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1. Wie wirkt sich sozio-ökonomische Benachteiligung auf den schulischen Alltag aus?

Wie in Kapitel 3 nach Biewer et al. (2019) geschildert, hat Armut eine Auswirkung auf die
Teilnahme an Schulausflügen, auf die zur Verfügung stehenden Arbeitsmaterialien, auf die
Zugehörigkeit zu einer Peer-Gruppe, zum Beispiel aufgrund der Kleidung oder Freizeitak-
tivitäten (Biewer et al., 2019). Dieser letzte Aspekt wird auch von Butterwegge und But-
terwegge (2021) betont - es sei heutzutage in eiener Konsumgesellschaft schwieriger,
„mitzuhalten“. Besonders in der Adoleszenz, wirke sich Armut demütigend, demoralisie-
rend und deprimierend aus. Weiterhin seien Schulen und Kitas je nach Einkommen der
Familien aufgeteilt und bieten somit verschiedene Aktivitäten an (Butterwegge und But-
terwegge, 2021), welches noch zu Othering führen kann. In der Volkshilfe Analyse in Ös-
terreich (2022) hat sich ebenso ergeben, dass Armut zu materielle und soziale Deprivati-
on, sowie zu schlechten Wohnbedingungen der Kinder führt. Es muss jedoch bedacht
werden, dass sich die Benachteiligung in der Schule aufgrund sozio-ökonomischer Un-
gleichheit nicht nur auf diese Faktoren beschränkt.
Ein wichtiger Aspekt der obrigen Frage, nämlich die Auswirkung von Armut auf schuli-
schem Erfolg, wird ausführlich in dem Artikel „The imact of poverty on educational out-
comes of children“ von Ferguson, Bovaid & Mueller (2007) illustriert:
Armut, insbesondere anhaltende Armut, wirkt sich auf die Schulbereitschaft der Kinder
aus; sie beeinflusst Abbrecherquoten, den Bildungserfolg und „educational attainment“ -
wie von PISA- Studien geschildert - aus welchem Grund ein neuer Begriff, „socioeconom-
ic gradient“ für die Beziehung von „socioeconomic status“ und Bildungserfolg eingeführt
wurde.
In dem zweiten Teil des Artikels gehen Ferguson, Bovaid und Mueller (2007) auf Möglich-
keiten zur Bekämpfung der oben genannten Phänomene, wobei „early intervention“ von
enormer Wichtigkeit ist. Grundlegendes Ziel des „early intervention“ sei es, die bei Kin-
dern fehlenden Fähigkeiten zu entwickeln, die bereits bei anderen Kindern in ähnlichem
Alter entwickelt wurden. Man solle für das Befürworten und Unterstützen von Interventi-
onsprogrammen, die akademische, soziale und gemeinschaftliche Unterstützung bieten,
um den Erfolg benachteiligter Kinder und Jugendlicher zu steigern, appelieren (Ferguson,
Bovaid & Mueller, 2007).
2. Welche anderen Diversitätsdimensionen sind noch mit dem Thema Armut verwoben?
Butterwegge und Butterwegge (2021) weisen auf die Vielfalt und Intersektionalität von Di-
versitätsdimensionen im schulischen Kontext hin. Ein Beispiel für Intersektionalität in Be-
zug auf Armut und psychische Gesundheit wird in dem Artikel „Poverty and childhood
disability“ von dem US National Institute of Medicine (2015) präsentiert:
„Poverty is a risk factor for child disability, including disability associated with mental dis-
orders. At the same time, child disability is a risk factor for family poverty.“
In dem Artikel (NIM, 2015) werden zahlreiche Studien aufgelistet, die eine Korrelation zwi-
schen Armut und depressiven Zustände bzw. verschriebene SSRIs medikamentöse Be-
handlung für Jugendliche aufweisen.
Einerseits sind Menschen mit Behinderung und psychische Krankheiten oft aufgrunddes-
sen armutsgefährdet - wie in der Volkshilfe Ö Analyse (2022) erwähnt: „Menschen mit
Haupteinkommensquelle durch Sozialleistung“ zählen zu den besonders gefährdeten
Personengruppen - andererseits ist es für diese Gruppen durch die Armut schwieriger,
Behandlungsmöglichkeiten zu finden, somit auch in das Berufsleben einzusteigen.
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund zählen auch oft zu den Armutsgefähr-
deten - Volkshochschule Ö Analyse (2022): „Menschen ohne österreichische Staatsbür-
ger*innenschaft: 34%“. Die sprachliche und kulturelle Herausforderungen, die an Prozes-
se der Migration und Integration beteiligt sind (Biewer et al., 2019), in Kombination mit
materieller Deprivation (VHS Ö, 2022), wenig sozialer Teilhabe in Peer-Gruppen (Butter-
wegge und Butterwegge 2021) und möglicherweise davon beeinträchtigtem „educational
attainment“ (Ferguson, Bovaid & Mueler, 2007) machen die Intersektion von Migration und
Armut ein besonders wichtiges Thema. Aus meiner eigenen Erfahrung als Migrantin, die
2019 in die 6. Klasse in Österreich von Bulgarien eingestiegen ist und mitlerweile studiert,
kann ich sagen, dass die Herausforderungen von „first-generation“ Migrant*innen im Be-
reich Bildung an sich sehr schwer zu überwinden sind - kommt Armut noch dazu, sind sie
meiner Meinung nach nur stark begrenzt zu schaffen.
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Quellen:
Atkins, R., Sulik, M. J., Hart, D., Ayres, C., & Read, N. (2012). The effects of school poverty on
adolescents' sexual health knowledge. Research in nursing & health, 35(3), 231–241. https://
doi.org/10.1002/nur.21471
Biewer, G., Proyer, M., Kremsner, G. (2019). Inklusive Schule und Vielfalt, 54-64. Stuttgart: Kohl-
hammer
Butterwegge, C., Butterwegge, Ch. (2021). Kinderarmut und soziale Ungleichheit in der Schule.
Inklusive Schule und Schulentwicklung, 87-92.
Ferguson, H., Bovaird, S., & Mueller, M. (2007). The impact of poverty on educational outcomes
for children. Paediatrics & child health, 12(8), 701–706. https://doi.org/10.1093/pch/12.8.701
National US Institute of Medicine; Division of Behavioral and Social Sciences and Education.
(2015). Poverty and Childhood Disability. Mental Disorders and Disabilities Among Low-Income
Children. Washington (DC): National Academies Press (US). Available from: https://
www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK332898/

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