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Text B

I= Interviewerin, M= Maier

I: Liebe Hörerinnen und Hörer, in unserer heutigen Sendung wollen wir

über das Thema „Kinder und Internet“ sprechen. Dazu haben wir Herr

Günter Maier ins Studio eingeladen. Herr Maier ist Medienpädagoge an

der Universität München. Er hat an einem Ratgeber zum Thema „Medien

in Kinderhand“ gearbeitet. Herr Maier, in Ihrem Ratgeber empfehlen Sie

unter anderem Internet - Angebote für Kinder im Alter von sechs Jahren.

Müssen die Kinder denn schon so früh online gehen?

M: Nein. Notwendig ist das nicht. Kinder können auch wunderbar ohne

Internet, mit Büchern und vor allem eigenen Spielen aufwachsen. Ich

glaube nicht, dass es im Sinne der oft zitierten Medienkompetenz

unbedingt nötig ist, Kinder im Grundschulalter oder schon früher an den

Computer zu setzen und ins Internet zu schicken. Oft wird es aber der

Fall sein, dass sie auf die Eltern zukommen und online gehen wollen. Sei

es, weil sie in der Schule vom Internet gehört haben oder weil die Eltern

selber surfen.

I: Und wenn die Kinder dann online gehen, sollte man sich daneben

setzen und aufpassen?

M: Das ist generell eine schwierige Entscheidung. Das ist ähnlich wie die

Frage, ab wann ich mein Kind alleine zur Schule gehen lasse. Was das

Surfen von Kindern angeht, sage ich: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist
besser. Beispielsweise können Eltern eine Zeit lang mit ihren

Sprösslingen gemeinsam ins Internet gehen, zusammen geeignete Seiten

finden, Absprachen treffen, welche Angebote besucht werden können

und welche nicht. Die Kinder können so wirklich Medienkompetenz

erwerben. Sie lernen dann nicht nur den technischen Umgang, sondern

auch die Fähigkeit, Angebote beurteilen zu können. Diesen Weg halte ich

für sinnvoller als die einschlägigen technischen Angebote. Webfilter

beispielsweise haben eine eher begrenzte Wirksamkeit. Und

Protokollprogramme, die jeden Schritt im Netz aufzeichnen, finde ich

eine unschöne Lösung. Irgendwann kommt der Punkt, an dem die Eltern

ihren Kindern einfach vertrauen müssen.

I: In Ihrem Buch haben Sie sich nach für Kinder geeigneten Internet-

Seiten umgesehen. Welche Maßstäbe haben Sie bei Ihrer Auswahl

angelegt?

M: Wichtig war, dass hinter den Angeboten keine kommerziellen

Interessen stehen. Wir suchten Seiten, die kinder- und jugendgerecht

aufgemacht sind. Die zumindest gut unterhalten und darüber hinaus

vielleicht auch noch Informationen vermitteln, die für Kinder wichtig sein

können. Letzteres war allerdings nicht entscheidend. Das Internet soll ja

nicht die Schule ersetzen.

I: Was interessiert Kinder denn im Netz?

M: Spiele stehen an erster Stelle. Puzzles, Anregungen zum Basteln oder


Malen, Freizeittipps. Alles, was Kinder im wirklichen Leben auch

interessiert. Beispielsweise Informationen zu Comics oder Tieren. Die

Inhalte, die sie suchen, unterscheiden sich gar nicht so sehr von denen

eines Kinderbuchs. Nur die Form, in der die Informationen dargeboten

werden, ist im Internet ganz anders. Die Möglichkeit der Interaktivität

reizt Kinder ganz besonders. Deshalb mögen sie beispielsweise auch

Chats gerne. Hier empfehlen wir allerdings nur moderierte Chats, weil

sich sonst jemand mit einloggen könnte, der da nicht zu suchen hat. Ein

Moderator übernimmt quasi die Funktion eines Kindergärtners.

I: Surfen Kinder eigentlich anders als Erwachsene?

M: Sie klicken viel intuitiver, sind neugieriger. Sie sind spontaner im

Umgang mit dem Medium, verstehen dadurch auch den technischen

Umgang damit viel schneller.

I: Herr Maier, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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