage wegen Fahrlässigkeit mit Todesfolge bezieht
sich auf den Tod von mehr als 40 Krankenhauspatienten, die nach dem
Atomunglück hastig in Sicherheit gebracht worden und später gestorben
waren.

Der Atomenergie-Experte der Umweltorganisation Greenpeace, Heinz Smital,


zeigte sich nicht überrascht von dem Urteil. “Es hätte aber auch anders
ausgehen können”, sagte er im Radiosender Bayern 2. “Es ging im Prozess
darum, dass man schon vor zehn Jahren gewusst hat, dass ein Tsunami eine
schwere Atomkatastrophe auslösen kann und dass diese Wahrscheinlichkeit
gar nicht so gering ist.” Die Betreiberfirma Tepco habe dieses Risiko allerdings
ignoriert.

“Tepco hat auf die bekannte Gefahr nicht reagiert, um keine Diskussion über
die Sicherheit von Atomkraftwerken in Japan auszulösen”, sagte Smital. Jetzt
gehe es darum, “die Methode des Nicht-Handelns weiter anzuprangern”, da in
Japan wieder neun Atomkraftwerke in Betrieb genommen worden seien.

DPA

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