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Grundlagen der Sozialwissenschaften: Übung
01.08.2021
1 Einleitung
2 Diskussion
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beinhaltet ebenfalls Menschen mit körperlicher oder kognitiver Einschränkung. Die Beschu-
lung kann bis zur 10. oder 13. Klasse geschehen, wodurch der Erwerb aller bisherigen
Schulabschlüsse ermöglicht wird. Entweder fungieren die 5. und 6. Klasse als Orientie-
rungsstufe mit einer darauffolgenden bildungsgangspezifischen Gliederung oder es erfolgt
ein durchgängiger integrativer beziehungsweise inklusiver Unterricht. Andere Modelle, wie
in Berlin beispielsweise, entschieden sich für gemeinsamen Unterricht bereits ab der ersten
Klasse (vgl. Moldenhauer 2017: 261f; vgl. Schulministerium NRW 2021; Vieluf 2017: 28;
vgl. Wiechmann 2009: 411). Als Zielkonsens aller Konzepte lässt sich der inklusive Aspekt
herausstellen, der einerseits demokratische Werte vermitteln und andererseits kooperati-
ves sowie individuelles Lernen befördern soll. Durch eine angemessene Förderung und
Forderung sollen zusätzlich die Potenziale der Schüler*innen bestmöglich entwickelt wer-
den. Ferner soll die Aufnahme aller Schüler*innen sozioökonomischen und ethnischen Seg-
regationen vorbeugen, um so eine Chancengleichheit sicherzustellen (vgl. Moldenhauer
2017: 261f; vgl. Ruep 2014: 135f; vgl. Vieluf 2017: 28).
Es zeigt sich, dass unter Hinzunahme beider Perspektiven auf Ungleichheit große bildungs-
spezifische Probleme in Deutschland vorherrschen. Besonders die soziale Schichtzugehö-
rigkeit oder ein Migrationshintergrund stellen eine entscheidende Variable für den Bildungs-
erfolg dar (vgl. Solga & Dombrowski 2009: 10f). Wenngleich sich durch die Bildungsexpan-
sion der 1960er und 1970er Jahre das Bildungsniveau allgemein erhöht hat, das heißt mehr
Schüler*innen das Gymnasium besuchen und der Unterschied zwischen Mädchen und Jun-
gen angeglichen wurde, ist jedoch der Unterschied zwischen Kindern aus sozial benachtei-
ligten Familien und Akademiker*innenhaushalten stets präsent (vgl. Solga & Dombrowski
2009: 13). Kinder aus sozioökonomisch schlechter gestellten Haushalten besuchen
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häufiger Haupt- sowie Realschulen und sind geringer an Gymnasien vertreten. Die Studien
zeigen, dass selbst bei identischen kognitiven Fähigkeiten, Kinder aus höheren Schichten
eine 2,5-mal so große Chance haben eine Gymnasialempfehlung zu erhalten wie Schü-
ler*innen aus Arbeiter*innenfamilien. Interessanterweise sind die Präferenzen der Eltern im
Bezug auf den Schulwechsel noch stärker ausgeprägt, so präferieren Akademiker*inennfa-
milien 3,8-mal so häufig einen Wechsel auf das Gymnasium im Vergleich zu sozial schwä-
cheren Haushalten (vgl. Solga & Dombrowski 2009: 14). Ähnliches sehen wir bei Menschen
mit Migrationshintergrund, die zu 31,8 % auf Hauptschulen verwiesen werden. Gegensätz-
lich dazu besuchen gerade einmal die Hälfte (16,6%) der Schüler*innen ohne Migrations-
hintergrund eine Hauptschule (vgl. Solga & Dombrowski 2009: 17). Es wird deutlich, dass
allein die Herkunft eines Menschen enormen Einfluss auf seinen Werdegang hat, was zu
einer Chancenungleichheit im Bildungsbereich führt. Diese Benachteiligung können man-
nigfaltige Ursachen haben: Beispielsweise können Lehrer*innen auf eine schichtspezifische
und im Fall sozial benachteiligter Familien auf eine unzureichende Unterstützung der Kinder
durch die Eltern schließen, die zu augenscheinlichen Problemen beim Übergang zum Gym-
nasium führen würden (vgl. Solga & Dombrowski 2009: 24). Bei Kindern mit Migrationshin-
tergrund stellt sich heraus, dass der Aspekt Sprache eine entscheidende Rolle spielt, sofern
Zuhause Deutsch gesprochen wird, minimieren sich diese Unterschiede wieder. Des Wei-
teren ist der Bildungserfolg in Deutschland, im internationalen Vergleich, stärker mit Sprach-
kenntnissen verknüpft, was den Wechsel in die Sekundarstufe I erschwert. Besonders kri-
tisch ist, dass das bisherige System nicht in der Lage ist, die Defizite in den Sprachkompe-
tenzen zu minimieren (vgl. Solga & Dombrowski 2009: 26f). Dennoch darf nicht außer Acht
gelassen werden, dass Migrant*innen häufig sozial schwächeren Schichten zugehörig sind,
sodass ein Teil der Benachteiligung durch die Schichtzugehörigkeit zu erklären ist. Zusätz-
lich gibt es gravierende Unterschiede zwischen den jeweiligen Herkunftsländern (vgl. Solga
& Dombrowski 2009: 21-25).
Besonders problematisch ist der frühe Wechsel von der Grundschule zur weiterführenden
Schule, da dies den bildungsbiographischen Werdegang eines*r Schüler*in essentiell be-
einflusst. Durch verschiedene Curricular der Schulformen entstehen ungleiche Chancen bei
der Entwicklung von Kompetenzen, was die Spaltungstendenzen der Klassen weiter mani-
festiert. Dies resultiert in Bildungsarmut und einhergehenden Hürden beim Übergang in die
Berufswelt. Hauptschulabschlüsse unterliegen einer Wertminderung, die es Absolvent*in-
nen erschwert Ausbildungsplätze zu finden (vgl. Ruep 2014: 130f; vgl. Solga & Dombrowski
2009: 14f, 32).
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Spätestens seit Beginn der Aufklärung ist bekannt, dass Ungleichheit „keine natürliche Tat-
sache [ist], sondern als Produkt menschlichen Handels – und somit als grundsätzlich ver-
änderbar und legitimationsbedürftig“ zu sehen ist (Sachweh 2011: 562). Folglich gilt es den
Bildungssektor umzustrukturieren, damit dieser verfassungskonform agieren kann und Be-
nachteiligungen unterbunden werden. Besonders ist hierbei Artikel 3 (3) des Grundgeset-
zes hervorzuheben, der eine vollständige Diskriminierung jeglicher Gruppen untersagt. Die
eigentliche Zielsetzung des Systems sollte der Ausgleich von Nachteilen sein und keine
Verfestigung dieser (vgl. Ruep 2014: 129-131).
Das Modell der Gemeinschaftsschule kann diese Ungleichheiten in einigen Punkten entge-
genwirken. So bleibt durch die Zusammenführung des dreigliedrigen Systems eine inadä-
quate Empfehlung seitens der Lehrer*innen aus und ein gemeinsames Lernen bis zum Ab-
schluss wird gewährleistet. Dadurch wird gerade Kindern mit Migrationshintergrund oder
aus sozial schwachen Schichten eine Teilhabe ohne Vorbeurteilung ermöglicht, die zu einer
besseren Ausschöpfung der Entwicklungspotenziale führt und entsprechend eine Chancen-
gleichheit herstellen könnte (vgl. Solga & Dombrowski 2009: 15; vgl. Vieluf 2017: 28). Ähn-
liches gilt für die Elternschaft, die frei von sozialen Erwartungen ihr Kind auf die Gemein-
schaftsschule schicken können. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass diese
Effekte besonders bei einer vollständigen Umstrukturierung vom dreigliedrigen System hin
zum Gemeinschaftsschulenkonzept zum Tragen kommen. Bei einem parallelen Fortbeste-
hen der jetzigen Form, könnte es beispielsweise zu einer Hierarchisierung zwischen Gym-
nasien und Gemeinschaftsschulen kommen. So könnte der Besuch eines Gymnasiums von
sozial stärkeren Haushalten weiterhin präferiert werden, sodass sich die Positivfolgen ne-
gieren und weiterhin eine Segregation zu erkennen ist. Zusätzlich könnte der Abschluss auf
einem Gymnasium als höherwertig angesehen werden.
Der Wechsel auf eine andere Schulform erweist sich in Deutschland als besonders schwie-
rig und wird nur von einem geringen Prozentsatz durchgeführt. Dominierend ist der Abstieg
hin zu einer niedrigeren Schulform, wodurch sich das jetzige System als äußerst undurch-
lässig erweist und Pfadabhängigkeiten bestehen bleiben. Durch den Wegfall einer frühzei-
tigen Selektion bei den Gemeinschaftsschulen, könnten so Hürden abgebaut werden und
Schüler*innen erhielten die nötige Zeit sich zu entwickeln (vgl. Ruep 2014: 131; vgl. Solga
& Dombrowski 2009: 20; vgl. Wiechmann 2009: 413) Des Weiteren besteht durch die Ein-
führung einheitlicher Curricular die Möglichkeit der Minderung von Bildungsarmut und
Chancenungleichheit. Die erheblichen Unterschiede zwischen den Lehrplänen, die sonst
zu einer Verstärkung der Separation führen, würden so entfallen. Allen Schüler*innen
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Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass leistungsschwächere Kinder das gesamte Bildungsni-
veau der Schüler*innenschaft senken könnten. Gegensätzliche Tendenzen zeigt jedoch
das Pilotprojekt in Berlin auf, bei dem mehrere Gemeinschaftsschulen in den Jahren
2008/09 gegründete wurden (Vieluf 2017: 28). Die Studien demonstrieren, dass trotz hete-
rogener Gruppen ein identischer Leistungszuwachs zu verzeichnen ist. Bei Kindern mit Mig-
rationshintergrund konnte sogar ein gesteigerter Lernerfolg gegenüber Muttersprachler*in-
nen nachgewiesen werden (Vieluf 2017: 31-33). Auch der inklusive Unterricht mit Kindern,
die eine sonderpädagogische Förderung benötigen, wirkte sich in keiner Weise negativ auf
den Bildungserfolg aus (Vieluf 2017: 35). Gleichzeitig ermöglicht diese Unterrichtsform eine
Auseinandersetzung mit vielfältigen Lebensumständen, wodurch Werte, wie Achtsamkeit,
Fürsorge und Gemeinwohl, vermittelt werden. Dabei wird Diversität als etwas positives auf-
gefasst und nicht als etwas vor dem es sich gilt abzugrenzen (vgl. Ruep 2014: 135; Vieluf
2017: 28). Es bleibt jedoch unsicher, ob die jetzigen Kapazitäten in den Schulen ausreichen,
um solche Schulreformen zu bewältigen, ohne eine übermäßige Überlastung zu riskieren
(vgl. Wiechmann 2009, S. 425). Auch wäre die Restrukturierung des Systems zusätzlich
mit hohen finanziellen Kosten verbunden.
3 Fazit
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Literatur
Moldenhauer, Anna (2017): Zum Verhältnis von Schulkultur, Partizipation und Milieu, in
Baader, Meike Sophia/ Freytag, Tatjana (Hrsg.): Bildung und Ungleichheit in
Deutschland, Wiesbaden, S 255-270.
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Eigenständigkeitserklärung
Hiermit versichere ich, dass ich diese Hausarbeit selbstständig verfasst und keine anderen
als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen meiner Arbeit, die
dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen Werken und Quellen, einschließlich der Quellen
aus dem Internet, entnommen sind, habe ich in jedem Fall unter Angabe der Quelle als
Entlehnung kenntlich gemacht. Dasselbe gilt sinngemäß für Tabellen, Karten und Abbildun-
gen.