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A. Rüsthandlungen - Proskomidie
Die göttliche Liturgie beginnt mit dem großen Segen des Priesters: „Gepriesen
sei das Reich des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, jetzt und immerdar
und von Ewigkeit zu Ewigkeit” Die Liturgie ist das Reich der Heiligen Dreifaltigkeit
an der die Gläubigen durch die sichtbaren Riten Teilnahme haben.
Danach folgt das große Fürbittengebet, das mit der Eingangsaufforderung: „In
Frieden lasset uns zum Herrn beten” beginnt. Der Frieden ist die erste Gabe die man
von Gott verlangt, um an Reich Gottes teilnehmen zu können. Man verlangt auch den
innerlichen, den seelischen Frieden aber auch den äußerlichen, weltlichen Frieden.
Jede Ektenie beginnt mit dieser Bitte, da eigentlich das Verlangen dieses Friedens die
Sehnsucht des Menschen nach dem Himmelreich ausdrückt.
Das Reich Gottes ist nach der byzantinischen Tradition keine besondere
Herrschaft Gottes, sondern die Teilnahme an der Liebe der Heiligen Dreifaltigkeit.
Dieses Reich ist jetzt offen für jeden Menschen durch den Tod und die Auferstehung
Christi.
2
Hans Joachim Schulz, Die byzantinische Liturgie.Vom Werden ihrer Symbolgestalt, Freiburg im Breisgau, 1964, S.
113ff.
3
Dumitru Stăniloae, Spiritualitate şi comuniune în Liturghia ortodoxă, Craiova, 1986, S. 107. Vgl auch: Karl Christian
Felmy, Der Christusknabe auf dem Diskos. Die Proskomidie der orthodoxen Liturgie als Darstellung von "Schlachtung
des Lammes" und Geburt des Herrn, Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 23 (1979), S. 95-101.
3
Die Aufforderungen der Ektenien werden mit dem Ruf „Kyrie eleison”
beantwortet und sie umfassen Fürbitten alle seelischen und materiellen
Notwendigkeiten einer christlichen Gemeinschaft.
Die drei Antiphonen die danach folgen sind Psalmverse die über die
alttestamentliche Wartung des Herren sprechen. Sie dienen aber auch als Vorbereitung
für die Lesungen, der Höhepunkt der Liturgie der Katechumenen. Der Begriff
„Katechumenenliturgie” ist heute noch im christlichen Osten benützt im Sinne daß
die Christen, obwohl sie als Kinder getauft wurden, doch lebenslang Glaubensschüler
sind und bleiben und daß, was in der Taufe begonnen wurde, in seiner Fülle erst
vollendet sein wird, wenn das Reich Gottes anbricht.4
Man vermutet, daß die Antiphonen einst Psalmengesänge des Volkes waren,
während es auf den feierlichen Einzug des Bischofs wartete. Daher rührt vielleicht auch
noch die Bezeichnung „Antiphon”, die „Wechselgesang” bedeutet: Ein Solist trug die
Psalmverse vor, zwischen denen das Volk, das ja keine Bücher hatte oder vielleicht auch
gar nicht lesen konnte, einen Refrain sang. Nach der zweiten Antiphon wird der
Hymnus „Eingeborener Sohn und Wort Gottes” gesungen der vom Kaiser Justinian
(527-565) in der Liturgie eingefügt worden ist. 5 Die Entstehungszeit des Hymnus
verweist auf die tiefgreifenden Auseinandersetzungen um die Person Jesu Christi, wie
sie mit der Leugnung seiner Gottheit durch die Arianer begannen und in der Folgezeit
die Kirche nicht zur Ruhe kommen ließen.6 Nach der dritten Antiphon werden die
Seligpreisungen gesungen (Mt 5, 3-12) als rein - christliche Hymnographie die auf die
Erfordernisse des Himmelreiches verweisen.
Danach, alle Liturgen kommen mit dem Evangelium aus dem Altar durch die
nördliche Tür, eine Bewegung die als “kleiner Einzug” bezeichnet wird. Der kleine
Einzug in der Liturgie stellt das öffentliche Auftreten Jesu dar, aber nicht nur diese in
der Bibel allgegenwärtige Tatsache allein, sondern auch ihre Zielsetzung, den
Lebensaustausch zwischen Gott und Mensch: In Christus wurde Gott Mensch, wohnte
und wandelte unter den Menschen, damit diese zum göttlichen Leben gelangen
können.7
Die Prozession des kleinen Einzugs macht vor der Königstür der Ikonostase halt,
welche die Himmelspforte darstellt; der Eingangssegen wird gesprochen und das
Evangeliar mit dem Weisheits-Ruf hoch erhoben. Nach dem Eingangssegen singt der
Chor dreimal das Trisagion: „Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher,
erbarme dich unser” durch welches die Heiligkeit Gottes mit den Hymnus der Engeln
gepriesen wird und durch welches auch die Vorbereitung für die Lesung der Heiligen
Schrift gemacht wird.
Bevor der biblischen Vorlesungen, werden darauf einige Verse aus den Psalmen
als Responsorium gesungen (Prokimenon), worauf der Lektor aus dem „Apostolos”,
4
Dumitru Stăniloae, Spiritualitate şi comuniune…S. 218.
5
Ghermanos I von Konstantinopel, Historia ecclesiastica, PG 97, 404D.
6
Michael Kunzler, Wir haben das wahre Licht gesehen. Einführung in Geist und Gestalt der byzantinischen Liturgie,
(=Sophia, Quellen Östlicher Theologie 27), Trier, 1991, S. 145.
7
Ibidem, S. 152.
4
das Buch wo alle Vorlesungen eingetragen sind, die Epistel verliest. Es schließt sich
das dreifache Halleluja an, das während des ganzen Kirchenjahres gesungen wird.
Nach erneuter Beweihräucherung der Kirche erfolgt die Lesung des Evangeliums. Das
ist der Höhepunkt der Liturgie der Katechumenen. Es ist die Begegnung mit dem
Wort Gottes, es ist die wahrhaftige Teilnahme an der Lehre Christi. Deshalb hat die
byzantinische Kirche keine Vorlesungen aus dem Alten Testament, sondern sie kennt
zwar nur biblische Lesungen die in an allen Tagen des Kirchenjahres dem NT
entnommen sind. Man mag dies zu Recht mit einem »österlichen« Grundcharakter der
byzantinischen Kirche in Verbindung bringen, mit dem man sie zuweilen als Ganze zu
charakterisieren versucht: Das Alte Testament hat seine Bedeutung in wahrstem Sinn
des Wortes erfüllt, es sollte auf Christus hinweisen und sein Kommen vorbereiten, es
sollte die großen Heilsdaten (Tod und Auferstehung) ankündigen. Aus dieser
Wirklichkeit als erfüllte Wahrheit lebt aber die Gemeinde, aus ihr heraus kann sie
allein die Liturgie feiern. Deshalb sollen auch ihre Lesungen aus der Heiligen Schrift
ganz aus der Erfüllung heraus geprägt sein, weshalb das AT in der byzantinischen
Kirche nur eine untergeordnete Bedeutung besitzt.8
Gleich danach folgt die Homilie, die Predigt. Der Vorsteher, ermahnt jetzt die
schönen Lehren des Evangeliums im Leben zu befolgen. Die ganze Liturgie hat eine
mystagogische Rolle. Sie führt durch die liturgischen Akte, durch das Wort Gottes,
durch die Deutung des Evangeliums, durch die Musik, durch die Ikonen in das
Mysterium der Gegenwart Gottes ein.
Die Liturgie der Katechumenen wird durch das Große Fürbittengebet beschlossen,
durch die „Inständige Ektenie”, deren Bitten mit einen dreifachen „Herr, erbarme
dich” beantwortet werden, sowie Gebeten für die Taufbewerber, die Katechumenen,
und deren Entlassung. Nach altkirchlicher Arkandisziplin sollten Ungetaufte nicht
Zeugen des Mysteriums der Eucharistie sein. Heutzutage werden die Fürbitten für die
Entlassung der Katechumenen noch gelesen, weil viele der getauften Christen noch
Katechumenen in ihrem Glauben sind und somit die Gebete der Kirche benötigen. 9
Die Liturgie der Gläubigen beginnt mit der Aufforderung speziell an die
Gläubigen zum Gebet und Vorbereitungsgebeten der Priester. Es folgen danach einige
Rituale die als Vorbereitung für die Umwandlung der Gaben dienen. Erstens, wird
vom Chor der Cherubim-Hymnus angestimmt, wobei sich der Priester für den großen
Einzug, d.h. für die Umsetzung der Gaben vom Rüsttisch auf dem Altar vorbereitet
durch ein Gebet welches mit den Worten des Cherubim-Hymnus endet: „Die wir die
Cherubim geheimnisvoll darstellen und der lebenspendenden Dreifaltigkeit den
Hymnus des Dreimalheilig singen, laßt uns jetzt ablegen jede irdische Sorge ..um zu
empfangen den König des Alls, den Engelscharen unsichtbar umgeben, Halleluja,
8
Ibidem, S. 160.
9
Pr. Prof. D. Stăniloae, Spiritualitate şi comuniune…S. 162.
5
Halleluja, Halleluja.…”. Dieser Hymnus zeigt dass in der Liturgie das Irdische eins ist
mit dem Himmlischen, dass die Menschen zusammen mit den Engeln die Heilige
Dreifaltigkeit durch das Ablegen aller fleischlichen Begierden, Leidenschaften und
Sorgen dieser Welt loben können.
Der Große Einzug symbolisiert das Kommen des Herrn in Jerusalem, aber auch
sein Eintreten zum Opfer. Es ist die steigernde Gegenwart Christi in der Liturgie die
in der Proskomidie beginnt und in der Umwandlung der Gaben endet.10
Nachdem die heiligen Gaben auf dem Altar niedergelegt sind, folgt das Große
Bittgebet der Gemeinde und das Darbringungsgebet des Priesters, als weitere Etappen
der Vorbereitung für die Konsekration der Heiligen Gaben. Nach dem Friedensgruß
an die Gemeinde: „Friede allen!”, dem Friedenskuß der Liturgen und der
Aufforderung des Diakons: „Lasset uns einander lieben, damit wir eines Sinnes
bekennen mögen”, die der Chor beantwortet: „Den Vater, den Sohn und den Heiligen
Geist, die wesenseine und unteilbare Dreieinigkeit”, bekennt die Gemeinde das
Nizänische Glaubensbekenntnis, der im 6 Jahrhundert in der Liturgie vom Patriarch
Patriarch Timotheus von Konstantinopel (511-517) eingefügt worden ist. Er soll als
erster angeordnet haben, das Glaubensbekenntnis in jeder Eucharistiefeier zu beten, um
dadurch gewissen Verdächtigungen gegenüber seiner eigenen Rechtgläubigkeit
vorzubeugen. Das Beispiel aus Konstantinopel wurde nun im gesamten Osten bald
nachgeahmt. Es ist das Glaubensbekenntnis in einer Dreifaltigkeit der Liebe, die diese
Liebe in das Opfer Christi und das Kommen des Heiligen Geistes gezeigt hat.
Mit dem eucharistischen Hochgebet erreicht die Feier der Liturgie ihren
Höhepunkt. Allen Hochgebeten gemeinsam ist im Osten die Bezeichnung „Anaphora”
oder „Darbringung” genauer noch „Emporbringung”. Was Gott „nach oben”
dargebracht werden soll, ist der dankbare Lobpreis der Menschen für das, was an
göttlichen Taten der Errettung und Erlösung für sie vollbracht wurde, um danach für
das Herabkommen des Heiligen Geistes zu beten. Die Anaphora beginnt mit der
Praefation und dem Sanctus, nachdem Priester und Gemeinde sich wechselseitig
aufgefordert haben: „Erheben wir die Herzen!”, „Wir haben sie beim Herrn!”, „Lasset
uns danken dem Herrn!”, „Würdig und recht ist es”. Das Sanctus hat biblische
Herkunft (Is 6,3) und wird auch „Siegeshymnus” genannt und zeigt nochmals dass die
Engeln zusammen mit den Menschen die göttliche Liturgie feiern: „Heilig, heilig,
heilig, ist der Herr Zebaoth, voll sind Himmel und Erde deiner Herrlichkeit. Hosianna
in der Höhe. Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.”
Jener Teil des eucharistischen Hochgebetes, der auf das Sanctus folgt, ist eine
Überleitung vom Sanctus, das Post-Sanctus, in welches noch einmal der Einklang der
feiernden Gemeinde auf Erden mit den himmlischen Chören genannt wird. Nun aber
erhält die Herrlichkeit Gottes eine genaue inhaltliche Füllung: In unüberbietbarer Weise
hat Gott seine Herrlichkeit gezeigt, indem er seinen einzig geborenen Sohn dahingab,
„damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habe”.
10
Ibidem, S. 46.
6
Die Erwähnung der wichtigsten Etappen der Heilsgeschichte erreicht ihren
Höhepunkt im Einsetzungsbericht an dem der Chor mit einem lauten „Amen!”
antwortet. Alle Akte der Heilgeschichte sind jetzt die Garantie auf der in der Epiklese
der Heilige Geist auf die Gemeinde und die heiligen Gaben mit diesen Worten
herabgefleht wird: „Sende deinen Heiligen Geist auf uns und auf diese vorliegenden
Gaben herab ... Und mache dieses Brot zum kostbaren Leib deines Christus... Und,
was in diesem Kelch ist, zum kostbaren Blut deines Christus... Sie verwandelnd durch
deinen Heiligen Geist.”
Zusammenfassend kann man sagen dass für das ostkirchliche Christentum die
eigentliche Liturgie die innertrinitarische Liebe der Heiligen Dreifaltigkeit ist, die
auch als die ewige himmlische Liturgie bezeichnet wird und an der der auch der
Mensch und durch ihm auch die Schöpfung durch die sichtbaren Riten der
Eucharistiefeier teilnehmen kann. Durch seine Ebenbildlichkeit strebt der Mensch
ewig zu einer bewußten Beziehung zu Gott und nimmt durch die sakramentalen Riten
an der ewigen himmlischen Liturgie, an der Gemeinschaft der Liebe der Göttlichen
Personen teil. Nur in der ständigen Pflege dieses Dialogs der Liebe mit Gott und mit
dem Mitmenschen kann der Mensch seine Ebenbildlichkeit zeigen und entfalten.
Die heiligen Kirchenväter betonen die Tatsache dass dieser Anteil an der Liebe
Gottes, an der ewigen himmlischen Liturgie, der einzigartige Milieu in dem der
Mensch seine Verwandtschaft mit Gott erlebt und entfaltet.
Die Deutung der sichtbaren, eucharistischen Riten stellt symbolisch diese
einzigartige eschatologische Realität dar. Zu den Riten der Liturgie gehört im
Morgenland sowohl ein sehr gut organisiertes Stundengebet, der als Vorbereitung für
die eucharistische Kommunion dient, als auch eine Reihe von Sakramente und
Sakramentalien, die eine „eucharistische” Struktur haben und die immer im
Zusammenhang mit der Eucharistie zelebriert werden.
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Ἑρμηνεία τῆς Θείας Λειτουργείας, PG 150, 493A.
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