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Bewertungskriterien für den mündlichen und schriftlichen Ausdruck in

Deutsch als Fremdsprache

Von Dr. Uta Aifan (Stand Dezember 2008)

I. Benotung mündlichen und schriftlichen Ausdrucks

Die Note der aktiven Fertigkeiten bewertet zu je 50% die Kompetenzen in den Bereichen
Inhalt (10 Punkte) und Sprache (10 Punkte). Zum Bestehen der einzelnen Aufgaben
(Textproduktion, Referat und mündliche Mitarbeit) sind 50% der jeweiligen Gesamtpunktzahl
erforderlich.

Eine gleichwertige Bewertung von Inhalt und Sprache ist unbedingt notwendig, da nur so
einer Aufgabenorientierung in Unterricht und Prüfung Rechnung getragen werden kann. Die
Aufgabe muss den Studierenden dazu zwingen, das Erlernte der Situation angemessen
einzusetzen.

Das Referat, die mündliche Mitarbeit (Gespräch, Diskussion, Rollenspiele etc.) und die
schriftliche Textproduktion werden mit maximal jeweils 20 Punkten bewertet. Daraus lässt
sich nach folgendem Schema die Note ermitteln:

Note: Punkte:
1,0 19-20
1,3 18
1,7 17
2,0 16
2,3 15
2,7 14
3,0 13
3,3 12
3,7 11
4,0 10
Kein Schein 0-9

Die nachfolgenden Bewertungskriterien sind für Studierende nur verwirrend, aber es ist
wichtig sie am Anfang des Kurses darauf hinzuweisen, wie ihre mündlichen Äußerungen und
schriftlichen Texte bewertet werden:

1. Der Inhalt ist wichtig, da er 50 % der Note ausmacht. Dabei macht die reine
Darstellung aber nur ¼ der Gesamtnote aus. Eigene Ideen, Gefühle etc. machen auch
¼ der Gesamtnote aus.
2. Grammatische Korrektheit ist nur ein Kriterium von vielen. Sie macht im Mündlichen
nur 1/8 der Gesamtnote und im Schriftlichen ¼ der Gesamtnote aus.
3. Variation ist wichtig: Wenn man neu erlernte Grammatik oder neues Vokabular aus
dem Kurs benutzt, so hebt das die Note und fördert den Lernprozess.

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II. Bewertungskriterien für mündlichen und schriftlichen Ausdruck für die
Niveaustufen A1,A2, B1 und B2

Der je nach Niveaustufe (A1/A2/B1/B2) unterschiedliche Schwierigkeitsgrad ergibt sich aus


der Wahl der Übungsform (z.B. gelenktes Gespräch, Studierendendialog oder Diskussion)
und des Themas (vollständig vorbereitet oder mit unvorbereiteten Aspekten) bzw. sprachlich
aus der bisher eingeführten Grammatik bzw. dem Vokabular und den Redewendungen. Die
Lernzielbeschreibungen (Grammatik und sprachliche Handlungen) sowie inhaltlichen
Themen orientieren sich am Europäischen Referenzrahmen (ERR). Die Punkte zu den vier
Kriterien beziehen sich immer auf alle Niveaustufen (A1/A2/B1/B2), außer die zutreffende
Niveaustufe ist explizit genannt, z.B. (nur B2).

II a Bewertungskriterien für Referat

Bitte primär Einzelreferate, Partnerreferate nur, wenn die Zuständigkeit vorher klar
abgegrenzt und mit der Lehrkraft besprochen wurde:

Thema: Name:
Inhaltliche Darstellung und Struktur (.../5)Grammatik und Wortschatz: (…/5)
 Entspricht das Vorgetragene dem  Im Kurs behandelte Grammatik
Thema wurde verwendet
 Gliederung nachvollziehbar/ Roter  Für das Thema wichtiger Wortschatz
Faden erkennbar wurde korrekt verwendet
 Alle Teile sind da: kurze Einleitung,  Korrekte Verbstellung (Position II
langer Hauptteil, kurzer Schluss oder Ende bzw. Verbklammer)
 Fakten korrekt beschrieben  Verbformen und –endungen korrekt
 Fakten klar und detailliert dargestellt (Tempus, Stammformen, Subjekt-
(nur B2) Verb-Relation)
 Wortvariation d.h. nicht nur
Einfachsprache mit „haben“,
„machen“ und „sein“ (nur B2)
Inhaltliche Argumentation: (…/5) Aussprache und Präsentation (…/5)
 Eigene Reaktion/ Gefühle/ Vorlieben  Vortrag frei nach Stichworten
und Abneigungen beschrieben gehalten (kein Ablesen)
 Eigene Meinung und Ideen dargestellt  Aussprache und Intonation
und begründet (nur B1/B2) beeinträchtigen nicht das Verstehen
 Beispiele und Fakten unterstützen die  Flüssig gesprochen
eigene Meinung/die Argumente (nur  Blickkontakt, Gestik
B1/B2)  Hörerbezug, z.B. fremde Wörter
 Hoffnungen, Ziele und/oder Zukunft erklärt
beschrieben (nur B1/B2)  Auf Fragen angemessen reagiert
 Vor- und Nachteile verschiedener  Knappe und präzise Unterstützung
Möglichkeiten/Thesen erläutert (nur des Vortrags durch Handout,
B2) Visualisierung an der Tafel etc.

Inhaltspunkte: (…./10) Sprachpunkte: (…./10)


Punkte insgesamt: (…./20) Note:

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II b Bewertungskriterien für mündliche Mitarbeit: Gespräch (A1,A2, B1) und
Diskussion (B2)

Gespräch/Diskussion zu: Name:


Inhaltliche Darstellung und Struktur (.../5)
Grammatik und Wortschatz: (…/5)
 Bezieht sich das Gesagte auf das  Im Kurs behandelte Grammatik wurde
Thema verwendet
 Bezieht sich das Gesagte auf die  Für das Thema wichtiger Wortschatz wurde
Frage korrekt verwendet
 Ist das Gesagte verständlich  Korrekte Verbstellung z.B. Position II oder
 Ist die Länge des Gesprächsbeitrags Ende bzw. Verbklammer
angemessen, also nicht nur „ja“,  Verbformen und –endungen korrekt z.B.
„nein“ Tempus, Stammformen, Subjekt-Verb-Relation
 Wortvariation d.h. nicht nur Einfachsprache mit
„haben“, „machen“ und „sein“ (nur B2)
Inhaltliche Argumentation: (…/5) Aussprache und Gesprächsverhalten (…/5)
 Bekannte Informationen/Fakten und  Aussprache und Intonation beeinträchtigen
Tätigkeiten korrekt dargestellt nicht das Verstehen
 Eigene Meinung und Ideen dargestellt  Wird auf Fragen reagiert
(nur B1/B2)  Können Interessen verbalisiert werden
 Eigene Reaktion/ Gefühle  Kann ein Verstehensproblem erkannt und
beschrieben (nur B1/B2) verbalisiert werden z.B. „Das verstehe ich
 Hoffnungen, Ziele und/oder Zukunft nicht“
beschrieben (nur B1/B2)  Aktive Teilnahme an einem Gespräch z.B.
 Eigene Meinung kurz begründet (nur werden nicht nur Antworten gegeben, sondern
B1) auch Fragen gestellt
 Eigene Meinung detailliert begründet  Flüssig gesprochen (nur B2)
und verteidigt (nur B2)  Aktive Teilnahme an einer Diskussion (nur B2)

Inhaltspunkte: (…./10) Sprachpunkte: (…./10)


Punkte insgesamt: (…./20) Note:

Darüber hinaus ist folgende Unterscheidung laut ERR wichtig:

 A1/A2: Der Sprecher kann sich in einfachen routinemäßigen Situationen verständigen,


in denen es um einen einfachen direkten Austausch von Informationen und um
vertraute Themen und Tätigkeiten geht. Er kann ein sehr kurzes Kontaktgespräch
führen, versteht aber normalerweise nicht genug, um selbst das Gespräch
unvorbereitet in Gang zu halten.
 B1: Der Sprecher kann die meisten Situationen, denen man auf Reisen im
Sprachgebiet begegnet, bewältigen. Er kann ohne Vorbereitung an Gesprächen über
Themen teilnehmen, die ihm vertraut sind, die ihn interessieren oder die sich auf
Themen des Alltags wie Familie, Hobbys, Arbeit, Reisen, aktuelle Ereignisse
beziehen.
 B2: Der Sprecher kann sich spontan und fließend verständigen, so dass ein normales
Gespräch auch mit einem Muttersprachler gut möglich ist. Er kann sich in vertrauten
Situationen aktiv an einer Diskussion beteiligen und seine Ansichten begründen und
verteidigen.

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II c Bewertungskriterien für Textproduktion/Schreiben

Brief/Aufsatz über: Name:


Inhaltliche Darstellung und Struktur (.../5) Grammatikvariation und Korrektheit: (…/5)
 Entspricht das Geschriebene dem  Im Kurs behandelte Grammatik
Thema/ der Aufgabe wurde verwendet
 Wurden alle Aspekte der Aufgabe  Korrekte Verbstellung z.B. Position II
bearbeitet oder Ende bzw. Verbklammer
 Alle Teile sind da: Briefkopf, Anrede,  Verbformen und –endungen korrekt
Schluss bzw. kurze Einleitung, langer z.B. Tempus, Stammformen, Subjekt-
Hauptteil, kurzer Schluss Verb-Relation
 Fakten korrekt beschrieben  Basisgrammatik mit wenigen Fehlern
 Zusammenhängender Text/ Roter  Fehler in komplexeren Strukturen
Faden erkennbar beeinträchtigen nicht das Verstehen
 Fakten/Erfahrungen und Eindrücke (nur B1/B2. z.B. Relativsätze, Passiv
beschrieben etc.)
 Grafik korrekt beschrieben(nur B1)
 Grafik, Fakten, Erfahrungen,
Eindrücke klar und detailliert
dargestellt (nur B2)

Inhaltliche Argumentation: (…/5) Angemessenheit und Variation von


 Eigene Reaktion/ Gefühle, Vorlieben Wortschatz und Stil: (…/5)
etc. beschrieben z.B. in Brief, um sich  Für das Thema wichtiger Wortschatz
zu bedanken wurde korrekt verwendet
 Eigene Meinung dargestellt  Der Stil entspricht der Aufgabe z.B.
 Wünsche, Ziele und/oder Zukunft Duzen oder Siezen im Brief
beschrieben  Keine Umgangssprache in Aufsätzen
 Beispiele und Fakten begründen die (nur B2)
eigene Meinung/die Argumentation  Gute Wortvariation d.h. nicht nur
(nur B1/B2) Einfachsprache mit „haben“,
 Argumente und Gegenargumente für „machen“ und „sein“ (nur B1/B2)
oder gegen einen bestimmten
Standpunkt dargelegt (nur B2)
Inhaltspunkte: (…./10) Sprachpunkte: (…./10)
Punkte insgesamt: (…./20) Note:

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III. Transparenz

Das Anwenden von Bewertungskriterien, die den Studierenden zuvor zumindest in Teilen
vermittelt wurden (siehe unter I.), ist einerseits notwendig, um einer Vergleichbarkeit der
Kurse und der Noten verschiedener Dozenten zu erreichen. Andererseits ist dies aber auch für
den Lernprozess wichtig. Daher sollte neben der Note auch gesagt werden, was der Student
gut macht und was er wie verbessern kann. Dabei reicht es oft schon, z.B. nach einem Referat
einem Studenten in wenigen Minuten zu erklären, wo seine Stärken und Schwächen sind und
an welchen Kriterien er wie arbeiten kann, um sich zu verbessern. Hierfür ist eine
ausgewogene Gewichtung von Inhalt und Sprache notwendig, da sonst eine adäquate
Bewertung nur schwer vermittelt werden kann.

Beispiel für Probleme: Ein Studierender stellt Vermutungen über die in der Prüfung gestellte
Frage an und lernt einen Text fehlerfrei auswendig, der über seinem Niveau liegt und daher
vermutlich nicht selbst geschrieben wurde. Aber statt eines Briefes über das letzte
Ferienerlebnis (Aufgabe) schreibt er in der Prüfung einen Brief, in dem er sich, seine Familie,
seine Herkunft und seine Vorlieben (auch Reisen) beschreibt.

Tatsächlich könnte der Student für die Briefteile punkten, die sich mit dem gestellten Thema
beschäftigen. Befasst er sich in einem Drittel seines Briefes mit einem Ferienerlebnis gemäß
der Aufgabe, so kann nur dieser Teil für die Bewertung herangezogen werden. Da sich die
anderen 2/3 nicht mit der gestellten Aufgabe beschäftigen, kann er für einen fehlerfreien Text
maximal 1/3 der Punkte bekommen. Zum Bestehen braucht er aber 50% der Punkte.

Im Detail sieht das wie folgt aus: Weil ein Briefdrittel zum Thema fehlerfrei ist, kann er also
3 von 10 Punkten für Sprache erreichen. Inhaltlich kann er keine Punkte für die
Aufgabenerfüllung und den roten Faden sowie nur 1/3 der Punkte für die Darstellung und
Argumentation bekommen (also maximal 1-2 von 10 Punkten) und hat daher mit maximal 7
von 20 Punkten nicht bestanden, obwohl der gesamte Text fehlerfrei ist. Auf Nachfragen des
Studierenden kann sodann klar und deutlich vermittelt werden, warum die Prüfung nicht
bestanden wurde. Dies ist nicht nur für die Zufriedenheit des Studenten wichtig, sondern auch
für seinen Lernprozess. Nach dieser Erfahrung weiß er, dass fehlerfreie Sprache alleine nicht
ausreicht und dass auswendig lernen nicht zum Erfolg führt.

Ähnliches gilt für abgelesene Referate in perfektem Deutsch. Erstens kommt es zu Abzügen
in „Grammatik und Wortschatz“, weil es beim Ablesen natürlich zu weniger Grammatik- und
Wortfehlern kommt als bei der freien Rede. Um den anderen Studierenden gegenüber fair zu
sein, kann man selbst bei perfektem Deutsch maximal 2-3 von 5 Punkten geben. Zweitens
kommt es zu Abzügen in „Aussprache und Präsentation“, da der/die Referent/in nicht frei
vorgetragen hat und z.B. mit vorgelesener Schriftsprache nicht ausreichend auf seine Hörer
eingegangen ist. Also auch hier sind bei sonst perfekter Präsentation und Aussprache maximal
2-3 von 5 Punkten möglich. Auf Nachfragen kann dann die Note klar vermittelt werden und
der/die Studierende weiß nun, dass ein perfektes, aber abgelesenes Referat nicht zu einer
guten Note führt.

Wird ein perfektes Referat auswendig gelernt und - ohne abzulesen - vorgetragen, kommt es
nur zu Abzügen in der Note „Aussprache und Präsentation“, falls Schriftsprache benutzt wird,
und somit der Hörerbezug nicht gegeben ist. Denn auch durch das Auswendiglernen eines
sprachlich guten Referates lernen die Studierenden etwas.

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Eine solche Benotung ermuntert Studierende etwas zu riskieren, um ihren mündlichen
Ausdruck zu trainieren und damit zu verbessern. Denn „auf Nummer sicher gehen“ lohnt sich
für sie - von der Note her - nicht.

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