Sie sind auf Seite 1von 151

“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.

phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

NATURGEGEBENE GEOMETRIEN

UND IHRE ANWENDUNG IN DER LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Masterarbeit
von Nora Magdolna Pavits
zur Erlangung des akademischen Grades Master of Sciences

Matrikelnummer: 1241733

Betreuer: Ao.Univ.Prof.Dr. phil. Erwin Frohmann


H85200 Institut für Landschaftsarchitektur
Leiterin: Univ.Prof.Dipl.-Ing. Lilli Licka
H066419 Masterstudium Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur

2
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG

Ich erkläre eidesstattlich, dass ich die Arbeit selbständig angefertigt, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und alle
aus ungedruckten Quellen, gedruckter Literatur oder aus dem Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen
Formulierungen und Konzepte gemäß den Richtlinien wissenschaftlicher Arbeiten zitiert, durch Fußnoten gekennzeichnet bzw. mit
genauer Quellenangabe kenntlich gemacht habe.

Ort, Datum: ............................................................. Unterschrift: .................................................................

3
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

ABSTRACT

4
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

ABSTRACT

Was haben Libellen, Blütenblätter, Maiskolben, Schneckenhäuser, Blumenkohl und Eisblumen gemeinsam? Jeder weiß ungefähr, wie
sie aussehen, es ist aber vielen nicht bewusst, dass hinter ihrer Formenfülle ein wunderschöner Bauplan steckt.
Naturgeometrien sind die Symmetrien, bestimmte Proportionen, vielfältige Muster und Wachstumsprinzipien, die in der Natur immer
wieder auftauchen. Ziel der vorliegenden Masterarbeit ist es, die Vorteile dieser Gesetzlichkeiten auch in der Landschaftsarchitektur
zu verzinsen. Dafür müssten sie anhand der Fragen systematisch analysiert werden, wie sie entstehen und funktionieren, welche
symbolischen und gestalterischen Bezüge sie haben. Unter Anwendung der Methode der "Assoziativen Raumwahrnehmung" werden
die aus der Literaturrecherche und -analyse gewonnenen Erkenntnisse praxisbezogen an ausgewählten räumlichen Beispielen
evaluiert.
Diese Geometrien werden in der Natur aus Effizienz- und ästhetischen Gründen verwendet, so können sie für die
landschaftsplanerische Zwecke eine vielfältige, faszinierende Palette zur Verfügung stellen. Daneben, dass sie mathematisch abbildbar
und in jedem Maßstab rekonstruierbar sind, sie haben solche ästhetischen Werte, die generell Wohlgefallen ernten können.

5
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

ABSTRACT

What do dragonflies, flower petals, a cob of corn, shells, cauliflower and frost patterns have in common? Everybody knows how they
approximately look, but only a few are aware of the real purpose behind these various motives.
Natural geometries are symmetries, certain proportions, diverse patterns and growth principles that show up in the nature from time
to time. The aim of this master thesis is to use these advantages in the landscape architecture as well.
In order to use them in landscape architecture, they need to be systematically analyzed: how they emerge and work, which symbolical
and structural references they have. The results of the scientific research and analysis will be practically evaluated with the method of
associative perception of space on the selected site examples.
Due to this fact, they are used in the nature because of their efficiency and aesthetics, they could provide a fascinating palette for
landscape planning purposes as well. On the one hand they are easy to describe and reconstruct on every scale, and on the other hand
they also have aesthetic values, which could be aesthetically pleasing for the majority of users.

6
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

INHALTSVERZEICHNIS

7
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Abstract - Deutsch ......................................................................................................................................................................................... 5


Abstract - Englisch ......................................................................................................................................................................................... 6
I. Einleitung .................................................................................................................................................................................................... 14
1. Einführung zum Thema .................................................................................................................................................................. 15
2. Zielsetzung ...................................................................................................................................................................................... 16
3. Forschungsfragen ........................................................................................................................................................................... 17
4. Methodik ........................................................................................................................................................................................ 18
4.1 Literaturanalyse .................................................................................................................................................................. 18
4.2 Quellen- und Beispielanalysen ............................................................................................................................................ 18
4.3 Assoziative Raumwahrnehmung......................................................................................................................................... 19
II. Reguläre Geometrien ............................................................................................................................................................................... 22
1. Symmetrie ...................................................................................................................................................................................... 23
1.1 Spiegelung (Achsen-/ Spiegelsymmetrie) .......................................................................................................................... 26
1.1.1 Beschreibung ......................................................................................................................................................... 26
1.1.2 Achsensymmetrie in der Natur.............................................................................................................................. 26
1.1.3 Achsensymmetrie in der Geschichte der Landschaftsarchitektur ......................................................................... 29
1.1.4 Assoziative Raumwahrnehmung: Achsensymmetrie ............................................................................................ 32
1.1.5 Achsensymmetrie in der Landschaftsarchitektur .................................................................................................. 33
1.1.6 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur .............................................................................................................. 34
1.2 Drehung und Inversion ....................................................................................................................................................... 35
1.2.1 Beschreibung ......................................................................................................................................................... 35
1.2.2 Drehsymmetrie in der Natur ................................................................................................................................. 36
1.2.3 Drehsymmetrie in der Geschichte der Landschaftsarchitektur............................................................................. 40
8
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.2.4 Assoziative Raumwahrnehmung: Drehsymmetrie ................................................................................................ 42


1.2.5 Drehsymmetrie in der Landschaftsarchitektur ...................................................................................................... 43
1.2.6 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur .............................................................................................................. 44
1.3 Translation .......................................................................................................................................................................... 45
1.3.1 Beschreibung ......................................................................................................................................................... 45
1.3.2 Bandsymmetrie in der Natur ................................................................................................................................. 46
1.3.3 Bandsymmetrie in der Geschichte der Landschaftsarchitektur ............................................................................ 47
1.3.4 Assoziative Raumwahrnehmung: Translation ....................................................................................................... 48
1.3.5 Bandsymmetrie in der Landschaftsarchitektur ..................................................................................................... 49
1.3.6 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur .............................................................................................................. 51
1.4 Asymmetrie ......................................................................................................................................................................... 52
1.4.1 Beschreibung ......................................................................................................................................................... 52
1.4.2 Asymmetrie in der Natur ....................................................................................................................................... 53
1.4.3 Asymmetrie in der Geschichte der Landschaftsarchitektur .................................................................................. 56
1.4.4 Assoziative Raumwahrnehmung: Asymmetrie ...................................................................................................... 57
1.4.5 Asymmetrie in der Landschaftsarchitektur ........................................................................................................... 58
1.4.6 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur .............................................................................................................. 60
1.5 Symmetrie - Résumé .......................................................................................................................................................... 61
2. Der Goldene Schnitt ........................................................................................................................................................................ 63
2.1 Beschreibung....................................................................................................................................................................... 63
2.1.1 Der Fünfeck ............................................................................................................................................................ 66
2.1.2 Pentagramm .......................................................................................................................................................... 66
2.1.3 Goldenes Rechteck ................................................................................................................................................ 69
9
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.1.4 Goldene Spirale...................................................................................................................................................... 70


2.1.5 Goldener Winkel .................................................................................................................................................... 72
2.1.6 Der Fibonacci-Folge ............................................................................................................................................... 73
2.2 Goldener Schnitt in der Natur ............................................................................................................................................. 75
2.3 Goldener Schnitt in der Geschichte der Landschaftsarchitektur ....................................................................................... 79
2.4 Goldener Schnitt in der Landschaftsarchitektur ................................................................................................................. 82
2.5 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur ........................................................................................................................... 83
2.6 Goldener Schnitt - Résumé ................................................................................................................................................ 84
3. Spiralen............................................................................................................................................................................................ 86
3.1 Beschreibung....................................................................................................................................................................... 86
3.1.1 Archimedische Spirale (2D) ................................................................................................................................. 86
3.1.2 Logarithmische Spirale (2D) ................................................................................................................................ 86
3.1.3 Schraublinie (3D) ................................................................................................................................................. 87
3.1.4 Helisspiralung (3D) .............................................................................................................................................. 87
3.1.5 Klassische Spiralung (3D)..................................................................................................................................... 87
3.2 Spirale in der Natur ............................................................................................................................................................. 88
3.3 Spirale in der Geschichte der Landschaftsarchitektur ........................................................................................................ 91
3.4 Assoziative Raumwahrnehmung: Spiralen.......................................................................................................................... 92
3.5 Spirale in der Landschaftsarchitektur ................................................................................................................................. 93
3.6 Spiralen - Résumé .............................................................................................................................................................. 95
III. Geometrien von wachsenden Strukturen ............................................................................................................................................... 96
1. Fraktale ........................................................................................................................................................................................... 97
1.1 Beschreibung....................................................................................................................................................................... 97
10
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.2 Fraktale in der Natur ........................................................................................................................................................... 99


1.3 Die Geschichte der Fraktale ................................................................................................................................................ 101
1.4 Fraktale in der Landschaftsarchitektur ............................................................................................................................... 103
1.5 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur ........................................................................................................................... 104
1.6 Fraktale - Résumé ............................................................................................................................................................... 105
2. Li (rhythmisch-dynamische Formen) .............................................................................................................................................. 107
2.1 Beschreibung....................................................................................................................................................................... 107
2.2 Li in der Natur ..................................................................................................................................................................... 108
2.2.1 Konzentrisch .......................................................................................................................................................... 108
2.2.2 Parallel ................................................................................................................................................................... 110
2.2.3 Mengen .................................................................................................................................................................. 111
2.3 Li in der Geschichte ............................................................................................................................................................. 114
2.4 Li in der Landschaftsarchitektur.......................................................................................................................................... 116
2.5 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur ........................................................................................................................... 117
2.6 Li - Résumé ......................................................................................................................................................................... 118
IV. Fachliche Diskussion ................................................................................................................................................................................ 120
V. Tabellarische Auswertung naturgegebener Geometrien.......................................................................................................................... 127
VI. Schlussfolgerungen .................................................................................................................................................................................. 134
VII. Register.................................................................................................................................................................................................... 136
VIII. Quellenangabe ...................................................................................................................................................................................... 137
1. Literaturverzeichnis ........................................................................................................................................................................ 138
1.1 Bücher ................................................................................................................................................................................. 138
1.2 Zeitschriften & sonstige Quellen ........................................................................................................................................ 139
11
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.3 Webseiten .......................................................................................................................................................................... 139


2. Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................................................................................... 143
3. Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................................................................ 150

12
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

13
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Warum haben Apfelblüten immer fünf Blätter?


Nur Kinder stellen diese Frage.
Erwachsene interessieren sich nicht für solche Dinge, sie halten sie für selbstverständlich.
Wenn wir uns aber eine Apfelblüte einmal genau anschauen oder eine Seemuschel oder ein schwingendes Pendel, dann entdecken wir
eine Perfektion und unglaubliche Ordnung, so dass wir, wie in den Tagen unserer Kindheit, plötzlich Ehrfrucht fühlen.
Hier offenbart sich etwas, das unendlich viel größer ist als wir und dennoch Teil von uns:
in den Grenzen zeigt sich das Grenzlose.“

(György Doczi)

14
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

I. EINLEITUNG

15
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Wir brauchen Naturgesetze, da wir ohne sie noch weniger über die Welt wüssten.“

(H.GENZ, 1987)

1. EINFÜHRUNG ZUM THEMA

Man trifft schon als Kleinkind auf eine Vielfalt an geometrischen Formen in unserer Umgebung: Spiegelungen, wiederholte Motive,
Spiralen und regelmäßige Muster aus geraden oder geschwungenen Linien. Dies sind die naturgegebenen Geometrien, die nach einem
genaueren Blick eine spannende und geheimnisvolle Welt andeuten. Es stellt sich die Frage: Gibt es ein allgemeingültiges Gesetz, einen
sogenannter Masterplan, wonach die Natur diese Muster aufbaut? Woher wissen die Sonnenblumenkerne, wie sie in einer
bestimmten Spiralform wachsen sollen, oder wie wird ein Ahornblatt von sich selbst annähernd symmetrisch?
Es ist eine der natürlichsten menschlichen Eigenschaften, dass man überall nach Zusammenhängen sucht. Eine Theorie, die für die
Existenz von so einem allmächtigen Code spricht, erweckt in vielen die Hoffnung, dass wir endlich die Geheimnisse des Universums
entschlüsseln könnten. Trotzdem sind die bis zum heutigen Tag etwas Geheimnisvolles, bedauerlicherweise der Mehrheit der
Menschen sogar unbekannt. Diejenige, die die Welt der Naturgesetzlichkeiten schon entdeckt haben, erleben Erstaunen und können
sich nie wieder von dem Gedanken befreien, dass da noch etwas zu erkennen ist, etwas, das selbst Leonardo da Vinci übersehen hat.
Seit die Menschheit die eigenen Gefühle mit der Hilfe der Kunst zum Ausdruck bringt, existieren Werke und unterschiedliche
Beschreibungen über die vielfältigen Muster der Natur. Beginnend mit der Höhlenkunst, über die Kultur der alten Ägypter, die Antike
und die Kunst des Mittelalters sind die naturgegebenen Geometrien nachvollziehbar. Wenn die Natur bestimmte Proportionen und
Wachstumsprinzipien bereits mit Erfolg verwendet hat, dann besteht für uns auch die Möglichkeit, diese Gesetzlichkeiten als
Planungsmittel in der menschlichen Schöpfung, z. B. in der Architektur, zu verwenden. Um die strukturellen und ästhetischen Vorteile
dieser Geometrien nutzen zu können, müssen wir sie zuerst genauer kennenlernen: Neben ihrer mathematischen Beschreibung
werden psychologische (Wahrnehmung) und grafische Bezüge beziehungsweise bereits vorhandene landschaftsarchitektonische
Beispiele analysiert.

16
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2. ZIELSETZUNG

Die Welt der naturgegebenen Geometrien dient als unerschöpfliche Quelle für Ideen, wie man kreative und dynamische Linien,
lebendige Grundrisse und harmonisch proportionierte Räumlichkeiten schaffen kann, die ohne Zweifel allgemeines Wohlgefallen
ernten könnten. Das Ziel der Masterarbeit ist die Darstellung und Systematisierung der in der Natur vorkommenden Geometrien,
Proportionen und wachsenden Strukturen (Symmetrien, Goldener Schnitt, Spiralen, Fraktale, Li), um ihre Anwendung in der
Landschaftsarchitektur zu erleichtern. Um ein vollkommenes Bild von den einzelnen Naturgesetzlichkeiten zu erhalten, müssen sie aus
mehreren Perspektiven analysiert werden:
- Mathematisch: Die geometrische Abbildung hilft, die Entstehung der unterschiedlichen Muster zu verstehen.
- Biologisch: Die Beispiele aus der Pflanzen- und Tierwelt zeigen den ursprünglichen Zweck, wie und warum diese Muster in der
Natur zustande gekommen sind.
- Fachgeschichtlich: Die Analyse der bereits vorhandenen Gebäude und Anlagen dient als Beispiel für die
landschaftsarchitektonische Anwendung.
- Psychologisch: Die Methode der assoziativen Raumwahrnehmung hilft, die auf naturgegebenen Geometrien basierenden
Räume zu erleben und zu analysieren. Es ist wichtig, die unterschiedlichen Linienführungen nicht nur als Grundriss zu sehen,
sondern auch in der Perspektive zu erfahren.
- Grafisch: Die Auflistung der verschiedenen Aspekte, die man bei der Anwendung der Naturgesetzlichkeiten berücksichtigen
soll, trägt dazu dabei, dass die naturgegebenen Geometrien einmal tatsächlich zu allgemein verwendeten Planungsmitteln
werden. Die relativ neu angelegten Gärten und städtischen Freiräume können darstellen, wie man die in der Geschichte
vorkommenden Regelmäßigkeiten in der heutigen Landschaftsarchitektur interpretieren kann.

17
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

3. FORSCHUNGSFRAGEN

Folgende wissenschaftliche Fragen wurden in dieser Arbeit definiert, um naturgegebene Geometrien zu verstehen bzw. die
Anwendung bei zukünftigen landschaftsarchitektonischen Projekten zu ermöglichen:
1. Was sind naturgegebene Geometrien?
2. Wie entstehen diese Muster?
3. Welchen Zweck haben sie in der Natur?
4. Wie hat man sie früher in der Kunstgeschichte dargestellt?
5. Wie wirken auf Naturgeometrien basierende Räume auf uns?
6. Wie kommen die naturgegebenen Geometrien in der Landschaftsarchitektur zur Verwendung?

Die gesamte Arbeit geht von der Hypothese aus, dass naturgegebene Geometrien über solche ästhetischen und funktionalen Werte
verfügen, wodurch sie in der Landschaftsarchitektur als Planungsmittel verwendet werden können. Durch ihr häufiges Vorkommen in
der Natur können die speziellen Geometrien auch in der Landschaftsarchitektur begründet sein.

18
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

4. METHODIK

4.1 Literaturanalyse

Dieses Werk ist eine auf wissenschaftlichen Quellen basierende Literaturarbeit. Die systematischen Beschreibungen der
naturgegebenen Geometrien, wie Definition, Beispiele aus der Natur und aus der Geschichte der Landschaftsarchitektur, wurden
anhand verschiedener zusammenfassender Werke und nach mehreren auf das Thema spezialisierten Büchern ausgearbeitet. Die
Analyse der einzelnen Geometrien erfolgt durch folgende Aspekte:

1. Beschreibung: Definition und Relevanz, Geometrie, Geschichte


2. Vorkommen in der Natur: Pflanzen- und Tierwelt, der Mensch, anorganische Natur
3. Präsenz in der Geschichte der Landschaftsarchitektur und Symbolgehalt
4. Assoziative Raumwahrnehmung
5. Anwendung in der Landschaftsarchitektur: grafische Bezüge, Wahrnehmung
6. Beispiele aus der Landschaftsarchitektur

Die Welt der Geometrien allein ist ein sehr umfangreiches Thema, jedoch sollen noch die Zusammenhänge mit der Natur und zusätzlich
die landschaftsplanerische Anwendung in dieser Arbeit erörtert werden. Es musste zuallererst konkretisiert werden, welche
bestimmten Arten von Geometrien zu diesem Thema gehören und wie sie am besten systematisiert werden können. Literaturen, die
die naturgegebenen Geometrien generell beschreiben, liefern einen guten Überblick und schildern deren Zusammenhänge bzw. ihre
allgemeine Relevanz. Die Beschreibungen über naturräumlich geprägte Geometrien basieren auf diesen Hauptthemen:
- Reguläre Geometrien: Symmetrien, Goldener Schnitt, Spiralen
- Geometrien von wachsenden Strukturen: Fraktale und sog. Li-Muster

19
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Wachsende Strukturen gehören zu den irregulären Geometrien, dadurch haben sie auch eine eigene Literatur. Man wird spezialisierte
Quellen aufrufen müssen, um sich in die einzelnen Charakteristiken dieser Geometrien vertiefen zu können. Der erste Schritt
diesbezüglich ist das Kennenlernen des mathematischen Hintergrundes. In der Beschreibung wird nicht nur der Begriff an sich definiert,
sondern es wird auch die Bedeutsamkeit und die eventuelle Besonderheit der bestimmten Geometrie erklärt. Es ist für die spätere
Anwendung enorm wichtig, die geometrische Abbildung kennenzulernen, damit die Muster jederzeit zu rekonstruieren sind. Die
Beispiele aus der Natur helfen, die ursprünglichen Bestimmungen der verschiedenen Geometrien zu verstehen, die Abbildungen
erleichtern nochmals das Kennenlernen.

4.2 Quellen- und Beispielanalyse

Nach dem heutigen Stand der Forschung steht noch keine Literatur zur Verfügung, die die Anwendungsmöglichkeiten der
Naturgesetzlichkeiten in der Landschaftsarchitektur als Thema hätte. So wurden sich mit der Garten- und Landschaftsplanung
beschäftigende Quellen ausgewählt, wo die einzelnen Projekte u. a. nach Formensprache analysiert werden. Die bereits existierenden
Projekte dienen als Beispiel, wie die wohl bekannten Muster oder die ganz neuen Entdeckungen (z. B. Fraktale) in der zeitgenössischen
Landschaftsarchitektur interpretiert werden können. Es wird verfolgt, welche Geometrien bei welchen bereits existierenden Gebäuden
oder Aussenanlagen auffindbar sind und womit ihre aktuelle Beliebtheit zu erklären ist. Hiermit werden die allgemeine Symbolik der
einzelnen Naturgesetzlichkeiten und die allgemeinen Aspekte analysiert, die man bei der planerischen Anwendung berücksichtigen
soll.

20
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

4.3 Assoziative Raumwahrnehmung


Die assoziative Raumwahrnehmung ist persönliche, auf eigenen Empfindungen basierende Beschreibung. Hier handelt es sich um eine
landschaftsästhetische Erhebungsmethode, die sich auf das sinnliche Erleben der Landschaft und die damit verbundene psychische
Wirkung bezieht. Es ist eine spontane Aufnahme, wodurch die Stimmung und der Symbolgehalt der Landschaft erfasst werden können.
Nach der Einstimmungsphase lässt man den Blick absichtslos über die Landschaft gleiten und versucht, sie mit allen Sinnen
wahrzunehmen. Die gemachten Erfahrungen werden notiert, eventuell auch skizziert. Die Beispielsätze „Der Ort wirkt auf mich …“ oder
„Der Ort macht mich …“ helfen noch einmal bei der Fokussierung auf die persönlichen Empfindungen (E. FROHMANN, 2015). Diese
Methode hat nicht den Anspruch objektive Erkenntnisse zu liefern, sondern vielmehr die persönliche Wahrnehmung im Kontext der
Analyse zu reflektieren.
In dem Fall wurden alle assoziativen Raumwahrnehmungen im Schlosspark Schönbrunn in Wien durchgeführt, und zwar für die
folgenden Arten von Geometrien: Achsen-, Drehsymmetrie, Translation, Asymmetrie und Spirale. Für wachsende Strukturen gibt es
derzeit noch keine Beispiele in Österreich, wo das Konzept der Anlage bewusst Fraktale oder Li-Strukturen beinhalten würde, obwohl
der Goldene Schnitt in Schönbrunn auffindbar ist. Er wurde hauptsächlich in einem so großen Maßstab verwendet, der nicht mehr als
ein einheitlicher Raum wahrnehmbar ist beziehungsweise die Räume stark von anderen Geometrien (z. B. von den
Symmetrieverhältnissen) beeinflusst sind.

21
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

II. REGULÄRE GEOMETRIEN


1. Symmetrie

2. Goldener Schnitt

3. Spiralen

22
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Schönheit ist Übergang zwischen Chaos und Ordnung“


(H.H.WÖBSE, 2003)
1. SYMMETRIE

Symmetrie ist grundsätzlich ein mathematischer und ästhetischer Begriff mit hoher Relevanz in der Physik, Biologie, Architektur und Definition

in der Kunst. Vereinfachend bedeutet in Bezug auf den Begriff die gesetzmäßige Wiederholung eines Motivs. Symmetrie könnte als die
einfachste Naturgesetzlichkeit bezeichnet werden, eigentlich ein optimales Ergänzungsprinzip (R. BORCHARDT, S. TUROWSKI, 1999).
Das altgriechische Wort symmetria (συμμετρία) bedeutet Ebenmaß oder Gleichmaß und setzt sich aus syn (σύν) „zusammen“ und
metron (μέτρον) „Maß“ zusammen (H. SCHUPP, 1977, S. 35). Es umschreibt also nicht nur eine Spiegelung entlang einer Geraden,
sondern ist auch das Synonym für Begriffe wie ebenmäßig, wohlproportioniert, harmonisch (H. H. WÖBSE, 2003, S. 38). Es bezeichnet
die Eigenschaft, dass ein geometrisches Objekt durch Bewegungen auf sich selbst abgebildet werden kann und unverändert erscheint.
Eine Umwandlung, die ein Objekt auf sich selbst abbildet, heißt Symmetrieabbildung (H. SCHUPP, 1977, S. 45).
Die Tatsache, dass die Symmetrie in allen Kulturen der Welt unabhängig voneinander beschrieben wurde, zeigt ihre universale Art
als Ordnungsprinzip (Gy. DARVAS, 1999). Wie dieses Prinzip entstand, beschreibt Wöbse folgendermaßen: „Symmetrie scheint in der
Natur das Ergebnis eines evolutionären Prozesses zu sein, nicht aber dessen Ursache. Symmetrie muss durch einen selektiven Vorteil
ausgewiesen sein, sonst könnte sie sich im Wechselspiel von Mutation und Selektion weder behaupten noch durchsetzen. Die Natur
macht von der symmetrischen Lösung keinen Gebrauch, solange diese unvorteilhafter ist als die unsymmetrische“ (H. H.WÖBSE, 2003,
S. 39).

23
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Es muss aber festgestellt werden, dass es in der Natur so gut wie keine reine Symmetrie gibt, sondern nur Näherungsformen (H. H.
WÖBSE, 2003, S. 38). Die sogenannten imperfekten Symmetrien entstehen durch das Prinzip der spontanen Symmetrieverletzung. Dies
bedeutet, dass bereits vorhandene Symmetrien zusammenbrechen können, wenn der symmetrische Zustand nicht stabil ist (H. GENZ,
1987, S. 34). Der Zoologe Paul Weiss interpretierte es folgendermaßen: „Leben ist Ordnung, aber eine Ordnung, die Abweichungen
erlaubt“ (1953).
Der symmetrische Zustand wirkt bei physikalischen Systemen als „Vakuum“, der Zustand mit der niedrigsten Energie (H. GENZ, 1987,
S. 34). Da perfekte Symmetrien viel zu gekünstelt und berechenbar wären, bevorzugt unser Gehirn lieber die überraschenden und
vielfältigen Formen. In diesem Fall kann es nicht nur die imperfekten Symmetrien bedeuten, sondern auch Asymmetrie. Asymmetrie
wiederum wird als das Gegenteil der Symmetrie bezeichnet, das eine existiert jedoch nicht ohne das andere. Während eine imperfekte
Spiegelung nur eine spontane Verletzung der Symmetrie ist, wirken asymmetrische Formen den Ordnungsprinzipien direkt entgegen
(Abb. 1). Die Änderung eines Musters wird immer durch einen dynamischen Prozess verursacht (Gy. DARVAS, 1999).
Die symmetrische Form eines Gegenstandes weckt beim Betrachter immer wieder
Wohlgefallen, vielleicht weil sie so selten vollkommen oder weil unser Äußeres
auch annähernd symmetrisch ist (H. H.WÖBSE, 2003, S. 38). Viele sind aber der
Meinung, dass Asymmetrien mit ihren Unregelmäßigkeiten natürlicher und
lebendiger sind: „Verminderung von Symmetrie bedeutet Vermehrung von Vielfalt“
(H. GENZ, 1987, S. 34). Mit entsprechenden Proportionen können asymmetrische Abb. 1: Symmetrie, imperfekte Symmetrie,

Elemente ausgewogen und harmonisch wirken. Asymmetrie (Pavits, 2016)

24
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Abhängig von den Spiegelachsen und der Transformationsart gibt es unterschiedliche Symmetrien:

Bezeichnungen Beschreibung Illustration Beispiele Symmetrien


Tabelle 1.
(Pavits 2016
nach
Axiale Symmetrie/Achsen-/ Spiegelung entlang einer Blätter, Insekten, Schupp 1977)
SPIEGELUNG
Spiegelsymmetrie Symmetrieachse Tiere, der Mensch

Radiär-/Rotations-/Dreh-/ Eine Drehung um jeden beliebigen


DREHUNG Blüten, Seesterne
Kreissymmetrie Winkel oder um einen Punkt

Punktspiegelung aus dem


INVERSION* Punkt-/Zentralsymmetrie Schneekristalle
Symmetriezentrum

Verschiebung von Figuren, die


Translations-/Schubsymmetrie/ durch eine Translation (die nicht Bienenwaben,
TRANSLATION
Band-/Streifenornament die Identität ist) in sich selbst Maiskolben
überführt werden

* Inversion oder Punktsymmetrie ist ein Spezialfall der Drehsymmetrie.

25
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Die Menschen verlangen nach der schützenden Hand der Symmetrie und der Ordnung.“
(M. GLEISER, 2011)

1.1 SPIEGELUNG (Achsen-/Spiegelsymmetrie)

1.1.1 Beschreibung

Eine Figur F der Ebene heißt achsensymmetrisch, wenn sie durch die senkrechte Achsenspiegelung an Geometrie

ihrer Symmetrieachse auf sich selbst abgebildet wird. Mathematisch ausgedrückt: falls es eine Gerade
gibt, die zu jedem Punkt P der Figur einen weiteren (eventuell mit P identischen) Punkt P' der Figur
aufweist, sodass die Verbindungsstrecke PP' von dieser Geraden rechtwinklig halbiert wird (Abb. 2). Diese
Gerade wird als Symmetrieachse bezeichnet. Eine andere Verallgemeinerung der Achsensymmetrie auf
den 3-dimensionalen Raum ist die Ebenensymmetrie. Eine Figur ist ebenensymmetrisch, wenn es eine
Ebene (Symmetrieebene) gibt, sodass durch Spiegelung an dieser die Figur auf sich selbst abgebildet wird Abb. 2: Achsensymmetrie
(Pavits, 2016)
(H. SCHEID, 2011, S. 120).

1.1.2 Achsensymmetrie in der Natur

Pflanzen weisen eine enorme Vielfalt an Naturgesetzen auf. Sie repräsentieren zahlreiche Symmetriearten, die bei einzelnen Pflanzenwelt
Pflanzenteilen oder sogar auf Pflanzen in ihrer Gesamtheit erscheinen können. Diese Regelmäßigkeiten werden meistens zu
wissenschaftlichen Merkmalen der einzelnen Pflanzenarten.
Im Allgemeinen gilt: Je weniger eine Pflanze verzweigt ist, desto symmetrischer erscheint sie. Ein ausgeprägtes Symmetriemuster
findet man nur als Folge sich ständig wiederholender, gleichartiger Verzweigungsmuster. Eine nachträgliche Verletzung oder ein
Wachstum, das aufgrund äußerer Umweltfaktoren verändert wird, verwischt bei älteren Pflanzen oft die Symmetrieverhältnisse (A. D.
BELL, 1984, S. 228).

26
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Paradoxerweise entsteht bei Pflanzen ein symmetrischer Aufbau oft als Folge einer in der Entwicklung
begründeten Anordnung asymmetrischer Strukturen (z. B. Blätter am Oleander, Nerium oleander).
Symmetrische Blüten haben oft nur eine Symmetrieebene, bei der die beiderseits dieser Spiegelachse
entstehenden Hälften deckungsgleich sind. Im Normalfall ist diese Spiegelachse der Median (vertikale
Mitte), selten das Transversal (horizontale Mitte) oder die Diagonale. Solche Blüten mit nur einer Abb. 3: Zygomorphe Blüte
(Pavits, 2016)
Symmetrieebene heißen zygomorph (A. D. BELL, 1984, S. 228) (Abb. 3).
Der Aufbau der meisten höheren Lebewesen ist annähernd spiegelsymmetrisch (Abb. 4). Auch der Mensch verfügt über eine vertikale
Tierwelt
Symmetrieebene (anatomische Sagittalebene), Experten sprechen aber in dem Fall von Bilateralsymmetrie (W. HAHN, 1989, S. 35).
Welchen Vorteil das hat, wurde vom Biologen Stephan M. Hübner von der Goethe-Universität (Frankfurt) aufgezeigt „Diese Frage
berührt die Basis der Entwicklung der Tiere. (…) Und einer weit verbreiteten Theorie zufolge ist die Bilateralsymmetrie der ursprüngliche
Zustand aller vielzelligen Tiere. (…) Die allermeisten Tierarten, mehr als 1.000.000, sind bilateralsymmetrisch. Die Bilateralsymmetrie
ermöglicht eine freie Beweglichkeit. Durch die Bilateralsymmetrie entstehen nicht nur ein Links und ein Rechts, sondern auch ein Vorne
und ein Hinten. Das sind Grundvoraussetzungen für eine gerichtete Bewegung. Bilateralsymmetrie erleichtert das Ausbalancieren sowie
das Einschlagen in eine bestimmte Richtung und das gezielte Aufspüren einer Beute.
Auch S-förmige Schlängelbewegungen werden erst durch die Rechts-Links-Seitigkeit
der Bilateralsymmetrie möglich“ (2011).
Forschungsarbeiten haben nachgewiesen, dass sogar radiärsymmetrische Lebewesen
aus bilateralsymmetrischen Tieren hervorgegangen sind (S. HÜBNER, 2011).
Abb. 4: Bilateralsymmetrie
(Pavits, 2016)

27
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Die Achsensymmetrie kann außerdem ein optischer Effekt sein, wenn zum Beispiel die Wasseroberfläche als Symmetrieebene wirkt Reflexion

und das obere Bild zurückgespiegelt (Reflexion) wird (H. GENZ, 1987, S. 360). So werden oben und unten vertauscht (Abb. 5).
Die Spiegelung wird in der chinesischen und japanischen Gartenkultur bei den sogenannten Mond-Brücken verwendet (Abb. 6). Neben
der verkehrstechnischen Funktion wird durch die Rückspiegelung ein Kreis dargestellt, der als Vollmond interpretiert werden kann (V.
ELASTON, 2007, S. 80).

Abb. 5: Reflexion Abb. 6: Mond-Brücke in Beijing


(Peter Arnheitner, www.naturgeometrie_photocommunity.de, 2016) (www.grail.cs.washington.edu, 2016)

28
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.1.3 Achsensymmetrie in der Geschichte der Landschaftsarchitektur

In Anbetracht einer solch großen Anzahl an vielfältigen Vorbildern aus der Natur ist es offensichtlich, dass die Achsensymmetrie in
allen Kulturen interpretiert und dargestellt wurde (im landschaftsarchitektonischen Sinn bilden die Gärten des Fernen Ostens eine
Ausnahme, C. YOUNG, 2013, S. 34). Auf vielen gefundenen Kunstwerken sind gespiegelte Muster zu sehen (Wandmalerei, Vasen,
Hieroglyphen usw.). Besonders auffällig waren Symmetrien bei Grundrissen mit großem Maßstab. Schon in der Antike wurden die
Elemente des Gartens auf der Achse des Gebäudes angeordnet und der Begriff der Symmetrie wurde mit der Geometrie eng verbunden
(A. SELIGER, 2013) (Abb. 7).

Abb. 7: Ägyptischer, babylonischer, griechischer und römischer Garten


(klimagerechtesbauen.blogspot.com, www.bibelwissenschaft.de, www.istockphoto.com, chs.harvard.edu, 2016)

29
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Später wurden die mittelalterlichen Gärten nach dem Vorbild der Antike gebaut. Der
sogenannte hortus conclusus („Garten umschlossen“) war das Symbol des
Idealgartens, des Paradieses. Die Gewürz- und Kräuterpflanzen wurden in den
ebenfalls symmetrischen Wurzgärten gesammelt (Abb. 8) (A. SELIGER, 2013).
Die Renaissance (15.-16. Jh.) und der Barock (17.-18. Jh.) waren die Blütezeit des
architektonischen Gartenbaus, in denen Symmetrie und Geometrie herrschte und die
klassische Antike zu neuem Leben erwachte. Die zahlreichen naturwissenschaftlichen
Entdeckungen im 15. Jahrhundert haben die Gartenarchitektur insofern beeinflusst,
dass die in der Natur gesehene Ordnung im Garten unbedingt wiedergegeben werden Abb. 8: Wurzgarten und hortus conclusus
(Pavits 2016, nach LV Geschichte der
musste. Wie von dem französischen Bodenwissenschaftler Olivier de Serres (1539- Landschaftsarchitektur)

1619) in seinem Werk Le Théâtred’ Agriculture geschrieben wurde: „ein Garten fordert
absolute Symmetrie.“ Renaissancegärten bestehen aus geometrischen, manchmal
gleichmäßigen Parterren (mit Obstbäumen und bunten Blumen bepflanzten Beeten),
die einen Raster bilden. Die 4-er Form symbolisierte die Zahl der entdeckten
Kontinente (A. SELIGER, 2013).
Der größte Unterschied zum Barockgarten ist die Hierarchie, hier sind nämlich die
einzelnen Teileinheiten nicht austauschbar. Die Hauptachse macht diese Abhängigkeit
noch deutlicher (Abb. 9). Bei sehr großen Anlagen wird die Hauptachse von
Querachsen gekreuzt, die den Garten weiter unterteilen (C. YOUNG, 2013, S.
133).
Abb. 9: Chateau de Vaux le Vicomte, Frankreich
(www.nationstates.net, 2016)

30
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Von den englischen Landschaftsgärten repräsentierte der Park Twickenham (Großbritannien, 1720) von Alexander Pope den
Übergangsstil: großzügige Umgestaltungen von geometrischen Anlagen mit der Auflockerung der Achsensymmetrie durch
Quersymmetrien. Linien führten absichtlich nicht in die Mitte der kreisförmigen Räume. Haus und Garten bildeten keine Einheit mehr
(A. SELIGER, 2013).
Später im Laufe des 17. Jahrhunderts fiel die Symmetrie dank einiger englischer Gartenarchitekten (William Kent und andere) völlig in
Ungnade. Ihnen war Symmetrie ein Gräuel, zumindest in den Gartenbereichen, die an die umliegende Landschaft anschließen. Die
Unzufriedenheit mit den idealisierten Landschaftsgärten und Parkanlagen und die Arbeit von Humphry Repton führten im 19.
Jahrhundert zur Rückkehr der Symmetrie. So sind Mischformen aus symmetrischen und asymmetrischen Elementen erschienen wie
die „wilden Gärten im Stile Robinsons, aber innerhalb der Grenzen italienischer Förmlichkeit“ oder die Gärten in „le style mixte“ (A. J.
VAN DER HORST, 1996, S. 13).
So wurde die Symmetrie einerseits mit Stabilität, Formalität, Hierarchie, Stehvermögen, Dauerhaftigkeit, aber auch Gebundenheit, Symbolik
Unnatürlichkeit und Gekünsteltheit verbunden. „Symmetrie hat ihren Reiz, aber sie ist von Natur aus eher schal. Problematisch wird
es, wenn Symmetrie zu weit getrieben und zum Dogma überhöht wird“ (M. GLEISER, 2011, S. 56). Stark geometrische, gespiegelte Teile
vermitteln also ein Bild von einem traditionellen, klassischen, historischen Grundriss (C. YOUNG, 2013, S. 26).

31
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.1.4 Assoziative Raumwahrnehmung: Achsensymmetrie


Schlosspark - Schloss Schönbrunn, Großes Parterre, 01.08.2016

„Das Plakat“

Die Sichtbeziehung zwischen der Gloriette und dem Schloss ist die wichtigste Achse im Garten. Die meisten repräsentativen Elemente
wurden auf diese Linie gebracht. Die Gloriette zieht zuerst den Blick auf sich, dann leiten die perspektivischen Linien des Parterres den
Blick in den vorderen Bereich. Danach wird überhaupt erst die Bewegung der Brunnen wahrgenommen, Wasser wird immer wieder zu
einem Ausgangspunkt während der Betrachtung. Nach dem kompletten Erfassen des Raumes ist es dem Gehirn möglich, die kleineren
Details zu entdecken. Durch die Achsensymmetrie werden die Objekte hierarchisch dargestellt: Die Hauptobjekte definieren die Achse
und stehen für sich, sie müssen nicht wiederholt werden. Die gespiegelten Elemente bleiben untergeordnet.
Das symmetrische Bild entsteht hauptsächlich durch die Wegeführung, die Raumabgrenzungen (Bosquets), beziehungsweise durch die
mittige Lage der Hauptelemente. Die Bäume und die Wolken brechen eigentlich die Regelmäßigkeit auf, im Endeffekt wirken sie
angenehm auflockernd. Die Dualität bei der Anlage wird von den zahlreichen Kontrasten noch mal verstärkt: bunt-weiß, horizontal-
vertikal, wild-künstlich, strukturreich-homogen, dunkel-hell, Seite-Mitte. Durch das Vermeiden von höheren Elementen im Vordergrund
kann kein Schatten entstehen, der das Gesamtbild in eine Richtung wegziehen würde. Trotzdem fühlt man sich in der meisten Zeit auf
irgendeiner Seite, der absolut mittlere Zustand ist temporär und sehr instabil. Die Rarität dieser Betrachtungspunkte wirkt als
Anziehungskraft, die die Aufmerksamkeit in die Mitte zieht, um den Raum vom besten Standpunkt aus wahrnehmen zu können. Der
achsensymmetrische Raum wirkt fesselnd, gleichzeitig drückend und erhebend. Er macht wach, anwesend und aufmerksam.

Erkenntnis

Ein achsensymmetrischer Raum weist viele weitere Aspekte auf, die bei der Draufsicht eventuell noch nicht ganz offenbar würden. Es
gibt eine strenge Hierarchie zwischen den achsenbildenden und den gespiegelten Elementen. Durch die symmetrische Dualität werden
weitere Kontraste hervorgehoben. Das stark repräsentative Gesamtbild kann angenehm aufgelockert werden, wenn die Hauptobjekte
und die begleitenden Elemente miteinander harmonieren bzw. wenn eine minimale Bewegung ins Szenario integriert wird.
32
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.1.5 Achsensymmetrie in der Landschaftsarchitektur

Wie bereits zitiert wurde, weckt die Symmetrie Wohlgefallen beim Betrachter (H. H. Wahrnehmung
WÖBSE, 2003, S. 38). Der Grund hierfür könnte einfach die Bekanntheit aus der Natur
sein. Eine Symmetrieachse funktioniert als eine gute Ausgangslinie für unsere Augen,
wovon das Gesamtbild systematisch wahrgenommen werden kann (A. DÚLL, 2012).
Symmetrie vermittelt Gleichgewicht und man fühlt sich auf einer Symmetrieachse
stehend automatisch in der Mitte.
Als grafisches Gestaltungsprinzip vermittelt Symmetrie immer Ordnung und die Achse Grafische Bezüge
bietet gute Erschließungs- und Anknüpfungsmöglichkeiten. Die Spiegelung bedeutet
aber nicht, dass bei einem Grundriss nur eine Hälfte geplant werden muss. Obwohl die
erste Variante vielversprechend aussieht, wirkt sie nach einer Spiegelung trotzdem ein
bisschen ungünstig: der Raum wurde zerstückelt, es fehlt ein representativer Vorplatz,
der die Anlage großzügig macht und das Gebäude hervorhebt. Mit der optimalen
Verschiebung der Elemente kann es aber leicht korrigiert werden (Abb. 11). So arbeitet
man also gespiegelte Räume aus:
1. Die achsenbildenden Elemente werden festgelegt, man definiert die Achse Abb. 11: Erstellung eines Grundrisses durch Spiegelung
(Pavits, 2016)
2. Man listet die gewünschten Zwischenelemente auf. Es muss im Kopf behalten
werden, dass die gespiegelten Objekte hierarchisch immer unter den achsenbildenden Elementen angeordnet sind
3. Zielsetzung: Welchem Zweck dienen die einzelnen Objekte? (Hervorheben, Begleiten, Raumbildung, Kontrast, Blickführung usw.)
4. Spiegelung
5. Analyse des Gesamtbildes: Wurde das gewünschte Ziel erreicht?
8. Bedarfsweise Rückkehr zu der gespiegelten Hälfte und Korrektion, bis das gewünschte Gesamtbild erreicht wird

33
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.1.6 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur

Obwohl die Gestaltungsprinzipien einer geometrischen Anlage ziemlich einfach sind, können die Ergebnisse dennoch bemerkenswert
vielseitig sein. „Sie müssen die Regeln kennen, um sie gezielt brechen zu können“ (C. YOUNG, 2013, S. 137). Die Gesamtanlage kann
symmetrisch geplant werden, sie muss aber nicht aus reinen geometrischen Linien bestehen. Becken, Rinnen, Wasserspiel, Brunnen
und Skulpturen können Achsen bilden, während eine strukturreiche Bepflanzung den Achsenverlauf begleitet und hervorhebt. Ein
kleiner Garten, wo nur wenig Raum zur Verfügung steht, kann manchmal durch einen symmetrischen Grundriss am effizientesten
eingerichtet werden. Moderne Küchengärten weisen immer noch gerne diese Geometrie auf, womit man unter anderem den Überblick
bei der Pflanzenvielfalt behalten kann (C. YOUNG, 2013, S. 34).
Bei öffentlichen Freiräumen, die häufig von einem oder mehreren bestimmten Beispielprojekt:
Gebäuden geprägt sind, geht es oft um Betonung und Repräsentation. „Ribbons“

Achsensymmetrie kann ein eleganter Rückverweis auf landesherrliche Schlossparks


sein, aber sie muss nicht aus aufwendigen Parterren bestehen. Ein diskretes Muster
im Bodenbelag oder gespiegelte Blumenbeete können auch imposant wirken.
Spiegelsymmetrie hat zudem den Vorteil, eine überschaubare Wegeführung und
eine luftige Anordnung zu ermöglichen, was bei urbanen Freiräumen durchaus
vorteilhaft ist. Ein gutes Beispiel findet man in San Francisco. Das Motto „Classic
meets minimalism“ passt gut zu der Formensprache: Die traditionellen englischen
und französischen Gärten wurden an die heutigen Anforderungen angepasst. Die Abb. 12: Ribbons, 2012, Cliff Garden Studio, USA
(www.cliffgartenstudio.com, 2016)
eleganten Sitzelemente aus Beton verbinden die Zeitalter der klassischen und
modernen Landschaftsarchitektur miteinander (D. BASULTO, 2013) (Abb. 12).

34
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„The meaning of the mandala is multi-layered,


highly complex and potentially disclosive of an indefinite number of interpretations. “
(A. SNODGRASS, R. COYNE, 2006)

1.2 DREHUNG (Drehsymmetrie) und INVERSION (Punkt-, Zentralsymmetrie)

1.2.1 Beschreibung

Bei der Drehsymmetrie (auch Radiär-, Rotations- oder Kreissymmetrie) bringt die Drehung eines Objektes Definition

in einem gewissen Winkel um eine Gerade (Drehachse, Symmetrieachse) das Objekt wieder mit sich
selbst zur Deckung. Mathematisch abgebildet: Gibt es zu einer Figur F einen Punkt P und einen Winkel a,
sodass die Figur bei einer Drehung um den Punkt P um den Winkel a wieder auf sich selbst abgebildet
wird, so nennt man diese Figur drehsymmetrisch (Abb. 13). Abb. 13: Drehsymmetrie (Pavits, 2016)

Manche drehsymmetrischen Objekte werden bei der Drehung um einen beliebigen Winkel auf sich selbst abgebildet (z. B. Kreis,
Sterne), dies nennt man Rotationssymmetrie. Ist die Drehung um einen beliebigen Winkel und eine beliebige Achse möglich, sodass
das Objekt auf sich selbst abgebildet wird, spricht man von der Radialsymmetrie (z. B. Kugel). In der zweidimensionalen Projektion
bleibt die Radialsymmetrie erhalten, wenn die Symmetrieachse senkrecht zur Projektionsebene steht (H. SCHEID, 2011, S. 120).
Die Punktsymmetrie ist eine Eigenschaft geometrischer Objekte, die sich auf sich selbst durch eine Punktspiegelung abbilden können
(zum Beispiel das Parallelogramm oder das Rechteck als Spezialfall). Der Punkt, an dem diese Spiegelung erfolgt, wird als
Symmetriezentrum bezeichnet und befindet sich meistens im Schnittpunkt der Diagonalen. In der Ebene entspricht die
Punktspiegelung einer Drehung der geometrischen Figur um 180°. Die Punktsymmetrie ist damit ein Spezialfall der Drehsymmetrie (H.
SCHEID, 2011, S. 115).

35
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.2.2 Drehsymmetrie in der Natur

Bei Pflanzen kommt die Radialsymmetrie häufig beim Aufbau der Blüten vor. Pflanzenwelt

Polysymmetrische (aktinomorphe) Blüten weisen mehrere Symmetrieebenen auf und


sind sowohl durch Drehung als auch durch Spiegelung zur Deckung zu bringen.
Monosymmetrische (zygomorphe) Blüten (z. B. Wildes Stiefmütterchen, Viola tricolor)
weisen nur eine Symmetrieebene auf, welche meist durch die Mediane (Linie durch
Abstammungsachse und Tragblatt) verläuft und die Blüte in zwei spiegelbildliche
Hälften teilt (Achsensymmetrie). Disymmetrische oder bilaterale Blüten weisen genau
zwei Symmetrieebenen auf, die senkrecht aufeinander stehen. Auch hier ist sowohl Abb. 14: Symmetrieebenen bei den Blütenbeispielen
eine Drehung als auch eine Spiegelung möglich, um die einzelnen Glieder zur Deckung (Pavits, 2016)

zu bringen. Solche Blüten können auch über mehr als zwei Symmetrieachsen verfügen: drei (z. B. Froschbiss, Hydrocharis morsus-
ranae), vier (Blutwurz, Potentilla erecta), fünf (Glockenblume, Campanula sp.), sechs (Herbstzeitlose, Colchicum autumnale), sogar
eine unbegrenzte Zahl der Symmetrieachsen ist möglich (Korbblütler, Aster sp.) (A. BELL, 1994, S. 115) (Abb. 14.)
In der Biologie versteht man unter der Radialsymmetrie eine drei- oder mehrzählige Tierwelt

Drehsymmetrie. Viele Nesseltiere und die meisten Stachelhäuter verfügen über so


eine Symmetrie. Von der Radialsymmetrie werden die Disymmetrie (zwei
Symmetrieebenen) und die Bilateralsymmetrie (eine Symmetrieebene) unterschieden
(A. BELL, 1994, S. 116). Der Biologe Stephan M. Hübner (Goethe-Universität, Frankfurt)
bezeichnet radiärsymmetrische Lebewesen als einen der Gegenpole zu den bilateral
symmetrischen Tieren: „Davon gibt es nicht mal 9.000 Arten, die Radialsymmetrie ist
also eher selten. Sehr wahrscheinlich sind auch diese Lebewesen aus Abb. 15: Beispiele für Seeigel- und Seesternarten
(Pavits, 2016)
bilateralsymmetrischen Tieren hervorgegangen, das zeigen uns Fossilien.“

36
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Der Zusammenhang, der den Wechsel von der Bilateralsymmetrie zur Radialsymmetrie erklärt, ist die Sesshaftigkeit. Im Laufe der
evolutionären Entwicklung sind die Tiere sesshaft geworden, Fortbewegung war nicht mehr nötig. Diese Ortsgebundenheit führte bei
vielen Tiergruppen zu einem Verlust der Bilateralsymmetrie (S. M. HÜBNER, 2011). Es gibt Lebewesen, die nur als Jungtiere
bilateralsymmetrisch sind, zum Beispiel die Seesterne und Seeigel. Diese Tiere haben eine sogenannte Pentamerie (Abb. 15). Es lassen
sich also fünf Symmetrieebenen übereinanderlegen, obwohl die Larven dieser Tiere bilateralsymmetrisch aufgebaut sind. Diese
verwandeln sich dann im Laufe ihres Lebens in einer Metamorphose (S. M. HÜBNER, 2011).
Die Drehsymmetrie taucht nicht nur bei Lebewesen auf, sondern auch bei anorganischen Strukturen (Abb. 16). Eines der schönsten Anorganische Natur

Beispiele in der Natur sind Schneeflocken: Trotz des hexagonalen Grundmusters ist jede anders. Bei Bienenwaben erscheint die
hexagonale Form durch die Anordnung der Wände, die ein optimales Verhältnis von Wandmaterial zu Volumen ergibt und eine hohe
Stabilität ermöglicht. Basalt bildet oft meterlange sechseckige Säulen, wenn es langsam erstarrt (P. CARTER, 1998). Diese Uniformität
ist charakteristisch für alle anorganischen, kristallinen Formen, die wesentlich mehr Ordnung und Gleichförmigkeit aufweisen als
lebendige Strukturen. Hexagonale Formen kommen häufiger in der anorganischen als in der organischen Natur vor, letztere bevorzugt
auch eher ein pentagonales Muster (Gy. DOCZI, 1981, S. 97).

Abb. 16: Beispiele für Hexagons in der Natur: Schneeflocken, Bienenwaben und Basaltsäulen
(www.photos.uk.msn.com, www.sciense-at-home.org, www.jpgmag.co, 2016)

37
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Der Kreis ist ein Spezialfall der Dreh- beziehungsweise Punktsymmetrie und so ist die mathematische Kugel auch eine Idealform, die Kreis & Kugel

durch Rotation eines Kreises um einen beliebigen Kreisdurchmesser entsteht (Gy. DOCZI, 1981, S. 97). In der Natur auftretende Sphären
sind nur Annäherungsformen, es gibt keinen wirklichen Kreis oder Kugel auf dieser Welt (H. H.WÖBSE, 2003, S. 119) (Abb. 17).
Trotzdem streben Flüssigkeiten eine Kugelform an (ohne Berücksichtigung der Gravitation), weil damit die Oberflächenspannung
minimiert werden kann (z. B. Blasen, Wassertropfen). Selbst Planeten haben eine annähernd sphärische Form. Auch sie waren bei ihrer
Entstehung ursprünglich flüssig. Zudem ist die Kugel die Form mit der größten Gravitationsbindungsenergie. Sogenannte „jovianische“
Planeten (Gasriesen) würden auch eine vollkommene Kugelform durch die Rotation annehmen, aber ihre Form ändert sich aufgrund
der Zentrifugalkräfte, da die Materie in der Nähe des Äquators nach außen treibt (J. O. BENNETT, 2009, S. 471).

Abb. 17: Annähernd sphärische Formen: Wassertropfen, Seifenblasen, Wasserkörper im Weltraum, jovianishe Planeten
(www.photovaco.com, www.photocommunity.de, www.giphy.com, www.klimatupplysningen.se, 2016)

38
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Auch das Quadrat lässt sich als Grundform vielfach in der Natur nachweisen“, Quadrat & Würfel

schreibt H. H. Wöbse, „bei Kreuzblütlern, bei Männertreu (Lobelia erinus) und


Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) und (…) bei der Einbeere (Paris
quadrifolia)“ (H. H.WÖBSE, 2003, S. 38) (Abb. 18).
Würfel kommen in der Natur bei Kristallgefügen am häufigsten vor: Salz, Eisenpyrit,
Alaun, Granat, Galenit (S. SKINNER, 2006, S. 64). Dies sind die einfachsten Kristalle, da Abb. 18: Beispiele für quadratische Formen in

bei einem Würfel alle Kanten einen rechten Winkel bilden (M. GLAESER, 2014, S. 88) der Pflanzenwelt (Pavits, 2016)

(Abb. 19).

Abb. 19: Beispiele für würfelförmige Kristalle: Salz, Pyrit, Galenit


(www.alami.com, 2016, Glaeser, 2014, www.sites.jmu.edu/mineralmuseum/galena, 2016)

39
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.2.3 Drehsymmetrie in der Geschichte der Landschaftsarchitektur

Aufgrund der geometrischen Transformation entsteht Drehsymmetrie am häufigsten


als einheitliche Kreisform oder Ganzheitsmuster, die den Eindruck einer
harmonischen und heilen Welt erwecken. In der Kunst, wie in der Architektur, sind
zu allen Zeiten und überall auf der Welt diese Formen zu entdecken. Mandalas
(sanskrit: „Kreis“ oder tibetisch dkyil-‘khor: „das, was einen Mittelpunkt umkreist“)
wurden im Orient entwickelt und dienten unter anderem als Hilfe bei der Meditation.
Später wurden sie zum Symbol der menschlichen Sehnsucht nach Ganzheitlichkeit
(Gy. DOCZI, 1981, S. 154).
Archäologische und astronomische Forschungen haben nachgewiesen, dass die ca. Abb. 20: Stonehenge
(www.nationalgeographic.com, 2016)
3.500 Jahre alten, kreisförmigen Steinmonumente in Nordeuropa nicht nur als
Schauplatz religiöser Feste dienten, sondern auch als riesiger Kompass und Kalender.
Hier entstand die Drehsymmetrie durch die regelmäßige Veränderung der
Lichtverhältnisse, die von der Bewegung der Himmelskörper verursacht wurde (Gy.
DOCZI, 1981, S. 56) (Abb. 20). Die Kreisform erschien in der Architektur eher als
Gestaltungselement, wie z. B. Rosetten, die kreisförmigen, mit farbigen
Glasmalereien geschmückten Fenster, die besonders über Portalen und in
Querschiffgiebeln in der spätromanischen und gotischen Zeit auftraten. Es waren
meist stilisierte Blüten, die als eines der ältesten, weitverbreitetsten ornamentalen
Abb. 21: Westrose, Notre-Dame (Paris, 1220)
Schmuckelemente mit symbolischem Hintergrund gelten. Die schöpferische (www.ornamentik.de, 2016)

Ordnung wurde in Zahlen verkörpert, von denen 12 die Zahl der Vollkommenheit, des Kosmos und Christus ist. Dadurch konnten die
Monate dargestellt werden, die zu den Zeichen des Zodiakus gehören (P. ECKARDT, 2016) (Abb. 21).

40
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Drehsymmetrische Elemente waren in der Barockzeit besonders beliebt, nicht nur


bei Pflanzenaussetzungen, sondern auch in Grundrissen als sogenannte Sternalleen.
Heutzutage finden sich Drehsymmetrien eher als Grundmuster, zum Beispiel in einer
repräsentativen Umgebung, in der ein bestimmtes Gestaltungselement
hervorgehoben werden soll. Ein konzentrisches Verlegemuster wirkt immer
Abb. 22: Konzentrische Verlegeart von Pflastersteinen
aufhaltend und anziehend (A. SELIGER, 2013) (Abb. 22.) (www.pattsme.com/circle-pattern-paving-stone, 2017)
Eine drehsymmetrische Anordnung symbolisiert Einheit, Ganzheitlichkeit, einen Mittelpunkt, etwas, das die Aufmerksamkeit erregt.
Unter dem Begriff „Mandala“ wird in der westlichen Kultur als ein im Zentrum ausgerichtetes, geometrisches, pflanzliches oder Symbolik
figürliches Motiv verstanden. Adrian Snodgrass, international anerkannter Experte in Buddhismus, und Richard Coyne, Professor und
Autor von mehreren Büchern über den Zusammenhang zwischen Technologie und Design, interpretieren Mandalas als die Darstellung
des Gleichgewichtes zwischen den Kontrasten in der Welt. Die Mitte ist der Ort, an dem alle Gegensätze sich vereinen und sich
auflösen. Mandalas sind Symbole der Beziehung zwischen den Menschen und der Welt, der menschlichen Wahrnehmung, Erfahrungen
und des Verstehens. Freiräume mit Mandala-ähnlicher Struktur sind die „Feier der Verkörperung dieser Metaphern“ (A. SNODGRASS,
R. COYNE, 2006, S. 200) (Abb. 23).

Abb. 23: Mandala-förmige Figuren bei der neuen Orangerie in Sanssouci, (NIETNER, 1883)

41
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.2.4 Assoziative Raumwahrnehmung: Drehsymmetrie

Ort: Schlosspark - Schloss Schönbrunn, Rosenwäldchen, Datum: 01.08.2016

„Illusion“

Der ausgewählte Eingang des Rosenwäldchens wirkt geheimnisvoll und dadurch sehr
einladend. Die Richtung ist eindeutig, das Umdrehen gilt nicht als Option. Man geht
weiter. Während der Fortbewegung scheint der Raum sich auszudehnen, immer
intensiver und intensiver. Plötzlich kommt man in der Mitte an. Man wartet auf ein beruhigendes Gefühl: Ich wäre doch am Ziel, oder?
Hier erschließen sich aber viele Möglichkeiten zugleich, acht Richtungen sind eindeutig zu viel für unsere Wahrnehmung. Man muss sich
ständig umdrehen. Die Ausgänge wirken ähnlich, aus welcher Richtung sind wir überhaupt gekommen?
Die Eingänge wirken durch die Perspektive klein und weit entfernt. Geräusche von hinten oder kleine Bewegungen zwingen einen, sofort
eine Entscheidung zu treffen, man muss in irgendeine Richtung weiter.
Die Begehung der Anlage ist ein aufregendes Erlebnis: Das Erreichen des Mittelpunktes ist einmalig, es bringt aber keine Beruhigung.
Der Ort wirkt geheimnisvoll, dynamisch, es macht einen neugierig, ein wenig unsicher, man bleibt in der ganzen Zeit gespannt.

Erkenntnis

Kreisförmige Anlagen ziehen die Aufmerksamkeit am meisten auf sich, weil ihre Regelmäßigkeit sie gegenüber der natürlichen
Umgebung hervorhebt. Sie eignen sich in den meisten Fällen perfekt als Aufenthaltsbereich: die konzentrische Anordnung wirkt
einladend und der runde Grundriss ermöglicht eine Panoramaaussicht. Man fühlt sich aber in einem kreisförmigen Raum nur dann
in Sicherheit, wenn die Anlage nach Innen schließt und nach Außen öffnet. Das bedeutet, dass der Ort nur von wenigen Seiten
zugänglich ist, dahingegen bleibt die Aussicht relativ frei (z. B. Aussichtspunkt, in Boden den eingesenkter Feuerplatz, Wintergarten
etc.). Das Rosenwäldchen ist im Gegensatz dazu ein Raum, der nach außen schließt und nach innen öffnet: die Anlage ist von allen
Seiten zugänglich, der Blick nach außen wird aber durch die geschnittenen Hecken wesentlich behindert.

42
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.2.5 Drehsymmetrie in der Landschaftsarchitektur

Die konzentrische Anordnung von drehsymmetrischen Elementen hat einen starken Einfluss auf die Formensprache zukünftiger Grafische Bezüge

Gestaltungen. Da Grundstücke und städtische Freiräume meist einen geometrischen Grundriss haben, ergeben sich bei kreisförmigen
Anlagen manchmal unerwünschte Kanten und Kreuzungspunkte. Diese können während der Planung eine schöne Herausforderung
darstellen, denn man muss darauf achten, die restlichen Flächen nicht zu schwer zu bauen oder zu pflegen. Ein Kreis erfordert immer
Symmetrie: Ein Weg sollte z. B. durch die Mitte führen, um das Gefühl der Ausgewogenheit zu behalten. Drehsymmetrische
Gestaltungselemente sind ideal, um Sehenswürdigkeiten wie z. B. Statuen oder Fontänen zu betonen. Mit ergänzenden
Wegeverbindungen vermehrt man die Möglichkeiten, wie eine nette, kreisförmige Pflanzaussetzung entdeckt werden kann. Der
Mittelpunkt bietet sich bei begehbaren Anlagen meistens als Aufenthaltsbereich an, damit man sich in einer speziellen Position sitzend
fühlen kann (C. YOUNG, 2013, S. 26).
In der Perspektive wirkt eine Kreisform als Ellipse, ihre tatsächliche Gestalt kann nur gedacht werden. Kreisförmige Wahrnehmung

Gestaltungselemente werden umso schöner und vollkommener, je mehr sich ihr Erscheinungsbild dem Gedachten annähert (H.
H.WÖBSE, 2003, S. 118). Kreise und Kugeln sind so regelmäßig und symmetrisch, dass sie schon als Gegenstände genereller
Unwahrscheinlichkeit bezeichnet werden können wie ein unerreichbarer, perfekter Zustand, der nur annähernd erreicht werden kann.
„Und genau dies macht den Kreis (…) für uns so attraktiv. Es gibt in der Natur keinen rechten Winkel, keine Gerade, keine Parallele. Es
gibt keinen Würfel und keine Kugel. Und deshalb finden wir sie schön“ (H. H. WÖBSE, 2003, S. 119).

43
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.2.6 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur

Mandala Gärten erfreuen sich als Designelemente, wie zum Beispiel in Permakultur- Mandala Gärten

Anlagen, immer größerer Beliebtheit. Da ihr Konzept auf Nachhaltigkeit, Funktion,


Natur und Kreisläufen basiert, werden eher organische Formensprachen bevorzugt.
Das Ziel ist, die verschiedenen Teile so zu verbinden, dass die Komponenten in einer
sogenannten Synergie (griechisch συνεργία, synergía „die Zusammenarbeit“) bleiben,
wo Lebewesen, Stoffe oder Kräfte sich gegenseitig fördern und miteinander
zusammenwirken können. Solche drehsymmetrischen Nutzgärten sollten zunächst an
die ursprünglichen Gegebenheiten der Anlage angepasst werden, wie Gefälle,
Belichtung, Entwässerung usw. Mandala Gärten sind durch die strahlförmigen
Erschließungen überall begehbar. Ein zusätzliches Farbspiel kann die Anlage noch
attraktiver machen (N. CALDWELL, 2012) (Abb. 25). Abb. 25: Mandala Garten,
(garden.menoyot.com/?p=83, 2017)
2010 wurde nach dem Plan von Gilles Clément, ein französischer Landschaftsplaner Beispielprojekt:
und Botaniker, in Torino eine begehbare, bio-klimatische Dachterrasse errichtet. Der „Jardín Mandala“
Jardín Mandala befindet sich auf einer Ausstellungsfläche für zeitgenössische Kunst
(The Park of Living Arts, Gianluca Cosmacini), die ca. 500 m2 umfasst. Die Grundidee
war die Rückgabe eines Stückes von dem stark bebauten Stadtteil an die Natur. Hier
erschien die Drehsymmetrie als Symbol der komplexen Beziehung, die zwischen
Menschen und Natur existiert. „Both the container and the content“, d. h. die
Biosphäre ist eine systemische Ganzheit und wir bilden einen Teil davon (M. CAINES, Abb. 26: Jardín Mandala
2010) (Abb. 26). (www.cluster.eu, 2017)

44
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Die Natur offenbart ihr Geheimnis (…) als Geste und als Gestalt, als Eindruck von Licht und Wärme,
von Dunkel und Verfall, von Härte und Dauer, von Wachstum und Wiederkehr.“
(A. WEBER, 2008)

1.3 TRANSLATION (Schub-, Bandsymmetrie)

1.3.1 Beschreibung

Eine andere Art von Symmetrie kann sich durch die wiederholte Abfolge von Teilen entlang einer Achse t Definition
ausbilden. Die Translation ist die Verschiebung eines Punktes einer gegebenen geometrischen Figur um
einen festen Vektor t (Translationsvektor) mit dem Ergebnis einer zweiten, deckungsgleichen
geometrischen Figur. Durch diese Transformation werden Objekte so „kopiert“, dass ihr
ursprünglicher Winkel und ihre Länge erhalten bleiben (G. GLAESER, 2014, S. 76) (Abb. 27). Abb. 27: Translation (Pavits, 2017)

Bandsymmetrische Elemente sind so geformt, dass sie miteinander ein fortgehendes Motiv bilden können. Solche Verschiebungen Parkettierung

sind nicht nur linearförmig möglich, sondern auch in 2D (Parkettierung) und 3D (Kugelpackung), wenn die gleichförmigen Teilflächen
in lückenloser und überlappungsfreier Bedeckung sind. Solche Parkettierungen des Raumes sind mit regelmäßigen Körpern keineswegs
leicht zu erreichen, trotzdem wurden schon zahlreiche Variationen entdeckt (G. GLAESER, 2014, S. 94) (Abb. 28).

Abb. 28: Parkettierungsarten in landschaftsarchitektonischer Anwendung (mathekiste.wordpress.com/category/parkettierung/page/6, 2017)

45
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.3.2 Bandsymmetrie in der Natur

Eines der schönsten Beispiele in der Natur für die zweidimensionale Parkettierung ist das sechseckige Muster der Bienenwabe. Diese
Anordnung scheint die optimalste Raumnutzung bei größtmöglichem Platz zu sein. Die Bienenlarve hätte in einer runden Zelle am
meisten Platz, jedoch würden bei einem Gebilde aus runden Waben Hohlräume zwischen den Zellen entstehen. Das Sechseck hingegen
ist die Figur mit der höchsten Eckzahl, die eine Fläche komplett bedecken kann, und je mehr Ecken eine zweidimensionale Figur hat,
desto besser ist das Verhältnis von Inhalt zu Umfang (T. PADOVA, 2009).
Maiskörner sind auch aus Effizienzgründen in staffelförmigen Reihen geordnet, da diese enge Aufteilung wichtige Energie für die
Pflanze sparen kann (D. J. WHITHIN, 2009, S. 468).
Beerenfrüchte sind dreidimensionale Beispiele für die optimale Raumordnung: Die gezwängten Einheiten bilden eine sog.
„Kugelpackung“ ohne Hohlräume (G. GLAESER, 2014, S. 95) (Abb. 29).

Abb. 29: Bandsymmetrie in der Natur: Bienenwaben, Mais, Himbeere (www.marinbees.com, www.pixabay.com, biogarten.ch, 2017)

46
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.3.3 Bandsymmetrie in der Gartengeschichte der Landschaftsarchitektur

Bandornamente, oder Friese, sind Muster, die aus in einer festen Richtung
wiederholten Einheiten entstehen. Sie wurden in vielen Kulturen zur Dekoration
verwendet, die einzelnen bevorzugten Symmetriegruppen sind oft
kunstethnologische Kennzeichen (H. SCHUPP, 1977, S. 140) (Abb. 30).
In der Gartengestaltung sind bandsymmetrische Muster eher bei Abb. 30: Ornament (Agricola, Friedrich, 1781)
Pflanzenaussetzungen zu erkennen. Besonders beliebt waren sie in der Barockzeit
(1575-1770) als sogenannte Band- oder Teppichbeete. Nach der damals
herrschenden Auffassung sollte die Natur etwas zu Unterwerfendes und zu
Domestizierendes sein. Folglich wurde im Garten das von Menschen Konstruierte
favorisiert, alles mit starker Hierarchie und Symmetrie. Die verwendeten
Blumensorten wurden dabei so gepflanzt, dass an ihren Farben und ihrer Anordnung
Abb. 31: Teppichbeet
das gewünschte Muster zu erkennen war (A. SELIGER, 2013) (Abb. 31). (www.panoramio.com/photo/96429469, 2017)
Die Symbolkraft der Bandsymmetrie steht zu den sogenannten Arabesken (arabesco, ursprünglich ataurique, arabisch: tawrīq, „Laub“) Symbolik

am nächsten, die aus spätantiken Vorbildern entwickelte Rankenornamente sind. Sie sind wahrscheinlich durch das Bilderverbot in der
islamischen Kunst entstanden. Die stilisierten Ranken aus sich gabelnden Blättern füllen ein Feld gleichmäßig aus. Diese strenge
Ordnung sollte in Kombination mit der schwingenden Bewegung den islamischen Glauben symbolisieren. Die geometrische Anordnung
steht für die unendliche Perfektion des Gottes, die Blumenmotive erinnern an das Paradies. Diese transzendente Wertvorstellung
spiegelt sich in der arabischen Kalligrafie wider (M. GUILLEMOT, 2006, S. 40). Bandgeflechte waren in der wikingischen und
germanischen Kultur ebenfalls religiöse Symbole (M. GUILLEMOT, 2006, S. 521).

47
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.3.4 Assoziative Raumwahrnehmung: Bandsymmetrie

Ort: Schlosspark - Schloss Schönbrunn, Lindenallee (Rosengarten – Kastanienallee) Datum: 11.06.2017

„Die Allee“

Die Richtung ist eindeutig: Es geht nur nach vorne. Die einzelnen Bäume bestimmen eine strenge Wegeführung, die seitlichen Räume
werden nur als Peripherie wahrgenommen. Die Sträucher werden zu einem einheitlichen Hintergrund.
Das einheitsbildende Element, ein Lindenbaum, definiert durch seine Gestalt drei prägende Linien: den Boden, die Stämme und die
Baumkronen. Die Bäume werden durch die Wiederholung zu einer Allee. Man würde bei einem einzelnen Baum wahrscheinlich nicht
stehen bleiben, um ihn zu bestaunen, allerdings würde es durchaus auffallen, wenn einer von ihnen fehlen würde. Sie opfern ihre
Individualität, um Teil von etwas Größerem zu werden.
Der Ort wirkt meditativ, hoheitsvoll, gleichzeitig beschleunigend und beruhigend. Man
sieht schon das Ziel, aber die Abstände zwischen den Bäumen ermöglichen einen
gemütlichen Spaziergang. Kleinere Abstände würden mehrere Bäume und dadurch
einen längeren Weg bedeuten. In dem Fall bilden die Abstände einen angenehmen
Takt. Der Ort macht diejenigen, die vorbeispazieren, aufmerksam und gedankenvoll.

Erkenntnis

Was auf dem Papier nach einfachem Kopieren aussieht, schafft in der Perspektive einen bestimmten Rhythmus. Dieser Takt wird durch
die Breite der einzelnen Elemente und durch die Länge der Pausen dazwischen definiert. Es gibt eine komplexe Wechselwirkung
zwischen der Bandsymmetrie und dem während der Begehung gewählten Tempo: Das Erlebnis ändert sich je nach Geschwindigkeit,
die aber von der Gestaltung auch beeinflusst wird.

48
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.3.5 Bandsymmetrie in der Landschaftsarchitektur

Bandornamente können längliche oder flächenmäßige Muster sein, die in der Landschaftsplanung am besten mit Grafische

Pflanzenaussetzungen oder verschiedenen Belagsarten dargestellt werden können. Wichtig ist der innerhalb des Motivs herrschende Bezüge

Kontrast: Linien und Konturen sollten mit prägenden, dominanten Farben betont werden, während die „Hohlräume“ eher mit
neutralen, bodendeckenden Pflanzen oder mit Kies. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um Kontraste und dadurch eine attraktive
Bandsymmetrie zu schaffen:
a.) Farbkontraste nach Johannes Itten (1888-1967): Sie ergeben sich durch die erkennbaren Unterschiede zweier oder mehrerer Kontraste
nebeneinanderliegender Farben, die sich aus dem Farbton, der Helligkeit und der Farbsättigung zusammensetzen (M. MACKE, 2016).
- Farbe-an-sich-Kontrast: Zusammenstellung von reinen, bunten Farben
- Qualitätskontrast: reine, gesättigte Farben gegenüber getrübten, weniger intensiven Farben
- Quantitätskontrast: nach der zahlenmäßigen Flächengröße der verschiedenen Farben
- Komplementärkontrast: Komplementärfarben, die sich auf dem Farbkreis gegenüberliegen
- Simultankontrast: Einfluss, Wechselwirkung von nebeneinanderliegenden Farben
- Hell-Dunkel-Kontrast: Helligkeitsunterschiede
- Kalt-Warm-Kontrast: menschliches Farbempfinden nach elementaren Erlebnisbereichen

Abb. 33: Farbkontraste nach Johannes Itten (z. B. Wasser oder Eis: blau - kalt, Feuer, Sonne: gelb - warm)
(www. mediengestalter.ninja, 2016)

49
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

b.) Weich und hart, z. B. Bruchstein mit Pflanzen oder COR-TEN Stahl mit
b.)
Gräsern
c.) Rund und eckig, z. B. in Form geschnittene Pflanzen oder unterschiedliche
Steinarten
d.) Horizontal und vertikal, z. B. Bodendecker und Gräser (T. JACOB, 2016)
c.) (Abb. 34)

d.)
Abb. 34: Kontraste bei Pflanzenaussetzungen (Pavits, 2018)

Bandsymmetrische Aussetzungen sind meistens nicht begehbar, da sie in der Regel als Wahrnehmung
linien- oder flächenmäßige Dekorationen dienen. Um ihre Funktion trotzdem erfüllen
zu können, es ist empfehlenswert, sie auf einem tieferen Niveau zu planen, damit sie
von einem höheren Standort betrachtet werden können. Längliche Elemente führen
den Blick immer entlang die Längsachse weiter. Die abschließende Szene spielt also
ebenso eine wichtige Rolle (C. YOUNG, 2013, S. 27) (Abb. 35).

Abb. 35: Teppichbeet (Pavits, 2018)

50
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.2.6 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur

Im Gegensatz zu den wohl bekannten Bandornamenten wurde die „Punt dals Asens“, Beispielprojekt:

die Eselsbrücke (2001), als Beispiel gebracht. Not Vital (geboren 1948 in Sent, Schweiz) „Punt dals Asens“

ist ein Künstler in den Bereichen Grafik, Malerei, Bildhauerei und Architektur, der seine
Kunstwerke auf seinem eigenen Grundstück der rätoromanischen (im Kanton
Graubünden, die vierte Amtssprache in der Schweiz) Mythenwelt gewidmet hat. Das
überaus steile Gelände verlangt bereits eine gute Kondition von dem Menschen, der
Künstler erwartet doch die Kunst auf immer wieder neue Art interaktiv zu erleben: So
muss man bei der Eselsbrücke auf den aus Aluminium gegossenen Eselsköpfen über
eine Klamm balancieren (Abb. 36).
Der Esel gehört zur rätoromanischen Mythenwelt, trotzdem macht diese Art der
Interpretation das Motiv zu etwas Außergewöhnlichem. Köpfe als Stufen oder
Trittflächen zu verwenden wirkt immer bizarr, die meisten Menschen empfinden es
sogar als unangenehm. Dadurch, dass die Eselsköpfe gleichmäßig aussehen, ist es
schwer zu sagen, wie lange der Balanceakt dauert, da man sich auf diese Elemente Abb. 36: Die Eselsbrücke (Langen, 2015)

konzentrieren muss, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Es sind mehrere Kontraste in dieser Installation zu beobachten: Die
Regelmäßigkeit der Elemente hebt die Brücke sofort aus dem Relief der Bepflanzung hervor und die homogene, einfarbige Fläche der
Aluminiumstangen dient als Ausgleich zu dem strukturreichen Hintergrund (S. LANGEN, 2015, S. 43).

51
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Schönheit ist nicht notwendigerweise Wahrheit, oder umgekehrt.“


(M. GLEISER, 2011)

1.4 ASYMMETRIE

1.4.1 Beschreibung

Asymmetrie ist vereinfachend das Gegenteil von Symmetrie (griechisch: asymmetria, „Mangel an Ebenmaß“). In der Mathematik ist Definition

es eine Relation, die die Bedingungen der Symmetrie nicht erfüllt. Asymmetrische Konstruktionen können nicht durch Transformation
oder Spiegelung entstehen, dadurch sind sie mathematisch komplizierter zu beschreiben (H. SCHEID, 2011, S. 120).
Die Suche nach dem Sinn der Asymmetrie in der Natur ist ein grundlegendes Thema in der Wissenschaft und in der Kunst. Asymmetrie
prägt in vielen Kulturen den Begriff „Schönheit“. Von Asymmetrie wird nur dann gesprochen, wenn es in dem jeweiligen Bereich auch
symmetrische Formen gibt. Als Begriffspaar teilen sie sich aber keineswegs in ein leichtes Entweder-Oder (O. BENDER, S.
KANITSCHEIDER, A. K. TREML, 2013, S. 236).
Nach Pythagoras und Plato ist Symmetrie die Theorie von größerer Schönheit. So ist Symmetrie auch ein wesentliches Instrument der Symmetrie

Physik. In den letzten 50 Jahren haben experimentelle Entdeckungen aber immer wieder gezeigt, dass die Erwartung einer höheren, & Asymmetrie

allgemeingültigen Symmetrie in der Welt nur eine Hoffnung ist (M. GLEISER, 2011, S. XVII, Einleitung).
In der japanischen Kultur wird Asymmetrie oder Irregularität mit dem Begriff „Fukinsei“ (不均整) bezeichnet und ist eine der
elementarsten Grundlagen in der sogenannten Zen Ästhetik (auch Zen-Buddhismus: eine in China ab etwa dem 5. Jh. entstandene
Strömung, die ab dem 12. Jh. auch nach Japan gelangte und dort eine neue Ausprägung erlangte). Es ist die Idee eines kontrollierten
Gleichgewichtes durch Unregelmäßigkeit und Asymmetrie, das in der fernöstlichen Kultur als überaus attraktiv empfunden wird (G.
REYNOLDS, 2009).

52
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.4.2 Asymmetrie in der Natur

Es gibt Pflanzenarten mit einer sehr ausgeprägten Asymmetrie, deren Glieder (bei Blüten oder Blättern) Pflanzenwelt

weder durch Drehung noch durch Spiegelung oder Translation zur Deckung gebracht werden können (A.
BELL, 1994, S. 26) (Abb. 37).
Bislang wurde die etwaige Funktion der asymmetrischen Blattstellung übersehen, da die Blätter der
meisten Pflanzen auf den ersten Blick die Blätter symmetrisch scheinen, es ist aber nicht die allgemeinste
und auch nicht die günstigste Lösung der Natur. Die asymmetrische Exposition wird bei der Entwicklung
Abb. 37: Canna edulis
der Blätter durch die Spiralbewegung hervorgerufen, wofür ein bestimmtes Hormon, das sogenannte (Pavits, 2018)

Auxin verantwortlich ist. Durch eine schwankende Konzentration entsteht eine ungleiche Verteilung und dadurch wird nicht nur die
Form des Blattes beeinflusst, sondern auch, an welcher Stelle des Stängels
sich neue Blätter ausbilden. Diese optimalisierte Anordnung mit dem Winkel
137,5° (Goldener Winkel, Kap. II./2.1.5) zwischen dem neuen und dem zuvor
gewachsenen Blatt ermöglicht der Pflanze die beste Versorgung mit
Sonnenlicht (Links-Rechts-Asymmetrie in Blattentwicklungen, o. V., 2012)
(Abb. 38).
Abb. 38: Arabidopsis, Solanum
(bloomingplants.wordpress.com, www.cultivariable.com, 2018)

53
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

In der Biologie werden drei Typen der Asymmetrie unterschieden: Tierwelt


1. Gerichtete Asymmetrie: anzutreffende Betonung einer Körperseite
2. Antisymmetrie: mit nahezu der gleichen Häufigkeit auf der rechten oder linken Seite auftretende Unterschiede
3. Fluktuierende Asymmetrie: kleine, zufällige Abweichungen von der perfekten Symmetrie
Es wird angenommen, dass diese Asymmetrien eines Merkmals durch zwei Faktoren zustande kommen: einerseits durch den während
der Entwicklung auftretenden Umweltstress und andererseits dadurch, dass die Individuen eine geordnete, symmetrische Entwicklung
nicht oder nur schwer aufrechterhalten können (S. P. SPRINGER, G. DEUTSCH, 1995).
Wie bei der Achsensymmetrie (Kap. I./1.1.2) bereits erwähnt wurde, haben Lebewesen normalerweise eine bilateralsymmetrische
Form, d. h. es sind äußerlich zwei von einer Symmetrieebene getrennte, spiegelbildliche Hälften erkennbar. Sogar Schollen
(Pleuronectes platessa), die meistens als Beispiel für asymmetrische Tiere angeführt werden, sind ursprünglich symmetrisch, denn
„man sollte sich bei den Symmetriebetrachtungen nicht auf das Äußere der Tiere verlassen, sondern immer auch das Innere
mitbetrachten. (…) Und da zeigt sich: Im Innern ist die Scholle ein wunderbar bilateralsymmetrisch aufgebautes Tier“, so der Biologe
Stephan M. Hübner. Manchen Plattfischarten sind nämlich auf einer Körperseite gekippt und so wandert ein Auge auf die
gegenüberliegende Seite. Sie sind also nur äußerlich nicht ganz symmetrisch. Es gibt Lebewesen, die komplett aus dem symmetrischen
Rahmen fallen: Schwämme z. B. sind so urtümlich, dass sie gar keine Symmetrie haben (A. SCHORSCH, 2011).

54
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Viele körperliche Merkmale des Menschen sind bilateralsymmetrisch: Augen, Ohren, Arme, Beine, Brüste etc. Sie sind aber nur Der Mensch

scheinbar symmetrisch zueinander, sie weisen von der Natur aus irgendwelche Lage-, Form- und Größenunterschiede auf.
Dazu gehört auch das Gesicht: Ein hoher Grad an Symmetrie in Gesicht und Körper steht nach der gängigen Meinung für die Fähigkeit,
schädliche Einflüsse während der Entwicklung abgepuffert zu haben (S. WINDHAGER, 2014).
Obwohl die Verwendung der fluktuierenden Asymmetrie zur Einschätzung der Entwicklungsstabilität eines Organismus häufig
umstritten ist, haben viele Studien in den letzten Jahren gezeigt, dass Menschen mit symmetrischen Gesichtern attraktiver wirken als
unsymmetrische, da diese Merkmale nach der Meinung der Evolutionspsychologen auf Krankheiten hindeuten. Symmetrie spreche
dagegen für Gesundheit und ein gutes Immunsystem, dementsprechend steigt die Wahrscheinlichkeit gesunder Nachkommen und
lässt den Menschen für das andere Geschlecht attraktiv erscheinen (V. SPILLNER, 2008).
Andere kognitionspsychologische Studien zeigen aber genau das Gegenteil, dass Menschen eher leicht asymmetrische Gesichter
bevorzugen. Es scheint nämlich eine Verbindung zwischen unseren ästhetischen Präferenzen, der Links-Rechts-Asymmetrie des
Gehirns und der menschlichen Wahrnehmung zu bestehen. Marcelo Gleiser bringt in seinem Buch den Schönheitsfleck von Marilyn
Monroe als Beispiel. Obwohl sie die offensichtlich perfekte Symmetrie des menschlichen Gesichts stören, können Muttermale und
Leberflecken an der richtigen Stelle mit der richtigen Größe das Gesicht besonders attraktiv machen. Symmetrien sind aber nicht nur
bei der Partnerwahl relevant. Sie haben auch Einzug in die abstrakten Wissenschaften gehalten und werden dort von Wissenschaftlern
als Maßstab für die „Schönheit“ gesehen (M. GLEISER, 2011, S. 350).

55
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.4.3 Asymmetrie in der Geschichte der Landschaftsarchitektur

Asymmetrie erschien zum ersten Mal in der westlichen Gartenkultur als eine Gegenbewegung zu der gezwungenen Geometrie und
Spiegelsymmetrie er früheren Barockgärten (Twickenham, Alexander Pope, Großbritannien, 1720). Später erwarb sie immer mehr
Bezug zu dem aktuellen Gartenbaustil: die verspielte Anordnung der englischen Landschaftsgärten, dann basierten die schlichten
Raumproportionen der Moderne auf einer ausgewogenen Asymmetrie (A. SELIGER, 2013).
Die japanische Gartengestaltung hat dazu im 19. Jh. einen großen Beitrag geleistet, indem die Symmetrie seit dem Beginn bewusst
und konsequent vermieden wurde. Orientalische Gärten sind lebendige Kunstwerke, sie zeichnet nämlich ein sorgfältig ausgeglichenes
Verhältnis von Pflanzen und Objekten aus, die eine symbolische und spirituelle Bedeutung tragen (C. YOUNG, 2013, S. 170). Sie waren
meistens klein, um eher betrachtet und nicht betreten zu werden (C. YOUNG, 2013, S. 168). Trotzdem erzeugten sie nie den Eindruck
von Überfüllung oder Enge, da die Harmonie bei der Wahl der Größe und des Platzes der Gartenelemente durchaus wichtig ist. Dadurch
entstehen auch komplexe Blickbeziehungen, die den Betrachtenden immer wieder neue Erlebnisperspektiven anbieten (C. YOUNG,
2013, S. 165).
Asymmetrie kann also eine bereits bestehende Hierarchie auflockern, geheimnisvolle Intimität, harmonische Ruhe und zurückziehende Symbolik

Spiritualität schaffen. Eine ausgewogene, asymmetrische Szene vermittelt Gleichgewicht und die Nähe der Natur. Kontrast und
Abstraktion ermöglichen eine pure, klare Darstellung, die mit der Verwendung von Asymmetrie noch mehr betont werden kann.

56
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.4.4 Assoziative Raumwahrnehmung: Asymmetrie

Ort: Schlosspark - Schloss Schönbrunn, japanischer Garten, Datum: 01.08.2016

„Zugkräfte“

Die dargestellte fernöstliche Szene ist nur zu betrachten, nicht zu betreten. Es ist kein Zufall, genauso wie der Aufbau des Gartens: Hier
hat alles seinen wohl begründeten Platz, von den großen Föhren bis zu dem kleinsten Kieselstein. Ein Mensch würde alles nur zerstören:
Wie könnte man das sensible Gleichgewicht einer Komposition verstehen, wenn man alles gleich mit den Fingern berühren will? Kinder
können nur mit den Händen sehen. Man muss erwachsen sein, um die Schönheit in einem japanischen
Garten aus der Ferne sehen zu können. Man muss dem Reiz widerstehen, die schönste Blume für sich
abzupflücken.
Kare-san-sui (枯山水, „trockene Landschaft“) ist ein Naturausschnitt mit Nadelgehölzen, Steinen, Moos
und mit einer außergewöhnlich sorgfältig gestalteten Kiesfläche. Die Wegeführung des Steinweges
unterwirft sich den Kräften, die sich zwischen den Bäumen und den Felsen aufbauen. Trotz Asymmetrie
entsteht für einen kurzen Augenblick Harmonie: Dieser Moment manifestiert sich im Hier und Jetzt.
Der Ort wirkt beruhigend und harmonisch, er hält auf und weckt Neugier, man ahnt noch hinter den
Bäumen und Felsen etwas Schönes, etwas Geheimnisvolles. Der Ort macht wach, anwesend und bewusst.

Erkenntnis

Es reicht nicht, einfach die Entscheidung zu treffen, dass ein Raumausschnitt asymmetrisch werden soll. Es muss gestalterisch
begründet sein. Man nimmt am liebsten den kürzeren Weg, für ein Umschweifen müsste ein guter Grund vorliegen, sonst entsteht
ein Trampelpfad. Das Gesamtbild sollte die Betrachtenden aufhalten und abbremsen, damit sie sich statt auf Ziel auf den Weg selbst
konzentrieren können.

57
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.4.5 Asymmetrie in der Landschaftsarchitektur

Nach dem Ursprung des Wortes harmos (griechisch: „verbinden“) bedeutet Harmonie eine wohlgeordnete und angenehme Grafische Bezüge

Verbindung von Unterschiedlichkeiten, die sich einander kontrastieren und gleichzeitig ergänzen (Gy. DOCZI, 1981, S. 22).
Um die verschiedenen Elemente in die idealste Anordnung zu bringen, ist es empfehlenswert, zuerst eine symmetrische Schablone zu
verwenden. Mit dem bewussten Brechen dieser Ordnung vermeidet man den unerwünschten Eindruck von Chaos (I. C. McMANUS,
2005, S. 159). Die Unterschiede zwischen Symmetrie und Asymmetrie in der menschlichen Wahrnehmung können durch die folgende
Gegenüberstellung dargestellt werden (I. C. McMANUS, 2005, S. 160):

Symmetrie Asymmetrie

einfach komplex
konstant dynamisch
verbindend loslassend
untergeben eigenmächtig
förmlich lose
eingeschränkt frei
langweilig interessant
geordnet anarchisch
monoton überraschend
fest unabhängig

58
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Mit geplanter und konsequent verwendeter Asymmetrie schafft man spannende Räumlichkeiten und Blickbeziehungen. Es muss aber Wahrnehmung

berücksichtigt werden, dass die Verschiebung der einzelnen Elemente ausdrücklich sein muss, ansonsten kann die Komposition
ungewollt wirken und ihre Eleganz leicht verlieren. Unausgewogene Asymmetrien wirken auf den Betrachter unbehaglich: Sie legen
„tiefe, längst vergessene Ängste frei, die in der Tradition monotheistischer Religion verwurzelt sind. (…) Eine asymmetrische Welt
macht uns Angst“ (M. GLEISER, 2011, S. 154).
Es ist immer eine gute Entscheidung, die Proportion des Goldenen Schnittes (Kap. II.) zu verwenden. Die grafische Darstellung von
PhD. Anna Vivien Eplényi (Institut für Gartenkunst, Corvinus Universität, Budapest) repräsentiert die Ästhetik dieser
Naturgesetzlichkeit im Vergleich mit anderen zufallsartigen Anordnungen: „Der Goldene Schnitt sollte ein unverzichtbares Element in
der landschaftsplanerischen Ausbildung sein. Es wird bei jedem Fotokurs gelehrt, wie man ein Bild mit den vorhandenen Elementen
komponieren soll. (…) So passt es nicht, so auch nicht, so ist es richtig“ (EPLÉNYI, 2012) (Abb. 41).

Abb. 40: Beispiele für die Bildkomposition (Pavits nach Eplényi, 2012)

59
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.4.6 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur

Ein asymmetrischer Grundriss ist mittlerweile zum Merkmal der modernen Gartenanlagen geworden, so wie Überlappungen von den Beispielprojekt:

einzelnen Räumlichkeiten. Die homogenen Flächen und deren strenger Abschluss schaffen klare Linien. Ein geometrisches Casa Mirindaba

Wasserbecken ist eine ideale Wahl für solche Raumabgrenzungen, denn sie bilden einen bestimmten Gewichtspunkt und begründen
damit die asymmetrische Anordnung. Spiegelungseffekte erinnern immer daran, dass symmetrische Effekte bei der Gestaltung
mitbedacht wurde (C. YOUNG, 2013, S. 159).
Die von Marcio Kogan entworfene Terrasse dient als Ausgleich zu der
asymmetrischen Fassade des Wohngebäudes. Die Funktion und das
Erscheinungsbild bilden eine komplexe Einheit: „Durch Asymmetrie erhält der
Gartenraum eine Dynamik, die schon beim Betrachten des Gartens erlebt werden
kann, ganz so als ob der Garten direkt durchschritten würde“ (P. CLARKE, 2013, S.
163) (Abb. 41).
Solitärbäume oder hohe geschnittene Hecken sind gute Gestaltungselemente, um
die gewählte Symmetrieart im Garten noch mal zu betonen, nicht nur in der
horizontalen Ebene, sondern auch in der vertikalen Extension (C. YOUNG, 2013, S.
Abb. 41: Casa Mirindaba,
158). (KOGAN, www.homedsgn.com, 2018)

60
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.5 SYMMETRIE - RESÜMEE

Die gesetzmäßige Wiederholung eines Motivs, je nach der Art der Transformation, wird als Achsen-, Dreh- oder Bandsymmetrie
bezeichnet. Anlagen oder Gestaltungselemente, die diese Symmetriearten aufweisen, werden aus ihrer Umgebung durch ihre
Regelmäßigkeit eindeutig hervorgehoben. Trotz ihres stark architektonischen Stiles wecken diese Muster meistens Wohlgefallen, was
u. a. mit der Bekanntheit aus der Natur zu erklären ist. Symmetrien gehören zu den einfachsten Ordnungsprinzipien, dementsprechend
sind gespiegelte oder kreisförmige Räume bzw. die sich regelmäßig wiederholenden Elemente relativ leicht wahrnehmbar.
Die Achsensymmetrie, eine einfache Spiegelung durch eine Gerade, gilt in der Natur als optimales Ergänzungsprinzip. In der
Landschaftsarchitektur legt es zusätzlich eine ganz eindeutige Rangliste fest, wo die achsenbildenden Elemente übergeordnet,
während die gespiegelten Objekte untergeordnet bleiben. Ein auf solcher Dualität basierender Raum symbolisiert Hierarchie,
Formalität und Repräsentation.
Drehsymmetrie, die in der Natur beim Aufbau der Blüten am häufigsten ist, wirkt durchaus attraktiv und anziehend. Ihre
Anziehungskraft liegt an der fast unwahrscheinlichen, idealisierten Form. Punktsymmetrische Muster werden bei den Außenanlagen
eher als Grundmuster verwendet. Ein kreisförmiger Grundriss sollte überschaubar bleiben und nur über wenige Zugangsmöglichkeiten
verfügen, damit ein angenehmes Raumgefühl gewährleistet wird.
Die wiederholte Abfolge von Teilen entlang einer Achse wird als Translation oder Bandsymmetrie bezeichnet. Das durch einfaches
Kopieren entstehende Muster ist eine energiesparende Lösung für eine optimale Raumnutzung. Linienförmige Ornamente liegen eine
strenge Wegeführung fest. Sie können aber auch flächenmäßige Grundrisse bilden, der innerhalb des Motivs herrschende Kontrast ist
immer maßgebend.
Asymmetrie ist vereinfachend das Gegenteil der Symmetrie, das Begriffspaar teilt sich in der Ästhetik aber keineswegs in ein einfaches
Entweder-Oder. Ihre Beurteilung hat sich aber während der Geschichte je nach Kultur und Zeitalter stark geändert. Die Gestaltung mit
Asymmetrie erfordert eine durchdachte Planung und absolutes Bewusstsein.

61
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

II. REGULÄRE GEOMETRIEN


1. Symmetrie

2. Goldener Schnitt

3. Spiralen

62
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Es ist möglich, die formalen Proportionen des Schönen zu erfassen.“


(H. H. WÖBSE, 2013)

2. GOLDENER SCHNITT

2.1 Beschreibung

Schon seit der Antike wurden Menschen von einer bestimmten geometrischen Proportion, dem berühmten „Goldenen Schnitt“ Definition

besonders angezogen. Vermutlich war es Plato (5. Jh. v. Chr.), der in der Geschichte zum ersten Mal diese harmonische Teilung
beschrieben hat: „Dass zwei Dinge sich auf eine schönere Art vereinigen ohne ein drittes, ist unmöglich“. Denn es muss ein Band
zwischen ihnen entstehen, das sie vereinigt. Das kann die Proportion am besten vollbringen. Denn wenn von irgend drei Zahlen die
mittlere sich zu den kleinsten verhält wie die größte zu der mittleren selbst und umgekehrt, die kleinste zu der mittleren wie die mittlere
zur größten, dann wird das Letzte und Erste das Mittlere und das Mittlere Erstes und Letztes, alles wird also mit Notwendigkeit dasselbe,
und da es dasselbe wird, bildet es ein Einziges“ (Timaios, Kap. VII.). Abgekürzt ist der Goldene Schnitt die Teilung einer Linie in zwei,
wo der größere Teil sich zum Kleinen verhält wie die gesamte Linie zum größeren Teil (H. H.WÖBSE, 2003, S. 36). In der Mathematik
wird die Länge der größeren Strecke mit M bezeichnet und Major genannt, entsprechend heißt die Länge m der kleineren Strecke
Minor.
Wenn eine Strecke a nach dem Goldenen Schnitt verteilt wird, gelten folgende Zusammenhänge:
a / M = M / m bzw. a x m = M2
Die folgende Formel hilft, den goldenen Punkt auszurechnen: M / m = (1 + √5) / 2. Diese Zahl wird im Alltag nur abgerundet benutzt:
1,618 (genauer angegeben: 1,61803398874989…). Dieser irrationale Zahlenwert wird Φ, phi genannt. Im Prozentverhältnis
ausgedrückt, wenn die Gesamtstrecke 100 % ist, wäre M = ca. 61,8 %, m = 38,2 %. Wenn der kleinere Teil m bekannt ist, muss er mit
Φ (~1,618) multipliziert werden, um M zu bekommen. Um m auszurechnen, muss der größte Teil M mit 0,618 multipliziert werden (A.
BEUTELSPRACHER, 1996, S. 1).

63
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Die Konstruktion des Goldenen Schnittes kann mit der elementarsten Geometrie, mit Konstruktion
der Hilfe von Zirkel und Lineal vollführt werden. Um den inneren goldenen Punkt S zu
bekommen, muss ein rechtwinkeliges Dreieck ABC so gezeichnet werden, dass die
horizontale Strecke c doppelt so lang ist, wie die vertikale Strecke a. Der Kreis um den
Punkt C mit Radius /CB/ (Strecke a) trifft /AC/ (Strecke b oder Diagonale) in dem Punkt
D. Der Kreis mit Radius /AD/ um dem Punkt A schneidet die horizontale Strecke c
genau in dem goldenen Schnittpunkt S (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 21) (Abb. 42).
Abb. 42: Konstruktion des Goldenen Schnittes
Es gibt noch weitere Methoden, um den (www.spektrum.de/spektrum/projekt/quasi2.htm, 2018)

inneren und äußeren goldenen Schnittpunkt zu konstruieren. Mithilfe eines goldenen Zirkels ist
man in der Lage, einerseits den Goldenen Schnitt bestimmen zu können und andererseits zu
entscheiden, ob ein vorgefundener Punkt eine gegebene Strecke im Goldenen Schnitt teilt. Man
hat goldene Zirkel in Schreinerhandwerk häufig verwendet, ein antiker Vorläufer wurde sogar
bei den Ausgrabungen in Pompeji gefunden (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 26) (Abb. 43).

Abb. 43: Goldener Zirkel


(www.vhs-online.info/mod/page/view.php?id=28697, 2018)

64
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Anbei die wichtigsten Meilensteine in der Geschichte des Goldenen Schnittes: Geschichte des

- Pheidias (500-432 v. Chr.), der griechische Bildhauer, hat die Proportion des Goldenen Schnittes bei den Skulpturen in dem Parthenon Goldenen Schnittes

(Tempel für Pallas Athena) bereits verwendet


- Platon (427-347 v. Chr.) hat in seinem Werk „Timaios“ und
- Euklid (325-265 v. Chr.) in den „Elementen“ über den Goldenen Schnitt geschrieben (sectio aurea)
- Luca Pavioli (1445-1517), der Lehrer von Leonardo Da Vinci, hat zum ersten Mal die Bezeichnung „Göttliche Teilung“ (sectio divina)
in seinem Werk „De divina proportione“ verwendet und ihr „göttliches Wesen“ erklärt (P. HEMENWAY, 2008, S. 20)
- Kepler (1571-1630) hat den Goldenen Schnitt in philosophische und theologische Zusammenhänge gestellt und als „feinsinniges
Juwel“ benannt (H. H. WÖBSE, 2003, S. 37)
- Martin Ohm (1792-1872) hat zum ersten Mal die Bezeichnung „Goldener Schnitt“ verwendet
- Mark Barr (20. Jh.) hat das griechische Symbol Φ (phi) mit dieser bestimmten Proportion verbunden (P. HEMENWAY, 2008, S. 21)
Seit dem 21. Jh. wurde der Goldene Schnitt in der Kunst und in der Architektur als ein ideales Prinzip der optionalen Proportionierung
bewertet. Die Nachweisbarkeit einer derart besonderen ästhetischen Wirkung ist in der Forschung allerdings umstritten, so wie die
Frage, ob der Goldene Schnitt auch schon bei älteren Kunst- und Bauwerken nachweisbar wäre (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 45).
Eins ist aber sicher: Die vollkommene Reziprozität dieses Verhältnisses übt eine außerordentlich harmonische Wirkung aus (Gy. DOCZI,
1981, S. 14).

65
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.1.1 Das Fünfeck

Die regulären fünf Ecken oder das Pentagon (altgriechisch pentágōnon, „Fünfeck“)
hängen mit dem Goldenen Schnitt in ihrem Symbolgehalt eng zusammen, da diese
Proportion hier besonders eindrucksvoll in Erscheinung tritt. In den „Elementen“ von
Euklid (3. Jh. v. Chr.) wird der Goldene Schnitt deswegen eingeführt, um ein reguläres
Fünfeck konstruieren zu können (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 31) (Abb. 44).
In frühzeitigen Kulturen war das Pentagon so ein wertvolles Symbol, dass seine
Konstruktion jahrhundertelang ein Geheimnis war und das Wissen nur verbal
weitergegeben werden durfte. Die einzigartige Geometrie des Pentagons wurde zum
ersten Mal in dem Buch „De divina proportione“ von Luca Pacioli veröffentlicht (P. Abb. 44: Konstruktion des Fünfecks
(Hemenway, 2015)
HEMENWAY, 2008, S. 56).

2.1.2 Pentagramm

Wenn wir die Diagonalen eines regulären Fünfecks nachziehen (wo die Größe jedes
Innenwinkels 108° beträgt), bekommen wir ein sogenanntes Pentagramm (griechisch
pentágrammos „mit fünf Linien“). Der Fünfstern wird auch als Drudenfuß, Pentakel
sowie Pentalpha bezeichnet, da er sich durch fünf ineinander stehende Alphas („Α“)
bilden lässt. Es gibt zwei grundsätzliche Arten seiner Ausrichtung: mit einer Spitze
nach oben oder mit einer Spitze nach unten, es wird dann als „umgekehrtes“ oder
„invertiertes“ Pentagramm bezeichnet (G. SCHUSTER, 1992, S. 113). Die EB Strecke
wird von der AC Strecke genau in dem goldenen Schnittpunkt geschnitten
Abb. 45: Pentagramm
(A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 31) (Abb. 45). (Pavits 2018 nach Hemenway, 2015)

66
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Das Pentagramm tauchte in der Antike in der mesopotamischen Djemdet-Nasr-Zeit (3000 v. Chr.) auf einem Krug als Ideogramm der
sumerischen Göttin Ištar auf. Später wurde es von Pythagoras beschrieben, da er sich für die mathematischen Bezüge des Goldenen
Schnittes interessierte. Das sternförmige Muster prägte sogar manchen Kirchenbau, noch heute ist es an vielen Fensterrosetten
gotischer Kirchengebäude zu sehen. Der vielseitige Symbolgehalt des Pentagramms hat sich zusammenhängend mit den kulturellen
und religiösen Prozessen öfters geändert. Die Geschichte des Pentagramms wird in der folgenden Tabelle dargestellt:

Symbol Bedeutung Quelle Zeitraum Symbolik


des Pentagramms
Ištar Sumerische Göttin Mesopotamien 3000 v. Chr. Tabelle 2
UGIEIA bezeichnet Wasser (U, (Pavits 2018 nach
hudór), Erde (G, gaia), Geist (I, Hemenway 2015,
„Perfektion“, „Ugeia“ idea), Feuer/Wärme (EI, heile) und Antikes Griechenland 7. Jh. v. Chr.-146 v. Chr. Beutelspracher 1996
Luft (A, aer) Becker 1989
Guillemot 2006)
Venus Planet und Göttin Ab 753 v. Chr.
Römisches Reich
Gesundheit (nach Pythagoras) 570-510 v. Chr.
Zwischen den Menschen und dem Marcus Vitruvius Pollio
Verbindung Goldenen Schnitt (ca. 80 - 10 v. Chr.) 27 v. Chr.
De architectura
Magisches Schutzsymbol,
„Pentakel“ (von einem Kreis Bannzeichen gegen das Böse sowie
umgeschlossenes Pentagramm) als Zauber- und Abwehrzeichen Frühmittelalter 6. Jh.
„Drudenfuß“ gegen Dämonen

67
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Das Ebenbild Gottes nach dem Symbolik


Der perfekte Mensch Grundprinzip des Goldenen Arbeit von Leonardo Da Vinci 1452-1519 des Pentagramms
Schnittes Tabelle 2
Wunden von Jesu Christi Eine christliche Deutung Mittelalter VI.-XV.Jhdt. (Pavits 2018 nach
Die fünf Spitzen weisen auf die Hemenway 2015,
„Flammender Stern“ Beutelspracher 1996
Tugenden der Klugheit, der
Übergeordnetes Freimaurer- Freimauer Ab 1723 Becker 1989
Gerechtigkeit, der Stärke, der
Symbol Guillemot 2006)
Mäßigkeit und des Fleißes hin
Beherrschung der Natur Synthese von gegenseitigen Kräften Alchemie 17.-18. Jh.
„Umgekehrtes“ Pentagramm, bei
dem die Zacken jeweils für die
Zeichen der Ziege des Sabbaths
Hörner, die Ohren und den Bart der Éliphas Lévi (1810-1875):
19. Jh.
Ziege stehen „Dogme et rituel de la haute magie“
„Normales“ Pentagramm, das auf
Jesus Christus
zwei Spitzen steht
ALLGEMEINE BEDEUTUNG DES PENTAGRAMMS BEDEUTUNG
Himmelsrichtungen Norden, Süden, Westen, Osten und Äther
Die fünf Sinne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen
Die inneren Abschnitte der Sehnen des Pentagramms bilden
Regeneration wiederum ein regelmäßiges Fünfeck, welche gegenüber dem äußeren
um 36° gedreht ist.
Da man es in einem Zug zeichnen kann und am Schluss wieder zum
Kreislauf des Lebens
Anfang gelangt
Einheit Vereinigung in der Ehe von Mann (3) und Frau (2)

68
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.1.3 Goldenes Rechteck

Ein Rechteck wird als Goldenes Rechteck bezeichnet, wenn die Längen seiner Seiten sich wie φ:1 verhalten.
Man hört oft, dass das Goldene Rechteck das „schönste“ Rechteck überhaupt sei. Es liegen zahlreiche
empirische Untersuchungen darüber vor, außerdem scheint das Goldene Rechteck an allgemein als schön
empfundenen Gebäuden (z. B. Dom in Florenz, Brunelleschi) oder Gemälden (z. B. Mona Lisa, Leonardo
da Vinci) häufig aufzutauchen (Abb. 46). Abb. 46: Goldenes Rechteck (Pavits 2018 nach Hemenway, 2015)

Adolf Zeising (1810-1876), der als Begründer und Verbreiter der Lehre vom Goldenen Schnitt bekannt geworden ist, behauptete, dass
der Goldene Schnitt allen Kunstwerken wie auch der Gestalt des Menschen, der Tiere und Pflanzen, der Kristalle sowie der Architektur
und sogar den musikalischen Harmonien zugrunde liege. Der Philosoph Fechner ging dieser These nach und startete eine Vielzahl an
experimentellen Untersuchungen anhand einfacher geometrischer Figuren und Linienteilungen, die das Prinzip des Goldenen Schnittes
bestätigen. Vor allem war sein 1876 durchgeführter Versuch sehr aufschlussreich, bei dem sich der größte Teil der Versuchspersonen
für das Rechteck im Goldenen Schnitt entschieden hat. Unter zehn zur Wahl gestellten Rechtecken befand sich eines im Verhältnis des
Goldenen Schnittes mit 21:34 neben Rechtecken mit angenäherten Goldenen-Schnitt-Verhältnissen. Das Resultat spricht also sehr für
die Allgemeingültigkeit des Goldenen
Schnittes als Proportion der
Schönheit. Das Goldene Rechteck
wurde sogar schöner als das Quadrat
gefunden (H. H. WÖBSE, 2003, S. 37)
(Abb. 47).

Abb. 47: Psychologische Untersuchung


zur Feststellung des schönsten Rechtecks, 1876
(Wöbse, 2003)

69
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.1.4 Goldene Spirale

Die Goldene Spirale ist ein Sonderfall der logarithmischen Spiralen. Diese Spirale lässt sich mittels rekursiver Teilung entweder eines
Goldenen Rechtecks oder eines Goldenen Dreiecks konstruieren.
a.) Goldene Spirale
Der ABDF des Goldenen Rechtecks kann in ein Quadrat ABCH und ein kleineres
Rechteck CDFH aufgeteilt werden. Dieses kleine Goldene Rechteck kann man nun
wieder in ein Quadrat CDEJ und ein noch kleineres Rechteck EFHJ aufteilen. Dieser
Prozess kann wiedergeholt werden, danach muss man nur die einzelnen Bogen in den
Quadraten mit dem entsprechenden Radius ziehen. Die im Laufe dieses Prozesses
konstruierten Punkte liegen nicht zufällig verteilt in dem Ausgangsrechteck, sondern
haben eine genau definierte Lage: Der Punkt J liegt auf der Geraden BF, der Punkt I
liegt auf der Geraden AE bzw. die Geraden CG und DH gehen ebenfalls durch O. Die Abb. 48: Goldene Spirale (Beutelspracher, 1996)

Geraden AO und CO bzw. BO und DO stehen senkrecht aufeinander (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 57) (Abb. 48).
b.) Spira mirabilis
Wenn ABC ein Goldenes Dreieck ist, dann teilt die Gerade BD, die den Basiswinkel bei B halbiert,
die Seite AC im Goldenen Schnitt. Mit der Strecke AD kann ein Kreisbogen aus D gezogen werden
und durch Wiederholung eine Spirallinie gezeichnet werden (A. BEUTELSPRACHER, 1996, 61) (Abb.
49).

Abb. 49: Spira mirabilis (Beutelspracher, 1996)

70
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Logarithmische Spiralen verändern ihre Form während des Wachstums nicht,


deswegen kommen sie so häufig in der Natur vor. Dieses Phänomen ermöglicht die
gemeinsame Entwicklung der Weichtiere mit ihrer Muschelschale, ohne die schon
vorhandene Herberge verlassen zu müssen (M. GARDNER, 1959). Ein schönes Beispiel
ist die Seeohrmuschel (Haliotis asinina, Abb. 50) mit deren aufeinanderfolgenden
Zuwachsraten, gemessen an den benachbarten Radien. Alle schließen den gleichen Abb. 50: Haliotis asinina (Dóczi, 1981)

Winkel ein und weisen die Zahlen der sog. Fibonacci-Reihe (Kap. II./2.1.6) (Gy. DOCZI, 1980, S. 72) auf.
Ein sehenswertes Beispiel in der Pflanzenwelt ist der Fruchtstand der Sonnenblumen (Heilanthus annuus), wo die Kerne in Phyllotaxis
spiralförmigen Linien angeordnet sind. Jeder Kern gehört zu genau einer links- und genau einer rechtsdrehenden Spirallinie, deren
Anzahl wieder eine der Fibonacci-Zahlen ist (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 127). Auch bei der Anordnung der Schuppen bei
Tannenzapfen und bei der sechseckigen Außenzelle der Ananas tritt der Goldene Schnitt auf (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 129).
Dieses Muster wird in der Biologie mit dem Begriff „Phyllotaxis“ (griechisch: „Blattanordnung“) bezeichnet und entsteht aus
logarithmischen Wachstumsspiralen, die sich in entgegengesetzten Richtungen mit Radien gleicher
Winkel bewegen. Die Segmente, welche die aufeinanderfolgenden Wachstumsstadien darstellen,
können um den Mittelpunkt gedreht werden, bis alle aufeinanderliegen, da sie dieselben Proportionen
besitzen (Gy. DOCZI, 1981, S. 13) (Abb. 51). Die spiralförmige Verschiebung wurde bereits bei der
Asymmetrie (Kap. II./1.4) bezüglich der Exposition der Blätter an einem Stängel erwähnt. Phyllotaxis ist
ein besonders repräsentatives Beispiel für Naturgesetzlichkeiten, da sie gleichzeitig mehrere
Regelmäßigkeiten aufweist: entgegenlaufende, logarithmische Spiralen, den Goldenen Winkel (Kap.
II./2.1.5) und die Fibonacci-Zahlen (Kap. II./2.1.6). Abb. 51: Phyllotaxis (Dóczi, 1981)

71
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Abb. 52: Beispiele für Phyllotaxys in der Natur (healthyhomegardening.com, goldenratiomyth.weebly.com, www.pinterest.at, hiveminer.com, 2018)

2.1.5 Goldener Winkel

Den Goldenen Winkel ψ erhält man, wenn man den Vollwinkel im Goldenen Schnitt teilt. Dies führt auf den überstumpfen Winkel
~222,5°, gewöhnlich wird aber seine Ergänzung zum Vollwinkel ~137,5° als Goldener Winkel bezeichnet. Durch wiederholte Drehung
um den Goldenen Winkel entstehen immer wieder neue Positionen, die z. B. bei den Blättern eine besondere Rolle spielen: Da es eine
irrationale Zahl ist, werden die Blätter dabei nie in exakten Überdeckungen stehen. Weil die Goldene Zahl im unten beschriebenen
Sinn die „irrationalste“ Zahl darstellt, wird dabei erreicht, dass die Überdeckung der Blätter, welche die Photosynthese behindert, in
der Summe minimiert wird (P. HEMENWAY, 2008, S. 63).
Der Goldene Winkel taucht ebenfalls bei der Aufteilung von Rosenknospen auf. Die Mitte ist das Zentrum, um das die Blütenblätter
sich mit dem Winkel von 137,5° drehen. Bei Sonnenblumenkernen ist ein exponentielles Wachstum zu beobachten, das sich während
der Evolution entwickelt hat, um die optimalste Anordnung zu schaffen (Abb. 52). Je mehr Körner eine Pflanze hat, desto höher die
Wahrscheinlichkeit, sich auf lange Sicht als Art durchzusetzen. Durch Mutation wird der Winkel jedes Mal ein bisschen geändert und
jene Blumen, die den besseren Winkel erwischt haben, haben auch mehr Samen, um sich fortzupflanzen (G. GLAESER, 2014, S. 426).

72
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.1.6. Die Fibonacci-Folge

Wenn irgendwo der Goldene Schnitt auftaucht, wird gleichzeitig die Fibonacci-Folge erwähnt, da sie miteinander in engem
Zusammenhang stehen. Es ist die bekannteste Zahlenfolge überhaupt, eine Summenreihe, in der jede Zahl die Summe der zwei
vorausgegangenen ist: 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, 233, 377… Der ursprüngliche Name von Fibonacci (1175-1240) ist Leonardo
von Pisa, er ist aber als „Sohn von Bonacci“ wegen seines Buches „Liber abaci“ (das Buch des Abakus, 1202) bekannt geworden. Er
wollte ursprünglich die Überlegenheit des arabischen Zahlensystems gegenüber dem römischen demonstrieren, er hat aber ungewollt
eine erstaunliche Naturgesetzlichkeit entdeckt (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 87).
Ihren Ursprung hat diese Zahlenfolge in einem eher trivialen Problem, in der sogenannten Kaninchenaufgabe:
„Wie viele Kaninchenpaare entstehen im Verlauf eines Jahres aus einem Paar, wenn sie jeden Monat ein neues Paar auf die Welt
bringen, und sie gebären erstmals im zweiten Monat nach ihrer Geburt?“
Von diesen gebiert eines, das heißt das erste, im zweiten Monat wieder; und so gibt es
im zweiten Monat drei Paare. Von denen werden in einem Monat zwei wieder trächtig,
sodass im dritten Monat zwei Kaninchenpaare geboren werden; und so sind es dann in
diesem Monat fünf Paare usw. Durch diese Multiplizierung entsteht eine geometrische
Folge, die in einem Koordinatensystem veranschaulicht eine Exponentialkurve liefert
Abb. 53: Das Kaninchenproblem
(G. GLAESER, 2014, S. 426) (Abb. 53).
(www.stan-marlow.de, 2018)

73
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Die bedeutsamste Relevanz der Fibonacci-Reihe stammt aber aus den bemerkenswerten Zusammenhängen mit dem Goldenen Schnitt.
Je größer die Zahlen werden, desto besser nähert sich ihr Verhältnis der Proportion Φ = 1,6180339887… (P. HEMENWAY, 2008, S. 85).

1/1 = 1,0000000000
2/1 = 2,0000000000
3/2 = 1,5000000000
5/3 = 1,6666666667
8/5 = 1,6000000000
13/8 = 1,6250000000
21/13 = 1,6153846153
34/21 = 1,6190476190
55/34 = 1,6176470588
89/55 = 1,6181818181
144/89 = 1,6179775280
233/144 = 1,6180555556
377/233 = 1,6180257510
610/377 = 1,6180371352
987/610 = 1,6180327868
1597/987 = 1,6180344478
2584/1597 = 1,6180338134
4181/2587 = 1,6180340557
6765/4181 = 1,6180339631
10946/6765 = 1,6180339985
17711/10946 = 1,6180339850
28657/17711 = 1,6180339901
46348/28657 = 1,6180339882
75025/46368 = 1,6183398895
121393/75025 = 1,6180339886
196418/12139 = 1,6180339887

74
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.2 Der Goldene Schnitt in der Natur

Der Goldene Schnitt kommt in der Natur sehr häufig vor, wenn auch immer wieder mit Abweichungen (H. H. WÖBSE, 2003, S. 37). Am
häufigsten sind die Wachstumsmuster, besonders die Aufeinanderfolge in benachbarten Teilen von alten und neuen
Wachstumssegmenten. Der Biologe C. H. Waddington hat dieses Verhältnis als „verwandtschaftliches Verhältnis von Nachbarn“
bezeichnet (Gy. DOCZI, 1981, S. 15).
Sehr oft lässt sich an Blättern und Blüten die Proportion des Goldenen Schnittes nachweisen. Wir können bei einfachen Blättern Pflanzenwelt

feststellen, dass die Querachse die Längsachse ebenfalls im Sinne des Goldenen Schnittes teilt, wobei die obere zu der unteren im
Verhältnis von 3:5 steht. Wenn dabei von normalen Blättern die Rede ist, so sind damit solche gemeint, die von Bäumen stammen,
deren natürliches Wachstum wenig behindert wird, das heißt, die von freistehenden oder jungen Bäumen abgenommen waren. Die
äußeren Einflüsse (Wind, Schatten, enges Nebeneinanderstehen der Bäume usw.) beeinflussen das normale, ungehinderte Wachstum
auch in dieser Hinsicht wesentlich (H. H.WÖBSE, 2003, S. 38).
Neben Blatt- und Kernanordnungen erscheint der Goldene Schnitt auch da, wo Blüten
oder Blätter die Form eines regelmäßigen Fünfecks bilden, z. B. bei den Blüten von
Akelei (Aquilegia sp.), Glockenblume (Campanula sp.) und Heckenrose (Rosa
corymbifera), oder ebenso bei verschiedenen Blättern, etwa das Himbeer- (Rubus
ideaeus) oder Efeublatt (Hedera sp.). Die Okra-Frucht (Abelmoschus esculentus) hat im
Querschnitt auch die Form eines Fünfecks (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 132), so wie
die Samengehäuse in einem halbierten Apfel oder einer Birne, was wiederum aus dem
fünfeckigen Sternmuster der Blüte entstanden ist (Gy. DOCZI, 1981, S. 19) (Abb. 54). Abb. 54: Beispiele für Fünfecke in der Pflanzenwelt
(Pavits, 2018)

75
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Der Goldene Schnitt erscheint in der Natur mit der Fibonacci-Reihe auch als Zahlen.
Fast überall, wo Blätter oder Kerne in der Phyllotaxis-Form geordnet sind, können die
Fibonacci-Zahlen beobachtet werden. Die spiralförmige Anordnung an einem Stängel
wiederholt sich meistens beim 5., 8., 13., … Blatt (Abb. 55). Die Sonnenblumenkerne
sind in gegenseitigen Spiralen angeordnet, deren Zahl auch zu dieser Reihe gehört, es
muss aber nicht das Gleiche sein (S. SKINNER, 2007, S. 63).
Abb. 55: Fibonacci-Zahlen in der Blattanordnung
Häufig umstrittene Beispiele sind Blütenblätter. Die allgemeine Zahl ist 5 (Ranunculus, (Skinner, 2007)
Geranium, Primula, Aquilegia usw.), weniger häufig sind die Zahlen 3 (Lilium, Iris, Trillium), 8 (Delphinium, Tropaeolum, Cosmos) oder
13 (Senecio). Die Zahl der Blütenblätter kann sich bei einzelnen Pflanzen ändern beziehungsweise gibt es viele Pflanzenarten mit 4
(Forsythia, Mentha, Papaver, Cardamine …), 6 (Galanthus, Tulipa, Lilium, Gladiolus), 7 (Borago) und 9 (Magnolia). Die ersten Nummern
der Fibonacci-Reihe können noch zu vielen anderen mathematische Zahlenfolgen gehören, deswegen stehen viele Wissenschaftler
den botanischen Bezügen eher skeptisch gegenüber (I. PETERSON, 2006).
Die Analyse der Proportionen von mehreren verschiedenen, zufällig Tierwelt
gewählten Fischen ergibt, dass sowohl der Gesamtumriss als auch die
einzelnen Körperteile der Fische die Verhältnisse des Goldenen Schnittes
aufweisen, immer wieder in neuen Variationen. Die Umrisse von Fischen
lassen sich oft von Goldenen Rechtecken umschreiben, manchmal von
Abb. 56: Sonnenfisch (Lepomis g.), Seebarsch (Atractoscion n.)
einem mehrfachen, manchmal von einem reziproken Wert oder in (Dóczi, 1981)

Kombination mit Quadraten (z. B. Sonnenfisch, Lepomis gibbosus). Bei einigen Fischarten liegt das Maul genau am goldenen
Teilungspunkt der Körperhöhe (z. B. Seebarsch, Atractoscion nobilis) (Gy. DOCZI, 1981, S. 77) (Abb. 56).

76
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Auch das Rad des Pfaus (Pavo cristatus) weist die gleichen Proportionen auf, da die
Verbindungen der Pfauenaugen vollkommen identisch mit den logarithmischen Spiralen sind
(Gy. DOCZI, 1981, S. 95) (Abb. 57).
Marcus Vitruvius Pollio, ein römischer Architekt, hat in seinem Buch „De architectura“ über die Der Mensch

Verbindung zwischen dem menschlichen Körper und dem Goldenen Schnitt geschrieben, nach
dem Leonardo Da Vinci seine berühmte Zeichnung Vitruvianischer Mensch (1490) angefertigt
hat. Die 34,4 cm × 24,5 cm große Darstellung illustrierte die idealisierten Proportionen des
Abb. 57: Pfau (Pavo c.), (Dóczi, 1981)
Menschen. Dementsprechend ist
der Oberkörper der kürzere Abschnitt, der Unterkörper der längere und im
Goldenen Mittelpunkt befindet sich der Bauchnabel. Die Ellbogen und Knie
teilen die Gliedmaßen ähnlich (P. HEMENWAY, 2008, S. 92) (Abb. 58).

Abb. 58: Vitruvianischer Mensch


(Hemenway, 2015)

77
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Erscheinungsformen des Goldenen Schnittes in der Natur


Art Form Beispiel
Erscheinungsformen
Ulmen (Ulmus sp.)
des Goldenen
Blattanordnung Kirsche (Prunus cerasus)
Schnittes in der
Birne (Pyrus sp.)
Natur
Fibonacci-Reihe Kernanordnung Sonnenblumen (Helianthus annuus)
Tabelle 3
~ Zahl 3 Lilien (Lilium sp.) (Pavits 2018 nach
5 Hahnenfuß (Ranunculus sp.) Beutelspracher 1996
Zahl der Blütenblätter
8 Rittersporn (Delphinium sp.) Dóczi 1981
13 Greiskräuter (Senecio sp.) Hemenway 2015
Goldener Schnitt
Akelei (Aquilegia sp.) Wöbse 2003)
Blüten Glockenblume (Campanula sp.)
Heckenrose (Rosa corymbifera)
Fünfeck
Himbeere (Rubus ideaeus)
Blatt
Efeu (Hedera sp.)
Frucht Okra (Abelmoschus esculentus)
Blatt Eiche (Quercus sp.)
Proportionen Der Mensch
Maßverhältnis
Sonnenfisch (Lepomis gibbosus)
Goldenes Rechteck Umriss
Seebarsch (Atractoscion nobilis)
Seeohrmuschel (Haliotis asinina)
Wachstumsmuster Form der Muschelschale
Wellhornmuschel (Penion dilatus)
Goldene Spirale Blüten Rosen (Rosa sp.)
Hauswurz (Sempervivum tectorum)
Blattanordnung
Wolfsmilch (Euphorbia sp.)
„Phyllotaxis“ Sonnenblumen (Helianthus annuus)
~ Anordnungsmuster Kernanordnung Ananas (Ananas comosus)
Goldener Winkel Tannenzapfen

Pfauenaugen Pfau (Pavo cristatus)

78
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.3 Der Goldene Schnitt in der Geschichte der Landschaftsarchitektur

Die Proportion des Goldenen Schnittes tauchte in der Geschichte zum ersten Mal in der Architektur auf, und zwar bei den
Seitenverhältnissen der viel untersuchten Cheops-Pyramide. Dieses Grabmal wurde für den ägyptischen Pharao Cheops (altägyptisch
Chufu, IV. Dynastie, 2620-2580 v. Chr.) errichtet und war mit ihrer Höhe von 146,60 m fast 4.000 Jahre lang das höchste Bauwerk der
Welt. Trotz der enormen Größe wurde die Cheops-Pyramide mit beachtlicher Präzision gebaut: Sie ist genau nach den vier
Himmelsrichtungen ausgerichtet und der Unterschied in den Längen ihrer vier Seiten beträgt weniger als 0,1 %. Alle Seiten wurden
ursprünglich auf 230,33 m (s) geschätzt und deren Neigungswinkel beträgt 51° 50′.
Die Frage, ob die große Pyramide in ihren Abmessungen so ein heimliches mathematisches Wissen codieren würde, ist stark
umstritten, mehrere Hypothesen wurden schon dafür und dagegen im Laufe der Zeit erstellt. Die Bestimmung der genauen Maße der
großen Pyramide ist ein kompliziertes archäologisches Problem, da Steinraub und natürliche Erosion das Bauwerk schon stark
beschädigt haben. Anhand so einer baulichen Leistung ist es aber nicht schwer zu glauben, dass die Altägypter vielleicht bereits über
die Kenntnis vom Goldenen Schnitt verfügten (B. THALER, 2016, S. 6).
Nach der Φ-Hypothese ist die Cheops-Pyramide so konstruiert, dass die Höhe d eines Seitendreiecks zur
halben Basisseitenlänge s / 2 im Verhältnis des Goldenen Schnittes steht (B. THALER, 2016, S. 7) (Abb.
59). Mit einem rechtwinkligen Hilfsdreieck kann nach dem Satz von Pythagoras d ausgerechnet werden:
d = √ (h2 + (s / 2)2) = 186,356 m
Berechnet man nun das Verhältnis von d zur halben Länge des Basisquadrats s / 2, erhält man annähernd
den Wert von Φ: Abb. 59: Goldener Schnitt
in der Cheops-Pyramide
d / (s / 2) = 186,356 / 115,18 = 1,61795
(Hemenway, 2015)

79
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Der Parthenon weist die Proportion des Goldenen Schnittes nicht nur in den von Pheidias gefertigten
Skulpturen auf, sondern auch in seiner Form und seinem Grundriss. Es ist eines der berühmtesten, noch
existierenden Baudenkmäler des antiken Griechenlands, der als zentraler Bau seit 2.500 Jahren die
Athener Akropolis beherrscht hat. Vitruvius erwähnt Iktinos in seinem Buch als einer der Architekten, die
den Parthenon geplant haben. Er hat die Maßverhältnisse mit Sorgfalt ausgewählt, um die religiöse
Bedeutung des Gebäudes hervorzuheben (P. HEMENWAY, 2008, S. 100). Die Längsseite des Grundrisses
entspricht nämlich einer √5 Einheit, die am einfachsten anhand eines Bogens und des Goldenen Schnittes
konstruiert werden kann. Das Tympanon (griechisch τύμπανον, „Handtrommel“) als Schmuckfläche in
Giebeldreiecken hatte vermutlich ein Goldenes Rechteck als Rahmen, bevor es 1687 von einer Bombe
zerstört wurde (P. HEMENWAY, 2008, S. 101) (Abb. 60).
Als Beispiele aus dem Mittelalter für die Verwendung des
Goldenen Schnittes kann die karolingische Königshalle in Abb. 60: Goldener Schnitt
in der Architektur des Pantheons
Lorsch (770 n. Chr.) oder der Dom in Florenz (1367, (Hemenway, 2015)
Brunelleschi) genannt werden (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S.
142). In der Renaissance wurden viele katholische Gebäude gebaut, bei denen diese
bekannte Proportion zu beobachten ist, aber es gibt keine Äußerung von Architekten oder
Baumeistern, die darauf schließen lässt, dass der Goldene Schnitt bewusst verwendet wurde.
Erst ab 1928 tauchte er in den Werken von Le Corbusier (1887-1965) bewusst wieder auf.
Mithilfe der Goldenen Proportion konstruierte er sein eigenes Maßwerkzeug, den
Abb. 61: Der Modulor sogenannten „Modulor“, um das menschliche Maß und den Goldenen Schnitt in Einklang zu
(Hemenway, 201)
bringen (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 148) (Abb. 61).

80
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Es gibt zahlreiche Beispiele für die Anwendung des Goldenen Schnittes in der Architektur (Notre-Dame de Paris, Jean-Baptiste-Antoine
Lassus, Unité d’Habitation, Marseille, Le Corbusier), in der Kunst (Mona Lisa, Leonardo Da Vinci, Sixtinische Madonna, Raffael) und
sogar in der Musik (Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeig, Béla Bartók).
Der Goldene Schnitt kann seine Beliebtheit einerseits seiner Sinnfälligkeit verdanken: In den meisten Kunstwerken liegt der Punkt des
größten Interesses nicht in der Mitte, sondern signifikant zu einer Seite verschoben, um die wohlbekannte Symmetrie zu vermeiden.
Der Eintritt der Reprise erfolgt in der zweiten Hälfte eines jeden Musikstückes, der dramatische Höhepunkt jedes Schauspiels spielt
sich „kurz vor Schluss“ ab (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 172).
Andererseits verfügt der Goldene Schnitt über die harmoniebildende Kraft, verschiedene Teile zu einem Ganzen verbinden zu können,
dass jedes Teil seine Identität behält und zugleich in einem größeren Ganzen aufgeht (Gy. DOCZI, 1981, S. 27). Der Schönheitsbegriff
scheint von sehr regelmäßigen, symmetrischen Formen auszugehen und sich zu immer komplexeren Gebilden hin zu entwickeln. Um
diese Komplexität noch im Rahmen der Ordnung zu halten, ist die mathematische Abbildbarkeit notwendig, und dieser interdisziplinäre
Bezug macht den Goldenen Schnitt vor unzähligen anderen Verhältnissen so besonders (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 172).
„Die Königin aller Proportionen ist der Goldene Schnitt“ (Gy. DOCZI, 1981, S. 27). Ein Werk, in dem dieses Maßverhältnis erscheint, Symbolik

vermittelt Ausgewogenheit und Verbindung zwischen sich ergänzenden Gegensätzen. Es ist ein Hinweis auf die Natur und ihre
Gesetzlichkeiten, die nur durch das Bewusstsein des Schöpfers entstehen können.

81
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.4 Der Goldene Schnitt in der Landschaftsarchitektur

Einen Garten, der nach dem Goldenen Schnitt geplant wird, erleben mindestens 80 % der Betrachter als besonders gut gelungen sowie Grafische Bezüge

als sehr natürlich. Er kann als ein allgemeingültiges Instrument verwendet werden, um die entsprechende Anordnung beim Grundriss
und bei den Gestaltungselementen zu finden. Die durch diese Proportion entstehende Asymmetrie ermöglicht mehrere Raumzonen
und Blickbeziehungen ohne Polarisierung, da die Teile miteinander in optimaler Verbindung bleiben. Dieses Verhältnis kann nicht nur
bei dem Grundriss verwendet werden, sondern auch in der vertikalen Ausdehnung (F. J. ZIMMERMANN, 2016).
Räume, die nach dem Konzept des Goldenen Schnittes gestaltet werden, ermöglichen eine intuitive Orientierung, da sie die Wahrnehmung
Betrachtenden unbewusst harmonisch und berechenbar empfinden. Die dadurch komponierten Bilder und Szenen lassen sich vom
Gehirn unproblematisch erfassen und verarbeiten, dementsprechend vermitteln sie das Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit.
Ein Grund dafür ist wahrscheinlich die Häufigkeit in der Natur, da diese Proportion schon immer als Vorbild vorhanden war und
unbewusst in die allgemeine Schönheitswahrnehmung integriert wurde (F. J. ZIMMERMANN, 2016).
Andererseits kann dieses Phänomen mit der Entwicklung des Sehens in Zusammenhang gebracht werden, da die meisten Tiere (und
auch der Mensch) an die horizontale Betrachtung der Umgebung gewöhnt sind. In den meisten Fällen kam nämlich ein eventueller
Angriff von der Seite, so wurden die Augen auf einer horizontalen Achse platziert. Nach wissenschaftlichen Forschungen scheint das
Rechteck, das ca. anderthalbmal so breit wie lang ist, die angenehmste Form für die menschliche Wahrnehmung zu sein (A. BEJAN,
2009). Landschaftsszenen oder Gestaltungselemente, die für den Betrachtenden durchschaubar oder leicht zu ergänzen sind, wirken
angenehm und bekannt (S. CONNOR, 2009).

82
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.5 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur

Die berühmten Steininstallationen in dem Ryoanji-Zen-Tempelgarten Beispielprojekt:

scheinen auf den ersten Blick zusammengewürfelt zu sein, sie sind aber Ryoanji

auch nach dem Prinzip des Goldenen Schnittes geplant. Selbst die Tempelgarten

Sandfläche hat einen Grundriss aus einem √5-Rechteck (wie beim


Parthenon), das heißt sie besteht aus zwei reziproken Goldenen
Rechtecken. Er kann von der Veranda des Klosters und auch von den
gepflasterten Wegen aus betrachtet werden, dementsprechend sollte
die Komposition von mehreren Standpunkten ästhetisch wirken. Die fünf Abb. 62: Ryoanji Tempelgarten (Dóczi, 1981)

Felsgruppen, die mit dem grobkörnigen, geharkten Sand die Meeresküste darstellen, bilden zwei Achsen. Deren Entfernung zueinander Beispielprojekt:
und zu der Umfassung entsprechen den Regeln des Goldenen Schnittes. Die Achsen sind aber nicht parallel zu den Seiten, so ist die Schloss Schönbrunn

„Regelmäßigkeit“ bei der Anordnung nicht so offensichtlich. Trotzdem bilden die Steine ein
harmonisches Ganzes (Gy. DOCZI, 1981, S. 138) (Abb. 62).
Häufig kamen die Zahlenverhältnisse 1:2, 1:3, 3:5, 5:8, 8:13 bei der Gartenanlage vom
Schloss Schönbrunn zum Tragen. Der Goldene Schnitt wurde geometrisch hauptsächlich
durch das Pentagramm als durchgehendes Gestaltungsprinzip im Garten repräsentiert (E.
FROHMANN, R. DOBLHAMMER, 2005, S. 32). Die Krone liegt bei der Gloriette, die beiden
Hände zeigen die Welt der Pflanzen (Orangerie) und die Welt der Tiere (Menagerie) einander
gegenüber. Die Füße symbolisieren den Kontrast zwischen der verbauten und ungestalteten
Natur (E. FROHMANN, R. DOBLHAMMER, 2005, S. 28) (Abb. 63).

Abb. 63: Schloss Schönbrunn, (Frohmann, Doblhammer, 2005)

83
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.6 DER GOLDENE SCHNITT - RESÜMEE

Der Goldene Schnitt ist die Teilung einer Linie in zwei, wo der größere Teil sich zum kleinen verhält wie die gesamte Linie zum größeren
Teil. Prozentual berechnet, beträgt die längere Strecke ca. 61,8 %, die kleinere ca. 38,2 %. Diese Proportion ergibt einen irrationalen
Zahlenwert (Φ, phi), der im Alltag abgerundet als 1,618 benutzt wird.
In der Mathematik wäre dieser Zahl vielleicht gar nicht so bemerkenswert. Die Besonderheit von dem Goldenen Schnitt liegt in der
faszinierenden Häufigkeit in der Natur: Anordnungs- und Wachstumsmuster, Zahlenreihen und Maßverhältnisse weisen immer wieder
die gleiche Proportion auf. Wenn nach einem universalen Ordnungsprinzip gesucht wird, das sich hinter dem Formenreichtum der
Natur als Bauregel versteckt, der Goldene Schnitt kann mit Fug und Recht die Antwort sein.
Es wurde bereits mehrmals nachgewiesen, dass Kunstwerke und architektonische Konstruktionen, die die Proportionen des Goldenen
Schnittes aufweisen, allgemein ästhetisch und als besonders gut gelungen empfunden werden.
Die Palette besteht aus der berühmten Fibonacci-Reihe, aus dem Fünfeck, dem Goldenen Rechteck, der Goldenen Spirale und dem
Goldenen Winkel bzw. aus dem spektakulären Anordnungsmuster, der sog. „Phyllotaxis“. Die Proportion erzeugt eine ausgewogene
Asymmetrie, die mehrere miteinander harmonisierende Raumzonen und Blickbeziehungen ermöglicht. Mit dem Goldenen Schnitt
komponierte Szenen sind leicht wahrzunehmen und vermitteln ein vertrauensvolles Raumgefühl. Die Verwendung des Goldenen
Schnittes wird immer ein respektvoller Hinweis auf die Natur und ihre Gesetzlichkeiten sein.

84
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

II. REGULÄRE GEOMETRIEN


1. Symmetrie

2. Goldener Schnitt

3. Spiralen

85
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Spiralen und Helixe sind Lieblinge der Natur.“


(D. WADE, 2003)

3. SPIRALEN

3.1 Beschreibung

Spiralen oder Schneckenlinien sind Kurven, die um einen Punkt oder eine Achse verlaufen und sich je nach Betrachterperspektive von Definition

diesen entfernen oder annähern. Es gibt in der Ebene zwei verschiedenen Typen, während man in dem dreidimensionalen Raum
zwischen drei unterschiedlichen Spiralarten unterscheidet. (G. GLAESER, 2014, S. 253).

3.1.1 Archimedische Spirale (2D)


Durch die Wanderung eines Punktes auf einem gleichmäßig rotierenden Stab mit gleichförmiger
Geschwindigkeit entsteht eine Kurve. Sie ist durch ein gleichmäßiges Wachstum kennzeichnet. Beispiele in der
Natur sind eher selten (z. B. hawaiianische Farne, Dicranopteris linearis) (Abb. 64).
Abb. 64: Archimedische Spirale (Hemenway, 2015)

3.1.2 Logarithmische Spirale (2D)


Eine logarithmische Spirale ist ein exponentielles Wachstumsmuster, das in der Natur häufiger vorkommt,
sowohl bei organischen als auch bei anorganischen Strukturen (z. B. Zyklone, Phyllotaxis). (Abb. 65).

Abb. 65: Logarithmische Spirale (Hemenway, 2015)

86
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

3.1.3 Schraubenlinie (3D)


Eine Schraubenlinie ist die Zusammensetzung aus einer Drehung um eine feste Achse und einer gleichzeitigen proportionalen
Schiebung längs zu dieser Achse. Desoxyribonukleinsäure (DNS), die die Erbinformation codiert, lässt sich geometrisch durch zwei
ineinander verschränkte Schraubbohrflächen veranschaulichen (G. GLAESER, 2014, S. 253). Dieser Doppelhelix, der sich nach zehn
Einheiten umdreht, wurde 1953 von James Watson und Francis Crick entdeckt. Durch die Drehung entstehen in dem Achsenschnitt
zwei Fünfecke (S. SKINNER, 2007, S. 73).

3.1.4 Helispiralung (3D)


Wenn der Raum um eine Achse gedreht und gleichzeitig aus einem festen Zentrum auf der Achse proportional verkleinert oder
vergrößert wird, bekommt man eine Helispiralung. Es ist eines der häufigsten Wachstumsprinzipien der Natur, das besonders oft bei
Tierhörnern zu erkennen ist. Die zweidimensionale Projektion ist eine archimedische Spirale.

3.1.5 Klassische Spiralung (3D)


Eine klassische Spiralung entsteht, wenn der Raum um eine Achse gedreht und gleichzeitig aus einem festen Zentrum auf der Achse
exponentiell verkleinert oder vergrößert wird. Sie tritt meistens bei den Kalkschalen von Schnecken und Muscheln auf.

Spiralen waren immer Teil der menschlichen Kultur, nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Wissenschaft. Die logarithmische
Spirale wurden zuerst von R. Descartes (1596-1650) mathematisch beschrieben und hat seitdem viele Wissenschaftler beeindruckt.
J. Bernoulli (1654-1705) hat sich mit den Eigenschaften der Spiralen besonders eingehend auseinandergesetzt. Die Inschrift „Eadem
Mutata Resurgo“, sprich „Verändert und doch derselbe entstehe ich wieder“, stammt von ihm. Dies bezieht sich auf die faszinierende
Eigenschaft der logarithmischen Spiralen, die durch eine Drehstreckung in sich selbst überführt werden können (A.
BEUTELSPRACHER, 1996, S. 63).

87
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

3.2 Spiralen in der Natur

Spiralen werden als eines der wichtigsten Instrumente auf der Palette der Natur bezeichnet. In der Tat gibt es spiralige Formen nahezu Pflanzenwelt

überall, im Unbelebten wie im Lebendigen, im Mikrokosmos ebenso wie im Kosmos. Die Gründe für das Auftreten von Spiralformen
in der Natur sind sehr vielschichtig, mal ist die Spirale eine feste Form, mal eine momentane Position und mal eine Bewegungsbahn.
Deshalb ist es schwierig, eine einheitliche physikalische Gesetzmäßigkeit zu finden, die alle Phänomene erklärt. Dennoch sind
allgemeine Prinzipien feststellbar (P. HEMENWAY, 2008, S. 126).
Johann Wolfgang v. Goethe glaubte, eine allgemeine Spiraltendenz in der Vegetation erkennen zu können, „wodurch, in Verbindung
mit dem vertikalen Streben, aller Bau, jede Bildung der Pflanzen nach den Gesetzen der Metamorphose vollbracht wird“. In der
Pflanzenwelt sind zwei Arten von Spiralen zu finden: Bei vielen Kletterpflanzen und beim jungen Farn sind Ranken oder Blätter
spiralförmig eingerollt, bei anderen Pflanzen haben die Samenkapseln eine solche Form (Phyllotaxis). Aus der Regelmäßigkeit des
Wachstums aufeinander folgender Blätter oder Fruchtstände ergeben sich bei vielen Pflanzen Muster, in denen unterschiedlich viele
Spiralen sichtbar werden (J. HEITZER, 1998) (Abb. 66).

Abb. 66: Spiralen in der Pflanzenwelt (www.mickeycurtis.wordpress.com, 2014)

88
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Weichtiere bilden Gehäuse mit geschwungenen Linien, die mit guter Näherung auf Kegeln mit Tierwelt
unterschiedlichen Basiswinkeln liegen und deren Projektionen in die Ebene Spiralen sind. Sie nutzen
damit die Eigenschaft, dass logarithmische Spiralen trotz eines Wachstums ihre Form behalten können
(Abb. 67). Als Bewegungsbahnen treten Spiralen in der Tierwelt ebenso auf: Spinnen winden, nachdem
sie einige Fäden sternförmig an Pflanzen befestigt haben, ihren Faden spiralförmig um deren
Schnittpunkt, um so auf möglichst einfache Weise ein dichtes und stabiles Netz zu erzielen. Menotaxis Abb. 67: Das Gehäuse von
Perlboot (Nautilus p.)
beschreibt das Phänomen, dass Insekten Spiralen um Lichtquellen fliegen. Auch bei Vogelflugbahnen (newmainbrewing.blogspot.co.at,
treten häufig Spiralen oder Schraubenlinien auf (J. HEITZER, 1998). 2018)

Bei allen Wirbeltieren, einschließlich dem Menschen, ist der Vestibularapparat (Organon vestibulare) das wichtigste Der Mensch

Gleichgewichtsorgan, in dem verschiedene Sensoren der Wahrnehmung von linearen Beschleunigungen und Winkelbeschleunigungen
dienen. Die Hörschnecke (Spiral cochlea) im Innenohr stellt das Rezeptorfeld für die Hörwahrnehmung dar, die ihren Name dem
spiralförmigen, an ein Schneckenhaus erinnernden Aufbau verdankt (Abb. 68). Für deren Erforschung erhielt György Békésy (1899-
1972) 1961 den Nobelpreis. Die Spiralform wurde zunächst damit erklärt, dass es besonders platzsparend für den mit Flüssigkeit
gefüllten Hohlraum sei. Die neuesten Forschungen haben aber nachgewiesen, dass die Schneckenform tiefe Töne besonders verstärkt,
die sonst nicht mehr wahrnehmbar wären. Am Eingang der Schnecke wird die Membran von
hohen Tönen in Resonanz versetzt, am Ende der Schnecke von tiefen Tönen. Auf diese Weise
kann das Ohr die verschiedenen Frequenzen anhand des Ortes unterscheiden, an dem sie
innerhalb der Hörschnecke erfasst werden. Winzige haarförmige Zellen auf der Membran
wandeln die Drucksignale der Schwingungen schließlich in elektrische Impulse um und geben
Abb. 68: Die Hörschnecke sie an den Hörnerv weiter (M. BREIDENICH, 2006).
(www.etc.usf.edu, 2018)

89
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Als Hurrikan wird ein tropischer Wirbelsturm mit einer Windgeschwindigkeit über 118 km/h bezeichnet, Anorganische
wenn er im Atlantik, in der Karibik, im Nord- oder Südpazifik entsteht (Abb. 69). In der karibischen Mystik Natur

war „Hurrican“ der Gott des Bösen, der dann in den Wortschatz der an der Golfküste siedelnden Europäer
überging. Hurrikans bilden sich grundsätzlich über Wasser, wenn die Wassertemperatur über 26 °C steigt.
Wasser verdunstet und steigt in großen Mengen in die Atmosphäre auf, der Dampf kondensiert
schließlich und Gewitterwolken bilden sich. Da der Wasserdampf in die Höhe zieht, entsteht über der Abb. 69: Hurrikan
(www.nasa.gov, 2018)
warmen Meeresoberfläche ein Unterdruck. Um diesen auszugleichen, strömt die Luft mit einem hohen
Wasserdampfanteil aus der Umgebung nach. Diese steigt nun ebenfalls in die Atmosphäre und die
Gewitterwolken vergrößern sich. Durch die Rotation der Erde entsteht ein großflächiger Wirbel, der sich
wegen der sogenannten Corioliskraft (Zentrifugalkraft, die aufgrund der Rotation der Erdkugel auftritt)
auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn bewegt, und entgegengesetzt zu den auf der
Abb. 70: Galaxie M74
Südhalbkugel (A. GEYSSEL, 2016).
(scitechdaily.com, 2018)
Edwin Hubble (1889-1953), der viele fremde Galaxien mithilfe seines großen Spiegelteleskops erforschte, entdeckte 1923, dass der
Andromedanebel ein eigenes Sternensystem ist. Er legte eine Klassifikation für die unterschiedlichen Typen fest: Spiralgalaxien (Abb.
70), Balkenspiralgalaxien, elliptische Galaxien und irreguläre Galaxien beziehungsweise Sonderformen wie Zwerggalaxien oder aktive
Galaxien. Mehr als die Hälfte aller Sternsysteme sind Spiralgalaxien (S), dazu zählen auch die Milchstraße und der Andromedanebel.
Mit einem Durchmesser von etwa 100.000 Lichtjahren haben Spiralgalaxien eine mittlere Größe im Vergleich zu anderen. Sie werden
auch als Scheibengalaxien bezeichnet, weil sie von der Seite gesehen flache Scheiben bilden. Da kreisen die Sterne mit bis zu 300
Kilometern pro Sekunde auf regelmäßigen Bahnen um das Zentrum der Galaxie. Die ganze Scheibe dreht sich einmal etwa alle 200
Millionen Jahre. So entstehen sogenannte Spiralarme, die die Sternentstehungsgebiete einer Galaxie sind. Das Gas wird so stark
verdichtet, dass sich immer wieder junge, heiße Sterne bilden. Im Zentrum der Spiralgalaxie sind dagegen ältere Sterne versammelt.
Es gibt außen eine mächtige Kraft (die sog. Dunkle Materie), die die Galaxie zusammenhält und beschleunigt (H. WESTRAM, 2018).

90
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

3.3 Spirale in der Geschichte der Landschaftsarchitektur

Die formale und symbolische Vielseitigkeit der Spiralen hat gleichzeitig mehrere Kulturen in der Geschichte inspiriert. Maoris Symbolik

(Polynesien) verwendeten das Spiralmuster, um das Gefühl der Einheit mit dem Universum auszudrücken. Es wurde nicht nur in Holz
und Stein geschnitzt oder gemalt, sondern auf die Haut tätowiert. Bei den Hopi-Indianern (Nordamerika) waren Spiralmuster Symbole
der Mutter Erde und der Wiedergeburt. Spiralförmige Linien haben häufig einen Irrgarten dargestellt, z. B. in Kreta (Mittelmeer) in der
antiken griechischen Kultur (Gy. DOCZI, 1981, S. 142).
Die Doppelhelix erschien zum ersten Mal als Caduceus, der aus zwei sich windenden Schlangen bestehende Zauberstab von Hermes
(Schutzgott der Reisenden, Kaufleute, Kunsthändler, der Redekunst und der Magie). Sie symbolisieren das unlösbare Rätsel von Leben
und Tod. Dies wurde an den Felswänden der Hügelgräber von New Grange (Irland) mit den doppelten Spiralen ebenfalls dargestellt:
„Folgt man der sich nach innen drehenden Linie, trifft man auf eine andere Linie, die sich in entgegengesetzter Richtung nach außen
dreht “ (Quelle ergänzen). Dies wären die Symbole der Bestattung im Grab und gleichzeitig vom Verlassen des mütterlichen Schoßes
(Gy. DOCZI, 1981, S. 43).
Die Mitte ist der Ort, wo die entgegenwirkenden Kräfte sich treffen, ein idealer Zustand, dem sich nur angenähert werden kann (Gy.
DOCZI, 1981, S. 44). Die Spiralarme drehen sich um diesen Punkt, während deren Entfernung zur Mitte zunimmt. Spiralen haben
unerlässlich einen religiösen Bezug, der auf die innere Reise und Selbstentdeckung hinweist.
Als Naturgesetzlichkeit verkörpern sie das dynamische Prinzip der Reorganisation, der symmetrischen, ausgewogenen Entwicklung
und der Unendlichkeit (P. HEMENWAY, 2008, S. 129). Nach Philosoph Giambattisto Vico verläuft die Geschichte in einer Spiralform:
Die Sachen wiederholen sich, aber auf einem anderen Niveau. Windungen und Schneckenlinien symbolisieren Wiedergeburt und
Entwicklung (M. GUILLEMOT, 2006, S. 512).

91
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

3.4 Assoziative Raumwahrnehmung: Spiralen

Schlosspark - Schloss Schönbrunn, Irrgarten, 11.06.2017


„Eadem mutata resurgo“ (Kap. II./2.1.4)

Spiralen und Irrgärten spielen eine ähnliche Rolle im kollektiven Bewusstsein. Trotz
aller Vorstellungen, was alles im Inneren auf einen wartet, gibt es immer etwas
Überraschendes und Unerwartetes. Es ist immer ein Weg, der vielleicht zu dem
gleichen Ausgangspunkt zurückführt, man nimmt aber während der Reise einen
gewissen Mehrwert mit.
Die Richtung hinein in die Spirale ist eindeutig. Jeder weiß, wo die Mitte ungefähr sein soll, allerdings ist es schwer zu sagen, wann man
tatsächlich ankommen wird. Je näher man kommt, desto schneller findet man das eigene Tempo. Man spürt eine Kraft, die nach innen
zieht, immer schneller und stärker. Plötzlich ist diese Kraft in dem Moment der Ankunft weg. Trotzdem muss man die angesammelte
Energie noch ableiten und eine zusätzliche Runde gehen, wie fließendes Wasser in einer Schüssel.
In der Mitte hat man ein Gefühl der Ankunft, es herrscht Ruhe. Man dreht sich herum und sieht, wo die anderen sind. Jeder bewegt sich
in einem berechenbaren Tempo, manche sind schon näher, manche noch weit weg. So wäre es also, wenn man die Erde und die anderen
Planeten von der Sonne aus beobachten könnte. Langsam wird es Zeit zu gehen, der Ausgang wirkt wie ein Abfluss. Der
Richtungswechsel bei dem Weg hinaus ist angenehm, die früher nach rechts ziehende Kraft wird jetzt nach links ausgleichen. Die
Linienführung ist bereits bekannt, man kann schon ruhiger hinausgehen. Der Ort wirkt energetisierend und gleichzeitig beruhigend,
man kehrt mit zusätzlicher Energie zurück. Die Spirale nach innen beschleunigt, nach außen lässt sie los.

ERKENNTNIS

Die Anlage ist ein gutes Beispiel für die früheren erwähnten Anlagen, die nach innen schließen und nach außen öffnen (Kap. I./1.2.4.).
Der Mittelpunkt hat nur einen Ein- und einen Ausgang, die Position der anderen ist überschaubar und leicht zu berechnen. So fühlt
man sich während des Aufenthaltes im mittleren Bereich geborgen, das Verlassen der Anlage passiert freiwillig.
92
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

3.5 Spirale in der Landschaftsarchitektur

Spiralen definieren eine organische Formensprache, die einerseits mit den geschwungenen Linien und andererseits mit den Grafische Bezüge

zahlreichen Vorbildern aus der Natur zu erklären ist. Spiralen stellen ein unbegrenztes Wachstum dar und die zur Verfügung stehenden
Freiflächen sind meistens endlich. Dementsprechend sollten die Punkte, wo die Spirale anfängt oder verschwindet, schon im Konzept
bestimmt werden. Die Mitte ist ein besonderer Ort mit starker Symbolkraft. Durch die geometrischen Eigenschaften sehen Spiralen in
dem Raum aus allen Betrachtungsperspektiven ähnlich aus.
Ihre Drehrichtung hat einen wesentlichen Einfluss auf die Wahrnehmung der Betrachtenden (P. HEMENWAY, 2008, S. 167): Wahrnehmung

Rechtsdrehende Linksdrehende

Innere Äußere
Gesuch Antwort
Aufwärts Abwärts
„Man into Spirit“ „Spirit into Man“
Positiv Negativ

93
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Kräuterspiralen oder Kräuterschnecken erfreuen sich großer Beliebtheit in Kleingärten. Sie ermöglichen eine große Pflanzenvielfalt mit Kräuterspirale
den verschiedensten Standortansprüchen auf kleinstem Raum. Die ca. 80 cm hohen Bauten sind ähnlich wie Hochbeete, sie sind
pflegeleicht und einfach zu gestalten (C. SCHICK, 2018).
Ein sehenswertes Beispiel für die elegante Verknüpfung einer Spiralform mit der Umgebung findet man Beispielprojekt:
bei Dinder House in Somerset (Großbritannien). Die Anlage und das georgische Haus wurden jahrelang „Goldene Spirale“
vernachlässigt. Zwischen 2006 und 2008 hat das Architekturbüro Calonder den überpflanzten Garten
vereinfacht und mit einem doppelten Spiral-Motiv ergänzt, um das Haus mit seiner Parklandschaft zu
verbinden. Die größere Spirale besteht aus einer Buchsbaumhecke, die sich zu einer Steinbrücke am Ende
des Parks erstreckt. Dort läuft sie in die Wasserspirale, die sich in einer Rasenfläche am tiefsten Punkt Abb. 72: „Goldene Spirale“
(www.calonder.net, 2018)
der Anlage befindet. Durch die Unterbrechungen der Spirallinien wirkt der Komposition wie eine
Darstellung von Wellen, die von einem Wassertropfen verursacht werden (A. CALONDER, 2018) (Abb. 72).
Das zeitlose Prinzip des Goldenen Schnittes wird in der begehbaren Installation auf der Beispielprojekt:

Marha-Ebene in der Wüste von Marokko dargestellt. Die Goldene Spirale von Hannsjörg „Spiral Garden“

Voth (geboren 1940) wurde zwischen 1992 und 1997 aus Lavagestein und Lehm gebaut, als
„Zeichen der Sehnsucht nach dem, was jenseits der menschlichen Erkenntnis liegt“. Der
Mauerring ist 260 m lang und führt durch eine Wendeltreppe aus 100 Stufen zu
Wohnräumen und zu einem Brunnen. Dort schwimmt ein aus Gold geschmiedetes Objekt
auf dem Wasser, das vom Künstler als „Arche“ bezeichnet wird. Die Spirale wurde aus neun
Viertelkreisen gebaut, deren Radien sich nach der Fibonacci-Reihe vergrößern (S. LANGEN,
2015, S. 32) (Abb. 73).
Abb. 73: „Spiral Garden“ (Langen, 2015)

94
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

3.6 SPIRALEN - RESÜMEE

Spiralen sind um einen Punkt oder eine Achse verlaufende Linien. Bei archimedischen Spiralen bleibt die Entfernung der angrenzenden
Punkte gleichmäßig. Dahingegen werden logarithmische Spiralen exponentiell größer und durch diese Eigenschaft wird ermöglicht,
dass das Gesamtmuster seine ursprüngliche Form behalten kann. So kommen Letztere sowohl in der unbelebten als auch in der
belebten Natur häufiger vor. Es gibt zahlreiche Beispiele für Spiralen als feste Formen, temporäre Momentaufnahmen oder
Bewegungsbahnen. Ihre meditative Formansprache hat viele Kulturen unabhängig voneinander inspiriert und sie haben während der
Geschichte einen komplexen Symbolgehalt entwickelt. Spiralförmige Muster können eine selbstentdeckende innere Reise, eine
unendliche Entwicklung oder das unlösbare Rätsel von Leben und Tod darstellen. Die Mitte symbolisiert den Ort, wo sich
entgegenwirkende Kräfte treffen und auflösen. Es ist eigentlich ein schwer erreichbarer idealer Zustand.
Spiralen sehen durch die geometrischen Eigenschaften aus allen Betrachtungsperspektiven ähnlich aus. Trotzdem kommen während
der Begehung einer spiralförmigen Anlage überraschende Erlebnisse die begehende Person zu. Auf dem Weg nach innen wirken die
zusammenführenden Linien beschleunigend, das Erreichen des mittleren Punktes ist einmalig und etwas Besonderes. Man muss sich
ständig umdrehen, die rotierende Bewegung gehört unzertrennlich zu der Wahrnehmung bei einer spiralförmigen Anlage, so muss die
Umgebung um bewusst gestaltet werden. Während des Verlassens wirkt die erschließende Linienführung abbremsend, als ob der Weg
überhaupt nicht der gleiche wäre.

95
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

III. GEOMETRIEN VON


WACHSENDEN STRUKTUREN
1. Fraktale

2. „Li“
(Rhythmisch-dynamische
Formen)

96
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Wolken sind keine Kugeln, Berge keine Kegel, Küstenlinien keine Kreise.
Die Rinde ist nicht glatt und auch der Blitz bahnt sich seinen Weg nicht gerade.“
(B. B. MANDELBROT, 1977)

1. FRAKTALE

1.1 Beschreibung

Das Wort „Fraktale“ (lateinisch fractus, „gebrochen“) bezeichnet solche natürlich oder künstlich entstandenen, geometrischen Muster, Definition

die einen hohen Grad von Selbstähnlichkeit aufweisen. Benoît Mandelbrot (1924-2010), ein französischer Mathematiker, hat in seinem
Buch „Die fraktale Geometrie der Natur“ (1975) Fraktale als Objekte beschrieben, die aus mehreren verkleinerten Kopien ihrer selbst
bestehen. Sie unterscheiden sich in wesentlichen Aspekten von den anderen gewöhnlichen glatten Figuren, da fraktale Gebilde meist
eine nicht ganzzahlige Dimension aufweisen (fraktale Dimension) und damit die euklidische Geometrie erweitern. Beispielweise sind
Würfel mit senkrecht zueinanderstehenden Geraden als Fraktale zu beschreiben, denn sie füllen mit drei Größen (Länge, Breite, Höhe)
die drei Dimensionen vollständig aus. Ein Berg hingegen, der sich ebenso ins
Räumliche erstreckt, ist an der Oberfläche gebrochen und füllt einen
dreidimensionalen, würfelförmigen Raum nicht total aus. Der Berg ist daher mit einer
Dimension zu beschreiben, die nicht ganzzahlig, sondern „fraktal“, also „gebrochen“
ist (A. HOMEYER, 2016). Im Gegensatz zu gewöhnlichen Formen, die bei einer
Vergrößerung oft flacher und damit einfacher werden, weisen Fraktale immer
komplexere und neue Details auf. So können reale, „raue“ Objekte oder
Erscheinungen in der Natur mathematisch präziser beschrieben werden und nicht nur
als idealisierte, ungenaue Formen (P. HEMENWAY, 2008, S. 124) (Abb. 74). Abb. 74: Fraktal (www.digitalartofjax.com, 2018)

97
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Die Eigenschaften der Fraktale wurden neben Mandelbrot von einigen anderen Mathematikern und Physikern präzisiert:
1. Fraktale Dimension: Die Idee einer gebrochenen Dimensionalität stammt von Felix Hausdorff (1868-1942), der sie 1919 auf eine
mathematische Grundlage gestellt hat.
2. Selbstähnlichkeit (Skaleninvarianz): Die Fraktale setzen sich aus kleineren Strukturen zusammen, die dem ganzen Muster ähneln.
3. Komplexität: Fraktale sind hochkomplex, obwohl die beschriebenen Algorithmen sehr einfach sein können. Sie geben mehr Details
preis, wenn man sie vergrößert, und es geht dabei bis ins Unendliche.
4. Iteration (Wiederholung, Rückkopplung): Eine Vorschrift wird ständig wiederholt, wobei das Ergebnis als Wert der nächsten
Rechnung eingesetzt wird.
5. Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen: Da bei der Erzeugung fraktaler Strukturen immer wieder ein und dieselbe Anweisung
ausgeführt wird, hängt das Endprodukt entscheidend von den Startwerten ab (A. HOMEYER, 2016).
Mit der fraktalen Welt wurde ein universales Prinzip entdeckt, von dem sich die theoretische und praktische Relevanz in zahlreichen Relevanz

unterschiedlichen Bereichen nachweisen lässt: „Mathematische Probleme, die nach nicht fraktalem Verständnis nicht lösbar wären,
finden ihre Lösung in der fraktalen Mathematik. Manche Wissenschaftler gehen sogar so weit zu sagen, Chaostheorie und fraktale
Geometrie fügten sich zu einem völlig neuen Weltbild zusammen, da nur sie beschrieben, wie die Natur wirklich sei“ (A. HOMEYER,
2016). Man trifft in der Biologie und Medizin (Adernetze, Bronchialzweige, das Gehirn), in der Chemie (z. B. Oberflächenforschung von
Plastikstrukturen) und sogar in der Sozialwissenschaft (Börsenkursen) auf Fraktale.
Fraktale werden durch die gemeinsamen Eigenschaften oft mit der Chaos-Mathematik in Zusammenhang gebracht, obwohl sie Chaos-Theorie

hochgeordnete, geometrische Muster sind, chaotische Systeme lassen sich nämlich mit Fraktalen gut darstellen. Sie sind außerdem
deterministisch, das heißt sie verhalten sich nach bestimmten Regeln, die ihren dynamischen Verlauf beeinflussen (S. SKINNER, 2008,
S. 59). Mandelbrot bezeichnete Chaos als „ein Zwischending zwischen Unordnung und Ordnung“, als den Graubereich zwischen Zufall
und Gesetz. Die Chaostheorie gilt neben der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik als eine der großen wissenschaftlichen
Revolutionen des 20. Jahrhunderts (N. LOSSAU, 2004). 

98
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.2 Fraktale in der Natur

Selbstähnliche Strukturen kommen in der Natur häufig vor, jedoch ist bei denen die Anzahl der Stufen begrenzt und beträgt oft nur Pflanzenwelt

drei bis fünf. Klassische Beispiele bei Pflanzen sind die grüne Blumenkohlzüchtung Romanesco (Brassica oleracea 'Romanesco') und
der Blumenkohl an sich. Sie bestehen aus zahlreichen Röschen, die wie der gesamte Kopf aussehen. Der Aufbau folgt einer
grundlegenden Bauregel, nur der Maßstab ändert sich. Dieses Prinzip hat den großen Vorteil, dass die für den Austausch so wichtige
Oberfläche enorm vergrößert wird (N. LOSSAU, 2004). Die Wedel von Farnen (Polypodopsida) sehen wie die einzelnen Blätter daran
aus, welche wiederum den sie bildenden, noch kleineren Blättchen ähneln. Bei den zusammengesetzten Blüten von Möhren (Daucus
carota) sind ebenfalls Fraktale zu erkennen. Die Verästelungen von Bäumen haben einen annähernd fraktalen Aufbau, denn ein
Baumzweig sieht ungefähr so wie der gesamte Baum aus, die Ähnlichkeit ist jedoch nicht so regelmäßig (A. HOMEYER, 2016).
Selbstähnliche Muster sind nicht nur in der organischen (Blutgefäße, Lungenbläschen, Herzschlag), sondern auch in der anorganischen Anogranische

Natur weitverbreitet. Im Gegensatz zur Vergrößerung euklidischer Figuren endet eine Küste nie in einer Geraden oder überhaupt einer Natur

euklidischen Form. Je genauer man die Feinheiten des Küstenverlaufes misst, umso größer wird die Länge, die man erhält. Berge und
Flüsse (besonders Deltagebiete) und meteorologische Ereignisse, wie Wolken und Blitze, weisen ähnliche Strukturen auf. Im kleineren
Maßstab werden Fraktale bei Schneeflocken und im Kristallwachstum repräsentiert. Ebenso findet man fraktale Strukturen bei der
Entstehung von Mischungen, z. B. wenn man einen Tropfen Farblösung in ein Glas Wasser gibt (A. HOMEYER, 2016) (Abb. 75).

99
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Abb. 75: Beispiele für Fraktale in der Natur


www.fourmilab.ch, www.biologische-strukturen.blogspot.de, www.ecstep.co, www.mathartdesign.blogspot.de,
www.petapixel.com, www.rgbstock.com, www.mnn.com, , www.shutterstock.com, 2018)

100
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.3 Die Geschichte der Fraktale

Die zahlreichen Beispiele sehend stellt man die Frage mit Fug und Recht: Wenn die Fraktale doch überall um uns herum sind, wieso
haben wir sie erst vor Kurzem entdeckt? Früher schienen die selbstähnlichen Muster der Steinformationen und Wasserläufe einfache
zufallsartige Muster zu sein. Die fraktale Geometrie ist für die menschliche Wahrnehmung erst durch die Darstellungstechniken der
Computer erfassbar geworden (M. SCHWARZ, 2013).
Die mathematischen Grundlagen von Mandelbrots Theorie stammten von Vorläufern wie Gaston Julia
(1893-1978), Pierre Fatou (1878-1929) und Felix Hausdorff, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts
ungewöhnliche Formen untersucht haben. Da es damals keine digitalen Hilfsmittel gab, mussten sie ihre
Gleichungen im Kopf ausrechnen und auf das grafische Ergebnis verzichten.
Der schwedische Mathematiker Helge von Koch (1870-1924) hat das erste formale fraktale Objekt, die
sog. Kochsche Schneeflocke, 1904 beschrieben (Abb. 76). Es entsteht dadurch, dass außen an den Seiten
Abb. 76: Kochsche Schneeflocke
eines gleichseitigen Dreiecks am mittleren Drittel gleichseitige Dreiecke angelegt werden, mit denen man (www.spektrum.de, 2018)

dieses Verfahren wiederum durchführt. Eine ähnliche Systematik hat das sogenannte Sierpinski-Dreieck
(1915), ein von Wacław Sierpiński (1882-1969) beschriebenes Fraktal, welches eine selbstähnliche
Teilmenge eines meist gleichseitig dargestellten Dreiecks ist. Teilt man das Dreieck in vier zum
Ausgangsdreieck ähnliche Dreiecke, deren Eckpunkte die Seitenmittelpunkte sind, dann sind die
Teilmengen des Fraktals in den drei äußeren Dreiecken skalierte Kopien des gesamten Fraktals (I.
Abb. 77: Sierpinski-Dreieck
STEWART, 2000) (Abb. 77). Loren Carpentler (geboren 1947), Computerwissenschaftler, hat 1978 die (www.3d-meier.de, 2018)

Aufgabe bekommen, experimentelle Flugzeuge bildlich darzustellen: „Ich wollte unbedingt einen Berg im Hintergrund haben.“ Um eine
wirklichkeitstreue Landschaft zu generieren, verwendete er die Fragmentation. „Die Methode ist kinderleicht: man beginnt mit einer
aus großen Dreiecken bestehenden Landschaft, dann teilt man jedes Dreieck weiter und das wiederholt man immer wieder“. Später hat
er die erste komplett computergenerierte Spielfilmszene erstellt (Star Trek 2, Lucasfilm), die eine neue Welt der Bildanimation eröffnet
hat (M. SCHWARZ, 2013).
101
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Die fraktale Geometrie der Natur“, das Buch von Mandelbrot erschien in 1982 auf Englisch und ein Jahr später wurde nach den ersten
computergrafischen Visualisierungen (R. BROOKS, P. MATELSKI, 1978) die Mandelbrot-Menge, das sogenannte Apfelmännchen
veröffentlicht (Abb. 78). Es ist eine fraktal erscheinende Menge mit dem Bildungsgesetz zn+1 = zn2 + c, die eine bedeutende Rolle in der
Chaosforschung spielt (C. DRÖSSER, 2010). Sie kann mit farbigen Punkten dargestellt werden und so sieht man, wie reich der
Randbereich an vielfältigen Mustern ist, die sich je nach der Wahl der Randstelle stark unterscheiden (J. KÖLLER, 2014). Auch wenn es
noch unfassbar war, die Ästhetik der fraktalen Welt hat sofort Millionen fasziniert (C. DRÖSSER, 2010).
In der Hinsicht ist Mandelbrot nicht der Entdecker der Fraktale, er hat aber unauslöschliche Spuren in der Mathematik hinter gelassen Symbolik

(A. HOMEYER, 2016). Fraktale ermöglichen, die Komplexität der Natur mit der Mathematik zu verstehen, so stellen sie eine völlig neue
wissenschaftliche Methode dar: Die Welt kann nicht nur betrachtet, sondern auch mit mathematischen Berechnungen vermessen
werden, was dadurch zu einem tieferen Verständnis als je zuvor führt. Neben der offenbaren Unendlichkeit symbolisieren Fraktale
Multidimensionalität, endlose Energie, Selbstähnlichkeit und können als Mittler zwischen den Welten, Licht und Dunkel, zwischen der
sichtbaren und unsichtbaren Wirklichkeit des Menschen betrachtet werden (M. SCHWARZ, 2013).

Abb. 78: Das Apfelmännchen (www.zeit.de, 2018)

102
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S
.
1.4 Fraktale in der Landschaftsarchitektur

Mithilfe der digitalen Darstellungstechniken ist eine weitverbreitete Unterform der Kunst entstanden, die sog. Fraktalkunst (Fractal Grafische Bezüge

Art). Der Formenreichtum eines Fraktal-Randes ist besonders reizvoll. Mit geeigneten Computerprogrammen lässt sich der Rand wie
mit einem Mikroskop betrachten, je stärker die Vergrößerung, desto komplexere Strukturen kommen zum Vorschein. Die Wahl des
Bildausschnittes und die Zuordnung von Farben unterliegen der künstlerischen Freiheit (S. BENDER, 2014).
Bei computergestützten Simulationen können formenreiche Strukturen, wie
realitätsnahe Landschaften, eingesetzt werden. Bäume sind beispielweise als Fraktale
am bestens darzustellen. Man verwendet zusätzlich einen sog. Zufallsfaktor, um die
gekünstelte Regelmäßigkeit zu vermeiden (T. SCHAUPPENLEHNER, 2014).
Die berühmte Farbholzschnittserie „36 Ansichten des Berges Fuji“ (jap. 富嶽三十六
景, Fugaku sanjūrokkei) des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai (1760-1849)
wurde in dem Buch von Mandelbrot als die allererste handgezeichnete Darstellung
von Fraktalen erwähnt. Wolken, Schatten, Berge, Pflanzen und Wasser hat er bereits
Abb. 79: „Die große Welle von Kanagawa“
als fraktale Elemente gezeichnet (M. SCHWARZ, 2013) (Abb. 79). (www.allposters.de, 2018)

Durch das Erkennen und das Verständnis der mathematischen Eigenschaften der Welt ist die fraktale Geometrie zu einer Sprache der Wahrnehmung

Natur geworden. Fraktale könnten beim Definieren der allgemeinen Ästhetik ebenfalls eine Rolle spielen. Untersuchungen der letzten
Zeit haben nachgewiesen, dass fraktale Dimensionen von 1.3 bis 1.5 am besten zur menschlichen Wahrnehmung geeignet sind.
Fraktale Muster wirken durch das Vorhandensein in der Welt durchaus natürlich. Sie stellen die Diversität, Stabilität und die Funktion
der Ökologie dar. Selbstähnliche Strukturen weisen, so wie Spiralen, dasselbe wohlbekannte Muster aus unterschiedlichen
Betrachtungsorten auf (S. PERRY, 2008).

103
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.5 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur

Fraktale Muster brauchen ihrem Wesen nach viel Platz, die menschliche Wahrnehmung lässt aber nur einen begrenzten Maßstab zu. Beispielprojekt:

Die Universe Cascade von Charles Jencks (geboren 1939) ist als Doppelhelix berühmt geworden, obwohl die Kombination aus einem „The garden
of cosmic
Wasserfall und einer Treppenanlage eher ein fraktales Wachstumsmuster aufzeigt. Der
spectaculation“
Garden of Cosmic Spectaculation ist nach der Interpretation des Architekten „eine Anregung,
über die fundamentalen Aspekte der Natur nachzudenken und diese zu feiern“. Als Motto hat
das Konzept nichts Geringeres als das Universum. Im Laufe der Planung sind immer mehr
philosophische Fragen aufgetaucht wie „Wie passen wir in die Natur?“ oder „Was sind die
grundlegenden Kräfte und Formen der Natur?“. Jencks und seine Frau haben sich von der
Wissenschaft inspirieren lassen. Er entwarf Skulpturen und Landschaftsformen als visuelle
Metapher zu diesem Themenkreis: Schwarze Löcher, Fraktale, Urknall, gebrochene
Symmetrien usw. (S. LANGEN, 2015, S. 64).
Die Universe Cascade als Zurückweisung an die DNA soll die Basis allen Lebens auf unserem
Planeten symbolisieren. Die einzelnen Stufen sind die Entwicklungssprünge des Universums
von Gaia als Mutter Erde bis zum letzten Plateau, wo die Entwicklung der Religionen und
Zivilisationen dargestellt wurde. Laut Jencks ist es der Schritt, der die Menschheit vom
Rest der Natur unterscheidet (S. LANGEN, 2015, S. 68) (Abb. 80). Abb. 80: „Universe Cascade“ (Langen, 2015)

104
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1.6 FRAKTALE - RESÜMEE

Fraktale sind regelmäßige Muster, die einen hohen Gard an Selbstähnlichkeit aufweisen. Der Aufbau folgt einer grundlegenden
Bauregel, nur der Maßstab ändert sich. In einem Idealfall könnten solche Motive unendlich wiederholt werden, so wären sie durch
eine Vergrößerung im Gegensatz zu gewöhnlichen Formen immer komplexer. Diese Eigenschaft ermöglicht in der Natur den Vorteil,
dass die für den Stoffwechsel so wichtige Oberfläche wesentlich vergrößert wird.
Obwohl die Fraktale als relativ moderne Erfindungen gelten, sie wirken durch das vielfältige Vorhandensein der Welt trotzdem sehr
organisch. Fraktale Muster symbolisieren Komplexität und die ökologische Diversität. Selbst computererzeugte Bilder haben durch die
reizvollen Farben und wohlbekannten Mustereinheiten eine entsprechend ästhetische Wirkung.
Fraktale Muster brauchen ihrem Wesen nach viel Platz. So existieren bis jetzt noch relativ wenige Beispiele für die
landschaftsarchitektonische Verwendung. Die Darstellung solcher Maßstabslosigkeit stellt von der technischen Umsetzung her eine
reizende Herausforderung in der Gestaltung dar. Es muss auch berücksichtigt werden, dass die durchschnittliche menschliche
Wahrnehmung aus einer allgemeinen Betrachterperspektive für ein bestimmtes Größenintervall begrenzt ist.

105
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

III. GEOMETRIEN VON


WACHSENDEN STRUKTUREN
1. Fraktale

2. „Li“
(Rhythmisch-dynamische
Formen)

106
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Es gibt eine Ordnung hinter dem scheinbaren Chaos-“

(K. DEVLIN)

2. LI (RHYTMISCH-DYNAMISCHE FORMEN)

2.1 Beschreibung

Natur kann die Menschheit mit ihrer Kreativität immer wieder beindrucken: „Jedes Muster der Natur stellt ein, zumeist tiefgründiges Definition

Rätsel dar“ (C. BECK, 2008). Die vielfältige Formbildung wurde zum ersten Mal in Fernost untersucht und systematisch geordnet, daher
stammt der chinesischer Ausdruck Li (chinesisch „Muster“ oder „Prinzip“), den David Wade, walisischer Dichter, in seiner Buchserie
„Wooden Books“ für diese Formen als Sammelbegriff verwendet hat (D. WADE, 2003, S. 1).
In der westlichen Kultur haben viele Wissenschaftler nach einer sogenannten Weltformel gesucht, um die verschiedenen Theorien zu
vereinen, bislang allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Mathematik sollte, so wie bei Fraktalen, in ihrer systematischen Art und
Weise die hinter den beobachteten Mustern verborgen liegenden Gesetzlichkeiten ans Licht bringen (M. SCHWARZ, 2013).
„Die Kunst (der Natur) ist der Mathematik sehr nah, sie sprechen nur verschiedene Sprache“ (R. TAYLOR, 2013). Chemische,
physikalische und dynamische Ereignisse, die bei der Entwicklung der Lebewesen eine Rolle spielen, folgen mathematischen
Gesetzmäßigkeiten. Prozesse, die überall in der Natur auftauchen, beruhen auf Mathematik. Neben den Außenfaktoren spielen
Erbinformationen bei der Gestaltbildung eine wichtige Rolle. Durch Wachstums- und Differenzierungsvorgänge auf zellulärer Ebene
lassen sich Symmetrien und andere Muster entwickeln, die sich einander gleichen, egal wie unterschiedlich die Organismen sein
können (M. SCHWARZ, 2013).

107
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.2 Li in der Natur

David Wade hat in seinem Buch insgesamt 25 Arten von Li-Mustern beschrieben. Deren Ästhetik liegt einerseits in ihrer Universalität,
andererseits in der grenzlosen Variierbarkeit. Er bezeichnet sie als grafische Äußerungen von vielfältigen archetypischen Prozessen,
deren Spuren überall in der Natur nachvollziehbar sind. Sie können dynamische Strukturen, „gefrorene“ Momente oder Prozesse in
einer gewissen Phase darstellen, wo die Energie gerade eine bestimmte Form aufnimmt (D. WADE, 2003, S. 1).
Nach ihrem Entstehungsprozess können die Li-Muster folgendermaßen gegliedert werden:

2.2.1 Konzentrisch: Die Grundstruktur wächst aus der Mitte heraus, sie hat einen offensichtlichen Ausgangspunkt und eine
Ausrichtung.
Brancha: Die sich verzweigenden Linien bieten eine elegante Lösung, um einen bestimmten Raum am
effektivsten zu erschließen. Es ist besonders bei lebendigen Strukturen essenziell, da solche baumartigen
Netzwerke die Energieströmung in beide Richtungen ermöglichen (D. WADE, 2003, S. 10).
Concentra: Die vielfältigen Farbtöne und kreisförmigen Formationen dieser Art sind besonders attraktiv. Solche
Muster entstehen meistens durch die Oszillation der sogenannten Belusov-Zhabotinsky-Reaktion
beziehungsweise durch das Wachstum von Kristallen (D. WADE, 2003, S. 16).
Filices: Diese sogenannten dendritischen (baumartigen) Kristallgefüge befinden sich bei Fossilen, Steinen oder
Eisblumen. Trotz ihres anorganischen Ursprungs wirken diese Muster durchaus „natürlich“ (D. WADE, 2003, S.
22).
Licheniform: Als „Lichen“ oder „Flechte“ wird eine bestimmte Lebensgemeinschaft-Symbiose zwischen einer
Pilzart (Mykobionten) und Grünalgen (Photobionten) bezeichnet, die seit Jahrmillionen Steine und Felsen
kolonisieren. Das fraktalartige Netzwerk wächst aus der Mitte bis zum Nachbarn (D. WADE, 2003, S. 28).

Abb. 81-84 (Wade, 2003)

108
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Phyllotaxy: Die gegenlaufenden Spiralen resultieren aus einer äußerst imposanten, komplexen Form, die zum
Beispiel bei dem Querschnitt des Rotkrauts zu erkennen ist (mehr dazu im Kap. II./2.1.4.)
(D. WADE, 2003, S.32).
Rivas: Die geschwungenen Kurven des Flussbettes heißen Mäander (griechisch: maiandros, mαίανδρος) nach
dem Fluss Menderes in der westlichen Türkei. Die genaue Ursache für die Mäanderbildung wurde früher mit den
Unregelmäßigkeiten der Topografie erklärt, wie das mit den unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten
strömende Wasser auf die Hindernisse reagiert (D. WADE, 2003, S. 38). Die bemerkenswerten Untersuchungen von Viktor Schauberger
(1885-1958) und John Wilkes (1930-2011) haben nachgewiesen, dass der Mäander die eigene, natürliche Bewegungsform des Wassers
ist. Die von Schauberger gebauten Unterwasserturbinen haben die mäanderförmige Strömung ermöglicht, wodurch das Wasser mehr
Sauerstoff aufnehmen konnte. In den Bereichen, die früher hypertroph (überfüllt mit Biomassen) waren, wurde das ökologische
Gleichgewicht wiederhergestellt (S. SKINNER, 2007, S. 68). Flüssigkeiten sind in allen Maßstäben bereit, in Mäanderform zu strömen,
von einzelnen Tropfen bis zu den größten Flüssen der Erde (J. WILKES, 2003, S. 46).
Viktor Schauberger hat Wasser als etwas Lebendiges gesehen: „Tatsächlich birgt jedoch das Wasser ähnliche Geheimnisse wie das Blut
im menschlichen Körper. In der Natur erfüllt es Funktionen, die es berechtigt erscheinen lassen, vom Wasser geradezu als vom Blut der
Erde zu sprechen.“ Wenn die natürliche Bewegung des Wassers ermöglicht ist, dann steigert sie seine Qualität (O. ALEXANDERSSON,
1995, S. 52). Dementsprechend ist die Mäanderbildung nichts anders, als der eigene, natürliche Reinigungsprozess von Wasserläufen
(S. SKINNER, 2007, S. 69).

Abb. 85-86 (Wade, 2003)

109
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Flowforms (Ergänzung zu der Auflistung von David Wade): Nach dem englischen Wort flow (strömen, fließen)
benannte Wasserkaskaden sind die Erfindung des englischen Bildhauers John Wilkes (1930-2011), die die
natürliche Bewegungsform für das durchströmende Wasser ermöglichen können. Die Untersuchungen, auf
deren Grundlage er seine Strömungsstudie ausgearbeitet hat, basieren auf dem Phänomen der sogenannten Kármánschen
Wirbelstraße. Es ist eine unter speziellen Umständen erscheinende Strömungsmechanik, bei der sich hinter einem umströmten Körper
gegenläufige Wirbel ausbilden. Es wurde nach dem ungarisch-amerikanischen Physiker Tódor Kármán (1881-1983) benannt. Das
Strömungsmuster kann mit flüssigem Glyzerin und feinkörnigem Staub (Magnesium, Lycopodium) demonstriert werden: Wenn man
mit einem Stab eine längliche Linie in der Flüssigkeit mit einer bestimmten Geschwindigkeit zieht, dann wird der auf der Oberfläche
schwebende Staub sich in diese Strömungsform einordnen (J. WILKES, 2003, S. 56). Dieses gleichzeitig symmetrische und
asymmetrische Muster hat John Wilkes so stark inspiriert, dass er, die Arbeit von Viktor Schauberger fortsetzend, eine völlig neue
Auffassung über die Eigenschaften des Wassers im Allgemeinwissen etabliert hat (J. WILKES, 2003, S. 50).
Vicous maculae: Das fraktalartige Verzweigungsmuster ist am einfachsten mit einem Glas Wasser zu
demonstrieren, wenn man Tinte hineingibt. Die sich aus dem einfachen Anfangszustand aufbauende
Komplexität und die zwischen den Ebenen entstehende Hierarchie ist bemerkenswert (D. WADE, 2003, S. 50).
2.2.2 Parallele: Linienartiges Muster mit starkem Kontrast zwischen den Komponenten.
Anfractus: Die geschwungenen, strömenden Linien können in unterschiedlichen Maßstäben vorkommen: von
einem Fingerabdruck durch die Struktur des Gehirns bis zu den vielfältigen Wasserläufen in der Topografie (D.
WADE, 2003, S. 6).
Labyrinthine: Das Wort Labyrinth stammt vermutlich aus der griechischen Bezeichnung der Doppelaxt Labrys,
da dieser Gegenstand bei den Ruinen in Minos gefunden wurde, dieser Zusammenhang ist aber noch umstritten.
Labyrinthe sollten nicht verwechselt werden mit Irrgärten. Letztere sind komplexe Systeme mit Verzweigungen,
Sackgassen und geschlossenen Schleifen, während Labyrinthe verzweigungsfreie Wege sind, deren Linienführung unter regelmäßigem
Richtungswechsel zum Mittelpunkt führt (S. SKINNER, 2007, S. 113). Abb. 87-90 (Wade, 2003)

110
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

In der Geschichte wurden von zahlreichen Kulturen solche Anlagen gestaltet, meistens um eine innere, spirituelle Entwicklung zu
ermöglichen. Das erste Labyrinth sollte im alten Ägypten entdeckt werden, das berühmteste war aber das Gefängnis des Minotauros
auf der Insel Kreta, laut der altgriechischen Mythologie. In der Natur können magnetische und kristalline Formationen solche Muster
bilden (S. SKINNER, 2007, S. 112).
Rippelmarken: Die Wellenmuster auf sandigem Grund entstehen durch den Wind oder durch die
Wasserströmung. Die ursprünglich ebene Oberfläche ist relativ instabil, so können sich kleine
Unregelmäßigkeiten unter bestimmten Bedingungen verstärken. Hinter einem Stein oder einer Muschel
entsteht ein Windschatten, wodurch immer mehr Material abgelagert wird und der Rippel zu wachsen beginnt (C. BECK, 2008). Der
abgelagerte Sand vergrößert den Windschatten und noch mehr Material wird aufgehäuft, so wird es zu einem sich selbst verstärkenden
Prozess (H. DAMBECK, 2009). Obwohl sich diese Linien ständig verändern, scheint das Muster annähernd konstant zu bleiben (D.
WADE, 2003, S. 40).
2.2.3 Mengen: flächenbildende Stöße ohne Ausrichtung oder Ausgangspunkt.
Aggregation: Das lateinische Wort aggregare bedeutet „hinzunehmen“ oder „ansammeln“. Empedocles (495-
435 v. Chr.), griechischer Philosoph, bezeichnete die Anziehung und Abstoßung als die elementarsten Kräfte
der Welt. Durch deren Zusammenwirkung entstehen Muster, die in der Natur häufig vorkommen (D. WADE,
2003, S. 4).
Winkelige Form (eng. „angulated“): Trotz ihrer strengen Geometrie kommen diese geschlossenen, kantigen
Muster relativ häufig in der Natur vor. Der regelmäßige Aufbau von Kristallen und Eisformationen ermöglicht
eine geordnete und dadurch „sparsame“ Anordnung der Teilchen (D. WADE, 2003, S. 8).
Brechia: Dieses dynamische Muster aus gebrochenen Linien wird meistens mit Marmorsteinen assoziiert. Es ist
eine sehenswerte Momentaufnahme von intensiven Prozessen, die unter Umständen unter extremer Hitze und
Druck ablaufen (D. WADE, 2003, S. 12). Abb. 91-94 (Wade, 2003)

111
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Zellular: Alle Organismen bestehen aus fundamentalen Struktureinheiten, den Zellen. Da es sich um
Bauelemente handelt, sind Zellen auch für bestimmte Lebensfunktionen verantwortlich. Als Individuen und in
Gruppen müssen sie ebenfalls ihre Aufgaben erfüllen können. Das zellulare Muster reagiert empfindlich auf
eventuelle Strukturveränderungen (D. WADE, 2003, S. 14).
Contornare: Die fraktale Formensprache der Topografie, wie zum Beispiel die ursprünglichen Konturen von
Küstenlinien und Schneegrenzen, symbolisieren die unberührte Natur, wo stets konstruktive und destruktive
Kräfte einander gegenwirken (D. WADE, 2003, S. 18).
Risse: Die feinen Linien an Keramiken oder bei ausgedorrter Erde veranschaulichen die Auswirkung bestimmter
Kräfte. In der fernöstlichen Kultur werden diese Muster besonders schön gefunden, da sie einen bereits
entspannten, aufgelösten Zustand darstellen (D. WADE, 2003, S. 20).
Fracture: Der Unterschied zu normalen Rissen liegt in der Elastizität des Materials. Fraktale Muster haben
wesentlich mehr rechtwinkelige Verknüpfungen. Sie entstehen durch das interne Wachstum, wofür die
verschiedenen Arten von Bäumen eigene, artspezifische Lösungen gefunden haben (D. WADE, 2003, S. 24).
Nubilous: Die turbulenten Strukturen der Wolken spiegeln die in den Luftmassen wirkenden Kräfte wider. Wie
bereits im Kap. III./1. erwähnt wurde, können diese komplizierten Formationen in der Mathematik nur als
Fraktale abgebildet werden (D. WADE, 2003, S. 30).
Polygonal: Bei dieser geometrischen Anordnung treffen sich meistens drei Linien in einem Punkt, wodurch im
Idealfall ein hexagonales Muster entstehen würde. Aggregate aus Basalt oder Seifenblasen weisen genau diese
Struktur auf (D. WADE, 2003, S. 34).
Retiform: Das gleiche Prinzip wird in der Tierwelt bei Insekten verwendet. Dieses netzartige Gewebe dient als
stabiler Aufbau für den Flügel
(D. WADE, 2003, S. 36). Abb. 95-101 (Wade, 2003)

112
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Trigons: Dreiecke kommen bei den Musterbildungen in der Natur eher selten vor (D. WADE, 2003, S. 42). Hans
Meinhardt (1938-2016), Physiker, hat aber die Gehäuse von Meeresschnecken analysiert und komplexe
mathematische Modelle hinter dem trigonalen Muster entdeckt: „Das Schneckengehäuse wachse durch
Ablagerung von neuem Material an der äußeren Kante, der sogenannten Wachstumsnaht, und genau dort entstehe das Muster. Die
Schale ermögliche so einen Rückblick in die Vergangenheit. Bei dem zweidimensionalen Muster handle es sich um die zeitliche
Aufzeichnung eines eindimensionalen Prozesses“ (H. DAMBECK, 2009).
Variegatus: Tupfen, Flecken, Geschmiere usw. erleichtern in der Biologie die Tarnung oder sogenannte Krypsis
(altgriechisch κρύψις krýpsis, „das Verbergen“). Durch das irreführende Aussehen können potenzielle Beutetiere
oder deren Verfolger weniger leicht gesehen werden (D. WADE, 2003, S. 44).
Vasculum: Blätter spielen bei der Photosynthese, die der wichtigste chemische Prozess in der Natur ist, eine
wichtige Rolle. Sie müssen Wasser und Mineralien zu den Zellen transportieren und gleichzeitig die überflüssigen
Nebenprodukte entsorgen. Neben dem gegenläufigen Energietransport ermöglichen vaskulare Muster ein
stabiles Gefüge (D. WADE, 2003, S. 46).
Vermiculate: Das Wort stammt aus der lateinischen Variante von „Wurm“. Formensprachlich vermitteln die
ineinander verflochtene Linien Dynamik und rasche Veränderungen. Am häufigsten kommen sie beim Federkleid
bei Vogelarten vor, entweder als Dekoration oder als Tarnung (D. WADE, 2003, S. 48).
Tierische Muster: Die Tierwelt ist sehr reich an vielfältigen Mustern, die unterschiedlichen Zwecken dienen
können: Tarnung, Verteidigung, Warnung, Täuschung oder Attraktivität (D. WADE, 2003, S. 5). Parallele Linien
längs zur Wachstumsrichtung gehören zu den einfachsten Mustern, da Pigmente entlang der Wachstumslinie in
regelmäßigen Abständen ihre Maxime bilden. Solche Oszillationen treten auf, wenn die gegenläufige Reaktion zu langsam erfolgt. Nach
einer Zeit der fast ungebremsten Aktivierung wird so viel Inhibitor (Hemmstoff der enzymatischen Reaktion) produziert, dass die
Aktivierung zusammenbricht. Dann wird kein Pigment mehr eingelagert, bis der Inhibitor wieder verschwunden ist und der Zyklus von
Neuem beginnt (H. DAMBECK, 2009). Abb. 102-106 (Wade, 2003)

113
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.3 Li (Natur) in der Geschichte der Landschaftsarchitektur

„Die Kunst des Ostens und des Westens sowie die östliche und westliche Philosophie und Wissenschaft liefern uns immer wieder Natur

Beispiele dafür, dass unter der widerspruchsvollen Oberfläche dieser Welt eine nach Einheit strebende Kraft existiert, die sich in & Ästhetik

harmonisch ausgewogenen Grundmustern manifestiert: in der Natur, in den Künsten und zuweilen auch in der Lebenshaltung“ (Gy.
DOCZI, 1981, S. 153). Die kreativen Lösungen der Natur und die Vielfalt an Mustern wurden häufig in den meisten Bereichen der Kunst
während der Geschichte verwendet, bewusst oder unbewusst, da diese Vorbilder in der allgemeinen Schönheitsempfindung der
Menschheit bereits vorhanden sind.
Alles ist in der Natur miteinander verwandt, da bei allen Formen immer wieder die gleichen Grundstrukturen vorkommen. Es ist
vielleicht mit der Erscheinung zu erklären, dass die Formenfülle der Lebewesen einerseits auf den Mechanismus der Effizienz,
andererseits auf die Leitidee der Schönheit zurückgehe. Seit es Menschen auf der Erde gibt, gilt das Schöne als objektiver Bestandteil
der Welt, als das Merkmal einer heiligen Schöpfung (Gy. DOCZI, 1981, S. 13).
Für die australischen Ureinwohner zeigt sich in der Schönheit einer Landschaft die Kraft der Ahnenwesen und diese versuchen sie auf
ihren Bildern als magische Gesetzlichkeit wiederzugeben. Im Frühmittelalter galt die irdische Seinsordnung als Entfaltung der ewigen
göttlichen Natur: Der Ursprung der Schönheit ist eine Offenbarung, manifestiert in lebenden Körpern.
In der Renaissance erhob der Mensch aufgrund seiner Rationalität den Anspruch, die Gesetze des göttlichen Kosmos zu entschlüsseln
(A. WEBER, 2008). Demnach könnte man die starken Eingriffe in den natürlichen Raum als Ausdruck der Macht gegenüber der Natur
verstehen (S. SCHMIDT, 2011).
Mit der Industrialisierung begann sich der Mensch von der Natur zu entfernen, das Schöne verlor mehr und mehr seine Wahrheitskraft,
bis Natur und Kunstschönes nichts mehr miteinander zu schaffen hatten. Im 20. Jh. haben die wichtigsten Künstler endgültig
aufgegeben, Wahres durch Schönes darzustellen, damit haben sie sich gleichzeitig vom Abbilden der Natur entfernt (A. WEBER, 2008).

114
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Die Entwicklungen des 21. Jahrhunderts, wie der Naturgarten oder auch einige postmoderne Bestrebungen versuchen jedoch der
Natur wieder freie Hand zu lassen. Grundlegend dafür war das wahrgenommene Entfremdungsgefühl des Menschen von der Natur,
welches mithilfe der Kunst wiederhergestellt werden sollte (A. WEBER, 2008).
„Immer noch sind die schlanken Medusen in ihren Tentakelschleiern unbezweifelbar schön. Immer noch spricht Leben aus ihnen, das
uns anzieht. Und immer noch beharren Abermillionen Menschen darauf, die Natur selbst, das Vorbild aller solcher Werke, schön zu
finden“ (...). Es gibt immer noch einen grünen Rand ums Haus, Zimmerpflanzen, Blumenmuster auf Tellern, die beweisen, dass die
Natur eine tragende Säule unserer Alltagskultur ist. „Natur, so scheint es, ist dem Menschen ein elementares Bedürfnis“. Die Vernunft
des Schönen entspringt den organischen Gesetzen, denen das menschliche Leben ebenso unterliegt wie das der Tiere und Pflanzen
(Gy. KEPES, 1979, S. 226). Georg Kepes (1906-2001), ungarischer Künstler, sieht wachsende Strukturen als die moderne Interpretation
der Natur, deren dynamische Formensprache die statische Ordnung der klassischen Gartenkunst ersetzt.
Eine grafische Anwendung von Li-Mustern wird immer ein Hinweis auf die Natur sein, die mit großer Wahrscheinlichkeit dem Symbolik

allgemeinen Wohlgefallen entsprechen wird. „Jeder Mensch besitzt einen tiefen Bezug zur Natur“ (B. BEITMANN, 2009, S. 3), deren
angenehmste Form mit Eden symbolisiert ist. Abstrahierte Darstellungen von organischen Muster vermitteln die Berücksichtigung der
überall auftretenden Gesetzlichkeiten und das bewusste Streben nach der Perfektion der Natur (A. WEBER, 2008).

115
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.4 Li in der Landschaftsarchitektur

„Der Garten als Ort der Geborgenheit, der Arbeit, der Schönheit, des Glücks, der Sinnlichkeit ist gleichzeitig verbunden mit der Utopie Grafische Bezüge

der Versöhnung mit der Natur“ (A. WEBER, 2008). Sie sollten für die menschliche Wahrnehmung die für die innere Gesundheit nötigen
Naturreize bieten. Li-Formen können grafisch folgendermaßen analysiert werden:
- Kategorie (konzentrisch, parallel oder Mengen)
- Zahl der Komponenten (die meisten Muster bestehen aus zwei kontrastbildenden Farben)
- Formensprache: organisch oder geometrisch
- Verknüpfungen: Zahl der in einem Punkt zusammentreffenden Linien, Größe der Winkel
- Farbtöne
- Linienbreite: Proportion der Komponenten und der Hohlräume
- Vereinfachung: mögliche Minimalisierung ohne den eigenen Charakter zu verlieren
- Symbolgehalt: ein Muster wird sofort mit dem ursprünglichen Vorkommen in der Natur assoziiert. Die Eigenschaft, dass diese
komplexen Formen auf relativ einfachen geometrischen Grundlagen basieren, machen sie als landschaftsplanerische Instrumente für
Freiräume besonders geeignet. Formensprachlich sind sie „charakteristisch modern und respektvoll urzeitlich“ (D. WADE, 2003, S. 3).
Die auffälligsten Merkmale für die menschliche Wahrnehmung bei Li-Mustern sind die individuelle Dynamik und die Rhythmik. Die Wahrnehmung
Regelmäßigkeit einer Reihung bedeutet Unendlichkeit, dadurch, dass es im Gestaltungsbereich immer wieder kopiert werden könnte,
wird so ein Muster durch ein Anfangs- oder Abschlusselement eher begrenzt (H. H. WÖBSE, 2003, S. 40).

116
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.5 Beispiele aus der Landschaftsarchitektur

Es gibt zahlreiche Bespielprojekte für Li-Strukturen in der Landschaftsarchitektur. Geschwungene Linien sind als Belagsmuster für Wege Beispielprojekte:
oder Promenaden besonders geeignet, da sie Dynamik in die Perspektive bringen. Aggregate und Liniennetze können nicht nur eine West 8

optimale Anordnung von mehreren Funktionen anbieten, sondern auch eine interessante, einladende Wegeführung ermöglichen. Die
Anwendung von Li-Mustern im Grundriss erleichtert die Verbindung mit den umliegenden Elementen oder Gebäuden (Abb. 107.)

Abb. 107: Beispiele für die Anwendung von Li-Mustern bei verschiedenen Landschaftsprojekten (www.west8.com, 2018)

117
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

2.6 LI - RESÜMEE

Der faszinierende Formenreichtum der Natur wurde zum ersten Mal in Fernost systematisiert, daher die Bezeichnung „Li“. Es ist ein
chinesisches Wort, das sich auf die zugrunde liegende Intelligenz und Ordnung der Natur bezieht, die sich in ihren organischen
Formen widerspiegelt. Der Sammelbegriff beinhaltet dynamische Motive und Momentaufnahmen, die in drei verschiedene Gruppen
eingeteilt wurden: Bei konzentrischen Mustern wächst die Grundstruktur aus der Mitte heraus, sie hat einen offensichtlichen
Ausgangspunkt und eine eindeutige Ausrichtung. Parallele sind linienartige Motive mit einem starken Kontrast zwischen den
Komponenten. Die Mengen sind flächenbildende Stöße ohne Ausrichtung oder Ausgangspunkt.
Li-Muster gehören zu den wachsenden Strukturen, d. h. sie könnten anhand der geometrischen Grundlagen unendlich wiederholt
werden. Sie gehören eigentlich zu der Palette der Natur, wenn es um kreative Lösungen geht. Diese Regelmäßigkeiten sind die Belege
dafür, dass in der Natur alles miteinander verwandt ist, da diese Grundstrukturen immer wieder auftauchen. Deren Ästhetik liegt
einerseits in ihrer Universalität, andererseits in der grenzlosen Variierbarkeit. Eine abstrahierte Darstellung einer organischen
Struktur symbolisiert das Streben der Natur nach der Perfektion der Natur und das Muster wird automatisch mit den ursprünglichen
Referenzen assoziiert.

118
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

IV. FACHLICHE DISKUSSION

119
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Das Schöne ist eine Manifestation geheimer Naturgesetze.“


(J. W. GOETHE)
FACHLICHE DISKUSSION

Naturgegebene Geometrien orientieren sich nach biologischen begründeten Prinzipien, die als vielfältige Muster in der Natur abbilden.
Sie erfüllen bei den verschiedenen Strukturen zahlreiche Funktionen: sie können ein optischer Effekt oder ein effektives
Ordnungsprinzip sein, sie ermöglichen Fortbewegung oder gegebenenfalls hohe Stabilität, sie sorgen für das Hervorheben oder gerade
für die Tarnung, sie dienen als optimale Raumnutzung oder ermöglichen ein unbegrenztes Wachstum.
Diese bestimmten Regelmäßigkeiten sind mathematisch abbildbar und lassen sich nach ihrer Konstruktion systematisieren: Reguläre
Muster sind mit der einfachen euklidischen Geometrie zu beschreiben. Dazu gehören die Achsen-, Dreh- und Bandsymmetrie, die
Asymmetrie, der berühmte Goldene Schnitt und die verschiedene Spiralarten. Die wachsenden Strukturen basieren auf
unterschiedlichen Entstehungsprozessen, wie Fraktale und Li-Strukturen, dementsprechend ist ihre mathematische Beschreibung
etwas komplizierter (S. SKINNER, 2006, S.40).
Menschen lassen sich schon seit Jahrtausenden von dem inspirieren, was die Natur an Motiven anbietet, so ist neben der Effizienz eine
neue Bestimmung erschienen, weshalb diese Geometrien in der Kunst eine wesentliche Rolle eingenommen haben: ihre Ästhetik. Das
menschliche Schönheitsempfinden wurde im Laufe der Zeit durch diese Motive stark geprägt (S. SKINNER, 2006, S.41). Je nach aktueller
Betrachtungsweise und Einstellung zur Natur wurden die verschiedenen Regelmäßigkeiten und Muster zum Vorbild (A. SELIGER, 2013).
Natur verwendet diese Geometrien aus praktischen Gründen (D. J. WHITHIN, 2009, S. 468), was automatisch zur Folge hat, dass sie in
der menschlichen Gestaltung ebenfalls praktisch sein könnten. Dafür müssten ihre Entstehung und Funktion tiefgehend analysiert
werden. Die andere Voraussetzung für die optimale Anwendung in der Landschaftsarchitektur ist der Nachweis der ästhetischen
Bezüge, damit diese Geometrien bewusst und begründet verwendet werden können.

120
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Symmetrie ist die gesetzmäßige Wiederholung eines Motivs, davon ist die Achsensymmetrie die einfache Spiegelung entlang einer Achsensymmetrie
Geraden (R. BORCHARDT, S. TUROWSKI, 1999). In der Natur dient es als optimales Ergänzungs- und Ordnungsprinzip, der Aufbau der
meisten höheren Lebewesen ist spiegelsymmetrisch (W. HAHN, 1989, S. 35). Dieser ausselektierte Vorteil ermöglicht bei den Tieren
eine freie Beweglichkeit und es sollte die Fähigkeit eines Individuums vorzeigen, wie es bisher die verschiedenen Einwirkungen
abpuffern konnte (V. SPILLNER, 2008). Anhand dieser Auffassung war Symmetrie jahrtausendelang das optimale Vorbild für
Außenanlagen: die Gartenelemente wurden auf der Achse des Gebäudes angeordnet und es musste absolute Spiegelsymmetrie
herrschen (C. YOUNG, 2013, S. 34). Erst im 17. Jahrhundert wurde diese strenge Anordnung aufgelöst (A. J. VAN DER HORST, 1996, S.
13). Die Symbolik der Achsensymmetrie wurde mit Geometrie, Formalität, Hierarchie und dem Beherrschen der Natur eng verbunden.
Es vermittelt in der Gesamtwirkung absolute Dualität, da die verschiedenen Elemente in eine strenge Rangliste eingeordnet werden:
Die achsenbildenden Objekte stehen oben in der Hierarchie, während die gespiegelten Teile untergeordnet bleiben (C. YOUNG, 2013,
S. 26). Die Wahrnehmung von einem spiegelsymmetrischen Raum (z.B: barocken Gartenstrukturen) wird durch diese strenge
Anordnung stark beeinflusst. Der Blick wird immer wieder zu den Hauptobjekten zurückgeführt, man versucht, auf der Hauptachse zu
bleiben. Diese unsichtbaren Kräfte wirken fesselnd, gleichzeitig drückend und erhebend. Die Berechenbarkeit und die systematische
Anordnung wecken trotzdem Wohlgefallen, da die ausgewogene Spiegelung aus der Natur bereits wohlbekannt ist (H. H.WÖBSE, 2003,
S. 38). Die Hauptachse bietet in der Gestaltung gute Anknüpfungs- und Erschließungsmöglichkeiten, sie funktioniert als gute
Ausgangslinie, wovon ausgehend das Gesamtbild systematisch wahrgenommen werden kann (A. DÚLL, 2012). Während des
Planungsprozesses wird die tatsächliche Spiegelung eigentlich der letzte Schritt sein, die Anlage muss erst als Gesamtbild gestaltet
werden.
Es gibt Muster, die durch die drehförmige Spiegelung eines Motivs entstehen. Der Punkt, an dem diese Transaktion erfolgt, ist das Drehsymmetrie

Symmetriezentrum (H. SCHEID, 2011, S. 115). Drehsymmetrie kommt in der Pflanzenwelt am häufigsten beim Aufbau der vielfältigen
Blüten vor (A. BELL, 1994, S. 115). In der Tierwelt verfügen viele Nesseltiere und Stachelhäuter über so eine Symmetrie (A. BELL, 1994,
S. 116). Bei diesen Lebewesen ist das Verlust der Bilateralsymmetrie mit der Ortsgebundenheit zu erklären. Drehsymmetrie ermöglicht
eine hohe Stabilität und Gleichförmigkeit (S. M. HÜBNER, 2011).
121
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Die Kugel wäre eigentlich die perfekte punktsymmetrische Form (H. SCHEID, 2011, S. 120), in der Natur sind aber nur
Annäherungsformen zu finden, da es eigentlich ein idealisierter Spezialfall ist. Diese Unwahrscheinlichkeit macht aber
drehsymmetrische Elemente so besonders reizvoll (H. H.WÖBSE, 2003, S. 119). Kreisförmige Einheiten und Ganzheitsmuster
symbolisieren die menschliche Sehnsucht nach Perfektion und Verbindung (Gy. DOCZI, 1981, S. 154).
Ein konzentrischer Grundriss wird aus der Umgebung gleich hervorgehoben, er wirkt aufhaltend und anziehend. Kreisförmige Anlagen
ziehen die Aufmerksamkeit meistens gleich auf sich, weil ihre Regelmäßigkeit sie gegenüber der natürlichen Umgebung hervorhebt.
Sie eignen sich in den meisten Fällen perfekt als Aufenthaltsbereich, der runde Grundriss ermöglicht eine Panoramaaussicht. Man fühlt
sich aber in einem kreisförmigen Raum nur dann in Sicherheit, wenn sich die Anlage nach Innen schließt und nach Außen öffnet. Das
bedeutet, dass der Ort nur von wenigen Seiten zugänglich ist, dahingegen bleibt der Aussicht relativ frei. Bogenförmige Linien haben
einen starken Einfluss auf die zukünftige Formensprache. Ein Kreis fordert immer Symmetrie: Längliche Elemente, wie Wege oder
Sichtachsen, müssen immer in die Mitte führen (C. YOUNG, 2013, S. 26).
Es gibt Symmetrien, die statt durch Spiegelung oder Drehung durch einfaches Kopieren entstehen. Die wiederholte Abfolge von Teilen Bandsymmetrie

entlang einer Achse wird als Bandsymmetrie bezeichnet (G. GLAESER, 2014, S. 76). Es ist von einer Parkettierung die Rede, wenn die
Wiederholung eines Motivs die Fläche lückenlos und überlappungsfrei bedeckt (G. GLAESER, 2014, S. 94). Das Vermeiden der
Hohlräume erspart wichtige Energie, die Natur verwendet also solche Anordnungen für die optimale Raumnutzung (D. J. WHITHIN,
2009, S. 468). Derartige Ornamente wurden in der Kunstgeschichte als Dekoration verwendet, die sind sogar kunstethnologische
Kennzeichen der verschiedenen Kulturen (H. SCHUPP, 1977, S. 140). Bandsymmetrische Elemente, wie z. B. eine Allee, erhalten in der
Perspektive einen bestimmten Rhythmus. Die Breite der einzelnen Elemente und die Länge der Pausen definieren den Takt und sogar
das während der Begehung gewählte Tempo. Die linienförmige Symmetrie legt eine strenge Wegeführung fest und somit wird die
abschließende Szene, wo der Blick hingeführt wird, ebenfalls wichtig. Unabhängig davon, ob das Motiv länglich oder flächenmäßig ist,
der innerhalb der Gestaltungselemente herrschende Kontrast ist maßgebend (M. MACKE, 2016).

122
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Bei diesen klassischen Symmetriearten werden die Motiveinheiten durch Bewegungen auf sich selbst abgebildet, und zwar so, dass sie Asymmetrie

unverändert erscheinen. Es existiert eine Symmetrieart, die in der Natur noch häufiger vorkommt: die Asymmetrie. Sie wird in der
Mathematik vereinfachend als das Gegenteil von Symmetrie definiert: Es ist eine Relation, die die Bedingungen der Symmetrie nicht
erfüllt (Gy. DARVAS, 1999). In der Natur gibt es aber so gut wie keine reinen Symmetrien, nur Näherungsformen. Ähnlich dem Kreis,
der symmetrische Zustand ist instabil und er kann durch äußere Einwirkungen zusammenbrechen (H. GENZ, 1987, S. 34). Die Suche
nach dem Sinn der Asymmetrie in der Natur ist ein grundlegendes Thema in der Wissenschaft (O. BENDER, S. KANITSCHEIDER, A. K.
TREML, 2013, S. 236). Symmetrie wurde jahrtausendelang als das erhöhte Niveau von Schönheit und Ordnung identifiziert. Die Idee
der eventuellen Symmetrieverletzung sollte tiefe Ängste freilegen, die Mehrheit war die Meinung, dass eine asymmetrische Welt Angst
mache (M. GLEISER, 2011, S. 154). Erst in der fernöstlichen Gartenkultur wurde die Gestaltung durch kontrollierte Unregelmäßigkeit
als attraktiv empfunden. Seitdem prägt Asymmetrie in vielen Kulturen den Begriff „Schönheit“ (G. REYNOLDS, 2009). Viele
kognitionspsychologische Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Menschen die leicht asymmetrischen Bilder bevorzugen. Das
liegt daran, dass perfekte Symmetrien viel zu gekünstelt und berechenbar wirken und unser Gehirn lieber die überraschenden und
vielfältigen Formen präferiert (Gy. DARVAS, 1999). Asymmetrie ist also nicht nur das Gegenteil der Symmetrie, sie ist das
Komplementär, das ergänzende Gegenteil und das eine existiert nicht ohne das andere. Die Unregelmäßigkeiten der Asymmetrie
können in der Gestaltung durchaus vorteilhaft sein, weil es einfach natürlicher und lebendiger wirkt. Es muss nur beachtet werden,
dass die Auflösung der Symmetrie bewusst und durchdacht passiert, nur dann wird das Gesamtbild harmonisch und ausgewogen sein
(O. BENDER, S. KANITSCHEIDER, A. K. TREML, 2013, S. 236).
Dafür steht eine faszinierende Formel zur Verfügung, womit alle Kompositionen garantiert Wohlgefallen ernten können. Der Goldene Der Goldene Schnitt

Schnitt ist die Teilung einer Linie in zwei, wo der größere Teil sich zum kleinen verhält wie die gesamte Linie zum größeren Teil (H.
H.WÖBSE, 2003, S. 36). Diese Proportion ergibt einen irrationalen Zahlenwert, der im Alltag als Φ, phi bezeichnet und abgerundet als
1,618 benutzt wird (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 1). Die Konstruktion kann einfach mit der Hilfe von Zirkel und Lineal vollführt werden
und viele geometrische Formen können mit dieser Proportion gezeichnet werden. Dazu gehören die Fünfecke, das Goldene Rechteck,
die Goldene Spirale und der Goldene Winkel (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 21).
123
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Eine spätere Entdeckung war der Zusammenhang mit der berühmten Zahlenfolge, der Fibonacci-Reihe. Diese Regelmäßigkeiten
kommen in der Natur sehr häufig vor, wenn auch immer wieder mit Abweichungen (S. SKINNER, 2006, S. 38). Die Phyllotaxis gehört zu
den auffälligsten Mustern, das sowohl in der Pflanzenwelt als Kern- oder Blattanordnung als auch in der Tierwelt als Dekoration zu
entdecken ist (Gy. DOCZI, 1981, S. 13). Die Proportion des Goldenen Schnittes lässt sich an Blättern und Blüten und bei
Gesamtumrissen, oder da, wo Pflanzteile regemäßige Fünfecke bilden, nachweisen (Gy. DOCZI, 1981, S. 77). Das Vorkommen der
Fibonacci-Folge in der Natur ist ein umstrittenes Thema, da die ersten Nummern noch zu vielen anderen mathematische Zahlenfolgen
gehören können (I. PETERSON, 2006). Es ist aber durchaus bemerkenswert, dass die Spiralen bei einem Phyllotaxis-Muster oder die
Blattstellung meistens diese Zahlen ergeben. Die auf einer irrationalen Zahl basierende Blattanordnung minimiert die
Wahrscheinlichkeit, dass die übereinanderliegenden Blätter in exakten Überdeckungen stehen, und so kann die Photosynthese bei
Pflanzen optimiert werden (P. HEMENWAY, 2008, S. 63). Diese faszinierenden Lösungen der Natur haben in der Geschichte viele in der
Kunst und in der Architektur inspiriert. Die Beliebtheit des Goldenen Schnittes liegt an seiner Sinnfälligkeit: Es muss eine Formel geben,
anhand derer ein asymmetrisches Bild ausgewogen wirken kann (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 172). Diese Proportion verfügt über
eine harmoniebildende Kraft, um verschiedene Teile zu einem Ganzen verbinden zu können, dass jedes Teil seine Identität behält und
zugleich in einem größeren Ganzen aufgeht. Solche Gestaltungen werden harmonisch und berechenbar empfunden (Gy. DOCZI, 1981,
S. 27). Die Königin aller Proportionen könnte durchaus das universale Prinzip sein, die Antwort auf die Suche nach der idealen Position
(Gy. DOCZI, 1981, S. 27).
Es ist eine Tendenz zu beobachten, dass der Schönheitsbegriff von Symmetrie auszugehen und sich zu immer komplexeren Gebilden Spirale

zu entwickeln scheint. Idealisierte Formgebilde sind selten und wirken oft gekünstelt, ihre Annäherungen werden eher als natürlich
empfunden (A. BEUTELSPRACHER, 1996, S. 172). Der Grund dafür, dass ein regelmäßiger Zustand in der Natur so zerbrechlich ist, ist
wahrscheinlich die Tatsache, dass in dieser Welt alles miteinander in Wechselwirkung und in kontinuierlicher Bewegung ist (Gy. DOCZI,
1981, S. 13). Spiralen repräsentieren immer eine bestimmte Form der Bewegung oder eines Wachstums (P. HEMENWAY, 2008, S. 126).
Sie sind Schneckenlinien, die um einen Punkt oder eine Achse verlaufen. Aus gleichmäßigem Wachstum resultiert eine archimedische
Spirale, ein exponentielles Muster wird als logarithmische Spirale bezeichnet (G. GLAESER, 2014, S. 253).
124
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Spirale gehören zu den wichtigsten Instrumenten auf der Palette der Natur. Es gibt tatsächlich spiralige Formen nahezu überall, sowohl
in der organischen als auch in der anorganischen Natur. Durch die unendlich wiederholbare Formensprache der Spiralen können sie
auf allen Maßstabsebenen auftreten, von dem Gehäuse der Weichtiere durch den Hurrikan bis zu den faszinierenden Galaxien (P.
HEMENWAY, 2008, S. 126). Es ist kein Wunder, dass die spiralförmigen Symbole in mehreren Kulturen aufgetaucht sind. Fragen, die
die Menschheit am meisten beschäftigen, wie das Verhältnis von Leben und Tod, die Unendlichkeit, die universelle Einheit und das
Erreichen der göttlichen Perfektion, können mit dieser einfachen Linie dargestellt werden. Die entgegenwirkenden Kräfte treffen und
lösen sich auf in der Mitte, es ist der ideale angestrebte Zustand (Gy. DOCZI, 1981, S. 43). Eine spiralförmige Anlage und die
Drehrichtung wirken besonders stark auf die Raumwahrnehmung, die Gehrichtung ist eindeutig und selbst das eigene Tempo wird
durch die Linien beeinflusst. Spiralen legen eine organische Formensprache fest, die einerseits mit den geschwungenen Linien und
andererseits mit den zahlreichen Vorbildern aus der Natur zu erklären ist. Sie brauchen als Grundmuster von deren Gestalt aus viel
Platz, ihre Größe muss an den vorhandenen Platz und Maßstab angepasst werden. Spiralförmige Elemente sehen durch die
geometrischen Eigenschaften aus allen Betrachtungsperspektiven ähnlich aus (P. HEMENWAY, 2008, S. 167).
Die Maßstabslosigkeit und die Selbstähnlichkeit gehören noch zu den charakteristischen Eigenschaften der wachsenden Strukturen (A. Fraktale

HOMEYER, 2016). Fraktale sind natürlich entstandene oder künstlich geschaffene Muster, die, im Gegensatz zu gewöhnlichen Formen,
bei einer Vergrößerung immer komplexere Details aufweisen (P. HEMENWAY, 2008, S. 124). Der Aufbau basiert auf einer bestimmten
Bauregel, die in unterschiedlichen Maßstäben wiederholt wird. (A. HOMEYER, 2016). Solche Strukturen sind in der Natur
weitverbreitet, trotzdem sind sie bis jetzt unentdeckt geblieben. Früher schienen die selbstähnlichen Muster der Steinformationen
und Wasserläufe einfache zufallsartige Muster zu sein. Die fraktale Geometrie ist für die menschliche Wahrnehmung erst durch die
Darstellungstechniken der Computer erfassbar geworden (M. SCHWARZ, 2013). Durch das Erkennen und das Verständnis der
mathematischen Eigenschaften der Welt ist die fraktale Geometrie eigentlich zu einer Sprache der Natur geworden. Fraktale Muster
stellen die Diversität, Stabilität und Funktion der Ökologie dar (S. PERRY, 2008).

125
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Manche Li-Strukturen verfügen selbst über eine fraktale Geometrie. Li ist der chinesische Sammelbegriff für die vielfältige Formbildung Li-Strukturen
der Natur. Bis jetzt wurden insgesamt 25 Arten von solchen Mustern beschrieben. Sie stellen entweder einen gefrorenen Moment
oder Prozesse in einer gewissen Phase dar, wo die Energie gerade eine bestimmte Form aufnimmt (D. WADE, 2003, S. 1). Die
Entstehung solcher Muster ist mit sich während der individuellen Entwicklung abspielenden chemischen und physikalischen Prozessen
zu erklären (M. SCHWARZ, 2013). Dadurch können solche Grundstrukturen in der Natur so häufig vorkommen. Diese Universalität und
die grenzenlose Variierbarkeit liegen der Ästhetik der Naturgeometrien zugrunde (D. WADE, 2003, S. 1). Ihre Formensprache soll
gleichzeitig modern und respektvoll urzeitlich sein. Eine abstrahierte Darstellung von solchen Mustern symbolisiert eindeutig die Natur
und es wird sofort auf die ursprünglichen Referenzen rückgekoppelt (D. WADE, 2003, S. 3). Aus diesem Grund ist eine tiefgehende
Analyse solcher Geometrien unbedingt notwendig, bevor sie bei einer Gestaltung als Konzept übernommen werden. Die Eigenschaft,
dass diese komplexen Formen auf relativ einfachen geometrischen Grundlagen basieren, machen sie als landschaftsplanerische
Instrumente für Freiräume besonders geeignet.
Nach der Hypothese dieser Arbeit sollten naturgegebene Geometrien über solche ästhetischen und funktionalen Werte verfügen,
wodurch sie in der Landschaftsarchitektur als Planungsmittel verwendet werden können. Diese Symmetrien und Muster lassen sich
durch Wachstums- und Differenzierungsvorgänge auf zellulärer Ebene entwickeln und sie gleichen einander, egal wie unterschiedlich
die Organismen sein können (M. SCHWARZ, 2013). So stellen sie für diese Zwecke eine vielfältige, faszinierende Palette zur Verfügung,
da sie mathematisch abbildbar und in jedem Maßstab rekonstruierbar sind. Ihre ästhetische Werte können generell Wohlgefallen
ernten, die Formenfülle der Lebewesen geht neben der Effizienz auf die Leitidee der Schönheit zurück (Gy. DOCZI, 1981, S. 13).
In der nachfolgenden tabellarischen Auswertung der systematischen Analyse der naturgegebenen Geometrien wird ihre symbolische
Bedeutung im Zusammenhang mit möglichen Planungsaspekten dargestellt.

126
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

V. TABELLARISCHE AUSWERTUNG
NATURGEGEBENER GEOMETRIEN

127
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

REGULÄRE GEOMETRIEN
BEISPIELE
KAPITEL NAME DARSTELLUNG KURZBESCHREIBUNG AUS DER SYMBOLIK PLANUNGSASPEKTE BEISPIELPROJEKT
NATUR
• Stabilität Achse:
„Ribbons“
• Formalität • Gute Ausgangslinie
Blätter,
• Hierarchie • Erschließungs- und Cliff Garden Studio,
Spiegelung entlang Insekten,
Achsensymmetrie • Stehvermögen Anknüpfungsmöglichkeit
einer Symmetrieachse Tiere, der San Francisco,
• Dauerhaftigkeit • Aufweichung
Mensch
• Gebundenheit (Höhenspiele, Formen, USA, 2012
• Gekünsteltheit Texturen und Farben)
• Einheit „Jardín Mandala“
• Ganzheitlichkeit
Eine Drehung um jeden Blüten, • Überschaubarkeit Gilles Clément
Drehung • Mittelpunkt
beliebigen Winkel oder Seesterne • Symmetrie
& Inversion • Gleichgewicht Torino, Italien,
1. SYMMETRIE

um einen Punkt • Betonung


zwischen 2010
Kontrasten
• Strenge
„Punt dals Asens“
Verschiebung von Ordnung
• Kontrast
Figuren, die durch eine Bienenwaben, • Unendliche Not Vital
• Sichtbarkeit
Bandsymmetrie Translation in sich Maiskolben Perfektion
• Blickführung Sent, Schweiz,
selbst überführt Gottes
• Hintergrund
werden • Transzendente 2001
Wertvorstellung
• Auflockerung
• Harmonie
• Intimität
Ulmus sp. • Eine symmetrische „Casa Mirindaba“
• Harmonische
Das Gegenteil von Canna edulis, Schablone → bewusstes Marcio Kogan
Asymmetrie Ruhe
Symmetrie Pleuronectes Brechen Sao Paulo,
• Spiritualität
platessa • Eindeutigkeit Brasilien, 2006
• Kontrast und
• Goldener Schnitt
Abstraktion

128
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

REGULÄRE GEOMETRIEN
BEISPIELE AUS DER
KAPITEL NAME DARSTELLUNG KURZBESCHREIBUNG SYMBOLIK PLANUNGSASPEKTE BEISPIELPROJEKT
NATUR
Die Teilung einer Linie in „Der Goldene
zwei Teile, deren größerer Schnitt in der
Goldener
Teil sich zum kleinen Natur“
Schnitt
verhält wie die ganze Tabelle 3
Linie zum größeren Teil (Seite 66)
Ein Vieleck mit
fünf gleich langen Seiten
Fünfeck und Aquilegia sp.
fünf gleich großen Campanula sp.
Innenwinkeln Rosa corymbifera
Rubus ideaeus
Die Form des Fünfsterns, Hedera sp.
die sich ergibt, wenn die Abelmoschus
Pentagramm Diagonalen eines esculentus
regelmäßigen Fünfecks
2. GOLDENER SCHNITT

nachgezogen werden • Optimale


„Ryoanji Zen-
• Ausgewogenheit Anordnung
Garten“
• Verbindung • Mehrere
Ein Rechteck, bei dem die Quercus sp. Kyoto, Japan
Goldenes zwischen sich Raumzonen und
Längen seiner Seiten sich Lepomis gibbosus 1450
Rechteck ergänzenden Blickbeziehungen
wie φ:1 verhalten Atractoscion nobilis „Schlossgarten
Gegensätzen ohne
Schönbrunn“
• Hinweis auf die Polarisierung
Logarithmische Spirale, Wien, Österreich,
Natur • Intuitive
die sich mittels rekursiver 1638-1643
Orientierung
Goldene Teilung entweder eines Haliotis asinina
Spirale Goldenen Rechtecks oder Penion dilatus
eines Goldenen Dreiecks
konstruieren lässt
Sempervivum
Wenn man den Vollwinkel
tectorum
im Goldenen Schnitt teilt,
Goldener Euphorbia sp.
erhält man den Goldenen
Winkel Helianthus annuus
Winkel ψ,
Ananas comosus
(~222,5° & ~137,5°)
Pavo cristatus
1, 2, 3, 5, 8, Eine Summenreihe, in 3 Lilium sp.
Fibonacci- 13, 21, 34, 55, der jede Zahl die 5 Ranunculus sp.
Folge 89, 144, 233, Summe der zwei 8 Delphinium sp.
377… vorausgegangenen ist 13 Senecio sp.

129
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

REGULÄRE GEOMETRIEN
BEISPIELE AUS
KAPITEL NAME DARSTELLUNG KURZBESCHREIBUNG SYMBOLIK PLANUNGSASPEKTE BEISPIELPROJEKT
DER NATUR

• Einheit mit dem • Organische


Durch die Wanderung Universum Formensprache
eines Punktes auf
• Unlösbare Rätsel von • Unbegrenztes Wachstum „Goldene Spirale“
einem gleichmäßig
Archimedische Dicranopteris Leben und Tod • Mitte: besonderer Ort mit Calonder
rotierenden Stab mit
Spirale linearis • Mitte: Treffpunkt der starker Symbolkraft Somerset,
3. SPIRALE

gleichförmiger
entgegenwirkenden • Durch die geometrischen Großbritannien
Geschwindigkeit
Kräfte, ein idealer Eigenschaften sehen 2008
entstehende Kurve
Zustand Spiralen im Raum aus „Spiral Garden“
• Innere Reise allen Hannsjörg Voth,
• Selbstentdeckung Betrachtungsperspektiven Marokko
• Reorganisation ähnlich aus 1997
• Unendlichkeit • Drehrichtung: Einfluss auf
Nautilus • Wiedergeburt die Wahrnehmung
pompilius
Logarithmische Ein exponentielles
Spiral cochlea
Spirale Wachstumsmuster
Hurrikan
Spiralgalaxien
WACHSENDE STRUKTUREN
Brassica
Solche natürlich oder oleracea • Komplexität • Formenreichtum „The garden of
1. FRAKTALE

künstlich Polypodopsida
• Unendlichkeit • Maßstab cosmic
entstandenen, Daucus carota
• Multidimensionalität • Fraktale Geometrie wurde spectaculaton”
Fraktale geometrischen Muster, Blutgefäße
• Endlose Energie zu einer Sprache der Charles Jencks
die einen hohen Grad Deltagebiete
• Selbstähnlichkeit Natur Dumfries, UK
an Selbstähnlichkeit Blitze
• Licht und Dunkel • Selbstähnliches Muster 1988
aufweisen Kristallwachstum
Tinte

130
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

WACHSENDE STRUKTUREN

BEISPIELE AUS
KAPITEL NAME DARSTELLUNG KURZBESCHREIBUNG
DER NATUR

Brancha Baumartige Netzwerke Pflanzenwelt

Concentra Kreisförmige Formationen Kristalle

Filices Dendritische (baumartige) Kristallgefüge Eisblumen


KONZENTRISCH

Lebensgemeinschaft-Symbiose zwischen einer Pilzart


Licheniform Felsen
(Mykobionten) und Grünalgen (Photobionten)

Phyllotaxy Komplexe Form aus gegenläufigen Spiralen Pflanzenwelt

Rivas Die geschwungenen Kurven des Flussbettes Deltagebiete


2. LI

Flowform Natürliche Bewegungsform des strömenden Wassers Flüssigkeiten

Vicous maculae Fraktalartige Verzweigungsmuster Tinte

Fingerabdruck,
Struktur des
Anfractus Geschwungene, strömende Linien
Gehirns,
PARALLELE

Wasserläufe
Magnetische und
Verzweigungsfreie Wege, deren Linienführung unter
Labyrinthine kristalline
regelmäßigem Richtungswechsel zum Mittelpunkt führt
Formationen

Rippelmarken Wellenmuster auf sandigem Grund Sandbett

Durch die Anziehung und Abstoßung der mitwirkenden Kräfte


NGE
ME

Aggregation Organe
N

entstehende Musterkombination

131
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Kristalle und
Angulated Geschlossenes, kantiges Muster
Eisformationen

Brechia Momentaufnahmen aus gebrochenen Linien Marmorsteine

Zellular Fundamentale Struktureinheiten Organismen

Topografie:
Fraktale Formensprache der konstruktiven und destruktiven
Contornare Küstenlinien und
Kräfte
Schneegrenzen
Keramiken oder
Rin entspannter, aufgelöster Zustand mit feinen Linien nach der
Risse bei ausgedorrter
Auswirkung bestimmter Kräfte
Erde

Fracture Elastisches Wachstumsmuster Holzstämme

Nubilous Turbulente Strukturen Wolken

Geometrische Anordnung, wobei sich meistens drei Linien in Basalt,


Polygonal
einem Punkt treffen Seifenblasen

Retiform Netzartige Gewebe mit einem stabilen Aufbau Insektenflügel

Trigons Dreiecke Meeresschnecken

Variegatus Irreführende Lienen zur Tarnung Beutetiere

Vasculum Ein stabiles Gefüge mit möglichem Energietransport Blätter

Vermiculate Ineinander verflochtene, dynamische Linien Tierwelt

Tierische Muster Parallele Linien längs zur Wachstumsrichtung Tierwelt

132
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

VI. SCHLUSSFOLGERUNGEN

133
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

„Wenn man sich einmal die Mathematik in der Schöpfung ansieht,


dann erkennt man, das Ganze ist eine Untersuchung ohne Ende.
Alles ist bis auf das Feinste konstruiert, es ist nichts zufällig.“
(C. JUNGHANS)

SCHLUSSFOLGERUNGEN

Diese Arbeit soll eine systematische Zusammenfassung der einzelnen Geometrien für diejenigen bieten, die sich einen Einblick in die
Welt der naturgegebenen Muster verschaffen möchten.
Heutzutage ist wieder die Tendenz zu beobachten, dass die Menschheit zur Natur zurückkehrt. Bewusstes Leben, ökologische
Nachhaltigkeit, Permakultur etc. sind Begriffe, die immer wieder auf die Rücksichtnahme der Natur hinweisen. Die
Landschaftsarchitektur wird sich nie von der Natur trennen können, da sie ihrem Wesen nach durch „das Freie“ definiert wird.
Freiräume sind komplementär zu geschlossenen Gebäuden. Es ist ein besonderes Verhältnis, so wie bei der Symmetrie und
Asymmetrie: Das eine existiert nicht ohne das andere.
Um diese Ausgleichsfunktion zu erfüllen, ist es wichtig, dass die Natur sich wiederfindet. Neben den wohl bekannten
Gestaltungselementen, wie Pflanzen, Steine oder Wasser bilden entsprechend harmonikale Prinzipien wichtige Planungsgrundlagen,
die durchaus in den Planungsprozess einfließen sollten, um über die Formensprache bewusst das Naturräumliche zu reflektieren und
zu integrieren.

134
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

VII. REGISTER

135
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

Achsensymmetrie, 23-34, 54, 119 Goldene Spirale 70-71, 97 Quadrat, 39, 69-79
Aggregation, 111 Goldener Schnitt 63-84, 123 Retiform, 112
Anfractus, 110 Goldener Winkel, 53, 72 Rippelmarken, 111
Archimedische Spirale, 86-87 Goldenes Rechteck, 69, 80 Risse, 116
Ästhetik, 52, 55, 59, 65, 83, 102, 120 Helisspiralung, 86 Rivas, 109
Asymmetrie, 20, 24, 52-61, 71, 82, 119, 123 Imperfekte Symmetrie, 24 Schönheit, 23, 52-57, 69, 82--82, 115-116,
Bandornament, 47, 49, 51 Inversion 35-44 120, 123-124, 126
Bandsymmetrie, 45-51, 122 Irrgarten, 91-92 Schraubenlinie, 87, 89
Brancha, 108 Kontrast, 32, 49-51, 56, 83, 110 Sechseck, 37, 46, 71
Brechia, 111 Kugel, 35, 38, 43, 96 Spiegelung, 23-34, 54, 121
Concentra, 108 Labyrinthine 110 Spira mirabilis, 21, 70
Contornare, 112 Li, 107-118 Symmetrie, 23-61, 121-123
Drehsymmetrie, 35-44, 122 Licheniform, 108 Translation, 20, 25, 43, 45, 122
Dreieck, 64, 70, 79, 101, 113 Logarithmische Spirale, 21, 70-95, 124 Trigons, 115
Fensterrose, 67 Mandala, 40-44 Tierische Muster 115
Fibonacci-Reihe, 17, 71-78, 94, 123 Nubilous, 112 Variegatus, 113
Filices, 108 Parkettierung, 45-46 Vasculum, 113
Flowform, 110 Pentagramm, 66-68, 83 Vermiculate 113
Fracture, 112 Phyllotaxis, 71-78, 84-88, 123 Vicous maculae, 110
Fraktale, 5, 95-105, 112, 125 Polygonal, 112 Winkelige Form, 111
Fünfeck 66-68, 75, 87, 123 Punktsymmetrie, 25, 35, 38 Zellular, 112

136
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

VIII. QUELLENANGABE
1. Literaturverzeichnis

2. Abbildungsverzeichnis

3. Tabellenverzeichnis

137
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

1. LITERATURVERZEICHNIS
1.1 Bücher
ALEXANDERSSON, Olof (1995): Lebendes Wasser, Ennsthaler Verlag
BECKER, Gerd (1989): Das Pentagramm, Wayasbah, Hamburg
BELL, Adrian (1994): Pflanzenmorphologie: Illustrierte Morphologie der Blütenpflanzen, Eugen Ulmer, Stuttgart
BENNETT, Jeffrey O. (2009) Astronomie: die kosmische Perspektive, Pearson Deutschland GmbH
BEUTELSPRACHER, Albrecht (1996): Der goldene Schnitt, Heidelberg
BORCHARDT, Rüdiger, TUROWSKI, Siegfried (1999): Symmetrielehre der Kristallographie, De Gruyter Oldenbourg
DOCZI, György (1981): Die Kraft der Grenzen, Colorado, USA
ELASTON, Valerie (2007): A pattern garden, Timber Presse
FROHMANN, Erwin, DOBLHAMMER, Rupert (2005): Schönbrunn, Ennsthaler
GENZ, Henning (1987): Symmetrie – Bauplan der Natur, R. Piper, München
GLAESER, Georg (2014): Geometrie und ihre Anwendungen in Kunst, Natur und Technik, Springer Spektrum
GLEISER, Marcelo (2011): Die unvollkommene Schöpfung, Spektrum
GUILLEMOT, Michel, BLUMEL, Bethsabée, (2006): Petit Larousse des Symboles, Saxum
HAHN, Werner (1989): Symmetrie als Entwicklungsprinzip in Natur und Kunst, Langewiesche
HEITZER, Johanna (1998): Spiralen: ein Kapitel phänomenaler Mathematik, Klett Schulbuchverlag
HEMENWAY, Priya (2008) Der Geheime Code, Köln
KANITSCHEIDER, Sigrun, BENDER, Oliver, TREML, Alfred (2013): Gleichheit und Ungleichheit, Symmetrie und Asymmetrie, Books on
Demand, Otto-Koenig Gesellschaft, Wien
KEPES, György (1979): Die Sprache des Sehens, Gondolat
LANGEN, Silvia (2015): Die Kunst liegt in der Natur, Prestel, München
MANDELBROT, Benoît B. (1977): Les Objects Fractals: Forme, Hasard et Dimension, W.H. Freeman & Co
SCHEID, Harald (2001): Elemente der Geometrie, Heidelberg
SCHUPP, H. (1977): Elementargeometrie, UTB Schönin
SCHUSTER, Georg (1992): Geheime Gesellschaften, KOMET
SKINNER, Stephen (2007): Sacred Geometry, Gaia Books Ltd., Bioenergetic

138
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

SNODGRASS, Adrian, COYNE, Richard (2006): Interpretation in Architecture: Design as Way of Thinking, Routledge
VAN DER HORST, Arend Jan (1996): Symmetrie im Garten, Hildesheim, Gerstenberg
WADE, David (2003): Wooden Books: Li, dynamic form in nature, Walker Books
WILKES, John (2003): Flowforms, the rhythmic power of water, Floris Books
WÖBSE Hans H. (2003): Landschaftsästhetik, Ulmer
YOUNG, Chris (2013): Royal Horticultural Society, Garden Design, Dorling Kindersley
1.2 Zeitschriften & sonstige Quellen
BEJAN, Adrian, The golden ratio predicted: Vision, cognition and locomotion as a single design in nature, 2009, International Journal
of Design & Nature and Ecodynamics. Vol. 4, No. 2, 97–104
DARVAS, György, Symmetrie in der Wissenschaft und in der Kunst, 1999/3, Magyar Tudomány Zeitschrift
DÚLL, Dr., Andrea, Wasser in der Landschaft, 2012, Insitut für Soziologie und Kommunikation, Technische Universität, Budapest
FROHMANN, Erwin, Theorie und Methoden zur Wahrnehmung ästhetischer Qualitäten in Landschaft und Freiraum, 2015, LV Ästhetik
und Raumbewusstsein, 852.308 2015
GARDNER, Martin, Der goldene Schnitt, 1959, Scientific American
SCHORSCH, Andrea Schorsch, Warum sind wir so symmetrisch? 2011, www.n-tv.de, Frage & Antwort, Nr. 163
SELIGER, Anja, Renaissance und Manierismus, 2013, LV Geschichte der Landschaftsarchitektur, 852.306
WEISS, Paul, Antrittsrede, 1953, American Association for the Advancement of Science Congress
1.3 Webseiten
BASULTO, David, Ribbons / Cliff Garden Studio, 2013, www.archdaily.com, 15.10.2017
BECK, Christina, Mustermacher der Natur, 2008, www.mpg.de, 07.03.2016
BEITMANN, Bert, Einst war sie eine der bedeutendsten Künste: Geschichte der Gartenkunst, 2009, www.gartenkunst-beitmann.de,
09.03.2016
BENDER, Stephan, Die Geometrie der Natur - Fraktale, 2014, www.ben.design/blog/fraktale-in-der-natur , 06.03.2016
BENNETT, Jeffrey O., Astronomie: die kosmische Perspektive, 2009, books.google.at, 05.01.2016
BREIDENICH, Markus, Krumme Touren im Ohr, 2006, www.faz.net, 10.02.2016
CAINES, Marcia, “Jardin Mandala” by Gilles Clément: giving cities back to nature, 2010, www.cluster.eu, 08.01.2016
CALDWELL, Nicole, Mandala Garden Design, 2012, www.betterfarm.blogspot.co.at, 08.01.2016

139
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

CALONDER, Augusto, Dinder House, www.calonder.net, 05.02.2016


CARTER, Paul, Dartmouth College, Polygons, Tilings & Sacred geometry, 1998, www.dartmouth.edu, 13.08.2015
CONNOR, Steve, Why some shapes are more pleasing to the eye than others, 2009, www.independent.co.uk, 11.03.2018
DAMBECK, Holger, Numerator: Was Muscheln und Präsidenten gemeinsam haben, 2009, www.spiegel.de, 07.03.2016
DE PADOVA, Thomas, Warum sind Waben sechseckig? 2009, www.tagesspiegel.de, 11.01.2016
DRÖSSER, Christoph, Der Meister der unerhörten Formen, 2010, www.zeit.de, 25.02.2016
ECKARDT, Peter, Die Fensterrose, 2010, www.ornamentik.de, 05.01.2016
GEYSSEL, Anna-Lotta, Drehen sich Wasserwirbel auf der Nordhalbkugel immer in die gleiche Richtung?, 2012, www.weltderphysik.de,
10.02.2016
HOMEYER, André, Was sind Fraktale? 2016, www.1sttry.de, 24.02.2016
JACOB, Thomas Jacob, Kontrastwirkungen, 2008, www.derkleinegarten.de, 11.01.2016
JUNGHANS, Christian Junghans, Mathematische Überraschungen in der Natur, 2008, www.was-darwin-nicht-wusste.de, 05.01.2016
KAHNT, Anne, PFEIFFER, Tobias, KROHN, Simon, Parkettierung, 2016, www.vismath.eu, 08.01.2016
KÖLLER, Jürgen, Was ist ein Apfelmännchen? 2014, www.mathematische-basteleien.de, 25.02.2016
LOSSAU, Norbert, Das Genie, der Blumenkohl, das Chaos, 2004, www.welt.de, 24.02.2016
MACKE, Michael, Farbkontraste nach Johannes Itten, 2016, mediengestalter.ninja, 11.01.2016
MCMANUS, I.C., Symmetry and Asymmetry in aesthetics and the arts, 2005, www.ucl.ac.uk, 22.01.2016
o.V., Galaxientypen, 2015, www.br-online.de, 10.02.2016
o.V., Links-Rechts-Asymmetrie in Blattentwicklungen, 2012, Green-24.de, 21.01.2016
O.v., www.br-online.de/wissen-bildung/spacenight/sterngucker/deepsky/galaxietypen.html, 24.02.2018
PERRY, Stephen, Landscape Design and the Language of Nature, 2008, www.eprints.qut.edu.au, 06.03.2016
PETERSON, Ivars, Fibonacci’s Missing Flowers, 2006, www.sciencenews.org, 24.02.2018
REYNOLDS, Gar, 7 Japanese aesthetic principles to change your thinking, 2009, presentationzen.com, 03.08.2015
SCHICK, Claudia, Bauanleitung für eine Kräuterspirale, 2009, www.mein-schoener-garten.de, 15.02.2016
SCHMIDT, Stephanie, Postmoderne Ästhetik - Das Verhältnis von Ästhetik, Kunst und Natur, 2011, www.tabularasamagazin.de,
09.03.2016
SCHWARZ, Michael, Fraktale - Die Faszination der verborgenen Dimension, 2013, www.youtube.com/watch?v=lO1B2uA4l38,
05.03.2016
SPILLNER, Vera, Symmetrische Schönheit, 2008, www.spektrum.de/news/symmetrische-schoenheit/964893, 03.08.2015
STEWART, Ian, Die Allgegenwart des Sierpinski-Dreiecks, 2000, www.spektrum.de, 25.02.2016
140
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

THALER, Bernd, Goldene Verhältnisse: Das Geheimnis der großen Pyramide, www.oemg.ac.at, 03.02.1016
WEBER, Andreas, Natur und Ästhetik: Die Suche nach der Quelle aller Schönheit, 2008, www.spiegel.de, 09.03.2016
WESTRAM, Heike, Galaxientypen – Spiralen, Ellipsen, Zwerge & Riesen, 2018,
WINDHAGER, Mag. Dr., Sonja, Neue Erkenntnisse zur Gesichtsasymmetrie, 2014, medienportal.univie.ac.at, 15.10.2017
ZIMMERMANN, Franz Joachim, Garten, Gestaltung und Harmonie, www.gartengestaltung-goldenerschnitt.de, 04.02.2016

141
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

VIII. QUELLENANGABE
1. Literaturverzeichnis

2. Abbildungsverzeichnis

3. Tabellenverzeichnis

142
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

NUMMER BEZEICHNUNG QUELLE DATUM SEITE


1 Symmetrie, imperfekte Symmetrie, Asymmetrie eigene Erstellung 12.12.2016 24
2 Achsensymmetrie eigene Erstellung 12.12.2016 26
3 Zygomorphe Blüte eigene Erstellung 12.12.2016 27
4 Bilateralsymmetrie eigene Erstellung 12.12.2016 27
5 Reflection, Peter Arnheitner www.naturgeometrie_photocommunity.de 12.12.2016 28
6 Brücke in Beijing (Black Bamboo Forest) www.grail.cs.washington.edu 12.12.2016 28
7 Ägyptischer Garten klimagerechtesbauen.blogspot.com 12.12.2016 29
7 Babilonischer Garten www.bibelwissenschaft.de 12.12.2016 29
7 Griechischer Garten www.istockphoto.com 12.12.2016 29
7 Römischer Garten chs.harvard.edu 12.12.2016 29
8 Hortus conclusus www.bobchaplin.com 12.12.2016 30
8 Wurzgarten Geschichte der Landschaftsarchitektur LV 12.12.2016 30
9 Chateau de Vaux le Vicomte www.nationstates.net 12.12.2016 30
10 Schönbrunn - Hauptachse Eigene Erstellung 12.12.2016 32
11 Erstellung eines Grundrisses durch Spiegelung Eigene Erstellung 12.12.2016 33
12 Ribbons, 2012 Cliff Garden Studio, USA www.cliffgartenstudio.com 13.12.2016 34
13 Drehsymmetrie Eigene Erstellung 13.12.2016 35
14 Symmetrieebenen bei den Blütenbeispielen Eigene Erstellung 13.12.2016 36
15 Beispiele für Seeigel- und Seesternarten Eigene Erstellung 14.12.2016 36
16 Beispiele für Hexagons in der Natur: Schneeflocken Photos.uk.msn.com 14.12.2016 37
16 Beispiele für Hexagons in der Natur: Bienenwaben Sciense-at-home.org 14.12.2016 37
16 Beispiele für Hexagons in der Natur: Basalt Jpgmag.com 14.12.2016 37
17 Wassertropfen Photovaco.com 14.12.2016 38
17 Seifenblasen Photocommunity.de 14.12.2016 38
17 Wasser im Weltraum Giphy.com 14.12.2016 38
17 Jovianische Planeten www.klimatupplysningen.se 14.12.2016 38
18 Beispiele für quadratischen Forms in der Pflanzenwelt Eigene Erstellung 19.12.2016 39
19 Beispiele für würfelförmige Kristalle: Salz www.alami.com 19.12.2016 39

143
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

NUMMER BEZEICHNUNG QUELLE DATUM SEITE


19 Pyrit Geometrie und ihre Anwendungen..., G. GLAESER, S. 89 19.12.2016 39
19 Galenit www.sites.jmu.edu/mineralmuseum/galena 19.12.2016 39
20 Stonehenge www.nationalgeographic.com 19.12.2016 40
21 Fensterrose www.ornamentik.de 05.01.2016 40
22 Konzentrische Verlegeart www.pattsme.com/circle-pattern-paving-stone 23.10.2017 41
23 Mandalaförmige Figuren bei der neuen Orangerie in Sanssouci
Gärtnerisches Skizzen-Buch, T.NIETNER, Berlin, S.10 23.10.2017 41
24 Schönbrunn - Rosenwäldchen Eigene Erstellung 06.11.2017 42
25 Mandala Garden garden.menoyot.com/?p=83 06.11.2017 44
26 Jardín Mandala www.cluster.eu 06.11.2017 06.11.2017 44
27 Translation Eigene Erstellung 06.11.2017 45
28 Parkettierungsarten 06.11.2017 45
mathekiste.wordpress.com/category/parkettierung/page/6
29 Bandsymmetrie in der Natur: Bienenwabe www.marinbees.com 06.11.2017 46
29 Mais www.pixabay.com 06.11.2017 46
29 Beeren biogarten.ch 06.11.2017 46
30 Ornament Elementargeometrie, I.AGRICOLA, T.FRIEDRICH, S.118 06.11.2017 47
31 Teppichbeet www.panoramio.com/photo/96429469 06.11.2017 47
32 Schönbrunn: Lindenallee Eigene Erstellung 08.01.2018 48
33 Farbkontraste nach Johannes Itten mediengestalter.ninja 11.01.2016 49
34 Kontraste bei Pflanzenaussetzungen Eigene Erstellung 08.01.2018 50
35 Teppichbeet Eigene Erstellung 08.01.2018 50
36 Eselsbrücke Die Kunst liegt in der Natur, S.LANGEN, S.43 08.01.2018 51
37 Canna edulis Eigene Erstellung 08.01.2018 53
38 Arabidopsis bloomingplants.wordpress.com 09.01.2018 53
38 Solanum www.cultivariable.com 09.01.2018 53
39 Asymmetrie Eigene Erstellung 09.01.2018 57
40 Beispiele für die Bildkomposition Anna Eplényi 09.01.2018 58

144
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

NUMMER BEZEICHNUNG QUELLE DATUM SEITE


41 Casa Mirindiba www.homedsgn.com 09.01.2018 60
42 Konstruktion des Goldenen Schnittes
www.spektrum.de/spektrum/projekt/quasi2.htm 09.01.2018 64
43 Goldener Zirkel vhs-online.info/mod/page/view.php?id=28697 09.01.2018 64
44 Konstruktion des Fünfecks Der Geheime Code, P.HEMENWAY, S.109 09.01.2018 66
45 Pentagramm Eigene Erstellung 09.01.2018 66
46 Goldenes Rechteck Eigene Erstellung 09.01.2018 69
47 Psychologische Untersuchung zur Feststellung des schönsten Rechtecks
Landschaftsästhetik, H.H.WÖBSE, S.37 19.01.2018 69
48 Goldene Spirale Goldener Schnitt, A. BEUTELSPRACHER, S.58 16.02.2018 70
49 Spira mirabilis Goldener Schnitt, A. BEUTELSPRACHER, S.61 16.02.2018 70
50 Seeohrmuschel (Haliotis asinina) Die Kraft der Grenzen, Gy. DOCZI, S.72 17.02.2018 71
51 Phyllotaxis Die Kraft der Grenzen, Gy. DOCZI, S.13 17.02.2018 71
52 Beispiele für Phyllotaxis in der Natur: Sonnenblume healthyhomegardening.com 17.02.2018 72
52 Tannenzapfen
goldenratiomyth.weebly.com/phyllotaxis-the-fibonacci-sequence-in-nature.html 09.01.2018 72
52 Ananas www.pinterest.at/pin/73042825187638488 09.01.2018 72
52 Araucaria araucana hiveminer.com/Tags/phyllotaxy%2Cspiral 20.02.2018 72
53 Das Kaninchen-Problem
www.stan-marlow.de/phi-und-das-bevoelkerungswachstum 17.02.2018 73
54 Beispiele für Fünfecke in der Pflanzenwelt Eigene Erstellung 21.02.2018 75
55 Fibonacci-Zahlen in der Blattanordnung Sacred Geometry, S.SKINNER, S.10 21.02.2018 76
56 Sonnenfisch (Lepomis g.), Seebarsch (Atractoscion n.) 21.02.2018 76
Die Kraft der Grenzen, Gy. DOCZI, S.77
57 Pfau (Paco v.) Die Kraft der Grenzen, Gy. DOCZI, S.95 21.02.2018 77
58 „Vitruvianischer Mensch“ Der Geheime Code, P.HEMENWAY, S.92 21.02.2018 77
59 Goldener Schnitt in der Cheops-Pyramide
Der Geheime Code, P.HEMENWAY, S.68 21.02.2018 79

145
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

NUMMER BEZEICHNUNG QUELLE DATUM SEITE


60 Goldener Schnitt in der Architektur des Pantheons 21.02.2018 80
Der Geheime Code, P.HEMENWAY, S.68
61 Der Modulor Der Geheime Code, P.HEMENWAY, S.93 24.02.2018 80
62 Ryoanji Tempelgarten Die Kraft der Grenzen, Gy. DOCZI, S.138 24.02.2018 83
63 Schloss Schönbrunn
Schönbrunn, E. FROHMANN, R. DOBLHAMMER, S.34 24.02.2018 83
64 Archimedische Spirale Der Geheime Code, P.HEMENWAY, S.127 24.02.2018 86
65 Logarithmische Spirale Der Geheime Code, P.HEMENWAY, S.127 24.02.2018 86
66 Spiralen in der Pflanzenwelt
mickeycurtis.wordpress.com/2014/11/10/golden-ratio/ 24.02.2018 88
67 Das Gehäuse von Perlboot
newmainbrewing.blogspot.co.at/2016/05/why-nautilus-shell.html 24.02.2018 89
68 Die Hörschnecke etc.usf.edu/clipart/54100/54129/54129_cochlea.htm 24.02.2018 89
69 Hurrikan 24.02.2018 90
www.nasa.gov/audience/forstudents/k-4/stories/nasa-knows/what-are-hurricanes-k4.html
70 Galaxie M74 24.02.2018 90
scitechdaily.com/study-suggest-spiral-galaxies-are-larger-than-previously-thought/
71 „Eadem mutata resurgo“ Eigene Erstellung 25.02.2018 92
72 „Goldene Spirale“ www.calonder.net 25.02.2018 94
73 „Spiral Garden“ Die Kunst liegt in der Natur, S.LANGEN, S.32 25.02.2018 94
74 Fraktal digitalartofjax.com/so-whats-a-fractal/ 25.02.2018 97
75 Beispiele für Fraktale in der Natur: Romanescu
www.fourmilab.ch/images/Romanesco/Lcr5.html 04.03.2018 100
75 Farne
biologische-strukturen.blogspot.de/2014/05/fraktale-in-der-natur-die-wissenschaft.html 04.03.2018 100
75 Möhre ecstep.com/natural-patterns/ 04.03.2018 100
75 Blutgefäß mathartdesign.blogspot.de/2008/12/fractals-in-nature.html 04.03.2018 100

146
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

NUMMER BEZEICHNUNG QUELLE DATUM SEITE


75 Deltagebiet 04.03.2018 100
petapixel.com/2012/09/05/beautiful-satellite-photos-showing-fractal-patterns-on-the-face-of-the-earth/
75 Blitz www.rgbstock.com/photo/mifFXSe/Fractal+Sparc+1 04.03.2018 100
75 Eiskristall
www.mnn.com/earth-matters/wilderness-resources/blogs/14-amazing-fractals-found-in-nature 04.03.2018 100
75 Tinte 04.03.2018 100
www.shutterstock.com/video/clip-430852-stock-footage-grey-smoke-and-white-lattice-seamless-loop-animated-fractal.html
76 Kochsche Schneeflocke
www.spektrum.de/lexikon/mathematik/koch-kurve/5284 04.03.2018 101
77 Sierpinski-Dreieck www.3d-meier.de/tut10/Seite3.html 04.03.2018 101
78 Das Apfelmännchen www.zeit.de/wissen/2010-10/fs-mandelbrot-set 04.03.2018 102
79 „Die große Welle von Kanagawa“ 04.03.2018 103
www.allposters.de/-sp/Die-grosse-Welle-von-Kanagawa-Poster_i8660145_.htm
80 „Universe Cascade“ Die Kunst liegt in der Natur, S.LANGEN, S.69 04.03.2018 104
81 Brechia Wooden Books: Li, D.WADE, S. 10 04.03.2018 108
82 Concentra Wooden Books: Li, D.WADE, S. 16 04.03.2018 108
83 Filices Wooden Books: Li, D.WADE, S. 22 04.03.2018 108
84 Licheniform Wooden Books: Li, D.WADE, S. 28 04.03.2018 108
85 Phyllotaxy Wooden Books: Li, D.WADE, S. 32 04.03.2018 109
86 Rivas Wooden Books: Li, D.WADE, S. 38 04.03.2018 109
87 Flowform Flowforms, J.WILKES, S. 50 04.03.2018 110
88 Vicous maculae Wooden Books: Li, D.WADE, S. 50 04.03.2018 110
89 Anfractus Wooden Books: Li, D.WADE, S. 6 04.03.2018 110
90 Labyrinthine Wooden Books: Li, D.WADE, S. 26 04.03.2018 110
91 Rippelmarken Wooden Books: Li, D.WADE, S. 40 04.03.2018 111
92 Aggregation Wooden Books: Li, D.WADE, S. 4 04.03.2018 111
93 Winkelige Form Wooden Books: Li, D.WADE, S. 8 04.03.2018 111
94 Brechia Wooden Books: Li, D.WADE, S. 12 04.03.2018 111

147
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

NUMMER BEZEICHNUNG QUELLE DATUM SEITE


95 Zellular Wooden Books: Li, D.WADE, S. 14 04.03.2018 112
96 Contornare Wooden Books: Li, D.WADE, S. 18 04.03.2018 112
97 Risse Wooden Books: Li, D.WADE, S. 20 04.03.2018 112
98 Fracture Wooden Books: Li, D.WADE, S. 24 04.03.2018 112
99 Nubilous Wooden Books: Li, D.WADE, S. 30 04.03.2018 112
100 Polygonal Wooden Books: Li, D.WADE, S. 34 04.03.2018 112
101 Retiform Wooden Books: Li, D.WADE, S. 36 04.03.2018 112
102 Trigons Wooden Books: Li, D.WADE, S. 42 04.03.2018 113
103 Variegatus Wooden Books: Li, D.WADE, S. 44 04.03.2018 113
104 Vasculum Wooden Books: Li, D.WADE, S. 46 04.03.2018 113
105 Vermiculate Wooden Books: Li, D.WADE, S. 48 04.03.2018 113
106 Tierische Muster Wooden Books: Li, D.WADE, S. 5 04.03.2018 113
107 Beispiele für die Anwendung von Li Muster
bei Landschaftsprojekten: CARRASCOPLEIN, 2015
www.west8.com/projects/selected_projects 10.03.2018 117
107 SCHUYLKILL YARDS, 2015 www.west8.com/projects/selected_projects 10.03.2018 117
107 Rio, 2006-2011 www.west8.com/projects/selected_projects 10.03.2018 117
107 Garden of 10.000 Bridges, 2010 www.west8.com/projects/selected_projects 10.03.2018 117

148
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

VIII. QUELLENANGABE
1. Literaturverzeichnis

2. Abbildungsverzeichnis

3. Tabellenverzeichnis

149
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

NUMMER BEZEICHNUNG QUELLE SEITE


1 Symmetriearten SCHUPP, H., Elementargeometrie 25
2 Symbolik des Pentagramms HEMENWAY, P., Der Geheime Code 67
BEUTELSPRACHER, A., Der Goldene Schnitt
BECKER, G., Das Pentagramm
GUILLEMOT, M., Petit Larousse des Symboles
3 Erscheinungsformen des Goldenen Schnittes in der Natur 78
BEUTELSPRACHER, A., Der Goldene Schnitt
DÓCZI, GY., Die Kraft der Grenzen
HEMENWAY, P., Der geheime Code
WÖBSE, H.H., Landschaftsästhetik
4 Zusammenfassungstabelle siehe Literaturverzeichnis (Kap. VIII./1.) 127

150
“Naturgegebene Geometrien und ihre Anwendung in der Landschaftsarchitektur” ͦ Nora Pavits 1241733 ͦ Ao.Univ.Prof.Dr.phil Erwin Frohmann ͦ ILA ͦ Universität für Bodenkultur ͦ 2020S

151

Das könnte Ihnen auch gefallen