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Mémoire de Master
Option: Littérature/Linguistique
THEME
(Erstgutachterin)
(Zweitgutachter)
❖ Abkürzungen
AH Accessibility Hierarchy
Art. Artikel
Bd. Band
DaF Deutsch als Fremdsprache
DEM Demonstrativpronomen
DM. Markierung des Deklarativsatzes im Mooré
DWB Deutsches Wörterbuch
Ebd. ebenda
f Feminin
Fut. Futur
GEN Genitiv
IMP. Imperativ
Indp. Indefinitpronomen
Inf. Infinitiv
Int.part Interrogativpartikel
IPFV Imperfektiv
m Maskulin
n Neutral
NEG Negation
NP Nominalphrase
Part. Partikel
PFV Perfektiv
PL Plural
RC Relative clause
❖ Symbole
1 erste Person
2 zweite Person
3 dritte Person
/ Nebenform (Nicht mit / / zu verwechseln)
→ wird zu
[...] entfernte Teile von Zitaten
[ ] Kommentare in Zitaten
+ kombiniert mit
Ø stilles Korrelat
* ungrammatische Ausdrücke / Sätze bzw. nicht belegte Ausdrücke
Danksagung
Im Mooré sagt man „nuga ye ka wʋkd zom ye” (Keine einzige Hand kann Mehl
sammeln). Das bedeutet, dass Hilfe leisten bzw. sich bei jener Handlung helfen lassen
immer der gute Weg ist. Im Laufe der Durchführung dieser Masterarbeit habe ich Hilfe
und Unterstützung vielfältiger Art bekommen. Im Folgenden möchte ich denjenigen
danken, die mir direkt oder indirekt geholfen haben.
Zuallererst möchte ich meinen Betreuern danken. Ich bin der Professorin Ellen
Brandner an der Universität Stuttgart herzlich dankbar, die im Rahmen meines
Forschungsaufenthalts in Stuttgart mir zur Verfügung stand und hilfreiche Ratschläge
gegeben hat. Herrn Dr. Roger Habou an der Universität Joseph Ki Zerbo danke ich sehr
herzlich für seine Betreuung und Ratschläge seit dem Anfang.
Der Universität Stuttgart, wo ich Literatur beschaffen konnte und vor allem dem Institut
für Linguistik/Germanistik, gilt auch mein Dank.
Ich danke ganz herzlich Pr. Dr. Annette Bühler-Dietrich, die mich während meines
Aufenthalts in Stuttgart beherbergt und unterstützt hat. Bei allen Dozenten der
Germanistikabteilung von der Universität Joseph Ki Zerbo bedanke ich mich sehr für
die Ausbildung und für die vielseitigen Ermutigungen.
Diese Masterarbeit widme ich meiner Familie: Mutter und Vater, meinen Geschwistern,
meiner Frau und Partnerin Béré Berthe und meinem Baby Ethan.
Einleitung
Die Subordination ist ein Phänomen, das in vielen Sprachen vorkommt (vgl. Fabricius-
Hansen 1992, S. 458). Dabei finden sich nicht finite subordinierte (Infinitivsätze) und
finite subordinierte Sätze, zu denen die Adverbialsätze, die Relativsätze und die
Komplementsätze zählen. Diese Arbeit wird sich wegen des Umfangs der Konnektoren
auf die finiten subordinierten Sätze beschränken.
In Schäfer (2016, S. 426 ff.) findet man folgende Definitionen der jeweiligen
subordinierten Sätze: die Relativsätze sind im prototypischen Fall Attribute zu einem
(nominalen) Kopf, dem Bezugswort. Es besteht jedoch ein Sonderfall beim freien
Relativsatz, der ohne Bezugswort geäußert wird. Die Komplementsätze sind von einem
Komplementierer eingeleitete Nebensätze, die als Ergänzung zu Verben fungieren, die
also eine Valenzanforderung saturieren. Die Adverbialsätze können auch von einem
Komplementierer eingeleitet werden. Im Unterschied zu den Komplementsätzen
saturieren sie jedoch keine Valenzstelle im Matrixsatz. Auch unterscheiden sich die
Adverbialsätze von den Komplementsätzen dadurch, dass erstere sich oft unter
Beibehaltung der Bedeutung der Komplementierer in nicht-satzförmige Adverbiale (z.
B. Präpositionalphrasen) umformen lassen. Zudem führen Blümel und Pitsch (2019)
eine weitere Unterscheidung zwischen den Komplementsätzen und Adverbialsätzen
1
auf, denn für sie sind die Adverbialsätze nicht unmittelbar von Komplementierern
eingeleitet, sondern von Komplementierer beinhaltenden Subjunktoren. Subjunktoren
sind also komplexer als Komplementierer. Im Mooré sowie im Deutschen ist solche
Art von Nebensatzeinleiter belegt, d.h. komplexe Einleiter, die einen Komplementierer
innehaben. Im Weiteren werden die Einleiter der Relativsätze Relativsatzeinleiter, die
der Adverbialsätze Adverbialsatzeinleiter und die der Komplementsätze
Komplementierer genannt.
Die finiten subordinierten Sätze können durch Sprachmittel eingeleitet werden, die
einzelsprachliche Eigenschaften haben und unterschiedlich funktionieren, wie an den
Beispielen unten festgestellt werden kann.
(1)
ist krank
2
An diesen Beispielen kann bereits gezeigt werden, dass je nach Sprache Mittel
unterschiedlicher Art und Herkunft eingesetzt werden, um beispielsweise kausale
Nebensätze einzuleiten. Das Deutsche benutzt eine Konjunktion, die aus einem
Substantiv (Weile) als temporalem Akkusativ oder aus dem zeitlichen Adverb (derweil)
stammt. Das Englische benutzt eine Konjunktion, die aus der Komposition von einem
Präposition (by) und einem Nomen (cause) gebildet wird (vgl. Online Etymology
Dictionary, unter https://www.etymonline.com/search?q=because. am 30.09.2022
zugegangen). Das Französische benutzt eine Komposition aus par (Präposition), ce
(Demonstrativpronomen) und que (Deklarativer Komplementierer (vgl. Centre
National de Ressources Textuelles et Lexicales, unter
https://www.cnrtl.fr/definition/parce%20que. am 30.09.2022 zugegangen). Im Mooré
wird einerseits ein Adverb „bala“ (nur) und anderseits eine Komposition aus einer
Relativpartikel (sẽn) und einer Postposition (yĩnga), die die Idee des Grundes trägt und
durch „wegen“ übersetzbar ist, als Kausalsatzeinleiter benutzt.
Dazu kommt noch, dass sie teilweise unterschiedliche Positionen im Satz einnehmen.
Weil die Herkunft der Nebensatzeinleiter eine einzelsprachliche Prägung hat, und diese
sich im Satz unterschiedlich verhalten, macht es Sinn, sie unter einer kontrastiven
Perspektive zu untersuchen.
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Vermittlung der Gebrauchsbedingungen der Konnektoren durch Wörterbücher und
Grammatiken ist für den muttersprachlichen, vor allem aber für den fremdsprachlichen
Deutschunterricht von entscheidender Bedeutung. Deswegen widmet sich die
vorliegende Arbeit der Frage der Nebensatzeinleitung, die unter einer kontrastiven
Perspektive untersucht und auf finite eingebettete Sätze beschränkt wird. Genauer
gesagt werden die Nebensatzeinleiter von eingebetteten Sätzen mit finiten Verbformen
im Deutschen und im Mooré beschrieben und miteinander verglichen. Die
Infinitivsätze werden in der Arbeit nicht berücksichtigt.
Aus diesem Grund wird am Ende der Arbeit (im Kapitel 5) eine systematische
Gegenüberstellung der unterschiedlichen Formen und Konstruktionen im Deutschen
und Mooré in Form einer Tabelle mit Übersetzungsregeln gegeben. Diese sollten dabei
zunächst als Basis für eine Darstellung oder Handreichung im Fremdsprachenunterricht
angesehen werden.
In Burkina Faso wird Deutsch als Fremdsprache in der Schule gelernt und dies in einer
Umgebung, wo es mehr als 60 Muttersprachen gibt. Die Mooré-Sprache, die
sprachtypologisch der Gur-Sprachfamilie zugeordnet wird, tritt als erste
Nationalsprache auf, denn sie wird von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen.
Die folgende Untersuchung stützt sich auf die Grundannahme aus der
Kontrastivhypothese des Zweitsprachenerwerbs, dass alle Menschen, die eine fremde
Sprache lernen, spontan die Muttersprache mit der Fremdsprache miteinander
vergleichen (vgl. Graefen/Liedke-Göbel 2020, S. 25).
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In Anlehnung an diese Grundannahme kann man erwarten, dass die Deutschlernenden
Mooré-Sprechenden die Mooré Sprache mit der deutschen Sprache vergleichen.
Betreffend das behandelte Thema kann es vorkommen, dass sie die Nebensatzeinleiter
der Mooré Sprache direkt übertragen und dadurch „normwidrige Nebensätze“ im
Deutschen produzieren. Deshalb werden die Nebensatzeinleiter der hier involvierten
Sprachen bezugnehmend auf diese kontrastive Theorie zuerst in ihrer Form und ihrem
Aufbau beschrieben.
Danach werden sie bezüglich ihrer Stellung im Satz analysiert und anhand des
Feldermodells dargestellt. Das Feldermodell ist eine Theorie, die zur Beschreibung der
linearen Abfolge der Satzelemente dient. Es unterscheidet sich von der
Dependenzgrammatik und Konstituentenstrukturgrammatik, die die Struktur der Sätze
analysieren, indem es sich rein auf die linearen Abfolgen beschränkt. Der Auswahl
dieses Modells liegt zugrunde, dass es einen sehr einfach zugänglichen Sprachvergleich
des Deutschen mit anderen Sprachen erlaubt, woraus typische Normabweichungen
präzise erfasst werden können (vgl. Gallmann 2015, S. 2). Dies könnte für die
Lernenden hilfreich sein, denn diagnostisches Wissen ist eine Voraussetzung für eine
zielgerichtete Unterstützung der Schülerinnen und Schüler (vgl. ebd.).
Ziel dieser vorliegenden Arbeit ist es, die zu erwartenden Schwierigkeiten, mit denen
die burkinischen Mooré Sprechenden SchülerInnen bei dem Umgang mit den deutschen
Nebensätzen konfrontiert werden können, vorherzusagen und mögliche Lösungen für
die Vermittlung vorzuschlagen. Dies könnte den Mooré-Sprechenden das Erlernen der
deutschen Sprache erleichtern, indem während des Deutschunterrichts auf
Nebensatzeinleiter im Mooré zurückgegriffen wird, um ihnen die Nebensatzeinleiter
im Deutschen zu erklären. Der Vorteil einer solchen Vorgehensweise wäre, dass die
Lernenden unmittelbar mit der deutschen Sprache umgehen könnten, ohne dass sie auf
das Französische - wie sonst häufig üblich - zurückgreifen (vgl. Kiemtoré 2014, S. 4).
Das Französische ist die offizielle Amtssprache in Burkina Faso und muss daher von
allen SchülerInnen gelernt werden.
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Wie im Beispiel (1) oben illustriert, sind insbesondere die Adverbialsatzeinleiter
komplex in dem Sinne, dass sie aus mehreren Einheiten bestehen können, vgl. par ce
que, wobei – wie in diesem Beispiel - der Komplementierer que Bestandteil des
komplexen Ausdruckes ist. Um die Parallelen und Unterschiede zwischen den
Sprachen – insbesondere Deutsch und Mooré – beschreiben zu können, setzt sich diese
Arbeit mit folgenden Fragen auseinander:
-Wie können sich die Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede auf den Lernprozess
auswirken und wie kann man damit im DaF-Unterricht umgehen?
In den nächsten fünf Kapiteln wird versucht, diese Fragen zu beantworten. Das erste
Kapitel befasst sich mit einem kurzen Überblick über das topologische Feldermodell,
das hilfreich für die Darstellung der Nebensätze beider Sprachen sein wird. Der
Vergleich beginnt ab dem zweiten Kapitel. Dieses Kapitel ist der Beschreibung der
Adverbialsatzeinleiter gewidmet. Im dritten Kapitel wird von den Relativsatzeinleitern
die Rede sein. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Beschreibung der
Komplementierer. Im Kapitel fünf werden die Aspekte der Nebensatzeinleiterstellung
im Deutschen und im Mooré beschrieben und anhand des Feldermodells werden
Nebensätze aus beiden Sprachen dargestellt. Anschließend werden mögliche
Schwierigkeiten bei der Bildung deutscher Nebensätze thematisiert, mit denen Mooré
Sprechende konfrontiert sein können. Im Anschluss daran werden Übersetzungsregeln
bzw. -tabellen zwischen Mooré und Deutsch vorgeschlagen, die den Deutschlernenden
Mooré -Sprechender nützlich sein könnten.
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KAPITEL 1: DAS FELDERMODELL
1.0.Einleitendes
Für die Beschreibung der linearen Abfolgerelationen und der möglichen Distribution
von Elementen innerhalb der Sätze ist das topologische Feldermodell ein bewährtes
Instrument (vgl. Wöllstein-Leisten 2001, S. 28). Es gibt jedoch kein einziges
topologisches Feldermodell. Viele Linguisten haben versucht, ein Feldermodell zu
entwickeln, das nur ihre Muttersprache oder zusätzlich andere Sprachen beschreiben
kann (vgl. Jensen 2021). Unter diesen Linguisten findet man u.a. E. Drach (1937, 1963),
Höhle (1986), Wöllstein (2001, 2010, 2014, 2015) und Dürscheid (2012), die mit der
deutschen Sprache gearbeitet haben. Diderischsen (1962) und Hansen (1970, 2006)
haben die mit dem Dänischen gearbeitet. Für das Norwegische haben Askedal (1986)
und Faarlund et al. (1997) topologische Modelle entwickelt. Kontrastive Modelle
wurden etwa von Ørsnes (2009) und von Wöllstein und Zepter (2015) entwickelt.
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Das erweiterte topologische Modell nach Wöllstein/Zepter (2015) , das Gelisa-Modell
genannt wird, könnte dabei helfen, deutsche und Mooré Nebensätze kontrastiv
darzustellen. Im Abschnitt 1.3. wird das begründet.
Im Folgenden werden zunächst die Entstehung und dann die Grundannahme des
topologischen Modells beschrieben. Danach wird von zunächst das uniforme
Grundmodell beschrieben, um dann im dritten Abschnitt das Gelisa-Modell
einzuführen. Dabei wird die Felderbesetzung durch Elemente von Mooré und
deutschen Nebensätzen besprochen.
Dass E. Drach für die meisten Wissenschaftler als Gründer des Feldermodells gilt, geht
darauf zurück, dass er die zentralen Begriffe eingeführt hat und verantwortlich dafür
ist, dass sich das Feldermodell als wichtiges Analyseverfahren der germanistischen
Linguistik durchgesetzt hat (vgl. ebd.).
Drach hat seine Reflexionen aus der Beobachtung der Struktur des Deutschen (je nach
Erscheinungsbild der Satzarten, also Aussagesatz bzw. Fragesatz usw. und ganz
besonders des Prädikats als Grundgerüst des Deutschen) aufgebaut. Er hat die feste
Verbstellung im Hauptsatz als syntaktischen Fixpunkt genommen, mit dem der
deutsche Aussagesatz weiter untergliedert werden kann: Was vor dem finiten Verb
steht, nennt er das „Vorfeld“, was dem finiten Verb im Hauptsatz folgt ist das
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„Nachfeld“ (vgl. ebd., S. 88). Das finite Verb steht also im Zentrum des topologischen
Modells.
Verb-Erst-Stellung
Das finite Verb steht an der Spitze des Satzes in Erststellung, der typischen Position bei
Ja-Nein-Fragen (2)a), bei Aufforderungen (2)b) und bei Wünschen (2)c). In
ausgewählten Kontexten können auch Aussagesätze mit V1-Stellung vorkommen
(2)d). V1-Stellung finden wir aber auch bei uneingeleiteten konditionalen Nebensätzen
(2)e).
(2)
a) Wärmst du dir denn nicht die Hände am Feuer?
b) Wärme dir doch die Hände am Feuer!
c) Wärmtest du dir doch die Hände am Feuer.
d) Kommt ein Mann in die Kneipe…
e) Frierst du, wärme dir doch die Hände.
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Verb-Zweit-Stellung
Tritt ein Satzglied initial auf und das finite Verb folgt, so befindet sich das Verb in
Zweitstellung - der typischen Position bei Aussagen (3)a) und b). Bei Satzgliedfragen
tritt initial der entsprechende w-haltige Frageausdruck auf (3)c). Fakultativ kann bei
Aufforderungen auch Zweitstellung vorliegen (3)d). Reine Stellungsglieder [d.h.
Satzelemente, die im Vorfeld erscheinen können], die weder wie Satzglieder erfragbar
noch pronominalisierbar sind wie Konjunktional- (3)e) oder Satzadverbien (3)f),
können ebenfalls initial vor dem finiten Verb auftreten. Außerdem finden wir V2-
Stellung in uneingeleiteten Nebensätzen wie z.B in Komplementfunktion (3)g).
(3)
a) Sie wärmt sich die Hände am Feuer.
b) Am Feuer wärmt sie sich die Hände.
c) Wer wärmt sich die Hände am Feuer?
d) Die Hände wärme dir doch am Feuer!
e) Nur/ Doch/ Dennoch wärmt das Feuer nicht wirklich.
f) Vielleicht/ Leider/ Gewiss wärmt das Feuer (nicht).
g) Ich glaube, das Feuer wärmt dir die Hände.
Verb-Letzt-Stellung
Hauptsätze treten regulär mit V1-oder V2-Stellung auf, dagegen treten Nebensätze
regulär nicht mit V1- oder V2-Stellung auf, sondern mit satzfinalem finitem Verb. Das
ist die Endstellung. Finite Nebensätze weisen dabei satzinitial einen Satzeinleiter auf
(4)a), indirekte Fragesätze einen w-haltigen Frageausdruck (4)b) oder Relativsätze ein
d- bzw. w-haltiges Relativpronomen bzw. -ausdruck (4)c). Daneben kann beobachtet
werden, dass Wünsche und Ausrufe in Form von selbstständigen Sätzen mit finitem
Verb in Endstellung geäußert werden (4)d)-e), ebenso können Wünsche oder
Aufforderungen mit infinitem Verb in Endstellung geäußert werden (4)f)-g).
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(4)
a) (…) dass/ ob/ weil du dir die Hände am Feuer wärmst
b) (…) wer sich die Hände am Feuer wärmt
c) (Die Katze), die/ welche sich am Feuer wärmt
d) Wenn doch nur bald Ferien wären.
e) Wie groß du schon bist!
f) Noch mal 20 sein.
g) Rasen nicht betreten!
Das Vorfeld (VF) ist eines der topologischen Felder des Satzes und bezeichnet den
Satzabschnitt vor der linken Satzklammer. Im Vorfeld steht fakultativ eine
Konstituente, die satzförmig oder nicht satzförmig und beliebig komplex sein kann.
Laut Dürscheid (2012, S. 99) kann das Vorfeld unter bestimmten Bedingungen auch
leer bleiben. Bei Verberstsätzen z.B. bleibt das Vorfeld unbesetzt. Unter bestimmten
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Bedingungen kann es auch mehrere Satzglieder oder nur ein Satzgliedteil aufnehmen.
Das Vorfeld wird normalerweise von der Thema-Konstituente [schon bekannten
Information] besetzt, aber kann auch die rhematische Konstituente [die neue
Information] aufnehmen. Bei einigen Verbletztsätzen, genauer bei Relativsätzen kann
das Vorfeld durch das Relativpronomen besetzt werden (vgl. Wöllstein 2014, S. 29 ff.).
Bei Adverbialsätzen und Komplementsätzen jedoch bleibt es unbesetzt.
Die linke Satzklammer (LSK) bezeichnet den linken Teil der Satzklammer. Die
Satzklammer ist ein wichtiger Bestandteil des Feldermodells. Mit der rechten
Satzklammer (s. hier unten) bildet die linke Satzklammer die Satzklammer. Sehr
wenige Satzelemente treten in der linken Satzklammer auf. Die linke Klammer enthält
entweder das finite Verb, oder eine nebensatzeinleitende Konjunktion (dass, ob, weil
...) (Wöllstein-Leisten 2001, S. 30). Bei Verberstsätzen und Verbzweitsätzen bildet das
finite Verb die linke Satzklammer. Bei Verbletztsätzen, genauer bei Adverbialsätzen
und Komplementsätzen bildet eine nebensatzeinleitende Konjunktion die linke
Satzklammer.
Das Mittelfeld (MF) ist das topologische Feld, das den Satzabschnitt zwischen der
linken Satzklammer und der rechten Satzklammer bezeichnet. Bei allen Satztypen kann
das Mittel besetzt werden. Bei Imperativsätzen kann es aber auch leer bleiben. Im
Mittelfeld können beliebig viele Konstituenten auftreten. Für Dürscheid (2012, S. 102)
ist im Mittelfeld die unmarkierte Abfolge nominaler Satzglieder: Subjekt vor
Dativobjekt vor Akkusativobjekt. Die Abfolge pronominaler Satzglieder ist: Subjekt
vor Akkusativ vor Dativobjekt. Im Mittelfeld steht ein Genitivobjekt bzw. ein
präpositionales Objekt in Sätzen mit Verbendstellung unmittelbar präverbal. Im
Mittelfeld besteht die Tendenz zu Thema vor Rhema, definiter NP vor indefiniter NP,
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kurzem vor langem Satzglied, Agens vor Nicht-Agens. Bei Verbletzt-Sätzen kann das
Mittelfeld unbesetzt bleiben.
Die rechte Satzklammer (RSK) bezeichnet den rechten Teil der Satzklammer. In der
rechten Satzklammer stehen alle infiniten Verben und das finite Verb, falls es nicht -
wie im Hauptsatz- in der linken Klammer auftritt (Wöllstein-Leisten 2001, S. 32). Bei
Verberst- und Verbzweitsätzen besetzt eine infinite Verbform (Infinitiv) oder ein
Perfektpartizip oder eine abtrennbare Verbpartikel die rechte Satzklammer. Bei
Verbletztsätzen besetzt das finite Verb oder ein Verbalkomplex die rechte
Satzklammer. Die lineare Abfolge der Elemente innerhalb des Verbalkomplexes
entspricht der Statusrektion. Die Statusrektion bezeichnet die Relation zwischen
Verbformen innerhalb eines Satzes. Statusregierte Elemente stehen vor den
statusregierenden Elementen (mehr dazu s. Wöllstein 2014, S. 60).
Das Nachfeld (NF) ist das topologische Feld, das den Satzabschnitt nach der rechten
Satzklammer bezeichnet. Die Nachfeldelemente können satzförmig oder nicht
satzförmig sein. Im Nachfeld befinden sich vorzugsweise Subjekt-, Objekt-, Adverbial-
oder Relativsätze und unter bestimmten Bedingungen auch NPs (heavy NP-shift). Laut
Dürscheid (2012, S. 104) stehen im Nachfeld umfangreiche Satzglieder, so dass-Sätze,
konjunktional eingeleitete Nebensätze, Infinitivsätze.
Wie oben schon erklärt, ist das uniforme Modell für das Deutsche sehr geignet, denn
das Deutsche die Klammerpositionen füllen kann.
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Im Gegensatz zu Deutsch ist das Mooré keine Klammersprache. Deswegen kann das
uniforme Grundmodell der Mooré Sprache nicht angewandt werden. Das topologische
Feldermodell, das von Wöllstein und Zepter (2015) entwickelt und generalisiertes
lineares Satzmodell genannt wurde, ist sprachübergreifend und kann daher die
Nebensatzstrukturen des Mooré und des Deutschen vergleichsweise darstellen. Dem 5-
gliedrigen Modell fügen sie ein anderes Feld und zwei andere Klammer hinzu. Nach
der linken Satzklammer kommen reihenfolgend ein Subjektfeld (SF) und eine linke
Verbklammer (LVK) und zwischen dem Mittelfeld und der rechten Satzklammer eine
rechte Verbklammer (RVK) vor (vgl. ebd., S. 250–251). Die Verbklammer im Gelisa-
Modell unterscheiden sich von den Satzklammern, indem Erstere nur von
Prädikatsteilen eröffnet werden können, während Letztere hauptsächlich aus
Nebensatzeinleiter(-teilen) und Partikeln (etwa Interrogativpartikeln) gemacht sind. In
deutschen Hauptsätzen kann jedoch ein Prädikat(-steil) in der LSK stehen (vgl. ebd., S.
252ff.). Das Gelisa-Modell sieht wie folgt aus.
Die Hinzufügung der drei Glieder vor allem des Subjektfeldes und der linken
Verbklammer erlaubt dem generalisierten linearen Satzmodell, Satzstrukturen wie
diese im Mooré zu berücksichtigen, da die Mooré Nebensätze verbzentral sind. Mit der
rechten Verbklammer bzw. Satzklammer können auch die Satzstrukturen im Deutschen
berücksichtigt werden. Mithilfe dieses Modells werden im Folgenden deutsche und
Mooré Nebensätze dargestellt. Da die Arbeit diese Satzformen betrifft, werden im
Folgenden die Felderbesetzungen in den Nebensätzen besprochen. Diese erfolgt in
Anlehnung an Wöllstein und Zepters Vorschläge (vgl. ebd., S. 250 ff.) und in Bezug
auf die Struktur der Nebensätze im Mooré .
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Das Vorfeld wird von einem Satzglied oder einem Nebensatzeinleiter(-teil) besetzt. Im
Deutschen steht entweder ein Nebensatzeinleiter oder ein Nebensatzeinleiterteil im
Vorfeld. Im Mooré steht ein Satzglied oder ein Nebensatzeinleiterteil im Vorfeld. Das
Vorfeld im Mooré kann komplex sein, indem es mehrere Satzglieder bzw. ein Satzglied
und einen Nebensatzeinleiterteil beinhalten kann. Die linke Satzklammer wird von
einem Nebensatzeinleiter(-teil) besetzt. Im Deutschen als auch im Mooré können
Nebensatzeinleiter oder Nebensatzeinleiterteile in der linken Satzklammer stehen. Das
Subjektfeld wird von dem Subjekt besetzt oder kann leer bleiben. Im Deutschen bleibt
es unbesetzt, während im Mooré es besetzt werden oder leer bleiben kann. Die linke
Verbklammer wird von einem (finiten bzw. infiniten) Prädikat- bzw. Verb(-steil)
besetzt oder kann leer bleiben. Im Mooré wird sie besetzt, während sie im Deutschen
leer bleibt. Das Mittelfeld wird von mindestens einem Satzglied besetzt. Kann aber
mehrere Satzglieder haben. Die rechte Verbklammer wird von einem (finiten bzw.
infiniten) Prädikat- bzw. Verb(-steil) besetzt oder kann leer bleiben. Im Deutschen wird
sie besetzt und im Mooré kann sie besetzt werden oder leer bleiben. Die rechte
Satzklammer wird von einem Nebensatzeinleiter(-steil) bzw. einer Partikel, die den
Satztyp bzw. Satzmodus markiert (z.B. Interrogativpartikel), besetzt oder sie kann leer
bleiben. Im Mooré wird es besetzt und im Deutschen bleibt es unbesetzt. Das Nachfeld
wird im Mooré und im Deutschen von einem nachgestellten Satzglied besetzt.
In den Tabellen unten werden ein komplexer Satz und ein Nebensatz aus dem
Türkischen, dem Deutschen und der Mooré Sprache anhand des Gelisa-Modells
dargestellt. Diese Sätze haben in den drei Sprachen dieselbe Bedeutung, damit die
Darstellungsunterschiede erfasst werden können. Auch wurde das Türkische
berücksichtigt, um die Besetzung der RSK durch eine Konjunktion extra zu illustrieren.
15
VF LSK SF LVK MF RVK RSK NF
Tabelle 1: Darstellung eines komplexen Satzes und eines Nebensatzes aus dem Türkischen (vgl. ebd., S. 255)
Hasan wurde sehr wütend [weil [ich dir das Buch gegeben habe]]
weil ich dir das Buch gegeben habe
Tabelle 2: Darstellung eines komplexen Satzes und eines Nebensatzes aus dem Deutschen (vgl. ebd.)
Tabelle 3: Darstellung eines komplexen Satzes und eines Nebensatzes aus dem Mooré
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1.4.Zusammenfassung
17
KAPITEL 2: BESCHREIBUNG DER ADVERBIALSATZEINLEITER
2.0.Einleitendes
Man spricht von Adverbialsätzen, wenn der Nebensatz an die Stelle einer adverbialen
Bestimmung tritt. Ein Adverbialsatz antwortet auf die Fragen wo, wann, wie, warum
usw. Unter den Adverbialsätzen findet man die Konditional-, die Kausal-, die
Konzessiv-, die Temporal-, die Lokal- und die Modalsätze. Im Unterschied zu
deutschen Autoren, die die Lokalsätze den Relativsätzen oder den Attributivsätzen oder
noch den Ergänzungsätzen zuordnen (vgl. Gladrow 1993, S. 26–27), werden sie in
dieser Arbeit unter den Adverbialsätzen behandelt. Auch werden die Adversativsätze
zu den Adverbialsätzen gezählt. Aus der Untergliederung der Adverbialsätze hat man
folgende Einleiter: die Konditionalsatz-, Temporalsatz-, Kausalsatz-, Konsekutivsatz-,
Finalsatz-, Konzessivsatz-, Modalsatz-, Lokalsatz- und Adversativsatzeinleiter. Das
Wesen dieser Adverbialsatzeinleiter ist im Deutschen und im Mooré unterschiedlich.
Während im Deutschen adverbiale Konjunktionen bestehen, werden im Mooré
Partikeln gebraucht, um Adverbialsätze einzuleiten. Im weiteren Sinne zählen
Konjunktionen zu den Partikeln, denn beides sind unflektierbar. Hier wird doch eine
Differenzierung zwischen ihnen vorgenommen. Die adverbialen Konjunktionen
unterscheiden sich in dieser Arbeit von den adverbialen Partikeln, dadurch dass Erstere
am Anfang des Nebensatzes stehen und ihn mit dem Hauptsatz verbinden, während
Letztere in unterschiedlichen Positionen im Nebensatz stehen können.
Raible (2001, 595, 606 zitiert nach Ungeheuer/Wiegand 2009) ist der Meinung, dass
die Beziehungen zwischen den Propositionen des Adverbial- und des Hauptsatzes wie
Konditionalität, Kausalität, Konzessivität, Temporalität, Lokalität und Modalität, in so
vielen Sprachen belegt sind, dass sie für universal gehalten werden können. In allen
Sprachen wird z.B. festgestellt, dass eine große Affinität zwischen konditionalen,
temporalen und konzessiven, z. T. auch kausalen und finalen Gebrauchsweisen herrscht
(vgl. Panzer 1991, 237 zitiert nach Ungeheuer/Wiegand ebd.), sodass oft dieselben
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Adverbialsatzeinleiter - dieselben Konjunktionen im Deutschen und dieselben Partikeln
im Mooré -, in mehreren dieser Funktionen gebraucht werden. Aus dieser Affinität der
Adverbialsatzeinleiter untereinander hat Raible (2001,607f. zitiert nach
Ungeheuer/Wiegand ebd.) die folgende ontogenetische Reihenfolge einiger dieser
Adverbialbeziehungen bestimmt: Konditionalität, Temporalität, Kausalität,
Konsekutivität, Finalität, Konzessivität. Die ontogenetische Reihenfolge ist eine
Reihenfolge, wonach die einzelnen Adverbialbeziehungen sich entwickelt haben. Im
Folgenden werden die Adverbialsatzeinleiter in der obigen genannten ontogenetischen
Reihenfolge beschrieben und zusätzlich kommen die Beschreibungen der
Modalsatzeinleiter, der Lokalsatzeinleiter und der Adversativsatzeinleiter.
2.1.Die Konditionalsatzeinleiter
Bei der konditionalen Satzverbindung werden zwei Sätze verbunden, bei denen ein Satz
eine „Bedingung“ beschreibt, unter der eine „Folge“ eintreten kann (Mattmüller
2010a). Im Folgenden werden die Sprachmittel zum Ausdruck der Konditionalität im
Mooré und im Deutschen erläutert und verglichen.
Laut Niggli (vgl. 2020a, S. 189) ist sã ein Hilfsverb, das dazu primär dient, die
Konditionalität auszudrücken. Da sã immer nach dem Subjekt des Nebensatzes steht,
könnte die Meinung Nigglis begründen. Hier dagegen wird sã als Partikel betrachtet,
denn es verhält sich überhaupt nicht wie Verben. Während Verben im Mooré nach
Aspekt flektieren, bleibt sã unflektiert. Und da Partikeln unflektierbare Wörter sind,
wird das konditionale sã (5) dazu eingeordnet.
A) Falls
Die Konjunktion falls (6) b) stammt aus dem Substantiv „Fall“ im Genitiv (vgl.
Silva/M-Fasching 2022, S. unter falls). Das Beispiel (6) a) illustriert Fall als Substantiv.
(6)
a) Der Fall ist traurig.
b) Falls du ihn noch treffen solltest/noch triffst, grüß ihn bitte von mir.
B) Sofern
Die Konjunktion sofern ist eine Zusammenrückung aus so und fern [Adjektiv] (vgl.
DWB /Bd. 16, Sp. 1402/). So ist ein Adverb und bedeutet „in solcher oder dieser art, in
solchem, diesem grade, masze [sic]“ (ebd., Sp. 1342). Sofern steht als Konjunktion in
bedingendem Sinne. Das Beispiel (7) illustriert so als Adverb und (8) ist ein
Beispielsatz für sofern als Konjunktion.
(8) Sofern das Wetter schön bleibt, machen wir morgen einen Ausflug.
C) Wenn
Für die Beschreibung von wenn s. unten beim temporalen wenn. Wenn wird auch als
konditionale Konjunktion (9) verwendet (vgl. DWB /Bd. 29, Sp. 57/).
20
(9) Wenn ich Zeit hätte, würde ich Urlaub machen.
D) Solange
Zur Beschreibung von solange s. unten beim temporalen solange. Die Konjunktion
solange wird im Fall von andauernder Voraussetzung verwendet.
(10) Du kannst zuschauen, solange du mich nicht bei der Arbeit störst.
2.2.Die Temporalsatzeinleiter
Es gibt drei Arten von Temporalsätzen: die gleichzeitigen, die nachzeitigen und die
vorzeitigen Temporalsätze. Jede Art dieser Temporalsätze wird von bestimmten
21
Temporalsatzeinleitern eingeführt. Im Folgenden werden die Temporalsatzeinleiter im
Mooré und im Deutschen aus den drei Temporalsatzarten beschrieben.
A) sã
Die Partikel sã, das üblich bei den Konditionalsätzen gebraucht wird – wie oben schon
illustriert-, kann auch die Temporalität ausdrücken (vgl. Niggli 2020a, S. 189), im Fall,
wenn sie zwei Sätze verbindet, deren Handlungen gleichzeitig laufen und sich
wiederholen können. Beispiel (11) illustriert sã in temporaler Anwendung.
B) Wenn
22
Hier kann eine Parallelität mit dem Mooré dargestellt werden. Genauso wie im Mooré,
wo das konditionale sã auch die Temporalität ausdrücken kann, kann im Deutschen die
Konjunktion wenn sowohl die Konditionalität als auch die Temporalität ausdrücken.
Beide sind auch Partikeln. Weil die Konditionalität auf eine Art Erwartung bezieht, die
sich nur in Zukunft (mit zeitlichem Abstand) vollziehen würde, könnte als Erklärung
gelten, dass Konditionalsatzeinleiter auch als Temporalsatzeinleiter fungieren.
C) sẽn
Die Relativsatz einleitende Partikel sẽn kann manchmal in Verbindung mit der Partikel
wã bzw. -ã die Temporalität ausdrücken (vgl. Niggli 2020a, S. 203). Im Gegensatz zum
temporalen sã dient sẽn zum Ausdruck einer einmaligen Handlung. Beispiel (13)
illustriert sẽn als Relativpartikel (zur weiteren Illustration s. in Kapitel 3). Beispiel (14)
zeigt sẽn in temporaler Anwendung.
Die Relativpartikel sẽn kann mit einem „overten“ Zeitwort (wakatninga) erscheinen
(18) a) und b). Der Begriff overt bedeutet, dass hier ein zeitlicher Hinweis im Satz
besteht. Wakat ist ein Substantiv und bedeutet Zeit/Uhrzeit (vgl. ebd., S. 275) und ninga
ein Demonstrativpronomen (17) (vgl. ebd., S. 137), das dies-bzw. d-jenige bedeutet.
Beispiel (15) beweist wakat als Zeit und (16) beweist es als Uhrzeit.
(18)
D) Als
Als ist eine gekürzte Form von der mittelhochdeutschen Konjunktion alse bzw. alsō,
die selbst aus dem althochdeutschen alsō bzw. also stammt (vgl. Die Dudenredaktion
2022a, S. unter als). Die Konjunktion also ist eine Zusammenrückung aus all und so
(vgl. Silva/M-Fasching 2022, S. unter also). Laut Paul (1992: 805ff. zitiert nach
Blühdorn 2005) und Blühdorn (2003 zitiert nach Blühdorn 2005) bewahrt als in seinem
s- einen alten indogermanischen Pronominalstamm, der Definitheit anzeigte. Im
Gegensatz zu wenn wird hier keine Wiederholung impliziert. Beispiel (19) dient zur
Illustration von als in temporaler Verwendung.
Im Mooré kann „Zeit“ durch die Relativpartikel sẽn overt (18) oder nicht overt (14)
ausgedrückt werden. Parallel zum Mooré wird als in früheren Sprachstufen und in
manchen Dialekten des Deutschen auch in Relativsätzen benutzt (vgl. Axel-
24
Tober/Brandner 2019, S. 7). Der einzige Unterschied ist, dass im Deutschen „Zeit“
nicht „overt“, also nicht mit einem vorhandenen Zeitwort ausgedrückt werden muss.
Aber folgendes Beispiel (20) illustriert als als temporales Relativpronomen.
(20) Zu dem Zeitpunkt, als die Schule noch nicht obligatorisch war.
E) Sẽn…sasa
Die Verbindung sẽn…sasa (23) stammt aus der Relativpartikel sẽn und dem Substantiv
bzw. der Postposition sasa. Als Substantiv kann sasa durch „Moment“ , „Periode“,
„Epoche“ oder „Zeit“ übersetzt werden (21) (vgl. Niggli 2020a, S. 198). Als
Postposition bedeutet sasa „während“ (22).
F) Während
Während stammt aus dem Partizip Präsens Aktiv zu währen [Verb] (vgl. Silva/M-
Fasching 2022, S. unter während). Während kann als Präposition oder als Konjunktion
gebraucht werden. Als Präposition wird während mit dem Genitiv gebraucht (vgl.
DWB /Bd. 27, Sp. 807/). Das Beispiel (24) zeigt während in präpositionaler
Verwendung und (25) zeigt es als temporale Konjunktion.
(24) während des krieges [sic], während der zeit [sic] (ebd.).
25
(25) Während ich koche, kannst du den Tisch decken.
Hier funktionieren Mooré und Deutsch fast ähnlich. Die Wörter während und sasa
drücken beides eine andauernde Zeitspanne aus. Der Unterschied zwischen Deutsch
und Mooré ist, dass im Deutschen während allein den Temporalsatz einleitet. Dagegen
benutzt die Mooré Sprache sasa in Verbindung mit der Relativpartikel, um die
Temporalität auszudrücken. Auf jeden Fall verbinden während und sẽn…sasa
Ereignisse, die andauernd gleichzeitig laufen.
G) Sã …bala
Die Verbindung sã…bala (26) stammt aus der Partikel sã und dem Adverb bala, das
„nur“ bedeutet (s. beim kausalen bala). Sie kann durch sobald a) oder solange b)
übersetzt werden.
(26)
H) Sobald
Die Konjunktion sobald (28) ist ein Adverb, das aus der Zusammenrückung von so und
bald [Adverb] stammt (vgl. DWB /Bd. 16, Sp. 1385/). (27) illustriert sobald als Adverb.
(27) er wird so bald nicht wieder kommen (Adelung zitiert nach DWB ebd.).
26
(28) Ich komme, sobald ich mit der Arbeit fertig bin (Götz/Langenscheidt-Redaktion
2015, S. 1010).
I) Solange
Solange stammt aus der Zusammenrückung von so und lang [Adjektiv] (vgl. DWB /Bd.
16, Sp. 1351, 1353, 1373/). Solange als temporale Konjunktion wird in (29) illustriert.
(29) Solange sein Auto kaputt ist, fährt er mit dem Fahrrad.
Hier auch funktioniert die Mooré Sprache fast ähnlich wie die deutsche Sprache. Beide
benutzen eine Strategie, die zwei Elemente verbindet. Bei dieser Verbindung werden
Adverbien benutzt, die dieselbe Bedeutung haben. In der Tat drücken die Adverbien
bala und so die Weise aus. Die Unterschiede liegen darin, dass die Mooré Sprache eine
diskontinuierliche Verbindung verwendet, wogegen die deutsche Sprache
zusammenhaltende Verbindungen gebraucht. Auch benutzt das Deutsche im
Unterschied zu Mooré zusätzlich ein Adverb, das eine temporale Bedeutung hat (bald)
und ein Adjektiv, das eine lokale Bedeutung hat (lang).
Der Begriff Nachzeitigkeit bezieht sich auf das Geschehen im Nebensatz, das sich erst
erfüllen sollte, nachdem das Geschehen im Hauptsatz sich vollgezogen hat. Die
Temporalsätze der Nachzeitigkeit werden anhand der Ausdrücke (na)nand tɩ und hal tɩ
im Mooré eingeführt. Im Deutschen werden die Konjunktionen bevor und bis zum
Ausdruck der Nachzeitigkeit verwendet.
27
A) (Na)nand tɩ
Der Temporalsatzeinleiter (na)nand tɩ (31) stammt aus der Verbindung von dem auf
eine Vokale gekürzte Form des Adverbs nananda (30) (auch nanda abkürzbar) und
dem Komplementierer tɩ (mehr dazu s. Kapitel 4). Nananda bzw. nanda als Adverb
bedeutet zuerst (vgl. Niggli 2020a, S. 130).
B) Bevor
Die Konjunktion bevor (33) stammt aus dem althochdeutschen Adverb pifora bzw.
pifuri, der alten Form vom Adverb bevor (32) (vgl. DWB /Bd. 1, Sp. 1757/).
C) Hal tɩ
Der Einleiter hal tɩ stammt aus dem Adverb hal ,das eine zeitliche bzw. räumliche
Entfernung ausdrückt (vgl. Niggli 2020a, S. 54) und dem Komplementierer tɩ. Hal kann
auch als Präposition gebraucht werden und bedeutet bis. Zur Illustration von hal als
Präposition dient Beispiel (34) und (35) illustriert hal tɩ als Temporalsatzeinleiter.
28
(35) Tond na gũ-u-m, hal tɩ roa zi- ligda n wa
D) Bis
Die Konjunktion (37) bis wurde von der Präposition bis entlehnt. Die Präposition
stammt wiederum aus der Zusammenbildung von bi (im Sinne von „ad“) und zu (vgl.
DWB /Bd. 2, Sp. 42/). Bis als Präposition kann in räumlicher (36) a) und in zeitlicher
b) Vorstellung verwendet werden (vgl. ebd.).
(36)
(37)
b) Ich will dich lieben, bis dass der Tot uns scheidet (ebd.).
Hier kann festgestellt werden, dass die Bildung der Temporalsatzeinleiter der
Nachzeitigkeit im Deutschen und im Mooré fast parallel laufen. Der
Temporalsatzeinleiter (na)nand tɩ und sein Pendant im Deutschen bevor stammen aus
Adverbien gleicher Bedeutung. Dies gilt auch für hal tɩ und sein deutsches Pendant bis,
die ihrerseits aus Präpositionen gleicher Bedeutung stammen. (na)nanda und vor (in
bevor) drücken eine Priorität aus. Bis -wie hal- deutet auf einen Endpunkt eines
zeitlichen oder räumlichen Geschehens hin (vgl. Silva/M-Fasching 2022, S. unter bis).
Der Unterschied ist, dass im Mooré zusätzlich ein Komplementierer tɩ obligatorisch
benutzt wird, während im Deutschen nur bis einen Komplementierer dass haben kann.
29
2.2.3. Die Temporalsatzeinleiter der Vorzeitigkeit im Mooré und im Deutschen
Der Begriff Vorzeitigkeit bezieht sich auch wie bei der Nachzeitigkeit auf das
Geschehen im Nebensatz. Im Gegensatz zu dem Begriff Nachzeitigkeit soll das
Geschehen im Nebensatz bei der Vorzeitigkeit sich zuerst erfüllen, bevor das
Geschehen im Hauptsatz sich vollzieht. Als Hinweis gilt, dass die Erklärung der
Begriffe Nachzeitigkeit und Vorzeitigkeit in Bezug auf das Geschehen im Hauptsatz
erklärt werden könnte. Dies scheint meines Erachtens nicht adäquat, da die betroffenen
Einleiter eben im Nebensatz liegen. Zurück zu dem Abschnitt werden bei den
Temporalsätzen der Vorzeitigkeit im Mooré sẽn...tɛka und sẽn...poore und im
Deutschen seit, seitdem und nachdem verwendet.
A) sẽn...tɛka
Das ist eine Verbindung der Relativpartikel sẽn und des Substantivs (38) tɛka, das
Schluss bzw. Ende oder Grenze (vgl. Niggli 2020a, S. 239) bedeutet . Tɛka kann als
Postposition (39) mit der Bedeutung von seit a) bzw. ab b) (vgl. ebd.) gebraucht
werden. Das Beispiel (40) illustriert sẽn...tɛka in seinen Gebrauch als
Temporalsatzeinleiter.
(39)
30
(40) A sẽn loog-a tɛka, a bol-da tond daar fã
3SG Rel. gehen-PFV tɛka, 3SG anrufen-IPFV 3PL Tag all
Seitdem er gegangen ist, ruft er uns jeden Tag
B) Seit
Man kann die Herkunft der Konjunktion seit entweder auf das Adverb seit oder auf die
Präposition seit zurückführen. Zum einen könnte die Konjunktion seit aus dem mittel-
bzw. althochdeutschen Adverb „sît bzw. sîd“ stammen, das „später“; aber mit dem
Dativ verbunden 'nach' (eigentlich 'später als etwas') bedeutet. Das Adverb sît „später“
kann durch „ ab einem in der Vergangenheit liegenden Zeitpunkte kontinuierlich“
paraphrasiert werden (vgl. DWB /Bd. 16, Sp. 370/). Das Adverb ist jedoch von der
Schriftsprache aufgegeben, mundartlich aber hier und da erhalten. Zum anderen könnte
die Konjunktion seit aus der niederhochdeutschen Präposition seit (41) (vgl. ebd., Sp.
371) stammen, die eben auch die Bedeutung von „ab einem in der Vergangenheit
liegenden Zeitpunkte kontinuierlich“ wie das Adverb hat. Im einem oder im anderen
Fall bedeutet die daraus resultierende Konjunktion seit (42) „nachdem“ (vgl. ebd., Sp.
370) .
(42) Seit er nicht mehr raucht, fühlt er sich viel wohler (ebd.).
C) Seitdem
Seitdem ist eine Zusammenrückung (vgl. DWB /Bd. 16, Sp. 373/) aus seit und dem.
Dem ist hier auch die Dativform des bestimmten Artikels der (vgl. Blühdorn 2005, S.
162) , der hier als Demonstrativpronomen verwendet wird, denn dem bezieht sich auf
den Inhalt des Satzes in (43). Es funktioniert als Adverb (44) und als Konjunktion (45).
31
(43) Seit [ er schläft] ist Ruhe im Haus.
(44) Wir hatten letzte Woche einen Streit, seitdem hat er mich nicht mehr angerufen.
(45) Seitdem sie diesen Job hat, ist sie ein anderer Mensch.
D) sẽn... poore
Sẽn... poore ist eine Verbindung von der Relativpartikel sẽn und dem Substantiv bzw.
der Postposition poore (vgl. Niggli 2020a, S. 130). Als Substantiv bezeichnet poore das
Körperteil „Rücken“. Poore wird sehr oft als Postposition verwendet und bedeutet
„hinter“. Die Beispiele (46) und (47) zeigen poore jeweils als Substantiv und als
Postposition und (48) illustriert sẽn... poore in seinen Gebrauch als
Temporalsatzeinleiter.
E) Nachdem
Nachdem ist ein aus nach [Präposition] und dem zusammengerücktes Adverb (vgl.
DWB /Bd. 13, Sp. 34/). Dem ist die Dativform des bestimmten Artikels der, der auch
32
als Demonstrativpronomen verwendet wird. Beispiel (49) dient zur Illustration von
nachdem als Adverb und Beispiel (50) illustriert nachdem als Konjunktion.
(49) Aber nachdem sehen wir durch einen Spiegel in einen dunkeln Ort.
(50) Nachdem der Zahn gezogen war, begann die Wunde stark zu bluten.
Bei den Temporalsätzen der Vorzeitigkeit werden im Mooré sowie im Deutschen Prä-
bzw. Postpositionen gebraucht. Diese Prä- bzw. Postpositionen drücken mehr oder
weniger dieselbe Idee aus. Tɛka und seit können durch „vom genannten Zeitpunkt bzw.
Standpunkt ab“ oder „nach dem genannten Zeitpunkt bzw. Standpunkt“ paraphrasiert
werden. Poore und nach drücken die Idee von „hinter“ aus. Der Unterschied ist, dass
im Mooré die Postpositionen in Verbindung mit einer Relativpartikel gebraucht
werden. Im Deutschen stehen die Präpositionen entweder allein oder in Verbindung mit
einem Demonstrativpronomen.
2.3.Die Kausalsatzeinleiter
In der Linguistik haben die Autoren unterschiedliche Fassungen über Kausalität bzw.
Kausalsätze. Helbig und Buscha (2001 zitiert nach Simon 2009) und Schmidhauser
(1995 zitiert nach Simon ebd.) unterscheiden zwischen Kausalsätzen im engeren Sinne
und im weiteren Sinne. Fraas (1980, S. 100 zitiert nach Simon ebd.) zählt die kausalen,
die konditionalen und die konzessiven Sätze zu den Kausalsätzen im engeren Sinne und
die Kausalsätze im weiteren Sinne sind zu den finalen und den konsekutiven Sätzen
erweitert. In diesem Abschnitt wird das Verständnis Harras (1984) über die Kausalsätze
im engeren Sinne berücksichtigt. Zu den Kausalsätzen im engeren Sinne gehören nur
die reinen Kausalsätze, d.h. die adverbialen Nebensätze, die den Grund oder die
Ursache einer Handlung oder eines Zustanden angeben. Im Folgenden werden die
Kausalsatzeinleiter der reinen Kausalsätze in der Mooré- und deutschen Sprache
beschrieben und miteinander verglichen.
33
2.3.1. Die Kausalsatzeinleiter sẽn...yĩnga und bala
Im Mooré gibt es drei Möglichkeiten, Kausalsätze einzuleiten. Es gibt die Partikel sẽn,
den Ausdruck sẽn...yĩnga und das Wort bala. Im Folgenden werden die Eigenschaften
dieser beschrieben.
A) sẽn
Die Partikel sẽn kann auch einen kausalen Satz einleiten, wie das Beispiel (51) es
illustriert.
B) sẽn...yĩnga
Der Kausalsatzeinleiter sẽn...yĩnga stammt aus der Relativpartikel sẽn und dem Wort
yĩnga, das die Idee des Grundes trägt. Das Wort yĩnga existiert im Mooré als Substantiv
(52) und bezeichnet den „Körper“. Es existiert auch als Postposition (53) mit der
Bedeutung von wegen oder dank. Das Beispiel (54) zeigt sẽn...yĩnga in seine
Verwendung als Kausalsatzeinleiter.
Bala ist ein Adverb (55), das allein bzw. nur bedeutet. Der Kausalsatzeinleiter bala (56)
leitet seine Bedeutung von dem Adverb bala ab.
Zur Einleitung von Kausalsätzen bestehen im Deutschen die Konjunktionen weil und
da. Im Folgenden werden diese Mittel in ihren Eigenschaften beschrieben.
A) Weil
Die Konjunktion weil (58) ist das wichtigste und häufigste der deutschen Bindewörter,
denen mittelbar ein Substantiv zugrunde liegen kann (vgl. Die Dudenredaktion 2022,
S. unter weil /Keller 1995: 27 zitiert nach Blühdorn 2005). Es ist wahrscheinlicher, dass
die Konjunktion weil unmittelbar aus dem zeitlichen Adverb derweil „während dieser
Zeit“ stammt, das seinerseits eine Zusammenrückung von der (Dativform von die) und
dem Substantiv Weile) ist. Derweil wird auch als temporale Konjunktion (57)
gebraucht. Von der zeitlichen Ausgangsbedeutung führen Übergänge zum kausalen
Sinn, denn von Tatsachen, die zeitlich zusammenfallen, kann eine die andere zugleich
begründen (vgl. DWB /Bd. 28, Sp. 769 ff./).
(57) Derweil er mit den Kindern spielt, arbeite ich.
35
B) Da
Der Subjunktor (60) da entstand durch Grammatikalisierung aus dem Adverb da (59),
(vgl. Blühdorn 2002, 2003 zitiert nach Blühdorn 2005). Das Adverb da könnte
entweder aus dem althochdeutschen dâr thâr bzw. dâra dâre oder aus dem
althochdeutschen und mittelhochdeutschen dô, das ursprünglich ein akkusativisches
singuläres Feminin von dem pronominalen Demonstrativum diu ist, stammen (vgl.
DWB /Bd. 2, Sp. 646/).
Die Mooré Sprache benutzt für die Kausalität eine Relativpartikel (sẽn), eine
Verbindung von einer Relativpartikel und einer Postposition (sẽn ... yĩnga) und ein
Adverb (bala), während die deutsche Sprache Mittel aus Adverbien (weil, da) benutzt.
Die beiden Sprachen haben gemeinsam, dass sie Adverbien und z.T. Substantive
verwenden.
2.4.Die Konsekutivsatzeinleiter
Konsekutive Sätze drücken eine Folge aus. Sie werden im Mooré durch die Verbindung
tolg...tɩ geäußert. Im Deutschen besteht die Konjunktion sodass zum Ausdruck der
Konsekutivität. Im Folgenden werden diese Sprachmittel beschrieben und verglichen.
Es stammt aus der Verbindung von dem Hilfsverb tolg (vgl. Niggli 2020a, S. 248), das
die Idee von sehr bzw. völlig trägt und dem Komplementierer tɩ. Hier auch wird tolg
aus den erwähnten Gründen bei sã (Abschnitt 2.1.1.) als Partikel betrachtet. Auch kann
36
hal vor tɩ stehen. Zur Illustration von tolg als Partikel dient Beispiel (61), (62) a)
illustriert tolg...tɩ in seinen Gebrauch als Konsekutivsatzeinleiter und b) tolg...tɩ in
seinen Gebrauch in Verbindung mit hal.
Gemäß des DWB kann der Satz mit dass einen konsekutiven Charakter haben (vgl.
DWB /Bd. 16, Sp. 1351/). Der konsekutive dass wird durch die Gradpartikel so
verstärkt. Dies führte zur Entwicklung eines konsekutiven so dass, das als einheitlicher
Begriff empfunden und in neuerer Zeit sodass geschrieben wird (ebd.). Das Beispiel
(63) a) ist eine Illustration vom zusammengeschriebenen sodass und b) eine Illustration
vom getrennt geschriebenen so dass.
(63) a)Er war völlig verwirrt, sodass er nicht mehr wusste, was er sagte.
b)Er war völlig so verwirrt, dass er nicht mehr wusste, was er sagte.
Für die Konsekutivität wird im Mooré eine Verbindung aus einer Partikel und einem
Komplementierer (tolg tɩ) und im Deutschen eine Zusammenrückung aus einem
Adverb und einem Komplementierer (sodass) verwendet. Beide Sprachen haben hier
37
gemeinsam, dass die „[Konsekutivsatzeinleiter] […] aus einer polysemen Konjunktion
[bzw. Komplementierer] und einer modifizierenden Partikel“ bestehen (Ehrenfellner
1996, S. 293).
2.5.Die Finalsatzeinleiter
„Der Finalsatz ist an ein personales Subjekt gebunden. Er drückt eine Absicht, einen
Zweck, ein Ziel aus“ (Helbig / Buscha , 1974 , S. 594 zitiert nach Abbas 2019). Der
deutsche Finalsatz wird am häufigsten durch die subordinierende Konjunktion "damit"
eingeleitet. Im Mooré werden die Ausdrücke na kɩt tɩ und na yɩ tɩ zum Ausdruck der
Finalität verwendet. Im Weiteren werden diese Finalsatzeinleiter beschrieben und
verglichen.
Die Finalsätze werden im Mooré durch die zwei Audrücke na kɩt tɩ und na yɩ tɩ
eingeleitet. Im Folgenden werden diese in ihren Eigenschaften beschrieben.
A) Na kɩt tɩ
Der Finalsatzeinleiter na kɩt tɩ (64) ist ein Ausdruck aus dem Hilfsverb na, das zum
Ausdrücken der Zukunft gebraucht wird, dem Verb kɩt , das verursachen (vgl. Niggli
2020a, S. 79) bedeutet und dem Komplementierer tɩ. Auch hier wird na aus den schon
erwähnten Gründen im Abschnitt 2.1.1. als Partikel betrachtet.
Der Finalsatzeinleiter na yɩ tɩ (65) ist auch eine einem Satz ähnliche Konstruktion aus
der Partikel na, dem Verb yɩ, das sein bedeutet und dem Komplementierer tɩ.
Damit stammt aus dem althochdeutschen Pronominaladverb dâr mit bwz. dâr miti (vgl.
DWB /Bd. 2, Sp. 704/). Die Beispiele (66) und (67) illustrieren damit jeweils als
Pronominaladverb und als Konjunktion.
Die Mooré Sprache und das Deutsche drücken die Finalität unterschiedlicher Weise
aus. Im Mooré wird die Finalität durch eine Verbindung von einer Partikel, einem Verb
und einem Komplementierer (na kɩt tɩ und na yɩ tɩ) und im Deutschen durch ein
Pronominaladverb (damit) ausgedrückt. Das Verb n kɩt bedeutet verursachen und n yɩ
drückt einen Zustand aus. Das Geschehen im Mooré-Hauptsatz soll das Geschehen im
Nebensatz verursachen bzw. bedingen. Damit als Pronominaladverb drückt die Weise
bzw. das Mittel aus. Der damit-Satz referiert auf den Inhalt des Hauptsatzes. Auf die
Weise bzw. durch das Mittel des Geschehens im Hauptsatz soll also das Geschehen im
Nebensatz stattfinden.
39
2.6.Die Konzessivsatzeinleiter
Die Konzessivsätze werden im Mooré durch die Audrücke baasg(o) ne ...sẽn und naag
ne...sẽn eingeleitet, die im Folgenden in ihren Eigenschaften beschrieben werden.
Der Konzessivsatzeinleiter baasg(o) ne ... sẽn (71) stammt aus der Verbindung von dem
Substantiv baasgo, das Schluss, Ende bedeutet, der Präposition ne, bzw. der
koordinierenden Konjunktion ne und der Relativpartikel sẽn. Die Illustration der
jeweiligen Bestandteile findet man in den Beispielen 68-70. Ne als Präposition bedeutet
mit und als koordinierende Konjunktion bedeutet es und.
40
(70) Roa ne a paga sao-dam
Mann und 3POSS Frau tanzen-IPFV
Der Mann und seine Frau tanzen.
(71) Baasg ne Paga sẽn bõns- a, a ka sõng- a ye
Ende mit Frau Rel. bitten-PFV 3SG 3SG NEG helfen-PFV 3SG NEG
Obgleich die Frau ihn darum gebeten hat, hat er ihr nicht geholfen
Der Konzessivsatzeinleiter naag ne...sẽn (73) stammt aus der Verbindung von dem
Verb naag mit der Bedeutung „hinzufügen“ bzw. „mischen“ (72) und das Element ne,
das jeweils als Präposition oder Konjunktion mit den entsprechenden Bedeutungen wie
schon oben angegeben und der Relativpartikel sẽn.
Diese Konjunktionen (75) stammen aus der Zusammenrückung von ob, das bis zum
Neuhochdeutschen als konzessive Partikel (74) im Sinne von wenn auch, obgleich,
41
obschon, wiewol [sic] gebraucht wurde (vgl. DWB /Bd.13, Sp. 1053/) und einem
einräumenden bzw. konzessiven Adverb (wohl, gleich, schon, zwar).
Diese Konjunktionen (76) sind Verbindungen von zwei Adverbien. Genauer geht es
um Zusammenrückungen aus auch, wenn, wie bzw. selbst und wenn, auch bzw. wohl.
(76) Wenn der Urlaub auch kurz war, so habe ich mich doch gut erholt
(Götz/Langenscheidt-Redaktion 2015, S. 1253).
Auch wenn er viel Geld hätte, würde ich ihn niemals heiraten.
Selbst wenn er viel Geld hätte, würde ich ihn niemals heiraten.
Wiewohl ich nicht alle Details der Arbeit kenne, wird sie einfach sein.
C) Trotzdem
Die Konjunktion trotzdem (78) ist ein Adverb (77) aus der Zusammenrückung von trotz
(Präposition) und dem (Demonstrativpronomen das im Dativ).
(77) Die Sonne schien, aber trotzdem war es kalt (ebd., S. 1110).
Die Konzessivität wird im Mooré durch eine Verbindung von einem Substantiv, einer
Postposition und einer Relativpartikel (baasg ne ... sẽn und naag ne ... sẽn) und im
Deutschen durch Zusammenrückungen aus einer Konzessivpartikel und einem Adverb
(obwohl, obgleich, obschon, obzwar), Verbindungen von zwei Adverbien (auch wenn,
42
wenn auch, selbst wenn, wiewohl) und durch ein zusammengerücktes Adverb aus einer
Präposition und einem Demonstrativpronomen (trotzdem) ausgedrückt. Das
Vorhandsein so mehrerer konzessiven Konjunktionen im Deutschen lässt sich wohl
durch das syntaktische Verhältnis zwischen dem Hauptsatz und dem Nebensatz
erklären. Die durch obwohl, obgleich, obschon und obzwar sowie die durch auch wenn,
wenn auch, selbst wenn und wiewohl eingeleiteten Nebensätze treten vorzugsweise vor
ihren Hauptsätzen. Im Unterschied dazu steht der trotzdem-Nebensatz nach seinem
Hauptsatz. Der Grund dafür wäre, dass dem in trotzdem auf den Inhalt des Hauptsatzes
zurückweist. Syntaktisch unterscheiden sich konzessive auch wenn und wenn auch
voneinander, indem die Bestandteile letzterer durch Satzelemente abgetrennt werden
können. Konzessive Konjunktionen unterscheiden sich auch je nach Sprachstil. Die
konzessiven obwohl, obgleich und obschon z. B. unterscheiden sich vom konzessiven
obzwar, dadurch dass letztere sprachlich etwas gehobener ist. Aber vor allem
unterscheiden sich diese konzessiven Konjunktionen je nach ihrer Bedeutung. Die aus
ob und einem Adverb gebildeten konzessiven Konjunktionen drücken einen
unzureichenden Gegengrund aus. Die aus Adverbien gebildeten konzessiven
Konjunktionen drücken etwa einen warnenden Gegengrund aus. Die Konjunktion
trotzdem ihrerseits drückt einen „Grund“ aus, trotz dessen etwas passiert.
2.7.Die Modalsatzeinleiter
Modalsätze sind adverbiale Nebensätze, die die Art und Weise ausdrücken, wie ein
Ereignis oder eine Handlung, und ähnliches geschieht oder geschehen soll. Modalsätze
werden im Mooré durch die Modalsatzeinleiter sẽn...to to (ninga) und wala...(sẽn)
eingeleitet. Im Deutschen werden die Konjunktionen indem; dadurch, dass; wie und
als ob zum Ausdruck der Modalität gebraucht. Im Folgenden werden die
Modalsatzeinleiter im Mooré und im Deutschen beschrieben und verglichen.
43
2.7.1. Die Modalsatzeinleiter sẽn...to to (ninga), wala...(sẽn)
Im Mooré wird die Modalität durch sẽn...to to (ninga)und wala...(sẽn) ausgedrückt. Sie
werden im Folgenden in ihren Bestandteilen beschrieben.
A) sẽn... to to(ninga)
Der Modalsatzeinleiter sẽn…to to(ninga) 81) ist eine Verbindung von der
Relativpartikel sẽn und dem Nomen to (PL taaba) „andere“ bzw. dem Adjektiv to
„ander-“. Die Beispiele 79 und 80 illustrieren die Verwendung der entsprechenden
Bestandteile. Das Nomen bzw. Adjektiv wird wiederholt. Die Verdopplung von to in
dem Aufbau der Konjunktion drückt den Aspekt der Weise aus. Das Demonstrativum
ninga kann am Nomen bzw. am Adjektiv hängen.
(79) A to ka soma ye
Andere sein. NEG gut NEG
Das Andere ist nicht gut
B) Wala ...(sẽn)
Wala...sẽn (83) kommt aus der Verbindung von dem Adverb wala (82) und der
Relativpartikel sẽn. Sollte Wala in einem Satz allein vorkommen, dann drückt es wie
in (84) einen irrealen Satz aus.
44
(82) Maan wala mam
Machen-IMP. wie 1SG
Mach wie ich
(83) Maan, wala pok sẽn maan-a
Machen-IMP. wala poko Rel. machen-PFV
Tu es, wie Poko gemacht hat
(84) A gom-dam, wala a tara ligdi
3SG sprechen-IPFV, wala 3SG haben-IPFV Geld
Er/sie spricht, als ob er Geld hätte
2.7.2. Die modalen Konjunktionen indem; dadurch, dass; wie und als ob
A) Indem
Die Konjunktion indem (85) ist eine Zusammenrückung der Präposition in mit dem
(vgl. DWB /Bd. 10, Sp. 2107/). Dem ist hier auch wie bei nachdem und seitdem die
Dativform des bestimmten Artikels der, der als Demonstrativpronomen fungiert.
B) Dadurch, dass
Die Konjunktion dadurch, dass wie im Beispiel (86) illustriert ist eine Verbindung von
dem Adverb dadurch und der Konjunktion dass.
45
C) Wie
Dem neuhochdeutschen wie kann die aus gotisch erhaltene Form hwaiwa zugrunde
liegen (vgl. ebd., /Bd. 29, Sp. 1448/). Im hwaiwa liegt vermutlich das Instrumental eines
Kompositums *k o-oi o-, aus dessen Übersetzung durch 'welchen gang habend' die
nominale Eigenschaft von wie erklärt werden könnte (vgl, W. Schulzez zitiert nach
DWB ebd.). Meiner Meinung nach kommt wahrscheinlicher das konjunktionale wie
(88) aus der Interrogativpartikel wie (87), die selbst vielleicht aus hwaina stammen
könnte.
D) Als ob
Als ob (89) kommt aus der Verbindung von als und ob [Konzessivpartikel].
Zum Ausdrücken der Modalität gebraucht die Mooré Sprache eine Verbindung von
einer Relativpartikel, einem doppelt benutzten Nomen bzw. Adjektiv mit oder ohne
Demonstrativpronomen (sẽn...to to(ninga)), ein Adverb (wala) und eine Verbindung
von einem Adverb und einer Relativpartikel (wala… sẽn). Das Deutsche dagegen
gebraucht eine Zusammenrückung aus einer Präposition und einem
Demonstrativpronomen (indem), eine Verbindung von einem Adverb und einem
Komplementierer (dadurch, dass), eine Interrogativpartikel (wie) und eine Verbindung
von einer Konjunktion und einer Konzessivpartikel (als ob).
2.8.Die Lokalsatzeinleiter
Lokalsätze geben den Ort oder die Richtung eines Geschehens an, das im Hauptsatz
genannt wird (Das deutschplus-Team 2012a, S. unter Lokalsatz). Lokalsätze werden im
46
Deutschen durch wo, wohin und woher eingeleitet. Im Mooré leiten die Verbindung
sẽn...y(an) und zĩigning...sẽn die Lokalsätze ein. Im Folgenden werden diese
Lokalsatzeinleitender erläutert und verglichen.
Die Lokalität wird im Mooré durch zwei Einleiter ausgedrückt. Es sind sẽn...yan und
zĩigning...sẽn. Im Folgenden werden diese Einleiter in ihren Eigenschaften beschrieben.
A) sẽn...yan
Dieser Lokalsatzeinleitender (90)b) ist eine Verbindung von der Relativpartikel sẽn und
dem Lokalbestimmungswort yan. Das Wort yan, das einfach y kürzbar ist, ist
wahrscheinlich eine Nebenform der Interrogativpartikel yè a).
B) zĩigninga...sẽn
Der Lokalsatzeinleitender zĩigninga...sẽn (92) a) und b) ist eine Verbindung des Nomen
zĩiga (91), das den Ort, die Stelle bzw. den Platz bedeutet (vgl. Niggli 2020b, S. 99),
dem Demonstrativpronomen ninga und der Relativpartikel sẽn. Zĩigninga kann am
Anfang a) oder am Ende b) des Nebensatzes stehen.
47
(91) Yɩɩ mam zĩiga
Sein-PFV 1POSS Platz
Das war mein Platz
(92) a)Mam rabda, zĩig-ninga mam zoa-ramba sẽn kienga
1SG gehen-IPFV Ort-DEM 1POSS Freund-PL Rel. gehen-PFV
Ich gehe, wohin meine Freunde gegangen sind
b)Mam rabda, mam zoa-ramba sẽn kieng zĩig-ninga
1SG gehen-IPFV 1POSS Freund-PL Rel. gehen-PFV Ort-DEM
Ich gehe, wohin meine Freunde gegangen sind
Im Deutschen wird die Lokalität durch die Konjunktionen wo, wohin und woher
ausgedrückt. Im Folgenden werden diese Konjunktion in ihren Bestandteilen
beschrieben.
A) Wo
Das konjunktionale wo (94) geht auf das als Interrogativpartikel gebrauchte Adverb wo
(93) zurück.
B) Wohin
Das konjunktionale wohin (96) geht auf das als Interrogativpartikel verwendete Adverb
wohin (95) zurück. Das Adverb stammt seinerseits aus der Zusammenrückung von den
Adverbien wo und hin (vgl. DWB /Bd. 30, Sp. 1010/).
48
(96) Sie kam aus Kanada, wohin sie als Jugendliche ausgewandert war.
C) Woher
Das konjunktionale woher (98) geht auf das als Interrogativpartikel verwendete Adverb
woher (97) zurück. Das Adverb stammt -wie bei wohin- aus der Zusammenrückung
von den Adverbien wo und her.
Die Lokalsätze werden im Mooré durch eine Verbindung von einer Relativpartikel und
einem Lokalbestimmungswort (sẽn...yan) oder eine Verbindung von einem Substantiv,
einem Demonstrativpronomen und einer Relativpartikel (zĩigning... sẽn) zum Ausdruck
gebracht. Lokalsätze werden im Deutschen durch die Lokaladverbien wo, wohin und
woher eingeleitet. Wo unterscheidet sich von wohin und woher, dadurch dass wo mit
Verben des Befindens gebraucht wird. Wohin und woher unterscheiden sich ihrerseits
voneinander, dadurch dass das zugefügte Adverb hin bei wohin die Richtung, während
das zugefügte Adverb her bei woher die Herkunft ausdrückt. Deswegen wird das
konjunktionale wohin mit Verben der Richtung und das konjunktionale woher mit
denen der Herkunft verwendet. Hier kann festgestellt werden, dass die Mooré Sprache
und die deutsche Sprache die ähnliche Strategie benutzen. Die beiden verwenden
Sprachmitteln, die eine lokale Bedeutung haben.
Adversativsätze werden im Mooré durch den Einleiter nand tɩ und im Deutschen durch
die Konjunktionen während und wohingegen eingeleitet. Im Folgenden werden diese
Adversativsatzeinleiter beschrieben und verglichen.
49
2.9.1. Der Adversativsatzeinleiter nand ti
Der Adversativsatzeinleiter nand tɩ (99) stammt aus der Verbindung von dem auf eine
Vokale gekürzte Form des Adverbs nanda (wahrscheinlich aus nananda „zuerst“ (s.
Abschnitt 2.2.2.) abgekürzt) und dem Komplementierer tɩ. Nand tɩ leitet einen
Adversativsatz, wenn er Sätze verbindet, wo der eine Satz den Gegensatz des anderen
ausdrückt.
A) Während
Zur Beschreibung von während s. im Abschnitt 2.2.1. Die Konjunktion während leitet
einen Adversativsatz ein, wenn sie Handlungen verbindet, die im Gegensatz zueinander
stehen wie das Beispiel (100) es zeigt.
B) Wohingegen
Die Konjunktion wohingegen (101) stammt aus der Zusammenrückung von den
Adverbien wo und hingegen im Sinne von „contra“. Das Adverb hingegen gibt der
Konjunktion ihre adversative Bedeutung.
2.10. Zusammenfassung
Fasst man die Wortklassen zusammen, die bei der Bildung der
Adverbialsatzeinleitender auftreten, stellt man fest, dass die Mooré Sprache und die
deutsche Sprache dieselben Sprachmittel verwenden. In beiden Sprachen werden
Partikeln, Substantive, Demonstrativpronomen, Post- bzw. Präpositionen, Adverbien,
Komplementierer, Verben und Adjektive bevorzugt. Diese Sprachmitteln können
einzeln oder in Verbindung miteinander gebraucht werden. Im Mooré werden die
meisten Adverbialsätze wie Relativsätze gebildet, d.h. die Relativpartikel sẽn wird sehr
oft entweder allein oder in Verbindung mit einer Postposition gebraucht. Außerdem
wird auch die Partikel sã verwendet. Das zeigt, dass die Mooré Sprache die Partikeln
bevorzugt, um Adverbialsätze zu bilden. Im Deutschen dagegen werden vor allem
simple oder zusammengerückte Adverbien zur Bildung adverbialer Konjunktionen
bevorzugt.
51
KAPITEL 3: BESCHREIBUNG DER RELATIVSATZEINLEITER
3.0.Einleitendes
SU > DO > IO > OBL > GEN > OCOMP (ebd., S. 650)
SU steht für "subject", DO für "direct object", IO für "indirect object", OBL für "major
oblique case noun phrase", GEN für "‘genitive' (or ‘possessor')" und OCOMP für
"object of comparison" (Keenan/Comrie 1977, S. 66). Keenan und Comrie nennen
diese Komplemente Positionen. Die Positionen OBL und OCOMP bedürfen einer
Erklärung. Das „major oblique case noun phrase“ trifft im Deutschen auf die
Präpositionalobjekte zu. Im Mooré sind diese Objekte am häufigsten durch
Postpositionen eingeleitet. Die „objects of Comparison“ sind sogenannte
Vergleichsobjekte. Sie sind im Deutschen und auch im Mooré nicht zu finden.
Das Symbol > kann in der Hierarchie wie folgt gelesen werden: „is more accessible to
relativization than“ (Futrell -, S. 1; Keenan/Comrie 1977, S. 66).
52
Die Accessibility Hierarchy beschreibt allgemein den Grad der Zugänglichkeit zur RC-
Formation (vgl. ebd., S. 67). Das bedeutet, dass die Accessibility Hierarchy untersucht,
welche Komplemente (SU, DO, IO, OBL, GEN bzw. OCOMP) in einer Sprache
Zugang zur Relativsatzbildung haben. Folgende Generalisierungen wurden für die
Beschreibung von Relativsätzen in allen Sprachen etabliert:
3.1.Die Relativpartikel sẽn bzw. Relativpronomen der, die, das; welch-, wer, was
Relativsätze werden in fast jeder Sprache entweder durch ein Relativpronomen oder
durch eine relative Partikel bzw. einen relativen Komplementierer eingeleitet (vgl.
Harbert 2006, S. 423). Deutsche Relativsätze werden von einem Relativpronomen
eingeleitet (Comrie 1996, S. 23). Die Relativpronomen im Deutschen können in allen
Positionen der Accessibility Hierarchy stehen außer der OCOMP-Position
(Keenan/Comrie 1977, S. 74).
Sẽn ist das Sprachmittel, wodurch Relativsätze im Mooré eigeleitet werden. Es kann
für die SU-, DO-, IO-, OBL- und GEN-Position Verwendung finden. Im Folgenden
werden Beispiele für die fünf Positionen angeführt.
(102)
(103)
54
(104)
(105)
Die OBL-Position wird durch sẽn in Verbindung mit einer Postposition besetzt, die für
die meisten aus Körperteilen abgeleitet werden. Folgende Postpositionen gibt es in
Mooré: ne, zugo, tẽngre, sɛɛga, noora, taoora, poora, pʋga, nenga, sʋka, sasa, babg,
yĩng, tɛka, yella.
a) Zu den Postpositionen
Hier werden die Herkunft der Postpositionen sowie die Gebrauchsweise dieser
Postpositionen erwähnt und illustriert. Dies wird nachher dabei helfen, die
Verbindungen in der OBL-Position zu verstehen.
➢ Zugo
Zugo (auch zugu, PL zutu) hat eine substantivivische und postpositionale Verwendung.
➢ Tẽngre
Das Wort tẽngr wird auch als Substantiv und als Postposition verwendet.
Das Wort tẽngr fungiert unter bestimmten Bedingungen -wie im 4) illustriert- als ein
Substantiv. Die Postposition wird substantiviert.
➢ Sɛɛga
Das Wort sɛɛga kann auch eine substantivivische und postpositionale Verwendung
haben.
56
➢ Noora
Das Wort noora bzw. noore hat eine substantivivische und postpositionale
Verwendung. Noora in seine Verwendung als Substantiv bedeutet „Mund“ 6) bzw.
„Tür“ 7).
Noora kann als Postposition mit der Bedeutung von „vor“ gebraucht werden.
➢ Taoora
Das Wort taoora hat sowohl eine substantivivische und als auch eine postpositionale
Verwendung. Taoora als Substantiv bezeichnet das Genital/die Genitalien.
Taoora kann als Postposition mit der Bedeutung von „vor“ gebraucht werden.
➢ Pʋga
Das Wort pʋga hat auch eine substantivivische und postpositionale Verwendung.
Pʋga kann als Postposition mit der Bedeutung von „in“ gebraucht werden.
➢ Nenga
Das Wort nenga kann auch eine substantivivische und postpositionale Verwendung
haben. Nenga als Substantiv bedeutet das Gesicht (vgl. Niggli 2020a, S. 135).
Nenga kann als Postposition mit der Bedeutung von „vor“ gebraucht werden. In seiner
Form nengẽ bekommt es die Bedeutung von „bei“ bzw „zu“ (vgl. ebd.).
➢ sʋka
Das Wort sʋka kann als Substantiv und als Postposition gebraucht werden. In seine
Verwendung als Substantiv bedeutet sʋka die „Mitte“.
Das Wort kann auch als Postposition gebraucht werden. Da kann es durch zwischen
übersetzt werden.
58
17) A be tond sʋka
3SG befinden-IPFV 3PL zwischen
Er/sie ist zwischen uns
➢ babg
Das Wort babgo, auch baobgo geschrieben, hat eine substantivivische und
postpositionale Verwendung. Babgo ist ein Substantiv, das die Bedeutung „Seite“ oder
„Region“ oder noch „Zone“ hat.
Babgo kann auch als Postposition mit der Bedeutung von zu oder neben auftauchen.
➢ Yella
Das Wort yella bzw yelle wird auch als Substantiv und als Postposition benutzt. Yella
bzw yelle bedeutet als Substantiv „Problem“.
20) Ya yell-bedre
Sein-IPFV Problem-größ
Das ist ein großes Problem
Es kann als Postposition verwendet werden, vor allem in Verbindung mit neda „Person“
bei Verben wie n tags nedyelle (von jemandem träumen, an jemanden denken); n tẽeng
nedyelle (an jemanden erinnern); n ges nedyelle (sich um jemanden kümmern). Es kann
bei einer Übersetzung ins Deutsche durch mehrere Präpositionen wiedergegeben
werden wie beispielsweise: von, an, um, ...
All diese Postpositionen können mit der Partikel einen OBL-Relativsatz einleiten. Im
Folgenden unter b) wird auf die OBL-Position im Mooré eingegangen.
Die OBL-Position wird im Mooré nicht durch ein zusammenhaltendes Element besetzt.
Die Relativpartikel und die Postposition stehen im Relativsatz an unterschiedlichen
Stellen. Hier werden ein paar Beispiele wegen Postpositionsumfangs vorgeschlagen.
➢ sẽn...ne
22) Roa, mam sẽn gom-d ne
Mann 1SG Rel. sprechen-IPFV mit
Der Mann, mit dem ich spreche
➢ sẽn...zugo
23) Tãnga, mam sẽn zĩ- zugo
Berg 1SG Rel. setzen-PFV auf
Der Berg, worauf ich sitze
➢ sẽn...tẽngr
24) Tiiga, mam sẽn yãs-a tẽngr, ya- beedre
Baum 1SG Rel. stehen-PFV unter sein-PFV groß
Der Baum, worunter ich gestanden bin, ist groß
➢ Sẽn...sɛɛga
25) Rʋka, noa sẽn kien-da sɛɛga
Kochtopf Huhn Rel. laufen-IPFV neben
Der Kochtopf, woneben das Huhn läuft
60
➢ sẽn...noora/taoora/ nenga
26) Zaka, mam sẽn yãs-da noora/taoora/nenga, ya- kana zaka?
Haus 1SG Rel. stehen-IPFV vor sein-IPFV wessen Haus?
Das Haus, wovor ich stehe, ist für wen?
➢ sẽn...poora
27) Frigo, baaga sẽn gʋen- poora
Kühlschrank Hund Rel. schlafen-IPFV hinter
Der Kühlschrank, wohinter der Hund schläft
➢ sẽn...pʋga
28) Rooga, tond sẽn vɩɩ- pʋga, ya- bedre
Haus 1PL Rel. leben-IPFV in sein-IPFV groß
Das Haus, in der /wo wir leben, ist groß
➢ sẽn...nengẽ
29) Paga, biiga sẽn rabda nengẽ, ya a ma
Frau Kind Rel. gehen-IPFV zu sein-IPFV 3POSS Mutter
Die Frau, zu der das Kind geht, ist seine Mutter
➢ sẽn ...yella
30) Paga, tond sẽn gom-d a yella
Frau 1PL Rel. sprechen-IPFV 3POSS yella
Die Frau, von der wir sprechen
Auch kann ein besessenes Wort zwischen dem Possessivpronomen und yella stehen.
Andere Formen
61
➢ Nomen+zugo ...sẽn
32) Tãnga-zug mam sẽn zĩ-
Berg-auf 1SG Rel. setzen-PFV
Der Berg, worauf ich sitze
➢ Nomen+tẽngr...sẽn
33) Tiiga-tẽngr mam sẽn yãs-a , ya- beedre
Baum-unter 1SG Rel. stehen-PFV sein-PFV groß
Der Baum, worunter ich gestanden bin, ist groß
Ausnahme
Bei ne ist ein Satz wie in 34) ungrammatisch. Der Grund ist, dass ne nur vorangestellt
werden kann. Ne ist eigentlich eine Präposition wie hal „bis“.
Zu vermerken: Wenn yella zusammen mit einem Substantiv das Bezugswort bildet,
dann tritt es selbst als Substantiv auf und ist der Besitzer des ersten Substantivs. In
diesem Fall ist yella der Kern des Bezugswortes.
Die Beispiele in (105) stehen für die OBL-Position. Beispiele (105) a) geben einen
Überblick der auftauchenden Postpositionen und b) illustrieren eigentlich die
Relativpartikel in OBL-Position.
(106)
Die GEN-Position wird durch die Verbindung sẽn mit dem Possessivpronomen (a SG
oder ʋb PL), das auf das Bezugswort zurückweist, eingeleitet. Das Possessivpronomen
steht vor einem besessenen Wort.
62
Die Regel wäre: Sẽn...+ Possessivpronomen + besessenes Wort
Ist das Pronomen lediglich relativ, so ist es gleichbedeutend mit dem minder üblichen
oder schwerfälligen welcher, welche, welches. Der Relativsatz beginnt damit und das
Verbum steht am Ende. Das Pronomen der, die, das wird sehr oft in der
Standardsprache zur Relativsatzbildung benutzt und je nach Genus, Numerus und
Kasus dekliniert (vgl. Fleischer 2013, S. 174 und Brandner/Bräuning 2013, S. 135). Es
findet in der Standardsprache für die fünf Positionen [SU DO IO OBL GEN] Gebrauch.
(107)
63
(108)
Singular m Der Mann, der dort steht, kennt den Weg nicht.
f Die Frau, die dort steht, kennt den Weg nicht.
n Das Kind, das dort steht, kennt den Weg nicht.
Plural Die Leute, die dort stehen, kenne den Weg nicht.
(109)
Singular m Der Mann, den ich gefragt habe, ist nicht von hier.
F Die Frau, die ich gefragt habe, ist nicht von hier.
n Das Kind, das ich gefragt habe, ist nicht von hier.
Plural Die Leute, die ich gefragt habe, sind nicht von hier.
(110)
Singular m Der Mann, dem ich geantwortet habe, versteht mich nicht.
F Die Frau, der ich geantwortet habe, versteht mich nicht.
N Das Kind, dem ich geantwortet habe, versteht mich nicht.
Plural Die Leute, denen ich geantwortet habe, verstehen mich nicht.
(111)
Das Relativpronomen der, die, das in der OBL-Position gilt für die Personen
(Relativpronomen in der OBL-Position für die Sachen siehe andere Relativpronomen
unter wo/wor + Präposition). Es kann in Verbindung mit:
Singular m Der Mann, über den wir gesprochen haben, ist ins Krankenhaus
gebracht worden.
64
f Die Frau, über die wir gesprochen haben, ist ins Krankenhaus gebracht
worden.
n Das Kind, über das wir gesprochen haben, ist ins Krankenhaus
gebracht worden.
Plural Die Männer, über die wir gesprochen haben, sind ins Krankenhaus
gebracht worden.
Singular m Kennst du den Mann, von dem ich dir erzählt habe?
f Kennst du die Frau, von der ich dir erzählt habe?
n Kennst du das Kind, von dem ich dir erzählt habe?
Plural Kennst du die Männer, von denen ich dir erzählt habe?
- irgendeiner Präposition vor dem Genitiv dessen bzw. deren gebraucht werden.
Singular m Das ist Ihr neuer Kolleg, von dessen Tüchtigkeit wir alle überzeugt sind
(Mein-deutschbuch.de).
f Erika, in deren Schwester Max seit langem verliebt ist, will heiraten
(ebd.).
n Das Mädchen, in dessen Schwester er verliebt ist.
Plural Die Schüler, von deren Lehrer wir sprechen.
(112)
Singular m Der Überfall, dessen man ihn beschuldigte, fand vor drei Jahren statt.
65
f Die Steuerhinterziehung, deren man ihn verdächtigte, konnte ihm nicht
nachgewiesen werden.
n Das Verbrechen, dessen man sie angeklagt hatte, hatte sie nicht
begangen.
Plural Die Überfälle, derer man ihn beschuldigte, fanden vor drei Jahren statt.
Singular m Der Turm, dessen Mauern feucht sind, soll abgerissen werden.
f Die Bibliothek, deren Lesesaal gerade umgebaut wird, ist
vorübergehend geschlossen.
n Das Rathaus, dessen Dach beim Sturm beschädigt wurde, soll renoviert
werden.
Plural Die Busse, deren Sicherheit überprüft werden muss, können heute nicht
fahren.
Der Gebrauch von welch als bestimmtes Relativpronomen konnte sich sekundär aus
einer Umbildung sowohl des allgemeinen relativen (s)welch als auch des
Fragepronomens entwickeln (vgl. DWB /Bd. 28, Sp. 1359/). Einige Autoren, darunter
E. A. Kock, H. Paul, G. O. Curme und Weigand-Hirt, sind der Meinung, dass das
Relativpronomen welch aus dem allgemeinen Relativpronomen stammt. Sie stützen
ihre Analyse auf die folgende Annahme:
Syntaktisch ist [das allgemeine Relativpronomen] als eine Verbindung des indefiniten
welch mit den korrespondierenden Konjunktionen sô — sô zu verstehen (ebd.,
Sp. 1354).
Andere Autoren wie Behaghel vertreten dagegen die Meinung, dass das
Relativpronomen welch aus dem Fragepronomen welch abgeleitet wird. Laut
Beyschlag (1938, S. 186–187) sollte der Gebrauch von welch als Relativpronomen
weder auf das allgemeine Relativpronomen noch auf das Interrogativpronomen, weder
noch auf einen Kompromiß beider, sondern auf seine Bedeutung als Aussage und auf
66
die Kraft seines Flexionsschatzes vorhandenen Fähigkeit, diese Aussage auch
rückbezogen an ein individuelles Nomen anzuschließen, zurückgeführt werden. Das
Pronomen welcher, welche, welches ist neben der, die, das die andere grundsätzliche
Option zur Relativsatzbildung in der Standardsprache. Wie der, die, das flektiert es
nach Kasus, Numerus und Genus. Die Formen von welcher werden verwendet, um bei
einer Häufung von Relativsätzen das einleitende Pronomen zu variieren, oder das
Zusammentreffen des Relativpronomens mit dem Artikel zu vermeiden (Pfeffer 1973,
S. 90).
(113)
Singular m Es wird von dem Knaben erzählt, welcher in die Schule geht (ebd., S.
93).
f Dann . . . kam auch noch eine Dame, welche sich allerdings weniger
schwimmerisch betätigte (ebd.).
n Allerdings wird das im Empfangspostamt erst wieder auf ein
vorgedrucktes Formular geschrieben, welches dem Empfänger
überreicht wird (ebd., S. 92).
Plural Wir haben gewisse . . . Berichte von Fachleuten über einzelne Stoffe, . .
. welche die Schüler, die jüngeren besonders, interessieren können
(ebd.).
(114)
Singular m Ist das der Lieblingsschriftsteller? Nein, aber der, welchen man am
schönsten findet (ebd.).
f Das ist die Frau, welche du liebst.
n Das letzte Buch, welches ich las, heißt "Mit Skalpell und Augenspiegel"
(ebd., S. 93).
Plural ... die Personen, welche er schildert, sind immer sehr charakteristisch
(ebd., S. 95).
(115)
67
f Das ist die Frau, welcher der Ehemann ein neues Auto gekauft hat.
n Das ist das Kind, welchem das Mädchen ein Bonbon gab.
Plural Das sind die Mitarbeiter, welchen der Chef gratulieren soll.
(116)
b) Und nun ist das Feld, in welchem der Mensch Mitarbeiter der Gottheit sein soll,
sehr groß (ebd., S. 93).
c) Zu dieser Welt der Wirklichkeit, in welcher der Mensch die Ideale, die Plane der
Gottheit, verwirklichen soll, gehört der Mensch selber (ebd., S. 95).
Welcher, welche, welches als Relativpronomen hat keine Genitivformen. Man benutzt
die entsprechen Genitivformen des Relativpronomens der, die das (Das deutschplus-
Team 2012b). Es kann also in der GEN-Position nicht gebraucht werden.
Dass relative wer und was auf ein Interrogativpronomen zurückzuführen sind, ist bei
Fleischer (2013, S. 177–178) und im DWB (Bd. 29) hervorgehoben. In diesem Sinne
kann im DWB (ebd. Sp. 76) folgendes gelesen werden: „Der Gebrauch des Stammes
68
von wer und was als Interrogativpronomen ist gemein- und ohne Zweifel schon
vorgermanisch“.
Im Deutschen sind nur zwei Genusformen ausgeprägt, wer als Fragewort der Person
und was als Fragewort der Sache. Die beiden leiten freie Relativsätze ein. Freie
Relativsätze sind intern wie die anderen Relativsätze aufgebaut, beziehen sich aber
nicht auf ein Bezugswort, sondern nehmen für sich allein den Platz einer NP ein (vgl.
Schäfer 2015, S. 382).
(117)
Wer Wer die Sehnsucht kennt, (der) weiß, was ich leide (Goethe zitiert nach
Dreyer/Schmitt 2016).
Was Das, was mich freut, ist der Inhalt deines letzten Briefes (ebd., S. 204).
(118)
wen Wen die Götter verderben wollen, (den) schlagen sie mit Blindheit (ebd., S.
203).
was Was sie beschlossen haben, (das) wissen wir noch nicht (ebd., S. 204).
Das Beispiel (118) steht für wer bzw. was in der DO-Position.
(119)
wem Wem die Bergwanderung zu anstrengend wird, der soll jetzt zurückbleiben
(ebd., S. 203).
Es ist wahrscheinlich, dass was für diese Position nicht verwendet werden kann, denn
es hat keine flektierte Dativform (vgl. Fleischer 2013, S. 178).
(120)
Für wen Joggen zu schwer ist, der sollte mit Wandern beginnen (vgl. Mattmüller
2010d).
Mit wem wir befreundet sind, ist eher viel wichtiger als ein erfülltes Sexleben.
69
Beispiel (120) steht für wer in der OBL-Position.
Laut Fleischer (2013, S. 178) kann was in dieser Position nicht auftauchen, denn es hat
keine flektierte Dativform, die zum Beispiel zu den Präpositionen im Dativ passen.
Meines Erachtens wäre es plausible, dass die Form „wo/wor + Präposition“ (s. unten)
zuungunsten der Verbindung „Präposition + was“ bevorzugt wird.
(121)
wer Wessen Herz für die Freiheit schlägt, den nenne ich einen edlen Mann
(Dreyer/Schmitt 2016, S. 203).
was Die Tür, wessen Schlüssel kaputt ist.
Bemerkung
Andere Wörter, die primär nicht als Relativpronomen erscheinen, können in einigen
Umständen wie Relativpronomen gebraucht werden. Es sind die w-Fragepronomen und
die Pronominaladverbien. Das Beispiel (122) zeigt die w-Fragepronomen und (123)
illustriert die Pronominaladverbien als Relativpronomen.
(122)
(123) Die Pronominaladverbien als Relativpronomen stehen für die Sachen und
ersetzen die Verbindung: Präposition + was.
71
Im Folgenden wird auf resumptive Pronomen eingegangen, die im Deutschen und im
Mooré bei der Bildung des Relativsatzes eine Rolle spielen. Im Anschluss daran werden
sie verglichen.
Im Mooré fungiert das Wort saoba (SG)/ramba (PL) als Resumptivpronomen. Hier
wird es beschrieben und seine Gebrauchsweise erläutert. Saoba (SG)/ramba (PL)
besteht im Mooré als Demonstrativpronomen (124). In diesem Sinne kann es im
Deutschen durch „derjenige, diejenige, dasjenige (SG) bzw. diejenigen (PL), die etwas
ist/sind bzw. hat/haben” oder „derjenige, diejenige, dasjenige (SG) bzw. diejenigen
von…“ paraphrasiert werden (vgl. Niggli 2020a, S. 211). Es kann zusammen mit einem
Substantiv ein Kompositum bilden wie in den Beispielen (125) a) und und (125) b)
illustriert. Dabei kann es durch „Besitzer“ bzw. „Besitzerin“ (SG), „BesitzerInnen“(PL)
von...“ paraphrasiert werden. Im Allgemeinen drücken soaba und ramba die
„Zugehörigkeit“ aus. Durch eine Pronominalisierung kann die Eigenschaft von soaba
und ramba als Demonstrativpronomen sehr gut erklärt werden. Zur Illustration führen
wir folgendes Beispiel an:
(124)
a) Poorẽ pinõ sãamam
Hinter Rad kaputt.sein-PFV
Das Rad hinter ist kaputt. / das Hinterrad ist kaputt
Sollte nun das Wort pinõ pronominalisert werden, dann haben wir folgendes:
Haus soaba
Der Besitzer/die Besitzerin des Hauses
72
b)Zaka ramba
Haus ramba
Die BesitzerInnen des Hauses
Die oben eingeführten Beispiele verdeutlichen, dass das Wort soaba bzw. ramba als
Demonstrativpronomen im Mooré verwendet werden kann.
(126)
d) In der OBL-Position kann die Postposition vor soaba bzw. ramba stehen und
umgekehrt.
a. Roa, mam sẽn gom-d ne soaba
Mann 1SG Rel. sprechen-IPFV mit soaba
Der Mann, mit dem ich spreche
b. Tãnga, mam sẽn zĩ- zug-soaba
Berg 1SG Rel. setzen-PFV auf-soaba
Der Berg, worauf ich sitze
73
b´. Tãnga, mam sẽn zĩ- soab-zugo
Berg 1SG Rel. setzen-PFV soab-auf
Der Berg, worauf ich sitze
c. Paga, tond sẽn gom-d a yell-soaba
Frau 1PL Rel. sprechen-IPFV 3POSS yell-soaba
Die Frau, von der wir sprechen
c´. Paga, tond sẽn gom-d a soab-yella
Frau 1PL Rel. sprechen-IPFV 3POSS soab-yella
Die Frau, von der wir sprechen
e)
a. Paga fo sẽn yãag-a a Biiga soaba
Frau 2SG Rel. begleiten-PFV 3POSS Kind soaba
Die Frau, deren Kind du begleitet hast
b. Biiga fo sẽn kõ - a zoa ligda soaba
Kind 2SG Rel. geben-PFV 3POSS Freund Geld soaba
Das Kind, dessen Freud du Geld gegeben hast
(127)
74
b) Saodba-ramb, fo sẽn yã-a
Tänzer-ramb 2SG Rel. sehen-PFV
Die Tänzer, die du gesehen hast.
c) Saodba-ramba, fo sẽn kõ- ligda
Tänzer-ramba 2SG Rel. geben-PFV Geld
Die Tänzer, denen du Geld gegeben hast
d) Saodba-ramb-toor, mam sẽn yãs-a,
Tänzer-ramb-vor 1SG Rel. stehen-PFV
Die Tänzer, vor denen ich gestanden bin,
Zu vermerken ist, dass ramba die Bedeutung von Besitzer in den folgenden Beispielen
hat.
Auch zu beachten ist, dass meistens die OBL-Position mit der Postposition yella (vgl.
Beispiel (105 b 9)) und vor allem die GEN-Position (vgl. Beispiel (106)) in Mooré mit
einem resumptiven Possessivpronomen ausgedrückt werden.
75
3.2.2. Die Resumptivpronomen im Deutschen
Dieser Sichtpunkt wird aber nicht einstimmig angenommen. Wie die obige Definition
(s. Abschnitt 3.2.) es zeigt, befindet sich das Resumptivpronomen an der Position im
Relativsatz, an der das relativisierte Element „ursprünglich“ stand. Dies ist aber nicht
der Fall bei den Relativpronomen. Laut Brandner und Bucheli Berger (2018, S. 51)
haben resumptive Pronomen in Relativsätzen an sich nichts Ungewöhnliches und sie
sind in den Dialekten des Deutschen häufig zu finden. Im Alemannischen z.B. kann die
Relativpartikel mit einem personalen Resumptivpronomen stehen wie im Beispiel
(128) wahrnehmbar. Ähnlich wie das Alemannische kann die jiddische Partikel vos mit
einem Resumptivpronomen den Relativsatz einleiten (vgl. Fleischer 2022, S. 210 ff.).
Beispiel 129 illustriert dies.
76
b) di mentshn vos mit zey ken men nit redn
the people VOS with them can one not talk
‘the people with whom one cannot communicate’
‘about the bread that they have prepared themselves with for a full winter
Die Demonstrativpronomen treten in Funktion eines Artikels auf. Im Mooré wird unter
anderen ninga und im Deutschen d-jenige als Demonstrativpronomen gebraucht. Diese
Pronomen fordern in beiden Sprachen einen Relativsatz. Zu vermerken ist, dass diese
Demonstrativpronomen nicht die Relativsätze bilden. Im Weiteren wird der Einfluss
77
der Demonstrativpronomen d-jenige und ninga auf die Sätze im Deutschen und im
Mooré dargestellt und verglichen.
Eine Tendenz im Mooré ist, dass das Substantiv, das mit dem Demonstrativpronomen
ninga (PL ninse, ninsi) erscheint, meistens eines Relativsatzes bedarf. Das
Demonstrativpronomen ninga kann sowohl in den einfachen Relativsätzen als auch in
Relativsätzen mit resumptiven Pronomen oder mit einem kataphorischen resumptiven
Pronomen soaba erscheinen. Das Demonstrativpronomen kann bei diesen Kategorien
von Relativsätzen mit der Relativpartikel in der SU-, DO-., IO-, OBL- und GEN-
Position verwendet werden.
(130)
Beispiel 1)
78
Beispiel 2)
Beispiel 3)
Beispiel 4)
79
Hier werden einige Beispiele zur Illustration gegeben.
Beispiel a)
Beispiel b)
Ausnahme
*Nomen+ning+ne...sẽn
Zu beachten ist, dass mit der Postposition yella folgende Verbindungen möglich sind:
Nomen + ning ... sẽn ... yella (yella steht am Ende des Relativsatzes (Beispiel a)),
Nomen +ning + yell ... sẽn (yella steht am Demonstrativpronomen (Beispiel b)),
80
Nomen +ning + Nomen + yell ... sẽn (Beispiel d))
Beispiel a)
Beispiel b)
Beispiel c)
Beispiel d)
Beispiel 5)
81
Beispiel a)
Beispiel b)
(131)
1)
Roa-ning, sẽn wa-ta soaba
Mann-derjenige Rel. kommen-IPFV soaba
Der Mann, der kommt
2)
82
3)
4)
Beispiel a)
Beispiel b)
Beispiel c)
83
Zu beachten ist, dass mit der Postposition ne nur die Verbindung Nomen + ning ... sẽn
... Postposition + soaba gilt.
Zu vermerken ist auch, dass mit yella folgende Verbindungen möglich sind:
Nomen + nins ... sẽn ... ramb + Nomen + yella (Beispiel d))
Nomen + nins ... sẽn ... Nomen + yell + ramba (Beispiel e))
Beispiel a)
Beispiel b)
Beispiel c)
Beispiel d)
84
Beispiel e)
5)
Beispiel a)
Beispiel b)
Die Beispiele unter (132) zeigen das Demonstrativpronomen ninga in Relativsätzen mit
einem kataphorischen resumptiven Pronomen soaba.
(132)
1)
Roa-ning-soab, sẽn wa-ta
Mann-dieser-soab Rel. kommen-IPFV
Der Mann, der kommt
85
Beispiel 1) zeigt das Demonstrativpronomen in Verbindung mit der Relativpartikel in
der SU-Position.
2)
Bʋʋ-s-nins-ramba, fo sẽn koos-a
Ziege-PL-diese-ramba 2SG Rel. verkaufen-PFV
Die Ziegen, die du verkauft hast
3)
Fo Kam-b-nins-ramb, fo sẽn kõ- ligda
2POSS Kind-PL-diese -ramb 2SG Rel. geben-PFV Geld
Deine Kinder, denen du Geld gegeben hast
4)
Beispiel a)
86
Beispiel b)
Beispiel c)
Zu vermerken ist, dass mit der Postposition yella folgende möglich sind:
Nomen + nins + ramb ... sẽn ... + Nomen + yella (Beispiel d))
Beispiel a)
Beispiel b)
Beispiel c)
87
Beispiel d)
Beispiel a)
Beispiel b)
(133)
Maria hat demjenigen Mitarbeiter, der das Projekt bald beantragen sollte, den
Vorschlag einer Lohnerhöhung gemacht.
Das Assemblee hat derjenigen Dirigentin, die einen Ruf hat, die Ansage ihrer
Unterstützung gemacht.
Maria hat demjenigen Mitarbeiter, den der Leiter mit dem Projekt beauftragt hat,
Vorschläge gemacht.
Derjenige Mitarbeiter, mit dem wir gestern ins Kino gegangen sind, ist heute noch
betrunken.
Derjenige Mitarbeiter, dessen Frau krank ist, ist heute nicht da.
89
Die Substantive im Mooré, die zusammen mit dem Demonstrativpronomen ninga als
Nominalphrase erscheinen, verhalten sich wie die Nominalphrasen im Deutschen, die
durch das Demonstrativpronomen d-jenig eingeleitet werden. Beide Nominalphrasen
fordern einen Relativsatz.
3.4.Zusammenfassung
90
KAPITEL 4: BESCHREIBUNG DER KOMPLEMENTIERER
4.0.Einleitendes
In diesem Kapitel wird eine Reihe von Nebensatzeinleitern in Betracht gezogen, die
sich von den Adverbialsatzeinleitern und Relativsatzeinleitern unterscheiden. Es sind
die Komplementierer dass und ob im Deutschen und tɩ und sã im Mooré. Wie oben in
der Einleitung schon erwähnt, kennzeichnen sich die Komplementierer dadurch aus,
dass sie Komplementsätze einleiten. Die Komplementierer unterscheiden sich also von
den Adverbialsatzeinleitern und Relativsatzeinleitern, dadurch dass sie Nebensätze
einleiten, die als Subjekt oder Objekt von einem Verb fungieren, wohingegen die
Adverbialsätze als Angaben und die Relativsätze als Attribute fungieren.
Der Mooré Komplementierer tɩ und der deutsche Komplementierer dass drücken den
ähnlichen Sinn aus und spielen die gleiche Rolle in den jeweiligen Sprachen. Beide
leiten deklarative Komplementsätze ein. Im Folgenden werden sie beschrieben.
91
Komplementierers dass wird einerseits auf das demonstrative das und andererseits auf
das relative das referiert (mehr dazu unten). Für die Mooré Sprache könnte es sein, dass
der Komplementierer tɩ einen relativischen Charakter hat, und weder demonstrativen
noch interrogativen. Dies möchte ich durch folgende Überlegungen begründen.
Überlegung 1
„tɩ“ kommt vor „woto“, das eigentlich ein Demonstrativpronomen (für Unbelebte und
Tiere) ist. Aber „ti“ ist fakultativ und beeinflusst die Bedeutung von „woto“ nicht, denn
man kann eben folgendes (135) sagen:
Überlegung 2
Stammt „tɩ“ aus einem Fragepronomen? Nehmen wir das folgende Beispiel (136):
„tɩ“ kommt auch hier vor „bôe“, das auch eben das Fragepronomen (für Unbelebte und
Tiere) ist. „Tɩ“ ist hier auch fakultativ und beeinflusst die Bedeutung von „bôe“ nicht.
Hier kann man auch die Frage wie folgt (137) stellen:
Stammt „tɩ“ aus einem Relativpronomen? Führen wir folgende Beispielsätze (138) und
(139) ein:
„tɩ“ steht in diesen zwei Sätzen nach „bôe“ und „woto“ und muss für die Akzeptabilität
der zwei Sätze vorhanden sein. Man kann hier folgendes (140) und (141) nicht sagen:
„tɩ“ ist also obligatorisch und verbindet jeweils zwei Sätze, denn es gibt jeweils zwei
Prädikate. Um zu sichern, dass tɩ ein Relativpronomen bzw. eine Relativpartikel ist,
wird die Überlegung 4 unternommen.
Überlegung 4
Für die Durchführung dieser Überlegung führen wir folgende Beispielsätze (142),
(143), (144) und (145) an:
93
(143) Bôe zab-d fo?
Was wehtun-IPFV 2SG?
Was nervt dich?
(144) A yee-la mam woto.
3SG sagen-PFV 1SG DEM
Er/sie hat mir das gesagt
(145) Woto zab-da mam.
DEM wehtun-IPFV 1SG
Das nervt mich
Verbinden wir (142) mit (143) zu (146) und (144) mit (145) zu (147).
Man bemerkt, dass „tɩ“ jeweils „bôe“ und „woto“ in dem zweiten Teil der Sätze ersetzt.
Auch bei (148) a) und (149) a) steht „tɩ“ nicht für mam oder kana (Fragepronomen für
Personen).
94
Woto bzw. bôe ist hier mitgemeint. Der Satz ist:
Schlussfolgerung
Die vier Überlegungen beweisen die These, dass der Komplementierer „tɩ“
ursprünglich einen relativischen Charakter hat, denn er kann ein wiederholendes
Element in einem Satz ersetzen und dadurch diesen Satz mit einem vorangestellten Satz
in einer Art Relativkonstruktion verbinden.
Tɩ als Komplementierer
95
Zu beachten kommt tɩ noch beim Ausdruck des Ziels (152) und des Grundes (153) vor.
Schon im Abschnitt 4.1.1. wurde darauf hingewiesen, dass zur Bestimmung der
Eigenschaft des deutschen Komplementierers dass zwei Thesen herrschen. Hier wird
auf diese These eingegangen.
Die Anhänger der traditionellen Grammatik wie Behagel (1877, 1928:130 zitiert nach
Axel-Tober 2017) und Paul (1920:241 zitiert nach Axel-Tober 2017) nehmen an, dass
der deutsche Deklarativsatz durch einen Komplementierer eingeleitet wird, der
homophon mit dem neutralen Demonstrativpronomen ist. Sie halten ein Szenario, das
erklären sollte, dass der deklarative dass-Komplementierer also aus dem neutralen
Demonstrativpronomen sich entwickelte. Anfangs war das /thaz Bestandteil des ersten
Hauptsatzes, der am Ende stand und verwies auf den Inhalt des zweiten Hauptsatzes
(154). Und dann geriet das/thaz in den zweiten Hauptsatz durch ein „shift of the clause
boundary“ und übernimmt die Eigenschaft eines Komplementierers (155) (vgl. ebd., S.
e29).
Axel-Tober (2017) und Brandner (2019) halten eine neue Analyse von der Eigenschaft
des Komplementierers dass. Für sie stammt dieser nicht aus dem neutralen
Demonstrativpronomen, sondern eher aus einem Relativpronomen.
(156)
b) Wir gedenken dessen, dass viele Soldaten gefallen sind (Axel-Tober 2017, S. e37).
Das Zeichen Ø steht da für das Demonstrativpronomen das. Der dass-Satz kann eben
durch dieses Demonstrativpronomen wie in (158) pronominalisiert werden.
(159) Dass ich dich beleidigt habe, tut mir leid (Götz/Langenscheidt-Redaktion 2015,
S. 266).
Er wird auch als Komplementierer in Objektsätzen bei Verben wie sehen, hören,
bemerken, wissen, denken, glauben, fühlen, hoffen, wünschen, fürchten und ähnlichen
Ausdrücken (160); wie sagen, melden, äußern, mitteilen und ähnlichen (161) und wie
97
befehlen, bewirken, bitten, erlauben, stehen, gestatten und ähnlichen (162) gebraucht
(vgl. DWB /Bd. 2, Sp. 811 ff./).
Zu beachten ist, dass der Komplementierer dass noch weitere Gebrauchsweisen hat.
-Er wird gebraucht, wenn ein Zustand, ein bestimmtes Verhältnis, ein eingetretenes
Ereignis angezeigt wird.
Der Komplementierer dass taucht auch nach Korrelaten wie Pronominaladverbien (da
bzw. dar + Präposition) (164), das Pronomen es (165) und das Demonstrativpronomen
das (166).
(164) Man kann einen Staat dadurch entwickeln, dass alle Bürger fleißig sind.
98
-Er wird zum Ausdruck der Folge und der Wirkung verwendet.
Dass kommt in Sätzen vor, welche Folge und Wirkung ausdrücken (167) (vgl. ebd., Sp.
817).
In Finalsätzen steht dass wie das lateinische ut oder bei Verneinungen ne für damit
(168) (ebd.).
(168) Zieh dir Handschuhe an, dass du dich nicht an den Fingern frierst.
-Er wird in fester Verbindung mit als, angenommen, (an)statt, außer, bis, kaum, nicht,
nur, ohne, so, vorausgesetzt verwendet (vgl. Götz/Langenscheidt-Redaktion 2015, S.
266).
Ursprünglich wird die Partikel sã -wie oben schon im Abschnitt 2.1.1. erwähnt- zum
Ausdruck der Konditionalität gebraucht. Das konditionale sã wird aber auch als
Komplementierer verwendet. Genauer findet er als Komplementierer bei indirekten
99
Fragesätzen (170) a) und bei unsicheren und zweifelhaften Behauptungen b)
Verwendung.
(170)
Laut dem DWB (vgl. /Bd. 13, Sp. 1050-1051/) liegen in dem Komplementierer ob zwei
nahe verwandten Begriffe der Bedingung und des Zweifels, so dass aus der
ursprünglichen Bedeutung des adverbial gebrauchten Dativs (Instrumentals) „mit
Bedingung, mit Zweifel“ auch die zwei Hauptbedeutungen des zur Konjunktion
gewordenen Adverbs sich leicht ergeben.
(171)
a) Wissen Sie, ob heute noch ein Zug nach Berlin fährt? (Götz/Langenscheidt-
Redaktion 2015, S. 809)
b) Ich weiß nicht, ob er kommen wird.
4.3.Vergleichende Zusammenfassung
100
anhand der Überlegungen 3 und 4 in Abschnitt 4.1.1 belegt. Der Komplementierer dass
im Deutschen könnte entweder aus dem Relativpronomen oder aus dem
Demonstrativpronomen „das“ stammen. Die beiden Komplementierer werden
hauptsächlich zur Einleitung von Komplementsätzen gebraucht. Der Komplementierer
sã entstand aus der Partikel sã, die primär zum Ausdruck der Konditionalität und der
Wünsche gebraucht wird. Er wird als komplementsatzeinleitende Konjunktion bei
indirekten Fragesätzen und bei unsicheren und zweifelhaften Behauptungen verwendet.
Der Komplementierer ob stammt aus dem Adverb ob. Ob kann wie sã als
komplementsatzeinleitende Konjunktion bei indirekten Fragesätzen und bei unsicheren
und zweifelhaften Behauptungen verwendet werden. Sã und ob haben gemeinsam, dass
sie eine nicht-deklarative Bedeutung haben. Sie werden immer benutzt, wenn nicht klar
ist, ob die Proposition zutrifft oder wahr ist.
101
KAPITEL 5: BESCHREIBUNG DER ASPEKTE DER
NEBENSATZEINLEITERSTELLUNG UND TOPOLOGISCHE
DARSTELLUNG VON NEBENSÄTZEN IM DEUTSCHEN UND IM MOORE
5.0.Einleitendes
Im Folgenden werden zum einen die Aspekte erläutert, unter denen die
Nebensatzeinleiter im Deutschen das Vorfeld oder die linke Klammer besetzen. Dann
werden Beispiele von Nebensätzen, also Beispiele von Adverbialsätzen, welche von
Relativsätzen und welche von Komplementsätzen topologisch dargestellt.
Blühdorn (2013, S. 171), Gallmann (2015, S. 5) und Wöllstein (2014, S. 32) sind der
Meinung, dass die adverbialen Konjunktionen im Deutschen die linke Klammer
besetzen. In dieser Arbeit wird den „simplen“ adverbialen Konjunktionen eine andere
Stellung aus dem folgenden Grund zugeordnet.
Wenn es um einen komplexen Einleiter -wie es der Fall von bis dass oder als ob- also
hier um eine Bildung aus einem Adverbialsatzeinleiter und einem Komplementierer
geht, steht der Komplementierer in der linken Satzklammer und der
Adverbialsatzeinleiter im Vorfeld. Bayer (2004) erklärt das wohl in Bezug auf
(germanische) Dialekte und andere Sprachen durch den Begriff des Doubly-Filled-
Comp. Der Begriff Doubly-Filled-Comp verweist eben auf das Erscheinen zweier
Nebensatzeinleiter, um einen Nebensatz einzuleiten (vgl. ebd., S. 14).
Es kann also angenommen werden, dass die simplen adverbialen Einleiter eigentlich
im Vorfeld stehen und optional kann ein Komplementierer in der linken Satzklammer
stehen. Die Tabellen unten illustrieren dies.
Da hier ist
sowieso
nichts
mehr zu
tun
103
Während Anna hörte
Schubert
Für Blühdorn (2013, S. 153) und Gallmann (2015, S. 6) stehen die Relativpronomen
im Vorfeld des Relativsatzes und die linke Klammer bleibt unbesetzt so wie die
folgenden Tabellen unten es illustrieren.
104
Das ist auf ich das fand .
das dessen Zitat
Buch, letzter
Seite
Wenn ein freier Relativsatz ein Mehrwort-Relativum enthält, tritt das ganze Mehrwort-
Relativum im Vorfeld (vgl. Blühdorn 2013, S. 153), wie in der Tabelle unten.
105
Die Komplementierer dass und ob stehen in der linken Klammer des von ihnen
eingeleiteten Nebensatzes (vgl. ebd., S. 158–159 ; Gallmann 2015, S. 5; Wöllstein
2014, S. 32)
Ob Anna ist
verheiratet
Aus den obigen Beispielsätzen bezüglich der Nebensätze im Mooré (s. Kapitel 2, 3 und
4) kann festgestellt werden, dass die Nebensatzeinleiter im Mooré unterschiedliche
Positionen haben. Im Gegensatz zu dem Deutschen, wo alle Nebensatzeinleiter
satzinitial erscheinen, können die Stellungen der Nebensatzeinleiter im Mooré in Bezug
auf das Subjekt und das Verb oder die Verbalphrase des Nebensatzes identifiziert
werden.
Am Anfang ihrer Nebensätze treten die Temporalsatzeinleiter (na)nand tɩ und hal tɩ,
der Kausalsatzeinleiter bala, der Konsekutivsatzeinleiter (tolg) tɩ mit tolg im
Hauptsatz, die Finalsatzeinleiter na kɩt tɩ und na yɩ tɩ, der Modalsatzeinleiter wala, der
Adversativsatzeinleiter nand tɩ, die Relativpartikel sẽn in der SU-Position und der
Komplementierer tɩ auf.
Nach dem Subjekt ihrer Nebensätze kommen der Adverbialsatzeinleiter bzw. der
Komplementierer sã und der Adverbialsatzeinleiter bzw. die Relativpartikel (in der
DO- und IO-Position) sẽn vor.
Um das Subjekt ihrer Nebensätze stehen der Temporalsatzeinleiter wakatning ... sẽn,
die Konzessivsatzeinleiter baasg ne... sẽn und naag ne... sẽn, der Modalsatzeinleiter
wala... sẽn, der Lokalsatzeinleiter zĩigning... sẽn, die Relativpartikel in der OBL-
Position mit der Verbindung Nomen + Postposition ... sẽn und in einer fragwürdiger
Weise die Relativpartikel mit dem kataphorischen resumptiven Pronomen in der
Verbindung Nomen + soaba / ramba... sẽn.
Die Adverbialsatzeinleiter, die vor dem Subjekt also satzinitial stehen, befinden sich in
dem Vorfeld wie für das Deutsche. Der Komplementierer tɩ steht in der linken
Satzklammer. Einleiterteile, die mit tɩ komplexe Adverbialsatzeinleiter bilden, stehen
im Vorfeld. Die Nebensätze mit satzinitialen Einleitern werden wie folgt dargestellt.
… tɩ a yãb-e
(tolg)…
dass 3SG weinen-
… (so)… PFV
108
VF LSK SF LVK MF RVK RSK NF
(na)nand tɩ ʋb wa
Zuerst dass 3PL kommen-
PFV
hal tɩ roa wa
bis dass Mann kommen-
PFV
na tɩ Kam- yɩ neere
ba
kɩt dass sein- schön
beoog
PFV
Fut. Kind-
Verursachen PL
Inf. morgen
na yɩ tɩ Kamba yɩ neere
beoog
Fut. sein-Inf. dass sein- schön
Kind- PFV
PL
morgen
(a yel- tɩ a be yè rũndo?
am)
tɩ 3SG befinden.IPFV Int.part. heute?
(3SG
sagen-
PFV)
109
VF LSK SF LVK MF RVK RSK NF
A sã ri-ta
3SG Part. essen-IPFV
Zeit- Verg.
diejenige sein-
3PL IPFV
Baasg ne sẽn bõs a
tond Rel. bitten- 3SG
PFV
Schluß
mit
1PL
Tabelle 15: Felderstruktur von durch sẽn eingeleiteten Adverbialsätzen (mit einem
vorangestellten Einleiterteil)
110
Tond sẽn da ya kidsa wakat-
Verg. ning
3PL Rel. sein- klein Zeit-
IPFV diejenige
Tabelle 16: Felderstruktur von durch sẽn oder sã eingeleiteten Adverbialsätzen (mit
einem nachgestellten Einleiterteil)
Tabelle 17: Felderstruktur von Relativsätzen mit sẽn in der SU-, DO- und IO-Position
Tabelle 18: Felderstruktur von Relativsätzen mit sẽn in der OBL- und GEN-Position
(mit einem vorangestellten Einleiterteil)
111
VF LSK SF LVK MF RVK RSK NF
Tabelle 19: Felderstruktur von Relativsätzen mit sẽn in der OBL- und GEN-Position
(mit einem nachgestellten Einleiterteil)
112
5.3.1. Übersetzungsschwierigkeiten aus Bildungsunterschieden zwischen den
Nebensatzeinleitern im Mooré und im Deutschen
113
Die Einleitung der Relativsätze im Deutschen erfolgt durch simple Bildungen im
Unterschied zu deren Einleitung im Mooré, wo die Relativpartikel noch mit einem
resumptiven bzw. kataphorischen Pronomen verwendet werden kann. Meines
Erachtens besteht da keine Schwierigkeit. Die Schwierigkeit könnte aus der Tatsache
stammen, dass es im Mooré nur eine Relativpartikel gibt, die -redundant gesagt- je nach
Subjekt bzw. Objekt unflektiert ist. Dies kann zu normwidrigen deutschen
Relativsatzbildungen führen wie Beispiel (173) a) illustriert. Die relativischen
Bildungen der Mooré Adverbialsätze können verallgemeinert werden und zur Bildung
unkorrekter deutscher Relativsätze führen (1743) b), die normalerweise ein
„adverbiales“ Fragepronomen als Relativpronomen brauchen.
(173) a)
b)
Anstatt Die Zeit, als ich auf ihn wartete, war 12Uhr.
114
5.3.2. Übersetzungsschwierigkeiten aus Verbstellungsunterschieden in Mooré
und deutschen Nebensätzen
Deutsche Nebensätze sind typisch VE-Sätze, d.h. das finite Verb steht am Ende des
Nebensatzes. Sowohl die Adverbialsätze als auch die Relativsätze und die
Komplementsätze haben ein finites Verb am Ende. Dagegen sind die Nebensätze im
Mooré Verbzentral-Sätze. Das finite Verb steht entweder nach dem Subjekt oder dem
Einleiter des Nebensatzes. Dass das finite Verb im Mooré innerhalb der Nebensätze
steht, kann zu normwidrigen Produktionen im Deutschen führen wie das Beispiel (174)
es zeigt.
Anstatt Das ist der Mann, der gestern zu uns gekommen ist.
Konditionalität
Mooré Gebrauch Deutsch
-Bei geringer wahrscheinlicher falls
Voraussetzung
-Bei geringer wahrscheinlicher sofern
Voraussetzung vor allem in
sã negierten Sätzen
-Bei hoher wahrscheinlicher wenn
Voraussetzung,
-Bei irrealen Sätzen, bei Wünschen
-Bei andauernder Voraussetzung solange
Temporalität
Gleichzeitigkeit
Mooré Deutsch
sẽn…(wã) als
wakatning … sẽn
sẽn…sasa während
sã …bala sobald, solange
sã wenn, jedes Mal, dass,
Nachzeitigkeit
Mooré Deutsch
(na)nand tɩ bevor
hal tɩ bis
116
Vorzeitigkeit
Mooré Deutsch
sẽn… poore nachdem
sẽn… tɛka seit, seitdem
Kausalität
Mooré Deutsch
bala, sẽn… yĩnga weil, da
Konsekutivität
Mooré Deutsch
tolg… tɩ sodass, so…dass
Finalität
Mooré Deutsch
na yɩ tɩ, na kɩt tɩ damit
Konzessivität
Mooré Gebrauch Deutsch
baasg ne… sẽn , -vorzugsweise in obwohl, obgleich, obschon,
vorangestellten Nebensätzen obzwar;
naag ne… sẽn
-vorzugsweise in auch wenn, wenn auch,
vorangestellten Nebensätzen selbst wenn, wiewohl
-bei Warnung
117
-in nachgestellten trotzdem
Nebensätzen
Modalität
Mooré Deutsch
sẽn...to to (ninga) wie; (dadurch, dass)
wala...sẽn wie (indem)
wala als ob
Lokalität
Mooré Gebrauch mit einem Deutsch
Verb
des Befindens wo
sẽn...y(an); zĩigning...sẽn der Bewegung wohin
der Herkunft woher
Adversativsätze
118
Dann kommt eine Tabelle über die Postpositionen im Mooré und deren deutschen
Entsprechungen.
Mooré Deutsch Mooré Deutsch Mooré Deutsch Mooré Deutsch Mooré Deutsch
poora hinter ne mit yĩnga wegen, taoora vor yella von, um,
dank an
sʋka zwischen sɛɛga neben sasa während nenga zu, tẽngre unter
neben
babg zu, pʋga in zugo auf, über tɛka ab, seit noora vor
neben
Tabelle 30: Tabelle der Mooré Postpositionen und deren entsprechenden Präpositionen
im Deutschen
Weiter werden zwei Tabellen über die freien deutschen Relativpronomen und deren
Entsprechungen im Mooré. Um die Entsprechung des Relativpronomens wer bzw. was
im Mooré wiederzugeben, soll man die Nominalphrase nedning oder soab(ning) in
Verbindung mit sẽn anwenden. Die unterliegende Tabelle fasst die Entsprechungen
zusammen.
119
nedning + besessenes nedning ligda sẽn lʋɩ, waam
Wort+sẽn…soab
GEN wessen Geld fiel, der ist wessen
gekommen.
120
Endlich kommt eine Tabelle über die Komplementierer im Mooré und deren
Entsprechungen im Deutschen.
Im Allgemeinen sind zwei Regeln bei der Übersetzung aller Art Mooré Nebensätze ins
Deutsche zu beachten.
Regel 1
Regel 2
Für den spezifischen Fall der Relativsätze gilt noch eine Regel.
Regel 3
Die Relativpartikel sẽn wird durch das Relativpronomen der, die, das oder welcher,
welche, welches im Deutschen übersetzt werden. Dabei trägt das Relativpronomen den
Kasus, der ihm im eingebetteten Satz zugewiesen wird. Zu beachten ist, dass die
121
Relativpartikel sẽn in der GEN-Position nur durch das Relativpronomen der, die, das
im Deutschen übersetzt werden wird. Das Genus des entsprechenden Bezugsnomen im
Deutschen soll auch beachtet werden.
Bemerkung
- Das resumptive bzw. das kataphorische resumptive Pronomen soaba bzw. ramba soll
bei der Übersetzung von Mooré-Relativsätzen ins Deutsche nicht beachtet werden.
5.5.Vergleichende Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird zuerst auf die Stellung der Nebensatzeinleiter und die
Darstellung der Nebensätze im Deutschen und im Mooré eingegangen.
Dann wird über die Schwierigkeiten diskutiert, mit denen die Deutschlernenden Mooré
Sprechenden bei der Bildung deutscher finite Nebensätze konfrontiert werden können.
Es werden zwei Schwierigkeitsquellen identifiziert. Erstens können Schwierigkeiten
aus Grund der gespalteten relativischen Bildung der meisten Adverbialsatzeinleiter und
aus Grund der Nicht-Flektierbarkeit der Relativpartikel im Mooré entstehen. Zweitens
können Schwierigkeiten aus Grund der Zentralstellung des Prädikats in Mooré
Nebensätzen entstehen. Endlich werden Übersetzungstabellen und -regeln
vorgeschlagen, die den Deutschlernenden Mooré Sprechenden bei der Übersetzung von
Mooré Nebensätzen ins Deutsche helfen könnten.
123
Schluss
Die vorliegende Arbeit befasste sich mit der Nebensatzeinleitung im Deutschen und im
Mooré unter einer vergleichenden Perspektive. Wie die Arbeit gezeigt hat, verwenden
das Deutsche und die Mooré Sprache in den meisten Fällen sehr ähnliche Sprachmittel,
um die Nebensatzeinleiter zu bilden.
Das zweite Kapitel hat nachgewiesen, dass in beiden Sprachen Partikeln, Substantive,
Demonstrativpronomen, Post- bzw. Präpositionen, Adverbien, Komplementierer,
Verben und Adjektive bei der Bildung der Adverbialsatzeinleiter auftauchen. Dabei
sind die verwendeten Strategien nicht ganz übereinstimmend. Im Mooré wird viel
häufiger die Relativpartikel sẽn in Verbindung mit anderen Sprachmitteln -sehr oft mit
Substantiven, Postpositionen oder Adverbien (s. etwa bei Temporalen, Kausalen,
Konzessiven, …) - verwendet, um die adverbialen Relationen zwischen dem Haupt-
und dem Nebensatz auszudrücken. Im Deutschen werden eher oft Adverbien -meistens
in Zusammenrückungen - bei der Bildung der adverbialen Konjunktionen gebraucht (s.
etwa bei den Temporalen, Konzessiven, Lokalen, …).
Aus dem dritten Kapitel ergibt sich, dass in beiden Sprachen die Relativsätze durch
Wörter -und nicht durch ein Nullmorphem- eingeleitet werden. Der Unterschied ist,
dass die Mooré Sprache eine einzige Partikel (sẽn) dafür hat, und die deutsche Sprache
bis zu drei Pronomentypen (der, die, das; welcher, welche, welches und wer, was)
benutzt. Die hier dargestellten Beispiele rechtfertigen, dass in der Mooré Sprache und
in der deutschen Sprache (besonders mit dem d-Relativpronomen) die Subjekte, die
Direktobjekte, die Indirektobjekte, die Präpositionalobjekte und die Possessivobjekte
relativiert werden können. Der Relativsatzeinleiter in Mooré kann in Verbindung mit
resumptivem Pronomen soaba/ramba stehen. Das Resumptivum kann auch
kataphorisch am Bezugswort hängen. Im Standarddeutschen dagegen werden
Resumptiva bei der Relativsatzbildung nicht gebraucht. Auch verlangen die
124
Nominalphrasen mit den Demonstrativpronomen ninga im Mooré und d-jenige im
Deutschen einen Relativsatz.
Im vierten Kapitel wurde die Komplementierer tɩ und sã im Mooré und dass und ob im
Deutschen behandelt. Der Komplementierer tɩ stimmt mit dem Komplementierer dass
fast überein. Beide könnten ursprünglich einen relativischen Charakter haben, d.h. sie
könnten aus einem Relativpronomen bzw. einer Relativpartikel abgeleitet worden sein.
Hier wird im Konjunktiv ausgesprochen, denn zum einen wird tɩ im heutigen Mooré
nicht als Relativsatzeinleiter gebraucht (und auch sind keine Spuren von tɩ als
Relativsatzeinleiter in der Vergangenheit zu finden wahrscheinlich wegen des Mangels
an schriftliche Belege). Anhand von illustrierten Überlegungen wurde zu dem Ergebnis
gekommen, dass tɩ einen verweisenden und damit in einem weiteren Sinne einen
relativischen Charakter hat. Zum anderen wurde im Deutschen auch nachgewiesen,
dass dass aus dem neutralen Demonstrativpronomen stammen könnte. Im
gegenwärtigen Mooré und Deutschen werden die Komplementierer tɩ und dass
hauptsächlich als Komplementsatzeinleiter verwendet. Im Unterschied zu tɩ und dass,
die eine ähnliche Herkunft haben können, stammen die Komplementierer sã und ob aus
unterschiedlichen Herkünften. Sã ist eine konditionale Partikel, während sein deutsches
Pendant ob ein Adverb ist. Beide Komplementierer werden hauptsächlich bei
indirekten Fragesätzen und bei unsicheren und zweifelhaften Behauptungen benutzt.
Ziel der vorliegenden Arbeit war, die Schwierigkeiten bei der Nebensatzbildung im
Deutschen zu identifizieren und daraus Regeln zu ziehen, die das Deutschlernen den
burkinischen Mooré-Sprechenden erleichtern könnten. Dafür wurde zuerst die Stellung
der Nebensatzeinleiter im Deutschen und im Mooré beschrieben und illustriert. Das
topologische Feldermodell (im ersten Kapitel dargestellt) wurde herangezogen, um die
Nebensätze im Deutschen und im Mooré darzustellen. Dann wurden Schwierigkeiten
identifiziert, mit denen die Deutschlernenden Mooré Sprechenden bei der Bildung
deutscher finite Nebensätze konfrontiert werden könnten. Am Ende wurden
Übersetzungstabellen und -regeln den burkinischen Mooré sprechenden Schülern
125
vorgeschlagen, die ihnen helfen könnten, Nebensätze von dem Mooré ins Deutsche
übersetzen zu können.
Leider konnten nicht alle Nebensatzeinleiter sowohl im Mooré als auch im Deutschen
behandelt werden. Auch sollten die vorgeschlagenen Übersetzungsregeln und -tabellen
näher überprüft werden, insbesondere unter der Perspektive, ob sie im
Fremdsprachenunterricht in dieser Form tatsächlich erfolgreich gebraucht werden
können. Dies muss die Praxis erweisen. Aber als ein erster Versuch einer
systematischen Gegenübersstellung, bilden sie die Basis für weitere Entwicklungen.
Alle Beispiele im Mooré stammen aus den Sprachkenntnissen von meiner Frau und mir
selbst. Auch wenn wir beide Mooré-Sprechende sind, wären auch Textkorpora hilfreich
gewesen bzw. die Einbeziehung weiterer SprecherInnen, um auch die sicherlich
vorhandene Variation im kontemporären Mooré zu erfassen.
Die Ergebnisse dieser Recherche können den Anlass zu weiteren tiefen grammatischen
Untersuchungen zwischen Deutsch und Mooré in Bezug geben - insbesondere in Bezug
auf die Stellung des Relativsatzeinleiters. Die Tatsache, dass in beiden Sprachen –
obwohl genetisch weit voneinander entfernt – teilweise sehr ähnliche bzw. fast
identische Strategien bei der Nebensatzeinleitung entdeckt wurden, lässt vermuten,
dass es sich hierbei um universelle Strategien handelt. Insofern hat diese Arbeit auch
dazu beigetragen, zu einem tieferen Verständnis der universellen menschlichen
Sprachfähigkeit zu gelangen.
126
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