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Bearbeitet von Prof. Dipl.-Ing., Dipl.-Wirt.-Ing. Karl-Helmut Schlösser
Inhaltsverzeichnis
8.1 Arbeitsvorbereitung, Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1030
8.2 Auswahl des optimalen Bauverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1031
8.3 Ablaufplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1034
8.3.1 Aufwand und Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1036
8.3.2 Dauer der Teilprozesse, erforderliches Potenzial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1037
8.3.3 Darstellung des Bauablaufs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1039
8.4 Bereitstellungsplanung des erforderlichen Potenzials
(s. auch Abschn. „Betriebsorganisation“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1060
8.4.1 Personalplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1060
8.4.2 Geräteplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1060
8.4.3 Materialplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1061
8.5 Planung der Baustelleneinrichtung(s. auch Abschn. „Baumaschinen“) . . . . . . . . . . . 1062
8.6 Arbeitskalkulation, Soll-Ist-Vergleiche(s. auch Abschn. „Kalkulation“, Kap. 13) . . 1064
8.7 Nachkalkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1066
K.-H. Schlösser ( )
FH Aachen, Deutschland
e-mail: Karina.Danulat@springer.com
Ziel jeder Arbeitsvorbereitung ist die Durchführung der gestellten Bauaufgabe unter den
gegebenen Bedingungen mit den geringstmöglichen Kosten.
Anzustreben ist die technisch und wirtschaftlich optimale Lösung, die in der Regel durch
einen geordneten und stetigen Bauablauf erreicht wird.
Die produktiven Faktoren einer Bauunternehmung (das Potenzial) – Arbeitskräfte, Be-
triebsmittel und Baustoffe (Mensch, Maschine, Material) – müssen
• zur richtigen Zeit,
• in der notwendigen Menge und Qualität,
• am richtigen Ort
verfügbar sein.
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8.2 Auswahl des optimalen Bauverfahrens
5
Grundlage der Verfahrensauswahl ist der methodische Verfahrensvergleich, der
• alle maßgebenden Einflussfaktoren berücksichtigt und möglichst
• alle Varianten hinsichtlich ihrer technischen, organisatorischen und wirtschaftlichen 6
Eignung
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für den vorgesehenen Anwendungszweck vergleichend untersucht.
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Bild 8.1 Kostenvergleichsbereiche bei der Betrachtung von zwei Bauverfahren
1032 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Je nach Grad der quantifizierten Erfassung der verschiedenen Einflussfaktoren zur Verfah-
rensauswahl unterscheidet man zwei Methoden:
• den kalkulatorischen Verfahrensvergleich,
• den differenzierten Verfahrensausgleich.
Beim Kostenvergleich zweier Verfahren (Bild 8.2) ergibt sich in Abhängigkeit von einer
veränderlichen Einflussgröße (z. B. Produktionsmenge, Bauzeit) der Verlauf der anteiligen
Kosten.
S Grenzkosten, D = KA − KB = 0
Nutzengrenze für Verfahren B, Nutzenschwelle für Verfahren A
Kf Fixe Kosten (von der Einflussgröße unabhängig)
Kv Variable Kosten (von der Einflussgröße abhängig)
Außer dem linearen Beispiel (Bild 8.2) ist für bestimmte Bereiche auch ein stufenweiser
Kostenverlauf (Bild 8.3) bestimmbar.
8.2 Auswahl des optimalen Bauverfahrens 1033
3
Bild 8.2 Wirtschaftlichkeitsvergleich zweier Bauverfahren
4
Differenzierter Verfahrensausgleich
Neben den rein wirtschaftlichen Kriterien werden hier auch 5
• technische und
• organisatorische Kriterien.
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formuliert und in die Bewertung einbezogen.
Dient der Entscheidungsvorbereitung bei großen Bauvorhaben mit einer Vielzahl unter- 7
schiedlicher Einflüsse und Interessen.
Erforderliche Schritte: 8
• Erfassung der für die Verfahrensauswahl maßgebenden Einflussfaktoren,
• Festlegung und Gewichtung der angestrebten Ziele (Maßstab!),
• Entwicklung von quantifizierbaren Kriterien für die Beurteilung der Verfahren, 9
• Entwicklung einer praktisch anwendbaren Technik für die Verfahrensauswahl, Matrix
aufstellen. 10
Ziele:
• technische Anforderungen des Bauwerks erfüllt, 11
• Kosten der Bauausführung minimiert,
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Bild 8.3 Stufenweiser Kostenverlauf in Abhän-
gigkeit von der Förderstrecke; z. B. im Erdbau 16
und verschiedenen Bauverfahren A und B
1034 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
• Auftraggeber zufriedengestellt,
• innerbetriebliche Schwierigkeiten vermeiden,
• Umweltbelastung und Unfallrisiken minimiert.
8.3 Ablaufplanung
Trendkurven müssen bei der Ablaufplanung mit Werten, die im Allgemeinen aus der Be-
triebsstatistik bzw. Nachkalkulation des Unternehmers stammen, einbezogen werden. Sie
beziehen sich auf verschiedene Abhängigkeiten (Bild 8.5).
Einarbeitungskurven können in ihrem Effekt durch Bauwerks- oder Baustellengegeben-
heiten teilweise wieder aufgehoben werden (Bild 8.6).
Für gleiche Arbeitsvorgänge mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad müssen bei der
Berechnung entsprechende Abstufungen getroffen werden (Bild 8.7).
Weitere Trendkurven, die bei der Arbeitsvorbereitung berücksichtigt werden müssen,
werden jeweils betriebsintern festgelegt, z. B.:
• Kapazitätsbeschränkungen in Abhängigkeit von Bauzeit und Kosten,
• Taktplanung von Einzelarbeiten und Bauwerken,
• Fließfertigung mit kritischen Distanzen,
• Überlappung von Arbeitsabläufen,
• optimale Potenzialverteilung auf den einzelnen Baustellen.
Nr. Menge Bauteil und Produkt.- Aufwand b. Leistung Gesamt- Tage- Zahl d. Arbeitstage Bermerkungen
Arbeitsvorgang mittel Person b. Gerät stunden werke Produkt.-
8 h/AT mittel erf. gew.
Bild 8.4 Arbeitsverzeichnis
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1036 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Nachkalkulation und Arbeitsstudien ergeben die relativ sichersten Werte. allgemein gilt:
Gesamtstunden h
Aufwandswert wA =
geleistete Gesamtmenge Einheit
Leistungswerte geben an, wieviel Produkteinheiten pro Zeiteinheit durch eine bestimmte
Maschine unter Betriebsbedingungen geleistet werden (z. B. 100 m3 Bodenaushub/h, 1
30 m3 Beton/h). Sie werden i. A. durch Berechnung der Baumaschinenleistung unter
Berücksichtigung der betrieblichen Randbedingungen ermittelt. Leistungswerte werden 2
für die Berechnung von maschinenintensiven Arbeiten herangezogen
3
8.3.2 Dauer der Teilprozesse, erforderliches Potenzial
Für die Erstellung eines Bauwerks nach einem bestimmten Verfahren ist eine bestimmte
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Anzahl von Stunden aufzuwenden.
Es gilt: 5
X
AZ = h = const:
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A = Anzahl der Arbeitskräfte
Z = Bauzeit in Arbeitstagen (× tägl: Arbeitszeit in h) 7
In der Praxis ist der Geltungsbereich dieser Funktion durch Randbedingungen wie z. B.
• die verfügbare Bauzeit (Termine), 8
• die vorhandene Kapazität der Firma und
• den verfügbaren Bauraum (Platzverhältnisse) begrenzt.
9
Bei optimaler Ausnutzung des erforderlichen Potenzials und optimaler Bauzeit führt die
Durchführung einer Baumaßnahme zum Kostenminimum (Bild 8.8). 10
Das absolute Kostenminimum wird in der Praxis wegen der dynamischen Verhaltens-
weise der Randbedingungen selten zu erreichen sein.
Der immer anzustrebende optimale Kostenbereich kann durch Verfahrensvergleiche gut 11
eingegrenzt werden.
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Bild 8.8 Kostenverlauf in Abhängigkeit von der
Bauzeit
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1038 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
V wA
ZA = ŒAT
A TA
ZA = Arbeitstage [AT]
V = Produktmenge [Einheiten]
TA = tägliche Arbeitszeit [h]
V wA
A= ŒArbeiter
ZA TA
Der Einsatz des Potenzials soll über eine bestimmte Bauzeit möglichst gleichmäßig erfol-
gen (s. Bild 8.9).
Der Bauablauf ergibt sich durch die Aneinanderreihung der unterschiedlichen Teilpro-
zesse zu einer Prozessgruppe (Bild 8.10). Dabei ergibt sich das Bauzeitminimum durch die
optimale Koordinierung der Teilbetriebe:
• Abstimmung auf einen Leitprozess,
• Ablauf in räumlicher Folge,
• geringstmögliche Folgezeiten,
• Synchronablauf,
• kontinuierlicher Ablauf ohne Unterbrechung.
Grundsätzlich ist auf diese Art der Ablaufplanung die wirtschaftlichste Bauausführung zu
erreichen.
Balkenplan Beim Balkenplan (s. Bild 8.11) werden unter einer Zeitachse (x-Achse) auf 13
der Ordinate (y-Achse) die Arbeitsabschnitte aufgetragen. Dabei ist es zweckmäßig, die
den Ablauf bestimmenden Arbeiten in ihrer natürlichen zeitlichen Reihenfolge zu belassen.
Arbeits- oder Zeitvorgänge, die nicht fest einzuordnen sind, werden am Schluss aufgetragen. 14
Für die Zeitdauer der einzelnen Arbeitsprozesse wird ein Balken eingezeichnet. Die
Zeitdauer, d. h. die Länge des Balkens, wird den Ermittlungen des Arbeitsverzeichnisses 15
entnommen.
Der Balkenplan wird sowohl für die Planung der einzelnen Arbeitsprozesse auf der Bau-
stelle, als auch für die Einsatzplanung der Arbeitskräfte (Personaleinsatz) und Maschinen 16
1040 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Bild 8.11 Balkenplan
8.3 Ablaufplanung 1041
(Geräteeinsatz) in anschaulicher Form verwendet. Der Balkenplan ist die übliche Darstel-
lung von Bauabläufen im Hochbau, selbst dann, wenn die Ablaufplanung z. B. mithilfe der 1
Netzplantechnik durchgeführt wurde.
Vorteile: 2
• leicht verständliche Darstellung,
• gute Übersichtlichkeit,
• gute Kontrollmöglichkeit des zeitl. Ablaufs. 3
Nachteil:
• unterschiedliche Leistungen innerhalb eines Teilprozesses sind nicht darzustellen.
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Bild 8.12 Weg-Zeit-Diagramm 16
1042 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Bild 8.13 Weg-Zeit-Dia-
gramm mit Gerätebedarfs-
plan einer Straßenbaustelle
(Teilstück)
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Bild 8.14 Balkenplan für den Beginn der Rohbauarbeiten eines Hochbaus
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Bild 8.15 Liniendiagramm mit gleichem
Aussagewert wie der Balkenplan
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Netzplantechnik Die Netzplantechnik ist die intensivste, aber auch zeitaufwendigste
Form der Bauzeitenplanung. Sie hat gegenüber den anderen Verfahren den Vorteil, dass im 14
Netzplan die gegenseitige Abhängigkeit von Arbeiten dargestellt werden kann, wobei die
zeitliche, nicht aber die räumliche Folge angegeben wird, und dass sich sowohl die zeitliche 15
Lage der einzelnen Vorgänge wie die Auswirkungen ihrer zeitlichen Verschiebungen
berechnen lassen (bei großen Netzen auf EDV-Anlagen). Ergebnisse der Berechnungen
sind die Terminierung der einzelnen Vorgänge, die Berechnung des Endtermins der 16
1044 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Bauarbeiten, die Findung des kritischen Weges, die Kenntnis von Pufferzeiten sowie eine
evtl. Optimierung des Bauablaufs hinsichtlich der Nutzung von Kapazitäten oder des
Zusammenhangs zwischen Bauzeit und Kosten. Die Netzplantechnik ist ein Teilgebiet
des Operations Research und ist in der Zuordnung den anderen Methoden des Operations
Research gleichzustellen (Bild 8.16).
In der Effektivität ihrer praktischen Anwendung übertrifft die Netzplantechnik sicherlich
alle anderen Methoden des Operations Research. Die rasche Einführung dieser Methode
der Planungstechnik in den Industriestaaten beweist die Vorteile und die praktische An-
wendbarkeit dieser Technik. Das Spektrum ihres Einsatzes reicht von der Projektierung
über Fertigungsvorbereitung, Forschung bis zur volkswirtschaftlichen Gesamtplanung.
Die Erarbeitung eines Netzplanes ist erst ab einer gewissen Objektgröße und Kom-
plexität der Bauarbeiten vorteilhaft und auch nur für bestimmte Bauprojekte, wie z. B.
schlüsselfertige Bauvorhaben. Häufig werden die Ergebnisse der Netzplantechnik in Listen
und Balkendiagrammen dargestellt, da diese für die Gesamtheit der am Bau Beteiligten
anschaulicher und leichter lesbar sind.
Im Laufe der vergangenen 50 Jahre sind verschiedene Verfahren der Netzplantechnik
entwickelt worden. DIN 69900, Blatt 1 legt deutschsprachige Begriffe fest.
Einige wichtige sind:
Allgemeine Begriffe
Netzplantechnik (NPT) Alle Verfahren zur Analyse, Beschreibung, Planung, Steuerung und Überwa-
chung von Abläufen auf der Grundlage der Graphentheorie, wobei Zeit, Kos-
ten, Einsatzmittel und weitere Einflussgrößen berücksichtigt werden können.
Netzplan Graphische oder tabellarische Darstellung von Abläufen und deren Abhängig-
keiten.
Ablaufstruktur Gesamtheit der Anordnungsbeziehungen eines Netzplanes.
Knoten Verknüpfungspunkt im Netzplan.
Ereignis Eintreten eines definierten Zustandes im Ablauf.
Vorgang Zeit erforderndes Geschehen mit definiertem Anfang und Ende.
Scheinvorgang Sonderfall einer Anordnungsbeziehung in Vorgangspfeilnetzen mit dem
Zeitabstand Null.
Vorgänger Einem Vorgang unmittelbar vorgeordneter Vorgang.
Nachfolger Einem Vorgang unmittelbar nachgeordneter Vorgang.
Startvorgang Vorgang, zu dem es im betrachteten Netzplan keinen Vorgänger gibt.
8.3 Ablaufplanung 1045
Zeitbegriffe 8
Dauer (D) Zeitspanne vom Anfang bis zum Ende eines Vorganges.
Zeitabstand (Z) Zeitwert einer Anordnungsbeziehung. Er kann größer, kleiner oder gleich Null sein. 9
In den Kurzzeichen ist bei Verwendung von „Z“ für Zeitabstand eine Gleichheit
zu Zeitpunkt gegeben.
Minimaler Zeitabstand
(MINZ)
Mindesterforderlicher Zeitwert einer Anordnungsbeziehung. 10
Maximaler Zeitabstand Höchstzulässiger Zeitwert einer Anordnungsbeziehung.
(MAXZ)
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Zeitpunkt, Termin, zeitliche Lage
12
Zeitpunkt (Z) Festgelegter Punkt im Ablauf, der durch Zeiteinheiten (z. B.: Minuten, Tage,
Wochen) beschrieben und auf einen Nullpunkt bezogen ist.
Termin (T) Durch Kalenderdatum und/oder Uhrzeit ausgedrückter Zeitpunkt. 13
Lage (im zeitlichen Ablauf) Ergebnis der Einordnung von Ereignissen bzw. Vorgängen in den Zeitablauf
unter Beachtung aller gegebenen Bedingungen.
Vorwärtsrechnung Berechnung der frühesten Lage von Ereignissen bzw. Vorgängen.
14
Rückwärtsrechnung Berechnung der spätesten Lage von Ereignissen bzw. Vorgängen.
Früheste Netzlösung Ergebnis der Vorwärtsrechnung für den betrachteten Netzplan. 15
Späteste Netzlösung Ergebnis der Rückwärtsrechnung für den betrachteten Netzplan.
Bestimmender Vorgänger Derjenige Vorgänger, der die früheste Lage eines Vorganges bestimmt.
Bestimmender Nachfolger Derjenige Nachfolger, der die späteste Lage eines Vorganges bestimmt.
16
1046 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Zeitliche Lagen
Ereignis Vorgang
Anfang Ende
Früheste Lage (im Frühester Zeitpunkt FZ Frühester Anfang FA Frühestes Ende FE
zeitlichen Ablauf)
Frühester Anfangs- FAZ Frühester Endzeitpunkt FEZ
zeitpunkt
Frühester Termin FT Frühester Anfangs- FAT Frühester Endzeittermin FET
termin
Späteste Lage (im Spätester Zeitpunkt SZ Spätester Anfang SA Spätestes Ende SE
zeitlichen Ablauf)
Spätester Termin ST Spätester Anfangs- SAZ Spätester Endzeitpunkt SEZ
zeitpunkt
Spätester Anfangs- SAT Spätester Endtermin SET
termin
Die zeitliche Differenz zwischen frühesten und spätesten Zeitpunkten wird als Pufferzeit
bezeichnet. Je nach Lage seiner Vorgänger und Nachfolger ergeben sich für einen Vorgang
unterschiedliche Pufferzeiten (Bild 8.18).
7
Bild 8.18 Pufferzeiten. a frühestes Ende von i, b frühester Anfang von j, c spätestes Ende von i,
d spätester Anfang von j, e frühestes Ende von j, f frühester Anfang von k, g spätestes Ende von j,
h spätester Anfang von k 8
Vorgänge, deren früheste und späteste Zeitpunkte identisch sind, besitzen keine Puf-
ferzeit. Sie werden als kritische Vorgänge bezeichnet, da ihre zeitliche Verschiebung oder 9
die Veränderung ihrer Dauer Auswirkungen auf die nachgeordneten Vorgänge und den
Endzeitpunkt haben. Die Reihenfolge der kritischen Vorgänge bildet den kritischen Weg. 10
Er beginnt am Startknoten, endet am Zielknoten und durchläuft den gesamten Netzplan,
wobei er sich auch verzweigen kann.
11
Berechnung der gesamten Pufferzeit (GP) Die gesamte Pufferzeit eines Vorganges ist
die Zeitspanne, um die der frühestmögliche Anfangszeitpunkt eines Vorganges höchstens
verschoben werden kann, ohne dass der Endzeitpunkt des Projektes beeinflusst wird.
12
Die errechnete gesamte Pufferzeit eines Vorganges ist damit der spätest zulässige An-
fangszeitpunkt minus frühestmöglichem Anfangszeitpunkt eines Vorganges. 13
GPj = SE − .FAj + Dj / oder
= SEj − FAj − Dj oder 14
= SEj − FEj oder
= SAj − FAj 15
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1048 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Berechnung der freien Pufferzeit (FP) Die freie Pufferzeit ist die Zeitspanne, um die ein
Vorgang, ausgehend von seinem frühestmöglichen Anfangszeitpunkt, verschoben werden
kann, ohne den frühestmöglichen Anfang seiner Nachfolger zu beeinflussen.
Die freie Pufferzeit eines Vorganges ist damit die kleinste Differenz zwischen den
frühesten Anfangszeitpunkten aller Nachfolger und dem frühesten Endzeitpunkt des Vor-
ganges. Dabei gilt: FAk − SEi > Dj
Berechnung der unabhängigen Pufferzeit (UP) Die unabhängige Pufferzeit ist die
Zeitspanne, um die ein Vorgang verschoben werden kann, wenn alle seine Vorgänger zum
spätest zulässigen Zeitpunkt und alle seine Nachfolger zum frühestmöglichen Zeitpunkt
beginnen. Bei der Berechnung der unabhängigen Pufferzeit muss man den frühesten und
spätesten Anfangszeitpunkt des betrachteten Vorganges ermitteln und erhält dann mit dem
Abstand zwischen dem frühest- und spätestmöglichen Anfangszeitpunkt die unabhängige
Pufferzeit.
In einem Netzplan müssen zur Bestimmung der unabhängigen Pufferzeit diese Abstände
zwischen den frühest- und spätestmöglichen Anfangszeitpunkten für alle Kombinationen
zwischen den Vorgängern und Nachfolgern ermittelt werden. Der kleinste der ermittelten
Werte ist dann die unabhängige Pufferzeit des betrachteten Vorganges.
UPj = min FAk − SEj oder
= min FAk − SAj − Dj oder
= min FAk − max SEi − Dj
8.3 Ablaufplanung 1049
4
Bild 8.19 Geschwindigkeiten zweier Vorgänge
Die Anfangs- und Endfolge zweier Prozesse ist von der Geschwindigkeit des Vorgangs- 8
fortschrittes abhängig.
Die drei Möglichkeiten
• gleiche Geschwindigkeit, 9
• Vorgang 1 schneller,
• Vorgang 1 langsamer 10
werden in Bild 8.19 dargestellt.
Vorgangspfeil- (CPM) Beim Vorgangspfeilnetz (CPM) sind die Vorgänge den Pfeilen 11
zugeordnet, und es ergeben sich folgende Beziehungen zwischen Knoten (Ereignisse) und
Pfeilen (Kanten) (Bild 8.20):
12
Ein Pfeil kann nur mit zwei Knoten inzidieren. Ein Knoten dagegen kann mit einem, zwei
oder auch mehreren Pfeilen inzidieren (Bild 8.21 und 8.22). 13
Minimaler Zeitabstand = Abstand, der zumindest eingehalten werden muss, aber auch
überschritten werden kann. 14
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Bild 8.25 Gegenüberstellung der Darstellungsformen verschiedener Ablauftechniken
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1052 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Eine Normalfolge mit der Dauer 0 wird in der Regel nicht gekennzeichnet.
Um nun Termine, Pufferzeiten und den kritischen Weg zu finden, muss der Netzplan
berechnet werden. Die Vorwärtsrechnung, die beim Startknoten beginnt und in Pfeil-
richtung durchgeführt wird, liefert den frühesten Anfang (FA) und das früheste Ende (FE)
der Vorgänge nach bestimmten Rechenregeln. Die Rechnung liefert den frühestmöglichen
Termin. Bei mehreren Vorgängen und/oder Anordnungsbeziehungen ist die höchste der
Summen maßgebend. Der früheste Endzeitpunkt eines Vorganges errechnet sich aus der
Summe der Anfangszeitpunkte plus der Dauer des Vorgangs, z. B.
FEA = FAA + DA FAB = FEA + NFAB FAC = FAA + AFAC
( )
FEA + NFAD
FAD = max
FEC + NFCD
Beispiel
Die nachstehend abgebildete Dreifeldbrücke (Bild 8.26) soll in drei verschiedenen
Darstellungsformen der Ablaufplanung (CPM, MPM, Balkendiagramm) dargestellt
werden.
Bedingungen
1. Der Baubeginn ist der Pfeiler 2.
2. Der Aushub wird mit nur einem Bagger vorgenommen.
3. Für die anderen Arbeiten steht jeweils nur eine Kolonne zur Verfügung.
4. Das Auflegen der Fertigträger erfolgt mithilfe eines Autokranes.
Bild 8.26 Dreifeldbrücke
8.3 Ablaufplanung 1053
5 Pfahlgründung 12 m3
6 Betonierung der Funda- 100 m3
3
mente
7 Betonierung der Funda-
mente
50 m3
4
8 Betonierung der Funda- 50 m3
mente
9 Betonierung der Funda- 125 m2
5
mente
10 Betonwiderlager herstellen 400 m2
6
11 Betonpfeiler herstellen 200 m2
12 Betonpfeiler herstellen 200 m2
13 Betonwiederlager her- 500 m2 7
stellen
14 Auflegen der Fertigträger 24 St
15 Auflegen der Fertigträger 24 St 8
16 Auflegen der Fertigträger 24 St
9
Critical Path Methode (CPM) CPM-Netzpläne sind kantenorientiert. Es werden also
Vorgangs-Pfeil-Netzpläne dargestellt. 10
Die grundlegende Anordnungsbeziehung ist bei CPM eine Ende-Anfang-Beziehung
(Normalfolge).
11
Metra Potenzial Methode (MPM) MPM-Netzpläne sind knotenorientiert. Es werden
also Vorgangsknoten-Netzpläne dargestellt.
Die grundlegende Anordnungsbeziehung ist bei MPM die Anfang-Anfang-Beziehung
12
(Anfangsfolge).
13
Die Grundlage für alle Darstellungsformen der Ablaufplanung bildet Aufstellung eines
Arbeitsverzeichnisses (Bild 8.27) aus vorliegenden oder ermittelten Daten der einzelnen
Teilprozesse. 14
Unter Berücksichtigung der Bedingungen sowie der ermittelten Zeitdauern ist sodann
eine Vorgangsliste (Bild 8.28) zu erstellen, auf deren Grundlage der entsprechende CPM 15
(Bild 8.29) entwickelt werden kann.
16
1054 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Bild 8.27 Arbeitsverzeichnis
8.3 Ablaufplanung 1055
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Bild 8.28 Vorgangsliste (CPM)
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1056 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Bild 8.29 CPM-Netzplan
Wie für die Darstellung des CPM-Netzplanes ist auch für die Darstellung des MPM-Netz-
planes (Bild 8.31) eine Vorgangsliste (Bild 8.30) zu erstellen.
AV-Nr. Beschreibung Dauer Vorlieg er Frühester(s ) Spätester(s) Gesamt-
der Leistung puf ferzeit
Beginn Ende Beginn Ende
103 Aushu b P2 2 0 2 0 2 0
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7
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5
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2
1
1058 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Bild 8.31 MPM-Netzplan
8.3 Ablaufplanung 1059
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Bild 8.32 Balkenplan
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1060 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Die Bereitstellungsplanung ist eine firmeninterne Aufgabe, sie bezieht sich im Wesent
lichen auf
• Personalplanung,
• Geräteplanung und
• Materialplanung (Baustoffe).
8.4.1 Personalplanung
8.4.2 Geräteplanung
Der Gerätebedarf für eine bestimmte Baumaßnahme wird durch die Arbeitsvorbereitung
ermittelt (Gerätebedarfsliste). Hierbei muss den Gegebenheiten der Baufirma Rechnung
getragen werden, d. h. zunächst kann nur mit dem vorhandenen Gerätepotenzial disponiert
8.4 Bereitstellungsplanung des erforderlichen Potenzials 1061
16
1062 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
• Betriebsmittel,
• ortsfesten Anlagen und Ausstattungen,
• Lager- und Verkehrsflächen.
Dazu erforderlich:
• optimale Anordnung der notwendigen Maschinen und Geräte (im Hochbau, im we-
sentlichen Krane),
• Optimierung des Materialflusses durch
• Lagerung am richtigen Platz,
• kürzeste Wege für Baustellentransporte,
• Einsatz optimaler Transportmittel.
Die Planung der Baustelleneinrichtung ist immer in direkter Abhängigkeit von der Ablauf-
planung zu sehen.
Die Anordnung der Baustelleneinrichtung und damit der Materialfluss auf der Baustelle
hängt von folgenden Randbedingungen ab:
• Standortbedingungen der Baustelle (verfügbarer Arbeitsraum, Lager- und Verkehrsflä-
chen, Zufahrtsmöglichkeiten, Anschlüsse für Ver- und Entsorgung, Grundstücksgren-
zen, Bodenart, spezielle Auflagen),
• Art und Größe des Bauvorhabens (Stahlbeton-Skelettbau, Mauerwerksbau, Fertigteil-
bau, Kanalbau, Straßenbau, Abmessungen der Bauteile, Mengen der Baustoffe),
• Fertigungstechnik, Fördertechnik (Fertigungsverfahren, Einzelfertigung, Taktferti-
gung, Parallelfertigung, Art der Fördergüter, Gewicht und Lagerung der Fördergüter),
• Bauzeit (Anfangs- und Endtermin, Hauptbauzeit, Zwischentermine).
Bei der Einrichtung von Baustellen sind die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) und die
ergänzenden Arbeitsstätten-Richtlinien (ASR) zu beachten. Das Ergebnis der Planung der
Baustelleneinrichtung ist der Baustelleneinrichtungsplan (Bild 8.33).
8.5 Planung der Baustelleneinrichtung 1063
Bild 8.33 Baustelleneinrichtungsplan
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1064 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
In der Leistungsmeldung werden durch den Bauleiter alle bis zu einem bestimmten Termin
erbrachten und nach Vertrag abrechenbaren Bauleistungen erfasst. Die Leistungsmeldung
ist die Grundlage für die Ergebnismeldung zum Stichtag, für alle Prognosen bezüglich der
Entwicklung der Baustelle sowie für alle Kontrollen.
8.6 Arbeitskalkulation, Soll-Ist-Vergleiche 1065
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Bild 8.34 Soll-Ist-Vergleich Bauablauf
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1066 8 Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung
Bei fast allen Baustellen ist der Lohnaufwand der entscheidende Kostenfaktor. Für die
Ergebniskontrolle ist somit der Stundenverbrauch von großer Bedeutung, zumal dieser von
der Bauleitung direkt zu beeinflussen ist.
Um die Kontrolle des Stundenverbrauchs durchführen zu können, werden die einzelnen
in sich geschlossenen Arbeitsschritte sogenannten Bauarbeitsschlüsseln (BAS) zugeordnet.
Die Bauarbeitsschlüssel sind Nummern, die für bestimmte Arbeitsschritte festgelegt und
im BAS-Katalog aufgelistet worden sind, Bild 8.35 nach [8.03]. Jeder Stundensatz in der
Arbeitskalkulation ist nur einer BAS-Nummer zugeordnet. Die Gesamt-Sollstunden für
die Bauausführung lassen sich nach BAS- Nummern geordnet ausweisen (Gesamt-Soll).
Ebenso lässt sich über die entsprechenden Mengen (Leistungsmeldung) zu einem bestimm-
ten Stichtag die Soll-Stunden-Vorgabe für die einzelnen BAS-Arbeitsschritte berechnen.
Die Ist-Stunden können aus den Tagesberichten des Poliers bis zum Stichtag entnommen
werden unter der Voraussetzung, dass die Stunden entsprechend den BAS-Arbeitsschritten
verteilt worden sind.
Der Vergleich der Soll- und der Ist-Stunden ergibt den absoluten Stundenmehr oder
-minderverbrauch, der multipliziert mit dem Mittellohn Aussagen über das zu erwartende
Ergebnis der Baustelle zulässt.
Der Kosten-Soll-Ist-Vergleich ist die umfassendste und aufwendigste Ergebniskontrolle
der Baustelle. Neben den Stunden werden auch alle anderen Kostenanteile systematisch
erfasst und den Ist-Kosten der Buchhaltung gegenübergestellt.
8.7 Nachkalkulation
In der Nachkalkulation wird der Ablauf einer Baustelle nach Fertigstellung der Baumaß-
nahme ausgewertet und analysiert. Von besonderer Bedeutung hierbei ist die Stundennach-
kalkulation, die aktuelle Aufwandswerte für
• Kalkulation und
• Areitsvorbereitung
Er soll alle Erfahrungen, die während der Bauausführung gewonnen wurden, für zukünftige
Baumaßnahmen der Firma nutzbar machen.
8.7 Nachkalkulation 1067
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