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Diplomatischer Rang
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten alle europäischen Länder ihr eigenes
diplomatisches Rangsystem. Das gab oft Anlass zu Streitigkeiten. Der Wiener
Kongress 1815 führte ein internationales System der diplomatischen Range ein.
Innerhalb dieses Systems gab es - je nach Mission - vier Ränge:
Außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter oder einfach nur Botschafter;
Außerordentlicher und bevollmächtigter Gesandter oder einfach nur Gesandter;
Ansässiger Gesandter;
Geschäftsträger oder Chargé d´affaires.
Botschaft
Eine Botschaft ist die diplomatische Vertretung eines Staates am Regierungssitz
eines anderen Staates. Eine Botschaft besteht in der Regel aus der Kanzlei und der
Residenz. Die Kanzlei ist die Verwaltung und wie jede Behörde untergliedert in
verschiedene Abteilungen wie z. B. Kultur, Wirtschaft, Militär, Presse. Dazu
kommt die Konsularabteilung für die Erteilung von Visa für Ausländer und die
Ausfertigung von Pässen für eigene Staatsbürger. Sie wird hierbei gegebenenfalls
durch weitere Konsulate in anderen Städten des Gastlandes unterstützt. Die
Residenz ist der Wohnsitz des Botschafters und seiner Familie. Sie dient auch der
offiziellen Repräsentation bei dienstlichen Empfängen zu verschiedenen Anlässen
und ist bei kleinen Botschaften meistens zusammen in einem Gebäude mit der
Kanzlei untergebracht, bei großen Botschaften dagegen in einem eigenen Gebäude
und nicht selten auch in einem anderen Stadtteil.
Aufgabe des Botschafters ist es, seinen Staat dem Gastland gegenüber zu vertreten,
über die Verhältnisse des Gastlandes seiner Regierung zu berichten, sowie die
zwischenstaatlichen Beziehungen mit den Institutionen des Gastlandes nach
Möglichkeit zu pflegen und zu entwickeln.
In der Bundesrepublik Deutschland bilden das Auswärtige Amt und die
Auslandsvertretungen (neben den Botschaften auch Generalkonsulate, Konsulate
sowie ständige Vertretungen bei zwischenstaatlichen und überstaatlichen
Organisationen) eine einheitliche oberste Bundesbehörde unter Leitung des
Bundesministers des Auswärtigen.
Die Aufgabe der diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhls (also des
Papstes als Völkerrechtssubjekt), die auch die Interessen des Staates Vatikanstadt
vertreten, nehmen die Apostolischen Nuntiaturen wahr.
Die Bundesrepublik Deutschland unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu
194 Staaten, Botschaften bestehen in 149 Ländern. Botschafter können in
mehreren Staaten gleichzeitig akkreditiert werden. Ein Botschafter kann
beispielsweise neben der Vertretung in seinem Gastland zusätzlich noch in einem
Staat akkreditiert sein, in dem keine deutsche Botschaft unterhalten wird.
Die Europäische Union (EU) verfügt über 130 Auslandsvertretungen, die
Delegation genannt werden. Die EU-Delegationen erfüllen für die Europäische
Union eine ähnliche Funktion wie Botschaften für Nationalstaaten.