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Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung*

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Bearbeitet von Prof. Dipl.-Ing., Dipl.-Wirt.-Ing. Karl-Helmut Schlösser

Inhaltsverzeichnis
8.1 Arbeitsvorbereitung, Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  1030
8.2 Auswahl des optimalen Bauverfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  1031
8.3 Ablaufplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1034
8.3.1 Aufwand und Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1036
8.3.2 Dauer der Teilprozesse, erforderliches Potenzial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1037
8.3.3 Darstellung des Bauablaufs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  1039
8.4 Bereitstellungsplanung des erforderlichen Potenzials
(s. auch Abschn. „Betriebsorganisation“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1060
8.4.1 Personalplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1060
8.4.2 Geräteplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1060
8.4.3 Materialplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1061
8.5 Planung der Baustelleneinrichtung(s. auch Abschn. „Baumaschinen“) . . . . . . . . . . .   1062
8.6 Arbeitskalkulation, Soll-Ist-Vergleiche(s. auch Abschn. „Kalkulation“, Kap. 13) . .   1064
8.7 Nachkalkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   1066

K.-H. Schlösser ( )
FH Aachen, Deutschland
e-mail: Karina.Danulat@springer.com

*Bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Olk


Bearbeitung übernommen, überprüft und ab dieser Auflage verantwortet durch
Prof. Dipl.-Ing., Dipl.-Wirt.-Ing. K.-H. Schlösser

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2016


T. Krause, B. Ulke (Hrsg.), Zahlentafeln für den Baubetrieb,
DOI 10.1007/978-3-658-02838-1_8 1029
1030 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

8.1 Arbeitsvorbereitung, Allgemeines

Ziel jeder Arbeitsvorbereitung ist die Durchführung der gestellten Bauaufgabe unter den
gegebenen Bedingungen mit den geringstmöglichen Kosten.
Anzustreben ist die technisch und wirtschaftlich optimale Lösung, die in der Regel durch
einen geordneten und stetigen Bauablauf erreicht wird.
Die produktiven Faktoren einer Bauunternehmung (das Potenzial) – Arbeitskräfte, Be-
triebsmittel und Baustoffe (Mensch, Maschine, Material) – müssen
• zur richtigen Zeit,
• in der notwendigen Menge und Qualität,
• am richtigen Ort
verfügbar sein.

Zu einer gründlichen Arbeitsvorbereitung sind die systematische Analyse des Bauvorha-


bens sowie die Kenntnis aller Randbedingungen erforderlich.
Im Einzelnen sind zu berücksichtigen:
• Projektunterlagen (Ausführungszeichnungen, Baubeschreibung),
• Leistungsverzeichnis (Umfang, Art und Qualität aller Bauleistungen, ggf. Mit Neben-
arbeiten),
• Bauvertrag und Schriftverkehr (Auftraggeber – Bauunternehmer), insbesondere die
besonderen Vertragsbedingungen des Auftraggebers (incl. Terminangaben und Aus-
führungsfristen, ggf. Vertragsstrafen),
• Angebotskalkulation,
• Lieferung der Ausführungspläne (Schal- und Bewehrungspläne),
• Nach- oder Subunternehmer, deren Leistungen und Termine,
• besondere Auflagen von Behörden oder Auftraggeber für die Baudurchführung,
• Unfallverhütungsvorschriften,
• Standortbedingungen der Baustelle (verfügbarer Arbeitsraum, Lager- und Verkehrsflä-
chen, Zufahrtsmöglichkeiten, Anschlüsse für Wasser, Telefon, Strom und Abwasser),
• Boden- und Grundwasserverhältnisse,
• besondere Witterungsbedingungen,
• Sondermaßnahmen (z. B. für Winterbau),
• verfügbares Potenzial der Baufirma (Arbeits- und Führungskräfte, Maschinen, Geräte
und Einrichtungen) etc.

Erst die Berücksichtigung aller Randbedingungen kann zu einer umfassenden Arbeits-


vorbereitung, der Abschätzung aller Risiken der Baumaßnahmen und zu einem optimalen
Bauablauf führen.

Maßnahmen der Arbeitsvorbereitung im Einzelnen:


• Auswahl des optimalen Bauverfahrens,
• Planung des Bauablaufs,
8.2  Auswahl des optimalen Bauverfahrens 1031

• Bereitstellungsplanung des erforderlichen Potenzials,


• Planung der Baustelleneinrichtung, 1
• Aufstellen der Arbeitskalkulation,
• Durchführen der Nachkalkulation. 2
Die ersten vier Maßnahmen stehen in direkter Wechselbeziehung zueinander und sind
i. A. gemeinsam zu bearbeiten. Die beiden letzten sind dem Bereich Kostenplanung zu- 3
zuordnen.

4
8.2 Auswahl des optimalen Bauverfahrens
5
Grundlage der Verfahrensauswahl ist der methodische Verfahrensvergleich, der
• alle maßgebenden Einflussfaktoren berücksichtigt und möglichst
• alle Varianten hinsichtlich ihrer technischen, organisatorischen und wirtschaftlichen 6
Eignung
7
für den vorgesehenen Anwendungszweck vergleichend untersucht.

Allgemeiner Wirtschaftlichkeitsvergleich zweier Bauverfahren (A und B) (Bild 8.1) 8


Fall 1: – Kostengleichheit beider Verfahren ist bis auf wenig Spielraum gegeben → Gewähl-
tes Verfahren muss nach anderen Kriterien ausgesucht werden, da kein Vergleich möglich. 9
Fall 2: – Deutliche Überlappung beider Verfahren → Eindeutiger Verfahrensunterschied ist
nicht gegeben; weitere Kriterien zur Verfahrenswahl müssen gesucht werden. 10
Fall 3: – Keinerlei Überlappung der kalkulatorischen Streubereiche beider Verfahren. Eine
eindeutige Aussage zur Verfahrenswahl ist vorhanden.
11

12

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Bild 8.1  Kostenvergleichsbereiche bei der Betrachtung von zwei Bauverfahren
1032 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Bei vergleichenden Kalkulationen ist zu beachten:


• Grundsätzliche Unterschiede der Bauverfahren,
• verschiedene Wahl der Baustoffe oder Bauteile, einschließlich deren Herstellung und
Anordnung,
• örtliche Baustellengegebenheiten, wie Witterungsbedingungen, Hochwasser, Regenzei-
ten, Geländekennzeichen, Wegenetze bzw. -verhältnisse, Versorgungsmöglichkeiten,
• Einsatzbedingungen des Unternehmens durch Menschen, Material und Maschinen,
vorhandene Reservekapazitäten (Überstunden- oder Mehrschichtarbeit) sowie Kapi-
tal- und Finanzierungsgrundlagen,
• besondere Forderungen des Bauherrn hinsichtlich Bauzeit (mit Zwischenterminen),
Abnahmebedingungen sowie konstruktive Gegebenheiten,
• spezielle Möglichkeiten durch zusätzliche Angebote des Unternehmens hinsichtlich
Konstruktion (Alternativangebot), Materialverwendung oder zeitlichen Ablauf des
Bauvorhabens.

Je nach Grad der quantifizierten Erfassung der verschiedenen Einflussfaktoren zur Verfah-
rensauswahl unterscheidet man zwei Methoden:
• den kalkulatorischen Verfahrensvergleich,
• den differenzierten Verfahrensausgleich.

Beim kalkulatorischen Verfahrensvergleich werden für jedes der untersuchten Bauverfah-


ren vergleichende Kostenermittlungen durchgeführt.
Die Kostendifferenz D zweier Bauverfahren A und B mit den dazugehörigen Kosten KA
und KB beträgt in absoluter Form
D = KA − KB Œ bzw. =Einheit

Die auf jeweils eine Verfahrensgröße bezogene Differenz ergibt sich zu


KA − KB KA − KB
D=  100Œ% bzw: DB =  100Œ%
KA KA

Beim Kostenvergleich zweier Verfahren (Bild 8.2) ergibt sich in Abhängigkeit von einer
veränderlichen Einflussgröße (z. B. Produktionsmenge, Bauzeit) der Verlauf der anteiligen
Kosten.
S Grenzkosten, D = KA − KB = 0
Nutzengrenze für Verfahren B, Nutzenschwelle für Verfahren A
Kf Fixe Kosten (von der Einflussgröße unabhängig)
Kv Variable Kosten (von der Einflussgröße abhängig)

Außer dem linearen Beispiel (Bild 8.2) ist für bestimmte Bereiche auch ein stufenweiser
Kostenverlauf (Bild 8.3) bestimmbar.
8.2  Auswahl des optimalen Bauverfahrens 1033

3
Bild 8.2  Wirtschaftlichkeitsvergleich zweier Bauverfahren
4
Differenzierter Verfahrensausgleich
Neben den rein wirtschaftlichen Kriterien werden hier auch 5
• technische und
• organisatorische Kriterien.
6
formuliert und in die Bewertung einbezogen.
Dient der Entscheidungsvorbereitung bei großen Bauvorhaben mit einer Vielzahl unter- 7
schiedlicher Einflüsse und Interessen.

Erforderliche Schritte: 8
• Erfassung der für die Verfahrensauswahl maßgebenden Einflussfaktoren,
• Festlegung und Gewichtung der angestrebten Ziele (Maßstab!),
• Entwicklung von quantifizierbaren Kriterien für die Beurteilung der Verfahren, 9
• Entwicklung einer praktisch anwendbaren Technik für die Verfahrensauswahl, Matrix
aufstellen. 10
Ziele:
• technische Anforderungen des Bauwerks erfüllt, 11
• Kosten der Bauausführung minimiert,
12

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Bild 8.3  Stufenweiser Kostenverlauf in Abhän-
gigkeit von der Förderstrecke; z. B. im Erdbau 16
und verschiedenen Bauverfahren A und B
1034 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

• Auftraggeber zufriedengestellt,
• innerbetriebliche Schwierigkeiten vermeiden,
• Umweltbelastung und Unfallrisiken minimiert.

8.3 Ablaufplanung

Die Aufgabe der Ablaufplanung besteht in der Ermittlung


• des Bauzeitminimums,
• eines rationellen, termingerechten, d. h. störungsfreien Bauablaufs sowie
• des Minimums an Potenzialeinsatz bei kontinuierlicher Potenzialverteilung (Arbeits-
kräfte und Betriebsmittel).

Anhand der maßgebenden Projektunterlagen ist zunächst ein Arbeitsverzeichnis (Bild 8.4)


zu erstellen, in dem alle zu erbringenden Teilleistungen nach Art, Umfang und Reihenfolge
einschl. Personal-, Geräte- und Materialaufwand erfasst sind.
Vorgehensweise:
• Gliederung eines Bauwerks in möglichst gleiche Bauteile (Bauprodukte), Bauab-
schnitte,
• Ermittlung der dazugehörigen Teilmengen,
• Festlegung der Teilprozesse nach Art, Reihenfolge und Folgezeit (evtl. Taktablauf),
• Ermittlung der Dauer der einzelnen Teilprozesse,
• Ermittlung des erforderlichen Potenzials an Arbeitskräften bzw. Maschinen.

Trendkurven müssen bei der Ablaufplanung mit Werten, die im Allgemeinen aus der Be-
triebsstatistik bzw. Nachkalkulation des Unternehmers stammen, einbezogen werden. Sie
beziehen sich auf verschiedene Abhängigkeiten (Bild 8.5).
Einarbeitungskurven können in ihrem Effekt durch Bauwerks- oder Baustellengegeben-
heiten teilweise wieder aufgehoben werden (Bild 8.6).
Für gleiche Arbeitsvorgänge mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad müssen bei der
Berechnung entsprechende Abstufungen getroffen werden (Bild 8.7).
Weitere Trendkurven, die bei der Arbeitsvorbereitung berücksichtigt werden müssen,
werden jeweils betriebsintern festgelegt, z. B.:
• Kapazitätsbeschränkungen in Abhängigkeit von Bauzeit und Kosten,
• Taktplanung von Einzelarbeiten und Bauwerken,
• Fließfertigung mit kritischen Distanzen,
• Überlappung von Arbeitsabläufen,
• optimale Potenzialverteilung auf den einzelnen Baustellen.
Nr. Menge Bauteil und Produkt.- Aufwand b. Leistung Gesamt- Tage- Zahl d. Arbeitstage Bermerkungen
Arbeitsvorgang mittel Person b. Gerät stunden werke Produkt.-
8 h/AT mittel erf. gew.

Einh. Pers./Gerät h/Einh. Einh./h h T. W. — AT AT —


Decke
konventionell
8.3 Ablaufplanung

107,8 m 2 einschalen Arb. 0,60 64,70 8,10 6 1,4 1,4 Takt 1


1,90 t bewehren Arb. 26,0 49,40 6,20 6 1,1 1,1
18,95 m 3 betonieren Arb. 0,45 8,50 1,10 6 0,2 0,2
107,8 m 2 ausschalen Arb. 0,20 21,60 2,70 6 0,5 0,5
3,2

100,0 m 2 einschalen Arb. 0,60 60,00 7,50 6 1,3 1,3 Takt 2


1,85 t bewehren Arb. 26,0 48,10 6,05 6 1,0 1,0
18,50 m 3 betonieren Arb. 0,45 8,33 1,05 6 0,2 0,2
100,0 m 2 ausschalen Arb. 0,20 20,00 2,50 6 0,4 0,4
3,0 Takt 3 siehe Takt 1
Takt 4 siehe Takt 2

Bild 8.4  Arbeitsverzeichnis
1035

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4
3
2
1
1036 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Bild 8.5  Schematischer Verlauf einer Einarbeitungskurve

Bild 8.6  Einarbeitungskurve bei einer Hochbaustel-


le. t1 = mögl. max. Zeitgewinn durch Einarbeitung,
t2 = Zeitverlust durch zunehmende Geschosshöhe

Bild 8.7  Ersparnis des Arbeits-


aufwandes bei gleichartigen
Ausführungen unterschiedli-
cher Schwierigkeits­grade

8.3.1 Aufwand und Leistung

Aufwandswerte geben an, welcher Aufwand an Arbeitsstunden erforderlich ist, um eine


bestimmte Produkteinheit zu erstellen (z. B. 0,8 h/m2 Schalung, 1,0 h/m3 Beton).

Aufwandswerte lassen sich ermitteln durch


– Nachkalkulation – Schätzen des Arbeitsablaufes (Näherung)
– Arbeitsstudien – Literaturangaben (allgemein).

Nachkalkulation und Arbeitsstudien ergeben die relativ sichersten Werte. allgemein gilt:
 
Gesamtstunden h
Aufwandswert wA =
geleistete Gesamtmenge Einheit

Aufwandswerte werden für die Berechnung von personalintensiven Arbeiten herange-


zogen.
8.3 Ablaufplanung 1037

Leistungswerte geben an, wieviel Produkteinheiten pro Zeiteinheit durch eine bestimmte
Maschine unter Betriebsbedingungen geleistet werden (z. B. 100 m3 Bodenaushub/h, 1
30 m3 Beton/h). Sie werden i. A. durch Berechnung der Baumaschinenleistung unter
Berücksichtigung der betrieblichen Randbedingungen ermittelt. Leistungswerte werden 2
für die Berechnung von maschinenintensiven Arbeiten herangezogen

3
8.3.2 Dauer der Teilprozesse, erforderliches Potenzial

Für die Erstellung eines Bauwerks nach einem bestimmten Verfahren ist eine bestimmte
4
Anzahl von Stunden aufzuwenden.
Es gilt: 5
X
AZ = h = const:
6
A = Anzahl der Arbeitskräfte
Z = Bauzeit in Arbeitstagen (× tägl: Arbeitszeit in h) 7
In der Praxis ist der Geltungsbereich dieser Funktion durch Randbedingungen wie z. B.
• die verfügbare Bauzeit (Termine), 8
• die vorhandene Kapazität der Firma und
• den verfügbaren Bauraum (Platzverhältnisse) begrenzt.
9
Bei optimaler Ausnutzung des erforderlichen Potenzials und optimaler Bauzeit führt die
Durchführung einer Baumaßnahme zum Kostenminimum (Bild 8.8). 10
Das absolute Kostenminimum wird in der Praxis wegen der dynamischen Verhaltens-
weise der Randbedingungen selten zu erreichen sein.
Der immer anzustrebende optimale Kostenbereich kann durch Verfahrensvergleiche gut 11
eingegrenzt werden.
12
Bild 8.8  Kostenverlauf in Abhängigkeit von der
Bauzeit
13

14

15

16
1038 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Ermittlung der Dauer eines Teilprozesses

V  wA
ZA = ŒAT
A  TA

ZA = Arbeitstage [AT]

A = Anzahl der Arbeiter

V = Produktmenge [Einheiten]
TA = tägliche Arbeitszeit [h]

Ermittlung des erforderlichen Potenzials an Arbeitskräften

V  wA
A= ŒArbeiter
ZA  TA

Der Einsatz des Potenzials soll über eine bestimmte Bauzeit möglichst gleichmäßig erfol-
gen (s. Bild 8.9).
Der Bauablauf ergibt sich durch die Aneinanderreihung der unterschiedlichen Teilpro-
zesse zu einer Prozessgruppe (Bild 8.10). Dabei ergibt sich das Bauzeitminimum durch die
optimale Koordinierung der Teilbetriebe:
• Abstimmung auf einen Leitprozess,
• Ablauf in räumlicher Folge,
• geringstmögliche Folgezeiten,
• Synchronablauf,
• kontinuierlicher Ablauf ohne Unterbrechung.

Grundsätzlich ist auf diese Art der Ablaufplanung die wirtschaftlichste Bauausführung zu
erreichen.

Bild 8.9  Potenzialverteilung während der Bauzeit


8.3 Ablaufplanung 1039

Bild 8.10  Koordinierung der Teilprozesse im Bauprozess nach [8.01, 8.02]


9

8.3.3 Darstellung des Bauablaufs 10


Im Wesentlichen werden drei verschiedene Formen der Darstellung von Bauabläufen ver-
wendet: 11
• Balkenplan,
• Weg-Zeit-Diagramm (Volumen-Zeit-Diagramm, Liniendiagramm),
• Netzplan.
12

Balkenplan  Beim Balkenplan (s. Bild 8.11) werden unter einer Zeitachse (x-Achse) auf 13
der Ordinate (y-Achse) die Arbeitsabschnitte aufgetragen. Dabei ist es zweckmäßig, die
den Ablauf bestimmenden Arbeiten in ihrer natürlichen zeitlichen Reihenfolge zu belassen.
Arbeits- oder Zeitvorgänge, die nicht fest einzuordnen sind, werden am Schluss aufgetragen. 14
Für die Zeitdauer der einzelnen Arbeitsprozesse wird ein Balken eingezeichnet. Die
Zeitdauer, d. h. die Länge des Balkens, wird den Ermittlungen des Arbeitsverzeichnisses 15
entnommen.
Der Balkenplan wird sowohl für die Planung der einzelnen Arbeitsprozesse auf der Bau-
stelle, als auch für die Einsatzplanung der Arbeitskräfte (Personaleinsatz) und Maschinen 16
1040 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Bild 8.11  Balkenplan
8.3 Ablaufplanung 1041

(Geräteeinsatz) in anschaulicher Form verwendet. Der Balkenplan ist die übliche Darstel-
lung von Bauabläufen im Hochbau, selbst dann, wenn die Ablaufplanung z. B. mithilfe der 1
Netzplantechnik durchgeführt wurde.
Vorteile: 2
• leicht verständliche Darstellung,
• gute Übersichtlichkeit,
• gute Kontrollmöglichkeit des zeitl. Ablaufs. 3
Nachteil:
• unterschiedliche Leistungen innerhalb eines Teilprozesses sind nicht darzustellen.
4

Weg-Zeit-Diagramm  Das Weg-Zeit-Diagramm, auch Volumen-Zeit-Diagramm, 5


Liniendiagramm oder Geschwindigkeitsplan (Streckenplan) genannt, ermöglicht
die Darstellung von Arbeitsprozessen innerhalb der Koordinaten Zeit und Weg (bzw.
Volumen). Hierbei lassen sich unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeiten darstellen. 6
Es erlaubt sowohl die Darstellung von Arbeitsvorgängen und Bauzeit als auch die Auf-
zeichnung des zurückgelegten Weges. 7
Das Weg-Zeit-Diagramm entspricht dem graphischen Fahrplan, wie er bei der Pla-
nung des Schienenverkehrs angewandt wird. Es eignet sich besonders für Bauprojekte in
Längs- oder Höhenerstreckung mit einer ausgesprochenen Fertigungsrichtung, wie z. B. 8
für Stollen, Rohrleitungen, Brücken; U-Bahnbauten oder Schornsteine und Türme. Bei
Bauwerken mit Längserstreckung wird die Wegachse als Horizontale aufgetragen, bei
Bauwerken mit Höhenerstreckung als Vertikale. Längeneinheit ist der Meter (m) oder der 9
Kilometer (km), selten ein Raum- (m3), Flächen- (m2) oder Gewichtsmaß (t). Häufig wird
zur Veranschaulichung über bzw. neben der Wegachse das Bauprojekt im Längsschnitt 10
maßstäblich dargestellt.
Die senkrechte Richtung zur Wegachse dient als Zeitachse, unterteilt in der gewünsch-
ten Zeiteinheit. Fixtermine und Randbedingungen werden zweckmäßigerweise auch hier 11
gleich eingetragen.
Die in  Bild 8.12 eingetragenen Linien stellen den Zusammenhang her zwischen der
Längen- und der Zeitangabe. Die Neigung der Linien gegen die Zeitachse gibt die Vor-
12
triebsgeschwindigkeit (v) an.
Je kleiner die Neigung, desto kleiner ist auch die Vortriebsgeschwindigkeit. 13

14

15

Bild 8.12 Weg-Zeit-Diagramm 16
1042 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Bild 8.13 Weg-Zeit-Dia-
gramm mit Gerätebedarfs-
plan einer Straßenbaustelle
(Teilstück)

Die verschiedenen, im Weg-Zeit-Diagramm darstellbaren, Teilprozesse für den Ausschnitt


einer Straßenbaumaßnahme zeigt Bild 8.13.
Teile von Bauprojekten, die an einem Ort (z. B. Schächte im Straßenbau oder Platt-
formen im Turmbau) herzustellen sind, werden im Liniendiagramm als vertikale bzw.
horizontale Balken parallel zur Zeitachse wie im Balkenplan dargestellt.
Anschaulicher als in jeder anderen Darstellungsform lassen sich hierbei sogenannte
kritische Abstände (kritische Annäherung) erkennen und darstellen.
Einen anschaulichen Vergleich zwischen einem Balken- und Liniendiagramm am Bei-
spiel eines Hochbauprojektes bieten Bild 8.14 und 8.15.
Beispiele zur Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung (auch Netzplantechnik) finden
sich in Beispiele für die Baubetriebspraxis, B. G. Teubner Verlag, Wiesbaden, 2. Auf-
lage 2010, Kap. 8, Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung.
8.3 Ablaufplanung 1043

5
Bild 8.14  Balkenplan für den Beginn der Rohbauarbeiten eines Hochbaus
6
Bild 8.15  Liniendiagramm mit gleichem
Aussagewert wie der Balkenplan
7

10

11

12

13
Netzplantechnik  Die Netzplantechnik ist die intensivste, aber auch zeitaufwendigste
Form der Bauzeitenplanung. Sie hat gegenüber den anderen Verfahren den Vorteil, dass im 14
Netzplan die gegenseitige Abhängigkeit von Arbeiten dargestellt werden kann, wobei die
zeitliche, nicht aber die räumliche Folge angegeben wird, und dass sich sowohl die zeitliche 15
Lage der einzelnen Vorgänge wie die Auswirkungen ihrer zeitlichen Verschiebungen
berechnen lassen (bei großen Netzen auf EDV-Anlagen). Ergebnisse der Berechnungen
sind die Terminierung der einzelnen Vorgänge, die Berechnung des Endtermins der 16
1044 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Bild 8.16  Methoden des Opera-


tions Research

Bauarbeiten, die Findung des kritischen Weges, die Kenntnis von Pufferzeiten sowie eine
evtl. Optimierung des Bauablaufs hinsichtlich der Nutzung von Kapazitäten oder des
Zusammenhangs zwischen Bauzeit und Kosten. Die Netzplantechnik ist ein Teilgebiet
des Operations Research und ist in der Zuordnung den anderen Methoden des Operations
Research gleichzustellen (Bild 8.16).
In der Effektivität ihrer praktischen Anwendung übertrifft die Netzplantechnik sicherlich
alle anderen Methoden des Operations Research. Die rasche Einführung dieser Methode
der Planungstechnik in den Industriestaaten beweist die Vorteile und die praktische An-
wendbarkeit dieser Technik. Das Spektrum ihres Einsatzes reicht von der Projektierung
über Fertigungsvorbereitung, Forschung bis zur volkswirtschaftlichen Gesamtplanung.
Die Erarbeitung eines Netzplanes ist erst ab einer gewissen Objektgröße und Kom-
plexität der Bauarbeiten vorteilhaft und auch nur für bestimmte Bauprojekte, wie z. B.
schlüsselfertige Bauvorhaben. Häufig werden die Ergebnisse der Netzplantechnik in Listen
und Balkendiagrammen dargestellt, da diese für die Gesamtheit der am Bau Beteiligten
anschaulicher und leichter lesbar sind.
Im Laufe der vergangenen 50 Jahre sind verschiedene Verfahren der Netzplantechnik
entwickelt worden. DIN 69900, Blatt 1 legt deutschsprachige Begriffe fest.
Einige wichtige sind:

Allgemeine Begriffe
Netzplantechnik (NPT) Alle Verfahren zur Analyse, Beschreibung, Planung, Steuerung und Überwa-
chung von Abläufen auf der Grundlage der Graphentheorie, wobei Zeit, Kos-
ten, Einsatzmittel und weitere Einflussgrößen berücksichtigt werden können.
Netzplan Graphische oder tabellarische Darstellung von Abläufen und deren Abhängig-
keiten.
Ablaufstruktur Gesamtheit der Anordnungsbeziehungen eines Netzplanes.
Knoten Verknüpfungspunkt im Netzplan.
Ereignis Eintreten eines definierten Zustandes im Ablauf.
Vorgang Zeit erforderndes Geschehen mit definiertem Anfang und Ende.
Scheinvorgang Sonderfall einer Anordnungsbeziehung in Vorgangspfeilnetzen mit dem
Zeitabstand Null.
Vorgänger Einem Vorgang unmittelbar vorgeordneter Vorgang.
Nachfolger Einem Vorgang unmittelbar nachgeordneter Vorgang.
Startvorgang Vorgang, zu dem es im betrachteten Netzplan keinen Vorgänger gibt.
8.3 Ablaufplanung 1045

Bild 8.17  Folgen (Anordnungsbeziehungen)


1

Zielvorgang Vorgang, zu dem es im betrachteten Netzplan keinen Nachfolger gibt. 3


Anordnungsbeziehung Quantifizierbare Abhängigkeit zwischen Ereignissen oder Vorgängen, die Ge-
(s.  Bild 8.17) samtheit der Anordnungsbeziehungen des Netzplanes bildet die Ablaufstruktur.
Normalfolge Anordnungsbeziehungen vom Ende eines Vorganges zum Anfang seines 4
Nachfolgers.
Anfangsfolge Anordnungsbeziehung vom Anfang eines Vorganges bis zum Anfang seines
Nachfolgers. 5
Endfolge Anordnungsbeziehung vom Ende eines Vorganges bis zum Ende seines
Nachfolgers.
Sprungfolge Anordnungsbeziehung vom Anfang eines Vorganges zum Ende seines Nach- 6
folgers.
Vorgangsknoten-Netzplan (VKN) Netzplan, in dem die Vorgänge beschrieben und durch Knoten dargestellt sind.
Vorgangspfeil-Netzplan (VPN) Netzplan, in dem die Vorgänge beschrieben und durch Pfeile dargestellt sind.
7

Zeitbegriffe 8
Dauer (D) Zeitspanne vom Anfang bis zum Ende eines Vorganges.
Zeitabstand (Z) Zeitwert einer Anordnungsbeziehung. Er kann größer, kleiner oder gleich Null sein. 9
In den Kurzzeichen ist bei Verwendung von „Z“ für Zeitabstand eine Gleichheit
zu Zeitpunkt gegeben.
Minimaler Zeitabstand
(MINZ)
Mindesterforderlicher Zeitwert einer Anordnungsbeziehung. 10
Maximaler Zeitabstand Höchstzulässiger Zeitwert einer Anordnungsbeziehung.
(MAXZ)
11
Zeitpunkt, Termin, zeitliche Lage
12
Zeitpunkt (Z) Festgelegter Punkt im Ablauf, der durch Zeiteinheiten (z. B.: Minuten, Tage,
Wochen) beschrieben und auf einen Nullpunkt bezogen ist.
Termin (T) Durch Kalenderdatum und/oder Uhrzeit ausgedrückter Zeitpunkt. 13
Lage (im zeitlichen Ablauf) Ergebnis der Einordnung von Ereignissen bzw. Vorgängen in den Zeitablauf
unter Beachtung aller gegebenen Bedingungen.
Vorwärtsrechnung Berechnung der frühesten Lage von Ereignissen bzw. Vorgängen.
14
Rückwärtsrechnung Berechnung der spätesten Lage von Ereignissen bzw. Vorgängen.
Früheste Netzlösung Ergebnis der Vorwärtsrechnung für den betrachteten Netzplan. 15
Späteste Netzlösung Ergebnis der Rückwärtsrechnung für den betrachteten Netzplan.
Bestimmender Vorgänger Derjenige Vorgänger, der die früheste Lage eines Vorganges bestimmt.
Bestimmender Nachfolger Derjenige Nachfolger, der die späteste Lage eines Vorganges bestimmt.
16
1046 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Zeitliche Lagen
Ereignis Vorgang
Anfang Ende
Früheste Lage (im Frühester Zeitpunkt FZ Frühester Anfang FA Frühestes Ende FE
zeitlichen Ablauf)
Frühester Anfangs- FAZ Frühester Endzeitpunkt FEZ
zeitpunkt
Frühester Termin FT Frühester Anfangs- FAT Frühester Endzeittermin FET
termin
Späteste Lage (im Spätester Zeitpunkt SZ Spätester Anfang SA Spätestes Ende SE
zeitlichen Ablauf)
Spätester Termin ST Spätester Anfangs- SAZ Spätester Endzeitpunkt SEZ
zeitpunkt
Spätester Anfangs- SAT Spätester Endtermin SET
termin

Pufferzeit, kritischer Weg


Pufferzeit Zeitspanne, um die die Lage eines Ereignisses bzw. Vorganges verändert
werden kann.
Gesamte Pufferzeit (GP) Zeitspanne zwischen frühester und spätester Lage eines Ereignisses bzw.
Vorganges.
Bei Ereignissen ist GP = SZ − FZ
Bei Vorgängen ist GP = SAZ − FAZ = SEZ − FEZ.
Freie Pufferzeit (FP) Zeitspanne, um die ein Ereignis bzw. Vorgang gegenüber seiner frühesten
Lage verschoben werden kann, ohne die früheste Lage anderer Ereignisse
bzw. Vorgänge zu beeinflussen.
Freie Rückwärtspufferzeit (FRP) Zeitspanne, um die ein Ereignis bzw. Vorgang gegenüber seiner spätesten
Lage verschoben werden kann, ohne die späteste Lage anderer Ereignisse
bzw. Vorgänge zu beeinflussen.
Unabhängige Pufferzeit (UP) Zeitspanne, um die ein Ereignis bzw. Vorgang verschoben werden kann,
wenn sich seine Vorereignisse bzw. Vorgänger in spätester und seine Nach­
ereignisse bzw. Nachfolger in frühester Lage befinden.
Kritischer Vorgang Vorgang auf dem kritischen Weg.
Kritischer Weg Weg mit ausschließlich solchen Ereignissen bzw. Vorgängen, deren gesamte
Pufferzeit GP ein Minimum ist (Normalfall: GP = 0).

Die zeitliche Differenz zwischen frühesten und spätesten Zeitpunkten wird als Pufferzeit
bezeichnet. Je nach Lage seiner Vorgänger und Nachfolger ergeben sich für einen Vorgang
unterschiedliche Pufferzeiten (Bild 8.18).

Tabellarische Zusammenstellung der Pufferzeiten


Pufferzeit Vorgänger in: Nachfolger in:
Gesamte Pufferzeit Frühester Lage Spätester Lage
Freie Pufferzeit Frühester Lage Frühester Lage
Freie Rückwärtspufferzeit Spätester Lage Spätester Lage
Unabhängige Pufferzeit Spätester Lage Frühester Lage
8.3 Ablaufplanung 1047

7
Bild 8.18 Pufferzeiten. a frühestes Ende von i, b frühester Anfang von j, c spätestes Ende von i,
d spätester Anfang von j, e frühestes Ende von j, f frühester Anfang von k, g spätestes Ende von j,
h spätester Anfang von k 8
Vorgänge, deren früheste und späteste Zeitpunkte identisch sind, besitzen keine Puf-
ferzeit. Sie werden als kritische Vorgänge bezeichnet, da ihre zeitliche Verschiebung oder 9
die Veränderung ihrer Dauer Auswirkungen auf die nachgeordneten Vorgänge und den
Endzeitpunkt haben. Die Reihenfolge der kritischen Vorgänge bildet den kritischen Weg. 10
Er beginnt am Startknoten, endet am Zielknoten und durchläuft den gesamten Netzplan,
wobei er sich auch verzweigen kann.
11
Berechnung der gesamten Pufferzeit (GP)  Die gesamte Pufferzeit eines Vorganges ist
die Zeitspanne, um die der frühestmögliche Anfangszeitpunkt eines Vorganges höchstens
verschoben werden kann, ohne dass der Endzeitpunkt des Projektes beeinflusst wird.
12
Die errechnete gesamte Pufferzeit eines Vorganges ist damit der spätest zulässige An-
fangszeitpunkt minus frühestmöglichem Anfangszeitpunkt eines Vorganges. 13
GPj = SE − .FAj + Dj / oder
= SEj − FAj − Dj oder 14
= SEj − FEj oder
= SAj − FAj 15

16
1048 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Berechnung der freien Pufferzeit (FP)  Die freie Pufferzeit ist die Zeitspanne, um die ein
Vorgang, ausgehend von seinem frühestmöglichen Anfangszeitpunkt, verschoben werden
kann, ohne den frühestmöglichen Anfang seiner Nachfolger zu beeinflussen.
Die freie Pufferzeit eines Vorganges ist damit die kleinste Differenz zwischen den
frühesten Anfangszeitpunkten aller Nachfolger und dem frühesten Endzeitpunkt des Vor-
ganges. Dabei gilt: FAk − SEi > Dj

FPj = min FAk − FEj oder


= min FAk − FAj − Dj oder
= min FAk − max FEi − Dj

Berechnung der freien Rückwärtspufferzeit (FRP)  Die freie Rückwärtspufferzeit


ist die Zeitspanne, um die ein Vorgang, ausgehend von seinem spätest zulässigen
Anfangszeitpunkt, vorverlegt werden kann, ohne den spätest zulässigen Anfang seiner
Vorgänger zu beeinflussen.
Die freie Rückwärtspufferzeit ist damit die kleinste Differenz zwischen dem spätest
zulässigen Anfangszeitpunkt des Vorganges und den spätest zulässigen Anfangszeitpunkten
aller Vorgänger.
Die freie Rückwärtspufferzeit ist ohne praktische Bedeutung.
FRPj = min SAk − SEj oder
= min SAk − SAj − Dj oder
= min SAk − max SEi − Dj

Berechnung der unabhängigen Pufferzeit (UP)  Die unabhängige Pufferzeit ist die
Zeitspanne, um die ein Vorgang verschoben werden kann, wenn alle seine Vorgänger zum
spätest zulässigen Zeitpunkt und alle seine Nachfolger zum frühestmöglichen Zeitpunkt
beginnen. Bei der Berechnung der unabhängigen Pufferzeit muss man den frühesten und
spätesten Anfangszeitpunkt des betrachteten Vorganges ermitteln und erhält dann mit dem
Abstand zwischen dem frühest- und spätestmöglichen Anfangszeitpunkt die unabhängige
Pufferzeit.
In einem Netzplan müssen zur Bestimmung der unabhängigen Pufferzeit diese Abstände
zwischen den frühest- und spätestmöglichen Anfangszeitpunkten für alle Kombinationen
zwischen den Vorgängern und Nachfolgern ermittelt werden. Der kleinste der ermittelten
Werte ist dann die unabhängige Pufferzeit des betrachteten Vorganges.
UPj = min FAk − SEj oder
= min FAk − SAj − Dj oder
= min FAk − max SEi − Dj
8.3 Ablaufplanung 1049

4
Bild 8.19  Geschwindigkeiten zweier Vorgänge

Bild 8.20  Kantendarstellung bei CPM


7

Die Anfangs- und Endfolge zweier Prozesse ist von der Geschwindigkeit des Vorgangs- 8
fortschrittes abhängig.
Die drei Möglichkeiten
• gleiche Geschwindigkeit, 9
• Vorgang 1 schneller,
• Vorgang 1 langsamer 10
werden in  Bild 8.19 dargestellt.

Vorgangspfeil- (CPM)  Beim Vorgangspfeilnetz (CPM) sind die Vorgänge den Pfeilen 11
zugeordnet, und es ergeben sich folgende Beziehungen zwischen Knoten (Ereignisse) und
Pfeilen (Kanten) (Bild 8.20):
12
Ein Pfeil kann nur mit zwei Knoten inzidieren. Ein Knoten dagegen kann mit einem, zwei
oder auch mehreren Pfeilen inzidieren (Bild 8.21 und 8.22). 13
Minimaler Zeitabstand = Abstand, der zumindest eingehalten werden muss, aber auch
überschritten werden kann. 14

Maximaler Zeitabstand = Abstand, der nicht überschritten werden kann. 15


Gebräuchlich ist die Verwendung von minimalen Zeitabständen. Sie können für alle vier
Arten der Anordnungsbeziehung benutzt werden. Die Abstände werden dadurch gekenn- 16
zeichnet, dass Art und Dauer an den Pfeil geschrieben werden (Bild 8.23).
1050 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Bild 8.21  Bedeutung der Ereignisknoten bei CPM

Bild 8.22  Gleichartige Ereignisdarstellungen bei CPM

Bild 8.23  Anordnungsbeziehungen – Folgedarstellungen (CPM)

Bild 8.24  a Knotendarstellung bei MPM b Anordnungsbeziehungen – Folgedarstellungen (MPM)

BeimVorgangsknotennetzplan (MPM) werden die Ereignisse (Vorgänge) als Knoten


dargestellt und durch Pfeile (Anordnungsbeziehung) miteinander verbunden (Bild 8.24).
Die Darstellungsformen verschiedener Ablauftechniken zeigt Bild 8.25.
8.3 Ablaufplanung 1051

10

11

12

13

14
Bild 8.25  Gegenüberstellung der Darstellungsformen verschiedener Ablauftechniken
15

16
1052 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Eine Normalfolge mit der Dauer 0 wird in der Regel nicht gekennzeichnet.
Um nun Termine, Pufferzeiten und den kritischen Weg zu finden, muss der Netzplan
berechnet werden. Die Vorwärtsrechnung, die beim Startknoten beginnt und in Pfeil-
richtung durchgeführt wird, liefert den frühesten Anfang (FA) und das früheste Ende (FE)
der Vorgänge nach bestimmten Rechenregeln. Die Rechnung liefert den frühestmöglichen
Termin. Bei mehreren Vorgängen und/oder Anordnungsbeziehungen ist die höchste der
Summen maßgebend. Der früheste Endzeitpunkt eines Vorganges errechnet sich aus der
Summe der Anfangszeitpunkte plus der Dauer des Vorgangs, z. B.
FEA = FAA + DA FAB = FEA + NFAB FAC = FAA + AFAC
( )
FEA + NFAD
FAD = max
FEC + NFCD

Weiter muss gelten die Maschenregel: DA + EFAC = AFAC + DC.


Ggf. ist auf dem kürzeren Weg die Anordnungsbeziehung zu erhöhen.
Die Rückwärtsrechnung geht vom ermittelten Ende des Zielvorganges aus, der Netz-
plan wird entgegen der Pfeilrichtung durchlaufen. Durch Subtraktion werden die spätest
zulässigen Anfangs- und Endzeitpunkte der Vorgänge ermittelt. Bei mehreren Nachfolgern
ist stets die niedrigste Differenz maßgebend.

Beispiel
Die nachstehend abgebildete Dreifeldbrücke (Bild 8.26) soll in drei verschiedenen
Darstellungsformen der Ablaufplanung (CPM, MPM, Balkendiagramm) dargestellt
werden.

Bedingungen
1. Der Baubeginn ist der Pfeiler 2.
2. Der Aushub wird mit nur einem Bagger vorgenommen.
3. Für die anderen Arbeiten steht jeweils nur eine Kolonne zur Verfügung.
4. Das Auflegen der Fertigträger erfolgt mithilfe eines Autokranes.

Bild 8.26 Dreifeldbrücke
8.3 Ablaufplanung 1053

Pos. Nr. Beschreibung Menge Einheit


1 Aushub 1000 m3
1
2 Aushub 500 m3
3 Aushub 500 m3 2
4 Aushub 1250 m 3

5 Pfahlgründung 12 m3
6 Betonierung der Funda- 100 m3
3
mente
7 Betonierung der Funda-
mente
50 m3
4
8 Betonierung der Funda- 50 m3
mente
9 Betonierung der Funda- 125 m2
5
mente
10 Betonwiderlager herstellen 400 m2
6
11 Betonpfeiler herstellen 200 m2
12 Betonpfeiler herstellen 200 m2
13 Betonwiederlager her- 500 m2 7
stellen
14 Auflegen der Fertigträger 24 St
15 Auflegen der Fertigträger 24 St 8
16 Auflegen der Fertigträger 24 St

9
Critical Path Methode (CPM)  CPM-Netzpläne sind kantenorientiert. Es werden also
Vorgangs-Pfeil-Netzpläne dargestellt. 10
Die grundlegende Anordnungsbeziehung ist bei CPM eine Ende-Anfang-Beziehung
(Normalfolge).
11
Metra Potenzial Methode (MPM)  MPM-Netzpläne sind knotenorientiert. Es werden
also Vorgangsknoten-Netzpläne dargestellt.
Die grundlegende Anordnungsbeziehung ist bei MPM die Anfang-Anfang-Beziehung
12
(Anfangsfolge).
13
Die Grundlage für alle Darstellungsformen der Ablaufplanung bildet Aufstellung eines
Arbeitsverzeichnisses (Bild 8.27) aus vorliegenden oder ermittelten Daten der einzelnen
Teilprozesse. 14
Unter Berücksichtigung der Bedingungen sowie der ermittelten Zeitdauern ist sodann
eine Vorgangsliste (Bild 8.28) zu erstellen, auf deren Grundlage der entsprechende CPM 15
(Bild 8.29) entwickelt werden kann.

16
1054 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Bild 8.27  Arbeitsverzeichnis
8.3 Ablaufplanung 1055

10

11

12

13
Bild 8.28  Vorgangsliste (CPM)

14

15

16
1056 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Bild 8.29 CPM-Netzplan

Wie für die Darstellung des CPM-Netzplanes ist auch für die Darstellung des MPM-Netz-
planes (Bild 8.31) eine Vorgangsliste (Bild 8.30) zu erstellen.
AV-Nr. Beschreibung Dauer Vorlieg er Frühester(s ) Spätester(s) Gesamt-
der Leistung puf ferzeit
Beginn Ende Beginn Ende

103 Aushu b P2 2 0 2 0 2 0

102 Aushu b P1 2 103 2 4 2 4 0


8.3 Ablaufplanung

101 Aushu b W 1 4 102 4 8 4 8 0

104 Aushu b W 2 5 101 8 13 13 18 5

203 Pfahlgründung 17 103 2 19 11 28 9

302 Fundament P1 4 102 4 8 4 8 0

301 Fundament W1 8 101, 302 8 16 8 16 0

304 Fundament W2 10 104, 301 16 26 18 18 2

303 Fundament P2 4 203, 304 26 30 28 32 2

402 Betonpfeiler P1 8 302 8 16 8 16 0

401 Betonpfeiler W1 16 301, 402 16 32 16 32 0

403 Betonpfeiler P2 8 303, 401 32 40 32 40 0

404 Betonpfeiler W2 20 304, 403 40 60 40 60 0

50 berbau W1 —P1 12 401, 402 32 44 36 48 4

502 au P1—P2 12 403, 501 44 56 48 60 4

503 au P2—W2 12 404, 502 60 72 60 72 0

Bild 8.30  Vorgangsliste (MPM)


1057

16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
1058 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Bild 8.31 MPM-Netzplan
8.3 Ablaufplanung 1059

Den sich aus dem Beispielprojekt ergebenden Balkenplan zeigt Bild 8.32.


1

10

11

12

13

14
Bild 8.32  Balkenplan

15

16
1060 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

8.4 Bereitstellungsplanung des erforderlichen Potenzials


(s. auch Abschn. „Betriebsorganisation“)

Die Bereitstellungsplanung ist eine firmeninterne Aufgabe, sie bezieht sich im Wesent­
lichen auf
• Personalplanung,
• Geräteplanung und
• Materialplanung (Baustoffe).

Hinzuzurechnen wäre noch im Bedarfsfalle die Beschaffung von Nachunternehmerleis-


tungen. Die Abwicklung dieser Maßnahme erfolgt in der Baufirma analog der Materialbe-
schaffung und wird hier nicht gesondert aufgeführt.

8.4.1 Personalplanung

Die Organisation der Baustellen hinsichtlich des einzusetzenden Führungspersonals ist


eine Aufgabe der technischen Leitung in Abstimmung mit der Personalabteilung und der
Oberbauleitung.
Die für die betreffende Baustelle benötigten Angestellten werden namentlich unter Be-
rücksichtigung ihres Einsatzgrades bezogen auf die Bauzeit aufgelistet, z. B. Bauleiter AB
(50 %), Bauführung CD (100 %).
Zweckmäßig ist dazu die Festlegung der zuständigen Sachbearbeiter in den firmenin-
ternen Abteilungen für die Betreuung einer bestimmten Baumaßnahme.
Die Organisation der Baustelle hinsichtlich der einzusetzenden gewerblichen Arbeitneh-
mer ist eine Aufgabe der technischen Leitung in Abstimmung mit der Abteilung Arbeits-
vorbereitung, dem Lohnbüro und der Oberbauleitung.
Der Personalbedarf ist aus den entsprechenden Unterlagen der Arbeitsvorbereitung er-
sichtlich, z. B. Arbeitsverzeichnis oder Terminplan mit Potenzialverteilung (s.  Bild 8.8).
Die gewerblichen Arbeitnehmer werden kolonnenweise, namentlich unter Berücksichti-
gung der Einsatzdauer aufgelistet. Sinnvoll ist auch die Gliederung nach Anzahl und Art
der einzelnen Facharbeiter, Bauhelfer, Baumaschinenführer, etc.
Die Gesamtkoordination über alle Baustellen wird von der Abteilung Arbeitsvorberei-
tung durchgeführt.

8.4.2 Geräteplanung

Der Gerätebedarf für eine bestimmte Baumaßnahme wird durch die Arbeitsvorbereitung
ermittelt (Gerätebedarfsliste). Hierbei muss den Gegebenheiten der Baufirma Rechnung
getragen werden, d. h. zunächst kann nur mit dem vorhandenen Gerätepotenzial disponiert
8.4  Bereitstellungsplanung des erforderlichen Potenzials 1061

werden. Kapazitätserweiterungen durch Neukauf bzw. Anmietung bedürfen der Entschei-


dung durch die Geschäftsführung. 1
Die Abstimmung bezüglich des Geräteeinsatzes erfolgt zwischen der Abteilung Ar-
beitsvorbereitung, der Bauleitung und der Maschinentechnischen Abteilung (MTA). Der 2
Geräteabruf der Baustelle erfolgt mittels Formular zum bestimmten Termin, ebenfalls die
Gerätefreimeldung nach Beendigung der entsprechenden Arbeiten.
Während der Bauzeit erhält die Baustelle monatlich die Gerätekartei (Mietgeräteliste), 3
aus der die der Baustelle belasteten Gerätekosten sowie Einsatzdauern ersichtlich sind.
Die Gerätekartei wird von der Maschinentechnischen Abteilung geführt. Dort wird für
jedes einzelne Gerät der Firma auch die Gerätestammkartei (intern) geführt, aus der sämt-
4
liche technischen Daten des Gerätes, dessen Alter, Lebenslauf mit Reparaturen sowie die
Gerätemiete, Stand der Abschreibung etc. ersichtlich sind. 5
Die Gesamtkoordination aller Geräte einer Baufirma wird von der Maschinentechni-
schen Abteilung in Abstimmung mit der technischen Leitung durchgeführt.
6
8.4.3 Materialplanung
7
Grundlage der Materialplanung ist die Materialbedarfsliste, die im Rahmen der Arbeitsvor-
bereitung aufgestellt wird. Die Abteilung Einkauf der Baufirma übernimmt in Abstimmung 8
mit der Bauleitung der Baustelle die Beschaffung der benötigten Materialien.
Grundsätzlich soll die Beschaffung zentral erfolgen, um alle Möglichkeiten einer breiten
Angebotspalette ausschöpfen zu können. Zweckmäßig sind einheitliche Bestellformulare 9
mit „Einkaufsbedingungen“ der Firma.
Für Massenbaustoffe (Beton, Zement, Stahl, Stein etc.) werden i. A. „Rahmenlieferver- 10
träge“ über größere Zeiträume abgeschlossen. Die speziellen Anforderungen der Baustelle
werden dann im Einzelvertrag festgelegt (z. B. Umfang der einzelnen Lieferungen, Ter-
mine, Abrufzeiten und -dauern, Sonderlieferungen etc.). 11
Die Verträge mit den Baustofflieferanten sind rechtzeitig vor Baubeginn abzuschließen.
Während der Bauausführung erfolgt analog Baufortschritt der Materialabruf durch die
Bauleitung über die Abteilung Einkauf.
12
Die eingebauten Baustoffe werden gemäß erfolgten Lieferungen fortgeschrieben und
kontrolliert (Lieferscheine). Rechnungen der Lieferanten werden erst nach Anerkennung 13
durch die Bauleitung angewiesen.
Die Gesamtmenge der benötigten Baustoffe ermöglicht zum Ende einer Baustelle Aussa-
gen über die Richtigkeit der kalkulatorischen Ansätze bezüglich Abladeverluste, Schwund 14
etc.
15

16
1062 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

8.5 Planung der Baustelleneinrichtung


(s. auch Abschn. „Baumaschinen“)

Aufgabe  Optimale Einrichtung der zur Durchführung einer bestimmten Baumaßnahme


vor Ort notwendigen

• Betriebsmittel,
• ortsfesten Anlagen und Ausstattungen,
• Lager- und Verkehrsflächen.

Dazu erforderlich:
• optimale Anordnung der notwendigen Maschinen und Geräte (im Hochbau, im we-
sentlichen Krane),
• Optimierung des Materialflusses durch
• Lagerung am richtigen Platz,
• kürzeste Wege für Baustellentransporte,
• Einsatz optimaler Transportmittel.

Die Planung der Baustelleneinrichtung ist immer in direkter Abhängigkeit von der Ablauf-
planung zu sehen.
Die Anordnung der Baustelleneinrichtung und damit der Materialfluss auf der Baustelle
hängt von folgenden Randbedingungen ab:
• Standortbedingungen der Baustelle (verfügbarer Arbeitsraum, Lager- und Verkehrsflä-
chen, Zufahrtsmöglichkeiten, Anschlüsse für Ver- und Entsorgung, Grundstücksgren-
zen, Bodenart, spezielle Auflagen),
• Art und Größe des Bauvorhabens (Stahlbeton-Skelettbau, Mauerwerksbau, Fertigteil-
bau, Kanalbau, Straßenbau, Abmessungen der Bauteile, Mengen der Baustoffe),
• Fertigungstechnik, Fördertechnik (Fertigungsverfahren, Einzelfertigung, Taktferti-
gung, Parallelfertigung, Art der Fördergüter, Gewicht und Lagerung der Fördergüter),
• Bauzeit (Anfangs- und Endtermin, Hauptbauzeit, Zwischentermine).

Bei der Einrichtung von Baustellen sind die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) und die
ergänzenden Arbeitsstätten-Richtlinien (ASR) zu beachten. Das Ergebnis der Planung der
Baustelleneinrichtung ist der Baustelleneinrichtungsplan (Bild 8.33).
8.5  Planung der Baustelleneinrichtung 1063

Bild 8.33 Baustelleneinrichtungsplan
10

11

12

13

14

15

16
1064 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

8.6 Arbeitskalkulation, Soll-Ist-Vergleiche


(s. auch Abschn. „Kalkulation“, Kap. 13)

Die Arbeitskalkulation wird aufgestellt, wenn durch die Arbeitsvorbereitung


• das Bauverfahren festgelegt worden ist,
• die Planung des Bauablaufs,
• die Bereitstellungsplanung des erf. Potenzials und
• die Planung der Baustelleneinrichtung

abgeschlossen worden sind, und


• die Hauptbaustoffe sowie
• die wichtigsten Fremdleistungen

vergeben worden sind.


Sie ist als Weiterführung und Modifizierung der Angebots- bzw. Auftragskalkulation zu
sehen und wird (umlagefrei) für die Baustelle als Soll-Vorgabe herangezogen.
Die Differenz zwischen diesen Herstellkosten und der Auftragssumme lässt unter Be-
rücksichtigung der Gemeinkosten Aussagen über das voraussichtliche Baustellenergebnis
zu.
Voraussetzung für eine gründliche Arbeitskalkulation ist die Umformung der Positi-
onen des Leistungsverzeichnisses in die einzelnen Arbeitsschritte, z. B. 1 Stck. Stütze in
m2 Stützenschalung, t Bewehrung und m3 Beton. Dazu sind die betreffenden Teilmengen
möglichst genau zu ermitteln. Insbesondere bei Pauschalaufträgen bzw. Pauschalierungen
von Teilleistungen ist Wert auf eine exakte Mengenermittlung zu legen.
Die für die Ermittlung des Stundenbedarfs anzusetzenden Aufwandswerte bzw. Leis-
tungswerte sind neu abzuwägen und mit der Bauleitung abzustimmen.
Die Arbeitskalkulation dient der laufenden Erfolgskontrolle der Baustelle und wird zur
Vereinfachung des damit verbundenen Aufwandes zweckmäßigerweise mit einem spezi-
ellen EDV-Programm durchgeführt. Sinnvoll ist dabei die Abstimmung mit dem Buchhal-
tungssystem der Baufirma, damit eine einheitliche Gliederung der Kostenarten verwendet
werden kann.
Mögliche Kontrollen sind
• der Stunden-Soll-Ist-Vergleich,
• der Kosten-Soll-Ist-Vergleich,
• der Leistungsermittlung zum Stichtag,
• Soll-Ist-Vergleich Bauablauf (Bild 8.34).

In der Leistungsmeldung werden durch den Bauleiter alle bis zu einem bestimmten Termin
erbrachten und nach Vertrag abrechenbaren Bauleistungen erfasst. Die Leistungsmeldung
ist die Grundlage für die Ergebnismeldung zum Stichtag, für alle Prognosen bezüglich der
Entwicklung der Baustelle sowie für alle Kontrollen.
8.6  Arbeitskalkulation, Soll-Ist-Vergleiche 1065

10

11

12
Bild 8.34  Soll-Ist-Vergleich Bauablauf

13

14

15

16
1066 8  Arbeitsvorbereitung und Ablaufplanung

Bei fast allen Baustellen ist der Lohnaufwand der entscheidende Kostenfaktor. Für die
Ergebniskontrolle ist somit der Stundenverbrauch von großer Bedeutung, zumal dieser von
der Bauleitung direkt zu beeinflussen ist.
Um die Kontrolle des Stundenverbrauchs durchführen zu können, werden die einzelnen
in sich geschlossenen Arbeitsschritte sogenannten Bauarbeitsschlüsseln (BAS) zugeordnet.
Die Bauarbeitsschlüssel sind Nummern, die für bestimmte Arbeitsschritte festgelegt und
im BAS-Katalog aufgelistet worden sind, Bild 8.35 nach [8.03]. Jeder Stundensatz in der
Arbeitskalkulation ist nur einer BAS-Nummer zugeordnet. Die Gesamt-Sollstunden für
die Bauausführung lassen sich nach BAS- Nummern geordnet ausweisen (Gesamt-Soll).
Ebenso lässt sich über die entsprechenden Mengen (Leistungsmeldung) zu einem bestimm-
ten Stichtag die Soll-Stunden-Vorgabe für die einzelnen BAS-Arbeitsschritte berechnen.
Die Ist-Stunden können aus den Tagesberichten des Poliers bis zum Stichtag entnommen
werden unter der Voraussetzung, dass die Stunden entsprechend den BAS-Arbeitsschritten
verteilt worden sind.
Der Vergleich der Soll- und der Ist-Stunden ergibt den absoluten Stundenmehr oder
-minderverbrauch, der multipliziert mit dem Mittellohn Aussagen über das zu erwartende
Ergebnis der Baustelle zulässt.
Der Kosten-Soll-Ist-Vergleich ist die umfassendste und aufwendigste Ergebniskontrolle
der Baustelle. Neben den Stunden werden auch alle anderen Kostenanteile systematisch
erfasst und den Ist-Kosten der Buchhaltung gegenübergestellt.

8.7 Nachkalkulation

In der Nachkalkulation wird der Ablauf einer Baustelle nach Fertigstellung der Baumaß-
nahme ausgewertet und analysiert. Von besonderer Bedeutung hierbei ist die Stundennach-
kalkulation, die aktuelle Aufwandswerte für
• Kalkulation und
• Areitsvorbereitung

zukünftiger Projekte liefert.


Der Schlussbericht der Baustelle ist die Bestandsaufnahme der erbrachten Leistung, er
enthält
• die wesentlichen Aufwandswerte mit Erläuterung der Randbedingung,
• Hinweise auf Besonderheiten, außergewöhnliche Schwierigkeiten,
• eine Analyse der benötigten Stoffmengen (z. B. Beton, Schalung, Stahl bezogen auf
den m2 Decke oder m3 BRI),
• eine Analyse der Kostenverteilung (z. B. €/m2 BGF, €/m3 BRI),
• eine Auswertung des Stundenverbrauchs, vor allem des Anteils der unproduktiven
Stunden.

Er soll alle Erfahrungen, die während der Bauausführung gewonnen wurden, für zukünftige
Baumaßnahmen der Firma nutzbar machen.
8.7 Nachkalkulation 1067

10

11

12

13

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15

Bild 8.35  BAS-Nummern, Muster nach [8.03] 16

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