Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
FORTGESCHRITTENE
UNIVERSITÄT KASSEL
Arbeitsgruppenversuch A01
Farbstofflaser
Inhaltsverzeichnis
1 Sicherheitshinweise 2
1.1 Angaben zu den Lasern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.2 Laserspezifische Gefährdungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.3 Gefährdungen des Auges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.4 Laser-Schutzmaßnahmen, Verhaltensregeln . . . . . . . . . . . 3
2 Vorbereitung 5
3 Aufgabenstellung 6
3.1 Aufgabe 1 - Matrizen-Optik
(Versuchsvorbereitend) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
4 Einleitung 8
5 Grundlagen 9
5.1 Energieniveaus in organischen Farbstoffen . . . . . . . . . . . 9
5.2 Laserübergänge in Farbstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
5.3 Allgemeiner Aufbau eines Farbstofflasers . . . . . . . . . . . . 13
5.4 Wellenlängenselektion durch ein Lyot-Filter . . . . . . . . . . 14
5.5 Wichtige Messgrößen der Laserstrahlung . . . . . . . . . . . . 15
5.5.1 Optische Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
5.5.2 Strahldurchmesser und Spotgröße . . . . . . . . . . . . 15
5.5.3 Divergenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
5.5.4 Beugungsmaßzahl M2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
6 Versuchsdurchführung 21
6.1 Aufgabe 2 - Inbetriebnahme des Farbstofflasers . . . . . . . . 21
6.2 Aufgabe 3 - Durchstimmbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
6.3 Aufgabe 4 - Bestimmung von M2 . . . . . . . . . . . . . . . . 22
7 Betriebsanleitung 23
7.1 Inbetriebnahme und Justage des Farbstofflasers . . . . . . . . 23
7.2 Ausschaltprozedur des Farbstofflasers . . . . . . . . . . . . . . 28
8 Hilfestellungen 30
1
1 Sicherheitshinweise
1.1 Angaben zu den Lasern
Im Versuch werden folgende Laser verwendet:
• thermoakustische Effekte:
Verkochung des Gewebes führt zu Dampf, der Zellen sprengen und in
abgeschlossenen gefüllten Bereichen gefährliche Druckwellen hervorru-
fen kann (Auge, Schädel).
• fotochemische Effekte:
Infolge von Laserexposition geringer Energie- und Leistungsdichte tre-
ten funktionelle Veränderungen im histochemischen Bereich des Zell-
stoffwechsels auf, die sowohl die normalen Prozesse fördern, als auch
Abnormitäten erzeugen können.
2
Zudem ist der gesamte vordere Teil des Auges (Hornhaut, Kammerwasser,
Linse und Glaskörper) weitestgehend transparent im Bereich von 400 nm bis
1400 nm. Hier ist die Netzhaut also der ganzen Strahlung ausgesetzt, daher
gelten in diesem Wellenlängenbereich die strengsten Sicherheitsregeln.
• Beim Bücken immer die Augen schließen und von Strahlquelle abwen-
den.
3
Strahlung des Farbstofflasers, daher sind umbedingt die obrigen Ver-
haltensregeln zu beachten.
4
2 Vorbereitung
Literatur:
• D. Meschede: ,,Optik, Licht und Laser”, 3. Auflage (2008) Vieweg &
Teubner, Wiesbaden (Kapitel 1.9 − 2.3). → siehe Anhang!
• Eichler, J., Dünkel, L., Eppich, B., Die Strahlqualität von Lasern, Laser
Technik Journal 2 (2004) 63 − 66. → siehe Anhang!
Themen:
• Gaußsche Strahlen: longitudinales und transversales Profil, Definition
von w0 , z0 , M2 -Wert, Strahlparameterprodukt
5
3 Aufgabenstellung
Der Hauptteil des Versuchs beschäftigt sich mit der Justage und Inbetrieb-
nahme des Farbstofflasers. Im Folgenden sind die einzelnen Aufgaben, die
zur Durchführung des Versuchs gehören, aufgelistet.
Aufgabe 1
Die Berechnungen zur Matrizen-Optik orientieren sich an Beispielen aus D.
Meschede: Kapitel zur Matrizenoptik bzw. Gaußstrahlen. Sie sollen vor dem
Versuch durchgeführt werden, um den Umgang mit den wichtigen Formeln
zur Beschreibung von Laserstrahlen zu erlernen und eine Vorstellung vom
Strahlengang eines Lasers zu entwickeln.
Aufgabe 2
Justieren Sie den Farbstofflaser unter Zuhilfenahme der Justageanleitung 6.1,
zunächst ohne den doppelbrechenden Filter, BRF.
Aufgabe 3
Bauen Sie nun den BRF ein und optimieren Sie die Justage. Überzeugen
Sie sich von der Durchstimmbarkeit des Farbstofflasers. Schätzen Sie den
Farbeindruck der emittierten Strahlung ab und bestimmen Sie den Wel-
lenlängenbereich, in dem der Farbstofflaser eingesetzt werden kann und mit
welcher Leistung.
Aufgabe 4
Bestimmen Sie die Beugungsmaßzahl M2 .
Wie muss die plankonvexe Linse orientiert werden, damit man sphärische
Linsenfehler vermeidet? Überlegen Sie sich, wie eine Auswertung der Daten
auszusehen hat.
6
3.1 Aufgabe 1 - Matrizen-Optik
(Versuchsvorbereitend)
1. Reproduzieren Sie die Linsenmachergleichung“ mit Hilfe der (geome-
”
trischen) Matrizenoptik!
3. In welchem Abstand d hinter der Linse müsste man eine konkave Linse
der Brennweite f = −100 mm positionieren, damit am Ort der Linse
wieder eine ebene Wellenfront entsteht? Nutzen Sie wieder das ABCD-
Gesetz für Gaußmoden! Berechnen Sie zunächst die Matrix für das
Linsensystem und wenden Sie diese auf q0 an. Welche Bedingung gilt
für das Ergebnis q1 , wenn man ebene Wellenfronten hinter dem Linsen-
system erhalten möchte?
Stellen Sie die quadratische Gleichung für d auf und berechnen Sie die
Lösungen für λ = 800 nm und w0 = 2 mm (gern darf Mathematica
o. ä. verwendet werden!). Interpretieren Sie die Lösungen! Welche Art
von optischem Aufbau hat man im Falle des kleineren Wertes für d
realisiert?
7
4 Einleitung
Bei einem Farbstofflaser werden als Lasermedium organische Farbstoffe in
Lösung verwendet. Das Licht einer leistungsstarken Pumpquelle (meist ein
anderer Laser) wird in eine Farbstoffzelle bzw. -küvette oder in einen frei-
en Farbstoffstrahl (Jet) fokussiert. Gepulste Farbstofflaser können mit Hilfe
von Blitzlampen als Pumpquelle realisiert werden. Die starke Fluoreszenz
organischer Farbstoffe kann somit zur effizienten Erzeugung von Laserstrah-
lung verwendet werden. Darüber hinaus besitzen organische Farbstoffe einige
Eigenschaften, die für die Eignung als Lasermediun von Vorteil sind:
Der Versuch soll ein Gefühl für den Aufbau und die Funktionsweise eines
Farbstofflasers vermitteln. Zudem sollen die charakteristischen Eigenschaften
der aus einem optischen Resonator emittierten Strahlung untersucht werden.
8
5 Grundlagen
Die für Farbstofflaser verwendeten, komplexen organischen Farbstoffe verfü-
gen über ein breites Absorptions- und Emissionsspektrum. Sie werden in
Alkoholen oder anderen Lösungsmitteln wie Dimethylsulfoxid gelöst. Die
Energiezufuhr geschieht über optisches Pumpen: Dabei wird der Farbstoff
meistens durch die Strahlung eines anderen Lasers aus dem Grundzustand
in einen elektronisch angeregten Zustand versetzt. Farbstofflaser können so-
wohl im gepulsten als auch im kontinuierlichen Modus betrieben werden.
Im Versuchsaufbau wird ein diodengepumpter Festkörperlaser (engl. diode-
pumped-all-solid-state laser, kurz DPSSL) zum Pumpen des Farbstofflasers
verwendet. Der Pumplaser besitzt einen Nd:YAG-Kristall als aktives Medium
und arbeitet bei einer Wellenlänge von 532 nm.
9
SINGLET STATES
TRIPLET STATES
S
2
T2
ABSORPTION
b ABSORPTION
S
1
INCREASING ENERGY
INTERSYSTEM
B CROSSING
T1
EMISSION
EXCITATION FORBIDDEN
a
CHARACTERISTIC
S LIFETIMES
0
-5
A B a 5 x 10 SEC
-0
B T 5 x 10 SEC
-7 -3
T S 10 TO 10 SEC
10
EMISSION AND ABSORPTION
ABSORPTION BAND
EMISSION BAND
TRIPLET
ABSORPTION BAND
450 500
λ
550 600
WAVELENGTH, nm
Man kann sich das Lasing in einem Farbstofflaser über ein Vier-Niveau-
System erklären:
Da die thermische Energie bei Raumtemperatur sehr viel kleiner ist als die
der Vibrationsübergänge, befinden sich zu Beginn fast alle Moleküle im un-
tersten Schwingungsniveau des elektronischen Grundzustandes S0 . Es wird
dann gemäß dem Franck-Condon-Prinzip das Vibrationsniveau in S1 ange-
regt, welches im Gleichgewichtsabstand von S0 die maximale Aufenthalts-
wahrscheinlichkeit besitzt. Dieses ist im Allgemeinen nicht der Vibrations-
grundzustand von S1 und ist in Abb. 2 mit b bezeichnet. Da die umliegenden
Niveaus ebenfalls eine gewisse, jedoch kleinere Aufenthaltswahrscheinlichkeit
besitzen, ergeben sich die breiten Absorptionsbanden in Abb. 3.
Nach der Anregung geht das Molekül innerhalb von Pikosekunden strahlungs-
los in den Grundzustand von S1 über: b ↔ B. Der strahlungslose Übergang
führt zu einer Umverteilung der Systemenergie. In den meisten Fällen macht
sich die absorbierte Energie in einer Erwärmung der Lösung bemerkbar.
11
hc
λBa = (1)
EB − Ea
h: Planck’sches Wirkungsquantum; c: Lichtgeschwindigkeit; E: Energie
des jeweiligen Niveaus.
12
5.3 Allgemeiner Aufbau eines Farbstofflasers
Abbildung 4 oben zeigt den wesentlichen Aufbau eines kontinuierlich ge-
pumpten cw -Farbstofflasers (engl. continuous wave). Der Resonator besteht
aus drei Spiegeln. Der Auskoppelspiegel (engl. output coupler, O.C.) ist pla-
nar. Er besitzt eine Transmission im Bereich von 10 bis 20 %. Die beiden
hochreflektierenden Spiegel m1 und m2 sind gekrümmt und müssen so jus-
tiert werden, dass ihr Fokus im Farbstoffstrahl liegt. Der Laserstrahl des
Pumplasers wird ebenfalls über einen sphärischen Spiegel m0 in den Jet fo-
kussiert.
wichtige Abstände:
d(m0, Jet) = 51 mm
d(m1, Jet) = 100 mm
d(m2, Jet) = 80 mm
m2
BRF O.C.
m1
m0
Abbildung 4 unten zeigt einen Ausschnitt des cw -Lasers mit der zu-
gehörigen Düsenanordnung für einen laminaren Fluss. Der Farbstoff strömt
aus einer kleinen Düse in Form eines flachen, breiten Films durch den Strahl-
weg. Beide Flächen des Farbstoff-Films verhalten sich wie stabile Ober-
flächen. Zur Minimierung der Reflexionsverluste an den Oberflächen wird
der Jet im Brewster-Winkel justiert. Um die benötigten Intensitäten für die
Laser-Schwelle zu erreichen, muss der Strahl des Pumplasers auf einen Durch-
messer von ∼ (10 − 20) µm fokussiert werden.
13
136 3 Lichtausbreitungin Materie
yon ihrer Ordnung, aber wegen der Dispersion, die auch noch unterschiedliche
Temperatur-Koeffizienten fiir no und n~ besitzt, sind Verz6gerungsplatten ho-
her Ordnung sehr viel empfindlicher auf Frequenz- und Temperaturvariationen
als solche niedriger Ordnung.
Sogenannte Verz6gerungsplatten nullter Ordnung bestehen aus zwei Platten
fast gleicher
5.4 Wellenl Dicke, aber mit Gangdifferenz
ängenselektion durch A/2 ein
oder Lyot-Filter
A/4. Wenn die beiden
Platten mit gekreuzten optischen Achsen aufeinander montiert werden1, dann
Abbildung
werden die5 Einfliisse
links stellt
derzwei Arten
hohen eines Lyot-
Ordnungen bzw. doppelbrechenden
kompensiert Fil-
und eine effektive
Platte niederer Ordnung bleibt iibrig, die geringere spektrale und
ters dar, der unter dem Brewster-Winkel in den Strahlengang eingebracht Tempera-
turempfindlichkeit
wurde. Dieser Filterzeigt. ,,Echte"
besteht Platten nullter Ordnung
aus Verzögerungsplatten, warenihrerseits
welche i. Allg. zu
aus
diinn und schon in der Herstellung zu empfindlich.
doppelbrechenden Materialien bestehen (unteres Bild).
Mit Verzögerungsplatten ist es möglich, den Polarisationszustand von Licht-
Lyot-Filter
strahlen zu manipulieren, indem die optische Achse senkrecht zur Ausbrei-
tungsrichtungVerz6gerung
Die relative der beiden
orientiert wird. Teilwellen
Ordentlicher undin außerordentlicher
einer Verz6gerungsplatte
Strahlder
pro-
Dicke d, deren optische Achse zur einfallenden Polarisation unter dem Winkel
pagieren dann kollinear durch den Kristall jedoch mit unterschiedlichen Ge-
r steht, betr~igt A = 27c(no - n ~ ) d / . ~ und ist wellenl~ngenabh~ngig. Wenn
schwindigkeiten. Ordentlicher- und außerordentlicher Anteil sind durch die
man VerzSgerungsplatten mit Polarisatoren kombiniert, kann man eine wel-
Projektion
lenl~ingen-auf diefrequenzabh~ngige
bzw. optische Achse gegeben.
Transmission erzielen. Solche Anordnun-
gen werden doppelbrechende oder Lyot-Filter genannt. In Abb. 3.36 ist eine
Abbildung 5: Links:
Abb. 3.36 Unten: Lyot-Filter unter
3-Platten-Lyotfilter aus zwei Polarisationsfiltern
Brewsterwinkel Pol im
zur Verwendung 1 und Pol
Laser-
2 Resonator.
sowie einem Kalkspatkristall
Rechts: Transmissionskurven dazwischen (oben). Der
der Einzelkomponenten und einzelne Kalkspat-
des zusammengesetz-
ten Filters aus drei Platten.
kristall kann alternativ durch mehrere Scheiben desselben Materials ersetzt
werden (unten). O.A.
VerzSgerungsplatte (nun- Optische
zweckm~t3ig Achse.
hShererRechts:
Ordnung)Transmissionskurven
unter r der
~ zwischen
einzelnen Komponenten
zwei parallele Polarisatorenundgestellt.
des zusammengesetzten
Nur bei bestimmten Filters. [5]
Wellenl~ngen wirkt
sie z.B. als A/2-Platte und 15scht die Transmission aus.
Die
ZSie relative
werden Verzögerung
h~ufig ∆ beider
,,optischkontaktiert", Teilwellen
d.h. sie werdenauf in einer
zwei doppelbrechenden
sehr gut polierten Fl~hen
(derender
Platte Ebenheit mut]
Dicke d,sehr viel besser
deren sein als
optische eine optische
Achse Wellenl~nge)
den Winkel Φ mitallein
derdurch Adh~si-
einfallenden
onskr~ifteverbunden.
Polarisationsrichtung einschließt, beträgt
d
∆ = 2π(no − nao ) (3)
λ
und ist wellenlängenabhängig. Der Winkel Φ wirkt sich (in Kombinati-
on mit der Plattendicke) auf die Drehung der Polarisation beim Durchgang
durch die Platte aus. Schlussendlich erhält man durch Kombination dieser
Verzögerungsplatten mit Polarisatoren eine wellenlängenabhängige Trans-
mission, siehe Abb. 5 rechts.
14
Die emittierte Laserstrahlung ist durch einfaches Drehen des Filters in einem
großen Wellenlängenbereich frei wählbar, da die optische Achse in der Plat-
tenebene liegt. Die Orientierung im Brewster-Winkel minimiert die Verluste
der transmittierten Wellenlänge.
Photodioden
Photodioden sind Halbleiterdetektoren, in denen einlaufende Photonen in der
sogenannten Raumladungszone Ladungsträger über den inneren Photoeffekt
erzeugen. Wird ein elektrisches Feld angelegt, so werden die Ladungsträger
in der Raumladungszone getrennt und als Photostrom gemessen. Der Pho-
tostrom ist proportional zur Zahl der getrennten Ladungsträger und - un-
terhalb einer Sättigungsschwelle - auch zur Menge der einstrahlenden Pho-
tonen. Photodioden arbeiten sehr genau, sind jedoch auf einen bestimmten,
vom Material abhängigen Wellenlängenbereich beschränkt.
Thermoelemente
Thermoelemente bestehen aus zwei sich berührenden Metallen, die sich in
ihrem thermoelektrischen Koeffizienten unterscheiden. Zwischen ihnen bil-
det sich eine temperaturabhängige Kontaktspannung aufgrund von Strah-
lungsabsorption aus. Sie bieten den Vorteil über weite Wellenlängenbereiche
sensitiv zu sein, sind jedoch anfällig auf Temperaturfluktuationen von außen.
15
In Abbildung 6 links ist das Intensitätsprofil einer gaußförmigen Grund-
mode, der TEM00 -Mode (transversale elektromagnetische Mode), dargestellt.
Der Strahldurchmesser ist hier als der Strahlquerschnitt definiert, für den die
Intensität auf den 1/e2 -Wert der Maximalintensität abgefallen ist. Die Strahl-
taille ω (auch Spotgröße genannt) gibt den Strahlradius an, ist also als halber
Strahldurchmesser definiert.
2r2
T = 1 − exp − 2 (4)
ω
T : transmittierter Anteil, r: Radius der Blende, ω: Strahltaille bzw. Spot-
größe/-size.
16
Beispiel:
Ein 2 mW Laser wird auf eine Blende mit einer Öffnung von dA = 3 mm
zentriert. Die transmittierte Leistung beträgt 1 mW. Das Verhältnis von ein-
gestrahlter zu transmittierter Leistung beträgt also 50 %. Mit Hilfe der Kur-
ve in Abbildung 7 lässt sich ein Verhältnis von Blendendurchmesser dA zu
Strahldurchmesser dB von 0.59 ablesen:
5.5.3 Divergenz
Eine ideale Punktlichtquelle würde im Rahmen der geometrischen Optik
durch eine Sammellinse zu einem parallelen Strahlenbündel gebrochen wer-
den. Da jedoch reale Lichtquellen immer Flächenstrahler sind, führt die Beu-
gung dazu, dass auch ein paralleler Strahl einen gewissen Öffnungswinkel auf-
weist. Die Divergenz einer Strahlungsquelle ist ein Maß für diesen Öffnungswinkel.
Sie kann durch Messung des Strahldurchmessers an zwei Stellen im Strah-
lengang (Punkt 1 und 2) bestimmt werden, siehe Abbildung 8.
17
Abbildung 8: Schema zur Messung der Strahldivergenz. [6]
d2
l ≥ 100 (6)
λ
Für Nahfeld gilt hingegen
d2
l≤ (7)
λ
Bei einigen Lasern wird eine Fläche des Auskoppelspiegels gekrümmt aus-
geführt, um Divergenzeffekte zu minimieren (positive Linse). Der in diesem
Versuch verwendete Farbstofflaser besitzt jedoch einen planen Auskoppel-
spiegel.
18
Abbildung 9: Experimenteller Aufbau zur Ermittlung der Strahldivergenz
unter Verwendung einer Linse (gemäß [6]).
Der Abstand zur Blende wird so gewählt, dass maximale Transmission auf-
tritt (die transmittierte Leistung messen). Als nächstes wird die Blende ent-
fernt und die Leistung des Lasers erneut bestimmt. Bei bekanntem Blenden-
radius r kann mit Hilfe der Transmission der Strahlradius im Fokus ermittelt
werden
s
2r2
w0 = 1
(8)
ln 1−T
Im Fernfeld erhält man bei bekannter Brennweite f die Divergenz aus
dem Verhältnis
w(z) w0
θ= = (9)
z f
5.5.4 Beugungsmaßzahl M2
Eine ideale Gaußmode wird unabhängig von der tatsächlichen Strahltaille
w und dem Divergenzwinkel θ durch das Produkt dieser beiden Größen im
Fernfeld charakterisiert. Dieses sogenannte Strahlparameterprodukt (beam
parameter product, BPP) lautet dann
19
2.3 Gaut3-Strahlen 49
Quantisiert wird dies über die Beugungsmaßzahl M2 , welche für einen
gaußförmigen Strahl
Wir bemerken, daft den Wert
wir eine 1 und
weitere für alle realen
KugelwellenlSsung Laserstrahlen
erhalten, indem wir in einen
(2.22) z dureh den Radius der Wellenfronten 2( z ) -- z - Ro ersetzen, deren
größeren Wert annimmt. Anschaulich gibt M das Verhältnis zwischen dem
R
realenZentrum
(Index nun bei Ro liegt, oder auch, wenn wir adhoc die lineare komplexe
R) und dem idealen SPP-Wert an (Index 0):
Ersetzung (Zo ist eine reelle Zahl)
wR θR
z - * q ( z ) ---- z - izo 2 πwR θR
M = = (11)
w0 θ0haben wirλ den
vornehmen. Auf diese Art und Weise Gauflschen Grundmode 6
bereits konstruiert, wenn wir eine konstante Amplitude ,4o verwenden:
AbbildungE(z,p) Ao
10 zeigtkq(z)
denexp \(i kp2 e ikz"einer Gaußschen Grundmode
Fokusbereich (2.23) mit
den Flächen konstanter Phase (Wellenfronten). Nur im Zentrum werden na-
Wir werden
hezu ebene die hier , , g e erreicht.
Wellenfronten r a t e n e " LSsung in Kiirze
Außerhalb als L6sung
nähern der schnell
sie sich paraxialen
wieder
Helmholtz-Gleichung (2.30) wiederfinden.
einer Kugelform an. Die Krümmung der Wellenfront bzw. dessen Radius R(z)
lautet allgemein R(z) = z[1 + (z0 /z)2 ], wobei z0 der sogenannte Rayleigh-
Parameter ist, der der Entfernung zum Punkt minimaler Strahltaille (defi-
niert als z = 0) entspricht, an der sich die Strahlfläche verdoppelt hat.
20
6 Versuchsdurchführung
Im Folgenden sind die Aufgaben zum praktischen Teil des Versuchs im De-
tail beschrieben (siehe Abschnitt 3). Die einzelnen benötigten Schritte der
Durchführung sollten sich samt der dabei gemachten Beobachtung in der
Abgabeversion des Versuchs wiederfinden.
Aufgabenteil 3.b)
Zur Aufnahme einer Abstimmkurve und der Bestimmung der Bandbreite
werden neben den Ausgangsspektren auch die Ausgangsleistung für das je-
weilige Spektrum bzw. die eingestellte Wellenlänge gemessen.
Dazu wird der Messkopf des Powermeters ca. 15 cm hinter dem Farbstofflaser
mittig in den Strahl gestellt. Die Spektren werden mit Hilfe eines Spektrome-
ters, das an ein Notebook angeschlossen wird, aufgenommen. Es reicht aus
die Spektrometer-Faser schräg auf den Laserspot am Powermeterkopf auszu-
richten und zu fixieren.
(Entfernung ca. 10 cm). Achtung: Die Glasfaser darf nicht geknickt werden!
Die Position der Mikrometerschraube wird der Vollständigkeit halber jeweils
mit notiert.
21
Entsprechen die Einzelspektren in Summe dem des aufgenommenen Gesamt-
spektrums?
22
7 Betriebsanleitung
7.1 Inbetriebnahme und Justage des Farbstofflasers
Im Folgenden wird eine genaue Anleitung zur Justage des Lasers gegeben.
Die in den einzelnen Schritten benannten Bauteile inklusive Nummerierung
sind in Abbildung 11 abgebildet bzw. aufgelistet.
Schritt 1
Zunächst wird die rote Gehäuseabdeckung des Farbstofflasers entfernt. Der
doppelbrechende Filter (birefringent filter, BRF; Nr. 102 in Abbildung 11)
wird durch Lösen der Rändelschraube (Nr. 90) entfernt.
Schritt 2
Nun wird der Kühlwasserzulauf für den Farbstofflaser geöffnet. Der entspre-
chende Wasserhahn befindet sich unter dem Lasertisch und trägt die Be-
zeichnung ,,Trafo” (rechts außen). Hierbei muss beachtet werden, dass der
Wasserhahn nicht ganz geöffnet werden darf. Ca. 1/3-Drehung aus geschlos-
sener Position reicht aus (bis der Hahn etwa senkrecht zur Wand steht).
Schritt 3
Die Farbstoffpumpe an den Strom anschließen. Mit einem kleinen Stück Pa-
pier die Düse des Jets im Resonator so abdecken, dass keine Spritzer der
Farbstofflösung auf die sensiblen Optiken treffen kann, aber der Fluss der
Farbstofflösung nicht blockiert wird.
Schritt 4
Unter ständiger Beobachtung der Druckanzeige wird der Drei-Wege-Kippschalter
betätigt (Vorsicht: Die Druckanzeige ändert sich nicht-linear und immer schnel-
ler!) Der Kippschalter an der Pumpe wird auf Mittelstellung gebracht. Da-
durch wird die Pumpe aktiviert, der Jet ist hingegen noch blockiert. Es baut
sich schnell (¡ 10 sec) ein Druck von ca. 40 psi auf. Ist dieser erreicht wird der
Kippschalter ganz nach oben geschoben, um damit auch den Jet zu starten.
Sollte der Jet ein zwischendes Geräusch machen, ist der Druck nicht richtig
eingestellt und kann nach Absprache mit dem Betreuer geringfügig geändert
werden.
Schritt 5
Das Netzteil sowie das Steuergerät des Pumplasers an den Strom anschlie-
ßen. Das Netzteil über das BNC-Kabel bzw. die Bananenstecker miteinander
verbinden. Für die richtige Polung zeigt die Auswuchtung des Adapters für
23
die Bananenstecker nach unten.
Schritt 6
An beiden Geräten den Kippschalter umlegen. Am Netzteil sollten sowohl
Strom als auch Spannung Null sein. Die LED ,,Power” auf dem Steuergerät
leuchtet rot.
Schritt 7
Bevor der Pumplaser angeschaltet wird, muss der Strahlenaustritt geblockt
sein! Der Pumplaser wird über den Schlüsselschalter angeschaltet. Nun die
Spannung am Netzteil auf 2 bis 3 V regeln. Der Laser startet nach etwa 5 Se-
kunden (die LED ,,Laser” leuchtet grün). Die Zeit zum Aufwärmen beträgt
etwa 15 Minuten.
Schritt 8
Ein weißes Blatt Papier auf Höhe des entfernten BRF in den Strahlengang
bringen, um den Resonator zu blocken und die stimulierte Emission zunächst
zu unterbinden. Anschließend den Pumplaser entblocken.
Schritt 9
Damit die Lasertätigkeit eintreten kann, müssen alle Spiegel, die den Re-
sonator bilden, richtig justiert werden. Als Hilfe für diese Justage dient die
gelbe Fluoreszenz des aktiven Mediums. Alle Fluoreszenzspots sollten auf die
Spiegel zentriert werden. Dazu dienen die Justageschrauben an den jeweili-
gen Spiegelhaltern.
Der Spiegel, mit dem begonnen wird, trägt in Abbildung 11 die Bezeichnung
Nr. 8 und wird im Strahlengang als m1 bezeichnet. m1 soll einen Spot auf
m2 (Nr. 12 in Abb. 11) projizieren. Damit man den Spot beobachten kann,
wird vor m2 ein kleines Stück Papier platziert. Anschließend wird mit den
oben liegenden Justageschrauben (Nr. 95, 96) justiert, bis der Spot mittig
ist.
Achtung: Das Papier kann im Strahlengang des Pumplasers in Brand ge-
setzt bzw. versengt werden! Außerdem ist alleine das Streulicht unangenehm
für das ungeschützte Auge!
Schritt 10
Jetzt wird m1 abgedeckt und m2 auf den Auskoppelspiegel justiert. Da der
Auskoppelspiegel durch seine Halterung verdeckt wird, muss auf einen Trick
zurückgegriffen werden, um die genaue Position der Fluoreszenz auf dem
Spiegel zu beobachten:
Der Raum wird stark abgedunkelt (über die Jalousien) und hinter dem Strah-
24
Abbildung 11: [4] Draufsicht (li.) und Seitenansicht (re.) des Farbstoffla-
sers. 1: Schiene; 8: Spiegel m1 mit den Justageschrauben (95, 96, 97); 10:
Pumpspiegel m0 mit den Justageschrauben (18, 91); 12: Spiegel m2 mit den
Justageschrauben (92, 93, 94); 102: BRF mit der Rändelschraube 90 und der
Mikrometerschraube 101; (99, 100): Justageschrauben des Auskoppelspiegels.
25
lenaustritt des Farbstofflasers ein weißes Stück Papier angebracht. Durch
Streulicht beleuchtet sind die Umrisse des Auskoppelspiegels, seiner Halte-
rung sowie der Fluoreszenzspot gut zu erkennen. Mit den Justageschrauben
(Nr. 92, 94) wird der Spot mittig in der Horizontalen positioniert, in der
Vertikalen hingegen am obersten Rand (siehe Abbildung 12).
Schritt 11
Das Blatt Papier wird nun wieder vor den Auskoppelspiegel in den Strahlen-
gang gebracht, d. h. an die Stelle des BRF. Auf dem Blatt sollten nun zwei
gelbe Spots erscheinen. Diese Spots müssen auf dem Auskoppelspiegel zur
Deckung gebracht werden. Dazu dienen die Justageschrauben (Nr. 95, 96)
an m1 .
Sollte man den zweiten Spot nicht finden, empfiehlt es sich etwas an den ge-
nannten Schrauben zu drehen, bis man einen zweiten Spot sehen kann. Dabei
sollte penibel darauf geachtet werden, das der Ausgangszustand wieder her-
stellbar ist (Umdrehungen und Drehsinn für jede Schraube merken und bei
Bedarf zum Ausgangszustand zurückkehren).
Schritt 12
Das Papier wird entfernt.
Entscheidend ist nun, dass der Strahl, der auf den Auskoppelspiegel trifft, in
sich selbst zurückläuft. Um dies kontrollieren zu können, kann ein Kärtchen
angefertigt werden, das in der Mitte ein Loch besitzt. Durch das Loch kann
das einfallende Licht passieren. Der Rückreflex vom Auskoppelspiegel ist auf
der Rückseite der Karte in der näheren Umgebung des Loches zu finden
(sofern er nicht, wie gewünscht, deckungsgleich mit dem einfallenden Strahl
26
ist).
Die Karte wird auf Höhe der Markierung Nr. 98 in den Strahlengang ge-
bracht. Die Deckungsgleichheit wird durch Justieren des Auskoppelspiegels
an den Justageschrauben (Nr. 99, 100) erreicht.
27
Schritt 13
Die Parallelität der einfallenden und reflektierten Strahlen wird an verschie-
denen Stellen vor dem Auskoppelspiegel im Strahlengang mit derselben Me-
thode kontrolliert.
Schritt 14
Vor die Spiegel m1 und m2 werden nacheinander nochmals sehr langsam
Karten in den Strahl geschoben.
Im Idealfall sieht man dabei einen großen und einen kleinen Spot. Der kleine
Spot stellt den vom Auskoppelspiegel kommenden Rückreflex dar. Dieser ist
abhängig vom Verdeckungsgrad des Spiegels sichtbar.
Die Reflexe sollten bei allen Spiegeln auftreten. Ist dies nicht der Fall, so
muss man die Umgebung des jeweiligen Spiegels mit der Karte absuchen und
den jeweiligen Spiegel nachjustieren, bis der kleine mittig im großen, diffusen
Spot liegt.
Schritt 15
Setzt die Lasertätigkeit nach Schritt 14 noch nicht ein, kann die Spannung des
Pumplasers weiter erhöht werden (maximal 5 V!). Führt dies ebenfalls nicht
zum Ziel, werden bei voller Pumpleistung die Spiegel m1 und m2 sowie der
Auskoppelspiegeln nachjustiert. Die Lasertätigkeit sollte anschließend einset-
zen.
Schritt 16
Hinter dem Strahlenaustritt wird nun ein Powermeter platziert und alle Kom-
ponenten feinjustiert (in der Reihenfolge: Auskoppelspiegel, m1 , m2 ), sodass
die Ausgangsleistung maximal wird.
Falls der Laser nicht stabil arbeitet, d.h. der Strahl flackert, empfiehlt es sich
vorsichtig den Druck der Farbstoffpumpe (wenige psi) zu variieren.
3. Inzwischen den Jet bzw. die umliegenden Spiegel durch Papiere abde-
cken und Jet über den Kippschalter ausschalten.
28
5. Nach den 2 Minuten das Steuergerät und das Netzteil des Pumplasers
mit Hilfe der Kippschalter ausschalten.
Pumplaser: Notaus
Bei einem unerwarteten Fehlverhalten des Pumplasers leuchtet die LED
,,Alarm” rot. Dies bedeutet, dass das Lasersystem in einem anormalen/abweichenden
Zustand läuft. In diesem Fall das Steuergerät mittels Hauptschalter ausschal-
ten. Nach ein paar Minuten kann der Haupt- und Schlüsselschalter wieder
resettet werden, um den Laser neu zu starten.
29
8 Hilfestellungen
Hier wird eine kleine Hilfestellung zur Auswertung des Strahlprofils aus Auf-
gabe 4 basierend auf dem Programm IGOR gegeben. Die Fitprozedur lässt
sich jedoch auch in anderen Programmen (z.B. Origin), sowie Programmier-
sprachen (z.B. LabView, Python) abbilden.
" 2 2 !#
−1 x − xa y − ya 2 · cor · (x − xa )(y − ya )
za +A exp + −
2(1 − cor2 ) xW idth yW idth xW idth · yW idth
Der Fit mit dieser Funktion an die Bilder liefert die Breiten xWidth und
yWidth. Diese Breiten sind allerdings Sigma-Werte, also die Standardabwei-
chungen der Gaußkurve.
Der Fit liefert trotz dem Term ((x-K2)/K3)2 Sigmawerte, denn der Fak-
tor -1/(2*(1-K62 )) enthält die 2, welche als sqrt(2) in die Klammer gezogen
werden kann: ((x-K2)/(sqrt(2)*K3))2
Um von xWidth und yWidth auf die 1/e2 -Breiten zu kommen, die man
für w(z) haben will, muss daher zunächst mit sqrt(2) multipliziert werden
um auf die 1/e-Breite und nochmals mit sqrt(2) multipliziert werden um auf
die 1/e2 -Breite zu kommen.
30
Literatur
[1] Brackmann, U. (2000): Lambdachrome Laser Dyes, 3. Aufl., Lambda
Physik AG, Göttingen.
[4] COHERENT Laser Products Division: 700 Series Ultrafast Dye Lasers
(Handbook, 1986), Palo Alto, CA.
[5] Meschede, D. (2008): Optik, Licht und Laser, 3. Aufl., Vieweg & Teub-
ner, Wiesbaden.
31
D. Meschede: ,,Optik, Licht und Laser, 3. Auflage (2008)
Vieweg & Teubner, Wiesbaden (Kapitel 1.9 − 2.3)
20 1 Lichtstrahlen
Abb. 1.16 Fokussierung eines parallel (links) und schief (mitte: Draufsich# rechts: Seiten-
ansicht) zur optischen Achse einfallenden Strahlenbiindels.
1.9 Matrizenoptik
Wegen der geradlinigen Ausbreitung l~ifitsich ein freier Lichtstrahl rechnerisch
wie eine Gerade behandeln. In der Optik sind Systeme mit axialer Symmetrie
besonders wichtig, und der einzelne Lichtstrahl wird dann dutch den Abstand
und die Steigung relativ zur Achse vollst~indig beschrieben (Abb. 1.17). Wenn
das System nicht rotationssymmetrisch ist, zum Beispiel nach dem Durchgang
durch eine Zylinderlinse, dann kSnnen wit mit derselben Methode zwei un-
abh~ingige Anteile in x- und y-Richtung betrachten.
Die Modifikation der Strahlrichtung durch optisehe Komponenten -- Spiegel,
Linsen, dielektrische Fl~ichen -- wird bei der Brechung durch einen trigonome-
trischen und daher nicht immer ganz einfachen Zusammenhang beschrieben.
Ffir achsnahe Strahlen kann man diese Funktionen h~iufig linearisieren und da-
mit die rechnerische Behandlung enorm vereinfachen. Das wird zum Beispiel
bei der linearisierten Form des Brechungsgesetzes (1.2) deutlich:
n101 = n202 (1.14)
Diesen Umstand haben wir uns schon bei der Anwendung des Fermatschen
Prinzips auf eine ideale Linse zunutze gemacht. Achsnahe Strahlen erlauben
auch den Gebrauch yon Kugelfl~ichen fiir Linsen, die erheblich einfacher her-
zustellen sind als die mathematischen Idealfl~ichen. Dariiber hinaus sind die
Idealsysteme i. Allg. nur ffir ausgew~ihlte Strahlensysteme ,,ideal", leiden an-
sonsten wie andere Systeme an Bildfehlern.
1.9 Matrizenoptik 21
Weil wir die Modifikation eines Lichtstrahls durch optische Elemente in dieser
N~herung durch lineare Transformationen angeben kSnnen, sind Matrizen ein
bequemes mathematisches Hilfsmittel zur Berechnung der fundamentalen Ei-
genschaften optischer Systeme. Die Entwicklung dieser Methode hat zu dem
Begriff Matrizenoptik gefiihrt. Die Transformationsmatrizen lassen sich fiir die
Strahlenoptik sehr anschaulich einfiihren. Entscheidende Bedeutung haben sie
aber erlangt, weil sich ihre Form fiir die Behandlung achsnaher Strahlen nach
der Wellenoptik (s. Kap. 2.3.2 ) nicht ~ndert! Dariiber hinaus ist der Forma-
lismus auch fiir andere Formen der Optik wie ,,Elektronenoptik" oder noch
allgemeiner ,,Teilchenoptik" verwendbar.
Etwas komplizierter ist die Modifikation durch eine brechende optische Flgche.
Da~u betrachten wir die Situation yon Abb. 1.18 a), in der zwei optisehe Me-
dien mit Brechungsindizes nl und n2 durch eine kugelf6rmige Grenzfl/iche mit
Radius R voneinander getrennt sind. Wenn der Radiusvektor mit der z-Aehse
den Winkel r bildet, dann f~llt der Liehtstrahl offenbar unter dem Winkel
01 = O~1 -~- q~ auf die Grenzfl~ehe und ist mit dem Ausfallswinkel 02 = c~2 + r
durch das Brechungsgesetz verknfipft. In der paraxialen N~herung gilt naeh
Gl.(1.2) nlO1 ~- n202 und r _~ r l / R sowie an der Grenzflache rl = r2, so daft
man schliefilich erhalt:
n1(o1§ n2(o2§
22 1 Lichtstrahlen
(r2)(~2 = B ( )C~l
rl = ( nlTt2__/~--I
n2 ~22n~0)()c~1
rl (1.16)
1.9.2 ABCD-Matrizen
Die wichtigsten optischen Elemente kann man durch ihre auch als ABCD-
M a t r i z e n bezeichnete Transformationen angeben,
~ ,11 ,
Bevor wir die Linse und andere Beispiele n/~her untersuchen, miissen wir noeh
einige Konventionen festlegen, die in der Matrizenoptik iiblicherweise verwen-
det werden:
9 1: Die Strahlrichtung 1/iuft yon links nach rechts in positiver Richtung der
z-Achse.
1.9 Matrizenoptik 23
9 2: Der Radius einer konvexen Fl~iche ist positiv, R > 0, derjenige einer
konkaven Fl~iche negativ, R < 0.
9 3: Die Steigung ist positiv, wenn sich der Strahl von der Achse entfernt,
negativ, wenn er sich darauf zubewegt.
9 4: Eine Gegenstands- oder Bildweite ist positiv (negativ), wenn sie vor (hin-
ter) dem abbildenden Element liegt.
Tab. 1.2 W i c h t i g e A B C D - M a t r i z e n
24 1 Lichtstrahlen
Wir rechnen nun die Linsenmatrix L explizit nach Gl.(1.18) aus und beriick-
sichtigen den Brechungsindex nLua = 1 in Gl.(1.14) und (1.16):
( ( l n - l n~ ( ) nd )
1 _ 1 _ n--l) l+n--1 d
L-- (n-l) ~ ~ RR'n n -~
Der Ausdruck macht zun~ichst einen komplizierten und wenig niitzlichen Ein-
druck. Er erlaubt uns zwar die Behandlung auch sehr dicker Linsen, am wich-
tigsten sind aber die fiberwiegend verwendeten diinnen Linsen, deren Dicke d
klein ist gegen die Kriimmungsradien R, R ~ der Oberfl~ichen. Mit d/R, d / R ~<<
1 oder durch direkte Multiplikation B~B erhalten wir die viel einfachere Form
L--
( (n-l) -
~
1
:D -- - ( n - 1) ( R ' R) (1.19)
wobei das Vorzeichen so gew~ihlt wurde, daft Sammellinsen eine positive Brech-
kraft besitzen. Die Brechkraft ist identisch mit der inversen Brennweite, 7) --
1/f. Die Brechkraft 7) wird in Dioptrien (1 dpt -- 1 m -1) gemessen.
Um die Interpretation von Gl.(1.20)
zu untermauern, betrachten wir
ein Strahlenbiindel, das von einer
Punktlichtquelle G auf der z-Achse
(Abb. 1.19) stammt. Ein solches
Strahlenbfindel kann im Abstand g
Abb. 1.19 Punktabbildung mit einer Linse. von der Quelle nach
o( )1 ,1 1,
besehrieben werden. Wir berechnen die Wirkung der Linse in der Form
=a = . (1.22)
a 1 -g/f
1.9 Matrizenoptik 25
Die Linse transformiert das einfallende Strahlenbiindel in ein neues Biindel, das
wieder die Form (1.21) besitzt. Es konvergiert fiir a ' < 0 zur Achse, schneidet
sie im Abstand b > 0 (Regel 4!) hinter der Linse und erzeugt dort ein Bild der
Punktquelle. Wenn b < 0 gilt, dann liegt das virtuelle Bild der Punktquelle
vor der Linse und die Linse besitzt die Eigenschaften einer Zerstreuungslinse.
Durch Koeffizientenvergleich kSnnen wir aus G1. (1.22) den Zusammenhang von
Gegenstandsweite g und Bildweite b bei der Linsenabbildung gewinnen:
1 1 1
-- + (1.23)
Diese Gleichung ist die bekannte Grundlage ffir optische Abbildungen. Wir
kommen auf das T h e m a in Kap. 4 ausfiihrlicher zurfick.
1.9.4 Linsensysteme
Die Matrizenmethode erlaubt es, auch die Wirkung eines Systems aus zwei
verschiedenen Linsen mit Brennweiten fl und f2 im Abstand d zu untersuchen.
Wir multiplizieren die ABCD-Matrizen nach G1. (1.20) und (1.14) und erhalten
die Matrix des Systems M
M = L2TLI
=( -1//2
1
1 0 i
1 o)=
-I/I~ i
(1.24)
=
- i-Td
26 1 Lichtstrahlen
Das System von zwei Linsen ersetzt eine einzelne Linse mit der Brennweite
1 1 1 d
--f : -~2 + f l flf2 (1.25)
Wir betrachten zwei interessante Grenzf~lle:
(i) d << fl,2. Zwei Linsen, die ohne Zwischenraum hintereinander ,,geschaltet"
werden, addieren ihre Brechkrafte, M _~ L2L1 mit :D -- :D1 + Z)2. Dieser Um-
stand wird beispielsweise bei der Anpassung yon Augenglasern genutzt, wenn
Brechkraft solange kombiniert wird, bis die geeignete Brillenst~ke gefunden
worden ist. Eine bikonvexe Linse kSnnen wir offensichtlich aus zwei plankon-
vexen Linsen zusammensetzen und erwarten, dab dabei die Brennweite des
Systems halbiert wird.
(ii) d = fl § f2. Wenn die Brennpunkte aufeinanderfallen, wird ein Teleskop
realisiert. Insbesondere wird ein paralleles Strahlenbfischel mit Radius rl in
ein ebenfalls paralleles Strahlenbfischel mit dem neuen Durchmesser ( f 2 / f l ) r l
aufgeweitet oder kollimiert. Die Brechkraft des Systems verschwindet nach
G1.(1.25), ~ --0. Solche Systeme werden afokal genannt.
Dfinne Linsen gehSren zu den ~iltesten optischen Instrumenten und haben je
nach Anwendung zahlreiche Bauformen. Weft es dabei vor allem auf die Linsen-
fehler ankommt, widmen wir den Bauformen einen eigenen Abschnitt (4.5.1).
ergiinzt und ist dann auch zu einem System aus 2 Hohlspiegeln mit Radien
rl,2 -- 2fl,2 iiquivalent (Abb. 1.20):
C D
( i 0)(1,)(
-1/f2 1 0 1 -1/fl
1 0)(1,)
1 0 1
(1 -1/f2
,)(1
1- d/f2 -1/fl
,)
1- d/fl
Abb. 1.21 Stabilitdtsdiagramm fiir Linsensysteme (Brennweiten f1,2) und optische Reso-
natoren (Radien rl,2) nach Bedingung (1.27). Im schra~erten Bereich befinden sich die
stabilen Resonator-Konfigurationen. Die gestrichelten Linien geben die Position der konfo-
kalen Resonatoren an (d -- (rl + r2)/2). Die symmetrisch planparallelen, konfokalen und
konzentrischen Resonatoren nehmen die Positionen 1,2,3 ein.
C,~D,~ CD
verursachen. Diese Matrix kann algebraisch ausgewertet werden, wenn wir
zun/ichst
Dieses Ergebnis legt ein Stabilit~tskriterium ffir den Betrieb eines Lichtleiters
aus Linsensystemen fest, und das zugehSrige wichtige Stabilit~tsdiagramm ist
in Abb. 1.21 dargestellt. Es wird uns noch genauer besch/ff-I;igen, weil damit
die Vielfaehreflexion zwischen den Hohlspiegeln eines optisehen Resonators
(Kap. 5.6) beschrieben werden kann.
Man kann nach Kapitel 1.7 und mit Hilfe der Wellenzahlkonstanten K -- 2~r/A
(Gl.(1.12)) eine einfache ABCD-Matrix fiir die Transformation eines Strahls
durch eine Gradientenfaser der L~inge ~ angeben:
G--( cosK~ K - I sinK~ ) (1.28)
- K sin K t cos Kg
Mit kurzen Faserstiicken (6 < A/4) kann man auch diinne Linsen realisieren
und zeigen, daft der Brennpunkt bei f = K -1 cot Kg liegt. Diese Komponenten
werden als GRIN-Linsen bezeichnet (s. auch Beispiel S. 16).
Die traditionelle Optik, die mit Lichtstrahlen arbeitet und Thema dieses Bu-
ches ist, war begriffiich in j eder Hinsicht ein Vorbild ffir die ,,Teilchen-Optik",
die mit der Erforschung von Elektronenstrahlen und radioaktiven Strahlen um
das Jahr 1900 herum begann. Die Strahlenoptik beschreibt die Ausbreitung
von Lichtstrahlen, deshalb ist es naheliegend, die Analogie in den Trajektorien
1.10 Strahlenoptik und Teilchenoptik 29
von Teilchen zu suchen. Wir werden aber im Kapitel fiber Koh~irenz und In-
terferometrie (5) sehen, dab auch der Wellenaspekt der Teilchenstrahlen ganz
entscheidend durch die Begriffe der Optik gepr~gt ist.
Um die Analogie explizit herzustellen, halten wir uns an die 0berlegungen zum
Fermatschen Prinzip (Abschn. 1.5), denn dort wird ein Zusammenhang zwi-
schen der Lichtgeschwindigkeit und dem Brechungsindex hergestellt. Besonders
einfach ist der Zusa.mmenhang, wenn sich ein Teilchen in einem konservativen
Potential (Potentielle Energie Epot(r)) bewegt, wie zum Beispiel ein Elektron
im elektrischen Feld. Wegen der Energieerhaltung
Ekin(r) -~- Epot(r) = Etot
kSnnen wir aus E k i n ---- my2~2 sofort folgern:
= ./ 2 E -
v(r) V ~ ( tot Epot(r))
falls sich die Teilchen nicht zu schnell bewegen und wir die klassische Newton-
sche Mechanik anwenden kSnnen. (In einem Teilchen-Beschleuniger ffir hohe
Energien muB man die spezielle Relativitiitstheorie verwenden.)
Wir kSnnen einen effektiven relativen Brechungsindex festlegen durch
v(rl) _ nor(r2) _ v/(Etot- Epot(r2))
v(r2) neff(r1) v/(Etot- Epot(ri) )
Er muB wie beim Licht eine zus~itzliche Bedingung erffillen, um absolut festge-
legt zu werden. Zum Beispiel kSnnen wir fordern neff -- 1 ffir Epot -- 0. Damit
ist aber auch schon klar, dab neff sehr stark yon der Geschwindigkeit auBerhalb
des Potentials abh~ngig ist - die Teilchenoptik besitzt stark chromatische Ei-
genschaften! Der tiefere Grund ffir diesen Unterschied ist der unterschiedliche
Zusammenhang zwischen kinetischer Energie E und Impuls p ffir Licht und
ffir massebehaftete Teilchen, der ebenfalls als Dispersionsrelation bezeichnet
wird, wobei wir uns auf den nichtrelativistischen Fall (v/c << 1) beschr~nken:
Licht E = pc
Teilchen, nichtrelativistisch E -- p2 / 2 m
In geladenen Teilchenstrahlen kann aber dutch Beschleunigung eine schmale
Geschwindigkeitsverteilung pr~pariert werden, so dab der Unterschied nicht
ins Gewicht fallt. Die grope Geschwindigkeitsbreite von thermischen Strahlen
neutraler Atome ruft aber erhebliche Probleme hervor. Allerdings kann de-
ren Geschwindigkeitsverteilung mit sogenannten Dfisenstrahlen oder durch La-
serkfihlung (s. Kap. 11.6) so manipuliert werden, dab man damit sogar ,,Atom-
optik" betreiben kann [91]. In Abb. 1.22 haben wir einige wichtige Bauelemente
der Elektronen- und Atomoptik vorgestellt.
30 1 Lichtstrahlen
Abb. 1.22 Teilchenoptische Linsen. Oben: Sogenannte ,Einzellinse" fiir die Elektronenoptik
mit AquipotentialflSchen qU [132]. Das Potential wird durch die symmetrische Anordnung
aus drei leitfdhigen Elektroden, yon denen die dufleren auf gleichem Potential liegen, er-
zeugt. Unten: Magnetische Linse fiir die Atomoptik mit Aquipotentialfldchen I#" BI [91].
Ein axialer magnetischer Hexapol wird aus Kreissegmenten gebildet, die aus homogen ma-
gnetisierten Dauermagneten (zum Beispiel NdFeB oder SmCo) gefertigt werden. Der Betrag
des Magnetfeldes steigt in radialer Richtung quadratisch an.
Aufgaben 31
Aufgaben zu Kapitel 12
1.1 S o n n e n b i l d e r Im Schatten eines dicht belaubten Baumes (an den Spalten eines Rol-
laden, ...) beobachtet man bei klarem Himmel zahlreiche runde Lichtflecke. Was stellen sie
dar? Wie hfiagen sie v o n d e r Form der Blattlficken ab?
1.2 S p i e g e l b i l d e r Wieso sieht man im Spiegel links und
rechts vertauscht, aber nicht oben und unten?
1.3 Sind p a r a b o l i s c h e Spiegel p e r f e k t ? Betrachten Sie
einen sp~rischen Spiegel mit Radius R und zur Linken der
y-Achse und geben Sie die Parabel an, die sich bei x -- - R
anschmiegt (Abb. 1.23). Licht, das in der -x-Richtung pro-
pagiert, wird von den Spiegeln fokussiert. Vergleichen Sie
die Eigenschaften des sph~rischen und des parabolischen
Spiegels, indem Sie ein zur Spiegelachse paralleles Strah-
lenbfindel betrachten und den Brennpunkt als Funktion des
Abstandes y << R v o n d e r Achse bestimmen. Wie unter- Abb. 1.23 Reflektion am pa-
scheiden sich qualitativ die Bilder eines parallelen Strah- rabolischen und am sph~ri-
lenbfindels, das unter einem kleinen Winkel zur x-Achse schen Spiegel.
propagagiert, fiir die beiden Spiegeltypen?
Abb. 1.25 Bauteile eines Refraktometers nach Abbe. S: Streuscheibe; P1,2: Prismenpaar; f:
Brennweite der Linse; Sch: Beobachtungsschirm
1.5 R e f r a k t o m e t e r Mit dem abbeschen Refraktometer wird der Brechungsindex von Flfissig-
keiten bestimmt-. Dazu tupft man ein TrOpfchen der zu untersuchenden Flfissigkeit anf ein
Glasprisma und klappt dann ein zweites Prisma darauf. Mit einem Drehknopf (Winkel c~
in Abb. 1.25) wird das Doppelprisma solange gedreht, bis im Blickfeld eines Okulars eine
scharfe Grenze zwischen Licht und Dunkelheit erscheint. Die Brechzahl kann dann aus dem
2MusterlSsungen kSnnen von Dozenten beim Autor erbeten werden
32 1 Lichtstrahlen
Drehwinkel bestimmt werden. (Manchmal zeigt die Skala am Drehknopf direkt die Brechzahl
der Fliissigkeit an, manchmal auch den Zuckergehalt einer LSsung). Erlautern Sie die Funk-
tionsweise des Ger~tes. Wenn n die Brechzahl der Glasprismen ist, welcher Wertebereich
yon Brechzahlen der Fliissigkeit liit~t sich dann mit dem Instrument messen?
1.6 H a l o Die haufigste Haloerscheinung ist ein Ring um Sonne oder Mond mit 22 ~ Off-
nungswinkel, ganz schwach gef~rbt mit Rot innen. Eis hat die Brechzahl 1,31. Nadelf6rmige
Eiskrist~lchen, wie sie sich in der Hochtroposph~e bilden, haben vorwiegend Prismenform
mit gleichseitig-dreieckigem Querschnitt. Wie kommt der 22~ zustande?
1.7 F e r m a t s c h e s P r i n z i p Das Fermatsche Prinzip kann vereinfacht wie folgt ansgedriickt
werden: Von einem Punkt zum n~chsten w~hlt Licht den Weg, der die geringste Zeit in
Anspruch nimmt. Leiten Sie ausgehend von diesem Prinzip das Reflexions- und das Bre-
chungsgesetz her.
1.8 L i c h t k r i i m m u n g Leiten Sie das Krfimmungsmafi (die zweite Ableitung des Strah-
lengangs) eines Lichtstrahles in einem Medium mit stetig ortsabh~ngiger Brechzahl rein
geometrisch-optisch her. Vermeiden Sie zunachst den Fall, daft der Strahl senkrecht zum
Gradienten von n l~uft.
1.9 A b l e n k u n g i m P r i s m a (I) Bei symmetrischem Durchgang durch ein Prisma ist die
Ablenkung minimal. Zeigen Sie, dab diese Eigenschaft allein aus der Umkehrbarkeit des
Lichtweges folgt.
1.10 A b l e n k u n g i m P r i s m a ( I I ) Zeigen Sie, da~ der Brechungsindex aus der minimalen
Ablenkung 6min eines Lichtstrahls durch ein symmetrisches Prisma bestimmt werden kann
nach n -- sin [(~min + a ) / 2 ] / s i n (c~/2). Wie w~hlt man a, um hSchste Pr~zision zu erzielen?
1.11 P e n t a p r l s m a Im Pentaprisma wird ein Lichtstrahl durch
zweifache Reflektion u m / 3 -- 90 ~ abgelenkt (Abb. 1.26). Wel-
chen Winkel c~ miissen die Prismenfl~chen im symmetrischen
Pentaprisma bilden? Ist Totalreflektion fiir Glas (n=l,5) mSg-
lich? Untersuchen Sie die Abh&ngigkeit des Ablenkungswinkels
ffir kleine Verkippungen ~r gegenfiber dem Idealfall und ver-
gleichen Sie mit dem rechtwinkligen 90~ s. Abb. 1.7.
1.12 G l a s f a s e r n (I) Eine Quarz-Glasfaser habe einen Kern
Abb. 1.26 Strahlengang im mit Brechungsindex nl = 1,465 und einen Mantel mit Bre-
Pentaprisma. chungsindex n2 = 1,4500. Bestimmen Sie die grSt]te Winke-
lapertur (halber Offnungswinkel des Lichtkegels, der anf die
Faser tritft) fiir die das Licht durch die gera~ie Faser transmittiert wird. Der Kern habe
einen Durchmesser von 50 #m. Wie grot3 ist der kleinste Kriimmungsradius, urn den die
Faser gebogen werden darf, bevor es zu starken Lichtverlusten kommt?
1.13 M o d e n d i s p e r s i o n Betrachten Sie einen optischen Puls mit der Liinge T. Wenn die
Lichtenergie gleichmiitlig auf alle Winkel unterhalb des Grenzwinkels der Totalreflexion ver-
teilt wird, werden die einzelnen Strahlen auseinanderlaufen und verschieden schnell entlang
der Faserachse propagieren. Wie lange diirfen die Pulse auf einer typischen Glas-Stufenfaser
dauern, damit sich die Pulsliinge auf einer Laufstrecke g u m nicht mehr als 50% erhSht?
1.14 A s t i g m a t i s m u s Welche Abbildungseigenschaften hat eine Zylinderlinse (brechende
Fl~che gleich Ausschnitt eines Zylindermantels)? Kann man mit zwei Zylinderlinsen punkt-
f6rmig abbilden? Sind sie dann ganz ~quivalent zu einer sph~rischen Linse? Erliiutern Sie,
warum die Optiker statt von Astigmatismus auch von einem Zylinderfehler reden!
Aufgaben 33
1.15 B r e n n w e i t e n b e s t i m m u n g Uberlegen Sie, wie man die Brennweite einer Linse schnell
sch~itzen kann, und wie man sie genau bestimmen kann. Falls Sie Brillentr~iger sind, probieren
Sie es mit Ihrer Brille aus. Wieviele Dioptrien haben Ihre Glaser?
1.16 N e w t o n - G l e i c h u n g Zeigen Sie rechneriseh und geometrisch, dab die Gleiehung fiir
die Linsenabbildung (1.23) ~tquivalent ist zu (g - f ) ( b - f ) = f2. (S. auch G1. (4.1).)
1.17 Schiil"fentiefe Wie groi3 ist die Sch~irfentiefe bei der Abbildung durch den Hohlspiegel?
Wie definieren Sie die Schiirfentiefe sinnvoll fiir die Beobachtung des Bildes mit blof~em Auge
bzw. ffir die Photographie? Wie kann man sie steigern?
1.18 L i n s e u n d G l a s p l a t t e Nutzen Sie die ABCD-Gesetze, um den Einfluf~ einer Glasp-
latte mit der Dicke d auf eine Linse mit f > d zu bestimmen, wenn sie sich innerhalb der
Brennweite befindet. Verwenden Sie diesen Zusammenhang, um die Brechzahl der Glasplatte
zu bestimmen. Sch~tzen Sie die Genauigkeit der Methode ab.
1.19 G l a s f a s e r n ( I I ) Eine kleine Glaskugel (Radius R, Brechzahl n), welche vor der Ein-
gangsfacette einer Glasfaser platziert wird, kann dazu dienen, Licht in die Faser einzukop-
peln. Berechnen Sie die ABCD-Matrix fiir eine Glaskugel und die Transformation eines
kollimierten Lichtstrahls, der dutch die Glaskugel tritt. Diskutieren Sie die optimalen Para-
meter (R, n) fiir die Kugel, werm Lieht mSglichst effektiv in die Faser eingekoppelt werden
soll. Verwenden Sie als realistisches Beispiel die Glasfaser-Werte aus Aufg. 1.12.
1.20 D e t e r m i n a n t e tier A B C D - M a t r i z e n Die Determinanten der Translationsmatrix T
(G1. 1.15) und der Brechungsmatrix B (G1. 1.16) sind ITI = 1 und IBI = n l / n 2 . Zeigen Sie,
daf~ fiir die Linsenmatrix ILl = 1 gelten muff. Leiten Sie daraus ferner die Bedingung fiir
dfinne Linsen ab, die Newton-Cleichung ( f - g ) ( f - b) -- f2.
1.21 G R I N - L i n s e n Zeigen Sie, da~ ein kurzes Stiiek einer Gradientenindex-Faser mit einer
L~nge s < A/4 (A: Pendell~inge, G1. 1.12) mit der ABCD-Matrix (1.28) als eine dfinne Linse
mit Brennweite f = K -1 cot Ks verwendet werden kann.
1.22 D i c k e L i n s e n u n d H a u p t e b e n e n Bei der Bildentstehung muff auch ffir eine dicke
Linse das Ergebnis aus dem Beispiel auf S. 25 gelten, b D + g A + b g C + B = 0. Hier bezeichnen
{b, g) die Gegenstands- und Bildentfernung von den Sehnittpunkten der Linse mit der z-
Aehse. Dann k6nnen wir in der ABCD-Matrix C = - 1 I f mit der Brennweite identifizieren.
Zeigen Sie zun~hst, daf~ dann gilt ( J A - g ) ( f D - b) = f2. Wo liegen die Brennpunkte der
dicken Linse? Schreiben Sie die Gleichung urn in der Form [f - (g - gp)][f - (b - bp)] =
f2. Die Punkte {bg, g p } bezeichnen die Lage der konjugierten Ebenen oder Hauptpunkte.
Interpretieren Sie ihre Bedeutung und geben Sie dazu die zugehSrige Newton-Gleiehung an.
1.23 G ~ r t n e r l a t e i n ? Manehe G~irtner raten ab, Blumen bei Sonne zu gief~en, weil die
Brennglaswirkung der Tr6pfehen anf den Bl~ittern diese zerst5re. Was sagen Sie?
1.24 Stabilittit in k o n f o k a l e n R e s o n a t o r e n Zeigen Sie, daf~ im Stabilit~itsdiagramm
(Abb. 1.21) die konfokalen Resonatoren (d : (rl +r2)/2) anf der Kurve y : x / ( 2 x - 1 ) liegen
mit x = d/r1 - 1, y = d/r2 - 1. Zeigen Sie graphiseh, daf~ der Lichtweg im symmetrischen
Resonator (rl = r2) nach zwei Uml~iufen geschlossen wird. Geben Sie Beispiele fiir instabile
Lichtwege in nicht-symmetrischen Resonatoren.
2 Wellenoptik
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren einige Ph~nomene bekannt, die sich
mit der einfachen geradlinigen, strahlenfSrmigen Ausbreitung von Licht nicht
in Einklang bringen liefien und eine Wellentheorie erforderten. Am Anfang
steht das Huygenssche Prinzip des holl~ndischen Mathematikers und Physikers
C. Huygens (1629-1695), eine bis heute viel gebrauchte anschauliche Erklarung
der Wellenausbreitung. Etwa 100 Jahre sp~ter entwickelten T. Young (1773-
1829) aus England und A.P. Fresnel (1788-1827) aus Frankreich eine sehr er-
folgreiche Wellentheorie, die alle damals bekannten Ph~nomene der Interferenz
beschreiben konnte. Nachdem G. Kirchhoff (1824-1887) dem Huygensschen
Prinzip eine mathematische Formulierung gegeben hatte, kam der endgfiltige
Durchbruch mit den beriihmten Maxwellschen Gleichungen, die auch hier als
systematische Grundlage der Wellentheorie des Lichtes dienen sollen.
Die Entwicklung einer gemeinsamen theoretischen Beschreibung elektrischer
und magnetischer Felder durch den schottischen Physiker J.C. Maxwell (1831-
1879) hat entscheidende Einflfisse nicht nur auf die Physik, sondern fiberhaupt
auf die Wissenschaft und Technik des 20. Jahrhunderts ausgefibt. Die Maxwell-
Gleichungen, die zun~ichst aufgrund empirischer Kenntnisse und asthetischer
0berlegungen gewonnen worden waren, veranlafiten zum Beispiel Heinrich
Hertz 1887 zur ersten Erzeugung von Radiowellen, der damit die Grundla-
ge der modernen Kommunikationstechnik legte.
2.1 ElektromagnetischeStrahhmgsfelder
Elektromagnetische Felder werden durch zwei Vektorfelder bestimmt, 1
E(r, t) , die elektrische Feldst~rke, gemessen in V/m,
und H(r, t) , die magnetische Erregung, gemessen in A/re.
Sie werden durch elektrische Ladungen und Str5me verursacht.
lWir folgen der neueren Literatur, in der iiblicherweise mit B(r,t) die magnetische
Feldst~ke, mit H(r, t) die magnetische Erregung bezeichnet wird.
36 2 Wellenoptik
Die magnetische Erregung l~ifit sich als Wirbel eines Vektorpotentials A(r)
darstellen,
H(r) = 1 V •
#0
2.1.2 Dielektrische M e d i e n
Die 0berlegungen des vorangegangene Abschnitts gelten nur fiir freie Ladun-
gen und StrSme. Ublicherweise sind diese aber an Materialien gebunden, die
wir grob in zwei Klassen einteilen kSnnen, in Leiter und in Isolatoren. In
leitf~higen Substanzen kSnnen sich Ladungen frei bewegen; in Isolatoren sind
sie an ein Zentrum gebunden, ein ~iufieres Feld verursacht aber durch Ladungs-
verschiebung eine makroskopische dielektrische Polarisierung2: zum Beispiel
kSnnen die polaren Molekiile in einem Wasserbad ausgerichtet werden, oder
in urspriinglich symmetrischen Molekiilen kann eine Ladungsasymmetrie her-
vorgerufen werden (Abb. 2.1). In einer homogenen Probe kompensieren sich
2Genauer handelt es sich um eine Polarisierungsdichte. Die deutsche Sprache erlaubt es
auBerdem, zu unterscheiden zwischen Polarisierung (polarisieren: in seiner Gegens~tzlichkeit
immer stoker hervortreten) und Polarisation (Herstellen einer festen Schwingungsrichtung
aus sonst unregelm~iBigenSchwingungen.). [48]
2.1 Elektromagnetische Strahlungsfelder 37
Abb. 2.1 In einem Festk6rper (links) werden Ladungen im elektrischen Feld getrennt. In
einem Gas mit polaren Molekiilen (rechts) werden vorhandene Dipole ausgerichtet.
negative und positive Ladungen, und es bleibt nur eine effektive Ladungsdichte
an den R~ndern des polarisierten Volumens fibrig. Wenn allerdings die Pola-
risierung kontinuierlich variiert, dann wird die Kompensation aufgehoben und
man erhalt eine effektive Ladungsdichte
Ppol ---- - - V " P(r, t)
Polarisierungsladungen miissen natiirlich genauso wie die freien Ladungen be-
riicksichtigt werden und deshalb gilt in dielektrischer Materie
V . E = _1 (Pfrei ~- Ppol)
s
In vielen wichtigen optischen Materialien ist die Polarisierungsladung propor-
tional zur aufieren Feldst~irke, und der Koeffizient wird als lineare dielektrische
Suszeptibilitiit X bezeichnet,
P = e0XE
Wir fiihren die dielektrische Verschiebung mit der relativen Dielektrizit~tskon-
stanten n = 1 + X ein,
D=e0E+P=e0nE , (2.4)
und k6nnen dann einfacher schreiben
V.D=p
Analog zur dielektrischen kann auch eine magnetische Polarisierung M(r, t) =
XmagH(r, t) auftreten, die gew6hnlich als Magnetisierung bezeichnet wird. Mag-
netooptische Effekte (zum Beispiel der Faraday-Effekt, s. Kap. 3.8.5) haben
38 2 Wellenoptik
zwar eine etwas geringere Bedeutung als die dielektrischen Ph/inomene, spielen
aber durchaus eine wichtige Rolle bei optischen Anwendungen. In den meisten
F/illen, die wir hier behandeln werden, ist aber die Annahme gerechtfertigt,
dab die magnetische Permeabilit/it des Vakuums gilt, ~ m a g ---- 1 + X m a g ---- 1.
2.1.3 D y n a m i s c h e Felder
Es ist bekannt, dat3 die Anderung des magnetischen Flusses in einer Leiter-
schleife eine Spannung hervorruft. Wir folgen der heute gebr~iuchlichen Kon-
vention und bezeichnen mit
B(r,t) = #0H(r,t)
das Magnetfeld, das sich in unmagnetischen Materialien nur durch #0, die
Permeabilit~t des Vakuums, v o n d e r magnetischen Erregung unterscheidet.
Damit formulieren wir das Induktionsgesetz als dritte Maxwell-Gleichung,
V x E = - OOt
B ' oder Jc E . d l - Ors B d f
Ot (2.5)
V x H = j + ---0D
Ot (2.6)
2.1.4 Fourierkomponenten
V.B=0 ik-B--0
Induktionsgesetz: s. (2.5)
VxE=- B ikxg=-~ ~
Coulomb-Lorentzkraft: (2.7)
d2
m~-~r = q(E + v x B )
Ganz allgemein wird der Zusammenhang ffir eine Amplitude im Orts- bzw.
Zeitraum, ,4(r, t), und dem (w, k)-Raum angegeben durch sogenannte Fourier-
transform-Paare,
,4(r,w) = - ~ /A(r,t)e-iWtdt ," A(r,t) -- -~1 S,4(w,t)eiWtdw
(2.8)
,4(k,t) = - ~ /A(r,t)eikrdar 9 h(r,t) 1 [,4(k,t)e-ikrd3k
J
sehreiben und durch Naehreehnen sehnell feststellen, dag sie LSsungen der
Form
E(z,t) = E(z + ct)
besitzt. Die LSsungen breiten sieh mit der Phasengeschwindigkeit c aus, de-
ren Wert im Vakuum als Lichtgesehwindigkeit c (yon lat. celeritas, Geschwin-
digkeit) bezeichnet wird. Die Lichtgeschwindigkeit ist eine der bedeutendsten
Naturkonstanten. Ihr numerischer Wert wird seit 1983 nicht mehr immer ge-
nauer vermessen, sondern wurde fiir alle Zeiten auf den Vakuumwert der
Lichtgeschwindigkeit: c = 299.792.458 m / s
festgelegt.
wenn er sich von ihr weg bewegte [141]. Er folgerte daraus, dab die Ausbreitung der Licht-
strahlen nicht unmei3bar schnell vor sich geht, sondern mit einer endlichen Geschwindigkeit,
die Huygens aus seinen Daten zu 225 000 k m / s bestimmte (s. auch Aufgabe 2.1.)
Seit 1983 ist der Wert der Lichtgeschwindigkeit c ein fiir allemal durch internationale Kon-
vention festgelegt. Es mag z u n ~ h s t iiberraschen, dab man eine physikalische Naturkonstan-
te einfach definieren kann. Man muB aber bedenken, dab eine Geschwindigkeit durch die
physikalischen GrSBen Zeit und L~inge bestimmt wird und deshalb zu ihrer Bestimmung
stets u n a b h ~ g i g e Zeit- und L~genmessungen erfordert. Die Zeitmessung kann man durch
Abb. 2.2 Die Lichtgeschwindigkeit besitzt seit dem 1Z Kongress ~ber Marie und Gewichte
(1983) einen lest definierten Wert. Die Karos geben die Meriwerte verschiedener Labors mit
ihrer Unsicherheit an [52].
Vergleich mit einem atomaren Zeitstandard (einer Atomuhr) mit extremer Genanigkeit vor-
nehmen, fiir die L~i~genmessung fehlt jedoch ein solcher Mat3stab. Man hat deshalb das
Verfahren umgekehrt und leitet nun - - zumindest im Prinzip - - jede L~i~genmessung von
einer sehr viel genaueren Zeitmessung ab:
Ein Meter ist die Strecke, die das Licht im Vakuum in 1/299 792 458 s zuriicklegt.
Die Lichtgeschwindigkeit hat eine zentrale Rolle bei der Formulierung der speziellen Rela-
tivit~tstheorie durch A. Einstein gespielt [49]. In einem beriihmten Interferenzexperiment
haben die amerikanischen Physiker Michelson und Morley n~mlich 1886 festgestellt, dab
sich das Licht vom Standpunkt eines Beobachters immer mit derselben Geschwindigkeit
ausbreitet, u n a b h ~ g i g yon der Bewegung der Lichtquelle selbst. Zu den Konsequenzen die-
ser Theorie geh6rt, dab sich kein Teilchen und kein Objekt, ja iiberhaupt keine Wirkungeiner
physikalischen Ursache im Raum schneller als mit der Lichtgeschwindigkeit c ausbreiten oder
bewegen kann.
Die Relativitatstheorie steht an einem herausragenden Schnittpunkt zwischen klassischer
und moderner Physik. Danach ist es n6tig, die Gleichungen der mechanischen Bewegung
bei sehr groBen Geschwindigkeiten zu modifizieren. Die Maxwell-Gleichungen, die die Aus-
breitung des Lichtes beschreiben, stehen aber von Beginn an mit der Relativit~itstheorie im
Einklang. Diese Eigenschaft bezeichnet man als ,,relativistische Invarianz".
2.1 Elektromagnetische Strahlungsfelder 43
Abb. 2.3 Die Richtungen des elektrischen (E) und magnetischen Feldes (H) einer elektro-
magnetischen Welle (hier: linear polarisiert) stehen im isotropen Raum senkrecht sowohl
zueinander als auch auf der Ausbreitungsrichtung mit dem Wellenvektor k.
1,4 = eo Iv [E(r)[2d3r"
Formal besitzt ein ,,Photon" bei der Schwingung mit der Frequenz w die Ener-
gie /4 -- hw. Daraus kann man auch die mittlere Feldst/~rke ([E[) -- ~/hw/2eoY
gewinnen, die einem Photon entspricht (Fiir Details vergl. Abschn. 12.2.). Die-
se GrSt3e ist wichtig, wenn man zum Beispiel die Kopplung eines Atoms an die
Feldschwingung eines Resonators beschreiben will.
Elektromagnetische Wellen transportieren Impuls und Energie. Die Energie-
stromdichte wird durch den Poynting-Vektor S gekennzeichnet,
S -- E • -- ce0ek[E[ 2 , (2.17)
2.2 Wellentypen
(020205 )
(2.13) in kartesischen Koordinaten (x,y,z):
Abb. 2.4 Momentaufnahme wichtiger Wellentypen: (a) die isotrope (skalare) Kugelwelle hat
eine einfache Struktur; sie kann elektromagnetische Wellen, die immer Vektorfelder sind,
jedoch nicht korrekt beschreiben; (b) Ebene Welle mit Wellenvektor; (c) die Dipolwelle ent-
spricht einer KugelweUe mit anisotroper Intensitdtsverteilung; (d) schon im Abstand yon
wenigen WeUenldngen yon der QueUe wird die Dipolwelle der ebenen Welle sehr dhnlich.
46 2 Wellenoptik
2.2.2 Kugelwellen
Es entspricht unserer Erfahrung, daft sich Licht im Raum allseitig ausbreitet,
und daft dabei die Intensit~it abnimmt. Demnach w~ire es naheliegend, die
Strahlenausbreitung dutch eine Kugelwelle wie in Abb. 2.4(a) zu beschreiben.
In Kugelkoordinaten (r, 0, r lautet die Helmholtz-Gleichung (2.13):
[10rO
- -2 = - r 200r
~r -- + r2sinO00
s m l0 . 0 -0
~ + r- 2sin
- 21- ~0r
- 02
+ 2k 2// E ( r ) = 0 . (2.19)
Die Amplitude der Kugelwelle f~illt invers mit dem Abstand E c( r -1 ab,
ihre Intensit~it mit dem Quadrat des inversen Abstandes I c~ r -2. Mit der
skalaren Kugelwellenn~iherung l~ii~tsich die Wellentheorie der Beugung in guter
Naherung nach Kirchhoff und Fresnel beschreiben (s. Kapitel 2.5).
2.2.3 Dipolwellen
Dipolstrahler sind die wichtigsten Quellen elektromagnetischer Strahlung. Das
gilt bei Radiowellen mit Wellenl~ingen im m oder km-Bereieh, die yon ma-
kroskopischen Antennen abgestrahlt werden, aber genauso bei optischen Wel-
lenl~ingen, wo die induzierten Dipole mikroskopischer Atome oder FestkSrper
die Rolle der Antennen fibernehmen. Eine positive und eine negative Ladung
• im Abstand x besitzen das Dipolmoment d(t) = qx(t). Dipole kSnnen in-
duziert werden, indem durch ein ~iufieres Feld die Schwerpunkte der positiven
und der negativen Ladungsverteilung z.B. eines neutralen Atoms gegeneinan-
der verschoben werden. Ladungsschwingungen x -- xoe -i~t verursachen ein
oszillierendes Dipolmoment,
d(t) = doe-iwt, (2.21)
das eine Dipolwelle abstrahlt und die einfachste Version einer Vektorkugelwelle
bildet. Wir nehmen nun an, daf unser Beobachtungsabstand grofi ist gegen die
2.2 Wellentypen 47
Abb. 2.5 Winkelverteilung der Intensitiit (oc [E[2) eines linear und eines zirkular schwin-
genden Dipols.
klein ist gegen die Wellenl~nge, k5nnen wir die Intensit~tsverteilung mit den
Ergebnissen ffir den Hertzschen Dipol 5 beschreiben. Die einfachste Form zeigt
ein linearer Dipol entlang der z-Richtung, d = doe-i"~tez, dessen Feldamplitude
in sph~rischen Koordinaten (r, 0, r gegeben wird:
kado e - i ( w t - kr)
Enn - sin 0 e0
~o kr
Die F1/ichen konstanter Phase sind wiederum Kugelfl~chen, nur wird mit dem
Winkelfaktor sin 0, der genau die Komponente des Dipolmoments senkrecht zur
Ausbreitungsrichtung angibt, die Antennencharakteristik eines Dipols erzeugt.
Fiir einen zirkularen Dipol, d = doe-i~t(ex + iey) findet man
Ecirc
-
k3d~ cos 0 e - i ( w t - kr) (cos 0ee q- ie~)
Co kr
In Abb. 2.5 ist die Intensit/itsverteilung schwingender Dipole gezeigt. Beim
linearen Dipol treten im Gegensatz zum zirkularen Richtungen auf, in welche
keine Energie abgestrahlt wird. Die Dipolcharakteristik lafit sich beim Tyndall-
Effekt mit relativ einfachen Mitteln sehr schSn beobachten. Man benStigt einen
linear polarisierten Laser und einen Plexiglasstab (Abb. 2.6): Die Doppelbre-
chung des Plexiglasstabes verursacht eine Modulation der Polarisationsebene,
und der seitliche Beobachter sieht ein periodisches An- und Abschwellen des
Streulichts im Plexiglasstab.
5Der Hertzsche Dipol besitzt keine r/iumliche Ausdehnung (x --* 0), wohl aber ein von Null
verschiedenes Dipolmoment d.
48 2 Wellenoptik
Abb. 2.6 Tyndall-Effekt in einem Plexiglasstab. Durch Doppelbrechung wird die Polarisati-
on periodisch moduliert (O.A.: Optische Achse; s. Abschn. 3. 7.1). Ein seitlicher Beobaehter
sieht deshalb ein periodisches An- und Abschwellen der gestreuten Lichtintensitiit. Insbeson-
dere zeigt an den Knoten die Polarisation linear in Riehtung des Beobaehters.
2.3 Gaufl-Strahlen
Wir wollen nun die Verbindung von Strahlen- und Wellenoptik herstellen. Da-
zu werden wir die Ausbreitung eines Lichtstrahls im Wellenbild, das heigt mit
Hilfe der Maxwellschen Gleichungen beschreiben. Wir wissen von unseren Be-
obachtungen, dab sich das Profil eines Lichtstrahls nur sehr langsam ver~indert,
und besonders augenf~llig ist das an der starken Bfindelung der Laserstrahlen.
Entlang einer Ausbreitungsrichtung z verh~ilt sich ein Lichtstrahl sehr ~ihnlich
wie eine ebene Welle mit konstanter Amplitude ,40, die eine bekannte LSsung
der Wellengleichung (2.12,2.18) ist,
E ( z , t) = Aoe - i ( w t - k z )
Andererseits wissen wir, dag sich in groBer Entfernung von einer Quelle das
Licht eher wie eine andere bekannte L5sung von G1. (2.12,2.20) verhalten sollte,
divergent wie die schon betrachtete Kugel- oder Dipolwelle n~imlich, deren
Amplitude radial mit der Entfernung vonder Quelle abnimmt,
kr)
E(r, t) ----,4o e - i ( w t -
Ikrl
Um die Ausbreitung yon Lichtstrahlen zu verstehen, betrachten wir nut einen
Ausschnitt einer Kugelwelle in der N~he der z-Achse (,,paraxial") und zerle-
gen sie in ihre longitudinalen (z-Koordinate) und ihre transversalen Anteile.
Augerdem betrachten wir Strahlen mit axialer Symmetrie, die nur noch yon ei-
ner transversalen Koordinate p abh~ngen. Man kann unter diesen Umst~nden
kr = k r ersetzen und in der sogenannten Fresnel-Ndherung wegen p << z, r die
N~iherung r -- ~ ~-- z + p2 / 2 z verwenden:
Wir bemerken, daft wir eine weitere KugelwellenlSsung erhalten, indem wir in
(2.22) z dureh den Radius der Wellenfronten R ( z ) -- z - Ro ersetzen, deren
Zentrum nun bei Ro liegt, oder auch, wenn wir adhoc die lineare komplexe
Ersetzung (Zo ist eine reelle Zahl)
z - * q ( z ) ---- z - izo
vornehmen. Auf diese Art und Weise haben wir den G a u f l s c h e n G r u n d m o d e 6
bereits konstruiert, wenn wir eine konstante Amplitude ,4o verwenden:
Abb. 2.7 Fin Gauflscher Grund-Mode in der Ndhe der Strahltaille. hn Zentrum werden
nahezu ebene Wellenfronten erreicht, auflerhalb ndhern sich die Wellen wieder schnell der
Kugelform an. Die Rayleighzone ist ira unteren Teil sehra~ert.
Die Gaui3moden propagieren im freien, isotropen Raum, anders als etwa die
Wellen in einem dielektrischen Lichtleiter, die auf die inhomogenen optischen
Eigenschaften des Wellenleiters angewiesen sind. Im isotropen Raum sind so-
wohl das elektrische als auch das magnetische Feld transversal zur Ausbrei-
tungsrichtung und die Wellenformen werden als Transversaler Elektrischer
und Magnetischer Mode mit Indizes (m, n) bezeichnet. Die Grundl6sung tr~igt
die Bezeichnung TEMoo-Mode. Sie ist die mit Abstand wichtigste Form aller
verwendeten Wellentypen und soll daher nfiher analysiert werden, bevor wir
uns den h6heren Moden zuwenden.
6Der Begriff,,Mode", der hier erstmals auftaucht, ist vom 1at. Modus, Marl, Melodie entlehnt
und sollte im Deutschen besser als der Mode angesprochen werden.
50 2 Wellenoptik
Die Darstellung der Feldverteilung ist in G1.(2.23) noch nicht sehr iibersicht-
lich. Deshalb ffihren wir die Ersetzung q(z) ---* z - izo explizit aus,
1 z + izo 1 2
q(z---) -- z 2 + z--~o-- R(z---) + i kw2(z-----~ , (2.24)
und fiihren neue Gr6fien Zo, R(z) und w(z) ein. Die Zerlegung des Fresnel-
faktors nach Real- und Imagin~teil erzeugt zwei Faktoren, einen komplexen
Phasenfaktor, der die Kriimmung der Wellenfronten beschreibt, und einen re-
ellen Faktor, der die Einhiillende des Strahlprofils wiedergibt:
Die Form des Gaut3sehen Grundmodes in Abb. (2.7) wird durch das Para.me-
terpaar (wo, z0) vollst/indig charakterisiert. Folgende Begriffe haben sieh zur
Beschreibung wichtiger Eigensehaften eingebiirgert:
9 R a y l e i g h z o n e , k o n f o k a l e r P a r a m e t e r b: b = 2z0
Die Gaui3welle erf~hrt ihre gr6flte Anderung im Bereich des sogenannten Ray-
leigh-Parameters z0 aus G1.(2.24), fiir -z0 _< z _< z0. Dieser Bereich wird
Rayleighzone genannt und h~ufig auch mit dem konfokalen Parameter b = 2z0
charakterisiert. In der Rayleighzone befindet man sich im Nahfeld des klein-
sten Strahlquerschnitts oder Brennflecks (,,Fokus"). Bei z << z0 propagiert
eine nahezu ebene Welle und die Wellenfront ~ndert sich nur geringffigig. Die
Rayleighzone ist umso kfirzer, je starker ein Lichtstrahl fokussiert wird. Im Zu-
sammenhang mit Abbildungen sprechen wir dabei auch vonder Tiefenschdrfe
(s. Kap. 4.3.3). Im Fernfeld (z >> Zo) gleicht die Ausbreitung wieder der Kugel-
bzw. Dipolwelle.
In der Rayleighzone gilt bei z << z0: R(z) ~- oc, im Fernfeld dagegen R(z) ~- z.
Die grSfite Kriimmung oder der kleinste Radius der Wellenfronten tritt am
Rand der Rayleighzone mit R(zo) = 2z0 auf.
9 S t r a h l r a d i u s w(z): wa(z)--w2 1 +
f A
9 Divergenz Odiv: O d i v - - W__O __ t [
Zo V7rZOn
Im Fernfeld (z >> b) l~t3t sich die Divergenz aus e(z) = w(z)/z,z ~ oc
bestimmen.
q(z) zow(z)
vornehmen. (Der imagin~ire Faktor stellt die iibliche Konvention her, bei z = 0
eine reelle Amplitude oder verschwindende Phase zu finden). Durch die Funkti-
on ~?(z) wird dann die geringe Abweichung vonder linearen Phasenentwicklung
der ebenen Welle beschrieben, -~r/2 < ~?(z) < ~r/2. Diese Extra-Phase ist un-
ter dem Namen Gouy-Phase bekannt und wird zur Halfte in der Rayleighzone
aufgesammelt.
i(0, o_ _lAol
Man gibt als ,,Querschnitt" eines Ganfistrahls im allgemeinen die Breite 2w(z)
an, bei der die Intensit~it nur noch 1/e 2 oder 13% des Maximalwertes betr~igt.
Innerhalb dieses Radius sind 87% der Gesamtleistung konzentriert.
Entlang der z-Achse folgt die Intensit~it einem Lorentz-Profil 1/(1+(z/z0)2).
Sie f~illt yon ihrem Maximalwert I(0,0) : (ce0/2)lA01u ab (Abb. 2.7) und
erreicht bei z = z0 noch den halben Wert. Der konfokale Parameter b ist also
auch ein Marl ffir die longitudinale Halbwertsbreite der Fokuszone.
Die gesamte Energiestromdichte P : 27r f I(p, z)pdpz einer Gauflwelle kann
sich wegen der Energieerhaltung nicht/indern, wie man auch durch explizite
Integration nachprfifen kann,
Die Niitzlichkeit der Gaufmoden bei der Analyse eines optischen Strahlen-
gangs wird besonders durch eine einfache Erweiterung des aus der Strahlenop-
tik bekannten A B C D - G e s e t z e s (Kap. 1.9.2) gefSrdert. An jedem Ort z auf der
Strahlachse kann ein Gaufstrahl entweder durch das Parameterpaar (w0, z0)
oder alternativ den Real- und Imaginarteil von q(z) nach G1.(2.24) vollstandig
charakterisiert werden. Wir wissen, daft die beiden Parameter eines Licht-
strahls nach Gl.(1.17) linear transformiert werden, und dab fiir jedes opti-
sche Element ein bestimmter Typ einer Matrix T mit den Elementen A B C D
existiert. Die Parameter des Gaufstrahls werden durch lineare Operationen
transformiert, deren Koeffizienten mit denen aus der Strahlenoptik identisch
sind:
Aqo + B (2.28)
ql = T | qo - Cqo + D
Es ist nun gar nicht so schwer zu zeigen, daft diese Operationen auch mehrfach
angewendet werden kSnnen und dab die Gesamtwirkung T dem Matrizenpro-
2.3 Gaut3-Strahlen 53
^ ^
Wir kSnnen also die Wirkung s/imtlicher Elemente wieder durch die schon be-
kannten Matrizen aus Tab. 1.2 beschreiben.
aber die gPosition der Ebene 3 ist zun~chst unbekannt und muB aus der
Bedingung bestimmt werden, dab q31 -- i)~/1rw23 dort wieder rein imagin~r
wird. Dazu bestimmen wir Real- und Imagin~rteil von q2,
,
q2 : 1 -J- (f/z01) 2 ~01
g__ f _ f
1 + (f/zo1) 2 -- 1 + ()~f/Trw21) 2
kompensiert, d.h. dort finden wir wieder ebene Wellenfronten. Nach der Strah-
lenoptik h~itten wir den Fokus genan bei g -- f erwartet. Wenn aber die Brenn-
weite kurz ist gegen die Rayleighl~nge des einfallenden Strahls, f << z01 oder,
was gewbhnlich der Fall ist, )~f/w21 << 1, dann wird sich die Lage des Brenn-
punktes nur sehr geringffigig davon unterscheiden.
Interessanter ist die Frage, wie groB der Durchmesser des Strahls im Fokus
ist. Wir wissen, dat3 die Strahlenoptik darauf keine Antwort gibt und dab
wir Beugungseffekte an der Apertur der Linse berficksichtigen mfissen. Wir
berechnen zunachst den Rayleigh-Parameter
1 I 1 + (f/zoi) 2
zo3 f f /zol
und bestimmen dann das Verhaltnis der Strahldurchmesser an der Linse und
im Fokus,
(2.29)
w01 \ z01 / x/1 + (//zo~)2
Ersetzen von l/z01 durch A/1rw~i liefert
Af 1 Af
~03 = ~01 v/i + (~//~0~112 - ~01 '
und wir erhalten mit dem ersten Faktor das aus der Beugungstheorie bekannte
Rayleighkriterium fiir das Auflbsungsvermbgen einer Linse, welches wir im
Kapitel fiber Beugung (Kap. 2.5, Gl.(2.50)) noch einmal behandeln.
2.3 Gau6-Strahlen 55
Ffir eine formale Behandlung der Gau~Moden zerlegen wir nun auch die
Helmholtz-Gleichung (2.13) in transversale und longitudinale Beitr~ge,
02 02 02
V 2 + k 2 - Oz2 + V2T + k 2 und V2T -- Ox 2 + Oy2 ,
und wenden sie auf das elektrische Feld aus G1.(2.22) an. Wir gehen davon
aus, da6 sich die Amplitude Jt auf der Wellenl~ngen-Skala nur sehr langsam
~ndert,
( V 2 § 2ikff---~),4(p, z) = 0 (2.30)
Sie wird offensichtlich von .A -- const, erffillt. Das ist nicht weiter verwun-
derlich, denn wit haben damit nur best~tigt, dat3 die verwendete Kugelwelle
in der N~he der z-Achse die paraxiale Helmholtzgleichung erffillt. Die nied-
rigste L6sung der paraxialen Helmholtz-Gleichung hatten wir durch Intuition
und Konstruktion bereits gefunden (G1.(2.23)), der Grundmode ist aber nur
eine, wenn auch eine besonders wichtige LSsung. Die hSheren LSsungen suchen
wir als Varianten der schon aus G1.(2.27) bekannten GrundlSsung, das heit3t
wir betrachten eine ortsabh~ngige Amplitude .A(x, y, z). Wir verwenden der
Ubersichtlichkeit halber wieder q(z) = z - izo,
Phasenentwicklung verursachen:
A(x, y, z) -- 7 ( x ) 0 ( y ) e x p ( - i ~ ( z ) )
Wit beriicksiehtigen 1/q(z) -- 2 ( 1 - iz/zo)/ikw2(z) und setzen diese Form
ein in G1.(2.32). Wenn wir ausschliet31ich reelle LSsungen fiir 9r, G, 7-/fordern,
entfallen imagin/~re Anteile und wir erhalten
1 [ 0 2 ~/x~ 4x c9 .~/x~]
1 02 4
_-0
Die Gleichung fiir die (u, v)-Koordinaten ist als Hermitesche Differentialglei-
chung bekannt, ihre L6sungen werden als Hermite-Polynome Hj (x) bezeichnet,
die nach den Rekursionsrelationen
Hj+l(X) -- 2 x H j ( x ) - 2jHj_I(x)
Hi(x) = (-) J e x2 ~dj (e -x2 ) (2.34)
Abb. 2.10 Gauflmoden hoher Ordnung aus einem einfachen Titan-Saphir-Laser. Der
TEM4s,o-Mode ist geringfiigig verkleinert worden. Die Asymmetrie der hohen Moden wird
dutch technische Ungenauigkeiten der Resonatorelemente (Spiegel, Laserkristall) verursacht.
[167]
Abb. 2.11 Rdumliche Filterung. Vor der Blende besteht der Strahl aus einer Uberlagerung
vieler Gaufl-Moden. Am Beispiel der TEMm ist dargestellt, wie hShere Moden durch die
Blende unterdriickt werden. Die Felder in den beiden Ohren des Modes schwingen mit ent-
gegengesetzter Phasenlage.
Die Transmission hSherer Gaufi-Moden wird durch die Blende nicht nur ver-
hindert, weil deren Durchmesser mit der Ordnung schnell ansteigt, sondern sie
wird auch dutch die r~umlich alternierende Phasenverteilung unterdrfickt. Die
Blende wird deshalb nicht dipolartig erregt wie bei dem TEM00-Grundmode,
sondern mit einer hSheren Ordnung, deren Abstrahlung bekanntlich schwacher
ist.
Auf der Ausgangsseite propagiert ein ,,gereinigter" Gaut3strahl, der selbst-
verst~ndlich an Intensit~t verloren hat. Besonders gute Unterdriickung hSherer
Moden wird erzielt, wenn statt der Lochblende ein Einmoden-Wellenleiter ver-
wendet wird (s. Kap. 3.3).
2.4 Polarisation
www.laser-journal.de LTJ 63
GRUNDLAGEN
Der Durchmesser d(z) eines Laserstrahls messer der Strahltaille und eine geringere Messwerte von den theoretischen Werten
im Grundmode TEM00 vergrößert sich mit Divergenz. Daraus ergibt sich der Zusam- minimiert wird, da sonst bei ungenauen
dem Abstand z von der Strahltaille, d. h. der menhang zwischen M2 und Fokussierbar- Daten der Fehler des Taillendurchmessers
Stelle z = 0 , an der der kleinste Durchmesser keit: Bei einer vorgegebenen Linse nimmt und damit auch der Beugungsmaßzahl sehr
auftritt, wie folgt der kleinste mögliche Fokusdurchmesser groß werden kann.
bg F zI 2
π ⋅ d02
proportional zu M2 zu.
d z = d0 1+ GH z JK mit zR =
4λ
. (3) Die Lage der Strahltaille z0, ihr Durchmesser
R
d0 sowie der Öffnungswinkel im Fernfeld θ
Bestimmung der Beugungsmaß-
Hierbei sind d0 der Durchmesser der Strah- ergeben sich durch Koeffizientenvergleich:
zahl nach ISO 11146
lentaille und λ die Wellenlänge. Die Ray-
leighlänge zR gibt an, in welchem Abstand Zur Messung der Beugungsmaßzahl M² −B B2 (10)
z0 = , d0 = A− , θ= C.
von der Strahltaille sich der Strahldurch- legt die ISO-Vorschrift 11146 Standardi- 2C 4C
messer um √◊◊2 =1,41 aufweitet. Im Fernfeld sierungen fest [2]. Sie stellt eine Norm zur Damit kann die Beugungsmaßzahl
(z >> zR) wächst der Strahlradius linear mit Messung der Strahlqualität (Fokussierbar- d ⋅θ π
M2 = 0 ⋅
der Entfernung z und es ergibt sich der volle keit) dar, welche als Basis zur Bestimmung 4 λ
Divergenzwinkel θ (Abb. 2): der Beugungsmaßzahl M² eingesetzt wird. berechnet werden.
In der Regel wird der zu vermessende Laser-
d0 4λ
θ= = . (4) strahl mit einer Linse fokussiert und somit
zR π ⋅ d0 Definition und Messung
eine Strahltaille nach Abb. 2 erzeugt. Zur Er-
der Strahldurchmesser nach
Für die Grundmode wird das Strahlpara- mittlung von M2 wird der Strahldurchmesser
ISO 11146
meterprodukt aus dem Durchmesser d0 d(z) an mindestens zehn Stellen längs des
und dem Divergenzwinkel θ wie folgt be- Strahlverlaufes bestimmt, wobei die Hälfte Nach ISO 11146 wird der Strahldurchmes-
rechnet: der Messwerte innerhalb der Rayleighlänge ser über so genannte Momente definiert
d0 θ λ zR liegen soll. Die zweite Hälfte ist in größerer [2]. Die ersten Momente 〈x(z)〉 und 〈y(z)〉
= . (5) Entfernung als der doppelten Rayleighlänge geben die Lage des Strahlmittelpunktes oder
4 π
von der Stahltaille zu ermitteln. Die Ände- Strahlschwerpunktes an:
Für höhere transversale Moden in einem rung des Strahldurchmessers d(z) wird wie
Laserresonator oder Modengemische sind folgt beschrieben:
bg
xz =
zb g
xI x, y, z dxdy
und
sowohl der Strahltaillendurchmesser do als
auch der Divergenzwinkel θ um den Faktor bg b g
d 2 z = d02 + z − z0 θ
2 2
. (8)
zd
I x, y, zidxdy (11a)
Während die Beugungsmaßzahl M² mit zu- Dabei ist unbedingt zu beachten, dass bg
x2 z =
zd x− xi I b x, y, zgdxdy und
nehmendem Divergenzwinkel θ anwächst, beim Anpassungsprozess nicht die abso- z I d x, y, zidxdy (11b)
nimmt die Strahlqualität K = 1/M2 invers zu lute, sondern die relative Abweichung der 2
www.laser-journal.de LTJ 65
GRUNDLAGEN
muss der Detektor groß genug sein, damit Verschiebbare ABBILDUNG 5: Bei einem M2-Messgerät
Verschieb-
Linse barer mit beweglichen Schneiden wird mit
auch gebeugte Strahlung erfasst wird. Der
Spalt mit Hilfe einer automatisch verschieb-
Strahlradius wird als Differenz der Position Photodiode
baren Linse die Strahltaille über den
definiert, bei denen die Transmission 16 % Ort der Schneiden gefahren (oben).
und 84 % beträgt. Im Fall eines Gaußstrahls Das Auswerteprogramm (DataRay
stimmt der so ermittelte Strahldurchmesser Inc.) gibt folgende Werte in hori-
mit der 1/e2-Breite der Intensitätsverteilung zontaler und vertikaler Richtung an
überein. (unten): die Beugungsmaßzahl M2, den
Zur Berechnung der Transmission eines Strahldurchmesser an der Taille, die Lage
der Strahltaille, die Rayleigh-Länge und
Gauß-Strahles in Abhängigkeit T(x’) von der
die Strahldivergenz.
Schneideposition x’ dient das Integral:
z zb
+∞+∞
T x′ = b g 1
P
I x, y dxdyg
x′ −∞ variable kreisförmige Apertur oder eine
z
+∞ 2
2 2 −8x beweglich Schneide (Data Ray Inc.). Die
= exp dx (14)
π d x′ d2 Ergebnisse der verschiedenen Methoden
1 LM x OP stimmen nur näherungsweise miteinander
=
2 N
erf 2 2 + 1 .
d Q überein und eine Umrechnung ineinander
ist im Allgemeinen nur eingeschränkt mög-
Eine weitere Berechnung erfordert die Be- lich. Die Bestimmung des Strahldurchmes-
nutzung einer Tabelle oder Rechnerausgabe sers und der Strahlqualität durch Messung
der Fehlerfunktion erf. Man erhält: der Intensitätsprofile mit anschließender
FG IJ
1 Berechnung der Strahldurchmesser nach
H K
T − d = 016
4
, und der Momentenmethode entwickelt sich
F 1I
T G + d J = 0,84 .
(15) zum Standard.
H 4K Literatur
Abbildung 4 skizziert die Bestimmung des [1] Eichler, J., Eichler, H.J., Laser, Bauformen,
Strahlradius nach (15) mit der Schneiden- Strahlführung, Anwendungen, Springer
methode für einen Gaußstrahl. Die Schneide Verlag Berlin, 2003.
wird von links nach rechts durch den Strahl [2] ISO 11146 Lasers and laser-related equip-
gefahren. Der so ermittelte Strahldurchmes- ment – Test methods for laser beam pa-
ser d stimmt nur für einen Gauß-Strahl mit rameters – Beam width, divergence, an-
dem Strahldurchmesser exakt überein, der nach Messung des Strahlprofils mit einer gle and beam propagation factor, 1999.
CCD-Kamera nach (11) und (12) berechnet [3] Eichler, H.-J., Kronfeld, D., Sahm, J., Das
wird. Neue Physikalische Praktikum, Springer
1,0 Abbildung 5 zeigt ein M2-Gerät mit beweg- Verlag, 2003.
Relative Intensität
80 84 % Diskussion
60
Es hat sich in der Lasertechnik eingebürgert,
40
die Strahlqualität (Fokussierbarkeit) durch
20 16 % die Beugungsmaßzahl M2 nach ISO 11146
0 x zu beschreiben. Dafür stehen verschiedene
kommerzielle Geräte zur Verfügung. Einige
d d/2 0 –d/2 –d
arbeiten mit einer CCD-Kamera und einer
geeigneten Software nach der Methode
ABBILUNG 4: Darstellung zur Bestimmung
der zweiten Momente (Hersteller-Firmen,
des Strahlradius mit beweglicher Schnei-
de. Oben: radiale Intensitätsverteilung
z. B. Coherent, Spiricon). Das Scannen des
eines Gauß-Strahls. Unten: Transmission Strahlprofils mit einer kleinen Lochblende
in Abhängigkeit von der Schneidenposi- wird bei Lasern hoher Leistung eingesetzt
tion x’. Der Strahlradius ist durch den (Firma Primes), wobei die Software ähnlich
84 %- und 16 %-Wert definiert. arbeitet. Andere Hersteller benutzen eine