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Kommentar
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Kommentar

Geographische Lage

Die Stadt Friesach liegt auf 14° 24' 43” östlicher Länge und 46° 56' 54” nördlicher
Breite auf einer Seehöhe von 631 Meter im Metnitztal beim Zusammenfluss von
Metnitz und Olsa am Fuß von Pirkerkogel und Deutschhauserberg in den Gurktaler
Alpen an der Grenze zur Steiermark. Drei markante Erhebungen befinden sich auf
dem Stadtgebiet: Der höchste Buckel, der Petersberg (720 m), ein Ausläufer des
Höhenrückens Krewenze und steil abfallend zum Hauptplatz, wurde für die Anlagen
der Burg Friesach (Petersberg) und der Burg Lavant genutzt, wobei die Burg
Petersberg auf der höheren, östlichen Terrasse liegt, während die Burg Lavant auf
dem westlichen, niedrigeren und flacherwerdenden Abschnitt des Spornes erbaut
wurde. Auf der zweiten, etwas niedrigeren, nördlich der Stadt gelegenen Kuppe steht
die Burg Geiersberg, während die dritte Erhebung im Süden, der Virgilienberg, für den
Bau der Propstei St. Virgil verwendet wurde. Zwischen dem Petersberg und dem
Virgilienberg wurde auf einem Felskopf die Rotturm-Befestigung errichtet, was
zusätzlich zum pittoresken Stadtbild beiträgt. Somit ist Friesach von Burgen und
Ruinen wie mit einer Kulisse umgeben. Durch die Topographie war Friesach in der
Möglichkeit zu seiner Verteidigung deutlich begünstigt, die Geographie der Stadt
bestimmte ihre wirtschaftliche Entwicklung einerseits in der näheren Umgebung
durch den Bergbau und die Forstwirtschaft in den umliegenden Revieren sowie durch
die Nutzung der Wasserkraft von Metnitz und Olsa, andererseits durch ihre Lage am
„Schrägen Durchgang”, der Hauptverbindung vom Herzogtum Österreich und der
Obersteiermark nach Italien.

Die frühe Entwicklung

Der Raum um Friesach war bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, wie Funde aus
der Jungsteinzeit beweisen, es gibt sogar Spuren von vorzeitlichem Bergbau, nämlich
einen Eisenstollen auf dem Höllein. Römische Funde in Micheldorf, Olsa und Friesach
weisen auf eine Besiedlung hin, doch kann von einer zentralörtlichen Funktion
Friesachs zu dieser Zeit nicht ausgegangen werden. Eine antike Siedlung auf dem
Petersberg wurde zwar angenommen, aber nie durch Funde bewiesen, was im
Hinblick auf die Überbauung im Mittelalter auch nicht mehr möglich sein dürfte. Es
gilt allerdings als gesichert, dass die römische Reichsstraße Aquileia - Lauriacum in
Nord-Süd-Richtung mitten durch die heutige Stadt führte. In der Nähe Friesachs lag
die römische Poststation Candalicae, wobei deren genaue Lage – entweder in der
Nähe von Micheldorf oder im Raum St. Stefan bei Dürnstein – nicht geklärt ist. (1)

Der Name Friesach stammt wie die Gewässernamen Metnitz und Olsa aus dem
Slawischen, wobei Friesach sich entweder von Breg = Rain, Ufer oder von Breza =
Birke ableitet, während Metnitz mit Trübenbach und Olsa mit Erlenbach übersetzt
werden kann. Die slawische Besiedelung dieses Raums im frühen Mittelalter zeigt sich
nicht nur in den Ortsnamen, sondern auch in archäologischen Funden, wie etwa bei
der Ausgrabung eines slawischen Gräberfeldes aus dem 8/9. Jahrhundert am
Galgenbichl. (2) Da der Neumarkter Sattel nach der Unterwerfung der
Karantanenslawen ein Einfallstor für die baiuwarische Besiedelung darstellte, wurde
der Raum um Friesach ein Hauptsiedlungsgebiet der Baiuwaren, was auch die
patronymische Ortsnamensgebung, die auf Siedlungsgründer mit deutschen Wurzeln
hinweist, bestätigt (z. B. Engelsdorf, Hartmannsdorf etc.). Friesach war bis zum Ende
des 12. Jahrhunderts auch ein Gegendname für das gesamte untere Metnitztal, was
bei der Interpretation von mittelalterlichen Quellen immer bedacht werden muss. (3)

Der für Friesach so entscheidende Einfluss des Erzbistums Salzburg begann im 9.


Jahrhundert, als König Ludwig der Deutsche in einer Urkunde vom 20. November 860
der Salzburger Kirche Güter schenkte, die Salzburg bereits als Lehen besessen hatte,
dabei auch einen Hof ad Friesah; (4) seit dem Ende des 10. Jahrhunderts, mit der
Besitzbestätigung durch Kaiser Otto II, blieb das Erzstift im Besitz von Gütern im
Friesacher Raum. (5) Da eine Kirche bei Friesach nicht ausdrücklich in dieser Urkunde
angeführt wurde, ist in der Forschung umstritten, ob zu dieser Zeit bereits eine Kirche
bestanden hat. Erst fast 70 Jahre später, im Jahr 927, erhalten wir Nachricht von einer
Kirche beim Hof Friesach. (6) Es ist zu vermuten, dass der karolingische Gutshof ad
Friesah sich auf dem Areal des heutigen Fürstenhofes befand, doch die genaue
Lokalisierung der 927 genannten Kirche ist unsicher, sie kann ein Vorgängerbau der
Kirche am Petersberg oder der Pfarrkirche St. Bartholomäus gewesen sein. (7)

Neben Salzburg war es vor allem das Bistum Gurk, das bestimmend auf Friesachs
Entwicklung zur Stadt einwirkte: Im Jahr 1028 stellte Kaiser Konrad II. eine Privilegien-
Bestätigung für Graf Wilhelm von Friesach-Zeltschach aus, in der ausdrücklich ein
Markt mit einer Mautstätte im Ort Friesach oder auf einem anderen von Wilhelms
Gütern in dieser Grafschaft erwähnt wird. (8) Dies war die Keimzelle des späteren
Gurker Marktes Friesach. Lokalisiert wurde dieser Markt bereits von August Jaksch im
Bereich des heutigen Grafendorf, etwa eineinhalb Kilometer vom Stadtzentrum
Friesachs entfernt am linken Metnitzufer gelegen. (9) Nach der Verlegung des Marktes
an die Stelle des heutigen Friesach blieb davon keine Spur, ein Indiz, dass es sich bei
diesem Markt nur um eine einfache Siedlung gehandelt hatte, die vielleicht mit
Palisaden oder Erdwällen umgeben war, aber nicht mit einer Mauer. Im Gegensatz zu
anderen Siedlungsverlegungen bildete sich hier auch kein „Altenmarkt” aus. Die hl.
Hemma, Witwe nach Graf Wilhelm, schenkte ihre Güter und damit den Markt Friesach
dem von ihr gegründeten Nonnenkloster in Gurk, das 1072 von Erzbischof Gebhard
zur Ausstattung des Bistums Gurk verwendet wurde.

Mit Erzbischof Gebhard, der im Investiturstreit auf der Seite von Papst Gregor VII.
stand, beginnt die Ausbauphase von Friesach zum salzburgischen Stützpunkt durch
ein einschneidendes Ereignis, das die Notwendigkeit von starken Befestigungen vor
Augen führte: Im Jahr 1076 wurde das salzburgische Friesach von Graf Adalbero,
einem Traungauer und Parteigänger Kaiser Heinrichs IV, niedergebrannt.

Neben den Festungen Hohensalzburg und Hohenwerfen ließ nun Gebhard auch eine
Burg in Friesach, wahrscheinlich den Petersberg, errichten oder bereits vorhandene
Befestigungen verstärken. Dabei dürfte es sich um einfache Holzbauten gehandelt
haben, die den Schutz der salzburgischen Güter in Kärnten und der Alpenpässe
übernehmen konnten. (10) Der Gurker Markt Friesach bei Grafendorf wurde 1124 bei
Auseinandersetzungen zwischen den Gurker Bischöfen mit Engelbert von Spanheim
zerstört und mit dem salzburgischen Friesach vereinigt; dabei wurde auch das
Marktprivileg aus dem Jahr 1016 übertragen.

Die Märkte des hohen Mittelalters und die Stadtwerdung

So entstanden auf dem heutigen Stadtgebiet zwei Märkte mit unterschiedlicher


Herrschaft, der Gurker Markt im Süden und der nördliche Salzburger Markt. Die
Grenzlinie zwischen den Markthälften verlief von der Kirche St. Peter auf dem
Petersberg gerade durch den Hauptplatz über die heutige Bahnhofstraße zur Metnitz.
Salzburg und Gurk setzten beide ihre eigenen Amtsträger, Richter und Mautner, ein.
(11) Der Gurker Markt erstreckte sich vor allem im Bereich der Herrengasse, die mit
ihrer Breite nach dem Grundriss eines alten Straßenmarkts geformt ist, und lag somit
unterhalb des Virgilienbergs, auf dem sich möglicherweise der Sitz eines Gurker
Ministerialen oder vielleicht auch die im Jahr 1212 genannte Burg des Bistums Gurk
befand. (12) Der salzburgische Markt umfasste vor allem den Bereich vom Fürstenhof,
dem alten Salzburger Besitz, bis zum Hospiz, das ungefähr an der Stelle des heutigen
„Hemmahauses” in der Neumarkter Straße bestand. Unterhalb des Petersbergs, um
die Pfarrkirche, errichteten geistliche Institutionen sowie Ministerialenfamilien ihre
Freihäuser. Neben den beiden Chorherren-Stiften St. Bartholomäus und St. Virgil
sowie den Niederlassungen der Orden, die später noch ausführlich behandelt werden,
besaßen der Johanniterorden, die Bistümer Gurk, Lavant und Seckau, die Domkapitel
von Salzburg und Gurk sowie die Klöster St. Peter in Salzburg, Admont und Viktring
noch Häuser in der Stadt. Vor der Erbauung der Kirche St. Bartholomäus und der
Anlage des Friedhofs führte die Straße in einer direkten Verbindung von der Wiener
Straße im Salzburger Markt zur Herrengasse im Gurker Markt, danach wurde eine
Neuanlage notwendig. (13) Der heutige Straßenverlauf der Wiener Straße vorbei an St.
Bartholomäus durch das Areal des Friedhofs wurde erst um 1850 trassiert, diesem
Bauvorhaben musste der alte romanische Karner weichen, der 1845 abgerissen
wurde. Ein neuer Hauptplatz wurde erst in der Mitte des 13. Jahrhunderts quer zur
Hauptdurchzugsstraße im Verlauf Wiener Straße – Herrengasse angelegt, der damit
zerschnitten wurde. (14) Dieser Bereich um den Hauptplatz wurde erst später dichter
besiedelt, als die beiden Markthälften zur Stadt zusammenwuchsen.

Bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts entwickelte sich aus den beiden Markthälften
eine Stadt, ohne dass diese aber je durch eine Stadtrechtsverleihung urkundlich dazu
erhoben worden wäre, wobei sich Salzburg als Stadtherr gegenüber Gurk durchsetzen
konnte. Seit dem 13. Jahrhundert gab es nur mehr von Salzburg eingesetzte
Stadtrichter; obwohl die Gurker Bischöfe im 12. Jahrhundert nicht vor
Urkundenfälschungen zurückschreckten, um ihre Ansprüche auf Friesach zu
untermauern – schließlich standen neben dem Markt auch Rechte an Bergbau und
Münzprägung auf dem Spiel –, setzte Salzburg schließlich seine Ansprüche gewaltsam
durch. Die endgültige Verdrängung Gurks erreichte Erzbischof Eberhard II. Ein äußeres
Zeichen dafür ist die von ihm gegründete Propstei am Virgilienberg, die sich mitten in
der Gurker Markthälfte befindet. Im Jahr 1232 gab Gurk schließlich seine
Herrschaftsrechte in Friesach auf. Der Elekt Philipp von Spanheim konnte 1248 die
Stadt uneingeschränkt als civitas nostra bezeichnen. (15)

Der langsame Prozess der Stadtwerdung lässt sich heute nur durch einige Nennungen
in den Quellen verfolgen: In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts treten anfangs
immer cives in Verbindung mit forum auf, die ab den 60er Jahren auch burgenses
genannt wurden. Als cives ohne weiteres Attribut scheinen Friesacher Einwohner
erstmals im Jahr 1202 auf, im Jahr 1215 ist Friesach selbst erstmals als civitas, als
Stadt, charakterisiert und ist damit die älteste Stadt Kärntens. (16) Erst mit der
Urkunde vom 29. Juli 1339 verlieh dann Erzbischof Heinrich von Salzburg an Friesach
das Stadtrecht; dieses Stadtrecht wurde 1346 auch an Gmünd übertragen. (17) Von der
Mitte des 13. Jahrhunderts an gibt es Nachrichten über die Existenz eines Rates, der
gemeinsam mit dem Stadtrichter die Verwaltungsaufgaben erfüllte; ebenfalls aus
dieser Zeit, nämlich aus dem Jahr 1261, stammt das Stadtsiegel, das öffentliche
Symbol der Selbstverwaltung. In Friesach konnte sich ein ausgeprägtes Patriziat aus
Salzburger und Gurker Ministerialenfamilien, Fernhändlern und Gewerken etablieren,
die die Stellen im Rat besetzten und auch des öfteren den Stadtrichter stellten. Der
Stadtrichter wurde vom Stadtherrn, dem Erzbischof von Salzburg, eingesetzt und übte
auch die hohe Gerichtsbarkeit bis zum Jahr 1458 unter der Aufsicht des Landrichters
am Krappfeld aus, erst dann erhielt sie die Stadt vollständig übertragen. Anfangs
wurden erzbischöfliche Ministerialen für dieses Amt ausgewählt, erst später auch
Bürger dazu bestellt. Über die Zusammensetzung des Rats im Mittelalter ist wenig
bekannt, er wurde vor allem aus der Oberschicht gebildet; Ogris sieht aber auch
Hinweise auf eine Beteiligung von Handwerkern bei Ratsgeschäften. (18) In der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind deutliche Emanzipationsbestrebungen der
Stadt vom Stadtherrn zu bemerken, da der Richter zu dieser Zeit vom Rat gewählt
wurde. Nach wenigen Jahrzehnten, am Beginn des 16. Jahrhunderts, wurde die
bürgerliche Selbstverwaltung wieder zurückgenommen, indem eine Ratsstelle für den
erzbischöflichen Vizedom reserviert wurde. Bis 1600 erfolgte die Repräsentation der
Städte im Landtag durch ihre Stadtrichter, dann kam es zu einer weiteren
Beschneidung der städtischen Rechte, indem sie nur mehr durch die Vizedome der
Stadtherrn vertreten wurden. Außerdem ließ der Erzbischof alle wichtigen
Amtshandlungen nur unter Aufsicht des Vizedomverwalters im Rat zu, dem der
Stadtrichter Treue und Gehorsam schwören musste. Gewählt wurde der Stadtrichter
immer am 22. Februar. Das verarmte Bürgertum hatte keinerlei Möglichkeit, seine
Rechte und ein Maß an Selbstverwaltung zu behaupten. (19)

Die Wirtschaftsentwicklung im Mittelalter

Handwerker und Kleingewerbetreibende hatten im Mittelalter kaum Zugang zum Rat,


erst mit dem wirtschaftlichen Niedergang der Stadt in der Neuzeit konnten
Handwerker Ratsstellen besetzten, da es keine vermögende Oberschicht mehr gab.
Topographisch schieden sich die Wohnbereiche der Oberschicht deutlich von jenen
der einkommensschwächeren Bewohner: In der heutigen Wiener Straße, dem
Hauptplatz und der Herrengasse befanden sich die geistlichen Freihäuser und Häuser
des Patriziats, in den Seitengassen wie Fleischbankgasse oder Kothgasse und in den
Vorstädten die Häuser der Handwerker und Kleinhändler; im Laufe des 16.
Jahrhunderts übernahmen dann Handwerker auch Wohnstätten im Stadtzentrum. (20)

Über Handwerk und Gewerbe im Mittelalter ist wenig bekannt. Ogris hat in seinem
Buch über die Bürgerschaft in den Kärntner Städten zahlreiche Quellenbelege für die
einzelnen Berufe aufgelistet: Zwischen 1149 und dem Ende des 12. Jahrhunderts sind
in Friesach cadmiarii, vermutlich Erzarbeiter, bezeugt, auch sind im Jahr 1149 ein
Witomer faber (Schmied) und weiters um 1160 bis 1170 ein Bäcker, zwei Kürschner,
ein Löffelerzeuger (Drechsler?), ein Silberschmied und ein Fleischhauer, 1166 ein
Zimmermann sowie 1255 ein Schuster genannt. In einer Urkunde von 1241 dienten
Brottische auf dem Markt am heutigen Hauptplatz als Ortsangaben, 1265 scheinen
ein Goldschmied, 1286 ein weiterer Schuster und ein Koch auf. In der ersten Hälfte
des 13. Jahrhunderts sind zwei absolute Spezialisten genannt, die in mittelalterlichen
und auch in frühneuzeitlichen Städten selten anzutreffen waren, nämlich
Spiegelmacher. (21) Auch bedeutende Kunsthandwerker, wie Goldschmiede oder der
Maler Konrad von Friesach, der das berühmte Gurker Fastentuch schuf, und seine
Söhne, waren im Mittelalter in Friesach bekannt. Für das körperliche Wohlbefinden
gab es zwei Badstuben, eine in der Lange Gasse und eine weitere beim Neumarkter
Tor. Schon aus dieser kurzen, unvollständigen Aufstellung kann man erkennen, dass
neben den Gewerbetreibenden, die die für den täglichen Bedarf notwendigen
Lebensmittel und Güter herstellten, wie Schuster, Bäcker, Fleischhauer oder Koch,
auch einerseits Fachleute in Friesach ansässig waren, wie solche für den Bergbau und
die Metallverarbeitung, andererseits auch Hersteller von Luxuswaren wie Maler,
Drechsler, Spiegelmacher und Kürschner, die wohl die Ansprüche einer gehobenen
Klientel aus Adel und Geistlichkeit befriedigen konnten.

Als erste Bruderschaft ist der Zusammenschluss von Bürgern in der Schuster- und
Ledererbruderschaft überliefert (1220/1235), (22) deren Statuten von Erzbischof
Eberhard II. bestätigt wurden. Diese Bruderschaft war keine Zunft im Sinne eines
Regulierungs- und Ordnungsinstruments für ein Handwerk, sondern hatte eine
ausgeprägte religiöse Zielrichtung, wie dies bei mittelalterlichen Vereinigungen sehr
häufig anzutreffen ist, daher konnten neben Handwerkern auch Mitglieder aus der
Oberschicht beitreten, was wiederum der Bruderschaft eine solide wirtschaftliche
Basis verlieh. (23) Erst rund zweihundert Jahre später, 1432, lässt sich mit der
Kürschnerbruderschaft die nächste Berufsgruppe in Friesach festmachen. Keine Basis
im Handwerk hatte die Johannes- oder Bürgerbruderschaft, die sich aus Mitgliedern
der Oberschicht von Fernhändlern und Kleinadeligen zusammensetzte, die als
vordergründig religiöse Bruderschaft wohl auch gesellige und politische Funktionen
erfüllte.

Aus dem 13. Jahrhundert ist eine zunftmäßige Einigung von Mühlherren bekannt
(1297). In der Urkunde vom 17. September 1297 sind zwei der zahlreichen Mühlen
entlang des Mühlbachs genannt, eine hinder der prediger chor (Dominikanerkirche)
und eine pei dem tor under dem Geyersperg (beim Äußeren Neumarkter Tor
unterhalb der Burg Geiersberg). (24) Mühlbach und Olsa betrieben zahlreiche Mühlen,
wobei die meisten im Besitz von geistlichen Institutionen wie dem Deutschen Orden
standen. Ab dem späten Mittelalter nutzten noch andere Betriebe wie Sägen die
Wasserkraft des Mühlbachs. Die Vizedomamtsrechnung zählt im Jahr 1798 eine Säge,
fünf Mühlen, vier eisenverarbeitende Betriebe, vier Leder- und eine Lodenstampfe
auf. (25) Wenige Jahrzehnte später sind im Bauparzellenprotokoll des Franziszeischen
Katasters von 1828 vier Mehlmühlen, zwei Sägemühlen, zwei Schmieden und ein
Hochofen in Olsa eingetragen. (26)

Friesach konnte bis in das 14. Jahrhundert seine Stellung als Handelszentrum von
überregionaler Bedeutung auf der Route von Österreich und der Obersteiermark
nach Venedig ausbauen, wobei von den Friesachern selbst vor allem Eisen und Wein
verhandelt wurden. Allerdings sind keine mittelalterlichen Jahrmarkts- und
Wochenmarktsprivilegien überliefert, da durch die vielen Stadtbrände ein völliger
Urkundenverlust eintrat. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war Friesach
wirtschaftlich so bedeutend, dass Friesacher Münzfuß, Maß, Elle und Gewichte in
ganz Kärnten verwendet wurden. Mit dem Übergang Kärntens an die habsburgischen
Herzöge konnten die Salzburger Städte der wirtschaftlichen Konkurrenz der
landesfürstlichen Städte nicht mehr standhalten, da diese nun vom Landesfürsten
gefördert und privilegiert wurden. Mit dem Verzicht auf die Landeshoheit in Kärnten
zugunsten der habsburgischen Herzöge durch den Rezess vom Jahr 1535 verloren die
Salzburger Erzbischöfe auch ihr Interesse an Friesach.
Obwohl die Stadt Mautrechte und das Niederlagsrecht besaß, das nach dem Versuch
durch die habsburgischen Herzöge, das Niederlagsrecht nach Neumarkt in der
Steiermark zu verlegen, in einem Vertrag von 1458 ganz Friesach zugesprochen
wurde, vermochten es die Bürger nicht, die Vorteile dieses Privilegs zu nutzen.
Friesach wurde von einer aktiven Handelsstadt im Mittelalter zur bloßen
Durchgangsstation in der Neuzeit. Durch Friesach wurden hauptsächlich Luxusgüter,
wie Gewürze, kostbare Stoffe, Olivenöl oder Wein aus dem Süden und aus dem
Norden vor allem Eisen, Wachs, Leinen und Steyrer Messerwaren geführt. (27)

Das zweite wirtschaftliche Standbein für die Prosperität Friesachs im Mittelalter war
der Metallbergbau mit den damit verbundenen Wirtschaftszweigen der
Holzwirtschaft, Köhlerei und Verhüttung, sowie die Prägung der berühmten
Friesacher Münze. Der Silber- und Eisenbergbau in den Revieren um Friesach reicht
bis ins frühe Mittelalter und weiter zurück, wobei die genaue Position der
mittelalterlichen Gruben weitgehend unbekannt ist. Im 12. und 13. Jahrhundert
betrieben die einzelnen Herrschaften, vor allem die Bistümer und Klöster,
Silberbergbau, nämlich das Bistum Gurk und das Seckauer Domkapitel am Dobritsch,
das Gurker Domkapitel am Höllein und Gulitzen, das Kloster Admont am Zossen,
Pressen und Ratteingraben, wobei die meisten Reviere aus dem Besitz der hl. Hemma
stammten. Der Streit zwischen Salzburg und Gurk um das Bergregal zog sich durch die
gesamte zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts, bis Erzbischof Adalbert seine Ansprüche
aufgab und sich 1193 mit Admont und 1199 mit dem Gurker Domkapitel einigte. Die
Prägung des Friesacher Pfennigs in Friesach durch Salzburg begann zwischen 1125
und 1130, etwa gleichzeitig als der Ausbau der Burg und des Doppelmarktes einsetzte.
Es ist zu vermuten, dass die ersten Münzmeister aus dem Rheinland stammten, da
der Friesacher Pfennig anfänglich nach dem Kölner Münzfuß ausgeprägt wurde. Als
Zeuge in Urkunden ist auch immer wieder ein Cunradus Coloniensis genannt, der
wohl aus Köln kam und möglicherweise als Spezialist für die Münzprägung nach
Friesach geholt wurde. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts war der Friesacher
Pfennig eine der Leitwährungen im südöstlichen Alpenraum, seine Verbreitung
reichte von Ungarn über Österreich, die Steiermark und Kärnten bis nach Oberitalien
und Slowenien, bis ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch den sinkenden
Ertrag der Silbergruben und durch das Eindringen fremder Münzen wie Wiener
Pfennige oder Agleier der Erfolgsgeschichte des Friesacher Pfennigs ein schleichendes
Ende bereitet wurde. Die letzte Nachricht vom Friesacher Pfennig stammt aus dem
Jahr 1355. Die Bergbauunternehmer, die Gewerken, waren zu einem großen Teil
Angehörige der Friesacher Oberschicht, was aus Nennungen in Urkunden immer
herauszulesen ist: Man findet dort häufig Beinamen wie monetarius – Münzmeister,
trapezita – Geldwechsler, cadmiarius – Bergbauunternehmer, Grubenmeister (?),
argentarius – Wechsler und smelzer– Silberschmelzer. (28) Ob sich die Münzstätte im
Fürstenhof oder auf der Burg Petersberg befand, kann heute nicht mehr festgestellt
werden.
Friesach war als Münzstätte eine der bedeutendsten Städte des Salzburger Erzstifts
und wurde im 12. und 13. Jahrhundert zur erzbischöflichen Residenz und zum
Verwaltungsmittelpunkt für den Besitz in Kärnten ausgebaut.

Darüber hinaus entwickelte sich die Stadt bis zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
zum Zentrum für Geld und Kreditwesen in diesem Raum, besonders auch durch die
Ansiedlung von jüdischen Bankiersfamilien. Bereits im Jahr 1124 wurde bei einer
Ortsangabe in einer Admonter Traditionsnotiz von ad illum locum qui dicitur via
Judeorum gesprochen, wobei die Lesung via = Weg, Straße unsicher ist und von Jaksch
und Hauthaler auf villa Judeorum = Judendorf verbessert wurde. Es kann sich aber
durchaus bereits um eine Judenstraße in Friesach gehandelt haben. Jedenfalls ist für
das Jahr 1255 jüdischer Besitz in Friesach nachweisbar. Im 13. Jahrhundert sind die
Quellen für die Existenz von jüdischen Familien, die im Geldgeschäft und in der
Verwaltung tätig sind, sehr ausführlich. Bekannt ist etwa im Jahr 1283 der Jude Isaak,
der als Finanzier des Erzbischof Friedrich II. von Walchen tätig und in die
erzbischöfliche Verwaltung integriert war. Im 14. Jahrhundert sind drei große
Bankiersfamilien in Friesach sesshaft, die Familien Häslein, Nachman und Abrech,
sowie weitere kleinere Geldleiher und -wechsler. Mit geschätzten 100 bis 150
Mitgliedern beherbergte Friesach die bedeutendste Judengemeinde in Kärnten. Mit
dem Niedergang der Münzstätte erfolgte auch eine langsame Abwanderung der
Juden, die sich besonders ab dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts verstärkte. Im
Jahr 1404 kam es im gesamten Erzstift Salzburg nach Vorwürfen von Ritualmord und
Hostienschändung zur Vertreibung von jüdischen Gemeinden, zuerst in den Städten
Salzburg und Hallein, dann auch in Friesach. Mit dem Ende der jüdischen Gemeinde
kam auch das Ende der Vormachtstellung Friesachs in Bank- und Geldgeschäften. (29)
Die Synagoge ist lokalisierbar bei der heutigen Liegenschaft Neumarkter Straße Nr. 5.
Nach 1404 wurde sie zur Kapelle bzw. Kirche Johannes d. Täufers umgebaut, (30) die
sich im Besitz der Johannes- oder Bürgerbruderschaft befand. Nachdem die
Bürgerbruderschaft im Jahr 1783 aufgehoben worden war, erfolgte die Profanierung
der Kirche im Jahr 1828. (31) Der jüdische Friedhof befand sich außerhalb der Stadt in
nördlicher Richtung auf der gegenüberliegenden Talseite bei Judendorf.

Befestigungsanlagen und Burgen

Eines der Hauptmerkmale der mittelalterlichen Stadt und sicherlich jenes, mit dem
sie sich am meisten von ihrer bäuerlichen Umgebung abhob, war die Stadtmauer.
Friesach ist in dieser Beziehung ein absoluter Sonderfall. Wohl ist bei einigen
österreichischen Städten ein zweimaliger Bau bzw. die Erweiterung ihrer
Ummauerung bekannt, wobei die jüngere immer einen größeren Umfang hatte als die
ältere, um den Raumbedürfnissen der expandierenden Stadt Rechnung zu tragen. (32)
Hier gibt es aber eine ältere Mauer, die länger ist als die jüngere. Das ummauerte
Areal wurde absichtlich verkleinert. Die ältere Stadtmauer entstand etwa um 1200 als
einfache Ringmauer. Sie ist heute nur mehr in Resten als Ummauerung des
Dominikanergartens erhalten (dort fast in ihrer ursprünglichen Gestalt sichtbar), im
südlichen (bei Parzelle 343) und östlichen Teil (bei den Parzellen 245 und 246) stehen
nur mehr Bruchstücke, die nicht mehr die originale Höhe aufweisen. Ihr Verlauf ging
vom älteren St.-Veiter-Tor, wobei der Anschluss an den Virgilienberg nicht mehr
rekonstruierbar ist, an der Außengrenze der Bauparzelle 157 und der Grundparzellen
245, 246, 247, 248 und 251, bog bei Parzelle 252 nach Norden und verlief weiter im
Bereich der heutigen Schellengasse nach Norden fort. Nach der Stadtgrabengasse ist
sie als Gartenmauer des Dominikanerklosters deutlich zu sehen, dann querte sie die
Neumarkter Straße und führte zur Burg Lavant hinauf. Ein Tor stand in der heutigen
Bahnhofstraße, ein weiteres, 1297 als Predigertor genannt, in der heutigen
Stadtgrabengasse an der Ecke des Dominikanergrundes, und an der Neumarkter
Straße stand das Ältere Neumarkter Tor. In einer Erweiterung aus der Mitte des 13.
Jahrhunderts wurde die Mauer von der Nordecke des Dominikanergartens dem
Mühlbach entlang bis zur Burg Geiersberg gezogen, wobei ein Tor, das obere thor
unter dem Geyersperg oder Äußere Neumarkter Tor, den Durchgang Richtung
Neumarkt ermöglichte. Damit wurde die Burg Geiersberg in die Stadtbefestigung
miteinbezogen. Der Mauerverlauf in diesem Bereich vom Mühlbach zur Burg hinauf
ist heute nicht mehr nachvollziehbar, da das Gelände dort in der Neuzeit stark
verändert wurde. Im Bereich des Sackes, zwischen Petersberg und Virgilienberg, sind
von der Mauer nur mehr Fragmente in der Sakristeimauer der Seminarkirche und in
der Westwand des Hauses Sackgasse 1 erhalten, ihr Verlauf in diesem Bereich kann
nicht mehr genau rekonstruiert werden. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
wurde dieser Mauerabschnitt durch die Errichtung des ersten Turmes der
Rotturmanlage direkt oberhalb der Klosteranlage im Sack verstärkt. Die großzügige
Ummauerung stellte sich jedoch als zu optimistisch berechnet heraus: Sie konnte
nicht adäquat verteidigt werden und die Stadt vor der dreimaligen Eroberung und
Brandschatzung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bewahren. 1275 wurde die
Stadt von Truppen Ottokars II. eingenommen, da Erzbischof Friedrich II. auf Seiten
Rudolfs von Habsburg kämpfte, sowie 1286 und 1292 von Herzog Albrecht I. während
seiner Fehde mit Erzbischof Rudolf I. In seinem Bericht über das Jahr 1292 schildert
der steirische Reimchronist auch die Eroberung Friesachs und beschreibt, wie die
Männer Albrechts I. die Stadtmauer leicht überwinden konnten – die erste
Ummauerung dürfte also nicht sehr hoch gewesen sein, kein Vergleich zur heute noch
bestehenden Mauer. (33)

Da sich die Wirtschaftsentwicklung Friesachs in der zweiten Hälfte des 13.


Jahrhunderts abgeschwächt hatte, war die mit der ersten Stadtmauer umbaute
Fläche viel zu großzügig bemessen und wurde nicht ausgefüllt. So konnte ohne
Probleme an die notwendige Neugestaltung der Stadtbefestigung geschritten werden,
die zwar massiver, aber deutlich geringer im Umfang als die vorhergehende ausfiel. In
der Literatur wird als treibende Kraft dafür der von 1300 bis 1333 amtierende
Vizedom Gerold angegeben. Gerold entstammte einer Friesacher Ministerialenfamilie,
war erzbischöflicher Schreiber und ab 1314 Propst von St. Bartholomäus. (34) Die
zweite Stadtbefestigung wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begonnen
und durch die Rotturmanlage sowie durch eine Umgestaltung der Burg Geiersberg
verstärkt. Die Anlage besteht talseitig aus der eigentlichen, etwa 10 bis 11 m hohen
Stadtmauer mit einer Mauerstärke von etwa 1,5 m mit einem etwa 15 m breiten und
10 m tiefen Wassergraben sowie einer Zwingermauer aus dem 15. Jahrhundert, die
ursprünglich wie die Hauptmauer mit Zinnen bekrönt war. Der Wassergraben wird
von Quellen gespeist und hat einen Abfluss im Schwemmbach auf der Südseite. Die
Mauer verläuft heute noch vom ehemaligen Standort des Neumarkter Tors zum
Kastengebäude des Fürstenhofs, in den zwei Türme der Stadtmauer eingebaut
wurden, zum Olsator, wobei sich ein Turm in der heutigen Schüttgasse 4 befand (nur
mehr ein Stumpf sichtbar), und dann weiter zur Südostecke, die mit einem Turm
zusätzlich befestigt war. Im weiteren Verlauf zum St.-Veiter-Tor stand noch ein Turm,
der heute in das Haus Untere Kothgasse 3 integriert ist. Neben diesem Turm befand
sich der Ausfluss der städtischen Abwasserrinne in den Graben, von welcher sich der
Name der Kothgasse ableitet. Vom St.-Veiter-Tor verlief die Mauer den Virgilienberg
hinauf, verstärkt durch zwei weitere Türme (heute nur mehr als Reste in den beiden
Häusern Virgilienbergweg 3 und Virgilienbergweg 5 eingefügt), umschloss den
Virgilienberg und erreichte das Heidentor auf der Westseite der Stadt. Dann folgte sie
dem Verlauf der heutigen Lange Gasse, wobei sie abschnittweise noch mit
Zwingermauer und dem an dieser Stelle etwa 20 m breiten Graben rudimentär
sichtbar ist. Von der Lange Gasse mündet sie in die Rotturmbefestigung ein. Wie
erwähnt, wurde der erste und höchste Turm des Rotturms in der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts erbaut. Im frühen 14. Jahrhundert wurde dieser Turm in eine Anlage
aus vier Wehrtürmen und Mauern einbezogen, die die Stadt vor einem bergseitigen
Angriff schützen sollten. Heute sind nur mehr drei Türme erhalten, vom vierten kann
man nur mehr die Basis erkennen. Vom Rotturm führte die Stadtmauer hinunter zum
Sacktor in der heutigen Sackgasse und fand so den Anschluss zu den Befestigungen
des Petersberges. (35) Der Neubau der Befestigung führte auch zu neuen
Benennungen in den Quellen: So wurde zum Beispiel das Zentrum innerhalb der
neuen Befestigung im Jahr 1313 vordere Stadt oder der nördliche Bereich außerhalb
der Mauer, wo sich die Neumarkter Vorstadt erstrecken sollte, im 14. Jahrhundert
oberer markt genannt. (36)

Neben der Stadtmauer trugen die Burgen Friesachs wesentlich zum Schutz der Stadt
bei. Die Burg Petersberg, deren erste Anlage wohl in das 11. Jahrhundert zurückreicht,
wurde von Erzbischof Konrad I. ab etwa 1124 wesentlich ausgebaut. Konrad I. hielt
sich auch sehr gerne in Castro Frisaci auf, also dürfte das Bauvorhaben bereits in den
vierziger Jahren des 12. Jahrhunderts sehr weit gediehen gewesen sein. Heute ist noch
in Ruinen ein Kapellenbau aus dieser Bauphase erhalten, die sogenannte
Gebhardskapelle. Darin befand sich noch ein Zeugnis der Gurker Herrschaft über
ihren Markt, das berühmte Romansfresko (heute vom ursprünglichen Ort
abgenommen und im städtischen Museum in der Rupertikapelle untergebracht):
Dargestellt ist der hl. Roman von Rouen, Namensheiliger von Bischof Roman von Gurk
(1131–1167). Die Vita Konrads I. berichtet, dass der Erzbischof die Burg eher wie den
Palast eines Kaisers als eines Bischofs ausgestattete, und rühmt die
Uneinnehmbarkeit der Burg, da sie von vielen Befestigungsanlagen umgeben sei. Seit
dem 12. Jahrhundert benutzten die Salzburger Erzbischöfe Friesach als eine Art
Nebenresidenz und als Fluchtort bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Im
Mittelalter war die Stadt durch die erzbischöfliche Förderung oft Schauplatz wichtiger
Zusammenkünfte und wird häufig in den Urkunden als Ausstellungsort genannt.
Neben Konrad I. hielten sich zum Beispiel auch die Erzbischöfe Konrad II. häufig oder
Eberhard I. fast jedes Jahr in Friesach auf, auch der Staufer König Konrad III. war bei
der Rückkehr vom zweiten Kreuzzug im Jahr 1149 hier zu Gast. Der mächtige Bergfried
der Burg mit der Rupertikapelle stammt aus der Zeit Erzbischofs Eberhards I., also aus
der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. In seiner heutigen Form ist er teilweise das
Ergebnis einer Renovierung des 20. Jahrhunderts. Er ist über 28 Meter hoch und
verfügt über sechs Geschosse. Aus der Zeit um 1200 stammt auch der sogenannte
Palast Eberhards I., ein repräsentativer Bau, der heute nur mehr in geringen Resten
vorhanden ist. Seine monumentalen romanischen Doppelfenster geben nur mehr
einen schwachen Abglanz der vergangenen Pracht wieder. Neben der
Burghauptmannschaft sind noch die Reste der um 1300 erbauten Küche mit Kamin
und Ausgussstein vorhanden. Der höchste Bereich des Hügelrückens wird vom
Oberhof mit einem dreigeschossigen Wohntrakt eingenommen, der heute für die
Aufführungen der Friesacher Burghofspiele verwendet wird. Zeugnis vom höfischen
Leben im Mittelalter gibt Ulrich von Liechtenstein in seiner Beschreibung des Turniers
in Friesach im Jahr 1224. (37) Für das 14. Jahrhundert ist ein Turnierplatz, eine
rennstrazz, überliefert, der außerhalb der Stadt jenseits der Metnitz in Richtung Olsa
lag. Die Burg wurde noch bis zur Zeit Erzbischof Leonhards von Keutschach am Beginn
des 16. Jahrhunderts durch Wohn- und Befestigungsbauten weiter verstärkt, da die
Türkengefahr verbesserte Befestigungen notwendig machte; sie erwiesen sich in
diesem Fall als ausreichend, da Friesach nie von den Türken eingenommen wurde.
Leonhard von Keutschach war der letzte Erzbischof, der in Kärnten umfangreiche
Baumaßnahmen initiierte. Die Friesacher Stadtbefestigung und der Petersberg
erhielten damals ihre endgültige Gestalt. Friesach diente in der Neuzeit nicht mehr als
Residenz, was den Abstieg der Stadt in die Bedeutungslosigkeit beschleunigte und die
Burg funktionslos werden ließ. Die Rotturmanlage wurde ab dem späten 15.
Jahrhundert militärisch bedeutungslos, als Sitz der Verwaltung wurde hinfort der
Fürstenhof benutzt, und im frühen 17. Jahrhundert wurde den Vizedomen an
Baumaßnahmen am Petersberg nur mehr die Ausbesserung schadhafter Dächer
gestattet. Der verheerende Stadtbrand von 1673 hinterließ auch den Petersberg als
Ruine. (38) Auf dem südöstlichsten Sporn des Petersberges liegt die Kirche St. Peter,
deren Anfänge möglicherweise in karolingische Zeit zurückreichen, obwohl es keine
vorromanischen Bauteile mehr gibt. Ihre Erstnennung erfolgte im Jahr 1130. Sie wird
bis in die frühe Neuzeit hinein als „Pfarre auf der Burghauptmannschaft” bezeichnet,
obwohl die Friesacher Pfarrrechte von St. Bartholomäus ausgeübt wurden. Bei der
Kirche befand sich ein kleiner Friedhof (erste Nennung 1137), der 1887 aufgelassen
wurde. (39)

Die zweite Burg Friesachs, die Burg Geiersberg, liegt etwas nördlich der Stadt und
besteht aus einer rechteckigen Kernburg aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, wobei
der Palas aus dieser Zeit nicht mehr vorhanden ist, mit Zubauten aus dem 13. und 14.
Jahrhundert. In einem Torturm der Ringmauer wurde im 14. Jahrhundert die Kapelle
St. Anna eingebaut. Auch diese Burg war in der Neuzeit dem Verfall preisgegeben,
wurde jedoch am Anfang des 20. Jahrhunderts instandgesetzt und für Wohnzwecke
adaptiert. Der Geiersberg diente im Mittelalter und in der frühen Neuzeit als Residenz
für Salzburger Amtsträger, heute befindet sich die Burg in Privatbesitz. (40)

Die dritte Burg Friesachs ist die Burg Lavant, im 13. Jahrhundert angelehnt an die Burg
Petersberg errichtet, die als Residenz für die Bischöfe von Lavant diente. Lavanter
Besitz ist in Friesach erstmals im Jahr 1293 bezeugt. (41) Die Bischöfe von Lavant
residierten im 14. Jahrhundert hauptsächlich in Friesach; im 15. und 16. Jahrhundert
wurden die Aufenthalte spärlicher. Zwar wurde noch 1561 ein weitgehender Umbau
der Burg Lavant durch Bischof Herkules Rettinger veranlasst, was auf ihre
Residenzfunktion in dieser Zeit deutet, doch stand die Herrschaft Lavant im 16. und
17. Jahrhundert unter der Verwaltung von bischöflichen Pflegern. Nach dem
Stadtbrand von 1673 wurde auf einen Wiederaufbau der Burg verzichtet. Die Lavanter
Bischöfe fungierten im 18. Jahrhundert bis 1803 als Vizedome von Salzburg, hatten als
Sitz aber die Propstei St. Mauriz und Maria Magdalena gewählt. (42) Die Burg besteht
aus einer Vorburg und einer Kernburg mit zwei Trakten. Am westlichen Ende befindet
sich der ehemalige Bergfried, an den die ältere Stadtmauer anstieß; heute ist sie in
Privatbesitz.

Die gut ausgebaute Stadt mit ihren Burgen war für das Territorium der Salzburger
Erzbischöfe in Kärnten ungemein wichtig, militärisch und als Verwaltungszentrale. Die
hervorragende Stellung in der Salzburger Verwaltung nahmen die stiftischen
Ministerialen ein, aus deren Familien die Burggrafen und Vizedome gewählt wurden.
Immerhin war Friesach Amtssitz des Archidiakons für Unterkärnten und Sitz des
Salzburger Vizedoms. Natürlich spielte diese Schicht von Amtsträgern ein wesentliche
Rolle im städtischen Leben. Im Jahr 1170 wurde erstmals ein Fridericus Frisacensis
purchravius genannt. (43) Seit 1267 wurde das Burggrafenamt von den Erzbischöfen
mit Hauptleuten besetzt, die auf dem Petersberg, in der Hauptmannschaft,
residierten. Auf den beiden Burgen und in der Rotturmanlage war ständig eine
militärische Besatzung vorhanden, die aber in Friedenszeiten nach einer Schätzung
von Wadl nicht mehr als ein Dutzend Mann betragen haben dürfte. Im späten
Mittelalter konnten sich die Erzbischöfe jedoch nicht gegen die Territorienbildung
durch die habsburgischen Landesherren in der Steiermark und Kärnten behaupten,
ihre Besitzungen wurden in die habsburgischen
Länder eingebunden und daher für das Erzstift weniger interessant, da sie schließlich
als Enklaven außerhalb des Kernlandes lagen. (44) Der Vizedom in Friesach nahm in
der Verwaltung des Salzburger Erzstifts für Kärnten, Osttirol und den Lungau eine
entscheidende Position ein. Er vertrat auch den Erzbischof im Gericht und im Landtag.
Das Vizedomamt Friesach umfasste 1393 die Ämter Matrei, Stall, Sachsenburg,
Gmünd-Lungau, Tamsweg, Baierdorf, Lavanttal, Lavamünd, Maria Saal, Althofen, die
Städte Friesach und Gmünd sowie die Märkte Althofen und St. Andrä. (45) Der Amtssitz
war im Mittelalter entweder die Burg Geiersberg oder die Hauptmannschaft auf dem
Petersberg, ab dem späten 16. Jahrhundert zogen die Vizedome den komfortableren
Fürstenhof vor. Der Fürstenhof, vermutlich auf dem Grund der ehemaligen
karolingischen Königsschenkung errichtet, war von der frühen Neuzeit an Sitz der
erzbischöflichen Hofhaltung. Im Mittelalter verfügte er über einen sechsgeschossigen
Wohnturm, der noch auf dem Stich von Merian zu sehen ist. Als sogenanntes Hofhaus
blieb der Fürstenhof bis 1804 im Besitz des Erzstifts, kam kurz in Staatsbesitz und
wurde 1826 an einen Privatmann verkauft. Zeitweise war im 19. Jahrhundert hier die
Poststation eingerichtet. Anlässlich der Landesausstellung im Jahr 2001 wurden
Fürstenhof und Hofkasten renoviert und zur Verwendung durch die Stadtgemeinde
bestimmt. Bei dieser Renovierung wurde auch die aus der ersten Hälfte des 14.
Jahrhunderts stammende Virgilkapelle erneuert. Der riesige Hofkasten auf dem
Fürstenhofareal datiert aus dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts und wurde
zwischen zwei bestehenden Wehrtürmen der Stadtmauer errichtet. Er diente als
Stallgebäude und vor allem als Speicher für die Getreideabgaben der Salzburger
Untertanen in Kärnten. Die Zehente in Unterkärnten, aus dem Gebiet um Neumarkt,
in Friesach, Althofen und Maria Saal, insgesamt große Mengen an Getreide, Vieh,
Geflügel und sonstigen Lebensmitteln wurden vom Hofkastenamt verwaltet, das
meist ein Friesacher Bürger bekleidete. (46) Das Stiftsschafferhaus befand sich
vermutlich gegenüber dem Fürstenhof in der heutigen Wiener Straße 5 und 7. (47)

Geistliche Institutionen

Das kirchliche und damit das kulturelle und geistige Leben erlebte in Friesach im
Mittelalter Höhepunkte, was besonders auf die Gründungen der Propsteien St.
Bartholomäus und St. Virgil sowie auf die Ansiedlung der verschiedenen Orden
zurückzuführen ist. Die Propstei St. Bartholomäus wurde 1187 erstmals genannt, als
Erzbischof Adalbert die Pfarrkirche St. Bartholomäus zur Kollegiatskirche erhob, ohne
die Einwilligung seines Domkapitels abzuwarten. Dieses beeinspruchte die Erhebung
beim Papst. Im Jahr 1215 konnte der Streit zwischen Erzbischof und Domkapitel
schließlich mit der Neugründung durch Eberhard II. unter der Zustimmung des
Kapitels beigelegt werden, wobei die päpstliche Bestätigung 1217 durch Papst
Honorius III. erfolgte. St. Bartholomäus ist eine romanische dreischiffige Basilika mit
zweitürmigem Westwerk und gotischem Chor aus dem 14. Jahrhundert, die nach
zahlreichen Bränden und Umgestaltungen 1895 ihr heutiges Aussehen erhielt. Das
Kanonikatshaus des St. Bartholomäus-Kollegiatsstifts sowie der Propsthof befinden
sich in der heutigen Fürstenhofgasse bzw. am Fürsten-hofplatz. Der eindrucksvolle
Propsthof (Wiener Straße Nr. 6) aus dem 15. Jahrhundert war ursprünglich der Sitz der
Familie Thanhausen, kam 1595 an das Bürgerspital und 1653 an das Kollegiatsstift.

Die Anfänge der Propstei St. Virgil auf dem Virgilienberg liegen im Dunkeln. Die
Gründung kann nicht vor 1232, dem Jahr der Heiligsprechung Bischof Virgils, erfolgt
sein. 1239 sind erstmals Kanoniker auf dem Virgilienberg genannt. In das gleiche Jahr
fällt auch die Erstnennung der Propsteikirche St. Virgil, die bereits 1309 durch einen
Brand schwer beschädigt und anschließend wiederaufgebaut wurde. Im Jahr 1786
wurde sie profaniert und von den Bürgern als Steinbruch benutzt. Südlich der Kirche
stand der Propsthof des Kollegiatsstifts, der durch den Brand von 1582 schweren
Schaden erlitt und 1606 abgetragen wurde. Von der mächtigen Gesamtanlage sind
heute nur mehr geringe Reste erhalten, es steht bloß der aus der ersten Hälfte des 14.
Jahrhunderts stammende Chor von St. Virgil aufrecht.

Im 13. und 14. Jahrhundert waren 19 Kanonikatsstellen in beiden Stiften besetzt, das
bedeutete mit den Angehörigen der Orden für eine relativ kleine Stadt wie Friesach
einen sehr großen Anteil von Geistlichen an der Stadtbevölkerung und damit auch ein
hohes Maß an Gelehrsamkeit, da für die Position von Kanonikern ein Studium des
gelehrten Rechts gefordert war. Viele wichtige kanonische Prozesse wurden in
Friesach verhandelt, da man hier auf genügend Fachleute zurückgreifen konnte. Im
Mittelalter beherbergte Friesach Bibliotheken von europäischem Rang, die allerdings
zugleich mit den städtischen Unterlagen in den großen Stadtbränden der Neuzeit
vernichtet wurden. Bereits im 13. Jahrhundert konnte die Existenz einer Schreibschule
nachgewiesen werden, die Kloster- und Stiftsschulen zogen viele Studenten an.
Friesach stand bei der Zahl der Studenten an Universitäten in Kärnten nach Villach an
der zweiten Stelle. St. Bartholomäus unterhielt neben einer Lateinschule im 16.
Jahrhundert auch eine deutsche Schule. (48) Das geistliche Leben in den Propsteien
geriet im 16. Jahrhundert immer mehr in eine Krise, die durch die schlechte
wirtschaftliche Situation aufgrund der hohen Türkensteuern empfindlich verschärft
wurde. (49)

Die erste Kirche im Sack mit dem Patrozinium Maria unter dem Berg (genannt 1194)
war eine Gründung der Zisterze Viktring, die dort auch eine Niederlassung besaß,
aber ihr Haus nach dem Stadtbrand von 1215 aufgab. Als Erzbischof Eberhard II. 1217
den Dominikanerorden nach Friesach berief, wurde ihm die Kirche im Sack als
Heimstätte angewiesen. Doch das damit verbundene Klostergebäude genügte den
Bedürfnissen der Brüder nicht, daher erfolgte 1255 die Verlegung des Klosters an die
heutige Stelle. Während der Betreuung durch die Dominikaner nahm man 1238 ein
angebliches Heiligenblutwunder zum Anlass für einen Patroziniumswechsel zu einer
Heiligenblutkirche. An ihrem neuen Standort in der Neumarkter Vorstadt erbauten
die Dominikaner eine neue große Kirche und ein Konventgebäude mit ausreichendem
Platz. Die Dominikanerkirche St. Nikolaus, eine frühgotische Basilika, wurde nach den
Regeln der Bettelorden für den Kirchenbau einfach und schmucklos errichtet und
besitzt daher auch keine Türme, sondern nur einen Dachreiter. In der Blütezeit des
Konvents, im 13. und 14. Jahrhundert, lebten hier bis zu hundert Mönche, während es
in der frühen Neuzeit zu einem großen Einbruch kam und kaum mehr genug
Ordensangehörige vorhanden waren, um das Kloster zu betreuen, bis die
Gegenreformation wieder einen Umschwung brachte. In Friesach wirkten die
Dominikaner als Seelsorger und betrieben auch eine lateinische und eine deutsche
Schule. Im 19. Jahrhundert kam es wieder zu einem Verfall des klösterlichen Lebens,
sodass das Kloster 1858 an Dominikanerinnen verpachtet wurde. Mit deren Umzug in
das ehemalige Schloss Neu-Lavant kam es 1890 zu einer Wiederbelebung durch den
Männerorden. (50)

Nachdem die Dominikaner das Kloster im Sack verlassen hatten, kamen vermutlich
um die Mitte des 13. Jahrhunderts Zisterzienserinnen aus dem Konvent Greith bei
Neumarkt nach Friesach in den Sack, wobei die wirtschaftliche Lage dieser Ansiedlung
nicht sehr gut gewesen sein dürfte. Es wird vermutet, das der Konvent neben seinen
religiösen Pflichten sich auch der Erziehung von Mädchen widmete. Am Beginn des
17. Jahrhunderts wurde das Kloster nach langjährigem Streit aufgehoben, und
Erzbischof Wolf Dietrich übertrug die Klostereinkünfte an das Kollegiatsstift St.
Bartholomäus mit dem Auftrag, ein Priesterseminar einzurichten. Aus
Studentenmangel blieb dem Seminar ein Erfolg versagt, es musste bereits 1628
aufgegeben werden. Die Kirche, ein einschiffiger gotischer Bau, wird seitdem auch
Seminarkirche genannt. Die Klostergebäude wurden 1673 abgetragen. Heute sind nur
mehr spärliche Reste der Westmauer mit Rundbogennischen zu erkennen. (51)

Erzbischof Eberhard II. siedelte auch vor 1213 den Deutschen Orden in Friesach an,
möglicherweise zur Betreuung des Pilgerhospiz St. Maria Magdalena, da der Streit
zwischen Erzbischof und Domkapitel um das Kollegiatsstift St. Bartholomäus, das zur
Betreuung des Hospiz vorgesehen war, eine wirksame Verwaltung durch das
Kollegiatsstift verhinderte. Das Hospiz war ursprünglich als xenodochium in der
Neumarkter Vorstadt im Jahr 1121 von Erzbischof Konrad I. eingerichtet worden und
sollte sich unter der Obhut des Stifts Admont der Fürsorge von Pilgern widmen. Der
deutsche Orden blieb nur wenige Jahrzehnte in der Neumarkter Vorstadt, in der Mitte
des 13. Jahrhunderts übersiedelte die Kommende mit dem Spital in die St-Veiter-
Vorstadt zur Kirche St. Blasius, wo sich wahrscheinlich auch ein alter Admonter
Stützpunkt befunden hatte, und richtete dort sein reich dotiertes Haus ein. Die
Deutschordenskirche ist im Kern eine romanische Anlage mit gotischem Chor, die im
18. Jahhundert dem Geschmack der Zeit gemäß innen barockisiert wurde. Auch der
baufällige Turm wurde damals neu errichtet. Bald schon kam der Orden in Konflikt
mit den Bürgern, da die Kommende vollständig von städtischer Gerichtsbarkeit und
Steuern befreit war und außerdem unbeschränkte Ausschankgerechtigkeit ausübte.
Zudem wurde dem Deutschen Orden 1327 das Niedergericht in der St.-Veiter-Vorstadt
verliehen. Trotz seiner Rechte und guten wirtschaftlichen Lage vernachlässigte der
Orden bald das Hospital. Erst im 19. Jahrhundert kam es zum Wiederaufbau unter
dem Komtur Graf Eduard Gaston von Pettenegg: Er ließ die Kirche ab 1880 renovieren,
berief Deutschordensschwestern und errichtete das Spital. Nach umfangreichen
Modernisierungsarbeiten im 20. Jahrhundert wurde es zu einem vollwertigen
Krankenhaus mit angeschlossenem Gesundheitshotel ausgebaut, das heute der
größte Arbeitgeber in der Gemeinde ist. (52)

Nach der Übersiedlung des Deutschen Ordens von der Neumarkter Vorstadt in die St.-
Veiter-Vorstadt übernahm im Jahr 1272 der nichtregulierte Frauenorden der
Maurizianerinnen oder Beginen die freigewordenen Gebäude und die Kirche St. Maria
Magdalena. Seit dieser Zeit wurde die Kirche mit dem Doppelpatrozinium St. Mauriz
und Maria Magdalena bezeichnet. Die Maurizianerinnen wurden kirchlich nie
genehmigt, wurden von Papst Klemens V verboten und 1323 von Erzbischof Friedrich
III. in Friesach aufgehoben. Statt dessen richtete der Erzbischof dort ein
Augustinerinnenkloster ein, das im 14. Jahrhundert seine Hochblüte erlebte, jedoch
mit einem Brand von 1423 und dem darauf folgenden Verfall des klösterlichen Lebens
ein rasches Ende fand. 1464 hob Erzbischof Burkhart II. das Augustinerinnenkloster
auf und berief stattdessen Augustiner, deren Stift allerdings kein langer Bestand
beschieden war, denn es wurde schon 1513 von Leonhard von Keutschach wieder
aufgehoben. Danach bestand die Propstei St. Mauriz und Maria Magdalena nur dem
Namen nach weiter, die Propstei wurde als reine Titularpropstei mit ihren reichen
Pfründen an Salzburger Kapitelherren bzw. im 17. Jahrhundert an die Bischöfe von
Seckau übertragen. 1780 erhielt die Propstei der Bischof von Lavant – daher ist die
Anlage als Schloss Neu-Lavant bekannt. Die Kirche selbst überstand einen Brand im
Jahr 1804 nicht. 1887 übersiedelten die Dominikanerinnen vom alten
Dominikanerkloster hierher und richteten den Konvent zum Hl. Josef ein, wo sie eine
Mädchenvolksschule (ab 1925 auch mit Hauptschule) führten. Nach 1945 wurde eine
Haushaltungsschule eingerichtet. 1988 entstand hier das Wohn- und Pflegeheim
„Hemmahaus” für behinderte Kinder und alte sowie pflegebedürftige Personen,
geführt von der Kärntner Caritas und der Diözese Gurk. (53)

Friesach beherbergte im hohen und späten Mittelalter so viele Weltpriester, Mönche


und Nonnen wie keine andere Kärntner Stadt und wurde im Erzstift Salzburg in dieser
Beziehung nur von der Stadt Salzburg übertroffen. Die Tatsache, dass Friesach aber ab
dem 14. Jahrhundert von den Erzbischöfen nicht mehr als Residenz verwendet wurde,
hatte auch Einfluss auf die Kleriker: Die Bestausgebildeten und Fähigsten verließen
Friesach immer mehr zugunsten der Stadt Salzburg, wo sie am erzbischöflichen Hof
Karriere machen konnten. Die geistlichen Institutionen spielten natürlich nicht nur
für das geistige und kulturelle Leben, sondern auch für die Wirtschaft und die soziale
Struktur der Stadt eine ganz wichtige Rolle. Daher traf der Niedergang dieser
Einrichtungen die Stadt auch in ihrer sozialen und ökonomischen Entwicklung schwer.

Städtische Einrichtungen sind aus dem Mittelalter kaum bekannt. Das Bürgerspital
„Zu den Zwölfboten” ist erstmals 1435 urkundlich genannt, dürfte aber älter sein. Es
befand sich vermutlich im Haus Herrengasse 11, gegenüber der Spitalskirche „Zu den
Zwölfboten”, und existierte wahrscheinlich bis zum Stadtbrand von 1582. Danach
wurde ein neues Bürgerspital in der Neumarkter Vorstadt, das Haus Neumarkter
Straße 22, erbaut, das dort bis 1783 bestand. Die Spitalskirche in der Herrengasse
wurde 1787 profaniert. Im Jahr 1793 brachte man das städtische Theater hier unter,
dessen Einkünfte dem Friesacher Armeninstitut zugute kamen. Am Anfang des 20.
Jahrhunderts schließlich wurde die Kirche abgerissen und ein neues Bezirksgericht an
ihrer Stelle erbaut, in dem sich heute Post und Gendarmerie befinden. Das
Bürgerspital stand als Einrichtung den Bürgern zur Verfügung, die sich aus
Altersgründen, wegen einer Behinderung oder einer chronischen Krankheit nicht
mehr selbst versorgen konnten, während Angehörige der unteren Schichten auf keine
institutionelle Hilfe zurückgreifen konnten. Erst im Jahr 1791 wurde dann ein
Armenhaus für arbeitsunfähige Dienstboten gegründet, das bis 1876 in der
Fleischbankgasse 8 und dann in der Fürstenhofgasse eingerichtet war. (54) In der
Fleischbankgasse befanden sich auch – wie der Name sagt – zwei städtische
Fleischbänke und mehrere Häuser von Fleischhauern. (55)

Entwicklung in der Neuzeit

Die soziale und wirtschaftliche Struktur der Stadt unterschied sich in der Neuzeit
radikal von der des Mittelalters. Die treibenden Faktoren, nämlich erzbischöfliche
Residenz, Bergbau, Münzprägung und Fernhandel schwanden immer mehr, damit
auch der Kleinadel, die Patrizierschicht und die hohe Geistlichkeit, übrig blieb
hauptsächlich das Kleinbürgertum in Handwerk und Gewerbe. Das Berufsleben in
Friesach wurde erstmals durch die Maria-Theresianische Steuerrektifikation aus dem
Jahr 1751 genau erfasst: Es gab Bäcker (4), (56) Lebzelter (1), Fleischhauer (2), Schuster
(8), Lederer (3), Kürschner (3), Handschuhmacher (3), Sattler (2), Riemer (1),
Weißgerber (1), Schneider (4), Weber (3), Färber (1), Huter (1), Tischler (2), Binder (1),
Drechsler (1), Zimmermänner (2), Maurer (1), Schlosser (1), Büchsenmacher (1),
Schmiede und Wagner (5), Gürtler (1), Kupferschmiede (2), Glaser (1), Grünhafner (2),
Schwarzhafner (2), Seiler (1), Kammmacher (1), Seifensieder (1), Kaufleute (3),
Weinwirte (8), Bierwirte (6), Rauchfangkehrer (1), Ärzte (1), Apotheker (1) und Bader
(2). Nicht alle Handwerke waren in einer eigenen Zunft in Friesach organisiert, viele
gehörten Zünften in anderen Kärntner Städten an. Ihre Zunft in Friesach hatten die
Bäcker, die Fleischhauer, die Schuster, die Lederer, die Kürschner, die Schneider, die
Weber, die Tischler, die Bader, die Zimmerleute, die Maurer, die Schlosser, die
Büchsenmacher, die Schmiede und Wagner, die Glaser und die Grünhafner; zur Zunft
in Klagenfurt gehörten die Lebzelter, die Handschuhmacher, die Sattler, die
Weißgerber, die Drechsler, die Kupferschmiede und die Seiler; zur Zunft in St. Veit die
Riemer, die Färber, die Huter und die Binder; zur Zunft in Villach die Gürtler; zur Zunft
in Völkermarkt die Schwarzhafner; und die Kammmacher sogar zur Zunft in Wien. Der
am besten verdienende war der Arzt mit 430 fl. jährlich, danach kamen Lebzelter (335
fl.), Weißgerber (260 fl.) und Apotheker (250 fl.). Über einen durchschnittlichen
Verdienst verfügten Kupferschmied (180 fl.), Maurer (177 fl.) und Fleischhauer (175 fl.).
Am unteren Ende der Einkommensskala standen Schwarzhafner (47 fl.), Bierwirt (45
fl.) und Glaser (18 fl.). Nicht berücksichtigt wurden in der Maria-Theresianischen
Steuerfassion die Untertanen der Grundherrschaften, vor allem die vier Müllner und
einzelne Tavernen , die von den geistlichen Grundherrschaften, wie vom Deutschen
Orden, betrieben wurden.

Rund die Hälfte der Handwerker und Gewerbetreibenden verfügte im 18. Jahrhundert
zusätzlich über eine Landwirtschaft, wovon auch die Brachflächen, die es bis in das
20. Jahrhundert noch innerhalb der Stadtmauern gab, zeugen. (57)

Die in Friesach ansässigen Handwerker bedienten in der späteren Neuzeit die


„üblichen” Bedürfnisse der Stadtbewohner, einen Markt für Spezialisten oder
Hersteller von Luxusgütern bot die Stadt dagegen nicht mehr – kein Vergleich mehr zu
den mittelalterlichen Metallarbeitern, Münzmeistern, Gold- und Silberschmieden,
Spiegelmachern oder Malern. Die vielen Gasthäuser und Brauereien deckten vor
allem den Bedarf der Durchreisenden und Besucher ab, für die Einwohner Friesachs
selbst wäre das Angebot viel zu groß gewesen. Topographisch verteilten sich die
Gasthäuser auf die Hauptdurchzugsstraßen, auf die heutige Bahnhofstraße beim
Olsator, die heutige Herrengasse beim St.-Veiter-Tor und auf die heutige Wiener
Straße beim Neumarkter Tor, sowie auf den Hauptplatz. Handwerker und Krämer
betrieben ihre Geschäfte vor allem am Hauptplatz, in der Bahnhofsstraße, in der
Herrengasse und in den hauptplatznahen Häusern der Fürstenhofgasse und der
Wiener Straße. Im Bereich Fürstenhofgasse/Fürstenhofplatz befanden sich
hauptsächlich Verwaltungsgebäude (städtische Schule, Häuser des Kollegiatsstifts
bzw. später städtische Einrichtungen, der Fürstenhof), in der Fleischbankgasse war
das Fleischhauergewerbe mit zwei Meisterbetrieben und den städtischen
Fleischbänken anzutreffen. Auf dem Hauptplatz standen neben den Häusern von
Handwerkern und Wirtshäusern auch die für die städtische Verwaltung und
Infrastruktur wichtigen Einrichtungen wie das Rathaus, das Bergrichterhaus, das k. k.
Salzamt, das Bezirksgericht und die Apotheke. In der Neuzeit sind neben den
ständigen Renovierungsarbeiten und Wiederaufbauten nach den Stadtbränden keine
wesentlichen Baumaßnahmen in der Stadt gesetzt worden, nur einige
Kleindenkmäler wurden aufgestellt: Der Stadtbrunnen auf dem Hauptplatz, der 1563
für das Schloß Tanzenberg geschaffen worden war und 1802 nach Friesach überführt
wurde, die Pestsäule mit der Maria-Immaculata-Statue auf dem Fürstenhofplatz aus
dem Jahr 1732 und die Florianisäule, die 1803 auf dem Hauptplatz aufgerichtet und
später in die Nähe des Bahnhofs übertragen wurde.

Leider gibt das Bauparzellenprotokoll des Franziszeischen Katasters keine


Berufsangaben wieder, weshalb man zur Entwicklungsanalyse für die Berufsstruktur
erst die Statistik von Lorenz Hohenauer aus dem Jahr 1847 heranziehen kann: Die
meisten Meisterstellen blieben gleich, ein Rückgang trat bei den Kürschnern und
Schustern ein, hingegen gab es bei den Schneidern, Webern, Tischlern und Schlossern
mehr Meisterbetriebe. Immerhin hatte die Stadt in den vergangenen hundert Jahren
einige Spezialberufe mehr angezogen: Es hatten sich nunmehr Anstreicher,
Buchbinder, Eisenhändler, Nadler, Nagelschmiede, Posamentierer, Siebmacher,
Spengler, Uhrmacher und Zinngießer niedergelassen. Die Statistik von 1847 weist
noch die hohe Anzahl von zwanzig Wirten – der Durchreiseverkehr dürfte also
ungebrochen gewesen sein –, sowie zwei Kaffesieder, drei Lohnkutscher und zehn
Greißler aus. Mit der Industrialisierung wurden in Friesach wie überall die
traditionellen Gewerbe von industrieller Massenproduktion und -ware verdrängt,
angefangen von den Webern, Seilern, Gerbern, Nagelschmieden bis hin zu den
Schneidern, Schustern oder Hafnern. (58)

Der am Ende des Mittelalters stagnierende Edelmetallbergbau in der Umgebung


Friesachs wurde ab der frühen Neuzeit wieder aufgenommen, sodass Erzbischof
Leonhard von Keutschach auch für kurze Zeit wieder Münzen in Friesach prägen ließ.
Die Bedeutung der Stadt als einer der Zentralorte für den Bergbau unterstrich die
Anwesenheit des landesfürstlichen und des salzburgischen Bergrichters. An der
Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert dürfte der landesfürstliche Bergrichter für
Mittel- und Unterkärnten in Friesach amtiert haben, der Salzburger Bergrichter für die
Friesacher Bergwerke saß etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts im Bergrichterhaus
auf dem Hauptplatz, ihm unterstanden ein Schreiber, zwei Amtsgeschworene und ein
Fronbote. Der zwischen 1540 und 1580 wieder erstarkte Bergbau konnte seine
Produktivität allerdings nicht aufrecht erhalten, da unter anderem bald Probleme mit
der Energieversorgung und zudem besonders mit der Lebensmittelversorgung der
Knappen und Erzarbeiter auftraten. Ob die von der Obrigkeit gesetzten Maßnahmen
erfolgreich waren, kann nicht gesagt werden: Zum Beispiel verbot im Jahr 1557 Kaiser
Ferdinand I. den Fürkauf von Lebensmitteln auf dem Friesacher Markt, weil derzeit
schon 500 Knappen beschäftigt seien und deren Zahl sich weiter vergrößere. Die
große Zahl an Mandaten und Patenten, die in dieser Sache von den Landesfürsten
erlassen wurden, lässt an deren Wirkung in der Praxis Zweifel aufkommen. Mit seiner
großen Zahl an Arbeitern, die nicht in das städtische Leben eingebunden waren,
wurde der Bergbau auch zu einer ständigen Quelle der Unruhe in Friesach, wo sich
die Spannungen zwischen den einzelnen Gruppen in Tumulten und Raufereien
entluden.

Die Bergbauunternehmer setzten sich aus verschiedenen Schichten zusammen,


Geistlichkeit, Adel und bürgerliche Familien waren darunter vertreten. In Olsa wurden
zwei Schmelzhütten errichtet, wovon eine bis zum Jahr 1572 von den Kärntner
Landständen betrieben wurde. Das Ende des 16. Jahrhunderts ist charakterisiert von
einer sinkenden Ausbeute der Bergwerke. Der verheerende Stadtbrand von 1582 war
mit ein ausschlaggebender Moment, dass das Bürgertum seinen Anteil am Bergbau
wieder aufgab – die Stadt war zu schwer getroffen worden, die finanziellen Probleme
zu groß.
Im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts kam es zu einer wirtschaftlichen Umstellung,
indem man statt Edelmetallbergbau wieder Eisenbergbau betrieb, bei dem ab der
Mitte des 17. Jahrhunderts das Bistum Gurk eine führende Rolle einnahm. (59)

Eisenverarbeitende Betriebe in der Umgebung von Friesach gab es vermutlich seit der
Mitte des 15. Jahrhunderts. Ein entscheidender Innovationsschub ist dem
Deutschordenskomtur Konrad von Strachwitz zu verdanken, der im Jahr 1497
zusammen mit dem St. Veiter Bürger Hans Gleismüller den Eisenbergbau am Gaisberg
ins Leben rief und in Olsa einen Hochofen und ein Hammerwerk gründete. (60) Ein
weiterer Standort der Eisenverarbeitung war St. Salvator. Das Eisen wurde vor allem
nach St. Veit geliefert und von dort weiter verhandelt, Friesach konnte am
Eisenhandel nur in geringem Ausmaß teilhaben, doch die bäuerliche Bevölkerung
profitierte durch die verschiedenen Möglichkeiten zum Nebenerwerb durch Köhlerei,
Fuhrdienste und Lebensmittellieferungen.(61) Als Unternehmer setzte sich im 17.
Jahrhundert immer mehr das Bistum Gurk durch, das alle Gruben und Hammerwerke
in seinen Besitz bringen konnte. Eisen wurde zur Haupteinnahmequelle des Bistums.
Während sich Olsa als Hüttenort etablierte, konnte die Stadt Friesach keinen Nutzen
daraus ziehen. Sogar als das Hammerwerk in Olsa kurzfristig nach 1687 in den Besitz
der Stadt überging, konnte es nicht gewinnbringend betrieben werden und wurde
schließlich 1735 wieder verkauft.

Die Weltwirtschaftskrise von 1873 traf den Montan- und Hüttenbereich rund um
Friesach schwer, der Bergbau und der Hochofen in Olsa wurden 1876 eingestellt, was
auch das Umland mit den Zuliefer- und Fuhrwerksbetrieben schädigte und die
Abwanderung der Bevölkerung aus dem Raum Friesach zur Folge hatte. Damit verlor
die Stadt endgültig ihren Status als Bergbauort.

Durch den Bahnanschluß 1868 gewannen zwar Sägewerke und Holzhandel


wirtschaftlich an Bedeutung, konnten den Ausfall der montanen Industriezweige
jedoch nicht ersetzen. (62) Mit dem endgültigem Aus der Eisenverarbeitung im letzten
Viertel des 19. Jahrhunderts kam es zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang im
gesamten Bezirk, da die Arbeiter in andere Montan- und Industriestandorte zogen,
und im bäuerlichen Umland durch den Wegfall der Köhlerei und der
Transportleistungen Arbeitsplätze verloren gingen. Der Anschluss an die Bahn konnte
diesen Verlust nur eingeschränkt auffangen. Auch im 20. Jahrhundert ging die
Landflucht weiter. (63)

Der Abstieg, der sich in Friesach seit dem späten Mittelalter abgezeichnet hatte,
setzte sich im 17. und 18. Jahrhundert unbeschränkt fort. Das Bürgertum war
gezwungen, vollständig aus den Industriezweigen Bergbau und Hüttenwesen
auszusteigen; den Einwohnern blieb nur mehr Handwerk und Kleingewerbe als
Lebensgrundlage. Friesach verlor damit jede ökonomische und kulturelle Kraft, es
sank zu einem Ort ohne Bedeutung ab. Viele Mauten rund um Friesach sowie die
Wochenmärkte am Dienstag und Donnerstag wurden wegen des zu geringen Ertrags
und zu geringer Auslastung eingestellt. Die Salzburger Erzbischöfe taten in dieser Zeit
nichts, was Friesach wirklich geholfen hätte – zu uninteressant war der Kärntner
Außenposten geworden, zu gering aber auch die Möglichkeiten zur effektiven
Unterstützung in einer fremden Landesherrschaft. Die Erzbischöfe setzten auch
keinerlei bauliche Maßnahmen mehr und ließen nur mehr die wichtigsten
Wirtschaftsgebäude instand halten. Die habsburgischen Kaiser hatten als
Landesherren auch kein Interesse an der Stadt Friesach, die als erzbischöflicher Besitz
eine Konkurrenz für ihre landesfürstlichen Städte bedeutete.

Wie jede andere Stadt wurde Friesach hart von der steigenden Steuerbelastung
aufgrund der habsburgischen Außenpolitk (Türkenkriege und Spanischer
Erbfolgekrieg) und von Einquartierungen getroffen, die die ohnehin geringe
Belastbarkeit des städtischen Wirtschaftslebens weiter beanspruchten. Da die großen
geistlichen Institutionen wie das Kollegiatsstift oder der Deutsche Orden immer noch
über ausgedehnte Grundherrschaften verfügten, die sich vor allem in der St.-Veiter-
Vorstadt und der Neumarkter Vorstadt erstreckten, war darüber hinaus das
Steueraufkommen dort besonders gering. Für die Stadt liefen schließlich große
Steuerrückstände bei den Kärntner Landständen auf, sodass Friesach im Jahr 1748
wegen dieser Schulden die Exekution angedroht und in den Jahren 1750 bis 1754
durchgeführt wurde: Ein staatlicher Exekutor wurde mit der Führung der städtischen
Finanzen betraut, der die Verbindlichkeiten rücksichtslos eintrieb, was das
Wirtschaftsleben zusätzlich lähmte. Die Maria-Theresianische Steuerrektifikation
brachte nach langer Zeit eine gewisse Erleichterung, da nun die Forderungen zum
ersten Mal seit dem 16. Jahrhundert an die tatsächliche Leistungsfähigkeit angepasst
wurden. (64)

Natürlich schlug sich diese negative Entwicklung im Stadtbild nieder, das darüber
hinaus durch die schweren Stadtbrände der Jahre 1582, 1652 und 1673 betroffen
wurde. Viele Bauten blieben nach den Bränden als Ruinen stehen wie die Burg Lavant
auf dem Petersberg oder das ehemalige Kloster- und Seminargebäude bei der
Heiligenblutkirche im Sack. Das Kartenbild des Franziszeischen Katasters zeigt noch
deutlich die äußerst dünne Besiedelung der Vorstädte und die Brachflächen innerhalb
der Stadt, besonders im südöstlichen Bereich innerhalb der Stadtmauern. Wadl
schätzt den Bevölkerungsstand im späten Mittelalter auf 2.000 Einwohner. Der
Rückgang auf 1.550 Einwohner im Jahr 1782 entspräche damit einem Verlust von
beinahe 25%. (65) Damit steht Friesach deutlich im Gegensatz zu den meisten Städten,
die ihre Bevölkerungszahl vom Mittelalter bis in die Neuzeit zumindest auf einem
konstanten Niveau halten konnten.

Die städtische Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert

Kaiser Joseph II. versuchte schon im Jahr 1783, die Herrschaft über Friesach an sich zu
ziehen. Es gelang ihm aber nicht, die Gesetze zur Klosteraufhebung auch auf die
geistlichen Besitzungen in Friesach anzuwenden. Erst der Deputationshauptschluss
von 1803 brachte die Säkularisierung des Erzstifts, und der gesamte salzburgische
Besitz in Kärnten fiel an Österreich. Das Interesse des Staates an der Nutzung der
Gebäude und Grundstücke in Friesach war jedoch gering; sie wurden deshalb an
Privatpersonen veräußert. So wurde zum Beispiel der Fürstenhof samt Kasten im Jahr
1831 an den Postmeister Umfahrer verkauft, der die Poststation von der
Bahnhofstraße, wo sie seit dem 18. Jahrhundert bestanden hatte, in den Fürstenhof
verlegte. Die Stadtmauer, die Burgen und die Befestigungsanlagen waren für ihre
neuen Besitzer jedoch wenig wert, so wurde beispielsweise die Ruine der Burg
Petersberg zur Gewinnung von Baumaterial geplündert. Finanziell ertragreich und
daher interessant waren Grund und Boden, vor allem der Wald. Die
Befestigungsanlagen wurden nur mehr als unnötig und als Hindernisse betrachtet,
deshalb fielen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Neumarkter Tor und das
St.-Veiter-Tor im Zug von Straßenverbreiterungen der Spitzhacke zum Opfer;
gleichzeitig wurden für eine Neutrassierung ein Teil des Friedhofs um St.
Bartholomäus und der Karner abgetragen. Wenige Jahre später, 1873, folgte die
Abtragung des Olsators, um die Straße in Richtung des neuerrichteten Bahnhofs zu
verbreitern. Erst 1881 setzte mit der Gründung des Stadtverschönerungsvereins
langsam ein Umdenken ein. 1891 konnte von diesem Verein der Abbruch der Burg
Petersberg verhindert werden. Das Ministerium für Cultus und Unterricht gewährte
damals dem Stadtverschönerungsverein eine umfangreiche Subvention, um die
schwer in Mitleidenschaft gezogenen Ruinen zu konservieren und zu restaurieren. Der
Schwerpunkt wurde auf die Erhaltung und Wiederherstellung des Bergfrieds gelegt.
1987 brachte man hier das Stadtmuseum unter. (66)

Mit der Abschaffung der grundherrlichen Gerichtsbarkeit 1848 wurde in Friesach ein
Bezirksgericht eingerichtet, das bis 1868 als sogenanntes gemischtes Bezirksamt
amtierte. Auch das Steueramt für den Bezirk erhielt seinen Sitz in Friesach. (67) Für die
Stadt bedeutete dies Zuwachs an Kompetenzen und wirtschaftlicher Kraft, denn die
zugezogenen Beamten mit ihren Familien sowie die steigende Besucherzahl stellten
eine beträchtliche Ausweitung des Kundenpotentials für Handel und Gewerbe dar.
Der letzte Aufschwung des Bergbaus um Friesach zu dieser Zeit setzte weitere
positive Impulse.

Im Jahr 1849 wurden aufgrund des Reichsgemeindegesetzes die Katastralgemeinden


Zeltschach, Micheldorf und Lorenzenberg nach Friesach eingemeindet, dessen
Bevölkerungszahl sich dadurch verdoppelte. Die vorwiegend bäuerlichen
Gemeinschaften fühlten sich jedoch in der Stadtverwaltung, die hauptsächlich vom
Bürgertum getragen wurde, unterrepräsentiert, daher tauchten bald Überlegungen
zur Abspaltung auf. Schon 1873 wurden Aich, Eberdorf, Krumfelden, Rabenstein,
Töscheldorf und Untermuraniberg von der Katastralgemeinde Lorenzenberg
abgetrennt und an Althofen angeschlossen, 1890 folgten Zeltschach und 1892
Micheldorf mit Lorenzenberg. Dadurch hatte Friesach wieder spätmittelalterliche
Ausmaße erreicht, die es bis in das zwanzigste Jahrhundert beibehielt. Erst 1973
wurden Micheldorf und Zeltschach neuerlich sowie St. Salvator erstmals mit Friesach
vereinigt; (68) Micheldorf spaltete sich 1992 ab und konstituierte sich wieder als
eigenständige Gemeinde. (69) Bei der Volkszählung von 1981 waren noch 7.026
Einwohner in der Gemeinde Friesach gemeldet, nach dem Verlust von Micheldorf mit
über tausend Einwohnern sank die Bevölkerung bei der Zählung vom Jahr 2001 auf
5.440 Einwohner. (70)

Im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts kam es zu einem Strukturwandel in der


Landwirtschaft durch den Wechsel vom dominanten Ackerbau zu Wald- und
Viehwirtschaft, verbunden mit der Motorisierung und Mechanisierung der Betriebe,
die die hohe Gesindezahl überflüssig machten. Durch den großen Verlust von
Arbeitsplätzen in der Industrie und Landwirtschaft sind viele Arbeitnehmer im Raum
Friesach heute gezwungen auszupendeln, wobei die Mehrzahl in Treibach-Althofen,
St. Veit und Klagenfurt beschäftigt ist. (71) Heute existieren in Friesach und seinem
Umkreis keine Großbetriebe mehr, sondern nur einige Mittelbetriebe wie die
Maschinenfabrik Springer, (72) die Textilfabrik Boos, die Brauerei Hirt (73) oder die
Leinenweberei Friesach. Der größte Arbeitgeber ist, wie schon erwähnt, das
Deutschordensspital. Eine Einnahmequelle der Stadt ist ihr historisches Erbe. Da der
Trend in Friesach in den letzten Jahren jedoch immer mehr zum Tagestourismus ging
und damit die Nächtigungszahlen kontinuierlich sanken, sind die Friesacher Betriebe
nicht optimal ausgelastet. (74) Die Erhaltung des kulturellen Erbes stellt für die Stadt
natürlich auch eine große Herausforderung dar, der nur mit Unterstützung des
Landes und Bundes begegnet werden kann. Im Jahr 2001 wurde mit der Kärntner
Landesausstellung „Die Stadt im Mittelalter” eine Initiative gesetzt, um Friesach
wieder in das Rampenlicht zu rücken. (75) Als Vorbereitung auf die Ausstellung wurden
viele Gebäude in der Altstadt, darunter auch die Ausstellungsorte Fürstenhof und
Hofkasten vorbildlich renoviert. Die Stadt versucht, das Bild vom Mittelalter zu
vermarkten und mit Events und Veranstaltungen, wie Burgfestspielen, Ritteressen
oder „mittelalterlichen” Stadtführungen für Kinder, Besucher anzulocken. Wieweit es
gelingt, den Erfolg der Landesausstellung – immerhin war sie die erfolgreichste
Großausstellung aller Bundesländer mit über 235.000 Besuchern – für die
kommenden Jahre zu nutzen, wird die Zukunft zeigen.

Michaela Laichmann

Anmerkungen

(1) HANS DERINGER, Die römische Reichsstraße Aquileia-Lauriacum. Ein Beitrag zur Verkehrsgeschichte
Österreichs in der Römerzeit, in: Carinthia I 140 (1950), 171–228, bes. 205 f.; FRANZ XAVER KOHLA, Zu
den Grundrissen der erforschten spätantiken „Burgen” in Kärnten, in: Carinthia I 132 (1942), 72 f.;
WILHELM WADL, Friesachs historische Entwicklung. Ein Überblick, in: Die profanen Bau- und
Kunstdenkmäler der Stadt Friesach, bearb. v. BARBARA KIENZL – GERHARD SEEBACH – ULRIKE STEINER,
Wien 1991 (Österreichische Kunsttopographie 51: Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt
Friesach), 4 (künftig zitiert als ÖKT 51); DERS., Friesach – eine mittelalterliche Stadt, in: Schauplatz
Mittelalter Friesach. Kärntner Landesausstellung 2001, Bd. 1: Einführung, Klagenfurt 2001,151–177. Da

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