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Alte Denkmälei
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Alte Denkmäler
aus Syrien, Palästina und Westarabien
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Vorwort
Als Führer der vierten osmanischen Armee, deren Bereich sich von Bozanti im
Taurusgebirge bis zu der Hidjäzwüste erstreckte, hatte ich Gelegenheit, die Bedürfnisse
dieses wertvollen Teiles meines Landes zu studieren und zahlreiche Verwaltungsmaßregeln
zu treffen. Diese umfaßten auch die Sorge für die alten Kunstdenkmäler und waren
folgender Art:
1. Schaffung einer zuverlässigen Überwachungsstelle für die Erhaltung der Kunst-
denkmäler.
2. Verhinderung schädlicher Neubauten im Innern und in der nächsten Umgebung
alter Bauwerke, Säuberung der Ruinen, Verbot an die Bevölkerung, sich der
Ruinen als Baumateriales zu bedienen.
3. Verbesserung der Zugangsstraßen zu den Ruinenstätten und Schaffung geeigneter
Unterkunft zur Erleichterung des Besuches für Einheimische und Fremde.
4. Sammlung von Altertümern innerhalb der Armeezone.
Für die Ausführung dieses Programms gewann ich als Beirat den Direktor an den
Königlichen Museen zu Berlin, Herrn Geheimrat Dr. Th. Wiegand, der sich als Haupt-
mann der Landwehr bei meiner Armee befand. Er richtete in meinem Hauptquartier
eine ständige Formation ein unter Heranziehung anderer Fachmänner und begab sich
sofort ans Werk.
Zunächst unternahm Dr. Wiegand Inspektionsreisen und erstattete mir darüber aus-
führliche Berichte. Gemäß seinen Vorschlägen habe ich sodann alle Zivil- und Militär-
behörden angewiesen, die nötigen Maßnahmen für Erhaltung und Verwaltung der antiken.
Ruinenplätze zu ergreifen. Die von uns beauftragten Organe in Damaskus, Aleppo, Palmyra,
Baalbek, Petra (Wädi Müsä), 'Amman u. a. Ö. arbeiten unter strenger Aufsicht.
Große Schwierigkeiten entstehen für den Besucher mancher Ruinenplätze durch die
weite Entfernung von beAvohnten Orten, durch das Fehlen von Straßen und Transport-
mitteln. Es gilt daher, an bestimmten Punkten Gasthäuser zu errichten, Straßen zu
bauen und zuverlässige, bequeme Verkehrsmittel zu schaffen. Schrittweise muß dieser
Plan zur Ausführung kommen.
Dr. Wiegand hat während seiner Tätigkeit eine große Sammlung von Photographien
zusammengebracht. Ich beauftragte ihn, eine Auswahl davon in Berlin vervielfältigen zu
lassen, die in diesem Bande mit kurzen, für einen nicht fachmännisch gebildeten Leser-
kreis bestimmten Beschreibungen veröffentlicht wird. Man möge diese Arbeit nicht wie
einen der üblichen Führer ansehen: in meinem Lande ist über die Avertvollsten Kunst-
denkmäler der älteren Epochen noch keine ähnliche Übersicht veröffentlicht worden. Sie
wird im Zusammenhang mit den ergriffenen Verwaltungsmaßregeln für die osmanischen
Aitertunisfreunde sowie für fremde Reisende eine sehr wertvolle Anregung sein; denn
sie lehrt uns die größten Schönheiten unseres Landes kennen und stellt jedem osma-
nischen Patrioten einen Teil der herrlichsten alten Schätze seines Landes vor Augen.
Zum Schlüsse lege ich Wert darauf, Herrn Dr, Wiegand und seinen Mitarbeitern
hier vor der Öffentlichkeit für die äußerst wertvollen Dienste zu danken, die sie mir in
so reicher Weise geleistet haben. Ebenso danke ich den Zivil- und Militärbehörden Syriens
und Palästinas, die mich bei der Ausführung der nötigen Maßregeln in verdienstlicher
Weise unterstützt haben.
Aufrichtig wünsche ich, daß die in Syrien und Palästina begonnene Denkmalschutz-
Organisation sich auch auf die übrigen Teile meines osmanischen Vaterlandes ausdehnen
möge, und daß kein osmanischer Patriot es an Achtung vor den Kunstwerken vergangener
Zivilisationen fehlen lassen möge, gleichviel ob es sieh dabei um osmanische oder ältere
Epochen handelt.
AHMED DJEMAL,
Geschrieben im Oktober 1917. Führer der syrisch-westarabischen Armee,
Minister der Marine.
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Verzeichnis der Tafeln
Alphabetisch nach Ortsnamen
Tafel Tafel
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Tafel 3. Wädi Müsa. Westlicher Ausgang des Sik. Aufnahme von Larssem.
Nahe dem Westausgang des Sik verbreitert sich die Schlucht durch ein quer vor-
gelagertes Wädi, das den Namen El Kantagha führt. Wenn man auf dieses, von Osten
durch die Schlucht kommend, zuschreitet, so bietet sich dem Auge ein unbeschreiblich
großartiger Anblick dar: man erkennt schon von weitem die vornehmen Formen einer
zweistöckigen Felsfassade, die mit ihrem überraschenden Auftreten auf den Besucher den
stärksten Eindruck ausübt. Während im Sik uns die wildesten Formen der ungebundenen
Natur umgeben, steht plötzlich vor uns ein durch menschliche Geisteskraft geschaffenes
Kunstwerk: das Felsengrab eines Königs der Nabatäer, heute Ell Chazne (Schatzhaus) oder
El Djarre genannt.
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Tafel 4. Wädi Müsa. Die Grabfassade El Chazne in Petra. Aufnahme von Larsson.
Die ganze, 20 m hohe Fassade ist aus dem Felsen herausgehauen. Sie ist das Werk eines der
letzten Nabatäerfürsten, denn sie ist ihrem Stil nach etwa im letzten Jahrhundert v. Chr. Geburt
entstanden, als Petra schon längst Formen der griechischen Baukunst angenommen hatte. Der
Bau wird unten von sechs korinthischen Säulen getragen. Der Relieffries ist mit Ranken und
Gefäßen geschmückt, im Giebel befand sich ein Gorgonenkopf zwischen Ranken. An den
Ecken sah man Löwenfiguren als Grabhüter. Den Oberstock bildet eine sehr malerische,
barocke Architektur mit gebrochenen Giebeln und einem feinen kleinen Rundtempel in der Mitte.
Alle Zwischenräume der Säulen dieses Oberstocks tragen die Reste von Frauenfiguren. Die
Gestalt in der Mitte wird auf die Göttin Isis gedeutet, die beiden Figuren rechts und links
sind schildbewehrte Amazonen, die mit ihrer Waffe, der Axt, einen Tanz aufführen. Auch der
obere Fries zeigt schöne Rankenmuster; auf den Giebeln sitzen Adler, und das Dach des Rund-
tempels, das von einem korinthischen Kapitell gekrönt wird, trägt eine steinerne Graburne
als Symbol der Bestimmung des Gebäudes, das im Innern drei große Grabkammern enthält.
Im ganzen sind in Petra mehr als 700 Felsfässaden von Gräbern gefunden worden. Keines
ist schöner und vornehmer als El Chazne. Alle Gräber sind beschrieben in dem vorzüglichen
deutschen Werke von E. Brünnow und A. v. Domaszewski: Die Provincia Arabia, Straß-
burg 1904/9, 3 Bände. Petra ist für die Wissenschaft wiederentdeckt worden im Jahre 1812
durch den deutschen Reisenden J. L. Burckhardt, der bald darauf von Beduinen ermordet wurde.
Die erste sichere geschichtliche Nachricht von Petra stammt aus dem Jahre 312 v. Chr.,
wo König Antigonos im Kampf gegen Ptolemaios von Ägypten vergeblich versuchte, Petra
zu erobern. Der Ort war wegen seiner Lage an den großen Karawanenstraßen vom Roten
Meer nach Gaza und nach Damaskus sowie wegen seiner großen Festigkeit ein sehr beliebter
Stapelplatz, unddie Könige erwarben sich hierdurch große Reich tum er. Im 2. Jahrhundert v. Chr.
dehnte sich ihre Macht über das ganze Land östlich des Jordan, bis nach Damaskus aus.
Erst im Jahre 106 n. Chr. wurde die Stadt vom römischen Kaiser Trajan unterworfen, der
damals eine große Straße von Syrien zum Roten Meer anlegte. Die Stadt hatte auch unter
den Römern eine große Blütezeit, sie verlor ihre Bedeutung erst im 3. Jahrhundert n. Chr.
durch die Einfälle der Neu-Perser und wird in der arabischen Zeit kaum noch erwähnt.
Über die Stellung Petras in der antiken Welt vgl. besonders Hermann Thiersch,
An den Rändern des römischen Reiches, München 1911, S. 29 ff.
Tafel 5. Wädi Müsa. Felsengrab in Petra. Aufnahme von Larsson.
Das Bild zeigt, wie auch im Innern des Talkessels von Petra sich der wilde
Charakter der Landschaft fortsetzt, der auf große vulkanische Erscheinungen zurück-
geht. Das hier abgebildete Grab ist ein Werk der römischen Epoche von Petra. Zwei
starke Säulen tragen das Hauptgebälk mit Giebel, dessen Ecken und Mitte von drei
Urnen bekrönt werden. Die Grabtür zwischen den zwei großen Säulen ist wieder von
Halbsäulen umrahmt, über denen sich ein flacher Bogen spannt.
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Tafel fi. Wädi Müsa. Gruppe von Felsgräbern zu Petra. Aufnahme von Larsson.
Die große Fassade links zeigt, mit welcher Pracht und Verschwendung in römischer
Zeit zu Petra die Gräber der Vornehmen ausgestattet wurden. In das Innere führen vier Ein-
gänge in reicher Säulenumrahmung, die abwechselnd mit runden und spitzen Giebeln bekrönt
sind. 18 Halbsäulen bilden den Mittelstock, auf dem eine Häufung dekorativer Glieder
sich aufbaut. Vom obersten (dritten) Stock sind uns noch sieben Halbsäulen erhalten.
Das Ganze macht nicht mehr den vornehmen Eindruck wie bei der Chazne (vgl. Taf. 4),
sondern wirkt überladen, und die Glieder zwischen dem mittleren und Oberstock zeigen
mißverstandene Elemente.
Rechts neben diesem Felsengrab erkennt man ein zweites, welches in ähnlicher
Weise wie die Chazne gebildet ist. Auch dieses Grab stammt aus römischer Zeit und
zeigt, wie stark die griechischen Vorbilder später nachgewirkt haben. Am stärksten ist
dies der Fall bei dem ins Kolossale übertriebenen Heiligtum auf der folgenden Tafel.
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Tafel 7. Die Felsfassade von Ed Der bei Petra. Aufnahme von Larsson.
Diese 42 m hohe, 45 m breite Fassade, hinter welcher sich nur ein einziger Innen-
raum von lll/s zu 12 m befindet, stellt eine ins Breite und Plumpe übertragene Nach-
ahmung der Chazne (Taf. 4) dar, aus der alle Zierlichkeit und Anmut geschwunden ist.
Dieses Werk, bei dem man lediglich die ungeheure Arbeit der Steinmetzen bewundern
kann, scheint indessen kein Grabhaus, sondern ein Tempel gewesen zu sein, denn weder
im Innern noch in der Umgebung sind Gräber gefunden worden. In der Nische der Rück-
wand stand ein Altar; der große, freie Platz vor der Fassade läßt auch darauf schließen,
daß hier der Versammlungsraum einer größeren Gemeinde war.
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Tafel 11. Oben: Felsgräber der älteren nabatäischen Epoche bei Madäin Säleh in
Arabien, vgl. dazu Taf. 8, ferner Janssen und Savignac, Mission archeologique en Arabie
(Paris 1908), S. 113, Fig. 71ff.
Unten: Das Tote Meer bei Masada. Aufnahme von Larsson.
Im Vordergrunde des Bildes erkennt man die salzigen Lagunen, Avelche das Tote
Meer an den flachen Stellen seines westlichen Uferrandes bildet. Im Hintergrund bemerkt
man eine Schlucht und rechts von ihr einen steil abfallenden Tafelberg. Dieser trägt die
berühmte Burg, welche von den Juden, wie der Schriftsteller Flavius Josephus erzäldt,
nach der Zerstörung Jerusalems hartnäckig gegen die Römer verteidigt wurde. Der
römische Feldherr Flavius Silva mußte infolgedessen die Festung rings mit einem Wall
umgeben und einen 100 Meter hohen Damm anschütten, dessen Reste heute noch deutlich
sichtbar sind. Auf diesem gelang es den Römern, mit Belagerungsmaschinen an die Burg
heranzukommen und in sie einzudringen. Bevor die Römer aber in den Besitz der Festung
gelangten, töteten sich die Juden gegenseitig mit Weib und Kind. Heute ist die Gegend
vollkommen verlassen. Die Burg wird nur noch von Touristen besucht, denen sich von
der Höhe ein prachtvoller Blick auf das in vielen Farben schimmernde Tote Meer und
auf die wild zerrissene Berglandschaft bietet.
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Tafel 14. ^Ammän. Inneres des sogenannten el Kasr auf der Hochburg. Auf-
nahme der Expedition Prof. Dr. Sobernheim.
Das Gebäude ist ein aus Kalkstein errichteter kleiner, palastähnlicher, einst mit Kuppel
bedeckter Zentralbau mit vier kreuzförmigen Nischen, dessen Äußeres ganz schmucklos,
dessen Inneres aber aufs reichste ornamentiert ist mit den hier abgebildeten bogenförmigen
Architekturformen und flachen Pflanzenmustern. Der Eingang scheint durch den süd-
lichen Kreuzarm geführt zu haben. Es ist geplant, dieses Gebäude, dessen Kuppel ein-
gestürzt ist, durch einen von S. Exz. Djemal Pascha zu entsendenden Architekten zu
konservieren, denn es ist eines der ältesten und originellsten dekorativen Bauwerke der
islamischen Epoche des Ostjordanlandes. In seinem »Handbuch der muselmanischen
Kunst« urteilt H. Saladin über den Bau folgendermaßen: »Der Palast von Amman kann
als eines der interessantesten Beispiele muselmanischer Baukunst angesehen werden. Man
wird seine Entstehung zu Beginn der Hidjra ansetzen müssen.« Viele der Ornamente
lassen sich auf die Antike zurückführen, manches erinnert an sassanidische Einflüsse.
Leider ist gerade dieses kostbare Bauwerk im Frühjahr 1918 der Gegenstand von
englischen Fliegerangriffen geworden. Drei Volltreffer fielen auf die Dachterrasse und
verursachten tiefe Trichter. Ein folgender Schuß traf den freiliegenden Gewölberand des
südwestlichen Eckraumes und warf drei Gewölbesteine heraus. Der fünfte Schuß hat den
Westrand der südlichen Liwantonne getroffen, den oberen Teil der Fassade mit der Hälfte
der Blendnische abgesplittert, etwa bis zur Kapitellplatte der Halbsäulchen. Durch den
Stoß sind außerdem zwei Wölbsteine der Tür zum Südwestraum herausgeschleudert
worden.
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Tafel 17. Jerusalem. Die Moschee el Aksä (Mesdjid el Aksä), an der südlichen
Seite des Haram esch Scherif (Tempelplatz). Aufnahme von Dr. Wiener.
Das Bild zeigt die Hauptfront dieser besonders heiligen Moschee (vgl. Sure XVII 1)
mit ihrem durch sieben große Portalbogen gebildeten Eingang, hinter welchem eine
schmale Vorhalle liegt. Dieser Teil ist Anfang des 13. Jahrhunderts n. Chr. von Malik al-
Mu'azzam Isä erbaut; der obere Aufbau ist noch jüngeren Datums. Die Moschee wird aus
sieben schmalen Langschiffen gebildet, von denen das mittlere breiter ist als die übrigen.
Ursprünglich war der Bau eine von Kaiser Justinian zu Ehren der Maria erbaute Basilika.
Zur Moschee wurde sie durch den Kalifen Omar umgewandelt.
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Tafel 18. Jerusalem. Blick von Norden auf den Haram esch Scherif (Tempel-
platz). Im Hintergrund Kubbet es Sachra (der Felsendom). Aufnahme von
Larsson.
An der Stelle des Haram esch Scherif (= das vornehme Heiligtum) hatte schon
König David einen Altar, Salomo seinen Palast und Tempel errichtet und es ist wahr-
scheinlich, daß ein uralter Brandopferaltar an der Stelle des Felsendoms lag. Der glän-
zende, von König Herodes 20 v. Chr. begonnene Tempelbau wurde bekanntlich 70 n. Chr.
durch die Römer unter Kaiser Titus zerstört, und Kaiser Hadrian errichtete später an
der Stelle einen großen Jupitertempel.
Der Felsendom ist unter Anlehnung an byzantische Formen im Jahre 72 der Hidjra
(694 n. Chr.) durch Abd-al Malik erbaut worden. Sieben Tore führen aus der Stadt auf
den ihn umgebenden Platz, der an der Westseite 490 m lang ist, an der Ostseite 474 m.
im Norden 321 m, an der Südseite 283 m. Einen sehr guten Überblick über die ge-
waltige Größe des Platzes geben die Aufnahmen bei B. Moritz. Bilder aus Palästina, Nr. 3
und 4, nebst erläuterndem Text.
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Tafel 19. Jerusalem. Haram esch Scherif (im Hintergrund), vorn der Sebil
(Brunnen) Käit Bai. Aufnahme von Larsson.
Der sehr elegante Brunnen des Mamlukensultans Malik al-Aschraf Abu'1-Nasr Käit
Bäi, dessen Regierung in die Zeit von 1468—1496 fällt, zeigt einen aus farbigen Kalk-
steinquadern errichteten rechteckigen Unterbau, über dem sich ein achteckiger Aufbau
erhebt. Dieser trägt eine oval aufstrebende Kuppel, die mit reichen vergoldeten Arabesken
im Relief ausgeschmückt ist.
19
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JjL»o 4^-^ Iji» 4»*L^jlrT *l' Antiquitates XV 11 j Bellum Iudaicum I 21, V 5 . j-uiM sJk^y
Tafel 21. Jerusalem. Die Klagemauer der Juden am Haram esch Scherif.
Aufnahme von Larsson.
Die Mauer ist im unteren Teil der Rest des Unterbaues vom Tempel des Herodes.
Sie ist etwa 18 m hoch. Die Quadern sind sehr gut gefugt, manche von ihnen sind
mehrere Meter lang. Die oberen Lagen stammen zum Teil aus jüngerer Zeit und zeigen
kleineren Steinschnitt. An dieser Mauer pflegen besonders am Vorabend des Sabbath
die Juden sich zu versammeln, zu beten, kleine Kerzen anzuzünden und Klagelieder an-
zustimmen wegen des Unterganges des Tempels und des jüdischen Reiches. Eine genaue
Beschreibung des herodianischen Tempels hat der jüdische Schriftsteller Flavius Josephus
hinterlassen, der als Begleiter des Kaisers Titus die Zerstörung Jerusalems miterlebt hat
(Antiquitates XV 11, Bellum Judaicum I 21, V 5). Danach sind von Archäologen und
Architekten sehr viele Rekonstruktionsversuche gemacht worden, vgl. z. B. Chipiez und
Perrot, Le Temple de Jerusalem, Paris 1889.
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Tafel 26. Der Berg- Tabor (Djebel et Tor). Aufnahme von Larsson.
Der Tabor (562 m hoch) ist durch seine weiche, bogenförmig geschwungene Linie,
die von weit her sichtbar ist, eine der schönsten Berghöhen in Palästina. Die Höhe
war im Altertum befestigt und bewohnt; den Christen galt sie als der Ort der Ver-
klärung Jesu. Schon früh errichtete man mehrere Kirchen auf dem Gipfel. Sultan
Malik al-Adil befestigte den Tabor im Jahre 1212 und wurde dort von den Kreuz-
fahrern vergeblich belagert. Heute sieht man auf der Höhe nur noch Reste eines
Kastells, einer achteckigen Kirche und eines Klosters.
26
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Tafel 28. Rande, südöstlich von Jaffa. Turm aus der Kreuzfahrerzeit. Aufnahme
von Larsson.
Die Stadt, deren Name »Sand« bedeutet, wurde 716 n. Chr. von dem umajja-
dischen Kalifen Suleimän, dem Sohn 'Abd al-Maliks, gegründet und war zeitweise größer
als Jerusalem. Die Kreuzfahrer ergriffen 1099 Besitz von Ramie und errichteten mehrere
sehr schöne Kirchen. Der hier abgebildete fünfstöckige Turm ist ein Werk des Stadt-
gründers und gehört zur Djämi' el Abjad (»weiße Moschee«). Er lehnt sich in seinem
Aufbau an Formen des abendländisch romanischen Ubergangsstils an, der runde und
spitze Bogen gleichzeitig verwendet. Der oberste, jetzt zertrümmerte Aufbau ist nicht
ursprünglich, sondern wurde erst im Jahre 1652 aufgesetzt.
28
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Van Berchem et E. Fatio, C^*>-\^ • &J»\ «-CJSCi ipyjl* <-^j j ö^y »'^ss=ör\ ilX.1 J^OVjÜ»
Voyage en Syrie, 1914, Le Caire. Vol. II, 1. PL 70—73 et vol. I. 2, p. 320 ff.
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Tafel 29. Tortosa (Tartüs). Kirche aus der Kreuzritterzeit. Aufnahme von
Dr. K. Wulzinger.
Tortosa ist der im Mittelalter aufgekommene Name für die altphönikische Stadt,
Antaradus, gegenüber der Insel Aradus (Aruäd), die ebenfalls eine phönikische Stadt trug.
Die heutigen Ruinen der Stadt, die als Hafen für Homs wichtig war, geben ein wunder-
volles Bild aus den Tagen der Kreuzritter: starke Stadtmauern, aus gewaltigen Blöcken
errichtet, tiefe Gräben, spitzbogige Tore, eine innere Burg mit Resten hoher gotischer
Hallen, vor allem aber die Schönheit der Kreuzfahrerkirche machen Tortosa dem
Besucher zu einer unvergleichlichen Erinnerung. Die jetzt als Moschee benutzte und
mit einem modernen kleinen Minaret versehene Kirche ist 40 m lang, 28 m breit.
Sie war der Jungfrau Maria geweiht (Notre-Dame de Tortose) und einst ein berühmter
Wallfahrtsort. Die Kirche hat ihre äußeren Dachformen verloren, aber das Innere ist
noch so vollständig, daß sie als der besterhaltene frühgotische Kirchenbau Syriens
gelten kann. Ihre drei Schiffe werden durch zwei Reihen schlanker korinthisierender Pfeiler
gebildet; wie an der Ostfront (Taf. 29 links), so finden sich auch am Westende in
den drei Apsiden spitzbogige Fenster; die seitlichen sind nach außen als zwei viereckige
Türme ausgebildet, die heute nur bis zum Dach reichen. Die Decke war als spitz
zulaufendes Tonnengewölbe gebildet. Vgl. van Berchem und E. Fatio, Voyage en Syrie
(Memoires publies par les membres de l'Institut francais d'archeologie Orientale) 1914
Cairo, Bd. II 1, Taf. 70—73, und Bd. I 2, S. 320 ff.
Tortosa gehörte den Grafen von Tripolis; die starke Stadt wechselte wiederholt
in heftigen Kämpfen ihre Herren. Sultan Saladin konnte sie 1188 nicht ganz erobern,
aber 1257 (655 d. H.) war sie im Besitz von Mohammed es Sultan, der nach einer In-
schrift in der Kirche diese zum ersten Male in eine Moschee verwandelte. Hierauf kam
Tortosa wieder in christlichen Besitz und war 1291 der letzte Ort Syriens, den die
Kreuzritter verließen.
Tafel 29 rechts zeigt einen Blick in das Innere der Kirche; man bemerkt links
an einem Pfeiler den steinernen Unterbau einer Art von Kanzel, die von einer rück-
wärts liegenden Steintreppe aus zugänglich war.
29
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Das Leben des hl. Symeon Stylites in Texte und Untersuchungen, herausg. von Harnack
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Tafel 30. Kalfat Semcän in Nordsyrien (vgl. dazu Taf. 31 und 32). Aufnahmen
von Larsson.
Die Ruinen von Kal'at Sem'än dürfen als die schönsten von Nordsyrien be-
zeichnet werden. Der Ort hat seinen Namen von dem christlichen Einsiedler Symeon.
welcher hier 37 Jahre lang auf einer 12 m hohen Felssäule lebte und die heiligen
Schriften vor Tausenden von herbeigeströmten Pilgern erklärte. Vgl. Hans Lietzmann.
Das Leben des hl. Symeon Stylites in Texte und Untersuchungen, herausg. von Harnack
und Schmidt 32, 4. Mit der Zeit wurden Häuser und Klöster in der Nachbarschaft erbaut.
Als der Heilige am 27. September 459 n. Chr. starb, wurde sein Körper anfangs auf der
Säule selbst beigesetzt, dann nach Antiochia gebracht. Rings um die Säule wurde eine
große Kirche gebaut, die auf unseren Taf. 30—32 im einzelnen und ganzen abgebildet ist.
Der Mittelpunkt der Kirche ist ein die Eremitensäule umgebendes Oktogon, an das sich
vier Langhäuser in Kreuzform anschließen. Der Haupteingang lag im Südwesten. Die
ausführlichste Publikation der Ruine findet sich bei De Vogüe, La Syrie centrale I, S. 141 ft*.
und Taf. 139—150. Nach seiner Publikation ist die zeichnerische Darstellung des ganzen,
von einer Mauer umschlossenen Bezirkes auf Taf. 32 wiedergegeben. Vgl. van Berchem
und Fatio, Voyage en Syrie II 1, Taf. 49—55, und I 2, S. 222 ff., ferner Howard Grosby
Butler, Architecture and other arts, S. 184 ff., auch Leclercq in Cabrol, Dictionnaire
d'archeologie chretienne et de liturgie, Tome I 2, Spalte 2380 ff., Fig. 801 -807 (nach
Vogüe und Butler).
Tafel 30 oben zeigt den nördlichen Kreuzarm der Symeonskirche, im Hinter-
grund erkennt man die Reste des Oktogons und den Ansatz des nach rechts ver-
laufenden westlichen Kreuzarmes.
Tafel 30 unten zeigt die Front des Südarmes mit niedrigem, dreiteiligem Vor-
hallentor und der darunterliegenden zweigeschossigen Eingangswand, in der vier
Türen sind.
30
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Altchristliche und Byzantinische Baukunst l!(j^uJy») 4»! Handbuch der Kunstwissenschaft
Tafel 31. Kal^at Seinen. Kirche des heiligen Symeon. Aufnahme von Larsson.
Oben: Apsis des östlichen Kreuzarmes der Kirche.
Unten: Blick in das zentrale Oktogon, an welches sich an vier Seiten die
Kreuzarme der Kirche ansetzen, während an den vier anderen Seiten, die dazwischen
liegen, Apsiden angebaut sind. Im Vordergrund erkennt man, in der Mitte des Bildes,
einen rohen, quadratischen Felsklotz von etwa. 2 m Seitenlänge. Dies ist der letzte
Rest der einstigen Eremitensäule des heiligen Symeon.
Die Ornamentik der Kirche zeigt bei aller Vielseitigkeit doch eine gewisse Knapp-
heit und klare Einfachheit der Formen. Diese Eigentümlichkeit ist, wie 0. Wulff in
seiner »Geschichte der altchristlichen und byzantinischen Kunst« ausführt, bezeichnend
gerade für die christliche Baukunst von Syrien, während die von Byzanz beeinflußten
Bauwerke vielfach reifere dekorative Motive aufzeigen. Vgl. Wulff a. a. 0. (in Burger.
Handbuch der Kunst-Wissenschaft, Berlin-Neubabelsberg, Verlag Athenaion) S. 214. Für
ornamentale Einzelheiten vgl. Holtzinger, Altchristliche und byzantinische Baukunst,
2. Aufl. S. 119 ff (in Durms Handbuch der Architektur, III 1).
31
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Tagebuchblätter aus Nordsyrien jAi^i» (c.jy<£=> jUj>_) ^g-i^ U^-JU ^>- 4»-*>J O-L- t$!>»*i
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»A^Uj ^J>i^ • jieJsljjJi cj^jjj] «iX'jJ cSj^jl j^o-üS^i j^—jl iJ^'j> 4j-ul_v| -£=*£■ jXiJ?
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Tafel 33. Kal<"at el Hösn. Nach Aufnahmen von Professor van Bercliem und Edm.
Fatio, Voyage en Syrie, II 1, Taf. XIX rechts und Taf. XI unten, vgl. I 2, S. 137,
Fig. 64 (blau).
Diese gewaltige Kreuzritterburg liegt nördlich des Flusses Nähr el Kebir zwischen
Homs und dem Meere. Sie gilt als eine der schönsten Festungen des Mittelalters. Ihre
Bedeutung beruhte darin, daß sie den Handelsweg vom Orontes nach Tripolis beherrschte.
Die Burg wurde von den Grafen von Toulouse ausgebaut, deren Löwenwappen über dem
Tor sichtbar ist. Bei den Arabern führte sie den Namen Hösn el Akräd, wovon ihr
die fränkischen Kreuzfahrer den verkürzten Namen Krak (le Crac des Chevaliers) gaben.
Die Ritter verloren die Festung 1271 nach sehr tapferer Verteidigung an Sultan Bäibars.
Der Baustil der Burg ist gotisch, wie im Innern namentlich ein prachtvoller
großer Saal sowie mehrere Gemächer beweisen.
Taf. 33 oben zeigt einen Teil der geböschten Außenmauer der Festung, von
Norden gesehen. Die untere Abbildung gibt ein Gesamtbild von Südwesten, das
erkennen läßt, wie mächtig sich die innere Burg über die Außenmauern erhebt. Die
Ansicht der entgegengesetzten Seite findet sich auf Taf. 34.
33
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oy( ^.A^ly«. Monuments de l'architecture militaire des Croises en Syrie ij((^»j)
Tafel 34. Kalfat el Hosa. Rekonstruktion nach Gr. Rey, Etüde sur les Monuments
de l'architecture militaire des Croises en Syrie et dans l'ile de Chypre, Paris 1871,
S. 38, Taf. IV—VII.
Diese lehrreiche Wiederherstellung gibt vor allem einen vortrefflich en Einblick
in die gesamten Räumlichkeiten der Burg. Sie zeigt uns den äußeren Festungshof,
die Beschaffenheit der Wehrgänge, der Kasematten, der Zinnen, Schießscharten und
Mächicoulis, das Verhältnis von äußerer und innerer Festung und die Wohngemächer
im obersten und stärksten Teil der Burg.
Heute hat sich in der Burg ein Dorf mit etwa 150 Häusern angesiedelt, und es
befindet sich dort der Sitz eines Käimmakäms.
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Tafel 35. Aleppo. Blick von der Stadtmauer beim Kiniyisrin-Tor auf die
Zitadelle. Aufnahme von Larsson.
Aleppo war schon unter den Seleukiden und Byzantinern eine befestigte Stadt.
Reste der alten Mauern sind aber nicht erhalten. Chosrau IL Parwez scheint sie
gründlich zerstört zu haben. Als die Araber im Jahre 16 d. H. die Stadt eroberten,
zog Abu TJbaida durch das Antiochiator ein. Die Linie der Stadtmauern folgt im
allgemeinen der antiken Anlage. Die Lage der Haupttore ist die gleiche geblieben, aber
die Erneuerungen haben den Aufbau der Mauern im Laufe der Jahrhunderte umgestaltet.
Wie sie heute erscheinen, sind sie ein Werk der ajjubidischen und mamlukischen
Dynastien. Das älteste erhaltene, Stück ist die innere Mauer zwischen den beiden
Türmen des Antiochiatores, welche unter dem fatimidischen Kalifen al-Häkim
(407—413 d. H.) erbaut wurde. Gegen diese Mauern sind die Kreuzfahrer vergeblich
angerannt. Die Tataren des Hülägü und die Mongolen Timurs aber haben Aleppo
erobert. Am Ende der Mamlukenperiode richtete der Sultan Känsüh al-G-hüri die
Mauern nochmals zur Verteidigung gegen die Osmanen her, aber ohne Erfolg. Im
Jahre 922 d. H. (1544) nahm Selim I. Aleppo, welches seither ein integrierender Bestand-
teil des Osmanischen Reiches geblieben ist.
35
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Tafel 37. Aleppo. Brücke zum Tor der Zitadelle. Aufnahme von Larsson.
Der Eingang zur Zitadelle war besonders wirksam verteidigt. Von dem Platz im
Süden aus betrat man ursprünglich über eine Zugbrücke den durch eine Eisentür ver-
schlossenen Torturm, den Känsüh al-Ghüri auf alten Fundamenten aufbaute. Von ihm
führt eine schmale, ansteigende Brücke zum oberen Tor. Diese Brücke konnte sowohl
vom Obergeschoß des Brückenturmes, wie vom oberen Tor aus beschossen werden. Das
Haupttor besteht in seinen alten Teilen aus zwei eng aneinanderliegenden mächtigen
Türmen, die mit Mächicoulis bewehrt sind und eine schmale Torbucht zwischen sich
lassen. In dieser Bucht ist über der im rechten Turm gelegenen ersten Tür der Talisman
der Burg, ein Schlangenrelief zu sehen (Taf. 41). Diese erste Tür ist wieder durch
schmiedeeiserne Türflügel geschlossen. In siebenfacher Windung führt der Torweg, innen
ansteigend, durch beide Türme hindurch und schließlich durch die obere Umfassungsmauer
ins Innere der Burg. Über diesem Torbau errichtete der Gouverneur Djakam, der sich
als Gegensultan gegen al-Näsir Faradj ausrufen ließ, den großen Saalbau, indem er die
Torbucht überwölbte und in der Höhe über den Mächicoulis die Plattform für ein neues
Stockwerk herstellte. Dieser Bau blieb unvollendet und wurde erst von den Sultanen
Käit Bai und Känsüh al-Ghüri zu Ende geführt.
37
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Tafel 38. Aleppo. Zitadelle. Zwei Innenansichten des Saales. Aufnahme von
Professor Dr. Ernst Herzfeld.
Das obere Bild zeigt das schöne durch ein schweres Bronzegitter verschlossene
Fenster, durch welches man eine weite Fernsicht über die Stadt genießt. Das Inschriften-
band und eine Kartusche nennen den Namen des Erbauers, des Sultans Käit Bai. Die
Architektur mit dem Wechsel von Schichten aus schwarzem geglätteten Basalt und gelbem
Kalkstein ist typisch für die mamlukische Baukunst. An den Wänden erkennt man
noch Reste der ornamentalen Malereien, welche den Raum schmückten.
Das untere Bild zeigt die Stützen der neuen Kuppeln, welche bis vor 200 Jahren
noch den Saal überdeckten. Der Erbauer des Saales hatte ihn mit einer flachen Holz-
decke eindecken wollen, aber keine genügend starken Balken finden können. Käit Bai setzte
daher die Pfeiler und Gewölbezwickel in die Umfassungsmauern, welche die Kuppeln
trugen. Känsüh al-Ghüri mußte die schon wieder beschädigten Kuppeln ausbessern. Ihre
Inschriften sind erhalten.
38
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Tafel 39. Aleppo. Aufnahmen von Professor Dr. Ernst Herzfeld. Rechts: südlicher
Böschungsturm der Zitadelle.
Nach dem Mongolensturm unter Timur Lenk gehörte zu dem Ausbau der Vertei-
digung der Zitadelle, den Djakam um 809 d. EL begann, auch die Anlage isolierter Türme
auf der Böschung. Der nördliche und südliche sind erhalten, ein westlicher scheinbar
nur im Fundament angelegt gewesen. Diese Türme sind durch unterirdische Poternen
mit dem Inneren der Burg verbunden. Sie dienen der wirksamen Beschießung des Grabens
und der Böschung von der Seite aus. Beide sind durch Känsüh al-Ghüri von Grund auf
erneuert, der nördliche als einfacher Nutzbau, der südliche, vom Jahre 914 d. FL, zugleich
als Schmuckbau. Die Dekoration runder Scheiben sind die Querschnitte antiker Säulen-
schäfte, die das Mauerwerk in ganzer Tiefe durchbinden und es fester machen. Ein In-
schriftenband und zwei Kartuschen, ein mamlukisches Fenster sind reine Verzierung,
die 3 Mächicoulis oben dienen der Bestreichung des Mauerfußes. Vgl. van Berchem und
Fatio, Voyage en Syrie II 1, Taf. 47 links, und I 2, S. 267.
Links: Minaret der Großen Moschee von Südwesten.
Nächst der Zitadelle ist das Minaret der Großen Moschee, die das Grab des Zacharias
birgt, das Wahrzeichen von Aleppo. Zugleich ist es eines der ältesten Bauwerke der
Stadt und eines der geschichtlich bedeutendsten des syrischen Mittelalters. Wie der ganze
Bau der Moschee, wurde es noch vor den Seldjuken von dem Kadi Abü'l-IIasan ibn al-
Chaschschäb, aus einer alten Aleppiner Familie, begonnen, aber in der unruhigen Zeit vor
Besitzergreifung Aleppos durch Aksonkor, den Statthalter des Sultans Malikschäh, nur wenig
gefördert. Das Untergeschoß trägt die Jahreszahl 483 d. H. und seine Inschrift nennt
Malikschäh als Souverän, die des oberen Hauptgesimses nennt Malikschäh's Bruder Tutusch.
Das Minaret ist also von unten bis oben ein einheitlicher Bau, der unverändert fast ein
Jahrtausend überdauert hat. Erdbeben und Brände, die die Moschee heimsuchten, haben
es nicht geschädigt, nur ein Riß zeugt von den überstandenen Gefahren, und einige
Steine des Hauptgesimses sind herabgestürzt und durch neue ersetzt.
39
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Tafel 40. Aleppo. Minaret der Gr. Moschee. PVrnobjektivaufnahme von Professor
Dr. Ernst Herzfeld.
Wie alle alten Minarets Syriens, ist dieses vierkantig und durch Gesimse in Geschosse
geteilt. Außer der Galerie für den Mu'edhdhin (Gebetsrufer) besitzt es fünf Geschosse.
Das unterste trägt als einzigen Schmuck eine historische Inschrift in kufischer Schrift unter
seinem Gesims und ein Schild an der Südseite mit Datum und Namen des Architekten.
Das zweite Geschoß hat auch an den Kanten ein Profil, das sich in altsyrischer Weise zu
Bogen verschlingt. Das dritte ist wieder einfacher: Pfeiler an den Kanten mit einfachen
Kapitellen, deren ornamentale Skulptur unvollendet blieb. Die Inschrift unter dem Gesims
ist koranischen Inhalts und in Nas-chi-Schrift, das einzige Vorkommen dieser Schriftart auf
einem Monumente in der gesamten Welt des Islam. Die beiden Obergeschosse sind sehr
reich geschmückt: das vierte trägt auf jeder Seite zwei gezackte Bogen auf eingebundenen
Halbsäulen, kleine Rosetten als Fenster und wieder eine kufische Inschrift. Das fünfte Ge-
schoß hat je ein Fenster — die Brüstungsplatte auf der Abbildung ist eine Erneuerung —,
das von einem Profil kleeblattförmig umrahmt wird. Dieses Profil liegt in gleicher Form
um die Kanten des Turmes herum. Das Hauptgesims besteht aus zwei Reihen ornamen-
tierter kleiner Nischen und darüber aus noch kleineren Muscheln, die auf Konsolen
ruhen. Darunter die erwähnte historische kufische Inschrift. Die hölzerne Galerie mit
ihrem Dach scheint modern erneuert zu sein, aber den Charakter der alten Bekrönung
des Minarets erhalten zu haben.
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Tafel 41. Aleppo. Aufnahmen von Professor Dr. Ernst Herzfeld. Oben: Schlangen-
relief des Tores der Zitadelle.
Das Schlangenrelief rührt, wie die Masse des Mauerwerks des Tores, von al-Zähir
Ghäzi her. Die beiden Inschriften lehren die Reparaturen, welche al-Malik al-Aschraf Chalil
und der Sultan Barkük an den oberen Teilen vorgenommen haben. Diesem Relief wurde,
wie dem verwandten Drachenrelief des Bäb Talism zu Bagdad und einem nicht viel
jüngeren Relief eines Drachen töters, Chidr Elias, an einem Chan zwischen Sindjär und
Mösul, eine talismanische Bedeutung zugemessen. Die Darstellung besteht aus zwei
Schlangen, die sich verflechten und deren jede einen Kopf mit Ohren und kleinen Flügeln
an ihren beiden Enden besitzt. — Über der zweiten Tür des Torweges befindet sich ein
Relief mit zwei sich gegenüberstehenden Löwen, und an der dritten Tür, die eine lange
Inschrift al-Zähir's trägt, befinden sich zwei Konsolen in Löwengestalt, welche vom Volks-
munde als der lachende und der weinende Löwe bezeichnet werden. Ihr Sinn ist, ab-
schreckend zu wirken; formell haben sie Beziehungen zu den Wappentieren jener Zeit.
Unten: Tür des Müristän al Atik.
Der Erbauer dieses Kranken- oder Irrenhauses ist ein Beamter des Zengiden Nur
al-din Mahmud. Nur al-din hatte von seinem Vater schon Mösul und Aleppo geerbt und
dehnte seine Macht auch über Damaskus und Ägypten aus. An allen diesen Orten entfaltete
er eine große Bautätigkeit, von der indessen nicht sehr viel erhalten ist. So ist auch von
diesem Müristän nur das Portal alt, das Gewölbe darüber und die Holztür sind modern.
Links neben dem Portal wurde z. Z. des Barsbai ein schönes mamlukisches Fenster ein-
gebaut. Der Baustil der Zeit Nur al-din's ist ein bewußt einfacher, der allen Schmuck ver-
meidet und nur durch die Schönheit der Verhältnisse und Massen zu wirken sucht, und
allenfalls Profile verwendet, die der antiken Architektur Syriens entstammen, wie hier in
der Umrahmung der Tür. Dieser Geist erklärt sich aus einer in jener Zeit entstandenen
orthodoxen Reaktion gegen die früher herrschenden schiitischen Einflüsse, eine Reaktion,
die sich auf den verschiedensten Gebieten auch des geistigen Lebens geltend machte.
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Tafel 42. Aleppo. Rechts: Mihräb der Sultanija. Aufnahme von Professor Dr.
Ernst Herzfeld.
Der Bau gegenüber dem Eingang der Citadelle wurde als Schule (madrasa) und
Kloster (takija) von Zähir's Sohn al-Malik al-cAziz im Jahre 620 d. H. gegründet und sollte
auch als Mausoleum seines Vaters diene». Tatsächlich wurde aber der große Sultan in
seiner Madrasa im Vororte al-Makämät beigesetzt. Die Gräber im Kuppelraume östlich
des Haram gehören anderen Ajjubiden an. Im Haram befindet sich die schöne Gebets-
nische, welche aus buntem Porphyr und Marmor hergestellt ist. Dies Material entstammt
antiken Säulen, die zu Platten zersägt sind. Dasselbe trifft für alle Wandverkleidungen
und Pflaster in ganz Syrien und anderen Provinzen zu; die Ruinenstätten des Altertums
boten dafür die heute fast erschöpfte Fundgrube. Der Stil des Mihräbs ist charakteristisch
für die syrische Kunst der Zeit und hat sich von Aleppo und Damaskus ausgehend
auch nach Ägypten und Kleinasien verbreitet, wo er an den Werken der Sultane von
Konia wiederkehrt.
Links: Mihräb der Firdausmoschee. Aufnahme von Professor Dr. van Berchem,
vgl. Voyage en Syrie II1, Taf. 46 rechts.
Das »Paradies« ist der Name der ajjubidischen Mausoleen in al-Makämät und ist
für Daifa Chätün, die Tochter des Malik al-Ädil Saif al-din (Saffadin der Kreuzfahrer) von
Damaskus, des Bruders Saladins, und Gemahlin ihres Vetters al-Zähir Ghäzi, errichtet.
Jahreszahl der Erbauung und des Todes der Sultanin sind nicht überliefert, sie scheint
ihren Gemahl, der im Jahre 615 d. H. starb, überlebt zu haben. Bei ihrem Tode war
der Bau nicht ganz vollendet und blieb in diesem Zustande. Er beherbergt eine Reihe
von Gräbern der Dynastie. Der Gebetsraum enthält den großen Mihräb, welcher stilistisch
die nächste Entwicklung des Typus darstellt, der im Mihräb der Sultanija geschaffen ist.
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Tafel 43. Aleppo. Minaret der Moschee al-Kädi. Aufnahme von Larsson.
Aleppo ist reich an Moscheen der mamlukischen Epoche und rivalisiert darin mit
Damaskus und Kairo. Ihre zahlreichen und vielgestaltigen Minarete geben dem Stadt-
bild einen wesentlichen Zug seines Charakters. Baugeschichtlich unterscheiden sich die
Aleppiner Bauten von jenen, indem sie die einheimische Überlieferung festhalten und
der ägyptischen Mode selbständiger gegenüberstehen. So haben sich die Minarete, wie
der Vergleich lehrt, aus den alten vierkantigen entwickelt, indem die Teilung in ver-
schieden dekorierte Geschosse bestehen bleibt, die Gestalt zuerst teilweise achtkantig,
dann auch vielkantig oder rund wird. Viele dieser Bauten sind inschriftenlos und daher
nicht genau datiert. So auch diese Moschee, welche Djämic al-Kädi oder al-Mihmändar
genannt wird. Sie wird frühestens der Mitte des 9. Jahrhunderts d. H. angehören und
könnte von dem Kadi Muhibb al-din ihn al-Schihna herrühren, der um 845 den Chan
al-Kädi erbaute. Möglicherweise könnte sie auch den gleichen Erbauer haben wie das
unter Känsüh al-Ghüri erbaute Hammäm al-Kädi. Das Minaret erhebt sich hier, wie in
einigen anderen Fällen, über dem Eingang zum Hof der Moschee. Der Sockel ist vier-
kantig und geht in ein achtkantiges Geschoß über, mit Profilen, die sich in Fensterform
verschlingen, ähnlich dem Minaret der Großen Moschee. Die beiden oberen Geschosse
sind zylindrisch, das eine mit senkrechten, das andere mit zackig gebrochenen Rippen. Die
Galerie für den Mu'edhdhin bekrönt das Minaret.
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Tafel 44. Aleppo. Chan Wezir, Ansicht des Torbaues vom Hofe aus. Aufnahme
von Larsson.
Am Ausgang der mamlukischen Epoche entstanden in Aleppo eine Reihe großer
Kaufhäuser (Chan), welche von der Bedeutung des weitausgedehnten Handels der Stadt
Zeugnis ablegen. In jener Zeit, vor dem Sueskanal, mündeten in Aleppo zwei der großen
Welthandelsstraßen. Die eine führte über Dijärbakr oder Mösul durch Nordpersien nach
Zentralasien und China, die andere ging den Euphrat abwärts über Bagdad und den
Persischen Golf nach Indien. Von Aleppo ging der Handel andererseits zu den nord-
syrischen Küstenplätzen und über das Mittelmeer zu den großen italienischen Handels-
emporen Venedig, Florenz und Genua. In den Handelshäusern Aleppos landeten die
Karawanen mit den Schätzen Chinas und Indiens und aus Europa. Die Anlage dieser
Häuser ist einheitlich: ein weiter Hof, in dem die Karawanen beladen und entladen
wurden, mit einem Brunnenhaus in seiner Mitte, ist von hohen, mehrgeschossigen Bauten
umgeben, die die Kontore und Läden der Händler und Wohnungen enthielten. Ein
mächtiger Torbau, sowohl nach der Straße wie zum Hofe hin besonders reich geschmückt,
führt in diesen Hof. Die Architektur in ihrem soliden Steinmaterial, mit dem Wechsel
von Schichten in schwarzem Basalt und gelbem Kalkstein, den reichen Fensterumrahmungen
in geometrischem Ornament, skulpiert oder in eingelegter Arbeit, ist charakteristisch für
die späte der Renaissance in Europa entsprechende Mamlukenzeit, nicht nur in Aleppo,
sondern auch in anderen Städten Syriens und Ägyptens.
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Tafel 45. Aleppo. Utrusch-Moschee. Aufnahme von Professor Dr. Ernst Herzfeld.
Diese Moschee liegt südlich der Zitadelle und nahe der Sultänija am Pferdemarkt.
Sie wurde unter Näsir al-din Faradj in den Jahren 801—811 d. H. erbaut. In ihr wurde
das Freitagsgebet gehalten. Diese Neuerung war bereits durch die vom Gouverneur
Altynbogha unter al-Näsir Muhammed 715 d. H. erbaute Moschee in Aleppo eingeführt.
Auch in der architektonischen Anlage ist diese Altynbogha-Moschee das Vorbild der
Utrusch-Moschee: der Haram der Moschee ist durch eine Reihe starker Säulen in zwei
hintereinanderliegende Querschiffe geteilt, die mit Kreuzgewölben überdeckt sind. Er
öffnet sich in hohen Bogen zu dem kleinen Hof, der rings von entsprechenden hohen
Bogenhallen auf massiven Pfeilern umgeben ist. Die Utrusch-Moschee geht über die
iUtynbogha-Moschee aber hinaus in der Schaffung einer reich durchgebildeten Straßen-
front. Bis zu dieser Zeit haben die öffentlichen Gebäude, wenn sie nicht überhaupt
durch vorliegende Bazare verdeckt waren, ganz glatte hohe Quadermauern, in denen nur
das schön geschmückte hohe und tiefe Portal den Blick anzieht. Hier hingegen ist aus
dem Motiv der mamlukischen Fenster mit ihren Inkrustationen und Reliefrahmen eine
große Fassadenarchitektur entwickelt, sicherlich unter den im Mittelmeergebiet nicht
seltenen abendländischen Einflüssen. Das Minaret löst sich erst vom Dachgeschoß aus
von dem Bau los; es ist achtkantig. Außer der Galerie auf seiner Spitze, die jetzt zerstört
ist, hatte es noch eine mittlere Galerie, über der sich der Schaft verjüngt fortsetzt. Auch
das ist eine Neuerung in Aleppo, die aus Ägypten stammen dürfte.
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Tafel 46. Aleppo. Oben: das Kinnasrin-Tor, von außen gesehen. Aufnahme
von Professor Dr. Ernst Herzfeld.
Dieses südliche und größte Tor von Aleppo ist von einem Ajjubiden an Stelle eines
von den Hamdäniden im 4. Jahrhundert d. H. gebauten Tores angelegt worden. Ob Teile
des ältesten Baues erhalten sind, ist fraglich. Der Torbogen selbst und die oberen Teile
der Kurtinenmauer sind von al-Muajjad Schaich 815—825 d. H., die Breitseite des
rechten Turmes von al-Grhüri 907 d. H. wiederhergestellt worden, wie die an den ent-
sprechenden Stellen angebrachten Inschriften sagen. Das Werk besteht, wie das Zita-
dellentor, aus zwei eng aneinandergerückten Türmen, von denen der linke stark zerstört
ist. Der Torweg führte nur durch den rechten Turm in zweifacher Biegung. Den Turm
selbst nimmt ein überwölbter Breitraum ein mit drei tiefen Nischen und Schießscharten.
Senkrecht dazu schließt sich innerhalb der Mauerlinie ein Bau an, der aus zwei überwölbten
Räumen besteht. Dieser ganze Torweg war durch vier Tore mit Falltüren verschlossen, er
hatte Gußlöcher in den Gewölben, so daß der eindringende Feind vom Zinnengeschoß aus
noch beschossen werden konnte. Die Anlage ähnelt also dem Zitadellentor. Wie alle Tore
besitzt auch dieses ein kleines Heiligtum, das einem Schaich Chalil al-Tajjär geweiht ist.
Unten: Grab des Käit Bai. Aufnahme von Professor Dr. Ernst Herzfeld.
Zu den letzten Bauten des Mittelalters in Aleppo gehören einige mamlukische Gräber
im Vorort al-Makämät. Sie bestehen aus einem quadratischen Raum mit einer Kuppel über
einem Tambour. Das vorliegende Beispiel ist das Gi'ab des Käit Bai, eines Beamten des
Sultans Känsüh al-Ghüri, und ist im Jahre 924 d. H., also unmittelbar nach der Eroberung
durch die Osmanen, errichtet. Die Front ist auf einer Seite, ähnlich der Front der Utrusch-
Moschee, mit Fensterrahmen geschmückt. Ein Inschriftband läuft über diese Nischen und
die trennenden Pfeiler hinweg. Darüber sieht man dreimal das Wappen des Käit Bai: ein
Kreis in drei Zonen geteilt, oben nur eine Raute, in der Mitte ein Becher mit Hieroglyphen
und zwei sehr stilisierten Straußfedern, unten ein kleiner Becher. Das gleiche Wappen kehr!
an dem von Käit Bai in der Stadt errichteten Chan wieder. Diese Wappen gehören den
mamlukischen Beamten und sind ägyptischer Herkunft. Die älteren Zeiten kennen, unter
türkischem Einfluß, nur Wappentiere, wie Löwen, Leoparden, Falken, Adler, Doppeladler.
46
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Tafel 50. Damaskus. Hof der Umajjaden-Moschee. Aufnahme von Dr. Karl
Wulzinger.
Von dem Baukörper der alten Umajjaden-Moschee ist im Laufe der Jahrhunderte
nicht viel, vielleicht nichts übrig geblieben. Alter und vor allem wiederholte große Brände
haben immer wieder Neubauten notwendig gemacht, den durchgreifendsten in jüngster
Zeit nach dem Brande von 1311 d. H. (189B), so daß allmählich fast alle alten Teile durch
jüngere ersetzt sind. Aber die allgemeine Gestalt der Moschee ist geblieben. Den Hof,
an dem im Süden der Haram liegt, umgeben auf den drei anderen Seiten weitgespannte,
hohe Säulenhallen. Über vierkantigen Pfeilern wölben sich Spitzbogen, und über jedem
Bogen liegt ein Fensterpaar. Die Teile, wo diese Fensterpaare durch kleine Säulen ge-
trennt erscheinen, sind die älteren. Ursprünglich schimmerten diese ganzen Hallen, deren
Architektur an byzantinische Formen erinnert, im Glänze von Glasmosaiken auf Goldgrund,
welche von byzantinischen Meistern angefertigt waren. Dargestellt waren landschaftliche
Motive mit Gebäuden und Ornamente. Nur ganz geringe Reste sind übrig geblieben,
und diese vielleicht von späteren Ergänzungen. Die mamlukische Epoche ersetzte die
beschädigten Mosaiken durch Inkrustationen aus Porphyr und buntem Marmor, und als
diese wiederum verfallen waren, schmückte die moderne Zeit Pfeiler und Wände durch
Stuck und Malerei.
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Tafel 52. Damaskus. Rechts: Sälihija, ein Mausoleum. Aufnahme von Professor
Dr. Ernst Herzfeld.
Der nördlich von Damaskus gelegene Vorort Sälihija, von dem man bei seiner
hohen Lage die Stadt und ihre Gärten überblickt, ist der Ort der Gräber der Sultane,
wie solche Gräberorte auch bei Kairo und Aleppo liegen. Fast alle diese Mausoleen stammen
aus ajjubidischer Zeit. Sie bestehen aus kleineren Kuppelbauten, oft mit einem beson-
deren Gebetsraume. Während ihr Außenbau aus Quadersteinen gefügt ist, besitzen sie
innen eine meist einfache Dekoration in Gipsstuck, besonders in ihren Kuppeln. Das vor-
liegende Denkmal ist bei weitem das reichste in seiner Art. Fenster, Türen und Gebet-
nischen sind in üppiger Ornamentik ausgeführt, ein breites kufisches Inschriftband um-
zieht den ganzen Raum, und auch die Rippen des Gewölbes sind durch Ornamentleisten
verziert. Die Art der Ornamentik erinnert an mesopotamische und iranische Bauten, steht
in Damaskus nicht ganz allein, fehlt aber in Aleppo ganz. Leider sind die vielen Inschriften
alle unhistorisch, und keine gibt über den Erbauer oder über den Meister Auskunft.
Links: Bibliothek des Sultans Bäibars. Aufnahme von Dr. K. Wulzinger.
Nördlich der Großen Moschee liegt in einer engen Straße der monumentale Bau
einer Madrasa, die von Bäibars im Jahre 676 d. H. erbaut wurde. Ein hohes Tor mit
reichem Zellengewölbe führt in einen Säulenhof, in dessen umgebenden Räumen heute eine
Bibliothek untergebracht ist. Diese Räume haben bis zur Höhe der Fensterbogen eine
Wandbekleidung aus Marmor und Porphyr in geometrischen Mustern. Über dieser zieht
sich ein Fries aus Glasmosaik auf Goldgrund hin, auf dem landschaftliche und architek-
tonische Motive dargestellt sind. Dieser Kunstzweig war, außer in Jerusalem, gerade in
Damaskus seit der Erbauung der Umajjaden-Moschee beliebt und oft noch später geübt.
Diese Mosaiken der Bäibars-Bibliothek müssen uns heute die Vorstellung von den alten,
verlorenen Mosaiken der Umajjaden-Moschee ersetzen.
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Tafel 54. Damaskus. Rechts: Haus im Quartier Bab Tümä. Aufnahme von
Dr. K. Wulzinger.
Die Dekoration dieses schönen Hauses gehört einer etwas jüngeren Stufe an als
das Haus Lütticke. Seine plastische Stuckdekoration verrät deutlich die Einwirkungen des
französischen Rokoko. Dieser Kunststil war durch französische Botschafter in Konstan-
tinopel eingeführt — man erinnere sich z. B. des Brunnenhäuschens gegenüber dem Eingang
zum alten Serai — und dort beliebte Mode geworden. Von da aus verbreitete er sich auch
in die Provinzen des Reichs. Die gleiche Erscheinung des Siegeslaufes des Rokoko ist
in Iran und Indien zu beobachten. Wenn auch dieser Stil einige sehr reizvolle Werke
hervorgebracht hat, so ist die Tatsache seines Eindringens doch sehr bedauerlich, denn sie
hat dazu geführt, daß die alte einheimische Überlieferung unterbrochen wurde und vielfach
ganz aufhörte, und sie hat daher das Darniederliegen des Kunsthandwerkes in der neuesten
Zeit mit verschuldet.
Links: Straßenbrunnen.
Damaskus verdankt seinen Ruhm als Paradies bei den Arabern seinem Wasser-
reichtum, der das üppige Wachstum seiner Gärten hervorbringt und das Leben in der
Stadt, im Gegensatz zu Jerusalem und Aleppo, so sehr verschönt. Wie die Häuser mit
tließendem Wasser versehen sind, so finden sich auch in den Straßen zahlreiche Brunnen
für die öffentliche Benutzung, alles fromme Stiftungen »fl sabil illähi«. Einen solchen
Brunnen, der etwa vor reichlich 100 Jahren angelegt ist, zeigt das Bild. Die Architektur
mit den zierlichen Säulchen und den Ornamenten der Bogenfelder verrät, wie jenes
Haus, den Einfluß des französischen Rokoko. Bunte Marmorbekleidungen und Inschriften
mit vergoldeten Lettern vervollständigen den Schmuck.
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Tafel 62. Palmyra. Sonnentempel, Blick auf die Sfidostecke der Umfassungs-
mauer. Aufnahme von Bonfils.
Der Sonnentempel von Palmyra ist eine der gewaltigsten Anlagen des Altertums.
Auf einer quadratischen, von Hallen umgebenen, erhöhten Terrasse von 235 m Seiten-
längen, erhob sich der Bezirk. Die Umfassungsmauern sind etwa 16 m hoch, zeigen
eine feine Wandpfeilereinteilung, dazwischen zierliche Fenster und .an den vier Ecken
besonders erhöhte, turmartige Bildungen. Im Innern dieses riesenhaften Quadrats stehen
heute die eng aneinandergeklebten Lehmhäuser eines Araberdorfes, so daß der Über-
blick dadurch sehr gestört wird. Die Säulenhallen im Innern des Vierecks waren auf
drei Seiten doppelt, nur im Westen stand eine einfache Säulenreihe. Im ganzen waren
etwa 390 Säulen vorhanden, von denen noch mehr als 50 aufrecht sind.
Auf dem von den Säulenhallen umschlossenen freien Platz erhob sich majestätisch
das breit nach Osten gerichtete Tempelgebäude. Vor ihm liegen zwei große Wasser-
behälter für die religiösen Waschungen.
Der Tempel ist ein Peripteros von 60 m Breite und 31,50 m Tiefe mit 15 m
hohen korinthischen Säulen, von denen noch 8 erhalten sind. Ein überreich geschmücktes,
10 m hohes Tor führte in das Innere, wo sich heute eine Moschee befindet.
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Holtzinger, Die altchristliche und . ^jk.I»-L_:Ki »1^1 ^J^Vl ^^"U dt^ji -jJ^jU- j*"_p*L.
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Tafel 70. Baalbek. Blick auf das Ausgrabungsfeld und auf den Tempel des
Bacchus. Aufnahme der Kgl. Preußischen Meßbildanstalt.
Der Bacchustempel ist ein rings von Säulen umgebener Bau. An den Langseiten
stehen 15, an den schmalen Seiten 8 Säulen, im Innern der Vorhalle stehen außerdem
nochmals 8 Säulen. Alle Säulen sind 16 m hoch. Der Zwischenraum zwischen der
Tempelwand und den Säulen beträgt 3 m. Der Tempel ist einer der besterhaltenen
Bauten in ganz Syrien; errichtet im 2. Jahrhundert n. Chr. von römischen Architekten,
bildet er den eindruckvollsten Teil des ganzen Komplexes von Tempeln, Hallen und
Propyläen, welche in jener Zeit entstanden sind.
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Tafel 75. Baalbek. Halbrunde Nische in der Halle des Hofes vor dem Tempel
des Jupiter Heliopolitanus. Aufnahme der Kgl. Preußischen Meßbildanstalt.
Von der Halle sind nur noch die drei Stufen und die Rückwand erhalten, die Säulen
aus rotem Granit sind bis auf wenige Reste, das Dach ist ganz verschwunden. Die Rückwand
ist. ähnlich wie im Bacchustempel, durch zweistöckige Architektur gegliedert, die zwischen
flachen korinthischen Pfeilern eingebaut ist und in deren Nischen Statuen aufgestellt
waren. Die halbrunde Bildung der Wand ist eine sogenannte Exedra, in deren Schatten
Ruhebänke standen. Der Hallenhof, zu dem diese Exedra gehört, ist ein Rechteck von
135 m Länge und 113 m Breite, die Säulenschafte waren 7,08 m lang und bestanden aus
einem einzigen Stück ägyptischen Granits.
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Tafel 77. Baalbek. Tempel der Venus. Aufnahme der Kgl. Preußischen Meßbild-
anstalt.
Die Tafel zeigt den Tempel von der am besten erhaltenen Rückseite. Der Bau hat
eine hufeisenartige Grundrißbildung. Der ihn umgebende Sockel zeigt fünf bogenförmige Ein-
ziehungen, welchen in der äußeren Wand fünf Bildnischen entsprechen. Die monolithen
Säulen ruhen auf fünfseitigen Basen und sind von fünfseitigen korinthischen Kapitellen ge-
krönt. Die Wanddekoration im Innern besteht in zweigeschossigen Tabernakeln und einem
Hauptgesims. Die Decke war kuppeiförmig.
Der Venustempel ist eines der schönsten Beispiele des spätrömischen, sogenannten
Barockbaustils. Seine Entstehung fällt etwa in das Jahr 200 n. Chr. In christlicher
Zeit diente er als Kapelle der heiligen Barbara.
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Tafel 81. Gerasa. Oben: Das Triumphtor von Süden. Vgl. dazu Taf. 82 rechts.
Aufnahmen der Expedition Puchstein.
Dieses dreiteilige Tor heißt heute Bäb Amman. Die mittlere Öffnung ist 6,47 m
breit und 12 m hoch bis zum Bogenscheitel. Die kleineren Durchgänge haben etwa die
Hälfte dieser Maße. Die Schmuckformen über dem Gebälk sind herabgestürzt. Die Nord-
seite des Bauwerks ist fast gleich der Südseite erbaut. Die Pforten werden durch zwei
Halbsäulen flankiert, deren Fuß Akanthuslaubwerk zeigen. Die Kapitelle waren korin-
thisch. In den Nischen über den Seitentoren standen einst Statuen. Der Bau dürfte in
das 2. Jahrhundert n. Chr. gehören.
Unten: Der Artemistempel in der Vorderansicht. Vgl. dazu Taf. 84.
Der Tempel liegt auf dem höchsten Punkt der Stadt, eine 78 m lange Treppe von
5 m Breite führt zu ihm hinauf. Er ist von glatten, korinthischen Säulen umgeben,
deren Durchmesser 1,45 m beträgt. Der den Tempel umgebende Platz hat eine Länge
von 160 m bei 115 m Breite. Der Innenraum zeigt eine geräumige Vorhalle mit großem
Hauptportal und zwei kleinen seitlichen Treppenaufgängen, dann einen 11,20 m breiten,
17,10 m langen Saal und am westlichen Ende ein Allerheiligst.es, in dem die Statue der
Göttin stand. Auch hier führen zwei Seitentreppchen nach oben. Der Tempel gehört
mit seinen umgebenden Hallen und dem Propylon in die zweite Hälfte des 2. Jahr-
hunderts n. Chr. und ist in seiner Gesamtanlage eines der großartigsten Beispiele römischer
Tempelbaukunst in Syrien.
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Links: Einzelheit vom Propylon zum Artemistempel, vgl. dazu Taf. 81 unten
und besonders Taf. 85 oben.
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Tafel 83. Gerasa. Ansicht des kleineren Tempels (bet el-tei). Aufnahme der
Expedition Puchstein.
Auch dieser Tempel war ein korinthischer Peripteros. Er hatte acht Säulen in
der Front und elf Säulen an den Langseiten. Heute stellt nur noch eine Säule. Viel-
leicht ist an der Hauptfront noch eine Säulenreihe zu ergänzen, wie dies Schumacher,
a. a. (). S. 31, Abb. 12, tut. Zu beiden Seiten des 4,70 m breiten Tores liegen kleine
Treppenaufgänge. Ein direkter Zugang führte auch von Norden in die Zella, deren Aller-
heiligstes nicht erkennbar ist. Interessant ist die Gliederung der äußeren Langwände mit
halbrunden Nischen, in denen zweifellos Statuen gestanden haben. Große Treppenanlagen,
die auf Gewölben ruhten, führten vom Marktplatz zu diesem Tempel empor.
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Tafel 84. Gerasa. Oben: Großer Tempel der Artemis. Blick auf die Ecke von
SSO. Aufnahme der Expedition Puchstein.
Diese Aufnahme, zu welcher man das Bild Taf. 81 unten nebst Text vergleiche,
zeigt die Langwand des Tempels und gibt damit eine Vorstellung von der Oesamtgröße
der Anlage.
Unten: Südliche Innenwand der Cella des kleineren Tempels (bet el-tei). Man
sieht, daß die Wand mit sehr feinen und vornehm wirkenden Pfeilern gegliedert ist,
wie das in der besten Epoche der römischen Baukunst der Fall zu sein pflegt. Die
Kapitelle waren vermutlich aus Stuck, vielleicht auch aus vergoldeter Bronze hinzugefügt.
Rechts wird die einzige noch aufrecht stehende Säule dieses Tempels sichtbar.
84
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Tafel 86. Gerasa. Oben: Gesamtbild des kleineren Theaters mit Straßenhallen
im Vordergrund, von Nordosten. Aufnahme der Expedition Puchstein.
Das Theater, welches einige für ein Odeum halten, liegt nördlich vom Artemistempel
an einer Seitenstraße und ist nach Nordost gerichtet. Es hat Halbkreisform. Man er-
kennt im unteren Rang noch acht Sitzreihen, im oberen neun. Zwischen beiden Rängen
ist ein breiter Gang. Die Wand desselben zeigt zwölf schön verzierte Nischen. Der
ganze Sitzraum ragt heute noch 12 m hoch über den Boden. Die Breite des Theater-
halbkreises beträgt etwa 23 m.
Unten: Blick in den Sitzraum des größeren, südlichen Theaters zu
Gerasa. Der Untergang dieses schönen Theaters wurde bis vor kurzem dadurch be-
schleunigt, daß die Bewohner des Dorfes Djerasch es als Steinbruch benutzten. Der Durch-
messer des Halbkreises betrug 84,40 m. Um diesen ziehen sich 15 untere Stufen: dann
folgt ein Umgang, und hierauf erkennt man noch 17 obere Reihen. Von der Bühne dieses
Theaters stehen zahlreiche Säulen noch aufrecht. Heute ragt der ganze Bau noch 19 in
über das Trümmerfeld empor. Man berechnet, daß er Raum für 4500 Personen hatte.
86
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^«o'ljlx-j cSjUl. j ojU dül»l (a_* (5*^ • j-^jI «*bl ••*—iL* dl'Aa-j! ^'av J^ ^•ut-'
Arabia Petraea III. ^"(^^L.jj) 4>J (jjjjj j Erdkunde XV. S. 931 ff. il(jOj)
5»-*__-I» Ancient Arcliitecture in Syria, Section A, Part 5, S. 346ff. £J>y j S. 107—114
jVjl .iL:« JTi J^jß C—J)\ ^>Jj\ o-&r# j_J jf (J--=»l »4>j eil (j-^ «U&M <sjb\* **^\ «J»^> jjjl
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Tafel 89. Oben: Hösn Sfiri, Ostfront des Peripteraltempels. Aufnahme der
Expedition Puchstein.
Hösn Sfiri ist eine Ruinenstätte auf einem Berghügel des Libanon östlich von Tarä-
bulus, vgl. Ernest Renan, Mission scientifique S. 130 ff. Dort erhebt sich der auf der
Tafel (oben) abgebildete Antentempel, der auf einem breiten Unterbau errichtet ist, und
in dessen Vorhalle 2 Säulen standen. Neben der Haupttür bemerkt man eine kleine
(nördliche) Seitentür. Die Cella hatte, ähnlich wie im Bacchustempel zu Baalbek, ein
Allerheiligstes im hintersten Teil, zu dem 8 Stufen emporführten. Der Tempel gehört
der frührömischen Epoche an, er ist vielleicht der älteste derartige Bau im Libanon.
Unten: Hösn Suleimän in Nordsyrien. Inneres des Tempelbezirkes des Zeus
mit dem nördlichen Eingangstor, von innen gesehen; der Bau stammt aus dem 2. Jahr-
hundert n. Chr. Aufnahme der Expedition Puchstein. Vgl. hierzu Taf. 90 nebst deren
Beschreibung.
89
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Unten: Bosrä im Haurän. Cavea des Theaters, oberste Zone der Sitzreihen, mit
dem Rest einer einst umlaufenden Halle. Vgl. Taf. 92.
Bosrä (arab. — Festung) hieß im Altertum Bostra und war ursprünglich ein be-
festigter Ort der Nabatäer, der von Kaiser Trajan und seinen Nachfolgern prachtvoll
ausgebaut wurde. Der Ort ist so reich an bedeutenden Bauwerken, daß man ihm auch
den Beinamen Eski-Schäm (Alt-Damaskus) gegeben hat. Er war bis in die arabische
Zeit hinein Mittelpunkt des Karawanenhandels, und bekannt ist die Episode Mohammeds,
der hier von dem Mönch Bahirä als Prophet anerkannt wurde. Die Stadt mit ihrer
hochragenden Burg, ihren Türmen und Minareten macht auch heute noch einen ge-
waltigen Eindruck auf alle Reisenden. Vgl. Text zu Taf. 94. Butler, Ancient architec-
ture in Syria, Section A, Part 4.
91
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Tafel 92. Links: Bosra, rechte Versurenfront des Theaters (vgl. Taf. 91 unten
links). Aufnahme der Expedition Puchstein.
Die Versuren sind diejenigen Teile des Bühnengebäudes, welche an den beiden
Zugängen zum Theaterhalbkreis und zu den untersten Sitzstufen liegen. In Bosrä besteht
diese Wand aus einem hohen Sockel mit drei Tabernakeln, darüber erhebt sich eine Halb-
säulenarchitektur. Nach der Bühne zu schließt ein kräftig modellierter Pfeiler die Versur
ab. Einen Überblick über den ganzen Bauteil gibt auf Taf. 93 die untere Abbildung.
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Tafel 98. Bziza im nördlichen Libanon. Front des Tempels. Aufnahme der
Expedition Puchstein.
Bziza liegt eine Stunde südwestlich von Kasr Naüs (Taf. 91 unten) am Tal des
Nähr el Asfur. Dort steht der sehr reizvolle Tempel ionischen Stils aus römischer Zeit
bei einem maronitischen Dorfe. Er ist ein viersäuliger Prostylos ohne Podium, der auf
einer einzigen hohen Stufe steht. In die Cella führte ein sehr großes Portal mit reicher
Rankenfriesbekrönung, neben ihm liegt links noch eine kleine Türe. Über die Gottheit,
welcher der Tempel geweiht war, ist nichts bekannt.
Unten: Bosrä, Theater. Rechte Versurenfront. Aufnahme der Expedition Puchstein.
Vgl. die Beschreibung der Taf. 92.
93
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Tafel 94. üben: Bosr^ Bogen über einer Straße, von Osten gesehen. Auf-
nahme der Expedition >uchstein.
Unten: Westliches Stadttor von außen.
Die bedeutendsten Ruinen von Bosrä (vgl. Taf. 91) liegen im östlichen Teil der
Stadt, die von einer Mauer im Rechteck umgeben und von rechtwinkligen Straßen durch-
schnitten war. Das westliche Stadttor ist das einzige noch gut erhaltene; gute Pläne
tinden sich bei Brünnow und v. Domaszewski, a. a. O. III, S. 7, nebst genauer Beschreibung.
Das Bogentor über der Straße ist 18 m breit, der mittlere Durchgang hat eine Breite
von 6,29 m. Im Gebiet der Burg liegt ein prachtvolles Theater, ferner sind ein großer
Tempel, eine Therme und Reste großer Säulenstraßen bemerkenswert. Alle diese Bauten
sind vermutlich nach der Eroberung Bosräs durch Kaiser Trajan entstanden (105 n. Chr.).
Die Stadt blieb aber auch im Mittelalter ein wichtiger Karawanenort und Markt; mehrere
Moscheen, darunter die Djämi' el Mebrak und die Omarmoschee, bezeugen ihre damalige
Bedeutung. Vgl. Taf. 91 nebst Text.
Während das obere Bild der Tafel uns ein dekoratives Prachttor im Inneren der
Stadt zeigt, dessen oberer Teil (über den Kapitellen) später roh umgebaut worden ist,
gibt das untere Bild den Anblick eines im Ringe der Festungsmauer eingefügten Ein-
gangs, dessen Formen zeigen, wie die Römer auch militärische Bauwerke in getällige
Formen zu kleiden wußten.
94
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Tafel 95. Felstunnel in Seleucia Pieria (Selefke). Aufnahmen von Dr. K. Wulzinger.
Seleucia Pieria, heute Suweidija, war die Hafenstadt von Antiochia (Antäkija). Das
Hafenbassin ist jetzt ganz versumpft und mit Geröll von den benachbarten Bergen an-
gefüllt. Dieses wußte man im Altertum geschickt zu verhindern, indem man an der
Stelle, wo das Gebirge am dichtesten an den Hafen herantritt, einen gewaltigen Fels-
tunnel anlegte, der das Berggewässer und seine Geschiebe aufnahm und außerhalb der
Hafenzone ins Meer hinausführte. Dieser Ableitungskanal (arabisch dehliz) hat eine Länge
von 1100 m, er ist teilweise unterirdisch, teilweise als offener Kanal angelegt und trägt
an seinen Wänden Inschriften, welche beweisen, daß zuerst Kaiser Titus, später Kaiser
Diokletian diese Anlage hat bearbeiten lassen, die zu den größten Ingenieurleistungen des
Altertums gehört.
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Tafel 97. Oben: Marathus. Felsltapelle el Ma'bed. Aufnahme von Dr. K. Wulzinger.
Vgl. dazu van Berchem und E'atio, Voyage en Syrie II 1, Taf. 74.
Dieses kleine Heiligtum liegt inmitten eines in den Fels geschnittenen Bezirkes
von 55 : 48 m. Es stellt die Formen eines ägyptischen Tempels im kleinen dar, zugleich
ist es das beste Beispiel ägyptischen Einflusses in Phönikien. Für die Einzelformen
vgl. Renan, Mission en Phenicie PL 10 und Perrot, Histoire de Tart III S. 248, Fig. 185 ff.
Unten: Antiochia. Jetziger Zustand des einstigen Hippodroms außerhalb der Stadt.
Reste des Zuschauerraums dieses mehr als 200 m langen Bauwerkes. Die schrägen
Mauerklötze sind vermutlich die Unterbauten von Treppen, die zu den jetzt fehlenden
Sitzreihen emporführten. Aufnahme von Dr. K. Wulzinger.
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Tafel 98. Der Orontes (Nähr el cÄsi) bei Antiochia. Aufnahme von Larsson.
Das Bild gibt einen guten Eindruck von der lieblichen Lage und dem großen
Wasserreichtum der einstigen Hauptstadt der Seleukiden, in der von den antiken Schrift-
stellern zahlreiche kunstvolle Wasserbauten erwähnt werden. Noch zur Zeit des Kaisers
Justinian war der Orontes für den Schiffsverkehr nach Antiochia benutzbar und der Hafen-
kommandant von Seleucia war für die Reinigung des Strombettes verantwortlich. Zur
Zeit der Kreuzritter wurden Lebensmittel auf dem Fluß nach Antiochia gebracht. Heute
gibt es auf dem Orontes keinen Schiffsverkehr mehr außer an der Mündung, die sich
eine halbe Tagereise westlich von Antiochia befindet.
Der Orontesfluß wurde in alter Zeit als ein schöner Jüngling dargestellt, der sich
zu Füßen der thronenden Stadtgöttin erhebt; die Göttin trug eine Mauerkrone und hielt
ein Ährenbündel in der Rechten. Diese von dem Künstler Eutychides geschaffene Gruppe
befand sich unter einem auf vier Säulen ruhenden Dach, wie Münzdarstellungen von
Antiochia beweisen, und bestand nach Angabe der alten Schriftsteller aus vergoldeter Bronze,
Über die Bedeutung Antiochias vgl. H. Thiersch, An den Rändern des römischen
Reiches, München 1911, S. 44 ff;
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Tafel 99. Laodicea ad mare (Lädhikija, Lattakie). Aufnahmen von Dr. K. Wulzinger.
Die Stadt erhielt ihren Namen durch König Seleukos Nikator (312—280 v. Chr.),
der sie so zu Ehren seiner Mutter Laodike nannte. Zum Unterschied von anderen Städten
dieses Namens erhielt sie den Beinamen »am Meer«. Von der griechischen Epoche der
Stadt sind keine Reste mehr sichtbar. Aber aus der späteren Römerzeit haben sich
bemerkenswerte Reste erhalten: ein Tetrapylon (vgl. Taf. 100 oben), das an der Kreuzung
von zwei alten Hauptstraßen lag, und in dem jetzt eine Moschee eingerichtet ist, ferner
bei einer anderen Moschee der Rest einer von Säulenhallen umgebenen großen
Hofanlage (Taf. 99 links) mit korinthischen Kapitellen, an denen sieh die Brustbilder
von Göttern und Göttinnen befanden (jetzt abgemeißelt). Vgl. van Berchem und Fatio,
Voyage en Syrielll, Taf. 58 oben und 12, S. 289.
Die Abbildung der Taf. 99 rechts zeigt Reste einer antiken Straßenhalle,
zwischen deren Säulen moderne Hausbauten eingefügt worden sind.
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