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Forstliche Bodenkunde und

Standortslehre
Sommersemester 2022
Boden

Was stellen Sie sich vor unter „forstlicher


Bodenkunde“, „Standort“,
„Standortslehre“???
• Standort auf Gneis im • Standort auf Jura, Schwäbische
Südschwarzwald Alb
• Tannen-Buchen Mischwald • Buchenwald
• Orthogneis; saure Braunerde; • Jurakalk, Rendzina
• Nd 1400 mm • Nd 750 mm
Beispiele: Waldgesellschaft vs. Bodeneigenschaften für Buchenwälder

Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3


Bodenklassifikation: Bodenklassifikation: Bodenklassifikation:
Rendzina Braunerde Podsol

Nat. Vegetation: Nat. Vegetation: Nat. Vegetation:


Hordelymo Fagetum lathyretosum Galio odorati Fagetum Luzula Fagetum vaccinietosum
Kalkbuchenwald, neutral pH, luzuletosum Vaccinio myrtillii-Abieti-Piceetum
nährstoffreich Saurer Buchenwald, mittlere Nährstoffarmer und stark
Nährstoffverfügbarkeit versauerter BuTaFi Wald
Beispiele: Waldgesellschaft vs. Bodeneigenschaften für Buchewälder

Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3


Bodenklassifikation: Bodenklassifikation: Bodenklassifikation:
Rendzina Braunerde Podsol

Nat. Vegetation: Nat. Vegetation: Nat. Vegetation:


Hordelymo Fagetum lathyretosum Galio odorati Fagetum Luzula Fagetum vaccinietosum
Kalkbuchenwald, neutral pH, luzuletosum Vaccinio myrtillii-Abieti-Piceetum
nährstoffreich Saurer Buchenwald, mittlere Nährstoffarmer und stark
Nährstoffverfügbarkeit versauerter BuTaFi Wald

Vaccinium myrtillis

Lathyrus vernus Galium odoratum


Beispiele: Waldgesellschaft vs. Bodeneigenschaften für Buchewälder

Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3


Bodenklassifikation: Bodenklassifikation: Bodenklassifikation:
Rendzina Braunerde Podsol

Nat. Vegetation: Nat. Vegetation: Nat. Vegetation:


Hordelymo Fagetum lathyretosum Galio odorati Fagetum Luzula Fagetum vaccinietosum
Kalkbuchenwald, neutral pH, luzuletosum Vaccinio myrtillii-Abieti-Piceetum
nährstoffreich Saurer Buchenwald, mittlere Nährstoffarmer und stark
Nährstoffverfügbarkeit versauerter BuTaFi Wald

Nährstoffe
pH
Biologische
Aktivität
Standortsklassifikation - Beispiele

Boden
Inhaltsübersicht
1. Modul Informationen: Personen, Lernziele, Vorgehen
2. Forstliche Standortslehre: Versuch einer Definition
3. Standortkunde aus bodenwissenschaftlicher Sicht
4. Verdeutlichung des Standortbegriffs und der Bedeutung der Böden am Beispiel der
Wuchsgebiete Baden-Württembergs
1. Informationen zum Modul

Beteiligte Personen

• Bodenökologie
Friederike Lang, Helmer Schack-Kirchner

• Verein für forstliche Standortskunde/ö-Konzept


Matthias Krug , Doris Knettel

• Forstverwaltung BW
Kathrin Hagge Ellhöft
Lernziele
• Fähigkeiten
– Prinzipien der Standortslehre kennen
– Für Waldwachstum relevante Bodeneigenschaften kennen und bewerten
– Bodeneigenschaften verknüpfen mit Klimaeigenschaften und Reliefeigenschaften
– Vegetationsbeschreibung und Bewertung im Hinblick auf Standortseigenschaften
– Boden- und Vegetationskundliche Geländeaufnahmen
– Typisierung von Standorten auf Basis von Faktorenkombinationen
• Kompetenzen
– Bodenwissenschaftliche Grundlagen zur Standortsbewertung
– Gesamtheit der Faktoren eines Standortes erfassen und bewerten
– Interpretation standortskundlicher Daten
– Koordination und Durchführung von Gruppenarbeit zur Beschreibung von Boden und Standort
Vorgehen

• In Vorlesungen und mit ergänzenden Texten werden Basisinformationen übermittelt


• Exkursionen vermitteln erste Einblicke in die Beschreibung und Bewertung von Böden
und Vegetation und das Verständnis von Böden im Ökosystem- und Landschaftskontext
• Übungen und Infotexte zum standardisierten Vorgehen im Gelände bieten
Informationen zum praktischen Vorgehen bei Boden- und Vegetationsbeschreibung
• Prüfungsleistung: Klausur (Individualleistung)
Programm

1. Vorlesungsteil

Datum Uhrzeit Ort Dozent Thema


 
26.04.23 14-17 Max Kade Lang Einführung: Standorteigenschaften von ökologischer Bedeutung

03.05.23 14-17 Max Kade Schack-Kirchner Bodenphysikalische Standorteigenschaften und deren Indikatoren

10.05.23 14-17 Max Kade Lang Bodenchemische Standorteigenschaften und deren Indikatoren

17.05.23 14-17 Max Kade Schack-Kirchner Klimatische Standorteigenschaften

24.05.23 14-17 Max Kade Lang/Hagge-Ellhöft Vegetation als Standortsmerkmal/Standortskartierung in der Praxis
 
Programm
2. Exkursionsteil:
Exkursionen finden in zwei Gruppen statt. Gruppe 1 (Anfangsbuchstabe Nachname A-L) hat Exkursionen am 7. und 22.
Juni, Gruppe 2 (Anfangsbuchstabe Nachname M-Z) hat Exkursionen am 14. und 28. Juni.

Um die Gruppengröße sinnvoll zu gestalten, werden Boden und Waldökologie Exkursion zweimal in gleicher Weise
durchgeführt.

Datum Uhrzeit Ort Dozent Thema


 
07.06.23 12.30-18 Exkursion Lang Bodenentwicklung und Bodenmerkmale: Südschwarzwald (Gruppe 1)

14.06.23 12.30-18 Exkursion Lang Bodenentwicklung und Bodenmerkmale: Südschwarzwald (Gruppe 2)

22.06.23 12.30-18 Exkursion Krug/Knettel Waldökologie (Gruppe 1):


Vegetationsgesellschaften und Standorteigenschaften auf
Karbonatgestein
29.06.23 12.30-18 Exkursion Krug/Knettel Waldökologie (Gruppe 2):
Vegetationsgesellschaften und Standorteigenschaften auf Karbonat
Programm

3. Übungsteil

Datum Uhrzeit Ort Dozent Thema


 
05.07.23 9-13 Max-Kade Schack-Kirchner Feldbodenkundliche Aufnahme/Standortaufnahme

12.07.23 9-13 Umgebung Schack-Kirchner + Geländeübung zur Boden- und Standortaufnahme (Gruppe 1,
Freiburg Tutoren Schönberg)

19.07.23 9-13 Umgebung Schack-Kirchner + Geländeübung zur Boden- und Standortaufnahme (Gruppe 2,
Freiburg Tutoren Schönberg)
25.07.23 9-12 Rundbau   Klausur
 
Standortslehre: Definition

Disziplin, die sich mit der Analyse, Bewertung, Klassifikation und Kartierung
von Standortseigenschaften/ Eigenschaftskombinationen befasst.

Die Standortskartierung erfolgt im Hinblick auf die menschliche Nutzung der


Wälder und berücksichtigt alle dafür relevanten Standortseigenschaften.

Die Ableitung von standortspezifischen Maßnahmen schafften die


Verbindung zu anderen Disziplinen (z.B. Waldbau, Waldwachstum)
Standorttypen sind wichtig zur Bewertung forstlicher Eingriffe im Bezug auf den
Nährstoffhaushalt:
Beispiel: Folgen der Vollbaumnutzung

Kölling 2013
Beides richtig – die Frage ist falsch:
WO braucht/verträgt der Wald Kalk?
Was ist mit „Standort“ gemeint?
Temperatur
Saisonalität
Zielorganismen: Bäume
Klima

Strahlung
Niederschlag
Topographie

Substrat
Vegetation, Bodenorganismen, Fauna Luft (O2, CO2) Wasser

Standort = Boden
Σ alle abiotischen Nährstoffe

Ökosystemeigenschaften ! Wurzelraum
Prinzip „Ökosystem“: Das Ganze ist mehr als die Summe der
Einzelteile

Beachte: Das Pflanzenwachstum wird von der Interaktion


der Standortfaktoren bestimmt, ebenso beeinflussen die
Pflanzen selbst die Standortfaktoren:

Die Wirkung verschiedener Faktoren kann sich in der


Kombination verstärken oder abschwächen
Prinzipien der forstlichen Standortskunde
Benötigte
Fähigkeiten:

Relevante Lage Klima Boden Vegetation


Eigenschaften
kennen und
Aufnehmen

Komplexizität
der Interaktionen
Berücksichtigen

Effektive Standort-
Eigenschaften
Standorttyp
Ableiten; Typisierung
Vornehmen; Raumbezug herstellen:
Standortskartierung

Kenntnis und Zuordnung Maßnahmen


standortgerechter
Maßnahmen
Alexander von Humboldt (1769 – 1859)
1807 erste phytogeographische Publikation

Gemälde von
Joseph Stieler 1843

Höhenzonen der Vegetation


Alexander von Humboldt (1769 – 1859)

Zonale Klassifikation der Vegetation

Gemälde von
Joseph Stieler 1843
Wilhelm Pfeil (1783-1859)

1831: “Das eiserne Gesetz des


Standörtlichen”

• Basis für viele waldbauliche Ansätze


vom 19. Jh. Bis heute
• Grundsatz: standörtliche Eigenschaften
kontrollieren Waldwachstum und
Antwort des Ökosystems auf spezifische
Eingriffe und müssen daher für die
forstliche Planung berücksichtigt
werden
Museum Adlerapotheke Eberswalde, um 1850
Stahlstich von Weyer und Singer
http://www.brandenburgisches-forstmuseum.de/pfeilundblechen.htm
Wilhelm Pfeil zum “Örtlichen”

"... das Forstwesen entschieden dadurch


zurückgebracht worden (sei), daß man sich
gar nicht um die Örtlichkeit kümmerte,
sondern ohne Rücksicht auf Boden und
Klima, auf die inneren und äußeren
Bedingungen, unter denen man
wirthschaften mußte, immer gleiche
Vorschriften für die Erziehung des Holzes
und die ganze Wirthschaftsführung gab."
Geschichte….

• 18. / 19. Jh – Erste Ansätze zur Standortsbeschreibung:

• Karten mit Behandlungseinheiten („Waldabteilungen“) , Symbole für


Bodenfruchtbarkeit (Geologie, Humusform) und Topographie

• Heinrich von Cotta (1763-1844):


Standortsgüteklassen I - X

• Emil Ramann (1893):


Buch „Forstliche Bodenkunde und Standortslehre“
Emil Ramann (1893):
„Forstliche Bodenkunde und Standortslehre“
„Ist das vorliegende Buch auch nur als erster Versuch zu
betrachten, so steht doch zu hoffen, dass es anspornend wirken
möge, die Forstliche Standortslehre auf die Höhe zu bringen,
welche sie erreichen muss, um für die Forstwissenschaft zu sein,
wozu sie berufen ist, die naturwissenschaftliche Begründung
des Waldbaues.“
Entwicklung bis heute
• „Anleitung zur Standorts- und Bestandesbeschreibung
beim
• Forstlichen Versuchswesen“ (Ramann 1909)
• Standortsgüteklassen, Standortsklassen werden in Bezug
zum Wachstumspotenzial der Baumarten gesetzt
(„Bonität“)
• Walter Wittich: Definition des forstlichen Standortes
• Unkoordinierte Weiterentwicklung der
Standortskartierung seit 1951
• AK Standortskartierung in der AG Forsteinrichtung (ed):
„Forstliche Standortsaufnahme“ (Erstauflage: 1953),
aktuelle Ausgabe von 2016
Einstufiges Verfahren
z.B. Bayern (seit 2013)
Zweistufiges Verfahren
z.B. Baden-Württemberg
Standortslehre: Inhalte

Charakterisierung Klassifizierung von Kartierung von Maßnahmen


und Bewertung von Standortsmerkmalen Standortseinheiten ableiten
Standortsmerkmalen („Standortseinheit“)

Schwerpunktsetzung der Lehrveranstaltung


Was ist Standortkunde aus bodenwissenschaftlicher Sicht?

Faktoren → Prozesse → Funktion(ieren)

• Identifikation „effektiver“ Prozesse und deren Steuergrößen


traditionell für Baumwachstum; aber auch Infos über Klimasensitivität, empfohlene
waldbauliche Maßnahmen oder Erfüllung ökologischer Waldfunktionen
• Die Herausforderung: Definition von Indikator-Eigenschaften („Proxies“) für diese
Prozesse
• Regionalisierung – Verortung von Standorteinheiten
Bodentypen
Die deutsche Bodensystematik („genetisches“ Klassifikationssystem)

Bodentyp

Faktoren Prozesse Merkmale

Ökolog.
Bodentyp: Eigenschaften
• Definiert durch Entstehungsgeschichte
• Diese führt zur Ausprägung von Bodenhorizonten
• Horizontabfolge ermöglicht Zuordnung zu Bodentyp
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Bodentyp als integrierende Bodeneigenschaft
Der Informationsgehalt des Bodentyps ist deshalb besonders groß, weil der Bodentyp
über mehrere pedogenetische und ökologische Eigenschaften integriert.

Aus: Waldzustandsbericht 2012, FVA BW


34
35
Bodenentwicklung
auf verschiedenen
Substraten

36
Bodentypen der Wuchsgebiete Baden-
Württembergs
Typische Böden der Wuchsgebiete Baden-Württembergs
und deren Potentiale/Herausforderungen
Rot gefärbt:
Grundgebirge

Weiß/gemustert:
Lockersedimente
Und Sedimentgesteine

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40
Wuchsgebiet Schwarzwald
• Waldreichstes Wuchsgebiet
• Westseite steiler Abfall zum Rheingraben mit tief eingeschnittenen Tälern auf Grund großer Höhengradienten die
das Wasser der Bäche schnell fließen lassen („rhenanischer Schwarzwald“, Einzugsgebiet Rhein – Nordsee)
• Ostseite flacherer Übergang in das Schichtstufenland („danubischer Scharzwald“, Einzugsgebiet Donau –
Schwarzes Meer)
• Das Wuchsgebiet deckt in klimatischer Hinsicht einen weiten Bereich ab, vom kollinen Bereich Richtung Rheintal
bis zum subalpinen Bereich auf den Erhebungen des Südschwarzwald
• Geologisch und im Hinblick auf die Böden ist Nord- und Südschwarzwald zu unterscheiden. Im Südschwarzwald
finden sich magmatischer (Granit) und metamorphe (Gneis) Gesteine des Grundgebirges. Im Nordschwarzwald
die Sedimentgesteine des Buntsandstein mit unterschiedlichem Tonanteil (tonreicher: Gesteine des unteren und
oberen Buntsandstein; tonärmer: Gesteine des Mittleren Buntsandstein)
• Entsprechend der pnV bestehen weite Flächen des Wuchsgebietes aus Buchen-Tannen Wäldern. 60% der Fläche
Hainsimsen-Buchenwald, 15% der Waldmeisterbuchenwald auf nährstoffreicheren Standorten, in größeren
Höhen und bei kühlen Kleinklimaten finden sich Hainsimsen-Fi-Ta Wald oder auch Beerstrauch-Fi-Ta Wald
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Südschwarzwald – Böden auf Granit

Podsol Prozess Ökologische Eigenschaft

Lösung sauer

Transport nährstoffarm

Fällung Wurzelmax:
Rohhumusauflage
Beispiel: Böden auf Granit - Podsol
Eisenhumuspodsol aus dem Waldviertel
Zur Wiederholung: Podsolierung
Podsolierung:
Verlagerung von Fe / Huminsäuren:
1.Mobilisierung
2.Transport mit fließendem Wasser, z. B. als Chelat
3.Immobilisierung/Ausfällung

Stahr et. al 2008 46


Zur Wiederholung:
Podsol Eigenschaften

Podsol (russ.: Asche)


Oh
diagnostische Merkmale:
• gebleichter Oberboden
• Ausfällungszonen unterhalb der Bleichung
(schwarz = Huminsäuren , Bh)
(rot = Eisen, Bs)
Ae
möglicherweise verfestigt: Orterde/Ortstein

Horizontierung:
Ae — Bs/Bh/Bsh — C(v)
Bs
Eigenschaften:
• extrem nährstoffarm
• nicht für Landwirtschaft geeignet

Humusform:
Rohhumus

Cv

Eisenpodsol (Lange Bramke) 47


Nordschwarzwald – Böden auf Buntsandstein

Wechsellagerung von tonreicheren und –ärmeren Lagen führt zur Pseudovergleyung

Pseudogley Stagnogley

Ah

Sw

Sd
Vom Bodentyp zu ökolog. Eigenschaften

Pseudogley Prozess Ökologische Eigenschaft

wechselfeucht

Reduktion
sauerstoffarm
Transport
schwer zu
druchwurzeln
Oxidation
Auf armen Substrat
Nährstoffprobleme
Wuchsgebiet Baar-Wutach
• Große Teile sind ein recht ebenes Hochland (700 – 1000 m),
nur der Abfall zum Hochrhein im Süden (auf 300 m) gestaltet
sich steiler.
• Teil der Schichtstufenlandschaft sowohl geologisch als auch
bodenkundlich sehr vielfältig,
• meist Buntsandstein mit Übergängen zu Muschelkalk,
Keuper, Schwarzem und Braunem Jura (= Lias und Dogger);
entsprechend finden sich Braunerden, Pseudogley,
Rendzinen, Terrae fuscae und Pelosole
• Im nördlichen Teil des Wuchsgebietes kein Monat ohne
Frost; Kaltluftseen in Senken stellen Standorte mit
besonders ungünstigen Klimabedingungen dar.
Neckarland
• Gäu (Muschelkalk)  meist landwirtschaftlich genutzt, teils
flachgründige Rendzinen, deren Wasserhaushalt bei Löss
Überdeckung günstiger wird
• Keuperbergland  hoher (Nadel)Waldanteil, z.B. Schwäbisch-
Fränkischer Wald; kleinräumiger Wechsel von sandigen und extrem
nährstoffarmen und tonigen, z.T. kalkhaltigen Böden mit guter
Nährstoffausstattung aber ungünstigen bodenphysikalischen
Eigenschaften
• Kraichgau: Löss geprägte Landschaft, Parabraunerden,
Erosionsanfälligkeit
Zur Wiederholung:
Tonverlagerung
Entstehung von Parabraunerden
1. Mobilisierung
Entkalkung  pH-Wert sinkt  K+
statt Ca2+
 Ton dispergiert

2. Transport
schnell bewegtes Wasser kann
dispergierte Tonteilchen mit sich in
tiefere Bodenschichten reißen.
Transport nur in groben Poren

3. Ablagerung
am Ende der groben Poren werden
die Tonteilchen „abfiltriert“. In
feinkörnigen Substraten entstehen
auf den Aggregatoberflächen
Tonhäutchen. In grobkörnigen
Substraten können Bänder
entstehen.

Stahr et. al 2008 52


Parabraunerde:

Parabraunerde Parabraunerde:
diagnostische Merkmale:
Ah
• Farbunterschiede zwischen den Horizonten
(Es wird nicht nur Ton verlagert sondern auch Fe-Oxide)

Al • Tongehaltsunterschiede (mind. 3% - 10%)

• evtl. Toncutane
(Tonhäutchen auf den Aggragat-
obflächen)

• kein Substratwechsel (Skelettgehalt)


Bt
Horizontierung:
Ah — Al — Bt — C(v)

typische Bodenbildung auf Löss; auch auf fluvialen


Schottern oder Moränen-Material
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Schwäbische Alb
• Kalksteine und Kalkmergel der Weißen Jura (= Malm).
• Der Steilrand der Schwäbischen Alb, der sie abgrenzt vom (nord)westlich
liegenden Neckarland, erreicht Meereshöhen von bis zu 1000 m.
• Die Albhochfläche ist eben bis leicht wellig und fällt leicht nach Osten hin ab.
• Niederschlagsmenge: 700 – 1000 mm, aber wegen flachgründiger Böden und
hoher Wasserdurchlässigkeit des Gesteins oft mäßig trockene bis trockene
Wasserhaushaltsstufe
• Niedrige Jahresmitteltemperatur (6,6 – 7,6) und in Kaltmulden teils ganzjährig
Frost möglich; teils hohes Risiko für Frostschäden und Nassschnee
• Weit verbreitet sind Rendzinen auf massiven Bankkalken auf auch auf Kalkschutt.
In ebenen Hochflächen sind die Böden tiefer entkalkt und es finden sich Terrae
fuscae mit hohem Tongehalt sowie Pelosole auf Kalkmergeln. Tiefgründig saure
Böden gibt es nur vereinzelt, auf Standorten mit sanidgem Sediment aus dem
Tertiär. Die Böden an den Hängen sind meist flachgründig und mit hohem
Skelettanteil.
55
Schwäbische Alb – Böden auf Jura-Kalken
Rendzina
• Flachgründig
• Geringe nFK (
Ah Trockenstress)
• Nährstoffe: potentiell K,
P und Fe Mangel
cCv
• Humusreich
• Stabile Bodenstruktur
(Krümelgefüge)
• Fichtenausschlussstandor
te (Stockfäule!!!)
Waldgesellschaft auf Rendzina
Nat. Vegetation:
Hordelymo Fagetum lathyretosum
Blatterbsen Buchenwald, mit
Edellaubhölzern (Spitzahorn, Esche,
Ulme)

neutral pH, nährstoffreicher Boden

Kalk-Zeiger in der Bodenvegetation


Lathyrus vernus,
Asarum europaeum,
Mercurialis perennis
Schwäbische Alb – entkalkte Böden auf Jura-Kalken
• T Horizont =
Terra Fusca Ah Kalklösungsrückstand
• Wasserversorgung von
Mächtigkeit bestimmt;
Standortskartierung
T unterscheidet daher
• Flachgründige: Ah+T < 30 cm
• Mittelgründige: Ah+T 30-60 cm
• Tiefgründige: Ah+T > 60 cm
• Nährstoffe: solange noch nicht
zu stark versauert recht gut
cCv

T ist diagnostischer Horizont für die Terra Fusca; laut Definition mehr als 65% Ton
Terra Fusca – Beispiel Bärenthal (Schäbische Alb)
• Der Boden ist bis 52 cm
entkalkt,
Kalksteinbröckchen
aber bereits ab 36 cm
• Der Boden weißt eine
gute
Nährstoffausstattung
auf
• Wasserverfügbarkeit
besser als bei der
Renzina
Kurzinfo zum Bestand und der
Waldbehandlung am Standort
Leitgeb et al. 2013
Südwestdeutsches Alpenvorland
• Tertiäre Senke, die mit Molassematerial gefüllt, und während/nach der Eiszeit mit
Moränen und Schotterfeldern überzogen wurde
• Altmoräne (Riß)
– Tief entkalkte Parabraunerden
– Nährstoffversorgung gut
– Physikalische Eigenschaften z.T. problematisch da zu Verdichtung neigend (z.T. sekundäre Pseudogleye)
– Z.T. wüchsige Standorte
– Altbestände mit hohem Fi-Anteil
– Waldumbau (Bu, Ta-Voranbau)
• Jungmoräne
– Pararendzinen und mitteltief entkalkte Parabraunerden (selten pseudovergleyt)
– Teils Pelosole auf Beckentonen
– Nährstoffversorgung der Praunerden meist gut
– Vor allem im Westen Buchenwälder mit hohem Edellaubanteil
• Hegau
– Vulkanische Böden, sehr nährstoffreich, schuttreich und flachgründig an Steilhängen
– Edellaub-reiche Bestände (Sommerlinde, Ulme, Esche)
Pelosol
Pelosole entstehen auf
tonreichem Ausgangsmaterial,
Wie zum Beispiel Beckentonen
oder Mergelton

Diagnostischer Horizont ist der P


Horizont mit Tongehalten über
45%

Die chemischen Eigenschaften


sind meist günstig mit guter
Nährstoffverfügbarkeit

Physikalische Eigenschaften
ungünstig, hoher
Totwasseranteil und schwer zu
durchwurzeln
Pelosol – ökologische
Eigenschaften

• Das auf der


vorangegangen Folie
dargestellte Bodenprofil
ist dem Buch
Waldböden, Leitgeb et
al. 2013 entnommen.
• Der Bestand am
Standort sowie die Lage
(Wuchsgebiet
Neckarland) sind hier
näher erläutert
Wuchsbezirk Hegau

Blick in die Landschaft des Hegau zwischen dem Bodensee und dem Schwarzwald. Die
Erhebungen sind Vulkanschote, die im Tertiär entstanden sind. Die erstarrte Lava (=
Basalt) ist nährstoffreich.
Odenwald
• Größtenteils auf Buntsandstein entwickelte Standorte
• Braunerden; z.T. podsoliert
• Zu Versauerung und Wasserstress neigende Standorte
• Buche, Fichte, Kiefer, Eiche als bedeutendste Baumarten
Oberrheinisches Tiefland
• Fluviale Sedimente der rezenten und früheren Rheinaue
• Schwarzwald-Vorbergzone mit Böden aus Muschelkalk und
Keuper, z.T. Jura, teilweise von Löß bedeckt.
• Günstiges Klima; hohe Temperaturen aber bei relativ hohen
Niederschlägen
• Auenböden, Rendzinen, Terra fusca und Parabraunerden
finden sich hier
Auenböden: Bodentyp Vega

M. Graf
Akkumulation von allochthonem Hohe Biomasseproduktion
organischem Material

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