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Salmedin Mesihovic - Thallóczy
Salmedin Mesihovic - Thallóczy
Abstract: Lajos Thallóczy hat als einer der ersten Historiker im wissenschaftlichen
Publikationsorgan »Glasnik Zemaljskog muzeja« publiziert. Die vorliegende Arbeit
behandelt den Ursprung des Namens „Bosna“, den Thallóczy mit der frühen Salzge-
winnung in prähistorischer und antiker Zeit verknüpfte. Thallóczy betont die Be-
deutung philologischer Forschungen in einem Bereich, in dem die Primärquellen
sehr spärlich sind. Der Name „Bosna“ ist in seiner lateinischen Variante schon in
der frühen Antike bekannt. Er bezog sich allerdings nur auf den Fluss und nicht auf
das Land, weil sich der Oberlauf des Flusoes Bosna, auf den sich die Daten von
Velleius Paterculus und der Soliner Inschrift beziehen in den ersten Jahrzehnten des
ersten Jahrhunderts, im civitas der Desidiaten befunden hat. Vermutlich wurde diese
Bezeichnung in der Spätantike oder in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters auf
das Land übertragen.
Der Ursprung des Namens „Bosna“ erregt seit Jahrhunderten das Interesse von
Laien und Wissenschaftern. Eine ernsthafte wissenschaftliche Untersuchung
dieser Landes- und Flussbezeichnung, ihrer Entstehung, ihres etymologischen
Gehalts und ihrer Entwicklung setzte in Bosnien-Herzegowina fast gleichzeitig
mit archäologischen Forschungen ein.1 Schon im ersten Heft des „Glasnik Ze-
1 Dazu TOMASCHEK, Wilhelm: Die vor-slavische Topographie der Bosna, Herzegowina, Crna
Gora und der angrenzenden Gebiete. Mittheilungen der k.k. geographischen Gesellschaft in Wien
(=MGMW), 23(1880) S. 499; SAX, Carl: Ueber die Entstehung des Namens von Bosnien und
der ursprünglichen Umfang des bosnischen Banates. (= MGMW), Wien, 25(1882), S. 423–443.;
THALLÓCZY, Ljudevit: O znaøenju imena Bosna. Glasnik Zemaljskog Muzeja (=GZM),
1(1889/1) S. 5 – 11; DERS.: Über die Bedeutung des Namens Bosna. Wissenschaftliche Mitteilun-
gen aus Bosnien und der Hercegowina (=WMBH), 1(1893) S. 333–336; RÜCKER, Anton: Doda-
tak ølanku o imenu „Bosna“. Slana vrela u BiH. (=GZM), 1(1889/1) S. 11–12; DERS.: Salzquel-
len in Bosnien und Herzegovina. (=WMBH), 1(1893) S. 336–337.
66 SALMEDIN MESIHOVIÅ
herleitete. Erst Jahrhunderte später wurde im Zuge der Ausweitung des mit-
telalterlichen bosnischen Staatswesens die Bezeichnung Bosna auch auf die
Gebiete am Unterlauf des Flusses ausgedehnt. Möglicherweise hängt die
Übertragung des Flussnamens auf die Landesbezeichnung mit dem Nieder-
gang der oströmischen Herrschaft Anfang des 7. Jh. zusammen, also mit der
slawischen Besiedlung und dem Ausbau einer lokalen territorialen Verwaltung
durch die Awaren. Es ist jedenfalls kein Zufall, dass die Bezeichnung der Ban-
schaften Bosna und Usora, die sich mit dem Stromgebiet des Bosnaflusses de-
cken, ursprünglich Flussnamen waren.
Bathiatai
Im Unterschied zur Präzisierung der auf den Fluss Bathinus bezogenen Quel-
len7 sind die Schwierigkeiten bei der Erörterung der Frage nach der Gemein-
7 Früher wurde dieser Fluss mit Bednja im kroatischen Zagorje identifiziert, aber später wurde
diese Theorie von der wahrscheinlicheren These einer Verbindung zu dem heutigen Fluss Bos-
na verdrängt. Darüber siehe SARIA, Balduin: Bathinus flumen. Zbornik nauønih radova Ferdi
Šišiåu povodom 60 godišnjice ãivota (1869–1929), Zagreb, 1929, S. 137–142; DERS.: Bathinus
flumen. (=Klio: Beiträge zur alten Geschichte). Bd. 23. Leipzig, 1930. S. 92–97; DERS.: Bathi-
nus-Bosna. (=Klio). Bd. 26., Leipzig, 1933. S. 279–282; VULIÅ, Nikola: Antiøki spomenici naše
zemlje. (=Spomenik SKA) LXXV., Beograd, 1933, S. 1–89; DERS.: Le fleuve Bathinus. Bulletin
de æ Académie des lettres, Belgrade, 1. Beograd, 1935. S. 143–151; MAYER, Anton: Doprinosi
poznavanju rimskih cesta u Dalmaciji. VAHD LI, 1930-1934, 1940, 125–156+Krt. 1; DERS.: Die
Sprache der alten Illyrier, Bd. 1: Einleitung; Wörterbuch der illyrischen Sprachreste (Schriften
der Balkankommission. Linguistische Abteilung XV), Wien, 1957; BUDIMIR, Milan: Flumen
nomine Bathinus. (= Glas Srpske akademije nauka, knjiga 236), Beograd, 1959. S. 57–64; ALF-
ÖLDY, Géza: Bevölkerung und Gesellschaft der römischen Provinz Dalmatien. Mit einem Beitrag
von András Mócsy. Budapest, 1965. (Bathinus-Bosinus-Bosina-Bosna); BOJANOVSKI, Ivo:
Dolabelin sistem cesta u rimskoj provinciji Dalmaciji. (=ANU BiH, Djela, XLVII, CBI), Saraje-
vo, 1974, 192–202; DERS.: Bosna i Hercegovina u antiøko doba. (=ANU BiH, Djela, LXVI,
CBI, 6). Sarajevo, 51, i fus. 66; Arheološki leksikon Bosne i Hercegovine, Tom I- III; Mape 1-4;
Sarajevo: Zemaljski muzej, 1988, Tom I, S. 157; ZANINOVIÅ, Marin: Breuci od Sirmija do
Marsonije. (= Op. Arch). 27, Zagreb, 2003. S. 445; MÓCSY, András: Die Bevölkerung von Pan-
nonien bis zu den Markomannenkriegen. Budapest. 1959 S. 15–276) identifiziert ihn mit dem
Fluss Bosna, lässt aber auch »die Möglichkeit der Identifizierung mit dem Bacuntius«, d. h. mit
dem Fluss Bosuta zu. ŠAŠEL KOS, Marjeta: Octavian’s Campaigns (35–33 BC) in Southern Il-
lyricum. (= L’Illyrie méridionale et l’Épire dans l’antiquité 3. Actes du IIIe colloque international
de Chantilly, 16–19 octobre 1996). ed.: P. Cabanes. Paris, 1999. S. 261. verbindet die Bathiaten
mit dem Toponym Bantia bei dem Ohridsee Þ»The existence of hypothetical Banthiatae, rela-
ted to the toponym of Bantia, by lake Ohrid and identified with, elsewhere unattested, Appian
vs Bathiatae, was postulated by Mayer«. Aber das wäre ein wenig unlogisch, da das Gebiet um
den Ohridsee zuerst und wahrscheinlich schon früher unter römischer Herrschaft stand und da-
her keine Notwendigkeit bestand, es zu unterwerfen, und es war zudem das Innere der „Antoni-
us-Zone“. Etwas später korrigiert sich ŠAŠEL KOS, Marjeta: Appian and Illyricum. Ljubljana,
2005, 408) Þ »It would perhaps not be entirely impossible to connect the Bathiatae with the
Bathinus river (the present -day Bosna) which divided the Oseriates (?) from the Breuci; in this
case they would have been settled in the area of Zenica, …«.
THALLÓCZY UND DIE UNTERSUCHUNG DER BEZEICHNUNG „BOSNA“ 69
Munizipium Bistuensium
Ein weiteres Indiz liefern Inschriften, in denen auf ein Munizipium Bistuensium
bzw. eine Region Bistua Nova hingewiesen wird. Diese Bezeichnung ähnelt
Bathinus, das Gebiet berührte aber nur marginal den Fluss Bosna, nämlich in
Zenica. Die Verortung des urbanen Kerngebiets, dessen ethnische und politi-
sche Ausdehnung sowie die Beziehung zu Bistue Vetus sind ungeklärt. Verorten
wir die Bathiaten um Zenica bis zur Mündung der Lašva in die Bosna,12 hätten
sie eine Verbindung der Desidiaten aus dem südlichen und mittleren Teil des
oberen Bosna mit der Lašva-Ebene und dem ganzen westlichen Raum verhin-
dert, diese wären also auf ein sehr kleines Gebiet reduziert gewesen. Die desi-
diatische Bevölkerung und das von ihnen bewohnte Gebiet muss aber vor dem
Aufstand der Jahre 6–9 deutlich größer gewesen sein, weil dort zur Mitte des er-
sten Jahrhunderts 103 Dekurien stationiert waren.13
Bistum Bestoensis
Flumen Batinum
In Plinius’ »NH« stößt man auf eine wichtige Angabe. Bei der Beschreibung der
italischen Region Picenum erwähnt Plinius d. Ä. im Zusammenhang mit Truen-
tum einen flumen Batinum (heute der Fluss Tordino); Plinius schreibt von
einem Überbleibsel der Liburner in Italien (Truentum cum amne, quod solum
Liburnorum in Italia relicum est).15 Aufgrund der Ähnlichkeit zwischen diesem
italischen Flussnamen – in einem Gebiet, das von der ostadriatischen Küste ko-
lonisiert wurde – und unserem Hydronym und Ethnonym ist ein gemeinsamer
indoeuropäischer Wortstamm anzunehmen, der auch den Italikern eigen war
oder von ostadriatischen Kolonisten mitgebracht wurde, was ein Indiz für den il-
lyrischen Charakter der Sprache der Liburner wäre.
13 Das Gebiet nördlich von Vranduk, bzw. der Mündung Krivaja in die Bosna bis zu Doboj ist grö-
ßer, so dass Bathiaten eventuell auch dort verortet werden könnten.
14 Der Sitz des Bistums befand sich wahrscheinlich in Bistue Nova, möglicherweise weil Aquae
S…, zumindest deren urbaner Teil, in der Völkerwanderungszeit zerstört wurde.
15 Plin. NH III, S. 110.
THALLÓCZY UND DIE UNTERSUCHUNG DER BEZEICHNUNG „BOSNA“ 71
Bosut
SALMEDIN MESIHOVIÅ
THALLÓCZY I ISTRAÃIVANJE IMENA „BOSNA“
REZIME
Lajos Thallóczy je bio i prvi koji je sa svojim radom otvorio i prvu referentnu znanstve-
nu publikaciju BiH®Glasnik Zemaljskog muzeja. Taj rad se odnosio na istraãivanje
podrijetla imena „Bosna“ što je povezao sa ranom eksploatacijom soli u prahistorijsko i
antiøko doba. Thallóczy tako iznosi øitav niz vrijednih podataka iz izvorne graœe, koji-
ma je nastojao potkrijepiti svoje zakljucke. Pitanje porijekla imena „Bosna“ je ipak
mnogo sloãenije i zahtijeva sagledavanje i šireg zapadno-balkanskog prostora u smislu
detektiranja njegove hidronimije, toponimije pa i etnonimije. Tako bi pitanju detekri-
ranja podrijetla i znaøenja imena „Bosna“ trebalo pristupiti i sa više materijala i sa-
gledavajuåi iz više uglova u odnosu na Thallóczya. Ime „Bosna“ je sudeåi po saøuva-
nim podacima poznato (u svojoj latinskoj verziji kod Veleius Paterculus i na
solinskom natpisu) i u ranoj antici. Meœutim to ime se odnosi samo na rijeku, ne i na
zemlju, jer u prvim decenijama I. st. n. e. porjeøje gornjeg toke rijeke Bosne se nalazi-
lo u okvirima dezitijatske civitas. Najvjerojatnije se ime i na zemlju prenijelo ili u peri-
odu zadnjih epoha kasne antike ili u prvim stoljeåima ranog srednjg vijeka.
16 BOJANOVSKI, Ivo: Dolabelin sistem cesta u rimskoj provinciji Dalmaciji. (=ANU BiH, Djela,
XLVII, CBI), Sarajevo, 1974 S. 192, fus. 2.
17 WILKES, J[ohn] J.: Iliri, Split, 2001. S. 187; 270.