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Dr.

Markus Kroner
Rechtsanwalt (AUT, BRD)

Verträge mit Online


Vertriebsplattformen – Ein Überblick
zur Orientierung

A-5020 Salzburg – Nonntaler Hauptstrasse 69 – Tel.: +43 662 823133 – e-mail: office@legalcounsel.at
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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

1. Ausgangslage 3.1. Booking.com


3.2. Expedia
2. Rechtsverhältnisse 3.3. HRS/Tiscover
2.1. Rechtsverhältnis Hotel – Online
Vertriebsplattform - Laufzeit
2.2. Rechtsverhältnis Hotel – Gast - Ratenparität (Bestpreisgarantie) und
2.3. Rechtsverhältnis Gast – Online Verfügbarkeitsparität
Vertriebsplattform - Stornierung/No-Show
- Überbuchung
3. Überblick über AGB der - Reklamationen
Online Vertriebsplattformen - Einbuchen eines unrichtigen
Preises durch den Hotelier
- Buchungssperre
- Immaterialgüterrechte
- Gerichtsstand

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¨ Ausgangslage
¤ In der österreichischen Hotellerie ist Anteil der
Buchungsanfragen über das Internet laut einer Studie der
ÖHV aus dem Jahr 2012 von 1999 bis 2011 von 10 % auf
77 % gestiegen, wobei absolute Anteil der Buchungen über
Online Vertriebsplattformen im Jahr 2011 bei ca. 21 %
liegt
¤ Anlass, auf die dieser Vertriebsform zugrunde liegenden
Rechtsverhältnisse näher einzugehen,
n exemplarisch im Rechtsverhältnis zwischen Hotel und Online
Vertriebsplattform auf die von Booking.com (GDTsv0712_DE-
Booking.comBV), Expedia (ONLINE EU ETP T&Cs 061512) und
HRS/Tiscover (jeweils gültig ab 01.03.2012) jeweils verwendeten
Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB)

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ Booking.com wird von der Booking.com B.V., einer


Kapitalgesellschaft mit beschränkter Haftung mit Sitz in
Amsterdam, Niederlande, betrieben
¤ Für Expedia wiederum zeichnet die Expedia Inc. mit Sitz
Bellevue, Washington State, USA, verantwortlich. Für Hotel
Collect-Buchungen ist für Österreich die Expedia Lodging
Partner Services Sarl, eine Kapitalgesellschaft mit
beschränkter Haftung mit Sitz in der Schweiz zuständig
¤ HRS ist eine Kapitalgesellschaft mit beschränkter Haftung
mit Sitz in Köln, Deutschland
¤ Tiscover ist eine GmbH mit Sitz in Innsbruck und seit 2009
eine 100%ige Tochtergesellschaft von HRS

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¨ Rechtsverhältnisse
¤ Der Vertrieb von Hoteldienstleistungen über Online
Vertriebsplattformen bedingt, dass drei
Vertragsparteien Vertragsverhältnisse untereinander
abschließen. Folgende Vertragsverhältnisse sind zu
unterscheiden:
n Hotel – Online Vertriebsplattform
n Hotel – Gast
n Gast – Online Vertriebsplattform

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

Beherbergungsvertrag
Hotel Gast

Online
Vertriebsplattform

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¨ Rechtsverhältnis Hotel – Online


Vertriebsplattform
¤ Dauerschuldverhältnis
n entweder befristet mit Verlängerungsautomatik
(Booking.com, Expedia) oder
n auf unbestimmte Zeit (HRS/Tiscover) abgeschlossen

¤ regelt die Zusammenarbeit zwischen Hotel und Online


Vertriebsplattform (Kooperationsvertrag)
n wird von Booking.com als „Hotelvertrag“ und
n von Expedia als „Expedia Lodging-Vertrag“ bezeichnet

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ Bezeichnung dieses Vertragstypus durch eine der


Parteien rechtlich irrelevant
¤ Hauptleistungspflichten
n Online Vertriebsplattform räumt Hotel Möglichkeit ein, die
von ihm angebotenen Hoteldienstleistungen online zu
vertreiben und mit Hotelgästen entsprechende
Beherbergungsverträge abzuschließen,
n dies gegen Zahlung eines Entgeltes an die Online
Vertriebsplattform (Kommission), die sich als Prozentbetrag
in unterschiedlicher Höhe auf das Beherbergungsentgelt
darstellt

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ AGB der Online Vertriebsplattformen kommen zur Anwendung


n Hotels werden zahlreiche Verpflichtungen, wie insbesondere Raten-
und Verfügbarkeitsparität, Regelungen zu Stornierung und
Umbuchung, auferlegt
¤ rechtliche Stellung der Online Vertriebsplattform als Vermittler
¤ Beherbergungsvertrag wird direkt zwischen Hotel und Hotelgast
abgeschlossen
n Zur Abwicklung dieser Vermittlertätigkeit tritt die Online
Vertriebsplattform entweder als direkter Stellvertreter des Hotels
(Booking.com, Punkt 2.5.2. der AGB) auf oder
n als indirekter Stellvertreter des Hotels (Expedia, Punkt A.1. der AGB)
oder
n als reiner Erklärungsbote des Gastes (HRS/Tiscover, jeweils Punkt 4.a.
der AGB), somit im Gegensatz zur Stellvertretung ohne eigenen
Geschäftswillen

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ dogmatische Einordnung dieses Vertragstypus


n Entweder Handelsvertreter- oder Handelsmaklervertrag
n Im Rechtsverhältnis zwischen klassischen Reisebüro und Reiseveranstalter kann
diese Tätigkeit der Handelsvertretertätigkeit entsprechen (OGH, RS0029650)
¤ Wesentliche Merkmale eines Handelsvertretervertrages
n Selbständigkeit, Gewerbsmäßigkeit, Vermittlung oder Abschluss im fremden
Namen und für fremde Rechnung sowie schließlich ständige Betrauung
n Merkmale der Selbständigkeit, Gewerbsmäßigkeit, Vermittlung oder Abschluss im
fremden Namen und für fremde Rechnung liegen zweifelsohne vor
n ständige Betrauung setzt nicht voraus, dass Vertragsverhältnis langfristig oder
auf unbestimmte Zeit eingegangen worden ist, sondern ist ausreichend, dass
Vertragsverhältnis auf eine unbestimmte Vielzahl von Abschlüssen ausgelegt ist
n Ständig betraut sein bedeutet aber auch, dass Handelsvertreter eine
Bemühungspflicht trifft, somit eine echte Pflicht zu laufender Vermittlungs-
/Abschlusstätigkeit
n Bemühungspflicht ist AGB nicht zu entnehmen, daher eher Tätigkeit als
Handelsmakler, der Geschäfte nur nach Möglichkeit vermittelt, kann auch befugt
sein, das vermittelte Geschäft zu schließen oder Zahlungen entgegen zu nehmen

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ Betreiber der Online Vertriebsplattformen haben Sitz im Ausland


(Booking.com: Niederlande; Expedia: USA; HRS: Deutschland)
n Verträge mit internationalem Charakter (mit Ausnahme der Verträge
zwischen Hotels und Tiscover)
n Frage nach dem anzuwendenden Recht
¤ Für Mitgliedstaaten der EU mit Ausnahme von Dänemark gilt ROM I-VO
(Verordnung (EG) Nr. 593/2008 vom 17.06.2008 über das auf
vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht)
n Gilt auch dann, wenn von den Kollisionsnormen auf das Recht eines
Drittstaates, wie z.B. die USA, verwiesen wird (Art. 2 ROM I-VO)
n Art. 3 ROM I-VO: Primat der freien Rechtswahl
n Davon wird in AGB der Online Vertriebsplattformen Gebrauch gemacht
n Verträge mit Booking.com unterliegen niederländischem Recht (Punkt
10.5. der AGB), jene mit Expedia englischem Recht (Punkt C.l. der AGB)
und jene mit HRS deutschem Recht (Punkt 24. der AGB)

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¨ Rechtsverhältnis Hotel – Gast


¤ Durch Vermittlung der Online Vertriebsplattform kommt
zwischen Hotel und Gast direkt ein Beherbergungsvertrag
(Gastaufnahmevertrag) zustande
¤ Online Vertriebsplattform ist nicht Partei dieses Vertrages
¤ Vertrag mit internationalem Charakter
n Rechtswahl
n Art. 4 Nr. 2 ROM I-VO: Recht des Staates, in dem die Partei,
welche die für den Vertrag charakteristische Leistung zu erbringen
hat, ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat
n gilt auch dann, wenn der Gast – was wohl als Regelfall anzusehen
ist – Verbraucher sein sollte, da Art. 6 Nr. 4 lit. a ROM I-VO eine
entsprechende Ausnahmebestimmung vorsieht

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ Enthält Beherbergungsvertrag keine vertragliche Abrede betreffend Stornierung


und Umbuchung erfolgt Rückgriff auf Regelungen der AGBH 2006
¤ Wird Relevanz als Richtlinie für eine Verkehrsübung der österreichischen
Hotellerie zugestanden
¤ Sind sowohl für die einfache als auch für die ergänzende Vertragsauslegung als
echte Verkehrssitte heranzuziehen (vgl. OGH zu den Vorgängerbestimmungen
ÖHVB 1981 in 1 Ob 779/79, 4 Ob 299/97 d)
n Die AGBH 2006 regeln als Verkehrssitte in § 5 Stornomöglichkeiten des Gastes (tw.
gegen Zahlung einer Stornogebühr) und
n Stornomöglichkeiten des Hotels aus sachlich gerechtfertigten Gründen und bei
Nichtleistung der vereinbarten Anzahlung durch den Gast
n Überbuchung des Hotels gewährt dem Hotel kein Rücktrittsrecht, jedoch Möglichkeit der
Zurverfügungstellung einer adäquaten Ersatzunterkunft (§ 6 AGBH 2006)
¤ Regelungen der AGB der Online Vertriebsplattformen können jedoch Einfluss
zum Nachteil des Hotels auf die Möglichkeit einer Stornierung durch den Gast
oder das Hotel oder auch einer Umbuchung haben

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¨ Rechtsverhältnis Gast – Online Vertriebsplattform


¤ Zwischen dem Gast und der Online Vertriebsplattform wird ein
Reisevermittlungsvertrag abgeschlossen (Bläumauer, Reiserecht für die
Praxis, 2. Aufl., Seite 8), wobei mangels anderslautender vertraglicher
Regelung die Online Vertriebsplattform nicht als Bote des Gastes,
sondern als Gehilfe des Hotels tätig wird (OGH, 1 Ob 688/83, 6 Ob
264/02 w)
¤ Zugleich treffen den Reisemittler aber auch eigene Pflichten aus dem
Reisevermittlungsvertrag und tritt die Haftung des Reisemittlers für
fehlerhafte Beratung und Vermittlung in einem solchen Fall neben die
allfällige Haftung des Hotels (OGH, 4 Ob 130/09 k)
¤ Das Rechtsverhältnis zwischen Gast und Reisemittler ist jedenfalls kein
Maklervertrag (OGH, 3 Ob 525/82)
¤ Auch in diesem Rechtsverhältnis kommen AGB der jeweiligen Online
Vertriebsplattform zur Anwendung, die jedoch nicht gegenständlich sind

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¨ Booking.com
¤ Laufzeit (Punkt 7.1.):
n befristet auf ein Jahr mit automatischer Verlängerung auf unbestimmte Zeit, sofern Vertrag nicht
unter Einhaltung einer Frist von 14 Tagen gekündigt wird. Bei Verlängerung auf unbestimmte Zeit
ordentliche Kündigungsmöglichkeit mit 14-tägiger Frist
¤ Ratenparität (Bestpreisgarantie) und Verfügbarkeitsparität (Punkt 1. und 2.2.2.):
n Ratenparität: Hotel hat Booking.com den gleichen oder einen besseren Preis für dieselbe Unterkunft
(d.h. identische Zimmer- und Bettkategorie, Aufenthaltszeit, Anzahl von Gästen, Verpflegung,
Buchungsänderungen und Stornierungsbedingungen) zu gewähren, wie er von der Unterkunft online
und offline oder durch einen Dritten, insbesondere einem Mitbewerber von Booking.com online und
offline angeboten wird
n Verfügbarkeitsparität: Hotel hat Booking.com zumindest gleich viele verfügbare Zimmer zur
Buchung auf der Plattform anzubieten, wie Dritten online und offline, insbesondere Mitbewerbern
von Booking.com
n Verfügbarkeitsparität umfasst somit offensichtlich nicht die vom Hotel selbst angebotenen
Hotelzimmer
¤ Stornierung/No-Show (Punkt 2.6.2.):
n Das Hotel ist nicht berechtigt, eine Reservierung über Booking.com zu stornieren
n Stornorecht und Stornogebühr nach österreichischem Rechtsverständnis, gesetzliche Rücktrittsrechte
n Bezüglich Stornierung durch den Gast keine expliziten Regelungen, lediglich unter Punkt 2.7.3.
„Kreditkartengarantie“ und unter Punkt 2.6.3. zu Kommissionszahlungen
n die vom Hotel gewährte Ratenparität umfasst auch Stornierungsbedingungen

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ Überbuchung (Punkt 2.6.1., 2.5.5.c. und 6.2.):


n Booking.com kann primär dem Gast eine alternative Unterkunft zur Verfügung stellen,
wobei das Hotel Booking.com sämtliche anfallenden Kosten zu ersetzen hat
n Ansonsten hat Hotel für den Gast eine angemessene Ersatzunterkunft zur Verfügung zu
stellen und sämtliche Nebenkosten zu tragen
¤ Reklamationen (Punkt 2.5.5. und 6.2.):
n Beschwerden und Forderungen des Gastes bezüglich der Unterkunft sind Sache des
Hotels
n Booking.com kann jedoch nach eigenem Ermessen als Vermittler zwischen Hotel und
Gast auftreten oder dem Gast auf Kosten des Hotels eine gleichwertige oder bessere
Unterkunft anbieten
¤ Einbuchen eines unrichtigen Preises durch den Hotelier (Punkt 2.5.3.):
n Das Hotel ist verpflichtet, die Onlinereservierung gemäß den Informationen zur
Unterkunft auf den Plattformen zum Zeitpunkt der Reservierung zu bearbeiten
n Hotel hat somit zu niedrig eingebuchten Preis zu akzeptieren
n Vorausverzicht auf Irrtumsanfechtung (prinzipiell zulässig: OGH, RS0016245)

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ Buchungssperre (Punkt 7.4.):


n Booking.com hat bei Vorliegen mehrerer Tatbestände die Möglichkeit, seine Leistungen
gegenüber dem Hotel auszusetzen (zu suspendieren), u.a. wenn sich das Hotel gegenüber
Gästen oder den Mitarbeitern von Booking.com unangemessen oder unprofessionell verhält
n Weitgehendes Ermessen für Booking.com und Frage nach Transparenz für Hotel
¤ Immaterialgüterrechte (Punkt 3.1.):
n Das Hotel räumt Booking.com ein ausschließliches, örtlich unbeschränktes, unentgeltliches und
übertragbares Werknutzungsrecht an allen im geistigen Eigentum des Hotels stehenden
Gegenständen ein, insbesondere diese zu nutzen, zu vervielfältigen, zu verbreiten, zu
vermitteln und in irgendeiner Form verfügbar zu machen und darzustellen
¤ Gerichtsstand (Punkt 10.5. und 10.6.):
n sachlich zuständige Gericht am Sitz von Booking.com in den Niederlanden vereinbart, nach
Wahl von Booking.com Klage auch beim sachlich zuständigen Gericht am Standort des
Hotels
n Art. 23 EuGVO (Verordnung (EG) Nr. 44/2001 vom 22.12.2000 über die gerichtliche
Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und
Handelssachen): Gerichtsstandvereinbarung schriftlich oder mündlich mit schriftlicher
Bestätigung, wobei ein Verweis auf die Geltung der eigenen AGB mit Gerichtsstandklausel
ausreichend ist. Zusätzlich erforderlich, dass Hotel die AGB bei Vertragsschluss tatsächlich
vorgelegen sind und schriftliche Annahmeerklärung durch das Hotel erfolgt (OGH, 5 Ob
233/05 h, 2 Ob 192/07 k)

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¨ Expedia
¤ Laufzeit (Punkt C.1.):
n befristet auf zwei Jahre mit automatischer Verlängerung auf ein weiteres Jahr, sofern
der Vertrag nicht unter Einhaltung einer Frist von 30 Tagen vor dem Ende der Erst- oder
einer Verlängerungslaufzeit gekündigt wird
¤ Ratenparität (Bestpreisgarantie) u. Verfügbarkeitsparität (Punkt C.2.b. und 7.):
n Hotel hat Expedia Hotelzimmer für eine Buchung durch Gäste über die Plattform zu
den oder besseren Bedingungen, einschließlich Preisen und Verfügbarkeit sowie Regeln
im Zusammenhang mit einer Stornierung, zur Verfügung zu stellen, wie sie über die
eigenen Vertriebskanäle des Hotels oder von Dritten online und offline angeboten
werden
¤ Stornierung/No-Show (Punkt C.3.b.):
n AGB enthalten keine Regelungen betreffend Stornierung durch das Hotel
n Betreffend Stornierung durch den Gast kann das Hotel die Expedia Partner Tools zum
Eingeben der eigenen Storno- und No-Show-Bedingungen benützen. Ansonsten besteht
gebührenfreies Stornorecht des Gastes bis 18.00 Uhr am Tag der Ankunft
n Gestaltungsfreiheit des Hotels ist hinsichtlich der eigenen Stornobedingungen durch die
gewährte Ratenparität, die auch die Parität für Stornierungsbedingungen umfasst,
eingeschränkt

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ Überbuchung (Punkt C.3.c.):


n Hotel hat Gast auf ein vergleichbares Objekt mit einer gleichen oder höheren
Expedia-Sternebewertung umzubuchen (kann von anderen Bewertungen abweichen und
wird von Expedia nach eigenem Ermessen festgelegt) und hat Vorauszahlungen zu
leisten, um Kosten für Alternativunterkunft sowie bezughabenden Kosten abzudecken
n Expedia behält sich das Recht vor, die vorgenannten Punkte direkt zu erfüllen
¤ Reklamationen (Punkt C.3.d.):
n Im Falle der Unzufriedenheit des Gastes mit der vom Hotel bereitgestellten Unterkunft
kann Expedia das vom Gast bezahlte Beherbergungsentgelt an diesen (teilweise)
rückerstatten
n Das Hotel wiederum hat Expedia innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt einer schriftlichen
Aufforderung für alle auf solche Weise von Expedia erstatteten Beträge zu
entschädigen
¤ Einbuchen eines unrichtigen Preises durch den Hotelier (Punkt C.4.b.):
n Das Hotel erklärt sich damit einverstanden, sämtliche Buchungen zu den bei Expedia
eingegebenen Zimmerpreis, der im Expedia-System zum Zeitpunkt einer Buchung
ausgewiesen wird, zu erfüllen
n Dadurch Ausschluss der Irrtumsanfechtung

Dr. Markus Kroner


Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ Buchungssperre (Punkt C.6.d):


n Expedia kann jederzeit und nach eigenem Ermessen das Anbieten und Darstellen von
Zimmern, die das Hotel über das Expedia-System zur Verfügung gestellt hat, oder deren
Auflistung zur Buchung verweigern
n Dadurch de facto Einräumung eines gänzlichen Zurückbehaltungsrechts/außerordentlichen
Kündigungsrechts ohne Vorliegen eines (wichtigen) Grundes
n Nach öst. Rechtsverständnis kann beliebiges Ermessen eines Vertragspartners nur hinsichtlich
nebensächlicher Vertragspunkte wirksam vereinbart werden (OGH, SZ 42/77). In der Regel
haben derartige Unterwerfungen eines Vertragspartners in der Übermacht des anderen
Vertragspartners ihren Grund (Krejci in Rummel, Kommentar zum ABGB, 3. Aufl., RZ 89 zu §
879).
¤ Immaterialgüterrechte (Punkt C.4.c.):
n Das Hotel räumt Expedia und deren verbundenen Unternehmen das ausschließliche, örtlich
unbeschränkte unentgeltliche Werknutzungsrecht an „Informationen über Zimmer und Hotel“
zu Marketingzwecken ein, insbesondere diese zu verwenden, zu vervielfältigen, zu verbreiten
und anzuzeigen
n Expedia kann zu diesem Zweck auch eigene Fotografien anfertigen lassen und hat das Hotel
in zumutbaren Umfang kostenlosen Zugang zum Hotelgelände zu gewähren
¤ Gerichtsstand (Punkt C.6.l.):
n Als Gerichtsstand wird die ausschließliche Zuständigkeit der Gerichte von England vereinbart
(Ordination erforderlich)

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Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¨ HRS/Tiscover
¤ Laufzeit (Punkt 19.):
n unbefristet abgeschlossen, ordentliche Kündigung unter Einhaltung einer Frist von 30 Tagen
¤ Ratenparität (Bestpreisgarantie) und Verfügbarkeitsparität (Punkt 5.):
n Preisparität: Hotel hat HRS zumindest gleich günstige Preise und Preisbedingungen sowie Buchungs-
und Stornierungskonditionen zu gewähren wie anderen Online Vertriebsplattformen oder wie es
selbst online und offline anbietet
n Verfügbarkeitsparität: Hotel darf HRS in Bezug auf die Verfügbarkeit der angebotenen
Hotelzimmer nicht schlechter behandeln als alle anderen online und offline Vertriebskanäle inklusive
des Hotels selbst
¤ Stornierung/No-Show (Punkt 11. und 3.):
n kein Stornorecht des Hotels, Hotel garantiert die vertraglich vereinbarte Unterbringung des Gastes
n Stornierungsmöglichkeit durch den Gast
n Standardreservierung: Gast kann bis um 18.00 Uhr am Tag der Ankunft gebührenfrei
stornieren
n Garantierte Reservierung: Storno erweitert auf Zeitraum der ersten Übernachtung
n Für beide Formen der Reservierung Begrenzung der Stornogebühr der Höhe nach
n Lediglich für Paketpreise, Messeraten mit Mindestaufenthalt und für Preise, die an besondere
Bedingungen gebunden sind, gelten die individuellen Stornierungsbedingungen des Hotels
n Die HRS vom Hotel gewährte Parität umfasst auch Stornierungskonditionen

Dr. Markus Kroner


Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ Überbuchung (Punkt 11. und 17.b.):


n Umbuchungen in andere Hotels sind prinzipiell unzulässig
n Mehrkosten des Gastes, die durch vertragswidrige Umbuchungen durch das Hotel
entstehen, sind dem Gast direkt vom Hotel zu erstatten oder kann HRS nach eigenem
Ermessen gegenüber dem Gast dessen Ansprüche anstelle des Hotels erfüllen, was
entsprechende Ansprüche von HRS gegenüber dem Hotel auslöst
¤ Reklamationen (Punkt 11 und 17.b.):
n Eine Unterbringung von Gästen in qualitativ minderwertigen Zimmern ist unzulässig
n Mehrkosten des Gastes, die durch Reklamationen zur Hotelqualität entstehen, sind dem
Gast direkt vom Hotel zu erstatten oder kann HRS nach eigenem Ermessen gegenüber
dem Gast dessen Ansprüche anstelle des Hotels erfüllen, was entsprechende Ansprüche
von HRS gegenüber dem Hotel auslöst
¤ Einbuchen eines unrichtigen Preises durch den Hotelier (Punkt 9.):
n Das Hotel garantiert, dass die von ihm eingestellten Preise vollständig und korrekt sind.
Für den Fall, dass ein vom Hotel eingegebener Preis nicht korrekt ist, vom Gast aber
bereits gebucht wurde, verpflichtet sich das Hotel, diesen Preis zu akzeptieren
n Dadurch Ausschluss der Irrtumsanfechtung

Dr. Markus Kroner


Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¤ Buchungssperre (Punkt 18.):


n HRS/Tiscover hat bei Vorliegen mehrerer Tatbestände die Möglichkeit, seine Leistungen gegenüber
dem Hotel auszusetzen (zu suspendieren), u.a. bei sonstigem geschäfts- oder rufschädigenden oder
unkooperativen Verhalten des Hotels
n Weitgehendes Ermessen für HRS/Tiscover und Frage nach Transparenz für Hotel
¤ Immaterialgüterrechte (Punkt 8.):
n Zur Verwendung im HRS/Tiscover-System und damit verbundenen Marketingaktionen ist
HRS/Tiscover berechtigt, Fotos, Grafiken und Logos von den Internetseiten des Hotels
herunterzuladen und kostenfrei zu verwenden
n HRS/Tiscover kann Foto- und Video-Content des Hotels durch eigene, und von Dritten im Auftrag
von HRS/Tiscover erstellten Fotos und Videos ergänzen und nach Wahl von HRS/Tiscover
veröffentlichen. Hotel ermöglicht zu diesem Zweck den Zugang zu den Räumlichkeiten des Hotels
¤ Gerichtsstand (Punkt 24):
n sachlich zuständige Gericht in Köln, Deutschland/Innsbruck vereinbart, nach Wahl von HRS/Tiscover
kann Klage auch beim sachlich zuständigen Gericht am Standort des Hotels eingereicht werden
n Anm. Tiscover: Vereinbarung muss ausdrücklich erfolgen, im Bestreitungsfall ist getroffene
Vereinbarung dem Gericht urkundlich nachzuweisen, Inhalt der getroffenen Vereinbarung muss
durch Unterschrift gedeckt sein (OGH, RdW 1990, 408), gilt auch für Verweis auf AGB, die
Gerichtsstandklausel enthalten (Simotta in Fasching, Komm. zur ZPO, 2. Aufl., RZ 64 zu § 104 JN)
Dr. Markus Kroner
Verträge mit Online Vertriebsplattformen

¨ Fazit:
¤ Ausgehend von den dispositiven Bestimmungen des gegenständlich
jeweils nicht anwendbaren österreichischen Zivilrechts (mit Ausnahme von
Tiscover) wird die Rechtsposition des Hotels gegenüber der jeweiligen
Online Vertriebsplattform und auch gegenüber dem vermittelten Gast
zum Nachteil des Hotels teilweise erheblich abgeändert und sollte sich
das Hotel diesem Umstand bei Vertragsabschluss und der damit
verbundenen Akzeptanz der AGB der jeweiligen Online
Vertriebsplattform bewusst sein
¤ Allenfalls weitergehende vertiefende rechtliche Überprüfung einzelner
Klauseln auch auf Basis des jeweils anzuwendenden ausländischen
Rechts im Hinblick auf Geltungs- und Inhaltskontrolle oder wettbewerbs-
/kartellrechtlichen Anforderungen, in letzterem Fall auch unter
Berücksichtigung öst. Rechts gem. dem in Art. 6 ROM II-VO (Verordnung
(EG) 2007/864 vom 11.07.2007 über das auf außervertragliche
Schuldverhältnisse anzuwendende Recht) normierten Marktortsprinzips
bzw. Auswirkungsprinzips

Dr. Markus Kroner


Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Dr. Markus Kroner


Rechtsanwalt (AUT, BRD)
Telefon: 0662/82 31 33
Fax: 0662/82 31 33-11
office@legalcounsel.at

Dr. Markus Kroner

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