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Uba Handbuch Gute Praxis Web-Bf 0
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Weitere Abbildungen
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Seite 75 © Dr. Hans-Gerhard Kulp
HANDBUCH ZUR GUTEN PRAXIS DER
ANPASSUNG AN DEN KLIMAWANDEL
IMPRESSUM
Herausgeber
Umweltbundesamt
Wörlitzer Platz 1
06844 Dessau-Roßlau
Telefon: 0340 / 2103 - 0
www.umweltbundesamt.de
Autoren
Carolin Dümecke, Iris-Lahaar Joschko, Kathrin Wagner
(CliMA Kompetenzzentrum für Klimaschutz und Klima-
anpassung, Universität Kassel) // www.uni-kassel.de
Christian Kind (adelphi) // www.adelphi.de
Redaktion
Andreas Vetter, Susanne Kambor
(KomPass – Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung,
Umweltbundesamt) // www.anpassung.net
Lektorat
Claudia Nikschtat // www.claudia-nikschtat.de
Gestaltung
stoffers/steinicke // www.stoffers-steinicke.de
Bildnachweise
Stephanie Neumann // www.werkstadt.net
Druck
PRINTPRINZ // www.printprinz.de
Gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier
Auflage
1.000
Stand
Dezember 2013
INHALT
Anpassung an den Klimawandel – eine notwendige Aufgabe 7
Der Klimawandel und seine Folgen 8
Was zeichnet eine gute Anpassungsmaßnahme aus? 10
Die wichtigsten Kriterien auf einen Blick 14
Herausforderungen und Empfehlungen 16
Checkliste 18
Gesundheit 21
→ Hitzetelefon Sonnenschirm 22
→ Bildung und Gesundheit: Klimaanpassungsschule 26
Forstwirtschaft 29
→ Waldumbau in den Thüringer Wäldern 30
→ Waldumbau im bayerischen Staatswald 34
Landwirtschaft 37
→ Klimaanpassung im Pflanzenbau am Beispiel des Zweikulturennutzungssystems 38
→ Anbau von widerstandsfähigem Gemüse und Getreide 42
Hochwasservorsorge 45
→ Hochwasserschutz in Dresden 46
→ Ökologischer Hochwasserschutz an der Werse 50
Naturschutz und Biodiversität 53
→ Öko-Ausgleich auf der Luneplate 54
→ Integriertes Landschaftsplanerisches Fachkonzept der Hansestadt Lübeck 58
Verkehr 61
→ Klimaanpassungsstrategien in der Logistik 62
→ Klimaangepasste Haltestellen 66
Tourismus 69
→ Nordic Parc in der Wohlfühlregion Fichtelgebirge 70
→ Bildung und Tourismus: KlimaTour durch das Teufelsmoor 74
Stadt- und Freiraumplanung 77
→ Krupp-Park in Essen 78
→ Grüne Stadt Frankfurt 82
Schlusswort 84
Finanzierungs- und Beratungsmöglichkeiten 85
Weiterführende Informationen 86
Glossar 87
6
ANPASSUNG AN DEN KLIMAWANDEL –
EINE NOTWENDIGE AUFGABE
Die internationalen Bemühungen um den globalen Kli- bereitgestellte Tatenbank Anpassung soll auf dieser fach-
maschutz sind wichtig. Aber sie wirken in erster Linie lichen Grundlage um einen wichtigen Baustein bereichert
langfristig. Das Klima verändert sich jedoch schon heute werden: Gute Beispiele sollen hier zukünftig anhand von
– mit spürbaren Folgen. Die Anpassung an veränderte Kriterien bewertet und besonders hervorgehoben werden.
Klimabedingungen wird damit ebenso zur notwendigen
Aufgabe wie der Klimaschutz selbst. Anpassungsmaß- Zielgruppen und Ziele des Handbuchs
nahmen sollten deshalb frühzeitig geplant und umge- Dieses Handbuch richtet sich hauptsächlich an Ent-
setzt werden. scheider in der öffentlichen Verwaltung und in der Pri-
vatwirtschaft sowie an Nichtregierungsorganisationen.
Im Dezember 2008 wurde die „Deutsche Anpassungsstra- Es soll veranschaulichen, was eine gute Praxis bei der
tegie an den Klimawandel (DAS)“ beschlossen. Diese Stra- Anpassung an den Klimawandel ausmacht. Anhand
tegie soll dabei helfen, Deutschland anpassungsfähiger von Kriterien wurden gute Beispiele für bereits lau-
gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen. Das fende Maßnahmen ausgewählt und ausführlich erläu-
Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung tert. Die Idee: Diese Beispiele sollen Praxisakteure und
(KomPass) im Umweltbundesamt (UBA) unterstützt die Maßnahmenträger zu eigenen Anpassungsmaßnahmen
Umsetzung der DAS wie auch unterschiedliche Akteure inspirieren und sie darin unterstützen, Hindernisse auf
der Klimaanpassung mit wissenschaftlicher Expertise. dem Weg zu überwinden.
Der Klimawandel und seine Folgen werden sich in Aufbau des Handbuchs
Zukunft noch verstärken: Wir müssen uns darauf einstel- In einem ersten Abschnitt geht das Handbuch auf die
len, dass Extremwetterereignisse zunehmen und die Folgen des Klimawandels und auf unterschiedliche regi-
Durchschnittstemperaturen weiter ansteigen. Das stellt onale und lokale Betroffenheiten ein. Außerdem werden
vor allem Kommunen, aber auch Unternehmen vor neue die Kriterien einer guten Praxis der Anpassung an den
Herausforderungen. Um wirkungsvolle Maßnahmen zur Klimawandel vorgestellt. Hindernisse, Stolpersteine und
Anpassung planen und umsetzen zu können, ist es hilf- Empfehlungen ergänzen die Darstellung. In dem zweiten
reich, zu wissen, welche Ansätze sich im Praxistest bereits und größten Teil des Handbuchs werden Praxisbeispiele
als erfolgreich erwiesen haben. Doch ab wann gilt eine für verschiedene Handlungsfelder, in welchen eine
Anpassungsmaßnahme als gutes Beispiel? Welche Krite- Anpassung an den Klimawandel erforderlich ist, vorge-
rien muss eine solche Maßnahme erfüllen? Das Umwelt- stellt. Pro Handlungsfeld werden jeweils zwei Beispiele
bundesamt ist – unterstützt durch das Forschungs- zur guten Praxis präsentiert – eines ausführlich und ein
vorhaben „Gute Praxis der Anpassung an den Klimawan- weiteres überblicksartig. Der dritte Teil des Handbuchs
del in Deutschland“ – diesen Fragen nachgegangen und geht auf Finanzierungs- und Beratungsmöglichkeiten
hat untersucht, was ein gutes Beispiel für eine Klimaan- sowie Literatur- und Internetquellen ein.
passung auszeichnet. Die vom Umweltbundesamt online
7
DER KLIMAWANDEL UND SEINE FOLGEN
Das Klima ändert sich. In den vergangenen 100 Jahren Temperaturdifferenz mittl. Temperatur zwischen
stieg die globale Durchschnittstemperatur um rund 1971 – 2000 und 2071 – 2100
0,8 Grad Celsius an. Vor allem seit Mitte der 1970er-Jahre
schreitet die globale Erwärmung1 immer schneller voran.
Eine der Hauptursachen dafür ist die zunehmende Kon-
zentration der Treibhausgase in der Atmosphäre. Die
Folgen des Klimawandels sind schon jetzt zu spüren und
werden sich in den kommenden Jahrzehnten noch ver-
stärken. Denn das Klimasystem reagiert träge.
8
Der Klimawandel stellt die Gesellschaft vor zwei Heraus- Mittlere Temperatur von 2071 – 2100
forderungen: Der Ausstoß von Treibhausgasen muss
gemindert werden, um die schwerwiegenden Folgen ein-
zugrenzen. Und wir müssen uns schon jetzt an die Folgen
des Klimawandels anpassen.
9
WAS ZEICHNET EINE GUTE
ANPASSUNGSMASSNAHME AUS?
Die Anpassung an den Klimawandel ist – im Gegensatz Wirksamkeit – dieses Kriterium erfüllt beispielsweise die
zum Klimaschutz – noch ein sehr junges Themenfeld. Grüngürtel-Maßnahme der Stadt Frankfurt. Damit sich
Erst in den letzten Jahren hat es sich in Forschung, Politik in Frankfurt keine Wärmeinseln bilden und die kühle
und Verwaltung etabliert. Aus diesem Grund gibt es bis- Luft aus dem Umland in die Stadt strömen kann, stehen
lang nur wenige Beispiele dafür, wie in der Praxis mit wichtige Kaltluftschneisen im Grüngürtel unter Land-
Klimaveränderungen umgegangen wird. Für Entschei- schaftsschutz. Sie wurden verbindlich als unbebaubar
dungsträger ist es deshalb umso wichtiger, ein Set an festgeschrieben. In der Innenstadt sollen sie nach Mög-
eingängigen Kriterien zur Hand zu haben, an denen sie lichkeit freigehalten werden.
sich bei der Planung von Anpassungsprojekten orientie-
ren können.
„Anpassungsmaßnahmen sollten generell Niemand kann exakt vorhersagen, wie sich das Klima
so gestaltet werden, dass sie den Zielen der
verändern wird. Aus diesem Grund ist es für ein Anpas-
Nachhaltigkeit gerecht werden. In der Praxis
sungsprojekt wichtig, dass es unter verschiedenen Kli-
ist es manchmal schwierig, alle Kriterien der
guten Praxis zu erfüllen. Doch auch eine maszenarien positive Wirkungen zeigt. Schon bei der
Maßnahme, die derzeit noch nicht alle Planung müssen deshalb unterschiedliche Klimaprojek-
Kriterien erfüllt, kann sehr wirksam Lösungen tionen berücksichtigt werden. Ein Beispiel für eine solche
für einige Herausforderungen des Klimawan- robuste Maßnahme ist der Hochwasserschutz der Stadt
dels bieten und gleichzeitig ökologische Dresden. Für die Berechnung zukünftiger Hochwasser-
Rucksäcke verkleinern sowie für jeden – frei ereignisse wird beim Hochwasserschutz der Starkregen-
zugänglich – die Lebensqualität steigern. katalog des Deutschen Wetterdienstes herangezogen.
Dann haben wir vielleicht nicht das beste, Dieser führt Starkregenereignisse auf, die statistisch
aber ein gutes Beispiel gefunden.“ gesehen alle 100 Jahre vorkommen. Um aber auf stärkere
Hochwasser vorbereitet zu sein, die bedingt durch den
Petra Mahrenholz, Leiterin des Kompetenzzentrums Klimawandel auftreten können, hat die Stadt Dresden bei
Klimafolgen und Anpassung im Umweltbundesamt ihren Planungen Bemessungswerte herangezogen, die
10
mindestens 15 Prozent über den Mittelwerten des Starkre- das Gebiet rund um den Fluss zu einem Ort der Naherho-
genkatalogs für die Region liegen. Damit konnte der lung und des Naturerlebens.
K limawandel bei der Planung von Hochwasserschutz-
maßnahmen der Stadt Dresden auf sehr einfache Weise Anpassungsmaßnahmen sollen nicht nur heute, sondern
berücksichtigt werden. auch zukünftig wirksam sein. Doch manchmal verlaufen
die klimatischen oder gesellschaftlichen Entwicklungen
anders als gedacht. Dann heißt es, die Maßnahme an die
neuen Bedingungen anzupassen. Flexibilität ist wichtig
– und das heißt, dass eine Maßnahme der guten Praxis
mit verhältnismäßig geringen Kosten modifiziert, weiter-
entwickelt oder sogar rückgängig gemacht werden kann.
Dieses Kriterium erfüllt beispielsweise das Hitzetelefon
Sonnenschirm des Gesundheitsamtes der Region Kassel.
Per Telefon informieren Schwestern des Kurhessischen
Diakonissenhauses und Mitglieder des Senioren-
beirats der Stadt Kassel alle angemeldeten Nutzerinnen
und Nutzer – dies sind vor allem ältere Menschen – über
eingehende Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdiens-
Außerdem sollte eine Maßnahme im Sinne der Nachhal- tes. Dabei achten sie auch darauf, ob der Gesprächspart-
tigkeit dem Ausgleich von ökonomischen, ökologischen ner Anzeichen gesundheitlicher Beeinträchtigung
und gesellschaftlichen Interessen bestmöglich Rechnung erkennen lässt, und geben Tipps, wie man sich bei starker
tragen. Nur so kann eine dauerhaft umweltverträgliche Hitze verhalten sollte. Das Angebot ist kostenlos und die
und sozial gerechte Entwicklung der Gesellschaft ermög- Anrufe werden flexibel – je nach eingehenden Warnun-
licht werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Hochwas- gen – durchgeführt.
serschutz an der Werse. Die Aufweitung des Flusses
schafft neben dem integrierten Hochwasserschutz Raum
für zahlreiche Biotope. Gleichzeitig macht der neu
geschaffene naturnahe Grünzug mit dem WerseRadWeg
11
tionsmaßnahmen an der Luneplate. Hier wurden die
Vordeichsflächen und ein Teil der alten Weser renaturiert.
Außerdem wurden ein Grünlandbereich und ein Tidepol-
der – ein eingedeichtes Gelände, das von Ebbe und Flut
beeinflusst wird – mit Tideschöpfwerk und Sturmflut-
werk angelegt. Trotz der hohen Kosten waren die Maß-
nahmen finanziell tragbar. Denn: Eine wahrscheinlich
kostengünstigere, alternativ geprüfte Deichrückverle-
gung war politisch nicht durchsetzbar und hätte nicht die
zahlreichen Vorteile für Flora und Fauna mit sich
gebracht.
12
Anpassung an den Klimawandel in bestehende land- für eine solche Partizipation ist die Planung und Um
schaftsplanerische Projekte integrieren. Zum anderen hat setzung des Grüngürtels rund um den Stadtkern von
sie neue, zusätzlich erforderliche Maßnahmen angedacht. Frankfurt am Main. Die Stadt sollte trotz Bebauung grü-
ner werden. Dabei wurde die Planung mit Bürgerinnen
Projekte brauchen eindeutige Ziele, nur so kann ihr Erfolg und Bürgern ebenso diskutiert wie mit Fachleuten und
gemessen werden. Bei der Planung eines Anpassungs- städtischen Gremien. In einem Internetforum konnte die
projektes sollten also unbedingt klare Ziele formuliert Bevölkerung die Vorschläge der Stadt Frankfurt zur
werden, anhand derer das Projekt evaluiert und die Kos- Anbindung des Grüngürtels diskutieren und bewerten.
ten und Nutzen im Nachgang überprüft werden können.
Um die eigene Region an den Klimawandel anzupassen,
setzt man im Fichtelgebirge darauf, Alternativen zum
Wintersportangebot zu entwickeln und mehr Touristen
in den Sommermonaten in die Region zu locken. Der
Grund: In der Mittelgebirgsregion, so deuten es die erhöh-
ten Durchschnittstemperaturen an, kann künftig nicht
mehr verlässlich mit Schnee und günstigen Wintersport-
verhältnissen gerechnet werden. Der Erfolg dieser
Tourismusstrategie lässt sich direkt anhand der Besu-
cherzahlen nachvollziehen.
13
DIE WICHTIGSTEN KRITERIEN AUF EINEN BLICK
Nicht für jedes Praxisbeispiel in diesem Handbuch waren
alle Kriterien anwendbar oder auf Grundlage der vorlie-
▸ Wirksamkeit genden Informationen bewertbar. Bei einigen Projekten
Die Maßnahme mindert Risiken des Klima müssen die Ergebnisse erst noch zeigen, ob die Kriterien
wandels dauerhaft bzw. trägt zur Nutzung erfüllt werden. Wir haben deshalb bei der Darstellung der
von Chancen bei. Beispiele die Kriterien hervorgehoben, welche gute
Lösungswege verdeutlichen. Diese Maßnahmen bedeu-
▸ Robustheit ten für uns eine gute Praxis, da sie bereits heute eine
Die Maßnahme wirkt sich unter verschiedenen Vielzahl der Kriterien erfüllen.
Klimaszenarien positiv aus.
Bei rein informativen Maßnahmen – beispielsweise bei
▸ Nachhaltigkeit Projekten aus dem Bildungsbereich – lässt sich das Kri-
Die Maßnahme trägt dem Ausgleich aller terienraster nur bedingt anwenden. Denn: Im Fokus die-
Interessen (Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft) ser Projekte steht weniger, dass die Maßnahme umgesetzt
bestmöglich Rechnung und ermöglicht eine wird, als vielmehr über bestimmte Aspekte der Anpas-
dauerhaft umwelt- und sozial gerechte Ent sung an den Klimawandel zu informieren. Daher sind bei
wicklung der Gesellschaft. den im Folgenden vorgestellten vorbildlichen Beispielen
aus dem Bildungsbereich keine Kriterien der guten Praxis
▸ Finanzielle Tragbarkeit aufgeführt. Eine Einschätzung des Autorenteams zur
Die Maßnahme ist für die Umsetzenden mit Erfüllung der Kriterien guter Praxis wird bei einigen Bei-
vertretbarem Aufwand finanzierbar. Alternative spielen in einem kleinen Kasten angezeigt.
Maßnahmen weisen keinen höheren Nutzen
bei gleichen Kosten auf.
14
15
HERAUSFORDERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN
Erfolgreiche Projekte zur Anpassung an den Klimawan- Jahre geplant. Die Zeithorizonte, mit denen wir umgehen,
del haben eines gemeinsam: Sie helfen uns, gut auf die sind also je nach Handlungsbereich sehr unterschiedlich.
Folgen des Klimawandels vorbereitet zu sein, und verhin- Dies kann das eigene Planen vereinfachen oder erschwe-
dern damit größere Schäden für den Menschen und seine ren. Auch wenn die Folgen des Klimawandels vielleicht
Umwelt. Bevor es zur eigentlichen Umsetzung eines Kli- erst in einigen Jahren deutlicher spürbar sind, ist es
maanpassungsprojektes kommt, sind die Verantwort schon heute wichtig, sich anzupassen. Am kostengüns-
lichen vor verschiedenste Herausforderungen gestellt, tigsten und oftmals am einfachsten zu realisieren sind
welche regional, lokal oder sektorspezifisch sehr unter- Anpassungsmaßnahmen, die in bestehende Arbeitspro-
schiedlich sein können. Nachfolgend stellen wir Heraus- zesse integriert werden können. Denn: Meistens entste-
forderungen dar, die typisch für Anpassungsmaßnahmen hen durch den Klimawandel keine gänzlich neuen
sind, und geben Empfehlungen, wie damit umgegangen Probleme, sondern alte Probleme werden verstärkt. So ist
werden kann. Hochwasser ein hinlänglich bekanntes Problem. Neu ist
lediglich die erhöhte Wahrscheinlichkeit, mit der es zu
Unsicherheiten durch Projektionen einem solchen Ereignis kommen kann, sowie mögliche
Klimaprojektionen beziehen sich meist auf größere räum- größere Schadensausmaße.
liche Maßstäbe und sind daher lokal – in der Arbeit vor
Ort – schwer anzuwenden. Hinzu kommt, dass den Kli- Zusätzliche Herausforderungen
maprojektionen unterschiedliche Szenarien – beispiels- Oftmals ist der Klimawandel nicht die einzige Herausfor-
weise Annahmen über die zukünftigen Treibhaus- derung, die bewältigt werden will. Probleme wirtschaft-
gasemissionen – zugrunde liegen, die verschiedene mög- licher, gesellschaftlicher oder auch lokaler Natur können
liche Entwicklungen der Gesellschaft abbilden. Aussagen hinzukommen. So kann zum Beispiel der demografische
über zukünftige klimatische Veränderungen sind deshalb Wandel die Betroffenheiten durch den Klimawandel ver-
mit einer erheblichen Unsicherheit behaftet. stärken, denn die Zunahme von Tropennächten belastet
besonders ältere Menschen – und von diesen gibt es in
Um die Risiken so gut wie möglich analysieren und eine der Bevölkerung immer mehr.
robuste Anpassungsmaßnahme entwickeln zu können,
sollten mehrere Klimaszenarien als Grundlage genutzt Auf der Suche nach Lösungen für den Umgang mit den
werden. Gleichzeitig sollte die Maßnahme so flexibel Klimafolgen lohnt der Blick über den eigenen Tellerrand.
sein, dass sie bei veränderten Auswirkungen des Klima- Dafür stellt das Kompetenzzentrum Klimafolgen und
wandels mit vergleichsweise geringem Aufwand ange- Anpassung im Umweltbundesamt (KomPass) die KomPass-
passt werden kann. Tatenbank bereit. Unter www.tatenbank.anpassung.net
können regionale und lokale Anpassungsmaßnahmen
Variierende Zeithorizonte und Betroffenheiten eingesehen und eingestellt werden. Neben einer Beschrei-
In der Forstwirtschaft stellt sich der Ertrag nicht in Jah- bung der Maßnahmen werden Erfolge, Zielkonflikte und
ren, sondern in Jahrzehnten ein. In anderen Bereichen Umsetzungshindernisse dargestellt sowie die Kontakt
wie dem Tourismus wird saisonal oder nur für wenige daten der Ansprechpartner aufgeführt.
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Risiken und Chancen ▸ Klima- und Nicht-Klima-Risiken ausgewogen
Sie gehen oft Hand in Hand: Chancen und Risiken. Auch berücksichtigen
wenn wir mit dem Klimawandel zuallererst Unsicherhei-
ten und Risiken verbinden, birgt er doch auch Chancen. ▸ Auf Maßnahmen mit geringem finanziellen
Eine frühzeitige Anpassung hilft, diese Chancen zu nut- Risiko und ausgewiesenem Zusatznutzen
zen. Unternehmen können so neue Marktlücken erschlie- fokussieren
ßen oder ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Viele
Maßnahmen bieten auch einen Mehrwert für die Allge- ▸ Am Prinzip der Nachhaltigkeit orientieren,
meinheit. So werden beispielsweise durch das Freihalten Fehlanpassung vermeiden, externe Effekte
von Freiluftschneisen im öffentlichen Raum Grünflächen beachten und zukünftige Anpassungsmög-
geschaffen, die der städtischen Bevölkerung als Nah lichkeiten nicht begrenzen
erholungsraum dienen können.
▸ Spezifische, überprüfbare Ziele für das
Um Chancen und Risiken systematisch zu durchdenken, Anpassungsvorhaben erarbeiten und
hat KomPass ein Onlinewerkzeug für die Auseinander- kommunizieren
setzung mit Klimafolgen und Anpassung entwickelt: den
Klimalotsen. Der Klimalotse richtet sich vor allem an ▸A
npassungsmaßnahmen in bestehende
Kommunen. Er hilft bei der Erarbeitung von Anpassungs- Strukturen und Prozesse integrieren
strategien und -maßnahmen und unterstützt bei der
Umsetzung und der Erfolgskontrolle. Mehr dazu, wie Sie Maßnahmen priorisieren
und auswählen können, erfahren Sie auf den
Seiten des Klimalotsen:
Bei der Planung von Anpassungsmaßnahmen http://www.klimalotse.anpassung.net
können Sie sich an den Leitlinien des
Klimalotsen orientieren:
Bündelung von Kompetenzen
▸ Frühzeitig mit den wichtigsten Akteuren Um vorhandenes Wissen zusammenzuführen und die
zusammenarbeiten, Unterstützung des verschiedenen Akteure zusammenzubringen, empfiehlt
Managements sichern es sich, eine koordinierende Stelle einzurichten. Zahlrei-
che Städte haben bereits Klimaschutzbeauftragte vor Ort.
▸ Wissen und Verständnis für Klimafolgen Dies bietet sich auch für den Bereich der Klimaanpassung
aufbauen, Klimarisiken und kritische an. Dafür müssen nicht zwingend neue beziehungsweise
Schwellenwerte definieren parallele Stellen geschaffen werden: Meist lassen sich die
Kompetenzen auch in einer Stelle bündeln. Auch ein
▸ Veränderungskorridore und Tragweite intensiver Informationsaustausch ist für alle Beteiligten
künftiger Klimaentwicklungen berücksichtigen von Vorteil. Ein Dialog zwischen Wissenschaft und den
Akteuren aus der Praxis hilft, frühzeitig fachliche Hin-
▸ Erkenntnisse aus Natur- und dernisse aus dem Weg zu räumen und Lösungsansätze
Sozialwissenschaften einbeziehen für die Umsetzung gemeinsam zu erarbeiten.
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CHECKLISTE
MASSNAHMEN ZUR ANPASSUNG AN DEN KLIMAWANDEL: DAS RICHTIGE VORGEHEN
Analyse und Planung ▸ Identifizieren Sie die Folgen des Klimawandels in Ihrem Bereich.
▸ Ermitteln Sie Risiken und Chancen. Erstellen Sie
eine Vulnerabilitätsanalyse (Betroffenheitsanalyse).
▸ Bestimmen Sie den Nutzen und die Dringlichkeit der Maßnahme.
▸ Identifizieren Sie kurz-, mittel- und langfristige Handlungsoptionen.
▸ Achten Sie auf die praktische Relevanz und die Integrationsmöglich-
keiten in bestehende Strukturen und Arbeitsprozesse.
▸ Erfassen Sie zusätzlich alternative Maßnahmen.
▸ Vergessen Sie nicht die klare Zielsetzung der Maßnahme und
planen Sie Mechanismen zur Erfolgskontrolle (Evaluation) ein.
▸ Ermitteln Sie die Tragfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der Maßnahme.
▸ Versuchen Sie weitere positive Effekte und Mehrfachnutzen mit
Ihrer Maßnahme abzudecken.
▸ Überprüfen Sie die Maßnahme auf die Kriterien der guten Praxis.
▸ Stellen Sie Ressourcen frei und definieren Sie Zuständigkeiten.
21
GESUNDHEIT
HITZETELEFON SONNENSCHIRM
Ehrenamtliche informieren ältere Menschen sprächs bieten die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes den
telefonisch über aktuelle Hitzegefahren. Nutzerinnen und Nutzern eine individuelle Risikoein-
schätzung an. Stellt sich dabei heraus, dass ein erhöhtes
Demografischer Wandel und Klimawandel – zusammen hitzebedingtes Risiko vorliegt, werden den Betroffenen
stellen sie die Gesellschaft vor große Herausforderungen. weitergehende Unterstützungsleistungen vorgeschlagen.
Die Lebenserwartung der Bevölkerung in Deutschland
steigt und damit auch der Anteil älterer und alter Men-
schen. Neben chronisch Kranken und Kindern sind ÄLTERE, ALLEINLEBENDE
gerade sie gesundheitlich von den Auswirkungen des
Klimawandels betroffen. Gleichzeitig nimmt die Bevöl Menschen
kerungsdichte ab: Immer mehr Menschen leben in SIND BEI HITZEWELLEN
Einzelhaushalten. Wie aber soll man diese Menschen BESONDERS GEFÄHRDET.
erreichen, um in Hitzephasen gezielte Präventionsarbeit
zu leisten?
Das Hitzetelefon Sonnenschirm hat eine einfache und Dazu gehören eine individuelle Ge-
wirkungsvolle Lösung gefunden: Telefonisch informieren sundheitsberatung per Telefon oder im eige-
Schwestern des Diakonissenhauses und Mitglieder des nen Haushalt sowie eine ausführliche individu-
Seniorenbeirats ältere Menschen über Hitzegefahren. Im elle Risikoberatung im Rahmen eines präventiven
Rahmen von KLIMZUG-Nordhessen, dem Klimaanpas- Hausbesuchs.
sungsnetzwerk für die Region Nordhessen, entwickelten
das Gesundheitsamt Region Kassel und das Diakonissen- Zu den Kriterien für gute Praxis
mutterhaus 2010 das Hitzetelefon Sonnenschirm als Pilot- „Bisher gibt es kein vergleichbares Projekt. Das Hitzete-
projekt. Mittlerweile ist es als Serviceangebot fest lefon Sonnenschirm ist einzigartig in Deutschland. Es ist
verankert. In der Zeit vom 15. Juni bis 31. August infor- eine Maßnahme, die an die jeweiligen tagesaktuellen
mieren Diakonissen und Seniorenbeirat kostenlos über Wetterereignisse angepasst werden kann und ist somit
alle Hitzewarnungen der Warnstufe 2 des Deutschen gleichzeitig durch eine einfache Erweiterung des Ange-
Wetterdienstes für die Stadt Kassel. Aufgrund haftungs- bots äußerst flexibel“, erläutert Heckenhahn. Als robuste
rechtlicher Vorgaben kann zwar keine individuelle tele- Maßnahme mindert das Hitzetelefon Gesundheits-
fonische Gesundheitsberatung durchgeführt werden. gefährdungen bei verschiedenen klimatischen
Doch die Ehrenamtlichen achten während des Telefon- Entwicklungen – etwa einem langsamen oder
gesprächs darauf, ob ihr Gesprächspartner Hinweise auf schnellen Anstieg von Durchschnitts- und
eine gesundheitliche Beeinträchtigung zeigt. Spitzentemperaturen. Das Hitzetelefon wirkt:
Die Evaluation durch das wissenschaftliche
Die schriftliche Anmeldung von Bürgerinnen und Bür- Teilprojekt von KLIMZUG-Nordhessen ergab,
gern nimmt das Kurhessische Diakonissenmutterhaus dass die Maßnahme dazu beiträgt, ältere Men-
Kassel entgegen. Während eines telefonischen Erstge- schen rechtzeitig zu warnen und so schwerwie-
22
genden gesundheitlichen Folgen vorzubeugen.
Persönliches Engagement und ehrenamtliche Tätigkeit
sind die Basis des Hitzetelefons. Somit ist es finanziell
leicht tragbar, setzt aber ein hohes Maß an Interesse und
Verbundenheit voraus. „Ein positiver Nebeneffekt war
zudem die Ansprache und der Kontakt zu älteren Men-
schen, die alleinlebend den sozialen Kontakt zu den Mit-
arbeitern des Hitzetelefons sehr begrüßt haben“, so
Manfred Aul, Vorsitzender des Seniorenbeirats.
Im Jahr 2010 führten Partner dieses Netzwerkes eine sich interessiert. Die Idee des Hitzetelefons Sonnen-
Stadtteilkonferenz durch. Ihr Ziel: den Klimawandel in schirm war geboren. Mit der Projektierung wurde
Nordhessen und seine gesundheitlichen Auswirkungen schließlich eine Arbeitsgruppe beauftragt, die sich aus
auf die ältere Bevölkerung zu diskutieren und Strategien Vertretern von KLIMZUG-Nordhessen und den beteiligten
für eine Vorsorge zu entwickeln. Rund 40 Personen aus Organisationen zusammensetzte. Ihr übergeordnetes Ziel
der Gesundheitswirtschaft, der kommunalen Altenhilfe, war es, ein für alle Beteiligten transparentes, einheitli-
dem Wohnungsbau, der öffentlichen Verwaltung, den ches und verbindliches Vorgehen zu erarbeiten. Die
Kirchen und dem Einzelhandel nahmen an der Konferenz Umsetzung sollte während der Sommermonate erfolgen.
teil. Das Diakonissenmutterhaus Kassel, vertreten durch Die Arbeitsgruppe entwickelte Arbeitsabläufe, Arbeits-
seine Oberin, brachte hier die Idee eines Hitzetelefons hilfen (Dokumentationsbögen etc.), ein Schulungskon-
ein. Gleichzeitig signalisierte sie die Bereitschaft, an der zept für die ehrenamtlichen Anruferinnen und Anrufer
Projektierung und Umsetzung verantwortlich mitzuwir- sowie die dazugehörigen Schulungsmaterialen. Realisiert
ken. Auch andere Anwesende – Mitarbeiter aus ambulan- wurde das Hitzetelefon durch den Seniorenbeirat der
ten Pflegediensten, Arztpraxen und Apotheken – zeigten Stadt Kassel und das Diakonissenmutterhaus Kassel.
23
GESUNDHEIT
Internet http://www.stadt-kassel.de/miniwebs/gesund/15417
24
Beteiligte Institutionen
Gesundheitsamt Region Kassel
Hochschule Fulda, Fachbereich Pflege und Gesundheit
Ortsbeirat Kassel-West
Vereinigte Wohnstätten von 1889 eG
Nachbarschaftshilfetreff Hand in Hand e. V. West
Evangelisch-freikirchliche Gemeinde Kassel-West
Diakoniestationen der Evangelischen Kirche Kassel
Kurhessisches Diakonissenmutterhaus Kassel
Seniorenbeirat Stadt Kassel
Klimaanpassungsakademie
Hausärztliche Praxis Dr. Popert
Kassel-West e. V.
GUTE-PRAXIS-CHECK
Wirksamkeit
Robustheit
Nachhaltigkeit
Flexibilität
Finanziell tragbar
Positiver Nebeneffekt
25
GESUNDHEIT
26
28
FORSTWIRTSCHAFT
29
FORSTWIRTSCHAFT
Das Szenario geht im Vergleich zu anderen Szena- Im Herbst 2013 startete zudem ein Projekt für den
rien von einem mittleren Anstieg der CO2-Konzen- Waldumbau in den mittleren, Hoch- und Kammla-
tration aus. ThüringenForst hat gezielt nur dieses gen des Thüringer Waldes. Diese Standorte sind
eine Szenario gewählt. „In der praktischen Arbeit geprägt von Fichtenreinbeständen gleichen Alters.
ist ein Zeithorizont von 100 Jahren auch für Förster In der Modellregion traten in den 1940er-Jahren
schwierig zu fassen, weil man die Auswirkungen vermehrt Schäden durch Orkane und Borkenkäfer
selber nicht mehr miterlebt. Ein Prak- auf. Deshalb wurde bereits vor 50 Jahren das Ziel
tiker braucht einen festen Zeitho- formuliert, standortgerechte Misch- und Laub-
rizont, an dem er sich orientieren wälder zu etablieren. Schwierigkeiten
30
erheblichen Schnee- und Sturmbruchschäden“, erläutert
Profft. Darüber hinaus sind viele der Bestände stark vom
Rotwild geschädigt. Neben den wirtschaftlichen Einbu-
ßen war auch der Tourismus unmittelbar betroffen.
31
FORSTWIRTSCHAFT
mit mittlerer Extremstufe der angenommenen Treibhaus- würde, hätte dies hohe Schäden und Risiken und somit
gasemissionen wurde explizit den Baumartenempfehlun- unmittelbare Umsatzeinbußen zur Folge. Deshalb ist der
gen zugrunde gelegt. Der Thüringer Waldumbau soll also Waldumbau finanziell tragbar – trotz der hohen Kosten
bis zum mittleren angenommen Anstieg der CO2-Konzen- und auch wenn wir erst in 50 Jahren den Erlös verbuchen
tration in der Atmosphäre optimiert werden. „Es soll ein können“, so Ingolf Profft.
erfolgreicher, zukunftweisender Waldumbau erreicht
werden, der sowohl wirtschaftliche, gesellschaftliche Zur Planung und Umsetzung des Waldumbaus
und Umweltaspekte berücksichtigt. Bei dieser nach in Thüringen
haltigen Herangehensweise ist die Akzeptanz der Bevöl- Waldumbau ist ein Prozess. Seit den 1990er-Jahren wird
kerung unabdingbar“, verdeutlicht Profft. Wenn die er in Thüringen vorangetrieben. Der Grund: Historisch
Waldstruktur verändert wird, dann verändert sich auch bedingt herrschen in den Wäldern des Freistaats in wei-
das Erscheinungsbild des Waldes. Dadurch dass es mehr ten Teilen Reinbestände vor, die teilweise nicht standort-
Baumarten gibt, wird der Wald im Vergleich zur bisheri- gerecht sind. Etwa 8.000 Hektar Wald wurden seitdem
gen Monokultur vitaler, robuster und das Landschafts- im Staatswald durch Saat oder Pflanzung umgebaut,
bild wird verbessert. Somit steigt im Sinne eines positiven rund 6.000 Hektar im Privat- und Körperschaftswald. Die
Nebeneffektes die Attraktivität des Waldes für Freizeit Herausforderungen des Klimawandels führen dazu, dass
und Erholung. Gleichzeitig nimmt die Biodiversität zu. die bisherigen Aktivitäten noch stärker vorangetrieben
„Wenn im Wald weiter wie bisher gewirtschaftet werden werden. Bereits 2011 hat ThüringenForst die neuen Emp-
32
fehlungen für die Baumartenwahl mit den neu aufgeführ- Beteiligte Institutionen
ten Klimabereichen herausgegeben. An den Baum- ThüringenForst – AöR, Service- und Kompetenzzentrum, Gotha
artenempfehlungen haben Botaniker und Forstwissen- Thüringer Forstämter Frauenwald und Oberhof
schaftler gemeinsam gearbeitet. Um den Revierförstern Universität Göttingen, Institut für Waldbau
die für den Staatswald verbindlichen Baumarten- TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften
empfehlungen näherzubringen, wurden sie im Rahmen Johann Heinrich von Thünen Institut, Eberswalde
von halbtägigen Weiterbildungsveranstaltungen in klei- FH Erfurt, Fachbereich Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement
nen Gruppen geschult. Für Herbst 2013 sind im Rahmen Veterinärmedizinische Universität Wien
des Modellprojektes erste Pflanzmaßnahmen für den hüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten,
T
Bergwaldumbau geplant. Eine aktive Öffentlichkeits Naturschutz und Umwelt, Erfurt
arbeit begleitet die Maßnahmen. Wandervereine und Obere Naturschutzbehörde im Landesverwaltungsamt Weimar
Lokalpolitiker werden kontinuierlich informiert. Umweltverbände NABU Landesverband, Thüringen, Jena
BUND Landesverband Thüringen
Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald,
Schmiedefeld am Rennsteig
GUTE-PRAXIS-CHECK
Wirksamkeit
Robustheit
Nachhaltigkeit
Flexibilität
Finanziell tragbar
Positiver Nebeneffekt
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FORSTWIRTSCHAFT
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Wurzelsystem als gepflanzte Bäume. Der Waldumbau als
Teil der nachhaltigen, integrativen Forstwirtschaft im
bayerischen Staatswald berücksichtigt so die verschie-
denen Interessen – Wirtschaftlichkeit, Natur- und Was-
serschutz sowie den Wald als Naherholungsgebiet.
Beteiligte Institutionen
Bayerische Staatsforsten AöR, Regensburg
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LANDWIRTSCHAFT
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LANDWIRTSCHAFT
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aufgenommen. „Dies ist besonders wichtig“, betont Axel Boden- und Nährstoffver-
Friese, Leiter des Fachdienstes Landwirtschaft im Land- luste werden aufgrund der
kreis Waldeck-Frankenberg, „denn die besten Erfolge in größeren Robustheit des
der Beratung von Landwirten erzielt man, wenn man Anbausystems gegenüber
Demonstrationsversuche in Praxisbetrieben vor Ort klimatischen Verände-
anlegt. Für den Landwirt ist es wichtig, Anschauungsbei- rungen effektiv reduziert.
spiele in der Region unter den spezifischen Bedingungen Die Kombination ver-
der Standorte betrachten zu können. Dann steigt die schiedener Arten erhöht
Bereitschaft, sich mit Alternativen auseinanderzusetzen die Flexibilität. Unab-
und diese zu übernehmen“, so Axel Friese. hängig vom Klima-
szenario geht der
Pro Jahr werden Mischanbau mit zu-
ANBAU EINER zwei Kulturen nehmender Ertrags
auf den Demons- stabilisierung einher.
Winterkultur trationsflächen
angebaut. In dem Zusätzlich kann als positiver
ERHÖHT DIE JÄHRLICHEN
ERTRÄGE sogenannten Nebeneffekt die Biodiversität
Zweikult uren- durch die erhöhte Anzahl angebau-
Nutzungssystem ter Pflanzenarten zunehmen. Die
wird beispiels- Umsetzung vor Ort stellt für die
weise im Herbst eine Winterkultur aus Wintererbse und Landwirte keine Hürde dar, da sie
Roggen gesät und im Frühjahr Mais. Der Erntetermin der mit dem derzeitigen Stand der Technik
Erstkultur liegt vor der maximalen Biomassebildung, erfolgen kann. Allerdings muss der erhöhte Aufwand
damit für die Zweitkultur noch ausreichend Vegetations- aufgrund von Anbau und Ernte von zwei Kulturen im
zeit bleibt. Jahr durch höhere Erträge ausgeglichen werden. Dafür
sind Arten- und Sortenwahl entscheidend. So kann die
Die Herausforderung besteht darin, die Artenkombina- Anpassungsmaßnahme zur wirtschaftlichen Stabilität
tion mit den Sorten zu finden, die unter lokalen Bedin- des Betriebs beitragen.
gungen am besten gedeihen. Bisherige Untersuchungen
zeigten: Mit dem Zweikulturen-Nutzungssystem können Zur Planung und Umsetzung der Demonstra
stabile und hohe Erträge erzielt werden, die mit positiven tionsflächen
ökologischen Effekten einhergehen. Dies gleicht den Die beiden Demonstrationsvorhaben wurden seitens
erhöhten Aufwand gegenüber herkömmlichen Anbausys- KLIMZUG-Nordhessen von Wissenschaftlern aus dem
temen aus. Allerdings besteht weiterhin großer Bedarf an Bereich der Agrar- und Rechtswissenschaften sowie von
der (Weiter-)Entwicklung geeigneter Pflanzensorten. den Klimaanpassungsbeauftragten der beiden Land-
kreise begleitet. In den Landkreisen sind die Leiter der
Zu den Kriterien für gute Praxis Fachbereiche Landwirtschaft, Wasser und Boden sowie
Das Zweikulturen-Nutzungssystem stellt eine wirksame der Unteren Naturschutzbehörden die maßgeblichen
Anpassungsmaßnahme dar. Ertragseinbußen sowie Akteure. Zudem sind der Landesbetrieb Landwirtschaft
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LANDWIRTSCHAFT
Hessen als fachliche Beratungsinstitution und die Kreis- kommission des Schwalm-Eder-Kreises, der Naturland-
landwirte als berufsständische Vertretung eingebunden. stiftung Hessen e. V. des Schwalm-Eder-Kreises und von
Im Schwalm-Eder-Kreis wurde im Frühjahr 2012 mit der der Biogas Homberg (Efze) GmbH & Co. KG. Im Landkreis
Anlage der Demonstrationsflächen begonnen. Die Anbau- Waldeck-Frankenberg wurde mit der Anlage der Demons-
varianten wurden von den beteiligten Akteuren gemein- trationsflächen im Herbst 2012 begonnen. „Das Beson-
sam ausgewählt. Neben der großflächigen Aussaat von dere hierbei ist, dass ein ortsansässiger Landwirt die
Sommerkulturen (Mais, Hirse, Sonnenblumen, Getreide- Flächen bestellt. Dies schafft eine höhere Identifikation
Leguminosen-Gemenge) wurde auch eine Fläche mit mit den Flächen und dem Thema Klimaanpassung“,
sogenannten Exoten etabliert. Bei einer gemeinsamen betont Tanja Müller, Klimaanpassungsbeauftragte des
Veranstaltung der beteiligten Akteure im Juni 2012 mit Landkreises Waldeck-Frankenberg. Auch diese Demons-
Feldbegehung und Vorträgen nahmen über 60 Personen trationsflächen werden finanziell durch das BMBF und
aus Praxis und Beratung teil. mit Mitteln des Landkreises unterstützt.
Im August 2012 wurde eine weitere Feldbegehung mit Damit die Demonstrationsflächen erfolgreich etabliert
Multiplikatoren aus Naturschutz und Landwirtschaft werden konnten, wurden alle beteiligten Akteure früh-
durchgeführt. Finanziell unterstützt wird der Umset- zeitig eingebunden. „Fachlich und inhaltlich unter-
zungsverbund durch das vom Bundesministerium für schiedliche Ansichten konnten gemeinsam frühzeitig
Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt diskutiert werden. Die Ergebnisse der Diskussionen flos-
K LIMZUG-Nordhessen sowie von der Landwirtschafts- sen direkt in die Planung ein“, erklärt Tanja Müller. Dabei
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war die neutrale Position und moderierende Rolle der Beteiligte Institutionen
universitären KLIMZUG-Akteure hilfreich. Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende
Rohstoffe, Universität Kassel
Dieser Prozess verdeutlicht exemplarisch, wie regionale Fachgebiet Öffentliches Recht, Universität Kassel
Steuerungsstrukturen – beispielsweise die Einbindung Klimaanpassungsbeauftragte der Landkreise Schwalm-Eder
in das Fortbildungs- und Beratungsprogramm des LLH und Waldeck-Frankenberg
– realisiert und im Hinblick auf Klimaanpassungsaspekte Fachbereiche bzw. Fachdienste Landwirtschaft, Wasser-
und Bodenschutz, Naturschutz der Landkreise Schwalm-
verbessert werden können. Ein besonderer Erfolg des
Eder und Waldeck-Frankenberg
Projektes: Beide Landkreise führen die Demonstra
Kreislandwirte und Maschinenringe der Landkreise
tionsflächen nach der Laufzeit des Verbundprojektes Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg
K LIMZUG-Nordhessen weiter. Sie möchten weiterhin
Ingenieurbüro Schnittstelle Boden, Ober-Mörlen
klimaangepasste, ökonomisch tragfähige und ökologisch
Landkreis Waldeck-Frankenberg Fachdienst Dorf-
schonende Anbauverfahren fördern und etablieren. und Regionalentwicklung, Korbach
GUTE-PRAXIS-CHECK
Wirksamkeit
Robustheit
Nachhaltigkeit
Flexibilität
Finanziell tragbar
Positiver Nebeneffekt
Bei der Zweikulturnutzung wird noch vor der Reife die ganze
Pflanze der ersten Kultur für die Energiegewinnung genutzt.
41
LANDWIRTSCHAFT
Sie wächst sehr schnell und schafft eine gute Bodenqua- Beteiligte Institutionen
lität. Durch die Aufnahme großer Wassermengen redu- Biolandhof Freese, Rhauderfehn
ziert die Pflanze die Gefahr der Staunässe. Der Urroggen BMBF-Projekt nordwest2050
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43
44
HOCHWASSERVORSORGE
Renaturierter Weidigtbach 45
WASSERWIRTSCHAFT & HOCHWASSERSCHUTZ
HOCHWASSERSCHUTZ IN DRESDEN
Durch neue Rückhaltebereiche und verbesserte der Regenwasserbewirtschaftung und der Abflussver-
Abflussbedingungen beugt die Stadt Dresden hältnisse wurde außerdem das Bachbett aufgeweitet und
Hochwasserereignissen vor. naturnah gestaltet. Dezentrale Rückhaltebecken zur
Regenwasserbewirtschaftung ermöglichen die Abkopp-
Nach dem Jahrhundert-Hochwasser im Sommer 2002 hat lung vom Regenwassernetz der Stadtentwässerung.
Dresden ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept Gleichzeitig hat die Stadt Dresden dort das Wohnumfeld
erstellt. Aufgrund des beachtlichen Umfangs wird hier verschönert und einen Naturspielplatz mit Regenwasser
beispielhaft das Betrachtungsgebiet 5: Gorbitz, Gom- geschaffen.
pitz vorgestellt. Der Weidigtbach wurde zu DDR-
Zeiten als Entwässerungsvorflut naturfern D e r p a r a l le l
ausgebaut und begradigt, Sohle und Gewässer- zum Bach ver- DEZENTRALE, NATURNAHE
böschungen mit Rasengitterplatten und Stein- laufende Was-
setzungen befestigt. Dies führte dazu, dass es serlauf des Rückhaltebecken
weniger Überschwemmungsflächen gab und das Naturspielplat- ENTLASTEN DIE
Wasser schlechter abfließen konnte. „Deshalb wur- zes mit einer STADTENTWÄSSERUNG.
den in diesem Gebiet verschiedene Vorsorgemaß- Pumpe und ei-
nahmen durchgeführt, um den Weidigtbach nem k lei nen
und dessen Zufluss, den Gorbitzbach, auf Stauwehr lädt
Hochwasserereignisse vorzubereiten“, Kinder zum Spielen ein. Ein Fußweg, der entlang des
erklärt Harald Kroll vom Umweltamt Bachs führt, und eine standortgerechte Bepflanzung des
Dresden. Ufers mit Sträuchern und Bäumen machen das Gebiet
rund um den Weidigtbach zu einem neuen Naherho-
Für einen verbesserten Wasserrückhalt lungsgebiet. Da der Bach im Sommer nur nach Regener-
und bessere Abflussbedingungen des eignissen Wasser führt, mussten gleichzeitig die
Wassers baute die Stadt Dresden 18 Niedrigwasserflüsse im Sommer erhöht werden. Hierfür
naturnahe Rückhaltemulden und errich- drosseln die Mulden das Wasser und halten es so länger
tete ein Hochwasserrückhaltebecken. im Bach.
Die Mulden sind hintereinander angelegt
und werden bei Hochwasser nacheinan- Zu den Kriterien der guten Praxis
der über zwei drosselnde Rohre sowie „Bei dem Frühjahrshochwasser 2013 konnte sich die
zwei Hochwassernotentlastungen Wirksamkeit der Maßnahmen unter Beweis stellen und
geführt. Das Ergebnis: Die anliegenden den Erfolg des Projektes belegen“, verdeutlicht Kroll. „Die
Wohnbereiche und Straßen sind vor Verbesserung der ökologischen und biologischen Para-
Überflutung geschützt. Zur weiteren meter wird sich erst in den nächsten Jahren feststellen
Verbesserung des Wasserrückhalts, lassen.“
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„In der Regel versucht man, Maßnahmen auf Starkregen Zur Planung und Umsetzung des Dresdner
ereignisse zu bemessen, die statistisch gesehen alle 100 Hochwasserschutzes
Jahre vorkommen. Dies ist auch hier der Fall gewesen. „Erste Studien zum Umbaukonzept des Bachs und des-
Um aber gleichzeitig die variierenden Klimaprojektionen sen Einzugsgebietes lagen bereits 1999 mit Beschluss aus
zu berücksichtigen, haben wir bei unseren Planungen dem Stadtrat vor. Die Dringlichkeit aber zeigte erst das
den Starkregenkatalog des Deutschen Wetterdienstes
herangezogen und liegen nun bei unseren Maßnahmen
mindestens 15 Prozent über den Projektionen der Starkre-
genereignisse für unsere Region“, so Kroll. Da die ver-
wendeten Bemessungswerte deutlich über den statistisch
vorhergesehenen Extremwetterereignissen liegen, lassen
sich die Maßnahmen als robust bezeichnen.
Positiver Nebeneffekt der Maßnahmen: Durch die Rena- „In diesem Projekt konnten alle Be-
turierung des Gewässers wirken Bach und Grünbereich lange des Hochwasserschutzes und
rund um das Gewässer als Kaltluftschneise in Richtung darüber hinaus noch die des Natur-
Innenstadt. Im Sommer trägt dieser Bereich zu einem schutzes, Städtebaus und auch
positiven Stadtklima bei. Die finanzielle Tragbarkeit der soziale Interessen vereinigt werden.
Maßnahmen ist durch eine integrierte Herangehensweise Nur so kann ein Projekt erfolgreich
durchgeführt werden. Alle betroffenen
an das Gesamtprojekt ermöglicht worden. So wurde eine
Handlungsfelder müssen vereint
Strategie für das gesamte Einzugsgebiet erarbeitet, die es
werden – zum Nutzen der Gesamtheit.“
ermöglichte, dass verschiedene Förderungen, beispielsweise
Straßen- und Städtebaumittel sowie Mittel zur Verbesserung Harald Kroll, Sachgebietsleiter für Gewäs-
des Wohnungsumfeldes, in Anspruch genommen werden ser- und Bodenpflege, Hochwasserschutz
konnten. Dieses Vorgehen erleichterte die Finanzierung. der Stadt Dresden
47
WASSERWIRTSCHAFT & HOCHWASSERSCHUTZ
Internet www.dresden.de
extreme Hochwasserereignis im Sommer 2002 mit hohen der Flutmulden wurden früher landwirtschaftlich
ökonomischen, ökologischen und sozialen Schäden in genutzt. Auch hier mussten Gespräche geführt und Kom-
der Region“, sagt Kroll. promisse mit den zuständigen Agrargenossenschaften
geschlossen werden.
Durch das erforderliche Verwaltungsverfahren mit Plan-
feststellung, Umweltverträglichkeitsstudien, Beteiligung Hindernisse bei Entwicklung und Durchführung
der Öffentlichkeit und zusätzlichen Anträgen auf wasser- Die Aushandlungsprozesse mit den Flächeneigentümern
rechtliche Genehmigungen wurde die Grundlage zur stellten in diesem Projekt das größte Hindernis dar. Die
Umsetzung der Maßnahmen geschaffen. Zwangsmaßnahme der Enteignung ist zwar zielführend,
birgt aber weiteres Konfliktpotenzial in sich. „Man muss
Hilfreich war auch die Kooperation mit der Eisenbahner- mit den Betroffenen reden und kompromissbereit sein,“
genossenschaft, durch die die Umstrukturierung der betont Harald Kroll. In diesem Projekt war eine Einigung
Flächennutzung erst ermöglicht wurde. So konnten Flä- selbst da möglich, als es darum ging, landwirtschaftliche
chen getauscht, Parkflächen abgerissen und verschie- Nutzflächen mit guter Bodenqualität zu Flutmulden
dene Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt werden. „Davon umzustrukturieren.
haben alle etwas. Dadurch dass das Niederschlagswasser
der an den Bach grenzenden Siedlung direkt in den Ausblick
Weidigtbach abgeführt wurde, spart die Genossenschaft Derzeit werden in Dresden die Maßnahmen weiterentwi-
Gebühren ein. Und die Nähe zur Natur macht das Wohn- ckelt, um das Hochwasservorsorgekonzept kontinuierlich
gebiet jetzt noch attraktiver“, meint Kroll. Die Flächen zu verbessern und umfassende Vorsorge und Schutz zu
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gewährleisten. Hierzu gehört auch, der Bevölkerung
Informationen über Hochwassergefährdung und Schutz-
maßnahmen zur Verfügung zu stellen. Dieser Bereich auf
der Homepage der Stadt Dresden soll ausgebaut und ste-
tig aktualisiert werden. Bei der noch ausstehenden Rena-
turierung eines Teils des Weidigtbachs wird die Stadt
Dresden die anfallenden Kosten übernehmen.
Beteiligte Institutionen
Stadtverwaltung Dresden
Dresdner Verkehrsbetriebe
Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft Dresden
Freistaat Sachsen (Fördermittel)
BMBF-Projekt REGKLAM
GUTE-PRAXIS-CHECK
Wirksamkeit
Robustheit
Nachhaltigkeit
Flexibilität
Finanziell tragbar
Positiver Nebeneffekt
49
WASSERWIRTSCHAFT & HOCHWASSERSCHUTZ
50
Überflutungsflächen schaffen nun auch bei Starkregen-
ereignissen ausreichend Raum für Überschwemmungen.
Ein 240.000 Kubikmeter großes Hochwasserrückhalte-
becken kann bei starkem Regen das Wasser zusätzlich
zurückhalten und kontrolliert in den Oberlauf der Werse
weiterleiten. Die Maßnahmen konnten bei einem Hoch-
wasserereignis 2010 ihre Wirksamkeit unter Beweis stel-
len. Der Pegelstand in Ahlen lag deutlich unter früher
gemessenen Werten.
Beteiligte Institutionen
Stadt Ahlen
Stadt Beckum
Kreis Warendorf
Landesbehörden NRW
Wasser-Boden-Verband Ahlen-Beckum
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52
NATURSCHUTZ UND BIODIVERSITÄT
54
Pumpen schnell und schadlos in den Tidepolder abge- tigt und das gesellschaftliche Bedürfnis nach sicherer
führt werden. Dieser kann zusätzliches Wasser aufnehmen Abführung von Starkregenereignissen befriedigt. „Die
und damit dem angrenzenden ländlichen Raum Sicher- Renaturierungsmaßnahmen auf den Außendeichs
heit vor Überschwemmungen bieten. „Das Luneplate- flächen waren ein voller Erfolg. Entsprechende Moni-
Projekt war Ideengeber und Mitauslöser für ein gerade toringberichte belegen dies. Ein abschließendes
entstehendes, neues Projekt zur Klimaanpassung“, so Ergebnis kann aber erst nach Ablauf der 15-jährigen
Uwe von Bargen, Direktor für Umweltangelegenheiten Entwicklung auf Basis der Untersuchungsergebnisse
bei bremenports. festgestellt werden“, verdeutlicht Uwe von Bargen.
Pflege- und Managementpläne der jeweiligen Flächen
Im neuen, von der Metropolregion Bremen-Oldenburg sind für die Renaturierung sowie für den Erhalt der
geförderten Projekt „Klimaanpassung an der Unterwe- Flächen unabdingbar. In dem nachhaltigen Projekt
ser durch einen Tidepolder im Bereich der Dreptenie- konnte durch die Kompensation eine gesamt- und
derung“ wird analysiert, ob und wie ein Tidepolder hier regionalwirtschaftlich bedeutende Hafenentwicklung
zur Bewältigung des Klimawandels beitragen kann. Für realisiert werden. Es diente damit ebenso ökono
die Dreptenie- mischen wie ökologischen Interessen. Auch hat das
derung im Projekt eine sozial gerechte Entwicklung ermöglicht.
SCHÖPF- UND STAUANLAGEN Landkreis Cux- Lokale Bedürfnisse wurden von
HALTEN
haven soll eine bremenports berücksichtigt und
das Biotop integrierte Kli-
maanpassungs-
integriert. Letztlich bildete
dieses Projekt den
AUCH BEI ANHALTENDER TROCKEN-
strateg ie ent- Anstoß für die Nach-
HEIT AUSREICHEND BEWÄSSERT.
wickelt werden. haltigkeitsstrategie der
G epr ü f t w i rd brem ischen Häfen unter der
u. a., ob mit den Marke greenports.
Sedimenten der Weser ein Aufwachsen der Marsch
böden möglich ist und sie damit bei steigendem Meeres- „Eine alternativ geprüfte Deichrück-
spiegel nutzbar bleiben. Gleichzeitig sollen erlebbare verlegung wäre vor allem mit Blick
und nutzbare Tidelandschaften entwickelt werden. auf eingesparte Unterhaltungskosten –
zum Beispiel für das Sperrwerk – vermut-
Zu den Kriterien für gute Praxis lich kostengünstiger gewesen. Sie war
Das Projekt an der Luneplate wirkt sich in verschiede- jedoch politisch nicht durchsetzbar und
nen Klimaszenarien positiv aus – bei unterschiedlich hätte nicht die oben beschriebenen Vor-
projizierten Werten für den künftigen Meeresspiegelan- teile für das Wassermanagement mit sich
stieg wie auch für zunehmende Extremniederschläge gebracht. Damit wären auch die Möglich-
und längere Trockenphasen. Es ist daher besonders keiten zur Bewältigung von klimawandelbedingter
robust gegenüber den Folgen des Klimawandels. Die größerer Trockenheit sowie von Starkregenereignissen
Maßnahmen können durch das gezielte Wassermanage- nicht gegeben. Somit hätten die alternativen Maßnah-
ment wirksam den Lebensraum von Flora und Fauna men keinen höheren Nutzen gebracht“, erklärt der
stabilisieren. Lebensraumansprüche von Vögeln an Direktor für Umweltangelegenheiten. Das Projekt war
Nahrungs-, Brut- und Rastflächen werden berücksich- demnach finanziell tragbar.
55
NATURSCHUTZ & BIODIVERSITÄT
Zur Planung und Umsetzung des Öko- Luneplate und damit die zielgerichtete Entwicklung für
Ausgleichs auf der Luneplate den Naturschutz erwies sich als richtig und hilfreich“,
Im Rahmen des Verwaltungsverfahrens mit Planfest- erläutert Uwe von Bargen. Nach dem Auftakttreffen im
stellung und länderübergreifender Abstimmung wurde April 2013 wurden auch zum Planungsraum Dreptenie-
die Grundlage für die Umsetzung des Projektes geschaf- derung die Untersuchungen aufgenommen. Im Laufe
fen. Mittlerweile wurden Flächen des Kompensations- eines Jahres werden verschiedene Aktionsfelder und
projektes zu EU-Vogelschutzgebiet und FFH-Gebieten mögliche Effekte einer Klimaanpassung mittels Tide-
ernannt. Derzeit wird das Natura-2000-Gebiet Lune- polder betrachtet, bevor Vorschläge für die Weiterver-
plate zum nationalen Naturschutzgebiet erklärt. Ermög- folgung des Projektes vorgelegt werden.
licht hat dies unter anderem die großflächige, räumlich
und organisatorisch konzentrierte Umsetzung mehrerer Hindernisse bei Entwicklung und Durchführung
Kompensationsbedarfe an einem Standort – der Lune- Im Rahmen der Planfeststellung wurde auch eine
plate. „Ohne überzeugende, rechtlich und fachlich trag- Deichrückverlegung geprüft. Diese war jedoch in der
fähige Lösungen wäre das Projekt nicht in die Bevölkerung nicht akzeptiert und deshalb nicht durch-
Umsetzung gekommen. Die frühe Entscheidung zur setzbar. Aus diesem Grund entwickelte bremenports
Konzentration von Kompensationsbedarfen auf der das Polderkonzept mit Sperrwerk.
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Beteiligte Institutionen
Hafengesellschaft bremenports
enatorische Dienststellen für Umwelt, Wirtschaft und Häfen,
S
Bremen
Universität Bremen
BUND Landesverband Bremen
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung. Landwirtschaft
und Verbraucherschutz, Hannover
Landkreis Cuxhaven
BUND Landesverband Niedersachsen, Hannover
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Verschiedene Gutachter und Planungsbüros
GUTE-PRAXIS-CHECK
Wirksamkeit
Robustheit
Nachhaltigkeit
Flexibilität
Finanziell tragbar
Positiver Nebeneffekt
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NATURSCHUTZ & BIODIVERSITÄT
INTEGRIERTES LANDSCHAFTSPLANERISCHES
FACHKONZEPT DER HANSESTADT LÜBECK
Weitreichende Maßnahmen zur Anpassung der der Lübecker Bürgerschaft im Frühjahr 2014 verbindlich
Landnutzungen an den Klimawandel zum sein. In dem Konzept spielen Naturschutz und Biodiver-
Schutz der Biodiversität sind im Konzept fest sität eine wichtige Rolle. Die Lübecker Stadtverwaltung
verankert. will beispielsweise Artenwanderungen ermöglichen,
indem sie bestehende Biotopverbundnetze erhält und
Der Klimawandel und seine Folgen veranlassten die Stadt neue schafft. Artenrückzugsgebiete wie beispielsweise
Lübeck zu umfassenden Anpassungsmaßnahmen für die das im Südwesten gelegene Gebiet Grünes Hufeisen,
Flächen rund um Lübeck. Die Innovation: Weitreichende Moore und Feuchtwiesen sollen naturnah weiterentwi-
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und ckelt werden.
zum Schutz des Klimas werden bereits im Landschafts-
plan berücksichtigt. Dieser unterstützt als naturschutz- Hiervon profitieren insbesondere Arten, die an feuchte
fachliches Instrument die Planung der Freiflächen- und kühle Gebiete angepasst und bei steigenden Durch-
nutzung. schnittstemperaturen auf Rückzugsmöglichkeiten ange-
wiesen sind. Die geplanten Maßnahmen sind besonders
Die Inhalte des Landschaftsplanerischen Fachkonzeptes robust, denn: Je naturnaher und vielfältiger die Gebiete
fließen in den thematischen Landschaftsplan „Klima- bewirtschaftet werden, desto stabiler ist auch das öko
wandel in Lübeck“ ein. Dieser wird nach einem Beschluss logische System gegenüber äußeren Einflüssen.
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Die Umsetzung der Maßnahmen wird in Form von Bau-
leitplanung, Flächenerwerb und -verpachtung sowie
durch Erholungs- und Naturschutzmaßnahmen erreicht.
Die Maßnahmen haben so weitere positive Nebeneffekte
auf Umwelt und Gesellschaft.
Beteiligte Institutionen
Bereich Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz
der Hansestadt Lübeck
Entsorgungsbetriebe Lübeck
Ministerium und Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt
und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Kiel
BUND Lübeck
Feuerwehr-Stabstelle Hansestadt Lübeck
Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Deutscher Wetterdienst (DWD), Hamburg
Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau
59
60
VERKEHR
LKW-Fahrer
VOR HITZE AN BESONDERS
HEISSEN TAGEN.
62
noch den Warenaustausch mit Südeuropa sicherzustel-
len, hat das Unternehmen Ausweichstrecken ausgewählt.
Große Umwege und damit einhergehende Verspätungen
können so vermieden werden.
63
VERKEHR
bedeutende Mengen an CO2 pro Jahr ein. Auch der Image- entwickelt wie Paneuropa-Rösch eine Anpassungsstra-
gewinn für Paneuropa-Rösch gehört zu den vielen posi- tegie entwickeln und Schritt für Schritt umsetzen kann.
tiven Nebeneffekten der Maßnahmen. Jedoch ist es mit Um die erfolgreiche Umsetzung sicherzustellen, unter-
Blick auf eine nachhaltige Lebensweise grundsätzlich suchte und evaluierte Paneuropa-Rösch die Maßnahmen
erstrebenswert, Lieferwege zu verkürzen. auf Kriterien wie CO2-Reduktion und Kühlkettenausfälle
und kontrollierte die Ausweichstrecken. Auch die Kun-
Zur Planung und Umsetzung der Klimaanpas- denakzeptanz wurde überprüft. Mittlerweile sind die
sungsstrategie Maßnahmen in allen Standorten in Deutschland (Vechta,
Aufgrund veränderter Rahmenbedingungen im Trans- Bremen, Hamburg, Köln), Italien (Verona) und Polen
portmarkt sowie ökonomischer und ökologischer Über- (Pozna) realisiert.
legungen verlagerte Paneuropa-Rösch 2002 die Trans-
porte von der Straße auf die Schiene. „Die Entstehung des Hindernisse bei Entwicklung und Durchführung
Klimaanpassungskonzeptes war ein langwieriger Pro- Zunächst mussten IT-Plattformen und eisenbahntaugli-
zess“, betont Henrik Bramlage von Paneuropa- ches Equipment entwickelt werden. „Doch fehlten zu
Rösch. In wiederkehrenden Workshops wurde über ein- Beginn das Wissen bzw. die Erfahrung klimaoptimierter
einhalb Jahre gemeinsam mit nordwest2050 und weiteren Lösungen“, so Bramlage. Neue Arbeitsabläufe und Struk-
Kooperationspartnern ein Konzept entwickelt. Der erste turen mussten geschaffen, die Mitarbeiter geschult wer-
Workshop fand 2009 statt. Zunächst untersuchten die den. Über Marketingmaßnahmen wurden die Kunden
Teilnehmer, inwiefern das Unternehmen durch die Folgen informiert und aufgeklärt. Ebenso wurde die Akzeptanz
des Klimawandels betroffen ist. Daraufhin wurden Ideen am Markt überprüft.
64
Durch den kombinierten Straßen- und Schienenverkehr Beteiligte Institutionen
sind zudem höhere Fixkosten entstanden, da die Bahn- Forschungsverbund KLIMZUG
trassen fest gebucht werden müssen. Um den höheren „nord-west2050“, Bremen
GUTE-PRAXIS-CHECK
Wirksamkeit
Robustheit
Nachhaltigkeit
Flexibilität
Finanziell tragbar
Positiver Nebeneffekt
65
VERKEHR
KLIMAANGEPASSTE HALTESTELLEN
Durch klimaangepasste Haltestellen wird der rungen: Sie ist mit Displays ausgestattet, mit denen
Öffentliche Personennahverkehr in Nordhessen Wartende darüber informiert werden können, wenn
gestärkt. Busse oder Straßenbahnen aufgrund von extremen
Wetterereignissen ausfallen. Ein rutschsicherer Boden-
Wissenschaftliche Untersuchungen der Universität Kas- belag sorgt außerdem für Trittfestigkeit. Mit nur etwa
sel zeigen: Extremwetterereignisse und eine erhöhte 300 Euro Kosten pro Haltestelle ist die Foliennachrüstung
Anzahl an Hitzetagen können dazu führen, dass Bürge- finanziell tragbar. Zudem ist die Maßnahme bei starker
rinnen und Bürger eher das Auto statt den Öffentlichen Sonneneinstrahlung wirksam und damit besonders effi-
Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen. Dies wiederum zient. Auch ohne den zu erwartenden Temperaturanstieg
führt zu höheren Luftschadstoffwerten und einer stärke- spenden die Haltestellen im Sommer wohltuenden Schat-
ren Immissionsbelastung. Daher wurden im Rahmen des ten. Dies trägt zur Attraktivität des ÖPNV bei und fördert
Klimaanpassungsnetzwerks KLIMZUG-Nordhessen mög- damit als positiver Nebeneffekt indirekt auch den Klima-
liche Verbesserungen des ÖPNV ermittelt. schutz.
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67
68
TOURISMUS
Beteiligte Institutionen
•
•
•
•
70
„Wenn bei Minusgraden zu Saisonstart beschneit wird, Durch das erweiterte Angebot wird eine neue Zielgruppe
hält der Schnee sehr lange“, betont Birgit Weber, die Re- angesprochen, nämlich die der Jugendlichen und jungen
gionalmanagerin. Mit Ausnahme der Wanderwege wird Erwachsenen. Gleichzeitig wird auf die bestehende Win-
der Schneeberg, der höchste Berg im Fichtelgebirge, nicht ter-Infrastruktur zurückgegriffen und diese für
touristisch genutzt. Das Naturschutzgebiet auf dem Sommeraktivitäten genutzt.
Schneeberg, das eines der letzten Auerhuhn-Vorkommen
außerhalb der Alpen beherbergt, wurde bewusst Weil die Skilifte nun auch im Sommer verwendet
geschont. werden können und die Rundwege für Sommer- wie
Wintersportarten nutzbar sind, lassen sich die Angebote
Eine neu errichtete, 2,6 Kilometer lange (Ski-)Rollerbahn des Nordic Parc bei verschiedenen klimatischen Bedin-
steht im Winter Langläufern, im Sommer Inline-Skatern, gungen verwenden. Das touris-
Joggern und Radfahrern zur Verfügung. Auch die Trend tische Angebot ist robust
sportart Nordic Cross – eine Art Skilanglauf mit Roll gegenüber zukünfti-
skiern – kann im örtlichen Nordic-Cross-Center erlernt gen Klimaverände
und auf der Rollerbahn getestet werden. Die Besucher des rung en. Zudem
Nordic Parc können sich unter www.nordic-parc.de lassen sich viele
tagesaktuell über die Schneesituation und den Zustand Angebote, etwa
der Loipen informieren. Zudem sind das aktuelle Loipen- die Wander-
St r e c ke n ne t z wege, relativ
und Winterwan- kostengünstig
DIE NUTZUNG DER SEILBAHN derkarten abruf- modifizieren,
DURCH MOUNTAINBIKER
bar. Auf dem w a s f ü r d ie
im Sommer zentralen Inter-
netportal finden
Flexibilität des
Projektes spricht.
ERHÖHT DIE AUSLASTUNG DER
TOURISTISCHEN INFRASTRUKTUR. sich auch Infor-
m at i o n e n z u Durch die Kombina-
den Mountain- tion von EU-Fördermit-
bike-Strecken teln, Stiftungsgeldern und
sowie zu weiteren Winter- und Sommersportarten. privaten Mitteln war das Vorha-
„Sobald die ersten Schneeflocken fallen, nimmt die ben für die Region außerdem finanziell tragbar. Ein posi-
Anzahl der Klicks auf die Website rasant zu“, so Birgit tiver Nebeneffekt: Durch die Anforderungen des
Weber. Förderprogramms LEADER zu Vernetzung und Koopera-
tion konnte die Zusammenarbeit über die Gemeindegren-
Zu den Kriterien der guten Praxis zen hinweg stark verbessert werden. Das Projekt zielt
Die vielen Einzelprojekte stellen den Tourismus im Fich- darüber hinaus auf nachhaltigere Strukturen für Natur
telgebirge auf mehrere Standbeine. Sie sind wirksame und Gesellschaft ab. Langfristig müssten dafür jedoch
Maßnahmen, um dem Klimawandel zu begegnen und die energieintensive Beschneiungsanlagen aufgegeben und
Region auch ohne Schnee für Besucher attraktiv zu auch im Winter neue attraktive Tourismusangebote
gestalten. Die Umsetzung des Projektes eröffnet Chancen, geschaffen werden. Durch das breitere Angebot und die
neue Marktsegmente für den Tourismus zu erschließen. zunehmende Attraktivität sind auch private Unternehmen
71
TOURISMUS
auf die Region Fichtelgebirge aufmerksam geworden. gemeinsam an einem regionalen Entwicklungskonzept
E i n besonders gelungenes Beispiel dafür ist die gearbeitet. Die Konzeptentwicklung wird aus Mitteln der
Wiederinbetriebnahme einer Unterkunft mit Gastwirt- Europäischen Strukturfonds finanziert, beispielsweise
schaft, die Fahrräder und Zubehör an die Nutzer der der Programme zur Stärkung des ländlichen Raums
Downhill-Strecke verleiht. Auch wurde im Fichtelgebirge LEADER+ und Leader in ELER. Das Konzept setzt auf
Deutschlands erster Ziplinepark eröffnet. Per Seilrolle regional angepasste Maßnahmen, um die Lebens- und
gleiten die Besucher dort in hohem Tempo den Berg Aufenthaltsqualität für Tagesgäste, Urlauber und Bewoh-
hinab. ner der Mittelgebirgsregion zu verbessern. Hierbei wer-
den vor allem die Herausforderungen des Klimawandels
Zur Planung und Umsetzung der Wohlfühlregion für den Tourismus aufgegriffen. Die Bürgerinnen und
Fichtelgebirge und des Nordic Parc Bürger aus der Region waren nicht nur Ideengeber für die
Elf Gemeinden haben sich im nordöstlichen Teil des Maßnahmen, sie halfen auch in den verschiedenen
Landkreises Bayreuth im Verein Wohlfühlregion Fichtel- Arbeitskreisen, etwa bei der Stärken-Schwächen-Analyse
gebirge zusammengeschlossen. Seit 2006 haben sie der Region.
72
Hindernisse bei Entwicklung und Durchführung
„Während der Planung zeigte sich, dass es nötig war, die
beteiligten Personen, Behörden, Kommunen, Unterneh-
men, spätere Nutzer und uns – die Geschäftsstelle der
Wohlfühlregion Fichtelgebirge als Koordinator und Ver-
mittler – an einen Tisch zu holen“, betont die Regional-
managerin. Erst nach einem gemeinsamen Treffen mit
allen Beteiligten konnten Zweifel am Schutz von Forst-,
Wasser- und Naturschutzgebieten ausgeräumt werden.
Ausblick
„Für den Erfolg des Projektes musste erst ein Umdenk-
prozess stattfinden. Dieser Prozess ist erfolgreich gestar-
tet, aber noch längst nicht abgeschlossen“, meint Weber.
Der Erfolg ließe sich unter anderem daran erkennen, dass
der westlich angrenzende Landkreis nun die Loipen
kooperation übernehmen möchte.
Beteiligte Institutionen
Verbände, Behörden und Kommunen des Fichtelgebirges
Lokale Unternehmen
Wintersportvereine, weitere lokale Vereine
Mittelgeber
GUTE-PRAXIS-CHECK
Wirksamkeit
Robustheit
Nachhaltigkeit
Flexibilität
Finanziell tragbar
Positiver Nebeneffekt
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TOURISMUS
KRUPP-PARK IN ESSEN
Ein innerstädtischer Park auf einer ehemaligen Hauptverkehrsstraße im Krupp-Gürtel und der neuen
Industriebrache sorgt für ein günstiges Stadtklima. ThyssenKrupp-Hauptverwaltung angefallen ist.
Fünf Hügel wurden modelliert, die entlang eines
Im rund 230 Hektar großen Krupp-Gürtel in Essen wer- Hochtals aufgereiht sind. Auf diesem Landschaftsbau-
den Industriebrachen der ehemaligen Gussstahlfabrik werk entstanden Wiesen, auf denen vereinzelt
der Firma Krupp zu hochwertigen Büro-, Gewerbe- und Bäume stehen.
Wohnstandorten entwickelt. Der Krupp-Gürtel liegt zwi-
schen dem Stadtkern von Essen und dem dicht bebauten Andere Flächen
Stadtteil Altendorf. Damit diese Innenentwicklung, also DIE LANDSCHAFTLICHE werden sich in
die bauliche Verdichtung im Siedlungsbereich, sich den nächsten
stadtklimatisch nicht zulasten der Bewohner auswirkt, Gestaltung Jahren zu Wald
wird im Krupp-Gürtel der über 20 Hektar große Krupp- entwickeln, der
DES PARKS VERBESSERT DIE
Park angelegt. Er sorgt dafür, dass die dicht bebauten VERSORGUNG MIT KALTLUFT. an heißen Ta-
Bereiche nicht zu Wärmeinseln zusammenwachsen, in gen Schatten
denen kein Luftaustausch mehr stattfindet. Die ersten spendet. Wege
beiden Bauabschnitte des Parks wurden 2009 bzw. 2012 und fünf Spiel-
eingeweiht. Das Gelände dieser beiden flächen laden Kinder, Jugendliche und Erwachsene zur
Abschnitte lag Erholung in kühlerer Luft ein. „Dadurch dass wir das
Grundstück aus der Tiefenlage herausgeholt haben und
ein Gefälle zu angrenzenden Baugebieten entstanden ist,
kann nun kühle Luft in deren Richtung abfließen“,
erklärt Wolfgang Golles von der Stadt Essen. Diese kühle
Luft entsteht durch die Verdunstung von
Wasser in den Baumkronen, auf den Wie-
sen und über einem etwa 9.100 Kubikmeter
großen See.
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und die biologische Vielfalt gesichert. Der Park schafft
eine unverwechselbare städtebauliche Adresse. Unter
anderem deshalb zog ThyssenKrupp 2010 mit seiner
Hauptverwaltung von Düsseldorf zurück nach Essen in
die Nachbarschaft des Krupp-Parks. Als Naherholungs-
gebiet stärkt der Park den Stadtteil Altendorf, ein Gebiet
mit besonderem Erneuerungsbedarf. Er wertet das Wohn-
umfeld auf und trägt somit zu einer positiven Atmosphäre
in der Gegend bei.
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STADT- UND FREIRAUMPLANUNG
gen, dass das Projekt gesamtwirtschaftlich einen hohen tebauliche Planung für den Krupp-Gürtel eingebracht. Es
Nutzen hat. „Grün dient in Essen als ein Motor der Stadt- erfolgte also eine Integration der Maßnahmen zur Ver-
entwicklung und hat sicher auch dazu beigetragen, dass besserung des Stadtklimas in ohnehin stattfindende Pla-
das manager magazin (5/2013) der Stadt Essen beschei- nungsprozesse.
nigt, dass keine andere Stadt in Deutschland seine wirt-
schaftlichen Zukunftsaussichten seit 2008/2009 so stark Auf der Grundlage der städtebaulichen Planung wurden
verbessert hat“, erläutert Wolfgang Golles. Dies sei ein Fördermittel im Rahmen des Programms „Stadtumbau
wichtiger positiver Nebeneffekt. West: Bochold/Altendorf-Nord“ beantragt und Grund-
stückskaufverträge für das Gelände des Krupp-Parks mit
Zur Planung und Umsetzung des Krupp-Parks ThyssenKrupp geschlossen. Ab 2007 wurden der Krupp-
In den 1990er-Jahren wurde der Stadtökologische Beitrag Park, die neue Hauptverkehrsstraße im Krupp-Gürtel und
für den Essener Norden erarbeitet. Dabei wurde festge- die ThyssenKrupp-Hauptverwaltung gebaut. Ein grund-
stellt, dass auch im Essener Westen ein Park von Vorteil legendes Anliegen bei der Planung und Anlage des
wäre: für die Naherholung, zur Sicherung der biologi- Krupp-Parks bestand darin, die Menschen, die sich hier
schen Vielfalt, für den ökologischen Umbau des Emscher- erholen werden, frühzeitig einzubeziehen. Deshalb wur-
systems, zum Schutz des Klimas und für ein günstigeres den ThyssenKrupp und vor allem die Menschen in Alten-
Stadtklima. Dieses Ergebnis wurde ab 2000 in die städ- dorf beteiligt. Im Rahmen des Partizipationsprojektes
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„Heimatgefühle“ wurden Pflanzaktionen sowie Baustel- Ausblick
lenführungen durchgeführt. Kinder und Jugendliche Ab 2015/16 ist der dritte Bauabschnitt des Krupp-Parks
beteiligten sich an der Planung und dem Bau der Spiel- geplant. Ferner beabsichtigt die Stadt Essen die kühlende
plätze, und alle gemeinsam feierten die Eröffnung. Auch Wirkung von Pflanzen als Beitrag zum Stadtklima näher
Patenschaften für die Grünflächen und Spielplätze wur- zu untersuchen.
den übernommen – von Bürgerinnen und Bürgern sowie
von Schulen. „Sie freuen sich über die positive Entwick-
lung, die der Krupp-Park in ihrem Stadtteil ausgelöst hat, Beteiligte Institutionen
und wollen deshalb Verantwortung für ‚ihren‘ Park über- Stadt Essen
nehmen“, so Wolfgang Golles. ThyssenKrupp, Essen
Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft
Universität Duisburg-Essen
Landschaftsarchitekten
Bauingenieure
Bau- und Gartenbaufirmen
Essener Arbeits- und Beschäftigungsgesellschaft
Bürgerinnen und Bürger sowie Schulen
GUTE-PRAXIS-CHECK
Wirksamkeit
Robustheit
Nachhaltigkeit
Flexibilität
Finanziell tragbar
Positiver Nebeneffekt
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STADT- UND FREIRAUMPLANUNG
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Bereits 52 Prozent der Stadtfläche in Frankfurt sind
grüne Freiräume und Wasserflächen.
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SCHLUSSWORT
Mit der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klima- Oftmals liegt die Herausforderung bei der Umsetzung der
wandel sind 2008 Ziele und Grundsätze sowie vielfältige Anpassungsprojekte darin, vielfältige Interessen unter
nationale Handlungsoptionen der Klimaanpassung auf- einen Hut zu bringen. Die Beispiele zeigen ebenso, wie
gezeigt worden. Im nationalen „Aktionsplan Anpassung“ mit diesen Herausforderungen umgegangen werden
der Bundesregierung wurden diese 2011 mit Aktivitäten kann. Dialog und Beteiligungsprozesse haben dabei
des Bundes hinterlegt. Gleichzeitig wurde auf die beson- geholfen, die Projekte erfolgreich umzusetzen. Die Bei-
dere Bedeutung der Kommunen als zentrale Akteure ver- spiele belegen, wie die Anpassung an den Klimawandel
wiesen, welche die Anpassung an den Klimawandel in bereits bestehende Arbeitsabläufe oder Projekte inte-
konkret vor Ort umsetzen. Wenn auch die Anpassung an griert werden kann. Um Anpassung an den Klimawandel
den Klimawandel noch ein sehr junges Themenfeld ist erfolgreich zu betreiben, werden viele gute Ideen benö-
und gute Handlungsansätze erst erprobt werden müssen, tigt, müssen viele unterschiedliche Akteure einbezogen
so zeigen die hier illustrierten Beispiele doch, wie eine werden und bedarf es lokal spezifischer Lösungen. Wir
erfolgreiche Anpassung auf regionaler und lokaler Ebene hoffen, Ihnen Ideen und Anregungen vermittelt zu
aussehen kann. haben, um eigene Projekte in die Wege zu leiten.
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FINANZIERUNGS- UND BERATUNGSMÖGLICHKEITEN
Möglichkeiten zur finanziellen Förderung Ihrer eigenen BMEL
Maßnahmen zur Anpassung an Folgen des Klimawandels (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft)
existieren inzwischen an verschiedenen Stellen. In die- / BMUB (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz,
sem Abschnitt können Sie sich über öffentliche Bau und Reaktorsicherheit)– Waldklimafonds. Gemein-
Förderprogramme sowie über weiterführende Informa- sam fördern die zwei Bundesministerien Maßnahmen zur
tionsangebote informieren (Stand: November 2013). Vorbereitung von Wäldern in Deutschland auf den Kli-
mawandel. Insbesondere sollen hier Synergien zwischen
KÜSTEN- UND HOCHWASSERSCHUTZ Klimaschutz, Anpassung und Erhalt der biologischen
Interreg IVB Nordseeprogramm Vielfalt unterstützt werden.
Das Förderprogramm zum nachhaltigen Management der → www.waldklimafonds.de
Umwelt bietet einen Fokus auf die Anpassung an und die
Reduzierung von Folgen des Klimawandels im Nordsee- ENTWICKLUNG VON ANPASSUNGSSTRATEGIEN
raum. UND UMSETZUNG VERSCHIEDENER EINZEL-
→ www.interreg-nordsee.de/prioritaet_2.html MASSNAHMEN
LIFE+ Programm 2014 – 2020
BMEL Das Programm wird voraussichtlich einen Schwerpunkt
(Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) zur Anpassung an den Klimawandel enthalten, über den
– Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruk- es u. a. die Entwicklung und Durchführung von Anpas-
tur und des Küstenschutzes“ (GAK). Im Entwurf des sungsstrategien sowie die Demonstration innovativer
Rahmenplans dieses Förderprogramms ist die Unterstüt- Anpassungsinstrumente fördert.
zung von Küsten- und Hochwasserschutzmaßnahmen → ec.europa.eu/environment/life/about/beyond2013.htm
vorgesehen.
→w
ww.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Foerde BMUB
rung/GAK/Rahmenplan2014.html (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit) – Förderprogramm für Maßnahmen
SICHERUNG VON BIODIVERSITÄT UND ÖKOSYS- zur Anpassung an den Klimawandel. Das BMUB fördert
TEMDIENSTLEISTUNGEN die Erstellung von Anpassungskonzepten in Unterneh-
BfN men, die Entwicklung von Bildungsangeboten im Bereich
(Bundesamt für Naturschutz) – Bundesprogramm Biolo- der Anpassung an Klimafolgen, die Durchführung kom-
gische Vielfalt. Mit diesem Bundesprogramm fördert das munaler Leuchtturmvorhaben sowie die Etablierung von
BfN Schutzmaßnahmen für bestimmte Arten und Hot- interkommunalen oder regionalen Verbünden zum Auf-
spots der biologischen Vielfalt in Deutschland sowie die bau von Kooperation in diesem Bereich.
Sicherung von Ökosystemdienstleistungen. Unter Dienst- → www.ptj.de/folgen-klimawandel
leistungen von Ökosystemen werden auch deren Beiträge
zur Anpassungsfähigkeit und zum Schutz vor Natur Weitere Fördermöglichkeiten finden Sie hier:
katastrophen wie Hochwasser verstanden. → www.klimascout.de
→ www.biologischevielfalt.de/bundesprogramm.html → www.foerderdatenbank.de
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WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN
ÜBERGREIFENDE UNTERSTÜTZUNG BEI DER ENTWICKLUNG
INFORMATIONSPORTALE VON MASSNAHMEN UND STRATEGIEN
Stadtklimalotse – Entscheidungsunterstützung
CSC – Climate Service Center für die Stadtentwicklung
→ www.climate-service-center.de → www.stadtklimalotse.net
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GLOSSAR
Extremereignis (oder Extremwetterereignis) Starkregen (auch: Starkniederschlag)
Eine präzise Definition gibt es nicht. Ein Extremwetter Man spricht von Starkregen bei großen Niederschlags-
ereignis weicht von bestimmten Durchschnittswerten mengen in einer bestimmten Zeiteinheit. Eine einheitli-
ab und weist eine sehr lange, unregelmäßige Wiederkehr- che Definition von Menge und Zeit, ab der man von
periode auf. Dürreperioden sowie sehr hohe Nieder- Starkregen spricht, existiert allerdings nicht. Eine Unwet-
schlagsmengen zählen zu den Extremwetterereignissen terwarnung wird beispielsweise vom Deutschen Wetter-
(nach „Klimawissen-Lexikon“ des Climate Service dienst herausgegeben, sobald Regenmengen von
Center). 25 Litern pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde über-
schritten werden (nach „Wetterlexikon“ des Deutschen
Klimamodell Wetterdienstes).
Mithilfe von Klimamodellen werden Wechselwirkungen
innerhalb des Klimasystems erforscht, das Klima vergan- Treibhausgase
gener Zeitabschnitte simuliert und Projektionen des Unter Treibhausgasen versteht man gasförmige Stoffe in
künftigen Klimas berechnet. Sie beruhen auf anerkann- der Atmosphäre, die zum Treibhauseffekt beitragen. Sie
ten physikalischen Gesetzen wie der Erhaltung von stammen aus natürlichen und anthropogenen Quellen
Masse, Energie und Impuls. (nach „Bildungsserver Wiki Klimawandel“ des Climate
Service Center).
Klimaprojektion
Klimaprojektionen sind mit Klimamodellen berechnete
mögliche, künftige Entwicklungspfade des Klimas. Diese
Entwicklungspfade hängen vom zeitlichen Verlauf der Danksagung
Emissionen von Treibhausgasen und Aerosolen (kleine, Über ein Jahr hat uns das „Handbuch zur guten Praxis
schwebende Teilchen) sowie von der zeitlichen Entwick- der Anpassung an den Klimawandel“ begleitet und wir,
lung weiterer auf das Klima wirkender Faktoren ab. Je die Autoren, möchten uns bedanken. Besonderer Dank
nach zukünftiger gesellschaftlicher oder technologischer gilt den Praxisakteuren, die sich sehr viel Zeit für Inter-
Entwicklung gibt es beispielsweise verschiedene Mög- views und Fotoaufnahmen genommen haben und jeder-
lichkeiten der künftigen Emissionen von Treibhausgasen. zeit für Fragen zur Verfügung standen. Ohne Ihre
Erfahrung und Mitarbeit wäre die Erstellung des Hand-
Emissionsszenarien buchs in dieser Form nicht möglich gewesen. Durch Sie
Emissionsszenarien sind Darstellungen der zukünftigen haben wir neue Erkenntnisse über Maßnahmen zur
Entwicklung des Ausstoßes von Treibhausgasen und wei- Anpassung an den Klimawandel gewonnen. Außerdem
teren Substanzen, die das Klima beeinflussen. Sie basie- möchten wir den Teilnehmenden des Workshops
ren auf Annahmen über die künftige Entwicklung von „Lebenswerte Stadt im Klimawandel“ des Kompetenz-
Wirtschaft, Bevölkerung und Technologie. zentrums Klimafolgen und Anpassung (KomPass) im
Januar 2013 danken. Die Ideen und Anregungen der kom-
Klimaszenario munalen Vertreter, die an dem Workshop teilnahmen,
siehe Klimaprojektion sind direkt in das Handbuch eingeflossen.
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