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LANDESFISCHEREIVERBAND BAYERN E.V.

Fisch des Jahres 2015


Der Huchen
LFV B AYE R N
© Wolfgang Hauer

Ökologie, aktuelle Situation,


Gefährdung
Sebastian Hanfland
Miha Ivanc
Clemens Ratschan
Johannes Schnell
Michael Schubert
Michael v. Siemens

Der Huchen

Ökologie, aktuelle Situation,


Gefährdung

www.argefa.org

LANDESFISCHEREIVERBAND BAYERN E.V.


Inhalt

Editorial.............................................................................................. 3

Ökologie des Huchens........................................................................ 5


Aussehen und Körper..................................................................................................5

Vermehrung................................................................................................................6

Teilhabitate und Wanderungen....................................................................................8

Temperaturansprüche des Huchens...........................................................................14

Ernährung..................................................................................................................16

Wachstum/Alter/Korpulenz.......................................................................................20

Verbreitung und Gefährdung des Huchens im


internationalen Überblick.................................................................. 27
Historische und aktuelle Verbreitung in Deutschland.................................................30

Historische und aktuelle Verbreitung in Österreich.....................................................35

Historische und aktuelle Verbreitung in Slowenien.....................................................39

Gefährdungsursachen....................................................................... 43
Gewässerverbau und Wasserkraft..............................................................................45

Einfluss durch Prädatoren..........................................................................................54

Schutz- und bestandserhaltende Maßnahmen.................................. 57


Renaturierung ..........................................................................................................57

Wiederherstellung der Durchgängigkeit.....................................................................64

Besatz........................................................................................................................71

Fischereiliches Management......................................................................................79

Literatur............................................................................................ 82

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Editorial

König der Fische – ohne Reich zum Wandern

Süßwasser und unternimmt keine Wanderung


ins Meer. Aus der Literatur sind allerdings Laich-
wanderungen von über 100 km in flussaufwärts
gelegene seichte und kiesige Stellen bekannt.
Und damit spielt er als Mitteldistanzwanderfisch
im Jahr seiner Wahl zum Fisch des Jahres eine
besondere Rolle, da es um die Überprüfung der
2015 zu erreichenden Ziele der EU-Wasserrah-
menrichtlinie geht.

Gerade bei ihrem Einsatz für den Huchen werden


die besonderen Leistungen der Fischer sichtbar.
So prangern diese schon seit jeher die Gefähr-
dungsursachen an und kämpfen aktiv für deren
Beseitigung. Auch wenn sie meist nicht in der
Er ist der größte heimische Vertreter aus der Lage waren, den drohenden Schaden abzuwen-
Familie der Lachsartigen (Salmoniden) – der den, so konnten sie vielerorts durch Besatzpro-
Huchen, nicht selten als „König der Fische“ gramme immerhin das Aussterben der Huchen
bezeichnet. Seine natürliche Verbreitung ist verhindern oder manche Wiedereinbürgerung
auf das Einzugsgebiet der Donau beschränkt. als Erfolg verbuchen.
Deshalb wird er ebenso häufig „Donaulachs“ Seit Jahren bemüht man sich auch vermehrt um
genannt. Der Huchen ist in seinen Beständen die Verbesserung von Lebensraum und Laich-
stark bedroht und wurde in die Rote Liste plätzen sowie um Nachzucht der Art. Die aktu-
als „stark gefährdet“ aufgenommen. Desglei- ellen Vorkommen von Hucho hucho sind ähnlich
chen ist er in den Anhängen II und V der EU- wie beim Aal nur dem vielseitigen Einsatz der
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) aufge- Fischerei zu verdanken.
listet, womit er zu den Arten gehört, für die Über ein staatliches Schonmaß in Bayern von
europaweit Schutzgebiete eingerichtet werden 90 cm und weitere Fangbeschränkungen wird
müssen. Sein Erhaltungszustand wird gemäß der Huchenfang heute streng kontrolliert In vie-
FFH-Richtlinie überwiegend in der ungünsti- len Vereinen wurde die Schonzeit freiwillig ver-
gen Kategorie „unfavourable – bad“ (un- längert, pro Jahr darf ein Angler oft nur einen
günstig – schlecht) bewertet. Huchen entnehmen. Auch die Fangmethoden
unterliegen strengen Auflagen. Diese Reglemen-
Aufgrund seiner Bedrohung und der hohen, tierungen wurden und werden von Fischern
weltweiten Verantwortung Bayerns, Österreichs freiwillig initiiert und umgesetzt.
und Sloweniens wurde der Huchen (Hucho hu- Den Autoren gebührt Lob für die geleistete Ar-
cho) gemeinsam vom Deutschen Angelfischer- beit an dieser Broschüre. Es wurde bewusst auf
verband (DAFV) und dem Bundesamt für Natur- Darstellung von Fangmethoden und Wiedergabe
schutz (BfN) in Abstimmung mit dem Verband von Kochrezepten verzichtet.
Deutscher Sporttaucher (VDST) zum Fisch des
Jahres 2015 gewählt. Möge die Wahl des Huchens zum Fisch des Jah-
Der Europäische Huchen bildet gemeinsam mit res und die Informationen in dieser Broschüre
einer Handvoll asiatischer Huchenarten inner- mit dazu beitragen, dass der Donaulachs wieder
halb der Familie der Salmoniden eine eigenstän- zunehmend selbst erhaltende Bestände in sei-
dige Gattung. Er fasziniert durch seine enorme nem Verbreitungsgebiet ausbildet.
Größe – über 140 cm lang und dabei über 30 kg
schwer. Im Gegensatz zu seinem Verwandten, Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle
dem Atlantischen Lachs, lebt er zeitlebens im Präsident, Landesfischereiverband Bayern e.V.

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4
Ökologie des Huchens

Aussehen und Körper

Der Huchen hat einen langgestreckten, spindel- Die Bepunktung fällt in den Urgesteinsgewässern
förmigen Körper und ist im Querschnitt fast des Bayerischen Waldes meist wesentlich stärker
rund. Der Kopf ist langgezogen und oben etwas aus als in den kalkreichen Flüssen des Alpenvor-
abgeflacht. Das Maul ist leicht oberständig, landes. Im durch trübes Gletscherwasser gepräg-
die Maulspalte tief und die Kiefer sind mit kräfti- ten Inn ist sie oft besonders spärlich.
gen Zähnen bewehrt. Ebenso auf dem Vomer –
auch Pflugscharbein genannt – befindet sich am Auf der Rücken- und der Schwanzflosse befin-
hinteren Rand eine Querreihe starker Zähne. den sich im Unterschied zur Regenbogenforelle
Der Stiel des Vomers hingegen ist zahnlos. keine Punkte. Der Bauch ist in aller Regel von
weißlich marmorierter Farbe.
Wie alle Salmoniden besitzt auch der Huchen In seinen ersten ein bis zwei Lebensjahren trägt
eine Fettflosse, die größer ausgebildet ist als bei auch der Huchen das für Salmoniden typische
Forellen, Saiblingen oder Äschen. Der Rücken Jugendkleid. Die Flanken weisen dann eine Be-
und die Flanken sind rotbräunlich bis grünlich- bänderung aus 7 bis 12 senkrecht verlaufenden,
grau. Vor allem bei den Milchnern ist die Rot- dunklen Streifen auf, während die Grundfärbung
färbung in der Laichzeit besonders ausgeprägt. ansonsten insgesamt noch dezenter und meist
Über Rücken und Flanken sind sehr variabel heller ausfällt. Die für den Huchen typische rot-
schwarze Punkte verteilt, die sich jedoch haupt- bräunliche Tönung tritt erst später zum Vor-
sächlich oberhalb der Seitenlinie befinden. schein.

Nicht nur seine stattliche


Größe, sondern auch seine
elegante Körperform haben
dem Huchen die Bezeich-
nung „König der Fische“
eingetragen.

Bild links: Typisches Huchen-


habitat an der Oberen Isar
bei Wolfratshausen, wo noch
eine natürliche Reproduktion
des Huchens stattfindet.

5
Vermehrung

Ein Huchenpärchen auf dem


Laichplatz. Der Milchner
trägt eine dunklere Laichfär-
bung.

Verglichen mit anderen heimischen Fischarten etwa 8 °C, in sehr kalten Flüssen aber auch nur
tritt die Laichreife beim Huchen erst spät ein. 6 °C. Zuvor wandern die Laichfische teils etliche
Milchner (= Männchen) laichen in der Regel Kilometer stromauf.
erstmals 4-jährig, Rogner (= Weibchen) 5-jäh-
rig. Nicht selten sind Erstlaicher bereits 80 cm Als Laichplatz dienen rasch überströmte, vorwie-
lang. Der Huchen zählt zu den Frühjahrslaichern. gend grobkörnige Kiesbänke, die sich im Haupt-
Je nach Gewässer und dem dort vorherrschen- gewässer, aber auch in mitunter recht kleinen
den Temperaturverlauf findet das Laichgesche- Zubringern befinden können.
hen in den Monaten März bis Mai, zumeist im Die Milchner erscheinen i. d. R. zuerst am Laich-
April statt. Die Wassertemperatur beträgt dabei platz. Vor der Eiablage schlägt der Rogner eine

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Laichgrube. Das kann sich über viele Stunden, noch mit Kies zu bedecken, um sie vor Fressfein-
teils sogar über mehrere Tage hinziehen. Dabei den zu schützen und ihnen im Kieslückenraum
wird bis zu einer Tonne Sediment bewegt, um eine ungestörte Entwicklung zu ermöglichen.
die Laichgrube von feineren Sohlanteilen zu säu- Die optimale Eireifung erfolgt bei Temperaturen
bern. Abgelaicht wird schließlich paarweise, die um die 10 °C. Unter diesen Bedingungen dauert
Milchner vertreiben subdominante Nebenbuhler. es bis zum Schlüpfen der Dottersacklarve aus
Pro kg Körpergewicht können Huchenrogner dem Ei etwa einen Monat.
alljährlich nur zwischen 1.000 und 2.000 Eier bil-
den. Im Vergleich zum Hecht (ca.40.000 Eier/kg) Doch auch im Larvenstadium ist der Nachwuchs
und anderen Raubfischen ist diese Zahl eher ge- für weitere zwei Wochen auf die Schutzfunktion
ring. Dafür sind die Eier mit einem Durchmesser des Kieslückenraums angewiesen, bevor er die-
von etwa 5 mm aber relativ groß. sen als schwimm- und fressfähig gewordener
Brütling aktiv in Richtung seines nächsten Auf-
Einige Minuten nach der Eiablage versucht der enthaltsorts, nämlich einer flachen, strömungs-
Rogner die Eier mittels gezielter Schwanzschläge beruhigten Uferzone, verlassen kann.

Brütling

Brut, Junghuchen

7
Teilhabitate und Wanderungen

Die Lebensräume des Huchens unterscheiden zeitlich ganz unterschiedlichen Verfügbarkeit


sich nicht nur im Jahresverlauf, sondern auch von Futterfischen im Längsverlauf der Flüsse.
hinsichtlich der Lebensstadien. Sie können ganze Wahrscheinlich sind Huchen solchen Massen-
Flusseinzugsgebiete bis hin zum Standplatz ein- wanderungen in weit stärkerem Maße gefolgt
zelner Individuen umfassen. als heute. Während ausgedehnte Laichwande-
rungen von Huchen auch in der historischen
Bei solchen Überlegungen ist immer zu berück- Literatur entsprechend beschrieben werden,
sichtigen, dass de facto alle heimischen Gewäs- herrschen bezüglich anderer Wanderungen
ser durch eine Vielzahl menschlicher Eingriffe nach wie vor große Wissensdefizite. So ist etwa
verändert wurden. Das betrifft auch die als noch über stromab gerichtete Wanderungen von
weitgehend natürlich zu bezeichnenden Huchen- Jungfischen oder die Wanderungen zu den
reviere, wie die Isar in der Ascholdinger und der Winterquartieren in Mittel- und Unterläufen
Pupplinger Au, wo der Lebensraum beispielswei- der Flüsse wenig bekannt.
se durch einen veränderten Geschiebehaushalt, Stromauf wird die Verbreitungsgrenze meist
dem Fehlen einer großräumigen Durchgängigkeit dort erreicht, wo Gewässer zu abflussschwach
oder Habitatdefiziten der umliegenden Gewäs- (< 0,5-2 m3/s), zu seicht bzw. zu schmal (Ge-
serabschnitte beeinflusst wird. wässerbreite < 5-10 m) oder zu gefällereich
(Gefälle > 1%) werden. Fast ausnahmslos liegen
Ursprünglich konnten Huchen ihren Lebensraum die am weitesten flussauf gelegenen Vorkom-
und die zur Verfügung stehende Nahrung deut- men auf einer Höhe von unter 900 m ü. NN.
lich weiträumiger nutzen, als das in unserer Zeit Gewässer der Forellenregion werden in der Re-
Totholzreiche Nebenarme,
der Fall ist. So führten Massenwanderungen von gel nur temporär als Laich- oder Jungfischle- wie hier an der Isar bei Ge-
Nasen und anderen Cypriniden zu einer jahres- bensraum genutzt. retsried, bieten ideale Win-
tereinstände für den Huchen-
nachwuchs.

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Bevorzugte Habitate unterschiedlicher Lebensstadien in der Pielach

Laichplätze
Andere Wanderungen Laichwanderung n = 34
Keine Daten Keine Daten
Strömung 40 - 60 cm/s
Tiefe 40 - 60 cm
Sediment: vorwiegend Grobkies
mit Steinen, auch Mittelkies Larven und
frühe Jungfische
keine Daten

Subadulte und Adulte


Länge = 30 - 110 cm, n = 94 Jungfische
Länge = 10 - 25 cm, n = 120
Strömung 0 - 30 cm/s
Tiefe 120 - 150 cm Strömung 10 - 50 cm/s
Tiefe 30 - 60 cm

Daten: Vereinfacht aus Holzer (2000; 2011)

Typische Huchenflüsse – das sind häufig jene, die kannt, fundierte wissenschaftlich abgesicherte
heute noch die besten Bestände erkennen lassen Daten gibt es dazu aber nur wenige. In der Pie-
– weisen oft einen Abfluss zwischen 3 und lach, einem kleineren Huchenfluss in Österreich
150 m3/s und ein Gefälle zwischen 0,2 und 0,5% mit einem mittleren Abfluss von 7 m3/s, wurden
auf, sie liegen meist auf Höhen zwischen durch Tauchgänge und Vermessung der Laich-
200 und 800 m ü. NN und die mittlere Wasser- plätze und Standplätze vieler Fische quantitative
temperatur im Sommer beträgt 13-18 °C. Habitatnutzungsdaten erhoben (siehe Abbil-
Solche Bedingungen liegen häufig im Bereich der dung).
Äschenregion bzw. im Übergang zwischen Äschen- Subadulte und adulte Fische nutzen tiefe und
und Barbenregion vor. mäßig strömende Bereiche, bevorzugt mit ent-
sprechender Deckung. So geringe Strömungsge-
Die Lebensräume in der Barbenregion wurden schwindigkeiten (weniger als 30 cm/s) können
vielerorts besonders stark in Mitleidenschaft ge- kleinräumig aber durchaus in Bereichen mit
zogen, sodass Huchenbestände dort oft ver- rascher Strömung liegen, z.B. unter der schie-
schwunden sind. Stromab wird die Verbreitung ßenden Strömung einer steilen Furt oder einer
durch verschiedene Faktoren wie zu hohe Was- Schwelle.
sertemperaturen, eine schlechte Vernetzung mit
Laichhabitaten, Konkurrenz mit anderen Raub- Über die Intensität bzw. Distanz von Wande-
fischarten (z.B. Wels, Zander) sowie strukturell rungen zu den Laichhabitaten ist wenig bekannt.
ungeeignete Lebensraumbedingungen (z.B. In der Pielach dürften sie in der Regel nur weni-
Stauketten) limitiert. ge Hundert Meter weit reichen, was auch damit
zusammenhängt, dass zahlreiche Wehre und
Die von Huchen innerhalb eines Gewässerab- Kleinkraftwerke längere Wanderungen verhin-
schnitts genutzten Lebensräume (Meso- und dern. Im Bereich langer Fließstrecken können
Mikrohabitate) sind zwar im Wesentlichen be- aber deutlich längere Wanderungen durchge-

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führt werden. Solche Migrationen können aus häufig tiefer ab. Es wurde an der Pielach bezüg-
großen Flüssen in Zubringer führen, beispiels- lich der Lage der Laichplätze eine durchaus
weise aus dem Inn in die Mangfall oder aus der erhebliche Variabilität beobachtet, die als „Risi-
Enns in die Gaflenz. kostreuung“ interpretiert werden kann.

An der Pielach wurde eine große Zahl an Laich- Kommt es nach dem Ablaichen zu Hochwässern,
plätzen vermessen. Diese liegen in der Regel in so geraten tief liegende, stark angeströmte
Wassertiefen zwischen etwa 40 cm und 60 cm Laichplätze in Gefahr, erodiert zu werden, wäh-
und mittleren Strömungsgeschwindigkeiten. In rend unter normalen Abflussverhältnissen die
größeren Flüssen mit entsprechend stärkeren Sauerstoffversorgung im Kieslückenraum dort
Wasserspiegelschwankungen laichen Huchen am günstigsten ist. Für seichter bzw. näher am

Fischregionen

Vom Oberland bis in das Tiefland: Leitfischarten zeigen die Lebensmöglichkeiten im Gewässerabschnitt. Die Vielfalt nimmt
flussabwärts zu.

10
Anbindung von Auen und
Altwassern bietet Schutz und
Lebensraum für Junghuchen
und seine Nahrung.

Ufer liegende Laichplätze verhält es sich genau Struktur können deutliche Unterschiede auftre-
umgekehrt. ten. Beispielsweise nutzen Junghuchen an der
Isar nicht nur Buchten und Flachwasserzonen im
Quantitative Daten über die Habitatnutzung der Hauptfluss, wie das an der Pielach der Fall ist.
Junghuchen nach der Emergenz aus dem Kieslü-
ckenraum liegen nicht vor. Wahrscheinlich sind Im Rahmen einer derzeit laufenden Untersu-
strukturreiche Buchten, Totholz und andere Ufer- chung des LFV Bayern wurden Junghuchen ver-
zonen mit geringer Strömungsgeschwindigkeit, mehrt auch in teils sehr flachen und schmalen
guten Versteckmöglichkeiten und hoher Futter- Wasserkörpern des Hochwasserbetts nachgewie-
dichte als Lebensraum von großer Bedeutung. sen, welche oft nur bei erhöhten Abflüssen eine
Später (im ersten und zweiten Jahr) nutzen Jung- Anbindung an den Hauptstrom aufweisen und
huchen sukzessive tiefere Bereiche und bevor- ansonsten lediglich von oberflächennahem
zugen Strömungsgeschwindigkeiten von 10-50 Grundwasser gespeist werden. Als bevorzugte
cm/s. Deckung, vor allem durch Totholz, spielte Deckung dient hier kleinräumig jede Art von
an der Pielach eine große Rolle. Vegetation und Totholz im Wasserkörper.

Bei der Übertragung der dargestellten Ergebnisse Einsömmrige Isarhuchen überwintern häufig
auf andere Gewässer ist Vorsicht geboten. In auch in solchen vom Hauptfluss abgetrennten
größeren Flüssen oder Gewässern mit anderer Wasserkörpern, die hierfür jedoch tiefer und

Untersuchung sommer-
licher Jungfischhabitate
(siehe auch S. 12)

11
Untersuchung eines typi-
schen Wintereinstandes
von Junghuchen und ande-
ren gewässertypischen
Fischarten (Hasel und Nase)

12
Sommerhabitat an der Isar
bei Wolfratshausen

reich mit Totholz strukturiert sein müssen. In ringerer Dichte als in Fließstrecken. Laichplätze
Gewässern der böhmischen Masse (Einzugsge- und Juvenilhabitate fehlen aber in Stauen. Weite
biete des Regen und der Ilz) finden Junghuchen Stauseen oder Talsperren sind als Huchenlebens-
hingegen hinter bzw. unter ufernahen Steinen, raum generell ungeeignet.
in Buchten zwischen Seggenbulten oder Felsen
und ähnlichen Stellen günstige Einstände. Ist In vielen Gewässern sind günstige Teilhabitate
kein Totholz als Einstand und Versteck vorhan- heute nicht mehr ausreichend vorhanden und
den, so halten sie sich zur Feindvermeidung in vernetzt. Eine besonders wichtige Bedeutung
seichteren Bereichen auf als in der struktur- haben in diesem Zusammenhang die für
reichen Pielach. natürliche Gewässer typischen Flachuferzonen
(siehe Infobox).
Stauhaltungen werden lediglich von adulten
Huchen besiedelt, wenn auch in deutlich ge-

Bedeutung flach ansteigender Uferzonen für die Interaktion zwischen Beutefischen und Räubern

Flach auslaufende Uferzonen bewirken, dass Räuber je nach Größe stets gute Jagdbedingungen (also Futterfische geeigneter
Größe und passende Wassertiefen) vorfinden. Optimale Beutegröße bedeutet, dass die Beute einerseits noch gut geschluckt
werden kann, andererseits aber einen möglichst hohen Energiegehalt pro Jagdaufwand aufweist (positive Energiebilanz).
Im Fall des Huchens beträgt eine günstige Beutefischgröße etwa 15-35% der eigenen Körperlänge. Gibt es genügend Beu-
tefische in richtiger Größe, die vom Huchen mit geringem Aufwand erjagbar sind, kann dieser rascher wachsen und sich
länger in seinem Versteck aufhalten. Damit vermindert sich auch das Risiko selbst einem Fressfeind zum Opfer zu fallen. Auch
Wachstum und Überlebensrate junger Stadien der Beutefische sind in den Flachuferbereichen deutlich höher als entlang
steiler Ufer, was letztlich auch das Vorkommen subadulter und adulter Beutefische steigert.
Unter dem Strich ermöglichen flach ansteigende, gut strukturierte Uferzonen also eine wesentlich effizientere Interaktion
zwischen Räuber und Beute als steile Ufer. Als Konsequenz kann sich eine deutlich höhere Gesamtfischbiomasse (Beute- und
Raubfische) einstellen.

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Temperaturansprüche des Huchens

Der Huchen gehört zur Familie der Salmoniden, Es gibt aber noch deutlich sommerwärmere Ge-
bei denen es sich bekanntlich durchweg um wässer, etwa die Melk in Niederösterreich oder
Fischarten handelt, die auf eher kühles Wasser die Sulm in der Steiermark.
angewiesen sind. Nach dem Atlantischen Lachs, Die sich natürlich reproduzierenden, lokal ange-
der als am tolerantesten gegenüber hohen Was- passten Huchenbestände können dort auch
sertemperaturen gilt, hat sich auch der Huchen Wassertemperaturen bis kurzzeitig 25-27 °C
im Vergleich zu Bachforelle und Äsche an etwas überstehen. Unter Stress, etwa bei laufender
höhere Wassertemperaturen angepasst, wie sie Störung durch Badegäste, treten bei solchen
in den Mittel- und Unterläufen der heimischen Bedingungen aber immer wieder Huchenster-
Flüsse auftreten können. ben auf.

Die Grafik auf dieser Seite zeigt die Temperatur- Der Huchen toleriert in einem gewissen Rahmen
verhältnisse aus 22 bayerischen und österreichi- eine durchaus breite Spanne von Wassertempe-
schen Gewässern mit Huchenbeständen. Es han- raturen. „Typische“ Huchen-Gewässer weisen im
delt sich dabei um Monatsmittelwerte – Schwan- Sommer mittlere Monatsmittel von etwa 14 bis
kungen im Monats- und Tagesverlauf können 16 °C auf. Werden Gewässer deutlich wärmer,
durchaus deutlich höhere oder niedrigere Werte so sind Huchenbestände zwar noch nicht akut
umfassen. vom Tod durch Sauerstoffmangel bedroht. Suk-
zessive werden aber andere Raubfischarten wie
Bei den alpin geprägten Oberläufen der Isar, Hecht, Schied, Zander und Wels konkurrenzstär-
der Mur und der Drau handelt es sich um die ker. Auch das komplexe Gefüge der Laichzeiten
kühlsten Huchen-Gewässer – sie erreichen auch des Huchens und seiner Futterfischarten hängt in
im wärmsten Monat im Mittel nur etwa 13 °C. starkem Maße von der Wassertemperatur ab.
Das wärmste der untersuchten Gewässer – die
Donau in der Wachau in Niederösterreich – Durch eine Reihe menschlicher Einflüsse kommt
weist im Juni und Juli Monatsmittel von knapp es zu einer Erhöhung der Temperatur in unseren
über 18 °C auf. Fließgewässern. Eingehende Analysen zeigen,

Mittlere monatliche Wassertemperatur in 22 bayerischen und österreichischen Huchen-


strecken I Zeitreihen der letzten 10 Jahre
Mittlere monatliche Wassertemperatur in 22 bayerischen und österreichischen Huchenstrecken, Zeitreihen der letzten 10 Jahre.

20
Monatsmittel Wassertemperatur in °C

15

10

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr

14
Reger Badebetrieb in unmit-
telbarer Nähe von Huchen-
standorten an der Isar in
München

dass die sommerliche Wassertemperatur in Hu- te Landwirtschaft sowie Wanderhindernisse zu


chen-Gewässern alleine in den letzten 3 Jahr- Refugialbereichen wie kühlen Zubringern und
zehnten um 1 bis 2 °C gestiegen ist. Dafür ist Grundwasseraustritten.
einerseits der viel zitierte „Klimawandel“ verant-
wortlich. Aber auch andere Faktoren führen zur Diese Einflüsse wirken bereits jetzt und werden
Erhöhung der Wassertemperatur und damit zur durch die „Klimaerwärmung“ zunehmend pro-
Bedrohungen für den Huchen. Darunter fallen blematischer. Durch zu hohe Wassertemperatu-
Warmwassereinleitungen, Wasserentnahmen in ren verloren gegangene Huchenlebensräume
Restwasserstrecken, Flussregulierungen, die Ent- am unteren Ende des Verbreitungsgebiets kön-
fernung von Ufergehölzen, reduzierter Wasser- nen kaum durch Gewinne in den kleinen, küh-
austausch mit dem Grundwasser, eine Reduktion leren Oberläufen wettgemacht werden.
der sommerlichen Abflüsse durch die intensivier-

Temperaturverlauf Amper im Ausnahmesommer 2006 I Letaltemperatur überschritten

°C

35

30

25

20

15

10

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sept Okt Nov Dez

Temperaturverlauf Amper 2006 15


Ernährung

In seinem Fließgewässerlebensraum steht der zwischen 1987 und 2015 in 7 bayerischen Flüs-
Huchen als großwüchsiger Raubfisch an der sen im Herbst und Winter mit der Angel gefan-
Spitze der Nahrungskette. Auf Beutezug geht er gen wurden. 110 Individuen davon hatten insge-
vorwiegend während der Dämmerung sowie samt 270 Beutestücke im Magen. Als Beute-
nachts. Besonders in den Wintermonaten ist er tiere nachgewiesen wurden mehr als 15 Fischar-
durchaus auch tagaktiv. Weil Huchen außerhalb ten, darüber hinaus Flusskrebse, Frösche, Mäuse,
der Laichzeit nach dem derzeitigen Kenntnis- eine Wasserralle und sogar Bachflohkrebse.
stand vergleichsweise standorttreu sind, können Unter den Beutefischen reichte das Größenspek-
sie bei der Nahrungsaufnahme nur auf Fische trum von sehr kleinen Koppen bis hin zu einer
zurückgreifen, welche sich dauerhaft oder vorü- 65 cm langen Barbe.
bergehend in ihrem Revier aufhalten. Somit
sollte man erwarten, dass Huchen ausgespro- Innerhalb der ersten Zeitreihe, in der sich der
chene Nahrungsopportunisten sind, d. h., dass Hauptrückgang der bayerischen Äschenbestände
sie bevorzugt das fressen, was gerade am häu- vollzog, bestand die Huchennahrung noch zu
figsten bzw. am zahlreichsten vorhanden und/ 12% aus Äschen. Dieser Prozentsatz dürfte aber
oder von ihnen am leichtesten zu erbeuten ist. eher deutlich unterhalb des damals im Schnitt
noch vorhandenen Anteils der Äsche am Gesamt-
Anhand von Mageninhaltsanalysen wurde über- fischbestand liegen.
prüft, was adulte Huchen in den Äschenregionen
Bayerns tatsächlich fressen und ob bzw. inwie- Auch die fließgewässertypischen Fischarten
weit sie ihre Ernährung umgestellt haben, nach- Nase, Barbe und Aitel fanden sich im Vergleich
dem dort die Fischbestände und damit die Nah- zu ihrem seinerzeitigen Bestandsanteil deutlich
rungsgrundlage in den letzten drei Jahrzehnten unterrepräsentiert in den Huchenmägen wieder.
teils dramatisch abgenommen haben. Zunächst Damals bereits überproportional wurden hinge-
ist die ehemalige „Massenfischart“ Nase weitge- gen die Fischarten Hecht, Rotauge, Barsch und
hend verschwunden, gefolgt von der Leitfischart Renke von Großhuchen gefressen. Allesamt
Äsche, die inzwischen ebenfalls zu einer seltenen Fischarten, die typische Huchenreviere kaum
Fischart geworden ist. Für die Mageninhaltsana- nachhaltig besiedeln, sondern diese eher nur
lysen wurden Daten von 188 Huchen mit Län- sporadisch aufsuchen bzw. durchwandern und
gen zwischen 80 und 143 cm gesammelt, die dabei offensichtlich zur leichten Beute werden.

Große Regenbogenforelle
aus dem Lech mit Biss-
verletzungen durch einen
Huchen

16
Auch die i. d. R. durch Besatz gestützten Forel- zugt zum Opfer, was die Notwendigkeit von
lenarten dürften dem Huchen bereits damals Wanderbewegungen bei den deutlich vermin-
bevorzugt zum Opfer gefallen sein, zumal sich derten Restbeständen wiederum schmälert.
frisch besetzte Fische in ihrem neuen Lebens- Bemerkenswert ist der vermeintlich hohe Stellen-
raum nur schlecht zurechtfinden und zudem erst wert, den die Renke als Huchennahrung einge-
lernen müssen, wie gefährlich ihnen ein Huchen nommen hat, obwohl man Renken in Huchen-
werden kann. flüssen eigentlich kaum vermuten würde. Dabei
ist zu berücksichtigen, dass die erfolgten Magen-
Die Nahrungsanalyse der zweiten Zeitreihe spie- analysen lediglich jene Nahrung abdecken, die
gelt deutlich den inzwischen vollendeten Nieder- von adulten Huchen in den typischen Fangmo-
gang der Äsche und den entsprechend weiter naten Oktober bis Februar aufgenommen wur-
gestiegenen Anteil besetzter Forellen am Ge- de. Renken fanden sich übrigens auch nur bei
samtfischbestand wider. Auch Hecht, Barsch und Loisachhuchen, sowie bei Huchen aus der Isar,
Rotauge fanden sich nun kaum noch in Huchen- die unterhalb der Loisachmündung gefangen
mägen. Genau wie die Äsche fallen diese drei wurden.
Fischarten Kormoranen und Gänsesägern bevor-

Beutespektrum adulter Huchen (Winter) I Verteilung der Arten, Zeitreihenvergleich

%
40

30

20

10
Forelle/Saibling
Rotauge/Barsch/Koppe/Schmerle

nicht identifizierte Fische

Äsche

Rutte/Aal

Renke

Nase/Barbe/Aitel

Krebs/Frosch/Maus/Vogel
Hecht

1987/1988 - 2000/2001 (n = 161) 2001/2002 - 2014/2015 (n = 109)

Beutespektrum adulter Huchen (Winter) – Verteilung der Arten

17
Beutespektrum adulter Huchen (Winter) I Verteilung der Längenklassen, Zeitreihenvergleich

%
50

40

30

20

10

0 - 10 cm 11 - 20 cm 21 - 30 cm 31 - 40 cm 41 - 50 cm > 50 cm

1987/1988 bis 2000/2001 (n = 158) 2001/2002 bis 2014/2015 (n = 107)

Beutespektrum adulter Huchen (Winter) - Verteilung der Längenklassen

Erklären lässt sich dieses Phänomen damit, dass Ausstattung des Lebensraumes mit inzwischen
Renken zur Laichzeit oder aufgrund einer sehr leider sehr selten gewordenen Habitatstrukturen
hohen Bestandsdichte in größerer Zahl aus dem ist, wie z.B. kleinen, deckungsreichen Neben-
Kochelsee in die Loisach abwandern, von wo armen und anderen im Hochwasserbett befind-
sie schließlich sogar bis in die Isar vordringen. lichen, strukturreichen Flussabschnitten.
Wenn in der Literatur immer wieder zu lesen ist,
dass sich Huchen vorwiegend von Nasen ernäh- Betrachtet man die Verteilung der Größenklassen
ren, liegt das wohl hauptsächlich daran, dass im Beutespektrum (nach Stückzahl), zeichnet
die Nase in den klassischen Huchenflüssen früher sich beim Huchen erneut ein an die jeweils vor-
mitunter die weitaus häufigste Fischart war. handenen Fischbestände angepasstes Fressver-
Daraus den Schluss zu ziehen, dass gute Huchen- halten ab.
bestände auf die Existenz reicher Nasenbestände
zwingend angewiesen sind, ist schwer haltbar, Während in der ersten Zeitreihe Beutefische un-
zumal es zahlreiche Belege dafür gibt, dass der ter 21 cm Länge anteilig noch mit fast 44% zu
Huchen sehr gut auch ganz ohne die Nase zu- Buche schlugen, machte diese Kategorie in der
rechtzukommen vermag. zweiten Zeitreihe nur noch knapp 4% aus.
Stattdessen wurden später erheblich häufiger
Auch in der Oberen Isar sowie im Schwarzen Beutetiere mit Längen zwischen 21 und 40 cm
Regen gibt es heute kaum noch Nasen, ebenso aufgenommen. Bei den darüberliegenden Grö-
an der Oberen Mur in Österreich. Dennoch ver- ßenklassen gab es hingegen keine wesentlichen
mehrt sich der Huchen speziell in diesen Flüssen Verschiebungen. Auch bei dieser rein größenbe-
nach wie vor sehr gut von selbst. Zwar weist die zogenen Betrachtung offenbart sich der Nah-
Nasenbrut eine günstige Größe als Beute für die rungsopportunismus der adulten Huchen deut-
fressfähige Brut des Huchens auf. Alternativ kön- lich. Werden bestimmte Beutefisch-Größen-
nen Huchen in ihrem ersten Lebensjahr jedoch klassen im Gewässer seltener, weil diese, wie in
ebenso heranwachsen, wenn ihnen wirbellose vorliegendem Fall, von Kormoranen und Gänse-
Kleintiere, wie z.B. Insektenlarven, in ausrei- sägern sehr effektiv dezimiert werden, verlegt
chender Menge zur Verfügung stehen. sich der Huchen auf andere, häufiger vorhan-
dene Beutegrößen.
Derzeit laufende Untersuchungen des Landesfi-
schereiverbands Bayern haben zum Ergebnis, Adulte Huchen fressen also immer das, was sie
dass von wesentlich größerer Bedeutung für die am leichtesten erwischen, und zeigen bei ihrem
Überlebensrate des Huchennachwuchses die potenziellen Beutespektrum sowohl in Bezug auf

18
Eher schlanker Huchen aus
dem Schwarzen Regen

Fetter Huchen aus der


Münchner Isar

die Arten als auch auf die Beutegröße eine Gewässern oft noch ausreichend gute Nahrungs-
unerwartet hohe Flexibilität. bedingungen vorfindet.

Zumindest von größeren Huchen werden die Dabei kommt ihm die Fähigkeit zugute, bis zu
typischen Fischarten der Äschenregion proporti- mehrwöchige Fresspausen einlegen zu können,
onal seltener aufgenommen, als deren jewei- sollten die Nahrungsbasis bzw. die Aussichten
liger Anteil am Gesamtfischbestand ausmacht. auf Jagderfolg vorübergehend einmal schlechter
Hingegen werden solche Fische häufiger geworden sein. Wie schwierig es ist, die eher sel-
gefressen, die mit den Lebensräumen in der tenen und zudem meist auch nur recht kurzen
Äschenregion nicht so gut vertraut sind. Hierzu Fressphasen eines Großhuchens abzupassen,
zählen „dumme“ Besatzfische ebenso wie davon kann so mancher Huchenangler ein Lied
typische Bewohner anderer Fischregionen, die singen.
sich in den Huchenrevieren nur vorübergehend
aufhalten. Offensichtlich tragen heute solche
Fische (Besatz- wie auch Wildfische), die nachts
in unvermutet hohem Ausmaß Huchenreviere
durchwandern, vermehrt dazu bei, dass der
Huchen selbst in vermeintlich „fast fischleeren“

19
Wachstum/Alter/Korpulenz

Der Huchen ist die großwüchsigste Art unter den schiede aufwiesen. Offensichtlich spielen hier
heimischen Salmoniden. Selbst in sehr kleinen u. a. innerartlicher Konkurrenzdruck und Nah-
Flüssen erreicht er regelmäßig Längen von deut- rungsverfügbarkeit im Umfeld des Standplatzes
lich über einem Meter. Im Standardwerk über eine große Rolle. Ein außergewöhnlich rasches
den Huchen von Holcik wird das Höchstalter der Wachstum zeigte z.B. ein 1990 gefangener
dem europäischen Formenkreis angehörenden Milchner aus der Loisach, der bei einer Länge
Huchen mit rund 20 Jahren, die Maximallänge von 123 cm noch nicht einmal neun Jahre alt
mit über 140 cm und das Maximalgewicht mit war. Ein ähnlich kapitaler Rogner aus dem Lech
über 30 kg angegeben. (1993) war mit 120 cm hingegen bereits fast
14 Jahre alt. Unter den Proben aus der Isar fand
Nachfolgend wird der Frage nachgegangen, wie sich sowohl ein Individuum, das mit acht Jahren
sich bayerische Huchenbestände im Vergleich erst 80 cm lang war, wie auch ein Vorwüchser,
zum europäischen Durchschnitt darstellen und der in seinem siebten Sommer bereits die Meter-
inwieweit sich zwischen bayerischen Huchenflüs- marke überschritten hatte.
sen unterschiedliche Wachstumsleistungen
erkennen lassen. Trotz der relativ breiten Datenstreuung ließen
sich für die Flüsse Schwarzer Regen, Lech und
Hierzu wurden anhand von Wirbelknochen Al- Isar jeweils sehr verlässliche Wachstumskurven
tersbestimmungen an 236 Huchen vorgenom- ermitteln. Im Vergleich zu der Wachstumsfunk-
men, die im Zeitraum zwischen 1984 und 2015 tion, welche die durchschnittliche Alters-Längen-
in 7 bayerischen Flüssen (Ammer, Inn, Isar, Lech, beziehung aus dem gesamten europäischen
Loisach, Schwarzer Regen, Wertach) mit Längen Verbreitungsareal des Huchens widerspiegelt,
zwischen 78 cm und 143 cm mit der Angel ge- erwiesen sich Huchen in allen drei bayerischen
fangen wurden. Ergänzt und evaluiert wurden Flüssen zumindest in den ersten Lebensjahren als
die Daten durch Wiederfänge farbmarkierter Be- teils deutlich raschwüchsiger. Während die Kur-
satzhuchen (n = 66), sowie durch Längendaten ven von Lech und Isar nach wenigen Wachs-
von den unteren zwei Altersstufen (n = 179), tumsjahren fast deckungsgleich verlaufen und
welche im Rahmen von Bestandserhebungen sich im fortgeschrittenen Alter dem europäischen
mittels Elektrofischerei gewonnen wurden. Durchschnitt wieder annähern, bleibt der Schwar-
ze Regen gegenüber Lech und Isar zunehmend
Der kleinste (78 cm) und zugleich jüngste ent- zurück. Das Huchenwachstum ist dort also als
nommene Huchen war ein 5-sömmriger Fisch vergleichsweise langsam einzustufen.
aus dem Inn, der mit 143 cm längste und weit-
aus älteste Huchenmilchner hatte bereits
21 Sommer hinter sich gebracht und kam aus
dem Lech. Es fiel auf, dass sämtliche Huchen, Wirbel eines 8-sömmrigen
Wertach-Huchens (108 cm;
die 15-sömmrig und älter waren, aus Lech oder
13,0 kg). Dank Markierung
Inn stammten, während die Fische aus Loisach
lässt sich Alter und Herkunft
und Isar jeweils maximal 14-sömmrig, aus Am-
eindeutig rückverfolgen.
mer und Wertach nicht älter als 12-sömmrig
waren. Im Schwarzen Regen lag das Höchst-
alter bei 13 Jahren. Im Unterschied zu den vor-
genannten Flüssen beinhalten die Proben dort
jedoch keine ganz kapitalen Fänge.

Es zeigte sich, dass Huchen, die bis zur Ge-


schlechtsreife und darüber hinaus überlebt hat-
ten, hinsichtlich ihrer Längenwachstumsleistung
nicht nur abhängig vom jeweiligen Gewässer-
typ, sondern auch innerhalb ein und desselben
Gewässers teils erhebliche individuelle Unter-

20
Alters- und Längenbeziehung des Huchens in Bayern im Vergleich zum europäischen
Durchschnitt

Längen in cm

120

100

80

60

40

20

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Alter in Jahren

Huchenareal Europa: mittleres Wachstum (nach HOLCIK et al. 1988)


Schwarzer Regen (Urgestein; natürlicher Bestand); n = 22 R² = 1,00
Lech (kalkalpin; stark besatzabhängiger Bestand); n = 176 R² = 0,96
Isar (kalkalpin; weitgehend natürlicher Bestand); n = 222 R² = 0,99

Alters und Längenbeziehung des Huchens in Bayern im


Dies verwundert nicht, zumal der Schwarze Re- Fließstrecken – mindestens zu 85% aus Besatz-
Vergleich
gen zum
zum einen eineuropäischen
UrgesteinsflussDurchschnitt
ist, welcher maßnahmen rekrutiert.
im Vergleich zu Flüssen kalkalpinen Ursprungs
von Natur aus sehr winterkalt und weniger Anders in der Isar zwischen Bad Tölz und Mün-
produktiv ist, zum anderen in seinen natürlich chen, wo über weite, zusammenhängende Stre-
bis naturnah erhalten gebliebenen Abschnitten cken noch naturnahe bis natürliche Gewässer-
noch selbst reproduzierende Huchenbestände strukturen vorhanden sind, in welchen sich bis
in zum Teil sehr hohen Dichten beherbergt. heute eine weitgehend auf Eigenreproduktion
Für derartige Flüsse liefert die vorliegende basierende Huchenpopulation erhalten konnte.
Wachstumskurve deshalb keinerlei Grund zur Die Wachstumskurve der Isar kann somit als Re-
Beunruhigung. ferenz für die durchschnittliche Längenwachs-
tumsleistung einer natürlichen Huchenpopulation
Bei Isar und Lech handelt es sich um kalkalpine aus dem nördlichen Voralpenland herangezogen
Flüsse, von denen der Lech der mächtigere ist, werden. Dass sich das Huchenwachstum im Lech
der jedoch, nach seiner Umgestaltung in eine hiervon kaum unterscheidet, zeigt, dass die dort
fast geschlossene Kette aus Staustufen erheb- betriebene Besatzpolitik erfolgreich ist und in
liche Lebensraumdefizite aufweist. Über mehrere einem vernünftigen Ausmaß erfolgt. Wenn der
Jahre praktizierter Besatz mit farbmarkierten Lech schließlich regelmäßig sogar größere Hu-
Huchen brachte die ernüchternde Gewissheit, chen „hergibt“ als die Isar, dürfte dies in erster
dass sich der Huchenbestand im Lech – und hier Linie daran liegen, dass die Huchen dort ein hö-
selbst in den letzten verbliebenen, naturnahen heres Alter erreichen (können).

21
Alters- und Längenbeziehung des Huchens I Vergleich Milchner / Rogner

Länge in cm

140

120

100

80

4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Alter in Jahren
R2 = 0,78 – Milchner (n = 98) R2 = 0,76 – Rogner (n = 121)

Alters- und Längenbeziehung des Huchens


Vergleich: Milchner – Rogner
Nachfolgend wird dargestellt, ob sich die Milch- zudem ganz anders auf die Fischarten und Grö-
ner und Rogner in ihrer Wachstumsleistung ßenklassen verteilt. Dies sollte gerade auch für
unterscheiden. Unter den bayerischen Huchen- den Huchen, der am Ende der Nahrungskette
proben befinden sich 219 Fische, bei welchen steht, nicht ohne Bedeutung sein. Hinzu kommt,
das Geschlecht eindeutig feststeht. dass in Reaktion auf die veränderten Bedin-
gungen auch die Besatzpolitik neu ausgerichtet
In der oben stehenden Abbildung sind geschlech- wurde.
terspezifische Wachstumskurven dieser umfang-
reichen Proben dargestellt Der Verlauf der Wachs- Vor diesem Hintergrund wäre interessant zu wis-
tumsfunktionen ist bei beiden Geschlechtern sen, ob Huchen infolge dessen heute andere
recht ähnlich, wobei Milchner tendenziell viel- Wachstumsleistungen erbringen, als dies früher
leicht ein wenig schneller wachsen als Rogner. der Fall war. Zur Beantwortung dieser Frage wur-
In Bezug auf die maximal erzielbare Körperlänge den die Huchenproben in zwei Zeitreihen unter-
bzw. das Höchstalter finden sich letztlich aber teilt. In die erste Zeitreihe fallen sämtliche Hu-
kaum Unterschiede. Von insgesamt 11 Huchen chen, die spätestens im Winterhalbjahr 2000/01
mit Längen über 130 cm waren 5 Rogner und gefangen wurden. In der zweiten Zeitreihe wur-
6 Milchner. Unter den 20 ältesten Huchen den alle danach getätigten Fänge (bis 2014/15)
befanden sich 8 Milchner und 12 Rogner. zusammengefasst.

Seit Beginn der Probensammlung im Jahre 1984 Ähnlich wie beim Vergleich Milchner-Rogner
hat sich an bayerischen Huchenflüssen viel ver- werden für diese zwei Gruppen Wachstumsfunk-
ändert. Der Nährstoffeintrag ist zurückgegangen tionen berechnet (siehe Abb. rechts). Dabei zeigt
und parallel dazu hat sich der von Kormoran und sich, dass die Huchen aus jüngster Zeit keines-
Gänsesäger ausgehende Fraßdruck auf die Fisch- falls schlechter gewachsen sind, als solche, die
lebensgemeinschaften massiv erhöht. vor dem Winter 1994/95 gefangen wurden.
Auch bei einer Einzelbetrachtung der Gewässer
Die Folgen für die Fische sind vielfältig. Generell Lech, Isar und Loisach ließ sich beim Längen-
findet sich in den Fließgewässern heute eine wachstum zwischen den Zeitreihen jeweils kein
wesentlich geringere Fischbiomasse, die sich eindeutiger Unterschied erkennen.

22
Korpulenz Regen, spiegeln Mittelwerte zwischen 0,85 und
Jede Fischart weist eine spezifische Längen-Ge- 0,95 im Winterhalbjahr einen durchschnittlichen
wichts-Beziehung auf, die sich über den so ge- Ernährungszustand und damit eine an die Um-
nannten Korpulenzfaktor (k = 100 x Gewicht [in welt gut angepasste Bestandsdichte wider.
g]/Länge³ [in cm]) ausdrücken lässt. Eine Zunah- In kalkalpinen Huchenflüssen gelten je nach
me des Korpulenzfaktors zeigt dabei einen bes- morphologischer Ausgestaltung und Fließdyna-
seren Ernährungszustand an. Dieser Faktor kann mik des Gewässers mittlere Werte zwischen
als Maß für die Vitalität von Einzelfischen oder 0,95 und 1,05 als normal.
auch von Altersklassen herangezogen werden.
Dabei ist zu beachten, dass der Normalwert der Die Alarmglocken des Bewirtschafters eines kalk-
Korpulenz nicht bei allen Altersstufen derselben alpinen Huchenreviers sollten läuten, wenn dort
Art identisch ist. Vielmehr ist dieser bei Jung- der winterliche k-Wert im Schnitt unter 0,90
fischen niedriger als bei adulten Fischen. fällt. Dann nämlich zeichnet sich ein Überbe-
stand an größeren Huchen ab, welcher mögli-
Der k-Wert wild lebender Nachwuchshuchen aus cherweise auf eine fehlerhafte Besatzstrategie
der Isar liegt mit Längen um die 12 cm durch- zurückzuführen ist, oder aber der Grund liegt in
schnittlich bei 0,71. Mit 35 cm Länge beträgt er einer akuten Verschlechterung der Nahrungs-
dann bereits 0,80. Auch ist es ganz normal, dass grundlage des Huchens, der als Zeigerart auf
sich die Korpulenz im Jahresverlauf verändert. negative Veränderungen in seinem Lebensraum
Nach dem Ablaichen sind z.B. Huchen bei glei- besonders empfindlich reagiert.
cher Länge leichter als zum Jahreswechsel, wenn
sie hohe Fettreserven angelegt haben und die Es erwies sich, dass in bayerischen Gewässern
Reifung der Gonaden schon recht weit fortge- durchaus unterschiedlich hohe k-Werte erreicht
schritten ist. Je nach individueller Kondition werden. Wie zu erwarten war, lag er im Urge-
bzw. Ernährungszustand können adulte Huchen steinsfluss Schwarzer Regen deutlich niedriger als
k-Werte zwischen 0,7 (sehr mager) und 1,5 (ex- in den kalkalpinen Gewässern. Keiner der baye-
trem korpulent) erreichen. In nährstoffärmeren rischen Flüsse fällt im langjährigen Durchschnitt
Urgesteinsflüssen, wie z.B. dem Schwarzen jedoch aus dem Rahmen, wie dies z.B. an der

Alters- und Längenbeziehung des Huchens I Zeitreihenvergleich

Länge in cm

140

120

100

80

4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Alter in Jahren
R2 = 0,78 – Fangzeitraum 1984/1985 - 2000/2001 (n = 152)
R2 = 0,77 – Fangzeitraum 2001/2002 - 2014/2015 (n = 83)

Alters- und Längenbeziehung des Huchens


Zeitreihenvergleich
23
Mittlere Korpulenzfaktoren adulter Huchen I Vergleich Milchner / Rogner

0,75 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 1,05 1,10 1,15 1,20 k-Wert

7 bayer. Flüsse n = 236

Schw. Regen n = 10

Isar n = 56

Loisach n = 34

Lech n = 115

Wertach n = 12

Drau n = 15

Milchner n = 98

Rogner n = 122

Mittlere Korpulenzfaktoren adulter Huchen

Vergleich: Gewässer und Vergleich: Milchner - Rogner


Drau in Kärnten Ende der 1980er Jahre der Fall ker sind als Rogner. Bei Rognern scheint hier
gewesen ist. das etwas höhere Gewicht der Gonaden, die
ja zur Hauptfangzeit des Huchens schon relativ
Letztlich dürfte auch der Mittelwert aus allen weit entwickelt sind, zu Buche zu schlagen.
7 bayerischen Gewässern (k = 0,97) nicht weit Dafür scheinen die Milchner ein wenig schnel-
entfernt vom europäischen Durchschnitt liegen. ler zu wachsen.
Bemerkenswert ist, dass ein vergleichsweise
geringer k-Wert nicht zwangsläufig mit einem Ein analog zum weiter oben in Bezug auf das
geringeren Längenwachstum einhergehen muss. Längenwachstum vorgenommener Zeitreihen-
Z.B. wachsen Isarhuchen etwa genauso rasch vergleich aller bayerischen Huchenproben brach-
wie Lech- und Wertachhuchen. te auch bei der mittleren Korpulenz keinerlei
Veränderung. Mit anderen Worten: Die heute
Anders im Schwarzen Regen: Hier sind Huchen in bayerischen Flüssen lebenden Huchen wach-
im Schnitt weniger korpulent und wachsen sen noch genauso schnell und sind ebenso dick
zudem deutlich langsamer als ihre Artgenossen wie früher, als die Flüsse noch wesentlich nah-
aus dem kalkreichen Voralpenraum. rungsreicher waren. Es ist somit davon auszu-
gehen, dass das nachlassende Nahrungsange-
Aufschlussreich ist auch ein Vergleich von Milch- bot vom Huchen in erster Linie über eine ver-
nern und Rognern. Hier zeigt sich, dass Huchen- minderte Bestandsdichte ausgeglichen wurde.
milchner im Schnitt tatsächlich ein wenig schlan-

24
Junghuchen (links) sind
wesentlich schlanker als
junge Regenbogenforellen
(rechts).

Junge Huchen sind meist


weniger korpulent als ihre
älteren Artgenossen.

25
26
Verbreitung und Gefährdung des
Huchens im internationalen Überblick

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Hu- im nachfolgenden, internationalen Überblick.


chens beschränkt sich ausschließlich auf das In Tschechien kommen in wenigen Flüssen ver-
Donaueinzugsgebiet. Anders als bei Arten, die einzelt Huchen vor, allerdings nur durch laufende
manchmal fälschlich als Endemiten der Donau Besatzmaßnahmen und teilweise außerhalb des
bezeichnet werden – so kommen etwa die ursprünglichen Verbreitungsgebiets, das sich auf
Barscharten Zingel und Streber auch in weni- das System der Morava (= March) im Donauein-
gen anderen Zubringern des Schwarzen Meeres zugsgebiet beschränkt.
vor –, trifft der Status als Donau-Endemit für
den nicht umsonst so genannten „Donaulachs“ In der Slowakei konnten intakte Huchenbestän-
also tatsächlich zu. de in Flüssen wie Vah, Orava und Hron ab-
schnittsweise bis heute erhalten werden. Durch
Vorkommen des Huchens erstrecken sich über Besatz wurde der Huchen auch außerhalb des
mehr Staaten und Flüsse, als man glauben Donaueinzugsgebiets eingebürgert.
möchte, und zwar nicht nur an der Oberen
Donau in Deutschland und Österreich. Hucho Letzteres gilt auch für Polen, das ursprünglich
fehlt in den Anrainerstaaten der Mittleren und aber auch einen kleinen Anteil am ursprüng-
Unteren Donau zwar im Donau-Hauptstrom lichen Verbreitungsgebiet besaß. In polnischen
weitestgehend, kam oder kommt aber in Zubrin- Flüssen des Weichsel-Einzugsgebiets wurden
gersystemen von Tschechien und Ungarn über als Ersatz für die verloren gegangenen Lachs-
die ehemals Jugoslawien zugehörigen Staaten bis und Meerforellenbestände Huchen angesiedelt.
in die Ukraine und nach Rumänien vor. Der Voll-
ständigkeit halber ist zu ergänzen, dass manche In Slowenien ist der Huchen in der Mur und
Autoren vereinzelte Aufstiege von Huchen im Drau fast verschwunden, obgleich deren Ober-
Inn bis hinauf in die Schweiz angeben. Ob dies läufe in Österreich noch teils sehr gute Bestände
tatsächlich stattfand, kann aber weder zweifels- beherbergen. In einer Reihe slowenischer Flüsse
frei belegt noch ausgeschlossen werden. wie Savinja, Krka oder Kolpa konnten hingegen
Die immer wieder gehörte, falsche Annahme, reproduzierende Bestände erhalten werden. Die
dass der Huchen vorwiegend auf die rechtsuf- Save (Sava) beherbergt über eine recht lange
rigen Zubringer der Donau beschränkt wäre, Strecke von den Oberläufen (Sava Bohinjka und
stimmt bei genauerem Hinsehen für Deutschland Sava Dolinka) bis zum Mittellauf hinaus einen
und Österreich keinesfalls, und schon gar nicht der noch größten Huchenbestände Europas.

Gefährdungsstatus der Huchenarten weltweit

Art Bezug (Jahr) Gefährdungsstatus

Huchen, Hucho hucho IUCN – weltweit (2008) endangered (stark gefährdet)


Europa (2011) endangered (stark gefährdet)
Deutschland (2009) stark gefährdet
Bayern (2008) gefährdet
Baden-Württemberg (2014) vom Aussterben bedroht
Österreich (2007) endangered (stark gefährdet)

Taimen, Hucho taimen IUCN – weltweit (2013) vulnerable (gefährdet)

Chinesischer Huchen, Hucho bleekeri IUCN – weltweit (2012) critically endangered (vom Aussterben bedroht) Abb. links:
Typischer Hucheneinstand
Koreanischer Huchen, Hucho ishikawae IUCN – weltweit (2012) data deficient (Datendefizit)
an der Pielach

27
Die Iller im bayerischen All-
gäu ist ein Gewässer an der
westlichen Verbreitungs-
grenze des Huchens.

In Kroatien sind Vorkommen aus Flüssen wie suche, die in England (Themse!), Frankreich,
Una, Kupa oder Dobra bekannt. Im Adria-Ein- Spanien und sogar in Marokko durchgeführt
zugsgebiet (Soca und andere Flüsse) fehlt der wurden, führten durchweg nicht zu längerfristig
Huchen; dort besetzen großwüchsige Marmora- etablierten Beständen.
ta-Forellen eine ganz ähnliche ökologische
Nische. Der Gefährdungsgrad des Huchens wird nach
IUCN-Kriterien in fast allen Staaten mit „stark
In Serbien kommt der Huchen vor allem im Sys- gefährdet“ eingestuft, dies betrifft auch die
tem der Drina mit Zubringern bis heute vor. Wei- Gesamtverbreitung (siehe Tabelle, S. 27). Ein
ter stromauf im Staatsgebiet von Montenegro besonderer Schutzstatus ergibt sich dadurch,
(z.B. Flüsse Tara, Lim, Cehotina) sind ebenfalls dass die Art im Anhang II der Fauna-Flora-Ha-
Huchenbestände erhalten. Bosnien-Herzegowi- bitat-Richtlinie der Europäischen Union gelistet
na beherbergt eine Reihe von Huchenflüssen mit ist. Mitgliedsstaaten sind dadurch verpflichtet,
teilweise noch guten Beständen, neben der Schutzgebiete (so genannte FFH- bzw. Natura
bereits erwähnten Drina sind vor allem Una, 2000-Gebiete) einzurichten. Dort sollen Maß-
Vrbas und Sana zu nennen. In allen ehemals zu nahmen ergriffen werden, um entsprechende
Jugoslawien gehörenden Staaten wird in den Erhaltungsziele zu erreichen. Eingriffe sind hier
letzten Jahren der Ausbau von Wasserkraftanla- besonders strikt auf ihre Verträglichkeit hin zu
gen massiv vorangetrieben, sodass für die Zu- prüfen. In regelmäßigen Abständen müssen die
kunft starke Eingriffe in die verbliebenen, teils
noch äußerst naturnahen Huchenlebensräume
zu befürchten sind. Die Tara in Montenegro
(tiefste und längste Schlucht
Erstaunlicherweise kommt der Huchen kleinräu- Europas) ist ein Huchen-
mig in Oberläufen der Theiss in Ungarn vor. Gewässer nahe der südöst-
Rumänien und die Ukraine beherbergen eben- lichsten Verbreitungsgrenze

falls noch Bestände, und zwar einerseits in Flüs- dieser Art.

sen, die über die Theiss in die Mittlere Donau


entwässern, teilweise aber auch an der Ostseite
der Karpaten in die Untere Donau. Außerhalb
des Donau-Einzugsgebiets wurden Huchen
erfolgreich fast nur in Polen (Flüsse Dunajec,
Poprad, San) angesiedelt. Weitere Besatzver-

28
Stammbaum
Stammbaum der Salmonidengattungen
der Salmonidengattungen und Stellung
und Stellung der Huchenarten
der Huchenarten

Hucho hucho – Huchen, Donaulachs

Hucho bleekeri – Chin. Huchen

Familie Salmoninae Hucho taimen – Taimen, Sib. Huchen

Unterfamilie
Salmoninae Brachymystax – Lenoks

Unterfamilie Parahucho perryi – Wanderhuchen


Thymallinae
(Äschen)
Salmo – Forellen, Atlantiklachs

Unterfamilie
Salvelinus – Saiblinge
Coregoninae
(Renken)
Oncorhynchus – Pazifische Lachse, Regenbogenforelle

Systematik vereinfacht nach: Oakley & Phillips, 1999


Matveev, 2007; Maric et al. 2014

Mitgliedsstaaten Berichte über den „Erhaltungs- ben bedroht ist, und zweitens den Koreanischen
zustand“ dieser Arten vorlegen – im Fall des Huchen (Hucho ishikawae), von dem kaum In-
Huchens ergaben diese überwiegend Bewer- formationen vorhanden sind – möglicherweise
tungen in der ungünstigsten Kategorie („un- ist er heute bereits ausgestorben.
günstig – schlecht“). Daraus leitet sich gemäß
Richtlinie massiver Handlungsbedarf ab. Der Wanderhuchen oder Sachalin-Taimen (Para-
hucho perryi) sieht den Huchenarten zwar sehr
Im weltweiten Überblick zeigt sich, dass auch die ähnlich, stellt aber anders, als der Name vermu-
drei weiteren Mitglieder der Gattung Hucho ten lässt, eine eigene Gattung im Stammbaum
stark gefährdet sind. Dies betrifft zum ersten den der Salmoniden dar, die den Forellen und Lach-
Taimen oder Sibirischen Huchen (Hucho tai- sen näher steht als den Huchen.
men). Dieser ist zwar über ein riesiges Gebiet in
ganz Nordasien vom Ural bis nach China und in
Der Taimen (oben) ist im
die Mongolei verbreitet. Durch Eingriffe in den
Gegensatz zum Sachalin-
Lebensraum und Überfischung ist er aber bereits
Huchen (unten) mit dem
aus ganzen Landstrichen verschwunden. „Donaulachs“ sehr nahe
verwandt.
Wenig bekannt sein dürfte, dass das Verbrei-
tungsgebiet des Taimen in Oberläufen der
Wolga (Flussystem der Kama) und weit im Nor-
den (Zubringer der Petschora) über den Ural hin-
weg bis nach Europa reicht. Der heimische
Huchen und der Taimen sind sehr nahe ver-
wandt, was angesichts der so weit getrennten
Verbreitung erstaunt. Äußerlich kann man den
Taimen nur durch die stärkere Rotfärbung der
Flossen und des hinteren Körperdrittels vom
Huchen unterscheiden.

In Asien gibt es noch zwei weitere Verwandte:


Erstens den Chinesischen Huchen (Hucho blee-
keri), der durch Wasserverschmutzung, Kraft-
werksbau und Überfischung akut vom Ausster-

29
Historische und aktuelle Verbreitung in Deutschland

Das Einzugsgebiet der Donau stellt das natürli- de waren auch in den von Norden in die Donau
che Verbreitungsgebiet des Huchens in Deutsch- einmündenden Flusssystemen des Regens und
land dar. Dementsprechend kam und kommt der Ilz anzutreffen. Neben diesen Hauptgewäs-
der Huchen in Deutschland nur in Bayern und sern stellten Zubringer wie Schwarzer und Wei-
Baden-Württemberg vor. So besiedelte er den ßer Regen sowie die Große Ohe, die Wolfsteiner
Donauabschnitt von der bayerisch-österreichi- Ohe und die Mitternacher Ohe den Schwer-
schen Grenze bei Passau flussaufwärts bis Sig- punkt der Huchenverbreitung im Bayerischen
maringen in Baden-Württemberg. Wald dar.

Die bedeutendsten Bestände waren seit jeher in Dauerhafte Huchenvorkommen sind überdies
den schnell fließenden größeren Donauzuflüssen auch für kleinere Gewässer der oben bezeichne-
zu finden. Zu den typischen Huchen-Gewässern ten Flusssysteme verbürgt. So existieren z.B. his-
zählten demnach die südlich der Donau im torische Belege für Jachen (Isar), Schwelk (Iller),
Voralpenland gelegenen Flüsse Iller, Lech, Isar Lobach (Wertach), Goldach, Dorfen, Moosach
und Inn sowie deren größere Zubringer Wertach, (Isar), Kalten (Mangfall), Teisnach, Schlossauer
Ammer, Amper, Loisach, Mangfall, Alz, Saalach Ohe (Schwarzer Regen) sowie Osterbach und
und Salzach, in denen der Huchen nahezu den Saußbach (Ilz). Weitere Bäche dienten dem Hu-
gesamten Flusslauf bis zu einer maximalen Mee- chen zumindest als Laichgewässer und Jung-
reshöhe von 900 m besiedelte. Sehr gute Bestän- fischhabitat.

30
Aktuelle Verbreitung in Deutschland Enge bei Kehlheim nachgewiesen. Dort findet
Die Darstellung der aktuellen Situation der Hu- regelmäßig Besatz mit Junghuchen statt. Etwas
chenbestände erfolgt auf Basis der für Bayern bessere Bestände werden ab der Einmündung
und Baden-Württemberg in den jeweiligen Lan- des Inns bei Passau angegeben.
desfischartenkatastern für den Zeitraum von
2000 bis 2014 vorliegenden Artnachweisen und Durch die bestehenden Belastungen (Regulie-
den Angaben der jeweiligen Fachberatungen rung, Stau, Eintiefung, schifffahrtsbedingter
der Bezirke Schwaben, Oberbayern, Oberpfalz Wellenschlag, Temperaturerhöhung, Geschiebe-
und Niederbayern. defizit etc.) wird die natürliche Reproduktion des
Huchens in der Donau gestört. Ein Aufkommen
Die Verbreitung des Huchens ist stark zurückge- von Junghuchen ist trotz intensiver Bestandser-
gangen. Lediglich bei einem knappen Viertel der hebungen nicht nachweisbar. In der Inn-Mün-
in Bayern zur Umsetzung der EU-Wasserrahmen- dungsstrecke sowie in geringer Dichte auch in
richtlinie in ehemals verbürgten Huchenstrecken der Stauwurzel des Donaukraftwerks Jochenstein
durchgeführten Fischbestandserhebungen ge- kommt ein Bestand vor, der vermutlich allein
lang noch ein Artnachweis. Unter Einbezug aller durch fortlaufende Besatzmaßnahmen aufrecht-
weiteren verfügbaren Informationsquellen wird erhalten wird.
klar, dass es heute in etwa der Hälfte der ur- Das weitgehende Fehlen des Huchens in der
sprünglich besiedelten Gewässer keine Huchen Donau, wo der Huchen ursprünglich eine domi-
mehr gibt. Für Baden-Württemberg liegen für nante Raubfischart war, ist als ein wesentliches
den Zeitraum nach dem Jahr 2000 keine Art- Defizit des derzeitigen ökologischen Zustands
nachweise mehr vor. Es ist davon auszugehen, dieses Flusses zu werten.
dass der Huchen in Baden Württemberg heute Eine grobe Bestandsschätzung lässt befürchten,
weitgehend ausgestorben ist. dass die heute im gesamten Donau-Inn-Ilz-Sys-
tem (im Bereich Passau) vorhandenen Huchen
Donau anzahlmäßig nicht ausreichen, um sich dort auf
Auch in der bayerischen Donau ist der Huchen lange Sicht selbst erhalten zu können. Auf der
weitgehend ausgestorben. In geringen Stück- anderen Seite ist beachtenswert, dass im Ober-
zahlen wird er nur noch im Bereich Illermündung lauf der Ilz bis heute eine eigenständige Relikt-
bis Donauwörth und im Bereich Weltenburger population existiert.

Die Ilz, ein linksseitiger


Donauzubringer, der
Huchen beherbergt.

31
In den direkten Donauzuflüssen Naab und Vils In der Mindel gibt es im Mündungsbereich zur
ist der Huchen nach Expertenmeinung heute Donau noch ab und zu Einzelnachweise.
ausgestorben. Im Lech kommt der Huchen ab dem Auslauf des
Forggensees – wo etwa auch die ursprüngliche
Linksseitige Donauzuflüsse von Westen nach obere Verbreitungsgrenze lag – bis Gersthofen
Osten: nördlich von Augsburg vor. In dem zu einer
Im Regen kommt der Huchen insbesondere im Staukette degradierten Fluss basiert der Bestand
Oberlauf (Bayerischer Wald) vor. Das Vorkom- nachweislich weit überwiegend auf Besatz.
men reicht vom Schwarzen Regen bei Theresi- Nachweise einer erfolgreichen Reproduktion gibt
enthal bis in den Großen Regen bei Cham. Der es nur noch sehr vereinzelt. Das Huchenvorkom-
Schwerpunkt mit einem nachgewiesenen selbst men im Lech beschränkt sich weitgehend auf die
erhaltenden Bestand liegt im Schwarzen Regen verbliebenen, teils nur sehr kurzen Fließabschnit-
im Abschnitt Stadt Regen bis Viechtach. te bis jeweils hinein in die Stauwurzelbereiche.
In der Ilz kommt der Huchen von den Oberläu- Die eigentlichen Staukörper werden allenfalls im
fen Mitternacher Ohe und Große Ohe bis zur Bereich der alten Flussrinne und hier nur von
Mündung in die Donau vor. In der Mitternacher wenigen, meist adulten Huchen als Lebensraum
Ohe und dem Oberlauf der Ilz ist ein zusam- genutzt. Der Bestandsschwerpunkt liegt zwi-
menhängender, sich selbst erhaltender Bestand schen Schongau und Landsberg.
nachgewiesen. In der Wertach kommt der Huchen vom Grün-
In der Erlau kommt der Huchen mit Ausnahme tenseeauslauf bis zur Mündung in den Lech vor.
einer seltenen Einwanderung bis zum ersten Der Schwerpunkt des sich auch selbst reprodu-
Querbauwerk nahe der Mündung in die Donau zierenden Bestands liegt in der zusammenhän-
nicht mehr vor. genden Fließstrecke zwischen Grüntenseeauslauf
und Marktoberdorf. Dort mündet auch die Lo-
Rechtsseitige Donauzuflüsse von Westen nach bach, deren Unterlauf ebenfalls von Huchen
Osten: besiedelt wird. Inwieweit sich der Bestand in der
In der Iller kommt der Huchen von Martinszell oberen Wertach ohne Besatz selbst erhalten
bis zur Einmündung in die Donau vor. Der würde, ist aufgrund mangelnder Datengrund-
Schwerpunkt der nachweislich weitgehend lage offen.
besatzgestützten Population liegt bei Kempten. In der Laber tritt der Huchen nur noch spora-

Donau bei Bertoldsheim kurz


nach der Mündung des Lechs
in die Donau – Verlauf früher
und heute

32
Der Lech - früher ein wilder
Fluss, heute eine Staukette.
disch im unmittelbaren Mündungsbereich in die tenden Fänge stehen meist in direktem Zusam- Hier ein kurzer Abschnitt mit
Donau bis hinauf zum ersten Querbauwerk auf. menhang mit Besatzmaßnahmen. verbliebenem Fließgewässer-
charakter (Mündung der
In der Isar kommt der Huchen von der Einmün- Im Inn kommt der Huchen von der Landesgren- Restwasserstrecke bei Kin-

dung der Jachen bei Lenggries bis in die Stadt ze bei Kiefersfelden bis zur Mündung in die Do- sau)

Landshut vor. Der Bestandsschwerpunkt liegt nau bei Passau vor. Der Schwerpunkt der wohl
zwischen Bad Tölz und München. Zwischen Frei- hauptsächlich besatzgestützten Population liegt
sing und Landshut gibt es lediglich Einzelnach- zwischen Rosenheim und Mühldorf. Nähere
weise. Eine nachweislich sich selbst erhaltende Angaben zur Grenzstrecke am Unteren Inn fin-
Population existiert noch zwischen dem Kraft- den sich im Kapitel zur Verbreitung in Österreich
werk Bad Tölz und Baierbrunn (südlich von (siehe S. 35).
München). Eine erfolgreiche Reproduktion findet
insbesondere in den natürlich gebliebenen Ver- In der Salzach kommt der Huchen zwischen der
zweigungsabschnitten „Ascholdinger Au“ und Staatsgrenze bei Freilassing (Saalachmündung)
„Pupplinger Au“ bei Wolfratshausen statt. und Burghausen vor. In der Saalach tritt der
In der Loisach kommt der Huchen von Murnau Huchen nur noch sehr vereinzelt im mündungs-
bis zur Einmündung in die Isar bei Wolfratshau- nahen Bereich auf. Die Untere Salzach und der
sen vor. Der Schwerpunkt des stark besatzge- Untere Inn waren historisch für überaus gute
stützten Loisachbestands befindet sich zwischen Bestände des Huchens bekannt. Neben großen
dem Kochelseeauslauf und Bichl. Fangmengen wird auch von sehr großen Indivi-
duen bis über 30-40 kg berichtet. In den 1970er
In der Ammer kommt der Huchen von Rotten- Jahren dürften die Bestände sowohl in der Sal-
buch abwärts bis zur Mündung in den Ammer- zach als auch im Unteren Inn so gut wie erlo-
see vor. Nach dem Bau einer Fischwanderhilfe schen gewesen sein. Hauptursachen hierfür
am so genannten Schnalzwehr im Jahr 2002 waren am Inn die Stauketten, an der Salzach
wurde der etwa 7 km lange Abschnitt hinauf bis auch eine zunehmend schlechte Wasserqualität.
Rottenbuch durch den Huchen aus eigener Kraft Angesichts der eingeschränkten Habitatqualität
wiederbesiedelt. Der Schwerpunkt des sich nach- ist aktuell in Inn und Salzach eine erfolgreiche
weislich auch selbst reproduzierenden Bestands natürliche Reproduktion in einem nur geringen
liegt zwischen Peiting und Peißenberg. Auch an Ausmaß zu erwarten. Einzelnachweise von
der Ammer ist der Selbsterhalt der Population Junghuchen gibt es aus den Ausleitungsstrecken
wie an der Wertach mangels Daten nicht belegt. bei Wasserburg und Jettenbach.
In der Amper gilt der Huchen bereits seit Mitte
der 1950er Jahre als weitgehend ausgestorben. In der Mangfall kommt der Huchen heute nur
Verbauung, nachlassende Wasserqualität und noch im Unterlauf im Bereich Rosenheim vor.
Erwärmung sind hier als Hauptgründe zu nen- In der Isen und in der Traun finden sich Huchen
nen. Die bis heute nur sehr sporadisch auftre- nur noch in deren Unterläufen.

33
Huchenstrecken in der Isar
(oben), Wertach (links unten)
und Ammer (rechts unten)

In der Alz gilt der Huchen heute als ausgestorben. Gefährdung in Deutschland
In der Tiroler Ache kommt der Huchen zwischen Der Huchen ist in den jeweiligen Roten Listen
der Einmündung in den Chiemsee bis über die von Bayern, Baden-Württemberg und Deutsch-
österreichische Staatsgrenze hinaus vor. land aufgeführt. Für Bayern wird er als „gefähr-
det“, für Baden-Württemberg als „vom Aus-
Deutschlandweit existieren heute demnach ins- sterben bedroht“ und für das gesamte Bundes-
gesamt nur noch 3 Huchenpopulationen, die gebiet als „stark gefährdet“ gelistet.
nachgewiesenermaßen dazu in der Lage sind,
sich aus eigener Kraft zu erhalten. Diese finden Nach aktueller Experteneinschätzung ist die aus
sich teils nur noch reliktartig in den Einzugsge- dem Jahr 2003 stammende Gefährdungsein-
bieten von Isar, Regen und Ilz. Zu erwähnen ist schätzung für Bayern heute nicht mehr zutref-
hier jeweils eine Population in der Wertach (Ein- fend und bei der nächsten Überarbeitung der
zugsgebiet Lech) und der Ammer (Einzugsgebiet Roten Liste in „stark gefährdet“ umzustufen.
Isar), deren Fähigkeit zur Selbsterhaltung wahr-
scheinlich, jedoch nicht nachgewiesen ist. Der Huchen ist darüber hinaus im europäischen
Alle anderen Flüsse, bzw. Flussabschnitte, in wel- Biotopnetz NATURA 2000 in den Anhängen II
chen Huchen heute mit mehr oder weniger und V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-
erfolgreicher Eigenreproduktion noch vorkom- RL) gelistet und besitzt somit internationalen
men, bieten dieser Fischart derzeit keine ausrei- Schutzstatus. In Deutschland fällt der Erhaltungs-
chende Lebensraumqualität, um darin mittel- zustand des Huchens gemäß FFH-RL in die Ka-
bis langfristig selbsterhaltende Bestände ausbil- tegorie „ungünstig“ und wird darin zudem als
den zu können. „schlecht“ eingestuft.
Ohne bestandsstützende Besatzmaßnahmen
wäre die Fischart Huchen bis auf wenige
Ausnahmen höchstwahrscheinlich längst aus
Bayern verschwunden.

34
Historische und aktuelle Verbreitung in Österreich

Der Huchen kam ursprünglich in einer hohen sern durch Besatz zumindest noch vereinzelt
Zahl und Vielfalt österreichischer Gewässer vor. nachweisbar, Flussabschnitte mit guten bzw.
Er fehlte eigentlich nur im Rhein-Einzugsgebiet reproduzierenden Beständen sind in Österreich
(Vorarlberg), Teilen des Wald- und Weinviertels aber auf eine Handvoll zurückgegangen. Eine
und der Südoststeiermark sowie im Burgenland. eingehende Analyse zeigte, dass eine natürliche
Das Verbreitungsgebiet umfasst nicht nur die Reproduktion lediglich auf einer Länge von weni-
größten Flüsse nördlich der Alpen – die Donau ger als 20% des ursprünglichen Verbreitungsge-
und den Inn samt vieler Zubringer – sondern bietes nachgewiesen werden konnte. Ein güns-
erstreckt sich südlich der Alpen in den Einzugs- tiger Erhaltungszustand, der auch ausreichende
gebieten der Mur und Drau bis in Flüsse, die Populationsgrößen erfordert, ergibt sich gar nur
erst weit stromab über die Tiefländer Sloweniens für 5%.
und Kroatiens in die Donau entwässern.
Die größte österreichische Huchenpopulation,
Weil es sich um eine auffällige, fischereiwirt- wahrscheinlich sogar eines der oder gar das welt-
schaftlich bedeutsame Art handelt, lässt sich die- weit bedeutendste Vorkommen der Art, lebt
ses historische Verbreitungsgebiet anhand der heute in der Oberen Mur in der Steiermark. Zwi-
alten Literatur recht gut rekonstruieren. In der schen Murau und Leoben (ca. 110 Fluss-km) lie-
nachfolgenden Karte werden nur jene Gewässer gen lange, naturnahe Fließstrecken in einer für
ausgewiesen, von denen tatsächlich konkrete den Huchen günstigen Fischregion vor. Aber
historische Angaben über Huchenvorkommen auch dort muss die Bestandsdichte im Vergleich
zur Verfügung stehen. Es zeigt sich, dass in grö- mit Daten aus den 1990er Jahren als rückläufig
ßeren Fließgewässern auf einer Länge von ca. beurteilt werden. Eine Schätzung der derzeitigen
2.700 km ursprünglich Huchen zu finden waren. Populationsgröße ergibt für die Obere Mur etwa
1000 adulte Tiere.
Der Vergleich zwischen der historischen und
aktuellen Verbreitung offenbart ein tristes Bild. In den durch Wasserkraftnutzungen geprägten
Zwar ist der Huchen in einer Reihe von Gewäs- Abschnitten stromab von Leoben kommen

35
Huchenbestände vor, die aber nicht als „sich Neben der größten Huchenpopulation – jener
selbst vollständig erhaltend“ zu beurteilen sind, in der Oberen Mur – sticht unter den österreichi-
während im Bereich von Graz eine reproduzie- schen Huchenflüssen die Population in der Pie-
rende Huchenpopulation dokumentiert wurde. lach hervor. Dieser nicht durch Besatz gestützte,
Der dort verbliebene Lebensraum wurde in den natürlich reproduzierende Bestand besiedelt die-
letzten 5 Jahren durch neu errichtete Laufkraft- sen Voralpenfluss von der Mündung in die Do-
werke aber deutlich reduziert und die verbliebe- nau bis nahe an das obere Ende der historischen
nen Habitate werden durch zusätzliche Staube- Verbreitung und erstreckt sich somit über etwa
reiche bereits genehmigter Anlagen auf einen 40 Flusskilometer. Ein deutlich positiver Trend ist
noch kleineren Rest zusammenschrumpfen. an der Ybbs festzustellen, wo der Huchen lange
verschwunden war. Seit Ende der 1990er Jahre
Im Mur-Einzugsgebiet der Südweststeiermark wurde durch Besatzmaßnahmen ein Bestand ge-
sind einige kleinere Huchenflüsse erhalten. In der gründet, der sich gut etabliert hat.
Sulm und in der Lassnitz kommen nennenswerte Kleinere, wahrscheinlich stabile Huchenbestände
Bestände vor, und zumindest aus manchen Jah- kommen in der Melk und im Unterlauf der Mank
ren ist dort auch eine natürliche Reproduktion sowie in Teilabschnitten der Traisen vor. Wurden
belegt. Auch im Unterlauf der Kainach sowie der um die Jahrtausendwende noch kleine Huchen-
Saggau (Zubringer der Sulm) kommen Huchen vorkommen aus der Erlauf und der oberöster-
vor. reichischen Krems angegeben, so ist mangels

Links: Kapitaler Murhuchen;


Rechts und unten: Winter-
liche Huchenpirsch mit der
Fliegenrute an der Pielach

36
Huchenfischer an der Mur

Nachweisen von einem Aussterben dieser Bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es
Bestände auszugehen. in der gesamten österreichischen Donau von der
Mündung des Inn bei Passau bis hinunter nach
Beim Traun-System mit den Zubringern Ager, Wien einen guten Huchenbestand. Heute han-
Alm und Vöckla handelte es sich ehemals um delt es sich dabei mit Ausnahme der zwei Fließ-
sehr bedeutende Huchen-Gewässer. Historisch strecken in der Wachau und östlich von Wien
waren Laichzüge von Donauhuchen bis weit um eine geschlossene Staukette. Nur in der Wa-
hinauf in dieses Gewässersystem beschrieben. chau konnte sich – wahrscheinlich begünstigt
Durch Überfischung, Regulierung, Errichtung durch die Mündung der Zubringer Pielach und
von Querbauwerken und Stauen – auch eine Melk – durchgehend ein kleiner Bestand erhal-
mehrere Jahrzehnte lang äußerst schlechte Was- ten. Im Zuge sehr umfangreicher Revitalisie-
serqualität trug dazu bei – war der Huchen bis in rungsmaßnahmen, die dort im letzten Jahrzehnt
die 1990er Jahre vollständig aus diesem Gewäs- umgesetzt wurden, erhofft man sich auch bei
sersystem verschwunden. Vor etwa 20 Jahren der Donau-Leitfischart Huchen einen Auf-
wurden initiale Besatzmaßnahmen durchgeführt, schwung (siehe z.B. Foto auf S. 56). In anderen
die sowohl in Abschnitten der Traun als auch Donau-Abschnitten wurden in den letzten Jah-
der Zubringer Ager und Vöckla zur Etablierung ren wieder verstärkt Maßnahmen zur Wiedereta-
kleiner Huchenbestände mit vereinzelten Repro- blierung von Huchenbeständen ergriffen und
duktionsnachweisen geführt haben. aus manchen Stauwurzelbereichen liegen infolge
von Besatzprojekten positive Rückmeldungen
Die Enns war ursprünglich auf langer Strecke vor. In anderen Donau-Abschnitten, beispiels-
(mehr als 200 km) durch Huchen besiedelt. Ver- weise der Fließstrecke östlich von Wien, lassen
einzelt sind sie bis in das Bundesland Salzburg spärliche Wiederfänge hingegen keinen nachhal-
hinauf aufgetreten, im langen Abschnitt in der tigen Erfolg erkennen.
Steiermark kamen durchwegs Huchen vor, und
besonders günstige Verhältnisse herrschten im Am Unteren Inn (Grenzstrecke zu Bayern) lag
oberösterreichischen Abschnitt bis zur Mündung noch bis in die 1950er Jahre ein so guter Bestand
in die Donau bei Mauthausen. Heute sind sie in vor, dass der Huchen selbst für Berufsfischer ein
der steirischen Enns mit Ausnahme von Einzel- wichtiger Zielfisch war. Durchschnittliche Jahres-
funden (Besatzfische) vollständig verschwunden. fangmengen pro Berufsfischer betrugen 350 kg
In der fast geschlossenen Staukette zwischen und darüber. Aufgrund der Gewässergröße wur-
Gesäuse und Mündung in die Donau kommen den dort bevorzugt Hucheneisen zum Fangen
durch Besatzmaßnahmen geringe, abschnitts- eingesetzt. Durch die Verwendung von Huchen-
weise auch vergleichsweise dichte Huchenbe- eisen mit großen, mit Netzen bespannten Bügeln
stände vor. konnten Huchen lebend gefangen und bis Mün-
chen transportiert werden.

37
Oben: Bild eines 15 kg
Huchens aus der Salzach (das
Originalbild aus der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts
ist im Jagdzimmer des
Schlosses Hellbrunn bei Salz-
burg zu besichtigen).

Unten: In der Enns angetrie-


bene, kapitale Huchen beim
Fischsterben 1902, nach Aus-
treten von Schwefelsäure aus
dem Erzbach. Quelle: Stadtar-
chiv Steyr.

heute nur noch sehr vereinzelt durch Besatzpro-


jekte zwischen den Salzachöfen und der Mün-
dung in den Inn nachgewiesen werden. Von
einem nennenswerten Bestand ist aber, wenn
überhaupt, nur im Bereich Burghausen auszu-
gehen. Nachweise einer natürlichen Reprodukti-
on fehlen trotz intensiver Erhebungen seit mehr
als 10 Jahren.

Der Bestand in der Drau in Kärnten – ursprüng-


lich einem der bedeutendsten Huchenflüsse
Österreichs – hat sich im letzten Jahrzehnt wei-
ter negativ entwickelt. Zum aktuellen Stand ist
nicht mehr von einem sich selbst erhaltenden
Nachdem der Untere Inn in der zweiten Hälfte Bestand auszugehen. Früher stark frequentierte
des 20. Jahrhunderts zu einer Staukette umge- Laichplätze werden nicht mehr besetzt und
wandelt worden war, verschwand der Huchen Nachweise von Junghuchen fehlen trotz inten-
so gut wie vollständig. In jüngerer Zeit wurden siver Erhebungen.
Huchen besetzt, bisher kann damit aber auf-
grund der ungünstigen Habitatbedingungen nur Besser stellt sich die Situation im Unterlauf der
ein kleiner Bestand aufrechterhalten werden. Gail dar, wo ein intakter Bestand mit natürlicher
Regelmäßige Angelfänge gelingen nur in weni- Reproduktion lebt. Vereinzelte Vorkommen
gen Stauwurzelabschnitten, unter anderem im dürfte es darüber hinaus durch Besatz in der
Mündungsabschnitt der Donau bei Passau. In Gurk und in der Lavant geben.
Zubringer wie die Mattig und die Mühlheimer
Ache steigen Huchen vereinzelt zum Laichen Zusammenfassend bietet sich hinsichtlich der
auf. In der Antiesen sowie in der Tiroler Ache/ Entwicklung der österreichischen Huchenbe-
Grossache kommen hingegen ganzjährig klei- stände – ausgehend von einem schon seit Jahr-
ne Huchenbestände vor. zehnten Besorgnis erregenden Status quo – ein
Nach intensiven Bemühungen in Form von differenziertes Bild. Einerseits zeigen sich nega-
Besatz von Huchen und vielen Futterfischarten tive Bestandsentwicklungen und Lebensraum-
im Tiroler Inn deuten die abschnittsweise wieder verluste bei den etablierten, großen Populati-
gehäuften Angelfänge auf einen positiven Be- onen (v. a. Mur und Drau). Dem stehen positi-
standstrend hin. Um diese Entwicklung abzusi- ve Trends inklusive Reproduktionsnachweisen
chern oder gar reproduktive Bestände zu grün- bei mehreren kleineren Huchenpopulationen
den, sind jedenfalls umfangreiche Maßnahmen entgegen. Weil gerade große Bestände mit
zur Restaurierung der massiv beeinträchtigten ausreichender Individuenzahl für einen langfri-
Lebensraumbedingungen notwendig. stigen Erhalt notwendig sind, fällt die Gesamt-
bilanz im letzten Jahrzehnt leider dennoch un-
In der Salzach, wo ursprünglich bis ins Pinzgau günstig aus.
hinauf Huchen vorgekommen sind, können sie

38
Historische und aktuelle Verbreitung in Slowenien

Vermutlich in Slowenien größere selbsterhaltende Bestände


als in Bayern und Österreich, jedoch mangels Datengrund-
lage nicht belegbar.

Das Verbreitungsgebiet des Huchens ist seit dem war früher auf ihrer ganzen Länge vom Huchen
19. Jahrhundert in ganz Europa kleiner gewor- bevölkert.
den, so auch in Slowenien. In der Mur (Mura)
und der Drau (Drava) ist der Bestand dramatisch
zurückgegangen. Im Einzugsgebiet der Sava Heutige Verbreitung
(Save), dem slowenischen Hauptfluss, ist der
Huchen in einigen Nebenarmen und im unteren Sava-Einzugsgebiet
Flusslauf vollkommen verschwunden. Die Huchenpopulation ist heute kleiner. Er
kommt in der Sava nur noch von der Quelle bis
zur Stadt Rade im Mittellauf des Flusses vor.
Historische Verbreitung Außerdem findet er sich in den Nebenflüssen
Sava Bohinjka (Wiederansiedlung), Poljanska
Der Donau-Lachs kam in praktisch allen größe- Sora, Sora, Ljubljanica mit ihren Zuflüssen,
ren Flüssen vor. Im Einzugsgebiet der Sava war Savinja (Oberlauf und mittlerer Flussabschnitt),
er im gesamten Flusslauf heimisch, sowie in den Mirna, Krka (mittlerer Flussabschnitt), Kolpa
Nebenflüssen Sava Dolinka, Sava Bohinjka, Lip- (mittlerer Flussabschnitt).
nica, Poljanska Sora, Sora, Kamniška Bistrica,
Ljubljanica mit Nebenarmen, Savinja mit Neben- Drau-Einzugsgebiet
armen, Mirna, Krka, Kolpa. Hier ist das Huchenvorkommen dramatisch zu-
Genauso lebte er in der Drava und ihren Neben- rückgegangen. In der Drava lebt er heute nur
flüssen Meža, Mislinja, Dravinja. Auch die Mura noch im mittleren Flussabschnitt und Unterlauf

39
(kleine Population). Auch in der Mur kommt Besatzmaßnahmen
er nur noch im Oberlauf an der Grenze zu In Slowenien gibt es keine Huchen-Haltung,
Österreich (kleine Population) vor. um Eier zu gewinnen. Das benötigte Material
(Eier, Spermien) wird aus Wildfängen gewonnen.
Aktuelle Gefährdung des Vorkommens Die gezüchteten Fische werden bis zu drei Jahre
Hauptgrund für den Bestandsrückgang des in Becken gehalten und dann in die Flüsse zu-
Huchens in Slowenien ist die Verschlechterung rückgesetzt. Deshalb ist es derzeit auch schwie-
des natürlichen Lebensraums, vor allem durch rig selbsterhaltende Populationen eindeutig zu
Wasserkraftwerke. An den größten Flüssen bestimmen.
Sloweniens werden derzeit neue Kraftwerke
gebaut oder geplant. Beeinträchtigungen aus Fischerei
anderen Quellen (Industrie, Landwirtschaft und Die Huchen-Fischerei hat in Slowenien große
Abwässer) sind weniger entscheidend für das Tradition und wurde immer als etwas Beson-
Verschwinden des größten Salmoniden in Slo- deres verstanden. Bereits 1902 veröffentlichte
wenien. J. Robida sein Buch „Der Huchen und sein Fang
mit der Angel“. Das erste landesweite Schon-
Schutzmaßnahmen maß kam 1923 und betrug 70 cm. Die Saison
Zu den wichtigsten Maßnahmen zur Rettung der Huchenfischer startet zumeist im Oktober
der Bestände des Donaulachs gehören der Erhalt und endet Mitte Februar. Verglichen mit ande-
des natürlichen Lebensraums und seine Wieder- ren Salmoniden sind die Regeln für den Huchen-
herstellung. Strenge Fischereirichtlinien und fang strenger geworden. Das bringt bessere
Fangbeschränkungen großer Fische – die dem Kontrolle und Daten über die gefangenen
Huchen mehrfaches Laichen ermöglichen – sind Fische.
ebenso bedeutend.

Aktuelle Forschung
Die Wissenschaft bemüht sich heute vorrangig
um hochwertige Daten zur Populationsbestim-
mung. Seit 2008 werden Fische markiert, um
Wachstums- und Wanderdaten zu gewinnen
und selbsterhaltende Populationen ausfindig
zu machen. Mit der Hilfe von Fischern werden
seit 2012 Huchenlaichplätze gezählt und kar-
tiert. Außerdem gibt es genetische Studien.

Junge Zuchthuchen für


den Besatz

Bildseite: (von oben links


nach nach unten rechts):
Die Sava, mächtiger slove-
nischer Huchenfluß, der
jedoch nur noch im Ober-
und Mittellauf Huchen
beherbergt.
Huchen aus der Sava
Bohinjka
Sava Bohijka im Oberlauf
Historischer Huchenfang im
Fluss Drava (Drau)
Sava Bohinjka-Schlucht bei
Bled

40
41
42
Gefährdungsursachen

In Mitteleuropa gibt es keinen größeren Fluss Eines der zentralen Qualitätsmerkmale für Ober-
mehr, dessen Lebensraum vom Menschen unbe- flächengewässer ist die fischökologische Funkti-
einträchtigt geblieben ist. Jede künstlich verur- onsfähigkeit. Die Fischbestände vieler unter-
sachte Veränderung birgt das Risiko einer ne- suchter Fließgewässer, die in früheren Gutachten
gativen Auswirkung auf die vorhandene Fisch- noch als ‚naturnah‘ bis ‚sehr naturnah‘ beschrie-
lebensgemeinschaft. Von solchen anthropogenen ben wurden, offenbaren nach heutigen Kriterien
Beeinträchtigungen in besonders hohem Maße deutliche Defizite. Speziell wenn man als Quali-
heimgesucht wurden und werden die Äschen- tätsmerkmal den Fischbestand analysiert, ergibt
und Barbenregionen mit all den dort lebenden sich nicht selten ein ‚unbefriedigend‘ oder gar
Fischarten, so auch dem Huchen. ‚schlecht‘. Das bedeutet, dass sich die Fischfauna
in vielen der zunächst als zumindest halbwegs
Deshalb steht der Huchen gemeinsam mit zahl- intakt erachteten Fließgewässern tatsächlich in
reichen anderen kieslaichenden sowie wandern- einem recht kritischen Zustand befindet. Dass es
den Fischarten auf der Roten Liste. Diese Tatsa- sich bei diesem Befund nicht nur um ein lokal
che gilt europaweit und lässt Rückschlüsse auf begrenztes, sondern um ein flächendeckendes
generelle Defizite der ökologischen Funktionsfä- Problem an unseren Gewässern handelt, bewei-
higkeit unserer Gewässer zu. Die Europäische sen die Ergebnisse der ökologischen Zustandsbe-
Union hat im Jahr 2000 die Wasserrahmenricht- wertung gemäß WRRL, wonach sich nur 18%
linie (WRRL) erlassen, damit sich die Mitglieds- der bisher in Bayern beprobten Gewässerab-
staaten für eine Verbesserung der Situation ein- schnitte in einem guten ökologischen Zustand
setzen. Konkretes Ziel der WRRL ist es, für die befinden. In Österreich erreichen derzeit 39%
Gewässer in Europa bis 2015 – dem Jahr des der gesamten Gewässerlänge das Ziel eines
Huchens – einen ‚guten ökologischen Zustand‘ „guten ökologischen Zustands bzw. Potenzials“.
zu erreichen. An besonders schwer beeinträch- Ursachen für den Rückgang der Fischartenviel-
tigten Gewässern (= heavily modified water falt und der Bestandsgrößen sind die umfang-
bodies HMWB) gilt das Erreichen eines „guten reichen Eingriffe in die Gewässer: Besiedlung und
ökologischen Potenzials“. Städtebau, Gewässerausbau und -unterhaltung,

Umfangreiche Störfaktoren
Landwirtschaft Verkehr wirken heutzutage auf unse-
re Fließgewässer und damit
auf die Fischbestände ein.

Gewässerunterhaltung Besiedlung

Industrie
Wasserkraftnutzung

Abb. links: Querbauwerke,


hier das Isarwehr in Ober-
föhring bei München unter-
Schifffahrt Forstwirtschaft
binden die Wanderung des
Huchens meist gänzlich.

Städtebau Freizeitnutzung

43
Multiple Störfaktoren auf die
Gewässer wirken sich auf die
Huchenbestände aus.

Industrie, Land- und Forstwirtschaft, Schifffahrt. Beim Huchen wirken sich die Lebensraumdefizite
Auch Verkehr, Energieerzeugung und selbst Frei- typischerweise bereits negativ auf die natürliche
zeitnutzung zählen zu den wesentlichen Einfluss- Reproduktion aus. Zum einen fehlt es nicht sel-
faktoren, die zu einer Vielzahl von Problemen für ten an qualitativ hochwertigen Laichplätzen und
die Fischfauna führen können. Nach dem Prinzip Jungfischhabitaten, zum anderen finden oft gar
des limitierenden Faktors kann schon eine ein- nicht mehr genug Elterntiere am Laichplatz
zige Veränderung ausreichen, um die standortty- zusammen. Problematisch ist auch der direkte
pische Fischfauna zu beeinträchtigen. Zumeist Verlust an Lebensraum infolge Uferbefestigung,
sind es jedoch mehrere, sich überlagernde und Begradigung oder Aufstauung mittels Querbau-
teils in ihrer Wirkung gegenseitig verstärkende werken. Zudem werden der natürliche gene-
Einflüsse, die in Kombination letztlich zu schwe- tische Austausch und die Möglichkeiten einer
ren Defiziten im Lebensraum und in der Folge Wiederbesiedlung behindert. Auch der Weg zu
auch im Fischbestand führen. noch intakten Laichplätzen ist oftmals versperrt.
Dies geht im Wesentlichen auf die Zerstückelung
Von Gewässer zu Gewässer kann dieser Fakto- von Lebensräumen mit unterbundener Längs-
rencocktail sehr unterschiedlich zusammenge- und Quervernetzung zurück. Dann gibt es da
mixt sein. Oft lässt sich der Anteil einzelner Fak- z.B. noch erhöhte Wassertemperaturen, Fisch-
toren am Gesamtbild der Schädigung nur schwer schäden durch Turbinen und vieles mehr. Mit
ermitteln. Es kommt vor, dass schädigende Ein- ähnlichen Problemen haben auch die meisten
flüsse heute nicht mehr so groß sind wie früher Fischarten zu kämpfen, von welchen sich der
(z.B. organische Abwässer oder extreme Begradi- Huchen ernährt. Auf diese Weise sind die
gungen), doch gibt es auf der anderen Seite Huchenbestände in den meisten Gewässern
auch Faktoren, deren schädigende Wirkung auf Deutschlands, Österreichs und Sloweniens derart
die Fischfauna immer noch zunimmt. stark zurückgegangen und die wenigen verblie-
benen künstlich so stark voneinander getrennt
Entsprechend selten sind im Vergleich zu früher worden, dass eine Erholung und langfristige
akute Fischsterben durch Sauerstoffmangel oder Erhaltung der Populationen auf Basis natürlicher
Vergiftung geworden. Heute sind es vielmehr die Reproduktion großer Anstrengungen bedarf. Die
schleichenden Verluste, z.B. infolge chronischer Fähigkeit der Gewässer, Verluste auf natürlichem
Verunreinigungen, Fisch-Schädigungen durch Wege rasch und vollständig zu ersetzen, ist
Wasserkraftanlagen oder einer generellen Struk- schwer beeinträchtigt und verhindert meist auch
turarmut, die zu unnatürlich hohen Bestandsde- bei den verbliebenen ‚angeschlagenen‘ Huchen-
fiziten führen. beständen deren Erholung.

44
Gewässerausbau und Wasserkraft

Die strukturelle Beeinträchtigung aktueller wie Folgen Gewässerausbau


ehemaliger Huchenlebensräume beruht überwie- Mit dem nötigen Raum hat der Mensch den
gend auf dem Verbau sowie der energetischen Flüssen auch die Möglichkeit genommen, in der
Nutzung dieser Gewässer. Welle mitgeführte Stoffe kontinuierlich weiter zu
transportieren bzw. auch wieder abzulagern. Die
Als Hauptursachen für den Gewässerausbau natürlichen Geschiebefrachten nahezu aller Fließ-
kommen neben der Gewinnung von Siedlungs-, gewässer sind mittlerweile auf ein Minimum re-
Industrie- und landwirtschaftlichen Nutzflächen duziert. Tausende Kilometer von ufersichernden
vor allem Maßnahmen zum Hochwasserschutz Längsverbauungen unterbinden den seitlichen
in Betracht. Speziell an der Donau kommt die Eintrag von frischem Geschiebe. Gleichzeitig ver-
Schifffahrt als weiterer Faktor hinzu. größern Begradigungen und Laufverkürzungen
die Fließgeschwindigkeit der Gewässer und stei-
All diese Eingriffe und Nutzungen wirken sich gern somit die Erosionskräfte, die auf das Fluss-
direkt oder indirekt auf die eigendynamischen bett wirken. Dieser Prozess der „Rhitralisierung“
Prozesse der Gewässer aus. Dies äußert sich ist in nahezu allen huchentypischen Gewässern
bspw. im Fehlen von Geschiebe, sowie daraus zu beobachten.
resultierend strukturelle Degradierung.
Zugleich kommt der Weitertransport des noch
Im Folgenden werden die für den Huchen rele- vorhandenen Sohlmaterials in einer Unzahl von
vantesten Einflussfaktoren näher dargestellt und mehr oder weniger dicht eingestreuten Stauhal-
erläutert. tungen weitgehend zum Erliegen. Viele Stauräu-

Querschnitt durch ein Flusssystem früher und heute

45
Durch Wehre und Wasser-
Gestörte Metapopulationen
kraftanlagen werden Huchen-
Gestörte Metapopulationen
bestände in entsprechend
kleine Restpopulationen
getrennt, die nicht miteinan-
der im Austausch stehen.

Restpopulation

Restliche naturnahe Abschnitte

me wirken wie riesige Geschiebefallen. Einmal Da das Geschiebe in einem dynamischen Fluss
darin gelandetes Flusssubstrat wird dem natür- eine Schlüsselfunktion als natürliches Baumaterial
lichen Geschiebehaushalt dauerhaft entzogen. innehat, wirkt sich ein Mangel erheblich auf die
Strukturdynamik und zuletzt die Gestalt eines
An Gewässern wie der Mittleren Isar beträgt die Gewässers aus. Für Huchen wichtige Strukturen
jährliche Eintiefung der Sohle stellenweise bis zu wie Furkationsbereiche, umlagerungsfähige Kies-
4 Zentimeter. Das mag auf den ersten Blick nicht bänke oder Uferanbrüche können natürlicher-
viel erscheinen. Über einen Zeitraum von hun- weise nicht mehr entstehen. Die meisten Flüsse
dert Jahren gesehen summierte sich die Eintie- sind heute von einem einheitlichen, kanalisierten
fung dort aber auf vier Meter. In zahlreichen Querprofil geprägt, das nur sehr geringe Lebens-
Gewässern, wie etwa dem einst sehr kiesreichen raumqualität bietet. Ein typisches Anzeichen für
Lech, ist das noch vorhandene Kies-Material den weit vorangeschrittenen Strukturmangel ist
bereits bis auf das anstehende Untergrundge- der extrem hohe Verlust flussbegleitender Auen.
stein abgetragen. Die zurückbleibende, steinhar- So sind in Bayern an Bereichen mit ursprünglich
te Gewässersohle ist weder für den Huchen noch breiten morphologischen Auen Flächen-Verluste
für andere kieslaichende Fischarten als Laichsub- von mehr als 50% festzustellen. Im Bereich von
strat geeignet. Auch gibt es hier kaum noch großen Siedlungslagen sind häufig über 90% der
Fischnährtiere, weil ihr Refugium, der Kieslü- Überschwemmungsflächen und somit ehema-
ckenraum, fehlt. liger Auenstandorte ausgedeicht.

Speziell im alpinen Raum wirkt sich die mangels Fehlende Gewässervernetzung


Geschiebenachschub extrem voranschreitende Alle Fischarten sind je nach Art, Alter oder Jah-
Sohleintiefung der Flüsse negativ auf den reszeit auf verschiedene Teillebensräume ange-
Huchen und die mit ihm vergesellschafteten wiesen. In einem barrierefreien Gewässer ist das
Arten aus. Die Einmündungen wichtiger Neben- Aufsuchen der jeweils geeigneten Standorte
gewässer können aufgrund der „Tieferlegung“ stromauf wie stromab in der Regel problemlos
des Hauptgewässers regelrecht „in der Luft“ möglich. Darauf ist der Huchen im Zuge seiner
hängen und sind so bspw. für aufstiegswillige natürlichen Entwicklung angepasst und in der
Laichhuchen nicht mehr erreichbar. An der Isar Konsequenz angewiesen. Dabei stellt er jeweils
beträgt die Absturzhöhe an einmündenden sehr spezifische Ansprüche an geeignete Lebens-
Gewässern stellenweise bereits mehrere Meter. räume. Generell unterscheidet man bei Fisch-

46
wanderungen zwischen Nahrungs-, Laich- und Huchens in einem großen Flussareal komplett
Kompensationswanderungen. (siehe auch Teil- zum Erliegen bringen.
habitate und Wanderungen, S. 8)
Bei Hochwasserereignissen werden Fische häufig
Alle Fischarten, egal zu welcher Wanderkatego- über solche Querbauwerke hinweg stromab
rie sie gehören, sind von einer Unterbrechung „gespült“, insbesondere in kanalisierten und
der Durchgängigkeit betroffen, wenn innerhalb strukturlosen Gewässerabschnitten, die nicht
des verbliebenen, frei durchwanderbaren Gewäs- über ausreichend Hochwassereinstände oder
serabschnittes essenzielle Teillebensräume wie Ausweichräume verfügen. Nach einem Hoch-
Laichplätze, Jungfischhabitate oder Hochwasser- wasser führen Fische natürlicherweise so ge-
einstände nicht vorhanden sind. Fehlt innerhalb nannte Kompensationswanderungen stromauf
eines Fließgewässer-Netzwerks nur eines dieser durch, um an ihre ursprünglichen Standplätze
Teilhabitate, kann die natürliche Arterhaltung zurückzugelangen. Aufgrund der Barrierewir-
innerhalb dieses Systems nicht mehr stattfinden, kung der Querverbauungen ist der kompensato-
selbst wenn andere Habitattypen in ausreichen- rische Aufstieg zu den ehemaligen Standplätzen
der Anzahl vorhanden sind. nicht mehr möglich. Im Oberlauf setzt dadurch
eine zunehmende Ausdünnung des Bestands ein.
Massive Querbauwerke wie Wehre unterbinden In Richtung Unterlauf hingegen finden sich häu-
eine stromauf gerichtete Wanderung des fig nicht mehr die Lebensräume, welche den ver-
Huchens meist gänzlich. Allein in Bayern sind an drifteten Fischen den weiteren Fortbestand
den insgesamt rund 100.000 km Fließgewässer sichern. Da Huchen als Top-Prädatoren ohnehin
ca. 30.000 Querbauwerke amtlich erfasst. verhältnismäßig kleine Bestände bilden, trifft eine
Die Wasserwirtschaft geht in ihren Schätzungen unterbundene Kompensationswanderung den
jedoch von rund 70.000 Querbauwerken aus. Bestand eines Gewässers härter als den anderer
Ein klassischer Effekt dieser Barrieren ist das Fischarten.
Abtrennen der Laichplätze, die sich oft im Ober- An vielen Stellen verschlechtert sich die Gewäs-
lauf der Gewässer oder in Seitengewässern servernetzung infolge von Ausleitungen. Auf-
befinden. Fehlen unterhalb einer Barriere geeig- grund des Abzweigens größerer Wassermengen
nete Laichareale, kann selbst eine im Idealfall verbleibt im eigentlichen Flussbett und somit
optimale Ausstattung mit allen anderen Fischle- dem natürlichen Lebensraum der Huchen nur
bensräumen keine effektive Arterhaltung auf noch ein geringer Restwasserabfluss. Je nach
natürlichem Wege sicherstellen. Ein einziges Flussbettmorphologie nehmen durch den redu-
Querbauwerk an strategisch ungünstiger Stelle zierten Abfluss die Wassertiefen ab. Eine hinrei-
kann somit die natürliche Arterhaltung des chende Wassertiefe ist jedoch Grundvorausset-

Bildmotiv links: Im Zuge


des Erneuerbare Energien-
gesetzes (EEG) entstehen
vielerorts neue Wasser-
kraftanlagen (hier das
Praterwehr in München).

47
zung, dass Fische den Flusslauf passieren wird. Die Wirkung als Hindernis erstreckt sich
können. Beträgt an solchen Pessimalstellen die sowohl auf den Stofftransport wie auch die
Tiefe über längere Distanz nur noch wenige Wanderbewegungen von Fischen und anderen
Dezimeter, ist eine Passage selbst für subadulte Wasserbewohnern innerhalb des Gewässers.
Huchen nur noch bei erhöhten Abflüssen und Ferner können sich durch bestimmte Betriebs-
folglich nur noch eingeschränkt möglich. weisen oder indirekte Einflüsse nachteilige Be-
dingungen für Wasserbewohner ergeben. Die
Huchen isolieren heißt Huchen verlieren Errichtung von Fischwanderhilfen (siehe auch
In der Naturschutzbiologie wird von „minimalen huchentaugliche Fischwanderhilfen, S. 64,) kann
lebensfähigen Populationsgrößen“ gesprochen. nur eines dieser Defizite verringern, aber keines-
In der Vergangenheit wurde davon ausgegan- falls die Folgen von Wasserkraftnutzungen auf
gen, dass zum Erhalt einer ausreichenden gene- ein unproblematisches Maß reduzieren.
tischen Vielfalt Populationsgrößen von kurzfristig Trotz alledem scheinen Huchen an Wasserkraft-
mindestens 50 bzw. mittelfristig mindestens anlagen besonders prächtig zu gedeihen, findet
500 Individuen erforderlich wären. man sie doch allzu gerne in unmittelbarer Nähe
Diese Zahlen wurden ausgehend von theore- von Triebwerks-Ausläufen.
tischen Überlegungen idealisierter Populationen Doch tatsächlich sind es hier insbesondere grö-
abgeleitet. Zusätzlich sind aber für den Erhalt ßere Individuen, die einen künstlichen Effekt
kleiner Populationen ökologische Aspekte von nutzen, der ihren kleineren Altersgenossen zum
entscheidender Bedeutung, wie etwa eine aus- Verhängnis werden kann.
reichend hohe Individuendichte zum Auffinden
von laichbereiten Geschlechtspartnern. Schädigung von Fischen
Ebenso wichtig ist eine hohe Variabilität hinsicht- Der Fluss des Wassers wird in einer Wasserkraft-
lich der Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und anlage konzentriert einer mechanischen Antriebs-
Parasiten, sich verändernde Habitatbedingungen einheit, dem Triebwerk, zugeführt. Außer bei
oder „Flaschenhälse“ durch Ereignisse wie Hochwasser fließt der Löwenanteil des Abflusses
extreme Hochwässer. in aller Regel durch die Kaftwerksturbine(n). Der
Dementsprechend gehen neuere Arbeiten davon für Fische offene Korridor für stromab gerichtete
aus, dass bei den meisten Wirbeltierarten für den Wanderungen ist somit meist mit der Passage
langfristigen Erhalt Populationsgrößen von min- einer Turbine verbunden.
destens einigen tausend adulten Individuen not- Fische sind bei der Passage einer Turbine zweier-
wendig sind. Solche Bestandsgrößen werden lei Gefahren ausgesetzt. So kommt es zu mecha-
derzeit nach dem heutigen Wissensstand bei nischen Verletzungen infolge einer Kollision mit
allen Huchenpopulationen verfehlt. Eine Vergrö- einem Triebwerks-Teil, wie etwa einer schnelldre-
ßerung und Vernetzung der Bestände ist daher henden Laufradschaufel. Je nach Turbinenbauart
für den Erhalt des Huchens unbedingt erforder- und Fallhöhe können zudem unnatürlich rasche
lich. Druckwechsel innerhalb der Turbinenkammer
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist dabei, dass ver- hinzukommen, durch die bspw. innere Organe
hindert werden soll, die Anpassungsfähigkeit von geschädigt werden.
Fischbeständen gegenüber veränderten Umwelt- Der Verletzungsgrad der Fische hängt von zahl-
bedingungen durch die Reduktion ihrer gene- reichen technischen sowie auch artbedingten
tischen Variabilität einzuschränken. Das kann Faktoren ab. Folglich ist die eintretende Schädi-
gerade in Zeiten der Klimaerwärmung und viel- gung der Fische standortbezogen unterschied-
fältiger anderer menschlicher Einflüsse eine lich. In der Praxis endet jedoch eine Vielzahl der
große Rolle spielen. Verletzungen tödlich.
Aus diesen Überlegungen heraus ist der Erhalt
von möglichst großen, kommunizierenden und Je höher die Anzahl von Wasserkraftanlagen in
natürlich reproduzierenden Huchenbeständen, einem Flusslauf ist, desto größer ist die Wahr-
die der laufenden Selektion in der Natur unterlie- scheinlichkeit, während einer stromabwärts
gen, langfristig eine unumgängliche Vorausset- gerichteten Wanderung bei einer Turbinenpassa-
zung für den Erhalt von Arten wie den Huchen. ge geschädigt oder getötet zu werden. Im
Längsverlauf eines Gewässers ist daher die Sum-
Spezielle Folgen der Wasserkraft mationswirkung ein erheblicher Mortalitätsfak-
Wasserkraftnutzung ist prinzipiell immer mit tor. Lang- und Mitteldistanzwanderer unterlie-
einer Barrierewirkung innerhalb des Gewässers gen folglich einer vergleichsweise hohen Mor-
verbunden, welche durch das Kraftwerk selbst talität, wenn man bedenkt, dass insbesondere
oder eine dazugehörige Wehranlage erzeugt die kleineren Jungfische natürlicherweise quan-

48
Einlauf eines Kraftwerk an
titativ stromab wandern. Bezieht man die Inten- keit unterhalb von Wasserkraftanlagen ist in der Isar in München
sität der summierten Schäden auf den Raum, in einer Bilanz eigentlich nichts, was für den Erhalt
dem die Schäden eintreten, sind Effekte auf die einer natürlichen Huchen-Population von Vorteil
vorhandene Population einer Fischartengemein- wäre. Wasserkraftanlagen benötigen für ihren
schaft oder einzelner Fischarten nicht auszu- Betrieb in der Regel ein Querbauwerk, das inner-
schließen. halb des Fließgewässerkontinuums eine Barriere-
Zwar gibt es regulär meist Rechen im Einlaufbe- wirkung für Fische entfacht. (siehe auch Fehlen-
reich der Triebwerke. Diese bieten aber aufgrund de Gewässervernetzung, S. 46/47).
entsprechend großer Stababstände und einer
starken Anströmung meist nur größeren Indivi- Veränderungen des natürlichen Abflussregimes
duen hinreichend Schutz. Für Klein- und Jung- Eine Grundvoraussetzung für ein naturbelasse-
fische fungieren diese Rechen, die gerade bei nes, dynamisches Fließgewässer ist eine natürli-
älteren Anlagen oft vorrangig zum Auffangen che Abflussdynamik. Darunter versteht man in
von Treibgut konzipiert sind, kaum als Wander- erster Linie Schwankungen in der Wasserfüh-
barriere. rung, die je nach Höhe und Dauer bei der Ge-
Somit laufen insbesondere juvenile und bei staltung des Gewässerbettes mitwirken, z.B.
größeren Rechenstabweiten auch subadulte durch Umlagerung von Geschiebe, den Weiter-
Huchen Gefahr, bei der Passage eines Triebwerks transport von Totholz usw. Durch diese natür-
verletzt oder getötet zu werden. Dies ist beim lichen Wasserstandsschwankungen steht der
Huchen besonders bedenklich, da der am Ende Fluss mit seiner Umgebung im Austausch.
der Nahrungskette stehende Räuber natürlicher- In Verbindung mit den heute meist vorgeschal-
weise in wesentlich geringeren Bestandsdichten teten Staukörpern greifen Wasserkraftanlagen
vorkommt als vergesellschaftete Fischarten. in das natürliche Abflussregime aktiv ein und
Anhaltend hohe Verlustraten bei den jungen tragen somit zu einer Reduktion der gesamten
Jahrgängen verkraftet ein Huchen-Bestand Gewässerdynamik bei. Durch große Speicher
dauerhaft nicht. (wie etwa Forggensee, Sylvenstein-Stausee) wer-
In Kraftwerken verletzte oder angeschlagene den Hochwässer abgefangen und in „geglät-
Fische sind eine leichte Beute für Räuber. Als teter“ Form weitergegeben. Gerade kleine und
ausgeprägter Raubfisch macht auch der Huchen mittlere Hochwasserereignisse erreichen in sol-
hier keine Ausnahme. Mal kurz nach einem klei- chen Fällen z.B. Auenbereiche nicht mehr, da sie
nen „Fischhäppchen“ schnappen ist energetisch von den Speichern „geschluckt“ werden.
wesentlich günstiger, als im anhaltenden Sprint Eine Überflutung erfolgt nur noch bei Extremer-
einen flüchtenden Beutefisch zu verfolgen. Auch eignissen, zwischen denen mehrere Jahre bis
wenn das „Häppchen“ von einem Artgenossen Jahrzehnte liegen können. In dieser Zeitspanne
stammt. kommen besonders flächig strukturbildende
Auch die Schädigung anderer Fischarten beein- Prozesse zum Erliegen. So bleibt bspw. der für
trächtigt den Fortbestand des Huchens. Denn Kieslaicher wichtige Kieseintrag durch Seitenero-
nehmen bspw. typische Beutefische infolge von sion aus und eine Umlagerung von Geschiebe
Kraftwerkseinflüssen selbst im Bestand ab, redu- findet nur noch stark reduziert statt.
ziert sich die Nahrungsverfügbarkeit für den Um die potenzielle Energie von Fließgewässern
Huchen. Eine punktuell gute Futter-Verfügbar- zu nutzen, werden Flüsse mehr oder minder

49
Naturnahes und gestautes Gewässer im Längs- und Querschnitt

hoch aufgestaut. Rückstaubereiche weisen stark Fließt eine geringe Restwassermenge in einem
von Fließgewässern abweichende Habitatbedin- sehr breiten Gewässerbett, so können die Was-
gungen hinsichtlich entscheidender Faktoren wie sertiefen so gering werden, dass eine Nutzung
Strömung, Tiefe, Wasserspiegelschwankungen, durch größere Individuen nicht mehr möglich ist.
Substratverteilung und Strukturvielfalt auf. Staue Aber auch Jungfische finden dort oft nicht mehr
sind daher für an Fließgewässer angepasste ausreichend Deckung, weil die vom Nachwuchs
Tiere, speziell strömungsliebende Kieslaicher wie bevorzugten Schutzstrukturen im Uferbereich
den Huchen, nur sehr eingeschränkt nutzbar. Die bei Restwasserabfluss meist ganz trockenfallen.
Stauwirkung von Wasserkraftwerken ist prinzip-
bedingt und lässt sich durch Begleitmaßnahmen Eine besondere Form von Eingriff in die natürli-
so gut wie nicht vermeiden oder ausgleichen. che Abflussdynamik von Huchen-Gewässern
Bei Ausleitungskraftwerken wird das Triebwasser stellt der so genannte Schwellbetrieb dar, der für
in einen künstlichen Kanal ausgeleitet. Im ehe- die Erzeugung von kurzfristig abrufbarer Regel-
maligen Fluss- oder Bachbett verbleibt lediglich energie Anwendung findet. Die Folge sind im
ein so genannter Restwasserabfluss. Dieser ist in Tagesverlauf stark alternierende Abflüsse. An
der Praxis oft so gering bemessen, dass die öko- Gewässern wie dem Lech kann bei Schwall die
logischen Grundfunktionen, die für das entspre- bis zu 16fache Menge im Vergleich zum Sunk
chende Gewässer an dieser Stelle typisch sind, abfließen. Das Strömungsbild ändert sich
nicht mehr erfüllt werden können. dadurch täglich, Ufer- und Flachbereiche fallen
Je nach Form und Länge des Restwasserbettes infolge der künstlichen Wasserstandsschwan-
verändert sich auch die Wassertemperatur (siehe kungen binnen kurzem regelmäßig trocken.
auch Temperaturansprüche des Huchens, S. 14). Davon sind in besonderem Maße flache Jung-

50
fischstandorte sowie Laichplätze betroffen. Veränderung Temperaturregime
Bei Schwellbetrieb finden diese Wechsel binnen Wasserkraftanlagen können das Temperaturre-
weniger Stunden statt. Fischen und anderen gime eines Gewässers sowohl durch eine atypi-
Wasserbewohnern bleibt daher wenig Zeit, auf sche Temperaturerhöhung wie auch eine unna-
die sich verändernden Umstände zu reagieren. türliche hohe Auskühlung stören. Bei der Was-
sertemperatur sind in beiden Fällen je nach Fisch-
Der Huchen ist von Schwellbetrieb vor allem art Grenzen gesetzt. Der Huchen präferiert in der
während der Ei-Inkubation am Laichplatz, als Regel niedrige Wassertemperaturen. Gewässer,
Brütling sowie als Jungfisch bedroht. Fallen die die über längere Zeiträume Temperaturen von
Eier infolge der Wasserstandsschwankungen mehr als 25 °C aufweisen, sind für ihn ungeeig-
trocken, sind Ausfälle ganzer Jahrgänge möglich. net (siehe auch Temperaturansprüche des Hu-
Schwimmschwache Brütlinge können in unge- chens, S. 14). Große Staubereiche können das
eignete Lebensräume verdriftet werden oder Temperaturregime eines Fließgewässers aufgrund
in trockenfallenden Mulden verenden. Zudem ihrer im Vergleich zum Ursprungsgewässer unna-
reduziert der Schwellbetrieb das Lebensraum- türlich großen Oberfläche und Wasseraustausch-
angebot für Huchenbrut und Jungfische, indem zeit verändern. Ähnlich verhält es sich auch bei
die benötigten, produktiven Flachbereiche regel- Restwasserstrecken. Führen diese in einem ver-
mäßig trockenfallen. gleichsweise breiten und flachen Gewässerbett
Dieser Faktor beeinträchtigt auch die Entwick- sehr wenig Wasser, treten ähnliche Effekte auf,
lung und Verfügbarkeit der wichtigen Initialnah- da das kleinere Wasservolumen sich im Gegen-
rung (v. a. Makroinvertebraten, Fischbrut). satz zum ursprünglichen Gewässer rascher er-
Für adulte Huchen kann der Schwellbetrieb hin- wärmt bzw. abkühlt.
gegen kurzfristig Vorteile bringen. So ist zu be-
obachten, dass sich Huchen bei ansteigenden Finden sich im Verlauf eines Fließgewässers meh-
wie fallenden Wasserständen auf Beutezug be- rere Staubereiche und/oder Restwasserstrecken
geben. Dies ist vermutlich dadurch erklärbar, in Folge, so können sich Temperatureffekte strom-
dass bedingt durch den Schwellbetrieb die unna- ab summieren und die dort befindliche Gewässer-
türlich raschen Veränderungen von Hydraulik fauna empfindlich stören.
und Wasserstand Beutefische zu einem Standort-
wechsel zwingen, bei dem sie bspw. Schutzstruk-
turen verlassen müssen. In der Summe wiegt
dieser vermeintliche Vorteil die negativen Einflüs- Schwellbetrieb am Lech und Preisentwicklung an der Strombörse
se des Schwellbetriebs jedoch keinesfalls auf. (gemessen während der Huchenlaichzeit)

Entnahme von Schwemmgut Abfluss (m3/s)


Neben dem Geschiebe ist auch das Schwemm- 160 Lech mit Schwellbetrieb

gut ein Bestandteil der Feststoffe innerhalb eines 140


Gewässers. Dazu zählen primär organische Be- 120

standteile, die auf der Wasseroberfläche schwim- 100


men (Blätter, Äste, bei Hochwasserabflüssen mit- 80
unter ganze Bäume). Diese Stoffe stellen ein 60
Mittlerer Abfluss
wichtiges Element eines natürlichen Fließgewäs- 40
sers dar. 20
So dienen Laub und Pflanzenteile einerseits als Mittlerer Niedrigwasserabfluss

Nahrungsquelle für Gewässerorganismen, zum 13.4 14.4 15.4 16.4 17.4 18.4 19.4
So Mo Di Mi Do Fr Sa
anderen erhöht Totholz die Strukturvielfalt im Preisentwicklung an der Strombörse
Gewässer. Schwimmende Stoffe wie Treibholz €/MWh
40
o. Ä. landen zwangsläufig irgendwann vor einem
Kraftwerkseinlauf. Dort wird das Treibgut durch 32
Abweiser und Rechen vor dem Einlauf abgefan-
gen und durch eine Rechenreinigung entnom- 24

men. Durch die Entnahme des Schwemmgutes


16
werden dem Gewässer Komponenten entzogen,
die eine wichtige Rolle für den Nährstoffhaus- 8
halt und den Strukturreichtum spielen.

13.4 14.4 15.4 16.4 17.4 18.4 19.4


So Mo Di Mi Do Fr Sa

51
Defizitäre Kieslaichplätze und Jungfischhabitate für eine erfolgreiche Fortpflanzung des Huchens,
dass ausreichend Laichsubstrat von entsprechen-
Kieslaichplätze der Qualität an geeigneter Stelle vorhanden ist.
Im Hinblick auf seine natürlichen Fortpflanzungs- Ferner müssen die im Lückenraum des Substrats
Anforderungen wird der Huchen der ökologi- eingebetteten Eier einerseits vor der Strömung
schen Gilde der sogenannten „Kieslaicher“ zuge- geschützt sein. Andererseits muss trotz der
ordnet. Kies findet sich als natürliches Schutzfunktion eine hinreichende Wasserversor-
Flusssubstrat in allen alpin geprägten Gewässern. gung innerhalb des Lückensystems für eine er-
Dazu zählen z. B. Isar, Iller und Lech. Allerdings folgreiche Eientwicklung gewährleistet sein.
gibt es auch eigenständige Huchenpopulationen Genau diese Kriterien werden durch unsere Kul-
in Gewässern mit Urgesteins-geprägtem Einzugs- turlandschaft in vielfacher Weise beeinflusst
gebiet, wo kalkhaltiger Kies von Natur aus nicht und beeinträchtigt.
vorkommt. Insofern ist die Bezeichnung „Kies-
laicher“ nicht ganz zutreffend. In silikatischen In Verbindung mit einem nachlassenden Geschie-
Urgesteinsgewässern laicht der Huchen auf von betransport verursacht der weiterhin ungebremst
Schotter und Grus durchsetzten Laichplätzen, stattfindende Eintrag von Feinsedimenten Pro-
die eher Ähnlichkeit zu den Laicharealen der bleme für den kieslaichenden Huchen. Es ist ein
skandinavischen Lachse aufweisen. Typische natürlicher Vorgang, wenn sich Schwebstoffe auf
Urgesteinsgewässer sind bspw. der Regen und der groben Sohle absetzen und dabei in das für
die Ilz im Bayerischen Wald. die Eier wichtige Kieslückensystem eindringen.
Dieser „Verstopfungsprozess“, den man auch
Kalkalpine und silikatische Urgesteinsgewässer „Kolmatierung“ nennt, hat mit der bei Hoch-
unterscheiden sich neben der natürlichen Sub- wasserabfluss stattfindenden Sohldynamik aber
stratzusammensetzung auch deutlich im Sub- einen natürlichen Gegenspieler. Grobes Sohlma-
strattransport. Während alpine Gewässer natür- terial wird bei seiner Umlagerung wieder aufge-
licherweise sehr große Mengen an Kies (bis zu lockert und freigespült.
mehreren Tausend Kubikmetern pro Jahr) als
Geschiebe mit sich führen und somit eine sehr Für den Huchen ungünstig wird es erst, wenn
mobile Sohle aufweisen, haben Urgesteinsge- Geschiebesperren in den Oberläufen und danach
wässer eine weitaus stabilere Sohle und folglich auch Stauhaltungen vorwiegend die gröberen,
deutlich geringere Transportmengen. lückenbildenden Geschiebefraktionen quantitativ
zurückhalten, während die im Wasser gelösten
Sowohl in alpinen wie auch urgesteinsgepräg- Schwebstoffe sowie feinere Substrate, wie etwa
ten Gewässern ist die Grundvoraussetzung Sand, die Geschiebefallen bei erhöhten Abflüs-

Huchenpärchen auf dem


Laichplatz

52
Schema eines Huchenlaichplatzes (kalkalpin geprägtes Gewässer)

Laichareal:
Fliessgeschwindigkeit: ca. 0,4 - 1,0 m/s
Wassertiefe: 0,4 - 1 m

Gefälle: 0,2 bis 0,4%


Kolk

Kiessubstrat: Rausche
Mittlere Korngröße 2 - 6 cm, Aufgelockerter
Feinsediment (< 0,63 mm) oder zudotierter Kies mit
maximal 10% Masseanteil > 0,4 m bis 1,0 m Auflagestärke

Unverändertes Gewässerbett

Huchen kommen in der


Äschen- und Barbenregion
sen weiterhin passieren. Die Sohle wird dann dringen und dort auch zu überwintern. Vor vor. Dementsprechend nut-
immer gröber und unbeweglicher. Die Neubil- dem ersten Winter werden Flachzonen als zen sie Laichsubstrate, die
dung von Lücken bleibt aus und bestehende Standort generell bevorzugt. dort andere typische Fluss-
Lücken werden im Zuge einer irreversiblen Kol- fischarten wie Barbe und
Äsche ebenfalls nutzen. Der
mation endgültig verstopft. An nahezu allen Junghuchen-Standorten bil-
Anspruch an das Laichsub-
det dicht verzweigtes Totholz ein essenzielles
strat ist daher nicht so spezi-
Verschlimmert wird diese Situation noch durch Substrat, da es neben Schutz vor Fressfeinden
fisch wie bspw. bei der Bach-
Stauraumspülungen und Kraftwerks-Havarien, und Strömung auch reichlich passende Nahrung forelle. Die Grafik gibt einen
bei denen schlagartig große Mengen Feinsedi- beherbergt. Auch diese wichtigen Vorausset- Überblick von Parametern,
ment mobilisiert werden. In einem bekannten zungen werden durch den Menschen vielfach die an Huchen-Laichplätzen
Huchen-Gewässer, dem Schwarzen Regen, wur- beeinträchtigt. Durch Festlegung des Mittelwas- in verschiedenen kalkalpin
den durch den Bruch einer Wehrtafel am Kraft- serbetts ist eine Neubildung und Erhaltung von geprägten Gewässern ermit-
werk im Mai 2010 tausende Tonnen Sand und Wasserkörpern im Hochwasserbett kaum noch telt wurden.
Feinsediment aus dem Stausee in die unterhalb gegeben und auch Flachzonen sind meist Man-
gelegene Fließstrecke gespült. Das dort vorhan- gelware.
dene, grobe Sohlsubstrat war davon anschlie-
ßend über mehrere Kilometer flächig überdeckt. Kanalisierte, begradigte Flussläufe lassen zudem
kaum die Anlandung natürlicher Totholzstruk-
Aus der Landwirtschaft werden in den letzten turen zu, wie sie in einem dynamischen Gewäs-
Jahren Feinstoffe verstärkt in die Gewässer ein- ser selbstverständlich sind. Und bilden sie sich
getragen. Vor allem der zunehmende Maisanbau einmal trotzdem, werden sie vielfach aus Sicher-
auf erosionsgefährdeten Flächen im Zuge des heitsgründen (Hochwasserschutz, Bootsbetrieb)
„Biogas-Booms“ begünstigt die Einschwemmung entfernt.
von feinen Bodenpartikeln. Hinzu kommt, dass
bei Starkregen aufgrund künstlich angelegter Nicht zu unterschätzen ist auch die Entnahme
Drainagen und Graben-Systeme Partikel auch von Treibholz an Wasserkraftanlagen, wodurch
von weit entfernten Flächen eingetragen wer- die Möglichkeit einer natürlichen Entstehung von
den, die im Gewässer ursprünglich kaum rele- Totholzstrukturen erheblich reduziert werden
vant waren. kann. Infolge der bereits bei den Laichplätzen
beschriebenen Sohleintiefung unserer Flüsse
Jungfischhabitate mangels Geschiebenachschub ist ferner eine
Als unmittelbare Anschlusshabitate zu den Laich- voranschreitende Abkopplung noch vorhandener
plätzen spielen geeignete Jungfisch-Habitate Seitenhabitate für Junghuchen zu beobachten.
eine tragende Rolle für den natürlichen Fortbe-
stand einer Huchen-Population. Je nach Jahres- Seitenbäche münden heute vielfach in einem
zeit sind die Standplätze junger Huchen im unüberwindbaren Absturz in das Hauptgewässer.
Gewässer sehr unterschiedlich verteilt. Speziell Kleinere Seitenarme und angebundene Altwas-
im ersten Lebensjahr versuchen sie überall dort, serstrukturen verlieren durch die Absenkung des
wo sie die Möglichkeit haben, in seitlich im Hauptgerinnes die Anbindung oder fallen nach
Hochwasserbett gelegene Wasserkörper vorzu- und nach trocken.

53
Einfluss durch Prädatoren

Da der Huchen ein sehr schnellwüchsiger Räuber len des Fischotters (Lutra lutra) noch gering
ist, der beachtliche Größen erreichen kann, steht waren und daher nur von einer minimalen
er – einmal ausgewachsen – an der Spitze der Gefahr für frei lebende Huchen ausgegangen
Nahrungskette und hat außer dem Menschen wurde, hat sich diese Art in Österreich und in
kaum natürliche Feinde zu fürchten. Doch bis Bayern und hier vor allem im Bayerischen Wald
sich der Huchen einigermaßen „sicher fühlen“ inzwischen weiter vermehrt und ausgebreitet.
kann, muss er zunächst drei bis vier kritische Inwieweit sie eine Gefahr für den Huchen, ins-
Lebensjahre überstehen. besondere im Bayerischen Wald darstellen,
kann bislang nicht beantwortet werden.
Direkt nach dem Laichakt sind die Eier Laichräu-
bern ausgesetzt – fast alle heimischen Fischarten Eine weitere aus derzeitiger Einschätzung von
fressen Laich, wenn sich Gelegenheit dazu bie- Experten wesentlich größere Gefährdung geht
tet. Freilich betrifft dies vorwiegend abdriftende von fischfressenden Vögeln wie dem Kormoran
oder schlecht überdeckte Eier, die sowieso kaum (Phalacrocorax carbo sinensis) und dem Gänse-
überleben. Die Jungfische können Fischarten wie säger (Mergus merganser) aus. Die Vögel fressen
Bachforellen (Salmo trutta) sowie Regenbogen- zum einen die Jungfische des Huchens, zum an-
forellen (Oncorhynchus mykiss) und, soweit deren haben sie einen maßgeblichen Einfluss auf
vorhanden, auch dem Hecht (Esox lucius) zum die Bestandsgröße und -menge der Futterfische.
Opfer fallen.
Natürlich tritt auch Kannibalismus auf, wenn Die überproportionale Bestandsentwicklung von
auch weniger ausgeprägt als beim Hecht. Kormoran und Gänsesäger ist auch auf eine Rei-
Während vor einigen Jahren die Individuenzah- he menschlicher Einflüsse zurückzuführen und

Entwicklung Kormoranbestand in Europa (Herbstbestand)

1.600.000

1.200.000
Anzahl

800.000

400.000
1970

1980

1990

2000

2010

2014

Nichtbrüter / Junge gesamt


Brutvögel

Entwicklung Kormoranbestand Europa (Herbstbestand)


54
Kormoran, der an der Isar bei
München einen Huchen von
fast einem halben Meter im
Magen hatte.

führt zu gestörten ökologischen Wechselbezie- fisch, der nicht einfach in ein anderes Gewässer
hungen. Gerade die Fischbestände in der wechseln kann, wenn ihm die Nahrung ausgeht.
Äschen- und Barbenregion haben hierunter be- Deshalb kann der Einfluss der Vögel als Störung
sonders zu leiden. Die klaren und meist nicht der Funktionsfähigkeit des betroffenen Gewäs-
sehr tiefen Flussabschnitte bieten sehr günstige sers gesehen werden, wenn durch ihn in kurzer
Jagdbedingungen für Kormoran und Gänsesäger. Zeit ein hoher Prozentsatz der Fischbiomasse
Begünstigend für den Jagderfolg der Vögel wirkt gefressen und in den Jahren danach der Fischbe-
sich sicherlich auch die flächendeckend vorhan- stand auf niedrigem Niveau gehalten wird. Ein
dene Kulturlandschaft aus, welche viele struktu- überhöhter Fraßdruck bewirkt nicht nur einen
rell degradierte Wasserkörper ohne geeignete allgemeinen Verlust an Fischbiomasse, sondern
Unterstände beherbergt. Die Schaffung weitflä- auch Veränderungen in der relativen Häufigkeit
chiger Staubereiche, die nicht selten als Vogel- von Arten. Schließlich ergeben sich auch in der
schutzgebiete deklariert wurden, begünstigt die Altersstruktur teils massive Störungen, sowohl
ungestörte Ausbildung großer Brutkolonien an was die Fischart Huchen selbst betrifft, als auch
Stellen, wo früher allenfalls Einzelpaare Brutauf- die Bestände der Fischarten, von welchen dieser
zucht betrieben. sich hauptsächlich ernährt.

Eine selbst regulierende Interaktion zwischen


Vogel- und Fischbeständen wäre in einer weit- Fischotter
gehend unberührten, natürlichen Umwelt in
Gesamteuropa wohl möglich. Allerdings sind
Kormoran und Gänsesäger als Zugvögel nicht
permanent in das jeweilige lokale Gefüge des
Gewässersystems eingebunden. Ihre Bestands-
dichten und Bewegungsmuster werden vorwie-
gend durch überregional wirkende Faktoren
bestimmt. Wenn also z.B. die Äschenbestände
bayerischer Voralpenflüsse während eines harten
Winters stark durch Kormorane dezimiert wur-
den, hat dies keinerlei Auswirkungen auf den
Bruterfolg in den Brutkolonien Dänemarks oder
Skandinaviens. Von dort kommen die Durch-
zügler im nächsten Jahr aber wieder. Die Vögel
unterscheiden sich somit wesentlich vom Raub-

55
56
Schutz- und bestandserhaltende Maßnahmen

Renaturierung

Im Gegensatz zu Besatzmaßnahmen, welche, wie z.B. die Schaffung von Kieslaichplätzen, der
soweit sie nicht im Rahmen einer gezielten zeit- Einbau von Totholz, die Anbindung von Altwas-
lich begrenzten Wiederansiedlung stattfinden, sern, die oft genug von engagierten Fischereiver-
eher einer Symptombekämpfung gleichkommen, einen vorangetrieben und durchgeführt wurden.
und deshalb meist nur entsprechend kurzfristig Die genannten Maßnahmen tragen in erster
wirken können, setzen Lebensraum verbessern- Linie zum Schutz der Fischartengemeinschaften
de Maßnahmen an der Wurzel des Problems an. bei. Selbstverständlich führen Renaturierungen
Diese Form der Gewässerbewirtschaftung ist auch zu einer Erhöhung der fischereilichen
meist nachhaltiger und leistet einen wichtigen Attraktivität.
Beitrag zur Sicherung der Biodiversität.
Kieslaichplätze
Grundvoraussetzung für den Erfolg von Lebens- Die Möglichkeiten zur erfolgreichen Reprodukti-
raum verbessernden Maßnahmen ist eine einge- on von Huchen hängen zwar kleinräumig von
hende Defizitanalyse der Gewässer, welche die hydraulischen und sedimentologischen Eigen-
jeweils herrschenden Mängel aufzeigt. schaften ab, wie sie direkt am Laichplatz vorlie-
Auf dieser Grundlage können die festgestellten gen. Letzten Endes sind es aber die übergeord-
Defizite dann gezielt behoben werden, indem neten flussmorphologischen Rahmenbedingun-
man z.B. ein Wanderhindernis beseitigt oder ein gen, welche das Vorhandensein, die Funktions-
Jungfischhabitat schafft. Seit es zunehmend ins fähigkeit und die Neubildung von Kieslaichplät-
öffentliche Bewusstsein gerückt ist, dass insbe- zen bestimmen.
sondere Fließgewässer stark beeinträchtigt sind,
wurden unterschiedlichste Maßnahmen ergriffen, Aufgrund der gemeinhin stark defizitären Ge-
um diesem Missstand abzuhelfen. schiebesituation in unseren Fließgewässern und
Insbesondere im Zuge der europaweiten Umset- der damit verbundenen schlechten Laichplatz-
zung der WRRL werden auch in Bayern umfang- qualität ist es im Rahmen der Gewässerbewirt-
reiche Konzepte erarbeitet, um die Fließgewässer- schaftung dringend erforderlich, zum Wohle des
lebensräume flächendeckend zu verbessern. Huchens hier zu regulieren. Dabei bieten sich je
Die mangelhafte Durchgängigkeit ist hier ein nach Möglichkeit und/oder Erfordernis sowohl
zentrales Thema. In diesem Zusammenhang gibt klein- als auch großräumige Ansätze an. Zwin-
es seit über 10 Jahren zunehmend eine enge gende Voraussetzung für einen Erfolg ist eine
Zusammenarbeit und einen regen Austausch funktionale Verknüpfung solcher Laichplätze mit
zwischen den zuständigen Behörden der Ministe- essenziellen Anschlusshabitaten. Denn was nützt
rien und den Fischereiverbänden. ein noch so guter Laichplatz, wenn die Brütlinge
nach dem Schlupf in ihrer unmittelbarer Nähe
Seit Mitte der 1990er Jahre wurden hunderte keinen geeigneten Lebensraum vorfinden?
von Querbauwerken wieder durchgängig gestal-
tet. Dank großem Einsatz können heute Fische Kleinräumige Ansätze
und Kleinstlebewesen in großen Fließgewässern
über viele Kilometer ungehindert stromaufwärts Mechanische Auflockerung von verfestigtem Bild links: Dynamisch durch-
strömter, sohlgleich ange-
und -abwärts passieren. Dennoch gibt es an wei- Laichsubstrat
bunderner Nebenarm an der
teren zehntausend Querbauwerken noch Einen kleinräumigen Ansatz stellt die punktuelle
Donau-Fließstrecke in der
enormen Handlungsbedarf. Reaktivierung ehemaliger Laichplätze dar. So
Wachau. Der im Zuge eines
können etwa noch vorhandene, aber infolge LIFE-Projekts aktiv herge-
Vor allem in Verbindung mit Verbesserungen einer qualitativen Verschlechterung funktionslos stelte Nebenarm dient groß-
zum Hochwasserschutz wurden in vielen Gebie- gewordene Laichsubstrate mechanisch aufgelo- en Huchen gleichermaßen,
ten umfangreiche Renaturierungsprojekte reali- ckert und somit gereinigt werden. Klassisches wie massenhaft Jungnasen
siert. Zu nennen sind aber auch kleinere Projekte, Beispiel ist die Auflockerung einer durch Sedi- als Lebensraum.

57
Laichplatzrestaurierung an
der Loisach (links) und Lech
(unten links)

Wurde angenommen:
Huchenpaar auf restauriertem
Laichplatz

menteinträge verstopften, verhärteten Kiesbank Schaffung eines Laichplatzes durch Kieszugabe


mittels Bagger. Dabei wird das verfestigte Sohl- Fehlt Laichsubstrat infolge fortgeschrittener
substrat flächig mehrfach mit dem Löffel aufge- Sohlerosion, ist eine Zugabe externen Materials
nommen und an Ort und Stelle wieder zurück- erforderlich. Voraussetzung für den Erfolg einer
gegeben. Durch den mechanischen Aufbruch künstlichen Substrateinbringung ist eine geeig-
werden Feinsedimente von der fließenden Welle nete Zugabe-Stelle und der Zugriff auf größen-
ausgewaschen. Je nach Verfestigungsgrad muss geeignetes, möglichst autochthones Kiessubstrat.
dieser Reinigungsvorgang während eines Bagger- Zuerst wird das Material flächig als Kiesbank an
einsatzes mehrmals wiederholt werden, um den der vorgesehenen Stelle eingebracht. Im An-
für Eier schädlichen Feinsedimentanteil entspre- schluss erfolgt eine Modellierung der Fläche, um
chend auszuwaschen. Da das aufgelockerte charakteristische Laichplatz-Eigenschaften für
Material mit der Zeit infolge von Sedimentation den Huchen zu generieren. Bewährt haben sich
wieder an Qualität verliert, sollten solche Auflo- in der Praxis Wassertiefen von ca. 0,4 bis 0,8 m,
ckerungen bedarfsgerecht etwa alle 3 bis 5 Jahre über denen mittlere Strömungsgeschwindig-
wiederholt werden. keiten von etwa 0,4 bis 1,0 m/s herrschen.
Wichtig für den Huchen ist eine Substratauflage
von mindestens 50 cm, damit die Fische die

58
Möglichkeit haben eine Laichgrube zu schlagen. der Engstelle ansteigt. Dazu eignen sich alle mög-
Auf Basis dieser Richtwerte hat sich die Modellie- lichen Formen von Strömungslenkern, die durch
rung von Substratflächen mit einer heterogenen gezielte hydraulische Veränderungen laichplatz-
Tiefen- und Strömungsverteilung bewährt. Dies typische Strömungsgeschwindigkeiten und Was-
trägt einerseits wechselnden Abflüssen während sertiefen erzeugen.
der Laichzeit Rechnung, mit denen sich auch die Für die Verengung des Abflussquerschnittes eig-
Wassertiefen und Strömungsgeschwindigkeiten nen sich besonders buhnenartige Bauwerke. Die-
verändern. Ferner können in der Folge auch se können durch klassische wasserbauliche Tech-
andere kieslaichende Arten wie Äsche, Nase oder niken, wie etwa mittels Wasserbausteinen, her-
Barbe reproduzieren, die am Laichplatz unter- gestellt werden. Gerade in kleineren Gewässern
schiedliche Tiefen und Fließgeschwindigkeiten können auch ingenieurbiologische Bauweisen,
bevorzugen. bspw. in Form von buhnenartig angeordneten
und befestigten Raubäumen oder Faschinen, An-
Schaffung eines Laichplatzes durch Strömungs- wendung finden. Die Anbringung solcher Strö-
lenkung mungslenker im Gewässer erfolgt je nach Erfor-
Auch durch eine gezielte Strömungslenkung ist dernissen vor Ort entweder nur von einem Ufer
die Schaffung von Huchen-Laichplätzen möglich. aus oder beidseitig.
Diese Maßnahmen eignen sich besonders dort, Grundvoraussetzung für strömungslenkende
wo für den Huchen-Laichplatz charakteristische Maßnahmen ist, dass an dem hydraulisch ge-
Parameter nicht erreicht werden. Dies ist bspw. schaffenen Laichareal entsprechendes Substrat
in Stauwurzelbereichen der Fall, in denen auf- vorhanden ist. Auch der Nachschub an geeig-
grund der Stauwirkung zu geringe Fließgeschwin- netem Substrat muss sichergestellt sein, um eine
digkeiten herrschen. langfristige Funktionsfähigkeit zu gewährleisten.
Herrscht im Gewässer ein Geschiebemangel,
Das Prinzip basiert auf einer künstlichen Veren- sollten in dem hydraulisch geschaffenen Laich-
gung des Abflussquerschnittes, wodurch physi- platzareal bedarfsgerechte Zugaben mit gewäs- Laichplatzsanierung durch
kalisch bedingt die Strömungsgeschwindigkeit in sertypischem Substrat durchgeführt werden. Kieszugaben am Lech bei
Apfeldorf

59
Maßnahmen im Rahmen
einer Geschiebebewirtschaf-
tung an der Isar unterhalb
des Kraftwerks Bad Tölz

Zeitraum und Material fläche 10.000 m³ Kies an den Lech bringen und
Die oben genannten Maßnahmen sollten vor- über den genehmigten Abbau-Zeitraum bedarfs-
zugsweise zeitnah, aber nicht zu kurz vor der gerecht in kleineren Portionen als Laichplätze
Huchenlaichzeit durchgeführt werden. Die einbringen. Dies ist in der behördlichen Abbau-
Monate Dezember bis Februar haben sich in der Genehmigung entsprechend fixiert.
Praxis als günstig erwiesen. Insbesondere bei der
Einbringung von externem Material können sich Laichplatzpflege im Rahmen der Gewässerun-
so noch gewässertypische Organismen innerhalb terhaltung
des Substrats ansiedeln. Zudem werden Laich- Speziell in Deutschland gibt das Wasserhaus-
fische nicht vertrieben, die sich teilweise schon haltsgesetz (WHG) in § 39 bei der Unterhaltung
einige Wochen vor dem Laichtermin in der Nähe eines Gewässers die Erhaltung und Förderung
aufhalten. Dies gilt insbesondere für künstlich der ökologischen Funktionsfähigkeit vor, wobei
geschaffene oder im Vorfeld reaktivierte Laich- insbesondere die Lebensraumfunktion des
plätze, die ertüchtigt werden müssen. Gewässers für wild lebende Tiere und Pflanzen
betont wird.
Für kiesführende Gewässer im kalkalpinen Ein-
zugsbereich kann als Substrat Wand- oder Gru- Zur Erhaltung einer speziell auf den Huchen ab-
benkies verwendet werden, der bezogen auf den gestimmten Lebensraumfunktion fallen in den
Massenanteil einen Feinsediment-Gehalt bis zu Bereich Gewässerunterhaltung folglich auch
maximal 10% aufweist. In kristallin geprägten Reaktivierung, Schaffung und Pflege von Kies-
Urgesteinsgewässern hingegen ist Schotter in laichplätzen. Zwar mag ein Bagger, der im Fluss
Korngrößen sinnvoll, wie er bspw. im Gleisbau wütet, als Naturschutz-Maßnahme auf den ers-
eingesetzt wird. Das Material sollte zusätzlich zu ten Blick für viele befremdlich wirken. Doch ist
ca. 1/3 mit kleinkörnigerem, grusigem Material der Einsatz von Maschinen zur Herstellung be-
vermengt sein. stimmter Flächen-Eigenschaften im Naturschutz
nichts Neues. Exemplarisch genannt sei hierzu
Einen interessanten Ansatz stellt der Laichplatz- die regelmäßige Mahd von Wiesenflächen zum
bau im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen Erhalt von wiesenbrütenden Vogelarten, für die
dar. So wurde bspw. in einer Kooperation zwi- beinahe selbstverständlich erhebliche Mengen an
schen einem Kiesabbau-Unternehmen, Behörden öffentlichen Geldern ausgegeben werden.
und dem bayerischen Landesfischereiverband
eine „huchenfreundliche“ Vereinbarung getrof- Positiver Nebeneffekt für den Huchen
fen. Das Abbau-Unternehmen muss als Kom- „Huchenlaichplätze“ sind im Hinblick auf ihre
pensation für die Erweiterung einer Kiesabbau- Eignung natürlich nicht allein auf den Huchen

60
Links: Einbau von Störsteinen
in einem Huchen-Gewässer
(Ilz)

Rechts: Durch Buhnen konn-


ten im Regulierungsprofil der
Melk tiefe Kolke als Huchen-
einstände erzeugt werden.
Weil die Abfolge der Buhnen
nicht zu eng gewählt wurde,
können sich dazwischen auch
Furten und Kiesbänke als
Lebensraum für Juvenile und
Futterfische entwickeln.

beschränkt. In der Regel können andere Kies- Ebenso ist die stromauf gerichtete Durchgängig-
laicher wie Äsche, Bachforelle, Barbe, Aitel oder keit von essenzieller Bedeutung. Nur durch sie ist
Nase, die ja alle zugleich potenzielle Beutefisch- sichergestellt, dass stromab gewanderte Jung-
Arten des Huchens sind, das Substrat ebenso fische später als Laichfische zu stromauf gelege-
erfolgreich nutzen. Auf diese Weise wirkt sich nen Laichplätzen zurückkehren können.
eine Laichplatzverbesserung in mehrfacher Hin- Aufgrund des eklatant gestörten Geschiebehaus-
sicht positiv auf Huchenbestände aus. halts unserer Fließgewässer ist im Hinblick auf
die erforderliche Sanierung an vielen Flüssen ein
Großräumiger Ansatz Geschiebemanagement nicht nur aus ökolo-
Die oben genannten Maßnahmen wirken auf- gischen, sondern mittlerweile auch wasserwirt-
grund ihrer kleinräumigen Dimension auf Fisch- schaftlichen Gründen unabdingbar.
bestände überwiegend punktuell. Daher macht
es Sinn, an strategischen Stellen im Gewässerver- Bisher erfolgen Maßnahmen zum Geschiebema-
lauf mehrere Laichplätze zu unterhalten. nagement nur in vergleichsweise geringem
Umfang. Anders in der Isar bei Bad Tölz, wo in
Durch ein gewässerspezifisches Laichplatz-Mana- das Unterwasser eines Stauraums wiederholt
gement sollte ein möglichst weitläufig wirkender große Mengen (bis zu 70.000 m³) autochthoner
Reproduktionserfolg angestrebt werden. Grund- Kies verbracht wurden. Dort kann das Substrat
voraussetzung hierfür ist eine gute Vernetzung neben wasserwirtschaftlichen auch ökologische
der Laichplätze mit den entsprechenden Zwecke weiter erfüllen. Trotz dieses enormen
Anschlusshabitaten. technischen Aufwands ist die Geschiebebilanz

Aufweitung mit Nebenarm


an der Ybbs. Hier hat sich im
letzten Jahrzehnt ein guter
Huchenbestand entwickelt.

61
Diese ehemals monoton re-
gulierte Strecke an der Drau
hat sich nach Aufweitung
und Herstellung eines Neben-
arms dynamisch weiter ent-
wickelt.

der Isar unterhalb von Bad Tölz immer noch nicht Der Schwerpunkt von Revitalisierungsprojekten
voll ausgeglichen. Im unmittelbaren Bereich der ist in solchen Fällen gezielt auf Maßnahmen zu
Kieseinbringung können solche Maßnahmen setzen, die dieses Defizit beseitigen.
auch negativ wirken. Es gehen z.B. Standplätze
und Nahrungsräume verloren. Großräumig wir- Grundsätzlich kann die Verbesserung von Hu-
ken solche Maßnahmen aber positiv. Sie müssen chenlebensräumen einerseits mit kleineren Maß-
jedoch gut geplant und im Vorfeld mit den Betrof- nahmen erreicht werden, die auch für Fischerei-
fenen abgestimmt werden. vereine in Abstimmung mit den maßgeblichen
Behörden umsetzbar sein können, und anderer-
Nicht nur zum Erhalt des Huchens müssen zeit- seits mittels großer flussbaulicher Vorkehrungen.
nah eine ganze Reihe von Konzepten entwickelt
werden, wie insbesondere an Stauhaltungen die Kleinere Maßnahmen sind beispielsweise der
Weitergabe von Geschiebe bewerkstelligt wer- Einbau von Störsteinen, Buhnen und anderen
den kann. Steinstrukturen. Sie entsprechen nur in manchen
Fällen dem Gewässertyp. Ist dies nicht der Fall,
Jung- und Adultfischhabitate sollen solche Mittel nur in stark überprägten
In naturnahen Huchen-Gewässern kommen Ha- Strecken umgesetzt werden, wo beispielsweise
bitate für Jungfische und adulte Huchen mosaik- aufgrund der Umlandnutzung (Stadtstrecken
artig verteilt im Gewässersystem vor. etc.) kaum Potenzial für am Leitbild orientierte,
Bei der Renaturierung von Gewässerstrecken soll- umfassendere Maßnahmen besteht.
te man sich möglichst stark an diesem natürli-
chen Zustand orientieren. Erfolgreiche Projekte Im Flussbett verstreute, runde Felsen sind cha-
verbessern also zugleich beide Aspekte – Jung- rakteristisch für Huchenflüsse wie Ilz und Regen
und Adultfischhabitate – und führen zu einem im Bayerischen Wald, weniger aber für Voral-
hohen Strukturreichtum, der auch eine hohe Tie- penflüsse mit starkem Geschiebetrieb. Mit dem
fenvarianz beinhaltet. Einbau von Störsteinen kann die Strömungsviel-
falt erhöht und die lokale Erosion der Sohle (Bil-
Allerdings liegen gerade bei größeren Huchen- dung von Tiefstellen und Laichplätzen!) geför-
Gewässern die Defizite in der Regel vorwiegend dert werden. Ähnliches gilt für den Einbau von
darin, dass hochwertige Juvenilhabitate fehlen. Buhnen, die vor allem zur Schaffung von Tief-

62
stellen als Adultfischhabitat geeignet sind. ter Ausführung besonders hochwertige Flachufer-
zonen, Uferanbrüche, Kolk-Furt-Sequenzen etc.
Soll mit Buhnen eine Auskolkung erreicht wer- entstehen.
den, so ist entscheidend, dass sie hoch aufragen
und den Abflussquerschnitt lokal maßgeblich Umgehungsarme
einschränken (siehe Foto S. 61, rechts oben). Der Übergang zwischen einem Umgehungsge-
rinne (Primär-Bauwerk zur Herstellung der
Aufweitungen und Laufverschwenkungen Durchgängigkeit) und einem Umgehungsarm ist
In pendelnden oder verzweigten Flusstypen stel- fließend. Große, naturnahe Gerinne mit mög-
len Laufverschwenkungen und Aufweitungen lichst hoher Umlagerungs- und Abflussdynamik
geeignete Maßnahmen für eine systematische können zusätzlich zur Durchgängigkeit auch
Verbesserung des Fischlebensraumes dar. Es gibt attraktiven Lebensraum schaffen. In Stauketten
erfolgreiche Beispiele, die gerade für den Huchen sind sie der einzige Maßnahmentyp, mit dem
und wichtige Leitfischarten wie Äsche und Nase Kieslaichplätze und Jungfischlebensräume für
einen erheblichen Aufschwung nach der Umset- strömungsliebende Arten wie den Huchen
zung belegen. geschaffen werden können.

Kiesbänke und Kiesinseln Als Altarme werden nicht durchströmte Neben-


Kiesbänke und Kiesinseln können sowohl durch gewässer bezeichnet. Die einseitige Anbindung
Rückbau von Ufern als auch durch Vorschütten von isolierten Altarmen kann deren Nutzbarkeit
von Material hergestellt werden. Mit diesem für eine Vielzahl von Flussfischarten verbessern
Maßnahmentyp können Flachwasserzonen, die (z.B. als Reproduktionsareal für Krautlaicher,
für Junghuchen und Futterfische von existen- Jungfischeinstand oder Wintereinstand). Mit
zieller Bedeutung sind, geschaffen werden. Sol- Ausnahme von Jungfischen im Wintereinstand
che umfangreichen Maßnahmen an der Donau lebt der Huchen aber ganzjährig in Fließgewäs-
haben einen durchschlagenden Erfolg erzielt. sern, kann aber indirekt von einer Verbesserung
der Futterfischbestände profitieren. Die
Nebenarme Umwandlung von Altarmen in beidseitig ange-
Bei vielen heimischen Gewässern handelte es sich bundene, durchströmte Nebenarme muss fach-
ursprünglich um verzweigte Flüsse, deren Lauf lich gut überlegt werden und kann unter der
sich in mehrere Haupt- und Nebenarme teilte. Voraussetzung sinnvoll sein, dass durch eine ent-
Die Herstellung von durchströmten Nebenarmen sprechend starke, dynamische Anbindung
stellt in ehemals verzweigten Flüssen eine zentra- (niveaugleich und breit) tatsächlich hochwertige
le ökologische Maßnahme dar. Nebenarme sollen Fließgewässerhabitate mit dynamischen Ufern
nicht nur die Uferanschlagslinie verdoppeln, son- geschaffen und keine verstärkten Verlandungen
dern in den Nebenarmen können bei fachgerech- provoziert werden.

Erfolgreiche Gewässerrevita-
lisierungen wie dieser aktiv
hergestellte, dynamische
Donau-Nebenarm bieten
attraktive Lebensräume für
alle Huchen-Altersstadien.
Im Vordergrund Bucht als
Jungfischhabitat und im
Hintergrund Uferanbruch mit
Totholzeintrag bzw. Kolk als
Einstand für Großfische.

63
Wiederherstellung der Durchgängigkeit

Fischbestandserhebung im
Zuge der WRRL. Hier wird
eine FWH an der Isar in
München elektrisch befischt.
Im Jahr 2014 wurden dort
mehrere Junghuchen nach-
gewiesen.

Durchgängigkeit stromauf Fischbeständen (genetischer Austausch, Vernet-


Im Zuge der Umsetzung der so genannten „EU zung von Teilpopulationen, Wiederbesiedelbar-
Wasserrahmenrichtlinie“ wird der Wiederherstel- keit nach Ausfällen etc.) erforderlich und soll
lung der Durchgängigkeit derzeit besondere Auf- daher in allen Gewässern hergestellt werden.
merksamkeit geschenkt. In Deutschland wird Je nach Möglichkeiten und/oder Erfordernis kön-
diesen Maßnahmen auch deshalb eine hohe Pri- nen Fischaufstiegsanlagen in naturnaher Bauwei-
orität eingeräumt, weil Langdistanzwanderer wie se bei entsprechender Dimensionierung und
Lachs, Aal oder Atlantischer Stör obligatorisch Gestaltung auch wichtige Lebensraumfunktionen
auf eine großräumige Durchwanderbarkeit ange- für den Huchen und typische Begleitfischarten
wiesen sind und von Fischwanderhilfen stark übernehmen.
profitieren können. Doch trifft diese Erwartungs-
haltung auch für den Huchen (und andere Mit- Huchentaugliche Fischwanderhilfen
telstrecken wandernde Arten unserer Flüsse) zu? Grundsätzlich wirkt zur Wiederherstellung der
Und falls ja, in welchem Ausmaß und unter wel- Durchgängigkeit ein Rückbau von Querbauwer-
chen Voraussetzungen? ken natürlich mit Abstand am günstigsten – nur
so kann deren Barrierewirkung wirklich weitest-
Von der Wiederherstellung der Durchgängigkeit gehend eliminiert werden. In vielen Fällen, vor
kann der Huchen grundsätzlich unter der allem an energiewirtschaftlich genutzten Quer-
Voraussetzung profitieren, dass damit günstige bauwerken, ist ein Rückbau nicht umsetzbar,
(neue) Lebensräume erschlossen bzw. vernetzt sodass auf das Hilfsmittel „Fischwanderhilfe“
werden. Selbstverständlich müssen Fischauf- zurückgegriffen werden muss.
stiegsanlagen für den Huchen – ganz besonders
für die großen Laichfische – funktionsfähig sein. Eine umfangreiche Recherche von Erfolgskontrol-
Das Ausmaß der zu erwartenden Effekte hängt len an Fischwanderhilfen in Huchen-Gewässern
von der jeweiligen Gewässersituation ab. Dies in Bayern und Österreich zeigte, dass nur an sie-
soll anhand nachfolgender Szenarien veran- ben Anlagen tatsächlich eine Passage adulter
schaulicht werden. Unabhängig von solchen, Huchen nachgewiesen wurde. Im Wesentlichen
schon kurz- und mittelfristig wirksamen Effekten sind dies je eine Anlage an Ammer, Isar, Lech
auf Fischpopulationen ist die Herstellung der und an der Wertach in Deutschland sowie je eine
Durchgängigkeit zur langfristigen Sicherung von an Pielach, Mank und Ybbs in Österreich. Bei

64
Verschiedene
Verschiedene Konstellationen
Konstellationen in Hinblick
der Herstellung auf die erwartbaren
der Durchgängigkeit im HinblickWirkungen durch Wirkungen
auf die erwartbaren
die Herstellung der Durchgängigkeit

Stau Stau

C2 Umgehungsgerinne
Stau Stau

B2 Umgehungsgerinne
Stau
A1 FAH A1* FAH B1 FAH C1 FAH
Triebwasserkanal

Restwasserstrecke

Stau
Stau C3 Rückbau
Querbauwerk

Stau
A A* B C

Pfeil: Fließrichtung. Schwarz: Kraftwerk (KW)/Querbauwerk. Rot: Fischwanderhilfen.

Fließrichtung Kraftwerk (KW)/Querbauwerk Fischwanderhilfen

A) Laufkraftwerk mit strukturreichem Oberwasser


Durch die Errichtung einer Fischaufstiegshilfe (A1) werden Laichplätze und Jungfischhabitate erschlossen, die im Unterwasser fehlen. Für Mittelstrecken-
wanderer wie den Huchen lässt dies eine Stützung der Populationen im Ober- und Unterwasser erwarten. Die Ermöglichung einer verletzungsfreien Rück-
wanderung (Laich- und Jungfische!) ist von besonders hoher Bedeutung!

A*) Ausleitungskraftwerk mit strukturreichem Oberwasser


Effekt wie bei Szenario A. Allerdings ergibt sich für Rückwanderer eine besonders hohe Gefahr von Verlusten durch Fehlleitung in den Triebwasserkanal und
Mortalität in den Turbinen. Um eine Schädigung der Gesamtpopulation zu vermeiden, ist die Umsetzung wirksamer Fischschutz- und Fischabstiegsanlagen
prioritär.

B) Strukturreiche FlieSSstrecke mit Stauen im Oberwasser


Durch die Herstellung der Durchgängigkeit (B1) wird der Bestand im Oberwasser durch Strahlwirkung verbessert. Rückwirkend sind wenig Verbesserungen
für das Unterwasser erwartbar, wenn nicht begleitend Strukturmaßnahmen oder gleich naturnahe Fischaufstiegshilfe (B2) umgesetzt werden. Die Ermögli-
chung einer verletzungsfreien Rückwanderung (Laichfische, Jungfische etc.) ist von hoher Bedeutung!

C) Geschlossene Staukette mit schlechter Habitatqualität und geringem Gestaltungsspielraum


Durch die Herstellung der Durchgängigkeit allein (C1) werden keine potenziell attraktiven Lebensräume vernetzt. Solche könnten durch Errichtung naturna-
her Umgehungsgerinne, noch besser dynamischer Umgehungsarme (C2) oder die Vernetzung mit intakten Zubringern (C3) verfügbar gemacht werden. Dies
bringt den zusätzlichen Vorteil, dass bei Rückwanderungen von Laichplätzen keine Turbinen passiert werden müssen. Ist dies nicht möglich und wird nur
eine konventionelle FAH (C1) errichtet, so ist kein ausgeprägter, positiver Effekt für den Fischbestand erwartbar.

65
Wesentliche Nachteile des
klassischen, technischen
FAH Bautyps „Schlitzpass
(Vertical Slot)“ sind in
der Regel hohe Errichtungs-
kosten, eine verstärkte
Neigung zur Verklausung
und die fehlende Lebens-
raumeignung.
(Beispiel hier: Ybbs, 500 l/s)

mehr als 30 weiteren Anlagen konnte meist gar erstaunlich kleine Huchenflüsse (mittlerer Abfluss
kein oder in seltenen Fällen nur der Aufstieg klei- von etwa 1 Kubikmeter pro Sekunde, benetzte
ner Huchen belegt werden. Breite von unter 10 m) können Huchen bis etwa
15 kg und 1,15 m hervorbringen. In größeren
Obwohl es seit längerem gute Planungshilfen Flüssen (etwa 100 Kubikmeter Abfluss oder 50 m
gibt, wurden und werden zahlreiche Fischwan- Breite) sind hingegen mehr als 25 kg Gewicht
derhilfen zu klein dimensioniert und/oder falsch und 1,30 m Länge möglich, in Gewässern mit
konzipiert. Die Daten zeigen, dass vor allem sol- guten Huchenbeständen noch deutlich größer.
che Fischaufstiegsanlagen von adulten Huchen
tatsächlich durchwandert werden, die entweder Im Vergleich mit den Richtwerten für Fischwan-
mit vergleichsweise hohem Abfluss dotiert wer- derhilfen, die Huchen mit Längen zwischen 80
den (500 l/s oder mehr), oder die zumindest bei und 100 cm als größenbestimmend ausweisen,
Niederwasser den gesamten Abfluss abführen zeigt sich also, dass diese eher als pragmatischer
(Teilrampen oder Rampen ohne energiewirt- Zugang anzusehen sind. Eine weiterhin verblei-
schaftliche Nutzung). Das deutet darauf hin, bende Barrierewirkung für einen wesentlichen
dass Huchen Fischwanderhilfen erst ab einer ver- Teil von Huchenpopulationen kann dabei nicht
gleichsweise hohen Abflussmenge als Wander- unbedingt ausgeschlossen werden. Bei österrei-
weg wahrnehmen und akzeptieren. chischen Studien wurde nachgewiesen, dass die
Population adulter Huchen in der Mur zu über
Vor diesem Hintergrund ist sehr erfreulich, dass ein Viertel aus Individuen jenseits der Meterklas-
vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) se besteht. Vor allem bei neu gebauten Anlagen
gemeinsam mit dem Landesfischereiverband oder in Schutzgebieten, die speziell den Huchen
Bayern im Jahr 2012 ein „Praxishandbuch Fisch- als Zielart aufgreifen, sind also großzügiger
aufstiegsanlagen“ veröffentlicht wurde, das Leit- dimensionierte Anlagen umzusetzen.
linien für die Errichtung von Fischwanderhilfen
vorgibt. In vielen Gewässern im Donaueinzugs- Weil bei den notwendigen Dotationswassermen-
gebiet ist der Huchen die großwüchsigste Art gen vor allem an Kleinkraftwerken erhebliche
und daher größenbestimmend für die Dimensio- betriebswirtschaftliche Verluste auftreten kön-
nierung von Fischwanderhilfen. nen, kommen in den letzten Jahren zunehmend
neue, geringer dotierte Bautypen von Fischwan-
In der Vergangenheit wurden Vorkommen und derhilfen auf den Markt, wie so genannte Fisch-
mögliche Körpergröße von Huchen, besonders in aufstiegsschnecken oder neue Konstellationen
kleinen Gewässern, häufig unterschätzt. Schon von Schlitzpässen. Es wurde versucht, adulte

66
Huchen versuchsweise in solche Anlagen zu set- allem im Hinblick auf Anlagen-Genehmigungen.
zen und damit deren Funktionsfähigkeit zu bele- Um die Schädigung von Fischen an Wasserkraft-
gen. Aus fachlicher Sicht ist zu bemängeln, dass anlagen zu reduzieren, gibt es verschiedene Ansät-
sich mit derartigen Versuchsansätzen nur ein ze für einen schadfreien Fischabstieg.
kleiner Teil des Verhaltensspektrums untersuchen
lässt, welches für die erfolgreiche Überwindung Der Huchen stellt aufgrund seiner Körpergröße
eines Querbauwerks von Bedeutung sein könn- in Hinblick auf die Rückwanderung von Adult-
te. Belastbare Rückschlüsse, ob auch eine freiwil- tieren besonders hohe Anforderungen an solche
lige Ein- und Durchwanderung erfolgt, sind da- Abstiegswege. Einerseits muss der Abstiegskor-
von seriöserweise nicht ableitbar und klassischen ridor adulten Tieren von erheblicher Körpergröße
Erfolgskontrollen mittels Reusen oder Ähnlichem eine Passage ermöglichen. Gleichzeitig muss der
vorbehalten (siehe auch Teilhabitate und Wan- Schutz von Junghuchen sichergestellt sein, die im
derungen, S. 8). ersten Jahr eine Körperlänge von 10 bis 20 cm
und eine Körperbreite von etwa 1 bis 2 cm errei-
Stromab gerichtete Durchgängigkeit an chen.
Wasserkraftanlagen
Stromab gerichtete Wanderungen sind für Fisch- Voraussetzung für die Funktion von Fischschutz-
bestände von ebenso hoher Bedeutung wie sol- maßnahmen ist, dass alternative Abstiegswege
che stromauf. An Triebwerken werden stromab ohne erhöhte Mortalität rasch aufgefunden und
wandernde Fische durch Turbinen- oder andere ohne Verhaltensbarrieren durchwandert werden
Anlagenteile in erheblichem Umfang geschädigt können. Dazu sind geeignete Leiteinrichtungen, Auch so können Maßnahmen
oder getötet. hydraulisch optimierte Wanderkorridore (Bypäs- zur Wiederherstellung der
Der deutsche Gesetzgeber hat im Hinblick auf se, naturnahe Gerinne etc.) und teilweise hohe Durchgängigkeit aussehen
(Life+ Projekt „Mostviertel-
europäische Schutz- und Erhaltungsziele darauf Wassermengen notwendig. Auch in dieser Hin-
Wachau“): Die Mündung
reagiert, indem er in § 35 des Wasserhaushalts- sicht besteht noch Forschungsbedarf.
des Huchenflusses Pielach
gesetzes (WHG) Maßnahmen zum Schutz der
wurde verschleppt, um
Fischpopulation an Wasserkraftanlagen fordert. Den klassischen und derzeit vielversprechendsten Fischen bei allen Wasser-
Der für den Vollzug erforderliche Stand der Ansatz in Huchen-Gewässern stellen technische ständen der Donau die Ein-
Technik ist aktuell als unzureichend zu bezeich- Barrieren dar, zu denen z.B. Rechen zählen. Über wanderung zu ermöglichen.
nen. Daraus ergeben sich sowohl für Betreiber Stabweite und räumliche Anordnung vor dem Rechts die alte Mündung
wie auch Behörden Rechtsunsicherheiten, vor Triebwerkseinlauf kann bspw. eine entspre- über eine eingeschränkt pas-
sierbare Rampe.

67
chende Schutz- und Leitwirkung erzielt werden. her unerprobt. Der meist mäßige Erfolg an den
Grundvoraussetzung für den Fischabstieg ist die wenigen Standorten, die solche Techniken ein-
Bereitstellung eines geeigneten Abstiegskorri- setzen, lässt das Potenzial für einen zukünftigen
dors, zu dem der Rechen den Fisch in optimierter Einsatz auch zum Schutz des Huchens gering
Weise leitet. Ein Rechen ohne Bypass mag zwar erscheinen.
Schutz vor dem Triebwerk bieten, sofern abstiegs-
orientierte Fische dort letztlich nicht doch zu Einen weiteren Ansatz stellt die Entwicklung
Schaden kommen. Keinesfalls wird er jedoch den fischverträglicherer Triebwerke dar. Dabei wird
ökosystemaren Anforderungen des Fischabstiegs versucht, das Schädigungs-Risiko eines Fisches
gerecht. innerhalb des Triebwerks so weit wie möglich zu
reduzieren. Hauptansatzpunkte hierbei sind u. a.
Ferner gibt es sog. „Verhaltensbarrieren“. Dazu eine Reduzierung von Drehzahlen und Spaltma-
zählen Einrichtungen, die über entsprechende ßen. Ferner gibt es Ansätze zur Minimierung
Reiz-Impulse den Fisch vom Einschwimmen in ungünstiger Anströmsituationen und Druck-
einen Gefahrenbereich abhalten sollen. Zur An- wechsel. Zwar werben viele Hersteller solcher
wendung kommen bspw. Ton- oder Lichtsignale. Triebwerke mit entsprechender Fischverträglich-
Auch „Scheuchanlagen“ mit elektrischem Strom keit. Doch sind die Techniken in der Regel nur an
sind im Einsatz. Bisherige Untersuchungen legen wenigen Fischarten und teils unter unnatürlichen
nahe, dass diese Verhaltensbarrieren nicht bei Versuchsbedingungen erprobt. Eine generelle
allen Fischarten den gewünschten Effekt erzie- Aussage, durch fischverträglichere Triebwerke
len, da die Reiz-Wahrnehmung in vielen Fällen könne der Schutz speziell beim Huchen verbes-
artspezifisch zu sein scheint. Speziell in Huchen- sert werden, ist daher aktuell nicht möglich.
Gewässern sind diese Verhaltens-Barrieren bis- Als mögliche Maßnahme zum Fischschutz eben-

Querschnitt (oben) und Längsschnitt (unten) einer Rauen Rampe Querschnitt (oben) und
Längsschnitt (unten) einer
Rauen Rampe. Im Wander-
korridor stehen sowohl flache
Strömungsgeschwindigkeit Wassertiefe
Zonen mit geringer Strö-
niedrig mittel hoch
mungsgeschwindigkeit für
Jung- und Kleinfische, als
schwimmschwache auch tiefe Bereiche mit
Klein- und Jungfische
höherer Strömung für den
schwimmstarke
schwimmschwache Arten großwüchsige Fische Aufstieg von Großfischen
wie dem Huchen zur Verfü-
gung.

Strömungsrichtung

stufenartige Beckenstrukturen

Hindernis

Nachbettsicherung

68
Vorteile des Bautyps „Umge-
hungsgerinne“ sind eine
optimale Durchwanderbar-
keit für alle Arten und eine
hohe Lebensraumeignung.
Die notwendige Lauflänge
bzw. der Flächenbedarf
schränken allerdings man-
cherorts die Umsetzbarkeit
ein. Beispiel: Mattig, 365 l/s

Der wesentliche Vorteil des


Bautyps „Asymmetrisches
Raugerinne“ ist die optimale
Durchwanderbarkeit bei
höherem Gefälle als beim
Umgehungsgerinne. Im Bild
das Dotationsbauwerk der
„Flutmulde Machland“ aus
der Donau, 3000 l/s.

falls erwähnt sei eine fischorientierte Kraftwerks- Der bestverfügbare Stand der Technik ist in der
steuerung. Bei feststellbaren Fischwanderungen Praxis derzeit nur bei Neubauprojekten realisier-
stromab wird dabei das Kraftwerk gedrosselt bar. Dabei muss unbedingt berücksichtigt wer-
oder abgestellt, so dass Fische schadlos bspw. den, dass die „Vorbelastung“ durch bereits
über ein geöffnetes Wehr abwandern können. bestehende Wasserkraftanlagen als hoch einzu-
Erfahrungswerte hierzu gibt es bisher lediglich zu stufen ist. Selbst vergleichsweise niedrige Zusatz-
Konzepten, die speziell für den katadromen Aal Schädigungen durch neue, fischverträglichere
entwickelt wurden. Eine Übertragbarkeit des Anlagen tragen in der Summe zu einer gesteiger-
Konzeptes auf den Huchen ist aus verhaltensbio- ten Gesamtmortalität bei.
logischen Gründen nicht möglich.

69
Laichende Huchen in einer
Fischwanderhilfe am Lech
bei Kinsau

An bestehenden Wasserkraftanlagen sind die Ob die oben genannten Ansätze für den Schutz in
räumlichen und/oder baulichen Gegebenheiten der Praxis eine entsprechende Wirkung entfalten,
oft limitierend für Konzeption, Dimensionierung hängt in erheblichem Umfang vom Verhalten der
und Anordnung von Schutz- und Abstiegssyste- Fische ab. Bis dato gibt es hierzu nur wenige Unter-
men. Zudem verfügen fischverträglichere Trieb- suchungen und Ergebnisse, die sich zudem vorwie-
werkstechniken oft über weniger Leistung und gend auf die Langdistanzwanderer Aal und Lachs
geringere Wirkungsgrade im Vergleich zu kon- beziehen. Eine Übertragbarkeit auf potamodrome
ventioneller Technik. Auch sind bekannte Schutz- Arten, zu denen der Huchen gehört, ist nur sehr
Techniken nicht an jedem Standort beliebig ein- begrenzt möglich. Eine rasche Weiterentwicklung
setzbar. In aller Regel haben auch die Investitions- von Fischschutz-Systemen und -Konzepten tut
kosten maßgeblichen Einfluss auf die Auswahl daher dringend Not. Um dem Schutz der Populati-
des Schutzsystems. Gerade an leistungsschwa- on Rechnung zu tragen, ist eine sehr vielschichtige
chen Kleinwasserkraftanlagen führt die Kombi- Aufarbeitung erforderlich. Diese reicht von einer
nation aus vorgegebenen Standort-Zwängen Erforschung des Fischverhaltens über technische
und fehlender Betriebswirtschaftlichkeit häufig Schutzeinrichtungen bis hin zu Schutzkonzepten,
zu hohen Abstrichen beim Fischschutz. die sich auf ein gesamtes Einzugsgebiet beziehen.

70
Besatz

Grundsätzliches tegie ließen sich für den Huchen Verbesserungen


Der Besatz mit Huchen ist als bestandserhaltende erzielen. Auch sollte sich ein Gewässerbewirt-
Maßnahme weit verbreitet. Gerade beim Huchen- schafter anhand eines wie auch immer gearteten
besatz wird offensichtlich, wie sehr ertragsorien- Besatzerfolges nicht darüber hinwegtäuschen
tierte Bewirtschaftungsweisen heute vermehrt lassen, dass mit Besatz fast immer nur Symptome
von ideellen Komponenten (z.B. Naturschutz bekämpft werden können. Nicht nur fischerei-
und Fangerlebnis) überlagert werden. Dem lich, sondern auch auf den Naturschutz bezogen
Besatz von mitunter Tausenden von Jungfischen ist es auf längere Sicht allemal lohnender, sich
steht bei dieser Fischart, wenn überhaupt, die auf die Bekämpfung der Ursachen zu verlegen,
Entnahme von nur einigen wenigen Exemplaren d.h. die zur Verfügung stehende Palette an Le-
gegenüber. Besatzziele und -erfolge lassen sich bensraum verbessernden Maßnahmen zu eruie-
in aller Regel also kaum noch am fischereilichen ren und dann möglichst voll auszuschöpfen.
Ertrag messen. Auch das Engagement der Fisch-
züchter, die sich mit der Vermehrung und Auf- Genetische Vielfalt; Herkunft der
zucht des Huchens befassen, wird seit jeher stark Besatzfische
von Idealismus geleitet. Fachleute sind sich einig, Die in Deutschland bestehende Gesetzgebung
dass der Huchen aus vielen seiner historischen zielt auf den Erhalt der genetischen Vielfalt und
Besiedlungsräume längst völlig verschwunden der genetischen Identität von gewässertypischen
wäre, hätte man dessen Bestände nicht seit vie- Fischpopulationen ab. Die Beachtung genetischer
len Jahrzehnten regelmäßig durch Besatzmaß- Rahmenbedingungen beim Fischbesatz bedeutet
nahmen gestützt. also im Wesentlichen, existierende Arten vor Ein-
kreuzungen zu schützen, vor allem aber, die na-
Auf der anderen Seite dürfen aber Argumente, türlich entstandene genetische Vielfalt innerhalb
die gegen Besatz sprechen, nicht unbeachtet des gesamten Verbreitungsgebietes einer Art
bleiben. So weiß man heute z.B. noch viel zu auch auf Ebene der Populationen zu respektieren
wenig darüber, wie Wildfischpopulationen durch und zu bewahren.
Besatz beeinträchtigt werden können. Überall Der Praktiker mag sich fragen, welchen ‚Nutzen‘
dort, wo noch Wildbestände der zu besetzenden genetische Vielfalt in ihrer ursprünglichen Form
oder einer konkurrierenden Art zu vermuten hat und ob die Diskussion um Erhaltung dieser
sind, sollte man seine Besatzstrategie deshalb Vielfalt nicht eher akademischer Natur ist. Wa-
besonders sorgfältig überprüfen. Durch eine mit rum die Beachtung dieses Aspekts jedoch auch
den Fischereibehörden abgestimmte Besatzstra- stark im Interesse des Gewässernutzers liegen

Wiederfang eines gut abge-


wachsenen Besatzhuchens
mit roter Farbmarkierung
hinter dem Auge

71
Wilder Junghuchen als
Beleg einer natürlichen
Reproduktion

sollte, wird nachfolgend kurz erläutert. Ein Ge- adäquate Besatzstrategie richtig einzuordnen.
wässerbewirtschafter muss immer davon ausge- Denn es besteht sonst die Gefahr, dass man
hen, dass sich jede der in ‚seinem‘ Gewässer hei- etwas zu schützen versucht, was sich genetisch
mischen Fischarten im Laufe der Evolution best- bereits zu weit von einem erhaltenswerten Zu-
möglich an die lokalen Umweltbedingungen (z.B. stand entfernt hat. Die zu den Mitteldistanzwan-
Temperaturregime zur Laichzeit; Jahresabfluss- derern zählende, räuberische Fischart Huchen,
geschehen, Zusammensetzung des beweglichen die aufgrund ihrer Lebens- und Ernährungsweise
Sohlsubstrats, Geschiebetrieb in der Ei- und Lar- schon von Natur aus nur in vergleichsweise
valphase) angepasst hat. Werden in diese lokalen geringen Dichten vorkommen kann, wurde vom
Bestände Individuen eingekreuzt, welche aus hohen Flächen- und Qualitätsverlust sowie der
räumlich weit entfernt liegenden Beständen und/ Zerstückelung ihres einstmals großräumig
oder aus Gewässern mit ganz anderen Milieube- zusammenhängenden Lebensraumes auch auf
dingungen stammen, kann das Ergebnis eines genetischer Ebene besonders hart getroffen.
langwierigen Anpassungsprozesses an den Wenn man bedenkt, dass so mancher mittel-
Standort auf so ungünstige Weise verfälscht große Huchenfluss, selbst wenn er noch völlig
werden, dass in der Folge die Vitalität nachfol- intakt geblieben wäre, in seiner Gesamtheit als
gender Generationen über einen sehr langen Lebensraum kaum ausreichen würde, um darin
Zeitraum stark herabgesetzt bleibt. eine für die Erhaltung einer langfristig ausrei-
chenden genetischen Vielfalt erforderliche Indivi-
An dieser Stelle muss man sich speziell bei der duenzahl an Huchen zu beherbergen, was kann
Fischart Huchen allerdings die Frage stellen, ob man bei den heute noch vorhandenen, meist
und, wenn ja, wo in Mitteleuropa überhaupt ungleich kleineren und voneinander weitgehend
noch Huchenpopulationen mit halbwegs isolierten Reproduktionsgemeinschaften da noch
ursprünglicher genetischer Identität vorhanden groß erwarten?
bzw. zu erwarten sind, die es zu schützen gilt.
Denn beginnend vor weit über 100 Jahren ha- Genetische Untersuchungen haben erbracht,
ben Gewässerausbau, Gewässernutzung und dass der Huchen im Donaueinzugsgebiet heute
Gewässerverschmutzung zu einer nachhaltigen zwar insgesamt eine vergleichsweise geringe
Umgestaltung des typischen Huchenlebens- genetische Vielfalt aufweist, sich die Bestände in
raumes geführt. Geeignete Habitate innerhalb Flüssen, in welchen es noch selbst erhaltende
eines einstmals großen, zusammenhängenden Bestände gibt (z.B. Mur, Isar oder Schwarzer
Lebensraumareals gibt es oft nur noch bruch- Regen), genetisch aber sehr wohl noch klar von-
stückhaft und ohne überwindbare Verbindung einander abgrenzen lassen, obgleich fast überall
zueinander. Wenn Reproduktionsgemeinschaften in den vergangenen 100 Jahren regelmäßig mit
infolge solcher anthropogener Eingriffe künstlich Huchen teils sehr unterschiedlicher Herkunft
verkleinert und langfristig voneinander abge- besetzt wurde. Auf Basis dieser Befunde ist
trennt werden, ist auch dies im Hinblick auf eine durchaus überlegenswert, ob man bei den we-

72
nigen verbliebenen, sich selbst reproduzierenden • D
 ie Elterngeneration der Besatzfische sollte aus
Populationen, die halbwegs groß genug erschei- Gewässern stammen, welche dem zu beset-
nen um ihre genetische Vielfalt auf längere Sicht zenden Gewässer in Bezug auf Geologie, Mor-
eigenständig bewahren zu können, zunächst phologie und Dynamik möglichst ähnlich sind.
nicht besser ganz auf Besatz verzichtet werden Z.B. sollten Huchen aus Urgesteinsflüssen bes-
sollte und fürs Erste die weitere Populationsent- ser nicht mit solchen aus kalkalpinen Flüssen
wicklung verfolgt. vermischt werden.
• S ie sollten aus Gewässern bzw. Gewässer-
Wie soll man als Bewirtschafter aber mit einer
abschnitten kommen, welche dem zu beset-
selbst reproduzierenden, jedoch sehr kleinen,
zenden Gewässerabschnitt geographisch
räumlich künstlich isolierten Population umge-
möglichst nahe sind (gemessen über den
hen, wie es sie etwa in der Mitternacher Ohe,
ursprünglich natürlich vorhandenen Vernet-
einem kleinen Fluss im Bayerischen Wald, noch
zungsweg). In Bayern sollten daher eher kei-
gibt? Handelt es sich hierbei um eine erhaltens-
ne Huchen aus der Mur oder der Drau besetzt
werte genetische Untereinheit oder sollte man
werden, da beide Flüsse in Ungarn in die
diese mittels Fremdbesatz nicht vielleicht besser
Donau münden und der Vernetzungsweg
vor einer fortschreitenden genetischen Verar-
somit ausgesprochen lang ist.
mung bewahren?
Die Antwort kann hier nur lauten: Beides ist zu • J e kleiner die im Besatzgewässer vermutete
beachten! Ganz abgesehen davon, dass beim Restpopulation ist, desto stärker ist darauf zu
Huchen in diesem Zusammenhang Lebensraum achten, dass der Besatz einer anderen Repro-
verbessernde Maßnahmen, die Wiedervernet- duktionsgemeinschaft entstammt.
zung von Teillebensräumen und vor allem auch • N
 achfolgende Besatzgenerationen sollten nicht
die räumliche Verbindung künstlich isolierter von denselben Elterntieren und möglichst auch
Reproduktionseinheiten mittel- bis langfristig nicht aus derselben Elterntierpopulation stam-
auch auf genetischer Ebene die größte positive men, sofern diese eher klein ist.
Wirkung erzielen würden, sollte man bei der • D
 ie Besatzfische sollten Abkömmlinge von mög-
Wahl der „genetisch richtigen“ Besatzfische lichst vielen unterschiedlichen Elternindividuen
beim Huchen folgende Punkte beachten: sein.
• D
 ie Einkreuzung anderer Huchenarten, z.B. • „
 Offene Laichfischhaltung“ (Rekrutierung
dem Sibirischen Huchen (Hucho taimen), bzw. Ergänzung des Laichfischbestandes aus
hat strikt zu unterbleiben. Besatzfische müs- Wildfängen) sollte gegenüber „Geschlossener
sen somit grundsätzlich Abkömmlinge von Laichtierhaltung“ (Gefahr von Domestizierung
Huchen aus dem Donaueinzugsgebiet sein. bzw. Inzucht) bevorzugt werden.

Laichhuchen in der zum


Bayerischen Landesamts
für Umwelt gehörenden
Versuchsanlage in Wielen-
bach

73
Laichhuchen aus dem Inn,
zur genetischen Auffrischung
des Laichtierbestands in der
Fischzucht

• D
 urch die Verwendung von möglichst kleinen tum den Wildfischen teils jedoch deutlich hinter-
Besatzfischgrößen (Eier, Jungfische) wird eine her. Auch die Eiqualität von Laichfischen, die sich
ausreichend hohe Individuenzahl eingebracht, von Trockenfutter ernähren, ist meist nicht zu-
sodass durch Auswahl im Gewässer die am friedenstellend. Nicht wenige Huchenzüchter
besten geeigneten verbleiben und sich weiter füttern ihre Laichfische deshalb weiterhin mit le-
fortpflanzen (fast jedes Individuum unterschei- benden Fischen.
det durch eine spezifische Kombination der
Chromosomen seiner Eltern). Nicht unumstritten ist der Besatz mit Trockenfut-
Je stärker man sich mit seiner Besatzstrategie an terhuchen. Geht es hier doch immerhin um einen
die oben genannten Vorgaben annähern kann, Räuber, der nicht nur konditionell, sondern auch
desto eher hat dies positiven Einfluss sowohl von seinem Geschick her in der Lage sein muss,
übergeordnet auf die Erhaltung des „evolutio- die natürliche Beute in einem ihm zunächst völlig
nären Potenzials“ der Fischart Huchen in ihrem unbekannten Lebensraum zu erkennen und
gesamten Verbreitungsgebiet als auch regional schließlich auch zu fangen. Gelingt ihm die Nah-
auf die Erhaltung von genetischen Anpassungen rungsumstellung nicht schnell genug, hat er in
an besondere Gewässereigenschaften vor Ort. der freien Natur kaum Überlebenschancen.
Im Zweifel sollte hier immer das Fachwissen von In der Aufzuchtpraxis sehr bewährt hat sich des-
Experten mit einbezogen werden. halb die Strategie, die Besatzfische rechtzeitig
vor deren Auswilderung auf eine Fütterung mit
Künstliche Vermehrung und Aufzucht lebenden Fischen umzustellen. Nach einer Studie
von Besatzhuchen erhöht sich der Anteil der roten Muskulatur,
Die ersten Zuchtversuche gab es bereits im vor- wenn man Huchen unter Strömungsbedingun-
letzten Jahrhundert. Seit gut 100 Jahren werden gen aufzieht. Auch dies könnte für einen erfolg-
Huchen regelmäßig erfolgreich künstlich repro- reichen Wechsel in die freie Wildbahn von Vor-
duziert, wobei die Aufzucht der Junghuchen teil sein. Eigene Studien des LFV Bayern zeigten
anfangs noch große Probleme bereitete. Inzwi- allerdings, dass sich sehr gute Besatzerfolge auch
schen gibt es hochwertige Trockenfuttermittel, mit Lebendfisch gefütterten Huchen erzielen las-
auf deren Basis eine Huchenaufzucht relativ sen, die in klassischen Erdteichen ohne extra
komplikationslos möglich ist. Je nach Wasser- Strömung bis zum 2-jährigen Fisch aufgezogen
temperatur im Fischzuchtbetrieb hinken so ge- werden. Bei der Aufzucht der beiden unteren
nannte Trockenfutterhuchen in ihrem Wachs- Jahrgangsstufen scheint der Strömungsaspekt

74
somit eher von untergeordneter Bedeutung zu in der freien Natur einfach besser zurechtkom-
sein. men, zumal die Anpassungsfähigkeit mit zuneh-
mendem Alter abnehmen soll. Es wird davon
Die verblüffende Tatsache, dass die Eimenge ausgegangen, dass deren Verhalten zuvor durch
eines einzigen Huchenrogners prinzipiell bereits naturferne Aufzuchtbedingungen weniger stark
ausreichen würde, um damit den Besatzbedarf in verfälscht wurde. Aus Zeiten, als Besatz regelmä-
nahezu sämtlichen bayerischen Huchenrevieren ßig rein prophylaktisch zur Ertragssicherung ein-
gesamtheitlich abzudecken, veranschaulicht spe- gebracht wurde, stammt darüber hinaus das
ziell bei der Fischart Huchen das sehr hohe Risi- Argument, dass kleine Fische im Nahrungsnetz
ko, dass die in der Aquakultur erzeugten Besatz- des Gewässers bei Überschuss problemlos verar-
fische nicht den genetischen Anforderungen ent- beitet werden und somit ein ökologischer Scha-
sprechen. Sei es, weil die Anzahl der Laichfische, den durch ‚Überbesatz‘ kaum entstehen könne.
aus welchen alljährlich Nachkommen erzeugt Ein weiteres Argument für einen Besatz mit
werden, viel zu gering ist oder weil die Laich- möglichst niedrigen Altersstufen ist, dass nach
fischbestände verschiedener Huchenzüchter auf dem Besatz die natürliche Selektion länger und
ein- und denselben Ursprungsbestand zurückge- auf breiterer Individuenbasis wirken kann und
hen. Leider sind solche Fehler in der Vergangen- letztlich nur die am besten geeigneten verbleiben
heit wiederholt vorgekommen. und sich weiter fortpflanzen. Denn fast jedes
Andererseits ist es vor dem Hintergrund, dass Individuum weist eine einzigartige Kombination
sich pro Saison letztlich oft nur wenige tausend der Chromosomen seiner Eltern auf („gene-
1-sömmerige bzw. nur wenige hundert 2-sömm- tischer Fingerabdruck“).
rige Huchen vermarkten lassen, für einen Züch- Auf Basis des heute zunehmend beachteten Leit-
ter wirtschaftlich nicht darstellbar, allein aus satzes „So klein wie möglich, doch so groß wie
genetischen Gründen einen Laichfischbestand nötig!“ lässt sich ein Besatzerfolg jedoch noch
von 50 bis 100 Individuen auf der Basis von weiter optimieren. Inzwischen wird der Fischbe-
Lebendfutter aufrechtzuerhalten und bei der stand also weniger rein vorsorglich, sondern viel-
Eigewinnung dann auch noch aufwändig zu mehr nur noch bei Bedarf gezielt dort durch
durchmischen. Besatz gestützt, wo es bei der betroffenen Art
Eine gute Kompromisslösung ist deshalb, den tatsächlich „hakt“, sprich, wo sich im Lebens-
Laichfischbestand regelmäßig durch Wildfänge zyklus der so genannte ‚Flaschenhals‘ befindet,
zu ergänzen oder ganz auf Wildfische wechseln- der die Ausbildung einer normalen Population
der Herkunft zurückzugreifen. Hier würde sich maßgeblich negativ beeinflusst. Mit der Wahl
auch grenzüberschreitend eine vertrauensvolle der richtigen Besatzfischgröße lässt sich dieser
Zusammenarbeit verschiedener Züchter im Ver- Engpass dann gezielt umgehen. Hierzu sind frei-
bund mit Bewirtschaftern, die Zugriff auf Wild- lich gute Kenntnisse der Populationsstruktur so-
fische haben, anbieten. Im Rahmen von Mana- wie der vorhandenen Lebensraumdefizite erfor-
gementplänen ließe sich eine möglichst günstige derlich.
Streuung der genetischen Basis sogar gezielt
verwirklichen, ohne dabei Kriterien wie z.B. die Besatzstrategien mit Eiern oder Jungfischen sollte
Erhaltung regionaler Anpassungen aus dem man vor allem dann bevorzugen, wenn die Eta-
Auge zu verlieren. So könnten dabei beispiels- blierung reproduzierender Bestände als Ziel gese-
weise Bestände aus den Urgesteinsflüssen des hen wird, und wenn die Gefahr besteht, die ge-
Bayerischen Waldes (bzw. der Böhmischen Mas- netische Integrität natürlich reproduzierender
se) als eigene Managementeinheit zusammen- Bestände durch langfristigen Besatz von größe-
gefasst werden, welche sich von gebietsweise ren Besatzfischen zu beeinträchtigen.
untereinander mischbaren Beständen kalk-alpi- Eibesatz kann eine erfolgreiche Variante darstel-
ner Flüsse Bayerns, Österreichs und auch Slowe- len, die viele Probleme der bisher üblichen Be-
niens gezielt abkoppeln ließe. satzmethoden vermeidet. Voraussetzung für den
Erfolg ist, dass ausreichend hochwertige Jung-
Besatzfischgröße; Besatzmenge fischhabitate vorhanden sind und grundsätzlich
Früher galt generell, dass Fische nicht klein ge- geeignetes Laichsubstrat zur Verfügung steht.
nug besetzt werden können. Hierfür liegen Eibesatz ist besonders erfolgversprechend, wenn
durchaus plausible Gründe vor. Zuallererst ist wieder hergestellte oder vernetzte Laichplätze
es eine Kostenfrage: Mit hoher Stückzahl und zur Verfügung stehen und Huchen an diese ge-
geringem Einzelgewicht lässt sich im Hinblick auf prägt werden sollen. Besatzfische nutzen güns-
den Ertrag die größte Hebelwirkung unterstellen. tige Laichplätze nicht in demselben Ausmaß wie
Des Weiteren heißt es, dass kleine Besatzfische lokal angepasste Stämme, unter Umständen,

75
Vorgestreckter Huchen-
brütling

weil sie diese gar nicht erst auffinden (z.B. im offenbarten sich speziell in den verbauten Hu-
Fall von in Stauräume mündenden Zubringern chenflüssen dann aber weitere, längst vorhan-
etc.). Eier können im Augenpunktstadium in das dene, Strukturdefizite. Ein meist chronischer
vorgereinigte Sediment („artificial nests“) injiziert Mangel an versteckreichen Sommer- und Win-
oder in Brutboxen eingebracht werden. Manche terhabitaten für 1- und 2-jährige Huchen sowie
solcher Brutboxen bieten den Vorteil, dass der deren bevorzugten Nährtiere ließ die zuvor recht
Erbrütungserfolg kontrolliert werden kann und erfolgreiche Besatzstrategie nun scheitern. In vie-
die Junghuchen dann zu dem genau richtigen len Huchenrevieren hatte sich der „Flaschenhals“
Zeitpunkt auf nahegelegene Jungfischhabitate der Population eben um etwa eine Altersstufe
verteilt werden können. weiter nach oben verschoben. Nicht zuletzt des-
halb wirkten sich auch die zwischenzeitlich vie-
Besatz mit vorgestreckter Brut kann insbesondere lerorts in Angriff genommenen Revitalisierungen
dann Erfolg bringen, wenn Beutefische in geeig- von Kieslaichplätzen nicht so positiv auf die
neter Größe in großer Dichte zur Verfügung ste- Bestandsstruktur des Huchens aus, wie man es
hen. Ein großer Vorteil besteht darin, dass mit sich erhofft hatte. Von den natürlich entstan-
geringem Aufwand eine große Zahl und damit denen Brütlingen schafft es trotz einer deutlich
Besatzfische mit einer hohen genetischen Vielfalt erhöhten Anzahl eben dennoch kaum einer bis
eingebracht werden. Ob der Einfluss fischfres- zum 3-jährigen Fisch zu überleben.
sender Vögel dann tatsächlich so groß ist, dass
er diese Vorteile ganz wettmacht, kann schluss- Zur Etablierung fischereilich nutzbarer Huchen-
endlich nur durch langjährige Versuche heraus- bestände und hier speziell in Flussstauhaltungen
gefunden werden. oder Flüssen mit festgelegtem (hart verbautem)
Noch in den 1980er Jahren, also bevor es nen- Mittelwasserbett, aber auch generell in Gewäs-
nenswerten Fraßdruck durch fischfressende Was- sern mit sehr hohem Druck durch Fressfeinde,
servögel wie Gänsesäger und Kormoran sowie verspricht ein Besatz mit 2-jährigen Huchen
weitere Prädatoren gab, lag der Engpass in baye- (Hu2+) heute vielfach einen guten Erfolg.
rischen Huchenflüssen oftmals bei den Entwick-
lungsmöglichkeiten der untersten Jahrgangsstu- Besatzerfolg
fe. Es herrschte gleichermaßen ein Mangel an Unter Fachleuten werden Fischbesatz und des-
hochwertigen Kieslaichplätzen wie an Brut- und sen Erfolgsaussichten wiederholt kritisch hinter-
Jungfischhabitaten. In dieser Situation war es fragt. Streng genommen und aus rein ökolo-
deshalb sinnvoll, 1-jährige Huchen zu besetzen. gischer Sicht ist ein echter Besatzerfolg nur dann
Als Besatz sehr bewährt hatten sich damals zu verzeichnen, wenn sich nach einem Initialbe-
Huchen, die extensiv in Naturteichen aufgezo- satz in einem zuvor durch gezielte Maßnahmen
gen wurden. Mit zunehmendem Räuberdruck ökologisch aufgewerteten Lebensraum wieder

76
ein Huchenbestand entwickelt, der nach seiner Mittels jahrgangsspezifischer Farbmarkierungen
Etablierung nicht mehr durch Besatz gestützt an Huchen, welche über mehrere Jahre hinweg
werden muss. Dass dies unter den derzeit vor- jeweils im Mai/Juni als 2-jährige Fische in unter-
handenen Gegebenheiten beim Huchen nur in schiedlichen Flüssen besetzt wurden, ließ sich
Ausnahmefällen gelingen kann, ist in Fachkreisen deren weitere Entwicklung im freien Gewässer
unumstritten. sehr gut nachverfolgen. Inzwischen liegen aus 4
(kalkalpinen) Flüssen und aus 6 Besatzjahrgän-
Aus fischereilicher Sicht ist Besatzerfolg jedoch gen Daten von insgesamt 66 Wiederfängen sol-
auch dann gegeben, wenn man chronisch vor- cher markierten Fische vor, darunter mehrere
handene Bestandsdefizite durch gezielten Stütz- Exemplare mit Längen von über 1 Meter.
besatz auszugleichen und fischereilich zu nutzen Die genetische Abstammung dieser Besatzhu-
vermag, ohne dabei natürlichen Restbeständen chen wurde von Jahr zu Jahr verändert, die Auf-
zu schaden, indem z.B. wilde Bestände der be- zuchtbedingungen in der Fischzucht waren aber
setzten, aber auch weiterer Arten infolge Falsch- immer sehr ähnlich. Im ersten Lebensjahr er-
bzw. Überbesatz „auskonkurriert“ werden. hielten die Fische ausschließlich Trockenfutter.
Speziell beim Huchen heißt es immer wieder, Danach, spätestens jedoch 6 Monate vor dem
dass Besatzfische zum Besatzzeitpunkt generell Besatztermin, wurden sie auf Fütterung mit le-
kleiner sind als gleichaltrige Fische, die im Be- benden Fischen umgestellt. Es erwies sich, dass
satzgewässer aufgewachsen sind, und nicht die Huchen, solange sie Trockenfutter erhalten,
zuletzt deshalb, aber auch wegen der meist recht unter den gegebenen Temperaturbedingungen
naturfernen Aufzuchtbedingungen nach ihrer etwas langsamer wachsen, als dies Wildfische
Auswilderung – mittel- bis langfristig – kaum eine durchschnittlich tun. Mit der Umstellung auf
Überlebenschance haben. Lebendfisch beschleunigt sich ihr Wachstum aber
Dass dies keinesfalls grundsätzlich so ist, sofern so stark, dass sie zum Besatzzeitpunkt mit einer
man bei der Aufzucht gewisse Rahmenbedin- mittleren Länge von etwa 47 cm gegenüber
gungen einhält und zudem die richtige Besatz- Wildfischen bereits einen Wachstumsvorsprung
größe wählt, zeigt das Ergebnis folgender Studie. von rund einem Jahr aufweisen. Während einer

Wachstum von Besatzhuchen in Bayern im Vergleich zum europäischen Durchschnitt

Längen in cm

120

100

80

60

40

20

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Alter in Jahren

Wachstum in der Fischzucht


Wachstum nach Auswilderung (66 Wiederfänge)
Huchenareal Europa: mittleres Wachstum (nach HOLCIK et al. 1988)

Wachstum von Besatzhuchen in Bayern im Vergleich


77

zum europäischen Durchschnitt


Wenn solche Junghuchen
beim Forellenfischen an die
Fliege gehen, kann sich der
Fischer freuen, dass es mit
der natürlichen Vermehrung
im Gewässer klappt.

offensichtlich mehrere Jahre andauernden Um- natürlichen Rekrutierung vorhanden ist, lassen
stellungsphase auf ein erfolgreiches Leben in Anzahl und Wachstum markierter Wiederfänge
freier Wildbahn baut sich dieser Vorsprung ge- von 2-jährigen Besatzhuchen auf eine sehr er-
mäß der Beobachtungen dann aber wieder ab. folgreiche Besatzstrategie schließen. Es ist an
Etwa ab einer Länge von 70 cm wird der weitere dieser Stelle jedoch erneut anzumerken, dass an
Wachstumsverlauf dann demjenigen von Isarhu- Besatzstrategien mit größeren Besatzfischen nur
chen sehr ähnlich und hält sich so leicht über in solchen Gewässern festgehalten werden sollte,
dem europäischen Durchschnitt. Letztlich ent- wo eine Etablierung selbst reproduzierender Be-
sprechen solche Besatzhuchen in ihrem langfri- stände auch langfristig unrealistisch erscheint.
stigen Wachstum also etwa Wildhuchen aus
einer vorwiegend sich selbst reproduzierenden Ein Beispiel dafür ist der morphologisch insge-
Population, wie man sie in der Isar zwischen samt stark degradierte Lech, wo die wenigen
Bad Tölz und München noch vorfindet. noch halbwegs naturnah erhalten gebliebenen
Restfließstrecken leider meist auch noch von teils
Rückschlüsse auf die Überlebensraten solcher starkem Schwellbetrieb überlagert werden. Hier
Besatzfische lassen sich mit den vorliegenden konnte anhand der Angelfänge markierter Fische
Daten nur sehr bedingt ziehen. Was sich jedoch nachgewiesen werden, dass sich der Bestand der
sagen lässt, ist, dass markierte Besatzhuchen in über 2 Jahre alten Huchen mindestens zu 85%
Besatzrevieren nicht nur relativ, sondern auch aus Besatzfischen zusammensetzt. Dieses er-
absolut gesehen umso seltener rückgefangen nüchternde Ergebnis lässt die Vermutung zu,
wurden, je stärker dort von einer Bestandserhal- dass es in weiten Teilen des Lechs von Natur aus
tung auf Basis natürlicher Reproduktion ausge- längst keine Huchen mehr gäbe. Dank erfolg-
gangen werden kann. Die Besatzhuchen konn- reicher Besatzmaßnahmen zählt der Lech aber
ten sich in Abschnitten mit eher hohem Konkur- auch heute noch zu den berühmten Huchenflüs-
renzdruck durch Wildfische somit schlechter be- sen, in welchem alljährlich Huchen jenseits der
haupten als in Revieren, wo es kaum Wildfische 20 kg Marke gefangen werden.
gibt, was aber nicht unbedingt bedeutet, dass
die Ausfalls- bzw. Abwanderungsquote von Be- Auf diesen Lorbeeren sollten sich die Gewässer-
satzfischen insgesamt höher liegen muss als die- bewirtschafter aber keinesfalls ausruhen. Lohnt
jenige gleichaltriger Wildfische. Jedenfalls fielen es sich doch auch weiterhin dafür zu kämpfen,
Besatzhuchen, die sich in konkurrenzstarken den Lebensraum durch gezielte Verbesserungs-
Revieren auch längerfristig durchgesetzt haben, maßnahmen für den Huchen schrittweise wieder
nicht durch schlechtere Wachstumsraten auf. so weit aufzuwerten, dass nachfolgende Genera-
tionen nicht auch noch auf Besatz zurückgreifen
Insbesondere in Gewässerabschnitten, in wel- müssen, um kapitale Fische fangen zu können.
chen nachweislich eine massive Störung der

78
Fischereiliches Management

Für Außenstehende stellt sich die Frage, warum initiiert und umgesetzt. Das Entnahmegewicht
Huchen überhaupt befischt werden, wenn sie pro Hektar Wasserfläche ist im Vergleich mit den
doch eigentlich stark gefährdet sind. Jedoch ist meisten anderen fischereilich genutzten Fischar-
gerade der Huchen neben dem Lachs ein Muster- ten sehr gering. Mit den klassischen Schonungs-
beispiel, wie sich Nutzen und Schützen gut er- instrumenten wie Ausdehnung der gesetzlichen
gänzen können. Denn ohne die Fischerei wären Schonzeiten, Erhöhung der Mindestmaße oder
die meisten Huchenbestände längst erloschen. Beschränkung der Fangmethoden wurden jahr-
Die Fischer setzen sich übrigens schon seit lan- zehntelang stabile Fangquoten erzielt, auf deren
gem gegen die Gefährdungsursachen ein. Auch Basis in vielen Gewässern auch heute noch eine
wenn sie drohenden Schaden meist nicht abwen- nachhaltige Huchenfischerei möglich ist.
den konnten, war es doch möglich, vielerorts An mehreren Strecken von Ammer, Lech und Isar
durch Besatzprogramme das Aussterben der Hu- konnten deutlich höhere Durchschnittsgewichte
chen immerhin zu verhindern und so manche bei entnommenen Fischen registriert werden.
Wiedereinbürgerung als Erfolg zu verbuchen. Freiwillige Restriktionen der Vereine brachten in
Seit Jahren bemühen sich Fischer vermehrt auch einigen Strecken in den letzten Jahren erfreuli-
um die Verbesserung des Lebensraums wie etwa cherweise sogar steigende Bestände.
Laichplätze, sowie um die künstliche Nachzucht.
In allererster Linie ist es ihnen zu verdanken, dass Für den Fang von Huchen wird starkes Gerät
Hucho hucho bis heute in vielen Flüssen Bayerns verwendet. In erster Linie wird der Huchen mit
vorkommt. Mit großem persönlichen Engage- der Spinnrute mit künstlichen Fischimitationen
ment tragen sie somit schon seit Jahrzehnten (Wobbler, Gummifische und Huchenzopf) be-
zum Erhalt der Biodiversität bei. fischt. In den letzten Jahren wurde auch die
Das hohe Interesse der Bewirtschafter an dem Fischerei mit der Fliege auf Huchen zunehmend
Fisch und an einer entsprechend nachhaltigen populär. Hier wird mit starken Fliegenruten der
Nutzung hat auch dazu geführt, dass Huchen- Klassen 9-12 und mit großen Streamern gefischt.
Gewässer in aller Regel sehr extensiv befischt Der Huchen gilt seit Jahrzehnten als der Fisch
werden. der 1.000 Würfe. Wie in den Medien immer
wieder behauptet wird, muss man den Köder
Der Fang von Huchen ist heute sehr stark kon- ebenso viele Male ins Wasser werfen, bis endlich
trolliert: ausgedehnte Schonzeiten, ein gesetz- ein Huchen anbeißt. Tatsächlich gibt es etliche
liches Schonmaß in Bayern von 90 cm und Fang- Fischer, die selbst nach vielen tausend Würfen
beschränkungen. In vielen Vereinen darf ein noch keinen Huchen haben und andere, denen
Angler pro Jahr und Gewässer in der Regel nur immer wieder Huchenfänge gelingen, mal brau-
noch einen Huchen entnehmen. Diese Regulie- chen sie mehr, mal deutlich weniger als die viel- Schöner, mit der Fliegenrute
rungsmaßnahmen wurden von Fischern freiwillig besagten 1.000 Würfe. erbeuteter Huchen aus der
Isar

79
Früher, als es um den Huchen noch wesentlich kommnisse erwähnen. So fing ich einmal in der Zeit
besser bestellt war, fiel es sicherlich noch leich- von 11 bis 4 Uhr 8 Huchen im Gewicht von 84 Pfund.
ter, einen Huchen an den Haken zu bekommen. Wie viele außerdem noch schlecht gebissen haben, ist
Hierzu ein Rückblick auf das Jahr 1924: mir nicht mehr erinnerlich. Ein anderes Mal hatte ich
einen Angelfreund aus München mitgebracht, als lei-
AUS DEM NACHRUF AUF DR. KARL HEINTZ, der der Bootführer sich dringend entschuldigen ließ.
ERSCHIENEN IM „SPORTFISCHER“ IN MÜN- Mein Oberhuchenhakler übernahm nun die Führung
CHEN 1924 des Bootes, landete aber bald so ungeschickt oberhalb
zweier im Flusse an einer stark strömenden Stelle
„...Erst in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts einigerammter Pfähle, daß die Strömung das Boot
begann der Sinn für waidgerechten Angelsport sich schief an die Pfähle hinaufschob, worauf es sich auf
mehr zu verbreiten, aber es gab damals noch Fisch- der Stromseite im Nu mit Wasser füllte. Mein Beglei-
wasser genug, die sportlich noch nicht befischt wur- ter und ich konnten noch schnell hinausspringen, aber
den, reich besetzt mit allerlei Raubfischen, Hechten mein Münchner Gast, der auf dem Steuersitz saß und
und besonders Huchen, in denen man um geringe nicht rasch genug aufstehen konnte, wurde bis zum
Pachtsummen nach Belieben angeln und große Fänge Bauch ins Wasser getaucht. Das Allerschlimmste war
machen konnte. Ja, ich bekam, nachdem mein Ruf aber, daß uns die scharfe Strömung die Rucksäcke mit
als erfolgreicher Huchenfischer einigermaßen bekannt allem Zubehör weggespült hatte, so daß ich nichts
geworden, von verschiedenen Seiten Einladungen, die mehr besaß als meine montierte Spinngerte und einen
lästigen Huchen wegzufangen, die dem übrigen Fisch- frisch zur Probe mit einem Storkschen Lanzettspinner
bestand, der nur mit Netzen befischt wurde, zu arg und zwei Drillingen abgeköderten Weißfisch. Mein
zusetzten. So hatte ich denn reichlich Gelegenheit, die Münchener Sportgenosse hatte leider noch nicht ange-
herrlichen, zur Donau strebenden Gebirgsflüsse wie ködert und nur seine Spinngerte gerettet, so daß er
Iller, Wertach, Lech, Isar, Ammer und Amper sowie meinen letzten Würfen nur als müßiger Zuschauer
den Inn, nicht zu reden von den vielen Seen, mit ver- anwohnen konnte.
hältnismäßig sehr geringen Kosten zu befischen. Die
Iller war in ihrem ganzen Verlaufe, solange sie nicht Zum Glück gelang es uns noch, zwei allerdings hübsch
korrigiert war, reich besetzt mit Forellen, Äschen und große Aalrutten (Quappen) von 25 Zentimeter Länge
Huchen und hatte ich bei meinen Ausflügen in den aufzutreiben und so hatte ich noch das Heil, einen 34
Wintermonaten verschiedene große Strecken zur Ver- Pfund schweren Huchen und zwei kleinere zu fangen,
fügung. dagegen das Mißgeschick, einen solchen von 16 Pfund
zu verlieren, weil mein, trotz mehrfachster Gelegen-
Der Besitzer einer solchen, ein reicher Industrieller, der heit zur Übung, nicht ganz zuverlässiger Oberhuchen-
selbst nie eine Angel geführt hat und sein Fischwasser hakler den Huchen zwar richtig gafft, aber durch eine
nur mit Netzen befischen ließ, schickte mir damals in ungeschickte Drehung beim Hineinwerfen in das Boot
jedem Winter eine Anzahl von Postkarten und Tele- die Spitze des Gaffs abgebrochen hatte, so daß der
grammen mit der dringenden Aufforderung, doch bald Fisch wieder in die Strömung zurückfiel. Meine ver-
wieder zu kommen und ihm die lästigen Huchen weg- ehrten Leser werden fragen, wieso ich behaupten
zufangen, der Wasserstand sei jetzt günstig, eine kann, daß der Huchen gerade 16 Pfund wog? Sehr
Anzahl schwerer Huchen sei bestätigt. Sobald ich mich einfach: beim nächsten Netzzug, den der Berufsfischer
dann frei machen konnte, nahm ich den Frühschnell- an der gleichen Gumpe nach einigen Tagen vornahm,
zug und traf gegen 10 Uhr an der Endstation ein, wo fing er den Huchen mit der noch darin steckenden
mich ein mit zwei feurigen Juckern bespannter Jagd- Gaffspitze ... .“
wagen, bei Schnee ein Schlitten, erwartete. Dann ging
es hinaus an die obere Grenze des Fischwassers, wo Am 15. März 1884 wurden an einem einzigen
mich der angestellte Fischer mit seinem Boote erwar- Tag im Lech zwischen Augsburg und Gersthofen
tete. Ich hatte stets einen eifrigen Begleiter, einen fünf Huchen mit 50, 34, 24 und 22 Pfund zur
Generalagenten einer Versicherungsgesellschaft, der Gewinnung von Laich aus dem Lech gezogen.
nichts Höheres kannte, als mir zuzuschauen und Das Meisterbuch der Fischzunft Augsburg be-
behilflich zu sein. Seine größte Freude hatte er, wenn richtet von 64 Huchen, die allein im Jahr 1826 im
ich ihm erlaubte, die Huchen beim Landen zu gaffen. so genannten „Rothfischlaich“ im Lech gefangen
Auch dieser treue Gefährte wurde ungeduldig, wenn wurden. Und in den Aufzeichnungen des Stadtfi- Dr. Karl Heintz; Autor des
ich lange ausblieb und sandte mir Mahnbriefe mit der schers Mürl ist dokumentiert, dass in den Jahren Standardwerks „Angelsport
regelmäßigen Unterschrift: „Ihr Oberhuchenhakler“ 1779 bis 1811 in seiner Wertachstrecke 23.669 im Süßwasser“, 1903 Druck
ein Beiname, den ich ihm einmal scherzweise gegeben Pfund Huchen erbeutet wurden. Das entspräche und Verlag von R. Olden-
hatte. Ich kann natürlich auf die einzelnen, oft bedeu- einem heute insbesondere in der Wertach kaum bourg, mit dem Huchenfang
teten Strecken nicht eingehen und nur einige Vor- vorstellbaren Fang von jährlich 370 kg! eines Tages.

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Impressum

Herausgeber
Landesfischereiverband Bayern e.V.

Autoren
Sebastian Hanfland, Miha Ivanc, Clemens Ratschan, Johannes Schnell
Michael Schubert, Michael v. Siemens

Redaktion
Sebastian Hanfland

Grafische Gestaltung
Michael Knoch Kommunikationsdesign, München

Druck
Gotteswinter und Aumaier GmbH, München

Papier
holzfreies Papier, chlorfrei gebleicht

Bezug
Landesfischereiverband Bayern e.V.
Pechdellerstraße 16
81545 München
Telefon (089) 64 27 26-0
Email: poststelle@lfvbayern.de
www.lfvbayern.de

Das Projekt wurde im Rahmen der Arten- und Gewässerschutzprojekte


des LFV Bayern e.V. durchgeführt und aus Mitteln der Fischereiabgabe gefördert.

Bildnachweise
Titelmotiv: Wolfgang Hauer
Amplatz E., S. 36 oben links; Bonnier S., S. 8, 12 oben, 59; Born O., S. 28; Die Isarfischer
e.V., S. 55 oben; Die Lechfreunde e.V., S. 70; ezb-TB-Zauner, S. 61 oben, 63, 69; extrem-
fotos.com, S. 56, 61 unten, 67; Fotolia; Bergfee S. 55 unten; Hauer W., S. 7 oben u. unten
rechts, 44, 52, 76; Heintz K.H., S. 81; Keitel H., S. 15 oben, 34 oben, 42, 47, 49; Knoch M.,
S. 6 unten rechts, 31, 41, Mitte links u. unten rechts; Kreissig K., S. 74; LFV Bayern, S. 11,
31, 43, 58, 61, oben links, 73; Moellers, F., S. 16, 33, 34 unten rechts; Noll S., S. 3, 25 oben,
64; Ratschan C., S. 6 oben u. unten links, 25 Mitte u. unten, 26, 28, 29, 36 oben rechts
und unten, 37, 66, 78; Rauch E., S. 19 unten; Tichy, S., S. 62; Ribiska zveza slovenije, S. 40,
41; Rühmer E., S. 5, 9, 13 unten; Stadtarchiv Steyr, S. 38; von Siemens, M., S. 4, 7 unten
links, 12 Mitte u. unten, 13 oben, 19 oben, 20, 34 unten links, 60, 71, 72; Wölfle T.A.,
S. 79; Ziegler, S. 10

Danksagung
Herzlich gedankt wird allen Beteiligten für die Unterstützung mit Beiträgen, Fotos und
kritischen Anregungen.
Gedankt sei auch dem Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten
für die Finanzierung des Projekts und der Broschüre.

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Wiedergabe – auch auszugsweise – nur mit
Genehmigung des Herausgebers.
© Landesfischereiverband Bayern e.V. April 2015

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