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Der Bundesrat

Bern, 16. Dezember 2022

Sustainable-Finance Schweiz
Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden
nachhaltigen Finanzplatz
Bericht des Bundesrates
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG ____________________________________________________________________ 3

ZIEL UND KONTEXT DES BERICHTES ______________________________________________________ 3


FOKUS UND GESAMTSICHT ____________________________________________________________ 3
GLOBALE TRANSITION ZU NETTO-NULL ___________________________________________________ 3
ROLLE DES FINANZPLATZES ____________________________________________________________ 4

STRATEGISCHE GRUNDLAGEN ___________________________________________________ 5

ZIELE _____________________________________________________________________ 5
GRUNDSÄTZE _____________________________________________________________________ 5

HANDLUNGSFELD 1: NACHHALTIGKEITSDATEN AUS DER GESAMTWIRTSCHAFT ____ 7

VERORDNUNG ÜBER DIE BERICHTERSTATTUNG ÜBER KLIMABELANGE _______________________________ 7


BERICHTERSTATTUNG ÜBER BELANGE ZU BIODIVERSITÄTSVERLUST _________________________________ 8
DATEN ZUR KLIMAVERTRÄGLICHKEIT DES SCHWEIZER GEBÄUDEPARKS _____________________________ 9
DIE ROLLE VON GREEN-FINTECH-LÖSUNGEN _______________________________________________ 9
WEITERE INITIATIVEN _______________________________________________________________ 10

HANDLUNGSFELD 2: TRANSPARENZ IM FINANZSEKTOR __________________________ 10

TRANSPARENZ AUF EBENE FINANZINSTITUT ________________________________________________ 10


TRANSPARENZ AUF EBENE ANLAGEPRODUKT_______________________________________________ 16
NACHHALTIGKEITSEXPERTISE IM FINANZMARKT _____________________________________________ 19

HANDLUNGSFELD 3: IMPACT INVESTMENTS UND GRÜNE ANLEIHEN ______________ 20

VERBREITUNG VON IMPACT INVESTMENTS _________________________________________________ 20


GRÜNE ANLEIHEN _________________________________________________________________ 21

HANDLUNGSFELD 4: BEPREISUNG VON UMWELTVERSCHMUTZUNG ______________ 22

GLOBALER CO2-PREIS ______________________________________________________________ 22


CO2-KOMPENSATIONEN ____________________________________________________________ 23

ANNEX: ÜBERSICHT DER HANDLUNGSFELDER UND MASSNAHMEN _______________ 24

Titelseite Bild oben links:


Schwimmende Solaranlage auf dem Lac des Toules,
©2022 Romande Energie

Titelseite Bild oben rechts:


Europäischer Hauptsitz der UNO in Genf

Titelseite Bild unten links:


Climeworks’ Orca CO2-Entfernungsanlage in Hellisheidi, Island
©2021 Climeworks

Titelseite Bild unten rechts:


Wasserkraftwerk Wildegg-Brugg,
©2022 Axpo

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 2
Einleitung sieren sich insbesondere auf Klima- und Biodiver-
sitätsaspekte, da hier Verpflichtungen für die ent-
sprechende Ausrichtung der Finanzmittelflüsse
Ziel und Kontext des Berichtes bestehen bzw. erarbeitet werden und Grundla-
gen wie Daten, Messbarkeit und Ansätze zur
Der Bericht «Nachhaltigkeit im Finanzsektor»1
Preissetzung international am weitesten fortge-
vom Juni 2020 manifestierte die hohe Ambition
schritten sind. Herausforderungen im Klima- und
der Schweiz bezüglich Sustainable Finance und
Biodiversitätsbereich können aber nur erfolgreich
erarbeitete eine grundlegende Auslegeordnung.
adressiert werden, wenn sie eingedenk der
Darüber hinaus platzierte der Bericht «Weltweit
Wechselwirkung mit gesellschaftlicher Kohäsion
führend, verankert in der Schweiz»2 vom Dezem-
und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit angegan-
ber 2020 den Fokus auf Nachhaltigkeit − neben
gen werden.
Innovation und Vernetztheit − als einen der drei
Pfeiler der Schweizer Finanzmarktstrategie. Be-
gleitend dazu prüfte der Bericht «Wie kann die Globale Transition zu Netto-Null
Schweiz die Finanzmittelflüsse klimaverträglich Das Übereinkommen von Paris von 2015, wozu
ausrichten?»3 vom November 2021 mögliche sich die Schweiz mit der Ratifizierung 2017 ver-
Massnahmen im Bereich Klima aus einer Wir- pflichtet hat, zielt darauf ab, den Anstieg der glo-
kungsperspektive. balen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter
Der Bundesrat hat sich für 2022 das Ziel gesetzt, 2°C zu halten. Zudem sind Anstrengungen zu
die Position der Schweiz als führender Standort unternehmen, um den Temperaturanstieg auf
für nachhaltige Finanzen zu festigen.4 Mit dem unter 1,5°C zu begrenzen. Diese Ziele können
vorliegenden Bericht beschliesst er grundsätzlich nur erreicht werden, wenn weltweit bis 2050
das weitere Vorgehen und legt das strategische nicht mehr Treibhausgase ausgestossen werden
Fundament der Arbeiten des Bundes im Bereich als natürliche und technische Speicher aufneh-
Sustainable Finance für die Jahre 2022 bis 2025 men können. Dahingehend hat der Bundesrat im
fest. 2019 für die Schweiz das Netto-Null-Ziel für
2050 beschlossen.5
Die aufgeführten fünfzehn (bestehende und
neue) Massnahmen des Bundes sind dabei in vier Eng mit dem Klimawandel verbunden ist der Ver-
Handlungsfelder (Nachhaltigkeitsdaten aus der lust der globalen Biodiversität. Das Artensterben
Gesamtwirtschaft, Transparenz im Finanzsektor, und die Veränderungen der Ökosysteme werden
Impact Investments und Grüne Anleihen sowie durch den Klimawandel beschleunigt und ver-
Bepreisung von Umweltverschmutzung) grup- schärfen diesen wiederum. In Anbetracht dieser
piert. Negativspirale geht eine Transition zu einer glo-
balen Netto-Null-Wirtschaft Hand in Hand mit ei-
ner Transition hin zu einer Wirtschaft, die mit in-
Fokus und Gesamtsicht
ternationalen Zielen zur Biodiversität verträglich
Der Bundesrat verfolgt auch im Finanzbereich ist. Der Verlust der globalen Biodiversität ist auch
eine umfassende Betrachtungsweise von Nach- isoliert betrachtet für die Weltwirtschaft relevant:
haltigkeit im Sinne der siebzehn sogenannten mehr als die Hälfte der weltweiten Wirtschafts-
«Sustainable Development Goals» (SDG), auf die leistung ist stark oder mässig von der Natur ab-
sich die UNO-Mitgliedstaaten mit der Verabschie- hängig.6 Bei der Adressierung beider Bestrebun-
dung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwick- gen kann es in einzelnen Bereichen auch zu
lung im Jahre 2015 geeinigt haben. Aktuelle Zielkonflikten kommen.
Sustainable-Finance-Arbeiten des Bundes fokus-

1 4
Bericht des Bundesrates ‘Nachhaltigkeit im Finanzsektor - Siehe das Ziel «Globale Spitzenposition für Sustainable Fi-
Eine Auslegeordnung und Positionierung mit Fokus auf nance» in ‘Ziele des Bundesrates 2022’.
5
Umweltaspekte’, Juni 2020. Medienmitteilung des Bundesrates ‘Bundesrat will bis
2
Bericht des Bundesrates ‘Weltweit führend, verankert in 2050 eine klimaneutrale Schweiz’, August 2019.
der Schweiz: Politik für einen zukunftsfähigen Finanz- 6
‘Nature Risk Rising: Why the Crisis Engulfing Nature Mat-
platz Schweiz’, Dezember 2020.
3 ters for Business and the Economy’, WEF, 2020.
Bericht des Bundesrates ‘Wie kann die Schweiz die Finanz-
mittelflüsse klimaverträglich ausrichten?’, November
2021.

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Rolle des Finanzplatzes
Der primäre Hebel für eine Transition zu einer
nachhaltigen Wirtschaft liegt bei der Realwirt-
schaft, die durch ihre Produktion und den Kon-
sum von Gütern und Dienstleistungen direkten
Einfluss auf die verschiedenen Nachhaltigkeitsbe-
reiche hat. Finanzdienstleistungen haben hierbei
eine klare unterstützende Rolle. Das Übereinkom-
men von Paris verpflichtet die Länder, Finanzmit-
telflüsse mit einer hinsichtlich der Treibhausgase
emissionsarmen und gegenüber Klimaänderun-
gen widerstandsfähigen Entwicklung in Einklang
zu bringen. Auch im Bereich der Biodiversität
sind international ähnliche Ziele für Finanzmittel-
flüsse vorgesehen.7
Der Bundesrat sieht Sustainable Finance als
grosse Chance für den Schweizer Finanzplatz
und als relevanten Wettbewerbsfaktor auf dem
Weg des nachhaltigen Wachstums respektive der
Transition der Weltwirtschaft. Die Schweiz ist das
wichtigste Zentrum für grenzüberschreitende
Vermögensverwaltung.8 Auch verfügt sie über ei-
nen starken Versicherungssektor, der globale Ri-
siken absichert und zusammen mit Vorsorgeein-
richtungen und anderen Grossinvestoren aktiv
Aktionärsinteressen wahrnehmen kann.

7 8
Die ‘Kunming Deklaration’ der UNO Biodiversitätskonfe- ‘Bankenbarometer 2022 – Die konjunkturelle Entwicklung
renz fordert im Oktober 2021, Finanzflüsse im Einklang der Banken in der Schweiz’, Schweizerische Bankierver-
mit dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung der Bio- einigung, August 2022.
diversität zu bringen.

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Marktzugang, laufend zu verbessern.
Strategische Grundlagen
Marktversagen adressieren
Ziele
Ein Regulierungsbedarf rechtfertigt sich bei
Sowohl der Klimawandel als auch der Verlust der einem Marktversagen. Mit Blick auf das Ziel der
globalen Biodiversität führen zu hohen Risiken, Wettbewerbsfähigkeit kann neben
aber auch zu Opportunitäten für die globale Marktversagen ein Grund für eine staatliche
Wirtschaft. Diese passt sich auf Preis-, Produkt- Regulierung darin bestehen, dass der
sowie Produktionsebene an. Indem der Schwei- Marktzugang verbessert werden soll. Auch eine
zer Finanzplatz diese globalen Anpassungen un- Verbesserung der Rechtssicherheit kann durch
terstützen und somit die wachsende Nachfrage eine staatliche Regulierung oder staatlich
aus der Realwirtschaft, von Anlegerinnen und gelenkte Selbstregulierung erreicht werden.
Anlegern, sowie Versicherten decken kann, kann
er seine Wettbewerbsfähigkeit und globale Glaubwürdigkeit und Vertrauen
Reichweite ausbauen. Damit einher gehen neue
Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Innovation. Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist
Gleichzeitig kann er durch Investitionen in inno- zentral, dass der Schweizer Finanzplatz sich auch
vative und nachhaltige Energielösungen die Ener- im Bereich Sustainable Finance durch hohe
giesicherheit stärken. Er steht dabei im direkten Glaubwürdigkeit auszeichnet. Dazu gehört unter
Wettbewerb mit anderen Finanzplätzen. anderem auch die Verhinderung von
Greenwashing. Dies gilt sowohl bezüglich
Der Schweizer Finanzplatz kann eine enorme und Kommunikation und Transparenz auf
tragende Rolle spielen bei der Transition der Institutsebene, beispielweise bei sogenannten
gesamten Wirtschaft. Er kann Opportunitäten Netto-Null-Versprechen von Finanzinstituten, als
nützen und Risiken adressieren. Je effektiver, auch in Beratungsgesprächen und auf
messbarer und glaubwürdiger der Beitrag des Produktebene. Insbesondere gilt es
Schweizer Finanzplatzes zur Nachhaltigkeit, desto sicherzustellen, dass Aussagen zur Ausrichtung
attraktiver ist er für Kundinnen und Kunden mit und zum Beitrag von Anlageprodukten
Nachhaltigkeitsbedürfnissen, seien dies hinsichtlich Klima- und anderen
Individuen, KMU oder Grosskonzerne. Wachstum Nachhaltigkeitszielen korrekt und nachvollziehbar
und Wirtschaftlichkeit im Einklang mit den sind und durch den aktuellen Stand der
Nachhaltigkeitszielen stellen den langfristigen Wissenschaft gestützt werden. Auch gilt es zu
Entwicklungspfad dar.9 vermeiden, dass bei Anlageprodukten der falsche
Eindruck entsteht, sie seien ausgerichtet auf oder
Grundsätze leisten einen Beitrag zu den
Die Grundsätze der Politik des Bundesrates Nachhaltigkeitszielen, wenn lediglich finanzielle
wurden bereits im Bericht «Nachhaltigkeit im Nachhaltigkeitsrisiken reduziert werden.
Finanzsektor» vom 26. Juni 2020 definiert. Sie
umfassen insbesondere die Schaffung effektiver Internationale Entwicklungen mitgestalten und
Entscheidgrundlagen für Anlegerinnen und eine Führungsrolle anstreben
Anleger basierend auf Transparenz und korrekter
Information, dem Primat marktwirtschaftlicher Internationale Standards haben eine zentrale
Lösungen und der Subsidiarität staatlichen Bedeutung für den Schweizer Finanzplatz.
Handelns. Behörden, Verbände und Finanzinstitute sollen
sich daher in den für sie relevanten
Effektiv und effizient internationalen Gremien verstärkt für
gemeinsame Positionen einsetzen, um die
Aufgrund der weltweiten Vernetzungen sind Entwicklung internationaler Standards aktiv
multilaterale, prinzipienbasierte Standards mitzugestalten. Neben der Schweiz haben sich
nationalen oder regionalen Standards verschiedene internationale Finanzplätze zum Ziel
vorzuziehen. Zudem sind die generellen gesetzt, ein führender Standort für Sustainable
Rahmenbedingungen, wie etwa der Finance zu sein. Um sich in diesem Wettbewerb
behaupten zu können, muss die Schweiz proaktiv

9
Diese Einsicht steht im Einklang mit der protogermani- («to grow») mit grünen («to green») überein haben (da sich
schen Wurzel, die die englische Form der Verben wachsen wohl das Wachstum auf dasjenige der Pflanzen bezog).

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auftreten und in einzelnen Themen eine Unterstützung des Bundes, der Region Genf so-
Führungsrolle einnehmen. Die soll dort wie Vertretern des Schweizer Finanzplatzes die
übernommen werden, wo die Schweiz über Konferenz «Building Bridges» geschaffen.10 Seit
Alleinstellungsmerkmale verfügt und der 2019 finden regelmässig Veranstaltungen zum
potenzielle Effekt auf die Wettbewerbsfähigkeit Thema Sustainable Finance statt. Dort präsentie-
und der Beitrag zur Nachhaltigkeit am grössten ren politische Entscheidungsträger, Startup-Grün-
ist. der, Vertreter der Finanzbranche und Nichtregie-
rungsorganisationen (NGOs) ihre Initiativen im
Box 1 Nachhaltigkeitsbereich und gehen Kooperationen
Die Schweiz als Sitzstaat von ein.
Organisationen im Bereich Sustainable
Finance

Die Schweiz, insbesondere das internationale


Genf, beherbergt eine Vielzahl von zentralen
Akteuren und Organisationen im Klima-, Finanz-
und Nachhaltigkeitsbereich. Beispiele sind der
Weltklimarat (IPCC), die Finanz-Initiative des Um-
weltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP
FI), der Weltweite Fonds für die Natur (WWF), die
Weltnaturschutzunion (IUCN), das «World Busi-
ness Council for Sustainable Development»
(WBCSD), die Internationale Arbeitsorganisation
(ILO), die Weltorganisation für Meteorologie, ein
Büro der Weltbank (WB), die Bank für Internatio-
nalen Zahlungsausgleich (BIZ) oder der Finanzsta-
bilitätsrat (FSB).
Die Schweiz hat sich frühzeitig als internationales
Kompetenzzentrum für Umweltschutz positio-
niert und entsprechend attraktive Rahmenbedin-
gungen für die Etablierung von internationalen
Organisationen geschaffen. Mit dem «Geneva
Environment Network» (GEN), welches über 100
Organisationen im Umwelt- und Nachhaltigkeits-
bereich umfasst, und dem Internationalen Haus
der Umwelt, welches seit 1999 verschiedenen
Organisationen im Umwelt- und Entwicklungsbe-
reich Räumlichkeiten anbietet, hat sich Genf als
internationaler Standort zu Klimagouvernanz
etabliert. So wählten verschiedene neue Organi-
sationen und Initiativen im Bereich Sustainable Fi-
nance die Region Genf als Standort für ihren
Hauptsitz, wie beispielsweise die 2017 gegrün-
dete «Green Digital Finance Alliance» (GDFA),
das seit 2018 existierende «UNDP International
Network of Financial Centres for Sustainability»
(FC4S) oder die 2019 geschaffene «Nature Fi-
nance» Initiative.
Um die Finanzwelt besser mit dem Nachhaltig-
keitssektor und den in Genf ansässigen internati-
onalen Organisationen zu vernetzen, wurde mit

10
‘Building Bridges Summit’.

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Daten zur Klimaverträglichkeit von Publikation Klassifizierungssystem für
Immobilien-/Hypothekenportfolien Green-FinTech-Applikationen

Verbindliche Einführung TCFD- 2 3 Förderung internationaler Netto-


Empfehlungen für grosse Unternehmen 1 4 Null-Allianzen

Opportunitäten im Bereich CO2-


Kompensation 15 5 Transparenz zu
Stewardship-Strategien

Unterstützung von Initiativen für


14 6 Regelmässige Klimatests mit
Finanzinstituten
einen globalen CO2-Preis
Massnahmen

Emission von grünen 7 Transparenz zur Berücksichtigung

Eidgenössischen Anleihen 13 von Nachhaltigkeitsrisiken

Einführung und Weiterentwicklung


8 der «Swiss Climate Scores»
Verbreitung von Impact
Investments 12
11 9 Vermeidung von Greenwashing

Förderung von Finanzflüssen mit Klima-


10
und Nachhaltigkeitswirkung in Förderung der Nachhaltigkeit in der Berufs-
Entwicklungsländer und Weiterbildung

Abbildung 1: Massnahmen des Bundes für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz

meln, aufbereiten und strukturiert den Finanz-


Handlungsfeld 1: marktakteuren zur Verfügung stellen. Die Ver-
breitung von Berichterstattungen in einem ma-
Nachhaltigkeitsdaten aus schinenlesbaren Format unterstützt diese
Entwicklungen.11
der Gesamtwirtschaft Per Anfang 2022 hat der Bundesrat die neuen
Bestimmungen im Obligationenrecht für die Be-
Damit der Finanzplatz die Erreichung von Nach- richterstattung über Umwelt- und Arbeitnehmer-
haltigkeitszielen optimal unterstützen und Nach- belange, Menschenrechte sowie die Bekämpfung
haltigkeitsrisiken angemessen berücksichtigen der Korruption in Kraft gesetzt.12 Künftig müssen
kann, ist er auf Nachhaltigkeitsdaten aus der Ge- grosse Unternehmen der Gesamtwirtschaft über
samtwirtschaft angewiesen. Je vergleichbarer, wesentliche Risiken, Massnahmen und deren
genauer und aussagekräftiger diese Daten sind, Wirksamkeit berichten oder begründen, weshalb
desto besser können diese in der Beratung, den kein solches Konzept verfolgt wird.
Bilanzen von Finanzinstituten sowie im Finanzsys-
tem als Ganzes berücksichtigt werden und desto Verordnung über die Berichterstattung
tiefer sind die Transaktionskosten für internatio- über Klimabelange
nale und nationale Investorinnen und Investoren.
Idealerweise führt dies auch zu einer breiteren In- Am 23. November 2022 hat der Bundesrat eine
vestorenbasis und niedrigeren Kapitalkosten für Vollzugsverordnung zur Umsetzung des Gegen-
Unternehmen, die Nachhaltigkeitsdaten in hoher vorschlags zur Konzernverantwortungsinitiative
Qualität bereitstellen und somit die Nachfrage (KVI) bezüglich Transparenz zu Klimabelangen
der Investorinnen und Investoren optimal decken. entlang der TCFD-Empfehlungen verabschiedet.
Eine wichtige Rolle dabei spielen Datenanbieter Diese Empfehlungen sind international bei Unter-
wie Börsen, welche Nachhaltigkeitsdaten sam- nehmen der Real- und der Finanzwirtschaft sowie
bei Regulatoren anerkannt. Die Berichterstattung

11 12
Dahingehend bietet sich beispielweise das XBRL Format Medienmitteilung des Bundesrats ‘Bestimmungen für bes-
an, welches international breite Anwendung findet. seren Schutz von Mensch und Umwelt gelten ab 1. Ja-
nuar 2022’, Dezember 2021.

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soll einerseits das finanzielle Risiko für ein Unter- Zentralbanken des Eurosystems planen die erst-
nehmen umfassen, das aufgrund des Klimawan- malige Offenlegung von Klimarisiken nach den
dels besteht. Anderseits soll offengelegt werden, TCFD-Empfehlungen bis Ende 2023.15
wie die Geschäftstätigkeit des Unternehmens zu
den Treibhausgasemissionen beiträgt (soge- Massnahme 1 (in Umsetzung)
nannte doppelte Wesentlichkeit). Letzteres bein- Verbindliche Einführung der
haltet insbesondere die Veröffentlichung von TCFD-Empfehlungen für grosse
CO2-Emissionszielen und Transitionsplänen, die Unternehmen
mit den Schweizer Klimazielen vergleichbar sind.
Am 23. November 2022 hat der Bundesrat be-
Durch das Aufstellen von Mindestanforderungen
schlossen, die Verordnung über die Berichterstat-
soll erreicht werden, dass die Offenlegung aussa-
tung über Klimabelange für grosse Unternehmen
gekräftig, vergleichbar und, wo sachgerecht, vor-
der Gesamtwirtschaft per Anfang 2024 in Kraft
wärtsschauend und szenarienbasiert ist. Die Be-
zu setzen. Die Verordnung basiert auf den Emp-
richterstattungspflichten gemäss indirektem
fehlungen der «Task Force on Climate-related Fi-
Gegenvorschlag zur KVI orientieren sich an der
nancial Disclosures» (TCFD). Der Bundesrat ver-
Richtlinie zur Angabe nichtfinanzieller Informatio-
folgt die internationalen Entwicklungen dazu
nen der EU, welche aktuell weiterentwickelt
weiterhin eng, damit bei Bedarf auch mittelfristig
wird.
Kohärenz gewährleistet werden kann.
Mit der verbindlichen Einführung der TCFD-
Empfehlungen für grosse Unternehmen der Ge-
samtwirtschaft gehört die Schweiz zu den füh-
Berichterstattung über Belange zu
renden Nationen bezüglich Klimatransparenz. Biodiversitätsverlust
Neben der Schweiz planen insbesondere Gross- Die vom Privatsektor angeführte internationale
britannien, die USA und die EU eine verbindliche Taskforce für naturbezogene finanzielle Offenle-
Einführung der TCFD-Empfehlungen für grosse gung («Taskforce on Nature-related Financial
Unternehmen der Gesamtwirtschaft. Teilweise Disclosures» (TNFD))16 erarbeitet derzeit gemein-
haben sie solche schon umgesetzt. sam mit NGOs ein Rahmenwerk für Offenlegun-
Die nationalen Umsetzungen der TCFD- gen zu Biodiversitätsrisiken und -wirkungen. Die-
Empfehlungen werden ergänzt durch die Erarbei- ses lehnt sich formal eng an die TCFD-
tung von darauf basierenden internationalen Empfehlungen an.
Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Der Bundesrat verfolgt diese Arbeiten eng und
Dieser Aufgabe nimmt sich das neu gegründete begrüsst die Schaffung international vergleichba-
«International Sustainability Standards Board» rer, aussagekräftiger Transparenz zu Biodiversi-
(ISSB) unter der Führung der Stiftung «Internatio- tätsrisiken und -wirkungen im Finanzmarkt. Die
nal Financial Reporting Standards» (IFRS) an.13 Schweiz setzt sich dafür ein, dass die TNFD-
Um Kohärenz mit nationalen Offenlegungspflich- Arbeiten – analog zu den TCFD-Empfehlungen –
ten sicherzustellen, verfolgt der Bund die Arbei- zur Basis künftiger Berichterstattungsstandards
ten des ISSB eng. des ISSB im Bereich Biodiversität werden. Sie un-
Offenlegungen zu Klimabelangen entlang den terstützt die TNFD seit der Gründungsphase und
TCFD-Empfehlungen sind auch bei Zentralbanken ist gemeinsam mit Australien, Frankreich, den
vermehrt festzustellen. Als erste Zentralbank fer- Niederlanden und Grossbritannien Teil des Auf-
tigt die Bank of England ab 2020 auf Basis der sichtsgremiums.17
TCFD-Empfehlungen einen jährlichen Bericht Schweizer Unternehmen der Real- und Finanz-
über ihren Ansatz bezüglich klimabezogenem Ri- wirtschaft wirken in dieser Taskforce aktiv mit.
sikomanagement für alle ihre Operationen an.14 Als einer der weltweit ersten Standorte etablierte
Die Europäische Zentralbank und die neunzehn die Schweizer Wirtschaft unter Leitung von

13 15
Die ISSB konsultierte im März 2022 einen ersten Entwurf Medienmitteilung der Europäischen Zentralbank
ihrer Standards zu Klimaberichterstattung. Siehe ‘Eurosystem agrees on common stance for climate
‘Exposure Draft – IFRS S2 Climate-related Disclosures’, change-related sustainable investments in non-monetary
IFRS, März 2022. policy portfolios’, Februar 2021.
14 16
‘The Bank of England’s climate-related financial disclosure Siehe ‘Taskforce on Nature-related Financial Disclosures’.
17
2021’, Bank of England, Juni 2021. Im Juni 2022 publizierte die TNFD die zweite Version ihrer
Empfehlungen.

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«Swiss Sustainable Finance» (SSF) und dem «Glo- thekarportfolien werden. Dahingehend ist es be-
bal Compact Network der Schweiz und Liechten- sonders wichtig und dringend, dass der Schwei-
stein» zudem eine sogenannte nationale Konsul- zer Gebäudepark anhand des schweizweit ein-
tationsgruppe, welche die Umsetzung der TNFD- heitlichen Gebäudeenergieausweises der
Empfehlungen in der Schweizer Wirtschaft unter- Kantone (GEAK)18 klassifiziert und dass diese
stützen soll. Klassifizierung veröffentlicht wird.
Bei der Abschätzung der Biodiversitätsrisiken und Der Bund unterstützt die digitale Verfügbarkeit
-wirkungen tritt die Schweiz auch anderweitig als von Daten zu Schweizer Immobilien. Ab Ende
Pionierin auf. Gemeinsam mit Schweizer Gross- 2022 sollen über map.geo.admin.ch die CO2-
banken und Versicherungen sowie mit dem Emissionen nach GEAK-Klassierungen und wei-
UNEP und internationalen NGOs entwickeln das tere klimarelevante Daten für alle Schweizer Ge-
Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und das bäude kartografisch ersichtlich sein und herun-
Bundesamt für Umwelt (BAFU) das frei zugängli- tergeladen werden können.
che ENCORE-Tool («Exploring Natural Capital
Finanzinstitute können im Finanzierungsgeschäft
Opportunities, Risks and Exposure») für Finanzin-
einen effektiven Beitrag gegen den Klimawandel
stitutionen. Das Tool hilft Finanzinstituten, die
leisten, indem sie bei ihren Kundinnen und Kun-
Auswirkungen von Umweltveränderungen auf
den Anreize und Bewusstsein schaffen. So kön-
die Wirtschaft besser zu verstehen. Darüber hin-
nen im Hypothekargeschäft eine gezielte Kun-
aus gibt es Auskunft darüber, wie Unternehmen
denberatung und wirksame Anreize die
in allen Wirtschaftssektoren von der Natur ab-
Sanierungsgeschwindigkeit und damit die Ener-
hängig sind und wie sich ihre Handlungen auf sie
gieeffizienz erhöhen und damit den Wechsel auf
auswirken. Dies erlaubt Finanzinstitutionen, na-
nachhaltige Energieträger beschleunigen. Im Juni
turbezogene Abhängigkeiten und Auswirkungen
2022 führte die Schweizerische Bankiervereini-
als Geschäftsrisiko darzustellen und die Mittel-
gung (SBVg) eine für ihre Mitglieder verbindliche
allokation entsprechend zu steuern. Zudem hilft
Selbstregulierung ein. Diese verpflichtet Anbieter
das ENCORE-Tool, den Finanzinstitutionen aufzu-
von Hypotheken im Rahmen der Beratung zur
zeigen, wie ihre Investitionsentscheide eine posi-
Immobilienfinanzierung unter anderem, die Be-
tive Wirkung auf die Umwelt und die Gesell-
deutung energetischer Sanierungen gegenüber
schaft erzielen können. Die von der UNO-
Kundinnen und Kunden zu thematisieren.19
Biodiversitätskonvention definierten Ziele zum Er-
halt der Biodiversität dienen dabei als Orientie- Massnahme 2 (in Umsetzung)
rungshilfe. Daten zur Bestimmung der Klimaverträg-
Das internationale Genf spielt im immer wichti- lichkeit von Schweizer Immobilien- und
ger werdenden Link zwischen Biodiversität und Hypothekenportfolien
Finanzsektor eine Pionierrolle. Diese Stärke kann
Das Eidgenössische Departement für Umwelt,
und soll die Schweiz in enger Zusammenarbeit
Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK)
mit dem Finanzsektor und internationalen Orga-
verbessert in enger Zusammenarbeit mit dem
nisationen weiter nutzen und vertiefen.
Eidgenössischen Department des Innern (EDI) das
Angebot an qualitativ hochwertigen, aussage-
Daten zur Klimaverträglichkeit des kräftigen und standardisierten Daten zur Klima-
Schweizer Gebäudeparks verträglichkeit des Schweizer Gebäudeparks ste-
Mit dem bestehenden Gebäude- und Wohnungs- tig.
register (GWR) existiert eine schweizweit standar-
disierte Datenbasis zum CO2-Ausstoss, der Kli- Die Rolle von Green-FinTech-Lösungen
maverträglichkeit und der Energieeffizienz von
Gebäuden. Diese soll laufend gestärkt und aktua- Unter Green FinTechs werden technologiege-
stützte Innovationen verstanden, die auf alle Ar-
lisiert werden. Sie könnte so zu einer wichtigen
ten von Finanzprozessen und -produkten ange-
Grundlage für die Einschätzung der klimabezoge-
nen Transitionsrisiken in Immobilien- und Hypo- wendet werden und gleichzeitig

18 19
‘Der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK)’. Medienmitteilung der SBVg ‘Bankiervereinigung führt
Selbstregulierungen im Bereich «Sustainable Finance»
ein’, Juni 2022.

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Nachhaltigkeitsziele unterstützen oder Nachhal- Weitere Initiativen
tigkeitsrisiken reduzieren. Sie spielen eine zent-
rale Rolle in der Beschaffung und Verarbeitung Verschiedene Schweizer Unternehmen setzen
von Nachhaltigkeitsdaten, indem sie diese zeitna- sich im Rahmen der «Value-Balancing-Alliance»
her, kosteneffizienter und vergleichbarer bereit- dafür ein, dass Standardisierungen bezüglich Be-
stellen. Der Schweizer Finanzplatz hat das Poten- rechnungsmethoden, Integration in die Buchhal-
zial digitaler Technologien im Bereich Sustainable tung und Transparenz zu Geschäftsentscheiden
Finance früh erkannt und positioniert sich darin gefördert werden. Das Ziel besteht darin, die Ver-
als weltweit führend. Entsprechend soll für opti- gleichbarkeit der nichtfinanziellen Berichterstat-
male Rahmenbedingungen gesorgt werden, da- tung in allen Nachhaltigkeitsbereichen zu erhö-
mit die Schweiz ein führender Standort für Green hen.22
FinTechs bleibt. Auch die Schaffung von Transparenz zur Nach-
In diesem Kontext hat das Staatssekretariat für haltigkeit der Lieferketten ist insbesondere für
internationale Finanzfragen (SIF) ein Netzwerk ins grosse Unternehmen komplex. Statistische An-
Leben gerufen, welches aus Schlüsselakteuren sätze, welche die Exposition zu globalen Ver-
der Green-FinTech-Branche besteht, insbeson- flechtungen und damit zu Nachhaltigkeitsrisiken
dere Green FinTechs, Inkubatoren, Venture-Capi- erkennen lassen, können Abhilfe schaffen. Deren
tal-Unternehmen sowie Universitäten. Das Umsetzung sollte idealerweise schweizweit koor-
Green-FinTech-Netzwerk erarbeitete 2021 im diniert stattfinden, damit Vergleichbarkeit herge-
Rahmen eines Aktionsplanes mögliche Ideen für stellt und Aufwand bei Unternehmen eingespart
Unternehmen, die im Bereich Green FinTech ihre werden kann.
Aktivitäten steigern möchten, aber auch Ideen
für weitergehende Arbeiten des Bundes.20 Dar-
über hinaus publizierte es 2022 gemeinsam mit
Handlungsfeld 2:
der GDFA und mit Unterstützung des SIF einen Transparenz im
Bericht zur Klassifizierung von Green FinTechs.21
Eine Institutionalisierung des Green-FinTech- Finanzsektor
Netzwerkes unter Leitung der Schlüsselakteure
der Green-FinTech-Branche und mit Einbezug der Transparenz auf Ebene Finanzinstitut
Finanzindustrie könnte die Arbeiten des Netzwer-
Netto-Null-Selbstverpflichtungen und
kes weiter stärken und der subsidiären Rolle des
Internationale Netto-Null-Allianzen
Bundes Rechnung tragen. Der Bund bringt das
Thema in internationalen Gremien zu Sustainable Indem Schweizer Finanzinstitute vergleichbar of-
Finance aktiv ein. fenlegen, inwiefern sie die Transition zu Netto-
Null unterstützen, kann die wachsende Nach-
Massnahme 3 (in Umsetzung) frage der Investorinnen und Investoren nach da-
Publikation Klassifizierungssystem für hingehenden Informationen besser gedeckt wer-
Green-FinTech-Applikationen den. Zudem erhöht ein solches Vorgehen die
Glaubwürdigkeit des Schweizer Finanzplatzes als
Das Green-FinTech-Netzwerk publizierte im 2022
ein weltweit führender Standort für nachhaltige
gemeinsam mit der Genfer «Green Digital Fi-
Finanzdienstleistungen.
nance Alliance» (GDFA) und mit Unterstützung
des SIF ein Klassifizierungssystem für Green-Fin- Im Rahmen von Netto-Null-Allianzen unter dem
Tech-Applikationen und deren Bedarf an Nach- Dach der «Glasgow Financial Alliance for Net
haltigkeitsdaten. Zero» (GFANZ) hat sich eine steigende Anzahl
von Schweizer Finanzinstituten freiwillig zum
Netto-Null-Zielen verpflichtet. Den relevanten
Schweizer Branchenverbänden kommt eine be-
deutende Rolle bei der aktiven Förderung unter

20 22
Medienmitteilung SIF ‘Green Fintech Network stellt Akti- Die Methodik der Value Balancing Alliance nutzt eine mo-
onsplan vor’, April 2021. netäre Kennzahl, um die Wirkung von Geschäftsmodel-
21
Medienmitteilung GDFA ‘The world’s first green fintech len greifbar zu machen, sie in den lokalen Kontext der
classification’, Mai 2022. Aktivität einzuordnen, die Bedeutung einzelner Nachhal-
tigkeitsaspekte zu verstehen und letztendlich besser in
die Unternehmenssteuerung zu integrieren.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 10
ihren Mitgliedern zu. Der Bundesrat begrüsst Um die Glaubwürdigkeit von Finanzinstituten, die
ausdrücklich, dass der Schweizerische Versiche- sich freiwillig einer Allianz angeschlossen haben,
rungsverband (SVV), Asset Management Switzer- sicherzustellen, können und sollen die Zwischen-
land (AMAS), SBVg, sowie SSF Unterstützer der ziele durch unabhängige Stellen validiert werden.
für sie relevanten Netto-Null-Allianzen sind. Eine solche Verifizierung wird beispielsweise
durch die «Science-Based Targets Initiative»
Box 2
(SBTi) angeboten (siehe Box 3).
«Glasgow Financial Alliance for Net
Zero» (GFANZ) 23 Der Bundesrat erachtet es als zentral, Transpa-
renz bezüglich den Selbstverpflichtungen der
Im Rahmen von GFANZ-Netto-Null-Allianzen ver- Schweizer Finanzinstitute zu schaffen. Dazu be-
pflichten sich Finanzinstitute freiwillig dem darf es einerseits Informationen zum Anteil des
Netto-Null-Ziel. Solche Allianzen sind seit 2019 Finanzplatzes, der internationalen Netto-Null-Alli-
im Vorfeld der COP26 in Glasgow entstanden anzen beigetreten ist und zum Anteil der Vermö-
und decken alle Hauptbereiche der Finanzbran- genswerte, respektive Geschäftstätigkeiten, die
che ab. Zu den wichtigsten zählen die folgen- im Kontext dieser Allianzen tatsächlich einem
den: Netto-Null-Ziel bis 2050 unterstehen. Anderer-
- Net-Zero Asset Owner Alliance (NZAOA), seits werden vergleichbare Informationen zu den
insbesondere relevant für Versicherungen Selbstverpflichtungen, also zu Zielen, Zwischen-
und Vorsorgeeinrichtungen; zielen und Massnahmen der einzelnen Institute
- Net-Zero Asset Managers Initiative (NZAMI); und zu deren Fortschritte bei der Erreichung ihrer
- Net-Zero Banking Alliance (NZBA); Selbstverpflichtungen benötigt.
- Net-Zero Insurance Alliance (NZIA). Am 17. November 2021 hat der Bundesrat den
Um von einer dieser Allianzen aufgenommen zu Schweizer Finanzinstituten empfohlen, internati-
werden, begutachtet eine Expertengruppe die onalen Netto-Null-Allianzen beizutreten und das
Verpflichtungen der Institute. Die Anforderun- Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) beauf-
gen der Allianzen unterscheiden sich, beinhalten tragt, in enger Zusammenarbeit mit dem UVEK,
jedoch mindestens folgende Merkmale: den Abschuss von dahingehenden Branchenver-
einbarungen anzustreben.24 Die angedachten
- Das 2050-Netto-Null-Ziel ist anhand von freiwilligen Branchenvereinbarungen hätten zum
wissenschaftsbasierten Methoden festge- Ziel gehabt, die Mitgliedschaft in internationalen
legt; Netto-Null-Allianzen zu fördern und vergleich-
- die 2030-Zwischenziele decken ca. 50 Pro- bare Transparenz zu den Selbstverpflichtungen
zent der notwendigen Entkarbonisierung; zu schaffen. Die involvierten Branchenverbände
- Definition und Publikation einer Netto-Null- lehnten dahingehende Branchenvereinbarungen
Transitionsstrategie; jedoch ab. Zur Umsetzung der oben beschriebe-
- regelmässige Berichterstattung zu den Fort- nen Kernanliegen erachteten sie es als zielführen-
schritten; der, entsprechende laufende und geplante Arbei-
- kein übermässiger Gebrauch von CO2- ten ausserhalb von Branchenvereinbarungen
Kompensationsprogrammen. weiterzuführen. Dahingehend haben sie am 24.
Die Allianzen bieten teilnehmenden Finanzinsti- August 2022 eine Studie publiziert.25
tuten eine Austauschplattform, insbesondere zu Der Bundesrat begrüsst diese Arbeiten der Bran-
«Best Practices» in der Branche, und können In- che ausdrücklich. Sie legen die Basis für transpa-
stitute bei der Festlegung und Erreichung von rente Informationen zum Stand der Umsetzung
konkreten Zielen unterstützen. Sie fördern auch der Netto-Null-Ziele in der Schweizer Finanzwirt-
den Einsatz von vorwärtsschauenden Indikatoren schaft. In der jetzigen Form werden dadurch aber
zur Messung der Ausrichtung auf das Netto- nicht alle oben beschriebenen Kernanliegen aus-
Null-Ziel und unterstützen somit die Bestrebun- reichend umgesetzt, welche durch die angedach-
gen der Schweiz, dahingehende Transparenz zu ten, freiwilligen Branchenvereinbarungen adres-
schaffen. siert hätten werden sollen. Der Bundesrat strebt

23 25
Für weitere Informationen, siehe GFANZ. ‘Setting sail for a carbon-neutral future: Net Zero Insights
24
Medienmitteilung des Bundesrates ‘Der Bundesrat will mit 2022’, August 2022.
Klimatransparenz einen internationalen Spitzenplatz bei
nachhaltigen Finanzanlagen’, November 2021.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 11
weiterhin Branchenvereinbarungen an, welche lidieren. Die SBTi hat sich als bekannteste Organi-
insbesondere die schon von den Branchenver- sation für die Definition von wissenschaftsbasier-
bänden etablierte Transparenz in den oben be- ten Transitionsplänen etabliert, und ihre Metho-
schriebenen Kernanliegen ergänzt. Dazu verfolgt den und Empfehlungen gelten heute als «de
der Bund auch relevante internationale Entwick- facto»-Standard für eine gute Zielformulierung.
lungen, auf welche diese Branchenvereinbarun- Die SBTi ist dabei, detailliertere sektorspezifische
gen Bezug nehmen könnten, insbesondere der Leitfäden zu entwickeln, unter anderem auch für
GFANZ und des «Climate Data Steering Commit- den Finanzsektor.
tees» (CDSC).
Im Februar 2022 wurde von Economiesuisse und
Am 3. Juni 2022 hat der Bundesrat zudem den dem WWF Schweiz ein Projekt zur Förderung der
indirekten Gegenvorschlag zur Gletscher-Initia- SBTi angestossen.28
tive begrüsst. Dieser sieht u. a. vor, dass der Bun-
desrat mit den Finanzbranchen Vereinbarungen
zur klimaverträglichen Ausrichtung der Finanz- Massnahme 4 (in Umsetzung)
flüsse abschliessen kann.26
Förderung internationaler Netto-Null-
Der Bund will in diesem Bereich auch eine Vor- Allianzen
bildrolle einnehmen. Öffentliche Vorsorgeeinrich-
tungen und weitere bundesnahe, institutionelle Am 17. November 2021 hat der Bundesrat be-
Investoren, welche im Bereich Klima eine Vorrei- schlossen, den Finanzinstituten zu empfehlen, in-
ternationalen Netto-Null-Allianzen beizutreten
terrolle einnehmen wollen, verpflichten sich bei-
und den Abschuss von dahingehenden Bran-
spielweise im Kontext der Initiative «Energie- und
chenvereinbarungen anzustreben. Bereits am 26.
Klima-Vorbild Bund (VBE)» zu einem ambitionier-
Juni 2019 hat er zudem entschieden, die Finan-
ten Klimazielbeitrag. Sie setzen sich mess- und
zinstitute mittels Branchenvereinbarungen zu er-
vergleichbare Zwischenziele, kommunizieren ak-
muntern, in repräsentativem Umfang an den ver-
tiv und setzen vorbildliche Massnahmen um, wel-
gleichbaren Klimatests des Bundes (siehe 4.1.2)
che auch von anderen Unternehmen übernom-
men werden können. teilzunehmen.

Auf internationaler Ebene hat das CDSC, eine in- Das EFD informiert den Bundesrat bis Ende 2023
über den Stand der Arbeiten zu den Branchen-
formelle Gruppe von Finanzministerien, Internati-
onalen Organisationen und Datenanbietern, in vereinbarungen.
welcher die Schweiz durch das SIF vertreten ist, Das EFD unterstützt Arbeiten der «Glasgow Fi-
am 21. September 2022 den Aufbau einer öf- nancial Alliance for Net-Zero» GFANZ und setzt
fentlichen Datenbank angekündigt. Die soge- sich für die Erhöhung ihrer Glaubwürdigkeit ein,
nannte «Net-zero Data Public Utility» (NZDPU) insbesondere durch Mitwirken im «Climate Data
soll Transparenz bezüglich Treibhausgas-Emissi- Steering Committee» (CDSC), um Transparenz
onszielen von Unternehmen der Real- und Fi- im Zusammenhang mit den freiwilligen Selbstver-
nanzwirtschaft schaffen.27 pflichtungen der Finanzinstitute zu fördern.

Box 3 Transparenz zum Dialog mit investierten


«Science-Based Targets Initiative» (SBTi) Unternehmen («Investor-Stewardship»)

Die SBTi ist aus einer Partnerschaft zwischen dem Durch aktive Ausübung der Aktienstimmrechte
«Carbon Disclosure Project» (CDP), dem «UN Glo- und mittels eines Dialogs mit Unternehmen im
bal Compact», dem «World Resources Institute» Anlageportfolio können institutionelle Investoren
(WRI) und dem WWF entstanden. Sie hat zum wie Versicherungen und Vorsorgeeinrichtungen,
Ziel, Unternehmen dabei zu unterstützen, wissen- sowie Vermögensverwalter einen wichtigen Bei-
schaftsbasierte Emissionsreduktionsziele zu defi- trag zu Nachhaltigkeitszielen leisten: Sie können
nieren. Sie bietet den Unternehmen auch an, sich etwa für wissenschaftsbasierte und extern
Emissionsreduktionsziele zu überprüfen und zu va- verifizierte Transitionspläne der Unternehmen hin
zu Netto-Null bis 2050 einsetzen. Oder sie kön-

26 27
Medienmitteilung des Bundesrates ‘Klimaschutz: Bundes- Siehe Net-Zero Data Public Utility (nzdpu.com)
28
rat begrüsst den indirekten Gegenvorschlag zur Glet- Siehe Engagement SBTi (sustainableswitzerland.ch)
scher-Initiative’, Juni 2022.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 12
nen entlang eines klar definierten Eskalationspro- Klimatests für den Finanzmarkt
zesses Veränderungen in den Führungsstrukturen
Nach den Klimatests in den Jahren 2017 und
von Unternehmen bewirken oder nicht anpas-
2020 haben das BAFU und das SIF 2022 einen
sungswillige Unternehmen ausschliessen. Dies
dritten Test durchgeführt. Die kostenlose Teil-
stellt insbesondere für Versicherungen und Vor-
nahme stand sämtlichen Schweizer Banken, As-
sorgeeinrichtungen einen wichtigen Hebel dar:
set Manager, Vorsorgeeinrichtungen und Versi-
Sie verfügen über hohe diversifizierte Anlagever-
cherungen freiwillig und anonym zur Verfügung.
mögen sowie über einen langen Anlagehorizont,
Die Teilnehmer konnten ihre Portfolios anhand
was ihnen erlaubt, den Übergang zu einer klima-
der Open-Source-Methode PACTA (Paris Agree-
neutralen und auf internationale Ziele der Bio-
ment Capital Transition Assessment) testen las-
diversität ausgerichteten Wirtschaft zu unterstüt-
sen.
zen und damit auch finanzielle Risiken zu
vermindern. Auch die dritte Testrunde 2022 ermöglichte ein
repräsentatives Bild, obwohl die Teilnehmerzahl
Engagement mit Portfoliounternehmen ist häufig
gegenüber 2020 zurückging, insbesondere von
dann am erfolgversprechendsten, wenn es mit
Vorsorgeeinrichtungen. Der Test zeigt, wie stark
anderen Investoren koordiniert und gemäss inter-
das Bewusstsein für Klimafragen im Schweizer Fi-
nationalen «Best Practices» erfolgt. Die Koordi-
nanzsektor verankert ist. Es besteht jedoch Ver-
nationsplattform des Netzwerks «Principles for
besserungsbedarf, um sicherzustellen, dass über-
Responsible Investment» (PRI), der «Climate Ac-
geordnete Strategien wirksamer in konkrete,
tion 100+» (CA100+) und der «The Institutional
realwirtschaftliche Emissionsreduktionen umge-
Investors Group on Climate Change» (IIGCC)
setzt werden.30
sind gute internationale Beispiele für koordinierte
Engagement-Initiativen. Neben nationalen Orga- Regelmässige Klimatests durch Finanzinstitute er-
nisationen und Anbietern werden sie auch von möglichen den Schweizer Behörden ein übergrei-
zahlreichen Schweizer Vorsorgeeinrichtungen, fendes Monitoring, um die Ausrichtung des
Versicherungen und Vermögensverwalter unter- Schweizer Finanzsektors auf das Netto-Null-Ziel
stützt.29 zu analysieren und um Politik und Öffentlichkeit
über Fortschritte zu informieren. Zudem unter-
Für Finanzinstitute, welche sich freiwillig zu
stützen die Tests weitere Massnahmen des Bun-
Nachhaltigkeitszielen wie dem 2050-Netto-Null-
desrats. Den Teilnehmenden werden kostenlos
Ziel verpflichtet haben, bedarf es der Transparenz
vergleichbare Auswertungen zur Verfügung ge-
für Versicherte und Kunden. Die Finanzinstitute
stellt, wie zur Klimaverträglichkeit von Immobi-
sollen aufzeigen, inwiefern ihre Engagement-
lien- und Hypothekarportfolien, Transparenz zu
Strategien die gesetzten Nachhaltigkeitsziele
Stewardship-Strategien und den meisten Swiss
glaubwürdig verfolgen, um Greenwashing zu
Climate Scores Indikatoren. Dadurch können die
vermeiden. Dies ist insbesondere wichtig bei In-
Kosten für die Umsetzung der entsprechenden
vestitionen in Unternehmen, deren Geschäftstä-
Bundesratsempfehlungen für die Finanzinstitute
tigkeiten noch nicht mit diesen Nachhaltigkeits-
reduziert werden.
zielen in Einklang sind.
Die Klimatests werden international koordiniert
Massnahme 5 und von der im Jahr 2019 am Rande des UNO-
Transparenz zu Stewardship-Strategien Klimagipfels lancierten «Swiss-Dutch Initiative»
Der Bundesrat hat am 16. Dezember 2022 be- gefördert.31 Während die Schweiz als weltweit
schlossen, Finanzinstituten bzw. Vorsorgeeinrich- erstes Land solche koordinierten Klimatests
tungen zu empfehlen, auf ihren Internetseiten durchführte, wenden mittlerweile auch Länder,
Transparenz zu schaffen, inwiefern ihre Engage- wie Frankreich, Japan, Mexiko, den Niederlan-
ment-Strategie und ihre Ausübung der Aktien- den, Norwegen, Österreich und Schweden sowie
stimmrechte mit von ihnen freiwillig unterstütz- die US-Gliedstaaten Kalifornien und New York
ten Nachhaltigkeitszielen, namentlich dem 2050- ähnliche Klimatests an.
Netto-Null-Ziel vereinbar sind.

29 31
Siehe https://www.unpri.org/, https://www.climateac- Medienmitteilung BAFU ‘Schweiz und die Niederlande
tion100.org/, und https://www.iigcc.org/ (insbesondere präsentieren Initiative für klimafreundliche Investitionen’,
das «Net Zero Stewardship Toolkit») September 2019.
30
Siehe http://www.bafu.admin.ch/klima-finanzmarkt

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 13
Massnahme 6 (in Umsetzung) ökonomische Auswirkungen haben und das Ver-
Regelmässige freiwillige Klimatests mit säumnis, diese zu berücksichtigen, abzumildern
und sich an sie anzupassen eine Quelle von Risi-
Finanzinstituten
ken für einzelne Finanzinstitute sowie für die Fi-
Das UVEK und das EFD führen regelmässig frei- nanzstabilität sein. Aufgrund ihrer makroökono-
willige vergleichbare Klimatests mit Finanzinstitu- mischen, makro- und mikroprudentiellen
ten durch, um die Ausrichtung des Schweizer Fi- Materialität sind sie für Zentralbanken und Auf-
nanzsektors auf das globale Temperaturziel des sichtsbehörden relevant.32 Die Abhängigkeiten
Übereinkommens von Paris zu analysieren und von Biodiversität und Finanzen sind allerdings
Fortschritte festzuhalten (nächste Durchführung komplex und bedürfen weiterer Grundlagenfor-
im 2024). Das UVEK setzt sich dafür ein, dass schung, insbesondere um finanzielle Biodiversi-
diese Klimatests laufend verbessert werden und tätsrisiken messen zu können.
für Finanzinstitute die Umsetzung weiterer Bun-
Arbeiten der FINMA und SNB zu finanziellen
desratsempfehlungen erleichtern.
Klima- und Biodiversitätsrisiken
Transparenz bezüglich Resilienz gegenüber Entsprechend ihrem Mandat befassen sich
finanziellen Klima- und Biodiversitätsrisiken FINMA und SNB grundsätzlich mit allen potenzi-
ellen Risiken für Finanzinstitute und für das Fi-
Der Klimawandel stellt sowohl ein direktes wie nanzsystem. Im Bereich der Umweltrisiken stehen
auch ein indirektes Risiko für die Stabilität von Fi- aktuell die klimabezogenen Finanzrisiken im Vor-
nanzinstituten und dem Schweizer Finanzsystem dergrund.
dar. Zum einen können abrupte Erwartungsände-
rungen über künftige Politikmassnahmen sowie Die FINMA integriert klimabezogene Finanzrisi-
abrupte Politikmassnahmen an sich (Transitionsri- ken in einer strategischen, proportionalen und ri-
siken) oder weitreichende Schäden durch physi- sikobasierten Art und Weise in ihre Aufsichtstä-
sche Risiken plötzliche Veränderungen in Vermö- tigkeit. Dazu entwickelt sie derzeit Konzepte zur
genswerten hervorrufen. Dadurch können bei Aufsicht über das Klimarisikomanagement von
Finanzinstituten Verluste entstehen, z. B. durch Banken und Versicherungsunternehmen. Diese
Abschreibungen auf Krediten an besonders expo- Konzepte werden seit 2022 stufenweise und pro-
nierte Unternehmen oder durch Handelsverluste portional eingesetzt. Zudem führt die FINMA
aufgrund von Bewertungskorrekturen auf den kontinuierlich den Dialog mit den grössten Be-
Aktien- und Anleihenmärkten. Zum anderen aufsichtigten darüber, wie sie ihre klimabezoge-
kann sich der Klimawandel indirekt auf die Fi- nen Finanzrisiken verwalten und wie sie die we-
nanzstabilität auswirken, in dem er makroökono- sentlichen klimabezogenen Finanzrisiken im
mische Variablen wie Einkommen, Zinssätze, Pro- Schweizer Finanzsektor identifizieren und erfas-
duktion oder Beschäftigung beeinflusst: sen. Gestützt auf ihre Erfahrungen aus der Auf-
Klimabedingte Rezessionen, beispielsweise aus- sicht und ihren prinzipienbasierten Ansatz wird
gelöst durch Naturgefahren in Ländern aus de- die FINMA ihre Erwartungen an die Verwaltung
nen viel importiert wird, können die Einkommen klimabezogener Finanzrisiken bei Beaufsichtigten
der Haushalte und Firmen in der Schweiz verrin- bei Bedarf weiter ausführen.
gern, und somit deren Tragbarkeitsrisiken erhö- Zur Quantifizierung von Klimarisiken führten
hen. Hingegen stellen kontinuierliche und vorher- FINMA und SNB gemeinsam ein Pilotprojekt zur
sehbare Anpassungen volkswirtschaftlicher Messung von klimabezogenen Transitionsrisiken
Grössen (Strukturwandel), nicht per se eine Ge- bei den Grossbanken durch. Die im Rahmen des
fahr für die Finanzstabilität dar. Pilotprojekts durchgeführten Analysen lieferten
Die Erkenntnisse verdichten sich, dass auch der eine erste Schätzung der Transitionsrisiken. Wei-
Verlust der Biodiversität ein relevantes Risiko für tere Arbeiten vonseiten FINMA und SNB sind je-
die Finanzstabilität darstellt. Gemäss dem «Net- doch nötig und geplant, um zu einer robusteren
work for Greening the Financial System» (NGFS) Einschätzung der Materialität von Transitionsrisi-
können naturbezogene Risiken, einschliesslich ken zu gelangen. Ausserdem muss der Anwen-
derjenigen im Zusammenhang mit dem Verlust dungsbereich der Analyse ausgeweitet werden,
der Biodiversität, potentiell signifikante makro- um bisher nicht berücksichtigte Geschäfte (z.B.
das Hypothekargeschäft) sowie physische Risiken

32
‘Statement on Nature-Related Financial Risks’, NGFS,
März 2022.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 14
zu berücksichtigen. Entsprechend werden die FINMA und die SNB begrüssen die Entwicklung
FINMA und die SNB, in enger Zusammenarbeit von international abgestimmten Lösungen und
mit den Banken, ihre bisherigen Methoden für beteiligen sich aktiv an diesen Arbeiten. Als Mit-
die Beurteilung der Klimarisiken weiterentwickeln glieder des NGFS sind FINMA und SNB zudem
und verbessern.33 Zudem befasst sich die FINMA Teil des Austausches unter Aufsichtsbehörden
auch auf Seite der Versicherer mit der Quantifi- und Zentralbanken über mögliche Finanzrisiken
zierung von Klimarisiken. im Zusammenhang mit dem Klimawandel und
dem Verlust der Biodiversität.
Die FINMA konkretisierte ihrerseits 2021 ihre Of-
fenlegungspflichten im Bereich der Klimarisiken Berücksichtigung von finanziellen
für grosse Banken und Versicherungsunterneh- Nachhaltigkeits-risiken in der
men, angelehnt an die TCFD-Empfehlungen.34 Sie Vermögensverwaltung
wird sich zudem entsprechend ihren strategi- Entsprechend den bestehenden rechtlichen
schen Ziele bis 2024 verstärkt mit potenziellen, Treue- und Sorgfaltspflichten sind alle materiellen
neu auftretenden oder zunehmenden Nachhal- finanziellen Risiken und damit auch materielle fi-
tigkeitsrisiken befassen, so beispielsweise mit Ri- nanzielle Klima- und Biodiversitätsrisiken bei der
siken im Zusammenhang mit dem Biodiversitäts- Verwaltung von Vermögen Dritter zu berücksich-
verlust. tigen.35 Dies gilt auch für die treuhänderische
Pflicht von institutionellen Investoren gegenüber
Nicht zielführend sind regulatorische Begünsti-
ihren Versicherten und Kunden.
gungen – zum Beispiel in Form von Erleichterun-
gen bei der Kapitalunterlegung – für ‘grüne’ Fi- Daraus folgernd wäre zu erwarten, dass der An-
nanzierungs- und/oder Versicherungsgeschäfte. teil an aktiv verwalteten Fonds und Mandaten,
Regulatorische Erleichterungen, die zu einer welche Nachhaltigkeitsrisiken berücksichtigen,
Schwächung der Resilienz des Schweizer Finanz- über die Zeit stark steigen sollte. In der Tat lässt
systems führen würden, wären in einem Umfeld sich über die vergangenen Jahre ein starkes
steigender systemischer Risiken aufgrund des Kli- Wachstum der Anteile an Fonds und Mandaten,
mawandels kontraproduktiv und sind zu vermei- die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen (wo-
den. Für die risikogewichteten Eigenmittel- bzw. runter auch Nachhaltigkeitsrisiken fallen) feststel-
Solvenzanforderungen von Finanzinstituten für len. Über die vergangenen fünf Jahre betrug das
Finanzanlagen bzw. Kredite sind die damit ver- jährliche Wachstum jeweils durchschnittlich
bunden Risiken zentral. Nur wenn davon ausge- 65%.36
gangen werden kann, dass Klimarisiken heute
ungenügend durch die bestehenden Risikokate- Massnahme 7 (in Umsetzung)
gorien der regulatorische Eigenmittel- bzw. Sol- Transparenz bezüglich Berücksichtigung
venzanforderungen erfasst werden, könnte de- von Nachhaltigkeitsrisiken
ren explizite Anpassung in Bezug auf Klimarisiken Am 11. November 2020 hat der Bundesrat be-
zu einem Mehrwert für die Stabilität von Institu- schlossen, den Finanzinstituten zu empfehlen,
ten und damit auch für ihre Gläubiger führen. Methoden und Strategien zu veröffentlichen die
Eine aus reinen Förderungs- oder Abschreckungs- aufzeigen, wie sie – entsprechend den bestehen-
gründen (d. h. ohne Risikobezug) differenzierte den rechtlichen Treue- und Sorgfaltspflichten –
Gestaltung der Kapitalanforderungen wider- Klima- und Umweltrisiken bei der Verwaltung
spricht dem risikoorientierten Grundkonzept der von Vermögen ihrer Kundschaft berücksichti-
Eigenmittel- bzw. Solvenzanforderungen. gen.37
Die Risiken aus dem Klimawandel für die Finan-
zinstitute und das Finanzsystem sind in den wich-
tigsten internationalen Standardsetzungsgremien
im Finanzmarktbereich ein prioritäres Thema. Die

33
Für weitere Informationen siehe FINMA ‘Jahresbericht Mirjam Eggen und Dr. Cornelia Stengel, im Auftrag des
2021’ und SNB ‘Financial Stability Report 2022’. BAFU, 2019.
36
34
Vgl. ‘Offenlegung klimabezogene Finanzrisiken: Teilrevi- ‘Swiss Sustainable Investment Market Study 2022’, SSF,
sion der FINMA-Rundschreiben 2016/1 „Offenlegung – Juni 2022.
37
Banken“ und 2016/2 „Offenlegung – Versicherer (Public Medienmitteilung des Bundesrates ‘Der Bundesrat kon-
Disclosure)“ - Erläuterungen’, FINMA, Mai 2021. kretisiert Vorschläge für einen nachhaltigen Finanzstand-
35
Vgl. Rechtliches Gutachten ‘Berücksichtigung von Klimari- ort Schweiz’, Dezember 2020.
siken und –wirkungen auf dem Finanzmarkt’, Prof. Dr.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 15
Transparenz auf Ebene Anlageprodukt Letztlich sind Marktmechanismen effizienter in
der dynamisch stattfindenden Identifikation von
Bedeutung vorwärtsschauender Transparenz Technologien und Lösungen, die einen effektiven
Die Schaffung von Transparenz durch die Bereit- Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen leisten.
stellung von vergleichbaren und aussagekräftigen In der G20 Arbeitsgruppe zu Sustainable Finance,
Informationen ist eine zentrale Voraussetzung für welche unter den internationalen Foren, die sich
gut funktionierende Märkte sowie für Nachhal- mit Sustainable Finance befassen, eine überge-
tigkeit im Finanzsektor. Sie trägt zu effizienten, ordnete, koordinierende Rolle einnimmt, nehmen
stabilen und widerstandsfähigen Märkten bei vorwärtsschauende, auf das Netto-Null-Ziel aus-
und hilft sämtlichen Finanzmarktakteuren, infor- gerichtete Methoden38 einen ebenbürtigen Stel-
mierte Entscheide zu treffen. lenwert wie Taxonomien im Klimabereich ein.39
Eine erfolgreiche Transition zu Netto-Null-Treib- Gemäss der G20 soll international bewusst die
hausgasemissionen sowie die Erreichung der Methodenfreiheit gewahrt bleiben; eine Ver-
Ziele zur Förderung der Biodiversität wird durch gleichbarkeit ist wünschbar, eine Harmonisierung
innovative Unternehmen erleichtert, die ihre Ge- wird aber nicht angestrebt. Die Schweiz setzt sich
schäftsmodelle und Investitionspläne effektiv und in der G20, aber auch innerhalb der «Internatio-
rechtzeitig anpassen. Finanzmarktakteure sollten nal Platform on Sustainable Finance» (IPSF), wo
daher in der Lage sein, in allen Branchen Vorrei- sie zusammen mit der EU und Japan eine Arbeits-
ter und Nachzügler zu identifizieren, um ihre An- gruppe zu Transition Finance leitet, für solche
lage-, Finanzierungs-, und Versicherungsentschei- vorwärtsschauende Transparenz ein.
dungen informiert zu treffen. So können Klimatransparenz anhand der «Swiss Climate
Opportunitäten sowie allfällige Finanzrisiken bes- Scores»
ser erkannt werden. Solche Entscheidungen sind
von Natur aus vorausschauend. Beispielweise Indem Anlegerinnen und Anleger in der Schweiz
sollten Finanzmarktakteure nicht nur den aktuel- glaubwürdige Informationen über die Ausrich-
len Stand der CO2-Emissionen von Unternehmen tung ihrer Investitionen auf Klimaziele erhalten,
bewerten; sie sollten auch Investitions- und Tran- können sie effiziente Anlageentscheide fällen. Sie
sitionspläne kritisch beurteilen können, die mit profitieren damit von allfälligen Opportunitäten
Bekenntnissen von Unternehmen zum Erreichen der Transition zu Netto-Null und minimieren
von Netto-Null verbunden sind. Dazu sind Finanz- Transitionsrisiken. Schon am 17. November 2021
marktakteure auf glaubwürdige und transparent hat der Bundesrat den Finanzmarktakteuren
kommunizierte CO2-Emissionsdaten und -ziele empfohlen, mit Hilfe von vergleichbaren und aus-
der Unternehmen angewiesen. sagekräftigen Indikatoren zur Klimaausrichtung
bei allen Finanzprodukten und Anlageportfolien
Eine staatlich verordnete Klassifikation von Wirt- Klimatransparenz zu schaffen.40
schaftsaktivitäten, auch Taxonomie genannt,
grenzt zwischen «nachhaltig» und «nicht-nach- Zentral für die Glaubwürdigkeit ist, dass sich An-
haltig» ab. Sie lässt aber die kritische Unterschei- gaben auf die internationalen Klimaziele des
dung zwischen Vorreitern und Nachzüglern auf Übereinkommens von Paris, insbesondere die Be-
beiden Seiten dieser Grenze aus und riskiert ihre grenzung der globalen Durchschnittstemperatur
Politisierung und damit Entkoppelung von wis- auf unter 1,5°C, beziehen und wissenschaftsba-
senschaftlichen Erkenntnissen. Taxonomien be- siert sind. Nur so kann eine Transparenz sicherge-
antworten auch nicht die zentrale Frage, ob die stellt werden, die zu korrekten Marktanreizen
Wirtschaft bezüglich der Transition zu Netto‐Null führt.
bis 2050 auf Kurs ist. Dazu bedarf es Transpa- In Zusammenarbeit mit Finanzmarktakteuren,
renz, die vorwärtsschauend bspw. auf das glo- NGOs und der Wissenschaft hat der Bundesrat
bale Temperaturziel des Übereinkommens von unter dem Namen «Swiss Climate Scores» eine
Paris ausgerichtet ist und die glaubwürdige Tran- Auswahl an Indikatoren zur Ausrichtung von An-
sitionspläne hin zu Netto-Null von Unternehmen lageportfolien auf Klimaziele erarbeitet.41 Die
sämtlicher Wirtschaftssektoren mitberücksichtigt. «Swiss Climate Scores» enthalten Indikatoren,

38 40
Für Beispiele dieser Methoden vgl. ‘Measuring Portfolio Medienmitteilung des Bundesrates ‘Der Bundesrat will mit
Alignment – Technical Considerations’, TCFD PAT, Ok- Klimatransparenz einen internationalen Spitzenplatz bei
tober 2021. nachhaltigen Finanzanlagen’, November 2021
39 41
Vgl. ‘Sustainable Finance Roadmap’, G20, Oktober 2021. Vgl. ‘Swiss Climate Scores’, SIF.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 16
welche die aktuelle Situation von globalen Unter- Massnahme 8 (in Umsetzung)
nehmen in Anlageprodukten oder -portfolien wi- Einführung und Weiterentwicklung der
derspiegeln (Status quo). Sie zeigen aber auch
«Swiss Climate Scores»
auf, wo sich diese Unternehmen in Bezug auf in-
ternationale Klimaziele (1,5ºC, Netto-Null) aktuell Der Bundesrat hat am 29. Juni 2022 beschlossen,
situieren. Werden diese breit und umfassend ein- allen Schweizer Finanzinstituten zu empfehlen,
gesetzt, verschaffen sie Anlegerinnen und Anle- vergleichbare und aussagekräftige Transparenz
gern in der Schweiz vergleichbare und aussage- bezüglich Klimaverträglichkeit bei sämtlichen Fi-
kräftige Informationen bezüglich der Ausrichtung nanzanlagen und Kundenportfolien zu schaffen
ihrer Anlageprodukte auf Klimaziele. Der Bundes- und, wo sinnvoll, die Auswahl an Indikatoren der
rat hat am 29. Juni 2022 allen Schweizer Finan- «Swiss Climate Scores» anzuwenden.
zinstituten empfohlen, die «Swiss Climate Das EFD setzt sich in internationalen Gremien da-
Scores», wo sinnvoll, bei Anlageprodukten und für ein, dass die Indikatoren der «Swiss Climate
Kundenportfolien anzuwenden.42 Scores» weiterhin hohe Kompatibilität geniessen
Die Indikatoren der «Swiss Climate Scores» stüt- und sich als optimale Basis für Transparenz be-
zen sich auf internationale Arbeiten und Grund- züglich Ausrichtung auf Klimaziele anbieten.
lagen. Jedoch ist die Kombination von Indikato- Das EFD, in enger Zusammenarbeit mit dem
ren, um die Transition zu unterstützen, UVEK, prüft spätestens bis Ende 2023 die An-
einzigartig. Die Schweiz kann auf diese Weise wendung der «Swiss Climate Scores» auf Ver-
eine Führungsrolle einnehmen, ohne durch die gleichbarkeit und Anreizwirkung hin und entwi-
Entwicklung eigener Indikatoren Doppelspurig- ckelt diese bei Bedarf weiter. Auch wird eine
keiten für Unternehmen oder Finanzmarktak- Ausweitung auf weitere Anlageklassen geprüft
teure zu kreieren. Der Bundesrat begrüsst, dass
(z.B. Immobilien).
die Branchenverbände AMAS und SSF Unterstüt-
zungshilfen für die Umsetzung der «Swiss Cli-
mate Scores» in der Praxis erarbeiten. Diese leis- Vermeidung von Greenwashing
ten einen wichtigen Beitrag dazu, dass die «Swiss
Climate Scores» einheitlich umgesetzt werden Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist
und gleichzeitig der Umsetzungsaufwand redu- es zentral, dass der Schweizer Finanzplatz im Be-
ziert wird. Eine erste Version dieser Unterstüt- reich Sustainable Finance durch hohe Glaubwür-
zungshilfen wurde am 5. Oktober 2022 publi- digkeit hervorsticht. Sogenanntes Greenwashing,
ziert.43 welches beispielweise vorliegt, wenn Anlegerin-
nen und Anleger bezüglich nachhaltiger Eigen-
Mittelfristig sollen vom Bundesrat auch analoge schaften von Anlageprodukten und Beratungs-
Empfehlungen hinsichtlich Transparenz zum Ein- prozessen getäuscht oder irregeführt werden, gilt
klang von Anlageprodukten und Portfolien mit es zu vermeiden.
internationalen Zielen zur Förderung der Bio-
diversität erarbeitet werden. Davor müssen aller- Dazu soll in der Kommunikation gegenüber Anle-
dings noch die internationalen Arbeiten zu mög- gerinnen und Anleger klar zwischen Nachhaltig-
keitsrisiken und -wirkungen differenziert werden.
lichen Methoden und Offenlegungen abgewartet
Es gilt verständlich darzulegen, inwiefern ein An-
werden.
lageprodukt Nachhaltigkeitsrisiken minimiert, auf
Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet ist und/oder ef-
fektiv zu Nachhaltigkeitszielen beiträgt.
Wenn ein Anlageprodukt Nachhaltigkeitsindika-
toren einbezieht, zur Minimierung der finanziel-
len Risiken oder zur Verbesserung der finanziel-
len Performance (beispielweise, indem
Unternehmen ausgeschlossen werden, deren
Profitabilität vom Klimawandel besonders stark
gefährdet ist), sollen Anlegerinnen und Anleger

42 43
Medienmitteilung des Bundesrates ‘Bundesrat lanciert Swiss Climate Scores - Swiss Sustainable Finance
«Swiss Climate Scores» für Klimatransparenz bei Finanz-
anlagen’, Juni 2022.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 17
informiert werden, dass das Ziel die Verbesse- gen» klar kommunizieren, auf welche Nachhal-
rung des Rendite-Risiko-Verhältnisses ist, nicht tigkeitsziele sich das jeweilige Anlageprodukt be-
die Förderung von Nachhaltigkeitszielen. Die zieht. Zum anderen sollen sie sich entweder auf
reine Minimierung von Nachhaltigkeitsrisiken un- Aussagen zu spezifischen Nachhaltigkeitszielen
ter dem Begriff «Nachhaltige Anlagen» aufzu- beschränken, oder andere Nachhaltigkeitsziele
führen, wäre problematisch, da dieser Ansatz durch eine spezifische oder generelle Prüfung
keinen direkten Bezug zu Nachhaltigkeitszielen miteinbeziehen.
hat und somit Anlegerinnen und Anleger poten-
Im Rahmen ihrer Aufsichtsfunktion verfolgt die
ziell getäuscht oder irregeführt werden. Wenn
FINMA unter anderem das Ziel, Anlegerinnen
ein Anlageprodukt auf Nachhaltigkeitsziele aus-
und Anleger vor unzulässigem Geschäftsverhal-
gerichtet ist (beispielweise, indem investierte Un-
ten zu schützen und sicherzustellen, dass diese
ternehmen einen glaubwürdigen Treibhausgas-
nicht über die vermeintlichen Nachhaltigkeitsei-
Absenkungspfad verfolgen), soll der verwendete
genschaften von Produkten und Finanzdienstleis-
Ansatz, der die Verträglichkeit mit Nachhaltig-
tungen getäuscht werden. Im November 2021
keitszielen gewährleistet, klar dargestellt werden,
hat die FINMA in einer Aufsichtsmitteilung die
durch entsprechende Berichterstattung. Wenn
Grundzüge ihrer Erwartungen bezüglich Green-
mit einem Anlageprodukt ein effektiver Beitrag
washing-Prävention bei der Verwaltung von kol-
zu den Nachhaltigkeitszielen beabsichtigt wird
lektiven Kapitalanlagen mit Nachhaltigkeitsbezug
(beispielweise, indem investierte Unternehmen
auf Fonds- und Institutsebene veröffentlicht. Zu-
Klimalösungen herstellen und durch die Investiti-
dem weist die FINMA in dieser Mitteilung Finanz-
onen stärker wachsen können, oder indem der
dienstleister, die Finanzprodukte mit Nachhaltig-
Vermögensverwalter durch Ausübung der Aktio-
keitsbezug anbieten, auf die potenziellen
närsrechte versucht, Unternehmen auf einen
Greenwashing-Risiken im Beratungsprozess hin.45
glaubwürdigen Treibhausgas-Absenkungspfad zu
bringen), sollen diese Nachhaltigkeitsziele auch Im Ausland werden vermehrt Initiativen und Mas-
klar offengelegt werden und über die Fortschritte snahmen zur Prävention von Greenwashing auf
zu deren Erreichung rapportiert werden. Dies gilt den Finanzmärkten ergriffen. In der EU müssen
für den gesamten Finanzmarkt, um für alle Fi- Finanzmarktteilnehmer und Finanzberater seit
nanzdienstleistungen und -produkte die gleiche März 2021 auf ihrer Internetseite, in Prospekten
Transparenz («Level Playing Field») und die und in vorvertraglichen Informationen belegen,
Glaubwürdigkeit des Schweizer Finanzplatzes ins- ob und wie sie Nachhaltigkeitsrisiken beispiels-
gesamt zu gewährleisten. weise bei der Anlage- oder Versicherungsbera-
tung berücksichtigen. Seit Juni 2022 muss offen-
Die Grenzen zwischen diesen drei Anlageabsich-
gelegt werden, ob und wie auf Unternehmens-
ten (Minimierung von Nachhaltigkeitsrisiken,
und Produktebene nachteilige Nachhaltigkeits-
Ausrichtung auf Nachhaltigkeitsziele, effektiver
auswirkungen berücksichtigt werden.46 Gemäss
Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen) können sich
derselben Regulierung gelten besondere Offenle-
überschneiden, und diese Überschneidungen er-
gungspflichten für Finanzprodukte, die ökologi-
höhen weiter den Bedarf an Klarheit für Anlege-
sche oder soziale Merkmale bewerben, und sol-
rinnen und Anleger.44 Eine weitere Komplexität
che, die eine nachhaltige Investition anstreben.
besteht in der grossen Anzahl und Heterogenität
Auch in den USA zeichnen sich entsprechende
von Nachhaltigkeitszielen. Wird beispielweise
Bemühungen ab. Nachdem die Aufsichtsbehörde
eine auf Klimaziele ausgerichtete Anlage als
«Securities Exchange Commission» (SEC) die
nachhaltig bezeichnet, obwohl sie nicht mit an-
Massnahmen zur Vermeidung von Greenwashing
deren Nachhaltigkeitszielen verträglich ist, dann
auf ihre Prioritätenliste gesetzt hat, wurden im
werden Anlegerinnen und Anleger potenziell ge-
Mai 2022 entsprechende Regulierungsvorschläge
täuscht oder irregeführt. In Anbetracht dessen
veröffentlicht.47
sollen Finanzinstitute bei «nachhaltigen Anla-

44 45
Minimieren Vermögensverwalter die Nachhaltigkeitsrisi- ‘FINMA-Aufsichtsmitteilung 05/2021 - Prävention und Be-
ken in Anlageprodukten, können sie in bestimmten Fäl- kämpfung von Greenwashing’, FINMA, November 2021.
46
len auch deren Ausrichtung auf Nachhaltigkeitszielen ‘Verordnung (EU) 2019/2088 über nachhaltigkeitsbezo-
verbessern (beispielweise, wenn Unternehmen mit ho- gene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssek-
hen Transitionsrisiken bezüglich Klima ausgeschlossen tor’, Europäischen Parlament und Rat, November 2019.
werden, da diese Risiken nur dann vorliegen, wenn Un- 47
‘Proposed rule: Investment Company Names, 17 CFR Parts
ternehmen negative Auswirkungen auf das Klima ha- 230, 232, 239, 270 and 274’, Securities and Exchange
ben). Commission, 2022.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 18
Auch in der Schweiz wurden wichtige Schritte wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Finanz-
unternommen, um die Transparenz für Anlege- produkten sorgt dafür, dass neue innovative Ge-
rinnen und Anleger bezüglich der Berücksichti- schäftsfelder entstehen, welche wiederum ent-
gung von Nachhaltigkeitskriterien zu verbessern sprechende Qualifikationen auf allen Fach- und
und damit um gegen Greenwashing im Finanz- Führungsebenen von Finanzinstituten erfordern.
sektor vorzugehen. Die SBVg hat im Juni 2022
für ihre Mitglieder verbindliche Mindestvorgaben Der breite und multidimensionale Charakter der
für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskri- Nachhaltigkeit bedarf einer Vielfalt an Spezialis-
terien in der Anlageberatung und der Vermö- tinnen und Spezialisten. Profile wie (Klima-)Risi-
gensverwaltung veröffentlicht.48 Im Dezember komanager bei Banken, Umweltspezialistinnen
2021 haben AMAS und SSF in Empfehlungen und -spezialisten im Asset Management zur bes-
dargelegt, wie durch die Einhaltung von Mindest- seren Bewertung der effektiven Wirkung von Fi-
kriterien und klare Transparenz zu verschiedenen nanzprodukten oder Aktuarinnen und Aktuare,
nachhaltigen Anlageansätzen Greenwashing ver- welche Klima- und Biodiversitätsrisiken für Versi-
mieden werden kann.49 Zudem hat die AMAS im cherungen und Vorsorgeeinrichtungen quantifi-
September 2022 eine freie Selbstregulierung zieren können, werden zunehmend gefragt.
über Transparenz und Offenlegung bei Kollektiv- Gleichzeitig durchdringt die Nachhaltigkeit alle
vermögen mit Nachhaltigkeitsbezug, mit einem Geschäftsbereiche und bedarf daher entspre-
Fokus auf Nachhaltigkeitsansätze veröffentlicht.50 chende Aus- und Weiterbildung auch bei traditi-
onellen Berufsprofilen im Finanzmarkt. Das An-
Massnahme 9 gebot an gut ausgebildeten und erfahrenen
Vermeidung von Greenwashing Arbeitskräften nimmt auch bei der Standortsuche
von Unternehmen eine zentrale Rolle ein.
Der Bundesrat hat am 16. Dezember 2022 seine
Position zur Verhinderung von Greenwashing Die nachhaltige Entwicklung ist in allen Bereichen
veröffentlicht. Demnach sollen Finanzprodukte o- von Relevanz. So hat der Bundesrat die nachhal-
der Finanzdienstleistungen, die als nachhaltig an- tige Entwicklung als eines von drei wichtigen
gepriesen werden, zumindest mit einem angege- transversalen Themen erkannt und in der Bot-
benen Nachhaltigkeitsziel verträglich sein oder schaft zur Förderung von Bildung, Forschung und
einen effektiven Beitrag dazu leisten. Die reine Innovation in den Jahren 2021-2024 verankert.51
Integration von Nachhaltigkeitskriterien zur Risi- Der Bericht des BAFU und SSF «Nachhaltigkeit in
kominimierung oder Optimierung der finanziellen der Aus- und Weiterbildung im Finanzbereich in
Performance soll nicht als «nachhaltig» bezeich- der Schweiz» vom Juni 2020 enthält eine Analyse
net werden. Zugleich hat der Bundesrat das EFD, und Empfehlungen für mehr Nachhaltigkeit in
in Zusammenarbeit mit UVEK, WBF und FINMA der finanziellen Aus- und Weiterbildung in der
beauftragt, gemeinsam mit der Branche und Zi- Schweiz.52 Basierend darauf hat SSF verschiedene
vilgesellschaft, eine optimale, zielführende Um- Massnahmen zur Steigerung der Qualität und
setzung der Position des Bundesrates zu identifi- Quantität von Sustainable Finance Ausbildungen
zieren. umgesetzt. Dies umfasst beispielsweise die Defi-
nition von Lehrinhalten für verschiedene Berufs-
profile oder eine breit zugängliche Übersicht zu
Nachhaltigkeitsexpertise im nachhaltigen Finanzlehrgängen. Sustainable Fi-
Finanzmarkt nance spezifische oder multidisziplinäre Studien-
Das Vorhandensein von Fach- und Führungskräf- gänge an Universitäten und Hochschulen, aber
ten mit der notwendigen Ausbildung und Exper- auch Forschungszentren helfen einem Mangel an
tise bezüglich Nachhaltigkeit ist eine wichtige Vo- Fachkräften in diesem Bereich entgegenzuwir-
raussetzung, um Transparenz zu schaffen und ken. Dahingehend ist die letztjährige gemein-
eine Schweizer Führungsrolle im Bereich same Gründung des Schweizer Labors für
Sustainable Finance erfolgreich zu etablieren. Die Sustainable Finance von Professorinnen und Pro-

48 50
‘Richtlinien für die Finanzdienstleister zum Einbezug von ‘Selbstregulierung zu Transparenz und Offenlegung bei
ESG Präferenzen und ESG Risiken bei der Anlagebera- Kollektivvermögen mit Nachhaltigkeitsbezug’, AMAS,
tung und Vermögensverwaltung’, SBVg, Juni 2022. September 2022.
49
‘Wie Asset Manager die Greenwashing-Falle meiden kön- 51
‘BFI-Botschaft 2021-2024’, SBFI.
nen: Empfehlungen zu Mindestanforderungen und 52
Transparenz für Nachhaltige Anlageansätze und Pro- ‘Nachhaltigkeit in der Aus- und Weiterbildung im Finanz-
dukte’, AMAS und SSF, Dezember 2021. bereich in der Schweiz’, BAFU und SSF, Juni 2020.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 19
fessoren aus neun führenden Schweizer Universi- Bislang zielen Impact Investments primär auf Stif-
täten und Hochschulen sowie u.a. dem Internati- tungen, Family Offices, und institutionelle Anle-
onalen Roten Kreuz und der Internationalen Fi- ger, letztere insbesondere aus dem Ausland. Eine
nanz-Corporation (IFC) zu begrüssen.53 Verbreitung von Impact Investments für rendite-
orientierte Anlegerinnen und Anleger ist wün-
Insbesondere aufgrund der hohen Dynamik der
schenswert. Einerseits könnte so privates Kapital
Entwicklungen im Nachhaltigkeitsbereich spielen
in grossem Umfang und der gebotenen Ge-
auch formale Berufsbildungsabschlüsse sowie in-
schwindigkeit den Weg zu Projekten finden, die
terne oder branchenspezifische Aus- und Weiter-
einen messbaren und glaubwürdigen Beitrag zu
bildungsangebote eine bedeutende Rolle. Bei Re-
den Nachhaltigkeitszielen liefern. Andererseits
visionen und bei neuen Abschlüssen der
würde dies für die Schweizer Vermögensverwal-
beruflichen Grundbildung und höheren Berufsbil-
tung wirtschaftliche Opportunitäten mit sich
dung unterstützt der Bund die Trägerschaften
bringen.
dabei, die für den Beruf relevanten Nachhaltig-
keitsaspekte zu definieren und in die Bildungser- Damit Impact Investments nicht nur für Stiftun-
lasse zu verankern. Ein gutes Beispiel ist die revi- gen, sondern auch in der renditeorientierten Ver-
dierte kaufmännische Grundausbildung in der mögensverwaltung Fuss fassen können, müssen
Ausbildungs- und Prüfungsbranche Bank, die im sie so ausgestaltet sein, dass sie für Anlagekun-
Sommer 2023 eingeführt wird und Nachhaltig- den insbesondere bezüglich Risiko und Liquidität
keitsaspekte in den Fokus stellt.54 im Sekundärmarkt angemessen und geeignet
sind.
Massnahme 10 (in Umsetzung)
Förderung der Nachhaltigkeit in der Da es sich bei Impact Investments oft um Direk-
tinvestitionen handelt, wird es für diese Produkte
Berufs- und Weiterbildung
aber kaum realistisch sein, eine mit herkömmli-
Der Bund setzt sich im Rahmen seiner Zuständig- chen Anlageprodukten vergleichbare Liquidität
keiten und laufenden Aktivitäten für die Förde- zu erreichen. Eine Möglichkeit wäre daher eine
rung der nachhaltigen Entwicklung bei der Aus- Anpassung des Finanzmarktrechts, inkl. Einfüh-
bildung von Spezialistinnen und Spezialisten im rung einer neuen Kategorie von kollektiver Kapi-
Finanzmarkt ein. talanlage, um einem breiteren Kreis von Anleger
und Anlegerinnen, als Teil ihrer diversifizierten
Anlageportfolien, einen kontrollierten Zugang zu
Handlungsfeld 3: Impact dieser bisher schwierig erreichbaren Anlageform
zu öffnen.
Investments und Grüne Im Rahmen der Schweizer Entwicklungszusam-
Anleihen menarbeit könnte zudem ein «Blended Finance»-
Ansatz zielführend sein, bei dem der Bund einen
Teil des Anlagerisikos übernimmt und somit das
Verbreitung von Impact Investments Rendite-Risiko-Profil von Anlagen attraktiver ge-
Unter Impact Investments werden Investitionen staltet, respektive gegebenenfalls einen De-
verstanden, die neben einer finanziellen Rendite monstrationseffekt erzielt. Diese Instrumente und
eine messbare, positive soziale und/oder ökologi- der Dialog hierzu kann der Bund entweder sel-
sche Wirkung erzielen sollen. 55 Die Schweiz ist im ber, über private Partner oder über Multilaterale
privaten Impact Investment in Entwicklungslän- Entwicklungsbanken unterstützen. Dabei sollen
dern mit einem Marktanteil von 35% weltweit zentrale Prinzipien wie Additionalität, Kommerzi-
führend.56 Mit CHF 101 Mrd. (per 2021) macht alisierungsmöglichkeit und Verhinderung von
Impact Investment aber nur einen kleinen Teil des Wettbewerbsverzerrung strikte angewendet wer-
gesamten Schweizer Sustainable-Finance-Mark- den.
tes aus.57

53 55
‘The Swiss Lab for Sustainable Finance’, Geneva Graduate Vgl. ‘Glossar’, SSF.
56
Institute. ‘Private Asset Impact Fund Report 2021’, Tameo Impact
54
Medienmitteilung SBVg ‘Banken bereiten sich auf die Fund Solutions, November 2021.
57
neue Banklehre vor - Reform der kaufmännischen ‘Swiss Sustainable Investment Market Study 2022’, SSF,
Grundbildung ist auf der Zielgeraden’, Juni 2022. Juni 2022.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 20
Massnahme 11 (in Umsetzung) Grüne Anleihen
Förderung von Finanzflüssen mit Klima- Mittels grüner Staatsanleihen kann ein Emittent
und Nachhaltigkeitswirkung in Geld am Kapitalmarkt aufnehmen. Die damit
Entwicklungsländern aufgenommene Mittel dürfen ausschliesslich be-
Das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, reits getätigten oder beschlossenen Ausgaben
Bildung und Forschung (WBF) hat im Jahr 2021 zugeordnet werden, die eine positive Auswir-
die «Sustainable Development Goals (SDG) Im- kung auf die Umwelt haben. Dazu gehört bei-
pact Finance Initiative» angekündigt, die darauf spielsweise die Förderung des öffentlichen Ver-
abzielt, bis 2030 CHF 100 Mio. von öffentlichen kehrs, die Erhaltung der Biodiversität oder der
und philanthropischen Akteuren zu beschaffen. Bau von umweltfreundlichen Gebäuden. Mit der
Diese Mittel sollen anschliessend bis zu CHF 1 Ausgabe von grünen Eidgenössischen Anleihen
Mrd. an privatem Kapital mobilisieren, um die («Grüne Eidgenossen») will der Bundesrat Trans-
SDGs in Entwicklungsländern zu finanzieren.58 parenz über seine ‘grünen’ Ausgaben schaffen
und gleichzeitig einen Teil dazu beitragen, dass
Die strategischen Ziele des Bundesrats für den der Schweizer Finanzplatz eine internationale
«Swiss Investment Fund for Emerging Markets» Spitzenposition bei den nachhaltigen Finanz-
(SIFEM) 2021-2024 halten fest, dass der SIFEM dienstleistungen besetzt. So soll die Emission von
einen aktiven Beitrag zur Umsetzung der Ziele Grünen Eidgenossen die Anwendung internatio-
des Übereinkommens von Paris leistet. Alle Inves- naler Standards in der Schweiz stärken. Damit
titionen sind mit diesen Zielen sowie den natio- will der Bund dazu beitragen, dass Akteure des
nalen Klimazielen der Länder vereinbar. Mindes- Privatsektors zur Ausgabe grüner Anleihen ermu-
tens 25% der neuen Investitionen dienen tigt werden. Gleichzeitig haben die Grünen Eid-
vollständig dem Klimaschutz.59 genossen allein keine direkte Umweltwirkung:
Die Schweiz soll zudem weiterhin ihren Einsitz im Denn die Bundesausgaben unterstehen der
Internationalen Währungsfonds (IWF), in multila- Budgethoheit des Parlamentes und werden daher
teralen Entwicklungsbanken und anderen Institu- durch die Emission von grünen Anleihen nicht
tionen, wie internationalen Klimafonds, nutzen, beeinflusst. Für konkrete Massnahmen hinsicht-
um sicherzustellen, dass multilaterale Finanzie- lich Klima- und Umweltschutz sind politische Ent-
rungsbeiträge klima- und nachhaltigkeitswirksam scheide erforderlich.
eingesetzt werden und möglichst eine katalyti- Die Schweiz setzt sich zudem in der Weltbank
sche Rolle entfalten können. Beim IWF setzt sie bereits dafür ein, die Ausgabe von grünen Anlei-
sich dafür ein, dass die Gelder des «Resilience hen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu
and Sustainability Trust» primär zur Unterstüt- fördern. Unterstützt werden auch weitere nach-
zung von Politiken zur Bewältigung des Klima- haltige Anleihen, wie zum Beispiel «Sustainabi-
wandels verwendet werden. lity-linked Bonds». Diese sind zukunftsorientierte
und leistungsbezogene Anleihen, bei denen sich
der Emittent verpflichtet, vordefinierte Nachhal-
tigkeitsziele innerhalb eines bestimmten Zeitrah-
Massnahme 12
mens zu erreichen. Damit leistet die Schweiz
Prüfung Anpassung Finanzmarktrecht auch in diesen Ländern einen wichtigen Beitrag
für Verbreitung von Impact Investments an die Transition hin zu einer grüneren Wirt-
Das EFD, in Zusammenarbeit mit FINMA, UVEK schaft.
und WBF, prüft gemeinsam mit der Branche, wie
durch eine Anpassung der Finanzmarktrechts,
inkl. Einführung einer neuen Kategorie von kol-
lektiver Kapitalanlage, eine Verbreitung von Im-
pact Investments unterstützt werden kann und
welche Chancen und Risiken dabei bestehen.

58 59
Medienmitteilung SECO ‘Neue öffentlich-private Partner- Medienmitteilung des Bundesrates ‘SIFEM AG: Strategi-
schaft für innovative Entwicklungsfinanzierung’, Dezem- sche Ziele erneuert’, November 2020.
ber 2021.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 21
Massnahme 13 (in Umsetzung) Entwicklung (OECD) dafür, dass auf einen globa-
Emission von grünen Eidgenössischen len CO2-Preis hingearbeitet und eine internatio-
nal vergleichbare Datenbasis für implizite und ex-
Anleihen
plizite CO2-Preise geschaffen wird und global
Der Bundesrat hat am 17. August 2022 ein Rah- Subventionen von fossilen Energieträgern abge-
menwerk zur Emission von grünen Eidgenössi- baut werden.
schen Anleihen verabschiedet.60 Basierend darauf
Im Rahmen ihrer internationalen Zusammenar-
hat die EFV am 12. Oktober 2022 die erste grüne
beit (IZA) unterstützt die Schweiz seit vielen Jah-
Eidgenössische Anleihe emittiert.61 Der Bund wird
ren Initiativen, die Entwicklungsländer dabei un-
künftig regelmässig grüne Eidgenössische Anlei-
terstützen, nationale CO2-Preismechanismen
hen herausgeben, respektive die neue grüne Eid-
(CO2-Steuer oder Emissionshandelssysteme) zu
genössische Anleihe aufstocken.
etablieren. Solche nationalen CO2-
Preismechanismen stehen nicht unmittelbar in
Handlungsfeld 4: Konkurrenz zu einem globalen CO2-Preis, denn
ein globaler Preis wird kaum in der Lage sein, die
Bepreisung von ganzen Preisdifferenzen, die in den Ländern auf-
treten, zu reflektieren.
Umweltverschmutzung Box 4
OECD Inclusive Forum on Carbon Mitiga-
Globaler CO2-Preis tion Approaches
Sowohl beim Klimawandel als auch beim Bio- Die OECD will auf Basis ihrer bisherigen Arbeiten
diversitätsverlust ist ein eindeutiges Marktversa- und ihrem Fachwissen den Dialog über national
gen in der globalen Realwirtschaft festzustellen: eingeführte Massnahmen zur CO2-
Externe Kosten werden grösstenteils nicht von Emissionsreduktion (einschliesslich CO2-
den Verursachern, sondern von der Allgemein- Bepreisung) lancieren.
heit getragen. Verstärkt wird dieses Marktversa-
gen dadurch, dass die negativen Auswirkungen Dazu hat die OECD im Juni 2022 das «Inclusive
nicht unmittelbar sichtbar werden und mit zum Forum on Carbon Mitigation Approaches»
Teil grosser Verzögerung oder in anderen Teilen (IFCMA) gegründet. Neben den 38 OECD-
der Welt eintreten. Insbesondere bezüglich Kli- Mitgliedstaaten wurden über 110 weitere Staa-
mawandel haben lokale Emissionen globale Aus- ten und Jurisdiktionen zum Beitritt eingeladen.
wirkungen, weshalb nationale und regionale Lö- Die Schweiz trug zur erfolgreichen Gründung des
sungen nur ungenügend greifen. IFCMA bei. Sie will eine tragende Rolle bei den
Finanzmärkte passen sich veränderten realwirt- Arbeiten des IFCMA einnehmen, weil sie ein
schaftlichen Bedingungen an. Wenn es gelingt, grosses Interesse an globalen CO2-
global Aktivitäten mit hohem CO2-Ausstoss und Preisvergleichen hat.
negativem Effekt auf die Biodiversität weniger
rentabel zu machen, werden die Märkte entspre-
chend reagieren, womit eine marktwirtschaftli- Massnahme 14 (in Umsetzung)
che Lenkung stattfindet. In diesem Kontext gilt es Aktive Unterstützung von Initiativen für
auch global klima- und biodiversitätsschädigende einen globalen CO2-Preis
Subventionen abzubauen. Ein zentraler Hand- Das EFD und das UVEK unterstützen aktiv multi-
lungsschritt, um die Finanzmittelflüsse in Ein- laterale Arbeiten, welche die Etablierung eines
klang zu bringen mit einer emissionsarmen und angemessenen globalen CO2-Preises fördern,
klimaresilienten Entwicklung, liegt in der Etablie- insbesondere das neu gegründete «OECD Inclu-
rung eines adäquat hohen globalen CO2-Preises. sive Forum for Carbon Mitigation Approaches».
Die Schweiz engagiert sich in internationalen
Gremien wie der G20, dem IWF und der Organi-
sation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und

60 61
Medienmitteilung des Bundesrates ‘Bund bereitet Emis- Medienmitteilung der EFV ‘Emissionsergebnis der ersten
sion der ersten grünen Eidgenössischen Anleihe vor’, grünen Eidgenössischen Anleihe’, Oktober 2022.
August 2022.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 22
CO2-Kompensationen den Handel von Emissionsreduktionen ohne dop-
pelte Beanspruchungen im freiwilligen Markt bie-
Unter CO2-Kompensation wird der Erwerb von ten.63
CO2-Zertifikaten aus Klimaschutzprojekten ver-
standen, um eigene CO2-Emissionen zu kompen- Der freiwillige CO2-Kompensationsmarkt bleibt
sieren. CO2-Kompensationen können die Transi- weiterhin fragmentiert, insbesondere aufgrund
tion zu Netto-Null kostengünstiger gestalten, der Vielfalt an Anbietern und der unterschiedli-
indem Länder oder Unternehmen ihre restlichen, chen Eigenschaften von verfügbaren Projekten.
nicht weiter reduzierbaren Emissionen durch Pro- So weisen CO2-Zertifikate im freiwilligen Markt
jekte zur Vermeidung oder Reduktion von Emissi- erhebliche Qualitäts- und Preisunterschiede aus.
onen kompensieren. Bemühungen sind im Gange, gewisse Qualitäts-
standards und Mindestanforderungen internatio-
Aufgrund der wachsenden Anzahl von Netto- nal zu definieren, insbesondere um die Integrität
Null-Verpflichtungen von Unternehmen und Län- des Marktes zu erhöhen und den Weg zu einer
dern ist zu erwarten, dass der Bedarf nach CO2- erhöhten Handelbarkeit zu ebnen. Mehr Transpa-
Kompensationen auch bei Finanzinstituten stark renz und Übersichtlichkeit zu den wesentlichen
ansteigen wird. Um das globale Ziel von Netto- Eigenschaften und Qualitätsmerkmalen von
Null bis 2050 zu erreichen, sind insbesondere Kompensationen könnte Marktteilnehmern hel-
Kompensationsprojekte zielführend, die gewisse fen, den Mehrwert einer Kompensation besser zu
Qualitätsmerkmale erfüllen und negative Emissio- beurteilen, insb. ob ein Projekt auch ohne CO2-
nen ermöglichen. Verschiedene Finanzzentren Zertifikate stattgefunden hätte, eine permanente
positionieren sich bereits als Hub im Bereich der Reduktion von Treibhausgasen herbeizuführen
CO2-Kompensationen: so haben Singapur, Abu vermag, einer robusten Verifizierung untersteht,
Dhabi und London schon Pläne für den Aufbau keine doppelte Beanspruchung existiert, die
von Plattformen für den Handel von für CO2- Menschenrechte respektiert, die Umwelt nicht
Zertifikaten kommuniziert, respektive haben belastet, oder die nachhaltige Entwicklung si-
diese teilweise bereits realisiert.62 Jedoch, je mehr cherstellt. Auch sind die zusätzlichen positiven
Länder sich zu Netto-Null Emissionen verpflich- Auswirkungen gewisser Kompensationsprojekte
ten, desto weniger Potential wird für Kompensa- auf Natur und Biodiversität adäquat zu berück-
tionen übrigbleiben. Dies weil die Länder die po- sichtigen.
tentiellen Reduktionen für sich beanspruchen
werden. Gleichzeitig bedeutet es auch, dass die Massnahme 15
Kosten für die Kompensation ansteigen werden. Identifikation von Opportunitäten im Be-
Die Schweiz hat im Oktober 2020 eine globale reich CO2-Kompensation
Vorreiterrolle eingenommen, indem sie mit Peru Das EFD prüft in enger Zusammenarbeit mit dem
das erste bilaterale Kooperationsabkommen ab- UVEK, ob, respektive welche Rolle der Staat
geschlossen hat, welches einen Transfer von übernehmen kann, um Opportunitäten im Be-
Emissionsreduktionen gemäss Artikel 6.2 des Pa- reich CO2-Kompensation für den Schweizer Fi-
riser Übereinkommens ermöglicht. Damit werden nanzmarkt zu nutzen. Dabei sollen die Wettbe-
doppelte Beanspruchungen vermieden, bei de- werbsfähigkeit des Finanzplatzes und die
nen die herbeigeführte Reduktion sowohl dem Glaubwürdigkeit der Kompensationsbemühun-
Kompensationskäufer als dem Projektgastland gen eine zentrale Rolle spielen.
angerechnet werden. Inzwischen sind Kooperati-
onsabkommen mit weiteren Partnerländern da-
zugekommen, welche auch einen Rahmen für

62 63
Vgl. beispielweise die Plattform ‘Climate Impact X’ in Sin- Vgl. ‘Bilaterale Vereinbarungen über Emissionsverminde-
gapur. rungen und die Speicherung von CO2 im Ausland’,
BAFU.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 23
Annex: Übersicht der Handlungsfelder und
Massnahmen
Handlungsfelder Massnahmen

Massnahme 1 (in Umsetzung): Verbindliche Einführung der TCFD-


Empfehlungen für grosse Unternehmen

Am 23. November 2022 hat der Bundesrat beschlossen, die Verordnung


über die Berichterstattung über Klimabelange für grosse Unternehmen
der Gesamtwirtschaft per Anfang 2024 in Kraft zu setzen. Die
Verordnung basiert auf den Empfehlungen der «Task Force on Climate-
related Financial Disclosures» (TCFD). Der Bundesrat verfolgt die
internationalen Entwicklungen dazu weiterhin eng, damit bei Bedarf
auch mittelfristig Kohärenz gewährleistet werden kann.

Massnahme 2 (in Umsetzung): Daten zur Bestimmung der


Klimaverträglichkeit von Schweizer Immobilien- und
Nachhaltigkeitsdaten
Hypothekenportfolien
aus der
Gesamtwirtschaft Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und
Kommunikation (UVEK) verbessert in enger Zusammenarbeit mit dem
Eidgenössischen Department des Innern (EDI) das Angebot an qualitativ
hochwertigen, aussagekräftigen und standardisierten Daten zur
Klimaverträglichkeit des Schweizer Gebäudeparks stetig.

Massnahme 3 (in Umsetzung): Publikation Klassifizierungssystem


für Green-FinTech-Applikationen

Das Green-FinTech-Netzwerk publizierte im 2022 gemeinsam mit der


Genfer «Green Digital Finance Alliance» (GDFA) und mit Unterstützung
des SIF ein Klassifizierungssystem für Green-FinTech-Applikationen und
deren Bedarf an Nachhaltigkeitsdaten.

Massnahme 4 (in Umsetzung): Förderung internationaler Netto-


Null-Allianzen

Am 17. November 2021 hat der Bundesrat beschlossen, den


Finanzinstituten zu empfehlen, internationalen Netto-Null-Allianzen
beizutreten und den Abschuss von dahingehenden
Branchenvereinbarungen anzustreben. Bereits am 26. Juni 2019 hat er
Transparenz im zudem entschieden, die Finanzinstitute mittels Branchenvereinbarungen
Finanzsektor zu ermuntern, in repräsentativem Umfang an den vergleichbaren
Klimatests des Bundes teilzunehmen.

Das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) informiert den Bundesrat


bis Ende 2023 über den Stand der Arbeiten zu den
Branchenvereinbarungen.

Das EFD unterstützt Arbeiten der «Glasgow Financial Alliance for Net-
Zero» (GFANZ) und setzt sich für die Erhöhung ihrer Glaubwürdigkeit
ein, insbesondere durch Mitwirken im «Climate Data Steering
Committee» (CDSC), um Transparenz im Zusammenhang mit den
freiwilligen Selbstverpflichtungen der Finanzinstitute zu fördern.
Massnahme 5: Transparenz zu Stewardship-Strategien

Der Bundesrat hat am 16. Dezember 2022 beschlossen, Finanzinstituten


bzw. Vorsorgeeinrichtungen zu empfehlen, auf ihren Internetseiten
Transparenz zu schaffen, inwiefern ihre Engagement-Strategie und ihre
Ausübung der Aktienstimmrechte mit von ihnen freiwillig unterstützten
Nachhaltigkeitszielen, namentlich dem 2050-Netto-Null-Ziel vereinbar
sind.

Massnahme 6 (in Umsetzung): Regelmässige freiwillige Klimatests


mit Finanzinstituten

Das UVEK und das EFD führen regelmässig freiwillige vergleichbare


Klimatests mit Finanzinstituten durch, um die Ausrichtung des Schweizer
Finanzsektors auf das globale Temperaturziel des Übereinkommens von
Paris zu analysieren und Fortschritte festzuhalten (nächste Durchführung
im 2024). Das UVEK setzt sich dafür ein, dass diese Klimatests laufend
verbessert werden und für Finanzinstitute die Umsetzung weiterer
Bundesratsempfehlungen erleichtern.

Massnahme 7 (in Umsetzung): Transparenz bezüglich


Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken

Am 11. November 2020 hat der Bundesrat beschlossen, den


Finanzinstituten zu empfehlen, Methoden und Strategien zu
veröffentlichen die aufzeigen, wie sie – entsprechend den bestehenden
rechtlichen Treue- und Sorgfaltspflichten – Klima- und Umweltrisiken bei
der Verwaltung von Vermögen ihrer Kundschaft berücksichtigen.

Massnahme 8 (in Umsetzung): Einführung und Weiterentwicklung


der «Swiss Climate Scores»

Der Bundesrat hat am 29. Juni 2022 beschlossen, allen Schweizer


Finanzinstituten zu empfehlen, vergleichbare und aussagekräftige
Transparenz bezüglich Klimaverträglichkeit bei sämtlichen Finanzanlagen
und Kundenportfolien zu schaffen und, wo sinnvoll, die Auswahl an
Indikatoren der «Swiss Climate Scores» anzuwenden.

Das EFD setzt sich in internationalen Gremien dafür ein, dass die
Indikatoren der «Swiss Climate Scores» weiterhin hohe Kompatibilität
geniessen und sich als optimale Basis für Transparenz bezüglich
Ausrichtung auf Klimaziele anbieten.

Das EFD, in enger Zusammenarbeit mit dem UVEK, prüft spätestens bis
Ende 2023 die Anwendung der «Swiss Climate Scores» auf
Vergleichbarkeit und Anreizwirkung hin und entwickelt diese bei Bedarf
weiter. Auch wird eine Ausweitung auf weitere Anlageklassen geprüft
(z.B. Immobilien).

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 25
Massnahme 9: Vermeidung von Greenwashing

Der Bundesrat hat am 16. Dezember 2022 seine Position zur


Verhinderung von Greenwashing veröffentlicht. Demnach sollen
Finanzprodukte oder Finanzdienstleistungen, die als nachhaltig
angepriesen werden, zumindest mit einem angegebenen
Nachhaltigkeitsziel verträglich sein oder einen effektiven Beitrag dazu
leisten. Die reine Integration von Nachhaltigkeitskriterien zur
Risikominimierung oder Optimierung der finanziellen Performance soll
nicht als «nachhaltig» bezeichnet werden. Zugleich hat der Bundesrat
das EFD, in Zusammenarbeit mit UVEK, WBF und FINMA beauftragt,
gemeinsam mit der Branche und Zivilgesellschaft, eine optimale,
zielführende Umsetzung der Position des Bundesrates zu identifizieren.

Massnahme 10 (in Umsetzung): Förderung der Nachhaltigkeit in


der Berufs- und Weiterbildung

Der Bund setzt sich im Rahmen seiner Zuständigkeiten und laufenden


Aktivitäten für die Förderung der nachhaltigen Entwicklung bei der
Ausbildung von Spezialistinnen und Spezialisten im Finanzmarkt ein.

Massnahme 11 (in Umsetzung): Förderung von Finanzflüssen mit


Klima- und Nachhaltigkeitswirkung in Entwicklungsländer

Das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung


(WBF) hat im Jahr 2021 die «Sustainable Development Goals (SDG)
Impact Finance Initiative» angekündigt, die darauf abzielt, bis 2030 CHF
100 Mio. von öffentlichen und philanthropischen Akteuren zu
beschaffen. Diese Mittel sollen anschliessend bis zu CHF 1 Mrd. an
privatem Kapital mobilisieren, um die SDGs in Entwicklungsländern zu
finanzieren.

Die strategischen Ziele des Bundesrats für den «Swiss Investment Fund
for Emerging Markets» (SIFEM) 2021-2024 halten fest, dass der SIFEM
einen aktiven Beitrag zur Umsetzung der Ziele des Übereinkommens von
Paris leistet. Alle Investitionen sind mit diesen Zielen sowie den
nationalen Klimazielen der Länder vereinbar. Mindestens 25% der neuen
Investitionen dienen vollständig dem Klimaschutz.
Impact Investments und
Grüne Anleihen Die Schweiz soll zudem weiterhin ihren Einsitz im Internationalen
Währungsfonds (IWF), in multilateralen Entwicklungsbanken und
anderen Institutionen, wie internationalen Klimafonds, nutzen, um
sicherzustellen, dass multilaterale Finanzierungsbeiträge klima- und
nachhaltigkeitswirksam eingesetzt werden und möglichst eine
katalytische Rolle entfalten können. Beim IWF setzt sie sich dafür ein,
dass die Gelder des «Resilience and Sustainability Trust» primär zur
Unterstützung von Politiken zur Bewältigung des Klimawandels
verwendet werden.

Massnahme 12: Prüfung Anpassung Finanzmarktrecht für


Verbreitung von Impact Investments

Das EFD, in Zusammenarbeit mit FINMA, UVEK und WBF, prüft


gemeinsam mit der Branche, wie durch eine Anpassung der
Finanzmarktrechts, inkl. Einführung einer neuen Kategorie von kollektiver
Kapitalanlage, eine Verbreitung von Impact Investments unterstützt
werden kann und welche Chancen und Risiken dabei bestehen.

Bericht des Bundesrates: Sustainable-Finance Schweiz - Handlungsfelder 2022-2025 für einen führenden nachhaltigen Finanzplatz 26
Massnahme 13 (in Umsetzung): Emission von grünen
Eidgenössischen Anleihen

Der Bundesrat hat am 17. August 2022 ein Rahmenwerk zur Emission
von grünen Eidgenössischen Anleihen verabschiedet. Basierend darauf
hat die EFV am 12. Oktober 2022 die erste grüne Eidgenössische Anleihe
emittiert. Der Bund wird künftig regelmässig grüne Eidgenössische
Anleihen herausgeben, respektive die neue grüne Eidgenössische Anleihe
aufstocken.

Massnahme 14 (in Umsetzung): Aktive Unterstützung von


Initiativen für einen globalen CO2-Preis

Das EFD und das UVEK unterstützen aktiv multilaterale Arbeiten, welche
die Etablierung eines angemessenen globalen CO2-Preises fördern,
insbesondere das neu gegründete «OECD Inclusive Forum for Carbon
Mitigation Approaches».
Bepreisung von
Umweltverschmutzung
Massnahme 15: Identifikation von Opportunitäten im Bereich
CO2-Kompensation

Das EFD prüft in enger Zusammenarbeit mit dem UVEK, ob respektive


welche Rolle der Staat übernehmen kann, um Opportunitäten im Bereich
CO2-Kompensation für den Schweizer Finanzmarkt zu nutzen. Dabei
sollen die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes und die
Glaubwürdigkeit der Kompensationsbemühungen eine zentrale Rolle
spielen.

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