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PHYSIKALISCHES PRAKTIKUM FÜR

FORTGESCHRITTENE

Experimentalphysik III, Institut für Physik

UNIVERSITÄT KASSEL

Arbeitsgruppenversuch A01
Farbstofflaser
Inhaltsverzeichnis
1 Sicherheitshinweise 2
1.1 Angaben zu den Lasern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.2 Laserspezifische Gefährdungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.3 Gefährdungen des Auges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.4 Laser-Schutzmaßnahmen, Verhaltensregeln . . . . . . . . . . . 3

2 Vorbereitung 5

3 Aufgabenstellung 6
3.1 Aufgabe 1 - Matrizen-Optik
(Versuchsvorbereitend) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

4 Einleitung 8

5 Grundlagen 9
5.1 Energieniveaus in organischen Farbstoffen . . . . . . . . . . . 9
5.2 Laserübergänge in Farbstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
5.3 Allgemeiner Aufbau eines Farbstofflasers . . . . . . . . . . . . 13
5.4 Wellenlängenselektion durch ein Lyot-Filter . . . . . . . . . . 14
5.5 Wichtige Messgrößen der Laserstrahlung . . . . . . . . . . . . 15
5.5.1 Optische Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
5.5.2 Strahldurchmesser und Spotgröße . . . . . . . . . . . . 15
5.5.3 Divergenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
5.5.4 Beugungsmaßzahl M2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

6 Versuchsdurchführung 21
6.1 Aufgabe 2 - Inbetriebnahme des Farbstofflasers . . . . . . . . 21
6.2 Aufgabe 3 - Durchstimmbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
6.3 Aufgabe 4 - Bestimmung von M2 . . . . . . . . . . . . . . . . 22

7 Betriebsanleitung 23
7.1 Inbetriebnahme und Justage des Farbstofflasers . . . . . . . . 23
7.2 Ausschaltprozedur des Farbstofflasers . . . . . . . . . . . . . . 28

8 Hilfestellungen 30

1
1 Sicherheitshinweise
1.1 Angaben zu den Lasern
Im Versuch werden folgende Laser verwendet:

1. Pumplaser: Dauerstrichlaser bei einer Wellenlänge von 532 nm und


einer Leistung von bis zu 2,6 W. Zusätzliche unsichtbare Emission bei
1064 nm möglich.

2. Farbstofflaser: Dauerstrichlaser mit breitem Emissionsspektrum von


560 nm bis 610 nm und einer Leistung / 1 W.

Beide Laser sind der Laserschutzklasse 4 zuzuordnen. Für diese Klasse


gilt: Die Laserstrahlung ist sehr gefährlich für das Auge und gefährlich für
die Haut. Auch diffus gestreute Strahlung kann gefährlich sein. Die Laser-
strahlung kann Brand- und Explosionsgefahr verursachen.

1.2 Laserspezifische Gefährdungen


• thermische Effekte:
Hautrötung, Verkochung des Gewebes, Koagulation (Verschließung von
Blutgefäßen ohne Blutungen).

• thermoakustische Effekte:
Verkochung des Gewebes führt zu Dampf, der Zellen sprengen und in
abgeschlossenen gefüllten Bereichen gefährliche Druckwellen hervorru-
fen kann (Auge, Schädel).

• fotochemische Effekte:
Infolge von Laserexposition geringer Energie- und Leistungsdichte tre-
ten funktionelle Veränderungen im histochemischen Bereich des Zell-
stoffwechsels auf, die sowohl die normalen Prozesse fördern, als auch
Abnormitäten erzeugen können.

1.3 Gefährdungen des Auges


Hornhaut-, Linsen- und Glaskörperschädigungen werden von Medizinern auf
Grund der Behandelbarkeit als weniger schwerwiegend betrachtet. Dem ge-
genüber stehen Netzhautschäden, die meistens irreparabel sind. Auch ge-
ring eingeschätzte Ausgangsintensitäten von Lasern können durch die Strahl-
fokussierung der Augenlinse auf die Netzhaut um einen Faktor von 105 bis
106 verstärkt werden.

2
Zudem ist der gesamte vordere Teil des Auges (Hornhaut, Kammerwasser,
Linse und Glaskörper) weitestgehend transparent im Bereich von 400 nm bis
1400 nm. Hier ist die Netzhaut also der ganzen Strahlung ausgesetzt, daher
gelten in diesem Wellenlängenbereich die strengsten Sicherheitsregeln.

1.4 Laser-Schutzmaßnahmen, Verhaltensregeln


• Sicherheitsbelehrung wahrnehmen (Bestätigung durch Unterschift).

• Wege freihalten, Arbeitsplätze und Lasertisch aufgeräumt halten.

• Uhren, Schmuck, Gürtelschnallen etc. können gefährliche Reflexionen


erzeugen und sind daher abzulegen.

• Keine Körperteile in den Strahlweg bringen.

• Keine hochglänzenden Werkzeuge auf dem Lasertisch verwenden.

• Beim Bücken immer die Augen schließen und von Strahlquelle abwen-
den.

• Vor dem Ein-/Ausbau optischer Elemente immer den Laserstrahl blo-


ckieren.

• Beim Justieren (z. B. auf Umlenkspiegel) sich vorher überlegen, ob der


reflektierte Strahl unkontrollierte Reflexionen verursacht.

• Alle Reflexe, die im Laseraufbau entstehen, abblocken.

• Sollten mehrere Personen am selben Experiment arbeiten, den Strahl


nur nach Warnung freigeben.

• Besonders wichtig: Alle Justagearbeiten bei der geringsten Leistung


des Pumplasers durchführen!

• Besonders wichtig: Niemals den Kopf senkrecht über den geöffneten


Farbstofflaser bringen, da sowohl der Farbstoff-Jet als auch der doppel-
brechende Filter starke Reflexe in der Vertikalen erzeugen!

• Sobald der Pumplaser eigeschaltet ist müssen die bereitliegenden Bril-


len mit der Aufschrift Farbstofflaser“ getragen werden. Diese absor-

bieren das grüne und infrarote Licht des Pumplasers. Damit der Farb-
stofflaser selbst justiert werden kann, durchdringt dessen Strahlung die
Brille. Die Emission des Farbstofflasers ist also mit aufgesetzter Brille
sichtbar. Andererseits schützt die Brille das Auge auch nicht vor der

3
Strahlung des Farbstofflasers, daher sind umbedingt die obrigen Ver-
haltensregeln zu beachten.

Sollte es dennoch zu einer Bestrahlung des Auges kommen, informieren


Sie umgehend den/die Betreuer/in und wenden sich an die Ambulanz der
Augenklinik des Klinikums Kassel, Telefonnr. 0561 980-3904.

4
2 Vorbereitung

Literatur:
• D. Meschede: ,,Optik, Licht und Laser”, 3. Auflage (2008) Vieweg &
Teubner, Wiesbaden (Kapitel 1.9 − 2.3). → siehe Anhang!

• H. Weber, G. Herziger: ,,Laser: Grundlagen und Anwendungen”, 1.


Auflage (1972) Physik Verlag, Weinheim.

• Eichler, J., Dünkel, L., Eppich, B., Die Strahlqualität von Lasern, Laser
Technik Journal 2 (2004) 63 − 66. → siehe Anhang!

• W. Demtröder: ,,Experimentalphysik 2 und 3”, 3. Auflage (2005/06)


Springer, Berlin Heidelberg New York.

• J. Eichler, H.J. Eichler: ,,Laser: Bauformen, Strahlführung, Anwendun-


gen”, 7. Auflage (2010) Springer, Berlin Heidelberg New York.

• E. Hering, R. Martin, M. Stohrer: ,,Physik für Ingenieure”, 11. Auflage


(2012) Springer, Berlin Heidelberg New York.

Themen:
• Gaußsche Strahlen: longitudinales und transversales Profil, Definition
von w0 , z0 , M2 -Wert, Strahlparameterprodukt

• Matizenoptik: geometrische Optik, Behandlung von Gaußmoden

• Resonatoren: Aufbau, Verluste, Fresnel-Zahl, Güte, Moden

• Laserprinzip: Inversion im 3- und 4-Niveausystem, Selbsterzeugung,


Kohärenz, Spektrum

• Laseroszillatoren: HeNe-Laser, Farbstofflaser mit seiner Molekülphysik!

Lösen von Aufgabe 1 noch vor dem Versuch!


(siehe Abschnitt 3.1).

5
3 Aufgabenstellung
Der Hauptteil des Versuchs beschäftigt sich mit der Justage und Inbetrieb-
nahme des Farbstofflasers. Im Folgenden sind die einzelnen Aufgaben, die
zur Durchführung des Versuchs gehören, aufgelistet.

Aufgabe 1
Die Berechnungen zur Matrizen-Optik orientieren sich an Beispielen aus D.
Meschede: Kapitel zur Matrizenoptik bzw. Gaußstrahlen. Sie sollen vor dem
Versuch durchgeführt werden, um den Umgang mit den wichtigen Formeln
zur Beschreibung von Laserstrahlen zu erlernen und eine Vorstellung vom
Strahlengang eines Lasers zu entwickeln.

Aufgabe 2
Justieren Sie den Farbstofflaser unter Zuhilfenahme der Justageanleitung 6.1,
zunächst ohne den doppelbrechenden Filter, BRF.

Aufgabe 3
Bauen Sie nun den BRF ein und optimieren Sie die Justage. Überzeugen
Sie sich von der Durchstimmbarkeit des Farbstofflasers. Schätzen Sie den
Farbeindruck der emittierten Strahlung ab und bestimmen Sie den Wel-
lenlängenbereich, in dem der Farbstofflaser eingesetzt werden kann und mit
welcher Leistung.

Aufgabe 4
Bestimmen Sie die Beugungsmaßzahl M2 .
Wie muss die plankonvexe Linse orientiert werden, damit man sphärische
Linsenfehler vermeidet? Überlegen Sie sich, wie eine Auswertung der Daten
auszusehen hat.

6
3.1 Aufgabe 1 - Matrizen-Optik
(Versuchsvorbereitend)
1. Reproduzieren Sie die Linsenmachergleichung“ mit Hilfe der (geome-

trischen) Matrizenoptik!

2. Berechnen Sie die Strahltaille w2 eines TEM00 -Gaußstrahls vom Durch-


messer 2 · w0 = 2 mm im Fokus einer dünnen Linse mit der Brennweite
f = 200 mm, wenn vor der Linse von einer ebenen Welle ausgegangen
werden kann (1/R(z) = 0, sehr große Rayleighlänge!). Verwenden Sie
dazu zunächst das ABCD-Gesetz für Gaußmoden mit der entsprechen-
den Transformationsmatrix, um die komplexe Zahl q1 direkt hinter der
Linse zu bestimmen.
Welche Bedingung definiert nun die Strahltaille und liefert q2 ? Nutzen
Sie die Bedingung und berechnen Sie die gesuchte Strahltaille w2 über
das Verhältnis der Rayleighlängen z2 und z0 . Rechnen Sie mit einer
Wellenlänge von 580 nm.

3. In welchem Abstand d hinter der Linse müsste man eine konkave Linse
der Brennweite f = −100 mm positionieren, damit am Ort der Linse
wieder eine ebene Wellenfront entsteht? Nutzen Sie wieder das ABCD-
Gesetz für Gaußmoden! Berechnen Sie zunächst die Matrix für das
Linsensystem und wenden Sie diese auf q0 an. Welche Bedingung gilt
für das Ergebnis q1 , wenn man ebene Wellenfronten hinter dem Linsen-
system erhalten möchte?
Stellen Sie die quadratische Gleichung für d auf und berechnen Sie die
Lösungen für λ = 800 nm und w0 = 2 mm (gern darf Mathematica
o. ä. verwendet werden!). Interpretieren Sie die Lösungen! Welche Art
von optischem Aufbau hat man im Falle des kleineren Wertes für d
realisiert?

7
4 Einleitung
Bei einem Farbstofflaser werden als Lasermedium organische Farbstoffe in
Lösung verwendet. Das Licht einer leistungsstarken Pumpquelle (meist ein
anderer Laser) wird in eine Farbstoffzelle bzw. -küvette oder in einen frei-
en Farbstoffstrahl (Jet) fokussiert. Gepulste Farbstofflaser können mit Hilfe
von Blitzlampen als Pumpquelle realisiert werden. Die starke Fluoreszenz
organischer Farbstoffe kann somit zur effizienten Erzeugung von Laserstrah-
lung verwendet werden. Darüber hinaus besitzen organische Farbstoffe einige
Eigenschaften, die für die Eignung als Lasermediun von Vorteil sind:

• Sie stellen ein 4-Niveau-System dar.

• Sie sind über einen großen Wellenlängenbereich durchstimmbar.

• Ihre intensiven Übergänge ergeben eine hohe Verstärkung.

• Sie stellen ein billiges Lasermedium dar.

• Sie sind leicht zu kühlen.

• Sie besitzen durch die Vielfalt an Farbstoffen eine hohe Variabilität.

Der Farbstofflaser (engl. Dye-Laser ) wird eingesetzt, wenn eine im sicht-


baren Spektralbereich abstimmbare Laserlichtquelle benötigt wird. Die meis-
ten Laser können hingegen nur in einem schmalen Wellenlängenbereich zum
Lasen angeregt werden. Lange Zeit wünschten sich vieler Laseranwender ein
Gerät, dessen Wellenlänge wie ein Frequenzgenerator durch Drehen eines
Knopfes geändert werden kann. Diese Bedingung erfüllen z. B. der Farbstoff-
sowie der Titan:Saphir-Laser (Beispiel für einen Festkörperlaser).
Durch optisches Pumpen kann in einem Farbstoff eine Inversion erzeugt wer-
den, welche die Vorraussetzung für Lasertätigkeit darstellt. Die während die-
ser Anregung auftretende breitbandige Fluoreszenz gibt das Potential des
Systems zur Verstärkung von Licht der entsprechenden Wellenlänge vor.
In durchstimmbaren Lasern muss die gewünschte Frequenz durch optische
Elemente selektiert werden. Andernfalls oszilliert der Laser immer mit der
Wellenlänge, welche die größte Verstärkung erfährt. Die Einsatzgebiete des
Farbstofflasers sind hauptsächlich die der Laserspektroskopie oder die wel-
lenlängenselektive Photochemie.

Der Versuch soll ein Gefühl für den Aufbau und die Funktionsweise eines
Farbstofflasers vermitteln. Zudem sollen die charakteristischen Eigenschaften
der aus einem optischen Resonator emittierten Strahlung untersucht werden.

8
5 Grundlagen
Die für Farbstofflaser verwendeten, komplexen organischen Farbstoffe verfü-
gen über ein breites Absorptions- und Emissionsspektrum. Sie werden in
Alkoholen oder anderen Lösungsmitteln wie Dimethylsulfoxid gelöst. Die
Energiezufuhr geschieht über optisches Pumpen: Dabei wird der Farbstoff
meistens durch die Strahlung eines anderen Lasers aus dem Grundzustand
in einen elektronisch angeregten Zustand versetzt. Farbstofflaser können so-
wohl im gepulsten als auch im kontinuierlichen Modus betrieben werden.
Im Versuchsaufbau wird ein diodengepumpter Festkörperlaser (engl. diode-
pumped-all-solid-state laser, kurz DPSSL) zum Pumpen des Farbstofflasers
verwendet. Der Pumplaser besitzt einen Nd:YAG-Kristall als aktives Medium
und arbeitet bei einer Wellenlänge von 532 nm.

5.1 Energieniveaus in organischen Farbstoffen


Organische Farbstoffe sind komplizierte Moleküle, welche aus einer Viel-
zahl von verschiedenen Atomen (50 bis 100!) bestehen. Sie sind durch ein
π-Elektronensystem gekennzeichnet. Dieses Elektronensystem ist ausschlag-
gebend für die Photophysik der Moleküle. Bei dem in diesem Versuch ver-
wendeten Farbstoff handelt es sich um Rhodamin 6G mit der Summenformel
C28 H31 N2 O3 Cl. Die Strukturformel ist in Abbildung 1 dargestellt. Das Ab-
sorptionsmaximum liegt bei 524 nm. Der Farbstoff ist in Methanol und Ethy-
lenglykol gelöst, sodass der Fluoreszenz-Peak mit einer Effizienz von 32 % bei
581 nm liegt. Der Emissionsbereich erstreckt sich von 555 bis 585 nm [1].

Abbildung 1: Strukturformel des Farbstoffes Rhodamin 6G [2].

Das Energiediagramm der Farbstoffe ist im Allgemeinen sehr komplex.


In Abbildung 2 ist ein stark vereinfachtes Schema dargestellt, das jedoch die
für den Laserprozess wichtigen Niveaus enthält.

9
SINGLET STATES
TRIPLET STATES
S
2
T2
ABSORPTION

b ABSORPTION
S
1
INCREASING ENERGY

INTERSYSTEM
B CROSSING
T1
EMISSION

EXCITATION FORBIDDEN

a
CHARACTERISTIC
S LIFETIMES
0
-5
A B a 5 x 10 SEC
-0
B T 5 x 10 SEC
-7 -3
T S 10 TO 10 SEC

Abbildung 2: Vereinfachtes Termschmema (Energiediagramm) eines Laser-


Farbstoffes mit den charakteristischen Lebensdauern. [3]

In Abbildung 2 sind zwei Arten von elektronischen Zuständen eingezeich-


net: Singulett- und Triplett-Zustände. Die Energiedifferenz wird häufig in
Einheiten der Wellenzahl cm−1 angegeben (1 cm−1 = 1,24·10−4 eV). Typische
Energiedifferenzen zwischen elektronischen Zuständen liegen bei ca. 10.000
bis 20.000 cm−1 (≈ 1 eV, optischer Frequenzbereich). Die elektronischen Nive-
aus werden durch die Vibrationszustände des Moleküls weiter aufgespalten.
Die Energiedifferenz zwischen den benachbarten Vibrationsniveaus liegt in
der Größenordnung von 1.000 bis 2.000 cm−1 (≈ 0,1 eV, infraroter Bereich).
Eine weitere Aufspaltung (Feinstruktur) kommt durch Rotationszustände zu-
stande, wobei die Energiedifferenzen hier 10 bis 20 cm−1 betragen (≈ 10−3 eV,
hochfrequent). Die Überlappung von Rotations- und Schwingungszuständen
führt zu den breiten Absorptions- und Emissionskurven der Laserfarbstoffe,
siehe Abbildung 3.

5.2 Laserübergänge in Farbstoffen


In diesem Abschnitt werden die Vorgänge beschrieben, die das sogenannte
Lasing in Farbstoffen zur Folge hat. Verluste infolge der Bevölkerung der
T1 -Triplettzustände sowie der T1 ↔ T2 -Absorption werden zunächst ver-
nachlässigt und nur die Singulett-Übergänge betrachtet.

10
EMISSION AND ABSORPTION
ABSORPTION BAND

EMISSION BAND

TRIPLET
ABSORPTION BAND

450 500
λ
550 600
WAVELENGTH, nm

Abbildung 3: Absorptions- bzw. Emissionskurve (Fluoreszenz) eines Laser-


Farbstoffs. [3]

Man kann sich das Lasing in einem Farbstofflaser über ein Vier-Niveau-
System erklären:
Da die thermische Energie bei Raumtemperatur sehr viel kleiner ist als die
der Vibrationsübergänge, befinden sich zu Beginn fast alle Moleküle im un-
tersten Schwingungsniveau des elektronischen Grundzustandes S0 . Es wird
dann gemäß dem Franck-Condon-Prinzip das Vibrationsniveau in S1 ange-
regt, welches im Gleichgewichtsabstand von S0 die maximale Aufenthalts-
wahrscheinlichkeit besitzt. Dieses ist im Allgemeinen nicht der Vibrations-
grundzustand von S1 und ist in Abb. 2 mit b bezeichnet. Da die umliegenden
Niveaus ebenfalls eine gewisse, jedoch kleinere Aufenthaltswahrscheinlichkeit
besitzen, ergeben sich die breiten Absorptionsbanden in Abb. 3.
Nach der Anregung geht das Molekül innerhalb von Pikosekunden strahlungs-
los in den Grundzustand von S1 über: b ↔ B. Der strahlungslose Übergang
führt zu einer Umverteilung der Systemenergie. In den meisten Fällen macht
sich die absorbierte Energie in einer Erwärmung der Lösung bemerkbar.

Lasertätigkeit kann zwischen den Vibrationsniveaus B in S1 und dem


vibrationsangeregten Zustand a in S0 stattfinden, sofern eine Populations-
inversion NB > Na vorliegt. Hierbei wird wieder angenommen, dass sich
die Kerngeometrie während des elektronischen Übergangs nicht ändert. Der
Übergang B ↔ a geht mit der Emission eines Photons der Wellenlänge λBa
einher:

11
hc
λBa = (1)
EB − Ea
h: Planck’sches Wirkungsquantum; c: Lichtgeschwindigkeit; E: Energie
des jeweiligen Niveaus.

Ein weiterer strahlungsloser Übergang a ↔ A überführt das angeregte


Molekül in den Grundzustand. Die Fluoreszenz hat aus den gleichen Gründen
wie oben eine breite Emissionsbande und ist immer langwelliger als die An-
regung (Stokes-Shift, siehe auch Abb. 3):

|EA − Eb | > |EB − Ea | (2)

Viele der stabilen Farbstoffmoleküle besitzen eine gerade Anzahl an Elek-


tronen, sodass ihr Gesamtspin null ist. Bei der Anregung eines einzelnen
Moleküls ändert sich der Gesamspin nicht, sondern bleibt null. Zustände mit
einem Gesamtspin von null werden Singulett-Zustände genannt. Im Ensemble
können jedoch Stöße zwischen den Molekülen und damit eine Spin-Umkehr
stattfinden. Diese Zustände haben nun einen Gesamtspin von ±1/2 und wer-
den Triplett-Zustände genannt. Übergänge zwischen Singulett- und Triplett-
Zuständen heißen Intersystem Crossing (Interkombinationslinien).

Das Intersystem Crossing (S1 ↔ T1 in Abb. 2) sowie die Triplett-Absorp-


tion wirken sich negativ auf die Lasertätigkeit aus. Zum einen kosten diese
Prozesse Energie, welche nicht mehr für den Lasing-Prozess zur Verfügung
steht. Zum anderen ist die Lebensdauer der Triplett-Zustände viel länger als
die der Singulett-Zustände (10−6 bis 10−3 s), sodass diese Moleküle zusätzlich
nicht am Lasing-Prozess teilnehmen können.
In kontinuierlich arbeitenden Farbstofflasern verwendet man einen schnellen
Farbstoff-Fluss bzw. Jet, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Wenn
die Farbstoffmoleküle, welche dem kontinuierlichen Anregungslicht ausge-
setzt sind, schnell genug zirkulieren, so ist jedes Farbstoffmolekül nur für
eine kurze Zeit dem Pumplicht ausgesetzt. Ist sie viel kürzer als die Triplett-
Lebensdauer, findet keine nennenswerte Absorption statt.

12
5.3 Allgemeiner Aufbau eines Farbstofflasers
Abbildung 4 oben zeigt den wesentlichen Aufbau eines kontinuierlich ge-
pumpten cw -Farbstofflasers (engl. continuous wave). Der Resonator besteht
aus drei Spiegeln. Der Auskoppelspiegel (engl. output coupler, O.C.) ist pla-
nar. Er besitzt eine Transmission im Bereich von 10 bis 20 %. Die beiden
hochreflektierenden Spiegel m1 und m2 sind gekrümmt und müssen so jus-
tiert werden, dass ihr Fokus im Farbstoffstrahl liegt. Der Laserstrahl des
Pumplasers wird ebenfalls über einen sphärischen Spiegel m0 in den Jet fo-
kussiert.

wichtige Abstände:
d(m0, Jet) = 51 mm
d(m1, Jet) = 100 mm
d(m2, Jet) = 80 mm

m2
BRF O.C.
m1

m0

Abbildung 4: Oben: Schematischer Aufbau eines cw -Farbstofflasers, der


durch einen Festkörperlaser optisch gepumpt wird (gemäß [4]). BRF - dop-
pelbrechender Filter (engl. birefringent filter ) Unten: Düsenanordnung für
einen laminaren Fluss des Farbstoffs [3].

Abbildung 4 unten zeigt einen Ausschnitt des cw -Lasers mit der zu-
gehörigen Düsenanordnung für einen laminaren Fluss. Der Farbstoff strömt
aus einer kleinen Düse in Form eines flachen, breiten Films durch den Strahl-
weg. Beide Flächen des Farbstoff-Films verhalten sich wie stabile Ober-
flächen. Zur Minimierung der Reflexionsverluste an den Oberflächen wird
der Jet im Brewster-Winkel justiert. Um die benötigten Intensitäten für die
Laser-Schwelle zu erreichen, muss der Strahl des Pumplasers auf einen Durch-
messer von ∼ (10 − 20) µm fokussiert werden.

13
136 3 Lichtausbreitungin Materie

yon ihrer Ordnung, aber wegen der Dispersion, die auch noch unterschiedliche
Temperatur-Koeffizienten fiir no und n~ besitzt, sind Verz6gerungsplatten ho-
her Ordnung sehr viel empfindlicher auf Frequenz- und Temperaturvariationen
als solche niedriger Ordnung.
Sogenannte Verz6gerungsplatten nullter Ordnung bestehen aus zwei Platten
fast gleicher
5.4 Wellenl Dicke, aber mit Gangdifferenz
ängenselektion durch A/2 ein
oder Lyot-Filter
A/4. Wenn die beiden
Platten mit gekreuzten optischen Achsen aufeinander montiert werden1, dann
Abbildung
werden die5 Einfliisse
links stellt
derzwei Arten
hohen eines Lyot-
Ordnungen bzw. doppelbrechenden
kompensiert Fil-
und eine effektive
Platte niederer Ordnung bleibt iibrig, die geringere spektrale und
ters dar, der unter dem Brewster-Winkel in den Strahlengang eingebracht Tempera-
turempfindlichkeit
wurde. Dieser Filterzeigt. ,,Echte"
besteht Platten nullter Ordnung
aus Verzögerungsplatten, warenihrerseits
welche i. Allg. zu
aus
diinn und schon in der Herstellung zu empfindlich.
doppelbrechenden Materialien bestehen (unteres Bild).
Mit Verzögerungsplatten ist es möglich, den Polarisationszustand von Licht-
Lyot-Filter
strahlen zu manipulieren, indem die optische Achse senkrecht zur Ausbrei-
tungsrichtungVerz6gerung
Die relative der beiden
orientiert wird. Teilwellen
Ordentlicher undin außerordentlicher
einer Verz6gerungsplatte
Strahlder
pro-
Dicke d, deren optische Achse zur einfallenden Polarisation unter dem Winkel
pagieren dann kollinear durch den Kristall jedoch mit unterschiedlichen Ge-
r steht, betr~igt A = 27c(no - n ~ ) d / . ~ und ist wellenl~ngenabh~ngig. Wenn
schwindigkeiten. Ordentlicher- und außerordentlicher Anteil sind durch die
man VerzSgerungsplatten mit Polarisatoren kombiniert, kann man eine wel-
Projektion
lenl~ingen-auf diefrequenzabh~ngige
bzw. optische Achse gegeben.
Transmission erzielen. Solche Anordnun-
gen werden doppelbrechende oder Lyot-Filter genannt. In Abb. 3.36 ist eine

Abbildung 5: Links:
Abb. 3.36 Unten: Lyot-Filter unter
3-Platten-Lyotfilter aus zwei Polarisationsfiltern
Brewsterwinkel Pol im
zur Verwendung 1 und Pol
Laser-
2 Resonator.
sowie einem Kalkspatkristall
Rechts: Transmissionskurven dazwischen (oben). Der
der Einzelkomponenten und einzelne Kalkspat-
des zusammengesetz-
ten Filters aus drei Platten.
kristall kann alternativ durch mehrere Scheiben desselben Materials ersetzt
werden (unten). O.A.
VerzSgerungsplatte (nun- Optische
zweckm~t3ig Achse.
hShererRechts:
Ordnung)Transmissionskurven
unter r der
~ zwischen
einzelnen Komponenten
zwei parallele Polarisatorenundgestellt.
des zusammengesetzten
Nur bei bestimmten Filters. [5]
Wellenl~ngen wirkt
sie z.B. als A/2-Platte und 15scht die Transmission aus.
Die
ZSie relative
werden Verzögerung
h~ufig ∆ beider
,,optischkontaktiert", Teilwellen
d.h. sie werdenauf in einer
zwei doppelbrechenden
sehr gut polierten Fl~hen
(derender
Platte Ebenheit mut]
Dicke d,sehr viel besser
deren sein als
optische eine optische
Achse Wellenl~nge)
den Winkel Φ mitallein
derdurch Adh~si-
einfallenden
onskr~ifteverbunden.
Polarisationsrichtung einschließt, beträgt
d
∆ = 2π(no − nao ) (3)
λ
und ist wellenlängenabhängig. Der Winkel Φ wirkt sich (in Kombinati-
on mit der Plattendicke) auf die Drehung der Polarisation beim Durchgang
durch die Platte aus. Schlussendlich erhält man durch Kombination dieser
Verzögerungsplatten mit Polarisatoren eine wellenlängenabhängige Trans-
mission, siehe Abb. 5 rechts.

14
Die emittierte Laserstrahlung ist durch einfaches Drehen des Filters in einem
großen Wellenlängenbereich frei wählbar, da die optische Achse in der Plat-
tenebene liegt. Die Orientierung im Brewster-Winkel minimiert die Verluste
der transmittierten Wellenlänge.

5.5 Wichtige Messgrößen der Laserstrahlung


5.5.1 Optische Leistung
Leistungsmessgeräte für Laser, sogenannte Powermeter, können auf zwei Prin-
zipien der Lichtdetektion basieren. Die beiden gebräuchlichsten Typen sind
Photodioden und Thermoelemente.

Photodioden
Photodioden sind Halbleiterdetektoren, in denen einlaufende Photonen in der
sogenannten Raumladungszone Ladungsträger über den inneren Photoeffekt
erzeugen. Wird ein elektrisches Feld angelegt, so werden die Ladungsträger
in der Raumladungszone getrennt und als Photostrom gemessen. Der Pho-
tostrom ist proportional zur Zahl der getrennten Ladungsträger und - un-
terhalb einer Sättigungsschwelle - auch zur Menge der einstrahlenden Pho-
tonen. Photodioden arbeiten sehr genau, sind jedoch auf einen bestimmten,
vom Material abhängigen Wellenlängenbereich beschränkt.

Thermoelemente
Thermoelemente bestehen aus zwei sich berührenden Metallen, die sich in
ihrem thermoelektrischen Koeffizienten unterscheiden. Zwischen ihnen bil-
det sich eine temperaturabhängige Kontaktspannung aufgrund von Strah-
lungsabsorption aus. Sie bieten den Vorteil über weite Wellenlängenbereiche
sensitiv zu sein, sind jedoch anfällig auf Temperaturfluktuationen von außen.

5.5.2 Strahldurchmesser und Spotgröße


Die Frage nach dem Durchmesser eines Laserstrahls klingt zunächst trivi-
al. Bei genauerer Betrachtung ist die Beantwortung aber keineswegs einfach,
wenn man sich vor Augen führt, dass ein Laserspot keine scharf abgegrenz-
ten Randbereiche hat. Das heißt, dass die Intensität nicht einfach in einer
bestimmten Entfernung zur Strahlachse schlagartig auf Null abfällt, sondern
ein gaußförmiges Intensitätsprofil besitzen kann.

15
In Abbildung 6 links ist das Intensitätsprofil einer gaußförmigen Grund-
mode, der TEM00 -Mode (transversale elektromagnetische Mode), dargestellt.
Der Strahldurchmesser ist hier als der Strahlquerschnitt definiert, für den die
Intensität auf den 1/e2 -Wert der Maximalintensität abgefallen ist. Die Strahl-
taille ω (auch Spotgröße genannt) gibt den Strahlradius an, ist also als halber
Strahldurchmesser definiert.

Abbildung 6: Links: Gaußförmiges Intensitätsprofil mit Definition des


Strahldurchmessers und der Strahltaille ω. Rechts: Transmissionskurve ei-
nes Laserstrahls durch eine kreisförmige Blende. [6]

Um den Durchmesser eines Laserstrahls experimentell zu bestimmen, be-


trachten wir hier dessen Propagation durch eine Blende. Wird der Strahl
auf eine kreisförmige Blende zentriert, werden die Randbereiche des Lasers
eventuell abgeschnitten. Der durchtretende Anteil wird als Transmission be-
zeichnet und durch folgende Formel beschrieben:

2r2
 
T = 1 − exp − 2 (4)
ω
T : transmittierter Anteil, r: Radius der Blende, ω: Strahltaille bzw. Spot-
größe/-size.

Abbildung 7 zeigt eine Transmissionskurve, die auf Gleichung (4) ba-


siert. Auf der horizontalen Achse ist das Verhältnis von Blendendurchmesser
dA = 2r zu Strahldurchmesser dB = 2ω aufgetragen. Die vertikale Achse wird
auf den prozentualen Anteil der Transmission normiert. Mit einer kalibrier-
ten Blende kann diese Transmissionskurve dann dazu verwendet werden den
Durchmesser eines Laserstrahls zu bestimmen.

16
Beispiel:
Ein 2 mW Laser wird auf eine Blende mit einer Öffnung von dA = 3 mm
zentriert. Die transmittierte Leistung beträgt 1 mW. Das Verhältnis von ein-
gestrahlter zu transmittierter Leistung beträgt also 50 %. Mit Hilfe der Kur-
ve in Abbildung 7 lässt sich ein Verhältnis von Blendendurchmesser dA zu
Strahldurchmesser dB von 0.59 ablesen:

da /db = 0.59, mit dA = 3 mm folgt dB = 5.08 mm

Abbildung 7: Anteil der transmittierten Leistung durch eine Blende. [6]

5.5.3 Divergenz
Eine ideale Punktlichtquelle würde im Rahmen der geometrischen Optik
durch eine Sammellinse zu einem parallelen Strahlenbündel gebrochen wer-
den. Da jedoch reale Lichtquellen immer Flächenstrahler sind, führt die Beu-
gung dazu, dass auch ein paralleler Strahl einen gewissen Öffnungswinkel auf-
weist. Die Divergenz einer Strahlungsquelle ist ein Maß für diesen Öffnungswinkel.
Sie kann durch Messung des Strahldurchmessers an zwei Stellen im Strah-
lengang (Punkt 1 und 2) bestimmt werden, siehe Abbildung 8.

17
Abbildung 8: Schema zur Messung der Strahldivergenz. [6]

Der Divergenzwinkel ist dann gegeben durch folgende Gleichung


d2 − d1
θ= (5)
l2 − l1
mit den Strahldurchmessern d an den Punkten 1 bzw. 2, sowie den Abständen
l zwischen dem Laser und den Punkten 1 bzw. 2.

Das Divergenzverhalten des Lasers wird auf Grundlage obiger Skizze


(Abb. 8) nur approximiert und Gleichung (5) gilt nur für sehr kleine Winkel
θ (sin θ ≈ θ)! Insbesondere unterscheidet sich das Divergenzverhalten eines
Lasers in bestimmten Entfernungen zum Strahlaustritt:
Man spricht vom Fernfeld, wenn der Abstand folgende Bedingung erfüllt

d2
l ≥ 100 (6)
λ
Für Nahfeld gilt hingegen

d2
l≤ (7)
λ
Bei einigen Lasern wird eine Fläche des Auskoppelspiegels gekrümmt aus-
geführt, um Divergenzeffekte zu minimieren (positive Linse). Der in diesem
Versuch verwendete Farbstofflaser besitzt jedoch einen planen Auskoppel-
spiegel.

Abbildung 9 zeigt den experimentellen Aufbau zur Bestimmung der Strahl-


divergenz mit Hilfe einer Linse. Die verwendete Linse sollte eine Brennweite
f besitzen, die mindestens dem 10-fachen des Strahldurchmessers entspricht.
Dies ist wichtig, um die sphärische Abberation zu reduzieren.

18
Abbildung 9: Experimenteller Aufbau zur Ermittlung der Strahldivergenz
unter Verwendung einer Linse (gemäß [6]).

Der Abstand zur Blende wird so gewählt, dass maximale Transmission auf-
tritt (die transmittierte Leistung messen). Als nächstes wird die Blende ent-
fernt und die Leistung des Lasers erneut bestimmt. Bei bekanntem Blenden-
radius r kann mit Hilfe der Transmission der Strahlradius im Fokus ermittelt
werden
s
2r2
w0 = 1
 (8)
ln 1−T
Im Fernfeld erhält man bei bekannter Brennweite f die Divergenz aus
dem Verhältnis

w(z) w0
θ= = (9)
z f

5.5.4 Beugungsmaßzahl M2
Eine ideale Gaußmode wird unabhängig von der tatsächlichen Strahltaille
w und dem Divergenzwinkel θ durch das Produkt dieser beiden Größen im
Fernfeld charakterisiert. Dieses sogenannte Strahlparameterprodukt (beam
parameter product, BPP) lautet dann

SPP = w · θ = λ/π (10)


Das Produkt trifft eine Aussage über die Fokussierbarkeit eines gaußförmigen
Strahls: Weicht eine reale Lasermode von der idealen Gaußmode ab, so wird
das SPP größer. Bei gleichbleibender Divergenz wächst damit auch die Strahl-
taille im Fokus an.

19
2.3 Gaut3-Strahlen 49
Quantisiert wird dies über die Beugungsmaßzahl M2 , welche für einen
gaußförmigen Strahl
Wir bemerken, daft den Wert
wir eine 1 und
weitere für alle realen
KugelwellenlSsung Laserstrahlen
erhalten, indem wir in einen
(2.22) z dureh den Radius der Wellenfronten 2( z ) -- z - Ro ersetzen, deren
größeren Wert annimmt. Anschaulich gibt M das Verhältnis zwischen dem
R

realenZentrum
(Index nun bei Ro liegt, oder auch, wenn wir adhoc die lineare komplexe
R) und dem idealen SPP-Wert an (Index 0):
Ersetzung (Zo ist eine reelle Zahl)
wR θR
z - * q ( z ) ---- z - izo 2 πwR θR
M = = (11)
w0 θ0haben wirλ den
vornehmen. Auf diese Art und Weise Gauflschen Grundmode 6
bereits konstruiert, wenn wir eine konstante Amplitude ,4o verwenden:
AbbildungE(z,p) Ao
10 zeigtkq(z)
denexp \(i kp2 e ikz"einer Gaußschen Grundmode
Fokusbereich (2.23) mit
den Flächen konstanter Phase (Wellenfronten). Nur im Zentrum werden na-
Wir werden
hezu ebene die hier , , g e erreicht.
Wellenfronten r a t e n e " LSsung in Kiirze
Außerhalb als L6sung
nähern der schnell
sie sich paraxialen
wieder
Helmholtz-Gleichung (2.30) wiederfinden.
einer Kugelform an. Die Krümmung der Wellenfront bzw. dessen Radius R(z)
lautet allgemein R(z) = z[1 + (z0 /z)2 ], wobei z0 der sogenannte Rayleigh-
Parameter ist, der der Entfernung zum Punkt minimaler Strahltaille (defi-
niert als z = 0) entspricht, an der sich die Strahlfläche verdoppelt hat.

Abb. 2.7 Fin


Abbildung 10:Gauflscher
Strahlverlauf der inGaußschen
Grund-Mode der Ndhe der Grundmode im Fokusbereich.
Strahltaille. hn Zentrum werden
nahezu ebene Wellenfronten erreicht, auflerhalb ndhern sich die Wellen wieder schnell der
Die Rayleighzone b Rayleighzone
Kugelform an. Die ist schraffiert.
ist ira Außerdem sind die (gekrümmten) Flächen
unteren Teil sehra~ert.
konstanter Phase eingezeichnet.
Die Gaui3moden propagieren imΘfreien,
div : Divergenz, 2w0 : Strahldurchmesser,
isotropen Raum, anders als etwa die z:
Ausbreitungsrichtung. [5]
Wellen in einem dielektrischen Lichtleiter, die auf die inhomogenen optischen
Eigenschaften des Wellenleiters angewiesen sind. Im isotropen Raum sind so-
wohl das elektrische als auch das magnetische Feld transversal zur Ausbrei-
Mit Hilfe von Gleichung
tungsrichtung (11) kannwerden
und die Wellenformen der Krümmungsradius des realen La-
als Transversaler Elektrischer
serstrahls angegeben Mode
und Magnetischer werden:
mit Indizes (m, n) bezeichnet. Die Grundl6sung tr~igt
die Bezeichnung TEMoo-Mode. Sie"ist die mit Abstand wichtigste Form aller
verwendeten Wellentypen und soll daher nfiher
 2 #
2analysiert werden, bevor wir
πwR
uns den h6heren Moden RRzuwenden.
(z) = z 1 + 2 (12)
zλM
6Der Begriff,,Mode", der hier erstmals auftaucht, ist vom 1at. Modus, Marl, Melodie entlehnt
und sollte im Deutschen besser
2 als der Mode angesprochen werden. 2
Analog lässt sich der M -Wert in den ortsabhängigen Strahlradius w (z) =
w02 [1
+ (z/z0 )2 ] einbinden:
" 2 #1/2
zλM2

wR (z) = wR 1 + (13)
πwR2

20
6 Versuchsdurchführung
Im Folgenden sind die Aufgaben zum praktischen Teil des Versuchs im De-
tail beschrieben (siehe Abschnitt 3). Die einzelnen benötigten Schritte der
Durchführung sollten sich samt der dabei gemachten Beobachtung in der
Abgabeversion des Versuchs wiederfinden.

6.1 Aufgabe 2 - Inbetriebnahme des Farbstofflasers


In diesem Aufgabenteil wird der Farbstofflaser in Betrieb genommen. Dazu
zählen das Starten des Pumplasers und der Farbstoffpumpe sowie die Justage
des Resonators bis die Laseraktivität einsetzt. Dies wird gemäß der Einzel-
schrittbeschreibung, siehe 7.1, durchgeführt.

6.2 Aufgabe 3 - Durchstimmbarkeit


Aufgabenteil 3.a)
Nun muss der doppelbrechende Filter wieder wie folgt eingebaut werden:
Den Pumplaser blocken. Den doppelbrechenden Filter einsetzen und mit der
Rändelschraube (Nr. 90) fixieren. Den Strahlengang des Pumplasers wieder
freigeben. Gegebenenfalls die Spannung etwas nachregeln, um die Verluste
durch den Filter auszugleichen.
Beim Drehen der Mikrometerschraube des doppelbrechenden Filters (Nr.
101) sollte nun wellenlängenselektiv Laser-Emission auftreten. Zur Optimie-
rung der Ausgangsleistung justiert man für eine zentrale Wellenlänge mittels
m1 und m2 auf maximale Laserleistung. Der Pumpendruck hat hier einen
gewissen Einfluss auf die Intensität der Strahlung und kann daher nach Ab-
sprache mit dem Betreuer optimiert werden.

Aufgabenteil 3.b)
Zur Aufnahme einer Abstimmkurve und der Bestimmung der Bandbreite
werden neben den Ausgangsspektren auch die Ausgangsleistung für das je-
weilige Spektrum bzw. die eingestellte Wellenlänge gemessen.
Dazu wird der Messkopf des Powermeters ca. 15 cm hinter dem Farbstofflaser
mittig in den Strahl gestellt. Die Spektren werden mit Hilfe eines Spektrome-
ters, das an ein Notebook angeschlossen wird, aufgenommen. Es reicht aus
die Spektrometer-Faser schräg auf den Laserspot am Powermeterkopf auszu-
richten und zu fixieren.
(Entfernung ca. 10 cm). Achtung: Die Glasfaser darf nicht geknickt werden!
Die Position der Mikrometerschraube wird der Vollständigkeit halber jeweils
mit notiert.

21
Entsprechen die Einzelspektren in Summe dem des aufgenommenen Gesamt-
spektrums?

6.3 Aufgabe 4 - Bestimmung von M2


In diesem Versuchsteil soll die Funktion wR (z) (siehe Abschnitt 5.5.4) hinter
einer plankonvexen Linse der Brennweite f = +200 mm vermessen werden,
um den M2 -Wert zu bestimmen. Dazu wird der Laserstrahl mit Neutral-
dichtefiltern zunächst stark abgeschwächt und dann durch die in x- und y-
Richtung positionierbare Linse geführt. In z-Richtung ist die Linsenhalterung
entlang der optischen Achse verschiebbar, so dass der Strahlfokus im Raum
verschoben werden kann. Mit einer handelsüblichen Webcam (CCD- oder
CMOS-Sensor) können nun (nur nach Sicherstellung der starken Strahlab-
schwächung durch die Filter!) für eine Reihe von Positionen der Linse Bilder
vom Strahlprofil hinter der Linse aufgenommen werden. Dabei ist zu beach-
ten, dass die Linse in x- und y-Richtung optimal justiert wird, um sowohl
Abbildungsfehler als auch ein Weglaufen des Spots von der Webcam zu ver-
meiden. Die Webcam ist in der Weise präpariert, dass der Strahl ohne weitere
Optiken auf den CCD-Chip geführt werden kann. Das Strahlprofil wird über
eine (Astronomie-) Software aufgenommen, in der die Belichtungszeit so ein-
gestellt werden kann, dass das Bild des Laserprofils nicht gesättigt ist

Gute Ergebnisse werden mit einer Anzahl von ca. 40 Linsenpositionen


erzielt! Zur Auswertung müssen dementsprechend 40 Bilder verarbeitet wer-
den. Daher existiert bereits ein Auswerteprogramm, mit welchem sich die
nötigen Schritte größtenteils automatisiert durchführen lassen. Dieses darf an
einem Arbeitsgruppenrechner verwendet werden, falls die Auswertung nicht
eigenständig gelingt. In jedem Fall soll jedoch die eigenständige Auswertung
zumindest eines Strahlprofils durchgeführt werden. (Eine Abbildung aller
gemessener Bilder muss sich nicht im Protokoll befinden, jedoch soll die Aus-
werteprozedur klar an einem Beispiel erläutert werden.

22
7 Betriebsanleitung
7.1 Inbetriebnahme und Justage des Farbstofflasers
Im Folgenden wird eine genaue Anleitung zur Justage des Lasers gegeben.
Die in den einzelnen Schritten benannten Bauteile inklusive Nummerierung
sind in Abbildung 11 abgebildet bzw. aufgelistet.

Schritt 1
Zunächst wird die rote Gehäuseabdeckung des Farbstofflasers entfernt. Der
doppelbrechende Filter (birefringent filter, BRF; Nr. 102 in Abbildung 11)
wird durch Lösen der Rändelschraube (Nr. 90) entfernt.

Schritt 2
Nun wird der Kühlwasserzulauf für den Farbstofflaser geöffnet. Der entspre-
chende Wasserhahn befindet sich unter dem Lasertisch und trägt die Be-
zeichnung ,,Trafo” (rechts außen). Hierbei muss beachtet werden, dass der
Wasserhahn nicht ganz geöffnet werden darf. Ca. 1/3-Drehung aus geschlos-
sener Position reicht aus (bis der Hahn etwa senkrecht zur Wand steht).

Schritt 3
Die Farbstoffpumpe an den Strom anschließen. Mit einem kleinen Stück Pa-
pier die Düse des Jets im Resonator so abdecken, dass keine Spritzer der
Farbstofflösung auf die sensiblen Optiken treffen kann, aber der Fluss der
Farbstofflösung nicht blockiert wird.

Schritt 4
Unter ständiger Beobachtung der Druckanzeige wird der Drei-Wege-Kippschalter
betätigt (Vorsicht: Die Druckanzeige ändert sich nicht-linear und immer schnel-
ler!) Der Kippschalter an der Pumpe wird auf Mittelstellung gebracht. Da-
durch wird die Pumpe aktiviert, der Jet ist hingegen noch blockiert. Es baut
sich schnell (¡ 10 sec) ein Druck von ca. 40 psi auf. Ist dieser erreicht wird der
Kippschalter ganz nach oben geschoben, um damit auch den Jet zu starten.
Sollte der Jet ein zwischendes Geräusch machen, ist der Druck nicht richtig
eingestellt und kann nach Absprache mit dem Betreuer geringfügig geändert
werden.

Schritt 5
Das Netzteil sowie das Steuergerät des Pumplasers an den Strom anschlie-
ßen. Das Netzteil über das BNC-Kabel bzw. die Bananenstecker miteinander
verbinden. Für die richtige Polung zeigt die Auswuchtung des Adapters für

23
die Bananenstecker nach unten.

Schritt 6
An beiden Geräten den Kippschalter umlegen. Am Netzteil sollten sowohl
Strom als auch Spannung Null sein. Die LED ,,Power” auf dem Steuergerät
leuchtet rot.

Schritt 7
Bevor der Pumplaser angeschaltet wird, muss der Strahlenaustritt geblockt
sein! Der Pumplaser wird über den Schlüsselschalter angeschaltet. Nun die
Spannung am Netzteil auf 2 bis 3 V regeln. Der Laser startet nach etwa 5 Se-
kunden (die LED ,,Laser” leuchtet grün). Die Zeit zum Aufwärmen beträgt
etwa 15 Minuten.

Schritt 8
Ein weißes Blatt Papier auf Höhe des entfernten BRF in den Strahlengang
bringen, um den Resonator zu blocken und die stimulierte Emission zunächst
zu unterbinden. Anschließend den Pumplaser entblocken.

Schritt 9
Damit die Lasertätigkeit eintreten kann, müssen alle Spiegel, die den Re-
sonator bilden, richtig justiert werden. Als Hilfe für diese Justage dient die
gelbe Fluoreszenz des aktiven Mediums. Alle Fluoreszenzspots sollten auf die
Spiegel zentriert werden. Dazu dienen die Justageschrauben an den jeweili-
gen Spiegelhaltern.
Der Spiegel, mit dem begonnen wird, trägt in Abbildung 11 die Bezeichnung
Nr. 8 und wird im Strahlengang als m1 bezeichnet. m1 soll einen Spot auf
m2 (Nr. 12 in Abb. 11) projizieren. Damit man den Spot beobachten kann,
wird vor m2 ein kleines Stück Papier platziert. Anschließend wird mit den
oben liegenden Justageschrauben (Nr. 95, 96) justiert, bis der Spot mittig
ist.
Achtung: Das Papier kann im Strahlengang des Pumplasers in Brand ge-
setzt bzw. versengt werden! Außerdem ist alleine das Streulicht unangenehm
für das ungeschützte Auge!

Schritt 10
Jetzt wird m1 abgedeckt und m2 auf den Auskoppelspiegel justiert. Da der
Auskoppelspiegel durch seine Halterung verdeckt wird, muss auf einen Trick
zurückgegriffen werden, um die genaue Position der Fluoreszenz auf dem
Spiegel zu beobachten:
Der Raum wird stark abgedunkelt (über die Jalousien) und hinter dem Strah-

24
Abbildung 11: [4] Draufsicht (li.) und Seitenansicht (re.) des Farbstoffla-
sers. 1: Schiene; 8: Spiegel m1 mit den Justageschrauben (95, 96, 97); 10:
Pumpspiegel m0 mit den Justageschrauben (18, 91); 12: Spiegel m2 mit den
Justageschrauben (92, 93, 94); 102: BRF mit der Rändelschraube 90 und der
Mikrometerschraube 101; (99, 100): Justageschrauben des Auskoppelspiegels.

25
lenaustritt des Farbstofflasers ein weißes Stück Papier angebracht. Durch
Streulicht beleuchtet sind die Umrisse des Auskoppelspiegels, seiner Halte-
rung sowie der Fluoreszenzspot gut zu erkennen. Mit den Justageschrauben
(Nr. 92, 94) wird der Spot mittig in der Horizontalen positioniert, in der
Vertikalen hingegen am obersten Rand (siehe Abbildung 12).

Abbildung 12: Zielposition des Laserspots auf dem Auskoppelspiegel


(Justage-Schritt 10).

Schritt 11
Das Blatt Papier wird nun wieder vor den Auskoppelspiegel in den Strahlen-
gang gebracht, d. h. an die Stelle des BRF. Auf dem Blatt sollten nun zwei
gelbe Spots erscheinen. Diese Spots müssen auf dem Auskoppelspiegel zur
Deckung gebracht werden. Dazu dienen die Justageschrauben (Nr. 95, 96)
an m1 .
Sollte man den zweiten Spot nicht finden, empfiehlt es sich etwas an den ge-
nannten Schrauben zu drehen, bis man einen zweiten Spot sehen kann. Dabei
sollte penibel darauf geachtet werden, das der Ausgangszustand wieder her-
stellbar ist (Umdrehungen und Drehsinn für jede Schraube merken und bei
Bedarf zum Ausgangszustand zurückkehren).

Schritt 12
Das Papier wird entfernt.
Entscheidend ist nun, dass der Strahl, der auf den Auskoppelspiegel trifft, in
sich selbst zurückläuft. Um dies kontrollieren zu können, kann ein Kärtchen
angefertigt werden, das in der Mitte ein Loch besitzt. Durch das Loch kann
das einfallende Licht passieren. Der Rückreflex vom Auskoppelspiegel ist auf
der Rückseite der Karte in der näheren Umgebung des Loches zu finden
(sofern er nicht, wie gewünscht, deckungsgleich mit dem einfallenden Strahl

26
ist).
Die Karte wird auf Höhe der Markierung Nr. 98 in den Strahlengang ge-
bracht. Die Deckungsgleichheit wird durch Justieren des Auskoppelspiegels
an den Justageschrauben (Nr. 99, 100) erreicht.

Abbildung 13: Reflexion des Laserstrahls am Auskoppelspiegel (Justage-


Schritte 12 und 13).

27
Schritt 13
Die Parallelität der einfallenden und reflektierten Strahlen wird an verschie-
denen Stellen vor dem Auskoppelspiegel im Strahlengang mit derselben Me-
thode kontrolliert.

Schritt 14
Vor die Spiegel m1 und m2 werden nacheinander nochmals sehr langsam
Karten in den Strahl geschoben.
Im Idealfall sieht man dabei einen großen und einen kleinen Spot. Der kleine
Spot stellt den vom Auskoppelspiegel kommenden Rückreflex dar. Dieser ist
abhängig vom Verdeckungsgrad des Spiegels sichtbar.
Die Reflexe sollten bei allen Spiegeln auftreten. Ist dies nicht der Fall, so
muss man die Umgebung des jeweiligen Spiegels mit der Karte absuchen und
den jeweiligen Spiegel nachjustieren, bis der kleine mittig im großen, diffusen
Spot liegt.

Schritt 15
Setzt die Lasertätigkeit nach Schritt 14 noch nicht ein, kann die Spannung des
Pumplasers weiter erhöht werden (maximal 5 V!). Führt dies ebenfalls nicht
zum Ziel, werden bei voller Pumpleistung die Spiegel m1 und m2 sowie der
Auskoppelspiegeln nachjustiert. Die Lasertätigkeit sollte anschließend einset-
zen.

Schritt 16
Hinter dem Strahlenaustritt wird nun ein Powermeter platziert und alle Kom-
ponenten feinjustiert (in der Reihenfolge: Auskoppelspiegel, m1 , m2 ), sodass
die Ausgangsleistung maximal wird.
Falls der Laser nicht stabil arbeitet, d.h. der Strahl flackert, empfiehlt es sich
vorsichtig den Druck der Farbstoffpumpe (wenige psi) zu variieren.

7.2 Ausschaltprozedur des Farbstofflasers


1. Farbstofflaser und Pumplaser blocken.

2. Spannung herunterregeln, den Schlüssel auf ,,off” drehen, 2 Minuten


warten.

3. Inzwischen den Jet bzw. die umliegenden Spiegel durch Papiere abde-
cken und Jet über den Kippschalter ausschalten.

4. Wasserhahn zudrehen, nachdem die Pumpe heruntergefahren ist.

28
5. Nach den 2 Minuten das Steuergerät und das Netzteil des Pumplasers
mit Hilfe der Kippschalter ausschalten.

6. Die Abdeckung wieder auf den Farbstofflaser auflegen.

Pumplaser: Notaus
Bei einem unerwarteten Fehlverhalten des Pumplasers leuchtet die LED
,,Alarm” rot. Dies bedeutet, dass das Lasersystem in einem anormalen/abweichenden
Zustand läuft. In diesem Fall das Steuergerät mittels Hauptschalter ausschal-
ten. Nach ein paar Minuten kann der Haupt- und Schlüsselschalter wieder
resettet werden, um den Laser neu zu starten.

29
8 Hilfestellungen
Hier wird eine kleine Hilfestellung zur Auswertung des Strahlprofils aus Auf-
gabe 4 basierend auf dem Programm IGOR gegeben. Die Fitprozedur lässt
sich jedoch auch in anderen Programmen (z.B. Origin), sowie Programmier-
sprachen (z.B. LabView, Python) abbilden.

Eine Gauss2D-Fit-Funktion in IGOR lautet:

"  2  2 !#
−1 x − xa y − ya 2 · cor · (x − xa )(y − ya )
za +A exp + −
2(1 − cor2 ) xW idth yW idth xW idth · yW idth

Der Fit mit dieser Funktion an die Bilder liefert die Breiten xWidth und
yWidth. Diese Breiten sind allerdings Sigma-Werte, also die Standardabwei-
chungen der Gaußkurve.

In IGOR sind die Fit-Koeffizienten auf folgende Weise defniert:

K0+K1*exp((-1/(2*(1-K62 )))*(((x-K2)/K3)2 +((y-K4)/K5)2 -


(2*K6*(x-K2)*(y-K4)/(K3*K5))))

Der Fit liefert trotz dem Term ((x-K2)/K3)2 Sigmawerte, denn der Fak-
tor -1/(2*(1-K62 )) enthält die 2, welche als sqrt(2) in die Klammer gezogen
werden kann: ((x-K2)/(sqrt(2)*K3))2

Um von xWidth und yWidth auf die 1/e2 -Breiten zu kommen, die man
für w(z) haben will, muss daher zunächst mit sqrt(2) multipliziert werden
um auf die 1/e-Breite und nochmals mit sqrt(2) multipliziert werden um auf
die 1/e2 -Breite zu kommen.

Gauß: exp(−x2 /(2Sigma2 )


mit Sigma = 1/2 ∗ w folgt Gauß: exp(−2 ∗ x2 /w2 )

30
Literatur
[1] Brackmann, U. (2000): Lambdachrome Laser Dyes, 3. Aufl., Lambda
Physik AG, Göttingen.

[2] Datenblatt für Rhodamin 6G (CAS-Nr. 989-38-8) von Sigma-Aldrich.

[3] LEOT-Tutorial ,,Liquid Dye Lasers” (Course 3, Module 10),


http://cord.org/cm/leot/course03 mod10/mod03 10.html (zuletzt ab-
gefragt 29.05.2007).

[4] COHERENT Laser Products Division: 700 Series Ultrafast Dye Lasers
(Handbook, 1986), Palo Alto, CA.

[5] Meschede, D. (2008): Optik, Licht und Laser, 3. Aufl., Vieweg & Teub-
ner, Wiesbaden.

[6] LEOT-Tutorial ,,Spatial Characteristics of Lasers” (Course 1, Module


9), http://www.cccc.edu/instructions/slympany/ELN/236/Mod9/Mod9.html
(zuletzt abgefragt 14.01.2014).

[7] Weber, H., Herziger, G. (1972): Laser - Grundlagen und Anwendungen,


1. Aufl., Physik Verlag, Weinheim.

[8] Meschede, D. (2006): Gerthsen Physik, 23. Aufl., Springer-Verlag, Berlin


Heidelberg New York.

31
D. Meschede: ,,Optik, Licht und Laser, 3. Auflage (2008)
Vieweg & Teubner, Wiesbaden (Kapitel 1.9 − 2.3)
20 1 Lichtstrahlen

Abb. 1.16 Fokussierung eines parallel (links) und schief (mitte: Draufsich# rechts: Seiten-
ansicht) zur optischen Achse einfallenden Strahlenbiindels.

Die geometrischen Verh~Itnisse in der Draufsicht (Abb. I. 16 Mitre) sind leicht


einzusehen. In der Seitenansicht betrachtet man die Projektion auf eine Ebene
senkrecht zur Ausfallsrichtung. Die Projektion von Radius und Brennweite ist
dort auf R cos c~ bzw. f cos c~ verkiirzt.
Die hier auftretende Differenz zwischen den beiden Ebenen wird als astigmati-
scher Fehler bezeichnet und kann manchmal durch einfache Mittel (s. Beispiel
S. 173) kompensiert werden.

1.9 Matrizenoptik
Wegen der geradlinigen Ausbreitung l~ifitsich ein freier Lichtstrahl rechnerisch
wie eine Gerade behandeln. In der Optik sind Systeme mit axialer Symmetrie
besonders wichtig, und der einzelne Lichtstrahl wird dann dutch den Abstand
und die Steigung relativ zur Achse vollst~indig beschrieben (Abb. 1.17). Wenn
das System nicht rotationssymmetrisch ist, zum Beispiel nach dem Durchgang
durch eine Zylinderlinse, dann kSnnen wit mit derselben Methode zwei un-
abh~ingige Anteile in x- und y-Richtung betrachten.
Die Modifikation der Strahlrichtung durch optisehe Komponenten -- Spiegel,
Linsen, dielektrische Fl~ichen -- wird bei der Brechung durch einen trigonome-
trischen und daher nicht immer ganz einfachen Zusammenhang beschrieben.
Ffir achsnahe Strahlen kann man diese Funktionen h~iufig linearisieren und da-
mit die rechnerische Behandlung enorm vereinfachen. Das wird zum Beispiel
bei der linearisierten Form des Brechungsgesetzes (1.2) deutlich:
n101 = n202 (1.14)
Diesen Umstand haben wir uns schon bei der Anwendung des Fermatschen
Prinzips auf eine ideale Linse zunutze gemacht. Achsnahe Strahlen erlauben
auch den Gebrauch yon Kugelfl~ichen fiir Linsen, die erheblich einfacher her-
zustellen sind als die mathematischen Idealfl~ichen. Dariiber hinaus sind die
Idealsysteme i. Allg. nur ffir ausgew~ihlte Strahlensysteme ,,ideal", leiden an-
sonsten wie andere Systeme an Bildfehlern.
1.9 Matrizenoptik 21

Weil wir die Modifikation eines Lichtstrahls durch optische Elemente in dieser
N~herung durch lineare Transformationen angeben kSnnen, sind Matrizen ein
bequemes mathematisches Hilfsmittel zur Berechnung der fundamentalen Ei-
genschaften optischer Systeme. Die Entwicklung dieser Methode hat zu dem
Begriff Matrizenoptik gefiihrt. Die Transformationsmatrizen lassen sich fiir die
Strahlenoptik sehr anschaulich einfiihren. Entscheidende Bedeutung haben sie
aber erlangt, weil sich ihre Form fiir die Behandlung achsnaher Strahlen nach
der Wellenoptik (s. Kap. 2.3.2 ) nicht ~ndert! Dariiber hinaus ist der Forma-
lismus auch fiir andere Formen der Optik wie ,,Elektronenoptik" oder noch
allgemeiner ,,Teilchenoptik" verwendbar.

1.9.1 Die Paraxiale N~iherung


Wir betrachten die Propagation eines Lichtstrahls unter einem kleinen Winkel
c~ zur z-Achse. Der Strahl wird durch den Abstand r v o n d e r z-Achse und die
Steigung r r = tan a vollst~ndig bestimmt. In der sogenannten paraxialen Nghe-
rung linearisieren wir nun den Tangens des Winkels, ersetzen ihn durch sein
Argument, r r _~ a, und fassen r und r ~ zu einem Vektor r = (r, ~) zusammen.
Ein Lichtstrahl besitze zu Beginn Achsenab-
stand und Steigung rl = (rl, ~1). Wenn er
entlang der z-Achse die Strecke d zuriickge-
legt hat, dann gilt
r2 : rl + a i d
Ol2 : OL1

Man verwendet 2x2-Matrizen, um die Trans-


lation fibersichtlich zu schreiben, Abb. 1.17 K e n n g r S f l e n eines op-
tischen Strahls bei der einfachen
r2=Trl= 0 1 rl. (1.15) Translation.

Etwas komplizierter ist die Modifikation durch eine brechende optische Flgche.
Da~u betrachten wir die Situation yon Abb. 1.18 a), in der zwei optisehe Me-
dien mit Brechungsindizes nl und n2 durch eine kugelf6rmige Grenzfl/iche mit
Radius R voneinander getrennt sind. Wenn der Radiusvektor mit der z-Aehse
den Winkel r bildet, dann f~llt der Liehtstrahl offenbar unter dem Winkel
01 = O~1 -~- q~ auf die Grenzfl~ehe und ist mit dem Ausfallswinkel 02 = c~2 + r
durch das Brechungsgesetz verknfipft. In der paraxialen N~herung gilt naeh
Gl.(1.2) nlO1 ~- n202 und r _~ r l / R sowie an der Grenzflache rl = r2, so daft
man schliefilich erhalt:

n1(o1§ n2(o2§
22 1 Lichtstrahlen

Abb. 1.18 Modifikation eines Lichtstrahls an gekriimmten brechenden Fliichen.

Die linearisierten Beziehungen lassen sich mit der Brechungsmatrix B leicht


angeben,

(r2)(~2 = B ( )C~l
rl = ( nlTt2__/~--I
n2 ~22n~0)()c~1
rl (1.16)

1.9.2 ABCD-Matrizen

Die wichtigsten optischen Elemente kann man durch ihre auch als ABCD-
M a t r i z e n bezeichnete Transformationen angeben,

( . .~) = ~.) (rl)


~ ,11 ,
die wir zu Nachschlagezweeken in Tab. 1.2 auf S. 23 gesammelt haben und im
Folgenden noch n~her vorgestellt werden.
Die Wirkung einer Linse auf einen Lichtstrahl ist nach Abb. 1.18 b) durch
eine Brechung B beim Eintritt, eine Translation T i m Glas und eine weitere
Brechung B / beim Austritt charakterisiert. Die Matrizenmethode entfaltet nun
ihre St~irke, weil wir die Wirkung der Linse als Produkt L -- BITB der drei
Operationen einfach ausrechnen kSnnen,

~ ,11 ,
Bevor wir die Linse und andere Beispiele n/~her untersuchen, miissen wir noeh
einige Konventionen festlegen, die in der Matrizenoptik iiblicherweise verwen-
det werden:
9 1: Die Strahlrichtung 1/iuft yon links nach rechts in positiver Richtung der
z-Achse.
1.9 Matrizenoptik 23

9 2: Der Radius einer konvexen Fl~iche ist positiv, R > 0, derjenige einer
konkaven Fl~iche negativ, R < 0.

9 3: Die Steigung ist positiv, wenn sich der Strahl von der Achse entfernt,
negativ, wenn er sich darauf zubewegt.

9 4: Eine Gegenstands- oder Bildweite ist positiv (negativ), wenn sie vor (hin-
ter) dem abbildenden Element liegt.

9 5: GegenstandsgrSfien werden oberhalb (unterhalb) der z - A c h s e positiv


(negativ) gez~ihlt.

9 6: Reflektive Optik wird behandelt, indem der Strahlengang nach jedem


Element umgeklappt wird.

Tab. 1.2 W i c h t i g e A B C D - M a t r i z e n
24 1 Lichtstrahlen

1.9.3 Linsen in Luft

Wir rechnen nun die Linsenmatrix L explizit nach Gl.(1.18) aus und beriick-
sichtigen den Brechungsindex nLua = 1 in Gl.(1.14) und (1.16):
( ( l n - l n~ ( ) nd )
1 _ 1 _ n--l) l+n--1 d
L-- (n-l) ~ ~ RR'n n -~

Der Ausdruck macht zun~ichst einen komplizierten und wenig niitzlichen Ein-
druck. Er erlaubt uns zwar die Behandlung auch sehr dicker Linsen, am wich-
tigsten sind aber die fiberwiegend verwendeten diinnen Linsen, deren Dicke d
klein ist gegen die Kriimmungsradien R, R ~ der Oberfl~ichen. Mit d/R, d / R ~<<
1 oder durch direkte Multiplikation B~B erhalten wir die viel einfachere Form

L--
( (n-l) -
~
1

und fiihren mit D die Brechkraft der Linse ein,

:D -- - ( n - 1) ( R ' R) (1.19)

Die ABCD-Matrix fiir diinne Linsen lautet dann sehr einfach


1 o) (1.20)
- 1 -1/f 1

wobei das Vorzeichen so gew~ihlt wurde, daft Sammellinsen eine positive Brech-
kraft besitzen. Die Brechkraft ist identisch mit der inversen Brennweite, 7) --
1/f. Die Brechkraft 7) wird in Dioptrien (1 dpt -- 1 m -1) gemessen.
Um die Interpretation von Gl.(1.20)
zu untermauern, betrachten wir
ein Strahlenbiindel, das von einer
Punktlichtquelle G auf der z-Achse
(Abb. 1.19) stammt. Ein solches
Strahlenbfindel kann im Abstand g
Abb. 1.19 Punktabbildung mit einer Linse. von der Quelle nach

o( )1 ,1 1,
besehrieben werden. Wir berechnen die Wirkung der Linse in der Form

=a = . (1.22)
a 1 -g/f
1.9 Matrizenoptik 25

Die Linse transformiert das einfallende Strahlenbiindel in ein neues Biindel, das
wieder die Form (1.21) besitzt. Es konvergiert fiir a ' < 0 zur Achse, schneidet
sie im Abstand b > 0 (Regel 4!) hinter der Linse und erzeugt dort ein Bild der
Punktquelle. Wenn b < 0 gilt, dann liegt das virtuelle Bild der Punktquelle
vor der Linse und die Linse besitzt die Eigenschaften einer Zerstreuungslinse.
Durch Koeffizientenvergleich kSnnen wir aus G1. (1.22) den Zusammenhang von
Gegenstandsweite g und Bildweite b bei der Linsenabbildung gewinnen:
1 1 1
-- + (1.23)

Diese Gleichung ist die bekannte Grundlage ffir optische Abbildungen. Wir
kommen auf das T h e m a in Kap. 4 ausfiihrlicher zurfick.

Beispiel: A B C D - M a t r i x eines abbildenden S y s t e m s


Ffir eine Abbildung durch ein allgemeines ABCD-System wird gefordert, dab
in einem bestimmten Abstand d -- g + b ein Strahlenbiischel (rl, oL1) wieder in
einem Ort vereinigt wird:
(r2) (1 b)(A
a2 0 1 C D 0 1 ai
Ffir die stigmatische Abbildung muB r2 dort von a i unabh~ngig sein, und man
erh~ilt durch Nachrechnen die Bedingung b D + g A + b g C + B -- 0, die fiir B -- 0
durch geeignete Wahl von g und b erfiillt werden kann, falls auch z.B. C < 0.
Damit erh~lt die ABCD-Matrix genau die Form, die wir von den Linsen und
Linsensystemen schon kennen.

1.9.4 Linsensysteme

Die Matrizenmethode erlaubt es, auch die Wirkung eines Systems aus zwei
verschiedenen Linsen mit Brennweiten fl und f2 im Abstand d zu untersuchen.
Wir multiplizieren die ABCD-Matrizen nach G1. (1.20) und (1.14) und erhalten
die Matrix des Systems M

M = L2TLI
=( -1//2
1
1 0 i
1 o)=
-I/I~ i
(1.24)
=
- i-Td
26 1 Lichtstrahlen

Das System von zwei Linsen ersetzt eine einzelne Linse mit der Brennweite
1 1 1 d
--f : -~2 + f l flf2 (1.25)
Wir betrachten zwei interessante Grenzf~lle:
(i) d << fl,2. Zwei Linsen, die ohne Zwischenraum hintereinander ,,geschaltet"
werden, addieren ihre Brechkrafte, M _~ L2L1 mit :D -- :D1 + Z)2. Dieser Um-
stand wird beispielsweise bei der Anpassung yon Augenglasern genutzt, wenn
Brechkraft solange kombiniert wird, bis die geeignete Brillenst~ke gefunden
worden ist. Eine bikonvexe Linse kSnnen wir offensichtlich aus zwei plankon-
vexen Linsen zusammensetzen und erwarten, dab dabei die Brennweite des
Systems halbiert wird.
(ii) d = fl § f2. Wenn die Brennpunkte aufeinanderfallen, wird ein Teleskop
realisiert. Insbesondere wird ein paralleles Strahlenbfischel mit Radius rl in
ein ebenfalls paralleles Strahlenbfischel mit dem neuen Durchmesser ( f 2 / f l ) r l
aufgeweitet oder kollimiert. Die Brechkraft des Systems verschwindet nach
G1.(1.25), ~ --0. Solche Systeme werden afokal genannt.
Dfinne Linsen gehSren zu den ~iltesten optischen Instrumenten und haben je
nach Anwendung zahlreiche Bauformen. Weft es dabei vor allem auf die Linsen-
fehler ankommt, widmen wir den Bauformen einen eigenen Abschnitt (4.5.1).

1.9.5 Periodische Linsensysteme

Abb. 1.20 Vielfachreflexionen in einem 2-Spiegel-Resonator sind dem Strahlengang in einem


periodischen Linsensystem dquivalent.

Periodische Linsensystem sind schon frfihzeitig untersucht worden, um damit


optische Lichtfibertragungsstrecken zu realisieren. Ffir eine solche Anwendung
ist es wichtig, dab ein Lichtstrahl auch fiber groi~e Strecken das System nicht
verl~t3t. Wir betrachten eine periodische Variante des Linsensystems mit Linsen
der Brennweiten fl und f2, die sich im Abstand d befinden sollen. Die Tranfor-
mationsmatrix aus G1.(1.24) wird dazu um eine weitere, identische Translation
1.9 Matrizenoptik 27

ergiinzt und ist dann auch zu einem System aus 2 Hohlspiegeln mit Radien
rl,2 -- 2fl,2 iiquivalent (Abb. 1.20):

C D
( i 0)(1,)(
-1/f2 1 0 1 -1/fl
1 0)(1,)
1 0 1

(1 -1/f2
,)(1
1- d/f2 -1/fl
,)
1- d/fl

Abb. 1.21 Stabilitdtsdiagramm fiir Linsensysteme (Brennweiten f1,2) und optische Reso-
natoren (Radien rl,2) nach Bedingung (1.27). Im schra~erten Bereich befinden sich die
stabilen Resonator-Konfigurationen. Die gestrichelten Linien geben die Position der konfo-
kalen Resonatoren an (d -- (rl + r2)/2). Die symmetrisch planparallelen, konfokalen und
konzentrischen Resonatoren nehmen die Positionen 1,2,3 ein.

Das Einzelelement wird nun bei n-facher Anwendung eine Gesamttransforma-


tion
n

C,~D,~ CD
verursachen. Diese Matrix kann algebraisch ausgewertet werden, wenn wir
zun/ichst

coso=l(A+D)=2(l-~fl) (1-~-~f2)-1 (1.26)


28 1 Lichtstrahlen

einfiihren. Damit berechnet man

C D sinO CsinnO DsinnO-sin(n-1)O )


Der Winkel O muff reell bleiben, damit die Matrixkoefl:izienten nicht unbe-
grenzt waehsen. Das h~tte n~mlieh zur Folge, daft ein Liehtstrahl das Linsen-
system verlassen wiirde. Die Bedingung lautet also
- l _< cos O _< l ,
und man erh/ilt zusammen mit G1.(1.26)

Dieses Ergebnis legt ein Stabilit~tskriterium ffir den Betrieb eines Lichtleiters
aus Linsensystemen fest, und das zugehSrige wichtige Stabilit~tsdiagramm ist
in Abb. 1.21 dargestellt. Es wird uns noch genauer besch/ff-I;igen, weil damit
die Vielfaehreflexion zwischen den Hohlspiegeln eines optisehen Resonators
(Kap. 5.6) beschrieben werden kann.

1.9.6 A B C D - M a t r i z e n f'tir Glasfasern

Man kann nach Kapitel 1.7 und mit Hilfe der Wellenzahlkonstanten K -- 2~r/A
(Gl.(1.12)) eine einfache ABCD-Matrix fiir die Transformation eines Strahls
durch eine Gradientenfaser der L~inge ~ angeben:
G--( cosK~ K - I sinK~ ) (1.28)
- K sin K t cos Kg
Mit kurzen Faserstiicken (6 < A/4) kann man auch diinne Linsen realisieren
und zeigen, daft der Brennpunkt bei f = K -1 cot Kg liegt. Diese Komponenten
werden als GRIN-Linsen bezeichnet (s. auch Beispiel S. 16).

1.10 Straldenoptik und Teilchenoptik

Die traditionelle Optik, die mit Lichtstrahlen arbeitet und Thema dieses Bu-
ches ist, war begriffiich in j eder Hinsicht ein Vorbild ffir die ,,Teilchen-Optik",
die mit der Erforschung von Elektronenstrahlen und radioaktiven Strahlen um
das Jahr 1900 herum begann. Die Strahlenoptik beschreibt die Ausbreitung
von Lichtstrahlen, deshalb ist es naheliegend, die Analogie in den Trajektorien
1.10 Strahlenoptik und Teilchenoptik 29

von Teilchen zu suchen. Wir werden aber im Kapitel fiber Koh~irenz und In-
terferometrie (5) sehen, dab auch der Wellenaspekt der Teilchenstrahlen ganz
entscheidend durch die Begriffe der Optik gepr~gt ist.
Um die Analogie explizit herzustellen, halten wir uns an die 0berlegungen zum
Fermatschen Prinzip (Abschn. 1.5), denn dort wird ein Zusammenhang zwi-
schen der Lichtgeschwindigkeit und dem Brechungsindex hergestellt. Besonders
einfach ist der Zusa.mmenhang, wenn sich ein Teilchen in einem konservativen
Potential (Potentielle Energie Epot(r)) bewegt, wie zum Beispiel ein Elektron
im elektrischen Feld. Wegen der Energieerhaltung
Ekin(r) -~- Epot(r) = Etot
kSnnen wir aus E k i n ---- my2~2 sofort folgern:

= ./ 2 E -
v(r) V ~ ( tot Epot(r))
falls sich die Teilchen nicht zu schnell bewegen und wir die klassische Newton-
sche Mechanik anwenden kSnnen. (In einem Teilchen-Beschleuniger ffir hohe
Energien muB man die spezielle Relativitiitstheorie verwenden.)
Wir kSnnen einen effektiven relativen Brechungsindex festlegen durch
v(rl) _ nor(r2) _ v/(Etot- Epot(r2))
v(r2) neff(r1) v/(Etot- Epot(ri) )
Er muB wie beim Licht eine zus~itzliche Bedingung erffillen, um absolut festge-
legt zu werden. Zum Beispiel kSnnen wir fordern neff -- 1 ffir Epot -- 0. Damit
ist aber auch schon klar, dab neff sehr stark yon der Geschwindigkeit auBerhalb
des Potentials abh~ngig ist - die Teilchenoptik besitzt stark chromatische Ei-
genschaften! Der tiefere Grund ffir diesen Unterschied ist der unterschiedliche
Zusammenhang zwischen kinetischer Energie E und Impuls p ffir Licht und
ffir massebehaftete Teilchen, der ebenfalls als Dispersionsrelation bezeichnet
wird, wobei wir uns auf den nichtrelativistischen Fall (v/c << 1) beschr~nken:
Licht E = pc
Teilchen, nichtrelativistisch E -- p2 / 2 m
In geladenen Teilchenstrahlen kann aber dutch Beschleunigung eine schmale
Geschwindigkeitsverteilung pr~pariert werden, so dab der Unterschied nicht
ins Gewicht fallt. Die grope Geschwindigkeitsbreite von thermischen Strahlen
neutraler Atome ruft aber erhebliche Probleme hervor. Allerdings kann de-
ren Geschwindigkeitsverteilung mit sogenannten Dfisenstrahlen oder durch La-
serkfihlung (s. Kap. 11.6) so manipuliert werden, dab man damit sogar ,,Atom-
optik" betreiben kann [91]. In Abb. 1.22 haben wir einige wichtige Bauelemente
der Elektronen- und Atomoptik vorgestellt.
30 1 Lichtstrahlen

Abb. 1.22 Teilchenoptische Linsen. Oben: Sogenannte ,Einzellinse" fiir die Elektronenoptik
mit AquipotentialflSchen qU [132]. Das Potential wird durch die symmetrische Anordnung
aus drei leitfdhigen Elektroden, yon denen die dufleren auf gleichem Potential liegen, er-
zeugt. Unten: Magnetische Linse fiir die Atomoptik mit Aquipotentialfldchen I#" BI [91].
Ein axialer magnetischer Hexapol wird aus Kreissegmenten gebildet, die aus homogen ma-
gnetisierten Dauermagneten (zum Beispiel NdFeB oder SmCo) gefertigt werden. Der Betrag
des Magnetfeldes steigt in radialer Richtung quadratisch an.
Aufgaben 31

Aufgaben zu Kapitel 12
1.1 S o n n e n b i l d e r Im Schatten eines dicht belaubten Baumes (an den Spalten eines Rol-
laden, ...) beobachtet man bei klarem Himmel zahlreiche runde Lichtflecke. Was stellen sie
dar? Wie hfiagen sie v o n d e r Form der Blattlficken ab?
1.2 S p i e g e l b i l d e r Wieso sieht man im Spiegel links und
rechts vertauscht, aber nicht oben und unten?
1.3 Sind p a r a b o l i s c h e Spiegel p e r f e k t ? Betrachten Sie
einen sp~rischen Spiegel mit Radius R und zur Linken der
y-Achse und geben Sie die Parabel an, die sich bei x -- - R
anschmiegt (Abb. 1.23). Licht, das in der -x-Richtung pro-
pagiert, wird von den Spiegeln fokussiert. Vergleichen Sie
die Eigenschaften des sph~rischen und des parabolischen
Spiegels, indem Sie ein zur Spiegelachse paralleles Strah-
lenbfindel betrachten und den Brennpunkt als Funktion des
Abstandes y << R v o n d e r Achse bestimmen. Wie unter- Abb. 1.23 Reflektion am pa-
scheiden sich qualitativ die Bilder eines parallelen Strah- rabolischen und am sph~ri-
lenbfindels, das unter einem kleinen Winkel zur x-Achse schen Spiegel.
propagagiert, fiir die beiden Spiegeltypen?

1.4 R e g e n b o g e n Erkl~ren Sie den Ursprung des Re-


genbogens. Regentropfen sind fiber einen weiten Para-
meterbereich in guter N~herung als Kugeln zu betrach-
ten. Wie grot] ist der Ablenkwinkel 5 in Abb. 1.24. Der
Brechungsindex von Wasser betr~igt etwa n ----1,33 (der
exakte Wert hangt v o n d e r betreffenden Lichtfarbe ab).
Sch~tzen Sie anhand des Erscheinungsbildes des Regen-
bogens die Dispersion des Wassers dn/d)~ ab. Die Grenz-
wellenl~ingen des sichtbaren Spektrums sind/~ -- 700 nm
ffir rotes und A -- 400 nm ffir violettes Licht. (Erinne- Abb. 1.24 Geometrie der Bre-
rung: d/dx(arcsin(x)) = 1/(1 - x2) 1/2) chung am WassertrSpfchen.

Abb. 1.25 Bauteile eines Refraktometers nach Abbe. S: Streuscheibe; P1,2: Prismenpaar; f:
Brennweite der Linse; Sch: Beobachtungsschirm

1.5 R e f r a k t o m e t e r Mit dem abbeschen Refraktometer wird der Brechungsindex von Flfissig-
keiten bestimmt-. Dazu tupft man ein TrOpfchen der zu untersuchenden Flfissigkeit anf ein
Glasprisma und klappt dann ein zweites Prisma darauf. Mit einem Drehknopf (Winkel c~
in Abb. 1.25) wird das Doppelprisma solange gedreht, bis im Blickfeld eines Okulars eine
scharfe Grenze zwischen Licht und Dunkelheit erscheint. Die Brechzahl kann dann aus dem
2MusterlSsungen kSnnen von Dozenten beim Autor erbeten werden
32 1 Lichtstrahlen

Drehwinkel bestimmt werden. (Manchmal zeigt die Skala am Drehknopf direkt die Brechzahl
der Fliissigkeit an, manchmal auch den Zuckergehalt einer LSsung). Erlautern Sie die Funk-
tionsweise des Ger~tes. Wenn n die Brechzahl der Glasprismen ist, welcher Wertebereich
yon Brechzahlen der Fliissigkeit liit~t sich dann mit dem Instrument messen?
1.6 H a l o Die haufigste Haloerscheinung ist ein Ring um Sonne oder Mond mit 22 ~ Off-
nungswinkel, ganz schwach gef~rbt mit Rot innen. Eis hat die Brechzahl 1,31. Nadelf6rmige
Eiskrist~lchen, wie sie sich in der Hochtroposph~e bilden, haben vorwiegend Prismenform
mit gleichseitig-dreieckigem Querschnitt. Wie kommt der 22~ zustande?
1.7 F e r m a t s c h e s P r i n z i p Das Fermatsche Prinzip kann vereinfacht wie folgt ansgedriickt
werden: Von einem Punkt zum n~chsten w~hlt Licht den Weg, der die geringste Zeit in
Anspruch nimmt. Leiten Sie ausgehend von diesem Prinzip das Reflexions- und das Bre-
chungsgesetz her.
1.8 L i c h t k r i i m m u n g Leiten Sie das Krfimmungsmafi (die zweite Ableitung des Strah-
lengangs) eines Lichtstrahles in einem Medium mit stetig ortsabh~ngiger Brechzahl rein
geometrisch-optisch her. Vermeiden Sie zunachst den Fall, daft der Strahl senkrecht zum
Gradienten von n l~uft.
1.9 A b l e n k u n g i m P r i s m a (I) Bei symmetrischem Durchgang durch ein Prisma ist die
Ablenkung minimal. Zeigen Sie, dab diese Eigenschaft allein aus der Umkehrbarkeit des
Lichtweges folgt.
1.10 A b l e n k u n g i m P r i s m a ( I I ) Zeigen Sie, da~ der Brechungsindex aus der minimalen
Ablenkung 6min eines Lichtstrahls durch ein symmetrisches Prisma bestimmt werden kann
nach n -- sin [(~min + a ) / 2 ] / s i n (c~/2). Wie w~hlt man a, um hSchste Pr~zision zu erzielen?
1.11 P e n t a p r l s m a Im Pentaprisma wird ein Lichtstrahl durch
zweifache Reflektion u m / 3 -- 90 ~ abgelenkt (Abb. 1.26). Wel-
chen Winkel c~ miissen die Prismenfl~chen im symmetrischen
Pentaprisma bilden? Ist Totalreflektion fiir Glas (n=l,5) mSg-
lich? Untersuchen Sie die Abh&ngigkeit des Ablenkungswinkels
ffir kleine Verkippungen ~r gegenfiber dem Idealfall und ver-
gleichen Sie mit dem rechtwinkligen 90~ s. Abb. 1.7.
1.12 G l a s f a s e r n (I) Eine Quarz-Glasfaser habe einen Kern
Abb. 1.26 Strahlengang im mit Brechungsindex nl = 1,465 und einen Mantel mit Bre-
Pentaprisma. chungsindex n2 = 1,4500. Bestimmen Sie die grSt]te Winke-
lapertur (halber Offnungswinkel des Lichtkegels, der anf die
Faser tritft) fiir die das Licht durch die gera~ie Faser transmittiert wird. Der Kern habe
einen Durchmesser von 50 #m. Wie grot3 ist der kleinste Kriimmungsradius, urn den die
Faser gebogen werden darf, bevor es zu starken Lichtverlusten kommt?
1.13 M o d e n d i s p e r s i o n Betrachten Sie einen optischen Puls mit der Liinge T. Wenn die
Lichtenergie gleichmiitlig auf alle Winkel unterhalb des Grenzwinkels der Totalreflexion ver-
teilt wird, werden die einzelnen Strahlen auseinanderlaufen und verschieden schnell entlang
der Faserachse propagieren. Wie lange diirfen die Pulse auf einer typischen Glas-Stufenfaser
dauern, damit sich die Pulsliinge auf einer Laufstrecke g u m nicht mehr als 50% erhSht?
1.14 A s t i g m a t i s m u s Welche Abbildungseigenschaften hat eine Zylinderlinse (brechende
Fl~che gleich Ausschnitt eines Zylindermantels)? Kann man mit zwei Zylinderlinsen punkt-
f6rmig abbilden? Sind sie dann ganz ~quivalent zu einer sph~rischen Linse? Erliiutern Sie,
warum die Optiker statt von Astigmatismus auch von einem Zylinderfehler reden!
Aufgaben 33

1.15 B r e n n w e i t e n b e s t i m m u n g Uberlegen Sie, wie man die Brennweite einer Linse schnell
sch~itzen kann, und wie man sie genau bestimmen kann. Falls Sie Brillentr~iger sind, probieren
Sie es mit Ihrer Brille aus. Wieviele Dioptrien haben Ihre Glaser?
1.16 N e w t o n - G l e i c h u n g Zeigen Sie rechneriseh und geometrisch, dab die Gleiehung fiir
die Linsenabbildung (1.23) ~tquivalent ist zu (g - f ) ( b - f ) = f2. (S. auch G1. (4.1).)
1.17 Schiil"fentiefe Wie groi3 ist die Sch~irfentiefe bei der Abbildung durch den Hohlspiegel?
Wie definieren Sie die Schiirfentiefe sinnvoll fiir die Beobachtung des Bildes mit blof~em Auge
bzw. ffir die Photographie? Wie kann man sie steigern?
1.18 L i n s e u n d G l a s p l a t t e Nutzen Sie die ABCD-Gesetze, um den Einfluf~ einer Glasp-
latte mit der Dicke d auf eine Linse mit f > d zu bestimmen, wenn sie sich innerhalb der
Brennweite befindet. Verwenden Sie diesen Zusammenhang, um die Brechzahl der Glasplatte
zu bestimmen. Sch~tzen Sie die Genauigkeit der Methode ab.
1.19 G l a s f a s e r n ( I I ) Eine kleine Glaskugel (Radius R, Brechzahl n), welche vor der Ein-
gangsfacette einer Glasfaser platziert wird, kann dazu dienen, Licht in die Faser einzukop-
peln. Berechnen Sie die ABCD-Matrix fiir eine Glaskugel und die Transformation eines
kollimierten Lichtstrahls, der dutch die Glaskugel tritt. Diskutieren Sie die optimalen Para-
meter (R, n) fiir die Kugel, werm Lieht mSglichst effektiv in die Faser eingekoppelt werden
soll. Verwenden Sie als realistisches Beispiel die Glasfaser-Werte aus Aufg. 1.12.
1.20 D e t e r m i n a n t e tier A B C D - M a t r i z e n Die Determinanten der Translationsmatrix T
(G1. 1.15) und der Brechungsmatrix B (G1. 1.16) sind ITI = 1 und IBI = n l / n 2 . Zeigen Sie,
daf~ fiir die Linsenmatrix ILl = 1 gelten muff. Leiten Sie daraus ferner die Bedingung fiir
dfinne Linsen ab, die Newton-Cleichung ( f - g ) ( f - b) -- f2.
1.21 G R I N - L i n s e n Zeigen Sie, da~ ein kurzes Stiiek einer Gradientenindex-Faser mit einer
L~nge s < A/4 (A: Pendell~inge, G1. 1.12) mit der ABCD-Matrix (1.28) als eine dfinne Linse
mit Brennweite f = K -1 cot Ks verwendet werden kann.
1.22 D i c k e L i n s e n u n d H a u p t e b e n e n Bei der Bildentstehung muff auch ffir eine dicke
Linse das Ergebnis aus dem Beispiel auf S. 25 gelten, b D + g A + b g C + B = 0. Hier bezeichnen
{b, g) die Gegenstands- und Bildentfernung von den Sehnittpunkten der Linse mit der z-
Aehse. Dann k6nnen wir in der ABCD-Matrix C = - 1 I f mit der Brennweite identifizieren.
Zeigen Sie zun~hst, daf~ dann gilt ( J A - g ) ( f D - b) = f2. Wo liegen die Brennpunkte der
dicken Linse? Schreiben Sie die Gleichung urn in der Form [f - (g - gp)][f - (b - bp)] =
f2. Die Punkte {bg, g p } bezeichnen die Lage der konjugierten Ebenen oder Hauptpunkte.
Interpretieren Sie ihre Bedeutung und geben Sie dazu die zugehSrige Newton-Gleiehung an.
1.23 G ~ r t n e r l a t e i n ? Manehe G~irtner raten ab, Blumen bei Sonne zu gief~en, weil die
Brennglaswirkung der Tr6pfehen anf den Bl~ittern diese zerst5re. Was sagen Sie?
1.24 Stabilittit in k o n f o k a l e n R e s o n a t o r e n Zeigen Sie, daf~ im Stabilit~itsdiagramm
(Abb. 1.21) die konfokalen Resonatoren (d : (rl +r2)/2) anf der Kurve y : x / ( 2 x - 1 ) liegen
mit x = d/r1 - 1, y = d/r2 - 1. Zeigen Sie graphiseh, daf~ der Lichtweg im symmetrischen
Resonator (rl = r2) nach zwei Uml~iufen geschlossen wird. Geben Sie Beispiele fiir instabile
Lichtwege in nicht-symmetrischen Resonatoren.
2 Wellenoptik

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren einige Ph~nomene bekannt, die sich
mit der einfachen geradlinigen, strahlenfSrmigen Ausbreitung von Licht nicht
in Einklang bringen liefien und eine Wellentheorie erforderten. Am Anfang
steht das Huygenssche Prinzip des holl~ndischen Mathematikers und Physikers
C. Huygens (1629-1695), eine bis heute viel gebrauchte anschauliche Erklarung
der Wellenausbreitung. Etwa 100 Jahre sp~ter entwickelten T. Young (1773-
1829) aus England und A.P. Fresnel (1788-1827) aus Frankreich eine sehr er-
folgreiche Wellentheorie, die alle damals bekannten Ph~nomene der Interferenz
beschreiben konnte. Nachdem G. Kirchhoff (1824-1887) dem Huygensschen
Prinzip eine mathematische Formulierung gegeben hatte, kam der endgfiltige
Durchbruch mit den beriihmten Maxwellschen Gleichungen, die auch hier als
systematische Grundlage der Wellentheorie des Lichtes dienen sollen.
Die Entwicklung einer gemeinsamen theoretischen Beschreibung elektrischer
und magnetischer Felder durch den schottischen Physiker J.C. Maxwell (1831-
1879) hat entscheidende Einflfisse nicht nur auf die Physik, sondern fiberhaupt
auf die Wissenschaft und Technik des 20. Jahrhunderts ausgefibt. Die Maxwell-
Gleichungen, die zun~ichst aufgrund empirischer Kenntnisse und asthetischer
0berlegungen gewonnen worden waren, veranlafiten zum Beispiel Heinrich
Hertz 1887 zur ersten Erzeugung von Radiowellen, der damit die Grundla-
ge der modernen Kommunikationstechnik legte.

2.1 ElektromagnetischeStrahhmgsfelder
Elektromagnetische Felder werden durch zwei Vektorfelder bestimmt, 1
E(r, t) , die elektrische Feldst~rke, gemessen in V/m,
und H(r, t) , die magnetische Erregung, gemessen in A/re.
Sie werden durch elektrische Ladungen und Str5me verursacht.

lWir folgen der neueren Literatur, in der iiblicherweise mit B(r,t) die magnetische
Feldst~ke, mit H(r, t) die magnetische Erregung bezeichnet wird.
36 2 Wellenoptik

2.1.1 Statische Felder

Ladungen sind Quellen des elektrischen Feldes. Der formale Zusammenhang


von Feldsts und Ladungsdichte p bzw. Gesamtladung Q in einem Volumen
mit der Oberfls S wird durch das Gaufische Gesetz in differentieller oder
integraler Form angegeben,
V.E--p/Co oder ~E.df--Q/e0 (2.1)

Ein elektrostatisches Feld ist dariiberhinaus wirbelfrei, das heifit, es gilt V • E =


0, und es l~flt sich als Gradient eines skalaren elektrostatischen Potentials (I)(r)
darstellen,
E(r) = -V(I)(r)
Quellen oder Ladungen der magnetischen Erregung sind nicht bekannt,
V.H--0 , (2.2)
wohl aber Wirbel, die von StrSmen (Stromdichte j, Gesalntstrom I durch eine
Fl~Lche mit der Umrandung g) verursacht werden. Nach dem Stokesschen Satz
gilt

V• --j oder ~c H . dl -- I (2.3)

Die magnetische Erregung l~ifit sich als Wirbel eines Vektorpotentials A(r)
darstellen,

H(r) = 1 V •
#0

2.1.2 Dielektrische M e d i e n

Die 0berlegungen des vorangegangene Abschnitts gelten nur fiir freie Ladun-
gen und StrSme. Ublicherweise sind diese aber an Materialien gebunden, die
wir grob in zwei Klassen einteilen kSnnen, in Leiter und in Isolatoren. In
leitf~higen Substanzen kSnnen sich Ladungen frei bewegen; in Isolatoren sind
sie an ein Zentrum gebunden, ein ~iufieres Feld verursacht aber durch Ladungs-
verschiebung eine makroskopische dielektrische Polarisierung2: zum Beispiel
kSnnen die polaren Molekiile in einem Wasserbad ausgerichtet werden, oder
in urspriinglich symmetrischen Molekiilen kann eine Ladungsasymmetrie her-
vorgerufen werden (Abb. 2.1). In einer homogenen Probe kompensieren sich
2Genauer handelt es sich um eine Polarisierungsdichte. Die deutsche Sprache erlaubt es
auBerdem, zu unterscheiden zwischen Polarisierung (polarisieren: in seiner Gegens~tzlichkeit
immer stoker hervortreten) und Polarisation (Herstellen einer festen Schwingungsrichtung
aus sonst unregelm~iBigenSchwingungen.). [48]
2.1 Elektromagnetische Strahlungsfelder 37

Abb. 2.1 In einem Festk6rper (links) werden Ladungen im elektrischen Feld getrennt. In
einem Gas mit polaren Molekiilen (rechts) werden vorhandene Dipole ausgerichtet.

negative und positive Ladungen, und es bleibt nur eine effektive Ladungsdichte
an den R~ndern des polarisierten Volumens fibrig. Wenn allerdings die Pola-
risierung kontinuierlich variiert, dann wird die Kompensation aufgehoben und
man erhalt eine effektive Ladungsdichte
Ppol ---- - - V " P(r, t)
Polarisierungsladungen miissen natiirlich genauso wie die freien Ladungen be-
riicksichtigt werden und deshalb gilt in dielektrischer Materie

V . E = _1 (Pfrei ~- Ppol)
s
In vielen wichtigen optischen Materialien ist die Polarisierungsladung propor-
tional zur aufieren Feldst~irke, und der Koeffizient wird als lineare dielektrische
Suszeptibilitiit X bezeichnet,
P = e0XE
Wir fiihren die dielektrische Verschiebung mit der relativen Dielektrizit~tskon-
stanten n = 1 + X ein,
D=e0E+P=e0nE , (2.4)
und k6nnen dann einfacher schreiben
V.D=p
Analog zur dielektrischen kann auch eine magnetische Polarisierung M(r, t) =
XmagH(r, t) auftreten, die gew6hnlich als Magnetisierung bezeichnet wird. Mag-
netooptische Effekte (zum Beispiel der Faraday-Effekt, s. Kap. 3.8.5) haben
38 2 Wellenoptik

zwar eine etwas geringere Bedeutung als die dielektrischen Ph/inomene, spielen
aber durchaus eine wichtige Rolle bei optischen Anwendungen. In den meisten
F/illen, die wir hier behandeln werden, ist aber die Annahme gerechtfertigt,
dab die magnetische Permeabilit/it des Vakuums gilt, ~ m a g ---- 1 + X m a g ---- 1.

2.1.3 D y n a m i s c h e Felder

Es ist bekannt, dat3 die Anderung des magnetischen Flusses in einer Leiter-
schleife eine Spannung hervorruft. Wir folgen der heute gebr~iuchlichen Kon-
vention und bezeichnen mit
B(r,t) = #0H(r,t)
das Magnetfeld, das sich in unmagnetischen Materialien nur durch #0, die
Permeabilit~t des Vakuums, v o n d e r magnetischen Erregung unterscheidet.
Damit formulieren wir das Induktionsgesetz als dritte Maxwell-Gleichung,

V x E = - OOt
B ' oder Jc E . d l - Ors B d f
Ot (2.5)

Ganz analog fiihrt eine ver/inderliche elektrische Feldst/irke zu einem Verschie-


bungsstrom jdis = eo(O/Ot)E, und eine zeitabh/ingige Polarisierung zu einem
Polarisierungssstrom, jpo] -- (O/Ot)P. Wir erhalten die vollstgndige vierte
Maxwell-Gleichung fiir zeitlich ver/inderbare Felder, wenn wit diese Beitr/ige
in G1.(2.3) beriicksichtigen ((O/Ot)D = jdis + jpol):

V x H = j + ---0D
Ot (2.6)

2.1.4 Fourierkomponenten

Elektrische und magnetische Felder mit harmonischer Zeitentwicklung stehen


im Zentrum einer optischen Wellentheorie. Unter den Fourierkomponenten ei-
nes elektromagnetischen Feldes wollen wir die Fourieramplituden g, 7-I verste-
hen: 3
E(r,t) = ~Re{g(w,k)e-i( wt- kr)}
(2.7)
H(r,t) -- ~Re {Tl(w,k)e-i( wt- kr)}

3Wir werden dynamische elektromagnetische Felder weitgehend in komplexer Notation


schreiben. Die physikalischenFelder sind dabei stets als Realteil aufzufassen, auch wenn
dies nicht wie hier explizit ausgedriickt ist.
2.1 ElektromagnetischeStrahlungsfelder 39

Tab. 2.1 Zusammenfassung: Maxwell-Lorentz-Gleichungen

im Vakuum in Materie im (w, k)-Raum

Ladungen sind Quellen des elektrischen Feldes: s. (2.1)


V . E---- p/co V. D = p ik. I)---- p

Es gibt keine magnetischen Ladungen: s. (2.2)

V.B=0 ik-B--0

Induktionsgesetz: s. (2.5)

VxE=- B ikxg=-~ ~

StrSme sind Wirbel des magnetischen Feldes: s. (2.3)

Coulomb-Lorentzkraft: (2.7)
d2
m~-~r = q(E + v x B )

Ganz allgemein wird der Zusammenhang ffir eine Amplitude im Orts- bzw.
Zeitraum, ,4(r, t), und dem (w, k)-Raum angegeben durch sogenannte Fourier-
transform-Paare,
,4(r,w) = - ~ /A(r,t)e-iWtdt ," A(r,t) -- -~1 S,4(w,t)eiWtdw
(2.8)
,4(k,t) = - ~ /A(r,t)eikrdar 9 h(r,t) 1 [,4(k,t)e-ikrd3k
J

Hier werden mit ,4 Amplitudendichten im Frequenz- bzw. k-Raum bezeich-


net. Die elektrische Feldamplitude g(r, w) wird z.B. in [V/m.Hz] gemessen. Im
Experiment bezieht sich die Dichte auf die vielleicht sehr kleine, aber immer
endliche Bandbreite der Lichtquelle, mit der das Experiment ausgeffihrt wird.
Mit den Fourierkomponenten lassen sich besonders monochromatische Felder,
die eine feste harmonische Frequenz w0 = 2~r~0 besitzen, gfinstig beschreiben.
Ffir diese Wellen muff man nach (2.8) eigentlich g(r,w) = g0(r)e-~tS(w-w0)
schreiben. Die Integration fiber w kann aber ffir die Deltafunktion (definiert
nach f f(w)5(w- wo)dw = f(wo)) direkt ausgeffihrt werden. Dann hat die
Amplitude $ in G1. (2.7) die Einheit [V/m].
40 2 Wellenoptik

Selbstverst~ndlich kSnnen Zeit- und Ortsvariable auch gleichzeitig Fourier-


transformiert werden. Wenn wir die Maxwell-Gleichungen darauf anwenden,
werden aus den Differentialgleichungen Vektorgleichungen. Eine Ubersicht al-
ler Varianten haben wir in Tab. 2.1 zusammengefat]t und um die Coulomb-
Lorentz-Kraft (2.7) erg~inzt, die auf eine Ladung q am Ort r und bei der
Geschwindigkeit v = dr~dr ausgefibt wird.

2.1.5 Maxwell-Gleichungen f'tir die O p t i k


Ffir die allermeisten Anwendungen der Optik kSnnen wir davon ausgehen,
dat3 es keine freien Ladungen und StrSme gibt. Es ist Aufgabe einer mikro-
skopischen Theorie, die dynamisehe dielektrisehe Funktion c(w) -- c0~(w) --
e0(1 +X(W)) aus G1. (2.4) zu berechnen. Ffir einfaehe F~lle werden wit dieser
Frage im Kapitel fiber die Wechselwirkung von Licht und Materie (Kap. 6)
nachgehen. Zun~chst ersetzen wit die dielektrische Funktion e0~ auf ph~inome-
nologische Art und Weise durch den Brechungsindex n,
c0~ ----e0n2
der sowohl vonder Frequenz w als auch vom Ort r abh~ingen kann, und erhalten
einen ffir die Optik sinnvollen Satz von Maxwell-Gleichungen, der sich durch
eine hohe Symmetrie auszeichnet:
V " n2E = 0 WxE -- #0OH
(2.10)
V.H = 0 VxH = e0~Ttn2E
Da wir besonders an der Bewegung geladener, polarisierbarer Materie interes-
siert sind, mfissen wir noch die Lorentzkraft (2.7) hinzu nehmen. Die ffinf Glei-
chungen werden auch als Maxwell-Lorentz-Gleichungenbezeichnet. Sie sind in
Tab. 2.1 in differentieller und integraler Form angegeben.

2.1.6 Kontinuit~itsgleichung und Superpositionsprinzip


Wir k6nnen aus den Maxwell-Gleiehungen zwei wiehtige Folgerungen ziehen:
Die Ladungen einer Probe sind erhalten, wie man durch Divergenzbildung yon
G1. (2.3) und unter Benutzung von (2.1) schnell berausfindet. Man erh~lt die
Kontinuit~itsgleichung
0
v . j = -b-/p

Das Superpositionsprinzip ist eine Konsequenz der Linearit/it der Maxwell-


Gleichungen: Zwei unabh/ingige elektromagnetische Felder El,2 fiberlagern sich
2.1 Elektromagnetische Strahlungsfelder 41

linear zum Superpositionsfeld Esup,


Esup = E1 + E2 (2.11)
Das Superpositionsprinzip ist als Grundlage der Behandlung von Interferenzen
besonders wichtig (Kap. 5).

2.1.7 Die Wellengleichung


Elektromagnetische Wellen breiten sich im Vakuum ( n v ~ = l ) mit Lichtge-
schwindigkeit aus, und sie sind eine direkte Konsequenz der Maxwellschen
Gleichungen. Im Vakuum gibt es weder StrSme, j = 0, noch Ladungen, p = 0.
Dann werden die Maxwell-Gleichungen (2.1) und (2.5) erheblich vereinfacht,
0
V.E=0 und VxH=e0~-~E

Mit der Vekgoridentit/it V x ( V x E ) = V ( V . E) - V 2 E u n d c = 1/~/#0e0


erhalgen wir aus dem Indukgionsgesetz (2.5) die Wellengleiehung im Vakuum,
(V 2 102 )
c~ ~ E(r,t) = 0 (2.12)

Die entsprechende eindimensionale Wellengleichung kann man in der Form

sehreiben und durch Naehreehnen sehnell feststellen, dag sie LSsungen der
Form
E(z,t) = E(z + ct)
besitzt. Die LSsungen breiten sieh mit der Phasengeschwindigkeit c aus, de-
ren Wert im Vakuum als Lichtgesehwindigkeit c (yon lat. celeritas, Geschwin-
digkeit) bezeichnet wird. Die Lichtgeschwindigkeit ist eine der bedeutendsten
Naturkonstanten. Ihr numerischer Wert wird seit 1983 nicht mehr immer ge-
nauer vermessen, sondern wurde fiir alle Zeiten auf den Vakuumwert der

Lichtgeschwindigkeit: c = 299.792.458 m / s
festgelegt.

Exkurs: Lichtgeschwindigkeit c und Relativit~tstheorie


Das Licht breitet sich nach unserer unmittelbaren Erfahrung ,,instantan"aus. Der dfia]ische
Astronom Olaf Rcemer (1644-1710) stellte aber 1676 fest, dab die Phasen des innersten
Jupitermondes Io kfirzer wurden, wenn sich der Jupiter auf die Erde zubewegte, und grSt]er,
42 2 Wellenoptik

wenn er sich von ihr weg bewegte [141]. Er folgerte daraus, dab die Ausbreitung der Licht-
strahlen nicht unmei3bar schnell vor sich geht, sondern mit einer endlichen Geschwindigkeit,
die Huygens aus seinen Daten zu 225 000 k m / s bestimmte (s. auch Aufgabe 2.1.)
Seit 1983 ist der Wert der Lichtgeschwindigkeit c ein fiir allemal durch internationale Kon-
vention festgelegt. Es mag z u n ~ h s t iiberraschen, dab man eine physikalische Naturkonstan-
te einfach definieren kann. Man muB aber bedenken, dab eine Geschwindigkeit durch die
physikalischen GrSBen Zeit und L~inge bestimmt wird und deshalb zu ihrer Bestimmung
stets u n a b h ~ g i g e Zeit- und L~genmessungen erfordert. Die Zeitmessung kann man durch

Abb. 2.2 Die Lichtgeschwindigkeit besitzt seit dem 1Z Kongress ~ber Marie und Gewichte
(1983) einen lest definierten Wert. Die Karos geben die Meriwerte verschiedener Labors mit
ihrer Unsicherheit an [52].

Vergleich mit einem atomaren Zeitstandard (einer Atomuhr) mit extremer Genanigkeit vor-
nehmen, fiir die L~i~genmessung fehlt jedoch ein solcher Mat3stab. Man hat deshalb das
Verfahren umgekehrt und leitet nun - - zumindest im Prinzip - - jede L~i~genmessung von
einer sehr viel genaueren Zeitmessung ab:
Ein Meter ist die Strecke, die das Licht im Vakuum in 1/299 792 458 s zuriicklegt.
Die Lichtgeschwindigkeit hat eine zentrale Rolle bei der Formulierung der speziellen Rela-
tivit~tstheorie durch A. Einstein gespielt [49]. In einem beriihmten Interferenzexperiment
haben die amerikanischen Physiker Michelson und Morley n~mlich 1886 festgestellt, dab
sich das Licht vom Standpunkt eines Beobachters immer mit derselben Geschwindigkeit
ausbreitet, u n a b h ~ g i g yon der Bewegung der Lichtquelle selbst. Zu den Konsequenzen die-
ser Theorie geh6rt, dab sich kein Teilchen und kein Objekt, ja iiberhaupt keine Wirkungeiner
physikalischen Ursache im Raum schneller als mit der Lichtgeschwindigkeit c ausbreiten oder
bewegen kann.
Die Relativitatstheorie steht an einem herausragenden Schnittpunkt zwischen klassischer
und moderner Physik. Danach ist es n6tig, die Gleichungen der mechanischen Bewegung
bei sehr groBen Geschwindigkeiten zu modifizieren. Die Maxwell-Gleichungen, die die Aus-
breitung des Lichtes beschreiben, stehen aber von Beginn an mit der Relativit~itstheorie im
Einklang. Diese Eigenschaft bezeichnet man als ,,relativistische Invarianz".
2.1 Elektromagnetische Strahlungsfelder 43

Die Wellengleichung wird weiter vereinfacht, wenn wir nur monochromatische


Wellen mit harmonischer zeitlicher Entwicklung zulassen. Wir verwenden kom-
plexe Zahlen, well sich viele Wellenformen damit formal iibersichtlich behan-
deln lassen. Generell wird aber nur der Realteil der komplexen Amplitude als
physikalisch reale Gr56e betrachtet. Aus
E(r, t) = ~e{E(r)e -iwt}
erhalt man mit w2 = c2k2 die Helmholtz-Gleichung, die nur noch vom Ort r
abh~ngt:
(V 2 + k 2) E(r) = 0. (2.13)
In homogener Materie (d.h. bei konstantem Brechungsindex n) erf~hrt die
Wellengleichung (2.12) wegen (2.10) nur eine _Anderung: die Ausbreitung wird
durch eine andere Phasengeschwindigkeit bestimmt, c ~ c/n, ansonsten brei-
tet sich die Welle genau wie im Vakuum aus. Man erhalt

(V2 - ( n ) 2 ~--~2) E(r, t) = 0. (2.14)

In der theoretischen Elektrodynamik werden auch die dynamischen elektri-


schen und magnetischen Felder h~ufig und etwas eleganter von einem gemein-
samen Vektorpotential A(r, t) = A0e -i(~t-kr) abgeleitet, das seinerseits die
Helmholtz-Gleichung (2.13) erfiillt:
E -- - - ~ - A -- iwA
1vOt• - i A (2.15)
H- #0 fi0 k •
Eine vollst~indige Festlegung des Potentials A erfordert eine zus~itzliche Be-
dingung in Form einer Eichvorschrift. Ffir unsere Zwecke ist die sogenannte
Coulomb-Eichung ( V 9 A = 0) eine sinnvolle Wahl, in anderen Situationen
kSnnen aber Alternativen wie die Lorentz-Eichung bei relativistischen Proble-
men Vorteile bieten. Aus V 9E = 0 und (2.15) folgt, da6 Strahlungsfelder im
freien Raum transversal sind (d.h. sie sind orthogonal zum Wellenvektor k)
(ADD. 2.3), 4
E-k--H-k--0
Ferner kann man aus (2.15) eine nfitzliche Relation gewinnen,
1
n:--ek•
/-toe
Sie zeigt, dat3 E- und H-Feld auch zueinander senkrecht stehen, s. Abb. 2.3.
4Statische Felder von Ladungsverteilungen werden longitudinalgenannt, denn nach G1.(2.1)
gilt dann V 9E ----p(r) r 0. Die longitudinalen und transversalen Eigenschaften h~izlgen
allerdings von der Eichung ab.
44 2 Wellenoptik

Abb. 2.3 Die Richtungen des elektrischen (E) und magnetischen Feldes (H) einer elektro-
magnetischen Welle (hier: linear polarisiert) stehen im isotropen Raum senkrecht sowohl
zueinander als auch auf der Ausbreitungsrichtung mit dem Wellenvektor k.

2.1.8 Energie trod Impuls


Die instantane Energiedichte U eines elektromagnetischen Feldes betr~gt
1
U = ~ (e0[E[ 2 + #0[H[ 2) = co[E[ 2. (2.16)

Die Gesamtenergie/4 eines elektromagnetischen Feldes wird durch Integration


fiber das zugehSrige Volumen V gewonnen,

1,4 = eo Iv [E(r)[2d3r"
Formal besitzt ein ,,Photon" bei der Schwingung mit der Frequenz w die Ener-
gie /4 -- hw. Daraus kann man auch die mittlere Feldst/~rke ([E[) -- ~/hw/2eoY
gewinnen, die einem Photon entspricht (Fiir Details vergl. Abschn. 12.2.). Die-
se GrSt3e ist wichtig, wenn man zum Beispiel die Kopplung eines Atoms an die
Feldschwingung eines Resonators beschreiben will.
Elektromagnetische Wellen transportieren Impuls und Energie. Die Energie-
stromdichte wird durch den Poynting-Vektor S gekennzeichnet,
S -- E • -- ce0ek[E[ 2 , (2.17)

die wegen p = U/c zur Impulsdichte g -- S/c 2 proportional ist. In einem


Experiment ist die fiber eine Periode T = 2~r/w gemittelte Intensit/it I = c(U)
einer elektromagnetischen Welle am leichtesten me6bar. Sie besitzt mit der
elektrischen Feldamplitude Co bei linearer Polarisation den Zusammenhang
1 2
I--
2.2 Wellentypen 45

2.2 Wellentypen

Wir wollen nun Grenzf~ille einfacher und wichtiger Wellentypen vorstellen.

2.2.1 Ebene Wellen


Ebene W e l l e n sind die charakteristischen LSsungen der Helmholtz-Gleichung

(020205 )
(2.13) in kartesischen Koordinaten (x,y,z):

~ x 2 + ~y2 § ~ z 2 § ks E(r) ----0 (2.18)

Ebene Wellen sind Vektorwellen mit konstantem Polarisationsvektor e und


Amplitude $0,
n ( r , t ) = ~ e { E o e e - i ( w t - kr)}
Sie besitzen generell zwei unabh~ingige, orthogonale Polarisationsrichtungen e,
die wir in Kap. 2.4 n~iher behandeln werden. Der Wellenvektor definiert durch
k . r = const. Ebenen mit identischer Phase (I) = w t - k r (Abb. 2.4).

Abb. 2.4 Momentaufnahme wichtiger Wellentypen: (a) die isotrope (skalare) Kugelwelle hat
eine einfache Struktur; sie kann elektromagnetische Wellen, die immer Vektorfelder sind,
jedoch nicht korrekt beschreiben; (b) Ebene Welle mit Wellenvektor; (c) die Dipolwelle ent-
spricht einer KugelweUe mit anisotroper Intensitdtsverteilung; (d) schon im Abstand yon
wenigen WeUenldngen yon der QueUe wird die Dipolwelle der ebenen Welle sehr dhnlich.
46 2 Wellenoptik

2.2.2 Kugelwellen
Es entspricht unserer Erfahrung, daft sich Licht im Raum allseitig ausbreitet,
und daft dabei die Intensit~it abnimmt. Demnach w~ire es naheliegend, die
Strahlenausbreitung dutch eine Kugelwelle wie in Abb. 2.4(a) zu beschreiben.
In Kugelkoordinaten (r, 0, r lautet die Helmholtz-Gleichung (2.13):

[10rO
- -2 = - r 200r
~r -- + r2sinO00
s m l0 . 0 -0
~ + r- 2sin
- 21- ~0r
- 02
+ 2k 2// E ( r ) = 0 . (2.19)

Weil die elektromagnetischen Felder Vektorcharakter besitzen, muff man aber


L6sungen fiir ,,Vektor"-Kugelwellen suchen. Sie sind durchaus bekannt und ge-
br~iuchlich, ffir unsere Zwecke aber mathematisch zu aufwendig. Die Probleme
werden aber vereinfacht, weil in der Optik haufig nur ein kleiner Raumwinkel
in einer bestimmten Richtung von praktischer Bedeutung ist. Dort ~indert sich
die Polarisation des Lichtfeldes nur ganz geringffigig und wir k6nnen in guter
N~herung die vereinfachte, skalare LSsung dieser Wellengleichung verwenden.
Eine isotrope, skalare Kugelwelle hat die Form
e-i(wt - kr) }
E(r,t) = ~e ~$o ~ (2.20)

Die Amplitude der Kugelwelle f~illt invers mit dem Abstand E c( r -1 ab,
ihre Intensit~it mit dem Quadrat des inversen Abstandes I c~ r -2. Mit der
skalaren Kugelwellenn~iherung l~ii~tsich die Wellentheorie der Beugung in guter
Naherung nach Kirchhoff und Fresnel beschreiben (s. Kapitel 2.5).

2.2.3 Dipolwellen
Dipolstrahler sind die wichtigsten Quellen elektromagnetischer Strahlung. Das
gilt bei Radiowellen mit Wellenl~ingen im m oder km-Bereieh, die yon ma-
kroskopischen Antennen abgestrahlt werden, aber genauso bei optischen Wel-
lenl~ingen, wo die induzierten Dipole mikroskopischer Atome oder FestkSrper
die Rolle der Antennen fibernehmen. Eine positive und eine negative Ladung
• im Abstand x besitzen das Dipolmoment d(t) = qx(t). Dipole kSnnen in-
duziert werden, indem durch ein ~iufieres Feld die Schwerpunkte der positiven
und der negativen Ladungsverteilung z.B. eines neutralen Atoms gegeneinan-
der verschoben werden. Ladungsschwingungen x -- xoe -i~t verursachen ein
oszillierendes Dipolmoment,
d(t) = doe-iwt, (2.21)
das eine Dipolwelle abstrahlt und die einfachste Version einer Vektorkugelwelle
bildet. Wir nehmen nun an, daf unser Beobachtungsabstand grofi ist gegen die
2.2 Wellentypen 47

Wellenl~inge r >> )~ = 27~c/w. Unter diesen Umst~inden befinden wir uns im


Fernfeld des Strahlungsfeldes. Wenn auch der Abstand Ixl der Ladungen sehr

Abb. 2.5 Winkelverteilung der Intensitiit (oc [E[2) eines linear und eines zirkular schwin-
genden Dipols.

klein ist gegen die Wellenl~nge, k5nnen wir die Intensit~tsverteilung mit den
Ergebnissen ffir den Hertzschen Dipol 5 beschreiben. Die einfachste Form zeigt
ein linearer Dipol entlang der z-Richtung, d = doe-i"~tez, dessen Feldamplitude
in sph~rischen Koordinaten (r, 0, r gegeben wird:

kado e - i ( w t - kr)
Enn - sin 0 e0
~o kr
Die F1/ichen konstanter Phase sind wiederum Kugelfl~chen, nur wird mit dem
Winkelfaktor sin 0, der genau die Komponente des Dipolmoments senkrecht zur
Ausbreitungsrichtung angibt, die Antennencharakteristik eines Dipols erzeugt.
Fiir einen zirkularen Dipol, d = doe-i~t(ex + iey) findet man

Ecirc
-
k3d~ cos 0 e - i ( w t - kr) (cos 0ee q- ie~)
Co kr
In Abb. 2.5 ist die Intensit/itsverteilung schwingender Dipole gezeigt. Beim
linearen Dipol treten im Gegensatz zum zirkularen Richtungen auf, in welche
keine Energie abgestrahlt wird. Die Dipolcharakteristik lafit sich beim Tyndall-
Effekt mit relativ einfachen Mitteln sehr schSn beobachten. Man benStigt einen
linear polarisierten Laser und einen Plexiglasstab (Abb. 2.6): Die Doppelbre-
chung des Plexiglasstabes verursacht eine Modulation der Polarisationsebene,
und der seitliche Beobachter sieht ein periodisches An- und Abschwellen des
Streulichts im Plexiglasstab.

5Der Hertzsche Dipol besitzt keine r/iumliche Ausdehnung (x --* 0), wohl aber ein von Null
verschiedenes Dipolmoment d.
48 2 Wellenoptik

Abb. 2.6 Tyndall-Effekt in einem Plexiglasstab. Durch Doppelbrechung wird die Polarisati-
on periodisch moduliert (O.A.: Optische Achse; s. Abschn. 3. 7.1). Ein seitlicher Beobaehter
sieht deshalb ein periodisches An- und Abschwellen der gestreuten Lichtintensitiit. Insbeson-
dere zeigt an den Knoten die Polarisation linear in Riehtung des Beobaehters.

2.3 Gaufl-Strahlen

Wir wollen nun die Verbindung von Strahlen- und Wellenoptik herstellen. Da-
zu werden wir die Ausbreitung eines Lichtstrahls im Wellenbild, das heigt mit
Hilfe der Maxwellschen Gleichungen beschreiben. Wir wissen von unseren Be-
obachtungen, dab sich das Profil eines Lichtstrahls nur sehr langsam ver~indert,
und besonders augenf~llig ist das an der starken Bfindelung der Laserstrahlen.
Entlang einer Ausbreitungsrichtung z verh~ilt sich ein Lichtstrahl sehr ~ihnlich
wie eine ebene Welle mit konstanter Amplitude ,40, die eine bekannte LSsung
der Wellengleichung (2.12,2.18) ist,
E ( z , t) = Aoe - i ( w t - k z )

Andererseits wissen wir, dag sich in groBer Entfernung von einer Quelle das
Licht eher wie eine andere bekannte L5sung von G1. (2.12,2.20) verhalten sollte,
divergent wie die schon betrachtete Kugel- oder Dipolwelle n~imlich, deren
Amplitude radial mit der Entfernung vonder Quelle abnimmt,
kr)
E(r, t) ----,4o e - i ( w t -
Ikrl
Um die Ausbreitung yon Lichtstrahlen zu verstehen, betrachten wir nut einen
Ausschnitt einer Kugelwelle in der N~he der z-Achse (,,paraxial") und zerle-
gen sie in ihre longitudinalen (z-Koordinate) und ihre transversalen Anteile.
Augerdem betrachten wir Strahlen mit axialer Symmetrie, die nur noch yon ei-
ner transversalen Koordinate p abh~ngen. Man kann unter diesen Umst~nden
kr = k r ersetzen und in der sogenannten Fresnel-Ndherung wegen p << z, r die
N~iherung r -- ~ ~-- z + p2 / 2 z verwenden:

E(r)- ~ e -~ A p) exp \ -~-z] (2.22)


Diese Form hat schon viel Ahnlichkeit mit einer ebenen Welle, deren r~umliche
Phase transversal geringfSrmig mit dem Fresnel-Faktor exp ( i k p 2 / 2 z ) modu-
liert bzw. gekrfimmt ist.
2.3 Gaut3-Strahlen 49

Wir bemerken, daft wir eine weitere KugelwellenlSsung erhalten, indem wir in
(2.22) z dureh den Radius der Wellenfronten R ( z ) -- z - Ro ersetzen, deren
Zentrum nun bei Ro liegt, oder auch, wenn wir adhoc die lineare komplexe
Ersetzung (Zo ist eine reelle Zahl)
z - * q ( z ) ---- z - izo
vornehmen. Auf diese Art und Weise haben wir den G a u f l s c h e n G r u n d m o d e 6
bereits konstruiert, wenn wir eine konstante Amplitude ,4o verwenden:

E(z,p) Ao exp \(i


kq(z) kp2 e ikz" (2.23)
Wir werden die hier , , g e r a t e n e " LSsung in Kiirze als L6sung der paraxialen
Helmholtz-Gleichung (2.30) wiederfinden.

Abb. 2.7 Fin Gauflscher Grund-Mode in der Ndhe der Strahltaille. hn Zentrum werden
nahezu ebene Wellenfronten erreicht, auflerhalb ndhern sich die Wellen wieder schnell der
Kugelform an. Die Rayleighzone ist ira unteren Teil sehra~ert.
Die Gaui3moden propagieren im freien, isotropen Raum, anders als etwa die
Wellen in einem dielektrischen Lichtleiter, die auf die inhomogenen optischen
Eigenschaften des Wellenleiters angewiesen sind. Im isotropen Raum sind so-
wohl das elektrische als auch das magnetische Feld transversal zur Ausbrei-
tungsrichtung und die Wellenformen werden als Transversaler Elektrischer
und Magnetischer Mode mit Indizes (m, n) bezeichnet. Die Grundl6sung tr~igt
die Bezeichnung TEMoo-Mode. Sie ist die mit Abstand wichtigste Form aller
verwendeten Wellentypen und soll daher nfiher analysiert werden, bevor wir
uns den h6heren Moden zuwenden.
6Der Begriff,,Mode", der hier erstmals auftaucht, ist vom 1at. Modus, Marl, Melodie entlehnt
und sollte im Deutschen besser als der Mode angesprochen werden.
50 2 Wellenoptik

2.3.1 Der Gauflsche Grtmd- oder TEMoo-Mode

Die Darstellung der Feldverteilung ist in G1.(2.23) noch nicht sehr iibersicht-
lich. Deshalb ffihren wir die Ersetzung q(z) ---* z - izo explizit aus,
1 z + izo 1 2
q(z---) -- z 2 + z--~o-- R(z---) + i kw2(z-----~ , (2.24)
und fiihren neue Gr6fien Zo, R(z) und w(z) ein. Die Zerlegung des Fresnel-
faktors nach Real- und Imagin~teil erzeugt zwei Faktoren, einen komplexen
Phasenfaktor, der die Kriimmung der Wellenfronten beschreibt, und einen re-
ellen Faktor, der die Einhiillende des Strahlprofils wiedergibt:

Die Form des Gaut3sehen Grundmodes in Abb. (2.7) wird durch das Para.me-
terpaar (wo, z0) vollst/indig charakterisiert. Folgende Begriffe haben sieh zur
Beschreibung wichtiger Eigensehaften eingebiirgert:
9 R a y l e i g h z o n e , k o n f o k a l e r P a r a m e t e r b: b = 2z0
Die Gaui3welle erf~hrt ihre gr6flte Anderung im Bereich des sogenannten Ray-
leigh-Parameters z0 aus G1.(2.24), fiir -z0 _< z _< z0. Dieser Bereich wird
Rayleighzone genannt und h~ufig auch mit dem konfokalen Parameter b = 2z0
charakterisiert. In der Rayleighzone befindet man sich im Nahfeld des klein-
sten Strahlquerschnitts oder Brennflecks (,,Fokus"). Bei z << z0 propagiert
eine nahezu ebene Welle und die Wellenfront ~ndert sich nur geringffigig. Die
Rayleighzone ist umso kfirzer, je starker ein Lichtstrahl fokussiert wird. Im Zu-
sammenhang mit Abbildungen sprechen wir dabei auch vonder Tiefenschdrfe
(s. Kap. 4.3.3). Im Fernfeld (z >> Zo) gleicht die Ausbreitung wieder der Kugel-
bzw. Dipolwelle.

9 R a d i u s d e r W e l l e n f r o n t e n R(z): R(z) = z(1 + (Zo/Z) 2) (2.25)

In der Rayleighzone gilt bei z << z0: R(z) ~- oc, im Fernfeld dagegen R(z) ~- z.
Die grSfite Kriimmung oder der kleinste Radius der Wellenfronten tritt am
Rand der Rayleighzone mit R(zo) = 2z0 auf.

9 Strahltaille 2Wo: w2 = AZo/Ir


Strahltaille 2w0 bzw. -radius w0 (engl. waist) geben den geringsten Strahlquer-
schnitt bei z -- 0 an. Wenn die Welle sich im Medium mit dem Brechungsindex
n ausbreitet, muff A durch A / n ersetzt werden. Der Durchmesser der Strahl-
taille betr~gt dann w~ = AZo/~rn.
2.3 Gaut3-Strahlen 51

9 S t r a h l r a d i u s w(z): wa(z)--w2 1 +

In der Rayleighzone bleibt der Strahlradius nahezu konstant. Im Fernfeld da-


gegen nimmt er linear zu nach w(z) ~- WoZ/Zo.

f A
9 Divergenz Odiv: O d i v - - W__O __ t [
Zo V7rZOn
Im Fernfeld (z >> b) l~t3t sich die Divergenz aus e(z) = w(z)/z,z ~ oc
bestimmen.

9 G o u y - P h a s e ~?(z): ~(z) = tan-l(z/zo) (2.26)


Die Gaufiwelle erfghrt beim Durchgang dutch den Fokus etwas mehr Kriimmung
als eine ebene Welle. Zur Verdeutlichung khnnen wir alternativ zu (2.24) und
unter Verwendung von a +ib -- (a 2+ b2) 1/2ei t~n-1(b/a) auch die Ersetzung
i --
1 Wo _itan-l(z/zo)
- - e

q(z) zow(z)
vornehmen. (Der imagin~ire Faktor stellt die iibliche Konvention her, bei z = 0
eine reelle Amplitude oder verschwindende Phase zu finden). Durch die Funkti-
on ~?(z) wird dann die geringe Abweichung vonder linearen Phasenentwicklung
der ebenen Welle beschrieben, -~r/2 < ~?(z) < ~r/2. Diese Extra-Phase ist un-
ter dem Namen Gouy-Phase bekannt und wird zur Halfte in der Rayleighzone
aufgesammelt.

Das Gesamtresultat des Gaui3schen Grundmodes oder TEM00-Modes lautet


mit diesen Bezeichnungen:
E(p,z) = Ao Wo _(p/w(z))2 jkp2/2n(z) j ( k z - ~(z)) (2.27)
w(z)
Der erste Faktor beschreibt die transversale Amplitudenverteilung, der zweite
(Fresnel-)Faktor die kugelfhrmige Kriimmung der Wellenfronten und der letzte
die Phasenentwicklung entlang der z-Achse. In der Physik und der optischen
Technik wird in der iiberwiegenden Zahl aller Anwendungen ein Gaui3scher
Grund- oder TEM00-Mode verwendet.

Beispiel: Intensit~it des TEMoo-Modes


Die Intensit~tsverteilung in einer Ebene senkrecht zur Ausbreitungsrichtung
entspricht der bekannten Gaui3verteilung,

I(p,z) = ~ E E * = ~lAol 2 wo e-2(p/w(z))2


52 2 Wellenoptik

mit dem axialen Spitzenwert

i(0, o_ _lAol
Man gibt als ,,Querschnitt" eines Ganfistrahls im allgemeinen die Breite 2w(z)
an, bei der die Intensit~it nur noch 1/e 2 oder 13% des Maximalwertes betr~igt.
Innerhalb dieses Radius sind 87% der Gesamtleistung konzentriert.
Entlang der z-Achse folgt die Intensit~it einem Lorentz-Profil 1/(1+(z/z0)2).
Sie f~illt yon ihrem Maximalwert I(0,0) : (ce0/2)lA01u ab (Abb. 2.7) und
erreicht bei z = z0 noch den halben Wert. Der konfokale Parameter b ist also
auch ein Marl ffir die longitudinale Halbwertsbreite der Fokuszone.
Die gesamte Energiestromdichte P : 27r f I(p, z)pdpz einer Gauflwelle kann
sich wegen der Energieerhaltung nicht/indern, wie man auch durch explizite
Integration nachprfifen kann,

P / ceo = 2 1 r ~ w ~ f ~ pdp e _ 2 ( p / w ( z ) ) 2 = ~rWo.A2


Jo

2.3.2 Das A B C D - G e s e t z f'tir Gauflmoden

Die Niitzlichkeit der Gaufmoden bei der Analyse eines optischen Strahlen-
gangs wird besonders durch eine einfache Erweiterung des aus der Strahlenop-
tik bekannten A B C D - G e s e t z e s (Kap. 1.9.2) gefSrdert. An jedem Ort z auf der
Strahlachse kann ein Gaufstrahl entweder durch das Parameterpaar (w0, z0)
oder alternativ den Real- und Imaginarteil von q(z) nach G1.(2.24) vollstandig
charakterisiert werden. Wir wissen, daft die beiden Parameter eines Licht-
strahls nach Gl.(1.17) linear transformiert werden, und dab fiir jedes opti-
sche Element ein bestimmter Typ einer Matrix T mit den Elementen A B C D
existiert. Die Parameter des Gaufstrahls werden durch lineare Operationen
transformiert, deren Koeffizienten mit denen aus der Strahlenoptik identisch
sind:

Aqo + B (2.28)
ql = T | qo - Cqo + D

Es ist nun gar nicht so schwer zu zeigen, daft diese Operationen auch mehrfach
angewendet werden kSnnen und dab die Gesamtwirkung T dem Matrizenpro-
2.3 Gaut3-Strahlen 53

^ ^

dukt T2T1 entspricht:


A Alqo + B1
q2 = T2 | (T1 | ~2Clq~ + 0 1 + B2 _ (A2A1 + B2C1)qo + ...
C2Alqo
lqo
+
+
B1
D1 + D2
...

Wir kSnnen also die Wirkung s/imtlicher Elemente wieder durch die schon be-
kannten Matrizen aus Tab. 1.2 beschreiben.

Beispieh Fokussierung mit einer dfinnen Linse


Als ein wichtiges und instruktives Beispiel greifen wir die Wirkung einer diin-
nen Linse mit der Brennweite f heraus, mit der ein Gaufistrahl im TEM00-
Mode fokussiert werden soll, und vergleichen ihn mit den Vorhersagen der
Strahlenoptik. Wir betrachten die Parameter der Welle in den Ebenen 1 (un-
mittelbar vor der Linse), 2 (unmittelbar nach der Linse) und 3 (im Fokus).
E b e n e E l . Ein Gaufistrahl mit
grofier Strahltaille 2w01 und unendlich
grossem Krfimmungsradius R ( z --
0) -- oc kommt unserer Vorstellung
von einer ebenen Welle recht nahe.
Dann ist iibrigens auch wegen zm --
zcw~l/)~ die Rayleighl/inge recht grofi,
z.B. misst sie bei einem Strahldurch-
messer von nur 1 cm und einer Wel-
lenl/inge von 632 nm schon 124 m! Da-
her nehmen wir an, daft die Strahltail-
le des einlaufenden Strahls bei z -- 0
liege und folglich q(z) rein imagin/ir Abb. 2.8 Fokussierung emes Gauj~strahls
sei, dutch eine diinne Linse der Brennweite f.
97rw21
q~ ---- - i z o ~ ---- - ~
A
E b e n e E2. Durch die diinne Linse ~ndert sich der Strahlradius nicht sofort
(Wo2 -- Wol), wohl aber der Urfimmungsradius, der nun 1/R2 -- - 1 / f betragt:
1 1 1
- §
q2(z = O) f Z0i
Man h/itte dasselbe Ergebnis auch durch formale Anwendung der Linsentrans-
formation aus Tab. 1.2 und mit G1.(2.28) erhalten.
E b e n e E3. Ftir die Translation v o n d e r Linse zum neuen Fokus gilt
q3(g) ----q2(0) -t- g ,
54 2 Wellenoptik

aber die gPosition der Ebene 3 ist zun~chst unbekannt und muB aus der
Bedingung bestimmt werden, dab q31 -- i)~/1rw23 dort wieder rein imagin~r
wird. Dazu bestimmen wir Real- und Imagin~rteil von q2,

,
q2 : 1 -J- (f/z01) 2 ~01

Offenbar wird der Realteil von qa genau bei

g__ f _ f
1 + (f/zo1) 2 -- 1 + ()~f/Trw21) 2

kompensiert, d.h. dort finden wir wieder ebene Wellenfronten. Nach der Strah-
lenoptik h~itten wir den Fokus genan bei g -- f erwartet. Wenn aber die Brenn-
weite kurz ist gegen die Rayleighl~nge des einfallenden Strahls, f << z01 oder,
was gewbhnlich der Fall ist, )~f/w21 << 1, dann wird sich die Lage des Brenn-
punktes nur sehr geringffigig davon unterscheiden.
Interessanter ist die Frage, wie groB der Durchmesser des Strahls im Fokus
ist. Wir wissen, dat3 die Strahlenoptik darauf keine Antwort gibt und dab
wir Beugungseffekte an der Apertur der Linse berficksichtigen mfissen. Wir
berechnen zunachst den Rayleigh-Parameter

1 I 1 + (f/zoi) 2
zo3 f f /zol
und bestimmen dann das Verhaltnis der Strahldurchmesser an der Linse und
im Fokus,

(2.29)
w01 \ z01 / x/1 + (//zo~)2
Ersetzen von l/z01 durch A/1rw~i liefert

Af 1 Af
~03 = ~01 v/i + (~//~0~112 - ~01 '

und wir erhalten mit dem ersten Faktor das aus der Beugungstheorie bekannte
Rayleighkriterium fiir das Auflbsungsvermbgen einer Linse, welches wir im
Kapitel fiber Beugung (Kap. 2.5, Gl.(2.50)) noch einmal behandeln.
2.3 Gau6-Strahlen 55

2.3.3 H6here Gauflmoden

Ffir eine formale Behandlung der Gau~Moden zerlegen wir nun auch die
Helmholtz-Gleichung (2.13) in transversale und longitudinale Beitr~ge,
02 02 02
V 2 + k 2 - Oz2 + V2T + k 2 und V2T -- Ox 2 + Oy2 ,
und wenden sie auf das elektrische Feld aus G1.(2.22) an. Wir gehen davon
aus, da6 sich die Amplitude Jt auf der Wellenl~ngen-Skala nur sehr langsam
~ndert,

~--A -- ,4' << kA


Oz
erhalten die N~herung
022 .4 eikp2 /2z eikz
Oz kz ~-- ( 2 i k A ' - k2A) eikp2/2z eikz
kz
und gewinnen schlie61ich die paraxiale Helmholtz-Gleichung,

( V 2 § 2ikff---~),4(p, z) = 0 (2.30)

Sie wird offensichtlich von .A -- const, erffillt. Das ist nicht weiter verwun-
derlich, denn wit haben damit nur best~tigt, dat3 die verwendete Kugelwelle
in der N~he der z-Achse die paraxiale Helmholtzgleichung erffillt. Die nied-
rigste L6sung der paraxialen Helmholtz-Gleichung hatten wir durch Intuition
und Konstruktion bereits gefunden (G1.(2.23)), der Grundmode ist aber nur
eine, wenn auch eine besonders wichtige LSsung. Die hSheren LSsungen suchen
wir als Varianten der schon aus G1.(2.27) bekannten GrundlSsung, das heit3t
wir betrachten eine ortsabh~ngige Amplitude .A(x, y, z). Wir verwenden der
Ubersichtlichkeit halber wieder q(z) = z - izo,

E(x,y,z) - ~4(x,y,z) exp (i k(x2 + y2)~ eikz (2.31)


q(z) \ / '
und verwenden kartesische Koordinaten, die uns die bekanntesten LSsungen
liefern, die als Hermite-Gaufl-Moden bezeichnet werden. Es gibt aber noch
andere Klassen von LSsungen, zum Beispiel die Laguerre-Gaufl-Moden, (s.
Aufg. 2.4) die man bei Verwendung von Zylinderkoordinaten {x,y} --* {r, ~}
erh~lt. Die paraxiale Helmholtz-Gleichung (2.30) lautet
(02 2ikx 0 02 2ikyO O)
~x ~ + q(z---~Ox + ~ + q(z---~Oy + 2ik A(x,y,z) = 0 (2.32)
Wir suchen wie ffir den Grundmode Amplituden, die symmetrisch von x und y
abh~ngen und in longitudinaler Richtung nur eine geringffigige Korrektur der
56 2 Wellenoptik

Phasenentwicklung verursachen:
A(x, y, z) -- 7 ( x ) 0 ( y ) e x p ( - i ~ ( z ) )
Wit beriicksiehtigen 1/q(z) -- 2 ( 1 - iz/zo)/ikw2(z) und setzen diese Form
ein in G1.(2.32). Wenn wir ausschliet31ich reelle LSsungen fiir 9r, G, 7-/fordern,
entfallen imagin/~re Anteile und wir erhalten
1 [ 0 2 ~/x~ 4x c9 .~/x~]

1 02 4
_-0

Aus der Erwartung heraus, daft sieh die transversale Amplitudenverteilung


entlang der z-Aehse nieht/indert, nehmen wir die Variablentransformationen
u = v ' 2 x / w ( z ) und v = v ' 2 y / w ( z )
vor (Der Faktor v'~ dient dazu, die neuen Gleiehungen auf ihre Normalform
zu bringen.):
1 1
~=(~) [7'(u)-2uT(u)] + ~ [r162 + kw2(z)~'(z) = o
Durch diese Tranformation haben wir eine Koordinaten-Separation erreicht,
und die Gleichung kann durch Eigenwert-Probleme gel6st werden kSnnen:
7'(u) 2uT(u) + 2mr(u)
- = 0
G"(v) - 2uG'(v) + 2nG(v) = 0 (2.33)
kw2(z)~'(z) - 2(m + n) = o

Die Gleichung fiir die (u, v)-Koordinaten ist als Hermitesche Differentialglei-
chung bekannt, ihre L6sungen werden als Hermite-Polynome Hj (x) bezeichnet,
die nach den Rekursionsrelationen
Hj+l(X) -- 2 x H j ( x ) - 2jHj_I(x)
Hi(x) = (-) J e x2 ~dj (e -x2 ) (2.34)

leicht zu bestimmen sind. Die niedrigsten Hermite-Polynome lauten


H0(x) = 1 Hi(x) -- 2x H2(x) -- 4x 2 - 2 Ha(x) = 8x 3 - 12x
Ihr Betragsquadrat gibt die transversale Intensit~tsverteilung an und ist in
Abb. (2.9) ffir die niedrigsten Moden dargestellt. Sie bilden ein System ortho-
normaler Funktionen mit der Orthonormalit/itsbedingung
F Hj(x)Hj,(x)e - x d x -
2 5jj, (2.35)
2JT.v~
Die dritte Gleichung aus (2.33) wird von
7-l(z) -- (n + m)~(z) (2.36)
2.3 Gau6-Strahlen 57

Abb. 2.9 TransversaleIntensitiitsverteilungniedrigerHermite-Gauss-Moden ~.Am (x, y)12 =


IHm(x)H.(y)12).

mit rl(z) = tan-l(z/zo) (G1.(2.26)) gel6st. Sie erhSht die Phasenverschiebung


der Gouy-Phase und spielt eine wichtige Rolle bei der Berechnung der Re-
sonanzfrequenzen optischer Resonatoren (s. Kap. 5.6). Das Ergebnis fiir die
ortsabh/ingige Amplitude fiir hShere Gaug- oder TEMm~-Moden in G1. (2.31)
lautet also
e-i(m + n)?](z)
und fiir das Gesamtergebnis nach Einsetzen, mit p2 = x 2 + y2 und den Be-
zeichnungen ftir Wo, w(z) und R(z) aus Abschn. 2.3.1:

\w(z) ] kw(z) ] ~(z) e (2.37)


x eikp2/2R(z) ei( kz - (m + n + 1)rl(z)).
Insbesondere wird natiirlich das Ergebnis fiir den TEM00-Mode, .A00=const.,
reproduziert. Alle Moden werden von einer gau6fSrmigen Einhiillenden be-
schrieben, die aber durch die Hermite-Polynome moduliert wird. Man spricht
deshalb von Hermite-Gaufl-Moden. Man mag sich noch die Frage stellen, wes-
halb wir die kartesische Form der paraxialen Helmholtz-Gleichung gew/ihlt
haben, und weshalb eigentlich die zylindersymmetrischen LSsungen selten auf-
tauchen. Der Grund ist technischer Natur, denn die Spiegel und Fenster im
Innern realer optischer Resonatoren zeigen immer geringe Abweichungen von
der Zylindersymmetrie, so daft die kartesischen Gau6moden gegeniiber den
Laguerre-Moden, die man als LSsung der Gleichungen mit zylindrischer Sym-
metrie findet, gewShnlich bevorzugt werden.
58 2 Wellenoptik

2.3.4 Erzeugung von Gauft-Moden

Abb. 2.10 Gauflmoden hoher Ordnung aus einem einfachen Titan-Saphir-Laser. Der
TEM4s,o-Mode ist geringfiigig verkleinert worden. Die Asymmetrie der hohen Moden wird
dutch technische Ungenauigkeiten der Resonatorelemente (Spiegel, Laserkristall) verursacht.
[167]

In den meisten Experimenten ist man an dem TEM00-Grundmode interessiert.


Er ist in einem Laserresonator yon Natur aus bevorzugt, well er die geringsten
Beugungsverluste aufweist: nach Abb. (2.9) ist klar, dab die effektive Flache
eines Modes mit den Ordnungen (m, n) w~chst, so daft die Offnungen eines
Resonators (Spiegelr~nder, Aperturen) wachsende Bedeutung erhalten. Weft
andererseits auch das r~umliche Verst~rkungsprofil mit dem gewiinschten Mo-
de optimal iibereinstimmen rout3, kann man dutch absichtliche Fehljustierung
eines Resonators Moden bis zu sehr hoher Ordnung erzeugen (Abb. (2.10)).
Die kontrollierte Formung von Lichtfeldern kann auch durch geeignete Fil-
terung erreicht werden; dabei spricht man yon einer r~umlichen Filterung
(engl. spatial filter). Ein solches Raumfilter ist in Abb. 2.11 gezeigt, es besteht

Abb. 2.11 Rdumliche Filterung. Vor der Blende besteht der Strahl aus einer Uberlagerung
vieler Gaufl-Moden. Am Beispiel der TEMm ist dargestellt, wie hShere Moden durch die
Blende unterdriickt werden. Die Felder in den beiden Ohren des Modes schwingen mit ent-
gegengesetzter Phasenlage.

in seiner einfachsten Form aus einer Fokussierungslinse (zum Beispiel einem


Mikroskop-Objektiv) und einer Lochblende (engl. p i n hole), deren Durchmes-
ser auf den TEM00-Grundmode abgestimmt ist.
2.4 Polarisation 59

Die Transmission hSherer Gaufi-Moden wird durch die Blende nicht nur ver-
hindert, weil deren Durchmesser mit der Ordnung schnell ansteigt, sondern sie
wird auch dutch die r~umlich alternierende Phasenverteilung unterdrfickt. Die
Blende wird deshalb nicht dipolartig erregt wie bei dem TEM00-Grundmode,
sondern mit einer hSheren Ordnung, deren Abstrahlung bekanntlich schwacher
ist.
Auf der Ausgangsseite propagiert ein ,,gereinigter" Gaut3strahl, der selbst-
verst~ndlich an Intensit~t verloren hat. Besonders gute Unterdriickung hSherer
Moden wird erzielt, wenn statt der Lochblende ein Einmoden-Wellenleiter ver-
wendet wird (s. Kap. 3.3).

2.4 Polarisation

Wir haben schon im vorherigen Abschnitt festgestellt, dab elektromagnetische


Wellen Vektorwellen sind, deren Richtung im freien Raum mit zwei orthogo-
nalen Polarisationsvektoren e, e ~ beschrieben wird 7. Wir betrachten eine trans-
versale Welle, die sich in ez-Richtung ausbreitet. Die Polarisation muff in der
xy-Ebene liegen (Einheitsvektoren ex,y), und wir betrachten zwei Komponen-
ten, deren zeitliche Phasen voneinander abweichen kSnnen,
E(z, t) = gxe~ cos (kz - wt) + gyey cos (kz - wt + r (2.38)
Ffir r = 0, -4-~, -4-27r,... sind die Komponenten phasengleich und die Welle ist
linear polarisiert,
E(z, t) -- ($~e~ -4- Cyey)cos (kz - wt).
Ffir r -- -4-~r/2, +37r/2,... oszillieren sie gerade aufier Phase und ergeben eine
im allgemeinen elliptische, flit C~ = Ey zirkular polarisierte Welle:
E(z, t) = •ex cos (kz - wt) • ~yey sin (kz - wt).
Man kann die Feldamplitude statt nach G1.(2.38) auch in der Form
E(z,t) = Ecos(aex+bey)eos(kz-wt+a)+
+~sin(-bex +aey) sin ( k z - w t +a).
mit a 2 + b2 -- 1 darstellen, die der um den Winkel a verdrehten Ellipse in
Abb. 2.13 entspricht. Durch Koeffizientenvergleich bei ( k z - wt) = ~ r / 2 , - r
kann man den Winkel a ausrechnen,
tan - 2&E cosr (2.39)

7S. Fut3note S. 36.


Eichler, J., Dünkel, L., Eppich, B., Die Strahlqualität von Lasern,
Laser Technik Journal 2 (2004) 63 − 66
GRUNDLAGEN

Die Strahlqualität von Lasern


Wie bestimmt man Beugungsmaßzahl und
Strahldurchmesser in der Praxis?

Die Fokussierbarkeit von Lasern DIE AUTOREN


nach der ISO-Norm 11146 wird durch
die Beugungsmaßzahl M2 beschrie-
ben. Diese gibt den Divergenzwinkel JÜRGEN EICHLER BERND EPPICH
eines Laserstrahls im Verhältnis zur Jürgen Eichler ist Professor für Physik in den Bernd Eppich, geb. 1963, beschäftigt sich
Divergenz eines idealen Gauß-Strahls Studiengängen Photonics und Medizinisch mit Laserresonatoren und der Charakteri-
mit gleichem Durchmesser an der Physikalische Technik an der TFH Berlin. sierung partiell-kohärenter Strahlungsfelder.
Strahltaille an. Zur Bestimmung von Seit 1993 ist er im DIN-Arbeitskreis „Laser
M2 müssen die Strahldurchmesser LOTHAR DÜNKEL – Begriffe, Prüfgeräte und Prüfverfahren“.
längs einer Strahltaille vermessen Lothar Dünkel hat in Physikalischer Chemie Seit 2000 arbeitet er als wissenschaftlicher
werden. Durch Kurvenanpassung an promoviert und habilitiert. Er ist Leiter eines Mitarbeiter am Optischen Institut der TU
den Strahlverlauf werden der Durch- Projekts zur Holographie an der TFH Berlin. Berlin.
messer der Strahltaille, die Strahldi-
vergenz und M2 ermittelt.
●● ●●
Prof. Dr. Jürgen Eichler, Dr. Lothar Dünkel Dr. Bernd Eppich
TFH-Berlin/University of Applied Sciences Technical University Berlin
Laserstrahlung ist durch verschiedene Eigen-
Labor für Laseranwendungen Institute of Optics
schaften, wie mittlere Leistung, Strahldurch- Seestr. 64, 13347 Berlin Strasse-des-17.Juni 135, 10623 Berlin
messer, Strahldivergenz sowie die Farbe, E-Mail: eichler@tfh-berlin.de E-Mail: bep@physik.tu-berlin.de
E-Mail: dünkel@tfh-berlin.de
Wellenlänge oder Frequenz charakterisiert.
Für bestimmte Anwendungen, z. B. in der
Materialbearbeitung und Messtechnik, wird
zusätzlich häufig von der Güte und Qualität werden Verfahren zur Messung von Strahl-
der Strahlung gesprochen. Darunter wird je durchmesser und -divergenz und der damit
nach Anwendung die zeitliche und örtliche verbundenen Fokussierbarkeit beschrieben,
Stabilität der Ausgangsleistung, die Breite die durch die Beugungsmaßzahl M² charak-
des Frequenzspektrums, die zeitliche und terisiert wird.
örtliche Kohärenz und auch die Größe der
Strahldivergenz verstanden, welche mit der
Gaußstrahlen und
Fokussierbarkeit der Strahlung zusammen-
Beugungsmaßzahl M²
hängt.
Der Gaußstrahl (TEM00) ist wegen seiner Der Grundmode TEM00 besitzt eine gauß-
minimalen Divergenz für viele Anwendun- förmige Intensitätsverteilung I(x,y) mit dem
gen der Lasertechnik optimal. In der Praxis Strahlradius w und dem Strahldurchmesser
zeigen jedoch viele Laser oft Abweichun- d = 2w [1]:
gen von diesem Idealfall (Abb. 1). Ursache
dafür kann das Anschwingen höherer b g
I x, y = Imaxexp
– 2r 2
w2
e j
transversaler Moden sein, es können Am- (1)
–8 x2 + y2
plituden- oder Phasenstörungen aufgrund = Imaxexp .
einer inhomogenen Verstärkung des La- d2
sermediums auftreten oder es können sich Dabei steht die x-y-Ebene senkrecht zur Aus-
Teilstrahlen ausbilden und überlagern. Reale breitungsrichtung z und r = x 2 + y 2 ist die
Laserstrahlen weisen eine höhere Divergenz radiale Koordinate. Die Leistung P hängt von
und bei Fokussierung durch eine Linse einen der maximalen Intensität im Strahl Imax ab:
größeren Strahldurchmesser auf als der
z z
+∞ +∞
b g π 2 ABBILUNG 1: Querschnitt und dreidimen-
Gaußstrahl. Dadurch verringert sich die P= I x, y dxdy = d Imax . (2) sionale Darstellung eines elliptischen
−∞ −∞ 8
Leistungs- und Strahldichte. Im Folgenden Strahlprofils M2 > 1.

www.laser-journal.de LTJ 63
GRUNDLAGEN

Der Durchmesser d(z) eines Laserstrahls messer der Strahltaille und eine geringere Messwerte von den theoretischen Werten
im Grundmode TEM00 vergrößert sich mit Divergenz. Daraus ergibt sich der Zusam- minimiert wird, da sonst bei ungenauen
dem Abstand z von der Strahltaille, d. h. der menhang zwischen M2 und Fokussierbar- Daten der Fehler des Taillendurchmessers
Stelle z = 0 , an der der kleinste Durchmesser keit: Bei einer vorgegebenen Linse nimmt und damit auch der Beugungsmaßzahl sehr
auftritt, wie folgt der kleinste mögliche Fokusdurchmesser groß werden kann.

bg F zI 2
π ⋅ d02
proportional zu M2 zu.
d z = d0 1+ GH z JK mit zR =

. (3) Die Lage der Strahltaille z0, ihr Durchmesser
R
d0 sowie der Öffnungswinkel im Fernfeld θ
Bestimmung der Beugungsmaß-
Hierbei sind d0 der Durchmesser der Strah- ergeben sich durch Koeffizientenvergleich:
zahl nach ISO 11146
lentaille und λ die Wellenlänge. Die Ray-
leighlänge zR gibt an, in welchem Abstand Zur Messung der Beugungsmaßzahl M² −B B2 (10)
z0 = , d0 = A− , θ= C.
von der Strahltaille sich der Strahldurch- legt die ISO-Vorschrift 11146 Standardi- 2C 4C
messer um √◊◊2 =1,41 aufweitet. Im Fernfeld sierungen fest [2]. Sie stellt eine Norm zur Damit kann die Beugungsmaßzahl
(z >> zR) wächst der Strahlradius linear mit Messung der Strahlqualität (Fokussierbar- d ⋅θ π
M2 = 0 ⋅
der Entfernung z und es ergibt sich der volle keit) dar, welche als Basis zur Bestimmung 4 λ
Divergenzwinkel θ (Abb. 2): der Beugungsmaßzahl M² eingesetzt wird. berechnet werden.
In der Regel wird der zu vermessende Laser-
d0 4λ
θ= = . (4) strahl mit einer Linse fokussiert und somit
zR π ⋅ d0 Definition und Messung
eine Strahltaille nach Abb. 2 erzeugt. Zur Er-
der Strahldurchmesser nach
Für die Grundmode wird das Strahlpara- mittlung von M2 wird der Strahldurchmesser
ISO 11146
meterprodukt aus dem Durchmesser d0 d(z) an mindestens zehn Stellen längs des
und dem Divergenzwinkel θ wie folgt be- Strahlverlaufes bestimmt, wobei die Hälfte Nach ISO 11146 wird der Strahldurchmes-
rechnet: der Messwerte innerhalb der Rayleighlänge ser über so genannte Momente definiert
d0 θ λ zR liegen soll. Die zweite Hälfte ist in größerer [2]. Die ersten Momente 〈x(z)〉 und 〈y(z)〉
= . (5) Entfernung als der doppelten Rayleighlänge geben die Lage des Strahlmittelpunktes oder
4 π
von der Stahltaille zu ermitteln. Die Ände- Strahlschwerpunktes an:
Für höhere transversale Moden in einem rung des Strahldurchmessers d(z) wird wie
Laserresonator oder Modengemische sind folgt beschrieben:
bg
xz =
zb g
xI x, y, z dxdy
und
sowohl der Strahltaillendurchmesser do als
auch der Divergenzwinkel θ um den Faktor bg b g
d 2 z = d02 + z − z0 θ
2 2
. (8)
zd
I x, y, zidxdy (11a)

M größer als bei der Grundmode TEM00. In bg


yz =
z b
yI x, y, zgdxdy
.
diesem Fall erhält man somit für das Strahl- Diese Gleichung folgt direkt aus (3). Es zd
I x, y, zidxdy
parameterprodukt: wurde angenommen, dass die Lage der Im eindimensionalen Fall kann man sich die
d0θ λ (6) Strahltaille abweichend von (3) nicht bei ersten Momente durch das Drehmoment
= M2 . z = 0, sondern bei z0 liegt. veranschaulichen, dass auf eine Massenver-
4 π
Die Größe M2 wird Beugungsmaßzahl ge- Nach der Messung der Durchmesser d an teilung proportional zu I wirkt. Der Strahl-
nannt. Sie ist ein Maß für die Strahlqualität K verschieden Orten z werden die quadrierten mittelpunkt entspricht dem Schwerpunkt
eines Lasers: Werte d2 mit einem Polynom zweiten Grades der Massenverteilung.
1 angepasst: Die zweiten zentrierten Momente 〈x2(z)〉
K = . (7)
M2 und 〈y2(z)〉 werden Varianz genannt:
d 2 = A + Bz + Cz 2 . (9)
2

Während die Beugungsmaßzahl M² mit zu- Dabei ist unbedingt zu beachten, dass bg
x2 z =
zd x− xi I b x, y, zgdxdy und
nehmendem Divergenzwinkel θ anwächst, beim Anpassungsprozess nicht die abso- z I d x, y, zidxdy (11b)
nimmt die Strahlqualität K = 1/M2 invers zu lute, sondern die relative Abweichung der 2

θ ab. Hohe Strahlqualität bedeutet dann K y bzg =


2 z d y − y i I b x, y, zgdxdy
.
= 1, während größere Divergenzwinkel zu
O 1=

O 2= M2 π · d

z I dx, y, zidxdy
K < 1 führen. M2 ist dagegen proportional M2>1 π·d
zu θ und sollte daher nicht als Strahlqualität Die Wurzel der Varianz 〈x 2 (z)〉 oder
2
bezeichnet werden. d0 O 〈y (z)〉 ist als Standardabweichung be-
M2=1 O 1
2
Abbildung 2 zeigt schematisch die Ausbrei- kannt. Die doppelte Standardabweichung
z
tung eines Gaußstrahles (M² = 1 und K = 1) wird als Strahlradius dx(z)/2 und dy(z)/2 in
im Vergleich mit einem Strahlungsfeld mit zR2 x- und y-Richtung definiert:
zR1
nicht beugungsbegrenzter Strahlqualität
(M² > 1 und K < 1), wobei dieselbe Lage
bg
dx z / 2 = 2 bg
x2 z und
(12)
dybz g / 2 = 2 y bz g
und Größe der Strahltaillen angenommen 2
ABBILUNG 2: Ausbreitung eines .
wurde. Betrachtet man zwei Laserstrahlen Gaußstrahles (M² = 1, im Bild rot) im
mit gleichem Strahlradius aber verschiede- Vergleich zu einem Strahlungsfeld mit Bei rotationssymmetrischen Verteilungen
nem M2, die mit der gleichen Linse fokussiert geringerer Strahlqualität (M² > 1, im Bild gilt dx = dy. Für den TEM00- Mode ergibt
werden, sieht das Bild anders aus. Der Strahl grün) bei gleichem Durchmesser d0 der die Berechnung von (12) die übliche Defi-
mit kleinerem M2 hat einen kleineren Durch- Strahltaille [1]. nition des Strahldurchmessers als Abstand

64 LTJ Oktober 2004 Nr. 2


GRUNDLAGEN

liefern komplette M2-Messgeräte mit einer


Intensität Wellen- oder CCD-Kamera und der erforderlichen Soft-
Phasenflächen und Hardware.
Bei hohen Laserleistungen und bei Wel-
lenlängen für die keine CCD-Kameras zur
TEM00
Mx2 = 1
Verfügung steht, wird die Intensitätsver-
teilung I(x,y,z) des Strahls mit einer kleinen
x Lochblende abgetastet.

Messung mit beweglichen Blenden

TEM10 Zur Verringerung der messtechnischen An-


Mx2 = 3 forderungen sind in der ISO 11146 weitere
x Verfahren zur Bestimmung der Strahlradien
vorgesehen. Diese beruhen nicht auf den
Momenten der räumlichen Intensitätsver-
teilung.
Die drei weiteren Verfahren beruhen auf
TEM20
Transmissionsmessungen, wobei sich eines
Mx2 = 5
x der folgenden Bauelemente durch den
Strahl bewegt: variable kreisförmige Apertur
(variable aperture), beweglicher Spalt (mo-
ving slit) oder bewegliche Schneide (moving
edge).
Mit einer kreisförmigen Apertur mit vari-
M2 > 1
ablem Durchmesser können kreissymme-
x
trische Intensitätsverteilungen untersucht
werden. Dabei wird die Apertur nicht be-
wegt, sondern nur der Durchmesser verän-
dert. Im Fall eines Gaußstrahls entspricht die
freie Apertur dem Strahldurchmesser, sofern
M2 > 1 die Transmission 86,5 % beträgt. Dieser
x Zusammenhang dient dann der Definition
eines Strahldurchmessers für beliebige In-
tensitätsverteilungen.
ABBILUNG 3: Beispiele für das Strahlprofil verschiedener transversaler Moden TEMm0 Bei der Verwendung eines beweglichen
und anderer Intensitätsverteilungen, Darstellung der Wellen- oder Phasenflächen und
Spaltes ist dieser zunächst so zu positionie-
Angabe von M2.
ren, dass die Transmission maximal wird.
Die Spaltbreite darf nicht größer als 1/20
zwischen den Stellen im Strahl, bei denen Wellenfronten auftreten. In diesem Fall ist des Strahldurchmessers sein. Der Spalt wird
die Intensität auf 1/e2 = 13,5 % von Imax M2 > 1. dann seitwärts verschoben, bis nur noch
abgefallen ist. 13,5 % der Maximalleistung hindurch
treten. Der Abstand der beiden Spaltposi-
Messung mit CCD-Kamera
tionen, bei denen die Transmission jeweils
Laserstrahlen mit M2 > 1
Die Berechnung der Strahldurchmesser nach 13,5 % beträgt, wird als Strahldurchmesser
Nach dem ISO-Verfahren der Momente kön- (12) erfordert die Kenntnis der zweidimensi- definiert. Für die Intensitätsverteilungen
nen die M2-Werte für verschiedene Gauß- onalen Intensitätsverteilung der Strahlung ohne Kreissymmetrie soll die Messung des
Hermite- oder Laguere-Strahlen berechnet I(x,y). Zur Messung können CCD-Kameras Strahldurchmessers in Richtung der beiden
werden. Für die TEMm0-Strahlen mit m = eingesetzt werden. Für eine exakte Messung Hauptachsen durchgeführt werden.
0, 1, 2, … erhält man unterschiedliche M2- müssen die peripheren Strahlungsanteile Die Messung mit der beweglichen Schneide
Werte in x- und y-Richtung: mit hoher Genauigkeit einbezogen werden, wird im Folgenden genauer erläutert, da die-
da in radialer Richtung eine quadratische ses Verfahren relativ einfach zu realisieren ist.
M x2 = 2 m +1 und M y2 = 1 . (13)
Wichtung in (11b) vorliegt. Weiterhin
In Abbildung 3 sind die Profile verschiedener muss die Nulllinie im CCD-Signal sorgfältig
Messung mit beweglicher Schneide
Moden TEMm0 und die entsprechenden M2x- bestimmt werden. Dabei müssen sowohl
Werte angegeben. Dabei wurden zusätzlich positive wie auch negative Rauschkompo- Zur Messung des Strahldurchmessers wird
die Phasenflächen berücksichtigt. Bei reinen nenten berücksichtigt werden. Eine zu hoch eine Schneide senkrecht zur Ausbreitungs-
TEMm0-Strahlen liegen in der Taille ebene angelegte Nulllinie verringert die Intensität richtung durch den Strahl gefahren und der
Wellenfronten vor. Es können jedoch auch in den Ausläufern des Strahles und führt zu Transmissionsgrad T(x’) als Funktion der
gaußähnliche Strahlprofile mit verzerrten einem zu kleinen Messwert. Einige Firmen Schneidenposition x’ gemessen [3]. Dabei

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GRUNDLAGEN

muss der Detektor groß genug sein, damit Verschiebbare ABBILDUNG 5: Bei einem M2-Messgerät
Verschieb-
Linse barer mit beweglichen Schneiden wird mit
auch gebeugte Strahlung erfasst wird. Der
Spalt mit Hilfe einer automatisch verschieb-
Strahlradius wird als Differenz der Position Photodiode
baren Linse die Strahltaille über den
definiert, bei denen die Transmission 16 % Ort der Schneiden gefahren (oben).
und 84 % beträgt. Im Fall eines Gaußstrahls Das Auswerteprogramm (DataRay
stimmt der so ermittelte Strahldurchmesser Inc.) gibt folgende Werte in hori-
mit der 1/e2-Breite der Intensitätsverteilung zontaler und vertikaler Richtung an
überein. (unten): die Beugungsmaßzahl M2, den
Zur Berechnung der Transmission eines Strahldurchmesser an der Taille, die Lage
der Strahltaille, die Rayleigh-Länge und
Gauß-Strahles in Abhängigkeit T(x’) von der
die Strahldivergenz.
Schneideposition x’ dient das Integral:

z zb
+∞+∞
T x′ = b g 1
P
I x, y dxdyg
x′ −∞ variable kreisförmige Apertur oder eine

z
+∞ 2
2 2 −8x beweglich Schneide (Data Ray Inc.). Die
= exp dx (14)
π d x′ d2 Ergebnisse der verschiedenen Methoden
1 LM x OP stimmen nur näherungsweise miteinander
=
2 N
erf 2 2 + 1 .
d Q überein und eine Umrechnung ineinander
ist im Allgemeinen nur eingeschränkt mög-
Eine weitere Berechnung erfordert die Be- lich. Die Bestimmung des Strahldurchmes-
nutzung einer Tabelle oder Rechnerausgabe sers und der Strahlqualität durch Messung
der Fehlerfunktion erf. Man erhält: der Intensitätsprofile mit anschließender
FG IJ
1 Berechnung der Strahldurchmesser nach
H K
T − d = 016
4
, und der Momentenmethode entwickelt sich

F 1I
T G + d J = 0,84 .
(15) zum Standard.

H 4K Literatur
Abbildung 4 skizziert die Bestimmung des [1] Eichler, J., Eichler, H.J., Laser, Bauformen,
Strahlradius nach (15) mit der Schneiden- Strahlführung, Anwendungen, Springer
methode für einen Gaußstrahl. Die Schneide Verlag Berlin, 2003.
wird von links nach rechts durch den Strahl [2] ISO 11146 Lasers and laser-related equip-
gefahren. Der so ermittelte Strahldurchmes- ment – Test methods for laser beam pa-
ser d stimmt nur für einen Gauß-Strahl mit rameters – Beam width, divergence, an-
dem Strahldurchmesser exakt überein, der nach Messung des Strahlprofils mit einer gle and beam propagation factor, 1999.
CCD-Kamera nach (11) und (12) berechnet [3] Eichler, H.-J., Kronfeld, D., Sahm, J., Das
wird. Neue Physikalische Praktikum, Springer
1,0 Abbildung 5 zeigt ein M2-Gerät mit beweg- Verlag, 2003.
Relative Intensität

0,8 d/2 lichen Schneiden, die senkrecht durch den


1/√e Laserstrahl fahren. Durch eine Verschiebung
0,6
Fläche: 68 % der Fokussierlinse in Richtung des Laser-
0,4 strahls wird die Strahltaille verschoben, so-
0,2 1/e2 d dass das Strahlprofil – und damit der Strahl-
r durchmesser – bei verschiedenen z-Werten
0
aufgenommen wird (Abb. 2).
100
Transmission in %

80 84 % Diskussion
60
Es hat sich in der Lasertechnik eingebürgert,
40
die Strahlqualität (Fokussierbarkeit) durch
20 16 % die Beugungsmaßzahl M2 nach ISO 11146
0 x zu beschreiben. Dafür stehen verschiedene
kommerzielle Geräte zur Verfügung. Einige
d d/2 0 –d/2 –d
arbeiten mit einer CCD-Kamera und einer
geeigneten Software nach der Methode
ABBILUNG 4: Darstellung zur Bestimmung
der zweiten Momente (Hersteller-Firmen,
des Strahlradius mit beweglicher Schnei-
de. Oben: radiale Intensitätsverteilung
z. B. Coherent, Spiricon). Das Scannen des
eines Gauß-Strahls. Unten: Transmission Strahlprofils mit einer kleinen Lochblende
in Abhängigkeit von der Schneidenposi- wird bei Lasern hoher Leistung eingesetzt
tion x’. Der Strahlradius ist durch den (Firma Primes), wobei die Software ähnlich
84 %- und 16 %-Wert definiert. arbeitet. Andere Hersteller benutzen eine

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