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Brandschutzingenieurwesen

VO1 – Einführung/ Rückblick


13.04.2018

1. Was ist Brandschutzingenieurwesen


⮚ Bestimmung von Brandschutzmaßnahmen

⮚ Leistungsanforderungen nicht mehr auf Basis starrer Vorschriften und Regelwerke (MBO/LBO)
⮚ Sondern: Grundlage quantitativer Untersuchungen in ingenieurmäßige. Arbeitsweise
🡪 Methoden: interdisziplinär!
Aufgaben:
⮚ Quantifizierung Brandgefahren & Risiken Brandauswirkung
⮚ Analytische Abschätzung optimalen vorbeugenden & sonstigen Schutzmaßnahmen
⮚ Begrenzung Brandauswirkung auf vorherbestimmtes Maß
⮚ Aufrechterhaltung: Personenschutz, Nachbarschaftsschutz, Sachgüterschutz, Umweltschutz

Grundlagendokument der Europäischen Gemeinschaften:


Wesentliche Anforderungen Nr. 2 Brandschutz:
Ingenieurmethoden für die Brandsicherheit sind ein Ansatz zur Anwendung ingenieurmäßiger Grundsätze
zur Bewertung des erforderlichen Brandsicherheitsniveaus und zur Bemessung und Berechnung der
notwendigen Schutzmaßnahmen. 🡪 Teilnachweise im Rahmen der ganzheitlichen Planung des
Brandschutzes

2. Anwendung Ingenieurmethoden im Brandschutz


(1) Berechnung der Brand- und Rauchausbreitung (innerhalb/außerhalb Gebäuden)
(2) Beurteilung Baustoffverhalten
(3) Berechnung zur Rauchfreihaltung in Flucht- und Rettungswege/ Gebäuden
(4) Evakuierungsberechnung
Ermittlung Leistungsfähigkeit von Fluchtwegen
Nachweis der ausreichenden Räumungszeit:
Räumungszeit eines Gebäudes:
⮚ Detektion = Zeitspanne Brandentstehung bis Erkennung

⮚ Alarm = Zeitspanne Detektion bis Alarmauslösung

⮚ Reaktion = Zeitspanne Alarmauslösung bis Beginn Fluchtbewegung

⮚ Flucht = Zeitspanne bis Eintreffen in einen sicheren Bereich


⮚ verfügbar = verfügbare Räumungszeit


tRäumung = tDetektion + tAlarm + tReaktion + tFlucht < tverfügbar
Anwendung
⮚ Ermittlung der Brandeinwirkung & erforderlichen Feuerwiderstandsdauer (Energiefreisetzung,
Temperaturentwicklung)
⮚ Bestimmung vorhandener Feuerwiderstand Bauteile & Gebäuden (Durchwärmung, Tragfähigkeit,
Verformung, Stabausfall)
⮚ Beurteilung Brandmeldung, Aktivierung & Brandbekämpfung (Wirksamkeit Schutzsystemen z.B
Sprinkler, Rauch-, Brandmelder)
Brandschutzingenieurwesen
VO1 – Einführung/ Rückblick
13.04.2018

Brandbelastung & Bauteilnachweise

Schutzziele
MBO §3 allgemeine Anforderungen: (1)
Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten, dass die öffentliche
Sicherheit und Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit und die natürlichen Lebensgrundlagen,
nicht gefährdet werden.

MBO § 14 Brandschutz:
Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten, dass der Entstehung
eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch (Brandausbreitung) vorgebeugt wird und bei
einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sind.

4. Rückblick
1. Brandursachen

2. Organisatorischer Brandschutz

3. Allgemeiner Rückblick
⮚ Brandverlauf:Brandlast, Temperaturentwicklung, Durchzündung (Flash-over), entwickelter Brand
⮚ Brandwirkung: Auf Bauwerke, Einsturzursachen, Gefährdung von Menschen, Sachschädigung, ...
Brandschutzingenieurwesen
VO1 – Einführung/ Rückblick
13.04.2018

⮚ Entzündbarkeit von Baustoffen: Art, Eigenschaft und Zustand der Baustoffe, Einwirkungsdauer,
...
⮚ Ausbreitung von Feuer und Rauch: Fähigkeit zum
Raumabschluss
⮚ Mechanismen der Wärmeübertragung:
Wärmeleitung, Wärmestrahlung, Wärmemitführung
⮚ Feuerwiderstand von Bauteilen:
Bauteilzusammensetzung, Materialdicken, rohdichten

Anforderung an Brandverhalten von Baustoffen


Europäische Klassifizierung von Bauprodukten

Anforderung an Feuerwiderstand von Bauteilen:


Brandschutztechnische Qualität abhängig von:
Baustoffverhalten Bauteilzusammensetzung Bauteilverhalten
⮚ Bauteilzusammensetzung ⮚ tragende & aussteifende ⮚ Abmessungen
Struktur,
⮚ Bauteilverhalten ⮚ Schlankheit
⮚ Schutzbekleidung,
⮚ Hochtemperatur- bzw. ⮚ Konstruktionsart
Abbrandverhalten der Baustoffe ⮚ Installations- und Hinter-
⮚ statischen System
(Stahl, Holz, Beton, lüftungsebenen
Mauerwerk) ⮚ Spannungen

4. Feuerwiderstandsklassen
DIN 4102:
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VO1 – Einführung/ Rückblick
13.04.2018

DIN EN 13501:
Brandschutzingenieurwesen
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13.04.2018

5. Gebäudeklassen

6. Sonderbauten
1. Hochhäuser (GebäudemiteinerHöhevonmehrals22m)

2. bauliche Anlagen mit einer Höhe von mehr als 30 m

3. Gebäude mit mehr als 1 600 m2 Grundfläche des Geschosses mit der größten Ausdehnung,
ausgenommen Wohngebäude

4. Verkaufsstätten, deren Verkaufsräume und Ladenstraßen eine Grundfläche von insgesamt mehr
als 800 m2 haben

5. Gebäude mit Räumen, die einer Büro- oder Verwaltungsnutzung dienen und einzeln eine
Grundfläche von mehr als 400 m2 haben
6. Gebäude mit Räumen, die einzeln für die Nutzung durch mehr als 100 Personen bestimmt sind
7. Versammlungsstätten
a. mit Versammlungsräumen, die insgesamt mehr als 200 Besucherfassen, wenn diese
Versammlungsräume gemeinsame Rettungswege haben
b. im Freien mit Szenenflächen und Freisportanlagen, deren Besucherbereich jeweils mehr als
1000 Besucher fasst und ganz oder teilweise aus baulichen Anlagen besteht
8. Schank- und Speisegaststätten mit mehr als 40 Gastplätzen, Beherbergungsstätten mit mehr als
12 Betten und Spielhallen mit mehr als 150 m2 Grundfläche,
9. Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pflege von Personen,
....

7. Zugänge und Zufahrten auf Grundstücken


Definition:
⮚ Zugänge sind Flächen auf dem Grundstück, die rückwärtige Grundstücksteile mit der öffentlichen
Verkehrsfläche verbinden
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VO1 – Einführung/ Rückblick
13.04.2018

⮚ Zufahrten sind befestigte Flächen auf dem Grundstück, die mit der öffentlichen Verkehrsfläche
direkt in Verbindung stehen.
Notwendigkeit:
⮚ Zugänge dort wo der zweite Rettungsweg über Anleiterbarkeit gewährleistet ist


⇨ max. Brüstungshöhe h = 8,0 m

⮚ Zufahrten dort wo der zweite Rettungsweg über Hubrettungs-


fahrzeuge der Feuerwehr führt.
⇨ Brüstungshöhe h > 8,0 m

Fahrzeugaufstellung;
Parallel Senkrecht

8. Abstandsflächen
=> Abstandsflächen sind Flächen, die frei von oberirdischen Gebäuden gehalten werden!
⇨ Abstandsflächenregelung: umklappen der Fassadenflächen

⇨ Notwendig für ausreichende: Beleuchtung 🡪 Belüftung 🡪 sozialen Abstand

⇨ Brandschutztechn.: Vermeidung Brandüberschlägen 🡪 Schutz d. Feuerwehrleute 🡪 zusätzl.


Fläche
(Bewegungsflächen und Zugangsmöglichkeiten)

9. Rettungswege
Fluchtweg 🡪 Weg zur Flucht für Bewohner, Beschäftigte,
Kunden und andere Personen
Rettungsweg 🡪 Weg, über den Rettungskräfte zu den in Not befindlichen Personen
vordringen
können, um von dieser unmittelbaren Gefahr abzuwenden
Angriffsweg 🡪 Weg, den die Feuerwehr benutzt, um Menschen und Tiere zu retten,
Sachwerte zu
bergen und einen Brand zu bekämpfen
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VO1 – Einführung/ Rückblick
13.04.2018

Grundsätzliche Anforderungen: Rauchfreiheit, keine Brandlasten, Nutzungssicherheit, sichere


Begehbarkeit, Belichtung und/oder Beleuchtung, Kennzeichnung

10. Brandschutzmaßnahmen

Anlagentechnisch:
⇨ Brandmelder (Streulichtmelder, Durchlichtrauchmelder, Ionisationsmelder)

⇨ Brandmeldeanlagen (BMA)


⇨ Ortsfeste Löschanlagen (Sprinkler, Sprühwasserlöschanlagen, CO2-Löschanlagen, ...

⇨ Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Betrieblich- organisatorisch:
⇨ Alarm-, Flucht- und Rettungspläne

⇨ Schulung der Nutzer (Notfallübungen)

⇨ Brandverhütungsschauen

⇨ Brandschutzbeauftragter
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VO2 – Brandschutz im Bestand
20.04.2018

1. Bestandsschutz
1. Verankerung
Herleitung Bestandschutz aus Art. 14 (1) GG:
„Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze
bestimmt.“
2. Ziel
● Bauwerke vor den Folgen nachträglich eingetretener Rechtsänderungen zu bewahren
● Aber nicht nach geltendem Recht unzulässige Veränderungen o. Erweiterungen zu sanktionieren!

3. Definition
Aufteilung in zwei Aspekte
⇨ Passiver und einfacher Bestandsschutz

⇨ Aktiver, überwirkender, erweiterter o. dynamischer Bestandsschutz

1. passiver Bestandsschutz
● Schutz Eigentümer eines rechtmäßigen Bestands gegenüber hoheitlichen Eingriffen
● Bestand Bauwerks & zweckentsprechende Nutzung können nicht untersagt werden
⇨ verfassungsrechtlich gesicherte Rechtsposition:
in materiell legaler Eigentumsausübung geschaffene Anlage in ihrem ursprünglichen Bestand zu erhalten
und wie bisher zu nutzen, wenn sich die baurechtlichen Vorschriften ändern und das Gebäude den
geänderten Vorschriften nicht mehr entspricht. 

⇨ Entstehung: formelle Genehmigung oder Übereinstimmung der Nutzung mit materiellen Recht

Formelle Legalität

● Vorhaben wurde unter Beachtung der nachfolgenden Punkte errichtet:
1) Bauherr stellt mit erforderlichen Anlagen einen Antrag bei Bauaufsichtsbehörde (BAB)
2) BAB prüft, ob dem Vorhaben baurechtliche oder sonstige öffentlichrechtliche Vorschriften
entgegenstehen
3) beantragte Genehmigung wird erteilt, wenn keine Vorschriften entgegenstehen

● entsteht nur wenn Vorhaben entsprechend erforderl. Genehmigung errichtet 

● ausreichend für nicht formelle Legalität sind schon geringfügige Abweichungen: 

⇨ 0,2 m tiefer gelegene Grenzgarage (OVG NRW Urteil v. 22.03.1982) 

⇨ um mehr als 1 m höher gelegenes Erdgeschoss (OVG Saarland Urteil v. 03.12.1982) 


● Gebäude & beabsichtigte Nutzung als Einheit


⇨ geänderte Baulichkeit nicht mehr von erteilten Baugenehmigung gedeckt, wenn vorgenommene
Änderungen zu abweichenden baurechtlichen Beurteilung führen 

⇨ Bestandsschutz besteht auch nicht mehr, wenn Baugenehmigung nach 
§§ 48 und 49 VwVfG
zurückgezogen wird (VwVfG – Verwaltungsverfahrensgesetz) 


Materielle Legalität
⮚ Summe der Vorschriften, die Anforderungen an ein Bauwerk stellen 


⮚ Anforderungen können aus baurechtlichen & sonstigen öffentlich-rechtlichen Vorschriften resultieren


- Baurechtliche: Bauplanungsrechtliche Bestimmungen | Bauordnungrechtl.
Bestimmungen
- Öffentlich -rechtlich: Denkmalschutz | Naturschutz | Straßenrecht
Brandschutzingenieurwesen
VO2 – Brandschutz im Bestand
20.04.2018

⮚ überwiegende Auffassung: materielle Legalität besteht, wenn Vorhaben für Zeitraum > drei Monaten der
Rechtslage entspricht 

⮚ begonnene Nutzung muss über diesen Zeitraum anhalten, da Bestandsschutz zeitlich mit Beendigung
der bisherigen Nutzung entfällt 


Fallkonstellationen:
⮚ Formell & materiell legal (genießt stets Bestandsschutz) 

⮚ Formell legal & materiell illegal
(Bestandsschutz, solange rechtswidrige Baugen. nicht zurückgezogen)

⮚ Formell illegal & materiell legal
(Bestandsschutz, wenn Baumaßnahme zum Zeitpunkt
genehmigungsfähig war) 


2. Aktiver Bestandsschutz
Trifft zu, wenn zur Erhaltung der Substanz & der zweckentsprechenden Nutzung Reparatur,
Modernisierung oder Erweiterung (=Änderungen) erforderlich sind.
🡪 Maßnahmen am Bestand, die über den reinen „status quo“ hinausgehen.
⮚ Sicherstellung zeitgemäße funktionsgerechte Nutzung Gebäudes

⮚ kleine Reparaturmaßnahmen sind:


⇨ Austausch schadhafter Ziegel


⇨ Austausch einfacher isolierverglaster Fenster

⇨ Ausbesserung schadhafter Putzstellen 


⮚ Gilt nicht für: 


⇨ Zerstörte Gebäude 


⇨ Ersatzbauten

⇨ Modernisierungen, die erheblich über die Substanzerhaltung hinaus gehen 


⮚ für reine Modernisierungsmaßnahmen ohne Nutzungsänderung & ohne wesentliche bauliche


Änderungen (z.B. Änderung der Grundrisse und des Tragsystems)

Passiv Aktiv
Begehren Erhalten Status quo Änderung Status quo
Eigentümer:
Gegenstand: Abwehr behördlichen Erlangen behördlichen Zustimmung zu
Maßnahme Maßnahme
4. Beweislast
Beim Eigentümer
⮚ Bei Berufung auf die erteilte Baugenehmigung & genehmigten Bauplänen
🡪 so obliegt es ihm selbst, diese auch vorzulegen. 

Brandschutzingenieurwesen
VO2 – Brandschutz im Bestand
20.04.2018

⮚ Bei sehr alten, seit unvordenklicher Zeit unter den Augen der Behörden bestehenden Anlagen
🡪 Vermutung, Errichtung seinerzeit ordnungsgemäß & in Übereinstimmung mit damals bestehenden
Gesetzen
5. Anpassung bestehender Gebäude
● Bloßes „Bestehenlassen“ Bauwerks entgegen angesichts behördlicher Verfügung
(Nutzungsuntersagung, Verpflichtung zur Anpassung) 

● Reine Erhaltungsmaßnahmen (Verhinderung des „Verfallens“) 

● Anpassende Erhaltungsmaßnahmen (Anpassung an moderne Lebensverhältnisse) 

● Änderungs- oder Erweiterungsmaßnahmen (der baulichen Substanz oder Nutzung)

Art. 54 Abs. 4 BayBO [MBO § 58 (2)]:


„zuständige BAB kann nach Erteilung der Baugenehmigung zusätzliche brandschutztechnische
Anforderungen stellen „Bei bestandsgeschützten baulichen Anlagen können Anforderungen gestellt
werden, wenn das zur Abwehr von erheblichen Gefahren für Leben und Gesundheit notwendig ist“
🡪widerspricht Grundsätzen aktiven & passiven Bestandsschutz, aber folgerichtig Vermeidung konkreter
Gefahren

Anlass für nachträgliche Anforderungen:


🡪 im Rahmen einer Brandschau
🡪 Neuvergabe von Konzessionen
🡪 Modernisierung von Gebäuden

Konkrete Gefahr:
● erhöhte Gefahr der Brandentstehung
● Rettungswege betroffen (z.B. Flure und Treppenhäuser rauchdicht abgetrennt werden sollen)
● erhöhte Gefahr der Brandausbreitung (z.B. Gefährdung fremder Gebäude durch mangelhafte
Brandabschottungen)
● wirksame Löschmaßnahmen nicht möglich (z.B. Feuerwehrzufahrten berührt o. Unterversorgung mit
Löschwasser)

Art. 54 Abs. 5 BayBO [MBO § 58 (2)]:


„zuständige BAB kann, wenn bauliche Anlage wesentlich geändert wird zusätzliche brandschutztechnische
Anforderungen stellen- über den aktiven Bestandschutz hinaus

Wesentliche Änderungen: -  Erhebliche Umbauarbeiten 



-  Aufstockungen 

-  vollständige Grundrissänderungen 

-  größere Anbauten 

-  Ausbau von Dachgeschossen 

Brandschutzingenieurwesen
VO2 – Brandschutz im Bestand
20.04.2018

6. Ermessensspielraum
Der Unterschied liegt im Ermessensspielraum der Bauaufsicht
Beispiele erfolgter Anpassung:
⮚ Einbau einer RWA in einem Treppenhaus eines 8-geschossigen Wohnbaus (OVG Lüneburg) 


⮚ Umbau eines Treppenhauses in einem Hotel (OVG NRW) 


⮚ Nachträglicher Einbau eines zweiten, ortsfesten Rettungsweges (OVG NRW) 


Ausbau DGW mit Wanddurchbruch zum Treppenraum des benachbarten Hauses:


⇨ Treppenraum: innenliegend, ohne Rauchabzug, mit hölzerner Treppe, kein Feuerwiderstand der
Abtrennung zum Keller und der Wohnungstüren
⇨ Keine wesentliche Änderung, da mangelnder konstruktiver Zusammenhang zwischen
Dachgeschoss und Treppenraum
⇨ Aber Beschaffenheit des Treppenraumes führt zu konkreter Gefahr (OVG Münster)

Gegenbeispiel – Leipzig, Löhrstr. 12, Vorderhaus:


⇨ Modernisierung ohne Erhöhung oder Veränderung der Nutzung

⇨ Sichergestellter zweiter Rettungsweg durch die Feuerwehr und Ertüchtigung der


Wohnungseingangstüren
⇨ Verbleib der hölzernen Treppenkonstruktion

2. Bestandsbauten
1. Analyse von Bestandsbauten: Brandschutztechn. Bewertung
⮚ Nachvollziehen des „alten“ Konzeptes 


⮚ Baugenehmigungen und Vorschriften zur Zeit der Errichtung 


⮚ Nachweis der Leistungsfähigkeit 


⮚ Zustand der Konstruktionen 


⮚ Detailuntersuchungen 


Einflussparameter:
Brandschutzingenieurwesen
VO2 – Brandschutz im Bestand
20.04.2018

2. Brandschutztechnische Bewertung alter Baukonstruktionen


Bauwerksanalyse:
⮚ Bestandsaufnahme Tragkonstruktion, Abschnittsbildung, Ausbaukomponenten (Unterdecken,
Trennwände), Installationsführung und der Rettungswege 

⮚ Optische Bewertung Bestandes 


⮚ Vorhandene Unterlagen (Statik, Konstruktionszeichnungen, alte Nachweise) 


⮚ ggf. Kernbohrungen/ Öffnen von Bauteilen 


⮚ ggf. Materialuntersuchungen 


⮚ Bewertung der „Brandschutzleistung“, ggf. Einbauzustand berücksichtigen 


Bauwerksanalyse: Tragkonstruktion:
⮚ Deckenkonstruktionen: • Stahlbetondecke • Rippendecke
• Holzbalkendecke

⮚ Wände: • Massivwände
• Fachwerkwände

⮚ Stützen: • Gussstütze
• Massivstütze

Ermittlung Feuerwiderstandsdauer von tragenden Bauteilen:


● Vergleich historischer Deckenkonstruktionen mit Konstruktionen aus DIN 4102-4, Literatur,
Zulassungen, AbP‘s und Eurocodes

Schlussbetrachtung:
Bei fachgerechter Bewertung von Bestandskonstruktionen:
⇨ Wirtschaftliche Lösungen unter Berücksichtigung denkmalpflegerisches Aspekte zur Erfüllung
der Schutzziele denkbar 

⇨ Evtl. kompensatorische Maßnahmen bei fehlender Bauqualität, zu geringem Feuerwiderstand 

Brandschutzingenieurwesen
VO3 – Brandschutznachweise für Sonderbauten
27.04.2018

Bauordnungsrechtliche Einstufung
MBO 2002, §2 Abs. 3
Gebäudeklassen

MBO 2002, §2 Abs. 4: 🡪 Sonderbauten

Aufzählung Sonderbauvorschriften
⮚ Beherbergungsstättenverordnung 


⮚ Versammlungsstättenverordnung 


⮚ Verkaufsstättenverordnung 


⮚ Krankenhausbauverordnung (nur in Brandenburg) 



● Garagenverordnung kein Sonderbau 

⮚ Hochhausrichtlinie 


⮚ Industriebaurichtlinie 


⮚ Schulbaurichtlinie (in der Regel nicht in den Ländern eingeführt) 


⮚ Holzbaurichtlinie 


⮚ Richtlinie über automatische Schiebetüren in Rettungswegen 


⮚ Richtlinie über elektrische Verriegelungssysteme von Türen in Rettungswegen 


⮚ Leitungsanlagenrichtlinie 


⮚ Lüftungsanlagenrichlinie 


⮚ Richtlinien über brandschutztechnische Anforderungen an Systemböden 


⮚ Richtlinie über Flächen für die Feuerwehr 


Muster-Beherbergungsstättenverordnung (MBeVO 2000*)


● Allgemeine Bestimmungen MBO & besondere Bestimmungen der MBeVO 🡪 Zusammen Maß der
öffentlich-rechtlich erforderlichen Brandschutzmaßnahmen
● MBeVO ab bestimmter Betriebsgröße: >12 Gastbetten

● Kleinere Pensionen herausgenommen (Verhältnisse mit Wohngebäuden vergleichbar)


● Auch weitere Anforderungen können maßgebend sein 🡪 Hotels in Hochhäuse
Brandschutzingenieurwesen
VO3 – Brandschutznachweise für Sonderbauten
27.04.2018

Definitionen
Beherbergungsstätten: 🡪Gebäude/ Gebäudeteile, die ganz oder teilweise für die Beherbergung v.
Gästen
bestimmt
Beherbergungsräume: 🡪 Räume, die dem Wohnen und Schlafen von Gästen dienen
Suiten: 🡪 eine Folge von unmittelbar zusammenhängenden Beherbergungsräumen (Suite)
gilt als
ein Beherbergungsraum
Gasträume: 🡪 Räume, die für den Aufenthalt von Gästen – jedoch nicht zum Wohnen oder
Schlafen –
bestimmt sind, wie Speiseräume und Tagungsräume
Ferienwohnungen: 🡪 keine Beherbergungsräume im Sinne der MBeVO

Beherbergungsstätten mit Tagungs- und Konferenzräumen


⇨ die zur Verfügung gestellten Räume sind ebenfalls Gasträume im Sinne MBeVO 


⇨ bei Räumen, die auch als Versammlungsräume genutzt werden, muss bei mehr als 200
Besuchern die M-VStättV angewendet werden 

⇨ dies gilt auch für mehrere Versammlungsräume, die insgesamt mehr als 200 Besucher fassen
und gleiche Rettungswege nutzen 


Weitere Gasträume im Sinne MBeVO sind:


⇨ Fernseh-, Fitness-, und Spielräume, Saunen, Kegelbahnen, Massageräume etc. 


⇨ grundsätzlich gilt jedoch, dass Gasträume von Beherbergungsgästen genutzt werden 


Schank- und/oder Speisegaststätte ohne Übernachtungsmöglichkeiten


🡪 dort vorhanden Speiseräume keine Gasträume im Sinne MBeVO 

Rettungswege
Brandschutzingenieurwesen
VO3 – Brandschutznachweise für Sonderbauten
27.04.2018

Feuerwiderstandsdauer: tragende Wände, Stützen und Decken

Besondere Anforderungen an Trennwände

Besondere Anforderungen an Türöffnungen


Brandschutzingenieurwesen
VO3 – Brandschutznachweise für Sonderbauten
27.04.2018

Beispiel 1

Beispiel 2

Beispiel 3
Brandschutzingenieurwesen
VO3 – Brandschutznachweise für Sonderbauten
27.04.2018

Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättV 2005*)


Zusammenfassung
● allgemeine Bestimmungen MBO & besondere Bestimmungen der MVStättV 🡪 zusammen Maß
öffentlich-rechtlich erforderl. Brandschutzmaßnahmen 

● MVStättV ab bestimmter Besucherzahl:
⇨ >200 Besucher in Versammlungsstätten mit einzelnen Versammlungsräumen/ mehreren
Versammlungsräumen mit gemeinsamen Rettungswegen 

⇨ > 1000 Besucher für Versammlungsstätten im Freien mit Szenenflächen und Tribünen, die
keine fliegenden Bauten sind 

⇨ > 5000 Besucher in Sportstadien und Freisportanlagen mit Tribünen, die keine fliegenden
Bauten sind
● keine Anwendung:
⇨ Räumen für Gottesdienst

⇨ Ausstellungsräumen in Museen

⇨ Unterrichtsräumen in allgemein- und berufsbildenden Schulen

⇨ fliegenden Bauten 

● Räume in einem ansonsten anders genutzten Gebäude handeln:
⇨ Hörsaal im Krankenhaus

⇨ Mehrzweckhalle etc. 

● Festlegung unterschiedl. Gefährdungsgrade durch unterschiedl. Nutzungen Festlegung
Besucherzahlen (Bestuhlungspläne) 

● Versammlungsstätten im Freien Erfüllung 3 Merkmale:
⇨ Szenenflächen und Tribünen

⇨ mehr als 1 000 Besucherplätze

⇨ keine fliegenden Bauten 



● Ansammlung von Menschen unter freiem Himmel, z.B. Straßenfest führt nicht zur Anwendung der
MVStättV 🡪Forderungen durch Kreisverwaltungsbehörden z.B. Sicherheitskonzept 

● tragende & aussteifende & raumabschließende Bauteile 🡪 Anforderungen MBO Gebäudeklasse 5

Versammlungsstätten:
🡺 bauliche Anlagen oder Teile baulicher Anlagen, die für die gleichzeitige Anwesenheit vieler
Menschen bei Veranstaltungen bestimmt sind: u.a. erzieherischer, wirtschaftlicher, geselliger,
kultureller, künstlerischer, politischer, sportlicher oder unterhaltender Art sind sowie Schank- und
Speisewirtschaften
Erdgeschössige Versammlungsstätten:
🡺 Gebäude mit nur einem Geschoss ohne Ränge oder Emporen

🡺 Fußbodenoberkante an keiner Stelle mehr als 1 m unter der Geländeoberfläche


Versammlungsräume:
🡺 Räume für Veranstaltungen oder für den Verzehr von Speisen und Getränken

🡺 dazu gehören auch Aulen und Foyers, Vortragssäle, Hörsäle sowie Studios
Brandschutzingenieurwesen
VO3 – Brandschutznachweise für Sonderbauten
27.04.2018

Ermittlung Zahl der Besucher


⇨ maßgeblich für die Begrenzung der Besucherzahl ist zum einen die sich ergebende Besucherzahl aus
der zugänglichen Fläche und zum anderen die Breite der Rettungswege 

⇨ die Festlegung der Besucherzahl für die betreffende Versammlungsstätte erfolgt aufgrund des
Bestuhlungs- und Rettungswegeplans 
(§44 Zusätzliche Bauvorlagen, Bestuhlungs- und
Rettungswegeplan) 

Bemessung der Besucherzahl aus zugänglichen Flächen
1. für Sitzplätze an Tischen:
 1 Besucher je m2 Grundfläche des
Versammlungsraumes,
2. für Sitzplätze in Reihen und für Stehplätze:
 2 Besucher je m2 Grundfläche des
Versammlungsraumes,
3. für Stehplätze auf Stufenreihen:
 2 Besucher je laufendem Meter Stufenreihe,
4. bei Ausstellungsräumen:
 1 Besucher je m2 Grundfläche des
Versammlungsraumes
Bemessung der Besucherzahl nach Rettungswegbreiten
1. Versammlungsstätten im Freien sowie Sportstadien: ≥ 1,20 m je 600 Besucher
2. andere Versammlungsstätten: ≥ 1,20 m je 200 Besucher
🡪 stufenlose Zwischenwerte sind (mit MVStättV 2005 Änderung 2014-07) zulässig! (zuvor nur Staffelungen
in 60 cm Schritten zulässig)
Brandschutzanforderungen
1. Versammlungsstätten
🡪 unabhängig von Art & Größe d.
Versammlungsstätte
🡪 Vgl. MBO 2002: Unterscheidung zw. Erd- und
mehrgeschossigen Gebäuden

2. Bauteile
Brandschutzingenieurwesen
VO3 – Brandschutznachweise für Sonderbauten
27.04.2018

BEISPIELE

EINFLUSS DER RAUMHÖHE AUF RETTUNGSWEGLÄNGEN


Brandschutzingenieurwesen
VO3 – Brandschutznachweise für Sonderbauten
27.04.2018

Richtlinie über den Bau und Betrieb von Hochhäusern für Bayern (HHR 2015)

1. Hochhäuser < 60m
Variante 1.1: Sicherheitstreppenraum innenliegend
- Sprinklerung notwendig
- FW Aufzug Vorraum druckbelüftet
- Sicherheitstreppenraum druckbelüftet
- Gemeinsamer Vorraum mit Öffnungen bis zu 2 NE
- Stichflurlänge max. 15m

Variante 1.2: Sicherheitstreppenraum außenliegend


- Sprinklerung nicht notwendig
- FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet 

- Sicherheitstreppenraum nicht druckbelüftet 

- Vor außenliegendem Sicherheitstreppenraum offener Gang im
freien Luftstrom, dass Rauch ungehindert ins Freie abziehen kann.

- Gemeinsamer Vorraum mit Öffnungen zu bis zu 2 NE 

- Stichflurlänge max. 15 m 


Variante 1.3: notwendige außenliegende Treppenräume (2 Schachteltreppenraum)


- Sprinklerung nicht notwendig 

- FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet 

- Außenliegender Treppenraum nicht druckbelüftet (in jedem
Geschoss Fenster mit freien QS 0,50 m2, die geöffnet werden
können) 

- Gemeinsamer Vorraum mit Öffnungen zu bis zu 2 NE

- Stichflurlänge max. 15 m 


Variante 1.4: notwendige außenliegende Treppenräume (2 Stück)


- Sprinklerung nicht notwendig 

- FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet 

- Außenliegender Treppenraum nicht druckbelüftet (in jedem
Geschoss Fenster mit freien 
Quer-schnitt 0,50 m2, die
geöffnet werden können) 

- Gemeinsamer Vorraum mit Öffnungen zu bis zu 2
Nutzungseinheiten möglich 

- Stichflurlänge max. 15 m 


Variante 1.5: außenliegender FW-Aufzugsvorraum mit Fenster


- Sprinklerung nicht notwendig 

- FW-Aufzug Vorraum nicht druckbelüftet 

- FW-Aufzug Vorraum muss Fenster mit Fläche mind. 0,5 m2 haben 

- Außenliegender Treppenraum nicht druckbelüftet (in
jedem Geschoss Fenster mit freien 
Querschnitt 0,50 m2,
die geöffnet werden können). Hier zwei notwendige
Treppenräume, 
variable mit anderen Varianten 

- Gemeinsamer Vorraum mit Öffnungen zu bis zu 2
Nutzungseinheiten möglich 

- Stichflurlänge max. 15 m 

Lernen aus Schäden
VO2 – Brandschutz im Bestand
20.04.2018

2. Hochhäuser > 60m


Variante 2.1: Sicherheitstreppenraum innenliegend (2
Stk.)
- Sprinklerung notwendig 

- FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet 

- Beide Sicherheitstreppenräume druckbelüftet 

- Keine gemeinsamen Vorräume (FW- Aufzug und
Sicherheitstreppenraum) 

- Stichflurlänge max. 15 

-

Variante 2.2: zwei außenliegende Sicherheitstreppenräume


- Sprinklerung notwendig 

- FW-Aufzug Vorraum druckbelüftet 

- Sicherheitstreppenräume nicht druckbelüftet 

- Vor außenliegenden Sicherheitstreppenräumen offener
Gang im freien Luftstrom, dass Rauch 
ungehindert ins
Freie abziehen kann. 

- Keine gemeinsamen Vorräume (FW- Aufzug und Sicherheitstreppenraum) 

- Stichflurlänge max. 15 m 


Variante 2.3: außenliegender FW-Aufzugsvorraum mit Fenster


- Sprinklerung notwendig 

- FW-Aufzug Vorraum nicht druckbelüftet 

- FW-Aufzug Vorraum muss Fenster mit Fläche mind. 0,5 m2
haben
- Beide Sicherheitstreppenräume druckbelüftet 

- Keine gemeinsamen Vorräume (FW- Aufzug und
Sicherheitstreppenraum) 

- Stichflurlänge max. 15 


3. Hochhäuser < 30m


🡪 Wie Hochhäuser < 60 m mit zus. Möglichkeit Ausführung zwei innenliegenden notwendigen
Treppenräumen.
Brandschutzingenieurwesen
VO4 – Anwendungsbeispiel
04.05.2018

🡪 Beispiel Schule
Lernen aus Schäden
VO6 – Brandszenarien Bemessungsbrände
25.05.2018

1. Voraussetzungen für Brand

▪ Brennstoff

▪ Wärme

▪ Sauerstoff

▪ Zündenergie

2. Mechanismen des Wärmetransport

▪ Wärmeleitung

▪ Wärmeströmung

▪ Wärmestrahlung

1. Wärmeleitung

2. Wärmeströmung
3. Wärmestrahlung

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