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Einleitung
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Abdelrahman Selim
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung………………………………………………………………………………………………………………………2
Zusammenfassung………………………………………………………………………………………………………….7
Streitgespräch…………………………………………………………………………………………………………………
Schlussfolgerung…………………………………………………………………………………………………………….13
Literaturverzeichnis……………………………………………………………………………………………………….15
Einleitung
Es lässt sich daran nicht zweifeln, dass Übersetzung als eine der wichtigsten Arten
menschlichen Kulturaustausches zählt. Je mehr eine Übersetzung von der
Erwartung der Leserschaft abweicht, desto heftiger werden Übersetzer als
Kulturvermittler kritisiert. Manche halten die Veränderung am Ausgangstext für
eine ungerechte Selbstzensur seitens des Übersetzers, manche aber auch betrachten
sie als gerechtfertigter Konservativismus, wenn sie die Bewahrung von
gesellschaftlichen Normen und Werten der eigenen Kultur zum Ziel hat.
Im arabischen Raum wurden bislang drei Romane von Elfriede Jelinek ins
Arabische übersetzt: Die Klavierspielerin (2005), Die Liebhaberinnen (2006) und
Die Ausgesperrten (2007).1 Diese alle drei Übersetzungen sind in Ägypten
erschienen. Vor allem die 2006 veröffentlichte Die Liebhaberinnen diente als
Auslöser heftiger Diskussionen in der arabischen Welt, weil der Übersetzer
Mustafa Maher alle von ihm als vulgär empfundene - wie Sabine Streminger in
ihrer Diplomarbeit darlegt - >> einzelne Ausdrücke oder ganze Textstellen
unübersetzt ließ, [...] bewusst Autozensur verübt hat und wesentliche Elemente des
Romans, wie sexuelle Anspielungen und Provokationen<<2
Der Übersetzer von Elfriede Jelineks Roman Die Klavierspielerin, Samir Grees,
führte ein Streitgespräch mit Maher über seine Vorgehensweise mit der arabischen
Übersetzung, wobei er ihm vorgeworfen hat, dass seine Übersetzung sich vom
Originaltext abweicht.3
1
Jelinek, Elfriede: Al-Aashiqaat (Die Liebhaberinnen). Übersetzung: Mustafa Maher. Kairo: Egyptian Book
Organisation 2006, Jelinek, Elfriede: Al-Mustabaadun (Die Ausgesperrten). Übersetzung: Mustafa Maher. Kairo:
Egyptian Book Organisation 2007; Jelinek, Elfriede: Azifat al-Piano (Die Klavierspielerin). Übersetzung: Samir Grees.
Kairo: Merit 2005.
2
Grees, Samir: In Ägypten trüge Frau Jelinek den Schleier…. (Streitgespräch mit Mustafa Maher).
http://de.qantara.de/inhalt/elfriede-jelineks-die-liebhaberinnen-auf-arabisch-in-agypten-truge-frau-jelinek-den-
schleier (5.1.2020).
3
Vgl. ebd.
„Wenn man Frau Jelinek nach Ägypten holte, sähe sie anders aus, sie trüge
ägyptische Kleider und einen Schleier oder eine Burka. […] Damit sie besser in die
Gesellschaft der Zielkultur passt.“, so begründete Maher die Auslassung der von
ihm für unakzeptabel gehaltenen Wörter und Textstellen. Allerdings wies Maher
den Vorwurf zurück, Wörter aus dem Originaltext ausgelassen zu haben, wobei er
angab, dass „Auslassen“ nicht das richtige Wort ist, da er sich vor allem der
korrekten Übertragung des Sinnes widmete und den Text für seine Begriffe
verständlich zu machen versuchte.
Mit Konservativismus des deutschen Landes selbst brachte Maher außerdem aus
seiner eigenen Erfahrung, die er durch seinen jahrelangen Aufenthalt in
Deutschland hinzugewann, ein weiteres Argument vor: „Ich habe in Deutschland
lange Jahre gelebt und erlebt, wie konservativ das Land war.“ 4 Maher traf auch die
Aussage, dass die von ihm ausgelassenen Ausdrücke und Textstellen sowohl dem
künstlerischen Wert des Werkes als auch dem arabischen Leser geschadet hätten.
Erwähnenswert ist außerdem, dass nach Maher die „Existenz“ des Übersetzers
selbst legitim ist. Mit der Aussage „Als Übersetzer kann ich nicht sagen: Ich
übersetze, also existiere ich nicht. Nein, ich übersetze, also bin ich!“ Damit wird
gemeint, dass der Übersetzer dazu berechtigt ist, jegliche Änderung am
Originaltext vorzunehmen, die seines Erachtens dem Hauptziel des Werkes dienen.
Für Maher bedeutet seine Existenz, nicht in der selben Sprache von der
Schriftstellerin des Originaltextes zu schreiben, sondern die eigene Sprache bei der
Übersetzung in Anspruch zu nehmen, Dies ist seiner Meinung nach besonders
wichtig, um die Bedeutung an den Adressaten unmissverständlich liefern zu
können: „[…] im Gegenteil, diese Worte würden ihm ein verkehrtes Bild der
westlichen Kultur vermitteln. Wenn Jelinek eine Szene zwischen einem Mann und
4
Vgl. Grees, Samir: In Ägypten trüge Frau Jelinek den Schleier…. (Streitgespräch mit Mustafa Maher).
http://de.qantara.de/inhalt/elfriede-jelineks-die-liebhaberinnen-auf-arabisch-in-agypten-truge-frau-jelinek-den-
schleier (5.1.2020).
einer Frau auf der Toilette beschreibt, oder wie eine Frau mit der Rasierklinge an
ihrem Körper schneidet … dann sind das keine Worte meiner Sprache. […] Ich
muss nicht einen Mann und eine Frau auf eine Art und Weise zeigen, die anders
verstanden wird, als von der Schriftstellerin gemeint.“
Beispie l
Im vorgenannten Beispiel ließ Maher das Wort „möse“ unübersetzt, weil es auf das
weibliche Geschlechtsteil hinweist. Außerdem hat Maher die Seite mit einer
Fußnote versehen, in der er erklärte, dass er ein gewagtes Wort von niedriger
Klasse durch vier Pünktchen ersetzte.
Beispiel 2
trotzdem träumt erich von einer noch viel schnelleren ومع ذلك يحلم إيريش
maschine, von dem gefühl des fahrens, der يحلم،بموتوسيكل أعظم سرعة
geschwindigkeit des fahrens, von einem supermotor, ،باإلحساس بقيادة الموتوسيكل
، بموتور“ سوبر،بسرعة انطالقه
aber wenn an dem scheißmoped nur eine kleinigkeit ولكن عندما يحدث عطل صغير
فى دراجته البخارية المنيّلة
hin ist, dann muß er gleich zu seinem freund gehn,
يضطر“ إلى الذهاب،بستين نيلة
der ist ein experte. der ist zwar auch im holz, aber وهو،حاالً إلى صديقه وهو خبير
،يعمل كذلك في قطع الخشب
ein genie im holz, der richtet es ihm dann für ein ،ولكنه عبقرى فى قطع الخشب
فيصلح له العطل فى مقابل
paar bier. ein talent, das im holz brachliegt تلك موهبة.بضعة أقداح بيرة
.بائرة في قطع الخشب
brigitte will es in sich hineinkriegen und, daß es بريجيت“““ه تري“““د أن تحم“““ل وأن
.... يبقى الحمل في أحشائها
dann auch drinnenbleibt und nicht wieder ungenützt,
weile.
Beispiel 4
wenn brigitte ihr innerstes nach außen دائما ً عندما ت““ود أن تقلب م““ا في أعم““ق أعماقه““ا إلى
الخ““ارج وأن تتقي““أ ك““ل الكالم الم““ألوف عن الس““عادة
stülpen möchte und dabei den ganzen ،والمستقبل ورعاية الرضيع والغس““االت الكهربائي““ة
käse von glück, . فقط.... بل،يتصرف“ هاينتس كما لم يكن له مخ
zukunft, säuglingspflege und
waschmaschinen herausspeit, dann
verhält sich heinz so, als ob er kein
Beispiel 5
oft und oft wird hier der kochende kochtopf im ما ت““ترك حل““ة،ُ كثيرا،ًكثيرا
الطهى وهى تغلى دون أن
stich gelassen, und die frau stürzt wie eine furie zum وتن“دفع الم“رأة،يعبأ بها أحد
كالمجنون““““ة إلى الرض““““يع
willenlosen baby, um ihm das bekackte gewand vom
لكي،ال“““““ذي ال إرادة له“““““ا
leib zu zerren und mit wilder energie schneeweiße تج“““رد جس“““مه ب“““القوة من
،الث“““وب المل“““وث ب“““البراز
frischgewaschene schalen um das kleine dummerchen zu وتعم““ل بطاق““ة عارم““ة على
stülpen. dann werden viele küsse von vielen أن تدس““ه في ثي““اب بيض““اء
ناص“““عة ك“““الثلج مغس“““ولة
mündern auf das gefüllte strampelhöschen gedrückt. ثم تت““““والى القبالت.لتوه““““ا
الكث“““يرة من أف“““واه كث“““يرة
abtransport der kacke in die waschmaschine. es ist
تنطب““““““ع على البرب““““““اتوز
ein ständig wiederkehrendes immer neues wunder ويجري نقل البراز.الممتلئ
معج““““زة من.إلى الغس““““الة
der natur, wie das häßlich stinkende braune zeug معج““زات الطبيع““ة تتك““رر
كي““ف يب““دل الش““يء،ًدوام “ا
durch etwas, das weißer noch als weiß ist, ersetzt ً ب““ل األك““ثر بياض“ا،األبيض
من األبيض بالش““ىء ال““داكن
wird. die kacke ist vergessen, wieder scheint die sonne.
وطلعت، نُسى ال““براز.النتن
viele münder, die gerade bewundernd auf besuch sind, أفواه كثيرة معجب““ة.الشمس
تق““ول،ج““اءت لتوه““ا زائ““رة
sagen dann du schweindi zu dem kleinkind und du للطفل الصغير“ ي““ا خ““نزءور
وتقول لألم السعيدة ي““ا أيته““ا
fleißige mutti zu der glücklichen mutter. .األم النشيطة
Dieses Beispiel weist darauf hin, dass Maher unerwarteterweise Wörter wie
„bekackte gewand“ und „kacke“, die von ihm zuvor als ekelhaft beschrieben
wurden, nicht wegließ, sondern unverändert in die Zielsprache ohne jegliche
Auslassung oder Ersetzung übertrug, obwohl er dazu erneut eine Fußnote
hinzugefügte, wo er sagte, dass solche Wörter Scham, Konservativismus und
Feingefühl derjenigen Leser verletzen, die diese Art von Literatur nicht gewohnt
sind. Aus der Sicht meiner Definition zum Kulturaustausch suche ich einen
Mittelweg, wodurch ich in Betracht ziehe, dass der bewusste Leser den richtigen
Eindruck von dem Originaltext gewinnt.