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VON UGARIT NACH QUMRAN

BEITRÄGE ZUR
ALTTESTAMENTLICHEN UND ALTORIENTALISCHEN
FORSCHUNG

OTTO E I S S F E L D T
zum 1. September 1957 dargebracht von Freunden und Schülern,
herausgegeben in Zusammenarbeit mit
W.F.ALBRIGHT, W.BAUMGARTNER, J.LINDBLOM,
J. P E D E R S E N und H. H. R O W L E Y
von

JOHANNES HEMPEL UNI) LEONHARD KOST

VERLAG ALFRED TÖPELMANN, BERLIN W 35


1958
B E I H E F T E ZUR Z E I T S C H R I F T F Ü R D I E
ALTTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT
77

Gleichzeitig erscheint eine gebundene Ausgabe mit der Tabula gratulatoria


der Hallenser Fakultät, der Liste der Gratulanten und einem Bericht über
Vorgeschichte und Überreichung der Festschrift

Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung


yon Photokopien und Mikrofilmen von def: Verlagshandlung vorbehalten

Printed in Germany

Satz: Walter de Gruyter & Co., Berlin W35


Druck: Buchkunst, Berlin W35
INHALT
Seite

ALBRIGHT, WILLIAM FOXWELL: Zur Chronologie der v o r i s l a m i s c h e n A r a b e r . . 1

BARDTKE, HANS : D e r E r w e c k u n g s g e d a n k e in der exilische -— nachexilischen

Literatur des Alten Testaments 9


BAUMGARTNER, WALTER: Beiträge zum hebräischen Lexikon 26
DAUBE, DAVID: Rechtsgedanken in den Erzählungen des Pentateuchs 32
DRIVER, G. R . : Notes on Isaiah 42
GALLING, KURT: Die TEPTTOAH des Alexander Jannäus 49
HEMPEL, JOHANNES : Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 63
HUMBERT, PAUL: Emploi et portée bibliques du verbe yäsar et de ses dérivés
substantifs 82

LINDBLOM, JOHANNES: Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen


Prophetismus 89
MAASS, FRITZ : H a z o r und das P r o b l e m der L a n d n a h m e 105

MEYER, RUDOLF: Spuren eines semitischen Präsens-Futur in den Texten von


Chirbet Qumran 118

MOWINCKEL, SIGMUND: » R a h e l s t ä m m e « u n d » L e a s t ä m m e « 129

NORTH, CHRISTOPHER R . : T h e E s s e n c e of I d o l a t r y 151

PÄKOZDY, LADISLAS MARTIN VON : T h e o l o g i s c h e R e d a k t i o n s a r b e i t i n der B i l e a m -

Perikope 161
ROST, LEONHARD : E r w ä g u n g e n zum israelitischen B r a n d o p f e r 177

ROWLEY, H. H.: Qumran, the Essenes and the Zealots 184


SEGERT, STANISLAV: Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keil-
schrifttexten im Anschluß an das Textkritische Hilfsbuch von Friedrich
Delitzsch klassifiziert 193
SEKINE, MASAO : Schöpfung und Erlösung im Buche Hiob 213

STOEBE, HANS JOACHIM: D a v i d und Mikal, Ü b e r l e g u n g e n zur J u g e n d g e s c h i c h t e

Davids 224
THOMAS, WINTON: Again »The Prophet« in the Lachish Ostraca 244
DE VAUX, ROLAND: Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 250
VRIEZEN, TH. C. : Einige Notizen zur Übersetzung des Bindeworts K I . . . . 266
ZIEGLER, JOSEPH: Zum Wortschatz des griechischen Sirach 274
Zur Chronologie des vorislamischen Arabien'
Von W. F . A l b r i g h t in Baltimore
(Johns Hopkins University, Baltimore 18 Md)

I. Wegen der kurzen Zeit, die zur Verfügung steht, werde ich nur
wenige Worte über den gegenwärtigen Stand unserer amerikanischen
Forschung sagen. Nach unseren Ausgrabungen in Südarabien zwischen
1950 und 1953, unter den Auspizien der American Foundation for the
Study of Man und ihres Präsidenten, Herrn W E N D E L L PHILLIPS,
schreitet die Vorbereitung des ungeheuren Materials unter meiner
wissenschaftlichen Aufsicht beständig vorwärts2. Wir erfreuen uns
der energischen Hilfe der Herren Doktoren A L B E R T JAMME, G. W.
VAN B E E K , RICHARD L E BARON BOWEN, F R A N K P . ALBRIGHT, A . M.
HONEYMAN, und vieler anderer Mitarbeiter. Dr. B E R T A SEGALL, die
für dreieinhalb Jahre in Baltimore mitarbeitete, hat jetzt eine Stellung
am Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg angenommen; wir
haben sehr viel von ihrer großen Sachkenntnis der Kunstgeschichte
und besonders der hellenistischen Kunst gelernt und hoffen, noch viel
mehr von ihr zu lernen. Unser erster Band wird bald erscheinen; wir
sind ja mit der Druckbogenkorrektur fast fertig 3 . Zwei weitere Bände
sollen rasch folgen, und noch viel Material ist fast druckreif. Wenn
kein Unglück passiert, werden wir voraussichtlich sechs bis acht
Bände herausgeben, ohne von besonderen Monographien und Auf-
sätzen zu reden, wie dem Band von Pater JAMME über die Inschriften
von Heid Bin 'Aqil.
II. Sehr wichtig sind die Studien von Dr. BOWEN über Bewässe-
rungsanlagen und Schlammlager. Es gibt wenigstens 6 m von ab-
gelagertem Bewässerungsschlamm unter den ältesten menschlichen
Resten im Stadthügel Hadschar Bin Humeid, 15 km südlich von
Timna', der Hauptstadt des alten Qatabän; seit der Gründung der
Festung um 1000 v. Chr. ist das Schlammniveau in 1200 Jahren um
8 m höher gestiegen — durchschnittlich 1 m in 150 Jahren. Diese
Schätzung hat natürlich nichts mit dem Niveau der spätesten qata-
banischen Schicht, das 15 m in 1000 Jahren gestiegen ist, zu tun.

1 Vortrag für den XXIV. Internationalen Orientalisten-Kongreß in München


(1967) vorbereitet.
2 Für eine populäre Ubersicht vgl. W E N D E L L P H I L L I P S , Qataban and Sheba
(New York und London 1965), deutsch übertragen Kataba (sie) und Saba (S. Fischer
Verlag 1966).
* Archaeological Discoveries in South Arabia (Publications of the American
Foundation for the Study of Man, Vol. I I , Baltimore, Johns Hopkins Press, 1967).
Von Ugarit nach Qumran 1
2 W. F. ALBRIGHT

Dr. B O W E N rechnet mit einem Zeitablauf von nicht weniger als


400 Jahren — wohl noch mehr — vor der Gründung der Festung um
1000 v. Chr. Mit anderen Worten, die Anfänge künstlicher Bewässerung
im Wädi Beihän reichen bis in die mittleren Jahrhunderte des II. Jahr-
tausends zurück. Das wird auch in den übrigen Talniederungen von
Südarabien ungefähr stimmen, obwohl Hadramöt als weitaus das
größte und am besten mit leicht zu erreichendem Grundwasser ver-
sorgte Tal wohl am frühesten besiedelt worden ist. Hier konnte man
ja leicht Brunnen graben und Bewässerungsanlagen schneller her-
stellen als bei Gebrauch des gewöhnlichen südarabischen Ablenkungs-
systems möglich war. Vorläufig kenne ich nur e i n e n archäologischen
Gegenstand aus der Bronzezeit, einen schönen Keulenknauf aus Kalk-
stein, der in der Nähe von Schabwa gefunden wurde.
Das eigentliche Saba liegt nicht um die alte Hauptstadt Märib
herum, sondern weiter nach Westen hin im Gebirgsmassiv von Jemen.
In diesen Bergen konnten höchstens einzelne Jägerbanden oder kleine
halbseßhafte Menschengruppen umher wandern, da es nur wenig
ständig fließendes Wasser gab. Erst nach der Verbreitung von wasser-
dichtem Kalkverputz, der bekanntlich im Norden gegen Ende der
Bronzezeit praktisch erfunden worden ist 4 , konnte man echte Zisternen
bauen, um das Wasser durch den Sommer hindurch zu halten. Die inten-
sive Besiedelung der sabäischen Berge kann also erst nach dem An-
fang der Eisenzeit angesetzt werden, und dürfte sich wohl nicht vor dem
10. Jh., ganz wie in Palästina und Phönizien, entwickelt haben. Die
Sabäer sind also wohl sicher mehrere Jahrhunderte später als die
sogenannten s-sprechenden Stämme, die Hadramiter, Qatabaniter
und Minäer, seßhaft geworden.
Da die Zähmung des Kamels bekanntlich nicht vor den mittleren
Jahrhunderten des 2. Jahrtausends stattgefunden hat 5 , werden die

4
Vgl. W. F. ALBRIGHT, Archaeology of Paiestine (Harmondsworth, 1966),
S. 113; Studies in the History of Culture (Waldo Leland Festschrift, Menasha, 1942),
S. 33; Historia Mündt 2 (1953), S. 363, 366. Es muß nachdrücklich betont werden,
daß man bis jetzt keine echten Zisternen, die mit richtig gelöschtem Kalkmörtel
verputzt worden sind, vor der Eisenzeit konstatiert hat, obwohl die Möglichkeit einer
früheren Anwendung existiert. Alle bisher analysierten Verputzproben wurden
entweder aus Gips oder aus »hydraulischem« (in niedrigeren Hitzen gebranntem)
Kalk gemacht.
4
Vgl. R E I N H A R D W A L Z , ZDMG 101 (1961), S . 2 9 - 6 1 ; 104 (1954), S . 47ff.;
Actes du IVe Congres International des Sciences Anthropologiques et Ethnologiqu.es
(Wien, 1962) III (1966), S. 190—204. Nur dürfte es nicht mehr zu behaupten sein,
daß das Kamel erst im Neschd domestiziert worden ist, da nach Philby (persön-
liche Mitteilung) der Boden dort allzu steinig ist und die besten Kamele noch immer
v o m Hinterland Omans stammen. Die erste Zähmung des Kamels wird also wohl
in Südarabien stattgefunden haben.
Zur Chronologie des vorislamischen Arabien 3

Anfänge des sabäischen Karawanenhandels in die Früheisenzeit,


zwischen etwa 1200 und 1000 zu datieren sein. Es ist sicher kein Zu-
fall, daß wir die Gründung von Hadschar Bin Humeid an einem wich-
tigen Knotenpunkt des Karawanenhandels nach dem Radiokarbon-
Befund um 1000 v. Chr. datieren müssen.
III. Jedenfalls war das sabäische Handelsreich schon vor dem
Ende der Regierung Salomos um 922 v. Chr. zu Weltbedeutung auf-
gestiegen. Da neuere archäologische Entdeckungen die sonstigen An-
gaben der salomonischen Überlieferung in den Königsbüchern glänzend
bestätigt haben, brauchen wir kein Wort über die Glaubwürdigkeit
der berühmten Notiz über Karawanenhandel mit Saba zu verlieren 6 .
Es ist ja sehr wohl möglich, daß die »Königin« von Saba nicht die
führende Oberherrin im Lande, sondern eine Regentin oder gar ein
Stammeshäuptling, wie wir sie in Arabien im 8. und späteren Jahr-
hunderten sehr oft finden, gewesen ist. Jedenfalls reicht das Mukarrib-
system zurück bis in das 9. Jh. und dürfte schon viel älter sein.
Die Chronologie des letzten Jahrtausends v. Chr. kann jetzt in
ihren Hauptlinien als gesichert gelten, da wir mehrere unabhängige
Beweismittel besitzen. Besonders wertvoll sind die folgenden:
1. Stratigraphische oder schichtengemäße Ausgrabung. In Had-
schar Bin Humeid haben wir in zwei Kampagnen (1950—51) 15 1 / s m
tief gegraben, bis wir den ursprünglichen Boden erreichten. 2 m höher
haben wir ein großes Gefäß mit einem Monogramm, das einige Buch-
staben vom Typus der ältesten bisher bekannten Mukarrib-Inschrift
enthält, gefunden. Noch 1,50 m höher fanden wir karbonisiertes Holz
in vorzüglichem Erhaltungszustand; davon bekamen wir eine Radio-
karbon-Datierung etwa um 850 v. Chr. 7 . Viele andere Gefäßinschriften,
in verschiedenen Tiefen entdeckt, ermöglichen durchgehende Parallelen
zwischen der Entwicklung der Keramik und der Paläographie. Daraus
bekommen wir einen kräftigen Leitfaden für die archäologische Chro-
nologie Südarabiens überhaupt. Mit dieser Methode können wir zum
Beispiel die Gründung des Tempels Amir in Timna' (wohl Tempel
des Sterngottes 'Athtar) ins 8. Jh. 8 und den Bau der nachfolgenden

• Siehe vorläufig Archaeology and the Religion of Israel (4. Aufl., Baltimore,
1956) S. 130—165, deutsch von F. C O R N E L I U S , Die Religion Israels im Lichte der
archäologischen Ausgrabungen (München, 1956), S. 146ff., und meinen demnächst
erscheinenden Aufsatz in der Festschrift für B. Mazar (Maisler).
' S. G. W . VAN B E E K , BASOR, Nr. 143 (1956), S. 6 f f .
8
Über die Chronologie dieses Tempels siehe den Vortrag, den ich für den
X X I I I . Orientalisten-Kongreß in Istanbul vorbereitet hatte: »The Results of
Recent American Archaeological Research in South Arabia« (gerade jetzt in den
Verhandlungen des Kongresses, Leiden 1957, erschienen). Die Datierung der äl-
testen Bauperioden ist durch unsere neuesten Forschungen vollkommen bestätigt
worden. Für den Namen des Tempels vgl. A. JAMME, BASOR, Nr. 138 (1955),

1*
4 W. F. ALBRIGHT

Tempelmauer nach babylonischer Art ungefähr in die erste Hälfte


des 6. Jh.s v. Chr. datieren9.
2. Die vergleichende Archäologie und Kunst haben viele schöne
Resultate bei uns erzielt. Unter anderem hat Dr. B E R T A SEGALL
gezeigt, daß zwei längst entdeckte Reliefsteine in Südarabien ihre
Vorlagen in Byblos und Karkemisch haben, beide im 10. Jh. v. Chr. 10 .
In diesen und ähnlichen Fällen aus späterer Zeit handelt es sich um
wellenartige Entlehnung vom Norden, wobei wir oft mit bedeutender
Zeitverzögerung rechnen müssen11. Auch keramische Entlehnungen
aus Syrien und Mesopotamien kommen vor. Sichere Einfuhrwaren
finden wir bis jetzt nur in der Achämenidenzeit und besonders in der
hellenistischen Periode, natürlich weil wir bis heute keine Paläste
oder gar Privat Wohnungen aus so frühen Zeiten ausgegraben haben.
Gegen Ende von Qatabän kommen Einfuhrwaren oder Nachahmungen
massenhaft vor; so gut wie alles gehört in das letzte vorchristliche
Jahrhundert. Mit Hilfe vieler Fragmente von terra sigillata und ar-
retinischer Keramik hat HOWARD COMFORT (Verfasser des Aufsatzes
über terra sigillata in Pauly-Wissowa) die Zeit der endgültigen Zer-
störung von Timna' zwischen 10 und 20 n. Chr. festgestellt12. Hier
bekommen wir also einen überaus wertvollen Fixpunkt in der süd-
arabischen Chronologie.
3. Ein anderes Hilfsmittel von allergrößter Bedeutung ist die
Paläographie. Daran haben wir seit 1950 gearbeitet. Nach induktiver
Verfahrungsart glauben wir heute imstande zu sein, die paläogra-
phische Entwicklung ziemlich genau festzustellen. Dabei sind die
Glaserschen Abklatsche, die wir mit der Erlaubnis der Wiener Aka-
demie und dem überaus freundlichen Entgegenkommen von Professor
MARIA HÖFNER benützen können, von grundlegendem Wert gewesen.
Unsere r e l a t i v e Schrift Chronologie ist in den Grundlinien nicht weit
entfernt von den Anschauungen, die Mlle. JACQUELINE PIRENNE in

S. 138ff. Wenn man die vier Gottestöchter-Widmungen vergleicht, wird es sicher


daß 'MR Tempelname wie RSPM (wohl Rasäpum, Name des 'Anbay-Tempels,
in der Nähe von Timna') ist.
9 Vgl. die Ausführungen von G. W. VAN B E E K in Archaeological Discoveries

in South Arabia (siehe Anm. 3 ), S. 287ff.


1 0 Siehe B E R T A S E G A L L , American Journal of Archaeology, 1966, Plate 64,
Figs. 9—10 (Fig. 10 wird von R. B A R N E T T und mir nicht später als etwa 900 v. Chr.
datiert. Ein anderes Stück aus ungefähr derselben Zeit wird demnächst von Frl.
S E G A L L behandelt werden).
1 1 Diese Sachlage ist sicher im Falle vieler hellenistischer Stücke aus Süd-

arabien; siehe z. B . B E R T A S E G A L L , »Sculpture from Arabia Felix: The Hellenistic


Period«, American Journal of Archaeology, 1956, S. 207ff.
1 2 Siehe jetzt H . C O M F O R T in Archaeological Discoveries in South Arabia
(siehe Anm. 3), S. 199ff.
Zur Chronologie des vorislamischen Arabien 5

ihrer nützlichen Arbeit, Paléographie des inscriptions sud-arabes, dar-


bietet 13 . Ihre Chronologie ist jedoch entschieden zu niedrig und ihre
Herrscherreihen sind meines Erachtens unhaltbar, obwohl sie viele
gute Einzelbeobachtungen gemacht hat. Für die angenommene Ent-
lehnung der symmetrischen Schriftformen Südarabiens aus Griechen-
land um 500 v. Chr. gibt es weder Wahrscheinlichkeit noch Analogien.
Nach der Staffeldatierung von Mlle. P I R E N N E gab es 17 Staffeln, die
alle aufeinander folgen, zwischen 500 und etwa 150 v. Chr. Nach dieser
Einteilung würden durchschnittlich nur zwanzig Jahre für jede solche
Phase gestattet sein. Meines Erachtens ist es unmöglich, ein paläo-
graphisches System so fein zu zergliedern, besonders wenn es sich
wie hier um lauter Lapidarinschriften handelt. Sonst kann man
nirgendwo in der Welt die Stufen einer Schrift — und noch dazu die
Schriften von verschiedenen Ländern und Stilen — so scharf gegen-
einander verteilen. Ich würde selbst die Herrscher, die im ersten Band
ihrer Arbeit erscheinen, von etwa 800 bis ungefähr 300/200 v. Chr.
m. a. W. 60% länger regieren lassen und mit weniger als der Hälfte
ihrer Schriftstaffeln rechnen.
IV. Wenn wir uns von diesem zugespitzten System abwenden,
finden wir leicht mit Hilfe der schon bekannten geschichtlichen Syn-
chronismen festen Boden unter den Füßen. Die assyrischen Erwäh-
nungen von zwei sabäischen Herrschern um 715 und 685 v. Chr. 14 , und
die bekannte Beschreibung eines Krieges zwischen Persien und Ägypten
im Jahre 343 v. Chr. 18 sind beide aufs Beste mit allem sonstigen Be-
weismaterial in Einklang zu bringen. Später bekommen wir noch festere
Synchronismen, wie die Erwähnung bei Strabon vom Sabäer Ilasaros

18 Verhandelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Wetenschappen,


Letteren en Schone Künsten van Belgie, Klasse der Letteren, Nr. 26 (Brüssel 1966).
Ein zweiter Band steht noch bevor.
1 1 Vgl. BASOR, Nr. 143 (1966), S. 10, für meine Ansichten und dagegen

siehe J . P I R E N N E a. a. O. S. 288f. Ich habe sehr viel mehr Material über das Pro-
blem des ktlm gesammelt, als ich veröffentlicht habe; hier möchte ich nur sagen,
daß der bit kutalli des Sanherib eine große befestigte Anlage außerhalb Ninives,
nicht ein Bau innerhalb der Stadt gewesen ist, und daß er jedenfalls eine der be-
rühmtesten Sehenswürdigkeiten jener Zeit gewesen ist.
1 5 Nach Mlle. P I R E N N E (a. a. O . S. 211f.) soll der Krieg zwischen MSR und
MD Y der in R E S 3022 erwähnt wird, nicht den Angriff der Iranier auf Ägypten
in 343 (geschweige in 626), sondern den Einfall der Seleukiden in 217 widerspiegeln
— also, Maday — Syrien unter den Seleukiden, die bekanntlich auch Teile
Irans beherrshctenHistorisch scheint ihre Hypothese außerordentlich schwach
zu sein, besonders1 wenn man alle übrigen archäologischen und paläographi-
schen Schwierigkeiten erwägt. Das richtige findet man bei J A C Q U E S R Y C K M A N S ,
L'institution monarchique en Arabie méridionale avant l'Islam (Louvain 1951),
S. 267f.
6 W. F. ALBRIGHT

(Ilscharah) im Jahre 24 v. Chr. 16 , im Periplus von Charibael (Karib'il


Watar Yuhan'im von Saba) 17 und von Eleazos (Il'azz von Hadramôt)
zusammen mit dem Nabatäer-König Malchos II. um 50 n. Chr.
Das Problem der drei bis jetzt bekannten südarabischen Ären
scheint auch durch die neuesten Entdeckungen endgültig gelöst zu
werden. Die wichtigen Inschriftenfunde, die vor sechs Jahren von
Professor GONZAGUE RYCKMANS und Mr. P H I L B Y im sa'uditischen
Arabien gemacht worden sind, haben es M. JACQUES RYCKMANS
ermöglicht zwei dieser drei Ären festzustellen18. Die sogenannte
»sabäische« Ära, die nach dem Jahre 384 n. Chr. allein gebräuchlich
gewesen zu sein scheint, fing nach ihm um 109 v. Chr. an (bisher
haben die meisten diese Ära sechs Jahre früher anfangen lassen). Ihr
Ursprung bleibt vorläufig unklar. M. JACQUES RYCKMANS hatte ent-
schieden Recht (1951) — auch gegen meine frühere Meinung —, als
er die Ära des Mabhûd von der »sabäischen« Ära loslöste, indem er
auf den klaren Synchronismus zwischen dem sabäischen Großkönig
Schammar Yuhar'isch und dem Urahn der Lachmidendynastie,
Imru'l-Qais, im Jahre 328 n. Chr. nachdrücklich hingewiesen hat.
Bis zu den neuesten Entdeckungen von G. RYCKMANS und P H I L B Y
schien es zum mindesten gewagt, in der nordarabischen Inschrift
von Nemara die Erwähnung kriegerischer Unternehmungen gegen
Negran im Süden zu finden. Jetzt aber sind wir daran gewöhnt, zwei
Jahrhunderte später über Kriege zwischen den Königen von Süd-
arabien und von Babylonien (Hîra) in den Inschriften zu lesen. Also
fing Schammar Yuhar'isch spätestens um 320 n. Chr. allein zu regieren
an und die Ära von Mabhûd ist um 65 v. Chr. anzusetzen.
Noch bleibt die Ära von Nabat, die ich 1953 19 als spätqatabanisch
nachgewiesen habe. Das zeitliche Verhältnis dieser Ära zur Mabhûd-
Ära ist von JACQUES RYCKMANS geklärt werden 20 ; die Ära von Nabat
l * Ich bleibe bei dem Standpunkt meiner Rezension von 1953 {Journal of
the American Oriental Society 73, S. 38), wo Ilasaros von Mar(s)iaba-Mariba (Mârib)
mit Ilscharah bin Sumuhu'alay Yanaf um 25 v. Chr. identifiziert wurde.
1 7 Vorletzter König von Saba, um 50 n. Chr. Der gleichnamige König von

Saba und Dhû Raydân, der früher allgemein mit Charibael identifiziert worden ist,
regierte um die Mitte des 2. Jh. n. Chr.
1 8 Nach eingehendem Studium bin ich überzeugt, daß JACQUES RYCKMANS

recht hat, indem er den Anfang der sabäischen Ära in das Jahr 109 v. Chr. setzt :
La persécution des Chrétiens himyarites au sixième siècle (Istanbul, Nederlands
Historisch-archäologisch Instituut, 1956), S. 22ff. Die Mabhüd-Ära hat er schon
richtig erklärt (Institution monarchique, S. 304ff.), obwohl er jetzt unsicher ge-
worden ist (vgl. Persécution, S. 23f.).
19 Journal of the American Oriental Society 73 (1953), S. 37f.
J 0 Institution monarchique, S. 304ff. Seitdem ist er wieder unsicher ge-
worden (vgl. Persécution, S. 23f.), aber die Gründe für die neueste Schwankung
sind nicht stichhaltig (über R y . 535 vgl. BASOR, Nr. 145. S. 25ff.).
Zur Chronologie des vorislamischen Arabien 7

wird jetzt von mir um 5 n. Chr. datiert. Wie ich 1953 vorgeschlagen
habe, ist es sehr wahrscheinlich, daß diese spät-qatabanische Ära
mit der Regierung des Nabat Yuhan'im, des letzten unabhängigen
Königs von Qataban anfing21. Da die Schrift der Zeit des Nabat
Yuhan'im und seines Vaters Schahr Hilal Yuhaqbid genau in der
Mitte zwischen der Schrift der Zeit des Schahr Yagil Yuhargib und
seiner Söhne, die bis Aelius Gallus (24 v. Chr.) reicht, auf der einen
Seite und der Schrift der Periplus-Zeit (um 50 n. Chr.) auf der anderen
Seite einzureihen ist, ist hier also alles in Ordnung22.
V. Dem Problem der früh-nordarabischen Chronologie möchte
ich noch einige Worte widmen. Nach längerem Studium der bis jetzt
ältesten bekannten Inschriften aus Nordarabien, besonders der sechs
süd-arabischen Legenden auf babylonischen Siegelzylindern, kann
ich bestimmt sagen, daß alle aus der Zeit zwischen 700 und 540
stammen. Ein Siegelzylinder aus der Sammlung des Metropolitan
Museum in New York erwähnt eine bekannte Persönlichkeit aus der
Zeit um 645/640 v.Chr. 2 3 . Spätere Schrift weist ein Graffito auf,
der neuerdings von Pater VAN DEN BRANDEN veröffentlicht worden
ist und der einen König von Babel, sicher Nabonid, erwähnt — also
aus der Zeit seines bekannten Aufenthaltes in Teima stammt 24 . Nach
einigen entlehnten sabäischen Buchstaben zu urteilen, würde ich die
Inschrift des Kabar'el von Dedan nicht später als 500 v. Chr. datieren.
Das stimmt sehr gut mit den Schichtenbeobachtungen, die von Sir
LEONARD WOOLLEY in Ur und von NELSON GLUECK am Teil el-Chleife

11 Der unbedeutende orthographische Unterschied zwischen NBT und


NBTM (mit Mimation) besagt nichts, da solche Varianten sehr gewöhnlich sind
(z. B. SHR und SHRM). Der Anfang der Nabat-Ära kann nicht später als etwa
4 n. Chr. datiert werden, wenn wir die alleinige Regierung des Schammar Yuhar'isch
um 3 2 0 n. Chr. mit J A C Q U E S R Y C K M A N S setzen (Institution monarchique, S . 3 1 1 ) .
Da seine Regierung spätestens vor 328 angefangen hat, können wir die Nabat-Ära
keinesfalls später als etwa 10 n. Chr. datieren.
2 2 Die betreffenden Inschriften werden von A. M. H O N E Y M A N (Inschrift des

Schahr Hilal Yuhaqbid auf dem Hause YF'M in Timna") und A. Jamne (Inschrift
des Nabatum Yuhan'im Sohnes des Schahr Hilal 1951 in Hadschar Bin Humeid
gefunden) herausgegeben werden.
2 8 Siehe E D I T H P O R A D A , Corpus of Ancient Near Eastern Seals: The Collection
of the Pierpont Morgan Library I (Text), S. 92 und Plates, cxv, Nr. 762, aus dem
7. Jh. v. Chr. Der Besitzer war wohl Karawanenführer (qd) von Kamas-hallay
(so, nicht Kamas-haltä, ist natürlich zu lesen) König Moabs um 645—640 v. Chr.
2 4 A. VAN D E N B R A N D E N , Les textes thamoudiens de Philby, II, S. 54f. und

Taf. X I , Nr. 279 aw. Ich möchte lesen: . . . thdb.'bl. mlk.bbl.nlrh, »N. N. hat die
Kamele des Königs von Babel, seines Beschützers, getrieben«. Jedenfalls ist die
Datierung von VAN D E N B R A N D E N in die Zeit des Nabonid so gut wie sicher, be-
sonders nach den letzten Berichten von C. J . G A D D über den Inhalt der neuent-
deckten Nabonid-Inschriften aus Charrän.
8 W. F. ALBRIGHT, Zur Chronologie des vorislamischen Arabien

gemacht worden sind, eine »chaldäische« Inschrift unter dem Pflaster-


boden des Nebuchadnezar 25 und ein beschriftetes Gefäßfragment aus
der ersten Hälfte des 7. Jh.s.
Betreffend die Chronologie der ältesten Inschriften der lihyani-
tischen Gattung sehen wir jetzt klar. Wie bekannt, nennt die Nürän-
Inschrift den Namen des Geschem oder Gaschmu, der schon von
GRIMME und unabhängig von W I N N E T T mit dem biblischen Geschem,
Feind des Nehemja, identifiziert worden ist. Wenn dem so ist, müssen
wir die Inschrift zwischen 450 und 425 v. Chr. ansetzen. In der Tat
wissen wir heute, daß dieser Gaschmu König des Großstammes Qedar
war, nachdem vor zwei Jahren Prof. ISAAC RABINOWITZ an der Uni-
versität Cornell die Silberschalen seines Sohnes Qaynu mit aramä-
ischen Inschriften vom Ende des 5. Jh.s v. Chr. herausgegeben hat 2 6 .
Nach all dem steht die Chronologie, die W I N N E T T 1937 aufgestellt
hat und die ich vor einigen Jahren in der Festschrift für ALBRECHT A L T
leicht revidiert habe 27 , unerschüttert da.
(Abgeschlossen am 1. 9.1967)

a
Siehe meine Ausführungen BASOR, Nr. 128 (1952), S. 39ff., die noch
unerschüttert sind.
M
Journal of Near Eastern Studies, XV (1966), S. Iff.
17
Im Aufsatz »Dedan« (Geschichte und Altes Testament, Tübingen 1963, S. Iff.).
Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexilischen
Literatur des Alten Testaments
Von Hans B a r d t k e in Leipzig
(Leipzig 0 2 7 , Stormthalcrstraße 16)

Die Anwendung des Begriffes »Erweckung« auf religiöse Vor-


gänge im einzelnen Menschenleben oder im Leben kleinerer und grö-
ßerer Gemeinschaften stellt eine Bildrede dar, die in unserem Sprach-
gebrauch allgemein üblich geworden ist 1 . Die verschiedenen theolo-
gischen Disziplinen machen von ihr Gebrauch. Die Kirchengeschichte2
kennzeichnet ganze Zeitalter mit dem Stichwort »Erweckungsbewe-
gungen«. Auch die systematische Theologie hat sich mit dieser Bild-
rede beschäftigt, ohne freilich die »Erweckung« im ordo salutis3 dog-
matisch verankern zu können. Die Praktische Theologie beschäftigt
sich etwa in der Lehre von der Predigt oder im Sachbereich der Dia-
konik mit den Problemen der »erwecklichen« Verkündigung4. Die neu-
1 GRIMM, Wörterbuch der Deutschen Sprache I I I , Stichwort »erwecken,
Erweckung« bietet leider nur wenig Material zur Geschichte des Wortes. Wichtig
erscheint mir in diesem Artikel der Hinweis auf die Lutherbibel, die an verschiedenen
Stellen den Begriff »erwecken« verwendet. Folgende Stellen werden aufgeführt:
Gen 38 8 Dtn 1818 Jdc 2 18 3 e I I Sam 7 12 I Reg 1128 15 8 Jes 41 25 Jer 50 9 Sach
4 1 Ps 35 23 44 24 89 20 Hi 3 8 1 4 1 2 Bar 6 52 Mt 3 9 22 24 Mc 12 19 Lc 3 8 2 0 28 Joh
12 9 Rm 6 9. Längst nicht alle Stellen werden genannt. Eine Reihe wichtiger Stellen
des AT fehlt gerade. Man wird also mit Recht die Folgerung ziehen dürfen, daß
die Bildrede der »Erweckung« auf die lutherische Übersetzung zurückgeht und
damit an den biblischen Tatbestand anknüpft. Mit dieser Feststellung soll nicht
übersehen werden, daß gelegentlich auch die vorlutherischen Bibelübersetzungen den
Begriff »erwecken« verwenden, so die Zainerbibel z. B. in Hag I14 und meist Claus Cranc.
Sonst wird an den Stellen, an denen Luther »erwecken« übersetzt, bei Zainer das
Wort »erkücken« im Sinn von »beleben« gebraucht. Unser Urteil, daß die Bildrede
»Erweckung, erwecken« sich durch die luth. Bibelübersetzung durchgesetzt hat, dürfte
trotz des vereinzelten Gebrauchs vor Luther zu Recht bestehen.
8 Es genügt hier, auf die Register der Sammelwerke zu verweisen, etwa H E U S S I ,

Kompendium der Kirchengeschichte, G. K R Ü G E R , Handbuch der Kirchengeschichte.


Hier sind auch die näheren Angaben über die Verwendung des Begriffes »Erweckung«
im Sprachgebrauch der verschiedenen Zeitalter zu finden.
» Während R E 1 IV, 150f. ( K L I N G ) , 1855, Bibel-Lexikon II, 165f. ( S P Ä T H ) ,
herausgegeben von S C H E N K E L , 1896, R E 8 V, 486 ff. (R. S E E B E R G ) noch einen ge-
sonderten Artikel systematisch-theologischer Art über »Erweckung« darbieten,
bringen RGG a II, 295 ff. und E K L I, 1135 ff. unter dem Stichwort »Erweckungs-
bewegung« nur noch kirchengeschichtliche Ausführungen. Eine systematisch-
theologische Behandlung des Stichwortes wird nicht mehr geboten.
4 Die Einzelliteratur zu diesem Problem ist unübersehbar und besonders nach

1945 angewachsen. Auch hier sei auf die zusammenfassenden Bearbeitungen der
Praktischen Theologie verwiesen.
10 H. BARDTKE

testamentliche Disziplin ist durch die Auferstehung Jesu zwar mit dem
Fragenkomplex der Erweckung befaßt, doch nicht speziell im Sinne
der Bildrede zur Bezeichnung intensiver religiöser Vorgänge und Er-
lebnisse5.
Auch die Disziplinen der Religionswissenschaft bedienen sich
dieser Bildrede. So fehlt im »Wörterbuch der Religionen« beispiels-
weise nicht das Stichwort »Erweckung«6. Wir lesen dort: »Wie nach
einem Naturgesetz pflegen nach Zeiten eines gewissen geistlichen
Schlafes (vgl. Eph 5 u) meist unter der Führung hinreißender Persön-
lichkeiten religiöse Bewegungen einzusetzen, die als »Erweckungs-
bewegungen« eine Intensivierung des religiösen Lebens bringen, wie
wir sie in fast allen christlichen Ländern in neuerer Zeit, vorab in
Deutschland im beginnenden 19. Jh. zu verzeichnen haben.« Die
Kürze des Paragraphen bedingte wohl, daß nur auf protestantische
Erweckungsbewegungen angespielt wird, obwohl sich aus dem großen
Bereich der allgemeinen Religionsgeschichte interessante Beispiele von
Erweckungsbewegungen7 hätten nennen lassen. Selbstverständlich
muß auch die wissenschaftliche Religionsphänomtnologie den Er-
weckungen im Sinn der Bildrede Aufmerksamkeit schenken. So be-
schreibt VAN DER L E E U W 8 das Phänomen der Erweckung »als eine
Welle religiösen Empfindens und Wollens«, die sich über eine Ge-
meinschaft ergießt und »im breiten Strom der Gefühle und Entschlie-
ßungen mitreißt«. Eine solche Erweckung kann nach seiner Meinung
mit ekstatischen Erlebnissen verbunden sein. Ihr Träger kann eine
Einzelpersönlichkeit oder eine geführte Masse sein. Eine Erweckung
kann sich geschichtlich sehr verschieden auswirken und zur Reform
einer bereits bestehenden religiösen Gemeinschaft führen oder in eine
Sektenneubildung ausmünden. Als geschichtliche Beispiele einer Er-
weckung führt VAN DER L E E U W die dionysische Erweckung der grie-
chischen Frühgeschichte, die Bewegung der Geißler, die Wieder-
täuferbewegung, den Pietismus, den Methodismus, die Pfingstbewe-
gung und die Heilsarmee an. Aus dem alten Orient und speziell

6 Siehe den Artikel tyslpco und verwandte Begriffe im T h W I I , 332 von


A. OEPKE.
• Herausgegeben von A. BERTHOLET und H . VON C A M P E N H A U ? E N , 1 9 5 2 , 139.
Viel ausführlicher und mit reichen Literaturangaben versehen ist der Artikel von
JAMES STALKER über »revivals« in Encyclopaedie of Religion and Ethics X , 1918,
7 5 3 ff.
7 Zusammenfassende Bearbeitungen betreffen wohl nur Teilgebiete eines
Erweckungszeitalters. Eine kompendiöse Zusammenfassung von Erweckungs-
erscheinungen bzw. -bewegungen innerhalb der allgemeinen Religionsgeschichte
fand ich bisher nicht aufgeführt unter der einschlägigen Literatur.
8 Phänomenologie der Religion, 1956 2 , § 95. Dynamik der Religionen. Er-

weckungen. Reformation, S. 698—704.


Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexilischen Literatur des AT 11

aus der Religionsgeschichte Israels9 bietet VAN DER LEEUW kein


Beispiel.
In der alttestamentlichen Disziplin ist, soweit ich im Augenblick
die Literatur zu übe schauen vermag, mit dem Begriff und dem Phä-
nomen der religiösen Erweckung kaum gearbeitet worden. Der Begriff
wird zwar gelegentlich verwendet z. B. bei KÜPER 1 0 , B . DUHM11, A.
JEREMIAS 12 , aber man spürt die Flüchtigkeit seiner Anwendung, ohne
daß eine gründliche methodische Besinnung voraufgegangen ist 13 . In
den zusammenfassenden Bearbeitungen der »Biblischen Theologie des
AT« bzw. der »Israelitischen Religionsgeschichte« fehlt dieser Begriff
völlig. Das Gleiche gilt von den frömmigkeitsgeschichtlichen Unter-
suchungen14, aber auch von den großen Forschungsberichten und Lite-
raturreferaten, wie sie etwa von unserem verehrten Jubilar15 sowie von
G. FOHRER 16 erstattet worden sind. Auch in der neuesten Monographie
über Elia17 ist der Gesichtspunkt der Erweckung nicht ausgesprochen
worden. Diese Feststellungen zeigen deutlich, daß die Forschung dem
Begriff der Erweckung und der darin, enthaltenen Bildrede mit Zu-
rückhaltung begegnet, um nicht eine dem Selbstverständnis des he-
bräischen Geistes fremde Vorstellung an das AT heranzutragen. Auch

9
Die Ausführungen, die L U D W I G K Ö H L E R in seinem Buch »Der hebräische
Mensch«, Eine Skizze. Mit einem Anhang »Die hebräische Rechtsgemeinde 1953«
unter der Überschrift »Das geistige Bild des Hebräers I« gibt, lassen das Volk Isr?el
sehr empfänglich für Erweckungen religiöser Art erscheinen. Zwischen den Polen
»psychische Ansteckung durch Massenerregung« und »klarste, zu jedem Opfer und
Verlust bereite Unabhängigkeit« pflegen sich auch religiöse Erweckungen zu be-
wegen. Aber K Ö H L E R wirft diese Fragestellung nach Erweckung nicht auf. Die
Zitate stehen S. 103 und 108.
10
Das Prophetentum des Alten Bundes übersichtlich dargestellt, 1870, 102 u. ö.
11
Theologie der Propheten als Grundlage für die innere Entwicklungs-
geschichte der israelitischen Religion, 1875, 57.
12
ATAO4 1930, 606, 613, 638, besonders vom Omridenzeitalter (Elia!).
13
Die angegebene Literatur ist nur beispielhaft, keineswegs erschöpfend.
Das gilt auch von der religionswissenschaftlichen und religionssoziologischen Lite-
ratur. So spricht z. B. A L F R E D W E B E R , Kulturgeschichte als Kultursoziologie,
19502, 104, von den Propheten, »die ihre Erweckten in allen Schichten von den
Schafhirten bis zu den Patriziern fanden«.
14
Zum Beispiel F. B A U M G Ä R T E L , Die Eigenart der alttestamentlichen Fröm-
migkeit, 1932.
15
O. E I S S F E L D T , The prophetic Literature (The Old Testament and modern
Study. A Generation of Discoverie and Research) 1951, 115 — 161.

Neuere Literatur zur alttestamentlichen Prophetie, ThR 19, 1951, 277—384;
20, 1952, 1 9 3 - 2 7 1 .
17
G. F O H R E R , Elia (Abhandl. z. Theol. des AuNT, 1 9 5 7 ) . Der Verfasser ist
bemüht, die Rolle der Prophetie im Omridenzeitalter möglichst bescheiden zu sehen
im Gegensatz zur überlieferten literarischen Letztgestalt der Berichte.
12 H. BARDTKE

eine Zurückhaltung gegenüber phänomenologischen Deutungsver-


suchen muß wohl in Betracht gezogen werden.
Wenn auf diesen Blättern trotzdem der Versuch unternommen
wird, in einem Ausschnitt der Literatur des AT dem Erweckungs-
begriff nachzugehen, so beruht das Wagnis auf der Einsicht, daß der
Begriff nachzuweisen ist und für die ausgewählte Literatur charak-
teristisch ist. Im gleichen Literaturbereich muß auch der Versuch
phänomenologischer Deutung gewagt werden. Es muß gefragt werden,
ob Vorgänge geschildert oder in Aussicht gestellt werden, auf die der
Begriff »Erweckimg« nach phänomenologischer Methode angewendet
werden darf.
I.

Der deutsch-hebräische und -aramäische Index des hebräischen


Handwörterbuchs von GESENIUS-BUHL gibt unter dem Stichwort »er-
wecken« die Wurzeln Iis? Nif und Hif sowie Dlp> Hif an18. Unsere Unter-
suchung beschränkt sich auf diese beiden Termini, weil die Durch-
prüfung verwandter hebräischer Wurzeln kein Material zum Unter-
suchungsgegenstand ergibt19. A. OEPKE gibt als Äquivalent für das
griechische lyeipco außer den Wurzeln "VU? und Dlp noch Kai und Hif
von an; doch ergibt die Durchprüfung auch dieser Stellen kein
Material für unseren Fragenkreis20. Wir setzen mit der Wurzel Dlp ein,
18
Zum Vergleich zog ich noch das selten gewordene W ö r t e r b u c h v o n C. G.
ELWERT, Deutsch-hebräisches W ö r t e r b u c h zum Behuf h e b r . Componirübungen, Leip-
zig 1821 h e r a n . E s gibt u n t e r »erwecken« die gleichen Wurzeln an wie G E S . - B U H L .
K Ö H L E R - B A U M G A R T N E R bringen u n t e r diesen beiden S t ä m m e n nicht das deutsche
Äquivalent erwecken. Die Konkordanzen von M A N D E L K E R N und L I S O W S K Y - R O S T geben
das lateinischeÄquivalent excitare, wie es auch das W ö r t e r b u c h v o n G R I M M t u t (Anm.
1), an. L I S O W S K Y - R O S T , die auch deutsche Bezeichnungen bringen, führen »erwecken«
nicht auf. Die unrevidierte L u t h e r ü b e r s e t z u n g h a t mit »erwecken« jeweils eine der
beiden obengenannten Wurzeln wiedergegeben.
19
Die Wurzel 1"p Hif ist J e r 51 39.57 gebraucht zur Bezeichnung eines un-
aufhörlichen Schlafes, d e m kein Erwachen folgt, als Bild des über Babel sich voll-
ziehenden Gerichts. Der Gesichtspunkt des Erweckens t a u c h t hier gerade nicht auf,
so d a ß die Stellen ausgeschieden werden können. Ps 17 15 liegt Textverderbnis vor
( B H K 3 z. St.). Alle weiteren Verwendungen der Wurzel k o m m e n f ü r unseren Zweck
nicht in B e t r a c h t . Bei der Verwendung der Wurzel ^ p 1 handelt es sich u m ein Er-
wachen aus Schlaf oder U n t ä t i g k e i t . Die Stellen sind hier nicht zu verwenden. Der
Gebrauch der Wurzel DU ist f ü r unseren Zweck ebenfalls uncharakteristisch. Ledig-
lich die Stelle Jes 5610 m u ß uns im Zusammenhang des Bildes v o m Späher be-
schäftigen. Auch die Wurzel 7pE? f ü h r t in ihrem Gebrauch zu Sinngehalten, die in
unserem Untersuchungskreis nicht weiterführen.
20
Vgl. A n m . 5. E s wäre hinzuweisen auf d e n Gebrauch von "TOS? Hif E z
2 2 3 24 D a n 818 im Sinn der Erweckung bzw. W i e d e r a u f r i c h t u n g des nieder-
gebrochenen Offenbarungsempfängers. H a b 2 1 und Jes 2 1 8 werden oben in
a n d e r e m Z u s a m m e n h a n g behandelt.
Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexilischen Literatur des AT 13

da ihr in der Bildrede älteres Vorkommen sie zur Hinführung auf unser
Problem besonders geeignet erscheinen läßt.
Der Kausativstamm der Wurzel Dlp hat die Bedeutung stehen
lassen, aufstehen lassen, aufstellen, errichten. An verschiedenen
Stellen wird der Stamm gebraucht im Sinne der Bildrede des Er-
weckens. Sie finden sich im deuteronomistischen Geschichtswerk und
in einzelnen Prophetenschriften21. Dabei ist für unseren Problemkreis
wichtig die Frage nach dem erweckenden Subjekt. Dieses Subjekt ist
Jahwe. Nie wird, soweit ich sehen kann, als erweckendes Subjekt der
von Jahwe gesandte Mensch, etwa der Prophet, erwähnt 22 . Ebenso
fehlen diejenigen Stellen, die von einer kollektiven religiösen Er-
weckung handeln, sei es nun, daß sie von Jahwe oder von durch ihn da-
zu bestimmten Menschen ausgeht.
Im Prophetengesetz des Deuteronomiums (Dtn 18 15.18) wird von
der Erweckung eines Propheten durch Jahwe gesprochen. Als seine
Aufgabe wird angegeben, daß er die von Jahwe ihm in den Mund ge-
gebenen Worte zum Volk sprechen soll, d. h. alles, was Jahwe ihm be-
fehlen wird. Die Bildrede der Erweckung bezieht sich also nur auf das
Auftreten als Prophet. Damit ist ein theologischer Gedanke ausge-
sprochen, der mit den Aussagen der Propheten in ihren Berufungs-
berichten übereinstimmt. Ihre prophetische Tätigkeit geht auf die
Sendung Jahwes zurück, ohne daß ein Prophet in diesem Zusammen-
hang die Bildrede des Erwecktseins durch Jahwe gebrauchen würde.
Die gleiche nur auf das erweckende Subjekt bezugnehmende Bild-
rede findet sich in weiteren Materialien des deuteronomistischen Ge-
schichtswerkes. Hier handelt es sich um die Erweckung der als Retter
fungierenden Richter, die das Ende nationaler Nöte herbeiführen im
Auftrag Jahwes (Jdc 216.18 3 9.15). Ebenso kann •"'pH mit Jahwe als
Subjekt von der Erweckung bzw. Bestellung eines Priesters gebraucht
werden (I Sam 2 35). Von einer Mehrzahl durch Jahwe erweckter Pro-
pheten wird in dem Brief des Propheten Jeremia 23 (Jer 29 15) an die
2 1 Ich scheide aus dem Zusammenhang diejenigen Stellen aus, bei deDen das

erweckende Subjekt zwar Jahwe ist, die erweckte Größe aber unpersönlicher Art
ist, so II Sam 12 la (Unheil) oder als personale Größe zu anderen Aufgaben bestimmt
ist, so I Reg 1114.23 (Widersacher) I Reg 15 4 II Sam 7 12 I Chr 17 ll Jos 5 7 (Nach-
kommenschaft), Jer 30 9 (David), Jer 23 5 (gerechter Sproß), Hab 1 s (Chaldäer),
I Reg 14 u (König).
2 2 Das ist nur ein Beweis dafür, wie das exilisch-nachexilische Schrifttum

an die Aussagen der vorexilischen Prophetie sich gebunden weiß. Eine Erweckung
im Volk herbeizuführen, wird nicht expressis verbis im Aufgabenkreis des Propheten,
d. h. in seinem Sendungsauftrag erwähnt. Diese ist allein Sache Jahwes und wird
in der prophetischen Verkündigung zu einem Ereignis der durch Jahwe zu schaffen-
den Heilszukunft.
2 2 Der Brief wurde nach der ersten Exilierung 597 geschrieben. Ich rechne

ihn zur exilischen Literatur. Da die wesentliche Verkündigung des Jeremia m. E .


14 H . BARDTKE

Verbannten in Babel gesprochen, wobei die Aussage ein Zitat der Rede
der in Babel weilenden Verbanntenschar darstellt:
»doch ihr sagt: Erweckt hat uns Jahwe Propheten in Babel«
Schließlich spricht eine Stelle (Jer 6 17) von der Erweckung von Spä-
hern (D-BS)**.
Auch in Aussagen über die Zukunft wird der Begriff O'pn mit
Jahwe als Subjekt gebraucht. Die zu erweckenden personalen Größen
werden D,?ii »Hirten« genannt (Jer 23 4) oder in der Einzahl in^ n j n
(Ez 34 23) oder nur n p (Sach 11 ie) 25 .
Der Gebrauch von t^pn in der Bildrede des Erweckens geht in
das vorexilische Schrifttum zurück. Die bedeutendste und bezeich-
nendste Stelle ist Am 2 1126.
»und ich erweckte aus euren Söhnen Propheten
und aus euren Jünglingen Nasiräer.«
Arnos kennt aber auch die Verwendung des gleichen Begriffes, wenn es
sich um die Erweckung eines Fremdvolkes durch Jahwe handelt, das
Unheil über das Eigenvolk bringen soll (Am 614).
Für den Erweckungsgedanken in der exilisch-nachexilischen Lite-
ratur, soweit er durch O'pn ausgedrückt wird, ist demnach folgendes
Ergebnis zu gewinnen. Unter Anknüpfung an den vorexilischen Sprach-
gebrauch wird der Gedanke festgehalten, daß das Auftreten von Pro-
pheten und anderen Gottgesandten, z. B. Spähern, unmittelbar auf
Jahwe zurückgeht, ganz gleich ob es sich um Figuren der Vergangenheit
oder der Zukunft handelt. In jedem dieser Fälle ist Jahwe die bewir-
kende Ursache. Der Begriff D'pn drückt damit einen wichtigen theolo-
gischen Sachverhalt aus. Erweckungen dieser Art, die Mitteilungen des
Jahwewillens bringen, geschehen nicht aus menschlichem, sondern aus
göttlichem Willen. Wie die psychologische Vermittlung zu denken ist,
darüber wird mit diesem Begriff praktisch nichts ausgesagt 27 . Auch

in die Zeit nach 609 v. Chr. gehört, ziehe ich ihn mit zu dem Literaturkreis, der die
Grundlage dieser Untersuchung bildet.
21
Zu dieser Stelle siehe auch Abschnitt III der Ausführungen.
2S
Auch die Erweckung des unguten Hirten geht auf Jahwe zurück. Zu den
Einzelheiten siehe die Kommentare, besonders HORST im Handbuch zum AT.
2
« Gegen WEISER, Die Profetie des Arnos (BZAW 53), 1929, 95 halte ich
den Vers für echt. FOHRER ist durchaus im Recht, wenn er betont, daß Am 2 11
3 8 keineswegs durch Am 7 14 als unecht erwiesen werden (ThR 19, 1951, 329).
27
Man kann natürlich einwenden, daß sich D'pH auch anders übersetzen lasse,
etwa mit »bestellen«. Aber selbst mit dieser Übersetzung ist das Phänomen der Er-
weckung gegeben, nämlich das Auftreten und Vorhandensein eines homo religiosus,
der den Anspruch erhebt, von Jahwe gesandt bzw. bestellt worden zu sein. Pro-
phetische Berufungen der vorexilischen Zeit sind, auch wenn sie nicht den Begriff
verwenden, Individualerweckungen gewesen. Unter dem Gesichtspunkt der Er-
weckung durch Jahwe lassen sich das vorexilische Prophetentum von Samuel
Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexilischen Literatur des AT 15

über die Wirkweite der so erweckten Persönlichkeiten wird kein Wort


verloren 28 . Aus dem Prophetengesetz (Dtn 18), aber auch aus dem
Zitat der Verbanntenrede (Jer 29 15) läßt sich erschließen, daß Weg-
weisung von Jahwe her von ihnen erwartet wurde. Lediglich die Zu-
kunftsweissagungen, die die heilserfüllte Zukunft zum Inhalt haben,
werden in dieser Hinsicht gesprächiger. Von den Hirten, deren Er-
weckung durch Jahwe erwartet wird, soll ein Weiden geübt werden,
als dessen Folge das Schwinden von Furcht und Schrecken angegeben
werden. Auch kein Volksglied wird mehr verloren gehen (Jer 23 4).
Ausgedehnter werden die Wirkungen dieses Weidens bei Ez 34 23 ff. 29
dargestellt, wenn auch hier deutlich wird, daß die Erweckung des
Volkes zur Erkenntnis Jahwes göttliche Tat allein ist.

II.
Die Konkordanz führt 71 Stellen, an denen die Wurzel "115? I I I ge-
braucht wird, auf 3 0 . Für unsere Untersuchung kommen diejenigen
Stellen in Betracht, an denen der Kausativstamm T s n vom Erweckt-
werden durch Jahwe gebraucht wird 31 . Als von der Erweckung Be-
troffene werden kollektive und Individualgrößen genannt.
Im Orakel über Babel Jer 50. 51 wird erwähnt, daß Jahwe wider
Babel die Versammlung großer Völker erweckt (50 9), ferner den Ver-
derbergeist (511), den Geist der Könige von Medien (5111). Gemäß Ez
23 22 erweckt Jahwe die Buhlen Oholibas gegen sie. Jahwe erweckt
auch den Perserkönig Cyrus, daß er das Edikt des Tempelbaus erläßt
(Esr 1 1 ) 3 2 . Nach I Ci r 5 26 wird der Geist der assyrischen Könige er-
an und die von den Propheten ausgegangenen Wirkungen durchaus betrachten,
doch gehört das nicht in den Rahmen dieser Untersuchungen hinein.
2 8 Die von den Erweckten ausgehende Wirkung hätte sich wohl auch schwer-

lich mit dem W o r t D'pD beschreiben lassen. Der Wortbegriff ist doch rein formaler
Struktur ohne eine weitere inhaltliche Füllung.
2 9 FOHRER, Ezechiel (Handbuch z. A T 13) , 1955, 196 hält diese Stelle 34a3f.

für einen Nachtrag und löst sie aus dem Kapitel heraus.
80 Zur Grundbedeutung in verwandten Sprachen siehe das Lexikon von
KÖHLER-BAUMGARTNER.
3 1 Die Stellen aus Hiob, Proverbien, Canticum haben das Verbum im Sinn

von erregen, sich erregen, aufregen, erwachen, aufstören und kommen durch ihren
Sinnzusammenhang als Untersuchungsmaterial nicht in Frage. Das Gleiche gilt
von den Psalmenstellen, obwohl bei ihnen zuweilen Jahwe mit diesem Verb an-
geredet wird, so Ps 7 7 3 5 23 4 4 24 5 9 5 7 3 20 80 s. Mit Jahwe als Subjekt des Verbs
vom Aufbieten des Grimms gebraucht Ps 78 38. Die Parallelstellen Ps 57 9 108 s
haben anderen Sinnzusammenhang. Dan 1 1 2 . 2 5 verwenden das Verb im Sinn von
Aufstacheln und Erwecken im politischen Sinn mit irdisch-menschlichem Subjekt.
F ü r die anderen im obigen Zusammenhang nicht benutzten Stellen sei auf die Lexika
verwiesen. 3 2 Cyrus als Repräsentant eines Fremdvolkes muß in

diesem Zusammenhang als Kollektivgröße gewertet werden.


16 H . BARDTKB

weckt, um das Strafgericht zu vollziehen. Joel 4 7 wird das Wort auf


die Erlösung Judas aus der Gefangenschaft verwendet:
»Siebe, ich erwecke sie aus dem Ort, wohin ihr sie verkauft habt.«
In diesem Zusammenhang müssen Jes 1317 (Erweckung der
Meder gegen Babel) und Jes 41 2. 25 45 13 (die Erweckung des Cyrus
durch Jahwe bei Deuterojesaja 33 ) genannt werden. Allen diesen Stellen
liegt die Anschauung der universalen und absoluten Welt- und Ge-
schichtsmächtigkeit Jahwes zugrunde. Selbst das chronistische Ge-
schichtswerk 34 vertritt diese Auffassung. Der Gedanke ist von der vor-
exilischen Prophetie des 8. Jh., speziell Jesaja, übernommen worden.
Der Begriff des Erweckens besagt hier allgemein die Indienststellung
für die Verwirklichung der Absichten Jahwes gegenüber seinem Volk.
Der Erweckungsgedanke ist als Moment einer theologischen Geschichts-
betrachtung verwendet. Man wird folgern dürfen, daß die Erweckung
so lange andauert, bis die Absicht Jahwes verwirklicht ist. Über die
menschliche Vermittlung der Erweckung 35 wird nichts gesagt. Sie geht
wohl unmittelbar auf Jahwes Wirken zurück und ist Zeugnis seiner
Macht. Alles also, was durch die erweckten Größen geschieht, ist Aus-
wirkung der durch Jahwe verursachten Erweckung und somit seine
Tat. Das muß auch gelten von den Einzelheiten, die im Zusammenhang
der Cyruserweckung bei Deuterojesaja ausgesagt werden.
Die Erweckung einer kollektiven Größe liegt auch in der Haggai-
stelle 114 vor, nur mit dem Unterschied, daß es sich hier um Glieder
des eigenen Volkes handelt, die Objekt der von Jahwe ausgehenden
Erweckung werden. Der Kontext besagt folgendes. Haggai hat in
einem Spruch 38 die Leiter der jerusalemischen Gemeinde, den als per-
88
Deuterojesaja gebraucht die Wurzel "Hl? noch öfter. Mit Jahwe als Subjekt,
Kampfeifer erregend 42 18, als Anrede an Jahwe 51 8, als Anrede an Jerusalem
bzw. Zion 5117 52 l. Für Tritojesaja ist 64 e zu nennen. Man kann sich fragen, ob
die Deuterojesajasteilen, in denen Jerusalem bzw. Zion angeredet werden, nicht
als Teil der Erweckungspredigt des Propheten verwendet werden müssen. Aber
52 l ist wohl nur Rhetorik, und auch 5117 steht dem nicht fern. Die Entscheidung
ist bei Deuterojesaja wie in vielen Fällen so auch hier nicht leicht. Siehe dazu das
Urteil von LUDWIG KÖHLER, Deuterojesaja stilkritisch untersucht (BZAW 37)
1923, 80f. und 104: »Deuterojesaja redet nicht mehr als ein Prophet, wie Arnos,
Jesaja, Jeremia es taten, sondern nur noch wie ein Prophet«.
M
Siehe VON RAD, Das Geschichtsbild des chronistischen Werkes, 1930, 10.
,s
In einigen Stellen wird vor die erweckte Größe noch das Wort ITH gesetzt.
Seit Ezechiel ist i m in der alttestamentlichen Psychologie das Organ der höheren
Seelentätigkeit, ja des geistigen Lebens überhaupt. Dann würde sich die Erweckung
auf das Innere des Menschen, sein geistiges Leben erstrecken. Dazu würde die von
GES.-BUHL angegebenen Grundbedeutungen der Wurzel »erhitzt, erregt, munter,
wach sein, eifersüchtig sein bzw. machen« gut passen.
" Der Spruch steht unter dem Datum von I i : 1. 6. des zweiten Jahres des-
Königs Darius. Zu den Datierungseinzelheiten und den zeitgeschichtlichen Verhält-
Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexilischen Literatur des AT 17

sischen K o m m i s s a r in J e r u s a l e m t ä t i g e n S e r u b b a b e l u n d den Hohen-


priester J o s u a angeredet u n d ihnen die Mißernten u n d die ärmliche
L a g e a l s S t r a f e J a h w e s , der wegen N i c h t a u f b a u s seines T e m p e l s zürne,
g e d e u t e t . I n 112 w i r d gesagt, d a ß sich Serubbabel, J o s u a u n d der ge-
s a m t e R e s t des Volkes vor J a h w e fürchteten, n a c h d e m sie die W o r t e
des Propheten H a g g a i gehört h a t t e n . In 1 13 folgt noch ein durch den
Propheten v e r k ü n d i g t e s J a h w e w o r t »Ich bin m i t euch«. N u n w i r d a l s
W i r k u n g der V e r k ü n d i g u n g a n g e g e b e n :
»Da erweckte Jahwe den Geist Serubbabels . . .
und den Geist Josuas . . .
und den Geist des gesamten Restes des Volkes,
daß sie daran gingen und am Hause Jahwe Zebaoths, ihres
Gottes, Arbeit leisteten.«
F ü r die A u s w e r t u n g dieser Stelle i m R a h m e n unserer U n t e r s u c h u n g
des E r w e c k u n g s g e d a n k e n s w i r d m a n weniger a n den Geistbegriff 3 7 an-
k n ü p f e n dürfen a l s vielmehr a n die T a t s a c h e , d a ß es sich hier u m
J a h w e g l ä u b i g e h a n d e l t , deren J a h w e b i n d u n g u n t e r den Mühen des
N e u a n f a n g s u n d den Sorgen u m die n a c k t e E x i s t e n z z u r ü c k g e t r e t e n
w a r . Die A u f n a h m e des T e m p e l b a u s stellt eine b e w u ß t e R ü c k k e h r in
die religiöse B i n d u n g a n J a h w e dar, u m derenwillen a u c h die m i t per-
sönlichen Opfern v e r b u n d e n e n P f l i c h t e n ü b e r n o m m e n werden. Hier
also w i r d m a n die W u r z e l T » n i m K a u s a t i v s t a m m auffassen dürfen
a l s die E r r e g u n g bzw. E r w e c k u n g einer i m Menschen l a t e n t v o r h a n -
denen religiösen B i n d u n g . D a m i t w ü r d e n w i r vor dem P h ä n o m e n einer
religiösen E r w e c k u n g stehen. Die führende Gestalt dieser E r w e c k u n g
ist der Prophet H a g g a i . Ob es sich u m eine allmähliche oder spontane
E r w e c k u n g h a n d e l t , k a n n a u s dem kurzen W o r t l a u t nicht m e h r er-
schlossen werden 3 8 .
Ähnlich wie in der H a g g a i s t e l l e ist die F o r m T 5 ? n in V e r b i n d u n g
m i t n n bei E s r a 1 1 . 5 g e b r a u c h t m i t B e z u g auf den Perserkönig
nissen wird einfach auf die Kommentare und die Bearbeitungen der »Geschichte
Israels« verwiesen.
87 Vgl. Anm. 36. Will man den Geist begriff hier ausnützen, müßte man in

ihm auch die religiöse Erkenntnisfunktion eingeschlossen sehen, die durch die Ver-
kündigung des Propheten eine Erweckung erfährt.
3 8 Die Erweckungsphänomene, wie sie VAN DER LEEUW (siehe oben 1 0 . 2 )

anführt, können hier gefunden werden, nämlich die \yelle religiösen Empfindens
und Wollens und der Strom der Gefühle und Entschließungen. Wollen und Ent-
schließungen betreffen den Tempelbau. Daß auch die schwärmerischen und un-
nüchternen Züge nicht gefehlt haben, zeigt die weitere Verkündigung des Haggai,
speziell 2 6 - 9 . 1 5 - 1 9 . 2 0 - 2 3 . Doch gehen die unnüchternen Züge vom Propheten selbst
aus. Wie weit sich der Kreis der Erweckten diesen Verkündigungseigenarten hingab,
vermag nicht gesagt zu werden. Ich erwähne dies alles absichtlich nur in einer An-
merkung, um die Haggaistelle 1 1 4 interpretativ nicht zu sehr zu belasten. Die Er-
weckungsphänomene lassen sich besser an Jon 3 beobachten.
Von Ugarit nach Qumra;i 2
18 H. B a r d t k e

Cyrus und die in Babylon weilenden Geschlechtsoberhäupter von Juda


und Benjamin sowie Priester und Lewiten 39 . Das Ziel der Erweckung
ist auch hier der Tempelbau zu Jerusalem.
Von einer individualen Erweckung wird TSn durch Deuterojesaja
in 50 4 gebraucht mit dem Subjekt Jahwe.
»Er erweckt am Morgen,
am Morgen erweckt er mir das Ohr,
um zu hören wie die Jünger.«
Die hier ausgedrückte Vorstellung von Erweckung zielt auf die Hör-
fähigkeit und Hörwilligkeit des Propheten gegenüber Jahwe ab. Das
Verhältnis von Jahwe und Prophet wird als das eines Lehrers zu
seinem Schüler betrachtet. Wie der Schüler geduldig, fleißig und un-
ablässig auf das Wort des Lehrers hört, so hört der Prophet auf Jahwe.
Aber die Hörwilligkeit und die Hörfähigkeit müssen erst von Jahwe
erweckt werden. Sie sind nichts Selbstverständliches. Die vorhandene
Bindung an Jahwe bedarf immer erneuter Erweckung. Man wird
sagen dürfen, daß hier der Erweckungsgedanke von der Vorstellung
einer einmaligen, aber fortwirkenden Erweckung weiterentwickelt
worden ist zu einem tagtäglich sich vollziehenden Vorgang des Er-
wecktwerdens, ein großartiger theologischer Gedanke von einzigartiger
Tiefe, der in anderer Weise die Unmittelbarkeit der Verbindung
zwischen Jahwe und Prophet zum Ausdruck bringt als etwa Jes 5 940.
Will man diese soeben vorgeführten Stellen der exilisch-nach-
exilischen Literatur untereinander in Verbindung bringen, wird man
sagen müssen, daß terminologisch die ältesten Stellen Ez 23 22 und
Jes 41 2. 25 45 13 50 4 sind. Von ihnen werden die anderen Stellen ab-
hängig sein, wenn auch unter Anknüpfung an vorexilische Vorstel-
lungen, wie wir oben aussprachen. Eine Sonderstellung nimmt zweifel-
los die Haggaistelle ein. Es ist die einzige Stelle, abgesehen von der
chronistischen Bemerkung über die Erweckung der Geschlechtsober-
häupter von Juda und Benjamin (Esr 1 5), in der T5?n auf eine Jahwe-
gemeinschaft, eine Gruppe des Eigenvolkes angewendet wird. Haggai
selbst verwendet das Wort und den Begriff des Erweckens in seinen
Sprüchen nicht. Auch bei seinem Zeitgenossen Sacharja ist die Ver-
wendung des Kausativstammes Tüii nicht nachzuweisen, obwohl
jener die Wurzel kennt und sie vom Erwecktwerden aus dem Schlaf
(41) und von Jahwes Sich-Erheben (2 17) gebraucht. Es ist daher
methodisch berechtigt, den Gebrauch von T5?n im Sinn von »erwecken«
39
Hier handelt es sich auch um Jahwegläubige. Aber die Zusammenstellung
mit Cyrus verwehrt, irgendwelche weiteren Folgerungen aus dieser Stelle zu ziehen.
Gegenüber der Haggaistelle fehlt die menschliche Mitteilung des Propheten.
40
Auf diesen Vergleich hat V o l z , Deuterojesaja (Kommentar z. AT), 1932,
z. Stelle hingewiesen. »Der Beruf des Jüngers heißt den Müden pflegen und das
Wort wissen.«
Der E r w e c k u n g s g e d a n k e in der exilisch-nachexilischen L i t e r a t u r des AT 19

in der Rahmenerzählung 41 nicht auf Haggai selbst, sondern auf den


Bearbeiter seines Buches zurückzuführen. Dann hat also der Bear-
beiter sein Geschichtsbild vom Wiederaufbau des Tempels unter der An-
schauung des Erwecktwerdens durch Jahwe geformt. Daß er hier den
von Ezechiel und Deuterojesaja verwendeten Begriff auf sein Volk an-
wendete, was jene nicht getan hatten, ist seine eigene theologische
Tat gewesen. Anlaß mag ihm dazu die Anschauung vom Totsein des
Volkes in der Verbannung geliefert haben (Ez 37) oder jener Spruch
Jes 21 ii. 1242. Für das Walten des Jahwegeistes inmitten der heimge-
kehrten Golah fand er das Material in Hag 2 5 und Sach 4 6. Seine Vor-
stellung von der Erweckung Jahwes zum Tempelbau mag auch durch
die Tendenz seiner Denkschrift, in die er die Sprüche Haggais einbe-
zogen hat, bedingt gewesen sein. Auch seine redaktionellen Beifü-
gungen, die die Autoritätsstellung Haggais durch Betonung seines
Gottgesandtseins 43 hervorheben, und daß darum auf Grund seiner
Worte die Erweckung bewirkende Stimme Jahwes zu hören gewesen
sei, scheinen aus einer Tendenz, die Gemeinde von der Schuldfrage zu
entlasten, hervorgegangen zu sein. So mag sich dieses Bild einer ein-
zigartigen kollektiven Erweckung im Jahwevolk geformt haben.

III.
Eine affine Bildrede wird durch das Wort nss spähen, Ausschau
halten (Kai und Pi) ausgedrückt. In der prophetischen Literatur be-
gegnet uns die Verwendung dieser Wurzel als Bildrede für die Tätig-
keit eines Propheten Jer 6 17 Ez 3 17 33 2. 6. 7 Hab 2 l Jes 21 6 52 8
56 io44. Die Aufgabe des Spähers wird an verschiedenen Stellen dar-
gestellt, so I Sam 14 16. Hier handelt es sich um die Leute, die im Auf-
41
Der verehrte Jubilar, dem diese anspruchslosen Zeilen gewidmet sind,
will das Buch des Propheten Haggai auf diesen selbst zurückführen und sichert damit
den beiden Kapiteln die Abfassungszeit kurz nach dem 24. IX. 520 (Einleitung in
das Alte Testament, 1956 2 , 526f.). Ich kann nach den oben angestellten Erwägungen
diese Auffassung nicht teilen, bin aber auch der Meinung, daß der Bericht von einem
Zeitgenossen stammt, der echte Haggaiworte verwendet. Die Abfassungszeit liegt
zwischen 520 und 515, Anlaß der Abfassung ist vielleicht die Abberufung Serub-
babels aus Jerusalem.
42
Über die Ansetzung des Spruches innerhalb der Exilszeit vgl. S E L L I N ,
Gesch. des isr.-jüd. Volkes, 2 . Teil, 1 9 3 2 , 1 2 . K I T T E L , Gesch. des Volkes Israel,
III, 1, 78ff.; ferner E. J A N S S E N , Juda in der Exilszeit, 1 9 5 6 , 1 2 .
48
Haggai 1 1 2 . 13. Vgl. dazu J. H Ä N E L , Das Erkennen Gottes bei den Schrift-
propheten 97 f.
44
Die Stelle Mi 7 4 ist textkritisch belastet und scheidet aus. Vgl. R O B I N S O N ,
Handb. z. AT, z. Stelle. I m Kai wird die Wurzel noch gebraucht von Ephraim
Hos 9 8, von Gott Ps 66 7 Prov 15 3, von der Hausfrau Prov 31 27, von der Richtung
eines Bauwerkes Cant 7 5. Im Pi verwendet zur Bezeichnung der Opferschau Ps 5 4,
zum Ausspähen nach einem Helfer Thr 4 17, zur Beobachtung einer Straße Nah 2 2.

2*
20 H . BARDTKE

trag Sauls das Lager der Philister beobachten. II Sam 18 24-27 be-
obachtet der Späher die Straßen auf das Herannahen von Boten, um
es dem König zu melden. II Reg 9 17-20 steht der Wächter auf dem
Wachtturm in Jesreel und beobachtet die Annäherungsbewegungen
Jehus. II Sam 13 34 handelt es sich ebenfalls um einen Späher auf dem
Wachtturm. Die in diesen Stellen beschriebene Aufgabe des Spähers
ist eine doppelte. Einmal hat er auszuspähen, ob eine Annäherung
von Freund oder Feind erfolgt, also Menschenbewegungen im Gelände
und auf den Straßen, ob Feuer in Dorf und Stadt sich bemerkbar
macht usw. Diese Tätigkeit des Wächters muß auch während der
Nacht angenommen werden 45 . Die zweite Aufgabe des Spähers ist, das
Gesehene weiterzumelden oder sogar zu alarmieren und die schlafende
Stadt zu erwecken46. Durch die Eigenart des Gesehenen und Weiter-
gemeldeten ist die ausgelöste Wirkung bedingt. Wird jetzt der Späher
zum Bild der prophetischen Tätigkeit, ist die selbstverständliche Vor-
aussetzung, daß die Verkündigung des Spähers als von Jahwe kom-
mend in jedem Fall alle sonstwie gebundene Aufmerksamkeit ablenkt,
auf sich konzentriert, ja selbst die Ruhe über Mittag oder in der Nacht 47
durchbrechen muß. Der Ruf des Spähers besitzt erweckende Kraft.
Faßt man das als tertium comparationis der Bildrede im Vergleich
zur prophetischen Tätigkeit, erhält man die Bestätigung durch Jer
6 17: (aus einer Jahwerede)
»Und Späher erweckte ich über ihnen — .Lauschet auf den
Schofarton' — sie aber haben gesagt:
Wir wollen nicht lauschen.«
Das Unbegreifliche ist nun, daß dieser Botschaft der Späher nicht
Folge geleistet wird. Alle natürliche Reaktion 48 , selbstverständlich ge-
genüber dem Turmwächter, hat keinen Raum gegenüber der Bot-
schaft von Jahwe, die der Späherprophet meldet. Bei Ezechiel ist daher
das Bild abgewandelt. Der Späher ist nur für die treue Ausrichtung
des Wortes verantwortlich, nicht aber für das Schicksal seiner Bot-
schaft innerhalb des Lebens seiner Hörer. Im Tritojesaja ist das Bild
des Spähers wieder in einer Abwandlung gebraucht und zwar zur
Kritik an den Leitern des Volkes, Propheten, Priestern und ähnlichen.
An dieser Stelle erscheinen die Späher als blind 49 und können daher
ihrer Aufgabe nicht nachkommen. Von ihnen kann also keine er-
weckende Kraft ausgehen.
Diese Bildrede ist wichtig für den Erweckungsgedanken. Sie zeigt,
daß die Tätigkeit des Propheten als eine erweckliche angesehen wurde,
46
Zum Wächter in der Nacht siehe Jes 2111 f.
46
Der Schofarton des Wächters löst Schrecken aus. Vgl. Am 3 6.
47
Zur Arbeitsruhe über Mittag und zum Wächter in der Nacht siehe L U D W I G
KÖHLER, Der hebräische Mensch, 1963, 59, 88.
48 49
Siehe dazu auch Jer 84-7. Vgl. hierzu auch die Stelle Jes 6910.
Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexilischen Literatur des AT 21

ganz gleich, ob das Erwecken zustande kam oder nicht. Bei Jeremía
liegt der Akzent auf der erwecklichen Aufgabe, bei Ezechiel und Tri-
tojesaja vor allem auf der Spähertätigkeit, daß sie überhaupt geschieht
bzw. geschehen könne. Leider läßt sich aus dieser Bildrede nichts an
weiteren Aussagen über Wesen, Verlauf und Dauer der zustande
kommenden Erweckung entnehmen. Man darf auch nicht außer Acht
lassen, daß diese Bildrede nicht allzu oft gebraucht wird. Selbst Jere-
mía hat sie nur einmal gebraucht, soweit sein Buch Zeugnis gibt. Man
wird also mit aller Zurückhaltung diese Bildrede als einen Beweis an-
nehmen, daß in vorexilischer, exilischer und nachexilischer Zeit der
Gedanke der religiösen Erweckung des Volkes tatsächlich mehrfach
gedacht und erwogen worden ist 50 .

IV.
Die Frage, ob in unserem Ausschnitt alttestamentlicher Literatur
Phänomene dargestellt werden, die einer religiösen Erweckung bzw.
Erweckungsbewegung gleichkommen, muß mit einem Hinweis auf das
Buch Jona Kapitel 3 1-10 beantwortet werden. Abgesehen von dem
literarischen und theologischen Skopus dieser Erzählung werden hier
eine Reihe von Phänomenen genannt, die für eine Erweckung kollek-
tiver Art von Bedeutung sind, so daß man von einer Erweckungsbe-
wegung sprechen kann. Halten wir uns an die Phänomenologie der Er-
weckung, wie sie VAN DER L E E U W 5 1 beschrieben hat, so muß hier von
einer Welle religiösen Empfindens und Wollens, die sich über die Leute
von Ninive ergießt, gesprochen werden. Die auslösende Ursache ist die
Verkündigung vom nahen Untergang der Stadt Ninive durch den
Propheten. Wie weit der Prophet eine führende Rolle gespielt hat in
der bewirkten Erweckung, wird nicht gesagt. Aus dem Tenor der
ganzen Erzählung und insbesondere aus Kap. 4 darf geschlossen
werden, daß der Prophet tatsächlich nur die Botschaft und nicht mehr
ausgerichtet hat. Wir haben hier die Anschauung von dem unendlich
wirkungskräftigen Wort Jahwes, das kraft der universalen Macht
Jahwes überall wirken kann und selbst ein Fremdvolk zur Buße
treiben kann.
Der Beginn der Erweckung 52 Hegt offenbar unmittelbar nach der
geschehenen Verkündigung. Der Anfang wird beschrieben als ein
80
Die Abwandlung des Bildes bei Ezechiel und die Kritik des Tritojesaja
zeigen aber, daß man der faktischen Erweckung gegenüber resignierte und sie allein
der Tat Jahwes anheimstellte. Hier zeichnen sich die Erfahrungen der vorexilischen
Prophetie deutlich ab. 51 Siehe die Einleitung unserer Untersuchung, und Anm. 8.
52
Es ist bezeichnend, daß unter dem Gesichtspunkt der Erweckungsbewegung
diese Erzählung, soweit ich sehen kann, noch nicht betrachtet worden ist. In den
einschlägigen Kommentaren fand ich nichts darüber. In der Predigtliteratur mag
der Gesichtspunkt gelegentlich beobachtet worden sein. Das läßt sich aus dem
22 H. BARDTKE

Glauben an Gott (OTlVta föxn). Subjekt des Glaubens d. h. Träger


sind die Leute (Männer) von Ninive. Im Gefolge der Erscheinung des
»pHNH« wird ein Fasten ausgerufen und die Anlegung von Bußge-
wändern durchgeführt, und zwar betreffen diese Maßnahmen alle
Menschen, von den Großen bis zu den Kleinen. Offenbar handelt es
sich um eine allmähliche Ausbreitung dieser Erweckung, so daß man
wirklich davon sprechen kann, es habe hier eine Bewegung sich voll-
zogen. Die Kunde (v. 6: "mn ) bzw. dieses Ereignis, Verkündigung und
Erweckung, dringt bis zum König vor. Auch er wird von der er-
weckenden Kraft, die von diesem Prophetenwort ausgeht, erfaßt und
vollzieht ebenfalls die Bußriten, Verlassen des Thrones, Ablegung der
königlichen Gewänder, Anlegen des Bußgewandes, In-Asche-Setzen.
Die dritte Phase der Erweckung ist der königliche Erlaß, der ein allge-
meines Fasten verordnet mit Enthaltung der Speise und des Wassers
für Mensch und Vieh, mit Tragen von Bußgewändern und Gebets-
dienst. Außerdem fordert der Erlaß eine praktische Abkehr von ver-
hängnisvollem Wandel und Frevel. Mit diesem Erlaß gelangt die Er-
weckungsbewegung zu gewissen festen Formen, die auch zum Phä-
nomen einer Erweckung hinzugehören53.
Weder die Historizität des Berichteten noch die Frage nach den
Vorlagen für den vorliegenden Bericht stehen hier zur Behandlung. Es
ist lediglich festzustellen, daß in der Abfassungszeit des Jonabuches
die Vorstellung von ausgreifenden religiösen Bewegungen bzw. Er-
weckungen mit bestimmten Verursachungen, Abläufen und Zielen
lebendig gewesen ist. Selbst wenn ein Fasttag in Jerusalem in seinem
äußeren Erscheinungsbild die Vorlage gebildet hat, so sind der Ge-
danke der Verursachung durch ein Prophetenwort und die um sich
greifende Volkserweckungsbewegung, die sogar zu festen Formen ge-
langt, geistiges Gut des Verfassers gewesen, der damit zu erkennen
gibt, daß ihm solche religiösen Vorgänge bekannt gewesen sind. Ob aus
der Überlieferung oder aus seiner eigenen geschichtlichen Existenz,
kann nicht mehr entschieden werden. Auf alle Fälle hat der Erzähler
Überlieferungen oder Erlebnisse der konkreten Gegenwart seines
Volkes auf die Niniviten übertragen. Dann entspricht seine Schilde-
rung dem, was L U D W I G K Ö H L E R über das geistige Bild des Hebräers
ausgeführt hat, worauf wir in Anmerkung 9 (Seite 11) hingewiesen
haben. Zugleich beleuchtet diese kurze Erzählung auch das Problem
Kommentar von P. KLEINERT ZU Obadjah, Jonah, Micha usw. schließen (Theol.-
homiletisches Bibelwerk von J . P. LANGE, 1868, 35). Die Schrift G. VON RADS, Der
Prophet Jona, Nürnberg 1950, gebraucht S. 6 den Ausdruck »Bußbewegung«.
6 3 Der erweckte religiöse Wille gelangt also zu Entschließungen. Die von
VAN DER LEEUW gesehenen Konsequenzen einer Erweckungsbewegung, Reformation,
Sektenneubildung, werden nicht erwähnt, weil derartiges nicht im Blickpunkt der
Erzählung liegt. Wohl aber wird Besserung des Lebens erstrebt.
Der Erweckungsgedanke in der exilisch-nachexilischen Literatur des AT 23

Prophet und Erweckung. Der Prophet ist also in der Lage, mit seiner
Verkündigung eine Erweckung auszulösen. Wir würden mit dieser An-
schauung einen Parallelfall zu Hag 1 u und der Bildrede vom »Späher«
erhalten. Wie weit nun diese beiden Fälle Jon 3 und Hag 1 u etwa der
Wirklichkeit entsprochen haben mögen, wie weit sich noch Erfah-
rungen mit den vorexilischen Propheten abschatten, —• etwa Er-
weckungsbewegungen, die von diesen ausgegangen sind —, haben wir
hier nicht zu untersuchen. Es ist nicht unmöglich, daß Erinnerungen
an große Wirkungen einzelner Propheten in vorexilischer Zeit hier
noch nachwirken. Es ist aber ebenso gut möglich, daß die nachexi-
lische Zeit in der Übersteigerung der Wirksamkeit des göttlichen
Wortes eine Erzählung wie die von Jon 3 gestaltet hat, um zu zeigen,
wie es eigentlich hätte sein sollen, und wie das Gotteswort hätte
wirken können. Das Phänomen religiöser Erweckung und religiöser
Erweckungsbewegung ist jedenfalls der exilisch-nachexilischen Zeit
bekannt und vielleicht sogar vertraut gewesen.
V.
Schon gelegentlich ist im Verlauf unserer Untersuchung auf das
Zukunftsbild der Propheten hingewiesen worden. Es kann nicht über-
sehen werden, daß in der Darstellung der Heilszeit innerhalb der pro-
phetischen Verkündigung auch die Phänomene der Erweckungsbe-
wegung verwendet werden. Man wird sagen können, daß dies wohl
zwangsläufig sich ergab, weil Jahwe stets ein Kollektivum gegenüber-
steht, nämlich das erwählte Israel, und selbst bei den Propheten, bei
denen Volk und Glaubensgemeinde54 auseinandertreten, die Gläu-
bigen noch eine Mehrzahl bilden. So selbstverständlich das auch an-
mutet, ebenso selbstverständlich dürfte es sein, daß in der für die
Heilszukunft erwarteten Erweckung des Volkes durch Jahwe sich die
nicht erfüllten Hoffnungen auf eine Erweckung des Volkes durch die
prophetische Predigt abzeichnen. In dieser behutsamen Weise wird
man wohl diese Teile der prophetischen Zukunftshoffnung verstehen
dürfen.
Das Legen und Schreiben des Gesetzes in Herz und Inneres und
damit die Verleihung der Jahwe-Erkenntnis (Jer 31 33f.) muß auf dem
Hintergrund der Sündenauffassung des Jeremia 55 gesehen werden. In
ihr zeichnet sich ab die praktische Erfahrung des Propheten, die er in
seiner prophetischen Tätigkeit machen mußte. Seine von ihm ausge-
hende Erweckung hat bestenfalls einen Kreis 56 erreicht, keineswegs
54
Am stärksten wohl bei Jesaja, aber auch bei Zephanja.
65
Siehe dazu die einschlägigen Abschnitte der Bearbeitungen »Theologie
des AT« und Anm. 48.
M
Die Erwecktenkreise der Propheten, die nur in schwachen Spuren erkenn-
bar werden, bei Jesaja die Jünger (8 16), bei Jeremia der Kreis der ihn gelegentlich
24 H . BARDTKE, Der Erweckungsgedanke usw.

aber das ganze Volk. In ähnlicher Weise wird die Verheißung der Geist-
verleihung in der Verkündigung des Ezechiel verstanden werden
müssen. Die Erweckung und Umwandlung des Volkes wird durch
Jahwe in der Heilszeit vollzogen werden (Ez 36 26ff.).Die in Joel 3 1-2
verheißene Geistausgießung trägt dagegen einen anderen Charakter
und kann m. E. nicht unter den Gesichtspunkt der Erweckung, die
gewissermaßen Jahwe nachholt, gerechnet werden 57 .
Mit diesen Andeutungen, daß der Erweckungsgedanke bis in die
Verkündigung der Heilszeit hineinreicht, sei es genug. Es kann nicht
die Aufgabe dieser Unters chung sein, die gesamte nachexilische
Heilspredigt einer Durchmusterung zu unterziehen. Mag man auch in
der Predigt des Deuterojesaja, ja in ihrem gesamten Tenor etwas von
der Dynamik der Erweckung finden wollen, auf Grund der von ihm
angewendeten Terminologie läßt sich nur in einem beschränkten Um-
fang vom Erweckungsgedanken bei ihm reden. Das hatten wir bereits
gesehen.
Als Gesamtergebnis unserer Untersuchung fassen wir zusammen:
In der Exilszeit und in den Jahrhunderten danach weiß man, wie die
Literatur des AT dieses Zeitalters zeigt, um Begriff und Phänomen der
religiösen Erweckung. Wie weit derzeitige geschichtliche Vorgänge
dieses Wissen bedingen, bleibt durch die Eigenart der Darstellung un-
gewiß. Wichtig aber ist, daß eine deutliche Anknüpfung gerade hin-
sichtlich des Erweckungsgedankens an vorexilisches Gedankengut
feststellbar ist. Damit erhebt sich aber die Frage, inwieweit das reli-
giöse Leben Israels in vorexilischer Zeit sich unter dem Gesichtspunkt
der Erweckung betrachten läßt. Mit dieser Frage ist aber ein weit-
schichtiger Komplex angerührt, der zu seiner Bearbeitung religions-
phänomenologische Vorarbeiten im Raum der allgemeinen Religions-
geschichte erfordert. Die vorstehende Untersuchung hatte nur fest-
zustellen, daß Begriff und Phänomen der Erweckung noch in einer
Zeit bekannt sind, die als Zeitalter der Epigonen auch ein Nachlassen
der religiösen Dynamik mit sich bringt 58 .
(Abgeschlossen 15. IX. 1957)

schützenden und rettenden Personen, werden eine wichtige Rolle bei der Über-
lieferung der Prophetenworte und -bücher gespielt haben.
57
R O B I N S O N (Handb. z. A T ) spricht von einem apokalyptischen Wort und
ordnet es zeitlich wie Dan 5 ein.
58
Hier taucht das Problem des Erlöschens der Prophetie auf bzw. die Um-
gestaltung der Prophetie. Der Wendepunkt liegt wohl bei Jeremia. Sind Prophetie
und Erweckung irgendwie wesensmäßig miteinander verbunden, bedeutet das Er-
löschen der Prophetie auch ein Aufhören der Erweckungen. Die untersuchte Lite-
ratur weiß noch um das Phänomen, kann es auch erzählerisch gestalten, ohne daß
echte eigene Erlebniszüge sichtbar werden.
Beiträge zum hebräischen Lexikon
Von W. B a u m g a r t n e r in Basel
(Basel, BcnktnsC. 46)

Zu den bedeutsamsten Errungenschaften der neueren alttesta-


mentlichen Forschung gehört, daß wir heute — es ist vor allem das
Verdienst von PAUL K A H L E — für den hebräischen Text nicht mehr
allein auf die im masoretischen Text vorliegende tiberiensische Über-
lieferung angewiesen sind, sondern daneben eine ganze Reihe anderer
Textzeugen zur Verfügung haben, teils schon länger bekannte, teils
auch erst in neuerer und neuester Zeit ans Tageslicht gekommene:
die Reste der babylonischen und palästinischen Textüberlieferung,
die samaritanische, die Umschriften hebräischer Wörter und Namen
in der Septuaginta, in der »Secunda«, d. i. in der zweiten Kolumne
von Origenes* Hexapla, und bei Hieronymus, vereinzelt auch in der
Keilschrift und im Ägyptischen, die Überreste kanaanäischer Sprache
in den Amarnabriefen und den ugaritischen Texten, endlich die bei
aller Anlehnung an das AT in manchem überraschend selbständige
Hebräischtradition der Höhlentexte (DSS): Zeugen, die mit ihren
vielfach abweichenden und oft deutlich älteren Wortformen einen
Vorstoß in den Bereich eines vormasoretischen Hebräisch möglich
machen. Was das für die hebräische Grammatik bedeutet, ersieht
man aus den Arbeiten von RUDOLF M E Y E R 1 . Es gilt ebenso für das
hebräische Lexikon, das gleichfalls mit diesen Materialien zu arbeiten
und sie auch dem Benutzer an die Hand zu geben hat.
Aus Beobachtungen, die ich bei der Arbeit am »Supplementum«
machte, das der demnächst erscheinenden zweiten Auflage des Lexi-
kons von LUDWIG KÖHLER beigegeben wird, sei im folgenden einiges
in zwangloser Folge mitgeteilt2.

1. Die Assyriologie bereichert bekanntlich das hebräische Lexikon


durch zahllose akkadische Äquivalente und Fremdwörter — die Zahl
der letzteren dürfte in H. ZIMMERN s wertvoller Zusammenstellung
»Akkadische Fremdwörter als Beweis für babylonischen Kultur-
einfluß« (1917) allerdings zu hoch veranschlagt sein — und läßt mit
ihren syllabischen Schreibungen auch den Vokalismus einigermaßen
erkennen. Westsemitische Namen und Wörter in abweichender Form
sind hier selten: das Lehnwort madbaru (ZIMMERN S. 43), das zu-
1 Probleme der hebräischen Grammatik, ZAW 63, 1951, S. 221 ff.; G. B E E R -

R. MEYER, Hebräische Grammatik I, 1952, II, 1955.


* Die Siglen sind im allgemeinen die des Lexikons. Bei den Höhlentexten
(DSS) merke man: Man. für Sektenregel, Hy. für Hodayoth und War für Kriegsrolle.
26 W. BAUMGARTNER

sammen mit der babylonischen Text Überlieferung3, der samarita-


nischen Aussprache4 und dem Syrischen auch für das ältere Hebräisch
ein *madbar erweist (s. u. 2), und der Eigenname GabbaruB, der durch
ja. und syr. 133 unterstützt für ba. und ja. "13J, weniger sicher auch
für he. 113? eine ältere Form mit a-Vokal in der ersten Silbe ergibt.
Unter den Synonymen eines lexikalischen Textes 6 hat man eine An-
zahl westsemitischer Tiernamen festgestellt; aber die Ausbeute für
das Hebräische ist leider nicht groß: [hi-]ma-ru (so M E I S S N E R ) ergäbe
als westsemitische Form himär wie im Arabischen; aber man kann
ebensogut mit v. SODEN nach dem altassyrischen emäru7 ein e ergänzen,
womit das Westsemitische überhaupt ausfällt; dabbu als Synonym
zu dabü »Bär«, das M E I S S N E R ZU sy. debbä stellt 8 , dürfte, da dieses
gegenüber he. 3T und sowie sonstigem aram. N|n ganz isoliert
steht, eher innerakkadische Spielform sein 9 ; [ha-']ra-da ist aram.
"HS? gegenüber he. Iiis?. Es bleibt aber [ha-] an-zu als Synonym zu
akk. enzu »Ziege«, das gegenüber der von K Ö H L E R im Lexikon vor-
geschlagenen Etymologie das ar. lanzu (s. B A U E R - L E A N D E R S. 588i)
als Grundform bestätigt, und das auch außerhalb der Listen vor-
kommende huziru (fem. huzirtu) als Synonym zu Sahü »Schwein«,
nach LANDSBERGER aramäisches Fremdwort 10 , das gegenüber he.
Tin in seinem w-Vokal mit bab. Ttlfl 11 und christl.-pal. hwzrjn,
hzwrjn zusammentrifft.
Die kanaanäischen Glossen und sonstigen kanaanäischen Elemente
der El-Amarna-Briefe, auf deren Bedeutung für die hebräische Sprach-
geschichte als Erster H. ZIMMERN in seiner Hallenser Antrittsvor-
lesung hinwies12, und die dann in der Folge namentlich von F. B Ö H L 1 3
und E. DHORME14 eingehend behandelt wurden, werfen für unsere
* P. KAHLE, Der masoretische Text des AT nach der Überlieferung der baby-
lonischen Juden, 1902, S. 70.
4 FR. DIENING, Das Hebräische bei den Samaritanern, 1938, S. 61.

6 KN. TALLQVIST, Assyrian Personal Names, 1914, S. 78; derselbe Name als

Gabbara bei Plinius, Nat. Hist. VII 16; MORITZ, ZAW 57, 1939, S. 150.
• K 4213 usw. (CT X V I I I 22) und V A T 10301 ( v . SODEN, Die lexikalischen
Tafelserien usw., 1 9 3 3 , T . 20), siehe B . MEISSNER, M A O G X I 1/2, S. 411.
7J . LEWY, Die Kültepetexte d. Sammlung R. Blanckertz, 1939, S. 48.
8Vgl. auch B. LANDSBERGER, Die Fauna des alten Mesopotamien, 1934, S. 82 f.
9 < *dabiu, wo sonst Längung eintritt/ siehe W. v. SODEN, Grundriß der
akkadischen Grammatik, 1952, § 15b, 20d.
10 LANDSBERGER a . a . O . S. 8 2 f . 11 KAHLE, D . m a s . T e x t , S. 7 2 .
12 »Palästina um das Jahr 1400 v. Chr. nach neuen Quellen«, veröffentlicht in
ZDPV X I I I , 1890, S. 133-147 (speziell S. 146f.), fehlt in WEISSBACH, Zimmern-Biblio-
graphie ZA 40, 1931, S. 144ff. 1 3 Die Sprache der Amarnabriefe, 1909, S. 80ff.

1 1 La langue de Canaan, RB, NS. X , 1913, 369ff.; X I , 1914, 37ff., 344ff.;

Les nouvelles tablettes d'El-Amarna, ib. X X X I I I , 1924, 1 ff.; neu abgedruckt im


Recueil E. DHORME, 1951, S. 405ff., 501ff
Beiträge zum hebräischen Lexikon 27

Frage nicht so viel ab, wie man erwarten möchte. Sie führen uns die
»Sprache Kanaans« (Jes 19 18) um 1400 v. Chr., also vor der israeli-
tischen Landnahme, vor Augen und erheben damit wohl die ältere
Vermutung, die Einwanderer hätten mit der übrigen Landeskaltur
auch die dortige Sprache übernommen, zur Gewißheit. Aber eben
damit repräsentieren sie gleich den ugaritischenTexten eine etwas
ältere Sprachstufe, von der sich das Hebräische des AT dann im
Vokalismus, im Abfall der Endungen u. a. deutlich abhebt ; oft sieht
man in ihm ja geradezu eine Mischsprache15. Darum können auch
abweichende Wortformen, wie humitu »Mauer«, gegenüber nain als
*h6mijatu zu verstehen 16 , anaji (ug. }nyt, anaya17) »Schiffe« gegen-
über jafu »schön« gegenüber np^ mit Wegfall des Diphthongs18,
nicht ohne weiteres auch für das Hebräische in Anspruch genommen
werden. Das gilt auch für das Ugaritische, das als konsonantische
Schrift zunächst ja nur im Fall des dreifachen Aleph etwas vom
Vokalismus zeigt; neuerdings kommen zum Glück auch immer mehr
in babylonischer Silbenschrift geschriebene Texte dazu 19 .

2. Auf die interessante Tatsache, daß in den Höhlentexten mehr-


mals akkadische Eigennamen in besserer Form überliefert sind als
im MT, haben BARTHÉLÉMY (RB57, S. 543), B E E G L E (BASOR123, 28)
und MILLAR BURROWS (ib. 124, 19) hingewiesen. Beim Königsnamen
"q-na gibt das flxVn '» von JesA 39 l — denn so ist dort zu
lesen — das iddin »er hat gegeben« der akkadischen Namengebung
wieder. Der Euphrat erscheint gegenüber dem masoretischen rns
als m i s (War II 11, Genesis Apocryphon X X I 12. 17), was dem keil-
schriftlichen Purattu, noch arabisch al-Furät, entspricht 20 . |rmn
JesA 20 l für masoretisches ]rnn deckt sich mit akkadischem tur-
tänu, turtannu, der weit überwiegenden Schreibung gegenüber ver-
einzeltem tartannu; die dazu passende sumerische Etymologie (BE-
ZOLD, DEIMEL) hat mehr für sich als die auf tar- fußende, die UNGNAD,
ZAW 41, 1922, 204ff. vertrat. Undurchsichtig ist pimON Asarhaddon
JesA 39 i ; sollte es aus * p m o s verderbt sein 21 ? Solche Fälle
1 6 So, allerdings in verschiedener Weise, BAUER-LEANDER, Histor. Grammatik

d. hebr. Sprache, S. 23ff.; G. R . DRIVER, Problems of the Hebrew Verbal System,


1936, S. 98ff.; H. BIRKELAND, Akzent und Vokalismus im Althebräischen, 1940;
Interpretationes . . . S. Mowinckel . . . missae, 1955, S. 24ff.
W LEANDER, ZDMG 74, 1910, 63 2 ; ug. hmt, pl. hmyt.

17 C. H. GORDON, Ugaritic Manual, 1955, Nr. 174.

18 LEANDER a. a. O. S. 6 5 2 .
19 Im Glossar bei GORDON S. 230ff. aufgeführt.
a o Vgl. auch Josephus, Arch. I 1, 3: KCCÀEÎTOCI 8è ô |ièv Eû<ppâTT|S Oopà; das

kann natürlich auch nur einen gegen o hin gefärbten Murmelvokal ausdrücken.
» Anders ALBRIGHT, B A S O R 123, S. 29".
28 W . BAUMGARTNER

brauchen keine besondere Vertrautheit der Schreiber mit der Sprache


des Zweistromlandes vorauszusetzen, wie M. Burrows meint. Viel-
mehr wird sich da eine ursprüngliche und zutreffendere Schreibung
des fremden Wortes erhalten haben, so wie sich in LXX und Josephus
die lautgemäße Namensform Zevaxripißos für Sanherib erhalten hat,
oder wie noch Plinius Nat. hist. VI 127 für den Tigris eine ältere
Namensform Diglitus kennt22. Beim Tartan mag jene keilschrift-
liche Nebenform nachwirken. Bei rns ist westsemitisch lautgerecht
der kurze Vokal reduziert worden. Merodach-Baladan und Sanherib
sind wohl ebenso wie Sanballat für Sin-uballit einfach verballhornt.
Wenn bei der Wiedergabe des einheimischen Namens für Oberägypten,
masoretisch Oiins, LXX (TToc9oupr|ç undfl>cc9copr|s)und Hieronymus
(phatures ZAW 4, 54) mit dem keilschriftlichen Paturisi zusammen-
treffen, so scheint da ein einheimischer o-Vokal zugrunde zu liegen23.
Erwähnt sei auch noch JesA 37 38 "iSimiP (so mit Barthélémy und
B e e g l e ) , d. i. akk. Sar-usur, gegenüber masoretisch "I^NRÇ.

3. Was sich bei quellenmäßig günstiger Lage unter Benutzung


all dieses Materials erreichen läßt, habe ich in der Theol. Ztschr. IX
(1953), S. 154—15724 am Beispiel des Nominalpräformativs ma/mi
gezeigt. Mit aller Deutlichkeit ergibt hier die babylonische Textüber-
lieferung in öfterem Zusammengehen mit der samaritanischen Aus-
sprache, dem Befund in den aramäischen Dialekten und vereinzelten
kanaanäischen Belegen, daß das tiberiensische mi- meist sekundär,
d. h. aus ma- umgelautet ist. Beim Eigennamen ingpjip spricht ja
auch die naheliegende Etymologie »Jahwe schafft«26, die einer Ab-
leitung von »Eigentum Jahwes« (Brown-Driver-Briggs, König,
Köhler) gewiß vorzuziehen ist, für die Priorität des babylonisch
und umschriftlich belegten ma-.

4. Aber nicht immer kommt man zu solch eindeutigem Ergebnis.


Das sei im folgenden am Beispiel der Segolata und anderer Typen
aufgezeigt.

22
V g l . PAULY-WISSOWA, 2. R e i h e , X I , S. 1 0 0 8 (WEISSBACH).
28
STEINDORFF, Beiträge z. Assyriologie I, 1890, S. 343f.
24
Nachzutragen ist d o r t : Bei "13"])? S. 165, Z. 8, kommt noch das akkadische
madbaru, ein westsemitisches Lehnwort hinzu (s. oben 1). — (ib. Z. 19ff.)
ist Lehnwort aus akk. maikanu (ZIMMERN, Fremdwörter S. 181). — Für 5??StfO hat
das Targum auch ma- (I. F. STENNING, The Targum of Isaiah, 1949, p. X X X I V ) .
Auch für B^j?!? wird das bab. ma- durch die ja. und sy. Wortform unterstützt. —
Zur Wiedergabe von IIRJLD bei Hieronymus durch manaa (S. 166, Z. 7) siehe SIEG-
FRIED, Z A W I V , 1 8 8 4 , S. 77.
25
M. NOTH, Die israelitischen Personennamen, 1928, S. 172.
Beiträge zum hebräischen Lexikon 29

Für Tj^a »Knie« hat JesA in 45 23 2 6 und 6612 27 das mhe. und ja rpia
gegenüber ja., sy. und mdä. Dasselbe offenbar durch den Labial
veranlaßte u begegnet im ar. burkatun und im akk. burku neben birku.
Diese bedeuten beide »Knie« und »Schoß«, das letztere auch »Penis«28;
ähnlich wie dort gegenüber he. ]DJ »Rankengewächs, Rebe« zwischen
gapnu »Strauch, Rebe« und gupnu »Baumstumpf« unterschieden ist 28 .
Ohne die Nachbarschaft eines Labials begegnet "pl» für ^"is? War
VII 3 und ohne Beleg aus den Höhlentexten für "rVn oA6 in Secunda 80 ,
holed bei Hieronymus 31 . Ebenso darf man gewiss das tTö Hy. I I I 15
mit Dupont-Sommer und Miliar Burrows nach Hi 38 16 als
»Wasserquellen« verstehen, also *"yiaJ gegenüber
Mehrfach findet sich in den Höhlentexten für den Typus *?Bp des
AT und manchmal auch neben ihm der Typus Vbp>: so für alttesta-
mentliches naV/nV Man. X I 2 aaV n w neben -|®V III 8; D,DN n s p
Man. IV 10 neben trBS ISip VI 26 für "isp; für an1?, das auch in Hy.
vorhanden ist, aniV War V 7. 10 und 'am1? Hy. II 26 I I I 30; für
3 f h »Weite« in Man. IV 9 ®B3 a i m »Gier«, wo diese Form im AT nur
»offenen Platz« bedeutet; weiter Hin® für in© JesA 5 23 33 15
neben zweimaligem *rnHP. Umgekehrt erscheint der Stadtname DIO
in JesA alle vier Male und im Gen. Ap. X X 16—XXII 5 neunmal
als DTlD, X X I 32 als 01110; und ähnlich das mit ihm verbundene rnba
in JesA an allen drei Stellen seines Vorkommens als illölV, im Gen.
Ap. X X I 24. 32 als 01M157: beides führt zu den griechischen Namens-
formen ZoSotia und Toiaoppa hinüber, die man bisher einfach aus
Vokalharmonie bei der Umschrift verstanden hat. Wenn öSö, OVO
in Dam. X X 24, dreimal als OSlö erscheint (Man. IV 16, QC I 28 a 18
und Dam. X I I I 1), so denkt man zunächst an das mhe. üsna, ein um
das Präformativ verkürztes Partizip Pual (s. BAUER-LEANDER S. 287o);
möglich wäre indes nach den obigen Beispielen auch ein *möcat. Über-
raschend ist die segolatische Entwicklung bei DN3: in JesA nur drei-
mal als DHU, dagegen 21 mal als 0X13 belegt, das sich mit D R I V E R 3 2
gewiß nur als nö'em verstehen läßt. Auch Femininformen dieser Art
fehlen nicht: zu TN? neben "TXD in der Damaskusschrift m s a JesA
311 und QC I 22 i i 9, deutlicher als miSö JesA 36 2 3817 wie als
mala War X I X 5; und für die auf *lahhab(a)t zurückgehenden maso-
26
Darnach ist Supplementum S. 142a s. v. Z. 3 zu berichtigen.
27
M i t MILLAR BURROWS, B A S O R 124, 20 ist D ' D l i a zu lesen.
28
H. HOLMA, Die Namen der Körperteile, 1911, S. 95f., 132ff.
i 29 A. RÜTHY, Die Pflanze und ihre Teile, 1942, S. 13f.
f s o jj B R 0 N N O , Studien über hebräische Morphologie und Vokalismus, 1943,
81
SL 1 3 6 f . SIEGFRIED, Z A W 4, 47; SPERBER, H U C A X I I / X I I I , S. 223.
88
The Hebrew Scrolls, 1961, S. 42.
30 W . BAUMGARTNER

retischen Formen nan 1? und nanV ein namV, d. i. Huhbat, zu dem


T T V V V ~ '

außer dem oben genannten 3mV noch das meist wegkorrigierte ein-
malige naV < *lahbat sowie ja. Nnab und palästinisches lebbä33 zu
vergleichen sind. Ein letzter Fall dieser Art ist ritniN »Besitz« Man.
X I 7, wo eine Korrektur in NINN (BROWNLEE U. a.) im Blick auf ja.
Nrnnix und xnnix/xnniK kaum berechtigt ist.

5. Es gelingt nicht, alle diese Formen unter einen Hut zu bringen.


Unverkennbar und schon von anderen festgestellt ist eine Vorliebe
für den qutl-Typus auch in Fällen, wo kein Labial hineinspielt. Da
dieselbe Neigung im Mittelhebräischen besteht 34 , liegt es nahe, darin
ein Anzeichen einer jüngeren Sprachstufe zu sehen, wie es z. B. auch
für das Überhandnehmen der Form qittül gilt (pltn, TiO\ TD"0, TD'O,
Tian usw.). Allein anderseits ist der ^«¿Z-Typus an sich alt, so daß das
mehr für die »Umkehrung« desselben in q'töl in Betracht käme, wo
ohnehin aramäischer Einfluß in Rechnung zu setzen ist 36 . Aber wann
und wo solche Wandlungen eingetreten sind, entzieht sich im einzelnen
unserer Kenntnis. Vor rascher Verallgemeinerung des Urteils, die
vom MT abweichenden Formen seien jünger, sollten schon jene besser
bewahrten akkadischen Namensformen und das gelegentliche Zu-
sammentreffen mit der babylonischen Textüberlieferung und den
Umschriften warnen. Eher muß bei solchen Schwankungen in der
Vokalisation in erhöhtem Maße mit einem Nebeneinander verschie-
dener, ursprünglich vielleicht dialektisch geschiedener Nominalformen
zur Bezeichnung einer und derselben Sache oder desselben Begriffs
gerechnet werden.
Solche Fälle bietet auch der MT, z. B. für »klein« jbf> und ]Bp>,
wobei auffällt, daß Endungen und Suffixe nur am zweiten vorkommen
und die babylonische Überlieferung auch nur sie kennt 36 ; soll man
daraus schließen, daß )üf» erst in Angleichung an b n j aufkam? —
Schwieliger liegt die Sache beim Begriff »lang«. Dafür hat das He-
bräische nach gewöhnlicher Annahme zwei Adjektiva der Wurzel
•pK : T]")iJ und Tpx ( S I E G F R I E D - S T A D E , B R O W N - D R I V E R - B R I G G S ,
KÖNIG, KÖHLER). Von beiden liegt der Absolutus Mask. nicht vor.
Aber *"ipN ist aus dem belegten Fem. ¡"l^HN sicher zu erschließen. Für
•ijnHl kann man sich auf T7J, «]rD usw. mit dem segolatischen
es. *ni usw. berufen; immerhin ist das nicht die einzige Möglichkeit.
So hat denn G E S E N I U S - B U H L die Absolutusform offen gelassen,
während TORCZYNER hier wie bei den bedeutungsverwandten Ad-
jektiven nsp; »kurz« und •'Jjay »tief«, für die gleichfalls oft ein

88 KAHLE, ZAW 39, 1921, S. 2 3 8 .


84 Siehe H. YALON, Qirjath Sepher 27, S. 169 a.
36 BAUER-LEANDER S. 5 8 0 s. 86 KAHLE, MT S. 72.
Beiträge zum hebräischen Lexikon 31

und ein *j?ö» angesetzt wird, *qatul annimmt 37 . Ein pba ist jedenfalls
belegt und der Annahme einer Entwicklung *qatul3s (ohne den sonst
vor Endungen meist erfolgten Übergang in *qatull) > *qatle > *qitle
mit *qatl als Rückbildung steht nichts im Wege. Nun scheint eine
Stelle der Kriegsrolle TORCZYNER recht zu geben: n n "OIIN . . . D,010
V I 12. Läßt der unmittelbare Zusammenhang — die Militärpferde
sollen schnellfüßig, weichmäulig, im richtigen Alter, an Kampf und
Lärm gewöhnt sein — mehr an eine physische Eigenschaft denken
(»starkatmig« BARDTKE, »de longue haieine« VAN DER PLOEG, »long
in the wind« GASTER), SO erinnert die Wendung doch unverkennbar
an das ü??X/nn "-px des AT 3 9 ; der Begriff »lang« läßt ja verschiedene
Schattierungen zu. Es liegt dann nahe, in Analogie zu : "iSj?
auch den gleichfalls begriffsverwandten es. H3J zum gewöhnlichen
RNI zu stellen, wie es schon SIEGFRIED-STADE, BROWN-DRIVER-
- T ' *

BRIGGS, KÖNIG und GESENIUS-BUHL t a t e n , s t a t t dafür mit KÖHLER


ein*rnJ zu postulieren; dies um so mehr, als die babylonische Über-
lieferung für das a ein o hat 4 0 . Daß daneben auch ein es. naa vor-
kommt, spricht nicht dagegen; das Nebeneinander verschiedener Bil-
dungen ist in solchem Fall nicht selten (s. BAUER-LEANDER S. 554 U).
In anderen Fällen, wo man zwischen der Ansetzung einer zweiten
Nominalform und der Annahme einer Umbildung aus einer sonst
belegten zu wählen hat, läßt sich kaum eine sichere Entscheidung
treffen. in?l wird allgemein zu n?l gestellt und als aus *nokhö dissi-
miliert verstanden 41 ; aber für das genau gleich liegende i i a x / n a x
setzen SIEGFRIED-STADE, KÖNIG und KÖHLER ein nirgends belegtes
*-)»H; an, während eine Ableitung von ~i»X42 mindestens ebenso
wahrscheinlich ist.
Mag so auch vieles noch offen bleiben, so dürften diese paar
Seiten doch dartun, wie sehr durch die neu erschlossenen Quellen
unsere Kenntnis der hebräischen Sprache vertieft und bereichert
wird. Das sei mein bescheidener Beitrag zu der Ihnen, lieber Herr
Kollege, gewidmeten Festschrift; haben Sie doch durch die lang-
jährige Betreuung der Biblia Hebraica und der ZAW, und auch
dadurch, wie Sie die Erschließung der ugaritischen und der Höhlen-
texte von Anfang an verfolgten und selber vielfach förderten, Ihr
waches Interesse an diesen Fragen zur Genüge bekundet.
(Abgeschlossen am 30. Juli 1957)

87 ZDMG 64, 1910, S. 273f. 38 BAUER-LEANDER S. 554 u.


a9 Siehe YADIN a . a . O. S. 2 9 7 . 10 KAHLE, D . m a s . T e x t , S. 71.
11 BROCKELMANN, Grundriß I, S. 2 5 5 ; BAUER-LEANDER S. 2 1 5 k.
<A BROCKELMANN, BAUER-LEANDER, BEER-MEYER I, § 27, 3.
Rechtsgedanken in den Erzählungen des Pentateuchs*
Von Prof. Dr. David D a u b e in Oxford
(Oxford, England, All Souls College)

Jakob, Rahel und Lea: Sklavenmiete


Die im Pentateuch erhaltenen Gesetzessammlungen geben natür-
lich viel Aufschluß über das Recht jener Zeit. Doch ist gar manch
wertvoller Hinweis auch in den Erzählungen zu finden.
In zahlreichen Fällen lassen sich Lücken, die die Sammlungen
aufweisen, durch Rerhtsakte oder übertragene Verwendung von
Rechtsakten in den Erzählungen ausfüllen. Zum Beispiel 1 tut kein
alttestamentliches Gesetz der Sklavenmiete Erwähnung. Bestand
diese Art Vertrag? Eine Abmachung zwischen Lea und Rahel be-
stätigt es. Jakob liebt Rahel. Die vernachlässigte Lea gibt Rahel
Liebesäpfel, die sie von Rüben erhielt, für die zeitweise Abtretung
des Gatten. An diesem Punkt fährt der Bericht fort 2 : «Da nun Jakob
des Abends vom Felde kam, ging ihm Lea hinaus entgegen und sprach:
,Zu mir sollst du kommen, denn ich habe dich gemietet um die Liebes-
äpfel meines Sohnes'«. (Luther hat »erkauft«, aber das ist ungenau.)
Jakob verbringt nun die Nacht bei Lea, und aus dieser Verbindung
stammt Isaschar — dessen Name sich mit dem Wort für «Miete« oder
»Mietgeld«, Sachar, zusammenbringen läßt. Gewiß war es der
Name, der den Anstoß zu der — ätiologischen — Legende gab.
Diese Legende aber ist nur möglich, wo der Begriff der Sklaven-
miete geläufig war. Denn Jakob wird hier als Raheis Sklave gezeichnet,
den seine Herrin an ihre Genossin ausdingen kann. Das tragi-komische
Verhältnis liefert uns ein Rechtsinstitut, das wir sonst nur vermuten
könnten.
II
a) J o s e p h s B r ü d e r : H ü t e r h a f t u n g
Dienen uns somit die Erzählungen als Rechtsquelle, so werden
sie auf der anderen Seite auch selbst klarer, wenn wir das in ihnen
benutzte Recht beachten. In der Josephsgeschichte 8 bringen die

* Eine im Rahmen der Loeb-Stiftung an der Universität Frankfurt a. M. im


Februar 1957 gehaltene Vorlesung.
1
Hierzu D A U B E , Biblical Law, 1947, 16ff. und: Methods of Bible-Criticism,
Symbolae Frederico Hrozn^ Dedicatae, Archiv Orientälni 17, 1949, 96 ff.
1
Gen 3 0 1 » . * Hierzu D A U B B , Biblical Law, 3 ff.
Rechtsgedanken in den Erzählungen des Pentateuchs 33

Brüder, die Joseph verkauft haben, ihrem Vater das in Ziegenblut


getauchte Kleid, so daß er annehmen soll, der Sohn sei von wilden
Tieren gefressen 4 . Nach althebräischem Recht war ein Hirt von Ver-
antwortung frei, wenn er nachweisen konnte, daß ein ihm anvertrautes
Schaf einem Raubtier erlegen war®. Die Brüder verdecken also mit
ihrem Verfahren nicht nur ihren Verkauf, sondern zeigen auch, daß
sie keiner Nachlässigkeit zu zeihen sind. Das Recht erkennt ja an,
daß keine Sorgfalt etwas gegen die Tücke wilder Tiere vermag.
Dahinter steht der Gedanke, daß unter gewissen Umständen der
ältere Bruder dem jüngeren gegenüber in einem Hüterverhältnis
steht, dem des Hirten vergleichbar. Dies wiederum wirft Licht auf
die Antwort, die Kain Gott gibt, als er ihn nach Abel fragt 6 : »Soll
ich meines Bruders Hüter sein ?«. Nach damaliger Auffassung hätte
er es allerdings sein müssen.

b) J o s e p h s B r ü d e r : der V e r k a u f
Die Josephssage ist besonders reich an juristischem Interesse.
Wir werden noch darauf zurückkommen, aber als Beispiel mag das
Verbrechen der Brüder angeführt werden: der Verkauf. Nach altem
Recht war Menschendiebstahl einer der schwersten Frevel, aber er
galt erst als erwiesen7, wenn man den Betreffenden in Knechtschaft
verkauft hatte 8 . Solange dies nicht geschehen war, konnte es ja mög-
lich sein, daß man ihn etwa, um ihn zu ängstigen, festhielt, oder gar
aus übergroßer Gastlichkeit — jedenfalls nicht in diebischer Absicht.
Ähnlich galt einmal der Diebstahl eines Tieres erst dann als ausgemacht,
wenn es verkauft oder geschlachtet war 9 . Bis dahin konnte es sich ja
verlaufen haben und in Obhut genommen worden sein10. Erst all-
mählich entschließt sich das Recht dazu, den Diebstahl für beweisbar
zu erachten, auch ohne daß der Mensch verkauft oder das Tier ver-
kauft oder geschlachtet ist 11 . Bei einem unbelebten Gegenstand
war natürlich von jeher Verurteilung wegen Diebstahls auch möglich,
wenn der Dieb ihn noch bei sich hatte. Wir erinnern nur an den Becher,
4
Gen 37 8 3 .
4
Ex 22ia.
• Gen 4 s .
7
Hierzu D A U B E , Biblical Law, 89ff.
8
Ex 2116. Die Worte »oder daß man ihn bei ihm findet« sind späterer Zusatz.
9
Ex 2187 (vgl. II Sam 12 4 ff.). 22 s, »Findet man den Diebstahl lebendig* usw.,
späterer Zusatz.
10
Dtn 22 2f., allerdings aus jüngerer Zeit als Ex 2187, schreibt vor, daß man
das irrende Tier, dessen Eigentümer man nicht kennt, in Pflege nehme.
11
Diese Stufe ist in den in den vorigen Anmerkungen zitierten Zusätzen er-
reicht; vgl. auch Dtn 24 7.
Von Ugatit nach Qumran 3
34 D . DAUBE

den Joseph, als seine Brüder ihn in Ägypten besuchen, in Benjamins


Sack schmuggelt, und der dort durch Spurfolge 12 entdeckt wird 18 .
Josephs Brüder bemächtigen sich nicht nur seiner, sondern ver-
kaufen ihn als Sklaven ins Ausland. Hier ist das Verbrechen des
Menschendiebstahls mit all seinen Merkmalen begangen.

c) D a s g o l d e n e K a l b u n d die L e v i t e n : T r e n n u n g des
Familienbandes
Gehen wir zur Geschichte vom goldenen Kalb über 14 . Auf Mose
Geheiß erschlagen die Leviten Tausende der Sündigen ohne Rück-
sicht auf Verwandtschaft oder Freundschaft. Dafür wird der Stamm
gerühmt 15 als der, »der von seinem Vater und seiner Mutter spricht,
,Ich sehe ihn nicht', und seine Brüder nicht kennt und von seinen Söhnen
nicht weiß«. Hier wird auf juristische Trennungsformeln angespielt,
die im ganzen Orient bei Anlässen wie Ausstoßung eines Sohnes,
Ehescheidung oder Lossagung von den Eltern angewandt wurden:
»Du bist nicht mein Sohn«, »du bist nicht meine Frau«, »du bist nicht mein
Vater«16. Entsprechend lautete die Adoptions-, die Trauungsformel
und die rechtliche Anerkennung sonstiger Verwandtschaftsgrade:
»Du bist mein Sohn«17 (dies sagt ja auch Gott von Israel und späterhin
von Jesus 18 ), »du bist meine Frau« (hierhergehört auch Adams Spruch,
als er Eva erblickt 19 : »Das ist Bein von meinem Bein und Fleisch von
meinem Fleisch, sie soll Männin heißen«), »du bist mein Vater« (dies
sagt Israel zu Gott 20 ).
Den Leviten wird also echte, formgültige Lossagung von den
Götzendienern zugeschrieben. Selbstredend ist sich der Erzähler
bewußt, daß es sich nicht um einen juristischen Vorgang handelt.
Die furchtbare Ernsthaftigkeit der Trennung jedoch könnte durch
nichts eindringlicher gekennzeichnet werden als die Einführung dieser
Formeln.

18D A U B E , Biblical Law, 236 ff.


" Gen 44. Vgl. 3119ff., Diebstahl von Labans Götzen, und Jdc 18 l i f.,
Diebstahl von Michas Götzen; im ersteren Fall verläuft die Spurfolge ergebnislos
durch die List des Diebes, im letzteren behauptet sich der Dieb durch überlegene
Stärke.
1 4 D A U B E , Biblical Law, 7 und D A U B E and YARON, Jacob's Reception by
Laban, Journal of Semitic Studies 1, 1966, 60ff.
" Dtn 33 9.
i* Sumerische Gesetze 4f., Hammurabi 192, Hos 2 i .
" Hammurabi 170f., Gen 48 s.
» Ps 2 7 Mc 111 Act 1338.
19
Gen 2 ss.
•• Jes 63 u Ps 8937.
Rechtsgedanken in den Erzählungen des Pentateuchs 35

d) Mose B e r g s c h a u : L a n d ü b e r g a b e
Ein weiteres Beispiel21 für die Unentbehrlichkeit juristischer
Betrachtung zum tieferen Verständnis mancher Erzählungen ist die
Bergschau Mose22. Der Prophet darf vor seinem Tod das gelobte Land
sehen, in das zu kommen ihm verwehrt ist. Gewöhnlich wird dies
als Erfüllung eines sentimentalen letzten Wunsches angesehen, und
in der endgültigen Redaktion ist es dies wohl auch. Es war aber
einmal weit mehr.
Nach antiker Auffassung wird Land dadurch erworben, daß der
bisherige Eigentümer es von einem erhöhten Punkt in der Nähe dem
neuen Eigentümer in seinem ganzen Umfang zeigt 23 . Sogar in den
Digesten ist dies zu finden 24 : »fundum venditor in turre demonstret«.
Und derselbe Gedanke beherrscht auch die Begebenheit im NT, da
der Teufel Jesu von einem hohen Berg alle Reiche der Welt anbietet 25 .
»Und Moses ging auf die Spitze des Gebirges Pisga, und Jahve zeigte
ihm das ganze Land Gilead bis gen Dan, und das ganze Land Naphtali
bis an das Meer gen Abend« usw. — dies war einmal als Übergabe
gedacht. Moses, obzwar nicht persönlich das Land betretend, wird
doch noch voller Eigentümer.

III
Der Auszug aus Ägypten: Wiedererwerbungsrecht
Die Bergschau leitet zu einer anderen Art der Darstellung über,
wobei ganze Teile der nationalen Geschichte in rechtlichen Rahmen
gebracht werden. So ist der Auszug aus Ägypten 26 weithin juristisch
gestaltet. Gott, der mächtige Herr, Vater oder Nächst-Verwandte
des Volkes, übt sein Lösungsrecht, sein Wiedererwerbsrecht, aus.
Dies Institut des Löserechts war eine der bedeutsamsten sozial-recht-
lichen Errungenschaften des alten Israel. Wenn einer Familie Erb-
besitz verloren gegangen war, oder auch ein Angehöriger, der mit
Gewalt versklavt wurde oder sich aus Armut verkaufen mußte, so
hatten die Nächsten das Recht und die Pflicht, das in fremde Hände
Geratene auszulösen. Im wirklichen Leben unterblieb das natürlich
häufig: der Berufene mochte weder die Mittel noch den Willen haben,

21
DAUBE, Biblical Law 26ff. Mein verstorbener Bruder B e n j a m i n D a u b e
machte mich zuerst auf die Wahrscheinlichkeit einer älteren Tendenz dieser Szene
aufmerksam.
22 23
Dtn 34. Gen 13 14 f.
as
Mt 4 8. » 41 2. 18. 2.
M
Hierzu DAUBE, Biblical Law, 39ff.: Methods of Bible-Criticism, Archiv
Orientâlni 17, 1949, 88ff., und: The New Testament and Rabbinic Judaism, 1966,
268ff.
3*
36 D. DAUBE

etwa einen in Knechtschaft gesunkenen Verwandten in die alte Fa-


milie zurückzubringen. Gott jedoch tat dies für Israel.
Von daher allein sind eine ganze Reihe von Einzelheiten zu ver-
stehen: »Laß meinen Sohn ziehen«, sagt Gott zu Pharao 27 , ein recht-
mäßiges Verlangen. (Das hebräische Verb für »ziehen lassen« findet
sich häufig in juristischer Ausführung neben Freilassung.) Dadurch,
daß Gott die Israeliten auslöst, werden sie seine Knechte, wie in
frühen Zeiten der vom rechten Eigentümer oder Nächsten aus fremder
Herrschaft zurückerworbene Sklave dem Auslöser botmäßig wird:
»Denn die Kinder Israel sind meine Knechte, meine Knechte sind sie,
die ich aus Ägyptenland geführt habe«z8. Selbst die Beschenkung der
ausziehenden Israeliten durch die Ägypter mit Gold und Silber 29 ist
nur eine übertragene Anwendung des Rechtsbrauches, daß der Herr
den Sklaven, den er freigibt, nicht leer von sich gehen lassen darf 3 0 .
Eine solche Zeichnung der Auszugsgeschichte hat weittragende
Folgen. Einerseits wird damit die Befreiung von Ägypten aus der
Sphäre des Zufälligen, Willkürlichen und Mythologischen heraus-
genommen und mit festen, ewigen, rechtlich-sozialen Sätzen ver-
knüpft. Gott tritt als getreuer Herr und Vater auf, der das Seinige
wahrt. Und dies wiederum gibt der Hoffnung auf die zukünftige End-
erlösung ein ganz anderes Gepräge, als wir es in den heidnischenBe-
reichen finden. Auch die Enderlösung ist im Grunde gleichsam ein
Vollzug rechtlich-sozialer Belange. Sie ist nichts Nebelhaftes, man
kann darauf bauen, sie ist sittlich-rechtlich verankert und gewähr-
leistet. Letztlich ist es dieser Gehalt, der den Hauptunterschied
zwischen dem jüdisch-christlichen Erlösungsbegriff und der helle-
nistischen soteria ausmacht. Auf der anderen Seite, da die Auszugs-
geschichte, das erste nationale Erlebnis, und im Gefolge davon auch
die weiteren, religiösen Erlösungsgedanken im Anschluß an sozial-
rechtliche Einrichtungen geformt werden, gewinnen diese Einrich-
tungen selbst erheblich an Bedeutung und Würde. Daß Gott im Großen
auf Grund von Lösungsrecht und -pflicht handelte und immer wieder
handelt, muß ein gewaltiger Ansporn sein, der sozialen Aufgabe hier
auf Erden nachzukommen. Nicht wenige soziale Gesetze des ATs
werden ausdrücklich durch den Hinweis auf das Vorbild Gottes als
Auslösers der Unterdrückten unterstützt 31 . Wenn nach den tieferen
27
Ex 4 23. Luthers Übertragung ist hier nicht ganz genau.
28
Lev 20 55. Der civis redemptus wird auch nach griechischem und römischem
28
Recht Sklave des redemptor. Ex 3 21 f. 11 2 f. 12 35 f.
80
Dtn 1613 f. Diese These erfährt eine Bestätigung durch eine Neuinter-
pretation von Ex 111, die Y A R O N im nächsten Band der Revue Internationale des
Droits de l'Antiquité zu veröffentlichen beabsichtigt. (Während des Umbruchs er-
schienen: RIDA, 3. Seiie, 4, 1957, 122ff.)
81
Lev 25 42. 55 Dtn 6 i 5 1615.
Rechtsgedanken in den Erzählungen des Pentateuchs 37

historischen Gründen der einzigartigen Entwicklung israelitischer


Sozialethik gefragt wird, so ist vielleicht die Rolle der Auszugs-
geschichte in ihrer sozial-juristischen Konstruktion mit an erster
Stelle zu nennen.
IV
Formalismus und Nemesis:
a) J a k o b s E r s t g e b u r t s s e g e n u n d E h e s c h l i e ß u n g
Eine aufschlußreiche Gruppe von Erzählungen zeigt das Ringen
um juristischen Fortschritt. Zuweilen wird der Versuch gemacht,
sich mit Schwächen — vielleicht unvermeidlichen Schwächen —
der Rechtsordnung damit abzufinden, daß dem Schicksal oder Gott
die Funktion der Sühne etwaiger Fehlergebnisse zugeschrieben wird;
wie der gläubige Mensch noch heute geneigt ist, es als Nemesis zu
betrachten, wenn der Ausbeuter von Lücken in der sozialen Ordnung
schließlich irgendwie zu Fall kommt 82 .
Die formalistische Geltung gewisser Rechtsakte und -beweise,
die nie ganz beseitigt werden kann, tritt im antiken Recht besonders
stark hervor. Jakob erlangt den Erstgeburtssegen 33 , indem er sich
seinem blinden Vater gegenüber als Esau ausgibt 34 . Selbst nach Ent-
deckung der List kann ihm dieser Gewinn nicht mehr streitig gemacht
werden. Aber das sittliche Denken fand sich nicht einfach damit ab.
Der Betrüger wird auf genau dieselbe Weise betrogen: ihm, der Rahel
liebt und um sie dient, wird in der Hochzeitsnacht Lea zugeführt 85 .
Blind wie sein Vater erliegt er der Täuschung, und Lea wird seine
Frau. Mag in solchen Sagen ein gut Teil Komödie stecken, das Pro-
blem des Rechtsformalismus und seine Lösung unter Berufung auf
eine höhere Gerechtigkeit sind offensichtlich ernst zu nehmen.

b) F r e i s p r u c h der s c h u l d i g e n
u n d Ü b e r f ü h r u n g der u n s c h u l d i g e n J o s e p h s b r ü d e r
Der Josephszyklus weist etwas ganz Ähnliches auf 38 . Wie schon
erwähnt, reinigen sich die Brüder von jedem Vorwurf, indem sie ihn
als von einem wilden Tier zerrissen hinstellen. Sie legen sein von ihnen
,a
»Da wohnt in Hamburg . . . Moses Lump, man nennt ihn auch Moses
Lümpchen oder kurzweg Lümpchen . . . Wenn der nun Freitag abends nach Hause
kömmt, findet er die Lampe mit sieben Leuchtern angezündet . . . freut sich von
ganzem Herzen über den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten, freut sich auch,
daß alle Bösewichter, die ihnen Böses getan, am Ende gestorben sind, daß König
Pharao, Nebukadnezar, Haman, Antiochus, Titus und all solche Leute tot sind,
daß Lümpchen aber noch lebt«; HEINE, Reisebilder III, ii, Italien, Die Bäder
von Lucca, Kap. 9. »» DAUBE, Biblical Law, 191 ff.
34
** Gen 27. » Gen 29 as DAUBE, Biblical Law, 250ff.
38 D. DAUBE

selbst in Ziegenblut getauchtes Kleid vor, und gerade solches Vor-


zeigen der Überreste erklärt das Recht für einen schlüssigen Beweis
von Unschuld. Aber ihnen widerfährt späterhin eine Tücke, die der
ihren genau entspricht.
Als sie Joseph besuchen, der jetzt ein hoher Beamter am Pha-
raonenhof ist und sich ihnen noch nicht zu erkennen gegeben hat,
läßt Joseph in Benjamins Sack unbemerkt von ihnen allen einen
goldenen Becher legen. Kaum haben sie sich auf den Heimweg ge-
macht, so läßt Joseph ihnen nachsetzen. Der Becher wird bei Ben-
jamin entdeckt, der somit nach den formalistischen Regeln der Spur-
folge unwiderleglich des Diebstahls überführt ist. Joseph mißbraucht
ihnen gegenüber dieselbe Beweisstrenge, die sie seinerzeit miß-
brauchten, als sie sich auf das blutige Kleid beriefen. Der Verfasser
des Epos ist sich wohl bewußt, daß dieser Formalismus zu Justiz-
irrtum führen kann. Offenbar ist die Zeit noch nicht gekommen, eine
Rechtsreform zu befürworten. Die Schwierigkeit wird durch Ver-
trauen auf Gott gemeistert, der, wenn auch auf verschlungenen Wegen,
der Gerechtigkeit zum Sieg verhilft.
Als der Becher zu Tage kommt, spricht Juda im Namen der
Brüder37: »Was sollen wir sagen, und womit können wir uns recht-
fertigen? Gott hat die Missetat deiner Knechte gefunden«. Dies Wort
hat eine zweifache Bedeutung: Juda erkennt damit nicht nur an,
daß sie nach den strikten Beweisregeln der Missetat des Diebstahls
schuldig erachtet werden müssen. Er spielt auch auf die einstige,
wirkliche Missetat, den Verkauf Josephs mit seinen Begleitumständen,
an: Gott zahlt nunmehr diesen Frevel auf angemessene Weise heim.
Es ist ein besonders feiner Zug im Parallelismus der Situationen, daß,
wie damals der Frevel, der Verkauf in die Knechtschaft, nur schein-
bar zum Unglück führte, in Wahrheit aber zu Josephs Glanz, so auch
die Vergeltung, die Überführung Benjamins als Dieb, bald in der glück-
lichen Wiedervereinigung und Versöhnung aller Beteiligten enden
wird.
V
a) Sara bei Abimelech: Ehebruch im Irrtum
So kommen wir zu der eindrucksvollsten Gattung, jenen Er-
zählungen, in denen rechtlich-sittlicher Fortschritt von Gott ertrotzt
werden soll, wo das Hergebrachte nicht mehr genügt und Gott auf
neue Wege gezwungen wird. Diese Streitgespräche mit Gott haben
eine lange Geschichte. Am Anfang steht die Idee von der Feindschaft
der höheren Mächte gegen das Menschengeschlecht oder auch von
ihrem Neid; im griechischen Mythos gibt es da die Erinnerung an
Prometheus, im bliblischen an die Austreibung aus dem Paradies
*» Gen 441«.
Rechtsgedanken in den Erzählungen des Pentateuchs 39

sowie an den Turmbau von Babel, den der sich bedroht fühlende Gott
nicht dulden konnte. Doch in Griechenland wie in Israel denken
religiöse Geister diese Mythen um und fügen Neues hinzu, um Gottes
Walten mit dem Erfordernis der Gerechtigkeit in Einklang zu bringen
— »to justify the ways of God to man«. In dieser Linie stehen die
kühnen Dialoge im Pentateuch um juristische Fragen.
Abimelech38, König von Gerar, läßt Sara, von der Abraham ihm
nicht mitgeteilt hat, daß sie seine Frau ist, in sein Haus bringen 39 .
Gott erscheint ihm im Traum und erklärt ihn für todesschuldig — die
im Orient übliche Strafe für Ehebruch 40 . Abimelech entgegnet ihm:
»Herr, willst du denn auch ein gerechtes Volk erwürgen?«. Hier hält
der Angeklagte Gott einen von der irdischen Justiz als Grundpfeiler
allen Rechts anerkannten Satz vor. In einer uralten israelitischen
Gesetzessammlung heißt es 41 : »Den Unschuldigen und Gerechten sollst
du nicht erwürgen«. Das Rechtsempfinden hat eine Stufe erreicht,
auf der Bestrafung des im Irrtum über den Status der Frau begangenen
Ehebruchs zutiefst fragwürdig erscheint. Man muß bedenken, daß in
einer Epoche, in der Polygamie herrscht und nur wenige Verwandt-
schaftsgrade ein Ehehindernis büden, Unkenntnis eines Dritten
über eine bestehende Ehe häufiger vorkommen wird als heutzutage.
Ein assyrisches Rechtsbuch 42 sieht für den in solcher Unwissenheit
begangenen Ehebruch ausdrücklich Straffreiheit vor.
Die biblische Sage, zumindest wie sie uns vorliegt, geht nicht
so weit, Straffreiheit zu fordern. Ähnlich wie in der Josephsgeschichte
wird das Problem damit gelöst, daß Gott seine feineren Mittel hat,
Ungerechtigkeit zu verhindern. Diesmal wird der Gedanke eingeführt,
daß Gott einen wirklich rein gesinnten Menschen sogar vom Ehe-
bruch im Irrtum zurückhält: er hat Abimelech irgendwie nicht zur
Berührung Saras kommen lassen. Die Erfolgshaftung wird also nicht
direkt angegriffen; Ehebruch bleibt ein Verbrechen, auch wenn mit
einer Frau begangen, die man für unverheiratet hielt. Aber Gott
läßt es eben nicht zu, daß ein wahrhaft Guter sich auf diese Weise
verstrickt. Der Unterschied zur Josephsgeschichte liegt darin, daß
hier ein Mensch es wagt, Gott auf die Unzulänglichkeit einfacher
Erfolgshaftung hinzuweisen und ihn an den Grundsatz zu erinnern,
in dessen Sinn ihm die Leitung irdischen Geschickes obliegt.
Dazu kommt noch etwas weiteres: Höchstwahrscheinlich hatte
die Episode einmal eine noch kühnere Fassung, mit der tatsächlich
eine Rechtsänderung verlangt oder (falls die Sage ätiologischen
Charakter trug und der Reform folgte) gefeiert und auf göttliche

•• Hierzu DAUBE, Methods of Bible-Criticism, Archiv OrientAlni 17, 1949, 91 if.


10
»• Gen 20. Hammurabi 129, Lev 2010.
u
Ex 2 3 T. " 14.
40 D . DAUBE

Sanktion zurückgeführt ward. In dieser Fassung wohnte Abimelech


Sara bei. Die Worte »Abimelech aber hatte sie nicht berührt« und »Darum
habe ich dich behütet, daß du nicht sündigtest, und habe es dir nicht
zugegeben, daß du sie berührtest«, fehlten. Denn in einem weiteren Vers 43
sieht es ja nur bei Luther so aus, als ob der Ehebruch nicht vollzogen
sei — Luther läßt Abimelech an Abraham den Vorwurf richten, »daß
du so eine große Sünde wolltest auf mich und mein Reich bringen«,
— während es im hebräischen Text heißt: »daß du so eine große
Sünde brachtest«.
Ehebruch im strikten Sinn liegt also vor. Gott droht daher,
Abimelech zu töten. Abimelech aber, der in schuldlosem Irrtum
handelte, stützt sich auf den großen Grundsatz, der über alles formale
Recht hinausragt — keinen Gerechten zu erwürgen. Und Gott gibt
nach. Er verlangt nur sofortige Rückerstattung der Frau und Be-
schwichtigung des verletzten Ehemannes. Gehorsam händigt Abi-
melech Sara zurück nebst reichen Ehrengaben — eine Art Verfahren,
wie es sich etwa späterhin in den Rechtsregeln niederschlägt, die bei
freiwill'ger Rückerstattung vorenthaltenen Gutes die Zufügung
des fünften Teiles des Wertes vorschreiben44.
Die gegenwärtige Gestalt der Sage stellt in gewisser Beziehung
einen Rückschritt dar, da ja juristisch die Erfolgshaftung wieder auf-
genommen wird — wenn auch dem Fromm-Vertrauensvollen durch
Gottes Fürsorge ihrer Gefahren entkleidet. Es ist jedoch leicht er-
klärlich, wie es zu solchem Rückschritt kam. Als die ursprüngliche
Fassung umlief, galt es wohl noch eher als eine Ehre, daß Sara eines
Königs geworden war. Man denke an das Eingreifen von Zeus in
Amphitryons Ehe. Allmählich mußte sich diese Auffassung wandeln,
und es war nun wichtiger, Saras Unberührtheit festzustellen als die
genau angemessenen Rechtsfolgen des in Unwissenheit erfolgten
Ehebruchs zu empfehlen.

b) A b r a h a m s F ü r b i t t e für Sodom: K o l l e k t i v h a f t u n g
Abrahams Fürsprache für Sodom45 ist ein noch gewaltigeres
Beispiel des Streitgespräches46. Hier ist es nicht der unschuldig Be-
drohte selbst, der Gerechtigkeit fordert, sondern ein Unbeteiligter,
eher noch ein Gegner des Angeklagten. Schon dies betont die All-
gemeingültigkeit, Unabdingbarkeit und Würde des Ideals. Und der
sittliche Elan, der die Forderung beseelt, tritt um so deutlicher in
Erscheinung, als Abraham sich seiner Nichtigkeit im Vergleich mit
Gott voll bewußt ist: »Ach, ich habe mich unterwunden zu reden mit
dem Herrn, wiewohl ich Erde und Asche bin«.
u 9. 41 L e v öaoff. N u m 5 st.
U DAUBE, Biblical L a w , 16öff. 46 Gen 1822IT.
Rechtsgedanken in den Erzählungen des Pentateuchs 41

Gott will die lasterhafte Stadt vertilgen. Abraham bittet um


Schonung, wenn sich nur zehn Verdienstliche darin befänden: der
Gute darf nicht mit dem Bösen umkommen. Gott willfahrt ihm und
verspricht, um zehn Frommer willen die Stadt zu begnadigen. Hier
wird die Kollektivhaftung abgelehnt, die Verdammung aller Glieder
einer Gemeinschaft wegen der Verbrechen eines Teils oder sogar der
Mehrzahl. Doch ist zu beachten, daß Kollektivhaftung nicht durch
Individualhaftung abgelöst wird: Abraham empfiehlt nicht, Gute
und Böse zu sondern und jeden nach seinem Tun zu beurteilen. Das
Kollektivprinzip als solches bleibt anerkannt. Für Kollektivhaftung
aber wird Kollektivbefreiung eingesetzt. Da die Schuldigen die Un-
schuldigen nicht mit sich ziehen dürfen, müssen die letzteren die
ersteren retten.
Vom eng-juristischen Standpunkt aus mag dies eine noch etwas
rückständige Etappe in der Entwicklung des Problems darstellen.
Aber ganz zu schweigen von der religiösen Tiefe des Gedankens —
es erweist sich doch immer mehr, daß er selbst heutzutage auf dem
etwas weiter abgesteckten Rechtsgebiet fruchtbar sein kann. Ins-
besondere wenn wir soziale, öffentliche, politische und zwischenstaat-
liche Verhältnisse in unsere Betrachtung einbeziehen, so finden wir,
daß eine Gemeinschaft unter gewissen Umständen eben als solche
behandelt werden muß und es nicht angeht, nach rein individuellen
Maßstäben zu verfahren. Hier kommen wir um die primitive Anti-
these nicht herum: Kollektivhaftung oder Kollektivbefreiung.
Doch gleichviel, ob Abrahams These an sich befriedigt oder nicht
— das Großartige daran ist, daß der Gerechtigkeit, der obersten
Grundsätze der Gerechtigkeit, als selbst Gott bindend gedacht wird.
•»Das sei ferne von dir, daß du tötest den Gerechten mit dem Gottlosen,
daß der Gerechte sei gleichwie der Gottlose! Das sei ferne von dir! Der
Richter aller Welt, sollte er nicht Recht tun?«. Gott wird an sein Amt
und die darin liegenden Grenzen erinnert; gerade die Unumschränkt-
heit seiner Macht verpflichtet ihn erst recht, das Gute zu achten;
und er nimmt es an.
Das Hiobbuch bringt die volle Entfaltung des Streitgesprächs
mit Gott. Aber trotz der schließlichen Wiedergutmachung, die Hiob
erfährt, liegt hier das Hauptmotiv der Lösung, die dem Theodizee-
problem gegeben wird, doch auf anderer Linie. Gott ist gerecht; es
könnte nicht anders sein. Aber — und dies erinnert ein wenig an den
Zeushymnus in Äschylus' Agamemnon — wir vermögen es nicht im
Einzelnen zu sehen. Wir müssen darauf verzichten, den Beweis in
irdischen Ereignissen oder sogar Ereignisketten zu suchen. Allein der
Glaube erfaßt diese Wahrheit.
(Abgeschlossen am 16. 3. 1967)
Notes on Isaiah
By G. R. D r i v e r in Oxford
(Magdalen College, Oxford)

The following notes are aimed at solving a few of the unsolved


problems in the Book of Isaiah and at the same time correcting some
mistranslations found in the English Revised Version of the Old
Testament, from which the renderings here given are mostly taken.
Isaiah i 20: " y e shall be devoured with the sword."
There can be little doubt but that hereb tö'k'lü " y e shall eat a
sword {Angl, have a taste of the sword)" was the reading originally
intended; for the idiom is not unknown both to Semitic and European
languages. The Arabs say 5 akala 'asd(n) "he ate a stick" and 'akala
mi'yatafa) " h e ate a h u n d r e d ( b l o w s ) , > akala darba(n) or tarihata(n)
" h e ate a beating" o r " drubbing" and 'akala qitlata(n) " h e ate a
fatal blow;" 1 they say also 5w'tima-Hsaifa "he was made to taste
(T. e. was stabbed by) the sword 2 ". PARRY, too, records having heard8
"nay, but thou shalt eat wood (get a thrashing), thou father of con-
tumacy." Further, an Englishman can say "before I eat these words,
I will make thee eat a piece of my blade" 4 . The L X X and Vulg. have
"the sword shall devour you", and the Pesh. and Targ. have "you
shall be devoured by the sword," none of them understanding the
figure of speech. The former is a paraphrase if the text is not altered;
in the latter the indication of the instrument by putting the noun
describing it in the accus, case is grammatically justifiable by Hebrew
as well as Arabic usage5, but the form of the verb as given by the
Massoretes is unique. The simplest course therefore is to re-vocalize
it als tökHü " y e shall eat", restoring a normal active form (DUHM).
Isaiah v 15: "and their glory and their multitude and their pomp and
he that rejoiceth among them descend into i t . "
This translation labours under several difficulties: (i) " g l o r y "
goes ill before "multitude" as thus separated from " p o m p " ; (ii) the
fem. bäh "in(to) i t " (sc. Sheol) cannot be translated both "among
them" and "into i t " ; (iii) the personal "he that rejoiceth" comes

1 DOZY, Supplément I 31.


1 WRIGHT, Arabic Grammar3 I I 62, § 25B; cp. 'alhamahu-'lsaifa " h e caused
him t o eat t h e s w o r d " (BUHL).
' In Six Months in a Syrian Monastery [1895] 146—8.
* RICHARD STANYHURST, Description of Ireland [1577] 20, cited b y B . STEVEN-
SON, Book of Quotations [1934] 2219/10.
» KÖNIG, Syntax §§ 1 0 2 a , 332 v .
Kotes on Isaiah 43

awkwardly after the impersonal "pomp." As in v. 13 kabdd "nobility"


must have the concrete sense of "nobles", so here hädär "splendour"
must mean "splendid persons" and Sä'ön " d i n " (not "pomp") must
mean "noisy throng"; all three nouns have a personal, not an imper-
sonal, connotation. Then w'^alez bäh "and shall suffer pangs therein"
is a natural climax of the descent into Sheol. The clause may now be
translated "and their 6 splendid ones, their multitude and their 6
noisy throng, shall go down and suffer pangs therein". This use of
the Heb. cälez "was thrilled, exulted" and also "had colic, suffered
pangs" is analogous to that of the Arab. (aliza "was jubilant" and
also "was restless, had colic 7 "; and the basic sense of the root is seen
by comparing ta'älöznäh kilyötay (Prov. xxiiiie) with £Tp6|ir|CTocv
ol VEcppol CCUTOÖ (I Macc. Ü 2 4 ) . It is that of quivering or vibrating
whether with the restlesness of pain or the excitement of joy. The
LXX's of Xoi|iol aOrfjs "her plagues" gives a hint of the sense,8
which however they have failed adequately to seize.
These pangs are not the pains of punishment after death, which
is a late idea (cp. Wisdom iii 10), but a mere continuation of the con-
sequences of surfeit on earth into the next world; as they were here 9 ,
so they shall be there.
Isaiah xvi7: "for the raisin-cakes of Kir-hareseth".
Symm.'s TOIS EIKPPOUVONIVOIS (cp. Vulg.'s qui laetantur) reflects
the Arab. 'atta "was luxuriant, luxurious, lived comfortably" and
is interesting as preserving the record of an old root lying behind
10
'¿tfiSdh inflorescence (of a palm;) raisin-cake ". The L X X ' s TOIS
KCCTOIKOUCTIV obviously reflects the same interpretation, and Jere-
miah's 'anSe' Qtr-heres supports the notion that persons are meant
(Jer. xlviii 31); this last is supported by all the ancient Versions (cp.
Pesh.'s 'näSe* d'ätnrin), while the idea that fruits are there meant
is ruled out by the sense. Accordingly Isaiah's words may by trans-
lated
'therefore shall Moab howl for Moab,
every one shall howl;
"ye shall moan for the luxurious dwellers in Kir-hareseth,
utterly stricken
for only so can the parallelism between "Moab" and 'äSiSim be
preserved. How then ought the word to be pointed ?
• The masc. is an error for the fem. suffix, which the Vss. imply; it is due to
the proximity of Sheol, which is of that gender.
7
Cp. MONTGOMERY i n A. J. Th. XI [1907] 615, DRIVER in J. Q. R.
N. S. X X V I I I [ 1 9 3 7 - 8 ] 109, 1 2 7 - 8 and REIDER ibid. 293.
• DRIVER i n J. T. S. X X X V I 82.
• Cp. Jes Ii 39, where 'älez describes the consequence of drunkenness.
" C o . DRIVER i n BERTHOLET 144.
44 G. R . DRIVER

Isaiah xxi 4: "the twilight that I have desired hath been turned into
trembling unto me".
That "the twilight of my desire" has been "turned into trem-
bling" is a strange mixture of figures. The Heb. neSep "twilight" is
derived from naSap "blew" as the time when a cool wind rises (cp.
Gen. iii^); but the Arab, nasafa I "winnowed (corn)" I I "puffed
away; despised" VIII "whispered (words)" and the derived nasifu
"trace; secret conversation" suggests that the word here means
"faintest suspicion, trace 1 1 ". The clause may then be rendered " m y
faintest (i. e. scarcely breathed) wish has been turned into anxiety
for me". Sa'ad.'s sihru "anything, of which the chance of obtaining
it is slight and slender" brings out the sense of the Hebrew word
quite well.
Isaiah xxiv 6: "the inhabitants of the earth are burned".
This translation of the verb is hardly permissible; for harah
"was h o t " otherwise describes being hot, not being destroyed by heat.
The L X X ' s fKTpuxooOriaovrai reflects hdru (not hdru') from a Heb.
hur = A r a b . hara (w) "was feeble, languid" or hir = hara (y) "was
emaciated". Scroll A has haweru "grow pale". Any of these verbs
yields a suitable and indeed a preferable sense.
Isaiah xxv 2: " a palace of strangers to be no city; it shall never be
built".
The "palace of strangers" here means nothing and the purport
of "it shall never be built" is obscure. The Versions imply the con-
sonantal text; for the L X X ' s dot (Ms, even if it represents zedim
"proud men" (HOUBIGANT), which some Hebrew Mss. have, hardly
makes sense. What is wanted is a verb; may then zoram " i t is swept
away" be read 12 ? The Heb. zaram "carried off" is used of God car-
rying off people in death (Ps. xc 5), and the Phoen. 'zrm "short-
lived" is applied to a prince carried off by death in his prime 18 ; and
the Hebr. zerem "rain-storm" describes rain sweeping all before it.
Cognate verbs are the Acc. zaramu" to grasp, seize", the Arab, zarama
"checked, broke off" zdrima "was contracted, stopped" and Eth.
zarama "dissipated, squandered 14 ". The sense then is that city and
fortress are reduced to ruins and "towered mansion is swept away
from the city, never to be rebuilt"; for banah "built" very often
means "rebuilt 1 5 ", as it must here.

11 S. n. on lahaS (Is. xxvi 16).


la Cp. n. on xlviii 14.
18 COOKE, N.-S. I. 6 3, 13. 14 Cp. Z. At. W. L X V 269.
» E.g. Is. lx 10 lxi 4 Am. ix 1 1 , 1 4 Neh. ii 5, 17, 18, 20 II Chron. viii 2 xi 6
xxvi 2.
Notes on Isaiah 45

Isaiah xxvi 16: "they poured out a prayer when thy chastening was
upon them".
The principal Versions read sâqûn as sâqôn "distress" ( L X X and
Vulg. ; cp. Pesh.), which must be accepted, as BÖTTCHER has seen 16 ;
for sûq " t o pour out (molten metal), smelt" cannot possibly be used
of pouring out prayer. Then lahaS "whisper" is translated niKpôç by
the L X X , regarding it as a figure of speech for a very small amount
(cp. Fr. soupçon17), which is clearly right. The clause means "(for)
the least (whisper of a) rebuke from Thee (was) distress (ful) to
them", which makes excellent sense.
Isaiah x x i x 4 : "and thy speech shall be low out of the ground".
This translation of the verb postulates a somewhat strange use
of Sah(h) "was bowed down, prostrated himself" as applied to the
voice; can the verb here be a different Heb. Sah(h) =Arab. sahha
"poured out (words)", when the meaning will be "and thou shalt
pour out a torrent of words from the dust"? The Pesh.'s yensrän
and Targ.'s yinspân "they (sc. thy words) shall whisper" both imply
a verb of speaking; and the parallelism with Sâfiël "was low" must
not be pressed, although £ah(h) and sâpël are elsewhere strictly
parallel, since the collocation is here more or less fortuitous.
Isaiah xxix 24: "and they that murmur shall learn doctrine" (R. V.).
There is no true parallelism between "they that err in spirit"
and "they that murmur," and the Heb. rôgenîm may here have
the sense borne by the cognate Syr. rgen "was sluggish" and the
Arab, rajana V I I I "(butter) became rancid; (an affair) was confused
and muddled", thus meaning " addle-pated, muddled; dullards".
The L X X ' s yAcocrcrai yeÀÀiÇouaai "stuttering tongues" and espe-
cially Pesh.'s étâye' "stupid ones" (and somewhat similarly Sa'ad.'s
almutaharrasûna "those reduced to silence") suggest something of
the sort.
Isaiah x x x 2 2 : "thou shalt cast them away (var. scatter them) as
an unclean thing; thou shalt say unto it, get thee hence".
I have long since shown18 that së' "get thee hence" is here a
mistranslation; the word is not a verb but an otherwise unknown
se* (a by-form of s<55) "filth", as the L X X ' s KÔTtpoç shows. If then
this suggestion is accepted, the usual interpretation of tizrëm "thou
shalt scatter them", as the Massoretes require, becomes doubtful;
further, the verb is in itself somewhat surprising. May then t'zîrëm
"thou shalt treat them as unauthorised/illicit" be read, on the as-
sumption of a denominative hëzîr "treated as zär" from zâr "strange,
1« In Ausführ. Lehrb. d. Hebr. Spr. II 132.
17 S. n. on neie$ (Is. xxi. 4). 18 In Z. At. W. L I I 63.
46 G . R . DRIVER

unauthorized, illicit"? The parallel tamp "unclean" is in favour of


such an emendation of the vowels, which is very slight.
Isaiah xxxi 9: "and his rock shall pass away by reason of terror and
his princes shall be dismayed at the ensign" (R. V.) or rather
"shattered through wavering/vacillation 19 ".
Here "rock," even if it is taken as a figure for "officer," is
strangely high-flown in parallelism with so low-pitched a term as
iar "officer", which however establishes the sense required by the
context. Oddly enough, this sela' occurs once again in a passage which
calls for a similar sense, namely "their judges are thrown down by
the sides of the rock" (Ps. cxli 6), which too is strange. Do these two
passages preserve an archaic and forgotten word meaning "tyrant,
ruler, officer" or the like? The Arab, misla'u "guide" and maslti'atu
"royal power" give a hint that there may have been such a word;
but whether it has any connection with the well-known sela c " c r a g "
is quite uncertain. The Arab, tnisla'u "guide" is said to be so called
as a pioneer clearing a way through obstacles (Lane), and the Heb.
sela' " c r a g " is commonly supposed to have the same basic sense
as the Syr. sla ( "rock standing free of other rocks" = A r a b . sal'u
"split rock." Does then sela' "rock" connote someone "standing out"
from other men or perhaps rather "authority" used collectively for
"persons in authority" ?
Isaiah xxxiii 3: " a t the lifting up of thyself the nations are scattered."
All commentators have been struck by the peculiar romemtit
"lifting u p ( ? ) " in this passage; and Scroll A has alleviated the
difficulty by offering midd'mamdt'ka" at Thy low muttering 20 ". This
word too, however, is somewhat strange in parallelism with hdtndn
"roaring noise", which is used elsewhere of heavy rain (I Ki. xviii 41)
and of the waves of the sea (Jer. li 42) and seems here to refer to
thunder or the like. Ought then mer'mdmdpkd " a t Thy thunder"
to be read, on the assumption of a Heb. *r emdmdh "thunderous roar",
which the common Acc. rimmatu "rumbling (of thunder)" easily
justifies ? For d and r are commonly indistinguishable at many stages
of the Hebrew alphabet 21 . In fact, the M. T.'s form, written defec-
tively (Kittel 2 ), can be so read; and the meaning so obtained exactly
suits the parallelism of the thought 22 .

" N o t " a t t h e e n s i g n " (s. J . T. S. X X X V I I I 45-6).


i0 Cp. J . T. S„ N. S. II 28, which may be modified in the light of the present
discussion.
21 The L X X ' s dorò TOU (pófiov aou implies some doubt of the text.

22 The omission of the pronominal suffix, even with the first of two parallel

terms, is due t o poetic license (s. DRIVER in J . R. A. S. L X X V [1948] 164—6).


Notes on Isaiah 47

Isaiah xlii 24: "he shall not fail nor be discouraged."


Clearly yärüs "he shall run" must be corrected to yerds "he shall
be broken in spirit" but the verb is not räsas = radda "smashed,
crushed," which is far too strong for the context, but rüs = rdda(w)
"broke in, tamed," here used to mean "broke the spirit, reduced to
despair." There is assonance between, not identity of, the two verbs.
Isaiah xlii 24 : " Jacob for a spoil, and Israel to the robbers."
Parallelism requires two abstract nouns. The first is m'Sissah or
m'Sussdh "plundering," whose form is confirmed by m'söräh which
is now seen to be the correct form of misrdh "government," being
so given in Scroll A (Is. ix 5 23 ); the second is bdz'zim "spoliation"
(cp. Pesh.'s bzdza and Targ.'s bizza), which is a noun of the type of the
abstract *q6telim "slaughter," of which several are found in the Old
Testament 24 .
Isaiah xliv8: "is there a God beside me? yea, there is no Rock. I
know not any."
GORDIS26 neatly corrects the impossible negative 'en into the
interrogative Hn before sür " r o c k ; " the Vulg.'s numquid and Sa'ad.'s
wahal- "and is there . .. ? " support the correction, which is implied by
the omission of the negative particle from the L X X . The sense then is
"is there a God beside me or is there a Rock? 2 6 I know not any."
This Aramaic particle may be recognized also in a number of other
passages of the Old Testament (e. g. I Sam. xxi 9 Ps. cxxxv 17
cxxxix 4 Job. vi 6,12) 27 .
Isaiah xlvii 9: "in their full measure they shall come upon thee."
Surely the meaning of kHummäm "like their innocence" is
"without premeditation," i. e. " a t haphazard, at random;" for loss
of children and widowhood are here personified and treated like the
archer who shoots iHummd "(according) to his innocence" i. e. "wi-
thout definite purpose, at random," namely without aiming at any
particular object (I Ki. xxii 34 = II Chron. xviii 33; cp. II Sam.
xv 11). The L X X ' s £5a{<pvr|s and Pesh.'s men Selyd come near to
but do not quite reach the sense.
Isaiah xWiii 14: "and his arm shall be on the Chaldaeans."
Clearly something is wrong with z'ro'o "his a r m ; " ought it to
be read zöre<u "they are dispersed, scattered?" 2 8 The verb will be
an Aramaism, missed for that reason both here and elsewhere (Ezek.
21 Hardly therefore m'ieräh after the model of m'silläh " b e l l " (GRAY, Isaiah
176). 2 1 Cp. DRIVER in Bibl. X X X I I 196. 2 5 In GINZBERG 176.

M Or §awwär " c r e a t o r " (s. WIEGAND in Z. At. W. X 87—93; HEMPEL, ibid.


N . F . XI 289; DRIVER in J . B . L . LIII 273—4; WEINGREEN in J . S . S . II 168).
" Cp. DELITZSCH, Psalmen 1 773 and KÖNIG, Syntax § 363 d.
88 Cp. n. on x x v 2.
48 G. R . DRIVER, N o t e s on Isaiah

xxxi 17) 29 ; and the Syriac verb has exactly the sense required here when
tiapfisu is translated 'ezdre'wi nthe Syro-hexaplar Version (Ezek. xxxiv6).
Isaiah lviii 12: "the repairer of the breach, the restorer of paths to
dwell in".
This translation of the Hebrew text cannot possibly be right;
for "paths" is not parallel with "breach," and people do not dwell
in "paths". The Versions bring no help, and philology alone must
be invoked. The Acc. natabu "to cut off", whence nutabu "splinter"
is derived, is evidently cognate with the Arab, tabba "cut back"
tubba "was injured, suffered loss, perished", of which a yTB forms
the common base. Is then the Heb. n'tibah "path" so called as a
place where the undergrowth is cut back to give a passage ? 80 Here
then n'tibot may mean "what is cut down, hacked down" in a general
sense, which is nicely parallel to peres "breach."
Isaiah lviii 14: "then shall thou delight thyself in the Lord."
The LXX's rendering of tipannag by ECRQ TTETTOISCOS (cp. Pesh.'s
tetkal) refers the Heb. 1 a/nag to the Arab, 'anaja I "held firmly with
a cord 31 ", IV "consolidated (a business)" whence Sndju-H'amri
"the basis of the affair" ( F R E Y T A G ) , so that the meaning will be
"thou shalt be dependent on the Lord". This verb may be accepted
here as it has been elsewhere in the Old Testament (Ps. xxxvii 4
Job. xxii 26 xxviilO Prov. xixlO) 32 .
Isaiah lx 5: "and thine heart shall tremble and be enlarged."
The notion of trembling is hardly suitable to the context; here
therefore pahad "quivered," which is the basic sense of the root
(cp. LXX's 8I£CTEICTEV for hiphid at Job iv 14), must mean not "shook
with fear" but "was thrilled, awe-struck" or the like, as the Vulg.'s
mirabitur (cp. Pesh.'s tehdeyn) suggests. So too the L X X elsewhere
render pahad as 6an|3os (Ct. iii 8). The Arab. rahibu-Hsadri "wide
of breast" i. e. "care-free" shows the sense of the Heb. rahab "was
wide" in the present context, even if its application to leb "heart"
is unusual (EHRLICH).
In conclusion, I am happy to offer these notes as a small tribute
to the eminent scholar who has done so much to advance the study
of the Old Testament.
rbvnn ton n n minn poisro ••» VD
(Completed 3 August 1967)

2 8 Cp. Bibl. X I X 179. 8 0 So Tplpos " p a t h " as beaten or worn from

Tpipeiv " t o rub, pound, beat down." 31 Not ganija "was amorous".
82 Cp. S C H N U R R E R , Dissertationes 269 and Y E L L I N in Abrahams 463, adding
Is. lvii 4 (which however is uncertain).
D i e TcpTttoXi] d e s A l e x a n d e r J a n n ä u s
Von K u r t Galling in Göttingen
(Göttingen, Merkelstr. 6 9 )

In zahlreichen Arbeiten hat der Jubilar, dem diese Studie zu-


geeignet sei, den Bereich der syrisch-phönikischen Religion, deren
Götterwelt, Mythus und Kultus behandelt, weite Wege vom Baal
Zaphon bis Karthago, von ByLlos bis Dura durchschreitend und aus
literarischen Texten des 2. Jahrtausends, alten und jungen Inschriften
und bei hellenistischen Tradenten wie dem Sanchunjaton bearbeiten-
den byblischen Philo das Charakteristische erhellend. Dem Septagenario
war der Gratulant nicht weniger als siebzehn Jahre an der gleichen
Lehrstätte verbunden und darf dieser Verbundenheit herzlich dank-
bar gedenken, fiel sie doch in jene Jahrzehnte, in denen es als ein
fragwürdiges und belastendes Unterfangen angesehen wurde, sich
mit dem AT und seiner Umwelt in Redlichkeit und Kompromiß-
losigkeit zu beschäftigen.
Die Wege der archäologischen Erforschung des syrisch-palästi-
nischen Raumes, die der Gratulant von 1926 an beschritt, kreuzten
verständlicherweise nicht eben selten die des Religionshistorikers,
und so mag es verständlich sein, daß er dem Jubilar auf den festlich
geschmückten Tisch des Ehrentages — wenn auch nur in effigie et
verbo — ein goldenes Kunstwerk stellt, das, von Strabo — und Pli-
nius — beschrieben, vor gut zweitausend Jahren angefertigt wurde
und einen bis jetzt unerklärten und rätselvollen Namen trägt. Von
beidem, der Beschreibung und dem Namen aus, soll der Bogen zur
phönikischen Religion herüber gespannt werden.
Im Eingang des 14. Buches seiner Archaeologia berichtet J o s e -
p h u s über das Auftauchen der Römer in Palästina. Nachdem es
Pompeius im Jahre 66 v. Chr. gelungen war, Kleinasien zu pazifizieren,
faßte er den Entschluß, das ohnmächtig gewordene Seleukidenreich
zu liquidieren und dessen Gebiet und Bevölkerung soweit als möglich
der römischen Machtsphäre einzugliedern. Für das hasmonäische
Palästina erleichterte sich ihm die Aufgabe dadurch, daß Aristobul
und Hyrkan miteinander rivalisierten. Der von Pompeius nach Da-
maskus entsandte Legat, mit Namen M. Aemilius Scaurus, erhielt von
beiden Seiten aus je 400 Talente angeboten. E r entschied sich für
den seinem Urteil nach noch für »Nachzahlungen« zu gewinnenden
Aristobul, dem er durch einen namhaften Einsatz römischer Truppen
gegen Hyrkan und den mit diesem verbündeten und die Gegenseite
stärkenden Nabatäerkönig Aretas half. Obschon sich Aristobul so
der Gunst und Hilfe Roms erfreuen konnte, erschien es ihm gleichwohl
Von Ugarit nach Q u m i a n 4
50 K. GALLING

nützlich, dem in nächsten Jahre persönlich in Damaskus auftauchen-


den Pompeius durch ein kostbares Geschenk seinen besonderen Dank
auszusprechen und, wenn möglich, seine Position im Schutzbereich
Roms für die Zukunft zu sichern. Daß die Dinge dann einen anderen
Verlauf nahmen, Aristobul sehr schnell die Gunst des Pompeius ver-
lor, ja, daß er schließlich im Triumphzuge des Pompeius (61 v. Chr.)
als Gefangener durch die Straßen Roms ziehen mußte 1 , kann hier
füglich beiseite bleiben, da die archäologisch-religionsgeschichtlichen
Erwägungen des Folgenden es eben mit jenem Geschenk zu tun haben,
das Aristobul im Jahre 65 v. Chr. Pompeius überreichte.
Josephus sagt zunächst 2 nur in Kürze, es habe sich um einen
goldenen Weinstock (anueXos) im Werte von 500 Talenten gehandelt.
Da die Schätzung nicht nur auf der künstlerischen Arbeit, sondern
auch auf dem reinen Metallwert beruht haben dürfte, mag man — auch
ohne nähere Kenntnis vom Aussehen dieses »Weinstockes« — auf
seine nicht unerhebliche Größe schließen. Die nähere Kenntnis des
goldenen Kunstwerkes verdankt Josephus dem auch anderenorts
von ihm ausgeschriebenen Gewährsmann S t r a b o 3 , den er deshalb
wörtlich zitiert:
»Aus Ägypten kam (sc. zu Pompeius nach Damaskus) eine Gesandtschaft mit
einem Kranz von 4000 Goldstücken, und aus Judäa (d. h. von Aristobul) etwas, das
sowohl einem Weinstock als einen Garten (EITE CXHTTEAOS E\TE KFJTROS) darstellte. Tfip-
TTCÜXT1! nannte man diese Gabe. Dieses Geschenk haben wir auch in Rom im Tempel des
kapitolinischen Zeus aufgestellt gefunden. Es hatte die Beischrift: Des Alexander, des
Königs der Juden. Seinen Wert schätzte man auf 500 Talente, und man ist der Meinung,
es sei mit dem identisch, das der jüdische Herrscher Aristobul geschickt habe.*

Soweit die Notiz Strabos. Man hat wegen der unerfindlichen


Details alle Ursache, sie für wohlbegründet anzusehen. Zwar hat
Strabo uns die zur Interpretation jedenfalls wichtige, wenn auch
keineswegs eindeutige Benennung des Kunstwerkes als TepmoAfi er-
halten, die Beschreibung selbst ist leider nur allzu dürftig ausgefallen.
Insbesondere erschwert es eine Vorstellung, daß Strabo zur Kenn-
zeichnung zwei Worte nebeneinander verwendet, d. h. von einer wohl
wagerecht zu denkenden 4 freiplastischen (?) Weinranke — oder ist
es ein Randfries? — und einem (Miniatur-)Garten spricht. Beim
Garten könnte man ebenso an reliefierte Darstellung auf ebenen

1 E M I L S C H Ü R E R , G e s c h i c h t e d e s j ü d i s c h e n V o l k e s i m Z e i t a l t e r Jesu Christi 8 ' 4

I, 1901, 291-301.
' Josephus, A n t XIV, § 34 ( e d . Niese).
8 KARL ALBERT, S t r a b o als Q u e l l e des F l a v i u s Josephus, Diss. Würzburg
1 9 0 2 , 27 — 4 4 ; E R N S T HONIGMANN, P W I V a , 1 9 3 2 , 8 9 .
1 D e r l i e g e n d e , k r i e c h e n d e W e i n s t o c k w a r i n P a l ä s t i n a das N o r m a l e , wenn
es a u c h a u f r e c h t g e s t e l l t e W e i n s t ö c k e g e g e b e n h a t : G U S T A F D A L M A N , A r b e i t und
S i t t e i n P a l ä s t i n a XV, 1935, 328 f f .
Die TepTTCoXTi des Alexander Jannäus 51

Flächen denken wie an eine goldene Schale bzw. eine cista, die einen
Miniaturgarten aufnehmen sollte. Als weiterhelfend erweist sich die
Bemerkung Strabos, er habe das Kunstwerk im Tempel des kapitoli-
nischen Zeus in Rom (selbst) gesehen, denn THEODOR REINACH5
kombinierte daraufhin mit der Strabonotiz eine Angabe des älteren
Plinius im 37. Buche der Historia Naturalis6. Hier sind in dem von
Edelsteinen handelnden Buche Gemmen des Pompeius erwähnt, die
sich in Capitolio befunden hätten. Bei seinem dritten Triumphe —
61 v. Chr. — habe Pompeius neben anderen unerhört wertvollen
Kunstwerken mit sich geführt: montem aureum quadratum cum cervis
et leonibus et pomis omnis generis circumdata vite aurea. Das aus Gold
gearbeitete quadratische Kunstwerk stellte demnach einen Berg dar
und war mit Reliefbildern von Hirschen und Löwen und Früchten aller
Art verziert; auch war das Ganze von einem Weinrankengewinde um-
geben. Auffallend ist die Einordnung dieses mons quadratus zwischen
33 Perlenkränzen und einem Museion von Perlen mit einem Stunden-
zeiger an der Spitze. Man könnte vermuten, daß die Trauben des
Weingerankes aus Perlen bestanden, wodurch die Zusammenstellung
ohne weiteres verständlich wäre; aber, da Plinius von den möglicher-
weise zu substituierenden Perlen-Trauben nichts erwähnt, und auch
andere Möglichkeiten für die Darstellung der umgebenden Wein-
ranke bestehen, dürfte es richtiger sein, die Zusammenstellung in der
Liste des Plinius einfach mit der von Plinius noch gesehenen Auf-
stellung der Kunstwerke in Capitolio zu erklären. Ehe wir uns des
Näheren archäologisch mit dem bei Plinius beschriebenen Kunstwerk
beschäftigen, ist noch die Frage zu erörtern, ob die Kombination
REINACHS zutreffend ist, anders ausgedrückt, ob der mons aureus
quadratus des Plinius mit dem CC^TTEAOS —Kfj-rros des Strabo identisch ist.
Dafür spricht ohne Zweifel, daß es in beiden Fällen ein Kunstgegen-
stand aus dem Besitze des Pompeius ist, und daß in beiden Fällen
das Kunstwerk seine Aufstellung in Capitolio gefunden hatte. Und
nicht zuletzt, daß sowohl Strabo als auch Plinius der Weinranke be-
sonders Erwähnung tut. Andererseits würde man nach den von Plinius
genannten Reliefbildern (Früchte, Hirsche und Löwen) das Kunst-
werk eher als Darstellung eines Parkes (irapáSeiaos) charakterisieren
denn als Garten (K^TTOS) ; jedoch stehen beide Kennzeichnungen nicht
soweit gegeneinander, daß die Gleichsetzung, die durch die vorge-
nannten Punkte doch stark gestützt wird, aufzugeben sei. Freilich
muß man dann voraussetzen, was im ersten Moment schwierig sein
möchte, daß bei dem Kunstwerk der goldene quadratische Berg

6 THEODOR REINACH, Textes d'auteurs grecs et romains relatifs au Judaisme,


1896, 93.
• Plinius, Hist. Nat. 37, § 12.

4*
52 K. GALLING

;prima facie nicht dominierend in Erscheinung trat, anderenfalls er


doch auch Strabo hätte nennenswert sein müssen. Das archäologische
Vergleichsmaterial, das hernach angeführt werden soll, läßt es u. E.
verstehen, daß Strabo bei seiner ja auch wesentlich kürzeren Be-
schreibung den Berg (Zinnen!) als nebensächlich beiseite ließ. So darf
man, wie es uns scheint, mit gutem Grunde für das Verständnis der
TspTrcoAri, die Aristobul in Damaskus dem Pompeius überreichte, die
Beschreibung des Plinius zugrunde legen. Davon ging auch der Ägyp-
tologe W A L T E R WRESZINSKI aus, der in zwei relativ kurzen Aufsätzen 7
1924 und 1926 — der zweite ist eine Art Nachtrag — zur Erklärung
der TEpircoAr) auf ägyptische Prunkgefäße hinwies. Es finden sich näm-
lich in Tributbildern der XVIII. —XX. Dynastie, d. h. aus der zweiten
Hälfte des 2. vorchr. Jahrtausends Tafelaufsätze mit Darstellungen von
Pflanzen, Bäumen und Tieren, in deren Mitte nicht selten eine pyra-
midenartig aufragende Kegelhütte steht. Diese Kunstwerke figurieren
als Beute aus Nubien, aber man wird WRESZINSKI zustimmen, wenn
man sie eher als Kunstwerke ägyptischer Künstler ansieht, deren
Material aus nubischem Golde bestand. Für den Vergleich sind dem
Verfasser die Kegelhütten in der Mitte der Prunkgefäße wichtig, die
einem »Berge« verglichen werden könnten. Die analogen Prunkgefäße
aus syrischen Tributen, die man allem Anschein nach auch als ägyp-
tische Arbeiten anzusehen hat, hat H E I N R I C H SCHAEFER 1905 — vor-
nehmlich in Hinsicht der »Perspektive« der Bilder — eingehend be-
sprochen 8. Auf diese Arbeit weist WRESZINSKI in seinem zweiten Auf-
satz hin. Bei den »syrischen« Prunkgefäßen aus der zweiten Hälfte des
2. Jahrtausends handelt es sich um kraterartige Ringgefäße mit meist
niedrigem Standfuß. Der Gefäßrand ist mit plastischen Nachbildungen
von Pflanzen (besonders Wasserpflanzen!) verziert. Im Inneren der
Schale — zuweilen als Deckel zu denken — erhebt sich über der
»Teichoberfläche« — man muß sich die Schale mithin wassergefüllt
vorstellen — eine Insel mit Aufbauten (vgl. AOB, Abb. 56—58). Ein
Beutestück Ramses' II., zeigt — aus dem Schalengrund aufragend —
eine wohl quadratisch gestaltete syrische Festung 9 . Alle Darstellungen
gehören, wie schon bemerkt in das 2. Jahrtausend v. Chr.; einzige Aus-
nahme ist ein Bild aus der Zeit Ptolemäus' VII. (um 145 v. Chr.) 10 ,
das jedoch ohne Zweifel als archaistische Repetition zu erklären ist.
Aus dem Vergleich der »nubischen« Gefäße mit der Beschreibung der
TepTrooAr) bei Plinius zieht WRESZINSKI den Schluß: »So haben wir
' WALTHER WRESZINSKI, T E P F I C Ü A H , GLZ 27, 1924, 570—573; ders.. Noch
einmal TEPFLOOAH, OLZ 29, 1926, 9 6 0 - 9 6 3 .
8
H E I N R I C H S C H A E F E R , Die altägyptischen Prunkgefäße mit aufgesetzter
Randverzierung (Untersuchungen IV, 1), 1906.
" H E L M U T H T H . B O S S E R T , Altsyrien, 1 9 6 1 , Abb. 9 4 6 .
10
HEINRICH SCHAEFER a. a. O., Abb. 68.
Die TspTrcoAt) des Alexander Jannäns 53

wohl in dem Geschenk der Judäer an Pompeius, der Terpole, einen


s p ä t e n N a c h k o m m e n altägyptischer Tafelaufsätze aus nubischem
Gold zu sehen«11. Die nachgetragene Besprechung der »syrischen«
Prunkgefäße gibt sich als Ergänzung, nicht Korrektur, so daß man im
Sinne des Verfassers das In-Beziehung-Setzen der altägyptischen
Prunkgefäße, sei es der nubischen, sei es der syrischen mit der Terpole
generell gelten lassen darf. Nun ist gewiß die Diktion WRESZINSKIS sehr
zurückhaltend, immerhin hätte es ja schwerlich einen Sinn, von einem
»späten Nachkommen« zu reden, wenn man nicht trotz fehlender
Zwischenglieder an irgend welche »genealogischen« Beziehungen
dächte! Aber, da auch WRESZINSKI in der Terpole nicht ein Museums-
stück aus den Tagen Salomos, sondern an ein dem Alexander Jannäus
(103—76 v. Chr.) zeitgenössisches Kunstwerk denkt, so bleibt die
Frage, wie man sich die Beziehungen denn realiter vorstellen soll. Ist
es auch nur wahrscheinlich, daß damals syrische Künstler, selbst wenn
sie sich zeitweilig in Ägypten aufhielten, von nur abbildlich an Tempel-,
Palast- oder Grab( !)-wänden sichtbaren Gefäßen der Zeit des Neuen
Reiches Anregungen übernahmen ? Außerdem gleicht die Terpole in
der Beschreibung des Plinius selbst einem Berg, nicht aber steht dieser
»Berg« in einem (Rund-) Gefäß ! Sich die Terpole des Alexander Jan-
näus dadurch zu vergegenwärtigen, daß man auf doch nur sehr entfernt
ähnliche Kunstwerke hinweist, die gut ein Jahrtausend älter sind,
aus einem relativ geschlossenen Kulturgebiet stammen und von denen
auch kein »früher Nachkomme« in Syrien und Palästina aufgetaucht
ist, bleibt u. E. ein vergebliches Unterfangen. Weiterführen kann allein
eine Umschau im Bereich h e l l e n i s t i s c h e r T o r e u t i k . Soweit meine
Übersicht reicht, findet sich in den Sammlungen griechisch-römischen
Kunstgewerbes kein Stück aus Silber oder Gold, das dem bei Plinius
beschriebenen vergleichbar wäre.
Von quadratus aus könnte man an die relativ selten viereckigen
Bronzebehälter des 3. vorchr. Jahrhunderts erinnern, die in Italien
(Praeneste) aufgetaucht sind12. Richtiger möchte der Hinweis auf eine
aus Sidon stammende Kleinbronze sein, die in Paris aufbewahrt wird13.
Auf vier Löwenfüßen ruht ein kastenartiger Aufsatz, von denen drei
Seiten mit Reliefbilc'ern verziert sind : rechts und links ein schreitender
Löwe und auf der Frontseite drei stilisierte Bäume, von denen der
mittlere als Cypresse zu interpretieren ist. Oberhalb des Kastenssi nd
zwei Seiten- und eine Rückenlehne angebracht, so daß das Ganze
doch wohl kaum anders denn als Gottesthron zu deuten ist. Damit
aber scheidet die Bronze für einen Vergleich mit der Terpole im
11 WALTHER WRESZINSKI a . a . O. ( 1 9 2 4 ) , 573.
12 Louis GOLDSCHEIDER, Etruscan Sculpture, 1941, 69.
1 8 ERNEST BABELON, Catalogue des bronzes de la bibliothèque nationale,

Nr. 1471; vgl. HENRY SEYRIG. Antiquités Syriennes, Syria 18, 1937, 204.
54 K. GALLING

engeren Sinne aus. Stellt man das mons quadratus in den Vordergrund,
so wäre zu fragen, ob es nicht viereckige Bronzegeräte gibt, bei denen
das Bergmotiv zwar einerseits unverkennbar ist, andererseits aber
nicht mit solcher Ausschließlichkeit in Erscheinung tritt, daß man es
bei einer summarischen Beschreibung nicht auch hätte übergehen
können, Erwägungen, die sich uns beim Vergleich der Strabo- und
der Pliniusbeschreibung aufdrängten. In P o m p e j i sind nun — teil-
weise als Herde verwendet — rechteckige Bronzen gefunden worden,
deren oberer Rand aus dreifach gestaffelten Absätzen besteht, die
man als B e r g z i n n e n verstehen kann. In den Atti dell' Academia
Pontaniana bespricht GUISEPPE SPANO14 die bisher bekannten fünf
Bronzegeräte mit Zinnenmotiv unter dem kennzeichnenden Titel:
»Bronci di Siria in Pompei«. Keines dieser Geräte ist quadratisch,
immerhin nähert sich ein im Isistempel gefundenes Stück mit 40 X 32cm
der quadratischen Form, die man für die Terpole in der Beschreibung
des Plinius zu fordern hat. Von »syrischen« Bronzen spricht SPANO
deswegen, weil sich das Zinnenmotiv auf keinen genuin italischen
Bronzen oder ähnlichen Kunstwerken findet, und weil dieses sich
andererseits in Assyrien und Persien nachweisen lasse15. R. NAU-
MANN 16 verzeichnet weitere Beispiele aus Urartu und Syrien (Dschera-
blus und Zendschirli); bei den beiden letztgenannten Beispielen erwägt
er die Deutung als Altarzinnen. Drei steinerne Räucheraltäre aus
Phönikien, die frühestens der hellenistischen, wahrscheinlich alle der
römischen Zeit angehören, weisen derartige Zinnenreihen auf, die
ähnlich den älteren »Altarbruchstücken« aus Dscherablus als rand-
verzierende Flachreliefs ausgearbeitet sind, d. h. anders als bei den
Bronzen von Pompeji nicht frei herausragen17. Bei der in den Maßen
bereits genannten Bronze vom Isistempel in Pompeji erwägt SPANO
im Gegensatz zu anderen als Kohlenbecken zu deutenden Stücken
eine Verwendung als Tragaltar. Die vier Eckfüße der pompejanischen
Bronzen laufen ähnlich dem »Götterthron« aus Sidon (s. o.) in Löwen-
klauen aus. Bemerkenswert ist, daß sich in dem meist niedrigen
Rahmen (den vier Wänden) Reliefs mit Tierköpfen (Löwe und Stier),
sowie (Theater-) Masken vorfinden. Würde man nach den pompe ja-
nischen Beispielen den mons aureus quadratus der Pliniusbeschreibung
rekonstruieren, so wäre für jede Seite außer den gewinkelten (Eck-)-
Zinnen — je nach dem Ausmaß der meist drei Stufen aufweisenden
Zinnen — mit einer oder zwei Zinnen zu rechnen, die frei aufragen,

1 4 GUISEPPE SPANO, Bronci di Siria in Pompei, Atti dell'Academia Pontaniana

62, 1922, 1 6 1 - 2 1 1 .
15 BRUNO MEISSNER, B a b y l o n i e n und A s s y r i e n I, 1 9 2 0 , S. 2 7 8 .
M RUDOLF NAUMANN, A r c h i t e k t u r Kleinasiens, 1 9 6 5 , 1 6 2 ff.
17 KURT GALLING, Der Altar in den Kulturen des Alten Orients, 1925, Tai. 13,
\bb. 30, 32 f.
Die TepTTCoAri des Alexander Jannäus 55

geht man von den phönikischen Räucheraltären aus, so wäre an ein


Reliefband mit dem Zinnenmotiv zu denken. Das circumdata vite
aurea widerrät an einen unteren Reliefstreifen mit Weinrankenmotiv
zu denken, obwohl uns derartige Reliefstreifen aus Syrien nicht un-
bekannt sind18.
Ehe wir versuchen, den Zweck und Sinn des Kunstwerkes zu
eruieren, ist die Herkunft kurz zu erörtern. Zwar scheint der Tat-
bestand zunächst sehr einfach zu liegen: die goldene Terpole war im
Besitz des Hasmonäers Aristobul. Dieser hatte sich nach neunjährigem
Regiment seiner Mutter, und nachdem er seinen Gegenspieler Hyrkan
besiegt hatte, der Königsherrschaft bemächtigt und in den Schatz-
kammern des Palastes in Jerusalem eben jenes Kunstwerk gefunden,
das er im Jahre 65 v. Chr. Pompeius zum Geschenke gab. Was besagt
die bei Strabo erhaltene Notiz, die Terpole habe die Beischrift be-
sessen : des Alexander, des Königs der JudenPTLine Beischrift in griechischer
Sprache ist historisch durchaus denkbar, war doch Alexander Jannäus
auch der erste Hasmonaer, der zweisprachige Münzen prägen ließ.
Die nur hebräisch beschrifteten Hohenpriestermünzen sagen: Jo-
natan ( = Jannai), der Hohepriester und die Gemeinde der Juden«, die
zweisprachige Königsmünzen: Jonatans des Königs, BCCCTIAECOS AAe^OCV-
5pou19. Obwohl hier das Beiwort »der Juden« (hebräisch und griechisch)
fehlt, läßt sich gegen die — vollere — Beischrift der Terpole nichts
einwenden, da die Kurzform der Königsmünzen sich vermutlich ein-
fach damit erklärt, daß es an Raum für eine ausführlichere Inschrift
fehlte. Aber eine andere Frage bleibt: so notwendig geprägte Münzen
den Münzherrn zu nennen haben, so wenig naheliegend ist es, daß ein
königlicher Besitzer auf einem für ihn hergestellten Kunstwerk noch
einen Eigentumsvermerk anbringen läßt. Immerhin ließe sich die In-
schrift damit erklären, daß Alexander, der sowohl Hoherpriester als
auch König war und zwei verschiedene Arten von Münzen prägen
ließ, durch die Beischrift ausdrücklich zum Ausdruck bringen wollte,
daß ihm die Terpole in seiner Eigenschaft als König gehöre, also
nicht etwa als ein Teil des Tempelschatzes anzusehen sei. Schließlich
aber könnte man den Eigentumsvermerk auch so interpretieren, daß
das zunächst unbezeichnete Kunstwerk als Tribut oder Beute in die
Hand Alexanders gekommen war, und daß der Besitzübergang —
sekundär — durch den Eigentumsvermerk festgehalten werden sollte.
Da Alexander Jannäus zahlreiche Kriege sowohl nach Osten hin
(Gadara, Pella, Gerasa) als an der Küste (Raphia, Anthedon, Gaza) ge-
führt hat, wäre es nicht undenkbar, daß die Terpole aus einer »hellenisti-

1 1 JAQUELINE PIRENNE, Le rinceau dans l'évolution de l'art sud-arabe, Syria

34, 1967, lOOff.


" EMIL SCHÜRER a. a. O. 284.
56 K . GALLING

sehen« Stadt stammte. Im Hintergrund dieser Erwägungen steht zu-


gleich die Frage nach dem Künstler, der das Werk schuf. War es ein
Nichtjude, etwa ein in den Küstenstädten Palästinas oder Phönikiens
(Akko) lebender Grieche oder ein in der Goldschmiedekunst bewander-
ter »Levantiner« ? War es ein Jude, dem das Verbot, Lebewesen abzu-
bilden keinerlei Beschwerde machte ? Nach älteren meist generali-
sierenden Thesen über die Stellung des Judentums der hellenistisch-
römischen Zeit zum Bilderverbot hat J . B. FREY 20 bei Erörterung
der Bilderfrage richtig festgestellt, daß man zwar eindeutig alle Bilder
ablehnte, die irgend etwas mit heidnischem Kult zu tun hatten — im
Traktat Aboda Zara werden Fuß- und Handfragmente von (vielleicht
völlig profanen) Statuen offensichtlich deswegen unter Verdikt ge-
stellt, weil man sie mit Sarapis oder Sabazios in Verbindung bringen
konnte 21 —, daß es aber hinsichtlich der (profanen) Darstellung von
Früchten, Bäumen, Tieren und selbst Menschen durchaus offen war,
ob man derartiges a limine abzuweisen habe oder nicht. Daß man bei
dem Problem der Einhaltung des Bilderverbotes nicht nur die ver-
schiedenen Zeiten sondern auch die verschiedenen Räume (Palästina/
Diaspora) zu beachten habe, hat neuestens CARL H. KRAELING in
seinem Werk über die Synagoge von Dura-Europos unterstrichen 22 .
Er statuiert, daß man im palästinischen Judentum der makkabäischen
und nachmakkabäischen Zeit — das uns im Zusammenhang der
Terpole besonders interessiert — gegenüber Darstellungen von Lebe-
wesen einen intransingenten Standpunkt eingenommen habe, was im
besonderen auch von Josephus mehr als einmal betont werde (Bell.
Jud. I, 33, 2f.; Ant. XV, 8, 1; X V I I , 6, 2; X V I I I , 3, 1. 8, 1). Für
das Herrscherhaus hätten, so meint KRAELING, Ausnahmen bestanden,
was nicht so sehr aus dem Grabmonument in Modein (I Macc 13 27-30)
hervorgehe — außer den dort erwähnten Waffen und Schiffen habe
es vermutlich keine weiteren Bilder gegeben! —, als eben aus der
Terpole des Alexander 23 . Nun kann man gewiß unterstellen, daß der
Hasmonäer, der zweisprachige Königsmünzen prägen ließ, gegenüber
dem Hellenismus eine gewisse Offenheit besaß. Auch kommt hinzu,
daß er ja die Terpole — anders als Herodes es mit dem aufreizenden
Adler an der Front des Tempels tat! — in keinerlei Bezug zu den
Tempelgeräten setzte (wenn wir, was wohl zulässig sein dürfte, dem
20 JEAN BAPTISTE FREY, La question des images chez les Juifs, Biblica 16,
1934, 265-300.
KURT GALLING, Der Gott Karmel und die Ächtung der fremden Götter,
21

BhTh 16, 1963, 112.


22 The excavations at Dura-Europos. Final Report VIII, 1. The Synagoge
b y CARL H . KRAELING, 1 9 5 6 , 3 4 0 — 3 4 6 und d a z u j e t z t a u c h HEINZ-LUDWIG HEMPEL,
Z A W 1 9 5 7 , S. 1 1 3 ff.
¡A CARL H . KRAELING a . a . O. 3 4 3 .
Die TEPTTCOATI des Alexander Jannäus 57

argumentum e silentio Folge leisten). Gleichwohl scheint mir der offen-


sichtlich vom Verhalten des Herodes mitbestimmte Satz K R A E L I N G S :
»Eine besondere Stellung muß den Repräsentanten der Herrscher-
häuser zugestanden werden, die, wie überall im Orient, gewöhnlich
außerhalb (above) des Gesetzes standen« doch zur Motivierung der
Terpole nicht auszureichen. Denn es ist ja doch keineswegs sicher, daß
ein jüdischer Künstler die Terpole eigens für den König Alexander
Jannäus herstellte! Übernahm aber Alexander die Terpole aus einem
anderen Bereich, dann spielte die »Bilderfrage« doch nur eine sekun-
däre Rolle. Wollte er das Kunstwerk in seinem Kunstwert erhalten,
mußte er sich mit der Darstellung von »Hirschen« und »Löwen« ab-
finden! An diesem Punkte, so scheint es uns, vermag nun der eigen-
tümliche Name des Kunstwerkes weiterzuhelfen.
»TepTTCoAi'i nannte man diese Gabe« (Strabo). Zwar kommt das
griechische Wort TspircoAi'i ganz vereinzelt vor als seltene Nebenbildung
zu dem geläufigeren Tépyis, das: Vergnügen, Ergötzen bedeutet.
Aber von der Sache her ist es denkbar unwahrscheinlich, daß man
unter den Kunstwerken in Capitolio gerade dieses des Alexander als
etwas besonders Ergötzliches herausheben wollte. Außerdem gibt
die Formulierung bei Strabo deutlich zu erkennen, daß er das Wort
TepTr<ioA/| als spezifischen Namen angesehen hat. Liegt aber eine fremd-
sprachliche Bezeichnung vor, dann wird man bei dem bisher uner-
klärten Terminus an die Gräzisierung eines hebräischen bzw. semi-
tischen Wortes zu denken haben. Da Strabo zwischen der (münd-
lichen) Benennung des Kunstwerkes als TepircoXi^ und der Beischrift
des (ehemaligen) Eigentümers klar unterscheidet, wie die dazwischen
geschaltete Bemerkung über den Aufstellungsort eindeutig beweist,
scheidet dieErwägung aus, das Wort TepTrcoA^ möchte vielleicht auf dem
Kunstwerk selbst angebracht gewesen sein. Handelt es sich aber um
eine »mündliche Tradition«, dann kann nicht nur beiläufig einmal aus
dem Munde eines in Rom lebenden Juden24 oder eines Puniers von
Ostia für den mons aureus quadratus bzw. das als EÍTS CXHTTEAOS EÍTE
Kfj-rros gekennzeichnete Kunstwerk der Ausdruck TepTTCoAi'i gefallen
sein, sondern er muß sich für die es hütenden griechisch redenden
Römer fest eingeprägt haben, was u. E. nur dann denkbar ist, wenn
diese Benennung dem Gegenstand bereits von der Übergabe in Da-
maskus an bzw. dem Triumphe des Pompeius ein paar Jahre später
fest anhaftete2S. Anders ausgedrückt: TepircoAri muß das Wesen, Sinn
21 H E R M A N N VOGELSTEIN u n d P A U L RIEGER, G e s c h i c h t e d e r Jude n i n R o m I,
1893, l f f .
25 Die von VOGELSTEIN a. a. O., 6 erwogene Möglichkeit, daß die Beischrift

erst bei der Deponierung des Kunstwerkes in Rom angebracht wurde, scheitert
u. E. daran, daß man in diesem Falle den Namen Aristobuls und nicht den des
Alexander Jannäus genannt hätte!
58 K . GALLING

und Zweck des Kunstwerkes getroffen haben. Läßt man die griechische
Endung fort, so kann man an TepircoA die Umschrift eines semitischen
trpl (terftol tarfiol) ablesen. Dabei müßte offen bleiben, ob man bei einer
Schreibung mit semitischen Buchstaben anfangs ein n oder ein 15 zu
setzen hätte. In einer der Deutung des Ortsnamens Tripolis (in Syrien)
gewidmeten Studie 26 habe ich darauf aufmerksam gemacht, daß das
an Artaxerxes I. gerichtete Schreiben der Provinzialverwaltung von
Samarien in einem offensichtlich bei der Zitation im Rahmen der
aramäischen Chronik von Jerusalem in Unordnung geratenen Text in
Esr 4 a das Wort IcVDIti27 gebraucht, womit Beamte des Großkönigs
bzw. des Satrapen Syriens bezeichnet werden. Dieses K ' V D I D kann
in Verbindung mit anderen Ortsnamen (Leute aus Babel und Elam)
kaum anders verstanden werden als daß damit »in T r i p o l i s Tätige«
gemeint sind. Von daher wäre dann sichergestellt, daß die Erklärung
von Tripolis als Dreistadt der Phöniker eine griechische »Volksetymolo-
gie« darstellt — wie es ja auch in anderen Bereichen Tripolis-Städte
gibt — und zum zweiten, daß die »Umschrift« von TEpircoA(ri) mit ö
und nicht mit n zu vollziehen ist. Was die vierradikalige Bildung VD1D
angeht, so lassen sich dafür einige Parallelen anführen. Zu 1312, der
Weinberg, gehört VölD, der Fruchtgarten, zu 5T3J, der Kelch, gehört
bsni, die Blütenknospe, zu hebräischem j?S3, Mehlteig kann man
ugaritisches bskl, die Keimpflanze28 stellen, auch boip, der Knöchel
könnte hier vielleicht genannt werden. Die dreiradikalige Wurzel des
mit affigiertem b gebildeten *?B*1B wäre dann «]1ö. Vom Arabischen
aus kann man, wie in VT IV, 1954, S. 420f. des Näheren ausgeführt
ist, auch für das Hebräische bzw. Phönikische mit nur einer Wurzel
»pD rechnen. Die Grundbedeutung wäre dann: »frisch sein, neu sein
bzw. frisch (pflücken) in die Hand bekommen«, wie denn das Sub-
stantivum fpD das frisch gepflückte Blatt, den frischen Raub und
die frisch bereitete Nahrung bezeichnet. Was den uns hier nicht weiter
beschäftigenden Ortsnamen TpfrroAis angeht, so würde mit ihm ein
fruchtbares Neuland (Gartenland) charakterisiert. Für den Namen Tep-
TTCOATI des goldenen Kunstwerkes ergeben sich zwei Möglichkeiten. Man
könnte das goldene Kunstwerk als Raub oder B e u t e a) des Aristobul,
der sich in Jerusalem des Königsschatzes bemächtigte oder b) [eher]
des Alexander Jannäus bezeichnet haben, der es als Beutestück ge-
wann. Gleichwohl scheint mir diese Erklärung wenig wahrscheinlich,

MKURT GALLING, ZU Deutung des Ortsnamens Veits -Tripolis in Syrien,


Vetus Testamentum 4, 1964, 418 — 422.
87 KURT GALLING, Kronzeugen des Artaxerxes?, ZAW 63, 1952, 66 — 74.

28 JOSEPH AISTLEITNER, Untersuchungen zur Grammatik des Ugaritischen,

Ber. Sächs. Akad. d. Wiss. zu Leipzig, phil.-hist. 100, 6), 1954, 22; zum <? als Schluß-
r a d i k a l v g l . T H . FRANKEL, Z A W 1 9 5 7 , S. 2 3 8 - 4 1 .
Die TfpircoXr) des Alexander Jannäus 59

weil mit der »Herkunftsangabe« — als Beute — ja nicht das Wesen


gerade dieses Kunstwerkes getroffen wird. Wie oft wird es Kunst-
gegenstände als Beute gegeben haben, so daß man dann wohl auch
dem für Beute erschlossenen Worte Vblü häufiger begegnen würde I
Singulär wäre jedoch die Interpretation des Kunstwerkes von einem
*7D1ö aus, das auf eine »frische Pflanzung« hinweist. Hierbei ergänzten
sich auch der Name TepircoAri und die Charakterisierung des Kunst-
werkes als K^TTOS. Dieses Kfjiros möchten wir mit den K ^ U O I 'AScbviSos
in Zusammenhang sehen! Ohne hier alle Zeugnisse zum Adoniskult
im Einzelnen anzuführen, seien einige Daten genannt, die die Hypo-
these der archäologischen Erklärung der Terpole des Alexander Jan-
näus stützen könnten. W. B A U M G A R T N E R hat im Anschluß an Beob-
achtungen E U G E N L E V I S das Nachleben der Adonisgärten auf Sar-
dinien und im übrigen Mittelmeergebiet verfolgt 29 und dabei auf den
hinter den christlichen Bräuchen erkennbaren Fruchtbarkeitszauber
hingewiesen, von dem auch die leider nur allzu fragmentarischen Zeug-
nisse der Antike Kenntnis geben. In unserem Zusammenhange inter-
essiert nicht so sehr der Mythus des Adonis als der Ritus der »Adonis-
gärten«. Hinweise bei W O L F W I L H E L M Graf B A U D I S S I N 3 0 und H E I N -
RICH S Ü L Z E 3 1 aufnehmend rekapitulieren wir kurz die für den Ritus
wichtigsten Hinweise. Das älteste, 1889 von W I L L I A M R O B E R T S O N
SMITH 3 2 zuerst erkannte Zeugnis über den Gebrauch von Miniatur-
gärten in aus der Fremde übernommenen Kultbegehungen findet sich
in Jes 17 9 ff. In diesem vom Propheten Jesaja stammenden und wohl
auf 734/3 v. Chr. zu datierenden Spruch, wird Samaria (als Femini-
num) angeredet, das sich voller Hoffnung auf Lebensrettung gegen-
über dem mächtigen Assyrien mit Damaskus verbündet hat, aber »am
Tage der Ernte« Siechtum und unheilbaren Schmerz erleiden wird.
Der vom Propheten erhobene Vorwurf lautet:
10 Weil Du den Gott Deiner Hilfe vergaßest
und an den Felsen Deines Schutzes nicht gedachtest,
darum magst Du pflanzen Pflanzen der Adonisgärten
und Reben-Steckling der Fremden 'säen'1 3 8

WALTER BAUMGARTNER, D a s Nachleben der Adonisgärten auf Sardinien


und im übrigen Mittelmeergebiet, Schweiz. Archiv für Volkskunde 43, 1946, 122—
148.
I0 W O L F W I L H E L M G r a f B A U D I S S I N , A d o n i s und E s m u n , 1 9 1 1 , 6 5 — 2 0 2 .
81 HEINRICH SÜLZE, A6covi8os KTYIROI, AyyeXos 2, 1926, 44ff.; 3, 1927,
72 ff.
M
Hinweis von WALTER BAUMGARTNER.
" Das maskuline Suffix könnte auf ein vorschwebendes »Garten« bezogen
sein; am besten wird man mit DUHM eine feminine Verbform ohne Suffix lesen
rv-jjn).
60 K . GALLING

ll Am Tage Deines Pflanzens bringst Du es hoch,


und am Morgen Deines Säens läßt Du es sprossen:
"Gemessen wird' 3 1 die Ernte am Tage des 'Siechtums'* 4
und unheilbarer Schmerz 'trifft dich' 3 *.
Im hebräischen Text steht für Pflanzen der Adonisgärten« tT3ö»3 ""»öl.
D^MSTJ ist ein plurale tantum oder ein Doppelplural; p»3 der Lieb-
liche ist Adonis. Das unmittelbar folgende IT läßt deutlich erkennen,
daß an die Übernahme eines Fremdkultus bzw. -ritus zu denken ist.
Unklar bleibt bei Jesajas Hinweis, ob es sich bei den Pflanzen um
solche handelt, die in Gefäße eingesetzt wurden, also um Kfiiroi
'ASdbvi8os im Sinne des im Adoniskult gebrauchten Wortes, oder
um gleicherweise lateinisch als AcLonaea bezeichnete richtige (wohl
vorbereitete) Feldgärten, wie sie neuerdings auch für Laodicaea am
Meer (in römischer Zeit) bezeugt sind37. Die Erwähnung des überaus
schnellen Aufsprießens — hier pointiert auf einen einzigen Tag ge-
setzt ! — spricht für eine Aufzucht, die durch Dunkelheit und Wärme
vorbereitet wurde (s. u.) und d. h. für Gefäßschalen bzw. »künstliche«
Adonisgärten. Auffallend ist, daß in Jes 17 Hb von der E r n t e ge-
sprochen wird, ein Zug, der in keiner Notiz über die Adonisgärten sonst
anzutreffen ist. Das wird sich jedoch aus der ausdeutenden Inter-
pretation des Propheten erklären. Saat gehört mit Ernte zu häuf.
Und wie der Landmann sich über das Aufsprossen der Saat deswegen
freut, weil dieses ein Unterpfand seiner Hoffnung ist und er dem Ernte-
jubel (Jes 92 Ps 126 6) entgegenschaut, so versteht Israel die welt-
politische Stunde als Unterpfand der großen Ernte, der es entgegen-
hofft. Jesaja aber weiß, daß die »Ernte« in bitterer Enttäuschung
enden wird! Ebenso deutlich ist, daß Jesaja bei der Apostrophierung
der Adonisgärten bzw. dem Aufsprossen der Pflanzen und Stecklinge
einen freilich zuletzt trügerischen Freudenakt ins Auge faßt. H E I N -
RICH SÜLZE 3 8 hat richtig erkannt, daß man — in Griechenland und
wohl auch in Phönikien — die kleinen Pflänzchen bzw. den Samen
(zumeist von Weizen, Gerste, Lattich und Fenchel) in der Dunkelheit
eines Raumes und gegebenenfalls durch zugeführte Wärme zum
Treiben brachte. Wenn Suidas von KRJ-rroi prricopoi spricht, d. h. ans
Licht gebrachte Gärtchen, so könnte man erwägen, damit den bei
34 13 des MT wohl als *T3 zu punktieren bzw. (vgl. BH) 13 von 113. Das
hieße: Fort, verschwunden ist die Ernte . . . Aber vielleicht ist es im Zusammen-
hang mit der Ernte richtiger zu lesen 103 bzw. *TÖ3 von 11Ü: Gemessen wird die
Ernte . . .
3 5 Lies (BH) n ^ n a .

* Da der Stichos zu kurz ist, schlägt PROCKSCH vor, 1 '3S1? einzusetzen.


37 B E R N A R D H A U S S O U I L L I E R e t H A R A L D INGHOLT, Inscriptions grecques de
Syrie, Syria 5, 1924, 333.
38 H E I N R I C H S Ü L Z E a. a. O. (1927), 85.
Die TspTrcoXri des Alexander Jannäus 61

Lucian mit der Auferstehungsfeier des Adonis verbundenen rätsel-


haften Ausdruck EIS TÖV F|£poc Tripmouciiv zu kombinieren. Was die
F o r m der Adonisgärten angeht, so bedient man sich größerer zur
Erdfüllung gee gneter Schalenfragmente (öarpocKcc) oder auch ganzer
Gefäße. Vereinzelt begegnen auch Körbe. In den Adioniazusen des
Theokrit ist von silbernen TocAapioKoi die Rede. Einmal ist auch auf
einem Adonisgärten-Bild einer (Londoner) Pyxis 3 9 zu sehen, daß zwei
auf Ständern stehende Stecklingsschalen (Adonisgärten) durch einen
niedrigen Aschenherd erwärmt werden. »Die Vorkehrungen für eine
Erwärmung würden für die widernatürliche Treiberei der Adonisgärten
durch Wärme durchaus sprechen 40 «. Der Adonismythus dürfte in
Phönikien um die Wende des 2. zum 1. vorchr. Jahrtausend entstanden
sein; dem voran ging eine Stufe, in der das durch den Regen bedingte
Aufblühen der Vegetation und das durch die Sonnenglut herbei-
geführte Verdorren auf zwei jugendliche Götter, auf Al'ijan Ba'al
und Mot verteilt waren 41 . Parallel der Gründung phönikischer Kolo-
nien im Mittelmeergebiet hat sich der Adoniskult im Laufe des 1. Jahr-
tausends — mit den Stationen Cypern, Sizilien, Malta, Sardinien,
Nordafrika und Spanien — verbreitet und ist der griechischen Welt
wohl schon vor dem 5. Jh. bekannt geworden. Strabo kennt und nennt
B y b l o s als die Stadt des Adonis, wie auch Lucian von Adonisriten
im Aphroditeheiligtum in Byblos weiß. Bedeutsam ist die Aufdeckung
eines Adonisheiligtums in Dura-Europos, des ersten Tempels, den
wir als Gebäude kennen. Nach der Anlage der Festräume zu schließen,
hat man in Dura zu Ehren des Adonis auch Kultmahlzeiten gehalten.
In einer aus dem Jahre 180/1 n. Chr. stammenden Inschrift ist aus-
drücklich von einem OIVOXUTETOV eis TCC 'AScbviSos die Rede 42 .
Ist man bereit, der oben dargebotenen Erklärung des bisher
unerklärten Wortes TepTtcoAii durch Rückgriff auf Venu zu folgen und
dieses als Terminus für eine »frische Pflanzung« anzusehen, so darf
nunmehr der Schluß gezogen werden, die von einem Phöniker gefer-
tigte Terpole des Alexander Jannäus in die Reihe der Adonisgärten
einzustellen und den silbernen TaXaploKoi beizuordnen, die Theokrit
erwähnt. Man kann natürlich fragen, ob die Treiberde der Adonis-
pflanzen unmittelbar in die goldene Cista hineingetan wurde, oder
ob man nicht ein Ostrakon oder ein tönernes Schalengefäß in den
mons aureus quadratus eingesetzt hat, das seinerseits die Treiberde
aufnahm. Dem in Beziehung-Setzen der Terpole mit Adonisfeiern
widersprechen die Reliefs (Hirsche, Löwen und Früchte aller Art)
« ibidem, Abb. ö.
40
ibidem a. a. O. 81.
41 8
OTTO EISSFELDT, Art. Adonis in RGG I, Sp. 98.
42
OTTO EISSFELDT, Tempel und Kulte syrischer Städte in hellenistisch-
römischer Zeit, 1941, 144f.
62 K. GALLING, Die TspfrcoATl des Alexander J a n n ä u s

keineswegs, im Gegenteil: die beim Adonisfest von Theokrit erwähnten


Früchte 48 sind, wie BAUDISSIN mit Recht bemerkt, nicht nur Eicheln,
sondern »allgemein Früchte von Waldbäumen«44. Bei den Hirschen
und Löwen darf man an die wilden Tiere erinnern, die nach Philo
Byblios den dem Adonis vergleichbaren Elioun-Hypsistos töten 45 ,
wie auch bei Griechen und Lateinern die Auffassung des Adonis als
Jäger weit verbreitet ist 46 . Der die Terpole des Alexander Jannäus
weiterhin kennzeichnende Weinstock bzw. die das Kunstwerk um-
rahmende Weinranke, könnte mit (Dusares-)Dionysos in Verbindung
gebracht werden, fehlt es doch nicht an — wenn auch späten — Zeug-
nissen einer Verbindung zwischen Adonis und Dionysos47, wie ja auch
im Heiligtum des Adonis in Dura-Europos ausdrücklich von einem
olvo)(UTEiov die Rede ist 48 .

(Abgeschlossen am 10. 7. 1967)

18
Idyll. 15, 1 1 2 : upicc . . ., öacc 6pu6s axpa <plpovn.
41 BAUDISSIN a. a . O . 124.
U C A R L CLEMEN, Die phönikische Religion nach Philo von Byblos, MVAEG
42, 3, 1939, 24f.
BAUDISSIN a. a. O . 79.
17
ibidem a. a. O. 200.
18
Das Vorliegende stellt die Neufassung eines auf dem 2. internationalen
Alttestamentlerkongreß in Strasburg (Sept. 1966) gebotenen Kurzreferates dar.
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung
Von J o h . H e m p e l in Göttingen
(Göttingell, Gervinusstf. 6)

Mit einer Arbeit über die Sprüche in der israelitischen Literatur,


die man als mäSäl bezeichnet, hat sich unser Jubilar einst die wissen-
schaftlichen Sporen verdient1, und ein Blick in die zweite Auflage
seiner Einleitung2 zeigt die Wahrheit des alten Satzes: On revient
toujours ä ses premiers amours. So mögen ein paar Bemerkungen zur
Pädagogie der »Weisheit« ihm zu seinem Festtag eine ernst-fröhliche
Stunde bereiten helfen, in dankbarer Erinnerung auch an manchen
ernst-fröhlichen Abend in der Hallenser Börsenrunde oder auch
- da freilich unter stärkerer Betonung des Ernstes — im Thiasos
in der Gemeinschaft — um nur diese zu nennen — mit FRIEDRICH
LOOFS u n d HERMANN GUNKEL, m i t GEORG WISSOWA, m i t OTTO K E R N
u n d GEORG KARO.
Der natürliche Erzieher ist in Israel wie überall der Vater. Er
unterweist in der Tradition, die dem Kind in seinem Mitleid mit dem
Jungtier wunderlich erscheint und doch heilig gehalten werden soll:
Wenn dich alsdann dein Sohn fragt: »Was soll das?«,
so sollst du ihm sagen:
»Als Jahve uns mit starker Hand aus Ägyptenland,
aus dem Knechtshaus geführt,
damals geschah es:
Weil Pharao sich sträubte, uns ziehen zu lassen,
tötete Jahve jeden Erstsohn* in Ägyptenland,
menschlichen wie tierischen Erstsohn.
Darum opfere ich dem Jahve jeden männlichen Erstwurf,
aber einen jeden meiner Erstsöhne löse ich aus« (Ex 1314f.).
Nicht minder feierlich ist die Belehrung über das grundlegende Be-
kenntnis, das Sema' ji&rael (Dtn 6 4ff.). Der pater familias entscheidet
ja, welchen Gott sein »Haus« verehrt (Jos 1415), er ernennt den
Eigenpriester (Jdc 17 5. ioff.) und noch die späte Zeit zeigt ihn in der
Rolle des Kultstifters für sein Gesinde (Sap. Sal. 1415), wie ja auch

1 Der Maschal im Alten Testament (BZAW 24), Gießen 1913. — Zum Terminus
vgl. jetzt auch A. R. J O H N S O N , Vetus Testamentum, Suppl. III (Festschrift H. H.
Rowley), 1965, S. 162ff.
2 Einleitung in das Alte Testament, 2. Aufl., Tübingen 1966. Dort S. 93f.
die Literatur. — Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, muß ich auf
eine textkritisch-philologische Begründung meiner Übersetzungen verzichten und
auf meine Arbeit »Wesen und Krise der Erziehung im AT« verweisen, die ich in
absehbarer Zeit abzuschließen hoffe.
» Zur Terminologie vgl. ZAW 64 (1936), S. 311 ff.
64 J . HEMPEL

die von A. ALT für den »Gott der Väter« in der Genesis herangezogenen
nabatäisch-griechischen Inschriften den Vater in solcher Funktion
erkennen lassen 4 , deren Beweiskraft für die Wüstenzeit freilich neuer-
dings nachdrücklich bestritten wird8. An seiner Person hängt die
Bildung einer eigenen Speisegemeinschaft beim Passah (Ex 12 3),
er wählt und schächtet das Opfertier, dessen Blut der Priester darnach
auf den Altar schüttet (Lev 1 5). Darum muß er im Gesetz unterwiesen
sein (Neh 8 13), und eben dies »heilige Wissen«, dessen Inhalt mit der
Zeit sich wandeln mag, das rein praktische Handgriffe wie den Schächt-
schnitt ebenso umfassen kann wie die grundlegenden (deuterono-
mischen) Bekenntnisse, gibt er dem Sohne weiter. Allerhand gute
Lehren, den Knaben in die rechte Art seines Volkes einzuführen,
werden sich angeschlossen haben, und daß es sich tatsächlich um den
eigenen Sohn gehandelt hat, lehrt das (allerdings seltene) Vorkommen
der Mutter im parallelen Gliede, etwa in Prov 1 8 oder in der Rück-
erinnerung an die Zeit, da er einst seines Vaters Erbsohn und seiner
Mutter Schoßkind (Prov 41 ff.) war. Bei aller formelhaften Erstarrung
des Wortes »Sohn« in der vor- und außerisraelitischen Weisheit wie
in Israel selbst, von der sofort zu sprechen sein wird, hat sich die
wörtliche Bedeutung um der Verantwortung willen erhalten, die der
Vater für die Zukunft der Familie trägt. Seine eigenen Sünden bringen
das Verderben, aber seine Weisung, des Sohnes schönste Zier, seine
Krone und sein Ehrenkranz, verlängert das Leben (Prov 3 1 f. 4 9 f.;
vgl. 6 23) und bewahrt ihn davor, Sohn (oder Tochter), mit eigener
Hand töten zu müssen, wie das Gesetz es befiehlt (Dtn 13 7ff.)6. Trotz
dieser Erwähnung der Tochter mag es zweifelhaft bleiben, wieweit
in dem Plural bänim die »Kinder« ohne Rücksicht auf das Geschlecht
(vgl. Gen 3 ie) einbezogen sind, zumal eine Anrede an die Tochter
außerhalb der Mahnung des »gewandten Schreibers« an die fremde
Königsbraut (Ps 4511) nicht begegnet und der Inhalt der Mahnungen
ganz überwiegend auf den Mann bezogen ist. Das »Lob der tugend-
samen Hausfrau« besingt den Nutzen, den sie ihm bringt (Prov 3110 ff.),
das böse Weib ist seines Lebens Last (Prov 12 4 21 9.19 25 24) und die
liederliche Tochter ist ihres Vaters Schande (Lev 21 9 Sir 26 13 ff. u. ö.).
Da aber die Frau zu der großen Landsgemeinde des siebenten Jahres
(Dtn 3112), zu bestimmten sie persönlich betreffenden Opferhand-
lungen und Reinigungen (z. B. Lev 12 6 15 29) sowie zum Orakel
4 Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel I, München 1963, S. l f f .
s Vgl. J . H O F T I J Z E R , Die Verheißungen an die drei Erzväter, Leiden 1966,
S. 91 ff.
• Die Frage, ob dies Gesetz jemals verwirklicht worden ist, kann hier außer
Betracht bleiben. Sein Vorhandensein — wenn auch vielleicht nur als Theorie —
zeigt das Ausmaß der Verantwortung des Vaters und damit das Pathos seiner
Erziehung; vgl. Sach 13».
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 65

(I Sam 1 9f.) zugelassen ist, bei Götzendienst und Zauberei aber der
Todesstrafe unterliegt (Ex 22 17 Lev 20 27 Dtn 13 7 17 2. 5) 7 , muß ihr
ein Mindestmaß an Wissen um den Gotteswillen vermittelt werden,
zumal sie ja auch selbst je und dann als Prophetin auftreten kann
(II Reg 22 14). Wiederum wird der Vater, vor dessen Haus ja in be-
stimmten Fällen die Todesstrafe vollstreckt werden muß (Dtn 22 21),
der »geborene« und um der Ehre seines Hauses willen mit dem vollen
Pathos des Verantwortlichen vorgehende Unterweiser sein. Eben diese
Belehrung, die die Frau als »Tochter« erfahren hat, ermöglicht es ihr
nun aber, nicht nur in dem allgemeinen Sinne, in dem von jedem
Elternteil erzieherische Einflüsse auf die Kinder ausgehen, sondern
auch im technischen Sinne »Weisheit« weiterzugeben:
Sie öffnet den Mund, daß ihm Weisheit entströmt,
ihre Zunge wirkt liebliche Weisung . . .
Des segnen sie preisend die Söhne vereint,
ihr Gatte, der kündet ihr Lob:
»Gar manche Tochter hat Gutes gewirkt,
du aber bist besser als allel«
(Prov 3126.28; vgl. auch 620fr.).

Neben dem weisen Salomo stehen daher in der Überlieferung Sprüche


Lemuels, des Königs von Massa, die ihn seine Mutter gelehrt hat
(Prov 311), ja die Weisheit selbst wird als Weib dargestellt, das auf
Markt und Gassen die Stimme erhebt, an Tor und Kreuzweg den
Männern predigt und zum Mahl in ihrem Palast lädt (Prov l20f.
8 1 ff. 9 1 ff.)8. Endlich dürfen wohl auch solche Aussagen herangezogen

7 Notwendigkeit und Ernst dieser Bestimmungen ergibt sich aus der Rolle

der Frau als »Astrologin und Zauberin« im Ugaritischen, die A. VAN SELMS (Marriage
and Family Life in Ugaritic Literature, Pretoria Oriental Sériés I, London 1964,
S. 112) herausgearbeitet hat, dessen Ausführungen auch zu den übrigen Fragen
des Familienlebens wertvolle Parallelen und Kontraste zum AT erkennen lassen.
Wieweit die heute so selbstverständliche Nebeneinanderstellung von Vater und
Mutter — etwa auch in Karatepes Tor, Inschr. 1 3 — erst das Ergebnis einer längeren
Sozialgeschichte darstellt, in der die patriarchale Ehe ein älteres Matriarchat ab-
gelöst hat, muß hier unerörtert bleiben. Im Matriarchat muß die Mutter auch päd-
agogisch dem Sohn gegenüber eine ganz andere Bedeutung gehabt haben. Ob in
der Tatsache, daß die »Weisheit« stets weiblich erscheint, etwas davon nachklingt ?
Vgl. Anm. 8.
8 Die Literatur vgl. bei EISSFELDT, Einleitung S. 679, 681. Dazu tritt jetzt

E . JACOB, Théologie de l'Ancien Testament, Neuchâtel 1966, S. 94f. — Die an sich


sehr wertvollen Nachweisungen von P. A. H. DE BOER über den Stand eines »coun-
sellor« in den altorientalischen Kulturen und in Israel können die — auch durch
einen etwaigen Hinweis auf das Genus von hokmäh noch nicht zureichend beant-
wortete — Frage nicht erledigen, warum das Wissen Jahves stets weiblich personi-
fiziert worden ist, obwohl von den altsumerischen Schulen an Lehrer wie Schüler
Von Ugarit nach Qumran 5
66 J . HEMPEL

werden, in denen der »törichte« Sohn als seiner Mutter Schande und
Kummer erscheint (Prov 29 15; vgl. 101).
Aber mag es mit dieser Beteiligung der Mutter an der »tech-
nischen« Erziehung stehen, wie immer es will: sicherlich tritt von
früher Zeit an neben und über die elterliche die »berufliche« Belehrung,
in deren Sprachgebrauch »Vater« und »Sohn« im uneigentlichen Sinne
erscheinen. Dem P r i e s t e r gilt die Bestallungsformel: »Sei mir Vater
und Priester« (Jdc 17 10), der seinerseits den ihm als Novizen Zu-
geteilten als »mein Sohn« anredet (I Sam 3 6 u. ö.). Analog werden
unter den Gruppen der P r o p h e t e n der Meister als »Vater« (II Reg
2 12) und die Glieder der Gilde als seine Söhne bezeichnet (I Reg
20 35 u. ö., vgl. Am 7 14 und die Gleichung »einer der Prophetensöhne«
= »der Knabe« II Reg 91.4). Die »Belehrten«, die limmüdim, die
Jesajas Zukunftssprüche bis auf die Erfüllungszeit aufbewahren
sollen, gehören mit den Kindern, den jHädim (818), irgendwie zu-
sammen, auch wenn man bei den Letztgenannten zunächst an die
leiblichen Söhne, die Träger der Symbolnamen zu denken haben wird.
Gewiß wirken beide, Priester und Propheten, auch außerhalb ihrer
eigenen »beruflichen« Kreise erzieherisch durch die Verkündigung
des Gotteswillens, den man kennen muß, um der Strafe zu entgehen
und des Segens teilhaftig zu werden, den Tempel betreten zu dürfen
und im Gottesurteil frei auszugehen. Daß sie aber in größerem Aus-
maße die Jugend »schulmäßig« um sich gesammelt hätten, sie im
»Glauben« und gottgefälligem Leben zu unterweisen, ist nicht be-
zeugt9. Solche Aufgabe fällt vielmehr einer dritten, nicht selten neben
ihnen genannten Gruppe zu:

Männer waren (vgl. S. N. KRAMER, F r o m t h e Tablets of Sumer, Indian Hills 1966,


S. 6). Auch bei dem Versuch von A. LUDIN-JANSEN, k r a f t einer identification entre
celui qui enseigne la sagesse et la sagesse elle-même eine Gleichsetzung jüdisch-helle -
nistischer Wanderprediger mit der »Weisheit« aufzuzeigen ( R H R 18, 1938, S. 242ff.),
bleibt deren genus femininum unerklärt. Die einzige mögliche Ausnahme wäre die
Baniti(-Asirta) des Briefes an Biriäena (s. Anm. 14), wenn es sich tatsächlich um eine
F r a u (Ballettmeisterin ?) gehandelt haben sollte. Man wird an der Annahme einer
mythologisch bestimmten Hypostasierung schwerlich vorbeikommen (zu DE BOER
s. u. Anm. 10), aber dabei zu berücksichtigen haben, daß sie — homerisch gesprochen —
dem T y p der Athene, nicht der Kalypso (Aphrodite-Iätar) entspricht. D a r u m i s t keine
Rede von ihren körperlichen Vorzügen oderderästhetisch-sinnlichenHerrichtung ihres
Gemaches mit Teppichen und feinem P a r f ü m , das bei ihrer »törichten« Konkurrentin
eine große Rolle spielt (Prov 7 isff.), wie ja auch die Wirkung des Propheten nicht auf
seiner körperlichen K r a f t oder der imponierenden »Wucht« seiner Persönlichkeit
beruht. Schon Leiodes, der ÔUCCTKÔOS der Freier der Penolope, k a n n mit seinen
zarten H ä n d e n den Bogen nicht spannen (Od. X X I 147)1
* Auch im Sumerischen h a t sich die Schule f r ü h vom Tempel gelöst und ist
zu einer säkularen Einrichtung geworden. Vgl. K R A M E R a . a. O. S. 6.
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 67

Noch hat den Priester die Weisung (tlräh) nicht verlassen,


noch den Weisen10 der Rat ('e$ah)
noch den Propheten das Wort (däbär Jer 1818),
so aber, daß zwischen diesen »Berufen« Spannungen und Kämpfe
lebendig gewesen sind. Der Prophet wird den Verdacht nicht los, der
»Weise« schöpfe seine Sprüche aus sich selbst, sei weise »in seinen
eigenen Augen« und nenne daher »Böses gut und Gutes böse«, mache
»aus Licht Dunkel und aus Dunkel Licht«, verkehre »Saures in Süßes
und Süßes in Saures (Jes 5 20f.). Darum stellt er die »Weisen« samt
dem von ihnen unterwiesenen Volk unter das Gottesgericht:
Weil sich dies Volk mir naht mit seinem Munde,
mich ehrt mit seinen Lippen,
doch sein Herz ist fern von mir,
weil seine Furcht vor mir nichts andres ist
denn eingelernte Menschensatzung,
darum schau:
ich handle wunderlich auch fernerhin,
ganz wunderlich,
daß seiner Weisen Weisheit ganz vergehe,
daß seiner Klugen Klugheit sich verhülle (Jes 2918f.).
Worauf solche Einstellung sich in der Tat berufen kann, wird später
deutlich werden, doch wird sie dem Eigenbewußtsein des Gegners
nicht voll gerecht. Ihre geheimen Erfahrungen (Hi 412) und die von
ihnen weitergegebenen Traditionen von dem ersten Geschlecht und
den Vätern her (Hi 8 8) sind — vor allem in der späteren Zeit in zu-
nehmendem Maße 11 — inhaltlich weithin durch die Jahvefurcht
bestimmt und von Gott selbst hergeleitet:
Mein Sohn, nimmst meine Lehre an,
bewahrst im Innern mein Gebot,
dein Ohr der Weisheit zuzuneigen,
und kehrst dein Herz zur Klugheit hin,
wirst du die Jahvefurcht begreifen,
das Gotteswissen dir gewinnen,
denn Jahve ists, der Weisheit gibt,
aus seinem Mund kommt kluges Wissen (Prov 21. a. s.«).
Auch die Weisheit selbst, die ihrerseits ihre Jünger als Söhne anredet,
kann ihre Makarismen um deswillen sprechen, weil sie zum Gottes-
willen stimmen:

10 In der Parallelstelle Hes 7 26 steht an der Stelle des »Weisen« der »Greis«

— Zur Thora vgl. G. ÖSTBORN, Tora in the Old Testament, Lund 1 9 4 6 , zum »Rat«
D E B O E R , Vet. Test., Suppl. III, S. 42ff.
11 Vgl. vor allem J. FICHTNER, Die altorientalische Weisheit in ihrer israe-

litisch-jüdischen Ausprägung, eine Studie zur Nationalisierung der Weisheit in


Israel (BZAW 62), Gießen 1933.
6*
68 J . HEMPEL

Nun aber, Söhne, hört auf mich,


der Rüge lauscht und werdet klug.
Heil dem, der meinen Weg bewahrt,
Heil jeglichem, der auf mich hört,
der Tag für Tag bewacht mein Tor,
der mir behütet Pfort' und Tür.
Denn wer mich findet, findet Leben,
erwirbt sich Jahves gute Gunst,
wer mich nicht findet, hat den Schaden,
und wer mich haßt, der liebt den Tod (Prov 8 82 ff.).
Sicherlich ist an dem genannten Verdacht der Propheten die
Tatsache mit beteiligt, daß es sich bei der »Weisheit« um eine inter-
nationale geistige Bewegung aus längst vorisraelitischer Zeit handelt,
deren Verflechtungen ja oft dargestellt sind 12 . Der Rahmen dieses
Aufsatzes verbietet es, ihren Weg von dem an, was N . S. KRAMER
vor kurzem The first School genannt hat 1 3 , erneut zu verfolgen. Es
muß genügen, für das vorisraelitische Palästina auf den Seufzer des
wackeren Hauslehrers in Sichern zu verweisen, bei dem zwar
die Kinder, die bei mir sind, immer weiter lernen,
der aber von Birasena seinen Lohn an Korn, öl und Wein seit Jahren
nicht erhält und nun bescheiden fragt, was denn seine Schuld sei, mit
der er eine solche schnöde Behandlung verdient haben könnte 14 . Auch
für den israelitischen Weisen mag »Reichtum und Ehre«, welche die
Weisheit in ihrer Linken trägt (Prov 3 ie), und das »Erbgut«, mit dem
sie ihrer Liebhaber Schatzhäuser füllt (Prov 8 21), ganz konkret in
solch gutem (oder auch nur bescheidenem, vgl. Qoh 9 11) Lohn be-
standen haben, den der Jüngere (oder sein Vater) dem, der ihn unter-
weist, so gut wie dem Priester (Sir 7 33) oder dem Seher (I Sam 9 7 f.)
gezahlt haben dürfte, auch wenn die Weisheit selbst ihren Mund um-
sonst auftut und es ihren Schülern überläßt, viel Silber und Gold mit
Hilfe des Gelernten zu erwerben (Sir 51 25. 28). Demgemäß ist auch
das wichtigste Erziehungsmittel kein anderes als in den anderen alt-
12
Außer F I C H T N E R (Anm. 1 1 ) vgl. vor allem W. F . ALBRIGHT, Vet. Test.
Suppl. III, S. l f f . , zur Berufung der Weisheit auf ihr Alter J. LINDBLOM, ebenda
S. 1 9 3 ff.
18
a. a. O. S. 3 ff. Auch die sumerische »Schule« hat nicht nur in der Kunst
des Schreibens unterwiesen, sondern darüber hinaus das gesamte »Wissen« mit
Einschluß des Ethos und des Rechtes umfaßt. Die Einfachheit der westsemitisehen
Buchstabenschrift macht das Schreibenlernen bis hin zu dem Scriptorium von
Qumran (vgl. R. DE VAUX, RB 61, 1964, S. 212 mit Taf. IX) nicht überflüssig,
setzt aber Kräfte für die sonstige Unterweisung frei.
" Vgl. W. F . ALBRIGHT, BASOR 86 (1942), S. 30f. und jetzt ANET S. 490.
Zur wirtschaftlichen und sozialen Stellung der israelitischen Weisen, ihrer Zuge-
hörigkeit zu den »upper classes«, vgl. R. GORDIS, Hebr. Union Coli. Annual 18,
1943/44, S. 81 ff.
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 69

orientalischen Pädagogien: das »Hören«, getragen von dem unge-


brochen-fröhlichen Glauben an die innere Überzeugungskraft einer
klar und einleuchtend ausgesprochenen Wahrheit, in dem Vertrauen,
daß aus Hören Gehorchen werde. Oder verrät die etwas unsanfte
Beschimpfung dessen, der nicht versteht, doch schon einen gewissen
Zweifel an solcher Selbstverständlichkeit ?
An euch, ihr Männer, ergehet mein Ruf,
meine Stimm' an euch. Söhne der Menschen:
»Ihr Narren, versteht doch, was Klugheit euch lehrt,
darauf richtet, ihr Toren, das Herzl
So höret, ich rede, was Edelen ziemt,
meine Lippen, sie sprechen, was wahrl« (Prov 84-8).
Und kann man denn nicht hören, ohne zu »hören«, und damit sich selbst
dem Verderben ausliefern ?
Wer Weisung bewahrt, ist ein kluger Sohn,
wer mit Schlemmern praßt, bringt Schmach seinem Vater . . .
Wer sein Ohr verschließt, daß er Weisung nicht hört,
was er betet, selbst das wird ein Greuel (Prov 28 t . « ) .
Weiß doch auch das Ägyptische um den Zusammenhang von »Herz«
und »Hören«:
Ein von Gott Geliebter ist der, welcher hört,
wen aber Gott haßt, der hört nicht.
Das Herz ist es, das seinen Herrn zu einem Hörenden
odar einem Nichthörenden macht 1 '.
Auch die Wendung vom gesprochenen zum geschriebenen Wort
taucht zuerst in der Schicht auf, die am stärksten mit dem Ägyp-
tischen verwandt ist, in der israelitischen Bearbeitung der Lehre des
Amen-em-ope (Prov 22 17—23 11):
Neige dein Ohr und hör' meine Worte,
und richte dein Herz auf Erkenntnis.
Fein sind sie, bewahrst du sie treu in der Brust,
und haften sie fest wie ein Schloß (?) an den Lippen.
Daß Jahve es sei, dem allein du vertraust,
das lehr' ich dich heute als Wandel.
Schrieb ich denn nicht dreißig Sprüche für dich,
darinnen Ratschlag und Einsicht,
damit du erkennst, daß Wahrheit mein Wort,
und Rede kannst stehen dem Herrn, der dich sendet (Prov 22 17ff.).
Erst die — ihrerseits entscheidend außerisraelitisch beeinflußte —
späteste Schrift der kanonischen Weisheit muß den armen, über die

15 F R . W . Freiherr VON BISSING, Altägyptische Lebensweisheit, Zürich 1965,


S. 60 (Lehre des Ptaotes). Vgl. auch J . A. W I L S O N , ANET S. 414, Anm. 28 zum
Begriff des »Hörens« speziell für Hosea: G. ÖSTBORN, Yahweh and Baal, Lund
1966, S. 98ff.
70 J. HEMPEL

Literaturfülle für seine Seminararbeit klagenden Studiosus also


trösten:
Dem ist noch nachzutragen:
Mein Sohn, laß dich warnen:
Das Büchermachen nimmt überhand
nnd findet kein Ende.
Nimmt aber das Studieren überhand,
so ermüdet der Leib!
Fürchte du Gottl Bewahre seine Gebote!
Denn das ists, was allen Menschen gilt!
Eine jede Tat zieht Gott vor Gericht,
was verborgen geschah, es sei gut oder bös! (Qoh 12 laff.)
Das Vertrauen auf die eigentümliche Überzeugungskraft, die von
einer einmal ausgesprochenen »Wahrheit« ausstrahlt, spiegelt sich
nun in einer f o r m a l e n Verwandtschaft des Weisheits- mit dem
Orakelspruch des Priesters und der Propheten, in der Aussageform,
in der sie — neben der imperativischen Mahnung — einhergehen.
Im Wort an die ein Kind begehrende Frau 16 , dem Engel in den Mund
gelegt, kann die Gegenwart und die Zukunft im gleichen Tempus
und damit in einer im Deutschen nicht wiederzugebenden Weise als
Feststellung und Verheißung geboten werden:
Siehe, bist unfruchtbar, hast nicht geboren (w'lö' jäladt)
schwanger bist (wirst) du, gebierst (jcUadt\) einen Sohn (Jdc 134),
und das sog. Perfectum propheticum ist zu bekannt, als daß es hier
aufgerollt zu werden brauchte 17 . So mag auch der Weise das, was er
als gute oder üble Folge des Hörens oder Nichthörens zu sagen hat,
als einfache Tatsache hinstellen, etwa in der Art des oben gegebenen
Spruches aus Prov 8 38, und der Stärkung der Überzeugungskraft
mag es dienen, wenn die Wirkungen des einen oder anderen Verhaltens
in kräftiger Schwarzweißmalerei einander kontrastiert werden. Und
doch ist diese Übereinstimmung der Form überwiegend rein äußer-
lich. Es ist ein Unterschied zwischen der den »heiligen Männern«
geschenkten, ganz persönlichen Gottesvollmacht, das einzelne Wort
zu sagen in der Gewißheit, daß es sich um Gottes willen erfüllen muß
und wird, in dieser Gewißheit, die sie der Notwendigkeit enthebt,
ihre Sprüche aufzuschreiben (es sei denn, um Späteren den Beweis
für die »Echtheit« ihrer Worte nachträglich sichtbar zu machen),
und der fast kühlen Haltung des Weisen gegenüber dem von ihm
Verkündeten 18 . Ein allgemein geltendes »Gesetz« wird ausgesprochen,

" Zur Stilform solcher Orakel vgl. P. H U M B E R T , AfO 10 (1935), S. 77 ff.,


zum Numen ST. A. COOK, JThSt 28 (1926/27), S. 363ff.
17
Zur psychologischen Deutung des Perf. proph. vgl. namentlich M. ^ E K I N E ,
ZAW 68 (1940/41), S. 137.
»» Vgl. namentlich W. ZIMMERLI, Z A W 61 (1933), S. 177 ff. und vgl. unten S. 78.
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 71

hinter dem zwar auch als letzte Autorität und letzter Garant ihr
Gott steht, das aber fast wie ein mechanischer Prozeß auf eine be-
stimmte Ursache auch eine ganz genau bestimmte Wirkung folgen
läßt. Hier liegt der richtige Kern an K . KOCHS neuerlicher Bestreitung
des Vorhandenseins einer israelitischen Vergeltungslehre19. Es fehlt
dem Weisen dabei notwendig das leidvolle und leidenschaftliche
Sicheinsetzen mit seiner ganzen Persönlichkeit für den Inhalt seiner
Sprüche auch dort, wo sie seinem innersten menschlichen Wollen
widerstreiten und zum »Amen« zum Spruche des Gegners führen
können (Jer 28 6). Das persönliche Beleidigt- und Gekränktsein der
Freunde des Hiob bei seinem Widerspruch gegen ihre schönen dog-
matisch so korrekten Sätze ist, gehalten neben den lodernden Gottes-
zorn etwa in der Szene zwischen Jesaja und Ahaz, ein getreuer Spiegel
des inneren Unterschiedes. Auch dort, wo die eigene Erfahrung und
das eigene Nachdenken die überlieferte »Wahrheit« zersetzt, so daß
sie nicht mehr mit der inneren Problemlosigkeit eines Bildad weiter-
gegeben und verteidigt werden kann, sondern um neue Erkenntnis
gerungen werden muß, kommt Qohälät über eine etwas müde Resig-
nation des »Alles ist eitel« nicht hinaus, der gegenüber auch, mit den
Worten unsres Jubilars zu sprechen, »der jüdische Gottesglaube
. . . seinem Träger nicht mehr die Kraft zur Überwindung der ihn
bedrückenden Erfahrungen und ihn verwirrenden Weltanschauungen
zu geben« und »seine diabolische Freude« an der Zersetzung der Schul-
meinung auszugleichen vermag 20 .
Ist dem aber so, so wird der Pädagog nach anderen Mitteln suchen
müssen, dem »Sohne« die Wahrheit einprägsam zu machen. Eines der
wirkungskräftigsten ist dabei (bis heute) die ironisch gefärbte Bild-
rede. Unter den 365 (367) Aussagesprüchen, die nach den Fest-
stellungen von W. ZIMMERLI unter den 375 Sprüchen der ältesten
Sammlung (Prov 10ff.) begegnen21, finden sich eine ganze Reihe, bei
deren Anhören nicht nur der »Sohn« geschmunzelt haben wird:
Goldner Ring im Schweinerüssel —
schöne Frau ganz ohne Hirn (Prov 11 JJ),
»Schlecht, schlecht«, klaget der Käufer.
Doch höret ihn nimmer der Kaufherr,
rühmt er sich mächtig und laut,
wie er so günstig gekauft (Prov 20 h) 2 2 .

19 Z T h K 62 (1966), S. l f f .
20 Einleitung S. 610f. und vgl. auch die Formulierung von A. LAUHA: »An
Stelle der unbedingten inneren Wahrheitsforderung begegnet uns hier ein Achsel-
zucken« (Vet. Test. Suppl. III, S. 189). 21 a. a. O. S. 186.

22 Eine moderne Parallele bietet BERTHOLD BRECHT: »Ich rede nicht von

ihrer Schlauheit. Ich weiß, sie nennen den Esel ein Pferd, wenn sie ihn verkaufen,
und das Pferd einen Esel, wenn sie es einkaufen wollen« (Leben des Galilei, in:
72 J. Hempel

Selbst dort steht es nicht anders, wo — etwa vergleichbar mit Ps 1275 —


eine für das religiöse und sittliche Verständnis Israels anstößige Hal-
tung ohne jede Kritik als einfache Tatsache hingestellt wird, auch
wenn dabei ein Stück Bitterkeit in der Ironie nicht überhört werden soll:
Ein Wunderstein dünket dem Geber
das Trinkgeld, das er verteilt,
hat er doch sich'ren Erfolg
dort, wohin immer er geht (Prov 17 8).
Gibt einer gute Geschenke,
gewinnet er weitesten Raum.
Will er die Großen besuchen,
öffnen sie Türen und Tor (Prov 18 lfl).
Reichtum mehrt der Freunde Menge,
doch der Freund verläßt den Armen.
Mächt'ger Mann wird viel umschmeichelt,
Freunde hat, wer viel verschenkt (Prov 1 9 4 . 6 ) .
Verlebendigt werden kann solch Aussprechen von Lebenstatsachen
durch die Anwendung der Frage statt der einfachen Aussage. Man
halte etwa nebeneinander:
Mein Sohn, höre wohl, sei weise,
mach gerade den Weg deines Herzens:
Steh nicht in der Weinsäufer Reih'n,
sei nicht in der Fleischprasser Schar'n.
Denn der Säufer und Prasser verarmt,
die Mattigkeit kleidet in Lumpen (Prov 2319-21; vgl. Dtn 21 20
Jes 6 n ff.).
Wer hat Wehe ? Wer hat Ach ?
Wer hat Hader? Wer hat Krach?
Wer hat Wunden ohne Grund ?
Wer hat Augenglanzes Schwund ?
Wer gar lang beim Weine weilt,
wer zum Mischtrank eifrig eilt!
Schau nicht an den roten Wein,
funkelt er im Becher fein,
bis er beißt wie Schlangenbiß,
wie die Otter Gift verspritzt (Prov 2329-82).
Dabei darf freilich nicht übersehen werden, zu welchem Pathos solche
Frage gesteigert werden kann, wenn als ihr Inhalt nicht ein Problem
des gegenwärtigen Lebens, sondern der Schöpfungsmythos erscheint:
Wer fuhr gen Himmel, fuhr herab ?
Wer sammelt Sturm in seine Faust ?
Wer faßt das Wasser in den Rock?
Wer stellte fest der Erde Rund ?
Spectaculum, Suhrkamp Hausbuch 1966, S. 89). Zur Frageform als solcher vgl.
den sumerischen Spruch bei K r a m e r a. a. O. S. 156: Who is well-established, who
is wind, for whom shall I have my love?
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 73

Wie heißt er? Sag, wie heißt sein Sohn?


Du weißt es jal (Prov 304)
Wer setzt* der Erde Maß? Du weißt esl
Wer spannt' die Richtschnur über sie ?
Wo liegt ihr Grundstein eingesenkt ?
Wer legte ihren Eckstein fest? (Hi 38tf.).
Mit dem angeführten Spruch aus Prov 23 32 haben wir bereits
ein weiteres Hilfsmittel berührt, auch dem Minderbegabten und dem
nur ungern »Hörenden« die Weisheit nahezubringen, den Tiervergleich,
der vom Issacharspruch im Mosesegen an (Gen 49 uf.) den humori-
stischen Nebenklang nicht verleugnen kann und gern durch die Ver-
bindung mit dem Zahlenspruch28, seine Wirkung noch steigert:
Diese drei marschieren stattlich,
diese vier stolzieren prächtig:
Leu, der Recke in der Tierwelt,
der vor keinem jemals flieht;
Gockelhahn trägt hoch den Kamm,
Ziegenbock und Menschenkönig,
zieht er seinem Volk voran (Prov 30 39-81).
Auch ehrliches Staunen über die Klugheit der Tiere mag dabei mit-
sprechen, sehr im Gegensatz zu Jesu Bewunderung für das Dennoch
der Fürsorge Gottes für die, so nicht säen und doch nicht verhungern:
Vier sind die Kleinsten auf Erden,
die Weisesten aber der Weisen:
Der Ameisen ohnmächt'ges Volk —
im Sommer bereitet's sein Brot,
Der Klippdachse kraftlose Schar —
im Felsen erbaut sie ihr Haus,
Kein König beherrschet den Heuschreck —
geordnet zieht dennoch sein Schwann.
Mit der Hand kann man fangen die Eidechs —
und wohnt doch im Königspalast (Prov 30 24-98).
Wie schon in der vorisraelitischen Dichtung wird gerade die Ameise
besonders als Vorbild genannt, wie im Israelitischen für ihre Vor-
sorge, so im Kananäischen für ihre Tapferkeit:
Du Fauler, geh' zur Ameis hin,
sieh, wie sie's treibt und werde klug!
Hat keinen Häuptling über sich,
hat keinen Herzog, keinen Herrscher,

n
Auf das Problem des Stilzusammenhangs des Zahlenspruches mit der
Priamel, die F . D O R N S E I F F f ü r H i 8 l f f . 28lff. Am 3 2ff- 4«ff. nachgewiesen hat
(bei W . KRÖHLING, Greifswalder Beiträge zur Literatur- und Sprachforschung 10,
1936), kann ich hier nicht eingehen. — Parallelen zum Zahlenspruch (auch aus
Afciqar) vgl. bei K . F R I E S , Das philosophische Gespräch von Hiob bis Piaton,
Tübingen 1904, S. 108ff.
74 J. HEMPEL

und rüstet doch zur Sommerszeit


ihr Brot, zur Ernte ihre Speise (Prov 6 e-8).
Werden Ameis' hart geschlagen,
nehmen sie's nicht kampflos hin,
nein, sie beißen in die Hand
jeden Menschen, der sie schlägt (Amanta 262 Kn.) M .
Der Zahlen- kann auch vom Tierspruch unmittelbar zum Menschen-
leben hinüberleiten:
Drei sind mir zu wundersam,
vier ich nicht begreife:
Adlers Weg a m Himmelszelt,
Schlangenpfad auf Felsgestein,
Schiffes Weg auf hoher See,
Mannes Weg bei jungem Weib (Prov 30 l8f.) M .
Unter dreien bebt die Erde,
diese vier erträgt sie nicht:
Wenn der Sklave König wird,
wenn der Narr a m Brote reich,
wird die Zweitfrau Lieblingsfrau,
erbt die Magd der Herrin Recht (Prov 30 31-38).
Auch hier mag Mythologisches hineinspielen und das Pathos ver-
stärken:
Es lecken und schlecken zwei Töchter »Gib Gibt«,
drei werden nie satt / vier sagen niemals »Genügt«:
Die Unterwelt drunten, / verschlossener Schoß,
und die E r d e dazu,
sie werden des Wassers nie satt,
und das Feuer sagt niemals »Genug« (Prov 30 15 f.),
vor allem dann nicht, wenn ein Bösewicht da ist, der die Flamme immer
aufs neue entfacht:
Wie ein närrisch Gewordener, welcher verschießt
Brandpfeil' und Pfeile und Tod,
so ist ein Mann, der den Nachbarn betrügt
und saget: »Ich treibe nur Scherzi«
Ist zu Ende das Holz, verlischt auch die Glut,
ist kein Hetzer zur Stelle, verebbet der Streit.
Blasbalg bei Kohlen, Holzscheit bei Feuer,
zänkischer Mann weiß den Streit zu entflammen (Prov. 26 l8ff.).
Des Unterschiedes einer Bindung an das anvertraute Einzelwort
gegenüber der Überzeugung von der Richtigkeit eines allgemeinen
u
Vgl. W. F . A L B R I G H T , BASOR 89 (1943), S. 29ff. und jetzt Vet. Test,
a. a. O. S. 7.
25
Die Übersetzung von 'almäh durch »junges Weib« beabsichtigt nicht,
in den exegetischen Streit über Jes 7 14 einzugreifen, f ü r den unser Jubilar die
Literatur aus den letzten Jahren Einleitung S. 373 Anm. 1 zusammengestellt h a t .
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 75

Erfahrungssatzes wird man sich vor allem dort bewußt, wo nicht von
zwei Haltungen die eine verworfen und die andere befohlen wird,
sondern wo beiden ein relatives Recht eingeräumt und der einen nur
ein gewisser Vorzug vor der anderen zugestanden wird. Auch hier
dient die Ironie und der Humor dazu, dies »Besser«-Sein zu unter-
streichen:
Besser du wohnst unterm Dache, juchhe,
als du teilest dein Haus mit 'nem zänkischen Weib (Prov 219 26 34).
Besser, du wohnst in der Wüste als Mönch,
als hast täglichen Ärger mit zänkischem Weib (Prov 2119)**.
Besser lebender Hund / als Löwe, der hin ist (Qoh 9 4; Kontrast: 7 37).
Gerade auch in ausgeweiteten Schilderungen ist der humoristische
Einschlag nicht zu verkennen:
Zwei sind besser dran als einer,
guten Lohn erlangt ihr Schaifen.
Fällt der eine, hilft sein Kumpel
ihm auf seine Beine wieder.
Weh dem einen, wenn er hinfällt
und kein Zweiter kann ihm helfen.
Und auch dieses mußt du wissen:
Liegen zwei auf einem Bette,
werden sie behaglich warm.
Einzeln kann sich keiner wärmen.
Greift der Feind den einen an,
können zwei gar wohl ihm trotzen.
Dreifach Schnur wird nicht zerrissen (Qoh 49-is).
Erstaunlich ist aber, daß auch die Jahvefurcht und die Demut in
solche relativierende Redeweise eingespannt werden:
Besser wenig besitzen in Jahves Furcht
als gewaltigen Schatz mit Sorge und Angst (Prov 15 l«) 21 .
Besser ein Armer, der unschuldig wandelt,
als ein Reicher, des Wege sind unrecht und krumm (Prov 191 = 28 «).
Besser ist's, in Demut arm unter Armen,
als mit den Stolzen teilen die Beute.
Besser geduldig als polternder Held,
sich selber beherrschen als Städte erobern (Prov 1619.33).
* Zum »bösen Weib« vgl. G O R D I S a. a. O . S . l l l f f .
17 Wie die Frage- so hat auch die »Besser«-Form des Weisheitsspruches

bereits ihre altsumerischen Vorbilder ( K R A M E R a. a. O . S. 164ff.). Vor allem aber


ist auf ägyptische Parallelen zu verweisen, etwa bei Amen-em-Ope (Zitate bei A. ALT,
Vet. Test., Suppl. III, S. 19) oder im Demotischen Weisheitsbuch des Phibis (BIS-
SING a. a. O. S. 98), hier sogar in den von der väterlichen Erziehung des eigenen
Sohnes handelnden Mahnungen:
Besser ist das Kind jedes anderen
als das Kind eines Toren, der verflucht ist.
Besser ist es, ein törichtes Kind mit einem Fluch zu verstoßen.
76 J . HEMPEL

D e r Schritt ist nicht mehr groß bis zur A u f n a h m e des Selbstlobes


der Weisheit auf der einen, der V e r z w e i f l u n g des a m L e b e n wie a m
Wissen Irregewordenen auf der anderen Seite in diese Vergleichsform:
Besser ist ein armer Knabe, wenn er klug ist,
als ein alter Herr und König, wenn er dumm ist,
so dumm, daß er unbelehrbar (Qoh 418).
Besser ist, der Weisen Schelten
hören als der Narren Singsang (Qoh 7 s).
Besser ist ein guter Name als das feinste öl,
besser ist der Tag des Todes als der Tag des Werdens.
Besser ist's, ins Trauerhaus
gehen als in frohes Haus.
Besser ist das Grämen als das Lachen,
denn ein traurig Antlitz tut dem Herzen wohl (Qoh 71-8).
Da verstand ich:
Nichts ist besser für den Menschen
als sich freuen und genießen
all' die Tage, die er lebt (Qoh 3 i a ) .
E n d l i c h kann selbst dies geschehen, daß die A u s r i c h t u n g des K u l t u s
unter die K a t e g o r i e des »Besser« eingereiht w i r d :
Gehst du zum Gotteshaus / hab acht auf deinen Fußt
Zum Hören sich zu nahn / ist besser, als wenn Toren
ihr Opfer bringen dar.
Nicht vorschnell sei dein Mund / dein Herz nicht übereilt,
gib nicht vor Gott dein Wort!
Im Himmel ist j a Gott / auf Erden hier bist du,
drum spärlich sei dein Wort.
Denn Vielgeschäftigkeit / ist stets der Narrheit Sohn.
Des Toren Stimme ist's / die viele Worte macht.
Doch hast du Gott gelobt / lös es geschwinde ein.
(Den Narren liebt Gott nicht / Lös ein, was du gelobt!)
Doch besser ist's, daß nie / du ein Gelübde tust,
als, hast du was gelobt / die Einlösung vergißt (Qoh 4x7—04).
E s w ä r e nun natürlich möglich, noch eine Reihe anderer Hilfs-
mittel zu erörtern, die den pädagogischen E r f o l g bei der D a r b i e t u n g
der »Weisheit« sicherzustellen oder doch zu unterstützen berufen sein
könnten, e t w a die Alliteration u n d den R e i m , die beide die E i n p r ä g -
samkeit verbessern sollen, oder die B e r u f u n g auf die besondere A u t o -
rität, die d a s »Testament« eines mächtigen K ö n i g s besitzt (Qoh 1 1 2 f.) 2 8 .

Auch inhaltlich sind außerisraelitische Sprüche durchaus des Glaubens, daß Armut
besser ist denn ungerechtes Gut und gottloses Tun. J a selbst der Tod ist schon für
die Odyssee dem Ansehenmüssen von Gewalt und Unrecht vorzuziehen ( X X 315 ff.,
370) und dazu meine Ausführungen in ThLZ 82, 1957, Sp. 815 ff.
28 Zur Auffassung des Qohälät als (fingiertes) Königstestament vgl. K. GAL-

L I N G , ZAW 50 (1932), S. 298 und Komm. ( E I S S F E L D T S Handbuch I, 18), Tübingen


1940, S. 54f. (zu 113). Anders jetzt wieder A. ALT a. Anm. 24 a. O. S. 16, Anm. 2.
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 77

Der zur Verfügung stehende Raum verbietet ein Eingehen darauf


ebenso wie auf die Frage nach dem Erziehungsziel und der Art seiner
Darstellung. Überblickt man aber das Gesagte, so scheinen sich mir
für das Thema Ernst und Humor drei wesentliche Probleme darzu-
bieten. Zunächst ein soziologisches29. Im Unterschied von der Pro-
phetie geht es überwiegend — gewiß nicht ausschließlich, wenn man
sich nux der Königssprüche erinnert — um den Einzelnen, und zwar
wiederum überwiegend um den jungen Menschen, und zwar den jungen
Menschen, an dem der ihn Unterweisende als der »Weise« nicht das
existentielle Interesse hat wie der Vater (und die Mutter) an dem
eigenen Sohn (und der eigenen Tochter). Die Tragweite der Ent-
scheidung ist hier auch notwendig geringer als dort, wo es um die
Zukunft der Nation und in ihr um die Ehre ihres Gottes geht, und
darum ist das Pathos in aller Regel schwächer, zumal ja das, was die
rechte Entscheidung bewirken kann, nicht eben sehr weit reicht. Es
kann der Tod hinausgeschoben werden, es kann bis zum Tode das
Leben angenehmer, reicher, angesehener verlaufen, aber alle diese
Unterschiede sind eben doch nur relative, denn die Unsterblichkeit,
die im Mythos als Folge der Weisheit erscheinen mag, wird durch
die Lehren der weisen Männer in Israel eben nicht erreicht,so schmerz-
lich diese Erkenntnis namentlich für Qohälät gewesen ist:
Unter Menschen weiß es keiner,
welches Ende vor ihm steht.
E i n Geschick droht ihnen allen.

Rechten, Schlechten, Guten, Bösen,


Reinen und den arg Befleckten,
dem, der opfert, dem, der's läßt,
Guten, Sündern, dem, der schwört,
dem, der vor dem Eid sich scheut.
Dieses Unheil klebt an allem,
was geschiehet unterm Himmel:
Bei den Toten enden alle (9l£f.; vgl. auch 3l9ff.) S0 .
" Vgl. namentlich R. GORDIS, HUCA 18 (1943/44), S. 77 ff. Daß der Erwerb
der Weisheit vom Sumerischen her an gewisse finanzielle Mittel und Freizeit gebun-
den ist, die z. B. der Handwerker nicht aufwenden kann (vgl. darum die Haltung des
Weisen Sir 38 22 und zum ägyptischen Hintergrund B I S S I N G S. 29), hat gewiß zur
Folge, daß der Ertrag der Erziehung indirekt durch die bessere oder mindere Qualität
der wohlhabenden (Beamten-) Schichten das Los des Volkes beeinflußt, spielt aber
für unsere spezielle Frage nach der Ausrichtung auf den Einzelnen o d e r auf das
Volk nur eine untergeordnete Rolle.
80
Zur Unsterblichkeit als Folge der Weisheit vgl. J. P E D E R S E N , Vet. Test.,
Suppl. I I I , S. 238 ff. und speziell zu 3 21 H . W. H E R T Z B E R G , Der Prediger, Leipzig
1932, S. 94f.. Zu I . E G N E L L , »Knowledge« and »Life« in the Creation Story (Vet.
Test. Suppl. I I I , S. 103ff.) v g l . T H . C . V R I E Z E N , Bibl. Orient. 13 [1956], S. 193ff.. Das
Wissen haben wollen, wie es Gott eignet (Gen 3 s), oder sich weise dünken wie Gott
(Hes 281 ff.), ist Frevel, der aus der Gotteswelt und damit von dem Leben ausschließt.
78 J . HEMPEL

Im Gegensatz dazu bestimmen ja doch die Entscheidungen der Nation


über Tod oder Leben des Volkes, sein Sein oder seinen Untergangl
Ist aber einerseits die existentielle Bindung gelockert und anderseits
die Bedeutung der Entscheidung verringert, so kann es nicht wunder-
nehmen, daß der »scheltende Ton« sich mindert und eher einem
schmunzelnden Worte Raum gegeben wird. Es ist halt ein Unter-
schied, ob im schlimmsten Falle des dauernden »Nichthörens« dem
Jungen mit der Rute 3 1 oder der Nation mit Erdbeben, Hunger, Pest,
Heuschrecken und dem übermächtigen Feind gedroht wird. Von den
Schrecken, die den Bösen treffen werden (vgl. Hi lÖ20ff. u. ö.), oder
den Segnungen für den Guten (Hi 517 ff.) kann der Weise wohl warnend
oder ermunternd reden, aber sein Spruch ruft sie nicht herbei wie das
zukunft g e s t a l t e n de Prophetenwort 32 . Wie wenig der Weise existen-
tiell am Schicksal seiner Zöglinge beteiligt ist, zeigt erschreckend das
Bild der über das Unglück der Toren lachenden Weisheit in Prov 1 26.
Der Prophet wird von der nationalen Katastrophe äußerlich und erst
recht innerlich mitbetroffen, der Weise nicht von der privaten Not-
lage des von ihm Unterwiesenen. Läßt aber Jesaja selbst in den
ernstesten Sprüchen wider die sündige Nation bewußte Ironie mit-
sprechen, so ist es erst recht nicht verwunderlich, daß wir den Humor
in so weitem Umfang nachweisen konnten, wo der Weise seinen
Schüler mahnt und warnt!
Sodann ein psychologisches Problem. Der Prophet haftet mit
Leib und Leben und vor allem mit seiner Ehre dafür, daß sein Spruch
Gotteswort ist, und ob es das ist, muß sich an seinem Eintreffen im
ganz konkreten Vollzug der Geschichte bei seinen Lebzeiten oder
doch in nicht zu ferner Zukunft erweisen, für die es urkundlich fest-
gehalten werden muß. Die Ehre des Weisen aber ist nicht in dem
gleichen Ausmaß an den pädagogischen Erfolg seines Unterrichtes
gebunden. Seelische Wirkungen — wie sie ja auch der Dichter er-
strebt — sind ungleich schwerer zu erfassen als äußere Vorgänge.
Hat der Sohn wirklich gehört, so daß sein Glück berechtigt ist, oder
war es nur ein Scheinhören und ist darum sein Unglück gerecht ? Und
gibt es ein Leben, das nicht beides enthält, gutes wie böses Geschehen,
beides, im moralischen und äußerlich schicksalhaften Sinne? Ein
Mißverhältnis, wie es im Hiob vorliegt und dort nun allerdings den
31
Vgl. z. B. Prov 22 15 2318f., aber auch die freundliche Mahnung, sich bei
dem Prügeln zu beherrschen und den »Sünder« doch lieber nicht ganz totzuschlagen
(Prov 19 18). Von den zahlreichen altorientalischen Parallelen — wiederum bereits
vom Sumerischen an (vgl. KRAMER S. lOff.) — verweise ich nur auf Ahiqar 81f.
(vgl. meine Althebräische Literatur, Potsdam 1934, S. 61 und jetzt H . L . G I N S -
BERG, ANET S. 428).
• 2 Die Bedeutung »Orakelrede« für mäsäl (EISSFELDT, Maschal S . 1 7 ; vgl.
unten S . 1 6 7 3 2 L . M . PAKOZDY) ist in der israelitischen Weisheitsliteratur verblaßt.
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 79

Weisen selbst vor die Entscheidung über Gültigkeit oder Ungültigkeit


seiner Lehre stellt, ist selten, damals wie heute oder in den bitteren
Klagen der Penelope (Od. XIX, 363ff.). Damit aber ist der Weise
wiederum einer existentiellen Bindung enthoben, in der — wie vorhin
der Vater, so jetzt — der Prophet steht. Er ist gedeckt durch die
Tradition, nicht gefordert durch das konkrete Einzelerlebnis, das ihn
in der Verantwortung für das ihm Gesagte mit Beschlag belegt. Gewiß
ist es erschütternd für den Träger einer Jahrtausende alten Über-
lieferung, die auch über das Verhalten und den Willen des eigenen
Gottes Gültiges auszusagen behauptet, wenn sich diese Tradition
als brüchig herausstellt, wenn sie an der Wirklichkeit des Lebens zu
zerschellen droht. Aber es greift doch noch tiefer in die eigene Seele,
wenn sich die Frage erhebt, ob nicht der eigene Gott im eigenen Er-
leben sich als trügerischer Verführer erwiesen habe, wie Jeremia das
durchleiden muß (15 18b 20 7ff.). Wer die oben gegebenen Beispiele
aufmerksam mitgelesen hat, wird bemerkt haben, daß der Ernst desto
größer und der Humor desto geringer ist, je näher sie auch in der
Formulierung dem spezifischen Gehalt des Jahveglaubens stehen.
Jahve ist ein eifernder Gott, auch in der starken Verdünnung, die der
Glaube an ihn in der Weisheit erfahren hat.
Das dritte Problem endlich ist das stilistische. Die Bindung an
den Parallelelismus der Glieder, die das Aufkommen eines israeli-
tischen Epos durch ihre Retardierung jeder Handlungsschilderung
mitverschuldet hat, kann in der Dichtung eine doppelte Wirkung
haben. Sie kann einen Eindruck intensivieren, indem durch ein zweites
Bild, eine zweite Aussage über Kommendes oder Gewesenes eine
Drohung oder eine Mahnung, auch eine Verheißung unterstrichen wird.
Sie kann aber auch den Eindruck verdünnen und verwässern, den
die erste gemacht hat. Das hängt weithin davon ab, ob die erste Aus-
sage die innere Kraft hat, eine zweite auf ihren Schultern zu tragen
und dadurch über sich selbst hinauszugreifen. Ich gebe drei pro-
phetische Beispiele für das, was ich damit meine:
Gehl Künde diesem Volke da:
»Höret immer, ohn Verstehen,
schauet immer, ohn Begreifen 1
Verstocke das Herz dieses Volkes,
seine Ohren mach taub, seine Augen mach trüb,
daß es schauenden Auges nicht sehe,
daß es hörenden Ohres nicht höre,
daß sein Herz nicht begreife,
sich niemals bekehre / noch Heilung erlange!« (Jes 69f.);

" Zur jesajanischen Ironie vgl. meine Worte der Propheten, Berlin 1947,
S. 126 ff.
80 J . HEHPEL

Sage nicht: »Ich bin zu jungl«


Geh jeden Weg, den ich dich sende,
sprich jeden Spruch, den ich dich heißet
Fürchte dich nicht vor ihnen,
denn ich bin bei dir, daß ich dich rette! (Jer l7f.);
Er ist um unserer Missetat willen verwundet,
um unserer Sünde willen zerschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm zu unserm Frieden,
durch seine Striemen ward uns Heilung' (Jes 68 t).
Je konkreter und affektgeladener schon die erste Aussage ist, desto
größer ist die »Wahrscheinlichkeit« — soweit in geistigen Prozessen
von »Wahrscheinlichkeit« die Rede sein darf —, daß auch die zweite
konkret und affektgeladen sein und damit die erste verstärken wird.
Umgekehrt aber darf man auch sagen, daß je blasser und affektärmer
die erste bereits ist, die zweite sie eher noch weiter abschwächen wird.
Ein größeres Achtergewicht ist nur dort möglich, wo ein Vorder-
gewicht gegeben ist, das das Ganze vor dem Umschlagen sichert.
Es gibt jedoch, wenn ich recht sehe, eine Ausnahme und das ist eben
der Humor, dessen Wirkung gerade darauf beruhen kann, daß das
zweite Glied dem ersten eine unerwartete Deutung oder Ergänzung
gibt, wenn etwa dem goldnen Ring im Schweinerüssel nicht eine ähn-
liche Groteske, sondern eine — leider — allzuoft bestehende Wirk-
lichkeit entgegengehalten wird, die durch die erste Vershälfte ironisiert
werden soll. Oder die absteigende Linie vom Löwen zum Ziegenbock
wird »gekrönt« durch den seinem Heere voranziehenden menschlichen
König, der nicht so sehr durch den Einzelvergleich — dient doch der
Löwe besonders gern als Bild für Jahve — als vielmehr durch eben
diese »Anti-Klimax« karikiert werden muß. Aber ganz abgesehen von
dieser Einzelfrage: Welche Bedeutung der Parallelismus für die Er-
ziehungsweisheit hat, hat kein Geringerer als J. G. HERDER in klas-
sischer Weise ausgesprochen: »Bei Lehroden bekräftigt ein Spruch
den andern: es ist, als ob der Vater zu seinem Sohn spräche und die
Mutter es wiederholte. Die Rede wird dadurch so wahr, herzlich und
vertraulich«34.
Wir sind damit in doppelter Weise zum Ausgang zurückgekehrt,
in der Nennung der Erzieherpersönlichkeiten auf der einen, in der
hohen Schätzung der israelitischen Spruchdichtung auf der anderen
Seite, die sich für HERDER in seiner Wertung gerade des Terminus,
von dem unser Jubilar einst ausgegangen ist, konkretisiert. Ich kann
der Versuchung nicht widerstehn, die entscheidenden Sätze aus-
zuschreiben:
Ich zweifle, ob dieser Ursprung der Poesie schöner, als durch das Ebr&ische
ausgedrückt werden könnte? Das Wort heißt drücken, prägen: ein Bild, ein
u Vom Geist der Ebräischen Poesie I, Leipzig 1787, S. 23.
Pathos und Humor in der israelitischen Erziehung 81

Gleichnis prägen: sodann in Sprüchen reden, und D'VlPS dieser Poesie sind die
höchsten Sprüche: sodann entscheiden, ordnen, sprechen wie ein König oder Richter:
endlich regieren, herrschen, mächtig sein durch das Wort des Mundes. Siehe da die
Geschichte des Ursprungs und des kräftigsten Theils der Dichtkunst* 1 .
So möge ein echt alttestamentliches Bild aus den m'Sälim als Wunsch
diese Zeilen beschließen, das die Weisheit feiert:
Langes Leben hält sie in der Rechten,
in der Linken Gut und Glanz.
Wonnewege sind stets ihre Wege,
ihre Pfade sichrer Friede.
Wer sie anrührt, ißt vom Lebensbaume,
selig ist, wer sie ergreift (Prov 316-18).

« Ebenda II, S. 6.

Von U g a n t nach Q u m : an 6
Emploi et portée bibliques du verbe yasar
et de ses dérivés substantifs
Par P a u l H u m b e r t in Neuchâtel
(Neuchàtel, Schweiz, 4 Avenue J . J . Rousseau)

Cette brève étude doit faire suite à celles que nous avons déjà
consacrées à bârd (Th. Z., vol. 3, 1947, p. 401 suiv.), à qânâ (Fest-
schrift Bertholet, 1950, p. 259 suiv.) et à pâlal (ZAW, vol. 65, 1953,
p. 35 suiv.), c'est-à-dire à tout autant de termes en relation éventuelle
avec le thème de création.
Etat documentaire
Sur la base des données de la Concordance, il est possible d'établir
le tableau suivant:
Litt. historique préexilique: Gen 2 7 . 8 . 1 9 ( J ) ; II Sam 17 28 I I Reg 19 25 = Jes
37 26 (6).
Litt. prophétique préexilique: Am 413 (authentique? hymne, lyrique cultuelle);
7 1 Jes 22 il 3014 Hab 2 18 bis Jer 1 5 18 2. 3. 4 bis. 6 bis. il 19 l. il 33 2 (17).
Litt. prophétique exilique et postexilique: Jes 41 25 42 e = 49 8 4 3 1 . 7 . 1 0 . 2 1
44 2.9.10.12.21.24 4 5 7. 9 bis. i l . 18 bis 46 il 49 5 54 17 64 7 27 il (post.)
29 16 bis (post.) Jer 1016 (post.) = 6119 Zach 1113 12 1 (30).
Litt. historique postexilique: I Chr 4 23 (1).
Lyrique cultuelle: Thr 4 2 Ps 2 9 33 15 74 17 9 4 9.20 95 s 104 26 139 16 (9).

Soit, au total, 63 emplois; ou, les doublets ne comptant que pour


un, 60 emplois; ou même 58 seulement si l'on admet la racine nâsar
dans Jes 42 6 49 8. On remarquera les 22 attestations dans le second
Esaïe, c'est-à-dire un peu plus du tiers des emplois chez ce seul auteur,
dont c'était évidemment un terme pour une idée de prédilection.
D'autre part, ce verbe n'est jamais attesté dans le Deutéronome (cp.
au contraire l'emploi de bàrd pour la création de l'homme dans Dtn
4 32) et la littérature deutéronomique, dans le Code Sacerdotal, et
dans la littérature sapientiale canonique (mais cp. deux exemples
du niphal dans Sir 11 16 49 s). L'absence du terme dans le récit
sacerdotal de la création (Gen 11 — 2 4a) et dans les allusions de Job
et des Proverbes à la création (cp. au contraire qânâ dans Prov 8 22)
est probablement assez caractéristique. Cependant n'oublions jamais
que la rareté ou l'absence d'un terme dans un auteur ou un groupe
littéraire peuvent aussi résulter du simple hasard, et c'est sans doute
ce facteur qui explique l'extrême rareté des allusions au potier (yôsêr)
et à son activité (yàsar) dans les livres proprement narratifs.
Au point de vue grammatical, ces 63 emplois se décomposent
comme suit:
Emploi et portée bibliques du verbe yâsar et de ses dérivés substantifs 83

Parfait qal: Gen 2 s II Reg 19 25 = Jes 37 28 43 7.21 4410. ai 4518 46 il Ps 7417


96 s 104 26.
Imparfait qal: Gen 2 7.19 Jer l s Jes (42 e = 49 8 rac. nàçar ?) 4412.
Participe actif qal: II Sam 17 28 Am 418 7 1 Hab 2 18 bis Jer 1016 = 5119 18a.
8. 4 bis. s bis. 11 19i.il 33a Jes 41 25 43 1 44a. 9. 21 457. 9 bis. 11.18 49s
64 7 IChr 428 Zach 1118 12 1 Ps 2 9 3315 94 9.20 Jes 2211 27 11 29ib6»s
3014 Thr 42.
Parfait niphal: Jes 4310.
Parfait puai: Ps 13916.
Imparfait hophal: Jes 5417.
La proportion des emplois du participe actif qal (42 exemples
sur 63) s'explique par le fréquent emploi de la forme yôsër comme
substantif au sens propre (II Sam 17 28 Jer 18 2. 3. 4 bis. 6 bis 19 1.11
Jes 41 25 44 9 I Chr 4 23 Zach 1113 Ps 2 9 Jes 29 16 bis 30 14 Thr 4 2 ;
soit 18 cas) et par son usage comme épithète d'un homme (Hab
2 18 bis Jes 45 9 bis Ps 94 20) et surtout comme épithète de Dieu (Am
413 7 1 2K Jer 10 16 = 5119 18 11 33 2 Jes 43 1 44 2. 24 45 7.11. î s
49 5 64 7 Zach 12 1 Ps 3315 94 9 Jes 2211 27 11).

Mode d'emploi
Dans un certain nombre de cas le verbe yâsar fait directement
allusion au potier, à son métier et aux poteries (cp. la mention déjà
en ougaritien des ysrm: les potiers, dans une liste de corporations;
cp. Syria, vol. 21, 1940, p. 138. 139; G O R D O N , Ugaritic Manual,
1955, p. 275 s. v.). Il y est donc pris dans son sens de base (modeler)
et exclusivement concret: II Sam 17 28 Jes 2916 30 14 Jer 18 2. 3.
4 bis 19 1.11 Jes 4125 Zach 1113 (mais 1. 'ôsar) IChr 4 23 Thr 4 2
Ps 2 9.
Ailleurs l'allusion au potier est figurée et sert d'image pour Cyrus
(Jes 41 25 application figurée) ou pour Dieu (Jer 18 6 bis Jes 45 9 bis
64 7; et cp. Jes 29 16 bis Ps 2 9). D'autre part, dans Hab 2 18 bis Jes
44 9. 10.12 yâsar s'applique à la fabrication des idoles, des images
taillées, et, dans Jes 54 17, à celle des armes. Enfin Jes 43 10 déclare
qu'aucun «dieu» n'a été formé (nôsar) avant ni après Yahvé.
On relèvera particulièrement les nombreux passages où yâsar
s'entend d'une activité de Dieu, de Yahvé: Gen 2 7.8. 19 II Reg
19 25 = Jes 37 26 Am 4 13 7 1 Jes 22 11 Jer 1 5 18 6 bis. 11 33 2 Jes
43 1.7. 21 44 2.21.24 45 7. 9 ¿>is. 11.18 fàs 46 11 49 5 (49 8 = 44 6 rac.
nâsar ?) 64 7 27 11 29 16 bis Jer 10 16 = 5119 Zach 12 1 Ps 33 15 74 17
94 9 9 5 5 104 26 139 16. Soit 42 cas sur 63 attestations de yâsar, donc
une forte proportion.
Quelques rares textes mentionnent même les matériaux dont
Dieu se sert pour yâsar: dans Gen 2 7 'âfâr min hâ^dâmâ pour la
création du premier homme (cp. dans les Hôdâyôt du désert de Juda,
6*
84 P . HUMBERT

ed. E . L . SUKENIK, Ozar Taf. 3 5 15 37 21; cp. M. WALLENSTEIN,


Hymns front the Judaean scrolls, 1950, p. 14, 1. 3. 5. 6); dans Gen
219 min hà'adâmâ pour la création des animaux sauvages; dans
Jes 64 7 l'argile (hômèr) pour la création des hommes c'est-à-dire des
Israélites (cp. aussi l'image de l'argile dans Jes 29 16 Jer 18 E; et cp.
l'image du potier pour Dieu dans les textes cités ci-dessus). Tout autant
de passages qui excluent pour yàsar toute idée de création ex nihilo.
L'activité divine exprimée par yàsar s'applique d'ailleurs à la
création des objets les plus divers: l'homme (Gen 2 7. 8 J Jes 45 9 bis
64 7 2916 bis) ; le prophète Jérémie (Jer l s ) ; Israël (Jer 18 6 bis
Jes 431.7.21 44 2.21.24 4511 2711); le serviteur de Yahvé (Jés
49 5. 8) ; le coeur des hommes (Ps 33 15) ; l'esprit de l'homme (Zach
12 1) ; l'oeil humain (Ps 94 9) ; les animaux sauvages (Gen 2 19 J) ;
les sauterelles (Am 71) ; le Léviathan (Ps 104 26) ; les montagnes
(Am 413 2JI) ; le tonnerre (Am 413 LXX); la terre (Jer 33 2 L X X
Jes 45 18 bis ; cp. «la sèche» Ps 95 s); le monde entier (Jer 10 16 =
5119) ; la lumière et les ténèbres (Jes 45 7) ; les saisons (Ps 7417) ;
le malheur (Jer 18 11) ; le plan divin (II Reg 19 25 = Jes 37 26 Jes 22 11
Jer 33 2 SOI Jes 46 11) ; les jours de la vie humaine inscrits d'avance
dans le Livre de Dieu (Ps 139 16).
C'est-à-dire que, sauf l'exception que nous verrons plus loin,
la pensée israëlite ne répugna pas du tout à employer un terme aussi
concret que yàsar à propos de la création par Dieu. Le yàsar de Dieu
avait une portée universelle et concernait aussi bien l'homme que
les animaux, aussi bien le monde animé que le monde inanimé, aussi
bien la Nature que l'Histoire et qu'Israël en particulier, aussi bien
le temps présent que les origines du monde. Du sens premier et plasti-
que (façonner, modeler) on passa parfois à un sens moins anthropo-
morphique (la conception, la préparation et la réalisation du plan
divin). Mais, dans tous les cas, ces emplois de yàsar pour qualifier
l'activité de Dieu tendent tous à le présenter comme «le Souverain
plasmateur Dieu», pour emprunter le langage de Rabelais.
Quant au moment où s'exerça l'activité divine rendue par yâ§ar
on peut distinguer deux variantes:
1. L'activité créatrice aux Origines: Gen 2 7.8 (l'homme). 19 (les
bêtes sauvages) ; Zach 12 1 (l'esprit de l'homme) ; Ps 104 26 (le
Léviathan); Am 4 13 (2K: les montagnes; mais le sens peut aussi
être actuel) ; Jer 33 2 (LXX: la terre) ; Jer 1016 = 5119 (le
monde entier) ; Jes 45 7 (la lumière et les ténèbres) ; Ps 7417
(les saisons); 95s (la terre «sèche»); II Reg 19 25 = Jes 37 26
(le plan divin dès les origines: mïmë qèdètn); Jes 22 11 (le plan
divin fixé dès les temps les plus lointains: mëràhôq) ; les destins
de l'homme inscrits d'avance dans le Livre de Dieu (Ps 139 16).
Emploi et portée bibliques du verbe yâsar et de ses dérivés substantifs 85

2. L'activité créatrice au cours de l'Histoire: Jer 1 5 (la concep-


tion de Jérémie) ; Jes 64 7 (les Israélites) ; Ps 3315 (le coeur des
hommes) ; Ps 94 9 (l'oeil humain) ; Am 7 1 (un vol de sauterelles) ;
Jer 18 n (un malheur); Jes 46 il (le plan divin); Jer 33 2 (idem;
sens actuel ?) ; Jes 49 5. 8 (le serviteur de Yahvé) ; Jer 18 e
Jes 431.7. 21 44 2.21.24 45 il 27 il (Israël).
En tout temps donc, et pas seulement lors de la cosmogonie,
Dieu peut intervenir, semblable à l'artisan qui façonne ceci ou cela.
En particulier le plan historique de Dieu a été «préformé» depuis
longtemps déjà (II Reg 19 25 = Jes 37 26 Jes 22 il 46 il Jer 33 2 3JÎ),
ainsi que les destins de l'homme (Ps 13916). Cependant on croit
pouvoir constater que, sauf erreur, un unique passage fait allusion
à un yâsar futur de Dieu: Jer 18 n où la formule d'imminence en
hinnè suivi d'un pronom et d'un participe (cp. R E J , vol. 97, 1934,
p. 58 suiv.) introduit certainement l'annonce d'un malheur prochain;
cette infréquence de yâsar dans la perspective eschatologique serait-
elle symptomatique ? En bref, le terme très concret yâsar et l'image
qu'il implique ont été largement employés, en un sens étendu, par
des auteurs d'époques très diverses pour dépeindre l'activité créatrice
et plasmatrice de Dieu, notamment par le second Esaïe dont ils servent
le besoin religieux mais aussi rhétorique d'exalter l'unique grandeur
de Yahvé. Le terme a donc été d'un usage aussi bien ancien que
récent. Toutefois l'absence totale du vocable dans le Deutéronome
et la littérature deutéronomique ainsi que dans le Code Sacerdotal,
et son emploi relativement rare chez les prophètes (sauf le Second
Esaïe) ne doivent pas être dus au simple hasard mais résultent très
probablement de la répugnance d'auteurs à la pensée plus proprement
théologique et polémique pour un terme aussi anthropomorphique
et qui présente l'activité divine sous un aspect aussi physique. Au
contraire, une mentalité plus archaïque, par exemple le Yahviste
(cp. Gen 2) ou la tradition de la théomachie contre le Léviathan
(cp. Ps 104 26), usent encore naïvement du vocable.
Termes -parallèles
L'analyse des textes révèle que le verbe yâsar est mis en parallèle
avec les verbes suivants, et cette comparaison est instructive:
'âsâ: II Reg 1925 = Jes 37 26 Jes 2 2 n Hab 2i8 ( ?) Jer 18 4 33 2 Jes 442 459. ib 46 xi
647 27 i l 29 ie Thr 4 2 Ps 95 s.
biri: Am 418 Jes 43 1. 7 46 7.18. (dans Jes 6416.17 pas de véritable parallélisme).
hâSab: Jer 18 i l (cp. Gen 6 s J: yifèr makïebôt libbô).
hdyâ: Jes 43 10.
nâsak: Jes 4410.
pâ'al: Jes 4412.
hiffîb: Ps 7417.
posai: H a b 2 i s .
86 P. HUMBERT

Les parallèles, en câsâ notamment, montrent que yâsar implique


essentiellement un acte, un faire, et pas un projet ou une théorie
seulement, et le parallèle hâyâ dans Jes 43 10 confirme l'existence de
l'objet produit par yâsar. Tout au plus le parallèle avec hc&ab dans
Jer 18 il suggère-t-il un sens plus intellectualiste. Mais, au fond,
il y a peu de termes parallèles à yâsar, ce qui se justifie sans doute
par le fait que c'était un terme de métier (celui du potier), un vocable
donc très spécialisé et dont le sens (modeler) concret et précis n'auto-
risait pas des rapprochements très nombreux (cp. nâsak et pâsal),
sinon surtout les plus ternes ( c âsâ, hissïb, ftâ'al).
Quant au rapprochement avec bârâ, on relèvera que sur cinq
exemples patents, quatre se trouvent dans le Second Esaïe
(43 1. 7 45 7.18) et qu'on n'en rencontre qu'un seul dans tout le reste
de l'Ancien Testament, à savoir dans un passage hymnique figurant
aujourd'hui dans le livre d'Amos (Am 4 13) mais dont l'authenticité
n'est point indubitable. Seul, un passage du Trito-Esaïe (54 16.17)
paraît faire aussi figurer yâsar et bârâ dans un même contexte, mais
il ne s'y agit pas du tout du mythe cosmogonique proprement dit,
les deux verbes s'y rapportent à des objets différents, et le parallélisme
n'est pas réel.
Ainsi, à part là où le lyrisme (cp. Am 413) ou le pathos roman-
tique (Jes 40—55) entraînaient une certaine enflure verbale, en sorte
que yâsar et bârâ n'entraient dès lors pas en conflit l'un avec l'autre,
le rapprochement de ces deux verbes ne s'imposait pas souvent, il
y avait peu d'attraction entre eux. Et, notamment, aucun récit
cosmogonique proprement dit ne les met en parallèle, et jamais bârâ
mais seulement yâsar (Ps 104 26) ou pâ'al (Ps 74 12; cp. ZAW, 1953,
p. 38); ils y semblent exclusifs l'un de l'autre (cp. Gen 1). Bien plus,
même dans les cinq passages ci-dessus on constate que dans Jes
43 1. 7 il ne s'agit pas d'une allusion à la création originelle; que dans
Jes 45 7 il est question moins d'une allusion à la création que d'une
image (lumière — ténèbres = bonheur — malheur) ; et que pour
Am 4 13 on peut hésiter entre l'activité créatrice de Yahvé lors de la
cosmogonie et son activité actuelle.
En d'autres termes, yâsar et bârâ n'étaient guère ressentis comme
équivalents; l'usage tendait à les distancer plutôt qu'à les rapprocher
l'un de l'autre.
Les faits prouvent donc à l'évidence que si, jusqu'après l'exil,
yâsar appartint au vocabulaire de création, soudain le Code Sacerdotal
au contraire exerça une censure sévère sur le vocabulaire cosmogo-
nique: il y intronisa le verbe bârâ (que Dtn 4 32 associait cependant
déjà à la création de l'homme) et, contrepartie, en exclut absolument
le verbe yâsar du Yahviste. Le sens plastique de yâsar ne s'accordait
point avec la pensée supra-naturaliste de P et rappelait de façon
Emploi et portée bibliques du verbe yàsar et de ses dérivés substantifs 87

équivoque des conceptions naturalistes plus proches du paganisme


(cp. Chnum, le dieu-potier qui façonne les hommes sur son tour) que
de sa théologie du Verbe divin (cp. son emploi de bàrâ et de «Dieu
dit»). Une fois de plus nous constatons combien Gen 1 tranche sur
l'usage général (cp. ailleurs les 42 emplois de yàsar pour Dieu;) et
représente un concentré de pensée consciente, logique, au service
d'une théologie aussi précise qu'exigeante (cp. Interpretationes ad
V. T. . . . Sigmundo Mowinckel missae, 1955, p. 90 suiv.).
Dans Hes 2813.15 en revanche le prophète employait encore
bdrâ sans scrupule pour la création du roi de Tyr en Eden, preuve
qu'alors bârd n'était pas encore exclu du domaine mythique.
En conclusion, si notre étude n'aboutit à aucun résultat sensa-
tionnel, on s'est efforcé d'y décrire avec autant de rigueur que possible
l'état documentaire. Le résultat principal est sans doute de confirmer
sur un point capital le jugement formulé par le maître auquel la cri-
tique est si redevable: la démythologisation par P du vieux récit du
combat du Dieu-créateur contre le monstre du Chaos et sa trans-
mutation dans Gen 1 en un récit supranaturaliste et monothéiste (cp.
E I S S F E L D T , Einleitungin das AT, 2. Aufl., p. 38). Peut-être même, si
l'on songe au rôle des recettes et des charmes dans la technique des
métiers, les théologiens sacerdotaux auteurs de Gen 1 ont-ils voulu,
en renonçant à l'emploi du verbe yàsar, bien marquer que la création
ne dut rien à la magie de l'art mais procéda de la seule libre et souve-
raine volonté de Dieu.

Le substantif yèçèr
Employé 9 fois dans l'AT, à savoir: Gen 6 5 (J) 8 21 (J) Dtn 31 21
(inauthentique? cp. D R I V E R , Comm., ad loc.) Jes 2916 Hab 218
Jes 26 3 I Chr 28 9 29 18 Ps 103 14.
Il y est pris dans les sens suivants:
1. la poterie (Jes 29 ie) ou l'image taillée (Hab 2 18), c'est-à-dire
au sens matériel et pour les objets inanimés.
2. au sens physique pour des êtres animés (Ps 103 14; cp. avec
Gen 2 7 J).
3. au sens psychologique et moral (Dtn 31 21 : la nature des Is-
raélites; Jes 26 3: le caractère; Gen 65 I Chr 28 9 2918: tout
le psychisme, l'ensemble des pensées intimes, yèsèr mahSebôt
lêb; Gen 821 yèsèr lëb).
En d'autres termes, le substantif yèsèr présente un développement
sémantique du sens concret et physique, tiré du métier de potier,
au sens intérieur et psychique; de plus un seul emploi de yèsèr im-
plique un rapprochement direct avec le mythe de création, à savoir
Ps 103 14 où l'allusion à la nature poudreuse de l'homme rappelle
les termes mêmes du vieux récit yahviste de la création (Gen 2 7).
88 P. HUMBERT, Emploi et portée bibliques du verbe yàçar

En outre, pour le substantif yèsèr comme pour le verbe yâsar,


aucune attestation dans le Deutéronome et la littérature deutéro-
nomique (car Dtn 31 21 est très probablement inauthentique), ni dans
le Code Sacerdotal, et notamment pas dans le récit cosmogonique
de Gen 1.
En bref, l'emploi du substantif yèsèr, comme celui de la racine
verbale, a son point de départ dans le métier de potier, c'est-à-dire
que le sens premier et fondamental en était concret, plastique et
technique.
Le substantif yesurïm
Ce substantif ne figure qu'une seule fois dans l'AT, dans Job
17 7 où il désigne les membres du corps humain (leçons divergentes
dans les LXX!).
• •

L'examen des substantifs yèsèr et yesurïm confirme donc ce


que l'analyse du verbe yâsar démontrait déjà: le sens de la racine
est et reste essentiellement plastique et, lorsqu'elle s'applique à l'oeuvre
de Dieu, à son oeuvre créatrice en particulier, c'est pour la présenter
sous un aspect très concret, comme l'oeuvre d'un artisan, comme une
activité où Dieu met la main à la pâte. On comprend donc que les
théologiens sacerdotaux aient épuré leurs exposés cosmogoniques
d'un terme qui contredisait si fort leur supra-naturalisme.
(Achevé le 11 juin 1957)
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs
des altisraelitischen Prophetismus
Von Professor Joh. Lindblom in Lund
(Land, Kyrkogatan 17).

In allen umfassenderen Untersuchungen über den altisraelitischen


Prophetismus wird die Frage seiner Herkunft diskutiert. Einflußreich
für die folgende Entwicklung war die Theorie, die G. HÖLSCHER in
seinem bedeutsamen und wohlbekannten Buch über den Prophetismus
entwickelte, daß das ekstatische Prophetentum in Israel kein Erbgut
aus nomadischer Zeit sei, sondern auf kanaanäischen Einfluß zurück-
gehe. Zur Begründung dieser bedeutungsschweren These stellte
HÖLSCHER fest, daß der Vergleich des israelitischen Ekstatikertums
der n'bi'im mit verwandten Erscheinungen der Nachbarreligionen
zeige, daß eine Parallele zu demselben nur auf syrisch-kleinasiatischem
Gebiete zu finden sei. Während das Ekstatikertum, sagt HÖLSCHER,
auf dem Boden des reinen Semitismus, in der Wüste, nicht heimisch
ist, blüht es in solchen Gebieten, deren Kultur und wahrscheinlich
auch Rasse teils nicht rein semitisch, teils völlig unsemitisch ist.
HÖLSCHER fügt hinzu, daß die Erscheinung nur bei den stärker kanaa-
nisierten Nordstämmen bezeugt ist, nicht bei den Südstämmen, die
in Religion und Kultur dem alten Nomadentum näher verbunden
geblieben sind. Betreffs des alten Ekstatikertums meint HÖLSCHER,
daß Israel es von Anfang an mit den Kulten und der Kultur Kanaans
übernommen hat.
Was nun die Parallelen in Syrien und Kleinasien betrifft, weist
HÖLSCHER auf verschiedene Erscheinungen hin, vor allem auf die
bekannte Geschichte von Wen-Amon im Papyrus Gol&iischeff. In
Assyrien und Babylonien dagegen findet er keine sicheren Spuren
eines ekstatischen Prophetentums, deren Fehlen er durch den Hin-
weis auf »das Wesen« der gesamten babylonisch-assyrischen Religion
und Kultur erklärt 1 .
Die Anschauung HÖLSCHERS von der kanaanäischen Herkunft
des Nabitums wurde von A. JEPSEN übernommen und weiter ent-
wickelt. Das Nabitum, sagt JEPSEN, ist, das mag als These voraus-
gestellt werden, von Kanaan übernommen, aber wie alles, was mit
dem Glauben Israels zusammenhing, umgestaltet worden. JEPSEN
weist wie HÖLSCHER auf bekannte ekstatisch-prophetische Erschei-
nungen in der kanaanäischen Kulturwelt hin. Als Stütze seiner These,
daß das israelitische Nabitum gerade von Kanaan übernommen war,
1 G . HÖLSCHER, Die Profeten. Untersuchungen zur Religionsgeschichte
Israels, Leipzig 1914.
90 J . LINDBLOM

weist er auf folgende Tatsachen hin: wir haben keine sicheren oder
jedenfalls keine beweiskräftigen Belege für die Existenz eines ek-
statischen, dem israelitischen ähnlichen Prophetentums außerhalb der
kanaanäischen Welt; die alttestamentliche Überlieferung von der
vorkanaanäischen Zeit weiß von einem Nabistande nichts; seit Sa-
muels Zeit treten die Nabis in ununterbrochener Folge in Israel auf.
J E P S E N geht noch einen Schritt weiter: Israel, sagt er, hatte in alten
Zeiten andere Mittel und Wege, um Gottes Willen zu erforschen: un-
mittelbare Gottesrede an die Erwählten, den Traum, das priesterliche
Ephodorakel. Und so ergibt sich der bedeutungsvolle Satz: dasNabitum
drang erst ein, als die Urim durch das Gebundensein des Ephodorakels
an das Heiligtum den Fernerwohnenden nicht mehr erreichbar waren.
So trat neben den Priesterstand der neue Stand der Nabis. Von ent-
scheidender Bedeutung für die Geschichte des Nabitums wurde die
Zerstörung des Tempels zu Silo. In dieser kritischen Situation ist
Samuel, der Priesterschüler von Silo und selbst ein Nabi, derjenige
gewesen, der dem Nabitum in Israel zur allgemeinen Anerkennung
verholfen hat. So sagt nach J E P S E N die Tradition, die sicher einen
geschichtlichen Kern enthält. Dieser Kern soll darin bestehen, daß
Samuel Israel die göttliche Offenbarung der Nabis als Kundgebungen
Jahwes erkennen und anerkennen lehrte 2 .
Schließlich könnte auch das bekannte Buch von TH. H. ROBINSON
über den Prophetismus angeführt werden. Der englische Gelehrte
meint, daß der Ursprung des ekstatischen Prophetismus im Gebiet
von Kleinasien und Palästina (Phönizien) lag und daß die eigentlichen
Urheber die Hethiter (»that mysterious race«) waren 3 .
Ich möchte ausdrücklich betonen, daß ich die Ansichten dieser drei hervor-
ragenden Gelehrten von der Herkunft des altisraelitischen Nabitums herangezogen
habe, nur weil sie typisch für eine gewisse historische Phase der Prophetenforschung
sind. Ich bin mir aber wohl bewußt, daß wohl keiner von ihnen heute seinen damali-
gen Standpunkt noch restlos verfechten würde. Die wissenschaftliche Situation hat

s
A. JEPSEN, Nabi. Soziologische Studien zur alttestamentliehen Literatur
und Religionsgeschichte, München 1934. — Mit dem Standpunkt J E P S E N S ver-
wandt ist die Ansicht, die M. B U B E R in seinem Aufsatz Samuel und die Lade in
Essays presented to Leo Baeck, London 1954, entwickelt. B U B E R meint, daß das
Nabitum als ein Ersatz der Lade diente. Jahwe offenbarte sich Samuel, dem freien
Nabi, ohne Lade und Ephod. Die Bewegung des ekstatischen Nabitums war nach
B U B E R älter als Samuel — es stammte aus der ersten Zeit nach der Landnahme —
aber Samuel trat in Gemeinschaft mit den Nabis und wirkte mit ihnen zusammen.
So wurde die traditionelle Priesterschaft verdrängt und die priesterliche Führung
durch die prophetische ersetzt. Gottesführung ohne Lade, das ist Samuels Idee.
Es ist, sagt BUBER, die wahre prophetische Idee.
' TH. H. ROBINSON, Prophecy and the Prophets in Ancient Israel, London
1923, seventh impression 1948, S. 33 ff.
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismus 91

sich nunmehr völlig geändert. Was wir heute wissen, mußte den genannten Forschern
zum großen Teil unbekannt sein.
Bevor wir zu den prinzipielleren Fragen übergehen, mögen einige Bemer-
kungen betreffs gewisser Einzelheiten gemacht werden. Die Behauptung H Ö L S C H E R S ,
daß ekstatisches Nabitum nur bei den Nordstämmen nachweisbar ist, ist nicht
haltbar. In I Reg 13 hören wir von einem Propheten aus Juda. Der Schafzüchter
Arnos von Tekoa im südlichsten Palästina, an der Grenze der Wüste, wurde durch
ein ekstatisches Erlebnis zum Propheten berufen und wirkte danach als typischer
Prophet. In einem jedenfalls so südlichen Ort wie Jericho gab es laut I I Reg 2 5 ff.
eine prophetische Genossenschaft. Daß am Tempel in Jerusalem schon in alten
Zeiten ekstatische Kultpropheten wirkten, muß nunmehr als eine feststehende
Tatsache gelten. Die Propheten, die schon von Jesaja und Micha bekämpft wurden,
waren nichts anderes als ekstatische Nabis, die in Juda wirkten, sei es als Kult-
propheten, sei es als Propheten anderer Stellung.
Die These J E P S E N S , daß das ekstatische Prophetentum in Israel als ein Er-
satz des priesterlichen Orakels entstand, ist mit großen Schwierigkeiten belastet.
J E P S E N sagt: »Es wäre nicht zu verwundern, wenn der Priester Samuel in Er-
mangelung eines Besseren (nach dem Verlust der Lade und des Ephodorakels) sich
nach neuer Gottesoffenbarung umgesehen hätte« (S. 111). Und so hätte Samuel
die kanaanäische Offenbarungsweise (das Nabitum) angenommen und autorisiert.
Klingt das nicht doch reichlich unrealistisch und theoretisch ? Übrigens hat man
den Eindruck, daß Samuel vielmehr mit den schon stark entwickelten jahwistischen
Prophetengenossenschaften in enger Verbindung stand, als daß er irgendwie ihr
Urheber war. Schließlich kommt die Sache in eine ganz andere Beleuchtung, wenn
es sich erweisen läßt, daß schon seit alters her ein besonderer Stand berufsmäßiger
»Seher«, durch die man Offenbarungen von Jahwe erhalten konnte, in Israel exi-
stierte. Das wird allerdings von J E P S E N verneint, ich glaube aber den Tatsachen
widersprechend und gegen die Ansicht der meisten Forscher auf diesem Gebiet.
Hier kann nicht das große Problem des Sehertums aufgerollt werden. Meiner Mei-
nung nach beweisen schon die Termini rö'mh und höz&h die ursprüngliche Existenz
eines Sehertums im eigentlichen Sinne, weiter die sehr konkreten Schilderungen
von Gestalten wie Samuel und Bileam, die ganz sicher geschichtliche Anstellung
öffentlicher »Seher« am königlichen Hof in Jerusalem (Nathan und Gad) und schließ-
lich die Anmerkung in I Sam 9 9, die doch kaum eine bloß philologische Notiz ist,
sondern ein geschichtliches Geschehen wiederspiegelt. Es ist eine ganz andere
Sache, daß Seher und Nabis unter Umständen in ähnlicher Weise haben fungieren
können 4 .

Um nun prinzipiellere Fragen anzugreifen, so wollen wir vor einer


von JEPSEN ausgesprochenen These einen Augenblick halt machen.
JEPSEN sagt, daß es falsch sei, Hinweise auf religionsgeschichtliche
Parallelen zum Beweis historischer Beziehungen anzuführen. Das
sollte einen Rückfall in eine überholte Epoche unserer Wissenschaft
bedeuten (S. 146). Das ist ein klares und strenges Urteil. Nun verhält
es sich tatsächlich so, daß eben die allerneueste Forschung mit großem
Eifer religionsgeschichtliche Parallelen herangezogen hat, zunächst
* Vgl. die in der Hauptsache richtigen Ausführungen über die altisraelitischen
Seher in H . J U N K E R , Prophet und Seher in Israel, Trier 1927, S. 77ff.
92 J . LINDBLOM

um ein besseres Verständnis verwandter Erscheinungen in der is-


raelitischen Religion zu erreichen. Wenige werden verneinen, daß
dies ein sowohl berechtigtes als auch notwendiges Unternehmen ist,
das außerdem noch sehr wichtige Resultate für die alttestamentliche
Forschung zur Folge gehabt hat.
Eine Darstellung der israelitischen Religion, die nicht unsere
neugewonnenen Kenntnisse der westasiatischen Religion und Kultur
im zweiten vorchristlichen Jahrtausend gewissenhaft auswertete, wäre
wirklich ein Rückfall in eine überholte Epoche unserer Wissenschaft.
Ich wiederhole, daß ich immer wieder aus historischem Interesse ein vor
bald einem Vierteljahrhundert herausgegebenes Buch kritisiere, nicht
etwa den gegenwärtigen Standpunkt des hochverdienten Verfassers.
So weit können wir alle einig sein, daß Analogien uns dazu ver-
helfen können, religionsgeschichtliche Tatsachen besser zu begreifen.
Beweise im strengsten Sinne können freilich die Parallelen nicht
leisten, aber es ist auch nicht nötig. Wenn wir ein höchstes Maß von
Wahrscheinlichkeit erreichen, so ist das voll genügend. Wenn in der
gesamten westorientalischen Welt den Königen übernormale, sogar
göttliche Eigenschaften zugeschrieben wurden, so muß man mit der
Wahrscheinlichkeit rechnen, daß das auch in Israel der Fall war. Und
wenn Spuren, wenn auch ziemlich schwache, einer solchen hohen
Schätzung des Königtums in der israelitischen Literatur zu finden
sind, muß man sagen, daß die Wahrscheinlichkeit sich der vollen
Gewißheit nähert. Daß man dabei auf die charakteristischen Ver-
schiedenheiten der Kulturen und Religionen acht geben muß, ist
selbstverständlich und oft hervorgehoben. Könnte nun erwiesen
werden, daß überall in der antiken Welt ekstatische Propheten be-
kannt waren, so müßte es als ein überkritischer Standpunkt bezeichnet
werden, wenn man bezweifeln wollte, daß auch in Israel solche Phä-
nomene heimisch waren.
In der Zeit, als die Bücher von HÖLSCHER und JEPSEN geschrieben
wurden, war das Material für die westasiatische Religionsgeschichte,
das uns jetzt vorliegt, zum größten Teil noch unbekannt. Die Skepsis
gegenüber ekstatisch-prophetischen Erscheinungen z. B. auf dem
assyrisch-babylonischen Gebiete, die sowohl bei HÖLSCHER wie bei
JEPSEN zum Ausdruck kommt, hat nunmehr ihr Fundament verloren.
Wir haben völlig hinlängliche Beweise dafür, daß ekstatisches Pro-
phetentum in der westasiatischen Welt weit verbreitet war. Schon
das AT kennt nicht nur Nabis des phönizischen Baal — wie in der
Erzählung vom Gottesurteil auf dem Karmel, zu deren Verständnis
der verehrte Jubilar, dem diese Festschrift gewidmet ist, in so wert-
voller Weise beigetragen hat 5 — sondern auch Nabis in anderen
5 O. E I S S F E L D T , Der Gott Karmel, Sitzungsber. d. deutschen Ak. d. Wiss.

zu Berlin, Kl. für Sprachen, Literatur und Kunst, Jahrg. 1953, Nr. 1, Berlin 1953.
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismus 93

Völkern desselben Kulturkreises. So Jer 27 9, wozu VOLZ so richtig


bemerkt: es geht aus dieser Stelle hervor, daß die nationalistischen
Nabis eine internationale Erscheinung, eine allgemeine orientalische
Bewegung waren. Damit, sagt er weiter, ist zugleich gegeben, daß
diese Art Prophetie für Israel nicht charakteristisch war.
Außerbiblische, inschriftliche Beweise gibt es ja nunmehr in
Fülle. Alles, was herangezogen worden ist, ist allerdings nicht in
gleicher Weise beweiskräftig. Die bekannte Inschrift Zakirs, des
Königs von Hamat, spricht wohl von Sehern; zu sagen, daß es daneben
auch ekstatische Nabis gab, dazu sind wir jedenfalls noch nicht be-
rechtigt6. Die ugaritischen Texte sprechen oft von Träumen; sie
scheinen aber noch vom ekstatischen Prophetentum zu schweigen.
Daß jedoch die bekannten mahhü der akkadischen Texte wirklich
Ekstatiker waren und mit den kanaanäisch-israelitischen Nabis
gleichzustellen sind, ist über alle Zweifel erhaben7.
Das einschlägige Material ist durch die von Professor PARROT
entdeckten Texte im alten Mari in bedeutsamer Weise vermehrt
worden. In diesen Texten hören wir von Orakeln, »Antworten«, die
von prophetischen Männern und Frauen mitgeteilt wurden. Die
Orakelsprüche sind auf Offenbarungen verschiedener Götter, Adad
und Dagan, gegründet. Durch diese Offenbarungen machen die be-
treffenden Götter ihren Willen in verschiedenen Angelegenheiten kund.
Der Terminus für diese Orakelgeber ist sprachlich derselbe wie mahhü
in den sonst bekannten akkadischen Texten. In beiden Fällen deutet
das Wort auf Ekstase hin8.
Was die anderen Völker der westasiatischen Welt betrifft, sind
die Spuren ekstatischen Prophetentums entweder gar nicht oder nur
sehr schwach nachzuweisen. Es möge jedoch bemerkt werden, daß
A . GÖTZE, der eminente Kenner der hethitischen Kultur und Religion,
sich in folgender Weise äußert: es gab unter den Hethitern Enthusias-
mierte, die mit der Gottheit soweit eins waren, daß sie sie in sich
fühlten, der Gott wurde ihnen offenbar und sprach durch ihren Mund9.
• Siehe ANET 2 , Princeton 1955, p. 501.
' Siehe unter vielen anderen A. H A L D A R , Associations of Cult Prophets among
the Ancient Semites, Uppsala 1945, S. 21ff.
' Siehe u. a. A. LODS, Une tablette inédite de Mari, intéressante pour l'histoire
ancienne du prophétisme sémitique, Studies in Old Testament Prophecy près, to
T. H. R O B I N S O N , Edinburgh 1950, S . 103ff.; W. VON S O D E N , Verkündung des Gottes-
willens durch prophetisches Wort in den altbabylonischen Briefen aus Mari, WO
1950, S. 397ff.; M. N O T H , History and the Word of God in the Old Testament,
B J R L X X X I I , 1949-50, S. 194ff. (deutsch jetzt auch Gesammelte Stud. zum A T .
1957. S. 230ff.); F . M. T. D E L I A G R E B Ö H L , Profetisme en plaatsvervangend lijden
in Assyrië en Israël, NeTT IV, 1949-50, S. 81 ff. (deutsch in Opera minora, 1953,
S. 63ff.). • A. G Ö T Z E in: Kulturgeschichte des alten Orients (Handbuch der
Altertumswissenschaft III, 1, 3, 3, 1), München 1933, S. 139.
94 J. LINDBLOM

Es war für die oben als Beispiele herangezogenen Werke charak-


teristisch, daß sie zur Erklärung des altisraelitischen Prophetismus
speziell das kleinasiatisch-phönizisch-kanaanäische Kulturmilieu in Be-
tracht zogen. Der Hintergrund dieses Verhaltens war, daß rassische, völ-
kische und kulturelle Gesichtspunkte zur Erklärung des Ekstatikertums
herangezogen wurden. Ganz besonders deutlich ist dies bei HÖLSCHER.
Dagegen muß aber nachdrücklich behauptet werden, daß Ekstase
und ekstatisches Prophetentum gar nichts mit Rasse, Völkerpsycho-
logie und dergleichen zu tun haben. Diese Phänomene kommen über-
all in der Welt vor und zwar unabhängig von Rasse und Nationalität.
Es mag sein, daß gewisse psychologische und kulturelle Umstände
einen günstigeren Boden für solche Erscheinungen darbieten, das ist
aber eine ganz andere Sache.
Schon eine ganz summarische religionsgeschichtliche Übersicht
wird das klar machen.
Gehen wir zur arktischen und zu der ural-altaischen Welt, so
finden wir die Schamane, die oft als eine Art von Propheten — das
Wort natürlich in einem allgemeinen religionspsychologischen Sinne
genommen — auftreten, indem sie als Boten aus dem Himmel der
Geister den Menschen Mitteilungen überbringen, welche sie in der
Ekstase empfangen haben. Der finnländische Spezialforscher auf
diesem Gebiete U N O HOLMBERG-HARVA hat uns hochinteressante,
auf Primärmaterial gegründete Nachrichten über typisch prophetische
Phänomene im Schamanismus gegeben10. Erscheinungen, nahe ver-
wandt mit dem Schamanismus, finden sich auch bei den Lappländern
in Fenno-Skandinavien, den Indianern in Amerika und den alten
nordischen Völkern, von denen die isländischen Sagas herstammen 11 .
Die Kahine im arabischen Heidentum waren Priester und Seher, aber
sie fungierten auch als Propheten, die in Ekstase Orakel empfingen
und mitteilten 12 . Auch die Derwische im Islam weisen viele Züge auf,
die für den prophetischen Typus charakteristisch sind; sogar ihre

10
U. H O L M B E R G - H A R V A , Die religiösen Vorstellungen der altaischen Völ-
ker (Folklore Fellows Communications, 125), Helsinki 1938; ders., Die reli-
giösen Vorstellungen der Mordwinen (F. F. C., 142), Helsinki 1952. Siehe auch
M. E L I A D E , Le chamanisme et les techniques archaïques de l'extase, Paris
1951.
11
D. S T R Ö M B Ä C K , Sejd. Textstudier i nordisk religionshistoria, Stockholm
1935, S. 108ff.
12
J. W E L L H A U S E N , Reste arabischen Heidentums 2 , Berlin u. Leipzig 1927,
S. 134ff.; I. G O L D Z I H E R , Abhandlungen zur arabischen Philologie, I, Leiden 1896,
passim; T. A N D R A E , Mohammed. The Man and his Faith, London 1936, S. 36ff.;
A. H A L D A R , Associations, S. 161 ff.; J. P E D E R S E N , The Rôle played by Inspired
Persons among the Israelites and the Arabs, Studies in Old Testament Prophecy
pres. to T. H . R O B I N S O N , Edinburgh 1950, S. 127ff.
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismus 95

Organisation erinnert vielfach an die der altisraelitischen Nabis 13 .


Dasselbe gilt von den »Besitzern der Geheimnisse« unter den Rwala-
beduinen, von denen A L O I S M U S I L uns eine so anschauliche Schilderung
gegeben hat. Durch einen göttlichen Boten, malak oder munäbi ge-
nannt, wurden ihnen göttliche Orakel vermittelt, die sie in Ekstase
vernahmen und dann anderen Leuten mitteilten 14 . Daß Muhammed
typische prophetische Erlebnisse und Funktionen hatte, ist allgemein
bekannt 1 5 .
Dasselbe ist von Zarathustra und seinem Kreis auf dem iranischen
Gebiete bezeugt. Zarathustra wußte, daß Gott durch seinen Mund
sprach. Er hatte ekstatische Gesichte und lebte in dem Bewußtsein,
daß er von Gott berufen war 16 . Auch aus Indien sind ekstatisch-
prophetische Erscheinungen bekannt. Reisende und Missionare er-
zählen von Leuten im völkischen Hinduismus, die in einem Zustande
von Besessenheit durch eine fremde, höhere Macht göttlicher Natur
Orakel aussprechen. Sie sagen, daß die Gottheit durch sie spricht.
Sie sind u. a. unter den Namen Kotanki oder Kattati bekannt 1 7 .
Die sogenannten Prophezeiungen aus Ägypten, die entweder
Strafreden oder vaticinia ex eventu von dem Typus der Reden von
Ipu-wer und Nefer-rohu sind, haben — trotz gewisser formaler Ähn-
lichkeiten mit den prophetischen Reden des AT s — religionspsycho-
logisch gesehen nichts mit ihnen zu tun. Auch die als »Propheten«
bezeichneten Priester der ägyptischen Tempel, deren Funktionen
allerdings recht dunkel sind, waren sicher keine ekstatischen Pro-
pheten im alttestamentlichen Sinne. Die oft genannten ägyptischen
Orakel scheinen mehr technischer Natur gewesen zu sein 18 . Etwas
13
J. P. B R O W N , The Darvishes or Oriental Spiritualism, London 1 9 2 7 ;
G . JACOB, Beiträge zur Kenntnis des Derwisch-Ordens der Bektaschis, Berlin 1 9 0 8 ;
A . G U I L L A U M E , Prophecy and Divination among the Hebrews and other Semites,
London 1938, passim.
14
A. M U S I L , The Manners and Customs of the Rwala Bédouins, New York
1928, S. 400ff.
15
Siehe vor allem T. A N D R A E , Mohammed, und W . Z I M M E R L I , Der Prophet
im Alten Testament und im Islam, Basel u. Zürich 1943.
16
H . S. N Y B E R G , Die Religionen des alten Iran, Leipzig 1 9 3 8 , S . 264ff.;
J . D U C H E S N E - G U I L L E M I N , Zoroastre. Étude critique avec une traduction commentée
des Gâthâ, Paris 1948, S. 144; ders., The Hymns of Zarathustra, London 1952, S. 6f.
17
C . G . D I E H L , Instrument and Purpose. Studies on Rites and Rituals in
South India, Lund 1956, S. 218ff.
18
Siehe G R E S S M A N N , AOTAT 2 , Berlin u. Leipzig 1926, S. 46ff.; ANET 2 ,
S. 441 ff. und weiter E. F A S C H E R , TTPOOHTHZ. Eine sprach- und religionsgeschicht-
liche Untersuchung, Gießen 1927, S. 76ff. Betreffs der sogenannten prophetischen
Texte aus Ägypten siehe vor allem A. VON G A L L , BAZIAEIA TOY 6 E 0 Y . Eine
religionsgeschichtliche Studie zur vorkirchlichen Eschatologie, Heidelberg 1926,
S. 48ff.
96 J. LINDBLOM

anders liegt die Sache betreffs der bekannten Notiz in Plinius, Historia
naturalis, VIII, 185, wo im Zusammenhang mit den Zeremonien um
den Apisstier von Jünglingen gesprochen wird, die während der kul-
tischen Prozession von Raserei ergriffen werden und zukünftige Dinge
weissagen (repente lymphati futura praecinunt). Hier ist tatsächlich
etwas, was uns an die altisraelitischen Nabis erinnert.
Der schwedische Missionsforscher B E N G T SUNDKLER in Uppsala
hat vor einigen Jahren ein hochinteressantes Buch mit dem Titel
Bantu Prophets in South Africa herausgegeben19. Der Verfasser be-
schreibt hier eine merkwürdige Erscheinung unter den Zulus: Leute,
die als eine sonderbare Mischung von heidnischen Besessenen und
inspirierten christlichen Verkündigern auftreten. Sie sind von einer
unwiderstehlichen göttlichen Kraft getrieben, haben Gesichte, leben
in dem Bewußtsein, eine spezielle Berufung zu haben, und bringen
den Gemeinden gewichtige Botschaften auch apokalyptischen Inhalts
aus der unsichtbaren Welt. Professor SUNDKLER sagt, daß hier »the
hidden depths of repressed African possession come to the surface«.
Daß in der Tat im afrikanischen Volksglauben eine primitive Form
von ekstatischem Prophetentum existiert, wird von mehreren For-
schern auf diesem Gebiet immer wieder bezeugt. Die »Swikiros« in
Süd-Rhodesia z. B. wissen sich von einem Geiste Mondoro ergriffen,
fallen in Ekstase und äußern in diesem Zustande inspirierte Worte
oder Orakel, oft sogar in einer archaistischen Sprache20.
Neuerdings hat H. H. R O W L E Y eine Arbeit veröffentlicht, der
er diesen Interesse erregenden Titel gegeben hat: Prophecy and Re-
ligion in Ancient China and Israel21. Er vergleicht hier einige große
Gestalten der chinesischen Religion — Confucius, Mencius, Mo-tzu —
mit den Propheten Israels. Die herangezogenen Chinesen betrachten
sich als Sprachrohre der Gottheit; sie haben das Bewußtsein, daß sie
berufen sind, und fühlen sich unter einem göttlichen Zwang genötigt,
den Menschen ihrer Generation göttliche Botschaften zu verkünden.
Was man bei ihnen vermißt, sind ekstatische Phänomene, die für die
israelitischen Propheten typisch waren. Man muß R O W L E Y in diesem
Urteil Recht geben: »It is hard to think of Confucius behaving like
the ecstatic prophets« (S. 17).
Wer ekstatisches Prophetentum in China finden will, muß sich
an die Volksreligion wenden. Darstellungen über die chinesische Volks-
religion, z. B. in Arbeiten des namhaften Sinologen DE GROOT,
machen uns mit Erscheinungen bekannt, die mit dem altisraelitischen
Nabitum große Ähnlichkeit haben. Es wird erzählt, wie Götter sich
» London 1948.
20
F. W . T . P O S S E L T , Fact and Fiction. A Short Account of the Natives
of Southern Rhodesia, 1935, S. 82.
21
London 1956.
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismus 97

zeitweilig in Männer und Frauen niederlassen, sie in Ekstase versetzen


und durch ihren Mund mystische Orakelworte äußern, die dann durch
Sachkundige niedergeschrieben und gedeutet werden22. Ähnliches
kommt auch in Japan vor. Dort sind Orakelmittler bekannt, die im
ekstatischen Zustande Orakel empfangen und aussprechen. Die Orakel
beziehen sich meist auf die Verehrung der Götter, und die Ekstase
wird als Gottbesessenheit (Kami-gakari) gedeutet28. In Tibet spielen
solche Männer eine sehr hervorragende Rolle. Die Gottheit ergreift
sie und macht sie zu ihren Sprachrohren. Durch solche Männer tut
sie ihren Willen kund und antwortet auf allerlei Fragen. Es gibt staat-
liche Propheten dieser Art, die von der Zukunft des Staates weissagen.
Im Besonderen werden sie befragt, wenn ein neuer Dalai-Lama ge-
sucht werden soll. Sie treten in sonderbarer, phantastischer Tracht
auf und sind von einer Schar von Schülern und Mithelfern umgeben.
Ihre Aussprüche haben oft poetische Form und werden sorgfältig
bewahrt und aufgezeichnet24.
Wenden wir uns dem europäischen Kulturkreis zu, so treffen wir
auf eine Menge Erscheinungen, die als typisch prophetisch angesehen
werden müssen. Im christlichen Mittelalter gab es eine große Anzahl
von Propheten verschiedener Art, Männer und Frauen, die als Ek-
statiker auftraten, göttliche Botschaften brachten und ungewöhnliche,
ja übernormale Handlungen ausführten26. Sogar in unserer Zeit
können die sog. finnischen Schlafprediger als Beispiele für eine typisch
prophetische Begabung dienen. In einem psychischen Zustande, der
als Trance oder lethargische Ekstase gekennzeichnet werden kann,
lesen sie Texte aus himmlischen Büchern, hören himmlische Stimmen
und haben Gesichte aus der unsichtbaren Welt 24 . Ich bezweifle jedoch,
daß es in der ganzen Christenheit eine typischer prophetische Per-
sönlichkeit gegeben hat als die heilige Birgitta aus Schweden (gest.
1373), Gründerin des Ordens der Birgittiner und des Nonnenklosters
12 J. J. M. DE GROOT, Universismus. Die Grundlage der Religion und Ethik,
des Staatswesens und der Wissenschaft Chinas, Berlin 1918, S. 356f. Siehe auch
ders. Verf., The Religious System of China, Vol. VI, Book II, Leyden 1910, S. 1269ff.
2 8 W . GUNDERT, Japanische Religionsgeschichte. Die Religionen der Ja-
paner und Koreaner in geschichtlichem Abriß dargestellt, Stuttgart 1943, S. 22.
21 R. DE N E B E S K Y - W O J K O W I T Z , Oracles and Demons of Tibet, 'S-Gravenhage

1956, S. 409ff.
25 Siehe z. B . P. A L P H A N D É R Y , Prophètes et ministère prophétique dans le

moyen-âge latin, Revue d'histoire et de philosophie religieuses, XII, 1932, S. 334ff.


28 A. VOIPIO, Observations on Somnambulic Preaching, The Scandinavian

Scientific Review, II, 2, 1923, S. 93ff. ; ders., Sleeping Preachers. A Study in Ecstatic
Religiosity, Annales academiae scientiarum fennicae, Ser. B, 75, 1, Helsinki 1951;
A. F. P U U K K O , Ekstatische Propheten mit besonderer Berücksichtigung der finnisch-
ugrischen Parallelen, ZAW 53, 1935, S. 23ff.; J. LINDBLOM, Ecstasy in Scandi-
navian Christianity, Expository Times L V I I , 1946, S. 236ff.
Von Ugatit nach Qumran 7
98 J. LINDBLOM

in Vadstena. Ihre Beschreibungen der ekstatischen Zustände, die ihr


zuteil wurden, sind unübertroffen. Mit größter Anschaulichkeit be-
schreibt sie ihre Gesichte, ihr Zwangsgefühl der Gottheit gegenüber,
ihre Aufträge im Dienste Gottes. Ihre Botschaften an Päpste und
Könige können in gewisser Hinsicht mit dem verglichen werden, was
uns das AT von den großen Propheten Israels erzählt 27 .
Diese kurze Übersicht können wir füglich mit einem Blick auf
das griechische Altertum beendigen. Im Agamemnon gibt uns Aischy-
los eine ausgezeichnete Beschreibung einer typisch prophetischen Per-
sönlichkeit, der Kassandra. Sie ist von Apollo ergriffen und spricht
in Ekstase Orakelsprüche aus. Was Plato und Philo von den »En-
thusiasten«, »Ergriffenen«, »Inspirierten«, »Rasenden« sagen, stimmt
völlig mit dem überein, was wir den prophetischen Typus der Religions-
geschichte nennen. Sie sind von der heiligen mania berauscht, sie
reden als Sprachrohre Gottes und nehmen neben den Wahrsagern, die
sich mit Zeichen und Omina beschäftigen, einen besonderen Platz ein 28 .
Die Religionsgeschichte lehrt uns also, daß Ekstatikertum und
ekstatisches Prophetentum nicht auf bestimmte Gebiete begrenzt und
nicht an besondere Völker oder Rassen gebunden sind; sie finden sich
überall, wo Menschen leben, in mehr oder weniger ausgeprägten
Formen. Die Ekstase ist eine allgemein menschliche Erscheinung.
Das ist gewiß nicht so zu verstehen, daß alle Menschen ekstatisch ver-
anlagt sind, aber so, daß Menschen mit Begabung für ekstatische Zu-
stände überall auftreten können. Überall in der Welt hat es auch
Männer und Frauen gegeben, die die Eigentümlichkeit gehabt haben,
in einem ekstatischen Zustande Offenbarungen aus der unsichtbaren
Welt zu erhalten und sich unter göttlichem Zwange genötigt gefühlt
haben, diese Offenbarungen anderen Menschen zu verkünden. Dies
ist es ja, was einen Menschen zum Propheten macht.
Jetzt höre ich jemanden einwenden: es ist doch nicht berechtigt, alle diese
Phänomene sozusagen unter einen gemeinsamen Hut zu vereinigen. Es muß doch
falsch sein, für die Schamane Sibiriens, die christlichen Offenbarungsträger und die
27
Die Literatur über Birgitta ist immens. Hier einige Werke, die besonders
ihre ekstatisch-prophetische Begabung behandeln: K. B. WESTMAN, Birgitta-Studier,
Uppsala 1911; J. LINDBLOM, Die literarische Gattung der prophetischen Literatur,
Uppsala universitets ärsskrift 1924, Teologi 1, Uppsala 1924, S. 19 ff.; EMILIA
FOGELKLOU, Birgitta 2 , Stockholm 1955; J. WORDSWORTH, The National Church
of Sweden, London 1911, S. 123ff.; J. JOERGENSEN, Saint Bridget of Sweden,
London 1954.
28
Siehe z. B. FASCHER, op. cit., S. 11 ff. — Daß es im nachbiblischen Juden-
tum aller Zeiten Erscheinungen gegeben hat, die als ekstatisch-prophetisch be-
zeichnet werden können, geht aus dem großen Werk über jüdische Mystik hervor,
das uns der eminente Kenner auf diesem Gebiet, G. SCHOLEM, gegeben hat: Major
Trends in Jewish Mysticism 2 , New York 1946, passim. SCHOLEM selbst benutzt oft
die Termini »Prophets« und »Prophecy«, wenn er von solchen Erscheinungen spricht.
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismus 99

großen israelitischen Gottesmänner dieselbe Bezeichnung »Propheten« zu gebrauchen.


Und welch ein Unterschied besteht nicht zwischen Menschen, die ihre Inspiration
den Geistern der primitiven Religionen verdanken, und Menschen, die begnadet
sind, Offenbarungen von dem einen lebendigen Gott zu empfangen. Gewiß, der
Unterschied ist gewaltig, besonders wenn man auf den Inhalt der verliehenen Offen-
barungen sieht. Und doch kann etwas Gemeinsames festgestellt werden. Dies Ge-
meinsame liegt auf der Linie der allgemeinen Struktur und der Psychologie. Was
ist nämlich für einen ekstatischen Propheten charakteristisch ? Das ist das Bewußt-
sein, die Gnade zu haben, von der Gottheit Offenbarungen zu empfangen, das
Zwangsgefühl der Gottheit gegenüber, die innere Nötigung anderen zu verkündigen,
was in der Stunde der Offenbarung gegeben ist, und schließlich die Steigerung der
seelischen Kräfte in der Richtung exaltierter Inspiration und ekstatischer Ver-
zückung. Wenn es gerade dies ist, was prophetische Persönlichkeiten kennzeichnet,
so wird es unmittelbar klar, daß wir berechtigt sind, von einem allgemein ver-
breiteten Typus in der Welt der Religion zu reden, zu welchem eben die oben ge-
schilderten Erscheinungen gehören.

Die Frage, seit wann ekstatisches Prophetentum in Israel existiert


hat, ist in verschiedener Weise beantwortet. Es gibt Forscher, die
sowohl Abraham wie Mose zu den Propheten rechnen und also von
keinem Zeitpunkt in der Geschichte Israels wissen, wo nicht Pro-
pheten wirksam gewesen sind. Andere, wie HÖLSCHER, vermuten, daß
die ekstatischen Propheten im Zusammenhang mit der ersten Be-
gegnung der israelitischen Stämme mit der kanaanäischen Kultur
unmittelbar nach der Landnahme auftraten. JEPSEN meinte, daß die
Zerstörung des Heiligtums von Silo und die Initiative Samuels das
ekstatische Prophetentum in Israel ins Leben gerufen hätten. Schließ-
lich wird an die Erzählung in Num 11 erinnert, die uns zu lehren
scheint, daß ekstatische Propheten unter den hebräischen Stämmen
der Wüste auftraten und von Mose verteidigt wurden.
Was Abraham und Mose betrifft, so sind sie offenbar in der is-
raelitischen Tradition als Propheten bezeichnet, weil sie von Gott im
speziellen Sinne begnadet waren, Gott unmittelbar nahe standen und
Gottes Diener in einzigartiger Weise waren. Die Benennung »Prophet«
wurde somit in einem allgemeineren Sinne gebraucht 29 . HÖLSCHERS
Ansicht hängt mit seiner allgemeinen These zusammen, daß das is-
raelitische Nabitum von den Kanaanäern übernommen wurde. Die
Schwäche des Standpunktes JEPSEN s im Jahre 1934 haben wir oben
aufzuweisen versucht.
28 Im abgeschliffenen Sinne wird Mirjam, die Schwester Aarons, in Ex 15 20

»Prophetin« genannt. Was Debora (Jdc 4—5) betrifft, kann man schwanken. Mir
scheint es am wahrscheinlichsten, daß sie zum alten Stand der Seher gehörte. Sie
ersah Barak zum Anführer des Heeres und wie die altarabischen Kahine wurde sie
genötigt, dem Heere während des Feldzuges zu folgen, um gute Ratschläge zu er-
teilen und die Kampflust anzufeuern. Ihre Gestalt ist in der späteren Tradition
reichlich übermalt worden.

V
100 J . LINDBLOM

Wie verhält es sich aber mit der Erzählung von Num 11 ? Welche
Schlüsse können wir aus dieser Erzählung ziehen?
Einer traditionshistorischen Betrachtungsweise gemäß enthält
das Kapitel lauter ätiologische Sagen. Uns interessiert in diesem Zu-
sammenhang das Mittelstück, das die Erzählungen von den siebzig
Ältesten und den beiden Ekstatikern Eldad und Medad enthält. Diese
Erzählungen haben den Zweck, den Ursprung zweier altertümlicher
Institutionen in Israel zu erklären. Die Institution der Ältesten spielte
eine große Rolle im sozialen Leben Israels während aller Epochen der
israelitischen Geschichte. Aller Wahrscheinlichkeit nach ging die
Institution der Ältesten in die Zeit vor der Landnahme zurück und
wurzelte in der sozialen Sippenorganisation der Nomadenstämme.
In der späteren Geschichte fungierten die Ältestenkollegien vor allem
als Richter, aber auch als Vertreter der Ortschaften und des Volkes
in gewissen kulturellen und politischen Angelegenheiten 30 .
Nun hören wir aber auch von einer Delegation von siebzig Äl-
testen, welche bisweilen die Gesamt-Korporation der Ältesten ver-
treten konnte. Siebzig von den Ältesten Israels stiegen zusammen mit
Mose, Aaron, Nadab und Abihu auf den Berg Sinai hinauf (Ex 241).
Ezechiel sah in seinem großen Tempelgesicht, wie siebzig Männer von
den Ältesten des Hauses Israel sich heidnischen Kultübungen hingaben
(Ez 8 n f.). Vielleicht haben die Traditionisten an diese Delegation der
Siebzig gedacht, wenn sie erzählen, daß Josua die Ältesten in Israel
zum Landtag von Sichern rief (Jos 24 l). Die Idee von den siebzig
Ältesten lebte in spätesten Zeiten fort. Nach Josephus und den Rab-
binen gab es sogar in der römischen Zeit mehrere Kollegien, die aus
siebzig bzw. ein- oder zweiundsiebzig Mitgliedern bestanden 31 .-
Die Institution der siebzig Ältesten hat gewiß eine beträcht-
liche Rolle im alten Israel gespielt. Der Zweck der Erzählung in
Num 11 ist nun, diese Institution ätiologisch zu begründen und ihr
zugleich eine hohe Autorität zu erteilen. Das geschieht erstens da-
durch, daß Mose als ihr Urheber dargestellt wird, und zweitens durch
die Notiz, daß etwas von dem Geist, der auf Mose ruhte, auf die siebzig
Ältesten gelegt wurde 32 . Wenn gesagt wird, daß sie durch den Geist
in prophetische Verzückung gerieten, was dann freilich nicht von
Dauer war, ist damit angedeutet, daß die Geistesmitteilung nur eine
vorübergehende war, den Charakter einer Weihe hatte, und daß die

Vgl. M . N O T H , Geschichte Israels, Göttingen 1 9 5 0 , S . 94f.; I. B E N Z I N G E R


in RPTK 3 , I, S. 224 ff.
81 E. S C H Ü R E R , Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi 4 ,

II, Leipzig 1907. S. 249f.


s i Zur Bedeutung der Anteilnahme am Geiste eines Gottesmannes vgl. die

Erzählung von Elia und Elisa in II Reg 2 9-15.


Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismüs 101

Institution in der Fortsetzung ein nicht charismatisches, sondern rein


bürgerliches, administratives Amt wurde88.
In der Erzählung von Eldad und Medad liegt das Hauptgewicht
darauf, daß auch ihnen der Geist der Ekstase zuteil wurde, von dem
aber nicht gesagt wird, daß er sie verließ. Sie sind also als permanente
Geistesträger und berufsmäßige Ekstatiker gedacht. Ein Protest gegen
ihr Auftreten als ekstatische Propheten wird von Mose energisch
zurückgewiesen mit dem ausgesprochenen Wunsche, daß das ganze
Volk Jahwes aus Propheten bestehen und den Geist Jahwes besitzen
möge. In dieser Erzählung handelt es sich um das berufsmäßige ek-
statische Prophetentum. Auch der Stand der ekstatischen Propheten,
will die Erzählung bezeugen, ist eine mosaische Anordnung und muß
hoch in Ehren gehalten werden84.
Die beiden Erzählungen von den siebzig Ältesten und den ek-
statischen Propheten Eldad und Medad sind also ätiologische Legenden
und haben keinen anderen historischen Wert als daß sie Beweis dafür
sind, was man in späteren Zeiten über die Institution der siebzig
Ältesten und das ekstatische Prophetentum dachte. Über den wirk-
lichen Ursprung des ekstatischen Prophetentums in Israel hat uns
Num 11 nichts zu lehren.
Die Frage, die wir oben aufgeworfen haben, seit wann das ek-
statische Prophetentum in Israel existiert hat, muß so beantwortet
werden, daß wir keine Anhaltspunkte für eine zeitliche Datierung
haben. Und das liegt in der Natur der Sache. Es ist ebenso unmöglich
zu sagen, wann diese Erscheinung in Israel auftrat, wie den »Anfang«
solcher Phänomene überall in der Welt chronologisch zu bestimmen.
Mit der Einsicht, daß das prophetische Ekstatikertum ein an
Rasse und Volkscharakter nicht gebundenes, allgemein menschliches
Phänomen ist und daß es unmöglich ist, die Entstehung solcher Phäno-
mene chronologisch zu bestimmen, ist aber die Frage der kanaanäischen
Herkunft des altisraelitischen Prophetismus nicht restlos beantwortet.
In einigen Einzelheiten verrät sich in der Tat ein Einfluß von außen her.

M Das Verb jäsäfü v. 25 darf natürlich nicht geändert werden; gegen z. B.


HOLZINGER in KAUTZSCH-BERTHOLET, Die heilige Schrift des Alten Testaments 4 ,
der ja'as'fü oder jäsüfü lesen will und übersetzt: »und konnten kein Ende finden«.
Dadurch würde die eigentliche Pointe verloren gehen.
34 In seinem inhaltsreichen Aufsatz Die falschen Propheten in ZAW 51,
1933, S. 109ff., berührt G. VON RAD auch die Erzählung in Num 11. E r sieht richtig,
daß die Erzählung in ihrer jetzigen Fassung ätiologisch zu verstehen ist. Sie will
das Nabitum als mosaisch legitimieren und zwar die beiden Hauptgruppen der
Nabis: die an den Kultorten gebundenen Propheten und die freien Propheten. Mir
ist es jedoch schon infolge des Wortlauts deutlich, daß der erste Teil der Erzählung
sich auf die Institution der siebzig Ältesten und der zweite Teil auf die Institution
des ekstatischen Prophetentums überhaupt bezieht.
102 J . LINDBLOM

Ich denke zunächst an den Titel näbi'. Es ist allgemein aner-


kannt, daß dies Wort kein hebräisches ist, sondern in anderer Weise
erklärt werden muß. Vollständige Einigkeit über die Herleitung und
Bedeutung dieses Wortes ist noch nicht erreicht. Vieles spricht aber
für die vor allem von ALBRIGHT befürwortete Erklärung: näbi' hängt
mit dem akkadischen nabü, »rufen«, zusammen, näbi' hat passive
Bedeutung und ist zu übersetzen: »einer, der (von Gott) berufen ist«,
»einer, der eine Berufung (von Gott) hat«35. Etwas für einen Pro-
pheten Wesentliches ist ja gerade dies, daß er sich als ein Berufener
fühlt. Ein Prophet lebt immer in dem Bewußtsein, daß er auserwählt
ist, um göttliche Offenbarungen zu empfangen, diese Offenbarungen
zu verkünden und somit einen außerordentlichen Auftrag auszuführen.
Von näbi' sind dann die im AT gebrauchten Verben nibba und hit-
nabbe, als Prophet auftreten, wirken, reden, verzückt werden, rasen,
denominiert36. Wir haben uns also vorzustellen, daß der Terminus
näbi' zunächst durch die Vermittlung der Kanaanäer von den He-
bräern übernommen wurde. Als echt hebräische Entsprechungen
können wir zunächst an die im AT vorkommenden 'iShä'"löhim und
'iS härü"h (Hos 9 7) denken.
Ein Wort, das mit dem altisraelitischen Prophetentum zusammen-
hängt, ist auch das I Sam 19 isff. und 20 1 vorkommende nwjt. Das
Wort, dessen Aussprache schon früh in Vergessenheit geriet, scheint
als eine Bezeichnung für das Versammlungshaus der prophetischen
Genossenschaften zu stehen. Es hängt wohl irgendwie mit dem he-
bräischen näw&h, Aufenthaltsort, Wohnung, zusammen, ist aber in sei-
ner alttestamentlichen Form wahrscheinlich ein kanaanäisches Lehn-
wort. Wenn diese Erklärung richtig ist, würde das alttestamentliche
nwjt ganz genau der takijjah der islamischen Derwische entsprechen.
Eine Hauptaufgabe der israelitischen Propheten war zu allen
Zeiten .Orakel zu erteilen. Bei der Formulierung der Orakel gebrauchten
sie eine feste Formel, die das Orakel als eine Mitteilung Gottes be-
zeichnete: köh'ämar jahwsh: »so spricht Jahwe«. Die Phrase gehört
ausschließlich der prophetischen Literatur an. In der Poesie, der
Weisheit und den Gesetzen hat sie keine Anwendung. Sogar im ur-
christlichen Prophetismus wurde die Formel benutzt, wie aus Apg
2111 zu ersehen ist. Ursprünglich diente die Formel dazu, wirkliche
Orakel, d. h. kurze, der Form und dem Inhalt nach stark zugespitzte
göttliche Offenbarungsworte einzuleiten. Mit der Zeit geschah eine
Auflösung des Begriffs des Orakels, insofern die Orakelformel dazu
benutzt wurde, alle möglichen prophetischen Aussagen, auch lange

18 W . F . A L B R I G H T , From the Stone Age to Christianity 2 , Baltimore 1 9 4 6 ,


S. 231 f.
3 ' Siehe weiter die von J E P S E N gemachte Zusammenstellung, op. cit., S. 5ff.
Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs des altisraelitischen Prophetismus 103

Torah-mäßige Reden, einzuleiten, wenn man sie als göttliche Offen-


barungen kennzeichnen wollte. Neben dem Gebrauch der Formel als
einer Orakelformel könnten wir ihren Gebrauch als einer allgemeinen
»Revelationsformel« durch den ganzen Prophetismus hindurch fest-
stellen, wenn es auch sein mag, daß nicht alle Propheten sich in dem-
selben Maße der Formel bedienten. In der stilistischen Form eines
Orakels konnten also die verschiedensten Gattungen prophetischer
Verkündigungen auftreten.
Der Gebrauch der Formel bei den klassischen Propheten ist ein
Erbe der alten Nebiim. Die meisten Stellen der Samuelis- und Königs-
bücher, an denen die Formel vorkommt, sind späteren Ursprungs;
aber es gibt doch Belege genug dafür, daß die Formel der Terminologie
des alten prophetischen Orakelwesens angehörte, was man vor allem
aus den altertümlichen Elia- und Elisaerzählungen ersehen kann 37 .
Es ist leicht festzustellen, daß die Orakelformel nicht eine Er-
findung der altisraelitischen Propheten war, sondern im engsten Zu-
sammenhang mit einer allgemeinen altorientalischen Formelsprache
stand. Die Formel wurde in akkadischen sowie auch in ägyptischen
Orakelsprüchen benutzt; aber sie besaß eine viel weitere Anwendung:
in königlichen Proklamationen, in Briefen und in Botschaften, die
von einer Person zu einer anderen überbracht wurden.
Ein ausgezeichnetes Beispiel im AT für den Proklamationsstil
bietet Esr l i f . (II Chr 3623), der Befehl des Cyrus, die Heimkehr der
Juden betreffend: »So spricht Koresch, der König von Persien: Alle
Königreiche der Erde« usw. Proklamationen der assyrischen Könige
sind öfter nach diesem Typus formuliert: »So spricht der König zu
den Leuten von« usw. Jeder Paragraph der großen Darius-Inschrift
an dem Felsen von Bisutun beginnt mit diesen Wörtern: »Es spricht
der König Darius«.
Diese Proklamationsformel ist im altorientalischen Briefstil
stereotypiert worden. Wir erinnern nur an die Briefanfänge der Samm-
lungen von Mari oder Tell-el-Amarna, an eine Anzahl von Briefen
orientalischen Ursprungs, die von griechischen Geschichtsschreibern
reproduziert sind oder an die sogenannten Sendbriefe in der neu-
testamentlichen Apokalypse, die mit derselben Formel, T<5c5e Aiyei
eingeleitet sind.
Alttestamentliche Belege für den Botschaftsstil haben wir in
Fülle,z.B. Num22i5f.: »Sospricht Balak.der Sohn Sippors«, J d c l l u f . :
»So spricht Jephta«, I Reg 20 2f.: »So spricht Ben Hadad« usw.
Offenbar ist die alttestamentliche Orakelformel von diesem sehr
verbreiteten Gebrauch derselben oder ähnlicher Formeln im alten
87
Zu dem Folgenden vgl. L I N D B L O M , Die literarische Gattung der prophe-
tischen Literatur, S . 97ff., und zu dem Botenspruch vor allem L. K Ö H L E R , Deutero-
jesaja stilkritisch untersucht (Beih. z. ZAW 37), Gießen 1923, S. 102ff.
104 J. LINDBLOM, Zur Frage des kanaanäischen Ursprungs

Orient abhängig. Bisweilen wird man direkt an die alte Proklamations-


formel erinnert; so wenn Jahweh selbst in einer in der ersten Person
abgefaßten Aussage seinen Willen ankündigt (so z. B. Jer 14 15 32 26«.
33 2). Unter allen Umständen ist die alttestamentliche Orakelformel
als ein Niederschlag der altorientalischen Formelsprache anzusehen
und ist somit eine Anleihe aus der Umwelt mit ihren entwickelten und
mehr oder weniger stereotypierten Kulturformen. Daß die Kanaanäer
dabei die Vermittler waren, ist schwer zu verneinen.
(Abgeschlossen am 9. 8.1957)
Hazor und das Problem der Landnahme
Von F. Maaß in Berlin-Lankwitz
(Tautenburg» Straße 4 1 )

Zwei Anregungen des Jubilars haben die im folgenden nieder-


gelegten Gedanken über Hazor und die Landnahme der Israeliten in
Palästina bestimmt. Die erste war mit dem vom Diskussionsleiter,
Professor W. RUDOLPH, sogleich als »aufregend« bezeichneten Referat
auf dem Theologentag 1954 über »Universalismus und Partikularis-
mus« gegeben, das den genuinen Unterschied zwischen der leiden-
schaftlichen Ausschließlichkeit des Jahwe-Glaubens und der tolerant
und synkretistisch gestimmten El-Religion und die Unausweichlichkeit
einer Auseinandersetzung zwischen beiden aufwies1. Das Thema des
vorliegenden Beitrags gestattete allerdings nicht, auf die Annahme
eines Zusammenhangs zwischen der kanaanäischen Religiosität und
dem späteren israelitischen Universalismus einzugehen. Die zweite
Anregung bildete ein im Gespräch geäußertes Wort über die altisraeli-
tische Geschichte, mit dem ein seit je vertretenes Anliegen des Jubilars
zugespitzte Formulierung fand: es war ein Wort, das seiner Beun-
ruhigung über textferne Konstruktion und Spekulation Ausdruck gab.
Mögen ihm die folgenden Anmerkungen zur Geschichte Hazors
und zum Problem der Landnahme ein nicht unwillkommener Geburts-
tagsgruß sein!
Die A u s g r a b u n g Hazors
Eine neue Epoche groß angelegter, gründlich geplanter und
durchgeführter Ausgrabungstätigkeit in Palästina ist angebrochen.
Über die Geschichte Jerichos (Teil es-Sultan), Gilgals (Chirbet el-
Mefjir), Mizpahs (Teil en-Nasbeh), Tirzas (Tellel-Far'ah), Sichems,
Bethels, Dothans und anderer biblischer Orte haben die nach dem
zweiten Weltkrieg begonnenen oder wieder aufgenommenen Gra-
bungen wesentliche Aufschlüsse gegeben. Von überall wurden über-
raschende und verheißungsvolle Entdeckungen gemeldet.
Der junge Staat Israel wartet mit einem Glanzstück archäolo-
gischer Arbeit auf, der James A. de Rothschild-Ausgrabung bei Hazor.
Leiter ist YIGAEL YADIN; über vierzig Wissenschaftler und Techniker
und zweihundert Arbeiter standen ihm während der zweiten Aus-
grabungsperiode zur Seite. Vier Kampagnen sind geplant; über die
beiden ersten (August bis Oktober 1955, Juli bis Oktober 1956) liegen
bereits kurze Berichte vor 2 . Ohne den Ergebnissen der (z. Zt. im Gange
1Theologische Literaturzeitung 79, 1954, 283f. (Résumé).
2Y I G A E L Y A D I N , Excavations at Hazor; The Biblical Archaeologist (BA),
XIX, 1956, 2 - 1 2 ; Further Light on Biblical Hazor; BA XX, 1957, 3 4 - 4 7 .
106 F. MAASS

befindlichen) dritten, der für das nächste Jahr geplanten vierten


Kampagne und einer eingehenden Berichterstattung vorgreifen zu
wollen, sollen einige sich für Hazor und den Verlauf der israelitischen
Landnahme in Palästina ergebende neue Aspekte hier hervorgehoben
werden.
An erster Stelle ist natürlich die alle bisherigen Feststellungen
über den Haufen werfende Entdeckung zu nennen, daß die Stadt in
der späten Bronzezeit blühte und gegen E n d e des 13. Jh.s z e r -
s t ö r t wurde (BA 1956, 9; BA 1957, 42). GARSTANGS Forschungs-
ergebnisse gipfelten darin, daß die kanaanäische Metropole im 15. Jh.
ihr Ende gefunden haben müsse und im 14. und 13. Jh. kaum
bewohnt gewesen sein könne; Hauptgrund für diese Annahme war
für GARSTANG die Tatsache, daß er keine mykenische Ton wäre,
wie sie im 14. und 13. Jh. in Palästina in Gebrauch war, entdeckt hatte
(Joshua, Judges, 1931, 383). Sie ist bei der neuen Grabung (zuerst
im westlichen Stadtteil, area C) in Fülle gefunden worden (BA 1956, 9).
YADIN lehnt jede voreilige Schlußfolgerung ab; aber der Tatbestand
ist überraschend genug. Der erste sichere archäologische Beleg für die
Zerstörung einer bedeutenden kanaanäischen Stadt um 1200 ist damit
gegeben. Darüber hinaus ist bei Grabungen im Süden der Stadt
(area A) festgestellt worden, daß sie bald nach 1200, aber noch vor
der Zeit Salomos, neu besiedelt wurde. Über diese Stadt der älteren
Eisenzeit wissen die Ausgräber zur Stunde gewiß schon Näheres
(BA 1957, 38). Durch wen soll diese gewaltige Stadt im Ausgang des
13. Jh.s erobert und besetzt worden sein ? Eine ganz sichere Auskunft
kann darüber noch nicht gegeben werden. A. ALT gibt zu bedenken,
daß »nicht jede Zerstörung, die einem kanaanäischen Ort im Zeitalter
der israelitischen Landnahme widerfuhr,. . . die Folge einer Eroberung
und nicht jede Eroberung das Werk von Israeliten gewesen zu sein
(braucht); in den Rivalitäten der vielen kanaanäischen Dynasten
untereinander, in den Schwankungen der ägyptischen Herrschaft
über das Land und des Verhaltens der einheimischen Dynasten ihr
gegenüber, in den Einbrüchen der Philister und anderer Gruppen lag
eine Fülle von Möglichkeiten für die zeitweilige oder dauernde Ver-
nichtung der altbesiedelten Orte . . .«s. Für Hazor scheinen alle hier
ins Auge gefaßten Möglichkeiten* hinfällig zu sein. Die Stadt war im
13. Jh. zu stark (s. u.), als daß einer der kanaanäischen Nachbarn
oder eine kleine, unbekannte Nomadengruppe ihr den Garaus hätte
machen können; daß die Ägypter, die sich in dieser Zeit der Angriffe der
Nordvölker zu erwehren hatten, um 1200 hier im Norden noch einmal

8
A. ALT, Erwägungen über die Landnahme der Israeliten in Palästina;
Palästinajahrbuch (PJB) 35, 1939, 8 — 63; 43; ( = Kleine Schriften zur Geschichte
des Volkes Israel, Bd. 1, 1953, 1 2 6 - 1 7 5 ) .
Hazor und das Problem der Landnahme 107

durchgegriffen haben, ist wohl ausgeschlossen; und Spuren einer phi-


listäischen Besetzung haben sich noch nicht einmal für die Jesreel-Ebene
und Bethschean nachweisen lassen; für das nordisraelitische Gebirge ist
um so weniger daran zu denken. Es ist also kaum zu bestreiten, daß der
nächstliegende Schluß aus den bisher bekannt gewordenen Ausgrabun-
gen bei Hazor auf die Annahme einer Eroberung der Stadt durch die
Israeliten um 1200 führt. Das merkwürdige und sonst nicht befriedigend
zu deutende Fehlen Hazors Jdc 1 33 fände damit seine Erklärung:
diese Stadt war im Besitz Israels (Naphtalis), als die Aufzählung
der nicht eroberten Gebiete Jdc 116-36 entstand, während die Is-
raeliten sich in der Jesreel-Ebene noch nicht vollständig durchgesetzt
hatten.
Nicht weniger überraschend als die Entdeckung der spätbronze-
zeitlichen Stadt und der Spuren ihres Untergangs um 1200 sind die
neuen Aufschlüsse über ihre A u s d e h n u n g . Hazor war einmal die
größte Stadt des Heiligen Landes. Seit J. GARSTANG 1926 das alte
Hazor auf dem teil waqqas (oder teil el-qedah) etwa 8 km südwestlich
des Hule-Sees wiedergefunden und auszugraben begonnen hatte 4 ,
war man allgemein der Ansicht, daß die Stadt sich nur auf dem etwa
600 m langen und 200 m breiten Südwesthügel befunden haben könne,
der allein schon viermal so groß ist wie Jerusalem z. Zt. Davids. Dieser
Hügel nimmt aber nur etwa ein Sechstel vom weiten Plateau des
teil waqqas ein. Niemand hatte geglaubt, daß dieses ganze riesige
Areal bebaut gewesen sein könne. Seit GARSTANG dachte man daran,
daß sich auf diesem Gelände außerhalb der »Burgstadt« ein Durch-
gangslager für Truppen und Reisende mit Zelten oder höchstens pri-
mitiven Hütten befunden haben müsse6. Die Grabungen (area C D E F )
haben einwandfrei erwiesen, daß der ganze Bezirk bebautes Stadt-
gebiet mit festen Häusern, Zisternen, Werkstätten, Tempeln, Altären,
Statuen, Kanälen, Mauern und unterirdischen Gängen aus der Spät-
bronze- und älterer Zeit war (BA 1956, 9f.; 1957,41-47). Keine
Stadt Palästinas konnte sich an Ausdehnung mit Hazor messen. Das
Jerusalem Salomos (fast dreimal so groß wie das Davids), Sichern,
Samaria z. Zt. Ahabs waren weniger als ein Zehntel, Megiddo etwas
mehr als ein Zehntel so groß wie Hazor. Diese Stadt konnte also nicht
nur im Notfall 30000 Mann in ihrer Nachbarschaft beherbergen,
bewaffnen und mit einer angemessenen Zahl von Pferden und Wagen
ausstatten, wie GARSTANG angesichts des »Lagers« gemeint hatte,
sondern sie kann allein 40000 Einwohner gehabt und ein Heer von
über 10000 Mann gestellt haben.
4 J. GARSTANG, Hazor, Annuals of Archaeology and Anthropology, 14, 1927;

Joshua, Judges, 1931, 382 f.


6 J. GARSTANG, Joshua, Judges, 1931, 185; K. GALLING, Bibl. Reallexikon,

1934, 274.
108 F . MAASS

Die ä l t e s t e n E r w ä h n u n g e n H a z o r s
Die Angaben und Hinweise, die sich in älterer Zeit außerhalb
des ATs über die Bedeutung und Stärke dieser Stadt finden, sind
durch die Ausgrabung vollauf gerechtfertigt.
Zum erstenmal wird Hazor u. W. in den ägyptischen B e s c h w ö -
r u n g s t e x t e n genannt. Auf den Ostraka von Brüssel und Kairo (aus
dem 19. oder 18. vorchristl. Jh.) ist neben anderen Machthabern der
»Herrscher von Hazor, Getji« aufgeführt 8 .
In der Hammurabizeit hat Hazor nach dem Zeugnis zweier Briefe
aus dem Archiv von Mari zu den bekanntesten und verkehrsreichsten
Weltstädten gehört; in einem Brief an den König berichtet Bahdi-
Lim, Präfekt des Palastes von Mari, daß Boten aus Babel und anderen
Orten in Mari angekommen sind und nach Jamhad, Qatna und Hazor
weiterziehen wollen. Bahdi-Lim fragt, ob er sie ziehen lassen oder
zurückhalten soll7. Dem am Anfang zerstörten Text des anderen
Briefes ist zu entnehmen, daß eine Gruppe von Marileuten (?) in
Begleitung eines Mannes von Hazor aus Hazor und Qatna angekommen
ist, und außerdem zwei seit langem in Hazor ansässige babylonische
Boten — ebenfalls durch einen Mann von Hazor eskortiert, — die
nach Babel wollen 8 .
Auch unter den mehr als einhundert Namen asiatischer Gebiete
unter ägyptischer Herrschaft in den L i s t e n T h u t m o s i s III. (15. Jh.)
erscheint Hazor9. Diese summarische Liste, in der mehrere Namen
bisher nicht gedeutet werden konnten, läßt jedoch kaum einen Schluß
auf den Rang Hazors zu, wenngleich offensichtlich auch hier nur die
wichtigsten Orte genannt sind 10 .
Viermal kommt Hazor in den A m a r n a - B r i e f e n vor. Sie zeigen
Hazor als Zentrum eines großen Machtgebildes, das sich im Süden
bis zur Jesreel-Ebene, im Nordwesten bis in das Gebiet von Tyrus
und Sidon erstreckte, das aggressiv und expansiv war, sich unter der
Tarnung heuchlerischer Ergebenheit von der ägyptischen Herrschaft
endgültig freizumachen suchte und mit den SA. GAZ-Leuten kon-
spirierte. Aiab, der Fürst von Pihilim 11 ( = chirbet fahil in Südgaliläa ?),
6 Ancient Near Eastern Texts relating to the OT, edited by J A M E S B. P R I T -
CHARD, >1955 (ANET), 329, Anm.
7 Archives Royales de Mari, VI, Correspondance de Bahdi-Lim. Trans-
criteet traduitepar J. R. K U P P E R , Paris 1954, S. 39, Nr. 23.Z.20—2b\Ha-sti-ra-a(ki)
Z. 23.
8 Ibid. S. 111, Nr. 78, Z. 5 - 2 4 ; Ha-?ü-ra-a(ki) Z. 15 (bis); zu vermuten Z. 6,
zu vervollständigen Z. 10. » ANET 242 f.
10 Vgl. A. ALT, Die Landnahme der Israeliten in Palästina, 1925, S. 12 — 20

( = Kleine Schriften zur Gesch. des Volkes Israel, Bd. 1, 1953, 89—125).
1 1 Vgl. Am 256; Die El-Amarna-Tafeln, herausgegeben von J. A. K N U D T Z O N ,

1. Teil: Die Texte, Leipzig 1915 (EA), 816f.


Hazor und das Problem der Landnahme 109

beschwert sich beim Pharao, daß der Mann der Stadt Hazor ihm drei
Städte weggenommen habe 12 . Eine andere Beschwerde erhebt Abimilki
von Tyrus, indem er dem Ägypter berichtet, daß der König von Hazor
seine Burg verlassen und sich mit den ägyptenfeindlichen SA. GAZ-
Leuten verbündet habe 13 . In den Briefen 227 und 228 verteidigt sich
der Herr von Hazor: Er habe die Städte des Pharao stets treulich ge-
schützt und würde über hohen ägyptischen Besuch nur Freude emp-
finden 14 ; andererseits habe er Ursache, sich über böse Anschläge
gegen Hazor zu beschweren und des Pharao Mitgefühl und Aner-
kennung zu erbitten 15 .
Weniger besagt die Nennung Hazors im Papyrus A n a s t a s i 1. 16
aus der späten 19. Dynastie (Ende des 13. Jh.s), in dem ein ägyptischer
Offizier die geographischen Kenntnisse eines »Schreibers« (mahir)
prüfen will; er fragt u. a. nach Hatti-Land, Damaskus, Byblos, Beirut,
Sidon, Sarepta, Uzu ( = Tyrus?), Achschaph, Bethschean, Megiddo,
Jaffa; dabei werden auch die Fragen gestellt: »Wie reist der Schreiber
nach Hazor? Wie sieht dessen Strom aus?« 17 .

H a z o r im A l t e n T e s t a m e n t
Was das AT über Größe, Stärke und Bedeutung Hazors aussagt
oder erschließen läßt, deckt sich voll und ganz mit den alten nicht-
biblischen Zeugnissen. J o s 111-15 erzählen, wie Josua eine große
Koalition nordpalästinensischer Kanaanäer unter Führung Jabins
von Hazor bei Merom (15 km südwestlich von Hazor) besiegt und
dadurch den Norden schlagartig in den Besitz Israels bringt. Die
w . n-15 mit dem Bericht über die Verbrennung und totale Bannung
Hazors verraten die Hand des Deuteronomisten. v. 10 spricht von der
Einnahme der Stadt durch Josua und gibt an, daß »Hazor früher
die Führung all dieser Königreiche hatte«. Dieser Vers weist an sich
keine deutliche Spur deuteronomistischer Abfassung auf; da er aber
meist als zu 11-15 gehörig verstanden wird, fällt er auch unter das
gleiche literarkritische Urteil wie diese Verse. Doch scheint die Be-
gründung in 10b diesem Vers den Charakter eines Abschlusses zu geben
und ihn von dem Folgenden zu trennen. Wollte man an der Einheit
12
F. THUREAU-DANGIN, Nouvelles Lettres d'el-Amarna; Revue d'Assyriologie
19, 1922, S. 9 1 - 1 0 8 ; Brief AO 7094, Z. 18; Transkription u. Übers. S. 96, Text
S. 104; vgl. dazu: A. ALT, Neues über Palästina aus dem Archiv Amenophis IV;
P J B 20, 1924, 2 2 - 4 1 ; 2 9 - 3 4 .
13
Am 148 (EA 6 1 2 - 1 5 ) , Z.. 4 1 - 4 4 .
" Am 227 (EA 7 6 6 - 6 9 ) , Z. 5 - 1 7 .
15
Am 228 (EA 768f.), Z. 1 0 - 2 5 .
18
Britisches Museum 10247; ANET 477.
17
Vgl. G. VON RAD, Hiob 28 und die altägypt. Weisheit; Suppl. to Vetus
Test., Vol. III, 1955, (293-301); 298—301.
110 F. MAASS

von 10-15 festhalten, so müßte man 10b als falsch plaziert ansehen und
ihn richtiger an das Ende von v. 11 versetzen. Doch dürfen wir diese
Notiz über die Eroberung der führenden Stadt eher zum Vorher-
gehenden als zum Folgenden rechnen.
Diesem ersten Teil des Kapitels dürfte aber eine alte Überlieferung
zu Grunde liegen; EISSFELDT nimmt ältestes mündliches Traditions-
gut an und verteilt den vorliegenden Bericht auf Jahwisten und Elo-
histen18. NOTH hat sogar ein bedingt positives Urteil über die Histori-
zität des Berichteten19. Die überragende Rolle Hazors erhellt aus
jedem Vers. Die Aufzählung aller unter Hazors Führung stehenden
anti-israelitischen Allierten in 1-3 ist allerdings offensichtlich sekundär
erweitert, bes. v. 3 verrät sich als spätere schematische Summierung.
Doch ist mit der vertrauenswürdigen Angabe über die Teilnahme
Madons im Osten20, der Könige nördlich21 (von Hazor!) im Gebirge,
in der Araba gegenüber21 von Kinnereth (Genezareth), in der Schefela
(Hügelland westlich davon?) und im Gebiet von Dor ( = Tantura)
ungefähr alles umspannt, was in dem später israelitischen Land nörd-
lich der Jesreel-Ebene mobilisiert werden konnte. Gegen eine solche
Koalition unter Führung Hazors kann kein einzelner israelitischer
Stamm gekämpft haben; mindestens die vereinigten Nordstämme,
noch wahrscheinlicher mit Beteiligung Manasses und Ephraims, müssen
als Gegner Hazors und seiner Trabanten und Verbündeten ange-
nommen werden.
In der B a r a q - D e b o r a - S c h l a c h t (Jdc 4. 5) spielt die Stadt
Hazor überhaupt keine Rolle. Sie wird nur als Residenz Jabins, der
mit der Schlacht selbst nichts zu tun hat, sondern als ferner und
wesenloser Herr Siseras genannt ist, beiläufig erwähnt (4 2. 17). Im
Debora-Lied, Jdc 5, kommen weder Jabin noch seine Stadt vor; viel-
mehr liegt der eng begrenzte Schauplatz des Kampfgeschehens in
der Jesreel-Ebene (5 19f.). Auf das oft erörterte literarkritische Pro-
18 Hexateuch-Synopse, 1922, 74; der Stoff sei zuerst von L aus mündlicher

Tradition geschöpft, die aber »in. der chronologischen Ansetzung der Geschehnisse
gelegentlich schwankte« und darin »nicht ohne weiteres als historisch betrachtet
werden« kann, Einl., 2 1956, 317.
14 »Diese Erzählung hatte gewiß ihren historischen Hintergrund in einem in

seinen geschichtlichen Zusammenhängen uns nicht mehr erkennbaren Ereignis aus


der Zeit der Landnahme bzw. der Erweiterung des israelitischen Kulturlandbesitzes«;
Das Buch Josua (HzAT), »1953, 67; NOTH führt dort weiter aus, daß der Held
dieses Kampfes gegen Jabin von Hazor wohl ein Anführer des Stammes Naphtali
gewesen sei, an dessen Stelle in der Tradition später Josua trat. A. ALT will den
Bericht eher auf ätiologische Sagen über die Schlacht und die Stadteroberung
zurückführen; P J B 35, 1939, 18, Anm. 3.
20 Hattin; vgl. NOTH, D . Buch Jos., 6 7 ; W . F . ALBRIGHT, Bulletin of the

American Schools of Oriental Research (BASOR) 29, 1928, 5f.


21 Zu ändern mit BH.
Hazor und das Problem der Landnahme 111

blem der Kapitel Jdc 4 und 5 und ihres Verhältnisses zu Jos 111-15
kann hier nicht näher eingegangen werden. Für Jdc 4. 5 überwiegt
die Annahme verschiedener Quellen, ob man an Berichte über ver-
schiedene Ereignisse denkt 22 oder an verschiedene Traditionen über
ein und dieselbe Schlacht 23 . EISSFELDTS Aufteilung der Sisera- und
Jabin-Geschichte auf L und J, wobei auf die letztere 4 i . 2a. 3. 10a.
11.17b. 23f. entfallen 24 , ist bis heute die eindrucksvollste und gang-
barste Quellenanalyse von Jdc 4 und 5. Nach EISSFELDTS Urteil
hat L das Debora-Lied schon »schriftlich fixiert vorgefunden« (Einl.,
2
1956, 317). Doch ist die Möglichkeit einer Ergänzungshypothese,
die mit einem ursprünglich einheitlichen Bericht über die Sisera-
Schlacht und mit späteren Eintragungen, bes. der Jabin-Stellen,
rechnet, nicht ausgeschlossen. Auch in Jos 111-9(10) nimmt EISSFELDT
zwei Stränge an (s. S. 110 und Anm. 18) und schreibt die Nennung
Jabins hier dem Elohisten zu 25 .
Was die Frage des Verhältnisses von Jdc 4f. (oder einem Er-
zählungsfaden darin) zu Jos 111-9(10) angeht, so überwiegt die Auf-
fassung, daß es sich um das gleiche Geschehen in verschiedener Über-
lieferung handelt; in diesem Sinn hat sich EISSFELDT kürzlich noch
nachdrücklich ausgesprochen: »Denn es darf ja wohl als ausgemacht
gelten, daß es sich hier (Jos 111-11) um dasselbe Geschehen handelt,
von dem Jdc 4 die Rede ist, und daß es da seine richtige Stelle hat
und erst sekundär mit Josua in Verbindung gebracht worden ist«26.
Die Erhellung der Geschichte Hazors in der Spätbronze- und frühen
Eisenzeit durch die neuesten archäologischen Entdeckungen läßt die
Frage, ob Jos 111-10 nicht doch einen zuverlässigen alten Bericht
enthalte und vielleicht keine »Vordatierung« (des Geschehens von
Jdc 4 und 5) sei, in einem neuen Licht erscheinen. Die Baraq-Debora-
Schlacht wird in der Jesreel-Ebene ausgetragen und entscheidet über
deren Besitz. Da diese Ebene aber zu den Gebieten gehörte, in denen
die Israeliten es am schwersten hatten und die längste Zeit gebrauchten,

22
K . B U D D E , Das Buch der Richter ( K H K ) , 1897, 33, rechnet die Jabin-
Geschichte, Jdc 4 , wie Jos 11 zu Ji; ganz ähnlich W . N O W A C K , Richter-Ruth
( H A T ) , 1900, 30f., der für diese Geschichte allerdings eher an J2 denken möchte.
23
H . W. H E R T Z B E R G , Die Bücher Josua, Richter, Ruth (ATD), 1954, 175.
21
Die Quellen des Richterbuches, 1925, 2 3 - 3 3 ; Einl. in d. AT, 21956, 313,
317 f.
» Einl. in d. AT, 2 1956, 318.
26
Die Eroberung Palästinas durch Altisrael; Die Welt des Orients 1955,
158 — 71, 168. Zum Deboralied und seiner Datierung E. S E L L I N , Das Deboralied,
Procksch-Festschrift 1934, 149 — 66; O . G R E T H E R , Das Deboralied, 1941; A. A L T ,
Erwägungen (s. Anm. 2), 48f., Anm. 2; W. F. A L B R I G H T , der zu einer genauen An-
setzung »um 1125« kommt; Archaeology of Palestine, 1949, 117f. und Die Religion
Israels im Lichte der archäologischen Ausgrabungen, 1956, 132, 232 (Anm. 72).
112 F. MAASS

um sich gegen die Kanaanäer entscheidend durchzusetzen, hat die


Annahme eines Geschichtsablaufs, in dem während eines frühen
Stadiums der Landnahme das nordgaliläische Gebirge und erst später
in konzentrischem Angriff die Jesreel-Ebene erobert wurde, viel
Wahrscheinlichkeit für sich. Dem Problem, ob wirklich (der Ephrai-
mit) Josua der Eroberer von Hazor gewesen sei oder ob dieses Ruhmes-
blatt geschichtsverfälschend zu seinen Gunsten umgeschrieben wurde,
braucht hier nicht nachgegangen zu werden. Außer einer höheren
Wahrscheinlichkeit für eine sehr frühe Eroberung Hazors sind in
dieser wohl niemals mehr sicher zu beantwortenden Frage keine neuen
Indizien gewonnen worden.
Die Bedeutung und Stärke Hazors wird auch für die Königszeit
bezeugt (I Reg 915 II Reg 15 29).

F r i e d l i c h e oder k r i e g e r i s c h e L a n d n a h m e ?
Im Unterschied (oder Gegensatz) zur biblischen Darstellung ist
in der alttestamentlichen Forschung des deutschen Protestantismus
eine Anschauung zur Herrschaft gekommen, die die israelitische
Landnahme (mindestens in ihrem ersten Stadium) für einen fried-
lichen Vorgang hält. Diese Auffassung ist in erster Linie durch die
genialen territorial-geschichtlichen Untersuchungen ALBRECHT A L T S
begründet und zum Erfolg geführt worden. ALT hat die verschiedene
politische Struktur der Ebene und des Gebirgslandes im alten Pa-
lästina dargetan und damit eine gute Erklärung dafür gefunden,
daß die Israeliten sich zunächst im Gebirge und erst später in den
Ebenen durchsetzen konnten 27 ; er hat dann ein friedliches und ein
kriegerisches Stadium der Landnahme unterschieden: erst nachdem
die im Zuge des Weidewechsels28 mit Duldung der Kulturlandbewohner
nach Palästina gekommenen und dort gebliebenen israelitischen
Halbnomaden29 erstarkt waren, haben sie die kanaanäische Herr-
schaft z. T. mit Gewalt abgeschüttelt s0 . Für das erste friedliche Sta-
dium der Landnahme verweist ALT auf bekannte geschichtliche Ana-
logien, bei denen es sich »in der Regel um sehr langsam verlaufende
Prozesse handelt, die eine Reihe von Menschenaltern beanspruchen«81.
Daß die biblische Überlieferung davon gar nichts mehr weiß, die Land-
nahme vielmehr als einen kriegerischen Vorgang schildert, erklärt
27 Landnahme (s. Anm. 10), 33 f.
28 N ä h e r e s bei L . ROST, W e i d e w e c h s e l . . . Z D P V 66 ( 1 9 4 3 ) , S . 2 0 5 — 1 6 .
29 Zum Charakter des Nomadentums der Israeliten in dieser Zeit s. W. F.
ALBRIGHT, Die Rel. Israels im Lichte der arch. Ausgrabungen, 1956, 111—14, wo
die Israeliten als »Esel-Nomaden« charakterisiert werden, die weder mit den ara-
bischen Beduinen noch Halbnomaden noch Wander-Handwerkern zu vergleichen
seien.
30 Erwägungen, 23—27 u. ö. 8 1 Erwägungen 26.
Hazor und das Problem der Landnahme 113

ALT damit, daß das Kampfgeschehen der Erinnerung stärkere Haft-


punkte bot82. In der sehr verbreiteten »Geschichte Israels« von
MARTIN NOTH ist ALTS Auffassung in klassischer Form kurz dar-
gestellt. Danach sind die Israeliten zuerst in die dünn oder gar nicht
besiedelten Gegenden Palästinas eingerückt, ohne daß es zu kriege-
rischen Entscheidungen gekommen wäre33. NOTH faßt zusammen:
»Die Landnahme der Stämme hat sich also offenbar zunächst in einer
ziemlich stillen und friedlichen Weise vollzogen, ohne daß die bis-
herigen Landesbewohner in ihrer Hauptmasse wesentlich davon be-
rührt wurden« 84. Als Verfechter einer dem biblischen Bericht gegen-
über konservativeren Auffassung hat sich besonders W. F. ALBRIGHT
hervorgetan, der die Ergebnisse ALTS in neueren Arbeiten von archäo-
logischen und theologischen Gesichtspunkten her kritisierte36, ohne
die ALTschen Hypothesen wirklich erschüttern zu können, weil tat-
sächlich keine eindeutige archäologische Bestätigung des biblischen
Eroberungsberichtes aufzuweisen war. Wie leicht aber archäologische
Fakten überschätzt und für ein Vorurteil eingespannt werden können,
zeigt die Behauptung J. L. KELSOS, die zu der Vorsicht des Aus-
gräbers von Hazor (BA1956, 9 unten) in ausgesprochenem Widerspruch
steht: »The last Bronze Age city (Bethel) was destroyed by Joshua's
troops in the 13th century. There was a tremendous conflagration,
one of the most spectacular found in Palestine. Archaeologists have
found related destructions by Joshua's troops at Debir, Lachish and
Hazor« (BA 1956, 39; vgl. auch 37).
Nur soviel darf vorläufig gesagt werden, daß die jüngsten Aus-
grabungen Anlaß geben, die ALTschen Ergebnisse, soweit sie hypo-
thetisch sind und den Texten widersprechen, neu zu überprüfen;
dabei tauchen neue Erwägungen auf, und alte Gegenargumente be-
kommen mehr Gewicht. Die Notwendigkeit dieser Revision hat Eiss-
FELDT vorausgesehen; er hat zwar der Überzeugungskraft der Argu-
mentation ALTS seine Anerkennung gezollt, aber unter dem Eindruck
der Diskrepanz zwischen dieser Auffassung und sämtlichen biblischen
Berichten die ihm eigene Vorsicht geübt; er hat sich deshalb nicht
zur Hypothese einer teilweise friedlichen Landnahme bekannt,
sondern will sie einstweilen nur ernsthaft in Betracht gezogen wissen
(Welt des Orients 1955, 170).
a) Denken wir zunächst an Hazor und die Kanaanäer, so mögen
dazu die folgenden Gedanken geäußert werden. Die Tatsache einer
32
Erwägungen 22.
33
Gesch. Isr., 2 1954, 67f. 34
Gesch. Isr., 2 1954, 68.
» BASOR 58, 1935, 10—18; BASOR 74, 1939, 1 1 - 2 3 ; From the Stone Age
to Christianity, 2 1946, 210 — 220; The Jews: their History, Culture and Religion,
1949, 13—17; Archaeology of Palestine, 1949, 108—13; Die Rel. Israels im Lichte
der arch. Ausgrabungen, 1956, 110—34.
Von Ugatit nach Qumran 8
114 F . MAASS

Eroberung Hazors um 1200 und einer Neubesiedlung des Platzes


nicht lange danach (BA 1957, 38) läßt sich nur schwer mit der Vor-
stellung einer anfangs für längere Zeit friedlichen israelitischen Land-
nahme vereinbaren. Die archäologische Neuentdeckung spricht viel
eher dafür, daß nach Zehntausenden zählende Verbände, die sich
ihrer eigenen Zusammengehörigkeit und ihres Gegensatzes zu Kanaan
bewußt waren, in der Absicht kriegerischer Eroberung in das Land
eindrangen. Diese gewaltige und traditionsreiche Stadt, die in der
Amarna-Zeit sowohl den phönizischen Hafenstädten wie südgalilä-
ischen Gebieten übel mitspielte (s. S. 108f.), hätte keine gefahrdrohen-
den Einwanderungen tatenlos hingenommen; die Behauptung einer
friedlichen Landnahme muß aber in Rechnung stellen, daß Hazor
allerwenigstens einige tausend Israeliten gutwillig oder ahnungslos
in seinem Gebiet hätte siedeln lassen.
Ganz abwegig erscheint die Vorstellung, daß die Einheimischen
die Einsickerung größerer Gruppen von Halbnomaden kaum bemerkt
haben sollen. Bekannte und große Städte lagen in dieser Zeit nach
allen Himmelsrichtungen weniger als 50 km von dem etwa 40000
Einwohner zählenden Hazor entfernt; außerdem hat es in diesem
Bezirk selbstverständlich kleinere Ortschaften und Dörfer gegeben.
Denkt man daran, wie sich im Orient noch heute auch in den ab-
gelegensten und einsamsten Gegenden Gerüchte und Nachrichten
(z. B. über Karawanen oder Expeditionen, manchmal sogar über die
Ankunft einzelner Fremder) ohne die Hilfe des Radios oder Telefons
in Tagen oder nur Stunden über weiteste Distanzen verbreiten, so
kann man sich nicht gut vorstellen, daß der Fürst von Hazor nicht
jederzeit darüber orientiert war, was etwa im Umkreis von 40 km
von seiner Stadt entfernt an Wissenswertem geschah. Daß es hier
auch im 13. und 12. Jh. (wie einhundert bis zweihundert Jahre zuvor)
ein größeres und in sich geschlossenes Gebilde gab, und daß zwischen
Hazor und seiner Umgebung ein politischer und wirtschaftlicher Zu-
sammenhang und Verkehr bestand, ist u. a. aus der Benennung
Jabins als des »Königs von Kanaan« (Jdc 4 2. 24) und Hazors als des
»Oberhaupts (tfin) all dieser Königreiche« (Jos 1110) zu erschließen.
Überwachung und Nachrichtendienst müssen in einem zentralistisch
verwalteten Staatswesen aber besser funktioniert haben als in einem
entsprechend großen Gebiet, in dem mehrere kleine Stadtstaaten
nebeneinander und unabhängig voneinander existierten.
Nach dem Anschauungsunterricht, den uns die jüngste Aus-
grabung über die Größe und Stärke Hazors erteilt hat, muß auch in
Zweifel gezogen werden, ob der Satz, daß die Städte der Ebene stärker
und widerstandsfähiger, gegen Angriffe von außen gesicherter und
schlagkräftiger waren als das Bergland, grundsätzliche Gültigkeit
und generelle Anwendbarkeit behält. Abgesehen davon, daß sich
Hazor und das Problem der Landnahme 115

u. W. keine Stadt Palästinas an Größe und Stärke mit Hazor messen


konnte, muß im Zentralstaat der Wille zur Verteidigung konzen-
trierter, die Mobilmachung leichter, die Abwehr elastischer und zweck-
dienlicher gewesen sein als im gleich großen Gebiet des Stadtstaaten-
oder Stämmesystems; eine Erfahrung, die auch Israel in seiner frühen
Zeit machen mußte. Für die Situation um 1200 ist noch zu berück-
sichtigen, daß die Städte der Ebenen im allgemeinen stärker unter
der Bevormundung Ägyptens gestanden und ägyptischen Schutz
genossen hatten, daß sie aber nach dem Zusammenbruch der ägyp-
tischen Herrschaft zunächst auch anfälliger gewesen sein müssen.
b) Versucht man aus dem neu gewonnenen Bild von Hazor
Rückschlüsse auf seine Eroberer zu ziehen, so liegt es nahe anzu-
nehmen, daß sie wirkliche Eroberer und keine ängstlichen, land-
suchenden Halbnomaden waren, für die eine friedliche Koexistenz
der Idealzustand gewesen wäre. Da es tatsächlich zur Einnahme der
Stadt gekommen ist, wird man auch schließen dürfen, daß die Initia-
tive zum Kampf bei den Siegern gelegen hat; denn hätte es sich um
eine Angriffsaktion Hazors gehandelt, so wären die Verteidigung
gegen diesen Angriff und die Eroberung der stark befestigten Stadt
noch zwei sehr verschiedene Dinge gewesen; war jenes unausweich-
lich, so verlangte dies letztere eine aktive, große und kühne Unter-
nehmung, die nach dem 13. Jh. u. W. erst wieder ein halbes Jahr-
tausend später einem der größten Herrscher Asiens geglückt ist
(II Reg 15 29).
Wer die Hypothese A . ALTS nicht als einzig sichere Grundlage
einer Beurteilung der israelitischen Landnahme gelten lassen kann
und noch die Möglichkeit sieht, die Vorgänge um Hazor beim Über-
gang von der Bronze- zur Eisenzeit mit den Israeliten in Verbindung
zu bringen, muß hier eine Bestätigung für den Grundtenor allei
biblischen Landnahmezeugnisse finden, wonach die Israeliten in
großen Verbänden, in aggressiver Haltung und kriegerischer Stimmung
in das Land eingedrungen sind. Im Buch Josua schildert nicht etwa
erst die deuteronomistische Quelle die Landnahme in dieser Art,
Der alte Bericht Jos 11 l-io geht von der Vorstellung einer von Häuf,
aus kriegerischen Landnahme aus; und dem »deuteronomistischen«
Text Jos 11 n-15 liegt deutlich eine ältere Schicht zu Grunde, wie
die im Widerspruch zur deuteronomischen Bannauffassung und
-forderung (Dtn 20 i6f.) eifolgte Verschonung der anderen Städte
vom Bann (13) und ihre Beraubung (14) zeigen.
Für diese Auffassung spricht weiterhin der tief verwurzelte
Gegensatz zwischen Israeliten und Kanaanäern. Ein früher Wider-
wille Israels gegen die hemmungslose Sexualität und Perversion
Kanaans ist sicher bezeugt (Gen 9 24f. 19 4f. 34 2. 7). Auch wo es zum
convivium und connubium gekommen war, wird dieser Gegensatz
8*
116 F . MAASS

erst zurückgetreten sein, als eine völlige Unterwerfung und Israeliti-


sierung der Kanaanäer stattgefunden hatte; die Abimelech-Geschichte
mit der Jotham-Fabel (Jdc 9) ist kein Zeugnis einer allgemein be-
jahten friedlichen Symbiose, sondern neben anderem in erster Linie
ein Dokument der Verachtung und des Hasses gegen die von den
Sichemiten gestützte Herrschaft des KanaanäermischLngs. Die ältesten
biblischen Texte, die von großen Auseinandersetzungen dieser Ri-
valen handeln, schreiben die Initiative zum Kampf den Israeliten zu
(Jdc 4 e 5 7).
Auch die theologischen Argumente für eine von Haus aus kriege-
rische Landnahme verdienen erneute und verstärkte Beachtung. Der
Schlüssel für jede hierbei bezogene Stellung liegt darin, ob die grund-
legende erste Phase der radikalen israelitischen Jahwe-Verehrung
in der Wüste oder im Kulturland angesetzt wird. Wer sich für das
erstere entscheidet, wird es für wahrscheinlich halten, daß die in der
Wüste umherziehenden und nach dem Besitz des Kulturlandes ver-
langenden Ahnen Samuels und Sauls, Davids und Nathans ihr Streben
durch den Willen ihres Gottes gefordert und geheiligt glaubten: Es
war Jahwes Land, er hatte es seinen Scharen verheißen, und er
forderte von ihnen, es in Besitz zu nehmen. Defaitismus war gleich-
bedeutend mit Gotteslästerung (Num 13 25-33 14, bes. v. 1 1 ) . Oft wird
der Glaube geäußert, daß in Israels Schlachten Jahwe der Kämpfende
und Siegende sei (Ex 15 21 17 14 Num 21 34 Jos 6 l e 8 i8f. 10 8-14
11 6 Jdc 414f. 5 13. 20 u. ö.).
Diesem Glauben entspringt die für Israel typische Skepsis gegen-
über menschlichen Leistungen und Möglichkeiten; es ist bedeutungs-
voll und aufschlußreich, daß Israels Anführer und Könige ihre Siege
nie in ruhmredigen Ich-Berichten festgehalten haben. Um zu beweisen,
daß die Israeliten anfangs zu schwach waren, einen Angriff gegen
kanaanäische Städte zu wagen, weist ALT darauf hin, daß die biblischen
Geschichten nie von einer Vorbereitung des Kampfes, einer regel-
rechten Berennung, Erstürmung, Übernahme usw. erzählen, sondern
die Einnahme der Städte meist einem göttlichen Mirakel zuschreiben s i .
Damit ist allerdings ein ständiges Motiv israelitischer Siegesberichte
aufgezeigt: Israels Sieg wird nach Jahwes Fügung dadurch erreicht,
daß Mose,die Hände erhebt (Ex 17 1 1 ) , Josua den Speer gegen den
Feind ausreckt (Jos 818), die Mauern einstürzen (Jos 6 20), Hagel
vom Himmel fällt und die Sonne still steht (Jos 10 n-13), oder auch
dadurch, daß sich unter den Feinden Verräter finden (Jos 625 Jdc
1 24 f.). Ist das ein Beweis für Israels Schwäche ? Dieser Zug haftet der
israelitischen Geschichtsschreibung auch noch da an, wo über histo-
risch feststehende, erstaunliche und überlegen erkämpfte Siege be-

• 9 Erwägungen 24.
Hazor und das Problem der Landnahme 117

richtet wird, die jedem nichtisraelitischen Herrscher des Alten Orients


Grund zu großspuriger Protzerei gegeben hätten (II Sam 518-25
8e.i4 1012 I Reg 20 28-30). Diese Erscheinung hängt mit dem im
8. Jh. klar und prägnant verkündeten Glauben zusammen, daß Jahwe
der Herr der Geschichte ist und nichts ohne ihn geschieht (Am 3«
Jes 1015).
Auch andere Völker des Alten Orients haben ihre Siege ihren
Göttern zugeschrieben; das Kennzeichnende, Einzigartige in Israel
offenbart sich in der intensiven Ausstrahlung dieses Glaubens auf
die Haltung des Menschen, der seine totale Abhängigkeit von Jahwe
stets realisiert, jede Schmälerung des Ruhmes seines Gottes und jede
menschliche Hybris ängstlich zu meiden sucht, der aber im Bewußt-
sein seiner Fragwürdigkeit die tiefste und dauerhafteste Lebens-
deutung der Weltgeschichte vollzogen hat.
[Abgeschlossen am 14. 8.1957]
Spuren eines westsemitischen Präsens-Futur
in den Texten von Chirbet Qumran
Von R u d o l f M e y e r in Jena
(Jena, Pestalozzis». 15)

Bereits im Jahre 1949, also knapp zwei Jahre nach dem Be-
kanntwerden der ersten Funde von Chirbet Qumran, wies der hoch-
verehrte Jubilar in einem Berichte, der in »Forschungen und Fort-
schritte« erschien, mit allem Nachdruck darauf hin, daß das neuent-
deckte Handschriftenmaterial »eine Revision der bisherigen Auf-
fassung von der Geschichte der hebräischen Sprache erforderlich«
mache 1 . In dem Jahrzehnt, das nunmehr seit den ersten Entdeckungen
vergangen ist, wurden Texte in einem Umfange zutage gefördert, wie
es sich die kühnste Forscherphantasie nicht hätte träumen lassen,
und noch immer stehen wir in der Erwartung neuer überraschender
Funde 2 . Zahlreiche Theorien über den Charakter der Qumran-Texte,
die man im Laufe der Zeit aufstellte, mußten aufgegeben oder revi-
diert werden, und auch manches von dem, was gegenwärtig an Hypo-
thesen im Umlauf ist, wird sich mit fortschreitender Erkenntnis
Revisionen und Modifikationen gefallen lassen müssen. Die Fest-
stellung jedoch, daß sich unsere bisherige Vorstellung von der Ge-
schichte der hebräischen Sprache weithin nicht mit der tatsächlichen
historischen Entwicklung deckt, hat sich als zutreffend und dauerhaft
erwiesen3. Freilich ist auch auf dem Sektor der sprachgeschichtlichen
Erforschung der Qumran-Texte bei weitem noch nicht alles getan
und dazu vieles im Fluß. So sei es dem Verfasser gestattet, an jene
grundlegende Feststellung des Erforschers der kanaanäischen Reli-
gions- und Kulturgeschichte anzuknüpfen und in den folgenden
Zeilen auf eine der zahlreichen sprachlichen Besonderheiten aufmerk-
sam zu machen, wie sie sich aus dem Schriftbild der Texte vom Toten
Meer ergeben.
In »Discoveries in the Judaean Desert I : Qumran Cave I« (Ox-
ford 1 9 5 5 ) , S. 1 0 2 - 1 0 7 , ediert J. T . MILIK unter Fragment 1 Q 2 7
das Bruchstück eines Buches, das er als »Livre des Mystères« (1Q
Myst) überschreibt 4 . Der Herausgeber ist zweifellos im Recht, wenn
1
Forschungen und Fortschritte 26, 1949, S. 199 f.
2
Vgl. die ausgezeichneten Ubersichten von G. V E R M È S , Discovery in the
Judean Desert, New York 1956; J. T . M I L I K , Dix ans de découvertes dans le Désert
de Juda, Paris 1957.
8
Als erster hat, soweit ich sehe, P . K A H L E auf die sprachgeschichtlichen
Probleme, die durch Qumran gestellt werden, hingewiesen; ThLZ 74, 1949, Sp. 91 ff.
1
Zur Literatur vgl. Qumran Cave I, S. 102, Anm. 1.
Spuren eines westsemitischen Präsens-Futur 119

er in diesem »Buch der Geheimnisse« eine alte Apokalypse vermutet,


die einem der Heroen aus vormosaischer Zeit in den Mund gelegt
war8. Die erhaltenen Reste dieses Offenbarungsbuches zeichnen sich
durch einen Stil aus, der auf verhältnismäßig engem Räume eine
beachtliche Reihe von Formen enthält, die zwar nicht vom traditio-
nellen Hebräisch, wohl aber von der mündlichen Ausspracheüber-
lieferung der Samaritaner her ihre Erklärung finden8. Für die Frage
der Verbalbildung, die ja im Hebräischen sowohl in formaler wie in
syntaktischer Hinsicht eine Fülle ungelöster Probleme enthält,
scheint mir IQ Myst 1, 10 von einiger Bedeutung zu sein:
uaa ptn u p w "wx yan "»u , a
Schlüsselt man die Vokalbuchstaben auf, so ergibt sich folgendes,
teilvokalisiertes Schriftbild:
mi goi hfis }Sr i'oSqnu hzq mmnu
»Welches Volk hat Gefallen daran, daß 7 einer es bedrückt, der stärker
ist als es.«
Aus dem textlichen Rahmen fällt die Verbalform iloiqnu heraus;
wollte man sie vollständig vokalisieren, so müßte sie *ie'öseqennü
lauten, während die entsprechende tiberische Lesung *ia'asqcennüa
sein würde.
J . T. MILIK verzeichnet die auffallende Verbalform und weist
zugleich auf einige Parallelen im Bereiche der Qumran-Texte hin,
ohne allerdings zu dem Befund kritisch Stellung zu nehmen9. Im
folgenden seien daher zunächst die von J . T . MILIK angeführten Bei-
spiele besprochen. IQ S 10, 13 findet sich folgender Passus:
••JBDW NUIO RENXI M V -ITWA M M N
Die Umschrift des Textes ergibt:
'bhra10 b'Sr11 iorni u'rsa12 k'sr iSoptni
s I Q Myst gehört damit zu jener Gattung von Schriften, gegen die sich die

Rabbinen dogmatisch dadurch abgrenzten, daß sie die kanonische Periode der Heils-
geschichte erst mit Mose beginnen ließen; vgl. hierzu meinen Artikel »Propheten-
tum und Propheten im Judentum hellenistisch-römischer Zeit«, ThWNT 6, s. v.
Trpo^TT)?.
• Vgl. VT 7, 1957, S. 140, Anm. 1.
7 Zur Konstruktion vgl. zuletzt BEER-MEYER, Hebräische Grammatik II,
1965, § 114, l c . c. BROCKELMANN, Hebräische Syntax 1956, § 160b.
8 a. a. O. § 84, 5a.

• Qumran Cave I, S. 105.


1 0 So für hbhra; der Schreibfehler ist durch Laryngalelision bedingt. Die

eigentliche Aussprache dürfte *'ebärä oder *ebärä gewesen sein; tiberisch ist sie als
'xbh'rd, Hi 9 14, überliefert.
1 1 Wahrscheinlich *bä$ar ausgesprochen; vgl. sam. b&iav, Gen 39 9. Aller-
dings ist zu beachten, daß Alef zwischen Vokalen — sei es als Primärlaut, oder sei
als Neubildung aus anderen Kehllauten oder auch aus Jod — daneben erhalten
120 R . MEYER

»Ich will erwählen, was er mich lehrt, und mich freuen gemäß dem,
wie er mich richtet.«
Die volle Lesung von iSoptni dürfte mit *je5öfeteni oder *ie$öfetenni,
tiberisch üüp'teni oder *pSpHdnni, anzusetzen sein 13 . Zur gleichen
Wurzel begegnet noch einmal eine Form in IQ pHab 12, 5:
vhob u d d w iwn . . . »trrin pian
Die teilvokalisierte Umschrift lautet hier:
hkohn hrS( . . . 'Sr {Soptnu 7 Ikla
»der frevlerische Priester . . ., den Gott zur Vernichtung verurteilen
wird.«
In der Form jSoptnu stellt sich ein Energicus dar, der als *{eSöfe-
fennü, tiberisch *i$petdnnü, demjenigen in I Q Myst 1, 10 entspricht.
Des weiteren ist 1Q S 6, 14 zu erwähnen.
Tpen irsn w i r r 1 4
idorihu h'iS hpqid
»es soll ihn der Aufseher überprüfen«
Hier würde die volle Vokalisierung der Form idorShu *\eiöreiehü
lauten, während die Tiberier die gleiche Bildung iidr'Sehü aussprechen.
Schließlich sei noch auf I Q H 4, 6 1 6 verwiesen, wo der Dichter der
Hodajot Gott anruft:
•prnnx
J
dorSka
»ich suche dich«
und wo wir entweder die Form *,adöre$ekä, tiberisch edrdSkd,
oder aber den Energicus *>adöreSekkä, tiberisch *'cedrt$cekkil, vor
uns haben.
Eine Übersicht ergibt unter Ablösung der Suffixe folgendes Bild:
IQ Myst 1, 10: i'oSq -ennu
IQ pHab 12, 6 : iSopt -ennu
IQ S 10, 13: i$opt -«»»; -enni
IQ H 4, 6 : 'dorS -eka; -ekka
IQ S 6, 14: j\dor$ -ehu
Wie aus der Übersicht hervorgeht, liegen hier offenkundig festge-
prägte Formen vor, die man nicht einfach als Zufälligkeiten oder
bleiben kann. So wird das in IQ Myst 1, 10 ebenfalls begegnende k'$r sam. in der
Regel als ka'&Har, Gen 7 9, ausgesprochen; vgl. zum Problem B E E R - M E Y E R , He-
bräische Grammatik I, 1962, § 22, 3 a.
" Zum Kohortativ vgl. B E E R - M E Y E R II, § 82, 2d.
11
a. a. O. § 84, 2a. d.
11
M. B U R R O W S , The Dead Sea Scrolls of St. Mark's Monastery I I , 2 , New
Haven 1961, z. St., transkribiert "lilttHni, doch weist das Faksimile einwandfrei
auf die oben vertretene Lesart hin.
" Nicht IQ H 4, 20, wie J. T. M I L I K a. a. O. angibt.
Spuren eines westsemitischen Präsens-Futur 121

Fehlbildungen bezeichnen darf. Damit erhebt sich freilich die Frage,


wie man diese Bildungen nach Formenlehre und Syntax in die Ge-
schichte des Hebräischen einzuordnen hat. Auf den ersten Blick
scheint es nahezuliegen, die Formen i'oSq, , i$opt, idorS, die wir der
Tabelle entnehmen, dem Po'el zuzuweisen. Damit ergibt sich folgendes
Bild:
i'oSq = *ie'g$eq < *ia'äiiq; tiberisch *%*'sSeq
jiopf = *ie$öfet < *ia§äpi(; tiberisch *i*iöfet
{dort = *iedöre$ < *j adäriS; tiberisch *i*döre$
Der Po'el-Stamm gehört im Hebräischen zu den seltenen und nur
rudimentär erhaltenen, aber auf jeden Fall noch nachweisbaren
Stämmen 16 ; er stellt als iaqätil eine Nebenform zum gewöhnlichen
Intensiv \aqattil dar und gibt primär das Ziel oder die Richtung an 17 .
Fragt man nun zunächst nach den Analogien im biblischen
Hebräisch, wie es uns durch die tiberische Überlieferung erhalten
ist, so ergibt sich folgender Tatbestand: Von der Wurzel drS sind nur
Grundstamm und Nif'al belegt; eine Beziehung zum Intensiv ist
nicht nachweisbar. Ausschließlich im Grundstamm begegnet die
Wurzel (Sq; vom Intensiv läßt sich lediglich ein Partizipium Pu'al
m,(uSSäqä in Jes 23 12 nachweisen. Die Wurzel Spt schließlich wird
im Grundstamm und im Nif'al verwendet; einmal jedoch, Hi 9 15,
überliefern die Tiberier ein Partizipium Po'el m'SöfHI »mein Richter«
oder »mein Prozeßgegner«, das C. BROCKELMANN als Beleg für die
Existenz des Po'el anführt 18 . Die Partizipialform *m'Söfet < *meSöfet
< *ma§äpit würde in der Tat zu der Qumranbildung *je$öfet als Er-
gänzung passen.
Gleichwohl ist es kaum berechtigt, aus dieser Beobachtung weit-
tragende Schlüsse zu ziehen. Zwar kann man nicht damit argumen-
tieren, daß die tiberische Lesung m'SöfHi exegetisch umstritten ist 19 ,
da sprachgeschichtlich allein entscheidend ist, ob die Tiberier noch
ein Po'el gekannt haben oder nicht, wohl abe r erheben sich von anderer
Seite her Bedenken. Es ist bekannt, daß nicht alle Formen, die heute
grammatisch unter den abgeleiteten Stämmen registriert werden,
bereits von Haus aus etwa einem Intensiv- 20 oder einem Kausativ-
stamm 2 1 angehören. Es gibt vielmehr Formen, die im Rahmen ge-
schichtlich bedingter Vereinheitlichung und infolge Gleichklangs einem
derartigen Stamm sekundär zugeordnet sind; des weiteren besteht
" BEER-MEYER II, § 72, l b .
17
C . BROCKELMANN, Grundriß der vergleichenden Grammatik der semitischen
Sprachen I, 1908, S. 5 1 1 - 6 1 4 . » a. a. O. S. 513.
18
Vgl. die Kommentare. Eine fragwürdige Vereinfachung des Problems be-
deutet es, wenn L. K O E H L E R die tiberische Lesung überhaupt streicht und statt-
dessen *miSpd(i bietet; Lexicon in Veteris Testamenti Libros, S. 1003.
,0 21
BEER-MEYER II, § 70, l g . a. a. O. § 71, I i .
122 R. MEYER

dabei durchaus die Möglichkeit, das solche Verbformen in der neuen


Umgebung analogisch die übrigen Modalitäten des betreffenden
Stammes ganz oder teilweise ausgelöst haben 22 . Von daher wäre also
zu fragen, ob Bildungen wie *ia 'äSiq, HaSäpit und *iadäriS wirklich
primär Intensivformen darstellen und ob nicht das Partizipium
*maläpit erst das Ergebnis eines sekundären Prozesses der Einordnung
und Analogiebildung darstellt 23 .
Hier scheint mir nun das Samaritanische weiterzuhelfen. Bereits
eingangs wurde darauf hingewiesen, daß die Form *je *ö$eqennü,
I Q Myst 1, 10, zusammen mit Bildungen begegnet, die nicht aus
unserem traditionellen biblischen Hebräisch, wohl aber aus der münd-
lich tradierten Lesung des Pentateuchs seitens der Samaritaner zu
erklären sind. In der Tat findet sich im Rahmen der samaritanischen
Verbalbildung eine Reihe von Formen, die ganz den obigen Beispielen
entsprechen. Aus dem reichen samaritanischen Transkriptionsmaterial,
das mir P. K A H L E in Gestalt der von H. R I T T E R und A. SCHAADE
(f 1952) hergestellten Phonogramme 24 , die er vollständig in seiner
neu erscheinenden »Kairoer Geniza« vorlegen wird, gütigst zur Ver-
fügung gestellt hat, gebe ich im folgenden einige charakteristische
Beispiele. Dabei ist die von H. R I T T E R und A. SCHAADE gebrauchte
Umschrift derjenigen meiner Grammatik angeglichen26.
Gen 1 3 : sam. u%a'ömer; tib. uaHömmr
Gen 1 1 : sam. u{a'ömer\ tib. uaHömcer
Gen 3 1 : sam. u^a'Unter; tib. uaHömcer
Ex 4 l : sam. ia'ömerü; tib. jöm'rü
Gen 31 a: sam. ulla'utnerinnä; tib. uattömärnd24
Gen 3 a : sam. na'ökel tib. P. nökel
Gen 3 1 : sam. lä ta'ükelü; tib. 15 tök'lü
Gen 3 e : sam. uia'ök&lü27', tib. P. *uaiiökUüu
22
Wie sehr man mit derartigen Erscheinungen rechnen muß, zeigt etwa die
Geschichte des Passivums zum Grundstamm: zahlreiche Passivbildungen sind nach
dem Nif'al umgeformt worden, andere wieder sind im Pu'al und Hof'al aufgegangen,
wobei es weithin zu ergänzenden Sekundärbildungen im Rahmen des neuen Stammes
gekommen ist; vgl. B E E R - M E Y E R II, § 6 8 , 3 .
23
Entscheidend für unsere Untersuchung ist, daß ein solcher Umbildungs-
prozeß auch zum Wesen der l e b e n d e n Sprache gehört.
24
Das Transkriptionsmaterial wurde 1966 durch A. MuRXONEN-Helsinki an
Ort und Stelle neu überprüft; auch diese wertvollen Ergänzungen zu den Phono-
grammen von H. R I T T E R und A. S C H A A D E standen mir dank dem großzügigen
26
Entgegenkommen von P. K A H L E zur Verfügung. Vgl. B E E R - M E Y E R I , § 7 F .
21
Diese Form nach F. D I E N I N G , Das Hebräische bei den Samaritanern, 1938, S.32.
27
Zum Vergleich seien die sieben sam. Beispiele in der Originalumschrift
angefügt: Gen 1 3: ujäömer, Gen 1 9: wjä'ömer, Gen 3 l : wjä'ümgr, E x 4 1 : jä'6mi(rü\
Gen 3 2: nä'Skel, Gen 3 l : lä ta'ükelü, Gen 3 6: wjk'okdiu.
28
Die sam. Tradition stimmt hier mit einem Teile der Septuagintaüber-
lieferung überein; unser masoretischer Text dagegen bietet den Singular: P. uai{ökal.
Spuren eines westsemitischen Präsens-Futur 123

An den angeführten Beispielen ist zunächst bemerkenswert, daß


sie im Samaritanischen auf die Stämme 'kl und ymr beschränkt zu
sein scheinen 29 ; des weiteren machen sie den Eindruck, als ob sie
festgeprägte und wohl auch erstarrte Bildungen darstellen. Bisher
war man im allgemeinen der Ansicht, daß es sich in den samarita-
nischen Formen um Neubildungen und Abnormitäten handele, die
bei der Behandlung der Geschichte des Hebräischen keinerlei Beach-
tung verdienten 80 . Löst man sich aber von dieser vorgefaßten Meinung,
so läßt sich unschwer zeigen, daß hier höchst aufschlußreiche sprach-
liche Besonderheiten vorliegen, die ihren Wurzeln nach bis in die
Frühgeschichte des Hebräischen zurückführen.
Abgesehen davon, daß die samantanische Aussprache nicht in
dem Maße normiert ist, wie wir dies von der tiberischen Punktation
her gewöhnt sind 81 , fällt vor allem auf, daß der erste Stammvokal
entweder als ö oder als ü begegnet; zwar kann letzterer auch in den
Phonogrammen als sekundär gekürzt erscheinen, aber stets ist sein
Lautwert voll erhalten und niemals tritt eine Verflüchtigung ein. Da
nun feststeht, daß die lautliche Grenze zwischen ö und ü außerordent-
lich fließend ist 82 , erscheint es berechtigt, in Anbetracht der offen-
kundigen Dominanz von 5 die angeführten Beispiele auf den Typus
^cförner
*ia'6kel
zurückzuführen. Damit aber ergibt sich eine ganz enge Verwandtschaft
zu d e n Q u m r a n - B i l d u n g e n *ie(öSeq, *ieSöfef u n d *iedöre§; zugleich
aber haben wir im Samaritanischen den sicheren Anhaltspunkt dafür,
daß diese Formen stets als Qal-Bildungen empfunden worden sind,
niemals aber als solche des Po'el.
Gewiß scheint es so, als ob auch die samaritanischen Bildungen
f o r m a l ein P o ' e l im Sinne v o n *{a)6mer< ^ä'ämir u n d ia'6kel< *iayäkil
" Vgl. F . DIENING a. a. O.
a0
So ist bezeichnend, daß weder BAUER-LEANDER, Historische Grammatik
der hebräischen Sprache I, 1922, § 63, noch GESENIUS-BERGSTRÄSSER, Hebräische
Grammatik 2 * II, 1929, § 24, bei der Behandlung der genannten Stämme das Sama-
ritanische berücksichtigen; auch C. BROCKELMANN, Handbuch der Orientalistik
III, 1, 1963, S. 66f., weiß damit nichts anzufangen. Ich selbst habe noch in B E E R -
M E Y E R I I , § 77, 2a, die ältere Anschauung vertreten; doch vgl. jetzt V T 7, 1967,
S. 140, Anm. 1. Auch für die Erschließung des Samaritanischen hat P. K A H L E
Pionierarbeit geleistet; vgl. F. D I E N I N G a. a. O., S. 3—16; P. K A H L E , Zur Aus-
sprache des Hebräischen bei den Samaritanern (Festschrift A. Bertholet, 1950,
S. 281—286 = Opera Minora, Leiden 1966, S. 180—185); derselbe. Die Kairoer
Geniza, Leipzig 1968, Teil II (im Erscheinen).
,l
Man vergleiche besonders die unterschiedliche Behandlung des Waw con-
secutivum im Samaritanischen und in der Aussprachetradition der Tiberier; zur
letzteren vgl. B E E R - M E Y E R I , §§ 28, 3a; 68, 2c.
" Vgl. BEER-MEYER I, § 23, l c .
124 R. MEYER

voraussetzen; aber ihre absolut eindeutige Verankerung im Qal ge-


bietet es, hinter dem Erscheinungsbild nach einem Modus zu suchen,
der dem Po'el klangverwandt ist. Die Möglichkeit, hierbei zu einem
einleuchtenden Ergebnis zu kommen, ist nach meinem Dafürhalten
durch die neueren Forschungen auf dem Gebiete der vergleichenden
Semitistik gegegeben.
I m J a h r e 1926 äußerte sich B . LANDSBERGER einmal gelegentlich dahin-
gehend, daß Formen wie {'¿abber primär nichts mit einem Intensiv zu tun haben,
sondern vielleicht auf ein altes Präsens-Futur des Grundstammes *iadab(b)ar(ü)
zurückgehen". Kurz vorher war A. UNGNAD, vom Akkadischen ausgehend, zu
dem Ergebnis gekommen, daß die westsemitische Präformativkonjugation sowohl
einen Erzählungsmodus als auch ein Präsens-Futur bzw. einen Durativ gehabt
haben müsse 8 4 . Seine etwas unklare Terminologie und eine unzureichende Beweis-
führung waren die Ursachen dafür, daß sich A. UNGNAD gegen die landläufige An-
schauung nicht durchsetzen konnte, die vom Arabischen als vermeintlich alter-
tümlichster Sprache ausging und dementsprechend lediglich die Form {aqtul(u)
als geschichtliche Basis für die westsemitische Präformativkonjugation annahm* 4 .
Das Problem wurde von neuem aufgerollt, als H. BAUER 1936 mit der Mög-
lichkeit rechnete, daß das altertümliche westsemitische Idiom von Ugarit neben
erzählendem jaqtulu auch ein »Präsens« \aqatial(u) gehabt haben könne* 9 . Aller-
dings machte H. BAUER seine Vermutung, die seine eigene bisherige Verbaltheorie
in Frage stellte 8 7 , von der weiteren Erschließung der ugaritischen Texte abhängig.
A. GOETZE griff 1938 H. BAUERS Vermutung in einer wegweisenden Studie im
positiven Sinne auf 8 8 und Z. HARRIS schloß sich ihm a n 8 ' . Die Schwierigkeit be-
stand freilich darin, daß die ugaritischen T e x t e allein kein eindeutiges Bild ergaben.
So blieb es denn auch nicht aus, daß F . ROSENTHAL sich H. BAUERS Vermutung
gegenüber kritisch äußerte 4 0 und andere namhafte Forscher wie H. L . GINSBERG
die Existenz eines Präsens-Futur iaqaital(u) für das Ugaritische überhaupt in Ab-
rede stellten 4 1 . C. H. GORDON, dessen weitverbreitetes Handbuch ein unentbehr-
liches Hilfsmittel für ugaritische Studien darstellt, schloß sich H. L . GINSBERG a n ;
im »Ugaritic Handbook« klammerte er die Frage eines Präsens-Futur für seine
grammatischen Erörterungen anmerkungsweise aus 4 2 , während er in dem 1965

*» OLZ 29, 1926, Sp. 972, Anm. 2.


8 4 A. UNGNAD, Das Wesen des Ursemitischen, 1925, S. 19 ff.

M Vgl. BAUER-LEANDER I, § 35; GESENIUS-BERGSTRÄSSER II, § 3; G. R.


DRIVER, Problems of the Hebrew Verbal System, Edinburgh 1936, S. 9—31.
8 8 H. BAUER, Die alphabetischen Keilschrifttexte von Ras Schamra (H. LIETZ-

MANN, Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen 168), 1936, S. 67, Anm. 1.
87 BAUER-LEANDER I, § 36.
88 Journal of the American Oriental Society 68, New Häven 1938, S. 296
bis 309.
*• Z. HARRIS, Development of t h e Canaanite Dialects, New Häven 1939,
S. 49.
4 0 Orientalia 8, R o m 1939, S. 227, Anm. 1.

4 1 Ebenda 7, 1938, S. l f f .

4 2 C. H. GORDON, Ugaritic Grammar, Rom 1940, S. 60, Anm. 2; derselbe,


Ugaritic Handbook, R o m 1947, S. 60, Anm. 3.
Spuren eines westsemitischen Präsens-Futur 125

erschienenen »Ugaritic Manual« das Problem, soweit ich sehe, überhaupt nicht
mehr erwähnt1®.
Daß mit dieser Rückkehr zu älteren Vorstellungen in bezug auf den west-
semitischen Verbalbau noch keineswegs das letzte Wort gesprochen ist, zeigen die
grundlegenden Forschungen von O. R Ö S S L E R . In seinem umfangreichen Aufsatz
»Verbalbau und Verbalflexion in den semito-hamitischen Sprachen« hat O. R Ö S S L E R
m. E. überzeugend nachgewiesen, daß die Aufgliederung der Präformativkonjuga-
tion in einen Erzählungsmodus oder ein Präteritum einerseits und einen Durativ
oder ein Präsens-Futur andererseits, wie wir sie aus dem Akkadischen kennen, nicht
etwa eine Neubildung darstellt, sondern dem Altsemitischen eigentümlich ist 4 4 .
Unter voller Anerkennung der Pionierleistung O . R Ö S S L E R S macht nun J . F R I E D -
R I C H geltend, daß nicht nur das ostsemitische Akkadisch, sondern aller Wahrschein-
lichkeit auch das fast gleichaltrige westsemitische Idiom von Ugarit über eine ähn-
lich gebaute Präformativkonjugation verfügte 45 . Es ist nun bezeichnend, daß selbst
C . B R O C K E L M A N N seinen Standpunkt revidiert hat und die altwestsemitische Prä-
formativkonjugation unter syntaktischen Gesichtspunkten aufgliedert in einen
»konstatierenden Aspekt« jaqtul und einen »kursiven Aspekt« jaqattal**. Darüber
hinaus sieht er jetzt sogar die südarabische und äthiopische Form j,eqattel < *iaqat-
tal — sowie die neusüdarabische Form {iqötel < *\aqätal, auf die wir sofort zu
sprechen kommen werden, — unter Abkehr von seinen früheren Erklärungen 47 im
geschichtlichen Zusammenhange mit altwestsemitischem jaqattal, indem er sagt:
»Die Verdoppelung des zweiten Radikals als Zeichen des kursiven Aspekts haben
nur die Südaraber und ihre Kolonisten in Südarabien beibehalten« 48 .
Der kurze Überblick, der in keiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit er-
hebt, zeigt, daß die vergangenen Jahre einen entscheidenden Wandel in der Vor-
43 C. H. G O R D O N , Ugaritic Manual, Rom 1965, S. 66—60. Ebenfalls gegen

die Existenz eines Präsens-Futur im Ugaritischen spricht sich J . A I S T L E I T N E R ,


Untersuchungen zur Grammatik des Ugaritischen, 1954, S. 62f., aus; doch scheint
mir seine sprachgeschichtliche Basis zu schmal zu sein. 44 Vgl. ZDMG

100, 1951, S. 4 6 1 - 6 1 4 ; Orientalia 20, 1951, S. 1 0 1 - 1 0 7 , 3 6 6 - 3 7 3 .


46 Bibliotheca Orientalis 9, Leiden 1962, S. 166f. Ich selbst habe, eben von

sprachgeschichtlichen Erwägungen her, in B E E R - M E Y E R I, § 3, 2d; II, § 63, 2,


die Möglichkeit, daß das Ugaritische über ein Präsens-Futur verfügt, offen gehalten;
die Ergebnisse O. R Ö S S L E R S stützen diese Möglichkeit ganz entscheidend. Eine
andere Frage freilich ist es, ob das Präsens-Futur in den uns erhaltenen Texten
noch lebendig ist oder ob nicht schon weithin eine Zerstörung des altkanaanäischen
Verbalsystems unter jungwestsemitischem Einfluß eingetreten ist; vgl. R G G * I,
Sp. 1126f. 48 Zeitschrift für Phonetik 6, 1951, S. 144; derselbe. Hebräische

Syntax, 1966, § 40e.


47 Für die südarabische Form jeqattel (j.eqatel) wurde eigens ein »Lautgesetz«

erfunden, um diese Form aus iaqtul(u) ableiten zu können; siehe C . B R O C K E L M A N N ,


Kurzgefaßte vergleichende Grammatik der semitischen Sprachen, 1908, §§ 46, Cb;
125, Ca.
48 Indem sich jedoch C. B R O C K E L M A N N mit E. H A M M E R S H A I M B , Das Verbum

im Dialekt von Ras Samra, Kopenhagen 1941, S. 105—110, gegen die Möglichkeit
der Existenz einer Form j,aqattal(u) in Ugarit ausspricht, muß er dieselbe in das
»Ursemitische«, damit aber in den vorgeschichtlichen Bereich des Westsemitischen
verweisen; vgl. Zeitschrift für Phonetik 6, S. 144f.
126 R . MEYER

Stellung von der altwestsemitischen Präformativkonjugation gebracht haben:


nicht mehr das arabische j,aqtulu, das nunmehr als jungwestsemitisch erwiesen ist 49 ,
kann als Grundlage für die Rekonstruktion des Verbums angenommen werden,
sondern allein das akkadische präfigierende System, das westsemitisch individuell
abgewandelt ist. Damit aber kommen wir zum Samaritanischen und den Qumran-
Formen zurück.
Für das Altkanaanäische und damit auch lür das Ugaritische 50
müssen wir schon auf Grund der allgemeinen Erwägungen zur semi-
tischen Sprachgeschichte das Nebeneinander von erzählendem jaqtul{u)
und durativem j.aqattal(u) annehmen. Betrachtet man nun letztere, uns
hier allein interessierende Form, so zeigt sich, daß offenbar auf ihrer
ersten Stammsilbe der Ton liegt: der Silbe ist dadurch eine besondere
Quantität verliehen, daß auf kurzen Vokal ein verdoppelter, d. h.
langer Konsonant folgt. Die gleiche Silbenquantität aber kann er-
reicht werden, indem man den Vokal dehnt und den Konsonanten
unverändert läßt. Somit tritt neben jaqattal die Nebenform jaqätal,
die uns im Mehri, Shauri und Soqotri als jiqötel entgegentritt. Das
gleichwertige Nebeneinander von Tonsilben mit kurzem Vokal und
langem Konsonanten und umgekehrt, wie es z. B. auch in den beiden
Intensiven jaqattil und {aqätil vorliegt, ist ein zu bekannter Tat-
bestand, als daß es hier ausführlich behandelt werden müßte.
Nimmt man nun an, daß einst — und zwar in historisch durchaus
greifbarer Zeit 6 1 — im Kanaanäisch-Hebräischen das altwestsemi-
tische Präsens-Futur als i{aqattal und \aqätal lebendig gewesen ist,
so ergibt sich folgender Prozeß: Als unter jungwestsemitischem Ein-
fluß die altkanaanäische Präformativkonjugation mit ihrem syn-
taktisch geschlossenen Modalsystem zerstört wurde 62 , verlor auch
das Präsens-Futur allmählich sein modales Eigengewicht und wurde,
soweit es sich formal erhielt, im Laufe der Zeit dem Intensiv als
iaqattal > \aqattil und jaqätal > jaqätil eingegliedert 53 . In der Form
iaqätil konnte es dem kanaanäischen Lautwandel ä > 5 unterliegen 64 ,
so daß sich also die Entwicklung unter dem Schema
iaqätal > iaqätil > jaqötil
darstellen läßt. Analog zum echten Intensiv des Po'el iaqätil traten
zuweilen sekundäre Modi ergänzend hinzu; so mag etwa das oben
erwähnte Beispiel *m*$öfeti »mein Richter« bzw. »mein Prozeßgegner«,

"g l - J- F R I E D R I C H a. a. O. S. 166: ». . . nach Zahl und syntaktischem Ge-


v

brauch der Verbaltempora ist das Arabische . . . eine jungsemitische Sprache«.


50 51
Siehe Anm. 45. Es wäre hier etwa an das Altkanaanäische
zu denken, wie es die Westsemiten um 2000 v. Chr. in Syrien-Palästina sprachen.
12
Vgl. hierzu etwa die Rolle, die die Afformativkonjugation qatala in den
Texten von Ugarit spielt; B E E R - M E Y E R I I , § 1 0 1 , 1 .
63
Vgl. auch C . B R O C K E L M A N N , Zeitschrift für Phonetik 6 , S. 1 4 4 ; J . F R I E D -
RICH a . a . O . , S . 1 6 6 . " BEER-MEYER l, § 23, la.
Spuren eines westsemitischen Präsens-Futur 127

Hi 9 15, zu erklären sein. Ebenso aber war es möglich, daß ehemalige


iaqätal-Formen im neuen Gewände isoliert blieben und erstarrten.
Als solche feste Formen, die scheinbar ohne Beziehung zu ihrer jetzigen
Umgebung dastehen, sind die samaritanischen Bildungen a'6mer
und Ha'Skel anzusehen, und ihnen sind die völlig formgleichen Qum-
ran-Bildungen *ielöSeq, *ieSöfet und *iedöreS mühelos zuzuordnen.
Die Belege aus Qumran sind dabei deswegen von besonderer Be-
deutung, weil zwei von ihnen, nämlich *-ie!>öfet und *jedöre$, keinen
Kehllaut als ersten Radikal aufweisen, es also von vornherein aus-
geschlossen ist, hier von angeblicher »Zerdehnung« zu reden und der-
artige Bildungen aus der sprachgeschichtlichen Erörterung zu eliminie-
ren, wie dies in der Regel geschieht66. Damit aber läßt sich das Ergebnis
unserer Untersuchung tabellarisch folgendermaßen zusammenfassen:
Sam.: *ia'ömer < *%a'ömir < *{a'ämir < altkan. *ia'ämar
Sam.: *ja'okel < *ja'öhil < *ja'äkil < altkan. *j,a'ähal
Qumran: *j.e'öieq < *j,a'öBq < *j,a'äHq < altkan. *ia'ä$aq
Qumran: *jeSöfet < *j,aSöpit < *j,a$äpit < altkan. *iaSäpat
Qumran: *j.edöre§ < *iadöriS < *j,adäri& < altkan. *\adära$.
Ist die dargestellte Entwicklung vom altkanaanäischen Präsens-
Futur j,aqätal zu den Formen, wie sie in den Texten von Qumran und
im samaritanischen Hebräisch begegnen, richtig, dann läßt sich mit
Gewißheit sagen, daß auf dieser späten Stufe, als das Hebräische
schon längst nicht mehr Volkssprache ist, noch Spuren des altwest-
semitischen bzw. altkanaanäischen Präsens-Futur erhalten sind.
Es wird nicht wundernehmen, daß diese Nachklänge aus einem
Verbalsystem, das lange vor der Landnahme der Israeliten in Kanaan
lebendig war und das dem jungwestsemitischen Sprachempfinden
hat weichen müssen, kein syntaktisches Eigengewicht mehr besitzen.
Gleichwohl sind sie nicht nur für die Formenlehre 56 , sondern auch
für die Syntax des althebräischen Verbums von Wichtigkeit.
Bis heute ist es nämlich trotz allen Bemühungen nicht gelungen,
die verschiedenen Funktionen des althebräischen Verbums gegen-
66
So bei einigen auffälligen Formen der schwachen Verben I N; vgl. GESENIUS-
BERGSTRÄSSER I I , § 2 4 a — c .
M
Von diesen Erkenntnissen her ergeben sich auch neue Anhaltspunkte für
die Erklärung von Formen wie {Skal, P. jökel »er ißt«. Nach der üblichen, auch von
mir in BEER-MEYER II, § 77, l a , vertretenen Auffassung ist Jökal bzw. {ökel durch
Dissimilation aus *iöhul < *{äkul < *\a'kul entstanden. Nimmt man jedoch statt
*ia'kul(u) nunmehr *{a'äkal(u) als Ausgangsform und gleichzeitig Elision von Alef
zwischen zwei Vokalen an, so ergibt sich die m. E. näher liegende Entwicklungs-
linie *ia'äkal > *je'ökel > *j,'ökel > iökel/iökal. Die sam. und die tib. Form, die
beide ohne Zweifel in die Zeit der lebenden Volkssprache zurückgehen, unterscheiden
sich dann nur dadurch, daß in der einen sich das Alef erhalten hat, während es in
der anderen elidiert ist. Zum unterschiedlichen Verhalten dieses Kehllautes vgl.
Anm. 11.
128 R . MEYER, Spuren eines westsemitischen Präsens-Futur

einander abzustimmen und etwa in dem Sinne zu systematisieren,


wie dies im Arabischen möglich ist 57 . Jeder entsprechende Versuch
führt weder innerhalb der beiden Konjugationen zu einem befriedigen-
den Ergebnis, noch läßt sich eine saubere Verhältnisbestimmung
zwischen Präformativ- und Afformativkonjugation durchführen68.
Das ist ein Mangel, den jeder Interpret alttestamentlicher Texte
ständig empfindet und der erst auf der Stufe des Mittelhebräischen
— und hier wohl unter dem Einflüsse des eindeutig jungwestsemi-
tischen Aramäisch — einigermaßen ausgeglichen worden ist 69 . Wenn
auch nicht zu seiner Behebung, so doch wenigstens zu seiner Er-
klärung können Formen wie *ie§nfet < *{aSäpat oder *j,ay6mer <
^a'ämar beitragen: Einesteils zeigen sie, daß wir die Existenz eines
altwestsemitischen bzw. altkanaanäischen Präsens-Futur im Räume
der uns erfaßbaren Geschichte, nicht dagegen irgendwo in der soge-
nannten »Urgeschichte« anzusetzen haben. Andernteils verdeutlichen
sie durch ihre eigene, einigermaßen überschaubare Geschichte jenen
jungwestsemitisch bedingten Umbildungsprozeß im Verbalsystem,
durch den das alte Präsens-Futur formal mit dem Erzählungsmodus
zusammenfiel und ihm damit zugleich seine durative Funktion über-
trug, während dieser selbst seine Funktion als erzählender Aspekt
keineswegs gänzlich an die ursprünglich einem anderen Bereiche
zugehörende Afformativkonjugation abtrat.
Darüber hinaus können derartige Rudimente auch zur Revision
der bisherigen sprachgeschichtlichen Einordnung des Hebräischen
im Rahmen der übrigen semitischen Sprachen beitragen. Denn als
ausgesprochen altertümliche Bildungen stehen die hier behandelten
Verbalformen durchaus nicht allein, sondern sie haben bemerkens-
werte Entspiechungen in Gestalt alter Endungen am Pronomen und
am Verbum, die man, obwohl sie das Samaritanische teilweise be-
wahrt hat, längst für ausgestorben hielt, neben sich. Auf Grund dieses
neuerschlossenen Tatbestandes wird man nicht mehr so ohne weiteres
vom Althebräischen als einer jungwestsemitischen Sprache schlecht-
hin reden dürfen60, sondern es wird künftig betont werden müssen,
daß das althebräische Idiom ein weit größeres altwestsemitisches bzw.
altkanaanäisches Substrat enthält, als es aus der masoretischen Überlie-
ferung, auf die man sich bisher allein stützte, erschlossen werden kann.
(Abgeschlossen am 12. 8.1957)

w Vgl. C. BROCKELMANN, Zeitschrift für Phonetik 6, S. 161.


48 Vgl. B E E R - M E Y E R I I , §§ lOOf. Die Schwierigkeiten in der Syntax des hebr.
Verbums sind m. E . auch durch C . BROCKELMANN, Hebräische Syntax, §§ 4 0 — 5 2 ,
nicht behoben. s » B E E R - M E Y E R I I , § 101, 7 .

, 0 So auch, wenngleich mit Einschränkung, noch immer J . FRIEDRICH a. a. O.,

S. 1 5 6 .
Rahelstämme" und „Leastämme"
Von Sigmund M o w i n c k e l in Oslo
(OSLO, GYLDENLÖVESGATC 22)

1. a) In den Patriarchenerzählungen, so wie sie allmählich künst-


lich miteinander zu einer Familiengeschichte verbunden worden sind,
treffen wir bekanntlich Jakob als den Vater der zwölf Söhne, die als
Stammväter der zwölf israelitischen Stämme galten. In den Geburts-
anekdoten Gen 29 31—30 2 4 35 1 6 - 2 0 , die ihre jetzige Form wohl von
dem ältesten Sagaschreiber J erhalten haben1, sind diese zwölf auf
die vier Frauen Jakobs verteilt. Von Jakobs erster Frau, der Ehefrau
Lea sind geboren: Rüben, Simeon, Levi, Juda, Issachar und Zebuion.
Von ihrer Hausmagd Zilpa: Gad und Ascher. Von der Lieblingsfrau
Rahel: Josef und Benjamin. Von ihrer Hausmagd Bilha: Dan und
Naftali.
Diese zwölf sind natürlich keine wirklichen geschichtlichen
Individuen, sondern künstliche heroes eponymi, gemäß der alt-hebrä-
ischen, wohl auch gemeinsemitischen Anschauung, daß jede soziolo-
gische und ethnische Größe ein Blutsverband sei und demnach von
einem einzelnen leiblichen Vater herstamme. Diese Anschauung wird
auch dann aufrecht erhalten, wenn man noch weiß und davon eine
mehr oder weniger geschichtliche Tradition behalten hat, daß der
betreffende Stamm etwa durch Zusammenschluß, zuweilen unter
Leitung dieser oder jener Persönlichkeit, entstanden ist2. So ist Juda
aller Wahrscheinlichkeit nach ursprünglich ein Landschaftsname, wie
auch Efraim3; Benjamin ist eine künstliche Singularform von Bene
yamin, »Söhne des Südens«; Gad ist der Name einer Glücksgottheit,
wahrscheinlich auch Ascher; Issachar ist eine »Berufsbezeichnung« =
1 Auf die Frage nach etwaigen Elementen aus »E« brauche ich hier nicht ein-

zugehen, da unter allen Umständen J zu Grunde liegt, und da »E«, wenn er über-
haupt existiert hat, von J s Komposition und Erzählungsfaden abhängig gewesen
ist. Die sogenannten E-Stücke sind jedoch meiner Ansicht nach besser erklärt als
stellenweis auftretende Weiterentwickelungen der von J gebuchten Traditionen, die
daneben auch ihr mündliches Leben fortgesetzt haben. An gewissen Stellen ist J
durch Hineinarbeitung von Varianten aus dieser sekundären Tradition erweitert
worden. Ein zusammenhängendes, dazu sogar »nordisraelitisches Sagenbuch« E
hat es allem Anscheine nach nie gegeben. — Etwaige Widersprüche innerhalb der
Geburtsanekdoten erklären sich besser aus der ursprünglichen Selbständigkeit der
von J oder seinen Vorgängern aufgenommenen Materialien.
2 S. BRÄUNLICH, Beiträge zur Gesellschaftsordnung der arabischen Beduinen-

stämme, Islamica 1933, 1—2. Vgl. auch, was A. MUSIL, Arabia Petraea, Wien 1908,
von dem Ursprung des Stammes Hwetat erzählt, III, S. 51, vgl. S. 26.
' M. NOTH, Geschichte Israels2, Göttingen 1954, S. 66f.
VON UF&XIT NACH QUMRAN 9
130 S. M o w i n c k e l

Lohnarbeiter. — Mögen sich auch hinter der Josefsgestalt gewisse


Züge einer geschichtlichen Persönlichkeit verbergen, was immer noch
häufig angenommen wird 4 , so muß er doch prinzipiell und zunächst
wie die anderen betrachtet werden: als heros eponymos der Josef-
stämme im Gebirge Efraim. Wir werden unten (§ 3a) sehen, daß er
doch etwas mehr gewesen ist.
Jene Verteilung der Zwölf auf die vier Frauen ist des öfteren als
Beweis für Verbindungen und Gruppierungen zwischen den israeli-
tischen Stämmen vor der Einwanderung angesehen worden; man
spricht daher von »Leastämmen« und »Rahelstämmen« als existieren-
den, mehr oder weniger geschlossenen Gruppen in jener, für uns
meistens »vorgeschichtlichen« Zeit. So tut es vor allem STEUERNAGEL,
der am konsequentesten die Patriarchenerzählungen in Stammes-
geschichte hat »übersetzen« wollen®. Auch eine nüchternerer Forscher
wie M. NOTH meint, in der Verteilung der Zwölf auf die vier Frauen
und in der »Rangordnung«, die darin und in dem Altersverhältnis
zwischen den zwölf Söhnen liegen soll, einen Ausdruck näherer Zu-
sammenhänge zwischen den derselben Mutter zugeteilten Söhnen zu
finden, und bedient sich daher derselben Terminologie®.
Es scheint mir, daß man dabei vergessen hat, eine folkloristisch
und traditionsgeschichtlich ganz notwendige Vorfrage zu stellen und
zu beantworten.
Um das zu zeigen, muß ich zunächst etwas weiter ausholen.
b) Bekanntlich werden im AT »Jakob« und »Israel« als zwei
Namen einer und derselben Persönlichkeit hingestellt. Bei einer be-
stimmten Gelegenheit soll der früher Jakob genannte Mann den
Namen Israel erhalten haben (Gen 32 23-33). Aber auch nachher heißt
er weiterhin Jakob. Eine Ausnahme bilden nur Stücke der Josef-
geschichte, wo statt »Jakob« mehrfach »Israel« gesagt wird 7 , aber
bei weitem nicht konsequent. Hier liegt aber die Sache etwas anders
als in den übrigen Erzählungen; erstens hat die Joseferzählung eine
andere Überlieferungsgeschichte als die sonstigen gehabt; sie ist
stärker novellistisch ausgearbeitet worden und hat eine größere Selb-
ständigkeit als diese erlangt, und zweitens hat sie in der uns vor-

1 Neustens wieder von H. H. Rowley, From Joseph to Joshua (Schweich

Lectures 1948), London 1960.


4 C. S t e u e r n a g e l , Die Einwanderung der israelitischen Stämme, Halle 1901.

• M. Noth, Die Welt des Alten Testaments8, Berlin 1967, S. 64ff.; Geschichte
Israels2, S. 83 ff. und passim.
7 Gen 37 8.13 4 3 e . 8 . n 46 28 46 1.2. 29.30 47 27 482.8.10.11.13.14.21 60 2.

Nicht hierher gehören 42 s 46 21 60 25, wo b&ni yUrä'el anachronistisch von »den


Israeliten« gesagt wird. Als Indizium zweier Parallelquellen reicht dieser Sprach-
gebrauch nicht aus; in 48 2 . 1 1 , die G u n k e l z u E rechnet, muß er »Israel« für se-
kundär erklären.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 131

liegenden Gestalt auch die Aufgabe gehabt, zu erklären, wie die Bene
Israel nach Ägypten kamen, und so die Exoduserzählung vorzu-
bereiten.
Es ist nun überhaupt bezeichnend, daß in der Genesis überhaupt
keine eigentliche Israelserzählung begegnet. Alle überlieferten Er-
zählungen handeln eigentlich von Jakob. Selbst in der Namenwechsel-
erzählung Gen 32 23 ff. ist die Umnennung tatsächlich nur ein Neben-
motiv, für das dieses Aition nicht geschaffen worden ist. Die Sage
ist eine Pnu'el-Erzählung, die die Heiligkeit der Kultstätte ätiologisch
erklären, und daneben auch die Erklärung eines an dieser Stätte ge-
knüpften besonderen Kulttabus geben will: warum die Israeliten (dort)
nicht die Lende (des Opfertieres) essen, sondern — das ist als selbst-
verständlich mit vorausgesetzt — sie der Gottheit weihen. Das Um-
nennungsmotiv ist ein traditionsgeschichtlich sekundäres Neben-
motiv, das eben in der Erzählung g e f u n d e n ist, weil man die Identität
von Jakob und Israel erklären und begründen wollte.
Daneben könnte man auch den Schluß der Jakob-Laban-Sage
in Gen 31 nennen, der eine traditionsgeschichtlich sekundäre Be-
ziehung auf das viel spätere ethnisch-politische Verhältnis zwischen
den Israeliten und den Aramäern in Nordost] ordanlande erhalten hat.
Daß dieser Zug traditionsgeschichtlich sekundär ist, hat G U N K E L
längst nachgewiesen.
Nun ist es ein folkloristisches und traditionsgeschichtliches
»Gesetz«, daß, wenn eine Person unter zwei ganz verschiedenen Namen
auftritt, das auf einer Zusammenschmelzung zweier ursprünglich selb-
ständiger Personen beruht. Israel und Jakob sind zwei verschiedene
Personen der Überlieferung gewesen, die ursprünglich nichts mit-
einander zu tun gehabt haben mögen.
Was ist nun die »Person« Israel ? Offenbar nichts anderes als der
heros eponymos des geschichtlich gewordenen, von der Sinaihalbinsel
eingewanderten und in Kanaan konsolidierten Volkes Israel. Es ist
sehr bedeutungsvoll, daß man über diesen Vater Israel absolut nichts
zu erzählen gehabt hat; alle die überlieferten Geschichten sind, wie
gesagt, Jakobgeschichten. — Daß «Israel« eigentlich ein Personname
ist, der nach V I R O L L E A U D (Acad. I. B.-L. Paris 1956, S. 65) in einem
Ugarittext bezeugt ist, ist in d i e s e m Zusammenhange bedeutungslos.
Ganz anders verhält es sich mit der Gestalt Jakobs. Über ihn ist
eine ganze Anzahl Geschichten im Umlauf gewesen. Er ist deutlich
mit konkreten Lokalitäten in Mittelpalästina und im nördlichen Ost-
jordanlande verknüpft gewesen. Die Überlieferung weist aber ebenso
deutlich auf eine ältere Verbindung der Jakobgestalt mit Nordwest-
mesopotamien hin. Das wird heute durch die vielen Berührungen der
in den Patriarchenerzählungen vorausgesetzten Kulturverhältnisse
mit den nordwestmesopotamischen, wie diese uns etwa in den Nuzu-
9'
132 S . MOWINCKEL

texten entgegentreten8, bestätigt. Die Frage nach der »Historizität«


der Person Jakob braucht nicht hier aufgerollt zu werden. Es dürfte
jedenfalls klar sein, daß Jakob ethnologisch für eine von der meso-
potamischen Steppe eingewanderte »hebräische« Gruppe steht,
und daß diese Gruppe viel früher als »Israel« in Kanaan gewesen ist.
Mit diesen von Nordosten gekommenen »Hebräern«, (den »Abraham-
leuten«9 und) den »Jakobleuten«, sind die später vom Süden via
»Jericho« eingedrungenen israelitischen Stämme zusammengewachsen
und durch diesen Verschmelzungsprozeß ist der Grundstamm des
seßhaften Volkes Israel entstanden. Dadurch haben sie alle einen
gemeinsamen Stammvater erhalten — jedes Volk stammt nach alt-
hebräischer Auffassung von einem einzelnen Stammvater ab —, und
da man nun nichts von dem Vater Israel zu erzählen wußte, dagegen
eine reiche Tradition über den Vater der Jakobgruppe vorfand, so
haben die Israeliten die ganze Jakobtradition übernommen und auf
ihren eigenen heros eponymos übertragen. Oder mit anderen Worten:
die beiden Vätergestalten sind miteinander identifiziert worden.
Das bedeutete für die einwandernden Israeliten sozusagen die
geistige Eroberung Kanaans. Israel wurde sofort ein viel älteres Volk,
in Verbindung zu den alten mesopotamischen Heimatstätten der
Kultur gesetzt und konnte nun, gestützt auf die Tradition, behaupten,
zu einem Lande gekommen zu sein, das schon vor vielen Jahrhunderten
seinen Vorfahren gehört hatte; das verheißene Land war zugleich
das Land der Väter, das nach Gottes Willen und von Rechts wegen
ihnen gehörte.
Die nähere Begründung für diese Auffassung von dem Verhält-
nis zwischen den eingewanderten Israeliten und »den Hebräern« im
Lande (I Sam 14 21) kann hier nicht gegeben werden. Soviel dürfte
aber als sicher gelten können, daß »Jakob« und »Israel« überlieferungs-
geschichtlich gesehen ursprünglich zwei selbständige Größen gewesen
sind.
Die Frage, die sich nun für das Problem »Leastämme und Rahel-
stämme« erhebt, ist diese: Zu welcher von diesen beiden Überliefe-
8
Siehe die Übersicht bei H. H. ROWLEY, The Servant of the Lord, London
1962, S. 299ff., mit Literaturhinweisen.
8
M. N O T H wird kaum darin recht haben, daß Abraham ursprünglich im
Negeb beheimatet gewesen sei (Geschichte Israels 2 , S. 119). A. gehört doch mit
»Ur kaidim« zusammen, das freilich nicht mit dem berühmten Ur in Südbabylonia
identisch ist, sondern ein weit weniger bekanntes Ur im Gebiete der nordmeso-
potamischen Kasder (Haider) gewesen ist (so schon GUNKEL, Genesis 4 ). So vertritt
Abraham eine Gruppe desselben Ursprungs wie Jakob. N O T H wird aber darin Recht
haben, daß es eine Zeit gab, in der Jakob der Erzvater kat'exochen war. Ob aber
die Verknüpfung Jakobs mit Abraham jünger als die Landnahme ist, erscheint mir
zweifelhaft.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 133

rungsgestalten gehören die vier Frauen ? Die Frage braucht nur gestellt
zu werden, um sofort beantwortet zu sein: sie gehören zur Jakob-
überlieferung. Das Motiv Lea-Rahel wie das Motiv Jakob-Laban
gehören organisch zu der Jakobtradition, die in ihrer Hauptmasse
ohne diese Motive überhaupt nicht existieren würde. Sie spiegeln das
nordwestmesopotamische Kulturmilieu und sind für die Jakobsage
konstitutiv. Anders ausgedrückt: Lea und Rahel mit ihren Mägden
waren Jakobs Frauen lange, ehe sie die Israels wurden.
c) Es ist nun nicht ohne Interesse zu wissen, welcher Art diese
Frauen traditionsgeschichtlich gesehen ursprünglich gewesen sind.
Es ist natürlich möglich, daß sie vom Haus aus rein »novellistische«
Gestalten gewesen seien: wahrscheinlich ist das aber nicht.
Es empfiehlt sich mit R a h e l anzufangen. Das hebr. rähel be-
deutet »Mutterschaf«. Das weist in die Richtung der Fruchtbarkeits-
vorstellung. Das AT spricht öfter von dem Grab Raheis; das für Rahel
Charakteristische ist in der Tat, daß sie stirbt und ihr Grab hat, von
dessen Existenz und Lage jedermann weiß, und von dem aus sie immer
noch an dem Schicksal ihrer Kinder teilnimmt: »Rahel weint über ihre
Kinder«. Fruchtbarkeit, ein Grab, in dem sie noch lebt, Weinen — all
das sind charakteristische Züge der vorderasiatischen Fruchtbarkeits-
und Muttergöttinnen. Das erklärt auch, warum Rahel eine Zeitlang
unfruchtbar ist; das ist die Muttergöttin eben, so lange ihr Gegner,
Mót, der Tod, die Dürre, herrscht. — Das Grab ist in der Tat hier,
wie so oft in Vorderasien bis auf diesen Tag, die Kultstätte der Gott-
heit oder des Heiligen; in dem heutigen Syrien und Palästina wird
fast jeder volkstümliche Heilige an seinem Grab verehrt, wie ja das
arabische Wort für den Heiligen, wali (eigentlich »Schützer«), auch
die Bedeutung Heiligengrab, Heiligengrabmal angenommen hat 1 0 .
Daß nun die verehrte Gottheit zugleich als Ahnherr oder -frau
der Bevölkerung gilt, ist ein recht allgemeiner Zug: vgl. Assur, Gad
u. v. a. Die Araber »haben immer, sagt JOHS. PEDERSEN, die Macht
(den Segen) dort gesucht, wo sie zu finden war: bei den Gräbern der
Vorfahren«; die Begriffe »Ahnherr« und »verehrter Heiliger« gehen
für die Araber in eins, sagt MUSIL.
Das Grab Raheis wird in der spätesten Tradition nördlich von
Bethlehem lokalisiert; es ist aber völlig klar und allgemein anerkannt,
daß es nach der älteren Tradition im AT im Efraimsgebirge lag, nicht
weit von Rama, siehe I Sam 10 2 und vergleiche Jer 30 15; die Glosse

10
Über islamischen Heiligenkult siehe u. a. S. I. CURTISS, Ursemitische Re-
ligion im Volksleben des heutigen Orients, Leipzig 1903, S. 81ff.; A. MUSIL, Arabia
P e t r a e a I I I , S. 3 2 9 f f . ; A. J . WENSINCK U. J. H . KRAMER, H a n d w ö r t e r b u c h d e s
Islams, Leiden 1941, S. 7 9 3 f f . ; JOHS. PEDERSEN, Illustreret Religionshistorie 8 ,
Kabenhavn 1948, S. 275 ff.
134 S. M o w i n c k e l

in Gen 35 19 hat das efraimitische Efrat mit dem Efrat bei Bethlehem
verwechselt u .
Nun ist die Jakobgestalt ganz besonders mit dem Efraimsgebirge
verknüpft: Bet'el, Sichern usw. — Aus diesem allem ergibt sich der
Schluß: Rahel ist ursprünglich eine »kanaanäische« Fruchtbarkeits-
und Muttergöttin, die besonders im Gebirge Efraim verehrt worden
ist, deren Grab man dort nachwies, und die schon in vorisraelitischer
Zeit mit dem Ahnherrn Jakob verbunden gewesen ist. Daß sie ihr
Grab in Efraim hat, bedeutet, daß ihr Kult ursprünglich dort zu Hause
ist. Wenn sie infolge ihres Namens in erster Linie die Fruchtbarkeit
des Kleinviehs vertritt, so stimmt das ganz mit der Lebensweise und
Kultur der »Patriarchhebräer«.
Viel deutet nun darauf hin, daß auch L e a eine Göttin von dem-
selben Typus gewesen ist. Die nächstliegende Deutung des Namens
ist immer noch, ihn in Verbindung mit dem arab. la'ay, Watun =
Wildkuh zu setzen. Daß Ochs und Kuh übliche Symbole und Bei-
namen der Fruchtbarkeitsgötter des alten Kanaans gewesen, ist eine
allbekannte Tatsache; es genügt an die Stiergestalt des Ba'al-Hadad,
an den §or-El und an die Jungkuh 'Anat in Ugarit zu erinnern. Mög-
lich ist aber auch die Zusammenstellung mit der Wurzel Iwy, Iwh =
(sich) winden, ringeln u. dgl.; vgl. Liwjatan »die gewundene Schlange«
und die Deutung des Namens als »Schlange« (B. LUTHER, EDUARD
MEYER) ; auch die Schlange ist ein häufiges Symboltier der weiblichen
Fruchtbarkeitsgottheit 12 . — In beiden Fällen ist Lea eine Gestalt
derselben Art wie Rahel.
Daß auch mythologische Gestalten in die Patriarchensage hinein-
gezogen worden sind, ist bekannt; vgl. die Weiber Abrahams und
Nahors: Sara = Sarratu = Königin, Milka = malkatu = Fürstin,
beides Beinamen zweier in Haran verehrten Göttinnen. So ist auch
Laban ( = der Weiße) höchstwahrscheinlich ein Mondgott; vgl.
Ubenä = M o n d 1 2 a .
Diese Verbindung des Ahnherrn mit den beiden Fruchtbarkeits-
göttinnen mag schon auf der mesopotamischen Stufe der »Jakobleute«
stattgefunden haben. Wenn Lea die Wildkuh ist, so ist diese eher in
der Steppen- und Macchiazone als in der gebirgigen Waldzone heimisch
gewesen. Nachdem die Jakobgruppe sich im Efraimgebirge niederge-
lassen hatte, ist seine zweite Frau mit der dort einheimischen Rahel
identifiziert worden, oder diese hat jene abgelöst. Israelitisch ist Rahel
erst nach der Einwanderung geworden: eben zur Ahnfrau der sich im
11 Siehe z. B. G u n k e l , Genesis4, S. 352.
12 Siehe S t a n l e y Cook, The Religion of Ancient Palestine in the Light of
Archaeology, London 1930, S. 99, mit Literaturhinweisen.
12:1 Laban ist allerdings auch als gewöhnlicher Personname in Ugarit bezeugt,
s. V i r o l l e a u d in Acad. I. B.-L. Paris 1956, S. 65.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 135

Gebirge Efraim niederlassenden »Josefsöhne« — oder wie diese sich


damals genannt haben.
Von den beiden Nebenfrauen Z i l p a und B i l h a wissen wir nichts
Näheres, auch nicht, ob Jakob sie erhalten hat bereits bevor oder erst
nachdem er mit »Israel« identifiziert worden war. Sie mögen novel-
listische Gestalten sein. Die Analogie Abraham-Sara-Hagar könnte
aber darauf deuten, daß das Motiv: die unfruchtbare Frau, die sich
durch die Nebenfrau Nachkommen verschafft, ein Lieblingsmotiv
der volkstümlichen Erzählungen gewesen ist.
Es gibt möglicherweise eine sprachliche Erklärung der beiden
Namen, die darauf deuten könnte, daß die beiden Mägde »vom An-
fang an« mit den beiden Frauen Jakobs zusammengehört haben.
Unter der Voraussetzung, daß die Namen semitisch sind, kann Bilha
von der Wurzel blh = »erschrecken«, Subst. ballähä = »Schrecken«
abgeleitet werden; Bilha würde dann »die Schrecken Einflößende«
sein. Zilpa kann mit der im Akkad. vorkommenden Wurzel zip = »böse,
schlecht sein«, einem Synonym zu dem Hebr. rdSd' nebst Ableitungen,
zusammengestellt werden. Es würde sich dann auch bei ihnen um
göttliche Wesen handeln, und die beiden Gestalten der Paare Lea-
Zilpa und Rahel-Bilha würden die beiden Seiten des Wesens der
Fruchtbarkeitsgöttin vertreten: die hervorbringende und die zer-
störende. Sonst sind meistens diese beiden Seiten der Naturgottheit
in einer Person vereinigt; sowohl die babylonische Ischtar und ihre
sumerischen Vorgängerinnen als die kanaanäischen Aschtart, Aschera,
'Anat usw. sind Liebesgöttinnen und verheerende Kriegsgöttinnen in
einer Person. Zu der »Spaltung« in zwei Personen ist aber zu ver-
gleichen das ugaritische Götterpaar Ba'al und M6t, »Der Herr (des
Lebens)« und »Der Tod«, die einander in der Herrschaft ablösen und
jeder in seiner Weise die zwei entgegengesetzten Seiten oder Aspekte
der Naturgottheit vertreten 13 . Möt ist zugleich das Getreide und
vereinigt so auch in sich selbst die beiden Aspekte. Zu vergleichen
sind ferner die ägyptischen Paargötter, »die feindlichen Brüder«
Horns und Seth 1 4 .
Ist diese Deutung des ursprünglichen Wesens der Frauen einiger-
maßen richtig, so ist das eine Bestätigung dafür, daß sie mit der Jakob-
gestalt zusammengehören und auf die mesopotamisch-syrisch-palästi-
nische Kultur und Religion zurückweisen. Mit dem übrigens ganz
farblosen Eponym »Israel« haben sie vom Haus aus nichts zu tun.
Damit ist auch bestätigt, daß die vier Frauen Jakobs ursprüng-
lich nichts mit den zwölf Söhnen »Israels« zu tun gehabt haben. Die
Verteilung der zwölf Söhnestämme auf die vier Frauen ist ein sekun-

13 S . MOWINCKEL, in: Norsk Teologisk Tidsskrift 40, 1939, S. 23f.


14 Siehe H. FRANKFORT, Kingship and the Gods, Chicago 1948, S. 21 fi.
136 S. MOWINCKEL

därer Zug der Tradition, der erst hinzugekommen sein kann, nachdem
Israel mit Jakob identifiziert worden war.
d) Damit ist aber zugleich schon gesagt, daß für die Vorgeschichte
der eigentlichen i s r a e l i t i s c h e n Stämme aus ihrer Verteilung auf
Jakobs vier Frauen nichts zu holen ist. Wenn man von dem »Israel«
spricht, das von der Kadesch-Sinai-Gegend nach Kanaan einge-
wandert ist, so hat es für dieses nie eine Gruppierung in Leastämme
und Rahelstämme gegeben. Auf Jakobs Frauen können die israeli-
t i s c h e n Stämme erst verteilt worden sein, nachdem Israel mit Jakob
verschmolzen war. Für die israelitische Einwanderungsgeschichte ist
das Schema nicht verwertbar. Jeder Versuch, der damit anfängt, das
Problem der Einwanderungsgeschichte mit Hilfe dieses Vierfrauen-
Schemas näher aufzuhellen, bringt nur Verwirrung in das Bild hinein.
Es dürfte also darüber Einigkeit bestehen, daß die zwölf »Söhne«
Israels nichts anderes als die »Personifikationen«, die heroes eponymi
der zwölf Stämme sind. Das gilt in diesem Zusammenhange auch
von Josef, wie immer es mit der Frage nach einer geschichtlichen
Person hinter dieser Gestalt stehen mag.
Andererseits hat es sicherlich schon in der älteren Jakobtradition
einen Anknüpfungspunkt für die Verknüpfung der Söhne mit Jakobs
Frauen gegeben. Denn Söhne muß auch der vor-israelitische Jakob
gehabt haben. Zu dem zentralen Motiv der Jakobsage gehört ja sein
Verhältnis zu Laban und seinen beiden Töchtern; ein integrierender
Zug in einer altorientalischen Erzählung von einer Ehe sind aber die
Söhne, die in dieser Ehe geboren werden. Diese »ursprünglichen«
Söhne Jakobs werden dann Größen von derselben Art wie Jakob
selbst vertreten haben: halb-nomadisierende palästinische Gruppen
in vorisraelitischer Zeit, genauer bestimmt: solche die in einem näheren
geschichtlichen und ethnischen Zusammenhang mit der Jakobgruppe
gestanden haben und wie diese vom Nordosten, von Mesopotamien,
eingewandert waren, oder sich mit der Jakobgruppe zusammen-
geschlossen hatten, weil sie auf derselben Kulturstufe wie diese lebten
und in einem gemeinsamen Spannungsverhältnis zu den seßhaften
»Kanaanäern« standen.
Wie zahlreich diese »ursprünglichen Jakobsöhne« gewesen und
welche Namen sie trugen, davon wissen wir vorläufig nichts. Es ist
aber sehr wohl möglich, daß einige von den »Stämmen», die in das
israelitische »Stämmesystem« aufgenommen wurden, ursprüngliche
Jakobsöhne gewesen sein können. Siehe darüber unten § 3a.
2. a) Wann ist die Verteilung der israelitischen Stämme auf die
vier Frauen des Ahnherrn aufgekommen ?
Das kann selbstverständlich erst nach Israels Einwanderung in
Kanaan und nach dem Aufkommen der näheren Verbindung (»Bund«)
zwischen den älteren Hebräergruppen in Kanaan, den Jakobleuten
»Rahelstämme« und »Leastämme« 137

u. a., und den Einwanderern geschehen sein. Das heißt aber zugleich:
erst nach der Konsolidierung des israelitischen Stammesbundes, der
»Amphiktyonie«. Dabei mögen auch frühere Jakobsöhne mit israeli-
tischen Stämmen identifiziert und »Stämme«, die von den Gestalten
der ursprünglicheren Söhne Jakobs vertreten waren, israelitisiert
und in die Amphiktyonie aufgenommen worden sein.
Um das Aufkommen und das Wesen des Stammesbundes hat
sich besonders verdienstvoll M. NOTH bemüht, zuerst in seinem D a s
S y s t e m der zwölf S t ä m m e I s r a e l s , neulich wieder, und wie es
hier scheint, etwas mehr zurückhaltend, in seiner G e s c h i c h t e I s -
raels 2 , und seiner U m w e l t des AT 3 . Im großen ganzen wird man
NOTHS Ergebnisse mit Anerkennung annehmen; nur in einem nicht
unwichtigen Punkte muß ich ausdrücklich von ihnen Abstand nehmen:
Die ursprüngliche Amphiktyonie hat nicht aus zwölf, sondern aus den
zehn im Deboraliede aufgezählten Stämmen bestanden.
Der Dichter dieses Liedes nennt lobend diejenigen Stämme, die
an'der Schlacht teilgenommen, tadelnd daneben diejenigen, die nicht
teilgenommen haben, obwohl man es von ihnen als israelitischen
(jahwetreuen) Stämmen hätte erwarten können. Zwischen Teilnehmen
und Nichtteilnehmen gibt es kein tertium. Es ist somit klar, daß er
alle israelitischen Stämme nennen will, die teilnehmenden lobend,
die nicht teilnehmenden tadelnd. Der einzig mögliche Schluß ist: er
kennt nur zehn israelitische Stämme, nach der Reihenfolge des Liedes:
Efraim, Benjamin, Makir ( = Manasse), Zebuion, Issachar, Naftali 15 ,
Rüben, Gilead ( = G a d ) , Dan (der hier schon im Norden wohnt 16 )
und Ascher. Selbstverständlich fehlt Lewi, der in geschichtlicher Zeit
kein »Stamm« (mehr) gewesen ist.
Geschichtlich bedeutungsvoll ist, daß auch Juda fehlt. A. ALT
hat in seinem »Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina« 17
gezeigt, daß in dem Sprachgebrauch das Bewußtsein nie ganz erloschen
ist, daß »Israel« und »Juda« eigentlich zwei verschiedene »Völker«
sind. »Juda« ist von Haus aus ein Landschaftsname, siehe oben.
Mehrere der später als judäisch gerechneten Mischpachot werden in
älterer Zeit als edomitisch bezeichnet. Ein »Stamm« Juda ist erst
durch Zusammenschluß mehrerer südpalästinischer Klane entstanden.
Zwischen der Vor- und Einwanderungsgeschichte Israels und Judas
muß prinzipiell unterschieden werden. Ein »Fürstentum« in Hebron
18 So ist in v. 15 statt dem zweiten »Issachar« zu lesen, siehe v. 18.
11 Das tut er auch in Gen 49. »Die Schiffe« darf man nicht mittels Text-
korrektur aus dem Wege schaffen. Im Süden aber haben die feindlichen Philister
sicher jede Teilnahme an der Schiffsfahrt verhindert. Im Norden dagegen können die
Daniten sehr wohl Dienst auf phönizischen Schiffen getan haben.
17 Leipzig 1930. Siehe Kleine Schriften z. Geschichte d. Volkes Israel, Mün-

chen 1953, II, S. lff.


138 S. MOWINCKEL

unter der Leitung des Kalebklans mag recht früh bestanden haben 18 ;
bedeutungsvoll wurde es erst durch Dawid, der in Hebron sich als
König von Juda ausrufen ließ. In einer gewissen Abhängigkeit von
Saul haben die judäischen Klane ganz natürlich gestanden — waren
doch die Philister der gemeinsame Feind beider. Erst als Dawid auch
König in Israel wurde, hat er einen dauernden Zusammenschluß von
Israel und Juda angestrebt, eben die »großisraelitische Idee« seiner
Politik, zu der die Übernahme der israelitischen Vorgeschichte von
seiten Judas und die Eingliederung Judas in das israelitische
»Stammessystem« gehörten. Tatsächlich hat auch Juda die ganze
israelitische Tradition für sich erobert; es ist ein Paradox der Ge-
schichte, daß Juda zuletzt als das eigentliche echte »Israel« Jahwes
dastand, während »Israel« als wegen seines Abfalls verstoßen und zu
Grunde gegangen galt.
In diesem großisraelitischen Sinne ist das »System der Stämme«
umredigiert worden, vielleicht schon in dawidischer, spätestens in
früher nachdawidischer Zeit.
Daß dieses »System« gewissermaßen ein künstliches Gebilde ist,
das nicht irgend einer in einem bestimmten konkreten Augenblick
existierenden geschichtlichen Situation entspricht, hat NOTH mit
Recht betont 19 . Ebenso, daß es in zwei Formen vorliegt: in der einem
wird Lewi als Stamm gerechnet, dafür Efraim und Manasse als ein
Stamm (Josef) gezählt, in der anderen sind Efraim und Manasse
zwei Stämme, während Lewi fehlt. In der ersten dieser Varianten
sieht NOTH die ältere Form: innerhalb der Lea-Gruppe habe Gad
später den Platz Lewis erhalten. Ich glaube, daß es sich umgekehrt ver-
hält. Die ältere Form ist diejenige, die der Lage der Dinge im Deboraliede
entspricht; Gad (Gilead) kann nicht später an die Stelle Lewis ge-
kommen sein, wenn er tatsächlich zu der Amphiktyonie gehört hat,
was Lewi nie getan hat. Wenn Lewi überhaupt jemals ein »weltlicher«
Stamm gewesen ist — was auch ich glaube — so gehört das einer
fernen »vorisraelitischen« Zeit an, lange vor der Einwanderung des
wirklichen Israel. Lewi hat einen Platz im »Systeme« eben erst in
dem künstlichen dawidischen Zwölfstämme-System erhalten. Das
entspricht auch den »archäologischen« Interessen der »Systembildner«.
Sie kannten aus den alten Sagen Lewi als einen neben Simeon auf-
tretenden kriegerischen Stamm und wollten diesen verschollenen
Stämmen einen Platz im »System« verschaffen, ganz wie sie auch
den zur Dawidszeit kaum mehr existierenden Stamm Rüben seinen
alten Rang haben behalten lassen. Darüber unten.

18
Siehe des Autors »Die Gründung von Hebron« in Donum Natalicium
H. S. Nyberg Oblatum, Uppsala 1954, S. 185ff.
18
Geschichte Israels 2 , S. 83 ff.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 139

Das erste Zeugnis für dieses großisraelitisch-dawidische System


ist in der Tat der Jakobsegen Gen 49. Daß diese Sammlung älterer
und jüngerer »Stammessprüche« nicht älter als das dawidische Königs-
reich sein kann, geht mit Sicherheit aus dem Judaspruche hervor;
in diesem wird Juda als Herrscherstamm gefeiert, und das darin er-
haltene vaticinium ex eventu spielt deutlich auf Dawid als den
»kommenden« »Herrscher« ( S i l o ) an.
b) Nun hat NOTH allerdings versucht, in verschiedenen Stammes-
Zahllisten in der Priesterschrift und besonders in Num 26 mit der
Aufzählung der m i S p d h o t der Stämme, Zeugnisse für die vorkönigliche
Existenz des Zwölf-Stämmesystems zu finden; diese Liste stamme
»wahrscheinlich aus der Richterzeit«20. In diesem »wahrscheinlich«
liegt eine bedeutsame Konzession. NOTH scheint zu meinen, daß P
— oder derjenige späte Verfasser, der der Liste ihre jetzige Form
gegeben hat — eine ältere, aus der Richterzeit stammende Liste vor
sich gehabt habe, die er für seine besonderen Zwecke bearbeitet habe.
Dazu ist nun zu bemerken, daß das einzige Archiv, das für einen späten
Verfasser in Betracht kommen könnte, das Tempel- und/oder Palast-
archiv von Jerusalem ist. Man darf aber ziemlich sicher behaupten,
daß die sich dort befindenden Archivalia bei der Zerstörung 587 zu
Grunde gegangen sind.
Num 26 will eine Volkszählungsliste sein; ihr Zweck ist, die Zahl
der waffenfähigen Männer der verschiedenen Mischpachot und Stämme
zu geben. Nun ist NOTH sich selbstverständlich darüber klar, daß die
angegebenen Zahlen für die Richterzeit ebenso unmöglich wie für
die mosaische Zeit sind. Insofern ist die ganze Liste »apokryph«. Er
meint aber, daß der Verfasser dafür eine ältere, auf ganz andere
Zwecke zielende Liste als Grundlage benutzt, und seine Zahlen aus
freier Phantasie hinzugefügt habe. Wenn man aber die Liste in dieser
Weise um ihren eigentlichen und deutlichen Zweck bringt, so schwebt
doch die Vermutung von einer älteren Vorlage völlig in der Luft;
denn Indizien eines anderen Zweckes enthält sie keineswegs. —
Andererseits darf man — nachdem man auf die Bedeutung der münd-
lichen Tradition wirklich aufmerksam geworden ist — füglich ver-
muten, daß die Traditionen von alten Stammeseinteilungen und
Klanen so weit lebendig gewesen sind, daß es auch für einen späten
Verfasser wie P, oder die von ihm vertretene »Schule«, ein relativ
Leichtes gewesen ist, eine Volkszählungsliste der Mischpachot und
Stämme zu komponieren, die er für eine Zählung aus der mosaischen
Zeit ausgeben konnte21. Daß eine auf teilweise lokalen Traditionen
beruhende Liste sowohl Altes als Jüngeres enthält, liegt dann in der
a ° Die Welt des Alten Testaments®, S. 56f.
21 Vgl. S . M O W I N C K E L , Zur Frage nach dokumentarischen Quellen in Josua
1 3 - 1 9 , Oslo 1946.
140 S. Mowinckel

Natur der Sache; es wird aber im Einzelnen für uns unmöglich sein,
diese Bestandteile voneinander zu scheiden — dazu sind unsere Quellen
viel zu knapp.
N O T H hat aber ein Indizium für eine vordawidische Zeit der
postulierten Grundlage der Liste finden wollen, nämlich in dem Um-
stände, daß unter den »Geschlechtern« einige Stadtnamen (Sichern,
Hefer, Ajjalon, Shimron, Tir§a) vorkommen, die er als alte kanaanä-
ische Stadtkönigreiche meint beanspruchen zu können, während sich
darunter keine der wichtigeren Stadtkönigreiche der Ebene finden,
die erst von Dawid in Israel einverleibt wurden; es müsse sich daher
um Städte handeln, die irgendwie in diesem oder jenem israelitischen
E i n z e l s t a m m aufgegangen seien, vor der Eingliederung der Haupt-
masse derselben in den israelitischen Staat 2 2 .
Dazu ist zunächst zu sagen, daß die späte Kompilation Jos 10
kein Beweis dafür sein kann, daß Hefer und Tirsa wirkliche alte Stadt-
königreiche gewesen seien; sonst könnte man es mit dem gleichen
Rechte etwa von Horma und Arad behaupten. Dem sei wie ihm wolle.
Zu beachten ist aber, daß die Nomenklatur der israelitischen »Ge-
schlechter« — die damals fast alle lokale Größen geworden waren —
sowohl der letzten vorköniglichen als der königlichen Zeit allerdings
recht verschiedenen Ursprungs gewesen ist. In einigen Fällen haben
wir es mit wirklichen a l t e n Geschlechternamen zu tun, in anderen
ist der Name der Stadt oder des Dorfes der Name des sich dort bilden-
den, oft aus Israeliten und Kanaanäern bestehenden »Geschlechts«,
und damit auch des eponymen Stammvaters desselben geworden.
So können sich recht wohl alte Königstädte mitunter hinter dem
Namen des dort sich ansiedelnden Klanes verbergen. Daß die oben
genannten Städte in vorköniglicher Zeit israelitisiert worden sind,
braucht man nicht zu bezweifeln 23 ; daraus folgt aber keineswegs,
daß die sie enthaltende — postulierte! — Liste aus derselben Zeit
stamme, sondern nur, daß die vorliegende Liste in diesem Punkte
richtige Tradition spiegelt.
Dagegen sprechen mehrere Umstände direkt gegen alten Ursprung
der Liste in Num 26. Erstens, daß sie den zur Zeit des Deboraliedes
ganz verschollenen Stamm Simeon mitrechnet. Im ganzen AT tritt
kein einziger geschichtlicher Simeonit auf. Woher sie die Namen der an-
geblichen simeonitischen Häupter hat, darüber lohnt es nicht die Mühe,
zu spekulieren. Zaerah scheint ganz einfach von Juda geliehen zu sein23a.
23
Das System, S. 124ff.
28
Darüber können unter Umständen nur Ausgrabungen wie sie jetzt in Tirija
vorgenommen werden, vgl. zuletzt R. de Vaux, Pal. Expl. Quart. 88,1956, S. 125 ff,
etwas sagen.
23:1
Das Auftreten eines Simeoniten Uzzia neben einem Sohne des Gothoniel
('Otni'el) als Befehlshaber der Stadt Betylüa in Judith 6 l l ist demselben »archäolo-
»Rahelstämme« und »Leastämme« 141

Zweitens müßte eine wirklich alte Liste mehr über die tatsäch-
lichen judäischen Klane wissen, als diese es tut. Sie kennt nur die
beiden aus Gen 38 geholten Judasöhne Schela und Paerae§; von den
geschichtlichen Klanen wie Kaleb, Otni'el, Jerahme'el, Efrat usw.
schweigt sie vollständig.
Drittens ist auch zu erwähnen — was NOTH selbst bemerkt hat 2 4
— daß mehrere der manassitischen »Geschlechter« sich mit den lokalen
Steuerdistrikten decken, die wir in den Samariaostraka aus der Königs-
zeit finden.
Endlich ist anzuführen das große Übergewicht Manasses über
Efraim. In der älteren Zeit nach der Landnahme war Efraim ohne
Zweifel der wichtigste Teil der Josefsöhne. Manasse ist überhaupt
erst durch eine allmähliche Erweiterung Efraims nach Norden und
Nordosten entstanden. Efraims alter Anspruch auf die leitende Stellung
tritt in Stellen wie Ri 8 iff. 12 l ff. hervor. Das faktische Übergewicht
Manasses macht sich im Laufe der Königszeit geschichtlich bemerk-
bar, siehe I I Reg 15 10. 13.16 Jes 9 30. Einen sagenhaften Widerhall
der Konkurrenz haben wir in der Joseferzählung Gen 48 8-20; hier
wird Manasses Vorrecht behauptet, es wird aber ausdrücklich zu-
gegeben, daß die tatsächliche Erstgeburt Efraim zukommt. Die Josef-
erzählung in ihrer vorliegenden Form ist aber nachsalomonisch; wie
nämlich G. VON RAD nachgewiesen hat, ist sie sehr stark von Ideen
und Idealen der Weisheitsschule geprägt 26 ; die Schule und ihre Weis-
heit hat aber Salomo in Israel eingeführt — das wird der geschicht-
liche Kern der Legende von Salomo als Patron der »Weisheit« sein. —
Dtn 33 ist sicher jünger als die Reichsteilung nach dem Tode Salo-
mos26. Damals war man sich somit des alten Vorranges Efraims voll
bewußt. Es ist der spätere Zustand, der in Num 26 dadurch zum
Ausdruck kommt, daß Manasse vor Efraim gestellt wird, entgegen
der älteren Reihenfolge sowohl in Dtn 33 als in dem Sprachgebrauch
gischen« Interesse der Legende entsprungen wie etwa der aus Gen 14 entlehnte
Elamiterkönig Arioch in v. e. Der damaligen Zeit galten alle echten Juden als Nach-
kommen der aus Babel zurückgekehrten Golah, die der Theorie nach die Stämme
Juda, Simeon und Benjamin vertrat. So war es nur recht, daß etwas von der Helden-
glorie der Legende auch auf Vertreter der Simeoniten und der (kalibbitischen)'Otnie-
liten des äußersten Südens fiel. Dahinter mag die »Wirklichkeit« liegen, daß es damals
Juden gab, die ihren, meistens ganz legendären, Stammbaum von Simeon herleiteten,
wie das Geschlecht des Paulus sich als Benjaminiten rechnete. Behauptete simeo-
nitische Abstammung wird wohl gegebenenfalls Gebürtigkeit irgendwo im Naegaeb
bedeutet haben.
* Siehe ZDPV 60, 1927, S. 23 ff.
25 »Josefgeschichte und ältere Chokma«, Supplements to Vetus Testamentum,
Vol. I, Leiden 1963, S. 120ff.
2 9 Siehe K. BUDDE, Der Segen Moses, 1922; AAGE BENTZEN, Introduction

t o the Old Testament, Kebenhavn 1952, II, S. 38.


142 S . MOWINCKEL

»Efraim und Manasse«, in Übereinstimmung aber mit der sonstigen


Rangfolge in P (Gen 46 19). Ps Bevorzugung von Manasse vor Efraim
hat offenbar eine antisamaritanische Tendenz.
Ich kann somit nicht anders urteilen, als daß NOTHS Beweis-
führung für das Alter von Num 26 umgedreht werden muß: die Liste
setzt das Zwölf-Stämme-System voraus, folglich muß sie jünger als
Dawid sein — in der Tat viel jünger.
Es muß somit dabei bleiben, daß Gen 49 das älteste Zeugnis für
das Zwölf-Stämme-Schema ist, das die Zehn-Stämme-Amphiktyonie
im Deboralied abgelöst hat. — Die jetzige Redaktion der Geburts-
anekdoten in Gen 21 81 —30 24 gehört gleichfalls der nachdawidischen
Zeit (J).
3. Nach welchen Gesichtspunkten ist nun die Verteilung der
zwölf Stämme auf die vier Frauen geschehen? Wir müssen hier
zwischen einer vorisraelitischen und einer israelitischen Stufe unter-
scheiden.
a) Der Ausgangspunkt für die nähere Verknüpfung der Ein-
wanderer ist offenbar das Verhältnis der »Josefiten« zu R a h e l ge-
wesen. Die im Efraimgebirge ansässig gewordenen Josefiten haben
— darin sind wohl jetzt alle einig — den Kern der einwandernden
eigentlichen Israeliten gebildet.
Hier muß aber zunächst etwas über die J o s e f g e s t a l t gesagt
werden. Wenn die zwölf »Söhne Israels« nichts anderes als die theore-
tischen heroes eponymi der betreffenden Stämme sind, so kann es
sich mit Josef nicht anders verhalten. Zwar ist der Name ein Person-
name eines üblichen Typs, gekürzt aus einem Josef Jel. Insofern
könnte es sich um eine geschichtliche Person handeln, die eine Rolle
bei dem Werden des Stammes gespielt habe. Man hat ihn in Ver-
bindung mit einem in einer ägyptischen Liste aus der Zeit um 1479
vorkommenden palästinischen Ortsnamen setzen wollen, den man
als Josef'el hat lesen wollen27; die Lesung ist aber zweifelhaft. Aber
auch wenn sie richtig wäre, so würde sie nichts zur Einwanderungs-
geschichte der Proto-Israeliten beitragen. Die Proto-Israeliten sind
überhaupt nicht von Kanaan nach Gosen gekommen ; das ist erst eine
Theorie, die sich aus der sekundären Identifizierung »Israels« mit
Jakob, geschichtlich ausgedrückt: aus der Verschmelzung der ein-
wandernden Israeliten mit den schon längst im Lande lebenden
Jakobitischen »Hebräern«, ergeben hat. Nach Gosen sind die Proto-
87 Siehe A. MARIETTE, Les listes géographiques des Pylônes de Karnak, 1876,

S. 36, 40; A. JIRKU, Die ägyptischen Listen palästinensischer und syrischer Orts-
namen, 1937, S. 14f. Gegen die vorgeschlagene Lesung: C. F . BURNEY, Israel's
Settlement in Canaan®, 1921, S. 89f.; H. GRESSMANN in der Gunkelfestschrift
Eucharisterion I, 1923, S. 4; J . W. JACK, The Date of Exodus, 1926, S. 231. Vgl.
übrigens ROWLEY, The Servant of the Lord, S. 291 f.
»Rahelstämme« und »Leastämme 143

Israeliten aus ihrer alten Heimat auf der Sinaihalbinsel, näher be-
stimmt: der Gegend um Kadesch, gekommen, wohin sie auch bei der
Flucht aus Ägypten zurückwanderten und wo sie wieder an dem
lokalen Kult Jahwes, des »Gottes ihrer Väter« teilnahmen 28 . Selbst
wenn einige hundert Jahre vor der Exodus ein »jakobitischer« Häupt-
ling Namens Josef von Kanaan nach Ägypten gekommen wäre, um
dort eine politische Rolle zu spielen, so würde das keinesfalls etwas
mit den Proto-Israeliten zu tun gehabt haben.
Die ganze Josefgeschichte ist aber ein Märchen, daß das all-
bekannte Motiv von dem guten Jüngling ausspinnt, der von seinen
Brüdern gehaßt und in das tiefste Elend gebracht wird, schließlich
aber in wunderbarer Weise aus allen Nöten gerettet wird und zu den
höchsten Ehren gelangt, »die Prinzessin und das halbe Königreich
bekommt«, um die üblichen Schlußworte der norwegischen Volks-
märchen zu benutzen. Daß eine solche Erzählung in Kanaan an den
ägyptischen Hof geknüpft wurde, versteht sich von selbst — wohin
sollte Josef sonst kommen, wenn das Motiv sich voll entfalten sollte ?
Ägypten war durch das ganze Spätbronzealter für den Palästiner der
Inbegriff aller Herrlichkeit, Pharao war der König par préférence.
— Es kann dann auch kein Wunder nehmen, daß die »Weisen«, die
hinter der vorliegenden Form der Erzählung stehen (VON RAD), die
Gelegenheit benutzt haben, ihre Gelehrsamkeit zu bezeugen und ein
paar Nebenmotive hineinzuflechten, die sie ihren Kenntnissen als
»weise« Akademiker (»Schreiber«) entnahmen: die hervorragende
Stellung des Hohenpriesters von Heliopolis, Pharao (der Staat) als
Besitzer alles Landeigentums, die gewaltigen Getreidemagazine —
alles Dinge, die die Einwohner unserem klugen Josef verdanken ! —
und schließlich auch die Sitte der Balsamierung. — Die Josefgeschichte
gibt somit keine größere Veranlassung zu Spekulationen über eine
geschichtliche Person Josef als z. B. die Judasage in Gen 38.
N un kennt die israelitische Überlieferung Josefs Grab im Efraim-
gebirge, nahe bei Sichern (Jos 24 32), und die späteren Sagaerzähler
wissen zu berichten, daß die Israeliten bei der Exodus die Mumie
Josefs mitnahmen und sie nach der Eroberung von Kanaan bei
Sichern begruben. Das ist natürlich reine Legende; daß die Israeliten
die Mumie vierzig Jahre lang durch die Wüste mitgeschleppt haben
sollten, entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit. Die Legende ist einfach
erfunden, um die in Ägypten spielende Josefgeschichte mit der Über-
lieferung von seinem Grabe bei Sichern in Einklang zu bringen. Fragt
man: welche Überlieferung ist die ältere: die Josefgeschichte oder die
28
U m einen Kult eines theâs patröos, wie A. ALT meint (»Der Gott der Väter«,
Kleine Schriften I, S. l f f . ) , handelt es sich nicht. Der Jahwe von Kadesch-Sinai
ist für die Stämme der Sinaihalbinsel und des Nasgseb etwa dasselbe gewesen wie
Allah in Mekka für die vorislamischen Araber
144 S. M O W I N C K E L

von seinem Grabe, so ist die Antwort ohne jede Frage: die letztere.
Der »geschichtliche Kern« der Josefgeschichte ist eben sein Grab.
Und was ein solches Ahnherrgrab bedeutet, haben wir schon gesehen;
es ist ein well, wo die Ortsleute ihren vergöttlichten Ahnherrn — oder,
was auf dasselbe hinauskommt, ihre zum Ahnherrn »ernannte« Schutz-
gottheit — verehren.
Die geschichtlich bedeutungsvolle Frage ist nicht die nach der
Historizität jenes Ahnherrn, sondern: haben wir es mit dem Grab
eines israelitischen — nach der Landnahme »existierenden« — oder
einem vorisraelitischen, hebräo-kanaanäischen weit zu tun? — Die
Frage ist wahrscheinlich im letzteren Sinne zu beantworten; die Ver-
bindung Josefs mit Jakob wird doch wohl älter als die israelitische
Einwanderung sein. Die Einwanderer haben Josefs Grab vorgefunden
und allmählich an seinem Kult teilgenommen und ihn mit den Landes-
einwohnern als ihren eigenen Ahnherrn angenommen. In diesem Falle
sind die im Efraimgebirge ansässigen Israeliten erst nach dem Wohn-
haftwerden »Söhne Josefs« geworden. Dieser vorisraelitische Josef
wird wohl schon damals in irgendeiner Weise auch mit der Kult-
heroin Rahel in Verbindung gesetzt worden sein. Oder anders aus-
gedrückt: schon die vorisraelitischen, jedenfalls zum Teil aus meso-
potamischen »Hebräern« bestehenden Einwohner galten als Söhne
Josefs und Abkömmlinge von Jakob und Rahel29.
Mit diesem vorisraelitischen »hebräo-kanaanäischen« Kultheros
Josef könnte man den oben erwähnten Ortsnamen Josef'el derThut-
mosis-Liste kombinieren und diese Stätte — wenn die Lesung richtig
ist — irgendwo im Efraimgebirge suchen. Und da der Name seinem
Typus nach ein Personname ist, so könnte hinter dem Ahnherrn
und Kultheros eine geschichtliche Person liegen, ein »hebräischer«
Häuptling aus vorisraelitischer Zeit — von dem wir freilich nur durch
die Existenz seines Grabes etwas wissen. Mit den Israeliten hätte er
nichts zu tun gehabt, und in Ägypten wäre er kaum jemals gewesen.
Dem sei nun, wie ihm wolle. Jedenfalls sind die israelitischen
»Josefiten« nach dem Seßhaftwerden mit den Jakob- und Rahel-
traditionen und dem Rahelkult bekannt geworden und haben sie in
ihrem Ahnherrn Josef den Sohn der Mutterheroin Rahel gesehen —
was er, wie angedeutet, schon in der vorisraelitischen Tradition war.
Die Einwanderer werden, wie gesagt, recht bald in ein Bundesverhält-
nis zu den hebräischen Jakobleuten gekommen sein und erhielten
dadurch als ihre Ureltern Jakob und sein Weib Rahel, deren Kult-
stätte mitten in dem von ihnen besetzten Land lag.
2 8 Natürlich könnte Bene Josef auch der Name der das Efraimgebirge be-
setzenden Israeliten sein, oder Josef könnte ein Häuptling sein, der bei der Land-
nahme im weiteren Sinne eine Rolle gespielt habe. Für wahrscheinlich halte ich
das nicht. Der efraimitische Landnahmeheros ist Josua.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 145

Die Josefsöhne haben seit alters in naher Verbindung mit den


»Söhnen des Südens«, den Bene Jämin, gestanden. So nahe es liegt,
in diesen im südlichen Teil des Efraimgebirges wohnenden »Süd-
männern« eine jüngere Abspaltung der Bene Josef zu sehen und so
allgemein angenommen diese Auffassung in neuerer Zeit gewesen ist,
so ist sie dennoch kaum richtig. Die palästinischen Bene Jamln werden
nicht ohne Zusammenhang mit den aus den Mari-Texten bekannten
mesopotamischen Halbnomaden, den Bene Jamini, sein. Höchst-
wahrscheinlich sind die palästinischen Benjaminiten von Mesopo-
tamien gekommen 80 und zwar schon in vorisraelitischer Zeit; sie sind
somit keine ursprünglichen Israeliten gewesen, sondern gehören zu
den »Patriarch-Hebräern«.
Ja, man darf sogar vermuten, daß Benjamin bereits der Sohn
der Rahel war, ehe Josef ein solcher wurde. Das Gegebene an der
Rahel war das Grab mit dem Kult. So lag der sagenbildenden Phan-
tasie die Frage nahe: warum und wie ist sie gestorben? Die Antwort
hat man in der Geburt des Sohnes gefunden. Der Sohn der sterbenden
Muttergöttin ist aber kein Jedermann, er ist der neue Träger der
Lebenskraft, des Segens, des Glücks. Zum Rahelmotiv gehört wesen-
haft, daß sie sterbend den neuen »Glücksträger« zur Welt bringt.
So gehört es auch in der Tat organisch zum Motiv der Benjaminsage,
daß seine Geburt die Mutter das Leben kostet; man beachte, daß das
eigentlich das Einzige ist, was von Benjamin als Person erzählt wird
— genau wie wenn wir im Mythus von »der Geburt des Kindes« von
diesem eigentlich nur hören, daß es geboren ist: damit ist die Er-
neuerung des Lebens, die neue Zeit usw. schon garantiert. Indem
nun dieser »Rahel-Mythus« zugleich Ahnherrnsage wird, erhält man
dadurch als Nebenmotiv eine geistreiche Erklärung des Namens des
Ahnherrn: im Todesschmerz nannte Rahel ihn Ben'oni, »Mein
Schmerzenssohn«, Jakob änderte es aber in Benjämln, »Glückssohn«.
— Rahel und Benjamin gehören in der Tat »organisch« zusammen.
In reiner Form erlaubt die Ökonomie des Motivs der Rahel nur
einen Sohn — der eine neue Glücksgott genügt dem Mythus. So darf
man vermuten, daß Josef später hinzugekommen ist. Daß er der ältere
Bruder wurde, war schon durch das Wesen des Motivs gegeben: nach
Benjamin kann keiner mehr geboren werden. Es stimmt aber auch
zu dem politischen Übergewicht, das die Josef söhne jedenfalls in
israelitischer Zeit über die Benjaminiten hatten. Zugleich genügte
, 0 Siehe J. MUILENBURG, »The Birth of Benjamin«, JBL 76, 1956, S . 194ff.

— Gegen die Identifizierung u. a. NOTH, Geschichte Israels®, S. 62. Daß aber die
Benjaminiten eine eigene Landnahmetradition besessen haben (MÖHLENBRINCK),
was NOTH selbst zugibt (loc. cit.), spricht eher dafür, daß sie auch ihre eigene Ein-
wanderungsgeschichte gehabt haben. Mit dieser könnte der Fall des spätbronze-
zeitliehen Jericho zusammenhängen.
Von Ugarlt nach Quintan 10
146 S. MOWINCKEL

es dem Stammesstolz der israelitischen Josefsöhne, daß der Ahnherr


als Erstgeborener der Lieblingsfrau »der Herrscher seiner Brüder«
geworden war (Gen 49 26).
Die hier skizzierte Sagengeschichte ist im Wesentlichen schon
vorisraelitisch und von den Einwanderern vorgefunden. Für diese,
deren Hauptmasse eben »Josefiten« waren oder wurden, war natür-
lich das Erstgeburtsrecht Josefs wichtig. — Das bedeutet nun aber,
daß für die (künstliche) Stämme-System-Bildung Rahel schon »be-
setzt« war; es stand längst fest, daß sie jene zwei Söhne hatte und bei
der Geburt des jüngeren gestorben war. Weitere Jakobsöhne mußten
der L e a gegeben werden.
Auch dieser Teil der Sagergeschichte hat seinen Anfang in vor-
israelitischer Zeit. Das gilt vor allem von dem Bruderpaar Simeon
und Lewi. Als die eigentlichen Israeliten einwanderten, existierten
keine Stämme Simeon und Lewi mehr. Wie erwähnt, treffen wir im
ganzen AT keinen einzigen geschichtlichen Simeoniten, und für Simeon
haben die Traditionen über die Gebiete und Grenzen der Stämme
keinen Raum; was die israelitischen Lewisagen betrifft, so kennen
sie Lewi nur als Priesterahnherrn und wollen dieses Vorrecht des
»Stammes« begründen. Die Simeon-Lewi-Sage in Gen 36 ist vor-
israelitisch. Die Voraussetzung dieser Sage in der vorliegenden Form
ist, daß im Voraus ein Bundesverhältnis zwischen den Jakobleuten
und den Bette Hämör in Sichern besteht, und daß die Brüder durch
ihren Verrat den J a k o b verhaßt machen. D. h. die beiden Brüder
gelten als Söhne Jakobs. Geschichtlich bedeutet das, daß Simeon
und Lewi zu den schon in vorisraelitischer Zeit in Kanaan einge-
drungenen — diesmal aber nicht aus Mesopotamien, sondern von der
Sinaihalbinsel her über den Naegaeb gekommenen31 — Stämmen
gehören.
Zu den früh verschollenen Stämmen gehört auch Rüben. Das
einzige Mal, wo wir in einer geschichtlichen Quelle etwas von den
Rubeniten hören, ist der Tadel, den der Dichter des Deboraliedes
über die Passivität des Stammes ausspricht; das »System« der
Stammesgrenzen im Buche Josua hat keine Ahnung, wo es die Rube-
niten anbringen soll. Auch in den Sagen, die auf Rüben anspielen,
ist der Ausgangspunkt der Sagenbildung die Tatsache der Unbe-
deutendheit, des Vom-Vater-Verfluchtseins dieses Stammes. Trotz-
dem wird er in allen diesen Anspielungen als der älteste der Söhne
Jakobs hingestellt. Das kann nicht aus israelitischen Verhältnissen
heraus erklärt werden. Auch kann es wohl nicht nur seine tragische
Reduziertheit sein, die Anlaß zu jener Vorstellung gegeben hat, wenn

31 Daß Simeon und Lewi im äußersten Süden heimisch gewesen sind, hat
EDUARD MEYER, Die Israeliten und ihre Nachbarstämme, überzeugend gezeigt.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 147

auch die Sage mit dem tragischen Kontrastmotiv spielt: einmal »der
Erstgeborene meiner Kraft und Erstling meiner Stärke, der erste
an Hoheit und der erste an Macht«, jetzt aber »nicht mehr der Erste«
(Gen 49 3f.), sondern einer, dem man nur wünschen kann, daß »seiner
Männer nicht wenig seien« (Dtn 33 e). Rüben muß zu den Stämmen
gehört haben, die schon in vorisraelitischer Zeit in Kanaan existierten
— einmal vielleicht im Westjordanlande, vgl. den «Stein des Rubeniten
Bohan« auf der Grenze zwischen Juda und Benjamin Jos 15 6 —
und in näherer Verbindung mit den Jakobleuten gestanden haben,
der sogar als Jakobs ältester Sohn, zugleich aber auch als das schwarze
Schaf der Familie betrachtet wurde. Er wird wohl auch zu den von
Nordosten kommenden »Patriarch-Hebräern« zu rechnen sein.
Ob Jakob in vorisraelitischer Zeit noch andere Söhne gehabt
hat — oder geschichtlich ausgedrückt: ob noch weitere der später
israelitisch gewordenen Stämme damals in Kanaan lebten — ist weniger
sicher. Es ist möglich, daß auch der ostjordanische Stamm Gad oder
Gilead ihnen zuzurechnen ist. Es ist jedenfalls beachtenswert, daß die
Meschainschrift zwischen »Israel« und »den Männern von Gad« zu
unterscheiden scheint.
Gewissermaßen bestand auch zwischen diesen vorisraelitischen
Jakobsöhnen ein »System«, insofern als sie auf die beiden Frauen
Lea und Rahel verteilt waren, und Rüben als der älteste galt.
b) Es ist eine bekannte Sache, daß die israelitischen Einwanderer
nach der Landnahme neue Stämme gebildet haben. So ist Makir-
Manasse ohne Zweifel durch Erweiterung Efraims nach Norden ent-
standen. Dan in dem äußersten Südwesten des Efraimgebirges ist
wohl ursprünglich ein efraimitischer Klan gewesen, der erst nach der
Auswanderung nach Norden als eigener Stamm gerechnet worden
ist; bezeichnenderweise heißt es im Jakobsagen Gen 4916 »Möge
Dan sein Volk richten wie einer der Stämme Israels«. — Diese is-
raelitischen Stämme haben sich allmählich zu der Zehn-Stämme-
Amphiktyonie konsolidiert, die wir im Deboraliede antreffen.
Inwieweit diese zehn Stämme in der R i c h t e r z e i t in ein »System«
irgendwelcher Art geordnet gewesen sind, entzieht sich unserer Kenntnis.
Wir wissen jedoch, daß man die schon in vorisraelitischer Zeit
mit den Gestalten Jakob-Lea-Rahel, Josef, Benjamin, Rüben usw.
verbundenen Vorstellungen übernommen und nach diesen das gegen-
seitige Verhältnis der Stämme angeschaut hat. D. h. man hat sie in
ein quasi-wissenschaftliches genealogisches »System« nach der Art
der sonst bekannten alttestamentlichen Stammesgenealogien ein-
geordnet. Irgendwelche politische Bedeutung hat dieses »System«,
etwa die Erstgeburt Rubens, sicher nicht gehabt.
Derjenige Stamm der seit den Tagen der Landnahme als der
führende galt, war E f r a i m (s. oben), genealogisch ausgedrückt: die
10'
148 S . MOWINCKEL

Söhne Josefs. Wenn irgend einem Stamme ein Ehrenvorrecht ge-


bührte, so war es Josef; ob dieses nun am richtigsten von den Efrai-
miten oder von den Manassiten vertreten wurde, darüber stritten
sich diese beiden Stämme (s. oben). Dieser alte Vorrang der Josef-
söhne spiegelt sich noch in dem Jakobsegen, wo Josef in königlichen
Bildern gefeiert wird.
Josef und B e n j a m i n waren schon von jeher Vollbrüder, die
Söhne der Rahel. Von weiteren Rahelsöhnen konnte, wie gezeigt,
nicht die Rede sein. Nördlich von Josef, von diesem aber durch die
Jizre'el-Ebene getrennt, lebten die beiden Nachbarstämme Zebuion
und I s s a c h a r , die höchstwahrscheinlich durch Auswanderung von
den Josefstämmen entstanden sind. Die geographische Lage hat sie
zu Vollbrüdern und Söhnen der Lea gemacht; wenn sie eigene Stämme
sein sollten, konnten sie ja nicht der Rahel zugeteilt werden.
Auch das mag schon aus der Richterzeit stammen.
Dan war, wie gesagt, ursprünglich nur ein efraimitischer Klan,
eine miSpähä. Das nahe Verhältnis des neuen Stammes zu den Josef-
söhnen konnte nur dadurch zum Ausdruck kommen, daß er ein Sohn
der Magd der Rahel, Bilha, wurde. Auch das mag schon der Richter-
zeit angehören. Wenn nun in dem großisraelitischen »System« der
höchstwahrscheinlich erst nach der Landnahme entstandene Stamm
N a f t a l i Dans Vollbruder ist, so hat das offenbar nur den geogra-
phischen Grund, daß sie beide nebeneinander im Norden wohnten.
So wurde auch Naftali ein Sohn der Bilha.
Wenn Gad im äußersten Südosten und Ascher im äußersten
Nordwesten ein zweites Vollbrüderpaar bilden, so fällt das beim
ersten Blick auf; geschichtlich haben die beiden, nach allem was wir
wissen, nichts Näheres miteinander zu tun gehabt. Es ist nicht un-
möglich, daß auch Aser — oder wohl genauer: die Elemente dieses
Stammes, von denen er seinen Namen erhalten hat — in Kanaan
schon vor der israelitischen Einwanderung einheimisch war. Darauf
könnte das Vorkommen des Namens als palästinischer Ortsname in
der Form Jsr ( = Asa.ru) in ägyptischen Texten aus der Zeit Sethis I
und Ramses' II deuten32. Aber ¡davon hat man wohl gegebenenfalls
in späterer Zeit keine Erinnerung mehr gehabt, die den Grund für
eine Zusammenstellung jener beiden Stämme bilden könnte. Dagegen
sehen wir, daß man sich der analogen Wortbedeutung der beiden
M Die Texte bei J. SIMON, Handbook for the Study of Egyptian Topogra-

phical Lists Relating to Western Asia, Leipzig 1937, L. 147, 162. Zur Frage: W. M.
MÜLLER, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, 1893, S . 236ff.;
S . C. COOK in: Cambridge Ancient History II, S. 319, 326f.; H. H. R O W L E Y , From
Joseph to Joshua, S. 33 f. Zweifel an der Identifizierung äußert R. DE LANGHE,
Les Textes de Ras Shamra-Ugarit II, 1946, S. 475f. Siehe auch M . NOTH in:
ZDPV 60, 1937, S. 198ff.; vgl. 64, 1941, S. 60ff.; VT 1, 1961, S. 78.
»Rahelstämme« und »Leastämme« 149

Namen bewußt gewesen ist ; das bezeugen die Anspielungen auf die
Bedeutung in Gen 4911.13. Gad ist als Name eines — vll. auch in
Mari als Bestandteil theophorer Namen vorkommenden 33 — Glücks-
gottes (Jes 65 n Gen 30 n 1 ) bekannt, der in diesem Falle auch als Ahn-
herr des Stammes betrachtet worden ist; Ascher kann als Maskulin-
form des Namens der Fruchtbarkeitsgöttin Aschera gedeutet werden,
vgl. 'aSre = Heil! Stammname kann er geworden sein entweder
via den Namen einer seiner Kultstätten im Lande Ascher oder als
Name eines von dem Stamm in früheren Zeiten besonders verehrten
Gottes. Beide Namen schließen somit die Bedeutung »Glück« ein. E s
ist daher kaum zu kühn anzunehmen, daß eben dies der Grund ge-
wesen, daß sie als Vollbrüder betrachtet worden sind. Diese Kom-
bination mag schon in der Richterzeit vorgenommen worden sein.
Wenn sie Söhne der Hausmagd der Lea, Zilpa, geworden sind, so
k a n n darin eine Erinnerung daran liegen, daß die beiden Stämme
nicht zu den eigentlichen israelitischen Einwanderern gehört haben;
jedenfalls ist Ascher offenbar von kanaanäischen Elementen stark
durchsetzt gewesen. — Ob auch diese genealogische Verknüpfung noch
der Richterzeit angehört, oder ob sie erst von den Bildnern des groß-
israelitischen »Systems« vorgenommen worden ist,läßt sich kaum sagen.
c) Auf alle diese Traditionen und »gelehrten« Kombinationen
hat nun das großisraelitische Zwölf-Stämme-System des Dawids-
reiches aufgebaut. In dieser Form erhält das »System« politisch-
ideologische Bedeutung.
Es galt vor allem, J u d a den ihm gebührenden Platz innerhalb
der traditionellen Stammesgenealogie zu verschaffen. Damit wurde ganz
von selbst auch die Aufgabe gestellt, die Zehn-Zahl zu zwölf zu erwei-
tern ; denn bei der unsymbolischen »Elf« konnte man doch nicht stehen
bleiben. Zwölf war aber eine ebenso symbolisch wertvolle Zahl wie Zehn.
Der erstgeborene Sohn Jakobs konnte J u d a nicht werden; man
wußte seit Jahrhunderten, daß das Rüben war. Man wußte aber zu
Dawids Zeit auch, daß weder Rüben noch Simeon und Lewi als eigene
Stämme mehr existierten. Sie waren wegen der Sünden ihrer Ahn-
herrn »zersplittert« und »in Israel zerstreut« worden. R ü b e n war
jedoch noch in der Richterzeit ein Glied der Amphiktyonie, und viel-
leicht existierten noch Reste von Rüben im Ostjordanlande. Rüben
konnte nicht ausgelassen werden. Dann galt es die Zwölf-Zahl voll
zu machen. Hier konnte man auf die alten Traditionen von S i m e o n
und L e w i zurückgreifen. Indem man also Rüben behielt und Simeon
und Lewi aufnahm, ergab sich zugleich ein willkommener Ausweg,
Juda den ihm gebührenden Platz zu verschaffen. Er konnte zwar
nicht der erstgeborene Sohn Jakobs werden, wohl aber der ä l t e s t e
3 8 NOTH will Gad als Personennamen in Kurzform auffassen, s. Geschichte

u. Altes Testament (Alt-Festschrift) 1953, S. 145 f.


150 S. MOWINCKEL, »Rahelstämme« und »Leastämme«

der noch lebenden S t ä m m e und als solcher von Rechts wegen


der Herrscher seiner Brüder, der königliche Stamm. Damit mußte
er auch ein Sohn der Lea werden — sonst könnte er nicht der älteste
»Uberlebende« sein.
Sollten nun aber Simeon und Lewi wegen der Macht der Tra-
dition, Juda wegen der politischen Realität untergebracht werden,
so würden sich aus den zehn der alten Amphiktyonie dreizehn er-
geben, auch eine symbolisch unmögliche Zahl. Die »Systembildner«
haben daher zu der alten Zusammenfassung von Efraim und Makir-
Manasse als »Josefsöhne« gegriffen; war doch eben Josef der Sohn
Jakobs. So hat man die neue Zwölf-Zahl erreicht.
Die übrigen Gruppierungen der älteren Traditionen und Theorien
hat man beibehalten können, oder sie, wenn nötig, weiter ausgebaut,
mit dem Ergebnis, das in den Geburtsanekdoten in Gen 29—30 und
dem Jakobsegen Gen 49 vorliegt.
Das dawidische Zwölf-Stämme-Schema stellt somit eine Mischung
von Tradition, geographischer Lage und politischer Theorie dar. Die
Verteilung auf die beiden Hauptfrauen Lea und Rahel hat den Grund,
daß nach der Lage der Dinge: Geographie, Geschichte und Kult-
tradition nur Josef und Benjamin der Rahel zugeteilt werden konnten.
Aus geschichtlichen (und ursprünglich auch geographischen) Gründen
konnte aber Dan nicht ganz von der Joseftradition losgerissen werden;
das hat ihn zum Sohn der Rahel-Magd Bilha gemacht, und die geo-
graphische Lage hat ihm Naftali zum Vollbruder gegeben. Alle die
anderen mußten Leasöhne werden bzw. bleiben. Die Tradition hatte
schon lange Rüben als den ältesten von diesen hingestellt und Simeon
und Lewi zu einem Paar zusammengeschlossen; die geographische
Lage hat Zebuion und Issachar näher zusammengebunden und sie
zu Leasöhnen gemacht; die etymologische Spekulation hat aus Gad
und Ascher ein Vollbruderpaar gemacht; eine gewisse geschichtliche
Erinnerung hat sie zu Halbbrüdern der anderen Leasöhne, zu Söhnen
der Magd Zilpa gemacht.
Das alles hat sich auf dem Boden Kanaans abgespielt, zum Teil
in vorisraelitischer, zum Teil in der Richterzeit. Ihren Abschluß hat
die »Systembildung« erst infolge der dawidisch-großisraelitischen
Idee gefunden.
Eine p r o t o - i s r a e l i t i s c h e Gruppenbildung: Rahelstämme und
Leastämme vor der Einwanderung hat es nie gegeben, wie auch die
Unterscheidung von Vollbrüdern und Halbbrüdern nur teilweise
geschichtlichen Realitäten entspricht. Praktisch-politische Bedeu-
tung hat die Einteilung des Schemas nie gehabt, wohl aber die ideolo-
gische, den Vorrang Judas zu begründen.
(Abgeschlossen am 20. 6. 1957)
The Essence of Idolatry
by R e v . C h r i s t o p h e r R . N o r t h i n B a n g o r
(Get M6n, Bangor, Caerns)

The purpose of this essay is to inquire what was the principle,


or, it may be, the complex of principles, underlying the Old Testament
prohibition of idols.
The only definitely stated principle is in Deut. iv. 12-18:
" Yahweh spoke to you out of the midst of the fire; you heard thesound of words
but you saw no form (HiWri); there was only a voice... Therefore, since you saw no
kind of form on the day Yahweh spoke to y o u . . . take good care not to act corruptly
by making for yourselves a carved image ('jOD) in the form (¡UUDD) of any figure (VXIO),
of either male or female likenesss (IVlSri), the likeness of any beast that is on the
earth, the likeness of any winged bird that flies in the air, the likeness of anything
that creeps on the ground, the likeness of any fish that is in the water under the
earth."
This is a further amplification of what looks like an expansion
of the original second prohibition (Exod. xx. 4 II Deut. v. 8), in which
" a carved image" ("?0D) is defined as
any likeness (TOIDD) of anything that is in heaven above, or that is on the
earth beneath, or that is in the water under the earth."
Two observations may be made about these deuteronomic ex-
pansions of the original second prohibition: (1) They cover therio-
morphic as well as anthropomorphic images. It is probable — though
we cannot be sure of this — that the original prohibition contemplated
only anthropomorphic images; (2) They cover symbolical animal
representations of deity, which need not be objects of worship, as
well as idols proper intended to be worshipped. But since the distinc-
tion between symbol and idol is sometimes hard to draw, and symbols
can so easily become idols, the Jews, to be on the safe side, quite early
excluded animal symbols from their worship. The familiar example
is Nehushtan, the bronze serpent which Moses is said to have made,
and which Hezekiah broke in pieces, because, it is said, the Israelites
were in the habit of sacrificing (SHOpa) to it (II Kings xviii. 4). True,
the Hebrews had one cult object, the ark, which was already in exis-
tence at the time when, according to tradition, the prohibition of
idols was issued, and which was more potent than any symbol, being
indeed in some sort the embodiment of Yahweh's presence (Numb,
x. 35f., I Sam. iv. f.). But whatever the ark may have contained,
there is no evidence that it ever contained any human or animal
representation of Yahweh. Also, it is significant that we never hear
of it after the Exile. Presumably it was destroyed with the first temple
152 CHR. R . NORTH

and no replica of it was made (cf. Jer. iii. ie). The "holy of holies"
of the second temple was empty.
The deuteronomic rationalization of the prohibition of idols dates
from the seventh century, i. e. some six centuries later than Moses,
who is said to have given thé Decalogue to Israel. It may, or it may
not, give the real motive for a Mosaic prohibition of images. In prin-
ciple it does not matter greatly for our present purpose whether the
prohibition dates from Moses, or whether, as has often been argued,
it was based on the teaching of the eighth century prophets. The
present trend of opinion is that the original short Decalogue was
Mosaic and in this judgement I am inclined to concur. The argument
for a post-Mosaic date has nearly always, so far as I know, been based
upon the alleged fact that idols were worshipped in Israel, without
any conscious feeling of guilt, long after the time of Moses. But even
if they were, all that could be inferred with certainty is that the
commandment was broken, not that it had never been given. The
idol of Micah the Ephraimite was probably an image of Yahweh
(Judg. xvii.). But Micah himself was something of a rapscallion, and
even though his idol found a permanent home in the sanctuary at
Dan and was served by priests descended from Moses (Judg. xviii. 30;
so LXX, Vulg., and some Heb. MSS: SU has "Manasseh"), that is
not conclusive evidence against a Mosaic second commandment.
(No less responsible a person than Aaron, according to the story,
made the golden calf.) So far no image of a male deity, much less any
image of Yahweh, has been found in Palestine. Nor is there any reason
to suppose that the numerous Astarte figurines were representations
of any consort of Yahweh.
There is in principle no reason why a prohibition of idols should
not have been made by Moses. At any rate there is antecedent pro-
bability that the worship of the early nomad Israelites would be
aniconic. Primitive religions do not employ idols, which, generally
speaking, are new-fangled things associated with sophisticated poly-
theism. All that can be inferred from the original second command-
ment is that whoever framed it was familiar with idolatry and would
have his people avoid it. This is quite in keeping with what we know
about Mosaic Yahwism.
We may turn now to the original prohibition: "You shall not
make for yourself a carved image" (VOD). There is a parallel to this
in the so-called "Yahwistic Decalogue" (Exod. xxxiv. 17): "You
shall not make for yourself molten gods" (Î130B ,nl7N), or, perhaps,
" a molten god." It has generally been assumed that the Yahwistic
Decalogue is earlier than the Decalogue of Exod. xx. ; at least it seems
more primitive, most of its commandments being concerned with
ritual rather than with morals. H . H . R O W L E Y , who regards the
The Essence of Idolatry 153

Ethical Decalogue as Mosaic, takes the Yahwistic Decalogue as pre-


Mosaic, the ancient decalogue of the Kenites ("Moses and the Deca-
logue," Rylands Bulletin 34, No. 1, 1951, p. 99). The fact that some
of the commandments of this Kenite Decalogue presuppose an agri-
cultural economy can, he thinks, be explained in that nomadic peoples
may supplement their shepherd economy by some growing of cereals
(ibid., p. 94).
Now in the Kenite (?) Decalogue the prohibition is of fDOB Tl^N.
This, it has sometimes been argued, meant that you might not make
metal images, which were innovations, though you might (by im-
plication) continue to make VOD, which had the sanction of antiquity
and had presumably been made from time immemorial. Then, the
argument runs, the Ethical Decalogue put Vos under the same ban
as iOOa. A prohibition ofTOOBwould be understandable for a Kenite
community. The Kenites were smiths, and if they made idols, they
would make them in metal, at which they were expert. But religions
are conservative and this is precisely what they were forbidden to do.
Moreover, if grammar is anything to go by, there was emphasis on
"molten gods," which is accusative of direct object and stands first
in the sentence: "molten gods you shall not make for yourself"
(though you may make VOD). This would be more convincing were
it not that in nearly all the commandments of the Ritual Decalogue
the object, where there is one, stands first in the sentence: e. g. "The
festival of unleavened bread you shall keep" (vs. 18), "The first of
the first-fruits of your ground you shall bring into the house of your
God" (vs. 26). It is therefore likely that the placing of the accusative
object first in the sentence is not for emphasis but is merely a feature
of the style of the laws.
Further, to suppose that the Yahwistic Decalogue forbade the
making of riDOa while permitting the making of Vod is to assume that
the comparatively uncultured people upon whom it was enjoined
had been in the habit of making VoB, when we have no right to suppose
they had. R O W L E Y ' S view is that "the intention of both (decalogues)
was surely to forbid the making of any image at all" (ibid., p. 108);
in other words VOD would exclude ilDOD and vice versa. In this he may
well be right.
A flDOa (25 times; Tjoj 4 times in sense "molten image") is
always an image made of metal (V^"JD3, "pour out"). But a VOD
(V"hew into shape") could be "cast;" so Isa. xl. 19, "A *7DB is
something which a graver casts", similarly xliv. 10 (^OJ VoBl), and
Jer. x. 14, where Vdb and Tjpl are parallel and the *?OB is made by a
iplJt. This equation of VOB and ilSOn is not only as late as Deutero-
Isaiah; it is as early as the indubitably early story of Micah the Ephrai-
154 CHR. R . NORTH

mite (Judg. xvii.). Micah's mother took two hundred pieces of silver
which Micah had stolen and restored to her, and gave them to a »]TlX
who made of it a ¡T30M *?0D. We are probably to think of one image,
not two. In xviii. 31 the image is called Micah's *?0D. The expression
naoni Vob occurs five times; they are Deut. xxvii. 15, "Cursed is the
man who makes flDOSl *?0D, an abomination to Yahweh, a thing
(sing.) made b y a craftman's h a n d s ; " three times in the Micah story
(Judg. xvii. 3f., xviii. 14), and in Nah. i. 14, " f r o m the house of your
god I will destroy nsoai Vob." And in Isa. xlviii. 5 we read: "lest you
should say, my idol ('as») did them and my carved image and my
,1
cast image 7pS) commanded (the verb is sing, and the double
subject precedes it) t h e m . " It looks as if the expression nsoai VOD
was a hendiadys, and that if the one did not exclude the other, at
least VOB came, fairly early, to include HDOa.
A number of words are used opprobriously of idols. The most
frequent are 32W (always in the plur. trass?), V^N (also generally
in the plur. EPV'Vx), D^lVa (always plur.), and yip?. The first three
are generally translated "idol(s)" in the English Bible. The fourth
(pptP) appears generally as "abomination," sometimes as "detestable
thing," which expresses it more exactly.
MX» occurs 17 times. There are two Vs 3X57 in Hebrew. The one
from which D\3XJ? = "idols" comes appears to have the meaning
" t o s h a p e " ; cf. Job x. 8, " t h y hands shaped me (,1UX57) and made
m e . " The literal meaning would therefore be "shapes," nearly sy-
nonymous with bos, and, like *70B, 0*3X5? could be made of metal
(silver and gold, Hos. viii. 4; xiii. 2; Psa. cxv. 4; cxxxv. 15). The word
is always used contemptuously and in the 9K of II Sam v. 21 orraxs?
"their idols," has been deliberately substituted for "their gods"
(DrrnVlt), as L X X and the parallel I Chr. xiv. 12 indicate. It is pro-
bable that the same substitution of "their idols" for "their gods"
has also taken place in I Sam. xxxi. 9 III Chr. x. 9, though there is no
longer direct textual evidence of this. In Isa. xlviii. 5 we find the
hapax legomenon from 3Si?, no doubt vocalized to conform to
ntfa. Apart from the two dubious passages in Samuel, the earliest
use of ffaxs? is in Hosea. The note of contempt in ffaxs? may have
been heightened by its similarity in sound to words from the other
V'axv, " t o hurt, pain, grieve," so "things of grief and p a i n , " this
especially in Isa. xlvi. 1, "Their O'QXS? (sc. of Bel and Nebo) are on
beasts and cattle . . . a burden for the weary."
Next D,V,I7K. The etymology is uncertain and that could make
its meaning double-edged. It invited comparison, and contrast, with
CPilVs: e. g. Lev. xix. 4, " D o not turn to and do not make for
yourselves nsoa M1?«, for I am your G o d " (DDTlVx), similarly Psa.
The Essence óf Idolatry 155

xcvi. 5, "For all the gods (trnbx) of the peoples are ffV1?!?," and
Psa. xcvii. 7. According to the lexicons cV'Vx is cognate with Old
South Arabic XlblÓ8, "gods." But it would almost inevitably invite
comparison with Akk. uldlu, "weak," Syr. 'alii, and even the ne-
gative Vs. The V^N ""IjtD4! of Job xiii. 4 are obviously "worthless
physicians" and the ^"»^xn '•Vñ of Zech. xi. n is a "worthless she-
pherd." The earliest attestation of the word is in Isaiah (ii. 8,18, 20),
who said that the day would come when man would throw away his
OPWN to the moles and the bats. Another contemptuous expression
is the traVs trV'VN, "dumb idols," of Hab. ii. is, again with play
on words. Dll?',17N are gods of a sort, but they are "worthless nonen-
tities. "
Next trViVl, a favourite word with Ezekiel, who was probably
the first to use it and who uses it 38 out of the 48 times it is found.
It is a strong intensive from V~Vñ "roll." According to the Rabbis
it meant "dungy things" (so Deut. xxix. 16, AV mg., "dungy gods"),
"pellets of dung," being similar to the Dixn ("human dung")
on which Ezekiel was bidden to cook his food (Ezek. iv. 12,15, cf.
Job xx. 7), and this meaning is still favoured by KOHLER. The other
meaning suggested for D,Vl1?J is "loggy things", "shapeless blocks."
Either way, "loggy" or "dungy," the word expressed the utmost
contempt, and conveyed a double entendre, since the one would ine-
vitably suggest the other. As if to add contempt to contempt, Lev.
xxvi. 30 speaks of the D3,1?l1?l "HID "the carcases of your D'VlVi,"
and Ezek. xvi. 36 of -pnusnri ••V)1», "your abominable ff'ViVl."
It is sufficient to add another qittúl intensive, perhaps
vocalized on the analogy of W?S. It is first attested in Hos. ix. 10 and
occurs 28 times, more than half of them with reference to idols, and
again it is Ezekiel who uses it more than anyone else (Ezek. v. 11,
vii. 20, xi. 18, 21, xx. 7, 8, 30, xxxvii. 23), and sometimes together
with 0,V|,?1. The root was probably a Shaph'el (causative) derivative
from p¡?, which suggested something of physical revulsion (cf. Gen.
xxvii. 46, Numb. xxi. 5). CXIj?» is used of filth in Nah. iii. 6 and of
unclean food (II blood) in Zech. ix. 7, very much as the related
and the Pi'el of the verb are used in Lev. xi. of creatures which were
not only forbidden but were also physically revolting as food.
All these words, tras», ErVlVi and pp® come into use
comparatively late and became more or less clichés. In expansive
denunciations two or more of them might be used together, and pp®
especially was substituted for "god" — Milcom the of the Am-
monites, Chemosh the fpE? of Moab, and Astarte the fptf of the Si-
donians, as the L X X at I Kings xi. 5, 7, II Kings xxiii. 13 clearly
indicates. They suggest that by the time of the prophets idolatry had
156 CHR. R: Nohth

come t o be as much an enormity as shirk is for Muslims, and t h a t t h e


original prohibition of idols goes b a c k t o a much earlier time, which
must mean t o the time of Moses. B u t t h e y do not throw much light
on the question " W h a t was the original motive underlying the pro-
hibition of idols ? " F o r t h a t we must go b a c k t o the original Decalogue
itself.
I t cannot be without significance that the second prohibition
has all the appearance of being a corollary t o the first:
" I am Yahweh your God, who brought you out of the land of Egypt, out of
the house of bondage. You shall have no other god(s) alongside me. You shall not
make for yourself a Voa."
No other commandment follows the one which precedes it with
such seemingly inevitable logic as the second follows the first. I t is
much the same in the Yahwistic Decalogue, if we omit the h o r t a t o r y
expansions:
"You shall not prostrate yourself to another god . . . You shall not make for
yourself a molten god" (Exod. xxxiv. 14.17).
One God, therefore, it would seem, no idol; no idol, because
only one God. This need not mean that Moses was a theoretical
monotheist, but it does seem t o imply t h a t he was not an ordinary
monolatrist or henotheist. There is no evidence that ordinary mono-
l a t r y was aniconic. On the contrary, when Mesha says t h a t he dragged
the m n V m s before Chemosh, the presumption is that he dragged
it into the presence of the image of Chemosh, much as t h e Philistines
brought the ark into the temple of Dagon and set it up beside Dagon
(I S a m v. 2). I t is fairly certain, too, t h a t in I I S a m . xii. 30 we should
read " t h e crown of M i l c o m " (DS1?!?, cf. L X X ) for " t h e crown of their
king" in which case the crown — it is said t o have weighed
a talent of gold, some twenty-five kilogrammes at the lowest compu-
tation, a weight no human head could have borne — must have been
t h e crown on the image of Milcom.
B u t Yahweh was not Milcom or Chemosh. He was " Y a h w e h
your God, who brought you out of the land of E g y p t , out of the
house of b o n d a g e . " These words are the exordium to the Decalogue
proper and there is no reason to doubt t h a t t h e y were original to it.
Because Y a h w e h had brought Israel out of E g y p t — which was
something the like of which gods such as Milcom and Chemosh had
never done — Israel was to have no other God than he, and, b y that
same token, was t o make no image of him. Y o u might make an image
of a god who was the personification of a natural force or process.
B u t Yahweh was different: he had entered decisively into history
and t o confine him within the dimensions of a n y idol was preposterous.
Here, perhaps, I m a y be permitted a confession. (Such a thing
should not be out of place in a Festschrift). I was persuaded t o write
The Essence of Idolatry 157

this essay by the indefatigable Professor H . H . R O W L E Y . I tried to


get out of it, not because I have no affection for E I S S F E L D T — no one
who knows him can have anything but affection for him, and I have
known him ever since, thirty years ago, he made his first contact
with the Society for Old Testament Study — but because I felt I had
nothing to say, at least on the theme of Canaan and Israel. I set out
hopefully and not very sure I should arrive anywhere. I had written
the foregoing paragraphs when K A R L - H E I N Z B E R N H A R D T ' S recent
monograph Gott und Bild (1956) came into my hands. It was a relief
to find that my conclusion, thus far, was much the same as his. There
is nothing very original about it but it may be none the worse for that.
The surprising thing is that the ethos of idolatry has occasioned so
little discussion among Old Testament scholars.
B E R N H A R D T ' S conclusions are embodied in the following theses:
1. He accepts the "Midianite tradition" of the origin of Israelite
Yahwism.
2. The Israelite amphictyony had one Zentralheiligtum, the ark.
Any image of Yahweh would have been a dangerous rival to
the ark.
3. The ark was bildlos — "Als ursprüngliches Zentralheiligtum der
Jahweamphiktyonie in der klassischen Epoche der Wanderzeit
trägt sie den Charakter besonderer Ehrwürdigkeit und Einzig-
artigkeit, der auch jede spätere Hinzufügung eines Götterbildes
oder gar eine Ablösung der Lade durch ein Bild . . . widersprochen
hätte".
4. Yahweh, whatever he may have been for the Midianites, was
for Israel a Führergott "who brought us out of the land of Egypt".
"Die Gottesübernahme Israels ist ein Akt der Unterordnung
unter den Willen der Führergottheit. Das Götterbild aber ist,
gerade auch im Gegensatz zum 'Kultischen Provisorium' der
Lade, immer ein Machtmittel in der Hand des Priesters für den
Umgang mit der Gottheit. Es dient dazu, um sich die Gottheit
unterzuordnen, aber nicht, um sich der Gottheit unterzuordnen.
Deshalb ist ein Jahwebildkult mit dem Verhältnis der Israeliten
zu ihrem Gott nicht vereinbar."
B E R N H A R D T is only concerned with the motives underlying the
original prohibition of idols, and he modestly says that his study
offers "keine fertige Lösung des ganzen Problems des Gottesbildes
in Israel".
It is more than likely that in the course of Israelite history new
insights were gained into the essence of idolatry. But, if B E R N H A R D T ' S
last thesis is right, we should expect the various motives to have a
common factor. And to judge from the horror, amounting to physical
loathing, with which the Jews came increasingly to regard idolatry,
158 CHR. R . NORTH

it looks as if t h e essence of idolatry must be t h e reverse side of t h e


essence of their religion, a n d indeed of monotheism itself. At t h e other
e x t r e m e f r o m J u d a i s m , Christianity, a n d Islam, stands pantheistic-
polytheistic Hinduism, with its e x u b e r a n t idolatry. (There are said
t o be more idols in B a n a r a s t h a n t h e r e are i n h a b i t a n t s of t h e city.)
I a m less inclined t h a n BERNHARDT t o stress t h e importance of t h e
a r k in this connexion. An idol might well h a v e been a rival t o t h e ark
b u t the prohibition of idols can h a r d l y h a v e been m o t i v a t e d b y a
desire t o safeguard t h e prestige of t h e ark, which a n y h o w passed out
of history a b o u t t h e t i m e when t h e heinousness of idolatry was being
more a n d more insisted upon. I t is generally assumed t h a t t h e account
of t h e meaning of t h e n a m e Yahweh in E x o d . iii. 13 f. comes f r o m a
m u c h more advanced stage of reflexion t h a n t h e t i m e of Moses, t h a t
it is of a p p r o x i m a t e l y t h e same d a t e as D e u t . iv. 12-18 (See supra).
T h a t m a y well be, b u t it is not, so t o say, a completely new idea, a n
invention or discovery which would h a v e been unintelligible t o Moses.
However we m a y t r a n s l a t e JTTW, we cannot exclude f r o m it a f u t u r e
reference such as is contained in t h e marginal renderings of b o t h t h e
English Revised a n d t h e American Revised S t a n d a r d Versions: " I
will be w h a t I will b e . " T h e n a m e , on a n y u n d e r s t a n d i n g of it, con-
t a i n s more t h a n a h i n t of t h e deus absconditus, a n d t o confine such a
God as Yahweh within t h e compass of a n y mian would p r o b a b l y
h a v e seemed as stupid t o Moses as it did t o Hosea a n d t h e Deute-
ronomist.
We m a y now t u r n back t o t h e opprobrious words ffax», • ,l ? ,l 7X,
,
tr'?l 7l, a n d fip>P, a n d ask what t h e r e is in idolatry which m a d e t h e
prophets, f r o m Hosea t o Ezekiel a n d Deutero-Isaiah, castigate it
with such withering scorn. I t seems t o me t h a t t h e prophetic denun-
ciations were m o t i v a t e d b y two leading ideas, b o t h of which were
implicit in t h e original Mosaic prohibition.
1. I d o l a t r y is t h e worship of t h e creature instead of t h e Creator,
and, t o m a k e m a t t e r s worse, t h e creature is m a d e b y one who is him-
self a creature, n a m e l y m a n . This is t h e g r a v a m e n of St. Paul's jud-
gement on idolatry (Rom. i. 22-25), b u t it a p p e a r s as early as Hosea's
" A n d now t h e y a d d sin t o sin a n d h a v e m a d e for themselves molten
images (HDDa), of their silver . . . (the n e x t word, OTOns, is obscure
a n d p e r h a p s corrupt) . . . trax» (this word is t e x t u a l l y unassailable),
all of t h e m (mere) c r a f t s m a n ' s w o r k " (Hos. xiii. 2). Ezekiel is too
filled with indignation t o b u s y himself with a n y rationale or "philo-
s o p h y " of idolatry. B u t when we come t o Deutero-Isaiah, Hosea's
t h e m e is elaborated in a series of pictures in which t h e u t t e r f a t u i t y
of idolatry a n d idol-manufacture is exposed. W h e t h e r t h e Hebrews
were familiar with t h e kind of idol t h a t was reputed t o " s p e a k ' , or
otherwise evidence life a n d intelligence, we do not know a n d t h e Old
The Essence of Idolatry 159

Testament does not say; but if Deutero-Isaiah ever saw such idols,
he must have been very sure that it was all so much hocus-pocus.
The makers of idols swink and sweat, and encourage one another
with ludicrous seriousness, all for the purpose of making a "god"
which must be held together with solder and nails, lest it should topple
over (Isa. xli. 6f.). The idolater was presumably not such a simpleton
as to suppose that the image he had made had really made him. But
he did suppose that after the appropriate installation and consecration
ceremonies the god had taken up his residence in the image. It was
so much elaborate make-believe. One piece of wood for fuel and deity!
If only the eyes of the idol-makers had not been smeared over by
self-deception, they would have realized how absurd it was (Isa.
xliv. 18-20).
It may be objected that there is no necessary connexion between
the ideas of Yahweh as Fiihrergott, Lord of history, and Yahweh as
Creator. Actually there is. It is likely enough that Moses never had
leisure to give any thought to the conception of Yahweh as creator
of the world. But the doctrine of creation is only the logical extension
back to the origins of things, of the doctrine of the lordship of Yahweh
in history.
2. Idolatry is the worship of what in modern terms we should
call process, the "life-force," the élan vital, or what we will, instead of
the Creator who transcends and is in some sort external to creation. A
passage in the Wisdom of Solomon has it that "the devising of idols
was the beginning of fornication, and the invention of them the cor-
ruption of life" (Sap. Sal. xiv. 12). This of course is much later than
Moses, or indeed than Hosea, Ezekiel and Deutero-Isaiah. Never-
theless as a generalization it is not far wide of the mark. The conflict
in Israel down to the Exile was the conflict between Yahweh and
Baal. The Baals and Astartes were fertility gods and the type of
religion they represent is "sexy". Not that there are not creator-
gods in fertility religions. But the gods and goddesses with their
marriages and illicit loves are so many parts of the stream of life and
are borne along on its current. They are personifications of natural
process. To make, and worship, iconic repiesentations of them is the
most natural thing in the world. They have their hierodules, their
csnj? and rvwnp. Here, perhaps, lies the essential difference between
the aniconic worship of Yahweh and the iconic worship of the Baals.
It would be going beyond the evidence to assume that the cult of
Baal-peor (Numb, xxv.) was especially licentious, but that it was
licentious, and idolatrous, there is little doubt. Nor can we argue that
pnsV (Exod. xxxii. e ; cf. Gen. xxvi. 8) in the story of the golden calf
means that the Israelites had turned to sexual riot; but it is said
160 CHR. R. NORTH, The Essence of Idolatry

that they had cast off restraint (Wil 1H3) in the presence of an image
that was the symbol of fertility. The connexion between fornication
and idolatry is clear enough throughout Hosea and may well be one
of the main reasons why the prophets, beginning with Hosea, stig-
matized idols as trass?, D^lVl, and pp>®.
The homiletical applications of these two principles are obvious
but this is not the place in which to elaborate them.

(Completed 1st August 1967)


Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope
(Num 2 2 - 2 4 )
Von Prof. Dr. L a d i s i a s M a r t i n v o n P d k o z d y in Debrecen
(Reformierte Theologische Akademie, Calvin-Platz 16)

Die Bileam-Perikope Num 22—24 (im Weiteren B-P) wird von


der historisch-kritischen alttestamentlichen Wissenschaft meist als
eine Kompilation von verschiedenen Stücken aus verschiedenen
Zeiten mit vielen redaktionellen Schichten und Zutaten angesehen.
Sie wird von vielen Forschern als demonstratives Beispiel für die
Richtigkeit der Urkundenhypothese und für das Trennen der ver-
schiedenen Quellen g e b r a u c h t W a s nun das Woher und das Wie des
Näheren betrifft, darüber gehen die Meinungen dann auseinander.
Der Gesamtkomplex der literarkritischen und quellenanalytischen
Fragen kann hier selbstverständlich nicht einmal in nuce vorgetragen
werden. An der von W E L L H A U S E N 2 , B Ä N T S C H 8 und S M E N D 4 vor-
genommenen Scheidung der Quellen wird im allgemeinen — trotz
der Einwendungen von G R E S S M A N N 6 und R U D O L P H 6 — festgehalten,
wie das z. B. aus M O W I N C K E L S 7 Arbeit oder aus den neuesten Kom-
mentaren zu Numeri, wie z. B. aus dem von J. MARSH8, ersichtlich
ist. Auch der Jubilar, dem diese Zeilen gewidmet sind, hat sich mit
der Frage in einer seiner Schriften in diesem Sinne beschäftigt 9 . Im
einzelnen gehen aber die Meinungen soweit auseinander, daß man
ruhig sagen kann: den Weg der überspitzten literarischen Analyse,
wie sie in der Arbeit von G A L L S einst vorgelegt wurde, würden heute
nur noch wenige wagen. Das Interesse der Forschung wandte sich
in der letzten Zeit von der literarkritischen Betrachtungsweise zu

1
So zuletzt in der neuen Auflage des Standardwerkes für die alttestament-
liche Einleitung von EISSFELDT, Einleitung in das Alte Testament, 2. völlig neubearb.
Auflage, Tübingen 1956, S. 225 u. ö.
2
WELLHAUSEN, Die Komp. d. Hexateuchs?, 1899, S. 109ff., 345ff.
S
BAENTSCH, Numeri ( G ö t t i n g e r H K A T , I. 2 / 2 ) 1 9 0 3 , S. 5 8 9 f f .
4
SMEND, Die Erzählung d. Hexateuchs auf ihre Quellen untersucht, 1912.
6
GRESSMANN, Mose und seine Zeit, Göttingen 1914, S. 318 ff.
6
RUDOLPH, Der »Elohist« von Exodus bis Josua (BZAW 68), Berlin 1938,
97 ff.
7
MOWINCKEL, Der Ursprung der Bileamsage, ZAW 1930 (46), 233ff.
8
MARSH, The Interpreter's Bible, Vol. II, The Book of Numbers (Exegesis),
N e w York 1953, p. 247 ff.
9
EISSFELDT, Die Komposition der Bileam-Erzählung. Eine Nachprüfung
von Rudolphs Beitrag zur Hexateuchkritik, ZAW 1939 (57), 212 ff.
Von Ugaiit nach Qumran li
162 L . M . V. PÀKOZDY

der traditionskritischen hin 10 . Wie aus dem Titel dieses Aufsatzes


zu sehen ist, will der Verfasser dieser Zeilen nur unter einem Gesichts-
punkt von den vielen möglichen an die B - P herantreten, und möchte
sogar seine Aufgabe noch näher einschränken: was wollte durch seine
Redaktionsarbeit der letzte Redaktor des in der B - P vorfindlichen
Stoffes aus der alten Bileam-Tradition 11 machen ? Oder etwas ver-
dächtiger ausgedrückt: was wollte er »verkündigen«? Diese Frage-
stellung ist also eher eine biblisch-theologische (wobei wir selbstver-
10 VON GALL, Zusammensetzung und Herkunft der Bileam-Perikope in Num
22— 24, Gießen. 1900. — EISSFELDT gehört zu den Warnern vor der allzuschnellen
Aufgabe der literarkritischen Betrachtungsweise, vgl. ZAW 1949 (57), 241.
11 Ich bedauere, daß ich die Arbeit von ALBRIGHT, The Oracles of Balaam
( J B L 1944 (66), 207—233) bis zum Korrekturabschluß nicht wieder zu Händen be-
kommen (ich las sie 1948 in Holland) und auf sie nur auf Grund meiner Erinnerungen
nicht ausführlicher eingehen konnte. Soweit ich feststellen kann, befindet sich dieser
Jahrgang des J B L aus der Rriegszeit in keiner öffentlichen Bibliothek Ungarns.
Ohne einen Hinweis auf diese wertvolle Arbeit soll es doch nicht bleiben, die mit
solider Argumentation zeigt, wie weit man das Alter und die schriftliche Fixierung
hinaufschieben kann. ALBRIGHT rekonstruiert die Sprüche auf Grund alter Ortho-
graphie und Übersetzungen und kommt zu dem Ergebnis, daß die schriftliche Fest-
legung am wahrscheinlichsten im 10. J h . geschehen sei. Er findet auch dafür Zeichen,
daß die Orakel selbst aus dem 13.—12. J h . stammen können (vgl. auch in The Old
Testament and Modern Study, ed. by ROWLEY, Oxford 1952 2 , p. 33). So scheint z. B.
24 23f. den Sturm der »Seevölker« 1187 ante wiederzuspiegeln. — In Bileam könnten
wir einen m e s o p o t a m i s c h e n W a h r s a g e r sehen (sein Heimatland 2JI "IÖ57 =
nordsyrisches Land 'A m au, s. ALBRIGHT, BASOR 1950, Nr. 118 und A. S. YAHUDA,
The Name of Balaam's Homeland J B L 1945 (64), 547—551]: bnj 'mw sind die
amu der ägypt. Texte, die hrrj qdm Num 23 7 die Berge des Landes zwischen
Antilibanon und Eufrat; zit. nach ZAW 1945/48 (61), 271), der eine Zeit am moabi-
tischen Hofe lebte, dann zum Jahwähglauben übertrat und zuletzt sich den Midia-
nitern im Kampf gegen Israel anschloß. — ALBRIGHTS Ausführungen wirkten damals
auf mich überzeugend. Daß Bileam ein Wahrsagepriester oder Prophet nach typisch
mesopotamisch-babylonischem Muster, also ein bârûm sei ( J B L 1944 (63), 231,
n. 141), wurde schon früher behauptet, vgl. u. a. S. DAICHES, Hilprecht Anniversary
Volume, Leipzig 1909, p. 60—70. — A. GUILLAUME in Prophecy and Divination
among the Hebrews and other Semites, London 1938 (franz. Ausg. Prophétie et divi-
nation, Paris 1941) betont sehr die Verwandtschaft des hebräischen Sehers mit dem
mesopotamischen Wahrsager. — Vgl. noch ALBRIGHT, Von der Steinzeit zum Christen-
tum, Bern 1948, S. 197, 301, wonach er weiter derselben Meinung ist. — Interessant
ist der Text aus Mari, den ALBRIGHT in ANET 2 (1955), 282b zitiert ( = C. F. JEAN
i n : Archives royales de Mari, ed. DOSSIN, JEAN U. KUPPER, 1950, I I . , Nr. 22,; vgl.
RA, 29, p. 64). Es handelt sich in diesem um einen bârûm, namens Ilu-nasir, und um
einen anonymen babylonischen bârûm. Beide ziehen mit den Truppen wie eine Art
antike Feldgeistliche, und den Truppen geht es laut der Meldung gut, da die bârûm
ihren Dienst vor dem Feinde recht verrichten. — Zu den bârûm- und mäfrfaüm-Gilden
s. Lit. bei EISSFELDT, The Prophétie Literature in ROWLEYS The Old Test, and Modem
Study, p. 122 ff.
Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope 163

ständlich eine mit der religionsgeschichtlichen Methode arbeitende


»biblische Theologie« meinen)12. Ich werde auch die Frage, was ver-
mutlich die einzelnen Bestandteile in ihrer mutmaßlichen ursprüng-
lichen, oder gar mündlichen, »Traditionsgestalt« bedeutet haben,
flüchtig berühren, und dann die andere: was der Endredaktor (R) dar-
aus gemacht, wie er sie zu seiner theologischen Verkündigung gestaltet
hat, beantworten. Für die Berechtigung dieser Fragestellung möchte
ich mich nicht auf die Tatsache berufen, daß die literarkritischen Fragen
heute keineswegs schon einstimmig abgeschlossen sind18. Es ist aber auch
ein berechtigtes Anliegen, dem man religionsgeschichtlich-theologisch
entsprechen muß, manche sonst wichtige literarkritische Fragen bei-
seite lassend, die Beantwortung der obigen Fragestellung zu versuchen.

12 Ich möchte die Methodenfrage der sog. »biblischen Theologie« hier nicht

aufrollen. Die mit der historisch-kritischen, religionsgeschichtlichen Methode ar-


beitende »biblische Theologie« unterscheidet sich von der sog. »alttestamentlichen
Religionsgeschichte« oder »biblischen Religionsgeschichte« nicht in der wissenschaft-
lichen M e t h o d e , sondern in der Art d e r D a r b i e t u n g desselben Stoffes. Während
die alttestamentliche Religionsgeschichte den geschichtlichen Werdegang der
Religion des ATs darstellt (wobei sie die vergleichende religionsgeschichtliche Me-
thode dazu gebraucht, daß nicht nur die Zusammenhänge mit den umliegenden
Religionen und Kulturen deutlich werden, sondern vor allem das Eigentümliche,
das Wesentliche und zum NT Hinführende hervorgehoben wird), sucht die alt-
testamentliche Theologie dieses »Wesentliche« in allen seinen Ausstrahlungen und
Folgerungen um einige Hauptgedanken gruppiert, »systematisiert«, so vorzutragen,
daß sie ihr Material zugleich auch vom religionsgeschichtlichen Ausgang des ATs,
d h. vom NT her und auf das NT hin visiert. — Die von mir gemeinte biblisch-
theologische Betrachtungsweise bedeutet also keineswegs eine Flucht ins »Theolo-
gische« oder gar in eine »Erbaulichkeit«, sondern setzt eine unerläßliche historisch-
kritische Betrachtung und Behandlung des Materials voraus. — Meine diesbezüg-
lichen Schriften sind leider nur für ungarische Lesende zugänglich: Az Ötestamentum
magyaräzatänak alaphirdiseiröl (Über die Grundfragen der Exegese des Alten
Testaments), Debrecen 1942. — Az exegezis, dogmatika ¿s az igehirdeUs nihany
hatärkirdise (Einige Grenzfragen der Exegese, der Dogmatik und der Wortver-
kündigung), Debrecen 1943. — Ferner das Kapitel über »die Frage der wissen-
schaftlichen Methode« in meiner Deuterojesajdsi Tanulmänyok (Deuterojes. Studien)
Bd. II, Debrecen 1942, S. 6ff.
13 E I S S F E L D T gibt die folgende tabellarische Verteilung des Stoffes auf die
beiden Pentateuchquellen, wobei der Anteil des Redaktors durch Kursivdruck
kenntlich gemacht ist (ZAW 1939, 217):
J E
22 2-21* 2 2 2-21*
2 2 2 2 - 3 4 . 35

11*
164 L. M. v . PJCKOZDY

I
Stellen wir uns die Verkündigungsabsicht des R im voraus vor,
damit wir während der Besprechung der einzelnen Traditionsstücke
sein Woher und Wohin besser verfolgen können. Er will ohne Zweifel
die Ü b e r l e g e n h e i t s e i n e s G o t t e s — den er Jahwäh nennt und
mit der(n) durch die uralten Gottesnamen {'El, Sadddj, 'Eljön) be-
zeichneten Gottheit(en) identifiziert — ü b e r j e d e r l e i h e i d n i s c h e
Mantik, Orakelwesen, Zauberei und Prophetie demon-
s t r i e r e n u n d d i e s b e z ü g l i c h e a l t e S p r ü c h e (vielleicht in an-
gepaßter Form) in e i n e m n a c h s e i n e r A u f f a s s u n g g e s c h i c h t -
l i c h e n R a h m e n n e u v e r k ü n d e n . Da sowohl in der literarkritischen
als auch in der religionsgeschichtlichen Behandlung der B-P der
Gebrauch der Gottesbezeichnungen mir und ffTlVx eine sehr große
Rolle spielt (wie auch in unserer Erklärung), ist es nötig diese Frage
zuerst zu behandeln 14 . Ich bin der Überzeugung, daß der Gebrauch
der beiden Gottesbezeichnungen (und in gewisser Hinsicht auch der
der übrigen) seitens des Redaktors sehr bewußt ist und kunstvoll
geführt wird, sowie daß eben durch diese Operation mit dem Gebrauch
der Gottesbezeichnungen die aus verschiedenen Quellen oder Tra-
ditionen herstammenden Bestandteile der B-P zu einer k e r y g m a -
t i s c h e n E i n h e i t fest verbunden werden 16 .
Ich bin nicht der erste, der diese Frage des Gebrauches der
Gottesbezeichnungen in der B-P angegriffen hat. Heute ist die For-
schung im Allgemeinen darüber einig, daß der Wechsel der Gottesbe-
zeichnung Jahwäh und 'selohim für die Analyse der Quellen eine un-
tergeordnete, keineswegs eine entscheidende Rolle spielen kann. Schon
BAENTSCH hatte aber eine Beobachtung gemacht (zu Num 22 7-21):
»Der Bericht macht durchweg den Eindruck einer geschlossenen Einheit.
Auffällig ist freilich der regelmäßige Wechsel von Jahve (vv. 8.18.18.19) und Elohim
14
Ich habe die Frage in einem ungarisch geschriebenen Artikel besprochen,
dessen Ergebnisse ich hier teilweise übernehme: Az istennevek hasznälata a Bileäm-
perikipäban . . . (Uber den Gebrauch der Gottesnamen in der Bileamsperikope.
Zur Einheitlichkeit von Num 22 — 24), Sonderabdruck aus der Theologiai Szemle
( = Theol. Rundschau) 1938 (14), 160ff. Damals habe ich eine viel straffere Ein-
heitlichkeit der B-P verfochten, als ich es heute tun konnte, und diese habe ich
hauptsächlich mit dem Gebrauch der Gottesnamen Jahwäh und 'alohim begründet.
Es gehörte zu den ersten wissenschaftlichen Pubükationen von mir, die ich damals
auch meinem verehrten Lehrer in einer deutschen Übersetzung als Manuskript
vorlegen konnte (vgl. ZAW 1939 (57), 233, Anm. 3).
15
In dem Ausdruck »kerygmatische Einheit« meine ich eine Definition ge-
funden zu haben, welche sowohl die von der Literarkritik feststellbaren Uneben-
heiten der gegenwärtigen Komposition der B-P gelten läßt, als auch der durch den
Redaktor erreichten tatsächlichen Einheitlichkeit gerecht wird. Daß man über eine
solche »Einheitlichkeit« zu sprechen auch wissenschaftlich berechtigt ist, bedarf
keiner weiteren Begründung.
Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope 165

(vv. 9.10.12. 20), der uns in der Tat in Versuchung führen könnte, hier einen jah-
vistischen und elohistischen Bericht herauszuschälen, s. VON GALL. Dazu beachte
man, daß hier die verschiedenen Gottesnamen nach einem bestimmten Plane ge-
braucht sind, denn es ist doch wohl sicher kein Zufall, daß in den referierenden
Partien immer Elohim gebraucht ist, während der Jahvename sich nur im Munde
Bil'ams (der ja ganz als Jahveprophet vorgestellt wird) findet. Wir werden deshalb
an der Zugehörigkeit des Abschnittes zu E . . . nicht zweifeln dürfen . . . Der jah-
vistische Parallelbericht läßt sich jedoch auf Grund dieser wenigen Stellen [die
B. zitierte] nicht mehr rekonstruieren . . .«
RUDOLPH hat dem Gebrauch der Gottesbezeichnungen in der
B-P eine größere Aufmerksamkeit gewidmet und legte die von
BAENTSCH bei diesem Abschnitt gemachte Beobachtung als Maßstab
auch an die ganze Erzählung an. Er fand, daß bestimmte Abschnitte
der B-P mit der beobachteten Planmäßigkeit nicht im Einklang seien,
und dieser Umstand könne eine Quellenscheidung ermöglichen17.
Ich verweise hier nur auf seine Ausführungen 18 , sowie auf die Kritik
seiner Thesen von EISSFELDT19. Ich kann mit seinen Eingriffen in
den Text bei den Gottesnamen nicht ganz einverstanden sein, wie
auch EISSFELDT mit Recht darauf hingewiesen hat, daß solche Ände-
rungen dann auch auf der anderen Seite recht und billig wären 20 .
Der Sinn des Gebrauches der Gottesbezeichnungen ist auch ohne
Änderungen, jedenfalls mit weniger Änderungen als üblich, zu finden.
Ehe ich aber meine Auffassung darlegen kann, sind dazu einige sonst
bekannte, aber vielleicht sehr wenig beachtete, Sachen zu erwähnen.
Es handelt sich um das Wort, um das Bedeutungsfeld des Wortes
D V I V N . Bekanntlich bedeutet dieses Wort nicht nur »Gott«. Philo-
logisch-religionsgeschichtlich gesehen ist die Grenze zwischen Gott
und Mensch in der altorientalisch-semitischen Welt gar nicht so scharf
gezogen wie in unserem Denken. Cum grano salis ist das auch — jeden-
falls »philologisch« und auch »religionsgeschichtlich« — innerhalb des
AT der Fall. Auch der mächtige, kräftige Mensch kann 'selohtm, heißen,
wie z. B. der König (Ps 45 7), wie Moses gegenüber Aron (Ex 4ia),
oder ein Richter (falls diese Deutung von Ex 22 8 die richtige ist).
Daß solche Menschen in der Umwelt des AT direkt als »Gott«, »meine
Götter« angeredet werden, ist gleichfalls bekannt 21 . Wichtiger für
unsere Deutung ist die Tatsache, daß der T o t e n g e i s t auch offen-
sichtlich so genannt wurde, in die Kategorie der 'selohtm-Wesen ge-
hörte (I Sam 28 13 pwn~]ö D,1?S Win DVlbx; das W i n kann hier
16
BAENTSCH, Numeri, S. 595 f.
17
RUDOLPH, Der »Elohistn von Exodus bis Josua, BZAW 68 (1938), 103ff.
18
a. a. O. unter Nr. 3. »Die Gottesnamen in der Bileamgeschichte«.
19
EISSFELDT, ZAW 1939. (57). 213ff„ 232ff.
20
EISSFELDT a . a . O. S. 2 1 5 .
21
Vgl. die Wörterbücher sub voce-, GESENIUS-BTJHL1', S. 39f. — BROWN-
DRIVER-BRIGGS2, p. 43f. — KÖHLER-BAUMGARTNER, S. 5 0 f f .
166 L. M. v. PAKOZDY

im weiteren Sinne der Wahrnehmung gedeutet werden)22. Ich weise


noch darauf hin, daß auch die fremden »Götter« diese Kategorisierung
haben. Soweit man neben Jahwäh an die Existenz solcher Wesen
geglaubt hat — und das hat auch allem Anschein nach der End-
redaktor der B-P wohl getan —, hat man diese als eine Art böse
Geister vorgestellt. Die Frage, ob an bestimmten Stellen der B-P
das Wort 'xlohim Jahwäh oder einen anderen Gott oder gottähn-
liches Wesen bedeute, ist damit voll berechtigt und kann nicht im
Voraus verneint werden. Im Hebräischen ist es nie so weit gekommen,
wie im Arabischen, wo neben dem alten Wort 'ilähun das besondere
'Allah für den wahren und einzigen Gott des Islams entstanden ist.
Im Hebräischen ist diese Unterscheidung vielmehr sprachlich über-
haupt nicht auszudrücken (beachte jedoch in bestimmten Fällen
hä-'selohim). Ich meine auch, daß das Wort DTlVx ursprünglich gar
kein Plural ist, sondern noch die alte Mimation in seinem Konso-
nantenbestand behalten hat und erst später als pluralis majestatis
usw. aufgefaßt wurde23. So ist sein ungehinderter Gebrauch auch
für andere Wesen als für den wahren Gott Israels zu erklären.
Die zur Wahrsagung heraufbeschworenen Totengeister werden
als in dem Mantiker und aus ihm heraus redend vorgestellt. Auch
Jahwäh bzw. sein Geist wird an manchen Stellen als in dem Pro-
pheten redend (dbr b- statt dbr 'l) vorgestellt24. Der arabische kdhin
spricht und zaubert mit der Kraft seines in ihm befindlichen 'ildhun25.
Auch das Verfluchen geschah nach arabischen Vorstellungen durch
diesen 'ildhun. (Dies war ja auch die ursprüngliche Aufgabe Bileams!)
Der unvergeßliche ungarische Orientalist IGNAZ GOLDZIHER verglich
Bileam deshalb recht und sehr zutreffend mit den altarabischen

Vgl. dazu KÖNIG, Der Offenbarungsbegriff des AT, I I , Leipzig 1882, S. 29ff.
12

Vgl. dazu NIELSEN, Ras Samra Mythologie und biblische Theologie (Abh.
23

f. d. Kunde des Morgenlandes, X X I , 4), Leipzig 1936.


24 Siehe HÄNEL, Das Erkennen Gottes bei den Schriftpropheten, B W A T (1923),

N . F. 4, S. lOff. u. ö.; siehe dort die Belegstellen.


24 Vgl. die Worte des arab. Dichters Uheiha ibn 'al-Guläh (Gamhara, 125

v. 5): ^J J-{-*. Beachte den Parallelismus bzw. Gleichstellung


von kdhin und »'T/dAwM-Besitzer« oder •»'ildhun-Träger«. BROCKELMANN und HÖL-
SCHER schließen aus dem Umstand, daß im Arabischen das Denominativ 'aliha
»verwirrt sein« bedeutet, darauf hin, daß 'ilähun die Bedeutung »Dämon« gehabt
hat. — Die arabische Dichterstelle zitiere ich nach GOLDZIHER, Abhandlungen z.
arab. Philologie, Leiden 1896, I. Über die Vorgeschichte der Higä'-Poesie (S. 1 — 105),
S. 18, Anm. 2. — Vgl. dazu FISCHER, Islamica, I, 1925, 389ff. Zur Wurzel 'aliha,
OLZ 29.6, Sp. 450; JUNKER, Prophet und Seher in Israel, Trier 1937, 77ff. Mag
die Ableitung von 'aliha auch strittig sein, das ändert an der Tatsache nicht, daß
daß man nie »Besitzer Allahs« sagen kann, nur dw 'ilahin (»Besitzer eines Dämons,
Gotteswesens«).
Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope 167

»Fluchdichtern«28. Er sagt über unsere Perikope bzw. Bileam folgen-


des: ». . . als das nachweisbar älteste Higä'-Dokument können wir
ein alttestamentliches Stück betrachten, das zugleich den ursprüng-
lichen Charakter und die ursprüngliche Bestimmung der gegen den
Feind gerichteten Schmähsprüche, sowie der Volksanschauung, aus
welcher die Higä'-Sitte emporgewachsen ist«, zeigt. Dem ¿J] ent-
spricht im Hebräischen der UTlVst^K. G o l d z i h e r übersetzt den
arabischen Ausdruck mit »Gottesmann«27. Diese grammatische Bildung
entspricht den Zusammensetzungen, in denen statt B^S ein steht,
wie a w n b y i (I Sam 28 7); so heißt die Frau, die den Totengeist als
Medium zum Reden bringt, ihn in sich aufnimmt, durch ihn »be-
geistert« wird. Der mnVnrr'rva von Gen 37 19 bedeutet ursprüng-
lich sicher mehr als einen, der die Traumdeutungstechnik kennt: den
»Besitzer« der Träume, den Inhaber der Träume erzeugenden Geistes-
wesen. Im Hebräischen bedeutet trnVs^N ursprünglich gar nicht
den »Gottesmann«, d. h. jemanden der sich durch sein frommes Leben
und Hingabe an den wahren Gott auszeichnet, sondern einen Geistes-
begabten, der sich auf den Verkehr mit Geistwesen versteht oder gar
sich damit beruflich beschäftigt. Dies können wir noch selbst an der
Gestalt eines Samuel sehen, von dem man voraussetzt, daß er für
Geld oder Geschenke Auskünfte geben würde (I Sam 9 7). Er heißt
trnVs t^N ( w . 6. 8, vgl. v. 9!). Das Wort 'selohtm muß also keines-
wegs den einen wahren Gott Israels bedeuten.
Der eigentliche »Verfasser« eines Zauberspruches oder Segens-
(Fluch)spruches 28 ist nicht der kähin bzw. der 'tS-'selohtm, sondern

2
' GOLDZIHER a. a. O. S. 4 2 f .
27
Vgl. dazu G E S E N I U S - B U H L , H W B " S. V. unter Nr. 8 und H Ö L S C H E R , Die
Profeten, Leipzig 1914, S. 127, Anm. 2 und S. 155, Anm. 1.
28
Auch der mäläl ist seinem Wesen nach bzw. ursprünglich ein Zauberspruch,
ein Fluch. — Vgl. dazu das Schema auf S. 4 3 in: E I S S F E L D T , Der Maschal im Alten
Testament, BZAW 2 5 ( 1 9 1 3 ) . Hier sagt E I S S F E L D T : »Die Bedeutung ,Orakelrede'
schließlich wage ich nicht sicher zu fixieren«. Kann nicht Stamm Vltftt I. »gleich-
sein« und II. »herrschen« auf einen Grundstamm zurückgeführt werden ?
Der Vttfö wäre dann ein Spruch, mit dem jemand den anderen oder eine Sache »be-
herrschen«, in seiner Macht halten kann. Auch die spätere Bedeutung »Parabel«
ließe sich hierbei gut halten. Wer das Wesen der Dinge kennt und es auszusprechen
vermag, beherrscht sie geistig. Man denke auch an Jesu Sprüche (Mt 7 29 Lc 4 33
fv i^OUCRIIJT fjv 6 Aöyos CCVTOÜ v. 36). Lehren über das Gottesreich und Beherrschung
mit Macht der widergöttlichen Geistwesen fließen immer ineinander, es geschieht
alles durch sein »Wort«, möge es auch eine Parabel sein. (Die »Gleichung«, Neben-
einanderstellung gehört ja zum Zauberwesen.) Daß die Bedeutung .Orakelspruch'
hier ihren Platz finden kann, bedarf meines Erachtens keiner weiteren Begründung.
Frühere Versuche zur Verbindung beider Stämme findet man bei E I S S F E L D T a. a. O.
S. l f f .
168 L. M. V. PÄKOZDY

der 'ilähun bzw. der 'seloMm selbst 29 . Der Gottesmann ist ein Gast-
geber, Inhaber oder Besitzer (auf das Wort kommt es jetzt nicht an)
und der 'ilähun = 'seloMm ist ein »Genosse« oder »Begleiter«
(arab. sähibun bzw. täbi'un) des Gottesmannes30. Ein arabisches
M^a'-Gedicht und ein hebräischer maMl — so werden auch Bileams
»Sprüche« genannt, obwohl sie auch mit »Gesicht«, oder »Segen«
usw. hätten charakterisiert werden können — stehen in sehr naher
Verwandtschaft zu einander. Beide sind machtgeladene Sprüche.
Spott- und Schimpfsprüche wurden besonders zu Kriegszeiten, vor
Kämpfen gebraucht (vgl. z. B. I Sam 17 10. 26. 36. 43. 45), bei den
Arabern genau so, wie bei den Israeliten31.
Nach der Erledigung dieser Vorfrage möchte ich jetzt eine text-
kritische Frage besprechen. Man muß mit textkritischen Operationen
sehr vorsichtig sein, bevor man eine Erklärungshypothese darauf
bauen will. Der Gebrauch der Gottesbezeichnungen in der B-P kann
hinreichend erklärt werden, wenn man ein einziges Mal ein OTlVx
im MT in mir korrigiert, und zwar in 22 22 auf Grund L X X (Cod.
Ambr.) und Samar. Pt. Weitere nicht unbedingt notwendige, nur der
Glattheit wegen gewünschte Korrekturen wären in 23 4 (wegen der
Stelle 23 ie) jhwh statt 'Ihjm (MSS, Samar. und L X X geben hier
male'ak 'selohim, haben also an Jahwäh gedacht oder gar ein jhwh
in ihrem Text vor sich gehabt); ferner in 22 18 möchte ich (auf Grund
von 23 21) jhwh 'Ihjw statt jhwh 'Ihj herstellen (was hier wahrschein-
lich auch ursprünglich stand) 32 .
2 9 Genosse, Besitzer, Inhaber, Herr bzw. Diener, Helfer (vgl. mittelbarer
Jünger Mohammeds). DIETRICI, Handwörterbuch z. Koran, S. 88 u. 22. — Siehe
w e i t e r bei GOLDZIHER a . a . O . S. 4 1 . HÖLSCHER a. a. O . S . 8 6 — 1 0 0 .
30 Vgl. HÖLSCHER, Die Profeten, S. 8 2 , 8 6 ff.
1,1 GOLDZIHER a. a. O. S. 42.
3 2 Eine Übersicht über den Gebrauch der Gottesnamen im MT und in den

Versionen findet man z. B. bei GRAY, A Critical and Exegetical Commentary on


Numbers, Edinburgh 1912, p. 310ff. — LOHR, Bileam, Num 22 2 — 24 25, in: Archiv
f. Orientforschung, 1927 (4), 86. — Vgl. außerdem RUDOLPH a. a. O. 103ff. und die
Literaturangaben in Anm. 2 und seine folgenden Worte: ». . . (51 hat nicht nur in
der ganzen Eselin-Geschichte in 'X umgesetzt [Anm. 1: Nur 22 34 (in © B auch
das zweite ^ von 22 31) ist dieser Umformung entgangen], sondern auch in der
übrigen Erzählung siebenmal (2212, 23 3.5.12.16.26, 2413b) [Anm. 2: Außerdem
hat © in 22 18 das neben stehende das 2 ganz übergeht, in 'X verwandelt.
Ferner hat © zweimal (23 5. 15) 6 ©eös, wo in SR kein Gottesname entspricht] aus
N gemacht; an zweien dieser Stellen (23 3.26) findet sich im Sam[aritanus] die-
selbe Erscheinung. Da © durchweg das Bestreben hat, zugunsten von 'X zurück-
zudrängen, dürfen die Abweichungen in © nicht kritisch verwertet werden, und
für Sam [aritanus] gilt dasselbe. Umgekehrt ist es sehr wichtig, daß in 2 2 22a für das 'X
von in 1 MS Sam [aritanus] @ F N f ^ steht; da die Umänderung von 'X in '' der Ten-
denz der © und Sam [aritanus] widerspricht, muß hier 2JI sekundär sein: das 'X des
Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope 169

II
In den folgenden Zeilen werden wir nun sehen, was der R aus
seinem — schon vor ihm sicher verschiedentlich überarbeiteten und
ineinandergeschobenen, aber die Luft »primitiver«, urwüchsiger
Religiosität immer noch atmenden — Material gemacht hat. Sein
Gebrauch der Gottesbezeichnungen wird sich dabei als ein Leitfaden
durch die ganze B-P erweisen.
Meine Voraussetzung dabei ist, daß der 'selohtm in e i n i g e n
S t e l l e n der B - P n i c h t den E l o h i m I s r a e l s — und des »Elo-
histen« — (Jahwäh) b e d e u t e t , s o n d e r n den W a h r s a g e - u n d
Z a u b e r d ä m o n ('selohim) des B i l e a m . Mögen die Quellen oder
Traditionen des Endredaktors und seiner mutmaßlichen Vorgänger
noch so verschiedene gewesen sein, hier hat ein gewaltiger, prophe-
tischer religiöser Geist aus seinem Stoffe eine einheitliche Größe 33
gestaltet und wurde dadurch mehr als ein Redaktor (R)34. Folgen
wir ihm nun kurz mit der Probe nach 86 .
a) Num 22 5-7 — Balaq ruft Bileam, um durch ihn das für Moab
gefährliche Volk Israel zu verfluchen, d. h. zu vernichten. Offenbar
mit einem unabwendbaren Zauberspruch, mit einem mäSäl39. Diese
aus der Weite gerufene Hilfe braucht wegen der weitabgelegenen
Heimat Bileams kein Problem zu sein 37 .
b) 22 8-13 — Bileam läßt die Abgesandten Balaqs bei sich ü b e r -
n a c h t e n d (linü pöh hallajldh; dies ist aller Wahrscheinlichkeit nach
ein term. technicus für I n k u b a t i o n ) warten, weil die Antwort erst
— so scheint es zu sein — w ä h r e n d der N a c h t von der Gottheit
erhalten werden kann, wahrscheinlich durch eine Inkubation in
seinem Heiligtum, vielleicht im Traum. Auffallend ist hier das »Jah-
wäh« im Munde des heidnischen Wahrsagers. Daß der R aus ihm
vorangehenden Abschnitts hat diese Verschreibung eines Ursprünglichen ^ in 'K be-
wirkt.« — Ich habe ähnliche Folgerungen gezogen und korrigiert, ehe ich R U D O L P H S
Arbeit hätte sehen können (Theologiai Szemle, 1938 (14), 160). Allein meine weiteren
Folgerungen lauteten anders als die von RUDOLPH: »Somit hat die Eselin-Geschichte
durchweg (und zwar immer im erzählenden Text) sie fällt also — rein von den
Gottesnamen her betrachtet — aus dem Rahmen der übrigen Bileam-Erzählung
22 2 — 23 26 heraus« (S. 104).
88
Ich darf hier auf die R O S E N Z W E I G - B U B E R sehe Auflösung des Sigels »R«
in Rabbenu = »unser aller Meister« hinweisen. Zur »Einheitlichkeit« s. Anm. 15.
84
Es versteht sich, daß ich auf die historisch-kritischen Probleme der Rahmen-
bestandteile, wie 22 lff. u. a., hier nicht eingehen kann (Heimat Bileams usw.).
85
Der zur Verfügung stehende beschränkte Raum erlaubt selbstverständlich
keinen ausführlichen Kommentar; die Kürze meiner Ausführungen möge deshalb
entschuldigt werden. Die hier folgende Einteilung bedeutet natürlich keine Ver-
teilung auf Quellen, ist eine rein der Erklärung dienende, mechanische.
86
Vgl. Anm. 2 5 und 2 8 sowie H Ö L S C H E R , Die Profeten, im Abschnitt »Zauber-
87
und Wahrsagespruch«, S. 91f. Vgl. dazu E I S S F E L D T , ZAW 1939, 226ff.
170 L. M. v. PAKOZDY

einen wahren Propheten des wahren Gottes machen wollte, ist nicht
die einzige mögliche Erklärung. Hier nur soviel: Bileam kann Jahwäh
auch aus dem Grunde haben fragen wollen, weil Jahwäh der »Gott«
('selohim) des zu verfluchenden Volkes ist und man sich über die Zu-
kunft des betreffenden Volkes bei ihm besser erkundigen bzw. es auf
diesem Wege eventuell mit besserem Erfolg verfluchen kann (vgl.
23 8). Bileam kann auch gedacht haben, Jahwäh gibt sich zu solchen
Verhandlungen her, wie das andere 'selohim in ihrer Zauberpraxis
tun. Nun läßt aber der R seinen Gott ('selohim) sich in dieser heid-
nischen Weise nicht zum Orakelgeben und Zauberpraktiken hergeben,
oder gar zwingen. Überhaupt kann Jahwäh nicht beschworen werden,
denn »es gibt kein imi in Jakob und kein DDp in Israel« (23 23)38. Des-
halb war es auch nur ein 'selohim (v. 9), irgend ein Numen, und nicht
Jahwäh, dessen Stimme Bileam (nach der Auffassung des R) in der
Inkubation gehört hat. Vielleicht denkt Bileam: es war Jahwäh.
Vielleicht log er. Vielleicht hat hier die LXX die ursprüngliche Lesung
(ha-'selohim). Bileam antwortet jedenfalls im Namen Jahwähs. Der
Erzähler läßt also Bileam entweder durch den fremden 'aelohim, durch
dessen »Genossen« oder »Gefährten« warnen, nichts gegen den Gott
Jahwäh und sein Volk zu unternehmen (und damit bekennen, daß
Jahwäh ein mächtiger Gott ist, dessen »Segen« ein Bileam auch mit
der Hilfe seines 'aelohim nicht zerstören kann), oder durch Jahwäh
selbst. Ich halte das erstere für wahrscheinlicher. Die Art, wie der
'selohim Bileams sich bei Bileam erkundigt, wer seine Gäste seien,
läßt die feine Ironie des Erzählers durchblicken: Solch' ein Wesen
sollte die Macht haben, das gesegnete Volk Israel verfluchen zu
können ? — Bileam handelt der Warnung gemäß und die Gesandt-
schaft kehrt erfolglos zurück, um
c) 22 14-20 — mit der dringenden Bitte Balaqs bald wieder bei
Bileam einzutreffen. Bileam läßt sie in der selben Weise wieder bis
zum nächsten Morgen warten. Hier spricht Bileam über Jahwäh als
»mein Gott« oder besser: mein 'selohim«. Ich halte es für möglich,
daß in v. 18 ursprünglich (nach der Arbeit des Endredaktors, vor der
Verderbnis des Textes), wie in der Parallele 23 21 nicht mn\
sondern VH^K mir stand. © hat Trapaßfjvai TÖ ^fjtia Kupiou TOÖ
Oeoö. Falls man diese Änderung nicht zulassen kann 89 , hat noch der
88
Die Deutung von 23 23, daß das Zauberwesen keine Macht an Israel hat,
und eine entsprechende Übersetzung ist gleich möglich. Vgl. dazu M O W I N C K E L ,
ZAW 1930, 263, Anm. 1.
89
M O W I N C K E L a. a. O. 234, Anm. 1 gibt ® den Vorzug, weil seiner Meinung
nach sicher keiner der alten Erzähler den Bileam hat »Jahwäh, mein Gott« sagen
lassen. Dagegen wendet R U D O L P H a. a. O . S . 104, Anm. 5 folgendes ein, »daß eine
n a c h t r ä g l i c h e Umwandlung von 'K in miT' bei der späteren Beurteilung Bileams
(PI) ausgeschlossen ist«.
Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope 171

Text einen feinen Sinn: Der R läßt Bileam den anderen vorlügen,
daß Jahwäh sein 'aelohim (sein Spruchnumen) sei, daß er mit Jahwäh
ebenso verkehren könne, wie mit anderen 'aelohim. Daß der R diese
Anschauung für möglich gehalten haben kann, läßt sich aus den
folgenden gut sehen. Es ist wieder nur ein 'aelohim, der nachts zu
Bileam kommt (v. 20) und mit dem er in Verbindung tritt. Daß solche
Wesen ('aelohim) auch für den R bestehen und unter Umständen
sogar das sachlich-objektiv Wahre reden können, können wir nicht
bezweifeln. Das ganze AT denkt so (vgl. im NT I Cor 85). Es ist eine
ganz andere Frage, ob die Befragung solcher Numina, die mantische
Verbindung mit ihnen für das Volk Israel e r l a u b t gewesen sei oder
nicht (vgl. I Sam 28 3 und 7ff.). Gerade weil sie als wirklich existie-
rende Wesen geglaubt waren, war der Verkehr mit ihnen so streng
verboten (vgl. I Sam 28 3). Der 'aelohim Bileams läßt ihn schließlich
doch abziehen und gegen (vgl. l'naegdi 22 32, s. d.) Israel, und damit
gegen Jahwäh, auftreten; er mahnt Bileam, daß er alles nach seinen
Weisungen t u n soll. D i e s e r 'aelohim ändert also seine Weisungen;
er handelt nicht wie Jahwäh (23 19), der beständig ist.
d) 22 21-85 — Die Zuhörer der Erzählung warten gespannt: was
nun geschehen wird ? Wird der Versuch Bileams, mit der Hilfe seines
'aelohims Israel zu verderben, gelingen ? Welcher 'aelohim wird siegen,
sich als der 'aelohim (hä-'aelohim) erweisen?
Am nächsten Morgen macht sich also Bileam auf und zieht mit
seinen zwei Pagen den Gesandten Balaqs nach — ins Land Moab.
Nun sind wir bei dem Worte 'aelohim angelangt, an dessen Stelle ein
jhwh besser passen würde. Es gibt folgende Möglichkeiten: 1. für
dieses 'aelohim ein jhwh zu setzen 40 ; damit würden wir © und Samarit.
folgen; 2. oder mal''ak 'aelohim ergänzen ( = mal''ak jhwh); oder
3. uns auf die folgenden wiederholten mal''ak jhwh stützend, dieses
'aelohim als eine dadurch selbstverständliche Bezeichnung eben des
wahren 'aelohims, d. h. Jahwähs betrachten; man kann schließlich
4. die Worte wajjihar-ap 'aelohim als einen zusammengehörenden,
stehenden Ausdruck nehmen: »da entbrannte der G o t t e s z o r n . . .«,
d. h. J a h w ä h s Zorn gegen Bileam, weil er es gewagt hatte gegen
Israel loszuziehen. — Die feierlich wiederholte Erwähnung des mal''ak
jhwh läßt in den Zuhörern der Erzählung auf keinen Fall irgendeinen
Zweifel41 entstehen, wer dieser zürnende 'aelohim sei (für u n s e r e n
40
Die Gründe für diese Korrektur wären ausreichend, textkritisch gut fun-
diert, vgl. z . B . G R A Y , Numbers, p. 3 1 0 sq.
41
An den mal"'äk des 'xlohim von Bileams hätte niemand gedacht; so etwas
wäre ein unmöglicher Gedanke gewesen. — Herr Professor HEMPEL macht mich
bei der Korrektur darauf aufmerksam, daß bei 'ap 'aslohim eine Analogie zu dem
von B A U M G Ä R T E L , Elohim außerhalb des Pentateuch, für pahad 'aslohim Erarbeiteten
zu erwägen wäre. Ich konnte B.s Buch nicht bekommen und muß mich hier nur mit
172 L . M. V. P Ä K O Z D Y

Geschmack wäre natürlich an seiner Stelle ein jhwh passender); der


Gott Israels stellt sich in seiner souveränen Weise dem Bileam in
den Weg. »Gott« läßt sich nicht schänden.
Die Episode der redenden Eselin ist voll von Humor und Ironie
der prophetischen Religiosität 42 . Der »Seher«, der heidnische berufs-
mäßige »Offenbarungsvermittler« und »Wahrsager«, der »Gottes-
mann« Bileam vermag diese Offenbarung des wahren Gottes nicht
zu sehen, solange ihm die Augen nicht g e ö f f n e t werden (v. 31).
Dieser 'eelohim steht vollkommen außerhalb seiner Macht, seiner ein-
geübten mantischen Praxis, seines Sehvermögens. Der mal''ak jhwh,
stellt sich ihm in den Weg und wirft Bileam vor, daß er gegen IHN
— in feindlichem Sinn, vgl. l'nsegdi, © fvavrlo«;! — ausgezogen ist
und befiehlt in v. 35 fast mit den selben Worten wie der andere
'eelohim (der des Bileam) in v. 20, daß er IHM gehorsam sei. Bileam
muß also jetzt IHM, dem maV'ak jhwh, dem wahren 'eelohim (v. 22)
gehorchen. Sehr wichtig ist der Unterschied, welche Art von Ge-
horsam in den beiden Fällen gewünscht wird. Der 'eelohim Bileams
wünschte von ihm einen Gehorsam im Handeln: "pVx 13TU—itfN
nfewn ins (22 20): also eine treue Befolgung der umständlichen
Zauberpraktiken, wie wir die Ausführung seitens Bileam in Kap. 23
sehen können. Der wahre 'eelohim, der maV'ak jhwh wünscht dagegen
einen Gehorsam im R e d e n , eine treue Wiedergabe der prophetischen
Botschaft: "Din in« f^N •UTK—ltfx (22 35). Darin kommt ein wesent-
licher Unterschied zwischen heidnischer Mantik und Zauberei bzw.
Jahwäh-Prophetie zum Ausdruck. Der maV'ak jhwh warnt Bileam,
daß sein Weg ihn ins Verderben stürzt, falls er gegen IHN ist. Bileam
möchte sich reumütig und erschrocken umdrehen, er muß aber auf
einem dankbaren Hinweis auf das Problem begnügen. Will man von den zahl-
reichen einfachen 'ap (hä-'ap)- und suffigierten 'ap Stellen im Sinne 'ap = »Zorn
G o t t e s « absehen, so lassen sich über 40 'ap jahwäh-Stellen (davon etwa 15 im P t )
gegenüber bloß 3 'ap 'aslohim-Stellen (Num 22 22 Ps 78 31 Esr 10 14 suffigiert) finden.
Dies seltene Vorkommen muß an sich noch nicht dagegen sprechen, daß der 'ap
'ielohim ein stehender Ausdruck und in Num 22 22 auf Jahwäh zu verstehen sei.
4 2 Wie der alttestamentliche Erzähler auch hier uraltes religionsgeschicht-

liches Material (Motiv des redenden Tieres) frei und großzügig verwendet, sieht
man aus vielen Beispielen. In der Lebensgeschichte Mohammeds bei Ibn HiSäm (437)
erzählt jemand: ». . . Im Traumgesicht (wörtlich in dem was der Schlafende zu
sehen pflegt) — ich befand mich zwischen dem Zustande des Schlafenden und
Wachenden — sah ich einen Mann auf einem Pferde herankommen und stillstehen;
bei sich hatte er ein Kamel, das sprach . . .«. Zit. HÖLSCHER, Die Profeten, S. 40.
In der Bileam-Literatur findet man weitere Beispiele. — Also ein sprechendes Reit-
tier. Bei den Arabern wird das Wort sag', welches das Girren der Kamele andeutet,
auch von den Dämonen und inspirierten Wahrsagern gebraucht. Man kann die
Vermutung aussprechen, daß auch die Absicht des Erzählers hier die gewesen ist,
daß das Tier Bileams ein besserer »Seher« gewesen ist als sein Herr.
Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope 173

Befehl Weiterreisen. Was wird noch aus dieser Reise ? Die Spannung
der Erzählung wächst.
e) 22 36-38 — Dieses Erlebnis machte Bileam vorsichtig und un-
sicher: Nun wohl, ich bin jetzt zu dir gekommen, aber werde ich etwas
(dir Gefälliges) wirklich reden (können oder müssen) v. 38 ? Er ent-
schuldigt sich im Voraus, folgt aber Balaq auf die Baalshöhe (auf
die heilige Stätte des Ortes oder auf eine besondere Baalshöhe), um
dort nach den gewöhnlichen Zaubermaßnahmen doch einen Versuch
zu machen. Was wird mit diesem ungehorsamen und unverbesser-
lichen Wahrsager geschehen ? Die Spannung der Erzählung wird ge-
steigert.
f) 23 l-io — Daß diese Opferpraktik des Bileam ein nM und
qsm = Zauberei, magische Mantik sei, ist für den Erzähler klar und
er will dies auch demonstrieren. Eine einfache und einmalige man-
tische Handlung braucht an sich noch keine Zauberei (schwarze Magie)
zu sein. Auch die sog. »legitime Religion« des AT kennt das Orakel-
werfen, das Loswerfen. Eine solche einfache, an sich religiöse und
nicht-magische Handlung kann eine magische werden, indem man
sie so lange w i e d e r h o l t , als das erwartete Ergebnis nicht erreicht
wurde. Die Wiederholung 43 ist kennzeichnend für die Magie, die in
den Augen des Erzählers ein Gott-zwingen-wollen bedeutet. Eine
solche Anschauung bzw. Unternehmung will der Erzähler lächerlich
machen und zeigen, daß man den G o t t I s r a e l s n i c h t z w i n g e n
k a n n . »El ist kein Mensch, daß er lüge, kein Menschenkind, daß es
ihn gereute . . .« (23 19); »Keine Beschwörung haftet an Jakob, kein
Zauber an Israel« (23 23). Der magischen Wiederholung der Opfer-
praktiken entspricht die Wiederholung der prophetischen Sprüche.
Mögen die Sprüche einen Ursprung haben, welchen sie wollen, sie
sind im gegenwärtigen Zusammenhang keine sinnlosen Wiederholungen
aus parallelen Quellen, sondern sie fügen sich klimaktisch zusammen
unter der Hand des Redaktors.
Hofft Bileam wiederholt Jahwäh zu treffen; oder lügt er es bloß
Balaq vor? In beiden Fällen kann man das jhwh in seinem Munde
verstehen. (In 23 4 möchte man wegen der Vereinfachung natürlich
wieder mit © jhwh statt 'xlohim haben. Auch das gibt aber einen mög-
lichen Sinn, daß Bileam auf eine Begegnung mit s e i n e m 'xlohim
hofft, aber Jahwäh dazwischen tritt v. 5.) Der Redaktor paßt in
seiner Erzählung sehr genau auf, daß Jahwäh nicht irgendwie durch
eine solche Praktik »getroffen« und gefügig gemacht wird. Es ist also
wieder zuerst der 'xlohim Bileams, der Bileam entgegen kommt, v. 4.
Bileam beginnt seinen 'xlohim anzurufen und daran zu erinnern,
48
Zum w i e d e r h o l t e n Orakelbefragen in d e r s e l b e n Angelegenheit findet
man Stellen in der Schrift von G Ö T Z E , Die Pestgebete MurSilis (Kleinasiatische
Forschungen), 1930, Bd. I. S. 1 6 1 - 2 5 1 öfters.
174 L . M . V. P Ä K O Z D Y

daß er den regelrechten Kultus (231-2) verrichtet hat. In diesem


Augenblick t r i t t J a h w ä h d a z w i s c h e n und »befestigt« ( i j m drückt
dieses Überwältigende aus) sein Wort in Bileams Mund. Daß statt
des gewöhnlichen hdjdh d'bar jhwh 'sei . . . hier das viel kräftigere,
plastischere ¿im b'pi gebraucht wird, will sagen, daß Jahwähs Wort
ein »verbum i r r e s i s t i b i l e « ist (vgl. Am 3 8 Jer 20 9), dem auch ein
heidnischer und ganz anders gesinnter Gottesmann nicht widerstehen
kann. Bileam muß dieses Wort an Balaq vermitteln. Es ist dem Namen
nach ein in strengem Rhythmus gehaltener »Spottzauberspruch«.
(Es entspricht dem arabischen higd', das immer in der Form des
sag', des ältesten arab. Metrums, gedichtet wurde; weiteres siehe bei
GOLDZIHER.)
g) 2311-26 — Bileam muß sich entschuldigen: er konnte kein
anderes »Wort« sprechen, als das »auferlegte«. Balaq will nun, in
echt heidnischer Weise, den Versuch nicht aufgeben und durch Ände-
rung des Kultortes besseren Erfolg erzielen. Auch hierin schildert der
Erzähler das Wesen der in seinen Augen heidnischen Religion aus-
gezeichnet. Bileam will nach denselben Zeremonien wiederholt auf
sein »Elohim-Treffen« ausgehen. Jetzt aber läßt der Erzähler Jahwäh
sofort dazwischenfallen, nachdem er 23 4 f. gezeigt hatte, daß Jahwäh
nicht gezwungen erscheint. Bileam muß wieder mit Jahwähs Wort
zu Balaq zurück. Balaq fragt nach J a h w ä h s Spruch. Der Name
Jahwähs im Munde Balaqs, eines heidnischen Feindes Israels, ist sinn-
voll: der Redaktor will damit zum Ausdruck bringen, daß jetzt auch
Balaq zu ahnen beginnt, welch eine große fremde Macht Bileam gegen-
überstehen muß. Kein gewöhnlicher, alltäglicher 'selohim, sondern
dieser gefürchtete Jahwäh muß hier angekommen sein. Bileams
mäSäl erklärt auch das, weshalb auch dieser Versuch nicht nach Balaqs
Absichten hat gelingen können (man beachte, daß hier wieder — wie
in v. 8 — ' E l zur Bezeichnung Jahwähs gebraucht wird): ' E l (! = Jah-
wäh) ist keiner der seine Absichten und Verheißungen ändert; er ist
mit Jakob, es kann kein Unheil auf Israel kommen; deshalb hört man
in Israel fröhlichen Jubel über seinen König, Jahwäh (vgl. Ex 15 18
Dtn 35 5). Gott duldet keine Zauberei in und a n oder g e g e n Israel,
er läßt sich nicht dazu bringen, daß er sein Volk um heidnischer
Opfer willen verläßt usw. Seinen Willen gibt er souverän bekannt;
man hat diesen nur zu bewundern, verhindern aber kann man ihn nicht.
Balaq will darauf hinaus, daß Bileam wenigstens nicht segne, wenn
er schon Israel zu verfluchen nicht im Stande ist. Es hilft aber nichts,
Bileam ist machtlos dem Worte Jahwähs unterworfen. Balaq ver-
sucht Bileam zur Wiederholung seiner Sache zu bewegen und Bileam
gibt nach.
h) 23 27 — 2411 — Balaq empfiehlt jetzt Bileam d e n 'selohtm
des Bileam anzurufen, vielleicht kann er doch irgendwie gegen Jahwäh
Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope 175

helfen ? Der Erzähler zeigt meisterhaft die Unsicherheit und das Hin-
undherschweifen des heidnischen Menschen. Nach der Wiederholung
des Opfers und den damit verbundenen vorausgesetzten Zauber-
praktiken wird Bileam dessen endgültig bewußt, daß es Jahwähs
unabänderliches Gefallen ist, Israel zu segnen. So ging er dann nicht
mehr auf Bannsprüche und Zauberei aus, sondern »er h o b s e i n e
A u g e n auf« (der Ausdruck deutet einen Visionsempfang an) und
»sah«, weil der G e i s t d e r P r o p h e t i e (rüdh 'selohim) über ihn kam.
(Hier kann 'selohim stehen, weil der Ausdruck technisch und in gutem
Sinn gemeint ist. Auch 'el in 'imre-'el, v. i und in v. 8 als Formel-
sprache ist ganz deutlich auf Jahwäh zu beziehen.) Dieser Geist ist
J a h w ä h s G e i s t . Neu ist es in diesem Spruch, daß neben 'El auch
ein anderer Gottesname aus der Patriarchenzeit Sadddj erwähnt wird,
v. 4. Davon wird noch später etwas gesagt werden müssen.
Balaq wird schließlich wütend und jagt Bileam weg. Zornig und
höhnisch zu gleicher Zeit wirft er Bileam hin: N u n h a t d i c h (dein)
J a h w ä h (d.h. nicht ein 'selohim) u m die E h r e (d.h. Wahrsager-
lohn) g e b r a c h t ! Offenbar läßt der R Balaq denken, daß Bileam
vielleicht mit Jahwäh zusammengespielt hat. Er schickt Bileam zur
Vermeidung weiteren Unheils weg, denn der einmal ausgesprochene
Segen wirkt ja »automatisch« . . .
i) 2412 ff. — Bileam läßt sich aber nicht einfach wegschicken,
sondern sagt nochmals, weshalb ihm die Verfluchung Israels nicht
hat gelingen können. Dann fährt er mit einem neuen maSdl los. Wir
erfahren es nicht, wie er diesen mäidl bekommen hat. Dieser Spruch
hat ausdrücklich die späte Zukunft vor sich. (Ob aber w . 20-24 ur-
sprünglich von dem Endredaktor der B-P stammt, kann man mit
Recht fragen; das Ende der Sprüche bot immer eine gute Gelegen-
heit für spätere Einschübe.) Der Spruch ist eine Erklärung oder
Weiterführung von dem in 24 3-9, nicht eine Dublette. Die Gottes-
namen aus der Patriarchenzeit werden noch mit 'Eljon (v. ie) ergänzt.
Es fehlt aber *selohim ganz. Die Sprüche ergänzen sich und erklären
sich fortschreitend aus der Situation der Erzählung.
Eine besondere Beachtung verdient das Erscheinen der Gottes-
bezeichnungen aus der Patriarchenzeit. Einerseits sehen wir die
scharfe Abweisung des 'selohim des Bileam, andererseits die bewußte
E r w ä h n u n g u n d I d e n t i f i z i e r u n g v o n 'El, ['El] Sadddj u n d ['El] 'Eljon
mit Jahwäh. Dieses Problem »des G o t t e s d e r V ä t e r « kann hier
nicht aufgerollt werden, ich wollte nur darauf hinweisen, daß dem
R der B-P das Problem bewußt gewesen zu sein scheint; die Ver-
teilung der Gottesnamen der Patriarchen-Erzählungen auf die Sprüche
spricht dafür 4 4 .
44
Professor E I S S F E L D T hielt anläßlich seiner Ehrenpromotion an. der Refor-
mierten Theologischen Akademie in Budapest (Sept. 1955) einen Vortrag über die
176 L. M. v. PAkozdy, Theologische Redaktionsarbeit in der Bileam-Perikope

Zusammenfassend können wir feststellen, wie meisterhaft die


Erzählungskunst und die theologische Umarbeitungstechnik des
Endredaktors ist, der die sicher uralte mündliche und schriftliche
Überlieferung so kraftvoll und im Geiste der prophetischen Religion
zu gestalten, aus vielerlei theologisch so Einheitliches zu schaffen
Vermochte. Die Tatsache, daß der Gebrauch der Gottesnamen in
einer so langen Perikope mit ganz anderen Gründen erklärt werden
kann, als mit verschiedenen Quellenschriften, mahnt zur Vorsicht
und Elastizität, zur Bereitschaft in der Wiederüberlegung schon
gefallener wissenschaftlicher Entscheidungen. Das wichtigste jeder
alttestamentlichen Arbeit wird doch dies bleiben, daß sie den Sinn
der l e t z t e n G e s t a l t u n g des a l t t e s t a m e n t l i c h e n T e x t e s a u f -
z u d e c k e n versucht. Möge der Jubilar an dieser Arbeit noch lange
so erfolgreich wie bis jetzt mitbeteiligt sein!
(Abgeschlossen 24. VII. 1967)

Fragen des »Gottes der Väter«, der hoffentlich inzwischen irgendwo auch gedruckt
werden konnte. Aus zeit- und ortsbedingten Umständen konnte ich dies nicht fest-
stellen. — E i s s f e l d t s El and Yahweh in: Journal of Semitic Studies 1956 (1), 25—37
ist mir nur aus ZAW 1956, (68). 202f. bekannt.
Erwägungen zum israelitischen Brandopfer
Von L e o n h a r d R o s t

Wenn im Folgenden einige Beobachtungen zum israelitischen


Brandopfer vorgetragen werden sollen, so ist dabei zuerst an die
beiden Opferarten gedacht, bei denen ein ganzes Tier oder Teile eines
solchen auf dem Altar verbrannt werden. Damit fallen mancherlei
Riten des vielschichtigen israelitischen Opferkultes weg, und zwar
nicht nur alle vegetabilen Opfer, Trankopfer und Weihrauchopfer,
sondern auch alle Verbrennungen von Tieren oder Teilen von Tieren
außerhalb des Heiligtums, wie etwa die Herstellung der Asche der
roten Kuh zu Reinigungszwecken oder die Vernichtung der nicht auf
dem Altar verbrannten Teile des für die Sünde des Hohenpriesters
oder des Gesamtvolkes dargebrachten Sündopfers; denn in diesen
Fällen handelt es sich nicht um Verbrennung eines Tieres oder eines
Teils von Tieren zu Ehren einer Gottheit, sondern, so beim Sünd-
opfer, um Vernichtung eines Tieres 1 , von dem Teile zu einer kultischen
Handlung auf dem Altar verwendet worden waren, oder, wie bei der
Asche der roten Kuh, um Herstellung eines Sühnemittels, dessen Ritus
wohl aus vorjahwistischer Zeit stammt und schließlich in den Jahwe-
kult einbezogen wurde.
Eine gemeinsame, trotz ihres späten Auftretens in der Priester-
schrift alte und außerisraelitisch bezeugte Bezeichnung für das Brand-
opfer, die freilich auch die vegetabilen Brandopfer mit umfaßt, ist
iltfX. Die tierischen Brandopfer zerfallen in den n?T, bei dem nur ein
Teil des Opfers verbrannt wird, und die n^il?, in der das zerstückelte
Tier ohne die dem Priester zufallende Haut auf einmal dem Opfer-
feuer übergeben wird 2 .
Es ist längst erkannt, daß diese beiden Opferarten nicht nur in
Israel, sondern schon im vorisraelitischen Kanaan, in Phönizien und
in dessen Tochterstaat Punien bekannt gewesen sind. Die Texte von
räs ei-§amra, die Opfertafel von Massilia3 sind dafür beredte Zeugen.
Allerdings wird aus diesen Quellen auch die Sonderstellung des is-
raelitischen Kultes ersichtlich; denn weder die Vorschriften über die
opferbaren Tiere, noch die über die zum Opfer sonst zugelassenen
Materialien sind ganz identisch, und auch die Art der Darbringung
scheint ihre Unterschiede aufgewiesen zu haben. Immerhin dürften
1
Das nicht für das Ritual nötige Fleisch des Tieres wurde in diesen Fällen
nicht von den Priestern gegessen, wie es bei gewöhnlichen Sündopfern der Fall war.
2
Für die Darbringung der in nachbiblischer Zeit vgl. man die Aus-
führungen der Mischna Joma II, 3.
3
S. H . GRESSMANN, A O T S. 4 4 8 f .

Voo Ugarit nach Qumran 12


178 L. ROST

diese Verschiedenheiten durch eine abweichende geschichtliche Ent-


wicklung ausreichend erklärt werden können; denn so gewiß das
Ritual schon um seiner Wirksamkeit willen möglichst unverändert
weiter tradiert wird, so gewiß ist es auch, daß menschliches Versagen
oder irgendwelche in der Materie liegenden Schwierigkeiten zu einer
plötzlichen Abweichung führen können, die dann vielleicht maßgebend
für die Zukunft wird. Dazu ist festzustellen, daß das A T selbst gewisse
Wandlungen bei der Darbringung etwa des mt bezeugt, selbst wenn
man von dem ganz aus dem Rahmen der späteren Gesetzlichkeit
fallenden Opfer des Manöah4 und des Gideon 5 absieht. Man denke
etwa an das in die Jugendgeschichte Samuels eingearbeitete Frag-
ment 6 über tadelnswerte Abweichungen von einem alten Ritual,
das jetzt zur Motivierung des Untergangs der Eliden-Priesterdynastie
verwendet wird. So ist es kein Wunder, wenn sich schon bei der Über-
nahme der kanaanäischen Opferarten durch Israel und weiterhin im
Laufe der Jahrhunderte Abweichungen herausgebildet haben, die den
israelitischen nat und die nblS? von denen der Völker ringsum unter-
schieden. Man braucht ja nur an die mannigfaltige Ausgestaltung der
Abendmahlsfeier zu erinnern, wie sie sich bei den verschiedenen
Konfessionen und Denominationen im Lauf der fast zwei Jahrtausende
christlicher Geschichte geformt hat, hier zweifellos auf das von Jesus
selbst gestiftete Mahl zurückgehend, um trotz dieser Verschieden-
heiten das Gemeinsame zu sehen.
Während jedoch die erste Abendmahlsfeier durch die Über-
lieferung in den Evangelien als geschichtliches Faktum datierbar ist
und sich die ganze Entwicklung bis zur Gegenwart mehr oder minder
deutlich historisch erfassen läßt, liegen die Verhältnisse bei dem
Brandopfer wesentlich ungünstiger. Zwar läßt sich feststellen, daß
dem israelitischen Brandopfer das kanaanäische, phönizische, pu-
nische Brandopfer aufs engste verwandt ist. Aber die Anfänge dieser
Riten sind für uns nicht greifbar, und die gemeinsame Wurzel ist
nicht sichtbar. Sie liegt in einer bis jetzt der Geschichtswissenschaft
nicht zugänglichen Zeit.
Aber nicht nur die Zeit, zu der zum ersten Male ein Brandopfer
dargebracht worden ist, bleibt dunkel. Auch die Gruppe von Menschen,
die zuerst ihren Gott oder ihre Götter auf diese Weise verehrt hat,
entzieht sich dem Zugriff der Geschichte; denn wenn auch die bisher
genannten Völker zu den Semiten zu rechnen sind, so steht doch
wiederum fest, daß nicht alle Semiten das Brandopfer in der Form
des mt oder der ilVl» gekannt haben. Im Zweistromland wurden viele
Opfer dargebracht aus mannigfachen Anlässen. Aber zur Verbrennung
eines Opfers ist es nicht gekommen, obwohl man Riten kannte, bei

1 Jud 1315 ff. 5 Jud 617ff. • I Sam 2ia-l7.


Erwägungen zum israelitischen Brandopfer 179

denen die Verbrennung irgendwelcher Materialien als Sympathie-


oder Antipathiezauber eine große Rolle spielten. Auch bei den vor-
islamischen Arabern kennt man zwar Schlachtungen von Tieren, bei
denen dann das Blut der Gottheit zufällt oder zu apotropäischen
Handlungen verwendet wird. Aber das Tier wird nicht verbrannt.
Auf keinen Fall ist somit das Brandopfer ein semitischer Ritus, der
von den Ursemiten an die späteren Glieder dieser Völkerfamilie
weitergegeben worden wäre. Es handelt sich vielmehr bei dem Brand-
opfer um einen Ritus, der nur eine Gruppe von Semiten, die West-
kanaanäer und Phönizier, erfaßt hat, wozu nach Ausweis des ATs
auch die Moabiter, Ammoniter und wahrscheinlich auch die Edo-
miter gerechnet werden müssen. Ob auch die Aramäer dazugehörten,
ist fraglich. Die semitischen Völker, bei denen das Brandopfer bezeugt
ist, gehören alle in den Raum südlich des Taurus hinein, der im Westen
durch das Mittelmeer, im Osten und Süden durch die Wüste be-
grenzt ist.
Wenn nicht alle Semiten, sondern nur die innerhalb des eben
bezeichneten Raumes lebenden Glieder dieser Völkerfamilie das
Brandopfer kennen, könnte man die Frage stellen, ob etwa die Ober-
herren, die zeitweilig dieses Gebiet besetzt hielten, ihrerseits das
Brandopfer kannten und für seine Einführung und Verbreitung Sorge
getragen haben. Für die semitischen Bewohner des Zweistromlandes
ist diese Frage bereits weiter oben dahin beantwortet worden, daß
bei ihnen das Brandopfer in der Form des mt oder der nVl» nicht
bezeugt ist. So bleibt hier nur noch auf die Ägypter und die Hethiter7
einzugehen. Beide Völker kennen das Brandopfer nicht. Die Ägypter
bringen ihren Göttern Mahlzeiten dar, an deren Duft sie sich sättigen
sollen. Diese Gerichte werden nach einiger Zeit abgetragen, in kleineren
Portionen den 0eol -rrdpsSpoi vorgesetzt und schließlich von den
Priestern verzehrt. Auch die Hethiter kennen das Brandopfer nicht.
Wohl aber sind die griechische öucria und das OAOKCCOTCOIJCC Brand-
opfer. Und hier zeigen sich nun tatsächlich wichtige Parallelen.
R O Y D E N K E I T H Y E R K E S 8 hat gezeigt, wie weitgehend die öucrfcc dem
nat gleicht. Beide sind Mahlopfer, bei beiden werden Teile auf dem
Altar für die Gottheit verbrannt und selbstverständlich bekommt
der Priester seinen Anteil. Natürlich gibt es auch Unterschiede. In
der griechischen öuaia wird meist ein Filetstück, eingewickelt in das
Nierenfett, der Gottheit geopfert. Der israelitische MT übergibt zwar
ebenfalls das Nierenfett und das Fettnetz dem Feuer des Altars, aber
dazu die beiden Nieren. Bedenkt man weiter, daß zur Vorbereitung
der öuaia das Ausstreuen von Gerstenkörnern vor dem Altar gehört,
7 Für freundliche Auskunft über die Hethiter habe ich meinem verehrten
Kollegen H . OTTEN ZU danken.
8 Sacrifice in Greek and Roman Religions and Early Judaism., N e w York 1962.

12*
180 L . ROST

während in Israel ein Körneropfer oder eine fTTMö aus mit öl ver-
mengtem Gries dargebracht wurde, so zeigt sich eine weitere Be-
ziehung. Daß mit der öucria vielfach eine Leber- und Eingeweideschau
verbunden war, ja daß diese mantische Funktion gelegentlich wie in
Xenophons Anabasis in den Vordergrund treten konnte, ist in diesem
Zusammenhang nicht entscheidend, da es sich hier um eine sekundäre
Häufung von Riten handelt; dazu kennt der israelitische Kult zum
mindesten offiziell diese vom Gesetz abgelehnten Praktiken nicht.
Die griechische öutxia ist natürlich ebenso in die griechischen
Kolonialgebiete gewandert, wie das phönizische Brandopfer nach
Punien. Diese spätere Entwicklung kann jedoch hier unberücksichtigt
bleiben.
Während die Gleichung 113T = Oucia auf der Hand liegt, ist das
¿AoKctürcopa als Parallele zur nVw viel seltener bezeugt. Immerhin
begegnet es bei chthonischen Gottheiten. Damit aber kann vorerst
einmal versuchsweise die These aulgestellt werden, daß öucla und
¿ÄOKaÜTcopa ebenso wie PDT und nVis? ursprünglich an einem Räume
hafteten, an dem Griechen und gewisse semitische Völker irgend-
wann einmal Teil gehabt haben. Es kann sich dann nur um den
gleichen Raum handeln, aus dem p1 und olvos, und Tocöpos, ilXö
(Gerstenfladen) und ud£oc (Gerstenbrei) herstammen, alles Wörter,
die sichtlich weder ursprünglich griechisch noch semitisch sind8". Diese
Erwägungen drängen zu dem Schluß, daß das Brandopfer als TOt und
0Vi»9 einer vorgriechischen und vorsemitischen Schicht zugehört,
die, wie die Kenntnis der Rebe nahelegt, einmal südlich des Taurus
gesessen haben muß. Wie weit Teile der Inselwelt, z. B. Cypern,
Rhodos, Kreta zum Siedlungsgebiet dieser Schicht gehört haben,
soll hier nicht untersucht werden. Erst recht nicht kann hier der
Frage nachgegangen werden, ob die spärlichen Nachrichten über die
Karer das Recht dazu geben, in ihnen diese vorgriechische und vor-
semitische Bevölkerung zu sehen. Es soll hier nur die Hypothese
vorgetragen werden, daß in dem innerhalb der alten Welt nur für
Griechen, Phönizier (Punier) und Kanaanäer (Israeliten) bezeugten

8a W . BAUMGARTNER hat in der Neuen Züricher Zeitung 178 (1957) Nr. 2874
(10. 10.) auf C. H. GORDONS Entzifferung der kretiichen Schrift (Antiquity Sept.
1957) hingewiesen und zwölf Wörter herausgestellt, die im Westsemitischen nach-
zuweisen sind. M. E. gehören diese meist zweiradikaligen Wurzeln zur gleichen
sprachlichen Schicht, die einerseits in den ägäischen, andrerseits in den westsemi-
tischen Raum ausstrahlt.
» nVis: ist zwar im AT mit der Wurzel in Verbindung gebracht worden.
Man kann jedoch fragen, ob der Zusammenhang nicht ein sekundärer Versuch ist,
ein Fremdwort in das Hebräische einzufügen. Vielleicht ist auch das griechische
öAos nur Versuch einer Gräzisierung. Dann könnte
ein Übersetzungsversuch
«ein, wenn nicht die Opfertafel von Massilia dies widerriete.
Erwägungen zum israelitischen Brandopfer 181

Brandopfer dem Ritual einer südlich des Taurus beheimateten, später


von Griechen und Semiten verdrängten, Bevölkerungsschicht zu-
zuweisen ist. Das will besagen: Die Ursprünge des Brandopfers weisen
auf einen sehr eng begrenzten Raum hin. Die Eroberer dieses Raumes
übernahmen von den Unterworfenen diese Opferart und nahmen
sie in alle ihre späteren Wohnsitze mit. Die Israeliten aber überkamen
diese Opfer von den Kanaanäern.
Man kann fragen, wie das israelitische Opfer der Wüstenzeit
ausgesehen haben mag. Vielleicht darf man an das Passah denken,
bei dem ja nur das Blut dem menschlichen Genuß entzogen ist 10 .
Man könnte vielleicht auch an das Opfer des Gideon und des Manöah 11
erinnern und wird sich im Übrigen mit der Feststellung begnügen
müssen, daß der Priesterkodex in seiner späten Systematisierung
ältere Opferriten verdrängt hat, so wie er ja offensichtlich der nVl»
ein Ubergewicht über den I72T verschafft hat. Es ist sehr wahrschein-
lich, daß auch das halbnomadische Volk Israel der Wüstenzeit seine
Opfer gehabt hat. Aber es ist dank der straff stilisierten Überlieferung
kaum mehr möglich, Genaueres darüber zu sagen. Man bedenke immer-
hin, daß der Jahwist seine Vorstellung von Jahweverehrung schon
in die Urzeit zurückträgt und daß auf der anderen Seite die Priester-
schrift alle kultischen Nachrichten vor der Sinaigesetzgebung eli-
miniert und Mose zum Begründer des Opferkults der nachexilischen
Zeit macht. Das aber wird man wohl sagen dürfen, daß ri3T und fl^W,
wie sie die priesterschriftliche Gesetzgebung kennt, nicht zu den
Opferarten der Wüstenwanderer gehört haben 12 .
nat und öuaia, nbis? und öAoKccÜTcona stehen nebeneinander, ein
Hinweis darauf, daß sie bereits in die frühe vorgriechische und vor-
semitische Schicht zurückreichen. Bei den Griechen scheint das
6AoKonjrcopa nur für chthonische Gottheiten dargebracht worden zu
sein. Nachrichten aus Israel können hier nicht herangezogen werden,
da neben dem einen Jahwe kein Raum für chthonische Gottheiten
ist. Aber einige Aussagen lassen sich noch machen. Die ältesten Nach-
richten über eine nVtt? finden sich Gen 22 bei Isaaqs Opferung und
II Reg 3 bei der Opferung des erstgeborenen Sohnes des Mesa. Sie
haben ihre Parallele in der Opferung der Iphigenie in Aulis. Man wird
fragen müssen, ob die nVw ursprünglich ein Menschenopfer als Weihe
an die Gottheit gewesen ist. Wenn Artemis auf den Vollzug des Opfers
der Iphigenie verzichtet und statt ihrer das Messer des Kalchas eine
Hinde trifft, so verzichtet doch Artemis nicht auf den Menschen, den
10
Zum Passah vgl. jetzt H E R B E R T H A A G , Ursprung und Sinn der alttesta-
mentlichen Passahfeier, Luzerner Theologische Studien I (1964), S. 17 — 46.
11
Siehe Anm. 6 u. 6.
12
Doch siehe H . H . R O W L E Y , The Meaning of Sacrifice in The Old Testament,
Bulletin of the John Rylands Library, Vol. 33, No. 1, September 1950, S. 76ff.
182 L. ROST

sie entrückt und als Priesterin und damit als Gottesdienerin in ihre
Dienste nimmt. Dafür aber gewährt sie Agamemnon den günstigen
Wind, der der Griechenflotte die Ausfahrt nach Troja ermöglicht.
Isaaqs Opferung ist ausdrücklich als nVl» bezeichnet; sie hat mit der
griechischen Parallele das gemeinsam, daß Isaaqs Opferung durch
Gott verhindert wird und an seine Stelle ein Widder tritt. Doch hat
der elohistische Verfasser eine Akzentverschiebung vorgenommen,
indem er die Forderung des Opfers zu einer Prüfung des Glaubens
Abrahams macht, so daß die unmittelbare Gegengabe der Gottheit
nicht mehr erzählt wird. Aber die Parallele ist klar. König Mesa von
Moab vollzieht das Opfer. Die Gegengabe ist der göttliche *]Xp>, der die
Israeliten nötigt, die Belagerung abzubrechen. Darf man daraus den
Schluß ziehen, daß die nVl» ursprünglich ein letztes, höchstes, als
kühnes Wagnis dargebrachtes Menschenopfer gewesen ist, das das
Leben des Volkes (?) sichern sollte ? Jedenfalls zeigen die beiden
alttestamentlichen Beispiele ebenso wie das griechische, daß der
flVl» etwas Düsteres, Unheimliches anhaftet. Sie trägt nicht den
freudigen Charakter, die den MT, dieses Mahl, an dem die Gottheit
mitbeteiligt war, kennzeichnete. Bedenkt man dies, so wird die bereits
kurz angeschnittene Frage brennend, warum der nachexilische Kult
die nVlS? zum normalen Opfer gemacht hat, während der MT zurück-
gedrängt wird. M. E. ist diese Schwerpunktverlagerung einer inner-
israelitischen Entwicklung zu danken. Es ist zu vermuten, daß die
n^W in schwierigen Situationen als Opfer für das gesamte Volk, oder
auch nur für den König dargebracht worden ist, während der MT in
der vordeuteronomischen Zeit das übliche Opfer an den zahlreichen
Kultstätten gewesen ist. Es bietet ja dem Hausvater, der es darbringt,
die Gelegenheit, seine Hausgenossen und Gäste zum Fleischgenuß
zu laden. Das Opfer, mit dem Samuel Saul ehrte, um ihn am nächsten
Morgen zum König zu salben, war ein MT18, nicht anders das Opfer,
das Samuel nach der späten Überlieferung in Bethlehem darbrachte 14 .
Auch I Sam 15 und 20 6 sowie I Reg 21 ist vom MT die Rede, ver-
mutlich auch Am 2 s, um nur einige vorexilische Stellen zu nennen.
Die durch das Deuteronomium eingeleitete Aufhebung der Land-
heiligtümer nötigte dazu, die Schlachtung zu einem profanen Akt
zu erklären. Damit war dem MT weithin der Boden entzogen. Es
konnte nur noch von den Bewohnern Jerusalems und seiner aller-
nächsten Umgebung an beliebigen Tagen ausgeübt werden. Alle
andern hatten nur, wenn sie an den Festtagen nach Jerusalem kamen,
Gelegenheit, einen MT zu veranstalten. Das private Opfer trat somit
in den Hintergrund. Aber dafür wurde das zentrale Heiligtum mehr
und mehr die Opferstätte, an der die Priesterschaft das Opfer für den
11
" I Sam 912 ff. I Sam löair.
Erwägungen zum israelitischen Brandopfer 183

König und für das Volk darbrachte, anfangs wohl in Notzeiten, dann
ständig aus Angst vor hereinbrechenden Nöten, deren Drohen man
dank eines immer stärker sich ausprägenden Sündengefühls fürchtete.
Sicher hat die Exilszeit diese Entwicklung gefördert. Das Ergebnis
dieser Umschichtung liegt in der Priesterschrift kodifiziert vor: Das
tägliche Opfer wie das Festopfer ist nun die nVl».
Es sind Hypothesen, die hier vorgetragen werden. Sie seien der
Überprüfung unterbreitet.

(Abgeschlossen am 16. 10. 1957)


Qumran, the Essenes and the Zealots
B y H . H. R o w l e y in Manchester
(7 Carill Gardens, Fallowfield, Manchester 14)

The British Society for Old Testament Study is proud to number


Professor E I S S F E L D T among its Honorary Members, and at its meeting
in York in July 1957 charged me, as one of its Secretaries, to convey
to him its affectionate congratulations and good wishes on the oc-
casion of his seventieth birthday. It is therefore in the name of the
Society, as well as in my own name, that I share in this honour to one
who is so highly esteemed amongst Biblical scholars in Great Britain.
My own links with him are close and of long standing, and in his friend-
ship, as well as in his writings, I have found a constant inspiration
and enrichment.
Amongst the many subjects which his pen has illuminated is that
of the Dead Sea Scrolls. From the beginning he entered into the dis-
cussion, to which he gave a decisive turn when he drew attention to
the ancient account of Timotheus 1 , and so opened the way to the
explanation of the links between the Scrolls and the Karaites. Today
the late dates at first suggested for the origin of the Scrolls have been
almost universally abandoned 2 . The area of disagreement is now
more restricted, though disagreement is still strong within that nar-
rower area. It is the purpose of this paper to examine certain aspects
of that disagreement, to which new attention has lately been called.
After the first unjustified claim of the archaeologists to be able
to date the deposit of the manuscripts in the first Qumran cave circa
100 B. C. had been withdrawn 3 , there developed a steady consensus
of opinion that their new date in the period of the Jewish War of
A. D. 66—70, with a later pin-pointing in the year 68, was reliable.
The present writer, though he placed the Teacher of Righteousness
in the second century B. C., was at first reluctant to close the door
against a somewhat later deposit in the cave 4 , but as fuller evidence
became available he accepted this date, in common with a large number
of other scholars. It was this that circumscribed the area of disagree-
ment more than any other one factor.
As to the character of the sect, by far the most widely held view
is that it was related in some way to the Essenes. This view was early
suggested by Professor S U K E N I K , was vigorously championed by
1
Th.L.Z., lxxiv, 1949, cols. 697ff.
2
Professor Zeitlin continues to argue for a late date, but today he is almost
alone.
» Cf. R . DE VAUX, C. R. A. / . , 1 9 5 2 , p p . 1 7 3 f f .
« E. T„ lxiii, 1 9 6 1 - 6 2 , p . 384.
Qumran, the Essenes and the Zealots 185

Professor DUPONT-SOMMER, and in some form or other has become


generally accepted. It is true that not all scholars accept it, and some
accept it only with reservation. There are differences between the
practices of the Essenes, as we learn them from first century writers,
and the practices of the sect of the Scrolls, as we learn them from the
recently discovered documents. There are also some differences
between the practices indicated in the Zadokite Work and those which
appear in the Manual of Discipline. These differences have to be taken
into account, no less than the many similarities to which attention
has been drawn. It would seem most reasonable to find differences
and similarities explained by the length of time that separated the
beginnings of the sect from the first century of our era, various stages
in its history being reflected in the various sources of our knowledge.
New attention has been directed recently to the question of the
identity of the sect, and it has been linked with the Zealots, rather
than with the Essenes, with a consequent unwillingness to accept
the archaeological evidence for the end of the Qumran centre of the
sectaries in the year A. D. 68, and the consequent rejection of that
year as the latest date for the deposit of the manuscripts in the caves.
Dr. DEL MEDICO had already much earlier championed this view,
but had found little following 5 . He has now published a new work,
in which he presents afresh the view that the Teacher of Righteous-
ness was the Zealot Menahem6. Almost simultaneously, and apparently
largely independently, this identification of the Teacher of Righteous-
ness has been made b y Dr. CECIL ROTH and Professor G. R . DRIVER.
Their presentation of their argument has not yet been published
in full, though Dr. ROTH has published a short summary of his view
in The Listener1, and a much longer summary in French in Evidences*.
It is clear that there are important differences between the view of
Dr. DEL MEDICO and that of the Oxford scholars, but there are also
common elements. It is not the purpose of this paper to examine
either form of this view in full, but only to comment on certain diffi-
culties which seem to be raised by both.
Dr. DEL MEDICO is in some respects more radical in his challenge
to accepted views than Dr. ROTH and Professor DRIVER. He doubts
whether there ever were any people known as Essenes, and maintains
that the name was invented by Philo, who could have had no oppor-
6 Deux manuscrits hébreux de la Mer Morte, 1951.

• L'énigme des manuscrits de la Mer Morte, 1957. In 1936, writing with only
the Zadokite Work before him, R . EISLER maintained that the same Menahem was
the Prophet of Untruth (Occident and Orient (Gaster Anniversary Volume), p. 124).
7 The Listener, 27 June 1957, pp. 1037ff. Cf. also Manchester Guardian,
24 May, 1957. For the view of Professor DRIVER, cf. ibid., 20 June 1957.
8 Evidences, No. 65, Juin-Juillet 1957, pp. 37ff.
186 H. H. ROWLEY

tunity of first-hand knowledge of Palestinian sects, and that Pliny


created the legend of their life in the neighbourhood of the Dead Sea,
and that the oft-cited passages in Josephus dealing with the Essenes
are late interpolations, which rest in part on Hippolytus, who was
confused 9 . It would not seem quite so easy to dispose of the Essenes,
however. If it was but Pliny's imagination which created the idea of
the Essene sect living in the neighbourhood of the Dead Sea, how
does it come about that the Qumran Scrolls bring to our knowledge
a sect living in that area ? If a late interpolator of Josephus created
the passages so often cited, how does it come about that the sect
described has so much in common with the Qumran sect ? Whether
the sect of Qumran was ever known as the Essenes or not, it is re-
markable that these ancient accounts, which DEL MEDICO would
dismiss, tell us of a group of people who lived near the Dead Sea and
who cherished ideas and practices in many respects similar to those
of which we learn from the Qumran texts. This can scarcely be an
accident, with no factual connexion. Whether the passages are from
the pen of Josephus or from an interpolator, the fact remains that
they purport to tell us of a first century group of Jews whose thought
and practice was of a certain character, and that the Qumran texts
tell us of a first century group of Jews whose thought and practice
had much in common with that character. This would be even more
remarkable if the passages really came from a fourth century inter-
polator. For it would mean that a reliable tradition had persisted for
so long. The significant thing is the measure of correspondence be-
tween what we read in Josephus and what we read in the Scrolls,
when neither account can be supposed to be derived from the other.
Admission to the sect of the Scrolls was by three stages, of which
the first was of an unspecified duration, while the second and third
each lasted for a year 1 0 . Admission to the Essenes, according to the
account of Josephus, was by three stages, each of which lasted for
a year 1 1 . According to the Manual of Discipline the entrants to the
sect could not touch "the purity of the m a n y " during the first period
of their probation, and at the end of the second period they handed
their property over to the treasurer, but this was not merged in the
general property of the sect until the end of the third period 12 . Ac-
cording to Josephus, the entrants to the Essene sect were not ad-
mitted to the waters of purification until the end of their first year
of probation, and did not become full members until the end of the
third year 1 8 ; moreover, they had all things in common 14 , and this
" L'énigme, p p . 7 9 f f .
10 Manual of Discipline, col. vi, lines 1 3 if.
14
11 B. J., I I viii. 7 (ii. 1 3 7 f f . ) . Manual of Discipline, loc. c i t .
» B. J., loc. cit. " B. J., I I viii. 3 (ii. 122).
Qumran, the Essenes and the Zealots 187

accords with the provisions of the Manual of Discipline relating to the


handing over of property.
It is unnecessary here to continue through all the points of con-
tact between the Qumran community and the Essenes, as they are
described by the first century writers. But if the sect of the Scrolls
is identified with the Zealots, as it is by those who identify the Teacher
of Righteousness with Menahem, these links vanish. For the Menahem
of Josephus is a member of a group of which we have no comparable
record. We are nowhere told that admission to the Zealots was by
three stages, or that there was community of property, and we are
given no account of their ritual lustrations. Dr. ROTH claims that
the coincidences between the sect of the Scrolls and the Zealots are
too numerous to be set down to chance15, but the coincidences between
the sect and the Essenes seem more impressive.
The four coincidences which Dr. ROTH lists as beyond probability
may be briefly examined. He says that it would be necessary to sup-
pose that there were at one and the same time at Masada and at
Qumran two different groups, each with its own doctrine, and that
(1) each venerated the memory of a Teacher (of Righteousness), who
was (2) killed by a (Wicked) Priest, (3) on or near the Day of Atone-
ment, with (4) a follower named Absalom.
Here we may note that our first century testimony — unless,
with DEL MEDICO, we dismiss it — is that the Essenes lived in the
neighbourhood of the Dead Sea, and that Menahem in A. D. 66 came
to Masada and broke into Herod's armoury to secure arms for his
followers16. For the temporary presence of two groups at Qumran
and Masada, therefore, we are prepared by the independent testimony,
and since Josephus clearly distinguishes between the Essenes and
the Zealots, there is no reason to identify them. There is nothing in the
account of Josephus to suggest that Menahem had come from Qumran.
So far as the four significant points listed by Dr. ROTH are con-
cerned, it may be observed that in no account of the Zealots does
Menahem figure in a way comparable with that in which the Teacher
of Righteousness figures in the texts of the Qumran sect. Menahem
is said to be a Sophist17, but there is nothing remarkable in this.
This is held to imply that he was a teacher, but it can scarcely be held
to imply that he had in any notable way transformed the life of the
Zealots, so that one could say, as is said in the Zadokite Work of the
Teacher of Righteousness, that the sect groped in darkness till he
was raised up. The death of Menahem is recorded by Josephus18, but
there is no evidence that the Zealots "venerated his memory", as
there is in the case of the sect of the Scrolls and the Teacher of Right-
11
Evidences, loc. cit., p. 39. " Josephus, B. J., II xvii. 8 (ii. 433f.).
" Ibid. » B. J., II xvii. 9 (ii. 448).
188 H . H . ROWLEY

eousness. There is, indeed, no evidence that the Zealots thought the
death of Menahem was of more significance to the history of the world
than the death of any other.
If both the Teacher of Righteousness and Menahem were killed
by priests, this would offer no evidence for their identification, until
it were first established that both belonged to the same age. But it
is not even established that the Teacher of Righteousness was killed
by the Wicked Priest. There is evidence that he was opposed by the
Wicked Priest, and the present writer thinks it probable that the
Teacher of Righteousness was done to death 19 . But he finds no evidence
that he was killed by the Wicked Priest, and this alleged coincidence
is at best a conjectural one. Similarly with the next one. In an obscure
passage there is a reference to something that took place on the Day
of Atonement 20 , but it is extremely doubtful, to say the least, that
this passage defines the date of the death of the Teacher of Right-
eousness. Nor is the Day of Atonement mentioned in connexion with
the death of Menahem. In the Habakkuk Commentary we have an
obscure reference to something that happened on the Day of Atone-
ment ; in Josephus it is implied that the death of Menahem took place
in the month Tishri 21 . As the Day of Atonement and the month
Tishri recurred annually, it can hardly be supposed that any remar-
kable coincidence is to be found here.
Finally, the fourth of the supposed remarkable parallels will not
bear examination. The Absalom of Dr. R O T H ' S view was a supporter
of Menahem, who lost his life with his chief 22 . He could therefore not
be reproached with having failed to assist Menahem. In the Habakkuk
Commentary, the house of Absalom is attacked for failing to help the
Teacher of Righteousness when he was in difficulties 23 . The verse
which is being commented on here sufficiently indicates that the house
of Absalom is held to be guilty of treachery, and therefore to have
failed to help when it should have been counted on for help.
The whole remarkable series of parallels therefore dissolves into
nothing. We are left with only the fact that there were two groups
111
Cf. Zadokite Fragments and the Dead Sea Scrolls, 1962, p. 34.
20
Habakkuk Commentary, on ii. 15. A glance at the various translations
that have been proposed for this passage will establish its obscurity.
21
So ROTH, Evidences, loc. cit., p. 39. But R. MARCUS identifies the Greek
22
Gorpiaeus with Elul (Loeb Josephus, ii, 1927, p. 495 n.). B. J. I I xvii. 9 (ii. 448).
28
Habakkuk Commentary, on i. 13. GASTER'S rendering of this passage runs:
"This refers to the 'house of Absalom' and their cronies who kept silent when
charges were levelled against the teacher who was expounding the Law aright, and
who did not come to his aid against the man of lies when the latter rejected the
Torah in the midst of their entire congregation" (The Scriptures of the Dead Sea
Sect, 1967, p. 237).
Qumran, the Essenes and the Zealots 189

in the Dead Sea area, which is independently attested, and that these
groups both had leaders at some stage of their history, and that both
leaders were opposed by a priest and came to a violent end. For groups
of men to have leaders is not remarkable, and the opposition of a
priest is in no sense unique, while death by violence has been a common
experience in the history of man. In the case of Menahem it was
scarcely a surprising end, and certainly not one of which he or his
followers could justly complain. For Menahem was a cut-throat 24 ,
and he who takes the sword or the knife must expect to be met with
violence. Nowhere is there reason to suppose that the Teacher of
Righteousness of the Qumran Scrolls was a man of violence. His death
is thought of as the death of a martyr, whereas there is no suggestion
that the death of Menahem was, or could be, thought of in those
terms.
Even more intractable for the Menahem theory is the archaeolo-
gical evidence. If Menahem were the Teacher of Righteousness, killed
in A. D. 66, it would be impossible to suppose that the centre of the
sect was destroyed two years later, when all their literature was depo-
sited in the Qumran caves, to be recovered in our day. For in that
two years we should have to crowd the composition of several works
and their subsequent copying. Dr. DEL MEDICO recognizes this so
far as to dismiss the archaeological evidence, and to maintain that
the Qumran caves were a genizah, into which manuscripts continued
to be interred for long after the Jewish War 26 . Dr. ROTH asks only
that the conclusions of the archaeologists be modified to the extent
of a few years, to allow of the deposit of manuscripts down to A. D. 73.
This might seem a trifling extension, but in fact it is not. The
archaeological evidence indicates that after the destruction of the
Qumran centre a smaller structure on a different plan was erected
on the site. The date demarcation between these two structures is
drawn with precision in the year A. D. 68 by a series of Jewish coins
running down to that year, and a number of Roman coins dating
from that year to A. D. 7328. It seems impossible to escape the con-
clusion that the change of structural plan for the building and the
change of occupiers belonged together, and that the year 68 was the
year that saw the change. The destruction of the Qumran centre by
24
E v e n t o his fellow Zealots he appeared an unsavoury character, as may
be seen from the account of Josephus in the passage referred to.
25
L'énigme, pp. 28 ff. Dr. DEL MEDICO assigns the composition of the Manual
of Discipline t o a date after A. D. 80, the Habakkuk Commentary to circa A. D. 100,
and the Battle Scroll t o a date in the second century A. D., and supposes it was
written by a Jew of the Diaspora, who lived on the left bank of the Euphrates.
Against these positions the archaeological evidence would seem to be decisive.
* Cf. R. B., lxiii, 1966, p. 667.
190 H. H. ROWLEY

the Romans and the establishment of a Roman post on the spot would
not be surprising if the sect of those days is to be connected with the
Essenes of Josephus, since the Jewish historian tells us of the Roman
hostility to the Essenes27. On the other hand, when the Romans left
in A. D. 73, they were not driven out by enemies, and therefore the
place was not destroyed over their heads, and hence it could be reoc-
cupied in the Bar Cochba period by a group of insurgents of that age.
In accordance with this, we learn that a few coins of the rebels who
supported Bar Cochba have been found on the spot.
When it was first announced that eleven coins had been found at
Qumran, all dating from the first century A. D., and that the latest
came from the period of the Jewish War, the present writer argued
that that latest coin gave the date post quem the centre must have
been destroyed. The position is now, however, radically changed.
The Jewish coins and the Roman coins clearly indicate different
groups of people, and it is unlikely that a group which came to Qum-
ran after A. D. 73 would have brought the Roman military coins of
A. D. 68—73. The occupation of the earlier group must therefore
have terminated some time before A. D. 73, and it is not possible to
suppose that the sectaries continued in occupation down to that year.
But the evidence of the centre is valid also for the caves. That
the centre was linked with the caves is sufficiently demonstrated by
the fact that a jar like those found in the caves was found buried in
the centre, though the jars found in the caves had been declared by
the experts to be unique. Moreover, the evidence that there was a
scriptorium in the centre, where inkpots with traces of dried ink were
found, fits so well with the large numbers of manuscripts that must
have been placed in the caves, that it is virtually certain that the
manuscripts came from the centre. But even if this be denied, it can
hardly be supposed likely that after the centre had been destroyed by
Roman armies in A. D. 68, and the site occupied by a Roman guard,
the members of the sect would have continued to bring to the caves
manuscripts from other places, and particularly manuscripts on
which, ex hypothesi, the ink was scarcely dry, since they were works
so recently composed as Dr. ROTH'S theory would require.
Nor does the theory adequately account for the earlier history
of the centre. The archaeological evidence shows that the centre was
occupied from circa 100 B. C. down to A. D. 68, with the exception
of a period in the reign of Herod the Great. There is evidence that
it was damaged by an earthquake, and this is believed to be that of
31 B. C., when the centre was abandoned. The assumption that it
remained abandoned down to 4 B. C., since so few coins of the reign

17 See below.
Qumran, the Essenes and the Zealots 191

of Herod have been found, does not seem to be quite cogent, since
there is no reason why coins of every year should have been preserved.
There must have been an element of accident in the preservation of
the coins, and it could even have been that the centre was abandoned
for a very short time after the earthquake, even though it happens
that few coins of the following period were left lying about.
Since Dr. ROTH would appear to agree with the archaeologists
about this long gap in the occupation of Qumran, however, it may be
allowed for the present purpose. Now the Zealots were first organized
by Judah the Galilaean, the father of Menahem, in the reign of Herod,
and he led a rising after the death of Herod in 4 B. C. Hence Dr. ROTH
holds that the Zealots occupied the Qumran centre from that time
to their end. But this does not explain how it came about that they
found a centre ready for their occupation, or who the people were
who had occupied it for about a century before its abandonment.
The view that a historically continuous group had built the centre
in its then form, but had abandoned it after the earthquake and then
later returned to reoccupy it would explain why the buildings pre-
pared before the earthquake were suited to the occupation of the
group after it. But the view of Dr. ROTH assumes the fortunate ac-
cident that the place which so excellently suited the Zealots had been
prepared for them by a group which had disappeared without trace,
and which his theory leaves without explanation.
Further, Dr. ROTH holds that Judah the Galilaean was the or-
ganizer of the sect about the year 4 B. C., and that he was followed
in the leadership of the sect by his sons Jacob and Simon, until their
crucifixion in A. D. 46—4828. The Zadokite Work looks back on the
death of the Teacher of Righteousness, and so on this theory would
have been composed between A. D. 66 and 73. It tells us that the
sect groped in darkness for twenty years until God raised up the
Teacher of Righteousness. But according to this theory, it must have
groped in darkness for about fifty years before Menahem took the
helm. It would be surprising for this period to be so imperfectly rem-
embered so few years later. Moreover, the ascription of Menahem's
taking the lead to the time of the death of Jacob and Simon is no more
than an assumption, since Josephus records no act of leadership of
Menahem until his fatal bid for the leadership in A. D. 66.
Nothing that is recorded of the Zealots would lead us to suppose
that they engaged on a large scale in the collection of Biblical and
other manuscripts, or lived the peaceful life which is reflected in the
organization of the sect set forth in the Manual of Discipline. For the
Zealots who came into existence about the beginning of the Christian
18
Evidences, loc. cit., p. 41.
192 H . H . ROWLEY, Qumran, the Essenes and the Zealots

era were continuously eager to throw off the Roman yoke down to
the disastrous destruction of the Temple. Their thought throughout
was of war. But Josephus depicts the Essenes as men who withdrew
into the desert to follow a peaceful life of devotion, and the Scrolls
show us a group of people who fit well into this picture. Nevertheless,
the Scrolls make it plain that the sect came into existence in a time
of tension, and the Battle Scroll which they treasured probably sprang
out of that time of tension and maintained their hopes of a victorious
war in the future. If the sect came into existence in the second or
first century B. C., a long period during which they lived a peaceful
life of work and study and collected Biblical and other manuscripts
would be allowed for, whereas the Zealot theory would not allow for this.
It should be remembered that Josephus, who records the pacific
character of the Essenes, tells us that an Essene became a general in
the rebel army 29 , and also tells us how the Romans tortured the Es-
senes, who showed the utmost fortitude in their sufferings 30 . This would
suggest that in the battle against the Romans the Essenes abandoned
their peaceful ways and became the allies of the Zealots. If the Essenes
were the sect of the Scrolls, it would not be surprising that men who
had for so long cherished the Battle Scroll should feel that the hour
of destiny had at last come, and should join the rebels against Rome.
This would explain why the Romans destroyed their centre and oc-
cupied the site. It would also explain how the Copper Scroll came
to be deposited in one of the caves of Qumran. The treasure recorded
in that Scroll is far too great to be the property of a private sect,
but is not too large to be Temple treasure 81 . The inclusion of incense
is without explanation in anything we know of the sect from its own
writings, but is natural if it is a matter of Temple property. But an
inventory of Temple treasure would not be deposited with the manus-
cripts of the Qumran sect, unless the members of the sect were allied
with the defenders of the Temple. Since there is a reference on the
Copper Scroll to another copy of this inventory, this may well have
been retained by the Zealots, the duplicate copy being entrusted for
security to be hidden in Qumran.
In short, the Zealot theory fails to account for many things and
compresses too much into too short a time, whereas the theory that
the Teacher of Righteousness was a figure of the pre-Christian era
— leaving out of account the precise point in the pre-Christian era
when he may be presumed to have lived — can more naturally ac-
commodate all the evidence.
(Completed 16. 8.1967)

28 80
B. J., II xx. 4 (ii. 567). B. / . , II viii. 10 (ii. 162).
M
Cf. CH. RABIN, Jewish Chronicle, 16 June 1966.
Die Schreibfehler
in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten
in Anschluß an das textkritische Hilfsbuch
von Friedrich Delitzsch klassifiziert
Von S t a n i s l a v S e g e r t in Prag
(Praha 1 , Lizenski 4)

In dem Vorwort seines so nützlichen 1 und dennoch von den


Fachleuten etwas vernachlässigten Hilfsbuches »Die Lese- und Schreib-
fehler im Alten Testament« 2 hat FRIEDRICH DELITZSCH seine Absicht
mitgeteilt, zu den verschiedenen Rubriken von Schreibfehlern keil-
schriftliche Analoga anmerkungsweise beizufügen8. Doch hat er nur
einige Proben im Umfang von ungefähr einer Seite geliefert und auf
die vollständige Durchführung wegen Raummangels verzichtet; diese
Aufgabe hat er als Anregung den jungen Assyriologen hinterlassen.
Der vorliegende Beitrag gibt ein solches Vergleichsmaterial, aber
nicht aus den Texten in syllabischer Keilschrift, sondern aus den
alphabetischen Keilschrifttexten von Ugarit. Diese Schriftart ist der
althebräischen Buchstabenschrift in ihrem Prinzip gleich. Auch die
Sprache dieser Texte ist in vielen Hinsichten dem Hebräischen näher
als das Akkadische, obwohl jetzt von manchen Semitisten ihre Zu-
gehörigkeit zu der kanaanäischen Sprachgruppe bestritten wird 4 ;
daneben berühren sich die ugaritischen Gedichte inhaltlich und
stilistisch, j a sogar auch wörtlich, mit der älteren Poesie des ATs.
Somit kann dieses Vergleichsmaterial, von dem freilich FRIEDRICH
DELITZSCH nicht wissen konnte, da die Texte erst im Jahre 1929 ent-
deckt wurden, die von diesem Gelehrten gestellte Aufgabe vielleicht
zu lösen 'helfen.
Der Zweck dieses Beitrages ist, die Art der Fehler in den alt-
testamentlichen Texten mit Hilfe von literarischem Material, das
weder zeitlich noch räumlich noch seiner Schreibart nach von der
ältesten hebräischen Poesie abweicht, etwas verständlicher und an-
schaulicher zu machen. Da es sich um Texte handelt, die ungefähr
vom Ende des 13. Jh. v. Chr. im Hügel von Ras Samra verschüttet
lagen, können sie für die Textkritik der alttestamentlichen Schriften,
die von mehreren Redaktionen bearbeitet und durch eine lange und
bei aller Sorgfalt doch entstellende Überlieferung vermittelt wurden,
1 Vgl. die Besprechung von O. E I S S F E L D T , Deutsche Literaturzeitung 43,

1922, S. 2 4 7 - 2 4 8 .
2 Berlin und Leipzig 1920.

» S. I V . - V .
4 C. H. GORDON, Ugaritic Manual, § 14. 4 und 8.

Von Ugarit nach Qumran 13


194 ST. SEGERT

einige methodische Winke liefern. Daher sind die einzelnen Fehler


womöglich nach dem Schema, das DELITZSCH in seinem Hilfsbuche
verwendet hat, angeordnet. Inwieweit diese Zusammenstellung auch
für die Textkritik der ugaritischen Keilschrifttafeln sich nützlich
erweisen wird, mögen die Fachgenossen beurteilen.
In der nachfolgenden Klassifikation werden nur die literarischen Keilschrift-
texte aus Ugarit berücksichtigt; die hippiatrischen Anweisungen5 können zwar
zur Literatur gerechnet werden, aber ihre Sprache mit zahlreichen Fremdwörtern
weicht von den genuin semitischen Gedichten ab. Die Briefe verwenden zwar oft
recht schöne literarische Wendungen 6 , für ihre Schreibung muß man dennoch mit
anderen Gewohnheiten rechnen als bei den längeren Gedichten.
Die textkritische Arbeit an den ugaritischen Keilschrifttafeln ist
für die Forscher, die nicht einen direkten Zutritt zu den Originalen
haben, erheblich erschwert. Die Texte wurden zwar mit vorbildlicher
Präzision und in verhältnismäßig kurzer Zeit in Autographie und
— mit Ausnahme der Funde vom Jahre 1929 — auch in verläßlicher
Transkription von CHARLES VIROLLEAUD herausgegeben7, aber ihr
Erhaltungszustand ist oft so schlecht, daß es auch dem sorgfältigen
Herausgeber nicht immer vergönnt ist, die richtige Lesung schon
beim ersten Male zu finden; oft wurde erst durch nachträgliche Mit-
arbeit der anderen Forscher, die freilich nur durch die dankenswert
schnelle Veröffentlichung ermöglicht wurde, die richtige Lesart er-
mittelt. Welche Bedeutung die Unsicherheit auch nur in einem Buch-
staben zur Folge haben kann, hat sich im Artikel von OTTO EISSFELDT
über die Göttin Tanit und besonders in der ihm folgenden Korrrespon-
denz sehr klar gezeigt8.
In dem vorliegenden Beitrag sollen nicht die Fehler oder Differenzen der
modernen Herausgeber und Ausleger berücksichtigt werden; bei der Unsicherheit
der Lesung ist aber ohne Prüfung des Originals oft schwer zu entscheiden, ob es
sich um einen durch den Schreiber im Altertum verschuldeten Fehler handelt, oder
ob da nur eine durch den schlechten Zustand der Täfelchen bedingte Unsicherheit
vorliegt 9 . Die Grenze zwischen diesen beiden Arten ist insofern verwischt, als die-
selbe Unsicherheit, die die modernen Gelehrten in der Lesung behindert, bereits
die alten Abschreiber von Ugarit irreführen konnte 10 .
4 Nr. 65 und 66 (nach E I S S F E L D T und G O R D O N ) .
6 So besonders Nr. 6 4 (nach E I S S F E L D T und G O R D O N ) .
7 Die bibliographischen Angaben: O . E I S S F E L D T , Bestand und Benennung

der Ras Schamra Texte, ZDMG 96, 1942, S. 507—539, fortgesetzt von J . A I S T -
L E I T N E R , Untersuchungen zur Grammatik des Ugaritischen (Berlin 1964), S. 165
bis 185; C. H. G O R D O N , Ug. Manual S. 6—11.
8 O . E I S S F E L D T , Baal Hammon und Tanit, Forschungen und Fortschritte"l2,
1936, S. 378ff.; 'Anat oder Tanit?, OLZ 40, 1937, Sp. 598—600; jetzt auch: Ras
Schamra und Sanchunjaton, S. 36 — 39, 49—61.
• Die neue Edition der in den Kampagnen 1 9 2 9 — 1 9 3 9 gefundenen Texte von
Mlle A N D R É E H E R D N E R ist für das Jahr 1 9 6 7 angekündigt.
« Vgl. unten S. 206, 133, Nr. 4.
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschriften 195

In manchen Fällen ist nur schwer zu unterscheiden zwischen dem Schreibfehler


und einer phonetischen oder stilistischen Variante; auch dialektische Unterschiede
können hier eine Rolle spielen 11 . Aber auch da ist die Grenze verwischt, da die
veränderte Aussprache oder literarische Mode den alten Schreiber zu einer Ver-
änderung gegenüber einer bereits damals altertümlichen Vorlage verleiten konnte.
Eine wertvolle Stütze bieten die parallelen Abschnitte, die in den ugaritischen
literarischen Texten sehr oft vorkommen. Ähnlich wie in Homers Gedichten und
in den Volkserzählungen pflegen die gleichen Vorgänge mit gleichen Worten ge-
schildert zu werden, die relative Anzahl der stereotypen Verse ist weit größer als die
bei Homer. Dieser Umstand wurde von den Herausgebern und von den anderen
Forschern erfolgreich ausgenützt. Eine systematische Untersuchung dieser Ab-
schnitte in den bis 1938 veröffentlichten Texten wurde von F. ROSENTHAI, unter-
nommen 1 *, der sich um die Erklärung der Varianten in den Parallelabschnitten mit
Erfolg bemüht hat, und zwar nach ihren verschiedenen Aspekten. Der vorliegende
Beitrag verfolgt nur die eigentlichen Schreibfehler, wobei freilich auch andere
Gesichtspunkte manchmal geltend gemacht werden.
Eine sehr nützliche und instruktive Zusammenfassung der öfter
vorkommenden Buchstabenvertauschungen und -auslassungen sowie
anderer Schreibfehler hat C. H. GORDON bereits in der ersten Fassung
seines Handbuches geliefert und mit Beispielen belegt 18 ; sie wurde
in die weiteren Bearbeitungen ohne größere Veränderungen über-
nommen M .
E r berücksichtigt dort gleichmäßig auch die nichtliterarischen
Texte, während die vorliegende Untersuchung nur auf die literarischen
Texte beschränkt ist. Die Verbesserungsvorschläge in der wissen-
schaftlichen Literatur — soweit zugänglich — wurden geprüft, aber
nur die äußerlich gut bezeugten, meistens solche, die durch parallele
Stellen unterstützt wurden, aufgenommen. Dabei wurde — dem
Zweck des Aufsatzes entsprechend — eher ihr illustrativer Wert in
bezug auf das AT als ihre Bedeutung für die Konstituierung der
ugaritischen Texte berücksichtigt 16 .
Im folgenden bezeichnen die halbfetten Ziffern am linken Rand
die Abschnitte des textkritischen Hilfsbuches von DELITZSCH (siehe
Anm. 2). Die Stellen der ugaritischen Texte sind sowohl nach dem
11 Vgl. C. BROCKELMANN, Kanaanäische Miscellen, Festschrift Otto Eißfeldt
(HaUe 1947), S. 6 1 - 6 3 .
" Die Parallelstellen in den Texten von Ugarit, Orientalia 8,1939, S. 213—237.
u Ugaritic Grammar (1940), §3.17-30.
14 U g . H a n d b o o k (1947), § 4. 1 6 - 3 0 ; U g . M a n u a l (196B), § 4. 1 3 - 2 7 .
16 Fortlaufend wurden nur die neueren Editionen und Bearbeitungen berück-
sichtigt: C. H. GORDON, Ug. Manual, (Roma 1966) §16, aus dem Ug. Handbook
(1947) übernommen und mit Berichtigungen versehen; TH. H. GASTER, Thespis
(New York 1950), bes. S. 447—453; G. R . DRIVER, Canaanite Myths and Legends
(Edinburgh 1966). — Die bei den Emendationen angeführten Namen von Gelehrten
werden nach den benützten Editionen mitgeteilt, sie sollen lediglich über die jetzt
gangbare Meinung von der betreffenden Textstelle informieren.

13*
196 S T . SEGERT

System von EISSFELDT als auch nach dem von GORDON zitiert (siehe
Anm. 7).
1—12 A. Fehler i n f o l g e der t r e n n u n g s l o s e n Wort- und
Satzschreibung.
Der entsprechende Abschnitt des Buches von DELITZSCH beruht
auf der Voraussetzung, daß die alttestamentlichen Texte einmal ohne
Wort- und Satztrennung, in der scriptio continua, geschrieben wurden.
Die Mehrzahl der althebräischen Siegelinschriften und einige Ostraka
sind tatsächlich so geschrieben, aber in den zusammenhängenden
Texten werden Trennungszeichen verwendet. Der Kalender von Gezer
setzt senkrechten Strich zur Bezeichnung des Satzendes inmitten der
Zeile ein. Die althebräische Inschrift im Tunnel von Siloah und die
moabitische Inschrift des Königs Mesac weisen Worttrennung durch
Punkte auf. Auch die später gefundenen Ostraka von Laki§ haben
die Worte durch solche Zeichen getrennt.
Die ugaritischen literarischen Texte sind mit Hilfe eines Trennungs-
zeichens in Form eines kleinen senkrechten Keiles in Worte getrennt16 ;
die Verwendung dieses Zeichens ist zwar in Einzelheiten nicht konse-
quent, besonders bei den einkonsonantischen Präpositionen und
Konjunktionen b, l, k, w und ihren um ein -m bzw. -n erweiterten
Formen.
5a Eine falsche Verwendung des Trennungskeiles inmitten des
Wortes kommt nur selten vor:
1. I = 1 Aqht: 170 ym.gyn (vgl. GORDON, Ug. Manual § 4, 24).
D
2. I I D = 2 Aqht: I I : 2 6 bbt. hgktrt, zu lesen nach G O R D O N : bbth. ktrt, vgl.
auch 134b, Nr. 1.
3. II K, II = 126: 77 tr. ht[, vielleicht richtig trh nach der Z. 74.
Eine Untersuchung über die Worttrennung in den ugaritischen
Texten wäre zwar an sich von Nutzen, obgleich dabei nur die auf den
den ersten Blick auffallende Inkonsequenz bestätigt würde; für unseren
Zweck wäre aber eine solche Zusammenstellung im Vergleich zu dem
dafür nötigen Raum nur wenig ausgiebig17.
Dasselbe gilt auch für das Verhältnis zwischen den Wort- und
Zeilenenden; die Worte gehen oft aus dem Ende einer Zeile in den
Anfang der folgenden über, obwohl im allgemeinen die Tendenz be-
merkbar wird, eine solche Worttrennung womöglich zu vermeiden18.
Zur Einteilung der Texte in Sinnabschnitte werden in einigen
Tafeln waagerechte einfache und doppelte Linien verwendet (be-
sonders zahlreich in SS = 52), die meistens richtig gesetzt werden.
12 Als eine Parallele zur falschen Vers- und Kapiteleinteilung im
AT könnte höchstens I K = Krt: 104 angeführt werden, wo aber
" GORDON, Ug. Manual § 4 . 2 3 .
17
DRIVER a. a. O . (Anm. 1 6 ) , hält die Inkonsequenzen der Wortteilung für
Fehler, z. B. S. 30, 32, 38 unten. » GORDON, Ug. Manual § 4. 26.
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten 197

die Einteilung durch die Ausfüllung des Raumes in der Kolumne


bedingt wurde.
13—82 B. Mängel bzw. C. F e h l e r der V o k a l b u c h s t a b i e r u n g .
D. F e h l e r der V o k a l b u c h s t a b i e r u n g bzw. P u n k t i e r u n g .
Diese Art von Fehlern kommt in den alphabetischen Keilschrift-
texten von Ugarit kaum vor. Hierher mögen vielleicht einige In-
konsequenzen in der Verwendung der drei vokalhaltigen Alephs ein-
gereiht werden, bei denen aber sehr schwer zu entscheiden ist, ob es sich
um verschiedene Aussprache, oder um eine in den Grenzen der nicht
ganz systematisch durchgeführten Vokalbezeichnung sich befindende
Variante oder um einen eigentlichen Fehler handelt.
a—u 1. V AB, C = 'nt: III: 21 tant. VI AB - 'nt: pl. ix: I I I : 14 tunt. Vgl.
die Erwägungen von ROSENTHAL a. a. O. (siehe Anm. 12), S. 225.
i—a 2. III AB, B = 137. Z. 23 rütkm, Z. 24—25 rtf[t]km. Dagegen Z. 27
raitkm, Z. 29 raithm. (Der Text liegt nur in Transliteration in GORDON,
Ug. Handbook bzw. Manual, vor.)
Ein Problem für sich, das aber nur teilweise in die Behandlung
der Schreibfehler gehört, ist der vermeintliche Versuch, die Vokale
in einigen Ortsnamen mit Hilfe der Konsonantenbuchstaben bzw.
der vokalhaltigen Alephs, zu bezeichnen.
1. I AB, 1 1 6 = 62: 16 b$rrt. fp'n. Das ' wird für Versuch der Vokal-
bezeichnung gehalten, so DRIVER, Semitic Writing 2 (London 1954),
S. 2 2 6 — 2 2 6 . GORDON s t r e i c h t d a s *. H
a 2. I K = Krt: 213 !(a)rna. Das erste a ist unterhalb der Zeile geschrieben.
Im Parallelabschnitt Krt: 110 ist dieses Wort in der Form i m über-
liefert.

8 3 - 1 4 7 E. S c h r e i b f e h l e r .
83—88 I. I r r i g e D o p p e l s c h r e i b u n g e n .
84a 2. a) eines Wortes, a) in unmittelbarer Aufeinanderfolge
1. II AB = 51: III: 19 btf. wdbh. wdbh, das zweite wdbh ist zu streichen,
la. Vgl. 9 2 , Nr. 2 .
85a 2 b) zweier Wörter, a) in unmittelbarer Aufeinanderfolge
1. II D = 2 Aqht: VI: 30 kyhwy. y'Sr. hwy y'Sr, zu streichen: hwy y'Sr.
86a 2. c) dreier Wörter, a) in unmittelbarer Aufeinanderfolge
1. I K = Krt: 73 'l.l?r. [mg]dl 74 w'l. Ifr. [mg]dl. rkb. Z. 73 ist zu
streichen, sie wurde vom Schreiber mit der Verbesserung w'l wieder-
holt (Z. 74), doch das Falsche wurde nicht gestrichen.
Diese Art von Fehlern ist im allgemeinen durch die Nachlässig-
keit des Schreibers zu erklären, der aus der schriftlichen Vorlage die
ähnlichen Buchstaben bzw. Wörter nochmals wiederholt. Dagegen
kommen solche Fehler bei der Diktierung nicht so oft vor, sind aber
nicht ausgeschlossen.
198 ST. SEGERT

89—96 II. A u s l a s s u n g e n und U m s t e l l u n g e n .


89—94 1. Auslassungen.
89—90 a) von Buchstaben,
89a a) eines von zwei gleichen, einander unmittelbar folgenden Buch-
staben
d 1. I* AB = 67: III: 19 yd. bqrb, zu lesen: ydd, Z. 10 und 26.
m 2. I AB = 49: VI: 30 bn. ilmt, zu lesen: bn. Um. mt, ib.: II: 13, 25, 31 u. a.
r 3. SS = 62: 48 .w§hrt. Iphmm, zu lesen: wfhrrt, Z. 46.
I 4. I D = 1 Aqht: 37 dl. gzr, zu lesen: all. gzr, Z. 48.
89b Von zwei gleichen unmittelbar folgenden Buchstaben
yy 1. I * A B = 6 7 : I : 25 a-yn, statt a(r)yy. yn ( G A S T E R , GORDON, D R I V E R ) ;
vgl. aryy Z. 23.
dn 2. I D = 1 Aqht: 6 1 ydnil, zu lesen: ydn. dnil (CASSUTO, GASTER, E I S S -
FELDT, D R I V E R ) , v g l . ydnh, Z. 6 8 .

90 ß) eines sonstigen Buchstaben


90a [am Wortanfang]
k 1. I AB = 49: II: 22 'dbnn ank. imr. bpy, zu lesen: himr, vgl. klli Z. 23.
b 2. II AB = 61: VI: 36 aliyn. b'l. hty bnt, zu lesen: bhty, vgl. hkly, Z. 37.
90b [in der Wortmitte]
p- 1. I AB = 49: I: 21 Itpn. iidi\d, zu lesen: dpid, ib. III: 10, 14 u. a.
y- ? 2. II A B = 61: V: 70 uitn. qlh, zu lesen: wytn, ähnlich wie y'dn Z. 69,
ykllnh Z. 7 2 (VIROLLEAUD).
y- ? 3. II K, VI = 127: 20 wlhm statt wylhm, ähnlich wie wytrm, Z. 21
(VIROLLEAUD, D R I V E R ) . Hier und vielleicht auch im vorhergehenden
Beispiel scheint aber der überlieferte Text richtig zu sein, das Fehlen
des Präfixes y- kann durch die Konjunktion w- verursacht werden.
a- 4. I D = 1 Aqht: 214 bat. bhlm statt bat. bahlm, vgl. lahlm Z. 212, 222.
Sind hier auch phonetische Faktoren (Elision des Aleph) wirksam ?
-p- 6. VI AB = 'nt: pl. x : IV: 13 Itn statt itpn, vgl. oben 1.
-p- 6. II D = 2 Aqht: V: 5 ahn. gzr statt aphn, Z. 14, 34. Durch Ähnlich-
keit von p (zwei horizontale Keile) und h (drei Keile) veranlaßt, vgl.
102, B l .
-p- 7. I K = Krt: 113 bnk. übt statt bnpk Z. 216. Durch Ähnlichkeit von p
(zwei horizontale Keile) und k (beginnt mit zwei horizontalen Keilen)
veranlaßt, vgl. 102 D. 1.
-/- 8. I D = 1 Aqht: 69 bakt, lies: baklt Z. 72.
-f- 9. III Rp. A = 123: 26 btlmm, lies: -tltm 122: 7.
90c [am Wortende]
-m 1. I» AB = 67: II: 14 lytn. pn., lies: pnm I: 10.
-m 2. I AB = 49: III: 24 Inrt. il. ipi, lies: Um, IV: 32, 41 u. a.
-m 3. II AB = 61: VI: 42 wmria. il. 'glm, lies: Um, 124: 13.
-n 4. I* AB = 67: V: 17 aliy. b'l, lies: aliyn, II: 10, vgl. 17. Durch aliy.
qrdm 67: II: 10, 18 veranlaßt.
-n 6. I AB II: 2 = 62: 2 gr. bab. td, lies: babn, vgl. 67: VI: 17 gr. babn. ydy.
-n 6. II AB = 61: VII: 64 b£lmt, lies: bn. glmt nach Frgm. zu 61, Z. 7.
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten 199

-n 7. I I I D, I = 3 Aqht: obv. 7 ytb. ytp.; I I I D, I = 3 Aqht: obv. 16 Ib. ytp.


Hier wird vielleicht statt der vollen Form des Namens ytpn eine hypo-
koristische verwendet.
-t 8 . I I AB = 6 1 : I : 1 7 pdry. bar, lies: bt ar, vgl. Z. 1 8 tly. btrb. Vielleicht
durch graphische Ähnlichkeit von t und des nachfolgenden a veran-
laßt, vgl. unten 102, A 1.
-t 9 . V AB, B = ' n t : I I : 3 7 Itlhn. hdmm, vielleicht richtiger Itlhnt ( D R I V E R ) ,
vgl. tlhnt, Z. 2 1 , 3 6 . Anscheinend durch Ähnlichkeit von t zum vorher-
gehenden » veranlaßt, vgl. unten 102, A 1.
-t 1 0 . S S = 6 2 : 3 6 yi.bbth vielleicht richtiger ySt ( V I R O L L E A U D , G O R D O N ,
D R I V E R , vgl. ySt\lphm, Z. 38—39.
-t 11. I D = 1 Aqht: 109 tqln. th p'ny, lies: tht. p'ny, Z. 124, 138, vgl. auch
Z. 116, 130.
-t 12. I I D = 2 Aqht: I : 32 [ A ] I b ' y n , statt kib't, I I : 6, 20.
-t 13. I K = K r t : 16 tar. um. akn. Ih, vielleicht richtiger umt Z. 6 (GINS-
BERG, DRIVER). Vgl. oben Nr. 8. (Das nachfolgende a ist vielleicht
in t (tkn) zu ändern, vgl. unten 102, A 1, Nr. 3.)
-y 14. I I AB = 61: I V : 67 mtb. arf bt y'bdr (hinter dem § anscheinend eine
Rasur); zu lesen: ar$y, vgl. I : 1 9 ar$y, auch: pdry Z . 6 5 , tly Z . 6 6 .
-r 1 5 . I V A B = 7 6 : I I I : 7 kdrddyknn, zu lesen: kdrdr. dyhnn (GINSBERG,
EISSFELDT, DRIVER).
-f 16. VI AB = 'nt: V I : 18 Ip'n. kt, lies: ktr, vgl. Z. 21.
-r 17—18. I D = 1 Aqht: 108 u. 123 b'l. ytb. b'l. ytbr, auch im ersten Falle
soll ytbr heißen, wie in den Z. 137 u. 149. Die richtige Lesart setzt
sich zuletzt durch.
-5 19. I I AB = 51: I V : 37 bk. statt bks, vgl. 67: I V : 16.
-S 20. I I AB = 61: I V : 8 ySm'. qd. wamrr statt qdi Z. 13.

Für diese Fehler ist die ugaritische Keilschrift verhältnismäßig


empfindlicher als z. B. die altkanaanäische Linearschrift. Bei der
beschränkten Anzahl der verwendeten Keile sind oft einige Buch-
staben den Teilen von anderen sehr ähnlich, siehe die Zusammen-
stellung der ugaritischen Buchstaben nach ihrer graphischen Struktur
unten S. 2 0 3 - 2 0 4 .
ROSENTHAL (siehe Anm. 12, S. 2 1 7 ) führt aus den Parallelstellen
sechs Wörter an, in denen das -h am Ende fehlt; es handelt sich hier
aber eher um grammatische oder stilistische Varianten als um Schreib-
fehler.
Es fällt auf, daß einige Buchstaben am Wortende verhältnis-
mäßig oft ausgelassen werden. Bei dem -m, -n und -t handelt es sich
meist um Morphoneme, die zur Bildung der Endungen dienen; daher
können sie verhältnismäßig leichter sowohl beim Abschreiben als auch
beim Abnehmen des Diktats übergangen werden als die Wurzel-
konsonanten. öfter kommt die Auslassung von r am Wortende vor,
wobei sich nicht mit Sicherheit bestimmen läßt, ob dies im absoluten
Auslaut geschieht. Es ist zu fragen, inwieweit diese Auslassung durch
schwache Aussprache dieses Vibranten verursacht wurde. Für eine
200 ST. SEGERT

solche Elision sind zahlreiche Fälle aus den späteren aramäischen


Dialekten zu verzeichnen, ohne weitere Zwischenbelege würde es
aber zu kühn sein, zwischen diesen beiden Erscheinungen eine Ver-
bindungslinie zu ziehen. Wenn es sich aber um eine durch Substrat
bewirkte Eigentümlichkeit handelt, so kann diese mehrere Jahr-
hunderte in einem Gebiete überdauern, ohne in der so zähen und
konservativen semitischen konsonantischen Orthographie sichtbar
zu werden.
9 1 - 9 2 b) von Wörtern.
92 ß) eines oder mehrerer nicht gleicher Wörter
1. NK = 77: 15 Iktrt hll snnt, zu ergänzen: Iktrt bnt hll nach den Z. 6
und 40—41.
2. III D, I = 3 Aqht: obv. 13 tmfch. qs'th. GASTER will nach dem Sinn
(Z. 12: at. '[/ qith] )nach dem Worte tmlx^h noch tmfifk. '/, DRIVER
nur 'l ergänzen. (Dieser Fehler könnte auch unter die Nr. 84a ein-
gereiht werden.)
3. I D = 1 Aqht: 139 hm. it. Smt. it (140) 'fm, zu berichtigen nach den
Z. 110 und 126: hm. it. 'm.
93 y) größere Auslassungen
1. II D = 2 Aqht: I I : 17 ztr. 'my. l'pr. Irrig wurde statt lar$ das sach-
lich ähnliche l'pr gleich nach 'my geschrieben. Zu berichtigen nach
den Parallelstellen: ztr. 'my. lar§, ml$u. q(rh. l'pr, vgl. I: 28—29;
46.
2. I AB = 62: I : 5 - 6 ; bmt (6) b'l. mt; vgl. mit 67: VI: 2 2 - 2 3 : bmt.
yiu.gh wy$h (23) b'l.
3. II AB = 61: VI: 4 im', m'. laliyn. b'l; vgl. V: 121. In der Parallel-
stelle noch V: 122: bn.lrkb. 'rpt.
4. I K = Krt: 90—91 bpi. dbl. spr (91) tnn. dbl. hg. Fehlt indem Parallel-
abschnitt nach der Z. 179.
5. I K = Krt: 148-149 thgrn [ ](bld)m (149) ailw.bfp. 'nh. Fehlt in
dem Parallelabschnitt nach der Z. 295.
Auch in anderen Stellen liegt eine Auslassung vor, wie es die
Vergleichung mit dem parallelen Abschnitt bezeugt. Einen Fehler
hier aber gleich zu sehen, ist nur in vereinzelten Fällen möglich (vgl.
Nr. 1), wo die Auslassung per homoioarkton (die Präpositionen 1-)
mit größter Wahrscheinlichkeit zu erklären ist. An sich sind solche
Fälle durch Aberration in der geschriebenen Vorlage verschuldet,
entweder seitens des Abschreibers oder auch vielleicht durch den
Diktierenden. Die meisten hier angeführten Auslassungen sind im
Umfang von einem (Nr. 2—3) oder zwei Versen (Nr. 4—5); manch-
mal ist schwer zu entscheiden, ob es sich um eine Nachlässigkeit
handelt, oder ob der Vers aus bewußten stilistischen oder sachlichen
Gründen übergangen wurde; auch die Möglichkeit der Hinzufügung
in dem parallelen Abschnitte kann in Betracht kommen. Während
die nicht zahlreichen früher genannten Fälle durch die Ähnlichkeit
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten 201

von Wortanfängen bzw. -enden auf einen typischen Abschreibefehler


hinweisen, sind die ausgelassenen Verse eher durch eine Diktierung
nach dem Gedächtnis zu erklären; es müssen aber in jedem einzelnen
Fall auch die kompositionstechnischen Gründe erwogen werden.
9 5 - 9 6 2. U m s t e l l u n g e n .
95a a) von Buchstaben, a) innerhalb eines Wortes
1. II AB = 51: V: 103 yahl htr. uifrss, vielleicht zu verbessern in ylah
(CASSUTO, DRIVER).
2. I I D = 2 Aqht: I : 6 ynl. hn. ym, statt yln, vgl. Z. 16. (Durch
phonetische Beziehungen von n und l bedingt.)
3. I K = K r t : 8 mlh. itdb. dtb', zu ändern in itbd, vgl. yitbd Z. 24 ( G I N S -
BERG, DRIVER).

96b b) von Wörtern (Vertauschung von zwei Wörtern innerhalb eng


zusammengehöriger Wortfolgen)
1. I K = Krt: 131 wng. mlh (132) Ibty. rhq. krt (133) Ihfry
279 rhq. mlh Ibty (280) ng. hrt Ihfry.
Scheinbare Umstellungen, die durch nachträgliche Hinzufügung
von vergessenen Wörtern erfolgten, werden im Zusammenhang mit
den Randnoten behandelt, vgl. 157, Nr. 1.
86e [c) von ganzen Versen]
1. II D = 2 Aqht: II: 6—6 afrd. ydh. bihrn [6) m'. msk. klb't. yn. In
den Parallelabschnitten stehen die entsprechenden Verse I : 31—33
und I I : 19—22 hinter dem mit spu beginnenden Stich, hier vor ihm.
2. V AB, C = ' n t : I I I : 2 1 - 2 5 ; vgl. mit V AB, D = ' n t : I V : 5 9 - 6 2 .
Vgl. auch die Bemerkung zu II. 1. b) y), unter dem Abschnitt 93.
97—101 III. F a l s c h s c h r e i b u n g v o n B u c h s t a b e n u n d W ö r t e r n ,
durch Benachbartes veranlaßt.
9 7 - 9 8 1. Buchstaben
97 a) durch einen anderen Buchstaben zu ersetzen.
97a a) der Schreibfehler durch Folgendes veranlaßt
/—»? 1. I I I AB, B = 137: 20 th. gr. II. G A S T E R und D R I V E R schlagen il vor.
E I S S F E L D T fordert Nachprüfung des Originals, da der Text nur in
Transliteration veröffentlicht ist (El im ug. Pantheon, S. 33, Anm. 3).
n—M? l a . V AB, D = ' n t : I V : 84 ybnt. Falls D U S S A U D und D R I V E R mit der
Interpretation »Schwägerin« recht haben, sollte hier entweder Fehler
— durch graphische Ähnlichkeit von n und t veranlaßt — für ybmt
oder Assimilation von w z o n vorliegen. Siehe noch 142a, Nr. 3.
m—bl 2. V AB, C = ' n t : I I I : 9 lymmt.limm. Fehler oder Assimilation vgl.
unten 142 a, Nr. 2 b.
97b ß) durch Vorhergehendes veranlaßt
l—m 1. I * A B = 67: V : 16 wtd' ill, zu lesen: ilm ( V I R O L L E A U D , G O R D O N ) .
a—n 2. V AB, Var. A = 130: 21 waak. ib-, lies: ank ( V I R O L L E A U D , GORDON).
Auch graphische Ähnlichkeit der vertauschten Buchstaben, vgl. 102.
A. 1.
202 ST. SEGERT

b—m 3. I K = K r t : 1 1 3 bbqr ( 1 1 4 ) mmlat, a n s c h e i n e n d F e h l e r f ü r bmqr, vgl.


Z. 216—217 wb\mqr. Vielleicht auch phonetische Assimilation wirk-
sam. Siehe 142a, Nr. 2a.
b—l 4. I I K, VI = 127: 2 5 yib.bhkl, GORDON l i e s t Ihkl analog zu Z. 2 2
ytb. krt. l'dh, Z. 2 3 ytb. Ihsi mlk.
t—m 6 . I I I K = 1 2 8 : I : 4 krt. tswnh, VIROLLEAUD u n d GORDON: tnsumh n a c h
Krt: 125. Anscheinend hat der Schreiber den senkrechten Keil bei dem
zu schreibenden m vergessen, der allein geschriebene waagerechte Keil
liegt höher als bei dem vorhergehenden /; somit gehört vielleicht dieser
Fehler unter 102, C. 1.
a—t 6. V A B , E = * n t : V : 3 0 al. ahdhm, GORDON u n d DRIVER: t^dhm, vgl.
Z. 29 al. tUmh. Auch graphische Ähnlichkeit (§ 102, A 1: 4a).
y—h 7 . I * A B = 6 7 : I I : 1 6 tbty ( n a c h fymry Z. 1 5 ) ; GASTER: tbth, s i e h e 1 3 3 ,
Nr. 3 .
97c y) durch Folgendes and Vorhergehendes veranlaßt
w—k 1. I V A B = 76: III: 3 6 w.ibr.lb'l [yl~\d. GASTER u n d D R I V E R : k.ibr.
Die vorhergehende Zeile (35) beginnt wbir, die folgende (37) wrum,
wobei die w nicht durch Trennungskeile getrennt werden; dagegen ist
in der Z. 36 der erste Buchstabe so abgesetzt. Auch graphische Ähn-
lichkeit (§ 102, D. 1, l a ) hat vielleicht gewirkt.
l—t 2. S S = 5 2 : 3 2 hlh lipl hlh. trm. GASTER u n d DRIVER tSpl a n a l o g z u trm.

98 b) zu streichen.
98a a) der Schreibfehler durch Folgendes veranlaßt
qk 1. V AB, F = 'nt: VI: 13 hqkpt, zu berichtigen nach Z. 15 hkpt.
tt 2. I* AB = 67: V: 11 ttly, richtiger tly nach 51: I: 18.
t( 3. I D = 1 Aqht: 200 ttl, richtiger tl nach Z. 51. Zu Nr. 2 und 3 vgl.
auch 142 a, Nr. 2, wo sich ebenfalls die Unsicherheit in betreff des f
bezeugt.
Die sehr charakteristischen Doppelschreibungen von einem
emphatischen und einem nichtemphatischen Konsonanten gleicher
Art sind zwar auch als Fehler zu betrachten, sie fließen jedoch eher
aus Unsicherheit der Aussprache oder aus der Verlegenheit bei der
Wiedergabe der Laute fremder Eigennamen.
98b ß) der Schreibfehler durch Vorhergehendes veranlaßt
t 1. IV AB = 76: II: ib'l.bbhtht, ¿am Ende ist zu streichen, vgl. Z. 5 il hd
bqrb. hklh.
h 2. I K = Krt: 298 lkrk\t, richtig Ikrt Z. 152. Das falsche k folgt dem sehr
ähnlichen r, vgl. 102 D. 1.
Ähnlich wie bei den Auslassungen von Buchstaben sind auch die
angeführten Vertauschungen und irrigen Mehrschreibungen oft durch
die Ähnlichkeit der ugaritischen alphabetischen Keilschriftzeichen
zueinander nahegelegt (vgl. 102).
98. <5) der Schreibfehler durch innerlich Benachbartes veranlaßt
t 1 . I I A B = 5 1 : I I : 1 3 attrt, r i c h t i g atrt (GORDON, v g l . Z. 3 1 , a u c h I : 2 2 .
Vielleicht durch 'ttrt (68: 28 u. a.) veranlaßt; zur Möglichkeit der Ver-
tauschung von ' und ' vgl. 136 a, Nr. 1.
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten 203

Dieser Fehler ist aber bei der mündlichen Überlieferung sehr


schwer zu erklären, da die Vokalisation der beiden Namen der er-
wähnten Göttinnen ganz verschieden ist ('Attart-, 'Atirat-); hier ist
eher an Kopierung einer schriftlichen Vorlage zu denken.
9 9 - 1 0 1 2. W ö r t e r .
100! Die Arten der Fehler entsprechen bei DELITZSCH den bei den
Buchstaben, doch die dem Abschnitt 98 d [und 99 d] entsprechende
Kategorie der durch innerlich Benachbartes veranlaßten und zu
streichenden Fehler ist dort nicht vertreten.
6»? 1. I * A B = 67: I: 1 3 ydd. bn. il gzr (von Mot), ALBRIGHT und D RIVER
streichen mit Bezug an I: 8; XI: 9 u. a. ydd. il das Wort bn, doch Eiss-
F E L D T (El im ug. Pantheon, S. 20, Anm. 3) hält seine Belassung für
denkbar. Als bn. il wird Ba'al (2 Aqht: VI: 29, Parallelismus, auch
anders deutbar) und Keret (125: 20) bezeichnet.
bn ? 2. I* AB = 67: I I : 18: thm. oKy«(18)6n. b'l ;mit Bezug an Z. 10 tkm.
aliyn. b'l wird bn von GINSBERG und DRIVER gestrichen; EISSFELDT
(El im ug. Pantheon, S. 21, Z. 6) behält dieses Wort: »der sehr mäch-
tige Sohn, Ba'al«. Vgl. oben 1, aber Baal hatte keine Söhne, nur
Töchter.
102—133 IV. F a l s c h s c h r e i b u n g von B u c h s t a b e n und B u c h -
s t a b e n g r u p p e n infolge ä u ß e r e r Ä h n l i c h k e i t oder der
U n d e u t l i c h k e i t bzw. U n g e n a u i g k e i t .
Die ugaritische alphabetische Keilschrift gibt zu den Fehlern
dieser Art sehr oft Anlaß; ihre Zeichen sind einander sehr ähnlich
und auch ihre Teile können oft mit dem anderen ganzen Buchstaben
vertauscht werden.
Die von DELITZSCH aufgestellten fünf Kategorien fassen gut die
Verschreibungen im durch eine lange Überlieferung übermittelten
alttestamentlichen Texte, die Verschreibungen in der ugaritischen
Keilschrift können aber übersichtlicher und der Zusammensetzung
einzelner Buchstaben aus kleiner Anzahl von graphischen Elementen
mehr entsprechend nach den graphischen und nicht nach den die Art
der Überlieferung berücksichtigenden Kriterien klassifiziert werden.
Die durch äußere Ähnlichkeit bedingten Fehler entstehen meist
durch Auslassung (vgl. DELITZSCH E . I V . l c ) oder irrige Hinzufügung
von Keilen.
Die Übersicht der Buchstabenformen zeigt die möglichen Fehler-
quellen, wobei auch die nichtliterarischen Texte berücksichtigt werden.
102 (1. Verschreibung der B u c h s t a b e n . )
A. Differenzen in der Zahl der langen Keile an derselben Achse:
1. waagerechte Linie: t (1), a (2), n (3),
2. senkrechte Linie: g (1), z (2), A(3); s ( 2 X l ) , y ( 2 x 3 ) .
B. Differenzen in der Zahl der parallelen langen Keile:
1. einfache Keile untereinander: t (1), p (2), A (3),
204 ST. SEGERT

2. einfache senkrechte Keile nebeneinander: g (1), f (2), l (3),


3. dreifache senkrechte Keile nebeneinander: h (1), y (2).
C. Differenzen in der Hinzufügung oder Auslassung von weiteren
Keilen im rechten Winkel:
1. t—m (bzw. g—m),
2. h — i , l—u,
3. s—b, l—d, u—d,
4. b-d.
D. Differenzen in den Zeichen, die drei Keile im Dreieck enthalten:
1. Waagerechte Keile:
k (Dreieck), w (dazu ein waagerechter Keil rechts),
r (Dreieck und zwei waagerechte Keile links).
(Durch Unterlassung des Keils bzw. der Keile in der Mitte
rechts auch Verwechslung mit ft und a möglich.)
2. Senkrechte Keile :s.
E. Vertauschung des langen Keiles^ oder g) und des Winkelhakens (*).
F. Differenzen in den mit schrägen Keilen gebildeten Zeichen
(l 4, g).
G. Differenzen in den mit dem Winkelhaken gebildeten Zeichen:
1. 4,
2- q, g, ?,
3. t, h.
H. Zwei zusammengeschriebene Buchstaben als einer gerechnet
und vice versa: t'—q, pl—Z) gg—s, hh—y. (dazu vgl. unten
132-133).
102 A. 1.
a—t 1 . II A B = 5 1 : VII: 32 aJiSn, G A S T E R : thSn ( 3 . Pers. Plur. energ.).
2 . I I A B = 5 1 : V I I : 3 5 aihd, richtig tifyi, Subjekt ib. b'l (Plur.) ( G A S T E R ,
GORDON).
? 3. I K = K r t : 1 6 tar. um. ahn Ih, CASSUTO u n d D R I V E R : tkn.
4. I K = Krt: 135 udm. ytna. il, V I R O L L E A U D und G O R D O N : ytnt.
4a. Vgl. § 97b, Nr. 6.
n—tl 5. BH = 75: II: 43 tr'.tr'n.a-, D R I V E R : tr't. atf.
? 6. III Rp., B = 124: 7 y'bS. brkn. im. il. gzrm, D R I V E R schlägt vor: brkt.
? 7. II K, VI = 127: 14 S'tqt \ dm. lan, D R I V E R schlägt vor: lat.
n—a 8. I I I R p . , A = 1 2 3 : 1 3 im', ntm, VIROLLEAUD u n d GORDON: atm.
a—n 9. III AB, A= 68: 5 vol. 'pr. 'zm. ay ( ? ) , EISSFELDT: 'pmny nach
(u/d)lny. Vgl. auch unten 134a, Nr. l a .
10. V A B , F = ' n t : V I : 3 -bn 'akn ?, GORDON u n d D R I V E R : bn 'nkn.
11. I D = 1 Aqht: 219 ila. ili—, GASTER und D R I V E R : iln. ilimm.
12. II D = 2 Aqht: II: 16 a$b. skn. iliby, zu lesen nfb nach I: 27.
13. I K = Krt: 40 a'mn. glm\il, zu lesen n'mn nach Z. 61.
14. II, K, I = 125: 14 bhyk. abn. aümfa, zu lesen nSmft nach Z. 99, vgl.
auch ngln, Z. 15 und 99.
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten 205

Es ist bemerkenswert, daß das aus zwei Keilen bestehende a so


oft korrigiert werden muß, entweder durch Hinzufügung oder durch
Auslassung eines Keiles, während die entgegengesetzte Korrektur
kaum vorkommt.
102 A. 2.
g — z l 1. I A B = 49: V I : 16 y t ' n . kgmrm, G A S T E R schlägt vor: kzmrm nach dem
hebr. zemer »antelope«. Doch auch die Lesart mit g kann behalten
werden.
102 B. 1.
p—h 1. IV AB = 76: I I I : 9 i l p d , zu lesen i l hd nach I I : 6.
2. I I I D = 3 Aqht: obv. 26 m p r h , zu lesen m h r h nach Z. 38.
3. III D = 3 Aqht: obv. 29 b t ' r t p , zu lesen - t h , vgl. Z. 28. bhbSh.
n—hl 4. I K = K r t : 10 k r t . htkn. r ! , nach D R I V E R : htkh wie in Z. 21 und 22.
102 B. 2.
$—1 1. I I D = 2 Aqht: V I : 42 £]6. f y , zu lesen I b . l y , wie noch einmal in der-
selben Zeile weiter.
102 B. 3.
£—y 1. V AB, E = 'nt: V: 46 i l t . w f b r t . arfch, zu lesen a r y h , vgl. wbnh daselbst.
y—fy 2. I K = Krt 115 ymS\tdi. ym. zu lesen ¡}mi, wie in Z. 220.
102 C. 1.
m—t 1. II AB = 61: V: 76 bbhmk, zu lesen bbhtk wie in Z. 92.
2. I K = K r t : 109: l u d m (109) r b m , zu lesen r b t , wie in Z. 210, vgl. auch
w l . udm. i r r t , Z. 109.
3. I K = Krt: 216 w b g r n m , anscheinend zu lesen grnt wie in Z. 112 und
auch 121: I I : 6.
t—m 4. V AB = 'nt: III: 12 i t . b ' p r t , zu lesen b ' p r m nach IV: 63, 67, 73.
4a. III K = 128: I: 4 ' m . k r t . tswnh, zu lesen mswnh nach Krt: 126.
Vgl. 97 b, Nr. 6.
102 C. 2.
l—u 1. I AB = 49: V I : 13 y S l . g h , zu lesen y i u nach V : 10.
h—i 2. SS = 62: 31 I r h i . a g n , zu lesen I r i ! nach Z. 36.
102 C. 3.
f—6 1. I I K, I = 126: 12 y ' r $ , zu lesen y ' r b nach 127: 40.
/—d 2. I I I AB, C = 129: 6 ( d ) l . »[/], zu lesen i d nach 61: I V : 23. Vgl. dazu
V I R O L L E A U D , Syria 24, 1944—1946, S. 4.
l—dl 3 — 4 . B H = 7 6 : I : 2 1 und 3 6 m l b r , wird von G A S T E R ZU mdbr emendiert,
aber die besondere Form läßt sich gerade in diesem Texte (vgl. G O R D O N ,
Ug. Manual, § 6. 1) als dialektische Variante erklären.
d—l 6. I I AB = 61: I : 36 h d m . i d , zu lesen i l analog nach Z. 34 und 37, so
B A U E R , E I S S F E L D T , D R I V E R und G O R D O N in Ug. Handbook; dagegen
will G O R D O N jetzt (Ug. Manual, S. 364) die Lesung id beibehalten.
102 C. 4.
¿—6? 1—2. II K, VI = 127: 6—7 pnm (6) ' r m . tdu. m ( h ß l t ) (7) p d r m . t d u .
G O R D O N liest beidemal tbu nach den Z. 3—6, aber die überlieferte
Lesart gibt guten Sinn.
206 ST. SEGERT

102 D. 1.
k—wJ 1. I I K, I V = 1 2 6 : I V : 1 0 k y ' n . Itpn (VIROLLEAUD, GORDON: Ug. Hand-
book). Von GORDON, Ug. Manual, S. 366, wird die Emendation wy'n
vorgeschlagen. Vgl. aber VIROLLEAUD, Syria 22, 1941, S. 208 und die
von ihm herangezogenen Stellen 6 1 : I I : 14, I V : 27, V I I : 63.
w-k l a . Vgl. 97c, Nr. 1.
2. I I I AB, B = 137: 38 ybl.wbn.qdi, GORDON, Ug. Manual, S. 3 5 6 :
kbn, vgl. Z. 37 ybl. argmnk. Ulm. (Vgl. auch zu 9 7 a , Nr. 1.)
3. I I D = 2 A q h t : 1: 21 bl. it. bn. Ih. wm dhh, zu lesen km nach Z. 20.
4. I K = K r t : 206 tnh. wspm, zu lesen kspm, vgl. ksp Z. 282.
h—r 6. I I A B = 6 1 : V I : 26 tlt. kb'ym, zu lesen rb', vgl. auch 2 Aqht: I : 9.
r—k 6. I I D = 2 A q h t : V I : 47 mbr. nhrm, zu lesen mbk nach 4 9 : I : 6 u. a.
7. I I K, VI = 1 2 7 : 67 qdqdr, zu lesen qdqdk, vgl. Z. 66 rük.
p—h 8. I D = 1 A q h t : 111 abpy, zu lesen abky nach Z. 126 und 140.
w—n 9. V AB, A = ' n t : I : 6 Ipnwh, zu lesen Ipnnh nach I V : 8 4 ; DRIVER er-
wägt die Möglichkeit eines Aramaismus.
102 E.
t—'? 1. I I K, VI = 1 2 7 : 8 t'mt.ttrptm (VIROLLEAUD liest ptrptm), vielleicht
mit GORDON ZU lesen 'frptm nach 'tr[ptm] 1 2 6 : V : 46, das aber weder
einen genauen Parallelismus bietet noch vollständig ist.
102 F.
g—z ? ? 1 . I I D = 2 A q h t : V I : 1 2 ]mji g'p. thmt, GASTER u n d D R I V E R : z'p. (Mit
diesem Vorschlag wird das schwierig zu erklärende Zusammensein von
inkompatibilen Konsonanten g und ' beseitigt.)
a—ql 2. I * A B = 6 7 : I : 2 2 ¡ha. b'l, DUSSAUD, GORDON, D R I V E R : fhq.

132—133 2. Verschreibung von B u c h s t a b e n g r u p p e n (vgl.


S. 204, H.)
132 a) anstatt zwei Buchstaben ist nur einer zu lesen
t'—q} 1. I I A B = 6 1 : I I : 4 pik. t'lt. bfm—, GASTER: qlt.
p'—z 2. BH = 7 6 : I I : 3 3 p'rh. afyd, V I R O L L E A U D u n d D R I V E R : zrh.

133 Anstatt eines Buchstabens sind zwei zu lesen


f—gg 1 — 2 . I I D = 2 A q h t : I : 1 4 — 1 6 : yd. $th (15) [¿»]iZ yd.$th, GASTER:
ggth, vgl. ggf K r t : 80, 172.
iy—hfc 3. I * A B = 6 7 : I I : 16 ibty. ar$. nhlth. GASTER: tbth.Jili.ars nach 6 1 :
jij V I I I : 13. Vgl. noch § 97b, Nr. 7.
d—bb 4. I D = 1 Aqht: 4 4 bl. (I. bl. rd, zu lesen rbb nach ' n t : I I : 39. Das d ist
eigentümlich geschrieben, zwei senkrechte Keile links, die einem b ent-
sprechen, sind von dem dritten rechts um etwas mehr entfernt als
voneinander. Dies könnte für die Abschreibung nach einer schrift-
lichen Vorlage zeugen.
q—t' 6. I V AB = 76: III: 28 VIROLLEAUD: yrk.ql.bph, GORDON: yrh.t'l.
6{A}. gr.
z—p' ? 6. I I A B = 6 1 : I I : 2 7 kt'n pl. ksp, GASTER: p'l.

Diese Art von Fehlern kommt in der ugaritischen alphabetischen


Keilschrift verhältnismäßig oft vor, da in einigen Fällen bei kleinen
Intervallen zwischen zwei nacheinander folgenden Buchstaben diese
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten 207

als ein anderer — durch mehrere Züge geschriebener — irrtümlich


gelesen werden können. Aber auch die entgegengesetzte Erscheinung
ist nicht selten. Bei den Hapax legomena ist manchmal unmöglich
zu entscheiden, welche Alternative richtig ist.
134 — 135 F e h l e r , an denen der T r e n n u n g s k e i l beteiligt ist.
Analog dem Anhang, in dem DELITZSCH die Verschreibungen
von jöd und Makkef und umgekehrt behandelt, können hier die Ver-
schreibungen vom ugaritischen senkrechten Trennungskeil und dem
ihm nur der Größe nach sich unterscheidenden g, und auch andere
Fehler, an denen der Trennungskeil beteiligt ist, angeführt werden.
[134a] [Der Trennungskeil ist in einen Buchstaben bzw. Buchstaben-
teil zu ändern.]
t.—m 1 . I I K , V I = 1 2 7 : 1 S'tqt dt. (am Zeilende), VIROLLEAUD und GORDON:
dm, wie vorher in derselben Zeile.
.a—n l a . I I I A B , A = 6 8 : 6 'gm. ay, E I S S F E L D T : azmny. Der von VIROLLEAUD
als Trennungskeil aufgefaßte Strich ist vielleicht ein Rest des ersten
Keiles des «. S. 102, A 1, Nr. 9.
[134b] [Der Trennungskeil ist aus einem Buchstaben bzw. Buch-
stabenteil zu gewinnen.]
g—. 1 . II D = 2 Aqht: I I : 2 6 bbt[.]hgklri, zu lesen: bbth. ktrt (GORDON), vgl.
Ihklh Z. 26. Anscheinend durch die irrige Setzung des Trennungs-
keiles (vgl. 5a, Nr. 2) veranlaßt.
y—. 2. SS = 6 2 : 6 0 ilmyn'mn, B A U E R , GORDON und D R I V E R : ilm.n'mn.
Nach der Autographie scheint es, daß das unrichtige y durch Rasur
getilgt wurde (vgl. 146, Nr. 3—6).
136—143 E . V . F a l s c h s c h r e i b u n g v o n K o n s o n a n t e n und
W ö r t e r n , durch Gleich- oder Anklang veranlaßt.
136 — 142 1. K o n s o n a n t e n .
Diese Art von Fehlern ist in den ugaritischen literarischen Texten
verhältnismäßig selten. E s muß aber bemerkt werden, daß sie in den
nichtliterarischen Texten vorkommt (vgl. GORDON, Ug. Manual, unter
§ 20. 911). Die Fremdsprachlichkeit des Schreibers bietet dafür die
beste Erklärung. In den literarischen Texten sind solche Verschrei-
bungen ganz vereinzelt; auch können einige von ihnen als ganz un-
regelmäßige und zufällige Fehler betrachtet werden. Andererseits
sind hierher die Doppelschreibungen von emphatischen und ent-
sprechenden nicht emphatischen Konsonanten zu erwähnen, die bereits
(98 a, Nr. 1—3) behandelt wurden.
136a a) * statt ' und umgekehrt
a—' ? 1. V AB, B = 'nt: I I : 37 ttar. Ihdmm, GORDON: tl'r anscheinend nach
Z. 20: tt'r\ksat. Der Kontext ist nicht gleich, der Sinn vielleicht auch
nicht.
[142a] [Ii) Verwechslungen von Laryngalen, von emphatischen Lauten,
von Labialen, von Mediae und Tenues.]
208 ST. SEGERT

A—£ 1. I I I A B = 137: 20 phr.m'd, VIROLLEAUD macht auf diesen Fehler


aufmerksam, siehe GORDON, Ug. Manual, S. 366. Es ist phr zu lesen
wie Z. 14, 16, 31.
t—t 2. I I I A B , C = 1 2 9 : 2 3 Ipt.nhr, GORDON: tpt, v g l . Z. 2 1 ( 2 x ) . Vgl. zu
dieser Erscheinung auch 98 a, Nr. 2 und 3.
b—m 2 a. bbqr = bmqr, vgl. 97 b, Nr. 3.
tn—b 2 b. ymmt = ybmt, vgl. 97 a, Nr. 2.
n—m 3. V AB, D = 'nt: IV: 84 ybnt, vielleicht zu lesen ybmt, vgl. 97a, Nr. l a .
Die dort erwähnte Erklärung durch Assimilation des m zu I setzt eine
enge Berührung dieser Konsonanten voraus.
m—n 4. SS = 62: 42 whm (43) altm; Z. 46 whn. aitrn, grammatisch anscheinend
richtiger.
p—b 6. I K = Krt: 144 ibh; I K = Krt: 290 iph.
144—146 E. VI. Allerlei s o n s t i g e Schreibfehler aus Un-
a c h t s a m k e i t bzw. ohne erkennbaren Grund.
144 1. u n v e r b e s s e r t gebliebene
a—y 1 . I * A B = 6 7 : I I : 2 1 wafh, GASTER, GORDON u n d DRIVER: tvyfh, Sub-
jekt dazu bn Um. mt Z. 20.
t—$ 2. I D = 1 Aqht: 112 bfcrt. ilm. ort, zu lesen: arf nach Z. 141.
l—m 3. II A B = 61: V: 101 Ihmd. hrs, zu lesen nach Z. 94 mhmd.
fyy-h/ry ? 4. B H = 76: II: 61 Sr. äft,yh. mfah, DRIVER sieht in ahyh eine Konta-
mination von aryh (Z. 48) und ahh (Z. 49). Vgl. dazu noch Z. 62:
wmzah. Sr. ylyh, wo das letzte Wort entweder als mögliche Veran-
lassung des Fehlers oder aber als Bestätigung der überlieferten Les-
art angesehen werden kann.
145—146 2. v e r b e s s e r t e [Übersicht von Korrekturen],
Die Art der Keilschrift auf Tontafeln, die später gebrannt wurden,
bringt es mit sich, daß die Fehler entweder gleich nach der Auf-
schreibung durch richtige Lesung ersetzt, oder erst durch die Ver-
merke am Rand des Täfelchens verbessert werden können. Dagegen
kommen hier nicht die von DELITZSCH im AT beobachteten Fälle vor
(vgl. 146a), wo die irrige Lesart der richtigen vorangeht, wie es durch
eine in eine unrichtige Stelle eingeschriebene Randnote geschehen
konnte.
Bei der verhältnismäßig kleinen oder vielleicht gar nicht be-
stehenden Entfernung der erhaltenen ugaritischen literarischen Texte
von den Originalen erscheint es als zweckmäßig, die Korrekturen an
dieser Stelle zusammen zu behandeln. Die veröffentlichten Photo-
graphien vermitteln nicht einen klaren Eindruck über die Streichungen
bzw. Rasuren der Buchstaben; auf den Autographien ist nicht zu
ersehen, ob die dort angedeutete Schraffierung eine altertümliche
Korrektur oder aber eine nachträgliche Beschädigung darstellen soll.
m—q 1. B H = 76: I : 37 'qqm (so auch Z. 27); der Schreiber hat nach dem
ersten q das m geschrieben, aber sogleich in das q verbessert.
p—h 2. IV A B = 76: I I I : 28 yrk. t'l. bh. gr, unter dem h sind noch Spuren
vom ursprünglich geschriebenem p oder ähnliches zu sehen. Der Text
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten 209

bleibt unklar; G O R D O M streicht auch das h, DRIVER laßt sowohl p


als auch h gelten.
3. II D = 2 Aqht: 1 : 1 2 fyml (dt £b' ym, das unrichtige ¿b' wurde anscheinend
durch leichte Rasur getilgt.
4. SS = 62: 60 am Ende: a—r. Anscheinend Reste des getilgten Wortes
agzrym, das dann richtig am Anfang der folgenden Zeile geschrieben ist.
6. I D = 1 Aqht: 172 am Ende bh?rh. pg. Das letzte Wort ist getilgt, und
das richtige pzgm erscheint am Anfang der folgenden Zeile. Der Fehler
wurde durch graphische Ähnlichkeit von g und f (vgl. zu 102, G 2)
und von p und f (vgl. 132, Nr. 2; 133, Nr. 6) veranlaßt.
6 a. Vgl. 134b, Nr. 2.

147 E. VII. H ä u f u n g von Lese- und S c h r e i b f e h l e r n bzw.


größere Textverderbnisse.
Wo der Wortlaut der ugaritischen Gedichte durch die parallelen
Stellen kontrolliert werden kann, kommen größere Verderbnisse in
den bisher veröffentlichten Tafeln kaum vor. Daraus könnte man
schließen, daß auch in den übrigen Stellen die Textüberlieferung
ziemlich gut ist; die bisherige Erfahrung zeigt, daß die materiell gut
erhaltenen, aber der Interpretation Schwierigkeiten bietenden Ab-
schnitte eher durch eine fleißige und umsichtige Heranziehung von
sprachlichen und sachlichen Parallelen als durch radikale Eingriffe
in den überlieferten Text erschlossen werden können.
148 Diese Feststellung kann auch als Analogie zu der Schlußfolgerung
gelten, wo DELITZSCH vor willkürlichen Emendationen warnt.
149—163 F. [Dem S c h r i f t t e x t e e i n v e r l e i b t e R a n d n o t e n . ]
149 Die veröffentlichten Photographien und Autographien lassen
nicht erkennen, ob die über den rechten Rand der Zeile hinüber-
gezogenen Buchstaben gleich bei der Niederschrift der Zeile oder
erst nachträglich bei der Revision aufgeschrieben wurden.
Die von DELITZSCH ( 1 4 9 ) gemachten Bemerkungen treffen für
die durch lange Überlieferung vermittelten alttestamentlichen Texte
zu, während die ugaritischen Keilschrifttafeln durch ihre Nähe zum
Original anscheinend keine in den Text einverleibten Glossen auf-
weisen. Die Art, in der die Randnoten hinzugefügt wurden, ist aber
für die Beurteilung der alttestamentlichen Textverderbnisse sehr
instruktiv.
157 I I I . 1. Auslassungen.
Die Randnoten in den ugaritischen literarischen Texten dienen
zur Ergänzung der Auslassungen; einige Auslassungen wurden aber
auch innerhalb der Zeilen geschrieben, die kürzeren am Ende (Nr. 1),
die längeren füllen die Zeilen auf (Nr. 5; vielleicht auch 161, Nr. 6).
V o n Ugarit nach Qumran 14
210 ST. SEGERT

Es ist möglich, daß gleich bei der Niederschrift der Rand überschritten
wurde (Nr. 2 - 3 ) .
1. I D = 1 Aqht: 66. 66. Die am Ende der Zeile 66 hinzugefügten Worte
[W ]r. tl. gehören als Ergänzung an das Ende der Z. 66 hinter hspt.
Nach der Verbesserung wird dieselbe Wortfolge wiederhergestellt, wie
in den Z. 61—62 und 199—200.
2. II AB = 61: III: 17 Sna\b'l. tlt, zwei letzte Worte überschreiten das
Zeilenende im Bogen steigend.
3. SS = 62: 14 bhlb.\annfi bjimat, dasselbe wie oben Nr. 2.
4. VI AB = 'nt: pl. ix: II: 14 inbb. balp oberhalb der letzten Buchstaben
ist schräg das Wort h?r zugeschrieben. Diese ergänzende Glosse ist
aber falsch, es soll hier richtig £d stehen (so DRIVER), vgl. III: 2 u. a.
6. I D = 1 Aqht. Am Ende nach der Z. 224 steht in der Zeile: whn. bt.
ytb. Imspr. Diese Worte gehören nach G O R D O N als Ergänzung hinter
Z. 169.
6. I D = 1 Aqht, am rechten Rand zwischen den Kolumnen III und I:
rh npShm. Nach V I R O L L E A U D sollen diese Worte irgendeine Aus-
lassung ergänzen, vgl. Z. 87 und 92.

161 IV. A u s s c h l i e ß l i c h f ü r d e n R a n d b e s t i m m t e N o t i z e n .
Hierher kann man auch die Überschriften (Nr. 1) und die Kolo-
phone, die am Rande (Nr. 2—4) oder unterhalb des Textes durch
Linien getrennt (Nr. 5) geschrieben wurden, einreihen. Es handelt
sich hier nicht um Schreibfehler (mit der möglichen Ausnahme von
Nr. 6), sondern um richtige und nicht berichtigende Beigaben zum
Text, die aber dann den unaufmerksamen Abschreiber zur Text-
verderbnis veranlassen konnten.
1. I AB, I = 62: 1. Oberhalb des Rahmens befindet sich die Über-
schrift IbH (das zweite l mit vier Keilen geschrieben).
2. I I A B = 5 1 : VIII, linker Rand: [ t \ y . nqmd.mlk ugrt. Frag-
c

ment des Kolophons.


3. II K, VI = 127 linker Rand: s p r ilmlk i ' y . Kürzere Form des
Kolophons.
4. II D = 2 Aqht: VI, linker Rand: \p~\rln. Fragment des Kolo-
phons.
5. I AB, VI = 6 2 : 5 3 - 5 7 . Zuschrift unterhalb des Textes unter
zwei waagerechten Linien. Vollständiger Kolophon: (53) spr
ilmlk sbny (54) Imd. atn. prln. rb (55) khnm rb. nqdm (56) V y .

nqmd mlk ugr[t] (57) adn yrgb. b'l. trmn.

6. I I A B = 5 1 : V: 104-105. Zuschrift inmitten der Kolumne,


von oben durch zweifache, von unten durch einfache waagerechte
Linie getrennt: (104) wtb Imspr. ktlakn (105) in der Mitte: glmm.
Nach GASTER ist es Ergänzung, die aber nicht den kompletten
Die Schreibfehler in den ugaritischen literarischen Keilschrifttexten 211

Text der Auslassung bietet, nach D R I V E R eine Rubrik, die zur


Einlage der stereotypen Schilderung anleitet.
Die ugaritischen Keilschrifttexte unterscheiden sich von der
hebräischen Bibel und auch von den meisten akkadischen und sume-
rischen Texten in syllabischer Keilschrift durch ihre Nähe zum Ori-
ginal. Nach der Angabe der Kolophone (161, Nr. 2—5) wurden die
meisten Texte vom Schreiber Ilumilku19 geschrieben. Sie weisen
mehrere Fehler auf, die am besten durch Versehen beim Abschreiben
einer schriftlichen Vorlage erklärt werden können20, dagegen sind
die vermeintlichen Hörfehler viel seltener21. Die Angabe des Kolo-
phons I AB, VI = 6 2 : 54 könnte so gedeutet werden, daß der Hohe-
priester Atonparlon die Texte diktiert hatte (Imd)22. Das Ergebnis
unserer Analyse scheint einige Gründe gegen diese Vermutung zu
bringen, doch sind die charakteristischen Verschreibungen weder so
zahlreich noch so eindeutig, daß sie die Tatsache der Abschreibung
von der Vorlage strikt beweisen könnten.
Es ist sehr merkwürdig, daß sämtliche literarischen Texte von
Ugarit, höchstens mit Ausnahme von ein paar winzigen Fragmenten
nur in einem Exemplar erhalten sind. Da die Komposition mancher
Texte oder wenigstens ihrer Bestandteile aus sprachlichen und inhalt-
lichen Gründen vielleicht gar um ganze Jahrhunderte vor ihrer Nieder-
schrift während der Regierung des Königs Niqmaddu (Mitte des
14. Jh.s v. Chr.) zurückzuverlegen ist, konnten schon während dieser
Zeit einige Fehler in die mündliche oder schriftliche Uberlieferung
eindringen. Jedenfalls wurde ihre Anzahl durch die schriftliche
Fixierung nicht unerheblich vermehrt. Da die Keilschrifttafeln nach
ihrem Brennen im Ofen nicht mehr korrigiert werden konnten —
zum Unterschied von den Handschriften auf Papyrus oder Leder —
haben sie den bei der Niederschrift fixierten Zustand ohne Veränderung
beibehalten.
Daß in diesen genuinen Texten zahlreiche offensichtliche und
daneben noch manche sehr wahrscheinliche Fehler gefunden wurden,
gibt eine weitere Bestätigung für die bekannte Beobachtung, daß
die meisten Fehler in den Text gleich bei seiner ersten Niederschrift
19
Vgl. EISSFELDT, Sanchunjaton von Berut und Ilumilku von Ugarit (Halle
1962), bes. S. 4 6 - 6 1 , 6 6 - 6 9 , 6 8 - 6 9 .
« Siehe oben 83—88; 93, Nr. 1; 98b; 102 (51 Fälle); 1 3 2 - 1 3 3 (7 Fälle);
134; 145, Nr. 1 - 2 ; vgl. besonders 133, Nr. 4.
21
90c, Nr. 1 6 - 1 8 ; 96a, Nr. 2; 97a, Nr. l a u. 2; 98, Nr. 1 - 3 ; 1 3 6 - 1 4 2
(6 Fälle).
22
E I S S F E L D T a . a . O . (Anm. 19), S. 49: »hat gelehrt«, »Lehrer«. — Man
kann diese Angabe vielleicht im Sinne »der Gewährsmann der Überlieferung«,
»der (letzte) Tradent« in der Überlieferungskette, oder ähnlich verstehen. Vgl.
E I S S F E L D T a. a. O., S. 58 und besonders Anm. 2 daselbst.

14*
212 ST. SEGERT, Die Schreibfehler in den ugarit. literar. Keilschrifttexten

oder in der ersten Zeit danach eindringen. Man kann also nicht den
überlieferten masoretischen Text der hebräischen Bibel als fehlerfrei
annehmen 28 oder gar seine Fehler als Vorzüge preisen.
(Abgeschlossen am 21. 8.1967)

A» EISSFELDT, Einleitung in das Alte Testament», Tübingen 1966, S. 824—826.

Korrekturnachtrag
Obwohl Herr Herausgeber dem Verfasser in dankenswerter Weise die durch
Quantum des zu behandelnden Materials bedingte Überschreitung des vorgesehenen
Umfangs nachträglich bewilligt hatte, konnten in diesem Beitrag nur die Schreib-
fehler in den literarischen Texten verzeichnet werden. Für die anderen Texte vgl.:
S . S E G E R T , Die Schreibfehler in den ugaritischen nichtliterarischen Keilschrifttexten
im Anschluß an das textkritische Hilfsbuch von Friedrich Delitzsch klassifiziert, zu
erscheinen in der ZAW im J . 1968.
Schöpfung und Erlösung im Buche Hiob
Von Dr. M a s a o S e k i n e in Tokio
(Tokio, Suginami-ku, Sckine-cho 1 1 8 )

Über den Sinn des Leidens Hiobs, der freilich zu der literarischen
Komposition des Hiobbuches in enger Beziehung steht, ist schon viel
geschrieben worden. Dennoch bleibt die Notwendigkeit bestehen, uns
immer weiter um das Verständnis des Rätsels zu bemühen, das das
Buch uns vorlegt, da Hiob ja bekanntlich eines der tiefsten Bücher
des A T ist. Im folgenden sind wir exegetisch-theologisch dem Problem
nachgegangen und sowohl in Beziehung auf den Sinn wie auf die
literarische Analyse des Buches zu einem Ergebnis gelangt, das wir
zur Beurteilung vorlegen möchten. Demnach ist der zentrale Gedanke
des Hiobbuches in der Einheit von Schöpfungs- und Erlösungs-
gedanken zu sehen. Was das bedeutet, soll weiter unten dargelegt
werden ; bevor wir aber das Hauptthema in Angriff nehmen, möchten
wir zuerst unsere Untersuchung in einen größeren Zusammenhang
stellen. Die Einheit von Schöpfungs- und Erlösungsgedanken ist
nach unserer Meinung im großen und ganzen nichts anderes als die
Vereinigung des kanaanäischen und israelitischen Elements in der
Religionsgeschichte des AT 1 . Der Schöpfungsglaube, wenigstens als
bewußter Glaube, ist in der israelitischen Religion erst auf dem Boden
Kanaans in Erscheinung getreten, während der Jahweglaube, der
seinen Ursprung dem Wüstenleben der Israeliten verdankt, am An-
fang im wesentlichen nur soteriologisch orientiert war2.
1 S. NYSTRÖM hat uns neuerdings gezeigt, inwiefern das Hiobbuch von dem

Beduinentum beeinflußt ist. Seine Untersuchung hat jedoch mit dem Grund-
gedanken des Hiobbuches nichts zu tun, da es sich bei ihm im Grunde nur um
einzelne Einflüsse vom Beduinentum auf den Jahwismus handelt (vgl. NYSTRÖM,
Beduinentum und Jahwismus, 1946, S. 250ff.).
2 P. VAN IMSCHOOT glaubt, das Alter des Schöpfungsglaubens bis in die

früheste Zeit der israelitischen Religion zurückdatieren zu können (vgl. VAN IM-
SCHOOT, Théologie de l'Ancien Testament, Tome I, 1954, p. 95; weiter vgl. W. EICH-
RODT, Theologie des AT, Bd. 2, 1935, S. 47). M. E. ist das unwahrscheinlich (trotz
GUNKEL, Genesis, 1922, S. 122ff.). Zum mindesten wird man mit VRIEZEN sagen
können : »Aber die Tatsache bleibt, daß im A T der Schöpfungsglaube erst ziemlich
spät ausdrückliches Thema wird und sich zu einer stärker hervortretenden Glaubens-
form erst in der allerspätesten Königszeit entwickelt hat« (vgl. TH. C. VRIEZEN,
Theologie des A T in Grundzügen, 1956, S. 155). VRIEZEN hält es nicht für unwahr-
scheinlich, daß »dies aus Anlaß des Konfliktes mit der assyrisch-babylonischen
Weltanschauung des 8. und 7. Jh.s geschehen ist*. Ich denke eher an den allge-
meinen Einfluß des Kulturlandes Kanaan auf das Denken der Israeliten. Das
paradox-einmalige Erleben des Katastrophengottes in der Wüste hat mit dem
Schöpfungsgedanken nichts zu tun. Erst auf dem Boden Kanaans, wo die Regel-
214 M. SERINE

Wir wenden uns jetzt unserem Hauptthema zu.


Das zentrale Problem des Hiobbuches ist anerkanntermaßen das
Problem des Leidens. Dieses Problem begegnet uns bekanntlich
z. B. auch in den Klageliedern, wo wir es aber oft mit dem Leid des
Volkes in einer bestimmten geschichtlichen Situation zu tun haben.
Dagegen wird das Leid in Hiob ganz individuell und ganz geschichts-
los behandelt. Das besagt: das Hiobproblem ist ein allgemein-mensch-
liches, ist ein Problem der geschöpflichen Welt®.
Wir möchten aber sogleich feststellen, daß, genauer gesagt, das
Leid es wesentlich nicht mit der Schöpfung als solcher zu tun hat,
sondern mit dem B r u c h in der S c h ö p f u n g . Dieser Bruch schreit
von Anfang an in Hiob nach Erlösung. Die Einheit von Schöpfung
und Erlösung, die in der weiteren Entwicklung des Buches erstrebt
wird, steht im engsten Zusammenhang mit der Fragestellung des
Buches selbst. Es muß wiederholt werden, daß wir es bei Hiob am
Anfang nicht mit einer Offenbarung Gottes zu tun haben, wie es
z. B. bei den Propheten immer der Fall ist. Hiob beginnt von unten,
mäßigkeit und Zweckmäßigkeit in der N a t u r stärker e m p f u n d e n wird, fängt m a n
an, die Welt als ein Kunstwerk zu betrachten, und gelangt durch Analogie vom
menschlichen Schaffen zum Gedanken eines Schöpfers des Weltalls. Ich möchte
hier die folgenden Worte J O H . H E M P E L S zitieren, die mir ungefähr in dieselbe Rich-
t u n g zu führen scheinen: »Die Einwurzelung in das Kulturland h a t den Glauben
an Jahwes Macht weithin umgestaltet. Neben die Erfassung seines Waltens im
Katastrophal-gewalttätigen des Krieges und der Schrecken in der N a t u r t r i t t in
der f r ü h einsetzenden Eingliederung der »Ernte« in den Bundeskult ein Prinzip
der Stetigkeit und Zielstrebigkeit, das (zunächst nur in der durch den Jahwisten
vertretenen Schicht der »Weisen«, seit der babylonischen Zeit in weiterem Um-
fang) in der Assimilation des Schöpfungsglaubens seine Krönung findet« ( H E M P E L ,
Gott und Mensch im AT, 1936 2 , S. 77f.). H E M P E L betont in seinen Ausführungen
mit Recht die Tatsache, daß man in Israel den Schöpfungsgedanken in engste Be-
ziehung zu der Geschichte gesetzt h a t (vgl. op. cit. S. 61ff.). Aber was das Hiob-
buch betrifft, findet man gerade dieses Ineinander von Schöpfung und Geschichte
hier nicht, weil Hiob überhaupt nicht geschichtlich orientiert ist. Das Absehen von
der Geschichte rückt wohl hier den Gegensatz zwischen kanaanäischem und israeli-
tischem Denken in ein noch klareres Licht (vgl. weiter f ü r das theologische Problem
des Schöpfungsglaubens den schönen Aufsatz von G. v. RAD in BZAW 66(1936),
S. 178ff.).
8
Auch das Problem des leidenden Gerechten, mit dem sich das Hiobbuch
im besonderen beschäftigt, bewegt den Gedanken aller Völker (vgl. f ü r die Nach-
b a r n Israels S. N. K R A M E R . Man and his God, a Sumerian Variation on the " l o b "
motif (Festschrift H. H. Rowley, Suppl. t o Vetus Testamentum, vol. I I I , 1955 S. 170ff.)
Übrigens wendet sich W E S T E R M A N N dagegen, daß man im Hiobbuch ein Problem
findet. Denn es handle sich hier nicht um einen denkenden Menschen, sondern
um eine klagende Existenz ( C L W E S T E R M A N N , Der Aufbau des Buches Hiob,
1956, S. 2f.). M. E. ist es aber gefährlich, bei einem alttestamentlichen Men-
schen zu scharf zwischen Denken und Existenz zu unterscheiden.
Schöpfung und Erlösung im Buche Hiob 215

von dem Problematischen in der allgemein-menschlichen Wirklich-


keit der geschöpflichen Welt.
Die Dialoge zwischen Hiob und seinen Freunden setzen den
Vergeltungsglauben voraus. Der Vergeltungsgedanke ist wiederum
kein israelitisches Sondergut; er gehört vielmehr zur allgemeinen
Lebensweisheit. Aber es ist mehr als fraglich, ob man die Weisheit
im AT nur als etwas Anthropologisches bezeichnen kann, wie es ein-
mal W. ZIMMERLI getan hat 4 . Zum mindesten im Buche Hiob, das
sich allerdings der Betrachtung ZIMMERLIs entzieht, herrscht die
Weisheit in der Form einer Vergeltungslehre als starkes Dogma, das
mit dem gesetzlichen Denken des AT eng verbunden ist. Wir finden
also auch hier einen eigentümlichen Komplex von allgemein-Mensch-
lichem und spezifisch-Israelitischem.
Wir möchten nun sehen, wie die Frage, die im oben gesehenen
Sinne gestellt wurde, in concreto behandelt wird.
Der Verfasser der Hiobreden (wie des Dialoges als Ganzen) hat
u. E. mit klarer Absicht die Rahmenerzählung benützt und zum Teil
ausgestaltet. Das Wichtigste ist hier, daß wir uns um das genaue
Verständnis der Frage bemühen, was der Satan mit seinem Angriff
auf Hiob eigentlich wollte. Sein durchbohrender Scharfsinn zeigt
sich am klarsten in dem bekannten Wort: »Ist Hiob umsonst gottes-
fürchtig?« (1 9). Dieses Wort, das den innersten Kern der mensch-
lichen Frömmigkeit durchschaut, muß im Zusammenhang mit den
weiteren Ausführungen des Problems betrachtet werden, die es in
der Entwicklung der Dialoge erfährt. Wie unten im einzelnen gezeigt
werden wird, läßt sich folgendes sagen: Es ist wohl so gemeint, daß
man imstande ist, das Leid so weit zu ertragen, als man an den Sinn
des Leides glauben kann. Wenn aber das Leid eine bestimmte Grenze
überschreitet, kann man keinen Sinn im Leid mehr finden. Die Sinn-
losigkeit des Leidens führt den Menschen sodann auf die Sinnlosig-
keit der geschaffenen Welt. Durchs Leid offenbart sich sozusagen das
Nihil der Schöpfung am tiefsten. Und wenn dieses Nihil den Leiden-
den mit unvermeidlicher Wucht niederdrückt, sieht er sich vor ein
großes Entweder-Oder gestellt. Er kann nämlich entweder den Sinn
der Schöpfung in Abrede stellen und Gott verfluchen, indem er nicht
nur den Sinn der geschaffeinen Welt, sondern auch den Schöpfer
selbst leugnet. Oder er glaubt trotz des Nihil der geschaffenen Welt
weiter an Gott den Schöpfer, indem er im Schöpfer den Erlöser findet.
Im zweiten Fall kommt die Erlösung durch das Verneinen der Schöp-
fung, positiv ausgedrückt, durch Neuschöpfung, zustande. iWenn
Hiob durch die Sinnlosigkeit seines Leides gepeinigt, Gott verfluchte

4 W . ZIMMERLI, Zur Struktur der alttestamentlichen Weisheit, ZAW 1953,

s. 177 if.
216 M. SEKINE

und stürbe, wie sein Wejb es ihm nahelegt (2 9), so hätte der Satan
sein Ziel erreicht. Wenn Hiob dagegen inmitten seines Leidens an
Gott festhält, indem er in Gott dem Schöpfer Gott den Erlöser wieder
findet, macht Gott Satans Pläne zunichte. Der Satan erweist sich
also als Werkzeug Gottes. Das ist die Dialektik, die dem ganzen Buche
zugrunde liegt. Wir möchten es nun im einzelnen betrachten.
Den tiefsten Sinn des Leides, das Hiob widerfährt, findet man
am klarsten in c. 9 ausgedrückt:
Hätte ich auch recht, ,ich fände nicht Gehör',
Müßte meinen Gegner noch um Gnade anflehen. (v. 15)
Würde ich ihn rufen und er Antwort geben,
ich glaube nicht, daß er auf mich hört. (v. 16)
Wäre ich im Hecht, ,sein' Mund verdammte mich,
bin schuldlos ich, er spräche mich schuldig. (v. 20)
Schuldlos bin ich! Kenn mich nicht mehr;
ich halte nichts von meinem Leben. (v. 21)

Die Sinnlosigkeit des Leidens wird Hiob dem Gerechten zur


brennenden Frage; er kann keinen Sinn in seinem Gerechtsein finden.
Denn Hiob findet in seiner Gerechtigkeit keine Verbindung zu Gott
( w . 15 a. le). Eine tiefe Kluft eröffnet sich für den leidenden Gerechten
zwischen ihm und seinem Schöpfer. Hiobs Gerechtsein ist keine Er-
lösung für ihn (v. 20). Gott ist verborgen in der Schöpfung, und Hiob
wird krank an Gott dem Schöpfer. »Schuldlos bin ich!« diese Über-
zeugung ist die subjektive Wahrheit für Hiob, aber inmitten dieser
Überzeugung verliert er den Boden, auf dem er steht (v. 21), und darin
zeigt sich am klarsten das Nihil der Schöpfung. Daher die Stimme
eines verzweifelten Nihilisten:
So ist alles einsl drum sage ich:
Unschuldig oder schuldig, bringt er um. (v. 22)
Ich muß als Frevler eben gelten;
Wozu mühe ich umsonst mich ab ? (v. 29)
Dieser Nihilismus des Glaubens ruft schon in c. 9 in negativer Weise
nach dem Schiedsmann, der die Verbindung zwischen Hiob und Gott
wiederherstellen könnte:
Nicht gibt es einen Schiedsmann zwischen uns,
der seine Hand auf beide legte. (v. 88)5
Diese Idee des Schiedsmanns, d. h. des Vermittlers, wird positiv
weiter entwickelt in c. 16 und 19. Aber vor diesen beiden Kapiteln
stoßen wir in c. 13 auf etwas Wichtiges, an dem wir nicht vorüber-
gehen dürfen. Hiob klammert sich hier an den verborgenen Gott und
will das Gespräch mit ihm trotz allem weiter pflegen:
5
Für die Übersetzung lege ich die WEiSERsche (1951) zu Grunde, ziehe aber
g l e i c h z e i t i g a u c h HÖLSCHER ( 1 9 5 2 ) u n d STIER ( 1 9 5 4 ) h e r a n .
Schöpfung und Erlösung im Buche Hiob 217

Doch will ich zum Allmächtigen reden,


rechten mit Gott ist mein Begehr. (v. 3)
Rufe, so will ich Antwort geben,
oder ich rede, du entgegne! (v. 22)
Das irrationale Chaos der geschaffenen Welt, das dem Menschen in
der Absurdität des Leides begegnet, möchte Hiob durch das Gespräch
mit Gott irgendwie in Ordnung bringen. Gott als Feind, der schon in
c. 9 Hiob ins Gesicht schlägt (vv. i 7 f . , 27f.), ist ein dämonischer Gott,
und der muß in der Begegnung durch das Wort überwunden werden.
Dies ist ein Schritt auf dem Weg zur Erlösung. Das Bemühen, das Hiob
hier zustande bringt, offenbart uns wohl den tiefsten Sinn des Gebetes.
Die Idee des Vermittlers wird in c. 16 positiv entwickelt. Dieser
Vermittler muß Verteidiger der Gerechtigkeit Hiobs gegenüber seinen
Freunden sein. Denn Hiobs Gerechtigkeit soll gerade den Punkt
bilden, an dem die Verbindung mit Gott hergestellt wird. Sonst kann
Hiob nicht mehr leben, und Gott hört auf, Gott zu sein, d. h. der
gerechte Gott. Daher kommt es, daß dieser Verteidiger einerseits
bei Gott stehen und anderseits für Hiob eintreten muß.
O Erde, decke mein Blut nicht zul
mein Schreien finde keine Ruhstatt I (v. 18)
Auch jetzt noch, seht, im Himmel ist mein Zeuge,
mein Bürge in den Himmelshöhen. (v. 19)
Es spotten zwar die Freunde über mich;
Doch tränend blickt mein Aug' zu Gott empor, (v. 20)
daß er bei Gott den Streit des Mannes schlichte
.zwischen' dem Menschen und seinem Freund. (v. 21)
Dieser Verteidiger ist kein deus ex machina. Hiob sehnt sich nach ihm
von unten, mitten aus dem Bruch der geschaffenen Welt, der gerade
in seinem Gerechtsein zum Vorschein kommt. Die Gottesfrage DOSTO-
J E V S K I S ist ähnlich, ebenso protologisch gestellt wie bei Hiob. DOSTO-
J E V S K I zeigt z. B. in »Schuld und Sühne«, daß Gott trotz des mensch-
lichen Frevels nicht verneint werden kann. Bei Hiob ist aber nicht
sein Frevel, sondern seine Gerechtigkeit eben der wunde Punkt. Das
ist echt alttestamentlich. Aber sowohl Hiob wie D O S T O J E V S K I nahmen
das Problematische der geschöpflichen Welt ernst. Ihr Ausgangspunkt
ist nicht Offenbarung Gottes, sondern die Wirklichkeit des Menschen.
In diesem Sinne möchten wir ihre Fragestellung als protologisch
charakterisieren.
Das Problem gelangt zum Höhepunkt in dem berühmten »Er-
löser« ( g ö ' e l ) in c. 19®.
6
Von einem anderen Standpunkt aus habe ich die Frage des Gö'el im Hiob
in meiner Hallenser Dissertation behandelt, mit der ich damals bei dem verehrten
Jubilar promovierte (M. SEKINE, Die Einzigkeit Gottes im AT, 1944, Maschinen-
druck, S. 73ff.).
218 M. SEKINE

Doch ich, ich weiß: Es lebt mein Erlöser;


zuletzt erscheint er auf der Erde; (v. 25)
und nach meiner Haut, die so zersetzt,
ohne (dies) mein Fleisch werde ich Gott schauen. (v. 26)
Ihn werde ich schauen mir (zum Heil);
mein eigen Aug', kein Anderer, .wird ihn sehen'.
Mein Herz schmachtet (danach) in meiner Brust I (v. 27)

Viele Forscher sind der Meinung, daß dieser Gö'el erst nach dem Tode
Hiobs auf dieser Erde auftritt. Aber wenn er schon auf Erden er-
scheint, ist es natürlicher, sich vorzustellen, daß Hiob nicht nach,
sondern vor seinem Tode ihn schaut. Es ist u. E. außerdem keines-
wegs unmöglich, in v. 26 den von seiner Hautkrankheit geheilten Hiob
zu erblicken 7 . Jedenfalls steht fest, daß der Erlöser nicht nur im
Himmel sitzt, sondern zu dieser Welt hernieder steigt, um den Bruch
der Schöpfung zu heilen. Gä'al heißt hier Restitutio in integrum 8 ,
so daß alles verständlich wird, wenn die Rechtfertigung schon vor
dem Tode Hiobs geschieht. Auch das Gericht gegen die Freunde, wenn
man v. 29 so versteht, geschieht auf Erden und zwar zu ihren Leb-
zeiten. Hiob erhofft, daß seine schwierige Frage zuletzt durch diesen
Erlöser zur endgültigen Lösung gebracht wird. Durch diesen Erlöser,
der zu der geschaffenen Welt kommt, wird die Schöpfung mit der
Erlösung eins.
Das gigantische Streben, das Hiob zum Finden des Erlösers
führt, zeigt uns, wie er die geschaffene Welt ernst nahm. Das Kommen
des Retters bei den Propheten dient zur Erlösung der geschichtlichen
Welt. Bei dem geschichtslosen Hiob dient es dem Heil der Schöpfung.
Genau gesehen, handelt es sich hier aber nicht um ein Finden, sondern
wesentlich um ein Erhoffen des Erlösers. So verstehen wir den ab-
steigenden Gang der Dialoge nach c. 19. Hiob erhofft mitten im Leid
das Kommen des Erlösers, aber dieses Erhoffen bedeutet noch keines-
wegs die Verwirklichung des ersehnten Heils. Der Höhepunkt in
c. 19 zeigt, von einer anderen Seite her gesehen, nur die Unmöglich-
keit, von unten die Erlösung zu finden. Diese Richtung von Menschen
zu Gott verbirgt in sich unvermeidlich die religiöse Hoffart des
Menschen, der nur durch die Offenbarung von oben errettet werden
kann. Die radikalste Form der menschlichen Hybris, die Hiobs bis-
herige Richtung annehmen kann, zeigt sich eben in c. 31.

' Vgl. die neueste ausführliche Behandlung des Problems bei R. M A R T I N -


ACHARD, De la mort à la résurrection d'après l'Ancien Testament, 1956, p. 133 ss.
Mit Recht sagt der Verfasser: C'est dans ce monde-ci que la crise doit être dénouée,
et non dans l'au-delà.
8
Vgl. J. J. S T A M M , Erlösen und Vergeben im AT, 1940, S . 35. »Was Hiob
erstrebt, ist die Wiederherstellung seines Rechtes.«
Schöpfung und Erlösung im Buche Hiob 219

c. 31 ist der sog. Reinigungseid Hiobs. W E I S E R möchte diesen


Reinigungseid von der Tradition des Bundeskultes her verstehen,
ebenso das Leitmotiv der Theophanie in cc. 38ff. 9 . Dieser kultische
Hintergrund, der durch die Komposition des Hiobbuches durch-
schimmert, würde mit der von uns angenommenen zentralen Stellung
des Schöpfungsmotivs gut übereinstimmen 10 . Das Schöpfungsmotiv,
das wir oben durch Kanaan vermittelt fanden, wurde, geschichtlich
gesehen, zum großen Teil auf dem Wege des Kultus von Israel über-
nommen.
Aber das Wichtigste, mit dem wir uns in c. 31 beschäftigen
müssen, ist das Problem der Hybris. Die betreffende Stelle ist v. 35 ff.
Wir stellen mit den meisten Kommentatoren w . 35-37 nach v. 40 ab
und sehen hier den Schluß des ganzen Kapitels, ja noch mehr, den
Schluß der ganzen Anklagen Hiobs gegen Gott.
O wäre doch Einer, der mich hörte!
Hier ist mein Zeichen! Gott gebe mir Bescheid!
Das Schriftstück, das mein Gegner schrieb, ( v . 85)
auf meine Schulter will ich's heben,
als Turban winden mir ums Haupt 1 ( v . 3«)
All meine Schritte will ich ihm weisen,
wie ein Fürst ihm entgegengehen! ( v . 37)
Zu Ende sind die Worte Hiobs. ( v . 40c)

Hier sehen wir also Hiob als göttlichen Fürsten, der sich Gott mit
Entschiedenheit, ja mit Trotz, entgegenstellt. Nicht nur fordert hier
Hiob Gott zur Rechenschaft, sondern behauptet sein Gerechtsein
bis zum heiklen Punkt der Verneinung Gottes 11 . Die Sinnlosigkeit
der geschaffenen Welt führt den einen zum Selbstmord; doch dieser
Weg ist Hiob wie den meisten alttestamentlichen Menschen, die Gott
als Schöpfer kennen, verwehrt (vgl. Anfang c. 3). Den andern treibt
sie zur Verneinung des Schöpfers, indem sich der Mensch an die Stelle
» Vgl. A . W E I S E R , Das Hiobbuch, 1 9 5 1 , S . 1 1 .
10
G. L I N D E S K O G hat uns mit Recht gezeigt, wie weitgehend das Schöpfungs-
motiv im ganzen Hiobbuch durchgeführt ist (vgl. L I N D E S K O G , Studien zum neu-
testamentlichen Schöpfungsgedanken, I, 1952, bes. S. 36f., 61f.).
11
Diese Stelle zeigt uns Hiob sozusagen im prometheischen Widerstand gegen
Gott, der so gefährlich, aber doch so fruchtbar sein kann; vgl. die interessante Be-
merkung N E H E R S , »La notion de violence caractérise les rapports immédiats entre
les dieux et l'homme dans le mythe de Prométhée comme dans le récit biblique.
Il y a, en effet, une certaine perspective de la révolte, dans la pensée grecque. L'uni-
vers suméro-babylonien ne connaît, entre les dieux et les hommes, que des relations
de force et de ruse. Les Hébreux et les Grecs savent qu'un affrontement réel est
possible, une lutte dangereuse mais exaltante, entre Dieu et l'homme« ( A . N E H E R ,
L'essence du Prophétisme, 1955, p. 144). Man könnte in bezug auf Hiob in c. 31
auch von einem urmenschlichen Widerstand sprechen, vgl. unten unsere Inter-
pretation von 4015.
220 M. SEKINE

Gottes setzt. Den zweiten Weg scheint Hiob hier zu betreten. Der
Satan hat sein Ziel erreicht 12 !
Wenn wir den verborgenen Sinn des Reinigungseides im Ver-
neinenwollen des Schöpfers von seiten Hiobs erblicken, so wird uns
hoffentlich der letzte Teil des Buches durchsichtiger 18 .
Daß die Gottesrede zweimal gehalten wird, darf nach unserer
Meinung nicht angezweifelt werden, wie es manche Forscher tun 14 .
Die erste Gottesrede mit der ersten Antwort Hiobs (38 l—40 s) ist
etwas wesentlich anderes als die zweite mit Einschluß des endgültigen
Bekenntnisses Hiobs (40 6— 42 e). Was die erste Gottesrede besagen
will, ist wohl das Folgende: Hiob hatte sich selbst, bewußt oder un-
bewußt, in die Mitte der geschaffenen Welt gestellt, indem er von
sich aus die Frage der Theodizee, ob Gott mit seiner Schöpfung recht
hätte, aufwarf. Er ging so weit, daß er endlich in c. 31 wagte, sich
als Gegenpartner Gott entgegenzustellen. Dementsprechend besagt
die erste Rede mit Entschiedenheit, daß Hiob nicht in der Mitte der
Schöpfung steht, ja noch mehr, daß Hiob mit der Schöpfung ur-
sprünglich nichts zu tun hat. Der Anfang der Rede lautet:
Wo warst du, als ich die Erde gründete ? (38 4»)
Diese Fragestellung setzt Hiob sozusagen außerhalb der Schöpfung.
Auch das folgende Anhäufen der Fragen soll wohl Hiob zum Bewußt-
sein bringen, daß er nicht nur mit der Schöpfung gar nichts zu tun
hat, sondern daß er von der gesamten Welt der Schöpfung ausge-
schlossen werden muß. Das ist Antwort Gottes an Hiob, der in c. 31
selber Schöpfer spielen wollte. Hiob hat den Sinn der Schöpfung
angezweifelt, und hat jetzt erlangt, was er verdiente. Hiob ist aus
dem Rahmen der Schöpfung herausgeworfen worden! Dabei ist es
wichtig zu bemerken, daß Gott die Gesamtproblematik durch Hin-
weis auf die Erscheinungen in der geschaffenen Welt angepackt hat.
Die erste Antwort Hiobs in 40 4 f. ist negativer Natur, indem
er die an ihn gerichtete Kritik Gottes des Schöpfers bejaht, was
allerdings dem Inhalt der ersten Gottesrede entspricht:
Sieh, ich bin zu gering, was kann ich dir erwidern ?
Ich lege meine Hand auf meinen Mund; (v. 4)
Ein Mal habe ich geredet, tue es nicht wieder,
ein zweites Mal, doch nun nicht mehr. (v. 5)

12
Übrigens ist der Satan im Hiobbuch Zweifler am Sinn der Schöpfung.
Er spielt seine Rolle ganz hinter den Kulissen als der Verneiner, ohne daß er selbst
im Dialog erscheint.
13
Das Ende des c. 31 steht in engster Beziehung zu c. 38, so daß die Elihu-
Rede (cc. 32 — 37) sich ohne weiteres als Interpolation erweist.
14
Vgl. z. B. O. E I S S F E L D T , Einleitung in das AT, 1956 2 , S. 563f., 569; vgl.
aber auch W E S T E R M A N N , op. cit. S. 85F.. 97.
Schöpfung und Erlösung im Buche Hiob 221

Der Anfang der zweiten Rede Gottes (40 7-14) wiederholt noch
einmal den entscheidenden Punkt, indem er das in der ersten Rede
Gesagte in eine schärfere Form kleidet. Gott fragt nämlich Hiob mit
durchbohrender Ironie: »Bist du Gott?«. Auch dies entspricht an
dieser Stelle genau dem verborgenen Sinn des Reinigungseides in
c. 31, wie wir oben gesehen haben.
Die poetischen Beschreibungen von Behemot und Lewjatan,
die jetzt folgen, gelten vielen als nicht ursprünglich. Diejenigen, die
an ihrer Echtheit festhalten wollen, sehen meistens in diesen Figuren
»das ganz Unfaßliche der ewigen Schöpfermacht« 16 , wogegen freilich
an sich nichts einzuwenden ist.
WEISER möchte in diesen Tieren unmittelbar die Urtiere sehen,
m. E. mit Recht. Der Name Behemot sei der Plural von b'hemaÄ =
Vieh und solle vielleicht das »Urvieh« bezeichnen. Der Lewjatan ist
bekanntlich der Urmeerdrache. Ȇber der gesamten Beschreibung
lagert der Hauch des Urgeschichtlichen«16. Den Sinn der Heran-
ziehung dieser urgeschichtlichen Tiere möchte ich aber anderswo
finden als WEISER. Ich sehe nämlich in der ersten Zeile dieser Be-
schreibung das Entscheidende:
Sieh doch das Urtier, das ich mit dir erschuf I (40 15»)17
Hiob, der in der ersten Gottesrede außerhalb der Schöpfung gesetzt
wurde, bekommt hier wieder in der Schöpfung einen Platz zugewiesen!
Ja, noch mehr: Hiob, der hier mit dem Urtier in Verbindung gebracht
wird, ist eben Hiob als wiederhergestellter Urmensch, Hiob redivivus,
Hiob in der Neuschöpfung 18 . Denn er findet seinen Platz in der ge-
15
Vgl. H. W . H E R T Z B E R G , Der Aufbau des Buches Hiob in B E R T H O L E T -
Festschrift, 1950, S. 253.
16
Vgl. W E I S E R , op. cit. z. St. Weiter vgl. L I N D E S K O G , op. cit. S. 2 4 . W E S T E R -
M A N N (op. cit. S. 8 7 , 9 7 ) sieht in diesen Tieren die Geschichtsmächte. Das scheint
mir sehr fraglich zu sein; irgendein geschichtliches Motiv ist hier eben nicht ent-
faltet. Übrigens sind vv. 40 25 — 41 8 merkwürdig, da diese Stelle stilistisch sich aus
dem Ganzen heraushebt. Aber es ist wohl nicht nötig, sie deswegen für sekundär
zu halten. Vielmehr zeigt diese humorvolle Stelle Hiob wieder als Urmenschen,
der mit dem Urmeerdrachen zu tun hat. Im letzten Wort »Was unter dem ganzen
Himmel — mein ist es« (413b) wird indirekt Hiob wiederum als Geschöpf an-
erkannt.
17
Viele Kommentatoren möchten mit der L X X »das ich erschuf« in 40 15»
beseitigen. Ohne dies Sätzchen würde das Ganze auf dasselbe hinauslaufen. »Mit
dir« ist besser als das »neben dir« mancher Übersetzungen (vgl. The Book of Job by
D R I V E R and G R A Y I , I I , 1 9 2 1 z. St.); übrigens kommt "JOS? in diesem Sinne auch in
40 28 vor.
18
Daß dem Verfasser des Hiobbuches die Vorstellung vom Urmenschen nicht
unbekannt ist, zeigt die berühmte Stelle 15 7. A. B E N T Z E N will in der Vorstellung
vom »Urmenschen« eine Verbindung mit dem »König« sehen. Man könnte in dem
222 M. SERINE

schaffenen Welt im urgeschichtlichen Sinne. Diese Neuschöpfung


Hiobs ist nichts anderes als seine Erlösung!
Wenn wir den Sinn der langen Beschreibungen von Behemot und
Lewjatan auf diese Weise deuten dürfen, so ist in der zweiten Gottes-
rede eben die entscheidende Lösung zum ganzen Hiobproblem ge-
funden. Dementsprechend bringt Hiob in seiner zweiten Antwort
seine Ergebung gegenüber seinem Schöpfer und Erlöser zum Aus-
druck:
Du zeigtest mir .Großes', so ich nicht verstehe,
mir Wunder zu hoch, so ich nicht erkenne. (42 8b)
Vom Hörensagen hatte ich von dir vernommen;
Nun aber hat mein Auge dich geschaut I (42 5)
Darum zerfließe ich in Tränen
und seufze nur in Staub und Asche. (42 C)19

Dieses Schauen Gottes ist freilich nicht mystisch gemeint. Es besagt


vielmehr, daß nun die Welt der Schöpfung mit der Erlösung ver-
einigt worden ist.
P. H U M B E R T hat jüngst von dem »Modernismus« Hiobs ge-
sprochen 20 . Die zentrale Stelle, die der Schöpfungsgedanke im Hiob
einnimmt, ist auch nach unserer Meinung etwas Neues in der Ge-
dankenwelt des AT. Aber wir möchten hierin kein hellenistisches
Element sehen, mag auch das Äußere des Hiobbuches von der da-
maligen Umwelt beeinflußt worden sein, wie H U M B E R T behauptet.
Das Hiobbuch stellt vielmehr das Zeugnis dafür dar, wie tief der alt-
testamentliche Glaube durch das Kanaanäische hindurchging. Der
Schöpfungsgedanke als solcher ist kein spezifisch israelitischer. Aber
darin, daß Hiob diesen Gedanken in engste Verbindung mit der Er-
lösung brachte, sehen wir das Charakteristische des Hiobbuches.

königlichen Fürsten von 31 87 einen Verbindungspunkt zwischen König und Ur-


menschen finden (vgl. BENTZEN, Messias Moses redivivus Menschensohn, 1948,
S. 1 3 , 3 9 ) .
M
vv. 8s. i sind verdächtig, sind wohl ein Randzitat (HÖLSCHER). In v. E
möchte ich die Freudentränen eines Erlösten erblicken. Das Motiv des »Schauens«
ist auch im Johannes-Evangelium weithin zu finden. B U L T M A N N definiert dieses
Schauen als »erfülltes Glauben« (vgl. R. BULTMANN, Das Evangelium des Johannes
1950, S. 45). Übrigens haben Johannes und Hiob ein gemeinsames Charakteristikum
in ihrem vielleicht als immanent zu bezeichnenden Gottesbegriff. Vgl. auch die folgen-
den Worte B U L T M A N N S über die johanneische Theologie: »Vielmehr ist der KOCTUOS die
Schöpfung Gottes; denn alles ist durch das »Wort«, das im Anfang bei Gott war,
ja, das Gott war, geschaffen (1 s). Das aber besagt, daß sich in der Schöpfung Gott
offenbarte« (BULTMANN, Theologie des Neuen Testaments, 1953, S. 363).
20
Vgl. P. H U M B E R T , Le modernisme de Job, in der Festschrift H . H . ROWLEY
(Suppl. to VT, vol. III, 1955, S. 150ff.).
Schöpfung und Erlösung im Buche Hiob 223

Der Schluß des Hiobbuches, den wir in der Rahmenerzählung


des »Volksbuches« lesen, findet den Schlußakt des ganzen Ereignisses
in der Wiederherstellung des Wohlstandes Hiobs. Wenn wir das als
Wiederholung im KIERKEGAARD'sehen Sinne verstehen, so ist das eben
die äußere Seite, die die Erlösung Hiobs nach sich zog. Freilich ver-
steht sich von selbst, daß es eine Diskrepanz gibt zwischen der Rahmen-
erzählung und den Hiobreden.

(Abgeschlossen am 1. Juli 1957)


David und Mikal»
Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids
Von H a n s J o a c h i m S t o e b e in Bethel
(Bethel bei Bielefeld, Bethelweg 50«)

I Sam I817-19 berichtet der masoretische Text 1 , daß Saul dem


David seine ältere Tochter Merab zur Frau angeboten habe; er will
sich damit die militärische Tüchtigkeit des bewährten jungen Kriegers
sichern 2 . Im Geheimen aber — so heißt es — hofft Saul darauf, so
auf gute Weise von einem Manne befreit zu werden, der ihm ein ge-
fährlicher Nebenbuhler in der Gunst des Volkes werden kann und
schon geworden ist 3 .
Die Verbindung des Abschnittes mit den vorhergehenden Versen
in Kap. 18 ist nur redaktionell. Zwar enthalten diese in den vv. 6-8
und 15-16 die Erklärung dafür, warum Saul in David den Rivalen
fürchtet 4 ; aber dieser Neid hat schon zu offener Feindseligkeit geführt,
zudem ist David bereits aus der Umgebung Sauls entfernt und unter
Beförderung zum strafversetzt 6 . Ebensowenig kann man aber
einen nahtlosen Anschluß an Kap. 17 feststellen, der die Annahme
eines quellenhaften Zusammenhanges rechtfertigte 6 . Die Antwort
Davids, der aus Bescheidenheit nur zögernd auf dieses Angebot ein-
geht 7 , setzt in keiner Weise das Versprechen von 17 25 voraus 8 . Nach
dem Wortlaut des Textes soll er die Merab für etwas bekommen,
was er erst noch zu leisten hat 9 .
1
Zum Fehlen dieses Abschnittes in L X X B vgl. unten S. 242.
2
v . 17 a . * V. 17 b .
1
Vgl. auch v. 21; einen interessanten Beitrag dazu liefert die Vermutung
von C. U M H A U W O L F , daß Saul fürchten mußte, auf legalem Wege aus seiner Führer-
stellung entfernt zu werden (Traces of Primitive Democracy in Ancient Israel,
J. N. E. S. VI, 1947, S. 105), obwohl diese Anschauung kaum ausreichend be-
gründet ist.
8
vv. Ii. 12; wobei die Spannung innerhalb dieser beiden Aussagen mit Händen
zu greifen ist.
• Ich nenne (in Auswahl): M. LÖHR, KeH»; H. P. SMITH, ICC 1899; W. No-
WACK, HK 1902; K . B U D D E , KHC 1902; A . S C H U L Z , EH 1919/20; W. CASPARI,
KAT 1925; P . D I V A U X , Ste Bible 1961; B. BAENTSCH, David und sein Zeitalter
1907, S. 48; O. E I S S F E L D T , Die Komposition der Samuelisbücher, 1931, S. 67.
7
v. is; diese Bescheidenheit paßt sehr wenig zu der Unbefangenheit, mit der
sich David 17 28 genau über die Bedingungen informiert.
8
Es erscheint unmöglich, aus der emphatischen Voranstellung des HflS v. 17
zu folgern, daß Saul damit eine bestehende Verpflichtung anerkennen wolle. (Gegen
B U D D E a. a. O . S . 2 1 9 ; ähnlich SCHULZ und SMITH.)
» So richtig H . GRESSMANN, SAT I I / L , 2 . Aufl., 1 9 2 1 , S. 7 9 . Vgl. dazu auch
H . W . HERTZBERG, A T D , 1966, S. 126.
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 225

Freilich ist trotz des Fehlens eines quellenhaften Zusammen-


hanges mit Kap. 17 nicht abzustreiten, daß zwischen 18 17-19 und
17 12-3110 Gemeinsamkeiten in Gedanken und Vorstellungen bestehen,
besonders, was die innere Widersprüchlichkeit und Unausgeglichen-
heit dieser Vorstellungen anlangt. Sie können nur so erklärt werden,
daß es die gleiche Zeit und die gleichen Kreise waren, in denen diese
Erweiterungen des ursprünglichen Erzählungsgutes sich heraus-
bildeten 11 .
Eine solche Unausgeglichenheit scheint m. E. 18 17 in der Be-
gründung dafür zu liegen, daß Saul dem David seine Tochter zur Frau
anbietet. Wenn dabei von den Kriegen Jahwes geredet wird 12 , läßt
sich das zwar gut aus der Situation der Philisterkriege verstehen;
es paßt aber nicht zum Wesen des Heiligen Krieges, wenn Saul hofft,
sich aus diesem Anlaß Davids entledigen zu können 13 . Das setzte bei
Saul ein Maß von Hinterhältigkeit voraus, das sich nur schlecht mit
der Schilderung vereinigen läßt, die sonst von ihm gegeben wird 14 .
E s ist augenscheinlich so, daß hier das Wissen darum verlorenge-
gangen ist, was die Kriege Jahwes eigentlich bedeuten 15 . Dieselbe
Spannung und Widersprüchlichkeit liegt 17 25 vor. Der Philister
fordert zum Kampf heraus Vini!P~nx n n V 1 8 . E r beabsichtigt also eine
Verhöhnung Jahwes. Diese Linie wird aber damit verdunkelt, daß
ein beachtlicher Lohn für den ausgesetzt wird, der ihn besiegt 17 . Auch
hier liegt der Gedanke nahe, daß die Überlieferung von 17 12-31 in
Kreisen ausgeformt wurde, die kein Verständnis mehr dafür hatten,
was *pnI- T
und nin"1 nian 1 ?» einmal bedeuteten 18 . Dasselbe läßt sich
T | "Ii*

wohl auch an dem nansj von 17 18 beobachten. Dieser schwierige Aus-


druck stammt wohl aus dem Geschäftsleben 19 . Dadurch wird die Er-
10 Wie bekannt, fehlen diese Verse ebenfalls in L X X B .
11 Vgl. dazu J . WELLHAUSEN, Prolegomena zur Geschichte Israels', 1886,
S. 274f. Dazu auch H . W. HERTZBERG, A T D , 1966, S. 125; H . will die Einheit
nur in der Meinung des Gesamtverfassers sehen. 1 2 v. 17.

1 3 Vgl. dazu die wichtigen Beobachtungen H E R T Z B E R G S a. a. O . S . 124.


Man könnte natürlich als Parallele auf I I S a m 11, den Mord an Uria, hinweisen.
Tatsächlich ist aber der Tenor des Ammoniterkriegsberichtes anders, wenn sich
auch bisweilen in den Worten J o a b s (1012) und Urias (1111) noch Anklänge an
alte Vorstellungen finden.
14 Vgl. HERTZBERG a. a. O. S . 10.
16 Ein interessantes Beispiel für eine solche Entwicklung gibt P. H U M B E R T
in seiner Untersuchung L a Terü'ä, Analyse d'un rite Biblique, 1946. Vgl. auch
G. v. RAD, Der Heilige Krieg im alten Israel, 2. Aufl., 1952, S. 33ff.
" Vgl. dazu im einzelnen H . J . STOEBE, Die Goliathperikope I S a m 17 1 —
1 8 « und die Textform der Septuaginta, V T VI, 1956, S. 401 f.
1 7 Zu der inneren Problematik der hierbei gemachten Aussagen vgl. S T O E B E

a. a. O. S. 403. 1 8 Vgl. dagegen den ganz anders gearteten Bericht I Sam 11.

18 Vgl. P. A. H . DE BOER, O T S I, 1941, S. 89.

Von Ugarit nach Qumiaa 15


226 H. J. STOEBE

klärung als »Unterpfand für Wohlbefinden«20 unwahrscheinlich. Sei


es nun, daß man darin ein Wort für »Sold«21 oder, was vielleicht näher
liegt, für »Pfand« sieht 22 , mit dem die Söhne Isais anerkennen, daß
sie eine Leistung für empfangene Lebensmittel schulden23, in keinem
Fall paßt dieser Zug zu dem Geschehen des Philisterkrieges 24 ; dieser
will als Hin: nan1?? verstanden sein26, und im Heiligen Krieg bestand
für jeden Krieger, also auch für das Haus, aus dem er stammte, die
Verpflichtung, für die Verpflegung selber zu sorgen 26 .
Diese Überlegungen machen es wahrscheinlich, daß hier nicht
selbständige quellenhafte Überlieferungen vorliegen, sondern nach-
trägliche Erweiterungen, für deren Ausgestaltung die Josephsüber-
lieferung manchen Zug hergeliehen hat 2 7 .
Kehren wir zu Kap. 18 zurück. David wird in seinen Erwartungen
enttäuscht; als die Zeit der Hochzeit gekommen ist, wird Merab einem
anderen, nämlich dem Mecholatiter Adriel zur Frau gegeben28. Hier
macht die Zeitbestimmung aniOTiK nn ns?a ,iT] einige Schwierigkei-
ten 2 9 . Es ist nicht überzeugend, wenn man darin einen Hinweis
darauf findet, daß der junge David erst das heiratsfähige Alter er-

20 Targ.: ]i!T3,B Syr.: |inrfl3D L X X L TO epaoußa ayysAlav CXUTGOV.


Danach J . W E L L H A U S E N , Der Text der Bücher Samuelis, 1875; L O H R ( T H E N I U S ) ,
N O W A C K , A. B. E H R L I C H , Randglossen zum Hebräischen Alten Testament I I I , 1910;
S. R. D R I V E R , Notes on the Hebrew Text of the Books of Samuel2, 1913; G R E S S M A N N ,
R. K I T T E L , HSAT 4 , 1922; C. H. G O S L I N G A , Körte Verklaring, 1948; H E R T Z B E R G .
Pfand als Zeichen des richtig von David ausgeführten Auftrages: J . D E G R O O T ,
Tekst en Uitleg, 1 9 3 4 ; D E V A Ü X ; vgl. auch H E R T Z B E R G . , L X X A : KAI oaa av
XPT)£CO<XIV y VCOOT). So M . R E H M , Echterbibel, 1 9 4 9 ; vgl. auch A. B R U N O , Das Hebräische
Epos 1935.
21 P . D H O R M E , E B , 1910; S C H U L Z , C A S P A R I , B R U N O a. a. O . ; vgl. auch A .
B R U N O , Die Bücher Samuel, eine rhythmische Untersuchung, 1955. S T O E B E a. a. O.
S. 403, Anm. 4.
2 2 H. M. WEIL, Gage et Cautionnement dans la Bible (Archives d'Histoire

du Droit Oriental II, 1938), S. 213.


28 A. K L O S T E R M A N N , SZ, 1887 denkt reichlich konstruiert an eine Ablösungs-

mannschaft.
u Vgl. dazu auch die Käseschnitten für den Hauptmann, die sich nicht zu
diesem Bilde fügen wollen.
24 Vgl. STOEBE a. a. O. S. 402, A n m . 1.
2» v. RAD a. a. O. S. 35, Anm. 60.
27 STOEBE, S . 4 0 2 f.
28v. 19; sicherlich hat das mehr den Charakter einer Feststellung, als daß
man einen besonderen Affront Sauls darin sehen muß; dann wäre das Folgende
unverständlich.
29 L X X l verschiebt durch den Zusatz E<poßT}6r| Tov 6cui8 Kai etwas den
Sinn und scheint damit eine Begründung geben zu wollen; die Bezeugung des Textes
ist aber zu schlecht, als daß man danach ändern könnte (gegen D H O R M E ) .
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 227

reichen mußte 30 . Dagegen spricht wohl das von v. 17. Wahr-


scheinlicher ist jedenfalls, daß David einen befristeten Dienst zu leisten
hatte, nach dessen Erledigung er belohnt werden sollte 81 . Dabei ist
freilich darauf zu achten, daß dieser Zug sich dem Vorhergehenden
nicht recht einfügt.
Es ist deutlich, auch keine Diskussion darüber, daß dieser Bericht
und die literarisch mit ihm verbundene Mikalperikope — wenigstens
in der jetzigen Form-einander ausschließen. Diese Erzählung ist leben-
diger und breiter ausgeführt; ihre einzelnen Teile stehen in einem
festeren inneren Zusammenhang 32 . Das Motiv der Bescheidenheit
Davids ist hier für den Fortgang der Handlung entscheidend. Die
Überlegungen Sauls, so hinterhältig sie sind, sind nicht damit belastet,
daß David die ni.T DinnVö führen soll. Der gedankliche Gehalt aber
ist derselbe wie in vv. 17-19 33. Darin, daß Saul als Morgengabe hundert
Philistervorhäute verlangt, klingt das religiöse Motiv ebenso wie in
w . 17-19 an 34 . Diesmal wird aber David nicht um den Preis seiner
Tapferkeit betrogen und erhält die Mikal zur Frau.
Während Merab als die älteste Tochter Sauls in der Überlieferung
gänzlich zurücktritt 35 , wird Mikal als Ehefrau Davids darin immer
wieder erwähnt. 19 11-17 ist es ihre List und Klugheit, die David
rettet. 22 14 verteidigt sich Ahimelek von Nob, er habe sich keiner
Untreue gegen Saul von Seiten Davids versehen können, da jener als
Schwiegersohn des Königs und vertrauter Rat über jeden Verdacht
erhaben gewesen sei 36 . 25 44 berichtet ein Anhang an die Nabal-
geschichte, etwas unmotiviert 37 , daß Saul seine Tochter Mikal nach
8 0 So etwa BUDDE. Ähnlich CASPARI: die Merab selbst hätte erst heirats-

fähig werden müssen. Eine eigenartige Verkennung der Situation bei EHRLICH:
David habe die Merab nicht gewollt (JinFl statt DV3).
n So richtig HERTZBERG, allerdings mit einer Änderung in v. 21b und einer
Umstellung, der ich mich nicht anschließen würde. Vgl. Anm. 166.
sa Wenn man zunächst die beiden ebenfalls in L X X B fehlenden Stücke
v. 21b und v. 26 b ausklammert (vgl. dazu unten S. 240f.).
M Man könnte diesen Passus mit demselben Recht an 17 25 anknüpfen, wie

vv. 17-18 (vgl. aber dazu oben S. 224).


34 Als Unbeschnittene sind die Philister den Hebräern ein Greuel, vgl. 17 26. 36.

Das ist jedenfalls der entscheidende Gedanke: so auch HERTZBERG.


35 Sie wird nur noch I Sam 14 49 in einer Liste erwähnt.

8* Gerade diese Erwähnung der Ehe (allerdings ohne daß der Name der Frau

genannt wird) scheint besondere Beweiskraft für die Tatsächlichkeit des Berich-
teten zu haben (so z. B. GRESSMANN); vgl. dazu unten S. 233f.
" Man hat hier gefühlsmäßig den Eindruck, daß die Angaben über die Ehe
Davids mit den beiden Kalibbiterinnen (v. 12 Abigail, v. 43 Ahinoam) voraussetzen,
daß Mikal noch nicht in das Leben Davids getreten war. Ein Redaktor hat diesen
Eindruck verwischen wollen und die Erklärung hinzugefügt, warum David sich
diese beiden zu Frauen genommen hat. Bei der Nennung von SHT? handelt es

15'
228 H . J . STOEBE

dem Zerwürfnis an "'ü^B, den Sohn des Vhb aus verheiratet habe.
Dasselbe begegnet noch einmal II Sam 3 14f., wenn David sich aus-
drücklich darauf beruft, daß Mikal ihm rechtens zugehöre. Der Name
des Mannes, mit dem sie in zweiter Ehe verheiratet ist, hat hier gegen-
über 15 44 die vollere Form 'wbVb.
Dieser Befund hinterläßt den Eindruck, daß wir in der Ehe
Davids mit Mikal eine gut verbürgte historische Tatsache zu sehen
haben 38 , und daß die Merabepisode89 nur ein blasses und wenig ori-
ginelles Seitenstück dazu darstellt 40 . Auf der anderen Seite ist trotz
dieser breiten Bezeugung immer wieder die Geschichtlichkeit dieses
Berichtes angezweifelt worden, wonach Mikal noch zu L e b z e i t e n
Sauls Davids Frau geworden sei 41 . Vielmehr könne diese Ehe erst
nach dem Tode Sauls, als David schon als König in Hebron residiert,
wahrscheinlich gemacht werden und begreife sich daraus, daß David
damit an das Königtum Sauls anknüpfen wollte42. Sicher hat nun
K I T T E L damit recht, wenn er gegen BAENTSCH einwendet, daß diese
allgemeinen Gründe und Überlegungen noch kein tragfähiger Grund
dafür sind, die Geschichtlichkeit des Berichteten abzustreiten43.
Dasselbe Urteil muß auch für die Versuche gelten, die Mikalgestalt
aus mythischen Motiven (Isthar) 44 oder das Verhältnis Davids zu
Saul aus einem gemein-orientalischen Erzählungsstil herzuleiten46.
Es erscheint daher lohnend, diesem Problem unter dem Gesichtspunkt

sich natürlich um eine Ortschaft im Süden Judas, vgl. Jos 15 55. 56. David verstärkt
folgerichtig seine Stellung in Kaleb. Vgl. auch die Überlegungen BUDDES zur Stelle.
M Ich verweise auf die Beurteilungen bei B. STADE, GVI, 1887, S. 233;

R. KITTEL, GVI II', 1926, S. 109; A. JIRKU, GVI, 1931, S. 123 (dort in der Form,
daß diese Ereignisse in der Zeit vor dem Bruch zwischen Saul und David anzu-
nehmen seien; ähnlich auch GRESSMANN Z. St., vgl. Anm. 36); E. AVERBACH, Wüste
und Gelobtes Land I, 1932, S. 213; E. SELLIN, Geschichte des Israelitisch-Jüdischen
Volkes I, 2. Aufl., 1935, S. 163.
8 8 Zur Frage des literarischen Zusammenhanges vgl. oben S. 226f.

40 V g l . e t w a SCHULZ, GRESSMANN.
41 Etwa H. MARQUART, Fundamente Israelitischer und Jüdischer Geschichte,
1896, S. 94. ST. A. COOK, Notes on Old Testament History, J Q R X I X , no. 74,
S. 369F.; H. WINCKLER, Geschichte Israels in Einzeldarstellungen II, 1900, S. 179;
B. BAENTSCH, David und sein Zeitalter, 1907, S. 51; A. JEREMIAS, Das Alte Testa-
ment im Lichte des Alten Orients 4 , 1930, S. 510, Anm. 4; M. NOTH, Geschichte
Israels 2 , 1964, S. 170, Anm. 1.
4 > Darauf wird von allen Auslegern hingewiesen. Besonders nachdrücklich

von COOK, der überhaupt verneint, daß Saul und David in näherer Beziehung zu-
einander gestanden haben.
43 a. a. O. S. 109f., besonders Anm. 4.

44 BAENTSCH a . a . O. S . 5 2 ; JEREMIAS a . a . O. S . 6 0 1 .
45 WINCKLER a. a. O. S. 170f.; GRESSMANN Z. St. (obwohl G. den Bericht
selbst für historisch zuverlässig hält; vgl. Anm. 38).
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 229

der Überlieferungsgrundlagen für die Jugendgeschichte Davids nach-


zugehen.
Entscheidend ist hier wohl II Sam 21 8. Als David das Unrecht
rächen will, das Saul den Gibeoniten zugefügt hat, läßt er dabei auch
die fünf Kinder der Mikal hinrichten, »die sie dem b w i i v , dem Sohn
des ,1?I"]1, dem "»n^Piö geboren hatte«. Mikal ist hier also die Frau
des Mannes, dem nach I Sam 18 19 ihre Schwester Merab verheiratet
wird 46 . Nun wird diese befremdliche Erscheinung zwar allgemein
auf eine Verschreibung zurückgeführt, die unschwer auf Grund der
Versionen 47 durch Änderung von Mikal in Merab zu beseitigen ist 48 ;
aber gerade diese Verbesserung scheint mir nicht zulässig. Jedenfalls
kann sie sich nicht auf den Targum stützen 49 ; dessen Paraphrase
zeigt vielmehr, wie man die Überlieferung für so verbindlich hielt,
daß man trotz besseren Wissens nur erklärte, nicht änderte. Da nun
die II Sam 21 zusammengetragenen Berichte stark aus dem Aufriß
der Samuelisbücher herausfallen und archaisches Gut 60 , sonst Un-
bekanntes 61 oder von der sonstigen Darstellung der Samuelisbücher
Abweichendes52 enthalten, scheint der Schluß unausweichlich, daß
hier eine selbständige eigene Tradition vorliegt, die von einer Ehe
Mikals mit diesem Adriel und von fünf Kindern aus dieser Ehe ge-
wußt hat. Dadurch würde natürlich nicht in Frage gestellt, daß später
David tatsächlich die Mikal geheiratet hat; es könnte aber gut ver-
ständlich machen, daß sie aus der Ehe mit ihm keine Kinder mehr
hatte 63 . Wenn aber tatsächlich hier eine abweichende Tradition vor-
liegt, so muß dieser ganze Fragenkomplex neu durchdacht und auf
seine überlieferungsmäßigen Hintergründe untersucht werden.

44
Die Nennung des Namens ist durch die Angabe Sohn des Barsillai ver-
mehrt, was auch für die Selbständigkeit dieser Tradition spricht.
« L X X , Syr, Vulg.
48
So alle Ausleger; ein Versuch, die Verschreibung zu erklären bei CASPARI.
49
V?'!? "U2: welche aufgezogen hat (KLOSTERMANN, Merab,
der älteren Schwester Mikals; vgl. dazu P. APTOWITZER, Rabb. Parallelen und Auf-
schlüsse zur Septuaginta und Vulgata, ZAW 29/1909, S. 251, Anm. 3). So auch
HIERONYMUS, Quaestiones Hebraic. in Lib. II Regum (MIGNE X X I I I , Sp. 1425).
Zum Ganzen und auch zu Synhedrin 19b vgl. APTOWITZER a. a. O .
50
Rächung der Gibeoniten mit allen Nebenumständen. Vgl. dazu A. S.
KAPEI.RUD, King and Fertility. A Discussion of II Sam 211-14, Mowinckel-Fest-
schrift 1954, S. 113-121; idem: King David and the Sons of Saul (Atti dell VIII
Congresso Internazionale di Storia delle Religioni, 1955, S. 263—265).
51
v. 14 5?Vs als Begräbnisstätte des Vaters Sauls.
62
v. n " " l y r i l Ijn 1 ?« als Goliathsieger.
63
II Sam 6 28. Diese Erwägung erscheint mir als Hintergrund näherliegend,
als eine Erklärung dieses Komplexes aus Hieros-Gamos-Vorstellungen (J. R.
PORTER, The interpretation of II Sam 6 and Ps 82, JThSt NS, Vol. V, 1954, S. 165).
230 H . J . STOEBE

Wir setzen bei den Namen der Ehemänner ein. Dabei ist von vorn-
herein zuzugeben, daß hier keine schlüssigen Beweise gewonnen werden
können; vielleicht lassen sich aber einige Beobachtungen machen,
die mit anderen zusammengenommen ein gewisses Gewicht haben
könnten.
Die Angaben über den T i b h a n V s m s machen den Eindruck der Unerfind-
barkeit. Das Gentilicium k a n n sowohl eine Sippenzugehörigkeit M als eine Orts-
h e r k u n f t 6 5 bezeichnen. Da seine Meinung hier nicht eindeutig entschieden werden
kann, beginnt da bereits die Unsicherheit. Unter der Voraussetzung, daß diese
letztere Möglichkeit z u t r i f f t h a t man den Namen mit nVina Vnx, der Heimat
Elisas" 7 zusammengebracht. Üblicherweise wird dieser Ort auf Grund von I Reg
412 westlich des J o r d a n und südlich von Beth-Shean gesucht und mit dem Teil
Abü-Sifri identifiziert, der bei 'Ain el-Helweh liegt und die Verbindung von Wâdl
el-Helweh und Wâdl el-Mâlih beherrscht 6 8 . Gegen diese Ansetzung im Westjordan-
land hat jüngst N. GLUECK Einspruch erhoben und auf den Tell el-Maqlûb im Wâdl
el-Yâbis als geeignete Ortslage verwiesen 5 9 . Seine Gründe dafür, Abel-Mehola im
Ostjordanland zu suchen, bleiben auch d a n n erwägenswert, wenn m a n der Gleich-
setzung mit dem Tell el-Maqlûb nicht zustimmen k a n n 4 0 . Das würde gut zu der
Tatsache passen, daß zwischen Jabeâ Gilead — Abel Mehola müßte d a n n j a irgend-
wo in der Nähe davon gelegen sein — und den Benjaminiten immer sehr enge Be-
ziehungen b e s t a n d e n ' 1 . Es liegt auch David offensichtlich sehr viel daran, sich mit
diesen Parteigängern Sauls gut zu stellen 6 2 . Es wäre also sehr gut verständlich,
wenn Saul seine Tochter einem Manne von dort verheiratete; eine stärkere Verbin-
dung mit dieser wichtigen Gruppe durch Verschwägerung lag ebensosehr, wenn nicht
noch mehr, in der Linie einer klugen Familienpolitik wie eine Verschwägerung mit
dem Bethlehemiten David*®. Übrigens stimmen die Versionen in der Transkription
64
So sicher von L X X L TOU iictoAXaiou, vielleicht auch von L X X und Vulg.
aufgefaßt. Unklar, ob auch von KLOSTERMANN und GRESSMANN SO verstanden.
66
Targum, Syrer.
** Was die größere Wahrscheinlichkeit f ü r sich h a t und von der Mehrzahl
der Ausleger angenommen wird.
« I Reg 1916.
88
F. BUHL, Geographie des alten Palästina, 1896, S. 206; P. ABEL, La Géo-
graphie de Palestine I I , 1938, p. 234. W. F. ALBRIGHT, BASOR 19, S. 18 und
AASOR VI, 1924/25, S. 44 (The J o r d a n Valley in t h e Bronce Age, p. 1 3 - 7 4 ) .
Dagegen A. ALT, P J B 24/1928, S. 45. Zur Bedeutung des Namens n V i n » V a s
ALBRIGHT, B A S O R 89, p. 15, n. 44; 90, p. 11; 91, p. 16.
58
Explorations in Eastern Palestine IV, AASOR, Vol. X X V — X X V I I I ,
1 9 4 5 - 4 9 , S. 2 1 0 - 2 3 1 Wâdï el-Yâbis.
Zu dieser ganzen Frage vgl. zuletzt M. NOTH, Jabes-Gilead, ZDPV 69
1953, S. 2 8 - 4 1 .
« Jdc 21 8ff. I Sam 11; 3 1 l l f . « I I Sam 2 4f.
,a
Diese Überlegungen würden noch an Nachdruck gewinnen, wenn die Ver-
mutung zu recht besteht, die seinerzeit von H . WINCKLER (Geschichte Israels II, 1900,
S. 195) ausgesprochen und jetzt wieder von S. MOWINCKEL (Hebron, in: Nyberg-
festschrift 1954, S. 194) aufgenommen wurde, daß in dem n Sam 3 8
eine geringschätzige Bezeichnung Davids als Kalibbiten mitzuhören ist. W e n n das
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 231

dieses Namens im Wesentlichen mit M Oberem' 4 ; die Abweichungen in L X X l sind


unerheblich* 5 .
Während man mit diesen Namen in einem verständlichen historischen Zu-
sammenhang bleibt, wirken die Angaben über den Mann, mit dem Mikal nach
I Sam 25 44 I I Sam 3 15 in zweiter Ehe verheiratet worden ist, viel weniger greif-
bar. Das hängt natürlich einmal damit zusammen, daß er immer nur beiläufig er-
wähnt wird. Der Name lautet 25 44 ""öVs, 314 VlCü'j'S; er ist in beiden Fällen Sohn
eines (3 15 Q tPl1?); nach 25 44 stammt er aus D , l ? J 8 ' .
Nun wird in einem Itinerar Jes 10 der Marsch eines von Norden kommenden
Feindes mit den Namen der Ortschaften beschrieben, die durch sein Vorrücken
in Unruhe und Bewegung k o m m e n " , vv. 29. 30 werden unmittelbar hintereinander
genannt: Rama, Gibea Sauls, Gallim, Laiäa. Es handelt sich bei den letzten beiden
um zwei Orte, die nördlich von Jerusalem, zwischen diesem und Gibea, also im
Stammesgebiet Benjamin, unmittelbar nebeneinander liegen. Gallim wird zwischen
dem Teil el-Fül und 'Anäta zu suchen sein und ist möglicherweise mit Kh. Ka'kül
gleichzusetzen' 8 . Laiäa läßt sich vermutlich in el-'Isäwiye nördlich vom Skopus
wiederfinden". Dieses Zusammentreffen ist mindestens auffallend, und die Ver-
mutung läßt sich nicht von der Hand weisen, daß die näheren Angaben zum Namen
nicht so sehr eine sichere Tradition wiederspiegeln, als daß sie nach den
Namen von Orten gebildet sind, die in die nähere Umgebung von Gibea Sauls, also
den Raum gehörten, wo diese Geschichten spielen 70 . Nun scheinen freilich diese
Angaben gut mit dem Bericht von I I Sam 3 16 zusammenzupassen, wonach Paltiel
die Mikal weinend bis nach D"Hn3 begleitet habe. Aber bei näherem Zusehen macht
auch dieser Zug erhebliche Schwierigkeiten. Auffallend ist zunächst die Freude
am Idyll 7 1 , die für eine jüngere Bildung spricht. Wenn weiterhin Abner von Gallim 71
gekommen wäre, wäre der Weg über Bahurim, das dicht bei oder an der alten Römer-

auch nicht mit Sicherheit zu erweisen ist, so ist es doch mindestens sehr wahrschein-
lich. Könnte es dann eine Reaktion darauf sein, daß sich David schon um eine Ver-
schwägerung mit dem Hause Sauls bemüht hatte ?
4 4 eapt^A, lapccTiA, eaSpiriA.

« exptriX.
" Was nach B U D D E für die Selbständigkeit der dort gebotenen Überlieferung
spricht. Vgl. auch D H O R M E ZU I I Sam 3 1 5 .
67 Vgl. dazu G. D A L M A N , Palästinische Wege und die Bedrohung Jerusalems

nach Jes 10, P J B 12/1916, S. 37 ff. Vor allem S. 41: die einzige genaue Schilderung
eines über Berge und Täler ausgeführten Kriegszuges.
Vgl. D A L M A N a. a. O . S . 53; A B E L I I , S . 326; auch A L B R I G H T , A A S O R IV,
S . 139. ' .
«» D A L M A N , S. 54; ABEL II, S. 368; ALBRIGHT, S. 138.
70Vgl. dazu D A L M A N , S. 53; A B E L , S. 368; obwohl beide an der Historizität
des Berichtes nicht Anstoß nehmen und n ^ 1 ? als eine durch B^b gegründete Tochter-
stadt von Gallim auffassen. Es ist zu fragen, ob eine so kurz vor der Katastrophe
gegründete Ortschaft diese hätte überdauern können.
71 Bei dem man zweifelhaft sein kann, ob hier ein Gefühl menschlicher Zu-

neigung oder unmännliche Schwäche aufgezeigt werden soll (so scheint mir B U D D E
zu verstehen zu sein).
72 Vgl. dazu unten S. 234.
232 H . J . STOEBE

straße nach Jericho liegt 78 , auf jeden Fall ein schwer zu rechtfertigender Umweg
gewesen' 4 . Der Ort wird in den Berichten immer als eine Etappe auf dem Wege nach
Jericho und zum Jordan hinunter genannt 76 . Auch ist die Frage B U D D E S durchaus
berechtigt, ob ein naher Angehöriger der Familie Sauls in der Gefahrenzone bleiben
konnte, nachdem Abner den ISba'al nach Mahanaim gebracht hatte 7 '. Auch von
hier aus wird die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Angaben über Ab-
stammung 77 und Herkunft des bekannten Ortsnamen nachgebildet sind.
ViCDbS ist eine hebräische Namensform, die, was vielleicht auch mehr als zufällig
ist, in der Bildung dem aramäischen entspricht. Wenn sie auch keine genaue
Übersetzung ist, stehen sich doch beide Namen inhaltlich so nahe 78 , daß mit ver-
schiedener Entfaltung einer Namenstradition wenigstens gerechnet werden kann 7 '.
Bei der Wiedergabe des Namens zeigt L X X B zu II Sam 3 15 insofern eine inter-
essante Abweichung von 2Jl, als sie das tfll1? durch ZsAAris transkribiert 80 . Die An-
nahme, daß hier eine Verschreibung oder ein Lesefehler für
vorliegt 81 , er-
82
scheint aus mehreren Gründen nicht recht wahrscheinlich . Könnte aber diese
Abweichung von L X X B so aufzufassen sein, daß sie hier eine Textform vorliegen
gehabt hat, die als Sohn eines Barsillai kannte ? 88 Es liegt in der Natur der
78
Entweder räs et-tmlm (ALT, P J B 2 2 / 1 9 2 6 , S. 3 0 ; A B E L I I , S. 2 6 0 ) , oder
vielleicht auch wegen der größeren Nähe zur Römerstraße die Ortslage Khirbet
Ibke'4än (DALMAN, Jerusalem und sein Gelände, 1930, S. 38).
74
KLOSTERMANN und auch A L T (a. a. O. S. 30/31) scheinen an einen Weg
von Gallim nach Bahurim zu denken. Gegen ALT ist wohl zu bemerken, daß das
Problem hier nicht die Wegstrecke von el-'Isäwlje nach räs et-tmlm zu sein scheint
als vielmehr das Stück Weg von Kh. Ka'kül nach el-'Isäwije; dort liegen die Ver-
hältnisse durch das wädi slem viel ungünstiger. (Nach der Karte bei DALMAN,
Jerusalem . ..)
78
I I Sam 16 5 17 18 1917.
78
Es ist also durchaus wahrscheinlich, daß mit der Nennung von Bahurim ein
Punkt auf dem Wege vom Jordantal hinauf, also wohl von Mahanaim her, ange-
geben werden soll. (So ausdrücklich B U D D E , DHORME, SCHULZ, auch DALMAN,
Jerusalem . . ., S. 39.)
77
Vgl. auch die interessante Vermutung bei J. DE GROOT, Tekst en Uitleg
II, 1935, S. 169, wo Vfr*? a ' s Spottname, Sohn eines Niemand, erklärt wird (nach
dem Vorgang von WINCKLER a. a. O. S. 179, Anm. 1). Allerdings bleibt die Sache
wohl recht unwahrscheinlich. Vgl. dazu auch M. NOTH, Die Israelitischen Personen-
namen, BZW AT 111/10, 1928, S. 230.
78
Vgl. dazu NOTH a. a. O. S. 154, 156.
78
Nach einer sehr ansprechenden Vermutung von KLOSTERMANN zu I Sam
23 15 haben wir hier (HBHn) und 22 5 (JTin IS^) denselben Ortsnamen in sprach-
lich verschiedener Form, die zwei selbständige Berichte gebildet hätte. Vgl. aller-
80
dings ALT, P J B 24/1928, S. 25. L X X L CTSAAT^.
81
KLOSTERMANN Z. St.
82
Einmal fehlt hier die Ortsangabe überhaupt. Zu I Sam 25 44 hat sie L X X B
mit Ponna wiedergegeben. Zur Verschreibung 1 /P; vgl. auch II Sam 2119 all —
Poß(L) — Pou(B).
88
Zum Namen vgl. NOTH, Personennamen S. 225. Zur Erklärung aus dem
Aramäischen v g l . NOWACK Z. St.
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 233

Sache, daß die hier angestellten Überlegungen sehr vage sind und keine gesicherten
Ergebnisse zulassen. Sie haben auch keine tragende Bedeutung im Ganzen der
Beweisführung. Sie können und sollen nicht mehr zeigen, als daß die Paltielüber-
lieferung nicht so sicher ist, daß man daraufhin das I I Sam 21 8 Gesagte a limine
ablehnen müßte.

Versuchen wir nun, uns ein Urteil auf Grund der einzelnen Mikal-
geschichten zu bilden. Dabei kann I Sam 25 44 außer Betracht bleiben,
es genügt auf das zu verweisen, was oben S. 227 Anm. 37 dazu an-
gemerkt wurde.
II Sam 3 15. Der Bericht über die Abreden Davids mit Abner
ist in sich spannungsreich. Als Voraussetzung dafür, daß Verhand-
lungen aufgenommen werden können, stellt David die Bedingung,
daß Abner ihm Mikal, die Tochter Sauls, bringt84. Hier ist keine Rede
davon, daß David mit Mikal schon verheiratet war86. Die Über-
legungen Davids, die Voraussetzungen der Forderung und die poli-
tischen Folgen sind klar86. Abner muß damit seinen Bruch mit der
Dynastie Sauls eindeutig unter Beweis stellen87. Dadurch wird es
aber aufs äußerste unwahrscheinlich, daß David nun seine Forderung
noch an Kba'al direkt richtet88. Alle Versuche, diese beiden Aus-
sagen zu harmonisieren89, verkennen, daß David mit Abner eine Ver-
einbarung dahin getroffen hatte, daß dieser ihm ganz Israel zuführen
sollte. Diese beiden Berichte sind schlechterdings nicht miteinander

81
V. 18. *
85
Wobei ja auch zu bedenken wäre, daß nach D t n 24 lf. eine Wiederverheira-
tung mit der geschiedenen Frau unzulässig war. D a die deuteronomischen Be-
stimmungen viel altes Recht enthalten, beweist der Einwand, das könne zur Zeit
Davids noch nicht gegolten haben (LÖHR, NOWACK), nicht viel. Der Hinweis auf
Hos 3 1 f. übersieht, daß hier das Unbegreifliche der Liebe Gottes dargestellt werden
soll. Auch der Unterschied, den S C H U L Z darin sieht, daß ja nicht David die Mikal
verstoßen habe, besteht k a u m in Wirklichkeit.
88
Nachdem die zur Regierung geeigneten Söhne Sauls gefallen sind, legiti-
miert sich David als junger, t a t k r ä f t i g e r Führer durch die Ehe mit einer Tochter
Sauls f ü r die Thronnachfolge. Das ist allgemein zugestanden, auch von denen, die
bei dieser Forderung Davids stärker an die Wiederherstellung seiner Ehre denken
(z. B. KLOSTERMANN, Abwendung des Vorwurfs der Verschwörung; BUDDE, Zeichen
echt königlicher Gesinnung; vgl. auch D E G R O O T ) .
87
Nach dem Tenor der Auseinandersetzung zwischen Abner und ISba'al
(II Sam 3 7 f.) kann wohl kein Zweifel d a r a n sein, daß David sowohl Abner fest-
legen als seine eigne Stellung vorbereiten will.
88
Vgl. W I N C K L E R a. a. O. S. 179f. Die Schwierigkeiten sehen auch N O W A C K
und SMITH.
88
E t w a folgendermaßen: die Sendung an ISba'al erkläre sich daher, daß
David ihn über seine geheimen Absichten im Unklaren lassen wollte ( L O H R , B U D D E ,
SCHULZ, D E G R O O T ) ; David rechne damit, daß Iäba'al so verblendet sein werde,
ihn gegen Abner ausspielen zu wollen (HERTZBERG).
234 H. J. STOEBE

zu vereinen90. Der erste stellt eine politische Notwendigkeit91 dar und


die Mittel, die angewandt werden, um ihr gerecht zu werden. Der
zweite retouschiert das Bild Davids92, und zwar nicht nach der theolo-
gischen, sondern nach der gemütvollen Seite. Er wird also eine jüngere
Erweiterung sein; und dazu gehört auch, daß Paltiel die Mikal bis
Bahurim begleitet habe93.
Ähnlich scheint es mir bei der Nobperikope (I Sam 22) zu liegen.
Auch hier läßt es sich beobachten, daß zwei verschiedene Ausfor-
mungen zusammengekommen sind. v. 19 spricht von der Vollstreckung
des Bannes an der Priesterstadt Nob. Dabei liegt wohl der Nachdruck
darauf, daß hier Saul an der Priesterschaft Jahwes den Bann voll-
streckt, den er unterließ, als er ihn auf Geheiß Jahwes an Amalek
vollziehen sollte94. Der zweite Zug dieses Abschnittes ist nun viel
weniger gut verständlich; als die D'Haji des Königs sich weigern, das
Urteil an den Priestern zu vollstrecken95, findet der Edomiter Doeg96
sich dazu bereit, tötet also 85 Mann97; das ist sehr schwer vorstell-
bar, zumal die Leute Sauls als rechte Israeliten innerlich auf Seiten
der Priester stehen98. Aber dieser Doeg ist eben ein Edomiter99, und
90
Vergleiche dazu HERTZBERG, der diese Schwierigkeiten deutlich heraus-
stellt, auch wenn er sie nicht f ü r ausschlaggebend hält. E I S S F E L D T (Komposition
S. 26): Einsatz aus einer Parallelerzählung, aber keine sekundäre Erweiterung.
91
Es handelt sich geradezu um eine theologische Notwendigkeit; David
muß König werden, wenn die Stämme Israels nicht in einem Chaos versinken sollen.
92
I n diesem zweiten Bericht geht es wohl tatsächlich darum, daß jeder Ver-
dacht einer Verschwörung von David abgewendet werden soll (KLOSTERMANN,
S C H U L Z , H E R T Z B E R G ) , und hier könnte man mit Recht von dem Erweis einer könig-
lichen Gesinnung sprechen (BUDDE).
•» Vgl. dazu oben S. 231.
M 95
I S a m 15; vgl. H E R T Z B E R G Z. S t . v . 17.
M
Die Gestalt des Doeg h a t hier zentrale Bedeutung. Sie ist in diesem Kapitel
im Unterschied zu Kap. 21 vorbereitet und fest verankert; dort steht sie mehr a m
Rand, und m a n kann den Eindruck haben, daß sie nicht ursprünglich in den Zu-
sammenhang gehörte (vgl. W E L L H A U S E N , N O W A C K ; anders B U D D E , C A S P A R I . D H O R M E
GRESSMANN, HERTZBERG, SMITH). Diese Ergänzung braucht freilich nicht erst
redaktionell zu sein. Auf die Fragen, die sich weiter aus den Unterschiedlichkeiten
der beiden Kapitel ergeben, kann hier nicht näher eingegangen werden.
97
Dieser Zug darf in seiner Bedeutung nicht dadurch eingeschränkt werden,
daß man Helfer Doegs annimmt (gegen CASPARI). Doeg steht zufällig bei den
Knechten Sauls, er h a t jedenfalls keine Befehlsfunktionen.
98
Das scheint doch dagegen zu sprechen, daß man hier zwei E t a p p e n eines
einzigen Unternehmens anzunehmen h a t (so C A S P A R I , G O S L I N G A ) ; vielmehr sind
hier zwei parallele Berichte vereinigt (vgl. etwa B U D D E , D H O R M E , H E R T Z B E R G ,
NOWACK, SMITH).
89
Es ist eine deutliche Verkennung der Zusammenhänge, bzw. eine geschicht-
liche Akzentverschiebung, wenn L X X 8 hier 6 Xupos übersetzt (so auch W I N C K L E R
a. a. O. S. 181, Anm. 3). L X X L h a t richtig iSouyaios.
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 235

das wird gehört, wenn die Geschichte erzählt wird. Der verhaßte
Edomiter hat es getan100. L. WATERMAN101 hat einmal die These
vertreten, daß sich die Verhältnisse der Davidzeit in der Jakob-
Esauüberlieferung spiegeln. Man wird ihm darin nicht folgen können,
aber seine Beobachtungen sind insoweit aufschlußreich, als sie tat-
sächlich auf manche Berührungspunkte der Jugendgeschichte Davids
mit der Geschichte Jakobs aufmerken lassen. Somit wäre hier zu
fragen, ob dieser Zug der Geschichte nicht dem Überlieferungsgut
zuzurechnen ist, dessen Ausformung, wie wir meinen, durch das Vor-
bild der Erzväterüberlieferung, vor allem der Jakobüberlieferung
bestimmt ist102. Dann ist auch alles, was dem Ahimelek hier an Ant-
worten in den Mund gelegt wird, nicht als Zeichen besonders über-
legenen Auftretens zu beurteilen103, sondern man muß die Absicht
darin sehen, David gegenüber Saul als einen besonders vertrauens-
würdigen, besonders qualifizierten Mann herauszustellen.
HERTZBERG hat die These abgelehnt, daß David die Ehe mit Mikal
erst nach dem Tode Sauls geschlossen habe; er hat dieses Urteil damit
begründet, daß nicht einzusehen sei, wie sich eine solche Überlieferung
gegen den geschichtlichen Tatbestand gebildet haben könnte104. Ein
solcher Grund war im Vorstehenden schon mit der Vermutung ge-
streift, daß das Vorbild der Jakobgeschichten prägende Kraft für
die Ausgestaltung der Jugendgeschichten Davids gehabt haben könnte.
An anderen Stellen gewinnt diese Vermutung greifbarere Gestalt.
I Sam 19 11 f. wird erzählt, wie David durch Mikals List gerettet
wird. Saul schickt Boten zum Hause Davids mit dem Auftrag, ihn
zu bewachen und am Morgen zu töten. Aber Mikal läßt ihn aus dem
Fenster entfliehen. Dabei ist an den Oberstock eines größeren Hauses
gedacht105. Wie soll man sich aber diese Situation vorstellen, die
scheinbar so bildhaft deutlich ist ? Abgesehen davon, daß die Flucht
Davids in das eigene Haus nach dem vorhergehenden Mordversuch
Sauls unwahrscheinlich ist108, wird nicht gesagt, woher Mikal über
100 y g i HERTZBERG ZU 2 1 9.
101 Jacob the forgotten supplanter ( A J S L LV/1938, S. 25—43).
102 Vgl. dazu unten S. 242.
los v g l . etwa P . KETTLER (Herders Bibelkommentar).
« * a. a. O. S. 207, Anm. 1.
105 Vgl. dazu K. GALLING, BR (HAT 1, 1937), Artikel Haus. An eine Wohnung
Davids im Palast Sauls zu denken (SCHULZ), ist unwahrscheinlich.
10* y g i dazu J . WELLHAUSEN, Prolegomena zur Geschichte Israels, 3 . Ausg.,
1886, S. 274f. GRESSMANN, LOHR, NOWACK; auch HERTZBERG zur Stelle. Die
Vermutung, daß David nur an einen vorübergehenden Anfall von Geistesgestört-
heit gedacht habe (BUDDE, DHORME, SCHULZ), ist wohl zu modern empfunden.
GASPARI ( S . 236) denkt an eine gestörte Brautnacht, ähnlich SMITH (und jetzt R. H .
PFEIFFER, The Hebrew Iliad, 1957, S. 53); doch scheint dieser Bezug zu weit her-
geholt.
236 H . J . STOEBE

die Absichten Sauls unterrichtet ist. Anscheinend hat sie als Tochter
des Königs genauere Kenntnis von seinen Plänen 107 . Setzen wir
voraus, daß sie schon vorher, ehe die Abgesandten da waren, Bescheid
wußte, dann wäre es näher liegend gewesen, daß David sein Haus
auf übliche Weise verließ. Das Entscheidende ist nicht, daß er aus
dem Haus heraus, sondern daß er ungefährdet aus der Stadt kommen
kann, ohne seinen Häschern in die Hände zu fallen 108 . Dieselbe Schwie-
rigkeit besteht aber, wenn wir annehmen, daß die Wächter sich schon
vor und in der Nähe des Hauses aufhalten.
Nun ist die bis in den Wortlaut gehende Ähnlichkeit mit Jos
2 15 immer aufgefallen 109 . Dabei kann kaum gesagt werden, daß diese
Berührungen nur Selbstverständlichkeiten umfassen 110 . Diese Sache
ist nur dann sinnvoll, wenn das Haus an der Stadtmauer steht, so
daß Rettung aus dem Haus zugleich Rettung aus der Stadt ist. In
der Kundschaftergeschichte wird diese Begründung ausdrücklich
gegeben111, sie darf hier aber nicht stillschweigend vorausgesetzt
werden 112 . Das Ganze ist wohl nur so zu erklären, daß dieser Teil der
Jugendgeschichten Davids in der Überlieferung des Volkes nach dem
Vorbild der Kundschafter Jos 2 ausgestaltet, und ein Zug von der
Hure Rahab auf Mikal, das Weib Davids, übertragen worden ist. In
diesem Zusammenhang wäre daran zu erinnern, daß in der Genealogie
Jesu Mt 1 5 Rahab 113 neben der Ruth unter den Stamm-Müttern
Davids erscheint 114 . Wann diese Überlieferung sich bildete, entzieht
107 Vgl x Sam 19 l . Die Annahme, daß Mikal die Wächter schon vor der Haus-
tür stehen gesehen habe (etwa B U D D E , SCHULZ), wird durch den Text nicht gestützt,
v. n a ist im Grunde eine ebenso allgemein gehaltene Einleitungsformel wie w . u
und 15.
108
So auch HERTZBERG.
109
Jos 2 15 hat zwar zusätzlich ein *?3n3, das L X X fehlt. Die Situation wird
aber durch diese kleine Text Verschiedenheit nicht geändert.
110
S o CASPARI Z. St.
i n Wie auch sonst dieser Zug in der Kundschaftergeschichte viel organischer
verankert ist.
112
Gegen HERTZBERG und auch GRESSMANN. Herr Prof. R O S T macht mich
freundlicherweise darauf aufmerksam, daß der Palast in Sichern in der Nähe der
Stadtmauer gelegen zu haben scheint und daß der Palast in Samaria an die Nord-
mauer angrenzt (vgl. K. GALLING, BR„ 1937, Sp. 440ff., 478; ibid. Sp. 163f. Art.
Fenster). Ich glaube aber doch, daß die oben angestellten Überlegungen ihr Recht
behalten.
118
Die Schreibung 'Pax&ß statt des Paaß der L X X läßt die Übernahme aus
einer hebräischen oder aramäischen Tradition vermuten; galiläische Überlieferung?
vgl. E . L O H M E Y E R - W . SCHMAUCH, Das Evangelium des Matthäus, Meyer, Sonder-
band, 1956, S. 6, Anm. 2.
in V g l . H . L . STRACK U. P . BILLERBECK, K o m . z . N T a u s T a l m u d u n d Mi-
drasch I, 1922, S. 20f.
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 237

sich unserer Kenntnis, wir kennen sie nur aus jungen jüdischen
Schriften. Auf keinen Fall kann sie ad hoc gebildet sein118. Wie die
Ruthtradition, die bis ins AT zurückreicht, wird auch sie wesent-
lich älter sein. Wahrscheinlich haben wir hier einen ihrer Ansatz-
punkte.
Als David geflohen ist, bereitet Mikal eine weitere List vor. Nach
der jetzigen Anordnung der Erzählungsstücke geschieht das dazu,
um David auf seiner Flucht einen Vorsprung zu ermöglichen. Aber
ursprünglich wird dieser Zug auch selbständig gewesen sein. Es wird
noch einmal und anscheinend als etwas Neues berichtet, daß Boten
gegen David abgesandt werden; beide Berichte sind erst nachträglich
zu einer Erzählung verarbeitet worden. Durch die Terafim besteht
im Inhaltlichen eine unübersehbare Berührung mit der Jakob-
geschichte116. Die Situation ist zwar deutlich unterschieden; hier
werden die Terafim dem Laban gestohlen, dort hat sie David im
eigenen Haus; hier wird der Vater um sie geprellt, dort durch sie
getäuscht. Diese Abweichungen sind aber durch die jeweilige Situation
ausreichend erklärt; sie sind keineswegs ein Argument dagegen, daß
hier diese Geschichte nach einem Motiv ausgeformt wurde, das aus
der Jakobsüberlieferung bekannt war. An der Goliathperikope läßt
sich ja ebenfalls beobachten, daß solche Motivübernahmen niemals
in sklavischer Abhängigkeit, sei es des Ausdrucks, sei es der Dar-
stellung, erfolgen117. Außerdem stehen diesen Unterschieden starke
Gemeinsamkeiten gegenüber. In beiden Fällen ist es die jüngste
Tochter, zugleich die begünstigte Frau 118 ; die Erwähnung ist um so
auffallender, als die Terafim ja keineswegs ein allgemein anerkannter,
im Gegenteil ein sehr früh abgelehnter Kultgegenstand waren 119 .
Weiterhin ist es beidemal eine deutliche Fluchtsituation. Ja, man
wird vielleicht sogar so weit gehen können, daß in beiden Fällen durch
diese Terafim Rettung und Heil bewirkt wird. Das Urteil darüber,
wie weit diese Annahme zu recht besteht, ist zwar dadurch erschwert,
daß Gen 31 die Frage der Quellenzugehörigkeit schwierig und nicht
einhellig beantwortet ist 120 . Sicher ist aber, daß Rahel ihren Vater
115
Die Frage nach den theologischen Hintergründen dieser Traditionen kann
hier außer Betracht bleiben.
114
Gen 3119 ff.
117
Vgl. STOEBE a . a . O. S. 402.
118
Im Fall der Mikalgeschichte ist das etwas verschoben dahin, daß es Mikal
ist, die David liebt.
i n Vgl. I Sam 16 23 II Reg 23 24. Es scheint mir fraglich, ob die Erklärung
ausreichend ist, daß die Anstößigkeit dadurch beseitigt ist, daß man den Gebrauch
der Terafim den Frauen zuschob.
120 v g l dazu die Übersicht bei P. VOLZ u. W. R U D O L P H , Der Elohist als Er-
zähler. Ein Irrweg der Pentateuchkritik, BZAW 63/1933, S. 97 f.
238 H. J. STOEBE

deswegen bestiehlt, um die Förderung und das Heil ihrem Manne zu-
zuwenden, das ihr Vater von seinen Teiafim empfing121.
Eine Schwierigkeit erhebt sich freilich von einer ganz anderen Seite. Bei
voraussetzungsloser Betrachtung kann man sich des Eindrucks nicht erwehren,
daß es sich an beiden Stellen um zwei verschiedenartige Kultgegenstände handelt.
Koch nicht entscheidend wäre dabei wohl, daß es sich bei der Nennung von B'S^fl
I Sam 19 16 um einen einzelnen Gegenstand gehandelt haben muß, während es
sich Gen 31 um mehrere Kultobjekte mindestens gehandelt haben k a n n 1 2 2 . Es
hindert jedenfalls nichts, auch für die Genesisstelle singularische Bedeutung des
Plurals anzunehmen 12 *. Die Endung könnte entweder als einer der Hoheits- oder
Herrschaftsplurale 124 , vielleicht aber auch durch Übernahme des Wortes aus dem
Wortschatz der vorisraelitischen Bewohner des Landes erklärt werden 125 .
Entscheidender ist aber wohl die Tatsache, daß man für beide Stellen eine
verschiedene Größe des Gegenstandes anzunehmen hat 12 *. Es ist hier der Raum,
auf die Problematik dieser Frage in ganzer Breite einzugehen. Die Etymologie des
Wortes ist nicht klar 127 , die enge Verbindung, in der liDN mit D , Enri erscheint,
ist immer aufgefallen. Ganz unabhängig davon, ob es sich nun hierbei umGesichts-
masken handelt, die bei der Orakelerteilung Verwendung fanden 128 , oder um die

121 Für die Beurteilung des ganzen Zusammenhanges scheint mir die Frage

von Wichtigkeit zu sein, ob die Verse 19 und 24 einem Erzählungszusammenhang


zugeschrieben werden dürfen. Für die Einheitlichkeit des Abschnittes n—43 sind
mit gewichtigen Gründen V O L Z - R U D O L P H eingetreten, wobei sie den ganzen Zu-
sammenhang J zuwiesen. Vgl. auch E . M E Y E R , Die Israeliten und ihre Nachbar-
stämme, 1906, S. 235 (E).
122 Zum Beispiel F . D E L I T Z S C H , Neuer Commentar über die Genesis5, 1887;

L. H. S T R A C K , S Z 2 , 1906; E . K Ö N I G , Die Genesis 2 .», 1926.


128 A. D I L L M A N N , KeH«, 1 8 9 2 ; H. H O L Z I N G E R , KHC, 1 8 9 8 , HSAT*, 1 9 2 2 ;
H. G U N K E L , H K S , 1 9 2 2 ; O . P R O C K S C H , KAT 2 , 1 9 2 3 ; G . v. R A D , ATD, 1 9 6 3 .
124 GESENIUS-KAUTZSCH24, 1896, § 124h.
128 A. JIRKU, Die Mimation in den nordsemitischen Sprachen und einige Be-
zeichnungen der altisraelitischen Mantik, Biblica 34/1953, S. 78—80.
126 Der häufige Versuch, die eine Stelle von der anderen her zu erklären (vgl.

z. B. G U N K E L , P R O C K S C H ZU Gen 31 oder S C H U L Z ZU I Sam 19) setzt stillschweigend


eine Gemeinsamkeit voraus, die erst bewiesen werden müßte.
127 Die Deutung des Wortes als Kakophonie für n ' n V s (vgl. E. S E L L I N , Ephod

and Teraphim, J P O S XIV/1934, S. 186f.) und die Verbindung mit der Wurzel
« P N (L. K Ö H L E R , RGG, Bd. V 2 , 1931, Sp. 1051; Lexicon 1963, S. 1041; vgl. auch
W. F. A L B R I G H T , Are the Ephod and the Teraphim mentioned in the Ugaritic
Literature, BASOR 83/1941, S. 39—43) scheint mir nicht genügend gesichert (vgl.
Anm. 126). Allenfalls ist zuzugeben, daß eine spätere Zeit diesen etymologischen
Anklang darin gehört und das Ganze in dieser Richtung gedeutet hat. Vgl. K. B U D D E
zu Jdc 17 5 (KHC VII, 1897 und W. F. A L B R I G H T , From the Stone Age to the
Christianity 2 , 1946, S. 238.
128 G . H O F F M A N N U. H . G R E S S M A N N , Teraphim, Masken und Winkorakel in
Ägypten und Vorderasien, ZAW 40/1922, S. 66ff.; W . E I C H R O D T , Theologie des
Alten Testaments, Teil I 8 , 1948, S. 48, Anm. 10.
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 239

Losorakel selbst, die im l I S N lagen 129 , oder — was wohl das Wahrscheinlichste
ist — um Figuren 180 , sei es, daß diese als Hausgötter 181 , Schutzgötter 182 , Ahnen-
bilder 183 oder als in Beziehung zum Orakelwesen stehende Götterfiguren 184 vorzu-
stellen sind, auf jeden Fall muß es sich dabei um kleinere Gegenstände gehandelt
haben 185 . Dafür spricht einmal der archäologische Befund 184 , zum andern auch
die Tatsache, daß Rahel einen 1 3 als Versteck dafür wählt und sich darauf
setzt 1 8 7 . Gegenüber der Deutung dieses Wortes als Sänfte, die die Größe der Tera-
fim erläutern soll 188 , wird man an einen kleineren Teil des Kamelsattels zu denken
haben18®, der naturgemäß nur für kleinere Gegenstände Versteck bot 1 4 0 . Man muß
sich dabei auch vergegenwärtigen, daß diese Terafim schon deswegen nicht zu groß
gewesen sein können, weil Jakob nichts davon weiß 141 .
Ein ganz anderes Bild erhält man, wenn man sich I Sam 19 zuwendet. Das
nächstliegende Verständnis der Verse ist es jedenfalls, daß der Terafim auf dem
Bett liegt und die Boten glauben, es sei David 142 . Diese Grundlinie scheint mir
unabhängig davon festzustehen, wie man das schwierige Wort TM148 auf-

1 2 9 Vgl. etwa J . B E W E R , The Composition of Judges ,Chapt. 17. 18 ( A J S L


X X I X , 1913, S. 265; W. R. A R N O L D , Are and Ephod, 1917, S. 136f.
1 8 0 K . GALLING, BR, Sp. 343.
181 DELITZSCH, DILLMANN, G U N K E L ; H. G. M A Y , The Patriarchial Idea of
God, J B L L X , 1941, S. 127; A . V I N C E N T , L'Ancien Testament et l'Histoire
des Religions, OTS V I I I , 1950, S. 285.
182 M E Y E R a. a. O . S . 2 1 6 ; W . E . B A R N E S , Teraphim, J T h S t XXX/1929,
S. 1 7 7 - 1 7 9 ; P . P . A C R O Y D , The Teraphim, ExpT 6 2 / 1 9 5 0 / 6 1 , S. 3 7 8 - 7 9 .
1 8 8 Zum Beispiel H O L Z I N G E R .

1 8 4 E. S E L L I N , Israelitisch-Jüdische Religionsgeschichte I, 1933, S . 48; id.


Ephod and Teraphim, J P O S X I V , 1934, S . 185f.; J . M O R G E N S T E R N , The Are, the
Ephod and the Tent of Meeting, HUCA, Vol. X V I I I , 1943—44, S. 117.
1 8 8 G. v. RAD a. a. O. S. 268: »Über die Teraphim wissen wir nur, daß sie

kleine Kultgegenstände waren«.


LS« W . F . A L B R I G H T , Die Religion im Lichte der Archäologischen Ausgrabungen,
1956, S. 129.
187 Vgl. P. VOLZ, Die Biblischen Altertümer, 1914, S. 175.

1 8 8 Vgl. etwa D I L L M A N N , H O L Z I N G E R , P R O C K S C H , S T R A C K ; es ist dabei aber

wohl zu beachten, daß auch die Annahme eines Palankin nicht die Größe erklärt,
die nach I Sam 19 angenommen werden muß; vgl. dazu H . H A A G , Bibellexikon,
1951, Sp. 1596.
1 8 9 K Ö H L E R , Lexicon, S. 453: Teil des Kamelsattels, Satteltasche.
1 4 0 Zum Beispiel D E L I T Z S C H , V . R A D .

1 4 1 Sie müssen außerdem so klein gewesen sein, daß Rahel leicht mit ihnen

umgehen konnte; diese richtigen Erwägungen auch bei H O F F M A N N a. a. O . S. 9 7 / 9 8 .


1 4 2 So wird es auch im wesentlichen von allen Kommentatoren der Samuelis-

bücher aufgefaßt.
1 4 8 Daß das Wort schon sehr früh unbekannt war, zeigt das f|trap der L X X

(mißverstandene Lesung: " I P )33 statt "V33; vgl. J O S E P H U S , Antiquitates 6 , 1 1 , 4 ) ;


Targ. Nli], Mit Rücksicht auf I I Reg 8 15 entweder ein dicht gewebtes Fliegen-
netz: G E S E N I U S - B U H L 1 4 , 1 9 0 5 ; K Ö H L E R , Lexicon; B U D D E , N O W A C K , S C H U L Z ,
R E H M ; Kissen, Polster: S M I T H , C A S P A R I ; Perücke: K L O S T E R M A N N , G R E S S M A N N ,
240 H. J. STOEBE

fassen soll. A L B R I G H T hat zwar den Versuch gemacht, die Terafim hier gänzlich
zu eliminieren144; er findet darin nur ein Wort für alte Lumpen, in D,Tl?n "V33
ein solches für Ziegenbock. Aber mit dieser Deutung sind neue und m. E. unüber-
windliche Schwierigkeiten verbunden146. Mehr Wahrscheinlichkeit hätte es dann
für sich, in der Beschreibung die Situation eines Kranken zu finden, dessen Bett
— vielleicht auch der Kaum, in dem er liegt — mit Schutz und Heilung gewähren-
den Figuren umstellt ist 146 . Aber auch dieser Versuch scheitert an dem Wortlaut
von v. IB. Erst als die Boten den Befehl bekommen, David mit dem Bett zum König
zu bringen, demzufolge an das Bett herantreten, sehen sie, daß es nur eine Figur
war, die sie für David gehalten haben147. Man wird angesichts der Schwierigkeiten,
die den Harmonisierungsversuchen entgegenstehen148, nicht über die Feststellung
hinauskommen — wie es je und dann auch ausdrücklich geschieht — daß jede
Stelle aus sich selbst und nicht beide von einander her erklärt werden müssen148.
Es ist wohl derselbe Gegenstand gemeint, aber die Vorstellung, die man von den
O^B-Iil hat, ist verschieden. Diese Tatsache läßt sich m. E. am leichtesten so ver-
' TI
stehen, daß in dem I Sam 19 Berichteten Züge der Jakobüberlieferung aufgenommen
und nach den gegebenen Verhältnissen ausgestaltet wurden, wobei aber die An-
schaulichkeit verloren ging 160 . Dieses Bild gewönne noch an Klarheit, wenn wir
annehmen dürften, daß mit den D,D"iri einmal die Übernahme des Erstgeburtsrechts
verbunden war161. Diese ursprüngliche Bedeutung könnte noch hinter Gen 31
stehen; I Sam 19 aber ist sie völlig in Vergessenheit geraten, obwohl sie sich gut
in das Ganze einfügte.
Es will mir scheinen, als ob von diesen Überlegungen her auch
Licht auf eine schwierige textkritische Frage fällt. I Sam 18 21 heißt
es, Di»n "'S fnrmri D^ritfa182. Die Schwierigkeit liegt darin, daß David
ja die Merab tatsächlich nicht zur Frau bekommen hat. Deswegen
DE VAUX. Andere verzichten überhaupt auf eine Erklärung des schwierigen Wortes.
Gemeint ist sicher, daß sie ein Stück Ziegenfell (Targ. ?) zu Häupten doch wohl
des D'Enfi (nicht der ïltpK)) legt, um die Vorstellung eines ruhenden Menschen zu
erhalten.
144
Religion S. 231, Anm. 66.
146
Wie A L B R I G H T selber annimmt, muß der Ziegenbock gelebt haben. Mikal
wäre dann aber Gefahr gelaufen, daß dieses Tier durch eine Bewegung oder Äuße-
rung die Illusion störte. An einen zu diesem Zwecke geschlachteten Ziegenbock
ist aber noch viel weniger zu denken.
146
B A R N E S , A C R O Y D ; vgl. auch S. S M I T H , What were the Teraphim? (JThSt
XXXIII, 1931, S. 33ff.).
147
Der Wortlaut läßt vermuten, daß der Betrug erst entdeckt wurde, als man
mit dem Lager vor Saul gekommen war.
148
Eine sehr deutliche Harmonisierung The W e s t m i n s t e r D i c t i o n a r y
of t h e B i b l e 1944, S. 699.
U 9 VGL 2 B A R N O L D a. a. O . S . 1 3 6 ; auch M O R G E N S T E R N .
110 vgl. dazu oben S . 236 und auch S T O E B E a. a. O. S . 403f.
111 Vgl. C . G O R D O N , Parallèles nouziens aux lois et coutumes de l'Ancien
Testament (RB XLIV, 1938, S. 36-36).
162
Fehlt ebenfalls LXX B , obwohl es bereits zum Mikalzusammenhang ge-
hört.
David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 241

haben die Versionen schon zum Teil den Text geändert 168 ; dabei ist
die Korrektur des Targum besonders interessant 164 , weil sie in der
Art genau der zu II Sam 21 8 gleicht166. Gegen die zahlreichen Ver-
suche, diesen Text entweder durch freie Konjekturen 166 oder auf
Grund der Versionen167 zu verbessern, ist auf das B^N D^riS^ v. 27
zu verweisen168. Es ist keine ausreichende Begründung für diese auf-
fallende Zahl, daß David als Held die gestellte Aufgabe überreichlich
erfüllt habe 1 6 9 ; gegen sie spricht, abgesehen von allgemeinen Er-
wägungen, daß II Sam 314, wo ja unüberhörbar darauf zurück-
gegriffen ist, nur von hundert Philistervorhäuten redet. Ebensowenig
ist es möglich, eine einfache Verschreibung anzunehmen 160 . Im Gegen-
teil, man wird urteilen müssen, daß das D^ritfa von v. 17 und das D^nsjp
von v. 21 sich gegenseitig bedingen und stützen; gerade dadurch, daß
sich beides in den jetzigen Erzählungszusammenhang nicht recht ein-
fügt 161 , wird es wahrscheinlich, daß dahinter eine Tradition greifbar
wird, die von zwei Frauen, demzufolge auch von doppelter Dienst-
leistung, zu erzählen wußte, d. h. also eine Tradition, die der Jakob-
überlieferung verwandt war. Es ist hier wohl der Ort, noch auf eine
weitere Besonderheit des überlieferten Textes hinzuweisen. Das
CJ?;? t<V] v. 26182 fehlt auffallenderweise ebenfalls LXX B ; man
1U
Vulg. in duabus rebus; anscheinend auch von LXXÖ iv TOCTS 6Ü<TIV,
schlechtere Lesung iv Tals Suvdneaiv, so verstanden. Syr = M Kinn Kinn pnrnrD.
1M
Targ.: "-S JFinnri p.riD
154
Beibehaltung des Wortlautes, Anpassung durch eine Einfügung. Vgl.
dazu oben S. 229.
1M
KLOSTERMANN, = heute über zwei Jahre (unhebräisch ?); so auch
GRESSMANN, K I T T E L , R E H M , B R U N O 1 9 6 6 , H E R T Z B E R G ( m i t U m s t e l l u n g v o n v . a i b ) .
Dieser Deutung widerspricht aber das DVH am Ende, das dann getilgt, oder eben-
falls geändert werden müßte; KOSTERS, rP3#3 (zitiert nach BUDDE, vgl. dort
auch die Einwände); KETTER. Noch anders EHRLICH, •'TIB^D?; CASPARI, 00X253.
187
Ohne Textänderung: durch zwei Dinge, unter zwei Bedingungen (NOWACK,
BUDDE, SMITH) ; z w e i m a l ( D E GROOT, D E V A U X ) ; z u m z w e i t e n M a l e ( D R I V E R —
ironische Anspielung, recht unwahrscheinlich? — LÖHR, DHOEME, DE BOER).
148
L X X : 100.
149
B U D D E , D H O R M E , KLOSTERMANN, R E H M , D E V A U X , HERTZBERG.
1.0
Nach LXX: WELLHAUSEN, NOWACK, SMITH, DRIVER, SCHULZ, GRESS-
MANN, CASPARI.
1.1
Zu den Schwierigkeiten, die Stelle in den jetzigen Erzählungszusammenhang
einzufügen, vgl. e t w a BUDDE, SMITH.
1.2
Auffallend ist dabei, daß v. 27 das gleiche Verbum in ebenfalls textlich
schwieriger Form enthält; Wnnn? •nVal? 0 « 6 ö , l (die Worte fehlen ebenfalls in
LXX). Es ist hier nicht mehr der Raum, auf die Probleme des Textes und des
Kontextes einzugehen. Der Gedanke liegt nahe, daß es sich hier um eine nachträg-
liche erklärende Erweiterung der ersten nicht mehr völlig verständlichen Worte
handelte.
Von Ugaxit nach Qunuan 16
242 H. J. STOEBE

könnte daher vermuten, daß es mit in den Überlieferungszusam-


menhang gehört, der uns in CTPtpa und D^riNö entgegentrat. Man
sieht darin zumeist eine Interpolation, die den Eifer Davids verherr-
lichen soll 163 ; der Zeitraum, innerhalb dessen die Bedingung zu erfüllen
war, lief noch nicht ab 164 . Diese Erklärung hat viel für sich und ist
nicht zu widerlegen. Dennoch darf darauf aufmerksam gemacht
werden, daß eine ähnliche Aussage Gen 29 21 W IxVö 'S und 29 27. 28
begegnet; sie ist hier in der Eigenart der Ehegeschichte
gut begründet, I Sam 18 26 könnte es ein Zug sein, der dem Anklang
nach übernommen wurde, ohne sich reibungslos in den Zusammen-
hang einzuordnen166. Aber hiermit betreten wir vielleicht doch zu
unsicheren Boden.
Nach dem oben Dargelegten ist es mir sehr wahrscheinlich, daß
die Jugendgeschichte Davids so im Volke ausgestaltet wurde, daß
man dazu Motive der Väterüberlieferung und der frühen Geschichte
Israels verwendete. Man wird sich das so vorzustellen haben, daß man
in der kraftvollen und erfolgreichen Regierung Davids die Zusammen-
fassung und Erfüllung alles dessen fand, was in der frühen Vergangen-
heit geschehen und verheißen war; um so stärker, je mehr man selbst
von diesen Tagen der Größe zeitlich getrennt war. Leicht zu begreifen,
daß man dann in der Jugendgeschichte des Helden die Begebnisse
der Väterzeiten wiederfand. Man ist versucht, hier geradezu von einem
Ansatz typologischen Denkens zu sprechen. Eine besonders große
Fläche füllt innerhalb dieses Rahmens das Vorbild der Ehe Jakobs
mit den beiden Töchtern Labans, bzw. der Betrug, den Jakob von
Laban erfahren mußte, aus. Für die Ausgestaltung der Davidgeschichte
von daher bestand natürlich eine gewisse Grenze darin, daß man aus
der Geschichte wußte, David habe nur eine Tochter Sauls, eben die
Mikal, zur Frau gehabt. Aus dem Vorbild aber und der geschichtlichen
Einschränkung bilden sich in der Überlieferung, vermutlich zunächst
in der mündlichen Überlieferung, verschiedene Darstellungsformen.
Von diesen stellt das aus L X X B Bekannte einen besonderen Typus
dar; er bietet, wie auch aus den sonstigen Kürzungen erkennbar
wird166, einen in sich geschlossenen ziemlich sachlichen Bericht 167 ,
kann aber in der Darstellung der Jugendehe Davids mit Mikal sowie
der näheren Umstände der Flucht seine Herkunft nicht verleugnen.
i « ' WELLHAUSEN, LOHR, NOWACK, D R I V E R , SMITH, SCHULZ, CASPARI, H E R T Z -
BERG u.a. EHRLICH liest D V H n V p und zieht die Aussage zu v.27. K L O S T E R -
MANN, D H O R M E unter der Voraussetzung der zweijährigen Dienstzeit C K T H i 1 ? iKVa-i.
1 , 1 Im Grunde war von einer Frist vorher gar nicht geredet,

ist Vgl. die Versuche, die Diskrepanz zwischen v. 26 b und dem T H 0j7'1
v. a? durch Quellenverschiedenheit zu erklären, etwa bei K L O S T E R M A N N und B U D D E .
1 8 6 17 12-81.41.48; 17 55 — 18 5 und kleinere Auslassungen.

ii7 Vgl. S T O E B E a. a. O. passim.


David und Mikal. Überlegungen zur Jugendgeschichte Davids 243

Einen Typus, der das Wachsen der Überlieferung besser erkennen


läßt und wohl dem Volke näher stand, haben wir in M. Hier werden
tatsächlich zwei Töchter genannt, von denen David aber nur die eine,
eben die geschichtlich bekannte Mikal heiratet. Hier hinein spielen
Züge eines anderen Typus, der, vielleicht überhaupt nur in mündlicher
Weitergabe vorhanden, diese Parallelen noch weiter ausgebaut hat.
Es ist interessant zu beobachten, wie hier Züge in die schriftlich
fixierte Ausformung hineingekommen sind, die im Grunde gar nicht
mehr zu ihr passen 168 . So könnte sich hier auch aufschlußreiches
Material für die Frage nach dem Verhältnis von mündlicher und
schriftlicher Tradition finden 189 . Fragen könnte man natürlich, ob
diese letztere Form von einer Ehe Davids mit zwei Töchtern gewußt
hat. Das wäre möglich, es besteht sogar eine gewisse Wahrscheinlich-
keit dafür 170 . Näherliegend ist es aber, daß die Gemeinsamkeit des
Betruges darin gesehen wurde, daß David von Saul um beide geprellt
wurde. Denn auch die Mikal »wurde einem andern gegeben«. So findet
auch der an sich nicht leicht verständliche Zug der Wiederverheiratung
Mikals eine einleuchtende Erklärung.
Ich bin mir natürlich bewußt, daß von diesen Voraussetzungen
her das Werden der Davidüberlieferung ein sehr verwickelter, kom-
plizierter Prozeß ist. Aber bei der überlieferungsgeschichtlichen Frage
befinden wir uns ohnehin auf einem Gebiet, wo eine logisch sehr glatte
Lösung von vornherein die unwahrscheinlichste sein wird.
(Abgeschlossen 3 1 . 1 2 . 1 9 6 6 )

1M
18 21b, der uns oben beschäftigte, p a ß t z. B. weder zu 21s noch zu 23; hier
handelt es sich u m eine Überlegung Sauls bzw. eine Weisung a n seine Knechte,
in v . 21b u m eine direkte U n t e r r e d u n g mit David. D u r c h die A n n a h m e einer Ein-
a r b e i t u n g einer neuen Quelle ist das nicht ausreichend erklärt. Vgl. dazu die ä h n -
lichen B e o b a c h t u n g e n in der Goliathperikope.
i«> v g l e t w a J . v. d . P l o e g , L a rôle de la t r a d i t i o n orale d a n s la transmission
d u t e x t e de l'Ancien T e s t a m e n t (RB 54, 1947, S. 5—41). Die B e h a u p t u n g , d a ß die
schriftliche Aufzeichnung seit der Königszeit vorherrsche, wird m a n vielleicht doch
einschränken müssen.
170
Vgl. I Sam 18 21.27 und dazu oben S. 241.

16*
Again "The Prophet" in the Lachish Ostraca
B y D. W i n t o n T h o m a s in Cambridge
(Cambridge, England, 4 Cranmer Rd.)

This article is offered as a modest, but sincere, token of the


writer's admiration for Professor EISSFELDT'S profound scholarship
and of his high personal regard for him.
In a monograph published in 1945 1 I discussed some problems
raised by the occurrence of the word K32H " t h e prophet" in Ostracon
I I I , line 20, from Tell ed-Duweir, now universally identified with the
ancient fortress city of Lachish. The conclusions I reached were,
briefly stated, as follows:
(i) There is no doubt about the reading R33Î1 in Ostracon I I I , line 20.
(ii) The word N33ÏÏ is not certainly t o be found elsewhere in the ostraca,
despite attempts to find it in V I , line 6; V I I I , line 3; and X V I , line 6.
(iii) The prophet referred t o in the ostracon is neither Uriah nor Jeremiah,
but an anonymous prophet, one of the many of t h e time.
(iv) The prophet transmitted a letter of Tobyahu, servant of t h e king, to
Shallum, the son of Yaddua', that is, he comes before us in the rôle of a messenger
bearing a letter.
(v) The prophet may have been one of an organised chain of messengers
entrusted with t h e duty of receiving and passing on military communications.
Since these conclusions were published, TUR-SINAI (TORCZYNER)
has presented further arguments in favour of his belief that the pro-
phet was Uriah 2 . He continues to maintain that the prophet's fate is
the central theme of all the ostraca, and he now suggests that Ostra-
con IV was written to the prophet himself, and that nnxn in line 11
means not " t h e signs" (in connection with fire signals), but " t h e
miracles," and that the letter as a whole is in fact a message in which
the writer, Hosha'yahu, declares his own faith and the faith of his
comrades in the prophet, who gave so many miraculous proofs of his
divine mission, and assures him that all is being done to save him.
The fire signals mentioned in lines lOff. have nothing to do, so it is
thought, with military operations, but were intended to give infor-
mation about the fulfilment of the prophecies of the prophet and good
tidings about his fate. Ya'osh, the military governor of Lachish,
and Hosha'yahu, thus belonged to a sect of faithful followers of the
prophet, and Ostracon I, which consists only of a list of names, is
seen as a list of true followers of the prophet, a view which, it is ar-
1 " The Prophet" in the Lachish Ostraca, The Tyndale Press, London.
2 " L a c h i s h Letter I V : New Light on t h e Ostraca of Tell ed-Duweir", J . Q. R .
xxxix, 1949, pp. 366ff.; also Tarbiz x x , 1930 ( J . N . Epstein Jubilee Volume),
pp. 49if.
Again " T h e Prophet" in the Lachish Ostraca 245

gued, is confirmed by the many names in the list compounded with


-yahu.
Not many will think that TUR- SINAI has strengthened his case
for the identification of the prophet with Uriah by this latest inter-
pretation of Ostracon IV. And the method of treating all the ostraca
as an interrelated group and of interpreting them each by reference
to the other has in any case been shown to be fundamentally unsound8.
TUR-SINAI'S highly imaginative treatment of Ostracon IV is equalled,
if not surpassed, by the work of B. CHAPIRA4, who joins the company
of those who think that the prophet is to be identified with Jeremiah.
The texts are to be divided, he thinks, into two main groups. The
first has for its principal theme the prophet, the second the siege of
Jerusalem. It must suffice to give four examples in illustration of his
method and interpretation. First, on the basis of a single word (intWl
"Take care!"), he finds a connection between Ostracon I I I , lines 19ff.,
and Jeremiah's exhortation to keep the sabbath (xvii. 19 ff.; liattfn
occurs in verse 21). Next, Ostracon VIII, lines 3ff., is filled out so as
to produce the date "28th. Nisan in the eleventh year of Zedekiah".
In TORCZYNER'S edition these fragmentary lines do not contain a
single complete word5. Again, in Ostracon X V I , line 10 ( = TORC-
ZYNER'S line 6) CHAPIRA finds the same Hebrew phrase for "the court
of the prison", namely moan "ixn, in which Jeremiah was imprisoned,
as is found in Jer. xxxii. 2. Of the eight letters which should go to
make up this Hebrew phrase, not one is legible in the photograph in
TORCZYNER'S edition 6 . And lastly, his attempt to show that the proper
order of certain chapters of the book of Jeremiah can be restored by
reference to the ostraca is too hazardous to evoke credence 7 .
These interpretations of TORCZYNER and CHAPIRA well illustrate
the lengths to which writers will go in their attempts to support an
identification which they feel bound at all costs to defend. Their
work, so full of improbabilities, brings us no nearer conviction that the
prophet of the ostracon is either Uriah or Jeremiah. It is to be empha-

' See "The Prophet" in the Lachish Ostraca, pp. 19ff.


4 'Les Lettres de Lakiâ,' Rev. des Études Sémitiques-Babyloniaca, 1942—46,
pp. 10B—173. The article bears the date 1939 at t h e end.
* T O R C Z Y N E R writes — " N o translation of this fragmentary letter can be
given" (The Lachish Letters, 1938, p. 129).
• Ibid., p. 170; cp. the transcription, p. 173. No attempt is made to trans-
cribe line 6 in T O R C Z Y N E R ' S revised edition, written in Hebrew ( B T D V nmsn,
Library of Palestinology of t h e Jew. Pal. Explor. Soc., ed. S. Y E I V I N , xv/xvii,
Jerusalem 1940, p. 188).
7 The same remark applies to R. D U S S A U D ' S attempt to restore the text of

Jer. xxvi. 20-28 with the help of these documents ('Le Prophète Jérémie et les
Lettres de Lakish', Syria xix, 1938, p. 269, n. 1).
246 D. W . THOMAS

sised that it is not possible on the evidence to identify the prophet,


and any attempt to do so appears at present to be quite unprofitable 8 .
The role the prophet plays, namely, that of a bearer of a letter, may,
however, be legitimately examined further, and in what follows an
attempt is made to obtain a rather fuller picture of him in this role.
The ostraca are to be dated c. 590 B. C They belong, that is,
to the last days of the Hebrew monarchy, and their immediate back-
ground against which they must be seen is Jer. xxxiv. 7. Lachish
and Azekah alone of the Judaean cities hold out against the Baby-
lonian onslaught. We are then in a war situation, and in such a situa-
tion the presence of a prophet need cause no surprise, for recent study
of the prophets has shown that they had a function — indeed a ne-
cessary function — to perform in war situations 9 . PEDERSEN, writing
of the great importance attaching to the kind of ideas which fill the
soul, for the soul must act in accordance with them, points out that,
if a king was to obtain victory in war, his soul had to be filled with
victory before the fight, and that prophets played a large part in
creating the victory before the fight. So Ahab, hesitating whether
or not to go up in battle against Ramoth Gilead, gathered about
him four hundred prophets (I Kings xxii.) " t o make him a soul of
victory" 1 0 . Again, when he was encamped against the Aramaean
army, a prophet contributed to his victory (I Kings xx. 13 f.) 11 . And
we find the prophet Elisha on one occasion pressed into service to
find water when Jehoram, king of Israel, and Jehoshaphat, king of
Judah, and the king of Edom, ran short of it in their joint expedition
against Moab (II Kings iii. l i ) 1 2 ; on another occasion he acts as the
king's informant as to the whereabouts of an ambush (II Kings vi.
8if.) 1 3 ; and on yet another occasion he ensures victory for Joash by
making him shoot arrows of victory against Aram, and strike the
ground with them (II Kings xiii. 14 ff.) 14 .
• There is nothing to be said for the suggestion made by A . H . G O D B E Y (New
Light on the Old Testament, 3rd. ed., 1936, p. 246) that the prophet may have been
Semakhyahu mentioned in Ostracon IV, line 6.
• See J . P E D E R S E N , Israel-. Its Life and Culture, I—II, 1946, pp. 141 if.;
Ill—IV, 1947, pp. 15f. Further, A. R. J O H N S O N , The Cultic Prophet in Ancient
Israel, 1944, p. 22, n. 6, and p. 23, n. 1; A . H A L D A R , Associations of Cult Prophets
among the Ancient Semites, 1946, p. 163; and C . H . G O R D O N , Ugaritic Literature,
1949, p. 125, n. 4, with Ostracon III, line 20 in mind. His further reference to
Ostracon XVI, line 6, cannot stand, since only the letters H and X of the supposed
reading K33H are certain (see '* The Prophet" in the Lachish Ostraca, p. 9).
10 P E D E R S E N , op. cit., I — I I , p. 1 4 3 . 11 Ibid., I L L — I V , p. 1 6 .
12 Ibid., I L L — I V , p. 16, 126. Cp. A . R . J O H N S O N , op. cit., pp. 20f.
18 P E D E R S E N , op. cit.. I L L — I V , p. 1 7 . The prophet's advice seems con-
stantly to have been sought by the king (cp. verse 21).
« Ibid., I—II, p. 144; I I I - I V , p. 17, 127.
Again "The Prophet" in the Lachish Ostraca 247

The function performed by the prophet of the ostracon was


different from any of the foregoing. He carried a letter, but more
than this we are not told 15 . The exchange of letters by means of
messengers between the military authorities was probably well or-
ganised at this time 1 6 . Letters from headquarters in Jerusalem will
have gone out to the various strong points, of which Lachish was
one, and from Lachish they will have gone to outposts under the
command of the governor of Lachish; and likewise, outposts will
have sent messages to Lachish and to each other. The messengers,
we may be sure, will have known the roads and pathways in their
own spheres of operation, and were thus able the better to ensure
safe delivery of the letters they carried. It seems more than likely
that written messages were amplified orally by the bearers of letters
at the time of delivery 17 .
The letter which the prophet of the ostracon received for trans-
mission was sent by Tobyahu, servant of the king, a title which in-
dicates that he was a high court official in Jerusalem. At some point
on the route, perhaps at some recognised stopping place, he handed
it over to Shallum, the son of Yaddua'. He was, as must have been
bearers of letters in general, a man of trust, well acquainted with the
local terrain. The ostracon itself seems to provide evidence that he
will have amplified orally the letter which he handed on. For the
word miWl " T a k e c a r e ! " (line 21), which implies a warning of some
kind — perhaps a secret warning — would call for further amplifica-
tion as to the particular situation to which the warning referred 18 .
1 4 In the O. T. the names of those who carried letters are sometimes recorded,

e.g., David's letter to Joab was carried by Uriah (II Sam. xi. 14), and Jeremiah's
letter to the exiles in Babylon was carried by Elasah, the son of Shaphan, and
Gemariah, the son of Hilkiah (xxix. 3). At Elephantine a letter was delivered by
Ma'u(ziah); see E. G. K R A E L I N G , The Brooklyn Museum Aramaic Papyri, 1 9 5 3 ,
p. 3 0 4 .
18 Cp. K. E L L I G E R , 'Die Ostraka von Lachis', Paldstinajahrbuch, 1938, pp. 44ff.

17 Cp. R. D U S S A U D , op. cit., p. 260. At Elephantine a messenger seems to


have made a written note of an answer given verbally to a letter (see A. C O W L E Y ,
Aramaic Papyri of the Fifth Century B. C., 1923, No. 32, p. 122). Verbal messages
were the rule before the time of David (cp. Gen. xxxii. 5, Num. xx. 14, xxiv. la,
Jud. xi. 13, I Sam. xi. 9, etc.), the first letter recorded in the O. T. being David's
to Joab (II Sam. xi. 14). That the written letter in Israel developed from the verbal
message may be seen from II Kings xix. 9-14. See O. E I S S F E L D T , Einleitung in das
A.T. 2nd. ed., 1956, pp. 23f.; cp. further L . K O H L E R , Deuterojesaja (Jesaja 40—55)
stilkritisch untersucht (Beihefte zur Z. A. T. W„ No. 37, 1923), pp. 102f., and
G. W I D E N G R E N , Literary and Psychological Aspects of the Hebrew Prophets, 1948, p. 61.
1 8 The word which introduces the warning contents of the letter, is
in keeping with the epistolary style of the O. T.; see, e. g., II Sam. xi. is, II Kings
v. e, x. 1. «, Jer. xxix. 3, II Chr. xxi. 12.
248 D . W . THOMAS

Only a person of exceptional integrity would be likely to be entrusted


with so important a message. The fact that a prophet was so entrusted
is testimony to the high reputation for integrity which he and his
class enjoyed. The military authorities were doubtless glad to be
able to make use of him.
As mentioned above, it has been suggested that the prophet of
the ostracon may have been one of an organised chain of messengers,
entrusted with the duty of receiving and passing on military communi-
cations, and that he may even have been conscripted into the Ju-
daean army 1 9 . This is, of course, surmise only. Another, and pre-
ferable, possibility presents itself. Perhaps the prophet comes before
us as a wandering holy man 2 0 , an eminently suitable person to be
entrusted with an important message. An interesting case of a holy
man as a trusted messenger is described in GRAY HILL'S With the
Beduins. A Narrative of Journeys and Adventures in Unfrequented
Parts of Syria (London, 1891) 21 . A brief account of the story may be
given.
Gray Hill and his party arrived at the encampment of Sheikh Khalil, about
five hours ride north of KerS.k, and were forced to stop and pitch their tents. Khalil
undertook to send for some men of the Hamfcydeh tribe to conduct them after they
left him. But first he demanded payment of sixty napoleons. GRAY HILL explained
to him that this sum could only be obtained by sending to Jerusalem for it. Khalil,
no doubt fearful of government interference, was unwilling that this should be done.
A suggestion was made that the money should be obtained from the Sheikh of
Madeba, Khalil Senah. A letter was accordingly written to him, and it was arranged
that the " H o l y M a n " of the party should take it t o him, and that, if the money
could not be obtained at Madeba, he should place the letter in the hands of the
Consul immediately he reached Jerusalem. The " H o l y M a n " was given the letter
and instructed to make all speed on the journey. Mounting his horse, he hurried off.
In the evening of the fifth day after his departure, he returned — " He comes on
radiant with smiles, enters with us into our sleeping-tent, opens his breast, and
cuts a string that fastens a sealed packet beneath his shirt." I t contained a letter
from the Consul and the required amount of money. Earlier in the narrative, the
writer says of this " H o l y M a n " : He was " a kind of Dervish, belonging to the
Adwan t r i b e , " who "knew everyone, and was acquainted with the route in every
direction, and his character for sanctity seemed to give him a certain influence
amongst the Beduins. Indeed Sheikh Selim kissed his hand every morning" 2 9 .
Some two thousand five hundred years intervene between the
events reflected in the ostracon and those narrated by GRAY HILL.
*» See " The Prophet" in the Lachish Ostraca, pp. 17f.
2 0 Cp. PEDERSEN, Acta Orientalia, xviii., 1940, p. 160. Prophets sometimes
left their guilds and wandered about the country; see the same author in Israel etc..
ILL—IV, p. 170, and in Studies in O. T. Prophecy presented to T. H. Robinson, ed.
H. H. ROWLEY, 1950, p. 133, where an interesting instance is given of an Arabian
female seer who wandered from place to place.
11 Pp. 213ff. M P. 174.
Again "The Prophet" in the Lachish Ostraca 249

Yet the rôle of the holy man in both cases is strikingly similar. In
both cases, at a time of danger — and GRAY H I L L ' S narrative testifies
to the threatening situation which confronted him and his party —
a holy man is commissioned23 to carry a letter, and in the case of
G R A Y H I L L ' S holy man, money also. The grounds for the choice of
GRAY H I L L ' S holy man as a messenger were probably much the same
as those which occasioned the choice of the prophet of the ostracon.
In both cases the holy man was regarded as no ordinary person, but
as someone whose reputation for holiness marked him out as unusually
trustworthy.
The contribution of the Lachish ostraca to Old Testament study
is by now well known. Their importance for the study of Hebrew
palaeography, for the textual criticism of the Hebrew Bible, for the
study of Hebrew proper names and of Hebrew epistolary style, and
of the historical development of the Hebrew language, is great indeed.
Not the least contribution they make is the light they shed upon the
rôle of the prophet mentioned in Ostracon III, and upon the modes
of communication which were in use at the time. Messages were com-
monly used, whether written or verbal, or both, and fire signals too
were employed (Ostracon IV, lines 10ff.). The book of Jeremiah in-
forms us further of the use of trumpet blasts (iv. 5, vi. 1, li. 27) and the
raising of flags (iv. 21). Indeed the whole question of military com-
munications in the period of Jeremiah calls for careful study, and to
that study the ostraca from Lachish have their own valuable contri-
bution to make.
(Completed August, 28 th , 1967)

n "Commissioned" is probably the nearest translation of iCSl, which is


most likely to be connected with the Akkadian nabti "call, name," and should
be taken in a passive sense ("called"; cp. forms like T'pD "commissioner" (lit.
"appointed"), T J J " l e a d e r " (lit. "made conspicuous"), "prince" (lit.
"lifted up"). A prophet is accordingly "one who is called (by God)" — he was
"directly commissioned by Yahweh to warn the people of the perils of sin and to
preach reform and revival of true religion and morality" (W. F. ALBRIGHT, From
the Stone Age to Christianity, 1942, p. 232; see also A. R. JOHNSON, op. cit., p. 24,
n. 8). In the Lachish ostracon the prophet is commissioned for a purely secular
purpose.
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans
l'Ancien Orient
Par R. de V a u x O. P. à Jerusalem(Jordan)
[École Biblique, P O B 58]

Depuis une dizaine d'annés, l'École Biblique et Archéologique


Française de Jérusalem fait des fouilles à Tell el-Fâr'ah près de Na-
plouse, très vraisemblablement le site de l'ancienne Tirsa 1 . En 1955,
on y a découvert une chambre souterraine construite vers 1800 av.
J . C. et deux fois restaurée pendant la période du Moyen Bronze
avant d'être détruite aux environs de 1600 av. J . C. C'était cer-
tainement un lieu de culte: à l'une des extrémités, une banquette
basse sur laquelle ont été trouvés plusieurs vases servait à déposer
les offrandes; dans l'angle opposé, une jarre enterrée jusqu'à l'épaule,
remplacée au dernier état par une fosse empierrée, était la favissa où
l'on jetait les déchets du culte. La chambre devait être en relation
avec un temple de surface, dont il ne reste à peu près aucun vestige2.
Le meilleur parallèle à ce sanctuaire souterrain — à vrai dire le seul
parallèle valable — est la celia en contre-bas du temple dégagé par Sir
LÉONARD W O O L L E Y à Tell Atchana = Alalakh; cet édifice est du xvi*
siècle avant notre ère et est donc à peu près contemporain de celui
de Tell el-Fâr'ah dans sa dernière phase3.
Sauf quelques vases trouvés sur la banquette, sur le sol et dans
la jarre enterrée, le sanctuaire était vide d'objets, mais on a recueilli
de petits ossements animaux, qui ont été déterminés par le Dr. N O B E S ,
de Gottingen. Contre l'un des murs étaient des os appartenant à un
porc, Sus scrofa, domestique, âgé de quelques mois; la jarre contenait
les os d'un embryon de porc, de la même espèce. Les uns et les autres
ne peuvent s'interpréter que comme les restes d'animaux offerts ou
sacrifiés. Cette place donnée au porc dans un ancien culte de Palestine
est un fait assez rare et curieux pour mériter un bref commentaire.
On ne peut l'interpréter correctement qu'en utilisant des informations
qui nous viennent des pays voisins, et les conclusions qui se dégagent
de cette confrontation mettent en une lumière nouvelle certains textes
bibliques. Le Professeur E I S S F E L D T est illustre à la fois comme exégète
de l'Ancien Testament et comme historien des religions orientales:
1 Pour un exposé d'ensemble, cf. Palestine Exploration Quarterly, 1956,
pp. 1 2 5 - 1 4 0 .
2 Les plans, la description et l'étude archéologique de ce sanctuaire sont

donnés dans la Revue Biblique d'octobre 1957.


3 L. WOOLLEY, Alalakh: An Account of the Excavations at Tell Atchana, 1956,
pp. 6 6 - 6 9 e t fig. 2 9 .
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 251

qu'il veuille accepter cette modeste contribution à l'étude des rapports


religieux entre Israël et Canaan.
Je réunirai d'abord quelques témoignages archéologiques venant
de Palestine même. L'un des hommes préhistoriques du Carmel avait
été inhumé avec la mâchoire d'un grand porc sauvage4; elle peut
être un trophée de chasse ou une offrande alimentaire pour le mort,
elle peut aussi avoir une signification religieuse, mais de toute manière
ce témoignage remontant au Paléolithique ne signifie rien pour les
époques historiques et je ne le rappelle ici que pour mémoire. A Gézer,
une surface rocheuse était creusée de cupules et d'une rigole aboutis-
sant à un trou qui donnait dans une grotte. Au dessous de cet orifice
et sur le roc ont été trouvés quelques ossements de porcs6. La date
est incertaine; les indications données par le fouilleur permettent
cependant de conclure que ce dépôt est antérieur à la réutilisation
de la grotte comme magasin pendant le Moyen Bronze. L'installation
cultuelle à laquelle se rattachent les cupules, le conduit se déversant
dans la grotte et les ossements remonte donc à l'Ancien Bronze. Une
autre trouvaille de Gézer doit être signalée. C'est le fragment d'une
statuette d'albâtre représentant un homme nu tenant contre sa poi-
trine un animal dont l'arrière train est seul conservé mais dans lequel
on reconnaît facilement un jeune porc; la main droite de l'homme
tient les organes génitaux de l'animal et l'un des sabots de celui-ci
s'appuye sur le membre viril du porteur6. Le corps de l'animal et
celui de l'homme sont creux et les deux cavités communiquent; la
queue du porcelet est taillée dans une pièce spéciale d'albâtre, qui
s'applique au corps comme un bouchon. La figure représente donc
un homme portant un porc et elle servait à faire des libations: on la
remplissait en enlevant le «bouchon» de la queue et le liquide devait
s'écouler par le groin de l'animal. La pièce date du second millénaire
avant notre ère sans qu'on puisse, je crois, préciser davantage.
Dans le sanctuaire de l'Ancien Bronze qui s'adossait au rempart
d'Et-Tell = 'Ay, ont été recueillis des fragments d'albâtre, qui furent
assemblés au Musée de Jérusalem, où ils sont exposés comme re-
présentant l'arrière train d'un porc7. Les pattes sont repliées sous le
ventre et sont attachées par une corde: c'est une victime apprêtée
pour le sacrifice. La pièce est creuse, comme la figurine de Gézer, mais
je n'ose pas y voir encore un vase à libations, à cause de ses dimen-
sions qui sont celles d'un porcelet de grandeur naturelle. La déter-
4 C'est le squelette V de Mugharet es-Skhûl, cf. D. A. E. GARROD et D. M. A.

BATE, The Stone Age of Mount Carmel, I, 1937, pp. 100 — 101 et pl. 52, 2.
6 R. A. S. MACALISTER, The Excavations of Gezer, II, 1912, pp. 378—379.
C'est la grotte 17 IV, cf. I, p. 102; I I I , pl. xxvii.
6 MACALISTER 1. c., I I , p. 343; I I I , pl. ccxiii 19.

7 Gallery Book, Stone and Bronze Ages, 1937, p. 39. Le n° d'inventaire est 36.581.
252 R. DE VAUX

mination de l'animal se fonde sur ses formes rondes et grasses, sa


queue mince et peu longue, ses pattes courtes. Cependant, comme
l'avant corps manque, on pourrait hésiter et, au moment de la dé-
couverte, Mme MARQUET-KRAUSE avait catalogué les fragments
comme ceux d'un hippopotame, avec un point d'interrogation 8 . Ses
raisons, qu'elle n'a pas données, étaient probablement que le porc n'a
pas sa place dans un sanctuaire palestinien — on a vu et on verra que
cela n'a pas toujours été vrai — et que la pièce est de facture égyp-
tienne — ce qui est exact —. En faveur de son hypothèse, on pourrait
aussi invoquer un parallèle assez frappant. Sur le mur d'enceinte du
Temple d'Edfou, on sculpta à l'époque ptolémaxque le «mystère» ou
le «drame» de la lutte entre Seth et Horus. L'hippopotame qui re-
présente Seth est harponné plusieurs fois par Horus, finalement un
petit hippopotame en pâtisserie est découpé par un sacrificateur 9 .
Vers la fin de l'action rituelle, l'hippopotame est représenté les pattes
liées par des chaînettes, comme l'animal de 'Ay a les pattes liées par
des cordes 10 . Les images sont bien celles d'hippopotames et non de
porcs 11 et les textes qui les accompagnent sont explicites à cet égard 12 .
Ces textes combinent deux compositions littéraires qui remontent
au Nouvel Empire 18 . Il est donc assuré que l'hippopotame a eu sa
part dans le culte de Seth en Egypte dès le Ile millénaire avant notre
ère et l'a gardée jusqu'à la fin 14 ; mais on verra plus loin que le porc
y a joué le même rôle, et plus anciennement. Dans ce culte, l'hippopo-
tame est un élément secondaire, mais il paraît dans d'autres rites
dès le I l l e millénaire: ainsi, il y avait en Basse Egypte une fête où le
roi mettait à mort un hippopotame blanc 16 , en Haute E g y p t e une
chasse rituelle de l'hippopotame en l'honneur du dieu mal connu
Hémen 18 . Il est invraisemblable que ces cultes peu répandus aient
8
JUDITH MARQUET-KRAUSE, Les fouilles de 'Ay (Et-Tell), 1949, I, p. 186,
RI0 1 4 5 9 .
8
E. C H A S S I N A T , Le Temple d'Edfou, X I I I , 1934, pl. 497 — 514. Cf. le commen-
taire de M. A L L I O T , Le culte d'Horus à Edfou, 1949 — 1954, pp. 779 — 793.
10
CHASSINAT, pl. 510.
11
Contre P . E . N E W B E R R Y , Journal of Egyptian Archaeology, X I V , 1 9 2 8 , p. 2 1 . 4
12
Ils ont été traduits par A . M . B L A C K M A N et H . W . F A I R M A N , The Myth
of Horus at Edfu, dans Journal of Egyptian Archaeology, X X I X , 1943, pp. 2 — 18;
X X X , 1944, pp. 5 - 1 5 .
13
E . D R I O T O N , Le texte dramatique d'Edfou (Suppl. aux Annales du Service
des Antiquités de l'Égypte, 11), 1948.
14
Cf. les reliefs d'Edfou pour l'époque grecque; à l'époque romaine, cf. Plu-
15
tarque, de Is. 50. Cf. H. B O N N E T , Reallexikon der ägyptischen Religions-
geschichte, 1952, s. v. Nilpferd, p. 529.
16
J. V A N D I E R , Hémen, maître de Héfat et l'hippopotame, dans Revue de l'hi-
stoire des Religions, C X X X I I , 1946 — 11, pp. 93 — 97; Id., Mo'alla, La tombe d'Ankhtifi
et la tombe de Sebekhotep, 1950, pp. 153 — 159.
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 253

pénétré en Palestine. Je sais bien que l'hippopotame a vécu dans les


marais de la côte palestinienne pendant la préhistoire et qu'il a sur-
vécu en certains points jusqu'à l'époque israélite17, mais rien ne permet
de lui attribuer une place dans la religion. Décidément, l'hippopotame
n'avait rien à faire dans le sanctuaire de 'Ay et la figure d'albâtre
est certainement celle d'un porcelet.
Dans ce sanctuaire et dans ses favissae ont été ramassés de nom-
breux «ossements de volaille et de bétail»18, et il est regrettable que
les déterminations ne soient pas plus précises. Il est également dom-
mage qu'on ait négligé l'étude des restes animaux dans la fouille des
autres sanctuaires de l'époque du Bronze en Palestine. Il n'y a qu'une
exception: un rapport sommaire est consacré aux ossements trouvés
dans le Temple du Fossé à Tell ed-Duweir; le porc n'y est pas re-
présenté19.
Je signalerai enfin, avec hésitation, une figurine de bronze sortie
du niv. I X de Megiddo, au xvi* siècle av. J. C.20 L'allure générale
et la masse de la tête évoquent un sanglier beaucoup plus qu'aucun
autre animal et le trou apparent sur le crâne pourrait marquer l'im-
plantation d'une oreille et non d'une corne. Le site de la trouvaille
ne permet pas de la rattacher à un sanctuaire déterminé, mais elle
avait certainement une intention religieuse.
Cet inventaire archéologique fait sortir de son isolement la dé-
couverte de Tell el-Fâr'ah, mais en souligne aussi le caractère ex-
ceptionnel. Il est impossible de soutenir à propos de Canaan, comme
faisait A. BERTHOLET en se fondant seulement sur les ossements de
la grotte de Gézer: »Das Schwein scheint, wie z. B. in Babylonien und
im alten Griechenland, das bevorzugte Opfertier gewesen zu sein«21.
Cela n'est pas davantage vrai pour la Babylonie. Certes le porc
a été domestiqué très tôt en Mésopotamie; on l'élevait, on le mangeait,
et le porc ou le sanglier sont représentés assez fréquemment dans
l'art22, mais son usage dans le culte est extrêmement rare. On le trouve
incidemment signalé comme victime dans les textes de Djoha et il
est douteux qu'on l'ait sacrifié plus fréquemment aux époques posté-
rieures. Une fable assyrienne dit que le porc n'est pas agréé dans les

17 G. HAAS, On the Occurrence of Hippopotamus in the Iran Age of the Coastal

Area of Israel (Tell Qasîleh), dans Bulletin of the American Schools of Oriental
Research, 132, dec. 1953, pp. 30-34.
18 J. MARQUET-KRAUSE 1. c., p . 18.
18 O. TUFNELL, C. H. INGE, L. HARDING, Lachish II, The Fosse Tempel, 1940,
pp. 9 3 - 9 4 .
20 G. LOUD, Megiddo I I , 1948, pl. 240, 2.
21 A. BERTHOLET, Kulturgeschichte Israels, 1919, p. 23.
22 E. DOUGLAS VAN BUREN, The Fauna of Ancient Mesopotamia as Represented
in Art, 1939, p p . 7 8 - 8 1 .
254 R . DE V A U X

temples et qu'il est une abomination pour les dieux 23 . La mention de


«sangliers de cannaie» (THUREAU-DANGIN) ou de «porcs engraissés»
24
( D E I M E L ) dans le rituel du temple d'Anu à Uruk est très douteuse.
Sous Manishtusu, on faisait des livraisons régulières de graisse de porc
au temple de Shamash à Sippar mais leur rapport avec le culte n'est
pas expliqué 25 . A Nuzu, un temple du xv* siècle av. J. C., apparem-
ment dédié à Ishtar, contenait une très belle tête de sanglier en terre
cuite émaillée ; c'est un symbole religieux qui était appliqué au mur 2 6 .
Par contre, le porc joue un rôle important dans les conjurations
contre les démons: c'est un animal qu'ils aiment et qu'on utilise
comme un appât pour les détourner de tourmenter les humains.
Ainsi un rituel de guérison prescrit d'immoler un porcelet 27 : le lit
du malade est frotté de son sang, la bête est dépecée et ses membres
sont appliqués sur les membres du malade, auquel le porcelet est
ainsi substitué 28 . Le porc était surtout employé contre la démone
Lamashtu, l'ennemie des femmes enceintes, des jeunes mères et de
leurs bébés 29 . Les amulettes la représentent avec un chien et un porc
suspendus à ses seins; dans le rite de conjuration, on immole un
porcelet dont le coeur est mis sur la bouche de la figure de Lamashtu,
on fait des onctions avec la graisse d'un cochon blanc, et Lamashtu
est ainsi renvoyée dans son domaine souterrain. L'âne et le chien,
autres animaux démoniaques, interviennent aussi dans ces rituels.
La situation est analogue chez les Hittites. Les sacrifices de porcs
y sont exceptionnels 80 , mais l'animal sert pour des actions magiques.
Pour conjurer une épidémie dans le pays ou dans le camp, on prend
une vieille chèvre, un bouc et un porc et on les sacrifie, avec des
offrandes alimentaires, en disant: « Que le dieu qui a causé cette mort
23
E. EBELING, Die babylonische Fabel, 1927, p. 41.
24
Cf. F. BLOME, Die Opfermaterie in Babylonien und in Israel, I, 1934, pp. 121
-122.
26
Monument Cruciforme, IX, 10 — 18; cf. KING, Revue d'Assyriologie, IX,
1912, pp. 1 0 0 - 1 0 1 .
2,1
R. F. S. STARR, Nuzi, 1939, pp. 435 s. et pl. 112 B. Une meilleure photo-
graphie dans H. FRANKFORT, The Art and Architecture of the Ancient Orient, 1954,
fig. 1 3 9 .
27
kurkizannu, sur le sens cf. B. LANDSBERGER, Die Fauna des Alten Meso-
potamien, 1934, p. 101.
28
K. FRANK, Babylonische Beschwörungsreliefs (Leipziger Semitische Studien,
III, 3), 1908, pp. 5 6 - 6 0 .
29
K . FRANK I . e . , p p . 73 — 91; D . W . MYRHMAN, Zeitschrift für Assyriologie,
X V I , 1902, pp. 1 4 1 — 195; F . THUREAU-DANGIN, Revue d'Assyriologie, XVIII,
1921, pp. 1 6 1 — 1 9 8 ; H . H . VON DER OSTEN, Archiv für Orientforschung, I V , 1927,
pp. 89-92.
30
G. FURLANI, La Religione degli Hittiti, 1936, p. 297. Encore le seul texte
auquel il renvoie, KUB I X 4, est-il un rituel de purification.
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 255

mange et boive et qu'il soit en paix avec le Hattu et l'armée du Hattu


et qu'il agisse favorablement»31. Dans un rituel de purification en
cas de stérilité ou d'impuissance, on prend, en même temps que
d'autres choses noires, un petit chien noir et un porcelet noir (mâle
si c'est pour un homme, femelle si c'est pour une femme) ; à la nuit,
la conjureuse, la «vieille femme», accomplit divers rites avec ces ob-
jets, le chien et le porcelet sont élevés au dessus de l'offrant et on
prononce un charme. Finalement, le porc est brûlé32. Pour une ré-
conciliation entre parents, la «vieille femme» élève le porcelet au
dessus des deux offrants et dit le charme suivant: «Il est engraissé
d'herbe et de grain. Celui-ci ne voit pas le ciel et ne verra plus ses
compagnons les porcs; juste de même, fais que l'offrant ne voie plus
les malédictions portées contre lui»; puis la «vieille femme» tue le
porcelet ss .
En Egypte 34 , les témoignages anciens sont rares. Le calendrier
d'Edfou prévoit un sacrifice de porc pour Horus à la pleine lune de
Pachon. A Medinet-Habou, sous Ramsès III, un porc est sacrifié à
la fête de Sokaris en union avec Ptah-Osiris35. Le porc apparaît spé-
cialement, et très tôt, en rapport avec la légende et le culte de Seth.
D'après le Livre des Morts, ch. cxii, Seth se transforma en un porc
noir dans sa lutte contre Horus et le même chapitre parle d'un sacri-
fice de porc. La légende disait qu'Horus voyant Seth ainsi méta-
morphosé avait perdu un oeil: aussi le porc est-il abominable à Horus
mais il est consacré à Seth; nous avons YU plus haut qu'une autre
forme de la légende (plus récente ?) attribuait le même rôle à l'hippopo-
tame. En conséquence, on a parfois identifié l'animal symbolique
de Seth dans les représentations égyptiennes avec une espèce de porc:
N E W B E R R Y y reconnaissait l'animal sauvage, différent du sanglier,
dont le porc domestique dériverait 36 ; d'après D A R E S S Y , le symbole
de Seth serait le sanglier mais on le représenterait avec des carac-
tères inverses de la réalité, pour éviter toute influence néfaste 37 .

31 J . F R I E D R I C H , AUS dem hethitischen Schrifttum, 2 (Der Alte Orient, X X V , 2),

192B, p. 12.
82 A . G O E T Z E , The Hittite Ritual of Tunnawi, 1 9 3 8 , §§ 3 et 1 2 .
33 F . H R O Z N Y , Hethitische Keilschrifttexte aus Boghazköi (Boghazköi-Studien,
3), 1919, pp. 72 — 73; J . B. P R I T C H A R D (ed.). Ancient Near Eastern Texts, 2e ed.
1956, p. 351.
34 Cf. P . E . N E W B E R R Y , The Pig and the Cult-Animal of Set, dans Journal
of Egyptian Archaeology, X I V , 1928, pp. 211—225; H. B O N N E T , Reallexikon der
ägyptischen Religionsgeschichte, 1952, pp. 690—691.
36 H. H. N E L S O N , Medinet-Habu, I I I , 1934, pl. 158, 1. 1002.
3,1 1. c., pp. 217 s.

37 G . D A R E S S Y , Seth et son animal, dans Bulletin de l'Institut Français d'Ar-


chéologie Orientale, X I I I , 1917, pp. 7 7 - 9 2 .
256 R . DE V A U X

Retenons seulement que le porc a été associé à la légende de Seth et


que, s'il est sacrifié à Horus et à des divinités apparentées, c'est comme
un animal ennemi.
Dans l'Egypte ptolémaïque, des porcs étaient sacrifiés aux fêtes
d'Arsinoé et de Déméter 88 , mais l'influence grecque est apparente
ici. Par contre, ce sont des traditions égyptiennes que reflètent cer-
tains textes de l'époque gréco-romaine. D'après Hérodote, le porc
est une bête impure en Égypte: si on le frôle seulement, on se plonge
tout vêtu dans le fleuve pour se purifier et les porchers ne peuvent
pas pénétrer dans les temples. Cependant, une fois l'an à l'époque
d'une pleine lune, on sacrifie des porcs à Séléné (Isis ?) et à Dionysos
(Osiris) et on en mange la chair; les pauvres se contentent de pour-
ceaux en pâtisserie 89 . Plutarque dit à peu près la même chose: le
porc est un animal impur mais il est sacrifié une fois l'an à Séléné et
on mange alors sa chair; il ajoute un trait mythologique: c'est en
poursuivant un sanglier que Typhon (Seth) trouva l'arbre où était
enfermé le corps d'Osiris 40 . Manéthon dit lui-aussi que le porc est
un animal impur; il est l'ennemi du soleil et de la lune et il est sacrifié
à Séléné une fois par an 41 . Cette association avec des divinités lunaires
se rattache à l'antique légende sur la perte d'un oeil par Horus à la
vue de Seth transformé en cochon: le soleil et la lune sont les deux
yeux d'Horus. Ces sacrifices exceptionnels ont été interprétés par
certains apologistes chrétiens comme la preuve que les Egyptiens
adoraient le porc 42 .
Si nous passons en Syrie, nous ne trouvons aucun renseignement
utile pour les plus anciennes époques. La langue d'Ugarit possède
deux mots, hnzr et hzr, qu'on interprète comme signifiant «sanglier»
ou «porc», d'après l'arabe et l'hébreu 43 . Le mot entre dans la com-
position de noms propres, bn-hnzr ou bn-hzrn. Dans un texte mytholo-
gique, huit «sangliers» (ou porcs, hnzr) font partie de la suite de Baal
à côté de sept «jeunes serviteurs» et dans un texte encore inédit 44
douze «sangliers» (ou porcs, hzr) doivent venir travailler à Ugarit
avec onze artisans. Ce sont les deux seuls textes connus jusqu'ici et
ils ne concernent évidemment pas des animaux: si le mot signifie
bien «sanglier» (ou porc), il est employé métaphoriquement 46 et nous
38
C L . P R É A U X , L'économie royale des Lagides, 1 9 3 9 , p. 2 2 2 .
" Hist. II 47. Pour le dernier trait, comparer l'hippopotame en pâtisserie
40
dans le rituel d'Edfou, analysé plus haut. De Is. 8.
11
Fragm. 79, dans E l i e n , De Nat. Animal. X 16.
« A r i s t i d e , Apol. 12; C y r i l l e d'Alex., De Adorât. I, PG LXVIII, 189.
48
Références dans C. H. G O R D O N , Ugaritic Manu al, 1955, Glossar, s. v.
41
Cité par G O R D O N l. c„ p. 2 5 3 sous le n° 449.
46
Comme les «gazelles» et les «taureaux» qui désignent des hommes de l'en-
tourage de Kéret dans III K iv 6 ss.
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 257

n'en pouvons rien tirer, sinon queJ e sanglier (ou le porc) n'était pas
un objet d'horreur, ce qui s'accorde avec le témoignage des noms
propres 46 . De même, rien n'assure que le sanglier figuré sur une hache
d'armes de Râs Shamra ou les deux têtes de sangliers qui ornent un
épieu de chasse venant du même site aient une signification religieuse47.
Le vieux calendrier syrien avait préservé un nom de mois araméen,
Hezîrân, qui a été retrouvé quinze siècles avant notre ère à Nuzu
sous la forme Hinzûru ou Hizûru4S. D'après les analogies des
autres langues sémitiques, il est possible que c'était le mois du Sanglier,
que la dénomination était astronomique et qu'il y avait une «étoile
du Sanglier», mais nous ne savons pas ce qui en résultait pour le culte.
La relation qu'on a voulu établir avec le dieu Ninurta est arbitraire 49 .
Le mois de Hezîrân figurait encore dans le calendrier des Sabéens
de Harran au x" siècle de notre ère 50 , avec des cérémonies où d'ailleurs
le porc ne paraît pas impliqué. Mais cette secte avait conservé d'autres
usages anciens et il est alors intéressant de noter le renseignement
donné par Al-Nadîm: «Chaque année au milieu d'un jour déterminé,
ils sacrifiaient un porc et l'offraient à leurs dieux. Le même jour, ils
mangeaient toute viande de porc qui venait en leurs mains»; ce qui
suppose qu'en dehors de cette circonstance ils ne sacrifiaient pas et
ne mangeaient pas de porcs 81 .
On a fait quelque cas 52 d'une sculpture rupestre signalée pour
46
Cela même n'est pas évident: chez les Juifs, pour qui le porc était un animal
impur, des hommes se sont appelés Hézîr, I Chr 24 15 (un prêtre 1 et cf. l'inscription
des Bene Hézîr dans la nécropole de Jérusalem) et Neh 10 21. La distinction entre
Hézîr et hàzîr «porc» parait être artificielle, à moins de rattacher le nom Hézîr à la
racine araméenne hzr «tourner, revenir, se repentir», cf. R O T H S T E I N , sur I Chr 24 15.
47
CL. F. A . S C H A E F F E R , Ugaritica I, 1 9 3 9 , pp. 1 0 7 ss., pl. xxii et fig. 1 0 4 .
Mais cela ne suffit pas pour prouver l'origine étrangère de ces armes, à cause de
«l'aversion des Sémites contre la race porcine», ibid., p. 114. La présente étude
montre que cette affirmation doit être sérieusement nuancée.
48
S. L A N G D O N , Babylonian Menologies and the Semitic Calendar, 1935, p. 65;
C . H . G O R D O N et E. R . L A C H E M A N , The Nuzu Menology, dans Archiv Orientdlni,
X 1938, p. 58.
49
S. L A N G D O N l.c., p. 119; I d „ Semitic Mythology, 1931, pp. 131 —133,
Ninurta «seigneur du porc». La liaison entre Ninurta et le porc a été faite aussi
par d'autres auteurs, parce que Ninurta reçoit parfois l'épithète de humçiru. Mais
ce mot désigne le rat ou la souris et non le porc, cf. A . G O E T Z E , Zeitschrijt fur Assyrio-
logie, XL, 1931, pp. 65 — 79 et le dictionnaire de Chicago, 5. v., 1956.
60
D . C H W O L S O N , Die Ssabier und der Ssabismus, 1 8 5 6 , I I , p. 2 6 .
61
Texte et commentaire dans C H W O L S O N l. c., I I , pp. 42 et 306. Sur ces
Sabéens de Çarran, leurs relations avec Edesse et le paganisme dans cette région
au début de notre ère, cf. J . B . S E G A L , Pagan Syrian Monuments in the Vilayet of
Urfa, dans Anatolian Studies, III, 1953, pp. 97 — 119.
62
W . R O B E R T S O N S M I T H , Lectures on the Religion of the Semites, 2e éd., 1 8 9 4 ,
p. 2 9 1 , n. 1 ; W . W . B A U D I S S I N , Adonis und Esmun, 1 9 1 1 , pp. 1 4 4 — 1 4 5 .
Voo Ugaiit nach Qumran 17
258 R. DE VAUX

la première fois par RENAN dans la gorge de Jrapta aux environs de


ByblosB3. D'après le dessin publié par RENAN, un homme et une femme
font une libation devant le médaillon d'un dieu; derrière l'homme un
enfant conduit une truie; évidemment l'animal qu'on doit sacrifier.
Mais le relief a été examiné et commenté récemment par H. SEYRIG 5 4 :
d'après lui, c'est un relief funéraire, le médaillon est celui d'une femme
voilée, l'animal (dont la tête a maintenant disparu) «est nettement
. . . un mouton». Ce monument ne peut donc pas nous servir et nous
en sommes réduits, pour la Phénicie, aux témoignages des auteurs
grecs66.
D'après Porphyre, les Phéniciens et les Juifs ne mangent pas le
porc, les Chypriotes et les Phéniciens ne l'offrent pas en sacrifice66.
Porphyre étant originaire de Tyr, on devrait le croire sur parole,
mais la raison qu'il donne éveille un doute: ce serait parce qu'on
n'élevait pas l'animal dans ces régions, pas plus qu'en Égypte, ce
qui est manifestement faux. Un peu avant lui, Hérodien, un Syrien
d'Antioche, dit aussi que la loi phénicienne défendait les offrandes
de porcs 67 . Le témoignage de Lucien (ou du Pseudo-Lucien) est plus
intéressant: à Hiérapolis, les Syriens offrent des boeufs et des vaches,
des chèvres, des moutons; seuls les porcs sont jugés impurs et ils ne
les sacrifient pas. Cependant, d'autres ne les jugent pas impurs mais
les tiennent pour sacrés68. Ce caractère sacré se retrouve dans le culte
d'Aphrodite-Astarté à Chypre, où s'exerça l'influence phénicienne:
d'après Antiphane 69 , les porcs y sont voués à Aphrodite et on les
vénère tant qu'on les empêche de manger des ordures, ce à quoi on
contraint les boeufs, à certaines fêtes. D'après Jean Lydus 60 , des
sangliers sont sacrifiés à Aphrodite le 2e jour d'Avril à Chypre en
souvenir d'Adonis. De fait, la légende d'Adonis tué par un sanglier
est le seul argument qui puisse prouver que les Phéniciens attribuaient
un certain caractère sacré au porc sauvage ; encore faut-il remarquer
que ce trait n'appartient sans doute pas à la forme première du mythe 61 .
La liaison établie par Jean Lydus avec le culte d'Aphrodite à Chypre
53
E. RENAN, Mission de Phénicie, 1874, p. 238 et pl. xxxi.
U
H . SEYRIG, Les bas-reliefs, prétendus d'Adonis, aux environs de Byblos,
dans Syria, XXI, 1940, pp. 116—117.
56
Ils ont été rassemblés, à propos du sanglier de la légende d'Adonis, par
F . C . M O V E R S , Die Phönizier, I , 1841, pp. 218 ss. et par W . W . B A U D I S S I N , Adonis
und Esmun, pp. 142—160. Cf. encore W. R O B E R T S O N S M I T H l. c., pp. 290—291.
Je ne retiens que les plus utiles.
66
De Abstin. I 14.
" H é r o d i e n , V 6, 9 Bekker.
58 68
De Syria Dea, 54. Dans A t h é n é e , III 95f. — 96a.
80
De Mensibus, IV 65.
41
Cf. BAUDISSIN l . e.
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 259

est peut-être une invention de cet auteur 62 . Un scoliaste d'Aristo-


phane 63 dit au contraire que beaucoup de Grecs n'offrent pas de porcs
à Aphrodite à cause de l'histoire d'Adonis et l'interdiction du porc
paraît avoir été commune dans le culte de cette déesse; il y avait
cependant des exceptions et des porcs étaient sacrifiés dans certains
de ses sanctuaires, où une influence phénicienne est très improbable,
ainsi à Argos, à Samos, en Pamphylie 64 .
Ceci nous introduit dans le domaine grec. Le porc y est consacré
à des divinités chtoniennes 65 et il joue un rôle spécialement important
dans le culte de Déméter. A Éleusis, un porcelet était acheté, baigné,
sacrifié pendant la cérémonie d'initiation et des porcelets votifs ont
été retrouvés dans les fouilles. Dans la crypte du temple de Déméter
à Cnide, on a découvert des images et des ossements de porcs 66 . A cette
découverte on peut rattacher un rite mentionné par plusieurs auteurs
anciens et décrit dans une scolie de Lucien, d'ailleurs difficile à inter-
préter 67 . Ce qui est clair, c'est qu'en relation avec les Thesmophories,
la grande fête de Déméter et de Perséphone, des porcelets vivants
étaient jetés dans des fosses; leurs restes décomposés étaient ensuite
retirés et offerts sur l'autel. L'explication qu'on donnait de ce rite
était que le porcher Eubouleus avait été englouti avec son troupeau
au moment du rapt de Perséphone; mais cette explication n'est que
le Àôyos nuÔiKÔç d'un rite archaïque que l'on ne comprenait plus. Il
est également attesté par Pausanias à Potniai de Béotie, la ville dédiée
à Déméter et à Perséphone 68 . Or ces fosses sont appelées des néyapa69.
Depuis Movers70 jusqu'à Boisacq71, Liddell-Scott 72 et Ziehen73, on
62
Comme lorsque P l u t a r q u e , Sympos. IV quaest. 5, se demande si l'histoire
d'Adonis n'est pas la raison pour laquelle les Juifs (sic!) s'abstiennent de manger
63
du porc. Sur A c h a r n . 793.
64
Références dans BAUDISSIN l. c., p. 145 note.
65
Cf. P. AMANDRY, dans Revue Archéologique, V i e série, t. XI, 1938, pp. 23
—24; R. WILDHABER, Kirke und, die Schweine, dans Festschrift K. Meuli = Archiv
für Volkskunde, XLVII, 1951, pp. 233 — 261.
66
Références dans M. P. NILSSON, Archiv für Religionswissenschaft, XXXII,
1935, p. 88.
67
Cf. les commentaires d'E. GJERSTAD, dans Archiv für Religionswissenschaft,
XXVII, 1929, pp. 2 3 0 — 2 3 7 ; L. DEUBNER, Attische Feste, 1932, p p . 40 s.; M. P .
NILSSON, Geschichte der griechischen Religion, I, 1941, p. 109; S. EITREM, dans
Symbolae Osloenses, X X I I I , 1944, pp. 32—45. L'écho s'en retrouve dans CLÉMENT
D'ALEXANDRIE, Protrept. II, 17, 1 et dans EUSÈBE, Praep. Evang. II 3, 22.
68
P a u s . , I X viii 1.
68
Cf. encore HÉSYCHIUS, 5. v., et PORPHYRE, De antro nymph. 6.
70
l. c„ p. 220.
71
E. BOISACQ, Dictionnaire étymologique de la langue grecque, 2e éd., 1938, s. v.
72
Greek-English Lexicon, s. v.
7S
PAULY-WISSOWA, Suppl. VII, 1940, col. 439—446.
17'
260 R . DB V A U X

distingue ce mot du néyocpov homérique et on le rattache au sémitique


me'ara «grotte»74. Il est donc possible qu'on retrouve là un vieux rite
oriental et il devait être signalé pour son analogie avec celui que
révèle la découverte de Tell el-Fâr'ah.
Les Crétois, nous dit-on76, tenaient le porc pour sacré parce
qu'une truie avait nourri et gardé Zeus enfant sur le mont Diktè et
ils n'en mangeaient pas la chair; même, à Praesos, on offrait des
sacrifices à un porc comme rite préparatoire au mariage. Ce culte
d'un animal, si le renseignement est exact, est tellement étranger à la
Grèce qu'il doit remonter à l'époque préhellénique76.
Sans quitter le monde grec, nous sommes ramenés en Palestine
par une inscription de Délos que l'épigraphie date du I e r siècle av.
J . C. Un Ascalonite dédie un autel à Zeus Ourios et à Astarté Palesti-
nienne-Aphrodite Uranie, la grande déesse d'Ascalon, et il interdit
d'y offrir de la chèvre, du porc et de la vache 77 . Ce Palestinien porte
un nom grec, il est au moins hellénisé et n'est pas un témoin sûr des
pratiques orientales: nous avons vu que les Grecs étaient partagés
sur la légitimité des offrandes de porcs à Aphrodite.
En Palestine même, des sacrifices de porcs sont mentionnés
dans l'histoire de la persécution d'Antiochus hpiphane. D'après les
livres des Maccabées, le roi enjoignit aux Juifs d'immoler des porcs
et d'autres animaux impurs78, il dédia le Temple de Jérusalem à
Zeus Olympien et il y offrit des victimes illicites79. Josèphe dit de
son côté qu'Antiochus IV sacrifia des porcs8". Posidonius d'Apamée
précise qu'Antiochus immola une truie sur l'autel et souilla les livres
saints avec la graisse81. Éléazar, les sept frères et leur mère moururent
pour avoir refusé de manger d'un porc offert en sacrifice82.
La politique religieuse d'Antiochus était commandée par le souci
d'unifier les croyances et les coutumes de son empire83 et le culte de
74 Les objections d'O. RUBENSOHN dans Jahrbuch d. deutschen Archäologischen
Instituts, L X X , 1955, pp. 23 ss. ne me semblent pas convaincantes, sauf contre
les exagérations de la thèse de ZIEHEN, mais c'est une question qu'il faut laisser aux
historiens de la religion grecque.
75 Agathocle de Babylone, dans A t h é n é e , I X 3 7 5 f — 3 7 6 a .
76 Cf. M. P. NILSSON, Geschichte der griechischen Religion, I, p. 128.
77
G. LEROUX, La salle hypostyle (Exploration archéologique de Délos, II),
1909, p. 58 et fig. 81. Cf. CLERMONT-GANNEAU, C. R. de l'Acad. des Inscr., 1909,
pp. 307—317, qui commet l'erreur de distinguer deux déesses, une Astarté et une
7 8 I Macc 1 47. 78
Aphrodite. II Macc 6 2 et 5.
80 Ant. X I § 253; cf. X I I I § 243; Bell. I § 34.

81 Fragment 109 dans F . JACOBY. Cf. TH. REINACH, Textes d'auteurs grecs
et romains relatifs au Judaïsme, 1895, p. 58.
82 II Macc 6 18-21; 7passim; cnrAayxvtoiiôs 6 21 et 7 42 est un terme de la

langue religieuse: c'est le repas sacrificiel.


83 Cf. I Macc 141-43.
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 261

Zeus Olympien, dont il était personnellement le dévôt, lui paraissait


propre à recevoir l'adhésion de tous ses sujets 84 . Mais pourquoi cette
mesure, qui fut libéralement appliquée ailleurs, prit-elle en Judée
la forme d'une persécution ? Pourquoi, sur le point qui nous intéresse
ici, ces sacrifices de porcs et cette obligation faite aux Juifs de manger
la chair des porcs immolés, sous peine de mort ? Ce n'est pas l'impo-
sition d'une coutume grecque, car le porc pouvait sans doute être
offert à une forme chtonienne de Zeus mais il n'était pas une offrande
régulière pour Zeus Olympien, dont la victime normale était le tau-
reau 85 . La raison est qu'en Judée seulement la politique religieuse
d'Antiochus s'est heurtée à l'opposition d'une foi monothéiste et que,
pour vaincre cette résistance, le monarque s'est attaqué directement
à ce qui était l'expression de cette foi, la Loi et ses prescriptions,
la circoncision, le sabbat, le rituel des sacrifices, l'interdiction enfin
d'immoler et de manger le porc86.
Ainsi s'achève, par un retour à notre point de départ, l'enquête
sur l'usage rituel du porc dans l'Ancien Orient. La conclusion est que
toujours et partout cet usage est resté rare et a été réservé à certains
cultes ou à des formes inférieures de la religion, magie et exorcismes.
Le porc est un animal démoniaque: en Mésopotamie et chez les Hit-
tites il est utilisé dans les incantations, en Egypte il est le représentant
de Seth, la puissance du mal87. Le porc est considéré comme un animal
«chtonien»88, que sa nature destine à être offert aux divinités infer-
nales, cela est clair en Grèce dans le culte de Déméter: les porcelets
jetés dans les pâyapa sont envoyés aux Enfers, et c'est aux Enfers
aussi que la Lamashtu mésopotamienne était chassée avec son porc;
en Palestine, c'est dans des sanctuaires souterrains, à Gézer et à
Tell el-Fâr'ah qu'ont été recueillis des ossements de porcs. Comme
certains autres animaux qui ne sont pas ordinairement sacrifiés, le
cochon est réservé pour des rites plus ou moins secrets qui s'accom-
plissent rarement 89 : pour l'initiation aux mystères d'Éleusis, à une

84 H. SEYRIG, A propos du culte de Zeus à Séleucie, dans Syria, X X , 1939.

pp. 296—300; F. M. ABEL, Histoire de la Palestine depuis la conquête d'Alexandre


jusqu'à l'invasion arabe, I, 1952, pp. 124 — 129.
85 E. BICKERMANN, Der Gott der Makkdbàer, 1937, p. 134.

86 Ce sont les points touchés par les ordres d'Antiochus, I Macc 1 44-51. Mais

ces ordres ont été provoqués par la résistance d'une partie des Juifs aux mesures
générales prises par le roi, vv. 41-43. Cf. les reproches faits aux Juifs et, par con-
traste, la clémence d'Antiochus envers les Samaritains dans les deux documents
cités par J o s è p h e , Ant. X I I § 257 ss., dont BICKERMANN a défendu l'authenticité.
Revue de l'Histoire des Religions, CXV, 1937 — I, pp. 188 — 223.
87 On rapprochera l'épisode évangélique des démons chassés dans un troupeau

de porcs, Mt 8 31 et parallèles.
88 J u l i e n , Orat. Y 177 B—C. 89 Cf. J u l i e n , Orat. Y 176 D.
262 R. DE V A U X

des pleines lunes de l'année en Fgypte, une fois par an chez les Sabéens
de Harran, le 2e jour d'avril à Chypre. Ces associations font que le
porc était un animal à la fois impur et sacré; Hérodote et Plutarque
le disent pour l'Égyptc, Lucien le dit pour la. Syrie. Une telle bivalence
est d'ailleurs un fait connu en phénoménologie religieuse 90 .
A la lumière des faits qui ont été rassemblés et des conclusions
qui en découlent, on peut maintenant reprendre quelques textes
bibliques. D'abord l'interdiction alimentaire, qui est portée en termes
presque identiques par Lev. 11 7 et Deut. 14 8: le porc est impur, on
ne peut manger sa chair ni toucher son cadavre parce que, tout en
ayant le sabot fendu (comme la vache ou la brebis), il ne rumine pas.
De même sont impurs le chameau, le lièvre et l'hyrax, mais pour une
raison inverse: ils ruminent (ou ont l'air de ruminer, lièvre, hyrax),
mais ils n'ont pas le sabot fendu. Il est clair que cette classification
sommaire n'est pas une raison suffisante de l'interdit. L'abstention
de la viande de porc était très répandue: on la trouve chez les Phé-
niciens et les Chypriotes, les Syriens, les Arabes, en fait chez tous
les Sémites sauf les Babyloniens, sans parler d'autres peuples plus
éloignés d'Israël 91 . Les auteurs anciens donnaient des raisons diverses
et également insuffisantes: le porc vit dans l'ordure, il transmet la
lèpre ou la gale, il a les yeux tournés vers la terre et ne peut pas voir
le ciel, il saccage les champs, il conçoit au décroît de la lune, il mange
ses petits . . . ou bien des raisons mythologiques: le porc est ennemi
de la lune et du soleil (Fgypte), un sanglier a tué Adonis (Chypre,
Syrie), une truie a allaité Zeus (Crète), un porc a brisé une jarre de
vin appartenant à Apollon 92 , etc. . . .
Les Juifs sont restés fidèles à cette prescription même dans la
Diaspora et c'est l'un des traits qui reviennent le plus souvent dans
les moqueries ou les attaques des auteurs païens 93 . Cet interdit, qu'ils
partagent avec leurs voisins sémitiques, remonte à l'époque pré-
israélite et il n'est pas douteux qu'il ait originairement une signification
religieuse. Plutarque se demande même «si c'est parce que les Juifs

90 Cf., p o u r les religions sémitiques, W . ROBERTSON SMITH 1. c., pp. 1 5 3 et


448; M. J . LAGRANGE, Études sur les Religions Sémitiques, 2e éd. 1905, pp. 141 — 157;
en général, R. CAILLOIS, L'homme et le sacré, 1939, le chapitre sur «l'ambiguïté du
sacré», pp. 20—53.
9 1 L'essentiel est dans MOVERS 1. c., p. 218, et déjà dans le vieux BOCHART,

'Hierozoicon, 1 6 7 5 , col. 7 0 2 — 7 0 3 .
92 Légende du sanctuaire de Kastabos en Carie, D i o d . V 62.
9 3 Voici une liste dressée d'après TH. REINACH, Textes d'auteurs grecs et
romains . . .: J o s è p h e , C. Ap. II 27, frag. 24 Müller; P l u t a r q u e , Sympos. IV 5
et Vita Cic. 7; C e l s e dans Origène, Contra Cels. V 43; S e x t . E m p i r i c u s , Hypo-
typ. I I I 24, 223; P o r p h y r e , De Abstin. I 14, II 61, IV 11; J u v é n a l , Sat. VI 160;
T a c i t e , Hist. V 4 ; M a c r o b e , Saturn. II 4 , 1 1 .
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 263

révèrent le porc ou parce qu'ils l'ont en horreur, qu'ils s'abstiennent


de sa chair» 94 et Pétrone dit, plus crûment et plus sottement, que les
Juifs adoraient une divinité porcine 95 . Au contraire, certains auteurs
chrétiens pensaient que les animaux déclarés impurs par la loi mosaïque
étaient ceux que les païens, spécialement les Égyptiens, considéraient
comme sacrés 96 . Cette raison n'est pas suffisante puisque l'interdit
est commun à presque tous les Sémites et que nous avons vu des
peuples ne pas manger ordinairement la chair du porc qu'ils sacrifiaient
exceptionnellement à leurs dieux. Quant à la question soulevée par
Plutarque, elle suppose une confusion entre les Juifs et ces autres
peuples. Le plus vraisemblable est que cet interdit pré-israélite s'est
maintenu en Israël sans que soit conservé le souvenir de ses attaches
religieuses: les Juifs et les Musulmans d'aujourd'hui s'abstiennent
de manger du porc sans savoir pourquoi, sinon que cela est défendu
par la Tôra ou par le Coran. Mais il est bien possible que cette horreur
du porc, devenue naturelle aux Israélites, ait été renforcée par l'usage
rituel qu'on en faisait dans certains rites païens qu'ils connaissaient.
Nous avons même l'indice que des Israélites furent attirés par
de telles pratiques. D'après Is 65 4-5, le peuple a provoqué son Dieu
«en sacrifiant dans les jardins, brûlant des parfums sur des briques,
vivant dans des sépulcres, passant la nuit dans des recoins, mangeant
de la viande de porc et mettant dans ses plats des mets immondes.
Ils disent: Retire-toi, ne m'approche pas, je te sanctifierais!» On a
le parallèle dans Is. 6617: «Ceux qui se sanctifient et se purifient pour
l'accès des jardins, derrière quelqu'un qui se tient au centre, qui
mangent de la viande de porc, des reptiles ou du rat ». Il s'agit d'actes
religieux illicites, accomplis dans des lieux ou à des heures étranges,
par des initiés qui «sanctifient» celui qui les touche et qui se groupent
autour d'un mystagogue «qui se tient au centre». C'est un culte
mystérique qui comportait la manducation du porc et d'autres ani-
maux ordinairement considérés comme impurs. Il faut en rapprocher
le passage difficile d'Is 66 3 :
«On sacrifie un boeuf, on tue un homme;
on immole un agneau, on assomme un chien;
on apporte une offrande, on savoure 97 du porc;
on fait un mémorial d'encens, on bénit les idoles.»
Ce texte concis met en parallèle quatre actions du culte légitime
et quatre actions qui, pour'le parallélisme, doivent être aussi des
actions religieuses: sacrifice humain, abattage du chien, manducation
94
C'est le titre de la 5 e question des Sympos. IV.
95
Dans les Poetae Latini Minores, B A E H R E N S , IV, frag. 97.
98
O r i g è n e , Contra Ceîs. IV93; cf., avec plus de nuances, T h é o d o r e t , Quaest.
in Lev. I. Mais le porc n'est pas spécialement nommé.
En adoptant la correction de V O L Z .
264 R. de Vaux

du porc, salut aux idoles. Ce sont des rites païens. Mais le texte ne
signifie pas que celui qui sacrifie un boeuf vaut celui qui immole un
homme, que celui qui présente une offrande vaut celui qui mange du
porc etc. . . que ces actions sont également réprouvées par Dieu 98 :
une condamnation aussi radicale du culte extérieur est impensable à
n'importe quelle époque de la religion d'Israël; cela ne peut pas être
le sens, même si l'on rattache ce v. 4 au v. 1 et si l'on interprète celui-ci
comme une condamnation du Temple qu'on projette de construire.
Le sens est bien plutôt qu'on fait ceci mais qu'on fait aussi cela, qu'on
apporte des offrandes légitimes mais qu'aussi on mange rituellement
du porc, etc. . . . C'est la condamnation d'un syncrétisme religieux
pratiqué en Palestine par des Israélites qui, comme au temps d'Élie,
«clochent des deux jarrets» 100 . Ils adoptent certains rites du milieu
païen qui les entoure et, entre autres choses, ils mangent des porcs
offerts à une fausse divinité. Le texte s'accorde donc avec ceux d'Is.
65 4 et 66 17 pour attester la persistance en Palestine et l'adoption
par des Israélites infidèles des rites magiques ou mystérieux dans
lesquels le porc jouait un rôle et dont nous avons suivi la trace dans
l'Ancien Orient.
L'unité de composition et la date des chap. 65 et 66 d'Isaïe sont
des questions disputées, que je ne puis pas examiner en détail. Il
suffira de dire ici que rien n'autorise à mettre les passages que j'ai
utilisés aussi tard que l'époque héllénistique, comme on a voulu le
faire 101 . Ils supposent l'existence de cultes secrets, mais ils ne s'ex-
pliquent pas par l'influence ou l'imitation des religions à mystères
des pays grecs. On a vu que ce caractère mystérique marquait pré-
cisément en Orient les rites où le porc avait une part. En Israël même,
ce caractère se retrouve dans la vision d'Ez. 8 7-13 ; il y a des ressem-
blances évidentes entre ceux qui brûlent des parfums sur des briques,
passent la nuit dans des lieux obscurs, mangent de la viande de porc
et des mets immondes, Is 65 4, et ceux qui offrent de l'encens dans
une chambre obscure devant des images de reptiles et d'animaux
impurs, Ez. 8 10-12, entre les mystes d'Is. 66 17 qui se sanctifient «der-
rière quelqu'un qui se tient au centre» et ceux d'Ez. 811, qui encensent
les idoles, avec Yaazanyahu «debout au milieu d'eux». Les rites
mentionnés dans Isaïe et dans Ézéchiel ne sont pas les mêmes et il
n'est pas explicitement question du porc dans Ézéchiel, mais ils
évoquent un milieu religieux analogue. Ézéchiel dépeint une situation
à Jérusalem entre les deux déportations, Ez. 8 1 1 0 2 . E I S S F E L D T est
98 Ainsi O r e l l i , Duhm, Gressmann, Abramowski, E l l i g e r . . .
99 Avec Marti, Skinner, Volz, Glahn, Kessler . . .
w» I Rois I821.
i« 1 Encore Volz, Jesaia II, 1932, p. 280.
102 Cf. le dernier et long commentaire de Z i m m e r l i , 1956, pp. 201 ss.
Les sacrifices de porcs en Palestine et dans l'Ancien Orient 265

disposé à voir dans Is 66 1-4 le reflet de ce qui s'est passé en Palestine


pendant l'Exil 103 . Les auteurs récents qui admettent l'unité du Trito-
Isaïe placent l'ensemble des chap. 65 — 66 après le retour de l'Exil
mais avant la fin du vi" siècle104. Il me semble que les passages que
nous avons examinés représentent la situation immédiatement après
le Retour, avant la reconstruction du Temple et alors que se perpé-
tuent des habitudes trop facilement prises en Palestine pendant le
temps de l'Exil.
On a ainsi le témoignage de la conservation jusqu'à cette époque
dans des milieux restreints, ou plus vraisemblablement de la réintro-
duction à une période de relâchement et sous l'influence des religions
voisines, de ces rites où le porc servait d'animal sacrificiel et dont
la découverte de Tell el-Fâr'ah indique l'existence au Ile millénaire
avant notre ère.
(Achevé le 9 août 1957)

103 O. EISSFELDT, Einleitung in das Alte Testament, 2e éd., 1956, p. 417.


104 K. ELLIGER, Die Einheit des Tyitojesaja, 1928, pp. 99 — 109 (peu après
515); W . KESSLER, Studie zur religiösen Situation im ersten nachexilischen Jahr-
hundert und zur Auslegung von Jesaia 56 — 63, dans Wissenschaftliche Zeitschrift
der Martin-Luther-XJniversität Halle-Wittenberg, VI, 1956 —1957, pp. 62 ss. (après
538). L. GLAHN, qui défend l'unité du Deutéro- et du Trito-Isaie, Der Prophet der
Heimkehr, I, 1934, p. 94, met 65 — 66 immédiatement après le Retour de l'Exil.
Les passages 65 3-5, 66 3 et 7, visent les Judéens de Palestine et leurs pratiques impies.
Einige Notizen zur Ubersetzung des Bindewortes kä
Von Th. C. V r i e z e n in Utrecht
(den Dolder, Baarnscweg 29)

Die Konjunktionen sind mit den Präpositionen vielleicht die


schwierigste Wortkategorie der Sprache, wenigstens für den Über-
setzer. Die ersten stellen eine Verbindung zwischen zwei Sätzen her,
die letzten zwischen Verb und Substantiv oder zwischen zwei Sub-
stantiven. Die Weise, in der solche Zusammenhänge zum Ausdruck
gebracht werden, ist nicht nur charakteristisch für die Sprache,
sondern auch für die psychischen Eigenschaften des Volkes, das sich
der betreffenden Sprache bedient; die dem Volke eigene Dialektik
offenbart sich nirgendwo so deutlich wie gerade in seinen syntak-
tischen Formen.
Für die hebräische Sprache ist es charakteristisch, daß die ur-
sprünglichen Konjunktionen w", '"Sär und ki eigentlich nichts als
Bindeworte ohne bestimmt qualifizierte Bedeutung und darum viel-
deutig sind. Während w° seiner Art nach ursprünglich beigeordnete
Sätze verbindet, stellen ki und '"Sär einen Zusammenhang zwischen
Sätzen her, die in einer bestimmten Weise einander untergeordnet
werden. '"Sär ruft dieses Verhältnis hervor auf Grund seines Cha-
rakters als Nota relationis, wobei aber das hergestellte Verhältnis
ganz locker bleibt und mehreren Interpretationen offen steht. Ki
und '"Sär können nahezu immer miteinander alternieren, nur nicht
im Falle der Attributivsätze1, die wohl mit Sär, aber nicht mit ki
eingeleitet werden, so daß man schließen muß, das ki doch eine andere
Funktion hat als '"Sär. Ki war ursprünglich deiktische Interjektion 2
und etwas davon ist erhalten geblieben3, auch wenn es natürlich in
den meisten Fällen abgenutzt ist. Meistens hat ki jetzt im Satze nur
noch eine allgemein subordinierende Funktion, aber daneben kann
man es als emphatische Partikel charakterisieren4.
Es ist unmöglich, die Konjunktion ki in diesem Aufsatz systematisch zu be-
sprechen. Wie aus der Überschrift deutlich ist, werden nur einige Notizen gegeben
über eine der Bedeutungen, die hl im zusammengesetzten Satz haben kann, nämlich
die konzessive, wobei auch das emphatische Element in der Konjunktion-Interjektion
zur Sprache kommen muß. Und auch in dieser Beschränkung können die Notizen

1 G. B E E R - R . M E Y E R , Hebräische Grammatik II, 1955, § 115; cf. BROCKEL-


MANN, Hebräische Syntax, § 162.
2 BROCKELMANN, o p . c i t . § 1 5 9 A; K Ö H L E R , L e x i k o n , s.V.; J . PEDERSEN, Israel
I-II, 1926, 118 f.
3 c f . M E Y E R , o p . c i t . S . 1 4 6 u n d K Ö H L E R 1. c .
MEYER 1. c., entsprechend ugaritischem emphatischem k; vgl. GORDON, Ugaritic
4

Handbook § 13, 16.


Einige Notizen zur Übersetzung des Bindewortes kl 267

nicht als vollständig gelten, weil sie nicht das Resultat einer systematischen Unter-
suchung aller einschlägigen Texte, vielmehr das Ergebnis mehrerer Jahren exegetischer
Arbeit sind. Vielleicht können sie dienlich sein als Anregung zu einer neuen systema-
tischen Untersuchung dieses sehr interessanten Bindewortes.
Was die konzessive Bedeutung von kl anbetrifft, ist es bemerkenswert, daß die
älteren Grammatiker der hebräischen Sprache dieser keine Aufmerksamkeit widmen
außer KÖNIGS Syntax und der englischen Edition der Grammatik von GESENIUS-
KAUTZSCH. D a g e g e n erkennen u n t e r den neueren JOÜON, BROCKELMANN und MEYER
den Gebrauch von kl in Konzessivsätzen ebenso an, wie die letzte Bearbeitung des
Handwörterbuchs von GESENIUS und KÖHLERS Lexikon. GESENIUS und KÖHLER
geben beide die Beispiele Hos 13 15 Ps 2112 Prov 6 35 (dieses auch JOÜON). Daneben
h a t GESENIUS allein n o c h J e s 5 4 10 (dieses a u c h JOÜON, MEYER und BROCKELMANN)
und Ps 37 24 (auch JOÜON; das kl im Anfang dieses Verses hat aber eher eine kondi-
tionale als konzessive Bedeutung). Daneben nennt JOÜON mit Recht noch Jer 14 12
49 16 50 11 E z 1116 Zach 8 6 und Jer 51 53 (siehe darüber unten).

Im Jahre 1948 veröffentlichte der nun leider schon verstorbene


Dr. A. DE BONDT einen kleinen Aufsatz über klh, in dem er gute Be-
merkungen gibt, auch über die konzessive Bedeutung von kl, auf die
auch wir etwas aufmerken wollen, aber er trägt dabei zu viel Ver-
schiedenartiges unkritisch zusammen, so daß sein Aufsatz leider nicht
geeignet ist, viel zur Klärung der Frage beizutragen. Zur Entschul-
digung darf man sagen, daß es nicht immer mit Sicherheit möglich
ist, eine Entscheidung über die Frage zu treffen, ob man es mit der
konzessiven, der konditionalen oder einer anderen Bedeutung der
Konjunktion zu tun hat, .wie schon die oben über Ps 37 24 gemachte
Bemerkung zeigt.
Vor einigen Jahren hat mein ehemaliger Schüler Dr. R. FRANKENA
in einer seiner zu seiner Leidener Dissertation 6 gehörigen Thesen
noch einige neue Texte zur konzessiven Bedeutung von kl beigetragen:
Gen 50 17 E x 13 17 J e r 4 30 32 5 und 46 23 (diese letzte Stelle kommt
mir unsicher vor). Auf diese genannten, bereits von anderen';Tbe-
handelten Texte gehe ich nicht ein.
Die Frage der konzessiven Bedeutung von kl hat mich schon
viele Jahre beschäftigt. Es wird auch bei den nachfolgenden, viel-
mals von mir überprüften Fällen, solche geben, über die man ver-
schiedener Meinung sein kann, aber das macht das Resultat dieser
Untersuchung nicht unnütz, nämlich zu zeigen, wie nötig es ist, bei der
Exegese gerade den kleinen Partikeln mehr Aufmerksamkeit zu
schenken als es manchmal geschieht.
Wir werden erst einige Texte vorführen, die keine Schwierig-
keiten bieten, so z. B . Mi 7 8, das schon von BEWER und SELLIN
konzessiv aufgefaßt wurde, während z. B. TH. ROBINSON im Hand-

5 Gereformeerd Theologisch Tijdschrift, 1940.


6 TAKULTU, de sacrale maaltyd in het assyrische rituel, 1953.
268 T H . C. VRIEZEN

buch zum Alten Testament, 1938, z. St. von einem Bedingungssatz


spricht :
Freue dich nicht, meine Feindin!
Bin ich gefallen, so stehe ich wieder auf,
sitze ich in Finsternis, so ist Jahwe mir Licht.
Ebenso erscheint es mir (mit vielen anderen, z. B. F R . DELITZSCH,
GUNKEL, R. V.) unzweifelhaft, daß in Ps 49 19 dem kl im Anfang
eine konzessive Bedeutung beigemessen werden muß. Man übersetze:
O b w o h l einer sich selbst bei Lebzeiten segnet,
oder man dich preist, daß du dir wohl tust,
wird »man« doch gehen zum Geschlecht seiner Väter,
die in Ewigkeit das Licht nicht sehen.
Ebenso wie in Jes 54 10, wo das kl von den neueren Grammatikern
mit Recht konzessiv übersetzt wird, sollte dies in Jes 51 6 geschehen:
»Mag der Himmel einmal wie Rauch zerstoben sein . . . währt meine Hilfe in
Ewigkeit.«
Meiner Meinung nach kann man keinen dieser Sätze als Irrealis
betrachten und zu den Bedingungssätzen rechnen, was mir z. B. wohl
der Fall in Jer 5 1 53 zu sein scheint (siehe oben bei den von JOÜON
genannten Texten). Übrigens wird an diesen Beispielen sehr deutlich,
wie nahe die Fälle nebeneinander liegen können und wie unsere
grammatischen Distinktionen dem Hebräischen gegenüber reichlich
theoretisch sind und nicht immer zum hebräischen Denken passen;
dies bedeutet jedoch nicht, daß wir in der Analyse und Beschreibung
literarischer Phänomene diese Distinktionen vernachlässigen dürfen 7 .
Im erstgenannten Jesajavers folgt dem konzessiven kl das Verb
im Imperfekt, im letztgenannten im Perfekt; aber dieser Wechsel
der Tempora kann hier ebensowenig wie bei den ersten zwei Beispielen
(Mi 78 und Ps 4919) verwundern, weil der Konzessivsatz dasjenige,
was man einräumt, sowohl als geschehend wie als geschehen dar-
stellen kann.
Einen der ansprechendsten Fälle, in welchem die konzessive
Übersetzung des kl den Text wesentlich bereichert, bietet Ruth 112 f.,
wo viermal kl gebraucht wird, von denen das erste und das letzte einen
Kausalsatz einführen, die zwei mittleren aber konzessiv zu über-
setzen sind:
(12) Kehret um, meine Töchter, geht, d e n n (kl) ich bin zu alt um einem Manne
anzugehören; w e n n ich a u c h (Ar) dächte: »Es gibt Hoffnung«, selbst wenn ich heute
Nacht einem Manne angehörte, und selbst wenn ich Söhne gebären sollte,
'S (13) — würdet ihr darauf warten, bis sie groß wären, würdet ihr euch zurück-
halten, keinem Manne anzugehören? Nein, meine Töchter, — w e n n es mir a u c h
(kl) viel schmerzlicher ist als euch! D e n n (ki) die Hand Jahwes hat mich getroffen.
7
Soll man mit BROCKELMANN, op. cit., die Konzessivsätze unter die Bedingungs-
sätze subsumieren ?
Einige Notizen zur Übersetzung des Bindewortes ki 269

Noomi will das Opfer ihrer Schwiegertöchter nicht annehmen, wenn


auch die Scheidung ihr schwerer fällt als den jungen Frauen. Sie
meint, es sei besser allein ihren Weg zu gehen, da Gottes Hand sie
getroffen hat. Noomis bewegte Stimmung kommt in dieser Auf-
fassung stärker heraus, als bei der kausalen Übersetzung, oder auch
der von RUDOLPH: Bin ich doch zu unglücklich für euch 8 . Noch
weniger gelungen kommt mir die Übersetzung HALLERS 9 vor:
»Gewiß, es tut mir bitter leid um euretwillen, daß die Hand Gottes gegen mich
ausgestreckt ist.«
In den folgenden drei Texten ist eine Übersetzung des mit kl
anfangenden Satzes in konzessivem Sinne möglich; meiner Meinung
nach hat sie den Vorzug vor anderen Möglichkeiten:
Jes 7 8a und 9 a :
Mag auch das Haupt von Aram Damaskus, und das Haupt von Damaskus Rezin sein
und mag auch das Haupt Ephraims Samaria und das Haupt Samarias der Sohn von
Remaljahu sein.
Das Gotteswort findet man in v. 7b: Das besteht und geschieht nicht!
Mit diesem verbindet Jesaja seine Mahnworte, vv. 8 und 9. Wenn
man obengenannte Sätze konzessiv versteht, braucht man nicht an
einen elliptischen Spruch zu denken, bei dem das Vornehmste: (»aber
Judas Haupt ist Jerusalem, und Jerusalems Haupt ist Jahwe«, siehe
E W A L D ; PROCKSCH, Jesaja I ; HERNTRICH, ATD) nicht ausgesprochen
sein würde, sondern der Satz ist vollständig und der Zusammenhang
verständlich (wenigstens ohne 8 b). Man könnte vielleicht einwenden,
daß es befremdend ist, wenn Jesaja im Anfang des Kapitels Damas-
kus und Samaria zwei rauchende Brandscheitstummel nennt und
in den vv. 8 und 9 ihre Größe anerkennt. Aber dieser Einwand ist
nicht stichhaltig, weil in v. 4 Jesaja seine Schätzung dieser Länder
von Gottes Wort her ausspricht, und in vv. 8 f. ausgeht von den Ge-
danken seiner Zeitgenossen, zu allererst von denen des Königs Achaz.
Ein zweiter Fall eines Textes, der wesentlich leichter verständ-
lich ist, wenn man ki konzessiv übersetzt, ist meiner Meinung nach
Num 23 23;
Wenn es auch weder Zauberei
noch Wahrsagung in Israel gibt,
so wird doch zur rechten Zeit zu Jakob
und zu Israel gesagt, was Gott tun wird.
Der mäSäl Bileams preist das Glück, das Gott seinem Volk
gegeben hat, und rechnet dazu insbesondere das Vorrecht Israels,
die Zukunft zu kennen, obwohl es keine Mantik übte; aus all diesem
8
Vgl. W. RUDOLPH, Das Buch Ruth, 1939, z. St. Ich bezweifle überdies, ob
es möglich ist, das mikkäm zu übersetzen: für euch.
* Die Fünf Megilloth (Handbuch z. AT).
270 TH. C. VRIEZEN

geht hervor, daß Gott mit Israel ist (v. 21; v. 22 gehört nicht in den
Kontext, vgl. 24 8).
Der dritte dieser Texte ist Hes 2 e, wo nach dem dreimaligen
»Fürchte dich nicht« in den Worten des Auftrages (der schon ein-
geführt wurde durch eine Beschreibung der niedrigen geistigen Lage
Israels) eher konzessive als kausale Sätze erwartet werden. Also:
». . . Fürchte dich nicht vor ihnen und ihren Worten, fürchte dich nicht, wenn
a u c h Dornen dich umgeben, und du auf Skorpionen sitzen wirst; so fürchte dich nicht
vor ihren Worten, und vor ihrem Angesicht erschrick nicht, wie sehr sie auch ein wider-
spenstiges Haus sind.«
Daß in der späteren Literatur die konzessive Bedeutung des
kl noch nicht verloren gegangen war, zeigt eine interessante Stelle
in dem Manual of Discipline, I QS VI, 11 f., zu der schon eine Emen-
dation vorgeschlagen wurde10, weil man die Bedeutung des kl nicht
richtig erfaßt hatte.
Wenn man der konzessiven Erklärung von kl an dieser Stelle
folgt, gibt es keine Schwierigkeiten, sondern man bekommt den guten
Satz:
»Niemand darf ein Wort sprechen, das nicht in Übereinstimmung ist mit dem
Willen der Rabbim (der Versammlung), selbst wenn er der Superintendent der Rabbim
wäre« (we ki11 hä-'ii hammcbakker 'al härabbim).
Der folgende Satz fängt mit den Worten w" kol 'IS an und zeigt
keine Unregelmäßigkeit.

Interessanter noch als der einfache konzessive Gebrauch von kl


ist der, den man emphatisch-konzessiv nennen kann, wobei die Kon-
junktion zu übersetzen ist: wie sehr auch. In diesem emphatischen
Gebrauch klingt noch am deutlichsten der ursprüngliche Charakter
des Wortes als deiktische Interjektion durch.
Der erste Text, der meine Aufmerksamkeit auf die Frage der
Bedeutung und der richtigen Übersetzung von kl zog, war Jes 43 22,
ein Vers, der schon immer den Übersetzern und Exegeten Kopf-
zerbrechen bereitet hat, wie man aus den Kommentaren sehen kann.
Die L X X und Vulgata haben schon, ebenso wie viele neuere Über-
1 0 W. H. BROWNLEE, BASOR, Supplementary studies No. 10—12,1951, pp. 24ff.,

schlägt, H. L. GINSBERG folgend, vor zu lesen upi statt weki und übersetzt: And in the
session of the Many, no one shall speak any word, which is not according to the plea-
sure of the Many a n d t h e r e q u e s t of t h e m a n who is Supervisor of the Many.
MILLAR BURROWS, The Dead Sea Scrolls, 1955, p. 379 übersetzt: »And in the session
of the masters a man shall not speak a word, which is not to the liking of the masters.
And w h e n a m a n , who is the superintendant over the Masters or any man, who has
a word to speak . . . BURROWS muß also ein Anakoluth voraussetzen.
1 1 v/eki ist eine Verstärkung von ki, auch we kann eine konzessive Relation

herstellen.
Einige Notizen zur Übersetzung des Bindewortes ki 271

setzer, tatsächlich ki geändert in lö'; andere haben kausal oder anders-


wie übersetzt, aber damit den Zusammenhang undeutlich gemacht.
Bei den meisten wird die Exegese der Perikope erschwert, weil sie
sie auf das Exil beziehen, während sie sich doch (vgl. den Hinweis
auf die früheren Geschlechter vv. 26f.) auf die vorexilische Zeit bezieht.
Wenn man kl übersetzt wie s e h r a u c h , wird der ganze Passus
klar:
»Nicht M i c h hast du angerufen, Jakob, w i e s e h r du dir a u c h (ki) um Mich
Mühe gegeben hast.«
Jahwe wurde in Israel nicht geehrt, obwohl man Ihm auch noch so
viele Opfer brachte, — Opfer, die er nicht geboten hatte (v. 23b) —
was man hingegen Jahwe gegenüber getan hatte, war, daß man
Ihm Mühe gemacht und Ihn geplagt hat mit seinen Sünden. Die
Opfer brachten Ihm keine rechte Ehre, während die Sünden eine
harte Realität bildeten. Darum, wenn es nun am Ende des Exils
anders steht, dann geschieht es nur, weil Jahwe die Sünden tilgt
(v. 25). Das Volk kann sich auf keinen anderen berufen im Gericht,
zu dem Jahwe es aufruft (vv. 26. 27. 28a). Es war um seiner Schuld
willen geschehen, daß Gott, der sich nun in seiner Barmherzigkeit
offenbart, es früher dem Banne hingeben mußte. In w . 22 ff. schließt
Deuterojesaja sich ganz dem Urteil der vorexilischen Propheten,
am deutlichsten Jes I n ff., an.
In demselben Sinne darf Hosea 7 14 aufgefaßt werden:
»Nicht haben sie Mich von Herzen angerufen,
w i e v i e l sie a u c h {ki) jammern auf ihren Lagern;
wegen Korn und Most verstümmeln sie sich 1 2
— sind Mir (aber) ungehorsam.«
In Jesaja 54 6 b hat das ki immer viele Schwierigkeiten bereitet.
Die Kommentare von D I L L M A N N , D U H M , K Ö N I G und VOLZ meinen,
daß ki timmä'es als eine Exklamation oder eine verkürzte Frage be-
trachtet werden sollte. Sie kommen der richtigen Meinung ganz nahe,
aber der Satz kann einfacher verstanden werden, wenn ki empha-
tisch-konzessiv erklärt wird:
Denn (als) ein verlassenes tiefbetrübtes Weib, ruft Jahwe dich.
Und »Weib der Jugend«, w e n n a u c h l a n g e (ki) verschmäht, sagt Jahwe,
dein Gott.
In dieser prophetischen Verkündigung wird ein direktes Jahwewort
(»Weib der Jugend«) aufgenommen; dies macht die Satzkonstruktion
etwas verwickelt.
Mit dieser Stelle zu vergleichen ist Jer30i7b:
Jedoch bringe ich dir wieder Genesung, von deinen Wunden heile ich dich,
spricht Jahwe, w e n n man dich a u c h »Verstoßene« nannte (d. h. Zion [Glosse]), nach
der niemand fragte.
12
Varia Lectio.
272 T H . C. VRIEZEN

Auch Hi 8 6b kann man ohne Textänderung übersetzen:


»Wenn du Gott suchen wirst,
und zum Allmächtigen um Gnade flehen,
Wenn du lauter und rechtschaffen bist
— w i e s e h r (kl) Er nun gegen dich auftrat —
so wird Er dein rechtmäßiges Haus herstellen.«
Weitere Beispiele sind Ps 116 10:
Ich glaube w e n n ich a u c h völlig (kl) anerkennen muß,
daß ich sehr niedergeschlagen war,
daß ich gesagt habe in meinem Zagen:
»Alle Menschen sind Lügner«,

ferner Gen 821:


»Ich will das Erdreich nicht mehr verfluchen um der Menschen willen, w e n n
a u c h das Dichten des Herzens des Menschen von seiner Jugend an s e h r böse ist« (kl).
Dieses kl kann keine kausative Bedeutung haben. Die Entscheidung
Gottes, die Menschheit nicht mehr zu verderben, wird getroffen trotz
des Wissens, daß es um das Herz des Menschen nach der Flut nicht
besser steht als vor ihr. Gottes Gnade wird dadurch in ihrer Größe
charakterisiert, in ihrem festen Bestand und ihrer Unabhängigkeit
von dem menschlichen Willen.
Weiter kommt in Ex 34 9 die emphatisch-konzessive Bedeutung
des kl dem Sinne des Verses viel näher als die kausale oder eine
sonstige (vgl. dazu Hes2e). Wir lesen dann im Gebet des Mose:
»Wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, Herr, so gehe doch der Herr
mit uns, w i e s e h r e s a u c h (kl) ein halsstarriges Volk ist; und verzeihe unsere Schuld
und unsere Sünde und führe uns.«
An dieses Gebet erinnert Dan 9 9:
»Dem Herrn, unserem Gott ist die Barmherzigkeit und die Vergebung, wie sehr
wir uns gegen ihn empört haben.«
In Jesaja 16 12 wird der emphatische Charakter des kl unter-
stützt durch die Wiederholung der Konjunktion. Die Klage über
Moab endet mit den bewegten Worten:
»Wie v i e l e M a l e Moab a u c h (kl) erscheint, w i e s e h r (ki) es sich abmüht
auf der Höhe, und in sein Heiligtum kommt um zu beten, es wird nichts vermögen.«
Emphatischen Charakter scheint mir auch das ki in Jer 121 zu
haben:
»Im Recht bist du, Jahwe, w e n n ich a u c h n u n (kl) mit dir streiten muß 1 3 ;
nur Rechtsfragen will ich dir vorlegen!«

18
Vgl. auch J O H . H E M P E L , Gott und Mensch im AT2, 1936, S. 68:
Recht behältst du doch, Jahwe,
wollt ich gleich mit dir im Streit mich messen.
Einige Notizen zur Übersetzung des Bindewortes ki 273

Auch im Manual of Discipline (I QS IV 19) gibt es einen Passus,


in dem die Übersetzung des ki in emphatisch-konzessivem Sinne einen
sehr guten Satz ermöglicht:
»Und dann wird die Wahrheit der Welt für immer hervortreten, wie s e h r sie
sich a u c h (kl) gewälzt hat auf den Wegen des Bösen . . , 1 4 «.
Es erscheint mir nötig, bei der Übersetzung der Konjunktion
ki die ursprüngliche Kraft der deiktischen Interjektion, die ki war,
mehr in Anrechnung zu bringen, sie wenigstens immer im Gedächtnis
zu haben. Ki ist die Partikel, die vielfach zwei oder mehr bestimmte
Tatsachen gegeneinander hält (es bringt kraft seiner ursprünglichen
Herkunft eine Vergleichung zustande) und ist darum besonders
geeignet, sowohl deren Übereinstimmung als deren Gegensatz hervor-
zuheben. Wenn es bestimmte Fakten in zeitliche Nähe stellt, so
sollen wir mit einem Temporalsatz, wenn in logischen Zusammen-
hang, mit einem Kausalsatz, wenn in kontrastierenden Zusammen-
hang, sollen wir mit einem Konzessivsatz übersetzen, der mehr oder
weniger emphatisch anklingen mag, in Übereinstimmung mit dem
Kontext, in dem die kontrastierenden Sätze vorkommen.
Das ki ist das Wort, das die Aufmerksamkeit in bestimmter
Hinsicht spannt, aber in ganz formeller Weise; die Qualität, die Art,
der Ton der Spannung wird bedingt durch den faktischen Zusammen-
hang, den der Kontext wach ruft.
Einiges von diesen Ausführungen konnte ich im vorigen Jahre
in Jerusalem (Israel) in einem vorzeitig abgebrochenen Vortrag zur
Sprache bringen, es freut mich, daß es mir nun vergönnt ist anläß-
lich des siebzigsten Geburtstages meines hochverehrten Herrn Kol-
legen EISSFELDT und damaligen Reisegenossen meiner ersten Reise
in Palästina und in vielen Hinsichten ständigen Lehrers, diese Ge-
danken auszubreiten und ihm als Zeichen meines Dankes und meiner
Hochachtung anzubieten.
(Abgeschlossen am 8 . 1 . 1958)

1 1 Cf. nun auch die Übersetzung von TH. H. GASTER, The Scriptures of the Dead

Sea Sect, p. 55.

Von Ugarit nach Quintan 18


Zum Wortschatz des griechischen Sirach
Von J o s e p h Ziegler in Würzburg
(Würzburg, Bismarcks». 12)

Die alten griechischen Übersetzer des AT, deren Zahl traditionell


mit 70 angegeben wird, und die deshalb »Septuaginta« (LXX) genannt
werden, sind für uns alle »Anonymi« bis auf einen, nämlich den Enkel
des Jesus Sirach. Er ist die einzige Übersetzerpersönlichkeit der L X X ,
die uns sichtbar begegnet; zugleich sind wir damit auch in der glück-
lichen Lage, Ort und Zeit der Sirachübersetzung zu kennen: Alexan-
drien um 130 v. Chr. (der Übersetzer kam im Jahre 132 nach Alexan-
drien und wird bald mit seiner Arbeit begonnen haben). So haben wir
einen sicheren Standort, der es uns ermöglicht, den griechischen Wort-
schatz örtlich und zeitlich festzulegen.
Besondere Verdienste um die Erforschung des griechischen Sirach
hat Rudolf SMEND, der in seinem Kommentar »Die Weisheit des Jesus
Sirach« (Berlin 1906) einen kurzen Überblick über die Übersetzungs-
weise (S. L X I I —LXVII) und wertvolle Notizen zu vielen Einzel-
stellen gibt, sodann besonders in seinem »Griechisch-Syrisch-Hebrä-
ischen Index zur Weisheit des Jesus Sirach« (Berlin 1907) das ganze
Material übersichtlich zusammenstellt und damit eine äußerst wert-
volle Hilfe für die vorliegende Untersuchung bietet 1 .
Der Übersetzer kannte sehr gut die alte L X X , die ihm »öfter als
Wörterbuch gedient hat« (SMEND, Komm. S. L X I I I ) . Eine Fülle von
Vokabeln kann genannt werden, die der griechische Sirach aus der
L X X übernommen hat. Besonders kennzeichnend sind solche Wörter,
die verhältnismäßig selten in der L X X voi kommen, die der Übersetzer
des Sirach übernimmt.
I. Folgende Wörter begegnen uns außer Sirach nur noch in
einem Buch der L X X : 2
dßpoxia (1) Jer (2), dypinrvia (9) II Macc (1), dSduacrros (1) IV Macc (1),
SSo^os (1) I Macc (1), öxucov (1) Job (1), AKTIS (1) Sap (2), ¿»pocn-fo (1) Jes (1),
dAAofcocns (2) Ps (1), dAm (1) Ps (1), dnvT|fffcc (-cn-(a) (1) Sap (2), ¿cv&Xtiwia (1)
1 Folgende Literatur ist noch zitiert: V. R Y S S E L , Die neuen hebräischen
Fragmente des Buches Jesus Sirach und ihre Herkunft, Theol. Stud. u. Kritiken 73
(1900), 363—403, 606—541; 74 (1901), 76—109, 269—294, 647—692: 76 (1902),
205—261, 347—420. H . H E R K E N N E , De Veteris Latinae Ecclesiastici cap. I—XL1II,
Leipzig 1899. N. P E T E R S , Das Buch Jesus Sirach oder Ecclesiasticus, Münster
i.W. 1913.
J Die Schriften I-IV Reg, I-II Chr, I-II Esdr, I-IV Macc sind als ein Buch

betrachtet. Eine genaue Stellenangabe ist nicht notwendig, da der Fundort leicht
nach S M E N D S Index und nach der Konkordanz von H A T C H - R E D P A T H festgestellt
werden kann. Die arabischen Ziffern in Klammern geben das Vorkommen des be-
treffenden Wortes an.
Zum Wortschatz des griechischen Sirach 275

II Chr (1), dvcnroSffEiv (2) II Macc (1), din-fi^Aos (2) Lev (1), duTiKctTaAAÄtJtTeiv (1)
III Macc (1), önrcnSsvcrlac (3) Os (1), cnrepicrraoTOS (1) Sap (1), coro6au|ju5c£siv (3)
Dan o' (1), dirovoia (1) II Macc (1) IV (1), drroTrAdvr|CTis (1) Deut (1), crrroTpeireiv (2)
III Macc (1) IV (2), carpöaKoiTos (1) III Macc (1), CKpafpECTis (1) III Macc (1), dpnös (1)
IV Macc (1), do^oAla (1) III Macc (1), dqjucrrEpeiv (1) Neh (1), aüyccauoc (1) Lev (2).
ßaöuös (1) IV Reg (5) I (I), ßctaxaiveiv (2) Deut (2), ßdaxavos (3) Prov (2),
ßp£q>os (1) I Macc (1) II (1) III (1) IV (1).
ytcopyla (1) II Macc (1), yviiaios (I) III Macc (1): vgl. yvrialcos II Macc (1)
III (1), youq>id£siv (1) Ez (1), ypawiaTsia (1) Ps (1), yupoöv (1) Job (1).
Ssu-repoxris (1) IV Reg (2), 6ia8i8pd<TKEiv (1) II Macc (1), SianöxeaQai (4)
Dan o' (1), Sioveüeiv (1) Ps (1), Sidipopov »Geld« (5) II Macc (3), SfyAaxjCTos (4)
Prov (1), ScopOKOTTElv (1) III Macc (1).
Eyyuri (2) Prov (2), lyyvos (2) II Macc (1), lyKpdTEicc (2) IV Macc (1), eyKuAleiv
(3) Prov (1), lei^siv (2) II Macc (1), £Keccund£Eiv (2) IV Macc (1), iKudoxTEiv (1) Ep.Jer
(2), eKTiucxyno; (1) Nah (1), iicnimünoc (1) Ex (1), EK<pa(vEiv (10) Dan o' (3), ¿AdTTCopa
(1) II Macc (1), IAöcttcoctis (7) Tob (1), iußicotns (2) III Macc (1), t\ieiv (1) Jes (1),
lunouos (1) Lev (3), imppotyuds (1) Mi (1), £u<pucnoüv Smend (1) I Esdr (2), l^yn-
cis (1) JudB (1), ^oAAuvai (1) Prov (3), £§uyoüv (1) Dan o' (1), ettcuteiv (1) Ps (1),
Itteteios (1) Deut (1), ¿ttikoivgoveIv (1) IV Macc (1), trrnrovos (1) III Macc (1), etticttoi-
ßd^Etv (1) Lev (3), irriTiniov (2) II Macc (1), trncrxuEiv (1) I Macc (1), ¿rnxopriyslv
(1) II Macc (1), fpE0icrp6s (1) Deut (2), Ipis (3) Ps (1), ipuTiveicc (2) Dan o' (1), ectott-
Tpov (1) Sap (1), euJcovos (1) Jos (2), eukottos (1) I Macc (1), eOXoXos (1) Job (1),
eupEHcc (4) Jer (2), Eupetri; (1) Sap (2), EÜcoSid^Eiv (1) Zach (1).
^SEOÖctl (1) Sap (1), fjöos (1) IV Macc (5), (1) Sap (1).
iKETEicc (3) II Macc (4) III (1), iAapüveiv (-poüv) (4) Ps (1), txvsteiv (1) Prov (1).
köctttiAos (1) Jes (1), kökkos (1) Thr (1), Kpr)VTi (1) II Reg (3) III (2) IV (1).
Afjvfis (2) Prov (2), AolSopos (1) Prov (3), AouTpöv (1) Cant (2).
HEtKpECTÖai (2) II Macc (1), nupiOTrXoKrlcos (1): vgl. nupionAdaios Ps (I).
vOktcop (1) II Macc (2) III (1), vuctcteiv (2) III Macc (1), vcoöpös (2) Prov (1).
otKijEtv (2) Job (1), oIkötteSov (1) Ps (2), öAiaöaivEiv (7) Prov (1), öAoxapTroöv
(1) IV Macc (1), 6uoAI£eiv (1) Jes (2). oüpccyEiv (1) Jos (1), ö^IJeiv (1) I Reg A (I).
•rravoupyEuncc (-yriua) (2) Judith (1), trdvTti (1) III Macc (1), irapoiyla (6)
Prov (2), TTEpicrroAfi (1) Ex (1), TTEpKd^Eiv (1) Am (1), TroAuTTEipia (1) Sap (1), trpo-
kottYi (1) II Macc (1), •irpoTrrn'is (1) Prov (2), TTpooyEAäv (2) I Esdr (1), -rrpoo-SEiaOat
(6) Prov (1), TrpoaKÜvr|CTis (1) III Macc (1), irpoCTOxii (2) Sap (2), Trpoarral^Eiv (1)
Job (1), irpoCTipiAi'is (2) Esth (1), irpcoTÖyovos (1) Mi (1), tttveiv (1) Num (1), ttO-
tvo; (1) Ez (2).
aiyripös (1) Prov (1),cticottt^(1) Am (1),CTKavSaAijECTÖca(3) Dan o' (1), oxsud-
Jeiv (1) III Macc (1), crrrocTaAäv (1) Ez (1), cn-pißAn (1) IV Macc (8), ovyyvcbuT) (2)
II Macc (1),CTuyKUTTTEiw(2) Job (1), cru^ßoAoKOTTEiv (2) Deut (1), (juvEyyljEiv (1)
II Macc (3), ovvESpEÜEiv (3) Dan o' (1), auvouataanös (1) IV Macc (1).
TOtVÜElV (1) Job (1), TV/TTOUV (1) Sap (1).
üaiva (1) Jer (1), OrtEpdyEiv (2) I Macc (1), inrnpETEiv (1) Sap (4), ürroßAirrEcrSai
(1) I Reg (1), CnroKpivEoflai (3) II Macc (3) IV (2), Cnrövoia (1) Dan o' (3), üttott-
TEOEIV (1) Ps (1).
(pavTd^ECTÖai (1) Sap (1).
XaXßdvT) (1) Ex (1), x<&i§ A (1) Job (2). x°^pa (2) Num (1), xpn^'UEUEiv (1)
Sap (1).
18*
276 J. ZIEGLER

Somit finden sich die gleichen Wörter wie in Sirach in II Macc 20,
III Macc 16, Prov 14, Sap 13, IV Macc 12, Ps 10, Job Dan o' 8, Deut,
I Macc 5, Lev, Jes 4, Ex, IV Reg, Jer, Ez 3, Jos, III Reg, Am, Mich,
I II Esdr 2, Jud B, I Reg, II Chr, Judith, Tob, Cant, Os, Nah, Zach,
Thr, Ep. Jer 1.

II. Folgende Wörter kommen außer Sirach noch in zwei Büchern


der L X X vor:
dycovi^ECTÖai (1) D a n 6 ' (2) I M a c c (1) I I (3) I V (1), a i T i ä a ö a i (1) P r o v (1)
I V M a c c (1), ctKäpSios (1) P r o v (2) J e r (1), d i o i S i a P s (1) J e s (1), dxpIßEia (3) S a p (1)
D a n o ' (1) 9 ' (2), ¿Kpißiis (4) D a n o ' (3) E s t h (1), ccKpo5a6ai (3) S a p (1) J e s (1),
dJuaysiv (1) M a l (3) D a n o ' (2) 9 ' (1), ctva^ripaiveiv (2) O s (1) J e r (1), dvonrrepoOv (1)
P r o v (1) C a n t (1), ä v n c r n ' i p i y n a (1) P s (1) E z (1), carava(v6tr9ai (3) P s (1) J o b (1),
cnrAnaros ( ! ) P r o v (3) P s (1). öarotrßevvOvai (2) P r o v (1) J e s (1), ¿ t r o a o ß e l v (1) D e u t (1)
J e r (1), caroTivvvEiv (1) G e n (1) P s (1), ä p y 6 s (1) I I I R e g (1) S a p (2), dpxniKTCov (1)
J e s (1) I I M a c c (1), räpaviis (2) J o b (1) I I M a c c (1), äcpoßos (1) P r o v (2) S a p (1),
aC/TÄpKTis (4) P r o v (1) I V M a c c (1), dxäpio-ros (-piaTCOs) (3) S a p (1) I V M a c c (1),
ccxi (1) G e n (4) J e s (1).
PSEXUKTÖS (-Aupös) (1) P r o v (1) I I M a c c (1), ßöXßiTOV (1) S o p h (1) E z (2),
ßpöXOS SMEND (1) P r o v (3) I I I M a c c (1), ߣ3Xos (1) J o b (1) E z (2).
yaXa9r)vös (1) I R e g (1) A m (1), yAOnncc (2) E x (1) J e s (1), yAcoaCTcbSris (3)
P s (1) P r o v (1), y ü p o s (1) J o b (1) J e s (1).
6 i ä 5 o x o s (2) I Chr (1) I I (2) I I M a c c (2), S i S a m ä M a (2) P r o v (1) J e s (1),
SOAIÖTTIS ( 1 ) N u m (1) P s (4).
¿ y y u ä v (2) T o b S (1) P r o v (6), EKSIKOS (1) S a p (1) I V M a c c (1), £KTR£T£cr9ou (1)
Os (1) T h r ( 1 ) , EKXUOIS ( 1 ) L e v (1) I I I R e g ( 1 ) , £vcnro9vi I |aK6iv 2 5 3 . . . SMEND (1)
I R e g (1) I V M a c c (3), £ v S 6 a 6 i a (1) E x (2) L e v (6), fvTEpov (1) G e n (1) I I M a c c (1),
I | A Y Y E M E I V (3) P s (8) P r o v (1), E^x« v (!) J o e l (!) 1 1 1 M A C C ( ! ) • ETRCCYCOY^ (8) D e u t
(1) J e s (2), irravotyEiv (2) Z a c h (1) I I M a c c (2), errav^KSIV (2) L e v (1) P r o v (2), ETTISEIV
(egere) (3) D e u t (6) J o b (1), hri6EXEcr9ai (5) E s d r I (1) I M a c c (11) I I (6) I I I (1),
frn§£voüa9ca E s t h (1) P r o v (1), frrlxccpua (3) E x (1) J u d i t h (1), £pycnr)S (3) S a p (1)
I M a c c (1), EÜKaipta (1) P s (3) I M a c c (1), EÜKccipcos ( 1 ) : v g l . EÜKcapos P s (1) I I M a c c
(3) I I I (2), EVCTTCTFIIS (1) E s t h (1) I I M a c c (1).
ilCTuxrj (1) J u d A (1) J e s (1).
9T|PEUTI'|S ( 1 ) P s ( 1 ) J e r ( 1 ) , 6UHCÖ6T]S ( 2 ) P r o v ( 6 ) J e r (1).
KCC9VCFTEPEIV (2) E x (1) I C h r (1), KotKoOpyos (2) E s t h (1) P r o v (1), KÄpu&xns (2)
L e v (3) J o b (1), KCCCTaiTEpos (1) N u m (1) E z (3), KccTccyivcixTKEiv (2) D e u t (1) P r o v (1),
KOTancöKäafloci (1) I I Chr (1) J e r (1), Kcrrcarn'icaEiv (1) J o s (1) P r o v (3), KcrrapacraEiv
(1) P s (6) O s (1), KCN-CCCTKEUACJIJW (1) J u d i t h (1) I I M a c c (1),KATIPO8OTETV (1) E s d r I I (1)
Ps (1), KACO9EIV (1) Ex (29) Lev (6), KACÖCTUCC ( 1 ) N u m (1) Jud A (1), Kotvfj (2)
D a n 9 ' (1) I I M a c c (2), KÖirpiov (1) J e r (1) I M a c c (1), KTICTUCC (2) S a p (3) I I I M a c c
( 1 ) , KCÖSCOV ( 1 ) Ex (6) I I C h r (1).
AoyEiov (1) E x (17) L e v (2).
HccKpoTiUEpsteiv (1) Deut (5) Jud (1), ii£9VCTOS (2) Prov (2) I V M a c c (1),
UET&voia (1) P r o v (1) S a p (3), nijvis (2) G e n (1) N u m (1), n e o n a t a l W P r o v (!)
Sap (1).
Zum Wortschatz des griechischen Sirach 277

voi^ucov (2) P r o v (7) D a n 6 ' (1), v o u ( £ i v (1) S a p (2) I I M a c c (4) I V (8).


Sev^mv (1) E s t h (1) I I M a c c (1) I I I (1).
oIcoviCTUÖs (1) G e n (2) N u m (1), öps^is (2) S a p (4) I V M a c c (2).
TrcciSsun'is (1) O s (1) I V M a c c (2), T r a v o u p y o s (5) J o b (1) P r o v (13), T T a p a ß A i -
tteiv (1) Job (2) C a n t (1), T T a p O s v i a (2) J e r (1) I V M a c c (1), TOiöapXElv (1) I E s d r (1)
D a n o ' (1), -TTEpinsTpou (1) I I I R e g (1) I I I M a c c (1), -TTEpio-rrccv (1) E c c l (1) I V Macc
(1), m ^ E i v ( m & l s i v ) (1) C a n t (1) M i (1), T T Ä c n w u ö s (1) I I R e g (2) P s (3), t r p ö y o v o i (1)
E s t h (2) I I M a c c (2) I I I (3) I V (3), i r p o o K p o O E i v (1) J o b (1) I I M a c c (1).
f>68ov (3) E s t h (1) S a p (1), £ i £ o ü v (2) J e s (1) J e r (1), f i o t o x o ? (1) E x (6) I I C h r
(2), f>ü|iTi (1) T o b (1) Jes (1).
OKÄripoKCtpSioc (1) Deut (1) Jer (1),cttoAkxuö;(1) II Chr (1) Ez (1), crrpsßMs
(1) I I R e g (1) P s (2), CT-rpocpi"! (1) P r o v (1) Sap (1), o u H T T 6 p i 9 i p E a 0 a i (2) P r o v (2)
II Macc (1) I I I (1), ovhttöctiov (3) E s t h (2) I M a c c (1) I I (1) I I I (3), ovu<pOpEa0ai (1)
O s (1) E z (1), cruvavoccrTptyECTeai (1) G e n (1) B a r (1), a u v e y y u s (3) D e u t (1) T o b S
(1), crweAißsiv (1) E c c l (1) I M a c c A (1), töctvvoAov(1) E s t h (1) I I I M a c c (6), ctuctteA-
Aeiv (1) J u d B (2) I M a c c (3) I I (1) I I I (1), o^oAi1! (1) P r o v (1) G e n (1).
-rfipriCTis (1) S a p (1) I M a c c (1) I I (1) I I I (1), ti6tiveTv (1) T h r (1) I I I M a c c (1),
toketös (1) G e n (1) J o b (2), T p i / y ^ s (1) A b d (1) J e r (2), Tpu<p5v (1) N e h (1) J e s (1).
üypös (1) Jud (2) Job (1), i / 6 p a y c o y 6 s (1) I V R e g (2) J e s (2), ü i r c c v S p o s (2)
N u m (2) P r o v (2), CrrrEpßäAAEiv (2) J o b (1) I I M a c c (3) I I I (1), irTTÖSeiyucc (1) E z (1)
II Macc (2) I V (1) i n r o x c o p E i v (1) Jud B (1) I I M a c c (1).
<pi(i6s (1) J o b (1) J e s (1), <pop£iv (2) E s t h (1) P r o v (3), cpvcröv (2) S a p (1) J e s (1).
XccpÄo-o-Etv (1) I I I R e g B (1) I V (1) I I I M a c c ( l ) , x a p i ^ a 6 a i (1) E s t h (1) I I M a c c
(5) I I I (2) I V (2), x p t o u c t (1) E x (8) D a n o ' (1) 6 ' (1).
v p o Ä T & l S ö s (yccAncpSös) (2) I C h r (6) I I (4) E s d r I (1), ^eüottis (2) P s (1) P r o v (1),
4 n 9 v p { £ E i v (2) I I R e g (1) P s (1), y u x p ö s (1) P r o v (1) I V M a c c (1).

Somit finden sich die gleichen Wörter wie in Sirach in Prov 31,
I I Macc 24, I I I Macc, Ps 17, Sap 16, Jes, IV Macc 15, Job 13, Ier,
Esth 11, Ex, I Macc 9, Gen 8, Deut, Ez 7, Lev, Num, Jud, I I Chr 6,
Dan 6, Os 5, I I I Reg 4, I I Reg, IV, I Esdr, Cant, Tob, I Chr 3, I Reg,
Judith, Eccl, Zach, Thr 2, Jos, Neh, I I Esdr, Am, Mich, Joel,
Abd, Soph, Mal, Bar 1.

I I I . Folgende Wörter kommen außer Sirach noch in drei


Büchern der L X X vor:
ÄKTlSictv (1) P s (3) B a r (1) D a n o ' (1), d ^ c t u p o O v (1) D e u t (1) S a p (1) T h r (1),
6m£tpt|tos (2) J e s (1) B a r (1) I I I M a c c (3), övecris (2) I I C h r (1) I E s d r (1) I I (1) S a p
(1), aAyos (1) P s (1) T h r (3) I I M a c c (1) I V (1), cctpsTÖs (2) P r o v (3) D a n 6 ' (1),
I I M a c c (1), ccvctCTTEvd^iv (1) T h r (1) D a n 6 ' (1) I I M a c c (1), d u b i o s (1) E s t h (1) J e r ( l )
I I M a c c (1), ¿cveAet'iucov (3) S a p (2) P r o v (5) l o b (2), c o r o S o K i u t f ^ s i v (1) P s (1) J e r (7)
S a p (1), corocTTEpEiv (5) E x (1) D e u t A (1) M a l (1), cnroTU<pXoüv (1) D e u t (1) T o b S (1)
S a p (1), d p y E t v (1) I E s d r (1) I I (2) E c c l (1) I I M a c c (1), « x n n o s (1) J o b (2) S a p (5)
Jes (2).

ßonrrtjEiv (1) IV Reg (1) Judith (1) J e s (1), ß Ä p o s (1) J u d B (1) J u d i t h (1)
I I M a c c (1) I I I (1), ß a c r c c v i f E i v (1) I R e g (1) S a p (4) I I M a c c (4) I V (20), ßpaSOvEiv
(1) G e n (1) D e u t (1) J e s (1).
278 J . ZIEGLER

yépcov (5) Job (1) Prov (2) I I Macc (1) I I I (1) I V (12), yecbpyiov (1) Gen (1)
Prov (6) Jer (1), yAÚKacr|ia (1) Esr I (1) Neh (1) Prov (1).
SavEio-n^ (1) IV Reg (1) Ps (1) Prov (1), 8iaßoW| (6) Num (1) Prov (1) I I Macc
(1) I I I (1), SIAEPÚTTTEIV (1) L e v (1) N a h (1) H a b (1) J e s (1), SIEÇÂ/EIV (1) E s t h (1)
Hab (1) I I Macc (2), SICTCTÓS (3) Gen (2) Prov (3) Jer (1), Sfaro(ios (1) Judith (1)
Ps (1) Prov (1), StcopuÇ (2) E x (2) Jes (3) Jer (1).
ÉSpâÇeiv (1) I I I Reg (1) Prov (1) Sap (1), IQeiv (1) Num (1) Dan o ' (1) I V Macc
(1), âôiCTUÔç (1) Gen (1) I I I Reg (1) I I Macc (2), âioroiEÏv (3) I I I Reg (1) I I Chr (1)
Ez (2), êteuetpfa (2) Lev (1) I Esdr (2) I Macc (1) I I I (1), èuuaiyuós (1) Ps (1) Sap (1)
Ez (1), âimoSiÇeiv (4) Jud (1) I I Esdr (1) I Macc (1), ivSiSúoxeiv (1) I I Reg (2)
Judith (2) Prov (1), êvEvAoyEïcrôcci (1) Gen (5) I Reg (1) Ps (2), ËTrcnvoç (3) I Chr (1)
I I (1) Ps (3) IV Macc (1), ÉiriKa6f¡cr6ai (1) I I Reg (1) E p . J e r (1) I I Macc (1), hrt-
KpoTEÏv (1) Prov (1) Jes (1) Am (1), ârnvoEÏv V . . . SMEND (1) Job (1) Sap (2) IVMacc
(1), Irrivotce (1) Sap (4) Jer (1) I I Macc (1) I V (1), hriOTpo^ (3) J u d B (1) Cant
(1) Ez (3), èTTicvviCTTàvai (1) Lev (1) Num (4) Jer (2) Ez (1), ÊTcrtpa (1) Jud B (1)
Prov (1) I I Macc (1), EÚOSÍOÍ (4) I Edsr (2) Tob (1) Prov (1), ESPIARÍA (1) Esth (1)
Sap (1) I I Macc.
ityeuovícr (2) Gen (1) Num (2) I V Macc (2).
Q&KKiiv (1) Gen (1) J o b (1) Prov (2), ôéuct (1) Lev (3) I Reg (3) Tob (1), OipUTi (1)
J o b (1) Ps (1) Eccl (1).
lEpcoovvri (1) I Chr (1) I Esr (1) I Macc (4) I V (2), ludes (1) J o b (1) Jes (2)
IV Macc (1).
KocAauocaecn (1) Deut (1) Jes (2) Jer (1), KaAAovf) (2) Ps (2) Sap (2) I Macc (1),
KápTaAXos (1) Deut (2) IV Reg (1) Jer (1), KccpTEpEÎv (2) Job (1) Jes (1) I I Macc (1)
I V (6), Kcn-aßtßpcbCTKEiv (1) Neh (2) Ez (1) Dan o ' (2) 6 ' (1), KarrdcCTKOTros (1) Gen (6)
I Reg (1) I I (1) I Macc (1), Kévrpov (1) Prov (1) Os (2) IV Macc (1), KrjpuÇ (1) Gen (1)
Dan o ' (1) 6 ' (1) IV Macc (1), KT(OTTIS (1) I I Reg (1) Judith (1) II Macc (3) IV (2).
AàpuyÇ (1) Job (5) Ps (9) Cant (2), AéÇiç (2) Esth (3) J o b (2) I I Macc (1), A0160-
pfcc (3) E x (1) Num (1) Prov (2).
UETECopiCTUÓs (2) Ps (3) J o (1) I I Macc (1), urivÍEiv (2) Lev (1) Ps (1) Jer (1),
UiOT|TÓs (4) Gen (1) Prov (3) Sap (1), uicrôioç (3) Lev (2) Tob (1) Job (1), uôÀiç (4)
Prov (1) Sap (1) I I I Macc (3), ucopccivEiv (1) I I Reg (1) Jes (2) Jer (2).
wcrrcryuós (1) Ps (1) Jer (1) Dan o ' (1).
ÒAÌCTÒTIUCC (1) Ps (3) Jer (2) Dan 6 ' (3), öußpos (1) Deut (1) Sap (1) Dan o ' (2)
6 ' (1), ó(iiMv (1) Judith (1) Prov (3) Dan o ' (4) 6 ' (3), òuóvoia (1) Ps (2) Sap (2)
I V Macc (3), óvetypos (1) Ps (1) Jer (1) Dan 0 ' (1), öirratria (2) Esth (1) Mal (1)
Dan 6 ' (6).
irctyETÔç (1) Gen (1) Jer (1) Bar (1), uapoupyia (4) Num (1) Jos (1) Prov (2),
•irapaSoÇàÇEiv (1) E x (3) Deut (1) I I Macc (1) I I I (1), TTapâSoÇoç (1) Judith (1)
Sap (3) I I Macc (1) I I I (1) IV (2), TTapa^AoGv (1) Deut (2) I I I Reg (1) Ps (4), ira-
páK6iCT0ai (2) Judith (2) Dan o ' (1) I I Macc (3) I I I (2), TrEpißoAf) (2) Gen (1) Dan
o ' (1) I I Macc (1), TTEpiOKEAris (1) E x (2) Lev (2) Ez (1), -TTEpicrréAAElv (1) Tob (1)
Jes (1) Ez (1), Trpémiv (2) Ps (3) I Macc (1) I I I (4), TTpocrrroiEiv (1) I Reg (1) Job (1)
Dan o ' (1), irpoo-rcin-ris (1) I Chr (2) I I (3) I Esdr (1) I I Macc (1), trupá (1) Judith (1)
Sap (1) I Macc (1) I I (3) I V (1).
fatfviiEiv (1) Gen (1) Judith (1) I I Macc (1).
accXoç (1) Ps (4) J o (1) Zach (1) Thr (1),CTKÓAoy(1) Num (1) Os (1) Ez (1),
OKvepwirós (1) Gen (1) Dan 6 ' (1) I I I Macc (1), anúpva (1) E x (1) Ps (1) Cant (6),
Zum Wortschatz des griechischen Sirach 279

OTTIV0I^p (3) Sap (3) Jes (1) E z (1),CTTOX&£E(X9CCI(1) Deut (1) Sap (1) II Macc (1),
crOyKptnoc (2) Jud A (1) Dan o ' (9) 6 ' (6) I Macc (1),CTV|ißoV|(1) E x (8) Prov (1)
Jes (1), (TUCTCTEIEIV (1) Job (1) Ps (2) Agg (1).
Tvpccvvfs (1) Esth (1) Sap (1) IV Macc (4).
Cnrepatmio-nös (1) II Reg (1) Ps (1) Thr (1), OTTOVOEIV (1) Tob (1) Judith (1)
Dan 6 ' (1), öffTtpov (2) Prov (3) Jer (4) II Macc (2) I I I (2) IV (1).
<pctöAos (1) Job (3) Prov (6) I I I Macc (1), qnMce (6) Prov (9) Sap (2) IMacc
(18) II (2) IV (3), «piAidfetv (1) Jud A (1) B (1) II Chr (2) I Esr (1).
XCCAETTÖS (1) Sap (3) Jes (1) II Macc (3) IV (3), XÖPTC«mcc (2) Gen (4) Deut (1)
Jud (1).
Somit finden sich die gleichen Wörter wie in Sirach in II Macc 31,
Prov 25, Ps 23, Sap 23, IV Macc 21, Jer 16, Gen, Jes 15, Job 14,
Dan. 0', III Macc 13, Deut, Dan o' 11, Judith 10, Jud, Ez9,IEsdr,
I Macc 8, Ex, Lev, Num 7, II Reg, Tob, Esth 6,1 Reg, II Chr, Thr 5,
III Reg 4, IV Reg, I Chr, II Esdr, Cant, Bar 3, Eccl, Os, Jo, Hab, Mal,
Neh 2, Jos, Am, Nah, Agg, Zach, Ep. Jer 1.
Wenn man nun die unter I—III aufgeführten Vokabeln, die
außer Sirach nur selten in einigen Büchern der L X X vorkommen,
zusammenzählt, dann ergibt sich folgendes Bild:
Pent 95 IV Macc 48
II Macc 75 I I I Macc 46
Prov 70 Job 35
Sap 52 Jes 34
Ps 50 Jer 30
Es ist somit deutlich zu ersehen, daß hauptsächlich der Pentateuch
dem griechischen Sirach als »Wörterbuch« diente; aber auch die Libri
Sapientiales waren dem Übersetzer bekannt und die Propheten-LXX
lag ihm ebenfalls vor. Die Verwandtschaft des Wortschatzes mit dem
von II-IV Macc läßt sich aus der zeitlichen und örtlichen Nähe er-
klären: Alexandrien, 1. Hälfte des 2. Jh. v. Chr.
Deutlicher als einfache Vokabeln zeigen zusammengesetzte Aus-
drücke, Redewendungen, ja direkte »Zitate«, daß der griechische
Sirach die übrigen Schriften der L X X vor sich hatte und aus ihnen
seine Wiedergaben bezog. Bereits SMEND, Komm. S. LXIII, Anm. 1
hat daraufhingewiesen, daß der Übersetzer namentlich den griechischen
Pentateuch und die Propheten-LXX kennt. Sirach geht so weit,
daß er sogar dann Wiedergaben aus der alten L X X bringt, wenn die
hebräische Vorlage anders liest. So steht 36 29 ßor|6öv Korr' OCÜTÖV =
Gen 2 18 L X X in H aber »eine Hilfe und eine Festung«. Es ist
nicht mit L£vi und R Y S S E L anzunehmen, daß Sirach bereits in seiner
hebräischen Vorlage wie Gen 2JI gelesen habe. Ähnlich heißt es
49 7 . . . £v |ir|Tpa fiyi<5tcr6ri 7rpo<pr|Tr|s im Anschluß an Jer 1 5 . . . EK
|IF|TPAS T)yiocK&CTE,TRPOTPTJTTIV . . ., während die hebräische Vorlage bei
Sirach lautet »vom Mutterschoß an wurde er gebildet als Prophet«.
280 J. ZIEGLER

45 7 heißt es nach H »und er gab ihm (Aaron) Ehre (Tin)« im An-


schluß an Num 27 20; dies ist aber nicht nach L X X übersetzt, sondern
nach Ex 29 9 Num 25 13 ispareiav Aaoö; der Übersetzer hat also (rich-
tig) die »Ehre« Aarons als »Priesterwürde« gedeutet. 45 11 50 9 werden
die »Wunschsteine« ^ D I R ^ N X (ebenso Jes 5 4 1 2 Aiöous EKAEKTOÜS)
genannt; der Übersetzer nimmt den gewöhnlichen Ausdruck AiOos
TTOAUTSATIS wie seine Vorgänger, die ihn vor allem dann verwenden,

wenn ihnen das seltene Wort der Vorlage nicht bekannt ist: I Chr
29 2 71s »Hartmörtel«, Job 3124 WiD »Gold«, Prov 315 811 3110
DTID »Korallen«.
SMEND, Komm. S. L X I I I hat aus dem Pentateuch und der
Propheten-LXX einige Parallelen angeführt; im folgenden seien andere
genannt. Eine Benutzung der griechischen Hagiographen dagegen
sei nach SMEND »kaum nachweisbar«; bereits die oben angeführten
Vokabeln haben den Nachweis erbracht; erst recht tun dies viele der
jetzt genannten Stellen:
1 13 11 26 18 24 40 2 T)HEpa TsAEUTfjs: Gen 27 2 II Chr 26 21
10 9 17 32 yfj Kai airoSos, vgl. 40 3: Gen 18 27 Job 30 19 42 6
17 3 KOCT' EIKÖVO OÜTOOfrroir|CTsvaOrous: Gen 1 26. 27 6 l
17 4 KOCTOCKUpE i ÜEV
l 0T)p{cöV Kai TTETEIVCÖV: Gen 1 28 9 l
25 2 irpoaox0(?Eiv TRI : Gen 27 46
26 23 irpöacoTrov OKuSpcc-rröv: Gen 40 7 Dan 6' lio
28 18 i v OTÖHOTI NAXAIPAS: Gen 3 4 26 u . ö .
2 9 22 ÜTTÖ (TKE*TTT]V SOKCOV: G e n 19 8 URRO TFIV cn<STRR)v TÖSV BOKCÖV y o u
39 26 50 15 alua crracpuAfis: Gen 49 ll Deut 32 14
4318 iKcmiaeTai KapSia: I Reg 4i3 28 5 Judith 12 16
4 4 1 7 NCOE EÜPE6R| T£AEIOS Skaioj: Gen 6 9 NCOEfiuOpcoiros5[KALOS T£AEIOS
4 4 21 evEuAoyriÖfivai E9VT| EV...: Gen 12 3 1 8 1 8 22 18 2 6 4 28 14
4 9 15 ICOOT|9 . . . IIYOCIPIEVOS öÄAcpcov: Gen 4 9 26 ICOAT)<p . . . FIY^CTCRRO <4SeAq>cov
50 15 öanfi EÜcoSias: Gen 821 Ex 29 18 u. ö.
810 45 19 Iv Trupl cpAoyös aCrroö: Ex 3a8
16 10 ifaKoafas x'AiäSa; TTEJCÖV, vgl. 46 s: Ex 12 37 Num 11 21
24 4 iv cmiXco VE<p£Ar|s: Ex 13 21 u. ö.
2415 cos ya^ß^vn Kai övu£ Kai arcncn1!: Ex 30 34 crraKTf|v 6w\a xccAß<5cvr|v
2415 65 cruüpva EKAeKTri: Ex 30 23
3 2 ( 3 5 ) 6 YFI ¿<p6rjs äv irpoacinrco Kupiou KEVÖS: E X 2 3 1 5 OÜK 6981^13 Ivcomöv JIOU
KFVÖS, vgl. 34 20 Deut 16 16
39 26 <T£ni£aAis nvpoö: Ex 29 a atnlSaAiv §K irupcöv
43 1 CTTEPICONA KASAPIÖTTITOS: Ex 2 4 1 0 EISOJ OTEPSCBNATOS TOO oüpavoO TIJ Ka0a-
r lOTTJTl

45 8 Tto8r|pr| Kai EmopaSa: Ex 25 7 EIS TT)V ¿rrcoyiSa Kai TÖV TTo6r|pr|, vgl. 28 4
45 10 ÜOK1V6C«5 Kai iropq>üpa: Ex 25 4 u. ö., vgl. Jer 10 9 Ez 27 7. 24
4 5 10 KEKACOCTUEVIJ KÖKKCO (KOKKIVCO 339 . . . ) : Ex 26 1 KOKK(VOU KEKAÜJCTUSVOU U. Ö.
Lev 14 4 u. ö.

3 V g l . zu dieser W e n d u n g , P . KATZ, Z N W 46 (1955) 134f.


Zum Wortschatz des griechischen Sirach 281

4510 Ipycp TTOIKIATOÜ: E X 26 86 u. ö.


45 n yAupucrros CT<fpayT5os: E x 28 l l
45 n iv ypacpri KSKoXaniisvi^: E x 32 16
4512 ¿KTVTtcona aq>payT8os: E x 28 32 (86)
4519 STROITIASV carrols TEpaTa, vgl. 48 1 4 : E x 1 5 u TTOIGSV TEpara, vgl. Esth 1 0 3
491 epycp uupe^oü: E x 30 35 38 25 (37 29)
5 1 2 ÖTI oxeTTacrrfis Kai ßor)0ös tyevou POI: E x 15 2

6 30 KXcoojia ÜCCK(V0IVOV: N u m 15 3 8
9 9 HETct OrrAvSpou yuuaiKÖs, vgl. 4 1 2 1 : N u m 5 20.29 Prov 6 24.25
2425 50 8 iv R)|iipais vicov: N u m 28 26 TIJ R)N£pa TCÖV vicov, vgl. E x 13 4 iv MR)vi TCÖV
VECOV, ähnlich E x 23 1 5 u. ö. Deut 16 l
39 2 <iv8pcöv övoucccnxöv vgl. 44 3: Num 16 2 I Chr 5 24 1 2 31 Jer 52 25, vgl. Gen
6 4 ol avOpcö-rroi ot övonacrroi.

6 26 iv 6AT] SUVÖC^EI crou, vgl. 7 30: Deut 6 5 öAr|5 Tfjs SuvitiEcos aou
9l yuvaiKa T O Ü KÖATTOU aou: Deut 13 7 t) yuvf] t) iv KÖATTCO crou, vgl. 28 54
99 ufiCTuußoAoKOTrfiaijs|iET* aürfis EV oivcp: Deut 21 20 au(jß0A0K0Trcöv olvoipAuyEi
9 14 1 4 1 3 KCCTCX TT)V laxuv aou, vgl. 28 10 Kcrrct TI^V iaxüv T O Ö ävöpco-rrou: Deut 3 24
14 s 6 ßaamivcov 6960X^100 (-nov sauxou A ) : Deut 28 5 4 . 5 6 ßacncavEi TCÖ 6<p6aAncö
14 24 ovvEyyus T O Ü OIKOU aÜTfis: Deut 3 29
28l9 ös oüx EIAKUAE T Ö V £uyöv aurf)s: Deut 2 1 s
37 11 HETA niaötou icpETlou: Deut 15 18 I 9 E T I O V nia66v T O Ü HIOÖCOTOÜ
39 6 TrvEÜncm cruviaEco; inTrAriaöriaETai (EHTTAT]CT£I CCUTOV S ( ' A ) : Deut 34 9 lvEirAr|a8ri
TTVEUUCTTOS OUVECTECOS

39 15 86TE TCÖ övöncrri oarroö HEyaAcoaüvr|v: Deut 32 3 86TE HEy. TCÖ ÖECÖ TJUCÖV, vgl.
T o b 12 6 B

4 6 19 ICOJ ÜRROSRMIICTCOV . . . OÜK ETARITPA: I R e g 1 2 3 ETAR|<pa . . . ÜRRÖSRINA

39 15 Iv 4>8als xeiAicov Kai iv Kivupaij: I I Reg 6 5 iv cbSais Kai EV Kivüpats


47 2 3 65 ££RMAPTE T Ö V lapariA: I I I Reg 1416 u. ö.

1026 iv Kaipco crrEVOXCoplas aou: I Macc 2 53


44 20 iv TTEipaancö EÜpEÖr] iriaTÖs: I Macc 2 52
24 8 ö KT(ATR|S önrcivTcov: I I Macc 1 24 ö TTCIVTCOV K T ( O T T | S , vgl. I V 1 1 5
50 2 TTEpißöAou tepoü: I V Macc 411 TOÜ iepoO TTEpißoAov, vgl. II 6 4

7 17 Ttvp Kai okcoAti^: Jes 6624 aKcoAr|§ . . . iröp


7 23 K Ä N Y O V . . . TÖV TPÖTXRIAOV CCÜTCÖV, v g l . 3 0 35 (33 27): Jes 58 5
14 4 iv TOTS äyaöois a ü r o ö Tpu<pi^aouaiv (evTpucp. S c a . . .): Jes 55 2 ivTpuq>fiaEi
(Tpu<p. L) iv dyaöols, vgl. Neh 9 25 ETpü<pr)aav (evETputp. A) iv äyaöcoauvij aou
25 23 x£'P£S TrapEinivai Kai yövorra irapaAeAunEva: Jes 35 3 x- ävEinivai ( a ' TrapEiy.)
Kai y o v . irccpaA.
28 2 at äuapTlai aou Au9i"|aovrai: Jes 40 2 AEAUTCCI aürfjs f) änapTla, vgl. Job 42 9
EAuaE Tf|V d|iapT(av aüroTs
39 14 dvöi'iaaTE av6os cbs xpivov: Jes 351 6u6e[tm cos Kpivov, vgl. Os 14 o
30 2 3 OÜK ECTTIV cixpöiEia fv aCrrrj: Jer 26 11 37 1 3 ¿>9. OÜK laTi aoi
36(33) 13 cos TTT|AÖS Kepa^icos EV X 61 P' aÜTOÖ: Jer 18 6
3010 youqiiöcaEiS TOUS Ö S Ö V T O S aou: E z 18 2 ol ÖSÖVTES • • . iyoH9iaaav (aber Jer
38 29 iincoSiaaav)
282 J . ZIEGLER

17 82 Süvaniv ÜVF/OUS o v p a v o u : D a n 8 10 6 ' Scos T f j s SVV&UECOS TOÜ oüp., v g l . I I Chr


18 18 iräo-a f ) 5üv. TOÜ oüp., f e r n e r J e s 34 4 . . . T r ä a a i a l SuvdnEis TCÜV oüpavcov
B L
43 17 0VCTTP09T1 TTVOJ^OTO; : O s 419
46 9 bnßfjvca axnöv h r l TÖ ü y o s TFJS y f j j : A m 418 hrißaivcov frri T<3C ÖVJ^T) x f j s y f j s ,
ebenso M i 1 8
5115 <bs TTEpKa£ouiTT|s crracpuAii;: A m 9i8
38 28 TI^EI aöcpKas OCOTOÖ: Z a c h 1412 TctK^aoirrai a l crdpKES aürcöv, v g l . I V M a c c
15 15 TÄS CTdpKots . . . TT|Kopivas
31(34)27 6 ÄTTOOTEpcöv HICTÖÖV uiCTÖiou: M a l 35 frrl TOÜS ¿nrooTEpoüvras |1ICT96V
HiaScoToö, vgl. Deut 2414 A OOK önroaTEpi'io-Eis (caraStKricrEis B) uiaööv
TT£VT|TOS

7 24 |JI-FI lAapaxrqs (lAapuvris S . . . . ) . . . TÖ Trpöaanröv CTOU, v g l . 32(36) 9 36 24 lAapüvEl


7rp6CTCotrov: P s 103(104) 15 TOÖ lAapüvai -rrpöctoirov
83 HE-rdt dvOpcöirou yAcoCTcrooSous, 9 18 dvf|p y A . , 25 20 y u v f ) y A . : P s 139 (140) 11
ä v f i p yA., P r o v 2119 yuvaiKÖs . . . yA.
1417 Träcra crccp£ cos lpu5mov TraAaioÜTai: P s 101 (102) 26 J e s 50 9 51 6
1Ö3 YCONIET axnöv äp-rov <TUV£CTECÖS: P s 79 (80) 5 VFCONIEIS FINÄS ö p T o v Saxpücov
18 4 i ^ c f y y e i A a i TÖ I p y a OÜTOÜ : P s 106 (107) 22
20 so 4114 T(S cbq>£Asia I v : P s 29 (30) 9, e b e n s o J o b 2115
21 8 £on<pafa S(CTTOHOS: P S 149 6, v g l . N&xaipa S i a r o n o s J u d 3 18 P r o v 5 4
27 22 StccvEÜcov (KOT EVVEVOOV A : v g l . P r o v 613 1010) 6<p6aA|j<2>: P s 34 (35) 19 SiavEÜ-
OVTSS öiföaAiioTs
43 s T(S CnroerrViCTETai: P s 129 ( 1 3 0 ) 3 147 6 N a h 1 8 Mal 32
5016 fv crÄA-inyfiv IAOTOCTS: Ps 97 (98) 6

8 16 11ET& QujJciiSous, 28 8 &v<ipccTTos y i p euncbStis: P r o v 11 25 1 5 1 8 22 24 29 22 6vf|p


0uhcö5T)S
14 8 duÖpcüTrcp ßaoK&vcp, 18 18 37 11 ßaaxöcvou: P r o v 23 s 2822 d v f j p ß&aKavos
19 1 ipydnrns NIÖUAOS oü IRAOUTICRE^O-ETAI: P r o v 23 21 UIOUAOS . . . TTTCOXEÜCTEI
23 26 TÖ 6VEI8OS OCÜTFIS OÜK £§aA6i<P0I'|CTETAI: P r o v 638
26 2 y u v f ) ÄvSpEla, v g l . 28 15: P r o v 12 4 31 10
2 6 1 3 T<2 ö o r ä otirroü TnavEl: P r o v 16 2 (15 30), v g l . J e s 58 11 Tot 6.CTOUTTICCVÖT^CTETCCI
41 20 yuvaiKÖs i T a f p a s (ETEpas S A . . . ) : P r o v 19 18 <yvvaiKÖs> frraipas (?HPN), e b e n s o
J u d 11 2 yuvaiKÖs h - a i p a s (ETEpas A )
51 2 S i a ß o A f j s yAcbaoris: P r o v 624
4 6 7 11 tv TriKpiqt y u x f j s cfUTOö, v g l . 34 ( 3 1 ) 2 9 : J o b (viermal)
13 26 2 6 4 TTpiacoTrov l A a p ö v : J o b 33 26 B S * irpoccbiTcp lAapcö, v g l . E s t h 5 1 TÖ irpoCT.
a ü r f j s iAapöv

24 5 y ö p o v o ü p a v o ö : J o b 22 14
43 12 o ü p a v ö v . . . i T Ä v u a a v OCÜTÖ: J o b 9 8 ö T a v ü c a s TÖV oüp.
43 20 TrayriCTETai KpüoTaAAos: J o b 616 Kpücrr. Trrnriycos.

Jedoch ist Sirach nicht sklavisch von der L X X abhängig; dies


zeigen seine zahlreichen Hapaxlegomena, viele abweichende Wieder-
gaben und Lieblingswörter.
SMEND zählt über 200 Hapaxlegomena; in seinem Index hat er
sie mit § gekennzeichnet. Dies hätte noch öfter geschehen sollen, und
Zum Wortschatz des griechischen Sirach 283

zwar bei folgenden Vokabeln: övopßpslv, övurrov6r)Tos, SiocKpißc^Ecröoa,


eAAiTrf)5, Ep-noAiopKEiv, spcpoßos, ev0oucjiöc£eiv, 2ttos, Epciyrrina, püöos,
uepiepya^ecröai, OTEpecoai?, <pavTaaiOKO-n"Elv. S M E N D hat manche
dieser Hapaxlegomena deshalb übersehen, weil er irreführenden An-
gaben der Konkordanz von H.-R., über deren Mängel er in der Vor-
rede seines Index mit Recht bewegliche Klagen führt, zum Opfer
gefallen ist, z. B. bei pü0os; hier ist bei H.-R. noch die späte sekundäre
Lesart puöos A Sap 17 4 notiert, die als orthographische Variante
wertlos ist.

Von den vielen abweichenden Wiedergaben kann nur eine kleine


Auswahl genannt werden. Zunächst seien einige abweichende Über-
setzungen schwieriger, seltener Vokabeln genannt:
4 25 äimAiyeiv und 4 1 2 ¿areiÖEiv 2'TD: Ez 2 6 irapoioTpccv, 14 16 crrrcrräv p'D:
Prov 29 21 cnrcn-aAäv, 14 22 IveSpcÜEiv I S T : Ps 67 (68) 17 ÜTroAa|j,ßäv£iv, 32 (35) 22
HccKpo6uneiv pDNrri: Gen 45 l Jes (3) ccvixEO'Oai und Gen 43 31 I Reg 13 12 iyxpa-
TEOECTÖCU, 35 (32) 5 ävöpa^ DT1N: E x 28 17 E z 28 1 3 aipSiov.

Dann mögen einige Redewendungen zitiert sein:


5 L 11 24 CCÜT&PKRI NO{ ECTTIV: Gen 31 29 Deut 28 32 Icrxüsi ^ Xe'P 6 20 ötKÄp-
6105 (ebenso Prov 10 13): Prov (3) 61' EVBEICTV oder ivSefii cppEvcöv, 15 2 yvvfi irap-
ÖEVIAS: Prov 518 Jes 54 6 Mal 2 14.15 yuvf) (r\ IK) VEÖTTITOS, 16 6 Iv EÖVEI CTTTEIÖEI:
Jes 10 6 EIS E0VO5 äuo|jov, 16 17 Iv Acccö TTAEI'OVI : Num 20 20 EV öxAco ßapEi, 36 3 0 CTTEVÖC^EI
trAavci)H£vos: Gen 412 CTTEVCOV Kai Tpepwv, 43 24 oi TTAEOVTES TTIV 6<5cAaaaav (vgl.
I Macc 13 29): Jes 42 10 Ps 106 (107) 23 ol KcrraßalvovTES eis Tfiv SaActacrav, 50 8
l^oSoi uSorros: Jes 30 25 uScop SicnropEuönEvov und Jes 44 4 Trcepccppeov OScop.
Besonders kennzeichnend ist 10 13 TrapESö^aaE Kupios Tag Eirayco-
yäs: Deut 28 59 TrapaSo^äcrEi KÜpios TCCS -rrAriyocs aou. In der Wahl
des Verbums stimmt Sirach mit der L X X und mit Symmachus über-
ein, der allein unter den »Drei« TrapaSo^a^siv bevorzugt (ebenso
TrapäSo^os und -rrapaSo^acrpös, s. u.), aber beim Nomen weicht er ab,
obwohl er irAriyr) kennt, und wählt sein Lieblingswort Euccycoyri, das
in der Bedeutung »Plage« »Schlag« nur bei ihm vorkommt. — Ge-
legentlich übernimmt Sirach eine Vokabel oder Phrase der alten L X X ,
ändert sie aber leicht um: 30 18 Oepoc, aber Lev (6) Num (4) ettiOepoc:
33 (36) 12 apxovTEs QTiSD, aber Num 24 17 d p x r i y o i ; 32 (35) 12 koc0'
EÜpEpa x 6 l P ° S . aber Lev 14 30 u. ö. Kaöcm Eupev CCUTOÖ F) ysip o. ä.
Die Selbständigkeit des griechischen Sirach zeigt sich schließ-
lich deutlich in den vielen Lieblingswörtern.
Einige davon finden sich nur bei ihm:
¿tvopßpEiv (3) und i^oußpEiv (2), äppcicrrTinac (5), IV5EAEX(£EIV (8), E-rrayooyi'I
s.o. (8).
Andere stehen auch in der L X X , aber selten:
SiaßoAi1) (6), 8if|yr)crts (7), EK9A(VEIV (10), ÖWCTTOVEIV O. ä. (19), IXd-rrcoais (7),
E(JTTICTTEU£1V (12), Imxeiv »vertrauen« (9), EÜAaßeiCTÖai (9), EÜoSIa (5), KcrracnrevSEiv (8),
284 J . ZIEGLER

KOCTJJSIV(9), OIK£TT|S (12), öAtcröalveiv (7), TTTCÖO-IS (12), arripfjeiv (11), X^PIV Präposition
(13), xpeicc (20), XP^Hora (15).
Ein schönes Beispiel der Selbständigkeit des griechischen Sirach
gegenüber der L X X ist 3 6 o So^dt^cov TrccTEpcc iiocKpor||i£psucr£i. Die
Grundstelle ist Deut 5 16 TIPA TÖV uaTEpa aou . . ., !va naxpoxpovios
•/¿vi]. Der Übersetzer kennt das Verbum Tipäv und verwendet es
3 3.5.8 mit dem gleichen Objekt TTarspa; dagegen kommt naKpo-
Xpövios beim griechischen Sirach nicht vor. Statt dessen nimmt er
paKporipepeüeiv, das gerade bei den Verheißungsformeln im Deutero-
nomium gern (fünfmal) verwendet wird. Für dieses Verbum hat er
eine Vorliebe, wie auch das Nomen naKporinipeucris zeigt, das nur bei
Sirach dreimal vorkommt. Der Wechsel nocKporinepos — pocKpoxpovios
A ist auch handschriftlich Deut 4 40 bezeugt.
Wieder andere teilt Sirach auch mit einigen Schriften der L X X :
Sir|y£ia6ai (10), auch oft Ps; £AST|HOCTÜVT| (13), auch oft Prov, Tob; KOTTICXV (10),
auch oft Jes; Aürrr] (14), auch oft Prov, Jes; uaari^ (8), TrpoaixEiv (17), craAeueiv (8),
auch oft Ps; OKSTTTI (7), auch oft Ps, Jes.
Die Verwendung solcher Lieblingswörter kann gelegentlich für
die Textverbesserung herbeigezogen werden. So ist für immer
OIKETTIS (13) verwendet; SoOAos, TRAIS, ÖEpcnrcov (Job eigentümlich)
kennt Sirach nicht. Wenn nun 30 34 (33 26) von fast allen Zeugen
EV TicüSi überliefert wird und auch in den Ausgaben steht, so muß
doch mit V 46, 248, 421, 547*, 705 La Aeth(vid.) EV -iraiSEig gelesen
oder besser £v iraißl durch £v o k i n ] ersetzt werden, das auch Sa vor-
auszusetzen scheint (auch aürcö in der zweiten Vershälfte und H ver-
langen ein persönliches Nomen).

Der Wortschatz des griechischen Sirach ist eng verwandt mit


dem des S y m m a c h u s . Beide (Sirach und Symmachus) gehören einer
gemeinsamen Übersetzerschule an, die eine einheitliche Tradition
weitergeben. Kennzeichnend ist 12 16, wo das schwierige Wort nnnn»,
das nur noch Ps 139 (140) n vorkommt, von beiden mit »Grube«
übersetzt wird: Sirach eis ßöOpov (ßoOuvov 249 . . .), Symmachus Eis
ßoöüvous ( L X X EV TaAanrcopiais). Bereits R Y S S E L und S M E N D haben
hier auf Symmachus verwiesen. Weitere Stellen können genannt
werden: 11 29 8oAiou V S N ] SiocßoAou 106, 130, 248 . . . S M E N D , Komm.
S. 111 verweist auf die Hexapla zu Prov 11 13 20 19 Ez 22 9 ohne
näher zu bemerken, daß SoAios dem Symmachus als Wiedergabe von
eigen ist, während SiaßoAos dem Aq. zugehört (so richtig O. STÄH-
LIN, Clemens Alex, und die Sept., Nürnberg 1901, 50). Keineswegs
setzt SoAios V S I L voraus, wie P E T E R S , Komm. S. 102 bemerkt. —
20 14 -rroAAoi] septemplices La. H hat sicher wie Syr »sieben« gelesen.
Auch Symmachus übersetzt »sieben« mit TtoAAoi, vgl. Jer 15 9 ETTTÖC] er'
plurimos ( = TTOAAOÜS) . Zu Ps 1 1 8 ( 1 1 9 ) 164 STTTCCKIS haben nach Theo-
Zum Wortschatz des griechischen Sirach 285

doret TIVES mit TTAEIOTCCKIS übersetzt; wahrscheinlich geht diese Wieder-


gabe ebenfalls auf Symmachus zurück, vgl. HERKENNE S. 174. —
43 14.17 ist f]in mit uETSiva (Plur.) wiedergegeben; bereits die L X X
kennt diese Deutung »Vögel« (Deut 32 24 öpvea, Job 5 7 yuy), ebenso
Aq., der Trrrivös verwendet; aber Symmachus allein hat das gleiche
Wort wie Sirach, nämlich ireTeiva Hab 3 5 J o b 5 7. — 30 u übersetzt
Sirach DSV mit ; die gleiche Wiedergabe findet sich nur bei Sym-
machus Thr 4 7.
Diese Beispiele zeigen deutlich, daß Sirach und Symmachus bei
seltenen Vokabeln und Phrasen die gleichen Wiedergaben haben.
Häufiger sind die Fälle, wo beide Übersetzer das gleiche Wort be-
nützen (bei verschiedener Vorlage).
Oben sind bereits die Hapaxlegomena des griechischen Sirach
genannt worden, die SMEND in seinem Index mit § gekennzeichnet
hat.
Folgende von ihnen werden nur noch von Symmachus bezeugt:
dpEToXoyia, dcr^oAETv, SiaAAayi1! (3), SoKinaaia (= HDO u' Deut 33 s; aber
Sir 6 21 Nli'D), iKovpiJsiv, IFIADJEIV, KOKAOXTIS, ncopla, irocpiAKEiv (2), irepiEpydtJecTÖai,
oxoiri'i "DSÖ,CTKÜßaAov,cnrcrrdAri (2), 9COTEIVÖS, xaP,T°ücr6cn.
Von den unter I genannten Wörtern kommen folgende nur noch bei Symmachus
vor: dSdnc«7Tos, ÖCKTIS, dvnKOTaAAdacrEiv (2), dTraiSsucia, ¿nroTpfTTEiv, dcrxoAia,ßaönis,
yo^ifiä^siv, 6ia8i5pacx£iu, trrhrovos (2), IpEÖicTUÖs, EÜAaAos, fiSEtrSai, iAapuvEiv, 6hoAI£EIV
(3), TTpoTrETi"|5, trpooyEXäv j?nti>,Trn>siv pp"l, Trupivos (3) ÜTTOKpivEaOai, ÜTTOTTTEOEIV;
dies sind 21 Vokabeln.
Von den unter II genannten Wörtern kommen folgende nur noch bei Sym-
machus vor: &KT)8{CC, dpyd; (3), d9avr)S (3), d<poßos HÖ3 (3; 2 = nt33), aÜTdpxris,
¡36EAUKT6S, SOAIÖTTIS IT 72 "in, EKSIKOS, IvSdaöia, hnSixscrftai (TraiSsiau) V3j?, fpyötTTis
EVKaipfct, KCCKoOpyos SHÖ (6), KcrrotyivcocKEiv (2), KcrraaKEuao-na, HE9UCTO<,;
HETavoia, VONI^Eiu (2), TrapaßAETTEiv, trEpicrrrSv, TÖCTVVOAOV,avcrr£AA£a9ai, Tpi/YRIT^S.
CrrroxcopEiv, xpiova. yiöupt^Eiv ETI1? (2); dies sind 26 Vokabeln.
Von den unter III genannten Wörtern kommen folgende nur noch bei Sym-
machus vor: CCVECTIS, dpyEiv, crrinos
nVpi (2), ßdpos, SictöpCrrrrav, Sicopu^, ?6eiv
(EICOOEI), fiyEHovIa LUD;, KT(OTTIS, ncopaivEiv, önövoia, -rravovpyia, -rrapaSo&ijEiv,
TrapaSo^os (3;
2 = K V B I ) , TrapdKEia6ai, itEpißoA^, -rrEpicrröÄEiv, o-KuSpcoirös, 9CCÜA0S,
cpiAia nans (2); dies sind 21 Vokabeln.
Auch von den Vokabeln, die außer Sirach noch in vier bis acht
Schriften der L X X , also verhältnismäßig selten, auftreten (oben
nicht aufgeführt), kommen ziemlich viele auch bei Symmachus vor:
6fjAoi (»Urim«), 5iaAiyECT0ai (4), LYKAFM^EIV 3TS>\ ¿K^UCTSV, £AEI"|HGOV DIM,
§PH£VEIV, i^ETd^Eiv "Ipn (3), fandet (2), Sipos Tp. e "P a § ¡THIS\ KcrrayEXäv (4), Kcrrcc-
ypdq>Eiv, KarotKpcrrETv, KcrrauavÖdvEiv (4), UCOPÖS
(2), uapapiivEiv, irapiSElv,
TTAOUTI^EIV, "WD irocrdKis, TTTOIEIV (2), (TuyyEvi^s, aupipipEiv 31D (3), cruvarroA-
AOvcu «ISO, Tixvri, üyrris. CnroSEiKvOvai (13), (ppourl^Eiv (2).
Verschiedene Wörter verwendet der griechische Sirach, die in
der L X X zwar auch vorkommen und ebenso bei Aq. und Theod., aber
286 J . ZIEGLER

sehr spärlich, jedoch bei Symmachus sehr oft, so daß sie dessen
Lieblingswörter genannt werden können:
<Snro6oKtU(i£s!v ( 1 3 ) , ß a c r r d ^ E i v (14), S t a A u e i v (16), S i a u i v t i v (11), S i a a c b ^ i v ( 1 2 ) ,
£6p<5C£siv ( 2 7 ) , EK5IKT|CTis ( 1 0 ) , IXERINOAOVTI ( 8 ) , £vvoeüx6cu (13), ¿TTCÜVEIV ( 8 ) , Oopußeiv
(13), KOCKOUV (14), Konccoais ( 2 3 ) , k a v ö s (11), ncocn ( 1 1 ) . irrrepßdcAAEiv (8), TTEpuppdaaEiv
(11).
Im Gegensatz zu Symmachus begegnet uns A q u i l a mit seinem
Wortschatz selten. Eigentlich ist es nur ein Wortstamm, der einige
Male bei Sirach, selten in der L X X , aber dann als Lieblingswort des
Aq. oft vorkommt, nämlich ccKpißc^eiv (Sir. 1, Aq. 7), öcKpißsicc (Sir. 3,
Aq. 5), ccKpißris (Sir. 4, für Aq. nicht bezeugt). Gelegentlich haben
auch Symmachus und Theodotion diesen Wortstamm, sind aber von
Aq. abhängig. Zu 32(35) 14 ScopoKÖTrei und zu 4317 ci>8ivriaev (so
richtig mit S M E N D ; R A H L F S falsch cbvEiSicrEv) hat bereits H E R K E N N E
auf Deut 10 17 a ' ScopoKoirioc und Ps 28(29) 8 a ' cbSivsiv ( L X X CTUCT-
creieiv) verwiesen.
Von den Hapaxlegomena des Sirach (und der L X X ) werden von
Aq. dnrXriaTEÜEcröai, crropcopa, poüs4 bezeugt. Von den bei Sirach und
L X X seltenen (den oben unter I —III genannten)Vokabeln verwendet
Aq. folgende: &ßpo)(icc, ava^ripocivEiv, aTroaoßeiv, ßcarri^Eiv, ßpaSuvEiv,
ßpEcpos, eöi^Eiv, ?KXUAIS, EÄEuÖEpia, E^oAAüvca, EU^COVOS, EUXOTPIORIA,
KcrraTrTTjcro'Eiv, Aourpöv, piETEGopuapiös, TTEpKa^siv, CTuvava<rrpE(pEcr9ai,
TIÖTIVEIV, «PAVTCT^ECTÖAI, üaiva, OiröSEiypia, ^aAßaur), XAPI£ETFQOCI.

Schließlich ist noch T h e o d o t i o n zu nennen, der selten mit Sirach


zusammentrifft. Nur folgende Hapaxlegomena des Sirach (und der
L X X ) bezeugt auch Theodotion: dvoußpeiv (auch Quinta), EOSOKI^EIV,
Iwörma, £coypa<pioc, OTEpyEiv. Von den bei Sirach und L X X seltenen
Wörtern kommen bei Theodotion vor: CCKPGOV, A)(I, yccAoc0r|v6s,
yupouv, 8OCVEICTTT)S, EH-rrociyiiös, ETnarpocpri, ETrixappa, KaTapaaciEiv,
-rroCTaxws, TTupcc, crrpo<pr|, CTUOTEAAEIV4, UTTOVOEIV. Das Lieblingswort des
Sirach eiraycoyri übernimmt Theodotion Prov 27 10 (Ts).
Besonders auffallend ist die nahe Verwandtschaft mit S y m -
m a c h u s . Ähnlich hat J . F I C H T N E R in seinem Aufsatz »Der AT-Text
der Sapientia Salomonis«, in ZAW 57 (1939) 1 5 5 - 1 9 2 , festgestellt,
daß der Wortschatz der Sap. nahe mit dem des Symmachus ver-
wandt sei, und daß besonders in alttestamentlichen Zitaten Überein-
stimmung mit Symmachus gegen L X X festgestellt werden könne.
F . glaubt daraus schließen zu dürfen, daß der Verf. von Sap. Bibel-
texte benutzte, die von einem Vorläufer des Symmachus übersetzt
wurden (S. 168 u. ö., bes. S. 191f.).
Zu poüs und CTUCTTEAAEIV vgl. J . Z I E G L E R , Textkrit. Notizen zu den jüngeren
4

griechischen Übersetzungen des B . J e s , in Nachr. v. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen.


1939, S. 8 8 und 97.
Zum Wortschatz des griechischen Sirach 287

Gewiß ist diese Übereinstimmung mit Symmachus auffallend;


aber damit ist noch nicht erwiesen, daß Sap. »Vor-Symm.« -Texte
benutzte. Daß es solche gab, ist durch den Fund der griechischen
Dodekapropheton-Fragmente in Qumran eindeutig bestätigt. Aber
man könnte das gleiche (Verwandtschaft mit Symmachus) auch
für Prov und I-IV Macc (auch NT usw.) erweisen: es ist ebenso, daß
die mit Symmachus übereinstimmenden Vokabeln damals (im 2. und
1. Jh. v. Chr.) »gängig« waren. Deshalb wurden sie von den Über-
setzern und Verfassern gewählt. Deutlich ist dies aus dem Prolog
des Sirach zu ersehen; in diesem kleinen Stück finden sich drei Vo-
kabeln, die nur noch von Symmachus bezeugt sind, nämlich ßicoais,
cpiAoTrovia, cruyypäcpEiv (gehört nach Syh nur er' an). Klärend in
dieser Hinsicht ist auch die bereits oben besprochene Stelle 3 6 mit
dem Anklang an das vierte Gebot: o 6o£cr£wv Trorripa. Sirach kennt
beide Formeln T i n a TÖV irctripa a o u 3 s (vgl. auch 33. 5 6Ttpcovircrr.
und 3 8 l TINA icrrpov) u n d 7 27 S ö ^ a a o v TÖV TTcrripa a o u ( v g l . 3 2
¿ 6 6 £ a a e TTOCT. u n d 7 31 S o ^ a a o v i e p i a 3 2 ( 3 5 ) 10 6 6 £ a c r o v TÖV KÜpiov).
Nun ist zu Deut 5 ie die Aq.-Wiedergabe 56£CCCTOV bezeugt. Es ist
jedoch keineswegs so, daß Sirach dieses Verbum in einer Übersetzung,
die von einem Vorläufer des Aq. stammte, vorfand, sondern er hat
8O£CC£EIV gewählt, weil dieses Verbum geläufiger war (es ist ein Lieb-
lingswort, das 31 mal bei Sirach und auch oft bei den »Drei« vor-
kommt) als das veraltete TIPÖTV der LXX, das Sirach eben in Ab-
hängigkeit von ihr nur fünfmal verwendet.

(Abgeschlossen am 23. Juli 1957)


Autorenverzeichnis
Angefertigt von Dr. L. Delekat
Abel, F.M. 230ff., 261 Bochart, S. 262
Abramowski, R. 264 Böhl, F. M. Xh. De Liagre 26, 93
Acroyd, P. P. 239 f. Boer, P. A. H. de 65 f., 225, 241
Aistleitner, J. 58, 125, 194 Böttcher, F. 45
Albert, K. 50 Boisacq, E. 259
Albright, F. P. 1 Bondt, A. de 267
Albright, W. F. 27, 68, 74, 102, HOff., Bonnet, H. 252, 254f.
162, 203, 230f., 238ff., 249 Bossert, H. Th. 52
Alliot, M. 262 Bowen, R. le Baron 1
Alphandéry, P. 97 Bräunlich, S. 129
Alt, A. 8, 75f., 106, 108f., 111—116, 137, Branden, A. van den 7
143, 230, 232 Brecht, B. 71
Amandry, P. 269 Briggs, Ch. A. 28, 30f., 165
Andrae, T. 94f. Brockelmann, C. 31,121ff„ 166,195, 266ff.
Aptowitzer, P. 229 Bronno, E. 29
Arnold, W. R. 239f. Brown, F. 28, 30, 165
Auerbach, E. 228 Brown, J. P. 95
Babelon, E. 53 Brownlee, W. H. 30f., 270
Baehrens, W. 263 Bruno, A. 226, 241
Baentsch, B. 161, 164f., 224ff. Buber, M. 90, 169
Bardtke, H. 31 Budde, K. 111, 141, 224ff.
Barnes, W. E. 239 f. Buhl, F. 12, 16, 31, 165,167, 230, 239
Barnett, R. 4 Bultmann, R. 222
Barthélémy, D. 27 f. Buren, E. D. van 253
Bäte, D. M. A. 261. Burney, C. F. 142
Baudissin, W. W. Graf v. 59, 62, 257 ff. Burrows, M. 27ff., 120, 270
Bauer, H. 26—31, 122ff., 205, 207 Caillois, R. 262
Baumgärtel, F. 11, 171 Campenhausen, H. Frh. von 10
Baumgartner, W. 12, 16, 69, 165, 180 Caspari, W. 224ff.
Beegle, D.M. 27f. Cassuto, U. 198, 201, 204
Beek, G. W. van 1, 3 f. Chapira, B. 245
Beer, G. 25, 31,119ff., 266 Chassinat, E. 262
Bentzen, A. 141, 221f. Chwolson, D. 257
Benzinger, J. 100 Clemen, C. 62
Bergsträsser, G. 123 f., 127 Clermont-Ganneau, C. R. 260
Bernhardt, K. H. 157f. Comfort, H. 4
Bertholet, A. 10, 43, 101, 263 Cook, St. A. 70, 134, 148, 228
Bewer, J. 239, 267 Cooke, G. A. 44
Bezold, C. 27 Cornelius, F. 3
Bickermann, E. 261 Cowley, A. 247
Bilterbeck, B. 236 Curtiss, S. I. 133
Birkeland, H. 27 Daiches, S. 162
Bissing, Fr. W. Freiherr v. 69, 75, 77 Dalman, G. 60, 230 ff.
Blackman, A. M. 262 Daressy, G. 255
Blome, F. 254 Daube, D. 32 ff.
Autorenverzeichnis 289

Deimel, A. 27, 254 Furlani, G. 254


Delitzsch, Franz 47, 238f., 268 Gadd, C. J. 7
Delitzsch, Friedrich 193 ff. Gall, A. von 95, 161 f., 165
Del Medico, H. E. 185ff. Galling, K. 49, 54, 56, 58, 76, 107, 235f.,
Deubner, L. 259 239
Dhorme, E. 26, 226 ff. Garrod, D. A. E. 251
Diehl, C. G. 95 Garstang, J. 106f.
Diening, Fr. 26, 122 f. Gaster, Th. H. 31, 188, 195, 198, 200ff.,
Dieterici. F. H. 168 204ff., 273
Dillmann, A. 238f., 271 Gesenius, W. 12, 16, 31,123f., 127, 165f.,
Dornseiff, F. 73 238 f., 267
Dossin, G. 162 Ginsberg, H.L. 78,124, 199, 201, 203, 270
Dozy, R. 42 Ginzberg 47
Drioton, E. 252 Gjerstad, E. 259
Driver, G. R. 27, 42f., 45f., 47, 124,185, Glahn, L. 264f.
195 ff., 201 ff.. 221 Glueck, N. 7, 230
Driver. S. R. 28—31, 87, 165, 226, 241 Godbey, A. H. 246
Ducbesne-Guillemin, J. 95 Goetze, A. 93, 124, 173, 254, 257
Duhm, B. 11, 59, 264, 271 Goldscheider, L. 53
Dupont-Sommer, A. 29, 185 Goldziher, I. 94, 166ff.
Dussaud, R. 201, 206, 245, 247 Gordis, R. 47, 68, 75, 77
Ebeling, F. 254 Gordon, C. H. 27, 83, 124f., 180, 193ff.,
Ehrlich, A. B. 48, 226 ff. 201 f., 205 ff., 240, 246, 256 f.
Eichrodt, W. 213, 238 Goslinga, C. H. 226, 234
Eisler, R. 185 Gray, G. B. 47, 168, 171, 221
Eißfeldt, 0.11, 61, 63, 65, 75f., 78, 87, 92, Gressmann, H. 95, 142, 161, 177, 224,
110f.. 157, 161 ff., 167 ff., 175f., 184, 226ff., 264
193f., 203ff., 211 f. 220, 224, 247,264f. Grether, O. I l l
Eitrem, S. 259 Grimm, J. u. W. 9, 12
Eliade, M. 94 Grimme, H. 8
Eiliger, K. 247, 264f. Groot, J. de 226, 232f., 241
Elwert, C. G. 12 Groot, J. M. de 96f.
Engneil, I. 77 Guillaume, A. 95, 162
Ewald, H. 269 Gundert, W. 97
Fairman, H. W. 252 Gunkel, H. 130, 132, 134, 213, 238f., 268
Fascher, E. 95, 98 Haag, H. 181, 239
Fichtner, J. 67f., 286 Haas, G. 253
Fischer, A. 166 Hanel, J. 19, 166
Fogelklou, E. 98 Haldar, A. 93 f., 246
Fohrer, G. 11, 14f. Haller, M. 269
Frankel, Th. 58 Hammershaimb, E. 125
Frank, K. 254 Harding, L. 253
Frankena, R. 267 Harris, Z. 124
Frankfort, H. 135, 254 Haussouillier, B. 60
Frey, J. B. 56 Heine, H. 37
Freytag, G. W. 48 Hempel, H.-L. 56
Friedrich, J. 125ff., 255 Hempel, J. 47, 171, 214, 272
Fries, K. 73 Herder, J. G. 80
Von Ugaxit nach Qumran 10
290 Autorenverzeichnis

Herdner, A. 194 Knudtzon, J. A. 108


Herkenne, H. 274ff. Koch, K. 71
Herntrich, V. 269 Köhler, L. l l f . , 15, 16, 20, 25f., 28, 30f.,
Hertzberg, H. W. 77, 111, 221, 224ff. 103, 121, 165, 238f., 247, 266f.
Heussi, K. 9 König, E. 28, 30f., 42, 47, 166, 238, 267,
Hill, G. 248 271
Höfner, M. 4 Kosters, A. 241
Hölscher, G. 89, 92, 94. 99, 166f., 168f-, Kraeling, C. H. 56
172, 216, 222 Kraeling, E. G. 247
Hoffmann, G. 2381 Kramer, J. H. 133
Hoftijzer, J. 64 Kramer, S. N. 66, 68, 72, 76, 78, 214
Holma, H. 29 Kröhling, W. 73
Holmberg-Harva, U. 94 Krüger, G. 9
Holzinger, H. 101, 238f. Küper 11
Honeyman, A. M. 1, 7 Kupper, J. R. 108, 162
Honigmann, E. 50 Lacheman, E. R. 267
Houbigant 44 Lagrange, M. J. 262
Hrozny, F. 256 Landsberger, B. 26, 124, 254
Humbert, P. 70, 82, 222, 225 Langdon, S. 257
Imschoot, P. van 213 Lange, J. P. 22
Inge, C. H. 253 Langhe, R. de 148
Ingholt, H. 60 Lauha, A. 71
Jack, J. W. 142 Leander, P. 26f., 29ff., 122ff.
Jacob, E. 65 Leeuw, G. van der 10f., 17, 22
Jacob, G. 95 Leroux, G. 260
Jacoby, F. 260 L6vi 279
Jamme, A. 1, 3, 7
Lewy, J. 26
Janssen, E. 19
Lietzmann, H. 124
Jean, C. F. 162
Lindblom, J. 68, 89, 97 f., 103
Jepsen, A. 89ff., 99, 102
Lindeskog, G. 219, 221
Jeremias, A. 11, 228
Lisowsky, G. 12
Jirku, A. 142, 228, 238
Lods, A. 93
Joergensen, J. 98
Löhr, M. 168, 224, 226 ff.
Johnson, A. R. 63, 246, 2*9.
Joüon, P. 267 Lohmeyer, E. 236
Junker, H. 91, 166 Loud, G. 253
Kahle, P. 25 f., 30f., 118, 122 f. Ludin-Jansen, A. 66
Kapelrud, A. S. 229 Luther, B. 134
Katz, P. 280 Macalister, R. A. S. 251
Marcus, R. 188
Kautzsch, E. 101, 238, 267 Mariette, A. 142
Kelso, J. L. 113 Marquart, H. 228
Kessler, W. 264f. Marquet-Krause, J. 252 f.
Kettler, P. 235, 241 Marsh, J. 161
King, L. W. 254
Marti, K. 264
Kittel, R. 19, 226f., 228, 241
Martin-Achard, R. 218
Kleinert, P. 22
May, H. G. 239
Kling, Ch. F. 9
Meissner, B. 26, 54
Klostermann, A. 226, 229ff., 241 Meyer, E. 134, 146, 238ff.
Autorenverzeichnis 291

Meyer, R. 25, 31, 119ff„ 266f. Rabin, Ch. 192


Milik, J . T. 118ff. Rabinowitz, I. 8
Möhlenbrinck, K. 145 Rad, G. von 16, 22, 101,109,141, 143,214,
Montgomery, J . A. 43 225 f., 238 f.
Morgenstern, J . 239f. Rahlfs, A. 286
Moritz, B. 26 Rehm, M. 226, 239, 241
Movers, F. C. 258, 262 Reider, J . 43
Mowinckel, S. 135, 138 f., 161, 170, 230 Reinach, Th. 51, 260, 262
Müller, W. M. 148 Renan, E. 258
Muilenburg, J . 145 Rieger, P. 57
Murtonen, A. 122 Ritter, H. 122
Musil, A. 95, 129, 133 Robinson, Th. H. 19, 24, 90, 93 f., 248, 267
Myrhman, D. W. 254 Rössler, O. 125
Naumann, R. 54 Rosenthal, F. 124, 195, 197, 199
Nebesky-Wojkowitz, R. de 97 Rosenzweig, F. 169
Neher, A. 219 Rost, L. 12, 112, 236
Nelson, H. H. 255 Roth, C. 185 ff.
Newberry, P. E. 252, 255 Rothstein, G. W. 257
Nielsen, E. 166 Rowley, H. H. 96, 130, 132, 142, 148,
Nilsson, M. P. 259 f. 152 f., 157, 162, 181, 184, 214, 222, 248
Noth, M. 28, 93, 100, HOff., 129f„ 132, Rubensohn, O. 260
137 f., 139ff., 145, 148f., 228, 230ff. Rudolph, W. 105, 161, 165, 168f., 170,
Nowack, W. I l l , 224, 226ff. 237 f., 269
Nyberg, H. S. 95 Rüthy, A. 29
Nyström, S. 213 Ryckmans, G. 6
Oepke, A. 10, 12 Ryckmans, J . 5ff.
östborn, G. 67, 69 Ryssel, V. 274f., 279, 284
Orelli, K. v. 264 Schaade, A. 122
Osten, H. H. van der 254 Schaefer, H. 52,
Otten, H. 179 Schaeffer, Cl. F. A. 257
Pàkozdy, L. M. 78, 163 f. Schenkel, D. 9
Parrot, A. 93 Schmauch, W. 236
Parry, O. H. 42 Schnurrer 48
Pauly, A. 4, 28, 259 Scholem, G. 98
Pedersen, J . 77, 94, 133, 246, 248, 266 Schürer, E. 50, 55, 100
Peters, N. 274f. Schulz, A. 224ff.
Pfeiffer, R. H. 235 Seeberg, R. 9
Philby H. St. J . B. 6 Segal, J . B . 1, 4, 257
Phillips, W. 1 Segert, S. 212
Pirenne, J . 4f., 55 Sekine, M. 70, 217
Ploeg, J . van der 31, 243 Sellin, E. 19, 111, 228, 238 f., 267
Porada, E. 7 Selms, A. van 65
Porter, J . R. 229 Seyrig, E. 53, 258, 261
Posselt, F. W. T. 96 Siegfried, K. 28 ff.
Préaux, C. 256 Simon, J . 148
Pritchard, J . B. 108, 255 Skinner, J . 264
Procksch, O. 238f., 269 Smend, R. 161, 274ff.
Puukko, A. F. 97 Smith, H. P. 224 ff.

19»
292 Autorenverzeichnis

Smith, S. 240 Volz, P. 18, 93, 237f., 239, 264, 271


Smith, W. R. 59, 257 f. 262, Vriezen, Th. C. 77, 213
Soden, W. von 26, 93 Wallenstein, M. 84
Späth, . R. 9 Walz, R. 2
Spano, G. 54 Waterman, L. 235
Sperber, A. 29 Weber, A. 11
Stade, B. 30f., 228 Weil, H. M. 226
Stalker, J. 10 Weingreen, J . 47
Stamm, J. J. 218 Weiser, A. 14, 216, 219, 221
Stanyhurst, R. 42 Weissbach, F. H . 26, 28
Starr, R. F. S. 254 Wellhausen, J. 94, 161, 226f„ 236,
Steindorff, G. 28 241 f.
Stenning, I. F. 28 Wensinck, A. J. 133
Steuernagel, C. 130 Westermann, C. 214, 220 f.
Stevenson, B. 42 Westman, K. B. 98
Stier, F. 216 Widengren, G. 247
Stoebe, H. J. 225f., 240f. Wiegand, A. 47
Strack, H. L. 236, 238f. Wildhaber, R. 259
Strömbäck, D. 94 Wilson, J. A. 69
Sukenik, E. L. 84, 184 Winckler, H. 228 ff.
Sülze, H. 59f. Winnett, F. V. 8
Sundkler, B. 96 Wissowa, G. 4, 28, 259
Takuttu 267 Wolf, C. Umhau 224
Tallqvist, Kn. 26 Woolley, L. 7, 250
Thenius, O. 226 Wordsworth, J. 98
Thomas, D. W. 244ff. Wreszinski, W. 52 f.
Thureau-Dangin, F. 109, 254 Wright, W. 42
Torczyner, H. (Tur-Sinai) 30f., 244f. Yadin, Y. 31, 105 f.
Tufnell, O. 253 Yahuda, A. S. 162
Ungnad, A. 124 Yalon, H. 30
Vandier, J. 252 Yaron, Z. 34, 36
Vaux, R. de 68,140,184,224,226,240f., 250 Yeivin, S. 245
Vernas, G. 118 Yellin, A. 48
Vincent, A. 239 Yerkes, R. K. 179
Virolleaud, C. 131. 134, 194, 198 f., 201f., Zeitlin, S. 184
204ff. Ziegler, J. 286
Vogelstein, H. 57 Zimmerli, W. 70f., 96, 215, 264
Voipio, A. 97 Zimmern, H. 25f., 28, 95
Stelleniegister
Altes Testament

Gen l i f t . . . . 82, 86 f. Gen 29 31fr 129


13* 0 . . . 122 30n 149
126 ff. . . . 280 3016 32
27 . . . . 82 ff. 31 iff . . . . 131, 238 fi.
28 . . . . 82 fi. 31l9ff . . . . 34, 237
2 18 . . . . 279 3129 283
219 . . . . 82 fit. 3144 122
2 23 . . . . 34 32 5 247
3 1. 2 . . . 122 32 23 ff 130 f.
35 . . . . 77 34 2 115
36 . . . . 122 347 115
38 . . . . 44 3426 280
316 . . . . 64 35i6ff . . . . 129, 134
49 33 36 1 ff 146
4 12 . . . . 283 37 3 130
51 . . . . 280 3713 130
64 . . . . 281 3719 167
65 . . . . 85, 87 37 33 33
69 . . . . 280 38 iff . . . . 141,143
79 . . . . 120 38 8 9
821 . . . . . . . . 87, 272, 280 407 280
91 280 42 5 130
9 24 f. . . . 115 43 6 ff 130
12 3 . . . . 280 43 31 283
1314 f. . . . 35 44 iff 34
1818 . . . . 280 4416 38
18 22«. . . . 40 451 283
1827 . . . . 280 45 21 130
19 4«. . . . 115 45 28 130
19 8 . . . . 280 46 if. 130
20 iff. . . . 39f. 46 19 142
20 31ft. . . . 142 46 29 f. 130
221 ff. . . . 181 47 27 130
2218 . . . . 280 48 iff 130
26 4 . . . . 280 48 s 34
26 8 . . . . 159 48 8ff 141
27 iff. . . . 37 49 iff 137fi.
27 2 . . . . 280 49 3 ff 147
27 46 . . . . 155, 280 4911.13 . . . . . . . . 149,280
2814 . . . . 280 4914 f. 73
29ai . . . . 242 4916 . . . . 142, 147
29 23 . . . . 37 49 26 . . . . 146, 280
29 27 f. . . . 242 502 130
294 Stellenregister

Gen 5017 . . . . 267 E x 37 29 281


50 25 130 38 25 281
Ex 3 2 280 Lev 1 5 64
3l3f. . . . . 158 5 20 fl 40
3 21 f. . . . . 36 Ili a 155
41 122 11 7 262
4 16 165 12 6 64
4 23 36 14 4 280
11 Iff 36 14 30 283
12 s 64 15 29 64
12 35 f. . . . . 36 19 4 154
12 37 280 2010 39
13 é 281 20 27.29 . . . . 65
13 H 63 219 64
1317 267 25 42. 55 . . . . 36
13 21 280 26 30 155
15 2 281 Nu 5 5 f. 40
15 i l 281 5 20.29 . . . . 281
15 18 174 10 35 f. 151
15 20 99 11 Iff 99 ff.
1521 116 1121 280
1711.14 . . . 116 13 25 ff 116
20 4 151 ff. 14 i l 116
2116.37 . . . 33 15 38 281
22 3 33 16 2 281
22 8 165 2014 247
22 12 33 20 20 283
2217 65 21 5 155
23 7 39 2134 116
2315 280 f. 22—24 161ff.
241 100 22 i5f 103
24 io 280 23 23 269
25 4.7 . . . . 280 24 8 270
261 280 24 12 247
26 36 281 24 17 fl 283 f.
284 280 25 iff 159
28ii 281 25i3 280
2817 283 26 iff 139 ff.
28 82(36) . . . 281 27 20 280
29 2. 9. 18 . . . 280 2826 281
30 23. 34 . . . 280 Dtn 3 24.29 . . . . 281
30 35 281 4 123 . . . . 151, 158
32 6 159 4 32 82,86
3216 281 4 40 284
349 . . . . . 272 58 151
34u 156 5 15 36
3417 . . . 152ff., 156 5 16 . . . . 284, 287
3420 280 64 63
Stellenregister 295

Dtn 6 5 281 Jos 1415 63


10 17 286 15 « 147
13 7« 64, 281 15 55f. 228
13 9 65 241 100
14 8 262 24 32 143
1518« 36 Jdc 1 uff. 107
1518 281 1 24 f. 110, 116
161 281 133 107
161« 280 218 13
17 2.5 65 218 9, 13
18 iff 15 39 9, 13
1815 13 315 13
1818 9,13 ,3 16 282
20 îef. 115 ®4i . . . . 99, llOf.. 114, 116
218 281 4 2.17 llOr.
2120 72, 281 4 2.24 114
22 2f. 33 4«. 14 f. 116
22 2i 65 5 iff 99, llOf., 116, 137
241 233 6 17« 178
24 7 33 8iff . 141
24u 282 9 lfl 116
2715 154 112 282
28 32 283 Iiis 247
28 54.56 281 1114f. 103
28 50 283 12 lfl 141
29 16 155 134 70
3112 64 13 15 ff 178
31ai 87 f. 17 i f. 152, 154
32 3 281 17 3 154
32u 280 17 5 63,238
32 24 285 17 ioli 63, 66
33 lfl 141ff. 18 i3f. 34
33 5 174 1814. si 154
33 6 147 18 30 152
33 s 285 21 8ff 230
33 9 34 I Sam 1 9f. 65
34 iff 35 2 i2ff 178
34 9 281 2 35 13
Jos 21« 236 3« 66
57 13 4 lfl 151
6 16. 20. 25 116 4~i3 280
818f. 116 5 lfl 151
10 iff 140 52 156
10 8« 116 9 7 f. 68, 167
Iii ff. 109,111,115 99 91
11« 116 912« 182
Ilio 114 10 2 133
11 il ff 115 Iii« 225, 230
296 Stellenregister

I Sam 11 9 247 I I Sam 1114f. 247


12 3 281 12 411 33
13 12 283 1212 13
1416 19 12 30 156
14 21 132 13 34 20
14 49 227 15 i l 47
15 iff 182,234 16 5 232
15 23 237 17 is 232
15 44 228 17 28 82 f.
16 2ft 182 18 24 ff 20
17—19 224ff., 242 19 17 232
17 loff 168 211 ff 229
1817ff 2 2 4 f. 21 8 229, 233, 241
18 21 240, 243 21 19 232
18 26 242 I Reg 412 230
18 27 243 915 112
19iff 236, 239f. 115.7 155
19 n f l 227, 235 1114 13
19ie 238 1123 9, 13
19 i8ff 102 13 iff 91
201 102 1414 13
20 6 182 1416 281
21 iff 234 15 4 13
219 47, 235 15 8 9
2119 232 15 i l 47
22 iff 234 18 2i 264
22 5 232 18 4i 46
2214 227 19i6 230
23 15 232 20 2 f 103
25 42f. 227 2013 f. 246
25 44 227f., 231ff. 2028ft 117
28 3 . . 171 20 35 66
28 5 280 21 iff 182
28 7 167, 171 22 iff 246
2813 165 22 34 47
319 154 I I Reg 2 5 91
31 n f. 230 2 9ff 100
I I Sam 2 4 f. 230 2 12 66
38 230, 233 3 il 246
3i4f. 228, 231ff., 241 3 27 181
5 i8fl 117 56 247
521 154 6 8ft 246
65 281 815 239
623 229 91.4 66
712 9,13 9 I7ff 20
86.14 117 101.6 247
1012 117,225 13i4ff 246
11 iff 225 15 io ff 141
Stellenregister 297

II Reg 15 29 112,116 Jes 29 24 45


18 4 151 30u 82 f.
19 93 247 30 22 45
19 25 82 ff. 30 25 283
2214 65 311 29
'¿Sis 155 31 9 46
23 24 '¿il 33 3 46
Jes 1 i l ff 271 3315 29
120 42 344 282
2 8. 18. 20 155 351.3 281
59 18 36 2 29
6 Hfl 72 37 26 82 ff.
5 13 43 37 38 28
5 15 42 3817 29
5 20 f. 67 391 27
5 23 29 40 2 281
6 9f. 79 4019 153
7 4£f 269 41 2 16, 18
714 74 41 6f. 159
8 18 23 4125 . . 9, 16, 18, 82 f.
818 66 42 6 82 f.
92 60 42 io 283
95 47 4213 16
9 30 141 42 24 47
10 6 283 43 1. 7. 10. 21 . . . 82ff.
10 15 117 43 220 270f.
10 28 ff 231 44 2 82 ff.
1119 193 44 4 283
13 17 16 44 8 47
16 7 43 44 9 82 ff.
16 12 272 4410 . . . 82 ff., 153
17 9ff 59 4412 82ff.
1711 66 4418ff 159
1918 27 44 21.24 . . . . 82 ff.
201 27 82 ff.
214 44 f. 45 13 16, 18
216 12, 19 45 18 82, 84
21 l i f . 19f. 45 23 29
22n 82 ff. 461 154
23 12 121 46li 82ff.
24« 44 47 9 47
25 2 44, 47 48 5 154
26 3 87 48i4 44, 47
2 6 16 44 f. 49 5. 8 82 ff.
27 i l 82 ff. 504 18
29 4 45 509 282
2913f. 67 516 . . . . 268, 282
29ie 82 ff. 519.17 16
298 Stellenregister

Jes 521 . . . . 16 Jer 186. . . . 82ff., 281


52 s 19 1811 . . . . 82 ff.
53 s 80 I818 . . . . 67
54e 271, 283 191.11 . . . 82 f.
54 io 267 f. 20 7 e 79
5412 280 209 . . . . 174
5416 85 f. 234 . . . . 14
5417 82 ff. 23 5 . . . . 13
552 281 23 22 . . . . 15
56 io 12, 19 26ii . . . . 281
57 4 48 27 9 . . . . 93
58 5 281 286 . . . . 71
58 il 282 29 3 . . . . 247
5812. 14 . . . 48 2915 . . . . 13, 15
59 io 20 309 . . . . 13
60 5 48 3015 . . . . 133
60 io 44 3017 . . . . 271
614 44 31 33f. . . . 23
631« 34 32 2 . . . . 245
64e 16 32 5 . . . . 267
64 7 82 ff. 32 26ff.. . . 104
65 3 ff 265 33 2 . . . . 82ff.,104
65 4f. 263 f. 347 . . . . 246
65 il 149 3713 . . . . 281
66 iff 265 3829 . . . . 281
66 3 263 46 23 . . . . 267
6612 29 48 31 . . . . 43
6617 263 f. 49ie . . . . 267
6624 281 501 f. . . . . 15
Jer 1 5 . . . . 82ff., 279 509 . . . . 9
1 7f. 80 5011 . . . . 267
3 16 152 51 if. . . . . 15
4s 249 il 19 . . . . 82 ff.
4 30 267 51 27 . . . . 249
61 249 5139 . . . . 12,43
617 14, 19 f. 5142 . . . . 46
8 4ff 20 5153 . . . . 267 f.
10 9 280 5157 . . . . 12
10 14 153 52 25 . . . . 281
10 16 82 ff. Hes 2 2 . . . . 12
121 272 26 . . . . . . . 270, 272, 283
1412 267 3 17 . . . . 19
1415 104 3 24 . . . . 12
15 9 284 4 12. 15 . . 155
1518b . . . . 79 511 . . . . 155
182 ft 82 f. 7 20 . . . . 155
184 85 7 26 . . . . 67
Stellenregister 299

Hes 81 264 Jona 3 iff 17,21,23


8 7ff 264 4i ff 21
811 100, 264 Mi 1 3 282
1116 267 Ii 19
1118.21 155 78 267 f.
16 36 155 Nah l e 282
182 281 114 154
20 7f. 30 155 22 19
22 s 284 36 155
2322 15, 18 Hab l e 13
27 7.24 280 21 12
28 iff 77 2 18 82 ff., 155
2813 87, 283 3s 285
2815 87 Hag I i 16
3117 48 1 i2f 17, 19
33 2 19 114 9,16f., 23
33 ef. 19 21.5 19
34e 48 2eff 17
34 23 14 Sach 217 18
34 23 ff 15 41 9, 18
36 26 24 46 19
37 iff 19 8e 267
37 23 155 97 165
Hos 2 4 34 1113 82 f.
3 if. 233 1116 14
419 282 1117 155
7u 271 121 82 ff.
84 154 13 3 64
97 102 1412 282
98 19 Mal 214f. 283
9 io 155 3 5 282
13 2 154, 158 Ps 2 7 34
1315 267 29 82 f.
14 6 281 54 19
Joel 3 if. 24 77 15
4 7 16 1715 12
Am 2 8 182 21 12 267
2 il 14 29 8 286
3 2ff 73 30 9 282
36 20, 117 3315 82 ff.
38 14, 174 3519 282
4 6ff 73 35 23 9, 15
413 82ff., 282 37 4 48
6 14 14 3 7 24 267
71 82 ff. 44 24 9, 15
714 14, 66 45 7 165
911.14 44 45 i l 64
913 282 49 19 268
300 Stellenregister

Ps 57 9 15 Prov 316 ff 68, 81


59 5 15 41 ff 64
66 7 19 4 » f. 64
6817 283 5 4.18 282 f.
73 20 15 6eff 74
7412 86 6 13 282
7417 82 ff. 6 20 ff 65
7831 172 6 23 64
78 38 15 6 24 f. 281 f.
80 3 15 6 33 282
80s 282 6 35 267
82 iff 229 7 15 ff 66
89 20 9 7 27 75
89 27 34 8 iff 65
90s 44 8 4ff 69
94 b 82 ff. 8 il 280
94 20 82 f. 8 2i 68
95 5 82 ff. 8 22 82
96 5 155 8 32 ff 68
97 7 155 8 36 70
98 e 282 9 iff 65
102 26 282 101 66, 71
103 H 87 10 io 282
10415 282 1013 283
104 26 82 ff. 1113 284
107 22 282 11 22 71
107 23 283 1125 282
108 3 15 12 4 64, 282
1154 154 15 3 19
11610 272 1516 75
119 164 284 15 18 282
126 s 60 15 30 282
127 5 72 16 2 282
130 3 282 16 19. 32 75
13515 154 17 8 72
13517 47 1816 72
1394 47 191 75
13916 82 ff. 194« 72
14011 282, 284 19 io 48
1416 46 1913 282
147 6 282 19 18 i 78
149 6 282 2014 ' 71
Provi 8 64 201« 284
120 65 21 9 64, 75
1 26 78 2119 64, 75, 282
2 iff 67 2215 78
3 if. 64 2217 ff 69
315 280 22 24 282
Stellenregister 301

Prov 23« 282 Hiob 19 25 ft 216 f.


2313 f. 78 207 155
2318 43 2115 282
2319«. 29« 72 22u 282
23ai 282 2 2 26 48
23 32 72 27 io 48
25 24 64,76 28 i a 73
26i8fl 74 3019 280
27 io 286 31 ìft 218f.
28e 75 3124 280
28 7 f. 69 3135« 219
2822 282 3137 222
29 15 66 32 1 fi 220
29 21 283 3 3 26 282
29 22 282 38 1« 220
304 73 385 73
3015 ff 74 3816 29
3021« 73 f. 40 4f. 220
311 65 40 7«. 15. 25 ff 219,221
31 io« 64, 280, 282 41i fl 221
31 26 65 42 3« 222
3127 19 42 6 222,280
3128 65 42 9 281
Hiob 1 9 215 Ruth 112 f. 268
29 216 Cant 3 8 48
3 ì« 219 75 19
38 9 Koh 1 i2f. 76
4 12 67 312 76
414 48 319« 77
57 285 4 9« 75f.
5i7fl 78 413.17« 76
66.12 47 71«. 5 76
616 282 7 27 75
8ifl 73 91« 77
86 272 94 75
88 67 9 il 68
98 282 1212« 70
915 121 Threni 4 2 82f., 85
915« 216 fi. 4 7 285
108 154 417 19
131« 216 f. Esth 5 1 282
134 155 103 281
1412 9 Danilo 280
157 221 51« 24
15 20« 78 8 io 282
16iff 216 fi. 818 12
17 7 88 99 272
191« 216 112.25 15
302 Stellenregister

Esrli 15, 17, 103 I Makk 141 f. 260


15 17f. 1 44 ff 261
49 58 147 260
10 u 172 2 24 43
Neh 2 5 44 2 62 f. 281
218 64 13 2711 56
217 f. 20 44 13 29 283
813 64 II Makk 124 281
925 281 6 2.5.183 260
10 21 257 64 281
I Chr 4 23 82 f. 71 ff. 260
5 24 281 IV Makk 411 281
5 26 15 115 281
10 9 154 15is 282
12 31 281
1412 154 Qumrantexte
1711 13 1QS III 9 29
24 15 257 IV 9 29
289 87 IV10 29
29 2 280 1QS IV16 29
2918 87 IV19 273
II Chr 8 2 44 Vlnf. 270
116 44 VI 14 120
18is 282 X13 119 f.
18 33 47 XI2 29
2112 247 XI7 30
26 2 44 CD XIII i 29
26 21 280 XX 24 29
36 23 103 1QM II 11 27
V7 29
Apokryphen V10 29
Judith 3 16 282 VII 3 29
6 11 140f. XIX 5 29
1216 280 lQpHab IV 6 120
Sap 310 43 XII5 120
1412 159 1QH II 26 29
1415 63 III 15 29
III 30 29
17 4 283
IV 6. 20 120
Tob 12 6 281 lQMyst 110 119«.
Sir 11 ff 274fi. Gen.Apocr. XXiefl 29
7 33 68 XXI12 27
1116 82 XXI17 27
26 I3ff 64 XXI24 29
38 22 77 XXI32 29
49 6 82 QC I 22 (= I Q 22) (Ii 9) 29
5125.28 68 IQ 27 118
Bar 6 52 9 QC I 28a(= IQ 28a) 18 29
Stellenregister 303

Neues Testament Luk 4 32 167


20 28 9
Matth 15 236
39 9 Johl 3 222
48 35 12« 9
7 29 167 Acta 13 38 34
831 261 21n 102
22 24 9 Röm 122 fl 158
Mark I n 34 69 9
1219 9 I Kor 8 5 171
Luk 3 8 9 Eph 5 u 10

Corrigenda

Seite 43, Anmerkung 9: Jer statt Jes

Seite 228, Zeile 5 von oben: 25 44 statt 15 44

Seite 239, Anmerkung 141: umgehen statt mugehen


Wenn einer, der wiit Mvif>e taum

Gekrösen int auf einen Baum,

«
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.'(-• . . .
HH
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Sc(h>m weint, daß


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er ein Vogel war, m
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X
o
co
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l-H
So irrt ¡lieb der.

Wilhelm Busch
V o n C t - ^
Anfanguregeln HHÖ Grundzüge

Aller Anfang ist schwer — und ein Schachbuch für Anfänger soll deshalb
nicht zuviel von dem Lernenden verlangen und nicht zu schwierige Pro-
bleme auf werfen •. » Mein erstes Schachbuch« ist schon aus diesem Grunde
geeignet, das Interesse an allen Zweigen des Schachspiels wachzuhalten und
Zur weiteren Beschäftigung mit dem königlichen Spiel anzuregen. Arbeit
verlangt zwar Brinckmanns »Lehrbuch des Schachspiels« von dem neu-
gewonnenen Schachfreund-, aber seine klare und übersichtliche Darstellungs-
weise hält den Leser bis zum Schluß gefangen und macht ihn allmählich zu
einem wirklichen Schachspieler. » Von A bis Z« führt Exweltmeister
Dr. Euwe in seiner gediegenen und gründlichen Art durch alle Belange der
Schachpartie — ein unübertreffliches Lehrbuch für alle die, die es ernst
mit dem Schacbstudium meinen und mehr wissen wollen als die Grund-
wahrheiten. Einteilung und Durchführung verraten den großen Pädagogen.

K . RICHTER, Mein erstes Schachbuch


Ein Ratgeber für Anfänger. 4. Auflage. Oktav. Mit zahl-
reichen Stellungsbildern. 91 Seiten. 1956. Kartoniert
DM 4,80
„Diese Neuauflage des Erstlingswerkes des bekannten Ver-
fassers . . . führt in einfacher und mustergültiger Form den
Anfänger in die Kunst des Schachspiels ein." Schachecho

A. B R I N C K M A N N , Lehrbuch des Schachspiels


3., völlig neubearbeitete Auflage. Oktav. Mit 173 Diagram-
men. VIII, 160 Seiten. 1952. Kartoniert D M 6,40

uralter ii Grifttr & Ct.


„Der bekannte Stil Brinckmanns, der es versteht« die als
trocken verrufene Materie der Schachtheorie in jedem seiner
Aufsätze und Werke dem Leser .mundgerecht' zu machen,
zeichnet dieses Buch besonders aus."
Fränkische Nachrichten
M. EUWE, Schach von A—Z
Deutsche Bearbeitung von K u r t R i c h t e r . Oktav. Mit
262 Diagrammen. Etwa 200 Seiten. 1958. In Vorbereitung.

een unb ¿Xe ntbin.aiion.en.


für FortgejcbritteMe

Der große Ideengehalt des Schachspiels verlangt gebieterisch nach ein-


gehender Gestaltung. Da tritt wieder Dr. Euwe mit %wei wertvollen
Biichem auf dm Plan: in » Positions- und Kombinationsspiel« erläutert
er die höhere Strategie der Bauernfiihrung, und in » Urteil und Plan « gibt
er dem Lernenden meisterliche Winke %ur Stellungsbeurteilung und Plan-
bildung an die Hand. Wieder von anderer Art ist Eduard Laskers Stan-
dardwerk » Moderne Schachstrategie «, an dem schon unsere Väter ihre
höhere Schackau/fassung heranbildeten. 6 Auflagen (davon die letzte
modernisiert) sprechen für sich. Optisch Schach %u lehren, bemüht sich
K. Richter in seinen Büchern » Der Schachpraktiker, Schachmatt und
Kombinationen «. Anhand einprägsamer Beispiele wird die Theorie aus
der Praxis heraus entwickelt und in dem Lernenden das Schachgefühl ge-
weckt. Er lernt Kombinationen sehen und verstehen.

M. E U W E , Positions- und Kombinationsspiel im Schach


2. Auflage. Oktav. Mit 132 Diagrammen. 109 Seiten. 1955.
Kartoniert D M 5,80

Btrlttt ¡T))
„Dieses Buch gehört zu den Rosinen in der Schachliteratur.
Es ist für Lernende und Fortgeschrittene in gleichem Maße
gewinnbringend." Rotenburger Kreiszeitung

M. E U W E , Urteil und Plan im Schach


Oktav. Mit 168 Diagrammen. VIII, 168 Seiten. 1956. Kar-
toniert D M 8,40
„Ein neues Lehrbuch des holländischen Exweltmeisters.
Das Urteil über die Stellung und daraus den richtigen Plan
fassen zu lernen, das ist es, was . . . hier in anschaulicher
Form von Dr. Euwe dem Leser doziert wird."
Der Nußknacker
ED. L A S K E R , Moderne Schacbstratege
6., völlig umgearbeitete Auflage. Herausgegeben von R u -
d o l f T e s c h n e r und K u r t R i c h t e r . Oktav. Mit 178 Dia-
grammen. V I , 171 Seiten. 1955. Kartoniert DM9,80
„Dieses Buch, in dem die allgemeinen schachstrategischen
Gesetze entwickelt werden, hat schon vielen Spielern zur
Meisterstärke verholfen. Die neue Auflage ist vollständig
neu bearbeitet und modernisiert worden." Freie Presse

K . R I C H T E R , Der Scbacbpraktiker
Ein Wegweiser für Lernende. 3., verbesserte Auflage. Ok-
tav. Mit zahlreichen Stellungsbildern. 84 Seiten. 19$). Kar-
toniert D M 3,80
„Das Buch ist eine Fundgrube überraschender schachlicher
Gedankenblitze und ideenreicher Kombinationen."
Heim und Werk
K. R I C H T E R , Schachmatt
Eine lehrreiche Plauderei für Fortgeschrittene über den
Mattangriff im Schach. 2. Auflage. Oktav. Mit zahlreichen
Diagrammen. Etwa 100 Seiten. 1958. Kartoniert etwa
D M 7,80

Voller dt Crvlir tr Co.


„Richter ist der Feuilletonist unter den Schachautoren. Er
versteht es, die verwickeltesten Probleme gleichsam im
Plauderton verständlich zu machen.' dpa, Hamburg

K . R I C H T E R , Kombinationen

Eine planmäßig geordnete und eingehend erläuterte Samm-


lung von 356 Mittelspielstellungen im Schach. 3., ver-
besserte Auflage. Oktav. Mit 335 Voll und 55 Teildia-
grammen. 14g Seiten. 195;. Ganzleinen D M 8,50
„ D e m Leser bietet das Werk zweierlei: Belehrung und,
dank der faszinierenden Schreibweise Kurt Richters, recht
viel Unterhaltung." Schweizerische Schachzeitung

Theorie Uli Praxi«

Guter Anfang ist halbe Arbeit — auch für Schachspieler. Von großer
Wichtigkeit sind daher systematische Darstellungen der Eröffnungstage.
Eine grundlegende Übersicht vermittelt hier Richter/Teschner »Schach-
eröffnungen« mit klar herausgearbeiteten Gedanken der einzelnen Spiel-
anfänge und praktischen Partiebeispielen. Snosko-Boromiy/ »Eröffnungs-
fallen am Schachbrett« erläutert ein nicht minder bedeutsames Teilthema
lehrreicher Reinfälle in der Eröffnung, ihre Ausnutzung und ihre Ver-
meidung. In Vorbereitung ist Löwenfiscb;Smyslow' s Buch »Theorie der
Tttrmendspiele«, die nächst den Bauernendspielen %u den interessantesten
Sthlußspielen gehören. Der einstig? Weltmeister Capablanca verdankte
nach eigenen Aussagen dem Studium von mehr als 1000 Turmendspielen
einen großen Teil seiner ungewöhnlichen Spielstärkt.

Birilli V u
RICHTER/TESCHNER, Schacheroffmmgm (Der kleine Bilguer)
Theorie und Praxis. 2., nach dem neuesten Stand der
Theorie verbesserte Auflage. Oktav. Mit mehr als 100 aus-
gewählten Partien. VI, 210 Seiten. 1957. Kartoniert DM9,80
„Der Untertitel des Buches besagt das, Wesentliche über
seinen Aufbau. Die mannigfaltigen, von den beiden Ber-
liner Meistern sorgfältig zusammengestellten Eröffnungen
und Varianten sind mit über 100 Partienbeispielen unter-
malt." Schweizerische Schachzeitung

E. SNOSKO-BOROWSKY, Eröffnungsfallen am Schachbrett


3., verbesserte Auflage. Neubearbeitet unter Mitwirkung
von Rudolf Teschner. Oktav. Mit 221 Beispielen und
88 Diagrammen. 123 Seiten. 1957. DM 6,80
„Die Tatsache, daß dieses Werk ein Bestseller unter den
Schachbüchern ist, daß schon nach 2 1 j i Jahren eine Neu-
auflage notwendig wurde, spricht für sich." Schachecho

LÖWEN Fl SCH/SMYSLO W, Theorie der Turmendspiele


Aus dem Russischen übersetzt und herausgegeben von Dr.
H. Lehmann. In Vorbereitung.

Biographien und irinnermgen


Der Schachliehhaber möchte nicht nur lernen und studieren, sondern sieb
auch über die Laufbahn und Leistungen der großen Meister des Schachspiels
unterrichten. Dr. Atjechin, einer der gemähten Spieler alter Zeiten,
schildert » Auf dem Wege %ur Weltmeisterschaft« die psychologische Ein-
stellung auf seinen gewaltigen Gegner Capablanca und seinen scbließlicben
Sieg. Unübertrefflich sind die Glossen Aljecbins %u seinen eigenen Partien.

Walttr dt Grujhr C».


Hochinteressant. ist in diesem Zusammenbang Reshevskys objektive Schil-
derung seiner Schachlaufbahn vom Wunderkind zum Großmeister. Auch
er ist ein hervorragender Interpret eigener Partien. Seine allgemeinen Be-
trachtungen sind ebenfalls sehr lehrreich. A. Brinckmann würdigt den vor
einigen Jahren verstorbenen » Großmeister Bogotjubot» «, der %war im
Wettkamp f mit Aljechin unterlag, aber den größten Meistern der Neu-
heit zählt. Dem Gedenken Klaus Junges, dem hoffnungsvollsten deutschen
Nacbwuchstalent der Kriegszeit, mit nur kurzer, aber umso glänzenderer
Laufbahn ist BudrichSchultes sehr empfehlenswertes Büchlein » Das war
Klaus Junge « gewidmet. Carl Carls, der Schöpfer der Bremer Partie, hat
viele schöne Partien gespielt, die in dem von K. Richter bearbeiteten Buch
lebendig werden. Gleichzeitig vermittelt der Rückblick auf Carls' Schacb-
¡aufbabn interessante historische Eindrücke.

A. A L J E C H I N (Alekhine), Auf dem Wege zur Weltmeisterschaft


(1923—1927)
2. Auflage. Oktav. Mit 100 Partien und 173 Diagrammen.
VIII, 226 Seiten. 1955. Kartoniert D M 9,80
„Auf dem Wege zur Weltmeisterschaft ist in besonderem
Maße bezeichnend für das Schaffen Aljechins überhaupt.
Das Buch liest sich beinahe romanhaft."
Schweizerische Schachzeitung

S. R E S H E V S K Y , Meine Schachkarriere

Mit 80 ausgewählten Partien. Oktav. 210 Seiten. 1957. Kar-


toniert D M 12,80

,,. . . sehr aufschlußreich in vieler Beziehung für den Schach-


leser sind die Schilderungen über die einzelnen Turniere

Berlin V j )
und Begegnungen mit den Großen wie Aljechin, Capa-
blanca, Lasker und Bot winnik. Am wertvollsten jedoch sind
die Erläuterungen der 80 Partien." Der Nußkniacker

A . B R I N C K M A N N , Großmeister Bogoljubow
Oktav. Mit zahlreichen Abbildungen und Stellungsbildern.
107 Seiten. 1953. Kartoniert D M 5,50
„Eine Sammlung der besten Partien des allseitig beliebten
und geschätzten Großmeisters, in der vorzüglichen und
zum Teil humorvollen Glossierungskunst Alfred Brinck-
manns." Deutsche Nachrichten, Sao Paulo

B U D R I C H / S C H U L T E , Das war Klaus Junge


Partien und Aufzeichnungen. Gewidmet den jugendlichen
Schachspielern in aller Welt. Oktav. 97 Seiten. 19J6. Kar-
toniert D M 8,80

„ E i n Erinnerungsbuch zum Gedächtnis des begabtesten


deutschen Jungmeisters, der am 27. April 1945 mit 21
Jahren . . . fiel. In wenigen Jahren stieg er zur Weltklasse
auf. Das Buch eignet sich vor allem für unsere Jugend zu
Geschenkzwecken." Schachecho

K . R I C H T E R , Carl Carls und die ,Bremer Partie'


60 Jahre Schacherinnerungen. Mit einer Vorrede von A l -
f r e d B r i n c k m a n n . Herausgegeben von K u r t R i c h t e r .
Oktav, i i j Seiten und 2 Abbildungen. 1957. Kartoniert
D M 7,80

„ D a s empfehlenswerte Buch . . . weiß dem Menschen und


Schachmeister Carls ein seinen Leistungen und Verdiensten
entsprechendes Denkmal zu setzen."
Aachener Volkszeitung

Walltr i* Grafter & Ct.


t «ert
Ttuh und FTOM
In der Mitte zwischen Belehrung und Unterhaltung stehen Partiesamm-
lungen nach verschiedenen Gesichtspunkten. Tiefschürfend sind des jetzigen
Exweltmeisters Botwimüks Erläuterungen zH seinen Partien aus dem i.
Wettkampf mit Smyslow 19 J 4, ein Genuß für Kenner. Dr. Tarta-
kover, einer der amüsantesten Plauderer und geistreichsten Köpfe im
Reiche Caissas, steigt eine Anzahl seiner schönsten Partien mit originellen
und witzigen Zwischentexten. Mit ungarischem Temperament führt uns
der Budapester Experte W. Á.Foldeák in die Zauberwelt der Glanz-
partien mit ihren schönen Kombinationen — eine prächtige Unterhaltung.
Ein gewisses Gegenstück dazu bringt A. Brinckmann in einer Sammlung
prägnanter Kurzpartien, hier entlädt sieb die Dramatik des Scbacb-
kampfes sozusagen mit explosiver Kraft. Ganz anders geartet ist das
Buch über das größte Fernturnier der Nachkriegszeit: das »Dr. Dyckboff
Fernschach-Gedenkturnier«.. Fernscbacbpartien großer Meister sind na-
turgemäß meist tiefer angelegt als Partien am Brett und ermöglichen des-
halb Kombinationen, die man sonst kaum antreffen würde. Ähnliches gflt
hier für die subtile Bebandimg der Außauprobleme. Ein bedeutsames
Werk.

M. M. BOTWINNIK, Der Schachwettkampf Botnnmk—Smyslow


um die Weltmeisterschaft im Jahre 1954 in Moskau.
Deutsche Ubersetzung von Dr. H. Lehmann. Oktav. 100
Seiten. 1957. Kartoniert DM 6,80
Die Arbeit Botwinniks, die hier als erste in deutscher
Sprache vorgelegt wird — die vierundzwanzig ausfuhrlich
kommentierten Partien desWettkampfes um dieWeltmeister-
schaft gegen Smyslow im Jahre 1954 — ist zugleich seine
neueste.

Birti* V ff
TARTAKOWERS Glanzpartien 190}—19)0
Eine Auswahl seiner besten Schachpartien aus den Jahren
1905—1930, von ihm selbst erläutert; zugleich ein unsyste-
matisches Lehrbuch der Eröffnungsspiele und der allge-
meinen Strategie. Oktav. 227 Seiten. 1956. Kartoniert
DM 12 —
„In der vorliegenden Neuerscheinung findet sich eine Aus-
wahl der besten Schachpartien des bekannten Meisters,
das gleichzeitig ein Lehrbuch der Eröffnungstheorie, der
Endspiele und allgemeinen Strategie genannt werden
könnte." Union — Post
W. Ä. FÖLDEÄK, 100 preisgekrönte Schachpartien
Oktav. VIII, 135 Seiten. 1952. Kartoniert DM 6,80
„Wem die künstlerische Seite des Schachs besonders am
Herzen liegt und wer sich beste schachliche Unterhaltung
verschaffen will, der greife zu dem Werk." Freie Presse
A. BRINCKMANN, Matt in zwanzig Zügen
Einfälle und Reinfälle. Ein Lehr- und Lesebuch. Oktav.
70 Partien mit 72 Diagrammen. 87 Seiten. 1955. Kartoniert
DM 6,80
„Für erprobte Schachspieler ein schachtheoretisch exakt
durchdachtes, dabei erfrischend undogmatisches Nach-
spielheft." Bücherei und Bildung
Dr. DYCKHOFF
FERNSCHACH- GEDENKTURNIER 19 ¡4! 19 ¡6
Herausgegeben von H a n s - W e r n e r von M a s s o w und
Eberhardt Wilhelm.
Mit 180 Diagrammen, 39 Fotos, 170 ausgew. Partien,
Tabellen, Endspielregister, 246 Seiten. 1958. DM 12,80

Walter Je Grujier & Co.


\U^JisilLiche. -—^»G&tenkeilen
RMHd um bat SibaMreU

An Verweben, dem ernsten Schachspiel auch eine lustige Seite abzuge-


winnen, bat es nicht gefehlt. Dr. Fabeis Buch » Rund um das Schachbrett«
bringt eine eigenartige Mischung von Abnormitäten des königlichen Spiels,
Essays, Kompositionen und lustigen Zeichnungen — am Rande des Schach-
bretts. Köstliche Seltenheiten l In gewisser Weise ergänzt der Wiener Alt-
meister Dr. Krejcik in »Mein Abschied vom Schach« das Fabel'sehe
Werk. Witzige Probleme und geistreiche Partieendungen werden in ge-
mütvollem Wiener Plauderton vorgetragen und mit nachdenklichen Er-
innerungen gewürzt. Zwei Leckerbissen für Genießer ! Weiter gespannt ist
der Bogen in K. Richters »Kurzgeschichten um Schachfiguren«. Interes-
sante Zusammenstellungen aus allen Gebieten des Schachspiels, teils unter-
haltend, teils belehrend, mit mehr als yoo Diagrammen illustrieren die
unerschöpflichen Möglichkeiten im Reiche Caissas. Im wahren Sinne des
Wortes ein Bilderbuch des Schachspiels und zugleich ein unmethodisches
Lehrbuch des Mittelspiels l

K . F A B E L , Rund um das Schachbrett

Amüsantes und Interessantes vom Schach. Oktav. Mit 6


Karikaturen. VIII, 137 Seiten. 1955. Kartoniert D M 8 , 6 0

„ D a s Buch kann jedem warm empfohlen werden, der nicht


nur Partien gewinnen will, sondern auch Freude an der
besinnlichen und unterhaltsamen Seite des Schachspiels
hat." Pfälzer Tageblatt

Berlin V )J
J. K R E J C I K , Mein Abschied vom Scbacb
Sterbliches und Unsterbliches aus der Mappe eines Wiener
Altmeisters. Oktav. Mit 44 Partien, 40 Schlußspielen, 30
Endspielstudien, 17 Problemen, 27 Selbstmattaufgaben und
i ) i Stellungsbildern. 106 Seiten. 1 9 ; ; . Kartoniert DM 5,20
„Ein Erinnerungsbuch eines schon fast ehrwürdigen Zeugen
einer glanzvollen Schachepoche und ein würdiger Abschied
eines der letzten Romantiker aus Caissas buntem Reich."
Schachecho
K. RICHTER, Kurzgeschichten um Schachfiguren
Ein Bilderbuch des Schachspiels, zugleich ein Unterhal-
tungsbuch für alle Schachfreunde. Nach neuen Ideen zu-
sammengestellt und bearbeitet. 2., verbesserte Auflage.
Oktav. Mit mehr als 700 Diagrammen und nicht ganz so
vielen Versen. 308 Seiten. 1955. Kartoniert DM 12,80
„Amüsantes und Belehrendes, Schwächen und Nachdenk-
liches sind zu einem bunten Cocktail der 64 Felder gemixt,
den keiner mehr lassen kann, hat er erst einmal davon ge-
nippt." Sonntagspost

RoityrHbe für AnfgabttifreMiie


Die eben geschilderten drei Bücher enthalten zahlreiche schöne Schachauf-
gaben, sind jedoch keine ausgesprochenen ,Problembücher'. Diese haben
die weltbekannten Komponisten Kraemerj Zepter in ihren hervorragenden
Problemsammlungen geschaffen, die eine Fundgrube für jeden Problem-
freund bilden. Die Auswahl und Darstellung entspricht dem hoben Ruf
der Verfasser. Methodischen Lehrwert hat Dr. Speckmanns Werk
»Strategie im Schachproblem « anhand von 242 Diagrammen, den so be-
liebten Kleinaisfgaben.

Walttr de Gn/hr& Co.


K R A E M E R / Z E P L E R , Im Bannt des Schacbproblems
Oktav. Mit zahlreichen Diagrammen. 158 Seiten. 19$ 1.
Kartoniert DM 6,80
„Die beiden Problem-Großmeister A. Kraemer und E.
Zepler haben als prominenteste Vertreter der deutschen
Problemkunst eine große Zahl auserwählter Schachauf-
gaben und Studien in diesem wertvollen Buch zusammen-
gestellt." Kasseler Post

K R A E M E R / Z E P L E R , Problemkunst im 20. Jahrhundert


Ausgewählte Schachaufgaben. Oktav. 12; Seiten. 1957.
Kartoniert DM 8,60
„Von ursprünglich 4000 Schachaufgaben jeder Pioblem-
richtung haben die beiden berühmten Problemkomponisten
etwa den zehnten Teil ausgesucht;.. . eine unerschöpfliche
Fülle reifster Kunstwerke, eine wahre Fundgrube für jeden
Problemfreund." Schachecho

W. SPECKMANN, Stratege im Schachproblem


erläutert an 242 Miniaturen. Oktav. Etwa 128 Seiten. 1958.
Kartoniert etwa DM 8,40

für Vereinsfunktionäre unentbehrlich ist Brinckmam j Rellstab's »Tur-


mer- Taschenbuch«, das alte wichtigen Regeln, Spielsysteme und Vor-
schriften des Weltschachbundes allgemeinverständlich aufführt und erläutert.

BRINCKMANN / RELLSTAB, Turnier-Taschenbuch


Klein-Oktav. 127 Seiten. 1954. Kartoniert DM 4,80
„Dieses Buch der bekannten Verfasser wird Tumierspielern
und Turnierleitern bald unentbehrlich werden."
Schachecho

Btrltn W ¡;
'<2* ~S^>chactiQa.ht be^&eiial:

„Die DEUTSCHE SCHACHZEITUNG war noch nie so lebhaft


und vielseitig wie jetzt."
Ähnlich wie hier Alt-Großmeister Prof. Dr. Villmar äußern sich auch
andere anerkennende Stimmen aus dem In- und Ausland.
Wenn eine Schachzeitung Erfolg haben soll, muß sie wohl von Experten
geschrieben werden, darf aber nicht nur für Experten bestimmt sein.

Für jeden etwas, das ist die Devise der Redaktion, die sieb nach
besten Kräften und mit hervorragenden Mitarbeitern bemüht, die Zeit-
schrift anregend, unterhaltend und belehrend zu gestalten.
Die immerhin etwas spröde Materie Schach aufgelockert und interessant
darzubieten, ist gewiß nicht leicht. Überzeugen Sie sich bitte selbst, ob dies
der DEUTSCHEN SCHACH ZEITUNG gelungen ist, undfordern
Sie ein kostenloses Probebeft an. Wir sind sicher, daß auch Sie beiden viel-
seitigen und aktuellen Inhalt unserer traditionsreieben Zeitschrift auf Ihre
Kosten kommen werden.

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Hiermit bestelle ich aus dem Verlag Walter de Gruyter & Co.,
Berlin W 35, durch die Buchhandlung:

Expl. Aljechin, Weltmeisterschaft DM 9,80


Expl. Botwinnik, Schachwettkampf 1954 Botwinnik-
Smyslow DM 6,80
Expl. Brinckmann, Lehrbuch DM 6,40
Expl. —, Matt in 20 Zügen DM 6,80
Expl. —, Bogoljubow DM 5.5°
Expl. — u. Reilstab, Turnier-Taschenbuch DM 4,80
Expl. BudricK-Schulte, Klaus Junge DM 8,80
Expl. Dyckhoff— Fernschach — Turnier DM 12,80
Expl. Euwe, Positions- und Kombinationsspiel DM 5,80
Expl. Euwe, Urteil und Plan DM 8,40
Expl. Euwe, Schach von A—Z In Vorbereitung
Expl. Fabel, Rund um das Schachbrett DM 8,60
Expl. Földeäk, Schachpartien DM 6,80
Expl. Kraemer-Zepler, Schachprobleme DM 6,80
Expl. Kraemer-Zepler, Problemkunst DM 8,6o
Expl. Krejcik, Abschied vom Schach DM 5.2°
Expl. Lasker, Schachstrategie DM 9,80

BtrltH W ¡1
. . Expl. Löwenfisch-Smyslow, Turmendspiele In Vorbereitung
. . Expl. Reshevsky, Schachkarriere D M 12,80
. . Expl. Richter, Erstes Schachbuch DM 4,80
. . Expl. Richter, Schachpraktiker DM 3,80
. . Expl. Richter, Schachmatt DM 7,80
. . Expl. Richter, Kombinationen Ganzleinen D M 8,50
. . Expl. Richter, Carl Carls DM 7,80
. . Expl. Richter, Kurzgeschichten D M 12,80
. . Expl. Richter-Teschner, Schacheröffnungen DM 9,80
. . Expl. Snosko-Borowsky, Eröffnungsfallen DM 6,80
. . Expl. Speckmann, Strategie In Vorbereitung
. . Expl. Tartakowers Glanzpartien DM 12,—
. . Expl. Deutsche Schachzeitung
jährlich, zur Fortsetzung DM 12,—
Für Mitglieder von Schachvereinen DM 10,80
Einzelhefte DM 1,30

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