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Beikost

Definition: alle Lebensmittel, die der Säugling als Ergänzung zur Muttermilch/
Flaschennahrung erhält. Beikosteinführung bedeutet nicht Abstillen, sondern die
allmähliche Einführung anderer Nahrungsmittel unter dem Schutz des Stillens.

Allgemeine Empfehlung: 6 Monate ausschließliches Stillen, jedoch auch früher Beginn


der Beikost möglich bei folgenden Reifezeichen (ca. 5-6. Lebensmonat):
• Interesse der Kinder an dem, was die Familienmitglieder essen
• mit wenig Unterstützung im unteren Rücken aufrecht sitzen können
• Gute Kopfkontrolle
• Koordination von Auge-Hand-Mund: Nahrung kann selbst in den Mund gesteckt
werden
• kein Zungenstreckreflex mehr, wenn feste Nahrung in den Mund gelangt
• Bereitschaft zum Kauen
• Drehen des Körpers in beide Richtungen und zurück
• Zeigen können, wann das Kind genug gegessen hat (vermeidet Übergewicht)

Allergieprävention Bei allergiegefährdeten Kindern: keine protektive Wirkung des


ausschließlichen Stillens länger als 4 Monate. Alle Nahrungsmittel werden parallel zum
weiteren Stillen eingeführt. Dies vermindert das Risiko zur Ausbildung von Allergien.

Hauptnahrungsquelle bleibt im 7.-12. Lebensmonat die Milch. Den Kindern kann bei
oben genannten Reifezeichen Nahrung angeboten werden, nach dem 6. Monat sollte dies
in kurzen Abständen wiederholt werden.

Die günstigste Tageszeit für die 1. Beikostmahlzeit ist eine, an der das Kind ausgeruht
und am Essen interessiert ist. Abends sollte erst einmal weiter voll gestillt werden, da dies
ein beruhigendes Ritual für das Kind ist und eine nächtliche starke Füllung der
mütterlichen Brust vermieden wird.
Solange noch gestillt wird, kann auch kurzzeitig wieder ausschließlich Milch gegeben
werden, wenn das Kind krank ist oder keine andere Nahrung zu sich nimmt.

Kinder sollten nie zum Essen gezwungen werden, genauso wenig sollte Essen als
Erziehungsmittel, z.B. als Belohnung, Trost, Ablenkung oder Bestrafung eingesetzt
werden. Die Rückmeldung des Kindes sollten beachtet werden: öffnet Mund → fordert
Nachschub; dreht sich weg/ wird quengelig → Durst/ Aufstoßen/ volle Windel
ausschließen, sonst aufhören.

1. Baby-led Weaning
Das Kind darf selbst wählen was und wie viel es isst und lernt die verschiedenen Farben,
Formen, Konsistenzen, Gerüche und Geschmacksrichtungen der Nahrung in Form von
Fingerfood zunächst spielerisch kennen. Das Kind sitzt zu allen Mahlzeiten mit am Tisch
und lernt dabei durch Nachahmung der Familienmitglieder, sich die Nahrung selbst in den
Mund zu stecken. Zu Beginn sind dies eher ‚Spielzeiten‘, da das Kind die Nahrung
zunächst nicht mit Sättigung verbindet. Dem Kind sollte je eine Auswahl von 2-3
verschiedenen Nahrungsmitteln und zusätzlich Wasser zum Trinken angeboten werden.
Je nach Temperament und Bedürfnis wird das Kind vor oder nach dem Essen gestillt bzw.
erhält eine Flaschenmahlzeit. Diese werden reduziert je mehr das Kind isst. Es werden
motorische Fähigkeiten und die Mundmotorik (für eine gute Sprachentwicklung) gefördert,
auch indem die Stücke immer kleiner werden. So wird der Zangen- und Pinzettengriff
geübt.
Tipp: Ein sauberes Tuch unter dem Hochstuhl sorgt dafür, dass heruntergefallene Nahrung
erneut angeboten werden kann.

Geeignet sind:
• Weich gekochtes Gemüse und Obst in Pommes-Frites-großen Stücken. Es sollte
so weich sein, dass es zerdrückt werden kann, aber nicht zerfällt.
• Fleischsaft kann vom Kind zunächst aus dem gegarten Fleisch ausgesaugt werden.
• Gekochter Fisch ohne Gräten.
• Gekochtes Eigelb.
• Ab dem 8. Monat können Brotkanten oder Nudeln gelutscht und allmählich gekaut
werden.
• Sicheres Essen: nur im Sitzen, das Kind nicht alleine lassen, nur das Kind steckt
sich Nahrung in den Mund!

Nicht geeignet sind:


• aerodynamische Lebensmittel, wie z.B. Erbsen/ Nüsse/ Samen → bleiben gern in
der Nase oder der Luftröhre stecken.
• Nicht sicher ist das Essen im Stehen, vor dem Fernseher oder im Auto!
• Weiteres siehe unten.

2. Beikosteinführung mit Brei


Nahrungsaufbau mit 3 Breien:
Begonnen wird mit einigen Löffeln purem Gemüsemus vor der Still-/ Flaschenmahlzeit ein
bis mehrmals am Tag. Steigern der Menge bis nach ca. 4 Wochen eine ganze
Milchmahlzeit durch Brei ersetzt wird und das Kind davon satt wird. Dann wird der nächste
Brei über 4 Wochen hinweg gegeben, der dritte Brei wird nach ca. 2 Monaten eingeführt.
Zu allen Brei-Mahlzeiten wird Wasser zum Trinken (z.B. in einer Schnabeltasse)
angeboten.

Erster Brei: (z.B. mittags)


• Purer pürierter Gemüsebrei: es sollte zunächst nur mit einer Gemüsesorte
begonnen werden, sobald das Kind diese akzeptiert, werden mit einigen Tagen
Abstand Kartoffeln und dann Pflanzenöl (z.B. Oliven-/ Rapsöl) hinzugefügt. Erst
dann werden andere Gemüsesorten eingeführt oder diese kombiniert.
• Ab dem 7. Monat wird zusätzlich mind. 3x pro Woche 30g mageres Fleisch (Rind/
Kalb/ Schwein/ Geflügel) und zudem 30g gekochtes & püriertes Obst oder Saft in
den Brei gemischt, um den Eisenbedarf zu decken (Vitamin C aus dem Obst fördert
die Eisenaufnahme).
• Ab dem 8. Lebensmonat kann 1x pro Woche statt Fleisch gekochter Fisch
(Jodbedarf) und/ oder ein gekochtes Eigelb untergemischt werden.
• Die Menge des Breies steigert sich langsam auf ca. 80-100g pro Mahlzeit.
Zweiter Brei: (z.B. abends)
• Einführung wenn der erste Brei gut vertragen wird (ca. 4 Wochen später)
• Zutaten: Getreide (s. unten), Milch, Obstsaft/ zerdrücktes Obst
Dritter Brei: (z.B. nachmittags)
• Zutaten: Getreide, Obst, Öl (z.B. Walnuss-/ Leinöl, Butter, gerne im Wechsel)
• ideal für unterwegs, hält sich einige Zeit ohne Kühlung und kann bei
Zimmertemperatur gegessen werden.
Beim Füttern mit dem Löffel wird der Würgereflex des Säuglings übergangen, der Brei wird
eingeschlürft und geschluckt. Dabei bleibt das Training von Zungen- & Kiefermuskulatur
aus.
Zum Anregen des Kauens wird der Brei ab dem 8. Lebensmonat etwas gröber belassen.
Ab dem 10. Monat kann das Kind langsam die ungewürzte Familienkost mitessen.

Selber kochen oder kaufen?


Industriell hergestellte Breichen enthalten oft bis zu 10 Zutaten. Die Gläschen werden auf
Schadstoffe und Qualität der Verarbeitung überprüft, die Rezepturen sind aber nicht
gesetzlich vorgegeben. Zutaten wie Salz, Zucker, Aromen, Gewürze,
Geschmacksverstärker, Nüsse und Zitronensäure sind für die Deckung des
Nährstoffbedarfs nicht nötig, prägen jedoch den kindlichen Geschmack nachhaltig. Die
Altersangaben entsprechen oft nicht den Empfehlungen. Folgenahrungen (z.B. Trinkbreie,
Gute-Nacht-Fläschchen, 3er-Nahrung) enthalten oft zu viele Kalorien (begünstigt
Adipositas) und Stoffe wie Vanille oder Schokolade (schädigt Milchzähne).

Alles Bio?
Bio-Produkte sind zu bevorzugen, da diese durchschnittlich mehr Vitamine, Mineral- und
andere wichtige Pflanzenstoffe enthalten. Das Kind wird zudem nicht übermäßig mit
Schadstoffen wie z.B. Pflanzenschutzmitteln belastet wird. Obst und Gemüse, dass
außerhalb der Saison in großen Treibhäusern angebaut wird, hat eine hohe
Schadstoffbelastung. Daher sollte darauf geachtet werden, saisonal einzukaufen. Als
besonders schadstoffreich aus dem konventionellen Anbau gelten folgende Sorten:
Aubergine, Gurke, Paprika, Salat, Tomaten, Apfel, Birne, Aprikose, Mandarine, Pfirsich,
Beeren und Kirschen. Beim Fleisch wird auf artgerechte Haltung geachtet und kaum
Medikamente eingesetzt. Kaltgepresste Öle aus biologischer Erzeugung sind frei von
Pestiziden und enthalten die wertvollen ungesättigten Fettsäuren.

Geeignete Nahrungsmittel:
• Gemüse (jeweils gekocht): Karotten, weiße Rübchen, Blumenkohl, Zucchini,
Brokkoli, Pastinake, Kürbis, Fenchel, Schwarzwurzel, Steckrübe, Bohnen, Spargel,
Erbsen(-brei), Rosenkohl, Aubergine, Porree, Tomate, Gurke (auch roh möglich)
◦ folgendes Gemüse möglichst saisonal und in Bio Qualität wegen sonst hoher
Nitrat- und Schadstoffgehalte: Kohlrabi, Fenchel, Spinat, Rote Beete, Paprika,
Zucchini → diese Gemüsesorten möglichst nicht wiederholt aufwärmen
• Obst: reife Banane, alles andere sollte 2 Monate gedünstet angeboten werden,
bevor es roh gegeben wird
• Getreide als Flocken: Hafer, Dinkel, Roggen, Grünkern, Gerste, Weizen, Reis,
Hirse, Mais, Grieß. Diese Sorten werden im 1. Lebensjahr nicht roh gegeben,
sonder zuvor gekocht oder gebacken. Alternativ können spezielle Instantflocken
verwendet werden (werden schneller weich).
• Milch: bis zu 200ml Vollmilch täglich im Milch-Getreide-Brei
• Öl: Olivenöl, Rapsöl, Walnussöl, Leinöl, Hanfsamenöl, Nachtkerzenöl, Haselnussöl
• Getränke: Alternativ kann statt Wasser ab und zu stark verdünnter Babytee
angeboten werden, geeignet sind v.a. Fenchel, Zitronenmelisse, getrockneter Apfel,
Hagebutte (½ TL pro Tasse).

Nicht geeignete Nahrungsmittel im 1. Lebensjahr:


• Milchprodukte: Kuhmilch als Getränk, Quark, Joghurt, Frischkäse
• Rohmilchprodukte
• Rohes Fleisch, roher Fisch, rohe Eier
• Zucker (fördert Prägung auf Süßes, Karies und Übergewicht)
• Honig!
• Gewürzkräuter
• Nüsse, Samen und Obst mit Kernen (Verschluckungsgefahr)
• Fastfood, Fertigprodukte
• Getränke: Kräuter- und Früchtetee, unverdünnte Obstsäfte

Tipps um den Aufwand zu reduzieren:


• Auf Vorrat kochen und Portionen einfrieren:
◦ Bewährt hat es sich, den Brei in Eiswürfelformen einzufrieren. Nachdem diese
gefroren sind, können sie in Tüten gegeben und mit Datum und Inhalt beschriftet
werden. So erhält man verschiedene ‚Breibausteine‘, die nach Bedarf aufgetaut
und kombiniert werden können. Pro Mahlzeit werden je nach Alter des Kindes 2-
6 dieser Bausteine benötigt.
◦ Gemüse, Obst und Fleisch zunächst garen und pürieren, dann separat
einfrieren.
◦ Öl darf nicht mit eingefroren werden, sondern sollte frisch zum aufgetauten Brei
gegeben werden.
◦ Kartoffeln schmecken nach dem einfrieren nicht mehr, diese sollten frisch
gekocht werden/ sind für einige Tage im Kühlschrank haltbar. Stattdessen
können zerkleinerte Getreideflocken mit in den Brei gegeben und eingefroren
werden.
◦ Haltbarkeit im Tiefkühlfach: Gemüse/ Obst 6 Monate, Fleisch 3 Monate.
◦ Auftauen: Obst langsam im Kühlschrank, Gemüse und Fleisch kann auch auf
dem Ofen langsam erhitzt werden.
• Vorrat für jeweils 3 Tage im Kühlschrank: Den gekochten Brei dafür rasch im
Wasserbad abkühlen lassen und möglichst rasch in den Kühlschrank stellen, damit
sich keine Keime vermehren können.
• Für die Familie mitkochen: Es werden die gleichen Grundzutaten verwendet. Die
Eltern können ohne Salz und Gewürze kochen und für sich selbst am Tisch
nachwürzen, so muss nicht extra für das Kind gekocht werden. So gewöhnt sich
das Kind schnell an die Familienkost.

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