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Die Brück am Tay

THEODOR FONTANE

28. Dezember 1879 IV


Und es war der Zug. Am Süderturm
When shall we three meet again? (Macbeth) keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
I und Johnie spricht: „Die Brücke noch!
„Wann treffen wir drei wiederzusamm'?" Aber was tut es, wir zwingen es doch.
„ Um die siebente Stund, am Brückendamm." Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
„Am Mittelpfeiler." die bleiben Sieger in solchem Kampf,
„Ich lösche die Flamm'." und wie's auch rast und ringt und rennt,
„Ich mit" wir krjegen es unter, das Element.
„Ich komme vom Norden her."
„ Und ich vom Süden." V
„ Und ich vom Meer." Und unser Stolz ist unsre Brück;
„Hei, das gibt einen Ringelreih'n, ich lache, denk ich an früher zurück,
und die Brücke muss in den Grund hinein." an all den Jammer und all die Not
„Und der Zug, der in die Brücke tritt mit dem elend alten Schifferboot;
um die siebente Stund?" wie manche liebe Christfestnacht
„Ei, der muss mit." hab ich im Fährhaus zugebracht
„Muss mit." und sah unsrer Fenster lichten Schein
„Tand, Tand und zählte und konnte nicht drüben sein."
ist das Gebilde von Menschenhand!"
VI
Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
II alle Fenstersehen nach Süden aus,
Auf der Norderseite, das Brückenhaus - und die Brücknersleut ohne Rast und Ruh
alle Fenster sehen nach Süden aus, und in Bangen sehen nach Süden zu;
und die Brücknersleutohne Rast und Ruh denn wütender wurde der Winde Spiel,
und in Bangen sehen nach Süden zu, und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
sehen und warten, ob nicht ein Licht erglüht es in niederschießender Pracht
übers Wasser hin ,lch komme' spricht, überm Wasser unten ... Und wieder ist Nacht.
,lch komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
ich, der Edinburgher Zug.' VII
„ Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"
III „Um Mitternacht, am Bergeskamm."
Und der Brückner jetzt: „Ich seh einen Schein „Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm."
am anderen Ufer. Das muss er sein. „Ich komme."
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum, „Ich mit"
unser Johnie kommt und will seinen Baum, „Ich nenn euch die Zahl."
und was noch am Baume von Lichtern ist, „ Und ich die Namen."
zünd alles an wie zum heiligen Christ, „Undich die Qual."
der will heuer zweimal mit uns sein - „Hei!
und in elf Minuten ist er herein." Wie Splitter brach das Gebälk entzwei!"
„Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand."

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