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BEITRÄGE ZUR
ALTTESTAMENTLICHEN UND ALTORIENTALISCHEN
FORSCHUNG
OTTO E I S S F E L D T
zum 1. September 1957 dargebracht von Freunden und Schülern,
herausgegeben in Zusammenarbeit mit
W.F.ALBRIGHT, W.BAUMGARTNER, J.LINDBLOM,
J. P E D E R S E N und H. H. R O W L E Y
von
Printed in Germany
Perikope 161
ROST, LEONHARD : E r w ä g u n g e n zum israelitischen B r a n d o p f e r 177
Davids 224
THOMAS, WINTON: Again »The Prophet« in the Lachish Ostraca 244
DE VAUX, ROLAND: Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 250
VRIEZEN, TH. C. : Einige Notizen zur Übersetzung des Bindeworts K I . . . . 266
ZIEGLER, JOSEPH: Zum Wortschatz des griechischen Sirach 274
Zur Chronologie des vorislamischen Arabien'
Von W. F . A l b r i g h t in Baltimore
(Johns Hopkins University, Baltimore 18 Md)
I. Wegen der kurzen Zeit, die zur Verfügung steht, werde ich nur
wenige Worte über den gegenwärtigen Stand unserer amerikanischen
Forschung sagen. Nach unseren Ausgrabungen in Südarabien zwischen
1950 und 1953, unter den Auspizien der American Foundation for the
Study of Man und ihres Präsidenten, Herrn W E N D E L L PHILLIPS,
schreitet die Vorbereitung des ungeheuren Materials unter meiner
wissenschaftlichen Aufsicht beständig vorwärts2. Wir erfreuen uns
der energischen Hilfe der Herren Doktoren A L B E R T JAMME, G. W.
VAN B E E K , RICHARD L E BARON BOWEN, F R A N K P . ALBRIGHT, A . M.
HONEYMAN, und vieler anderer Mitarbeiter. Dr. B E R T A SEGALL, die
für dreieinhalb Jahre in Baltimore mitarbeitete, hat jetzt eine Stellung
am Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg angenommen; wir
haben sehr viel von ihrer großen Sachkenntnis der Kunstgeschichte
und besonders der hellenistischen Kunst gelernt und hoffen, noch viel
mehr von ihr zu lernen. Unser erster Band wird bald erscheinen; wir
sind ja mit der Druckbogenkorrektur fast fertig 3 . Zwei weitere Bände
sollen rasch folgen, und noch viel Material ist fast druckreif. Wenn
kein Unglück passiert, werden wir voraussichtlich sechs bis acht
Bände herausgeben, ohne von besonderen Monographien und Auf-
sätzen zu reden, wie dem Band von Pater JAMME über die Inschriften
von Heid Bin 'Aqil.
II. Sehr wichtig sind die Studien von Dr. BOWEN über Bewässe-
rungsanlagen und Schlammlager. Es gibt wenigstens 6 m von ab-
gelagertem Bewässerungsschlamm unter den ältesten menschlichen
Resten im Stadthügel Hadschar Bin Humeid, 15 km südlich von
Timna', der Hauptstadt des alten Qatabän; seit der Gründung der
Festung um 1000 v. Chr. ist das Schlammniveau in 1200 Jahren um
8 m höher gestiegen — durchschnittlich 1 m in 150 Jahren. Diese
Schätzung hat natürlich nichts mit dem Niveau der spätesten qata-
banischen Schicht, das 15 m in 1000 Jahren gestiegen ist, zu tun.
4
Vgl. W. F. ALBRIGHT, Archaeology of Paiestine (Harmondsworth, 1966),
S. 113; Studies in the History of Culture (Waldo Leland Festschrift, Menasha, 1942),
S. 33; Historia Mündt 2 (1953), S. 363, 366. Es muß nachdrücklich betont werden,
daß man bis jetzt keine echten Zisternen, die mit richtig gelöschtem Kalkmörtel
verputzt worden sind, vor der Eisenzeit konstatiert hat, obwohl die Möglichkeit einer
früheren Anwendung existiert. Alle bisher analysierten Verputzproben wurden
entweder aus Gips oder aus »hydraulischem« (in niedrigeren Hitzen gebranntem)
Kalk gemacht.
4
Vgl. R E I N H A R D W A L Z , ZDMG 101 (1961), S . 2 9 - 6 1 ; 104 (1954), S . 47ff.;
Actes du IVe Congres International des Sciences Anthropologiques et Ethnologiqu.es
(Wien, 1962) III (1966), S. 190—204. Nur dürfte es nicht mehr zu behaupten sein,
daß das Kamel erst im Neschd domestiziert worden ist, da nach Philby (persön-
liche Mitteilung) der Boden dort allzu steinig ist und die besten Kamele noch immer
v o m Hinterland Omans stammen. Die erste Zähmung des Kamels wird also wohl
in Südarabien stattgefunden haben.
Zur Chronologie des vorislamischen Arabien 3
• Siehe vorläufig Archaeology and the Religion of Israel (4. Aufl., Baltimore,
1956) S. 130—165, deutsch von F. C O R N E L I U S , Die Religion Israels im Lichte der
archäologischen Ausgrabungen (München, 1956), S. 146ff., und meinen demnächst
erscheinenden Aufsatz in der Festschrift für B. Mazar (Maisler).
' S. G. W . VAN B E E K , BASOR, Nr. 143 (1956), S. 6 f f .
8
Über die Chronologie dieses Tempels siehe den Vortrag, den ich für den
X X I I I . Orientalisten-Kongreß in Istanbul vorbereitet hatte: »The Results of
Recent American Archaeological Research in South Arabia« (gerade jetzt in den
Verhandlungen des Kongresses, Leiden 1957, erschienen). Die Datierung der äl-
testen Bauperioden ist durch unsere neuesten Forschungen vollkommen bestätigt
worden. Für den Namen des Tempels vgl. A. JAMME, BASOR, Nr. 138 (1955),
1*
4 W. F. ALBRIGHT
siehe J . P I R E N N E a. a. O. S. 288f. Ich habe sehr viel mehr Material über das Pro-
blem des ktlm gesammelt, als ich veröffentlicht habe; hier möchte ich nur sagen,
daß der bit kutalli des Sanherib eine große befestigte Anlage außerhalb Ninives,
nicht ein Bau innerhalb der Stadt gewesen ist, und daß er jedenfalls eine der be-
rühmtesten Sehenswürdigkeiten jener Zeit gewesen ist.
1 5 Nach Mlle. P I R E N N E (a. a. O . S. 211f.) soll der Krieg zwischen MSR und
MD Y der in R E S 3022 erwähnt wird, nicht den Angriff der Iranier auf Ägypten
in 343 (geschweige in 626), sondern den Einfall der Seleukiden in 217 widerspiegeln
— also, Maday — Syrien unter den Seleukiden, die bekanntlich auch Teile
Irans beherrshctenHistorisch scheint ihre Hypothese außerordentlich schwach
zu sein, besonders1 wenn man alle übrigen archäologischen und paläographi-
schen Schwierigkeiten erwägt. Das richtige findet man bei J A C Q U E S R Y C K M A N S ,
L'institution monarchique en Arabie méridionale avant l'Islam (Louvain 1951),
S. 267f.
6 W. F. ALBRIGHT
Saba und Dhû Raydân, der früher allgemein mit Charibael identifiziert worden ist,
regierte um die Mitte des 2. Jh. n. Chr.
1 8 Nach eingehendem Studium bin ich überzeugt, daß JACQUES RYCKMANS
recht hat, indem er den Anfang der sabäischen Ära in das Jahr 109 v. Chr. setzt :
La persécution des Chrétiens himyarites au sixième siècle (Istanbul, Nederlands
Historisch-archäologisch Instituut, 1956), S. 22ff. Die Mabhüd-Ära hat er schon
richtig erklärt (Institution monarchique, S. 304ff.), obwohl er jetzt unsicher ge-
worden ist (vgl. Persécution, S. 23f.).
19 Journal of the American Oriental Society 73 (1953), S. 37f.
J 0 Institution monarchique, S. 304ff. Seitdem ist er wieder unsicher ge-
worden (vgl. Persécution, S. 23f.), aber die Gründe für die neueste Schwankung
sind nicht stichhaltig (über R y . 535 vgl. BASOR, Nr. 145. S. 25ff.).
Zur Chronologie des vorislamischen Arabien 7
wird jetzt von mir um 5 n. Chr. datiert. Wie ich 1953 vorgeschlagen
habe, ist es sehr wahrscheinlich, daß diese spät-qatabanische Ära
mit der Regierung des Nabat Yuhan'im, des letzten unabhängigen
Königs von Qataban anfing21. Da die Schrift der Zeit des Nabat
Yuhan'im und seines Vaters Schahr Hilal Yuhaqbid genau in der
Mitte zwischen der Schrift der Zeit des Schahr Yagil Yuhargib und
seiner Söhne, die bis Aelius Gallus (24 v. Chr.) reicht, auf der einen
Seite und der Schrift der Periplus-Zeit (um 50 n. Chr.) auf der anderen
Seite einzureihen ist, ist hier also alles in Ordnung22.
V. Dem Problem der früh-nordarabischen Chronologie möchte
ich noch einige Worte widmen. Nach längerem Studium der bis jetzt
ältesten bekannten Inschriften aus Nordarabien, besonders der sechs
süd-arabischen Legenden auf babylonischen Siegelzylindern, kann
ich bestimmt sagen, daß alle aus der Zeit zwischen 700 und 540
stammen. Ein Siegelzylinder aus der Sammlung des Metropolitan
Museum in New York erwähnt eine bekannte Persönlichkeit aus der
Zeit um 645/640 v.Chr. 2 3 . Spätere Schrift weist ein Graffito auf,
der neuerdings von Pater VAN DEN BRANDEN veröffentlicht worden
ist und der einen König von Babel, sicher Nabonid, erwähnt — also
aus der Zeit seines bekannten Aufenthaltes in Teima stammt 24 . Nach
einigen entlehnten sabäischen Buchstaben zu urteilen, würde ich die
Inschrift des Kabar'el von Dedan nicht später als 500 v. Chr. datieren.
Das stimmt sehr gut mit den Schichtenbeobachtungen, die von Sir
LEONARD WOOLLEY in Ur und von NELSON GLUECK am Teil el-Chleife
Schahr Hilal Yuhaqbid auf dem Hause YF'M in Timna") und A. Jamne (Inschrift
des Nabatum Yuhan'im Sohnes des Schahr Hilal 1951 in Hadschar Bin Humeid
gefunden) herausgegeben werden.
2 8 Siehe E D I T H P O R A D A , Corpus of Ancient Near Eastern Seals: The Collection
of the Pierpont Morgan Library I (Text), S. 92 und Plates, cxv, Nr. 762, aus dem
7. Jh. v. Chr. Der Besitzer war wohl Karawanenführer (qd) von Kamas-hallay
(so, nicht Kamas-haltä, ist natürlich zu lesen) König Moabs um 645—640 v. Chr.
2 4 A. VAN D E N B R A N D E N , Les textes thamoudiens de Philby, II, S. 54f. und
Taf. X I , Nr. 279 aw. Ich möchte lesen: . . . thdb.'bl. mlk.bbl.nlrh, »N. N. hat die
Kamele des Königs von Babel, seines Beschützers, getrieben«. Jedenfalls ist die
Datierung von VAN D E N B R A N D E N in die Zeit des Nabonid so gut wie sicher, be-
sonders nach den letzten Berichten von C. J . G A D D über den Inhalt der neuent-
deckten Nabonid-Inschriften aus Charrän.
8 W. F. ALBRIGHT, Zur Chronologie des vorislamischen Arabien
a
Siehe meine Ausführungen BASOR, Nr. 128 (1952), S. 39ff., die noch
unerschüttert sind.
M
Journal of Near Eastern Studies, XV (1966), S. Iff.
17
Im Aufsatz »Dedan« (Geschichte und Altes Testament, Tübingen 1963, S. Iff.).
Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexilischen
Literatur des Alten Testaments
Von Hans B a r d t k e in Leipzig
(Leipzig 0 2 7 , Stormthalcrstraße 16)
1945 angewachsen. Auch hier sei auf die zusammenfassenden Bearbeitungen der
Praktischen Theologie verwiesen.
10 H. BARDTKE
testamentliche Disziplin ist durch die Auferstehung Jesu zwar mit dem
Fragenkomplex der Erweckung befaßt, doch nicht speziell im Sinne
der Bildrede zur Bezeichnung intensiver religiöser Vorgänge und Er-
lebnisse5.
Auch die Disziplinen der Religionswissenschaft bedienen sich
dieser Bildrede. So fehlt im »Wörterbuch der Religionen« beispiels-
weise nicht das Stichwort »Erweckung«6. Wir lesen dort: »Wie nach
einem Naturgesetz pflegen nach Zeiten eines gewissen geistlichen
Schlafes (vgl. Eph 5 u) meist unter der Führung hinreißender Persön-
lichkeiten religiöse Bewegungen einzusetzen, die als »Erweckungs-
bewegungen« eine Intensivierung des religiösen Lebens bringen, wie
wir sie in fast allen christlichen Ländern in neuerer Zeit, vorab in
Deutschland im beginnenden 19. Jh. zu verzeichnen haben.« Die
Kürze des Paragraphen bedingte wohl, daß nur auf protestantische
Erweckungsbewegungen angespielt wird, obwohl sich aus dem großen
Bereich der allgemeinen Religionsgeschichte interessante Beispiele von
Erweckungsbewegungen7 hätten nennen lassen. Selbstverständlich
muß auch die wissenschaftliche Religionsphänomtnologie den Er-
weckungen im Sinn der Bildrede Aufmerksamkeit schenken. So be-
schreibt VAN DER L E E U W 8 das Phänomen der Erweckung »als eine
Welle religiösen Empfindens und Wollens«, die sich über eine Ge-
meinschaft ergießt und »im breiten Strom der Gefühle und Entschlie-
ßungen mitreißt«. Eine solche Erweckung kann nach seiner Meinung
mit ekstatischen Erlebnissen verbunden sein. Ihr Träger kann eine
Einzelpersönlichkeit oder eine geführte Masse sein. Eine Erweckung
kann sich geschichtlich sehr verschieden auswirken und zur Reform
einer bereits bestehenden religiösen Gemeinschaft führen oder in eine
Sektenneubildung ausmünden. Als geschichtliche Beispiele einer Er-
weckung führt VAN DER L E E U W die dionysische Erweckung der grie-
chischen Frühgeschichte, die Bewegung der Geißler, die Wieder-
täuferbewegung, den Pietismus, den Methodismus, die Pfingstbewe-
gung und die Heilsarmee an. Aus dem alten Orient und speziell
9
Die Ausführungen, die L U D W I G K Ö H L E R in seinem Buch »Der hebräische
Mensch«, Eine Skizze. Mit einem Anhang »Die hebräische Rechtsgemeinde 1953«
unter der Überschrift »Das geistige Bild des Hebräers I« gibt, lassen das Volk Isr?el
sehr empfänglich für Erweckungen religiöser Art erscheinen. Zwischen den Polen
»psychische Ansteckung durch Massenerregung« und »klarste, zu jedem Opfer und
Verlust bereite Unabhängigkeit« pflegen sich auch religiöse Erweckungen zu be-
wegen. Aber K Ö H L E R wirft diese Fragestellung nach Erweckung nicht auf. Die
Zitate stehen S. 103 und 108.
10
Das Prophetentum des Alten Bundes übersichtlich dargestellt, 1870, 102 u. ö.
11
Theologie der Propheten als Grundlage für die innere Entwicklungs-
geschichte der israelitischen Religion, 1875, 57.
12
ATAO4 1930, 606, 613, 638, besonders vom Omridenzeitalter (Elia!).
13
Die angegebene Literatur ist nur beispielhaft, keineswegs erschöpfend.
Das gilt auch von der religionswissenschaftlichen und religionssoziologischen Lite-
ratur. So spricht z. B. A L F R E D W E B E R , Kulturgeschichte als Kultursoziologie,
19502, 104, von den Propheten, »die ihre Erweckten in allen Schichten von den
Schafhirten bis zu den Patriziern fanden«.
14
Zum Beispiel F. B A U M G Ä R T E L , Die Eigenart der alttestamentlichen Fröm-
migkeit, 1932.
15
O. E I S S F E L D T , The prophetic Literature (The Old Testament and modern
Study. A Generation of Discoverie and Research) 1951, 115 — 161.
1§
Neuere Literatur zur alttestamentlichen Prophetie, ThR 19, 1951, 277—384;
20, 1952, 1 9 3 - 2 7 1 .
17
G. F O H R E R , Elia (Abhandl. z. Theol. des AuNT, 1 9 5 7 ) . Der Verfasser ist
bemüht, die Rolle der Prophetie im Omridenzeitalter möglichst bescheiden zu sehen
im Gegensatz zur überlieferten literarischen Letztgestalt der Berichte.
12 H. BARDTKE
da ihr in der Bildrede älteres Vorkommen sie zur Hinführung auf unser
Problem besonders geeignet erscheinen läßt.
Der Kausativstamm der Wurzel Dlp hat die Bedeutung stehen
lassen, aufstehen lassen, aufstellen, errichten. An verschiedenen
Stellen wird der Stamm gebraucht im Sinne der Bildrede des Er-
weckens. Sie finden sich im deuteronomistischen Geschichtswerk und
in einzelnen Prophetenschriften21. Dabei ist für unseren Problemkreis
wichtig die Frage nach dem erweckenden Subjekt. Dieses Subjekt ist
Jahwe. Nie wird, soweit ich sehen kann, als erweckendes Subjekt der
von Jahwe gesandte Mensch, etwa der Prophet, erwähnt 22 . Ebenso
fehlen diejenigen Stellen, die von einer kollektiven religiösen Er-
weckung handeln, sei es nun, daß sie von Jahwe oder von durch ihn da-
zu bestimmten Menschen ausgeht.
Im Prophetengesetz des Deuteronomiums (Dtn 18 15.18) wird von
der Erweckung eines Propheten durch Jahwe gesprochen. Als seine
Aufgabe wird angegeben, daß er die von Jahwe ihm in den Mund ge-
gebenen Worte zum Volk sprechen soll, d. h. alles, was Jahwe ihm be-
fehlen wird. Die Bildrede der Erweckung bezieht sich also nur auf das
Auftreten als Prophet. Damit ist ein theologischer Gedanke ausge-
sprochen, der mit den Aussagen der Propheten in ihren Berufungs-
berichten übereinstimmt. Ihre prophetische Tätigkeit geht auf die
Sendung Jahwes zurück, ohne daß ein Prophet in diesem Zusammen-
hang die Bildrede des Erwecktseins durch Jahwe gebrauchen würde.
Die gleiche nur auf das erweckende Subjekt bezugnehmende Bild-
rede findet sich in weiteren Materialien des deuteronomistischen Ge-
schichtswerkes. Hier handelt es sich um die Erweckung der als Retter
fungierenden Richter, die das Ende nationaler Nöte herbeiführen im
Auftrag Jahwes (Jdc 216.18 3 9.15). Ebenso kann •"'pH mit Jahwe als
Subjekt von der Erweckung bzw. Bestellung eines Priesters gebraucht
werden (I Sam 2 35). Von einer Mehrzahl durch Jahwe erweckter Pro-
pheten wird in dem Brief des Propheten Jeremia 23 (Jer 29 15) an die
2 1 Ich scheide aus dem Zusammenhang diejenigen Stellen aus, bei deDen das
erweckende Subjekt zwar Jahwe ist, die erweckte Größe aber unpersönlicher Art
ist, so II Sam 12 la (Unheil) oder als personale Größe zu anderen Aufgaben bestimmt
ist, so I Reg 1114.23 (Widersacher) I Reg 15 4 II Sam 7 12 I Chr 17 ll Jos 5 7 (Nach-
kommenschaft), Jer 30 9 (David), Jer 23 5 (gerechter Sproß), Hab 1 s (Chaldäer),
I Reg 14 u (König).
2 2 Das ist nur ein Beweis dafür, wie das exilisch-nachexilische Schrifttum
an die Aussagen der vorexilischen Prophetie sich gebunden weiß. Eine Erweckung
im Volk herbeizuführen, wird nicht expressis verbis im Aufgabenkreis des Propheten,
d. h. in seinem Sendungsauftrag erwähnt. Diese ist allein Sache Jahwes und wird
in der prophetischen Verkündigung zu einem Ereignis der durch Jahwe zu schaffen-
den Heilszukunft.
2 2 Der Brief wurde nach der ersten Exilierung 597 geschrieben. Ich rechne
Verbannten in Babel gesprochen, wobei die Aussage ein Zitat der Rede
der in Babel weilenden Verbanntenschar darstellt:
»doch ihr sagt: Erweckt hat uns Jahwe Propheten in Babel«
Schließlich spricht eine Stelle (Jer 6 17) von der Erweckung von Spä-
hern (D-BS)**.
Auch in Aussagen über die Zukunft wird der Begriff O'pn mit
Jahwe als Subjekt gebraucht. Die zu erweckenden personalen Größen
werden D,?ii »Hirten« genannt (Jer 23 4) oder in der Einzahl in^ n j n
(Ez 34 23) oder nur n p (Sach 11 ie) 25 .
Der Gebrauch von t^pn in der Bildrede des Erweckens geht in
das vorexilische Schrifttum zurück. Die bedeutendste und bezeich-
nendste Stelle ist Am 2 1126.
»und ich erweckte aus euren Söhnen Propheten
und aus euren Jünglingen Nasiräer.«
Arnos kennt aber auch die Verwendung des gleichen Begriffes, wenn es
sich um die Erweckung eines Fremdvolkes durch Jahwe handelt, das
Unheil über das Eigenvolk bringen soll (Am 614).
Für den Erweckungsgedanken in der exilisch-nachexilischen Lite-
ratur, soweit er durch O'pn ausgedrückt wird, ist demnach folgendes
Ergebnis zu gewinnen. Unter Anknüpfung an den vorexilischen Sprach-
gebrauch wird der Gedanke festgehalten, daß das Auftreten von Pro-
pheten und anderen Gottgesandten, z. B. Spähern, unmittelbar auf
Jahwe zurückgeht, ganz gleich ob es sich um Figuren der Vergangenheit
oder der Zukunft handelt. In jedem dieser Fälle ist Jahwe die bewir-
kende Ursache. Der Begriff D'pn drückt damit einen wichtigen theolo-
gischen Sachverhalt aus. Erweckungen dieser Art, die Mitteilungen des
Jahwewillens bringen, geschehen nicht aus menschlichem, sondern aus
göttlichem Willen. Wie die psychologische Vermittlung zu denken ist,
darüber wird mit diesem Begriff praktisch nichts ausgesagt 27 . Auch
in die Zeit nach 609 v. Chr. gehört, ziehe ich ihn mit zu dem Literaturkreis, der die
Grundlage dieser Untersuchung bildet.
21
Zu dieser Stelle siehe auch Abschnitt III der Ausführungen.
2S
Auch die Erweckung des unguten Hirten geht auf Jahwe zurück. Zu den
Einzelheiten siehe die Kommentare, besonders HORST im Handbuch zum AT.
2
« Gegen WEISER, Die Profetie des Arnos (BZAW 53), 1929, 95 halte ich
den Vers für echt. FOHRER ist durchaus im Recht, wenn er betont, daß Am 2 11
3 8 keineswegs durch Am 7 14 als unecht erwiesen werden (ThR 19, 1951, 329).
27
Man kann natürlich einwenden, daß sich D'pH auch anders übersetzen lasse,
etwa mit »bestellen«. Aber selbst mit dieser Übersetzung ist das Phänomen der Er-
weckung gegeben, nämlich das Auftreten und Vorhandensein eines homo religiosus,
der den Anspruch erhebt, von Jahwe gesandt bzw. bestellt worden zu sein. Pro-
phetische Berufungen der vorexilischen Zeit sind, auch wenn sie nicht den Begriff
verwenden, Individualerweckungen gewesen. Unter dem Gesichtspunkt der Er-
weckung durch Jahwe lassen sich das vorexilische Prophetentum von Samuel
Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexilischen Literatur des AT 15
II.
Die Konkordanz führt 71 Stellen, an denen die Wurzel "115? I I I ge-
braucht wird, auf 3 0 . Für unsere Untersuchung kommen diejenigen
Stellen in Betracht, an denen der Kausativstamm T s n vom Erweckt-
werden durch Jahwe gebraucht wird 31 . Als von der Erweckung Be-
troffene werden kollektive und Individualgrößen genannt.
Im Orakel über Babel Jer 50. 51 wird erwähnt, daß Jahwe wider
Babel die Versammlung großer Völker erweckt (50 9), ferner den Ver-
derbergeist (511), den Geist der Könige von Medien (5111). Gemäß Ez
23 22 erweckt Jahwe die Buhlen Oholibas gegen sie. Jahwe erweckt
auch den Perserkönig Cyrus, daß er das Edikt des Tempelbaus erläßt
(Esr 1 1 ) 3 2 . Nach I Ci r 5 26 wird der Geist der assyrischen Könige er-
an und die von den Propheten ausgegangenen Wirkungen durchaus betrachten,
doch gehört das nicht in den Rahmen dieser Untersuchungen hinein.
2 8 Die von den Erweckten ausgehende Wirkung hätte sich wohl auch schwer-
lich mit dem W o r t D'pD beschreiben lassen. Der Wortbegriff ist doch rein formaler
Struktur ohne eine weitere inhaltliche Füllung.
2 9 FOHRER, Ezechiel (Handbuch z. A T 13) , 1955, 196 hält diese Stelle 34a3f.
für einen Nachtrag und löst sie aus dem Kapitel heraus.
80 Zur Grundbedeutung in verwandten Sprachen siehe das Lexikon von
KÖHLER-BAUMGARTNER.
3 1 Die Stellen aus Hiob, Proverbien, Canticum haben das Verbum im Sinn
von erregen, sich erregen, aufregen, erwachen, aufstören und kommen durch ihren
Sinnzusammenhang als Untersuchungsmaterial nicht in Frage. Das Gleiche gilt
von den Psalmenstellen, obwohl bei ihnen zuweilen Jahwe mit diesem Verb an-
geredet wird, so Ps 7 7 3 5 23 4 4 24 5 9 5 7 3 20 80 s. Mit Jahwe als Subjekt des Verbs
vom Aufbieten des Grimms gebraucht Ps 78 38. Die Parallelstellen Ps 57 9 108 s
haben anderen Sinnzusammenhang. Dan 1 1 2 . 2 5 verwenden das Verb im Sinn von
Aufstacheln und Erwecken im politischen Sinn mit irdisch-menschlichem Subjekt.
F ü r die anderen im obigen Zusammenhang nicht benutzten Stellen sei auf die Lexika
verwiesen. 3 2 Cyrus als Repräsentant eines Fremdvolkes muß in
ihm auch die religiöse Erkenntnisfunktion eingeschlossen sehen, die durch die Ver-
kündigung des Propheten eine Erweckung erfährt.
3 8 Die Erweckungsphänomene, wie sie VAN DER LEEUW (siehe oben 1 0 . 2 )
anführt, können hier gefunden werden, nämlich die \yelle religiösen Empfindens
und Wollens und der Strom der Gefühle und Entschließungen. Wollen und Ent-
schließungen betreffen den Tempelbau. Daß auch die schwärmerischen und un-
nüchternen Züge nicht gefehlt haben, zeigt die weitere Verkündigung des Haggai,
speziell 2 6 - 9 . 1 5 - 1 9 . 2 0 - 2 3 . Doch gehen die unnüchternen Züge vom Propheten selbst
aus. Wie weit sich der Kreis der Erweckten diesen Verkündigungseigenarten hingab,
vermag nicht gesagt zu werden. Ich erwähne dies alles absichtlich nur in einer An-
merkung, um die Haggaistelle 1 1 4 interpretativ nicht zu sehr zu belasten. Die Er-
weckungsphänomene lassen sich besser an Jon 3 beobachten.
Von Ugarit nach Qumra;i 2
18 H. B a r d t k e
III.
Eine affine Bildrede wird durch das Wort nss spähen, Ausschau
halten (Kai und Pi) ausgedrückt. In der prophetischen Literatur be-
gegnet uns die Verwendung dieser Wurzel als Bildrede für die Tätig-
keit eines Propheten Jer 6 17 Ez 3 17 33 2. 6. 7 Hab 2 l Jes 21 6 52 8
56 io44. Die Aufgabe des Spähers wird an verschiedenen Stellen dar-
gestellt, so I Sam 14 16. Hier handelt es sich um die Leute, die im Auf-
41
Der verehrte Jubilar, dem diese anspruchslosen Zeilen gewidmet sind,
will das Buch des Propheten Haggai auf diesen selbst zurückführen und sichert damit
den beiden Kapiteln die Abfassungszeit kurz nach dem 24. IX. 520 (Einleitung in
das Alte Testament, 1956 2 , 526f.). Ich kann nach den oben angestellten Erwägungen
diese Auffassung nicht teilen, bin aber auch der Meinung, daß der Bericht von einem
Zeitgenossen stammt, der echte Haggaiworte verwendet. Die Abfassungszeit liegt
zwischen 520 und 515, Anlaß der Abfassung ist vielleicht die Abberufung Serub-
babels aus Jerusalem.
42
Über die Ansetzung des Spruches innerhalb der Exilszeit vgl. S E L L I N ,
Gesch. des isr.-jüd. Volkes, 2 . Teil, 1 9 3 2 , 1 2 . K I T T E L , Gesch. des Volkes Israel,
III, 1, 78ff.; ferner E. J A N S S E N , Juda in der Exilszeit, 1 9 5 6 , 1 2 .
48
Haggai 1 1 2 . 13. Vgl. dazu J. H Ä N E L , Das Erkennen Gottes bei den Schrift-
propheten 97 f.
44
Die Stelle Mi 7 4 ist textkritisch belastet und scheidet aus. Vgl. R O B I N S O N ,
Handb. z. AT, z. Stelle. I m Kai wird die Wurzel noch gebraucht von Ephraim
Hos 9 8, von Gott Ps 66 7 Prov 15 3, von der Hausfrau Prov 31 27, von der Richtung
eines Bauwerkes Cant 7 5. Im Pi verwendet zur Bezeichnung der Opferschau Ps 5 4,
zum Ausspähen nach einem Helfer Thr 4 17, zur Beobachtung einer Straße Nah 2 2.
2*
20 H . BARDTKE
trag Sauls das Lager der Philister beobachten. II Sam 18 24-27 be-
obachtet der Späher die Straßen auf das Herannahen von Boten, um
es dem König zu melden. II Reg 9 17-20 steht der Wächter auf dem
Wachtturm in Jesreel und beobachtet die Annäherungsbewegungen
Jehus. II Sam 13 34 handelt es sich ebenfalls um einen Späher auf dem
Wachtturm. Die in diesen Stellen beschriebene Aufgabe des Spähers
ist eine doppelte. Einmal hat er auszuspähen, ob eine Annäherung
von Freund oder Feind erfolgt, also Menschenbewegungen im Gelände
und auf den Straßen, ob Feuer in Dorf und Stadt sich bemerkbar
macht usw. Diese Tätigkeit des Wächters muß auch während der
Nacht angenommen werden 45 . Die zweite Aufgabe des Spähers ist, das
Gesehene weiterzumelden oder sogar zu alarmieren und die schlafende
Stadt zu erwecken46. Durch die Eigenart des Gesehenen und Weiter-
gemeldeten ist die ausgelöste Wirkung bedingt. Wird jetzt der Späher
zum Bild der prophetischen Tätigkeit, ist die selbstverständliche Vor-
aussetzung, daß die Verkündigung des Spähers als von Jahwe kom-
mend in jedem Fall alle sonstwie gebundene Aufmerksamkeit ablenkt,
auf sich konzentriert, ja selbst die Ruhe über Mittag oder in der Nacht 47
durchbrechen muß. Der Ruf des Spähers besitzt erweckende Kraft.
Faßt man das als tertium comparationis der Bildrede im Vergleich
zur prophetischen Tätigkeit, erhält man die Bestätigung durch Jer
6 17: (aus einer Jahwerede)
»Und Späher erweckte ich über ihnen — .Lauschet auf den
Schofarton' — sie aber haben gesagt:
Wir wollen nicht lauschen.«
Das Unbegreifliche ist nun, daß dieser Botschaft der Späher nicht
Folge geleistet wird. Alle natürliche Reaktion 48 , selbstverständlich ge-
genüber dem Turmwächter, hat keinen Raum gegenüber der Bot-
schaft von Jahwe, die der Späherprophet meldet. Bei Ezechiel ist daher
das Bild abgewandelt. Der Späher ist nur für die treue Ausrichtung
des Wortes verantwortlich, nicht aber für das Schicksal seiner Bot-
schaft innerhalb des Lebens seiner Hörer. Im Tritojesaja ist das Bild
des Spähers wieder in einer Abwandlung gebraucht und zwar zur
Kritik an den Leitern des Volkes, Propheten, Priestern und ähnlichen.
An dieser Stelle erscheinen die Späher als blind 49 und können daher
ihrer Aufgabe nicht nachkommen. Von ihnen kann also keine er-
weckende Kraft ausgehen.
Diese Bildrede ist wichtig für den Erweckungsgedanken. Sie zeigt,
daß die Tätigkeit des Propheten als eine erweckliche angesehen wurde,
46
Zum Wächter in der Nacht siehe Jes 2111 f.
46
Der Schofarton des Wächters löst Schrecken aus. Vgl. Am 3 6.
47
Zur Arbeitsruhe über Mittag und zum Wächter in der Nacht siehe L U D W I G
KÖHLER, Der hebräische Mensch, 1963, 59, 88.
48 49
Siehe dazu auch Jer 84-7. Vgl. hierzu auch die Stelle Jes 6910.
Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexilischen Literatur des AT 21
ganz gleich, ob das Erwecken zustande kam oder nicht. Bei Jeremía
liegt der Akzent auf der erwecklichen Aufgabe, bei Ezechiel und Tri-
tojesaja vor allem auf der Spähertätigkeit, daß sie überhaupt geschieht
bzw. geschehen könne. Leider läßt sich aus dieser Bildrede nichts an
weiteren Aussagen über Wesen, Verlauf und Dauer der zustande
kommenden Erweckung entnehmen. Man darf auch nicht außer Acht
lassen, daß diese Bildrede nicht allzu oft gebraucht wird. Selbst Jere-
mía hat sie nur einmal gebraucht, soweit sein Buch Zeugnis gibt. Man
wird also mit aller Zurückhaltung diese Bildrede als einen Beweis an-
nehmen, daß in vorexilischer, exilischer und nachexilischer Zeit der
Gedanke der religiösen Erweckung des Volkes tatsächlich mehrfach
gedacht und erwogen worden ist 50 .
IV.
Die Frage, ob in unserem Ausschnitt alttestamentlicher Literatur
Phänomene dargestellt werden, die einer religiösen Erweckung bzw.
Erweckungsbewegung gleichkommen, muß mit einem Hinweis auf das
Buch Jona Kapitel 3 1-10 beantwortet werden. Abgesehen von dem
literarischen und theologischen Skopus dieser Erzählung werden hier
eine Reihe von Phänomenen genannt, die für eine Erweckung kollek-
tiver Art von Bedeutung sind, so daß man von einer Erweckungsbe-
wegung sprechen kann. Halten wir uns an die Phänomenologie der Er-
weckung, wie sie VAN DER L E E U W 5 1 beschrieben hat, so muß hier von
einer Welle religiösen Empfindens und Wollens, die sich über die Leute
von Ninive ergießt, gesprochen werden. Die auslösende Ursache ist die
Verkündigung vom nahen Untergang der Stadt Ninive durch den
Propheten. Wie weit der Prophet eine führende Rolle gespielt hat in
der bewirkten Erweckung, wird nicht gesagt. Aus dem Tenor der
ganzen Erzählung und insbesondere aus Kap. 4 darf geschlossen
werden, daß der Prophet tatsächlich nur die Botschaft und nicht mehr
ausgerichtet hat. Wir haben hier die Anschauung von dem unendlich
wirkungskräftigen Wort Jahwes, das kraft der universalen Macht
Jahwes überall wirken kann und selbst ein Fremdvolk zur Buße
treiben kann.
Der Beginn der Erweckung 52 Hegt offenbar unmittelbar nach der
geschehenen Verkündigung. Der Anfang wird beschrieben als ein
80
Die Abwandlung des Bildes bei Ezechiel und die Kritik des Tritojesaja
zeigen aber, daß man der faktischen Erweckung gegenüber resignierte und sie allein
der Tat Jahwes anheimstellte. Hier zeichnen sich die Erfahrungen der vorexilischen
Prophetie deutlich ab. 51 Siehe die Einleitung unserer Untersuchung, und Anm. 8.
52
Es ist bezeichnend, daß unter dem Gesichtspunkt der Erweckungsbewegung
diese Erzählung, soweit ich sehen kann, noch nicht betrachtet worden ist. In den
einschlägigen Kommentaren fand ich nichts darüber. In der Predigtliteratur mag
der Gesichtspunkt gelegentlich beobachtet worden sein. Das läßt sich aus dem
22 H. BARDTKE
Prophet und Erweckung. Der Prophet ist also in der Lage, mit seiner
Verkündigung eine Erweckung auszulösen. Wir würden mit dieser An-
schauung einen Parallelfall zu Hag 1 u und der Bildrede vom »Späher«
erhalten. Wie weit nun diese beiden Fälle Jon 3 und Hag 1 u etwa der
Wirklichkeit entsprochen haben mögen, wie weit sich noch Erfah-
rungen mit den vorexilischen Propheten abschatten, —• etwa Er-
weckungsbewegungen, die von diesen ausgegangen sind —, haben wir
hier nicht zu untersuchen. Es ist nicht unmöglich, daß Erinnerungen
an große Wirkungen einzelner Propheten in vorexilischer Zeit hier
noch nachwirken. Es ist aber ebenso gut möglich, daß die nachexi-
lische Zeit in der Übersteigerung der Wirksamkeit des göttlichen
Wortes eine Erzählung wie die von Jon 3 gestaltet hat, um zu zeigen,
wie es eigentlich hätte sein sollen, und wie das Gotteswort hätte
wirken können. Das Phänomen religiöser Erweckung und religiöser
Erweckungsbewegung ist jedenfalls der exilisch-nachexilischen Zeit
bekannt und vielleicht sogar vertraut gewesen.
V.
Schon gelegentlich ist im Verlauf unserer Untersuchung auf das
Zukunftsbild der Propheten hingewiesen worden. Es kann nicht über-
sehen werden, daß in der Darstellung der Heilszeit innerhalb der pro-
phetischen Verkündigung auch die Phänomene der Erweckungsbe-
wegung verwendet werden. Man wird sagen können, daß dies wohl
zwangsläufig sich ergab, weil Jahwe stets ein Kollektivum gegenüber-
steht, nämlich das erwählte Israel, und selbst bei den Propheten, bei
denen Volk und Glaubensgemeinde54 auseinandertreten, die Gläu-
bigen noch eine Mehrzahl bilden. So selbstverständlich das auch an-
mutet, ebenso selbstverständlich dürfte es sein, daß in der für die
Heilszukunft erwarteten Erweckung des Volkes durch Jahwe sich die
nicht erfüllten Hoffnungen auf eine Erweckung des Volkes durch die
prophetische Predigt abzeichnen. In dieser behutsamen Weise wird
man wohl diese Teile der prophetischen Zukunftshoffnung verstehen
dürfen.
Das Legen und Schreiben des Gesetzes in Herz und Inneres und
damit die Verleihung der Jahwe-Erkenntnis (Jer 31 33f.) muß auf dem
Hintergrund der Sündenauffassung des Jeremia 55 gesehen werden. In
ihr zeichnet sich ab die praktische Erfahrung des Propheten, die er in
seiner prophetischen Tätigkeit machen mußte. Seine von ihm ausge-
hende Erweckung hat bestenfalls einen Kreis 56 erreicht, keineswegs
54
Am stärksten wohl bei Jesaja, aber auch bei Zephanja.
65
Siehe dazu die einschlägigen Abschnitte der Bearbeitungen »Theologie
des AT« und Anm. 48.
M
Die Erwecktenkreise der Propheten, die nur in schwachen Spuren erkenn-
bar werden, bei Jesaja die Jünger (8 16), bei Jeremia der Kreis der ihn gelegentlich
24 H . BARDTKE, Der Erweckungsgedanke usw.
aber das ganze Volk. In ähnlicher Weise wird die Verheißung der Geist-
verleihung in der Verkündigung des Ezechiel verstanden werden
müssen. Die Erweckung und Umwandlung des Volkes wird durch
Jahwe in der Heilszeit vollzogen werden (Ez 36 26ff.).Die in Joel 3 1-2
verheißene Geistausgießung trägt dagegen einen anderen Charakter
und kann m. E. nicht unter den Gesichtspunkt der Erweckung, die
gewissermaßen Jahwe nachholt, gerechnet werden 57 .
Mit diesen Andeutungen, daß der Erweckungsgedanke bis in die
Verkündigung der Heilszeit hineinreicht, sei es genug. Es kann nicht
die Aufgabe dieser Unters chung sein, die gesamte nachexilische
Heilspredigt einer Durchmusterung zu unterziehen. Mag man auch in
der Predigt des Deuterojesaja, ja in ihrem gesamten Tenor etwas von
der Dynamik der Erweckung finden wollen, auf Grund der von ihm
angewendeten Terminologie läßt sich nur in einem beschränkten Um-
fang vom Erweckungsgedanken bei ihm reden. Das hatten wir bereits
gesehen.
Als Gesamtergebnis unserer Untersuchung fassen wir zusammen:
In der Exilszeit und in den Jahrhunderten danach weiß man, wie die
Literatur des AT dieses Zeitalters zeigt, um Begriff und Phänomen der
religiösen Erweckung. Wie weit derzeitige geschichtliche Vorgänge
dieses Wissen bedingen, bleibt durch die Eigenart der Darstellung un-
gewiß. Wichtig aber ist, daß eine deutliche Anknüpfung gerade hin-
sichtlich des Erweckungsgedankens an vorexilisches Gedankengut
feststellbar ist. Damit erhebt sich aber die Frage, inwieweit das reli-
giöse Leben Israels in vorexilischer Zeit sich unter dem Gesichtspunkt
der Erweckung betrachten läßt. Mit dieser Frage ist aber ein weit-
schichtiger Komplex angerührt, der zu seiner Bearbeitung religions-
phänomenologische Vorarbeiten im Raum der allgemeinen Religions-
geschichte erfordert. Die vorstehende Untersuchung hatte nur fest-
zustellen, daß Begriff und Phänomen der Erweckung noch in einer
Zeit bekannt sind, die als Zeitalter der Epigonen auch ein Nachlassen
der religiösen Dynamik mit sich bringt 58 .
(Abgeschlossen 15. IX. 1957)
schützenden und rettenden Personen, werden eine wichtige Rolle bei der Über-
lieferung der Prophetenworte und -bücher gespielt haben.
57
R O B I N S O N (Handb. z. A T ) spricht von einem apokalyptischen Wort und
ordnet es zeitlich wie Dan 5 ein.
58
Hier taucht das Problem des Erlöschens der Prophetie auf bzw. die Um-
gestaltung der Prophetie. Der Wendepunkt liegt wohl bei Jeremia. Sind Prophetie
und Erweckung irgendwie wesensmäßig miteinander verbunden, bedeutet das Er-
löschen der Prophetie auch ein Aufhören der Erweckungen. Die untersuchte Lite-
ratur weiß noch um das Phänomen, kann es auch erzählerisch gestalten, ohne daß
echte eigene Erlebniszüge sichtbar werden.
Beiträge zum hebräischen Lexikon
Von W. B a u m g a r t n e r in Basel
(Basel, BcnktnsC. 46)
6 KN. TALLQVIST, Assyrian Personal Names, 1914, S. 78; derselbe Name als
Gabbara bei Plinius, Nat. Hist. VII 16; MORITZ, ZAW 57, 1939, S. 150.
• K 4213 usw. (CT X V I I I 22) und V A T 10301 ( v . SODEN, Die lexikalischen
Tafelserien usw., 1 9 3 3 , T . 20), siehe B . MEISSNER, M A O G X I 1/2, S. 411.
7J . LEWY, Die Kültepetexte d. Sammlung R. Blanckertz, 1939, S. 48.
8Vgl. auch B. LANDSBERGER, Die Fauna des alten Mesopotamien, 1934, S. 82 f.
9 < *dabiu, wo sonst Längung eintritt/ siehe W. v. SODEN, Grundriß der
akkadischen Grammatik, 1952, § 15b, 20d.
10 LANDSBERGER a . a . O . S. 8 2 f . 11 KAHLE, D . m a s . T e x t , S. 7 2 .
12 »Palästina um das Jahr 1400 v. Chr. nach neuen Quellen«, veröffentlicht in
ZDPV X I I I , 1890, S. 133-147 (speziell S. 146f.), fehlt in WEISSBACH, Zimmern-Biblio-
graphie ZA 40, 1931, S. 144ff. 1 3 Die Sprache der Amarnabriefe, 1909, S. 80ff.
Frage nicht so viel ab, wie man erwarten möchte. Sie führen uns die
»Sprache Kanaans« (Jes 19 18) um 1400 v. Chr., also vor der israeli-
tischen Landnahme, vor Augen und erheben damit wohl die ältere
Vermutung, die Einwanderer hätten mit der übrigen Landeskaltur
auch die dortige Sprache übernommen, zur Gewißheit. Aber eben
damit repräsentieren sie gleich den ugaritischenTexten eine etwas
ältere Sprachstufe, von der sich das Hebräische des AT dann im
Vokalismus, im Abfall der Endungen u. a. deutlich abhebt ; oft sieht
man in ihm ja geradezu eine Mischsprache15. Darum können auch
abweichende Wortformen, wie humitu »Mauer«, gegenüber nain als
*h6mijatu zu verstehen 16 , anaji (ug. }nyt, anaya17) »Schiffe« gegen-
über jafu »schön« gegenüber np^ mit Wegfall des Diphthongs18,
nicht ohne weiteres auch für das Hebräische in Anspruch genommen
werden. Das gilt auch für das Ugaritische, das als konsonantische
Schrift zunächst ja nur im Fall des dreifachen Aleph etwas vom
Vokalismus zeigt; neuerdings kommen zum Glück auch immer mehr
in babylonischer Silbenschrift geschriebene Texte dazu 19 .
18 LEANDER a. a. O. S. 6 5 2 .
19 Im Glossar bei GORDON S. 230ff. aufgeführt.
a o Vgl. auch Josephus, Arch. I 1, 3: KCCÀEÎTOCI 8è ô |ièv Eû<ppâTT|S Oopà; das
kann natürlich auch nur einen gegen o hin gefärbten Murmelvokal ausdrücken.
» Anders ALBRIGHT, B A S O R 123, S. 29".
28 W . BAUMGARTNER
22
V g l . PAULY-WISSOWA, 2. R e i h e , X I , S. 1 0 0 8 (WEISSBACH).
28
STEINDORFF, Beiträge z. Assyriologie I, 1890, S. 343f.
24
Nachzutragen ist d o r t : Bei "13"])? S. 165, Z. 8, kommt noch das akkadische
madbaru, ein westsemitisches Lehnwort hinzu (s. oben 1). — (ib. Z. 19ff.)
ist Lehnwort aus akk. maikanu (ZIMMERN, Fremdwörter S. 181). — Für 5??StfO hat
das Targum auch ma- (I. F. STENNING, The Targum of Isaiah, 1949, p. X X X I V ) .
Auch für B^j?!? wird das bab. ma- durch die ja. und sy. Wortform unterstützt. —
Zur Wiedergabe von IIRJLD bei Hieronymus durch manaa (S. 166, Z. 7) siehe SIEG-
FRIED, Z A W I V , 1 8 8 4 , S. 77.
25
M. NOTH, Die israelitischen Personennamen, 1928, S. 172.
Beiträge zum hebräischen Lexikon 29
Für Tj^a »Knie« hat JesA in 45 23 2 6 und 6612 27 das mhe. und ja rpia
gegenüber ja., sy. und mdä. Dasselbe offenbar durch den Labial
veranlaßte u begegnet im ar. burkatun und im akk. burku neben birku.
Diese bedeuten beide »Knie« und »Schoß«, das letztere auch »Penis«28;
ähnlich wie dort gegenüber he. ]DJ »Rankengewächs, Rebe« zwischen
gapnu »Strauch, Rebe« und gupnu »Baumstumpf« unterschieden ist 28 .
Ohne die Nachbarschaft eines Labials begegnet "pl» für ^"is? War
VII 3 und ohne Beleg aus den Höhlentexten für "rVn oA6 in Secunda 80 ,
holed bei Hieronymus 31 . Ebenso darf man gewiss das tTö Hy. I I I 15
mit Dupont-Sommer und Miliar Burrows nach Hi 38 16 als
»Wasserquellen« verstehen, also *"yiaJ gegenüber
Mehrfach findet sich in den Höhlentexten für den Typus *?Bp des
AT und manchmal auch neben ihm der Typus Vbp>: so für alttesta-
mentliches naV/nV Man. X I 2 aaV n w neben -|®V III 8; D,DN n s p
Man. IV 10 neben trBS ISip VI 26 für "isp; für an1?, das auch in Hy.
vorhanden ist, aniV War V 7. 10 und 'am1? Hy. II 26 I I I 30; für
3 f h »Weite« in Man. IV 9 ®B3 a i m »Gier«, wo diese Form im AT nur
»offenen Platz« bedeutet; weiter Hin® für in© JesA 5 23 33 15
neben zweimaligem *rnHP. Umgekehrt erscheint der Stadtname DIO
in JesA alle vier Male und im Gen. Ap. X X 16—XXII 5 neunmal
als DTlD, X X I 32 als 01110; und ähnlich das mit ihm verbundene rnba
in JesA an allen drei Stellen seines Vorkommens als illölV, im Gen.
Ap. X X I 24. 32 als 01M157: beides führt zu den griechischen Namens-
formen ZoSotia und Toiaoppa hinüber, die man bisher einfach aus
Vokalharmonie bei der Umschrift verstanden hat. Wenn öSö, OVO
in Dam. X X 24, dreimal als OSlö erscheint (Man. IV 16, QC I 28 a 18
und Dam. X I I I 1), so denkt man zunächst an das mhe. üsna, ein um
das Präformativ verkürztes Partizip Pual (s. BAUER-LEANDER S. 287o);
möglich wäre indes nach den obigen Beispielen auch ein *möcat. Über-
raschend ist die segolatische Entwicklung bei DN3: in JesA nur drei-
mal als DHU, dagegen 21 mal als 0X13 belegt, das sich mit D R I V E R 3 2
gewiß nur als nö'em verstehen läßt. Auch Femininformen dieser Art
fehlen nicht: zu TN? neben "TXD in der Damaskusschrift m s a JesA
311 und QC I 22 i i 9, deutlicher als miSö JesA 36 2 3817 wie als
mala War X I X 5; und für die auf *lahhab(a)t zurückgehenden maso-
26
Darnach ist Supplementum S. 142a s. v. Z. 3 zu berichtigen.
27
M i t MILLAR BURROWS, B A S O R 124, 20 ist D ' D l i a zu lesen.
28
H. HOLMA, Die Namen der Körperteile, 1911, S. 95f., 132ff.
i 29 A. RÜTHY, Die Pflanze und ihre Teile, 1942, S. 13f.
f s o jj B R 0 N N O , Studien über hebräische Morphologie und Vokalismus, 1943,
81
SL 1 3 6 f . SIEGFRIED, Z A W 4, 47; SPERBER, H U C A X I I / X I I I , S. 223.
88
The Hebrew Scrolls, 1961, S. 42.
30 W . BAUMGARTNER
außer dem oben genannten 3mV noch das meist wegkorrigierte ein-
malige naV < *lahbat sowie ja. Nnab und palästinisches lebbä33 zu
vergleichen sind. Ein letzter Fall dieser Art ist ritniN »Besitz« Man.
X I 7, wo eine Korrektur in NINN (BROWNLEE U. a.) im Blick auf ja.
Nrnnix und xnnix/xnniK kaum berechtigt ist.
und ein *j?ö» angesetzt wird, *qatul annimmt 37 . Ein pba ist jedenfalls
belegt und der Annahme einer Entwicklung *qatul3s (ohne den sonst
vor Endungen meist erfolgten Übergang in *qatull) > *qatle > *qitle
mit *qatl als Rückbildung steht nichts im Wege. Nun scheint eine
Stelle der Kriegsrolle TORCZYNER recht zu geben: n n "OIIN . . . D,010
V I 12. Läßt der unmittelbare Zusammenhang — die Militärpferde
sollen schnellfüßig, weichmäulig, im richtigen Alter, an Kampf und
Lärm gewöhnt sein — mehr an eine physische Eigenschaft denken
(»starkatmig« BARDTKE, »de longue haieine« VAN DER PLOEG, »long
in the wind« GASTER), SO erinnert die Wendung doch unverkennbar
an das ü??X/nn "-px des AT 3 9 ; der Begriff »lang« läßt ja verschiedene
Schattierungen zu. Es liegt dann nahe, in Analogie zu : "iSj?
auch den gleichfalls begriffsverwandten es. H3J zum gewöhnlichen
RNI zu stellen, wie es schon SIEGFRIED-STADE, BROWN-DRIVER-
- T ' *
b) J o s e p h s B r ü d e r : der V e r k a u f
Die Josephssage ist besonders reich an juristischem Interesse.
Wir werden noch darauf zurückkommen, aber als Beispiel mag das
Verbrechen der Brüder angeführt werden: der Verkauf. Nach altem
Recht war Menschendiebstahl einer der schwersten Frevel, aber er
galt erst als erwiesen7, wenn man den Betreffenden in Knechtschaft
verkauft hatte 8 . Solange dies nicht geschehen war, konnte es ja mög-
lich sein, daß man ihn etwa, um ihn zu ängstigen, festhielt, oder gar
aus übergroßer Gastlichkeit — jedenfalls nicht in diebischer Absicht.
Ähnlich galt einmal der Diebstahl eines Tieres erst dann als ausgemacht,
wenn es verkauft oder geschlachtet war 9 . Bis dahin konnte es sich ja
verlaufen haben und in Obhut genommen worden sein10. Erst all-
mählich entschließt sich das Recht dazu, den Diebstahl für beweisbar
zu erachten, auch ohne daß der Mensch verkauft oder das Tier ver-
kauft oder geschlachtet ist 11 . Bei einem unbelebten Gegenstand
war natürlich von jeher Verurteilung wegen Diebstahls auch möglich,
wenn der Dieb ihn noch bei sich hatte. Wir erinnern nur an den Becher,
4
Gen 37 8 3 .
4
Ex 22ia.
• Gen 4 s .
7
Hierzu D A U B E , Biblical Law, 89ff.
8
Ex 2116. Die Worte »oder daß man ihn bei ihm findet« sind späterer Zusatz.
9
Ex 2187 (vgl. II Sam 12 4 ff.). 22 s, »Findet man den Diebstahl lebendig* usw.,
späterer Zusatz.
10
Dtn 22 2f., allerdings aus jüngerer Zeit als Ex 2187, schreibt vor, daß man
das irrende Tier, dessen Eigentümer man nicht kennt, in Pflege nehme.
11
Diese Stufe ist in den in den vorigen Anmerkungen zitierten Zusätzen er-
reicht; vgl. auch Dtn 24 7.
Von Ugatit nach Qumran 3
34 D . DAUBE
c) D a s g o l d e n e K a l b u n d die L e v i t e n : T r e n n u n g des
Familienbandes
Gehen wir zur Geschichte vom goldenen Kalb über 14 . Auf Mose
Geheiß erschlagen die Leviten Tausende der Sündigen ohne Rück-
sicht auf Verwandtschaft oder Freundschaft. Dafür wird der Stamm
gerühmt 15 als der, »der von seinem Vater und seiner Mutter spricht,
,Ich sehe ihn nicht', und seine Brüder nicht kennt und von seinen Söhnen
nicht weiß«. Hier wird auf juristische Trennungsformeln angespielt,
die im ganzen Orient bei Anlässen wie Ausstoßung eines Sohnes,
Ehescheidung oder Lossagung von den Eltern angewandt wurden:
»Du bist nicht mein Sohn«, »du bist nicht meine Frau«, »du bist nicht mein
Vater«16. Entsprechend lautete die Adoptions-, die Trauungsformel
und die rechtliche Anerkennung sonstiger Verwandtschaftsgrade:
»Du bist mein Sohn«17 (dies sagt ja auch Gott von Israel und späterhin
von Jesus 18 ), »du bist meine Frau« (hierhergehört auch Adams Spruch,
als er Eva erblickt 19 : »Das ist Bein von meinem Bein und Fleisch von
meinem Fleisch, sie soll Männin heißen«), »du bist mein Vater« (dies
sagt Israel zu Gott 20 ).
Den Leviten wird also echte, formgültige Lossagung von den
Götzendienern zugeschrieben. Selbstredend ist sich der Erzähler
bewußt, daß es sich nicht um einen juristischen Vorgang handelt.
Die furchtbare Ernsthaftigkeit der Trennung jedoch könnte durch
nichts eindringlicher gekennzeichnet werden als die Einführung dieser
Formeln.
d) Mose B e r g s c h a u : L a n d ü b e r g a b e
Ein weiteres Beispiel21 für die Unentbehrlichkeit juristischer
Betrachtung zum tieferen Verständnis mancher Erzählungen ist die
Bergschau Mose22. Der Prophet darf vor seinem Tod das gelobte Land
sehen, in das zu kommen ihm verwehrt ist. Gewöhnlich wird dies
als Erfüllung eines sentimentalen letzten Wunsches angesehen, und
in der endgültigen Redaktion ist es dies wohl auch. Es war aber
einmal weit mehr.
Nach antiker Auffassung wird Land dadurch erworben, daß der
bisherige Eigentümer es von einem erhöhten Punkt in der Nähe dem
neuen Eigentümer in seinem ganzen Umfang zeigt 23 . Sogar in den
Digesten ist dies zu finden 24 : »fundum venditor in turre demonstret«.
Und derselbe Gedanke beherrscht auch die Begebenheit im NT, da
der Teufel Jesu von einem hohen Berg alle Reiche der Welt anbietet 25 .
»Und Moses ging auf die Spitze des Gebirges Pisga, und Jahve zeigte
ihm das ganze Land Gilead bis gen Dan, und das ganze Land Naphtali
bis an das Meer gen Abend« usw. — dies war einmal als Übergabe
gedacht. Moses, obzwar nicht persönlich das Land betretend, wird
doch noch voller Eigentümer.
III
Der Auszug aus Ägypten: Wiedererwerbungsrecht
Die Bergschau leitet zu einer anderen Art der Darstellung über,
wobei ganze Teile der nationalen Geschichte in rechtlichen Rahmen
gebracht werden. So ist der Auszug aus Ägypten 26 weithin juristisch
gestaltet. Gott, der mächtige Herr, Vater oder Nächst-Verwandte
des Volkes, übt sein Lösungsrecht, sein Wiedererwerbsrecht, aus.
Dies Institut des Löserechts war eine der bedeutsamsten sozial-recht-
lichen Errungenschaften des alten Israel. Wenn einer Familie Erb-
besitz verloren gegangen war, oder auch ein Angehöriger, der mit
Gewalt versklavt wurde oder sich aus Armut verkaufen mußte, so
hatten die Nächsten das Recht und die Pflicht, das in fremde Hände
Geratene auszulösen. Im wirklichen Leben unterblieb das natürlich
häufig: der Berufene mochte weder die Mittel noch den Willen haben,
21
DAUBE, Biblical Law 26ff. Mein verstorbener Bruder B e n j a m i n D a u b e
machte mich zuerst auf die Wahrscheinlichkeit einer älteren Tendenz dieser Szene
aufmerksam.
22 23
Dtn 34. Gen 13 14 f.
as
Mt 4 8. » 41 2. 18. 2.
M
Hierzu DAUBE, Biblical Law, 39ff.: Methods of Bible-Criticism, Archiv
Orientâlni 17, 1949, 88ff., und: The New Testament and Rabbinic Judaism, 1966,
268ff.
3*
36 D. DAUBE
b) F r e i s p r u c h der s c h u l d i g e n
u n d Ü b e r f ü h r u n g der u n s c h u l d i g e n J o s e p h s b r ü d e r
Der Josephszyklus weist etwas ganz Ähnliches auf 38 . Wie schon
erwähnt, reinigen sich die Brüder von jedem Vorwurf, indem sie ihn
als von einem wilden Tier zerrissen hinstellen. Sie legen sein von ihnen
,a
»Da wohnt in Hamburg . . . Moses Lump, man nennt ihn auch Moses
Lümpchen oder kurzweg Lümpchen . . . Wenn der nun Freitag abends nach Hause
kömmt, findet er die Lampe mit sieben Leuchtern angezündet . . . freut sich von
ganzem Herzen über den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten, freut sich auch,
daß alle Bösewichter, die ihnen Böses getan, am Ende gestorben sind, daß König
Pharao, Nebukadnezar, Haman, Antiochus, Titus und all solche Leute tot sind,
daß Lümpchen aber noch lebt«; HEINE, Reisebilder III, ii, Italien, Die Bäder
von Lucca, Kap. 9. »» DAUBE, Biblical Law, 191 ff.
34
** Gen 27. » Gen 29 as DAUBE, Biblical Law, 250ff.
38 D. DAUBE
sowie an den Turmbau von Babel, den der sich bedroht fühlende Gott
nicht dulden konnte. Doch in Griechenland wie in Israel denken
religiöse Geister diese Mythen um und fügen Neues hinzu, um Gottes
Walten mit dem Erfordernis der Gerechtigkeit in Einklang zu bringen
— »to justify the ways of God to man«. In dieser Linie stehen die
kühnen Dialoge im Pentateuch um juristische Fragen.
Abimelech38, König von Gerar, läßt Sara, von der Abraham ihm
nicht mitgeteilt hat, daß sie seine Frau ist, in sein Haus bringen 39 .
Gott erscheint ihm im Traum und erklärt ihn für todesschuldig — die
im Orient übliche Strafe für Ehebruch 40 . Abimelech entgegnet ihm:
»Herr, willst du denn auch ein gerechtes Volk erwürgen?«. Hier hält
der Angeklagte Gott einen von der irdischen Justiz als Grundpfeiler
allen Rechts anerkannten Satz vor. In einer uralten israelitischen
Gesetzessammlung heißt es 41 : »Den Unschuldigen und Gerechten sollst
du nicht erwürgen«. Das Rechtsempfinden hat eine Stufe erreicht,
auf der Bestrafung des im Irrtum über den Status der Frau begangenen
Ehebruchs zutiefst fragwürdig erscheint. Man muß bedenken, daß in
einer Epoche, in der Polygamie herrscht und nur wenige Verwandt-
schaftsgrade ein Ehehindernis büden, Unkenntnis eines Dritten
über eine bestehende Ehe häufiger vorkommen wird als heutzutage.
Ein assyrisches Rechtsbuch 42 sieht für den in solcher Unwissenheit
begangenen Ehebruch ausdrücklich Straffreiheit vor.
Die biblische Sage, zumindest wie sie uns vorliegt, geht nicht
so weit, Straffreiheit zu fordern. Ähnlich wie in der Josephsgeschichte
wird das Problem damit gelöst, daß Gott seine feineren Mittel hat,
Ungerechtigkeit zu verhindern. Diesmal wird der Gedanke eingeführt,
daß Gott einen wirklich rein gesinnten Menschen sogar vom Ehe-
bruch im Irrtum zurückhält: er hat Abimelech irgendwie nicht zur
Berührung Saras kommen lassen. Die Erfolgshaftung wird also nicht
direkt angegriffen; Ehebruch bleibt ein Verbrechen, auch wenn mit
einer Frau begangen, die man für unverheiratet hielt. Aber Gott
läßt es eben nicht zu, daß ein wahrhaft Guter sich auf diese Weise
verstrickt. Der Unterschied zur Josephsgeschichte liegt darin, daß
hier ein Mensch es wagt, Gott auf die Unzulänglichkeit einfacher
Erfolgshaftung hinzuweisen und ihn an den Grundsatz zu erinnern,
in dessen Sinn ihm die Leitung irdischen Geschickes obliegt.
Dazu kommt noch etwas weiteres: Höchstwahrscheinlich hatte
die Episode einmal eine noch kühnere Fassung, mit der tatsächlich
eine Rechtsänderung verlangt oder (falls die Sage ätiologischen
Charakter trug und der Reform folgte) gefeiert und auf göttliche
b) A b r a h a m s F ü r b i t t e für Sodom: K o l l e k t i v h a f t u n g
Abrahams Fürsprache für Sodom45 ist ein noch gewaltigeres
Beispiel des Streitgespräches46. Hier ist es nicht der unschuldig Be-
drohte selbst, der Gerechtigkeit fordert, sondern ein Unbeteiligter,
eher noch ein Gegner des Angeklagten. Schon dies betont die All-
gemeingültigkeit, Unabdingbarkeit und Würde des Ideals. Und der
sittliche Elan, der die Forderung beseelt, tritt um so deutlicher in
Erscheinung, als Abraham sich seiner Nichtigkeit im Vergleich mit
Gott voll bewußt ist: »Ach, ich habe mich unterwunden zu reden mit
dem Herrn, wiewohl ich Erde und Asche bin«.
u 9. 41 L e v öaoff. N u m 5 st.
U DAUBE, Biblical L a w , 16öff. 46 Gen 1822IT.
Rechtsgedanken in den Erzählungen des Pentateuchs 41
Isaiah xxi 4: "the twilight that I have desired hath been turned into
trembling unto me".
That "the twilight of my desire" has been "turned into trem-
bling" is a strange mixture of figures. The Heb. neSep "twilight" is
derived from naSap "blew" as the time when a cool wind rises (cp.
Gen. iii^); but the Arab, nasafa I "winnowed (corn)" I I "puffed
away; despised" VIII "whispered (words)" and the derived nasifu
"trace; secret conversation" suggests that the word here means
"faintest suspicion, trace 1 1 ". The clause may then be rendered " m y
faintest (i. e. scarcely breathed) wish has been turned into anxiety
for me". Sa'ad.'s sihru "anything, of which the chance of obtaining
it is slight and slender" brings out the sense of the Hebrew word
quite well.
Isaiah xxiv 6: "the inhabitants of the earth are burned".
This translation of the verb is hardly permissible; for harah
"was h o t " otherwise describes being hot, not being destroyed by heat.
The L X X ' s fKTpuxooOriaovrai reflects hdru (not hdru') from a Heb.
hur = A r a b . hara (w) "was feeble, languid" or hir = hara (y) "was
emaciated". Scroll A has haweru "grow pale". Any of these verbs
yields a suitable and indeed a preferable sense.
Isaiah xxv 2: " a palace of strangers to be no city; it shall never be
built".
The "palace of strangers" here means nothing and the purport
of "it shall never be built" is obscure. The Versions imply the con-
sonantal text; for the L X X ' s dot (Ms, even if it represents zedim
"proud men" (HOUBIGANT), which some Hebrew Mss. have, hardly
makes sense. What is wanted is a verb; may then zoram " i t is swept
away" be read 12 ? The Heb. zaram "carried off" is used of God car-
rying off people in death (Ps. xc 5), and the Phoen. 'zrm "short-
lived" is applied to a prince carried off by death in his prime 18 ; and
the Hebr. zerem "rain-storm" describes rain sweeping all before it.
Cognate verbs are the Acc. zaramu" to grasp, seize", the Arab, zarama
"checked, broke off" zdrima "was contracted, stopped" and Eth.
zarama "dissipated, squandered 14 ". The sense then is that city and
fortress are reduced to ruins and "towered mansion is swept away
from the city, never to be rebuilt"; for banah "built" very often
means "rebuilt 1 5 ", as it must here.
Isaiah xxvi 16: "they poured out a prayer when thy chastening was
upon them".
The principal Versions read sâqûn as sâqôn "distress" ( L X X and
Vulg. ; cp. Pesh.), which must be accepted, as BÖTTCHER has seen 16 ;
for sûq " t o pour out (molten metal), smelt" cannot possibly be used
of pouring out prayer. Then lahaS "whisper" is translated niKpôç by
the L X X , regarding it as a figure of speech for a very small amount
(cp. Fr. soupçon17), which is clearly right. The clause means "(for)
the least (whisper of a) rebuke from Thee (was) distress (ful) to
them", which makes excellent sense.
Isaiah x x i x 4 : "and thy speech shall be low out of the ground".
This translation of the verb postulates a somewhat strange use
of Sah(h) "was bowed down, prostrated himself" as applied to the
voice; can the verb here be a different Heb. Sah(h) =Arab. sahha
"poured out (words)", when the meaning will be "and thou shalt
pour out a torrent of words from the dust"? The Pesh.'s yensrän
and Targ.'s yinspân "they (sc. thy words) shall whisper" both imply
a verb of speaking; and the parallelism with Sâfiël "was low" must
not be pressed, although £ah(h) and sâpël are elsewhere strictly
parallel, since the collocation is here more or less fortuitous.
Isaiah xxix 24: "and they that murmur shall learn doctrine" (R. V.).
There is no true parallelism between "they that err in spirit"
and "they that murmur," and the Heb. rôgenîm may here have
the sense borne by the cognate Syr. rgen "was sluggish" and the
Arab, rajana V I I I "(butter) became rancid; (an affair) was confused
and muddled", thus meaning " addle-pated, muddled; dullards".
The L X X ' s yAcocrcrai yeÀÀiÇouaai "stuttering tongues" and espe-
cially Pesh.'s étâye' "stupid ones" (and somewhat similarly Sa'ad.'s
almutaharrasûna "those reduced to silence") suggest something of
the sort.
Isaiah x x x 2 2 : "thou shalt cast them away (var. scatter them) as
an unclean thing; thou shalt say unto it, get thee hence".
I have long since shown18 that së' "get thee hence" is here a
mistranslation; the word is not a verb but an otherwise unknown
se* (a by-form of s<55) "filth", as the L X X ' s KÔTtpoç shows. If then
this suggestion is accepted, the usual interpretation of tizrëm "thou
shalt scatter them", as the Massoretes require, becomes doubtful;
further, the verb is in itself somewhat surprising. May then t'zîrëm
"thou shalt treat them as unauthorised/illicit" be read, on the as-
sumption of a denominative hëzîr "treated as zär" from zâr "strange,
1« In Ausführ. Lehrb. d. Hebr. Spr. II 132.
17 S. n. on neie$ (Is. xxi. 4). 18 In Z. At. W. L I I 63.
46 G . R . DRIVER
22 The omission of the pronominal suffix, even with the first of two parallel
xxxi 17) 29 ; and the Syriac verb has exactly the sense required here when
tiapfisu is translated 'ezdre'wi nthe Syro-hexaplar Version (Ezek. xxxiv6).
Isaiah lviii 12: "the repairer of the breach, the restorer of paths to
dwell in".
This translation of the Hebrew text cannot possibly be right;
for "paths" is not parallel with "breach," and people do not dwell
in "paths". The Versions bring no help, and philology alone must
be invoked. The Acc. natabu "to cut off", whence nutabu "splinter"
is derived, is evidently cognate with the Arab, tabba "cut back"
tubba "was injured, suffered loss, perished", of which a yTB forms
the common base. Is then the Heb. n'tibah "path" so called as a
place where the undergrowth is cut back to give a passage ? 80 Here
then n'tibot may mean "what is cut down, hacked down" in a general
sense, which is nicely parallel to peres "breach."
Isaiah lviii 14: "then shall thou delight thyself in the Lord."
The LXX's rendering of tipannag by ECRQ TTETTOISCOS (cp. Pesh.'s
tetkal) refers the Heb. 1 a/nag to the Arab, 'anaja I "held firmly with
a cord 31 ", IV "consolidated (a business)" whence Sndju-H'amri
"the basis of the affair" ( F R E Y T A G ) , so that the meaning will be
"thou shalt be dependent on the Lord". This verb may be accepted
here as it has been elsewhere in the Old Testament (Ps. xxxvii 4
Job. xxii 26 xxviilO Prov. xixlO) 32 .
Isaiah lx 5: "and thine heart shall tremble and be enlarged."
The notion of trembling is hardly suitable to the context; here
therefore pahad "quivered," which is the basic sense of the root
(cp. LXX's 8I£CTEICTEV for hiphid at Job iv 14), must mean not "shook
with fear" but "was thrilled, awe-struck" or the like, as the Vulg.'s
mirabitur (cp. Pesh.'s tehdeyn) suggests. So too the L X X elsewhere
render pahad as 6an|3os (Ct. iii 8). The Arab. rahibu-Hsadri "wide
of breast" i. e. "care-free" shows the sense of the Heb. rahab "was
wide" in the present context, even if its application to leb "heart"
is unusual (EHRLICH).
In conclusion, I am happy to offer these notes as a small tribute
to the eminent scholar who has done so much to advance the study
of the Old Testament.
rbvnn ton n n minn poisro ••» VD
(Completed 3 August 1967)
Tpipeiv " t o rub, pound, beat down." 31 Not ganija "was amorous".
82 Cp. S C H N U R R E R , Dissertationes 269 and Y E L L I N in Abrahams 463, adding
Is. lvii 4 (which however is uncertain).
D i e TcpTttoXi] d e s A l e x a n d e r J a n n ä u s
Von K u r t Galling in Göttingen
(Göttingen, Merkelstr. 6 9 )
I, 1901, 291-301.
' Josephus, A n t XIV, § 34 ( e d . Niese).
8 KARL ALBERT, S t r a b o als Q u e l l e des F l a v i u s Josephus, Diss. Würzburg
1 9 0 2 , 27 — 4 4 ; E R N S T HONIGMANN, P W I V a , 1 9 3 2 , 8 9 .
1 D e r l i e g e n d e , k r i e c h e n d e W e i n s t o c k w a r i n P a l ä s t i n a das N o r m a l e , wenn
es a u c h a u f r e c h t g e s t e l l t e W e i n s t ö c k e g e g e b e n h a t : G U S T A F D A L M A N , A r b e i t und
S i t t e i n P a l ä s t i n a XV, 1935, 328 f f .
Die TepTTCoXTi des Alexander Jannäus 51
Flächen denken wie an eine goldene Schale bzw. eine cista, die einen
Miniaturgarten aufnehmen sollte. Als weiterhelfend erweist sich die
Bemerkung Strabos, er habe das Kunstwerk im Tempel des kapitoli-
nischen Zeus in Rom (selbst) gesehen, denn THEODOR REINACH5
kombinierte daraufhin mit der Strabonotiz eine Angabe des älteren
Plinius im 37. Buche der Historia Naturalis6. Hier sind in dem von
Edelsteinen handelnden Buche Gemmen des Pompeius erwähnt, die
sich in Capitolio befunden hätten. Bei seinem dritten Triumphe —
61 v. Chr. — habe Pompeius neben anderen unerhört wertvollen
Kunstwerken mit sich geführt: montem aureum quadratum cum cervis
et leonibus et pomis omnis generis circumdata vite aurea. Das aus Gold
gearbeitete quadratische Kunstwerk stellte demnach einen Berg dar
und war mit Reliefbildern von Hirschen und Löwen und Früchten aller
Art verziert; auch war das Ganze von einem Weinrankengewinde um-
geben. Auffallend ist die Einordnung dieses mons quadratus zwischen
33 Perlenkränzen und einem Museion von Perlen mit einem Stunden-
zeiger an der Spitze. Man könnte vermuten, daß die Trauben des
Weingerankes aus Perlen bestanden, wodurch die Zusammenstellung
ohne weiteres verständlich wäre; aber, da Plinius von den möglicher-
weise zu substituierenden Perlen-Trauben nichts erwähnt, und auch
andere Möglichkeiten für die Darstellung der umgebenden Wein-
ranke bestehen, dürfte es richtiger sein, die Zusammenstellung in der
Liste des Plinius einfach mit der von Plinius noch gesehenen Auf-
stellung der Kunstwerke in Capitolio zu erklären. Ehe wir uns des
Näheren archäologisch mit dem bei Plinius beschriebenen Kunstwerk
beschäftigen, ist noch die Frage zu erörtern, ob die Kombination
REINACHS zutreffend ist, anders ausgedrückt, ob der mons aureus
quadratus des Plinius mit dem CC^TTEAOS —Kfj-rros des Strabo identisch ist.
Dafür spricht ohne Zweifel, daß es in beiden Fällen ein Kunstgegen-
stand aus dem Besitze des Pompeius ist, und daß in beiden Fällen
das Kunstwerk seine Aufstellung in Capitolio gefunden hatte. Und
nicht zuletzt, daß sowohl Strabo als auch Plinius der Weinranke be-
sonders Erwähnung tut. Andererseits würde man nach den von Plinius
genannten Reliefbildern (Früchte, Hirsche und Löwen) das Kunst-
werk eher als Darstellung eines Parkes (irapáSeiaos) charakterisieren
denn als Garten (K^TTOS) ; jedoch stehen beide Kennzeichnungen nicht
soweit gegeneinander, daß die Gleichsetzung, die durch die vorge-
nannten Punkte doch stark gestützt wird, aufzugeben sei. Freilich
muß man dann voraussetzen, was im ersten Moment schwierig sein
möchte, daß bei dem Kunstwerk der goldene quadratische Berg
4*
52 K. GALLING
Nr. 1471; vgl. HENRY SEYRIG. Antiquités Syriennes, Syria 18, 1937, 204.
54 K. GALLING
engeren Sinne aus. Stellt man das mons quadratus in den Vordergrund,
so wäre zu fragen, ob es nicht viereckige Bronzegeräte gibt, bei denen
das Bergmotiv zwar einerseits unverkennbar ist, andererseits aber
nicht mit solcher Ausschließlichkeit in Erscheinung tritt, daß man es
bei einer summarischen Beschreibung nicht auch hätte übergehen
können, Erwägungen, die sich uns beim Vergleich der Strabo- und
der Pliniusbeschreibung aufdrängten. In P o m p e j i sind nun — teil-
weise als Herde verwendet — rechteckige Bronzen gefunden worden,
deren oberer Rand aus dreifach gestaffelten Absätzen besteht, die
man als B e r g z i n n e n verstehen kann. In den Atti dell' Academia
Pontaniana bespricht GUISEPPE SPANO14 die bisher bekannten fünf
Bronzegeräte mit Zinnenmotiv unter dem kennzeichnenden Titel:
»Bronci di Siria in Pompei«. Keines dieser Geräte ist quadratisch,
immerhin nähert sich ein im Isistempel gefundenes Stück mit 40 X 32cm
der quadratischen Form, die man für die Terpole in der Beschreibung
des Plinius zu fordern hat. Von »syrischen« Bronzen spricht SPANO
deswegen, weil sich das Zinnenmotiv auf keinen genuin italischen
Bronzen oder ähnlichen Kunstwerken findet, und weil dieses sich
andererseits in Assyrien und Persien nachweisen lasse15. R. NAU-
MANN 16 verzeichnet weitere Beispiele aus Urartu und Syrien (Dschera-
blus und Zendschirli); bei den beiden letztgenannten Beispielen erwägt
er die Deutung als Altarzinnen. Drei steinerne Räucheraltäre aus
Phönikien, die frühestens der hellenistischen, wahrscheinlich alle der
römischen Zeit angehören, weisen derartige Zinnenreihen auf, die
ähnlich den älteren »Altarbruchstücken« aus Dscherablus als rand-
verzierende Flachreliefs ausgearbeitet sind, d. h. anders als bei den
Bronzen von Pompeji nicht frei herausragen17. Bei der in den Maßen
bereits genannten Bronze vom Isistempel in Pompeji erwägt SPANO
im Gegensatz zu anderen als Kohlenbecken zu deutenden Stücken
eine Verwendung als Tragaltar. Die vier Eckfüße der pompejanischen
Bronzen laufen ähnlich dem »Götterthron« aus Sidon (s. o.) in Löwen-
klauen aus. Bemerkenswert ist, daß sich in dem meist niedrigen
Rahmen (den vier Wänden) Reliefs mit Tierköpfen (Löwe und Stier),
sowie (Theater-) Masken vorfinden. Würde man nach den pompe ja-
nischen Beispielen den mons aureus quadratus der Pliniusbeschreibung
rekonstruieren, so wäre für jede Seite außer den gewinkelten (Eck-)-
Zinnen — je nach dem Ausmaß der meist drei Stufen aufweisenden
Zinnen — mit einer oder zwei Zinnen zu rechnen, die frei aufragen,
62, 1922, 1 6 1 - 2 1 1 .
15 BRUNO MEISSNER, B a b y l o n i e n und A s s y r i e n I, 1 9 2 0 , S. 2 7 8 .
M RUDOLF NAUMANN, A r c h i t e k t u r Kleinasiens, 1 9 6 5 , 1 6 2 ff.
17 KURT GALLING, Der Altar in den Kulturen des Alten Orients, 1925, Tai. 13,
\bb. 30, 32 f.
Die TepTTCoAri des Alexander Jannäus 55
erst bei der Deponierung des Kunstwerkes in Rom angebracht wurde, scheitert
u. E. daran, daß man in diesem Falle den Namen Aristobuls und nicht den des
Alexander Jannäus genannt hätte!
58 K . GALLING
und Zweck des Kunstwerkes getroffen haben. Läßt man die griechische
Endung fort, so kann man an TepircoA die Umschrift eines semitischen
trpl (terftol tarfiol) ablesen. Dabei müßte offen bleiben, ob man bei einer
Schreibung mit semitischen Buchstaben anfangs ein n oder ein 15 zu
setzen hätte. In einer der Deutung des Ortsnamens Tripolis (in Syrien)
gewidmeten Studie 26 habe ich darauf aufmerksam gemacht, daß das
an Artaxerxes I. gerichtete Schreiben der Provinzialverwaltung von
Samarien in einem offensichtlich bei der Zitation im Rahmen der
aramäischen Chronik von Jerusalem in Unordnung geratenen Text in
Esr 4 a das Wort IcVDIti27 gebraucht, womit Beamte des Großkönigs
bzw. des Satrapen Syriens bezeichnet werden. Dieses K ' V D I D kann
in Verbindung mit anderen Ortsnamen (Leute aus Babel und Elam)
kaum anders verstanden werden als daß damit »in T r i p o l i s Tätige«
gemeint sind. Von daher wäre dann sichergestellt, daß die Erklärung
von Tripolis als Dreistadt der Phöniker eine griechische »Volksetymolo-
gie« darstellt — wie es ja auch in anderen Bereichen Tripolis-Städte
gibt — und zum zweiten, daß die »Umschrift« von TEpircoA(ri) mit ö
und nicht mit n zu vollziehen ist. Was die vierradikalige Bildung VD1D
angeht, so lassen sich dafür einige Parallelen anführen. Zu 1312, der
Weinberg, gehört VölD, der Fruchtgarten, zu 5T3J, der Kelch, gehört
bsni, die Blütenknospe, zu hebräischem j?S3, Mehlteig kann man
ugaritisches bskl, die Keimpflanze28 stellen, auch boip, der Knöchel
könnte hier vielleicht genannt werden. Die dreiradikalige Wurzel des
mit affigiertem b gebildeten *?B*1B wäre dann «]1ö. Vom Arabischen
aus kann man, wie in VT IV, 1954, S. 420f. des Näheren ausgeführt
ist, auch für das Hebräische bzw. Phönikische mit nur einer Wurzel
»pD rechnen. Die Grundbedeutung wäre dann: »frisch sein, neu sein
bzw. frisch (pflücken) in die Hand bekommen«, wie denn das Sub-
stantivum fpD das frisch gepflückte Blatt, den frischen Raub und
die frisch bereitete Nahrung bezeichnet. Was den uns hier nicht weiter
beschäftigenden Ortsnamen TpfrroAis angeht, so würde mit ihm ein
fruchtbares Neuland (Gartenland) charakterisiert. Für den Namen Tep-
TTCOATI des goldenen Kunstwerkes ergeben sich zwei Möglichkeiten. Man
könnte das goldene Kunstwerk als Raub oder B e u t e a) des Aristobul,
der sich in Jerusalem des Königsschatzes bemächtigte oder b) [eher]
des Alexander Jannäus bezeichnet haben, der es als Beutestück ge-
wann. Gleichwohl scheint mir diese Erklärung wenig wahrscheinlich,
Ber. Sächs. Akad. d. Wiss. zu Leipzig, phil.-hist. 100, 6), 1954, 22; zum <? als Schluß-
r a d i k a l v g l . T H . FRANKEL, Z A W 1 9 5 7 , S. 2 3 8 - 4 1 .
Die TfpircoXr) des Alexander Jannäus 59
18
Idyll. 15, 1 1 2 : upicc . . ., öacc 6pu6s axpa <plpovn.
41 BAUDISSIN a. a . O . 124.
U C A R L CLEMEN, Die phönikische Religion nach Philo von Byblos, MVAEG
42, 3, 1939, 24f.
BAUDISSIN a. a. O . 79.
17
ibidem a. a. O. 200.
18
Das Vorliegende stellt die Neufassung eines auf dem 2. internationalen
Alttestamentlerkongreß in Strasburg (Sept. 1966) gebotenen Kurzreferates dar.
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung
Von J o h . H e m p e l in Göttingen
(Göttingell, Gervinusstf. 6)
1 Der Maschal im Alten Testament (BZAW 24), Gießen 1913. — Zum Terminus
vgl. jetzt auch A. R. J O H N S O N , Vetus Testamentum, Suppl. III (Festschrift H. H.
Rowley), 1965, S. 162ff.
2 Einleitung in das Alte Testament, 2. Aufl., Tübingen 1966. Dort S. 93f.
die Literatur. — Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, muß ich auf
eine textkritisch-philologische Begründung meiner Übersetzungen verzichten und
auf meine Arbeit »Wesen und Krise der Erziehung im AT« verweisen, die ich in
absehbarer Zeit abzuschließen hoffe.
» Zur Terminologie vgl. ZAW 64 (1936), S. 311 ff.
64 J . HEMPEL
die von A. ALT für den »Gott der Väter« in der Genesis herangezogenen
nabatäisch-griechischen Inschriften den Vater in solcher Funktion
erkennen lassen 4 , deren Beweiskraft für die Wüstenzeit freilich neuer-
dings nachdrücklich bestritten wird8. An seiner Person hängt die
Bildung einer eigenen Speisegemeinschaft beim Passah (Ex 12 3),
er wählt und schächtet das Opfertier, dessen Blut der Priester darnach
auf den Altar schüttet (Lev 1 5). Darum muß er im Gesetz unterwiesen
sein (Neh 8 13), und eben dies »heilige Wissen«, dessen Inhalt mit der
Zeit sich wandeln mag, das rein praktische Handgriffe wie den Schächt-
schnitt ebenso umfassen kann wie die grundlegenden (deuterono-
mischen) Bekenntnisse, gibt er dem Sohne weiter. Allerhand gute
Lehren, den Knaben in die rechte Art seines Volkes einzuführen,
werden sich angeschlossen haben, und daß es sich tatsächlich um den
eigenen Sohn gehandelt hat, lehrt das (allerdings seltene) Vorkommen
der Mutter im parallelen Gliede, etwa in Prov 1 8 oder in der Rück-
erinnerung an die Zeit, da er einst seines Vaters Erbsohn und seiner
Mutter Schoßkind (Prov 41 ff.) war. Bei aller formelhaften Erstarrung
des Wortes »Sohn« in der vor- und außerisraelitischen Weisheit wie
in Israel selbst, von der sofort zu sprechen sein wird, hat sich die
wörtliche Bedeutung um der Verantwortung willen erhalten, die der
Vater für die Zukunft der Familie trägt. Seine eigenen Sünden bringen
das Verderben, aber seine Weisung, des Sohnes schönste Zier, seine
Krone und sein Ehrenkranz, verlängert das Leben (Prov 3 1 f. 4 9 f.;
vgl. 6 23) und bewahrt ihn davor, Sohn (oder Tochter), mit eigener
Hand töten zu müssen, wie das Gesetz es befiehlt (Dtn 13 7ff.)6. Trotz
dieser Erwähnung der Tochter mag es zweifelhaft bleiben, wieweit
in dem Plural bänim die »Kinder« ohne Rücksicht auf das Geschlecht
(vgl. Gen 3 ie) einbezogen sind, zumal eine Anrede an die Tochter
außerhalb der Mahnung des »gewandten Schreibers« an die fremde
Königsbraut (Ps 4511) nicht begegnet und der Inhalt der Mahnungen
ganz überwiegend auf den Mann bezogen ist. Das »Lob der tugend-
samen Hausfrau« besingt den Nutzen, den sie ihm bringt (Prov 3110 ff.),
das böse Weib ist seines Lebens Last (Prov 12 4 21 9.19 25 24) und die
liederliche Tochter ist ihres Vaters Schande (Lev 21 9 Sir 26 13 ff. u. ö.).
Da aber die Frau zu der großen Landsgemeinde des siebenten Jahres
(Dtn 3112), zu bestimmten sie persönlich betreffenden Opferhand-
lungen und Reinigungen (z. B. Lev 12 6 15 29) sowie zum Orakel
4 Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel I, München 1963, S. l f f .
s Vgl. J . H O F T I J Z E R , Die Verheißungen an die drei Erzväter, Leiden 1966,
S. 91 ff.
• Die Frage, ob dies Gesetz jemals verwirklicht worden ist, kann hier außer
Betracht bleiben. Sein Vorhandensein — wenn auch vielleicht nur als Theorie —
zeigt das Ausmaß der Verantwortung des Vaters und damit das Pathos seiner
Erziehung; vgl. Sach 13».
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 65
(I Sam 1 9f.) zugelassen ist, bei Götzendienst und Zauberei aber der
Todesstrafe unterliegt (Ex 22 17 Lev 20 27 Dtn 13 7 17 2. 5) 7 , muß ihr
ein Mindestmaß an Wissen um den Gotteswillen vermittelt werden,
zumal sie ja auch selbst je und dann als Prophetin auftreten kann
(II Reg 22 14). Wiederum wird der Vater, vor dessen Haus ja in be-
stimmten Fällen die Todesstrafe vollstreckt werden muß (Dtn 22 21),
der »geborene« und um der Ehre seines Hauses willen mit dem vollen
Pathos des Verantwortlichen vorgehende Unterweiser sein. Eben diese
Belehrung, die die Frau als »Tochter« erfahren hat, ermöglicht es ihr
nun aber, nicht nur in dem allgemeinen Sinne, in dem von jedem
Elternteil erzieherische Einflüsse auf die Kinder ausgehen, sondern
auch im technischen Sinne »Weisheit« weiterzugeben:
Sie öffnet den Mund, daß ihm Weisheit entströmt,
ihre Zunge wirkt liebliche Weisung . . .
Des segnen sie preisend die Söhne vereint,
ihr Gatte, der kündet ihr Lob:
»Gar manche Tochter hat Gutes gewirkt,
du aber bist besser als allel«
(Prov 3126.28; vgl. auch 620fr.).
7 Notwendigkeit und Ernst dieser Bestimmungen ergibt sich aus der Rolle
der Frau als »Astrologin und Zauberin« im Ugaritischen, die A. VAN SELMS (Marriage
and Family Life in Ugaritic Literature, Pretoria Oriental Sériés I, London 1964,
S. 112) herausgearbeitet hat, dessen Ausführungen auch zu den übrigen Fragen
des Familienlebens wertvolle Parallelen und Kontraste zum AT erkennen lassen.
Wieweit die heute so selbstverständliche Nebeneinanderstellung von Vater und
Mutter — etwa auch in Karatepes Tor, Inschr. 1 3 — erst das Ergebnis einer längeren
Sozialgeschichte darstellt, in der die patriarchale Ehe ein älteres Matriarchat ab-
gelöst hat, muß hier unerörtert bleiben. Im Matriarchat muß die Mutter auch päd-
agogisch dem Sohn gegenüber eine ganz andere Bedeutung gehabt haben. Ob in
der Tatsache, daß die »Weisheit« stets weiblich erscheint, etwas davon nachklingt ?
Vgl. Anm. 8.
8 Die Literatur vgl. bei EISSFELDT, Einleitung S. 679, 681. Dazu tritt jetzt
werden, in denen der »törichte« Sohn als seiner Mutter Schande und
Kummer erscheint (Prov 29 15; vgl. 101).
Aber mag es mit dieser Beteiligung der Mutter an der »tech-
nischen« Erziehung stehen, wie immer es will: sicherlich tritt von
früher Zeit an neben und über die elterliche die »berufliche« Belehrung,
in deren Sprachgebrauch »Vater« und »Sohn« im uneigentlichen Sinne
erscheinen. Dem P r i e s t e r gilt die Bestallungsformel: »Sei mir Vater
und Priester« (Jdc 17 10), der seinerseits den ihm als Novizen Zu-
geteilten als »mein Sohn« anredet (I Sam 3 6 u. ö.). Analog werden
unter den Gruppen der P r o p h e t e n der Meister als »Vater« (II Reg
2 12) und die Glieder der Gilde als seine Söhne bezeichnet (I Reg
20 35 u. ö., vgl. Am 7 14 und die Gleichung »einer der Prophetensöhne«
= »der Knabe« II Reg 91.4). Die »Belehrten«, die limmüdim, die
Jesajas Zukunftssprüche bis auf die Erfüllungszeit aufbewahren
sollen, gehören mit den Kindern, den jHädim (818), irgendwie zu-
sammen, auch wenn man bei den Letztgenannten zunächst an die
leiblichen Söhne, die Träger der Symbolnamen zu denken haben wird.
Gewiß wirken beide, Priester und Propheten, auch außerhalb ihrer
eigenen »beruflichen« Kreise erzieherisch durch die Verkündigung
des Gotteswillens, den man kennen muß, um der Strafe zu entgehen
und des Segens teilhaftig zu werden, den Tempel betreten zu dürfen
und im Gottesurteil frei auszugehen. Daß sie aber in größerem Aus-
maße die Jugend »schulmäßig« um sich gesammelt hätten, sie im
»Glauben« und gottgefälligem Leben zu unterweisen, ist nicht be-
zeugt9. Solche Aufgabe fällt vielmehr einer dritten, nicht selten neben
ihnen genannten Gruppe zu:
10 In der Parallelstelle Hes 7 26 steht an der Stelle des »Weisen« der »Greis«
— Zur Thora vgl. G. ÖSTBORN, Tora in the Old Testament, Lund 1 9 4 6 , zum »Rat«
D E B O E R , Vet. Test., Suppl. III, S. 42ff.
11 Vgl. vor allem J. FICHTNER, Die altorientalische Weisheit in ihrer israe-
hinter dem zwar auch als letzte Autorität und letzter Garant ihr
Gott steht, das aber fast wie ein mechanischer Prozeß auf eine be-
stimmte Ursache auch eine ganz genau bestimmte Wirkung folgen
läßt. Hier liegt der richtige Kern an K . KOCHS neuerlicher Bestreitung
des Vorhandenseins einer israelitischen Vergeltungslehre19. Es fehlt
dem Weisen dabei notwendig das leidvolle und leidenschaftliche
Sicheinsetzen mit seiner ganzen Persönlichkeit für den Inhalt seiner
Sprüche auch dort, wo sie seinem innersten menschlichen Wollen
widerstreiten und zum »Amen« zum Spruche des Gegners führen
können (Jer 28 6). Das persönliche Beleidigt- und Gekränktsein der
Freunde des Hiob bei seinem Widerspruch gegen ihre schönen dog-
matisch so korrekten Sätze ist, gehalten neben den lodernden Gottes-
zorn etwa in der Szene zwischen Jesaja und Ahaz, ein getreuer Spiegel
des inneren Unterschiedes. Auch dort, wo die eigene Erfahrung und
das eigene Nachdenken die überlieferte »Wahrheit« zersetzt, so daß
sie nicht mehr mit der inneren Problemlosigkeit eines Bildad weiter-
gegeben und verteidigt werden kann, sondern um neue Erkenntnis
gerungen werden muß, kommt Qohälät über eine etwas müde Resig-
nation des »Alles ist eitel« nicht hinaus, der gegenüber auch, mit den
Worten unsres Jubilars zu sprechen, »der jüdische Gottesglaube
. . . seinem Träger nicht mehr die Kraft zur Überwindung der ihn
bedrückenden Erfahrungen und ihn verwirrenden Weltanschauungen
zu geben« und »seine diabolische Freude« an der Zersetzung der Schul-
meinung auszugleichen vermag 20 .
Ist dem aber so, so wird der Pädagog nach anderen Mitteln suchen
müssen, dem »Sohne« die Wahrheit einprägsam zu machen. Eines der
wirkungskräftigsten ist dabei (bis heute) die ironisch gefärbte Bild-
rede. Unter den 365 (367) Aussagesprüchen, die nach den Fest-
stellungen von W. ZIMMERLI unter den 375 Sprüchen der ältesten
Sammlung (Prov 10ff.) begegnen21, finden sich eine ganze Reihe, bei
deren Anhören nicht nur der »Sohn« geschmunzelt haben wird:
Goldner Ring im Schweinerüssel —
schöne Frau ganz ohne Hirn (Prov 11 JJ),
»Schlecht, schlecht«, klaget der Käufer.
Doch höret ihn nimmer der Kaufherr,
rühmt er sich mächtig und laut,
wie er so günstig gekauft (Prov 20 h) 2 2 .
19 Z T h K 62 (1966), S. l f f .
20 Einleitung S. 610f. und vgl. auch die Formulierung von A. LAUHA: »An
Stelle der unbedingten inneren Wahrheitsforderung begegnet uns hier ein Achsel-
zucken« (Vet. Test. Suppl. III, S. 189). 21 a. a. O. S. 186.
22 Eine moderne Parallele bietet BERTHOLD BRECHT: »Ich rede nicht von
ihrer Schlauheit. Ich weiß, sie nennen den Esel ein Pferd, wenn sie ihn verkaufen,
und das Pferd einen Esel, wenn sie es einkaufen wollen« (Leben des Galilei, in:
72 J. Hempel
n
Auf das Problem des Stilzusammenhangs des Zahlenspruches mit der
Priamel, die F . D O R N S E I F F f ü r H i 8 l f f . 28lff. Am 3 2ff- 4«ff. nachgewiesen hat
(bei W . KRÖHLING, Greifswalder Beiträge zur Literatur- und Sprachforschung 10,
1936), kann ich hier nicht eingehen. — Parallelen zum Zahlenspruch (auch aus
Afciqar) vgl. bei K . F R I E S , Das philosophische Gespräch von Hiob bis Piaton,
Tübingen 1904, S. 108ff.
74 J. HEMPEL
Erfahrungssatzes wird man sich vor allem dort bewußt, wo nicht von
zwei Haltungen die eine verworfen und die andere befohlen wird,
sondern wo beiden ein relatives Recht eingeräumt und der einen nur
ein gewisser Vorzug vor der anderen zugestanden wird. Auch hier
dient die Ironie und der Humor dazu, dies »Besser«-Sein zu unter-
streichen:
Besser du wohnst unterm Dache, juchhe,
als du teilest dein Haus mit 'nem zänkischen Weib (Prov 219 26 34).
Besser, du wohnst in der Wüste als Mönch,
als hast täglichen Ärger mit zänkischem Weib (Prov 2119)**.
Besser lebender Hund / als Löwe, der hin ist (Qoh 9 4; Kontrast: 7 37).
Gerade auch in ausgeweiteten Schilderungen ist der humoristische
Einschlag nicht zu verkennen:
Zwei sind besser dran als einer,
guten Lohn erlangt ihr Schaifen.
Fällt der eine, hilft sein Kumpel
ihm auf seine Beine wieder.
Weh dem einen, wenn er hinfällt
und kein Zweiter kann ihm helfen.
Und auch dieses mußt du wissen:
Liegen zwei auf einem Bette,
werden sie behaglich warm.
Einzeln kann sich keiner wärmen.
Greift der Feind den einen an,
können zwei gar wohl ihm trotzen.
Dreifach Schnur wird nicht zerrissen (Qoh 49-is).
Erstaunlich ist aber, daß auch die Jahvefurcht und die Demut in
solche relativierende Redeweise eingespannt werden:
Besser wenig besitzen in Jahves Furcht
als gewaltigen Schatz mit Sorge und Angst (Prov 15 l«) 21 .
Besser ein Armer, der unschuldig wandelt,
als ein Reicher, des Wege sind unrecht und krumm (Prov 191 = 28 «).
Besser ist's, in Demut arm unter Armen,
als mit den Stolzen teilen die Beute.
Besser geduldig als polternder Held,
sich selber beherrschen als Städte erobern (Prov 1619.33).
* Zum »bösen Weib« vgl. G O R D I S a. a. O . S . l l l f f .
17 Wie die Frage- so hat auch die »Besser«-Form des Weisheitsspruches
Auch inhaltlich sind außerisraelitische Sprüche durchaus des Glaubens, daß Armut
besser ist denn ungerechtes Gut und gottloses Tun. J a selbst der Tod ist schon für
die Odyssee dem Ansehenmüssen von Gewalt und Unrecht vorzuziehen ( X X 315 ff.,
370) und dazu meine Ausführungen in ThLZ 82, 1957, Sp. 815 ff.
28 Zur Auffassung des Qohälät als (fingiertes) Königstestament vgl. K. GAL-
" Zur jesajanischen Ironie vgl. meine Worte der Propheten, Berlin 1947,
S. 126 ff.
80 J . HEHPEL
Gleichnis prägen: sodann in Sprüchen reden, und D'VlPS dieser Poesie sind die
höchsten Sprüche: sodann entscheiden, ordnen, sprechen wie ein König oder Richter:
endlich regieren, herrschen, mächtig sein durch das Wort des Mundes. Siehe da die
Geschichte des Ursprungs und des kräftigsten Theils der Dichtkunst* 1 .
So möge ein echt alttestamentliches Bild aus den m'Sälim als Wunsch
diese Zeilen beschließen, das die Weisheit feiert:
Langes Leben hält sie in der Rechten,
in der Linken Gut und Glanz.
Wonnewege sind stets ihre Wege,
ihre Pfade sichrer Friede.
Wer sie anrührt, ißt vom Lebensbaume,
selig ist, wer sie ergreift (Prov 316-18).
« Ebenda II, S. 6.
Von U g a n t nach Q u m : an 6
Emploi et portée bibliques du verbe yasar
et de ses dérivés substantifs
Par P a u l H u m b e r t in Neuchâtel
(Neuchàtel, Schweiz, 4 Avenue J . J . Rousseau)
Cette brève étude doit faire suite à celles que nous avons déjà
consacrées à bârd (Th. Z., vol. 3, 1947, p. 401 suiv.), à qânâ (Fest-
schrift Bertholet, 1950, p. 259 suiv.) et à pâlal (ZAW, vol. 65, 1953,
p. 35 suiv.), c'est-à-dire à tout autant de termes en relation éventuelle
avec le thème de création.
Etat documentaire
Sur la base des données de la Concordance, il est possible d'établir
le tableau suivant:
Litt. historique préexilique: Gen 2 7 . 8 . 1 9 ( J ) ; II Sam 17 28 I I Reg 19 25 = Jes
37 26 (6).
Litt. prophétique préexilique: Am 413 (authentique? hymne, lyrique cultuelle);
7 1 Jes 22 il 3014 Hab 2 18 bis Jer 1 5 18 2. 3. 4 bis. 6 bis. il 19 l. il 33 2 (17).
Litt. prophétique exilique et postexilique: Jes 41 25 42 e = 49 8 4 3 1 . 7 . 1 0 . 2 1
44 2.9.10.12.21.24 4 5 7. 9 bis. i l . 18 bis 46 il 49 5 54 17 64 7 27 il (post.)
29 16 bis (post.) Jer 1016 (post.) = 6119 Zach 1113 12 1 (30).
Litt. historique postexilique: I Chr 4 23 (1).
Lyrique cultuelle: Thr 4 2 Ps 2 9 33 15 74 17 9 4 9.20 95 s 104 26 139 16 (9).
Mode d'emploi
Dans un certain nombre de cas le verbe yâsar fait directement
allusion au potier, à son métier et aux poteries (cp. la mention déjà
en ougaritien des ysrm: les potiers, dans une liste de corporations;
cp. Syria, vol. 21, 1940, p. 138. 139; G O R D O N , Ugaritic Manual,
1955, p. 275 s. v.). Il y est donc pris dans son sens de base (modeler)
et exclusivement concret: II Sam 17 28 Jes 2916 30 14 Jer 18 2. 3.
4 bis 19 1.11 Jes 4125 Zach 1113 (mais 1. 'ôsar) IChr 4 23 Thr 4 2
Ps 2 9.
Ailleurs l'allusion au potier est figurée et sert d'image pour Cyrus
(Jes 41 25 application figurée) ou pour Dieu (Jer 18 6 bis Jes 45 9 bis
64 7; et cp. Jes 29 16 bis Ps 2 9). D'autre part, dans Hab 2 18 bis Jes
44 9. 10.12 yâsar s'applique à la fabrication des idoles, des images
taillées, et, dans Jes 54 17, à celle des armes. Enfin Jes 43 10 déclare
qu'aucun «dieu» n'a été formé (nôsar) avant ni après Yahvé.
On relèvera particulièrement les nombreux passages où yâsar
s'entend d'une activité de Dieu, de Yahvé: Gen 2 7.8. 19 II Reg
19 25 = Jes 37 26 Am 4 13 7 1 Jes 22 11 Jer 1 5 18 6 bis. 11 33 2 Jes
43 1.7. 21 44 2.21.24 45 7. 9 ¿>is. 11.18 fàs 46 11 49 5 (49 8 = 44 6 rac.
nâsar ?) 64 7 27 11 29 16 bis Jer 10 16 = 5119 Zach 12 1 Ps 33 15 74 17
94 9 9 5 5 104 26 139 16. Soit 42 cas sur 63 attestations de yâsar, donc
une forte proportion.
Quelques rares textes mentionnent même les matériaux dont
Dieu se sert pour yâsar: dans Gen 2 7 'âfâr min hâ^dâmâ pour la
création du premier homme (cp. dans les Hôdâyôt du désert de Juda,
6*
84 P . HUMBERT
Le substantif yèçèr
Employé 9 fois dans l'AT, à savoir: Gen 6 5 (J) 8 21 (J) Dtn 31 21
(inauthentique? cp. D R I V E R , Comm., ad loc.) Jes 2916 Hab 218
Jes 26 3 I Chr 28 9 29 18 Ps 103 14.
Il y est pris dans les sens suivants:
1. la poterie (Jes 29 ie) ou l'image taillée (Hab 2 18), c'est-à-dire
au sens matériel et pour les objets inanimés.
2. au sens physique pour des êtres animés (Ps 103 14; cp. avec
Gen 2 7 J).
3. au sens psychologique et moral (Dtn 31 21 : la nature des Is-
raélites; Jes 26 3: le caractère; Gen 65 I Chr 28 9 2918: tout
le psychisme, l'ensemble des pensées intimes, yèsèr mahSebôt
lêb; Gen 821 yèsèr lëb).
En d'autres termes, le substantif yèsèr présente un développement
sémantique du sens concret et physique, tiré du métier de potier,
au sens intérieur et psychique; de plus un seul emploi de yèsèr im-
plique un rapprochement direct avec le mythe de création, à savoir
Ps 103 14 où l'allusion à la nature poudreuse de l'homme rappelle
les termes mêmes du vieux récit yahviste de la création (Gen 2 7).
88 P. HUMBERT, Emploi et portée bibliques du verbe yàçar
weist er auf folgende Tatsachen hin: wir haben keine sicheren oder
jedenfalls keine beweiskräftigen Belege für die Existenz eines ek-
statischen, dem israelitischen ähnlichen Prophetentums außerhalb der
kanaanäischen Welt; die alttestamentliche Überlieferung von der
vorkanaanäischen Zeit weiß von einem Nabistande nichts; seit Sa-
muels Zeit treten die Nabis in ununterbrochener Folge in Israel auf.
J E P S E N geht noch einen Schritt weiter: Israel, sagt er, hatte in alten
Zeiten andere Mittel und Wege, um Gottes Willen zu erforschen: un-
mittelbare Gottesrede an die Erwählten, den Traum, das priesterliche
Ephodorakel. Und so ergibt sich der bedeutungsvolle Satz: dasNabitum
drang erst ein, als die Urim durch das Gebundensein des Ephodorakels
an das Heiligtum den Fernerwohnenden nicht mehr erreichbar waren.
So trat neben den Priesterstand der neue Stand der Nabis. Von ent-
scheidender Bedeutung für die Geschichte des Nabitums wurde die
Zerstörung des Tempels zu Silo. In dieser kritischen Situation ist
Samuel, der Priesterschüler von Silo und selbst ein Nabi, derjenige
gewesen, der dem Nabitum in Israel zur allgemeinen Anerkennung
verholfen hat. So sagt nach J E P S E N die Tradition, die sicher einen
geschichtlichen Kern enthält. Dieser Kern soll darin bestehen, daß
Samuel Israel die göttliche Offenbarung der Nabis als Kundgebungen
Jahwes erkennen und anerkennen lehrte 2 .
Schließlich könnte auch das bekannte Buch von TH. H. ROBINSON
über den Prophetismus angeführt werden. Der englische Gelehrte
meint, daß der Ursprung des ekstatischen Prophetismus im Gebiet
von Kleinasien und Palästina (Phönizien) lag und daß die eigentlichen
Urheber die Hethiter (»that mysterious race«) waren 3 .
Ich möchte ausdrücklich betonen, daß ich die Ansichten dieser drei hervor-
ragenden Gelehrten von der Herkunft des altisraelitischen Nabitums herangezogen
habe, nur weil sie typisch für eine gewisse historische Phase der Prophetenforschung
sind. Ich bin mir aber wohl bewußt, daß wohl keiner von ihnen heute seinen damali-
gen Standpunkt noch restlos verfechten würde. Die wissenschaftliche Situation hat
s
A. JEPSEN, Nabi. Soziologische Studien zur alttestamentliehen Literatur
und Religionsgeschichte, München 1934. — Mit dem Standpunkt J E P S E N S ver-
wandt ist die Ansicht, die M. B U B E R in seinem Aufsatz Samuel und die Lade in
Essays presented to Leo Baeck, London 1954, entwickelt. B U B E R meint, daß das
Nabitum als ein Ersatz der Lade diente. Jahwe offenbarte sich Samuel, dem freien
Nabi, ohne Lade und Ephod. Die Bewegung des ekstatischen Nabitums war nach
B U B E R älter als Samuel — es stammte aus der ersten Zeit nach der Landnahme —
aber Samuel trat in Gemeinschaft mit den Nabis und wirkte mit ihnen zusammen.
So wurde die traditionelle Priesterschaft verdrängt und die priesterliche Führung
durch die prophetische ersetzt. Gottesführung ohne Lade, das ist Samuels Idee.
Es ist, sagt BUBER, die wahre prophetische Idee.
' TH. H. ROBINSON, Prophecy and the Prophets in Ancient Israel, London
1923, seventh impression 1948, S. 33 ff.
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismus 91
sich nunmehr völlig geändert. Was wir heute wissen, mußte den genannten Forschern
zum großen Teil unbekannt sein.
Bevor wir zu den prinzipielleren Fragen übergehen, mögen einige Bemer-
kungen betreffs gewisser Einzelheiten gemacht werden. Die Behauptung H Ö L S C H E R S ,
daß ekstatisches Nabitum nur bei den Nordstämmen nachweisbar ist, ist nicht
haltbar. In I Reg 13 hören wir von einem Propheten aus Juda. Der Schafzüchter
Arnos von Tekoa im südlichsten Palästina, an der Grenze der Wüste, wurde durch
ein ekstatisches Erlebnis zum Propheten berufen und wirkte danach als typischer
Prophet. In einem jedenfalls so südlichen Ort wie Jericho gab es laut I I Reg 2 5 ff.
eine prophetische Genossenschaft. Daß am Tempel in Jerusalem schon in alten
Zeiten ekstatische Kultpropheten wirkten, muß nunmehr als eine feststehende
Tatsache gelten. Die Propheten, die schon von Jesaja und Micha bekämpft wurden,
waren nichts anderes als ekstatische Nabis, die in Juda wirkten, sei es als Kult-
propheten, sei es als Propheten anderer Stellung.
Die These J E P S E N S , daß das ekstatische Prophetentum in Israel als ein Er-
satz des priesterlichen Orakels entstand, ist mit großen Schwierigkeiten belastet.
J E P S E N sagt: »Es wäre nicht zu verwundern, wenn der Priester Samuel in Er-
mangelung eines Besseren (nach dem Verlust der Lade und des Ephodorakels) sich
nach neuer Gottesoffenbarung umgesehen hätte« (S. 111). Und so hätte Samuel
die kanaanäische Offenbarungsweise (das Nabitum) angenommen und autorisiert.
Klingt das nicht doch reichlich unrealistisch und theoretisch ? Übrigens hat man
den Eindruck, daß Samuel vielmehr mit den schon stark entwickelten jahwistischen
Prophetengenossenschaften in enger Verbindung stand, als daß er irgendwie ihr
Urheber war. Schließlich kommt die Sache in eine ganz andere Beleuchtung, wenn
es sich erweisen läßt, daß schon seit alters her ein besonderer Stand berufsmäßiger
»Seher«, durch die man Offenbarungen von Jahwe erhalten konnte, in Israel exi-
stierte. Das wird allerdings von J E P S E N verneint, ich glaube aber den Tatsachen
widersprechend und gegen die Ansicht der meisten Forscher auf diesem Gebiet.
Hier kann nicht das große Problem des Sehertums aufgerollt werden. Meiner Mei-
nung nach beweisen schon die Termini rö'mh und höz&h die ursprüngliche Existenz
eines Sehertums im eigentlichen Sinne, weiter die sehr konkreten Schilderungen
von Gestalten wie Samuel und Bileam, die ganz sicher geschichtliche Anstellung
öffentlicher »Seher« am königlichen Hof in Jerusalem (Nathan und Gad) und schließ-
lich die Anmerkung in I Sam 9 9, die doch kaum eine bloß philologische Notiz ist,
sondern ein geschichtliches Geschehen wiederspiegelt. Es ist eine ganz andere
Sache, daß Seher und Nabis unter Umständen in ähnlicher Weise haben fungieren
können 4 .
zu Berlin, Kl. für Sprachen, Literatur und Kunst, Jahrg. 1953, Nr. 1, Berlin 1953.
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismus 93
10
U. H O L M B E R G - H A R V A , Die religiösen Vorstellungen der altaischen Völ-
ker (Folklore Fellows Communications, 125), Helsinki 1938; ders., Die reli-
giösen Vorstellungen der Mordwinen (F. F. C., 142), Helsinki 1952. Siehe auch
M. E L I A D E , Le chamanisme et les techniques archaïques de l'extase, Paris
1951.
11
D. S T R Ö M B Ä C K , Sejd. Textstudier i nordisk religionshistoria, Stockholm
1935, S. 108ff.
12
J. W E L L H A U S E N , Reste arabischen Heidentums 2 , Berlin u. Leipzig 1927,
S. 134ff.; I. G O L D Z I H E R , Abhandlungen zur arabischen Philologie, I, Leiden 1896,
passim; T. A N D R A E , Mohammed. The Man and his Faith, London 1936, S. 36ff.;
A. H A L D A R , Associations, S. 161 ff.; J. P E D E R S E N , The Rôle played by Inspired
Persons among the Israelites and the Arabs, Studies in Old Testament Prophecy
pres. to T. H . R O B I N S O N , Edinburgh 1950, S. 127ff.
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismus 95
anders liegt die Sache betreffs der bekannten Notiz in Plinius, Historia
naturalis, VIII, 185, wo im Zusammenhang mit den Zeremonien um
den Apisstier von Jünglingen gesprochen wird, die während der kul-
tischen Prozession von Raserei ergriffen werden und zukünftige Dinge
weissagen (repente lymphati futura praecinunt). Hier ist tatsächlich
etwas, was uns an die altisraelitischen Nabis erinnert.
Der schwedische Missionsforscher B E N G T SUNDKLER in Uppsala
hat vor einigen Jahren ein hochinteressantes Buch mit dem Titel
Bantu Prophets in South Africa herausgegeben19. Der Verfasser be-
schreibt hier eine merkwürdige Erscheinung unter den Zulus: Leute,
die als eine sonderbare Mischung von heidnischen Besessenen und
inspirierten christlichen Verkündigern auftreten. Sie sind von einer
unwiderstehlichen göttlichen Kraft getrieben, haben Gesichte, leben
in dem Bewußtsein, eine spezielle Berufung zu haben, und bringen
den Gemeinden gewichtige Botschaften auch apokalyptischen Inhalts
aus der unsichtbaren Welt. Professor SUNDKLER sagt, daß hier »the
hidden depths of repressed African possession come to the surface«.
Daß in der Tat im afrikanischen Volksglauben eine primitive Form
von ekstatischem Prophetentum existiert, wird von mehreren For-
schern auf diesem Gebiet immer wieder bezeugt. Die »Swikiros« in
Süd-Rhodesia z. B. wissen sich von einem Geiste Mondoro ergriffen,
fallen in Ekstase und äußern in diesem Zustande inspirierte Worte
oder Orakel, oft sogar in einer archaistischen Sprache20.
Neuerdings hat H. H. R O W L E Y eine Arbeit veröffentlicht, der
er diesen Interesse erregenden Titel gegeben hat: Prophecy and Re-
ligion in Ancient China and Israel21. Er vergleicht hier einige große
Gestalten der chinesischen Religion — Confucius, Mencius, Mo-tzu —
mit den Propheten Israels. Die herangezogenen Chinesen betrachten
sich als Sprachrohre der Gottheit; sie haben das Bewußtsein, daß sie
berufen sind, und fühlen sich unter einem göttlichen Zwang genötigt,
den Menschen ihrer Generation göttliche Botschaften zu verkünden.
Was man bei ihnen vermißt, sind ekstatische Phänomene, die für die
israelitischen Propheten typisch waren. Man muß R O W L E Y in diesem
Urteil Recht geben: »It is hard to think of Confucius behaving like
the ecstatic prophets« (S. 17).
Wer ekstatisches Prophetentum in China finden will, muß sich
an die Volksreligion wenden. Darstellungen über die chinesische Volks-
religion, z. B. in Arbeiten des namhaften Sinologen DE GROOT,
machen uns mit Erscheinungen bekannt, die mit dem altisraelitischen
Nabitum große Ähnlichkeit haben. Es wird erzählt, wie Götter sich
» London 1948.
20
F. W . T . P O S S E L T , Fact and Fiction. A Short Account of the Natives
of Southern Rhodesia, 1935, S. 82.
21
London 1956.
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismus 97
1956, S. 409ff.
25 Siehe z. B . P. A L P H A N D É R Y , Prophètes et ministère prophétique dans le
Scientific Review, II, 2, 1923, S. 93ff. ; ders., Sleeping Preachers. A Study in Ecstatic
Religiosity, Annales academiae scientiarum fennicae, Ser. B, 75, 1, Helsinki 1951;
A. F. P U U K K O , Ekstatische Propheten mit besonderer Berücksichtigung der finnisch-
ugrischen Parallelen, ZAW 53, 1935, S. 23ff.; J. LINDBLOM, Ecstasy in Scandi-
navian Christianity, Expository Times L V I I , 1946, S. 236ff.
Von Ugatit nach Qumran 7
98 J. LINDBLOM
»Prophetin« genannt. Was Debora (Jdc 4—5) betrifft, kann man schwanken. Mir
scheint es am wahrscheinlichsten, daß sie zum alten Stand der Seher gehörte. Sie
ersah Barak zum Anführer des Heeres und wie die altarabischen Kahine wurde sie
genötigt, dem Heere während des Feldzuges zu folgen, um gute Ratschläge zu er-
teilen und die Kampflust anzufeuern. Ihre Gestalt ist in der späteren Tradition
reichlich übermalt worden.
V
100 J . LINDBLOM
Wie verhält es sich aber mit der Erzählung von Num 11 ? Welche
Schlüsse können wir aus dieser Erzählung ziehen?
Einer traditionshistorischen Betrachtungsweise gemäß enthält
das Kapitel lauter ätiologische Sagen. Uns interessiert in diesem Zu-
sammenhang das Mittelstück, das die Erzählungen von den siebzig
Ältesten und den beiden Ekstatikern Eldad und Medad enthält. Diese
Erzählungen haben den Zweck, den Ursprung zweier altertümlicher
Institutionen in Israel zu erklären. Die Institution der Ältesten spielte
eine große Rolle im sozialen Leben Israels während aller Epochen der
israelitischen Geschichte. Aller Wahrscheinlichkeit nach ging die
Institution der Ältesten in die Zeit vor der Landnahme zurück und
wurzelte in der sozialen Sippenorganisation der Nomadenstämme.
In der späteren Geschichte fungierten die Ältestenkollegien vor allem
als Richter, aber auch als Vertreter der Ortschaften und des Volkes
in gewissen kulturellen und politischen Angelegenheiten 30 .
Nun hören wir aber auch von einer Delegation von siebzig Äl-
testen, welche bisweilen die Gesamt-Korporation der Ältesten ver-
treten konnte. Siebzig von den Ältesten Israels stiegen zusammen mit
Mose, Aaron, Nadab und Abihu auf den Berg Sinai hinauf (Ex 241).
Ezechiel sah in seinem großen Tempelgesicht, wie siebzig Männer von
den Ältesten des Hauses Israel sich heidnischen Kultübungen hingaben
(Ez 8 n f.). Vielleicht haben die Traditionisten an diese Delegation der
Siebzig gedacht, wenn sie erzählen, daß Josua die Ältesten in Israel
zum Landtag von Sichern rief (Jos 24 l). Die Idee von den siebzig
Ältesten lebte in spätesten Zeiten fort. Nach Josephus und den Rab-
binen gab es sogar in der römischen Zeit mehrere Kollegien, die aus
siebzig bzw. ein- oder zweiundsiebzig Mitgliedern bestanden 31 .-
Die Institution der siebzig Ältesten hat gewiß eine beträcht-
liche Rolle im alten Israel gespielt. Der Zweck der Erzählung in
Num 11 ist nun, diese Institution ätiologisch zu begründen und ihr
zugleich eine hohe Autorität zu erteilen. Das geschieht erstens da-
durch, daß Mose als ihr Urheber dargestellt wird, und zweitens durch
die Notiz, daß etwas von dem Geist, der auf Mose ruhte, auf die siebzig
Ältesten gelegt wurde 32 . Wenn gesagt wird, daß sie durch den Geist
in prophetische Verzückung gerieten, was dann freilich nicht von
Dauer war, ist damit angedeutet, daß die Geistesmitteilung nur eine
vorübergehende war, den Charakter einer Weihe hatte, und daß die
8
A. ALT, Erwägungen über die Landnahme der Israeliten in Palästina;
Palästinajahrbuch (PJB) 35, 1939, 8 — 63; 43; ( = Kleine Schriften zur Geschichte
des Volkes Israel, Bd. 1, 1953, 1 2 6 - 1 7 5 ) .
Hazor und das Problem der Landnahme 107
1934, 274.
108 F . MAASS
Die ä l t e s t e n E r w ä h n u n g e n H a z o r s
Die Angaben und Hinweise, die sich in älterer Zeit außerhalb
des ATs über die Bedeutung und Stärke dieser Stadt finden, sind
durch die Ausgrabung vollauf gerechtfertigt.
Zum erstenmal wird Hazor u. W. in den ägyptischen B e s c h w ö -
r u n g s t e x t e n genannt. Auf den Ostraka von Brüssel und Kairo (aus
dem 19. oder 18. vorchristl. Jh.) ist neben anderen Machthabern der
»Herrscher von Hazor, Getji« aufgeführt 8 .
In der Hammurabizeit hat Hazor nach dem Zeugnis zweier Briefe
aus dem Archiv von Mari zu den bekanntesten und verkehrsreichsten
Weltstädten gehört; in einem Brief an den König berichtet Bahdi-
Lim, Präfekt des Palastes von Mari, daß Boten aus Babel und anderen
Orten in Mari angekommen sind und nach Jamhad, Qatna und Hazor
weiterziehen wollen. Bahdi-Lim fragt, ob er sie ziehen lassen oder
zurückhalten soll7. Dem am Anfang zerstörten Text des anderen
Briefes ist zu entnehmen, daß eine Gruppe von Marileuten (?) in
Begleitung eines Mannes von Hazor aus Hazor und Qatna angekommen
ist, und außerdem zwei seit langem in Hazor ansässige babylonische
Boten — ebenfalls durch einen Mann von Hazor eskortiert, — die
nach Babel wollen 8 .
Auch unter den mehr als einhundert Namen asiatischer Gebiete
unter ägyptischer Herrschaft in den L i s t e n T h u t m o s i s III. (15. Jh.)
erscheint Hazor9. Diese summarische Liste, in der mehrere Namen
bisher nicht gedeutet werden konnten, läßt jedoch kaum einen Schluß
auf den Rang Hazors zu, wenngleich offensichtlich auch hier nur die
wichtigsten Orte genannt sind 10 .
Viermal kommt Hazor in den A m a r n a - B r i e f e n vor. Sie zeigen
Hazor als Zentrum eines großen Machtgebildes, das sich im Süden
bis zur Jesreel-Ebene, im Nordwesten bis in das Gebiet von Tyrus
und Sidon erstreckte, das aggressiv und expansiv war, sich unter der
Tarnung heuchlerischer Ergebenheit von der ägyptischen Herrschaft
endgültig freizumachen suchte und mit den SA. GAZ-Leuten kon-
spirierte. Aiab, der Fürst von Pihilim 11 ( = chirbet fahil in Südgaliläa ?),
6 Ancient Near Eastern Texts relating to the OT, edited by J A M E S B. P R I T -
CHARD, >1955 (ANET), 329, Anm.
7 Archives Royales de Mari, VI, Correspondance de Bahdi-Lim. Trans-
criteet traduitepar J. R. K U P P E R , Paris 1954, S. 39, Nr. 23.Z.20—2b\Ha-sti-ra-a(ki)
Z. 23.
8 Ibid. S. 111, Nr. 78, Z. 5 - 2 4 ; Ha-?ü-ra-a(ki) Z. 15 (bis); zu vermuten Z. 6,
zu vervollständigen Z. 10. » ANET 242 f.
10 Vgl. A. ALT, Die Landnahme der Israeliten in Palästina, 1925, S. 12 — 20
( = Kleine Schriften zur Gesch. des Volkes Israel, Bd. 1, 1953, 89—125).
1 1 Vgl. Am 256; Die El-Amarna-Tafeln, herausgegeben von J. A. K N U D T Z O N ,
beschwert sich beim Pharao, daß der Mann der Stadt Hazor ihm drei
Städte weggenommen habe 12 . Eine andere Beschwerde erhebt Abimilki
von Tyrus, indem er dem Ägypter berichtet, daß der König von Hazor
seine Burg verlassen und sich mit den ägyptenfeindlichen SA. GAZ-
Leuten verbündet habe 13 . In den Briefen 227 und 228 verteidigt sich
der Herr von Hazor: Er habe die Städte des Pharao stets treulich ge-
schützt und würde über hohen ägyptischen Besuch nur Freude emp-
finden 14 ; andererseits habe er Ursache, sich über böse Anschläge
gegen Hazor zu beschweren und des Pharao Mitgefühl und Aner-
kennung zu erbitten 15 .
Weniger besagt die Nennung Hazors im Papyrus A n a s t a s i 1. 16
aus der späten 19. Dynastie (Ende des 13. Jh.s), in dem ein ägyptischer
Offizier die geographischen Kenntnisse eines »Schreibers« (mahir)
prüfen will; er fragt u. a. nach Hatti-Land, Damaskus, Byblos, Beirut,
Sidon, Sarepta, Uzu ( = Tyrus?), Achschaph, Bethschean, Megiddo,
Jaffa; dabei werden auch die Fragen gestellt: »Wie reist der Schreiber
nach Hazor? Wie sieht dessen Strom aus?« 17 .
H a z o r im A l t e n T e s t a m e n t
Was das AT über Größe, Stärke und Bedeutung Hazors aussagt
oder erschließen läßt, deckt sich voll und ganz mit den alten nicht-
biblischen Zeugnissen. J o s 111-15 erzählen, wie Josua eine große
Koalition nordpalästinensischer Kanaanäer unter Führung Jabins
von Hazor bei Merom (15 km südwestlich von Hazor) besiegt und
dadurch den Norden schlagartig in den Besitz Israels bringt. Die
w . n-15 mit dem Bericht über die Verbrennung und totale Bannung
Hazors verraten die Hand des Deuteronomisten. v. 10 spricht von der
Einnahme der Stadt durch Josua und gibt an, daß »Hazor früher
die Führung all dieser Königreiche hatte«. Dieser Vers weist an sich
keine deutliche Spur deuteronomistischer Abfassung auf; da er aber
meist als zu 11-15 gehörig verstanden wird, fällt er auch unter das
gleiche literarkritische Urteil wie diese Verse. Doch scheint die Be-
gründung in 10b diesem Vers den Charakter eines Abschlusses zu geben
und ihn von dem Folgenden zu trennen. Wollte man an der Einheit
12
F. THUREAU-DANGIN, Nouvelles Lettres d'el-Amarna; Revue d'Assyriologie
19, 1922, S. 9 1 - 1 0 8 ; Brief AO 7094, Z. 18; Transkription u. Übers. S. 96, Text
S. 104; vgl. dazu: A. ALT, Neues über Palästina aus dem Archiv Amenophis IV;
P J B 20, 1924, 2 2 - 4 1 ; 2 9 - 3 4 .
13
Am 148 (EA 6 1 2 - 1 5 ) , Z.. 4 1 - 4 4 .
" Am 227 (EA 7 6 6 - 6 9 ) , Z. 5 - 1 7 .
15
Am 228 (EA 768f.), Z. 1 0 - 2 5 .
18
Britisches Museum 10247; ANET 477.
17
Vgl. G. VON RAD, Hiob 28 und die altägypt. Weisheit; Suppl. to Vetus
Test., Vol. III, 1955, (293-301); 298—301.
110 F. MAASS
von 10-15 festhalten, so müßte man 10b als falsch plaziert ansehen und
ihn richtiger an das Ende von v. 11 versetzen. Doch dürfen wir diese
Notiz über die Eroberung der führenden Stadt eher zum Vorher-
gehenden als zum Folgenden rechnen.
Diesem ersten Teil des Kapitels dürfte aber eine alte Überlieferung
zu Grunde liegen; EISSFELDT nimmt ältestes mündliches Traditions-
gut an und verteilt den vorliegenden Bericht auf Jahwisten und Elo-
histen18. NOTH hat sogar ein bedingt positives Urteil über die Histori-
zität des Berichteten19. Die überragende Rolle Hazors erhellt aus
jedem Vers. Die Aufzählung aller unter Hazors Führung stehenden
anti-israelitischen Allierten in 1-3 ist allerdings offensichtlich sekundär
erweitert, bes. v. 3 verrät sich als spätere schematische Summierung.
Doch ist mit der vertrauenswürdigen Angabe über die Teilnahme
Madons im Osten20, der Könige nördlich21 (von Hazor!) im Gebirge,
in der Araba gegenüber21 von Kinnereth (Genezareth), in der Schefela
(Hügelland westlich davon?) und im Gebiet von Dor ( = Tantura)
ungefähr alles umspannt, was in dem später israelitischen Land nörd-
lich der Jesreel-Ebene mobilisiert werden konnte. Gegen eine solche
Koalition unter Führung Hazors kann kein einzelner israelitischer
Stamm gekämpft haben; mindestens die vereinigten Nordstämme,
noch wahrscheinlicher mit Beteiligung Manasses und Ephraims, müssen
als Gegner Hazors und seiner Trabanten und Verbündeten ange-
nommen werden.
In der B a r a q - D e b o r a - S c h l a c h t (Jdc 4. 5) spielt die Stadt
Hazor überhaupt keine Rolle. Sie wird nur als Residenz Jabins, der
mit der Schlacht selbst nichts zu tun hat, sondern als ferner und
wesenloser Herr Siseras genannt ist, beiläufig erwähnt (4 2. 17). Im
Debora-Lied, Jdc 5, kommen weder Jabin noch seine Stadt vor; viel-
mehr liegt der eng begrenzte Schauplatz des Kampfgeschehens in
der Jesreel-Ebene (5 19f.). Auf das oft erörterte literarkritische Pro-
18 Hexateuch-Synopse, 1922, 74; der Stoff sei zuerst von L aus mündlicher
Tradition geschöpft, die aber »in. der chronologischen Ansetzung der Geschehnisse
gelegentlich schwankte« und darin »nicht ohne weiteres als historisch betrachtet
werden« kann, Einl., 2 1956, 317.
14 »Diese Erzählung hatte gewiß ihren historischen Hintergrund in einem in
blem der Kapitel Jdc 4 und 5 und ihres Verhältnisses zu Jos 111-15
kann hier nicht näher eingegangen werden. Für Jdc 4. 5 überwiegt
die Annahme verschiedener Quellen, ob man an Berichte über ver-
schiedene Ereignisse denkt 22 oder an verschiedene Traditionen über
ein und dieselbe Schlacht 23 . EISSFELDTS Aufteilung der Sisera- und
Jabin-Geschichte auf L und J, wobei auf die letztere 4 i . 2a. 3. 10a.
11.17b. 23f. entfallen 24 , ist bis heute die eindrucksvollste und gang-
barste Quellenanalyse von Jdc 4 und 5. Nach EISSFELDTS Urteil
hat L das Debora-Lied schon »schriftlich fixiert vorgefunden« (Einl.,
2
1956, 317). Doch ist die Möglichkeit einer Ergänzungshypothese,
die mit einem ursprünglich einheitlichen Bericht über die Sisera-
Schlacht und mit späteren Eintragungen, bes. der Jabin-Stellen,
rechnet, nicht ausgeschlossen. Auch in Jos 111-9(10) nimmt EISSFELDT
zwei Stränge an (s. S. 110 und Anm. 18) und schreibt die Nennung
Jabins hier dem Elohisten zu 25 .
Was die Frage des Verhältnisses von Jdc 4f. (oder einem Er-
zählungsfaden darin) zu Jos 111-9(10) angeht, so überwiegt die Auf-
fassung, daß es sich um das gleiche Geschehen in verschiedener Über-
lieferung handelt; in diesem Sinn hat sich EISSFELDT kürzlich noch
nachdrücklich ausgesprochen: »Denn es darf ja wohl als ausgemacht
gelten, daß es sich hier (Jos 111-11) um dasselbe Geschehen handelt,
von dem Jdc 4 die Rede ist, und daß es da seine richtige Stelle hat
und erst sekundär mit Josua in Verbindung gebracht worden ist«26.
Die Erhellung der Geschichte Hazors in der Spätbronze- und frühen
Eisenzeit durch die neuesten archäologischen Entdeckungen läßt die
Frage, ob Jos 111-10 nicht doch einen zuverlässigen alten Bericht
enthalte und vielleicht keine »Vordatierung« (des Geschehens von
Jdc 4 und 5) sei, in einem neuen Licht erscheinen. Die Baraq-Debora-
Schlacht wird in der Jesreel-Ebene ausgetragen und entscheidet über
deren Besitz. Da diese Ebene aber zu den Gebieten gehörte, in denen
die Israeliten es am schwersten hatten und die längste Zeit gebrauchten,
22
K . B U D D E , Das Buch der Richter ( K H K ) , 1897, 33, rechnet die Jabin-
Geschichte, Jdc 4 , wie Jos 11 zu Ji; ganz ähnlich W . N O W A C K , Richter-Ruth
( H A T ) , 1900, 30f., der für diese Geschichte allerdings eher an J2 denken möchte.
23
H . W. H E R T Z B E R G , Die Bücher Josua, Richter, Ruth (ATD), 1954, 175.
21
Die Quellen des Richterbuches, 1925, 2 3 - 3 3 ; Einl. in d. AT, 21956, 313,
317 f.
» Einl. in d. AT, 2 1956, 318.
26
Die Eroberung Palästinas durch Altisrael; Die Welt des Orients 1955,
158 — 71, 168. Zum Deboralied und seiner Datierung E. S E L L I N , Das Deboralied,
Procksch-Festschrift 1934, 149 — 66; O . G R E T H E R , Das Deboralied, 1941; A. A L T ,
Erwägungen (s. Anm. 2), 48f., Anm. 2; W. F. A L B R I G H T , der zu einer genauen An-
setzung »um 1125« kommt; Archaeology of Palestine, 1949, 117f. und Die Religion
Israels im Lichte der archäologischen Ausgrabungen, 1956, 132, 232 (Anm. 72).
112 F. MAASS
F r i e d l i c h e oder k r i e g e r i s c h e L a n d n a h m e ?
Im Unterschied (oder Gegensatz) zur biblischen Darstellung ist
in der alttestamentlichen Forschung des deutschen Protestantismus
eine Anschauung zur Herrschaft gekommen, die die israelitische
Landnahme (mindestens in ihrem ersten Stadium) für einen fried-
lichen Vorgang hält. Diese Auffassung ist in erster Linie durch die
genialen territorial-geschichtlichen Untersuchungen ALBRECHT A L T S
begründet und zum Erfolg geführt worden. ALT hat die verschiedene
politische Struktur der Ebene und des Gebirgslandes im alten Pa-
lästina dargetan und damit eine gute Erklärung dafür gefunden,
daß die Israeliten sich zunächst im Gebirge und erst später in den
Ebenen durchsetzen konnten 27 ; er hat dann ein friedliches und ein
kriegerisches Stadium der Landnahme unterschieden: erst nachdem
die im Zuge des Weidewechsels28 mit Duldung der Kulturlandbewohner
nach Palästina gekommenen und dort gebliebenen israelitischen
Halbnomaden29 erstarkt waren, haben sie die kanaanäische Herr-
schaft z. T. mit Gewalt abgeschüttelt s0 . Für das erste friedliche Sta-
dium der Landnahme verweist ALT auf bekannte geschichtliche Ana-
logien, bei denen es sich »in der Regel um sehr langsam verlaufende
Prozesse handelt, die eine Reihe von Menschenaltern beanspruchen«81.
Daß die biblische Überlieferung davon gar nichts mehr weiß, die Land-
nahme vielmehr als einen kriegerischen Vorgang schildert, erklärt
27 Landnahme (s. Anm. 10), 33 f.
28 N ä h e r e s bei L . ROST, W e i d e w e c h s e l . . . Z D P V 66 ( 1 9 4 3 ) , S . 2 0 5 — 1 6 .
29 Zum Charakter des Nomadentums der Israeliten in dieser Zeit s. W. F.
ALBRIGHT, Die Rel. Israels im Lichte der arch. Ausgrabungen, 1956, 111—14, wo
die Israeliten als »Esel-Nomaden« charakterisiert werden, die weder mit den ara-
bischen Beduinen noch Halbnomaden noch Wander-Handwerkern zu vergleichen
seien.
30 Erwägungen, 23—27 u. ö. 8 1 Erwägungen 26.
Hazor und das Problem der Landnahme 113
• 9 Erwägungen 24.
Hazor und das Problem der Landnahme 117
Bereits im Jahre 1949, also knapp zwei Jahre nach dem Be-
kanntwerden der ersten Funde von Chirbet Qumran, wies der hoch-
verehrte Jubilar in einem Berichte, der in »Forschungen und Fort-
schritte« erschien, mit allem Nachdruck darauf hin, daß das neuent-
deckte Handschriftenmaterial »eine Revision der bisherigen Auf-
fassung von der Geschichte der hebräischen Sprache erforderlich«
mache 1 . In dem Jahrzehnt, das nunmehr seit den ersten Entdeckungen
vergangen ist, wurden Texte in einem Umfange zutage gefördert, wie
es sich die kühnste Forscherphantasie nicht hätte träumen lassen,
und noch immer stehen wir in der Erwartung neuer überraschender
Funde 2 . Zahlreiche Theorien über den Charakter der Qumran-Texte,
die man im Laufe der Zeit aufstellte, mußten aufgegeben oder revi-
diert werden, und auch manches von dem, was gegenwärtig an Hypo-
thesen im Umlauf ist, wird sich mit fortschreitender Erkenntnis
Revisionen und Modifikationen gefallen lassen müssen. Die Fest-
stellung jedoch, daß sich unsere bisherige Vorstellung von der Ge-
schichte der hebräischen Sprache weithin nicht mit der tatsächlichen
historischen Entwicklung deckt, hat sich als zutreffend und dauerhaft
erwiesen3. Freilich ist auch auf dem Sektor der sprachgeschichtlichen
Erforschung der Qumran-Texte bei weitem noch nicht alles getan
und dazu vieles im Fluß. So sei es dem Verfasser gestattet, an jene
grundlegende Feststellung des Erforschers der kanaanäischen Reli-
gions- und Kulturgeschichte anzuknüpfen und in den folgenden
Zeilen auf eine der zahlreichen sprachlichen Besonderheiten aufmerk-
sam zu machen, wie sie sich aus dem Schriftbild der Texte vom Toten
Meer ergeben.
In »Discoveries in the Judaean Desert I : Qumran Cave I« (Ox-
ford 1 9 5 5 ) , S. 1 0 2 - 1 0 7 , ediert J. T . MILIK unter Fragment 1 Q 2 7
das Bruchstück eines Buches, das er als »Livre des Mystères« (1Q
Myst) überschreibt 4 . Der Herausgeber ist zweifellos im Recht, wenn
1
Forschungen und Fortschritte 26, 1949, S. 199 f.
2
Vgl. die ausgezeichneten Ubersichten von G. V E R M È S , Discovery in the
Judean Desert, New York 1956; J. T . M I L I K , Dix ans de découvertes dans le Désert
de Juda, Paris 1957.
8
Als erster hat, soweit ich sehe, P . K A H L E auf die sprachgeschichtlichen
Probleme, die durch Qumran gestellt werden, hingewiesen; ThLZ 74, 1949, Sp. 91 ff.
1
Zur Literatur vgl. Qumran Cave I, S. 102, Anm. 1.
Spuren eines westsemitischen Präsens-Futur 119
Rabbinen dogmatisch dadurch abgrenzten, daß sie die kanonische Periode der Heils-
geschichte erst mit Mose beginnen ließen; vgl. hierzu meinen Artikel »Propheten-
tum und Propheten im Judentum hellenistisch-römischer Zeit«, ThWNT 6, s. v.
Trpo^TT)?.
• Vgl. VT 7, 1957, S. 140, Anm. 1.
7 Zur Konstruktion vgl. zuletzt BEER-MEYER, Hebräische Grammatik II,
1965, § 114, l c . c. BROCKELMANN, Hebräische Syntax 1956, § 160b.
8 a. a. O. § 84, 5a.
eigentliche Aussprache dürfte *'ebärä oder *ebärä gewesen sein; tiberisch ist sie als
'xbh'rd, Hi 9 14, überliefert.
1 1 Wahrscheinlich *bä$ar ausgesprochen; vgl. sam. b&iav, Gen 39 9. Aller-
dings ist zu beachten, daß Alef zwischen Vokalen — sei es als Primärlaut, oder sei
als Neubildung aus anderen Kehllauten oder auch aus Jod — daneben erhalten
120 R . MEYER
»Ich will erwählen, was er mich lehrt, und mich freuen gemäß dem,
wie er mich richtet.«
Die volle Lesung von iSoptni dürfte mit *je5öfeteni oder *ie$öfetenni,
tiberisch üüp'teni oder *pSpHdnni, anzusetzen sein 13 . Zur gleichen
Wurzel begegnet noch einmal eine Form in IQ pHab 12, 5:
vhob u d d w iwn . . . »trrin pian
Die teilvokalisierte Umschrift lautet hier:
hkohn hrS( . . . 'Sr {Soptnu 7 Ikla
»der frevlerische Priester . . ., den Gott zur Vernichtung verurteilen
wird.«
In der Form jSoptnu stellt sich ein Energicus dar, der als *{eSöfe-
fennü, tiberisch *i$petdnnü, demjenigen in I Q Myst 1, 10 entspricht.
Des weiteren ist 1Q S 6, 14 zu erwähnen.
Tpen irsn w i r r 1 4
idorihu h'iS hpqid
»es soll ihn der Aufseher überprüfen«
Hier würde die volle Vokalisierung der Form idorShu *\eiöreiehü
lauten, während die Tiberier die gleiche Bildung iidr'Sehü aussprechen.
Schließlich sei noch auf I Q H 4, 6 1 6 verwiesen, wo der Dichter der
Hodajot Gott anruft:
•prnnx
J
dorSka
»ich suche dich«
und wo wir entweder die Form *,adöre$ekä, tiberisch edrdSkd,
oder aber den Energicus *>adöreSekkä, tiberisch *'cedrt$cekkil, vor
uns haben.
Eine Übersicht ergibt unter Ablösung der Suffixe folgendes Bild:
IQ Myst 1, 10: i'oSq -ennu
IQ pHab 12, 6 : iSopt -ennu
IQ S 10, 13: i$opt -«»»; -enni
IQ H 4, 6 : 'dorS -eka; -ekka
IQ S 6, 14: j\dor$ -ehu
Wie aus der Übersicht hervorgeht, liegen hier offenkundig festge-
prägte Formen vor, die man nicht einfach als Zufälligkeiten oder
bleiben kann. So wird das in IQ Myst 1, 10 ebenfalls begegnende k'$r sam. in der
Regel als ka'&Har, Gen 7 9, ausgesprochen; vgl. zum Problem B E E R - M E Y E R , He-
bräische Grammatik I, 1962, § 22, 3 a.
" Zum Kohortativ vgl. B E E R - M E Y E R II, § 82, 2d.
11
a. a. O. § 84, 2a. d.
11
M. B U R R O W S , The Dead Sea Scrolls of St. Mark's Monastery I I , 2 , New
Haven 1961, z. St., transkribiert "lilttHni, doch weist das Faksimile einwandfrei
auf die oben vertretene Lesart hin.
" Nicht IQ H 4, 20, wie J. T. M I L I K a. a. O. angibt.
Spuren eines westsemitischen Präsens-Futur 121
MANN, Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen 168), 1936, S. 67, Anm. 1.
87 BAUER-LEANDER I, § 36.
88 Journal of the American Oriental Society 68, New Häven 1938, S. 296
bis 309.
*• Z. HARRIS, Development of t h e Canaanite Dialects, New Häven 1939,
S. 49.
4 0 Orientalia 8, R o m 1939, S. 227, Anm. 1.
4 1 Ebenda 7, 1938, S. l f f .
erschienenen »Ugaritic Manual« das Problem, soweit ich sehe, überhaupt nicht
mehr erwähnt1®.
Daß mit dieser Rückkehr zu älteren Vorstellungen in bezug auf den west-
semitischen Verbalbau noch keineswegs das letzte Wort gesprochen ist, zeigen die
grundlegenden Forschungen von O. R Ö S S L E R . In seinem umfangreichen Aufsatz
»Verbalbau und Verbalflexion in den semito-hamitischen Sprachen« hat O. R Ö S S L E R
m. E. überzeugend nachgewiesen, daß die Aufgliederung der Präformativkonjuga-
tion in einen Erzählungsmodus oder ein Präteritum einerseits und einen Durativ
oder ein Präsens-Futur andererseits, wie wir sie aus dem Akkadischen kennen, nicht
etwa eine Neubildung darstellt, sondern dem Altsemitischen eigentümlich ist 4 4 .
Unter voller Anerkennung der Pionierleistung O . R Ö S S L E R S macht nun J . F R I E D -
R I C H geltend, daß nicht nur das ostsemitische Akkadisch, sondern aller Wahrschein-
lichkeit auch das fast gleichaltrige westsemitische Idiom von Ugarit über eine ähn-
lich gebaute Präformativkonjugation verfügte 45 . Es ist nun bezeichnend, daß selbst
C . B R O C K E L M A N N seinen Standpunkt revidiert hat und die altwestsemitische Prä-
formativkonjugation unter syntaktischen Gesichtspunkten aufgliedert in einen
»konstatierenden Aspekt« jaqtul und einen »kursiven Aspekt« jaqattal**. Darüber
hinaus sieht er jetzt sogar die südarabische und äthiopische Form j,eqattel < *iaqat-
tal — sowie die neusüdarabische Form {iqötel < *\aqätal, auf die wir sofort zu
sprechen kommen werden, — unter Abkehr von seinen früheren Erklärungen 47 im
geschichtlichen Zusammenhange mit altwestsemitischem jaqattal, indem er sagt:
»Die Verdoppelung des zweiten Radikals als Zeichen des kursiven Aspekts haben
nur die Südaraber und ihre Kolonisten in Südarabien beibehalten« 48 .
Der kurze Überblick, der in keiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit er-
hebt, zeigt, daß die vergangenen Jahre einen entscheidenden Wandel in der Vor-
43 C. H. G O R D O N , Ugaritic Manual, Rom 1965, S. 66—60. Ebenfalls gegen
im Dialekt von Ras Samra, Kopenhagen 1941, S. 105—110, gegen die Möglichkeit
der Existenz einer Form j,aqattal(u) in Ugarit ausspricht, muß er dieselbe in das
»Ursemitische«, damit aber in den vorgeschichtlichen Bereich des Westsemitischen
verweisen; vgl. Zeitschrift für Phonetik 6, S. 144f.
126 R . MEYER
S. 1 5 6 .
Rahelstämme" und „Leastämme"
Von Sigmund M o w i n c k e l in Oslo
(OSLO, GYLDENLÖVESGATC 22)
zugehen, da unter allen Umständen J zu Grunde liegt, und da »E«, wenn er über-
haupt existiert hat, von J s Komposition und Erzählungsfaden abhängig gewesen
ist. Die sogenannten E-Stücke sind jedoch meiner Ansicht nach besser erklärt als
stellenweis auftretende Weiterentwickelungen der von J gebuchten Traditionen, die
daneben auch ihr mündliches Leben fortgesetzt haben. An gewissen Stellen ist J
durch Hineinarbeitung von Varianten aus dieser sekundären Tradition erweitert
worden. Ein zusammenhängendes, dazu sogar »nordisraelitisches Sagenbuch« E
hat es allem Anscheine nach nie gegeben. — Etwaige Widersprüche innerhalb der
Geburtsanekdoten erklären sich besser aus der ursprünglichen Selbständigkeit der
von J oder seinen Vorgängern aufgenommenen Materialien.
2 S. BRÄUNLICH, Beiträge zur Gesellschaftsordnung der arabischen Beduinen-
stämme, Islamica 1933, 1—2. Vgl. auch, was A. MUSIL, Arabia Petraea, Wien 1908,
von dem Ursprung des Stammes Hwetat erzählt, III, S. 51, vgl. S. 26.
' M. NOTH, Geschichte Israels2, Göttingen 1954, S. 66f.
VON UF&XIT NACH QUMRAN 9
130 S. M o w i n c k e l
• M. Noth, Die Welt des Alten Testaments8, Berlin 1967, S. 64ff.; Geschichte
Israels2, S. 83 ff. und passim.
7 Gen 37 8.13 4 3 e . 8 . n 46 28 46 1.2. 29.30 47 27 482.8.10.11.13.14.21 60 2.
liegenden Gestalt auch die Aufgabe gehabt, zu erklären, wie die Bene
Israel nach Ägypten kamen, und so die Exoduserzählung vorzu-
bereiten.
Es ist nun überhaupt bezeichnend, daß in der Genesis überhaupt
keine eigentliche Israelserzählung begegnet. Alle überlieferten Er-
zählungen handeln eigentlich von Jakob. Selbst in der Namenwechsel-
erzählung Gen 32 23 ff. ist die Umnennung tatsächlich nur ein Neben-
motiv, für das dieses Aition nicht geschaffen worden ist. Die Sage
ist eine Pnu'el-Erzählung, die die Heiligkeit der Kultstätte ätiologisch
erklären, und daneben auch die Erklärung eines an dieser Stätte ge-
knüpften besonderen Kulttabus geben will: warum die Israeliten (dort)
nicht die Lende (des Opfertieres) essen, sondern — das ist als selbst-
verständlich mit vorausgesetzt — sie der Gottheit weihen. Das Um-
nennungsmotiv ist ein traditionsgeschichtlich sekundäres Neben-
motiv, das eben in der Erzählung g e f u n d e n ist, weil man die Identität
von Jakob und Israel erklären und begründen wollte.
Daneben könnte man auch den Schluß der Jakob-Laban-Sage
in Gen 31 nennen, der eine traditionsgeschichtlich sekundäre Be-
ziehung auf das viel spätere ethnisch-politische Verhältnis zwischen
den Israeliten und den Aramäern in Nordost] ordanlande erhalten hat.
Daß dieser Zug traditionsgeschichtlich sekundär ist, hat G U N K E L
längst nachgewiesen.
Nun ist es ein folkloristisches und traditionsgeschichtliches
»Gesetz«, daß, wenn eine Person unter zwei ganz verschiedenen Namen
auftritt, das auf einer Zusammenschmelzung zweier ursprünglich selb-
ständiger Personen beruht. Israel und Jakob sind zwei verschiedene
Personen der Überlieferung gewesen, die ursprünglich nichts mit-
einander zu tun gehabt haben mögen.
Was ist nun die »Person« Israel ? Offenbar nichts anderes als der
heros eponymos des geschichtlich gewordenen, von der Sinaihalbinsel
eingewanderten und in Kanaan konsolidierten Volkes Israel. Es ist
sehr bedeutungsvoll, daß man über diesen Vater Israel absolut nichts
zu erzählen gehabt hat; alle die überlieferten Geschichten sind, wie
gesagt, Jakobgeschichten. — Daß «Israel« eigentlich ein Personname
ist, der nach V I R O L L E A U D (Acad. I. B.-L. Paris 1956, S. 65) in einem
Ugarittext bezeugt ist, ist in d i e s e m Zusammenhange bedeutungslos.
Ganz anders verhält es sich mit der Gestalt Jakobs. Über ihn ist
eine ganze Anzahl Geschichten im Umlauf gewesen. Er ist deutlich
mit konkreten Lokalitäten in Mittelpalästina und im nördlichen Ost-
jordanlande verknüpft gewesen. Die Überlieferung weist aber ebenso
deutlich auf eine ältere Verbindung der Jakobgestalt mit Nordwest-
mesopotamien hin. Das wird heute durch die vielen Berührungen der
in den Patriarchenerzählungen vorausgesetzten Kulturverhältnisse
mit den nordwestmesopotamischen, wie diese uns etwa in den Nuzu-
9'
132 S . MOWINCKEL
rungsgestalten gehören die vier Frauen ? Die Frage braucht nur gestellt
zu werden, um sofort beantwortet zu sein: sie gehören zur Jakob-
überlieferung. Das Motiv Lea-Rahel wie das Motiv Jakob-Laban
gehören organisch zu der Jakobtradition, die in ihrer Hauptmasse
ohne diese Motive überhaupt nicht existieren würde. Sie spiegeln das
nordwestmesopotamische Kulturmilieu und sind für die Jakobsage
konstitutiv. Anders ausgedrückt: Lea und Rahel mit ihren Mägden
waren Jakobs Frauen lange, ehe sie die Israels wurden.
c) Es ist nun nicht ohne Interesse zu wissen, welcher Art diese
Frauen traditionsgeschichtlich gesehen ursprünglich gewesen sind.
Es ist natürlich möglich, daß sie vom Haus aus rein »novellistische«
Gestalten gewesen seien: wahrscheinlich ist das aber nicht.
Es empfiehlt sich mit R a h e l anzufangen. Das hebr. rähel be-
deutet »Mutterschaf«. Das weist in die Richtung der Fruchtbarkeits-
vorstellung. Das AT spricht öfter von dem Grab Raheis; das für Rahel
Charakteristische ist in der Tat, daß sie stirbt und ihr Grab hat, von
dessen Existenz und Lage jedermann weiß, und von dem aus sie immer
noch an dem Schicksal ihrer Kinder teilnimmt: »Rahel weint über ihre
Kinder«. Fruchtbarkeit, ein Grab, in dem sie noch lebt, Weinen — all
das sind charakteristische Züge der vorderasiatischen Fruchtbarkeits-
und Muttergöttinnen. Das erklärt auch, warum Rahel eine Zeitlang
unfruchtbar ist; das ist die Muttergöttin eben, so lange ihr Gegner,
Mót, der Tod, die Dürre, herrscht. — Das Grab ist in der Tat hier,
wie so oft in Vorderasien bis auf diesen Tag, die Kultstätte der Gott-
heit oder des Heiligen; in dem heutigen Syrien und Palästina wird
fast jeder volkstümliche Heilige an seinem Grab verehrt, wie ja das
arabische Wort für den Heiligen, wali (eigentlich »Schützer«), auch
die Bedeutung Heiligengrab, Heiligengrabmal angenommen hat 1 0 .
Daß nun die verehrte Gottheit zugleich als Ahnherr oder -frau
der Bevölkerung gilt, ist ein recht allgemeiner Zug: vgl. Assur, Gad
u. v. a. Die Araber »haben immer, sagt JOHS. PEDERSEN, die Macht
(den Segen) dort gesucht, wo sie zu finden war: bei den Gräbern der
Vorfahren«; die Begriffe »Ahnherr« und »verehrter Heiliger« gehen
für die Araber in eins, sagt MUSIL.
Das Grab Raheis wird in der spätesten Tradition nördlich von
Bethlehem lokalisiert; es ist aber völlig klar und allgemein anerkannt,
daß es nach der älteren Tradition im AT im Efraimsgebirge lag, nicht
weit von Rama, siehe I Sam 10 2 und vergleiche Jer 30 15; die Glosse
10
Über islamischen Heiligenkult siehe u. a. S. I. CURTISS, Ursemitische Re-
ligion im Volksleben des heutigen Orients, Leipzig 1903, S. 81ff.; A. MUSIL, Arabia
P e t r a e a I I I , S. 3 2 9 f f . ; A. J . WENSINCK U. J. H . KRAMER, H a n d w ö r t e r b u c h d e s
Islams, Leiden 1941, S. 7 9 3 f f . ; JOHS. PEDERSEN, Illustreret Religionshistorie 8 ,
Kabenhavn 1948, S. 275 ff.
134 S. M o w i n c k e l
in Gen 35 19 hat das efraimitische Efrat mit dem Efrat bei Bethlehem
verwechselt u .
Nun ist die Jakobgestalt ganz besonders mit dem Efraimsgebirge
verknüpft: Bet'el, Sichern usw. — Aus diesem allem ergibt sich der
Schluß: Rahel ist ursprünglich eine »kanaanäische« Fruchtbarkeits-
und Muttergöttin, die besonders im Gebirge Efraim verehrt worden
ist, deren Grab man dort nachwies, und die schon in vorisraelitischer
Zeit mit dem Ahnherrn Jakob verbunden gewesen ist. Daß sie ihr
Grab in Efraim hat, bedeutet, daß ihr Kult ursprünglich dort zu Hause
ist. Wenn sie infolge ihres Namens in erster Linie die Fruchtbarkeit
des Kleinviehs vertritt, so stimmt das ganz mit der Lebensweise und
Kultur der »Patriarchhebräer«.
Viel deutet nun darauf hin, daß auch L e a eine Göttin von dem-
selben Typus gewesen ist. Die nächstliegende Deutung des Namens
ist immer noch, ihn in Verbindung mit dem arab. la'ay, Watun =
Wildkuh zu setzen. Daß Ochs und Kuh übliche Symbole und Bei-
namen der Fruchtbarkeitsgötter des alten Kanaans gewesen, ist eine
allbekannte Tatsache; es genügt an die Stiergestalt des Ba'al-Hadad,
an den §or-El und an die Jungkuh 'Anat in Ugarit zu erinnern. Mög-
lich ist aber auch die Zusammenstellung mit der Wurzel Iwy, Iwh =
(sich) winden, ringeln u. dgl.; vgl. Liwjatan »die gewundene Schlange«
und die Deutung des Namens als »Schlange« (B. LUTHER, EDUARD
MEYER) ; auch die Schlange ist ein häufiges Symboltier der weiblichen
Fruchtbarkeitsgottheit 12 . — In beiden Fällen ist Lea eine Gestalt
derselben Art wie Rahel.
Daß auch mythologische Gestalten in die Patriarchensage hinein-
gezogen worden sind, ist bekannt; vgl. die Weiber Abrahams und
Nahors: Sara = Sarratu = Königin, Milka = malkatu = Fürstin,
beides Beinamen zweier in Haran verehrten Göttinnen. So ist auch
Laban ( = der Weiße) höchstwahrscheinlich ein Mondgott; vgl.
Ubenä = M o n d 1 2 a .
Diese Verbindung des Ahnherrn mit den beiden Fruchtbarkeits-
göttinnen mag schon auf der mesopotamischen Stufe der »Jakobleute«
stattgefunden haben. Wenn Lea die Wildkuh ist, so ist diese eher in
der Steppen- und Macchiazone als in der gebirgigen Waldzone heimisch
gewesen. Nachdem die Jakobgruppe sich im Efraimgebirge niederge-
lassen hatte, ist seine zweite Frau mit der dort einheimischen Rahel
identifiziert worden, oder diese hat jene abgelöst. Israelitisch ist Rahel
erst nach der Einwanderung geworden: eben zur Ahnfrau der sich im
11 Siehe z. B. G u n k e l , Genesis4, S. 352.
12 Siehe S t a n l e y Cook, The Religion of Ancient Palestine in the Light of
Archaeology, London 1930, S. 99, mit Literaturhinweisen.
12:1 Laban ist allerdings auch als gewöhnlicher Personname in Ugarit bezeugt,
s. V i r o l l e a u d in Acad. I. B.-L. Paris 1956, S. 65.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 135
därer Zug der Tradition, der erst hinzugekommen sein kann, nachdem
Israel mit Jakob identifiziert worden war.
d) Damit ist aber zugleich schon gesagt, daß für die Vorgeschichte
der eigentlichen i s r a e l i t i s c h e n Stämme aus ihrer Verteilung auf
Jakobs vier Frauen nichts zu holen ist. Wenn man von dem »Israel«
spricht, das von der Kadesch-Sinai-Gegend nach Kanaan einge-
wandert ist, so hat es für dieses nie eine Gruppierung in Leastämme
und Rahelstämme gegeben. Auf Jakobs Frauen können die israeli-
t i s c h e n Stämme erst verteilt worden sein, nachdem Israel mit Jakob
verschmolzen war. Für die israelitische Einwanderungsgeschichte ist
das Schema nicht verwertbar. Jeder Versuch, der damit anfängt, das
Problem der Einwanderungsgeschichte mit Hilfe dieses Vierfrauen-
Schemas näher aufzuhellen, bringt nur Verwirrung in das Bild hinein.
Es dürfte also darüber Einigkeit bestehen, daß die zwölf »Söhne«
Israels nichts anderes als die »Personifikationen«, die heroes eponymi
der zwölf Stämme sind. Das gilt in diesem Zusammenhange auch
von Josef, wie immer es mit der Frage nach einer geschichtlichen
Person hinter dieser Gestalt stehen mag.
Andererseits hat es sicherlich schon in der älteren Jakobtradition
einen Anknüpfungspunkt für die Verknüpfung der Söhne mit Jakobs
Frauen gegeben. Denn Söhne muß auch der vor-israelitische Jakob
gehabt haben. Zu dem zentralen Motiv der Jakobsage gehört ja sein
Verhältnis zu Laban und seinen beiden Töchtern; ein integrierender
Zug in einer altorientalischen Erzählung von einer Ehe sind aber die
Söhne, die in dieser Ehe geboren werden. Diese »ursprünglichen«
Söhne Jakobs werden dann Größen von derselben Art wie Jakob
selbst vertreten haben: halb-nomadisierende palästinische Gruppen
in vorisraelitischer Zeit, genauer bestimmt: solche die in einem näheren
geschichtlichen und ethnischen Zusammenhang mit der Jakobgruppe
gestanden haben und wie diese vom Nordosten, von Mesopotamien,
eingewandert waren, oder sich mit der Jakobgruppe zusammen-
geschlossen hatten, weil sie auf derselben Kulturstufe wie diese lebten
und in einem gemeinsamen Spannungsverhältnis zu den seßhaften
»Kanaanäern« standen.
Wie zahlreich diese »ursprünglichen Jakobsöhne« gewesen und
welche Namen sie trugen, davon wissen wir vorläufig nichts. Es ist
aber sehr wohl möglich, daß einige von den »Stämmen», die in das
israelitische »Stämmesystem« aufgenommen wurden, ursprüngliche
Jakobsöhne gewesen sein können. Siehe darüber unten § 3a.
2. a) Wann ist die Verteilung der israelitischen Stämme auf die
vier Frauen des Ahnherrn aufgekommen ?
Das kann selbstverständlich erst nach Israels Einwanderung in
Kanaan und nach dem Aufkommen der näheren Verbindung (»Bund«)
zwischen den älteren Hebräergruppen in Kanaan, den Jakobleuten
»Rahelstämme« und »Leastämme« 137
u. a., und den Einwanderern geschehen sein. Das heißt aber zugleich:
erst nach der Konsolidierung des israelitischen Stammesbundes, der
»Amphiktyonie«. Dabei mögen auch frühere Jakobsöhne mit israeli-
tischen Stämmen identifiziert und »Stämme«, die von den Gestalten
der ursprünglicheren Söhne Jakobs vertreten waren, israelitisiert
und in die Amphiktyonie aufgenommen worden sein.
Um das Aufkommen und das Wesen des Stammesbundes hat
sich besonders verdienstvoll M. NOTH bemüht, zuerst in seinem D a s
S y s t e m der zwölf S t ä m m e I s r a e l s , neulich wieder, und wie es
hier scheint, etwas mehr zurückhaltend, in seiner G e s c h i c h t e I s -
raels 2 , und seiner U m w e l t des AT 3 . Im großen ganzen wird man
NOTHS Ergebnisse mit Anerkennung annehmen; nur in einem nicht
unwichtigen Punkte muß ich ausdrücklich von ihnen Abstand nehmen:
Die ursprüngliche Amphiktyonie hat nicht aus zwölf, sondern aus den
zehn im Deboraliede aufgezählten Stämmen bestanden.
Der Dichter dieses Liedes nennt lobend diejenigen Stämme, die
an'der Schlacht teilgenommen, tadelnd daneben diejenigen, die nicht
teilgenommen haben, obwohl man es von ihnen als israelitischen
(jahwetreuen) Stämmen hätte erwarten können. Zwischen Teilnehmen
und Nichtteilnehmen gibt es kein tertium. Es ist somit klar, daß er
alle israelitischen Stämme nennen will, die teilnehmenden lobend,
die nicht teilnehmenden tadelnd. Der einzig mögliche Schluß ist: er
kennt nur zehn israelitische Stämme, nach der Reihenfolge des Liedes:
Efraim, Benjamin, Makir ( = Manasse), Zebuion, Issachar, Naftali 15 ,
Rüben, Gilead ( = G a d ) , Dan (der hier schon im Norden wohnt 16 )
und Ascher. Selbstverständlich fehlt Lewi, der in geschichtlicher Zeit
kein »Stamm« (mehr) gewesen ist.
Geschichtlich bedeutungsvoll ist, daß auch Juda fehlt. A. ALT
hat in seinem »Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina« 17
gezeigt, daß in dem Sprachgebrauch das Bewußtsein nie ganz erloschen
ist, daß »Israel« und »Juda« eigentlich zwei verschiedene »Völker«
sind. »Juda« ist von Haus aus ein Landschaftsname, siehe oben.
Mehrere der später als judäisch gerechneten Mischpachot werden in
älterer Zeit als edomitisch bezeichnet. Ein »Stamm« Juda ist erst
durch Zusammenschluß mehrerer südpalästinischer Klane entstanden.
Zwischen der Vor- und Einwanderungsgeschichte Israels und Judas
muß prinzipiell unterschieden werden. Ein »Fürstentum« in Hebron
18 So ist in v. 15 statt dem zweiten »Issachar« zu lesen, siehe v. 18.
11 Das tut er auch in Gen 49. »Die Schiffe« darf man nicht mittels Text-
korrektur aus dem Wege schaffen. Im Süden aber haben die feindlichen Philister
sicher jede Teilnahme an der Schiffsfahrt verhindert. Im Norden dagegen können die
Daniten sehr wohl Dienst auf phönizischen Schiffen getan haben.
17 Leipzig 1930. Siehe Kleine Schriften z. Geschichte d. Volkes Israel, Mün-
unter der Leitung des Kalebklans mag recht früh bestanden haben 18 ;
bedeutungsvoll wurde es erst durch Dawid, der in Hebron sich als
König von Juda ausrufen ließ. In einer gewissen Abhängigkeit von
Saul haben die judäischen Klane ganz natürlich gestanden — waren
doch die Philister der gemeinsame Feind beider. Erst als Dawid auch
König in Israel wurde, hat er einen dauernden Zusammenschluß von
Israel und Juda angestrebt, eben die »großisraelitische Idee« seiner
Politik, zu der die Übernahme der israelitischen Vorgeschichte von
seiten Judas und die Eingliederung Judas in das israelitische
»Stammessystem« gehörten. Tatsächlich hat auch Juda die ganze
israelitische Tradition für sich erobert; es ist ein Paradox der Ge-
schichte, daß Juda zuletzt als das eigentliche echte »Israel« Jahwes
dastand, während »Israel« als wegen seines Abfalls verstoßen und zu
Grunde gegangen galt.
In diesem großisraelitischen Sinne ist das »System der Stämme«
umredigiert worden, vielleicht schon in dawidischer, spätestens in
früher nachdawidischer Zeit.
Daß dieses »System« gewissermaßen ein künstliches Gebilde ist,
das nicht irgend einer in einem bestimmten konkreten Augenblick
existierenden geschichtlichen Situation entspricht, hat NOTH mit
Recht betont 19 . Ebenso, daß es in zwei Formen vorliegt: in der einem
wird Lewi als Stamm gerechnet, dafür Efraim und Manasse als ein
Stamm (Josef) gezählt, in der anderen sind Efraim und Manasse
zwei Stämme, während Lewi fehlt. In der ersten dieser Varianten
sieht NOTH die ältere Form: innerhalb der Lea-Gruppe habe Gad
später den Platz Lewis erhalten. Ich glaube, daß es sich umgekehrt ver-
hält. Die ältere Form ist diejenige, die der Lage der Dinge im Deboraliede
entspricht; Gad (Gilead) kann nicht später an die Stelle Lewis ge-
kommen sein, wenn er tatsächlich zu der Amphiktyonie gehört hat,
was Lewi nie getan hat. Wenn Lewi überhaupt jemals ein »weltlicher«
Stamm gewesen ist — was auch ich glaube — so gehört das einer
fernen »vorisraelitischen« Zeit an, lange vor der Einwanderung des
wirklichen Israel. Lewi hat einen Platz im »Systeme« eben erst in
dem künstlichen dawidischen Zwölfstämme-System erhalten. Das
entspricht auch den »archäologischen« Interessen der »Systembildner«.
Sie kannten aus den alten Sagen Lewi als einen neben Simeon auf-
tretenden kriegerischen Stamm und wollten diesen verschollenen
Stämmen einen Platz im »System« verschaffen, ganz wie sie auch
den zur Dawidszeit kaum mehr existierenden Stamm Rüben seinen
alten Rang haben behalten lassen. Darüber unten.
18
Siehe des Autors »Die Gründung von Hebron« in Donum Natalicium
H. S. Nyberg Oblatum, Uppsala 1954, S. 185ff.
18
Geschichte Israels 2 , S. 83 ff.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 139
Natur der Sache; es wird aber im Einzelnen für uns unmöglich sein,
diese Bestandteile voneinander zu scheiden — dazu sind unsere Quellen
viel zu knapp.
N O T H hat aber ein Indizium für eine vordawidische Zeit der
postulierten Grundlage der Liste finden wollen, nämlich in dem Um-
stände, daß unter den »Geschlechtern« einige Stadtnamen (Sichern,
Hefer, Ajjalon, Shimron, Tir§a) vorkommen, die er als alte kanaanä-
ische Stadtkönigreiche meint beanspruchen zu können, während sich
darunter keine der wichtigeren Stadtkönigreiche der Ebene finden,
die erst von Dawid in Israel einverleibt wurden; es müsse sich daher
um Städte handeln, die irgendwie in diesem oder jenem israelitischen
E i n z e l s t a m m aufgegangen seien, vor der Eingliederung der Haupt-
masse derselben in den israelitischen Staat 2 2 .
Dazu ist zunächst zu sagen, daß die späte Kompilation Jos 10
kein Beweis dafür sein kann, daß Hefer und Tirsa wirkliche alte Stadt-
königreiche gewesen seien; sonst könnte man es mit dem gleichen
Rechte etwa von Horma und Arad behaupten. Dem sei wie ihm wolle.
Zu beachten ist aber, daß die Nomenklatur der israelitischen »Ge-
schlechter« — die damals fast alle lokale Größen geworden waren —
sowohl der letzten vorköniglichen als der königlichen Zeit allerdings
recht verschiedenen Ursprungs gewesen ist. In einigen Fällen haben
wir es mit wirklichen a l t e n Geschlechternamen zu tun, in anderen
ist der Name der Stadt oder des Dorfes der Name des sich dort bilden-
den, oft aus Israeliten und Kanaanäern bestehenden »Geschlechts«,
und damit auch des eponymen Stammvaters desselben geworden.
So können sich recht wohl alte Königstädte mitunter hinter dem
Namen des dort sich ansiedelnden Klanes verbergen. Daß die oben
genannten Städte in vorköniglicher Zeit israelitisiert worden sind,
braucht man nicht zu bezweifeln 23 ; daraus folgt aber keineswegs,
daß die sie enthaltende — postulierte! — Liste aus derselben Zeit
stamme, sondern nur, daß die vorliegende Liste in diesem Punkte
richtige Tradition spiegelt.
Dagegen sprechen mehrere Umstände direkt gegen alten Ursprung
der Liste in Num 26. Erstens, daß sie den zur Zeit des Deboraliedes
ganz verschollenen Stamm Simeon mitrechnet. Im ganzen AT tritt
kein einziger geschichtlicher Simeonit auf. Woher sie die Namen der an-
geblichen simeonitischen Häupter hat, darüber lohnt es nicht die Mühe,
zu spekulieren. Zaerah scheint ganz einfach von Juda geliehen zu sein23a.
23
Das System, S. 124ff.
28
Darüber können unter Umständen nur Ausgrabungen wie sie jetzt in Tirija
vorgenommen werden, vgl. zuletzt R. de Vaux, Pal. Expl. Quart. 88,1956, S. 125 ff,
etwas sagen.
23:1
Das Auftreten eines Simeoniten Uzzia neben einem Sohne des Gothoniel
('Otni'el) als Befehlshaber der Stadt Betylüa in Judith 6 l l ist demselben »archäolo-
»Rahelstämme« und »Leastämme« 141
Zweitens müßte eine wirklich alte Liste mehr über die tatsäch-
lichen judäischen Klane wissen, als diese es tut. Sie kennt nur die
beiden aus Gen 38 geholten Judasöhne Schela und Paerae§; von den
geschichtlichen Klanen wie Kaleb, Otni'el, Jerahme'el, Efrat usw.
schweigt sie vollständig.
Drittens ist auch zu erwähnen — was NOTH selbst bemerkt hat 2 4
— daß mehrere der manassitischen »Geschlechter« sich mit den lokalen
Steuerdistrikten decken, die wir in den Samariaostraka aus der Königs-
zeit finden.
Endlich ist anzuführen das große Übergewicht Manasses über
Efraim. In der älteren Zeit nach der Landnahme war Efraim ohne
Zweifel der wichtigste Teil der Josefsöhne. Manasse ist überhaupt
erst durch eine allmähliche Erweiterung Efraims nach Norden und
Nordosten entstanden. Efraims alter Anspruch auf die leitende Stellung
tritt in Stellen wie Ri 8 iff. 12 l ff. hervor. Das faktische Übergewicht
Manasses macht sich im Laufe der Königszeit geschichtlich bemerk-
bar, siehe I I Reg 15 10. 13.16 Jes 9 30. Einen sagenhaften Widerhall
der Konkurrenz haben wir in der Joseferzählung Gen 48 8-20; hier
wird Manasses Vorrecht behauptet, es wird aber ausdrücklich zu-
gegeben, daß die tatsächliche Erstgeburt Efraim zukommt. Die Josef-
erzählung in ihrer vorliegenden Form ist aber nachsalomonisch; wie
nämlich G. VON RAD nachgewiesen hat, ist sie sehr stark von Ideen
und Idealen der Weisheitsschule geprägt 26 ; die Schule und ihre Weis-
heit hat aber Salomo in Israel eingeführt — das wird der geschicht-
liche Kern der Legende von Salomo als Patron der »Weisheit« sein. —
Dtn 33 ist sicher jünger als die Reichsteilung nach dem Tode Salo-
mos26. Damals war man sich somit des alten Vorranges Efraims voll
bewußt. Es ist der spätere Zustand, der in Num 26 dadurch zum
Ausdruck kommt, daß Manasse vor Efraim gestellt wird, entgegen
der älteren Reihenfolge sowohl in Dtn 33 als in dem Sprachgebrauch
gischen« Interesse der Legende entsprungen wie etwa der aus Gen 14 entlehnte
Elamiterkönig Arioch in v. e. Der damaligen Zeit galten alle echten Juden als Nach-
kommen der aus Babel zurückgekehrten Golah, die der Theorie nach die Stämme
Juda, Simeon und Benjamin vertrat. So war es nur recht, daß etwas von der Helden-
glorie der Legende auch auf Vertreter der Simeoniten und der (kalibbitischen)'Otnie-
liten des äußersten Südens fiel. Dahinter mag die »Wirklichkeit« liegen, daß es damals
Juden gab, die ihren, meistens ganz legendären, Stammbaum von Simeon herleiteten,
wie das Geschlecht des Paulus sich als Benjaminiten rechnete. Behauptete simeo-
nitische Abstammung wird wohl gegebenenfalls Gebürtigkeit irgendwo im Naegaeb
bedeutet haben.
* Siehe ZDPV 60, 1927, S. 23 ff.
25 »Josefgeschichte und ältere Chokma«, Supplements to Vetus Testamentum,
Vol. I, Leiden 1963, S. 120ff.
2 9 Siehe K. BUDDE, Der Segen Moses, 1922; AAGE BENTZEN, Introduction
S. 36, 40; A. JIRKU, Die ägyptischen Listen palästinensischer und syrischer Orts-
namen, 1937, S. 14f. Gegen die vorgeschlagene Lesung: C. F . BURNEY, Israel's
Settlement in Canaan®, 1921, S. 89f.; H. GRESSMANN in der Gunkelfestschrift
Eucharisterion I, 1923, S. 4; J . W. JACK, The Date of Exodus, 1926, S. 231. Vgl.
übrigens ROWLEY, The Servant of the Lord, S. 291 f.
»Rahelstämme« und »Leastämme 143
Israeliten aus ihrer alten Heimat auf der Sinaihalbinsel, näher be-
stimmt: der Gegend um Kadesch, gekommen, wohin sie auch bei der
Flucht aus Ägypten zurückwanderten und wo sie wieder an dem
lokalen Kult Jahwes, des »Gottes ihrer Väter« teilnahmen 28 . Selbst
wenn einige hundert Jahre vor der Exodus ein »jakobitischer« Häupt-
ling Namens Josef von Kanaan nach Ägypten gekommen wäre, um
dort eine politische Rolle zu spielen, so würde das keinesfalls etwas
mit den Proto-Israeliten zu tun gehabt haben.
Die ganze Josefgeschichte ist aber ein Märchen, daß das all-
bekannte Motiv von dem guten Jüngling ausspinnt, der von seinen
Brüdern gehaßt und in das tiefste Elend gebracht wird, schließlich
aber in wunderbarer Weise aus allen Nöten gerettet wird und zu den
höchsten Ehren gelangt, »die Prinzessin und das halbe Königreich
bekommt«, um die üblichen Schlußworte der norwegischen Volks-
märchen zu benutzen. Daß eine solche Erzählung in Kanaan an den
ägyptischen Hof geknüpft wurde, versteht sich von selbst — wohin
sollte Josef sonst kommen, wenn das Motiv sich voll entfalten sollte ?
Ägypten war durch das ganze Spätbronzealter für den Palästiner der
Inbegriff aller Herrlichkeit, Pharao war der König par préférence.
— Es kann dann auch kein Wunder nehmen, daß die »Weisen«, die
hinter der vorliegenden Form der Erzählung stehen (VON RAD), die
Gelegenheit benutzt haben, ihre Gelehrsamkeit zu bezeugen und ein
paar Nebenmotive hineinzuflechten, die sie ihren Kenntnissen als
»weise« Akademiker (»Schreiber«) entnahmen: die hervorragende
Stellung des Hohenpriesters von Heliopolis, Pharao (der Staat) als
Besitzer alles Landeigentums, die gewaltigen Getreidemagazine —
alles Dinge, die die Einwohner unserem klugen Josef verdanken ! —
und schließlich auch die Sitte der Balsamierung. — Die Josefgeschichte
gibt somit keine größere Veranlassung zu Spekulationen über eine
geschichtliche Person Josef als z. B. die Judasage in Gen 38.
N un kennt die israelitische Überlieferung Josefs Grab im Efraim-
gebirge, nahe bei Sichern (Jos 24 32), und die späteren Sagaerzähler
wissen zu berichten, daß die Israeliten bei der Exodus die Mumie
Josefs mitnahmen und sie nach der Eroberung von Kanaan bei
Sichern begruben. Das ist natürlich reine Legende; daß die Israeliten
die Mumie vierzig Jahre lang durch die Wüste mitgeschleppt haben
sollten, entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit. Die Legende ist einfach
erfunden, um die in Ägypten spielende Josefgeschichte mit der Über-
lieferung von seinem Grabe bei Sichern in Einklang zu bringen. Fragt
man: welche Überlieferung ist die ältere: die Josefgeschichte oder die
28
U m einen Kult eines theâs patröos, wie A. ALT meint (»Der Gott der Väter«,
Kleine Schriften I, S. l f f . ) , handelt es sich nicht. Der Jahwe von Kadesch-Sinai
ist für die Stämme der Sinaihalbinsel und des Nasgseb etwa dasselbe gewesen wie
Allah in Mekka für die vorislamischen Araber
144 S. M O W I N C K E L
von seinem Grabe, so ist die Antwort ohne jede Frage: die letztere.
Der »geschichtliche Kern« der Josefgeschichte ist eben sein Grab.
Und was ein solches Ahnherrgrab bedeutet, haben wir schon gesehen;
es ist ein well, wo die Ortsleute ihren vergöttlichten Ahnherrn — oder,
was auf dasselbe hinauskommt, ihre zum Ahnherrn »ernannte« Schutz-
gottheit — verehren.
Die geschichtlich bedeutungsvolle Frage ist nicht die nach der
Historizität jenes Ahnherrn, sondern: haben wir es mit dem Grab
eines israelitischen — nach der Landnahme »existierenden« — oder
einem vorisraelitischen, hebräo-kanaanäischen weit zu tun? — Die
Frage ist wahrscheinlich im letzteren Sinne zu beantworten; die Ver-
bindung Josefs mit Jakob wird doch wohl älter als die israelitische
Einwanderung sein. Die Einwanderer haben Josefs Grab vorgefunden
und allmählich an seinem Kult teilgenommen und ihn mit den Landes-
einwohnern als ihren eigenen Ahnherrn angenommen. In diesem Falle
sind die im Efraimgebirge ansässigen Israeliten erst nach dem Wohn-
haftwerden »Söhne Josefs« geworden. Dieser vorisraelitische Josef
wird wohl schon damals in irgendeiner Weise auch mit der Kult-
heroin Rahel in Verbindung gesetzt worden sein. Oder anders aus-
gedrückt: schon die vorisraelitischen, jedenfalls zum Teil aus meso-
potamischen »Hebräern« bestehenden Einwohner galten als Söhne
Josefs und Abkömmlinge von Jakob und Rahel29.
Mit diesem vorisraelitischen »hebräo-kanaanäischen« Kultheros
Josef könnte man den oben erwähnten Ortsnamen Josef'el derThut-
mosis-Liste kombinieren und diese Stätte — wenn die Lesung richtig
ist — irgendwo im Efraimgebirge suchen. Und da der Name seinem
Typus nach ein Personname ist, so könnte hinter dem Ahnherrn
und Kultheros eine geschichtliche Person liegen, ein »hebräischer«
Häuptling aus vorisraelitischer Zeit — von dem wir freilich nur durch
die Existenz seines Grabes etwas wissen. Mit den Israeliten hätte er
nichts zu tun gehabt, und in Ägypten wäre er kaum jemals gewesen.
Dem sei nun, wie ihm wolle. Jedenfalls sind die israelitischen
»Josefiten« nach dem Seßhaftwerden mit den Jakob- und Rahel-
traditionen und dem Rahelkult bekannt geworden und haben sie in
ihrem Ahnherrn Josef den Sohn der Mutterheroin Rahel gesehen —
was er, wie angedeutet, schon in der vorisraelitischen Tradition war.
Die Einwanderer werden, wie gesagt, recht bald in ein Bundesverhält-
nis zu den hebräischen Jakobleuten gekommen sein und erhielten
dadurch als ihre Ureltern Jakob und sein Weib Rahel, deren Kult-
stätte mitten in dem von ihnen besetzten Land lag.
2 8 Natürlich könnte Bene Josef auch der Name der das Efraimgebirge be-
setzenden Israeliten sein, oder Josef könnte ein Häuptling sein, der bei der Land-
nahme im weiteren Sinne eine Rolle gespielt habe. Für wahrscheinlich halte ich
das nicht. Der efraimitische Landnahmeheros ist Josua.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 145
— Gegen die Identifizierung u. a. NOTH, Geschichte Israels®, S. 62. Daß aber die
Benjaminiten eine eigene Landnahmetradition besessen haben (MÖHLENBRINCK),
was NOTH selbst zugibt (loc. cit.), spricht eher dafür, daß sie auch ihre eigene Ein-
wanderungsgeschichte gehabt haben. Mit dieser könnte der Fall des spätbronze-
zeitliehen Jericho zusammenhängen.
Von Ugarlt nach Quintan 10
146 S. MOWINCKEL
31 Daß Simeon und Lewi im äußersten Süden heimisch gewesen sind, hat
EDUARD MEYER, Die Israeliten und ihre Nachbarstämme, überzeugend gezeigt.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 147
auch die Sage mit dem tragischen Kontrastmotiv spielt: einmal »der
Erstgeborene meiner Kraft und Erstling meiner Stärke, der erste
an Hoheit und der erste an Macht«, jetzt aber »nicht mehr der Erste«
(Gen 49 3f.), sondern einer, dem man nur wünschen kann, daß »seiner
Männer nicht wenig seien« (Dtn 33 e). Rüben muß zu den Stämmen
gehört haben, die schon in vorisraelitischer Zeit in Kanaan existierten
— einmal vielleicht im Westjordanlande, vgl. den «Stein des Rubeniten
Bohan« auf der Grenze zwischen Juda und Benjamin Jos 15 6 —
und in näherer Verbindung mit den Jakobleuten gestanden haben,
der sogar als Jakobs ältester Sohn, zugleich aber auch als das schwarze
Schaf der Familie betrachtet wurde. Er wird wohl auch zu den von
Nordosten kommenden »Patriarch-Hebräern« zu rechnen sein.
Ob Jakob in vorisraelitischer Zeit noch andere Söhne gehabt
hat — oder geschichtlich ausgedrückt: ob noch weitere der später
israelitisch gewordenen Stämme damals in Kanaan lebten — ist weniger
sicher. Es ist möglich, daß auch der ostjordanische Stamm Gad oder
Gilead ihnen zuzurechnen ist. Es ist jedenfalls beachtenswert, daß die
Meschainschrift zwischen »Israel« und »den Männern von Gad« zu
unterscheiden scheint.
Gewissermaßen bestand auch zwischen diesen vorisraelitischen
Jakobsöhnen ein »System«, insofern als sie auf die beiden Frauen
Lea und Rahel verteilt waren, und Rüben als der älteste galt.
b) Es ist eine bekannte Sache, daß die israelitischen Einwanderer
nach der Landnahme neue Stämme gebildet haben. So ist Makir-
Manasse ohne Zweifel durch Erweiterung Efraims nach Norden ent-
standen. Dan in dem äußersten Südwesten des Efraimgebirges ist
wohl ursprünglich ein efraimitischer Klan gewesen, der erst nach der
Auswanderung nach Norden als eigener Stamm gerechnet worden
ist; bezeichnenderweise heißt es im Jakobsagen Gen 4916 »Möge
Dan sein Volk richten wie einer der Stämme Israels«. — Diese is-
raelitischen Stämme haben sich allmählich zu der Zehn-Stämme-
Amphiktyonie konsolidiert, die wir im Deboraliede antreffen.
Inwieweit diese zehn Stämme in der R i c h t e r z e i t in ein »System«
irgendwelcher Art geordnet gewesen sind, entzieht sich unserer Kenntnis.
Wir wissen jedoch, daß man die schon in vorisraelitischer Zeit
mit den Gestalten Jakob-Lea-Rahel, Josef, Benjamin, Rüben usw.
verbundenen Vorstellungen übernommen und nach diesen das gegen-
seitige Verhältnis der Stämme angeschaut hat. D. h. man hat sie in
ein quasi-wissenschaftliches genealogisches »System« nach der Art
der sonst bekannten alttestamentlichen Stammesgenealogien ein-
geordnet. Irgendwelche politische Bedeutung hat dieses »System«,
etwa die Erstgeburt Rubens, sicher nicht gehabt.
Derjenige Stamm der seit den Tagen der Landnahme als der
führende galt, war E f r a i m (s. oben), genealogisch ausgedrückt: die
10'
148 S . MOWINCKEL
phical Lists Relating to Western Asia, Leipzig 1937, L. 147, 162. Zur Frage: W. M.
MÜLLER, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, 1893, S . 236ff.;
S . C. COOK in: Cambridge Ancient History II, S. 319, 326f.; H. H. R O W L E Y , From
Joseph to Joshua, S. 33 f. Zweifel an der Identifizierung äußert R. DE LANGHE,
Les Textes de Ras Shamra-Ugarit II, 1946, S. 475f. Siehe auch M . NOTH in:
ZDPV 60, 1937, S. 198ff.; vgl. 64, 1941, S. 60ff.; VT 1, 1961, S. 78.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 149
Namen bewußt gewesen ist ; das bezeugen die Anspielungen auf die
Bedeutung in Gen 4911.13. Gad ist als Name eines — vll. auch in
Mari als Bestandteil theophorer Namen vorkommenden 33 — Glücks-
gottes (Jes 65 n Gen 30 n 1 ) bekannt, der in diesem Falle auch als Ahn-
herr des Stammes betrachtet worden ist; Ascher kann als Maskulin-
form des Namens der Fruchtbarkeitsgöttin Aschera gedeutet werden,
vgl. 'aSre = Heil! Stammname kann er geworden sein entweder
via den Namen einer seiner Kultstätten im Lande Ascher oder als
Name eines von dem Stamm in früheren Zeiten besonders verehrten
Gottes. Beide Namen schließen somit die Bedeutung »Glück« ein. E s
ist daher kaum zu kühn anzunehmen, daß eben dies der Grund ge-
wesen, daß sie als Vollbrüder betrachtet worden sind. Diese Kom-
bination mag schon in der Richterzeit vorgenommen worden sein.
Wenn sie Söhne der Hausmagd der Lea, Zilpa, geworden sind, so
k a n n darin eine Erinnerung daran liegen, daß die beiden Stämme
nicht zu den eigentlichen israelitischen Einwanderern gehört haben;
jedenfalls ist Ascher offenbar von kanaanäischen Elementen stark
durchsetzt gewesen. — Ob auch diese genealogische Verknüpfung noch
der Richterzeit angehört, oder ob sie erst von den Bildnern des groß-
israelitischen »Systems« vorgenommen worden ist,läßt sich kaum sagen.
c) Auf alle diese Traditionen und »gelehrten« Kombinationen
hat nun das großisraelitische Zwölf-Stämme-System des Dawids-
reiches aufgebaut. In dieser Form erhält das »System« politisch-
ideologische Bedeutung.
Es galt vor allem, J u d a den ihm gebührenden Platz innerhalb
der traditionellen Stammesgenealogie zu verschaffen. Damit wurde ganz
von selbst auch die Aufgabe gestellt, die Zehn-Zahl zu zwölf zu erwei-
tern ; denn bei der unsymbolischen »Elf« konnte man doch nicht stehen
bleiben. Zwölf war aber eine ebenso symbolisch wertvolle Zahl wie Zehn.
Der erstgeborene Sohn Jakobs konnte J u d a nicht werden; man
wußte seit Jahrhunderten, daß das Rüben war. Man wußte aber zu
Dawids Zeit auch, daß weder Rüben noch Simeon und Lewi als eigene
Stämme mehr existierten. Sie waren wegen der Sünden ihrer Ahn-
herrn »zersplittert« und »in Israel zerstreut« worden. R ü b e n war
jedoch noch in der Richterzeit ein Glied der Amphiktyonie, und viel-
leicht existierten noch Reste von Rüben im Ostjordanlande. Rüben
konnte nicht ausgelassen werden. Dann galt es die Zwölf-Zahl voll
zu machen. Hier konnte man auf die alten Traditionen von S i m e o n
und L e w i zurückgreifen. Indem man also Rüben behielt und Simeon
und Lewi aufnahm, ergab sich zugleich ein willkommener Ausweg,
Juda den ihm gebührenden Platz zu verschaffen. Er konnte zwar
nicht der erstgeborene Sohn Jakobs werden, wohl aber der ä l t e s t e
3 8 NOTH will Gad als Personennamen in Kurzform auffassen, s. Geschichte
and no replica of it was made (cf. Jer. iii. ie). The "holy of holies"
of the second temple was empty.
The deuteronomic rationalization of the prohibition of idols dates
from the seventh century, i. e. some six centuries later than Moses,
who is said to have given thé Decalogue to Israel. It may, or it may
not, give the real motive for a Mosaic prohibition of images. In prin-
ciple it does not matter greatly for our present purpose whether the
prohibition dates from Moses, or whether, as has often been argued,
it was based on the teaching of the eighth century prophets. The
present trend of opinion is that the original short Decalogue was
Mosaic and in this judgement I am inclined to concur. The argument
for a post-Mosaic date has nearly always, so far as I know, been based
upon the alleged fact that idols were worshipped in Israel, without
any conscious feeling of guilt, long after the time of Moses. But even
if they were, all that could be inferred with certainty is that the
commandment was broken, not that it had never been given. The
idol of Micah the Ephraimite was probably an image of Yahweh
(Judg. xvii.). But Micah himself was something of a rapscallion, and
even though his idol found a permanent home in the sanctuary at
Dan and was served by priests descended from Moses (Judg. xviii. 30;
so LXX, Vulg., and some Heb. MSS: SU has "Manasseh"), that is
not conclusive evidence against a Mosaic second commandment.
(No less responsible a person than Aaron, according to the story,
made the golden calf.) So far no image of a male deity, much less any
image of Yahweh, has been found in Palestine. Nor is there any reason
to suppose that the numerous Astarte figurines were representations
of any consort of Yahweh.
There is in principle no reason why a prohibition of idols should
not have been made by Moses. At any rate there is antecedent pro-
bability that the worship of the early nomad Israelites would be
aniconic. Primitive religions do not employ idols, which, generally
speaking, are new-fangled things associated with sophisticated poly-
theism. All that can be inferred from the original second command-
ment is that whoever framed it was familiar with idolatry and would
have his people avoid it. This is quite in keeping with what we know
about Mosaic Yahwism.
We may turn now to the original prohibition: "You shall not
make for yourself a carved image" (VOD). There is a parallel to this
in the so-called "Yahwistic Decalogue" (Exod. xxxiv. 17): "You
shall not make for yourself molten gods" (Î130B ,nl7N), or, perhaps,
" a molten god." It has generally been assumed that the Yahwistic
Decalogue is earlier than the Decalogue of Exod. xx. ; at least it seems
more primitive, most of its commandments being concerned with
ritual rather than with morals. H . H . R O W L E Y , who regards the
The Essence of Idolatry 153
mite (Judg. xvii.). Micah's mother took two hundred pieces of silver
which Micah had stolen and restored to her, and gave them to a »]TlX
who made of it a ¡T30M *?0D. We are probably to think of one image,
not two. In xviii. 31 the image is called Micah's *?0D. The expression
naoni Vob occurs five times; they are Deut. xxvii. 15, "Cursed is the
man who makes flDOSl *?0D, an abomination to Yahweh, a thing
(sing.) made b y a craftman's h a n d s ; " three times in the Micah story
(Judg. xvii. 3f., xviii. 14), and in Nah. i. 14, " f r o m the house of your
god I will destroy nsoai Vob." And in Isa. xlviii. 5 we read: "lest you
should say, my idol ('as») did them and my carved image and my
,1
cast image 7pS) commanded (the verb is sing, and the double
subject precedes it) t h e m . " It looks as if the expression nsoai VOD
was a hendiadys, and that if the one did not exclude the other, at
least VOB came, fairly early, to include HDOa.
A number of words are used opprobriously of idols. The most
frequent are 32W (always in the plur. trass?), V^N (also generally
in the plur. EPV'Vx), D^lVa (always plur.), and yip?. The first three
are generally translated "idol(s)" in the English Bible. The fourth
(pptP) appears generally as "abomination," sometimes as "detestable
thing," which expresses it more exactly.
MX» occurs 17 times. There are two Vs 3X57 in Hebrew. The one
from which D\3XJ? = "idols" comes appears to have the meaning
" t o s h a p e " ; cf. Job x. 8, " t h y hands shaped me (,1UX57) and made
m e . " The literal meaning would therefore be "shapes," nearly sy-
nonymous with bos, and, like *70B, 0*3X5? could be made of metal
(silver and gold, Hos. viii. 4; xiii. 2; Psa. cxv. 4; cxxxv. 15). The word
is always used contemptuously and in the 9K of II Sam v. 21 orraxs?
"their idols," has been deliberately substituted for "their gods"
(DrrnVlt), as L X X and the parallel I Chr. xiv. 12 indicate. It is pro-
bable that the same substitution of "their idols" for "their gods"
has also taken place in I Sam. xxxi. 9 III Chr. x. 9, though there is no
longer direct textual evidence of this. In Isa. xlviii. 5 we find the
hapax legomenon from 3Si?, no doubt vocalized to conform to
ntfa. Apart from the two dubious passages in Samuel, the earliest
use of ffaxs? is in Hosea. The note of contempt in ffaxs? may have
been heightened by its similarity in sound to words from the other
V'axv, " t o hurt, pain, grieve," so "things of grief and p a i n , " this
especially in Isa. xlvi. 1, "Their O'QXS? (sc. of Bel and Nebo) are on
beasts and cattle . . . a burden for the weary."
Next D,V,I7K. The etymology is uncertain and that could make
its meaning double-edged. It invited comparison, and contrast, with
CPilVs: e. g. Lev. xix. 4, " D o not turn to and do not make for
yourselves nsoa M1?«, for I am your G o d " (DDTlVx), similarly Psa.
The Essence óf Idolatry 155
xcvi. 5, "For all the gods (trnbx) of the peoples are ffV1?!?," and
Psa. xcvii. 7. According to the lexicons cV'Vx is cognate with Old
South Arabic XlblÓ8, "gods." But it would almost inevitably invite
comparison with Akk. uldlu, "weak," Syr. 'alii, and even the ne-
gative Vs. The V^N ""IjtD4! of Job xiii. 4 are obviously "worthless
physicians" and the ^"»^xn '•Vñ of Zech. xi. n is a "worthless she-
pherd." The earliest attestation of the word is in Isaiah (ii. 8,18, 20),
who said that the day would come when man would throw away his
OPWN to the moles and the bats. Another contemptuous expression
is the traVs trV'VN, "dumb idols," of Hab. ii. is, again with play
on words. Dll?',17N are gods of a sort, but they are "worthless nonen-
tities. "
Next trViVl, a favourite word with Ezekiel, who was probably
the first to use it and who uses it 38 out of the 48 times it is found.
It is a strong intensive from V~Vñ "roll." According to the Rabbis
it meant "dungy things" (so Deut. xxix. 16, AV mg., "dungy gods"),
"pellets of dung," being similar to the Dixn ("human dung")
on which Ezekiel was bidden to cook his food (Ezek. iv. 12,15, cf.
Job xx. 7), and this meaning is still favoured by KOHLER. The other
meaning suggested for D,Vl1?J is "loggy things", "shapeless blocks."
Either way, "loggy" or "dungy," the word expressed the utmost
contempt, and conveyed a double entendre, since the one would ine-
vitably suggest the other. As if to add contempt to contempt, Lev.
xxvi. 30 speaks of the D3,1?l1?l "HID "the carcases of your D'VlVi,"
and Ezek. xvi. 36 of -pnusnri ••V)1», "your abominable ff'ViVl."
It is sufficient to add another qittúl intensive, perhaps
vocalized on the analogy of W?S. It is first attested in Hos. ix. 10 and
occurs 28 times, more than half of them with reference to idols, and
again it is Ezekiel who uses it more than anyone else (Ezek. v. 11,
vii. 20, xi. 18, 21, xx. 7, 8, 30, xxxvii. 23), and sometimes together
with 0,V|,?1. The root was probably a Shaph'el (causative) derivative
from p¡?, which suggested something of physical revulsion (cf. Gen.
xxvii. 46, Numb. xxi. 5). CXIj?» is used of filth in Nah. iii. 6 and of
unclean food (II blood) in Zech. ix. 7, very much as the related
and the Pi'el of the verb are used in Lev. xi. of creatures which were
not only forbidden but were also physically revolting as food.
All these words, tras», ErVlVi and pp® come into use
comparatively late and became more or less clichés. In expansive
denunciations two or more of them might be used together, and pp®
especially was substituted for "god" — Milcom the of the Am-
monites, Chemosh the fpE? of Moab, and Astarte the fptf of the Si-
donians, as the L X X at I Kings xi. 5, 7, II Kings xxiii. 13 clearly
indicates. They suggest that by the time of the prophets idolatry had
156 CHR. R: Nohth
Testament does not say; but if Deutero-Isaiah ever saw such idols,
he must have been very sure that it was all so much hocus-pocus.
The makers of idols swink and sweat, and encourage one another
with ludicrous seriousness, all for the purpose of making a "god"
which must be held together with solder and nails, lest it should topple
over (Isa. xli. 6f.). The idolater was presumably not such a simpleton
as to suppose that the image he had made had really made him. But
he did suppose that after the appropriate installation and consecration
ceremonies the god had taken up his residence in the image. It was
so much elaborate make-believe. One piece of wood for fuel and deity!
If only the eyes of the idol-makers had not been smeared over by
self-deception, they would have realized how absurd it was (Isa.
xliv. 18-20).
It may be objected that there is no necessary connexion between
the ideas of Yahweh as Fiihrergott, Lord of history, and Yahweh as
Creator. Actually there is. It is likely enough that Moses never had
leisure to give any thought to the conception of Yahweh as creator
of the world. But the doctrine of creation is only the logical extension
back to the origins of things, of the doctrine of the lordship of Yahweh
in history.
2. Idolatry is the worship of what in modern terms we should
call process, the "life-force," the élan vital, or what we will, instead of
the Creator who transcends and is in some sort external to creation. A
passage in the Wisdom of Solomon has it that "the devising of idols
was the beginning of fornication, and the invention of them the cor-
ruption of life" (Sap. Sal. xiv. 12). This of course is much later than
Moses, or indeed than Hosea, Ezekiel and Deutero-Isaiah. Never-
theless as a generalization it is not far wide of the mark. The conflict
in Israel down to the Exile was the conflict between Yahweh and
Baal. The Baals and Astartes were fertility gods and the type of
religion they represent is "sexy". Not that there are not creator-
gods in fertility religions. But the gods and goddesses with their
marriages and illicit loves are so many parts of the stream of life and
are borne along on its current. They are personifications of natural
process. To make, and worship, iconic repiesentations of them is the
most natural thing in the world. They have their hierodules, their
csnj? and rvwnp. Here, perhaps, lies the essential difference between
the aniconic worship of Yahweh and the iconic worship of the Baals.
It would be going beyond the evidence to assume that the cult of
Baal-peor (Numb, xxv.) was especially licentious, but that it was
licentious, and idolatrous, there is little doubt. Nor can we argue that
pnsV (Exod. xxxii. e ; cf. Gen. xxvi. 8) in the story of the golden calf
means that the Israelites had turned to sexual riot; but it is said
160 CHR. R. NORTH, The Essence of Idolatry
that they had cast off restraint (Wil 1H3) in the presence of an image
that was the symbol of fertility. The connexion between fornication
and idolatry is clear enough throughout Hosea and may well be one
of the main reasons why the prophets, beginning with Hosea, stig-
matized idols as trass?, D^lVl, and pp>®.
The homiletical applications of these two principles are obvious
but this is not the place in which to elaborate them.
1
So zuletzt in der neuen Auflage des Standardwerkes für die alttestament-
liche Einleitung von EISSFELDT, Einleitung in das Alte Testament, 2. völlig neubearb.
Auflage, Tübingen 1956, S. 225 u. ö.
2
WELLHAUSEN, Die Komp. d. Hexateuchs?, 1899, S. 109ff., 345ff.
S
BAENTSCH, Numeri ( G ö t t i n g e r H K A T , I. 2 / 2 ) 1 9 0 3 , S. 5 8 9 f f .
4
SMEND, Die Erzählung d. Hexateuchs auf ihre Quellen untersucht, 1912.
6
GRESSMANN, Mose und seine Zeit, Göttingen 1914, S. 318 ff.
6
RUDOLPH, Der »Elohist« von Exodus bis Josua (BZAW 68), Berlin 1938,
97 ff.
7
MOWINCKEL, Der Ursprung der Bileamsage, ZAW 1930 (46), 233ff.
8
MARSH, The Interpreter's Bible, Vol. II, The Book of Numbers (Exegesis),
N e w York 1953, p. 247 ff.
9
EISSFELDT, Die Komposition der Bileam-Erzählung. Eine Nachprüfung
von Rudolphs Beitrag zur Hexateuchkritik, ZAW 1939 (57), 212 ff.
Von Ugaiit nach Qumran li
162 L . M . V. PÀKOZDY
12 Ich möchte die Methodenfrage der sog. »biblischen Theologie« hier nicht
11*
164 L. M. v . PJCKOZDY
I
Stellen wir uns die Verkündigungsabsicht des R im voraus vor,
damit wir während der Besprechung der einzelnen Traditionsstücke
sein Woher und Wohin besser verfolgen können. Er will ohne Zweifel
die Ü b e r l e g e n h e i t s e i n e s G o t t e s — den er Jahwäh nennt und
mit der(n) durch die uralten Gottesnamen {'El, Sadddj, 'Eljön) be-
zeichneten Gottheit(en) identifiziert — ü b e r j e d e r l e i h e i d n i s c h e
Mantik, Orakelwesen, Zauberei und Prophetie demon-
s t r i e r e n u n d d i e s b e z ü g l i c h e a l t e S p r ü c h e (vielleicht in an-
gepaßter Form) in e i n e m n a c h s e i n e r A u f f a s s u n g g e s c h i c h t -
l i c h e n R a h m e n n e u v e r k ü n d e n . Da sowohl in der literarkritischen
als auch in der religionsgeschichtlichen Behandlung der B-P der
Gebrauch der Gottesbezeichnungen mir und ffTlVx eine sehr große
Rolle spielt (wie auch in unserer Erklärung), ist es nötig diese Frage
zuerst zu behandeln 14 . Ich bin der Überzeugung, daß der Gebrauch
der beiden Gottesbezeichnungen (und in gewisser Hinsicht auch der
der übrigen) seitens des Redaktors sehr bewußt ist und kunstvoll
geführt wird, sowie daß eben durch diese Operation mit dem Gebrauch
der Gottesbezeichnungen die aus verschiedenen Quellen oder Tra-
ditionen herstammenden Bestandteile der B-P zu einer k e r y g m a -
t i s c h e n E i n h e i t fest verbunden werden 16 .
Ich bin nicht der erste, der diese Frage des Gebrauches der
Gottesbezeichnungen in der B-P angegriffen hat. Heute ist die For-
schung im Allgemeinen darüber einig, daß der Wechsel der Gottesbe-
zeichnung Jahwäh und 'selohim für die Analyse der Quellen eine un-
tergeordnete, keineswegs eine entscheidende Rolle spielen kann. Schon
BAENTSCH hatte aber eine Beobachtung gemacht (zu Num 22 7-21):
»Der Bericht macht durchweg den Eindruck einer geschlossenen Einheit.
Auffällig ist freilich der regelmäßige Wechsel von Jahve (vv. 8.18.18.19) und Elohim
14
Ich habe die Frage in einem ungarisch geschriebenen Artikel besprochen,
dessen Ergebnisse ich hier teilweise übernehme: Az istennevek hasznälata a Bileäm-
perikipäban . . . (Uber den Gebrauch der Gottesnamen in der Bileamsperikope.
Zur Einheitlichkeit von Num 22 — 24), Sonderabdruck aus der Theologiai Szemle
( = Theol. Rundschau) 1938 (14), 160ff. Damals habe ich eine viel straffere Ein-
heitlichkeit der B-P verfochten, als ich es heute tun konnte, und diese habe ich
hauptsächlich mit dem Gebrauch der Gottesnamen Jahwäh und 'alohim begründet.
Es gehörte zu den ersten wissenschaftlichen Pubükationen von mir, die ich damals
auch meinem verehrten Lehrer in einer deutschen Übersetzung als Manuskript
vorlegen konnte (vgl. ZAW 1939 (57), 233, Anm. 3).
15
In dem Ausdruck »kerygmatische Einheit« meine ich eine Definition ge-
funden zu haben, welche sowohl die von der Literarkritik feststellbaren Uneben-
heiten der gegenwärtigen Komposition der B-P gelten läßt, als auch der durch den
Redaktor erreichten tatsächlichen Einheitlichkeit gerecht wird. Daß man über eine
solche »Einheitlichkeit« zu sprechen auch wissenschaftlich berechtigt ist, bedarf
keiner weiteren Begründung.
Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope 165
(vv. 9.10.12. 20), der uns in der Tat in Versuchung führen könnte, hier einen jah-
vistischen und elohistischen Bericht herauszuschälen, s. VON GALL. Dazu beachte
man, daß hier die verschiedenen Gottesnamen nach einem bestimmten Plane ge-
braucht sind, denn es ist doch wohl sicher kein Zufall, daß in den referierenden
Partien immer Elohim gebraucht ist, während der Jahvename sich nur im Munde
Bil'ams (der ja ganz als Jahveprophet vorgestellt wird) findet. Wir werden deshalb
an der Zugehörigkeit des Abschnittes zu E . . . nicht zweifeln dürfen . . . Der jah-
vistische Parallelbericht läßt sich jedoch auf Grund dieser wenigen Stellen [die
B. zitierte] nicht mehr rekonstruieren . . .«
RUDOLPH hat dem Gebrauch der Gottesbezeichnungen in der
B-P eine größere Aufmerksamkeit gewidmet und legte die von
BAENTSCH bei diesem Abschnitt gemachte Beobachtung als Maßstab
auch an die ganze Erzählung an. Er fand, daß bestimmte Abschnitte
der B-P mit der beobachteten Planmäßigkeit nicht im Einklang seien,
und dieser Umstand könne eine Quellenscheidung ermöglichen17.
Ich verweise hier nur auf seine Ausführungen 18 , sowie auf die Kritik
seiner Thesen von EISSFELDT19. Ich kann mit seinen Eingriffen in
den Text bei den Gottesnamen nicht ganz einverstanden sein, wie
auch EISSFELDT mit Recht darauf hingewiesen hat, daß solche Ände-
rungen dann auch auf der anderen Seite recht und billig wären 20 .
Der Sinn des Gebrauches der Gottesbezeichnungen ist auch ohne
Änderungen, jedenfalls mit weniger Änderungen als üblich, zu finden.
Ehe ich aber meine Auffassung darlegen kann, sind dazu einige sonst
bekannte, aber vielleicht sehr wenig beachtete, Sachen zu erwähnen.
Es handelt sich um das Wort, um das Bedeutungsfeld des Wortes
D V I V N . Bekanntlich bedeutet dieses Wort nicht nur »Gott«. Philo-
logisch-religionsgeschichtlich gesehen ist die Grenze zwischen Gott
und Mensch in der altorientalisch-semitischen Welt gar nicht so scharf
gezogen wie in unserem Denken. Cum grano salis ist das auch — jeden-
falls »philologisch« und auch »religionsgeschichtlich« — innerhalb des
AT der Fall. Auch der mächtige, kräftige Mensch kann 'selohtm, heißen,
wie z. B. der König (Ps 45 7), wie Moses gegenüber Aron (Ex 4ia),
oder ein Richter (falls diese Deutung von Ex 22 8 die richtige ist).
Daß solche Menschen in der Umwelt des AT direkt als »Gott«, »meine
Götter« angeredet werden, ist gleichfalls bekannt 21 . Wichtiger für
unsere Deutung ist die Tatsache, daß der T o t e n g e i s t auch offen-
sichtlich so genannt wurde, in die Kategorie der 'selohtm-Wesen ge-
hörte (I Sam 28 13 pwn~]ö D,1?S Win DVlbx; das W i n kann hier
16
BAENTSCH, Numeri, S. 595 f.
17
RUDOLPH, Der »Elohistn von Exodus bis Josua, BZAW 68 (1938), 103ff.
18
a. a. O. unter Nr. 3. »Die Gottesnamen in der Bileamgeschichte«.
19
EISSFELDT, ZAW 1939. (57). 213ff„ 232ff.
20
EISSFELDT a . a . O. S. 2 1 5 .
21
Vgl. die Wörterbücher sub voce-, GESENIUS-BTJHL1', S. 39f. — BROWN-
DRIVER-BRIGGS2, p. 43f. — KÖHLER-BAUMGARTNER, S. 5 0 f f .
166 L. M. v. PAKOZDY
Vgl. dazu KÖNIG, Der Offenbarungsbegriff des AT, I I , Leipzig 1882, S. 29ff.
12
Vgl. dazu NIELSEN, Ras Samra Mythologie und biblische Theologie (Abh.
23
2
' GOLDZIHER a. a. O. S. 4 2 f .
27
Vgl. dazu G E S E N I U S - B U H L , H W B " S. V. unter Nr. 8 und H Ö L S C H E R , Die
Profeten, Leipzig 1914, S. 127, Anm. 2 und S. 155, Anm. 1.
28
Auch der mäläl ist seinem Wesen nach bzw. ursprünglich ein Zauberspruch,
ein Fluch. — Vgl. dazu das Schema auf S. 4 3 in: E I S S F E L D T , Der Maschal im Alten
Testament, BZAW 2 5 ( 1 9 1 3 ) . Hier sagt E I S S F E L D T : »Die Bedeutung ,Orakelrede'
schließlich wage ich nicht sicher zu fixieren«. Kann nicht Stamm Vltftt I. »gleich-
sein« und II. »herrschen« auf einen Grundstamm zurückgeführt werden ?
Der Vttfö wäre dann ein Spruch, mit dem jemand den anderen oder eine Sache »be-
herrschen«, in seiner Macht halten kann. Auch die spätere Bedeutung »Parabel«
ließe sich hierbei gut halten. Wer das Wesen der Dinge kennt und es auszusprechen
vermag, beherrscht sie geistig. Man denke auch an Jesu Sprüche (Mt 7 29 Lc 4 33
fv i^OUCRIIJT fjv 6 Aöyos CCVTOÜ v. 36). Lehren über das Gottesreich und Beherrschung
mit Macht der widergöttlichen Geistwesen fließen immer ineinander, es geschieht
alles durch sein »Wort«, möge es auch eine Parabel sein. (Die »Gleichung«, Neben-
einanderstellung gehört ja zum Zauberwesen.) Daß die Bedeutung .Orakelspruch'
hier ihren Platz finden kann, bedarf meines Erachtens keiner weiteren Begründung.
Frühere Versuche zur Verbindung beider Stämme findet man bei E I S S F E L D T a. a. O.
S. l f f .
168 L. M. V. PÄKOZDY
der 'ilähun bzw. der 'seloMm selbst 29 . Der Gottesmann ist ein Gast-
geber, Inhaber oder Besitzer (auf das Wort kommt es jetzt nicht an)
und der 'ilähun = 'seloMm ist ein »Genosse« oder »Begleiter«
(arab. sähibun bzw. täbi'un) des Gottesmannes30. Ein arabisches
M^a'-Gedicht und ein hebräischer maMl — so werden auch Bileams
»Sprüche« genannt, obwohl sie auch mit »Gesicht«, oder »Segen«
usw. hätten charakterisiert werden können — stehen in sehr naher
Verwandtschaft zu einander. Beide sind machtgeladene Sprüche.
Spott- und Schimpfsprüche wurden besonders zu Kriegszeiten, vor
Kämpfen gebraucht (vgl. z. B. I Sam 17 10. 26. 36. 43. 45), bei den
Arabern genau so, wie bei den Israeliten31.
Nach der Erledigung dieser Vorfrage möchte ich jetzt eine text-
kritische Frage besprechen. Man muß mit textkritischen Operationen
sehr vorsichtig sein, bevor man eine Erklärungshypothese darauf
bauen will. Der Gebrauch der Gottesbezeichnungen in der B-P kann
hinreichend erklärt werden, wenn man ein einziges Mal ein OTlVx
im MT in mir korrigiert, und zwar in 22 22 auf Grund L X X (Cod.
Ambr.) und Samar. Pt. Weitere nicht unbedingt notwendige, nur der
Glattheit wegen gewünschte Korrekturen wären in 23 4 (wegen der
Stelle 23 ie) jhwh statt 'Ihjm (MSS, Samar. und L X X geben hier
male'ak 'selohim, haben also an Jahwäh gedacht oder gar ein jhwh
in ihrem Text vor sich gehabt); ferner in 22 18 möchte ich (auf Grund
von 23 21) jhwh 'Ihjw statt jhwh 'Ihj herstellen (was hier wahrschein-
lich auch ursprünglich stand) 32 .
2 9 Genosse, Besitzer, Inhaber, Herr bzw. Diener, Helfer (vgl. mittelbarer
Jünger Mohammeds). DIETRICI, Handwörterbuch z. Koran, S. 88 u. 22. — Siehe
w e i t e r bei GOLDZIHER a . a . O . S. 4 1 . HÖLSCHER a. a. O . S . 8 6 — 1 0 0 .
30 Vgl. HÖLSCHER, Die Profeten, S. 8 2 , 8 6 ff.
1,1 GOLDZIHER a. a. O. S. 42.
3 2 Eine Übersicht über den Gebrauch der Gottesnamen im MT und in den
II
In den folgenden Zeilen werden wir nun sehen, was der R aus
seinem — schon vor ihm sicher verschiedentlich überarbeiteten und
ineinandergeschobenen, aber die Luft »primitiver«, urwüchsiger
Religiosität immer noch atmenden — Material gemacht hat. Sein
Gebrauch der Gottesbezeichnungen wird sich dabei als ein Leitfaden
durch die ganze B-P erweisen.
Meine Voraussetzung dabei ist, daß der 'selohtm in e i n i g e n
S t e l l e n der B - P n i c h t den E l o h i m I s r a e l s — und des »Elo-
histen« — (Jahwäh) b e d e u t e t , s o n d e r n den W a h r s a g e - u n d
Z a u b e r d ä m o n ('selohim) des B i l e a m . Mögen die Quellen oder
Traditionen des Endredaktors und seiner mutmaßlichen Vorgänger
noch so verschiedene gewesen sein, hier hat ein gewaltiger, prophe-
tischer religiöser Geist aus seinem Stoffe eine einheitliche Größe 33
gestaltet und wurde dadurch mehr als ein Redaktor (R)34. Folgen
wir ihm nun kurz mit der Probe nach 86 .
a) Num 22 5-7 — Balaq ruft Bileam, um durch ihn das für Moab
gefährliche Volk Israel zu verfluchen, d. h. zu vernichten. Offenbar
mit einem unabwendbaren Zauberspruch, mit einem mäSäl39. Diese
aus der Weite gerufene Hilfe braucht wegen der weitabgelegenen
Heimat Bileams kein Problem zu sein 37 .
b) 22 8-13 — Bileam läßt die Abgesandten Balaqs bei sich ü b e r -
n a c h t e n d (linü pöh hallajldh; dies ist aller Wahrscheinlichkeit nach
ein term. technicus für I n k u b a t i o n ) warten, weil die Antwort erst
— so scheint es zu sein — w ä h r e n d der N a c h t von der Gottheit
erhalten werden kann, wahrscheinlich durch eine Inkubation in
seinem Heiligtum, vielleicht im Traum. Auffallend ist hier das »Jah-
wäh« im Munde des heidnischen Wahrsagers. Daß der R aus ihm
vorangehenden Abschnitts hat diese Verschreibung eines Ursprünglichen ^ in 'K be-
wirkt.« — Ich habe ähnliche Folgerungen gezogen und korrigiert, ehe ich R U D O L P H S
Arbeit hätte sehen können (Theologiai Szemle, 1938 (14), 160). Allein meine weiteren
Folgerungen lauteten anders als die von RUDOLPH: »Somit hat die Eselin-Geschichte
durchweg (und zwar immer im erzählenden Text) sie fällt also — rein von den
Gottesnamen her betrachtet — aus dem Rahmen der übrigen Bileam-Erzählung
22 2 — 23 26 heraus« (S. 104).
88
Ich darf hier auf die R O S E N Z W E I G - B U B E R sehe Auflösung des Sigels »R«
in Rabbenu = »unser aller Meister« hinweisen. Zur »Einheitlichkeit« s. Anm. 15.
84
Es versteht sich, daß ich auf die historisch-kritischen Probleme der Rahmen-
bestandteile, wie 22 lff. u. a., hier nicht eingehen kann (Heimat Bileams usw.).
85
Der zur Verfügung stehende beschränkte Raum erlaubt selbstverständlich
keinen ausführlichen Kommentar; die Kürze meiner Ausführungen möge deshalb
entschuldigt werden. Die hier folgende Einteilung bedeutet natürlich keine Ver-
teilung auf Quellen, ist eine rein der Erklärung dienende, mechanische.
86
Vgl. Anm. 2 5 und 2 8 sowie H Ö L S C H E R , Die Profeten, im Abschnitt »Zauber-
87
und Wahrsagespruch«, S. 91f. Vgl. dazu E I S S F E L D T , ZAW 1939, 226ff.
170 L. M. v. PAKOZDY
einen wahren Propheten des wahren Gottes machen wollte, ist nicht
die einzige mögliche Erklärung. Hier nur soviel: Bileam kann Jahwäh
auch aus dem Grunde haben fragen wollen, weil Jahwäh der »Gott«
('selohim) des zu verfluchenden Volkes ist und man sich über die Zu-
kunft des betreffenden Volkes bei ihm besser erkundigen bzw. es auf
diesem Wege eventuell mit besserem Erfolg verfluchen kann (vgl.
23 8). Bileam kann auch gedacht haben, Jahwäh gibt sich zu solchen
Verhandlungen her, wie das andere 'selohim in ihrer Zauberpraxis
tun. Nun läßt aber der R seinen Gott ('selohim) sich in dieser heid-
nischen Weise nicht zum Orakelgeben und Zauberpraktiken hergeben,
oder gar zwingen. Überhaupt kann Jahwäh nicht beschworen werden,
denn »es gibt kein imi in Jakob und kein DDp in Israel« (23 23)38. Des-
halb war es auch nur ein 'selohim (v. 9), irgend ein Numen, und nicht
Jahwäh, dessen Stimme Bileam (nach der Auffassung des R) in der
Inkubation gehört hat. Vielleicht denkt Bileam: es war Jahwäh.
Vielleicht log er. Vielleicht hat hier die LXX die ursprüngliche Lesung
(ha-'selohim). Bileam antwortet jedenfalls im Namen Jahwähs. Der
Erzähler läßt also Bileam entweder durch den fremden 'aelohim, durch
dessen »Genossen« oder »Gefährten« warnen, nichts gegen den Gott
Jahwäh und sein Volk zu unternehmen (und damit bekennen, daß
Jahwäh ein mächtiger Gott ist, dessen »Segen« ein Bileam auch mit
der Hilfe seines 'aelohim nicht zerstören kann), oder durch Jahwäh
selbst. Ich halte das erstere für wahrscheinlicher. Die Art, wie der
'selohim Bileams sich bei Bileam erkundigt, wer seine Gäste seien,
läßt die feine Ironie des Erzählers durchblicken: Solch' ein Wesen
sollte die Macht haben, das gesegnete Volk Israel verfluchen zu
können ? — Bileam handelt der Warnung gemäß und die Gesandt-
schaft kehrt erfolglos zurück, um
c) 22 14-20 — mit der dringenden Bitte Balaqs bald wieder bei
Bileam einzutreffen. Bileam läßt sie in der selben Weise wieder bis
zum nächsten Morgen warten. Hier spricht Bileam über Jahwäh als
»mein Gott« oder besser: mein 'selohim«. Ich halte es für möglich,
daß in v. 18 ursprünglich (nach der Arbeit des Endredaktors, vor der
Verderbnis des Textes), wie in der Parallele 23 21 nicht mn\
sondern VH^K mir stand. © hat Trapaßfjvai TÖ ^fjtia Kupiou TOÖ
Oeoö. Falls man diese Änderung nicht zulassen kann 89 , hat noch der
88
Die Deutung von 23 23, daß das Zauberwesen keine Macht an Israel hat,
und eine entsprechende Übersetzung ist gleich möglich. Vgl. dazu M O W I N C K E L ,
ZAW 1930, 263, Anm. 1.
89
M O W I N C K E L a. a. O. 234, Anm. 1 gibt ® den Vorzug, weil seiner Meinung
nach sicher keiner der alten Erzähler den Bileam hat »Jahwäh, mein Gott« sagen
lassen. Dagegen wendet R U D O L P H a. a. O . S . 104, Anm. 5 folgendes ein, »daß eine
n a c h t r ä g l i c h e Umwandlung von 'K in miT' bei der späteren Beurteilung Bileams
(PI) ausgeschlossen ist«.
Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope 171
Text einen feinen Sinn: Der R läßt Bileam den anderen vorlügen,
daß Jahwäh sein 'aelohim (sein Spruchnumen) sei, daß er mit Jahwäh
ebenso verkehren könne, wie mit anderen 'aelohim. Daß der R diese
Anschauung für möglich gehalten haben kann, läßt sich aus den
folgenden gut sehen. Es ist wieder nur ein 'aelohim, der nachts zu
Bileam kommt (v. 20) und mit dem er in Verbindung tritt. Daß solche
Wesen ('aelohim) auch für den R bestehen und unter Umständen
sogar das sachlich-objektiv Wahre reden können, können wir nicht
bezweifeln. Das ganze AT denkt so (vgl. im NT I Cor 85). Es ist eine
ganz andere Frage, ob die Befragung solcher Numina, die mantische
Verbindung mit ihnen für das Volk Israel e r l a u b t gewesen sei oder
nicht (vgl. I Sam 28 3 und 7ff.). Gerade weil sie als wirklich existie-
rende Wesen geglaubt waren, war der Verkehr mit ihnen so streng
verboten (vgl. I Sam 28 3). Der 'aelohim Bileams läßt ihn schließlich
doch abziehen und gegen (vgl. l'naegdi 22 32, s. d.) Israel, und damit
gegen Jahwäh, auftreten; er mahnt Bileam, daß er alles nach seinen
Weisungen t u n soll. D i e s e r 'aelohim ändert also seine Weisungen;
er handelt nicht wie Jahwäh (23 19), der beständig ist.
d) 22 21-85 — Die Zuhörer der Erzählung warten gespannt: was
nun geschehen wird ? Wird der Versuch Bileams, mit der Hilfe seines
'aelohims Israel zu verderben, gelingen ? Welcher 'aelohim wird siegen,
sich als der 'aelohim (hä-'aelohim) erweisen?
Am nächsten Morgen macht sich also Bileam auf und zieht mit
seinen zwei Pagen den Gesandten Balaqs nach — ins Land Moab.
Nun sind wir bei dem Worte 'aelohim angelangt, an dessen Stelle ein
jhwh besser passen würde. Es gibt folgende Möglichkeiten: 1. für
dieses 'aelohim ein jhwh zu setzen 40 ; damit würden wir © und Samarit.
folgen; 2. oder mal''ak 'aelohim ergänzen ( = mal''ak jhwh); oder
3. uns auf die folgenden wiederholten mal''ak jhwh stützend, dieses
'aelohim als eine dadurch selbstverständliche Bezeichnung eben des
wahren 'aelohims, d. h. Jahwähs betrachten; man kann schließlich
4. die Worte wajjihar-ap 'aelohim als einen zusammengehörenden,
stehenden Ausdruck nehmen: »da entbrannte der G o t t e s z o r n . . .«,
d. h. J a h w ä h s Zorn gegen Bileam, weil er es gewagt hatte gegen
Israel loszuziehen. — Die feierlich wiederholte Erwähnung des mal''ak
jhwh läßt in den Zuhörern der Erzählung auf keinen Fall irgendeinen
Zweifel41 entstehen, wer dieser zürnende 'aelohim sei (für u n s e r e n
40
Die Gründe für diese Korrektur wären ausreichend, textkritisch gut fun-
diert, vgl. z . B . G R A Y , Numbers, p. 3 1 0 sq.
41
An den mal"'äk des 'xlohim von Bileams hätte niemand gedacht; so etwas
wäre ein unmöglicher Gedanke gewesen. — Herr Professor HEMPEL macht mich
bei der Korrektur darauf aufmerksam, daß bei 'ap 'aslohim eine Analogie zu dem
von B A U M G Ä R T E L , Elohim außerhalb des Pentateuch, für pahad 'aslohim Erarbeiteten
zu erwägen wäre. Ich konnte B.s Buch nicht bekommen und muß mich hier nur mit
172 L . M. V. P Ä K O Z D Y
liches Material (Motiv des redenden Tieres) frei und großzügig verwendet, sieht
man aus vielen Beispielen. In der Lebensgeschichte Mohammeds bei Ibn HiSäm (437)
erzählt jemand: ». . . Im Traumgesicht (wörtlich in dem was der Schlafende zu
sehen pflegt) — ich befand mich zwischen dem Zustande des Schlafenden und
Wachenden — sah ich einen Mann auf einem Pferde herankommen und stillstehen;
bei sich hatte er ein Kamel, das sprach . . .«. Zit. HÖLSCHER, Die Profeten, S. 40.
In der Bileam-Literatur findet man weitere Beispiele. — Also ein sprechendes Reit-
tier. Bei den Arabern wird das Wort sag', welches das Girren der Kamele andeutet,
auch von den Dämonen und inspirierten Wahrsagern gebraucht. Man kann die
Vermutung aussprechen, daß auch die Absicht des Erzählers hier die gewesen ist,
daß das Tier Bileams ein besserer »Seher« gewesen ist als sein Herr.
Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope 173
Befehl Weiterreisen. Was wird noch aus dieser Reise ? Die Spannung
der Erzählung wächst.
e) 22 36-38 — Dieses Erlebnis machte Bileam vorsichtig und un-
sicher: Nun wohl, ich bin jetzt zu dir gekommen, aber werde ich etwas
(dir Gefälliges) wirklich reden (können oder müssen) v. 38 ? Er ent-
schuldigt sich im Voraus, folgt aber Balaq auf die Baalshöhe (auf
die heilige Stätte des Ortes oder auf eine besondere Baalshöhe), um
dort nach den gewöhnlichen Zaubermaßnahmen doch einen Versuch
zu machen. Was wird mit diesem ungehorsamen und unverbesser-
lichen Wahrsager geschehen ? Die Spannung der Erzählung wird ge-
steigert.
f) 23 l-io — Daß diese Opferpraktik des Bileam ein nM und
qsm = Zauberei, magische Mantik sei, ist für den Erzähler klar und
er will dies auch demonstrieren. Eine einfache und einmalige man-
tische Handlung braucht an sich noch keine Zauberei (schwarze Magie)
zu sein. Auch die sog. »legitime Religion« des AT kennt das Orakel-
werfen, das Loswerfen. Eine solche einfache, an sich religiöse und
nicht-magische Handlung kann eine magische werden, indem man
sie so lange w i e d e r h o l t , als das erwartete Ergebnis nicht erreicht
wurde. Die Wiederholung 43 ist kennzeichnend für die Magie, die in
den Augen des Erzählers ein Gott-zwingen-wollen bedeutet. Eine
solche Anschauung bzw. Unternehmung will der Erzähler lächerlich
machen und zeigen, daß man den G o t t I s r a e l s n i c h t z w i n g e n
k a n n . »El ist kein Mensch, daß er lüge, kein Menschenkind, daß es
ihn gereute . . .« (23 19); »Keine Beschwörung haftet an Jakob, kein
Zauber an Israel« (23 23). Der magischen Wiederholung der Opfer-
praktiken entspricht die Wiederholung der prophetischen Sprüche.
Mögen die Sprüche einen Ursprung haben, welchen sie wollen, sie
sind im gegenwärtigen Zusammenhang keine sinnlosen Wiederholungen
aus parallelen Quellen, sondern sie fügen sich klimaktisch zusammen
unter der Hand des Redaktors.
Hofft Bileam wiederholt Jahwäh zu treffen; oder lügt er es bloß
Balaq vor? In beiden Fällen kann man das jhwh in seinem Munde
verstehen. (In 23 4 möchte man wegen der Vereinfachung natürlich
wieder mit © jhwh statt 'xlohim haben. Auch das gibt aber einen mög-
lichen Sinn, daß Bileam auf eine Begegnung mit s e i n e m 'xlohim
hofft, aber Jahwäh dazwischen tritt v. 5.) Der Redaktor paßt in
seiner Erzählung sehr genau auf, daß Jahwäh nicht irgendwie durch
eine solche Praktik »getroffen« und gefügig gemacht wird. Es ist also
wieder zuerst der 'xlohim Bileams, der Bileam entgegen kommt, v. 4.
Bileam beginnt seinen 'xlohim anzurufen und daran zu erinnern,
48
Zum w i e d e r h o l t e n Orakelbefragen in d e r s e l b e n Angelegenheit findet
man Stellen in der Schrift von G Ö T Z E , Die Pestgebete MurSilis (Kleinasiatische
Forschungen), 1930, Bd. I. S. 1 6 1 - 2 5 1 öfters.
174 L . M . V. P Ä K O Z D Y
helfen ? Der Erzähler zeigt meisterhaft die Unsicherheit und das Hin-
undherschweifen des heidnischen Menschen. Nach der Wiederholung
des Opfers und den damit verbundenen vorausgesetzten Zauber-
praktiken wird Bileam dessen endgültig bewußt, daß es Jahwähs
unabänderliches Gefallen ist, Israel zu segnen. So ging er dann nicht
mehr auf Bannsprüche und Zauberei aus, sondern »er h o b s e i n e
A u g e n auf« (der Ausdruck deutet einen Visionsempfang an) und
»sah«, weil der G e i s t d e r P r o p h e t i e (rüdh 'selohim) über ihn kam.
(Hier kann 'selohim stehen, weil der Ausdruck technisch und in gutem
Sinn gemeint ist. Auch 'el in 'imre-'el, v. i und in v. 8 als Formel-
sprache ist ganz deutlich auf Jahwäh zu beziehen.) Dieser Geist ist
J a h w ä h s G e i s t . Neu ist es in diesem Spruch, daß neben 'El auch
ein anderer Gottesname aus der Patriarchenzeit Sadddj erwähnt wird,
v. 4. Davon wird noch später etwas gesagt werden müssen.
Balaq wird schließlich wütend und jagt Bileam weg. Zornig und
höhnisch zu gleicher Zeit wirft er Bileam hin: N u n h a t d i c h (dein)
J a h w ä h (d.h. nicht ein 'selohim) u m die E h r e (d.h. Wahrsager-
lohn) g e b r a c h t ! Offenbar läßt der R Balaq denken, daß Bileam
vielleicht mit Jahwäh zusammengespielt hat. Er schickt Bileam zur
Vermeidung weiteren Unheils weg, denn der einmal ausgesprochene
Segen wirkt ja »automatisch« . . .
i) 2412 ff. — Bileam läßt sich aber nicht einfach wegschicken,
sondern sagt nochmals, weshalb ihm die Verfluchung Israels nicht
hat gelingen können. Dann fährt er mit einem neuen maSdl los. Wir
erfahren es nicht, wie er diesen mäidl bekommen hat. Dieser Spruch
hat ausdrücklich die späte Zukunft vor sich. (Ob aber w . 20-24 ur-
sprünglich von dem Endredaktor der B-P stammt, kann man mit
Recht fragen; das Ende der Sprüche bot immer eine gute Gelegen-
heit für spätere Einschübe.) Der Spruch ist eine Erklärung oder
Weiterführung von dem in 24 3-9, nicht eine Dublette. Die Gottes-
namen aus der Patriarchenzeit werden noch mit 'Eljon (v. ie) ergänzt.
Es fehlt aber *selohim ganz. Die Sprüche ergänzen sich und erklären
sich fortschreitend aus der Situation der Erzählung.
Eine besondere Beachtung verdient das Erscheinen der Gottes-
bezeichnungen aus der Patriarchenzeit. Einerseits sehen wir die
scharfe Abweisung des 'selohim des Bileam, andererseits die bewußte
E r w ä h n u n g u n d I d e n t i f i z i e r u n g v o n 'El, ['El] Sadddj u n d ['El] 'Eljon
mit Jahwäh. Dieses Problem »des G o t t e s d e r V ä t e r « kann hier
nicht aufgerollt werden, ich wollte nur darauf hinweisen, daß dem
R der B-P das Problem bewußt gewesen zu sein scheint; die Ver-
teilung der Gottesnamen der Patriarchen-Erzählungen auf die Sprüche
spricht dafür 4 4 .
44
Professor E I S S F E L D T hielt anläßlich seiner Ehrenpromotion an. der Refor-
mierten Theologischen Akademie in Budapest (Sept. 1955) einen Vortrag über die
176 L. M. v. PAkozdy, Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope
Fragen des »Gottes der Väter«, der hoffentlich inzwischen irgendwo auch gedruckt
werden konnte. Aus zeit- und ortsbedingten Umständen konnte ich dies nicht fest-
stellen. — E i s s f e l d t s El and Yahweh in: Journal of Semitic Studies 1956 (1), 25—37
ist mir nur aus ZAW 1956, (68). 202f. bekannt.
Erwägungen zum israelitischen Brandopfer
Von L e o n h a r d R o s t
12*
180 L . ROST
während in Israel ein Körneropfer oder eine fTTMö aus mit öl ver-
mengtem Gries dargebracht wurde, so zeigt sich eine weitere Be-
ziehung. Daß mit der öucria vielfach eine Leber- und Eingeweideschau
verbunden war, ja daß diese mantische Funktion gelegentlich wie in
Xenophons Anabasis in den Vordergrund treten konnte, ist in diesem
Zusammenhang nicht entscheidend, da es sich hier um eine sekundäre
Häufung von Riten handelt; dazu kennt der israelitische Kult zum
mindesten offiziell diese vom Gesetz abgelehnten Praktiken nicht.
Die griechische öutxia ist natürlich ebenso in die griechischen
Kolonialgebiete gewandert, wie das phönizische Brandopfer nach
Punien. Diese spätere Entwicklung kann jedoch hier unberücksichtigt
bleiben.
Während die Gleichung 113T = Oucia auf der Hand liegt, ist das
¿AoKctürcopa als Parallele zur nVw viel seltener bezeugt. Immerhin
begegnet es bei chthonischen Gottheiten. Damit aber kann vorerst
einmal versuchsweise die These aulgestellt werden, daß öucla und
¿ÄOKaÜTcopa ebenso wie PDT und nVis? ursprünglich an einem Räume
hafteten, an dem Griechen und gewisse semitische Völker irgend-
wann einmal Teil gehabt haben. Es kann sich dann nur um den
gleichen Raum handeln, aus dem p1 und olvos, und Tocöpos, ilXö
(Gerstenfladen) und ud£oc (Gerstenbrei) herstammen, alles Wörter,
die sichtlich weder ursprünglich griechisch noch semitisch sind8". Diese
Erwägungen drängen zu dem Schluß, daß das Brandopfer als TOt und
0Vi»9 einer vorgriechischen und vorsemitischen Schicht zugehört,
die, wie die Kenntnis der Rebe nahelegt, einmal südlich des Taurus
gesessen haben muß. Wie weit Teile der Inselwelt, z. B. Cypern,
Rhodos, Kreta zum Siedlungsgebiet dieser Schicht gehört haben,
soll hier nicht untersucht werden. Erst recht nicht kann hier der
Frage nachgegangen werden, ob die spärlichen Nachrichten über die
Karer das Recht dazu geben, in ihnen diese vorgriechische und vor-
semitische Bevölkerung zu sehen. Es soll hier nur die Hypothese
vorgetragen werden, daß in dem innerhalb der alten Welt nur für
Griechen, Phönizier (Punier) und Kanaanäer (Israeliten) bezeugten
8a W . BAUMGARTNER hat in der Neuen Züricher Zeitung 178 (1957) Nr. 2874
(10. 10.) auf C. H. GORDONS Entzifferung der kretiichen Schrift (Antiquity Sept.
1957) hingewiesen und zwölf Wörter herausgestellt, die im Westsemitischen nach-
zuweisen sind. M. E. gehören diese meist zweiradikaligen Wurzeln zur gleichen
sprachlichen Schicht, die einerseits in den ägäischen, andrerseits in den westsemi-
tischen Raum ausstrahlt.
» nVis: ist zwar im AT mit der Wurzel in Verbindung gebracht worden.
Man kann jedoch fragen, ob der Zusammenhang nicht ein sekundärer Versuch ist,
ein Fremdwort in das Hebräische einzufügen. Vielleicht ist auch das griechische
öAos nur Versuch einer Gräzisierung. Dann könnte
ein Übersetzungsversuch
«ein, wenn nicht die Opfertafel von Massilia dies widerriete.
Erwägungen zum israelitischen Brandopfer 181
sie entrückt und als Priesterin und damit als Gottesdienerin in ihre
Dienste nimmt. Dafür aber gewährt sie Agamemnon den günstigen
Wind, der der Griechenflotte die Ausfahrt nach Troja ermöglicht.
Isaaqs Opferung ist ausdrücklich als nVl» bezeichnet; sie hat mit der
griechischen Parallele das gemeinsam, daß Isaaqs Opferung durch
Gott verhindert wird und an seine Stelle ein Widder tritt. Doch hat
der elohistische Verfasser eine Akzentverschiebung vorgenommen,
indem er die Forderung des Opfers zu einer Prüfung des Glaubens
Abrahams macht, so daß die unmittelbare Gegengabe der Gottheit
nicht mehr erzählt wird. Aber die Parallele ist klar. König Mesa von
Moab vollzieht das Opfer. Die Gegengabe ist der göttliche *]Xp>, der die
Israeliten nötigt, die Belagerung abzubrechen. Darf man daraus den
Schluß ziehen, daß die nVl» ursprünglich ein letztes, höchstes, als
kühnes Wagnis dargebrachtes Menschenopfer gewesen ist, das das
Leben des Volkes (?) sichern sollte ? Jedenfalls zeigen die beiden
alttestamentlichen Beispiele ebenso wie das griechische, daß der
flVl» etwas Düsteres, Unheimliches anhaftet. Sie trägt nicht den
freudigen Charakter, die den MT, dieses Mahl, an dem die Gottheit
mitbeteiligt war, kennzeichnete. Bedenkt man dies, so wird die bereits
kurz angeschnittene Frage brennend, warum der nachexilische Kult
die nVlS? zum normalen Opfer gemacht hat, während der MT zurück-
gedrängt wird. M. E. ist diese Schwerpunktverlagerung einer inner-
israelitischen Entwicklung zu danken. Es ist zu vermuten, daß die
n^W in schwierigen Situationen als Opfer für das gesamte Volk, oder
auch nur für den König dargebracht worden ist, während der MT in
der vordeuteronomischen Zeit das übliche Opfer an den zahlreichen
Kultstätten gewesen ist. Es bietet ja dem Hausvater, der es darbringt,
die Gelegenheit, seine Hausgenossen und Gäste zum Fleischgenuß
zu laden. Das Opfer, mit dem Samuel Saul ehrte, um ihn am nächsten
Morgen zum König zu salben, war ein MT18, nicht anders das Opfer,
das Samuel nach der späten Überlieferung in Bethlehem darbrachte 14 .
Auch I Sam 15 und 20 6 sowie I Reg 21 ist vom MT die Rede, ver-
mutlich auch Am 2 s, um nur einige vorexilische Stellen zu nennen.
Die durch das Deuteronomium eingeleitete Aufhebung der Land-
heiligtümer nötigte dazu, die Schlachtung zu einem profanen Akt
zu erklären. Damit war dem MT weithin der Boden entzogen. Es
konnte nur noch von den Bewohnern Jerusalems und seiner aller-
nächsten Umgebung an beliebigen Tagen ausgeübt werden. Alle
andern hatten nur, wenn sie an den Festtagen nach Jerusalem kamen,
Gelegenheit, einen MT zu veranstalten. Das private Opfer trat somit
in den Hintergrund. Aber dafür wurde das zentrale Heiligtum mehr
und mehr die Opferstätte, an der die Priesterschaft das Opfer für den
11
" I Sam 912 ff. I Sam löair.
Erwägungen zum israelitischen Brandopfer 183
König und für das Volk darbrachte, anfangs wohl in Notzeiten, dann
ständig aus Angst vor hereinbrechenden Nöten, deren Drohen man
dank eines immer stärker sich ausprägenden Sündengefühls fürchtete.
Sicher hat die Exilszeit diese Entwicklung gefördert. Das Ergebnis
dieser Umschichtung liegt in der Priesterschrift kodifiziert vor: Das
tägliche Opfer wie das Festopfer ist nun die nVl».
Es sind Hypothesen, die hier vorgetragen werden. Sie seien der
Überprüfung unterbreitet.
• L'énigme des manuscrits de la Mer Morte, 1957. In 1936, writing with only
the Zadokite Work before him, R . EISLER maintained that the same Menahem was
the Prophet of Untruth (Occident and Orient (Gaster Anniversary Volume), p. 124).
7 The Listener, 27 June 1957, pp. 1037ff. Cf. also Manchester Guardian,
24 May, 1957. For the view of Professor DRIVER, cf. ibid., 20 June 1957.
8 Evidences, No. 65, Juin-Juillet 1957, pp. 37ff.
186 H. H. ROWLEY
eousness. There is, indeed, no evidence that the Zealots thought the
death of Menahem was of more significance to the history of the world
than the death of any other.
If both the Teacher of Righteousness and Menahem were killed
by priests, this would offer no evidence for their identification, until
it were first established that both belonged to the same age. But it
is not even established that the Teacher of Righteousness was killed
by the Wicked Priest. There is evidence that he was opposed by the
Wicked Priest, and the present writer thinks it probable that the
Teacher of Righteousness was done to death 19 . But he finds no evidence
that he was killed by the Wicked Priest, and this alleged coincidence
is at best a conjectural one. Similarly with the next one. In an obscure
passage there is a reference to something that took place on the Day
of Atonement 20 , but it is extremely doubtful, to say the least, that
this passage defines the date of the death of the Teacher of Right-
eousness. Nor is the Day of Atonement mentioned in connexion with
the death of Menahem. In the Habakkuk Commentary we have an
obscure reference to something that happened on the Day of Atone-
ment ; in Josephus it is implied that the death of Menahem took place
in the month Tishri 21 . As the Day of Atonement and the month
Tishri recurred annually, it can hardly be supposed that any remar-
kable coincidence is to be found here.
Finally, the fourth of the supposed remarkable parallels will not
bear examination. The Absalom of Dr. R O T H ' S view was a supporter
of Menahem, who lost his life with his chief 22 . He could therefore not
be reproached with having failed to assist Menahem. In the Habakkuk
Commentary, the house of Absalom is attacked for failing to help the
Teacher of Righteousness when he was in difficulties 23 . The verse
which is being commented on here sufficiently indicates that the house
of Absalom is held to be guilty of treachery, and therefore to have
failed to help when it should have been counted on for help.
The whole remarkable series of parallels therefore dissolves into
nothing. We are left with only the fact that there were two groups
111
Cf. Zadokite Fragments and the Dead Sea Scrolls, 1962, p. 34.
20
Habakkuk Commentary, on ii. 15. A glance at the various translations
that have been proposed for this passage will establish its obscurity.
21
So ROTH, Evidences, loc. cit., p. 39. But R. MARCUS identifies the Greek
22
Gorpiaeus with Elul (Loeb Josephus, ii, 1927, p. 495 n.). B. J. I I xvii. 9 (ii. 448).
28
Habakkuk Commentary, on i. 13. GASTER'S rendering of this passage runs:
"This refers to the 'house of Absalom' and their cronies who kept silent when
charges were levelled against the teacher who was expounding the Law aright, and
who did not come to his aid against the man of lies when the latter rejected the
Torah in the midst of their entire congregation" (The Scriptures of the Dead Sea
Sect, 1967, p. 237).
Qumran, the Essenes and the Zealots 189
in the Dead Sea area, which is independently attested, and that these
groups both had leaders at some stage of their history, and that both
leaders were opposed by a priest and came to a violent end. For groups
of men to have leaders is not remarkable, and the opposition of a
priest is in no sense unique, while death by violence has been a common
experience in the history of man. In the case of Menahem it was
scarcely a surprising end, and certainly not one of which he or his
followers could justly complain. For Menahem was a cut-throat 24 ,
and he who takes the sword or the knife must expect to be met with
violence. Nowhere is there reason to suppose that the Teacher of
Righteousness of the Qumran Scrolls was a man of violence. His death
is thought of as the death of a martyr, whereas there is no suggestion
that the death of Menahem was, or could be, thought of in those
terms.
Even more intractable for the Menahem theory is the archaeolo-
gical evidence. If Menahem were the Teacher of Righteousness, killed
in A. D. 66, it would be impossible to suppose that the centre of the
sect was destroyed two years later, when all their literature was depo-
sited in the Qumran caves, to be recovered in our day. For in that
two years we should have to crowd the composition of several works
and their subsequent copying. Dr. DEL MEDICO recognizes this so
far as to dismiss the archaeological evidence, and to maintain that
the Qumran caves were a genizah, into which manuscripts continued
to be interred for long after the Jewish War 26 . Dr. ROTH asks only
that the conclusions of the archaeologists be modified to the extent
of a few years, to allow of the deposit of manuscripts down to A. D. 73.
This might seem a trifling extension, but in fact it is not. The
archaeological evidence indicates that after the destruction of the
Qumran centre a smaller structure on a different plan was erected
on the site. The date demarcation between these two structures is
drawn with precision in the year A. D. 68 by a series of Jewish coins
running down to that year, and a number of Roman coins dating
from that year to A. D. 7328. It seems impossible to escape the con-
clusion that the change of structural plan for the building and the
change of occupiers belonged together, and that the year 68 was the
year that saw the change. The destruction of the Qumran centre by
24
E v e n t o his fellow Zealots he appeared an unsavoury character, as may
be seen from the account of Josephus in the passage referred to.
25
L'énigme, pp. 28 ff. Dr. DEL MEDICO assigns the composition of the Manual
of Discipline t o a date after A. D. 80, the Habakkuk Commentary to circa A. D. 100,
and the Battle Scroll t o a date in the second century A. D., and supposes it was
written by a Jew of the Diaspora, who lived on the left bank of the Euphrates.
Against these positions the archaeological evidence would seem to be decisive.
* Cf. R. B., lxiii, 1966, p. 667.
190 H. H. ROWLEY
the Romans and the establishment of a Roman post on the spot would
not be surprising if the sect of those days is to be connected with the
Essenes of Josephus, since the Jewish historian tells us of the Roman
hostility to the Essenes27. On the other hand, when the Romans left
in A. D. 73, they were not driven out by enemies, and therefore the
place was not destroyed over their heads, and hence it could be reoc-
cupied in the Bar Cochba period by a group of insurgents of that age.
In accordance with this, we learn that a few coins of the rebels who
supported Bar Cochba have been found on the spot.
When it was first announced that eleven coins had been found at
Qumran, all dating from the first century A. D., and that the latest
came from the period of the Jewish War, the present writer argued
that that latest coin gave the date post quem the centre must have
been destroyed. The position is now, however, radically changed.
The Jewish coins and the Roman coins clearly indicate different
groups of people, and it is unlikely that a group which came to Qum-
ran after A. D. 73 would have brought the Roman military coins of
A. D. 68—73. The occupation of the earlier group must therefore
have terminated some time before A. D. 73, and it is not possible to
suppose that the sectaries continued in occupation down to that year.
But the evidence of the centre is valid also for the caves. That
the centre was linked with the caves is sufficiently demonstrated by
the fact that a jar like those found in the caves was found buried in
the centre, though the jars found in the caves had been declared by
the experts to be unique. Moreover, the evidence that there was a
scriptorium in the centre, where inkpots with traces of dried ink were
found, fits so well with the large numbers of manuscripts that must
have been placed in the caves, that it is virtually certain that the
manuscripts came from the centre. But even if this be denied, it can
hardly be supposed likely that after the centre had been destroyed by
Roman armies in A. D. 68, and the site occupied by a Roman guard,
the members of the sect would have continued to bring to the caves
manuscripts from other places, and particularly manuscripts on
which, ex hypothesi, the ink was scarcely dry, since they were works
so recently composed as Dr. ROTH'S theory would require.
Nor does the theory adequately account for the earlier history
of the centre. The archaeological evidence shows that the centre was
occupied from circa 100 B. C. down to A. D. 68, with the exception
of a period in the reign of Herod the Great. There is evidence that
it was damaged by an earthquake, and this is believed to be that of
31 B. C., when the centre was abandoned. The assumption that it
remained abandoned down to 4 B. C., since so few coins of the reign
17 See below.
Qumran, the Essenes and the Zealots 191
of Herod have been found, does not seem to be quite cogent, since
there is no reason why coins of every year should have been preserved.
There must have been an element of accident in the preservation of
the coins, and it could even have been that the centre was abandoned
for a very short time after the earthquake, even though it happens
that few coins of the following period were left lying about.
Since Dr. ROTH would appear to agree with the archaeologists
about this long gap in the occupation of Qumran, however, it may be
allowed for the present purpose. Now the Zealots were first organized
by Judah the Galilaean, the father of Menahem, in the reign of Herod,
and he led a rising after the death of Herod in 4 B. C. Hence Dr. ROTH
holds that the Zealots occupied the Qumran centre from that time
to their end. But this does not explain how it came about that they
found a centre ready for their occupation, or who the people were
who had occupied it for about a century before its abandonment.
The view that a historically continuous group had built the centre
in its then form, but had abandoned it after the earthquake and then
later returned to reoccupy it would explain why the buildings pre-
pared before the earthquake were suited to the occupation of the
group after it. But the view of Dr. ROTH assumes the fortunate ac-
cident that the place which so excellently suited the Zealots had been
prepared for them by a group which had disappeared without trace,
and which his theory leaves without explanation.
Further, Dr. ROTH holds that Judah the Galilaean was the or-
ganizer of the sect about the year 4 B. C., and that he was followed
in the leadership of the sect by his sons Jacob and Simon, until their
crucifixion in A. D. 46—4828. The Zadokite Work looks back on the
death of the Teacher of Righteousness, and so on this theory would
have been composed between A. D. 66 and 73. It tells us that the
sect groped in darkness for twenty years until God raised up the
Teacher of Righteousness. But according to this theory, it must have
groped in darkness for about fifty years before Menahem took the
helm. It would be surprising for this period to be so imperfectly rem-
embered so few years later. Moreover, the ascription of Menahem's
taking the lead to the time of the death of Jacob and Simon is no more
than an assumption, since Josephus records no act of leadership of
Menahem until his fatal bid for the leadership in A. D. 66.
Nothing that is recorded of the Zealots would lead us to suppose
that they engaged on a large scale in the collection of Biblical and
other manuscripts, or lived the peaceful life which is reflected in the
organization of the sect set forth in the Manual of Discipline. For the
Zealots who came into existence about the beginning of the Christian
18
Evidences, loc. cit., p. 41.
192 H . H . ROWLEY, Qumran, the Essenes and the Zealots
era were continuously eager to throw off the Roman yoke down to
the disastrous destruction of the Temple. Their thought throughout
was of war. But Josephus depicts the Essenes as men who withdrew
into the desert to follow a peaceful life of devotion, and the Scrolls
show us a group of people who fit well into this picture. Nevertheless,
the Scrolls make it plain that the sect came into existence in a time
of tension, and the Battle Scroll which they treasured probably sprang
out of that time of tension and maintained their hopes of a victorious
war in the future. If the sect came into existence in the second or
first century B. C., a long period during which they lived a peaceful
life of work and study and collected Biblical and other manuscripts
would be allowed for, whereas the Zealot theory would not allow for this.
It should be remembered that Josephus, who records the pacific
character of the Essenes, tells us that an Essene became a general in
the rebel army 29 , and also tells us how the Romans tortured the Es-
senes, who showed the utmost fortitude in their sufferings 30 . This would
suggest that in the battle against the Romans the Essenes abandoned
their peaceful ways and became the allies of the Zealots. If the Essenes
were the sect of the Scrolls, it would not be surprising that men who
had for so long cherished the Battle Scroll should feel that the hour
of destiny had at last come, and should join the rebels against Rome.
This would explain why the Romans destroyed their centre and oc-
cupied the site. It would also explain how the Copper Scroll came
to be deposited in one of the caves of Qumran. The treasure recorded
in that Scroll is far too great to be the property of a private sect,
but is not too large to be Temple treasure 81 . The inclusion of incense
is without explanation in anything we know of the sect from its own
writings, but is natural if it is a matter of Temple property. But an
inventory of Temple treasure would not be deposited with the manus-
cripts of the Qumran sect, unless the members of the sect were allied
with the defenders of the Temple. Since there is a reference on the
Copper Scroll to another copy of this inventory, this may well have
been retained by the Zealots, the duplicate copy being entrusted for
security to be hidden in Qumran.
In short, the Zealot theory fails to account for many things and
compresses too much into too short a time, whereas the theory that
the Teacher of Righteousness was a figure of the pre-Christian era
— leaving out of account the precise point in the pre-Christian era
when he may be presumed to have lived — can more naturally ac-
commodate all the evidence.
(Completed 16. 8.1967)
28 80
B. J., II xx. 4 (ii. 567). B. / . , II viii. 10 (ii. 162).
M
Cf. CH. RABIN, Jewish Chronicle, 16 June 1966.
Die Schreibfehler
in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten
in Anschluß an das textkritische Hilfsbuch
von Friedrich Delitzsch klassifiziert
Von S t a n i s l a v S e g e r t in Prag
(Praha 1 , Lizenski 4)
1922, S. 2 4 7 - 2 4 8 .
2 Berlin und Leipzig 1920.
» S. I V . - V .
4 C. H. GORDON, Ugaritic Manual, § 14. 4 und 8.
der Ras Schamra Texte, ZDMG 96, 1942, S. 507—539, fortgesetzt von J . A I S T -
L E I T N E R , Untersuchungen zur Grammatik des Ugaritischen (Berlin 1964), S. 165
bis 185; C. H. G O R D O N , Ug. Manual S. 6—11.
8 O . E I S S F E L D T , Baal Hammon und Tanit, Forschungen und Fortschritte"l2,
1936, S. 378ff.; 'Anat oder Tanit?, OLZ 40, 1937, Sp. 598—600; jetzt auch: Ras
Schamra und Sanchunjaton, S. 36 — 39, 49—61.
• Die neue Edition der in den Kampagnen 1 9 2 9 — 1 9 3 9 gefundenen Texte von
Mlle A N D R É E H E R D N E R ist für das Jahr 1 9 6 7 angekündigt.
« Vgl. unten S. 206, 133, Nr. 4.
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschriften 195
13*
196 S T . SEGERT
System von EISSFELDT als auch nach dem von GORDON zitiert (siehe
Anm. 7).
1—12 A. Fehler i n f o l g e der t r e n n u n g s l o s e n Wort- und
Satzschreibung.
Der entsprechende Abschnitt des Buches von DELITZSCH beruht
auf der Voraussetzung, daß die alttestamentlichen Texte einmal ohne
Wort- und Satztrennung, in der scriptio continua, geschrieben wurden.
Die Mehrzahl der althebräischen Siegelinschriften und einige Ostraka
sind tatsächlich so geschrieben, aber in den zusammenhängenden
Texten werden Trennungszeichen verwendet. Der Kalender von Gezer
setzt senkrechten Strich zur Bezeichnung des Satzendes inmitten der
Zeile ein. Die althebräische Inschrift im Tunnel von Siloah und die
moabitische Inschrift des Königs Mesac weisen Worttrennung durch
Punkte auf. Auch die später gefundenen Ostraka von Laki§ haben
die Worte durch solche Zeichen getrennt.
Die ugaritischen literarischen Texte sind mit Hilfe eines Trennungs-
zeichens in Form eines kleinen senkrechten Keiles in Worte getrennt16 ;
die Verwendung dieses Zeichens ist zwar in Einzelheiten nicht konse-
quent, besonders bei den einkonsonantischen Präpositionen und
Konjunktionen b, l, k, w und ihren um ein -m bzw. -n erweiterten
Formen.
5a Eine falsche Verwendung des Trennungskeiles inmitten des
Wortes kommt nur selten vor:
1. I = 1 Aqht: 170 ym.gyn (vgl. GORDON, Ug. Manual § 4, 24).
D
2. I I D = 2 Aqht: I I : 2 6 bbt. hgktrt, zu lesen nach G O R D O N : bbth. ktrt, vgl.
auch 134b, Nr. 1.
3. II K, II = 126: 77 tr. ht[, vielleicht richtig trh nach der Z. 74.
Eine Untersuchung über die Worttrennung in den ugaritischen
Texten wäre zwar an sich von Nutzen, obgleich dabei nur die auf den
den ersten Blick auffallende Inkonsequenz bestätigt würde; für unseren
Zweck wäre aber eine solche Zusammenstellung im Vergleich zu dem
dafür nötigen Raum nur wenig ausgiebig17.
Dasselbe gilt auch für das Verhältnis zwischen den Wort- und
Zeilenenden; die Worte gehen oft aus dem Ende einer Zeile in den
Anfang der folgenden über, obwohl im allgemeinen die Tendenz be-
merkbar wird, eine solche Worttrennung womöglich zu vermeiden18.
Zur Einteilung der Texte in Sinnabschnitte werden in einigen
Tafeln waagerechte einfache und doppelte Linien verwendet (be-
sonders zahlreich in SS = 52), die meistens richtig gesetzt werden.
12 Als eine Parallele zur falschen Vers- und Kapiteleinteilung im
AT könnte höchstens I K = Krt: 104 angeführt werden, wo aber
" GORDON, Ug. Manual § 4 . 2 3 .
17
DRIVER a. a. O . (Anm. 1 6 ) , hält die Inkonsequenzen der Wortteilung für
Fehler, z. B. S. 30, 32, 38 unten. » GORDON, Ug. Manual § 4. 26.
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten 197
8 3 - 1 4 7 E. S c h r e i b f e h l e r .
83—88 I. I r r i g e D o p p e l s c h r e i b u n g e n .
84a 2. a) eines Wortes, a) in unmittelbarer Aufeinanderfolge
1. II AB = 51: III: 19 btf. wdbh. wdbh, das zweite wdbh ist zu streichen,
la. Vgl. 9 2 , Nr. 2 .
85a 2 b) zweier Wörter, a) in unmittelbarer Aufeinanderfolge
1. II D = 2 Aqht: VI: 30 kyhwy. y'Sr. hwy y'Sr, zu streichen: hwy y'Sr.
86a 2. c) dreier Wörter, a) in unmittelbarer Aufeinanderfolge
1. I K = Krt: 73 'l.l?r. [mg]dl 74 w'l. Ifr. [mg]dl. rkb. Z. 73 ist zu
streichen, sie wurde vom Schreiber mit der Verbesserung w'l wieder-
holt (Z. 74), doch das Falsche wurde nicht gestrichen.
Diese Art von Fehlern ist im allgemeinen durch die Nachlässig-
keit des Schreibers zu erklären, der aus der schriftlichen Vorlage die
ähnlichen Buchstaben bzw. Wörter nochmals wiederholt. Dagegen
kommen solche Fehler bei der Diktierung nicht so oft vor, sind aber
nicht ausgeschlossen.
198 ST. SEGERT
98 b) zu streichen.
98a a) der Schreibfehler durch Folgendes veranlaßt
qk 1. V AB, F = 'nt: VI: 13 hqkpt, zu berichtigen nach Z. 15 hkpt.
tt 2. I* AB = 67: V: 11 ttly, richtiger tly nach 51: I: 18.
t( 3. I D = 1 Aqht: 200 ttl, richtiger tl nach Z. 51. Zu Nr. 2 und 3 vgl.
auch 142 a, Nr. 2, wo sich ebenfalls die Unsicherheit in betreff des f
bezeugt.
Die sehr charakteristischen Doppelschreibungen von einem
emphatischen und einem nichtemphatischen Konsonanten gleicher
Art sind zwar auch als Fehler zu betrachten, sie fließen jedoch eher
aus Unsicherheit der Aussprache oder aus der Verlegenheit bei der
Wiedergabe der Laute fremder Eigennamen.
98b ß) der Schreibfehler durch Vorhergehendes veranlaßt
t 1. IV AB = 76: II: ib'l.bbhtht, ¿am Ende ist zu streichen, vgl. Z. 5 il hd
bqrb. hklh.
h 2. I K = Krt: 298 lkrk\t, richtig Ikrt Z. 152. Das falsche k folgt dem sehr
ähnlichen r, vgl. 102 D. 1.
Ähnlich wie bei den Auslassungen von Buchstaben sind auch die
angeführten Vertauschungen und irrigen Mehrschreibungen oft durch
die Ähnlichkeit der ugaritischen alphabetischen Keilschriftzeichen
zueinander nahegelegt (vgl. 102).
98. <5) der Schreibfehler durch innerlich Benachbartes veranlaßt
t 1 . I I A B = 5 1 : I I : 1 3 attrt, r i c h t i g atrt (GORDON, v g l . Z. 3 1 , a u c h I : 2 2 .
Vielleicht durch 'ttrt (68: 28 u. a.) veranlaßt; zur Möglichkeit der Ver-
tauschung von ' und ' vgl. 136 a, Nr. 1.
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten 203
102 D. 1.
k—wJ 1. I I K, I V = 1 2 6 : I V : 1 0 k y ' n . Itpn (VIROLLEAUD, GORDON: Ug. Hand-
book). Von GORDON, Ug. Manual, S. 366, wird die Emendation wy'n
vorgeschlagen. Vgl. aber VIROLLEAUD, Syria 22, 1941, S. 208 und die
von ihm herangezogenen Stellen 6 1 : I I : 14, I V : 27, V I I : 63.
w-k l a . Vgl. 97c, Nr. 1.
2. I I I AB, B = 137: 38 ybl.wbn.qdi, GORDON, Ug. Manual, S. 3 5 6 :
kbn, vgl. Z. 37 ybl. argmnk. Ulm. (Vgl. auch zu 9 7 a , Nr. 1.)
3. I I D = 2 A q h t : 1: 21 bl. it. bn. Ih. wm dhh, zu lesen km nach Z. 20.
4. I K = K r t : 206 tnh. wspm, zu lesen kspm, vgl. ksp Z. 282.
h—r 6. I I A B = 6 1 : V I : 26 tlt. kb'ym, zu lesen rb', vgl. auch 2 Aqht: I : 9.
r—k 6. I I D = 2 A q h t : V I : 47 mbr. nhrm, zu lesen mbk nach 4 9 : I : 6 u. a.
7. I I K, VI = 1 2 7 : 67 qdqdr, zu lesen qdqdk, vgl. Z. 66 rük.
p—h 8. I D = 1 A q h t : 111 abpy, zu lesen abky nach Z. 126 und 140.
w—n 9. V AB, A = ' n t : I : 6 Ipnwh, zu lesen Ipnnh nach I V : 8 4 ; DRIVER er-
wägt die Möglichkeit eines Aramaismus.
102 E.
t—'? 1. I I K, VI = 1 2 7 : 8 t'mt.ttrptm (VIROLLEAUD liest ptrptm), vielleicht
mit GORDON ZU lesen 'frptm nach 'tr[ptm] 1 2 6 : V : 46, das aber weder
einen genauen Parallelismus bietet noch vollständig ist.
102 F.
g—z ? ? 1 . I I D = 2 A q h t : V I : 1 2 ]mji g'p. thmt, GASTER u n d D R I V E R : z'p. (Mit
diesem Vorschlag wird das schwierig zu erklärende Zusammensein von
inkompatibilen Konsonanten g und ' beseitigt.)
a—ql 2. I * A B = 6 7 : I : 2 2 ¡ha. b'l, DUSSAUD, GORDON, D R I V E R : fhq.
Es ist möglich, daß gleich bei der Niederschrift der Rand überschritten
wurde (Nr. 2 - 3 ) .
1. I D = 1 Aqht: 66. 66. Die am Ende der Zeile 66 hinzugefügten Worte
[W ]r. tl. gehören als Ergänzung an das Ende der Z. 66 hinter hspt.
Nach der Verbesserung wird dieselbe Wortfolge wiederhergestellt, wie
in den Z. 61—62 und 199—200.
2. II AB = 61: III: 17 Sna\b'l. tlt, zwei letzte Worte überschreiten das
Zeilenende im Bogen steigend.
3. SS = 62: 14 bhlb.\annfi bjimat, dasselbe wie oben Nr. 2.
4. VI AB = 'nt: pl. ix: II: 14 inbb. balp oberhalb der letzten Buchstaben
ist schräg das Wort h?r zugeschrieben. Diese ergänzende Glosse ist
aber falsch, es soll hier richtig £d stehen (so DRIVER), vgl. III: 2 u. a.
6. I D = 1 Aqht. Am Ende nach der Z. 224 steht in der Zeile: whn. bt.
ytb. Imspr. Diese Worte gehören nach G O R D O N als Ergänzung hinter
Z. 169.
6. I D = 1 Aqht, am rechten Rand zwischen den Kolumnen III und I:
rh npShm. Nach V I R O L L E A U D sollen diese Worte irgendeine Aus-
lassung ergänzen, vgl. Z. 87 und 92.
161 IV. A u s s c h l i e ß l i c h f ü r d e n R a n d b e s t i m m t e N o t i z e n .
Hierher kann man auch die Überschriften (Nr. 1) und die Kolo-
phone, die am Rande (Nr. 2—4) oder unterhalb des Textes durch
Linien getrennt (Nr. 5) geschrieben wurden, einreihen. Es handelt
sich hier nicht um Schreibfehler (mit der möglichen Ausnahme von
Nr. 6), sondern um richtige und nicht berichtigende Beigaben zum
Text, die aber dann den unaufmerksamen Abschreiber zur Text-
verderbnis veranlassen konnten.
1. I AB, I = 62: 1. Oberhalb des Rahmens befindet sich die Über-
schrift IbH (das zweite l mit vier Keilen geschrieben).
2. I I A B = 5 1 : VIII, linker Rand: [ t \ y . nqmd.mlk ugrt. Frag-
c
14*
212 ST. SEGERT, Die Schreibfehler in den ugarit. literar. Keilschrifttexten
oder in der ersten Zeit danach eindringen. Man kann also nicht den
überlieferten masoretischen Text der hebräischen Bibel als fehlerfrei
annehmen 28 oder gar seine Fehler als Vorzüge preisen.
(Abgeschlossen am 21. 8.1967)
Korrekturnachtrag
Obwohl Herr Herausgeber dem Verfasser in dankenswerter Weise die durch
Quantum des zu behandelnden Materials bedingte Überschreitung des vorgesehenen
Umfangs nachträglich bewilligt hatte, konnten in diesem Beitrag nur die Schreib-
fehler in den literarischen Texten verzeichnet werden. Für die anderen Texte vgl.:
S . S E G E R T , Die Schreibfehler in den ugaritischen nichtliterarischen Keilschrifttexten
im Anschluß an das textkritische Hilfsbuch von Friedrich Delitzsch klassifiziert, zu
erscheinen in der ZAW im J . 1968.
Schöpfung und Erlösung im Buche Hiob
Von Dr. M a s a o S e k i n e in Tokio
(Tokio, Suginami-ku, Sckine-cho 1 1 8 )
Über den Sinn des Leidens Hiobs, der freilich zu der literarischen
Komposition des Hiobbuches in enger Beziehung steht, ist schon viel
geschrieben worden. Dennoch bleibt die Notwendigkeit bestehen, uns
immer weiter um das Verständnis des Rätsels zu bemühen, das das
Buch uns vorlegt, da Hiob ja bekanntlich eines der tiefsten Bücher
des A T ist. Im folgenden sind wir exegetisch-theologisch dem Problem
nachgegangen und sowohl in Beziehung auf den Sinn wie auf die
literarische Analyse des Buches zu einem Ergebnis gelangt, das wir
zur Beurteilung vorlegen möchten. Demnach ist der zentrale Gedanke
des Hiobbuches in der Einheit von Schöpfungs- und Erlösungs-
gedanken zu sehen. Was das bedeutet, soll weiter unten dargelegt
werden ; bevor wir aber das Hauptthema in Angriff nehmen, möchten
wir zuerst unsere Untersuchung in einen größeren Zusammenhang
stellen. Die Einheit von Schöpfungs- und Erlösungsgedanken ist
nach unserer Meinung im großen und ganzen nichts anderes als die
Vereinigung des kanaanäischen und israelitischen Elements in der
Religionsgeschichte des AT 1 . Der Schöpfungsglaube, wenigstens als
bewußter Glaube, ist in der israelitischen Religion erst auf dem Boden
Kanaans in Erscheinung getreten, während der Jahweglaube, der
seinen Ursprung dem Wüstenleben der Israeliten verdankt, am An-
fang im wesentlichen nur soteriologisch orientiert war2.
1 S. NYSTRÖM hat uns neuerdings gezeigt, inwiefern das Hiobbuch von dem
Beduinentum beeinflußt ist. Seine Untersuchung hat jedoch mit dem Grund-
gedanken des Hiobbuches nichts zu tun, da es sich bei ihm im Grunde nur um
einzelne Einflüsse vom Beduinentum auf den Jahwismus handelt (vgl. NYSTRÖM,
Beduinentum und Jahwismus, 1946, S. 250ff.).
2 P. VAN IMSCHOOT glaubt, das Alter des Schöpfungsglaubens bis in die
früheste Zeit der israelitischen Religion zurückdatieren zu können (vgl. VAN IM-
SCHOOT, Théologie de l'Ancien Testament, Tome I, 1954, p. 95; weiter vgl. W. EICH-
RODT, Theologie des AT, Bd. 2, 1935, S. 47). M. E. ist das unwahrscheinlich (trotz
GUNKEL, Genesis, 1922, S. 122ff.). Zum mindesten wird man mit VRIEZEN sagen
können : »Aber die Tatsache bleibt, daß im A T der Schöpfungsglaube erst ziemlich
spät ausdrückliches Thema wird und sich zu einer stärker hervortretenden Glaubens-
form erst in der allerspätesten Königszeit entwickelt hat« (vgl. TH. C. VRIEZEN,
Theologie des A T in Grundzügen, 1956, S. 155). VRIEZEN hält es nicht für unwahr-
scheinlich, daß »dies aus Anlaß des Konfliktes mit der assyrisch-babylonischen
Weltanschauung des 8. und 7. Jh.s geschehen ist*. Ich denke eher an den allge-
meinen Einfluß des Kulturlandes Kanaan auf das Denken der Israeliten. Das
paradox-einmalige Erleben des Katastrophengottes in der Wüste hat mit dem
Schöpfungsgedanken nichts zu tun. Erst auf dem Boden Kanaans, wo die Regel-
214 M. SERINE
s. 177 if.
216 M. SEKINE
und stürbe, wie sein Wejb es ihm nahelegt (2 9), so hätte der Satan
sein Ziel erreicht. Wenn Hiob dagegen inmitten seines Leidens an
Gott festhält, indem er in Gott dem Schöpfer Gott den Erlöser wieder
findet, macht Gott Satans Pläne zunichte. Der Satan erweist sich
also als Werkzeug Gottes. Das ist die Dialektik, die dem ganzen Buche
zugrunde liegt. Wir möchten es nun im einzelnen betrachten.
Den tiefsten Sinn des Leides, das Hiob widerfährt, findet man
am klarsten in c. 9 ausgedrückt:
Hätte ich auch recht, ,ich fände nicht Gehör',
Müßte meinen Gegner noch um Gnade anflehen. (v. 15)
Würde ich ihn rufen und er Antwort geben,
ich glaube nicht, daß er auf mich hört. (v. 16)
Wäre ich im Hecht, ,sein' Mund verdammte mich,
bin schuldlos ich, er spräche mich schuldig. (v. 20)
Schuldlos bin ich! Kenn mich nicht mehr;
ich halte nichts von meinem Leben. (v. 21)
Viele Forscher sind der Meinung, daß dieser Gö'el erst nach dem Tode
Hiobs auf dieser Erde auftritt. Aber wenn er schon auf Erden er-
scheint, ist es natürlicher, sich vorzustellen, daß Hiob nicht nach,
sondern vor seinem Tode ihn schaut. Es ist u. E. außerdem keines-
wegs unmöglich, in v. 26 den von seiner Hautkrankheit geheilten Hiob
zu erblicken 7 . Jedenfalls steht fest, daß der Erlöser nicht nur im
Himmel sitzt, sondern zu dieser Welt hernieder steigt, um den Bruch
der Schöpfung zu heilen. Gä'al heißt hier Restitutio in integrum 8 ,
so daß alles verständlich wird, wenn die Rechtfertigung schon vor
dem Tode Hiobs geschieht. Auch das Gericht gegen die Freunde, wenn
man v. 29 so versteht, geschieht auf Erden und zwar zu ihren Leb-
zeiten. Hiob erhofft, daß seine schwierige Frage zuletzt durch diesen
Erlöser zur endgültigen Lösung gebracht wird. Durch diesen Erlöser,
der zu der geschaffenen Welt kommt, wird die Schöpfung mit der
Erlösung eins.
Das gigantische Streben, das Hiob zum Finden des Erlösers
führt, zeigt uns, wie er die geschaffene Welt ernst nahm. Das Kommen
des Retters bei den Propheten dient zur Erlösung der geschichtlichen
Welt. Bei dem geschichtslosen Hiob dient es dem Heil der Schöpfung.
Genau gesehen, handelt es sich hier aber nicht um ein Finden, sondern
wesentlich um ein Erhoffen des Erlösers. So verstehen wir den ab-
steigenden Gang der Dialoge nach c. 19. Hiob erhofft mitten im Leid
das Kommen des Erlösers, aber dieses Erhoffen bedeutet noch keines-
wegs die Verwirklichung des ersehnten Heils. Der Höhepunkt in
c. 19 zeigt, von einer anderen Seite her gesehen, nur die Unmöglich-
keit, von unten die Erlösung zu finden. Diese Richtung von Menschen
zu Gott verbirgt in sich unvermeidlich die religiöse Hoffart des
Menschen, der nur durch die Offenbarung von oben errettet werden
kann. Die radikalste Form der menschlichen Hybris, die Hiobs bis-
herige Richtung annehmen kann, zeigt sich eben in c. 31.
Hier sehen wir also Hiob als göttlichen Fürsten, der sich Gott mit
Entschiedenheit, ja mit Trotz, entgegenstellt. Nicht nur fordert hier
Hiob Gott zur Rechenschaft, sondern behauptet sein Gerechtsein
bis zum heiklen Punkt der Verneinung Gottes 11 . Die Sinnlosigkeit
der geschaffenen Welt führt den einen zum Selbstmord; doch dieser
Weg ist Hiob wie den meisten alttestamentlichen Menschen, die Gott
als Schöpfer kennen, verwehrt (vgl. Anfang c. 3). Den andern treibt
sie zur Verneinung des Schöpfers, indem sich der Mensch an die Stelle
» Vgl. A . W E I S E R , Das Hiobbuch, 1 9 5 1 , S . 1 1 .
10
G. L I N D E S K O G hat uns mit Recht gezeigt, wie weitgehend das Schöpfungs-
motiv im ganzen Hiobbuch durchgeführt ist (vgl. L I N D E S K O G , Studien zum neu-
testamentlichen Schöpfungsgedanken, I, 1952, bes. S. 36f., 61f.).
11
Diese Stelle zeigt uns Hiob sozusagen im prometheischen Widerstand gegen
Gott, der so gefährlich, aber doch so fruchtbar sein kann; vgl. die interessante Be-
merkung N E H E R S , »La notion de violence caractérise les rapports immédiats entre
les dieux et l'homme dans le mythe de Prométhée comme dans le récit biblique.
Il y a, en effet, une certaine perspective de la révolte, dans la pensée grecque. L'uni-
vers suméro-babylonien ne connaît, entre les dieux et les hommes, que des relations
de force et de ruse. Les Hébreux et les Grecs savent qu'un affrontement réel est
possible, une lutte dangereuse mais exaltante, entre Dieu et l'homme« ( A . N E H E R ,
L'essence du Prophétisme, 1955, p. 144). Man könnte in bezug auf Hiob in c. 31
auch von einem urmenschlichen Widerstand sprechen, vgl. unten unsere Inter-
pretation von 4015.
220 M. SEKINE
Gottes setzt. Den zweiten Weg scheint Hiob hier zu betreten. Der
Satan hat sein Ziel erreicht 12 !
Wenn wir den verborgenen Sinn des Reinigungseides im Ver-
neinenwollen des Schöpfers von seiten Hiobs erblicken, so wird uns
hoffentlich der letzte Teil des Buches durchsichtiger 18 .
Daß die Gottesrede zweimal gehalten wird, darf nach unserer
Meinung nicht angezweifelt werden, wie es manche Forscher tun 14 .
Die erste Gottesrede mit der ersten Antwort Hiobs (38 l—40 s) ist
etwas wesentlich anderes als die zweite mit Einschluß des endgültigen
Bekenntnisses Hiobs (40 6— 42 e). Was die erste Gottesrede besagen
will, ist wohl das Folgende: Hiob hatte sich selbst, bewußt oder un-
bewußt, in die Mitte der geschaffenen Welt gestellt, indem er von
sich aus die Frage der Theodizee, ob Gott mit seiner Schöpfung recht
hätte, aufwarf. Er ging so weit, daß er endlich in c. 31 wagte, sich
als Gegenpartner Gott entgegenzustellen. Dementsprechend besagt
die erste Rede mit Entschiedenheit, daß Hiob nicht in der Mitte der
Schöpfung steht, ja noch mehr, daß Hiob mit der Schöpfung ur-
sprünglich nichts zu tun hat. Der Anfang der Rede lautet:
Wo warst du, als ich die Erde gründete ? (38 4»)
Diese Fragestellung setzt Hiob sozusagen außerhalb der Schöpfung.
Auch das folgende Anhäufen der Fragen soll wohl Hiob zum Bewußt-
sein bringen, daß er nicht nur mit der Schöpfung gar nichts zu tun
hat, sondern daß er von der gesamten Welt der Schöpfung ausge-
schlossen werden muß. Das ist Antwort Gottes an Hiob, der in c. 31
selber Schöpfer spielen wollte. Hiob hat den Sinn der Schöpfung
angezweifelt, und hat jetzt erlangt, was er verdiente. Hiob ist aus
dem Rahmen der Schöpfung herausgeworfen worden! Dabei ist es
wichtig zu bemerken, daß Gott die Gesamtproblematik durch Hin-
weis auf die Erscheinungen in der geschaffenen Welt angepackt hat.
Die erste Antwort Hiobs in 40 4 f. ist negativer Natur, indem
er die an ihn gerichtete Kritik Gottes des Schöpfers bejaht, was
allerdings dem Inhalt der ersten Gottesrede entspricht:
Sieh, ich bin zu gering, was kann ich dir erwidern ?
Ich lege meine Hand auf meinen Mund; (v. 4)
Ein Mal habe ich geredet, tue es nicht wieder,
ein zweites Mal, doch nun nicht mehr. (v. 5)
12
Übrigens ist der Satan im Hiobbuch Zweifler am Sinn der Schöpfung.
Er spielt seine Rolle ganz hinter den Kulissen als der Verneiner, ohne daß er selbst
im Dialog erscheint.
13
Das Ende des c. 31 steht in engster Beziehung zu c. 38, so daß die Elihu-
Rede (cc. 32 — 37) sich ohne weiteres als Interpolation erweist.
14
Vgl. z. B. O. E I S S F E L D T , Einleitung in das AT, 1956 2 , S. 563f., 569; vgl.
aber auch W E S T E R M A N N , op. cit. S. 85F.. 97.
Schöpfung und Erlösung im Buche Hiob 221
Der Anfang der zweiten Rede Gottes (40 7-14) wiederholt noch
einmal den entscheidenden Punkt, indem er das in der ersten Rede
Gesagte in eine schärfere Form kleidet. Gott fragt nämlich Hiob mit
durchbohrender Ironie: »Bist du Gott?«. Auch dies entspricht an
dieser Stelle genau dem verborgenen Sinn des Reinigungseides in
c. 31, wie wir oben gesehen haben.
Die poetischen Beschreibungen von Behemot und Lewjatan,
die jetzt folgen, gelten vielen als nicht ursprünglich. Diejenigen, die
an ihrer Echtheit festhalten wollen, sehen meistens in diesen Figuren
»das ganz Unfaßliche der ewigen Schöpfermacht« 16 , wogegen freilich
an sich nichts einzuwenden ist.
WEISER möchte in diesen Tieren unmittelbar die Urtiere sehen,
m. E. mit Recht. Der Name Behemot sei der Plural von b'hemaÄ =
Vieh und solle vielleicht das »Urvieh« bezeichnen. Der Lewjatan ist
bekanntlich der Urmeerdrache. Ȇber der gesamten Beschreibung
lagert der Hauch des Urgeschichtlichen«16. Den Sinn der Heran-
ziehung dieser urgeschichtlichen Tiere möchte ich aber anderswo
finden als WEISER. Ich sehe nämlich in der ersten Zeile dieser Be-
schreibung das Entscheidende:
Sieh doch das Urtier, das ich mit dir erschuf I (40 15»)17
Hiob, der in der ersten Gottesrede außerhalb der Schöpfung gesetzt
wurde, bekommt hier wieder in der Schöpfung einen Platz zugewiesen!
Ja, noch mehr: Hiob, der hier mit dem Urtier in Verbindung gebracht
wird, ist eben Hiob als wiederhergestellter Urmensch, Hiob redivivus,
Hiob in der Neuschöpfung 18 . Denn er findet seinen Platz in der ge-
15
Vgl. H. W . H E R T Z B E R G , Der Aufbau des Buches Hiob in B E R T H O L E T -
Festschrift, 1950, S. 253.
16
Vgl. W E I S E R , op. cit. z. St. Weiter vgl. L I N D E S K O G , op. cit. S. 2 4 . W E S T E R -
M A N N (op. cit. S. 8 7 , 9 7 ) sieht in diesen Tieren die Geschichtsmächte. Das scheint
mir sehr fraglich zu sein; irgendein geschichtliches Motiv ist hier eben nicht ent-
faltet. Übrigens sind vv. 40 25 — 41 8 merkwürdig, da diese Stelle stilistisch sich aus
dem Ganzen heraushebt. Aber es ist wohl nicht nötig, sie deswegen für sekundär
zu halten. Vielmehr zeigt diese humorvolle Stelle Hiob wieder als Urmenschen,
der mit dem Urmeerdrachen zu tun hat. Im letzten Wort »Was unter dem ganzen
Himmel — mein ist es« (413b) wird indirekt Hiob wiederum als Geschöpf an-
erkannt.
17
Viele Kommentatoren möchten mit der L X X »das ich erschuf« in 40 15»
beseitigen. Ohne dies Sätzchen würde das Ganze auf dasselbe hinauslaufen. »Mit
dir« ist besser als das »neben dir« mancher Übersetzungen (vgl. The Book of Job by
D R I V E R and G R A Y I , I I , 1 9 2 1 z. St.); übrigens kommt "JOS? in diesem Sinne auch in
40 28 vor.
18
Daß dem Verfasser des Hiobbuches die Vorstellung vom Urmenschen nicht
unbekannt ist, zeigt die berühmte Stelle 15 7. A. B E N T Z E N will in der Vorstellung
vom »Urmenschen« eine Verbindung mit dem »König« sehen. Man könnte in dem
222 M. SERINE
a. a. O. S. 403. 1 8 Vgl. dagegen den ganz anders gearteten Bericht I Sam 11.
mannschaft.
u Vgl. dazu auch die Käseschnitten für den Hauptmann, die sich nicht zu
diesem Bilde fügen wollen.
24 Vgl. STOEBE a. a. O. S. 402, A n m . 1.
2» v. RAD a. a. O. S. 35, Anm. 60.
27 STOEBE, S . 4 0 2 f.
28v. 19; sicherlich hat das mehr den Charakter einer Feststellung, als daß
man einen besonderen Affront Sauls darin sehen muß; dann wäre das Folgende
unverständlich.
29 L X X l verschiebt durch den Zusatz E<poßT}6r| Tov 6cui8 Kai etwas den
Sinn und scheint damit eine Begründung geben zu wollen; die Bezeugung des Textes
ist aber zu schlecht, als daß man danach ändern könnte (gegen D H O R M E ) .
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 227
fähig werden müssen. Eine eigenartige Verkennung der Situation bei EHRLICH:
David habe die Merab nicht gewollt (JinFl statt DV3).
n So richtig HERTZBERG, allerdings mit einer Änderung in v. 21b und einer
Umstellung, der ich mich nicht anschließen würde. Vgl. Anm. 166.
sa Wenn man zunächst die beiden ebenfalls in L X X B fehlenden Stücke
v. 21b und v. 26 b ausklammert (vgl. dazu unten S. 240f.).
M Man könnte diesen Passus mit demselben Recht an 17 25 anknüpfen, wie
8* Gerade diese Erwähnung der Ehe (allerdings ohne daß der Name der Frau
genannt wird) scheint besondere Beweiskraft für die Tatsächlichkeit des Berich-
teten zu haben (so z. B. GRESSMANN); vgl. dazu unten S. 233f.
" Man hat hier gefühlsmäßig den Eindruck, daß die Angaben über die Ehe
Davids mit den beiden Kalibbiterinnen (v. 12 Abigail, v. 43 Ahinoam) voraussetzen,
daß Mikal noch nicht in das Leben Davids getreten war. Ein Redaktor hat diesen
Eindruck verwischen wollen und die Erklärung hinzugefügt, warum David sich
diese beiden zu Frauen genommen hat. Bei der Nennung von SHT? handelt es
15'
228 H . J . STOEBE
dem Zerwürfnis an "'ü^B, den Sohn des Vhb aus verheiratet habe.
Dasselbe begegnet noch einmal II Sam 3 14f., wenn David sich aus-
drücklich darauf beruft, daß Mikal ihm rechtens zugehöre. Der Name
des Mannes, mit dem sie in zweiter Ehe verheiratet ist, hat hier gegen-
über 15 44 die vollere Form 'wbVb.
Dieser Befund hinterläßt den Eindruck, daß wir in der Ehe
Davids mit Mikal eine gut verbürgte historische Tatsache zu sehen
haben 38 , und daß die Merabepisode89 nur ein blasses und wenig ori-
ginelles Seitenstück dazu darstellt 40 . Auf der anderen Seite ist trotz
dieser breiten Bezeugung immer wieder die Geschichtlichkeit dieses
Berichtes angezweifelt worden, wonach Mikal noch zu L e b z e i t e n
Sauls Davids Frau geworden sei 41 . Vielmehr könne diese Ehe erst
nach dem Tode Sauls, als David schon als König in Hebron residiert,
wahrscheinlich gemacht werden und begreife sich daraus, daß David
damit an das Königtum Sauls anknüpfen wollte42. Sicher hat nun
K I T T E L damit recht, wenn er gegen BAENTSCH einwendet, daß diese
allgemeinen Gründe und Überlegungen noch kein tragfähiger Grund
dafür sind, die Geschichtlichkeit des Berichteten abzustreiten43.
Dasselbe Urteil muß auch für die Versuche gelten, die Mikalgestalt
aus mythischen Motiven (Isthar) 44 oder das Verhältnis Davids zu
Saul aus einem gemein-orientalischen Erzählungsstil herzuleiten46.
Es erscheint daher lohnend, diesem Problem unter dem Gesichtspunkt
sich natürlich um eine Ortschaft im Süden Judas, vgl. Jos 15 55. 56. David verstärkt
folgerichtig seine Stellung in Kaleb. Vgl. auch die Überlegungen BUDDES zur Stelle.
M Ich verweise auf die Beurteilungen bei B. STADE, GVI, 1887, S. 233;
R. KITTEL, GVI II', 1926, S. 109; A. JIRKU, GVI, 1931, S. 123 (dort in der Form,
daß diese Ereignisse in der Zeit vor dem Bruch zwischen Saul und David anzu-
nehmen seien; ähnlich auch GRESSMANN Z. St., vgl. Anm. 36); E. AVERBACH, Wüste
und Gelobtes Land I, 1932, S. 213; E. SELLIN, Geschichte des Israelitisch-Jüdischen
Volkes I, 2. Aufl., 1935, S. 163.
8 8 Zur Frage des literarischen Zusammenhanges vgl. oben S. 226f.
40 V g l . e t w a SCHULZ, GRESSMANN.
41 Etwa H. MARQUART, Fundamente Israelitischer und Jüdischer Geschichte,
1896, S. 94. ST. A. COOK, Notes on Old Testament History, J Q R X I X , no. 74,
S. 369F.; H. WINCKLER, Geschichte Israels in Einzeldarstellungen II, 1900, S. 179;
B. BAENTSCH, David und sein Zeitalter, 1907, S. 51; A. JEREMIAS, Das Alte Testa-
ment im Lichte des Alten Orients 4 , 1930, S. 510, Anm. 4; M. NOTH, Geschichte
Israels 2 , 1964, S. 170, Anm. 1.
4 > Darauf wird von allen Auslegern hingewiesen. Besonders nachdrücklich
von COOK, der überhaupt verneint, daß Saul und David in näherer Beziehung zu-
einander gestanden haben.
43 a. a. O. S. 109f., besonders Anm. 4.
44 BAENTSCH a . a . O. S . 5 2 ; JEREMIAS a . a . O. S . 6 0 1 .
45 WINCKLER a. a. O. S. 170f.; GRESSMANN Z. St. (obwohl G. den Bericht
selbst für historisch zuverlässig hält; vgl. Anm. 38).
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 229
44
Die Nennung des Namens ist durch die Angabe Sohn des Barsillai ver-
mehrt, was auch für die Selbständigkeit dieser Tradition spricht.
« L X X , Syr, Vulg.
48
So alle Ausleger; ein Versuch, die Verschreibung zu erklären bei CASPARI.
49
V?'!? "U2: welche aufgezogen hat (KLOSTERMANN, Merab,
der älteren Schwester Mikals; vgl. dazu P. APTOWITZER, Rabb. Parallelen und Auf-
schlüsse zur Septuaginta und Vulgata, ZAW 29/1909, S. 251, Anm. 3). So auch
HIERONYMUS, Quaestiones Hebraic. in Lib. II Regum (MIGNE X X I I I , Sp. 1425).
Zum Ganzen und auch zu Synhedrin 19b vgl. APTOWITZER a. a. O .
50
Rächung der Gibeoniten mit allen Nebenumständen. Vgl. dazu A. S.
KAPEI.RUD, King and Fertility. A Discussion of II Sam 211-14, Mowinckel-Fest-
schrift 1954, S. 113-121; idem: King David and the Sons of Saul (Atti dell VIII
Congresso Internazionale di Storia delle Religioni, 1955, S. 263—265).
51
v. 14 5?Vs als Begräbnisstätte des Vaters Sauls.
62
v. n " " l y r i l Ijn 1 ?« als Goliathsieger.
63
II Sam 6 28. Diese Erwägung erscheint mir als Hintergrund näherliegend,
als eine Erklärung dieses Komplexes aus Hieros-Gamos-Vorstellungen (J. R.
PORTER, The interpretation of II Sam 6 and Ps 82, JThSt NS, Vol. V, 1954, S. 165).
230 H . J . STOEBE
Wir setzen bei den Namen der Ehemänner ein. Dabei ist von vorn-
herein zuzugeben, daß hier keine schlüssigen Beweise gewonnen werden
können; vielleicht lassen sich aber einige Beobachtungen machen,
die mit anderen zusammengenommen ein gewisses Gewicht haben
könnten.
Die Angaben über den T i b h a n V s m s machen den Eindruck der Unerfind-
barkeit. Das Gentilicium k a n n sowohl eine Sippenzugehörigkeit M als eine Orts-
h e r k u n f t 6 5 bezeichnen. Da seine Meinung hier nicht eindeutig entschieden werden
kann, beginnt da bereits die Unsicherheit. Unter der Voraussetzung, daß diese
letztere Möglichkeit z u t r i f f t h a t man den Namen mit nVina Vnx, der Heimat
Elisas" 7 zusammengebracht. Üblicherweise wird dieser Ort auf Grund von I Reg
412 westlich des J o r d a n und südlich von Beth-Shean gesucht und mit dem Teil
Abü-Sifri identifiziert, der bei 'Ain el-Helweh liegt und die Verbindung von Wâdl
el-Helweh und Wâdl el-Mâlih beherrscht 6 8 . Gegen diese Ansetzung im Westjordan-
land hat jüngst N. GLUECK Einspruch erhoben und auf den Tell el-Maqlûb im Wâdl
el-Yâbis als geeignete Ortslage verwiesen 5 9 . Seine Gründe dafür, Abel-Mehola im
Ostjordanland zu suchen, bleiben auch d a n n erwägenswert, wenn m a n der Gleich-
setzung mit dem Tell el-Maqlûb nicht zustimmen k a n n 4 0 . Das würde gut zu der
Tatsache passen, daß zwischen Jabeâ Gilead — Abel Mehola müßte d a n n j a irgend-
wo in der Nähe davon gelegen sein — und den Benjaminiten immer sehr enge Be-
ziehungen b e s t a n d e n ' 1 . Es liegt auch David offensichtlich sehr viel daran, sich mit
diesen Parteigängern Sauls gut zu stellen 6 2 . Es wäre also sehr gut verständlich,
wenn Saul seine Tochter einem Manne von dort verheiratete; eine stärkere Verbin-
dung mit dieser wichtigen Gruppe durch Verschwägerung lag ebensosehr, wenn nicht
noch mehr, in der Linie einer klugen Familienpolitik wie eine Verschwägerung mit
dem Bethlehemiten David*®. Übrigens stimmen die Versionen in der Transkription
64
So sicher von L X X L TOU iictoAXaiou, vielleicht auch von L X X und Vulg.
aufgefaßt. Unklar, ob auch von KLOSTERMANN und GRESSMANN SO verstanden.
66
Targum, Syrer.
** Was die größere Wahrscheinlichkeit f ü r sich h a t und von der Mehrzahl
der Ausleger angenommen wird.
« I Reg 1916.
88
F. BUHL, Geographie des alten Palästina, 1896, S. 206; P. ABEL, La Géo-
graphie de Palestine I I , 1938, p. 234. W. F. ALBRIGHT, BASOR 19, S. 18 und
AASOR VI, 1924/25, S. 44 (The J o r d a n Valley in t h e Bronce Age, p. 1 3 - 7 4 ) .
Dagegen A. ALT, P J B 24/1928, S. 45. Zur Bedeutung des Namens n V i n » V a s
ALBRIGHT, B A S O R 89, p. 15, n. 44; 90, p. 11; 91, p. 16.
58
Explorations in Eastern Palestine IV, AASOR, Vol. X X V — X X V I I I ,
1 9 4 5 - 4 9 , S. 2 1 0 - 2 3 1 Wâdï el-Yâbis.
Zu dieser ganzen Frage vgl. zuletzt M. NOTH, Jabes-Gilead, ZDPV 69
1953, S. 2 8 - 4 1 .
« Jdc 21 8ff. I Sam 11; 3 1 l l f . « I I Sam 2 4f.
,a
Diese Überlegungen würden noch an Nachdruck gewinnen, wenn die Ver-
mutung zu recht besteht, die seinerzeit von H . WINCKLER (Geschichte Israels II, 1900,
S. 195) ausgesprochen und jetzt wieder von S. MOWINCKEL (Hebron, in: Nyberg-
festschrift 1954, S. 194) aufgenommen wurde, daß in dem n Sam 3 8
eine geringschätzige Bezeichnung Davids als Kalibbiten mitzuhören ist. W e n n das
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 231
auch nicht mit Sicherheit zu erweisen ist, so ist es doch mindestens sehr wahrschein-
lich. Könnte es dann eine Reaktion darauf sein, daß sich David schon um eine Ver-
schwägerung mit dem Hause Sauls bemüht hatte ?
4 4 eapt^A, lapccTiA, eaSpiriA.
« exptriX.
" Was nach B U D D E für die Selbständigkeit der dort gebotenen Überlieferung
spricht. Vgl. auch D H O R M E ZU I I Sam 3 1 5 .
67 Vgl. dazu G. D A L M A N , Palästinische Wege und die Bedrohung Jerusalems
nach Jes 10, P J B 12/1916, S. 37 ff. Vor allem S. 41: die einzige genaue Schilderung
eines über Berge und Täler ausgeführten Kriegszuges.
Vgl. D A L M A N a. a. O . S . 53; A B E L I I , S . 326; auch A L B R I G H T , A A S O R IV,
S . 139. ' .
«» D A L M A N , S. 54; ABEL II, S. 368; ALBRIGHT, S. 138.
70Vgl. dazu D A L M A N , S. 53; A B E L , S. 368; obwohl beide an der Historizität
des Berichtes nicht Anstoß nehmen und n ^ 1 ? als eine durch B^b gegründete Tochter-
stadt von Gallim auffassen. Es ist zu fragen, ob eine so kurz vor der Katastrophe
gegründete Ortschaft diese hätte überdauern können.
71 Bei dem man zweifelhaft sein kann, ob hier ein Gefühl menschlicher Zu-
neigung oder unmännliche Schwäche aufgezeigt werden soll (so scheint mir B U D D E
zu verstehen zu sein).
72 Vgl. dazu unten S. 234.
232 H . J . STOEBE
straße nach Jericho liegt 78 , auf jeden Fall ein schwer zu rechtfertigender Umweg
gewesen' 4 . Der Ort wird in den Berichten immer als eine Etappe auf dem Wege nach
Jericho und zum Jordan hinunter genannt 76 . Auch ist die Frage B U D D E S durchaus
berechtigt, ob ein naher Angehöriger der Familie Sauls in der Gefahrenzone bleiben
konnte, nachdem Abner den ISba'al nach Mahanaim gebracht hatte 7 '. Auch von
hier aus wird die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Angaben über Ab-
stammung 77 und Herkunft des bekannten Ortsnamen nachgebildet sind.
ViCDbS ist eine hebräische Namensform, die, was vielleicht auch mehr als zufällig
ist, in der Bildung dem aramäischen entspricht. Wenn sie auch keine genaue
Übersetzung ist, stehen sich doch beide Namen inhaltlich so nahe 78 , daß mit ver-
schiedener Entfaltung einer Namenstradition wenigstens gerechnet werden kann 7 '.
Bei der Wiedergabe des Namens zeigt L X X B zu II Sam 3 15 insofern eine inter-
essante Abweichung von 2Jl, als sie das tfll1? durch ZsAAris transkribiert 80 . Die An-
nahme, daß hier eine Verschreibung oder ein Lesefehler für
vorliegt 81 , er-
82
scheint aus mehreren Gründen nicht recht wahrscheinlich . Könnte aber diese
Abweichung von L X X B so aufzufassen sein, daß sie hier eine Textform vorliegen
gehabt hat, die als Sohn eines Barsillai kannte ? 88 Es liegt in der Natur der
78
Entweder räs et-tmlm (ALT, P J B 2 2 / 1 9 2 6 , S. 3 0 ; A B E L I I , S. 2 6 0 ) , oder
vielleicht auch wegen der größeren Nähe zur Römerstraße die Ortslage Khirbet
Ibke'4än (DALMAN, Jerusalem und sein Gelände, 1930, S. 38).
74
KLOSTERMANN und auch A L T (a. a. O. S. 30/31) scheinen an einen Weg
von Gallim nach Bahurim zu denken. Gegen ALT ist wohl zu bemerken, daß das
Problem hier nicht die Wegstrecke von el-'Isäwlje nach räs et-tmlm zu sein scheint
als vielmehr das Stück Weg von Kh. Ka'kül nach el-'Isäwije; dort liegen die Ver-
hältnisse durch das wädi slem viel ungünstiger. (Nach der Karte bei DALMAN,
Jerusalem . ..)
78
I I Sam 16 5 17 18 1917.
78
Es ist also durchaus wahrscheinlich, daß mit der Nennung von Bahurim ein
Punkt auf dem Wege vom Jordantal hinauf, also wohl von Mahanaim her, ange-
geben werden soll. (So ausdrücklich B U D D E , DHORME, SCHULZ, auch DALMAN,
Jerusalem . . ., S. 39.)
77
Vgl. auch die interessante Vermutung bei J. DE GROOT, Tekst en Uitleg
II, 1935, S. 169, wo Vfr*? a ' s Spottname, Sohn eines Niemand, erklärt wird (nach
dem Vorgang von WINCKLER a. a. O. S. 179, Anm. 1). Allerdings bleibt die Sache
wohl recht unwahrscheinlich. Vgl. dazu auch M. NOTH, Die Israelitischen Personen-
namen, BZW AT 111/10, 1928, S. 230.
78
Vgl. dazu NOTH a. a. O. S. 154, 156.
78
Nach einer sehr ansprechenden Vermutung von KLOSTERMANN zu I Sam
23 15 haben wir hier (HBHn) und 22 5 (JTin IS^) denselben Ortsnamen in sprach-
lich verschiedener Form, die zwei selbständige Berichte gebildet hätte. Vgl. aller-
80
dings ALT, P J B 24/1928, S. 25. L X X L CTSAAT^.
81
KLOSTERMANN Z. St.
82
Einmal fehlt hier die Ortsangabe überhaupt. Zu I Sam 25 44 hat sie L X X B
mit Ponna wiedergegeben. Zur Verschreibung 1 /P; vgl. auch II Sam 2119 all —
Poß(L) — Pou(B).
88
Zum Namen vgl. NOTH, Personennamen S. 225. Zur Erklärung aus dem
Aramäischen v g l . NOWACK Z. St.
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 233
Sache, daß die hier angestellten Überlegungen sehr vage sind und keine gesicherten
Ergebnisse zulassen. Sie haben auch keine tragende Bedeutung im Ganzen der
Beweisführung. Sie können und sollen nicht mehr zeigen, als daß die Paltielüber-
lieferung nicht so sicher ist, daß man daraufhin das I I Sam 21 8 Gesagte a limine
ablehnen müßte.
Versuchen wir nun, uns ein Urteil auf Grund der einzelnen Mikal-
geschichten zu bilden. Dabei kann I Sam 25 44 außer Betracht bleiben,
es genügt auf das zu verweisen, was oben S. 227 Anm. 37 dazu an-
gemerkt wurde.
II Sam 3 15. Der Bericht über die Abreden Davids mit Abner
ist in sich spannungsreich. Als Voraussetzung dafür, daß Verhand-
lungen aufgenommen werden können, stellt David die Bedingung,
daß Abner ihm Mikal, die Tochter Sauls, bringt84. Hier ist keine Rede
davon, daß David mit Mikal schon verheiratet war86. Die Über-
legungen Davids, die Voraussetzungen der Forderung und die poli-
tischen Folgen sind klar86. Abner muß damit seinen Bruch mit der
Dynastie Sauls eindeutig unter Beweis stellen87. Dadurch wird es
aber aufs äußerste unwahrscheinlich, daß David nun seine Forderung
noch an Kba'al direkt richtet88. Alle Versuche, diese beiden Aus-
sagen zu harmonisieren89, verkennen, daß David mit Abner eine Ver-
einbarung dahin getroffen hatte, daß dieser ihm ganz Israel zuführen
sollte. Diese beiden Berichte sind schlechterdings nicht miteinander
81
V. 18. *
85
Wobei ja auch zu bedenken wäre, daß nach D t n 24 lf. eine Wiederverheira-
tung mit der geschiedenen Frau unzulässig war. D a die deuteronomischen Be-
stimmungen viel altes Recht enthalten, beweist der Einwand, das könne zur Zeit
Davids noch nicht gegolten haben (LÖHR, NOWACK), nicht viel. Der Hinweis auf
Hos 3 1 f. übersieht, daß hier das Unbegreifliche der Liebe Gottes dargestellt werden
soll. Auch der Unterschied, den S C H U L Z darin sieht, daß ja nicht David die Mikal
verstoßen habe, besteht k a u m in Wirklichkeit.
88
Nachdem die zur Regierung geeigneten Söhne Sauls gefallen sind, legiti-
miert sich David als junger, t a t k r ä f t i g e r Führer durch die Ehe mit einer Tochter
Sauls f ü r die Thronnachfolge. Das ist allgemein zugestanden, auch von denen, die
bei dieser Forderung Davids stärker an die Wiederherstellung seiner Ehre denken
(z. B. KLOSTERMANN, Abwendung des Vorwurfs der Verschwörung; BUDDE, Zeichen
echt königlicher Gesinnung; vgl. auch D E G R O O T ) .
87
Nach dem Tenor der Auseinandersetzung zwischen Abner und ISba'al
(II Sam 3 7 f.) kann wohl kein Zweifel d a r a n sein, daß David sowohl Abner fest-
legen als seine eigne Stellung vorbereiten will.
88
Vgl. W I N C K L E R a. a. O. S. 179f. Die Schwierigkeiten sehen auch N O W A C K
und SMITH.
88
E t w a folgendermaßen: die Sendung an ISba'al erkläre sich daher, daß
David ihn über seine geheimen Absichten im Unklaren lassen wollte ( L O H R , B U D D E ,
SCHULZ, D E G R O O T ) ; David rechne damit, daß Iäba'al so verblendet sein werde,
ihn gegen Abner ausspielen zu wollen (HERTZBERG).
234 H. J. STOEBE
das wird gehört, wenn die Geschichte erzählt wird. Der verhaßte
Edomiter hat es getan100. L. WATERMAN101 hat einmal die These
vertreten, daß sich die Verhältnisse der Davidzeit in der Jakob-
Esauüberlieferung spiegeln. Man wird ihm darin nicht folgen können,
aber seine Beobachtungen sind insoweit aufschlußreich, als sie tat-
sächlich auf manche Berührungspunkte der Jugendgeschichte Davids
mit der Geschichte Jakobs aufmerken lassen. Somit wäre hier zu
fragen, ob dieser Zug der Geschichte nicht dem Überlieferungsgut
zuzurechnen ist, dessen Ausformung, wie wir meinen, durch das Vor-
bild der Erzväterüberlieferung, vor allem der Jakobüberlieferung
bestimmt ist102. Dann ist auch alles, was dem Ahimelek hier an Ant-
worten in den Mund gelegt wird, nicht als Zeichen besonders über-
legenen Auftretens zu beurteilen103, sondern man muß die Absicht
darin sehen, David gegenüber Saul als einen besonders vertrauens-
würdigen, besonders qualifizierten Mann herauszustellen.
HERTZBERG hat die These abgelehnt, daß David die Ehe mit Mikal
erst nach dem Tode Sauls geschlossen habe; er hat dieses Urteil damit
begründet, daß nicht einzusehen sei, wie sich eine solche Überlieferung
gegen den geschichtlichen Tatbestand gebildet haben könnte104. Ein
solcher Grund war im Vorstehenden schon mit der Vermutung ge-
streift, daß das Vorbild der Jakobgeschichten prägende Kraft für
die Ausgestaltung der Jugendgeschichten Davids gehabt haben könnte.
An anderen Stellen gewinnt diese Vermutung greifbarere Gestalt.
I Sam 19 11 f. wird erzählt, wie David durch Mikals List gerettet
wird. Saul schickt Boten zum Hause Davids mit dem Auftrag, ihn
zu bewachen und am Morgen zu töten. Aber Mikal läßt ihn aus dem
Fenster entfliehen. Dabei ist an den Oberstock eines größeren Hauses
gedacht105. Wie soll man sich aber diese Situation vorstellen, die
scheinbar so bildhaft deutlich ist ? Abgesehen davon, daß die Flucht
Davids in das eigene Haus nach dem vorhergehenden Mordversuch
Sauls unwahrscheinlich ist108, wird nicht gesagt, woher Mikal über
100 y g i HERTZBERG ZU 2 1 9.
101 Jacob the forgotten supplanter ( A J S L LV/1938, S. 25—43).
102 Vgl. dazu unten S. 242.
los v g l . etwa P . KETTLER (Herders Bibelkommentar).
« * a. a. O. S. 207, Anm. 1.
105 Vgl. dazu K. GALLING, BR (HAT 1, 1937), Artikel Haus. An eine Wohnung
Davids im Palast Sauls zu denken (SCHULZ), ist unwahrscheinlich.
10* y g i dazu J . WELLHAUSEN, Prolegomena zur Geschichte Israels, 3 . Ausg.,
1886, S. 274f. GRESSMANN, LOHR, NOWACK; auch HERTZBERG zur Stelle. Die
Vermutung, daß David nur an einen vorübergehenden Anfall von Geistesgestört-
heit gedacht habe (BUDDE, DHORME, SCHULZ), ist wohl zu modern empfunden.
GASPARI ( S . 236) denkt an eine gestörte Brautnacht, ähnlich SMITH (und jetzt R. H .
PFEIFFER, The Hebrew Iliad, 1957, S. 53); doch scheint dieser Bezug zu weit her-
geholt.
236 H . J . STOEBE
die Absichten Sauls unterrichtet ist. Anscheinend hat sie als Tochter
des Königs genauere Kenntnis von seinen Plänen 107 . Setzen wir
voraus, daß sie schon vorher, ehe die Abgesandten da waren, Bescheid
wußte, dann wäre es näher liegend gewesen, daß David sein Haus
auf übliche Weise verließ. Das Entscheidende ist nicht, daß er aus
dem Haus heraus, sondern daß er ungefährdet aus der Stadt kommen
kann, ohne seinen Häschern in die Hände zu fallen 108 . Dieselbe Schwie-
rigkeit besteht aber, wenn wir annehmen, daß die Wächter sich schon
vor und in der Nähe des Hauses aufhalten.
Nun ist die bis in den Wortlaut gehende Ähnlichkeit mit Jos
2 15 immer aufgefallen 109 . Dabei kann kaum gesagt werden, daß diese
Berührungen nur Selbstverständlichkeiten umfassen 110 . Diese Sache
ist nur dann sinnvoll, wenn das Haus an der Stadtmauer steht, so
daß Rettung aus dem Haus zugleich Rettung aus der Stadt ist. In
der Kundschaftergeschichte wird diese Begründung ausdrücklich
gegeben111, sie darf hier aber nicht stillschweigend vorausgesetzt
werden 112 . Das Ganze ist wohl nur so zu erklären, daß dieser Teil der
Jugendgeschichten Davids in der Überlieferung des Volkes nach dem
Vorbild der Kundschafter Jos 2 ausgestaltet, und ein Zug von der
Hure Rahab auf Mikal, das Weib Davids, übertragen worden ist. In
diesem Zusammenhang wäre daran zu erinnern, daß in der Genealogie
Jesu Mt 1 5 Rahab 113 neben der Ruth unter den Stamm-Müttern
Davids erscheint 114 . Wann diese Überlieferung sich bildete, entzieht
107 Vgl x Sam 19 l . Die Annahme, daß Mikal die Wächter schon vor der Haus-
tür stehen gesehen habe (etwa B U D D E , SCHULZ), wird durch den Text nicht gestützt,
v. n a ist im Grunde eine ebenso allgemein gehaltene Einleitungsformel wie w . u
und 15.
108
So auch HERTZBERG.
109
Jos 2 15 hat zwar zusätzlich ein *?3n3, das L X X fehlt. Die Situation wird
aber durch diese kleine Text Verschiedenheit nicht geändert.
110
S o CASPARI Z. St.
i n Wie auch sonst dieser Zug in der Kundschaftergeschichte viel organischer
verankert ist.
112
Gegen HERTZBERG und auch GRESSMANN. Herr Prof. R O S T macht mich
freundlicherweise darauf aufmerksam, daß der Palast in Sichern in der Nähe der
Stadtmauer gelegen zu haben scheint und daß der Palast in Samaria an die Nord-
mauer angrenzt (vgl. K. GALLING, BR„ 1937, Sp. 440ff., 478; ibid. Sp. 163f. Art.
Fenster). Ich glaube aber doch, daß die oben angestellten Überlegungen ihr Recht
behalten.
118
Die Schreibung 'Pax&ß statt des Paaß der L X X läßt die Übernahme aus
einer hebräischen oder aramäischen Tradition vermuten; galiläische Überlieferung?
vgl. E . L O H M E Y E R - W . SCHMAUCH, Das Evangelium des Matthäus, Meyer, Sonder-
band, 1956, S. 6, Anm. 2.
in V g l . H . L . STRACK U. P . BILLERBECK, K o m . z . N T a u s T a l m u d u n d Mi-
drasch I, 1922, S. 20f.
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 237
sich unserer Kenntnis, wir kennen sie nur aus jungen jüdischen
Schriften. Auf keinen Fall kann sie ad hoc gebildet sein118. Wie die
Ruthtradition, die bis ins AT zurückreicht, wird auch sie wesent-
lich älter sein. Wahrscheinlich haben wir hier einen ihrer Ansatz-
punkte.
Als David geflohen ist, bereitet Mikal eine weitere List vor. Nach
der jetzigen Anordnung der Erzählungsstücke geschieht das dazu,
um David auf seiner Flucht einen Vorsprung zu ermöglichen. Aber
ursprünglich wird dieser Zug auch selbständig gewesen sein. Es wird
noch einmal und anscheinend als etwas Neues berichtet, daß Boten
gegen David abgesandt werden; beide Berichte sind erst nachträglich
zu einer Erzählung verarbeitet worden. Durch die Terafim besteht
im Inhaltlichen eine unübersehbare Berührung mit der Jakob-
geschichte116. Die Situation ist zwar deutlich unterschieden; hier
werden die Terafim dem Laban gestohlen, dort hat sie David im
eigenen Haus; hier wird der Vater um sie geprellt, dort durch sie
getäuscht. Diese Abweichungen sind aber durch die jeweilige Situation
ausreichend erklärt; sie sind keineswegs ein Argument dagegen, daß
hier diese Geschichte nach einem Motiv ausgeformt wurde, das aus
der Jakobsüberlieferung bekannt war. An der Goliathperikope läßt
sich ja ebenfalls beobachten, daß solche Motivübernahmen niemals
in sklavischer Abhängigkeit, sei es des Ausdrucks, sei es der Dar-
stellung, erfolgen117. Außerdem stehen diesen Unterschieden starke
Gemeinsamkeiten gegenüber. In beiden Fällen ist es die jüngste
Tochter, zugleich die begünstigte Frau 118 ; die Erwähnung ist um so
auffallender, als die Terafim ja keineswegs ein allgemein anerkannter,
im Gegenteil ein sehr früh abgelehnter Kultgegenstand waren 119 .
Weiterhin ist es beidemal eine deutliche Fluchtsituation. Ja, man
wird vielleicht sogar so weit gehen können, daß in beiden Fällen durch
diese Terafim Rettung und Heil bewirkt wird. Das Urteil darüber,
wie weit diese Annahme zu recht besteht, ist zwar dadurch erschwert,
daß Gen 31 die Frage der Quellenzugehörigkeit schwierig und nicht
einhellig beantwortet ist 120 . Sicher ist aber, daß Rahel ihren Vater
115
Die Frage nach den theologischen Hintergründen dieser Traditionen kann
hier außer Betracht bleiben.
114
Gen 3119 ff.
117
Vgl. STOEBE a . a . O. S. 402.
118
Im Fall der Mikalgeschichte ist das etwas verschoben dahin, daß es Mikal
ist, die David liebt.
i n Vgl. I Sam 16 23 II Reg 23 24. Es scheint mir fraglich, ob die Erklärung
ausreichend ist, daß die Anstößigkeit dadurch beseitigt ist, daß man den Gebrauch
der Terafim den Frauen zuschob.
120 v g l dazu die Übersicht bei P. VOLZ u. W. R U D O L P H , Der Elohist als Er-
zähler. Ein Irrweg der Pentateuchkritik, BZAW 63/1933, S. 97 f.
238 H. J. STOEBE
deswegen bestiehlt, um die Förderung und das Heil ihrem Manne zu-
zuwenden, das ihr Vater von seinen Teiafim empfing121.
Eine Schwierigkeit erhebt sich freilich von einer ganz anderen Seite. Bei
voraussetzungsloser Betrachtung kann man sich des Eindrucks nicht erwehren,
daß es sich an beiden Stellen um zwei verschiedenartige Kultgegenstände handelt.
Koch nicht entscheidend wäre dabei wohl, daß es sich bei der Nennung von B'S^fl
I Sam 19 16 um einen einzelnen Gegenstand gehandelt haben muß, während es
sich Gen 31 um mehrere Kultobjekte mindestens gehandelt haben k a n n 1 2 2 . Es
hindert jedenfalls nichts, auch für die Genesisstelle singularische Bedeutung des
Plurals anzunehmen 12 *. Die Endung könnte entweder als einer der Hoheits- oder
Herrschaftsplurale 124 , vielleicht aber auch durch Übernahme des Wortes aus dem
Wortschatz der vorisraelitischen Bewohner des Landes erklärt werden 125 .
Entscheidender ist aber wohl die Tatsache, daß man für beide Stellen eine
verschiedene Größe des Gegenstandes anzunehmen hat 12 *. Es ist hier der Raum,
auf die Problematik dieser Frage in ganzer Breite einzugehen. Die Etymologie des
Wortes ist nicht klar 127 , die enge Verbindung, in der liDN mit D , Enri erscheint,
ist immer aufgefallen. Ganz unabhängig davon, ob es sich nun hierbei umGesichts-
masken handelt, die bei der Orakelerteilung Verwendung fanden 128 , oder um die
121 Für die Beurteilung des ganzen Zusammenhanges scheint mir die Frage
and Teraphim, J P O S XIV/1934, S. 186f.) und die Verbindung mit der Wurzel
« P N (L. K Ö H L E R , RGG, Bd. V 2 , 1931, Sp. 1051; Lexicon 1963, S. 1041; vgl. auch
W. F. A L B R I G H T , Are the Ephod and the Teraphim mentioned in the Ugaritic
Literature, BASOR 83/1941, S. 39—43) scheint mir nicht genügend gesichert (vgl.
Anm. 126). Allenfalls ist zuzugeben, daß eine spätere Zeit diesen etymologischen
Anklang darin gehört und das Ganze in dieser Richtung gedeutet hat. Vgl. K. B U D D E
zu Jdc 17 5 (KHC VII, 1897 und W. F. A L B R I G H T , From the Stone Age to the
Christianity 2 , 1946, S. 238.
128 G . H O F F M A N N U. H . G R E S S M A N N , Teraphim, Masken und Winkorakel in
Ägypten und Vorderasien, ZAW 40/1922, S. 66ff.; W . E I C H R O D T , Theologie des
Alten Testaments, Teil I 8 , 1948, S. 48, Anm. 10.
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 239
Losorakel selbst, die im l I S N lagen 129 , oder — was wohl das Wahrscheinlichste
ist — um Figuren 180 , sei es, daß diese als Hausgötter 181 , Schutzgötter 182 , Ahnen-
bilder 183 oder als in Beziehung zum Orakelwesen stehende Götterfiguren 184 vorzu-
stellen sind, auf jeden Fall muß es sich dabei um kleinere Gegenstände gehandelt
haben 185 . Dafür spricht einmal der archäologische Befund 184 , zum andern auch
die Tatsache, daß Rahel einen 1 3 als Versteck dafür wählt und sich darauf
setzt 1 8 7 . Gegenüber der Deutung dieses Wortes als Sänfte, die die Größe der Tera-
fim erläutern soll 188 , wird man an einen kleineren Teil des Kamelsattels zu denken
haben18®, der naturgemäß nur für kleinere Gegenstände Versteck bot 1 4 0 . Man muß
sich dabei auch vergegenwärtigen, daß diese Terafim schon deswegen nicht zu groß
gewesen sein können, weil Jakob nichts davon weiß 141 .
Ein ganz anderes Bild erhält man, wenn man sich I Sam 19 zuwendet. Das
nächstliegende Verständnis der Verse ist es jedenfalls, daß der Terafim auf dem
Bett liegt und die Boten glauben, es sei David 142 . Diese Grundlinie scheint mir
unabhängig davon festzustehen, wie man das schwierige Wort TM148 auf-
wohl zu beachten, daß auch die Annahme eines Palankin nicht die Größe erklärt,
die nach I Sam 19 angenommen werden muß; vgl. dazu H . H A A G , Bibellexikon,
1951, Sp. 1596.
1 8 9 K Ö H L E R , Lexicon, S. 453: Teil des Kamelsattels, Satteltasche.
1 4 0 Zum Beispiel D E L I T Z S C H , V . R A D .
1 4 1 Sie müssen außerdem so klein gewesen sein, daß Rahel leicht mit ihnen
bücher aufgefaßt.
1 4 8 Daß das Wort schon sehr früh unbekannt war, zeigt das f|trap der L X X
fassen soll. A L B R I G H T hat zwar den Versuch gemacht, die Terafim hier gänzlich
zu eliminieren144; er findet darin nur ein Wort für alte Lumpen, in D,Tl?n "V33
ein solches für Ziegenbock. Aber mit dieser Deutung sind neue und m. E. unüber-
windliche Schwierigkeiten verbunden146. Mehr Wahrscheinlichkeit hätte es dann
für sich, in der Beschreibung die Situation eines Kranken zu finden, dessen Bett
— vielleicht auch der Kaum, in dem er liegt — mit Schutz und Heilung gewähren-
den Figuren umstellt ist 146 . Aber auch dieser Versuch scheitert an dem Wortlaut
von v. IB. Erst als die Boten den Befehl bekommen, David mit dem Bett zum König
zu bringen, demzufolge an das Bett herantreten, sehen sie, daß es nur eine Figur
war, die sie für David gehalten haben147. Man wird angesichts der Schwierigkeiten,
die den Harmonisierungsversuchen entgegenstehen148, nicht über die Feststellung
hinauskommen — wie es je und dann auch ausdrücklich geschieht — daß jede
Stelle aus sich selbst und nicht beide von einander her erklärt werden müssen148.
Es ist wohl derselbe Gegenstand gemeint, aber die Vorstellung, die man von den
O^B-Iil hat, ist verschieden. Diese Tatsache läßt sich m. E. am leichtesten so ver-
' TI
stehen, daß in dem I Sam 19 Berichteten Züge der Jakobüberlieferung aufgenommen
und nach den gegebenen Verhältnissen ausgestaltet wurden, wobei aber die An-
schaulichkeit verloren ging 160 . Dieses Bild gewönne noch an Klarheit, wenn wir
annehmen dürften, daß mit den D,D"iri einmal die Übernahme des Erstgeburtsrechts
verbunden war161. Diese ursprüngliche Bedeutung könnte noch hinter Gen 31
stehen; I Sam 19 aber ist sie völlig in Vergessenheit geraten, obwohl sie sich gut
in das Ganze einfügte.
Es will mir scheinen, als ob von diesen Überlegungen her auch
Licht auf eine schwierige textkritische Frage fällt. I Sam 18 21 heißt
es, Di»n "'S fnrmri D^ritfa182. Die Schwierigkeit liegt darin, daß David
ja die Merab tatsächlich nicht zur Frau bekommen hat. Deswegen
DE VAUX. Andere verzichten überhaupt auf eine Erklärung des schwierigen Wortes.
Gemeint ist sicher, daß sie ein Stück Ziegenfell (Targ. ?) zu Häupten doch wohl
des D'Enfi (nicht der ïltpK)) legt, um die Vorstellung eines ruhenden Menschen zu
erhalten.
144
Religion S. 231, Anm. 66.
146
Wie A L B R I G H T selber annimmt, muß der Ziegenbock gelebt haben. Mikal
wäre dann aber Gefahr gelaufen, daß dieses Tier durch eine Bewegung oder Äuße-
rung die Illusion störte. An einen zu diesem Zwecke geschlachteten Ziegenbock
ist aber noch viel weniger zu denken.
146
B A R N E S , A C R O Y D ; vgl. auch S. S M I T H , What were the Teraphim? (JThSt
XXXIII, 1931, S. 33ff.).
147
Der Wortlaut läßt vermuten, daß der Betrug erst entdeckt wurde, als man
mit dem Lager vor Saul gekommen war.
148
Eine sehr deutliche Harmonisierung The W e s t m i n s t e r D i c t i o n a r y
of t h e B i b l e 1944, S. 699.
U 9 VGL 2 B A R N O L D a. a. O . S . 1 3 6 ; auch M O R G E N S T E R N .
110 vgl. dazu oben S . 236 und auch S T O E B E a. a. O. S . 403f.
111 Vgl. C . G O R D O N , Parallèles nouziens aux lois et coutumes de l'Ancien
Testament (RB XLIV, 1938, S. 36-36).
162
Fehlt ebenfalls LXX B , obwohl es bereits zum Mikalzusammenhang ge-
hört.
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 241
haben die Versionen schon zum Teil den Text geändert 168 ; dabei ist
die Korrektur des Targum besonders interessant 164 , weil sie in der
Art genau der zu II Sam 21 8 gleicht166. Gegen die zahlreichen Ver-
suche, diesen Text entweder durch freie Konjekturen 166 oder auf
Grund der Versionen167 zu verbessern, ist auf das B^N D^riS^ v. 27
zu verweisen168. Es ist keine ausreichende Begründung für diese auf-
fallende Zahl, daß David als Held die gestellte Aufgabe überreichlich
erfüllt habe 1 6 9 ; gegen sie spricht, abgesehen von allgemeinen Er-
wägungen, daß II Sam 314, wo ja unüberhörbar darauf zurück-
gegriffen ist, nur von hundert Philistervorhäuten redet. Ebensowenig
ist es möglich, eine einfache Verschreibung anzunehmen 160 . Im Gegen-
teil, man wird urteilen müssen, daß das D^ritfa von v. 17 und das D^nsjp
von v. 21 sich gegenseitig bedingen und stützen; gerade dadurch, daß
sich beides in den jetzigen Erzählungszusammenhang nicht recht ein-
fügt 161 , wird es wahrscheinlich, daß dahinter eine Tradition greifbar
wird, die von zwei Frauen, demzufolge auch von doppelter Dienst-
leistung, zu erzählen wußte, d. h. also eine Tradition, die der Jakob-
überlieferung verwandt war. Es ist hier wohl der Ort, noch auf eine
weitere Besonderheit des überlieferten Textes hinzuweisen. Das
CJ?;? t<V] v. 26182 fehlt auffallenderweise ebenfalls LXX B ; man
1U
Vulg. in duabus rebus; anscheinend auch von LXXÖ iv TOCTS 6Ü<TIV,
schlechtere Lesung iv Tals Suvdneaiv, so verstanden. Syr = M Kinn Kinn pnrnrD.
1M
Targ.: "-S JFinnri p.riD
154
Beibehaltung des Wortlautes, Anpassung durch eine Einfügung. Vgl.
dazu oben S. 229.
1M
KLOSTERMANN, = heute über zwei Jahre (unhebräisch ?); so auch
GRESSMANN, K I T T E L , R E H M , B R U N O 1 9 6 6 , H E R T Z B E R G ( m i t U m s t e l l u n g v o n v . a i b ) .
Dieser Deutung widerspricht aber das DVH am Ende, das dann getilgt, oder eben-
falls geändert werden müßte; KOSTERS, rP3#3 (zitiert nach BUDDE, vgl. dort
auch die Einwände); KETTER. Noch anders EHRLICH, •'TIB^D?; CASPARI, 00X253.
187
Ohne Textänderung: durch zwei Dinge, unter zwei Bedingungen (NOWACK,
BUDDE, SMITH) ; z w e i m a l ( D E GROOT, D E V A U X ) ; z u m z w e i t e n M a l e ( D R I V E R —
ironische Anspielung, recht unwahrscheinlich? — LÖHR, DHOEME, DE BOER).
148
L X X : 100.
149
B U D D E , D H O R M E , KLOSTERMANN, R E H M , D E V A U X , HERTZBERG.
1.0
Nach LXX: WELLHAUSEN, NOWACK, SMITH, DRIVER, SCHULZ, GRESS-
MANN, CASPARI.
1.1
Zu den Schwierigkeiten, die Stelle in den jetzigen Erzählungszusammenhang
einzufügen, vgl. e t w a BUDDE, SMITH.
1.2
Auffallend ist dabei, daß v. 27 das gleiche Verbum in ebenfalls textlich
schwieriger Form enthält; Wnnn? •nVal? 0 « 6 ö , l (die Worte fehlen ebenfalls in
LXX). Es ist hier nicht mehr der Raum, auf die Probleme des Textes und des
Kontextes einzugehen. Der Gedanke liegt nahe, daß es sich hier um eine nachträg-
liche erklärende Erweiterung der ersten nicht mehr völlig verständlichen Worte
handelte.
Von Ugaxit nach Qunuan 16
242 H. J. STOEBE
ist Vgl. die Versuche, die Diskrepanz zwischen v. 26 b und dem T H 0j7'1
v. a? durch Quellenverschiedenheit zu erklären, etwa bei K L O S T E R M A N N und B U D D E .
1 8 6 17 12-81.41.48; 17 55 — 18 5 und kleinere Auslassungen.
1M
18 21b, der uns oben beschäftigte, p a ß t z. B. weder zu 21s noch zu 23; hier
handelt es sich u m eine Überlegung Sauls bzw. eine Weisung a n seine Knechte,
in v . 21b u m eine direkte U n t e r r e d u n g mit David. D u r c h die A n n a h m e einer Ein-
a r b e i t u n g einer neuen Quelle ist das nicht ausreichend erklärt. Vgl. dazu die ä h n -
lichen B e o b a c h t u n g e n in der Goliathperikope.
i«> v g l e t w a J . v. d . P l o e g , L a rôle de la t r a d i t i o n orale d a n s la transmission
d u t e x t e de l'Ancien T e s t a m e n t (RB 54, 1947, S. 5—41). Die B e h a u p t u n g , d a ß die
schriftliche Aufzeichnung seit der Königszeit vorherrsche, wird m a n vielleicht doch
einschränken müssen.
170
Vgl. I Sam 18 21.27 und dazu oben S. 241.
16*
Again "The Prophet" in the Lachish Ostraca
B y D. W i n t o n T h o m a s in Cambridge
(Cambridge, England, 4 Cranmer Rd.)
Jer. xxvi. 20-28 with the help of these documents ('Le Prophète Jérémie et les
Lettres de Lakish', Syria xix, 1938, p. 269, n. 1).
246 D. W . THOMAS
e.g., David's letter to Joab was carried by Uriah (II Sam. xi. 14), and Jeremiah's
letter to the exiles in Babylon was carried by Elasah, the son of Shaphan, and
Gemariah, the son of Hilkiah (xxix. 3). At Elephantine a letter was delivered by
Ma'u(ziah); see E. G. K R A E L I N G , The Brooklyn Museum Aramaic Papyri, 1 9 5 3 ,
p. 3 0 4 .
18 Cp. K. E L L I G E R , 'Die Ostraka von Lachis', Paldstinajahrbuch, 1938, pp. 44ff.
Yet the rôle of the holy man in both cases is strikingly similar. In
both cases, at a time of danger — and GRAY H I L L ' S narrative testifies
to the threatening situation which confronted him and his party —
a holy man is commissioned23 to carry a letter, and in the case of
G R A Y H I L L ' S holy man, money also. The grounds for the choice of
GRAY H I L L ' S holy man as a messenger were probably much the same
as those which occasioned the choice of the prophet of the ostracon.
In both cases the holy man was regarded as no ordinary person, but
as someone whose reputation for holiness marked him out as unusually
trustworthy.
The contribution of the Lachish ostraca to Old Testament study
is by now well known. Their importance for the study of Hebrew
palaeography, for the textual criticism of the Hebrew Bible, for the
study of Hebrew proper names and of Hebrew epistolary style, and
of the historical development of the Hebrew language, is great indeed.
Not the least contribution they make is the light they shed upon the
rôle of the prophet mentioned in Ostracon III, and upon the modes
of communication which were in use at the time. Messages were com-
monly used, whether written or verbal, or both, and fire signals too
were employed (Ostracon IV, lines 10ff.). The book of Jeremiah in-
forms us further of the use of trumpet blasts (iv. 5, vi. 1, li. 27) and the
raising of flags (iv. 21). Indeed the whole question of military com-
munications in the period of Jeremiah calls for careful study, and to
that study the ostraca from Lachish have their own valuable contri-
bution to make.
(Completed August, 28 th , 1967)
BATE, The Stone Age of Mount Carmel, I, 1937, pp. 100 — 101 et pl. 52, 2.
6 R. A. S. MACALISTER, The Excavations of Gezer, II, 1912, pp. 378—379.
C'est la grotte 17 IV, cf. I, p. 102; I I I , pl. xxvii.
6 MACALISTER 1. c., I I , p. 343; I I I , pl. ccxiii 19.
7 Gallery Book, Stone and Bronze Ages, 1937, p. 39. Le n° d'inventaire est 36.581.
252 R. DE VAUX
Area of Israel (Tell Qasîleh), dans Bulletin of the American Schools of Oriental
Research, 132, dec. 1953, pp. 30-34.
18 J. MARQUET-KRAUSE 1. c., p . 18.
18 O. TUFNELL, C. H. INGE, L. HARDING, Lachish II, The Fosse Tempel, 1940,
pp. 9 3 - 9 4 .
20 G. LOUD, Megiddo I I , 1948, pl. 240, 2.
21 A. BERTHOLET, Kulturgeschichte Israels, 1919, p. 23.
22 E. DOUGLAS VAN BUREN, The Fauna of Ancient Mesopotamia as Represented
in Art, 1939, p p . 7 8 - 8 1 .
254 R . DE V A U X
192B, p. 12.
82 A . G O E T Z E , The Hittite Ritual of Tunnawi, 1 9 3 8 , §§ 3 et 1 2 .
33 F . H R O Z N Y , Hethitische Keilschrifttexte aus Boghazköi (Boghazköi-Studien,
3), 1919, pp. 72 — 73; J . B. P R I T C H A R D (ed.). Ancient Near Eastern Texts, 2e ed.
1956, p. 351.
34 Cf. P . E . N E W B E R R Y , The Pig and the Cult-Animal of Set, dans Journal
of Egyptian Archaeology, X I V , 1928, pp. 211—225; H. B O N N E T , Reallexikon der
ägyptischen Religionsgeschichte, 1952, pp. 690—691.
36 H. H. N E L S O N , Medinet-Habu, I I I , 1934, pl. 158, 1. 1002.
3,1 1. c., pp. 217 s.
n'en pouvons rien tirer, sinon queJ e sanglier (ou le porc) n'était pas
un objet d'horreur, ce qui s'accorde avec le témoignage des noms
propres 46 . De même, rien n'assure que le sanglier figuré sur une hache
d'armes de Râs Shamra ou les deux têtes de sangliers qui ornent un
épieu de chasse venant du même site aient une signification religieuse47.
Le vieux calendrier syrien avait préservé un nom de mois araméen,
Hezîrân, qui a été retrouvé quinze siècles avant notre ère à Nuzu
sous la forme Hinzûru ou Hizûru4S. D'après les analogies des
autres langues sémitiques, il est possible que c'était le mois du Sanglier,
que la dénomination était astronomique et qu'il y avait une «étoile
du Sanglier», mais nous ne savons pas ce qui en résultait pour le culte.
La relation qu'on a voulu établir avec le dieu Ninurta est arbitraire 49 .
Le mois de Hezîrân figurait encore dans le calendrier des Sabéens
de Harran au x" siècle de notre ère 50 , avec des cérémonies où d'ailleurs
le porc ne paraît pas impliqué. Mais cette secte avait conservé d'autres
usages anciens et il est alors intéressant de noter le renseignement
donné par Al-Nadîm: «Chaque année au milieu d'un jour déterminé,
ils sacrifiaient un porc et l'offraient à leurs dieux. Le même jour, ils
mangeaient toute viande de porc qui venait en leurs mains»; ce qui
suppose qu'en dehors de cette circonstance ils ne sacrifiaient pas et
ne mangeaient pas de porcs 81 .
On a fait quelque cas 52 d'une sculpture rupestre signalée pour
46
Cela même n'est pas évident: chez les Juifs, pour qui le porc était un animal
impur, des hommes se sont appelés Hézîr, I Chr 24 15 (un prêtre 1 et cf. l'inscription
des Bene Hézîr dans la nécropole de Jérusalem) et Neh 10 21. La distinction entre
Hézîr et hàzîr «porc» parait être artificielle, à moins de rattacher le nom Hézîr à la
racine araméenne hzr «tourner, revenir, se repentir», cf. R O T H S T E I N , sur I Chr 24 15.
47
CL. F. A . S C H A E F F E R , Ugaritica I, 1 9 3 9 , pp. 1 0 7 ss., pl. xxii et fig. 1 0 4 .
Mais cela ne suffit pas pour prouver l'origine étrangère de ces armes, à cause de
«l'aversion des Sémites contre la race porcine», ibid., p. 114. La présente étude
montre que cette affirmation doit être sérieusement nuancée.
48
S. L A N G D O N , Babylonian Menologies and the Semitic Calendar, 1935, p. 65;
C . H . G O R D O N et E. R . L A C H E M A N , The Nuzu Menology, dans Archiv Orientdlni,
X 1938, p. 58.
49
S. L A N G D O N l.c., p. 119; I d „ Semitic Mythology, 1931, pp. 131 —133,
Ninurta «seigneur du porc». La liaison entre Ninurta et le porc a été faite aussi
par d'autres auteurs, parce que Ninurta reçoit parfois l'épithète de humçiru. Mais
ce mot désigne le rat ou la souris et non le porc, cf. A . G O E T Z E , Zeitschrijt fur Assyrio-
logie, XL, 1931, pp. 65 — 79 et le dictionnaire de Chicago, 5. v., 1956.
60
D . C H W O L S O N , Die Ssabier und der Ssabismus, 1 8 5 6 , I I , p. 2 6 .
61
Texte et commentaire dans C H W O L S O N l. c., I I , pp. 42 et 306. Sur ces
Sabéens de Çarran, leurs relations avec Edesse et le paganisme dans cette région
au début de notre ère, cf. J . B . S E G A L , Pagan Syrian Monuments in the Vilayet of
Urfa, dans Anatolian Studies, III, 1953, pp. 97 — 119.
62
W . R O B E R T S O N S M I T H , Lectures on the Religion of the Semites, 2e éd., 1 8 9 4 ,
p. 2 9 1 , n. 1 ; W . W . B A U D I S S I N , Adonis und Esmun, 1 9 1 1 , pp. 1 4 4 — 1 4 5 .
Voo Ugaiit nach Qumran 17
258 R. DE VAUX
81 Fragment 109 dans F . JACOBY. Cf. TH. REINACH, Textes d'auteurs grecs
et romains relatifs au Judaïsme, 1895, p. 58.
82 II Macc 6 18-21; 7passim; cnrAayxvtoiiôs 6 21 et 7 42 est un terme de la
86 Ce sont les points touchés par les ordres d'Antiochus, I Macc 1 44-51. Mais
ces ordres ont été provoqués par la résistance d'une partie des Juifs aux mesures
générales prises par le roi, vv. 41-43. Cf. les reproches faits aux Juifs et, par con-
traste, la clémence d'Antiochus envers les Samaritains dans les deux documents
cités par J o s è p h e , Ant. X I I § 257 ss., dont BICKERMANN a défendu l'authenticité.
Revue de l'Histoire des Religions, CXV, 1937 — I, pp. 188 — 223.
87 On rapprochera l'épisode évangélique des démons chassés dans un troupeau
de porcs, Mt 8 31 et parallèles.
88 J u l i e n , Orat. Y 177 B—C. 89 Cf. J u l i e n , Orat. Y 176 D.
262 R. DE V A U X
des pleines lunes de l'année en Fgypte, une fois par an chez les Sabéens
de Harran, le 2e jour d'avril à Chypre. Ces associations font que le
porc était un animal à la fois impur et sacré; Hérodote et Plutarque
le disent pour l'Égyptc, Lucien le dit pour la. Syrie. Une telle bivalence
est d'ailleurs un fait connu en phénoménologie religieuse 90 .
A la lumière des faits qui ont été rassemblés et des conclusions
qui en découlent, on peut maintenant reprendre quelques textes
bibliques. D'abord l'interdiction alimentaire, qui est portée en termes
presque identiques par Lev. 11 7 et Deut. 14 8: le porc est impur, on
ne peut manger sa chair ni toucher son cadavre parce que, tout en
ayant le sabot fendu (comme la vache ou la brebis), il ne rumine pas.
De même sont impurs le chameau, le lièvre et l'hyrax, mais pour une
raison inverse: ils ruminent (ou ont l'air de ruminer, lièvre, hyrax),
mais ils n'ont pas le sabot fendu. Il est clair que cette classification
sommaire n'est pas une raison suffisante de l'interdit. L'abstention
de la viande de porc était très répandue: on la trouve chez les Phé-
niciens et les Chypriotes, les Syriens, les Arabes, en fait chez tous
les Sémites sauf les Babyloniens, sans parler d'autres peuples plus
éloignés d'Israël 91 . Les auteurs anciens donnaient des raisons diverses
et également insuffisantes: le porc vit dans l'ordure, il transmet la
lèpre ou la gale, il a les yeux tournés vers la terre et ne peut pas voir
le ciel, il saccage les champs, il conçoit au décroît de la lune, il mange
ses petits . . . ou bien des raisons mythologiques: le porc est ennemi
de la lune et du soleil (Fgypte), un sanglier a tué Adonis (Chypre,
Syrie), une truie a allaité Zeus (Crète), un porc a brisé une jarre de
vin appartenant à Apollon 92 , etc. . . .
Les Juifs sont restés fidèles à cette prescription même dans la
Diaspora et c'est l'un des traits qui reviennent le plus souvent dans
les moqueries ou les attaques des auteurs païens 93 . Cet interdit, qu'ils
partagent avec leurs voisins sémitiques, remonte à l'époque pré-
israélite et il n'est pas douteux qu'il ait originairement une signification
religieuse. Plutarque se demande même «si c'est parce que les Juifs
'Hierozoicon, 1 6 7 5 , col. 7 0 2 — 7 0 3 .
92 Légende du sanctuaire de Kastabos en Carie, D i o d . V 62.
9 3 Voici une liste dressée d'après TH. REINACH, Textes d'auteurs grecs et
romains . . .: J o s è p h e , C. Ap. II 27, frag. 24 Müller; P l u t a r q u e , Sympos. IV 5
et Vita Cic. 7; C e l s e dans Origène, Contra Cels. V 43; S e x t . E m p i r i c u s , Hypo-
typ. I I I 24, 223; P o r p h y r e , De Abstin. I 14, II 61, IV 11; J u v é n a l , Sat. VI 160;
T a c i t e , Hist. V 4 ; M a c r o b e , Saturn. II 4 , 1 1 .
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 263
du porc, salut aux idoles. Ce sont des rites païens. Mais le texte ne
signifie pas que celui qui sacrifie un boeuf vaut celui qui immole un
homme, que celui qui présente une offrande vaut celui qui mange du
porc etc. . . que ces actions sont également réprouvées par Dieu 98 :
une condamnation aussi radicale du culte extérieur est impensable à
n'importe quelle époque de la religion d'Israël; cela ne peut pas être
le sens, même si l'on rattache ce v. 4 au v. 1 et si l'on interprète celui-ci
comme une condamnation du Temple qu'on projette de construire.
Le sens est bien plutôt qu'on fait ceci mais qu'on fait aussi cela, qu'on
apporte des offrandes légitimes mais qu'aussi on mange rituellement
du porc, etc. . . . C'est la condamnation d'un syncrétisme religieux
pratiqué en Palestine par des Israélites qui, comme au temps d'Élie,
«clochent des deux jarrets» 100 . Ils adoptent certains rites du milieu
païen qui les entoure et, entre autres choses, ils mangent des porcs
offerts à une fausse divinité. Le texte s'accorde donc avec ceux d'Is.
65 4 et 66 17 pour attester la persistance en Palestine et l'adoption
par des Israélites infidèles des rites magiques ou mystérieux dans
lesquels le porc jouait un rôle et dont nous avons suivi la trace dans
l'Ancien Orient.
L'unité de composition et la date des chap. 65 et 66 d'Isaïe sont
des questions disputées, que je ne puis pas examiner en détail. Il
suffira de dire ici que rien n'autorise à mettre les passages que j'ai
utilisés aussi tard que l'époque héllénistique, comme on a voulu le
faire 101 . Ils supposent l'existence de cultes secrets, mais ils ne s'ex-
pliquent pas par l'influence ou l'imitation des religions à mystères
des pays grecs. On a vu que ce caractère mystérique marquait pré-
cisément en Orient les rites où le porc avait une part. En Israël même,
ce caractère se retrouve dans la vision d'Ez. 8 7-13 ; il y a des ressem-
blances évidentes entre ceux qui brûlent des parfums sur des briques,
passent la nuit dans des lieux obscurs, mangent de la viande de porc
et des mets immondes, Is 65 4, et ceux qui offrent de l'encens dans
une chambre obscure devant des images de reptiles et d'animaux
impurs, Ez. 8 10-12, entre les mystes d'Is. 66 17 qui se sanctifient «der-
rière quelqu'un qui se tient au centre» et ceux d'Ez. 811, qui encensent
les idoles, avec Yaazanyahu «debout au milieu d'eux». Les rites
mentionnés dans Isaïe et dans Ézéchiel ne sont pas les mêmes et il
n'est pas explicitement question du porc dans Ézéchiel, mais ils
évoquent un milieu religieux analogue. Ézéchiel dépeint une situation
à Jérusalem entre les deux déportations, Ez. 8 1 1 0 2 . E I S S F E L D T est
98 Ainsi O r e l l i , Duhm, Gressmann, Abramowski, E l l i g e r . . .
99 Avec Marti, Skinner, Volz, Glahn, Kessler . . .
w» I Rois I821.
i« 1 Encore Volz, Jesaia II, 1932, p. 280.
102 Cf. le dernier et long commentaire de Z i m m e r l i , 1956, pp. 201 ss.
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 265
nicht als vollständig gelten, weil sie nicht das Resultat einer systematischen Unter-
suchung aller einschlägigen Texte, vielmehr das Ergebnis mehrerer Jahren exegetischer
Arbeit sind. Vielleicht können sie dienlich sein als Anregung zu einer neuen systema-
tischen Untersuchung dieses sehr interessanten Bindewortes.
Was die konzessive Bedeutung von kl anbetrifft, ist es bemerkenswert, daß die
älteren Grammatiker der hebräischen Sprache dieser keine Aufmerksamkeit widmen
außer KÖNIGS Syntax und der englischen Edition der Grammatik von GESENIUS-
KAUTZSCH. D a g e g e n erkennen u n t e r den neueren JOÜON, BROCKELMANN und MEYER
den Gebrauch von kl in Konzessivsätzen ebenso an, wie die letzte Bearbeitung des
Handwörterbuchs von GESENIUS und KÖHLERS Lexikon. GESENIUS und KÖHLER
geben beide die Beispiele Hos 13 15 Ps 2112 Prov 6 35 (dieses auch JOÜON). Daneben
h a t GESENIUS allein n o c h J e s 5 4 10 (dieses a u c h JOÜON, MEYER und BROCKELMANN)
und Ps 37 24 (auch JOÜON; das kl im Anfang dieses Verses hat aber eher eine kondi-
tionale als konzessive Bedeutung). Daneben nennt JOÜON mit Recht noch Jer 14 12
49 16 50 11 E z 1116 Zach 8 6 und Jer 51 53 (siehe darüber unten).
geht hervor, daß Gott mit Israel ist (v. 21; v. 22 gehört nicht in den
Kontext, vgl. 24 8).
Der dritte dieser Texte ist Hes 2 e, wo nach dem dreimaligen
»Fürchte dich nicht« in den Worten des Auftrages (der schon ein-
geführt wurde durch eine Beschreibung der niedrigen geistigen Lage
Israels) eher konzessive als kausale Sätze erwartet werden. Also:
». . . Fürchte dich nicht vor ihnen und ihren Worten, fürchte dich nicht, wenn
a u c h Dornen dich umgeben, und du auf Skorpionen sitzen wirst; so fürchte dich nicht
vor ihren Worten, und vor ihrem Angesicht erschrick nicht, wie sehr sie auch ein wider-
spenstiges Haus sind.«
Daß in der späteren Literatur die konzessive Bedeutung des
kl noch nicht verloren gegangen war, zeigt eine interessante Stelle
in dem Manual of Discipline, I QS VI, 11 f., zu der schon eine Emen-
dation vorgeschlagen wurde10, weil man die Bedeutung des kl nicht
richtig erfaßt hatte.
Wenn man der konzessiven Erklärung von kl an dieser Stelle
folgt, gibt es keine Schwierigkeiten, sondern man bekommt den guten
Satz:
»Niemand darf ein Wort sprechen, das nicht in Übereinstimmung ist mit dem
Willen der Rabbim (der Versammlung), selbst wenn er der Superintendent der Rabbim
wäre« (we ki11 hä-'ii hammcbakker 'al härabbim).
Der folgende Satz fängt mit den Worten w" kol 'IS an und zeigt
keine Unregelmäßigkeit.
schlägt, H. L. GINSBERG folgend, vor zu lesen upi statt weki und übersetzt: And in the
session of the Many, no one shall speak any word, which is not according to the plea-
sure of the Many a n d t h e r e q u e s t of t h e m a n who is Supervisor of the Many.
MILLAR BURROWS, The Dead Sea Scrolls, 1955, p. 379 übersetzt: »And in the session
of the masters a man shall not speak a word, which is not to the liking of the masters.
And w h e n a m a n , who is the superintendant over the Masters or any man, who has
a word to speak . . . BURROWS muß also ein Anakoluth voraussetzen.
1 1 v/eki ist eine Verstärkung von ki, auch we kann eine konzessive Relation
herstellen.
Einige Notizen zur Übersetzung des Bindewortes ki 271
18
Vgl. auch J O H . H E M P E L , Gott und Mensch im AT2, 1936, S. 68:
Recht behältst du doch, Jahwe,
wollt ich gleich mit dir im Streit mich messen.
Einige Notizen zur Übersetzung des Bindewortes ki 273
1 1 Cf. nun auch die Übersetzung von TH. H. GASTER, The Scriptures of the Dead
betrachtet. Eine genaue Stellenangabe ist nicht notwendig, da der Fundort leicht
nach S M E N D S Index und nach der Konkordanz von H A T C H - R E D P A T H festgestellt
werden kann. Die arabischen Ziffern in Klammern geben das Vorkommen des be-
treffenden Wortes an.
Zum Wortschatz des griechischen Sirach 275
II Chr (1), dvcnroSffEiv (2) II Macc (1), din-fi^Aos (2) Lev (1), duTiKctTaAAÄtJtTeiv (1)
III Macc (1), önrcnSsvcrlac (3) Os (1), cnrepicrraoTOS (1) Sap (1), coro6au|ju5c£siv (3)
Dan o' (1), dirovoia (1) II Macc (1) IV (1), drroTrAdvr|CTis (1) Deut (1), crrroTpeireiv (2)
III Macc (1) IV (2), carpöaKoiTos (1) III Macc (1), CKpafpECTis (1) III Macc (1), dpnös (1)
IV Macc (1), do^oAla (1) III Macc (1), dqjucrrEpeiv (1) Neh (1), aüyccauoc (1) Lev (2).
ßaöuös (1) IV Reg (5) I (I), ßctaxaiveiv (2) Deut (2), ßdaxavos (3) Prov (2),
ßp£q>os (1) I Macc (1) II (1) III (1) IV (1).
ytcopyla (1) II Macc (1), yviiaios (I) III Macc (1): vgl. yvrialcos II Macc (1)
III (1), youq>id£siv (1) Ez (1), ypawiaTsia (1) Ps (1), yupoöv (1) Job (1).
Ssu-repoxris (1) IV Reg (2), 6ia8i8pd<TKEiv (1) II Macc (1), SianöxeaQai (4)
Dan o' (1), Sioveüeiv (1) Ps (1), Sidipopov »Geld« (5) II Macc (3), SfyAaxjCTos (4)
Prov (1), ScopOKOTTElv (1) III Macc (1).
Eyyuri (2) Prov (2), lyyvos (2) II Macc (1), lyKpdTEicc (2) IV Macc (1), eyKuAleiv
(3) Prov (1), lei^siv (2) II Macc (1), £Keccund£Eiv (2) IV Macc (1), iKudoxTEiv (1) Ep.Jer
(2), eKTiucxyno; (1) Nah (1), iicnimünoc (1) Ex (1), EK<pa(vEiv (10) Dan o' (3), ¿AdTTCopa
(1) II Macc (1), IAöcttcoctis (7) Tob (1), iußicotns (2) III Macc (1), t\ieiv (1) Jes (1),
lunouos (1) Lev (3), imppotyuds (1) Mi (1), £u<pucnoüv Smend (1) I Esdr (2), l^yn-
cis (1) JudB (1), ^oAAuvai (1) Prov (3), £§uyoüv (1) Dan o' (1), ettcuteiv (1) Ps (1),
Itteteios (1) Deut (1), ¿ttikoivgoveIv (1) IV Macc (1), trrnrovos (1) III Macc (1), etticttoi-
ßd^Etv (1) Lev (3), irriTiniov (2) II Macc (1), trncrxuEiv (1) I Macc (1), ¿rnxopriyslv
(1) II Macc (1), fpE0icrp6s (1) Deut (2), Ipis (3) Ps (1), ipuTiveicc (2) Dan o' (1), ectott-
Tpov (1) Sap (1), euJcovos (1) Jos (2), eukottos (1) I Macc (1), eOXoXos (1) Job (1),
eupEHcc (4) Jer (2), Eupetri; (1) Sap (2), EÜcoSid^Eiv (1) Zach (1).
^SEOÖctl (1) Sap (1), fjöos (1) IV Macc (5), (1) Sap (1).
iKETEicc (3) II Macc (4) III (1), iAapüveiv (-poüv) (4) Ps (1), txvsteiv (1) Prov (1).
köctttiAos (1) Jes (1), kökkos (1) Thr (1), Kpr)VTi (1) II Reg (3) III (2) IV (1).
Afjvfis (2) Prov (2), AolSopos (1) Prov (3), AouTpöv (1) Cant (2).
HEtKpECTÖai (2) II Macc (1), nupiOTrXoKrlcos (1): vgl. nupionAdaios Ps (I).
vOktcop (1) II Macc (2) III (1), vuctcteiv (2) III Macc (1), vcoöpös (2) Prov (1).
otKijEtv (2) Job (1), oIkötteSov (1) Ps (2), öAiaöaivEiv (7) Prov (1), öAoxapTroöv
(1) IV Macc (1), 6uoAI£eiv (1) Jes (2). oüpccyEiv (1) Jos (1), ö^IJeiv (1) I Reg A (I).
•rravoupyEuncc (-yriua) (2) Judith (1), trdvTti (1) III Macc (1), irapoiyla (6)
Prov (2), TTEpicrroAfi (1) Ex (1), TTEpKd^Eiv (1) Am (1), TroAuTTEipia (1) Sap (1), trpo-
kottYi (1) II Macc (1), •irpoTrrn'is (1) Prov (2), TTpooyEAäv (2) I Esdr (1), -rrpoo-SEiaOat
(6) Prov (1), TrpoaKÜvr|CTis (1) III Macc (1), irpoCTOxii (2) Sap (2), Trpoarral^Eiv (1)
Job (1), irpoCTipiAi'is (2) Esth (1), irpcoTÖyovos (1) Mi (1), tttveiv (1) Num (1), ttO-
tvo; (1) Ez (2).
aiyripös (1) Prov (1),cticottt^(1) Am (1),CTKavSaAijECTÖca(3) Dan o' (1), oxsud-
Jeiv (1) III Macc (1), crrrocTaAäv (1) Ez (1), cn-pißAn (1) IV Macc (8), ovyyvcbuT) (2)
II Macc (1),CTuyKUTTTEiw(2) Job (1), cru^ßoAoKOTTEiv (2) Deut (1), (juvEyyljEiv (1)
II Macc (3), ovvESpEÜEiv (3) Dan o' (1), auvouataanös (1) IV Macc (1).
TOtVÜElV (1) Job (1), TV/TTOUV (1) Sap (1).
üaiva (1) Jer (1), OrtEpdyEiv (2) I Macc (1), inrnpETEiv (1) Sap (4), ürroßAirrEcrSai
(1) I Reg (1), CnroKpivEoflai (3) II Macc (3) IV (2), Cnrövoia (1) Dan o' (3), üttott-
TEOEIV (1) Ps (1).
(pavTd^ECTÖai (1) Sap (1).
XaXßdvT) (1) Ex (1), x<&i§ A (1) Job (2). x°^pa (2) Num (1), xpn^'UEUEiv (1)
Sap (1).
18*
276 J. ZIEGLER
Somit finden sich die gleichen Wörter wie in Sirach in II Macc 20,
III Macc 16, Prov 14, Sap 13, IV Macc 12, Ps 10, Job Dan o' 8, Deut,
I Macc 5, Lev, Jes 4, Ex, IV Reg, Jer, Ez 3, Jos, III Reg, Am, Mich,
I II Esdr 2, Jud B, I Reg, II Chr, Judith, Tob, Cant, Os, Nah, Zach,
Thr, Ep. Jer 1.
Somit finden sich die gleichen Wörter wie in Sirach in Prov 31,
I I Macc 24, I I I Macc, Ps 17, Sap 16, Jes, IV Macc 15, Job 13, Ier,
Esth 11, Ex, I Macc 9, Gen 8, Deut, Ez 7, Lev, Num, Jud, I I Chr 6,
Dan 6, Os 5, I I I Reg 4, I I Reg, IV, I Esdr, Cant, Tob, I Chr 3, I Reg,
Judith, Eccl, Zach, Thr 2, Jos, Neh, I I Esdr, Am, Mich, Joel,
Abd, Soph, Mal, Bar 1.
ßonrrtjEiv (1) IV Reg (1) Judith (1) J e s (1), ß Ä p o s (1) J u d B (1) J u d i t h (1)
I I M a c c (1) I I I (1), ß a c r c c v i f E i v (1) I R e g (1) S a p (4) I I M a c c (4) I V (20), ßpaSOvEiv
(1) G e n (1) D e u t (1) J e s (1).
278 J . ZIEGLER
yépcov (5) Job (1) Prov (2) I I Macc (1) I I I (1) I V (12), yecbpyiov (1) Gen (1)
Prov (6) Jer (1), yAÚKacr|ia (1) Esr I (1) Neh (1) Prov (1).
SavEio-n^ (1) IV Reg (1) Ps (1) Prov (1), 8iaßoW| (6) Num (1) Prov (1) I I Macc
(1) I I I (1), SIAEPÚTTTEIV (1) L e v (1) N a h (1) H a b (1) J e s (1), SIEÇÂ/EIV (1) E s t h (1)
Hab (1) I I Macc (2), SICTCTÓS (3) Gen (2) Prov (3) Jer (1), Sfaro(ios (1) Judith (1)
Ps (1) Prov (1), StcopuÇ (2) E x (2) Jes (3) Jer (1).
ÉSpâÇeiv (1) I I I Reg (1) Prov (1) Sap (1), IQeiv (1) Num (1) Dan o ' (1) I V Macc
(1), âôiCTUÔç (1) Gen (1) I I I Reg (1) I I Macc (2), âioroiEÏv (3) I I I Reg (1) I I Chr (1)
Ez (2), êteuetpfa (2) Lev (1) I Esdr (2) I Macc (1) I I I (1), èuuaiyuós (1) Ps (1) Sap (1)
Ez (1), âimoSiÇeiv (4) Jud (1) I I Esdr (1) I Macc (1), ivSiSúoxeiv (1) I I Reg (2)
Judith (2) Prov (1), êvEvAoyEïcrôcci (1) Gen (5) I Reg (1) Ps (2), ËTrcnvoç (3) I Chr (1)
I I (1) Ps (3) IV Macc (1), ÉiriKa6f¡cr6ai (1) I I Reg (1) E p . J e r (1) I I Macc (1), hrt-
KpoTEÏv (1) Prov (1) Jes (1) Am (1), ârnvoEÏv V . . . SMEND (1) Job (1) Sap (2) IVMacc
(1), Irrivotce (1) Sap (4) Jer (1) I I Macc (1) I V (1), hriOTpo^ (3) J u d B (1) Cant
(1) Ez (3), èTTicvviCTTàvai (1) Lev (1) Num (4) Jer (2) Ez (1), ÊTcrtpa (1) Jud B (1)
Prov (1) I I Macc (1), EÚOSÍOÍ (4) I Edsr (2) Tob (1) Prov (1), ESPIARÍA (1) Esth (1)
Sap (1) I I Macc.
ityeuovícr (2) Gen (1) Num (2) I V Macc (2).
Q&KKiiv (1) Gen (1) J o b (1) Prov (2), ôéuct (1) Lev (3) I Reg (3) Tob (1), OipUTi (1)
J o b (1) Ps (1) Eccl (1).
lEpcoovvri (1) I Chr (1) I Esr (1) I Macc (4) I V (2), ludes (1) J o b (1) Jes (2)
IV Macc (1).
KocAauocaecn (1) Deut (1) Jes (2) Jer (1), KaAAovf) (2) Ps (2) Sap (2) I Macc (1),
KápTaAXos (1) Deut (2) IV Reg (1) Jer (1), KccpTEpEÎv (2) Job (1) Jes (1) I I Macc (1)
I V (6), Kcn-aßtßpcbCTKEiv (1) Neh (2) Ez (1) Dan o ' (2) 6 ' (1), KarrdcCTKOTros (1) Gen (6)
I Reg (1) I I (1) I Macc (1), Kévrpov (1) Prov (1) Os (2) IV Macc (1), KrjpuÇ (1) Gen (1)
Dan o ' (1) 6 ' (1) IV Macc (1), KT(OTTIS (1) I I Reg (1) Judith (1) II Macc (3) IV (2).
AàpuyÇ (1) Job (5) Ps (9) Cant (2), AéÇiç (2) Esth (3) J o b (2) I I Macc (1), A0160-
pfcc (3) E x (1) Num (1) Prov (2).
UETECopiCTUÓs (2) Ps (3) J o (1) I I Macc (1), urivÍEiv (2) Lev (1) Ps (1) Jer (1),
UiOT|TÓs (4) Gen (1) Prov (3) Sap (1), uicrôioç (3) Lev (2) Tob (1) Job (1), uôÀiç (4)
Prov (1) Sap (1) I I I Macc (3), ucopccivEiv (1) I I Reg (1) Jes (2) Jer (2).
wcrrcryuós (1) Ps (1) Jer (1) Dan o ' (1).
ÒAÌCTÒTIUCC (1) Ps (3) Jer (2) Dan 6 ' (3), öußpos (1) Deut (1) Sap (1) Dan o ' (2)
6 ' (1), ó(iiMv (1) Judith (1) Prov (3) Dan o ' (4) 6 ' (3), òuóvoia (1) Ps (2) Sap (2)
I V Macc (3), óvetypos (1) Ps (1) Jer (1) Dan 0 ' (1), öirratria (2) Esth (1) Mal (1)
Dan 6 ' (6).
irctyETÔç (1) Gen (1) Jer (1) Bar (1), uapoupyia (4) Num (1) Jos (1) Prov (2),
•irapaSoÇàÇEiv (1) E x (3) Deut (1) I I Macc (1) I I I (1), TTapâSoÇoç (1) Judith (1)
Sap (3) I I Macc (1) I I I (1) IV (2), TTapa^AoGv (1) Deut (2) I I I Reg (1) Ps (4), ira-
páK6iCT0ai (2) Judith (2) Dan o ' (1) I I Macc (3) I I I (2), TrEpißoAf) (2) Gen (1) Dan
o ' (1) I I Macc (1), TTEpiOKEAris (1) E x (2) Lev (2) Ez (1), -TTEpicrréAAElv (1) Tob (1)
Jes (1) Ez (1), Trpémiv (2) Ps (3) I Macc (1) I I I (4), TTpocrrroiEiv (1) I Reg (1) Job (1)
Dan o ' (1), irpoo-rcin-ris (1) I Chr (2) I I (3) I Esdr (1) I I Macc (1), trupá (1) Judith (1)
Sap (1) I Macc (1) I I (3) I V (1).
fatfviiEiv (1) Gen (1) Judith (1) I I Macc (1).
accXoç (1) Ps (4) J o (1) Zach (1) Thr (1),CTKÓAoy(1) Num (1) Os (1) Ez (1),
OKvepwirós (1) Gen (1) Dan 6 ' (1) I I I Macc (1), anúpva (1) E x (1) Ps (1) Cant (6),
Zum Wortschatz des griechischen Sirach 279
OTTIV0I^p (3) Sap (3) Jes (1) E z (1),CTTOX&£E(X9CCI(1) Deut (1) Sap (1) II Macc (1),
crOyKptnoc (2) Jud A (1) Dan o ' (9) 6 ' (6) I Macc (1),CTV|ißoV|(1) E x (8) Prov (1)
Jes (1), (TUCTCTEIEIV (1) Job (1) Ps (2) Agg (1).
Tvpccvvfs (1) Esth (1) Sap (1) IV Macc (4).
Cnrepatmio-nös (1) II Reg (1) Ps (1) Thr (1), OTTOVOEIV (1) Tob (1) Judith (1)
Dan 6 ' (1), öffTtpov (2) Prov (3) Jer (4) II Macc (2) I I I (2) IV (1).
<pctöAos (1) Job (3) Prov (6) I I I Macc (1), qnMce (6) Prov (9) Sap (2) IMacc
(18) II (2) IV (3), «piAidfetv (1) Jud A (1) B (1) II Chr (2) I Esr (1).
XCCAETTÖS (1) Sap (3) Jes (1) II Macc (3) IV (3), XÖPTC«mcc (2) Gen (4) Deut (1)
Jud (1).
Somit finden sich die gleichen Wörter wie in Sirach in II Macc 31,
Prov 25, Ps 23, Sap 23, IV Macc 21, Jer 16, Gen, Jes 15, Job 14,
Dan. 0', III Macc 13, Deut, Dan o' 11, Judith 10, Jud, Ez9,IEsdr,
I Macc 8, Ex, Lev, Num 7, II Reg, Tob, Esth 6,1 Reg, II Chr, Thr 5,
III Reg 4, IV Reg, I Chr, II Esdr, Cant, Bar 3, Eccl, Os, Jo, Hab, Mal,
Neh 2, Jos, Am, Nah, Agg, Zach, Ep. Jer 1.
Wenn man nun die unter I—III aufgeführten Vokabeln, die
außer Sirach nur selten in einigen Büchern der L X X vorkommen,
zusammenzählt, dann ergibt sich folgendes Bild:
Pent 95 IV Macc 48
II Macc 75 I I I Macc 46
Prov 70 Job 35
Sap 52 Jes 34
Ps 50 Jer 30
Es ist somit deutlich zu ersehen, daß hauptsächlich der Pentateuch
dem griechischen Sirach als »Wörterbuch« diente; aber auch die Libri
Sapientiales waren dem Übersetzer bekannt und die Propheten-LXX
lag ihm ebenfalls vor. Die Verwandtschaft des Wortschatzes mit dem
von II-IV Macc läßt sich aus der zeitlichen und örtlichen Nähe er-
klären: Alexandrien, 1. Hälfte des 2. Jh. v. Chr.
Deutlicher als einfache Vokabeln zeigen zusammengesetzte Aus-
drücke, Redewendungen, ja direkte »Zitate«, daß der griechische
Sirach die übrigen Schriften der L X X vor sich hatte und aus ihnen
seine Wiedergaben bezog. Bereits SMEND, Komm. S. LXIII, Anm. 1
hat daraufhingewiesen, daß der Übersetzer namentlich den griechischen
Pentateuch und die Propheten-LXX kennt. Sirach geht so weit,
daß er sogar dann Wiedergaben aus der alten L X X bringt, wenn die
hebräische Vorlage anders liest. So steht 36 29 ßor|6öv Korr' OCÜTÖV =
Gen 2 18 L X X in H aber »eine Hilfe und eine Festung«. Es ist
nicht mit L£vi und R Y S S E L anzunehmen, daß Sirach bereits in seiner
hebräischen Vorlage wie Gen 2JI gelesen habe. Ähnlich heißt es
49 7 . . . £v |ir|Tpa fiyi<5tcr6ri 7rpo<pr|Tr|s im Anschluß an Jer 1 5 . . . EK
|IF|TPAS T)yiocK&CTE,TRPOTPTJTTIV . . ., während die hebräische Vorlage bei
Sirach lautet »vom Mutterschoß an wurde er gebildet als Prophet«.
280 J. ZIEGLER
wenn ihnen das seltene Wort der Vorlage nicht bekannt ist: I Chr
29 2 71s »Hartmörtel«, Job 3124 WiD »Gold«, Prov 315 811 3110
DTID »Korallen«.
SMEND, Komm. S. L X I I I hat aus dem Pentateuch und der
Propheten-LXX einige Parallelen angeführt; im folgenden seien andere
genannt. Eine Benutzung der griechischen Hagiographen dagegen
sei nach SMEND »kaum nachweisbar«; bereits die oben angeführten
Vokabeln haben den Nachweis erbracht; erst recht tun dies viele der
jetzt genannten Stellen:
1 13 11 26 18 24 40 2 T)HEpa TsAEUTfjs: Gen 27 2 II Chr 26 21
10 9 17 32 yfj Kai airoSos, vgl. 40 3: Gen 18 27 Job 30 19 42 6
17 3 KOCT' EIKÖVO OÜTOOfrroir|CTsvaOrous: Gen 1 26. 27 6 l
17 4 KOCTOCKUpE i ÜEV
l 0T)p{cöV Kai TTETEIVCÖV: Gen 1 28 9 l
25 2 irpoaox0(?Eiv TRI : Gen 27 46
26 23 irpöacoTrov OKuSpcc-rröv: Gen 40 7 Dan 6' lio
28 18 i v OTÖHOTI NAXAIPAS: Gen 3 4 26 u . ö .
2 9 22 ÜTTÖ (TKE*TTT]V SOKCOV: G e n 19 8 URRO TFIV cn<STRR)v TÖSV BOKCÖV y o u
39 26 50 15 alua crracpuAfis: Gen 49 ll Deut 32 14
4318 iKcmiaeTai KapSia: I Reg 4i3 28 5 Judith 12 16
4 4 1 7 NCOE EÜPE6R| T£AEIOS Skaioj: Gen 6 9 NCOEfiuOpcoiros5[KALOS T£AEIOS
4 4 21 evEuAoyriÖfivai E9VT| EV...: Gen 12 3 1 8 1 8 22 18 2 6 4 28 14
4 9 15 ICOOT|9 . . . IIYOCIPIEVOS öÄAcpcov: Gen 4 9 26 ICOAT)<p . . . FIY^CTCRRO <4SeAq>cov
50 15 öanfi EÜcoSias: Gen 821 Ex 29 18 u. ö.
810 45 19 Iv Trupl cpAoyös aCrroö: Ex 3a8
16 10 ifaKoafas x'AiäSa; TTEJCÖV, vgl. 46 s: Ex 12 37 Num 11 21
24 4 iv cmiXco VE<p£Ar|s: Ex 13 21 u. ö.
2415 cos ya^ß^vn Kai övu£ Kai arcncn1!: Ex 30 34 crraKTf|v 6w\a xccAß<5cvr|v
2415 65 cruüpva EKAeKTri: Ex 30 23
3 2 ( 3 5 ) 6 YFI ¿<p6rjs äv irpoacinrco Kupiou KEVÖS: E X 2 3 1 5 OÜK 6981^13 Ivcomöv JIOU
KFVÖS, vgl. 34 20 Deut 16 16
39 26 <T£ni£aAis nvpoö: Ex 29 a atnlSaAiv §K irupcöv
43 1 CTTEPICONA KASAPIÖTTITOS: Ex 2 4 1 0 EISOJ OTEPSCBNATOS TOO oüpavoO TIJ Ka0a-
r lOTTJTl
45 8 Tto8r|pr| Kai EmopaSa: Ex 25 7 EIS TT)V ¿rrcoyiSa Kai TÖV TTo6r|pr|, vgl. 28 4
45 10 ÜOK1V6C«5 Kai iropq>üpa: Ex 25 4 u. ö., vgl. Jer 10 9 Ez 27 7. 24
4 5 10 KEKACOCTUEVIJ KÖKKCO (KOKKIVCO 339 . . . ) : Ex 26 1 KOKK(VOU KEKAÜJCTUSVOU U. Ö.
Lev 14 4 u. ö.
6 30 KXcoojia ÜCCK(V0IVOV: N u m 15 3 8
9 9 HETct OrrAvSpou yuuaiKÖs, vgl. 4 1 2 1 : N u m 5 20.29 Prov 6 24.25
2425 50 8 iv R)|iipais vicov: N u m 28 26 TIJ R)N£pa TCÖV vicov, vgl. E x 13 4 iv MR)vi TCÖV
VECOV, ähnlich E x 23 1 5 u. ö. Deut 16 l
39 2 <iv8pcöv övoucccnxöv vgl. 44 3: Num 16 2 I Chr 5 24 1 2 31 Jer 52 25, vgl. Gen
6 4 ol avOpcö-rroi ot övonacrroi.
6 26 iv 6AT] SUVÖC^EI crou, vgl. 7 30: Deut 6 5 öAr|5 Tfjs SuvitiEcos aou
9l yuvaiKa T O Ü KÖATTOU aou: Deut 13 7 t) yuvf] t) iv KÖATTCO crou, vgl. 28 54
99 ufiCTuußoAoKOTrfiaijs|iET* aürfis EV oivcp: Deut 21 20 au(jß0A0K0Trcöv olvoipAuyEi
9 14 1 4 1 3 KCCTCX TT)V laxuv aou, vgl. 28 10 Kcrrct TI^V iaxüv T O Ö ävöpco-rrou: Deut 3 24
14 s 6 ßaamivcov 6960X^100 (-nov sauxou A ) : Deut 28 5 4 . 5 6 ßacncavEi TCÖ 6<p6aAncö
14 24 ovvEyyus T O Ü OIKOU aÜTfis: Deut 3 29
28l9 ös oüx EIAKUAE T Ö V £uyöv aurf)s: Deut 2 1 s
37 11 HETA niaötou icpETlou: Deut 15 18 I 9 E T I O V nia66v T O Ü HIOÖCOTOÜ
39 6 TrvEÜncm cruviaEco; inTrAriaöriaETai (EHTTAT]CT£I CCUTOV S ( ' A ) : Deut 34 9 lvEirAr|a8ri
TTVEUUCTTOS OUVECTECOS
39 15 86TE TCÖ övöncrri oarroö HEyaAcoaüvr|v: Deut 32 3 86TE HEy. TCÖ ÖECÖ TJUCÖV, vgl.
T o b 12 6 B
24 5 y ö p o v o ü p a v o ö : J o b 22 14
43 12 o ü p a v ö v . . . i T Ä v u a a v OCÜTÖ: J o b 9 8 ö T a v ü c a s TÖV oüp.
43 20 TrayriCTETai KpüoTaAAos: J o b 616 Kpücrr. Trrnriycos.
KOCTJJSIV(9), OIK£TT|S (12), öAtcröalveiv (7), TTTCÖO-IS (12), arripfjeiv (11), X^PIV Präposition
(13), xpeicc (20), XP^Hora (15).
Ein schönes Beispiel der Selbständigkeit des griechischen Sirach
gegenüber der L X X ist 3 6 o So^dt^cov TrccTEpcc iiocKpor||i£psucr£i. Die
Grundstelle ist Deut 5 16 TIPA TÖV uaTEpa aou . . ., !va naxpoxpovios
•/¿vi]. Der Übersetzer kennt das Verbum Tipäv und verwendet es
3 3.5.8 mit dem gleichen Objekt TTarspa; dagegen kommt naKpo-
Xpövios beim griechischen Sirach nicht vor. Statt dessen nimmt er
paKporipepeüeiv, das gerade bei den Verheißungsformeln im Deutero-
nomium gern (fünfmal) verwendet wird. Für dieses Verbum hat er
eine Vorliebe, wie auch das Nomen naKporinipeucris zeigt, das nur bei
Sirach dreimal vorkommt. Der Wechsel nocKporinepos — pocKpoxpovios
A ist auch handschriftlich Deut 4 40 bezeugt.
Wieder andere teilt Sirach auch mit einigen Schriften der L X X :
Sir|y£ia6ai (10), auch oft Ps; £AST|HOCTÜVT| (13), auch oft Prov, Tob; KOTTICXV (10),
auch oft Jes; Aürrr] (14), auch oft Prov, Jes; uaari^ (8), TrpoaixEiv (17), craAeueiv (8),
auch oft Ps; OKSTTTI (7), auch oft Ps, Jes.
Die Verwendung solcher Lieblingswörter kann gelegentlich für
die Textverbesserung herbeigezogen werden. So ist für immer
OIKETTIS (13) verwendet; SoOAos, TRAIS, ÖEpcnrcov (Job eigentümlich)
kennt Sirach nicht. Wenn nun 30 34 (33 26) von fast allen Zeugen
EV TicüSi überliefert wird und auch in den Ausgaben steht, so muß
doch mit V 46, 248, 421, 547*, 705 La Aeth(vid.) EV -iraiSEig gelesen
oder besser £v iraißl durch £v o k i n ] ersetzt werden, das auch Sa vor-
auszusetzen scheint (auch aürcö in der zweiten Vershälfte und H ver-
langen ein persönliches Nomen).
sehr spärlich, jedoch bei Symmachus sehr oft, so daß sie dessen
Lieblingswörter genannt werden können:
<Snro6oKtU(i£s!v ( 1 3 ) , ß a c r r d ^ E i v (14), S t a A u e i v (16), S i a u i v t i v (11), S i a a c b ^ i v ( 1 2 ) ,
£6p<5C£siv ( 2 7 ) , EK5IKT|CTis ( 1 0 ) , IXERINOAOVTI ( 8 ) , £vvoeüx6cu (13), ¿TTCÜVEIV ( 8 ) , Oopußeiv
(13), KOCKOUV (14), Konccoais ( 2 3 ) , k a v ö s (11), ncocn ( 1 1 ) . irrrepßdcAAEiv (8), TTEpuppdaaEiv
(11).
Im Gegensatz zu Symmachus begegnet uns A q u i l a mit seinem
Wortschatz selten. Eigentlich ist es nur ein Wortstamm, der einige
Male bei Sirach, selten in der L X X , aber dann als Lieblingswort des
Aq. oft vorkommt, nämlich ccKpißc^eiv (Sir. 1, Aq. 7), öcKpißsicc (Sir. 3,
Aq. 5), ccKpißris (Sir. 4, für Aq. nicht bezeugt). Gelegentlich haben
auch Symmachus und Theodotion diesen Wortstamm, sind aber von
Aq. abhängig. Zu 32(35) 14 ScopoKÖTrei und zu 4317 ci>8ivriaev (so
richtig mit S M E N D ; R A H L F S falsch cbvEiSicrEv) hat bereits H E R K E N N E
auf Deut 10 17 a ' ScopoKoirioc und Ps 28(29) 8 a ' cbSivsiv ( L X X CTUCT-
creieiv) verwiesen.
Von den Hapaxlegomena des Sirach (und der L X X ) werden von
Aq. dnrXriaTEÜEcröai, crropcopa, poüs4 bezeugt. Von den bei Sirach und
L X X seltenen (den oben unter I —III genannten)Vokabeln verwendet
Aq. folgende: &ßpo)(icc, ava^ripocivEiv, aTroaoßeiv, ßcarri^Eiv, ßpaSuvEiv,
ßpEcpos, eöi^Eiv, ?KXUAIS, EÄEuÖEpia, E^oAAüvca, EU^COVOS, EUXOTPIORIA,
KcrraTrTTjcro'Eiv, Aourpöv, piETEGopuapiös, TTEpKa^siv, CTuvava<rrpE(pEcr9ai,
TIÖTIVEIV, «PAVTCT^ECTÖAI, üaiva, OiröSEiypia, ^aAßaur), XAPI£ETFQOCI.
19»
292 Autorenverzeichnis
Corrigenda
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H
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Wilhelm Busch
V o n C t - ^
Anfanguregeln HHÖ Grundzüge
Aller Anfang ist schwer — und ein Schachbuch für Anfänger soll deshalb
nicht zuviel von dem Lernenden verlangen und nicht zu schwierige Pro-
bleme auf werfen •. » Mein erstes Schachbuch« ist schon aus diesem Grunde
geeignet, das Interesse an allen Zweigen des Schachspiels wachzuhalten und
Zur weiteren Beschäftigung mit dem königlichen Spiel anzuregen. Arbeit
verlangt zwar Brinckmanns »Lehrbuch des Schachspiels« von dem neu-
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sammengestellt und bearbeitet. 2., verbesserte Auflage.
Oktav. Mit mehr als 700 Diagrammen und nicht ganz so
vielen Versen. 308 Seiten. 1955. Kartoniert DM 12,80
„Amüsantes und Belehrendes, Schwächen und Nachdenk-
liches sind zu einem bunten Cocktail der 64 Felder gemixt,
den keiner mehr lassen kann, hat er erst einmal davon ge-
nippt." Sonntagspost
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Für jeden etwas, das ist die Devise der Redaktion, die sieb nach
besten Kräften und mit hervorragenden Mitarbeitern bemüht, die Zeit-
schrift anregend, unterhaltend und belehrend zu gestalten.
Die immerhin etwas spröde Materie Schach aufgelockert und interessant
darzubieten, ist gewiß nicht leicht. Überzeugen Sie sich bitte selbst, ob dies
der DEUTSCHEN SCHACH ZEITUNG gelungen ist, undfordern
Sie ein kostenloses Probebeft an. Wir sind sicher, daß auch Sie beiden viel-
seitigen und aktuellen Inhalt unserer traditionsreieben Zeitschrift auf Ihre
Kosten kommen werden.
BtrltH W ¡1
. . Expl. Löwenfisch-Smyslow, Turmendspiele In Vorbereitung
. . Expl. Reshevsky, Schachkarriere D M 12,80
. . Expl. Richter, Erstes Schachbuch DM 4,80
. . Expl. Richter, Schachpraktiker DM 3,80
. . Expl. Richter, Schachmatt DM 7,80
. . Expl. Richter, Kombinationen Ganzleinen D M 8,50
. . Expl. Richter, Carl Carls DM 7,80
. . Expl. Richter, Kurzgeschichten D M 12,80
. . Expl. Richter-Teschner, Schacheröffnungen DM 9,80
. . Expl. Snosko-Borowsky, Eröffnungsfallen DM 6,80
. . Expl. Speckmann, Strategie In Vorbereitung
. . Expl. Tartakowers Glanzpartien DM 12,—
. . Expl. Deutsche Schachzeitung
jährlich, zur Fortsetzung DM 12,—
Für Mitglieder von Schachvereinen DM 10,80
Einzelhefte DM 1,30
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