Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Fachwissen Osteologie
1. Auflage
Mit Beiträgen von Klaus Abendroth, Jonna Amann, Gabriele Armbrecht, Peter Augat, Reinhard Barkmann,
Susanne Bechtold-Dalla Pozza, Peter Burckhardt, Frank Buttgereit, Hans Peter Dimai, Gabriel Dischereit,
Klaus Engelke, Rainer Erlemann, Astrid Fahrleitner-Pammer, Anna L. Falkowski, Parvis Farahmand,
Walter Josef Fassbender, Judith Fuchs, Franca Genest, Richard Golnik, Lorenz C. Hofbauer, Paula Hoff,
Christine Hofmann, Konstantin Horas, Heike-Katharina Hoyer-Kuhn, Christian Jehn, Gernot Jundt,
Peter Herbert Kann, Wolfgang Kemmler, Katharina Kerschan-Schindl, Markus Ketteler, Andreas Knauerhase,
Michaela Kneissel, Marius K
raenzlin, Ina Kramer, Andreas A. Kurth, Annemarie Lang, Uwe Lange,
Gabriele Lehmann, Christian Meier, Christian Muschitz, Barbara Obermayer-Pietsch, Janina Patsch,
Klaus M. Peters, Michael Pfeifer, Peter Pietschmann, Richard Placzek, Martina Rabenberg, Tilman D. Rachner,
Heinrich Resch, Monika A. Reuß-Borst, Andreas Roth, André Sachse, Erich Schacht, Stephan Scharla,
Christa Scheidt-Nave, Matthias Schieker, Ralf Schmidmaier, Dirk Schnabel, Eckhard Schönau,
Mathias Schreckenberger, Lothar Seefried, Markus J. Seibel, Jörg Seidel, Oliver Semler, Heide Siggelkow,
Simon von Stengel, Hilmar Stracke, Joachim Teichmann, Friederike Thomasius, K. Günter Wiese,
Henning W. Woitge, Afrodite Zendeli, Volker Ziller
Hackerbrücke 6, 80335 München, Deutschland
Wir freuen uns über Ihr Feedback und Ihre Anregungen an books.cs.muc@elsevier.com
ISBN 978-3-437-22102-6
eISBN 978-3-437-29894-3
Für die Vollständigkeit und Auswahl der aufgeführten Medikamente übernimmt der Verlag keine Gewähr.
Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden in der Regel besonders kenntlich gemacht (®). Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann
jedoch nicht automatisch geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.
18 19 20 21 22 5 4 3 2 1
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes
ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und
die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeichnungen die grammatikalisch maskuline Form gewählt. Selbstverständ-
lich sind in diesen Fällen immer Frauen und Männer gemeint.
FALLBEISPIEL
In diesen Kästen wird der Kapitelinhalt anhand einer für das jewei-
lige Thema typischen Kasuistik verdeutlicht und der Bezug zum kli-
nischen Alltag hergestellt.
Abkürzungen
aBMD areal bone mineral density, Flächendichte DBP Vitamin-D-bindendes Protein
AC Adenylzyklase DD Differenzialdiagnose
ACPA anti citrullinated peptide/protein antibodies DECT dual energy computertomography
ACR American College of Rheumatology DEQCT
dual energy quantitative computertomography
ACTH adrenokortikotropes Hormon DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie
ADH antidiuretisches Hormon, autosomal-dominante Hypo- DGN Deutsche Gesellschaft für Neurologie
kalzämie DGOOC
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische
ADHR autosomal-dominante hypophosphatämische Rachitis Chirurgie
ADO autosomal-dominante Osteopetrose DGU Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie
ADT Androgendeprivationstherapie DISH diffuse idiopathische skelettale Hyperostose
AGE advanced glycation endproducts DKK1 Dickkopf-1
AIDS aquired immuno deficiency syndrome DMARD
disease modifying antirheumatic drugs
AKZ aneurysmatische Knochenzyste DMP Dentin-Matrix-Protein
ALARA as low as reasonably achievable DNA desoxyribonucleinacid
ALL akute lymphatische Leukämie DPA Doppelphotonenabsorptiometrie
ALP alkalische Phosphatase DPD Deoxypyridinolin
AMP Adenosinmonophosphat DRESS
drug reaction/rash with eosinophilia and systemic
APC Adenomatous-Polyposis-Coli symptoms
ARCO Association for Research of Circulation Osseous DTDST Diastrophische-Dysplasie-Sulfat-Transporter
ARHR autosomal-rezessive hypophosphatämische Rachitis DVO Dachverband Osteologie, Derotations-Varisationsosteo
ARO autosomal-rezessive Osteopetrose tomie
ARR absolute Risikoreduktion DXA dual-energy-x-ray-absorptiometry
ASBMR American Society for Bone and Mineral Research EBP Empamil-bindendes Protein
ATP Adenosintriphosphat EDTA ethylene diamine tetraacetic acid
AWMF Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen EFSA European Food Safety Authority
Fachgesellschaften EIA Enzymimmunoassay
BALP bone-specific alkaline phosphatase, knochenspezifische EKG Elektrokardiografie/-gramm
alkalische Phosphatase ELISA enzym-linked immunosorbent assay
BKP Ballonkyphoplastie EMA epitheliales Membranantigen
BMC bone mineral content ENPP EctoNucleotide Pyrophosphatase/Phosphodiesterase
BMD bone mineral density ESC endothelial stem cell
BMI Body Mass Index ESCEO European Society for Clinical and Economic Aspects of
BMP bone morphogenetic protein Osteoporosis, Osteoarthritis and Musculoskeletal Diseases
BMU basic multicellular units ESMO European Society For Medical Oncology
BSG Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit EULAR European League Against Rheumatism, Europäische Liga
BSP Bone-Sialoprotein gegen Rheumatismus
BV bone volume FDA Food and Drug Administration
BWK Brustwirbelkörper FDG 2-[18F]Fluor-2-desoxy-D-glucose
BWS Brustwirbelsäule FEA Finite-Elemente-Analyse
BZA Bazedoxifen FES funktionelle Elektrostimulation
CCP zyklisches zitrulliniertes Peptid FEV1 forcierte exspiratorische Einsekundenkapazität
CED chronisch entzündliche Darmerkrankung FFH familiäre hypokalziurische Hyperkalzämie
CEE konjugierte equine Östrogene FGF fibroblast growth factor
CF cystic fibrosis, Mukoviszidose FHH familiäre hypokalziurische Hyperkalzämie
CFU colony forming unit FISH Fluoreszenz-in situ-Hybridisierung
CK Kreatinkinase FLNA Filamin A
CKD chronic kidney disease FPP Farnesylpyrophosphat
CKD-MBD chronic kidney disease-mineral and bone disorder FRAX Fracture Risk Assessment Tool
CLIA chemiluminescence immunoassay FSH follikelstimulierendes Hormon
CLL chronisch lymphatische Leukämie FZD frizzled-class-receptor
CMDD kraniometaphysäre Dysplasie, autosomal-dominant ver- GDF growth and differentiation factor
erbte Form GFR glomeruläre Filtrationsrate
CMDR kraniometaphysäre Dysplasie, autosomal-rezessiv vererbte GGHL Glykosyl-Galaktosyl-Hydroxylysin
Form GGPP Geranylgeranylpyrophosphat
COMP cartilage oligomeric matrix protein GH growth hormone (Wachstumshormon)
COPD chronic obstructive pulmonary disease GHL Galaktosyl-Hydroxylysin
CPPD calcium pyrophosphate disease GHRH growth hormone releasing hormone
CRAB Calcium, Renal, Anemia, Bone (Kriterien des multiplen GIOP glukokortikoidinduzierte Osteoporose
Myeloms) GLP glucagon-like peptide
CRPS complexe regional pain syndrome, Morbus Sudeck GLUT1 Glukosetransporterprotein 1
CSF colony stimulating factors GSK3 Glykogensynthasekinase 3
CTX C-terminales Telopeptid GWAS genomweite Assoziationsstudie
XIV Abkürzungen
1.1
1 Knochenzellbiologie
Knochenzellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.5 Knochenheilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
K. Günter Wiese Matthias Schieker
1.1.1 Osteoblasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.5.1 Wie heilt Knochen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.1.2 Osteoklasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.5.2 Wie heilen Knochenbrüche? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1.1.3 Osteozyten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.5.3 Klinische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1
Klaus Abendroth 1.7.1 Knochenstoffwechsel: Störungen
1.3.1 Knochen und Muskulatur als des Remodelings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
funktionelle Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.7.2 Knochenmetabolismus und molekulare
1.3.2 Biomechanische Interaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Entzündungsmediatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.3.3 Biochemisch-endokrinologische Interaktion . . . . . . 13 1.7.3 Klinische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.3.4 Klinische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.1.2 Osteoklasten
Osteoklasten sind mehrkernige Zellen, die Knochen resorbieren. Ihre wich-
Entstehung und Aufgaben tigsten Aktivitätsmarker sind die im Serum und Urin nachweisbaren N-
oder C-terminalen Telopeptide NTX und CTX bzw. Crosslaps. Sie weisen
einen zirkadianen Konzentrationsverlauf (!) auf. Proben sollten deshalb
Entstehung
immer zur gleichen Tageszeit gewonnen werden.
teozyten vollständig in den Knochen eingebettet und über ein Netz- sen als „tryptische Onkose“ beschrieben. Das gleiche Phänomen
werk von Canaliculi miteinander verbunden. Die innere Oberfläche wurde dann 1965 von Belanger periosteozytäre Osteolyse ge-
dieses Netzes beträgt im Skelett des Erwachsenen ca. 1.300 m2. nannt [7].
1 In normalem Knochen weisen Osteozyten gerade, anastomosieren-
de Fortsätze auf. Diese Fortsätze sind bei Krankheiten ebenfalls
Entstehung und Aufgaben verändert:
• Bei Osteopetrose sind sie irregulär kurz und mangelhaft ausge-
Entstehung richtet [56].
• Weniger und verkürzte dendritische Fortsätze finden sich auch
Die im Knochengewebe eingeschlossenen Osteozyten leiten sich bei gendefizienten Mäusen für die Metalloproteinase MT1-
nach bis heute geltender Auffassung von den vorher in dieser Regi- MMP, die als membranständige Proteinase Kollagen Typ I, II,
on tätigen Osteoblasten ab. III, Fibrin, Fibronektin und andere Matrixmoleküle spalten
kann.
Aufgaben
Nach Meinung mehrerer Autoren können Osteozyten sowohl os- Botenstoffe
teolytisch als auch osteoklastisch tätig sein. Weil sie histologisch
stets unverändert abgebildet werden, galten sie als rein passiver Gesunde und apoptotische Osteozyten können Botenstoffe abge-
Zelltyp und wurden wegen des schwierigen experimentellen Zu- ben, die Osteoklasten aktivieren und den Knochenabbau starten.
gangs in der Vergangenheit wenig beachtet. Erst in jüngster Zeit Einer der wichtigsten Signalstoffe ist RANKL, ein Protein, das so-
konnten wichtige Teilaspekte ihrer Aktivitäten erkannt werden und wohl Osteozyten als auch Osteoblasten sezernieren können. Die
es ist zu vermuten, dass noch weitere sehr aufschlussreiche Er- Apoptose der Osteozyten kann durch Mikrofrakturen in ihrer un-
kenntnisse folgen werden: mittelbaren Umgebung eingeleitet werden. Weitere Ursachen kön-
• Sie nehmen an der Regulation der Kalziumhomöostase teil und nen die Reduzierung der Sauerstoffperfusion, die Gabe von Gluko-
haben bei der kurzfristigen Regulation des Kalziumspiegels eine kortikoiden und der Entzug von Östrogenen sein. Im Fall des Östro-
höhere Bedeutung als die Osteoklasten [52]. genentzugs steigen der Tumornekrosefaktor α (TNFα) und das In-
• Eine erhöhte Parathormonsekretion steigert die periosteozytäre terleukin 1 (IL-1) an und lösen die Apoptose aus. Als Inhibitoren
Osteolyse, die als die früheste Phase der Knochenreaktion auf der Osteozytenapoptose gelten Östrogen, selektive Östrogenrezep-
die Parathormongabe angesehen werden kann [35]. tormodulatoren, Kalzitonin und die Bisphosphonate.
Morphologische Veränderungen Osteozyten sind vollständig in den Knochen eingebettet und über ein Netz
von Canaliculi verbunden. Sie nehmen an der Regulation der Kalziumho-
Lichtmikroskopisch wurden 3 verschiedene Osteozytenmorpholo- möostase teil.
gien unterschieden:
• Große aktive Osteozyten kommen zu 40% vor. Osteozyten können Botenstoffe sezernieren, die sowohl die Kno-
• Kleine inaktive Osteozyten sind im Normalfall mit ca. 55% am chenbildung als auch den Knochenabbau fördern können:
häufigsten. • Prostaglandin E2 und Adenosintriphosphat fördern die Kno-
• Leere Osteozytenlakunen haben nur einen Anteil von 5%. chenbildung.
Da die Lakunen dreidimensional betrachtet linsen- bis reiskorn- • Das osteozytenspezifische Protein Sklerostin, das Dickkopf-rela-
ähnlichen Formen aufweisen, bilden sich große und kleine Lakunen ted-Protein 1 (DKK1) und das Frizzled-related Protein 1 hem-
je nach der Höhe des Anschnitts im histologischen Präparat ab, so- men die Knochenbildung. Das Sklerostin hat einen antianabolen
dass die Unterscheidung zwischen groß und klein als kritisch be- Effekt auf die Knochenbildung und spielt eine wichtige Rolle in
trachtet werden muss. der Mineralisierung des Knochens: Bei Belastung des Knochens
Veränderungen der metabolischen Aktivität von Osteozyten sinkt die Sklerostin-Expression, bei Entlastung nimmt sie zu.
können an morphologischen Veränderungen ihrer Zellgestalt und Antikörper gegen Sklerostin können daher zukünftig Bedeutung
ihrer Knochenlakune erkannt werden: bei der Therapie der Osteoporose haben [43].
• Vergrößerte „aktivierte“ Osteozyten in erweiterten Lakunen mit Des Weiteren synthetisieren Osteozyten das phosphatregulierende
erweiterten Canaliculi finden sich bei chronischer Niereninsuffi- Protein (PHEX – „phosphat regulating endopeptidase homolog“,
zienz. Bei urämischen Osteopathien überwiegen die großen Os- X-linked), das DMP1 („dentin matrix protein 1“) und den FGF23
teozyten mit ca. 50–55% Anteil, die kleinen Osteozyten liegen („fibroblast growth factor 23“). Der autosomal-rezessiven hypo-
bei 30%, während die leeren Osteozytenhöhlen bis auf 15% an- phosphatämischen Rachitis liegt eine DMP1-Genmutation zugrun-
steigen können. de. Die Gene DMP1 und PHEX downregulieren in Mäusen die Ex-
• Das vermehrte Auftreten vergrößerter Osteozyten bei metaboli- pression von FGF23, das die Rückresorption von Phosphat in den
schen Osteopathien wurde bereits 1910 durch von Recklinghau- Nieren reguliert und so zur Aufrechterhaltung des physiologischen
1.2 Biomechanik des Knochens 5
Phosphatspiegels im Serum beiträgt. In Abwesenheit von DMP1 durch die Ausführung mechanischer Tests an einheitlichen und
oder PHEX ist die Expression von FGF23 sowohl in den Osteozyten definierten Proben unter kontrollierten Bedingungen bestimmt.
als auch im Serum erhöht. Folgen sind eine erhöhte Phosphataus- • Das Strukturverhalten eines Bauteils oder Knochens als Gan-
scheidung in den Nieren und ein niedriges Serumphosphat, was zem hingegen spiegelt sowohl die Geometrie (Größe und Form) 1
dann zu Osteomalazie und Rachitis führen kann. Bei Patienten mit als auch die intrinsischen Materialeigenschaften des Bauteils wi-
chronischer Niereninsuffizienz ist das FGF23 erhöht und steigt mit der. Das Strukturverhalten des Knochens wird durch Ausführen
der Progredienz der Erkrankung. Eine höhere Letalität bei kardio- mechanischer Tests an ganzen Knochenproben ermittelt, die na-
vaskulären Erkrankungen und eine Kalzifizierung von Weichgewe- türlicherweise keine einheitliche oder definierte Form aufwei-
ben wird ebenfalls mit erhöhtem FGF23 assoziiert. sen. Auch die Belastungsverhältnisse, d.h. das Einwirken von
Kräften und Momenten, ist nicht wohl definiert, sondern orien-
tiert sich an den physiologischen oder traumatischen Belastun-
Parathormon reduziert die Osteoblastenaktivität und erhöht osteoklastäre gen, denen der Knochen ausgesetzt ist.
Aktivitäten. Vitamin K übt eine inhibitorische Wirkung auf die Aktivität
von Osteoklasten aus und wird zur Mineralisierung des Knochens ge-
braucht. Kortison stimuliert die osteoblastäre OPG-Synthese und fördert Biomechanische Kenngrößen
den Knochenabbau, Östradiol hemmt die Knochenresorption.
Die Besonderheit bei biomechanischen Betrachtungen besteht dar-
in, dass in aller Regel die in vivo wirkenden Belastungen berück-
1.2 Biomechanik des Knochens sichtigt werden müssen. Die In-vivo-Belastung eines Knochens
Peter Augat setzt sich zusammen aus externen Kräften, die von außen auf den
Körper einwirken (z.B. Bodenreaktionskräfte während des Gehens
Zur Orientierung oder eine Stoßkraft aufgrund eines Sturzes), und aus internen Kräf-
Die Knochen zählen zu den grundlegenden mechanischen ten, die aus den Muskelkontraktionen und Bandspannungen resul-
Strukturelementen des Körpers. Sie schützen lebenswichtige tieren. Die grundlegenden mechanischen Eigenschaften eines Kno-
Organe und bilden ein stabiles Gerüst, das Körperhaltung und chens beschreiben die Beziehung zwischen einer auf den Knochen
Fortbewegung ermöglicht. Im Gegensatz zu technischen Mate- einwirkenden Belastung und der daraus resultierenden Deformati-
rialien kann sich Knochen selbst regenerieren und ist in der on. Die auf den gesamten Knochen wirkenden Belastungen werden
Lage, seine Struktur den mechanischen Belastungen anzupas- durch die wirkenden Kräfte F in N (Newton) und Momente M in
sen. Seine Morphologie ist außergewöhnlich vielfältig und Nm (Newtonmeter) beschrieben. Die lokal wirkenden Belastungen
reicht von der dichten faserverstärkten Struktur des diaphysä- werden auf die wirkende Fläche bezogen und als Spannungen σ be-
ren kortikalen Knochens zur wabenähnlichen, offenporigen zeichnet. Die Spannung wird üblicherweise als Kraft pro Flächen-
Leichtbauweise der metaphysären Regionen. Da der Knochen einheit definiert und in Pascal gemessen (1 Pa = 1 Nm–2 oder
die Grundlage für die Tragfähigkeit des muskuloskelettalen 1 MPa = 1 Nmm–2). Die lokal wirkenden Spannungen σ eines Kno-
Systems bildet, besteht ein wissenschaftliches Interesse, die chens können in verschiedene Richtungen zeigen. Spannungen in-
Biomechanik des Knochens zu verstehen und möglichst genau nerhalb einer Fläche werden als Scherspannungen oder Scherung
zu beschreiben. Wesentlich dabei ist die Tragfähigkeit des bezeichnet. Spannungen, die senkrecht zu einer Fläche wirken, wer-
Knochens, bei deren Überschreiten es zu einer Fraktur des den als Normalspannungen bezeichnet und es kann zwischen Zug
Knochens kommt. Die Tragfähigkeit eines Knochens ist durch und Druck unterschieden werden (› Abb. 1.1). Der Spannungszu-
seine Geometrie (Größe und Form) und seine inhärenten Ma- stand wird dann als vektorielle Größe mit 3 Komponenten, entspre-
terialeigenschaften bestimmt. Ob ein Knochen bei Belastung chend den 3 Raumrichtungen angegeben.
bricht, hängt aber auch wesentlich von der Größe und der Als Reaktion auf die Belastungen deformiert sich der Knochen
Richtung der einwirkenden Kräfte und Momente ab. und diese Verformung d kann als Längenänderung in mm gemes-
sen werden. Die lokalen Verformungen des Materials werden Deh-
nungen ε genannt, die als relative Verformung ohne Dimension
gemessen werden. Sie wird in m pro m, % oder in Mikrometer pro
1.2.1 Biomechanische Grundbegriffe Meter angegeben (1 microstrain = 10–6 m/m = 0,0001%). Die Anga-
be in % dient oft zur besseren Veranschaulichung, weil sie direkt
Material und Struktur auf die Gesamtgröße des Knochens oder der Knochenprobe bezo-
gen werden kann. Da es sich bei Knochen in aller Regel um komple-
In der Biomechanik wird zwischen mechanischem Verhalten des xe Strukturen handelt, stimmen die Richtungen von Belastung und
Knochengewebes als Material und mechanischem Verhalten des Verformung nicht notwendigerweise überein, d.h. der Dehnungs-
ganzen Knochens als Struktur unterschieden: vektor ε zeigt in eine andere Richtung als der Spannungsvektor σ.
• Das Materialverhalten einer Probe wird nicht durch seine Geo- Der Zusammenhang zwischen der wirkenden Spannung σ und der
metrie beeinflusst und spiegelt die intrinsischen Materialkenn- resultierenden Dehnung ε wird dann durch das sog. Elastizitäts-
werte wider. Üblicherweise werden die Materialeigenschaften modul E beschrieben:
6 1 Knochenzellbiologie
σ = E × ε (Hooksches Gesetz)
nung. Die bei der Bruchdehnung aufgetretene Spannung wird als Biomechanische Tests
Festigkeit des Materials bezeichnet. Der Bereich unter der Span-
nungs-Dehnungs-Kurve beschreibt die pro Querschnittsfläche not- Ein charakteristisches Merkmal aller biomechanischen Tests ist die
wendige Arbeit zur Zerstörung des Materials und kann als Maß für Messung von Kraft und Verformung zur Bestimmung der Struktur- 1
dessen Zähigkeit angesehen werden. oder Materialeigenschaften. Biomechanische Tests können zerstö-
rungsfrei oder destruktiv durchgeführt werden:
Bei den zerstörungsfreien Tests muss die Verformung der Pro-
Viskosität, Isotropie, Heterogenität be unter der Streckgrenze bleiben und darf keine plastische Verfor-
mung verursachen. Zerstörungsfreies Testen wird genutzt, um
Materialien, bei denen das mechanische Verhalten von Geschwin- mehrfache mechanische Versuchsvorgänge auszuführen, oder
digkeit oder Dauer der einwirkenden Kräfte abhängt, nennt man wenn spezielle Analysen nach den mechanischen Tests durchge-
viskoelastische Materialien, d.h. sie zeigen sowohl elastische als führt werden sollen. Zum Beispiel können Mehrfachbiegeversuche
auch visköse Materialeigenschaften. Unter konstanter Last geben an einem ganzen Knochen durchgeführt werden, um Informatio-
viskoelastische Materialien kontinuierlich nach, das Material nen über das Biegeverhalten in verschiedene anatomische Richtun-
kriecht. Unter konstanter Verformung dagegen reduziert sich die gen zu erhalten. Die mechanischen Eigenschaften von trabekulä-
wirkende Last, das Material relaxiert. Kortikaler und trabekulärer rem Knochen können in 3 orthogonale Richtungen ermittelt wer-
Knochen weisen ein gewisses Maß an viskoelastischem Verhalten den, um den Einfluss der Orientierung der Trabekel auf die mecha-
auf, das vor allem bei schnellen Belastungen (Fallversuche) zum nische Anisotropie zu bestimmen. Kortikale Knochenproben
Tragen kommt. Unter langsamen, quasistatischen Belastungen ist können nacheinander auf Druck und Zug getestet werden, um Un-
dieser Effekt zu vernachlässigen. terschiede zwischen Druck- und Zugsteifigkeiten zu ermitteln.
Isotrope Materialien wie Stahl oder Gummi haben mechanische Zerstörungsfreie Versuche haben allerdings auch gewisse Nach-
Eigenschaften, die für alle Raumrichtungen identisch sind. Im Ge- teile, die in Kauf genommen werden müssen:
gensatz dazu hängen die mechanischen Eigenschaften von aniso- • Aus ihnen können alle mechanischen Eigenschaften, die nach
tropen Materialien wie Knochen oder faserverstärkten Kunststof- der Streckgrenze relevant werden – wie Bruchlast, Festigkeit
fen von der Ausrichtung des Materials relativ zur Belastungsrich- oder plastische Verformung – nicht ermittelt werden.
tung ab. Die Anisotropie von Knochen spiegelt seine Funktion als • Oft ist es schwierig, die Steifigkeiten oder Elastizitätsmodule ge-
eine angepasste, lasttragende Struktur wider, die im Allgemein in nau zu bestimmen, wenn auf der auszuwertenden Last-Verfor-
ihrer Hauptbelastungsrichtung am stabilsten ist. Daher variiert mungs-Kurve die Streckgrenze nicht zu erkennen ist. Ist die Be-
auch das Ausmaß der Anisotropie des Knochens mit seiner anato- lastung des Knochens zu gering, kann es sein, dass der linear
mischen Lokalisation und der dort herrschenden funktionellen Be- elastische Teil der Verformungskurve nicht vollständig abgebil-
lastung. det ist, was zu einer Unterbewertung der Steifigkeiten führt
Homogene Materialien zeigen keine ortsabhängige Variation ih- [1,10].
rer strukturellen oder mechanischen Eigenschaften. Knochen ist Im Vergleich dazu liefern destruktive Versuche den gesamten Kur-
aufgrund seiner Morphologie in aller Regel ein hochgradig hetero- venverlauf und erlauben es, sowohl die linear elastischen als auch
genes Material: die Versagensparameter zu bestimmen.
• Auf makroskopischer Ebene besteht der Knochen aus der dich-
ten und festen Kortikalis und der wabenartigen Spongiosa, die
sich hinsichtlich ihrer Materialeigenschaften deutlich unter- 1.2.2 Materialeigenschaften von Knochen
scheiden.
• Auf der mikroskopischen Ebene weist kortikaler Knochen Ha- Die chemische Zusammensetzung von trabekulärem und kortika-
vers-Kanäle und Osteonen mit unterschiedlicher Kalzifizierung lem Knochen ist sehr ähnlich. Daher sind die Hauptunterschiede
auf, die die mechanischen Eigenschaften stark ortsabhängig ma- zwischen diesen beiden Knochenarten auf die Bauweise der Kno-
chen, während der trabekuläre Knochen aus Knochenstäbchen, chenmatrix und den Grad der Porosität zurückzuführen. Die unter-
Knochenplättchen und Knochenmark besteht und in der Di- schiedliche Porosität – die bei kortikalem Knochen von 5–30%, bei
mension des trabekulären Abstands ebenfalls eine hochgradige trabekulärem Knochen von 30–90% reicht – ist der Hauptgrund für
Heterogenität aufweist. die verschiedenen mechanischen Eigenschaften (› Tab. 1.1). Den-
Hieraus ist schon zu erkennen, dass die Definition der Materialei- noch kann die Unterscheidung zwischen dichtem, trabekulärem
genschaften bei heterogenen Materialien nicht immer ganz eindeu- Knochen und porösem kortikalem Knochen manchmal nicht ganz
tig ist. Je nach Fragestellung kann man sich für die mechanischen eindeutig sein. Man spricht von der Trabekularisierung der Kortika-
Eigenschaften des individuellen Trabekels, einer kleinen Probe be- lis, die eine massive Veränderung der Kortikalisstruktur in altern-
stehend aus trabekulärem Knochen oder eines ganzen Wirbelkör- den Knochen bedeutet [62,73]. Die mechanischen Eigenschaften von
pers interessieren. Ist die Knochenprobe groß genug und erstreckt kortikalem und trabekulärem Knochen hängen stark mit den jewei-
sich über wenigsten 10 trabekuläre Abstände bzw. 10 Osteonen- ligen intrinsischen Eigenschaften wie Dichte, Porosität, Mikrostruk-
durchmesser, kann man die mechanischen Eigenschaften über die- tur oder Kollagengehalt zusammen. Außerdem werden die mecha-
sen Bereich mitteln und spricht von einer Quasihomogenität. nischen Eigenschaften durch die Art und Weise der Belastung be-
8 1 Knochenzellbiologie
stimmt und unterscheiden sich zwischen schneller und langsamer siologischen Belastungen. Beispielsweise schwankt die Dehnungs-
Belastung sowie zwischen Zug, Dehnung und Scherung [11]. geschwindigkeit im Knochen zwischen 0,001 s–1 beim Gehen und
0,05 s–1 bei anstrengenderen Aktivitäten. Für diesen Bereich der
1 Dehnungsgeschwindigkeiten variieren die mechanischen Eigen-
Kortikaler Knochen schaften um weniger als 20% [70]. Bei einer Dehnungsgeschwindig-
keit über 0,1 s–1, wie sie bei stoßartigen Belastungen auftreten kön-
Art und Richtung der Last nen, ändert sich das mechanische Verhalten kortikalen Knochens.
Innerhalb des plastischen Bereichs kann er weniger Energie auf-
Kortikaler Knochen wird als ein anisotropes Material betrachtet, da nehmen und wird spröder.
seine mechanischen Eigenschaften von der Ausrichtung des Knochen-
gewebes abhängen. Der kortikale Knochen langer Röhrenknochen hat
Ermüdung
transvers-isotrope Eigenschaften, d.h., seine Materialeigenschaften
in longitudinaler Richtung unterscheiden sich von denen in der trans- Häufig ist Knochen zyklischen oder sich wiederholenden Belastun-
versalen Ebene. Diese Vorzugsrichtung wird durch die Ausrichtung gen ausgesetzt. Die mechanischen Eigenschaften eines Knochens,
der Osteonen in Längsachse der Diaphyse hervorgerufen: der zyklischen Belastungen ausgesetzt ist, bezeichnet man als Er-
• Das Elastizitätsmodul des in longitudinaler Richtung getesteten müdungsverhalten. Dieses äußert sich bei wiederholten, starken
kortikalen Knochens ist ungefähr 50% größer als in transversa- Belastungen in Ermüdungs- oder Stressfrakturen. Zyklische Belas-
ler Richtung und fast 400% größer als unter querer Scherbelas- tungen führen zu Beschädigungen auf mikrostruktureller Ebene,
tung (› Tab. 1.1). resultieren in einer Abnahme von Steifigkeit und Festigkeit und
• Auch die Festigkeit kortikalen Knochens hängt von der Belas- führen schließlich zum Bruch. Bei Dehnungen im normalen phy-
tungsrichtung ab. Beispielsweise sind die Zug- und Druckfestig- siologischen Bereich sollte kortikaler Knochen eine Million Last-
keit einer Probe in der Längsachse des Knochens bis zu 2,5-mal wechsel, entsprechend etwa 1.500 km Laufstrecke, ohne Beschädi-
größer als in transversaler Richtung. Die plastische Verformung, gung aushalten. Entscheidend ist jedoch, dass die mikrostrukturel-
die kortikaler Knochen aufnehmen kann, bevor er bricht, ist len Schädigungen Auslöser für die Stimulation der Knochenregene-
ebenfalls in longitudinaler Richtung größer als in transversaler. ration sind und damit der funktionellen Anpassung des Knochens
Außerdem zeigt kortikaler Knochen bezüglich seiner Festigkeit dienen. Bei zu hoher Belastung nach kurz- oder längerfristigen Ext-
eine ausgeprägte Anisotropie: Die Festigkeit ist unter Druckbe- rembelastungen und/oder unzureichender Knochenregeneration
lastung deutlich größer als unter Zugbelastung (› Tab. 1.1). können mikrostrukturelle Schädigungen akkumulieren und, wie
Diese stark anisotropen Eigenschaften kortikalen Knochens sind z.B. bei Militärpersonal oder Hochleistungssportlern, zu Ermü-
ein Ausdruck seiner funktionellen Anpassung auf die vorwiegend dungsfrakturen führen.
in der Längsachse und in Druckrichtung auftretenden physiologi-
schen Belastungen.
Einflussfaktoren auf die Materialeigenschaften
Obwohl die Materialeigenschaften kortikalen Knochens durch viele
Viskoelastisches Verhalten
Faktoren beeinflusst werden, sind seine Porosität (oder apparente
Kortikaler Knochen zeigt viskoelastisches Verhalten, d.h., seine Dichte) und die Mineralisierung der Knochengrundsubstanz die
Materialeigenschaften hängen von der Belastungsgeschwindigkeit stärksten bestimmenden Faktoren. Variationen dieser beiden Fak-
ab. Bei schneller Belastung verhält sich kortikaler Knochen steifer toren erklären das Elastizitätsmodul kortikalen Knochens zu über
und ist auch fester als bei langsamer, quasistatischer Belastung. Die 80%. Typischerweise erhöht sich die Mineralisierung der Grund-
Belastungsgeschwindigkeit eines Knochens wird als Dehnung pro substanz im Alter und führt zu einem steiferen, aber dafür spröde-
Sekunde angegeben und variiert sehr stark bei verschiedenen phy- ren Knochen.
Andere Faktoren, die das mechanische Verhalten kortikalen
Tab. 1.1 Charakteristische mechanische Kenngrößen von kortikalem Knochens beeinflussen können, sind:
und trabekulärem Knochengewebe [53].
• seine histologische Struktur (primäre vs. sekundäre Osteone, Ze-
Art der Belastung Elastizitätsmodul E Festigkeit σU mentlinien),
Kortikaler Knochen • der Kollagengehalt und die Ausrichtung der Kollagenfasern und
longitudinal, Druck 17–25 GPa 200 MPa • die Anhäufung von ermüdungsinduzierten Mikrofrakturen.
longitudinal, Zug 15–19 GPa 130 MPa Da viele dieser Faktoren in gegenseitiger Beziehung stehen, ist ihr
Transverse, Druck 10–12 GPa 130 Mpa individueller Einfluss auf das mechanische Verhalten schwer zu be-
Transverse, Zug 50 MPa stimmen. Generell nehmen die Materialeigenschaften kortikalen
Knochens mit zunehmendem Alter bei beiden Geschlechtern ab.
Transverse, Scherung 3 GPa 50–70 MPa
Die Festigkeit verringert sich um ca. 2–5% pro Lebensjahrzehnt ab
Trabekulärer Knochen
dem Alter von 20 Jahren. Im jungen kortikalen Knochen liegt sie
Wirbelkörper, Druck 0,040–0,2 GPa 0,5–2 MPa noch bei 150 MPa, mit 60 Jahren bei 100 MPa und mit 80 Jahren bei
Femur, Druck 4 GPa–9 GPa 2–10 MPa 80 MPa [57].
1.2 Biomechanik des Knochens 9
gener Materialverteilung. Diese Voraussetzungen sind bei reellen chenmineraldichte mittels dualer Röntgenabsorptiometrie (DXA)
Knochenproben (ganze Knochen oder Knochenabschnitte) in aller mit hoher Genauigkeit vorhersagen [4].
Regel nicht erfüllt, sodass durch den mechanischen Test die struk-
1 turellen Eigenschaften des Knochens erfasst werden. Oft sind die
Femur
strukturellen Eigenschaften eines Knochens auch wesentlich rele-
vanter als die Kenntnis über seine Materialeigenschaften, da sie Unter den osteoporotischen Frakturen haben diejenigen der Hüfte
Auskunft über seine Belastungsfähigkeit in seiner phsyiologischen die schwerwiegendsten Morbiditäts- und Mortalitätsfolgen. Die
Umgebung geben. Die Struktureigenschaften hängen außer von meisten Hüftfrakturen sind auf einen Sturz zur Seite oder nach hin-
den Materialeigenschaften des Knochengewebes von der Größe, der ten zurückzuführen und treten üblicherweise am Schenkelhals oder
Form und der Bauweise des Knochens ab. Größere Knochen sind Trochanter auf. Biomechanische Studien zur Bruchlast des Femurs
meist stabiler und besitzen eine höhere Steifigkeit und höhere Ver- werden entweder durch Simulation des Einbeinstands oder des
sagenslast. Unterschiede bei Größe und Form des Knochens resul- Sturzes auf den großen Trochanter durchgeführt [2,10]. Während
tieren in Unterschieden bei der Lastaufteilung und damit auch der bei der Belastung im Einbeinstand meist Frakturen des Schenkel-
Verteilung bzw. Konzentration von Spannungen im Knochen. Auf- halses provoziert werden, treten unter Belastung bei einem Sturz
grund der unregelmäßigen Form des Knochens und seiner inhomo- sowohl Frakturen des Schenkelhalses als auch trochantäre Fraktu-
genen und anisotropen Eigenschaften ist die Verteilung der Span- ren auf. Die Bruchlasten unter Belastung im Einbeinstand sind
nungen im Knochen äußerst komplex. Daher kommen für die Be- deutlich höher als unter Belastung bei einem Sturz. Die typischen
stimmung der Spannungsverteilung ganzer Knochen analytische Bruchlasten des Femurs liegen zwischen 1.000 N und 10.000 N und
Werkzeuge wie die Finite-Elemente-Analyse zur Anwendung. zeigen eine starke Abhängigkeit von Knochenmineraldichte, Geo-
metrie, Geschlecht und Alter [41]. Gerade für trochantäre Fraktu-
ren stellt die Knochenmineraldichte im proximalen Femur den
Distaler Radius
stärksten Prädiktor dar. Für die Frakturen des Schenkelhalses spielt
Studien zu mechanischen Eigenschaften des Unterarms haben sich allerdings auch noch dessen Geometrie eine wichtige Rolle und
auf den distalen Radius konzentriert, dessen Fraktur von allen kann die Vorhersagekraft der Knochendichtemessung um 10–20%
Frakturen der oberen Extremität am häufigsten ist. Besonderes In- verbessern [10,41].
teresse gilt dabei der Stabilität des Radius bei einem Sturz auf die
ausgestreckte Hand. Um Radiusfrakturen in biomechanischen
Tests herbeizuführen, werden ganze Unterarme oder präparierte Die Struktureigenschaften (Steifigkeit und Versagenslast) hängen von der
Radien an ihrem proximalen Ende fixiert. Durch eine schräg zur Geometrie des Knochens und den mechanischen Eigenschaften des Materi-
Lastachse gewinkelte Fixierung wird eine Scherkomponente einge- als, aus dem sie bestehen, ab. Mechanische Untersuchungen an intakten
Knochen werden zur Vorhersage ihrer Stabilität unter Alltagsbelastungen
leitet und damit die Sturzbedingung realitätsnah simuliert. Die
und ihrer Belastungsfähigkeit unter Fraktursituationen durchgeführt. Hierbei
Fraktur wird dann durch Belastung der Hand oder der radiokarpa- zeigen sich die Knochenmineraldichte zusammen mit geometrischen Eigen-
len Gelenkfläche erzeugt. Der distale Radius hält im Mittel Lasten schaften des Knochens als zuverlässige Prädiktoren der Versagenslasten.
von 4.000 N stand und ist bei Männern deutlich stabiler als bei
Frauen. Ein osteoporotisch bedingter Knochenverlust kann die
Versagenslast auf bis zu 600 N reduzieren. Die wichtigste Rolle für
die Widerstandsfähigkeit des distalen Radius spielt die Dicke und 1.3 Interaktion zwischen Muskel und
die Querschnittsfläche der Kortikalis [2]. Knochen
Klaus Abendroth
Wirbelkörper
Zur Orientierung
Wirbelfrakturen sind die häufigsten osteoporotischen Frakturen
Das Verständnis von Muskel und Knochen als eine funktionelle
und können sowohl auf traumatische Ereignisse als auch auf die
Einheit ist relativ neu. Das interaktive Wechselspiel zwischen
Akkumulation von Ermüdungsfrakturen zurückgeführt werden.
den beiden Partnern und ihre gemeinsamen Aktionen auf syste-
Die Kraft, die zu Frakturen des Wirbelkörpers führt, hat in aller Re-
mische Stimuli wie Wachstum, Alterung und chronische Er-
gel eine dominante axiale Komponente. Biomechanische Versuche
krankungen sind zunehmend Gegenstand intensiver Forschung,
zur Bruchkraft an Wirbelkörpern werden durch Kompressionsver-
die neue und ältere, z.T. vergessene Erkenntnisse integriert.
suche an Wirbelkörpersegmenten durchgeführt. Dabei fixiert man
die benachbarten Segmente des Wirbelkörpers und leitet die Last
möglichst physiologisch über die Bandscheiben auf den interessie-
renden Wirbel ein. Die Versagenslasten von Wirbelkörpern reichen 1.3.1 Knochen und Muskulatur als funktionelle
von 1.000 N bis 12.000 N, wobei die Lendenwirbelkörper aufgrund Einheit
ihrer Größe bis zum 5-Fachen der Last der Halswirbelkörper tragen
können. Die Versagenslast von Wirbelkörpern nimmt mit dem Al- Kompakte diaphysäre Knochen mit hoher Steifigkeit, nur geringer
ter kontinuierlich ab und lässt sich durch die Bestimmung der Kno- Biegeelastizität und maximaler axialer Kraftaufnahme sind die
1.3 Interaktion zwischen Muskel und Knochen 11
Grundstruktur der Stützfunktion des Skeletts. Spongiöse Struktu- (Modeling) und den Abbau mechanisch nicht erforderlicher bzw. den
ren in Epi- und Metaphysen verteilen die kortikalen Kräfte auf den Erhalt bestehender Strukturen (Remodeling). Nach Frost [27] kann
etwa nur 1/40 pro Fläche belastbaren Gelenkknorpel. Knorpelfläche man sich an einer Verformungsschwelle von 1.000 μE bzw. 0,01% ori-
und ‑dicke der Gelenke sind somit ein einschränkender Faktor für entieren (› Abb. 1.4), die mindestens einmal täglich erreicht werden 1
die Kraftbelastbarkeit der Knochen des Skeletts. sollte (E = Einheit Strain = Verhältnis von Längenänderung zu Aus-
Das Periost bildet mit seinem Stratum fibrosum und den Shar- gangslänge). Das bedeutet z.B. für einen Lendenwirbelkörper mit ei-
pey-Fasern das mechanische Bindeglied zwischen Knochen und ner Höhe von ca. 40 mm, dass er sich um 0,04 mm verformt. Dieser
Muskeln. Über die innere Schicht des Periosts, das Stratum osteo- Wert ist durchaus realistisch und wird z.B. durch Hüpfen erreicht.
genicum, wird nicht nur die periostale Knochenapposition gewähr- Liegen die Beanspruchungen dauerhaft unter der Verformungs-
leistet, sondern der Knochen auch mit Gefäßen und Nerven ver- schwelle, wird Knochen abgebaut, liegen sie darüber, wird Knochen
sorgt. Dabei spielt das periostale Gefäßgeflecht in Verbindung mit angebaut – es sei denn, die Beanspruchung erreicht die Frakturschwel-
Zug- und Druckkräften durch Muskelaktivitäten eine entscheiden- le (die bei etwa 2,5% liegt, also bei 1,0 mm am Beispiel des LWK).
de Rolle (› Kap. 1.3.2). Knochen verformen sich hauptsächlich bei Bewegungen durch
Die quergestreifte Skelettmuskulatur ist der Partner der Inter- Muskelkräfte, keine wesentliche Rolle spielen dabei gleichbleibende
aktion mit dem Knochen. Skelettmuskeln sind mindestens an 2 ge- Gravitationskräfte. Bestandteil dieser Steuerung ist u.a. die vor al-
lenküberspannenden Punkten durch Sehnen am Knochen befestigt. lem durch Sexualhormone getriggerte Empfindlichkeitsschwelle
Sehnenansatzzonen sind Apo-, Epi- oder Metaphysen sowie Dia- des Knochens:
physen, aber auch Aponeurosen. Die Skelettmuskulatur erfüllt ihre • Mit dem Sistieren der Östrogenproduktion in der Menopause
verschiedenen Funktionen durch eine prinzipiell antagonistisch oder durch krankhafte (körperliche oder psychische) Prozesse
ausgewogene, zielorientierte Steuerung mit sich z.T. agonistisch mit Ausbleiben der Regelblutungen über längere Zeit wird die
oder synergistisch ergänzenden Muskelgruppen. Empfindlichkeitsschwelle des Knochens für mechanische Um-
Neu im Blickfeld der Forschung sind die muskulären Faszien baustimuli angehoben. Um die Knochenmasse zu erhalten,
(Endo-, Peri- und Epimysium), die die Muskelkraft und den Meta- müsste die Frau ihre körperliche Aktivität deutlich steigern.
bolismus verbessern, aber auch Ort der Entzündungs- und Immun- • Umgekehrt sinkt die biomechanische Empfindlichkeitsschwelle
mediation sind. für das Knochenumbau-Signal mit der Menarche, d.h., die Kno-
Die Kontraktion eines Muskels führt zur Bewegung oder Stabi- chenmasse nimmt auch ohne Zuwachs der Muskelmasse oder
lisierung der Haltung. Die zwischen Ursprung und Ansatz des Mus- ‑kraft zu. Damit ist gewährleistet, dass der werdenden Frau und
kels liegenden Knochen- und Knorpelteile erfahren so eine kraftab- Mutter eine ausreichende Kalziumreserve für Schwangerschaft
hängige Druckbelastung, die den physiologischen Reiz für Entwick- und Stillperioden zur Verfügung steht.
lung, Wachstum und Stabilität des Skeletts bildet. Die Muskelkraft Umgesetzt werden die Adaptationsprozesse über zelluläre Partner
ist das führende Element in der biomechanischen Interaktion mit des Knochenumbaus, wobei der Osteozyt der Sensor und Osteo-
dem Knochen. blasten und Osteoklasten die eigentlichen Umbaupartner sind.
Knochen, Gelenkknorpel und Skelettmuskel bilden eine Funktionseinheit Knochenerneuerung, ‑umbau und ‑anpassung (Remodeling) an aktuelle
des Bewegungssystems. Kraftimpulse aus der Skelettmuskulatur determi- physikalische Bedingungen werden durch die Muskelkraft über Verfor-
nieren die Knochenstruktur. mungsimpulse geregelt. Die Sensitivität von Signaltransduktionskaskaden
(z.B. auf Sexualhormone) determinieren dabei die Empfindlichkeitsschwelle.
Fraktur ~ 25.000
Beispiel: Verformung zu stark µE*
Wirbelkörperhöhe ~ 40 mm = 2,5%
0,1 % Verformung = 0,04 mm
1 2,5 % Verformung = 1,0 mm
4.000 µE* ~ 0,4%
Mikrofraktur
Knochenanbau (Modeling)
1.500 µE 0,15%
Verformung gesteigert
Belastung erhöht
1.200 µE
Remodeling- Bereich
1.000 µE* 0,1 %
Verformungsschwelle = steady state
800 µE Verformung vermindert 0,08 %
Knochenabbau
600 µE* Verformung weiter 0,06 %
vermindert
INAKTIVITÄT =
Knochenabbau verstärkt
a µE* = Mikrostrain
Grad der Verformung der Knochen
%
~ 25.000
µE*
Fraktur
= 2,5%
Knochenanbau (Modeling)
1.500 µE 0,15%
Verformungsschwelle
1.200 µE 0,12 %
steigt bei Östrogenverlust
1.000 µE* 0,1%
Abb. 1.4 Mechanische Verformung der Knochen am
Beispiel eines Lendenwirbelkörpers.
800 µE Verformung vermindert 0,08 % a) Die normale Verformungsschwelle von etwa
Knochenabbau Die Kraft zur Erhaltung der
600 µE*
Knochenmasse wird größer
0,06 %
1.000 μE bedeutet bei einer Höhe des LWK von 40 mm
eine Verformung von 0,04 mm = 0,01%.
b) Steigt die Verformungsschwelle durch Östrogenver-
lust an, wird der Weg zur Fraktur kürzer und es ist eine
b µE* = Mikrostrain
Grad der Verformung der Knochen
%
vermehrte Aktivität nötig, um die Knochenmasse zu er-
halten. [P352]
LZ
LZ Lining-Zellen
SOST-Gen Transformation der Lining- Knochenabbau
stimuliert Sklerostin-Sekretion
Zellen in Osteoblasten / Metalloproteinasen legen
Sklerostin Anlockung von Osteoblasten mineralisierte
stimuliert lokalen Knochenabbau Knochenanbau Knochenoberfläche frei
Mineraloberfläche Fusion von Makrophagen zu
Osteoklasten Abb. 1.5 Intraosteozytäre zellulär-humorale Mechanis-
Kollagen-Layer
men der Umsetzung der biomechanischen Information.
Metalloproteinase [P352]
1.3 Interaktion zwischen Muskel und Knochen 13
Die Knochen beherbergen das hämatologisch aktive Knochenmark. Beim Skelettmuskel diskutierte Botenstoffe (Myokine) sind Myo-
Die Blutversorgung dafür muss auch über das Gefäßgeflecht des Pe- statin, Inhibin, Aktivin, Follistatin, Irisin und Interleukin 6 (IL-6): 1
riosts realisiert werden. Im Markraum sind die Druckverhältnisse • Myostatin („growth and differentiation factor 8“ = GDF-8/Fa-
ausgeglichen niedrig, um über die Marksinus die neugebildeten hä- milie TGF-β) wird vom Skelettmuskel sezerniert und hemmt in
matologischen Zellen einzuschleusen. Auch für die Bälkchensinus der Myogenese Wachstum und Differenzierung von Muskelzel-
der endostalen Trabekelstruktur trifft das zu. Der Blutrückfluss aus len. Ein Mangel oder eine Blockade von Myostatin führt zu un-
dem Knochen in den Kreislauf über das Periost bedarf einer Sog- gehemmter Muskelhypertrophie (selten auch genetisch beding-
wirkung, die durch Muskelaktivitäten (Zug und Druck am Periost) ter Funktionsverlust).
entsteht (› Abb. 1.6). Die Hypothese – der Knochen müsse von • Im Regelkreis ist Follistatin für den Muskel (über Inhibin und
der Muskelkraft gemolken werden (Burkhardt) – wird zum einen Aktivin) ein physiologischer Antagonist von Myostatin. Ein mo-
durch die klinische Beobachtung der verstärkten Kalziumausschei- difiziertes System davon wird im Doping schon verwendet.
dung nach der nächtlichen Bettruhe unterstützt und zum anderen • In Abhängigkeit von der körperlichen Aktivität wird IL-6 im
durch den relativ raschen Mineralverlust bei erzwungener Inaktivi- Muskel produziert, um die Glukoseversorgung zu sichern.
tät (z.B. Gipsschiene) und beim längeren Aufenthalt in der Schwe-
relosigkeit.
Ein schwacher oder fehlender Muskelzug am Periost führt zu ei- Knochen als endokriner/parakriner Partner
ner intraossären Änderung des Stoffwechselmilieus und dadurch
zum Mineralverlust bis hin zum Knochenabbau. Die endokrine bzw. parakrine Aktivität des Knochens wird von den
Osteoblasten und Osteozyten entwickelt:
• RANKL → Stimulierung der Osteoklastenaktivität und damit des
Osteozyten sind Sensorzellen für mechanische Einflüsse, übernehmen die Knochenabbaus
Impulse und vermitteln – vermutlich über mehrere unterschiedliche Me- • OPG → physiologischer Gegenspieler für RANKL, bestimmt den
chanismen – eine adaptierende Reaktion an das Knochenumbausystem normalen Knochenumbau
aus Osteoklasten und Osteoblasten.
• Osteokalzin → ist als Teil der extrazellulären nicht kollagenen
Knochenmatrix ein Marker des Knochenaufbaus, inhibiert aber
die Mineralisierung
1.3.3 Biochemisch-endokrinologische • FGF23 → Regulator des Phosphat- und Vitamin-D-Haushalts
Interaktion • Osteonektin und Osteopontin → Regulatoren der Mineralisie-
rung des Knochens
Im Skelettmuskel und im Knochengewebe wird eine zunehmende Die Osteozyten bestimmen lokal belastungsabhängig über das
Zahl von Botenstoffen gefunden, die vor allem Proliferation, SOST-Gen die Sklerostin-Sekretion (Sklerostin = Bestandteil des
Wachstum und Regeneration, aber auch den Glukosestoffwechsel transmembranösen Signalweges „Wnt“ → entscheidet über lokalen
in Muskel und Knochen und anderen Organen beeinflussen. Sie bil- Knochenabbau oder ‑anbau). Sie sezernieren zudem FGF23 für die
den z.T. Regelkreise, die belastungsabhängig gesteuert werden. systemische Regulation des anorganischen Phosphats.
Praktisch relevante Aussagen dazu sind zurzeit nur begrenzt mög- Die Vorläuferzellen der Osteoklasten und die reifen Osteoklas-
lich. ten verfügen zur Entwicklungs- und Aktivitätssteuerung über den
RANK-Rezeptor aus der Gruppe der Tumornekrosefaktoren sowie
Muskelzug
am Periost
Markraum
Skelettmuskel
Gewichtsdruck
auf das Periost
Blutgefäße im Periost
Abb. 1.6 Prinzip der periostalen Muskelpumpe (nach 12). Für den Blutrückfluss aus dem Knochen in den Kreislauf ist eine Sogwirkung erforderlich, die durch Mus-
kelaktivitäten (Zug und Druck am Periost) entsteht.
14 1 Knochenzellbiologie
über Integrine, Kathepsine und H2-Donatoren zur Umsetzung ihrer Dichteanalyse mittels pQCT und Berechnung des Steifigkeitsindex
Knochenabbau-Funktion. ist für den Radius oder die Tibia in Bezug zur Knochenqualität aus-
Von praktischer Bedeutung ist der Regelkreis RANK-RANKL- sagekräftiger.
1 OPG, der Knochenaufbau und ‑abbau in einem gesunden, anforde- Die Sarkopenie-Diagnostik schließt nach dem Europäischen
rungsgerechten Gleichgewicht hält, was eine Voraussetzung für die Konsensus Muskelmasse und Muskelkraft zu einer definitiven Aus-
dynamische Architektur des Knochensystems ist (› Kap. 1.3.1). sage zusammen. Amerikanische Autoren empfehlen eine Trennung
Beeinflusst wird dieses System z.B. durch Östrogene, die als natürli- in Sarkopenie = reduzierte Muskelmasse und Dynapenie = redu-
cher Suppressor des RANKL wirken. Geht ihr Einfluss bei Frauen in zierte Muskelkraft.
der Menopause zurück, ist die Wirkung des RANKL, also die Stimu- Die diagnostische Analyse beginnt heute mit der flächendensito-
lierung der Osteoklastenaktivität, erhöht, was z.T. die Entwicklung metrischen Messung der appendikulären Muskelmasse mittels Ganz-
der Osteoporose erklärt. körper-DXA-Messung und wird auf die Körperoberfläche als „relati-
Zu wenig ist noch bekannt über die direkten Interaktionen zwi- ver skelettaler Muskelindex“ (RSMI) normiert bzw. ist als solcher
schen Myokinen und Osteokinen. Auch die weitere Interaktion die- standardisiert. Für Frauen wird ein Grenzwert zur Sarkopenie von
ser Zytokine mit Zytokinen/Hormonen aus dem ZNS (› Kap. 1.4) ≤ 5,45 und für Männer ein Wert von ≤ 7,25 kg/m2 empfohlen. Dieser
muss noch weiter geklärt werden. RSMI-Wert muss zur definitiven Aussage einer Sarkopenie mit der
Greifkraftmessung und/oder der klinischen Testbatterie aus Chair-
Rising-, Up-and-Go- und einem Balance-Test kombiniert werden.
Muskel- und Knochenzellen produzieren jeweils eine Reihe von Botenstof- Die Muskelmasse allein kann auch über eine entsprechende Impe-
fen (Myokine und Osteokine), die zur Regulation bzw. der Anpassung des danzmessung bestimmt werden. Bei der exakteren pQCT-Analyse
jeweils eigenen Status und zur kommunikativen Anpassung der funktio- von Knochenmasse und ‑qualität ist die ebenfalls exaktere Analyse
nellen Einheit dienen. der Bodenreaktionskräfte mittels Sprungmessplatte zu empfehlen.
Die Zytokinregulation des Knochens ist über das RANK-RANKL-OPG-Sys-
tem schon therapeutisch wirksam, Sklerostin- und Kathepsin-Inhibitoren
sind in Vorbereitung.
Die Wachstums- und Differenzierungsfaktoren für den Muskel (Myostatin, Die praktische klinische Relevanz der Knochen-Muskel-Interaktion sind die
Inhibin, Aktivin, Follistatin, Irisin, IL-6) sind noch Gegenstand der For- Diagnostik und Bewertung von Sarkopenie und Dynapenie neben der der
schung, Myostatin- und Aktivin-Antagonisten sind in klinischen Prüfun- Osteopenie und die daraus ableitbaren therapeutischen Konsequenzen.
gen, Erstere werden auch illegal zum Doping eingesetzt.
Osteo-
stin
Mikroschäden
Nach klinischen Beobachtungen gibt es eine Reihe von positiven oder ne-
gativen pathogenetischen Beziehungen von sympathischer und parasym-
Knochen ist ein quasi-sprödes Material, das durch Ausbildung von
pathischer Aktivität zum Remodeling, zur Osteopenie und zur Sarkopenie/
Dynapenie. Die zukünftigen Forschungsergebnisse lassen interessante kleinen Rissen („micro-cracks“) Energie absorbiert, um Frakturen 1
Entwicklungen für Muskel und Knochen erwarten. zu vermeiden. Hierbei sind 2 Arten dieser Mikroschäden zu unter-
scheiden [63]:
• lineare, definierte Mikrorisse („micro-cracks“)
• diffuser, sublamellärer Schaden
1.5 Knochenheilung
Matthias Schieker
Mikrorisse
Zur Orientierung Mikrorisse wurden bereits 1960 von Harold Frost beschrieben
Knochen kann brechen, regenerieren und narbenlos heilen. [26]. Sie sind klar begrenzte Risse von 50–100 µm Länge, die vor-
Ständig finden im Knochen im Rahmen des Remodelings Um- nehmlich im interstitiellen Knochen auftreten. In der Regel sind
bauvorgänge statt, einerseits zur Anpassung an veränderte Be- sie entsprechend der biomechanischen Belastung in der longitudi-
lastungen, wie sie z.B. während des Wachstums entstehen, an- nalen Achse länger als in der transversalen, entstehen bereits bei
dererseits, um fortwährend kleine Schäden bei normaler, phy- physiologischen, wiederholten Belastungen wie Gehen und Laufen
siologischer Belastung des Knochens zu reparieren. Bei größe- im trabekulären wie kortikalen Knochen und treten signifikant
rer Gewalteinwirkung kann Knochen frakturieren, wobei vermehrt im Alter auf [19]. Bei anorganischen Materialien führen
neben der Kontinuitätsunterbrechung zumeist auch eine De- wiederholte Belastungen unterhalb der Bruchgrenze zur
fektzone entsteht. Dies gilt sowohl für Hochrasanztraumen, die Materialermüdung/‑bruch, indem kleine Risse entstehen und
häufig zu diaphysären oder komplexen, gelenknahen Frakturen wachsen, bis sie eine kritische Größe erreichen und das Material
führen, als auch für Stürze auf einen osteoporosegeschwächten bricht. Im Knochen bleiben „micro-cracks“ in der Regel klinisch
Knochen, bei denen es meist zum Einbruch der Spongiosa in inapparent, da sie fortwährend durch Remodeling repariert und
der Metaphyse kommt. Neben einem Trauma können auch an- geheilt werden: Durch den Riss kommt es zur Apoptose von Osteo-
geborene oder erworbene Erkrankungen, zumeist gut- oder zyten, die u.a. RANKL freisetzen und damit die osteoklastäre Re-
bösartige Tumoren, Ursachen für Defekte im Knochen sein sorption und nachfolgend den osteoblastären Knochenanbau an-
(s.a. [60]). stoßen. Nur bei reduziertem Umbau im Rahmen von Knochener-
krankungen oder unter medikamentösen Therapien können Mik-
rorisse akkumulieren und Ermüdungsbrüche entstehen.
Ablauf der Knochenbruchheilung Bei Knochenbrüchen ist das Therapieziel die Wiederherstellung
der Funktion, indem man die Frakturheilung in korrekter Stellung
Abhängig von der Stellung der Knochenfragmente kann es zur pri- ermöglicht, ggf. Gelenkkomponenten rekonstruiert und Weichteil-
mären oder sekundären Frakturheilung kommen. verletzungen behandelt. Dies kann durch konservative und/oder
operative Maßnahmen geschehen, wobei in beiden Fällen die The-
rapieprinzipien der Reposition (Einrichten der korrekten Positi-
Primäre Frakturheilung
on), Retention (Erhalten der Reposition) und anschließenden Re-
Bei der primären Knochenbruchheilung heilen die Bruchenden di- habilitation gelten. Bei der Entscheidung, welche Therapie am ge-
rekt knöchern durch Einsprossen der Osteone. Voraussetzung ist eignetesten ist, spielen mehrere Faktoren eine Rolle, u.a.:
ein direkter und stabiler Fragmentkontakt, wie dies z.B. bei einer • Art der Verletzung (Lokalisation, Weichteilschaden, Frakturtyp,
gut reponierten, osteosynthetisch versorgten Außenknöchelfraktur Begleitverletzungen)
der Fall ist. Auch Frakturen im metaphysären Knochen des älteren • verfügbare Methoden und Erfahrung des Therapeuten
Patienten zumeist mit Osteoporose (s.u.) heilen vornehmlich ohne • Patientenfaktoren (Alter, Risikofaktoren, Komorbidität, Erwar-
Kallusbildung durch direkte Frakturheilung, wobei die Havers-Ka- tung, Compliance)
näle hier direkt in die benachbarte Fraktur einsprossen [16]. Eine konservative Therapie mit Ruhigstellung in Gips oder Orthe-
se wird eher bei Patienten mit guter Compliance angestrebt, die ei-
ne isolierte, gering dislozierte Fraktur oder nach stabilem Repositi-
Sekundäre Frakturheilung
onsergebnis eine gute Heilungsprognose haben. Mögliche Indikati-
Kommt es im diaphysären Knochen zu minimalen Relativbewegun- onen für operative Verfahren sind:
gen zwischen den Fragmenten, findet eine sekundäre Heilung unter • komplexe Frakturen, ggf. im Gelenkbereich, mit Begleitverlet-
Ausbildung eines Frakturkallus statt. Dieser komplexe, kaskadenar- zungen oder bei polytraumatisierten Patienten
tige Knochenheilungsprozess ist im Tierversuch ausgiebig unter- • Frakturen mit nicht reponierbarer und relevanter Dislokation
sucht und detailliert beschrieben worden [24,68]: • Frakturen mit unzumutbar langer Ruhigstellung
• Inflammationsphase: Während der ersten Entzündungsphase • fehlende Compliance des Patienten
entwickelt sich im Frakturgebiet eine Inflammationsreaktion mit • hohe Komplikationsraten
Einwandern von Monozyten, Granulozyten und Mastzellen in das • ungünstige Heilungsprognose bei konservativer Therapie
Frakturhämatom. Durch Ausschüttung von Histamin und Zytoki- Nach geschlossener oder offener Reposition der Fraktur wird sie
nen wird die periostale Durchblutung gesteigert und die osteo- mit einer Osteosynthese stabilisiert. Zur Schienung bzw. Kompres-
1.5 Knochenheilung 19
sion der Fraktur kann sie extern (Fixateur) oder intern (mit Dräh- Frakturen bei Osteoporose
ten, Cerclagen, Schrauben, Platten, internem Fixateur oder Marknä-
geln) stabilisiert werden. Vor allem bei älteren Patienten mit vorbe- Die Osteoporose (› Kap. 4) manifestiert sich häufig durch eine Frak-
stehendem Knorpelschaden/Arthrose oder großen knöchernen De- tur bei inadäquatem Trauma. Bei fast allen über 50-jährigen Patienten 1
fekten bei Osteoporose kann bei metaphysären Frakturen mit und mit operationspflichtigen, nicht vertebralen Frakturen ist die Kno-
ohne Gelenkbeteiligung aufgrund der schlechten Prognose eine chendichte reduziert. Lokalisiert sind die Frakturen am häufigsten an
unmittelbare Versorgung mittels Endoprothese indiziert sein. proximalem Femur (38%), Humerus (26%), distalem Radius (15%),
Metaphysäre Knochenbrüche heilen in der Regel in 6–8 Wochen, Sprunggelenk (8%), Ellenbogen (4%), Unterarm und Unterschenkel
diaphysäre Frakturen erreichen eine Belastungsstabilität im gleichen (je 3%), Tibiakopf (2%) sowie Klavikula und Kalkaneus (je 0,6%) [59].
Zeitraum, die endgültige Heilung benötigt jedoch längere Zeiträume
bis zu einem Jahr. Nach 3 Monaten ohne knöchernen Durchbau
spricht man von verzögerter Knochenbruchheilung, nach 6 Monaten In der unfallchirurgischen Klinik ist die postmenopausale Osteoporose die
ohne stabile Ausheilung von einer Pseudarthrose (Falschgelenk). weitaus häufigste Ursache bei nicht vertebralen Fragilitätsfrakturen.
Somatostatin GHRH
Osteoblastogenese
Mesenchymzellen Osteoblasten
– + PTH
– IGF-1 +
GH GH Osteoblasten + ↑ Knochenformation
+
GH +
Epiphysenfuge IGF-1
starker Effekt
moderater Effekt
wahrscheinlicher Effekt
Abb. 1.9 Interaktion des somatotropen Systems mit dem Knochenstoffwechsel (nach [29]); GH = Wachstumshormon, IGF-1 = insulinähnlicher Wachstumsfaktor 1,
RANKL = RANK-Ligand, OPG = Osteoprotegerin, PTH = Parathormon, FGF = Fibroblastenwachstumsfaktor, IL = Interleukin, TNF = Tumornekrosefaktor, PDGF =
aus Blutplättchen stammender Wachstumsfaktor, IGFBP = Bindungsprotein des insulinähnlichen Wachstumsfaktors, T3 = Trijodthyronin, T4 = Thyroxin, E2 = Estra-
diol. [L231]
22 1 Knochenzellbiologie
Z-Score = 0
Z-Score ~ -1
Wachstumshormon ist nicht als Osteoporosetherapeutikum etabliert, Die Befunde zur Akromegalie sind uneinheitlich und werden durch einen
wenngleich einzelne positive experimentelle Daten – bei insgesamt inkon- häufig gleichzeitigen Hypogonadismus überlagert.
gruenter Datenlage – diesen Einsatz sinnvoll erscheinen lassen.
1
IGF-1-Gens, aber auch die Befunde zu einer Interaktion des soma- makroskopische Knochenschädigungen („microcracks“ bzw. Fragi-
totropen Systems mit der Parathormon-Sensitivität, sicherlich auch litätsfrakturen) aus. Beim gesunden Menschen ist das Verhältnis
die klinischen Ergebnisse zur Osteoporose des Mannes und zur zys- von Knochenaufbau und ‑abbau ausgeglichen. Dieser Prozess ist
tischen Fibrose. Sie alle stimulieren das wissenschaftliche Interesse essenziell für das Erreichen einer maximalen Knochenmasse („peak 1
am Wachstumshormon und seine mögliche Rolle in der Osteoporo- bone mass“), insbesondere für die sich anschließende Erwachse-
setherapie – und sei es nur für kleinere, gut definierte Patienten- nenzeit. Beim knochengesunden Erwachsenen werden jährlich ca.
gruppen. Dennoch bleibt festzuhalten, dass andere Indikationen für 25% des trabekulären und 3% des kortikalen Knochens ersetzt.
Wachstumshormon als die Hypophysenvorderlappeninsuffizienz Der Knochenstoffwechsel wird auf zellulärer Ebene durch ein
im Erwachsenenalter mit Blick auf den Knochenstoffwechsel bzw. ausbalanciertes Zusammenspiel von Osteoblasten („Knochenauf-
die Osteoporose zum jetzigen Zeitpunkt nach den Kriterien der evi- bau“) und Osteoklasten („Knochenabbau“) gesteuert, wobei dieses
denzbasierten Medizin für einen allgemeinen klinischen Einsatz Gleichgewicht des Knochenstoffwechsels auf zellulärer Ebene durch
nicht hinreichend begründet sind. Entsprechende Zulassungen lie- molekulare Mechanismen (Zytokine, Hormone und Wachstums-
gen nicht vor und sind auch absehbar nicht zu erwarten. faktoren) gewährleistet wird. Als Faktoren mit gesichertem Ein-
fluss auf den Knochenstoffwechsel gelten das Lebensalter, das Ge-
schlecht, der Verlust von Östrogenen in der postmenopausalen
1.7 Knochen und Entzündung: Phase, die körperliche Aktivität und diverse Medikamente. Eine
osteoimmunologische Aspekte Imbalance des Knochenumbaus wie bei der Osteoporose, bei peri-
Uwe Lange dontalen Erkrankungen, bei chronischen entzündlich-rheumati-
schen Erkrankungen oder im Fall bestimmter längerfristig appli-
Zur Orientierung zierter Medikamente (Kortison, Protonenpumpenhemmer, Diure-
tika) beeinträchtigt die Knochenstabilität und Knochenfunktion.
Der Knochenumbau zeichnet sich durch ein ausgeglichenes
Die Kenntnisse über die Regulation des Knochenmetabolismus
Verhältnis zwischen Knochenresorption und Knochenaufbau
wurden in den vergangenen Jahren aufgrund molekularbiologischer
aus. Auf zellulärer Ebene sind die Osteoblasten für den Kno-
Studien erheblich erweitert: Immunsystem und Knochenstoffwechsel
chenaufbau und die Osteoklasten für den Knochenabbau zu-
sind eng verzahnt, wobei proinflammatorische Zytokine wie der Tu-
ständig. Ein fein abgestimmtes Zusammenspiel von molekula-
mornekrosefaktor (TNFα), IL-1, IL-6 und IL-17 als Stimulatoren der
ren Mechanismen, Zytokinen, Hormonen und Wachstumsfak-
Osteoklastogenese und somit als essenzielle Mediatoren der Knochen-
toren gewährleistet die Knochenhomöostase.
resorption identifiziert wurden, vor allem auch bei chronisch entzünd-
Das RANK/RANKL/OPG-System ist aktiv an der Reifung
lichen Erkrankungen. Eine suffiziente Differenzierung von Osteoklas-
von Osteoklasten mit konsekutiv erhöhtem Knochenabbau be-
ten und Osteoblasten ist die Voraussetzung für die Aufrechterhaltung
teiligt. Eine Störung der Knochenhomöostase im Sinne eines
der Knochenhomöostase:
erhöhten Abbaus resultiert in entzündlich-destruktiven Mani-
festationen und/oder einer Osteoporose, ein erhöhter Anbau
• Für die Bildung von Osteoklasten, die aus monozytären Vor-
läuferzellen stammen und als einzige Zellen Knochen abbauen
hingegen induziert eine Osteopetrose.
oder zerstören können, sind 2 Zytokine von entscheidender Be-
Der folgende Abschnitt beschreibt die bekannten molekula-
deutung: Macrophage Colony Stimulating Factor (M-CSF) und
ren Mechanismen und pathophysiologischen Stoffwechselwege
der Rezeptorantagonist des NF-κB-Liganden (RANKL). Fehlt ei-
des Knochenmetabolismus, insbesondere unter dem Einfluss
ner dieser Botenstoffe, werden keine Osteoklasten mehr gebildet
von Entzündungsmediatoren, und stellt auch die Verbindung
und es entsteht eine „Osteopetrose“. Zudem werden die Osteo-
von der Forschung zur Klinik dar.
klasten durch TNFα und IL-6 stimuliert.
• Bei der Osteoblastendifferenzierung aus mesenchymalen
Stammzellen spielen Proteine der Wingless-Familie (Wnt-Fami-
1.7.1 Knochenstoffwechsel: Störungen des lie) sowie das Bone Morphogenetic Protein (BMP) bzw. der
Remodelings Transforming Growth Factor (TGFβ), der Fibroblast Growth
Factor (FGF) und der Insulin-like Growth Factor (IGF) eine Rol-
Während des gesamten Lebens unterliegt der Knochen starkem le. Eine Störung des osteoblastären Systems führt zu einer Os-
mechanischem Druck. Als Remodeling bezeichnet man dabei den teoporose mit geringer Knochendichte und mikroarchitektoni-
Prozess, bei dem Knochensubstanz von Osteoklasten abgebaut und schen Veränderungen, die die knöcherne Stabilität vermindern,
nachfolgend durch von Osteoblasten neugebildeten Knochen er- die Frakturanfälligkeit erhöhen und/oder mit entzündlich-dest-
setzt wird. Seine Struktur und Funktion werden während des Er- ruktiven Manifestationen einhergehen.
wachsenenlebens durch einen ständigen Umbauprozess aufrechter-
halten. Der stete Umbau des Knochens basiert auf dem gekoppelten
Zusammenspiel von osteoblastären und osteoklastären Zellen und Der Knochen unterliegt – durch ein gekoppeltes Zusammenspiel von osteo-
wird durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst. Durch seinen akti- blastären und osteoklastären Zellen – einem steten Umbau. Weil die Funk-
ven Stoffwechsel passt sich der Knochen optimal an die veränderten tion der Osteoblasten und Osteoklasten sowie deren Differenzierung durch
verschiedene Botenstoffe beeinflusst werden, kann sich die Knochenho-
Belastungen an und gleicht damit verbundene mikroskopische und
möostase in Richtung Knochenabbau bzw. Knochenanbau verschieben.
26 1 Knochenzellbiologie
1.7.2 Knochenmetabolismus und molekulare ten mit rheumatoider Arthritis (RA) und ankylosierender Spondy-
Entzündungsmediatoren litis (AS) unterscheiden.
Synovitis:
Zytokine
(TNF, IL-1, IL-6, IL-17…)
1
Wachstumsfaktoren
(GM-CSF, FGF…)
Adipokine
(Adiponektin, Visfatin, Resistin…) M-CSF
Präosteoklasten
+
+ OPG
RANKL Fusion
OPG
OPG
RANK RANK
Vielkernige
Osteoklasten
Knochenresorption ist es essenziell, denn ohne IL-1 ist die TNFα- sog. SMAD-Proteinen. Die intrazellulären SMAD-Proteine werden
induzierte Knochenresorption deutlich eingeschränkt, weil dann phosphoryliert, wenn BMP-Liganden an ihre membrangebunde-
die IL-1-regulierte RANK-Expression vermindert ist. Hierdurch nen Rezeptoren binden. Über SMAD4 wird ein Komplex geformt,
werden die osteoklastären Vorläuferzellen resistenter auf eine Sti- der in den Zellkern weitergeleitet wird, wo anschließend die Trans
mulation durch RANKL. kription bestimmter Gene aktiviert wird. Proinflammatorische Zy-
IL-6 als proentzündliches Zytokin stimuliert ebenfalls über die tokine können die Wnt- und BMP-Signalwege beeinflussen. Die
Induktion von RANKL die Osteoklastogenese. Insbesondere beim Wirkungen proinflammatorischer Zytokine auf die Osteoblasten
Osteodestruktionsprozess des multiplen Myeloms kommt ihm eine sind zahlreich und werden zum Teil noch erforscht.
wesentliche Rolle zu.
Der Wnt- und der BMP-Signalweg sind für die Osteoblastendif-
ferenzierung und das Knochenremodeling wichtig. Verschiedene Das RANK/RANKL/OPG-System sowie die Wnt- und BMP-Signalwege sind
Antagonisten hemmen den Wnt-Signalweg, u.a. „secreted frizzled- zentral am Knochenstoffwechselwechsel beteiligt und werden durch ver-
proteins“ (sFRPs), DKK1 und Sklerostin: schiedene proentzündliche Prozesse/Mediatoren beeinflusst.
• sFRPs induzieren eine Herabregulation des Wnt-Signalwegs, in-
dem sie an Wnt-Proteine binden.
• Eine Erhöhung oder Verminderung von DKK1-Serumspiegeln Weitere entzündungsmodulatorische Faktoren
ist assoziiert mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie
der RA und der AS. Im TNF-getriggerten Arthritis-Modell indu- Adipokine mit immunmodulatorischem Potenzial wie Adiponek-
zierte eine DKK1-Blockade die Fusion der Iliosakralgelenke. tin, Visfatin und Resistin wurden bezüglich ihres Einflusses auf
– Bei RA sind die DKK1-Serumspiegel im Vergleich zu Gesun- zentrale proentzündliche und prodestruktive/fibrotische Prozesse
den erhöht. Eine TNFα-Blockade-Therapie reduziert diese er- bei rheumatischen Erkrankungen wie etwa der RA untersucht.
höhten Spiegel annähernd in den Normbereich. Das Adipokin Adiponektin wirkt nicht nur immunmodulato-
– Bei AS liegen die DKK1-Serumspiegel unter dem Normbereich risch, es beeinflusst auch die Funktion und die Differenzierung von
Gesunder. DKK1 wirkt – als Antagonist des Wnt-Signalwegs – zentralen Zellen des Knochenstoffwechsels. Beispielsweise fungiert
hemmend auf die Knochenformation, niedrige DKK1-Serum- globuläres Adiponektin als potenter Inhibitor der TLR4-Ligand-in-
spiegel scheinen eine Knochenbildung jedoch zu ermöglichen. duzierten Osteoklastogenese sowie der TNF/RANKL-induzierten
Dementsprechend finden sich bei Patienten mit erhöhten Osteoklastendifferenzierung. Bei humanen Osteoblasten induziert
DKK1-Serumspiegeln weniger Syndesmophyten an der Wir- Adiponektin RANKL und inhibiert die OPG-Expression. Die Sup-
belsäule als bei Patienten mit niedrigen DKK1-Serumspiegeln. pression von AdipoR1, einem der Adiponektin-Rezeptoren, hebt
In die Osteoblasten-Differenzierung ist der BMP-Signalweg eben- die adiponektininduzierten Effekte bezüglich der Expression von
falls integriert. Am besten erforscht ist hierbei die Aktivierung von RANKL und OPG auf. Adipokine wie Adiponektin sind also in der
28 1 Knochenzellbiologie
Lage, zentrale Zellen des Knochenstoffwechsels zu beeinflussen. fen vielkernigen Osteoklasten. Dies zeigte sich auch in der Suppres-
Unklar ist aber noch, wie die (lokale) Adipokin-Expression bei ent- sion von Osteoklastenmarkern. Abschließend scheint Visfatin
zündlich-rheumatischen Erkrankungen die Vorgänge der Kno- ebenso wie Resistin die zentralen Zellen des Knochenstoffwechsels
1 chenerosion bzw. Osteoporose beeinflusst. zu beeinflussen.
Auch Resistin besitzt immunmodulatorisches Potenzial: Es in-
duziert beispielsweise die Sekretion von TNFα, IL-6 und IL-12 in
Entzündungszellen bzw. diese Zytokine selbst in den peripheren Adipokine wie Adiponektin, Resistin und Visfatin können zentrale Zellen
mononukleären Zellen des Blutes. Erhöhte Resistin-Serumspiegel des Knochenmetabolismus beeinflussen und vorwiegend prodestruktive
finden sich bei RA-Patienten. Ebenso sind bei RA lokal erhöhte Effekte auslösen.
Mengen an Resistin im Synovium nachweisbar, und Resistin wird
ähnlich wie Adiponektin lokal durch verschiedene Zellen (u.a. Fib-
roblasten) exprimiert. Resistin wird auch in Zellen des Knochen- 1.7.3 Klinische Aspekte
stoffwechsels exprimiert, beispielsweise in Stammzellen des Kno-
chenmarks und in reifen humanen Osteoblasten. In einer Studie Eine Reihe von klinischen Untersuchungen bei RA und AS belegen
erhöhte rekombinantes Resistin die Anzahl differenzierter Osteo- die tragende Rolle von TNFα bei der Osteoklasteninduktion und
klasten und die NFκB-Promotoraktivität bei der Osteoklastogenese Knochenresorption, wobei gezeigt werden konnte, dass eine ad-
in vitro. Somit kommt Resistin neben seiner proentzündlichen Ak- äquate TNFα-Hemmung die entzündungsmediierten Veränderun-
tivität bei der RA möglicherweise auch eine knochendestruktive gen des Knochenmetabolismus zu neutralisieren vermag (Anstieg
Rolle zu. der Knochenformation, Abfall der Knochenresorption) und zu ei-
Visfatin („pre-B cell colony-enhancing factor“, PBEF) ist in der nen Stopp bzw. zu einer Verlangsamung der radiomorphologisch
Lage, den Insulinrezeptor (IR) zu binden und so insulinmimetische erosiven Veränderungen bei Patienten mit RA führt. Hierbei wird
Effekte in verschiedenen Zellen zu induzieren. Zudem ist Visfatin/ das Verhältnis von RANKL zu OPG in Richtung Knochenerhaltung
PBEF ein pleiotrophes Protein mit immunmodulatorischem Poten- verschoben, indem OPG induziert und RANKL reduziert wird. Zu-
zial und scheint wie Resistin vorwiegend proinflammatorische Ef- dem kommt es unter dem Einfluss von TGFβ zur Apoptose der Os-
fekte auszuüben: Es induziert z.B. Zytokine wie IL-1, TNFα und IL- teoklasten. Der Abfall der Knochenresorption unter einer TNFα-
6 in Monozyten. Bei der RA ist Visfatin sowohl in der Synovialflüs- Hemmung dürfte durch eine verminderte direkte Stimulation der
sigkeit als auch im Serum erhöht. Lokal im Synovium wird Visfatin/ Osteoklastenbildung und auf eine reduzierte Expression von
PBEF, ähnlich wie Adiponektin und Resistin, durch verschiedene RANKL auf Entzündungszellen zurückzuführen sein. Der osteopro-
Zellen exprimiert. Für die RA wurden proentzündliche Effekte bei tektive Einfluss (Knochenneubildung) durch TNFα konnte kürzlich
verschiedenen synovialen Effektorzellen gezeigt. Der Einfluss von durch die Aufklärung der Zusammenhänge zwischen TNFα und
Visfatin auf den Knochenstoffwechsel ist weniger gut untersucht. knochenhemmenden Zytokinen aufgezeigt werden: TNFα kann
Es scheint jedoch insulinähnliche Effekte auf humane Osteoblasten Wnt-Antagonisten wie DKK1 induzieren und hemmt dadurch die
auszuüben. Insulin-Rezeptoren werden auf Osteoblasten expri- Knochenformation (› Abb. 1.12).
miert, wodurch Visfatin die Phosphorylierung des IR und von IR- Verschiedene TNF-Blocker und der IL-6-Rezeptorblocker Toci-
Substraten induzieren konnte. Außerdem wurden die Glukoseauf- lizumab können den radiomorphologischen Progress bei der RA
nahme, Proliferation und Expression von Typ-1-Kollagen in huma- selbst dann hemmen, wenn die Krankheitsaktivität nicht ausrei-
nen Osteoblasten induziert, wohingegen die Osteokalzin-Sekretion chend unterdrückt wird. Demnach sind beide Zytokine direkt in
reduziert war. Bei Osteoklasten-Vorläuferzellen, die aus PBMC dif- den entzündungsvermittelten Knochenabbau involviert. Eine
ferenziert wurden, supprimierte Visfatin die Differenzierung zu rei- IL-6R-Inhibition hatte in einer einjährigen Prospektivstudie selbst
Osteozyt
RANKL
TNF
Osteoklast
IL-1
Sklerostin
DKK-1
IL-6
Synovitis
Sklerostin
Osteoblast Abb. 1.12 Hemmung der Knochenformation durch den
Wnt-Antagonisten Dickkopf (DKK1) im Rahmen des
Entzündungsgeschehens. [P375]
Literatur 29
bei mit TNF-Blockern vortherapierten Patienten mit aktiver RA ei- 6. Barake M et al. Effects of recombinant human growth hormone
nen osteoprotektiven Effekt auf den Knochenstoffwechsel und die therapy on bone mineral density in adults with growth hormo-
Knochendichte. ne deficiency: a meta-analysis. J Clin Endocrinol Metab 2014;
Bei aktiver AS mit einer verminderten Knochendichte und radio- 99: 852–860 1
grafischen Zeichen einer vorhandenen Entzündung sind die 7. Belanger LF. Osteocytic osteolysis. Calcif Tissue Res 1969; 4:
RANKL-Spiegel und der RANKL/OPG-Quotient signifikant erhöht. 1–2
Mit serieller Radonstollen-Hyperthermie ließ sich der RANKL/ 8. Beller G, Belavý DL, Sun L et al. WISE-2005: bed-rest induced
OPG-Quotient senken, d.h., die Abnahme knochenkataboler und changes in bone mineral density in women during 60 days si-
der Anstieg knochenanaboler Zytokine spiegelt erstmals die mole- mulated microgravity. Bone 2011; 49: 858–866
kulare Grundlage für eine Verminderung des osteoklastären Kno- 9. Bonnet N, Pierroz DD, Ferrari SL. Adrenergic control of bone
chenabbaus im Rahmen einer entzündlich bedingten sekundären remodelling and its implications for treatment of osteoporosis.
Osteoporose durch den Einfluss alleiniger physikalischer Medizin J Musculoskelet Neuronal Interact 2008; 8: 94–104
wider. Es ist zu vermuten, dass die systemische RANKL-Sekretion 10. Bouxsein ML, Augat P. Biomechanics of Bone. In: Njeh CF,
u.a. der T-Zellen reduziert wird. Im Einklang damit könnte auch Hans D, Fuerst T, Glüer CC, Genant HK (eds.). Quantitative Ul-
der beobachtete Rückgang der TNFα-Serumspiegel durch eine ver- trasound: Assessment of Osteoporosis and Bone Status. Lon-
minderte Expression der T-Zellen und andere Immunzellen resul- don: Martin Dunitz Ltd.; 1999: 21–46
tieren. 11. Bouxsein ML, Myburgh KH, van der Meulen MC et al. Age-re-
Eine Therapie mit dem RANKL-Hemmer Denosumab führte bei lated differences in cross-sectional geometry of the forearm bo-
der RA nicht zur Besserung des arthritischen Geschehens, durch nes in healthy women. Calcif Tissue Int 1994; 54: 113–118
Osteoklastenhemmung resultierte jedoch die Progression erosiver 12. Brooks M. Blood flow rates in compact and cancellous bone
Knochenveränderungen und eine Zunahme der peripheren und and bone marrow. J Anat 1967; 101: 533–541
axialen Knochendichte. Laborchemisch ergab sich eine signifikante 13. Buecking B, Hoffmann R, Riem S et al. AltersTraumaZentrum
Abnahme des Knochenabbaumarkers CTX-I. DGU®. Unfallchirurg 2014; 117: 842–848
Eine IL-17-Blockade ist eine weitere zytokinbezogene Therapie- 14. Carter DR, Hayes WC. Bone compressive strength: the influ-
option, deren Effizienz aber derzeit noch nicht beurteilt werden ence of density and strain rate. Science 1976; 194: 1.174–1.176
kann. 15. Ciarelli MJ, Goldstein SA, Kuhn JL et al. Evaluation of orthogo-
nal mechanical properties and density of human trabecular
bone from the major metaphyseal regions with materials tes-
Eine suffiziente medikamentöse Entzündungshemmung führt zu einer Un- ting and computed tomography. J Orthop Res 1991; 9: 674–682
terdrückung des Knochenverlustes. Zentrale Botenstoffe des Entzün- 16. Claes L, Reusch M, Wolfram U et al. Modelle der metaphysären
dungsgeschehens sowie Interaktionen zwischen Zellen des Immunsystems Frakturheilung. Osteologie 2011; 20: 29–33
und des Knochens können durch physikalische Therapiemaßnahmen be- 17. Clayton PE et al. Consensus statement on the management of
einflusst werden. Das Immunsystem hat insbesondere bei chronischen
Entzündungen direkten Einfluss auf Knochenzellen, wobei Entzündungs- the GH-treated adolescent in the transition to adult care. Eur J
zytokine als Stimulatoren des Knochenabbaus gelten. Eine suffiziente an- Endocrinol 2005; 152: 165–170
tientzündliche Behandlung geht neben einer klinischen Besserung mit ei- 18. Cooper C. The crippling consequences of fractures and their
nem deutlichen knochenprotektiven Effekt einher. impact on quality of life. Am J Med 1997;103(2A): 12S–17S
19. Courtney AC, Hayes WC, Gibson LJ. Age-related differences in
post-yield damage in human cortical bone. Experiment and
LITERATUR model. J Biomech 1996; 29: 1.463–1.471
1. Augat P, Link T, Lang TF et al. Anisotropy of the elastic modu- 20. Dachverband Osteologie e.V. Prophylaxe, Diagnostik und The-
lus of trabecular bone specimens from different anatomical lo- rapie der Osteoporose bei Männern ab dem 60. Lebensjahr und
cations. Med Eng Phys 1998; 20: 124–131 bei postmenopausalen Frauen. Leitlinie des Dachverbands der
2. Augat P, Reeb H, Claes LE. Prediction of fracture load at diffe- Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesell-
rent skeletal sites by geometric properties of the cortical shell. schaften e.V. Im Internet: www.dv-osteologie.org/dvo_leitlini-
Journal of Bone and Mineral Research 1996; 11: 1.356–1.363 en/osteoporose-leitlinie-2014 (letzter Zugriff: 04.05.2016)
3. Augat P, Simon U, Liedert A et al. Mechanics and mechano- 21. Denhardt D T, Guo X. Osteopontin: a protein with diverse
biology of fracture healing in normal and osteoporotic bone. functions. The FASEB Journal 1993; 7: 1.475–1.482
Osteoporos Int 2005; 16: S36–S43 22. Dobie R et al. Direct stimulation of bone mass by increased GH
4. Augat P. Biomechanik der Wirbelsäule. In: Buehren V, Josten signalling in the osteoblasts of Socs2-/- mice. J Endocrinol
C (eds.). Chirurgie der Verletzten Wirbelsäule. Berlin: Sprin- 2014; 223: 93–106
ger; 2013: 5–18 23. Eimar H, Taminin I, Murshed M et al. Cholinergic regulation
5. Bajayoa A, Bara A, Denesb A et al. Skeletal parasympathetic in- of bone. J Musculoskelet Neuronal Interact 2013; 13: 124–132
nervation communicates central IL-1 signals regulating bone 24. Ellinghaus A, Schmidt-Bleek K, Duda GN et al. Der physiologi-
mass accrual. Proc Natl Acad Scie USA 2012; 109: 15.455– sche Ablauf der Frakturheilung – Eine histologische Betrach-
15.460 tung. Osteologie 2011; 20: 11–16
30 1 Knochenzellbiologie
25. Flanagan B, Nichols G. Bone matrix turn over an balance in vit- 44. Locatelli V, Bianchi VE. Effect of GH/IGF-1 on Bone Metabo-
ro. I. Effects of parathyroid hormone and thyrocalcitonin. J lism and Osteoporosis. Int J Endocrinol 2014; 2014: 235.060
Clin Invest 1969; 48: 595–608 45. Mazziotti G et al. Increased prevalence of radiological spinal
1 26. Frost HM. Presence of microscopic cracks in vivo in bone. Bull deformities in adult patients with GH deficiency: influence of
Henry Ford Hospital 1960; 8: 27–35 GH replacement therapy. J Bone Miner Res 2006; 21: 520–528
27. Frost HM. The mechanostat a proposed pathogenic mechanism 46. Mazziotti G et al. Vertebral fractures in patients with acrome-
of osteoporosis and the bone mass effects of mechanical and galy: a 3-year prospective study. J Clin Endocrinol Metab 2013;
nonmechanical agents. Bone Mineral 1987; 2: 73–85 98: 3.402–3.410
28. Gillberg P, Johansson AG, Blum WF et al. Growth hormone se- 47. Niu T, Rosen CJ. The insulin-like growth factor-I gene and os-
cretion and sensitivity in men with idiopathic osteoporosis. teoporosis: a critical appraisal. Gene 2005; 361: 38–56
Calcif Tissue Int 2001; 68: 67–73 48. Odame I et al. Osteopenia, physical activity and health-related
29. Giustina A, Mazziotti G, Canalis E. Growth hormone, insulin- quality of life in survivors of brain tumors treated in childhood.
like growth factors, and the skeleton. Endocr Rev 2008; 29: Pediatr Blood Cancer 2006; 46: 357–362
535–559 49. Ohlsson C et al. Older men with low serum IGF-1 have an in-
30. Goldstein SA, Wilson DL, Sonstegard DA et al. The mechanical creased risk of incident fractures: the MrOS Sweden study. J
properties of human tibial trabecular bone as a function of me- Bone Miner Res 2011; 26: 865–872
taphyseal location. J Biomech 1983; 16: 965–969 50. Padova G et al. Prevalence of osteoporosis and vertebral fractu-
31. Gundberg CM, Lian JB, Booth SL. Vitamin K-dependent carbo- res in acromegalic patients. Clinical Cases in Mineral and Bone
xylation of osteocalcin: friend or foe? Adv Nutr 2012; 3: 149– Metabolism 2011; 8: 37–43
157. doi: 10.3945/an.112.001834. Review 51. Pastoureau P et al. Osteopenia and bone-remodeling abnorma-
32. Hardin DS et al. Growth hormone improves bone mineral con- lities in warfarin-treated lambs. J Bone Miner Res 1993; 8:
tent in children with cystic fibrosis. J Pediatr Endocrinol Metab 1.417–1.426
2005; 18: 589–595 52. Rasmussen H. Basic aspects of bone function and calcium me-
33. Ireland A, Maden-Wilkinson T, Ganse B et al. Effects of age tabolism. Intern Encyclop Pharmacol Ther. Vol. 1; 1970: 51
and starting age upon side asymmetry in the arms of veteran 53. Reilly DT, Burstein AH. The elastic and ultimate properties of
tennis players: a cross-sectional study Osteoporosis Internatio- compact bone tissue. J Biomech 1975; 8: 393–405
nal 2014; 25: 1.389–1.400 54. Rivadeneira F et al. Association between an insulin-like growth
34. Jakob F, Seefried L, Ebert R et al. Frakturheilung bei Osteopo- factor I gene promoter polymorphism and bone mineral densi-
rose. Osteologie 2007; 16: 71–84 ty in the elderly: the Rotterdam Study. J Clin Endocrinol Metab
35. Jande SS. Effects of parathormone on osteocytes their surroun- 2003; 88: 3.878–3.884
ding bone matrix. Z Zellforschung 1972; 130: 463–478 55. Rudman D, Feller AG, Nagraj HS et al. Effects of human growth
36. Kann PH et al. Effect of long-term treatment with GH on bone hormone in men over 60 years old. N Engl J Med 1990; 323:
metabolism, bone mineral density and bone elasticity in GH- 1–6
deficient adults. Clin Endocrinol 1998; 48: 561–568 56. Schaefer HE. Osteopetrosis Albers-Schönberg im Adoleszen-
37. Kann PH. Clinical effects of growth hormone on bone: a re- ten- und Erwachsenenalter. In: Seifert G (Hrsg.). Verhandlun-
view. Aging Male 2004; 7: 290–296 gen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 58. Tagung.
38. Kann PH. Wachstumshormontherapie beim Erwachsenen. In- Stuttgart: Gustav Fischer; 1974: 337–341
ternist 2005; 46: 1.047–1.052 57. Schaffler MB, Choi K, Milgrom C. Aging and matrix microda-
39. Kassem M et al. No evidence for reduced spontaneous or mage accumulation in human compact bone. Bone 1995; 17:
growth hormone stimulated serum levels of insulin-like growth 521–525
factor (IGF)-1, IGP-II or IGF binding protein 3 in women with 58. Schieker M, Grote S, Böcker W et al. Die chirurgische Stabili-
spinal osteoporosis. Eur J Endocrinol 1994; 131: 150–155 sierung bei osteoporotischen Frakturen. Chirurgische Praxis
40. Kurland ES, Chan FK, Rosen CJ et al. Normal growth hormone 2009; 70: 465–474
secretory reserve in men with idiopathic osteoporosis and re- 59. Schieker M, Jakob F, Amling M et al. Versorgung osteoporoti-
duced circulating levels of insulin-like growth factor-I. J Clin scher Frakturen aus traumatologischer Sicht. Osteologie 2011;
Endocrinol Metab 1998; 83: 2576–2579 20: 5–10
41. Lang TF, Keyak JH, Heitz MW et al. Volumetric quantitative 60. Schieker M, Mutschler W. Die Überbrückung von posttrauma-
computed tomography of the proximal femur: Precision and tischen Knochendefekten. Unfallchirurg 2006; 109:715–732
relation to bone strength. Bone 1997; 21: 101–108 61. Schott T. Rehabilitation – was ist und was nötig ist. Public
42. Legroux-Gerot I et al. Bone loss associated with anorexia ner- Health Forum 2011; 19: 2.e1–2.e4
vosa. Joint Bone Spine 2005; 72: 489–495 62. Seeman E. Age- and menopause-related bone loss compromise
43. Lewiecki EM. Role of sclerostin in bone and cartilage and its cortical and trabecular microstructure. J Gerontol A Biol Sci
potential as a therapeutic target in bone diseases. Ther Adv Med Sci 2013; 68: 1.218–1.225
Musculoskelet Dis 2014; 6: 48–57
Literatur 31
63. Seref-Ferlengez Z, Kennedy OD, Schaffler MB. Bone microda- pean Working Group on Sarcopenia in Older People. Age and
mage, remodeling and bone fragility: how much damage is too Ageing 2010; 39: 412–423
much damage? BoneKey Rep 2015; 4: 644 • Dischereit G, Tarner IH, Müller-Ladner U et al. Infliximab im-
64. Steinhausen E, Glombitza M, Böhm HJ et al. Pseudarthrosen – proves bone metabolism and bone mineral density in rheumato- 1
Von der Diagnose bis zur Ausheilung. Unfallchirurg 2013; 116: id arthritis and ankylosing spondylitis: a prospective 2-year stu-
633–649 dy. Clin Rheumatol 2013; 32: 377–381
65. Vashishth D. Hierarchy of Bone Microdamage at Multiple • Ducy P, Amling M, Takeda S et al. Leptin inhibits bone formati-
Length Scales. Int J Fatigue 2007; 29: 1.024–1.033 on trough a hypothalamic relay: a central control of bone mass.
66. Vergnaud P, Garnero P, Meunier PJ et al. Undercarboxylated Cell 2000; 100: 197–208
osteocalcin measured with a specific immunoassay predicts hip • Eimar H, Perez Lara A, Tamimi I et al. Acetylcholinesterase in-
fracture in elderly women: the EPIDOS Study. J Clin Endocri- hibitors and healing of hip fracture in Alzheimer’s disease pati-
nol Metab 1997; 82: 719–724 ents: a retrospective cohort study. J Musculoskelet Neuronal In-
67. Weber P. Vitamin K and bone health. Nutrition 2001; 17: 880– teract 2013; 13: 454–463
887 • Ferretti JL, Capozza RF, Cointry GR et al. Gender-Related Diffe-
68. Witt F, Schell H, Heller M et al. Die Bedeutung der Biomecha- rences in the Relationship Between Densitometric Values of
nik bei der physiologischen Frakturheilung. Osteologie 2011; Whole-Body Bone Mineral Content and Lean Body Mass in Hu-
20: 17–22 mans Between 2 and 87 Years of Age. Bone 1998; 22: 683–690
69. Wolf JH. Julius Wolff und sein Gesetz der Transformation der • Fraser WD, Anderson M, Chester C et al. Circadian rhythm stu-
Knochen. Der Orthopäde 1995; 24: 378–386 dies of serum bone resorption markers: implications for optimal
70. Wright TM, Hayes WC. Tensile testing of bone over a wide sample timing and clinical utility. In: Eastell R (ed.). Bone mar-
range of strain rates: effects of strain rate, microstructure and kers – Biochemical and Clinical Perspectives. Martin Dunitz Ltd,
density. Med Biol Eng 1976; 14: 671–680 2001; ISBN: 1-84184-067-X
71. Wüster C et al. The influence of growth hormone deficiency, • Gouveia CH, Martins GM, Teixeira MB et al. Alpha2A and alpha
growth hormone replacement therapy, and other aspects of hy- 2C adrenergic receptors are involved in the regulation of bone
popituitarism on fracture rate and bone mineral density. J growth, structure and function. The FASEB Journal 2012; 26:
Bone Miner Res 2001; 16: 398–405 330–336
72. Yakar S et al. IGF-1 and bone: new discoveries from mouse • Johansson AG, Eriksen EF, Lindh E et al. Reduced serum levels
models. J Bone Miner Res 2010; 25: 2.543–2.552 of the growth hormone-dependent insulin-like growth factor
73. Zebaze RM, Ghasem-Zadeh A, Bohte A et al. Intracortical re- binding protein and a negative bone balance at the level of indi-
modelling and porosity in the distal radius and post-mortem vidual remodeling units in idiopathic osteoporosis in men. J Clin
femurs of women: a cross-sectional study. Lancet 2010; 375: Endocrinol Metab 1997; 82: 2795–2798
1.729–1.736 • Hamrick M. Basic Science and Mechanisms of Muscle-Bone-In-
teractions. J Musculoskelet Neuronal Interact 2010; 10: 1–2
WEITERFÜHRENDE LITERATUR • Harre U, Georgess D, Bang H et al. Induction of osteoclastogene-
• Baum R, Gravallese EM. Impact of Inflammation on the Osteo- sis and bone loss by human autoantibodies against citrullinated
blast in Rheumatic Diseases. Curr Osteoporos Rep 2014; 12: vimentin. J Clin Invest 2012; 122: 1.791–1.802
9–16 • Hofbauer LC. Pathophysiology of RANK ligand (RANKL) and
• Bonewald L. The amazing osteocyte. J Bone Miner Res 2011; 26: osteoprotegerin (OPG). Ann Endocrinol (Paris) 2006; 67: 139–
229–238 141
• Brotto M, Johnson ML. Endocrine Crosstalk Between Muscle • Joseph F et al. Effects of growth hormone administration on
and Bone. Curr Osteoporos Rep 2014; 12: 135–141 bone mineral metabolism, PTH sensitivity and PTH secretory
• Capozza RF, Cointry GR, Cure-Ramìrez P et al. A DXA study of rhythm in postmenopausal women with established osteoporo-
muscle–bone relationships in the whole body and limbs of 2512 sis. J Bone Miner Res 2008; 23: 721–729
normal men and pre- and postmenopausal women. Bone 2004; • Kneissel M. The Rise of Osteocyte Biology Continues: Meeting
35: 283–295 Report from the 32nd Annual Meeting of the American Society
• Chavassieux P, Buffet A, Vergnaud P et al. Short-term effects of for Bone and Mineral Research. IBMS BoneKEy 2011; 8: 46–54
corticosteroids on trabecular bone remodeling in old ewes. Bone • Krempien K. Stoffwechsel und Struktur des Knochengewebes bei
1997; 20: 451–455 chronischer Niereninsuffizienz. In: Seifert G (Hrsg.). Verhand-
• Cianferotti L, Brandi ML. Muscle-bone interactions: basic and lungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 58. Tagung.
clinical aspects. Endocrine 2014; 45: 165–177 Stuttgart: Gustav Fischer; 1974: 156–175
• Cohen MM Jr. The new bone biology: pathologic, molecular, and • Lacey DL, Timms E, Tan HL et al. Osteoprotegerin ligand is a
clinical correlates. Am J Med Gent A 2006; 140: 2.646–2.706 cytokine that regulates osteoclast differentiation and activation.
• Cruz-Jentoft AJ, Baeyens JP, Bauer JM et al. Sarcopenia: Euro- Cell 1998; 93: 165–176
pean consensus on definition and diagnosis. Report of the Euro-
Another random document with
no related content on Scribd:
"Where's your bread, Fwank?"
"I'm not hungry yet. When we get out we'll buy some more."
After some time, Fred got so hungry, and said so with such increasing
emphasis, that at last Frank was driven to call out; but no one heard him.
The vans were again on a siding waiting for a train to take them to their
destination further south. The greater part of the train had gone on to
London.
Hungry and frightened, the forlorn pair sat side by side, tightly clasped in
each other's arms. They fell asleep at last, and when they awoke the train
was moving.
"But I suppose they are going to Liverpool," answered Frank; "and won't
that be nice?"
"So am I," admitted poor Frank; "but, then, fancy if we find we're safe in
Liverpool!"
Presently a man opened the door of the van, and pulled out the big box
thrust in at Rugeley. He went off with it without seeing the boys, who
were behind the door. Poor little souls! They rejoiced at this escape, yet
surely it would have been well had they been discovered and sent back to
Rugeley. The man left the door open, and Frank peeped out. There were
several men about, but they were all busy, and the boys got out of the
van unperceived.
They looked very unlike poor Janet's neatly dressed and spotlessly clean
little boys. Frank had got dusty in his prison closet; they had both trudged
the dusty road for hours, and had finally slept in a railway van on a sack
of wool. Of each and all these adventures they bore visible traces; their
natty little sailor suits were all awry, their curly hair full of bits of wool.
They really looked like what they wished to pass for—two little beggars.
As they looked about, hoping to see some one who would tell them where
they were, though they felt sure they were in Liverpool, the station-
master spied them.
"Off the platform, you little ragamuffins," he shouted. "We've had quite
enough of pickpockets here already."
The man stared. All he saw, however, was a dirty little pair of children,
who plainly had no right to be on his platform. The baby beauty of dark-
eyed Fred, the sweet confiding smile of poor pale Frank had no effect
whatever on him.
"Liverpool! Is the boy an idiot? Get out of this at once, or I'll take a stick
to you."
As he spoke, a whistle sounded, and, behold! The train was moving on.
Frank felt as if his last friend was deserting him. A moment more, and he
was driven off the platform, Fred clinging to him in great terror, and the
station-master rattling a thick stick against the iron railings that separated
the railway from the road.
"Don't cry, Fred. I'll take care of you, and God loves us just the same as if
we were at home with muddie. But I wish I had not left my bag in the
van."
A little way from the station they came to a shop, where they bought
some bread; a drinking-fountain in the street gave them a drink of water.
They consulted each other on the propriety of washing, but Frank thought
that people might object. Then a woman came along the pathway, and
Frank ventured to address her—
"Liverpool! Did you ever hear the like? Why, child, Liverpool's a long way
off. I never saw it in my life. Why do you ask?"
"Oh, we can walk very well," Frank said, adding with a sigh, "We're
beggars, you know."
The woman was kind-hearted, but stupid, and, moreover, in a hurry. She
looked round for a policeman, intending to call his attention to the
children; but there was no policeman to be seen, so she compromised the
matter with her conscience by saying—
"I don't know any way of getting to Liverpool except by train, and that
costs a lot of money. Go home now, like good children. Here's a penny for
you, and I'm in a great hurry."
"Thank you, ma'am," Frank said gratefully. And then, as she sped away,
he turned to Fred, saying, "By train—that's what she said. Then, Fred, as
long as we keep near the train we're on the right road to Liverpool."
Fred, refreshed by sound sleep and a big hunch of bread, set forth gaily,
skipping along beside the weary, gentle-looking elder brother, for whom,
alas! Sleep had brought little refreshment, and who had stinted his
breakfast that he might have bread in his pocket for Fred. Thus they left
the town, the name of which they never knew, but I think it must have
been Cirencester.
CHAPTER VIII.
THE BABES IN THE WOOD.
* * * * *
Yes, it came to that with Janet's little darlings. That they had taken a
southerly direction, following the railway away from, instead of towards,
Liverpool, or any other place they knew, really did not matter in the least.
Their enterprise was an impossible one in any case. They tried hard to
keep the railway in sight, but the roads did not lie near it, and in finding
easy places to creep through or over fences they wandered from it, and
finally failed to find it again. This was a great relief to Fred, but Frank felt
more lost than ever.
They bought bread as long as they had pence to pay for it, then they
begged in good earnest, getting sometimes a little food, sometimes a
penny, sometimes a hard word. They slept under a tree, or where they
could; that is, Fred slept, and Frank lay as quiet as he could, and kept
Fred warm, dozing at intervals and awaking in the grey dawn shivering
and hardly able to get up from the ground.
Then the weather changed: it blew and rained, and the nights were cold.
Except to give them a little charity, no one took any notice of them. They
looked much like any other little beggars, and if people thought about
them at all, they probably concluded that they belonged to some party,
and that their comrades were waiting just out of sight. It was a thinly
inhabited country district; they begged only at solitary houses, and there
were no policemen about, as would have been the case in any town.
In these houses on the green, the doctor and the few gentry of the place
lived. The road to the village from the east lay through farms and
orchards, with here and there a cottage. As one came nearer Edgestone,
the cottages were more numerous, until at last you found yourself in the
street.
In one of the outlying cottages—a small white one, containing but two
rooms, but standing in a little garden always full of bright flowers, as
indeed were the two clean windows, and even the tiny back yard—in this
cottage lived a little old woman, whose name was Betty Giles. She had
been a servant in her youth; then she married, and brought up a
numerous family. Her husband was a good, steady man, and her married
life had been happy. Then her husband died, and she was left alone, for
her boys were married, and her girls either married or in service. Her
married children would gladly have given her a home, for she was one
who was sure of a welcome, owing to her kindly, pleasant ways and her
industry.
But Betty would not go to any one of them, nor to all of them in turn,
which was another plan proposed to her. She gave up her big cottage, and
took this tiny one, and there she contrived to support herself by various
small industries. She kept a small shop, selling bread of her own making,
always light and sweet, tea and sugar and biscuits, and several other
things. But her principal income was derived from her scrap of garden.
She grew patches of early annuals, which somehow always turned out
very fine, so that the ladies on the green would buy them eagerly instead
of trying to grow them for themselves. When these were cleared away,
she sowed autumn flowers. In boxes, cunningly hung from the wall at the
back of her cottage, and all round the very small yard, she grew cuttings
of geraniums, chrysanthemums, fuchsias, etc., the parent plants making a
gorgeous show in the front garden. Betty's husband had been a gardener,
and she understood and loved flowers. Whether she loved them because
she understood them, or understood because she loved, I really cannot
say.
Between her manifold employments and her many visits to and from her
sons and daughters, Betty lived a busy and a happy life. She was a little
woman, with a face like a pink-and-red apple—a rather withered apple, I
confess. Her face, her dress, her cap and apron, her house and her
furniture were always beautifully and spotlessly clean.
One evening in September—it was only September, but the weather had
broken, and it was very cold—Betty sat in her snug kitchen reading her
Bible; a very slow and solemn process was Betty's reading. Her lonely life
had given her a habit of talking to herself, for she had an active tongue
and no one else to talk to.
"That," said Betty, "is a tex' as sticks in the memory, so I'll stop here. Ah
me! It must be fine to be a scholar like some of my young folk—no
spelling out of words for them! 'Tis a blessing, for the like of me, that the
Bible is read out loud in church, for one does seem to take it in better
when one doesn't have to spell."
"Well, now, I think there's a touch of frost, though 'tis far too early for it,
if I may say so without offence, seeing that my opinion wasn't asked. I
think I'll cover the geranium slips; fine they look, and 'twould be a pity to
run risks. Such a lot, too; I shall have to buy some pots. That's just a
cross I have to bear—the way some folk forget to return my pots. Now,
there's Miss Lavinia has a heap of them in a corner—pots properly
belonging to me, and I'm afraid to ask for them, she's so quick to take
huff."
"Eh—what's that? Some one at the door! I must have left the gate open.
'Tis well if half a score of dogs don't—Oh, a child! Well, little chap, what
do you want? And who are you? For I don't know you, and I know every
boy in the village."
The child stood before her, she standing in the doorway with a lighted
candle in her hand. A pretty boy, but ragged and dirty. He had on a sailor
suit of dark blue, once very natty, and over his little jacket, he wore a
second, equally ragged, and far too large for him. His shoes were broken
and nearly soleless, his feet blistered and bleeding, his hair was matted
and twisted, but, when he raised appealing dark eyes to Betty's face, the
look went to her soft old heart.
"Come to Fwank; he's sick; he can't walk any more. I'm fwightened."
"On the woad under the hedge. 'Tis cold, ma'am." Here his eyes lighted
on a flat cake of bread lying on the little deal table that served as a
counter, and he burst out crying. "I'm so hungwy. 'Dive' me some
'bwead'!"
Betty cut a good piece and gave it to him. Before he took a morsel, the
little hand was stretched out.
"Some for Fwank, though he says he's not hungwy. But we've had none—
oh, for ever so long."
"Show me where he is," said old Betty; and they set out together, the boy
devouring the bread. It was some way off: there was a high hedge
growing on a low bank. On the side path, with his head on the sloping
bank, lying on his back, with his arms stretched out and his white face
upturned towards the clear starry sky, lay Frank. Betty knelt beside him,
and touched him; she spoke to him, and at last raised him into a sitting
posture, leaning against her arm. But the child neither spoke nor moved,
not so much as to open his eyes.
"And no jacket at all! No wonder he's cold. I doubt he's colder than is
natural, though 'tis a cold night too."
She got up as she spoke, and lifted him in her old arms.
"Light as a feather, too. Skin and bone—not much of it either. Come, little
chap, trot on beside me. I must get this child warm—if I can."
Fred confidingly ran beside her, her walk keeping him running, and though
she saw that the child was weary and could scarcely do it, she did not
slacken her pace. Into the warm cottage, she carried the boy, laying him
on the floor before the fire, and putting a pillow under his head. She put
her hand on his heart—poor little loving, brave heart. She thought it
fluttered, but not more than that. She got some milk and warmed it,
giving a cupful to Fred. Then she tried patiently to make Frank swallow a
spoonful, but tried in vain. Fred, having finished his share, sat down
beside his brother.
"Fwank, isn't this nice and cosy? Put your arms wound me as you always
do."
Betty thought there was an effort to move, but even of that she was not
sure.
"Fwank never did so before. Always his arms wound me, and my head on
him—so."
And the little dark head was laid on the faithful breast which had been its
pillow so often, and the bright eyes closed. Fred was asleep.
Mrs. Giles, muttering to herself, "The pitifullest sight I ever saw," covered
them with her warm shawl, and poked up the fire—recklessly for one of
her frugal habits. Then she went out into the night again, going as fast as
her feet could carry her up the long straggling street, and across the
green. She was bound for the doctor's house, but outside the gate of the
little avenue she met the doctor himself, setting out to take a last look at
some patient.
"Dr. Wentworth, be that you? Oh, sir, I'm glad I've met you! Come to my
house; there's a boy there that I think is dying."
"No; no one I know. There's two of them. I found them, or one of them
found me. I'll tell you by-and-by; just now I want my breath for walking.
Oh, doctor, 'tis the saddest sight!"
Little more passed as they hurried to the cottage. Betty pulled off the
shawl, and the doctor muttered, "Too late—for one of them."
Having asked Betty a question or two as to what she had already done, he
lifted Fred from his brother's side, and put him upon Betty's bed; he was
warm now, and sleeping soundly. Then he heated Betty's shawl and his
own coat, and wrapped the other boy up in them, and chafed the little
sore and battered feet.
"Betty, go to the Cygnet, and get me a little brandy. Say nothing of the
children; I don't want all the village here."
Betty hurried away, and was soon back again with the brandy. The doctor
wetted the white lips with it, and rubbed the temples. Then he again felt
for the beating of the heart, and while he was doing so the boy opened his
eyes, and, looking at the two faces bent over him, said faintly—
"Drink this, my boy," said Dr. Wentworth. "You shall tell us all about it by-
and-by."
Dr. Wentworth went and lifted the sleeping child gently, laying him beside
the other.
"Fred, tell muddie I took care of you." Then to the doctor, "Tell muddie I
took care of Fred."
Fred, frightened and sleepy, began to cry. When had he ever cried before
and Frank failed to comfort him? Betty took him up in her arms, and the
poor little thing was so worn out that he fell asleep again with the tears
on his cheeks.
"I can't take care of him any more," Frank said, after a vain effort to
swallow what Dr. Wentworth offered him. "But God will; muddie says so."
"Oh, doctor, don't tell me he's dead, the pretty little darling! Wait till I put
this one back in bed."
"Is he dead?"
"Ay, dead. Starved, I think. Look, the little one has on two jackets; he has
none. The comforter's tied round the young one, and it is plain that
whatever food they have had, the young one has had the lion's share, too
young to know that his brother was giving him his life. Well, Betty, you did
all you could. I'll go now and get help to carry the poor little fellow to the
Cygnet; there will have to be an inquest, and I suppose we shall find out
who they are, and how they were lost, for lost they were, I suspect. These
are no tramps to the manner born. This little fellow must go to the
poorhouse until his people turn up. I declare, Betty, I'd give many a fat
fee to have saved this boy."
"Indeed, then, doctor, if I was their mother, I'd wish them together again
in heaven sooner than have this baby in the poorhouse."
The doctor carried out his arrangements, and little Frank's frail and worn
body was laid on a bed in the clean little inn, while Fred lay warm and soft
in Betty's arms. So the little wanderers both slept sound, one of them to
wake no more to this world's "fitful fever."
Next day there was an inquest, and Fred was to have been questioned as
to the name borne by himself and his brother, and how they came to be
wandering about in this forlorn way. But Fred was in no condition to be
examined.
When he awoke, he began calling for "Fwank," and searching for him, with
tears and lamentations, looking everywhere for him, and calling
incessantly. Betty, at last, in despair, told him that Frank was dead. She
hardly expected the child to understand. But Frank's innocent talk about
his unforgotten little sister had made Fred familiar with the idea of death
to some extent, and, after a long stare of horror, the poor little fellow
began to scream, and nothing that Betty could say or do seemed to make
any difference. The doctor, busy about the inquest, was near at hand, and
after some vain attempts to quiet the child, he had to give him a sleeping
draught, which soon had the desired effect.
But when Fred woke again, he was very ill; he was quite delirious, and
talked fast and indistinctly about "muddie" and "Fwank" and "gwandma."
It was many a long day before he could be questioned, and when they
tried to do so, he seemed to have forgotten everything and every one.
Several attempts were made, more with a view to finding out who the
child was than with any reference to Frank's death. For by that time,
Frank's little grave was green; the doctor, feeling sure that some day the
children would be inquired about, had had him buried at his own expense
beside his own little son, his only child, who had died but a short time
previously. But no information could be got from poor Fred, whose little
white face, with the wistful dark eyes, looked full of intelligence, but
whose memory, for the present at least, seemed a blank. At last the
doctor forbade any further questioning of the child.
"I am sure," he said, "that as he regains his strength, his mind will
recover from the shock, but you may seriously injure him, if you do not
leave him in peace now."
Every effort was made, of course, to trace the children's wanderings, and
they were tracked back some stages in their journey. But then all trace
was lost. The distance the poor little things had come in the luggage van
was so great that the inquiries made were never heard of by any one who
knew them; nothing but their initials was marked on their clothing, and,
save the photograph of his father, Frank had had nothing in his pocket.
Even the photograph told nothing, for it had been originally a cabinet-size
portrait, and poor Janet had cut out the head to fit it into a little leather
case, so that the name and address of the photographer were wanting.
"Really," said Dr. Wentworth one day, when he had looked in to see Fred,
"really, Betty, if we send this child to the union, he'll probably grow up an
idiot."
"Send him to the union?" interrupted Betty. "Is it the child I've nursed
through that terrible fever, and that has slept in my old arms every night
since I got him? What do you take me for, doctor?"
"For a good old body with a hasty tongue, Betty. Just let me finish my
remarks, please. If he goes to the union, he'll end in being an idiot.
Therefore, it would be doubly cruel to send him there. Now, if you can
continue to keep him for a while, I'll help you. I feel sure the child will be
looked for, and whoever finds him will find only one where two were lost.
But we need not add to their grief."
"I don't need any help, doctor, so far. Only for clothes. I'll keep the child.
I've got to love him."
"Clothes? Yes; I'll speak to my wife. We'll clothe him, and pay for his
schooling, if he ever needs any. Meanwhile, do you get him to help you in
any little way he is able for, and keep him out in the fresh air. Never talk
to him of the night he came to you, and I really believe he'll be all right in
a while. I'm afraid he will hardly remember anything that will help to
identify him, because he's such a little creature. Poor little waif! He was in
luck when he chose your door to creep up to."
So little Fred's fate was arranged for him, for a time at least. Betty taught
him to weed in the garden, and to water her many precious pots and
boxes of slips and seedlings. She took him with her, when she carried
home flowers or plants to her customers, and though he seldom spoke,
and never unless asked a question, she soon found that he knew his way
as well as she did, and that he never made a mistake about a message.
So as time went on, he was provided with a little handcart, and became
her trusty little messenger. Other people employed him too, so that he
earned many a penny, and these he brought home faithfully to Betty.
He had been a very small child for his age, but now he began to grow,
and became a tall, slight boy, with, as Betty used to say, "as pretty a face
as any lady." Yet many a long day passed, before any one could find out
whether he remembered anything that had happened to him before he
became "Betty Giles's Fred," as the neighbours called him now.
CHAPTER IX.
IN THE NEW HOME.
And now, as she sat alone in her snug room, and ate her comfortable
meals, she failed to get the slightest comfort or enjoyment out of any of
these things. The faces of the two boys—Frank's gentle smile, Fred's
saucy laugh—rose up before her, no matter what she was doing or where
she was.
She felt sure now that Janet would write or come to claim her children,
though she had so often declared that Janet had deliberately deserted
them, and would be heard of no more. Most people believed that the boys
had fallen into the Kelmer, and now lay in one of those deep holes, or
pools, into which those drowned in that river generally disappeared. But
Mrs. Rayburn did not believe this, though she tried to do so. Every horrid
story of the oppression of children by chimney-sweeps, travelling tinkers,
professional acrobats, and others, came into her head whenever she
thought of the two boys; she pictured them to herself as suffering and
starved and beaten, overworked and ill-used in every possible way. She
had always been fond of stories of horrors, and now she paid for her bad
taste, for they supplied her imagination with horrors enough to drive any
one mad. Those about her said that Mrs. Rayburn cared for those children
far more than any one could have expected, considering that their father
was only her stepson, and by no means a creditable one, by her own
showing.
So passed the autumn, a few weeks being fine, and then the weather
broke, and there were cold, damp days and rainy, windy nights.
On the very night on which little Fred found his way to Betty's cottage
with his pitiful cry for help—the very night when Frank's sweet soul
passed away—there came a letter for Mrs. Rayburn. Maria brought it to
her.
"A letter, ma'am; and I'm sure I hope it's good news, for I can't bear to
see how you fret for the poor little children."
"It's from no one I know," she said, laying it down beside her. She sat for
some time plunged in very gloomy thoughts. The Earl and a party of
friends were come to the Castle for some shooting, and they were just
then at dinner. A door was opened, and she heard the sound of voices and
laughter. She felt unreasonably angry that any one should laugh in the
very same place where the boys had played so often so short a time ago.
The boys, the poor little dead boys—for they were dead, and she was
tormenting herself foolishly imagining them in misery and suffering—they
were in heaven; and well was it for them, for it was clear that neither
Janet nor their father would ever be heard of in England again.
Now she felt able to read that letter, and she took it up. A strange hand,
shaky and uneven. She opened it, glanced at the signature, and, uttering
a low cry, fell back in her chair.
An hour later, when the guests left the dining-hall, and were heard
passing along the corridors to the smoking-room, the noise roused Mrs.
Rayburn, who was still sitting with the letter grasped in her hand, unread.
Now, making a great effort to compose herself, she began to read it.
"Will you come out with the boys and share our work in
the hotel if we go there? Perhaps you would prefer to wait
until we know for certain we shall be there, or here on the
farm? Whichever it is, your assistance would be very
welcome. But perhaps you do not care to leave
Kelmersdale, where you are so comfortable, and we feel
unwilling to urge you until we are sure of our future
prospects. But when we know that we are going to do well,
you may be sure we shall want you to share our good
fortune.
"JANET RAYBURN."
When Maria came back a little later with Mrs. Rayburn's supper, she found
her lying back in her armchair insensible. The letter lay at her feet.
* * * * *
Fred Rayburn was just about to leave the Farm in order to meet the two
boys and bring them safe to their mother, when a letter to Janet from
Lord Beaucourt stopped him. Very kindly and gently did the Earl break the
dreadful news. He told the story very fully, and said that, although the
children had not been found in the river, there was no reasonable doubt
that they had fallen in, probably in trying to take a drink. He spoke of the
character of the Kelmer, from which the bodies of those who were
drowned in it were very seldom recovered. And he told of Mrs. Rayburn's
serious illness, which it was still feared would end fatally.
"Your letter and the bank-bills I now return to you were lying at her feet. I
am told that since her power of speech has returned to her, she talks of
having been harsh to the children; and I cannot say whether this is really
true, or only her fancy. Certainly she has never been the same since they
were lost."
Poor Janet! That letter very nearly killed her. At her earnest request, Fred
went to England, to ascertain, as far as he could, the truth about Mrs.
Rayburn's treatment of the boys; and perhaps there was a wild hope that
he might discover that the children had not perished. He did his best, but
discovered nothing new about the children.
Mrs. Rayburn had left the Castle, and was in a hospital in London, as her
state of mind required careful watching; but she was better, and would,
they thought, recover. Fred felt convinced that she had not been kind to
the children, and did not feel very sorry when told that he could not see
her.
Poor Janet! Her sorrow was very sore, and it was not lessened by a
curious feeling of doubt that took possession of her. She could not believe
that her children were dead. If for a moment she felt sure, next moment a
doubt sprang up again. She told no one of this feeling, for she could give
no reason for it, and whether it added to her grief, or was a gleam of
comfort, she did not very well know. It added much to her suffering, for it
made her restless and full of longing to go home and search England for
her bonny boys. But, after a while, another little Lily came to comfort the
poor torn heart, and Janet's grief lost some of its bitterness.
But it had utterly changed her. Her bright colour was gone; her face was
still and grave. Her little daughter had the tenderest care, but the merry
playfellow with whom Frank and Fred had had many a game of romps,
little Lily never knew.
After a while the first manager of "Gray's Hotel" left his situation, and
Fred Rayburn was his successor. All feeling against him was quite
forgotten. Indeed, with sturdy Gilbert Gray to keep him steady, Fred was
a different man. He prospered exceedingly; all things went well with him.
And yet, he would have given all his wealth to see his gentle, sad-faced,
silent wife look like the pretty, happy Janet who had played with her boys
in the old sitting-room over the Gateway.
"Janet," he said one day, when something had made them talk of the lost
children, "I wonder how you can bear the sight of me. It was really my
fault. But for my folly and selfishness, you would never have had to leave
them."
"Dear heart, I loved you before God gave me them, and your grief for
them made me love you more. And, maybe, nothing but such a sorrow
would have made us one, as we are now."
"You mean, would have made me think? You are right there. I never really
saw that I had sinned till I felt that—that dreadful blow. There was mercy
in the chastisement for me, but for you, my poor Janet—"
"Hush! You and I are one," was her quiet answer. "I can never forget my
pretty Frank and Fred, but I am content, dear. You and I are one."
CHAPTER X.
FRANK'S MESSAGE TO "MUDDIE."
LITTLE Fred, all alone in the world, and thrown upon the mercy of perfect
strangers, was surely very fortunate in having crept up Betty's garden
walk, rather than to any other cottage in Edgestone. For I suspect that he
would have found his way to the poorhouse, and, in the state he was in at
the time, this would have had most disastrous effects.
Having been the youngest, and not quick at speaking, he spoke very
indistinctly long after he was voluble enough. His inability to pronounce
the letter "r" made his speech sound babyish. But in two years, he had
grown so much, and had so completely lost the baby face and the baby
ways of the little brother Frank had taken such care of, that Frank would
hardly have known him again. He looked as old for his six years now as he
had looked young for four. A silent, sad-looking boy, with a half-puzzled
expression in his fine dark eyes, which sometimes made people wonder if
he were "quite like other children." His step-grandmother would never
have recognized her merry, mischievous, laughing torment in this quiet,
tall boy, who seemed to care for nothing but being of use to Betty.
"You earn so many pence, Fred, that I'm going to keep half to buy your
clothes. Think of that, now!"
"Don't you want them, Mrs. Betty?" Which was his chosen name for her.
"I don't want them all," she said, wondering what was coming, for he so
seldom spoke except to answer a question.
"Then, if you don't want them, may I keep half for Fwank?"
It was the first time he had named his brother since his own illness.
"Why, child," Betty said tenderly, "Frank wants neither pence nor aught
you could buy with them. He has all he wants. He's quite safe and happy."
"Yes, dear, he is. Dear little fellow, he is dead surely, so, you see, he is in
heaven now, and those who go there want nothing."
She talked to him for some time, and he seemed to listen, yet when she
ceased, he said again—
"Keep half the pence for Fwank. There's his message, you know."
This rather puzzled Betty, and Fred would say no more. So she told him
that she would lay by the pence carefully, and added—
"By-and-by, when you've saved enough, you shall buy a wooden cross to
put at the head of his grave."
"I don't know about a message, but that's all you can do for him, dear,
and it well becomes you to do it, for I think he gave his life for yours."
How much or how little of this Fred understood, she could not tell. He
often sat thinking, thinking, with a sad and puzzled look, but he did not
speak of Frank again. Only when he brought his earnings, carefully
divided into two equal portions, he would say—
After a while he found out, from something the doctor said, that Frank lay
in the old churchyard just beside the grave of little Charlie Wentworth.
There was a pretty headstone to the little Wentworth's grave, and his poor
mother kept it beautiful, with flowers growing round it. Frank's grave was
just a plain green mound. But thenceforth, when Betty missed her charge,
she was pretty sure to find him sitting beside it. Being a wise old body,
she did not interfere, only, after a time, suggested to him to plant flowers
on it like those on the other. From that time Frank's resting-place was
kept in the most beautiful order. Betty could always spare a few plants for
this purpose, and Fred cut the grass with shears, and trimmed and tended
it, until it was a wonder for colour and smoothness.
After a time, the boy began to speak more frequently, and the doctor put
him to school, where he soon surprised the schoolmaster by his quickness
and ability. But he did not care to join the boys on the green, unless they
were playing cricket or football. In these, he soon excelled, but for a mere
game of romps he did not care at all.
Thus time went on until Fred Giles, as the neighbours called him, was a
fine handsome lad of thirteen, and the schoolmaster informed Dr.
Wentworth that it was a great pity he could have no further education.
"You see, doctor, the boys here generally leave school at about thirteen or
fourteen, which I suppose is about Fred's age now. And I am too tired in
the evening, with this big school on my hands, to give him private
lessons, which I would if I could. He's very clever; there's nothing he
could not learn. I suppose old Betty is making a gardener of him; the best
she can do, but 'tis a pity."
The doctor went home to his delicate wife, who, poor thing, could no
longer take care of her boy's grave, for she was a prisoner on her sofa,
and never likely to be better.
"Lucy, you know the boy whom Betty Giles took to care for, and whom we
have partly clothed?"
"Little Fred? Oh yes, I know him. A very fine boy, though indeed, I have
not seen him for a long time. I hope he is not ill?"
"Not he. But Dale, the schoolmaster, you know, was just speaking to me
about him. It seems he is very clever. You know that he has long kept his
little brother's grave in order, but I never told you that since you have
been laid by, he has done the same for our little grave. I used to go and
look, meaning to have it settled, and I wondered how your work lasted so
long, my poor girl, when one evening I found him hard at work. Well,
now, it seems to me a pity that a boy like this, evidently belonging to
respectable people, should be condemned to leave school at thirteen and
to earn his bread as a labourer. And if his people ever turn up, it would be
a terrible blow to them, don't you think so?"
"Yes, but really after all these years—nine years now—I hardly expect his
people to trace him. But if he is a fine, clever lad, one would give him a
chance for his own sake. What did you think of? You are well off, and we
have no—no one to come after us, Alick. We might well do this."
"I was half afraid you might dislike the idea of having a boy about the
house, dear."
"About the house," she said, with a start, "did you say? I did not
understand at first. But no, Alick, I do not object at all. It would be an
interest for you."
"My idea is to train him to help me in the dispensary; Mark Fletcher will
soon be leaving me. Then I can give him lessons myself, and, if he really
is clever, get Mr. Hewson to teach him, and so as time passes, we shall
see what he really is fit for, and how we like him. My dear, I know you
consent only for my sake, but I hope it may prove an interest for you too,
and brighten your life a bit. It seems to me that he is a boy one would get
fond of easily."
Mrs. Wentworth said nothing. She thought that plans for the future
mattered more to the doctor than to her.
Intent on his idea, Dr. Wentworth went to see Betty Giles the next day. He
found the old woman sitting in the sun at her front door, knitting a
stocking, and looking complacently at her crop of young annuals.
"It goes," Betty said cheerily; "that's just it, doctor. It goes, and it goes,
and soon 'twill be gone, or I shall, which comes to the same thing as far
as I'm concerned."