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Herausgegeben von:
Martin Brokate
Heinz W. Engl
Karl-Heinz Hoffmann
Götz Kersting
Gernot Stroth
Emo Welzl
Martin Ziegler
Birkhäuser
Autor:
Martin Ziegler
Mathematisches Institut
Universität Freiburg
Eckerstraße 1
79104 Freiburg
Deutschland
email: ziegler@uni-freiburg.de
ISBN 978-3-7643-9973-3
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die
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Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.
Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞
Satz und Layout: Protago-TEX-Production GmbH, Berlin, www.ptp-berlin.eu
Printed in Germany
ISBN 978-3-7643-9973-3
987654321 www.birkhauser.ch
Inhaltsverzeichnis
I Prädikatenkalkül 1
1 Strukturen und Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
2 Semantik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
3 Allgemeingültige Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
4 Der Gödelsche Vollständigkeitssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
5 Der Sequenzenkalkül . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
6 Der Herbrandsche Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
7 Die Resolutionsmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
II Mengenlehre 41
8 Die Axiome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
9 Die natürlichen Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
10 Ordinalzahlen und Kardinalzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
11 Metamathematik von ZFC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
III Rekursionstheorie 67
12 Registermaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
13 Primitiv rekursive Funktionen und Gödelisierung . . . . . . . . . . 74
14 Rekursiv aufzählbare Mengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
15 Gödelnummern von Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
16 Ein anderer Aufbau der rekursiven Funktionen . . . . . . . . . . . . 86
IV Arithmetik 89
17 Definierbare Relationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
18 Das System Q . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
19 Peanoarithmetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
20 Der Zweite Gödelsche Unvollständigkeitssatz . . . . . . . . . . . . . 104
Literaturverzeichnis 109
Index 111
Vorwort
Diesem Buch liegt eine Vorlesung über mathematische Logik zugrunde, wie sie in
Freiburg regelmäßig f ür Mathematik- und Informatikstudenten im vierten Semester
gehalten wird. Sie bildet den Anfang eines mehrsemestrigen Logikzyklus und ver-
folgt einerseits das Ziel,jedem Studenten etwas über die grundlegenden Fundamente
der Mathematik zu vermitteln. Andererseits zeigt die Vorlesung auch die verschie-
denen weiterf ührenden und eigenständigen Bereiche der Logik auf, insbesondere
Modelltheorie, Mengenlehre, Beweistheorie, Rekursionstheorie und theoretische In-
formatik.
Die Vorlesung hat vier Teile,deren erste beide darstellen,wie sich die Mathematik
auf Prädikatenkalkül und Mengenlehre zurückf ühren läßt. Das erste Kapitel erklärt
den Hilbertkalkül, der das formale Beweisen im Hilbertschen Sinne beschreibt. Die-
ser forderte nämlich, Beweise so zu f ühren, daß man anstelle von Punkten, Geraden
und Ebenen auch Tische, Bänke und Bierseidel einsetzen können müsse, ohne daß
die Gültigkeit des Beweises darunter litte. Aus dem Gödelschen Vollständigkeitssatz
folgt, daß sich in diesem Kalkül tatsächlich alles, f ür das es keine Gegenbeispiele
gibt, formal beweisen läßt. Damit schafft dieser Satz auch die Grundlagen f ür die
Anfänge der künstlichen Intelligenz. Die Grenzen dieses formalen Beweisens aber
werden in den Gödelschen Unvollständigkeitssätzen sichtbar, die am Ende dieses
Buches stehen.
Als Vorbereitung auf die Modelltheorie und die theoretische Informatik gehen
wir im ersten Kapitel auch auf die Herbrandschen Sätze ein, die eine Art Entscheid-
barkeit f ür die Allgemeingültigkeit von Formeln beschreiben.
Das zweite Kapitel erklärt die Anfänge der axiomatischen Mengenlehre, weit
genug, um zu sehen, auf welche Weise sich die gesamte Mathematik in der Men-
genlehre entwickeln läßt. Insbesondere zeigen wir, wie sich die natürlichen Zahlen
im Rahmen der axiomatischen Mengenlehre beschreiben und charakterisieren las-
sen. Mathematische Sätze beschreiben nun Eigenschaften des Mengenuniversums,
mathematische Beweise sind damit Folgerungen aus den Axiomen der Mengenlehre
nach den Schlußregeln des Prädikatenkalküls.
Das dritte Kapitel enthält eine Einf ührung in die Theorie der berechenbaren
Funktionen anhand von sehr einfachen Computermodellen, den Registermaschi-
nen. Diese Theorie ist f ür die theoretische Informatik wichtig, wird aber hier auch
f ür den vierten Abschnitt verwendet, um den Gödelschen Unvollständigkeitssatz zu
beweisen, der schon in einfachen Systemen der Arithmetik gilt.
Die Arithmetik, die Theorie der natürlichen Zahlen als Struktur mit Additi-
on, Multiplikation und Nachfolgeroperation, steht im Zentrum des vierten Kapitels.
Diese (vollständige) Theorie wird verglichen mit einem axiomatisierbaren Teil, der
viii Vorwort
sogenannten Peanoarithmetik. Wir werden sehen, daß eine Theorie der natürlichen
Zahlen nicht gleichzeitig vollständig und effektiv axiomatisierbar sein kann. In die-
sem Satz zeigt sich ein unvermeidbares Problem der mathematischen Grundlegung
der Mathematik.In diesem letzten Kapitel laufen die Begriffe der vorigen drei Kapitel
zusammen: Die Mengenlehre, die es uns erlaubt, die natürlichen Zahlen sauber zu
definieren, die Modelltheorie und die Theorie der berechenbaren Funktionen.
Vorbild war das Buch Mathematical Logic von J. Shoenfield, [22], das wesent-
lich tiefer in Mengenlehre, Rekursionstheorie und Beweistheorie eindringt. Das läßt
sich im Rahmen einer einsemestrigen Vorlesung nicht verwirklichen, doch sollte
dieses Buch ausreichend Material liefern, um sich wenigstens ein erstes Bild dieses
wichtigen Gebietes machen zu können.
Ich danke Katrin Tent f ür ihre unschätzbare Hilfe bei der Endfassung dieses
Buches.
1
Strukturen und Formeln
Eine Struktur ist eine nicht–leere Menge mit ausgezeichneten Elementen, Operatio-
nen und Relationen. Zum Beispiel
In diesen Beispielen sind die Relationen zweistellig und die Operationen ein–
oder zweistellig. Im Allgemeinen sind beliebige positive Stelligkeiten erlaubt. Nicht
alle Gegenstände der Mathematik sind Strukturen. Zum Beispiel ist die Klasse al-
ler Gruppen mit der Isomorphie als zweistelliger Relation keine Struktur, weil der
Grundbereich — die Klasse aller Gruppen — zu groß ist. Ein topologischer Raum
ist keine Struktur, auf ihm ist vielmehr eine Menge von (offenen) Teilmengen ausge-
zeichnet.
Werden wir etwas präziser:
Definition Eine Struktur ist ein Paar A = (A, J), wobei A eine nicht–leere Menge und J eine
Familie von Elementen aus A, Operationen und Relationen auf A ist.
Definition Eine Sprache ist eine Menge von Konstantenzeichen1 , Funktionszeichen und
Relationszeichen. Funktionszeichen und Relationszeichen haben eine (positive)
Stelligkeit.
A = (A, (Z A )Z∈L ),
wobei
A eine nicht–leere Menge (die Grundmenge von A ) ist,
Z A ∈ A, wenn Z eine Konstante ist,
Z A : An −→ A, wenn Z ein n–stelliges Funktionszeichen ist und
Z A ⊂ An , wenn Z ein n–stelliges Relationszeichen ist.
Man sieht leicht, daß man die Bedingung f ür Funktionszeichen Z auch schreiben
kann als
Z A (a1 , . . . , an ) = a0 ⇔ Z B (F(a1 ), . . . , F(an )) = F(a0 ).
Das Inverse eines Isomorphismus und dieVerknüpfung von zwei Isomorphismen
sind wieder Isomorphismen. Daraus folgt, daß ∼ = eine Äquivalenzrelation ist.
Wir fixieren eine Folge von Variablen v0 , v1 , . . ..
Ein L–Term ist eine Zeichenfolge, die nach den folgenden Regeln gebildet ist: Definition
T1 Jede Variable ist ein L–Term.
T2 Jede Konstante aus L ist ein L–Term.
T3 Wenn f ein n–stelliges Funktionszeichen aus L ist und wenn t1 , . . . , tn
L–Terme sind, dann ist auch ft1 . . . tn ein L–Term.
Das folgende Lemma zeigt, weshalb wir auf Klammern verzichten können. Übri-
gens würde der Gebrauch von Klammern den Beweis nicht einfacher machen.
Lemma Eindeutige Lesbarkeit von Termen. Für jeden L–Term t tritt genau einer der
folgenden drei Fälle ein:
1. t ist eine Variable,
2. t ist eine Konstante,
3. t = ft1 . . . tn ,wobei f ein n–stelliges Funktionszeichen und t1 , . . . , tn L–Terme
sind.
Im letzten Fall sind f und t1 , . . . , tn eindeutig bestimmt.
Beweis. Daß genau einer der drei Fälle eintritt,ist klar.Zu zeigen ist die Eindeutigkeit
der ti . Wenn t = es1 . . . sm f ür ein m–stelliges Funktionszeichen e und Terme si , gilt
natürlich e = f und m = n. Daß si = ti , folgt aus dem nächsten Hilfssatz.
Hilfssatz 1.1 Kein L–Term ist echtes Anfangsstück eines anderen L–Terms.
Beweis. Sei s Anfangsstück von t. Wir zeigen s = t durch Induktion über die Länge
von t. Wenn t eine Variable oder eine Konstante ist, ist die Behauptung klar. Sonst
ist s = fs1 . . . sn und t = ft1 . . . tn f ür ein n–stelliges Funktionszeichen f . Wenn s = t,
gibt es einen kleinsten Index i mit si = ti . Dann ist si echtes Anfangsstück von ti , oder
umgekehrt, was nach Induktionsvoraussetzung unmöglich ist.
L–Formeln sind Zeichenreihen, die aus den Zeichen aus L, den Klammern ( und
) als Hilfszeichen und den folgenden logischen Zeichen gebildet sind:
Variablen v0 , v1 , . . .
.
Gleichheitszeichen =
Junktoren ¬ (Negation), ∧ (Konjunktion)
Existenzquantor ∃
.
Man liest = als „gleich“, ¬ als „nicht“, ∧ als „und“ und ∃ als „es gibt ein“.
( 1 ∨ 2 ) = ¬ (¬ 1 ∧¬ 2)
(→ 2) = ¬ ( 1 ∧ ¬ 2)
1
1 ↔ 2 ) = (( 1 → 2 ) ∧ ( 2 → 1 ))
(
∀x = ¬ ∃x¬
( 0 ∧ · · · ∧ n ) = (. . . ( 0 ∧ 1 ) ∧ . . . n )
n -mal
( ∨ ···∨ n) = (. . . ( ∨ 1) ∨ ... n)
0
0
n -mal
Die Disjunktion ∨ liest man als „oder“, die Implikation → als „impliziert“, die
Äquivalenz ↔ als „genau dann, wenn“ und den Allquantor ∀ als „f ür alle“.
Statt Rt1 t2 schreiben wir auch t1 Rt2 und statt ∃x1 . . . ∃xn schreiben wir ∃x1, . . . , xn
(ebenso f ür ∀). Zur besseren Lesbarkeit der Formeln gebrauchen wir überflüssige
Klammern. Wir lassen auch Klammern weg und lesen die Formeln gemäß der Bin-
dungsstärke der logischen Zeichen:
Höchste Bindungsstärke: ¬ ∃∀
∧
∨
Niedrigste Bindungsstärke: →↔
Als Beispiel schreiben wir in LR die Körperaxiome auf. Beachte, daß das erste
Axiom zum Beispiel voll ausgeschrieben
.
¬ ∃v0¬ ¬ ∃v1 ¬ + v0 v1 = +v1 v0
Die Körperaxiome
.
1. ∀x, y x + y = y + x
.
2. ∀x x + 0 = x
.
3. ∀x x + (−x) = 0
.
4. ∀x, y, z (x + y) + z = x + (y + z)
.
5. ∀x, y x · y = y · x
.
6. ∀x x · 1 = x
.
7. ∀x, y, z (x · y) · z = x · (y · z)
.
8. ∀x, y, z x · (y + z) = (x · y) + (x · z)
. .
9. ∀x (¬ x = 0 → ∃y x · y = 1)
.
10. ¬ 0 = 1
6 I Prädikatenkalkül
Die ersten acht Axiome drücken aus, daß ein Körper insbesondere ein kommutativer
Ring mit Einselement ist. Die ersten vier Axiome sagen, daß einem Ring eine additiv
geschriebene abelsche Gruppe zugrunde liegt.
Lemma 1.2 Eindeutige Lesbarkeit von Formeln. Für jede L–Formel tritt genau einer der
folgenden Fälle ein.
.
1. = t1 = t2 f ür L–Terme t1 , t2
2. = Rt1 . . . tn f ür ein n–stelliges Relationszeichen R aus L und
L–Terme t1 , . . . , tn
3. = ¬ f ür eine L–Formel
4. = ( 1 ∧ 2) f ür L–Formeln 1 und 2
In jedem der Fälle sind die Terme ti , das Relationszeichen R, die Formeln
, 1 , 2 und die Variable x jeweils eindeutig bestimmt.
Beweis. Daß genau einer der f ünf Fälle auftritt, ist klar. Sie treten ein je nachdem, ob
das erste Zeichen von eine Variable, Konstante oder Funktionszeichen ist (Fall 1)
oder ein Relationszeichen (Fall 2) oder ein Negationszeichen (Fall 3) oder eine auf-
gehende Klammer (Fall 4) oder ein Existenzquantor (Fall 5). Wir müssen noch die
Eindeutigkeit der Zerlegung in jedem Einzelfall zeigen:
Hilfssatz 1.2 Keine L–Formel ist echtes Anfangsstück einer anderen L–Formel.
Beweis. und seien L–Formeln und ein echtes Anfangsstück von .Wir zeigen
durch Induktion über die Länge von , daß das unmöglich ist. Es ist klar, daß f ür
.
und derselbe Fall auftritt. Wir gehen alle f ünf Fälle durch: Wenn = t1 = t2
.
und = t1 = t2 , ist t2 ein echtes Anfangsstück von t2 , was nach dem Hilfssatz im
Beweis der Eindeutigen Lesbarkeit von Termen nicht geht. Wenn = Rt1 . . . tn und
= Rt1 . . . tn , gibt es ein kleinstes i mit ti = ti . Dann ist ti ein echtes Anfangsstück
von ti oder umgekehrt: unmöglich. Wenn = ¬ und = ¬ , ist echtes
Anfangsstück von , das ist unmöglich nach Induktionsannahme. = ∃x ist aus
demselben Grund unmöglich. Wenn = ( 1 ∧ 2 ) und = ( 1 ∧ 2 ), ist 1 echtes
Anfangsstück von 1 oder umgekehrt.
1 Strukturen und Formeln 7
Übungsaufgaben
Aufgabe 1. Sei A eine L–Struktur und B eine nicht-leere Teilmenge von A, die die
Interpretationen c A aller Konstanten enthält und unter allen Operationen f A ab-
geschlossen ist. Wenn man die Interpretation der Zeichen aus L auf B einschränkt
erhält man eine L–Struktur B. Man nennt B eine Unterstruktur von A.
Zeigen Sie, daß der Durchschnitt einer Familie von Unterstrukturen3 von A
entweder leer ist oder wieder eine Unterstruktur. Daraus folgt, daß jede nicht–leere
Teilmenge S von A in einer kleinsten Unterstruktur von A enthalten ist, der von S
erzeugten Unterstruktur.
Aufgabe 2. Sei A eine L–Struktur mit Grundmenge A. Ein Automorphismus ist ein
Isomorphismus von A mit sich selbst. Zeigen Sie: Wenn A endlich ist, gibt es auf der
Grundmenge A genau
Aufgabe 3. Zeigen Sie, daß sich jedes Endstück eines Terms eindeutig als eine Folge
von Termen schreiben läßt.
Aufgabe 4. Eine Teilformel von ist ein zusammenhängendes Teilstück von , das
selbst eine Formel ist. Zeigen Sie, daß alle Teilformeln von im rekursiven Aufbau
von vorkommen müssen. Das heißt:
1. Eine Primformel hat keine echten Teilformeln.
2. Eine echte Teilformel von ¬ ist eine Teilformel von .
3. Eine echte Teilformel von ( 1 ∧ 2 ) ist eine Teilformel von 1 oder von 2.
4. Eine echte Teilformel von ∃x ist eine Teilformel von .
2
Semantik
Ein L-Term t hat erst dann einen Wert in einer L–Struktur, wenn man die Variablen
von t durch Elemente von A belegt.
ˇ: {v0 , v1 . . .} −→ A
Diese Belegung der Variablen läßt sich auf alle Terme fortsetzen. Die folgende
rekursive Definition ist wegen der eindeutigen Lesbarkeit von Termen sinnvoll.
Definition Für L–Terme t, L–Strukturen A und Belegungen ˇ definieren wir t A [ˇ] durch
Sei Q der Körper der rationalen Zahlen und t = ·v0 + v1 v2 . Wenn ˇ(vi ) = i + 2,
ist t Q [ˇ] = 2(3 + 4) = 14.
Das folgende Lemma ist klar.
Lemma Wenn die Belegungen ˇ und auf den Variablen, die in t vorkommen überein-
stimmen, ist t A [ˇ] = t A [ ].
Wenn wir einen Term in der Form t(x1 , . . . , xn ) schreiben, meinen wir:
1. daß die xi paarweise verschiedene Variablen sind,
2. daß in t nur Variablen aus {x1 , . . . , xn} vorkommen.
Wenn dann a1 , . . . , an Elemente der Struktur A sind, ist wegen des Lemmas
t A [a1 , . . . , an ] durch t A [ˇ] f ür eine Belegung ˇ mit ˇ(xi ) = ai wohldefiniert.
Die folgende rekursive Definition der Semantik ist wiederum wegen der Eindeu-
tigen Lesbarkeit von Formeln sinnvoll (siehe Abschnitt 1).
Definition Sei A eine L–Struktur. Wir definieren f ür Belegungen ˇ und L–Formeln die
Relation
A | [ˇ]
– trifft in A auf ˇ zu – durch Rekursion über den Aufbau von :
2 Semantik 9
.
(1) A | t1 = t2 [ˇ] ⇔ t1A [ˇ] = t2A [ˇ]
(2) A | Rt1 . . . tn [ˇ] ⇔ RA (t1A [ˇ], . . . , tnA [ˇ])
(3) A | ¬ [ˇ] ⇔ A | [ˇ]
(4) A | ( 1 ∧ 2 ) [ˇ] ⇔ A | 1 [ˇ] und A | 2 [ˇ]
a
(5) A | ∃x [ˇ] ⇔ es gibt ein a ∈ A mit A | [ˇ ].
x
ˇ(y) x
, wenn y =
Dabei ist ˇ ax (y) =
a , wenn y = x.
Es ist klar, daß unsere Abkürzungen die intendierte Interpretation haben. Also,
daß z.B.
Ob in A auf ˇ zutrifft, hängt nur von den freien Variablen von ab:
DieVariable x kommt frei in der Formel vor,wenn sie an einer Stelle vorkommt, Definition
die nicht im Wirkungsbereich eines Quantors ∃x liegt. Präzise definiert durch
Rekursion nach dem Aufbau von bedeutet das:
.
(1) x frei in t1 = t2 ⇔ x kommt in t1 oder in t2 vor.
(2) x frei in Rt1 . . . tn ⇔ x kommt in einem der ti vor.
(3) x frei in ¬ ⇔ x frei in
(4) x frei in ( 1 ∧ 2 ) ⇔ x frei in 1 oder x frei in 2
(5) x frei in ∃y ⇔ x = y und x frei in
Zum Beispiel kommt in ∀v0 (∃v1 R(v0 , v1 ) ∧ P(v1 )) die Variable v0 nicht frei vor.
Die Variable v1 kommt gebunden und frei vor.
Wenn ˇ und an allen Variablen, die frei in vorkommen, übereinstimmen, ist Satz 2.1
A | [ˇ] ⇔ A | [ ].
Beweis. Wir f ühren den Beweis durch Induktion über den Aufbau von :Wenn eine
Primformel ist, folgt die Behauptung aus dem letzten Lemma. Wenn eine Negation
oder eine Konjunktion ist, ist der Induktionsschritt einfach. Sei also = ∃x . Wenn
A | [ˇ], gibt es ein a mit A | [ˇ ax ]. Abgesehen von x hat die gleichen freien
Variablen wie . Also ist nach Induktionsvoraussetzung A | [ ax ]. Daraus folgt
A | [ ].
Wenn wir eine Formel in der Form (x1, . . . , xn ) schreiben, meinen wir:
1. daß die xi paarweise verschiedene Variablen sind,
2. daß in nur Variablen aus {x1 , . . . , xn} frei vorkommen.
10 I Prädikatenkalkül
Eine Menge der Form {a1 | A | [a1 , . . . , an ]} f ür feste a2 , . . . , an heißt mit Para-
metern definierbar.
Definition Eine Aussage ist eine Formel ohne freie Variable. Wir schreiben A | , wenn
A | [ˇ] f ür ein (alle) ˇ und benutzen die folgenden Sprechweisen:
• gilt in A.
• ist wahr in A.
• A ist Modell von .
• A erf üllt .
Beispiel Eine LR –Struktur K = (K, 0, 1, +, −, ·) ist genau dann ein Körper, wenn in K die
Körperaxiome (Seite 5) gelten.
Man sieht leicht, daß t xs wieder ein Term und xs eine Formel ist.
. s s . s
(1) (t1 = t2 ) = t1 = t2
x x x
s s s
(2) (Rt1 . . . tn ) = Rt1 . . . tn
x x x
s s
(3) (¬ ) =¬( )
x x
s s s
(4) ( 1 ∧ 2) =( 1 ∧ 2 )
x x x
s s
(5) (∃y ) = ∃y( ), wenn x = y
x x
= ∃y , wenn x = y.
Definition x heißt frei für s in , wenn kein freies Vorkommen von x in im Wirkungsbe-
reich eines Quantors ist, der eine Variable von s bindet.
2 Semantik 11
Rekursive Definition: x ist frei f ür s in , wenn x nicht frei in ist oder wenn x
frei in ist und einer der folgenden Fälle zutrifft
.
(1) = t1 = tn ,
(2) = Rt1 . . . tn ,
(3) = ¬ und x frei f ür s in ,
(4) = ( 1 ∧ 2 ) und x frei f ür s in 1 und 2 ,
(5) = ∃y , x frei f ür s in und y kommt nicht in s vor.
Substitutionslemma. Sei x eine Variable, s ein Term und ˇ eine Belegung mit Lemma 2.2
Werten in der Struktur A.
1. Für jeden Term t ist
s s A [ˇ]
(t )A [ˇ] = t A [ˇ ].
x x
2. Für jede Formel ist
s s A [ˇ]
A | [ˇ] ⇐⇒ A | [ˇ ],
x x
falls x frei f ür s in .
Beweis. 1. Induktion über den Aufbau von t: Wenn t = x, sind beide Seiten der
behaupteten Gleichung gleich s A [ˇ].Wenn t eine Variable verschieden von x ist, sind
beide Seiten gleich ˇ(t). Wenn t eine Konstante ist, steht t A links und rechts. Wenn t
ein zusammengesetzter Term ft1 . . . tn ist, schließen wir induktiv:
s s s A [ˇ] s A [ˇ]
und
Sei LG die auf Seite 2 definierte Gruppensprache. Betrachte die Formel (x) =
.
∀y y ◦ y = x und den Term s = y. Sei A eine LG –Struktur und ˇ irgendeine Belegung.
sA [ˇ]
Dann bedeutet A | xs [ˇ],daß alle Elemente von A idempotent sind.A | [ˇ x ]
bedeutet, daß alle Quadrate gleich ˇ(y) sind. Auf die Voraussetzung, daß x frei f ür s
in ist, kann man also im Substitutionslemma nicht verzichten.
Übungsaufgaben
Aufgabe 5. Sei A eine Unterstruktur und s0, . . . , sn ∈ A. Zeigen Sie: die von
{s0 , . . . , sn} erzeugte Unterstruktur besteht gerade aus allen t A [s0, . . . , sn] f ür
L–Terme t(x0 , . . . , xn).
Aufgabe 6. Man zeige, daß es zu jedem Term t(x1 , . . . , xn ) der Ring–Sprache LR ein
eindeutig bestimmtes Polynom p(X1 , . . . , X1 ) ∈ Z[X1 , . . . , X1 ] gibt, sodaß
t R [a1 , . . . , an ] = p(a1 , . . . , an )
Aufgabe 8. Sei R der angeordnete Körper der reellen Zahlen und f : R → R eine
Funktion mit f (0) = 0. Betrachte die LAK ∪ {f¯ } Struktur (R, f ). Sei (R, f ∗ ) zu (R, f )
elementar äquivalent und nicht archimedisch, das heißt, daß es in R Elemente gibt,
die größer sind als jede natürliche Zahl. (Die Existenz eines solchen (R, f ∗ ) folgt aus
dem Kompaktheitssatz, siehe Aufgabe 23.) Ein Element aus R∗ heißt infinitesimal,
wenn − 1n < < n1 f ür alle positiven natürlichen Zahlen n.
Zeigen Sie: f ist genau dann stetig bei 0, wenn f ∗ Infinitesimale in Infinitesimale
abbildet.
3 Allgemeingültige Formeln 13
3
Allgemeingültige Formeln
Eine L–Formel heißt allgemeingültig, wenn sie f ür alle4 Belegungen ˇ in allen Definition
L–Strukturen gilt. Wir schreiben daf ür
| .
Sei eine L–Formel und K eine Erweiterung von L. Dann ist als L–Formel Lemma
genau dann allgemeingültig, wenn als K–Formel allgemeingültig ist.
Beweis. Wir können annehmen, daß eine Aussage ist.Wenn A = (A, (Z A )Z∈K ) eine
K-Struktur ist, in der falsch ist, ist auch falsch in der Einschränkung A L =
(A, (Z A )Z∈L ) auf L.Wenn in der L-Struktur B falsch ist, wählen wir eine Expansion
von B zu einer K–Struktur A, f ür die also A L = B. (Das ist möglich, weil B nicht
leer ist.) Dann ist auch in A falsch.
Formeln wie zum Beispiel ( ∨ ¬ ) oder ( ∧ ( → )) → sind allge-
meingültig, weil sie in einer Struktur immer wahr sind, welchen Wahrheitswert die
Teilformeln und auch haben. Formeln dieser Art heißen Tautologien. Um zu
einer präzisen Definition zu kommen, f ühren wir die Aussagenlogik ein. Aussagen-
logische Formeln bauen sich aus Aussagenvariablen (aus einem Vorrat M von Aus-
sagenvariablen) mit ¬ und ∧ auf. ∨, → und ↔ werden wie früher als Abkürzungen
verstanden. Eine Belegung ist eine Abbildung : M −→ {W, F} in die Menge der
Wahrheitswerte.Wir setzen auf die Menge aller Formeln gemäß (¬ f ) = ¬ ((f ))
und (f ∧ g) = (f ) ∧ (g) fort, wobei ¬ und ∧ auf der Menge der Wahrheitswerte
durch die Wahrheitstafeln
∧ W F ¬
W W F und W F
F F F F W
definiert sind. Eine aussagenlogische Formel, die bei allen Belegungen den Wahr-
heitswert W bekommt, heißt allgemeingültig. Zum Beispiel sind f ür Variablen p und
q die Formeln (p ∨ ¬ p) und (p ∧ (p → q) → q) allgemeingültig.
4 Weil das leere Universum nicht zugelassen ist, besitzt jede Struktur eine Belegung.
5 Jean-Louis Krivine, Paris. Mathematische Logik
14 I Prädikatenkalkül
wobei (pi ) = W ⇔ A | i [ˇ]. Das beweist man leicht durch Induktion über den
Aufbau von f .
Beweis. Klar.
Lemma ∃–Quantorenaxiome. Sei eine L–Formel, t ein L–Term und x frei f ür t in .
Dann ist
t
−→ ∃x
x
allgemeingültig.
6 Eine Kongruenzrelation E auf A ist eine Äquivalenzrelation, für die a Eb , . . . , a Eb impliziert, daß
1 1 n n
f A (a1 . . . an )Ef A (b1 , . . . , bn ), RA(a1 , . . . , an ) ⇔ RA (b1 , . . . , bn ).
3 Allgemeingültige Formeln 15
Beweis. Sei ˇ eine Belegung mit Werten in A. Dann folgt aus dem Substitutionslem-
ma (vgl. Abschnitt 2).
t t A [ˇ]
A | [ˇ] ⇒ A | [ˇ ] ⇒ A | ∃x[ˇ].
x x
Daß es notwendig ist, x frei f ür t in vorauszusetzen, zeigt folgendes Beispiel:
. . .
Sei = ∀y y = x und t = y . Die Aussage ∀y y = y → ∃x∀y x = y ist nicht
allgemeingültig.
Das folgende Lemma ist klar:
∃–Einführung. Wenn x nicht frei in vorkommt, dann ist mit → auch Lemma
∃x → allgemeingültig.7
Die Potenzmenge P(X) einer Menge X wird eine Boolesche Algebra, wenn man f ür
0 die leere Menge, f ür 1 die Menge X, f ür und Durchschnitt und Vereinigung
und f ür c das Komplement in X nimmt. Der Stonesche Darstellungssatz (siehe [18])
besagt, daß jede Boolesche Algebra isomorph zu einer Unteralgebra einer Potenz-
mengenalgebra ist.
Aufgabe 9. Zeigen Sie, daß man in der Definition einer Booleschen Algebra auf eine
der beiden Distributivitätsregeln verzichten kann.
7 Man spricht von Existenzeinführung.
8 George Boole (1815-1864) Cork (Irland). Mathematische Logik
16 I Prädikatenkalkül
(a b)c = ac bc
(a b)c = ac bc
(ac )c = a
Aufgabe 11. Wir nennen zwei aussagenlogische Formeln äquivalent, wenn sie bei
allen Belegungen der Variablen den gleichen Wahrheitswert haben. Sei M eine nicht–
leere Menge von Variablen und L(M) die Menge der Äquivalenzklassen von aussa-
genlogischen Formeln in Variablen aus M. Zeigen Sie, daß L(M) eine Boolesche Al-
gebra ist, wenn man f ür 0 die Äquivalenzklasse einer Formel nimmt, die bei allen Be-
legungen den Wahrheitswert F hat, zum Beispiel (p ∧¬ q), f ür 1 die Äquivalenzklasse
einer allgemeingültigen Formel, f ür und Konjunktion und Disjunktion und f ür
c
die Negation.
Hinweis: Sei B die Menge aller Belegungen : M → {W, F}. Dann induziert die Abbildung
f → { ∈ B | (f ) = W} einen Isomorphismus von L(M) mit einer Unteralgebra von P(B).
Aufgabe 12. Zeigen Sie, daß jede aussagenlogische Formel äquivalent ist zu einer
Formel in disjunktiver Normalform
N
gi ,
i=1
wobei die ki Konjunktionen von Variablen und negierten Variablen sind. Dual dazu
ist jede Formel auch äquivalent zu einer konjunktiven Normalform
N
ci ,
i=1
Aufgabe 13. Zeigen Sie,daß {∧, ∨¬ } ein vollständiges Junktorensystem ist.Das heißt,
daß sich jede Funktion F : {W, F}n → {W, F} durch eine aussagenlogische Formel
f (p1 , . . . , pn) darstellen läßt, also daß
(f |g) = ¬ (f ∧ g)
Der Hilbertkalkül11 . L sei eine Sprache. Eine L–Formel ist beweisbar, wenn sie Definition
Das Ziel dieses Abschnitts ist es, den Gödelschen12 Vollständigkeitssatz zu bewei-
sen.
Vollständigkeitssatz, [10]. Eine Formel ist genau dann allgemeingültig, wenn Satz
sie beweisbar ist:
| ⇐⇒ L
Es folgt, daß L von der Sprachumgebung unabhängig ist (vgl. das Lemma auf
S. 13). Wir verwenden darum später die Notation
.
Die eine Richtung ist leicht zu zeigen: Die Menge der allgemeingültigen Sätze
hat wegen der Lemmata in Abschnitt 3 die Eigenschaften B1–B5. Also sind alle
beweisbaren Sätze allgemeingültig. Der Beweis der Umkehrung macht den Rest des
Kapitels aus.
Zuerst ergänzen wir Axiome und Regeln durch abgeleitete Axiome und Regeln.
1. (Aussagenlogik) Wenn 1 ,. . . ,n beweisbar sind und (1 ∧ . . . ∧ n) → eine Lemma 4.1
Tautologie ist, ist auch beweisbar.
2. (∀–Quantorenaxiome) Wenn x frei f ür t in , ist
t
L ∀x → .
x
3. (∀–Einführung) Wenn x nicht frei in ist, dann folgt aus der Beweisbarkeit
von → die Beweisbarkeit von → ∀x . Insbesondere folgt aus der
Beweisbarkeit von die Beweisbarkeit von ∀x .
Beweis. 1.Die Behauptung gilt auch,wenn wir nur annehmen,daß (1 ∧. . .∧n ) →
beweisbar ist. Man sieht leicht, daß
eine Tautologie ist. Modus Ponens ergibt also die Beweisbarkeit von
t t
(¬ → ∃x¬ ) → (¬ ∃x¬ → )
x x
ist eine Tautologie (entstanden aus der allgemeingültigen Formel (¬ p → q) →
(¬ q → p)). Mit Modus Ponens ergibt sich L ¬ ∃x¬ → xt .
3. Wenn L → , folgt mit einer Anwendung von 4.1, daß L ¬ → ¬ .
Nun ergibt ∃–Einf ührung L ∃x¬ → ¬ und mit Aussagenlogik folgt L →
¬ ∃x¬ . Um den letzten Teil der Behauptung zu zeigen, nehmen wir an, daß
beweisbar ist. Wir nehmen uns dann eine Tautologie , die x nicht frei enthält.
Aussagenlogik ergibt die Beweisbarkeit von → , woraus die Beweisbarkeit von
→ ∀x folgt. Mit Modus Ponens ergibt sich L ∀x .
Das Lemma erleichtert das Führen von Beweisen sehr. Wir geben als Beispiel
einen Beweis13 der allgemeingültigen Aussage ∃x∀yRxy → ∀y∃xRxy:
Das nächste Lemma zeigt, daß wir uns beim Beweis des Vollständigkeitssatzes
auf Aussagen beschränken können.
Lemma 4.2 Sei (x1, . . . , xn) eine L–Formel, C eine Menge von neuen Konstanten und
c1 , . . . , cn eine Folge von paarweise verschiedenen Elementen von C. Dann ist
L ∀x1 , . . . , xn (x1 , . . . , xn ),
Eine Theorie hat genau dann ein Modell, wenn sie widerspruchsfrei ist. Satz 4.3
Beweis. Eine Theorie, die ein Modell hat, muß natürlich widerspruchsfrei sein.
Für die Umkehrung müssen wir zu einer widerspruchsfreien L–Theorie T ein
Modell konstruieren.Wir tun das, indem wir T zuerst zu einer Theorie T ∗ erweitern,
die aussieht wie das vollständige Diagramm einer L–Struktur A: Wir indizieren die
Elemente von A mit neuen Konstanten aus einer Menge C
A = {ac | c ∈ C}.
Das vollständige Diagramm ist dann die Menge aller L∪C–Aussagen,die in der L∪C-
Struktur A∗ = (A, ac )c∈C gelten. Man sieht sofort, daß das vollständige Diagramm
eine vollständige Henkintheorie ist im Sinn der folgenden Definition:
2. Eine K–Theorie T ∗ ist vollständig, wenn sie widerspruchsfrei ist und wenn
∈ T∗ oder ¬ ∈ T∗
Schritt 1
T ist in einer widerspruchsfreien Henkintheorie T + enthalten.
Sei (x) eine L–Formel und c eine neue Konstante. Dann ist T ∪ (∃x(x) →
Beweis:
(c)) widerspruchsfrei. Denn wenn f ür eine L–Aussage
L∪{c} ¬ ∧ (∃x(x) → (c)) ,
Schritt 2
Jede widerspruchsfreie K–Theorie T + läßt sich zu einer vollständigen K–Theorie T ∗
erweitern.
Beweis: Sei eine K-Aussage.Wenn weder T + ∪{} noch T + ∪{¬ } widerspruchsfrei
wären, gäbe es Aussagen i und j aus T + , f ür die
K 1 ∧ ... ∧ n → und K 1 ∧ . . . ∧ m → ¬ .
K ¬ ( 1 ∧ ... ∧ n ∧ 1 ∧ . . . ∧ m ),
T ∗ K ⇔ ∈ T ∗.
Schritt 3
Eine vollständige Henkintheorie T ∗ hat ein Modell aus Konstanten, das heißt ein
Modell A∗ = (A, ac )c∈C mit A = {ac | c ∈ C}. A∗ ist bis auf Isomorphie eindeutig
bestimmt.
Beweis der Eindeutigkeit: Sei B∗ = (B, bc )c∈C ein zweites Modell aus Konstanten.
Weil T ∗ vollständig ist, ist T ∗ das vollständige Diagramm von A∗ . Es ist also f ür alle
L ∪ C–Aussagen
A∗ | ⇔ ∈ T∗ ⇔ B∗ | .
Weil daher
. .
ac = ad ⇔ A∗ | c = d ⇔ B∗ | c = d ⇔ bc = bd ,
liefert f (ac ) = bc eine Bijektion zwischen A und B, die nach Konstruktion die Inter-
pretation der Konstanten aus C respektiert. Daß die Relationen respektiert werden,
folgt aus
eine Äquivalenzrelation ist. Dann können wir nämlich für ac die Äquivalenzklasse
von c nehmen.Nun folgt aber aus dem ersten Gleichheitsaxiom und dem ∀–Quantor-
. .
enaxiom, daß L∪C c = c und, weil T ∗ deduktiv abgeschlossen ist, c = c ∈ T ∗ . ∼
. . .
ist also reflexiv. Aus dem gleichen Grund ist (c = d ∧ d = e → c = e) ∈ T ∗ . Wenn
. .
nun c = d ∈ T ∗ und d = e ∈ T ∗ , folgt, wegen der deduktiven Abgeschlossenheit,
.
c = e ∈ T ∗ . Damit ist ∼ transitiv. Ebenso folgt die Symmetrie aus dem dritten
Gleichheitsaxiom.
Wir setzen A = {ac | c ∈ C}.
Jetzt müssen wir f ür jedes Relationszeichen R ∈ L eine Relation RA auf A finden,
sodaß
Wir können (2) als Definition nehmen, wenn wir zeigen können, daß
Das folgt aber aus dem f ünften Gleichheitsaxiom und der deduktiven Abgeschlos-
senheit von T ∗ . Sei f ein n–stelliges Funktionszeichen oder eine Konstante (dann
setzen wir n = 0) aus L. Wir müssen eine Operation f A auf A so definieren, daß
.
(3) f A (ac1 , . . . , acn ) = ac0 ⇔ f (c1, . . . , cn) = c0 ∈ T ∗ .
Dazu müssen wir erstens f ür alle c1, . . . , cn ein c0 finden, f ür das die rech-
.
te Seite von (3) gilt. Aus L∪C f (c1, . . . , cn) = f (c1, . . . , cn) folgt aber mit dem
.
∃–Quantorenaxiom L∪C ∃x f (c1 , . . . , cn ) = x.Weil T ∗ eine Henkintheorie ist,gibt es
. .
ein c0 ∈ C mit (∃x f (c1, . . . , cn) = x → f (c1, . . . , cn) = c0) ∈ T ∗ .Aus der deduktiven
Abgeschlossenheit folgt die rechte Seite von (3).
Zweitens müssen wir zeigen, daß ac0 durch die rechte Seite von (3) eindeutig be-
.
stimmt ist und nur von den ac1 , . . . , acn abhängt. Das heißt, daß c0 = d0 zu T ∗ gehört,
. . . .
wenn c1 = d1 , . . . , cn = dn , f (c1 , . . . , cn ) = c0 und f (d1, . . . , dn ) = d0 zu T ∗ gehören.
Das folgt aber aus den Gleichheitsaxiomen und der deduktiven Abgeschlossenheit
von T ∗ .
Konstante Terme (das heißt, Terme ohne Variable) werden in A∗ so ausgerechnet,
wie es T ∗ sagt:
∗ .
(4) t A = ac ⇔ t = c ∈ T∗
Wir zeigen das durch Induktion über den Aufbau von t: Wenn t eine Konstante
∗
aus C ist, folgt die Behauptung aus (1). Wenn t = ft1 . . . tn , und tiA = aci , sind nach
.
Induktionsvoraussetzung die Gleichungen ti = ci in T ∗ . Aus dem vierten Gleich-
heitsaxiom folgt, daß
. .
t = c ∈ T∗ ⇔ fc1 . . . cn = c ∈ T ∗ .
Andererseits ist
∗ ∗ .
t A = ac ⇔ f A (ac1 , . . . , acn ) = ac ⇔ fc1 . . . cn = c ∈ T ∗ .
4 Der Gödelsche Vollständigkeitssatz 23
Schließlich beweisen wir durch Induktion über den Aufbau der Aussage , daß
A∗ | ⇔ ∈ T ∗.
.
1. Fall: = t1 = t2
∗ .
Sei tiA = aci . Dann ist nach (4) ti = ci ∈ T ∗ f ür i = 1, 2 und daher
. .
A∗ | ⇔ ac1 = ac2 ⇔ c1 = c2 ∈ T ∗ ⇔ t1 = t2 ∈ T ∗ .
2. Fall: = Rt1 . . . , tn
∗ .
Sei tiA = aci . Dann ist nach (4) ti = ci ∈ T ∗ f ür i = 1, . . . , n und
A∗ | ⇔ Rc1 . . . cn ∈ T ∗ ⇔ ∈ T ∗.
3. Fall = ¬
Weil T ∗ vollständig ist, gilt
A∗ | ⇔ A∗ | ⇔ ∈ T ∗ ⇔ ∈ T ∗.
4. Fall = ( 1 ∧ 2 )
Aus der deduktiven Abgeschlossenheit von T ∗ folgt:
A∗ | ⇔ A∗ | i (i = 1, 2) ⇔ i ∈ T ∗ (i = 1, 2) ⇔ ∈ T ∗.
5. Fall = ∃x
Aus der deduktiven Abgeschlossenheit von T ∗ folgt ∃x ∈ T ∗ , wenn (c) ∈ T ∗ f ür
ein c ∈ C. Wenn umgekehrt ∃x ∈ T ∗ , und ∃x → (c) ∈ T ∗ folgt (c) ∈ T ∗ .
Also haben wir
Folgerung 4.4 T ⇔ T | .
Folgerung 4.5 Kompaktheitssatz. Eine Theorie hat genau dann ein Modell,wenn jede endliche
Teilmenge ein Modell hat.
Den Kompaktheitssatz könnte man den ersten Hauptsatz der Modelltheorie nen-
nen. Der zweite Hauptsatz wäre dann der Satz von Löwenheim-Skolem.
Folgerung Löwenheim16 -Skolem17. Wenn eine Theorie mit höchstens abzählbarer Spra-
che ein Modell hat, hat sie ein höchstens abzählbares Modell.
Beweis. Im Beweis des letzten Satzes wurde die Sprache durch eine Konstanten-
menge C erweitert. Zu jeder L–Formel wurde eine Konstante eingef ührt und dieser
Prozeß abzählbar oft wiederholt. Wenn L höchstens abzählbar ist, ist also auch C
höchstens abzählbar. Das im Beweis konstruierte Modell hat aber höchstens so viele
Elemente wie C.
Zwei Lehrbücher der Modelltheorie seien hier genannt: Das Buch von Dave Mar-
ker, [20], und [24], das in Kürze erscheinen wird.
Am Schluß dieses Abschnitts bemerken wir noch, daß man sich in vielen Fällen
auf Formeln ohne Gleichheitszeichen zurückziehen kann. Sei T eine L–Theorie und
E ein neues zweistelliges Relationszeichen. Wir bezeichnen mit
.
• T(=/E) die L ∪ {E}–Theorie, die aus T entsteht, indem man in den Axiomen alle
.
Teilformeln t1 = t2 durch Et1 t2 ersetzt,
• KongL Axiome, die ausdrücken, daß E eine Kongruenzrelation ist.
Dann gilt:
.
Lemma 4.6 T ist genau dann konsistent, wenn T(=/E) ∪ KongL konsistent ist.
.
Beweis. Ein Modell von T wird ein Modell von T(=/E) ∪ KongL , wenn man E durch
die Gleichheit interpretiert. Sei umgekehrt (A, EA ) ein Modell von
.
T(=/E) ∪ KongL . Dann ist E eine Kongruenzrelation auf A. Definiere die L–Struktur
B auf der Grundmenge A/EA durch
cB = cA E
f (a1 E, . . . , an E) = f A (a1 , . . . , an )E
B
RB (a1 E, . . . , an E) ⇔ RA (a1 , . . . , an ).
Übungsaufgaben
Aufgabe 15. Eine Menge T von aussagenlogischen Formeln heißt erfüllbar, wenn
es eine Belegung der Variablen gibt, bei der alle Formeln aus T wahr werden. Der
Kompaktheitssatz der Aussagenlogik besagt:
T ist genau dann erf üllbar, wenn jede endliche Teilmenge von T erf üllbar ist.
(p) = W ⇐⇒ p ∈ T ∗ .
Aufgabe 16. Ein Graph G = (E, K) besteht aus einer Eckenmenge E und einer
zweistelligen, symmetrischen, irreflexiven Relation K. Ecken, die in der Relation K
stehen, heißen mit einer Kante verbunden. Eine N–Färbung von G ordnet jeder Ecke
eine der Farben c1, . . . , cN zu, sodaß verbundene Ecken verschiedene Farben haben.
Zeigen Sie mit Hilfe des Kompaktheitssatzes der Aussagenlogik: G ist genau dann
N–färbbar, wenn jeder endliche Teilgraph N–färbbar ist.
Hinweis: Führen Sie für jede Ecke e und jede Farbe cn eine Aussagenvariable pe,n ein.
Aufgabe 17. Sei M eine Menge von Aussagenvariablen.Wir geben {W, F} die diskrete
Topologie und versehen B = {W, F}M mit der Produkttopologie. Zeigen Sie, daß f ür
jede aussagenlogische Formel f die Menge { ∈ B | (f ) = W} abgeschlossen
ist. Der Kompaktheitssatz der Aussagenlogik folgt nun aus der Kompaktheit von B.
(Nach dem Satz von Tychonoff (siehe [15]) ist das Produkt von kompakten Räumen
wieder kompakt.)
Aufgabe 18. Sei A eine L–Struktur. Eine Unterstruktur C heißt elementare Unter-
struktur, wenn
A | [c1, . . . , cn] ⇐⇒ C | [c1, . . . , cn]
f ür alle (x1, . . . , xn ) und c1 , . . . , cn ∈ C
Zeigen Sie:
1. (Tarski18-Kriterium) C ist genau dann Universum einer elementaren Unterstruk-
tur von A, wenn f ür alle (x, y1, . . . , yn ) und alle d1, . . . , dn ∈ C das folgende gilt:
Wenn es ein a ∈ A mit A | [a, d1, . . . , dn ] gibt, dann gibt es auch ein c ∈ C mit
A | [c, d1 , . . . , dn ].
18 Alfred Tarski (1901-1983) Berkeley (USA). Mathematische Logik
26 I Prädikatenkalkül
Hinweis: Die eine Richtung ist einfach; die andere folgt durch Induktion über den Aufbau
von .
2. Wenn L höchstens abzählbar ist,hat jedes A eine höchstens abzählbare elementare
Unterstruktur.
Hinweis: Analog zur Konstruktion von T + im Beweis von Satz 4.3.
Aufgabe 19. Eine Klasse von L–Strukturen heißt elementar, wenn sie die Klasse aller
Modelle einer Theorie ist. Zeigen Sie:
1. Die Klasse aller unendlichen L–Strukturen ist elementar.
2. Die Klasse aller endlichen L–Strukturen ist nicht elementar.
Aufgabe 20. Zeigen Sie, daß endliche elementar äquivalente Strukturen isomorph
sind.
Hinweis: Das ist einfach für endliches L. Für unendliches L nehmen wir an, daß A und B nicht
isomorph sind. Dann gibt es für jede Bijektion F: A → B ein Zeichen ZF aus L, das mit F nicht
kommutiert. Betrachte nun die endliche Teilsprache L = {Zf | f : A → B Bijektion}.
Aufgabe 21. Eine Klasse K von L–Strukturen ist endlich axiomatisierbar, wenn sie
die Modellklasse einer endlichen Theorie ist. Zeigen Sie, daß K genau dann endlich
axiomatisierbar ist, wenn sowohl K als auch das Komplement von K axiomatisierbar
sind.
Aufgabe 22. Zeigen Sie, daß die Klasse aller Körper der Charakteristik Null axioma-
tisierbar ist, aber nicht endlich axiomatisierbar.
Aufgabe 23. Sei R der angeordnete Körper der reellen Zahlen, eventuell mit Zu-
satzstruktur versehen wie in Aufgabe 8. Zeigen Sie, daß es eine zu R elementar
äquivalente Struktur gibt, die nicht–archimedisch geordnet ist.
Hinweis: Sei Th(R) die Menge aller Aussage, die in R gelten, und c eine neue Konstante. Dann
hat jede endliche Teilmenge von Th(R) ∪ {1 + ·
· · + 1 < c | n ∈ N} ein Modell.
n–mal
Aufgabe 24. Zeigen Sie, daß sich alle allgemeingültigen Aussagen durch wiederholte
Anwendung der Modus Ponens Regel aus den folgenden allgemeingültigen Aussagen
ableiten lassen:
Der Kalkül hat den Nachteil, daß man „Sequenzen“ (und nicht Formeln) herleitet.
Sei L eine Sprache und C eine abzählbare Menge von neuen Konstanten. Eine
Sequenz ist ein Paar
von endlichen Mengen von L ∪ C–Aussagen. Eine Sequenz gilt in der L ∪ C–
Struktur A∗ , wenn in A∗ eine der Aussagen aus falsch ist oder eine der Aussagen
aus wahr. {ı1 , . . . , ım } {1 , . . . , n} hat also die Bedeutung
Axiome
∪ {} ∪ {}
∪ {}
¬ –links–Regel
∪ {¬ }
∪ {}
¬ –rechts–Regel
∪ {¬ }
∪ {i }
∧–links–Regeln f ür i = 1, 2
∪ {(1 ∧ 2)}
∪ {1 } , ∪ {2 }
∧–rechts–Regel
∪ {(1 ∧ 2 )}
∪ {(c)}
∃–links–Regel wenn c nicht in ,
∪ {∃x (x)}
und vorkommt.
∪ {(c)}
∃–rechts–Regel
∪ {∃x (x)}
Wenn man will, kann man in den Axiomen voraussetzen, daß eine Primformel ist.
20 Gerhard Gentzen
(1909-1945) Göttingen. Beweistheorie
könnte man durch n + 1 stellige Relationen ersetzen (n ≥ 0). Für Gleichheits-
21 n-stellige Funktionen
Beweis. Es ist klar, daß die Axiome des Kalküls allgemeingültig sind und daß die
Regeln von allgemeingültigen Sequenzen wieder zu allgemeingültige Sequenzen
f ühren: In den ¬ –Regeln und der ∧–rechts–Regel ist die Konklusion logisch äquiva-
lent zu der (Konjunktion der) Hypothese(n). In den ∧–links–Regeln und in der ∃–
rechts–Regel folgt die Konklusion (wegen der ∃–Quantorenaxiome, vgl. Abschnitt 3)
aus der Hypothese. Die ∃–links–Regel ist eine Form der ∃–Einf ührung.
Bevor wir die Umkehrung beweisen,zeigen wir noch,wie die Allgemeingültigkeit
der Formel = ∃x∀yRxy → ∀y∃xRxy im Sequenzenkalkül abgeleitet wird: (Wir
lassen dabei auf beiden Seiten einer Sequenz Mengenklammern weg.)
Sei eine Sequenz, die nicht ableitbar ist. L sei eine endliche (oder ab-
zählbare) Sprache, zu der diese Sequenz gehört. Wir konstruieren eine Folge i i ,
(i = 0, 1, 2 . . .) von nicht–ableitbaren Sequenzen.Dabei werden die i und die i zwei
aufsteigende Folgen bilden, die bei = 0 und bei = 0 beginnen.Wir fixieren eine
Aufzählung (i , i , ci ), in der jedes Tripel (, , c), bestehend aus ∈ {links, rechts},
einer L ∪ C–Formel i und einer Konstanten c, unendlich oft vorkommt. Dann
definieren wir die gesuchte Folge rekursiv. Sei i i schon konstruiert und nicht
ableitbar:
1. Fall: i = ¬ ∈ i und i = links. Dann ist wegen der ¬ –links–Regel die Sequenz
i+1 = i i+1 = i ∪ { } nicht ableitbar.
2. Fall: i = ¬ ∈ i und i = rechts. Dann ist wegen der ¬ –rechts–Regel die
Sequenz i+1 = i ∪ { } i+1 = i nicht ableitbar.
3. Fall: = ( 1 ∧ 2 ) ∈ i und i = links. Wir setzen i+1 = i ∪ { 1 , 2 } und
i+1 = i . Durch Anwenden der beiden ∧–links–Regeln könnte man i i aus
i+1 i+1 gewinnen. Also ist i+1 i+1 nicht ableitbar.
4. Fall: = ( 1 ∧ 2 ) ∈ i und i = rechts. Wegen der ∧–rechts–Regel können nicht
beide Sequenzen i i ∪ { 1 } und i i ∪ { 2 } ableitbar sein. Wir wählen j so
daß i+1 = i i+1 = i ∪ { j } nicht ableitbar ist.
5 Der Sequenzenkalkül 29
5. Fall: i = ∃x (x) ∈ i und i = links.Wähle ein c,das in i und i nicht vorkommt.
Dann ist wegen der ∃–links–Regel die Sequenz i+1 = i ∪ { (c)} i+1 = i nicht
ableitbar.
6. Fall: i = ∃x (x) ∈ i und i = rechts. Wir setzen dann i+1 = i und i+1 =
i ∪ { (ci )}. Die neue Sequenz ist nicht ableitbar wegen der ∃–rechts–Regel.
Wenn keiner dieser sechs Fälle auftritt, setzen wir i+1 = i und i+1 = i . Weil die
i i keine Axiome sind, sind die i und die i disjunkt.
Die Mengen ∗ = i∈N i und ∗ = i∈N i haben offensichtlich die folgenden
Eigenschaften:
Sei nun A = {ac | c ∈ C} eine Menge, die durch (ac )c∈C injektiv aufgezählt ist (man
kann z.B. ac = c nehmen). Wir machen A zu einer L–Struktur A, indem wir die
Relationszeichen R ∈ L durch RA (ac1 , . . . , acn ) ⇔ R(c1, . . . , cn) ∈ ∗ interpretieren.
A∗ = (A, ac )c∈C ist eine L ∪ C–Struktur, in der nicht gilt. Um das einzusehen,
zeigen wir durch Induktion über den Aufbau von , daß ∈ ∗ ⇒ A∗ | und
∈ ∗ ⇒ A∗ | :
0. Fall: = R(c1, . . . , cn ).
Wenn R(c1 , . . . , cn ) ∈ ∗ , ist A∗ | R(c1 , . . . , cn ) nach Konstruktion. Wenn
R(c1, . . . , cn) ∈ ∗ , ist nach Eigenschaft (0) R(c1 , . . . , cn ) ∈ ∗ , also A∗ |
R(c1, . . . , cn).
1. Fall: = ¬ ∈ ∗ .
Dann ist nach Eigenschaft (1) ∈ ∗ . Nach Induktionsvoraussetzung ist A∗ | .
Also A∗ | .
2. Fall: = ¬ ∈ ∗ .
Dann ist nach Eigenschaft (2) ∈ ∗ . Die Induktionsvoraussetzung liefert A∗ |
. Also A∗ | .
3. Fall: Wenn = ( 1 ∧ 2 ) ∈ ∗ ,
sind wegen (3) 1 und 2 in ∗ . Nach Induktionsvoraussetzung gelten 1 und 2
in A∗ , also gilt auch .
4. Fall: Aus = ( 1 ∧ 2 ) ∈ ∗
folgt aus (4), daß zum Beispiel 1 ∈ ∗ . Die Induktionsvoraussetzung liefert
A∗ | 1 , also A∗ | .
5. Fall: Wenn ∃x (x) ∈ ∗ ,
gibt es wegen (5) ein c ∈ C mit (c) ∈ ∗ . Dann ist A∗ | (c) nach Induktions-
voraussetzung, also A∗ | .
30 I Prädikatenkalkül
6. Fall: = ∃x (x) ∈ ∗ .
Eigenschaft (6) sagt, daß alle (c) f ür c ∈ C zu ∗ gehören. Also gilt nach Induk-
∗
tionsvoraussetzung keines der (c) in A∗ . Weil A = {c A | c ∈ C} ist A∗ | .
1 → ı und ı → 2
allgemeingültig sind.
1 ∪ 2 1 ∪ 2
ableitbar ist,gibt es eine (L1 ∩L2 )∪C–Aussage ˇ,f ür die 1 1 ∪{ˇ} und {ˇ}∪2 2
allgemeingültig sind.
Daraus folgt dann die Behauptung. Denn wenn ˇ(c1 , . . . , cn ) und
ˇ(c1 , . . . , cn) allgemeingültig sind, leistet ı = ∃x1, . . . , xn ˇ(x1 , . . . , xn ) das
Verlangte.
Sei nun S = 1 ∪ 2 1 ∪ 2 ableitbar. Dann ist S ein Axiom oder folgt nach
einer der sechs Regeln aus Sequenzen mit kürzeren Ableitungen. Jeder dieser Fälle
zerfällt in zwei Unterfälle, je nachdem, ob die Formel im Axiom zu 1 oder 2 , oder
ob die in der Regel betrachtete Formel zu 1 ∪ 1 oder 2 ∪ 2 gehört. Wir brauchen
aber immer nur den ersten dieser Fälle zu betrachten. Die Induktionsbehauptung
impliziert nämlich die Allgemeingültigkeit von 2 2 ∪ {¬ ˇ} und {¬ ˇ} ∪ 1 1
und ist daher symmetrisch in L1 und L2 .
0. Fall: S ist ein Axiom, weil es ein ∈ 1 mit ∈ 1 ∪ 2 gibt. Wenn ∈ 1 ist,
.
können wir ˇ = ¬ c = c setzen23 , und ˇ = , wenn ∈ 2 .
22 William Craig (1918-) Berkeley (USA). Philosophie, Mathematische Logik
.
23 Statt ¬ c = c können wir irgendeine (L1 ∩ L2 ) ∪ C–Aussage nehmen, deren Negation allgemeingültig
ist.
5 Der Sequenzenkalkül 31
1. Fall: Es ist 1 = 1 ∪ {¬ } und S folgt mit der ¬ –links–Regel aus 1 ∪ 2
(1 ∪ {}) ∪ 2. Nach Induktionsvoraussetzung gibt es eine (L1 ∩ L2 ) ∪ C–Formel
ˇ , f ür die 1 (1 ∪ {}) ∪ {ˇ } und {ˇ } ∪ 2 2 allgemeingültig sind. Wir
setzen ˇ = ˇ .
2. Fall: Es ist 1 = 1 ∪{¬ } und S folgt mit der ¬ –rechts–Regel aus (1 ∪{})∪2
1 ∪ 2 . Wir wählen wieder ˇ , sodaß 1 ∪ {} (1 ) ∪ {ˇ } und {ˇ } ∪ 2 2
allgemeingültig sind, und setzen ˇ = ˇ .
3. Fall: Es ist 1 = 1 ∪ {1 ∧ 2 } und f ür ein i = 1, 2 folgt S mit der ∧–rechts–Regel
aus (1 ∪ {i }) ∪ 2 1 ∪ 2 . Wenn (1 ∪ {i }) 1 ∪ {ˇ } und {ˇ } ∪ 2 2
allgemeingültig sind, können wir ˇ = ˇ nehmen.
4. Fall: Es ist 1 = 1 ∪ {1 ∧ 2 } und S folgt aus den beiden Sequenzen 1 ∪ 2
(1 ∪ {i }) ∪ 2 (i = 1, 2) mit der ∧–rechts–Regel. Wenn dann f ür i = 1, 2 1
(1 ∪ {i }) ∪ {ˇi } und {ˇi } ∪ 2 2 allgemeingültig sind, setzen wir ˇ = ˇ1 ∨ ˇ2 .
5. Fall: Es ist 1 = 1 ∪ {∃x (x)} und S folgt aus (1 ∪ {(c)}) ∪ 2 1 ∪ 2
mit der ∃–links–Regel. c kommt also in S nicht vor. Wenn nun f ür ein ˇ(x), das
c nicht enthält, die Sequenzen (1 ∪ {(c)}) 1 ∪ {ˇ (c)} und {ˇ (c)} ∪ 2 2
allgemeingültig sind, setzen wir ˇ = ∃x ˇ (x).
6. Fall: Es ist 1 = 1 ∪ {∃x (x)} und S folgt mit der ∃–rechts–Regel aus 1 ∪ 2
(1 ∪ {(c)})∪ 2.Wenn 1 (1 ∪ {(c)})∪ {ˇ } und {ˇ }∪ 2 2 allgemeingültig
sind, setzen wir ˇ = ˇ .
Übungsaufgaben
Aufgabe 25. Beweisen Sie den Interpolationssatz f ür Aussagen mit Gleichheit und
Funktionszeichen.
Hinweis: Ersetzen Sie n–stellige Funktionszeichen durch n + 1–stellige Relationen (für den
Graphen der Funktion) und verwenden Sie Lemma 4.6.
∪ {} , ∪ {}
ist gültig, weil die Konklusion allgemeingültig ist, wenn beide Prämissen allge-
meingültig sind. Zeigen Sie die Gültigkeit der Schnittregel ohne Benutzung des
Vollständigkeitssatzes durch Induktion über die Länge der Beweise der beiden Prä-
missen.
Aufgabe 27. Es seien L1 und L2 zwei Sprachen und L = L1 ∩ L2 . Weiter seien T1 und
T2 zwei konsistente L1 – bzw. L2 –Theorien, die die gleichen L–Aussagen beweisen.
Zeigen Sie, daß T1 ∪ T2 konsistent ist.
Aufgabe 28. Sei L eine Sprache, T(P) eine L–Theorie, deren Axiome zusätzlich ein
neues einstelliges Prädikat P enthalten. T(P) definiert P implizit, wenn
Zeigen Sie den Satz von Beth24 : Wenn T(P) das Prädikat implizit definiert, dann
auch explizit. Das heißt, f ür eine L–Formel (x) gilt
Hinweis: Ersetzen Sie x durch eine neue Konstante und verwenden Sie den Interpolationssatz.
∀x1 . . . ∀xn ,
wobei eine quantorenfreie Formel ist. Existentielle Formeln haben die Form
∃x1 . . . ∃xn .
Zwei Formeln und heißen äquivalent, wenn sie in allen Strukturen auf die
gleichen Elemente zutreffen, oder anders gesagt, wenn ↔ allgemeingültig ist.
Man sieht nun, daß die Negation einer universellen Formel ∀x1 . . . ∀xn äquivalent
zur existentiellen Formel ∃x1 . . . ∃xn ¬ ist. Die Negation einer existentiellen Formel
ist äquivalent zu einer universellen Formel.
Beweis. Eine Formel ist in pränexer Normalform, wenn alle Quantoren am Anfang
der Formel stehen, wenn also die Formel die Gestalt
Q1 x1Q2 x2 . . . Qn xn
¬ ∃ ; ∀¬
¬ ∀ ; ∃¬
x
( ∧ ∃x ) ; ∃y ( ∧ )
y
x
( ∧ ∀x ) ; ∀y ( ∧ )
y
wobei (höchstens) mit einem ∀–Quantor beginnt.Wir f ühren jetzt neue m–stellige
Funktionszeichen f1 , . . . , fn ein und sehen, daß genau in den Strukturen gilt, die
34 I Prädikatenkalkül
expandieren lassen. Wenn m = 0, f ühren wir neue Konstanten ein. hat zwei
Quantorenwechsel weniger als . Jetzt verfahren wir mit ebenso und erhalten
schließlich die Skolem–Normalform.
Beispiel Sei
= ∀x ∃y R(x, y) ∧ ∀z ∃w S(x, z, w) .
Die pränexe Normalform ist (z.B.)
∀x ∃y ∀z ∃w R(x, y) ∧ S(x, z, w) .
Wichtig ist, daß man ∗ explizit angeben kann. Die reine Existenz ist trivial. Man
. .
nimmt f ür ∗ entweder ∃x x = x oder ∃x ¬ x = x, je nachdem ob erf üllbar ist oder
nicht.
Beweis. ist genau dann allgemeingültig, wenn ¬ nicht erf üllbar ist. Man setzt
also ∗ = ¬ (¬ )∗ . Genauer gesagt, nehmen wir f ür ∗ eine existentielle äquivalente
Umformung von ¬ (¬ )∗ .
Beweis. Wegen Lemma 4.6 können wir annehmen, daß kein Gleichheitszeichen
enthält.Im eben konstruierten ∗ gibt es dann ebenfalls kein Gleichheitszeichen.
Für die Allgemeingültigkeit existentieller Aussagen gibt es ein einfaches Kriteri-
um.
25 Jacques Herbrand (1908-1931) Paris. Klassenkörpertheorie, Beweistheorie
6 Der Herbrandsche Satz 35
Herbrand, [14]. Sei Satz
= ∃x1 . . . ∃xn (x1, . . . , xn)
eine existentielle Aussage f ür eine Sprache L, die mindestens eine Konstante
enthält. Dann ist genau dann allgemeingültig, wenn es konstante Terme
allgemeingültig ist.
Beweis. Weil aus Ni=1 (t i ) folgt, ist allgemeingültig,wenn Ni=1 (t i ) allge-
meingültig ist.
Nehmen wir umgekehrt an, daß
N
¬ (t i ) = ¬ (t11 , t21 , . . . tn1 ) ∨ · · · ∨ ¬ (t1N , t2N , . . . tnN )
i=1
f ür jede beliebige Wahl der tji erf üllbar ist. Dann ist die Theorie
T = ¬ (t1 , . . . , tn ) t1 , . . . , tn konstante Terme
endlich erf üllbar. T hat nach dem Kompaktheitssatz ein Modell A. Sei A0 = t A
t konstanter Term die Menge der Elemente von A, die von konstanten Termen
dargestellt werden. A0 ist nicht–leer und unter den auf A definierten Operatio-
nen abgeschlossen. Wenn wir die Interpretation von L in A auf A0 einschränken,
erhalten wir also eine Unterstruktur (vgl. Aufgabe 1 und Aufgabe 29) A0 , in der
∀x1 , . . . , xn¬ (x1 . . . xn ) gilt und daher falsch ist.
Wir betrachten die Aussage = ∃w∀x R(w, x) → ∀z∃y R(y, z). Eine pränexe Beispiel
Normalform ist ∀w∃x∀z∃y (¬ R(w, x) ∨ R(y, z)) und die Herbrand–Normal-
form ∗ = ∃x∃y (¬ R(c, x) ∨ R(y, f (x)). Wenn wir x, y zum einen durch c, c und
zu anderen durch f (c), c ersetzen, erhalten wir die allgemeingültige Disjunktion
¬ R(c, c) ∨ R(c, f (c) ∨ ¬ R(c, f (c)) ∨ R(c, f (f (c)) .
Wenn
in das Gleichheitszeichen nicht vorkommt, ist die Allgemeingültigkeit
von Ni=1 (t i ) ein reines Problem der Aussagenlogik. Eine quantorenfreie Aussage
ohne Gleichheitszeichen ist genau dann allgemeingültig, wenn sie eine aussa-
genlogische Tautologie ist. Anders ausgedrückt: Man ersetzt jede in enthaltene
Primformel R(s1, . . . , sm) durch eine Aussagenvariable pR(s1 ,...,sm ) . Die resultierende
aussagenlogische Formel ist genau dann allgemeingültig, wenn allgemeingültig
36 I Prädikatenkalkül
ist. Wir werden im nächsten Abschnitt eine geeignete Methode angeben, die All-
gemeingültigkeit von aussagenlogische Formeln der hier vorkommenden Art zu
überprüfen.
Wenn man den Satz von Herbrand verwenden will, um die Allgemeingültigkeit
einer Aussage = ∃x1 . . . ∃xn (x1, . . . , xn) zu zeigen, sucht man Terme tji , f ür die
N i
i=1 (t ) (aussagenlogisch) allgemeingültig wird. Die Terme wählt man so, daß
genügend viele Formelpaare
R(s11(x1 , . . . , xn ), . . . , sk1(x1 , . . . , xn ))
und
R(s12(x1 , . . . , xn ), . . . , sk2(x1 , . . . , xn)),
in gleich werden, wenn man die xj durch die tj1 bzw. tj2 ersetzt.
Man verwendet dazu die Unifikationsmethode. Seien
S1 (x1, . . . , xn) = s11 (x1, . . . , xn), . . . , sk1(x1, . . . , xn )
und
S2 (x1, . . . , xn) = s12 (x1, . . . , xn), . . . , sk2(x1, . . . , xn )
zwei gleichlange Folgen von Termen. Eine Termfolge T = (t1 , . . . , tn ) unifiziert S1
und S2 , wenn
S1 (t1 , . . . , tn ) = S2 (t1 , . . . , tn ).
Satz Unifikation. Wenn S1 und S2 unifizierbar sind, gibt es eine universelle unifizie-
rende Termfolge U (y1 , . . . , ym ). Das heißt, daß eine Termfolge T genau dann S1
und S2 unifiziert, wenn es Terme t1 , . . . , tm gibt, sodaß
T = U (t1 , . . . , tm ).
Man kann U durch ein einfaches Verfahren finden, das gleichzeitig entscheidet,
ob S1 und S2 unifizierbar sind.
von Gleichungen auf. T unifiziert S, wenn alle Gleichungen aus S(T) allgemeingültig
sind. Unser Unifikationsverfahren formt S in äquivalente Gleichungssysteme um.
Dabei wenden wir, solange es geht, die folgenden Schritte A und B an.
Schritt A:
.
Wenn S eine Gleichung f 1 (t11 , . . . , tl11 ) = f 2 (t12 , . . . , tl22 ) enthält, gibt es zwei Möglich-
keiten:
Wenn das Verfahren nicht mit dem Ergebnis, daß eine Unifikation unmöglich
sei, abbricht, hat das Gleichungssystem – nach Umnumerierung der Variablen – die
Form
. .
xm = um (x1 , . . . , xm−1), . . . , xn = un (x1, . . . , xm−1 )
f ür ein 1 ≤ m ≤ n + 1. Die gesuchte universelle unifizierende Termfolge ist dann
k(x1 , x1, x4) und k(f (c, g(x2 , x3)), f (c, g(x3, x2)), k(x3, x2, x1 ))
Schritt A:
.
x1 = f (c, g(x2, x3 ))
.
x1 = f (c, g(x3, x2 ))
.
x4 = k(x3, x2 , x1)
Schritt A:
.
x1 = f (c, g(x2, x3 ))
.
x2 = x3
.
x3 = x2
.
x4 = k(x3, x2 , f (c, g(x2 , x3)))
38 I Prädikatenkalkül
N
(t i ) = (t11 , t21 , . . . tn1 ) ∨ . . . ∨ (t1N , t2N , . . . tnN )
i=1
allgemeingültig ist.
Übungsaufgaben
Aufgabe 29. Sei B eine Unterstruktur von A. Dann gilt f ür alle universellen
(x1 , . . . , xn ) und alle b1, . . . , bn ∈ B
Aufgabe 30. Sei L eine nicht–leere Sprache, A eine L–Struktur und S eine Teilmenge
von A. Dann ist {t A [s1, . . . , sn] | t(x1 , . . . , xn) ein L–term, s1, . . . sm ∈ S} Grund-
menge der von S erzeugten Unterstruktur, (vgl. Aufgabe 1).
Aufgabe 31. Sei eine L–Aussage, ∗ eine Skolemnormalform und ∗ eine Her-
brandnormalform von . Wir können annehmen, daß L∗ ∩ L∗ = L. Zeigen Sie, daß
| ∗ → ∗ . Geben Sie einen Interpolanten an.
26 Der Fall N = 1 impliziert sofort die Folgerung für beliebiges N .Wir haben diese Formulierung wegen
N
(7.1) ci ,
i=1
Wenn eine Belegung der Formel (7.2) den Wahrheitswert W gibt, sagen wir, daß
die Menge C erf üllt. Eine Menge von Klauseln heißt allgemeingültig, wenn sie von
allen Belegungen erf üllt wird. Wir lassen auch die leere Klauselmenge zu, die nicht
erf üllbar ist, und die leere Klausel, die immer der Wahrheitswert W hat.
Sei p eine Variable, C = {p} ∪ P und D = {¬ p} ∪ Q zwei Klauseln. Dann ist P ∪ Q Definition
eine Resultante von C und D.
Die Resolutionsmethode, [21]. Eine endliche Menge C von Klauseln ist genau Satz
dann allgemeingültig, wenn sich aus C durch sukzessives Bilden von Resultanten
die leere Klausel ergibt.
Die eine Richtung des Satzes ist klar: Wenn C aus C durch Hinzuf ügen von Resul-
tanten entsteht, werden C und C von den gleichen Belegungen erf üllt. Wenn C die
leere Klausel enthält, ist C allgemeingültig und darum auch C.
Der Beweis der Umkehrung beruht auf folgender Beobachtung: Sei mit C|p = W
die Menge der Klauseln bezeichnet, die man aus C erhält, wenn man p = W setzt.
Das heißt, daß man alle Klauseln, in denen ¬ p vorkommt, wegläßt und in den
40 I Prädikatenkalkül
Lemma 1. Sei eine Belegung der Variablen von C und (p) = W. Dann erf üllt die
Klauselmenge C genau dann, wenn sie die Menge C|p = W erf üllt.
2. Aus C ergibt sich durch sukzessives Bilden von Resultanten genau dann die
leere Klausel, wenn das gleiche f ür C|p = W und f ür C|p = F gilt.
Beweis. Die erste Behauptung ist klar. Zum Beweis der zweiten Behauptung nehmen
wir zuerst an, daß man aus C|A = W durch Bilden von Resultanten die leere Klausel
erhält.Weil alle Formeln aus C|A = W auch in C – eventuell mit einem zusätzlichen p
– vorkommen, erhält man aus C durch Bilden von Resultanten die leere Klausel oder
die Klausel {p}.Wenn außerdem C|A = F die leere Klausel ergibt, wissen wir, daß sich
aus C die leere Klausel oder {¬ p} ergibt.Weil die leere Klausel aber Resultante von {p}
und {¬ p} ist, haben wir eine Richtung der Behauptung bewiesen. Die Umkehrung
brauchen wir nicht und überlassen sie dem Leser.
Beweis der Umkehrung des Satzes. Wir verwenden Induktion über die Anzahl der
vorkommenden Variablen. Sei C allgemeingültig und p eine Variable von C. Weil p
in C|p = W und C|p = W nicht mehr vorkommt, folgt aus Teil 1 des Lemmas, daß
C|p = W und C|p = F beide allgemeingültig sind. Nach Induktionsannahme ergibt
sich also aus C|p = W und C|p = F jeweils die leere Klausel, also auch nach Teil 2 des
Lemmas aus C.
Übungsaufgaben
Aufgabe 33. Wie kann man von einer aussagenlogischen Formel in konjunktiver
Normalform schnell entscheiden, ob sie allgemeingültig ist?
Aufgabe 34. Vervollständigen Sie den Beweis von Teil 2 des Lemmas.
Hinweis: Verwenden Sie den Resolutionssatz.
II Mengenlehre
Alle Gegenstände der Mathematik sind Mengen oder auch Klassen von Mengen:
Ein metrischer Raum zum Beispiel besteht aus einer Menge X und einer Funktion
d: X × X → R. Dabei ist X × X die Menge aller Paare (x, y) von Elementen x, y ∈ X.
Ein Paar ist eine Menge, nämlich das Kuratowski-Paar
8
Die Axiome
Die Sprache der Mengenlehre ist LMe = {}. Man liest „x y“ als x ist Element von y.
Naive Mengenlehre
Versucht man Cantors1 Definition
Unter einer „Menge“ verstehen wir jede Zusammenfassung M von bestimmten
wohlunterschiedenen Objekten m unserer Anschauung oder unseres Denkens
(welche „Elemente“ von M genannt werden) zu einem Ganzen. [2]
1 Georg Cantor (1845-1918) Halle. Zahlentheorie, Analysis, Mengenlehre
42 II Mengenlehre
zu formalisieren, ergeben sich die Axiome der Naiven Mengenlehre. Das Extensio-
nalitätsaxiom: Zwei Mengen sind gleich, wenn sie die gleichen Elemente haben, und
das Schema der vollen Komprehension: Jede definierbare Klasse von Mengen ist die
Klasse der Elemente einer Menge. In Formeln:
Axiom (Extensionalität).
.
∀x, y ∀z (z x ↔ z y) → x = y
Axiom (Volle Komprehension). Für alle Formeln (x, y1, . . . , yn )
Die Axiome der vollen Komprehension sagen, daß f ür jede Formel
(z, y1 , . . . , yn ) und fixierte Parameter y1 , . . . , yn die Klasse
z | (z, y1 , . . . , yn )
x = {z | ¬ z z},
Zermelo-Fränkel Mengenlehre
Es sind verschiedene Axiomensysteme f ür die Mengenlehre vorgeschlagen worden,
die dieses Problem vermeiden (z.B. von Quine3 : New Foundation). Durchgesetzt hat
sich
ZFC,
die nach ihren Erfindern Zermelo4 und Fränkel5 und nach „choice“, dem Auswahl-
axiom benannt ist.
2 Bertrand Russell (1872-1970) Großbritannien, USA. Mathematische Logik, Philosophie. Nobelpreis
nes Paradoxon: „Yields falsehood when preceded by its quotation“ yields falsehood when preceded by its
quotation.
4 Ernst Zermelo (1871-1953) Freiburg. Mengenlehre
5 Abraham Fränkel (1891-1965) Jerusalem. Mengenlehre
8 Die Axiome 43
Hier ist die Liste der Axiome, die wir im folgenden diskutieren:
• Extensionalität
• Aussonderung
• Paarmenge
• Vereinigung
• Potenzmenge
• Ersetzung
• Fundierung
• Unendlichkeit
• Auswahl
Axiom (Extensionalität).
.
∀x, y ∀z (z x ↔ z y) → x = y
Wir f ühren als„x ⊂ y“ als Abkürzung f ür die Formel ∀z (z x → z y) ein, gele-
sen als „x ist Teilmenge von y“. Das Extensionalitätsaxiom ist dann gleichbedeutend
mit
.
∀x, y (x ⊂ y ∧ y ⊂ x) → x = y.
Dann folgen f ünf Spezialfälle der vollen Komprehension.
Axiom (Aussonderung).
∀y0 , . . . , yn ∃x∀z z x ↔ (z y0 ∧ (z, y1 , . . . , yn ))
x ∩ y = {z x | z y}
Bemerkung. In ZFC ist beweisbar, daß die Klasse V aller Mengen keine Menge ist.
Formal:
ZFC ¬ ∃x∀z z x
6 Videtur mihi nihil aliquid esse. (F.v.Tours)
44 II Mengenlehre
{z | ¬ z z} = {z ∈ V | ¬ z z}
Axiom (Paarmenge).
. .
∀y1 , y2 ∃x∀z z x ↔ (z = y1 ∨ z = y2 )
Definition Das geordnete Paar von zwei Mengen x und y ist die Menge
Axiom (Vereinigung).
∀y∃x∀z z x ↔ ∃w (z w ∧ w y).
der Vereinigung der Elemente von y. Aus dem Paarmengenaxiom und dem Vereini-
gungsmengenaxiom folgt die Existenz der Vereinigung von zwei Mengen:
x∪y = {x, y}.
Das Potenzmengenaxiom
Axiom (Potenzmenge).
∀y∃x∀z z x ↔ z ⊂ y
P(y) = {z | z ⊂ y}.
Axiomen von ZFC folgt für alle a und b die Existenz des direkten Produktes Lemma
a × b = (x, y) | x ∈ a ∧ y ∈ b .
Beweis. Wenn x ∈ a und y ∈ b, sind {x} und {x, y} Elemente von P(a
∪ b). Dann
{{x}, {x, y}} ein Element von P(P(a ∪ b)). Es folgt, daß (x, y) | x ∈
ist (x, y) =
a ∧ y ∈ b eine definierbare Teilklasse von P(P(a ∪ b)) ist. Also eine Menge nach
dem Aussonderungsaxiom.
Wir definieren Tripel durch
Eine Relation ist nun eine Menge von Paaren. Der Definitionsbereich von R ist
der Bildbereich
Im(R) = {y | ∃x (x, y) ∈ R}.
Definitions– und Bildbereich sind Mengen, weil sie Teilklassen von R sind:
{{x}, {x, y}} ∈ R ⇒ {x, y} ∈ R ⇒ x, y ∈ R.
Wir identifizieren also eine Funktion mit ihrem Graphen. Man schreibt dann
f (x) = y
46 II Mengenlehre
f:a → b
bedeutet dom(f ) = a und Im(f ) ⊂ b. Wenn wir b nicht spezifizieren wollen, schrei-
ben wir f : a → V.
f c = f ∩ (c × b)
ist die Einschränkung von f auf c.
f [c] = {f (x) | x ∈ c}
Axiom (Ersetzung).
∀y, w ∀u∃ ! z (u, z, w) → ∃x∀z z x ↔ ∃u(u y ∧ (u, z, w))
w steht
hier f ür ein Tupel von Variablen. ∃ ! (x), es gibt genau ein x . . . , steht f ür
.
∃x (x) ∧ ∀x ((x ) → x = x ) .
Also gibt es eine Menge, die genau aus den (x, u) mit u ∈ b besteht. Diese Menge ist
natürlich
{x} × b. Eine zweite
Anwendung des Ersetzungsaxioms
liefert die Existenz
von c = {x} × b | x ∈ a . Schließlich ist a × b = c.
Ein zweites Beispiel: Mit Hilfe des Ersetzungsaxiom sieht man leicht, daß die
inverse Relation
R−1 = (y, x) (x, y) ∈ R
eine Menge ist.
Beweis. Ein T–Modell A läßt sich (in genau einer Weise) zu einem T –Modell er-
weitern,indem man f durch die Funktion interpretiert,die a1, . . . , an das a0 zuordnet,
f ür das A | [a0 , . . . , an ]. Daraus folgt, daß T eine konservative Erweiterung ist.
Die Übersetzung ∗ definiert man leicht rekursiv über den Aufbau von . Etwas
schwerer ist nur der Fall, daß eine Primformel ist. Sei also zum Beispiel =
R(t1 , t2 ). Wenn f zum Beispiel in t1 vorkommt, schreiben wir
t1 = s0 (f (s1, . . . , sn))
Satz 8.1 ist auch sinnvoll f ür n = 0. Wir f ühren dann allerdings kein Funktions-
zeichen sondern eine neue Konstante ein.
Man kann leicht zeigen, daß konservative Erweiterungen T , f ür die jede
L –Formel zu einer L–Formel T –beweisbar äquivalent ist, definitorisch sind (Auf-
gabe 35).
48 II Mengenlehre
In unserer Mengenlehre sind die Elemente von Mengen wieder Mengen. Dem-
gemäß sind die einzigen Mengen, die wir konkret angeben können, letztlich aus der
leeren Mengen aufgebaut: ∅, {∅, {∅}}, usw. Wir nennen eine aus der leeren Menge
aufgebaute Menge fundiert. Die folgende Definition ist noch unpräzise, weil wir den
Begriff der unendlichen Folge noch nicht haben.
Definition (informell). Eine Menge x heißt fundiert, wenn jede bei x anfangende abstei-
gende ∈–Kette
x y0 y1 . . .
nach endlich vielen Schritten abbricht.
Axiom (Fundierung).
. .
∀x(¬ x = ∅ → ∃z x z ∩ x = ∅).
Das läßt sich (informell9) folgendermaßen einsehen: Wenn x das Axiom nicht
erf üllt, hat jedes Element von x ein Element, das wieder zu x gehört. Man findet
also (mit dem Auswahlaxiom) eine unendliche ∈–Kette von Elementen von x. Wenn
umgekehrt y0 y1 . . . eine unendliche ∈–Kette ist, verletzt x = {y0 , y1 , . . .} das
Fundierungsaxiom.
Folgerung Eine Menge kann sich nicht selbst als Element enthalten.
Daraus ergibt sich ein zweiter Beweis daf ür, daß V keine Menge ist. Sonst wäre
nämlich V ∈ V .
8 Für Funktionen a → b verwenden wir das gleiche Zeichen wie für die Implikation!
9 Man kann diese Schlußweise erst präzise machen,wenn im nächsten Abschnitt die natürlichen Zahlen
eingeführt sind.
8 Die Axiome 49
Es gibt drei Rechtfertigungen f ür die Annahme des Fundierungsaxioms:
1. Unheimliche Mengen, wie solche, die sich selbst als Element enthalten, werden
ausgeschlossen.
2. Man kann mit Hilfe der übrigen Axiome zeigen, daß es zu jeder Menge eine
Bijektion mit einer fundierten Menge gibt. Fundierte Mengen genügen also, um
Mathematik zu betreiben.
E) ein Modell
3. Sei (M, aller Axiome von ZFC
bis auf das Fundierungsaxiom. Setze
N = m ∈ M (M, E) | m ist fundiert . Dann ist (N, E ∩ N 2 ) ein Modell von
ZFC, das zusätzlich das Fundierungsaxiom erf üllt.
Axiom (Unendlichkeit).
∃x ∅ x ∧ ∀z x z ∪ {z} x .
Axiom (Auswahl).
∀x ¬ ∅ x → ∃f : x → V ∀z x f (z) z .
Übungsaufgaben
Aufgabe 35. Sei T eine konservative Erweiterung von T und jede L –Formel zu einer
L–Formel T –beweisbar äquivalent. Dann ist T äquivalent zu einer definitorischen
Erweiterung von T.(Zwei Theorien heißen äquivalent,wenn sie die gleichen Modelle
haben.)
Aufgabe 36. Zeigen Sie, daß das Paarmengenaxiom aus dem Ersetzungsaxiom, dem
Potenzmengenaxiom und der Existenz der leeren Menge folgt.
Aufgabe 37. Sei P<w (N) die Menge der endlichen Teilmengen von N und ˇ: N →
P<w (N) eine Bijektion. Definieren Sie mEˇ n ⇐⇒ m ∈ ˇ(n) und betrachten Sie die
LMe –Struktur (N, Eˇ ).
3. Geben Sie ein ˇ an, f ür das (N, Eˇ ) nicht das Fundierungsaxiom erf üllt.
50 II Mengenlehre
4. Geben Sie ein ˇ an, f ür das (N, Eˇ ) nicht fundiert ist aber trotzdem das Fundie-
rungsaxiom erf üllt.
Hinweis: Ersetzen Sie N durch Z und finde eine geeignete Bijektion ˇ: Z → P<! (Z) mit
m ∈ ˇ(n) ⇒ m < n.
5. Zeigen Sie, daß alle fundierten (N, Eˇ ) isomorph sind.
Aufgabe 38. Wenn ZFC konsistent ist, hat ZFC ein Modell, das nicht fundiert ist.
Hinweis: Verwenden Sie die Tatsache, daß es beliebig lange endliche ∈–Ketten gibt, und den
Kompaktheitssatz.
9 Die natürlichen Zahlen 51
9
Die natürlichen Zahlen
Die rekursive Definition
n = 0, 1, . . . , n − 1
ordnet jeder natürlichen Zahl n eine Menge n zu. Es ist zum Beispiel
0=∅
1 = {∅}
2 = {∅, {∅}}
3 = {∅, {∅}, {∅, {∅}}}.
Wir schreiben im folgenden s(x) f ür den Nachfolger x ∪ {x} von x. In ZFC ist dann
f ür alle n beweisbar, daß
n + 1 = s(n).
Man zeigt leicht durch Induktion:
Weil wir noch nicht wissen, wie man rekursive Definitionen in ZFC formalisiert,
ist dadurch der formale Begriff natürliche Zahl noch nicht definiert. Wir brauchen
dazu:
Sei < eine Relation auf a (also eine Teilmenge von a × a). Definition
1. < ist eine partielle Ordnung , wenn
a) < irreflexiv ist: ¬ x < x f ür alle x ∈ a.
b) < transitiv ist: x < y ∧ y < z → x < z f ür alle x, y, z ∈ a.
2. Eine partielle Ordnung < auf a heißt linear, wenn f ür alle x, y ∈ a
.
x < y ∨ x = y ∨ y < x.
Eine Menge x heißt transitiv, wenn alle ihre Element auch Teilmengen sind: Definition
z y x → z x.
x ist genau dann transitiv, wenn x ⊂ x.
52 II Mengenlehre
1. x transitiv ist,
2. ∈ eine lineare Ordnung auf x definiert
3. und jede nicht–leere Teilmenge von x bezüglich dieser Ordnung ein kleinstes
und ein größtes Element besitzt.
Daß jede nicht–leere Teilmenge von x ein bezüglich ∈ minimales Element hat,
folgt schon aus dem Fundierungsaxiom und braucht in der Definition nicht eigens
gefordert zu werden. Wir haben diese Bedingung einerseits aufgenommen, weil eine
Menge mit einer linearen Ordnung genau dann endlich (siehe S. 59) ist, wenn jede
nicht–leere Teilmenge ein kleinstes und ein größtes Element hat. Andererseits hat
man so auch in Abwesenheit des Fundierungsaxioms die richtige Definition.
∈ ist schon eine lineare Ordnung von x, wenn die Elemente von x bezüglich ∈
vergleichbar sind. Denn ∈ ist irreflexiv nach dem Fundierungsaxiom. ∈ ist transitiv
auf x, weil a ∈ b ∈ c ∈ x zur Folge hat, daß a = c und c ∈ a und daher a ∈ c.
2. impliziert, daß alle n natürliche Zahlen sind.Aus 3. folgt (informell), daß man jede
natürliche Zahl aus ∅ mit endlichen vielen Anwendungen der Operation s gewinnen
kann.
Beweis. 1: Sei x eine natürliche Zahl und y ein Element von x. ∈ ordnet y ebenfalls
linear und jede nicht–leere Teilmenge von y hat bezüglich ∈ ein kleinstes und ein
größtes Element. Zu zeigen bleibt, daß y transitiv ist. Das folgt aber sofort aus der
Transitivität von ∈ auf x.
2: Leicht.
3: Wenn die natürliche Zahl x nicht leer ist, hat x ein ∈–größtes Element y. Es ist also
.
x = {z | z ∈ y ∨ z = y} = s(y).
Beweis. Sei x eine Menge wie im Unendlichkeitsaxiom. Wir zeigen, daß ! eine
Teilmenge von x ist. Die Behauptung folgt dann aus dem Aussonderungsaxiom.
Nehmen wir an, es gäbe ein a aus ! \ x. Sei b das kleinste Element von s(a), das
nicht zu x gehört. Dann sind alle Elemente von b (die ja selbst wieder zu ! gehören)
9 Die natürlichen Zahlen 53
Elemente von x. Weil b ∈ x, ist b nicht leer. Also hat b die Form s(c). Dann ist c ∈ x,
woraus aber auch b ∈ x folgt. Ein Widerspruch.
Induktion. Eine Menge von natürlichen Zahlen, die 0 enthält und unter s Folgerung
abgeschlossen ist, besteht aus allen natürlichen Zahlen.
1. < ist eine lineare Ordnung auf !. Jede nicht–leere Teilmenge von ! hat ein Lemma
kleinstes Element.
2. Für alle n ∈ ! ist s(n) der unmittelbare Nachfolger, von n, also die kleinste
Zahl größer als n.
3. Alle n > 0 haben einen unmittelbaren Vorgänger.
Beweis. Alle Aussagen sind leicht zu beweisen, außer der Vergleichbarkeit von je
zwei natürlichen Zahlen. Sei also m ∈ ! festgehalten. Wir zeigen durch Induktion,
daß alle n ∈ ! mit m vergleichbar sind.
Zuerst müssen wir zeigen, daß 0 mit m vergleichbar ist. Wenn m = 0, hat m ein
kleinstes Element m0 . Weil die Elemente von m0 auch Elemente von m sind, muß
m0 = 0 sein.
Jetzt nehmen wir an, daß n mit m vergleichbar ist, und zeigen, daß auch s(n) mit m
vergleichbar ist. Das ist klar, wenn m ≤ n10 . Wenn n < m, sei n0 der unmittelbare
Nachfolger von n in der linearen Ordnung von s(m). Es ist also n0 ≤ m und die
Elemente von n0 sind genau die Elemente von n und n selbst.Das heißt aber n0 = s(n)
und daher s(n) ≤ m.
f (a, 0) = g(a)
f (a, s(n)) = h(a, n, f (a, n))
Beweis. Wir halten a ∈ A fest. Man zeigt leicht durch Induktion über m, daß es f ür
alle m ∈ ! genau ein f : s(m) → B gibt mit (a, m, f ), wobei
. .
(a, m, f ) = f (0) = g(a) ∧ ∀n < m f (s(n)) = h(a, n, f (n)) .
.
10 Hier und später ist x ≤ y eine Abkürzung für x < y ∨ x = y.
54 II Mengenlehre
a+0=a
a + s(n) = s(a + n)
a·0=0
a · s(n) = (a · n) + a.
Rechenregeln wie
m+n = n+m
beweist man leicht durch Induktion (siehe Aufgabe 39).
Übungsaufgaben
Aufgabe 39. Zeigen Sie in ZFC, daß (!, +, ·) ein unitärer kommutativer Halbring ist.
Das heißt, daß die Körperaxiome Nr. 1, 2, 4, 5, 6, 7, 8 der Seite 5 gelten.
Aufgabe 40. Sei M ein Modell von ZFC. Ein Element a von M heißt nichtstandard
.
natürliche Zahl, wenn M | a !, aber M | ¬ a = n f ür alle n = 0, 1, . . ..
Zeigen Sie:
1. Wenn ZFC konsistent ist, gibt es ein Modell mit nichtstandard natürlichen Zahlen.
2. Es gibt in M keine kleinste nichtstandard natürliche Zahl.
Aufgabe 41. Beweisen Sie den Satz von Schröder11-Bernstein12 : Seien f : A → B und
g: B → A Injektionen. Dann gibt es eine Bijektion h: B → A.
Hinweis: Wir können annehmen, daß A eine Teilmenge von B und f die Inklusionsabbildung
ist. Sei C = {g n (x) | n ∈ !, x ∈ B \ A}. Setze h(c) = g(c) für c ∈ C und h(y) = y für y ∈ B \ C.
Der Satz von Schröder–Bernstein folgt sofort aus Lemma 10.3, das (in der Defini-
tion der Mächtigkeit) das Auswahlaxiom verwendet. Der hier vorgeschlagene Beweis
kommt ohne das Auswahlaxiom aus.
Eine Ordinalzahl ist eine transitive Menge, die durch ∈ linear geordnet wird. Definition
Alle natürlichen Zahlen und ! selbst sind Ordinalzahlen. Wir bezeichnen mit
On die Klasse der Ordinalzahlen.
1. On wird durch ∈ linear geordnet. (Wir nennen diese lineare Ordnung < .) Lemma
2. Jede nicht–leere Teilklasse von On hat ein minimales Element.
3. Jede Ordinalzahl ˛ ist die Menge ihrer Vorgänger:
˛ = {ˇ ∈ On | ˇ < ˛}.
Aus 2. folgt ein Induktionsprinzip: Eine Teilklasse U von On enthält alle Ordinal-
zahlen, wenn f ür alle ˛
˛ ⊂ U → ˛ ∈ U.
Eine Ordinalzahl der Form s(˛) heißt Nachfolgerzahl. Man schreibt auch ˛ + 1
f ür den Nachfolger von ˛. Eine Ordinalzahl > 0, die keine Nachfolgerzahl ist, heißt
Limeszahl.
Eine Klasse A ist ein System {x | (x, a)} von Mengen, die eine Formel (x, a),
mit festgehaltenen Parametern a = a1 , . . . , an , erf üllen. Das Aussonderungsaxiom
besagt, daß der Durchschnitt einer Menge mit einer Klasse wieder eine Menge ist.
Ein Funktional F: A → V ist eine funktionale Klasse von Paaren aus A × V. Es
ist also ∀x ∈ A ∃ ! y (x, y) ∈ F. Vergleiche die Diskussion des Ersetzungsaxioms auf
Seite 46.
56 II Mengenlehre
Beweis. Wir zeigen zuerst, daß es f ür alle ˇ genau eine Funktion f : ˇ → V gibt, die
f ür alle ˛ ∈ ˇ die Rekursionsgleichung erf üllt.
Zuerst die Eindeutigkeit: Wenn es ein anderes f : ˇ → V gibt, gibt es ein kleinstes
˛ < ˇ mit f (˛) = f (˛). Aus f ˛ = f ˛ folgt aber f (˛) = f (˛).
Wir zeigen die Existenz durch Induktion über ˇ. Nehmen wir also an, daß die Be-
hauptung schon f ür alle ˇ < ˇ gezeigt ist. Es gibt drei Fälle:
1. ˇ = 0. Wir setzen f = ∅.
2. ˇ = ˇ + 1. Wir
wählen ein f : ˇ → V, das die Rekursionsgleichung erf üllt und
setzen f = f ∪ (ˇ , G(f )) .
3. ˇ ist eine Limeszahl. Nach dem Ersetzungsaxiom ist
weil die f eindeutig durch ˇ bestimmt sind. Aus demselben Grund
eine Menge,
ist f = X eine Funktion.
V0 = ∅
V˛+1 = P(V ˛ )
V
= V˛ ,
Limeszahl,
˛<
V! besteht gerade aus den erblich endlichen Mengen: Eine Menge heißt erblich
endlich, wenn sie in einer endlichen (siehe S. 59) transitiven Menge enthalten ist.
Ordinalzahlen werden durch < wohlgeordnet. Das folgende Lemma besagt, daß
Ordinalzahlen Wohlordnungstypen sind.
13 John von Neumann (1903-1957) Princeton (USA). Mathematische Logik, Spieltheorie, Quantenme-
chanik
10 Ordinalzahlen und Kardinalzahlen 57
Beweis. Sei (a, <) eine Wohlordnung. Wir suchen eine Ordinalzahl ˛ und eine Bi-
jektion f : ˛ → a, die ordnungstreu ist:
Sei ∗ eine Menge, die nicht zu a gehört, zum Beispiel ∗ = a. Wir definieren
F: On → a ∪ {∗}
durch
min(a \ F[ˇ]) wenn a ⊂ F[ˇ]
F(ˇ) =
∗ sonst.
Wenn ∗ nicht im Bild von F vorkäme, wäre F eine ordnungstreue Abbildung von
On nach a und daher injektiv. Dann wäre aber On = F −1 [a] eine Menge nach dem
Ersetzungsaxiom.
Sei ˛ die kleinste Ordinalzahl, f ür die F(˛) = ∗. Dann ist f = F ˛ die gesuchte
Bijektion.
˛ ist eindeutig bestimmt. Denn sei f : ˛ → a ein zweiter Isomorphismus. Dann
erf üllt F = f ∪ {(ˇ, ∗) | ˛ ≤ ˇ} die gleiche Rekursionsgleichung und es folgt F = F
und ˛ = ˛.
Aus dem Beweis folgt, daß nicht nur ˛ sondern auch der Isomorphismus zwischen
a und ˛ eindeutig bestimmt ist.
Eine Funktion f : x → V mit f (z) ∈ z f ür alle z ∈ x heißt Auswahlfunktion. Das
Auswahlaxiom sagt, daß jede Menge x von nicht–leeren Mengen eine Auswahlfunk-
tion besitzt. Wenn x eine Wohlordnung besitzt, existiert eine Auswahlfunktion,
ohne daß man das Auswahlaxiom annehmen muß. Man setzt einfach f (z) = min(z).
Umgekehrt folgt aus dem Auswahlaxiom der
Aus dem Auswahlaxiom folgt auch das Zornsche Lemma, das wie der Wohlord-
nungssatz zum Auswahlaxiom äquivalent ist.
58 II Mengenlehre
Satz 10.2 Zornsches14 Lemma. Sei (A, <) eine partielle Ordnung, in der jede linear ge-
ordnete Teilmenge K eine obere Schranke s besitzt.Dann besitzt A ein maximales
Element m.
Eine (echte) obere Schranke von K ist ein Element s mit a ≤ s (a < s) f ür alle
a ∈ K. Ein Element m heißt maximales Element von A, wenn A kein Element enthält,
das größer als m ist.
Beweis. Das Auswahlaxiom liefert uns ein Funktional G, das jeder Teilmenge von A,
die eine echte obere Schranke hat, eine echte obere Schranke zuordnet und das sonst
den Wert ∗ hat. Wir definieren
F: On → A ∪ {∗}
durch
F(ˇ) = G(F[ˇ]).
Wenn F den Wert ∗ nicht annehmen würde, wäre F eine ordnungstreue Abbildung
von On nach A, was nicht geht. Sei ˛ minimal mit F(˛) = ∗. Dann ist K = F[˛] eine
linear geordnete Teilmenge von A, die keine echte obere Schranke hat. Sei m eine
obere Schranke (und damit größtes Element) von K. Dann ist m maximal in A.
Definition Zwei Mengen a und b heißen gleichmächtig (in Zeichen a ∼ b), wenn es eine
Bijektion zwischen a und b gibt.
Mit der Schreibweise a b drücken wir aus, daß es eine Injektion f : a → b gibt.
a b bedeutet, daß a gleichmächtig mit einer Teilmenge von b ist. Man überlegt
leicht, daß a b genau dann gilt, wenn a leer ist oder wenn es eine surjektive
Abbildung von b nach a gibt.
Aus dem Wohlordnungssatz folgt, daß jede Menge gleichmächtig zu einer Ordi-
nalzahl ist.
Definition Die Mächtigkeit |a| einer Menge a ist die kleinste Ordinalzahl, die gleichmächtig
zu a ist:
|a| = min{˛ ∈ On | ˛ ∼ a}
Beweis. (1) folgt sofort aus der Tatsache, daß ∼ eine Äquivalenzrelation ist. Die
Richtung „⇐“ von (2) folgt aus ˇ ≤ ˛ ⇒ ˇ ⊂ ˛. Die Umkehrung folgt aus dem
nächsten Hilfssatz.
14 Max August Zorn (1906-1993) Bloomington (Indiana, USA). Algebra, Mengenlehre
10 Ordinalzahlen und Kardinalzahlen 59
Sei ˛ eine Ordinalzahl und S eine Teilmenge von ˛. Dann ist der Ordnungstyp Hilfssatz 10.4
von S (mit der induzierten Wohlordnung) nicht größer als ˛.
Beweis. Wir zeigen durch Induktion über ˇ: Wenn es eine ordnungstreue Funktion
f : ˇ → ˛ (z.B. mit Bildbereich S) gibt, ist ˇ ≤ ˛: Sei die Behauptung f ür alle ˇ < ˇ
bewiesen. Dann folgt ˇ ≤ f (ˇ ) < ˛ f ür alle ˇ < ˇ. Daraus folgt ˇ ≤ ˛.
Wir nennen ˛ eine Kardinalzahl, wenn ˛ = |˛|. Die Mächtigkeit einer Menge ist
immer eine Kardinalzahl.
Aus n ! folgt n = |n| ≤ |!|. Also ist |!| größer als alle n < !. Es folgt
|!| = !.
Eine Menge a heißt endlich, wenn |a| < !. Wenn |a| = !, heißt a abzählbar.
Cantor. a < P(a) Satz
b = {x ∈ a | x ∈ f (x)}
kann nicht im Bild von f liegen. Es gibt also keine Surjektion von a nach P(a).
f ür alle m, n ∈ !.
Beweis. Wir f ühren den Beweis nur f ür abzählbare a. Den allgemeinen Fall beweist
man ähnlich (durch Induktion über |a|).
Die lexikographische Ordnung
⎧
⎪
⎨l < l oder
(l, m, n) < (l , m , n) ⇐⇒ l = l , m < m oder
⎪
⎩
l = l, m = m , n < n
Übungsaufgaben
Aufgabe 42. Zeigen Sie, daß das Auswahlaxiom aus dem Zornschen Lemma folgt.
Hinweis: Sei x eine Menge von nicht–leeren Mengen. Betrachte eine maximale partielle Aus-
wahlfunktion.
Aufgabe 43. Zeigen Sie, daß die Menge der reellen Zahlen und die Potenzmenge von
! gleichmächtig sind.
Aufgabe 44. Geben Sie eine Bijektion zwischen P(!) × P(!) und P(!) an.
Aufgabe 45. Für eine Menge A von Ordinalzahlen sei sup˛∈A ˛ das Supremum von A,
also die kleinste obere Schranke von A in On.Wir definieren auf Addition,Multiplika-
tion und Exponentiation von Ordinalzahlen durch folgende Rekursionsvorschriften:
(
ist immer eine Limeszahl)
˛ +0 = ˛ ˛ + (ˇ + 1) = (˛ + ˇ) + 1 ˛ +
= sup ˛ + ˇ
ˇ<
˛ ·0 = ˛ ˛ · (ˇ + 1) = (˛ · ˇ) + ˛ ˛ ·
= sup ˛ · ˇ
ˇ<
ˇ+1 ˇ
˛ =1
0
˛ =˛ ·˛ ˛ = sup ˛ ˇ
ˇ<
! ˛1 · n 1 + . . . + ! ˛k · n k
Aufgabe 46. Zeigen Sie, daß es eine kleinste Ordinalzahl "0 gibt mit ! "0 = "0 . Zeigen
Sie, daß sich jede Ordinalzahl unterhalb von "0 durch einen Ausdruck beschreiben
läßt, der sich aus der Konstanten 0 und den Funktionen x + y, x · y und ! x aufbaut.
11
Metamathematik von ZFC
Wir ordnen jeder LMe –Formel eine Konstante in einer definitorischen Erwei-
terung von ZFC zu (siehe Satz 8.1).Zunächst ordnen wir allen Zeichen einen Term zu:
.
= = (0, 0)
∧ = (0, 1)
¬ = (0, 2)
( = (0, 3)
) = (0, 4)
∃ = (0, 5)
= (0, 6)
v0 = (1, 0)
v1 = (1, 1)
... = ...
Satz 11.1 Fixpunktsatz. Für jede LMe –Formel £(x) gibt es eine Aussage mit
ZFC ←→ £().
Beweis. Wir meinen mit () eigentlich die LMe –Aussage, die in der definitori-
schen Erweiterung von ZFC zu () äquivalent ist (siehe 8.1). Wir brauchen das
folgende Lemma:
V! ∧ ı(w, x, y, z)) definieren kann, wobei alle Quantoren in ı nur in beschränkter Form vorkommen,
also als ∃u(u v ∧ . . .) oder ∀u(u v → . . .). Wenn eine solche Formel auf konkret gegebene erblich
endliche Mengen zutrifft, ist das auch in ZFC beweisbar. (Vergleiche Satz 18.2 und Lemma 18.5.)
11 Metamathematik von ZFC 63
Sei nun (v0 ) die LMe –Formel die zu £(Sub(v0 , v0 )) äquivalent ist. Dann sind in ZFC
die folgenden Aussagen äquivalent:
Der folgende Satz von Tarski behauptet die Unmöglichkeit einer Wahrheitsdefi-
nition in ZFC.
Tarskis Satz über die Wahrheitsdefinition. Wenn ZFC widerspruchsfrei ist, Folgerung
gibt es keine Formel W(x), so daß f ür alle Aussagen
ZFC ←→ W().
Das Beweisbarkeitsprädikat
Sei Bew(x) die Formel, die (in ZFC) ausdrückt, daß x eine in ZFC beweisbare Aussage
ist. Es ist einleuchtend, daß Bew(x) die folgenden Loeb17 –Axiome erf üllt:
Man beachte, daß L3 gilt, weil L1 in ZFC beweisbar ist. Tatsächlich ist die Gültigkeit
von L3 nicht einfach zu zeigen. Für das Beweisbarkeitsprädikat der Peanoarithmetik
geben wir einen ausf ührlichen Beweis im Abschnitt 20.
Beweis. (11.1): Aus ZFC → folgt ZFC Bew( → ) wegen L1, und
daraus, mit L2, die Behauptung ZFC Bew() → Bew( ).
(11.2): ZFC Bew( ∧ ) → Bew() und ZFC Bew( ∧ ) → Bew( )
folgen sofort aus (11.1). Aus (11.1) folgt auch
Wegen L2 ist
CONZFC = ¬ Bew(F)
Satz Zweiter Gödelscher Unvollständigkeitssatz für ZFC. Wenn ZFC konsistent ist,
ist CONZFC in ZFC unbeweisbar.
Beweis. Natürlich folgt aus der Unbeweisbarkeit von CONZFC die Konsistenz von
ZFC. Wenn wir den Satz (natürlich in ZFC) bewiesen haben, haben wir also gezeigt,
daß
ZFC CONZFC ←→ ¬ Bew(CONZFC ).
Wir beginnen daher mit einer Formel , die
Zunächst folgt aus ZFC F → und (11.1), daß ZFC Bew(F) → Bew().
Also ist ZFC → CONZFC .
Dann folgt aus ZFC → ¬ Bew(), daß
folgt Bew() → ¬ CONZFC , das heißt ZFC CONZFC → . Damit ist (11.4)
bewiesen.
Nehmen wir an, daß ZFC CONZFC . Dann ist ZFC wegen (11.4). Daraus
folgt mit L1 ZFC Bew() und mit (11.3) ZFC ¬ Bew(). ZFC wäre also
inkonsistent.
Wenn wir wüßten,daß alle Aussagen,die in ZFC beweisbar sind,auch wahr wären,
wäre CONZFC unabhängig von ZFC: Weder CONZFC noch ¬ CONZFC sind dann aus
ZFC beweisbar. Es ist aber denkbar (siehe Aufgabe 48), daß ZFC zwar konsistent ist,
aber ZFC ¬ CONZFC . Um (unter der Voraussetzung der Konsistenz) eine von ZFC
unabhängige Aussage zu finden, müssen wir anders vorgehen.
18 Wir verwenden nur „←“.
11 Metamathematik von ZFC 65
Man kann leicht eine Liste 0 , 1 , . . . aller in ZFC beweisbaren Aussagen angeben.
Wenn man es vernünftig gemacht hat, läßt sich
mit einer LMe –Formel Bew(x, y) ausdrücken, die die folgenden Eigenschaft hat:
Für alle n = 0, 1, . . . und alle Aussagen ist
Erster Gödelscher Unvollständigkeitssatz für ZFC. Wenn ZFC konsistent ist, Satz
ist R unabhängig von ZFC.
∗
Beweis. Für beliebiges sei die Aussage
∀ y ! Bew( , y) → ∃z < y Bew(¬ , z) .
Daraus folgt ZFC R ⇐⇒ ZFC ¬ R und damit die Behauptung des Satzes.
Beweis von (11.7): Wenn ZFC , gibt es nach (11.5) ein n mit ZFC Bew( , n).
Weil ZFC konsistent ist21, ist wegen (11.6) ZFC ¬ Bew(¬ , m) f ür alle m.
Daraus folgt ZFC ¬ ∃z < n Bew(¬ , z) und schließlich ZFC ¬ ∗ .
Beweis von (11.8): Wenn ZFC ¬ , gibt es ein m mit ZFC Bew(¬ , m) und
es ist ZFC ¬ Bew( , n) f ür alle n. Daraus folgt
ZFC ∀ y ! Bew( , y) → m < y)
∗
und schließlich ZFC .
Übungsaufgaben
Aufgabe 48. Zeigen Sie, daß, wenn ¬ CONZFC nicht in ZFC beweisbar ist, diese Un-
beweisbarkeit nicht in ZFC beweisbar ist.
Hinweis: Der zweite Gödelsche Unvollständigkeitssatz gilt für jede Erweiterung von ZFC durch
endlich viele Axiome, insbesondere für ZFC+ = ZFC + CONZFC . Siehe dazu auch den Satz von
Loeb 20.3.
12
Registermaschinen
Eine Registermaschine M arbeitet mit endlichen vielen Registern R0 , . . . , RR−1 , in
denen Wörter aus einem endlichen Alphabet A = {a1 , . . . , aL } stehen. Die Maschine
kann den letzten Buchstaben dieser Wörter lesen, den letzten Buchstaben streichen
oder einen Buchstaben anhängen1 . Das Programm von M ist eine Folge (b0 , . . . , bN )
von Befehlen der folgenden Art.
GOTO(r,c0,. . . ,cL ) Liest das Wort in Rr . Wenn das Wort leer ist, wird als
nächstes der Befehl mit der Nummer c0 ausgef ührt.
Wenn der letzte Buchstabe al ist, ist der Befehl Num-
mer cl der nächste.
Sei A∗ die Menge der Wörter, die sich aus den Buchstaben von A bilden lassen.
M berechnet auf folgende Weise eine partielle Funktion
n
FM : A∗ ×. . . A∗ → A∗ .
n
...
b0
..
.
bc R0 R1 ... Rn ... RR−1
..
.
bN
Wir geben jetzt eine äquivalente Beschreibung der berechenbaren Funktionen von
Nn nach N.
Eine Funktion f : Nn → N, (n ≥ 0) heißt rekursiv, wenn sie sich aus den Grund- Definition
funktionen
f (x1 , . . . , xn , y),
wobei
f (x1, . . . , xn, 0) = g(x1 , . . . , xn)
und
rekursiv, wobei
Anmerkungen
Verwendet man nur R0, R1 und R2, dann heißt f primitiv rekursiv.
Die konstanten Funktionen
Cnm (x1, . . . , xn ) = m
sind zum Beispiel primitiv rekursiv: Es ist C0m+1 = S(C0m ). Cnm entsteht aus C0m durch
"Einsetzen" von k = 0–vielen n–stelligen Funktionen
Man kann rekursive Funktionen beliebig ineinander einsetzen. Zum Beispiel ist
Satz 12.1 Die rekursiven Funktionen stimmen mit den berechenbaren Funktionen überein.
J,I
M
wenn es ein s gibt, f ür das Ms ((0, I)) eine Stopkonfiguration mit Registerinhalt J ist.
Die Löschmaschine Lr
(R0, . . . , Rr , . . . , RR−1)
(R0, . . . , ∅, . . . , RR−1)
Lr
löscht das r–te Register. Das Flußdiagramm von Lr ist
Stop
∅
|
Eingabe Rr ? Rr −. 1
Formal: Lr = GOTO(r, 3, 1), PUSH(r, 0), GOTO(0, 0, 0), STOP
(R0, . . . , Rr , . . . , Rs , . . . , Rh , . . .) (R0, . . . , Rr , . . . , Rr , . . . , ∗, . . .)
Khr,s
kopiert Rr auf Rs mit Hilfsregister Rh , (h ∈ {r, s})
12 Registermaschinen 71
Flußdiagramm:
|
Eingabe Lh Rr ? Rr −. 1
Ls Rh + |
|
Rr + | Rh −. 1 Rh ?
Stop
Rs + |
Formal: Khr,s = GOTO(h, 3, 1), PUSH(h, 0), GOTO(0, 0, 0), GOTO(r, 7, 4),
PUSH(r, 0), PUSH(h, 1), GOTO(0, 3, 3), GOTO(s, 10, 8),
PUSH(s, 0), GOTO(0, 7, 7), GOTO(h, 15, 11), PUSH(h, 0),
PUSH(r, 1), PUSH(s, 1), GOTO(0, 10, 10), STOP
die Register Rr1 , . . . , Rrn nach Rs1 , . . . , Rsn . Wenn M eine n–stellige Funktion mit
R–Registern berechnet, bezeichnen wir mit M∗ die Maschine
M∗ = L0 Ln+1 . . . LR−1 M.
Wenn zum Beispiel h(y1 , y2 ) von H und die Funktionen f1 (x) und f2 (x) von F1
und F2 mit R Registern berechnet werden, wird f (x) = h(f1 (x), f2(x)) berechnet
von der Hintereinanderausf ührung der folgenden Maschinen. (Wir verwenden das
Hilfsregister RR+2 .)
72 III Rekursionstheorie
Wir zeigen das f ür den Fall n = 1. Nehmen wir an, daß g(x) von G und h(x, y, z) von
H mit jeweils R Registern berechnet werden. Dann wird f berechnet von folgendem
Flußdiagramm: (Hilfsregister RR+3 )
∅
Eingabe K 1,2;R,R+2 G∗ RR+2 ? Stop
RR+1 +| H∗ K R,R+1,0;1,2,3 .
RR+2−1
Wir zeigen das f ür den Fall n = 1. Nehmen wir an, daß g(x, y) von G mit R Registern
berechnet wird. Dann wird f (x) berechnet von der Maschine mit dem folgendem
Flußdiagramm: (Hilfsregister RR+2 )
∅
Eingabe K 1,R G∗ R0 ? K R+1,0 Stop
K R,R+1;1,2 RR+1 +|
Übungsaufgaben
Aufgabe 50. Zeichnen Sie das Flußdiagramm einer Maschine, die (in der |–Darstel-
lung) das Produkt zweier Zahlen berechnet.
Aufgabe 51. Geben Sie eine Maschine über dem Alphabet A = 0, 1, | an, die die
Binärdarstellung einer Zahl in ihre |–Darstellung umwandelt, und eine Maschine,
die das umgekehrte macht.
12 Registermaschinen 73
Aufgabe 52. Eine Turingmaschine2 verwendet als Speicher ein zweiseitig unendli-
ches Band, auf dem sich ein Lese-/Schreibkopf bewegt.
Die „Zellen“
des Bandes sind
leer oder enthalten einen Buchstaben aus A = a1 , . . . , aL . Das Programm einer
Turingmaschine ist eine endliche Folge von Befehlen, von denen es vier Arten gibt:
den Stopbefehl STOP; den Schreibbefehl WRITE(l), der al in die aktuelle Zelle unter
dem Schreibkopf schreibt oder den Inhalt der Zelle löscht, wenn l = 0; die Befeh-
le LEFT und RIGHT, die den Kopf veranlassen, sich eine Zelle nach links oder nach
rechts zu bewegen; den Verzweigungsbefehl GOTO(c0,. . . ,cL ), der zum Befehl mit
der Nummer cl springt, wenn die aktuelle Zelle den Buchstaben al enthält, oder zum
Befehl c0 , wenn die Zelle leer ist. Am Anfang des Laufs steht die Eingabe w1 , . . . , wn
durch leere Zellen getrennt unmittelbar rechts vom Lesekopf, sonst ist das Band leer.
Am Ende steht die Ausgabe rechts vom Lesekopf.
Zeigen Sie, daß sich jede rekursive Funktion von einer Turingmaschine berech-
nen läßt.
13
Primitiv rekursive Funktionen und Gödelisierung
Dabei ist
. x−y wenn y ≤ x
x −y = .
0 sonst
Beweis. x +y läßt sich, wie die anderen Funktionen, leicht durch primitive Rekursion
definieren:
x + 0 = x, x + (y + 1) = S(x + y).
. dar. Zuerst definieren wir y −. 1 durch 0 −. 1 = 0 und
Ein Problem stellt vielleicht x −y
. = y. Und dann x −0
(y + 1) −1 . = x und x −(y
. + 1) = (x −y)
. −. 1.
Definition Eine Relation (oder Prädikat) R heißt (primitiv) rekursiv, wenn die charakteri-
stische Funktion
0 wenn R(x1, . . . , xn )
KR (x1, . . . , xn) =
1 sonst
. . (0) = 0 und
Zum Beispiel ist die Relation x = 0 primitiv rekursiv, weil K =0
. ((x+1 −. y)).
K(x+1) = 1.Die Relation x < y ist primitiv rekursiv,weil K< (x, y) = K=0
Lemma 13.2 Wenn P und Q (primitiv) rekursive Prädikate sind, dann auch P ∧ Q, P ∨ Q, ¬ P
und P(f1(x1 , . . . , xn ), . . . , fk (x1, . . . , xn)) f ür alle (primitiv) rekursiven f1, . . . , fk .
Beweis. Es ist
KP∨Q = KP · KQ
K .
= 1 −K
¬P P
P ∧ Q ⇔ ¬ (¬ P ∨ ¬ Q).
Wenn man die fi in die charakteristische Funktion von P einsetzt, erhält man die
charakteristische Funktion von P(f1(x1 , . . . , xn ), . . . , fk (x1, . . . , xn)).
13 Primitiv rekursive Funktionen und Gödelisierung 75
Wenn P0. . . . , Pn−1 (primitiv) rekursive Prädikate und f0 , . . . , fn (primitiv) re- Lemma 13.3
kursive Funktionen sind, so ist auch
⎧
⎪
⎪ f0(x) falls P0(x)
⎪
⎪
⎨f1(x) falls ¬ P0(x) ∧ P1 (x)
f (x) = .
⎪
⎪ ..
⎪
⎪
⎩
fn (x) falls ¬ P0(x) ∧ . . . ∧ ¬ Pn−1 (x)
(primitiv) rekursiv.
n
f (x) = .
(1 −K Qi (x))fi (x).
i=0
Sei P (primitiv) rekursiv. Dann sind auch die Relationen Lemma 13.4
(primitiv) rekursiv.
R(x, 0) ⇔ wahr
R(x, z + 1) ⇔ R(x, z) ∧ P(x, z)
R(x, y) sei eine primitiv rekursive Relation und b(x) eine primitiv rekursive Lemma 13.5
Funktion. Wenn
∀x ∃y ≤ b(x) R(x, y),
ist
f (x) = y R(x, y)
primitiv rekursiv.
Wir nennen x0, . . . , xn−1 ! die Gödelnummer der Folge (x0, . . . , xn−1 ).
Beweis. c) Folgt aus 13.1.
d) Klar
b) Es ist
lg(x) = y ∀z ≤ x y ≤ z → p(y) | (x + 1) .
y kann durch x beschränkt werden.Wende jetzt die Lemmata 13.4 und 13.5 an.
a) Es ist ⎧
⎪
⎨y p(i) | (x + 1)
y+1
(i < lg(x) − 1)
(x)i = y p(i)y+2 | (x + 1) (i = lg(x) − 1)
⎪
⎩
0 (i ≥ lg(x) − 1)
Die Umkehrung ˇ −1 (x) = (y ˇ(y) = x) einer rekursiven Bijektion ist wieder rekur-
siv.
Objekt Gödelnummer
Es gibt eine primitiv rekursive Funktion N(x, y), sodaß f ür alle Maschinen M Lemma
und passenden Konfigurationen K
Beweis. Wir überlegen zuerst, daß die folgenden Funktionen primitiv rekursiv sind:
Wegen Ers(x, i, y) < (x + 1)p(i)y+2 läßt sich 13.5 anwenden. Weiterhin ist
Anh(x, y) = z lg(z) = lg(x) + 1 ∧ ∀j < lg(x)((z)j = (x)j ) ∧ (z)lg(x) = y .
Schließlich ist
Str(x) = z lg(z) = lg(x) −. 1 ∧ ∀j < lg(z)((z)j = (x)j )
Beweis von Satz 12.1. Wir zeigen, daß jede berechenbare Funktion f (x1, . . . , xn ) re-
kursiv ist. Wir machen Gebrauch von den folgenden Funktionen und Relationen, die
man leicht als primitiv rekursiv erkennt:
Eingabe(R, x1, . . . , xn) = 0, ∅, |x1 , . . . , |xn , ∅, . . . , ∅
n R−n−1
Stop(m, k) ⇐⇒ m(k)0 = 0
trifft auf eine Maschine m = M und eine Konfiguration k = K zu, wenn K eine
Stopkonfiguration von M ist.
Ausgabe(k) = lg((k)1 )
Ns (m, k)
das besagt, daß die Maschine m mit der Eingabe x1 , . . . , xn (und m Registern) nach
(g)1 Schritten bei der Konfiguration (g)2 und mit der Ausgabe (g)0 stoppt.
Wenn f von M berechnet wird, ist
(13.1) f (x1 . . . . , xn) = g Tn (M, x1, . . . , xn , g) 0 .
Churchsche5 These:
Übungsaufgaben
Aufgabe 54. Zeigen Sie, daß eine Funktion F: A∗ ×
. . . A∗ → A∗ genau dann bere-
n
chenbar ist, wenn sich die Gödelnummer von F(w1 , . . . , wn ) aus den Gödelnummern
der w1 , . . . , wn rekursiv berechnen läßt.
Aufgabe 55. Zeigen Sie, daß alle Funktionen Nn → N, die sich von einer Turingma-
schine berechnen lassen, rekursiv sind.
Aufgabe 56. Wir nennen eine Folge a = (a0 , . . . , an−1 ) von Tripeln x, y, z! eine
Berechnung der Ackermannfunktion, wenn gilt:
• Wenn (x, 0, z) in a vorkommt, ist z = 2 + x.
• Wenn (0, 1, z) in a vorkommt, ist z = 0.
• Wenn (0, y, z) in a vorkommt und y > 1, ist z = 1.
• Wenn (x + 1, y + 1, z) in a vorkommt, dann gibt es ein w, sodaß (x, y + 1, w) und
(w, y, z) zu a gehören.
Beweisen Sie:
1. Die Menge B aller Berechnungen der Ackermannfunktion ist primitiv rekursiv.
2. A(x, y) = z gdw. x, y, z! in einem a ∈ B vorkommt.
3. A ist rekursiv.
4 Stephen Cole Kleene (1909-1994) Madison (Wisconsin, USA). Rekursionstheorie
5 Alonzo Church (1903-1995) Princeton, Los Angeles (USA). Mathematische Logik
80 III Rekursionstheorie
14
Rekursiv aufzählbare Mengen
Definition Eine Relation R heißt rekursiv aufzählbar (r.a.), wenn f ür eine rekursive Relati-
on R
R(x1, . . . , xn) ⇐⇒ ∃y R(x1 , . . . , xn , y).
Lemma 14.1 Wenn P und R rekursiv aufzählbar und die fi rekursive Funktionen sind, dann
sind auch
1. P∨R
2. P∧R
3. ∃zR(x1, . . . , xn, z)
4. T(x1 , . . . , xn , w) ⇐⇒ ∀z < wR(x1, . . . , xn, z)
5. R(f1 (x1, . . . , xn), . . . , fk (x1 , . . . , xn ))
rekursiv aufzählbar.
Beweis.
1. P(x) ∨ R(x) ⇐⇒ ∃y P(x, y) ∨ R(x, y)
2. P(x) ∧ R(x) ⇐⇒ ∃s P(x, (s)0) ∧ R(x, (s)1)
3. ∃zR(x, z) ⇐⇒ ∃s R(x, (s)0, (s)1)
4. T(x, w) ⇐⇒ ∃s ∀z < w R(x, z, (s)z )
5. R(f1(x), . . . , fk (x)) ⇐⇒ ∃y R(f1 (x), . . . , fk (x), y).
Lemma Eine Menge von natürlichen Zahlen ist genau dann rekursiv aufzählbar, wenn
sie leer ist oder das Bild einer rekursiven Funktion.
Beweis. Das Bild R der rekursiven Funktion f ist rekursiv aufzählbar, weil R(x) ⇐⇒
∃z f (z) = x.
Wenn umgekehrt R(x) ⇐⇒ ∃y R(x, y) und r ∈ R, ist R Bild der rekursiven Funktion
(x)0 wenn R((x)0, (x)1)
f (z) =
r sonst.
U (e, x) ⇐⇒ ∃g T1 (e, x, g)
Es gibt eine Menge, die rekursiv aufzählbar, aber nicht rekursiv ist. Folgerung 14.2
Beweis. ¬ U (x, x) kann nicht die Form We haben, weil ¬ U (e, e) ⇐⇒ e ∈ We . Also
ist ¬ U (x, x) nicht rekursiv aufzählbar. U (x, x) ist daher nicht rekursiv, aber rekursiv
aufzählbar.
R ist genau dann rekursiv, wenn R und ¬ R rekursiv aufzählbar sind. Lemma 14.3
Beweis. Sei R(x) ⇐⇒ ∃y V (x, y) und ¬ R(x) ⇐⇒ ∃y W (x, y) f ür rekursive V und
W . Dann ist
g(x) = y V (x, y) ∨ W(x, y)
f ür alle x definiert und rekursiv. Und wir haben
Übungsaufgaben
Aufgabe 57. Eine auf einer Teilmenge von Nn definierte Funktion heißt partiell
rekursiv, wenn ihr Graph rekursiv aufzählbar ist.
1. Zeigen Sie, daß die partiell rekursiven Funktionen genau die berechenbaren re-
kursiven Funktionen sind.
2. Wie muß man die Regeln R0, R1, R2 modifizieren, sodaß sich genau die partiell
rekursiven Funktionen ergeben?
Aufgabe 58 (Unlösbarkeit des Halteproblems). Zeigen Sie, daß man nicht entschei-
den kann, ob eine vorgelegte Registermaschine mit leerer Eingabe stoppt.
Hinweis: Sei A eine rekursiv aufzählbare, aber nicht rekursive Menge. Sei M eine Maschine,
die die partielle Funktion A × {0} berechnet. Betrachten Sie für jedes n die Maschine Mn , die
bei leerer Eingabe so läuft wie M mit Eingabe n.
Aufgabe 59. Beweisen Sie den Uniformisierungssatz: Jede rekursiv aufzählbare Rela-
tion R ⊂ Nn+1 läßt sich uniformisieren. Dies bedeutet: Es gibt eine partielle rekursive
Funktion fR mit Definitionsbereich {x̄ ∈ Nn | ∃y R(x̄, y)}, deren Graph in R liegt (d.h.
fR (x̄) = y ⇒ R(x̄, y)).
Hinweis: Sei R gegeben durch ∃zS(x̄, y, z) mit rekursivem S. Wählen Sie für jedes x̄ im Defini-
tionsbereich ein minimales y, z! mit S(x̄, y, z) und setzen Sie fR (x̄) = y.
82 III Rekursionstheorie
Aufgabe 61. Definieren Sie f ür alle n die partiell rekursive Funktion ' n durch
' n (e, x1, . . . , xn ) = g Tn (e, x1, . . . , xn, g) 0 .
Zeigen Sie, daß ' n universell ist. Das heißt, daß jede n–stellige partiell rekursive
Funktion die Form 'en (x1, . . . , xn) = ' n (e, x1, . . . , xn ) hat.
Aufgabe 62. Beweisen Sie den s-m-n-Satz: Für alle n, m gibt es eine rekursive Funk-
n :N
tion sm → N, sodaß f ür alle e, x1, . . . , xm, y1 , . . . , yn
m+1
Aufgabe 63. Beweisen Sie den Kleeneschen Fixpunktsatz: Für jedes n und jede re-
kursive Funktion h: N → N gibt es ein e mit h(e)
n
= en .
Hinweis: Das Beweisverfahren ist das gleiche wie für den Fixpunktsatz 11.1. Der s-m-n-Satz
liefert eine rekursive Funktion f mit ' n (h(' 1 (y, y)), x) = 'fn(y) (x). Wähle ein a mit f = 'a1
und setze e = f (a).
15 Gödelnummern von Formeln 83
15
Gödelnummern von Formeln
Sei L = {
1 , . . . ,
l } eine endliche Sprache6 . Wir ordnen den Zeichen
.
= ∧ ¬ ( ) ∃
1 ...
l v0 v1 ...
0, 0! 0, 1! 0, 2! 0, 3! 0, 4! 0, 5!
0, 6! ... 0, l + 5! 1, 0! 1, 1! ...
Ob eine vorgelegte Zeichenfolge ein Term, eine Formel oder eine Aussage ist,
läßt sich leicht entscheiden. Das folgende Lemma ergibt sich also sofort aus Church’s
These, sofern es nur um Rekursivität geht. Die primitive Rekursivität beweist man
leicht mit den Methoden des Abschnitts 13.
Ein Beweis von ist eine Folge 0, . . . , n = von Formeln, die logische Axiome
sind oder aus jeweils früheren Formeln mit Modus Ponens oder ∃–Einf ührung folgen
(siehe Seite 19). Die Gödelnummer eines solchen Beweises ist 0 , . . . , n !.
Das nächste Lemma zeigt man leicht mit den Methoden des Abschnitts 13.
(x, ) x ist Gödelnummer eines Beweises von ist primitiv rekursiv. Lemma
6 Die Ergebnisse dieses Abschnitts verallgemeinern sich leicht auf rekursive Sprachen. Das sind Spra-
chen mit Aufzählungen (ci ), (fi ), (Ri ) der Konstanten, Funktionszeichen und Relationszeichen, deren
Stelligkeiten rekursiv von i abhängen.
7 Im Abschnitt 11 bezeichnete einen Mengenterm, hier eine Zahl.
84 III Rekursionstheorie
Folgerung ist rekursiv aufzählbar.
Beweis.
Wir werden in Aufgabe 77 sehen, daß die Menge der allgemeingültigen „zweitstufi-
gen“ Aussagen im allgemeinen nicht rekursiv aufzählbar ist.
Satz Wenn T effektiv axiomatisierbar ist, ist T rekursiv aufzählbar.
Beweis. Die Funktion f , die der Gödelnummer einer Folge von Formeln 0, . . . , n
die Gödelnummer
der Implikation
(1 ∧. . . , n) → 0 zuordnet, ist rekursiv. Sei
T ∗ = ∈ T und A = . Weil T ∗ und A rekursiv aufzählbar sind,
ist auch
T = (x)0 f (x) ∈ A ∧ ∀ i < lg(x) (0 < i → (x)i ∈ T ∗ )
rekursiv aufzählbar.
Definition Eine widerspruchsfreie L–Theorie T heißt vollständig, wenn f ür jede L–Aussage
entweder
T oder T ¬
gilt.
Beweis. Sei A die Menge der Gödelnummern aller L–Aussagen, und B die Menge der
Gödelnummern der T beweisbaren L–Aussagen. Sei f eine rekursive Funktion mit
f () = ¬ . Aus der Vollständigkeit von T folgt dann
x ∈ B ⇔ x ∈ A ∨ f (x) ∈ B.
Übungsaufgaben
Aufgabe 64. Wenn man eine entscheidbare Theorie um endlich viele Axiome erwei-
tert, erhält man wieder eine entscheidbare Theorie.
Aufgabe 65. Jede entscheidbare L–Theorie läßt sich zu einer vollständigen entscheid-
baren L–Theorie erweitern.
Hinweis: Siehe Schritt 2 im Beweis von Satz 4.3.
15 Gödelnummern von Formeln 85
Aufgabe 66. Sei A eine abzählbare L–Struktur mit einer Aufzählung A = {ai | i ∈ N}
der Grundmenge. A heißt stark rekursiv, wenn f ür alle L–Formeln (x1, . . . , xn) die
Menge
{(i1 , . . . , in) | A | [ai1 , . . . , ain ] }
rekursiv ist. Zeigen Sie: Wenn T konsistent und entscheidbar ist, hat T ein stark
rekursives Modell.
Hinweis: Folgen Sie dem Beweis von Satz 4.3, und verwenden Sie Aufgabe 65.
Aufgabe 67. Jede effektiv axiomatisierbare Theorie hat eine rekursive Axiomatisie-
rung. Das heißt, daß es zu jedem effektiv axiomatisierbaren T ein rekursives T’ gibt,
das dieselben Modelle hat.
Hinweis: Sei (e )e∈N eine effektive Aufzählung von T. Setze T = {e ∧ · · · ∧ e | e ∈ N}.
e+1 mal
86 III Rekursionstheorie
16
Ein anderer Aufbau der rekursiven Funktionen
Satz 16.1 Alle rekursiven Funktionen lassen sich aus den Grundfunktionen
Wir werden den Satz im Rest dieses Abschnitts beweisen. Funktionen, die wie in
Satz 16.1 aufgebaut sind, nennen wir ∗–rekursiv. Wenn wir zeigen können, daß die
Klasse der ∗–rekursiven Funktionen abgeschlossen ist unter primitiver Rekursion
(Regel R2), sind wir fertig.
Beweis.
.
1. x −y = z x < (y + z) + 1
2. Die Abgeschlossenheit unter booleschen Kombinationen sieht man wie in Lem-
ma 13.2.
Wenn P(x, y) ∗–rekursiv ist, definieren wir
.
g(x, z) = y P(x, y) ∨ y = z .
Dann ist
∃y < z P(x, y) ⇔ g(x, z) < z
∗–rekursiv.
.
3. x = y ⇔ (¬ x < y ∧ ¬ y < x)
. .
4. x ≡ y (mod z) ⇔ ∃w < (x + y + 1) x = y + wz ∨ y = x + wz
5. Wie Lemma 13.3.
16 Ein anderer Aufbau der rekursiven Funktionen 87
Gödels ˇ–Funktion. Es gibt eine ∗–rekursive Funktion ˇ(a, b, i) mit folgender Lemma 16.2
Eigenschaft: Für jede endliche Folge c0, c1, . . . , cn−1 gibt es a und b, sodaß
ˇ(a, b, i) = ci
f ür i = 0, . . . , n − 1.
Beweis.
ˇ(a, b, i) = z z ≡ a (mod b(i + 1) + 1)
ist ∗–rekursiv. Seien c0, c1 , . . . , cn−1 gegeben. Wir wählen f ür b eine Zahl, die durch
alle Zahlen zwischen 1 und n teilbar ist und die größer ist als alle ci . Dann sind die
b · 1 + 1, b · 2 + 1, . . . , b · n + 1 paarweise teilerfremd. Wenn nämlich p ein Primteiler
von bi + 1 ist, teilt p nicht b. Würde p auch bj + 1 teilen, f ür ein j = i, wäre p Teiler
von b(j − i) und daher auch von von j − i. j − i könnte kein Teiler von b sein, ein
Widerspruch.
a ≡ c0 (mod b · 1 + 1)
a ≡ c1 (mod b · 2 + 1)
.. ..
. .
a ≡ cn−1 (mod b · n + 1)
Weil ci < b(i + 1) + 1, ist ci jeweils die kleinste natürliche Zahl, die zu a kongruent
modulo b(i + 1) + 1 ist.
Beweis von Satz 16.1. Wir müssen zeigen, daß die ∗–rekursiven Funktionen unter
primitiver Rekursion abgeschlossen sind. Nehmen wir also an, daß g und h ∗–
rekursiv sind und daß f definiert ist durch
f (x, 0) = g(x)
f (x, y + 1) = h(x, y, f (x, y)).
Die Relation
R(x, y, a, b) ⇔ ˇ(a, b, 0) = g(x) ∧ ∀i < y ˇ(a, b, i + 1) = h(x, i, ˇ(a, b, i))
ist ∗–rekursiv. Offenbar gilt ∀x, y ∃a, b R(x, y, a, b). Also ist
Übungsaufgaben
Aufgabe 68.
a+b+1
1. Zeigen Sie, daß die Funktion F(a, b) = 2
+ a eine Bijektion zwischen N2 und
N definiert.
c+1 c+1
Hinweis: F bildet die Paare (0, c), (1, c − 1), . . . , (c, 0) auf die Zahlen , 2 + 1, . . . ,
c+1 2
2
+ c = c+2
2
− 1 ab.
2. Zeigen Sie, daß die Umkehrfunktion (f , g): N → N2 ∗–rekursiv ist.
Hinweis: Berechnen Sie zuerst die Funktion F(a, b) → a + b.
3. Folgern Sie aus 1. und 2., daß es eine zweistellige ∗–rekursive Funktion ˇ (a, i)
gibt, f ür die, mutatis mutandis, Lemma 16.2 gilt.
IV Arithmetik
Wir zeigen im ersten Abschnitt, daß sich alle rekursiven Funktionen in N, der Struk-
tur der natürliche Zahlen, definieren lassen. Daraus ergeben sich sofort die Unent-
scheidbarkeit der Theorie von N und der Erste Gödelsche Unvollständigkeitssatz,
der besagt, daß jede effektiv aufzählbare Teiltheorie unvollständig sein muß. Damit
bleiben in jeder expliziten Axiomatisierung einer Teiltheorie von Th(N) Sätze der
Zahlentheorie unbeweisbar. Wir werden zwei solche Teiltheorien genauer untersu-
chen, die sehr schwache Theorie Q und die sogenannte Peanoarithmetik, die die
Theorie Q um das Induktionsschema erweitert.
Für die Peanoarithmetik P werden wir dann den zweiten Gödelschen Unvoll-
ständigkeitssatz beweisen: Die Konsistenz der Peanoarithmetik ist zwar wahr, aber
in P nicht beweisbar.
Gentzen hat in [9] bewiesen, daß die Konsistenz der Peanoarithmetik in elemen-
tarer Weise aus der„Wohlgeordnetheit von "0“ folgt (siehe Aufgabe 46). Mehr darüber
findet man in Lehrbüchern der Beweistheorie oder in [1].
17
Definierbare Relationen
Eine Relation R ⊂ Nn heißt arithmetisch, wenn sie in der Struktur Definition
N = (N, 0, S, +, · , <)
definierbar ist.
R(a1 , . . . , an ) ⇐⇒ N | [a1 , . . . , an ].
f (a1 , . . . , an ) = a0 ⇐⇒ N | f [a0 , . . . , an ].
Beweis. Wir verwenden Satz 16.1: Die Grundfunktionen S(x), Ini , C00 , +, ·, K<
sind klarerweise arithmetisch. Zum Beispiel ist
. .
K < (a1 , a2 ) = a0 ⇐⇒ N | (a0 = 0 ∧ a1 < a2 ) ∨ (a0 = S(0) ∧ ¬ a1 < a2 ).
Es bleibt zu zeigen,daß das System aller arithmetischen Funktionen unter den Regeln
R1 und R3 abgeschlossen ist. Um die Notation zu vereinfachen, nehmen wir an, daß
n = 1 und k = 2 sind.
Beweis. Sei
a = Sa (0)
der kanonische LN –Term, der in N die Zahl a darstellt1 . Wenn Th(N) entscheidbar
wäre, wären alle arithmetischen Mengen
{a | (a ) ∈ Th(N)}
rekursiv. Es gibt aber rekursiv aufzählbare Mengen, die nicht rekursiv sind (Folge-
rung 14.2).
Es gilt sogar:
Beweis. Betrachte die Relation U (e, a),die genau dann gilt,wenn e die Gödelnummer
einer Formel = (v0 ) ist, f ür die N | (a ). Weil jede arithmetische Relation f ür
geeignetes e die Form
{a | U (e, a)}
1 Rekursive Definition: 0 = 0, a+1 = S(a )
17 Definierbare Relationen 91
hat, kann die Relation ¬ U (x, x) nicht arithmetisch sein. Daraus folgt, daß auch
Th(N) nicht arithmetisch ist.
Übungsaufgaben
Aufgabe 69 (Die arithmetische Hierarchie). Eine Relation R ⊂ Nk ist eine £0n –
Relation, wenn f ür eine rekursive Relation R
Komplemente von £0n –Relationen sind ¢0n –Relationen. Zeigen Sie f ür n ≥ 1:
1. Die Klasse der £0n –Relationen ist unter den gleichen Operationen abgeschlossen
wie die Klasse der rekursiv aufzählbar Relationen in Lemma 14.1: Konjunktion,
Disjunktion, Existenzquantifizierung, beschränkte Allquantifizierung und Ein-
setzung von rekursiven Funktionen.
2. Jede arithmetische Relation ist eine £0n –Relation f ür genügend großes n.
3. Es gibt universelle £0n –Relationen und universelle ¢0n –Relationen.
4. Es gibt £0n –Relationen, die nicht ¢0n sind, und ¢0n–Relationen, die nicht £0n sind.
Aufgabe 70. Zwei Teilmengen A und B von N heißen rekursiv trennbar, wenn es eine
rekursive Menge R gibt, die A enthält und zu B disjunkt ist. Zeigen Sie, daß sich
disjunkte ¢01 –Mengen rekursiv trennen lassen.
Hinweis: Wenden Sie den Reduktionssatz aus Aufgabe 59 auf die Komplemente an.
Aufgabe 71. Konstruieren Sie zwei rekursiv aufzählbar Mengen X und Y , f ür die
X \ Y und Y \ X nicht rekursiv trennbar sind.
Hinweis: X = {x | x ∈ W(x)0 }, Y = { x! | x ∈ W(x)1 }.
Wenden Sie den Reduktionssatz auf X und Y an, um zwei disjunkte r.a. Mengen
zu finden, die nicht rekursiv trennbar sind.
92 IV Arithmetik
18
Das System Q
Die Axiome des Systems Q sind
.
Q1 ∀x x + 0 = x
.
Q2 ∀x, y x + S(y) = S(x + y)
.
Q3 ∀x x · 0 = 0
.
Q4 ∀x, y x · S(y) = x · y + x
Q5 ∀x ¬ x < 0
.
Q6 ∀x, y x < S(y) ←→ (x = y ∨ x < y).
Q ist offenbar eine wahre LN –Theorie (damit meinen wir, daß die Axiome von Q
in N gelten.) Die ersten zwei Axiome kann man auffassen als eine rekursive Definiti-
on der Addition, die nächsten beiden als eine rekursive Definition der Multiplikation
und die letzten beiden als eine rekursive Definition der Kleiner–Relation. Man erhält
zum Beispiel sofort:
Man nennt die Theorie, die aus den drei Axiomenschemata Q∗ 1, Q∗ 2, Q∗ 3 besteht,
Q , oder auch Cobhams Theorie. Wir fassen Q∗ als Teiltheorie von Q auf.
∗
Man schließt leicht daraus (vgl. den Beweis von Satz 18.2:
Das läßt sich auch so ausdrücken: Sei M ein Modell von Q∗ und U die Unter-
struktur mit Universum {M ∼
a | a ∈ N}. Dann ist U = N.
18 Das System Q 93
Eine £1 –Formel entsteht aus quantorenfreien Formeln durch Anwenden von Definition
∧, ∨, ∃x und beschränkten Allquantoren
∀x < t.
Beweis. Wir zeigen f ür alle £1 –Formeln (x1, . . . , xn ) im engeren Sinn und alle
natürlichen Zahlen a1 , . . . , an , daß
durch Induktion über den Aufbau von . Wenn eine Primformel ist, folgt die
Behauptung aus Lemma 18.1. Der Induktionsschritt ist einfach, wenn eine Kon-
junktion oder eine Disjunktion ist.
Alle rekursiven Funktionen und alle rekursiv aufzählbaren Relationen sind mit Lemma 18.3
£1 –Formeln definierbar.
Beweis. Der Beweis von Lemma 17.1 muß nur an einer Stelle abgeändert werden.
Wenn man zeigen will, daß die £1 –definierbaren Funktionen unter R3 abgeschlossen
.
sind, verwendet man statt ¬ (0, x1, x2) die Formel ∃y(¬ 0 = y ∧ (y, x1 , x2)).
Q ist unentscheidbar.Es ist sogar jede wahre Erweiterung von Q∗ unentscheidbar. Folgerung
94 IV Arithmetik
Beweis. Sei R(x) rekursiv aufzählbar und definiert durch die £1 –Formel . T sei eine
wahre Erweiterung von Q∗ . Dann ist f ür alle a
Wenn T entscheidbar wäre, wären also alle rekursiv aufzählbare Relationen rekursiv.
Satz 18.4 Church, [3]. Der Prädikatenkalkül ist unentscheidbar: Es gibt eine endliche
Sprache L, f ür die
{ | allgemeingültige L–Formel}
Definition Sei T eine LN –Theorie und f : Nn → N eine Funktion. Die Formel (x0 , . . . , xn )
repräsentiert f in T, wenn f ür alle a0 = f (a1 , . . . , an )
.
T ∀x(x0 = a0 ←→ (x0, a1 , . . . , an )
Wenn T eine wahre Theorie ist und die Funktion f repräsentiert, wird f auch
von definiert. Wenn eine £1 –Formel ist, und T wahre £1 –Formeln beweist, re-
präsentiert eine £1 –Formel die Funktion f genau dann, wenn f durch definiert
wird und f ür alle a1 , . . . , an
.
T ∀x0, x0 (x0, a1 , . . . , an ) ∧ (x0 , a1 , . . . , an ) → x0 = x0 .
Wenn die wahre Theorie T effektiv axiomatisierbar ist und f in T von re-
präsentierbar wird, ist f rekursiv, weil dann die Relation
Lemma 18.5 Jede rekursive Funktion läßt sich in Q∗ durch eine £1 –Formel repräsentieren.
Beweis. Die Konstruktion im Beweis von Lemma 17.1 (und Lemma 18.3) funktio-
niert auch hier, bis auf den Fall R3. Sei also g(x1 , x2) = x0 in Q∗ repräsentiert durch
(x0 , x1, x2). Dann wird f (x1 ) = x2 (g(x1 , x2) = 0) definiert durch
(x0, x1) = ˛(x0 , x1) ∧ ˇ(x0 , x1) ∧ (x0 ) ,
18 Das System Q 95
wobei
(˛ ∧ ˇ) ist die schon im Beweis von Lemma 18.3 benutzte Formel; (x0 ) trifft in
N auf alle Zahlen zu. Also wird f von definiert. Sei nun a0 = f (a1 ). Wir müssen
zeigen, daß
.
Q∗ ∀x0 (x0, a1 ) → x0 = a0
∗
.
Wir argumentieren in Q : Zunächst ist klar, daß f ür alle a2 ∈ N die Aussage ∃y ¬ 0 =
y ∧ (y, a1 , a2 ) gleichbedeutend ist mit ¬ (0, a1 , a2 ).Nehmen wir an,daß (x0 , a1 )
gilt.Aus (x0) folgt induktiv, daß x0 entweder größer ist als alle 0, . . . , a0 , oder gleich
einer dieser Zahlen ist. Im ersten Fall würde aus a0 < x0 folgen, daß sich ˛(a0 , a1 )
und ˇ(x0 , a1 ) widersprechen. Wenn x0 gleich einer der Zahlen 0, . . . , a0 − 1 ist, folgt
x0 < a0 , und ˛(x0, a1 ) steht im Widerspruch zu ˇ(a0 , a1 ). Also ist x0 = a0 .
Jede rekursive Relation R wird in Q∗ von einer £1 –Formel repräsentiert. Das Folgerung
heißt:
Wenn (v0 ) eine £1 –Formel ist, findet man auch als £1 –Formel.
Beweis. (Eine Variante des Beweises des Fixpunktsatzes von ZFC) Das Einsetzen von
Termen wird beschrieben durch eine rekursive Funktion
Sei Sub in Q∗ repräsentiert durch die £1 –Formel . Dann ist also f ür alle (v0 ) und a
.
Q∗ ∀x0 x0 = (a ) ←→ (x0 , (v0 ) , a ) .
Wir setzen
(v0 ) = ∃x0 ( (x0) ∧ (x0 , v0 , v0)).
Dann ist f ür alle (v0 )
Q∗
(v0 ) ←→ ((v0 ) ) .
.
2s ≤ t steht für (s < t ∨ s = t).
96 IV Arithmetik
Beweis. Sei T eine entscheidbare Erweiterung von Q ∗ . Die Menge der Gödelnum-
mern aller T beweisbaren Aussagen sei in Q∗ durch die Formel repräsentiert.
Das heißt, daß Q∗ ( ) f ür in T beweisbare und Q∗ ¬ f ür in T
unbeweisbare . Mit dem Fixpunktsatz verschaffen wir uns eine Aussage ı mit
Q∗ ı ←→ ¬ ı .
und
T ı ⇒ Q∗ ı ⇒ Q∗ ¬ ı ⇒ T ¬ ı,
zeigen, daß T inkonsistent ist.
Dann ist
N | ⇔ N | ¬ ⇔ T .
Weil T wahr ist, ist das nur möglich, wenn N | und T , wenn also eine
wahre, aber unbeweisbare Aussage ist.
Folgerung 18.6 impliziert, daß jede konsistente, effektiv axiomatisierbare Erwei-
terung von Q unvollständig ist. Das gilt nicht für arithmetische Erweiterungen:
Bemerkung. Sei L eine endliche (oder rekursive) Sprache. Dann hat jede konsistente
arithmetische L–Theorie eine vollständige, arithmetische Erweiterung.
18 Das System Q 97
Übungsaufgaben
Aufgabe 72. Zeigen Sie: £1 –definierbare Relationen sind rekursiv aufzählbar, £1 –
definierbare Funktionen rekursiv.
Aufgabe 73. Geben Sie einen direkten Beweis von Folgerung 18.6 ohne Verwendung
des Fixpunktsatzes: Zeigen Sie, daß { | Q∗ } und { | Q∗ ¬ } nicht rekursiv
trennbar sind.
Hinweis: Angenommen C wäre eine trennende rekursive Menge von Formeln. Wähle ei-
ne effektive Aufzählung 0 (x), 1 (x), . . . aller LN –Formeln mit freier Variable x. Dann wäre
U (e, a) ←→ e (a ) ∈ C eine universelle rekursive Menge. Widerspruch.
n
. . .
n = ∀x x < a ←→ (x = 0 ∨ x = 1 ∨ · · · ∨ x = a−1 ) .
a=0
Zeigen Sie, daß sich jede rekursive Funktion f : Nn → N von einer £1 –Formel
repräsentieren läßt, f ür die zusätzlich f ür alle a0 = f (a1 , . . . , an )
.
∀x0 (x0, a1 , . . . , an ) ∧
a1 ∧ · · · ∧
an → x0 = a0 ∧
a0
allgemeingültig ist. Folgern Sie daraus, daß sich jede rekursive Menge R von einer
£1 –Formel (x) repräsentieren läßt, f ür die zusätzlich gilt
Aufgabe 75.
Hinweis: Verwenden Sie Aufgabe 74 und den Hinweis von Aufgabe 73.
Aufgabe 76. Zeigen Sie Tarskis Satz über die Wahrheitsdefinition f ür Q∗ :
Es gibt keine Formel W(x), so daß für alle Aussagen
Q∗ ←→ W().
1. Es gibt eine monadische LN –Aussage zweiter Stufe, die N bis auf Isomorphie
charakterisiert.
3 Das ist die Standardinterpretation. Vergleichen Sie dazu Aufgabe 79
98 IV Arithmetik
2. Die Menge der allgemeingültigen monadische LN –Aussagen zweiter Stufe ist nicht
rekursiv aufzählbar.
Aufgabe 78. Sei M = (b0 , . . . , bN ) eine Registermaschine über dem Alphabet {|}, R
sei die Zahl der Register und bN der einzige Stopbefehl.
Betrachte die Sprache LM = {0, f , z0, . . . , zN }, mit einer Konstanten 0, einem
einstelligen Funktionszeichen f und R–stelligen Relationszeichen z0 , . . . , zN . M0 sei
die L–Struktur (N, 0, S, Z00, . . . , ZN0 ), wobei Zc0 (n0 , . . . , nR−1 ) genau dann gilt, wenn
M mit leerer Eingabe die Konfiguration (c, n0, . . . , nR−1 ) erreicht.
2. Zeigen Sie, daß → ∃x0, . . . , xR−1 zN (x0 , . . . , xR−1 ) genau dann allgemeingültig
ist, wenn M bei leerer Eingabe stoppt.
3. Folgern Sie Satz 18.4 aus der Unlösbarkeit des Halteproblems (Aufgabe 58).
19 Peanoarithmetik 99
19
Peanoarithmetik
Die Axiome der Peanoarithmetik4 P sind die Axiome von Q und das Induktionssche-
ma:
∀x1 , . . . , xn (x̄, 0) ∧ ∀y((x̄, y) → (x̄, S(y)) → ∀y(x̄, y)
Ein Modell von Q ist genau dann ein Modell von P, wenn jede definierbare Menge
von Elementen, die 0 enthält und unter S abgeschlossen ist, alle Elemente enthält.
Insbesondere sind die natürlichen Zahlen ein Modell von P.
1. Die Nachfolgeroperation S ist injektiv. Jedes Element außer 0 hat einen Vor-
gänger.
2. < ist eine lineare Ordnung. 0 ist kleinstes Element; S(x) ist unmittelbarer
Nachfolger von x.
3. +, · definieren einen kommutativen Halbring mit Nullelement 0 und Einsele-
ment 1 .
.
4. + und · sind monoton. Es gilt x ≤ y ←→ ∃z x + z = y.
Beweis. Ich zeige nur 2. Der Beweis der anderen Behauptungen ist ebenso leicht.
Beweis von 2: Aus Q6 folgt, daß die Menge aller x, die größer oder gleich 0 sind, unter
S abgeschlossen ist. Mit dem Induktionsaxiom folgt also
(19.1) 0 ≤ y.
Die Menge A aller Elemente mit dieser Eigenschaft enthält 0 wegen Q5. Nehmen wir
an, daß x ∈ A. Um zu zeigen, daß S(x) ∈ A, betrachten wir ein y < S(x). Aus Q6 folgt
y ≤ x. Wenn y < x, folgt S(y) ≤ x, weil x ∈ A, und daraus S(y) < S(x) wegen Q6.
Aus y = x folgt S(y) = S(x).
Jetzt zeigen wir durch Induktion,daß alle x mit allen anderen Elementen vergleichbar
sind. Wegen (19.1) ist Null mit allen Elementen vergleichbar. Nehmen wir an, daß x
mit allen Elementen vergleichbar ist. Dann ist auch S(x) mit jedem y vergleichbar:
Wenn y ≤ x, ist y < S(x) wegen Q6, und wenn x < y, ist S(x) ≤ y wegen (19.2).
4 Guiseppe Peano (1858-1932) Turin. Analysis, Differentialgleichungen, Mathematische Logik, Lingui-
stik
100 IV Arithmetik
Die Transitivität
x<y<z→x<z
beweisen wir mit Induktion über z. Für z = 0, ist nichts zu zeigen. Aus x < y < S(z)
folgt x < y ≤ z und daraus, nach Induktionsvoraussetzung, x < z und damit
x < S(z).
Auch die Irreflexivität
¬x < x
beweisen wir durch Induktion: ¬ 0 < 0 folgt aus Q5. Für den Induktionsschritt
nehmen wir an, daß S(x) < S(x). Daraus folgt S(x) ≤ x. Zusammen mit x < S(x) und
der Transitivität ergibt sich x < x, was der Induktionsvoraussetzung widerspricht.
Für lineare Ordnungen drückt Q6 gerade aus, daß S(x) unmittelbarer Nachfolger
von x ist.
Beweis. Wir halten x1, . . . , xn fest und nehmen an, daß ∀y(∀z < y (x̄, z) →
(x̄, y) . Sei A die Menge aller y mit ∀z < y (x̄, z). A enthält 0 und, wenn y zu
A gehört, folgt (x̄, y) und damit S(y) ∈ A. Also gehören alle Elemente zu A.
Sei (v0, . . . , vn ) eine £1 –Formel, die in P eine Funktion definiert:
P ∀v1 , . . . , vn ∃ ! v0(v0 , . . . , vn ).
Wir f ühren f ür jedes solche ein Funktionszeichen F ein. L∗ sei die so entstandene
Erweiterung von LN und
P∗ = P ∪ ∀v1 , . . . , vn (F (v1 , . . . , vn ), v1, . . . , vn ) wie oben
die entsprechende definitorische Erweiterung von P. Wir nennen F eine £P1 –Funk-
tion.
Im Exkurs über definitorische Erweiterungen haben wir gesehen, daß P∗ eine
konservative Erweiterung von P ist und daß jede L∗ –Formel in P∗ zu einer LN –
Formel äquivalent ist (Satz 8.1). Insbesondere gilt in P∗ das Induktionsschema f ür
alle L∗ –Formeln.Wenn man sich den Beweis von 8.1 vor Augen f ührt, sieht man, daß
jede £1 –Formel aus L∗ in eine £1 –Formel aus LN übersetzt wird. Daraus folgt, daß
P∗∗ nichts neues liefert, was wir als P∗∗ = P∗ notieren.
.
Jedes F definiert eine Funktion Nn → N, die in P∗ durch die Formel v0 =
F (v1 , . . . , vn ) repräsentiert wird, in P aber durch .
Satz 19.1 Jede primitiv rekursive Funktion ist durch eine £P1 –Funktion definierbar.
19 Peanoarithmetik 101
Zum Beweis brauchen wir ein Lemma.
i) Die Gödelsche ˇ–Funktion ist durch eine £P1 –Funktion, die wir wieder mit ˇ Lemma
bezeichnen, definierbar.
ii) Für diese Funktion gilt
. .
P∗ ∀a, b, c, i ∃ a , b ∀j < i ˇ(a, b, j) = ˇ(a , b , j) ∧ c = ˇ(a , b , i)
Beweis.
1. ˇ(a, b, i) wird von der £1 –Formel
.
(v0 , v1 , v2 , v3) = v0 < v2 (v3 + 1) + 1 ∧ ∃y v1 = v0 + y(v2 (v3 + 1) + 1)
c0 = ˇ(a , b, 0), . . . , ci−1 = ˇ(a , b, i − 1), ci = ˇ(a , b, i).
Die Behauptung folgt jetzt aus dem Prinzip, daß sich alle einfachen arithmeti-
schen Sachverhalte in P∗ beweisen lassen.
Beweis von Satz 19.1. Die definierenden Formeln f ür S,Ini und C00 definieren offenbar
£P1 –Funktionen (siehe Lemma 17.1). Ebenso wie in 17.1 sieht man, daß man durch
Einsetzen von £P1 –Funktionen in £P1 –Funktionen wieder £P1 –Funktionen erhält. Es
bleibt zu zeigen,daß die £P1 –Funktionen unter primitiver Rekursion (R2) abgeschlos-
sen sind. Sei also f gegeben durch
und seien g und h definiert durch die £P1 –Funktionen G und H. Dann wird f definiert
durch die die £1 –Formel
wobei
.
¥ (v0, v1 , v2 , a, b) = ˇ(a, b, 0) = G(v1 )
.
∧ ∀x < v2 ˇ(a, b, x + 1) = H(v1 , x, ˇ(a, b, x))
.
∧ v0 = ˇ(a, b, v2 ) .
• v2 = 0 :
Es ist klar,daß P∗ ∃ ! v0 (v0 , v1, 0): Nach dem Lemma gibt es a, b mit ˇ(a, b, 0) =
G(v1 ). Wenn (v0 , v1 , 0) gilt, muß v0 gleich G(v1 ) sein.
• v2 → v2 + 1 :
Um zu zeigen, daß es ein v0 mit (v0 , v1, v2 + 1) gibt, wählen wir zunächst
mit Hilfe der Induktionsvoraussetzung ein y f ür das (y, v1 , v2) und a , b mit
¥ (y, v1 , v2 , a , b). Das Lemma liefert a, b mit ∀x ≤ v2 ˇ(a , b, x) = ˇ(a, b, x)
und ˇ(a, b, v2 + 1) = H(v1 , v2 , y) = v0 . Dann gilt ¥ (v0 , v1 , v2 + 1, a, b) und
(v0 , v1 , v2 + 1).
Sei (v0 , v1 , v2 + 1) f ür ein anderes v0 . Es gibt dann a, b mit ¥ (v0 , v1 , v2 + 1, a, b).
Sei y = ˇ(a, b, v2 ). Dann gilt ¥ (y , v1, v2 , a, b) und y = y nach Induktionsvor-
aussetzung. Es folgt v0 = H(v1 , v2 , y ) = H(v1 , v2 , y) = v0 .
Zusatz 19.2. Wenn die £P1 –Funktion F(x, y) wie eben durch primitive Rekursion aus
H und G definiert wird, ist folgendes in P∗ beweisbar:
. .
(19.3) ∀x F(x, 0) = G(x) ∧ ∀y F(x, y + 1) = H(x, y, F(x, y) .
Das Teilsystem von P∗ , das aus P durch Hinzuf ügen der Aussagen (19.3) f ür alle
primitiv rekursiven Funktionen entsteht, nennt man primitiv rekursive Arithmetik.
Genauer geht man so vor: Für alle Terme G und H (und jede Stelligkeit), f ügt man ein
neues Funktionszeichen F und das Axiom (19.3) ein. Dieser Prozeß wird abzählbar
oft iteriert.
Definition Eine P1 –Formel ist eine £1 –Formel, die in P zur Negation einer £1 –Formel
äquivalent ist:
P ←→ .
Folgerung Jede primitiv rekursive Relation ist durch eine P1 –Formel definierbar.
Beweis. Sei R primitiv rekursiv. Nach Satz 19.1 wird KR von einer £1 –Formel de-
finiert, deren Funktionalität in P beweisbar ist. Dann wird R von (0, x1 , . . . , xn )
definiert und die Äquivalenz ¬ (0, x1, . . . , xn) ←→ (1 , x1, . . . , xn ) ist in P be-
weisbar.
Man kann mit den eben angegebenen Methoden leicht zeigen, daß sich die pri-
mitiv rekursive Funktion
mit einer £P1 –Funktion definieren läßt. Damit erhalten wir wie im Lemma
. .
Folgerung 19.3 P∗ ∀a, c, i ∃ a ∀j < i ˇ (a, j) = ˇ (a , j) ∧ c = ˇ (a , i) .
19 Peanoarithmetik 103
Übungsaufgaben
Aufgabe 79. Eine LN –Struktur zweiter Stufe ist ein Paar (M, S), wobei M eine LN –
Struktur und S eine Menge von Teilmengen von M ist.Wir sprechen über Strukturen
mit zweitstufigen Formeln, in denen wir neue Variablen V0, V1, . . . f ür Mengen ver-
wenden und neue Primformeln t Vi . Die Peanoarithmetik zweiter Stufe P2 besteht
aus den Axiomen von Q, dem Komprehensionsschema
∀x̄, X̄ ∃X ∀y y X ↔ (x̄, X̄, y)
Aufgabe 80. Man zeige, daß nicht jede rekursive Funktion durch eine £P1 –Funktion
definiert werden kann.
Hinweis: Sei 0 , 1 , . . . eine rekursive Aufzählung aller einstelligen £P1 –Funktionen i (v0 , v1 )
und f1 , f2 , . . . die dadurch definierten Funktionen N → N. Dann ist f (x) = fx (x) + 1 ein
Gegenbeispiel.
Aufgabe 81. Beweisen Sie, daß jede quantorenfreie L∗ –Formel in P∗ zu einer P1 –
Formel äquivalent ist.
104 IV Arithmetik
20
Der Zweite Gödelsche Unvollständigkeitssatz
Wir beginnen mit einer allgemeinen Beobachtung. Wir sagen, daß eine Formel =
(x̄) logisch aus T folgt, wenn ∀x̄ in allen Modellen von T gilt (vergleiche die
Definition auf Seite 23.)
Lemma Deduktionslemma. Sei T eine L–Theorie. Eine L–Formel folgt genau dann
logisch aus T, wenn im Hilbertkalkül aus den Axiomen von T herleitbar ist.
Beweis. Nehmen wir an, daß = (x̄) logisch aus T folgt. Aus Folgerung 4.4 folgt
die Existenz von 1 , . . . , n aus T, f ür die 1 ∧ · · · ∧ n → ∀x̄ einen Beweis im
Hilbertkalkül hat. Es ist nun leicht zu sehen, daß im Hilbertkalkül aus 1 ∧ · · · ∧
n → ∀x̄ und den Axiomen 1 , . . . , n herleitbar ist.
Die Umkehrung zeigt man durch Induktion über die Länge der Herleitung von
. Die Behauptung ist klar, wenn ein Kalkülaxiom oder ein Axiom von T ist.
Schließlich prüft man leicht nach, daß die beiden Schlußregeln Modus Ponens und ∃–
Einführung Formeln, die logisch aus T folgen, in Formeln überf ühren, die ebenfalls
logisch aus T folgen.
definiert dann in N die Menge aller Paare (s, n), f ür die ˇ (s, 0),. . . ˇ (s, n − 1) eine
Herleitung aus den Axiomen von P ist (im Sinn der Definition S. 19). Das vorläufige
Beweisbarkeitsprädikat wird dann definiert durch
.
Bew (f ) = Aus(f ) ∧ ∃ n, s ˇ (s, n) = f ∧ B (s, n + 1) .
Aus dem Deduktionlemma folgt, daß Bew in N die Menge der Gödelnummern der
in P beweisbaren Aussagen definiert.
Man kann leicht zeigen (wie im Beweis von Lemma 20.2), daß Bew die auf Seite
63 eingef ührten Loebaxiome L1 und L2 erf üllt. Für die Gültigkeit von L3 müßte
man aber die Formeln Ax und Reg sorgfältiger wählen. Es genügt nicht, zu wissen,
daß Ax und Reg in N die richtigen Relationen definieren. Um L3 in einfacher Weise
zu erf üllen, verwenden wir einen Kunstgriff. Wir f ügen zu den Axiomen von P alle
wahren £1 –Aussagen hinzu. Das ändert nichts an der Theorie, weil nach Satz 18.2
alle wahren £1 –Aussagen in P beweisbar sind.
Wir machen Gebrauch von folgendem Lemma, das wir später (S. 107) beweisen.
20 Der Zweite Gödelsche Unvollständigkeitssatz 105
Es gibt eine £1 –Formel W1 (x), sodaß f ür alle £1 –Aussagen Lemma 20.1
P ←→ W1 ( ).
Für Q∗ , und damit auch f ür die Peanoarithmetik, läßt sich leicht das Analogon
von Tarskis Satz über die Wahrheitsdefinition beweisen (siehe Aufgabe 76). Das
Lemma gilt also nicht f ür beliebige Aussagen .
Weil die Menge der Gödelnummern von £1 –Aussagen primitiv rekursiv ist,
können wir annehmen, daß
P ¬ W1 (n ),
wenn n nicht die Gödelnummer einer £1 –Aussage ist.
Wir setzen jetzt
B(s, n) = ∀i < n W1 (ˇ (s, i)) ∨ (Ax(ˇ (s, i))∨
∨ ∃j, k < i Reg(ˇ (s, i), ˇ (s, j), ˇ (s, k))
und
.
Bew(f ) = Aus(f ) ∧ ∃ n, s ˇ (s, n) = f ∧ B(s, n + 1) .
Es ist klar, daß Bew in N die Menge der Gödelnummern der in P beweisbaren
Aussagen definiert.
L1 P ⇒ P Bew( )
L2 P Bew( ) ∧ Bew(→ ) → Bew( )
L3 P Bew( ) → Bew Bew( )
Beweis. L1: Wenn P , ist N | Bew( ). Weil Bew( ) eine £1 –Formel ist,
folgt P Bew( ). Die Umkehrung gilt natürlich auch (Satz 18.2).
L2: Es ist klar, daß P Reg( , , → ) und P Aus( ). Jetzt
argumentieren wir in P. Angenommen Bew() und Bew( → ), dann gibt es
s, m und t, n mit ˇ (s, m) = , ˇ (t, n) = → , B(s, m + 1) und B(t, n + 1).
Wegen der Eigenschaften von ˇ (Folgerung 19.3), gibt es ein u, sodaß f ür alle i ≤
m+n+2
⎧
⎪
⎨ˇ (s, i) , wenn i ≤ m
ˇ (u, i) = ˇ (t, i − m − 1) , wenn m < i ≤ m + n + 1
⎪
⎩
, wenn i = m + n + 2.
Es ist klar, daß B(u, m + n + 3). Damit ist gezeigt, daß Bew( ).
L3: Für alle £1 –Aussagen gilt P → Bew( ). Beweis: Weil Aus(f ) eine
£1 –Formel ist, ist Aus( ) in P beweisbar.Wir argumentieren jetzt in P: Aus folgt
106 IV Arithmetik
wegen Lemma 20.1, daß W1 ( ). Wir wählen ein s, sodaß ˇ (s, 0) = . Dann gilt
B(s, 1). Zusammen mit Aus( ) folgt Bew( )
Wenn F eine Formel ist, deren Negation allgemeingültig ist, drückt die Aussage
CONP = ¬ Bew(F )
die Konsistenz von P aus. Aus Lemma 20.2 und dem Fixpunktsatz ergibt sich, wie
früher
Satz Zweiter Gödelscher Unvollständigkeitssatz für P, [11]. CONP ist wahr, aber in
P unbeweisbar.
P Bew(Bew( )→ ) → Bew( ).
Beweis. Der Übersichtlichkeit zuliebe schreiben wir 2 f ür Bew( ).5 Zunächst
bemerken wir, daß, wie in Folgerung 11.2, aus L1 und L2 folgt
(20.1) P → ⇒ P 2 → 2
(20.2) P 2 ( ∧ ) ←→ (2 ∧ 2 ]).
5 Diese Notation ist dem Artikel [23] entnommen. Solovay betrachtet modallogische Formeln f =
f (p1 , . . . , pn ). Das sind Formeln, die sich aus den Aussagenvariablen pi mit ¬ , ∧ und 2 aufbauen. Wir
schreiben f , wenn P f (1 , . . . , n ) für alle LN –Aussagen i . Das Hauptresultat von [23] besagt, daß
f genau dann, wenn f sich mit den Regeln
• f , f → g ⇒ g
• f ⇒ 2 f
aus Tautologien und den Axiomen
• 2 f ∧ 2 (f → g) → 2 g
• 2f → 22f
• 2 (2 f → f ) → 2 f
herleiten läßt. Das letzte Axiomenschema ist der Loebsche Satz.
20 Der Zweite Gödelsche Unvollständigkeitssatz 107
Aus dem Fixpunktsatz folgt die Existenz eines mit
(20.3) P ←→ (2 → ).
(20.4) P 2 → 2 (2 → ).
L3 entspricht
(20.5) P 2 → 2 2 .
(20.6) P (2 (2 → ) ∧ 2 2 ) → 2
(20.7) P 2 → 2
P 2 (2 → )→2 .
Beweis von Lemma 20.1. Wir überlegen uns zuerst, daß es genügt, die Behauptung
f ür £1 –Formeln im engeren Sinn zu beweisen. Nehmen wir an, daß W1 eine Wahr-
heitsdefinition f ür £1–Formeln im engeren Sinn ist.Die Funktion,die der Gödelnum-
mer einer £1 –Formel die Gödelnummer einer beweisbar äquivalenten £1 –Formel im
engeren Sinn zuordnet, sei durch eine £P1 –Funktion ES definiert, (siehe Bemerkung
auf S.93.) Dann ist W1(x) = W1 (ES(x)) eine Wahrheitsdefinition f ür alle £1 –Formeln.
Alle £1 –Formeln im Beweis seien £1 –Formeln im engeren Sinn. Wir notieren
endliche Folgen von Zahlen als , , . . . und schreiben in Anlehnung an die Notation
von Lemma 13.6 ( )i f ür das Element mit Index i.
Eine £1 –Formel (v0 , . . . , vs−1 ) trifft genau dann auf eine Folge der Länge s zu,
wenn es eine Folge 0 , . . . , N von £1 –Formeln gibt und eine Folge 0, . . . , N von
endlichen Folgen, sodaß N = , N = und f ür alle n ≤ N
• Wenn sn die Länge von n ist, kommen höchstens die Variablen v0 , . . . , vsn −1 frei
in n vor.
.
• Wenn n = 0 = vi , ist 0 = (n )i .
.
• Wenn n = S(vi ) = vj , ist (n )i + 1 = (n )j .
.
• Wenn n = vi + vj = vk , ist (n )i + (n )j = (n )k .
.
• Wenn n = vi · vj = vk , ist (n )i · (n )j = (n )k .
108 IV Arithmetik
.
• Wenn n = vi = vj , ist (n )i = (n )j .
.
• Wenn n = ¬ vi = vj , ist (n )i = (n )j .
• Wenn n = vi < vj , ist (n )i < (n )j .
• Wenn n = ¬ vi < vj , ist (n )i < (n )j .
• Wenn n = ∧ , gibt es n , n < n, mit n = , n = und n = n = n .
• Wenn n = ∨ , gibt es n < n, mit n = und n = n oder ein n < n mit
n = und n = n .
• Wenn n = ∃vi , gibt es ein n < n mit n = und (n )k = (n )k f ür alle k mit
k < min(sn , sn ) und k = i.
• Wenn n = ∀vi < vj , gibt es f ür alle a < (n )j ein n < n mit n = sowie
(n )i = a und (n )k = (n )k f ür alle k mit k < min(sn , sn ) und k = i.
Man verwendet jetzt, daß die verwendeten Zerlegungen von Formeln in ihre Be-
standteile primitiv rekursiv sind. Das heißt zum Beispiel, daß die Menge
f (∀vi < vj ) = i
g(∀vi < vj ) = j
h(∀vi < vj ) =
primitiv rekursiv sind. Wegen Satz 19.1 ist das also alles £1 –definierbar. Wenn wir
endliche Folgen mit Hilfe der ˇ –Funktion beschreiben (siehe Folgerung 19.3), er-
halten wir eine £1 –Formel W1 (f , a), sodaß f ür alle £1 –Formeln = (v0 , . . . , vs−1 )
P∗ ∀a (ˇ (a, 0 ), . . . , ˇ (a, s−1 )) ←→ W1 ( , a) .
Übungsaufgaben
Aufgabe 82. Man definiert auf folgende Weise die Semantik modallogischer Formeln.
Sei F = (F, R) eine Struktur mit einer zweistelligen Relation und F: F × M → W, F
eine Abbildung ,die jedem Element e von F eine Wahrheitswertbelegung F (e, −) der
Aussagenvariablen aus M zuordnet. Wir setzen F auf modallogische Formeln fort
durch F (e, ¬ f ) = ¬ F(e, f ),F(e, f ∧g) = F (e, f )∧F(e, g) und F (e, 2 f ) = W,
wenn F (e, f ) = W f ür alle e ∈ F mit eRe .
Sei R eine transitive und fundierte Struktur, d.h. ohne eine unendliche Kette
e0 Re1 Re2 . . .. Zeigen Sie, daß F(e, f ) = W f ür alle F , alle e ∈ F und alle Formeln f ,
die in Solovays Kalkül (siehe Fußnote 5) beweisbar sind.
Hinweis: Durch Induktion über die Länge des Beweises von f . Interessant ist nur der Fall
f = 2 (2 g → g) → 2 g.
In [23] wird gezeigt, daß auch die Umkehrung gilt.
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Springer-Verlag, New York, 2002. An introduction.
Rr , 67 , 62, 83
˛ + 1, 55 f (x) = y, 45
∀x < t, 93 f : a → b, 46
∀–Einf ührung, 18 f [c], 46
∀–Quantorenaxiome, 17 f c, 46
A ≡ B, 10 ' n , 82
A | , 10 'en , 82
.
A | [ˇ], 8 =, 4
a b, 58 Ini , 69
a ∼ b, 58 Im(R), 45
a × b, 45 →, 5
a × b × c, 45 <, 53
|a|, 58 Khr,s, 70
↔, 5 KR , 74
∀, 5 + , 59
∃x1, x2 , . . . , xn , 5 x ≤ y, 53
A∗ , 68 ∧, 4
N
ˇ xa , 9 i=1 , 35
ˇ(a, b, i), 87, 101 ∧ · · · ∧, 5
ˇ (a, i), 102 LN , 2
, 17 LR , 2
L , 17 LMe , 2, 41
C00 , 69 lg(x), 76
Cnm , 70 Lr , 70
a , 90 M(K), 68
dom(R), 45 | , 13
P1 –Formel, 102 N, 2
∨, 5 N(x, y), 77
∨
·N· · ∨, 5 n, 51
i=1 , 35 N, 2
∃!, 46 ¬,4
∃–Einf ührung, 15 On, 55
∃–Quantorenaxiome, 14 !, 52
"0 , 61 ∅, 43
∃, 4 P(y), 45
n
FM , 68 pn , 76
(x1 , . . . , xn ), 9 P, 99
xs , 10 ¢0n –Relation, 91
112 Index
Q, 92 allgemeingültige
Q∗ , 92 aussagenlogische Formel, 13
R−1 , 46 Formel, 13
S, 2, 69 Allquantor, 5
s(x), 51 ∀–Einf ührung, 18
£1 –Formel, 93 ∀–Quantorenaxiome, 17
im engeren Sinn, 93 beschränkter, 93
£0n –Relation, 91 Anfangskonfiguration, 68
£P1 –Funktion, 100 archimedischer Körper, 12
Sub, 62, 95 arithmetische Hierarchie, 91
arithmetische Relation, 89
T L , 21
atomare Formel, 4
Th( ), 26, 90
Aussage, 10
Tn (m, x1 , . . . , xn , g), 79
Aussagenlogik, 13
t xs , 10
aussagenlogische Formel, 13
t A [ˇ], 8 Aussagenvariable, 13
T , 23 Aussonderungsaxiom, 43
T | , 23 Auswahlaxiom, 49
1 , . . . , xn ), 8
t(x Auswahlfunktion, 57
y, 44 Automorphismus, 7
V, 43 Axiome des Hilbertkalküls, 17
We , 80 ∃–Quantorenaxiome, 14
(x)i , 76 abgeleitete Axiome
(x, y), 44 ∀–Quantorenaxiome, 17
x0 , . . . , xn−1!, 76 Gleichheit, 14
{x, y}, 44 Tautologie, 14
x ist frei f ür s in , 11 Axiome von ZFC, 43
x ∩ y, 43 Aussonderung, 43
x ∪ y, 44 Auswahl, 49
. 74 Ersetzung, 46
x −y,
Extensionalität, 42, 43
x \ y, 43 Fundierung, 48
x ⊂ y, 43 Paarmenge, 44
y, z), 45
(x, Potenzmenge, 45
z | (z, y1 , . . . , yn ) , 42 Unendlichkeit, 49
Vereinigung, 44
Abbildung
Belegung, 8
ordnungstreue, 57
berechenbare Funktion, 68
abgeleitete Axiome und Regeln, 17
beschränkter Allquantor, 93
abzählbare Menge, 59 Betafunktion, siehe Gödels ˇ–Funktion
Ackermann, 73 Beth, 32
Ackermannfunktion, 73 Satz von, 32
Addition, 54, 60 Beweis, 19, 83
Äquivalenz beweisbare Formel, 17
elementare Ä. von Strukturen, 10 Beweisbarkeit, 17, 23
Junktor, 5 Beweisbarkeitsprädikat
von aussagenlogischen Formeln, 16 von P, 105
von Formeln, 33 von ZFC, 63
von Theorien, 49 bijektive Funktion, 46
Index 113
Bildbereich, 45 endliche Axiomatisierbarkeit, 26
Bindungsstärke, 5 endliche Menge, 59
Boolesche Algebra, 15 entscheidbare Theorie, 83
erblich endliche Menge, 56
CONP , 106 erf üllen, 10
CONZFC , 64 Ersetzungsaxiom, 46
Cantor, 59 Erster Gödelscher Unvollständigkeitssatz,
Satz von, 59 65, 91
Cantorsche Normalform, 61 Erweiterung
CH, 59 definitorische, 47
charakteristische Funktion, 74 konservative, 47
Church, 79, 94 erzeugte Unterstruktur, 7
Satz von, 94 existentielle Formel, 33
Churchsche These, 79 Existenzeinf ührung, 15
Cobhams Theorie, 92 Existenzquantor, 4
Craig, 30 ∃–Quantorenaxiome, 14
Craigscher Interpolationssatz, 30 ∀–Einf ührung, 15
Expansion, 13
de Morgan, 16 Exponentiation, 60
de Morgansche Regeln, 16 Extensionalitätsaxiom, 42, 43
Deduktionslemma, 104
deduktiv abgeschlossene Theorie, 21 Fixpunktsatz
definierbare Q∗ , 95
Menge, 10 ZFC, 62
Relation, 10 Kleenescher, 82
Definitionsbereich, 45 Flußdiagramm, 70
definitorische Erweiterung, 47 Formel
Diagramm, 19 L–Formel, 4
Differenzmenge, 43 äquivalente, 16, 33
Disjunktion, 5 allgemeingültige, 13
disjunktive Normalform, 16, 39 atomare, 4
Distributivgesetz, 15 aussagenlogische, 13
Durchschnitt, 43 beweisbare, 17
existentielle, 33
effektiv axiomatisierbare Theorie, 83 modallogische, 106
Eindeutige Lesbarkeit quantorenfreie, 33
von Formeln, 6 universelle, 33
von Termen, 4 zweitstufige, 97, 103
Einf ührung P1 –Formel, 102
∀–Einf ührung, 18 £1 –Formel, 93
∃–Einf ührung, 15 im engeren Sinn, 93
neuer Funktionszeichen, 47 Fränkel, 42
neuer Konstanten, 47 Zermelo-Fränkel-Mengenlehre, 42
neuer Relationszeichen, 47 freies Vorkommen, 9
Einschränkung fundierte Menge, 48
einer Funktion, 46 Fundierungsaxiom, 48
einer Struktur, 13 Funktion, 45
Einsetzung, 69 primitiv rekursive, 70
elementare Äquivalenz, 10 berechenbare, 68
elementare Klasse, 26 bijektive, 46
114 Index
charakteristische, 74 Kardinalzahl, 59
injektive, 46 Klammern, 4, 5
partiell rekursive, 81 Klasse, 55
rekursive, 69 Klausel, 39
surjektive, 46 Kleene, 79
£P1 –Funktion, 100 Fixpunktsatz, 82
Funktional, 46, 55 Normalform, 79
Funktionszeichen, 2 Prädikat, 79
Körperaxiome, 5
Gentzen, 27, 89 Kompaktheitssatz, 24
geordnetes Paar, 44 der Aussagenlogik, 25
Gleichheitsaxiome, 14 Komprehensionsaxiom, 42
Gleichheitszeichen, 4, 25, 34 Konfiguration, 68
gleichmächtige Mengen, 58 Kongruenzrelation, 14
Gödel, 17 Konjunktion, 4
1. Unvollständigkeitssatz, 65, 91 konjunktive Normalform, 16
2. Unvollständigkeitssatz, 64, 106 konservative Erweiterung, 47
Vollständigkeitssatz, 17 konsistente Theorie, 19
Gödelisierung, 77 Konstante, 2
Gödelnummer, 76, 77, 83 konstante Funktion, 69
Gödels ˇ–Funktion, 87, 101 Konstantenzeichen, 2
Goodstein, 61 konstanter Term, 22
Satz von, 61 Kontinuumshypothese, 59
GOTO(r,c0 ,. . . ,cL ), 68
Kopiermaschine, 70
Graph, 25 Krivine, 13
Graph einer Funktion, 45, 89 Kuratowski, 44
Grundmenge, 3 Kuratowski-Paar, 41, 44
Gültigkeit, 10
leere Menge, 43
L–Formel, 4
Halteproblem, 81
Limeszahl, 55
Henkin, 19 lineare Ordnung, 51
Henkintheorie, 19 Literal, 39
Herbrand, 34 Loeb, 63
Satz von, 35 Satz von, 106
Herbrand–Normalform, 34 Loeb–Axiome, 63, 105
Hilbert, 17 Löschmaschine, 70
Hilbertkalkül, 17 Löwenheim, 24
Satz von Löwenheim-Skolem, 24
Implikation, 5 logische Folgerung, 23, 104
Induktion, 55 logische Zeichen, 4
Induktionsschema, 99 L–Struktur, 3
injektive Funktion, 46 L–Term, 3
Interpolationssatz, 30
inverse Relation, 46 Mächtigkeit, 58
irreflexive Relation, 51 maximales Element, 58
Isomorphie, 3 Menge
Isomorphismus, 3 abzählbare, 59
endliche, 59
Junktor, 4, 16 erblich endliche, 56
Index 115
fundierte, 48 Relation, 74
leere, 43 primitive Rekursion, 69
transitive, 51 Produkt, 45
modallogische Formel, 106 Projektionsfunktion, 69
Modell, 10, 19 PUSH(r,l), 68
Modus Ponens, 15
Morgan, siehe de Morgan Quantor, 4, 5
–Rekursion, 69 quantorenfreie Formel, 33
Multiplikation, 54, 60 Quine, 42
Schranke Unendlichkeitsaxiom, 49
obere, 58 Unifikationssatz, 36
Sequenz, 27 Uniformisierungssatz, 81
allgemeingültige, 27 universelle
Sequenzenkalkül, 27 rekursiv aufzählbare Relation, 80
Shefferscher Strich, 16 Formel, 33
Skolem, 24 partiell rekursive Funktion, 82
Normalform, 33 unmittelbarer Nachfolger, 53
Satz von Löwenheim-Skolem, 24 Unterstruktur, 7
Skolemfunktion, 34 elementare, 25
s-m-n-Satz, 82 Unvollständigkeitssatz, 64, 65, 91, 106
Sprache, 2
rekursive, 83 Variable, 3
stark rekursive Struktur, 85 Vereinigung, 44
Stelligkeit, 2 Vereinigungsmengenaxiom, 44
STOP, 68 Volles Komprehensionsaxiom,siehe Kom-
Stopkonfiguration, 68 prehensionsaxiom
Struktur, 3 vollständige Theorie, 20, 84
stark rekursive, 85 vollständiges Diagramm,siehe Diagramm
Substitutionslemma, 11 Vollständigkeitssatz, 17, 28
Supremum, 60 von Neumann, 56
surjektive Funktion, 46 von Neuman-Hierarchie, 56