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Kalkulation

Website: TUM-Moodle Gedruckt von: Johanna Hofner


Kurs: Bauprozessmanagement / Baubetriebslehre für Architektur Datum: Donnerstag, 8. Februar 2024, 16:06
Buch: Kalkulation

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Beschreibung

Lehrstuhl für Bauprozessmanagement, Technische Universität München

überarbeitet (2021): Prof. Dr.-Ing Konrad Nübel


vorige Auflagen: em. Prof. Dr.-Ing. Josef Zimmermann

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Inhaltsverzeichnis

1. Unternehmensprozess Angebotsbearbeitung
1.1. Arten der Kundenanfrage
1.2. Das Angebot als Ergebnis der Angebotsbearbeitung

2. Teilprozess „Kalkulation“
2.1. Grundlagen
2.2. Kostenermittlung
2.3. Allgemeine Geschäftskosten AGK
2.4. Projektorganisationsplanung - Projektgemeinkosten PGK (PGK_Kalkulationsstufe,j)
2.5. Leistungsprozesse - Einzelkosten der Teilleistungen EKT
2.6. Herstellungskosten HK
2.7. Preisermittlung - Angebotssumme
2.8. Preisermittlung durch Umlagebeaufschlagung
2.9. Ablaufschema des Teilprozesses Kalkulation

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1. Unternehmensprozess Angebotsbearbeitung

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1.1. Arten der Kundenanfrage

Ein potentieller Auftraggeber (Investor) möchte im Zuge eines Investitionsvorhabens Bauleistungen und/oder Planungsleistungen vergeben. Dazu
startet er eine Anfrage bei geeigneten Auftragnehmern - er „schreibt die Leistung aus“. Der Unternehmensprozess Angebotsbearbeitung beginnt
mit dieser Anfrage als Kundenanforderung. Zu diesem Zweck muss der Auftraggeber diese Leistung beschreiben. In der Leistungsbeschreibung
definiert er seine Anforderungen an die insgesamt zu erbringende Leistung (Bausoll). Er beschreibt die Inhalte auf der Grundlage der
Gestaltungsplanung (Bauinhaltssoll) und er beschreibt die Randbedingungen der Leistungserbringung, wie etwa Ausführungsfristen
(Bauumständesoll).

Bausoll = Bauinhaltssoll + Bauumständesoll

Die Leistungsbeschreibung kann je nach der später beabsichtigten Form des Bauvertrages - z.B. Einheitspreisvertrag oder Pauschalvertrag -
unterschiedlich sein. Im Wesentlichen können grundsätzlich zwei Arten von Leistungsbeschreibungen gewählt werden:

Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis nach Positionen und


Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm oder funktionaler Beschreibung.

Die Art des Leistungsverzeichnisses ist maßgebend dafür, mit welcher Ausprägung Teilprozesse angewendet werden. Dies gilt insbesondere für
die Teilprozesse „Leistungsermittlung“, „Mengenermittlung“ und „Technische Bearbeitung“.

Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis nach Positionen

Das Leistungsverzeichnis nach Positionen ist die präziseste und detailreichste Art der Beschreibung. Bei Einheitspreisverträgen mit
Leistungsverzeichnis werden die auszuführenden Leistungen, gegliedert nach so genannten Leistungsbereichen, in Positionen ausgeschrieben. Für
jede Position wird die voraussichtlich auszuführende Menge (QLV) mit zugehöriger Abrechnungseinheit angegeben. Der Preis ist je Einheit der
ausgeschriebenen Leistung anzugeben, daher auch der Name Einheitspreisvertrag. Die spätere Abrechnung der tatsächlich ausgeführten Leistung
erfolgt je Position nach den vertraglich vereinbarten Einheitspreisen, solange keine änderungsrelevanten Einflüsse gegeben sind, mit den
tatsächlich ausgeführten Mengen QEP.

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Abbildung 6-2: Beispiele für Leistungspositionen – Teil 2

Für Einheitspreisverträge existiert mit der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen VOB Teil B eine allgemein anerkannte Vorlage. Die
VOB Teil B wird auch als „Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen“ bezeichnet. Aufgabe des Bieters ist es, für jede
Position einen Einheitspreis zu berechnen, der bei Erteilung des Zuschlags zur Vertragsgrundlage wird. Grundsätzlich zu beachten ist, dass bei
Ausschreibung mittels Leistungsverzeichnis die einzelnen Leistungen, die zur Herstellung eines Bauteils notwendig sind, auf unterschiedliche
Leistungspositionen ausgeschrieben werden. Dies wird nachfolgend am Beispiel von Stahlbetonarbeiten erläutert.

Beispielsweise werden für ein Stahlbetonbauteil die einzelnen Teilleistungen Schalung, Bewehrung und Beton, die zu dessen Herstellung
notwendig sind, in der Regel in getrennten Positionen erfasst. Unterschiedliche Bauteile wie Wände, Stützen oder Deckenplatten werden ebenfalls
in getrennten Positionen ausgeschrieben. Die Leistung ist durch den Positionstext erschöpfend und für alle Bieter verständlich auszuschreiben.
Beispiele hierfür sind in Abbildung 6-1 und Abbildung 6-2 enthalten. Für die Ausschreibungstexte existieren Vorlagen, z.B. die Dynamischen
Baudaten (siehe www.dynamischebaudaten.de).

Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm oder funktionaler Beschreibung

Bei Funktionaler Leistungsbeschreibung wird – wie der Name schon sagt – dem Bieter kein detailliertes Leistungsverzeichnis nach Positionen zur
Verfügung gestellt, sondern lediglich eine Leistungsbeschreibung, in der die geforderte Funktion des Objektes dargestellt wird. Dies erfolgt in der
Regel mit einer verbalen Beschreibung in Textform ergänzt durch Planunterlagen, deren Detaillierungsgrad sich daran orientiert, inwieweit der
Ausschreibende den Entwurf und die detaillierte Gestaltung der Bauaufgabe dem Wettbewerb zu unterstellen wünscht. Es können auch Muster
oder Detailausführungen vorgegeben werden. Die funktionale Beschreibung besteht aus einem allgemeinen Teil und mehreren spezifischen Teilen,
die sich mit einzelnen Leistungsbereichen (Gewerken) oder Bauteilen befassen. Ein Beispiel einer allgemeinen Beschreibung ist in Abbildung 6-3
enthalten.

Abbildung 6-3: Auszug einer Funktionalen Leistungsbeschreibung

Abbildung 6-4 zeigt ein Beispiel für die Detailvorgabe für eine Fassade in einer funktionalen Leistungsbeschreibung. Im Gegensatz zum
Leistungsverzeichnis mit Positionen, das im Regelfall zum Einheitspreisvertrag führt, wird auf der Grundlage einer funktionalen
Leistungsbeschreibung ein Pauschalvertrag geschlossen. Bei funktionalen Leistungsbeschreibungen ist zu beachten:

Der Umfang der Leistung ist über die Leistungsbeschreibung vorgegeben. Unmittelbar kalkulierbare Leistungspositionen liegen nicht vor.

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Die erforderlichen Mengenangaben sind nicht in der Leistungsbeschreibung enthalten. Diese sind im Zuge der Angebotsbearbeitung zu
ermitteln.

In diesem Fall werden die Teilprozesse „Leistungsermittlung“, „Mengenermittlung“ und „Technische Bearbeitung“ aktiviert. Die technische
Bearbeitung ergibt für viele Leistungen erst die erforderlichen Angaben. Ein Beispiel aus dem Gewerk „Rohbau“ ist etwa die Ermittlung der
Betonstahlmengen.

Abbildung 6-4: Beispiel Detail Fassade

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1.2. Das Angebot als Ergebnis der Angebotsbearbeitung

Ziel der Angebotsbearbeitung ist es, einen Auftrag mit guter Preisqualität zu erhalten. Dazu sind alle Teilprozesse sorgfältig durchzuführen und
aufeinander abzustimmen. Das Ergebnis des Unternehmensprozesses Angebotsbearbeitung ist das Angebot. Das Angebot muss vollständig und
rechtskräftig unterzeichnet sein sowie schriftlich eingereicht werden. Es ist im Falle der öffentlichen oder beschränkten Ausschreibung mit
Leistungspositionen Grundlage für den Zuschlag (Vertrag), im Falle einer funktionalen Ausschreibung für einen privaten Investor die Basis für
weitere Aufklärungsgespräche bzw. Verhandlungen.

Abbildung 6-5: Angebot mit Leistungsverzeichnis als Kurztext für ein Beispielprojekt mit angebotenen Einheitspreisen EP

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2. Teilprozess „Kalkulation“

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2.1. Grundlagen

Eine Kalkulation ist die möglichst genaue Feststellung der Kosten eines Bauprojektes zur Erfüllung der Vertragsleistung unter Ansatz der
gewählten Bauverfahren, des Bauablaufes und der Ressourcen. Kosten, die den Leistungspositionen direkt zugeordnet werden können, werden
„Einzelkosten der Teilleistungen (EKT)“ genannt. Kosten, die für die Organisation der Fertigung an sich notwendig sind, werden
„Projektgemeinkosten (PGK)“ genannt. Zusätzlich sind übergreifende Ansätze für die „Allgemeinen Geschäftskosten (AGK)“, „Wagnis (W)“ und
„Gewinn (G)“ zu berücksichtigen.

Zunächst werden in der Angebotskalkulation auf der Grundlage der Leistungsbeschreibung der Ausschreibung die voraussichtlich zu erwartenden
Kosten bestimmt. Sie dienen zur Ermittlung des Angebotspreises. Nach Auftragserteilung wird diese Angebotskalkulation als Werkzeug zur
Projektsteuerung weiterentwickelt. Die nach Auftragserteilung folgende Vertragskalkulation ist die Basis, auf der der Auftrag (bei privaten
Auftraggebern ggf. nach Verhandlung) erteilt wurde. Im Zuge der Projektrealisierung werden in der Prognosekalkulation zur Überwachung des
Fortschritts und des Auftragszieles die kalkulierten Kosten schrittweise durch die realen Kosten ersetzt und die noch nicht realisierten Positionen in
den Annahmen und Ansätzen an die aktuellsten Informationen angepasst. Nach Abnahme des Vorhabens erlaubt die fortgeschriebene Kalkulation
(Abnahmekalkulation), die Erfahrungen aus dem Projekt für zukünftige Projekte in Form verbesserter Ansätze einfließen zu lassen. Nach
Beendigung der Gewährleistungs- bzw. Mangelhaftungsphase werden mit der Schlusskalkulation die tatsächlichen Gewährleistungs- bzw.
Mangelhaftungskosten erfasst.

Tabelle 6-1: Kalkulationsstufen und Kalkulationszweck in Abhängigkeit der Projektphase

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2.2. Kostenermittlung

In einem Einheitspreisvertrag ist der Umfang der Leistung über ein positionsweises Leistungsverzeichnis detailliert vorgegeben. Der Einheitspreis,
der alle Zuschläge und Gemeinkosten als Umlage enthält, ist vertraglich fixiert. Die Mengenangaben und damit die tatsächlich auszuführenden
Mengen bleiben variabel. Die im Ausschreibungsleistungsverzeichnis angegebenen Mengen QLV sind demzufolge vorläufig. Dadurch ist die
Gesamtsumme der Vergütung ebenfalls nicht festgelegt. In der Bestimmung VOB/B § 2 Abs. 2 ist festgeschrieben, dass die Abrechnung der
ausgeführten Leistung je Position nach den vertraglich vereinbarten Einheitspreisen und den ausgeführten Mengen QEP erfolgt.

Abbildung 6-6 zeigt die Gliederung der Kosten einer Position bei der Ausschreibung mit Leistungspositionen in kalkulierbare Strukturen
(Kostenarten KOA). Dabei sind LV-Menge (QLV), Einheit (AE) und Leistungsbeschreibung der Position vom Ausschreibenden vorgegeben. Auf dieser
Grundlage werden vom Bieter die Leistungsansätze zur Bestimmung des Lohnanteils [h/Einheit], Kosten für Lohn, Stoffe, Geräte, Schalung und
Rüstung sowie Nachunternehmerleistungen ermittelt. Damit sind die Kosten nach „Kostenarten“ (KOA) dieser Teilleistung ermittelt. Sie bilden die
Grundlage zur Bildung des Einheitspreises EP. Die Summe der Kosten jeder Kostenart je Position wird als EKTEP bezeichnet. Der Einheitspreis EP
beinhaltet über EKTEP hinaus jedoch noch weitere Kostenanteile wie Projektgemeinkosten (PGK), Allgemeine Geschäftskosten (AGK) sowie
Risikovorsorge „Wagnis“ (W) und den kalkulierten Gewinn (G). Auf diese Anteile des Einheitspreises (EP) wird später eingegangen.

Abbildung 6-6: Angebotsbearbeitung bei Ausschreibung mit Leistungspositionen

Folgende Aspekte sind bezüglich eines Einheitspreisvertrages zu beachten:

Der Umfang der Leistung ist über die Leistungsbeschreibung vorgegeben und der Einheitspreis wird vertraglich fixiert.
Die Mengenangabe QLV ist zum Zweck der Ausschreibung und Zuschlagserteilung vorläufig und damit die im Fall der Realisierung
tatsächlich auszuführende Menge QEKT bzw. abzurechnende Menge QEP variabel. Die LV-Menge (QLV) ist die auftraggeberseitig
vorgegebene Menge im Leistungsverzeichnis. Maßgebend für die Abrechnung ist die die Abrechnungsmenge (QEP) gemäß VOB/C. Dadurch
ist die Gesamtsumme der Vergütung ebenfalls variabel. Dies ergibt sich aus der Bestimmung in §2 Abs. 2 der VOB Teil B, dass die
Abrechnung der ausgeführten Leistung je Position nach den vertraglich vereinbarten Einheitspreisen und den tatsächlich ausgeführten
Leistungen erfolgt. Die reale (tatsächliche) Menge (QEKT) wird im Rahmen der Produktionsplanung als auch der Kalkulation bei der
Aufwandsermittlung berücksichtigt, um die vertragliche Leistung auszuführen. Die Abrechnungsmenge (QEP) stellt bei einem
Einheitspreisvertrag die Grundlage für die Höhe von Rechnungen in Kombination mit dem vertraglich fixierten Einheitspreis [EP] dar. Sie
ermittelt sich über die in der VOB/C, Abschnitt 5 definierten Regeln zur Abrechnung.
Ist das Leistungsverzeichnis vom Ausschreibenden vorgegeben, sind die Kosten gemäß der durch das Leistungsverzeichnis vorgegebenen
Struktur zu ermitteln. Für die einzelnen Bauteile werden Positionen ausgeschrieben, in denen die Leistungen zur Herstellung formuliert sind.
Menge und Abrechnungseinheit sowie die verbale Beschreibung sind für jede Position angegeben. Aufgabe der Kalkulation ist es, den
Einheitspreis auf Grundlage dieser Vorgaben zu ermitteln. Im LV selbst werden Positionen zu Titeln zusammengefasst. Diese Titel fassen
Positionen, die sich auf bestimmte Leistungsbereiche beziehen, zusammen. In der Regel orientiert man sich am ehemaligen
Standardleistungsbuch Bau (StLB-Bau, , Quelle: Beuth Versandkatalog, Berlin; Stand 1999), das durch die StLB Bau Dynamischen Baudaten
abgelöst wurde (vgl. Abbildung 6-7). Bei Öffentlichen Ausschreibungen ist das StLB Bau seit 1998 verbindlich vorgeschrieben.

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Abbildung 6-7: Gliederung Standardleistungsbuch

Im Standardleistungsbuch sind z.B. die Stahlbetonarbeiten unter dem Leistungsbereich 13 Beton- und Stahlbetonarbeiten zu finden,
Estricharbeiten unter Leistungsbereich 25 und Raumlufttechnische Anlagen unter Leistungsbereich 75. Typischerweise werden im Rohbau
Positionen für die Bauteile Fundamente, Bodenplatten, Wände, Stützen, Decken, Podeste etc. ausgeschrieben. Der Positionstext enthält die
Beschreibung der eigentlichen Leistung, wie Ortbeton der Sauberkeitsschicht (vgl. Abbildung 6-6).

Die Kalkulation ist zunächst eine möglichst genaue Kostenermittlung auf der Basis der ausgeschriebenen Leistungen. Die Preise werden erst nach
der Ermittlung der Kosten berechnet bzw. festgelegt. Für ein Projekt gliedern sich die Kosten wie folgt:

1. Allgemeine Geschäftskosten (AGK)


2. Projektgemeinkosten (PGK)
3. Einzelkosten der Teilleistungen (EKT)

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Dabei ergibt sich zur Bildung des Angebotspreises folgende Struktur der Kosten:

Abbildung 6-8: Bestandteile der Angebotssumme netto

Alle Kostenanteile außer „Wagnis“ und „Gewinn“ sowie die Berücksichtigung der kalkulatorischen Allgemeinen Geschäftskosten, die von der
Geschäftsleitung vorgegeben werden, kommen aus dem Teilprozess „Kalkulation“.

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2.3. Allgemeine Geschäftskosten AGK

Abbildung 6-9: Abgrenzung Prozesse Projekt-Unternehmen

Prozesse, die Leistungen für externe Kunden erzeugen, werden als Unternehmensprozesse bezeichnet, da diese Prozesse den Unternehmenszweck
abbilden. Die im Projekt und Unternehmen ablaufenden Unterstützungsprozesse werden je nach Lage als Projektmanagement- bzw.
Strategieprozesse bezeichnet. Die Projektmanagementprozesse sind z.B. Projektorganisationsprozesse in der Projektrealisierung, die in den
Projektgemeinkosten erfasst werden. Die Strategieprozesse sind die Steuerungsprozesse des Unternehmens und werden in den Allgemeinen
Geschäftskosten erfasst.

Die Unternehmensstruktur verursacht Kosten, die unabhängig von dem Umsatzvolumen entstehen und somit keinem Projekt direkt
verursachungsgerecht zugeordnet werden können. Mitarbeiter, Mieten und Geschäftsausstattung müssen bezahlt werden. Diese Kosten der
Unternehmensstruktur werden als Allgemeine Geschäftskosten (AGK) bezeichnet.

Die AGK`s sind von den Projekten zu erwirtschaften. Dazu werden die gesamten AGK - soweit sie nicht im Zuge von projektbezogenen
Dienstleistungen direkt auf Projekte verrechnet werden konnten - als Prozentsatz der in der Unternehmensplanung dargelegten
Umsatzplanungen angegeben. Mit diesem Prozentsatz sind sie dann in der Angebotsbearbeitung zu berücksichtigen (vgl. Tabelle 6-2).

Tabelle 6-2: Beispiel für die Verrechnung von AGK absolut und bezogen auf die Leistung

In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass die Allgemeinen Geschäftskosten - soweit möglich - auf die einzelnen Projekte unmittelbar und
verursachungsbezogen verrechnet werden (vgl. Tabelle 6-2, Zeile „Verrechnet“). Diese werden dann zu Einzelkosten der Teilleistungen oder
Gemeinkosten des Projekts gezählt. Wesentliche Verrechnungen betreffen insbesondere die Kosten für die Bauleitung, die Arbeitsvorbereitung
und die Technische Bearbeitung. Die innerhalb der Funktionen der Bauunternehmung angefallenen Kosten sind für die einzelnen Projekte von den
Funktionen explizit auszuweisen.

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2.4. Projektorganisationsplanung - Projektgemeinkosten PGK (PGK_Kalkulationsstufe,j)

Bestandteile der Projektgemeinkosten PGK

Zu den Projektgemeinkosten zählen diejenigen Kosten, die zwar einem Projekt, nicht aber direkt einer Leistung, d. h. einer Position, – den
Leistungsprozessen – im Projekt zugeordnet werden können. Sie entstehen durch Aufwand, der für das Betreiben des Projektes an sich notwendig
ist. Komponenten der Projektgemeinkosten sind:

Personalkosten

Kosten des Projektteams als Personalkosten – der Projektorganisation Gerätekosten (soweit sie nicht einzelnen Positionen zuzuordnen sind)
Kosten für das Errichten und Räumen der Baustelle
Vorhaltekosten für Einrichtungen und Geräte,
Betriebs- und Bedienungskosten,
Kleingerät und Werkzeuge,
Pachten und Mieten.

Sonstige Kosten

Kosten für Versicherungen, Lizenzen, Bürgschaften, Avalkosten


Finanzierungskosten
Kosten für Mangelhaftung

Projektgemeinkosten können auch in Leistungspositionen ausgeschrieben sein. Dies betrifft beispielsweise die Baustelleneinrichtung. Die
Ermittlung erfolgt dann wie bei den Einzelkosten der Teilleistungen.

Projektgemeinkosten – Personal

Personalkosten sind die Kosten des Projektteams. Um diese Kosten ermitteln zu können, ist die Organisation des Projektteams festzulegen. Dabei
geht es um die erforderliche Anzahl und die Qualifikation der Teammitglieder sowie die Dauer des jeweiligen Einsatzes. Dazu ist ein Ablaufplan
entsprechend Abbildung 6-11 auf der Grundlage des Ablaufplanes der Baumaßnahme (Abbildung 6-10) zu entwickeln, aus dem die Einsatzdauer
jedes einzelnen Mitarbeiters ersichtlich ist. Die Kosten ergeben sich aus der jeweiligen Qualifikation und der damit verbundenen Vergütung der
Mitarbeiter.

Abbildung 6-10: Ablaufplan

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Abbildung 6-11: Einsatzdauern von Personal und Geräten als Funktion des Ablaufplanes

Tabelle 6-3 zeigt das für das Beispielprojekt eingeplante Personal mit Einsatzdauern und zugehörigen Kosten. Falls ein Teammitglied mehreren
Projekten zugeordnet wird, ist er in der Kalkulation nur anteilig berücksichtigt; dieses wird in der 2. Spalte in Tabelle 6-3 ausgewiesen.

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Tabelle 6-3: Beispiel Projektgemeinkosten – Personal

Projektgemeinkosten – Geräte

Die für das Projekt vorgesehenen Geräte müssen in Art und Dauer des Einsatzes festgelegt

werden. Dazu ist gleichermaßen ein Einsatzplan gemäß Tabelle 6-4, der sich am Ablaufplan des

Projektes orientiert, zu erstellen. Üblicherweise umfassen die PGKGeräte:

Container als Tagesunterkünfte, Büro, für Sanitäranlagen und Besprechung,


Hebezeug, z.B. Turmdrehkrane,
Kleingeräte für die Ausführung der Bauarbeiten, z.B. Bohrmaschinen, oder

Schaufeln etc.

Tabelle 6-4: Beispiel Projektgemeinkosten – Geräte

Die Gerätekosten beinhalten Auf- und Abbau, Transport, Vorhalten und Betrieb der Geräte. Die Kostenermittlung beispielsweise unter Anwendung
der BGL wurde bereits in Kapitel 4 ausgeführt. Für die Vorhaltegeräte der Projektgemeinkosten, wie Hebezeug und Container, werden die Kosten

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als Miete je Monat angesetzt. Kleingeräte werden in der Regel über die Baustelle abgeschrieben oder nach Beendigung wieder an den Bauhof
zurückgegeben. Die kalkulierten Kosten stellen dabei den Wertverlust der Kleingeräte dar. Für das Beispielprojekt sind die Gemeinkosten Geräte in
Tabelle 6-4 zusammengestellt.

Projektgemeinkosten – Sonstiges

Unter „Projektgemeinkosten – Sonstiges“ werden insbesondere Kosten für Versicherungen und Bürgschaften sowie Finanzierungskosten und
Kosten für Mangelhaftung erfasst. Falls Kosten für Planung nicht in den EKT bereits enthalten sind, werden diese Kosten ebenfalls an dieser Stelle
ermittelt. Im vorliegenden Kalkulationsbeispiel wurden keine Projektgemeinkosten unter Sonstiges angesetzt. Die Kosten für die Planung wurden
im Beispiel als EKT kalkuliert.

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2.5. Leistungsprozesse - Einzelkosten der Teilleistungen EKT

Kalkulation nach Kostenarten

Die Aufgabe einer Angebotskalkulation [AK] besteht im Wesentlichen darin, sämtliche Kosten, die bei der Ausführung der ausgeschriebenen
Leistung unter Einhaltung der Vertragsfristen entstehen werden, zutreffend zu bestimmen. Dazu sind alle Einflüsse auf die Kostenentwicklung zu
berücksichtigen. Die Kosten einer Position i [EKTi] setzen sich aus den Kostenarten Lohn [L], Stoffe [S], Geräte [G], Schalung und Rüstung [S/R]
sowie Nachunternehmerleistungen [NU] zusammen.

Die Einzelkosten der Teilleistungen sind diejenigen Kosten, die einer Position des Leistungsverzeichnisses direkt zugewiesen werden können. Für
die Kalkulation werden die Kosten in Kostenarten eingeteilt. Die Einzelkosten der Teilleistungen [EKTKalkulationsstufe,i] enthalten:

• [EKTKalkulationsstufe,L,i]: Lohnkosten der gewerblichen Arbeitskräfte

• [EKTKalkulationsstufe,S,i]: Stoffkosten der Baumaterialien, Bauhilfs- und Baubetriebsstoffe die im fertigen Bauwerk verbleiben

[EKTKalkulationsstufe,S/R,i]: Kosten des Rüst-, Schal- und Verbaumaterials, das nicht im fertigen Bauwerk verbleibt
[EKTKalkulationsstufe,G,i]: Gerätekosten der Geräte, die einer Position zugeordnet werden können, soweit nicht in PGK
[EKTKalkulationsstufe,NU,i]: Kosten der Nachunternehmerleistungen
[EKTKalkulationsstufe,NU,i]: Kosten der Planer, soweit nicht in PGK.

Die einzelnen Kostenansätze werden je einer der genannten Kostenarten [KOA] zugeordnet. Die Differenzierung nach Kostenarten ermöglicht die
Schaffung von Transparenz in Angebots- und Ausführungsphase. Während der Leistungserbringung ist sie Voraussetzung für Soll-Ist-Vergleiche
der Kosten und damit unentbehrliches Hilfsmittel zur Projektsteuerung. Die Kostenarten bilden die Grundlage für die Bildung der Budgets sowie
der Vergabegrenzwerte für Ausschreibung und Vergabe von Leistungen an Nachunternehmer, Lieferanten und Planern, sowie zur Steuerung der
Eigenleistung.

Beispiele für die Zuordnung zu den einzelnen Kostenarten:

Lohnkosten [EKTKalkulationsstufe,L,i] erhält man aus dem Zeitaufwand [wKalkulationsstufe,i] für die einzelne Teilleistung (z. B. h/m2, h/Stück) und
dem Stundenlohn, der den für die Teilleistung beschäftigten Arbeitnehmern zu zahlen ist: €/h (Mittellohn [ML])
Stoffkosten [EKTKalkulationsstufe,S,i] ergeben sich durch:
- Baustoffe: Stoffe [S], die für die Ausführung der Teilleistungen verwendet werden und im Bauwerk verbleiben, z. B. Mauersteine, Beton,
Türen, Fenster, Betonfertigteile.
- Bauhilfsstoffe: Stoffe [S], die zur Durchführung der Teilleistungen benötigt, aber nicht in das Bauwerk eingebaut werden und nicht
wiederverwendet werden können (z. B. Schalöl, nicht wiederverwendbare Schalung)
- Baubetriebsstoffe: Stoffe [S], die beim Einsatz von Maschinen u. Geräten erforderlich sind (z. B. Diesel, Strom, Schmiermittel).
Gerätekosten [EKTKalkulationsstufe,G,i] ergeben sich aus
- kalkulatorischer Abschreibung und Verzinsung [A+V]
- kalkulatorischen Reparaturkosten [R],
- Mietkosten für Fremdgeräte, z.B. Miete für Betonpumpe.
Kosten für Rüst-, Schal- und Verbaumaterial [EKTKalkulationsstufe,S/R,i] ergeben sich aus
- kalkulatorischer Abschreibung und Verzinsung [A+V]
- kalkulatorischen Reparaturkosten [R],
- Mietkosten für Fremdmaterial, z. B. Miete für Schalung.
Nachunternehmerkosten [EKTKalkulationsstufe,NU,i] ergeben sich aus den Einheitspreisen [EP] oder auch aus Pauschalpreisen [pausch.] der
Nachunternehmerangebote.
Grundlegend für die Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistungen [EKT] ist die Produktionsplanung. Dabei sind sämtliche in der
Ausschreibung enthaltenen Positionen kostenmäßig zu erfassen.

Grundlegend für die Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistungen [EKT] ist die Produktionsplanung. Dabei sind sämtliche in der Ausschreibung
enthaltenen Positionen kostenmäßig zu erfassen.

Kalkulationsansätze nach Kostenarten

Die Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistungen ergibt sich aus der Produktionsplanung und ist in Kapitel 4 ausführlich dargestellt. Für die
Kalkulation sind sämtliche in der Ausschreibung enthaltenen Positionen kostenmäßig zu erfassen.

Ermittlung der Lohnkosten [EKTKalkulationsstufe,L,i]

Die Aufwandswerte der Lohnleistung werden in der Produktionsplanung ermittelt. Bei dieser Vorgehensweise wird ermittelt, wie viel Zeit die
Arbeitsvorgänge zur Herstellung eines bestimmten Bauteils erfordern und wie viele Arbeitskräfte [qBetrieb] dazu nötig sind. Ein bestimmtes
Bauverfahren, z. B. die Schalung von Decken mit Deckentischen, benötigt eine bestimmte Anzahl von Arbeitskräften qBetrieb. QBetrieb bezeichnet die
Anzahl der Kolonnen mit der Mannschaftsstärke qBetrieb. Wie viele Kolonnen, d. h. Betriebe QBetrieb, eingesetzt werden können ist eine Funktion
von Organisation und Logistik. Über die Dauer [D] und die Anzahl der Betriebe [QBetrieb] und damit der Anzahl der Arbeitskräfte q = QBetrieb ·
qBetrieb, kann der Gesamtstundenaufwand bestimmt werden. Dieser wird anschließend durch die zugehörige Menge [QLV] geteilt, wodurch man

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den Aufwandswert [wKalkulationsstufe,i] erhält (sog. Produktionsfunktion). QLV wird dabei auftraggeberseitig unter Berücksichtigung der
Abrechnungsregeln der VOB/C Abschnitt 5 vorgegeben. Zur Erreichung eines optimalen Ergebnisses und optimierten Bauablaufes im Rahmen der
vertraglichen Vereinbarungen können mehrere Iterationen der Prozessschritte der Produktionsplanung notwendig werden.

Der spezifische Aufwandswert w, der für eine bestimmte Leistung zu erzielen ist, um die zeitlichen und mengenmäßigen Anforderungen des
Vertrages zu erfüllen, ergibt sich zu:

Durch Multiplikation des Aufwandswerts mit dem berechneten, voraussichtlich während der Ausführungsfristen maßgeblichen Mittellohn für die
betreffenden Arbeitskräfte ergeben sich die Lohnkosten EKTEP,Kalkulationsstufe,L,i je Mengeneinheit in €. Alternativ und zur Überprüfung der
ermittelten Werte kann der Aufwandswert auch durch Erfahrungswerte aus vorangegangenen Projekten (Schlussrechnungskalkulation) oder aus
Wertesammlungen, z. B. den Tabellen der Arbeitszeitrichtwerte Hochbau (ARH), entnommen werden. Diese Vorgehensweise erfordert ein hohes
Maß an Erfahrung und Urteilsvermögen, da die Anwendbarkeit auf ein spezielles Projekt mit seinen individuellen Randbedingungen nicht ohne
weiteres gegeben ist. Von einem unreflektierten Übernehmen von ARH-Werten ist abzusehen. Generell sollten solche Tabellenwerte ausschließlich
zur Prüfung aller in der Produktionsplanung selbst ermittelten Ansätze als Plausibilitätsbetrachtung benutzt werden.

Durch Multiplikation des Aufwandswerts mit dem geschätzten oder berechneten Mittellohn für die betreffenden Arbeitskräfte ergeben sich die
Lohnkosten je Abrechnungseinheit in €.

Der aus der Produktionsplanung ermittelte Stundenaufwand je Position wird als Produktivitätsansatz in die Spalte „Stunden/Einheit“ eingesetzt
und mit dem Mittellohn multipliziert. Für das Kalkulationsbeispiel wird ein Mittellohn in Höhe von 42,00 €/Ah angenommen. Dadurch ergibt sich
die Spalte „Lohn in [€/Einheit]“. Man erhält so die Lohnkosten je Mengeneinheit. Über Multiplikation mit dem Vordersatz QLV ergeben sich die
gesamten Lohnkosten für die Position (Tabelle 6-5).

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Tabelle 6-5: Beispiel Kostenart Lohn – Werte je Einheit und je Position

Zusätzlich zu den Lohnkosten wird beispielsweise für die Ablaufplanung der gesamte Stundenaufwand für die Positionen benötigt. Die Stunden
stellen weiterhin einen wichtigen Parameter für das Baustellencontrolling dar. Im Laufe der Bauausführung werden die geleisteten Arbeiterstunden
erfasst und mit dem zur Verfügung stehenden Budget, den Soll-Stunden, verglichen.

Beispielhafte Kalkulationsansätze:

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Tabelle 6-6: Beispielhafte Kalkulationsansätze – Bezugsgröße QEKT

Ermittlung der Schalungs- und Rüstungskosten [EKTKalkulationsstufe,S/R,i]

Die Kosten für Schalung und Rüstung werden in der Regel über Mietsätze berechnet, die sich aus einem Prozentsatz des Neuwertes des Materials
ergeben. Für die Bereitstellung wird üblicherweise ein Pauschalbetrag angesetzt, ebenfalls als Anteil des Neuwertes des Materials. Die
Bereitstellung beinhaltet die Kosten für die Zusammenstellung des Materials beim Schalungslieferanten und die Verteilung auf dem Lagerplatz
nach dem Rücktransport, den Transport zur Baustelle und zurück und Rückstellungen für die zu erwartenden Verluste von Verschleißteilen, z. B. der
Schalhaut. Derzeitige Mietsätze liegen bei 2 % vom Neuwert für die Bereitstellung und 3,5 % vom Neuwert als monatlicher Mietsatz. Die gesamten

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Mietkosten für Schalung und Rüstung werden auf den Vordersatz, d. h. die Menge der Position QLV, bezogen, um die Kosten je Mengeneinheit der
Position zu erhalten.

Das Budget der Schalungskosten wird für die Anfrage der Mietkosten beim Schalungslieferanten oder eigenem Bestand verwendet. Die
Eingangswerte entstammen der Produktionsplanung. Dort wurden die notwendige Vorhaltedauer und die benötigte Menge des Schalmaterials
bereits bestimmt. Die für die Kalkulation notwendige Angabe ist der Mietsatz bezogen auf den Neuwert. Anhand dieses Werts können die Kosten
für die Vorhaltung und die Bereitstellung berechnet werden (Tabelle 6-7).

Tabelle 6-7: Beispiel Kostenart Schalung und Rüstung

Ermittlung der Gerätekosten [EKTKalkulationsstufe,G,i]

Die Gerätekosten beinhalten die Kosten für die kalkulatorische Abschreibung [A] und Verzinsung [V] und die kalkulatorischen Reparaturkosten [R].
Bei einer Anmietung von Fremdgeräten sind diese Ansätze normalerweise in den Mietkosten enthalten. Bei der Kalkulation von Gerätekosten wird
i. d. R. auf die sog. Baugeräteliste (BGL) zurückgegriffen. Dort sind monatliche Sätze für A, V und R jeweils in [€/Mon.], für Geräte und Geräteteile
angegeben. Unternehmen der Bauindustrie führen jedoch meist eigene Versionen mit angepassten Sätzen aus den Erfahrungen eigener Projekte.
Über die Geräteleistung P [Volumen/h] als Mengeneinheit je Stunde und die monatliche Einsatzdauer D [h/Mon.] werden die Kosten je
Mengeneinheit berechnet:

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Für das vorliegende Beispielprojekt beschränken sich die Gerätekosten im Rahmen der EKT auf die Betonpumpe. Die Kosten des Kranes
beispielsweise sind in den Projektgemeinkosten erfasst, da ein Kran nicht einer einzelnen Leistung (Position) zuzuordnen ist. Er bedient sowohl
Leistungen der Schalung und Rüstung, des Betonstahlverlegens als auch des Betonierens. Die Kosten einer Betonpumpe werden in der Regel ab
einer bestimmten Mindestmenge an Beton vom Betonlieferanten je Kubikmeter gepumpten Beton angeboten. Entsprechend Tabelle 6-8 betragen
die Kosten für die Betonpumpe 7,50 €/m³. Hier ergibt sich das Gesamtbudget der Gerätekosten über die Menge des Betons.

Tabelle 6-8: Beispiel Kostenart Geräte

Ermittlung der Stoffkosten [EKTKalkulationsstufe,S,i]

Die Stoffkosten sind ebenfalls je Mengeneinheit der Position anzugeben. Die Kosten für die Baustoffe ergeben sich direkt aus den Angeboten der
Lieferanten. Die Kosten für Bauhilfsstoffe werden meist als Erfahrungswerte angegeben, z.B. bei Schalarbeiten als Ansatz je m² Schalfläche im
Leistungsverzeichnis. Die Kosten für die Baubetriebsstoffe werden je kW installierter Leistung eines Gerätes angegeben und auf die Betriebsstunde
bezogen, z. B. Liter Diesel je kWh. Die installierte Leistung des Gerätes geht aus dem Gerätedatenblatt hervor. Über die Kosten je Liter Diesel sind
die Kosten je Stunde gegeben. Die weitere Umrechnung auf die auszuführende Mengeneinheit der Position erfolgt analog zu den Mietkosten der
Geräte.

Für die Bestimmung des Gesamtbudgets der Stoffkosten wird analog entsprechend Tabelle 6-9 vorgegangen. Neben der Bestimmung des
Budgets für eine Position ist es wichtig, die gesamten Mengen an Stoffen beispielsweise für die Planung der Baustellenlogistik oder den
Materialeinkauf zu bestimmen. Die Mengen sind Grundlage für die Anfrage der Funktion Einkauf bei den Materiallieferanten. Über die

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Gesamtmengen können Rabatte oder Nachlässe eingefordert werden.

Tabelle 6-9: Beispiel Kostenart Stoffe

Ermittlung der Kosten für Nachunternehmerleistungen [EKTKalkulationsstufe,NU,i]

Die Kosten für Nachunternehmerleistungen sind auf jeden Fall selbst zu ermitteln und durch Angebote von potentiellen Nachunternehmern zu
verifizieren. Die vorliegenden Angebote sind auf die Übereinstimmung der vertraglich geschuldeten Leistung, d. h. mit der zu kalkulierenden
Leistung, zu überprüfen. Bei angebotenen Pauschalpreisen sind die Mengen detailliert zu ermitteln und zu prüfen. Unter der Kostenart
„Nachunternehmer“ sind auch Planungsleistungen einzuordnen.

Die Preise der Nachunternehmer werden zu Kosten in der Kalkulation. Für die Bewehrungsarbeiten wird in dem Kalkulationsbeispiel unterschieden
in Materialanteil Betonstahl und Lohnanteil für das Verlegen der Bewehrung. Die Lohnleistung für das Verlegen wird in den
Nachunternehmerleistungen kalkuliert, die Materialkosten für die Bewehrung selbst unter Stoffe.

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Tabelle 6-10: Beispiel Kostenart Nachunternehmer (NU)

Gesamtdarstellung EKT

Das Ziel der Angebotsbearbeitung ist sowohl die Ermittlung der Angebotssumme als auch die Ermittlung der Einheitspreise je Position im Falle
einer Ausschreibung mit positionsweisem Leistungsverzeichnis. Zur späteren Berechnung der Einheitspreise werden zunächst die EKTEP bezogen
auf eine Mengeneinheit bestimmt. Sie ergeben sich aus der Summe der Ansätze je Kostenart entsprechend Tabelle 6-11, rechte Spalte. Sie werden
mit EKTEP bezeichnet.

Als EKT wird jeweils das Produkt aus Vordersatz (QLV) und EKTEP definiert. Werden positionsweise EKT in einer Kostenart gebildet, ergeben sich
EKTKOA, z.B. EKTStunden, EKTLohn, EKTStoffe, EKTSchalung, EKTNU und EKTgesamt. Spaltenweise je Kostenart summiert erhält man EKTKOA z.B.
EKTStunden.

In Tabelle 6-12 enthalten die Zeilen die „EKT“. Die Spaltensumme ergibt jeweils EKTKOA. Die Zeile EKTKOA ist die Eingangszeile für das so
genannte „Kalkulationsendblatt“, in dem die Preisermittlung erfolgt.

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Tabelle 6-11: Beispiel: EKT nach Kostenarten je Einheit

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Tabelle 6-12: Beispiel: Gesamtdarstellung der EKT

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2.6. Herstellungskosten HK

Die Herstellungskosten ergeben sich aus der Summe der Einzelkosten der Teilleistungen und der Projektgemeinkosten. Sie geben die Kosten an,
die für das Herstellen des Bauwerkes insgesamt im Projekt selbst anfallen. Sie bilden die Grundlage für die Preisermittlung. „Herstellungskosten“
ist ein Begriff der Kostenrechnung für die Herstellung eines Gutes. Die Herstellungskosten stellen die Summe aus Einzelkosten der Teilleistungen
EKT und Projektgemeinkosten PGK dar.

Durch Summierung der Eingangszeile ΣEKTKOA aus Tabelle 6-12 und den PGK von 121.620,00 € erhält man die Herstellungskosten für das als
Beispielprojekt gewählte Bürogebäude.

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2.7. Preisermittlung - Angebotssumme

Preis – Kosten

Mit „Preis“ bezeichnet man den in Geldeinheiten ausgedrückten Tauschwert eines Gutes. Der „Marktpreis“ richtet sich nach Angebot und
Nachfrage. „Kosten“ ist dagegen der bewertete Verzehr von wirtschaftlichen Gütern materieller und immaterieller Art zur Erstellung und zum
Absatz von Sach- und Dienstleistungen sowie der dafür notwendigen Kapazitäten. Der Preis ist demnach von Angebot und Nachfrage auf dem
Baumarkt abhängig. Damit ergibt sich ein Spielraum oder auch die Möglichkeit einer Preispolitik des Unternehmens. Neben der Marktsituation
kommt auch der Einschätzung von Risiken im Rahmen der Projektrealisierung sowie der Kompetenz des Unternehmens zur Beherrschung dieser
Risiken eine erhebliche Bedeutung zu. Kosten müssen in jedem Fall sorgfältig ermittelt werden. Für Verträge mit Pauschalpreis wie etwa

Detailpauschalvertrag
Globalpauschalvertrag, mit Unterteilung in:
Einfacher Globalpauschalvertrag oder
Komplexer Globalpauschalvertrag

sind an eine zutreffende Mengenermittlung ebenfalls hohe Anforderungen zu stellen. Nur wenn der für das Angebot - und damit für den
Angebotspreis - Verantwortliche sich auf eine in jeder Hinsicht zutreffende Kostenermittlung im Rahmen der Kalkulation stützen kann, hat er
überhaupt erst die Möglichkeit, eine Preispolitik am Markt zu entwickeln.

Wagnis (W) und Gewinn (G)

Erst wenn das Projekt alle ihm zuzuordnenden Kosten „eingespielt“ hat, entsteht ein Gewinn als Differenz von Erlös und Kosten. Es wird in diesem
Zusammenhang nochmals darauf hingewiesen, dass auch AGK zu den Kosten gehören, die das Projekt erarbeiten muss. Der Gewinn kann für das
Projekt am Projektende endgültig festgestellt werden. Im Zuge der Angebotsbearbeitung wird eine Gewinnerwartung - ein kalkulatorischer
Gewinn - bei der Ermittlung der Angebotssumme, d. h. bei der Preisbildung berücksichtigt. Der erwartete Gewinn wird von der Geschäftsleitung
im Rahmen ihrer Preispolitik festgelegt und ist im Kalkulationsendblatt einzustellen. Der festgelegte Satz sollte eine angemessene Vergütung für
die Leistung des Unternehmens sein.

Die kalkulatorische Berücksichtigung von Risiken wird unter dem Titel „Wagnis“ im Kalkulationsendblatt eingestellt. Dazu ist eine
projektspezifische Risikoanalyse durchzuführen. Die Zwänge des Marktes mit Angebot und Nachfrage lassen es jedoch nicht zu, sämtliche
erkennbaren Risiken mit entsprechenden Kosten zu berücksichtigen. Es geht vielmehr darum, durch die Kompetenz im „Risikomanagement“
mögliche Risikofolgen zu vermeiden oder die in den Risiken liegenden Chancen zu realisieren. Dennoch wird ein Betrag zur Abdeckung von
Risikofolgen im Kalkulationsendblatt einzustellen sein.

Die aktuelle Marktsituation auf dem Baumarkt ergibt je nach Unternehmensgröße Umsatzrenditen zwischen 2 % und 14,9 % des Angebotspreises
(Umsatzes) als Summe für Wagnis (W) und Gewinn (G) entsprechend Abbildung 6-12.

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Abbildung 6-12: Umsatzrenditen und Eigenkapitalquote im deutschen Bauhauptgewerbe

Zuschläge

Zu den Herstellungskosten eines Projektes sind als Zuschlag die Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) und Wagnis (W) und Gewinn (G) zu addieren.

Die Allgemeinen Geschäftskosten eines Unternehmens, z. B. die Kosten der Hauptverwaltung und der Niederlassung, sind von den Projekten zu
erwirtschaften. Dazu werden die gesamten AGK – soweit sie nicht im Zuge von projektbezogenen Dienstleistungen direkt auf Projekte verrechnet
werden konnten – als Prozentsatz pAGK [%] des geplanten Unternehmensumsatzes angegeben. Mit diesem Satz pAGK [%], bezogen auf die
Angebotsnettosumme An des vorliegenden Projektes, sind sie dann in der Kalkulation zu berücksichtigen.

Wagnis und Gewinn sind strategische Anteile pW + pG [%] des Zuschlags, die von der Geschäftsleitung umsatzbezogen festgelegt werden und sich
in gleicher Weise in der Kalkulation niederschlagen.

Die Summe dieser Anteile wird als Zuschlag pZ = pAGK + pW + pG [%] bezeichnet. Nachdem diese Angabe zunächst nur umsatzbezogen vorliegt,
muss der Satz in einen direkten Aufschlag p’Z [%] auf die Herstellungskosten HK umgerechnet werden:

Die Vorgehensweise, den Angebotspreis direkt über die Herstellungskosten durch die Umrechnung von pz in p’z zu ermitteln, nennt man von
„unten“ rechnen. Die Angabe der Zuschläge pAGK, pW und pG mit der Bezugsgröße An erfolgt entsprechend von „oben“.

Angebot Netto:

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Beispiel

Angewandt auf das obige Beispiel einer Kalkulation folgt aus pz = 11,5 % der Aufschlag p’z = 12,99 %.

Tabelle 6-13: Ermittlung Angebotssumme netto

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2.8. Preisermittlung durch Umlagebeaufschlagung

Definition

Der Einheitspreis [EPi] stellt den Erlös für eine Abrechnungseinheit [AE] einer Position i dar. Bei einem Einheitspreisvertrag ermittelt sich der Erlös
als Summe der Gesamtpreise [GP] aller Positionen i. Je Position i ergibt sich der Gesamtpreis [GPi] aus dem Produkt aus LV-Menge [QLV, i] und dem
jeweiligen Einheitspreis [EPi], [QLV,i · EPi]. Projektgemeinkosten [PGK] und Zuschläge [Z] sind dabei ebenfalls über die Einheitspreise zu erlösen.
Dazu werden sie als „Umlage“ [U] auf die ermittelten EKT aufgeschlagen. Die Umlage U setzt sich aus den Projektgemeinkosten PGK und den
Zuschlägen Z zusammen. Die Einheitspreise erhält man, indem man für jede Position die Einzelkosten der Teilleistungen [EKTEP,Kalkulationsstufe,i] mit
dem Umlagebetrag beaufschlagt.

Umlage (U) und Bildung der Einheitspreise

Die Umlage kann sowohl gleichmäßig auf alle Kostenarten oder differenziert nach Kostenarten erfolgen.

Gleichmäßige Umlage

Die Umlage U setzt sich aus den Projektgemeinkosten PGK und den Zuschlägen Z zusammen. Die Einheitspreise erhält man, indem man für jede
Position die Einzelkosten der Teilleistungen (EKTEP) gleichmäßig mit dem gleichen Umlageprozentsatz beaufschlagt.

Angebotssumme netto:

Damit werden die Zuschläge AGK, W und G sowie die PGK anteilig auf die EKT umgelegt. Im Beispiel ergibt sich eine prozentuale Umlage von
33,98 %.

Die Einheitspreise werden dadurch ermittelt, dass die EKTEP je Position mit dem berechneten Umlagesatz beaufschlagt werden. Für die Positionen
des Leistungsverzeichnisses des Beispiels ist ein Umlagesatz von 33,98 % zu verwenden. Die Einheitspreise EP und die EKTEP jeder Position sind in
der folgenden Tabelle dargestellt. Das als Beispiel gewählte LV enthält keine separaten Positionen für die PGK. Daher müssen durch die
Einheitspreise mit den EKT sämtliche Projektgemeinkosten, Geschäftskosten sowie Wagnis und Gewinn erwirtschaftet werden.

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Tabelle 6-15: Bildung der Einheitspreise bei gleichmäßiger Umlage

Differenzierte Umlage

Die Umlage U kann auch mit unterschiedlichen Anteilen auf die einzelnen Kostenarten verteilt werden. Hierbei ist für jede Kostenart eine eigene
prozentuale Umlage u‘KOA möglich. Um jedoch die freie Verteilung auf die Projektgemeinkosten einzuschränken und mit jeder Kostenart
zumindest die Zulagen AGK, W und G zu erlösen, soll die Umlage u’ auf jede Kostenart mindestens p’z betragen.

Insgesamt muss die Summe der differenzierten Umlagen die Gesamtumlage decken:

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Entsprechend ergeben sich die einzelnen Umlageaufschläge dann zu:

Beispiel:

Die Höhe der Umlage beträgt für jede Kostenart mindestens p’z = 12,99 % In diesem Fall wird für die Kostenarten Stoffe, Gerät, Schalung und
Rüstung sowie Nachunternehmer der Mindestwert für u’ in Höhe von p’z gewählt:

Dann folgt die prozentuale Umlage u’L:

Die Angebotssumme verändert sich durch eine differenzierte Umlage nicht. Ebenso bleibt der Gesamtbetrag der Umlage der Gleiche. Es ergibt
sich lediglich eine unterschiedliche Verteilung auf die einzelnen Kostenarten.

Tabelle 6-16: Differenzierte Umlage

Die Einheitspreise bei unterschiedlichen Prozentsätzen je Kostenart werden dadurch ermittelt, dass die einzelnen EKTEP,KOA (d. h. EKTEP je
Kostenart) mit den Prozentsätzen u’KOA ( je Kostenart) beaufschlagt werden:

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Die nachfolgende Tabelle zeigt den Einfluss der Art der Verteilung der Umlage beispielhaft an zwei Positionen. Dabei stellt Position 2.10 eine reine
NU-Leistung, Position 13.80 eine reine Eigenleistung dar. Alle Kostenarten außer Lohn werden mit den angegebenen Umlagewerten u’i
beaufschlagt. Man erkennt, dass sich daraus eine Umlage auf die Kostenart „Lohn“ von 91,05 % ergibt.

Tabelle 6-17: Bildung der Einheitspreise bei differenzierter Umlage

Umlage auf Sonderpositionen

Bezüglich der Umlage sind Sonderpositionen unterschiedlich zu handhaben:

Grundpositionen sind in jedem Fall Bestandteil des Auftrages. Daher ist ihnen der oben festgelegte Anteil der Umlage aufzuschlagen.

Zulagepositionen, die die Grundpositionen ergänzen, beschreiben in dem Einheitspreis lediglich

eine Erhöhung gegenüber der Grundposition. Entsprechend ist die Umlage mit gleichem Prozentsatz auf die Erhöhung der Herstellungskosten
anzuwenden.

Beispiel:

Für den Normalaushub wird ein Volumen von 900 m3 mit Kosten von 2,00 €/m3 erwartet, für das Restvolumen von 100 m³ sind Kosten von 5,00
€/m3 zu veranschlagen.

Die Umlage u’ wird auf die EKTEP der Grundposition, wie auf die der Zulageposition direkt aufgeschlagen:

Da Eventualpositionen oder Bedarfspositionen nur gegebenenfalls beauftragt werden, können sie nicht mit anteiligen PGK beaufschlagt werden.
Andernfalls besteht das Risiko einer Gemeinkosten-Unterdeckung. Falls sich allerdings durch die Ausführung der Eventualposition zusätzliche PGK
ergeben, sind diese in der Position selbst als EKT anzusetzen! Nachdem die Eventualposition nach Beauftragung zur Leistung und damit später
zum Umsatz wird, werden die Zuschläge für AGK, W und G angesetzt.

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Abbildung 6-13: Umlage bei Eventualposition

Alternativpositionen die Grund- oder auch Zulagepositionen ersetzen, müssen in Summe die gleichen Projektgemeinkosten erlösen, die auf die
Grundposition umgelegt waren. Daher sind zunächst die auf den Vordersatz der Grund- oder Zulageposition umgelegten Projektgemeinkosten in
€ zu berechnen und diese anschließend auf den Vordersatz der Alternative zu verteilen. Im letzten Schritt werden die Herstellungskosten mit den
Zuschlägen pz‘ für AGK, W und G beaufschlagt und der EP der Alternativposition berechnet.

Beispiel:

Abbildung 6-14: Umlage bei Alternativposition

Berechnung der PGK in der Grundposition:

Anteil der PGK am EP der Grundposition: PGKEP, Grundpos. = 13,00 €/St. Dies ergibt für die PGKGrundpos. in der Grundposition = 13,00 €/St. · 10 St. =
130 €.

Verteilung der PGKGrundpos. auf die EKTEP der Alternativposition:


Durch Division durch QLV der Alternativposition ergibt sich für ein Stück der Alternativposition 130 €/5 St. = 26,00 €/St. als PGKEP, Alt.pos.

Die HK der Alternativposition ergeben sich zu:


HKEP, Alt.pos.,i = 150,00 €/St. + 26,00 €/St. = 176,00 €/St.

PGKEP, Alt.pos. = PGKEP, Grundpos. ∙ QLV, Grundpos. / QLV, Alt.pos.

Die EKTEP, ,Alt.pos. ergeben sich aus der entsprechenden Kalkulation.

Zuschläge AGK sowie W und G:


Die HKAK der Alternativposition werden mit den Zuschlägen p’z = 7,53 % („von unten“) beaufschlagt. Die Zuschläge der Alternativposition
betragen ZAlt.pos. = 176,00 €/St. · 7,53 % = 13,25 €/St. Damit folgt der EP für die Alternativposition: EPAlt.pos. = 176,00 €/St. + 13,25 €/St. =
189,25 €/St.

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2.9. Ablaufschema des Teilprozesses Kalkulation

Für das Verständnis wird der Teilprozess der Kalkulation anhand eines Flussschemas gemäß Abbildung 6-15 betrachtet. Das Flussschema dient zur
Verdeutlichung der einzelnen Abläufe während der Kalkulation. Diese Prozessdarstellung besteht aus drei gleichwertigen Spalten. Die mittlere
Spalte beschreibt die Leistungserbringung des Prozesses. Die linke Spalte definiert eindeutig Art und Ort der Dokumentation und die rechte
Spalte regelt die Verantwortlichkeiten.

Zu Beginn wird ein Prozessverantwortlicher festgelegt. Dieser hat sich umgehend einen Überblick über die Bauaufgabe zu verschaffen, um
notwendige Funktionen innerhalb der Unternehmung in die Angebotserstellung einbinden zu können. Er veranlasst die weiteren Schritte.
Wichtige beteiligte Funktionen sind die Arbeitsvorbereitung, die die Produktionsplanung durchzuführen hat, sowie der Einkauf, der für Stoffe und
Nachunternehmerleistungen Preise bereithalten bzw. einholen muss. Auf dieser Grundlage werden die Einzelkosten der Teilleistungen gebildet. Je
nach Aufbau des Leistungsverzeichnisses können Leistungen im Bereich der Baustelleneinrichtung oder der Planung entweder den Einzelkosten
der Teilleistungen oder den Projektgemeinkosten zugewiesen sein. Der aufwändigste Teil der Kalkulation liegt in der Ermittlung der Einzelkosten
der Teilleistungen.

Abbildung 6-15: Flussschema der Kalkulation

Der Prozess „Ermittlung der EKT“ wird in Abbildung 6-16 dargelegt.

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Abbildung 6-16: Flussschema Ermittlung der EKT

Abbildung 6-17: Unternehmensprozess Angebotsbearbeitung

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