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LEX PRESS
BAURECHT | Januar 2022
Attikas sind auf Flachdächern aufgesetzte, zusätzliche und stücke)? Die Fragestellungen sind so vielfältig wie die Baupro-
verkleinerte Geschosse.1 Diese einfache Umschreibung täuscht jekte selbst. Wir zeigen die aktuelle Rechtslage in unserem
darüber hinweg, dass Attikas immer wieder zu rechtlichen LEXpress Baurecht auf.
Fragen führen. Wie gross darf ein Attika sein (Verhältnis zu
den Vollgeschossen, Einbezug von Balkonen und Loggias in
die Vollgeschosse), was zählt zur Attikagrundfläche (Dach 1. Rechtliche Grundlage
vorsprünge, Überdachungen, Sonnenstoren, Sonnensegel,
Rankgerüste, Pergolas, Whirlpools), welche Schranken gibt es Die Attikageschosse als besondere Dachgeschosse (§ 24 BauV)
für die Anordnung der Attikas (Rückversatz gegenüber den sind in Ziff. 6.4 Anhang IVHB und § 25 BauV geregelt (Begriff 2,
Vollgeschossen, Verhältnis zur Fassadenhöhe, Auskragung des Grösse, Anordnung). Der Regierungsrat hat per 1. November
Attikas, übermässige Beeinträchtigung der Nachbargrund 2021 eine neue Fassung von § 25 BauV in Kraft gesetzt. Der
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Siehe Ziff. 6.4 Anhänge IVHB.
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Das kantonale Recht schliesst ein Attika mit einem Schrägdach begrifflich nicht aus.
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§ 16a ABauV in der Fassung vom 23. Februar 1994 und § 25 BauV in der Fassung vom 1. September 2012.
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Daher ist die Formulierung in der neuen Fassung von § 25 Abs. 1 BauV, wonach «Balkone, Loggias ausgenommen», nicht zur Vollgeschossfläche zählen, sprachlich falsch,
denn sie impliziert, dass Loggias eine Unterart von Balkonen sind. Die Formulierung verkennt die Unterschiede zwischen Balkonen und Loggias.
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Ziff. 3.4 Anhänge IVHB, § 21 BauV.
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Ziff. 3.5 Anhänge IVHB.
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Entscheid des DBVU BVURA.20.36 vom 14. Juli 2020, E. 4.2.2., mit Hinweis auf VGE 111/55 vom 31. August 2006, S. 9 f. betreffend ein Terrassenhaus. Nicht sachgerecht
erscheint uns, die Flächen der Vollgeschosse um die anteilige Ausnützungsreserve zu vergrössern und auf dieser vergrösserten Fläche die zulässige Attikagrundfläche zu
ermitteln, denn diese rechnerisch vergrösserte Fläche bildet sich in der Erscheinung des projektierten Gebäudes nicht ab (siehe dazu Entscheid des DBVU BVURA.20.36
vom 14. Juli 2020, E. 4.2.2 S. 5 f.).
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Siehe AGVE 2002 S. 660 – 664.
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Entscheid des DBVU BVURA.20.36 vom 14. Juli 2020, E. 4.3.2; Entscheid des Verwaltungsgerichts WBE.2014.199 vom 12. Dezember 2014, E. 2.3;
Entscheid des Verwaltungsgerichts WBE.2014.239 vom 1. Dezember 2014, E. 5.2.2; Entscheid des Verwaltungsgerichts WBE.2005.289 vom 31. August 2006, S. 9;
Entscheid des Verwaltungsgerichts WBE.2006.90 vom 20. Dezember 2006, S. 7; Entscheid des Verwaltungsgerichts WBE.2009.99 vom 26. März 2010, S. 8 f.;
AGVE 1999, S. 232.
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Entscheid des DBVU BVURA.11.924 vom 20. Juni 2012; Entscheid des Verwaltungsgerichts VGE III/55 vom 31. August 2006.
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Entscheid des DBVU BVURA.20.36 vom 14. Juli 2020, E. 4.3. Es geht weniger um die erweiterte Nutzung, als um den optischen Eindruck.
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Siehe Leitentscheid des Verwaltungsgerichts AGVE 2014 181.
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Das ist etwas merkwürdig, da auch ein Sonnenschutz Nutzungen ermöglicht, welche auf einer prall der Sonne ausgesetzten Terrasse nicht möglich wären.
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Siehe zum Ganzen Entscheid des DBVU BVURA.13.144 vom 16. Mai 2014.
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VGE III /87 vom 20. Dezember 2006.
16
Siehe Urteil des Verwaltungsgerichts WBE.2014.239 vom 1. Dezember 2014. E. 3.2.2; vgl. Entscheid des DBVU BVURA.06.465 vom 12. Dezember 2006.
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Entscheid des Verwaltungsgerichts WBE.2006.90 vom 20. Dezember 2006, E. 2.3 f.
18
Vgl. Entscheid des Regierungsrats RRB Nr. 2019 – 000606 vom 29. Mai 2019, E. 4.3.1.
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Urteil des Bundesgerichts 1C_658/2013 vom 24. Januar 2014, E. 4.4.
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Entscheid des DBVU BVURA.20.303 vom 2. November 2020, E. 6.1.
21
Entscheid des DBVU BVURA.20.303 vom 2. November 2020, E. 6.1.; Ziff. 3.1.3 der Schweizer Norm SN 358 «Geländer und Brüstungen», Ausgabe 2010,
des Schweizerischen lngenieur- und Architektenvereins (SIA) schreibt für die Brüstungen eine normale Höhe von mindestens einem Meter vor.
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Mit Inkrafttreten der IVHB sind die Regeln über die Anordnung des Attikas strenger geworden.
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Entscheid des DBVU BVURA.20.36 vom 14. Juli 2020, E. 4.4.1.
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Was umgekehrt bedeutet, dass Attikageschossfassaden, die nicht um das Mass ihrer Höhe zurückversetzt sind, Einfluss auf die Berechnung der Fassadenhöhe haben.
Besser wäre eine kantonale Regelung zu treffen, wonach Attikageschossfassaden nicht an die Fassadenhöhe anzurechnen sind.
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Vgl. Anhang 3 BauV: § 12 ABauV; Entscheid des DBVU BVURA.16.574 vom 13. April 2017, E. 3.1.
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Entscheid des DBVU BVURA.16.574 vom 13. April 2017, E. 3.2.
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Entscheid des Verwaltungsgerichts VGE 111/12 vom 2. März 2009, S. 9 f. Ob mit der Formulierung von Ziff. 6.4 Anhang 1 IVHB bewusst die Auskragung untersagt
werden sollte, darf bezweifelt werden. Sachliche Gründe gegen Auskragungen sind nicht erkennbar.
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Entscheid des DBVU BVURA.20.36 vom 14. Juli 2020, E. 4.4.1.