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Екатерина Глобаж

Top Themen B1-B2. Немецкий язык

«Автор»
2020
Глобаж Е. Ю.
Top Themen B1-B2. Немецкий язык / Е. Ю. Глобаж — «Автор»,
2020
В данном учебном пособии представлены тематические тексты для
изучающих немецкий язык и желающих достичь уровня B2, а также
для тех, кто готовится к экзамену Zertifikat B1/B2/C1. С помощью
представленной подборки текстов Вы сможете освоить материал для
подготовки к экзаменационной части "Sprechen" и к докладу в части
"Schreiben", познакомиться с наиболее актуальными темами и проблематикой,
которая зачастую включена в экзаменационный материал. Широкий спектр
тем и краткое изложение сделает возможным освоить материал быстро,
легко преодолеть шаг "Lesen + Übersetzumg", Вы сможете дискутировать на
значимые в современном мире темы, выражать свое мнение по широкому
кругу вопросов, используя современную лексику и устойчивые выражения,
представленные в блоке Vokabular. Тексты составлены носителями языка и не
адоптированы, что является преимуществом для адаптации в немецкоязычной
среде. За 100 дней или примерно за 3-4 месяца Вы сможете освоить
тематический материал уровня B2.

© Глобаж Е. Ю., 2020


© Автор, 2020
Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Екатерина Глобаж
Top Themen B1-B2. Немецкий язык
Kommt das Wahlrecht mit 16?

Das Interesse junger Menschen an Politik nimmt zu. Viele engagieren sich, zum Beispiel für
den Klimaschutz. Wählen dürfen sie aber erst mit 18 Jahren. Mehrere Parteien fordern deshalb das
Wahlrecht mit 16.

Politikverdrossenheit bei Jugendlichen war gestern. Heute beschäftigen sich viele junge
Menschen wieder mit politischen Themen und engagieren sich, zum Beispiel bei Demonstrationen
für den Klimaschutz. Das zeigt auch die Shell-Studie von 2019: Laut der Studie interessieren sich
41 Prozent der Jugendlichen für Politik. Deshalb fordern Politiker verschiedener Parteien, dass die
Altersgrenze für das Wahlrecht von 18 auf 16 Jahre gesenkt wird. Bis jetzt dürfen 16-Jährige in
vielen Bundesländern schon bei Kommunalwahlen wählen, aber nicht bei Bundestagswahlen.

Seit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 ist das Wahlrecht immer wieder
geändert worden. Oft haben die Änderungen dazu geführt, dass die Gruppe der Wahlberechtigten
größer wurde. Im Kaiserreich durften nur Männer über 25 Jahren wählen – das waren etwa 20
Prozent der Bevölkerung. In der Weimarer Republik erhielten 1919 Männer und Frauen ab 20 Jahren
das Wahlrecht. Und 1970 senkte die Regierung unter Willy Brandt, der mit dem Slogan „Mehr
Demokratie wagen“ für sich geworben hatte, die Altersgrenze auf 18 Jahre.

Doch beim Wahlrecht geht es nicht nur um die Stärkung der Demokratie und um
gesellschaftliche Veränderungen. Demokratieforscher Robert Vehrkamp erklärt: „Wahlrechtsfragen
sind immer auch Machtfragen.“ Es ist deshalb keine Überraschung, dass besonders Politiker
der Grünen, der SPD und der Linkspartei nun das Wahlrecht mit 16 fordern. Denn sie hoffen
besonders auf Stimmen von jungen Wählern. Ob sie die wirklich bekommen, ist aber unsicher: Das
Wahlverhalten der Jüngeren ist „volatil“, sagt Robert Vehrkamp. Wen sie wählen, weiß man also erst
am Wahltag – wenn das neue Wahlrecht überhaupt kommt.

Vokabular
Kommt das Wahlrecht mit 16?

Wahlrecht (n., nur Singular) – die Tatsache, dass man über einen Politiker/eine Politikerin
oder eine politische Partei mitentscheiden darf; die Tatsache, dass man das Recht hat zu wählen
sich engagieren – hier: aktiv sein; viel für ein bestimmtes Ziel tun
Politikverdrossenheit (f., nur Singular) – umgangssprachlich für: Interessenlosigkeit,
Ablehnung, Misstrauen gegenüber dem politischen System
etwas war gestern – hier umgangssprachlich für: etwas ist Vergangenheit
Studie, -n (f.) – hier: die wissenschaftliche Untersuchung zu einem bestimmten Thema
Prozent, -e (n.) – ein Teil von Hundert
etwas senken – hier: etwas niedriger machen; etwas reduzieren
Kommunalwahl, -en (f.) – die Wahl in einer Stadt oder Region
Bundestagswahl, -en (f) – die Wahl des deutschen Parlaments
Deutsches Reich (n., nur Singular) – der Name des deutschen Staats (1871 bis 1945)
Wahlberechtigte, -n (m./f.) – die Person, die wählen darf
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Kaiserreich, -e (n.) – ein Staat, der von einer Art König (Kaiser) regiert wird
Weimarer Republik (f., nur Singular) – der deutsche Staat von 1919–1933
Slogan, -s (m., aus dem Englischen) – ein kurzer Text, mit dem man für etwas werben will;
das Motto
etwas wagen – etwas versuchen und nicht wissen, ob es funktioniert
für jemanden/etwas werben – Werbung für jemanden/etwas machen
Stärkung (f., hier nur Singular) – die Tatsache, dass man etwas stärker macht
SPD (f.) – Abkürzung für: Sozialdemokratische Partei Deutschlands
volatil – hier: so, dass sich etwas leicht und schnell verändert

Wälder im Klimawandel

Hitze, Trockenheit und Stürme: Die Wälder leiden unter dem Klimawandel. Deutschlandweit
sind 80 Prozent des Waldes geschädigt. Forscher suchen neue Konzepte. Doch wie kann der Wald
der Zukunft aussehen?

Die Rinde des Baums fühlt sich trocken an. Viel zu wenig hat es geregnet, viel zu heiß war es in
den letzten Jahren. Försterin Leonore Gärtner zeigt Besuchern ihr Forstrevier im Bergischen Land –
und die Folgen des Klimawandels. „Schäden zeigen sich meist zunächst am Blatt- oder Nadelverlust in
den Kronen“, erklärt sie. „Wir bräuchten jetzt monatelang Landregen, lang anhaltenden, gleichmäßig
fallenden Regen, um die Schäden der Trockenheit auszugleichen, aber leider fällt immer häufiger
Starkregen, der nicht in den trockenen Boden einsickern kann.“

Seit den 1950er-Jahren werden in Deutschland vor allem Fichten gepflanzt. Die schnell
wachsenden Bäume liefern viel günstiges Holz. Doch ihre flachen Wurzeln sind in Zeiten des
Klimawandels ein Nachteil: „Nadelbaumarten wie die Fichten kommen mit der extremen Trockenheit
und den steigenden Temperaturen nicht zurecht“, sagt Leonore Gärtner.

In Deutschland sind 80 Prozent der Bäume geschädigt. Die Waldforschung sucht daher nach
neuen Konzepten und nach Baumarten, die für die Klimabedingungen der Zukunft besser geeignet
sind. Dabei spielen auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle. Förster Knut Sturm aus Lübeck
dagegen fordert, der Natur mehr Raum und Zeit zu geben, damit sie sich selbst entwickeln kann.

Der Stadtwald in seinem Revier wächst seit vielen Jahren fast ohne menschlichen Einfluss.
Neue Bäume entstehen direkt aus den Samen der alten Bäume. Sie stehen enger zusammen und
können sich so besser gegen Umwelteinflüsse und auch gegen die Folgen des Klimawandels schützen.
Knut Sturm hofft, dass in Zukunft nicht nur andere Baumarten gepflanzt werden, sondern dass der
Mensch genug Geduld hat, den Wald alt werden zu lassen.

Vokabular
Wälder im Klimawandel

Klimawandel (m., nur Singular) – durch den Menschen verursachte Klimaänderung


Konzept, -e (n.) – hier: der Plan; die Idee
etwas schädigen – etwas kaputtmachen; etwas Schaden zufügen
Rinde, -n (f.) – die äußere, harte Schicht um den Stamm eines Baums
sich an|fühlen – beim Berühren einen bestimmten Eindruck machen
Förster, -/Försterin, -nen – jemand, der sich beruflich um die Pflege des Waldes kümmert
Forstrevier, -e (n.) – Waldstück, für das eine Försterin oder ein Förster verantwortlich ist
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Folge, -n (f.) – hier: die Konsequenz


Nadel, -n (f.) – hier: das kleine, spitze Blatt von bestimmten Bäumen, die meist das ganze
Jahr lang grün sind
Krone, -n (f.) – hier: der obere Teil eines Baums
lang anhaltend – so, dass etwas längere Zeit so bleibt, wie es ist
etwas aus|gleichen – hier: etwas tun, damit eine Sache oder Handlung nicht so starke Folgen
hat
in etwas ein|sickern – allmählich von etwas aufgenommen werden
Fichte, -n (f.) – ein Nadelbaum mit kurzen Nadeln
Wurzel, -n (f.) – hier: Teil des Baumes, der sich in der Erde befindet
Art, -en (f.) – bestimmter Typ (z. B. einer Pflanze) innerhalb einer größeren Gruppe
mit etwas zurecht|kommen – keine Probleme mit etwas haben
Samen, – (m.) – ein Korn, aus dem sich eine Pflanze entwickeln kann
Geduld (f., nur Singular) – die Fähigkeit zu warten, ohne nervös zu werden

Kriegsenkel – Aufarbeitung der eigenen Geschichte

Der Filmemacher Sebastian Heinzel hat Albträume vom Zweiten Weltkrieg, den er nie erlebt
hat. Er sucht nach den Gründen in seiner Familiengeschichte und erkennt dabei seine Rolle in der
Aufarbeitung.

Als der Filmemacher Sebastian Heinzel Mitte zwanzig war, begann er vom Zweiten Weltkrieg
zu träumen. Für seine Albträume hatte er jedoch keine Erklärung: Kriegshandlungen kannte
Heinzel, 1979 geboren, nur aus dem Fernsehen. Er fing an, sich mit der eigenen Familiengeschichte
auseinanderzusetzen. Denn Heinzels Großvater war Teil dieses Kriegs gewesen.

In Heinzels Familie wurde nur selten über den Krieg gesprochen – wie in vielen anderen
deutschen Familien auch. Er gehört zu den sogenannten Kriegsenkeln, deren Eltern als Kinder
stark vom Krieg beeinflusst worden waren. Oft haben diese nicht gelernt, sich mit den Gefühlen
auseinanderzusetzen, die die Schrecken des Kriegs bei ihnen verursacht haben. Und das hat Einfluss
auf die nächsten Generationen. Wenn sich Eltern zum Beispiel emotional nicht öffnen können, dann
können sie diese Fähigkeit auch nicht an ihre Kinder weitergeben.

Heinzel fand heraus, dass sein Großvater bei der Wehrmacht in Belarus war. Was er genau
gemacht hat und warum er nie darüber gesprochen hat, weiß Heinzel nicht. Aber er stellte fest, dass
es in seiner Familie einen hohen Leistungsdruck gibt. Er sagt: „Es ist nicht genug, dass ich einfach so
bin, wie ich bin, sondern ich muss etwas leisten, um anerkannt zu sein und mich selbst anzuerkennen.“

Die Psychologin Iris Wangermann erklärt die Situation der Kriegsenkel so: „Viele haben keine
Ahnung, wer sie wirklich sind.“ Oft mussten sie sich so verhalten, wie die Eltern es aushalten konnten
– und nicht, wie sie waren, so Wangermann. Heinzel sucht in seinem Film „Der Krieg in mir“ eine
Antwort auf die Frage, was der Krieg mit ihm gemacht hat. Er sagt: „Ich glaube, es gibt viele Dinge,
die nicht aufgearbeitet wurden (…). Und da ist es jetzt irgendwie meine Aufgabe in der Familie, mich
noch mit diesen seelischen Trümmern zu beschäftigen. Ich glaube, das gehört auch zu der Aufgabe
unserer Generation.“
Vokabular
Kriegsenkel – Aufarbeitung der eigenen Geschichte

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Kriegsenkel, -/Kriegsenkelin, -nen – eine Person, deren Großeltern einen Krieg erlebt haben
und die dadurch beeinflusst wurde
Albtraum, -träume (m.) – ein böser, schrecklicher Traum
etwas auf|arbeiten – sich mit etwas Schlimmen beschäftigen, das früher passiert ist (Nomen:
die Aufarbeitung)
Filmemacher, -/Filmemacherin, -nen – eine Person, die Filme dreht
Kriegshandlung, -en (f.) – hier: Kämpfe im Krieg
sich mit etwas auseinander|setzen – sich Gedanken über etwas machen; sich mit etwas
beschäftigen
sogenannt – hier: so wie etwas genannt wird
Schrecken, – (m.) – hier: die negativen Folgen von etwas; etwas, das Angst macht
Generation, -en (f.) – eine Gruppe von Menschen, die ungefähr gleich alt sind
sich emotional öffnen – mit anderen Personen über die eigenen Gefühle sprechen
Fähigkeit, -en (f.) – die Tatsache, dass man etwas kann
etwas heraus|finden – hier: etwas feststellen; etwas in Erfahrung bringen
Wehrmacht (f., nur Singular) – das Militär (Heer, Kriegsmarine, Luftwaffe) im
nationalsozialistischen Deutschland
Leistungsdruck (m., nur Singular) – die hohe Erwartung an eine Person, gute Leistungen
zu erbringen; der Druck, Erfolg haben zu müssen
etwas/jemanden an|erkennen – hier: etwas/jemanden akzeptieren
keine Ahnung haben – umgangssprachlich für: etwas nicht wissen
etwas aus|halten – hier: etwas Unangenehmes so akzeptieren, wie es ist, und ertragen
seelische Trümmer (nur Plural) – gemeint ist hier: psychische Probleme, weil man sich mit
etwas (z. B. einem schrecklichen Erlebnis) nicht beschäftigt hat

Warum unsere Geschwister so wichtig für uns sind

Rund die Hälfte aller Menschen in Deutschland hat sie: Geschwister. In den ersten
Lebensjahren verbringen wir die meiste Zeit mit ihnen. Diese besondere Beziehung hat großen
Einfluss auf unsere Persönlichkeit.

Oft können wir uns schwer an ein Leben ohne unsere Geschwister erinnern. Etwa die Hälfte
aller Menschen wächst in Deutschland mit Geschwistern auf. Im Kindesalter bedeutet das oft Streit,
aber auch Zusammenhalt – eine besondere Erfahrung mit großem Einfluss auf die Entwicklung
unserer Persönlichkeit.

Das bestätigt auch die Erziehungswissenschaftlerin Inés Brock: „Durch Geschwister


bekommen Kinder mit, dass sie nicht der Mittelpunkt der Welt sind. Sie lernen Empathie, also sich
in andere hineinzuversetzen und Konflikte zu lösen.“ Einzelkinder lernen das zwar auch, aber ihnen
fehlen in der Familie Bezugspersonen im gleichen Alter. Sie müssen sie sich außerhalb der Familie
suchen.

Früher glaubte man, dass die Ältesten verantwortungsvoller und sogenannte Sandwichkinder
sozialer sind als ihre Geschwister. Nesthäkchen hielt man für risikofreudiger. Heute weiß man, dass
vieles Einfluss auf die Beziehung von Geschwistern haben kann – wie der Altersunterschied oder das
Geschlecht. Auch Ereignisse, die große Veränderungen bringen, beeinflussen sie. Die Trennung der
Eltern kann zum Beispiel zusammenschweißen.

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Nicht alle Geschwisterbeziehungen sind unproblematisch. Manche Geschwister haben später


keinen Kontakt mehr zueinander. Schon in der Kindheit kann es zu Schwierigkeiten kommen,
etwa wenn ein neues Geschwisterkind dazukommt. Inés Brock findet, dass die Beziehung zwischen
Geschwistern in der Forschung mehr Beachtung finden sollte – höchste Zeit, dass auch wir die
vielleicht längste Beziehung unseres Lebens noch etwas mehr würdigen.

Vokabular
Warum unsere Geschwister so wichtig für uns sind

Persönlichkeit, -en (f.) – der Charakter eines Menschen; das Wesen eines Menschen
auf|wachsen – als Kind älter und größer werden; seine Kindheit verbringen
Zusammenhalt (m., nur Singular) – hier: die enge Beziehung zueinander
Erziehungswissenschaftler, -/-wissenschaftlerin, -nen – jemand, der die Erziehung und
Bildung von Kindern erforscht
etwas mit|bekommen – etwas bemerken; etwas verstehen
Empathie (f., nur Singular) – die Fähigkeit, die Emotionen eines anderen Menschen zu
verstehen
sich in jemanden hinein|versetzen – hier: sich in jemanden hineindenken
Konflikt, -e (m.) – die Schwierigkeit; das Problem
Einzelkind, -er (n.) – jemand ohne Geschwister
Bezugsperson, -en (f.) – jemand, zu dem man ein enges Verhältnis hat
Geschlecht, -er (n.) – die Tatsache, ob man ein Mann oder eine Frau ist
Sandwichkind, -er (n.) – umgangssprachlich für: das Kind, das zwischen älteren und jüngeren
Geschwistern geboren wurde
Nesthäkchen, – (n.) – umgangssprachlich für: das jüngste Kind unter Geschwistern
risikofreudig – so, dass man weniger Angst vor Gefahren hat
Trennung, -en (f.) – die Tatsache, dass etwas nicht mehr zusammen ist, was vorher zusammen
war
zusammen|schweißen – durch bestimmte Ereignisse besonders verbunden sein
etwa – hier: zum Beispiel
etwas/jemanden würdigen – etwas/jemanden als wichtig anerkennen

Verbot von Tabakwerbung – bald auch in Deutschland?

Rauchende Menschen auf Plakaten und Kinoleinwänden – bisher war das in Deutschland noch
erlaubt. Doch die CDU sperrt sich nicht länger gegen das Tabakwerbeverbot. Verliert die Tabaklobby
ihren Einfluss?

Jährlich sterben in Deutschland mehr als 121.000 Menschen an den Folgen des Rauchens.
Ärzte warnen schon lange vor dem Gesundheitsrisiko des Tabakkonsums. Trotzdem hat sich
Angela Merkels Partei, die CDU, bisher gegen ein Verbot von Tabakwerbung gesperrt. Deshalb ist
Deutschland das letzte EU-Land, in dem z.B. Tabakwerbung auf Kinoleinwänden oder Plakaten noch
erlaubt ist.

Nun überrascht Angela Merkel mit ihrem klaren „Ja“ für ein Tabakwerbeverbot. Ab Januar
2021 soll es keine Kinowerbung mehr vor Filmen geben, die für Jugendliche unter 18 Jahren erlaubt
sind. Außerdem dürfen ab 2022 keine Tabakprodukte mehr auf Plakaten zu sehen sein. Ein Grund
dafür ist, dass die Tabaksteuer dem Staat zwar 14 Milliarden Euro im Jahr einbringt, für Krankheiten
durch das Rauchen aber 78 Milliarden Euro bezahlt werden müssen.
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Trotzdem ist Deutschland das langsamste EU-Land im Kampf gegen Nikotin. Woran das
liegen kann, haben US-Dokumente aus den 1990er Jahren gezeigt: Der Einfluss der Tabakindustrie
auf deutsche Politiker und Wissenschaftler ist sehr groß gewesen. Deshalb konnten die Lobbyisten
Maßnahmen gegen die Tabak-Industrie verhindern.

Der Kieler Gesundheitsforscher Reiner Hanewinkel sieht einen weiteren Grund für den
langsamen Fortschritt in der Geschichte Deutschlands. Während des NS-Regimes wurde bestimmt,
„was gesund ist – also rassisch gesund“. Danach habe sich in Deutschland die Einstellung entwickelt,
sich "vom Staat nicht mehr bei der Gesundheit reinregieren lassen zu wollen", sagt er.

Vokabular
Verbot von Tabakwerbung – bald auch in Deutschland?

Tabak, -e (m.) – das pflanzliche Produkt, aus dem man Zigaretten herstellt
Plakat, -e (n.) – ein großes Papier, auf dem Werbung zu sehen ist
Leinwand, -wände (f.) – hier: eine große, oft weiße Fläche, auf der man Filme zeigen kann
CDU (f.) – Abkürzung für: Christlich Demokratische Union; eine konservative Partei in
Deutschland
Lobby, -s (f., aus dem Englischen) – hier: eine Gruppe von Menschen mit gleichen Interessen,
die versucht, die Politik in ihrem Sinn zu beeinflussen
Konsum (m., nur Singular) – der Gebrauch von etwas
jemanden überraschen; etwas überrascht jemanden – so sein, dass etwas passiert, das man
nicht erwartet hat
Milliarde, -n (f.) – 1.000.000.000; tausend Millionen
jemandem etwas ein|bringen – der Grund dafür sein, dass jemand etwas bekommt
Nikotin (n., nur Singular) – ein Stoff, der in Tabak enthalten ist; ein Nervengift
Wissenschaftler, – /Wissenschaftlerin, -nen – jemand, der in der Forschung arbeitet
Maßnahme, -n (f.) – etwas, das man macht, um ein Ziel zu erreichen
Gesundheitsforscher, -/Gesundheitsforscherin, -nen – jemand, der Untersuchungen zum
Thema Gesundheit macht
Fortschritt, -e (m.) – die Tatsache, dass man etwas erreicht hat
NS-Regime (n., nur Singular) – die Diktatur des Nationalsozialismus in Deutschland
(1933-1945)
rassisch – hier: nach nationalsozialistischer Vorstellung so, dass jemand ein bestimmtes
Äußeres hat
Einstellung, -en (f.) – hier: die Meinung; die Art, wie man über etwas denkt
rein|regieren – sich in die Politik einmischen und sie beeinflussen
Das Problem mit der schnellen Mode

Billigmode ist im Trend, doch die Massenproduktion von Kleidung schadet der Umwelt.
Klima-Aktivisten kämpfen gegen die Wegwerf-Textilien der Fast Fashion-Industrie und fordern mehr
Nachhaltigkeit.

Kleidung der großen Mode-Ketten trägt inzwischen fast jeder. Fast Fashion-Firmen wie „Zara“
und „H&M“ verkaufen ihre Mode auf der ganzen Welt. Bei der Massenproduktion von Wegwerf-
Textilien verbrauchen die Hersteller aber viel Wasser und Energie, und es entstehen große Mengen
Abfall. Das kritisieren Klima-Aktivisten.

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„Der Druck der umweltbewussten Konsumenten wird wachsen […]“, sagt die Mode-Expertin
Carmen Valor. Es ist also gut für die Verkaufszahlen, wenn man sich für Nachhaltigkeit einsetzt; das
wissen die Firmen. Allerdings ist die Konkurrenz unter den Mode-Ketten groß, und so ist es nicht
leicht für sie, wirtschaftliche Interessen und ökologische Ziele zu verbinden.

Trotzdem ist sich Valor sicher, dass sich das Recycling von Textilien in naher Zukunft
durchsetzen wird. Dafür muss aber die Qualität der Stoffe gut sein, und das ist bei Fast-Fashion meist
nicht der Fall. Einige kleine Modehäuser wie zum Beispiel die spanische Marke „Ecoalf“ verkaufen
allerdings schon seit Jahren Recycling-Mode und machen Werbung mit dem Satz: „Es gibt keinen
Planeten B.“

Eine andere Form der Nachhaltigkeit ist das Mieten von Kleidung. Der Trend kommt aus den
USA, aber auch in Europa bieten Firmen das schon an. Doch nicht nur die Textil-Firmen müssen
neue Wege gehen, auch die Konsumenten müssen ihr Verhalten ändern. Allein in den USA wurden
2019 15 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt – doppelt so viel wie vor 20 Jahren. Dagegen kann
jeder etwas tun: zum Beispiel weniger Kleidung kaufen oder gleich zu Second-Hand-Mode greifen.

Vokabular
Das Problem mit der schnellen Mode

Massenproduktion, -en (f., meist Singular) – die Tatsache, dass etwas in großer Menge
produziert wird
Aktivist, -en/Aktivistin, -nen – jemand, der für ein (politisches) Ziel kämpft
Wegwerf-Textilie, -n (f.) – Kleidung, die man kurz trägt und dann in den Müll wirft
Fast Fashion (f., nur Singular, aus dem Englischen) – billige Mode
Nachhaltigkeit (f., nur Singular) – hier: ein Schutz natürlicher Ressourcen durch eine
umweltschutzgerechte Produktion
Kette, -n (f.) – hier: eine Firma, die viele Geschäfte und Läden hat
etwas kritisieren – sagen, dass man etwas nicht gut findet
umweltbewusst — so, dass jemand sich so verhält, dass es gut für die Umwelt ist
Konsument, -en/Konsumentin, -nen – jemand, der etwas kauft und benutzt
Experte, -n/ Expertin, -nen – eine Person, die zu einem Thema sehr viel weiß
Konkurrenz (f., nur Singular) – hier: wirtschaftlicher Wettbewerb
ökologisch – hier: umweltfreundlich
sich durch|setzen – hier: sich verbreiten; überall normal werden
Recycling (n., nur Singular; aus dem Englischen) – die Tatsache, dass man aus gebrauchten
Gegenständen neue Materialien herstellt
Planet, -en (m.) – ein Himmelskörper, der sich um eine Sonne dreht
Tonne, -n (f.) – hier: ein Maß für das Gewicht; 1000 Kilogramm
etwas entsorgen – etwas in den Müll werfen
zu etwas greifen – etwas nehmen
Second Hand (f., nur Singular) – aus dem Englischen: gebraucht; aus zweiter Hand

Familiäre Pflege: meistens Frauensache

Fast elf Billionen Dollar würden Frauen weltweit verdienen, wenn sie für die Arbeit in Haushalt
und Familie bezahlt würden. Besonders arme Frauen verpassen Chancen, weil sie sich um ihre
Angehörigen kümmern müssen.

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Viele Menschen wollen sich um ihre alten Eltern kümmern und sie in der Familie pflegen. In
Deutschland werden immerhin 70 Prozent der pflegebedürftigen Senioren zu Hause betreut. Aber
wer übernimmt diese Aufgabe? Meistens sind es die Frauen. Eine Untersuchung im Auftrag der
Bundesregierung hat gezeigt, dass Frauen jeden Tag 87 Minuten mehr Haus- und Pflegearbeit leisten
als Männer.

Auch die soziale Schicht beeinflusst, wie viel Zeit sie mit der Pflege von Angehörigen
verbringen. Arme Familien haben zu wenig Geld, um eine Pflegekraft zu bezahlen. In einigen
Ländern, zum Beispiel in Kenia und Indien, sind diese Unterschiede sehr deutlich. Dort leisten
weniger wohlhabende Frauen in ihrem Leben durchschnittlich ein Jahr mehr Pflegearbeit als Frauen
aus reichen Familien.

Wenn man alle Frauen weltweit mit dem Mindestlohn ihres Landes bezahlen würde, müssten
sie pro Jahr elf Billionen Dollar erhalten. Aber stattdessen zahlen sie selbst einen hohen Preis. Denn
Mädchen und Frauen, die Angehörige pflegen, haben weniger Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten.
Weltweit können 42 Prozent der Frauen nicht arbeiten gehen, weil sie sich um Haushalt und Familie
kümmern. Bei den Männern sind es dagegen nur 6 Prozent.

Weil sie weniger Geld in die Rentenversicherung einzahlen, ist auch ihre Rente im Alter
niedriger. Deshalb fordert Ellen Ehmke von der Nichtregierungsorganisation Oxfam: „Der Punkt ist
nicht, den Pflegenden diese elf Billionen zu bezahlen. Aber sie müssen (…) materiell abgesichert
werden, etwa über die Rente. Das sollten wir als Gesellschaft anerkennen und finanzieren.“

Vokabular
Familiäre Pflege: meistens Frauensache

immerhin – wenigstens; zumindest


pflegebedürftig – so, dass eine Person gepflegt werden muss
Senior, -en/Seniorin, -nen – der ältere Mensch; der Rentner
Pflegekraft, -kräfte (f.) – jemand, der sich beruflich um kranke oder alte Menschen kümmert
wohlhabend – mit viel Geld; reich
Mindestlohn, -löhne (m.) – der Lohn, den jemand laut Gesetz mindestens für seine Arbeit
bekommen muss
stattdessen – statt etwas
einen hohen Preis zahlen – hier: unter schlimmen, negativen Folgen leiden
Geld ein|zahlen – einer Bank oder Versicherung Geld geben, um später Geld zu bekommen
Nichtregierungsorganisation, -en (f.) – eine Organisation, die unabhängig vom Staat ist und
für ein bestimmtes Ziel arbeitet
Oxfam – der Name einer Organisation, die gegen die Armut in der Welt kämpft
materiell – hier: finanziell
jemanden ab|sichern – hier: dafür sorgen, dass jemand genug Geld zum Leben hat
etwas an|erkennen – verstehen, dass etwas einen Wert hat, und positiv reagieren
etwas finanzieren – hier: Geld für etwas geben
Rentenversicherung, -en (f.) – eine Versicherung, von der man Geld bekommt, wenn man
im Alter nicht mehr arbeiten geht

Die Grünen – eine Erfolgsgeschichte

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Als die Grünen vor 40 Jahren gegründet wurden, nahm sie kaum jemand ernst – besonders die
großen Parteien nicht. Im Jahr 2020 regieren sie in elf Bundesländern mit und erreichen bei Umfragen
regelmäßig gute Ergebnisse.

Mehrere Jahrzehnte lang wurde die deutsche Politik von wenigen Parteien bestimmt: der
konservativen CDU/CSU, der sozialdemokratischen SPD und der liberalen FDP. Im Jahr 1980
wurde eine neue Partei gegründet: die Grünen. Nur drei Jahre später saßen ihre Abgeordneten zum
ersten Mal im deutschen Parlament. Sie setzten sich für die Rechte der Bürger, den Frieden und den
Umweltschutz ein. Besonders der Atomausstieg war ein wichtiges Thema der grünen Politiker.

Am Anfang wurden die Grünen, die oft in Latzhosen und selbst gestrickten Pullovern im
Parlament saßen, von den großen Parteien nicht richtig ernst genommen. Führende Mitglieder der
neuen Partei waren in der Studentenbewegung von 1968 aktiv gewesen. Zu ihnen gehörte auch
Joschka Fischer, der 1985 der erste grüne Umweltminister im Bundesland Hessen wurde.

Als die Grünen von 1998 bis 2005 zusammen mit der SPD die Bundesregierung bildeten, wurde
Joschka Fischer Außenminister. Seine Unterstützung für den Bundeswehreinsatz in Jugoslawien
sorgte 1999 für viel Kritik – auch innerhalb seiner eigenen Partei. Die Grünen erreichten aber auch
eines ihrer wichtigsten Ziele: Der Atomausstieg wurde beschlossen.

Obwohl der Zeitplan von der späteren CDU/CSU-FDP-Regierung noch einmal geändert
wurde, war der Atomausstieg nach Meinung von Annalena Baerbock, der aktuellen Parteichefin der
Grünen, ein wichtiger Schritt. Sie sagt: „Deutlich machen, dass Politik verändern kann, auch wenn
die Widerstände sehr groß sind: Für mich war das der rot-grüne Atomausstieg.“ Inzwischen hatte die
Partei weitere Erfolge: Im Jahr 2019 bekam sie bei der Europawahl mehr als 20 Prozent der Stimmen.
Bei Umfragen erreicht sie immer wieder ähnliche Ergebnisse. 40 Jahre nach ihrer Gründung haben
die Grünen also viele Gründe zu feiern.

Vokabular
Die Grünen – eine Erfolgsgeschichte

jemanden ernst nehmen – jemanden akzeptieren und respektieren; nicht über jemanden
lachen
Umfrage, -n (f.) – die Befragung von Personen zu einem bestimmten Thema
sozialdemokratisch – politisch: so, dass man für eine soziale Gesellschaft ist
liberal – hier: so, dass es bestimmte Freiheitsrechte für den Einzelnen gibt
Abgeordnete, -n (m./f.) – der gewählte Politiker/die gewählte Politikerin in einem Parlament
sich für etwas ein|setzen – an einem bestimmten Ziel arbeiten
Atomausstieg (m., nur Singular) – die Tatsache, dass ein Land keinen Atomstrom mehr
herstellt
Latzhose, -n (f.) – eine Hose mit einem Stück Stoff vor dem Bauch und der Brust, die von
Trägern über den Schultern und dem Rücken gehalten wird
etwas stricken – mit Nadeln Kleidungsstücke aus z. B. Wolle herstellen
Studentenbewegung (f., hier nur Singular) – der Kampf von Studenten für politische
Veränderungen in den 1960er-Jahren
die Bundesregierung bilden – gemeinsam als Regierung zusammenarbeiten
Außenminister, -/Außenministerin, -nen – ein politisches Amt, bei dem man sich um die
Beziehung seines Landes zu anderen Ländern kümmert

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Bundeswehreinsatz, -einsätze (m.) – hier: die Tatsache, dass deutsche Soldaten in ein
Kriegsgebiet geschickt werden
Jugoslawien – ein Staat in Südosteuropa, der seit 2003 nicht mehr existiert
Widerstand (m., nur Singular) – die Handlungen, mit denen man etwas verhindern will
rot-grün – hier: von den deutschen Parteien SPD und Grüne
Prozent, -e (n.) – ein Teil von Hundert

Christkind oder Weihnachtsmann?

Für viele Kinder und Erwachsene ist klar: Am Abend des 24. Dezember bringt das Christkind
die Geschenke. Aber das war nicht immer so. Und auch heute noch gibt es in Deutschland
unterschiedliche Traditionen.

Die Frage, wer die Weihnachtsgeschenke bringt, spaltet Deutschland: „Natürlich der
Weihnachtsmann!“ sagen die einen. „Selbstverständlich das Christkind!“ sagen die anderen. Manche
behaupten sogar, dass der Weihnachtsmann von einer US-amerikanischen Getränkefirma erfunden
wurde und gar nichts mit dem Christentum zu tun hat.

Ganz richtig ist diese Behauptung nicht. Eigentlich geht die Vorstellung vom Weihnachtsmann
auf den heiligen Nikolaus zurück. Er war im 4. Jahrhundert Bischof von Myra, einer Stadt in der
heutigen Türkei, und wurde schon im Mittelalter in vielen Ländern als Heiliger verehrt. Dann kam
die Reformation. Weil die Protestanten keine Heiligen verehren, stellten sie das Jesuskind in den
Mittelpunkt.

Irgendwann wurde aus dem Kind in der Krippe ein Christkind, das wie ein Engel aussieht. Und
auch das Bild des Nikolaus’ veränderte sich: Aus der langen Kleidung und der Mitra des Bischofs
wurden der Mantel und die Mütze des Weihnachtsmannes. Der deutsch-amerikanische Künstler
Thomas Nast zeichnete ihn im Jahr 1863 zum ersten Mal als dicken Mann mit langem Bart und rot-
weißer Kleidung. Diese Darstellung verwendete die Getränkefirma für ihre Werbung.

Auch das Datum der Bescherung hat sich geändert: Früher bekam man die Geschenke am 6.
Dezember, dem Tag des heiligen Nikolaus. Die Protestanten verschoben diesen Termin auf die Nacht
zwischen dem 24. und dem 25. Dezember. Inzwischen findet die Bescherung schon am frühen Abend
statt, damit die Kinder nicht bis Mitternacht wach bleiben müssen. Denn sie warten ja besonders
sehnsüchtig auf den Weihnachtsmann. Oder doch auf das Christkind?

Vokabular
Christkind oder Weihnachtsmann?

Christkind (n., nur Singular) – das Jesuskind, das nach der Tradition in einigen Teilen
Europas die Weihnachtsgeschenke bringt
Weihnachtsmann, -männer (m.) – der Legende nach ein alter Mann, der den Kindern
Weihnachtsgeschenke bringt
etwas spalten – etwas in zwei Teile teilen
etwas mit etwas zu tun haben – mit etwas verbunden sein
etwas geht auf etwas/jemanden zurück – etwas ist durch etwas/jemanden verursacht
Bischof, Bischöfe/Bischöfin, -nen – ein hoher Priester/eine hohe Priesterin in einer
christlichen Kirche
Mittelalter (n., nur Singular) – etwa die Zeit von 500 bis 1500 n. Chr.
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

jemanden verehren – jemanden lieben und bewundern


Reformation (f., hier nur Singular) – hier: der religiöse Protest im 16. Jahrhundert, aus dem
die evangelische Kirche entstanden ist
Protestant, -en/Protestantin, -en – jemand, der evangelisch ist
jemanden/etwas in den Mittelpunkt stellen – jemandem/einer Sache eine zentrale Rolle
geben; dafür sorgen, dass jemand/etwas besonders wichtig ist
Krippe, -n (f.) – hier: eine Konstruktion aus Holz, aus der Tiere fressen und in der Jesus nach
seiner Geburt gelegen hat
Engel, – (m.) – ein Wesen mit Flügeln, das von Gott geschickt wird (im Christentum, Islam
und Judentum)
Mitra, Mitren (f.) – eine Art Hut, den ein hoher katholischer Priester trägt
Bescherung, -en (f.) – der Zeitpunkt, an dem die Weihnachtsgeschenke ausgepackt werden
dürfen
etwas verschieben – hier: einen Termin so ändern, dass er später stattfindet
Mitternacht (f., nur Singular) – 12 Uhr nachts
sehnsüchtig – so, dass man sich etwas sehr wünscht
Fachkräfte suchen ihr Glück im Ausland

Pro Jahr wandern rund 180.000 Deutsche aus. Die meisten von ihnen sind hochqualifiziert.
Viele kehren nach einigen Jahren zurück, aber nicht alle. Wissenschaftler diskutieren über die
Konsequenzen für Deutschland.

Ein gutes Jobangebot, bessere Bezahlung – meistens ist es die Arbeit, die Deutsche für längere
Zeit ins Ausland führt. Dort verdienen die Auswanderer pro Monat im Durchschnitt etwa 1.200 Euro
mehr als in der Heimat. Es gibt aber auch viele andere Gründe. Fast die Hälfte wandert aus, um
anders zu leben als in Deutschland. Sie wünschen sich zum Beispiel ein anderes Klima oder wollen
eine neue Kultur kennenlernen.

Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen und des Bundesinstituts für


Bevölkerungsforschung haben herausgefunden, dass jedes Jahr rund 180.000 Deutsche auswandern.
Vor allem hochqualifizierte Fachkräfte verlassen das Land: 76 Prozent der Auswanderer haben einen
Hochschulabschluss. Muss man sich deshalb Sorgen um Forschung und Wirtschaft in Deutschland
machen?

Nein, meint Andreas Ette vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Denn von 180.000
Auswanderern bleiben nur 51.000 für immer im Ausland. Die meisten kehren irgendwann nach
Deutschland zurück. Gabriel Felbermayr, der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, ist anderer
Meinung: „Wir haben über die letzten zehn Jahre eine halbe Million Menschen ans Ausland verloren
und drei Viertel davon sind hochgebildet. Das ist für eine Volkswirtschaft (…), die stark auf gut
ausgebildete Menschen angewiesen ist, keine gute Nachricht.“

Felbermayr meint, dass man die Rückkehr nach Deutschland attraktiver machen muss, zum
Beispiel durch niedrigere Steuern und Abgaben. Außerdem sollte man die Arbeitsbedingungen an
den Hochschulen verbessern. Das fordert auch Werner Eichhorst vom Forschungsinstitut für die
Zukunft der Arbeit. Denn in Deutschland erhalten Wissenschaftler oft nur befristete Verträge mit
einer kurzen Laufzeit. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Menschen mit Auslandserfahrung
sind eine Bereicherung – nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesellschaft.
Vokabular
Fachkräfte suchen ihr Glück im Ausland
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Fachkraft, -kräfte (f.) – jemand, der gut ausgebildet und für eine bestimmte Arbeit
qualifiziert ist
aus|wandern – sein Heimatland verlassen und in ein anderes Land gehen, um dort zu leben
und zu arbeiten
hochqualifiziert – für eine bestimmte Tätigkeit sehr gut ausgebildet
zurück|kehren – an einen Ort zurückgehen (Substantiv: die Rückkehr)
Wissenschaftler, – /Wissenschaftlerin, -nen – jemand, der an einer Forschung arbeitet
etwas heraus|finden – etwas entdecken; etwas erfahren; etwas wissen, was man vorher noch
nicht wusste
Bereicherung, -en (f.) – etwas, das hinzukommt und etwas besser macht
Hochschulabschluss, -abschlüsse (m.) – die Tatsache, dass man ein Studium an einer
Universität oder einer anderen Hochschule mit Erfolg beendet hat
Million, -en (f.) – Zahlwort: 1.000.000
hochgebildet – so, dass jemand sehr viel gelernt hat und sehr viel weiß
Volkswirtschaft, -en (f.) – die gesamte Wirtschaft eines Landes
auf etwas/jemanden angewiesen sein – etwas/jemanden unbedingt brauchen; von etwas/
jemandem abhängig sein
attraktiv – hier: so, dass etwas interessant und positiv für jemanden ist
Abgabe, -n (f.) – Geld, das man an den Staat bezahlen muss, z. B. für Steuern und
Versicherungen
befristet – hier: so, dass jemand einen Arbeitsvertrag nur für eine bestimmte Zeit bekommt
Laufzeit, -en (f.) – hier: die Zeit, während der ein Vertrag gültig ist
sich einig sein – der gleichen Meinung sein

Elektroschrott: zu wertvoll für die Müllhalde

Viele elektronische Geräte wandern schon nach wenigen Jahren in den Müll. Aber eigentlich
sind sie dafür viel zu schade. Denn sie enthalten wertvolle Stoffe, die nur schwer zu gewinnen sind.

Fernseher, Tablets, Handys: Meist benutzen wir diese Geräte nur wenige Jahre. Dann wandern
sie in den Müll, weil sich eine Reparatur nicht mehr lohnt oder das Gerät nicht mehr modern genug
ist. So entstehen große Mengen Elektroschrott. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen sind es
über 44 Millionen Tonnen im Jahr.

Aber eigentlich ist dieser Elektroschrott viel zu schade für die Müllhalde, denn die Geräte
enthalten wertvolle Stoffe. Diese Stoffe zu recyceln, ist das Ziel von Firmen wie der Electrical
Waste Recycling Group in der nordenglischen Stadt Huddersfield. Dort werden alte Geräte zerlegt.
Wertvolle Materialien, zum Beispiel Kupfer, verkauft die Firma dann weiter.

Schwieriger als die Wiederverwertung von Glas und Kunststoff ist das Recycling von einzelnen
Materialien, die für die Herstellung von Smartphones verwendet werden. Besonders wertvoll sind
dabei Seltene Erden. Diese Stoffe zu gewinnen, kostet viel Energie und ist teuer. Außerdem entstehen
dabei Gifte, die das Wasser verunreinigen.

Die Hersteller von Smartphones kümmern sich bis jetzt kaum um das Recycling. Doch das
könnte sich ändern, weil die Seltenen Erden wahrscheinlich schon in 100 Jahren verbraucht sein
werden. Gleichzeitig wird der Bedarf an den wertvollen Materialien wohl noch steigen. Denn in

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Zukunft sollen immer mehr elektronische Geräte benutzt werden, um den Verbrauch von Kohle und
Öl zu senken. Deshalb wäre das Recycling dieser Stoffe besonders wichtig.

Vokabular
Elektroschrott: zu wertvoll für die Müllhalde

Elektroschrott (m., nur Singular) – alte elektrische Geräte/Teile, die nicht mehr verwendet
werden
wertvoll – kostbar; sehr teuer
Müllhalde, -en (f.) – der Ort, an den der Müll aus einer Stadt/Region gebracht wird
in den Müll wandern – umgangssprachlich für: weggeworfen werden
für etwas zu schade sein – zu gut/zu teuer für etwas sein
etwas gewinnen – hier: etwas (einen Stoff) aus der Erde herausholen
Schätzung, -en (f.) – die Vermutung, wie viel etwas ungefähr ist
Vereinte Nationen (nur im Plural) – die UN; eine gemeinsame Organisation der Staaten auf
der Welt
Tonne, -n (f.) – hier: ein Maß für das Gewicht; 1000 Kilogramm
etwas recyceln (aus dem Englischen) – etwas wiederverwenden; aus etwas Gebrauchtem
etwas Neues herstellen
etwas zerlegen – hier: die einzelnen kleinen Teile von etwas auseinandernehmen
Kupfer (n., nur Singular) – ein weiches, rotes Metall
Wiederverwertung, -en (f.) – die Tatsache, dass man etwas Altes für etwas Neues benutzt;
das Recycling
Smartphone, -s (n., aus dem Englischen) – ein Mobiltelefon mit zahlreichen zusätzlichen
Funktionen
Seltene Erde, -n (f.) – ein Metall, das sehr selten ist, zum Beispiel Indium
etwas verunreinigen – etwas schmutzig machen
Hersteller, -/Herstellerin, -nen – eine Firma, die ein Produkt produziert
Bedarf (m., nur Singular) – die Menge von etwas, das man braucht
etwas senken – hier: etwas niedriger machen; etwas reduzieren

Wenn der Papierberg wächst

Der Onlinehandel boomt. Täglich werden Milliarden von Päckchen geliefert, gleichzeitig
wächst der Papierberg. Jetzt fordern Kommunen, dass Händler wie Amazon sich mehr an der
Müllentsorgung beteiligen.

Noch schnell ein Klick, und schon ist das Paket unterwegs zu uns nach Hause. 2018 wurden
in ganz Deutschland rund 3,5 Milliarden Pakete und Päckchen verschickt. Der Onlinehandel boomt.
Damit die Ware auf dem Weg zum Kunden nicht kaputt geht, ist sie in Plastik und Pappkartons
verpackt. Das führt allerdings dazu, dass immer mehr Verpackungen in die Papiertonnen geworfen
werden.

„Oft landen die Pappkartons – so wie sie sind – in der Papiertonne“, weiß der VKU, der
Verbandkommunaler Unternehmen in Deutschland. Viele Leute zerreißen die Verpackungen nicht.
Die Folge ist, dass die Mülltonnen schneller voll sind, und das verursacht natürlich höhere Kosten.

Zwar bezahlen die Hersteller der Verpackungen schon eine Gebühr für die Entsorgung, aber
das ist im Vergleich zu der gestiegenen Menge an Verpackungsmüll zu wenig, findet der VKU. Damit
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

die Bürger nicht mehr Müll-Gebühren zahlen müssen, sollen sich jetzt Online-Händler wie Amazon
an den höheren Kosten beteiligen, fordern die Kommunen.

Die Onlinehändler versuchen deshalb, die Verpackung ihrer Pakete zu optimieren. „Es ist uns
wichtig, nicht zu große Pakete zu verschicken, denn diese sind teuer“, erklärt Amazon. „Wir möchten
keine Luft verschicken.“ Die Bundesregierung hat Anfang 2019 ein neues Gesetz verabschiedet. Es
soll dafür sorgen, dass die Unternehmen weniger Verpackungen herstellen. Außerdem soll das Gesetz
helfen, dass mehr recycelt wird.

Vokabular
Wenn der Papierberg wächst

Onlinehandel (m., nur Singular) – der Handel im Internet


boomen (aus dem Englischen) – hier: ein schnelles, großes wirtschaftliches Wachstum
erleben
Milliarde, -n (f.) – 1.000.000.000; tausend Millionen
Kommune, -n (f.) – hier: ein Ort (eine Stadt, ein Dorf) mit einer eigenen Verwaltung; eine
Gruppe von Orten, die eine gemeinsame Verwaltung haben
Händler, – /Händerlin, -nen – jemand, der Waren kauft und wieder verkauft
sich an etwas beteiligen – bei etwas mitmachen
Klick, -s (m.) – hier: das Auswählen einer Sache am Computer
etwas verschicken – etwas mit der Post senden
Pappkarton, -s (m.) – eine Kiste aus dickem Papier
etwas verpacken – etwas ein|packen
Verpackung, -en (f.) – das Material, in das man Waren einpackt
landen – hier: enden; ankommen
Verband, Verbände (m.) – hier: eine Vereinigung von Organisationen mit gleichen Interessen
kommunal – bezogen auf eine Stadt oder Gemeinde
etwas zerreißen – an etwas stark ziehen und es so kaputtmachen
Hersteller, -/Herstellerin, -nen – eine Firma, die ein Produkt produziert
Entsorgung (f., nur Singular) – das Wegbringen/die Beseitigung von Müll
etwas optimieren – etwas verbessern
ein Gesetz verabschieden – ein Gesetz beschließen
etwas recyceln (aus dem Englischen) – aus gebrauchten Gegenständen neue Gegenstände
herstellen

Drogensucht: kein Geld für Prävention

Von A wie Alkohol bis Z wie Zigaretten: Laut Bundesregierung sind mindestens acht Millionen
Deutsche süchtig nach legalen oder illegalen Drogen. Für Prävention fehlt vielen Kommunen das
Geld.

Legale Drogen wie Alkohol und Zigaretten gehören für viele Menschen ganz selbstverständlich
zum Alltag. Aber der Konsum dieser Drogen kann schnell zur Sucht werden. Laut einer Studie
aus dem Jahr 2019 sind vier Millionen Deutsche süchtig nach Nikotin, 1,6 Millionen sind
alkoholabhängig. Besonders auf dem Land ist Alkohol das häufigste Suchtmittel.

In den Städten spielen außerdem auch illegale Drogen eine große Rolle. Zum Beispiel ist der
Konsum von Kokain in Berlin, Hamburg, München und Dortmund so hoch, dass dort Spuren der
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Droge im Abwasser gefunden wurden. Immer öfter haben die Mitarbeiter von Beratungsstellen mit
Menschen zu tun, die gleichzeitig von mehreren Drogen abhängig sind.

Der Kampf gegen die Drogensucht kostet Geld. Diese Kosten tragen vor allem die Kommunen:
Sie betreiben Beratungsstellen und unterstützen Suchtkranke, die ihre Arbeit oder ihre Wohnung
verloren haben. Auch Familienmitglieder von Betroffenen brauchen oft Hilfe. Das gilt besonders für
Kinder, deren Eltern ein Suchtproblem haben.

Im November 2019 hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, Vertreter
der Kommunen zu einer Konferenz eingeladen. Dabei wurde darüber diskutiert, wie die Zahl der
Drogenabhängigen gesenkt werden kann. Ein wichtiges Mittel wäre die Prävention, um zu verhindern,
dass Menschen überhaupt Drogen nehmen. Aber für solche Programme fehlt den meisten Kommunen
das Geld.

Vokabular
Drogensucht: kein Geld für Prävention

Sucht, Süchte (f.) – die Tatsache, dass man ohne etwas nicht mehr leben kann
Prävention, -en (f., meist im Singular) – die Maßnahme, die dafür sorgen soll, dass etwas
nicht passiert; die Vorbeugung
nach etwas süchtig sein – ohne etwas nicht leben können
legal – vom Gesetz erlaubt; nicht gegen das Gesetz
illegal – vom Gesetz her verboten
Kommune, -n (f.) – hier: ein Ort (eine Stadt, ein Dorf) mit einer eigenen Verwaltung; eine
Gruppe von Orten, die eine gemeinsame Verwaltung haben
Konsum (m., nur Singular) – der Gebrauch von etwas
Studie, -n (f.) – hier: die wissenschaftliche Untersuchung zu einem bestimmten Thema
Nikotin (n., nur Singular) – ein Stoff, der in Tabak enthalten ist; ein Nervengift
Suchtmittel, – (n.) – eine Droge; ein chemischer Stoff, der abhängig macht
Kokain (n., nur Singular) – eine Droge, die aus den Blättern der Coca-Pflanze hergestellt
wird
Abwasser, Abwässer (n.) – das dreckige Wasser, das aus Häusern und Fabriken kommt
Beratungsstelle, -n (f.) – ein Ort, an dem man Hilfe bekommt und informiert wird
etwas betreiben – hier: dafür sorgen, dass etwas funktioniert; auch: etwas finanzieren
Betroffene, -n (m./f.) – die Person, die ein bestimmtes Problem hat
Drogenbeauftragte,-n (m./f.) – jemand, der sich um das Problem des Drogen- und
Alkoholkonsums in der Gesellschaft kümmert
Vertreter,-/Vertreterin, -nen – hier: jemand, der zu einer bestimmten gesellschaftlichen
Gruppe oder Institution gehört
etwas senken – hier: etwas vermindern; dafür sorgen, dass etwas weniger wird

Meine Heimat, deine Heimat

Heimat – ein typisch deutscher Begriff, der sehr unterschiedlich interpretiert wird. Aber ist
er überhaupt noch zeitgemäß? Diese Frage haben jetzt deutsche Autoren mit Migrationshintergrund
auf einem Festival diskutiert.

#irgendwasmitheimat – so lautet das Motto des Literatürkfestivals, eines türkisch-deutschen,


internationalen Literaturfests. Heimat – was ist das eigentlich? Ein realer Ort? Ein Gefühl? Die
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Autoren des Buches „Eure Heimat ist unser Albtraum“ diskutierten auf dem Festival darüber, was
für sie Heimat bedeutet. Sie selbst haben einen Migrationshintergrund und leben in erster, zweiter
oder dritter Generation in Deutschland.

Die Autoren haben alle ihre persönlichen, oft schmerzhaften Erfahrungen mit dem Begriff
gemacht. Denn häufig hat Heimat auch mit Abgrenzung zu tun. Oft wurde ihnen zu verstehen
gegeben, dass sie nicht dazugehören, dass sie „anders“ sind – zum Beispiel durch die Frage „Woher
kommst du?“ Die schwarze Autorin Sharon Dodua Otoo spricht offen mit ihren Kindern über ihre
Erfahrungen der Ausgrenzung. Ihr Sohn hat dadurch seine eigene Definition für „Heimat“ gefunden:
„Mein Zuhause ist ein Ort, für den ich gekämpft habe. […] Diesen Kampf zu führen, ist Teil meiner
Heimat geworden.“

Die Tatsache, dass die Frage nach der Herkunft überhaupt noch gestellt wird, zeigt ein
gesellschaftliches Problem: In Deutschland hängt es immer noch vom Aussehen ab, ob man
„dazugehört“ oder nicht. Rechtspopulisten haben diesen Zusammenhang in den letzten Jahren noch
verstärkt. Sie haben dafür gesorgt, dass der Begriff Heimat immer öfter als Mittel der Abgrenzung
interpretiert wird.

Der Politikwissenschaftler Max Czollek spricht sich daher in seinem Buch „Desintegriert
euch!“ gegen den Heimatbegriff aus. Er setzt sich für eine Gesellschaft ein, in der man ohne Angst
verschieden sein kann. Dass der Heimatbegriff nun in der Politik wieder verstärkt verwendet wird,
findet er nicht nur nicht zeitgemäß, sondern gefährlich: „Die Realität ist eine ausschließende, und das
macht diesen politischen Heimatbegriff so toxisch.“
Vokabular
Meine Heimat, deine Heimat

etwas interpretieren – hier: etwas deuten; etwas auf eine bestimmte Art sehen
zeitgemäß – modern; so, dass etwas in die heutige Zeit passt
Migrationshintergrund (m., nur Singular) – die Tatsache, dass man in einem Land lebt,
aber selbst (oder die Familie) ursprünglich aus einem anderen Land kommt
Ruhrgebiet (n., nur Singular) – eine Region im Westen Deutschlands, in der es früher viel
Industrie und (Kohle-)Bergbau gab
Albtraum, -träume (m.) – ein böser, schrecklicher Traum
erste Generation, -en (f.) – hier: die Gruppe von Menschen, die aus einem anderen Land nach
Deutschland gekommen ist (zweite Generation: die Kinder der ersten Generation)
schmerzhaft – so, dass etwas wehtut
Abgrenzung, -en (f.) – hier: das öffentliche Zeigen der Unterschiede zwischen der eigenen
Gruppe und anderen Gruppen
Definition, -en (f.) – hier: die genaue inhaltliche Erklärung eines Wortes
Rechtspopulist, -en/Rechtspopulistin, -nen – jemand, der versucht, mit rechten,
nationalistischen Ideen politisch erfolgreich zu sein
etwas verstärken – etwas steigern; etwas stärker machen
Politikwissenschaftler, -/Politikwissenschaftlerin, -nen – jemand, der sich beruflich mit
der Entwicklung der Politik beschäftigt
sich desintegrieren – sich nicht integrieren; nicht mehr so sein wie alle anderen
sich gegen etwas aus|sprechen – öffentlich sagen, dass man etwas nicht gut findet; öffentlich
sagen, dass man etwas nicht möchte
sich für etwas/jemanden ein|setzen – für etwas/jemanden kämpfen

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

jemanden aus|schließen – hier: sich so verhalten, dass man bestimmte Personen nicht als Teil
der Gruppe akzeptiert
toxisch – giftig

Aktion gegen Plastikmüll im Meer

Zu viel Plastikmüll landet im Meer. Die niederländische Organisation „The Ocean Cleanup“
hat eine große Aktion gestartet, um das Problem zu lösen. Schiffe sollen den Müll auffangen.

Es wird geschätzt, dass seit 1950 weltweit etwa 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert
wurden. Häufig endet der Kunststoff als Müll in der Umwelt. Besonders Flüsse sind damit
verschmutzt. Und über die Flüsse gelangt das Plastik schließlich auch ins Meer. Dort stellt es
zum Beispiel als Mikroplastik eine Gefahr für Menschen und Tiere dar, da es über die Nahrung
aufgenommen werden kann.

„The Ocean Cleanup“, eine niederländische Organisation, versucht nun, das Problem zu lösen.
Schiffe sollen den Müll dort auffangen, wo Flüsse ins Meer fließen. Die ersten beiden „Müllfänger“-
Schiffe sind in Malaysia und Indonesien im Einsatz. An 1000 Flüssen sollen in Zukunft weitere
Schiffe dabei helfen, dass weniger Plastikmüll im Meer landet. Aber ist das eine echte Lösung für
das Plastikproblem?

Nadja Ziebarth, Leiterin des Meeresschutzbüros der Organisation BUND, spricht einen
anderen Aspekt an. Sie findet, dass grundsätzlich weniger Plastik verwendet werden sollte, und
fordert: „Wir müssen Plastik vermeiden, wo es nur geht. Plastik muss recycelt werden und Plastik ist
kein Wertstoff, den man rumliegen lässt. Aus diesem Grund brauchen wir Verbote von Einmalplastik
[…].“

Mikroplastik entsteht vor allem durch Reifenabrieb von Autos auf den Straßen und durch das
Waschen von Textilien aus Kunststofffasern. Jedes Jahr gelangen in Deutschland laut einer Studie des
Fraunhofer-Instituts etwa 5,4 Kilogramm Mikroplastik pro Person in die Umwelt. Experten sagen,
dass die Menge um 96 Prozent reduziert werden muss – auf 200 Gramm. Nadja Ziebarths Fazit zur
Aktion von „The Ocean Cleanup“ ist daher ernüchternd: „Die Entlastung der Meere durch Müllfänger
in den Flüssen ist besser als nichts, aber auch nicht die Lösung.“

Vokabular
Aktion gegen Plastikmüll im Meer

Plastikmüll (m., nur Singular) – der Abfall aus dem Material, aus dem z. B. Joghurtbecher
und Tüten hergestellt werden und das nicht biologisch abbaubar ist
landen – umgangssprachlich für: ankommen
Aktion, -en (f.) — eine Handlung, mit der ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll
etwas auf|fangen – hier: etwas einsammeln
etwas schätzen – hier: etwas (z. B. eine Anzahl) ungefähr benennen
Kunststoff, -e (m.) – das Plastik
Mikroplastik (n., nur Singular) – Plastikteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind
etwas verschmutzen – etwas schmutzig machen; etwas verunreinigen
gelangen – hier: an einen Ort kommen
eine Gefahr dar|stellen – gefährlich sein

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

etwas auf|nehmen – hier: so sein, dass etwas über die Nahrung oder Wasser in den Körper
gelangt
im Einsatz sein – hier: eingesetzt werden; hier auch: genutzt werden
Aspekt, -e (m.) – hier: einer von mehreren Gründen
recyceln (aus dem Englischen) – etwas wiederverwenden; aus etwas Gebrauchtem etwas
Neues herstellen
Wertstoff, -e (m.) – das Material/der Gegenstand, das/den man wiederverwenden und recyceln
kann
etwas rumliegen lassen – umgangssprachlich für: etwas nicht aufräumen/entsorgen
Reifenabrieb,-e (m.) – die Abnutzung von Reifen (z. B. eines Autos) durch Reibung
Textilien (nur Plural) – hier: z. B. Kleidung aus Stoff
Kunststofffaser, -n (f.) – Stoff aus einem Material wie z. B. Polyester
Fazit (n., nur Singular) – das zusammenfassende Ergebnis
ernüchternd – so, dass Hoffnungen, die man sich gemacht hat, nicht wahr werden
Die Deutschen lieben Bargeld

Bezahlen ohne Bargeld ist fast überall auf dem Vormarsch. In Deutschland entwickelt sich das
Bezahlen mit Karte oder Handy aber sehr langsam, denn die Deutschen verzichten nur ungern auf
Scheine und Münzen.

Im Taxi, im Restaurant oder in der Bar – wenn es in Deutschland ans Bezahlen geht, erleben
ausländische Besucher oft eine Überraschung: Mancher Taxifahrer akzeptiert nur Bargeld und nicht
in jedem Restaurant gibt es ein Kartenlesegerät. Menschen aus anderen Teilen der Welt, in denen
das Bezahlen mit Karte oder Handy schon lange normal geworden ist, fragen sich: Was ist los in
diesem Land?

Es geht um Kontrolle, erklärt der Wirtschaftspsychologe Erich Kirchler: „Wir wollen


Autonomie, wir wollen die Freiheit und die Praktikabilität, die Bargeld bietet.“ Die Menschen in
Deutschland möchten nicht, dass Banken oder der Staat ihre Ausgaben kontrollieren. Außerdem
haben sie ihr Geld gerne im Blick. Und das geht am besten mit Scheinen und Münzen.

Tatsächlich wächst der Einfluss der Banken durch bargeldloses Bezahlen. Der südafrikanische
Anthropologe Brett Scott spricht deshalb nicht von einer „bargeldlosen Gesellschaft“, sondern von
einer „bankvollen Gesellschaft“. Scott, der in Großbritannien lebt, beschäftigt sich seit längerer
Zeit mit diesem Thema. Er hat beobachtet, dass die Briten den Einfluss großer Unternehmen und
Institutionen leichter akzeptieren als Menschen in anderen Ländern.

Es ist also keine Überraschung, dass das Bezahlen ohne Bargeld in Großbritannien auf dem
Vormarsch ist. Es gibt dort sogar Straßenmusiker, die Lesegeräte für Karten haben. Zum Beispiel
Francis Petrini aus London: Er möchte nicht mehr auf das Gerät verzichten, denn seit er es besitzt,
verdient er deutlich mehr. Die meisten Straßenmusiker in Deutschland sind davon noch weit entfernt.
Aber die Deutschen haben ja auch genug Bargeld in der Tasche.

Vokabular
Die Deutschen lieben Bargeld

Bargeld (n., nur Singular) – Geld aus Papier oder Metall, mit dem man direkt bezahlt
auf dem Vormarsch sein – hier: zunehmen; immer häufiger werden
auf etwas verzichten – etwas freiwillig nicht nutzen
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Schein, -e (m.) – hier: Papiergeld


Münze, -n (f.) – ein kleines Geldstück aus Metall
Wenn es an … geht, … – Wenn es Zeit für … ist, …
eine Überraschung erleben – (negativ) überrascht werden
etwas akzeptieren – zu etwas „ja“ sagen; etwas so annehmen, wie es ist
Kartenlesegerät, -e (n.) – ein Gegenstand, mit dem man Zahlungen per Karte annehmen kann
Wirtschaftspsychologe, -n/Wirtschaftspsychologin, -nen – jemand, der untersucht, wie
Menschen sich in wirtschaftlichen Zusammenhängen verhalten
Autonomie, -n (f., Plural selten) – die Unabhängigkeit; die Selbstständigkeit
Praktikabilität (f., nur Singular) – die Tatsache, dass etwas praktisch ist
Ausgabe, -n (f.) – hier: die Tatsache, dass man Geld für etwas bezahlt
etwas im Blick haben – hier: immer genau wissen, was mit etwas passiert
Anthropologe, -n/Anthropologin, -nen – jemand, der die Entwicklung des Menschen und
der Gesellschaft untersucht
Unternehmen, – (n.) – hier: die Firma
Institution, -en (f.) – die Organisation
Straßenmusiker, -/Straßenmusikerin, -nen – jemand, der in der Öffentlichkeit Musik
macht, und Geld von Leuten bekommt, die vorbeigehen
weit von etwas entfernt sein – hier: noch nicht an einem bestimmten Punkt der Entwicklung
angekommen sein

Scham: unangenehm, aber wichtig

Niemand schämt sich gern, denn Scham ist ein sehr unangenehmes Gefühl. Trotzdem ist es
wichtig für die Gesellschaft. Wofür man sich schämt, hängt deshalb stark von der Kultur ab, in der
man lebt.

Jeder von uns erlebt irgendwann mal peinliche Situationen: Wir haben einen Fehler gemacht
oder jemanden enttäuscht und schämen uns dafür. Dann schlägt unser Herz schneller, wir erröten
und wollen am liebsten im Boden versinken. Scham ist ein unangenehmes, manchmal sogar ein
schmerzhaftes Gefühl. Nicht ohne Grund kommt „peinlich“ von dem alten Wort „Pein“.

Alle Menschen können Scham empfinden, aber sie werden nicht damit geboren. Um sich zu
schämen, muss man erst die Regeln kennen, die in einer Gesellschaft herrschen. Diese Regeln können
sehr unterschiedlich sein. In Deutschland schämt man sich zum Beispiel, wenn man beim Essen
schmatzt oder rülpst. Es ist auch peinlich, wenn man vergisst, das Preisschild an einem Geschenk zu
entfernen. Aber in anderen Kulturen kann genau dieses Verhalten richtig und höflich sein.

Weil wir wissen, wie unangenehm Scham ist, wollen wir sie vermeiden. Scham sorgt dafür,
dass wir uns an Regeln halten. Und so schützt sie die Gemeinschaft. Sie schützt aber auch uns selbst
– nämlich davor, aus der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden. Wir schämen uns sogar, wenn eine
andere Person peinliches Verhalten zeigt. Besonders Menschen, die selbst schon häufig Schamgefühle
erlebt haben, empfinden dieses „Fremdschämen“ sehr stark.

Trotzdem nimmt schamloses Verhalten zu. Heute können wir im Internet oder im Fernsehen
ständig beobachten, wie Menschen sich selbst oder andere in peinliche Situationen bringen. Dazu
meint der Therapeut Udo Baer, der ein Buch über Scham geschrieben hat: „Da werden Schamgrenzen
überschritten, die plötzlich alltäglich werden.“ Wir erleben schamloses Verhalten und gewöhnen uns

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

daran. Und so hat die Scham immer weniger Einfluss auf uns und auf die Gesellschaft, in der wir
leben.

Vokabular
Scham: unangenehm, aber wichtig

Scham (f., nur Singular) – das schlechte Gefühl, wenn man sich nicht richtig verhalten oder
einen Fehler gemacht hat
sich für etwas schämen – sich schlecht fühlen, weil man einen Fehler gemacht oder sich nicht
richtig verhalten hat
peinlich – unangenehm; so, dass man sich wegen seines Verhaltens schlecht fühlt
erröten – rot im Gesicht werden, weil man etwas sehr unangenehm findet
am liebsten im Boden versinken wollen – sich wünschen, dass man ganz klein wird und sich
verstecken kann; sich wünschen, dass man von niemandem gesehen wird
schmerzhaft – so, dass etwas wehtut
von etwas kommen – hier: aus einem anderen Wort gebildet sein/werden
Pein (f., nur Singular) – veraltet: starker Schmerz
etwas empfinden – etwas fühlen
schmatzen – so essen, dass andere hören, wenn man den Mund öffnet und schließt
rülpsen – nach dem Essen/Trinken laut Luft aus dem Magen durch den Mund drücken
etwas entfernen – dafür sorgen, dass etwas nicht mehr da ist
etwas vermeiden – dafür sorgen, dass etwas nicht passiert
jemanden aus|stoßen – dafür sorgen, dass jemand nicht mehr Teil einer Gruppe ist
Fremdschämen (n., nur Singular) – umgangssprachlich: ein schlechtes Gefühl, das man hat,
wenn andere Personen sich nicht richtig verhalten
ständig – immer
Therapeut, -en/Therapeutin, -innen – hier: der Psychotherapeut; jemand, der einen wegen
einer psychischen Krankheit behandelt
eine Grenze überschreiten – hier: etwas tun, was man eigentlich nicht tun sollte
Orthorexie: Wenn gesundes Essen zur Sucht wird

Kein Fleisch, kein Zucker, keine Kohlenhydrate: Für manche Menschen wird gesunde
Ernährung zur Sucht. Menschen, die extrem auf ihre Ernährung fixiert sind, haben oft die Essstörung
Orthorexie.

Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit gesunder Ernährung und streichen zum Beispiel
Fleisch, Zucker und Kohlenhydrate von ihrem Ernährungsplan. Ist man zu sehr auf gesundes
Essen fixiert, kann daraus aber eine Sucht werden: Menschen mit Orthorexie setzen immer mehr
Lebensmittel auf die rote Liste der Nahrungsmittel, die sie nicht essen. Die vermeintlich gesunde
Ernährung ist dann oft gar nicht mehr so gesund.

Die Störung entwickelt sich meistens schleichend. Thomas Huber, Chefarzt einer Klinik, die
auf Essstörungen spezialisiert ist, erzählt über eine Patientin: „Sie wollte sich gesünder ernähren,
war nicht übergewichtig, und mit ihrem Körper eigentlich zufrieden. […] Sie hat sich im Internet
mit gesunder Ernährung beschäftigt, hat viele Halbwahrheiten gelesen und immer mehr Angst vor
verschiedenen Lebensmitteln entwickelt. […] Als sie zu uns kam, wog sie rund 40 Kilo.“

Die Folge von Orthorexie sind oft Mangelerscheinungen. Viele Betroffene bekommen auch
Probleme mit ihrer Umgebung. Ein gemeinsames Essen mit Freunden? Für die meisten ist das
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

nicht möglich. Sie lehnen ab aus Angst, mit ungesundem Essen konfrontiert zu werden. Manche
versuchen auch, andere zu missionieren. Sie machen ihnen ein schlechtes Gewissen und versuchen
sie zu überzeugen, dass sie nicht so weiter essen können wie bisher.

Orthorexie kommt vor allem in reichen Ländern vor, wo Menschen sich aussuchen können,
was sie essen. Dort wo die Lebensmittel knapp sind, kommt niemand auf die Idee, bestimmte
Lebensmittel einfach so nicht mehr zu essen. Der amerikanische Mediziner Bratman, der der
Krankheit den Namen gab, beschrieb das Leben von Betroffenen mit folgenden Worten: „Statt eines
Lebens besitzen sie nur noch einen Speiseplan.“

Vokabular
Orthorexie: Wenn gesundes Essen zur Sucht wird

Orthorexie – Krankheit, bei der man nur ganz wenige, gesunde Lebensmittel isst
Sucht, Süchte (f.) – die Tatsache, dass man ohne etwas nicht mehr leben kann
Kohlenhydrat, -e (n.) – ein Bestandteil in Nahrung (z. B. in Nudeln), der Energie liefert
auf etwas fixiert sein – sich sehr auf etwas konzentrieren; an nichts anderes denken
Essstörung, -en (f.) – eine krankhafte Art sich zu ernähren
etwas streichen – hier: dafür sorgen, dass es etwas nicht mehr gibt; etwas abschaffen
etwas auf die rote Liste setzen – eine Liste mit Dingen machen, die man meiden soll
vermeintlich – hier: mutmaßlich; wahrscheinlich
schleichend – so, dass etwas langsam geschieht
Klinik, -en (f.) – das Krankenhaus
auf etwas spezialisiert sein – etwas besonders häufig machen und viel Erfahrung haben; ein
Experte/eine Expertin in einem bestimmten Gebiet sein
übergewichtig – so, dass man zu viel wiegt
Halbwahrheit, -en (f.) – eine Information oder Aussage, die eher nicht stimmt
Mangelerscheinung, -en (f.) – etwas, das sich körperlich zeigt, weil man zu wenig bestimmte
Nährstoffe gegessen hat
Betroffene, -n (m./f.) – die Person, die ein bestimmtes Problem hat
jemanden mit etwas konfrontieren – jemanden dazu bringen, dass er sich mit etwas
beschäftigen muss
jemanden missionieren – jemanden von einer bestimmten Einstellung oder Ideologie
überzeugen wollen
jemandem ein schlechtes Gewissen machen – jemandem das Gefühl geben, etwas
Schlechtes zu tun oder getan zu haben
Warum wir gern über andere reden

Die meisten tun es, aber die wenigsten geben es zu: lästern. Warum sprechen wir so gern über
Personen, die nicht anwesend sind, obwohl wir dieses Verhalten selbst eigentlich gar nicht mögen?

Jeder kennt es, die meisten tun es, aber trotzdem hat es einen schlechten Ruf: das Reden über
andere. Es ist uns unangenehm zuzugeben, dass wir lästern. Dabei sagen Wissenschaftler, dass wir
in 65 bis 90 Prozent aller Unterhaltungen im Alltag über Menschen reden, die gerade nicht im Raum
sind.

Das moralische Verständnis der meisten Gesellschaften verurteilt das Lästern über andere. Im
schlimmsten Fall können Vorurteile oder sogar Mobbing die Folge sein. Lästern kann aber auch
sinnvoll sein, so der Psychologe Jan Engelmann, der an der Berkeley University of California zu dem
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Thema forscht: „Durch Tratsch lernen wir, wer potentiell ein guter Kooperationspartner sein könnte
und von wem wir uns fernhalten sollten.“

Das Reden über andere hilft uns dabei, zu entscheiden, wen wir in unsere Gruppe aufnehmen
wollen und wen nicht. Jan Engelmann fand in einer Studie heraus, dass schon kleine Kinder sich so
gegenseitig vor anderen Kindern warnen, die zum Beispiel nicht gern ihre Spielsachen teilen.

Lästern ist also einerseits ein sehr menschliches Verhalten, andererseits hält sich aber sein
schlechter Ruf. Ist unsere Angst, selbst ein Opfer des Tratsches zu werden, zu groß? Das vermutet
auch Engelmann: „Vielleicht mögen wir es einfach nicht, wenn andere tratschen, weil es dann ja auch
um uns gehen könnte. Unsere Reputation ist dann nicht mehr in unseren eigenen Händen, wir können
sie nicht mehr so gut kontrollieren.“

Vokabular
Warum wir gern über andere reden

Ruf (m., nur Singular) – hier: die Meinung, die Leute von jemandem/etwas haben; das
allgemeine Ansehen
unangenehm – nicht angenehm; hier: peinlich; so, dass man sich nicht gut fühlt, weil etwas
passiert ist
etwas zu|geben – hier: sagen, dass man etwas tut, was nicht gut ist
lästern – schlecht über jemanden reden
moralisch – so, dass es darum geht, was gut und richtig ist
Verständnis (n., nur Singular) – hier: die Meinung
Mobbing (n., nur Singular, aus dem Englischen) – die absichtliche schlechte Behandlung
einer Person z. B. durch mehrere Arbeitskollegen oder Mitschüler
Folge, -n (f.) – hier: die Konsequenz
sinnvoll – so, dass etwas einen Sinn hat; so, dass etwas Vorteile hat
Tratsch (m., nur Singular) – umgangssprachlich für: das (schlechte) Gerede über jemanden
oder etwas (Verb: tratschen)
potentiell — möglich
Kooperationspartner/ Kooperationspartnerin, -nen – jemand, mit dem man
zusammenarbeitet
sich von jemandem fern|halten – keinen Kontakt zu jemandem haben wollen
jemanden auf|nehmen – hier: jemanden als Mitglied in einer Gruppe anerkennen
Studie, -n (f.) – hier: die wissenschaftliche Untersuchung zu einem bestimmten Thema
gegenseitig – einander; eine/r dem/der anderen
Spielsachen (nur Plural) – das Spielzeug
Reputation, -en (f.) – der Ruf, den eine Person in der Öffentlichkeit hat
in unseren Händen sein – von uns abhängen

Veganes Essen ist in

Die Nachfrage nach veganen Produkten steigt, denn eine Ernährung ohne Fleisch, Eier und
Milch gilt als gesund und umweltfreundlich. Aber nicht jedes vegane Gericht ist gut fürs Klima. Man
muss genauer hinschauen.

Veganer Käse, vegetarische Schnitzel, fleischlose Wurst – in den Regalen der Supermärkte gibt
es immer mehr Alternativen zu Fleisch und anderen tierischen Produkten. Obwohl sich bisher nur
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1,3 von 83 Millionen Deutschen rein vegan ernähren, wächst das Angebot. Denn die Industrie will
besonders die Kunden ansprechen, die nicht ganz auf Fleisch und andere tierische Nahrungsmittel
verzichten, aber weniger davon essen wollen.

Und es funktioniert: Seit 2008 nimmt der Umsatz mit veganen und vegetarischen Produkten in
Deutschland jedes Jahr um 30 Prozent zu, denn fleischlos zu leben ist in. Ein Grund für die steigende
Nachfrage ist, dass diese Art von Ernährung als besonders umweltfreundlich gilt. Eine Untersuchung
der Universität Oxford hat nämlich gezeigt, dass die Produktion von Lebensmitteln ein Viertel aller
Treibhausgase verursacht. 80 Prozent davon entstehen durch die Tierhaltung.

Allerdings ist das Siegel „vegan“, das man inzwischen auf vielen Lebensmitteln findet, keine
Garantie für eine umweltfreundliche Ernährung. Man muss schon genau hinschauen: Woher kommt
das Produkt, und wie wird es hergestellt? Manchmal ist ein Stück Biofleisch aus der eigenen Region
besser als ein fleischloses Schnitzel aus südamerikanischer Soja, die erst mit dem Flugzeug nach
Deutschland transportiert werden muss.

Trotzdem empfiehlt der Weltklimarat (IPCC), deutlich weniger Fleisch zu konsumieren.


Alexander Popp, einer der Autoren des letzten IPCC-Berichts, erklärt: „Wir müssen nicht komplett
auf tierische Produkte verzichten, aber wir müssen zum Prinzip des Sonntagsbratens zurück.“ Mal
ein Steak oder eine Pizza mit Käse zu essen ist also erlaubt – nach einem genauen Blick auf Herkunft
und Zutaten.

Vokabular
Veganes Essen ist in

in sein – modern sein


vegan – ohne tierische Stoffe; nur aus Pflanzen hergestellt
Ernährung, -en (f.) – das Essen und Trinken
umweltfreundlich – so, dass etwas der Umwelt nicht oder nur sehr wenig schadet
hin|schauen – etwas genau anschauen
Alternative, -n (f.) – hier: die andere Möglichkeit; das Ersatzprodukt
tierisch – hier: so, dass es aus dem Körper eines Tieres hergestellt wird
jemanden an|sprechen – hier: interessant für jemanden sein; jemanden begeistern
auf etwas verzichten – hier: etwas nicht essen/trinken
Umsatz, Umsätze (m.) – das Geld, das man für den Verkauf von Waren oder Dienstleistungen
erhält, für das man aber noch Steuern bezahlen muss
Treibhausgas, -e (n.) – das Gas, das schlecht für die Umwelt und die Atmosphäre ist
Tierhaltung (f., nur Singular) – das Besitzen und Pflegen von Tieren
Siegel, – (n.) – hier: ein Zeichen oder ein Symbol auf einem Produkt, das für eine bestimmte
Qualität steht
Bio- – Abkürzung für: biologisch; hier: auf natürliche Weise produziert
Soja (f., nur Singular) – ein pflanzliches Produkt, hergestellt aus einer Bohnenart
Weltklimarat (m., nur Singular) – eine Organisation, die sich um den Schutz des Klimas
kümmert
etwas konsumieren – etwas essen, trinken oder verbrauchen
komplett – hier: völlig
Prinzip, -ien (n.) – hier: die Art und Weise, wie etwas funktioniert; die Methode
Herkunft (f., nur Singular) – hier: der Ort/das Land, aus dem etwas kommt
Zutat, -en (f.) – hier: ein Lebensmittel, das in einem Produkt enthalten ist
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Socken in Sandalen – ja bitte!

Lange Zeit war klar: Socken in Sandalen sind ein modisches No-Go. Viele Deutsche trugen
sie trotzdem, besonders im Urlaub. Inzwischen hat die Modebranche die fragwürdige Kombination
als neuen Trend entdeckt.

Sandalen und Socken – für viele ist diese Kombination ein modisches No-Go. Doch
Archäologen haben bewiesen, dass die angebliche Modesünde eine lange Tradition hat: Schon vor
etwa 1500 Jahren gab es Socken, die man zusammen mit Sandalen getragen hat. Auch in Japan gibt
es bis heute ähnliche Modelle.

Trotzdem gilt das fragwürdige Urlaubsoutfit als „typisch deutsch“. Das bestätigt auch Lena
Sämann, die für die Modezeitschrift Vogue arbeitet. Sie erklärt: „Jahrelang waren deutsche Touristen
im Ausland als Stilsünder berühmt und berüchtigt, die in Tennissocken und Trekkingsandalen die
Berge erklommen.“

Warum die Touristen auch bei hohen Temperaturen Socken anziehen, weiß man nicht so genau.
Vermissen sie im Urlaub ihre Pantoffeln, wie Lena Sämann glaubt? Oder schützen die Socken beim
Wandern davor, dass man Blasen an den Füßen bekommt? Schließlich tragen die Deutschen gern
Kleidung, die zwar nicht besonders schön, aber praktisch ist.

Sandalen der deutschen Marken „Birkenstock“ und „Wörishofer“ sind bequem, gelten aber
auch als hässlich. Trotzdem wurden sie neu als Trend entdeckt und werden sogar von Hollywood-
Stars wie Kirsten Dunst und Maggie Gyllenhaal getragen. Auch die Kombination mit Socken wird
immer beliebter – besonders bei Hipstern. In der Modebranche ist aus dem „No-Go“ also schon lange
ein „Must-have“ geworden.

Vokabular
Socken in Sandalen – ja bitte!

Sandale, -n (f.) – offener Schuh für den Sommer


modisch – hier: so, dass es mit Mode zu tun hat
No-Go, -s (n., aus dem Englischen) – hier: etwas, das man nicht tun darf
Modebranche, -n (f.) – der Bereich der Wirtschaft, der sich mit der Herstellung von Kleidung
beschäftigt
fragwürdig – so, dass man daran zweifelt, dass etwas gut ist
Kombination, -en (f.) – die Verbindung von mehreren Dingen
Trend, -s (m., aus dem Englischen) – die Tatsache, dass etwas modern ist
Archäologe, -n/Archäologin, -nen – jemand, der Forschungen über alte Kulturen macht und
in der Erde nach Spuren dieser Kulturen sucht
angeblich – so, dass etwas behauptet wird, das vielleicht nicht wahr ist
Modell, -e (n.) – hier: das einzelne Kleidungsstück
Outfit, -s (n., aus dem Englischen) – die Kleidung
etwas erklimmen – die höchste Stelle von etwas mit großer Anstrengung erreichen
Modesünde, -n (f.) – eine Art der Kleidung, die nicht gut aussieht oder nicht zur aktuellen
Mode passt
Stilsünder, -/Stilsünderin, -nen – jemand, der die Regeln des guten Geschmacks verletzt
berüchtigt – dafür bekannt, dass man etwas Schlechtes tut oder getan hat
Trekkingsandale, -n (f.) – ein offener Schuh, den man zum Wandern trägt
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etwas vermissen – traurig sein, weil man etwas nicht hat


Pantoffel, -n (m.) – ein warmer, weicher Schuh, den man zu Hause trägt
Blase, -n (f.) – hier: eine kleine Wunde am Fuß, die entsteht, wenn man sehr viel läuft
Must-have, -s (n.) – hier: ein Kleidungsstück, das man unbedingt haben sollte
Urlaub auf dem Mond

Vor 50 Jahren betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Schon bald könnte es sogar
Touristen dort geben. Die Reise ist zwar weder komfortabel noch günstig, aber die Nachfrage ist
trotzdem da.

Bisher sind erst 12 Menschen über den Erdtrabanten spaziert. Alle waren Astronauten der USA
und zwischen 1969 und 1972 auf dem Mond. Wann die nächsten Menschen ihn betreten werden, ist
noch unsicher. In der Vergangenheit wurden Starttermine privater Raumfahrtfirmen immer wieder
verschoben, weil die technischen Herausforderungen zu groß sind.

Eins muss den Weltall-Touristen klar sein: Der Aufenthalt auf dem Mond stellt auch den
menschlichen Körper vor besondere Herausforderungen und wird so automatisch zum Aktivurlaub.
Das Herz wird kleiner, und die Muskeln bilden sich zurück. Deshalb muss man dort jeden Tag Sport
machen.

Und schön ist es auf dem Mond auch nicht, sagt der deutsche Astronaut Alexander Gerst. „Der
ist relativ grau, staubig, da ist ein Vakuum, grelles Sonnenlicht, minus 150 Grad in der Nacht, plus 150
Grad am Tag.“ Auf leckeres Essen sollten Urlauber dort nicht hoffen; es wird meist gefriergetrocknet.
Frisches Obst gibt es selten, Chips gar nicht, weil die Krümel in der Luft herumfliegen und sich dann
in wichtigen Filtern festsetzen könnten.

Einen Urlaub auf dem Mond können sich nur sehr reiche Leute leisten. Wenn die NASA ab
2020 Touristen zur Internationalen Raumstation ISS bringt, sollen diese etwa 35.000 Dollar pro Tag
zahlen. Für die An- und Abreise kommen noch einmal 50 Millionen Dollar dazu. Wem das zu teuer
ist, der kann auch erst einmal in eine der vielen Ausstellungen über den Mond gehen, die in den
Museen auf der ganzen Welt zu sehen sind.

Vokabular
Urlaub auf dem Mond

betreten – hier: den Fuß auf etwas setzen


Erdtrabant, -en (m.) – hier: der Mond; Himmelskörper, der die Erde umkreist
Astronaut, -en/ Astronautin, -nen – jemand, der ins All fliegt
Raumfahrtfirma, -firmen (f.) – hier: eine Firma, die Reisen zum Mond anbietet
etwas verschieben – hier: etwas zu einer anderen Zeit machen als geplant
Herausforderung, -en (f.) – hier: eine schwierige Aufgabe
Weltall (n., nur Singular) – das Universum; kurz: das All
Muskel, -n (m.) – ein Teil im Körper, der für die Bewegung und die Kraft wichtig ist
sich zurück|bilden – weniger werden; kleiner werden
relativ – hier: ziemlich
staubig – so, dass kleine Dreck- und Erdteile da sind
Vakuum, Vakuen (n.) – ein luftleerer Ort
grell — so hell, dass es für die Augen störend ist
etwas gefriertrocknen – etwas nach dem Kühlen Wasser entziehen, so dass es sehr trocken ist
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Krümel, – (m.) – ein kleines Stück, das von etwas größerem (meist einem Brot oder Kuchen)
abgefallen ist
Filter, – (m.) – ein Gerät, das schädliche Stoffe auffängt
sich fest|setzen – hier: an einem Ort bleiben
NASA (f.; aus dem Englischen) – kurz für: National Aeronautics and Space Administration;
Raumfahrtbehörde

Roboterkollegen bei der Arbeit

In Deutschland gibt es pro 10.000 Beschäftigte 322 Industrieroboter. Das ist laut einer
Studie von 2018 weltweit der dritthöchste Anteil. Viele Deutsche haben deswegen Angst um ihre
Arbeitsplätze.

Die Firma Famag aus Remscheid hat vor 17 Jahren ihren ersten Roboter gekauft. Inzwischen
hat der Werkzeug-Hersteller seine gesamte Produktion automatisiert. Die Alternative war, sie in ein
Land mit niedrigen Lohnkosten zu verlagern. Doch das wollte man nicht. Inzwischen berät die Firma
sogar andere Mittelständler bei der Robotik.

„Klassische Roboter können jedoch nur eine einzige feste Aufgabe erfüllen und sind schwer
zu warten“, so Mario Schäfer, Produktionsleiter eines Werks in Lünen. Deshalb werden immer mehr
kollaborierende Roboter eingesetzt, die „Cobots“. Sie können mehrere Tätigkeiten ausführen und
allein, mit einem anderen Cobot oder mit einem Menschen zusammenarbeiten.

Die Deutschen haben kein Problem mit Computern, aber laut einer Umfrage haben 41 Prozent
Angst vor intelligenten Robotern. Daher darf dem Menschen bei der Zusammenarbeit mit einem
Cobot auf keinen Fall etwas passieren, sagt Industriemechaniker Daniel Wagener: „Das würde sich
sofort herumsprechen, und dann wäre er der böse Roboter. Die Akzeptanz wäre dahin.“

Deutschland hat zwar weltweit den dritthöchsten Anteil an Robotern, aber es ist nicht das Ziel
der Firmen, Mitarbeiter durch Roboter zu ersetzen. Sie sollen die Menschen bei einigen Aufgaben
unterstützen. „Die Roboter machen Sachen, die für die Finger zu schwer sind“, sagt Betriebsrätin
Gabriele Czerlitzki: „Den Monteurinnen macht es Spaß, mit ihnen zu arbeiten.“

Vokabular
Roboterkollegen bei der Arbeit

dritthöchste – in der Reihenfolge an Stelle drei


Werkzeug-Hersteller, – (m.) – hier: eine Firma, die Werkzeug produziert
etwas automatisieren – etwas so einrichten, dass es mit Maschinen bearbeitet wird
Lohnkosten (nur Pl.) – das Geld, das eine Firma seinen Mitarbeitern zahlt
etwas verlagern – zu einem anderen Ort bringen
Mittelständler, – (m.) – hier: ein mittelgroßes Unternehmen; Familienunternehmen
Robotik (f., nur Singular ) – das Wissen über Roboter und ihre Technik
etwas warten – kontrollieren, ob etwas richtig funktioniert; etwas reparieren
Werk, -e (n.) – hier: die Fabrik; der Produktionsort
Umfrage, -n (f.) – die Befragung von Personen zu einem bestimmten Thema
kollaborieren – zusammenarbeiten
etwas aus|führen – hier: etwas machen
Industriemechaniker, -/Industriemechanikerin, -nen – eine Person, die Maschinen baut
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

sich herum|sprechen – etwas anderen weitererzählen


Akzeptanz, -en (f.) – die Bereitschaft, sich auf etwas einzulassen
dahin sein – umgangsprachlich für: weg sein
etwas/jemanden ersetzen – etwas/jemanden austauschen
Monteur, -e/Monteurin, -nen – jemand, der beruflich Dinge wie z. B. Maschinen oder
Anlagen installiert
Betriebsrat, -räte/Betriebsrätin, -nen – eine Person, die die Rechte von Arbeitnehmern
vertritt

Papier aus Gras

Viele glauben, dass Papier umweltfreundlicher als Plastik ist. Aber man braucht viel Wasser
und Energie, um es herzustellen. Eine Alternative könnte Papier aus Gras sein.

Wer die Umwelt schützen will, meidet Plastik und nimmt im Supermarkt lieber eine Papiertüte.
Doch auch diese ist nicht so umweltfreundlich, wie viele glauben: Laut BUND ist eine Papiertüte
erst dann umweltfreundlicher als eine Tüte aus Plastik, wenn sie etwa achtmal benutzt wurde. Ein
Grund dafür ist der Stoff Lignin, der in Holz enthalten ist. Er muss entfernt werden, wenn man Papier
herstellen will. Dafür braucht man viel Energie, Wasser und chemische Stoffe.

Deshalb hat Uwe D’Agnone nach einem Rohstoff gesucht, der weniger Lignin enthält. Der
Unternehmer erklärt: „Im Baumholz ermöglicht Lignin ein Wachstum in die Höhe. Je höher die
Pflanze, desto mehr Lignin hat sie. Also habe ich nach unten geschaut.“ Und tatsächlich hat er so die
Lösung gefunden: Gras. Seit 2015 stellt seine Firma Creapaper Pellets aus Gras her. Wenn man sie
mit Wasser vermischt, kann man daraus Papier machen.

Für diese Erfindung hat der Unternehmer schon verschiedene Preise bekommen, denn Papier
aus Gras hat einige Vorteile: Um Papier aus einer Tonne Grasfasern herzustellen, braucht man nur
zwei Liter Wasser. Zum Vergleich: Bei der gleichen Menge Holz sind es 6000 Liter. Außerdem kann
man bei der Herstellung des neuen Rohstoffs bis zu 75 Prozent Kohlendioxid einsparen. Gut für die
Umwelt ist auch, dass Gras überall wächst und nicht weit transportiert werden muss.

Professor Jukka Valkama, der den Studiengang Papiertechnik in Karlsruhe leitet, ist von dem
neuen Papier aber noch nicht überzeugt. Er vermutet, dass Gras auch Stoffe enthält, die man später aus
dem Wasser entfernen muss. Außerdem könnte es sein, dass Graspapier nicht so gut recycelt werden
kann. Trotzdem gibt es schon viele Produkte aus dem neuen Material, zum Beispiel Kaffeebecher
und Geschenkpapier. Für Fußballfans hat Creapaper ein besonderes Angebot: Grußkarten, die aus
dem Rasen des Stadions hergestellt werden.
Vokabular
Papier aus Gras

umweltfreundlich – so, dass etwas gut für Mensch und Natur ist
Unternehmer, -/Unternehmerin, -nen – jemand, der eine Firma/ein Unternehmen leitet
etwas meiden – hier: etwas nicht benutzen; etwas nicht kaufen
BUND (m., nur Singular) – Abkürzung für: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland;
eine Organisation, die sich um den Schutz der Umwelt kümmert
etwas entfernen – dafür sorgen, dass etwas nicht mehr da ist
Rohstoff, -e (m.) – ein Material aus der Natur, aus dem etwas hergestellt wird
etwas ermöglichen – etwas möglich machen
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Wachstum (n., nur Singular) – die Tatsache, dass etwas wächst oder sich vergrößert
Pellet, -s (n.) – hier: kleine runde Stücke aus getrocknetem Gras
vermischen – zwei Dinge zusammenbringen und mischen
Faser, -n (f.) – ein sehr dünnes, langes Stück, aus dem ein Material besteht
Kohlendioxid (n., nur Singular) – ein Gas, das aus Kohlenstoff und Sauerstoff besteht und
das in großen Mengen schlecht für das Klima ist
etwas ein|sparen – hier: etwas nicht produzieren
Studiengang, -gänge (m.) – ein Fach oder mehrere Fächer, die man an der Universität
studieren kann
recyceln (aus dem Englischen) – etwas wiederverwenden; aus etwas Gebrauchtem etwas
Neues herstellen
Becher, – (m.) – eine Art Tasse (meist aus Papier oder Plastik)
Fan, -s (m.) – jemand, der etwas oder jemanden (z. B. einen Fußballverein) toll findet
Grußkarte, -n (f.) – eine Karte, z. B. mit Glückwünschen zum Geburtstag
Rasen, – (m.) – eine Fläche, auf der kurz geschnittenes Gras wächst
Nikotin – ein Mittel gegen Parkinson?

Die Zahl der Parkinson-Patienten ist in den letzten 30 Jahren stark gestiegen. Wissenschaftler
in aller Welt untersuchen die Krankheit und haben eine Substanz entdeckt, die vor Parkinson schützen
könnte: Nikotin.

Seit 1991 hat sich die Zahl der Parkinson-Patienten mehr als verdoppelt. Inzwischen leiden
über sechs Millionen Menschen an der Nervenkrankheit. Besonders oft tritt sie in Industrieländern
auf. Wissenschaftler in aller Welt untersuchen, wie die Krankheit entsteht und wie man sich davor
schützen kann. Die Tatsache, dass Parkinson in manchen Regionen häufiger ist als in anderen, könnte
ihnen dabei helfen.

Eine Ursache sind offenbar die Gene. Bestimmte Gruppen haben deshalb ein höheres Risiko,
an Parkinson zu erkranken als andere. Wissenschaftler haben festgestellt, dass auch die Umwelt
eine wichtige Rolle spielt. Pflanzenschutzmittel enthalten zum Beispiel Gifte, die Parkinson auslösen
können.

Bei ihrer Arbeit haben die Wissenschaftler etwas Interessantes entdeckt: Nikotin kann vor
Parkinson schützen. Die Substanz ist in Tabak, aber auch in Lebensmitteln wie Kartoffeln, Tomaten
und Pfeffer enthalten. Die Neurologin Daniela Berg erklärt: „Fakt ist, dass Menschen, die rauchen,
weniger häufig an Parkinson erkranken. Aber man würde deswegen natürlich niemandem zum
Rauchen raten, denn es gibt viel zu viele negative Aspekte.“

Trotzdem kann man das Parkinson-Risiko beeinflussen, denn auch die Lebensweise ist ein
wichtiger Faktor. Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, die viel Sport treiben, deutlich
seltenes Parkinson bekommen. Auch bestimmte Nahrungsmittel haben eine positive Wirkung:
Grüner Tee, Kaffee und rote Beeren enthalten Stoffe, die vor Parkinson schützen.

Vokabular
Nikotin – ein Mittel gegen Parkinson?

Nikotin (n., nur Singular) – ein Stoff, der in Tabak enthalten ist; ein Nervengift
Parkinson (m., nur Singular) – eine Krankheit, die Zellen im Gehirn und in den Nerven
zerstört
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Wissenschaftler, – /Wissenschaftlerin, -nen – jemand, der an einer Forschung arbeitet


Substanz, -en (f.) – hier: ein Stoff, der eine bestimmte Wirkung hat
sich verdoppeln – zweimal so groß werden
Nervenkrankheit, -en (f.) – eine Krankheit, bei der Informationen nicht mehr richtig zwischen
Gehirn und Körper hin- und hergeschickt werden
auf|treten – hier: vorkommen
Gen, -e (n.) – ein Teil der DNA von Menschen, Tieren oder Pflanzen
an etwas erkranken – eine Krankheit bekommen
Pflanzenschutzmittel, – (n.) – ein chemisches Mittel, mit dem Bauern ihre Pflanzen vor
kleinen Tieren schützen
etwas aus|lösen – der Grund/die Ursache für etwas sein
Tabak, -e (m.) – das pflanzliche Produkt, aus dem man Zigaretten herstellt
Neurologe, -n/Neurologin, -nen – ein Arzt/eine Ärztin, der/die Patienten mit
Nervenkrankheiten behandelt
Fakt, -en (m.) – die Tatsache; das, was wirklich passiert ist und nicht erfunden wurde
Aspekt, -e (m.) – hier: einer von mehreren Punkten
Lebensweise, -n (f.) – die Art, wie man lebt
Faktor, -en (m.) – hier: eine von mehreren Ursachen
Beere, -n (f.) – eine Waldfrucht

Klimaschutz in der Disko

Berlin ist bekannt für seine Clubszene. Jetzt wollen Politiker dafür sorgen, dass die Clubs
der Hauptstadt grüner werden. Eine Idee ist zum Beispiel eine Tanzfläche, die beim Tanzen Strom
erzeugt.
Jährlich kommen tausende Touristen aus dem In- und Ausland in die deutsche Hauptstadt
Berlin. Viele wollen vor allem die bekannten Sehenswürdigkeiten besuchen und etwas über die
Geschichte der Stadt lernen. Andere kommen wegen der vielen verschiedenen Ausgehmöglichkeiten
am Abend nach Berlin. Die Clubszene dort ist international bekannt und sehr beliebt. Doch die Diskos
sind nicht gerade umweltfreundlich – im Gegenteil.

Nach Angaben des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) verbraucht
ein Club pro Wochenende so viel Strom wie ein normaler Haushalt in einem ganzen Jahr. Jetzt
soll ein neues Klimaprojekt dabei helfen, die Diskos umweltfreundlicher zu machen. Diskobesitzer
können zum Beispiel zu Naturstrom-Anbietern wechseln, energiesparende Technik benutzen, ihren
Wasserverbrauch senken und darauf achten, weniger Müll zu verursachen.

Eine besondere Idee hatte der holländische Designer Daan Roosegaard: Er ist der Erfinder der
sogenannten nachhaltigen Tanzfläche. Diese soll durch die Bewegung beim Tanzen Strom erzeugen
und kann so als neue Energiequelle genutzt werden. Konstanze Meyer vom BUND würde es gut
finden, wenn es diese Erfindung auch in Deutschland geben würde. Bisher ist die Technologie
allerdings noch sehr teuer. Aber auch andere innovative Ideen, die Energie sparen und die Clubs
grüner machen, sind willkommen. Clubbesitzer können dafür finanzielle Unterstützung bekommen.

Dem Berliner Politiker Georg Kössler von den Grünen ist es vor allem wichtig, bei der
Zusammenarbeit mit den Clubs besonders viele Leute zu erreichen. Er möchte dadurch mehr
Menschen animieren, für den Umweltschutz aktiv zu werden. Die grünen Clubs könnten dann ein
Vorbild auf der ganzen Welt werden. Er sagt: „Ich hoffe, dass andere Städte auf Berlin schauen werden
und sagen: Das ist eine gute Idee, wir wollen unseren Club auch nachhaltiger machen.“
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Vokabular
Klimaschutz in der Disko

umweltfreundlich – so, dass etwas gut für Mensch und Natur ist
nach Angaben – so, wie jemand sagt oder berichtet
(jemanden) zu etwas animieren – (jemanden) auffordern, etwas zu tun; bewirken, dass
jemand etwas tut
etwas senken – etwas kleiner machen
Clubszene, -n (f.) – hier: ein bestimmter Bereich des kulturellen Lebens
Strom erzeugen – dafür sorgen, dass Strom entsteht
Designer,-/Designerin, -nen (aus dem Englischen) – jemand, der etwas gestaltet
etwas nutzen – etwas verwenden; etwas benutzen
innovativ – hier: neu; originell; kreativ
Ausgehmöglichkeit, -en (f.) – mögliche Orte (z. B. die Disko), abends wegzugehen
nachhaltig – hier: umweltfreundlich produziert
Energiequelle, -n (f.) – etwas, das Energie liefert
Anbieter, – (m.) – hier: eine Firma, die ein Produkt anbietet
Verbrauch (m., nur Singular) – die Tatsache, dass jemand etwas benutzt und es dadurch
weniger wird
Technologie, -n (f.) – hier: die technische Methode
grün – hier: umweltfreundlich
Tanzfläche, -n (f.) – der Boden, auf dem getanzt wird
aktiv werden – hier: bei etwas mitmachen; etwas gegen etwas unternehmen
energiesparend – so, dass wenig Energie oder Strom benutzt wird
Vorbild, -er (n.) – hier: ein Modell; ein gutes Beispiel, wie etwas gemacht wird

Wenn die Holocaust-Zeitzeugen sterben

Es ist ein Rennen gegen die Zeit. Bald wird es keine Holocaust-Überlebenden mehr geben, die
ihre Geschichte erzählen können. Doch ihre Erinnerungen sollen nicht verloren gehen.

59 Jahre kein Wort über Auschwitz. Dann entscheidet Éva Fahidi, doch noch über ihre Zeit im
KZ zu sprechen. Seitdem kann sie nicht aufhören: Sie spricht in Schulen, bei Veranstaltungen, vor
Politikern. Sie will dafür sorgen, dass diese Hölle auf Erden nie vergessen wird. Éva Fahidi, 93 Jahre
alt, ist eine der letzten Überlebenden des Holocausts.

Die Zeit rennt, sagt Leszek Szuster, Direktor der „Internationalen Jugendbegegnungsstätte in
Oświęcim“: „In den 33 Jahren unseres Bestehens standen wir mit 50 Auschwitz-Überlebenden in
engem Kontakt.“ Jetzt kommen nur noch vier bis fünf, um über ihre Erlebnisse zu sprechen. Viele
sind verstorben.

Mit den wenigen Überlebenden spricht Szuster regelmäßig, um möglichst viel von ihren
Geschichten weitergeben zu können. Trotzdem: „An den Bericht eines Zeitzeugen kommen wir nie
heran“, sagt er. Deswegen werden die Treffen von Überlebenden mit jungen Menschen gefilmt.
Szuster will die Jugendlichen über den Holocaust informieren, um vor den Gefahren von heute zu
warnen – Antisemitismus, Populismus, Hass gegen Flüchtlinge.

Auch andere denken an die Zeit danach. In Jerusalem nutzt ein Holocaust-Museum soziale
Medien: Informationen über viereinhalb der insgesamt sechs Millionen Opfer des Holocausts kann
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

man online finden. In New York zeigt das Jewish Heritage Museum zwei Holocaust-Überlebende als
Avatare, die den Museumsbesuchern auf Fragen zu ihrer Vergangenheit antworten. Auch Éva Fahidi
findet, dass die Erinnerung an den Holocaust wach bleiben muss und fordert: „Das darf nicht noch
einmal und kann auch nicht noch einmal passieren.“

Vokabular
Wenn die Holocaust-Zeitzeugen sterben

Überlebende, -n (m./f) – jemand, der in einer gefährlichen Situation nicht gestorben ist
Bestehen (n., nur Singular) – hier: der Zeitraum, in dem es etwas schon gibt
Avatar, -e (m.) – die Darstellung einer echten Person im Computer
Populismus (m., nur Singular) – eine politische Richtung, die die Lage schlimmer darstellt
als sie ist und einfache Lösungen vorschlägt, um Wahlen zu gewinnen
Antisemitismus (m., nur Singular) – das feindliche Denken und Handeln gegenüber Juden;
der Hass gegen Juden
Erlebnis, -se (n.) – eine besondere Erfahrung
Holocaust (m., nur Singular) – der Mord an den europäischen Juden durch die
Nationalsozialisten
Zeitzeuge, -n / Zeitzeugin, -nen – jemand, der/die die historischen Ereignisse erlebt hat
Begegnungsstätte, -n (f.) – ein Ort, an dem sich Menschen begegnen können
Flüchtling, -e (m.) – jemand, der sein Heimatland aus einem bestimmten Grund (z. B. Krieg)
verlassen muss
Hölle, -n (f.) – hier: ein sehr schlimmer Ort
soziale Medien (nur Plural) – die Internetseiten, über die man mit vielen Leuten Kontakt
haben kann
Auschwitz – ein Ort, an dem zur Zeit des Nationalsozialismus vor allem Juden gefangen
gehalten und ermordet wurden
KZ, s (n.) – Abkürzung für: das Konzentrationslager; eine Art Gefängnis, in dem die
Nationalsozialisten sehr viele Menschen gefangen hielten und töteten
an etwas heran|kommen – so gut/hilfreich/effektiv sein wie etwas
mit jemandem in engem Kontakt stehen – sehr viel Kontakt zu jemandem haben

Hochhäuser: die Zukunft des Wohnens

In deutschen Städten gibt es nicht genug Wohnraum, aber immer mehr Menschen wollen
dorthin ziehen. Eine Lösung für das Problem: in die Höhe bauen. Doch Hochhäuser haben keinen
guten Ruf.
Sophia Ludwig (Name geändert) zog aus einem Einfamilienhaus in das 18. Stockwerk eines
Hochhauses mit 45 Etagen – eine ganz neue Erfahrung für die 58-Jährige: „Wir haben eine Concierge
und Geschäfte im Erdgeschoss, sogar ein Schwimmbad für die Bewohner der Anlage“, sagt sie. Die
Anonymität stört sie nicht, auch nicht der schlechte Ruf des Hochhauses. Nur die Nebenkosten sind
sehr hoch. In den nächsten Jahren werden noch viele Menschen eine ähnliche Erfahrung wie Sophia
machen.

Immobilien sind in Ballungszentren für viele unbezahlbar geworden. Die hohe Nachfrage
beeinflusst den Preis. Immer mehr Menschen wollen in die Stadt. Doch es fehlt Wohnraum in
begehrten Lagen. Auch brauchen die Menschen immer größere Flächen. Standen beispielsweise
jedem Menschen in Stuttgart im Jahr 1900 durchschnittlich 10 Quadratmeter zur Verfügung, waren
es in den 1950er-Jahren 15. Heute sind es dreimal so viel.
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Der Bonner Stadtplaner Theo Kötter sucht nach Lösungen für das Problem. Er entwickelt
Wohnkonzepte, die weniger Land benötigen. Kötter ist der Meinung, dass man vorhandene
Wohnflächen aufstocken sollte, statt grüne Naturflächen für Wohnraum zu zerstören. Laut einer
Untersuchung der Uni Darmstadt ließen sich 1,3 Millionen Wohnungen ziemlich schnell aufstocken.

Allerdings gelten Gegenden mit vielen Hochhäusern oft als soziale Brennpunkte. „Diese
Probleme sind weder dem Städtebau noch der Architektur anzulasten“, sagt Kötter. Er sieht das
Problem in der einseitigen Belegung. Wenn man die Hochhäuser renoviert und die Wohnungen an
verschiedene Altersgruppen und verschiedene soziale Gruppen gibt, könnte ihr Ruf laut Kötter besser
werden. Dass Wohnqualität nicht von Höhe abhängig ist, zeigen zum Beispiel die „Kranhäuser“ im
Kölner Süden. Eine 130 Quadratmeter-Wohnung kostet dort allerdings mehr als 3.000 Euro im
Monat.
Vokabular
Hochhäuser: die Zukunft des Wohnens

Anlage, -n (f.) – hier: ein Gelände, das zu einem bestimmten Zweck gebaut wurde
Anonymität (f., nur Singular) – hier: die Tatsache, dass man sich nicht kennt
jemandem etwas an|lasten – jemandem die Schuld für etwas geben
Stadtplaner, -/Stadtplanerin, -nen – jemand, der beruflich Städte plant
begehrt – beliebt; so, dass viele etwas haben wollen
Architektur (f., nur Singular) – hier: die Art und Weise, wie ein Gebäude aussieht und gebaut
wurde
jemandem steht etwas zur Verfügung – jemand kann etwas benutzen
Stockwerk, -e (n.) – die Etage; Kurzform: der Stock
etwas auf|stocken – hier: auf ein Gebäude noch mehr Etagen bauen; etwas höher machen
vorhanden – so, dass etwas schon existiert; so, dass es etwas bereits gibt
Konzept, -e (n.) – der Plan; die genaue Idee, wie etwas sein soll
Belegung, -en (f.) – hier: die Tatsache, dass etwas von jemandem genutzt wird
einseitig – so, dass etwas aus sehr viel Gleichem und wenig Verschiedenem besteht
Nebenkosten (nur Plural) – die Ausgaben, die man neben der Miete für die Wohnung hat
(z. B. Wasser, Strom, Gas)
Einfamilienhaus, -häuser (n.) – ein Wohnhaus für eine Familie
sozialer Brennpunkt, -e (m.) – der Teil einer Stadt, in dem es viele soziale Probleme gibt
etwas renovieren – eine alte Wohnung oder ein altes Haus reparieren
Ballungszentrum, -zentren (n.) – ein Gebiet, in dem viele Menschen leben
Immobilie, -n (f.) – ein Gebäude; ein Grundstück als Besitz
Ruf (m., nur Singular) – hier: die Meinung, die Leute von jemandem/etwas haben; das
allgemeine Ansehen
Die Deutschen und ihr Plastikmüll

Die Deutschen gelten als sehr umweltbewusst, trotzdem produzieren sie mehr Verpackungsmüll
als alle anderen Europäer. Es ist fast unmöglich, in einen Supermarkt zu gehen und ohne Plastik
wieder rauszukommen.

Bananen, Tomaten, Käse oder Wurst sind oft in Plastik eingepackt, obwohl das gar nicht nötig
ist. Das macht es schwer, in einem deutschen Geschäft einzukaufen, ohne mit Plastikmüll nach Hause
zu gehen. Über 18 Millionen Tonnen Verpackungsmüll wurden 2016 in Deutschland produziert,

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

mehr als in jedem anderen Land der Europäischen Union. Dabei hat Deutschland die Mülltrennung
erfunden und gilt bis heute als sehr umweltbewusstes Land.

Da Plastik nie ganz abgebaut werden kann, bleibt der Müll auch den nächsten Generationen
erhalten. Das scheint den deutschen Konsumenten auch langsam bewusst zu werden, sagt Tom
Ohlendorf von der Umweltschutzorganisation WWF. Sowohl Käufer als auch Verkäufer setzen laut
Ohlendorf immer mehr auf verpackungsfreie Alternativen.

Ein Beispiel ist das kleine Berliner Geschäft „Original Unverpackt“. Hier können Kunden
eigene Behälter mitbringen, um in ihnen Käse oder Fleisch nach Hause zu tragen. Noch gibt es wenig
Geschäfte dieser Art. Aber inzwischen denken auch große Supermärkte darüber nach, die Zahl der
Plastikverpackungen zu verkleinern.

Umweltschützer Tobias Quast von „Friends of the Earth“ findet das sehr positiv, doch er fordert
mehr: „Was die Politik in Deutschland und der Einzelhandel vorhaben, geht noch lange nicht weit
genug“, sagt er. Denn trotz wachsender ökologischer Bedenken der Deutschen und neuer Gesetze ist
die Menge von Verpackungsmüll sogar gestiegen.

Vokabular
Die Deutschen und ihr Plastikmüll

Tonne, -n (f.) – hier: ein Maß für das Gewicht; 1000 Kilogramm
Verpackung, -en (f.) – das Material, in das man Waren einpackt
Mülltrennung (f., nur Singular) – das Sortieren von Müll (Papier, Glas, Plastik, etc.)
umweltbewusst – so, dass jemand sich so verhält, dass es gut für die Umwelt ist
ab|gebaut werden – nach einiger Zeit auf natürliche Weise verschwinden
jemandem erhalten bleiben – hier: jemanden in der Zukunft belasten
Generation, -en (f.) – hier: die zeitliche Abfolge von Nachkommen und Vorfahren einer
Familie, z. B. Großeltern, Eltern und Kinder
Konsument, -en/Konsumentin, -nen – jemand, der etwas kauft und benutzt
jemandem bewusst werden – jemandem klar werden
auf etwas setzen – hier: sich auf etwas verlassen; glauben, dass etwas erfolgreich sein wird
Alternative, -n (f.) – eine andere Möglichkeit
Behälter, – (m.) – ein Gefäß; ein Gegenstand, in dem man etwas aufbewahren kann
etwas verkleinern – dafür sorgen, dass etwas kleiner wird; etwas kleiner machen
Einzelhandel (m., nur Singular) – alle Unternehmen, die ihre Waren direkt an den
Verbraucher verkaufen
nicht weit genug gehen – nicht genug sein
ökologisch – so, dass es die Umwelt und die Natur betrifft
Bedenken (nur Plural) – die Sorgen

Lesen: gut für den Kopf, aber schlecht für die Augen

Junge Leute lesen zu wenig? Falsch! Sie lesen sogar viel. Aber das schadet ihren Augen.
Deshalb sind immer mehr Menschen kurzsichtig. Zum Glück kann man etwas dagegen tun – und
das ist gar nicht so schwierig.

Kurzsichtigkeit – das gab es früher auch. Doch die Zahl der Betroffenen hat stark zugenommen.
In Europa ist heute die Hälfte der jungen Erwachsenen kurzsichtig, in einigen asiatischen Ländern
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

sind es noch viel mehr. In Südkorea, Hong-Kong und Taiwan waren nach dem Zweiten Weltkrieg 20
bis 30 Prozent der 20-Jährigen kurzsichtig. Heute sind es über 80 Prozent.

Eine Ursache für die weit verbreitete Kurzsichtigkeit ist die intensive Nutzung von Computern
und Smartphones. Aber auch das Lesen von gedruckten Texten kann zu Kurzsichtigkeit führen. Egal
ob Bildschirm oder Buch: Je länger man auf einen Gegenstand in unmittelbarer Nähe starrt, desto
mehr schadet man seinen Augen.

Außerdem halten wir uns immer weniger draußen auf. Tageslicht ist aber wichtig für die
Augen, denn es hemmt das Wachstum des Augapfels. Zu starkes Wachstum ist der Grund für die
Kurzsichtigkeit. Wissenschaftler aus Taiwan haben festgestellt, dass Kinder, die täglich 80 Minuten
draußen verbringen, nur halb so oft kurzsichtig sind wie andere Kinder.

Augenärzte warnen, dass starke Kurzsichtigkeit zu schweren Augenkrankheiten und sogar zur
Erblindung führen kann. Deshalb empfehlen sie, mehr Abstand zum Bildschirm zu halten und den
Augen öfter eine Pause zu gönnen – am besten bei einem Spaziergang im Freien. Diese Empfehlungen
gelten für Menschen jeden Alters, aber besonders für Kinder und Jugendliche. Denn je früher die
Kurzsichtigkeit beginnt, desto stärker wird sie.

Vokabular
Lesen: gut für den Kopf, aber schlecht für die Augen

Betroffene, – (m/f) – die Person, die ein bestimmtes Problem hat


kurzsichtig — so, dass man weit entfernte Dinge nicht gut sehen kann
Zweiter Weltkrieg (m., nur Singular) – der Krieg, den Deutschland 1939 begonnen und
1945 verloren hat und in dem viele Länder gegeneinander gekämpft haben
weit verbreitet – häufig
intensiv – hier: sehr stark
Nutzung, -en (f.) – die Verwendung; das, wofür etwas gebraucht wird
in unmittelbarer Nähe – sehr nahe
auf etwas starren – etwas ohne Pause ansehen
sich aufhalten – Zeit verbringen
Tageslicht (n., nur Singular) – das Licht der Sonne
etwas hemmen – hier: etwas langsamer machen
Wachstum (n., nur Singular) – die Tatsache, dass etwas wächst oder sich vergrößert
Augapfel, -äpfel (m.) – der runde/kugelförmige Teil des Auges, der sich in verschiedene
Richtungen drehen kann
Wissenschaftler, – /Wissenschaftlerin, -nen – jemand, der an einer Forschung arbeitet
Erblindung (f., nur Singular) – die Tatsache, dass jemand blind wird
Abstand, Abstände (m.) – die Entfernung; die Distanz
etwas/jemandem etwas gönnen – hier: etwas Besonderes machen, das etwas/jemandem
guttut
im Freien – draußen

Münchener Oktoberfest – viel Bier für viel Geld

Jedes Jahr kommen etwa sechs Millionen Menschen aus der ganzen Welt zum Münchener
Oktoberfest. Das Sicherheitskonzept wurde noch einmal verbessert. Für das Bier bezahlen die
Besucher dieses Jahr besonders viel.
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

„Liebe Festgäste, willkommen auf dem Oktoberfest. Wir eröffnen jetzt das Festgelände.“
Diesen Satz hörten die ersten Besucher am Samstag, den 22.09.2018, um 9 Uhr auf Deutsch, Englisch
und Bairisch. Sie warteten schon seit dem frühen Morgengrauen in Dirndl und Lederhose am Eingang
des Geländes, um die Ersten auf dem Oktoberfest zu sein. Mittags schlug dann der Münchener
Oberbürgermeister Dieter Reiter das erste Bierfass an und eröffnete so das größte Volksfest der Welt.

Danach bekamen auch die Wiesn-Gäste in den Zelten das erste Bier. Doch dieses Jahr müssen
sie besonders dafür viel Geld zahlen. Zum ersten Mal kostet eine Maß, also ein Liter Bier, mehr als
elf Euro. Vor zehn Jahren hatten die Besucher für einen Liter noch drei Euro weniger bezahlt. Wiesn-
Chef Josef Schmid befürchtet, dass das Oktoberfest für viele Menschen deshalb zu teuer wird. Mit
seiner Forderung nach günstigeren Bierpreisen war er aber vor dem Fest gescheitert. Die meisten
Besucher wollen einfach nur Spaß, egal wie teuer er ist.

Für die Veranstalter der Wiesn bedeuten die hohen Preise ein Milliardengeschäft. Vor allem an
den Wochenenden sind die Festzelte sehr voll. Die hohe Besucherzahl fordert aber auch ein strenges
Sicherheitskonzept. Etwa 600 Polizisten mit Bodycams und viele hundert Ordner sorgen in den zwei
Oktoberfestwochen für Sicherheit. Neu in diesem Jahr sind sogenannte „Super-Recogniser“. Das sind
Polizisten, die besonders gut Gesichter wiedererkennen können.

Bei den Besuchermassen ist auch die Sauberkeit ein großes Thema. Für die Nachbarn der
Theresienwiese gibt es eine extra Reinigungsnummer, die sie anrufen können. Immer wieder haben
sie sich über den Dreck vor ihren Häusern beschwert. „Der Ärger über Verschmutzungen auf
Privatgrundstücken ist verständlich“, sagt Wiesn-Chef Josef Schmid. Deshalb heißt es auch in diesem
Jahr wieder: „Bei Anruf Sauberkeit.“
Vokabular
Münchener Oktoberfest – viel Bier für viel Geld

Gelände (n.) – hier: ein Stück Land, das für einen bestimmten Zweck genutzt wird
Bairisch (n.) – der Dialekt in Bayern
Morgengrauen (n., nur Singular) – die frühen Morgenstunden, wenn es noch nicht hell ist
Dirndl, – (n., bairisch) – das traditionelle Kleid für Frauen in Bayern. Zu einem Dirndl
gehören eine weiße Bluse und eine Schürze.
Lederhose, -n (f.) – die traditionelle Lederhose für Männer in Bayern.
etwas an|schlagen – hier: ein Bierfass öffnen, so dass man Bier trinken an
Fass, Fässer (n.) – ein Behälter aus Holz oder Metall zur Aufbewahrung und zum Transport
von Flüssigkeiten
Wiesn (f., nur Singular, aus dem Bairischen) – das Oktoberfest
Maß (f., nur Singular) – hier: die Bezeichnung für einen Liter Bier
etwas befürchten – erwarten, dass etwas Negatives passieren wird
Forderung, -en (f.) – die Tatsache, dass man etwas verlangt
scheitern – etwas nicht schaffen; keinen Erfolg bei etwas haben
Veranstalter,-/Veranstalterin, -nen – jemand, der z. B. ein Fest organisiert
streng — strikt; sehr genau
Sicherheitskonzept, -e (n.) – ein Plan, eine Strategie für mehr Sicherheit
Bodycam, -s (f., aus dem Englischen) – eine kleine Kamera, die man am Körper trägt
Ordner, – /Ordnerin, -nen – hier: jemand, der z B. bei einem Konzert für Ordnung sorgt
Masse, -n (f.) – hier: die große Menschenmenge; sehr viele Menschen
Dreck (m., nur Singular) – der Schmutz
Verschmutzung, -en (f.) – die Tatsache, dass etwas dreckig ist
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Die Weltbevölkerung wird dicker

Etwa ein Drittel aller Menschen weltweit ist übergewichtig. Die Hauptgründe dafür sind eine
falsche Ernährung und zu wenig Bewegung. Die Risiken für die Gesundheit sind hoch.

Immer mehr Menschen sind zu dick. Forscher warnen vor einer wachsenden weltweiten „Krise
der öffentlichen Gesundheit“. Eine Studie der Universität Washington in den USA zeigt, dass im
Jahr 2015 circa 2,2 Milliarden Menschen übergewichtig waren. Das sind etwa 30 Prozent der
Weltbevölkerung. Bei ihrer Studie berücksichtigten die Forscher den Body-Mass-Index, der das
Verhältnis von Muskeln, Fett und Knochen zueinander abschätzt.

Die Ergebnisse sind beunruhigend: Seit 1980 hat sich die Zahl der fettleibigen Menschen in
vielen Ländern der Welt verdoppelt. Die meisten übergewichtigen Menschen leben in Ägypten: 35
Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind dort adipös. Saudi-Arabien, der Irak und die USA stehen
ebenfalls hoch oben auf der Liste.

Und nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder sind betroffen: Etwa sieben Prozent aller
Kinder weltweit sind bereits in einem Alter von zwei bis vier Jahren fettleibig, so das Ergebnis
der Studie. Der Hauptgrund für das Problem ist, dass man leichter an kalorienreiche Lebensmittel
kommt als früher. Und viele Menschen können sie sich auch immer häufiger leisten. Hinzu kommt
Bewegungsmangel.

Wer zu dick ist, riskiert sein Leben. Denn die betroffenen Menschen haben ein erhöhtes Risiko,
Diabetes, Krebs und andere lebensgefährliche Krankheiten zu bekommen. Vier Millionen Menschen
sind schon an den Folgen von zu viel Fett im Körper gestorben. Eine gesündere Ernährung und mehr
Bewegung: Das ist zusammengefasst das, was Studien wie diese empfehlen – immer und immer
wieder.

Vokabular
Die Weltbevölkerung wird dicker

Forscher,– /Forscherin, nen – ein Wissenschaftler/eine Wissenschaftlerin


Studie, -n (f.) – eine wissenschaftliche Untersuchung zu einem bestimmten Thema
circa – etwa
übergewichtig – so, dass man zu viel wiegt
Body-Mass-Index (m., nur Singular, aus dem Englischen) – in der Medizin das Maß für
das Verhältnis von Gewicht und Größe beim Menschen
Muskel, -n (m.) – ein Teil im Körper, der für die Bewegung und die Kraft wichtig ist
Fett (n., nur Singular) – hier: ein Stoff, der im Körper gespeichert wird, wenn Menschen zu
viel essen
Knochen, – (m.) – die harten Teile im Körper eines Menschen oder Tieres; die Teile, aus
denen das Skelett besteht
etwas ab|schätzen – hier: vermuten, wie etwas zusammenwirkt
beunruhigend – hier: so, dass jemandem etwas Sorgen macht, weil es gefährlich ist
sich verdoppeln – zweimal so groß werden
fettleibig – viel zu dick; in der Messung mehr als übergewichtig (auch: adipös)
adipös – fett; fettleibig; sehr dick
betroffen sein – hier: ein bestimmtes Problem haben
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

kalorienreich – so, dass ein Lebensmittel dick macht, z. B. weil es viel Fett enthält
Bewegungsmangel (m., nur Singular) — die Tatsache, dass sich jemand zu wenig bewegt
sein Leben riskieren – etwas tun, das so gefährlich ist, dass man dabei sterben könnte
Krebs (m., nur Singular) – hier: eine sehr schlimme, oft lebensgefährliche Krankheit

Mode, die der Umwelt schadet

Kaufen, kaufen, kaufen – zu günstigen Preisen. So kann man das Verhalten beim Kleidungskauf
beschreiben. Weltweit steigt die Produktion von Kleidung. Für die Umwelt hat das schlimme Folgen.
Es muss sich etwas ändern.

Heute repariert man eine kaputte Hose oder Jacke oft nicht mehr. Man kauft sie neu. Viele
Menschen konsumieren zu schnell und zu viel: Zwischen 2003 und 2020 ist der Verkauf von
Kleidung weltweit um das Doppelte gestiegen. Nicht mal ein Jahr behalten wir durchschnittlich
ein Kleidungsstück. Unsere Altkleider werden oft in andere Länder, z. B. nach Afrika oder Asien,
gebracht. Einige dieser Länder wollen sie mittlerweile jedoch nicht mehr annehmen. Es sind einfach
zu viele.

Grund dafür sind vor allem die günstigen Preise. Doch der Preis, den die Umwelt zahlt, ist
sehr hoch: Die gesamte Textilproduktion verursacht in einem Jahr über eine Milliarde Tonnen CO2
– mehr als alle jährlichen internationalen Flüge und Schifffahrten zusammen. Dazu kommt z. B. die
Verschmutzung der Umwelt durch die Verwendung giftiger Chemikalien.

Kirsten Brodde von Greenpeace findet, dass man Unternehmen mehr Druck machen sollte,
damit sie ökologisch produzieren. Sie berät Firmen, wie sie Kleidung ohne giftige Chemikalien
herstellen können. 79 Unternehmen, darunter H&M, Adidas und Aldi, haben sich schon verpflichtet,
bis Ende 2020 Schadstoffe bei der Kleiderherstellung durch ungefährliche Substanzen zu ersetzen.

Brodde hält es außerdem für unumgänglich, dass die Textilproduktion nachhaltiger wird
und Materialien so lange wie möglich wiederverwendet werden. Und auch wir können etwas tun.
Brodde sagt: „Eigentlich müsste es so sein, dass wir weniger kaufen und die Sachen, die wir
haben, länger tragen. Wir müssen wieder lernen, Dinge zu reparieren.“ Ändert sich nichts, ist die
Kleidungsproduktion im Jahr 2050 dreimal so groß wie jetzt.

Vokabular
Mode, die der Umwelt schadet

konsumieren – ein Produkt kaufen; verbrauchen


Altkleider (meist im Plural) – Kleidungsstücke, die man nicht mehr braucht und verschenkt
oder wegwirft
einen hohen Preis zahlen – hier: unter schlimmen, negativen Folgen leiden
Textil (n., nur Singular) – hier: das Kleidungsstück
Milliarde, -n (f.) – 1.000.000.000; tausend Millionen
Tonne, -n (f.) – hier: ein Maß für das Gewicht; 1000 Kilogramm (t)
CO2 (n., nur Singular) – Abkürzung für: das Kohlendioxid; etwas, das z. B. beim Fahren
eines Autos in die Luft steigt; etwas, das z. B. entsteht, wenn Benzin verbrennt
Verschmutzung, -en (f.) – die Tatsache, dass etwas dreckig ist
giftig — hier: so, dass etwas so gefährlich für Menschen oder Tiere ist, dass sie sterben könnten,
wenn sie es essen oder trinken
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Chemikalie, -n (f.) – hier: ein ungesunder, chemischer Stoff


Unternehmen, – (n.) – die Firma
jemandem Druck machen – von jemandem deutlich fordern, dass er etwas tut, was er
vielleicht nicht will
ökologisch – hier: umweltfreundlich
sich verpflichten – hier: versprechen, etwas zu tun
Schadstoff, -e (m.) – ein Stoff, der schlecht für die Umwelt ist
Substanz, -en (f.) – hier: das Material; der Bestandteil
etwas ersetzen – etwas statt etwas verwenden
unumgänglich – so, dass es keine andere Möglichkeit gibt
nachhaltig – hier: umweltfreundlich produziert; so, dass etwas auch in der Zukunft bestehen
bleibt

Was ist eigentlich Glück?

Warum sind manche Menschen häufiger glücklich als andere? Was passiert genau in unserem
Gehirn, wenn wir glücklich sind? Und kann man Glück messen? Diese Fragen beschäftigen die
Wissenschaft seit vielen Jahren.

Jeder Mensch will glücklich sein – und weiß auch meistens genau, wann er es ist. Die
wissenschaftliche Erforschung von Glück ist allerdings nicht so einfach. Um dem Glücksgefühl auf
die Spur zu kommen, unterscheiden Wissenschaftler zunächst zwei Arten von Glück. Die erste, sagt
Professor Simon Eickhoff vom Institut für Gehirn und Verhalten in Jülich, ist das kurzfristige Erleben
von Glück: die Freude, die man in einem bestimmten Moment empfindet.

Die zweite Form von Glück beschreibt Eickhoff als längerfristige Haltung. Und die hat
etwas mit unserer genetischen Veranlagung zu tun. Denn abhängig davon entwickeln wir bestimmte
Eigenschaften, die beeinflussen, wie, wann und ob wir Glück empfinden. Untersuchungen haben
gezeigt, dass unser Verhalten dabei zu 30 bis 50 Prozent von den Erbanlagen und von frühen
Erfahrungen im Kindesalter geprägt ist.

Wenn wir glücklich sind, werden verschiedene Hormone in unserem Körper ausgeschüttet.
Eines der wichtigsten ist dabei der Neurotransmitter Dopamin. Er entsteht bei einem kurzzeitigen
Hochgefühl in unserem Körper – zum Beispiel, wenn man Geld gewinnt. Auch andere Hormone wie
das Hormon Serotonin oder schmerzhemmende Endorphine beeinflussen unser Glücksempfinden.

Seit über 50 Jahren untersuchen Wissenschaftler, ob Glück messbar ist und ob man es durch die
Aktivität des Gehirns sichtbar machen kann. Sie haben herausgefunden, dass Glück ein kompliziertes
Zusammenspiel verschiedener Gehirnregionen ist. Eickhoff sagt: „Natürlich wäre es schön, wenn
man unser psychologisches Erleben – Glück, Angst, Freude – auf eine einzige Region im Gehirn
zurückführen könnte.“ Das ist aber nicht möglich. Man kann also nicht sagen: Weil eine bestimmte
Region des Gehirns aktiv ist, ist jemand gerade glücklich, so Eickhoff.
Vokabular
Was ist eigentlich Glück?

Erforschung, -en (f.) – die wissenschaftliche Untersuchung


einer Sache auf die Spur kommen – hier: etwas besser verstehen
Gehirn, -e (n.) – das Organ im Kopf eines Menschen oder Tiers, mit dem er/es z. B. denkt
kurzfristig – kurz; nicht für lange Zeit (auch: kurzzeitig)
41
Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

empfinden – etwas fühlen


längerfristig – so, dass etwas eine längere Zeit andauert
Haltung, -en (f.) – hier: die Einstellung; die Meinung; das Verhalten
genetische Veranlagung, -en (f.) – die Tatsache, dass jemand bestimmte Eigenschaften von
seinen Eltern geerbt hat (hier auch: die Erbanlagen)
Eigenschaft, -en (f.) – das Merkmal; der Charakter; die Besonderheit
jemanden/etwas prägen – jemanden/etwas stark beeinflussen
Hormon, -e (n.) – ein Stoff, der im Körper gebildet wird und Prozesse im Körper steuert
etwas aus|schütten – hier: so sein, dass im Körper etwas plötzlich entsteht
Neurotransmitter, – (m.) – ein Hormon, das bewirkt, dass Informationen von einer
Nervenzelle zur nächsten geschickt werden
schmerzhemmend – so, dass etwas das Gefühl von Schmerzen verringert
messbar – so, dass man etwas messen und in Zahlen ausdrücken kann
Aktivität, -en (f.) – hier: die Tatsache, dass etwas aktiv wird oder eine Veränderung zeigt
sichtbar – so, dass man etwas sehen kann
etwas heraus|finden – etwas besser verstehen, nachdem man es genau untersucht hat
Zusammenspiel (n., nur im Singular) – hier: die perfekte Zusammenarbeit

Alleinerziehende häufig von Armut bedroht

Die Zahl der Alleinerziehenden in Deutschland steigt, die meisten von ihnen sind Frauen.
Immer häufiger leiden die oft noch jungen Mütter unter Armut und Einsamkeit. Schnell können sie
in einen Teufelskreis geraten.

Daria Schumann (Name geändert) ist verzweifelt. Seit einem Jahr wohnt sie in Bonn. Ihren
Mann hat sie verlassen. Einen Job hat sie nicht. „Wie soll man mit vier Kindern arbeiten?“, fragt
die 36-jährige Mutter. Auch eine Wohnung hat die Alleinerziehende noch nicht. „Eine Wohnung als
Sozialhilfeempfängerin zu finden, ist nicht leicht. Besonders mit vier Kindern“, erzählt sie. Daria lebt
zurzeit im Frauenhaus Bonn.

Die Zahl der Alleinerziehenden in Deutschland steigt: Sie liegt mittlerweile bei mehr als 1,6
Millionen. Laut des EU-Statistikamts Eurostat sind vor allem Alleinstehende von Armut bedroht.
Dazu zählt nach EU-Definition jemand, der weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens
verdient, zurzeit etwa 1050 Euro pro Monat für einen Singlehaushalt. Während 2006 nur etwas mehr
als jeder fünfte Alleinstehende betroffen war, war es später schon jeder dritte.

Dass besonders Alleinerziehende von Armut bedroht sind, hat mehrere Gründe. Manchmal
können sie wie Daria Schumann wegen ihrer Kinder gar nicht arbeiten. Oder aber sie haben nur
ein Einkommen, mit dem sie mehrere Personen versorgen müssen. Es gibt keinen Partner, der in
Notsituationen helfen kann. Außerdem haben viele junge Alleinerziehende keine abgeschlossene
Ausbildung.

Für arme Menschen ist es schwierig, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. „Mal ins Kino
oder Theater zu gehen, sich mit Freunden zu treffen, sich in den Biergarten zu setzen, das ist für
Arme nicht möglich“, sagt der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge. Dadurch wird man auf
Dauer sozial isoliert. Die Menschen fühlen sich einsam. Und durch Einsamkeit können psychische und
physische Krankheiten entstehen, die zu Berufsunfähigkeit und Einkommensverlust führen können.
Wer arm ist, wird einsam, wer einsam ist, wird arm – ein Teufelskreis, aus dem man nur schwer
wieder herauskommt.
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Vokabular
Alleinerziehende häufig von Armut bedroht

Alleinerziehende, -n (m./f.) – eine Person, die ein oder mehrere Kinder ohne Partner erzieht
Sozialhilfeempfänger, -/ Sozialhilfeempfängerin, -nen – jemand, der wegen seiner Armut
Geld vom Staat bekommt
Frauenhaus, -häuser (n.) – ein Haus, in dem Frauen Schutz und Hilfe bekommen
Statistikamt, -ämter (n.) – eine Behörde, die Daten sammelt und feststellt, wie häufig
bestimmte Dinge vorkommen
Alleinstehende, -n (m./f.) – jemand, der alleine ohne Familie lebt
von etwas bedroht sein – gefährdet sein, von etwas betroffen zu werden
zu etwas zählen – zu etwas gehören
mittlere Einkommen (n.) – die Höhe des Einkommens, bei der es genauso viele Menschen
gibt, die mehr verdienen, wie Menschen, die weniger verdienen
Singlehaushalt, -e (m.) – ein Haushalt, in dem nur eine einzige Person lebt
betroffen sein – hier: für jemanden gelten; jemanden angehen
an etwas teil|haben – bei etwas mitmachen; an etwas teilnehmen; zu etwas dazugehören
auf Dauer – für eine lange Zeit
isoliert – alleine; ohne Kontakt zu anderen Menschen
psychisch – so, dass etwas mit den Gefühlen und Gedanken von Menschen zu tun hat
physisch – so, dass etwas mit dem Körper zu tun hat
Berufsunfähigkeit (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man aufgrund einer Krankheit in
seinem Beruf nicht mehr arbeiten kann
Teufelskreis, -e (m.) – eine schlimme Situation, aus der man nicht mehr herauskommt, weil
sich bestimmte Probleme gegenseitig verstärken

Sexismus in der Werbung

Frauen in Unterwäsche werben für frisches Fleisch, für Mädchen gibt es „Prinzessinnensuppe“
und für Jungen „Feuerwehrsuppe“: Obwohl viel über Sexismus diskutiert wird, gibt es diese Art von
Werbung immer noch.

Werbespots, in denen Frauen den ganzen Tag für ihren Mann kochen und putzen, waren
früher normal. Heute hat solche Werbung keine Chance mehr. Das bedeutet aber nicht, dass es in
der Werbung keinen Sexismus mehr gibt. Im Gegenteil: Der Deutsche Werberat, eine Organisation
zur Kontrolle der Werbung, erhält jedes Jahr mehrere Hundert Beschwerden, besonders wegen
geschlechterdiskriminierender Werbung.

Trotzdem meint der Werberat, dass sexistische Werbung kein großes Problem mehr ist. Andere
Organisationen und Wissenschaftler sehen das aber ganz anders. Zum Beispiel fordert der Verein
„Pinkstinks“ strengere Gesetze gegen sexistische Werbung. Die Kommunikationswissenschaftlerin
Martina Thiele sagt, dass man immer noch „übelste Formen sexistischer Werbung“ findet.

Thiele erklärt, wie Werbung uns beeinflusst: „Sexistische Werbung fördert das
Schubladendenken, also ‚Männer sind so‘ und ‚Frauen sind so‘. Viele Werbetreibende behaupten, sie
würden die Gesellschaft nur widerspiegeln, doch damit machen sie es sich zu einfach.“ Denn die
Bilder aus der Werbung bleiben im Kopf und prägen unser Bild von der Welt.

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Der Einfluss der Werbung ist sogar noch größer geworden, weil wir durch das Internet viel
mehr Werbung sehen als früher. Martina Thiele meint, dass Werbetreibende deshalb eine besondere
Verantwortung haben. Statt sexistischer Klischees kann die Werbung nämlich auch zeigen, dass
Männer und Frauen viele verschiedene Rollen in der Gesellschaft haben.

Vokabular
Sexismus in der Werbung

Werbespot, -s (m.) – ein kurzer Film, mit dem man für etwas Werbung macht
Sexismus (m., nur Singular) – die Tatsache, dass man eine Person auf eine bestimmte Art
behandelt, weil sie ein Mann/eine Frau ist
Deutscher Werberat (m., nur Singular) – eine Organisation, die die Werbung kontrolliert
Beschwerde, -n (f.) – die Tatsache, dass man sich über etwas beschwert; die Tatsache, dass
man seine Unzufriedenheit äußert
geschlechterdiskriminierend – so, dass Männer und Frauen nicht gleich behandelt werden
Wissenschaftler, – /Wissenschaftlerin, -nen – jemand, der an einer Forschung arbeitet
etwas anders sehen – hier: anderer Meinung sein
streng – hier: so, dass ein Gesetz wenig erlaubt
sexistisch – so, dass jemand anders behandelt wird, weil er ein Mann oder eine Frau ist
übel – hier: sehr schlimm
etwas fördern – hier: etwas verstärken; etwas unterstützen
Schubladendenken (n., nur Singular) – eine Art zu denken, in der alles in ein festes System
passen muss
Werbetreibende, -n (m./f.) – jemand, der beruflich Werbung macht
etwas wider|spiegeln – hier: etwas zeigen; etwas sichtbar machen
es sich zu einfach machen – hier: den einfachsten Weg gehen
jemanden/etwas prägen – hier: einen starken Einfluss auf jemanden/etwas haben
Klischee, -s (n.) – das Vorurteil; so, wie viele Menschen über eine bestimmte Gruppe von
Menschen denken
Rolle, -n (f.) – hier: die Aufgaben, die jemand in einer Gesellschaft hat
Wie das Immunsystem für unsere Gesundheit kämpft

Besonders im Winter sind viele Menschen oft erkältet und die Gefahr, sich anzustecken, ist
besonders groß. Unser Immunsystem kämpft dann dafür, dass wir gesund bleiben oder schnell wieder
gesund werden.

Winterzeit ist Erkältungszeit: Eine Frau in der Bahn hustet, der Partner hat Halsschmerzen, ein
Kollege putzt sich ständig die Nase. Keime sind auf Computertastaturen, Telefonen und Türklinken.
Wie lange Keime dort bleiben und wie lange man sich anstecken kann, ist nicht ganz klar. Ärzte
empfehlen, sich regelmäßig die Hände mit Seife zu waschen.

Denn bevor es die Keime in unseren Körper schaffen, müssen sie äußere Barrieren des Körpers
überwinden. Vor allem unsere Haut schützt uns davor. Aber auch die Schleimhäute in Mund und
Nase sorgen dafür, dass es Keime schwer haben, in den Körper zu gelangen. Haben sie es schließlich
doch in unseren Körper geschafft, kämpft unser Immunsystem rund um die Uhr gegen diese Feinde.

Ein Teil unseres Immunsystems ist angeboren. Dieses kann besonders schnell und effizient
reagieren. Abwehrzellen verteilen sich über das Blut im ganzen Körper. Sie finden dann die Bakterien

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

und Viren, die in den Körper gelangt sind, und machen sie unschädlich. Dabei ist das angeborene
Immunsystem aber nicht auf bestimmte Erreger spezialisiert und hilft deshalb nicht immer.

Für Bakterien oder Viren, die es geschafft haben, in unserem Körper zu bleiben, gibt es den
Teil unseres Immunsystems, der von jedem Menschen erworben wird. Er reagiert erst nach vier bis
sieben Tagen und kämpft dann gegen bestimmte Erreger. Dabei kann sich dieses Immunsystem an
Erreger erinnern und sie wiedererkennen. Das erworbene Immunsystem weiß dann schnell, was zu
tun ist, und kann auf die Infektion reagieren. Manche Krankheiten bekommen wir deshalb auch nur
einmal im Leben.

Vokabular
Wie das Immunsystem für unsere Gesundheit kämpft

Erkältung, -en (f.) – eine Krankheit mit Schnupfen und Husten


sich die Nase putzen – z. B. sich bei Schnupfen mit einem Taschentuch die Nase säubern
Keim, -e (m.) – hier: etwas, das Krankheiten erzeugt
Türklinke, -n (f.) – der Teil einer Tür, den man nach unten drückt, um die Tür zu öffnen
sich bei jemanden an│stecken – eine Krankheit von jemandem bekommen
Barriere, -n (f.) – etwas, das den Zugang zu etwas schwierig macht; das Hindernis
(etwas) überwinden – hier: es über ein Hindernis schaffen
Schleimhaut, -häute (f.) – eine dünne Haut z.B. im Mund oder in der Nase, die diese Organe
schützt
gelangen – hier: an einen Ort kommen
Immunsystem (n., nur Singular) – etwas, das im Körper von Menschen dafür sorgt, dass sie
nicht so schnell krank werden
rund um die Uhr – immer; den ganzen Tag; ohne Pause
angeboren sein – von Geburt an existieren
effizient – mit großer Wirkung; so, dass etwas gut genutzt wird
Abwehrzelle, -n (f.) – ein Teil des Immunsystems, der dafür verantwortlich ist, gegen
Krankheiten zu kämpfen
Bakterie, -n (f.)/Virus, -en (n.) – Kleinstlebewesen, die Krankheiten verursachen können
unschädlich machen – dafür sorgen, dass etwas/jemand keinen Schaden anrichten kann
spezialisiert sein – etwas besonders gut kennen; ein Experte für etwas sein
Erreger, – (m.) – Bakterien und Viren, die krank machen
etwas erwerben – hier: etwas bekommen; etwas erlernen
Ein Gesetz gegen Hass im Internet

Seit dem 1. Januar 2018 müssen Beiträge in sozialen Netzwerken gelöscht werden, wenn sie
Menschen beleidigen oder Hass verbreiten. Bürgerrechtler sehen darin auch eine Gefahr für die
Meinungsfreiheit.

Immer häufiger werden soziale Netzwerke dazu benutzt, Hass zu verbreiten. Ein Gesetz, das
seit dem 1. Januar 2018 in Kraft ist, soll diese Entwicklung in Deutschland nun stoppen. Gleich am
ersten Tag haben Facebook und Twitter Beiträge der AfD-Politikerin Beatrix von Storch gelöscht.
Sie fand es nicht gut, dass die Kölner Polizei Neujahrsgrüße auf Arabisch veröffentlicht hatte, und
sprach von „barbarischen, muslimischen, gruppenvergewaltigenden Männerhorden“.

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Das Gesetz verlangt, dass die Betreiber sozialer Netzwerke ihren Nutzern die Möglichkeit
geben, Beiträge zu melden, die Hass verbreiten oder beleidigend sind. Wenn sie solche Beiträge nicht
löschen, müssen sie mit hohen Geldstrafen rechnen.

Aber die Entscheidung, ob ein Beitrag gelöscht werden soll, ist nicht immer einfach. Die
Betreiber haben für die Prüfung der Beiträge nicht viel Zeit und man kann nicht immer sofort
erkennen, ob ein Beitrag gegen ein Gesetz verstößt. So hatte Facebook zum Beispiel für einige Zeit
ein Video gelöscht, das antisemitische Beleidigungen dokumentieren sollte.

Bürgerrechtler sehen deshalb eine Gefahr für die Meinungsfreiheit. Einige Nutzer könnten
versuchen, Beiträge von Menschen löschen zu lassen, die andere Meinungen haben als sie selbst.
Manche Kritiker meinen auch, dass die Politik die Beiträge in sozialen Netzwerken zu stark
beeinflussen könnte, und befürchten eine Zensur.

Vokabular
Ein Gesetz gegen Hass im Internet

soziales Netzwerk, soziale Netzwerke (n.) – eine Internetseite, über die man mit anderen
Leuten kommunizieren kann
etwas verbreiten – etwas an viele Menschen weitergeben
in Kraft sein – gültig sein
Beitrag, Beiträge (m.) – hier: ein kurzer Text, ein Foto oder ein Video, den oder das jemand
in den sozialen Medien veröffentlicht
AfD (f., nur Singular) – Abkürzung für: Alternative für Deutschland; eine rechte,
nationalistische Partei
etwas löschen – hier: dafür sorgen, dass bestimmte Inhalte nicht mehr da sind oder nicht mehr
zu sehen sind; etwas entfernen
barbarisch – so, dass jemand keine Kultur hat, hier auch: so, dass jemand gewalttätig ist
gruppenvergewaltigend – so, dass mehrere Personen jemanden zwingen, mit ihnen Sex zu
haben
Männerhorde, -n (f.) – negativ: eine Gruppe von Männern
Betreiber, -/Betreiberin, -nen – hier: jemand, der einen Internetdienst anbietet und dafür
verantwortlich ist
Nutzer, -/Nutzerin, -nen – hier: jemand, der einen Internetdienst benutzt
gegen etwas verstoßen – gegen eine Regel oder ein Gesetz handeln
antisemitisch – feindlich gegenüber Juden
etwas dokumentieren – hier: zeigen, was passiert; die Wirklichkeit zeigen
Bürgerrechtler, -/Bürgerrechtlerin, -nen – jemand, der für die Rechte der Menschen kämpft
Meinungsfreiheit (f., nur Singular) – das Recht, sagen zu dürfen, was man denkt, ohne dafür
bestraft zu werden
etwas befürchten – Angst davor haben, dass etwas Negatives passiert

Pressefreiheit: China weist deutschen Studenten aus

In China werden die Medien und die Arbeit von Journalisten streng kontrolliert. Der deutsche
Student David Missal hat dort zum Thema Menschenrechte recherchiert und musste nun das Land
verlassen.

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Der deutsche Student David Missal absolviert an der Pekinger Tsinghua-Universität das erste
Jahr seines Journalistik-Studiums. Einen Abschluss in China-Studien hat er schon. Jetzt wurde
er aus dem Land ausgewiesen; sein Visum für das nächste Semester wurde nicht verlängert.
Der Grund: Missal hatte über die Verfolgung von Menschenrechtsanwälten in China recherchiert.
Die chinesischen Behörden begründeten ihre Entscheidung damit, dass diese Arbeit mit seinem
Studentenvisum nicht erlaubt war.

Für ausländische Journalisten in China gibt es viele strenge Vorgaben. Das journalistische
Arbeiten dort ist riskant. Nur wer ein spezielles Journalistenvisum und eine offizielle Arbeitserlaubnis
hat, darf berichten. Solch ein Visum hatte David Missal nicht. Trotzdem filmte und interviewte
er Anwälte und Angehörige von Aktivisten, unter anderem den Anwalt des bekannten
Menschenrechtsaktivisten Qin Yongmin. Danach wurde Missal von der Polizei festgenommen und
verhört.

David Missal war von seiner Universität zweimal gewarnt worden, doch er wollte weiter an
diesem politischen Thema arbeiten, um die chinesische Gesellschaft und Politik kennenzulernen.
„Man hofft, dass es zumindest an den Universitäten mehr Freiheiten gibt. Dem ist aber nicht so“,
sagte Missal.

Täglich werden in China die staatlichen Medien kontrolliert. Ihnen wird vorgeschrieben, über
welche Themen die Journalisten berichten dürfen. Auch das Internet wird streng zensiert. In der
internationalen Liste der Pressefreiheit liegt das Land deshalb nur auf Platz 176 von 180. Außerdem
gehört China zu den Ländern mit den meisten Journalisten und Bloggern, die im Gefängnis sitzen.

Vokabular
Pressefreiheit: China weist deutschen Studenten aus

absolvieren – durchführen; machen (z. B. ein Praktikum oder ein Studium)


Abschluss, Abschlüsse (m.) – die Tatsache, dass man die Schule, eine Ausbildung oder ein
Studium mit einer Prüfung beendet hat
jemanden aus|weisen – jemanden auffordern, das Land zu verlassen
Verfolgung, -en (f.) – hier: das Einsperren oder Töten von Menschen meist aus politischen
Gründen
Menschenrecht,-e (n.) – die Rechte, die alle Menschen auf der Welt haben sollten
recherchieren – (gezielt) nach Informationen über etwas suchen
Behörde, -n (f.) – das Amt; eine staatliche Institution mit einer bestimmten Aufgabe
streng – strikt; sehr genau
Vorgabe, -n (f.) – hier: die Regel, die Vorschrift
riskant – so, dass etwas (z. B. ein Plan) gefährlich ist
speziell – hier: besonders
etwas/jemanden filmen – etwas/jemanden mit einer Kamera aufnehmen
jemanden interviewen – jemanden befragen z. B. für einen Artikel, einen Film oder ein Buch
(meistens mit einem Mikrofon)
Aktivist, -en/Aktivistin, nen – jemand, der viel dafür tut, ein (politisches) Ziel zu erreichen
jemanden fest|nehmen – jemanden verhaften; jemanden bei der Polizei festhalten
jemand wird verhört – jemandem werden zu einem Ereignis von der Polizei Fragen gestellt
zumindest – wenigstens
jemandem etwas vorschreiben – hier: bestimmen, wie etwas sein muss; vorgeben
etwas zensieren – etwas auf nicht erlaubte Inhalte überprüfen und eventuell verbieten
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Wenn Lebensmittel im Müll landen

Das Mindesthaltbarkeitsdatum sagt dem Verbraucher, wie lange ein Produkt mindestens
haltbar ist. Doch das wird oft falsch verstanden: Lebensmittel landen zu früh im Müll, obwohl man
sie noch essen oder trinken könnte.

Das Joghurt sieht noch gut aus und trotzdem landet es im Müll. Der Grund: Das
Mindesthaltbarkeitsdatum war abgelaufen. Zu viele Deutsche verstehen diesen Hinweis auf
Lebensmitteln falsch und werfen diese zu früh weg. Laut Umweltbundesamt werden in Deutschland
jedes Jahr bis zu 82 Kilogramm Lebensmittel weggeschmissen. Das sind pro Person zwei volle
Einkaufswagen.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt es in Deutschland schon seit 1981. Der Hinweis


„mindestens haltbar bis …“ muss laut einem EU-Gesetz auf fast allen Lebensmitteln und Getränken
stehen. Es informiert darüber, wie lange ein Produkt Farbe, Geruch, Geschmack und Nährwerte wie
am ersten Tag behält. Wichtig ist dabei, dass man es richtig aufbewahrt.

Antonia Blumenthal von der Verbraucherzentrale wünscht sich eine Reform


des Mindesthaltbarkeitsdatums. Sie denkt, dass zum Beispiel „die Verlängerung des
Mindesthaltbarkeitsdatums um nur einen Tag bei manchen Produkten, etwa Joghurt, schon eine ganze
Menge Lebensmittelmüll vermeiden“ kann.

In Frankreich und in den USA gibt es bereits intelligente Verpackungen, die dem Kunden
anzeigen, wie frisch ein Produkt noch ist, indem die Etiketten ihre Farbe verändern. Bisher waren
solche Etiketten in Deutschland allerdings noch zu teuer. Manon Struck-Pacyna vom Bund für
Lebensmittelrecht empfiehlt, sich daher einfach auf die eigenen Sinne zu verlassen. Ihre Empfehlung
lautet: „Erst schauen, dann riechen und wenn man noch nicht sicher ist, dann auch schmecken.“

Vokabular
Wenn Lebensmittel im Müll landen

Joghurt, -s (n./m.) – ein Milchprodukt, das durch Bakterien erzeugt wird


im Müll landen – umgangssprachlich für: weggeworfen werden
Mindesthaltbarkeitsdatum, -daten (n.) – das Datum auf Produkten, das darüber informiert,
wie lange ein Produkt mindestens frisch und konsumierbar ist
etwas läuft ab – hier: etwas ist nicht mehr haltbar
etwas weg|werfen – etwas in den Müll tun
Umweltbundesamt (n., nur Singular) – ein Amt in Deutschland, das sich um die Umwelt
kümmert
etwas weg|schmeißen – etwas wegwerfen; etwas in den Müll tun
Einkaufswagen, – (m.) – ein großer Korb mit Rollen, den man im Supermarkt benutzt
Geruch, Gerüche (m.) – das, was man riechen kann
Nährwert, -e (m.) – ein Wert, der zum Beispiel Vitamine und Kalorien eines Nahrungsmittels
angibt
etwas auf|bewahren – etwas an einem bestimmten Ort verwahren
Verbraucherzentrale, -n (f.) – die Organisation, die sich für die Rechte von Verbrauchern
einsetzt
Reform, -en (f.) – die Erneuerung; die Verbesserung; die Veränderung
etwas vermeiden – hier: so handeln, dass etwas nicht entsteht
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Verpackung, -en (f.) – das Material, in das man Waren einpackt


Etikett, -en (n.) – der Zettel mit einer Beschreibung, der auf Produkten klebt
Sinn, -e (m., meistens im Plural) – die Fähigkeit zu hören, zu sehen, zu fühlen, zu schmecken
oder zu riechen
lauten – sein; heißen

Zahlen ohne Bargeld

In einigen Ländern braucht man schon heute an der Kasse weder Bargeld noch eine Karte mit
Pin. Hier ist es üblich, sogar beim Bäcker oder im Kiosk bargeldlos zu bezahlen. Das mag praktisch
sein, doch Experten warnen.

Wohl jeder kennt die Situation im Supermarkt: langes Warten an der Kasse – die
Einkaufswagen sind voll – Stress beim Einpacken und dann auch noch den Pin der Karte eingeben
oder nach dem passenden Kleingeld suchen und das Wechselgeld kontrollieren. Wie wäre es, wenn
wir ohne Bargeld und ohne Pin oder Unterschrift bezahlen könnten? Nur die Karte oder das Handy
über den Scanner ziehen, fertig.

Viele Leute finden diese Vorstellung gut und vor allem praktisch. In einigen Ländern, wie zum
Beispiel in Norwegen oder Schweden, ist es schon Normalität, auch beim Bäcker oder im Kiosk
die Karte zu benutzen. In Deutschland ist Bargeld allerdings sehr beliebt: 75 Prozent aller Einkäufe
werden in bar gezahlt. Gleichzeitig kauften die Deutschen ab 2016 so viele Tresore wie seit Jahren
nicht mehr.

Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sich das Geld auf dem Konto nicht mehr wie
früher vermehrt. Normalerweise vergrößern die Zinsen die Geldsumme, die auf dem Konto liegt.
Im Moment bekommen Bankkunden aber für ihr Geld fast keine Zinsen. Experten befürchten sogar
Negativzinsen. Das heißt, dass das Geld auf dem Konto weniger wird. Um aber zukünftig komplett
ohne Bargeld zahlen zu können, muss Geld auf dem Konto sein. Bargeldloses Zahlen ist also im
Interesse der Banken.

Für die Kunden gibt es noch weitere Nachteile. Kritiker des bargeldlosen Zahlens sehen
vor allem Probleme beim Datenschutz. Im Alltag würden viele Schritte beobachtet und es würde
digitalisiert, was wir wann, wo und zu welchem Preis gekauft haben. Der frühere Richter Hans-Jürgen
Papier findet, dass das „nicht unwesentliche Beschränkungen mehrerer Grundrechte“ sind.

Vokabular
Zahlen ohne Bargeld

Pin, -s (m) – die Geheimnummer der Code


etwas ein│geben – hier: Daten oder Informationen (z. B. einen Pin in ein Gerät) tippen
Kleingeld – die Geldstücke/Münzen, nicht die Geldscheine >
Wechselgeld – das Geld, das man zurückbekommt, wenn man mehr Geld gegeben hat, als
etwas kostet
Scanner, – (m., aus dem Englischen) – ein elektronisches Lesegerät, das Daten erkennt
Normalität (f., nur Singular) – die Tatsache, dass etwas normal und üblich ist
Tresor, -e (m.) – ein Schrank oder Kasten, den man abschließen kann und in dem z.B. Geld
oder Schmuck sicher sind.
sich vermehren – hier: in der Anzahl oder Menge größer werden
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Experte, -n/Expertin, -nen – eine Person, die zu einem Thema sehr viel weiß
etwas befürchten – erwarten, dass etwas Negatives passieren wird
Negativzins, -en (m, meist im Plural) – das Geld, das man einer Bank bezahlen muss, wenn
man Geld zu ihr gebracht
bargeldlos – ohne Bargeld; ohne Geldscheine und Geldstücke/Münzen
Datenschutz (m., nur Singular) – die Tatsache, dass persönliche Informationen von Bürgern
geheim bleiben
etwas digitalisieren – etwas so machen, dass es elektronisch von einem Computer gelesen
werden kann (z. B. Daten, Informationen)
Richter, – /Richterin, -innen – jemand, der bei einem Prozess vor Gericht über das Urteil
entscheidet
unwesentlich – nicht wichtig
Beschränkung, -en (f.) – hier: die Tatsache, dass etwas Grenzen hat und nicht frei gelebt
werden kann
Grundrecht, -e (n.) – das Recht, das für alle Menschen ohne Ausnahme gilt
Schlechte Luft in Großstädten

Zu viele Autos, Kälte im Winter und fehlender Wind führen zu Smog. In Deutschland hat
besonders Stuttgart Probleme mit der Luftverschmutzung. An Tagen wie Neujahr ist sie besonders
groß.

Buntes Feuerwerk wird in der Nacht von Silvester auf Neujahr in die Luft geschossen, der
Himmel ist voller Farben, überall in Deutschland gleichzeitig. Doch bald ist von der Farbenpracht
nicht mehr viel zu sehen. Was übrig bleibt, ist schlechte Luft. „Eine ungewöhnlich hohe Belastung für
eine kurze Zeit“, sagt Marion Wichmann-Fiebig vom Umweltbundesamt. 15 Prozent der jährlichen
Belastung durch Feinstaub entstehen in einer einzigen Nacht.

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn überlegt deshalb, privates Feuerwerk zu verbieten.


Denn nirgendwo in Deutschland ist die Luft so schlecht wie in Stuttgart. Die Stadt liegt in einem Tal,
in dem kaum Wind weht. Das ist vor allem im Winter problematisch. Denn dann kann die Sonne die
Luft nicht erwärmen, und die kalte, schmutzige Luft bleibt am Boden. An insgesamt 35 Tagen im
Jahr dürfen die Feinstaub- Grenzwerte überschritten werden. Aber Stuttgart hatte 2016 sogar an 59
Tagen zu hohe Werte. Schuld sind vor allem Autoabgase und Industriegase.

An Tagen mit hoher Feinstaubbelastung wissen die Stuttgarter schon, was sie machen müssen:
Sie sollten statt mit dem Auto mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren.
In anderen betroffenen Städten wie Peking, Madrid und Paris wurde beschlossen, dass jedes zweite
Auto stehenbleiben muss. In Polens Hauptstadt Warschau können die Einwohner sogar kostenlos mit
der Bahn und dem Bus fahren.

Smog in Großstädten kann im schlimmsten Fall zu Lungenkrebs führen. Nach Informationen


der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben weltweit mehr als sechs Millionen Menschen pro
Jahr durch schlechte Luft. Marion Wichmann-Fiebig glaubt, dass die Bevölkerung über die Gefahr
für die Gesundheit noch nicht genug weiß. Das Problem: Feinstaub riecht nicht, ist unsichtbar und
geschmacklos. Bis 2030 will die EU die Zahl der Todesfälle durch Luftverschmutzung halbieren.
Vokabular
Schlechte Luft in Großstädten

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Feuerwerk, -e (n.) – das Zünden und Abbrennen von Raketen, die explodieren, so dass bunte
Lichter entstehen
Silvester (n., nur Singular) – der letzte Tag im Jahr; der 31. Dezember
Neujahr (n., nur Singular) – der erste Tag im neuen Jahr; der 1. Januar
Pracht (f., nur Singular) – die Tatsache, dass etwas sehr schön und beeindruckend ist
ungewöhnlich – nicht normal; anders als sonst
Belastung, -en (f.) – hier: die Tatsache, dass etwas eine schädliche Wirkung hat
Feinstaub (m., nur Singular) – aus sehr kleinen Teilen bestehender Schmutz
wehen – bewegen der Luft vom Wind
Grenzwert, -e (m.) – hier: ein Wert (eine bestimmte Zahl), die zeigt, wie groß die Menge von
etwas sein darf
etwas überschreiten – hier: höher sein als erlaubt
von etwas betroffen sein – hier: ein bestimmtes Problem auch haben; in einer bestimmten
Situation sein
Smog (m., nur Singular) – die schädliche Schicht aus Rauch und Abgasen in der Luft, vor
allem in Großstädten
Lungenkrebs (m., nur Singular) – eine schwere, oft tödliche Krankheit des menschlichen
Organs, mit dem man atmet
unsichtbar – nicht zu sehen
geschmacklos – hier: so, dass man etwas nicht schmecken kann
Todesfall, -fälle (m.) – die Tatsache, dass jemand stirbt
Luftverschmutzung, -en (f.) – die Tatsache, dass die Luft nicht sauber ist
etwas halbieren – etwas kleiner oder weniger machen, so dass es nur halb so groß/viel ist

Mit dem Fahrrad ins Büro?

Jeden Tag das Gleiche: Auf dem Weg zur Arbeit sind die Züge voll, die Autos stehen im Stau.
60 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland sind Berufspendler. Der Ausbau von Radschnellwegen
könnte die Situation verbessern.

Berufspendler haben es nicht leicht. Wer mit der Bahn fährt, hat Glück, wenn er einen
Sitzplatz bekommt; wer Auto fährt, steht regelmäßig im Stau. Und die Zahl der Pendler steigt. Ein
Radschnellweg könnte daher eine gute Sache sein. Marcus Peter von der Technischen Universität
Hamburg glaubt, dass vor allem die Pendler die Radschnellwege nutzen würden, die einen Arbeitsweg
von bis zu zehn Kilometern haben. „Ist der Weg länger, steigen die Menschen eher nicht aufs Fahrrad
um“, sagt er.

Aber auch wenn der Durchschnittspendler 16,8 Kilometer zu seinem Arbeitsplatz zurücklegen
muss, hält Peter die Investition in Radschnellwege für sinnvoll. Bei Strecken bis zu zehn Kilometern
kann das schon zu einer Entlastung des Straßenverkehrs insgesamt führen, sagt er. Und mit E-Bikes
könnten auch ältere und unsportliche Menschen mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren.

Der Bund will jetzt 25 Millionen Euro in den Ausbau von Radschnellwegen stecken. Laut
dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, kurz: ADFC, ist das aber nicht genug. Ein Kilometer
Radschnellweg kostet zwischen 0,5 und zwei Millionen Euro. Nach dieser Rechnung kann man mit
25 Millionen Euro nur zwölf bis 50 Kilometer bauen. Das ist viel zu wenig, so der ADFC. Angesichts
voller Autobahnen und steigender Luftverschmutzung wäre es gut, mehr Geld in den Ausbau zu
investieren.

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Die Radschnellwege sind nicht nur für Pendler eine Alternative, findet Marcus Peter. Man
kann sie auch in der Freizeit nutzen, etwa für den Weg zum Supermarkt oder ins Kino. Und wenn
zum Beispiel abends keine Bahn mehr fährt, wären die Menschen unabhängiger von öffentlichen
Verkehrsmitteln. Außerdem bewegen sich viele Deutsche zu wenig. Der Umstieg aufs Rad würde
das ändern.

Vokabular
Mit dem Fahrrad ins Büro?

Berufspendler, – /Berufspendlerin, -nen – jemand, der nicht in der Nähe seines


Arbeitsplatzes wohnt und mit dem Auto oder dem Zug zur Arbeit fährt
Prozent, -e (n.) – ein Teil von Hundert
Radschnellweg, -e (m.) – ein Weg, der extra für Fahrradfahrer gebaut ist
etwas nutzen – einen sinnvollen Gebrauch von etwas machen (Substantiv: Nutzung)
Kilometer, – (m.) – eine Einheit für Entfernungen; 1000 Meter
eher – hier: lieber
Arbeitsplatz, -plätze (m.) – der Ort, an dem jemand arbeitet (z. B. die Firma)
etwas zurück|legen – hier: eine bestimmte Strecke gehen oder fahren
Investition, -en (f.) – das Geld, das man für etwas ausgibt, um später damit einen Gewinn
zu machen
sinnvoll – hier: klug; so, dass etwas Vorteile bringt
Entlastung, -en (f.) – die Beanspruchung einer Person oder Sache verringern
E-Bike, -s (n., aus dem Englischen) – ein Fahrrad, das mit einem Elektromotor läuft
Bund (m., nur Singular) – hier: der Staat Deutschland
Million, -en (f.) – Zahlwort: 1.000.000
Ausbau, -bauten (m.) – die Vergrößerung von etwas (z. B. Haus, Straße)
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club, kurz: ADFC (m., nur Singular) – ein Verein, der
sich für die Interessen der Fahrradfahrer einsetzt
angesichts – im Hinblick auf; beim Gedanken an
Luftverschmutzung, -en (f.) – die Tatsache, dass die Luft nicht sauber ist
etwas in etwas investieren – hier: Geld für etwas ausgeben
Alternative, -n (f.) – eine andere Möglichkeit

Kaum Kontrolle bei Werbung im Internet

Der Markt für Werbung im Internet wächst. Wo die Werbung am Ende genau zu sehen ist,
ist schwierig zu kontrollieren. Werbespots von großen Firmen fanden sich jetzt auf YouTube neben
Videos mit unseriösen Inhalten.

So hatte sich das die britische Zeitung The Guardian nicht vorgestellt: Ihre Werbung war
auf YouTube plötzlich neben Videos von IS-Unterstützern zu sehen. Das ist kein Einzelfall: Mehr
als 250 Firmen, zum Beispiel Ford, Starbucks und Ikea, reagierten mit einem Werbe- Boykott,
nachdem ihre Werbespots auf YouTube neben Videos mit extremistischen Inhalten, zum Beispiel
von Rechtsextremisten, zu sehen waren.

Werbung auf Internetplattformen wie YouTube ist für viele Unternehmen inzwischen genauso
wichtig oder sogar wichtiger als Werbung im Fernsehen. Sie geben sehr viel Geld dafür aus. Doch es
ist schwierig zu kontrollieren, wo die Werbespots im Internet genau auftauchen.

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Für Google, zu dem YouTube gehört, ist so ein Werbe-Boykott eine ernste Sache. Dem
Unternehmen entgehen die Einnahmen durch die Werbung. Außerdem verliert es an Wert an der
Börse. Google hat auf den Boykott reagiert und will jetzt Werbung auf YouTube nur noch bei Videos
erlauben, die mindestens 10.000-mal angeklickt wurden.

Mit diesem Schritt haben sie den Werbe-Boykott gestoppt, die Gefahr von Missbrauch bleibt
aber bestehen. Eine Kontrolle durch Menschen ist nicht möglich, Google müsste dafür 100.000 neue
Mitarbeiter einstellen. Und die Maschinen finden nicht alle unseriösen Inhalte. Neue Gesetze sollen
kommen, doch das kann noch dauern. Wie streng sie sein werden, ist offen.

Vokabular
Kaum Kontrolle bei Werbung im Internet

britisch – aus Großbritannien


IS-Unterstützer, – /IS-Unterstützerin, -nen – jemand, der die terroristische Vereinigung
Islamischer Staat unterstützt
Einzelfall, -fälle (m.) – hier: die Tatsache, dass etwas selten passiert
Boykott, -e (m.) – die Tatsache, dass man etwas aus Protest nicht mehr kauft oder benutzt
extremistisch – radikal; so, dass man eine extreme Position vertritt
Rechtsextremist, -en/Rechtsextremistin, -nen – jemand, der ausländerfeindlich und
rassistisch denkt
Internetplattform, -en (f.) – eine Internetseite vor allem für den gegenseitigen Austausch von
Informationen
Unternehmen, – (n.) – die Firma
Werbespot, -s (m.) – ein kurzer Film, mit dem man für etwas Werbung macht
auf|tauchen – hier: zu sehen sein
jemandem entgeht etwas – jemand verpasst etwas; jemand bekommt etwas nicht
Einnahme, -n (f., meist im Plural) – hier: das Geld, das man für etwas (z. B. beim Verkauf)
bekommt (Verb: etwas einnehmen)
an Wert verlieren – weniger wert sein
Börse, -n (f.) – hier: der Markt für Wertpapiere
anklicken – mit der Computermaus einen Link, ein Video oder eine Seite im Internet
auswählen
Schritt, -e (m.) – hier: das Vorgehen; die Maßnahme
Missbrauch (m., nur Singular) – hier: das Benutzen von etwas auf unerlaubte Weise
etwas bleibt bestehen – etwas bleibt erhalten
unseriös – nicht ernsthaft; so, dass man jemandem/etwas nicht vertrauen kann
Drogenbericht: Politik tut zu wenig

Der Verein „akzept“ hat seinen Alternativen Drogenbericht veröffentlicht. Er beschreibt, wie
sich der Drogenkonsum in Deutschland entwickelt hat. Und er erklärt, wie sich die Drogenpolitik
verändern sollte.

In Deutschland nimmt der Konsum von Drogen zu. Das macht der Alternative Drogenbericht
2017 deutlich, den „akzept e.V.“, der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit, veröffentlicht
hat. Er stammt also nicht von der Regierung, sondern thematisiert die Drogenpolitik und macht
Vorschläge für Veränderungen. „Wir wollen eine evidenzbasierte Drogenpolitik, die sich an
wissenschaftlichen Fakten orientiert“, sagt Heino Stöver von „akzept“.

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Auch wenn der Drogenkonsum 2016 insgesamt gestiegen ist – der Alkoholkonsum ist
zurückgegangen. Das „Koma-Saufen“ unter jungen Leuten hat abgenommen. Trotzdem trinken
Jugendliche Alkohol vor allem aus einem Grund: „Bei vielen geht es um die Wirkung von Alkohol“,
erklärt Stöver. Erwachsene hingegen trinken ihn eher wegen des Geschmacks und des Genusses.

Positiv findet „akzept“ das neue Gesetz zu Cannabis, das diese Droge als Schmerzmittel erlaubt:
„Cannabis ist eben nicht nur eine Droge, sondern auch eine Medizin“, so Stöver. Die Tabakpolitik
in Deutschland wird jedoch kritisiert. Vor allem, weil es in Deutschland – anders als in den meisten
europäischen Ländern – noch immer kein Werbeverbot für Tabakprodukte gibt. Laut „akzept“ hätte
die Bundesregierung da schon längst handeln müssen.

Die Zahl der Drogentoten ist 2016 wieder einmal stark gestiegen. Auch die Zahl der
Rauschgiftdelikte ist so hoch wie noch nie. Bei 80 Prozent der Delikte geht es um Drogen für
den Eigenbedarf, so Stöver. Dealer werden nur selten gefasst. Stöver glaubt, dass das Drogenverbot
das Geschäft mit den Drogen fördert, weil die Dealer hohe Preise verlangen können. Verbote sind
seiner Meinung nach kontraproduktiv. „akzept“ fordert deshalb mehr Räume, in denen Drogen unter
hygienischen Bedingungen konsumiert werden können.

Vokabular
Drogenbericht: Politik tut zu wenig

Konsum (m., nur Singular) – hier: der Verbrauch (das Verbrauchen) von etwas
Bundesverband, -verbände (m.) – die Organisation, die in ganz Deutschland aktiv ist
etwas akzeptieren – etwas nicht kritisieren; mit etwas einverstanden sein
von jemandem stammen – von jemandem gemacht, entwickelt oder gedacht worden sein
etwas thematisieren – sich mit etwas beschäftigen; etwas zum Thema machen
evidenzbasiert – so, dass etwas bewiesene Tatsachen zur Grundlage hat
sich an etwas orientieren – etwas beachten und danach handeln
Fakt, -en (m.) – die Tatsache
Koma-Saufen (n., nur Singular) – die Tatsache, dass jemand Alkohol trinkt, bis er ins
Krankenhaus muss
Genuss, Genüsse (m.) – hier: die Freude beim Essen oder Trinken
Cannabis (n., nur Singular) – eine Pflanze, aus der man Drogen herstellen kann
Schmerzmittel, – (n.) – ein Medikament, das gegen Schmerzen hilft
Tabak, -e (m.) – das pflanzliche Produkt, aus dem man Zigaretten herstellt
Werbeverbot, -e (n.) – das Verbot, Werbung für etwas zu machen
Rauschgiftdelikt, -e (n.) – das Verbrechen, bei dem Drogen hergestellt, verkauft oder
verbraucht werden
Eigenbedarf (n., nur Singular) – die Tatsache, dass man etwas selbst benutzt
Dealer, -/Dealerin, -nen – jemand, der illegal Drogen verkauft
jemanden/etwas fördern – jemanden/etwas unterstützen
kontraproduktiv – so, dass etwas nicht nützt, sondern hindert; negativ
hygienisch – sauber
etwas konsumieren – etwas essen, trinken oder verbrauchen
Digitalisierung: Es gibt viel zu tun

Deutschland hat eine starke Wirtschaft, doch bei der Digitalisierung ist das Land lange nicht
so weit vorne, wie die Politik behauptet. Gebraucht werden vor allem bessere Netze und mehr
Fachkräfte.
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Deutschland ist die stärkste Volkswirtschaft Europas. Im Bereich der Digitalisierung besteht
aber Nachholbedarf. Laut einer Studie der Schweizer IMD Business School liegt Deutschland nur auf
Platz 17. Die Studie untersucht jedes Jahr die Wettbewerbsfähigkeit von 63 Industriestaaten. Beim
Digital-Gipfel des Bundes in Ludwigshafen soll nun beraten werden, wie man Deutschland als IT-
Standort stärken kann.

Von der Bedeutung dieses Themas sind auch die meisten deutschen Firmenchefs überzeugt:
61 Prozent glauben, dass die Digitalisierung noch zu großen Veränderungen in ihren Firmen führen
wird. Das heißt aber auch, dass jeder dritte Chef der Meinung ist, dass die Digitalisierung für seine
Firma nicht wichtig wird.

Vielen Firmen fehlen aber auch die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung. Dazu
gehört ein flächendeckendes Breitbandnetz. Die Regierung hat sich zwar auf ein Programm zum
Ausbau der Netze geeinigt. Experten kritisieren jedoch, dass das Programm nicht weit genug geht.
Vor allem in ländlichen Regionen sind die Netze oft noch sehr langsam.

Ein weiteres Problem ist der Fachkräftemangel. Besonders im IT-Bereich fehlen Fachkräfte.
Thomas Sattelberger vom Verein „MINT Zukunft schaffen“ glaubt, dass es mehr Zuwanderung geben
muss, damit der Fachkräftemangel im IT-Bereich nicht noch schlimmer wird.

Vokabular
Digitalisierung: Es gibt viel zu tun

Volkswirtschaft, -en (f.) – die gesamte Wirtschaft eines Landes


Digitalisierung (f., nur Singular) – die Tatsache, dass immer mehr Daten und Informationen
digital, also elektronisch, dargestellt werden
Nachholbedarf (m., nur Singular) – hier: die Tatsache, dass etwas besser werden muss
Wettbewerbsfähigkeit (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man mit seiner Firma und
seinen Produkten erfolgreich sein kann
Industriestaat, -en (m.) – ein wirtschaftlich hoch entwickelter Staat
Gipfel, – (m.) – hier: ein Treffen der wichtigsten Personen zu einem bestimmten Thema
IT-Standort, -e (m.) – der Ort, an dem sich viele Unternehmen aus dem Bereich Technologie
und Informatik (Computer) befinden
etwas stärken – etwas verbessern; etwas stärker machen
Prozent, -e (n.) – ein Teil von Hundert
flächendeckend – überall; im ganzen Land
Breitbandnetz, -e (n.) – ein System, mit dem Daten auf eine bestimmte, schnelle Weise
übertragen werden >
Ausbau (m., nur Singular) – hier: die Erweiterung von etwas
Netz, -e (n.) – hier: das System, durch das elektronische Daten geleitet werden
sich auf etwas einigen – eine gemeinsame Lösung für ein Problem finden
Experte, -n/Expertin, -nen – eine Person, die zu einem Thema sehr viel weiß
Fachkräftemangel, -mängel (m.) – die Tatsache, dass es zu wenige Menschen gibt, die gut
ausgebildet und für eine bestimmte Arbeit qualifiziert sind
Fachkraft, -kräfte (f.) – jemand, der gut ausgebildet und für eine bestimmte Arbeit
qualifiziert ist
MINT – Abkürzung für: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik

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Deutsche Teenager trinken weniger Alkohol

Deutsche Jugendliche konsumieren nicht mehr so viel Alkohol wie früher. Forscher sehen heute
einen Trend hin zum bewussteren Alkoholkonsum. Die Gründe dafür liegen in der Gesellschaft.

Ein Glas Bier, Wein, Schnaps oder einen Cocktail: Ein alkoholisches Getränk gönnen sich
viele Deutsche nicht nur zum Start des Wochenendes, egal wie alt sie sind. Jeder zehnte Jugendliche
zwischen 12 und 17 Jahren trank 2019 einmal pro Woche Alkohol – im Vergleich zum Jahr 2004 ein
deutlicher Rückgang. Damals konsumierten noch doppelt so viele Jugendliche einmal in der Woche
Alkohol. Schaut man auf die 1970er-Jahre, war es nicht nur jeder fünfte, sondern sogar noch jeder
vierte Teenager.

Auch die erste Erfahrung mit alkoholischen Getränken machen Jugendliche heute später. Mit
15 sagt ein deutscher Jugendlicher durchschnittlich zum ersten Mal „Prost“. Marle Mortler, die
Drogenbeauftragte der Bundesregierung, glaubt aber, dass es noch zu früh ist, von einer „Generation
nüchtern“ zu sprechen. Allerdings sieht sie einen Trend in die Richtung „kontrollierter Kontrollverlust
statt Koma-Saufen“.

Jugendforscher Philipp Ikrath sieht für diese Entwicklung hin zum bewussten Alkoholkonsum
vor allem zwei Gründe: Er erklärt, dass zum Beispiel der „Faulenzer-Typ“ unter den Jugendlichen
aus der Mode gekommen ist. Wichtig ist vielen jetzt zum Beispiel Disziplin, sagt Ikrath. „Man kann
von einer Anti-Exzess-Generation sprechen“.

Vielen Teenagern ist es auch wichtig, was die Gesellschaft denkt. Sie wollen es nicht riskieren
die gesellschaftliche Akzeptanz zu verlieren. Auch Werbeslogans wie „Alkohol? Kenn dein Limit.“
scheinen zu helfen. Sie sollen Jugendliche warnen und ihnen klar machen, wie gefährlich es sein kann,
sich schon in jungem Alter zu betrinken.

Vokabular
Deutsche Teenager trinken weniger Alkohol

Schnaps, Schnäpse (m.) – ein Getränk mit viel Alkohol


Cocktail, -s (m., aus dem Englischen) – ein alkoholisches Mischgetränk
sich etwas gönnen – hier: etwas Besonderes machen, das einem guttut
Rückgang, -gänge (m.) – die Tatsache, dass etwas weniger wird
etwas konsumieren – hier: etwas trinken oder essen (Substantiv: der Konsum)
Teenager, -/Teenagerin, -nen (aus dem Englischen) – ein Jugendlicher/eine Jugendliche
zwischen 13 und 19 Jahren
Prost! – das sagt man, wenn man gemeinsam trinkt und die Gläser hebt
Drogenbeauftragte,-n (m./f.) – jemand, der sich um das Problem des Drogen- und
Alkoholkonsums in der Gesellschaft kümmert
nüchtern – so, dass man keinen Alkohol getrunken hat
Trend, -s (m., aus dem Englischen) – die Entwicklung in eine bestimmte Richtung
Kontrollverlust, -e (m.) – die Tatsache, dass man etwas nicht mehr kontrollieren kann
Koma-Saufen (n., nur Singular) – umgangssprachlich: die Tatsache, dass man so viel trinkt,
dass man umfällt
Forscher,– /Forscherin, nen – ein Wissenschaftler/eine Wissenschaftlerin
bewusst – so, dass man weiß, was man tut, und es tun will
Faulenzer, -/Faulenzerin, -nen – jemand, der nichts tut
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aus der Mode kommen – unmodern werden; unbeliebt werden


Disziplin (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man Regeln streng beachtet
Exzess, – (m.) – die Übertreibung; das extreme Verhalten in einem bestimmten Bereich
Akzeptanz (f.) – die Anerkennung; das Lob; die Bewunderung
Werbeslogan, -s (m., aus dem Englischen) – ein kurzer Text in der Werbung
Limit, -s (n.) – die Grenze
Die Ehe für alle – plötzlich erlaubt

Die Ehe ist Mann und Frau vorbehalten – so war es bisher in Deutschland. Doch jetzt hat der
Bundestag beschlossen, dass auch homosexuelle Paare heiraten dürfen. Die kurzfristige Entscheidung
hat viele überrascht.

Die Institution der Ehe war in Deutschland bisher Mann und Frau vorbehalten. Homosexuelle
Paare durften nur eine „Eingetragene Lebenspartnerschaft“ eingehen, die der Ehe – mit Ausnahme
vor allem des Adoptionsrechts – sehr ähnlich war. Jetzt können sie genauso heiraten wie
heterosexuelle Paare. Am 30. Juni 2017 beschloss der Bundestag, die Ehe auch für lesbische und
schwule Paare zu öffnen. 393 Abgeordnete stimmten für die Ehe für alle, 226 dagegen.

Noch vor wenigen Wochen hatte wohl niemand mit dieser Entscheidung gerechnet. Denn die
konservative CDU ist eigentlich seit Jahren gegen die Ehe für alle. Doch dann sagte Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) plötzlich, dass die CDU-Abgeordneten sich bei einer Abstimmung nicht an
den Fraktionszwang halten müssten. Die SPD nutzte die Situation und sorgte kurzfristig für eine
Abstimmung über das Thema. Ein Viertel der Abgeordneten von CDU/CSU stimmte für die Ehe
für alle.

Angela Merkel selbst hat dagegen gestimmt. „Für mich ist die Ehe im Grundgesetz die Ehe
von Mann und Frau“, sagte sie. Viele fragen sich, warum sie dann die Abstimmung möglich gemacht
hat. Klar ist: Bald wird ein neuer Bundestag gewählt. Und: Die Mehrheit der Bevölkerung ist laut
Umfragen schon lange für die Ehe für alle. Außerdem hat die Kanzlerin den anderen Parteien nun
ein Wahlkampfthema genommen.

Die anderen Parteien feierten noch im Bundestag das Ergebnis der Abstimmung. „Vielen
wird etwas gegeben, niemandem etwas genommen“, sagte der SPD-Politiker Thomas Oppermann.
Das neue Gesetz bleibt allerdings umstritten. Manche CDU-Abgeordnete wollen vor das
Bundesverfassungsgericht gehen. Sie sind der Meinung, dass die Ehe für alle gegen das Grundgesetz
verstößt.

Vokabular
Die Ehe für alle – plötzlich erlaubt

Institution, -en (f.) – hier: eine Form des menschlichen Zusammenlebens, die es in einer
Gesellschaft schon sehr lange gibt
vorbehalten sein – nur für manche Menschen möglich oder bestimmt sein
homosexuell – so, dass jemand jemanden mit dem gleichen Geschlecht liebt
etwas ein|gehen – hier: eine feste persönliche Verbindung mit jemandem herstellen, besonders
indem man jemanden heiratet
Adoptionsrecht (n., nur Singular) – die rechtliche Möglichkeit, ein fremdes Kind als sein
eigenes Kind anzunehmen
Bundestag (m., nur Singular) – das deutsche Parlament
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Abgeordnete, -n (m./f.) – der/die gewählte Vertreter/in des Volkes in einem Parlament


CDU (f.) – Abkürzung für: Christlich Demokratische Union; eine konservative Partei in
Deutschland
Fraktionszwang (m., nur Singular) – die Tatsache, dass jemand im Parlament so stimmen
muss wie die Mehrheit in seiner Partei
SPD (f.) – Abkürzung für: Sozialdemokratische Partei Deutschlands
kurzfristig – hier: in sehr kurzer Zeit; schnell
Grundgesetz (n., nur Singular) – die wichtigsten gesetzlichen Grundregeln der deutschen
Gesellschaft; die deutsche Verfassung
Umfrage, -n (f.) – die Befragung von Personen zu einem bestimmten Thema
Wahlkampfthema, -themen (n.) – ein Thema, mit dem eine Partei kurz vor einer Wahl
Werbung für sich machen will
umstritten – so, dass es verschiedene Meinungen über etwas gibt
Bundesverfassungsgericht (n., nur Singular) – das oberste Gericht in Deutschland, das
überprüft, ob Entscheidungen dem deutschen Grundgesetz widersprechen
gegen etwas verstoßen – gegen eine Regel oder ein Gesetz handeln

Streit um Autoabgase

In vielen deutschen Städten ist die Luft sehr schlecht. Schuld sind vor allem Autoabgase.
Politiker denken daher laut über Fahrverbote für Diesel- und sogar für Benzinfahrzeuge nach. Die
Autohersteller sind entsetzt.
Die Straße „Am Neckartor“ in Stuttgart gilt als eine der gefährlichsten Straßen Deutschlands.
Hier ist die Luft besonders schmutzig: 82 Mikrogramm Stickstoffoxid-Konzentrationen pro
Kubikmeter werden dort gemessen. Eigentlich sind nur 40 Mikrogramm erlaubt, mehr schadet der
Gesundheit. Stickstoffoxid entsteht vor allem durch die Verbrennungsmotoren von Dieselfahrzeugen.

Mit einem Diesel-Fahrverbot in Innenstädten könnte man das Problem vielleicht lösen. Doch
das ist aus juristischen Gründen schwierig, weil Städte nicht einfach so generelle Fahrverbote
aussprechen können. Das Verbot müsste außerdem umfassend sein, denn es hilft nicht, nur einzelne
Straßen wie „Am Neckartor“ für Autos zu sperren. Sie würden dann kleinere Straßen benutzen, und
der Verkehr würde dann langsamer fließen. Die Autos wären also länger unterwegs und würden noch
mehr schädliche Abgase in die Luft abgeben.

Manche Politiker würden in den Städten am liebsten nur noch saubere Elektro-Autos
fahren lassen. Sie fordern ein generelles Verbot für Benzin- und Dieselfahrzeuge, die beide mit
Verbrennungsmotor laufen. Darüber sind deutsche Hersteller wie VW, BMW, Daimler oder Porsche
entsetzt, denn sie verdienen mit diesen Autos ihr Geld. „Den Verbrennungsmotor politisch

abzuschalten, halten wir für einen großen, strategischen Fehler“, sagte deshalb Matthias
Wissmann, Präsident des deutschen Automobilverbands.

Auch Politiker wissen, dass die deutsche Wirtschaft stark von der Automobilindustrie
abhängt. Ein Verbot würde die Exporterfolge und Arbeitsplätze gefährden. „Jeder zweite
Arbeitsplatz in der deutschen Automobilindustrie hat mit dem Verbrennungsmotor zu tun“, sagt
der Wirtschaftswissenschaftler Clemens Fuest, das sind rund 600.000 Arbeitsplätze. Es wird also
wahrscheinlich noch etwas dauern, bis die Luft in deutschen Städten sauberer wird.
Vokabular
Streit um Autoabgase
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Mikrogramm, -e (n.) – eine Maßeinheit; ein millionstel Gramm; 0,000001 Gramm


Stickstoffoxid, -e (n.) – ein gefährliches Gas, das in vielen Autos entsteht
Konzentration (f., nur Singular) – hier: die Menge von etwas, das in einer Lösung oder
einem Gemisch vorhanden ist
Kubikmeter, – (m.) – eine Einheit, um die Größe von Räumen zu bestimmen
Verbrennungsmotor, -e (m.) – ein Motor, der durch die Verbrennung von Stoffen Energie
erzeugt
Dieselfahrzeug, -e (n.) – ein technisches Gerät zur Fortbewegung (z. B. ein Auto), dessen
Motor Öl statt Benzin verbrennt
Fahrverbot, -e (n.) – hier: das Verbot, mit bestimmten Autos in die Stadt zu fahren
generell – allgemein
umfassend – sehr groß; ausführlich; fast vollständig
etwas sperren – hier: die Durchfahrt verbieten
schädlich – so, dass es jemandem schadet; so, dass es schlecht für jemanden ist, z. B. für seine
Gesundheit
Abgas, -e (n.) – ein ungesundes Gas, das durch Verbrennen entsteht und die Luft verschmutzt
Benzinfahrzeug, -e (n.) – ein technisches Gerät zur Fortbewegung (z. B. ein Auto), das sich
mit Benzin fortbewegt
entsetzt – sehr erschrocken; schockiert
etwas ab|schalten – hier: dafür sorgen, dass es etwas nicht mehr gibt
strategisch – so, dass man einem Plan folgt
Automobilverband, -verbände (m.) – der Zusammenschluss von Unternehmen, die Autos
herstellen
Automobilindustrie, -n (f.) – die Unternehmen, die Autos herstellen
etwas/jemanden gefährden – etwas/jemanden in Gefahr bringen

Fleischessen ohne schlechtes Gewissen

Ein saftiges Stück Fleisch ist lecker, aber schlecht für das Klima, sagen Wissenschaftler. Zwei
deutsche Start-Ups wollen den Konsum regulieren: Ein Tier wird erst dann geschlachtet, wenn das
ganze Fleisch verkauft ist.

Ob Würstchen vom Grill, ein saftiges Steak oder Schnitzel, die Deutschen essen gern Fleisch.
Durchschnittlich hat jeder Deutsche mehr als ein Kilogramm Fleisch pro Woche auf dem Teller.
Eigentlich empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung aber, nicht mehr als 300 bis 600
Gramm Fleisch und Wurst pro Woche zu essen. Das entspricht ungefähr zwei Schnitzeln.

Wer viel Fleisch isst, schadet nicht nur seiner Gesundheit, sondern auch der Umwelt. Bei der
Produktion von tierischen Lebensmitteln entstehen nämlich Treibhausgase, die für das Klima sehr
schädlich sind. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir zwei Drittel CO2 einsparen könnten,
wenn wir weniger Fleisch und mehr Obst und Gemüse essen würden.

Die Gründer von zwei deutschen Start-Up-Unternehmen haben sich überlegt, wie man den
Fleischkonsum regulieren kann. Eine Kuh oder ein Schwein wird erst dann geschlachtet, wenn das
gesamte Fleisch verkauft ist. So wird das ganze Tier verwertet, und es gibt keine Reste. Das Ganze
nennt man „Crowdbutchering“. Normalerweise teilen sich 35 bis 70 Leute eine Kuh. Sie müssen
allerdings Geduld haben: Bis die ganze Kuh verkauft, geschlachtet und verarbeitet ist, kann es vier
Wochen dauern.

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Die Idee ist nicht neu. Auf dem Land haben die Menschen schon früher zusammen ein Schwein
oder eine Kuh beim Bauern gekauft und das Fleisch geteilt. Jetzt gibt es das Angebot auch für Städter.
Die Kunden, die das Fleisch meist im Internet bestellen, können genau sehen, auf welchem Bauernhof
das Tier lebt und womit es gefüttert wird. Fleischesser müssten allerdings bereit sein, mehr zu zahlen,
wenn sie ohne schlechtes Gewissen und ohne die Umwelt zu schaden in einen Burger beißen wollen,
sagt Start Up-Unternehmer Dennis Vetter.

Vokabular
Fleischessen ohne schlechtes Gewissen

Würstchen, – (n.) – eine kleine Wurst


Grill, -e (m.) – ein Gerät zum Braten von Fleisch, das mit Holzkohle heißt gemacht wird
saftig – hier: weich; nicht trocken
jemandem/etwas entsprechen – so sein wie jemand/etwas
Treibhausgas, -e (n.) – das Gas, das schlecht für die Umwelt und die Atmosphäre ist
schädlich – so, dass es jemandem schadet; so, dass es schlecht für jemanden ist, z. B. für seine
Gesundheit
etwas heraus|finden – etwas feststellen; etwas entdecken
CO2 (n., nur Singular) – Abkürzung für: das Kohlendioxid; etwas, das z. B. beim Fahren
eines Autos in die Luft steigt; etwas, das z. B. entsteht, wenn Benzin verbrennt
etwas ein|sparen – etwas nicht verbrauchen; etwas nicht verwenden, um zu spren
Start-Up, -s (n., aus dem Englischen) – ein neu gegründetes Wirtschaftsunternehmen
Unternehmen, – (n.) – die Firma
Konsum (m., nur Singular) – der Verbrauch (das Verbrauchen) von etwas
etwas regulieren – etwas regeln; etwas lenken
etwas verwerten – hier: etwas verbrauchen
Geduld (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man gut warten kann
schlachten – ein Tier töten, damit es gegessen werden kann
etwas verarbeiten – hier: ein Tier in Fleischstücke schneiden
Städter, – (m./f.) – eine Person, die in der Stadt lebt
Bauernhof, -höfe (m.) – Gebäude und Felder, wo Bauern arbeiten
Das Oktoberfest – trinken statt streiten

Pünktlich hat der Münchner Bürgermeister das Oktoberfest eröffnet. Tausende Besucher aus
aller Welt kommen auf die Wiesn. Politik ist wie immer Teil des Oktoberfestes. Aber es geht nicht
mehr so streng zu wie früher.

Es ist wieder soweit: In München wurde das Oktoberfest eröffnet. Auf der ganzen Welt wird
es inzwischen kopiert: 1978 gab es schon an 170 Orten Oktoberfeste, im Jahr 2008 bereits 2000.
Doch das Original findet man nur in München. Wer dorthin kommt, sollte allerdings etwas Geld
mitbringen. Denn eine Maß kostet um die 10,70 Euro.

Die Sicherheitsvorkehrungen sind dieses Jahr hoch, denn die Gefahr terroristischer Anschläge
ist im letzten Jahr gestiegen. Fast elf Millionen Euro wurden in die Sicherheit investiert. Der zweite
Bürgermeister Josef Schmid beschloss, dass diese Summe von den Wirten gezahlt werden sollte und
nicht von den Gästen. Politisch klug: Denn mit so einer Forderung gewinnt man Wähler. Doch der
regierende Bürgermeister und die Vertreter anderer Parteien waren dagegen. Eine Obergrenze für
die Maß blieb aus.

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Das Beispiel zeigt: Politik ist auf dem Oktoberfest präsent, und zwar eigentlich schon vom
ersten Moment des Festes an. Denn dann sticht der Bürgermeister pünktlich um 12 Uhr das erste
Fass an und eröffnet so das Fest. Dieser besondere Augenblick bringt alle Anwesenden zusammen
– trotz ihrer Differenzen: Da trinkt ein SPD-Politiker zusammen mit dem CSU-Ministerpräsidenten
eine Maß.

Früher beeinflussten Regime wie die bayerische Monarchie, das Kaiserreich oder die NS-
Diktatur das Oktoberfest. Heute geht es auf der Wiesn politisch eher locker zu. Es geht vor
allem darum, sich vom Stress des Alltags zu erholen. Eben das ist die wichtigste Botschaft des
Oktoberfestes: Streitet nicht! Trinkt!

Vokabular
Das Oktoberfest – trinken statt streiten

Maß (f., nur Singular) – hier: die Bezeichnung für einen Liter Bier
Sicherheitsvorkehrung, -en (f.) – etwas, das die Sicherheit z. B. bei einer Veranstaltung
erhöhen soll
terroristisch – so, dass man mit Gewalt Angst verbreiten und politische oder religiöse Ziele
erreichen will
Anschlag, Anschläge (m.) – hier: ein Versuch, Menschen zu töten, um für Angst zu sorgen
und bestimmte Ziele zu erreichen
etwas investieren – Geld ausgeben
Wirt, -e/Wirtin, -nen – jemand, der eine Kneipe oder ein Restaurant besitzt
Obergrenze, -n (f.) – hier: die Tatsache, dass etwas nicht höher sein darf als ein bestimmter
Betrag
aus|bleiben – nicht passieren; nicht eintreffen; nicht kommen
präsent – da; anwesend
ein Fass an|stechen – in ein großes Gefäß aus Holz, in dem ein Getränk ist, ein Loch schlagen,
sodass man das Getränk trinken kann
Differenz, -en (f.) – hier: die unterschiedliche Meinung
SPD (f.) – Abkürzung für: Sozialdemokratische Partei Deutschlands
CSU (f.) – Abkürzung für: Christlich Soziale Union; eine konservative Partei in Bayern
Monarchie, -n (f.) – ein Staat, der von nur einer Person (z. B. einem König) regiert wird
NS-Diktatur (f.) – die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland (1933 – 1945)
zu|gehen – hier: sein; auf bestimmte Weise passieren; auf bestimmte Weise geschehen
Wiesn (f., nur Singular, aus dem Bairischen) – die Theresienwiese in München; der Ort,
an dem das Oktoberfest stattfindet
Immer mehr Kinder sind chronisch krank

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden an chronischen Krankheiten. Oft
ist der moderne Alltag der Industrienationen daran schuld: zu viel Hygiene, zu viele Kaiserschnitte
und falsche Ernährung.

Rheuma, Diabetes oder Asthma sind Krankheiten, die man normalerweise mit älteren Leuten
verbindet. Aber in Deutschland und auch in anderen Industrienationen nehmen diese chronischen
Krankheiten auch bei Kindern und Jugendlichen stark zu. Nach einer Studie werden in Deutschland
mehr als elf Prozent der Mädchen und etwa 16 Prozent der Jungen unter 17 Jahren deswegen von
einem Arzt behandelt.

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Die Gründe sind verschieden. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Kinder, die auf einem
Bauernhof groß werden, wesentlich seltener an Asthma leiden als Kinder in der Stadt. Denn
Landkinder sind täglich mit Bakterien in Kontakt, mit denen ihr Körper klar kommen muss. Viele
Ärzte sind davon überzeugt, dass es falsch ist, alle Bakterien im Haushalt zu entfernen.

„Das Immunsystem eines Kleinkindes ist darauf angewiesen, sich mit Bakterien und Viren aus
der Umwelt auseinanderzusetzen“, weiß Kinderarzt Michael Radke. Er sieht einen Teil des Problems
in zu starker Hygiene. Es schadet Kindern nicht, wenn sie mal im Dreck spielen. „So kann natürlich
auch Dreck in den Magen kommen. Wo ist da das Problem?“, meint er.

Problematisch ist auch, dass heute immer mehr Frauen ein Baby per Kaiserschnitt bekommen.
Denn bei der natürlichen Geburt kommen die Babys schon mit Bakterien in Berührung, die das
Immunsystem stärker machen. Auch die Muttermilch ist wichtig, denn sie wirkt wie eine erste
Impfung. Kein Medikament gibt es allerdings gegen Stress in der Schule, zu wenig Bewegung und
falsche Ernährung, die zu chronischen Krankheiten bei größeren Kindern führen können. Deutschen
Kinderärzten macht das große Sorgen.

Vokabular
Immer mehr Kinder sind chronisch krank

Rheuma (n., nur Singular) – eine Krankheit mit Schmerzen in den Muskeln und Knochen
Diabetes (m., nur Singular) – die Zuckerkrankheit; eine Krankheit, bei der der Körper ein
Problem damit hat, Zucker zu verarbeiten
Asthma (n., nur Singular) – eine Krankheit, bei der man Probleme mit dem Atmen hat
Industrienation,-en (f.) – ein Land mit einer großen industriellen Produktion
chronisch – dauernd; ständig
Studie, -n (f.) – eine wissenschaftliche Untersuchung zu einem bestimmten Thema
Bauernhof, -höfe (m.) – der landwirtschaftliche Betrieb
Landkind, -er (n.) – ein Kind, das auf dem Land groß wird oder groß geworden ist
Bakterie, -n (f.) – ein Kleinstlebewesen, das Krankheiten erregen kann
mit etwas klar|kommen – umgangssprachlich für: etwas schaffen
etwas entfernen – etwas wegmachen
Immunsystem (n., nur Singular) – etwas, das im Körper von Menschen dafür sorgt, dass sie
nicht so schnell krank werden
auf etwas/jemanden angewiesen sein – etwas/jemanden unbedingt brauchen
sich mit etwas auseinander|setzen – sich mit etwas beschäftigen
Virus, Viren (n.) – hier: etwas, das eine Krankheit verursacht; ein kleiner Organismus, der in
den menschlichen Körper kommen kann
Dreck (m., nur Singular) – der Schmutz
per – durch; mit
Kaiserschnitt, -e (m.) – eine Operation, bei der das Baby durch den Bauch geholt wird
mit etwas in Berührung kommen – mit etwas Kontakt haben
Impfung, -en (f.) – eine Spritze, die jemanden immun gegen eine Krankheit macht
Insektensterben in Deutschland

In Deutschland gibt es heute sehr viel weniger Insekten als noch vor circa 30 Jahren. Der starke
Rückgang macht Umweltforschern große Sorgen. Der Grund liegt vermutlich in der heutigen Art der
Landwirtschaft.

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Umweltforscher hatten es schon vermutet, aber jetzt ist das Ergebnis klar: Eine aktuelle Studie
zeigt, dass die Insektenzahl in Deutschland in den letzten 27 Jahren um 76 Prozent zurückgegangen
ist. Der starke Rückgang vor allem im Sommer „ist noch größer als bisher angenommen“, sagt Caspar
Hallmann, Forscher an der Radboud University in den Niederlanden.

Die Wissenschaftler an der niederländischen Universität, zu denen auch deutsche Forscher


gehören, bekommen die Informationen von einem Verein in Krefeld. Dort dokumentiert man
regelmäßig die Anzahl von Insekten auf bestimmten Flächen wie Naturschutzgebieten in
Deutschland. Forscher sammeln die kleinen Tiere in Netzen und können so sehen, wie gesund die
Insekten sind und wie viele Tiere auf einer Fläche leben.

Für Josef Settele vom Institut für Umweltforschung in Halle zeigt die Studie, dass
das Insektensterben ein „wirklich großflächiges Problem“ in Deutschland ist. Die moderne
Landwirtschaft könnte hierbei eine große Rolle spielen: Damit die Pflanzen schnell wachsen, werden
viele Felder stark gedüngt; giftige Pestizide sollen die Pflanzen vor Insekten und Krankheiten
schützen. Aber nur bei einer biologischen Landwirtschaft ohne chemische Mittel können Insekten
überleben.

Wenn es den Insekten schlecht geht, hat das auch große Folgen für andere Lebewesen. Je
weniger Bienen es zum Beispiel gibt, desto weniger Pflanzen werden bestäubt. Auch Vögel würden
weniger Nahrung finden. Bernhard Krüsken vom deutschen Bauernverbandsagt, dass die Ursachen
des Insektenrückgangs weiter erforscht werden müssen.

Vokabular
Insektensterben in Deutschland

Studie, -n (f.) – eine wissenschaftliche Untersuchung zu einem bestimmten Thema


zurück|gehen – hier: kleiner werden, schmelzen
etwas an|nehmen – hier: glauben, aber nicht sicher wissen, dass etwas so ist, wie es ist; etwas
vermuten
etwas dokumentieren – hier: etwas beobachten und aufschreiben, was passiert ist
Anzahl (f.), nur Singular – hier: die Zahl von etwas
Naturschutzgebiet, -e (n.) – ein Gebiet, in dem die Natur nicht verändert werden darf
großflächig — auf einem großen Gebiet; weit verbreitet
eine große Rolle spielen – hier: wichtig sein
etwas düngen – Pflanzen ein Mittel geben, das das Wachstum verbessert
giftig – hier: so, dass etwas so gefährlich für Menschen oder Tiere ist, dass sie sterben könnten,
wenn sie es essen oder trinken
Pestizid, -e (n.) – ein chemisches Mittel, das Pflanzen vor Krankheiten und bestimmten Tieren
schützt
überleben – in einer gefährlichen Situation nicht sterben; am Leben bleiben
Folge, -n (f.) – hier: die Konsequenz; die Auswirkung
Lebewesen, – (n.) – jemand oder etwas, das lebt; ein Mensch, ein Tier oder eine Pflanze
Biene, -n (f.) – ein kleines Tier, das gelbe und dunkle Streifen hat und Honig macht
etwas bestäuben – die Tatsache, dass z.B. Bienen Blütenstaub von einer Blüte zur anderen
tragen
Bauernverband, -verbände (m.) – eine Vereinigung/eine Organisation von vielen Bauern oder
Bauernhöfen

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Kinderarmut – einmal arm, immer arm

Laut einer aktuellen Studie lebt jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut. Die Gefahr, dass
diese Kinder arm bleiben und auch in der Zukunft weniger Chancen als andere haben, ist besonders
groß.

„Wer einmal arm ist, bleibt lange arm. Zu wenige Familien können sich aus der Armut
befreien.“ Das sagte Jörg Dräger von der Bertelsmann-Stiftung, als er die aktuelle Studie der Stiftung
zur Kinderarmut vorstellte. Darin werteten Forscher die Daten von mehr als 3000 Kindern über eine
Zeit von fünf Jahren aus. 21 Prozent aller Mädchen und Jungen in Deutschland waren demnach
dauerhaft oder immer wieder arm.

Arm sind Menschen, die in Haushalten leben, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen
Nettoeinkommens verdienen oder sogar Geld vom Staat bekommen. Das betrifft oft Kinder mit zwei
oder mehr Geschwistern oder mit gering qualifizierten Eltern. Besonders häufig leben aber Kinder
von alleinerziehenden Eltern in Armut. Mehr als jeder dritte Alleinerziehenden-Haushalt bekam laut
Studie Hartz IV.

Kinder aus diesen Familien müssen in ihrem Alltag oft auf vieles verzichten, was für andere
normal ist. Vor allem soziale oder kulturelle Aktivitäten wie Kinobesuche oder das Einladen von
Freunden sind oft nicht möglich, so die Studie. Auch einen Computer mit Internet oder eine große
Wohnung können sich viele arme Familien nicht leisten.

Armut in der Kindheit wirkt sich dann auch negativ auf die Zukunft aus. Wer schon als
Kind arm ist und dadurch weniger am gesellschaftlichen Leben teilnimmt, hat auch in der Schule
schlechtere Chancen. Ein späteres Leben außerhalb von Armut ist dann umso seltener und eine
„Vererbung“ von Armut an die nächste Generation wahrscheinlich. Jörg Dräger fordert deshalb, sich
in der Familienpolitik intensiver mit dem Bedarf von Kindern und Jugendlichen zu beschäftigen und
die Leistungen neu zu organisieren.

Vokabular
Kinderarmut – einmal arm, immer arm

sich befreien – hier: aus einer negativen Situation ohne Hilfe entkommen
Armut (f., nur Singular) – der Zustand, dass man arm ist; der Zustand; dass man zu wenig
Geld hat, um ein gutes Leben zu haben
Stiftung, -en (f.) – eine Organisation, die etwas mit ihrem Geld finanziert und unterstützt
Studie, -n (f.) – eine wissenschaftliche Untersuchung zu einem bestimmten Thema
etwas aus|werten – etwas analysieren und beurteilen
Forscher,– /Forscherin, nen – ein Wissenschaftler/eine Wissenschaftlerin
Daten (immer Plural) – hier: die gemessenen Werte (z. B. bei einer Untersuchung)
dauerhaft – für lange Zeit
Nettoeinkommen, – (n.) – das Gehalt, nachdem die Steuern bezahlt wurden
jemanden betreffen – für jemanden gelten
qualifiziert – hier: schulisch oder beruflich gut ausgebildet
Hartz IV (sprich: Hartz vier) (nur Singular, n.) – eine Bezeichnung für das Geld, das
Menschen vom Staat bekommen, die länger arbeitslos sind
auf etwas verzichten müssen – hier: etwas nicht machen oder nutzen können
Aktivität, -en (f.) – hier: die Tatsache, dass man etwas in der Freizeit macht; das Hobby
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

sich etwas leisten können – genug Geld haben, um sich etwas zu kaufen
sich auf etwas aus|wirken – Konsequenzen haben
Vererbung, -en (f.) – die Tatsache, dass etwas an die Kinder weitergegeben wird
Generation, -en (f.) – hier: die zeitliche Abfolge von Nachkommen und Vorfahren einer
Familie, z. B. Großeltern, Eltern und Kinder
intensiv – hier: sehr stark
Bedarf, -e (m., meist im Singular) – etwas, dass man braucht
Leistung, -en (f.) – hier: das Geld
Zu wenig Wohnraum, zu viele Ferienwohnungen

Der Wohnraum in deutschen Großstädten wie Berlin ist knapp. Oft werden private Wohnungen
im Internet an Touristen vermietet. Diese Wohnungen fehlen dann auf dem Wohnungsmarkt. Gesetze
sollen das regulieren.
Wer eine Wohnung in einer deutschen Großstadt sucht, braucht meistens viel Geduld. In Berlin
sind zum Beispiel die Stadtteile Friedrichshain und Kreuzberg besonders begehrt, aber der Wohnraum
ist knapp. Die vielen Restaurants, Bars und Cafés locken nicht nur die Einheimischen an. Die beiden
Stadtteile sind auch bei Touristen beliebt. Im Internet findet man für seinen Berlinurlaub schnell
ein Angebot. 600.000 Menschen haben 2016 eine Wohnung in Berlin über das Onlineportal Airbnb
gebucht.

Aber diese Wohnungen, die an Touristen vermietet werden, fehlen auf dem regulären
Wohnungsmarkt. Seit 2014 gibt es deshalb in Berlin ein Gesetz, das die Situation regulieren soll:
Es legt fest, dass man nicht mehr als die Hälfte seiner Wohnung für einzelne Tage an Gäste und
Touristen untervermieten darf. Für alles andere braucht man eine Genehmigung der Stadt. Ohne
diese Genehmigung muss man eine Strafe bezahlen.

Auch Sebastian Olényi hat früher seine Wohnung zwischenvermietet, weil seine Tochter im
Ausland lebt. Das Gesetz ist seiner Meinung nach ungerecht: Es unterscheidet nicht, ob eine Wohnung
nur an einzelnen Tagen im Jahr untervermietet wird, oder ob sich jemand eine zweite Wohnung
mietet oder kauft und diese dann an Touristen vermietet. „Ich finde das Gesetz sehr unfair, denn es
schert wirklich alle über einen Kamm“, sagt Olényi.

Um Leute zu finden, die gegen das Gesetz verstoßen, arbeiten in Berlin Fahnder, die nach
auffälligen Angeboten im Internet suchen. Oft gibt es auch Hinweise aus der Nachbarschaft,
die melden, wenn die Bewohner einer Wohnung häufig wechseln. Damit Leute ihre Wohnung
untervermieten können, wenn sie in Urlaub fahren, soll im Frühjahr 2018 das Gesetz geändert werden.
Dann dürfen Wohnungen an 60 bis 90 Tagen im Jahr vermietet werden. Sebastian Olényi findet diese
Regel gut: „Auch wir wollen nicht, dass ganze Wohnblöcke zweckentfremdet werden.“
Vokabular
Zu wenig Wohnraum, zu viele Ferienwohnungen

Geduld (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man gut warten kann
begehrt – beliebt; so, dass viele etwas haben wollen
jemanden/etwas an|locken – jemanden/etwas dazu bringen, zu einem bestimmten Ort zu
kommen
Einheimischer, Einheimische/Einheimische, – (m./f.) – eine Person, die aus einem Ort/
Land kommt und dort nicht fremd ist
Onlineportal, -e (n.) – eine Internetseite
regulär – normal; üblich
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

etwas unter|vermieten – etwas, das man selbst gemietet hat, weitervermieten


Genehmigung, -en (f.) – die offizielle Erlaubnis
etwas zwischenvermieten – etwas, das man selbst gemietet hat, für eine bestimmte Zeit an
jemanden weitervermieten
unfair (aus dem Englischen) – ungerecht
jemanden/etwas über einen Kamm scheren – etwas gleich behandeln, ohne auf Unterschiede
zu achten
gegen etwas verstoßen – gegen eine Regel oder ein Gesetz handeln
Fahnder, -/Fahnderin – jemand, der nach jemandem sucht, der etwas Verbotenes gemacht hat
auffällig – hier: nicht normal
Wohnblock, -blöcke – mehrere große Wohnhäuser, die direkt aneinandergebaut wurden
etwas zweckentfremden – etwas anders benutzen als eigentlich gedacht

Wenn das Smartphone süchtig macht

Mittlerweile ist es normal, im Alltag ständig das Smartphone zu benutzen. Die Nutzung wird
allerdings ungesund, wenn die Medien zur Sucht werden. Darum ist es wichtig, immer wieder mal
Zeit offline zu verbringen.

Das Smartphone ist in der heutigen Zeit unser ständiger Begleiter: Mit „Spotify“ hören wir
Musik, mit „WhatsApp“ chatten wir und auf „Netflix“ gucken wir Filme. Wir nutzen es privat und
beruflich. Manche Menschen haben mittlerweile das Gefühl, ohne ihr Smartphone gar nicht mehr
leben zu können. In unserer Gesellschaft ist der häufige Gebrauch von Medien im Alltag bereits
normal. Aber wann ist jemand süchtig?

„An der Stundenzahl alleine kann man es nicht festmachen“, sagt der Medienpädagoge Andreas
Pauly. Wenn man sich nicht mehr um seine Freundschaften und Hobbys kümmert, wird es seiner
Meinung nach ungesund. Und die körperlichen Auswirkungen der Mediensucht kann man messen.
Pauly erklärt: „Verhaltenssucht heißt, durch ein Verhalten wird ein ähnlicher Effekt wie bei Alkohol
im Gehirn ausgelöst, sodass ich tatsächlich in einen Rausch komme.“

Für Süchtige gibt es Verhaltenstherapien, mit denen sie wieder zu einem gesunden
Medienkonsum zurückfinden sollen. Aber weil Medien im Alltag omnipräsent sind, ist es gar nicht
so einfach, den eigenen Konsum zu reduzieren. Pauly erklärt das Problem: „Auf Alkohol kann ich
verzichten, um diese Sucht wirklich auszuknocken, aber ich werde mein Leben nicht mehr ohne
Medien gestalten können.“

Pauly findet es wichtig, dass sowohl Jugendliche als auch Erwachsene immer wieder Zeit offline
verbringen. Immer mehr Firmen richten sogar Offline-Zeiten ein, in denen sich die Mitarbeiter von
den Medien erholen können. Denn schon das blaue Licht von Smartphones und Bildschirmen sorgt
dafür, dass wir weniger gut schlafen, so Pauly. Es kann so einfach sein, den eigenen Medienkonsum
im Alltag zu reduzieren: Sich mit einem Freund auf eine Tasse Kaffee treffen, statt zu chatten, oder
jemanden auf der Straße nach dem Weg fragen, statt „Google Maps“ zu nutzen.
Vokabular
Wenn das Smartphone süchtig macht

Smartphone, -s (n., aus dem Englischen) – ein Mobiltelefon mit zahlreichen zusätzlichen
Funktionen
ständig – immer
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Begleiter, -/Begleiterin, -nen (m.) – hier: jemand/etwas, der/das bei einem ist
chatten (aus dem Englischen) – sich im Internet unterhalten, indem man sich schreibt
Medium, Medien (n.) – hier: das elektronische Mittel, mit dem man etwas wahrnehmen und
Informationen weitergeben kann
süchtig – so, dass jemand von etwas immer mehr haben will und ohne es nicht mehr leben
kann (Substantiv: die Sucht)
etwas an etwas fest|machen – hier: etwas für den Grund von etwas halten
Medienpädagoge, -n/Medienpädagogin, -nen – ein Wissenschaftler/eine Wissenschaftlerin,
der/die sich mit der Bedeutung von Medien in der Bildung beschäftigt
Auswirkung, -en (f.) – die Wirkung, die auf etwas folgt; die Folge; der Effekt
Effekt, -e (m.) – die Wirkung; die Folge
etwas aus|lösen – der Grund/die Ursache für etwas sein
Rausch (m., nur Singular) – hier: der Zustand, in dem man sich besonders glücklich fühlt
und nicht klar denken kann und der meist durch Drogen entsteht
Verhaltenstherapie, -n (f.) – die psychologische Behandlung bei Verhaltensproblemen
zu etwas zurück|finden – etwas wiederhaben; einen alten Zustand wiederbekommen
Konsum – hier: der Gebrauch von etwas
omnipräsent – immer und überall da
etwas reduzieren – hier: etwas weniger machen
auf etwas verzichten – etwas freiwillig nicht nutzen
Deutschland macht am meisten Müll

Die Deutschen produzieren im Jahr mehr Verpackungsmüll als andere europäische Länder.
Das Problem: Kleinere Portionen verursachen besonders viel Müll, aber die Unternehmen verdienen
dadurch mehr Geld.

Die Deutschen sind bekannt dafür, ihren Müll sorgfältig zu trennen. Mehr als die
Hälfte des Abfalls wird wiederverwertet. Doch die Deutschen produzieren auch sehr viel Müll,
besonders Verpackungen. Laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sind es jährlich 213 Kilogramm
Verpackungsmüll pro Person. Andere europäische Länder produzieren deutlich weniger: Frankreich
185 Kilogramm, Österreich 150 und Schweden nur 109.

Die Menge an Verpackungsmüll ist in den letzten zehn Jahren gestiegen. Ein Grund: Die vielen
Single-Haushalte kaufen gerne kleine Portionen. Die machen aber mehr Müll. Ein Beispiel dafür
sind die Kaffeekapseln. Sie verursachen 16-mal so viel Abfall wie normale Kaffeepackungen. Die
Unternehmen verdienen allerdings daran. Sie können nämlich bis zu viermal so viel Geld für die
gleiche Menge Kaffee verlangen.

Unternehmen könnten viel Müll vermeiden, wenn sie ihre Produkte effizienter oder mit mehr
wiederverwendbaren Materialien verpacken würden. Beispiele dafür gibt es bereits auf dem Markt:
So kann man kleine Deo-Sprays kaufen, die mit gleich viel Inhalt 20 Prozent weniger Verpackung
benötigen. Der Discounter Lidl hat 20 Prozent Verpackungsmaterial für Toilettenpapier gespart –
indem er das Toilettenpapier enger gerollt hat.

Für Thomas Fischer von der DUH ist das alles aber noch nicht genug, um das grundlegende
Problem zu lösen. Seiner Meinung nach muss die Regierung etwas tun. Die Politik arbeitet zwar
seit Jahren an einem Gesetz, doch darin geht es besonders um Recycling und nicht darum,
weniger Verpackungsmüll zu produzieren. Das Gesetz soll Unternehmen, die umweltfreundliche
Verpackungen herstellen, belohnen. Wann das Gesetz verabschiedet wird, ist aber noch nicht klar.
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Vokabular
Deutschland macht am meisten Müll

sorgfältig – so, dass man etwas sehr genau und gut macht
etwas wiederverwerten – etwas noch einmal benutzen; aus Müll und alten Gegenständen neue
Gegenstände herstellen
etwas produzieren – etwas herstellen; dafür sorgen, dass etwas existiert
Verpackung, -en (f.) – das Material, in das man Waren einpackt
Single-Haushalt, -e (m.) – jemand, der alleine wohnt
Kaffeekapsel, -n (f.) – eine kleine Dose aus Plastik und Metall, in der Kaffee ist und die man
in eine spezielle Kaffeemaschine tun kann
Unternehmen, – (n.) – die Firma
etwas vermeiden – hier: so handeln, dass etwas nicht entsteht
effizient – mit hoher Wirkung; sinnvoll
wiederverwendbar – so, dass man etwas öfter benutzen kann
Deo-Spray, -s (n.) – eine kleine Dose oder Flasche, aus der man sich eine Flüssigkeit an den
Körper spritzt, damit man nach dem Schwitzen besser riecht
Prozent, -e (n.) – ein Teil von Hundert
etwas benötigen – etwas brauchen
Discounter, – (m., aus dem Englischen) – ein Geschäft, das Waren sehr billig verkauft
etwas rollen – hier: etwas Langes um sich selbst drehen, sodass eine runde Form entsteht
grundlegend — wesentlich
Recycling (n., nur Singular; aus dem Englischen) – die Tatsache, dass man aus gebrauchten
Gegenständen neue Materialien herstellt
umweltfreundlich – so, dass etwas der Umwelt nicht oder nur sehr wenig schadet
jemanden belohnen – jemandem etwas geben, weil er etwas gut gemacht hat
etwas verabschieden – hier: etwas (z. B. ein Gesetz) offiziell beschließen
Buchläden sterben? Nicht in Berlin!

Große Online-Händler sorgen weltweit dafür, dass die Zahl der Buchhandlungen in den
Innenstädten sinkt. Berlin ist eine Ausnahme: Hier eröffneten in den letzten Jahren immer mehr
Buchläden – und sie sind erfolgreich.

Bücher gehören in Deutschland zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken. Doch heute werden


sie meist nicht mehr im Buchladen gekauft, sondern im Internet. Das merken Buchhandlungen auf
der ganzen Welt. In Großbritannien hat der Online-Riese Amazon in den letzten zehn Jahren dafür
gesorgt, dass etwa ein Drittel unabhängiger Buchhandlungen schließen musste.

In Berlin gibt es dieses Problem nicht. Im Gegenteil: Hier eröffnen im Moment mehr
Buchhandlungen als geschlossen werden. Die Anzahl unabhängiger, kleiner Buchläden ist in Berlin
neulich von 299 auf 352 angestiegen. Das gibt es sonst nirgends in Europa. Das Sortiment dieser
Läden besteht meist aus ungewöhnlicher oder anspruchsvoller Literatur. Bestseller sucht man hier
vergeblich.

Eines dieser Geschäfte ist „Hundt, Hammer, Stein“. Überlebt hat es durch die Loyalität
seiner Kunden. Der Besitzer Kurt von Hammerstein erzählt, dass die großen Ketten in den 1990er
Jahren unabhängige Buchhandlungen dezimiert haben. Jetzt müssen sie selbst wegen der Konkurrenz

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

durch Amazon Filialen in Deutschland schließen. Das schafft Platz für innovative, unabhängige
Buchhändler.

Auch Lorena Carràs hat mit ihrem kleinen Buchladen „Zabriskie“ Erfolg. Carràs gibt allerdings
zu, dass solche Geschäfte ohne die gesetzliche Buchpreisbindung nicht wettbewerbsfähig wären.
Dieses Gesetz sorgt dafür, dass jede Buchhandlung in Deutschland, und auch Online-Riesen wie
Amazon, in der Regel den gleichen Buchpreis verlangen müssen. Anders als in England oder den USA
dürfen große Ketten und Online-Geschäfte in Deutschland also keine Rabatte geben. So können sie
kleine Buchhändler nicht unterbieten. Erst antiquarische Bücher dürfen günstiger angeboten werden.

Vokabular
Buchläden sterben? Nicht in Berlin!

Buchhandlung, -en (f.) – ein Geschäft, in dem man Bücher kaufen kann
Online-Riese, -n (m.) – ein sehr großes und erfolgreiches Geschäft, das seine Waren im
Internet verkauft
unabhängig – frei; hier: so, dass man nicht zu einer großen Marke gehört
Sortiment, -e (n.) – alle Waren, die ein Geschäft anbietet
anspruchsvoll – hier: schwierig; so, dass etwas nicht einfach zu verstehen ist
Literatur (f., nur Singular) – hier: künstlerische Texte in einer Sprache
Bestseller, – (m., aus dem Englischen) – etwas (oft ein Buch), das sehr oft verkauft wird
Loyalität, -en (f.) – die Tatsache, dass man etwas/jemandem treu ist
Kette, -n (f.) – hier: eine Firma, die viele Geschäfte und Läden hat
etwas dezimieren – dafür sorgen, dass die Anzahl von etwas viel geringer wird
Konkurrenz (f., nur Singular) – hier: alle Firmen, die ähnliche Produkte wie man selbst
anbieten
Filiale, -n (f.) – ein einzelner Laden, der zu einer größeren Firma gehört
etwas schaffen – hier: etwas machen; etwas herstellen
innovativ – hier: neu; originell; kreativ
Buchpreisbindung,-en (f.) – die Regelung, dass alle Buchhandlungen Bücher zum selben
Preis verkaufen müssen
wettbewerbsfähig – so, dass man mit seinem Geschäft Erfolg hat, obwohl auch andere
Geschäfte die gleichen Waren anbieten
in der Regel – normalerweise; fast immer
Rabatt, -e (m.) – die Preissenkung
jemanden unterbieten – weniger Geld für etwas verlangen als jemand anderes
antiquarisch – alt; gebraucht (vor allem bei Büchern)

Diskussion um den Pressekodex

Muss die Presse die Nationalität eines Täters nennen? Der Pressekodex sagt: Nein, außer wenn
es für den Fall wichtig ist. In letzter Zeit wird häufig über den Kodex diskutiert. Viele fordern, dass
er geändert wird.

„Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer
ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden“, steht im Pressekodex
des Deutschen Presserats. Das bedeutet für Journalisten: Sie sollen die Herkunft eines Täters nur
nennen, wenn das wichtig für das Verständnis des Berichts ist. Man befürchtet, dass sonst bei den
Lesern Vorurteile entstehen könnten.
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Doch mittlerweile wird in der Öffentlichkeit häufig darüber diskutiert, ob die Medien die
Nationalität des Täters nennen sollen oder nicht. Nach zahlreichen Übergriffen auf Frauen in der
Kölner Silvesternacht haben Medien, Polizei und Politik eines erst nicht veröffentlicht: Fast alle Täter
waren nordafrikanischer oder arabischer Herkunft. Dass das nicht sofort gesagt wurde, empfanden
viele Bürger als Vertuschung. Seitdem beginnt nach jeder Straftat die Diskussion von Neuem.

CSU- Generalsekretär Andreas Scheuer fordert: „Die Herkunft der Täter und Opfer muss
grundsätzlich genannt werden.“ Die „Sächsische Zeitung“ in Dresden macht schon genau das. Sie
nennt grundsätzlich die Herkunft aller Täter, auch die von Deutschen ohne Migrationshintergrund.
Auch andere Journalisten, wie der Chefredakteur der „Rhein-Zeitung“ oder die Chefredakteurin der
„Bild“, kritisieren den Kodex in der jetzigen Form.

Lutz Tillmanns, Geschäftsführer des Deutschen Presserats, hält von Scheuers Vorschlag nichts.
Wenn man die Herkunft der Täter nennt, muss man laut Tillmanns auch die Wirkung auf die
Leser berücksichtigen. Wie absurd es werden kann, wenn man alle Details der Herkunft des Täters
nennt, will der Verein Neue deutsche Medienmacher zeigen: Er spricht zum Beispiel von dem „2014
verurteilten bayrischen, katholisch sozialisierten Steuerhinterzieher Uli Hoeneß“.

Vokabular
Diskussion um den Pressekodex

Zugehörigkeit, -en (f.) – die Tatsache, dass jemand zu einer bestimmten Gruppe gehört
ethnisch – so, dass man zu einer Gruppe von Menschen gehört, die eine gemeinsame
Geschichte und Kultur haben
jemanden diskriminieren – jemanden schlecht behandeln, weil er anders ist
Pressekodex (m., nur Singular) – Regeln, an die sich Journalisten freiwillig halten sollen
Deutscher Presserat (m.) – eine Organisation, die sich für die freie Presse einsetzt
Herkunft (f., nur Singular) – der Ort/das Land, aus dem jemand stammt
etwas befürchten – erwarten, dass etwas Negatives passieren wird
Übergriff, -e (m.) – der Angriff; der Überfall; hier auch: die sexuelle Gewalt
Silvesternacht, -nächte (f.) – die Nacht am 31. Dezember, in der man ins neue Jahr feiert
Vertuschung, -en (f.) – die Tatsache, dass man dafür sorgt, dass etwas nicht bekannt wird
Straftat, -en (f.) – die kriminelle/illegale Handlung
Generalsekretär, -e/Generalsekretärin, -nen – hier: eine Person, die die Verwaltung einer
Partei leitet
Migrationshintergrund (m., nur im Singular) – die Tatsache, dass man in einem Land lebt,
aber selbst (oder die Familie) aus einem anderen Land kommt
Chefredakteur, -/ Chefredakteurin, -nen – jemand, der eine Zeitschrift leitet und die Texte
bearbeitet, bevor sie veröffentlicht werden
Geschäftsführer, -/Geschäftsführerin, -nen – der Chef/die Chefin; die Person, die eine
Firma leitet
etwas von etwas halten – eine bestimmte Meinung zu etwas haben
absurd – eigenartig; komisch

Ausländische Ärzte: langer Weg in den Beruf

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Viele syrische Ärzte sind vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land geflohen und wollen nun in
Deutschland wieder in ihrem Beruf arbeiten. Aber hier kämpfen sie oft mit Problemen, weil ihre
Ausbildung nicht anerkannt wird.

Shekho ist syrischer Arzt für Innere Medizin. Er kommt aus Aleppo. Von dort ist er vor
drei Jahren nach Deutschland geflohen. In Neumünster hat er eine Stelle in einer Spezialklinik für
Flüchtlinge gefunden. Aber jetzt kann er dort nicht mehr arbeiten.

Das Problem: Shekhos Ausbildung wird hier nicht anerkannt, denn das deutsche und das
syrische Ausbildungssystem sind zu unterschiedlich. Um in Deutschland als Arzt zu arbeiten,
müssen die Ärzte zuerst noch beweisen, wie gut sie ausgebildet sind. Dafür müssen sie an einem
achtmonatigen Kurs teilnehmen und am Ende eine Prüfung ablegen. Auf einen Prüfungstermin
müssen sie oft viele Monate warten. Und bis dahin dürfen sie nicht mehr arbeiten.

Doch das deutsche Gesundheitssystem braucht medizinisches Fachpersonal aus dem Ausland.
Die Bevölkerung wird immer älter, viele Ärzte gehen in Rente, und es gibt zu wenige junge Ärzte.
Klinikdirektor Ivo Markus Heer hatte neben Shekho drei weitere syrische Ärzte eingestellt, denn in
der Nähe des Krankenhauses wohnen fast 1000 Flüchtlinge. Shekho kann mit den Patienten Kurdisch,
Arabisch, Englisch oder sogar Deutsch sprechen. Viele syrische Patienten suchen syrische Ärzte, um
sich behandeln zu lassen. Und auch Heer findet seine syrischen Kollegen medizinisch qualifiziert
und kompetent.

Weil aber zwei der vier syrischen Ärzte Probleme mit der Zulassung haben und nicht
mehr arbeiten dürfen, musste Klinikdirektor Heer die Spezialklinik schließen. Er ist enttäuscht.
Seiner Meinung nach fehlt der politische Wille, das Problem zu lösen. Der Zulassungsprozess für
ausländische Ärzte ist zu bürokratisch, sagt Heer. Shekho hat jetzt erst einmal keine Arbeit mehr. Das
beunruhigt ihn. „Es ist wirklich schwierig. Vorher war ich hier auch arbeitslos, und das war normal.
Aber jetzt ist es hart. Ich schlafe nicht mehr“, erzählt er.
Vokabular
Ausländische Ärzte: langer Weg in den Beruf

Innere Medizin – das medizinische Fachgebiet, das sich mit Krankheiten im Inneren des
Körpers (z. B. der Organe) beschäftigt
vor etwas fliehen – einen Ort aus bestimmten Gründen verlassen müssen, z. B. wegen Krieg
Spezialklinik, -en (f.) – ein Krankenhaus, das nur in bestimmten medizinischen Bereich
arbeitet
Flüchtling, -e (m.) – jemand, der sein Heimatland aus einem bestimmten Grund (z. B. Krieg)
verlassen muss
etwas an|erkennen – hier: etwas als offiziell gültig ansehen
etwas beweisen – hier: zeigen, dass man etwas kann
eine Prüfung ab|legen – eine Prüfung machen
Fachpersonal (n., nur Singular) – Angestellte, die in einem bestimmten Gebiet arbeiten
jemanden ein|stellen – jemandem eine Arbeit geben, jemanden in seiner Firma arbeiten lassen
jemanden behandeln – hier: sich um jemanden medizinisch kümmern
qualifiziert – hier: gut ausgebildet
kompetent – so, dass man etwas besonders gut kann; so, dass man seine Arbeit gut macht
Zulassung, -en (f.) – hier: die offizielle Erlaubnis, etwas tun zu können
politischer Wille (m. nur Singular) – die Tatsache, dass Politiker, etwas machen wollen

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Zulassungsprozess, -e (m.) – der Vorgang, dass man für etwas eine offizielle Erlaubnis
bekommt
bürokratisch – so, dass etwas sehr schwierig wird, weil man viel mit Behörden zu tun hat
jemanden beunruhigen – dafür sorgen, dass jemand ein schlechtes Gefühl bekommt;
jemanden nervös machen
Mit Herz gegen Hass

Die 70-jährige Irmela Mensah-Schramm entfernt fremdenfeindliche Parolen aus der


Öffentlichkeit. Sie putzt die Schmierereien weg oder übermalt sie. Jetzt hat sie eine Anzeige wegen
Sachbeschädigung bekommen.

Als Irmela Mensah-Schramm 1986 zum ersten Mal ein Nazi-Symbol entfernte, hatte sie dabei
ein tolles Gefühl. „Du hast es getan“, dachte sie damals. Seit dieser Zeit putzt die heute 70-Jährige
Hakenkreuze und fremdenfeindliche Parolen überall da weg, wo sie ihr begegnen – auch im Ausland.
Sie nennt sich selbst „Polit-Putze“. Für ihre Aktion hat sie sogar schon das Bundesverdienstkreuz
erhalten.

Rechtsextreme Symbole wie das Hakenkreuz sind in Deutschland verboten. Bis diese
Schmierereien aber von öffentlichen Plätzen entfernt werden, kann es manchmal sehr lange dauern.
„Diese Nazi-Symbole, die eigentlich schon längst weg sein müssten, bleiben jahrelang dran“, sagt
Mensah-Schramm wütend und putzt immer weiter. „Mit Nichtstun kann man nichts erreichen“, sagt
sie.

Oft kann man die Umrisse der Schmierereien auch nach dem Entfernen noch erkennen. Als
Mensah-Schramm einmal ein Herz über die Reste eines Hakenkreuzes malte, stellte sie fest: Wenn sie
etwas einfach nur übermalte, blieb der Ärger. „Wenn ich aber ein Herz daraus gemacht habe, dann tat
mir das gut“, erzählt sie. Aus dem Nazi-Symbol „88“ macht sie zum Beispiel immer Schmetterlinge.

Jetzt bekam Mensah-Schramm Probleme, weil sie die Parole „Merkel muss weg“ der
fremdenfeindlichen Bewegung „Pegida“ in „Merke! Hass weg!“ änderte. Die Polizei erstattete
Anzeige wegen Sachbeschädigung. Laut Gericht ist die Parole „Merkel muss weg“ nicht
verfassungsfeindlich. Nun droht Mensah-Schramm eine Geldstrafe von bis zu 1800 Euro. Hätte sie
ein Hakenkreuz übermalt, hätte sie wahrscheinlich keine Strafe bekommen. Die Bevölkerung steht
aber hinter Mensah-Schramm, erzählt sie. „Menschen, die ich nicht kenne, haben mir geschrieben
und mir Geldspenden angeboten, sollte ich die 1800 Euro zahlen müssen.“
Vokabular
Mit Herz gegen Hass

Nazi, -s (m.) – eine Person, die die Ziele des Nationalsozialismus gut findet
etwas entfernen – etwas wegmachen
Hakenkreuz, -e (n.) – ein Symbol der Nationalsozialisten
fremdenfeindlich – so, dass man Ausländer ablehnt
Parole, -n (f.) – ein kurzer Satz, der eine bestimmte Meinung ausdrückt
Aktion, -en (f.) – die Handlung; das, was man tut
Bundesverdienstkreuz, -e (n.) – ein offizieller Preis, den die Bundesrepublik Deutschland
Menschen für besondere Leistungen gibt
rechtsextrem – so, dass man rassistisch und ausländerfeindlich denkt
Schmiererei, -en (f.) – hier: Worte oder Bilder, die an öffentliche Orte gemalt werden
längst – schon lange
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Umriss, -e (m.) – die äußere Form von etwas


etwas übermalen – etwas auf etwas anderes malen
Schmetterling, -e (m.) – ein kleines Tier mit zwei oft bunten Flügeln
Bewegung, -en (f.) – hier: eine Gruppe von Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen
oder ein gemeinsames Interesse haben
Anzeige erstatten – offiziell melden, dass jemand gegen das Gesetz gehandelt hat
Sachbeschädigung, -en (f.) – die absichtliche Zerstörung/Beschädigung von etwas, das einer
anderen Person gehört
verfassungsfeindlich – so, dass eine Handlung gegen das deutsche Grundgesetz oder die
Grundrechte der Menschen verstößt
jemandem drohen – hier: jemand muss mit etwas Negativem rechnen
hinter jemandem stehen – hier: jemanden unterstützen
Geldspende, -n (f.) – geschenktes Geld für einen bestimmten, meist sozialen Zweck
Schluss mit der ständigen Erreichbarkeit

Immer online und stets erreichbar zu sein, kann Stress verursachen. Für Krankenkassen und
Arbeitgeber ist das ein Problem. Denn Stress kann krank machen. Dabei gibt es eine einfache Lösung.

Man sieht sie überall: Menschen die mit gesenktem Kopf auf ihre Smartphones starren – am
frühen Morgen auf dem Weg zur Arbeit, im Bus, auf der Straße und im Café. Mobile Geräte haben
es möglich gemacht, dass wir dauernd online, informiert und erreichbar sind. Wir sind online, um
nichts zu verpassen. Und das kann Stress verursachen.

Nach den Ergebnissen einer Umfrage der Techniker Krankenkasse gaben 28 Prozent der
Befragten im Oktober 2016 an, durch die dauernde digitale Erreichbarkeit gestresst zu sein. Schuld
daran ist auch das Arbeitsleben: Denn auch nach Feierabend haben viele Beschäftigte das Gefühl,
immer weitermachen zu müssen.

Für Krankenkassen und Unternehmen ist das ein Problem. Denn Stress kann krank machen.
In den letzten 15 Jahren ist die Anzahl der Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen in
Deutschland um 90 Prozent gestiegen. Viele Mitarbeiter litten unter psychischen Erkrankungen wie
Depressionen und Angststörungen. Firmen können jedoch auch einiges tun, um die Gesundheit ihrer
Mitarbeiter zu verbessern.

Jens Baas von der Techniker Krankenkasse sagt: „Dazu gehört auch, dass Feierabend ist mit der
ständigen Erreichbarkeit.“ Auch im privaten Alltag gibt es Möglichkeiten, sich vor digitalem Stress zu
schützen. Das Rezept dafür scheint einfach zu sein: Statt Angst davor zu haben, etwas zu verpassen,
sollte man sich darüber freuen. Dafür gibt es sogar einen Begriff: JOMO. Baas erklärt: „Das steht
für ‚Joy of missing out‘. Also die Freude, nicht bei allem dabei sein zu müssen.“

Vokabular
Schluss mit der ständigen Erreichbarkeit

Smartphone, -s (n., aus dem Englischen) – ein Mobiltelefon mit zahlreichen zusätzlichen
Funktionen
Umfrage, -n (f.) – die Befragung von Personen; die Untersuchung, wie Menschen über etwas
denken
Unternehmen, – (n.) – die Firma
Anzahl, -en (f.) – hier: die Zahl von etwas
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

ständig – immer

Kinderehen – in Deutschland verboten

In Deutschland dürfen Minderjährige nicht heiraten. Trotzdem ist die Zahl von Kinderehen
gestiegen. Ein Gerichtsurteil hat eine solche Ehe anerkannt. Die Richter beziehen sich auf das
deutsche Gesetz.

In manchen Ländern der Welt dürfen Männer minderjährige Mädchen heiraten. In Deutschland
sind Ehen erst ab 18 Jahren erlaubt – nur in Ausnahmefällen kann man mit Erlaubnis der Eltern schon
mit 16 heiraten. Trotzdem wurden hier laut Informationen deutscher Behörden seit 2015 mehr als
1.000 Fälle von Kinderehen registriert. Die meisten davon wurden im Ausland geschlossen.

Im Mai 2016 sprach das Oberlandesgericht Bamberg ein Urteil mit politischer und
gesellschaftlicher Brisanz: Die Richter erkannten eine Ehe an, die 2015 in Syrien zwischen einem
20-jährigen Mann und einem 14-jährigen Mädchen geschlossen worden war. Die beiden waren als
Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Das Jugendamt hatte vorher ihre Ehe nicht anerkannt. Das
Paar ging vor Gericht, verlor aber in erster Instanz. Das Oberlandesgericht Bamberg hob dieses Urteil
auf.

Gerichtssprecher Leander Brößler erklärte, dass sich das Gericht bei seiner Entscheidung auf
den Paragrafen 1633 des Bürgerlichen Gesetzbuches bezogen hat. Demnach kann eine verheiratete
Minderjährige selbst bestimmen, wo und bei wem sie sein möchte. Voraussetzung dafür ist eine
wirksame Ehe. In Deutschland hätten die beiden Flüchtlinge nicht heiraten dürfen. Nach syrischem
Recht ist ihre Ehe aber wirksam.

Christa Stolle vom Frauenverband „Terre des Femmes“, lehnt das Urteil ab:
„Frühverheiratungen sind eine Menschenrechtsverletzung“, sagt sie. Dass nun ein Gericht
in Deutschland die Ehe einer minderjährigen Syrerin anerkennt, ist für sie ein fatales
Zeichen. Die Justizminister von Bayern und Nordrhein-Westfalen fordern eine Gesetzesänderung.
Bundesjustizminister Heiko Maas versprach, dass sich im Herbst 2016 eine Arbeitsgruppe mit diesem
Thema beschäftigen wird.

Vokabular
Kinderehen – in Deutschland verboten

Minderjährige, -n (m./f.) – jemand, der jünger als 18 Jahre ist


Behörde, -n (f.) – ein Amt; eine Institution der öffentlichen Verwaltung
etwas registrieren – hier: etwas in einer Liste aufschreiben; etwas eintragen
etwas schließen – hier: etwas (einen Vertrag, ein Abkommen) gültig machen
Oberlandesgericht, -e (n.) – das höchste Gericht in einem Bundesland in Deutschland
Brisanz (f., nur Singular) – die Tatsache, dass etwas zu starken Diskussionen führen kann
etwas an|erkennen – hier: etwas als offiziell gültig ansehen
Flüchtling, -e (m.) – jemand, der sein Land z. B. wegen Krieg verlassen muss
Jugendamt, -ämter (n.) – eine staatliche Einrichtung, die sich um den Schutz von Kindern
und Jugendlichen kümmert
Instanz, -en (f.) – hier: die Stufe eines Streites vor Gericht
etwas auf|heben – hier: etwas ungültig machen
Paragraf, -en (m.) – ein Teil eines Gesetzes, der eine Nummer hat
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Bürgerliches Gesetzbuch (n., nur Singular) – das Buch, in dem alle Gesetze zum Recht im
privaten Bereich stehen
demnach – hier: nach Informationen von dem, was gerade gesagt wurde
wirksam – hier: offiziell gültig
Verband, Verbände (m.) – eine Vereinigung von Organisationen mit gleichen Interessen
Frühverheiratung, -en (f.) – die Tatsache, dass jemand, der jünger als 18 Jahre ist, heiratet
oder zur Heirat gezwungen wird
Menschenrechtsverletzung, -en (f.) – die Tatsache, dass die Rechte, die alle Menschen auf
der Welt haben sollten, nicht beachtet werden
fatal – mit schlimmen Folgen
Wie Landwirtschaft der Umwelt schadet

Viele Menschen in Deutschland wollen eine andere Landwirtschaft. Sie sorgen sich um
die Umwelt, die Tiere und das Klima, aber auch um ihre eigene Gesundheit. Doch wie
kann eine alternative Landwirtschaft aussehen? Die „Grüne Woche“ in Berlin ist die größte
Landwirtschaftsmesse der Welt und gilt Kritikern als Symbol für die zunehmende Industrialisierung
der Landwirtschaft. Vor kurzem demonstrierten wieder zehntausende Menschen unter dem Motto
„Wir haben es satt!“ gegen diese Art der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft hat sich in Deutschland
in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Der Trend geht zu großen Agrarfabriken mit vielen tausend
Tieren.

Die industrielle Landwirtschaft holt das Futter für die Tiere, zum Beispiel Soja, oft aus Übersee.
Für seinen Anbau werden Regenwälder werden zerstört. Damit die Tiere in den großen Ställen
keine Krankheiten bekommen, wird auch bei gesunden Tieren Antibiotika ins Futter gemischt. Die
so produzierten Lebensmittel enthalten oft Reste von Giften und Antibiotika. Viele Verbraucher
fürchten, dass ihre Gesundheit darunter leidet.

Diese Form der Landwirtschaft schadet auch der Qualität des Wassers. Viele Bauern
überdüngen die Böden – vor allem mit Gülle aus den großen Ställen. Reste davon findet man in
Flüssen und Seen. Ein weiteres Problem ist das Klima: Die Landwirtschaft ist für rund ein Viertel
der Gase verantwortlich, die dem Klima schaden. Außerdem gefährden die in der Landwirtschaft
genutzten Gifte, zum Beispiel Pflanzenschutzmittel, viele Tierarten. „Es führt kein Weg daran vorbei,
dass hier umgesteuert werden muss", meint Martin Häusling von den Grünen im Europaparlament.

Statt der industrialisierten Landwirtschaft fordern die Demonstranten eine ökologische


Landwirtschaft: kleinere Betriebe, die vor allem für den regionalen Markt produzieren. Die
ökologische Landwirtschaft darf nur natürlichen Dünger und kein Gift benutzen. Auch die dichte
Tierhaltung in großen Mastbetrieben mit Antibiotika im Futter ist nicht erlaubt. Die Bauern sollen
ihr Tierfutter selbst anbauen oder aus der Nachbarschaft kaufen.

Vokabular
Wie Landwirtschaft der Umwelt schadet

Messe, -n (f.) – hier: eine Art Ausstellung, bei der Firmen ihre Produkte vorstellen
Industrialisierung (f., nur Singular) – die Einführung der industriellen Produktionsweise
Motto,-s (n.) – hier: ein kurzer Satz, der den wichtigsten Gedanken einer Gruppe darstellt
etwas satt haben – umgangssprachlich für: etwas gar nicht mehr mögen
Futter (n., nur Singular) – das Essen von Tieren
Agrarfabrik, -en (f.) – ein sehr großer Bauernhof mit großen → Ställen
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Übersee (f., nur Singular) – die Länder, die auf der anderen Seite der großen Meere liegen
Regenwald, Regenwälder (m.) – der natürliche Wald in Ländern, in denen es warm und feucht
ist
Anbau (m., nur Singular) – die Arbeit mit dem Ziel, dass an einem Ort nur bestimmte
Pflanzen wachsen (z. B. Getreide wie Weizen oder Roggen)
Stall, Ställe (m.) – ein Gebäude, in dem Tiere (wie z. B. Schweine, Rinder) leben
Antibiotikum, -a (n.) – ein Stoff, der gegen bestimmte Krankheiten hilft; ein Medikament
überdüngen – zu viel → Dünger verwenden
Gülle (f., nur Singular) – der von Tieren produzierte Abfall (Urin, Kot), der als → Dünger
genutzt wird
Lebensraum, -räume (m.) – die Gebiete, in denen bestimmte Tiere oder Pflanzen leben
um|steuern – eine andere Richtung wählen
die Grünen – eine politische Partei, die sich besonders für Umweltpolitik einsetzt
ökologisch – hier: umweltfreundlich
Dünger (m., nur Singular) – ein Mittel, das das Wachstum von Pflanzen verbessert
Tierhaltung (f., nur Singular) – die Art und Weise, wie man Tiere bei sich leben lässt
Partnerwahl von heute

In der klassischen Evolutionsbiologie beeinflusst der Wunsch nach Fortpflanzung die


Partnerwahl. Das bedeutet: Männer wollen Frauen mit weiblichen Rundungen, die Kinder gebären
können, und Frauen suchen Männer mit Geld, die ihre Kinder ernähren können. Forscher
widersprechen nun aber dieser Vorstellung.

Der Psychologe Marcel Zentner von der Universität Innsbruck hat mehrere Studien aus
unterschiedlichen Ländern ausgewertet – aus Ländern, in denen Männer und Frauen gleichberechtigt
sind, und aus Ländern, in denen sie es nicht sind. Die Ergebnisse zeigen, dass es einen Zusammenhang
zwischen Gleichstellung und Partnerwahl gibt. Je höher die Gleichstellung in einer Gesellschaft ist,
desto stärker nähern sich die Wünsche von Männern und Frauen bei der Partnerwahl an.

Wichtiger als das Aussehen sind für Männer und Frauen laut der Studie zum Beispiel
Verlässlichkeit, Intelligenz, Bildung und emotionale Reife. In Finnland zum Beispiel ist Männern die
Bildung der Partnerin wichtiger als Frauen. Die Studien zeigen aber auch, dass Frauen stärker auf
das Aussehen der Männer achten als früher.

Fragt man nach dem Gehalt, dann existieren teilweise noch immer die traditionellen
Rollenbilder. Männer müssen für viele Frauen einen besseren finanziellen Status haben als sie
selbst. Das ist auch den Männern wichtig. Obwohl Männer und Frauen ähnliche Kriterien bei der
Partnerwahl haben: Zentner glaubt nicht, dass sie bald völlig gleich sein werden. Dafür gibt es einen
biologischen Grund: Die Schwangerschaft wird auch in Zukunft die Rollenverteilung beeinflussen.

Vokabular
Partnerwahl von heute

Partnerwahl, -en (f.) – hier: die Auswahl eines Menschen für eine Liebesbeziehung
von etwas aus|gehen – voraussetzen, dass etwas so ist
Studie, -n (f.) – eine wissenschaftliche Untersuchung
Evolutionsbiologie (f., nur Singular) – die Wissenschaft, die sich mit der Entwicklung von
Lebewesen beschäftigt
Fortpflanzung (f., nur Singular) – das Zeugen von neuen Lebewesen
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

weibliche Rundung, -en (f.) – gemeint ist: ein Körper, der sehr weiblich aussieht
Kinder gebären – Kinder bekommen/auf die Welt bringen
Psychologe, -n/Psychologin, -nen – jemand, der im Bereich der Psychologie forscht
etwas aus|werten – etwas analysieren; Ergebnisse aus etwas erhalten
gleichberechtigt – so dass Männer und Frauen die gleichen Rechte haben
Gleichstellung (f., nur Singular) – die gleiche Behandlung von Menschen
sich an|nähern – sich aufeinander zubewegen; immer ähnlicher werden
Verlässlichkeit (nur Singular, f.) – die Tatsache, dass man sich auf jemanden verlassen kann
Bildung (f., nur Singular) – das Wissen, das man in der Schule o. Ä. bekommen hat
emotionale Reife, -n (f.) – eine erwachsene Art, mit Gefühlen umzugehen
teilweise – zum Teil
traditionell – so, dass man etwas schon lange so macht
Rollenbild, -er (n.) – die Vorstellung, von den Aufgaben, die Männer und Frauen in einer
Gesellschaft haben
Status, – (m., meist nur Singular) – hier: der aktuelle Stand von etwas/jemandem
Kriterium, Kriterien (n.) – etwas, durch das man etwas anderes beurteilt
Rollenverteilung, -en (f.) – die Aufgaben, die Männer und Frauen haben

Arm in einem reichen Land

Deutschland ist eines der reichsten Länder weltweit, trotzdem leben viele Menschen in Armut.
Sie haben nicht genug Geld für Lebensmittel. Deshalb verteilen Hilfsorganisationen umsonst Essen
– und die Nachfrage steigt. Eigentlich ist Deutschland ein reiches Land. Doch mehr als 15 Prozent
der Deutschen gelten als arm. Sie müssen zwar nicht auf der Straße schlafen oder verhungern,
wie viele Menschen in anderen Regionen der Welt, aber sie haben nicht genug Geld für die
Miete, für Kleidung oder Lebensmittel. Betroffen von der Armut sind in Deutschland vor allem
Alleinerziehende, Arbeitslose und Rentner. In den letzten Jahren ist die Armut bei den Rentnern
besonders schnell gestiegen.

Der Pfarrer Michael Mombartz kennt das Problem der Armut gut. Seit 20 Jahren organisiert er
mehrere Tafeln in Köln. Zu Beginn der Essensausgabe im Jahr 2004 kamen zu der Tafel im Stadtteil
Holweide nur zehn Menschen – heute kommen 120. „Die Armut geht seit vielen Jahren nach oben.
Wir kommen deshalb mit unseren Angeboten kaum noch hinterher“, sagt Mombartz.

Der Pfarrer hat ehrenamtliche Helfer, die die Lebensmittel an die Bedürftigen verteilen.
Das Essen bekommen sie von Organisationen, die auf Großmärkten und in Supermärkten alles
einsammeln, was nicht verkauft wurde. Für viele Bedürftige ist es nicht leicht, zu der Tafel zu gehen
und Hilfe anzunehmen. „Die Menschen kommen am Anfang immer mit großem Schamgefühl hierher
und weinen auch häufig“, erzählt Mombartz.

Die 75-jährige Rentnerin Siegrid Giga ist froh, dass es die Tafel gibt. „Ohne die Essensausgabe
müsste ich auf Vieles verzichten“, sagt sie. Mombartz versteht sie: „Wenn ich mir vor allem die
älteren Menschen ansehe, die teilweise ihr Leben lang gearbeitet haben und die dann mit ein paar
Hundert Euro im Monat auskommen müssen, finde ich, dass es in einem Land wie Deutschland
anders zugehen müsste“, sagt er ernst.

Vokabular
Arm in einem reichen Land

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Armut (f., nur Singular) – die Tatsache, dass Menschen arm sind
als etwas gelten – als etwas angesehen werden
Hilfsorganisation, -en (f.) – eine Organisation, die Menschen in Not hilft
Prozent, -e (n.) – ein Teil von Hundert
verhungern – an Hunger sterben
von etwas betroffen sein – ein bestimmtes Problem haben
vor allem – besonders; hauptsächlich
Alleinerziehende, -n (m./f.) – eine Person, die ein Kind allein erzieht und versorgt
Arbeitslose, -n (m./f.) – jemand, der keinen Job hat
Rentner, -/Rentnerin, -nen – jemand, der nicht mehr arbeiten muss und finanzielle
Unterstützung vom Staat bekommt, weil er ein bestimmtes Alter erreicht hat
Pfarrer, -/Pfarrerin, -nen – eine Person, die eine Kirchengemeinde leitet
Tafel, -n (f.) – eine Organisation, die arme Menschen mit Lebensmitteln versorgt
Essensausgabe, -n (f.) – hier: die Aktion, bei der man Lebensmittel verteilt
mit etwas kaum noch hinterherkommen – hier: nicht so viel anbieten können, wie gebraucht
wird
ehrenamtlich – freiwillig; ohne bezahlt zu werden
Bedürftige, -n (m./f.) – eine Person, die sehr arm ist und Hilfe von anderen braucht
etwas ein|sammeln – viele Dinge zusammenbringen, indem man sie sammelt
Schamgefühl (n., nur Singular) – das Gefühl, dass einem etwas peinlich ist
auf etwas verzichten müssen – etwas nicht haben oder machen können
teilweise – in einigen Fällen; zum Teil
mit etwas aus|kommen – hier: von etwas leben; etwas so benutzen, dass es reicht
zu|gehen – hier: sein; auf bestimmte Weise passieren

Was tun mit dem Atommüll…

Energiekonzerne sollen die Aufgabe, Atommüll zu entsorgen, für 23 Milliarden Euro an den
Staat abgeben können. Doch wie der Müll entsorgt werden soll, ist nicht klar – und auch nicht, ob
das Geld reichen wird. In deutschen Atomkraftwerken wurden über die Jahre Tausende Tonnen an
Material verstrahlt. In den nächsten Jahrzehnten muss dafür ein Endlager gefunden werden. Eine
Kommission aus Politikern und Experten hat jetzt empfohlen, dass Energiekonzerne diese Aufgabe an
den Staat abgeben können sollen. 23,3 Milliarden Euro müssen sie dafür bis 2022 in einen staatlichen
Fonds einzahlen. Die Endlagerung des Atommülls beginnt allerdings erst im Jahr 2050.

Der Abriss der Atomkraftwerke muss in den nächsten Jahren stattfinden. Dafür sind die
Konzerne weiterhin selbst verantwortlich. Und das wird nicht einfach werden: Experten glauben,
dass der Abriss von Deutschlands 17 Atomkraftwerken schon ohne die Entsorgung der radioaktiven
Abfälle rund zwei Jahrzehnte dauern und etwa 18 Milliarden Euro kosten wird.

Wo der radioaktive Abfall dann hinkommen soll, ist noch nicht klar. Eine Möglichkeit wäre
zum Beispiel eine alte Mine, in der es sehr trocken ist. Das reduziert das Risiko, dass radioaktives
Material ins Grundwasser gelangt. Sehr leicht verstrahltes Material aus den Atomkraftwerken soll
sogar mit dem Hausmüll entsorgt und recycelt werden.

Die Organisation „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs“ (IPPNW) findet
diese Möglichkeit zu gefährlich. Denn recycelt man Atommüll, könnte zum Beispiel schwach
radioaktiver Stahl in die Heizung in einem Kinderzimmer gelangen. „Wir halten das für
unverantwortlich“, sagt Henrik Paulitz von IPPNW. Er schlägt vor, stark radioaktive Abfälle jetzt
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

zu entfernen und die Atomkraftwerke dann für 30 Jahre einzuschließen, bis große Teile der
Radioaktivität abgeklungen sind. Doch über diese Möglichkeit hätten Politik und Wirtschaft noch
nicht richtig nachgedacht, meint Paulitz.

Vokabular
Was tun mit dem Atommüll

Atommüll (m., nur Singular) – der gefährliche Abfall, der in Kernkraftwerken entsteht
Konzern, -e (m.) – die große Firma
etwas entsorgen – hier: Müll an einen bestimmten Ort bringen, an dem er bleiben kann
(Substantiv: die Entsorgung)
etwas an jemanden ab|geben – hier: dafür sorgen, dass jemand anderes etwas machen muss
Tonne, -n (f.) – hier: eine Maßeinheit; 1.000 Kilogramm
verstrahlt – hier: stark durch Kernenergie verändert und geschädigt
Endlager, – (n.) – der Ort, an dem man etwas für immer lässt
Experte, -n/Expertin, -nen – eine Person, die zu einem Thema sehr viel weiß
Fonds, – (m.) – hier: das Geld, das für einen bestimmten Zweck gespart wird
Abriss, -e (m.) – hier: die Aktion, mit der ein Bauwerk abgebaut und zerstört wird (Verb:
etwas abreißen)
Atomkraftwerk, -e (n.) – ein Kraftwerk, das mit Kernenergie Strom erzeugt
radioaktiv – so, dass etwas wegen Kernenergie Menschen, Tieren und Pflanzen schadet
(Substantiv: die Radioaktivität)
Mine, -n (f.) – hier: eine technische Anlage unter der Erde
etwas reduzieren – etwas verringern; etwas verkleinern; etwas weniger machen
Grundwasser (n., nur Singular) – das Wasser, das unter der Erde ist
irgendwohin gelangen – an einen Ort kommen
etwas recyceln (aus dem Englischen) – aus Müll neue Gegenstände herstellen
Stahl (m., nur Singular) – Eisen, das sehr hart gemacht wurde
unverantwortlich – so, dass jemand kein Gefühl für Verantwortung hat
etwas ein|schließen – gemeint ist hier: ein dichtes Gebäude um etwas herum bauen
Wie „bio“ ist Biofleisch

Es ist Grillsaison! Ihre Steaks und Würstchen kaufen viele Menschen in Deutschland dafür
am liebsten in Bio-Qualität. Aber wem der Tierschutz wirklich wichtig ist, der sollte genauer
hinschauen. Biofleisch gibt es in fast jedem Supermarkt in Deutschland. Es wird von vielen Menschen
gerne gekauft. Doch die meisten Verbraucher wissen gar nicht, wie tier- oder umweltfreundlich die
Produkte wirklich sind. Es kommt auf das Siegel und die damit verbundenen Bedingungen an, wissen
die Experten. Und da gibt es große Unterschiede.

Da gibt es zum Beispiel das europaweit standardisierte Biosiegel: weiße Sterne auf grünem
Blatt. Es bedeutet, dass mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe eines Produkts aus Ökolandwirtschaft
kommen und höchstens 0,9 Prozent gentechnisch verändertes Material enthalten sind. Nur solche
Produkte dürfen die Begriffe „bio“, „öko“ oder „aus kontrolliert biologischem Anbau“ tragen.

Über die Haltung der Tiere sagt das EU-Biosiegel allerdings weniger, als viele Verbraucher
glauben. Es erlaubt zum Beispiel etwa doppelt so viele Legehennen pro Fläche wie die drei größten
deutschen Bioverbände Bioland, Demeter und Naturland. Bei diesen drei Verbänden ist auch der
Transport zum Schlachthof auf vier Stunden oder 200 Kilometer begrenzt, während ein Schwein mit
EU-Biosiegel durch halb Europa gefahren werden kann.
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Einige Politiker fordern nun bessere Mindeststandards in der Tierhaltung. Außerdem sollen
Verbraucher genauer informiert werden. Zum Beispiel könnte man Fleisch genauso wie Eier
kennzeichnen. So kann man erkennen, wie die Tiere leben und welches Futter sie bekommen. Doch
auch die Konsumenten selbst sollen mitdenken. Statt einfach irgendwelche Bioprodukte zu kaufen,
sollen sie sich besser informieren.

Vokabular
Wie „bio“ ist Biofleisch

bio – Abkürzung für: biologisch; hier: so, dass Lebensmittel ohne bestimmte chemische
Zusätze hergestellt sind und die → Haltung der Tiere so war, dass es ihnen gut ging
etwas grillen – etwas (z. B. Fleisch) auf einem Gitter über dem Feuer heiß machen
Verbraucher, -/Verbraucherin, -nen – der Kunde/die Kundin (auch: der Konsument/die
Konsumentin)
freundlich – hier: gut für etwas
Siegel, – (n.) – hier: ein Symbol auf Produkten, das etwas über ihre Qualität aussagen soll
Experte, -n/Expertin, -nen – jemand, der sich mit einem Thema sehr gut auskennt
etwas standardisieren – hier: etwas einheitlich machen
Inhaltsstoff, -e (m.) – die Zutat; das Material/der Stoff, das/den etwas enthält
Öko– – Abkürzung für: ökologisch; hier: umweltfreundlich
gentechnisch verändert – so, dass die Gene/die DNA einer Pflanze, eines Tieres oder eines
Menschen verändert wurden
einen Begriff tragen – einen bestimmten Namen haben
aus kontrolliert biologischem Anbau – so, dass es aus der Ökolandwirtschaft kommt
Haltung (f., nur Singular) – hier: das Pflegen und Füttern von Tieren
Legehenne, -n (f.) – ein Huhn, das viele Eier legt, die dann verkauft werden
Verband, Verbände (m.) – hier: eine Vereinigung von Organisationen
Schlachthof, -höfe (m.) – der Ort, an dem Tiere getötet werden, damit sie danach zu
Lebensmitteln weiterverarbeitet werden können
etwas begrenzen – etwas einschränken; etwas so festlegen, dass es nur bis zu einem bestimmten
Punkt geht
Mindeststandard, -s (m.) – hier: Grundregeln, an die sich jeder halten muss
etwas kennzeichnen – etwas markieren; etwas erkennbar machen
Küssen

Nicht überall auf der Welt küssen sich die Menschen so selbstverständlich wie in Europa.
In manchen Staaten ist das Küssen sogar verboten. Und in vielen Gegenden der Welt finden die
Menschen das Küssen gar nicht wichtig. Ein Kuss hat viele Vorteile, wie verschiedene Forscher in
wissenschaftlichen Untersuchungen herausgefunden haben: Küssen macht schlank. Küssen macht
gesund. Küssen ist gut für die Haut. Es kann sogar das Immunsystem stärken. Und Küssen macht
glücklich. Menschen, die viel küssen, sollen mehr Erfolg im Beruf haben. Angeblich haben sie sogar
weniger Autounfälle.

Heutzutage wird in Europa überall geknutscht – auch in der Öffentlichkeit. Früher war das nicht
so. Der erste Kuss, der öffentlich in einem Film gezeigt wurde, war 1896 zum Beispiel ein Skandal.
Und auch heute gibt es immer noch Menschen, die weggucken, wenn sich etwa zwei Männer oder
zwei Frauen küssen. Das gehört aber mittlerweile zur Normalität. Hier!

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

In einigen Ländern der Welt kann man für einen Kuss ins Gefängnis kommen. In Dubai zum
Beispiel. Dort ist ein Kuss in der Öffentlichkeit strikt verboten – wie in anderen arabischen Ländern
auch. Auch in den USA gibt es in manchen Orten noch Kussverbote: In Teilen des US-Bundesstaats
Connecticut zum Beispiel ist es Paaren untersagt, sich sonntags zu küssen. Doch die alten Gesetze
aus den USA werden heute sicherlich nicht mehr ernsthaft angewandt.

Es gibt aber auch Gegenden in der Welt, da findet man den Kuss einfach nicht so wichtig. US-
Forscher haben herausgefunden: Von 168 Volksgruppen aus allen Kontinenten misst mehr als die
Hälfte dem Kuss wenig oder gar keine Bedeutung bei. Zu eklig, zu erotisch. Die Forscher vermuten,
dass die Freude am Küssen mit dem sozialen Gefüge zu tun hat, in dem die Menschen leben. Denn in
stärker industrialisierten Gegenden wird mehr geküsst als in entlegenen Regionen – wie zum Beispiel
in den Waldgebieten des Amazonas.

Vokabular
Küssen

Forscher, -/Forscherin,-nen – ein Wissenschaftler/eine Wissenschaftlerin; jemand, der an


einer Forschung arbeitet
etwas heraus|finden – etwas entdecken; etwas feststellen
Immunsystem, -e (n.) – die Fähigkeit des Körpers, Krankheiten zu bekämpfen
etwas stärken – hier: etwas besser machen; etwas stärker machen
heutzutage – in der heutigen Zeit; mittlerweile
knutschen – umgangssprachlich für: sich stark und lange küssen
weg|gucken – umgangssprachlich für: wegsehen; in eine andere Richtung schauen
zur Normalität gehören – normal sein; üblich sein
mittlerweile – inzwischen
strikt – streng
etwas untersagen – etwas verbieten
sicherlich – bestimmt
ernsthaft – hier: tatsächlich; echt
etwas an|wenden – etwas in der Realität durchführen; etwas benutzen
Volksgruppe, -n (f.) – die Gruppe eines Volkes, die kulturelle und historische
Gemeinsamkeiten hat
etwas Bedeutung bei|messen – etwas wichtig finden
eklig – so unangenehm, dass man eine starke körperliche Reaktion fühlen kann
erotisch – so, dass etwas/jemand sexuell interessant wirkt
soziale Gefüge, – (n.) – die Art und Weise, wie eine Gesellschaft aufgebaut ist
industrialisiert – so, dass es viel Industrie an einem Ort gibt
entlegen – in einer Gegend, in der es nicht viele Menschen gibt

Diskriminierung im deutschen Film?

In den USA gab es große Diskussionen, als kein Schwarzer für den Oscar vorgeschlagen wurde.
Das Problem kennt man auch in Deutschland. Schauspieler mit Migrationshintergrund bekommen
hier nur selten gute Rollen. Die Rollen, die ich angeboten bekomme, kann ich in einem Wort
zusammenfassen: Kanaken“, sagt der Schauspieler Tayfun Bademsoy. Er ist in der Türkei geboren,
mit zehn Jahren nach Berlin gekommen und spricht akzentfrei Deutsch. Seit 36 Jahren arbeitet
er in Deutschland als Schauspieler. Die Rollen, die ihm angeboten werden: Gemüsehändler oder

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Terroristen. An diesen klischeehaften Angeboten hat sich in den letzten Jahren auch nicht viel
geändert, erzählt er.

Bademsoy sieht eine starke Diskriminierung in der Branche. Schauspieler mit


Migrationshintergrund würden nur selten gute Rollen bekommen. Schauspielagent Rudolf Oshege ist
das Problem bekannt. Auch seine Klienten bekommen oft nur stereotype Rollen angeboten. „Das ist
nicht gewollt oder gesteuert. Aber es schleicht sich so ein“, sagt er.

Es gibt allerdings auch einige Schauspieler, die den Klischees entkommen: etwa die
türkischstämmige Sibel Kekilli, die mit dem Film „Gegen die Wand“ 2004 bekannt wurde und zuletzt
in der US-Serie „Game of Thrones“ mitgespielt hat. Mehrmals hat sie für ihre Leistungen Preise
gewonnen. Mittlerweile wird sie nicht mehr auf die Rolle der türkischstämmigen Frau festgelegt: Sie
spielt in der Fernsehreihe „Tatort“ seit 2010 die deutsche Kommissarin Sarah Brandt.

Auch Elyas M'Barek wird nicht mehr auf stereotype Rollen festgelegt. Er spielte in den
„Fack ju Göhte“-Filmen einen Bankräuber und in Komödien wie „Traumfrauen“ den Mann zum
Verlieben. Diese Filme waren in Deutschland sehr erfolgreich. Für Bademsoy repräsentieren Kekilli
und M'Barek aber nicht den Alltag im deutschen Film und Fernsehen. Denn dort sieht man immer
noch viel seltener Menschen mit Migrationshintergrund als im echten Leben. „Wenn man den
Fernseher einschaltet, spiegelt das nicht die Realität auf deutschen Straßen wider“, sagt er.

Vokabular
Diskriminierung im deutschen Film?

Migrationshintergrund (m., nur Singular) – die Tatsache, dass die Eltern oder Großeltern
aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen sind
Kanake, -n (m.) – Schimpfwort für: der Ausländer (besonders aus südlichen Ländern)
akzentfrei – so, dass jemand die Wörter einer Sprache ohne den kleinsten Fehler ausspricht
Terrorist, -en/Terroristin, -nen – jemand, der seine politischen oder religiösen Ziele durch
Gewalt erreichen möchte
klischeehaft – so, dass etwas voller Vorurteile ist (Substantiv: das Klischee)
Diskriminierung, -en (f.) – das schlechtere Behandeln von Menschen, die eine andere
Hautfarbe, Religion, Kultur o. Ä. haben
Branche, -n (f.) – der Arbeitsbereich; ein Bereich der Wirtschaft
Agent, -en/Agentin, -nen – hier: jemand, dessen Beruf es ist, Jobs für Künstler zu finden
Klient, -en/Klientin, -nen – jemand, der professionellen Rat und Hilfe bei jemandem sucht
stereotyp – immer wieder auf die gleiche Art; auch: → klischeehaft
etwas steuern – hier: etwas mit Absicht machen; etwas gezielt machen
sich ein|schleichen – hier: passieren, auch wenn es nicht beabsichtigt ist
etwas entkommen – hier: von etwas nicht mehr betroffen sein
türkischstämmig – so, dass man selbst oder die Eltern in der Türkei geboren wurden
auf etwas festgelegt werden – hier: immer nur eine Möglichkeit haben; keine
Wahlmöglichkeit haben, weil man von anderen nur in Bezug auf etwas wahrgenommen wird
Kommissar, -e/Kommissarin, -nen – ein Polizist/eine Polizistin
Bankräuber, -/Bankräuberin, -nen – jemand, der Geld aus einer Bank klauen will
Die Deutschen und der Weihnachtsbaum

Das Aufstellen eines Weihnachtsbaums ist eine der bekanntesten Traditionen der Welt und
gehört heute überall zum Weihnachtsfest. Die Deutschen lieben ihn besonders und legen Wert darauf,
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

einen echten Baum zu haben. Ein Weihnachtsbaum ist nicht einfach ein nur Weihnachtsbaum –
zumindest für die Deutschen. Während etwa viele Amerikaner ihren Plastik-Weihnachtsbaum aus
Schrank, Garage oder Keller holen, kaufen mehr als 25 Millionen Deutsche Jahr für Jahr einen echten
Baum. Sie zahlen dafür zwischen 18 und 24 Euro pro Meter.

Viele Kunden wollen ihre Bäume dabei selbst absägen. Der Weihnachtsbaumkauf kann sogar
zu einem richtigen Event werden: „Das hier ist Weihnachtsfeeling. Für die Kinder ist es ein Erlebnis.
Wir treffen Freunde und zum Schluss haben wir alle noch einen Weihnachtsbaum!“, sagt Angus
Sutherland in der Stadt Engelskirchen begeistert. Er stammt aus England und hat in seinem Leben
zuvor noch nie Weihnachtsbäume auf diese Art erstanden.

Ist der Baum ausgewählt, muss der Wunsch-Baum noch zurechtgeschnitten und eingenetzt
werden. Der Weihnachtsbaum wird dann oft erst mal auf den Balkon, auf die Terrasse oder in den
Garten getragen. Weil die Deutschen ihre Rituale lieben, stellen viele Familien den Baum erst am
Heiligen Abend auf.

Die Tradition, zu Weihnachten einen Baum zu schmücken, gab es in Deutschland bei


Handwerkern schon im 15. Jahrhundert. „Bei Umzügen wurden diese Bäume mit viel Lärm und
Getöse durch die Straßen getragen“, erklärt der Historiker Peter Kniersriem. Der Weihnachtsbaum,
wie wir ihn heute kennen, wurde jedoch erst im 19. Jahrhundert allgemein üblich. Inzwischen können
sich die meisten ein Weihnachten ohne Weihnachtsbaum nicht mehr vorstellen.

Vokabular
Die Deutschen und der Weihnachtsbaum

Weihnachtsbaum, -bäume (m.) – ein geschmückter Baum, den man sich zu Weihnachten ins
Haus stellt
etwas auf|stellen – etwas an einen Ort stellen
Wert auf etwas legen – finden, dass etwas wichtig ist
zumindest – wenigstens
ab|sägen – von einem Baum den Teil, der über der Erde ist, abschneiden
Event, -s (n., aus dem Englischen) – ein besonderes Ereignis, ein kleines Fest
Feeling, -s (n., aus dem Englischen) – das Gefühl
Erlebnis, -se (n.) – etwas, was man erlebt hat; ein besonderes Ereignis
begeistert – mit viel Freude
aus einem Ort stammen aus – ursprünglich aus einem Ortkommen
etwas erstehen – etwas kaufen
etwas aus|wählen – sich für etwas aus einer Menge entscheiden
etwas zurecht|schneiden – etwas so schneiden, dass es die richtige Form hat
etwas ein|netzen – ein Netz über etwas ziehen
Ritual, -e (n.) – etwas, das man aus Tradition immer wieder tut
Heiliger Abend (m.) – der 24. Dezember
Jahrhundert, -e (n.) – ein Zeitraum von 100 Jahren
Umzug, Umzüge (m.) – hier: eine Veranstaltung, bei der viele Menschen gemeinsam eine
Strecke durch ihren Ort gehen
Getöse, – (n.) – der Lärm
Historiker, -/Historikerin, -nen – ein Wissenschaftler, der die Geschichte erforscht

Ein Gesetz zur Sterbehilfe


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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Beihilfe zum Suizid wurde bisher in Deutschland nicht bestraft. Nun hat der Bundestag ein
Gesetz beschlossen, das kommerzielle Sterbehilfe verbietet. Kritiker befürchten, dass Ärzte Probleme
bekommen könnten.
Lange wurde darüber diskutiert, jetzt wurde ein Gesetz beschlossen. Es ist das erste in
Deutschland zur Sterbehilfe: Die „geschäftsmäßige“ Förderung der Selbsttötung wird zukünftig in
Deutschland verboten sein. Bisher war die Beihilfe zum Suizid in Deutschland nicht strafbar. Das
Gesetz soll Vereine stoppen, die ein tödliches Medikament für den Suizid verkaufen. „Wir dürfen
den Tod nicht als Dienstleistung anbieten“, sagt die SPD-Politikerin Eva Högl. Denn im schlimmsten
Fall könnten Schwerkranke überredet werden, ihr Leben zu beenden.

Die Kritiker des Gesetzes überzeugt das nicht. Sie sorgen sich um die Ärzte. Denn helfen
diese jetzt sterbewilligen Patienten beim Suizid, könnten sie strafrechtlich verfolgt werden. CDU-
Politiker Peter Hintze befürchtet, dass die Ärzte sich deshalb aus der Sterbehilfe zurückziehen und
Hilfe suchende Menschen abweisen könnten. Schwerkranke würden dann in ihrer Not allein bleiben.
„Leiden im Sterben ist sinnlos“, sagt Hintze: „Kein Mensch muss einen Qualtod hinnehmen.“

Doch wann genau ist Sterbehilfe „geschäftsmäßig“? Befürworter des Gesetzes sagen, sie ist
geschäftsmäßig, wenn die Sterbehilfe im Zentrum des geschäftlichen Tuns steht. Demnach könnten
Ärzte strafrechtlich nicht belangt werden. Die Kritiker sehen das anders: Schon die wiederholte
Hilfe beim Sterben wäre juristisch gesehen „geschäftsmäßig“. Ärzte wären also nicht geschützt vor
strafrechtlicher Verfolgung.

„Nun haben wir statt einer ethischen eine juristische Debatte“, sagt die Politikerin Halina
Wawzyniak von der Partei „Die Linke“ enttäuscht. Was „geschäftsmäßig“ im Einzelfall bedeutet, das
müssen in Zukunft die Gerichte entscheiden. Doch hat der Staat überhaupt das Recht, über so etwas
Privates wie das Sterben zu bestimmen? Viele Politiker finden: Nein. Grünen-Politikerin Renate
Künast etwa fordert: „Der Staat soll sich da heraushalten.“

Vokabular
Ein Gesetz zur Sterbehilfe

Sterbehilfe, -n (f.) – die Handlung, mit der man jemandem dabei hilft, zu sterben
Suizid, -e (m.) – die Handlung, bei der man sich selbst tötet
Bundestag (m., nur Singular) – das deutsche Parlament
etwas befürchten – Angst davor haben, dass etwas passiert
geschäftsmäßig – so, dass man mit etwas ein Geschäft macht und Geld verdient
Förderung, -en (f.) – die Unterstützung; die Hilfe
Selbsttötung, -en (f.) – die Handlung, bei der man sich selbst tötet; der → Suizid
Beihilfe, -n (f.) – die Hilfe; die Unterstützung; meist: die Hilfe bei einem Verbrechen
Dienstleistung, -en (f.) – etwas, das man gegen Bezahlung für jemand anderen tut
sterbewillig – so, dass man gerne sterben möchte
jemanden strafrechtlich verfolgen – untersuchen, ob jemand Schuld an einem Verbrechen
hat (Substantiv: die strafrechtliche Verfolgung)
sich aus etwas zurück|ziehen – hier: etwas nicht mehr machen
jemanden ab|weisen – hier: jemandem, der um Hilfe bittet, nicht helfen
Qualtod, -e (m.) – ein sehr schmerzhafter Tod
etwas hin|nehmen – hier: etwas erleben, das man eigentlich nicht erleben müsste
Befürworter, -/Befürworterin, -nen – jemand, der für etwas/jemanden ist
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

demnach – also; nach dem, was gerade gesagt wurde


jemanden belangen – jemanden vor ein Gericht bringen, um ihn zu bestrafen
juristisch – so, dass etwas mit dem Recht und den Gesetzen zu tun hat
ethisch – bezogen auf die Moral; bezogen auf die Frage nach Gut und Böse
Debatte, -n (f.) – die öffentliche Diskussion
sich heraus|halten – sich nicht um etwas kümmern

Wie ehrlich ist Deutschlands Presse?

Fast die Hälfte der Deutschen glaubt, dass die Medien nicht objektiv sind und viele Themen
falsch darstellen. Die Pegida-Bewegung spricht sogar von „Lügenpresse“. Medienexperten prüfen,
ob das stimmt. Im Moment gibt es in deutschen Medien fast nur ein Thema: die Flüchtlinge, die
nach Deutschland kommen. Doch es gibt deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung der Bürger
und der Darstellung von Journalisten. Inzwischen glaubt fast jeder Zweite, dass die Medien von der
Politik und der Industrie gesteuert werden und geschönte oder falsche Berichte veröffentlichen. Ob
das stimmt, untersuchen Medienexperten.

Deutsche Journalisten haben ein anderes Verständnis von ihrem Beruf als ihre Kollegen im
Ausland. „Sie kämpfen für etwas, statt über etwas zu berichten“, sagt Publizist Roland Tichy. Das
zeigt die Wortwahl in den Medien. Tichy bringt ein Beispiel zum Thema Pegida: „Pegida-Anhänger
'grölen' immer, die Gegenbewegung 'ruft' nur.“ Und auch Bilder können einen falschen Eindruck
geben: Wie ein Fernsehjournalist zugab, zeigen die Nachrichten meist Flüchtlingsfamilien mit kleinen
Kindern, obwohl die meisten Flüchtlinge junge Männer sind.

Nach Meinung von Kommunikationsforscher Norbert Bolz zeigt die Presse gern gut integrierte
Migranten, berichtet aber nicht über negative Entwicklungen. Für ein genaues Bild ist das aber
nötig; sonst entsteht der Verdacht von Manipulation. Viele Medien sind seinen Beobachtungen
nach linksintellektuell beeinflusst. Für Bolz ist aber klar: Man muss beide Seiten zeigen: „Zur
Meinungsfreiheit gehört vor allem der Respekt vor Andersdenkenden.“

Laut dem Publizisten Tichy dürfen Journalisten außerdem oft nicht die ganze Wahrheit
schreiben. So darf er nicht die Religion oder die Staatsangehörigkeit von Verbrechern nennen. Und
ein Gericht hat ihm verboten, den Namen eines Wirtschaftsbetrügers zu veröffentlichen, der gerade
aus der Haft entlassen wurde. „Ist das jetzt Schutz oder Zensur?“, fragt Tichy.

Vokabular
Wie ehrlich ist Deutschlands Presse?

Medien (nur Plural) – die Presse; Fernsehen, Zeitungen, Radio und Internet-Presse
objektiv – hier: so, dass etwas nicht von Gefühlen oder Meinungen beeinflusst ist
Pegida – eine Organisation in Deutschland, die keine Ausländer im Land will
Bewegung, -en (f.) – hier: eine Gruppe, die ein gemeinsames Ziel hat
Experte, -n/Expertin, -nen – eine Person, die zu einem Thema sehr viel weiß
Flüchtling, -e (m.) – jemand, der sein Heimatland aus einem bestimmten Grund (z. B. Krieg)
verlassen muss
Wahrnehmung, -en (f.) – die Art, wie man etwas sieht und was man darüber denkt
jemanden steuern – hier: jemandem sagen, was er tun soll; jemanden beeinflussen
geschönt – so, dass etwas schöner und besser erscheint als es wirklich ist
Publizist, -en/Publizistin, -nen – eine Person, die etwas in den → Medien veröffentlicht
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Anhänger, -/Anhängerin, -nen – jemand, der zu einer Gruppe gehört


grölen – laut und auf störende Weise schreien
etwas zu|geben – hier: etwas eingestehen; endlich die ganze Wahrheit sagen
integriert – hier: so, dass man Teil einer Gesellschaft ist
Migrant, -en/Migrantin, -nen – eine Person, die in ein Land kommt, um dort zu leben
Manipulation, -en (f.) – die Beeinflussung, die mit Absicht passiert
linksintellektuell – so, dass etwas von gebildeten Personen, die für den Sozialismus sind,
beeinflusst ist
Respekt (m., nur Singular) – hier: die Tatsache, dass man andere Menschen akzeptiert
Andersdenkende, – (m./f.) – jemand, der eine andere Meinung hat als man selbst
jemanden aus der Haft entlassen – jemanden nach einer Strafe wieder frei lassen
Zensur, -en (f.) – hier: die Kontrolle der → Medien durch den Staat
Ein Leben mit Robotern

Roboter arbeiten in Fabriken, pflegen Kranke und fahren sogar schon Auto. Das Leben wird
durch sie bequemer. Doch den Einsatz von Robotern finden nicht alle gut: Denn was soll dann aus den
Menschen werden? Roboter haben das Leben der Menschen in den letzten Jahren einfacher gemacht:
Sie übernehmen schwere und gefährliche Arbeiten in Fabriken, operieren in Krankenhäusern, prüfen
und ordnen Informationen und kümmern sich um Kranke und Pflegebedürftige. Ihren menschlichen
Kollegen sind Roboter dabei in manchen Punkten sogar voraus: Denn sie arbeiten ohne Pause und
machen keine Fehler – wenn die Programmierung stimmt.

Im Jahr 2014 kauften die Industrie, Krankenhäuser und Privatleute Roboter im Wert von etwa
sechs Milliarden US-Dollar. Bei Robotern für Pflegebedürftige meldet der Fachverband sogar einen
Gewinn von 542 Prozent. Die Wirtschaft freut sich, und die Menschen bekommen Hilfe. Doch der
Einsatz von Robotern wird nicht nur positiv gesehen. Es gibt einige, die dabei ein schlechtes Gefühl
haben. „Wenn Roboter der Zukunft das alles, was wir können, besser, sicherer und effektiver tun
können – was wird dann aus uns“, fragt die Ethikerin Christiane Woopen.

Und es gibt noch mehr Fragen: Darf ein Pflegeroboter eine Patientin zum Beispiel dazu
zwingen, etwas zu trinken? Oder darf ein Fahrcomputer mit Absicht in ein anderes Auto fahren
und andere Menschen in Gefahr bringen, um einem Kind auf der Straße auszuweichen? Das Gesetz
verbietet es, Leben gegeneinander aufzuwiegen – wie also soll ein Roboter programmiert werden,
und wie soll er entscheiden?

Der Politiker Kai Gehring sagt: „Ich denke, dass Algorithmen nicht über Menschen bestimmen
dürfen.“ Wo genau die Kontrolle beginnen muss und wie sie genau funktionieren soll, kann er aber
nicht sagen. Darüber muss erst diskutiert werden, findet er. Das sieht der Politiker Joachim Pfeiffer
genauso. Er warnt aber davor, die Bedenken in den Vordergrund zu stellen. Er findet, dass der Mensch
in vielen Bereichen der größte Risikofaktor ist – und nicht der Roboter.

Vokabular
Ein Leben mit Robotern

Roboter, – (m.) – eine Maschine, die von einem Computerprogramm gesteuert wird
Einsatz, -sätze (m.) – die Nutzung von etwas
Pflegebedürftige, -n (m./f.) – jemand, der sich nicht alleine versorgen kann, weil er z. B.
krank oder behindert ist
jemandem in etwas voraus sein – etwas besser können als jemand anderes
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Programmierung, -en (f.) – das Schreiben von Programmen für Computer (Verb: etwas
programmieren)
Fachverband, -verbände (m.) – ein Zusammenschluss von Unternehmen, die gemeinsame
Interessen haben
Prozent, -e (n.) – ein Teil von Hundert
effektiv – erfolgreich; so dass etwas von großem Nutzen ist
Ethiker, -/Ethikerin, -nen – jemand, der sich mit moralischen Fragen beschäftigt
jemanden in Gefahr bringen – verantwortlich dafür sein, dass eine Situation für jemanden
gefährlich werden kann
jemandem aus|weichen – um jemanden herumgehen oder -fahren
Leben gegeneinander auf|wiegen – entscheiden, dass das Leben eines Menschen wichtiger
ist als das Leben eines anderen
Algorithmus, Algorithmen (m.) – die Schritte zur Lösung eines Problems in einem
Computerprogramm
etwas genauso sehen – hier: die gleiche Meinung wie jemand anderes haben
Bedenken, – (n.) – hier: die Kritik; die Angst vor etwas
etwas in den Vordergrund stellen – etwas als besonders wichtig darstellen
Bereich, -e (m.) – das Gebiet
Risikofaktor, -en (m.) – etwas/jemand, das/der der Grund für ein Risiko ist

Ausbildung statt Studium

Viele junge Deutsche wollen lieber an einer Universität studieren, als eine Ausbildung in
einem Unternehmen zu beginnen. Wer sein Studium abbricht, hat deshalb gute Chancen auf einen
Ausbildungsplatz. Im dritten Semester zog Niklas Hönmann die Reißleine: Sein Studium war nicht
das, was er sich versprochen hatte. „Ich sah keine Verbindung zum späteren Berufsleben“, sagt der 23-
Jährige. Seit eineinhalb Jahren ist Hönmann nun Azubi und lernt den Beruf des Industriekaufmanns.
„Im Studium schrieb ich zwar meine Klausuren, hatte aber nicht das Gefühl, etwas geleistet zu haben.“

Seine Lehrstelle hat der Studienabbrecher durch ein Projekt der Stadt Aachen gefunden. Es
kooperiert mit den Hochschulen und rund 150 meist kleineren und mittleren Unternehmen aus
der Region, um einen „fließenden Übergang von einem erfolglosen Studium in eine erfolgreiche
Ausbildung“ zu ermöglichen, meint Projektleiter Peter Gronostaj. Bei über 250 Studienabbrechern
ist das bisher gelungen.

In den letzten Jahren bemühen sich die Firmen gezielt um Studienabbrecher, denn viele
Unternehmen haben Probleme, geeignete Azubis zu finden. Das liegt auch daran, dass viele junge
Deutsche lieber studieren, als eine Ausbildung zu machen. Allein in der Hochschulstadt Aachen geben
jedes Jahr etwa 3500 ihr Studium auf. Deshalb werben einige Vermittlungsprojekte auch direkt an
der Universität und versuchen, Studenten von einer Ausbildung zu überzeugen.

Manchmal profitieren Studienabbrecher dabei auch von ihrem Studium. Wenn Studien- und
Ausbildungsinhalte ähnlich sind, können die Studienabbrecher ihr Wissen aus dem Studium bei
manchen Ausbildungen anrechnen lassen. Im günstigsten Fall können sie die Lehre in der Hälfte der
Regelzeit beenden. „Je länger man an der Hochschule war, desto schneller will man die verlorene
Zeit nachholen“ erklärt Peter Gronostaj.

Vokabular
Ausbildung statt Studium
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Unternehmen, – (n.) – hier: eine Firma


ein Studium abbrechen – ein Studium beenden, ohne es abzuschließen (Substantiv:
Studienabbrecher)
Semester, -(n.) – das Studienhalbjahr
die Reißleine ziehen – hier umgangssprachlich für: etwas Falsches, Negatives schnell beenden
sich etwas von etwas versprechen – bestimmte positive Erwartungen an etwas haben
Azubi, -s (m./w.) – Abkürzung für Auszubildender/Auszubildende: eine Person, die eine
Ausbildung macht
Industriekaufmann, -männer (m.) – jemand, der in einer Firma für kaufmännische Bereiche
(z. B. Einkauf) zuständig ist
Klausur, -en (f.) – eine schriftliche Prüfung an einer Schule oder Hochschule
mit jemandem kooperieren – mit jemanden zusammenarbeiten, um ein bestimmtes Ziel zu
erreichen
ein fließender Übergang – hier: ein Wechsel ohne Probleme
etwas ermöglichen – etwas möglich machen
Projektliter, -/Projektleiterin, -nen – der Chef eines Projekts
gezielt – speziell; besonders
werben – hier: versuchen, jemanden von etwas zu überzeugen
von etwas profititeren – hier: durch etwas einen Vorteil haben
etwas anrechnen lassen – hier: erreichen, dass man etwas, das man woanders schon gemacht
hat, nicht noch einmal machen muss
Regelzeit, -en (f.) – die Zeit, die normalerweise für eine Ausbildung oder ein Studium
gebraucht werden sollte
verlorene Zeit nachholen – hier: jetzt schneller arbeiten, weil man früher die Zeit nicht gut
genutzt hat
Das Ende der Plastiktüten

Einwegtüten sind umweltschädlich. Deswegen möchte die EU bis 2025 den Verbrauch dieser
Plastiktüten deutlich senken. Der Einzelhandel diskutiert bereits über Alternativen. Plastiktüten
verschmutzen die Meere und gefährden Tiere. Denn Wind und Wasser reißen den Kunststoff in
Fetzen, Fische und Vögel halten den Plastikmüll für Futter und fressen ihn. Die Tiere sterben daran.
Aus diesem Grund darf man bis Ende 2019 in der Europäischen Union pro Person und Jahr nicht
mehr als 90 Einwegtüten aus Plastik verwenden, bis 2025 möchte die EU den Verbrauch auf 40 Stück
reduzieren. Außerdem plant die EU ein Verbot, Einwegtüten kostenlos abzugeben. Unter Einwegtüten
versteht man Einkaufstüten aus Kunststoff, die schnell einreißen und schon bald ausgetauscht werden
müssen.

Schon jetzt erhält man in deutschen Lebensmittelgeschäften Tragetaschen nur gegen


eine Gebühr. In Zukunft wird man in allen Geschäften dafür bezahlen müssen. Einige
Umweltschutzorganisationen in Deutschland sind dafür, dass eine Einwegtüte 22 Cent kosten
sollte. Irland hat das umgesetzt. Mit Erfolg: Der Verbrauch der Plastiktüten ist um 90 Prozent
zurückgegangen. Als Alternative können die Kunden wiederverwendbare Stofftüten kaufen.

Jürgen Dax, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands des deutschen Textileinzelhandels,


glaubt, dass der Verzicht auf Plastiktüten für Textilhändler problematisch ist. Er sagt, dass es schwer
vorstellbar ist, Kleidung zwischen Zwiebeln und Kartoffeln in den Einkaufskorb zu packen. Dax
meint auch, dass die bedruckten Tragetaschen ein wichtiges Werbemittel sind. Für zwei deutsche

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Textilhändler scheint das aber kein Problem zu sein: „C&A“ und „KiK“ planen, Plastiktüten ganz
abzuschaffen.

Vokabular
Das Ende der Plastiktüten

Einwegtüte, -n (f.) – eine Plastiktüte, die man nur ein paar Mal benutzen kann, weil sie nicht
fest und sehr dünn ist
etwas senken – dafür sorgen, dass etwas weniger wird
Einzelhandel (m., nur Singular) – alle Unternehmen, die ihre Waren direkt an den
Verbraucher verkaufen
etwas verschmutzen – hier: die Umwelt durch bestimmte Stoffe schädigen
jemanden/etwas gefährden – jemanden oder etwas in Gefahr bringen
in Fetzen reißen – etwas in kleine Stücke teilen
Futter, – (n., nur Singular) – das Essen für Tiere
etwas reduzieren – dafür sorgen, dass etwas weniger wird
ein|reißen – einen Riss bekommen; kaputtgehen
etwas aus|tauschen – etwas wechseln
dafür sein – für diese Sache sein; etwas unterstützen (↔ dagegen sein)
etwas um|setzen – hier: etwas verwirklichen; etwas durchführen; etwas machen
zurück|gehen – hier: niedriger werden; kleiner werden
Geschäftsführer, – /Geschäftsführerin, -nen – der Chef/die Chefin; jemand, der eine Firma
leitet
Bundesverband des deutschen Textileinzelhandels (m., hier nur Singular) – eine
Organisation, die sich um die Interessen der Geschäfte kümmert, die Kleidung verkaufen
Einkaufskorb, -körbe (m.) – ein fester Gegenstand, in dem man Einkäufe transportieren kann
bedruckt – so, dass auf etwas (z.B. einer Tüte) eine Schrift oder ein Bild gedruckt ist
etwas ab|schaffen – hier: etwas nicht mehr anbieten

Auto ohne Fahrer

Autoentwickler sind überzeugt: In Zukunft übernimmt das Fahren, Lenken und Einparken ein
digitaler Chauffeur. Autos, die von alleine fahren, sind das Thema auf den großen Automobilmessen.
Schon seit Monaten testet Google in Kalifornien komplett führerlose Fahrzeuge. Hier steuert ein
Computer das Fahrzeug sicher über die Straßen. Das Auto kontrolliert die Route und umfährt Staus
und Baustellen. Sensoren halten immer den nötigen Abstand zu anderen Autos, Radfahrern oder
Fußgängern. Google selbst will kein Autohersteller werden, sagte der Google-Autoentwickler Chris
Urmson auf der IAA in Frankfurt, einer der größten Automobilmessen weltweit. Sein Unternehmen
will vielmehr mit den erfahrenen Autoherstellern zusammenarbeiten.

Auch BMW, Mercedes und Audi lassen ihre Ingenieure längst mit der Idee selbstfahrender
Autos experimentieren. Menschen bauen Unfälle und machen Fehler. Technik dagegen ist schneller,
wird nicht müde und lässt sich auch nicht ablenken. „Mein Ziel ist es, dass mein heute zwölfjähriger
Sohn keinen Führerschein mehr machen muss“, sagte Urmson. Der Zweisitzer von Google soll bald
nicht nur vom Computer gesteuert, sondern auch ohne Lenkrad und Pedale fahren. Wer mit diesem
Auto fährt, ist kein Fahrer mehr, sondern Passagier.

Das Auto der Zukunft soll noch mehr können: Die Autohersteller möchten eine Art Smartphone
auf vier Rädern entwickeln. Das soll seine Insassen nicht nur zur Arbeit oder in den Urlaub fahren,
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

sondern sucht sich selbst einen Parkplatz, übernimmt die Hotelbuchung und kauft sogar noch
Konzertkarten. Dabei kennt das Auto selbstverständlich den Geschmack seines Fahrers und kann ihn
aber auch mal daran erinnern, das Fitness-Studio mal wieder zu besuchen.

Experten sind sich sicher: Diese intelligenten und selbstfahrenden Autos könnten vielleicht
schon in zehn bis 15 Jahren in Serie gebaut werden. Doch so praktisch das alles klingt, gibt es nach wie
vor offene Fragen: Wer ist Schuld, wenn ein Unfall passiert? Der Fahrer beziehungsweise Passagier
des Autos oder der Hersteller? Und was passiert eigentlich, wenn das Auto gehackt wird?

Vokabular
Auto ohne Fahrer

Autoentwickler, -/ Autoentwicklerin, -nen – jemand, der Autos plant


etwas lenken – hier: ein Auto fahren; steuern
digital – hier: elektronisch
Chauffeur, -e/ Chauffeurin, -nen – der Fahrer; jemand, der einen fährt
Automobilmesse, -n (f.) – eine Veranstaltung, bei der Autos ausgestellt werden
führerloses Fahrzeug – ein Auto ohne Fahrer
etwas steuern – etwas → lenken
etwas umfahren – hier: etwas ausweichen; außen um etwas herumfahren
Sensor,-en (m.) – ein technisches Gerät, das physikalische und chemische Eigenschaften
feststellen und messen kann
Autohersteller, – (m.) – ein Unternehmen, das Autos entwickelt und produziert
experimentieren – etwas ausprobieren; Versuche machen
sich ab|lenken lassen – sich wegen etwas anderem nicht mehr auf das Wichtige konzentrieren
Zweisitzer, – (m.) – hier: ein Auto mit zwei Sitzen
Lenkrad, Lenkräder (n.) – das Steuer im Fahrzeug
Pedale, -en (f.) – hier: der Hebel für Bremse, Gas und Kupplung, der im Auto mit dem Fuß
bedient wird
Insasse, -n/ Insassin, -nen – hier: jemand, der in einem Verkehrsmittel sitzt
in Serie bauen – für den normalen Verkauf herstellen
offene Fragen – etwas ist ungeklärt
beziehungsweise – besser gesagt; genauer gesagt
etwas hacken (aus dem Engl.) – hier: sich unerlaubt Zugang zu Computersystemen
verschaffen

Lieber Bargeld als Kreditkarte

Im Ausland ist es üblich, Einkäufe mit der Kreditkarte zu bezahlen. In Deutschland wird lieber
bar gezahlt, denn viele Deutsche haben Angst vor Datenmissbrauch. Eine Welt ohne Bargeld können
sie sich nicht vorstellen. Der deutsche Durchschnittsbürger scheint ein starkes Misstrauen gegenüber
der Kartenzahlung zu haben. Eine Studie der Bundesbank zeigt: 53 Prozent der privaten Einkäufe
in Deutschland werden bar bezahlt. Das ist eine hohe Zahl für die moderne deutsche Wirtschaft.
Ein Drittel der Befragten gab sogar an, ausschließlich bar zu zahlen. Barzahlung ist besonders bei
Rentnern beliebt.

Sicherheit und Datenschutz sind den Deutschen sehr wichtig. Sie haben Angst vor kriminellen
Hackern und Datenmissbrauch. Darum zahlen viele lieber bar. Außerdem nehmen viele Supermärkte
in Deutschland erst seit kurzer Zeit Kreditkarten an. „Karten waren lange Zeit für Händler das teuerste
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Zahlungsmittel, während Bar-Transaktionen sie fast gar nichts kosten“, erklärt Ulrich Binnebößel
vom Handelsverband Deutschland.

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hält Münzen und Scheine wegen der heutigen technischen
Möglichkeiten für überholt. Er möchte Bargeld am liebsten komplett abschaffen. Das würde seiner
Meinung nach nicht nur Vorteile für die Käufer bringen, sondern auch die Bekämpfung von
Geldwäsche und anderen Finanzstraftaten leichter machen. Junge Käufer könnten sich wohl leicht
an eine Welt ohne Bargeld gewöhnen, denn sie sind mit dem Internet aufgewachsen. 20 Prozent der
deutschen 14- bis 29-Jährigen zahlen bereits mit ihren Smartphones.

Für die Befürworter der Barzahlung ist das Bargeld eine Art von Freiheit. Drei von vier
Deutschen wollen es nicht akzeptieren, wenn Händler in Zukunft kein Bargeld mehr annehmen
würden, so das Ergebnis einer Umfrage. Doch ob das so bleibt, weiß niemand. Denn Zahlungsarten
ändern sich mit der Zeit. Vor 15 Jahren zum Beispiel haben die Deutschen aufgehört, Schecks zu
nutzen – sie galten als überholt.

Vokabular
Lieber Bargeld als Kreditkarte

Missbrauch (m., nur Singular) – das Benutzen von etwas auf unerlaubte Weise
Kartenzahlung (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man mit Kreditkarte oder EC-Karte
bezahlt
Studie, -n (f.) – eine wissenschaftliche Untersuchung zu einem bestimmten Thema
etwas an|geben – etwas benennen; über etwas Auskunft geben
ausschließlich – nur
Datenschutz (m., nur Singular) – die Tatsache, dass persönliche Informationen von Bürgern
geheim bleiben
Hacker, -/Hackerin, -nen (aus dem Englischen) – jemand, der sich unerlaubt Zugang zu
Computersystemen verschafft
Händler, -/Händlerin, -nen – jemand, der Waren kauft und wieder verkauft
Transaktion, -en (f.) – hier: das Tauschen von Waren gegen Geld
Verband, Verbände (m.) – eine Vereinigung von Organisationen mit gleichen Interessen
Wirtschaftsweise, -n (m./f.) – jemand, der die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes
untersucht und sie sehr gut kennt
Münze, -n (f.) – das Geldstück
überholt – hier: nicht mehr aktuell; so, dass etwas nicht mehr in die moderne Zeit passt
etwas ab|schaffen – dafür sorgen, dass es etwas nicht mehr gibt
Geldwäsche (f., nur Singular) – die Handlung, bei der man illegal verdientes Geld in die
legale Wirtschaft bringt
Straftat, -en (f.) – eine kriminelle, illegale Handlung
Befürworter, -/Befürworterin, -nen – die Person, die etwas gut findet
Umfrage, -n (f.) – die Befragung von Teilen der Bevölkerung zu einem bestimmten Thema
etwas akzeptieren – etwas so annehmen, wie es ist
Bevölkerungswachstum: Gefahr oder Chance?

Die Bevölkerung der Erde wächst schnell. Laut einer Studie wird es im Jahr 2100
über elf Milliarden Menschen geben. Viele fürchten, dass deswegen Hunger und Krankheiten
zunehmen werden. Doch Experten sehen auch Chancen. Die Vereinten Nationen haben eine Studie
veröffentlicht, nach der im Jahr 2100 vier Milliarden Menschen mehr auf der Erde leben werden.
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Die Weltbevölkerung wächst so schnell, dass viele Menschen Angst vor der Zukunft haben. Denn am
stärksten wächst die Bevölkerung in armen Ländern, wo die Menschen schon heute viele Probleme
haben. Die Politologin Ute Stallmeister meint: „Die Gefahr ist, dass Armut und Hunger weiter
zunehmen.“

Doch das muss nicht unbedingt stimmen. „So einfach ist das nicht mit dem
Bevölkerungswachstum und der Armut“, sagt Gerhard Heilig von den Vereinten Nationen. „Das
Bevölkerungswachstum kann auch einen positiven Effekt auf das Wirtschaftswachstum haben.“ Wenn
in einem Land viele junge Leute mit guter Ausbildung leben, kann die Wirtschaft sehr schnell
wachsen.

Die Studie rechnet damit, dass bei steigender Weltbevölkerung besonders die Städte
immer größer werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Regierungen viel mehr in Infrastruktur,
Wasserversorgung und Abwassersysteme investieren. Nur so können sie verhindern, dass noch mehr
Menschen unter schlechten Bedingungen wohnen müssen.

Ute Stallmeister meint auch, dass die Menschen in Zukunft sparsamer leben müssen: „Denn
wenn alle Menschen auf der Erde so leben würden, wie wir das heute in Deutschland oder den USA
tun, dann wäre die Erde schon heute nicht mehr tragfähig.“ Lernt die Menschheit daraus, dann könnte
sie auch im Jahr 2100 auf der Erde glücklich leben.

Vokabular
Bevölkerungswachstum: Gefahr oder Chance?

Studie, -n (f.) – eine wissenschaftliche Untersuchung zu einem bestimmten Thema


Vereinten Nationen (f., nur Plural) – die UN; eine internationale politische Organisation
Politologe, -n/Politologin, -nen – jemand, der Politikwissenschaften studiert hat
Armut (f., nur Singular) – die Tatsache, dass Menschen arm sind
nicht unbedingt – so nicht sicher; nicht in jedem Fall
Bevölkerungswachstum (n., nur Singular) – die Tatsache, dass die Zahl der Menschen auf
der Erde oder an einem bestimmten Ort steigt.
Effekt, -e (m.) – die Folge; die Auswirkung
Wirtschaftswachstum (n., nur Singular) – die positive Entwicklung der Wirtschaft
Infrastruktur (f., nur Singular) – alle Anlagen/Einrichtungen, die zur Entwicklung der
Wirtschaft notwendig sind, z.B. Straßen, damit Autos fahren können
Wasserversorgung, -en (f.) – die Technik, mit der frisches Wasser zu den Menschen gebracht
wird
Abwassersystem, -e (n.) – die Leitungen, durch die das schmutzige Wasser von den Häusern
wegfließt.
investieren – hier: Geld oder Arbeitszeit in etwas stecken, damit es besser wird
nicht tragfähig – gemeint ist hier: so, dass es nicht möglich ist, dass die Menschen auf der
Erde zusammen leben
Menschheit (f., nur Singular) – alle Menschen

Das Märchen vom bösen Wolf

Mehr als 150 Jahre lang gab es keine Wölfe in Deutschland. Jetzt sind die Tiere zurück – und mit
ihnen alte Vorurteile und Ängste. Aber müssen die Menschen wirklich Angst vor dem Wolf haben?

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Dürfen meine Kinder noch draußen spielen? Wie muss ich meine Schafe schützen? Sind
Wölfe wirklich nicht gefährlich? Diese und ähnliche Fragen hört Markus Bathen, Mitarbeiter des
Naturschutzbundes Deutschland (NABU) in der letzten Zeit häufiger. Denn in Deutschland leben
seit einigen Jahren wieder Wölfe. Mehr als 35 Rudel wurden erst 2015 gezählt. Und ihre Zahl nimmt
zu. Menschen wie Bathen versuchen, die Bevölkerung über den Wolf aufzuklären.

In der Vergangenheit wurden Wölfe gejagt, weil sie Schafe und Ziegen fraßen und so die
Existenz der Menschen bedrohten. Dies ging so weit, dass sie in Deutschland im 19. Jahrhundert
vom Menschen ausgerottet wurden. Jetzt kommen die Tiere aus Polen wieder ins Land. Sie breiten
sich vor allem in Gebieten im Osten von Deutschland, in denen nur wenige Menschen leben, immer
weiter aus.

Da Wölfe heute vom Aussterben bedroht sind, stehen sie unter Naturschutz. Ihr Ruf in der
Bevölkerung ist aber auch heute noch schlecht – zu Unrecht, meint Markus Bathen. Schuld daran
sind unter anderem die Medien mit reißerischen Berichten über den bösen Wolf und alte Märchen.
Gefährlich für den Menschen werden Wölfe aber nur selten. Die Tiere sind scheu und fliehen, wenn
Menschen in ihre Nähe kommen, so Bathen.

Schafe und Ziegen werden allerdings immer noch von Wölfen getötet. Tierhalter bekommen
deshalb Geld von der Regierung – zum Beispiel um Elektrozäune kaufen zu können, die ihre Tiere
vor Wölfen schützen. Und wenn eines ihrer Tiere trotzdem von einem Wolf getötet wird, erhalten
sie einen finanziellen Ausgleich. Markus Bathen hofft, dass es in Zukunft ein Zusammenleben von
Menschen und Wölfen ohne Vorurteile geben wird.

Vokabular
Das Märchen vom bösen Wolf

Schaf, -e (n.) – ein Tier, dessen Wolle zur Herstellung von Kleidung u. Ä. genutzt wird
Naturschutzbund, -bünde (m.) – eine Organisation, die sich für den Schutz von Tieren und
Natur einsetzt
Rudel, – (n.) – eine kleine Gruppe von Tieren (z. B. → Wölfe), die zusammenleben
jemanden über etwas auf|klären – jemandem viele Informationen über etwas geben
jagen – hier: verfolgen und töten
Ziege, -n (f.) – ein Tier mit Hörnern, dessen Milch zu Käse verarbeitet wird
die Existenz von jemandem bedrohen – hier: das Leben für jemanden sehr schwer machen
(eine Tierart) aus|rotten – so viele Tiere einer Art töten, dass es keine mehr gibt
sich aus|breiten – hier: immer mehr werden und ein immer größeres Gebiet bewohnen
eine Tierart ist vom Aussterben bedroht – es gibt nur noch so wenige einer Tierart, dass
diese vielleicht bald nicht mehr existiert
unter Naturschutz stehen – besonders geschützt sein und nicht getötet (Tiere) oder zerstört
(Pflanzen) werden dürfen
Ruf (m., nur Singular) – hier: die öffentliche Meinung über jemanden/etwas
zu Unrecht – ohne Grund; so, dass etwas ein Irrtum ist
reißerisch – sehr übertrieben; so, dass man etwas absichtlich falsch darstellt, um zu provozieren
oder eine Geschichte besser zu verkaufen
scheu – ängstlich
fliehen – weglaufen
Halter, -/Halterin, -nen – hier: jemand, der ein Tier besitzt
Elektrozaun, -zäune (m.) – ein Gitter, durch das Strom fließt und das ein Gebiet umgibt
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt

Der deutsche Weihnachtsmarkt ist weltberühmt. Deshalb kommen im Dezember Besucher aus
vielen Ländern in die Heimat von Lebkuchen und Glühwein, und manchmal treffen sie dann sogar
das Christkind. In der Vorweihnachtszeit sieht man in deutschen Innenstädten überall Holzbuden,
an denen heiße Getränke und Christbaumschmuck verkauft werden. Etwa 1500 große und kleine
Weihnachtsmärkte gibt es jedes Jahr in Deutschland. Einige haben eine sehr lange Tradition.

Einer der ältesten Weihnachtsmärkte Deutschlands ist in Dresden. Er findet 2020 zum 586.
Mal statt. Die bayerische Kleinstadt Rothenburg ob der Tauber ist wegen ihrer mittelalterlichen
Altstadt ein Besuchermagnet, dorthin kommen besonders viele Touristen aus Asien. Und beim
berühmten „Nürnberger Christkindlesmarkt“ kann man das Christkind treffen, das von einer Frau
im Engelskostüm dargestellt wird.

In den Großstädten können Glühwein-Enthusiasten meist zwischen mehreren Märkten wählen:


So gibt es in Köln sogar sieben Weihnachtsmärkte. Auf dem größten Markt am Dom werden in
diesem Jahr rund vier Millionen Gäste erwartet – so viele wie sonst nirgendwo in Deutschland. Eins
ist auf allen Weihnachtsmärkten gleich: An den vielen Ständen kann man handgefertigtes Spielzeug,
Geschenke und regionale Spezialitäten wie zum Beispiel Lebkuchen oder Christstollen kaufen.

„Der Run auf die Weihnachtsmärkte ist ungebrochen“, sagt Hans-Peter Ahrens, der Präsident
der deutschen Marktkaufleute. Mittlerweile gibt es auch moderne Ableger mit Autoscootern
und Bierständen. 2013 besuchten etwa 85 Millionen Menschen aus der ganzen Welt einen
Weihnachtsmarkt. Am schönsten ist es für die Besucher, wenn das Christkind es dann schneien lässt.

Vokabular
Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt

Weihnachtsmarkt, -märkte (m.) – ein Markt, der nur in der Weihnachtszeit stattfindet
Lebkuchen, – (m.) – ein Gebäck mit Gewürzen und Honig
Glühwein, -e (m.) – ein für Weihnachten typischer Wein mit Gewürzen, den man warm trinkt
Christkind (n., nur Singular) – eine christliche Symbolfigur des Weihnachtsfestes, meist als
→ Engel dargestellt
Vorweihnachtszeit (f., nur Singular) – die Zeit vor Weihnachten
Holzbude, -n (f.) – ein kleines Haus aus Holz mit einem Raum (auch: der Stand)
Christbaumschmuck (m., nur Singular) – schöne Dinge wie Kugeln oder Lametta, mit
denen man zu Weihnachten den Tannenbaum schmückt
mittelalterlich – bezogen auf eine Epoche der europäischen Geschichte (etwa 500 bis 1500
n. Chr.)
Besuchermagnet, -en (m.) – hier: ein Ort, an den viele Menschen kommen wollen
Engel, – (m.) – ein himmlisches Wesen in Gestalt eines Menschen mit Flügeln
Enthusiast, -en/ Enthusiastin, -nen (m./f.) – ein Fan; ein Liebhaber
Dom, -e (m.) – eine besonders große und schöne Kirche
handgefertigt – mit den Händen hergestellt; ohne Hilfe einer Maschine gemacht
Spezialität, -en (f.) – eine Sache, die für etwas oder jemanden besonders typisch ist
Christstollen, – (m.) – ein länglicher Kuchen, den man in der Weihnachtszeit isst
Run, -s (m., meist Singular; aus dem Englischen) – hier: der Ansturm; die Nachfrage
ungebrochen – hier: so, dass etwas nicht weniger wird
Marktkaufleute (nur Plural) – Leute, die auf einem Markt etwas verkaufen
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Ableger, – (m.) – hier: eine Variante; eine neue Form

82. Mehr Frauen in Führungspositionen

Mindestens 30 Prozent der Aufsichtsräte in bestimmten großen deutschen Unternehmen


müssen ab 2016 weiblich sein. Das neue Gesetz betrifft nur wenige Stellen, dennoch wird viel darüber
diskutiert. Die Frauenquote kommt. Damit ist ein Gesetz gemeint: Es schreibt großen börsennotierten
Unternehmen ab 2016 vor, 30 Prozent der Stellen in ihren Aufsichtsräten an Frauen zu vergeben. In
einigen anderen Bereichen, zum Beispiel an Universitäten, gibt es ähnliche Regelungen schon länger.
Neu ist: Wer sich nicht an die Quote hält, soll mit Sanktionen bestraft werden. Schicken Arbeitgeber
und Gewerkschaften nicht ein Drittel Frauen in die Aufsichtsräte, dürfen die Stellen gar nicht besetzt
werden.

Für die meisten Berufstätigen in Deutschland ändert sich durch dieses neue Gesetz nichts, denn
die Quote betrifft nur wenige Spitzenjobs in insgesamt 108 Firmen. Aber in Zukunft könnte es weitere
Regelungen für andere Bereiche geben. Deshalb ist die Frauenquote umstritten, und über die Frage,
ob das Gesetz gerecht ist, wird viel diskutiert.

Einige Gegner meinen, durch eine solche Regelung, werden nun Männer diskriminiert. Andere
fragen: Sollten nicht die beruflichen Qualifikationen des Bewerbers oder der Bewerberin wichtiger
sein als das Geschlecht? Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo,
warnt: „Gesetzliche Quoten sind kontraproduktiv.“

Die Quotenbefürworter finden dagegen, dass auf jeden Fall mehr Frauen in Führungspositionen
arbeiten sollten. Es gibt genug geeignete Frauen, sagt Monika Schulz-Strelow von der Initiative
„Frauen in die Aufsichtsräte“. Manche Befürworter hoffen, dass es in der Wirtschaft einen ähnlichen
Effekt wie in der deutschen Politik geben wird: Dort war es 1979 die Partei „Die Grünen“, die zuerst
eine Frauenquote einführte. Andere Parteien folgten ihrem Beispiel, weil sie Angst um ihr Image
hatten.

Vokabular
Mehr Frauen in Führungspositionen

Führungsposition, -en (f.) – eine Arbeitsstelle mit Verantwortung für Mitarbeiter


Aufsichtsrat, -räte (m.) – eine Gruppe von Experten, die eine große Firma kontrollieren soll
Quote, -n (f.) – eine bestimmte Anzahl; eine bestimmte Prozentzahl von etwas
jemandem etwas vor|schreiben – bestimmen, wie jemand handeln soll
börsennotiert – so, dass Aktien an der Börse gehandelt werden
eine Stelle vergeben – jemandem eine Arbeitsstelle geben; eine Person einstellen
sich an etwas halten – etwas befolgen; etwas so machen, wie es entschieden wurde
eine Stelle besetzen – jemandem eine Stelle geben; eine Person einstellen
Spitzenjob, -s (m., Job = aus dem Englischen) – eine Arbeit mit sehr viel Verantwortung
umstritten – so, dass viel darüber diskutiert wird; so, dass es unterschiedliche Meinungen gibt
jemanden diskriminieren – jemanden wegen etwas schlechter behandeln als andere
Qualifikation, -en (f.) – die berufliche Ausbildung oder Weiterbildung
Verband, Verbände (m.) – die Organisation
warnen – hier: sagen, dass etwas nicht funktionieren wird
kontraproduktiv – so, dass etwas nicht die gewünschten Ergebnisse liefert
Befürworter, -/Befürworterin, -nen – jemand der etwas gut findet und es unterstützt
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Initiative, -n (f.) – eine Gruppe, die sich für ein bestimmtes Ziel einsetzt
Effekt, -e (m.) – das Ergebnis; die Reaktion
Image, -s (n., aus dem Englischen) – das Ansehen; der Ruf

Zu viel Lernen – zu wenig Engagement?

Studierende in Deutschland werden immer unpolitischer – das ist das Ergebnis einer Studie
der Universität Konstanz. Woran liegt das? Und was ist diesen jungen Menschen heute wirklich
wichtig? Studierende in Deutschland sind inzwischen eher unpolitisch. Das zeigen Befragungen, die
von der Universität Konstanz seit Anfang der 1980er Jahre regelmäßig durchgeführt werden. 2001
bezeichneten noch 45 Prozent der Befragten ihr politisches Interesse als sehr stark. Später waren es
nur noch 32 Prozent. Auch nahmen nur etwa 5000 Studierende an der letzten Befragung teil – so
wenige wie noch nie. „Es gibt […] eine gewisse Umfragemüdigkeit“, meint Michael Ramm, Soziologe
an der Universität Konstanz und verantwortlich für die Studie.

Wer heute studiert, will später vor allem einen sicheren Arbeitsplatz bekommen und gut
verdienen. Deshalb sind den Studierenden gute Noten besonders wichtig. Die Befragung zeigt
außerdem, dass sich die Studierenden immer mehr auf Privates konzentrieren. „Wenn wir danach
fragen, was den Studierenden wichtig ist, dann werden Familie und Freundeskreis fast immer an
erster Stelle genannt“, sagt Michael Ramm. Das Interesse für Politik ist zweitrangig.

Die Studentin Isabella Albert ist selbst politisch aktiv. Sie kennt das Problem, Studierende
für hochschulpolitische Aufgaben zu begeistern. „Wenn man die Leute im ersten Semester nicht
gewinnt, dann wird es sehr schwer“, sagt sie. Denn die meisten Bachelor-Studiengänge haben eine
Regelstudienzeit von nur sechs bis sieben Semestern. Danach hat man grundsätzlich keinen Anspruch
mehr auf finanzielle Unterstützung durch den Staat.

Isabella Albert erklärt: „Viele Studierende haben Angst, ihr Pensum in der Zeit nicht zu
schaffen, und wollen sich deshalb nicht zusätzlich durch politisches oder hochschulpolitisches
Engagement binden.“ Die Studentin wünscht sich mehr Unterstützung von der Universität: Die
Hochschulen sollten die Erstsemester stärker dazu auffordern, mitzumachen. Außerdem sollte es
ihrer Ansicht nach keinen so strengen Konsequenzen haben, wenn ein Studium länger dauert als die
Regelstudienzeit.

Vokabular
Zu viel Lernen – zu wenig Engagement?

Engagement, -s (n.) – hier: der persönliche Einsatz für etwas, das man wichtig findet
Studie, -n (f.) – eine wissenschaftliche Untersuchung
eher – hier: (im Verhältnis) mehr
Befragung, -en (f.) – eine → Studie, bei der viele Menschen dasselbe gefragt werden
etwas bezeichnen als – etwas nennen; etwas beschreiben als
Soziologe, -n/Soziologin, -nen – jemand, der das Zusammenleben einer Gesellschaft
wissenschaftlich untersucht
gewiss – nicht genauer bestimmt
Umfragemüdigkeit (f., nur Singular) – gemeint ist hier: die Tatsache, dass man keine Lust
mehr hat, an einer Befragung teilzunehmen
Arbeitsplatz, -plätze (m.) – die berufliche Tätigkeit; der Job
zweitrangig – so, dass etwas nicht das Wichtigste ist
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

jemanden für etwas begeistern – dafür sorgen, dass jemand etwas toll findet
jemanden gewinnen – dafür sorgen, dass jemand etwas gut findet/bei etwas mitmacht
Studiengang, -gänge (m.) – ein Fach, das man an einer Hochschule studieren kann
Regelstudienzeit, -en (f.) – die Zeit, wie lange man für sein Studium brauchen soll
Anspruch, -sprüche (m.) – hier: das Recht
Pensum, Pensen (n.) – die Menge an Arbeit, die man in einer bestimmten Zeit tun muss
zusätzlich – auch noch; außerdem
sich binden – hier: versprechen, dass man etwas tut; sich festlege
Erstsemester (nur Plural) – jemand, der im ersten Semester ist/anfängt, zu studieren
84. Ernste Krankheit: Depression

Depression ist eine Krankheit. Die Betroffenen leiden an Hoffnungslosigkeit und können
kaum schlafen. Auch verlieren sie oft ihre sozialen Kontakte. Denn ihr Verhalten können viele
Menschen nicht verstehen. Hoffnungslosigkeit, Antriebslosigkeit und Verzweiflung – im schlimmsten
Fall sogar Selbstmordgedanken: So geht es Menschen mit Depressionen. In Deutschland leiden etwa
vier Millionen Menschen daran. Thomas Müller-Rörich ist einer von ihnen. Die ersten Symptome
der Krankheit zeigten sich bei ihm vor mehr als 20 Jahren. Er erzählt: „Ich war vollkommen
empfindungslos. Ich konnte meine Kinder überhaupt nicht mehr als Kinder wahrnehmen, mich nicht
mehr mit ihnen freuen oder irgendwelche Ausflüge machen.“

Oft wissen die Erkrankten am Anfang nicht, was mit ihnen los ist. Manche denken, sie haben
eine Infektion. Andere meinen: Schlafstörungen sind der Grund dafür, dass es ihnen schlecht geht.
Dabei sind Schlafstörungen Symptome für eine Depression. Müller-Rörich empfiehlt, dass man sich
so schnell wie möglich über die Krankheit informieren sollte. Er sagt: „Bitte nicht auf die lange Bank
schieben und einen Arzt aufsuchen. Es wird nicht besser, es wird schlimmer.“

Gesunde Menschen können nur schwer verstehen, was hinter Depressionen steckt. Wenn
jemand im Beruf keine Leistung mehr bringt, wird ihm vorgeworfen: Der will gar nicht arbeiten.
Wenn jemand soziale Kontakte nicht mehr aufrechterhält, denken Freunde und Bekannte: Der will
nichts mehr mit mir zu tun haben. Dadurch kann der Erkrankte allmählich alle seine Kontakte
verlieren.

Durch Medikamente, Therapien und Selbsthilfegruppen geht es Müller-Rörich mittlerweile


besser. Psychotherapie und Antidepressiva sind übliche Behandlungsmethoden bei Depressionen.
Nicht so hilfreich, wie viele Menschen denken, ist eins: Schlaf. In den letzten Jahren haben
sich Forscher intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Professor Ulrich Hegerl von der Klinik für
Psychiatrie in Leipzig bestätigt: „Wenn die Menschen die zweite Nachthälfte wach bleiben, dann
zeigen 60 Prozent eine abrupte Besserung in den frühen Morgenstunden.“
Depression, -en (f.) – eine psychische Krankheit, bei der man längere Zeit mutlos ist
Vokabular
Ernste Krankheit: Depression

Betroffene, – (m./f.) – jemand, der ein bestimmtes Problem hat


Hoffnungslosigkeit (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man keine Hoffnung hat
(sozialer) Kontakt, -e (m.) – der Freund/die Freundin; der/die Bekannte
Antriebslosigkeit (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man keine Kraft hat, etwas zu tun
Verzweiflung, -en (f.) – der Zustand, in dem man völlig ohne Hoffnung ist
Symptom, -e (n.) – das Anzeichen für eine Krankheit
empfindungslos – so, dass jemand keine Gefühle (z. B. Trauer, Freude) hat
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

jemanden wahrnehmen – hier: jemanden sehen; jemanden erkennen


Infektion, -en (f.) – die Tatsache, dass man etwas im Körper hat, das einen krank macht
Schlafstörung, -en (f.) – die Tatsache, dass man nicht oder schlecht schlafen kann
etwas auf die lange Bank schieben – umgangssprachlich für: etwas nicht sofort tun
jemanden auf|suchen – zu jemandem hingehen; jemanden besuchen
hinter etwas stecken, etwas steckt hinter etwas – hier: etwas hat Auswirkungen
jemandem etwas vor|werfen – jemanden für etwas kritisieren
etwas aufrecht|erhalten – hier: dafür sorgen, dass etwas nicht weniger wird
mit jemandem etwas zu tun haben wollen – zu jemandem Kontakt haben wollen
Therapie, -n (f.) – hier: die ärztliche Behandlung einer Krankheit, die die Seele betrifft (auch:
die Psychotherapie)
Selbsthilfegruppe, -n (f.) – eine Gruppe von Menschen mit demselben Problem, die sich
gegenseitig helfen
Antidepressivum, Antidepressiva (n.) – ein Medikament gegen → Depressionen
intensiv – hier: mit viel Energie und Aufmerksamkeit
abrupt – schnell; plötzlich
85. Gefahr durch Stress am Arbeitsplatz

Immer erreichbar sein, viele Aufgaben gleichzeitig erledigen, Termin- und Leistungsdruck: All
das kann zu psychischen Belastungen führen – und im schlimmsten Fall sogar zur Arbeitsunfähigkeit.
Lärmverordnungen und Bestimmungen darüber, in welchen Berufen eine besondere Schutzkleidung
nötig ist, gibt es schon länger. Seit dem Jahr 2013 stehen auch psychische Belastungen als mögliches
Gesundheitsrisiko im Arbeitsschutzgesetz. Jedes Unternehmen muss untersuchen, wie gefährdet seine
Mitarbeiter sind, und Maßnahmen dagegen ergreifen.

Psychische Belastungen können zum Beispiel durch Termin- und Leistungsdruck entstehen.
Manche Beschäftigte leiden aber auch darunter, dass sie ständig bei ihrer Arbeit unterbrochen werden
oder viele Aufgaben gleichzeitig erledigen müssen. Ein Problem ist auch, dass sich viele Arbeitnehmer
in ihrer Freizeit nicht mehr richtig erholen können. Durch Handys sind sie für ihre Arbeitgeber ständig
erreichbar – auch am Wochenende.

Die Folge von psychischen Belastungen können Motivationsverlust und Erschöpfung, aber
auch psychische und körperliche Erkrankungen sein. Im schlimmsten Fall können die Beschäftigten
überhaupt nicht mehr arbeiten. Laut einer Studie der Bundespsychotherapeutenkammer von 2013
gingen im Jahr 2012 etwa 75.000 Menschen wegen psychischer Erkrankungen in Frührente.

Grenzwerte, ab wann ein Unternehmen etwas gegen psychische Belastungen tun sollte, gibt es
nicht. Eine Empfehlung ist das so genannte „Ampelprinzip“. Hiltraut Paridon, Psychologin bei der
Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, sagt: „Wenn bei bis zu einem Drittel der Arbeitsplätze
psychische Belastungen vorliegen, muss man nicht eingreifen. Wenn es über zwei Drittel sind, dann
springt die Ampel auf Rot und dann müssen die Verantwortlichen Maßnahmen ergreifen.“

Vokabular
Gefahr durch Stress am Arbeitsplatz

Termindruck (m., nur Singular) – die Tatsache, dass man schnell arbeiten muss
Leistungsdruck (m., nur Singular) – der psychische Druck, gut zu arbeiten
psychische Belastung, -en (f.) – der psychische Druck
Arbeitsunfähigkeit (f., nur Singular) – der Zustand, dass jemand nicht arbeiten kann
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Lärmverordnung, -en (f.) – hier: die Regelung, wie laut ein Arbeitsplatz sein darf
Bestimmung, -en (f.) – die Regel; die Regelung
Arbeitsschutzgesetz, -e (n.) – das Gesetz zur Sicherheit der Arbeitnehmer
Gesundheitsrisiko, -risiken (n.) – die Gefahr für die Gesundheit
gefährdet sein – in Gefahr sein; bedroht sein
Maßnahmen ergreifen – Lösungen für ein Problem finden
Beschäftigte, -n (m./f.) – der Arbeitnehmer/die Arbeitnehmerin
Motivationsverlust (m., nur Singular) – die Tatsache, dass man keine Lust zu etwas hat
Erkrankung, -en (f.) – die Krankheit
laut – hier: nach; so wie es geschrieben steht
Bundespsychotherapeutenkammer (f., nur Singular) – die Organisation, die sich
deutschlandweit für die Interessen von Psychotherapeuten und Psychologen einsetzt
Grenzwert, -e (m.) – der Punkt, ab dem etwas gefährlich wird
Frührente (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man vor Eintritt des Rentenalters in Rente
geht
vor|liegen; etwas liegt vor – vorkommen
ein|greifen – etwas gegen etwas machen
die Ampel springt auf Rot – die Ampel wird rot
Verantwortliche, -n (m./f.) – jemand, der verantwortlich ist
86. Im Schatten des Kölner Doms

Der Kölner Dom ist eine sehr berühmte Sehenswürdigkeit. Weniger bekannt ist die Domplatte
um die Kirche herum. Doch für viele Kölner ist auch sie ein Wahrzeichen und das Herz der Stadt.
Der Kölner Dom ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Jährlich besichtigen
Millionen Menschen den Dom. Die wenigsten kennen allerdings die Domplatte, die ihn umgibt: eine
7000 Quadratmeter große Fußgängerzone. Sie ist immer im Schatten des mächtigen Bauwerks und
daher eine Sehenswürdigkeit auf den zweiten Blick.

Im Gegensatz zum Dom ist die Domplatte ziemlich jung. 1971 wurde sie fertiggestellt. Bis
dahin fuhr der Verkehr direkt am Dom vorbei. Jetzt fahren die Autos durch einen Tunnel unter der
Domplatte. Außerdem schafft sie eine barrierefreie Verbindung zwischen der Innenstadt und dem
kleinen Hügel, auf dem der Dom steht. Frank Lambertin, der seit 25 Jahren ein Fotogeschäft direkt
an der Nordseite des Doms hat, sagt: „Die Domplatte ist das Herz von Köln.“

Früher hatte die Domplatte ein schlechtes Image. Dagegen kämpft die Stadt Köln seit einigen
Jahren an. Sie errichtete z. B. 2005 eine große Freitreppe, die den Bahnhof mit dem Dom verbindet.
Hier posieren täglich zahlreiche Besucher: Alle wollen ein Erinnerungsbild mit dem Dom. Doch die
Domplatte ist auch eine Bühne für selbst ernannte Stars. Jeden Tag zeigen viele Künstler und Musiker
ihr Können. Auch Fantreffen und Protestaktionen finden hier häufig statt.

An der Ostseite des Doms ist es ruhiger. Hier gibt es für die Kulturinteressierten das
Römisch-Germanische Museum und das Museum Ludwig für moderne und zeitgenössische Kunst.
Frank Lambertin ist fest davon überzeugt: „Für einen echten Kölner ist die Domplatte immer ein
Lieblingsplatz.“

Vokabular
Im Schatten des Kölner Doms

im Schatten von etwas sein – wegen etwas nicht beachtet werden


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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Domplatte (f., nur Singular) – der große Platz um den Kölner Dom herum
Wahrzeichen, – (n.) – eine Sehenswürdigkeit, die charakteristisch für einen Ort ist
etwas umgeben – hier: um etwas herum sein
mächtig – hier: groß; beeindruckend
auf den zweiten Blick – hier: so, dass etwas nicht sofort wahrgenommen wird
etwas fertig|stellen – etwas vollenden
barrierefrei – hier: so, dass man auch im Rollstuhl überallhin gelangt
Hügel,– (m.) – ein kleiner Berg
Image (n., aus dem Englischen, nur Singular) – der Ruf; der Eindruck, den die Leute
allgemein von etwas haben
etwas errichten – hier: etwas erschaffen; etwas aufbauen
Freitreppe, -n (f.) – eine große Treppe vor einem Gebäude
posieren – hier: sich so hinstellen, dass man auf Fotos gut aussieht
selbst ernannt – so, dass man sich selbst als etwas bezeichnet
Star, -s (m., aus dem Englischen) – jemand, der berühmt ist und etwas gut kann
Fantreffen, – (n.) – eine Versammlung von Leuten, die alle dasselbe (z. B. einen Fußballverein)
toll finden
Protestaktion, -en (f.) – eine Handlung oder Versammlung, mit der man gegen etwas
protestieren möchte
zeitgenössisch – aus der Gegenwart; von heute

87. Obdachlose nicht erwünscht


Auch in einem reichen Land wie Deutschland leben Menschen auf der Straße. Ihre Zahl hat in
den letzten Jahren deutlich zugenommen. Aber statt die Armut zu bekämpfen, werden Arme oft aus
den Innenstädten vertrieben. Seit zehn Jahren hat Torsten Meiners keinen festen Wohnsitz, er lebt
auf der Straße, mitten in Hamburg, einer der reichsten Städte Deutschlands. Mit diesem Schicksal ist
er nicht allein. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat in den letzten Jahren einen
starken Anstieg der Wohnungslosigkeit in Deutschland festgestellt. Die Zahl der Menschen ohne
Wohnung ist in Deutschland nach einer Schätzung im vergangenen Jahr um gut vier Prozent auf
678.000 gestiegen.
In der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 2020 wurden in Berlin insgesamt 1.967 obdachlose
Menschen gezählt. Die meisten Obdachlosen wurden in den Einrichtungen der Kältehilfe angetroffen.
807 Personen befanden sich zum Zeitpunkt der Erhebung auf der Straße. In den Bereichen des
Öffentlichen Personennahverkehrs hielten sich in der genannten Nacht 158 obdachlose Menschen
auf.
Das Leben auf der Straße ist hart. Oft werden Obdachlose, die sich vor Geschäften und Cafés
aufhalten, weggeschickt. Im Hamburger Stadtteil St. Pauli wurde sogar ein Zaun aufgestellt, um sie
von einem beliebten Schlafplatz fernzuhalten. Vor einem Kaufhaus brachte man Wasserstrahler an,
die nachts die dort Schlafenden durchnässten. Sogar von öffentlichen Plätzen wie dem Hamburger
Hauptbahnhof würden wohnungslose Menschen oft vom Sicherheitspersonal vertrieben, erzählt
Meiners.
Nicht nur in Hamburg, auch in anderen deutschen und europäischen Städten gibt es solche und
ähnliche Maßnahmen. Christoph Butterwegge, Armutsforscher der Universität Köln, weist darauf
hin, dass vor allem große Bahnhöfe zu Einkaufszentren umgestaltet werden: „Da übergibt man die
Verantwortung an ein privates Unternehmen. Das säubert dann entsprechend und lässt den Armen
und Obdachlosen keinen Platz mehr“, so der Wissenschaftler.
Torsten Meiners kann die Geschäftsbesitzer und Anwohner sogar verstehen, aber für die
Maßnahmen hat er kein Verständnis. „So kann man mit Menschen einfach nicht umgehen“, sagt er.
Er ist der Meinung, die Politik muss Lösungen finden, die beiden Seiten gerecht werden. Am besten
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

wäre es, das soziale Netz würde verhindern, dass Menschen überhaupt auf der Straße leben müssten.
Denn: Eine freiwillige Entscheidung ist ein solches Leben eigentlich nie, sagt Meiners.

Vokabular
Obdachlose nicht erwünscht

obdachlos – ohne offizielle Adresse und Wohnung


erwünscht – willkommen; akzeptiert
jemanden vertreiben – hier: jemanden von einem Ort wegschicken, weil man nicht will, dass
er dort ist
Wohnsitz, -e (m.) – die Adresse, unter der man bei der Behörde angemeldet ist und lebt
Schicksal, -e (n.) – hier: die traurige Lebensgeschichte; die traurige Lebenssituation
Anstieg, -e (m.) – der Prozess, bei dem etwas immer mehr wird
hart – hier: schwierig; problematisch
sich an einem Ort auf|halten – an einem Ort sein
jemanden von etwas fern|halten – dafür sorgen, dass jemand nicht an einen bestimmten Ort
kommen kann; dafür sorgen, dass jemand nicht an etwas herankommt
etwas an|bringen – etwas befestigen; etwas montieren; etwas anbauen
Wasserstrahler, – (m.) – ein Gerät, dass Wasser mit starkem Druck herauslässt
jemanden durchnässen – jemanden sehr nass machen
auf etwas hin|weisen – etwas zur Erklärung für etwas sagen
etwas um|gestalten – etwas verändern; etwas eine neue Form/ein neues Aussehen geben
jemandem etwas übergeben – etwas an jemanden abgeben
Anwohner, -/Anwohnerin, -nen – eine Person, die neben etwas lebt
Unternehmen, – (n.) – die Firma
etwas säubern – hier: etwas von etwas entfernen; etwas von etwas frei machen
kein Verständnis für etwas haben – etwas nicht akzeptieren
jemandem gerecht werden – jemanden zufriedenstellen

88. Familie kann alles sein

Was versteht man in Deutschland unter einer Familie? Diese Frage hat eine Studie untersucht
und überraschende Antworten gefunden. Können sie dabei helfen, dass in Deutschland die niedrige
Geburtenrate steigt? In Deutschland bekommt jede Frau durchschnittlich nur noch 1,3 Kinder.
Wie kann eine Gesellschaft die sinkende Geburtenrate stoppen? Eine Studie des Bundesinstituts für
Bevölkerungsforschung (BiB) ergab: Die Politik konzentriert sich zu sehr darauf, wie man Familie mit
Beruf vereinbaren kann. Dabei werden die kulturellen Vorstellungen der Menschen kaum beachtet.
Marie-Luise Lewicki, Chefredakteurin der Zeitschrift „Eltern“, meint: „Das bisherig Leitbild, das
vorschreibt, was eine Familie ist, ist vollkommen überholt.“

Aber was ist überhaupt noch eine Familie? Für die meisten jungen Menschen verkörpert
nach wie vor das verheiratete Ehepaar mit Kindern die klassische Familie. Aber fast 90
Prozent der Befragten verstehen unter Familie auch homosexuelle Paare, Patchworkfamilien oder
Alleinerziehende.

Norbert Schneider, Direktor des BiB und Autor der Studie, meint: „Es gibt keine positiv
besetzten Familienbilder in Deutschland. Jedes Bild beinhaltet sofort eine Negativfolie.“ Der
klassischen Mutter und Ehefrau wird vorgeworfen, dass sie es sich auf Kosten anderer gut gehen

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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

lässt. Den berufstätigen Müttern wird der Vorwurf gemacht, sich auf Kosten ihrer Kinder selbst zu
verwirklichen.

Die Autoren der Studie empfehlen, dass die Politik der Vielfalt des Familienlebens gerecht
werden soll. Man soll Vätern, die sich mehr um die Familie kümmern wollen, und Müttern, die sich
mehr um den Beruf kümmern wollen, helfen. Außerdem soll es mehr aktive Gleichstellungspolitik der
Geschlechter geben. Lewicki fordert: „Es muss endlich über eine Kultur einer familienfreundlichen
Gesellschaft diskutiert werden.“

Vokabular
Familie kann alles sein

Familienbild, -er (n.) – die Vorstellung, wie eine Familie sein soll
Geburtenrate (f., nur Singular) – hier: die Anzahl der Geburten in einem Land pro Frau
sich auf etwas konzentrieren – hier: gezielt an etwas arbeiten
etwas mit etwas vereinbaren – etwas so organisieren, dass es mit etwas anderem
zusammenpasst
Leitbild, -er (n.) – das Vorbild; das Ideal
etwas vorschreiben – hier: bestimmen, wie etwas sein muss; vorgeben
überholt – hier: altmodisch; nicht mehr zeitgemäß
etwas verkörpern – etwas darstellen; das Symbol für etwas sein
klassisch – üblich; normal; konventionell
Patchworkfamilie, -n (f., aus dem Englischen) – neu zusammengesetzte Familie, in der nicht
alle miteinander verwandt sind
Alleinerziehender, Alleinerziehende/Alleinerziehende, – – eine Person, die ihr Kind alleine
und ohne einen Partner aufzieht
positiv besetzt – so, dass man mit etwas nur Gutes verbindet
Negativfolie, -n (f.) – gemeint ist hier: das negative Bild; die schlechten Vorstellungen
jemandem etwas vorwerfen – jemanden für etwas kritisieren (Substantiv: der Vorwurf)
es sich gut gehen lassen – hier: nicht arbeiten und sich von anderen bedienen lassen
auf Kosten von jemandem – hier: so, dass es einer anderen Person schadet
sich selbst verwirklichen – hier: das tun, was man sein Leben lang machen möchte
Vielfalt (f., nur Singular) – die Tatsache, dass es viel Unterschiedliches von etwas gibt
einer Sache gerecht werden – sich so verhalten, dass es zu einer Sache passt
89. Rassismus in den Medien

Die Tötung eines Afroamerikaners durch die Polizei sorgt in den USA für Proteste. Die
Berichterstattung der Medien wird als rassistisch kritisiert. Experten betonen, dass auch deutsche
Medien oft Vorurteile verbreiten. Seit im August 2014 der unbewaffnete, schwarze Jugendliche
Michael Brown von der Polizei erschossen wurde, gibt es nicht nur Demonstrationen und Proteste
gegen die Polizeigewalt. Auch über die Wirkung von Bild und Text in Medienberichten wird viel
diskutiert. Anlass war ein Foto des Toten, das der amerikanische Nachrichtensender NBC News
verwendet hatte. Es entsprach dem Vorurteil des kriminellen schwarzen Jugendlichen und löste
Diskussionen über Rassismus in den Medien aus.

Der ebenfalls afroamerikanische Student Tyler Atkins veröffentlichte auf Twitter zwei Fotos
von sich: Auf dem einen hat er einen schwarzen Anzug an und hält ein Saxophon in der Hand. Das
andere stammt aus einem Rap-Video, er trägt ein Kopftuch und zeigt mit dem Finger auf die Kamera.
Auf die dazu gestellte Frage: „Wenn Sie mich erschossen hätten, welches Bild würden sie hinterher
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

von mir zeigen?“, reagierten Tausende mit ähnlichen Fotos. Sie protestierten so gegen die Art und
Weise, wie Afroamerikaner in den Medien dargestellt werden.
Aber nicht nur in den USA bestätigen Medien oft Klischees über Bevölkerungsgruppen.
Tahir Della von der Initiative „Schwarze Menschen in Deutschland“ kritisiert, dass auch deutsche
Medienberichte immer wieder rassistische Vorurteile verstärken: „Schwarze Menschen werden oft
mit Kriminalität verbunden, und Medien greifen diese Bilder immer wieder auf“, sagt Della. Berichte
über Flüchtlinge zum Beispiel zeigen häufig Bilder von schwarzen Menschen aus Afrika, obwohl die
meisten Flüchtlinge gar nicht aus Afrika kommen, erklärt er.

Auch Berichte über Migranten aus Rumänien und Bulgarien sind häufig einseitig, meint die
deutsche Journalistin Konstantina Vassilliou-Enz. Gezeigt werden sie oft in heruntergekommenen
Wohnungen voller Müll. Dabei arbeiten sehr viele Bulgaren und Rumänen in Deutschland als Ärzte
oder im medizinischen Bereich, so Vassilliou-Enz. Sie will Journalisten dafür sensibilisieren, nicht
durch Worte oder Bilder falsche Zusammenhänge entstehen zu lassen. Am wichtigsten ist dabei eine
genaue Recherche, sagt sie.
Vokabular
Rassismus in den Medien

Rassismus (m., nur Singular) – die Meinung, dass bestimmte Menschengruppen wegen ihrer
Herkunft und Hautfarbe besser sind als andere
Afroamerikaner, – /Afroamerikanerin, -nen – ein US-Amerikaner/eine US-Amerikanerin
mit schwarzer Hautfarbe, dessen/deren Vorfahren aus Afrika kommen
für etwas sorgen – hier: etwas verursachen; der Grund für etwas sein
Berichterstattung, -en (f.) – die Art, wie in den Medien über etwas berichtet wird
etwas verbreiten – dafür sorgen, dass etwas bekannt wird
unbewaffnet – ohne Waffen
jemanden erschießen – jemanden mit einer Schusswaffe töten
Anlass, Anlässe (m.) – der Grund
etwas entsprechen – hier: so, dass etwas etwas bestätigt
etwas aus|lösen – der Grund/der →Anlass für etwas sein
Saxophon, -e (n.) – ein Musikinstrument zum Blasen, das oft im Jazz verwendet wird
Klischee, -s (n.) – das Vorurteil; die feste Meinung über etwas/jemanden, das man selbst nicht
kennengelernt hat
Initiative, -n (f.) – hier: eine Gruppe von Personen, die sich für etwas einsetzt
etwas verbinden – hier: einen Zusammenhang zwischen etwas herstellen
etwas auf|greifen – hier: etwas auch so machen; etwas auch verwenden
Flüchtling,-e (m.) – eine Person, die aus Angst vor etwas ihr Land verlässt, um woanders zu
leben
einseitig – so, dass etwas nur einen Teil einer Sache beschreibt; nur aus einer Perspektive
heruntergekommen – hier: in einem sehr schlechten Zustand
jemanden für etwas sensibilisieren – jemanden auf etwas aufmerksam machen
90. Zu wenig Platz auf der Erde

Die Weltbevölkerung wächst so schnell wie noch nie. Die Statistiker der UN erwarten den
sieben milliardsten Erdenbürger. Das ist eine große Herausforderung für die Weltgemeinschaft. Nach
den neusten Berechnungen ist die Weltbevölkerung auf sieben Milliarden Menschen angewachsen.
Experten sprechen von einer Bevölkerungsexplosion, da die Zahl der Menschen in den letzten 200
Jahren so stark wie nie vorher gestiegen ist. Bis 2050 sollen es sogar 9,1 Milliarden Menschen werden.
Das stellt die Welt vor große Herausforderungen.
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Indien wird nach Aussagen der UN bald China als Land mit den meisten Einwohnern auf
der Welt überholen. In den westlichen Industrieländern dagegen schrumpft die Bevölkerung immer
mehr. Trotzdem verbrauchen gerade diese Länder, aber auch immer mehr die bevölkerungsstarken
Schwellenländer besonders viele Ressourcen wie Rohstoffe und Energie.

Dazu kommen die Folgen des Klimawandels. Die UN warnt: Wenn die weltweiten
Durchschnittstemperaturen in diesem Jahrhundert wirklich um vier Grad steigen, müssen 330
Millionen Menschen wegen Überflutungen ihre Heimat verlassen. Allein in Bangladesch werden
über 70 Millionen Menschen betroffen sein. Knappe Ressourcen wie Trinkwasser, Nahrung, Energie
sowie der Klimawandel erfordern eine sinnvollere Nutzung von Ressourcen.

Ernst Ulrich von Weizsäcker, Wissenschaftler und Umweltexperte, fordert daher ein
Umdenken von Politik und Wirtschaft. Die Ressourcen müssen gerechter verteilt werden. Das heutige
Energiesystem funktioniert nicht mehr lange. Ziel muss es sein, neue Energieformen wie Wind und
Sonne oder Wasserkraft zu stärken und so das fossile Zeitalter zu überwinden. Nur so kann die Erde
das schnelle Wachstum der Bevölkerung verkraften.

Vokabular
Zu wenig Platz auf der Erde

Weltbevölkerung, die – die gesamte Bevölkerung der Welt


Statistiker/in, der/die – jemand, der bestimmte Prozesse in Zahlen beschreibt
UN, die (englisch) – eine Abkürzung für: United Nations; die Vereinten Nationen
Herausforderung, die – die schwierige Aufgabe
anwachsen – größer werden
Experte/Expertin, der/die – eine Person, die sich zu einem Thema sehr viel weiß
Bevölkerungsexplosion, die – sehr schnelles Wachstum der Bevölkerung
jemanden vor Herausforderungen stellen – jemandem eine schwierige Aufgabe geben
bevölkerungsstark – mit vielen Bewohnern
schrumpfen – kleiner werden
Schwellenland, das – ein Entwicklungsland, das große Fortschritte gemacht hat
Ressource, die – hier: der Rohstoff (z. B. Kohle, Wasser)
Klimawandel, der – die Veränderung des Klimas
Durchschnittstemperatur, die – die Temperatur über das ganze Jahr gesehen
Überflutung, die – die Zerstörung durch Wasser
von etwas betroffen sein – hier: in einer Situation sein
Umdenken, das – Änderung der bisherigen Strategie in einer Sache
das fossile Zeitalter – die Zeit, in der Energie aus Kohle, Gas oder Öl gewonnen wird
überwinden – beenden
etwas verkraften – etwas aushalten; durch etwas nicht geschädigt werden

91. Mülltrennung in Deutschland

Gelbe, blaue, grüne Tonnen: Die Deutschen sind international bekannt für ihre Mülltrennung.
Aber was gehört wohin? Was macht man zum Beispiel mit einer alten Zahnbürste? Das wissen
viele Deutsche nicht. In Deutschland stehen vor jedem Haus mehrere Mülltonnen: Die für
Verpackungsmüll aus Plastik und Metall ist gelb, die für Papiermüll meist blau. Biomüll wird in einer
grünen oder braunen Tonne entsorgt und Restmüll in einer schwarzen oder grauen. Jeder müsste also
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

eigentlich genau wissen, welcher Müll wohin gehört. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Immer
wieder werden Gegenstände in eine Tonne geworfen, in der sie nichts zu suchen haben.

Die Müllentsorgungsfirma Remondis hat zum Beispiel festgestellt, dass in Bonn etwa die Hälfte
des Inhalts in den gelben Tonnen so genannte „Fehlwürfe“ sind. Nicholas Müller von Remondis sagt:
„Bei vielen Bürgern ist verankert, dass in die gelben Tonnen im Prinzip alles geworfen werden kann,
was aus Kunststoff ist.“

Viele glauben, dass sie zum Beispiel ihre Zahnbürsten richtig entsorgen und dabei noch etwas
für die Umwelt tun, wenn sie sie in die gelbe Tonne werfen. Doch obwohl die Griffe von Zahnbürsten
aus Plastik sind, gehören sie nicht zum Verpackungsmüll und werden auch nicht recycelt. In den
Müllanlagen werden sie heraussortiert und mit anderen Restmüllabfällen verbrannt.

Arnd Urban, Experte für Abfallwirtschaft an der Universität Kassel, sagt, dass es technisch
eigentlich möglich ist, auch Zahnbürsten und anderen Plastikmüll zu recyceln. Allerdings müssten
dafür die Sortieranlagen erneuert werden. Und das bedeutet für die Müllfirmen hohe Kosten. Bisher
sind sie gesetzlich noch nicht verpflichtet, den gesamten Plastikmüll zu recyceln. Das dürfte sich
jedoch mit dem neuen Wertstoffgesetz ändern, das bald verabschiedet werden soll.

Vokabular
Mülltrennung in Deutschland

Mülltrennung (f., nur Singular) – das Sammeln von unterschiedlichen Sorten von Müll
Mülltonne, -n (f.) – ein großer Behälter, in den Müll geworfen wird
Biomüll (m., nur Singular) – Müll von tierischer oder pflanzlicher Herkunft
etwas entsorgen (f., nur Singular) – hier: Müll wegwerfen (Substantiv: die Entsorgung)
Restmüll (m., nur Singular) – der Müll, der nicht zu Papier-, Glas-, Verpackungs- oder →
Biomüll gehört
nichts zu suchen haben – hier: nicht hierher gehören
so genannt – so wie etwas genannt wird, obwohl es dafür keinen offiziellen Namen gibt
Fehlwurf, Fehlwürfe (m.) – gemeint ist hier: Müll, der nicht richtig sortiert wurde
verankert – hier: so, dass die meisten Menschen das Gleiche glauben
im Prinzip – im Allgemeinen; grundsätzlich
Kunststoff (m., hier nur Singular) – das Plastik
etwas für etwas/jemanden tun – etwas machen, das für etwas/jemanden gut ist
Griff, -e (m.) – hier: das Stück, an dem man etwas festhält
etwas recyceln (aus dem Englischen) – etwas wiederverwenden
Müllanlage, -n (f.) – auch die Sortieranlage; der Ort, an dem Müll sortiert, verbrannt und für
die Wiederverwendung aufbereitet wird
etwas heraus|sortieren – etwas heraussuchen, das z. B. nicht zu etwas anderem passt
Abfallwirtschaft (f., nur Singular) – alle Aufgaben, die etwas mit dem Thema Müll zu tun
haben
gesetzlich verpflichtet sein, etwas zu tun – etwas machen müssen, weil das Gesetz es
vorschreibt
Wertstoff, -e (m.) – ein Gegenstand, der → recycelt werden kann
92. Die Deutschen und der Tourismus

Millionen Deutsche reisen jedes Jahr als Touristen in den Urlaub. Dafür geben sie viel Geld
aus. Allerdings gibt es den Massentourismus erst wenige Jahrzehnte. Früher konnten sich nur
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Reiche Urlaubsreisen leisten. Die Deutschen verreisen gern und oft. Viele haben eine gut gefüllte
Urlaubskasse. Nur die Chinesen geben mehr Geld für Urlaub aus und lösten die Deutschen als
so genannte „Reiseweltmeister“ ab. Urlaubsreisen sind für die meisten Deutschen allerdings erst
seit wenigen Jahrzehnten möglich. In früheren Jahrhunderten konnten nur Adelige und Reiche als
Touristen die Welt entdecken, denn Reisen war sehr teuer und aufwendig.

Das änderte sich langsam, als der Brite Thomas Cook ab 1841 die ersten Pauschalreisen
organisierte. Er schickte Scharen von Touristen mit der Eisenbahn auf Reisen. Der Reiseveranstalter
hatte dafür ganze Züge und Hotels gebucht. Dadurch wurden seine Urlaubsangebote sehr günstig. Der
Massentourismus begann für viele erst nach dem Zweiten Weltkrieg. In den 1950er Jahren wuchsen
mit dem Wirtschaftswunder in der Bundesrepublik die Einkommen und die Reiselust der Deutschen.
Jeder, der ein eigenes Auto besaß, konnte jetzt auch ganz individuell auf Reisen gehen.

Bald machte eine weitere technische Veränderung den Tourismus noch bezahlbarer: Große
Passagierflugzeuge transportierten seit den 1970er Jahren immer mehr Menschen immer preiswerter
in die Ferne. Strände im Süden Europas, an denen sehr viele Deutsche nebeneinander in der Sonne
lagen, wurden deshalb z. B. spöttisch „Teutonengrill“ genannt.

Mittlerweile verreisen die Deutschen zu jeder Jahreszeit, und man kann sie fast überall in der
Welt treffen. Aber nicht alle wollen ins Ausland: „Deutschland ist für die Deutschen immer noch das
wichtigste Urlaubsland.“, erklärt der Tourismusforscher Jürgen Schmude aus München. Die große
Reiselust hat aber auch Nachteile: Viele Kilometer Staus auf den Autobahnen und lange Schlangen an
den Schaltern der Flughäfen – so sieht es jedes Jahr zu Beginn der Sommerferien in Deutschland aus.

Vokabular
Die Deutschen und der Tourismus

Massentourismus (m., nur Singular) – die große Menge von Touristen an einem Ort
sich etwas leisten können – etwas bezahlen oder kaufen können gut gefüllt – voll
Urlaubskasse, -n (f.) – das Geld, das jemand für den Urlaub ausgeben kann
jemanden ab|lösen – jemanden ersetzen
Reiseweltmeister, – (m.) – hier scherzhaft für: das Land, dessen Bevölkerung das meiste Geld
für Urlaubausgibt und am häufigsten in Urlaub fährt
Adelige, -n (f.+m.) – die Person, die einer hohen sozialen Schicht angehört
aufwendig – mit viel Mühe und Schwierigkeiten verbunden
Pauschalreise (m., nur Singular) – die Reise, die vom Reiseveranstalter komplett geplant
wurde und in deren Preis die Kosten für Unterkunft und Verpflegung enthalten sind
Schar,-en (f.) – hier: die große Gruppe von Menschen oder Tieren
Reiseveranstalter, – (m.) – der Unternehmer, der eine Reise organisiert und anbietet
Wirtschaftswunder (n., nur Singular) – die Zeit in der Bundesrepublik Deutschland von
1948 bis Mitte der 1960er Jahre, in denen die deutsche Wirtschaft extrem gewachsen ist
Bundesrepublik (f., nur Singular) – hier: Westdeutschland
Reiselust (f., nur Singular) – der Spaß am Reisen
individuell – selbstständig; unabhängig; hier: nicht in einer Reisegruppe
bezahlbar – zu einem Preis, den viele bezahlen können
in die Ferne – weit weg
spöttisch – so dass man sich über etwas oder jemanden lustig macht

93. Zeitarbeit – Ausbeutung oder Chance?


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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Immer mehr Menschen in Deutschland sind als Zeitarbeiter tätig. Rund zwei Prozent aller
Arbeitnehmer werden von privaten Firmen an Unternehmen verliehen, die damit Geld sparen.
Aber Zeitarbeit hat einen schlechten Ruf. Mehr als 900 000 Menschen sind in Deutschland bei
Zeitarbeitsfirmen angestellt. Diese Firmen verleihen ihre Mitarbeiter an Unternehmen, die nur
kurzfristig Arbeitskräfte brauchen. So sollte die deutsche Wirtschaft flexibler auf Veränderungen
reagieren können. Außerdem sollten Arbeitslose leichter wieder eine Festanstellung finden, so die
Theorie.

In der Praxis aber erkannten einige Betriebe, dass man mit der Einstellung von kostengünstigen
Zeitarbeitern viel Geld sparen kann. Sie versuchten, die Zahl der Mitarbeiter zu reduzieren und dafür
mehr Zeitarbeiter einzusetzen. Die Firma „Schlecker“ entließ sogar Mitarbeiter, um sie später als
Leiharbeiter für weniger Lohn zu beschäftigen. Das ist inzwischen gesetzlich verboten, hat aber dem
Ruf der Zeitarbeit sehr geschadet.

Meistens führen Zeitarbeiter einfache Hilfstätigkeiten aus. Gewerkschaften bestätigen, dass vor
allem bei kleinen Firmen die Bedingungen und die Bezahlung schlecht sind. Oft werden Leiharbeiter
gebeten, auf Rechte wie Urlaub oder Bezahlung der Überstunden zu verzichten. Sonst droht ihnen
die Kündigung. Seriöse Zeitarbeitsfirmen dagegen vermitteln auch qualifizierte Jobs und bieten ihren
Mitarbeitern mehr Sicherheit etwa durch unbefristete Verträge.

So kann die Zeitarbeit auch Vorteile haben. Sascha Eisenhut, selbst Zeitarbeiter, sagt: „Man
kann sich bei verschiedenen Firmen ausprobieren und so seinen Lieblingsbereich finden.“ Laut
Institut der deutschen Wirtschaft (IW) finden auch etwa 25 Prozent aller Mitarbeiter über die
Zeitarbeit wieder eine Festanstellung direkt bei einem der Unternehmen. Außerdem wurden die
Bedingungen in der Branche durch strengere Kontrollen und die Einführung von Mindestlöhnen in
bestimmten Bereichen verbessert.

Vokabular
Zeitarbeit – Ausbeutung oder Chance?

Zeitarbeit (f., nur Singular) – ein Arbeitsverhältnis, bei dem man bei jemandem angestellt
ist, der → Arbeitskräfte an Unternehmen verleiht (auch: Leiharbeit)
Ausbeutung, -en (f.) – hier: die Tatsache, dass man Menschen viel für sich arbeiten lässt, sie
aber nur schlecht oder gar nicht bezahlt
einen schlechten Ruf haben – von den meisten Menschen schlecht beurteilt werden
jemanden an|stellen – jemandem eine Arbeit/einen Job geben
kurzfristig – hier: nur für einen kurzen Zeitraum
Arbeitskraft, -kräfte (f.) – jemand, der in der Lage ist, eine bestimmte Arbeit zu tun
flexibel – hier: schnell; der Situation angepasst
Festanstellung, -en (f.) – ein Arbeitsverhältnis mit Arbeitsvertrag und klaren Regelungen, z.
B. zu Lohn, Urlaub und ohne definiertes Ende
jemanden ein|setzen – hier: jemanden für eine Tätigkeit/Arbeit nutzen
jemanden beschäftigen – hier: jemanden für sich arbeiten lassen
etwas aus|führen – hier: etwas machen; etwas erledigen
Hilfstätigkeit, -en (f.) – die einfache Arbeit, für die man keine Ausbildung braucht
Überstunde, -n (f.) – die Zeit, die man länger als die normale Arbeitszeit arbeitet
jemandem drohen; etwas droht jemandem – jemandem könnte etwas Schlimmes passieren
seriös – hier: so, dass man jemandem vertrauen kann
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etwas vermitteln – dafür sorgen, dass jemand etwas (z. B. einen Job) bekommt
ein qualifizierter Job – ein Job, für den man eine Ausbildung machen muss
unbefristet – ohne vereinbartes Ende
Branche, -n (f.) – der Arbeitsbereich

94. Gewalt gegen Frauen

Häusliche Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Problem. Jede dritte Frau ist schon einmal
von ihrem Partner misshandelt worden. Das hat schlimme Folgen für die gesamte Familie. UN-
Kampagnen sollen dies ändern. Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr
2013 zeigt, dass in allen Regionen der Welt häusliche Gewalt gegen Frauen vorkommt: In Gegenden
mit einem hohen Durchschnittseinkommen, wie Nordamerika, Europa, Australien oder Japan, wird
etwa ein Viertel der Frauen von ihren Partnern misshandelt. In Südostasien und Afrika ist es mehr
als ein Drittel. Und die Dunkelziffer ist hoch: Denn wenn eine Frau zuhause geschlagen wird, sagt
sie es oft nicht.

Die häusliche Gewalt hat für die Frauen außer den körperlichen Schmerzen oft auch andere
Folgen, wie Depressionen oder Alkoholprobleme. WHO-Expertin Claudia Garcia-Moreno sagt:
„Außerdem hat die Auswirkungen auf die gesamte Familie.“ Denn das Risiko ist groß, dass auch
Kinder, die häusliche Gewalt erleben, misshandelt werden oder später selbst misshandeln.

Oft sind traditionelle Vorstellungen der Männer Ursache für häusliche Gewalt: Viele denken
noch, dass Männer das Geld verdienen und Frauen ihnen gehorchen müssen. Garcia-Moreno hofft,
dass sich die Lage der Frauen durch bessere Bildung verändern lässt. Sie glaubt, dass die Frauen mit
höherem Selbstbewusstsein und einem eigenen Einkommen ihre Männer einfacher verlassen können.

Mit weltweiten Kampagnen wollen die Vereinten Nationen Frauen schützen. 58 Staaten wollen
sich daran beteiligen. Aber nicht nur deshalb gehen Experten davon aus, dass sich die Situation der
Frauen in Zukunft verbessern könnte. Karin Nordmeyer von UN Women nennt einen wichtigen
Grund: „Die jüngeren Generationen sind nicht mehr so streng in dem Denken verwurzelt, dass
Männer mehr Macht haben müssen als Frauen.“

Vokabular
Gewalt gegen Frauen

häusliche Gewalt (f., nur Sg.) – die Gewalt, die zuhause in der eigenen Familie verübt wird
weltweit – überall auf der Welt
jemanden misshandeln – jemanden körperlich und seelisch brutal verletzen
Kampagne, -n (f.) – viele verschiedene öffentliche Aktionen, die zusammen ein Ziel erreichen
sollen
Studie, -n (f.) – die Untersuchung
Durchschnittseinkommen, – (n.) – mathematischer Wert, der das mittlere Einkommen einer
Gruppe angibt
Dunkelziffer, -n (f.) – die Anzahl den Ereignissen, die nicht bekannt wurden
Folge, -n (f.) – die Konsequenz
Depression, -en (f.) – eine psychische Erkrankung, bei der man mutlos und traurig ist
Alkoholproblem, -e (n.) – hier: die Tatsache, dass man von Alkohol abhängig wird
Experte, -n/Expertin, -nen – eine Person, die zu einem Thema sehr viel weiß
Auswirkung, -en (f.) – die Konsequenz; die → Folge
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Lage (f., nur Sg.) – hier: die Situation


Selbstbewusstsein (n., nur Sg.) – das Vertrauen in sich selbst, dass man etwas schafft
jemanden verlassen – eine Beziehung zu jemandem beenden
sich an etwas beteiligen – bei etwas mitmachen
von etwas aus|gehen – etwas glauben; etwas erwarten
Generation, -en (f.) – eine Gruppe von Menschen, die etwa zur gleichen Zeit geboren sind
in dem Denken verwurzelt sein – bildlich für: eine feste Meinung haben, die man schon das
ganze Leben hat
95. Schlechte Karrierechancen für Frauen

Noch immer haben es Frauen im Beruf oft schwerer als Männer. Nur wenige schaffen es
in Führungspositionen. Die traditionelle Rollenverteilung ist noch stark in den Köpfen der Leute
verankert. Viele Menschen in Deutschland haben klare Vorstellungen davon, wie die Aufgaben
zwischen Männern und Frauen verteilt sein sollen: Der Mann geht arbeiten, und die Frau bleibt
zuhause bei den Kindern. Diese Einstellung macht für Frauen den beruflichen Aufstieg oft schwierig.
In vielen Bereichen werden sie benachteiligt.

Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe, hat das häufig gespürt. Sie
erzählt: „Meine Kollegen haben Sitzungen bewusst auf 20 Uhr abends gelegt, um zu sehen, wie ich als
vierfache Mutter das hinkriege.“ Nikutta hat sich trotzdem zur Topmanagerin hocharbeiten können.

Doch damit ist sie eine große Ausnahme: In den Vorständen der 200 größten deutschen
Unternehmen sind nur vier Prozent Frauen. Die Benachteiligung zeigt sich aber auch an anderen
Beispielen: So bekommen Frauen für die gleiche Arbeit oft weniger Geld als Männer, und in vielen
Betrieben werden sie nach einer Lehre seltener eingestellt. Denn die Betriebe gehen davon aus, dass
Frauen lieber eine Familie gründen möchten.

Gerade weil die Veränderungen in den Köpfen zu langsam vorangehen, muss die Politik
schneller handeln, fordern viele Frauen. In anderen europäischen Ländern, etwa in Frankreich,
unterstützt der Staat die Familien ganz gezielt bei der Kinderbetreuung. In Deutschland gibt es
nicht einmal für jedes Kind einen Platz in Kindertagesstätte. Zwar verspricht die Bundesregierung
Verbesserungen, doch bisher ist wenig passiert.

Vokabular
Schlechte Karrierechancen für Frauen

Karriere, -n (f.) – die berufliche Laufbahn; der Erfolg im Beruf


Führungsposition, -en (f.) – eine Arbeitsstelle mit Verantwortung für andere Mitarbeiter
Rollenverteilung, -en (f.) – hier: die Verteilung von Aufgaben zwischen Männern und Frauen
in der Organisation des Alltags
in den Köpfen der Leute verankert – gemeint ist: die Meinung der Leute steht seit langer
Zeit fest
Einstellung, -en (f.) – hier: die Meinung; die Ansicht
beruflicher Aufstieg (nur Singular, m.) – der größer werdende Erfolg im Beruf, so dass man
immer mehr verdient und wichtigere Aufgaben bekommt
Bereich, -e (m.) – hier: der Aspekt
Vorstandsvorsitzende/r, -n – eine Person, die in der Führung einer Organisation sitzt; einer
der Leiter eines → Vorstands
bewusst – hier: mit Absicht
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etwas hin|kriegen – umgangssprachlich: etwas schaffen


Topmanager, -/Topmanagerin, -nen – jemand, der in einer Firma eine führende Position hat
sich hoch|arbeiten – durch Fleiß von einer niedrigen Position in eine führende Position
kommen
Vorstand, Vorstände (m.) – die Führung einer Organisation
Unternehmen, – (n.) – die Firma
Benachteiligung (nur Singular, f.) – die Tatsache, dass jemand ungerecht behandelt wird;
jemanden benachteiligen
von etwas aus|gehen – etwas glauben
eine Familie gründen – heiraten und Kinder bekommen
gezielt – so, dass man sich auf einen Aspekt konzentriert; so, dass etwas geplant ist
Kinderbetreuung (nur Singular, f.) – die Versorgung von kleinen Kindern
96. Nur das Beste für das Haustier

Die Deutschen lieben Haustiere und geben viel Geld für sie aus. Premiumprodukte fürs Tier
sind besonders beliebt. Selbst die Euro-Krise konnte dem Markt für Heimtierbedarf nicht schaden.
Pudding für Katzen oder Zahnpflegeknochen für Hunde, Spezialfutter für Haustiere mit Allergien:
Beim Tierfutter gibt es heute fast alles, vieles sogar in Bio-Qualität. Obwohl die exklusiven Produkte
ihren Preis haben, greifen viele Tierbesitzer dafür gerne tief in die Tasche. Im Jahr 2011 wurden
in Deutschland rund 4 Milliarden Euro für Heimtierbedarf umgesetzt. Besonders groß war die
Nachfrage nach Premiumprodukten.

Über 12 Millionen Katzen und etwa 7,5 Millionen Hunde gibt es allein in Deutschland,
außerdem mehrere Millionen andere Haustiere. Sie sind es, die Torsten Toeller reich gemacht haben.
Er ist Chef der Fachmarkt-Kette „Fressnapf“. Die Wertschätzung des Tieres ist stark gestiegen,
erklärt Toeller. Er sagt: „Tiere sind heute Familienmitglied und das bedeutet auch, dass die Menschen
die beste Qualität für das Tier haben wollen in der Ernährung, aber auch im Zubehörbereich.“

Auch das Unternehmen „Wunschfutter“ verdient am Geschäft mit der Tierliebe. Im Internet
können die Kunden hier das passende Futter für ihren Hund selbst mischen. Ein Online-Ratgeber
hilft bei der Auswahl. Auch ein Foto des Hundes kann man hochladen, das später auf die Packung
des individuellen Wunschfutters kommt. Der Name des Vierbeiners steht natürlich auch drauf. Über
vier Euro pro Kilo kostet das Wunschfutter. Das ist offenbar für viele Hundebesitzer nicht zu teuer.

Selbst wirtschaftliche Krisen können dem Markt für Heimtierbedarf nicht schaden. Das
bestätigt eine Umfrage der „Gesellschaft für Konsumforschung“: 55 Prozent der befragten
Haustierbesitzer würden eher an ihren eigenen Bedürfnissen sparen als am Haustier. Experten haben
eine Erklärung dafür: Das eigene Heim, die eigene Familie und eben auch das Haustier werden in
wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtiger. Geld wird dann lieber woanders gespart.

Vokabular
Nur das Beste für das Haustier

Premiumprodukt, -e (n.) – ein Produkt, das eine besonders hohe Qualität hat und deshalb
teuer ist
Euro-Krise, -n (f.) – die finanziellen Schwierigkeiten der EU-Staaten
Heimtierbedarf, -e (m.) – die Bezeichnung für alle Produkte, die man für Haustiere benötigt
(z. B. Futter, Pflegeprodukte usw.)

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Allergie, -n (f.) – eine Krankheit, bei der man bestimmte Dinge, z. B. Lebensmittel nicht
verträgt und davon gesundheitliche Probleme bekommt
bio- – ökologisch produziert
exklusiv – hier: besonders; ungewöhnlich
seinen Preis haben, etwas hat seinen Preis – etwas ist sehr teuer
für etwas tief in die Tasche greifen – für etwas sehr viel Geld bezahlen
etwas um|setzen – hier: mit etwas handeln und dadurch Geld verdienen
Nachfrage, -n (f.) – der Wunsch nach etwas
Fachmarkt-Kette, -n (f.) – eine Firma, die mit speziellen Produkten handelt und viele
Geschäfte hat
Wertschätzung, (nur Singular) (f.) – hier: der Respekt gegenüber anderen
Zubehör (nur Singular) (n.) – die Gegenstände, die man für eine Sache benötigt und
zuseätzlich kaufen kann
auf etwas setzen – hier: etwas für sich nutzen
Ratgeber, – (m.) – jemand, der Informationen oder Tipps gibt
etwas hoch|laden – etwas auf einer Internetseite speichern
Vierbeiner, – (m.) – umgangssprachlich für Haustiere mit vier Beinen
an eigenen Bedürfnissen sparen – weniger Geld für sich selbst ausgeben
Heim, -e (n.) – hier: das Zuhause

97. Andere Länder, andere Kleider

Kleidung ist Kommunikation. Die funktioniert aber nicht in allen Ländern gleich. Ein Minirock
kann zum Beispiel in einem bulgarischen Büro weiblich wirken, in Deutschland aber fehl am Platz
sein. Als Tzvetelina Kreuzer 1997 aus Bulgarien nach Deutschland kam, war sie stark geschminkt und
trug Miniröcke. Schnell merkte die Osteuropawissenschaftlerin aber, dass ihr Outfit in Deutschland
anders ankam, als sie es aus ihrer Heimat gewohnt war: An der Universität und im Job hatte sie das
Gefühl, aufzufallen und nicht ernst genommen zu werden.

Auch Modeberaterin Nadine Thomas vom Modeinstitut Berlin gibt offen zu, Menschen nach
ihrer Kleidung zu beurteilen. Sie sagt: „Je nachdem, welche Kleidung Sie tragen, gehen die Leute
unterschiedlich mit Ihnen um.“ Sie findet deshalb, dass es vor allem am Arbeitsplatz wichtig ist, die
richtige Kleidung zu wählen. Sie erklärt: „In Deutschland herrscht bei der Arbeit der klassische Stil
vor. Schulterfrei ist tabu, und Röcke sollen mindestens knielang sein.“

Für Tzvetelina Kreuzer ist dies eine Folge der westlichen Emanzipation. „Die Frauen in
Deutschland denken oft, sie müssen sich wie Männer kleiden und sich ihnen auch im Handeln
und Denken anpassen“, sagt sie. Sie hat das Gefühl, dass man sich in anderen Ländern, wie
in Lateinamerika oder Osteuropa, nicht für sein Geschlecht schämen muss. Die Betonung von
Weiblichkeit ist dort ganz normal – auch im Berufsleben.

In Deutschland blieb Kreuzer nichts anderes übrig, als sich unauffälliger zu kleiden und weniger
zu schminken. Als sie zu Besuch nach Bulgarien kam, war ihre Mutter entsetzt: „Du siehst aus wie
eine graue Maus!“, sagte sie. Mit ihrem deutschen Outfit mit Jeans, T-Shirt und Turnschuhen passte
Kreuzer nicht mehr ins bulgarische Frauenbild.

Vokabular
Andere Länder, andere Kleider

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Kleider (n., nur im Plural) – hier: die Kleidung


Minirock, Miniröcke (m.) – ein kurzer Rock, der nicht bis zum Knie reicht
fehl am Platz sein – nicht dazu gehören; falsch sein
Outfit, -s (n.) – aus dem Englischen: die Kleidung
an|kommen – hier: aufgenommen werden; gesehen werden
etwas gewohnt sein – hier: etwas normal und alltäglich finden
jemanden ernst nehmen – jemanden als Menschen akzeptieren und respektieren
jemanden/etwas beurteilen – sich eine Meinung über jemanden/etwas bilden
je nachdem – abhängig von der Situation
mit jemandem/etwas um|gehen – sich in einer bestimmten Weise verhalten
vor|herrschen – am häufigsten vorkommen
schulterfrei – so, dass die Schulter nicht von Kleidung bedeckt ist
tabu – hier: ungeeignet; sehr schlecht angesehen
knielang – so, dass ein Kleidungsstück (z. B. ein Rock) bis zu den Knien reicht
Emanzipation (f.) – hier: die Befreiung der Frau aus der Abhängigkeit vom Mann
sich an etwas/jemanden an|passen – sich so verändern, dass man zu einer Situation passt
sich für etwas schämen – etwas peinlich finden
Lateinamerika – Mittel- und Südamerika
jemandem bleibt nichts anderes übrig – jemand hat keine andere Wahl, etwas zu tun
entsetzt sein – sehr erschrocken sein; schockiert sein
graue Maus (f.) – negative Bezeichnung für eine Frau, die schlicht und unauffällig gekleidet ist

98. Zoos zwischen Artenschutz und Tierquälerei

Jeden Tag sterben über 100 Tierarten aus. Der Mensch zerstört ihre Lebensräume oder jagt sie
bis zum letzten Exemplar. Können Zoos helfen, Tiere vor der Ausrottung zu retten oder betreiben sie
Tierquälerei? Der Artenschutz ist ein wichtiges Ziel moderner Zoos. Wegen der zerstörten Natur, der
Veränderungen des Klimas oder der massiven Jagd auf Tiere sterben viele Arten aus. Zoologische
Gärten helfen dabei, bedrohte Tierarten zu schützen und zu erhalten.

Für Peter Höffken von der Tierschutzorganisation Peta sind Zoos dennoch
„Hochsicherheitsgefängnisse“. Dass Geparden oder Schimpansen immer wieder aus Gehegen
entkommen, beweist, dass die Tiere Freiheit brauchen, so Höffken. Dass Zootiere Wildtiere sind,
weiß auch Manfred Nieksch. Der Zoodirektor versichert aber, dass das wachsende Wissen über die
Bedürfnisse der Tiere auch die Zoos verändert hat: „Die Tendenz geht dahin, weniger Tiere zu halten,
die dann mehr Platz bekommen“, so der Zoo-Chef.

Durch die veränderte Haltung können die Tiere ihrem natürlichen Verhalten folgen. Auch ihre
Sozialstruktur wird in modernen Zoos beachtet. Aufgrund der guten Bedingungen werden Zootiere
oft älter als Wildtiere und vermehren sich gut. Niekisch erklärt, dass so in Zoos Arten erhalten und
manchmal auch wieder ausgewildert werden können. Außerdem betont er die Aufklärungsfunktion
der Tierparks im Bereich Naturschutz.

Auch Dag Encke, Chef des Nürnberger Zoos, ist sicher, dass Zoos für die Rettung bedrohter
Arten heute unersetzlich sind. Er betont besonders, wie wichtig die hier erworbenen Erkenntnisse für
die Wissenschaftler sind. Denn überall auf der Welt führen Zoos Programme zum Schutz und zur
Auswilderung von Tierarten durch – in Deutschland zum Beispiel bei Wisenten. Die Art war in der
Wildnis bereits ausgestorben und konnte nur durch im Zoo lebende Exemplare gerettet werden.

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Vokabular
Zoos zwischen Artenschutz und Tierquälerei

Artenschutz, der – hier: der Schutz wildlebender Tierarten


Tierquälerei, die – die Tatsache, dass Tiere so leben müssen, dass sie leiden
aussterben – nicht mehr existieren, weil die Bedingungen zum Leben zu schlecht waren
Ausrottung, die – die Vernichtung
massiv – hier: sehr stark
etwas erhalten – hier: dafür sorgen, dass etwas weiter existiert
Gepard, der – eine Raubtierart
Schimpanse, der – eine Affenart
Gehege, das – ein eingezäuntes Gebiet, auf dem sich Tiere befinden
entkommen– hier: aus einem Raum, in dem man eingesperrt ist, herauskommen
Tendenz, die – die Richtung, in die sich etwas entwickelt
Sozialstruktur, die – die Art und Weise, wie man mit anderen zusammenlebt
Tiere halten – Tiere haben
sich vermehren – bei Tieren: Kinder bekommen; sich fortpflanzen
eine Art auswildern – dafür sorgen, dass eine Art wieder in ihrem natürlichen Lebensraum
existieren kann (Substantiv: die Auswilderung)
Aufklärungsfunktion, die – hier: die Aufgabe, jemanden über etwas zu informieren
Unersetzlich sein – sehr wertvoll sein; einmalig sein
Erkenntnis, die– das Wissen über etwas
etwas durchführen– etwas machen
Wisent, der – der europäische Bison, eine wilde Rinderart

99. Arbeiten trotz Rente

Immer mehr Senioren in Deutschland arbeiten, obwohl sie Rente bekommen. Ob sie jedoch
freiwillig erwerbstätig sind oder ob sie Geld verdienen müssen, weil ihre Rente nicht reicht –
darüber streiten sich die Experten. Die Zahlen der Bundesregierung sind eindeutig: Alte Menschen
in Deutschland arbeiten immer häufiger. Die Anzahl der erwerbstätigen Rentner ist seit dem Jahr
2000 um rund 60 Prozent gestiegen. Von den derzeit 17 Millionen Rentnern in Deutschland haben
761.000 Menschen einen Job. Nicht wenige von ihnen sind älter als 74.

Bundesweit arbeiten mehr ältere Frauen als Männer. Sie hatten in ihrem Berufsleben meistens
ein geringeres Einkommen und mussten die Erwerbstätigkeit unterbrechen, um ihre Kinder zu
betreuen. Die Senioren haben oft Minijobs und tragen beispielsweise Zeitungen aus oder sitzen am
Empfang und übernehmen Telefondienste.

Warum die Senioren trotz Rente noch arbeiten, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Herbert Buscher vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) betont, dass Menschen heute
länger fit und gesund bleiben: „Man gehört ja heutzutage mit 65 nicht zum alten Eisen“, sagt er. Dem
Experten zufolge wünschen sich viele ältere Menschen, irgendeine Art von Tätigkeit auszuüben.

Die Gewerkschaften und Sozialverbände warnen allerdings vor Altersarmut. Für Annelie
Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes, zeigt die hohe Zahl von
arbeitenden Ruheständlern vor allem, dass die Rente für viele Menschen nicht mehr zum Leben reicht.

Vokabular
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Arbeiten trotz Rente

Senioren, die (nur im Plural) – die älteren Menschen


freiwillig – so, dass man etwas gerne macht
erwerbstätig – so, dass man einen Job hat und Geld verdient (Substantiv: die Erwerbstätigkeit)
eindeutig – hier: so, dass es keine Zweifel gibt; klar
rund – etwa; ungefähr
derzeit – jetzt; zu dieser Zeit
bundesweit – in ganz Deutschland
Minijob, der – eine Arbeit, bei der man nur 400 Euro im Monat verdienen darf
Zeitungen austragen – Zeitungen zu den Häusern bringen
Empfang, der – hier: der Bereich in einem Hotel oder einer Firma, zu der Besucher gehen,
wenn sie ankommen
die Meinungen gehen auseinander – es gibt verschiedene Meinungen
zum alten Eisen gehören – nicht mehr gebraucht werden, weil man zu alt ist
heutzutage – jetzt; in dieser Zeit
etwas ausüben – hier: in etwas (z. B. in einem Beruf) tätig sein; etwas machen
Sozialverband, der – eine Organisation, die sich z. B. für Rentner, Arbeitslose oder Behinderte
einsetzt
Vorstandsmitglied, das – jemand, der ein Unternehmen, eine Organisation oder einen Verein
zusammen mit anderen leitet
Deutsche Gewerkschaftsbund, der – eine Organisation, zu der viele einzelne Gewerkschaften
gehören
Ruheständler, der – jemand, der nicht mehr arbeitet und Rente bekommt

100. Machen Computer dumm?

Ob Laptop, Navi oder Smartphone – unsere Welt wird zunehmend von digitalen Medien
geprägt. Selbst kleine Kinder sitzen schon stundenlang vor Computern. Wissenschaftler warnen vor
den Folgen. Immer mehr Kinder kommen heute schon früh mit Computer und Internet in Kontakt und
wachsen damit auf. Viele Jugendliche und Erwachsene können sich ihr Leben ohne digitale Medien
nicht mehr vorstellen und werden sogar abhängig von ihnen. Davor warnt Hirnforscher Manfred
Spitzer von der Universität Ulm. Ihm zufolge sinkt die Leistungsfähigkeit des Gehirns, weil Computer
uns die geistige Arbeit abnehmen.

Der Medienpädagoge Stefan Aufenanger ist mit dieser These nicht einverstanden: „Ich wehre
mich dagegen, zu sagen, der Computer hat alles schlecht gemacht und früher war alles besser.“ Er
findet, dass digitale Medien bei richtigem Einsatz viele Chancen eröffnen, etwas zu lernen: „Der
Computer bietet mehr Anschauungsmaterial, bietet mehr Möglichkeiten, etwas auszuprobieren.“

Auch Bildungsforscher Wassilios Fthenakis warnt vor einer Verteufelung der digitalen Medien:
„Die ganze Forschung liefert keinen Beweis, dass die Medien per se schaden. Es schadet der Inhalt, es
schadet die Dauer und wenn Kinder mit Inhalten konfrontiert sind, die nicht ihrem Alter entsprechen“.
Hier sehen die beiden Bildungsforscher die Eltern in der Verantwortung.

Wenn Eltern tatsächlich den Eindruck haben, dass Sohn oder Tochter zu viel Zeit am
Computer verbringen, sollten sie mit ihrem Kind darüber sprechen. Den Computer einfach aus
dem Kinderzimmer zu verbannen, ist nicht der richtige Weg. Der Bildungsforscher Fthenakis meint:
"Verbote verändern die Situation in der Regel nicht, manchmal verschlimmern sie sie sogar."
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Е. Ю. Глобаж. «Top Themen B1-B2. Немецкий язык»

Vokabular
Machen Computer dumm?

Laptop, der (aus dem Englischen) – ein kleiner Computer, den man unterwegs mitnehmen
kann
Navi, das – Abkürzung für: Navigationssystem; elektronisches Gerät, das ein Auto zum Ziel
führen soll
Smartphone (aus dem Englischen) – ein Mobiltelefon, das zugleich ein kleiner Computer ist
zunehmend – immer mehr
digitale Medien – technische Geräte wie Computer oder Digitaltelefon
jemand/etwas wird von etwas geprägt – jemand/etwas wird stark beeinflusst von etwas
Hirnforscher, der – ein Wissenschaftler, der die Arbeit des Gehirns untersucht
sich gegen etwas wehren – hier: etwas ablehnen; etwas nicht akzeptieren
etwas eröffnet eine Chance – etwas schafft eine Möglichkeit
Anschauungsmaterial, das – die bildliche oder graphische Darstellung von etwas, wodurch
etwas besser verstanden wird
Verteufelung, die – die Tatsache, dass etwas schlimmer gemacht wird, als es ist
per se – grundsätzlich
jemanden mit etwas konfrontieren – hier: jemandem etwas zeigen
etwas entspricht jemandem/etwas – hier: etwas passt zu jemandem/etwas
jemanden in der Verantwortung sehen – jemand ist nach Meinung von anderen für etwas
verantwortlich
etwas verbannen – hier: etwas entfernen
in der Regel – hier: meistens

Versuche alle deine Schlachten zu gewinnen, auch die, die du gegen dich selbst kämpfst. Fürchte
dich nicht vor den Narben. Hab keine Angst vor dem Sieg.
Paulo Coelho

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