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LANDESDENKMALAMT BADEN -WÜRTTEMBERG

STUDIEN ZU DEN
MILITÄRGRENZEN ROMS III

13. Internationaler Limeskongreß


Aalen 1983
Vorträge

1986

KOMMISSIONSVERLAG · KONRAD THEISS VERLAG· STUTTGART


LANDESDENKMALAMT BADEN -WÜRTTEMBERG

FORSCHUNGEN UND BERICHTE ZUR VOR- UND FRÜHGESCHICHTE


IN BADEN -WÜRTTEMBERG

BAND 20

1986

KOMMISSIONSVERLAG · KONRAD THEISS VERLAG· STUTTGART


HERAUSGEBER: LANDESDENKMALAMT BADEN -WÜRTTEMBERG
ARCHÄOLOGISCHE DENKMALPFLEGE

CIP Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek


Studien zu den Militärgrenzen Roms: Vorträge
... Internat. Limeskongress.- Stuttgart: Theiss
NE: International Congress of Roman Frontier Studies 3 = 13.Aalen 1983
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg. - 1986
(Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte
in Baden~ Württemberg; Bd. 20)
ISBN 3-8062-0776-3
ISSN 0724-4347
NE: Baden-Württemberg/Landesdenkmalamt; GT

Gedruckt mit Unterstützung


der Stadt Aalen.

Redaktion und Herstellung


Dr. Christoph Unz mit Verlags- und Redaktionsbüro Andre Wais, Stuttgart

Produktion
Offizin Chr. Scheufele, Stuttgart

© Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten. Jegliehe


Vervielfältigung einschließlich photomechanischer Wiedergabe nur mit ausdrücklicher
Genehmigung des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg.
Printed in Germany: ISBN 3-8062-0776-3
Vorwort

Vom 18. bis 25. September 1983 fand in Aalen der 13. Internationale Limeskongreß
statt.
Dieser Kongreß ist international die wichtigste Zusammenkunft aller Wissenschaftler,
die an der Erforschung der ehemaligen römischen Reichsgrenzen in Europa, im Vor-
deren Orient und Nordafrika arbeiten.
Die Stadt Aalen, wo die Ala II Flavia im 2.Jahrhundert n. Chr. ein etwa 6 ha großes
Kastell errichtet hatte, bildete für die Durchführung dieses Kongresses einen vorzügli-
chen Hintergrund. Das Limesmuseum und die zahlreichen restaurierten römischen
Bauten in oder in der direkten Umgebung der Stadt boten den Teilnehmern viele Anre-
gungen zu intensiven Fachgesprächen. Die Bemühungen des Landesdenkmalamtes
Baden-Württemberg um die Erforschung und Restaurierung römischer Militäranlagen
am Limes wurden hier für die ausländischen Wissenschaftler besonders deutlich.
Nachdem man sich 1978 entschlossen hatte, die Fachkollegen der internationalen
Limesforschung nach Baden-Württemberg zu bitten, erfolgte die offizielle Einladung
durch den früheren Landrat des Ostalbkreises, Gustav Wabro, und durch den Ober-
bürgermeister der Stadt Aalen, Ulrich Pfeifle, während des 12. Internationalen Limes-
kongresses 1979 in Stirling/Schottland. Das Landesdenkmalamt Baden-Württem-
berg, Abteilung Archäologische Denkmalpflege, in Stuttgart bekam daraufhin den
Auftrag, diesen 13. Internationalen Limeskongreß zu organisieren. Die Organisa-
tionsleitung wurde durch ein vorbereitendes Komitee unterstützt, das aus folgenden
Herren bestand: Dr. Philipp Filtzinger, Hauptkonservator, Württembergisches Lan-
desmuseum, Stuttgart; Bernhard Hildebrand, Kreisarchivar des Ostalbkreises, Aalen;
Dr. Erwin Keller, Hauptkonservator, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege,
München; Dr. Hans-Jörg Kellner, Direktor der Prähistorischen Staatssammlung,
München; Dr. Dieter Planck, Landeskonservator, Landesdenkmalamt Baden-Würt-
temberg, Stuttgart; Dr. Siegmar von Schnurbein, Zweiter Direktor der Römisch-Ger-
manischen Kommission, Frankfurt; Prof. Dr. Hans Schönberger, Bad Hornburg
v. d. H.; Bürgermeister Dr. Eberhard Schwerdtner, Aalen; Prof. Dr. Günter Ulbert,
Universität München.
Für die Durchführung des Kongresses war das Tagungsbüro mit Marion Fiebig,
Hans-Joachim Köngeter, Adelheid Hanke-Linden und Dr. Christoph Unz verant-
wortlich.
Dem vorbereitenden Komitee wie auch dem Tagungsbüro sei für ihre großartige
Arbeit hier gedankt.
Ohne die umfassende Hilfe der Stadt Aalen und ihrer Verwaltung wäre der Kongreß in
dieser Weise nicht durchzuführen gewesen. Im Namen aller Teilnehmer gilt der Dank
besonders Herrn Oberbürgermeister U. Pfeifle und Herrn Bürgermeister Dr. E.
Schwerdtner. Auch soll die dankenswerte Bereitschaft vieler Aalener Bürger, für die
teilnehmenden Wissenschaftler Privatquartiere zur Verfügung zu stellen, hier nicht
vergessen werden.
Während des Kongresses sowie bei der Vor- und Nachexkursion durften wir auch die
Unterstützung zahlreicher anderer Städte erfahren, denen wir an dieser Stelle sehr ·
herzlich danken. Auf Einladung der Stadt Heidenheim und des Ostalbkreises fand
eine Exkursion in die direkte Umgebung des Tagungsortes statt. Der Empfang auf
Schloß Ellwangen durch den Ostalbkreis, bei dem der Landrat des Ostalbkreises,
Dr. Diethelm Winter, und der Oberbürgermeister der Stadt Ellwangen, Stefan Schul-
tes, die Teilnehmer begrüßten, wird allen in bester Erinnerung bleiben.

5
Für die Durchführung einer Exkursion zum obergermanischen und rätischen Limes
erhielten wir in dankenswerter Weise einen namhaften Zuschuß von der Gesellschaft
für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern.
Eine Exkursion zum rätischen Limes in Bayern wurde von den bayerischen Kollegen
vorbereitet und durchgeführt. Der Stadt Gunzenhausen und der Stadt Weißenburg sei
an dieser Stelle für die Unterstützung dieser Exkursion recht herzlich gedankt.
Dank gilt auch der Landesregierung von Baden-Württemberg für ihre vielseitige
Unterstützung. An den Empfang der Landesregierung mit dem damaligen Innenmini-
ster Prof. Roman Herzog werden die Teilnehmer gerne zurückdenken.
Für die finanzielle Unterstützung des Kongresses ist der Römisch-Germanischen
Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, dem Deutschen Akademi-
schen Austauschdienst in Bonn, dem Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart
sowie dem Rotary-Club Aalen-Heidenheim zu danken.
Insgesamt nahmen an dieser Tagung 284 Archäologen aus 20 Ländern Europas und
Übersee teil. Während des Kongresses wurden 120 Vorträge über neue Forschungser-
gebnisse zu den römischen Reichsgrenzen von Großbritannien, Mitteleuropa, den
Balkanländern, dem Vorderen Orient, Nordafrika und Spanien gehalten. Fast alle
Vorträge sind in dem hier vorliegenden Kongreßbericht, der rechtzeitig zum 14. Inter-
nationalen Limeskongreß in Bad Deutsch Altenburg- Carnuntum erscheint, zusam-
mengestellt. Für ihre Mühe sei allen Referenten der Dank ausgesprochen.
Die Redaktion besorgte Herr Dr. Christoph Unz; er wurde unterstützt durch Herrn
Andre Wais, sowie den Mitarbeitern der Archäologischen Denkmalpflege, Frau
A. Hanke-Linden, Dr. Matthias Knaut, Dr. Claus Oeftiger und Dr. Martin Pietsch.
Weitere Unterstützung erfuhren wir von Frau Beatrice Heiligmann, Rottenburg.
Ihnen und allen, die am Zustandekommen dieser umfangreichen Publikation Anteil
haben, sei ebenso gedankt wie der Stadt Aalen, die sich an den Druckkosten beteiligte.
Es ist für uns eine große Ehre und Verpflichtung, dem Initiator der Internationalen
Limeskongresse, Prof. Dr. Eric Birley, diesen Band zu widmen: als Dank im Namen
aller Fachkollegen für seine Initiative zur Ausrichtung dieser Kongresse, die alle an der
internationalen Limesforschung beteiligten Wissenschaftler zusammenführen und
dadurch neue Impulse und Anregungen für eine fruchtbare Arbeit geben.

Stuttgart, imjuli 1986 Dieter Planck

6
Eric Birley

zum achtzigsten Geburtstag gewidmet

12.J anuar 1986


Inhaltsverzeichnis

Hans Schönberger, Eröffnungsansprache zum 13.Limeskongreß in Aalen 1983.. 15


Eric Birley, Limesforschung seit Ernst Fabricius. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Britannia

Davidj. Breeze, The Frontier in Britain, 1979-1983. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21


Andrew Fitzpatrick, Camulodunum and the Early Occupation of South-Eeast
England. Some Reconsiderations . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Sheppard Frere, The Use of Iron Age Hill Forts by the Roman Army in Britain. . 42
W. S. H anson, Rome, the Cornovii and the Ordovices . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
Lawrence]. F. Keppie, The Garrison of the Antonine Wall: Some New Evidence
from Bar Hili . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Robin G. Livens, Roman Coastal Defences in North Wales, Holyhead Moun-
tain and Caergybi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Gordon S. Maxwell, Sidelight on the Roman Military Campaigns in North Bri-
tain. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Maleolm Todd, Die Ausgrabungen in Hembury (Devon) und. die römische
Eroberung Südwest-Englands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

Belgica, Germania, Raetia

Geza Alföldy, Die Inschriften aus den Principia des Alenkastells Aalen (Vorbe-
richt). Mit einem Beitrag von Vera Weinges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
RudolfAßkamp, Die Lager von Herten/Wyhlen (?), Sasbach und Riegel . . . . . . 74
Dietwulf Baatz, Ein Beitrag der mathematischen Statistik zum Ende des räti-
schen Limes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Gerhard Bauchhenss, Hercules Saxanus, ein Gott der niedergermanischen
Armee.................................................... 90
Tilmann Bechert, Die »Einfriedungen« von Krefeld-Gellep- militärisch oder
zivil? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
Bernhard Beckmann, Die Sigillata des Limeskastells Miltenberg-Altstadt und
die Frage der Errichtung des vorderen Limes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
Helmut Bernhard, Militärstationen und frührömische Besiedlung in augu-
steisch-tiberischer Zeit am nördlichen Oberrhein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
]. H. F. Bloemers, Nijmegen. R. 0. B. Excavations 1980-1983: The 4th Century. 122
]. E. Bogaers, Regensburger Rätsel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
Karlheinz Dietz, Zum Feldzug Caracallas gegen die Germanen. . . . . . . . . . . . . 135
Carol van Driel-Murray, Shoes in Perspective . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
Thomas Fischer, N eues zum römischen Regensburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
Brigitte Galsterer, Römische Wachstafeln aus Köln (Vorbericht). . . . . . . . . . . . 152
MichaelGechter, Neue Untersuchungen im Bonner Legionslager. . . . . . . . . . . 155
W. Groenman-van Waateringe, The Horrea of Valkenburg ZH. . . . . . . . . . . . . 159

9
]. K. Haalebos, Ausgrabungen in Woerden (1975-1982). . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
jörg Heiligmann, Der »Alblimes«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
Hartmut Kaiser, Die römischen Kastelle in Ladenburg am Neckar . . . . . . . . . . 182
Margot Klee, Das frührömische Kastell Unterkirchberg (Gemeinde Illerkirch-
berg,Alb-Donau-Kreis)....................................... 187
j oseph M ertens, Recherehes recentes sur le Bas-Empire romain en Belgique . . . . 192
j.-M.A. W. Morel, The Early-Roman Defended Harbours at Velsen, North
Holland. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
Peter Noelke, Ein neuer Soldatengrabstein aus Köln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
Hans-Ulrich Nuber, Das Steinkastell Hofheim (Main-Taunus-Kreis) . . . . . . . . 226
jürgen Oldenstein, Das spätrömische Kastell von Alzey . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
Renate Pirling, Ein Mithräum als Kriegergrab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
Dieter Planck, Untersuchungen im Alenkastell Aalen, Ostalbkreis . . . . . . . . . . 247
Egon Schallmayer, Ausgrabung eines Benefiziarier-Weihebezirks und römi-
scher Holzbauten in Osterburken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256
Hans Stather, Zur römischen Topographie von Konstanz. . . . . . . . . . . . . . . . . 262
Teodora Tomasevic-Buck, Neue Grabungen im Kastell Kaiseraugst. . . . . . . . . . 268
Georges Tronquart, Le reamenagement defensif du castellum de la Bure (Saint-
Die/Vosges) sous le Bas-Empire . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 4
Paul Wagner, Zum Kastellvicus des Kastells Oberflorstadt . . . . . . . . . . . . . . . . 281
M. D. de Weerd, Recent Excavations near the Brittenburg: ARearrangement of
Old Evidence. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
Willern]. H. Willems, N ew Discoveries along the Limes in the Dutch Eastern
River Area . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291

N oricum, Pannoniae

Eva B. B6nis, Das Militärhandwerk der Legio I Adiutrix in Brigetio ........ . 301
Gerhard Dobesch, Die Okkupation des Regnum Noricum durch Rom ...... . 308
]enö Fitz, Das Auxiliarkastell von Gorsium .......................... . 316
Ortolf Harl, Kasernen und Sonderbauten der 1. Kohorte im Legionslager
Vindobona ................................................ . 322
Werner jobst, Jupitertempel, Votivsäulen und andere Denkmäler auf dem Stadt-
berg von Karnunturn ........................................ . 328
M elinda Kaba, Die »Thermae maiores « in Aquincum ................... . 336
Manfred Kandlerund Heinrich Zabehlicky, Untersuchungen am Ostrand der
Canabae Legionis von Carnuntum .............................. . 341
Laszl6 Kocsis, Ein neugefundener römischer Helm aus dem Legionslager von
Aquincum ................................................ . 350
Titus Kolnik, Neue Ergebnisse der Limesforschung in der CSSR ........... . 355
Barnabas Lorincz, Klara Szab6 und Zsolt Visy, Neue Forschungen im Auxiliar-
kastell von Intereisa ......................................... . 362
Andras M 6csy und Den es Gabler, Alte und neue Probleme am Limes von Pan-
nonien ................................................... . 369
Tibor Nagy, Traian und Pannonien. Ein Beitrag zur Geschichte Pannoniens ... . 377
Margit Nemeth und Katalin Kerdo, Zur Frage der Besatzung von Aquincum im
!.Jahrhundert ............................................. . 384
Sy lvia Palagyi, Über Pferdegeschirr- und Jochrekonstruktionen von Inota ... . 389
Klara P6czy, Margit Nemeth, Krisztina Szirmai und Laszl6 Kocsis, Das
Legionslager von Aquincum ................................... . 398
Klara P6czy, Die Militärstadt von Aquincum im 2. und 3.J ahrhundert. ...... . 404

10
Sandar Soproni, Nachvalentinianische Festungen am Donaulimes. . . . . . . . . . . 409
HermaStiglitz, Das Auxiliarkastell von Carnuntum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416
Klara Szab6, Le casque romain de Intereisa - recente trouvaille du Danube.
Avec une contribution deA.Mocsy. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421
Krisztina Szirmai, Das Straßennetz des Legionslagers von Aquincum im 2. und
3.Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426
Agnes Vladar, Protection of the Historical Monuments of Pannonia. - Princi-
ples and Examples . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429

Daciae, Moesiae

]ordana Atanassova-Georgieva, Resultats des fouilles de la ville antique de


Ratiaria au cours des annees 1976 a1982. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437
Closca L. Baluta, «Firmalampen» sur le limes danubien de la Dacie- penetration
et diffusion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441
Alexandru Barnea, La forteresse de Dinogetia ala lumiere des dernieres fouilles
archeologiques.... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447
Doina Benea, Das Römerlager von Tibiscum und seine Rolle im Verteiqigungs-
system von Südwest-Dakien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 451
I oana Bogdan-Cataniciu, Reperes chronologiques pour le limes sud-est de la
Dacie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 461
Aleksandra Dimitrova-Milceva, Bronzene Statuetten aus Novae. . . . . . . . . . . . 469
Nicolae Gudea, Bericht über die zwischen 1979 bis 1982 am Limes der drei
Dakien und der benachbarten Provinzen Moesia Superior und Moesia Infe-
rior durchgeführten archäologischen Forschungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 477
Teofil Ivanov, Architekturschmuck des Forumkomplexes der Colonia Ulpia
Oescensium in Untermoesien (VR Bulgarien) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 498
Dimitrina Mitova-Dionova, Stationen und Stützpunkte der römischen Kriegs-
und Handelsflotte am U nterdonaulimes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504
Constantin C. Petolescu, Les camps de la zone sous-carpatique de la Dacie . . . . . 510
Petar Petrovic, Timacum Minus und die Kastelle im Timok-Tal. . . . . . . . . . . . . 514
Andrew G. Poulter, The Lower Moesian Limes and the Dacian Wars of Trajan . . 519
Ludwika Press, Valetudinarium at N ovae. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529
Tadeusz Sarnowski et]an Trynkowski, Legio I Italia-Liburna-Danuvius. . . . . . 536
Miloje Vasic et Vladimir Kondic, Le limes romain et paleobyzantin des Portes de
Fer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542
Michael R. Werner, The Moesian Limes and the Imperial Mining Districts . . . . . 561
Mihail Zahariade and Andrei Opaif, A N ew Late Roman Fortification on the
Territory of Romania: the Burgus at Topraichioi, Tulcea County . . . . . . . . . 565

Oriens, Africa

Maurice Euzennat, La frontiere d' Afrique 1976-1983 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573


M ordechai Gichon, Who were the Enemies of Rome on the Limes Palaestinae . . 584
]ean-Claude Golvin et Michel Redde, L'enceinte du camp militaire romain de
Louqsor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 594
Roger Guery, Chronologie de quelques etablissements de la frontiere romaine
du sud tunisien apartir de la ceramique collectee sur les sites . . . . . . . . . . . . . 600
Gilbert H allier, La fortification des villes de Tingitane au second siede . . . . . . . 605

11
Hansgerd Hellenkemper, Legionen im Bandenkrieg - Isaurien im 4.Jahr-
hundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 625
Benjamin Isaac, The Roman Army inJ erusalem and its Vicinity . . . . . . . . . . . . 635
S. Thomas Parker, Research on the Central Limes Arabius, 1980-1982 . . . . . . . 641
Pierre Salama, Masque de parade et casque d' A'in-Grimidi (Mauretanie Cesa-
rienne). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 649
Michael P. Speidel, The Caucasus Frontier. Second Century Garrisons at Apsa-
rus, Petra and Phasis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657
Pol Trousset, Mercure et le Iimes: Apropos des inscriptions de Kriz (Sud Tune-
sien) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 661
Guy Wagner, Le camp romain de Doush (Oasis de Khargeh-Egypte). . . . . . . . . 671
Colin M. Wells, Further Light on the Late Defences at Carthage. . . . . . . . . . . . . 673

Hispania

]. M. Blazques und R. Corzo, Luftbilder römischer Lager aus republikanischer


Zeit in Spanien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 681
Leonard A. Curchin, From Limes to Latinitas: Roman Impact on the Spanish
Meseta............ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 692
Phifine Kalb und Martin Höck, Alto do Castelo, Alpiar<;:a- ein römisches Lager
in Portugal? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 696
A. Rodriguez Colmenero, Das römische Kastell von Aquis Querquennis
(Orense, Spanien). Einige Parallelen zum obergermanischen Limes . . . . . . . 700

Allgemeine Themen

julian Bennett, Fort Sizes as a Guide to Garrison Type: A Preliminary Study of


Selected Forts in the European Provinces. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 707
Michael Charles Bishop, The Distribution of Military Equipment within Roman
FortsoftheFirstCentury A.D. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 717
]. G. Crow, The Function of Hadrian's Wall and the Comparative Evidence of
Late Roman Long Walls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 724
Slobodan Dusanic, Notes on the Early Diplomata Militaria: CIL XVI 20,
RMD 1 andAffairs in Germany, A.D. 72-74 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 730
H erbert Grassl, Zur kulturellen Situation in den Randprovinzen des Imperium
Romanum .............. ·................................... 736
] ürgen Kunow, Bemerkungen zum Export römischer Waffen in das Barbarikum. 740
]0rn L0nstrup, Das zweischneidige Schwert aus der jüngeren römischen Kaiser-
zeit im freien Germanien und im römischen Imperium . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 7
Miroslava Mirkovic, Die Tribus der römischen Soldaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750
Miroslav Mizera, Die Möglichkeiten der Anwendung von geoelektrischen und
magnetischen Methoden bei den Untersuchungen verschiedener Fundstellen
am Limes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755
Richard Reece, The Effect of Frontiers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 758
fase Remesal Rodriguez, Die Organisation des Nahrungsmittelimportes am
Limes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 760
Margaret M. Roxan, Roman Military Diplomata and Topography. . . . . . . . . . . 768
Denis B. Saddington, The Stationing of Auxiliary Regiments in Germania Supe-
rior in the Julio-Claudian Period . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 779
]aroslav Sasel, Cohors I Montanorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 782

12
Maria Szilagyi, Zur Rangordnung der rheinischen Legionen im !.Jahrhundert
n.Chr..................................................... 787
Zsolt Visy, Regelmäßigkeiten in der Entlassung der Auxiliarsoldaten aufgrund
der Militärdiplome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 792
Götz Waurick, Helm und Maske . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794
]erzy Wielowiejski, Der römisch-pannonische Limes und die Bernsteinstraße . . 799

Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 804
Internationaler Limes-Kongreß in Aalen 1983. Tagungsprogramm . . . . . . . . . . 806
Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 810

13
Eröffnungsansprache zum 13. Limeskongreß in Aalen 1983
VON HANS SCHÖNBERGER

Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch das kurz zuvor neu eröffnete Limesmuseum hier
liebe Kolleginnen und Kollegen! in Aalen. Es nahmen schon rund 100 Leute an der
eigentlichen Tagung teil.
Gestatten Sie bitte, daß ich meine Grußworte durch Der 7. Internationale Limeskongreß fand dann vom
einen kurzen Bericht darüber ergänze, wie unser 5.-15.April 1967 auf Einladung von MoRDECHAI
Limeskongreß entstand und wo er im Lauf der Jahre GICHON und unter der Schirmherrschaft der Universi-
stattfand. Das dürfte wahrscheinlich vor allem die jün- tät TelAviv in Israel statt. Er fiihrte uns unter vielem
geren Teilnehmer unter uns interessieren: anderen nach Masada.
Vom 4.-9.Juli 1949 wurde in Nordengland die »Cen- Da 1969 wieder einJahrmit hinten einer 9 war, richte-
tenary Pilgrimage of Hadrian's Wall« veranstaltet, zur ten die britischen Kollegen den »8th International
Erinnerung an die erste Pilgerfahrt von 1849. Diese Congress of Limesforschung« aus. Nach einer Vorex-
Wanderungen entlang der Hadriansmauer führten und kursion in Südengland unter der Leitung von SHEP-
führen interessierte Laien und Fachleute mit großer PARD FRERE wurde er vom 28. August bis 2. September
Begeisterung durch, die uns hierzulande fast mit einem in Cardiff abgehalten. Dann folgte eine Exkursion nach
gewissen Neid erfüllt. dem Norden, und anschließend konnte man vom
Im Anschluß an die Pilgrimage tagte auf Anregung von 7. September ab an der Pilgrimage teilnehmen.
ERIC BIRLEY, unserem jetzigen Ehrenpräsidenten, Für 1972 war der »IXe Congres International d'Etudes
1949 in N ewcastle zum ersten Mal eine kleine Gruppe sur les Frontieres Romaines« nach Rumänien eingela-
von internationalen Spezialisten unter dem Namen den, wo für Vorträge und Sitzungen vom 6.-13. Sep-
»Congress of Roman Frontier Studies«. ERIC BIRLEY tember ein großes Hotel am Schwarzen Meer in
kam es vor allem darauf an, die wissenschaftlichen Ver- Mama"ia zur Verfügung stand. Auch hier gab es wieder
bindungen zum Kontinent wieder aufzunehmen, die interessante Exkursionen, von denen eine zu Schiff bis
durch den Zweiten Weltkrieg teilweise abgerissen ins Donaudelta nach Tulcea führte.
waren. Es wurde beschlossen, diesen Kongreß in etwa Für den 10. Kongreß zeichneten deutsche und nieder-
dreijährigem Turnus zu wiederholen. ländische Kollegen gemeinsam verantwortlich. Nach
Dazu kam es aber erst im Juli 1955, als ERICH Swo- einer Vorexkursion mit dem Schiff auf dem Rhein fand
BODA zu einer speziellen Tagung nach Carnuntum - er vom 13.-19.September 1974 in Xanten statt. Zum
Bad Deutsch Altenburg einlud. Man kam überein, Abschluß gab es eine viertägige Exkursion in den Nie-
diese als den »2. Internationalen Limeskongreß« zu derlanden.
zählen. Es waren insgesamt 34 Teilnehmer zu ver- Daß der 11. Limeskongreß vom 30. August bis 6. Sep-
zeichnen. tember 1976 in Szekesfehervar ausgerichtet werden
Danach fanden die Kongresse in verhältnismäßig dich- konnte, wurde vor allem der Initiative von JENÖ FITZ
ter Folge statt: Der 3. vom 26.-31. August 1957 auf verdankt. Exkursionen führten uns dann weit in den
Einladung von RunoLF LAUR-BELART in Rheinfelden Süden Ungarns bis nach Pecs und M6hics.
und Basel.- Zum 4. ging es dann im September 1959 im 1979 war es dann wieder soweit, nach Großbritannien
Anschluß an die Pilgrimage wieder nach N ordengland, zu gehen. So wurde dann der 12. Kongreß von den bri-
nach Durham. - Der 5. spielte sich vom 17.-23. Sep- tischen Kollegen vom 1.-9. September im Campus der
tember 1961 nach einer längeren Vorexkursion an meh- neuen Universität Stirling organisiert. Die wohlvorbe-
reren Orten in Jugoslawien ab. Er war ziemlich reiteten Exkursionen machten uns nicht nur mit dem
anstrengend, wir haben aber sehr viel dabei gesehen. Antoninuswall vertraut, sondern auch nördlich davon
Der 6. Kongreß geriet dann wieder in »a calmer atmo- mit den Fortifikationen in Ardoch, Fendoch und In-
sphere«, um die Worte von J OHN GILLAM zu wieder- chtuthil.
holen, den wir hier leider sehr vermissen. Der Kongreß In der Abschlußsitzung kam man damals überein, aus
wurde im September 1964 vom Saalburgmuseum in Kosten- und Zeitgründen doch vielleicht besser etwas
Arnoldshain im Taunus organisiert. Er dauerte ein- größere Abstände zwischen die einzelnen Kongresse
schließlich einer dreitätigen Limesfahrt nach Regens- zu legen. Und so kam der 13. erst nach vierjähriger
burg nur eine Woche. Bei dieser Fahrt besuchten wir Pause hier nach Aalen.

15
Meine Damen und Herren! Der Internationale Limes- geht, dann könnte man fast die stetig steigende Teilneh-
kongreß hat keine feste organisatorische Form und kei- merzahl bedauern. Wir sollten das aber nicht tun, son-
nerlei Statuten. Jedes einladende Land konnte und dern uns freuen, daß die Kongresse ein so lebhaftes
kann ihn so gestalten, wie es seinen Eigenarten und Interesse finden und so gut ankommen.
Möglichkeiten entspricht. Ich persönlich habe das Und in diesem Sinn bleibt mir zum Schluß nur noch
immer als einen großen Vorteil empfunden, es gibt aber übrig, Sie im Namen des Vorbereitenden Komitees
gewiß aus den verschiedensten Gründen auch andere herzlich willkommen zu heißen, vor allem unsere
Vorstellungen. ausländischen Gäste im Namen aller deutschen
Wenn man von der ursprünglichen Konzeption aus- Kollegen.

16
Limesforschung seit Ernst Fabricius
ERIC BIRLEY

Die Gründung der Reichs- Limes-Kommission im tannien, die Donauprovinzen, die Orientgrenzen und
Jahre 1892 war epochemachend: zum ersten Mal gab es die afrikanischen Provinzen. Wenn Sie es erlauben,
die Möglichkeit, systematische Untersuchungen des möchte ich heute nur die britannischen limites diskutie-
ganzen Komplexes durchzuführen, den man seitdem ren: waren doch in Britannien, nach dem Ende des
den Obergermanisch-Raetischen Limes (ORL) Ersten Weltkrieges jedes Jahr viele Grabungen im
genannt hat. Die erste Lieferung des Limeswerkes, aus Gang, besonders am Hadrianswall in N ordengland.
den Kastellen Butzbach, Murrhardt und Unterböbin- Infolgedessen konnte F ABRICIUS durch Briefaustausch
gen bestehend, erschien im November 1894, und das mit R. G. CoLLINGWOOD, F. G. SIMPSON und
ganze Projekt wurde endlich im Jahre 1937 vollendet, R. C. SHAW die neuesten Ideen bzw. Entdeckungen
während erst 1982 ein Fundindex von Dr. 0LDENSTEIN erörtern; genauso war es für den Antoninswall in
erschien. Schottland, worüber SIR GEORGE McDoNALD berich-
Die Hauptverantwortung für das Limeswerk oblag tete.
ERNST FABRICIUS, dem Nachfolger von FELIX HETT- Für uns in Britannien war die Berührung mit FABRI-
NER als wissenschaftlichem Betreuer der ganzen Unter- CIUS außerordentlich anregend. Im Jahr 1928 kam
suchung; und es war ohne weiteres begreiflich, daß der FABRICIUS nach Durham, um Ehrendoktor der Uni-
Herausgeber der Realencyclopädie gerade FABRICIUS versität zu werden; und unmittelbar danach konnte er
ausgesucht hat, um das Thema Limes für die RE zu die britannischen limites persönlich besuchen und die
behandeln. Der Aufsatz Limes erschien 1926 im XIII. zeitgenössischen Probleme besonders mit SIMPSON dis-
Band, Spalten 572-671. Damit war die Limesfor- kutieren. SIMPSONS ,Methoden der Planung und der
schung als internationales Fach gegründet. Allerdings Durchführung seiner Untersuchungen hat er so impo-
war vorher in vielen Ländern ein reges Interesse an nierend gefunden, daß er sich entschied, seinen Assi-
römischen Kastellen und Liniensperrwerken vorhan- stenten bei der Limeskommission, KuRT STADE, zur
den: beispielsweise haben seit dem frühen 18.Jahrhun- Grabung im Kastell Birdoswald ( Camboglanna) im
dert eine Reihe Wissenschaftler den römischen Limes Jahr 1929 zu schicken. Es war bereits klar, daß die Dar-
in Nordengland besucht und studiert, und es gab, stellung von 1926 sehr revisionsbedürftig war. Dann,
besonders im 19. Jahrhundert, englische Gelehrte, die im Jahr 1930, kam die sogenannte Pilgerfahrt zum
sich auch für die» Teufelsmauer« in Deutschland inter- Hadrianswall, von der Society of Antiquaries of New-
essierten. Aber es fehlte eine systematische Bewertung castle und der Cumberland and Westmorland Archaeo-
der Grundsätze, die die Römer zur Betreuung und logical Society organisiert, und während der Versamm-
Organisation der Grenzsicherung führten, und lung hat CoLLINGwoon eine Reihe neuer Auslegungen
zugleich gab es keine methodische Analyse der ver- des Komplexes vorgeschlagen. CoLLINGWOODS Syn-
schiedenen Einrichtungen der Grenzen- ob künstliche these von 1930 wurde aber durch weitere Grabungen,
oder aber an Flüssen oder in Wüsten gelegene. besonders von SIMPSON und SIR IAN RICHMOND
Im Aufsatz Limes hat FABRICIUS zuerst allgemeine Fra- 1931-1939, fast vollständig überholt. Nun, es sollte
gen behandelt: z. B. die Haupthilfsmittel für die Zeit- 1940 noch eine Pilgerfahrt stattfinden; und während
bestimmung der Überreste, außer den Inschriften, den STADE und ich darüber diskutierten, schien es uns wert-
gestempelten Truppenziegeln und der Tonware, vor voll zu sein, wenn möglich, Archäologen aus anderen
allem Sigillata; die Bedeutung des Wortes Limes, Ländern nach Nordengland zu holen, um an Ort und
zuletzt als limes imperii, Reichsgrenze; die verschiede- Stelle zu erfahren, wieviel Neues seit 1926- und sogar
nen Bauten und wie sie von den Römern benannt wur- nach 1930- entdeckt und erwiesen wurde. Es gab aber
den, und so weiter. Es lohnt sich noch immer, jene ein Problem: Wie konnten solche Kollegen die not-
klare Einleitung zur Methode der Forschung zu stu- wendigen Mittel bekommen, um zum Hadrianswall zu
dieren. kommen? Offenbar wußten kein Ministerium und
Nach der Einleitung hat FABRICIUS dann zuerst das rei- keine Universität nicht, daß seit Jahrhunderten keine
che Material für Obergermanien und Raetien behan- eigentlichen Pilgerfahrten stattgefunden hatten. Es
delt, (natürlich im Lichte seiner langen Erfahrung als tauchte also die Idee auf, einen internationalen Kongreß
am Limeswerk Beteiligter); dann der Reihe nach Bri- zu organisieren und soviele Archäologen wie möglich

17
dazu einzuladen, in Referaten darzulegen, wie man an sen konnten, daß wenigstens zuerst unter Hadrian fast
anderen limites imperii Fortschritte erzielt hatte. (Es einheitliche Zwischenräume zwischen den Kastellen
war, nebenbei bemerkt, ein Beispiel des Ausdrucks am Hadrianswall zu beobachten seien, ohne Rücksicht
»finaigling«: ein plausibler Vorwand, durch den sol- auf die taktischen Vorteile der verschiedenen Plätze.
che Spezialisten zum Hadrianswall kommen könnten, Die Beweisführung SwiNBANKS und SPAULS war so ein-
die wichtigen neuen Einsichten, die durch mehr als ein drucksvoll, daß ich die Dislokation von Kastellen an
Jahrzehnt weiterer Forschung gewonnen worden anderen Grenzstrecken studierte, und es wurde mir
waren, zu erfahren). klar, daß fast überall dasselbe System zu beobachten
Plötzlich aber kam der Zweite Weltkrieg, und eine war. Wie ich meine, hatte das System, solange das
lange Unterbrechung nicht nur der Forschungsarbeit, Römerheer leistungsfähig blieb, mehrere Vorteile: Jede
sondern auch unserer Kontakte mit Kollegen in ande- Einheit konnte ihr Ausbildungsprogramm durchfüh-
ren Ländern. Jedoch im Jahr 1949 konnten wir zu ren ohne Störung durch andere Einheiten und jede Ein-
einem Kongreß einladen, der ursprünglich für 1940 heit konnte auch ungefähr die gleichen Sicherheitsauf-
geplant war- und zwar unmittelbar nach einer Pilger- gaben übernehmen. Aber seitdem Disziplin und Lei-
fahrt, durch die man die aktuellen Probleme des stungsfähigkeit der Truppe verfallen waren, wurde die
Hadrianswalls methodisch erörtert hat. Allerdings, die Lage ganz anders. Man erinnert sich an den anonymen
Schwierigkeiten der Nachkriegszeit machten es Redner zu Ehren Constantins: » contra hinc per inter-
unmöglich, so viele Kollegen nach N ewcastle kommen valla disposita magis ornant limitem quam protegunt. «
zu lassen, wie wir wünschten, und es gab am Kongreß Ich erinnere mich an den anregenden Aufsatz meines
nur elf Referate, davon drei aus Britannien selbst. Über Kollegen in Durham, JoHN MANN, in den ANRW,
den ORL konnte niemand berichten, aber die Rhein- » The Frontiers of the Principate«, wo er wichtige
grenze Niedergermaniens wurde von U. KAHRSTEDT Gründe dafür anführte, daß eine »statische Grenze«,
behandelt, besonders für die julisch-claudische Zeit; wie z. B. der Hadrianswall oder der ORL, eigentlich
F. 0ELMANN hat die ganze Rheingrenze in der Spätzeit ein strategischer Unsinn war. Die Kastelle waren
diskutiert, während R. LAuR-BELART den späten Limes ursprünglich als Sprungbrett für offensive Zwecke
zwischen Basel und dem Bodensee erörtert hat, und gedacht oder als 'Basen, von denen die Truppe gegen
A. VAN GIFFEN drei Grenzkastelle in Holland. Aber das latrunculi oder Flüchtlinge sofort operieren konnte,
Hauptereignis war der Bericht von Oberst J. BARADEZ aber als das Imperium zu Ende ging, waren solche
über den fossaturn Africae: sein Referat war außeror- Kastelle nichts mehr als ungenügende Igelstellungen,
dentlich eindrucksvoll, und auch das reich illustrierte die alle leicht von barbarischen Angreifern zu zerstören
Buch, dessen erste Exemplare er gerade aus der Druk- waren, wie man durch Grabungen in vielen Kastellen
kerei mitgebracht hatte. Durch die Luftaufnahmen und am ORL feststellen konnte.
die methodischen Forschungen von BARADEZ konnte Eines aber muß man verstehen: daß der Limes nie eine
festgestellt werden, wie Hadrians Grenzpolitik die Hauptkampflinie war. Im Gegenteil, vorzugsweise
ökonomische Entwicklung der Grenzgebiete bestimmt wollten die Römer Angriffskriege im Feindesland
hat, wenigstens in Numidien - und allmählich wurde durchführen, und wenn gelegentlich eine defensive
mir klar, daß dieselbe Politik fast überall in anderen Schlacht notwendig war, pflegte man überall anderswo
Grenzgebieten zu beobachten war. zu operieren als am Limes selbst. Jedenfalls habe ich aus
Im letzten Referat des Kongresses hat SIR MoRTIMER meinem militärischen Dienst als Ic (bzw. Military
WHEELER den Limes Mesopotamiens behandelt; er Intelligence )-Offizier gelernt, daß der Einsatz von Rei-
betonte, wieviele Forschungsarbeit noch für die tereinheiten (wie im 2. Weltkrieg von Panzerdivisio-
Orientgrenzen Roms erforderlich sei. Seitdem hat nen) außerordentlich lehrreich sein kann. Für
man, wie uns gerade dieser Kongreß zeigen wird, Angriffszwecke waren die alae besonders geeignet,
außerordentlich große Fortschritte im Osten erzielt, und das war noch mehr bei den alae milliariae der Fall,
obgleich immer noch viel dort, wie auch anderswo, zu genau wie hier in Aalen, wo die ala secunda Flavia mil-
tun ist. Wie FABRICIUS zum Birdoswald im Jahre 1928 liaria offenbar die Sturmeinheit der raetischen Armee
bemerkt hat: Wenn man ein Problem löst, findet man war und ihr Kommandeur der Gruppenführer der
zwei neue Probleme! mobilen Operationen gegen etwaige Eindringlinge war
Ein willkommenes Nebenergebnis des ersten Limes- (?) oder vielmehr für Angriffe gegen Feinde über die
kongresses war die Gelegenheit für Studenten, an ihm Grenze hinüber. Ich möchte betonen, wie wichtig die
teilzunehmen. Darunter waren zwei meiner Schüler in alae milliariae für die Einschätzung der römischen
Durham, BRENDA SwiNBANK und JoHN SPAUL, die im militärischen Planungen waren. Es gab doch im 2. Jahr-
Jahre 1951 einen Aufsatz publiziert haben, » The spa- hundert, soweit ich es übersehe, höchstens neun bis
cing of the forts an Hadrian's Wall«, in dem sie bewei- zehn solcher Einheiten im ganzen römischen Heer:

18
weder in der Germania inferior noch in der Germania durch Grabungen und methodische Auswertung
superiorwar eine ala milliaria stationiert; hier in Aalen erreicht wurde. Ich muß aber zugestehen, daß für mich
also hatte man das wichtigste Alenkastell in Westeu- noch ein Grund vorhanden ist, den ich an diesem Kon-
ropa (wenn man die ala Petriana, isoliert im Norden greß begrüße. Es ist mehr als ein halbes Jahrhundert
der Provinz Britannia, außer acht läßt). her, seitdem ich zum ersten Mal nach Süddeutschland
Für die militärischen Einrichtungen der Römer muß kam, um in Freiburg im Breisgau ERNST FABRICIUS
man auch die cohortes milliariae sorgfältig betrachten. zuhause zu besuchen, den ich zuerst im Jahr 1928 am
Man hat sie fast ausschließlich deshalb eingesetzt- bei- Hadrianswall kennengelernt habe. Dann habe ich auch
spielsweise in der Dacia Porolissensis, wie auch im HANS DRAGENDORFF treffen können, der die Klassifi-
3.Jahrhundert nördlich vom Hadrianswall in Britan- kation der verschiedenen Typen von Terra Sigillata
nien- weil sie nicht nur doppelt so stark waren wie die begründet hatte. Dann, 1930, kam ich nach Stuttgart,
cohortes quingenariae, sondern weil ihre Komman- um RoBERT KNORR in Cannstatt (Römerstr. 67) zu
deure normalerweise mehr Erfahrung hatten als die besuchen, der die verzierte Terra-Sigillata des ersten
praefecti von cohortes quingenariae, die noch in der Jahrhunderts als den Schlüssel zur Datierung der aufein-
militia prima dienten. Und es versteht sich von selbst, anderfolgenden militärischen Schichten in Britannien
daß man die römische Einschätzung möglicher Gefah- wie auch in Germanien aufzeigen konnte. PETER
ren in diesem oder jenem Grenzsektor erschließen GoESSLERkonnte ich zum ersten Mal im Jahr 1937ken-
kann, wenn man die Stärke der römischen Garnisonen nenlernen, der soviel für die Untersuchung der römi-
im gegebenen Sektor ausreichend bestimmen kann. In schen Altertümer Württembergs getan hat. Für mich
jeder Hinsicht sind die Einrichtungen der eigentlichen also ist dieser Kongreß sozusagen eine persönliche Pil-
Grenzhindernisse dabei kaum mitzurechnen. Aller- gerfahrt, durch die ich die Gegend des Römerreiches
dings, es gibt auch einen Umstand, den man nicht wieder besuchen kann, mit d~r so viele Erinnerungen an
außer acht lassen darf: Wenn man mehrere Durchgänge FABRICIUS, DRAGENDORFF, KNORR und GoESSLER ver-
durch den Limes festgestellt hat, wie zum Beispiel bei bunden sind. Allerdings ist das nur ein Faktor unter
dem fossaturn Africae, und wenn in demselben Grenz- vielen anderen! Sie werden nach dem Programm des
sektor die Kastelle weit auseinanderliegen, so ist es 13. Limeskongresses, verstehen, wie sich der Versuchs-
selbstverständlich, daß dort fast keine nennenswerten kongreß von 1949 zu einem großen internationalen
Feindseligkeiten wahrscheinlich waren. So etwas zeigt Ereignis entwickelt hat. Anstatt nur elf Referate wie
vielleicht eine Betrachtung des äußeren Limes Ober- 1949 werden in Aalen mehr als hundertdreißig zu hören
germamens. sein, obgleich niemand mehr als fünfzig Prozent hören
Die wirtschaftliche Entwicklung der römischen wird, und es werden uns Berichte von sämtlichen
Grenzgebiete und eine neue Einsicht und Auswertung Grenzgebieten des Römerreiches geboten werden.
der militärischen Umtände - positiv bzw. negativ - Ich bin völlig sicher, daß wir alle profitieren werden-
sind die deutlichsten Lehren, die man seit dem ersten von der Gelegenheit, die uns dieses Zusammentreffen
Limeskongreß erfahren hat; aber auch, was immer bietet, um entweder die Referate zu hören und mitein-
wichtiger ist, die Anregungen zu weiterer internationa- ander zu diskutieren, oder aber die aufregende Reihe
ler Forschung und Zusammenarbeit, wie die Reihe der von Exkursionen zum Limes Obergermaniens und
Limeskongresse bewiesen hat! Raetiens mitzuerleben.
Genauso wie der Kongreß von 1949 die Gelegenheit Wie einmal von ERICH SwoBODA in Bad Deutsch-
zum Verständnis des Fortschrittes gab, den man bei der Altenburg am Anfang der Tagung des Jahres 1955, die
Untersuchung am Hadrianswall erzielt hatte, gerade als der zweite Limeskongreß beschlossen wurde,
während der Teilnahme an der Pilgerfahrt, so wird es berichtet wird: Wir haben alle das selbe Ziel und das
während des 13. Limeskongresses für die Gäste aus gemeinsame Interesse, und so dürfen wir vom gegen-
anderen Provinzen des Römerreiches lehrreich sein, wärtigen Kongreß die Klärung so mancher weiterer
wieviel in den letzten Jahren in Baden-Württemberg Fragen erwarten.

19
The Frontier in Britain, 1979-1983
DAVID J. BREEZE

At the 12th Limes Congress at Stirling in 1979 special Mr. M. McCARTHY, Dr. L. MACINNES, Dr. V. A. MAX-
attention was naturally paid to the frontier in Scotland. FIELD and Mr. A. C. H. OuviER. In the space of a short
Other papers examined specific aspects of the frontier paper it is not possible to mention every survey, exca-
in Britain, but there was no attempt to provide the vation or publication of the last four years and I have
overall statements of the current state of research that accordingly selected for comment only that work
were given for other provinces (HANSON and KEPPIE which seems to have a special bearing upon frontiers
1980 ). This paper therefore strays into the years before studies in Britain.
1979 in order to place the more recent work in a wider Nothing new can be said concerning the invasion of
setting. Britain in 43, but there have been significant develop-
In presenting this summary of over 4 years survey, ments in one area of Britain in relation to the consolida-
excavation and publication I am conscious of the debt I tion period which followed the conquest. At Stirling in
owe the colleagues who have freely and generously 1979 Dr. VALERIE MAXFIELD drew attention to recent
given of their time, knowledge, experience and plans to discoveries in south-west England (MAXFIELD 1980).
correct, amplify and improve this paper: in particular To the new camps and forts discussed in that paper can
Mr. I. CARUANA, Mr. C. M. DANIELS, Dr. B. DoBSON, now be added a further three or four forts. Within the

Fig. 1 Roman military sites in south-west England.

Roman Military Sites in the South West

ljj Legionary Fort re ss


• Fort
0 Probable Fort
* Fortlet
>:< Probable Fort let
o Temporary Camp
~ R. Military Occupation
in Iron Age Hillfort
[SI Probable R. Military
Occ. in I.A. Hillfort

D Land Over 600ft ( 183 m)

10 50 100 km

--~==~--===---~~---===--~~ VAM'83

21
Iron Age hill-fort at Hembury near Honiton in east Following Dr.jEFF DAvms' important review of Wa-
Devon Professor ToDD has been able to confirm the lesin 1979 (DAVIES 1980) there is little to report con-
previously suspected Roman presence, identifying two cerning the early years of invasion, conquest and
phases of timber buildings within the hill fort: one occupation. In south Wales continuing excavation at
building has been interpreted as a barrack-block (ToDD Cardiff has led to the identification of a large enclo-
1986 ). Occupation falls within the years about 50-70. sure of 12 ha (30 acres) dating to the period about
Professor ToDD and Mr. SEAN GoDDARD have also 55-80/90, and lying below the reconstructed fourth
investigated a site first tentatively identified as a Roman century fort (RB 1982, 331-332). In north Wales the
fort by Mr. N. ALCOCK ( 1966, 105-106 ). This fort lies investigation of Caernarfon has reached the earliest
at Bury Barton, north-west of Exeter. North of Exeter, levels ( RB 1979, 346 ). On the English side of the
the camp at Tiverton has now been demonstrated by border, Professors FRERE and Sr. J OSEPH have
Dr. MAXFIELD to be a fort (RB 1982, 323 ). Finally, east examined the irregular earthwork known as Brandon
of Exeter, at Axminster, Mr. R.J. SILVESTER (pers. Camp near Leintwardine (FRERE 1986 ). A large gra-
comm.) has tentatively identified an earthwork as a nary and several small timber buildings have been
Roman fort. located. The sparse finds indicate a brief occupation
The distribution map of Roman forts in south-west under Nero. The identification of this new Roman
England is now much healthier than 14 years ago when military site emphasises the importance of this area
LADY Fox presented her survey of the area to the 1969 for three later forts are already known here (DAVIES
Congress (Fox 1974 ). The number of forts has risen 1980, fig. 17. 1 ).
from four to eight or nine, while most of these have at One of the significant developments in Britain over the
least been trial trenched. These discoveries are impor- last ten years or so has been the study of the early legio-
tant for it is probable that this part of Britain holds out nary fortresses and their development into towns. Vari-
the most hope of revealing the pattern and purpose of ous aspects of the work at Wroxeter and Lincoln were
occupation in the earliest years after the conquest. One reported at the last Congress (]oNES M.J. 1980; WEBS-
particular south-western phenomenon, the construc- TER 1980). In addition reference must be made to the
tion of Roman forts within the defences of Iron Age important paper by CRUMMY in Britannia for 1982 on
oppida, discussed by professor FRERE in this volume the origin of some major Romano-British towns
(FRERE 1986 ), now seems to be paralleled elsewhere, ( CRUMMY 1982 ). Here attention is drawn to the way in
for a 2.2 hectare (5.5 acre) fort has been discovered which the redundant legionary fortresses were reused
within and probably attached to one of the Belgic as towns. Defences, gates, streets and building plots
Dykes at Gosbecks to the south-west of Colchester were all reused, while 'there is limited evidence for the
( CRUMMY 1977, 87-88; WILSON 1977: see also Fnz- retention of some military buildings'. One important
PATRICK 1986 ). military base which did not develop into a town was
The legionary fortress at Exeter, presumably the nodal U skin south Wales, visited by the 1969 Congress. It is a
point of the occupation of south-west England, con- pleasure to be able to report the continuing and steady
tinues, slowly, to reveal its secrets (RB 1982, 320-323 ). publication of the results of that excavation (MANNING
Of particular importance is the discovery that the east 1981; GREENE 1979; BooN and HASSALL 1981) and also
rampart is further east than expected, thus increasing of the work of Chester, another site visited in 1969
the size of the fortress by 1.6 ha to 16.4 ha. Thus it is (WARD and STRICKLAND 1978; MASON 1980; cf also
rather easier to fit in the whole legion than was hitherto STRICKLAND and DAVEY 1978).
supposed (BIDWELL 1979), but we are still no nearer to One site above all others has long represented the
being able to answer the question brought to our atten- relationship between Rome and the Brigantes: Stan-
tion by Dr. MAXFIELD at Stirling: the overlap, on pre- wick in north Yorkshire, excavated by SIR MoRTIMER
sent evidence, of six or seven years in the occupation of WHEELER in 1952, and considered by him to be the
Exeter and Gloucester, fortresses which are considered location of Venutius' last stand against the army of
to have been garrisoned by the same legion, I I Augusta Petillius Cerialis (WHEELER 1954 ). Not only has
(MAXFIELD 1980, 300-304 ). Wheeler's interpretation of the development of the
Finally, in south-west England, the final report on the earthworks been criticised and a new interpretation
excavation of the Roman fort on Waddon Hill has been advanced (HASELGROVE 1982, 72-75, see also DoBSON
published by Dr.GRAHAM WEBSTER (1981). The plan 1970, 39-40), but the discovery of quantities of early
of this mid-first-century fort presents enormous prob- Roman fine wares in addition to Roman roofing tiles
lems of interpretation, but it is to be hoped that work points to strong Roman influence in the years follow-
on other sites will in time improve our understanding ing 43. It may be that we will come to see Stanwick as an
ofWaddon. important, perhaps the most important, centre of Car-

22
timandua's client kingdom rather than the base of her chronology, 77 to 83, rather than 78 to 84, thus render-
anti-Roman husband Venutius. ing the conference a year later (BrRLEY 1976; 1981,
The state of knowledge concerning the conquest and 77-79).
occupation of northern England has recently been So far as the conquest of northern England is concerned
summarised by HARTLEY ( 1980) in a useful collection the most important developments have taken place in
of essays entitled "Rome and the Brigantes" (BRANI- eastern Yorkshire. Dr.STEPHEN JoHNSON's excava-
GAN 1980). It is not possible to expand on earlier tions at Hayton revealed a 1.5 hectare (3.75 acre) fort
theories on the extent of Cerialis' activities in Brigantia, occupied from the early 70s for perhaps a decade and
though there is now a tendancy to emphasise his associated by him with the incorporation of the Parisi
achievements rather than Agricola's in this area ( cf into the province (J OHNSON 1978 ). To the north, it now
HARTLEY 1980, 4 ). And in connection with this it has seems probable that a fort lay at Stamford Bridge
been suggested that the scene of at least part of (J OHNSON 1978, 79), while it has been suggested that
Agricola's second season, which Tacitus does not the fort at Cawthorn, interpreted by RICHMOND
locate, may have lain to the north of the Brigantes in ( 1932) as a practice fort, may form part of the series
southern Scotland (BrRLEY, 1975, 143-144; DoBSON (JoHNSON 1978, 80; HARTLEY 1982, 211-212). In the
1981, 5-6). Agricola himself has received special treat- same area BRIAN HARTLEY has confirmed a Flavian date
ment at a conference to mark the 1900th anniversary of for the unusually shaped fort at Lease Rigg on the road
the invasion of Scotland (KENWORTHY 1981 ). It is to the north York coast (HARTLEY 1982, 211 fig.60).
ironic that at the same time reconsideration of the dates The forts on this road cannot be dated with any preci-
of Agricola's governorship argued for the earlier sion within the Flavian period: it may be that they date

Fig. 2 Roman forts (marked by a square) and other sites (circle) in north England and south Scotland
considered to date to the Flavian period. .

FLAVIAN

23
proved. The complex is somewhat reminiscent of the
contemporary industrial site at Wilderspool on the
Mersey.
A few miles to the east of Walton-le-dale, excavation at
Ribchester has revealed the defences of a Flavian fort,
somewhat larger than its successors (RB 1980, 331).
Work has also been carried out at Ribchester on one of
the neglected frontier topics, the vicus, ( OuvmR
1982 ), and there has also been work in extra-mural set-
tlements and cemeteries at Castleford (RB 1980, 330;
1981, 349-350), Chester-le-Street (RB 1979, 361-
362), Littlechester (RB 1979, 365) and Manchester (RB
1980, 331 ). At Ribchester a timber-laced rampart,
palisade and ditch have been identified as the defences
of the vicus (OuvmR 1982, 146 ), but an alternative
interpretation also seems possible, namely that these
were part of the defences of an annexe. An important
report has appeared on material from another Lanca-
shire town, Lancaster (WILSON 1979). The material in
question is horse dung from a well in the second cen-
tury fort.
Carlisle has been the subject of three papers. In one
DoROTHY CHARLESWORTH, whose untimely death
since the 1979 Congress is a sad blow, drew together
the various evidence for Roman Carlisle in an impor-
tant synthesis (CHARLESWORTH 1978). At the 1979
Congress Miss CHARLESWORTH reported upon the
subsequent discovery of a Flavian fort at Carlisle, with
a remarkably well preserved timber gateway (CHAR-
0 10 20nl LESWORTH 1980). It is now known that later, first
timber and then stone buildings were erected in this
Fig. 3 Walton-le-dale. Phase 3 a and 3 b: the second main area and these have yielded fragments of two inscrip-
industrial phases dating to the second century. Each timber tions, sculpture and tiles stamped by legio 11 Augusta,
building contains at least one furnace. Reproduced by kind XX Valeria Victrix and possibly IX Hispana (McCAR-
permission of Mr. A. C. H. OuviER. THY et al. 1982, 82-83 ), though no defences are known
for either period. The stone buildings with the legio-
later rather than earlier within the Flavian period. This nary tiles and inscriptions have been dated by the
area may be similar to the Lake District where the forts excavator, Mr. McCARTHY, to the Severan period (RB
were not built until the early second century, some 1982, 290-292 ), and one building, A 999 (fig. 4, D),
time after the local tribesman may be presumed to have appears to be a barrack-block. Military occupation
submitted to Rome: both areas lay off the main routes seems to have ceased at the end of the third century or
through north England. in the early years of the fourth. Up to that time Carlisle,
West of the Pennines important work has been carried like Corbridge to the east, retained its military nucleus
out at Walton-le-dale by the River Ribble (fig. 3 ). Here which formed the focus of the flourishing Roman town
our knowledge of the enigmatic Roman remains found (see fig.4 A).
30 years ago (PICKERING 1957) has been ridically Over the last decade Professor BARRY JONES has been
changed by the excavations of Mr. ADRIAN OLIVIER changing our appreciation of the western flank of Had-
(RB 1981, 352; 1982, 296-297). Parts of four phases of rian's Wall (HIGHAM and ]oNES 1975; ]oNES 1976;
timber buildings have been examined stretching in time 1980; 1979 a; 1982 ). Between Carlisle and Kirkbride,
from the 70s into the fourth century. These are not nor- the fort south of Bowness, excavated and planned by
mal military buildings and in the second phase, dated to Mr. RICHARD BELLHOUSE (BELLHOUSE and RICHARD-
the late first and early second centuries, six furnaces SON 1982), two early second century forts have now
fired to a temperature of at least 1000° C, have been been located. One lies south of Burgh-by-Sands and
found. A military connection is assumed, but not was found in 1977, the other, between Burgh and Kirk-

24
CARLISLE ANNETWELL STREET
Agricolan Fort

ANNETWELL STREET
EXCAVATED
Early Second Century
1973-79

' I I SOIL

I
I I
SLIGHTED

FLAVIAN RAMPART

STILL VISIBLE

2 4 6 m

ANNETWELL STREET
ea. 200 A. D.

EXCAVATED 1973-79 [(]WALL PRESENT


I D. CHARLESWORTH I WALL ROBBED OR
[] INFERRED

LARGELY DISTURBED

ABOVE FLAVIAN

LEVELS

0 2 4 6 m

EB

Fig. 4 Carlisle. The Annetwell Street excavations. Reproduced by kind permission of Mr. M. McCARTHY.

25
bride, at Finglandrigg· was discovered two years later though this will not be discussed in detail here as in the
(J ONES 1982, 285 ). It seems that these two forts are late main the most recent paper repeats with more detail the
Trajanic in date, possibly even early Hadrianic: there is 1979 account and does not provide a final report on
increasing evidence for early Hadrianic activity on the these most important discoveries (J ONES 1982 ). How-
isthmus. The fort at Burgh-by-Sands I was, it appears, ever, two points deserve particular attention. Firstly,
preceded by a ditched palisade and a circular watch- the complexity of the remains should be stressed. For
tower destroyed by the construction of the fort. At the first 1.5 km beyond Bowness a pair of ditches have
least two other possible watch-towers have been iden- been located. One km on, this is reduced to a single
tified on the Burgh-by-Sands I- Finglandrigg- Kirk- ditch. A further 3 km on at Tower 4 B there is both a
bride line, and a ditch traced at Finglandrigg. Professor single ditch and a palisade- the palisade of two phases-
JONES ( 1980, 16) has suggested that these traces are part while a road has also been discovered. Both phases of
of what he terms a clausura, a line of control, across this palisade and the road were also located at Silloth. At
part of northern Cumbria, and that this line may have Tower 4B a further, third, phase was identified in a
been specially designed to guard one of the important stone tower which overlay the ditch, fronting the
fords over the Solway. As yet this evidence has not palisade. Secondly, Professor JONES ( 1982, 294-295)
been fully published, and further judgment must be has suggested that the palisade is one of those referred
suspended until publication. to in the Historia Augusta Life of Hadrian. It must be
In 1976 Professor JONES published his discovery of the emphasised, however, that this palisade is very much
existence of two parallel ditches running westward slighter than that in Germany, the remains measuring
from the end of Hadrian's Wall at Bowness to Milefort- only about 40 cm across and about 45 cm deep.
let 5 at Cardurnock, and further discoveries were The discovery of these ditches led to the realisation that
recorded in the handbook to the 1979 Pilgrimage of the milefortlets of the ·cumbrian Coast, placed bet-
Hadrian's Wall (J ONES 1976, 236; 1979 b, 28-29). Now ween the ditches, ought to have both front and rear
Professor JONES has furnished a further interim report, entrances to allow movement across the frontier line.

Fig. 5 Carlisle. Inscriptions on stone and wood from the Annetwell Street excavations. Repro-
duced by kind permissio'n of Mr.M.McCARTHY.

CARLISLE ( Luguvalium)
ANNETWELL STREET

A, B: DEDICATION PANELS
Found above west end of A 1000

A Probably v[EX LEG ...

LEG x]x VV

C: BUNG CUT FROM PIECE OF

WOOD WITH BRANDED INSCRIPTION

Found in road silt south of A 2006

0--~=4---=~--lOcm 0 3 4 5 cm

B c
JEL

26
Excavation by Mr. R. L. BELLHOUSE at MF 20 in 1980 examined (RB 1979, 358). Consolidation of the Wall
confirmed that this milefortlet did indeed have two curtain has continued west of Housesteads, directed by
gates (BELLHOUSE 1981 a; 1981 b, 142). Mr. JrM CRow, with the interesting discovery that the
On the Wall itself, Mr. CHARLES DANIELS has con- Wall near MC 39 seemed to have been allowed to decay,
tinued his work at the fort at Wallsend (RB 1979, without significant reconstruction (RB 1982, 290),
335-358; 1980, 322; 1981 340-342; 1982, 289). The while Mr. PAUL BID WELL has started a thorough exami-
plan and history of the fort are being painstakingly nation of Chesters Bridge (RB 1982, 289-290 ).
built up over many seasons of excavation and by the Mr. BIDWELL has also conducted excavations within
end of the operation this will be the only completely the fort at Vindolanda (BIDWELL 1985 ). These concen-
excavated Hadrian's Wall fort. The Hadrianic plan still trated on the third and fourth century buildings in the
presents problems, with nine rooms being recorded in north-east corner, two of which were interpreted as
each of the seven barrack-blocks investigated to date but barrack-blocks, with separate accommodation for the
hopefully some of these problems will be resolved officers, but at the same time more enigmatic round
before the excavation ends. The fourth century arrange- stone buildings were uncovered. These to date defy
ment at Wallsend was discussed by Mr. DANIELS at Stirl- interpretation. The chronology at Chester holm-Vin-
ing and there are no new discoveries to alter substantially dolanda has been revised, with Mr. RoBIN BIRLEY
the picture drawn there (DANIELS 1980). ( 1977) bringing forward the establishment of the vicus
Elsewhere on the Wall work has been on a smaller scale. to the 160s and its abandonment to the late third cen-
Mr. M. SAVAGE has completed the excavation of tury, and MR. BIDWELL suggesting that the first stone
Milecastle 35, with no firm evidence being found to fort may have been Hadrianic in date (BIDWELL 1985,
confirm the existence or otherwise of a primary north 9-10).
gate (RB 1979, 358). Certainly, no gate existed here Excavation in Newcastle upon Tyne, has revealed three
later, and it was patently unnecessary in view of the stone buildings, interpreted as part of the central range
crags immediately outside it. One turret, lOA, has been of the fort, though the relationship of the buildings to

Fig. 6 The Solway Frontier. Reproduced by kind permission of Professor G. D. B.J ONES.

THE SOLWAY FRONTIER

/ R.EDEN

Fort
_?'OLD CAR LIS LE Milefortlet
Tower
10 20 30
Kms.

27
each other is unusual. This fort is dated to the late se- Consideration has been given to the constructional
cond or early third century (DANIELS and HARBOTTLE methods and classification of milecastles (HUNNEYSET
1980, 65) and therefore would appear to be an addition 1980 ), with the identification of setting-out lines: two
to Hadrian's Wall, though the fort was not the first legions building on the Stone Wall appear to have used
Roman activity on the site. Equally importantly the an internal setting-out line at their milecastles, while
fort has produced part of a loyalty dedication of 213. the third used an external setting-out line.
The unit in garrison at the time was the cohors I Cuger- North of Hadrian's Wall perhaps the most important
norum: the garrison recorded in the Notitia Dig- developments have come through aerial photography.
nitatum was the eo hors I Cornoviorum. 'Newcastle, Since 1977 five new Flavian forts and fortlets have been
then, becomes one of the very small number of Wall found, at Elginhaugh (RB 1981, 321), Mollins (HAN-
forts whose third century garrison is different from that SON and MAXWELL 1980 ), Drumquhassle (RB 1978,
given in the N otitia' (DANIELS and HARBOTTLE 1980, 275 ), Cargill (RB 1980, 319; 1981, 335-336 ), and most
72 ). Further welcome evidence for the garrison of the recently at Inverquharity (MAXWELL 1983; RB 1983,
Wall has come from Chesters, where Professor ERIC 274 ). The excavations by Dr. HANSON and Mr. MAX-
BrRLEY's earlier view (1961, 172) that it was an ala has WELL at the 0.4 hectares fort at Mollins have led to the
been vindicated by the discovery of a Hadrianic in- suggestion that the Agricolan garrisons may have lain
scription recording the ala Augusta ob virtutem in part at least further south than the traditionally
appellata (AusTEN and BREEZE 1979 ). accepted line along the Antonine Wall. However, the

Fig. 8 North Britain in the Flavian I period (about 85- about 0.4-1.2 ha as triangles; fortlets · as large circles and watch-
90). Large forts (over 3.2 ha in size) are marked as large towers as small circles. The legionary fortress at Inchtuthil is a
squares; forts of 1.4-3.2 ha as small squares; small forts of double square.

· • Strapt ro

FLAVIAN I 85- c90

29
nature of the Agricolan arrangements across the Forth- 1983 saw the publication of Rome's North West Fron-
Clyde isthmus remains enigmatic. Drumquhassle and tier, The Antonine Wall by Dr. HANSON and Mr. MAX-
Inverquharity both lie at the edge of the Highlands. WELL (1983 a). An authoritative account, it is to be
Their discovery does nothing to help solve the contro- warmly recommended to all students of Roman fron-
versial problem of the purpose of the glen forts (MANN tiers. Among the many aspects of the Antonine Wall
1968, BREEZE and DoBSON 1976 a, 127-131; FRERE reconsidered in this book are the building of the linear
1981, 89-91; BREEZE 1982, 100). The fortlet or small barrier and the function of the Wall. Special attention
fort at Inverquharity raises the question of whether the is paid to the contribution of aerial photography, in
glen forts continued northwards to Stracathro, and particular the first attempt is here made to identify
perhaps beyond. Cargill adds a fort to the known fort- the marching camps of the Antonine period in Scot-
let only 3 km south-east of the legionary fortress at land.
Inchtuthil: the discovery that the fort has two phases of On the third and fourth centuries Mr. DEREK WELSBY's
occupation only adds to the complexity of the situa- The Roman Military Defence of the British Provinces in
tion. It is possible to envisage an auxiliary unit being its Later Phases, is a useful discussion and analysis of
stationed close to a legion but the implication of three the present state of information (WELSBY 1982 ). A
phases at Cargill emphasises the complexity and fluid- number of different aspects of this period has been the
ity of these years and our inability to learn more than a subject of comment by Mr. JOHN CASEY, who has been
fragment of the truth. reconsidering the coin evidence from the northern
The last decade has seen a revolution in our under- frontier. For example,, the fort at Piercebridge on the
standing of the building of the Antonine Wall. When in Tees is now seen to date to the 270s and not the early
1975 Mr. JoHN GrLLAM (1976) advanced his fourth century as had hitherto been supposed (RB
hypothesis that, while the final plan for the Wall called 1981, 345-346 ). Thus it is contemporary with several
four forts at about 3.5 km apart, the original plan was of the Saxon Shore forts, but whether the coincidence
for six primary forts about 13 km apart with fortlets at stops there, it is not possible to say. Mr. CASEY and Mr.
mile intervals between, only four such fortlets were M. SAVAGE have also suggested that the outpost forts of
known. Now the total of fortlets is nine or ten (KEPPIE Hadrian's Wall may have been abandoned at the time of
and WALKER 1981; KEPPIE 1982, 97-98) and I think Constantine' s visit to Britain in 314, and not later in the
that the basic GrLLAM hypothesis can be considered to fourth century, on the evidence of the lack of later coins
be proved, though the details may be not always as (CASEY and SAVAGE 1980). A third suggestion by
GrLLAM proposed ( cf BREEZE 1980, 52). While none of Mr. CASEY is that the Yorkshire watch-towers were
the timber towers postulated by Mr. GrLLAM have been built not by Count Theodosius in 367, but by Magnus
found, a different type of structure has come to light. Maxim us in the 380s ( CASEY 1979).
Three small enclosures, about 10 m across internally, The Saxon Shore has seen little work in the field, but
have been located near Wilderness Plantation fortlet; the publication of Professor CuNLIFFE's work at
the spacing here is only about 230 m (RCAHMS 1978, Lymne may be noted (CuNLIFFE 1980), and also the
113: 159). In 1978 Messrs HANSON and MAXWELL exca- first volume of the report on the fort at Dover (PHILIP
vated one of these small enclosures, but apart from the 1981; see also RB 1983, 334-335 ). Of particular inter-
much reduced remains of a turf rampart no internal est are the second-century barracks, probably provided
structures were found (HANSON and MAXWELL 1983 for the men of the British fleet. They are somewhat
b). The purpose of these small enclosures remains un- unusual, consisting simply of one row of rooms appa-
certain. rently with no officer's quarters ( cf BREEZE 1983 ). Dr.
Elsewhere on the Antonine Wall, the excavations at the C. J. YouNG has disproved the existence of a Roman
forts at Bears den (BREEZE 1984) and Bar Hill (RB 1979, fort at Carisbrooke (YouNG 1983 ).
353; 1980, 320; 1982, 339) have been completed, and to One problem frequently glossed over by archaeolo-
the north of the Wall the sequence of the defences at gists, the physical nature of the terrain the frontiers
Camelon have been elucidated leading to the definition passed through, has recently received much attention
of the primary Flavian fort which has yielded the ear- in Scotland. It seems clear, from pollen analysis of
liest Roman pottery from Scotland (MAXFIELD 1981; samples from several Roman sites along the western
RB 1981, 337), while Professors FRERE and WrLKES half of the Antonine Wall, that when the Romans
have continued their methodical examination of the arrived they found a landscape already widely cleared.
outpost fort at Strageath (RB 1982, 284-287 for the lat- The fort at Bearsden, for example, was placed in fairly
est plans). open woodland, containing established pasture capable
However, one most important development on the of providing excellent turves for the fort's ramparts
Antonine Wall is the result not of the spade but the pen. (BREEZE 1984 ). At Bar Hill the tree pollen count is

30
N

THE ANTONlNE WALL


Fig. 9 The Antonine Wall: forts, fortlets and enclosures (fort names are in capitals).

similar to that pertaining today, suggesting a largely This paper has tried to concentrate on trends in
cleared landscape (BoYD 1984 ). research on the British frontier. Perhaps the single most
At neither of these sites have traces of the indigenous important trend may easily escape notice: the swing
inhabitants been found. However, the relationship from excavation to publication. The number of excava-
between Roman and native on the frontier - the tions, and in particular large-scale excavations, has
impact of the Roman army on the frontier tribes -has fallen dramatically since the mid-1970s. But this has
been the subject of several studies recently (BRANIGAN allowed more time for the publication of excavation
1980; CLACK and HASELGROVE 1982; HARDING 1982; reports and for wider discussion also. The northern
see also HrGHAM 1982 b for the testing of a single frontier alone has seen the publication of four books
native site). At the same time the map of native settle- over the last seven years (BREEZE and DoBSON 1976;
ments in northern England is being filled in (HrGHAM DANIELS 1979; BREEZE 1982; HANSON and MAXWELL
1980; HASELGROVE 1982; CLACK and HASELGROVE 1983 a) not to mention numerous guide-books and
1982 ). North of Hadrian's Wall recently identified booklets. It seems probable that the current rate of
field systems have been tentatively attributed to the publication will continue for some time. In particular
Roman period (GATES 1982). Most of these discussion the reports on the Chesterholm-Vindolanda writing
papers reflect an unspectacular but steady increase in tablets and on Inchtuthil (PITTS and ST. JOSEPH 1985)
our knowledge of the natives in the frontier area. One are looked forward to in anticipation (see now Bow-
major result has been to suggest that the population MAN 1983).
was larger than hitherto believed, and also more One final, most welcome development that deserves
sophisticated. Indeed there is increasing evidence to mention is the attention paid to the display of the
suggest that the most important improvements in ancient monuments of the frontier, inCluding the
farming occurred not as a result of the Roman inva- reconstruction of part of the fort wall at Manchester, an
sion and occupation, but in the pre-Roman Iron Age extension to the museum of Chester holm-Vindolanda,
(TURNER 1979; HANSON and MACINNES 1981; MACIN- the building of a new museum at Corbridge, the open-
NES 1982, 70; HALLIDAY 1982, 87; ]oNES 1981). Then ing of a new museum of the Roman army at Carvoran,
we seem to have a rise in the clearance of woodland, the excavation and display of Kinneil fortlet on the
and also probably increasing arable farming, perhaps Antonine Wall, and the opening of the bath-house at
indeed the beginning of the vital shift in emphasis in Bearsden on the Antonine Wall. All these develop-
agriculture from cattle raising to cultivation in the ments in the field and in the study are healthy signs of
north. continuing life on the northern frontier.

31
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Camulodunum and the Early Occupation of South-East England.
Some Reconsiderations
ANDREW FITZPATRICK

The Camulodunum report by CHRISTOPHER HAWKES Boudican revolt of A.D. 60/61 2 • Occupation at
and REx HuLL was published in 1947. It documented Sheepen was effectively terminated by the revolt or by
excavations undertaken in Colchester between 1930 its aftermath.
and 1939 and since then it has come to occupy a key In the report the occupation was divided into six
place in the study of the late Iron Age and early Roman periods of varying lengths. HAWKES and HuLL (1947,
period in southern England. As ERIC BIRLEY com- 56) state explicitly which are key deposits and which
mented in reviewing the volume, it has been an "epoch could be correlated with the stratification of the
making report" (BIRLEY 1948, 92). Sheepen Dyke which they contended "with the essen-
Naturally subsequent research, not least by the authors tially consistent sequence of deposits within and over
of the report themselves, has advanced a number of cri- it, binds most of the site's major features together in
ticisms (DANNELL 1971; PEACOCK 1971; RoDWELL time no less than in space." (p. 27). Thus "with the
1976; ETTLINGER 1977). These criticisms have usually evidence especially of coins, and the external evidence
been in relation to the chronology of the site and in of a known historical context, it appeared possible to
particular to that of the Iron Age occupation, and have establish a firm chronological scheme whereby the sig-
been accepted by the authors of the report. The pro- nificance of the whole could be interpretated." (p. 27).
posed interpretation has, however, been widely Whilst this may be so, I can only state that I believe it to
accepted. In the context of the Limeskongress I wish to a highly questionable proposition. None the less,
suggest that evidence is presented in the report which because of the lucidity of the exposition, great store has
could be reinterpretated as representing a pre-Flavian subsequently been .set by the report particularly
military site or sites. through reference to the well dated and exemplarily
In the light of this hypothesis I shall subsequently ad- published body of finds.
vance some suggestions as to the diplomatic and military I shall, however, be particularly concerned with the
arrangements in south-eastern England in the immed- interpretation of the site. The chronology was, in
iately post-conquest period, ie c. A. D. 43 to 48/49. 1 broad terms, substantially accurate but not, I believe,
The interpretation advanced by HAWKES and HuLL can as precise as it has often been held to be and it is to this
be summarised as follows; The pre-Roman settlement that I would like to turn.
of Camulodunum was founded by King Cunobelin on Starting with the Iron Age, the dates of the earliest
his accession c. A. D. 10 and he ruled there until a few occupation were actually poorly defined, being based
years before the Roman conquest. The settlement was on a limited amount of numismatic evidence with rela-
enclosed by a massive system of Dykes, or ramparts. tively reliable dating (i e references by Roman authors)
The centre of the site, and the area in which HAWKES and partly on imported pottery whose dating was
and HULL excavated, was the area enclosed by the derived from the Augustan forts on the Lippe. I think
Sheepen Dyke. In A. D. 43 the conquering Roman that HAWKES and HuLL advanced unrealistically pre-
army levelled part of the Dyke system, reducing its cise dates for this period. Obviously the nature of the
defensive capacity. After the conquest occupation con- Iron Age occupation is of great importance to the con-
tinued through the Claudio-N eronian period during quest but is rarely afforded adequate consideration in
which time metalworking at Sheepen was an important accounts of the conquest. The currently accepted pic-
activity. With the establishment of the colonia in A. D. ture of increasing centralisation at Camulodunum
49, the site lost whatever of its pre-conquest importan- should be subject to at least some modification.
ce it had retained, being used extensively as a manufac- HAWKES and HuLL (1947, 134) suggested that "Cuno-
turing centre to provide the materials for building the belin's accession and the foundation of the Sheepen
colonia. capital were simultaneous and related events, about
In the excavation large quantities of scrapped Roman A. D. 10." There were two main strands to this argu-
military equipment and metalworking debris were ment which must, as HAWKES and HuLL (1947, 27-30)
recovered. HAWKES and HuLL (1947, 40, 336 and esp. did carefully be kept separate, the ceramic and numis-
93) ascribed this, though with some caution, to the matic evidence. Additionally there is the evidence of
hasty rearmament of the veterans in the face of the the fibulae and other finds which were rather less diag-

35
nostic chronologically (p. 29). HAWKES and HuLL gests only a handful of vessels at this time (and making
(1947, 29) suggested that "on the testimony of for the sake of convenience the invalid assumption of
imported pottery the beginning of the occupation, in equal conditions of supply), it seems possible that
round figures, must be placed between A. D. 1 and 20. occupation at Sheepen may have started before the dat-
And the single date to be accepted as best fitting all the ing horizons provided by the German campaigns of
evidence under this head is c. A. D. 10." Augustus perhaps by c. 25-15 B. C.(± 10). This raises
Taking the then accepted dates for Oberaden (c. 12-8 two questions. Firstly why is there virtually no Service
B. C) with which the Camulodunum pottery had few I a "Arretine", the earliest types, present if occupation
parallels, and those of Haltern (c. 8 B. C. -A. D. 16) had started by say, 20-15 B. C.?
with which the parallels were strongest, a date rather It is possible to propose at least two answers to this
earlier than the c. A. D. 10 date, eg c. A. D. 4 might question: 1) That on present evidence, for whatever
seem to be suggested and so need not be held to suggest reasons, Service I a was not available in Camulodunum.
that the foundation of Camulodunum and the acces- 2) That Iron Age occupation was not continuous and
sion of Cunobelin were simultaneous. Subsequently that the site was not occupied when early "Arretine"
both KRAFT and WELLS ( 1972) have advanced convinc- became available, if indeed it ever did. The presently
ing arguments for the terminal date of Haltern as being recorded distribution of this ware, tightly restricted to
A. D. 9, a date which was accepted, and the implica- military sites, seems to support the first answer. In so
tions of it realised, by HuLL. 3 Recently voN ScHNUR- far as it is possible to assess this point, occupation con-
BEIN ( 1981; 1982) and GALSTERER ( 1983) have sug- tinued more or less continuously after the availability
gested an initial date of c. 7-5 B. C. for Haltern, which (with fluctuations) of the other "Arretine" services
could be used to suggest that Camulodunum started (DANNELL 1977; 1978; 1979). The evidence of the
even earlier, c. A. D. 2. But to formulate such precise Gallo-Belgic wares also points towards increasing
dates for British prehistory would offer only an illusion activity towards the end of the Iron Age (RIG BY 1981 ).
of the dating value of "Arretine" in particular (cf. The other question concerns the Celtic coins. The dat-
WELLS 1977a; 1977b ), and of archaeological material in ing of the Dressel1 B amphorae brings forward the date
general. of the Iron Age occupation before the issue of coins of
The other main strand of evidence is the numismatic Cunobelin. Other coins in pre-conquest contexts were
evidence. There are two points which I feel are impor- rare. The majority of the Celtic coins which circulated
tant here. Firstly ALLEN's ( 1944) date on numismatic in the area prior to those of Cunobelin were of precious
grounds is only an approximate date for, as yet, there metal 5 and it should not be assumed that these coins
are no fixed points in the dating of British Celtic coin- would necessarily be found at Camulodunum ( CoLLIS
age, only a limited number of termini post and ante 1981; RonwELL 1981 ). Their absence cannot, there-
quos. Secondly it is not a date arrived at solely on fore, be held to be of chronological significance and so
numismatic grounds, for ALLEN's datings had been be used to suggest that Iron Age occupation was not
influenced by the finds in the WHEELER's Verulamium continuous. As HAWKES and HuLL (1947, 308-309)
excavations, in which imported pottery was an impor- pointed out the earlier fibulae types could all be first
tant consideration. Accordingly then, I feel that the century A. D. in date, or they might be, in part at least,
evidence presented in the report need not be interpre- earlier and are of little help here. It is not possible to
tated as indicating simultaneous and related events. prefer an adequate explanation here, this is likely only
Despite the caution with which ALLEN, HAWKES and to be provided by the coarse pottery, but it must be
HuLL used the range of the date, it has been cited regu- pointed out that the post-Caesarian dating of the (so-
larly by others as a historical date. Which it is not. called) Campanian bronzes on which much of the dat-
These points are relatively minor, concerning an exac- ing of the >Aylesford< type burials rests (STEAD 1976)
titude which the material cannot support. The biggest has been questioned convincingly ( G RAUE 1974;
difficulty with the c. A.D. 10 date has been posed by WERNER 1979).
PEAcocK's ( 1971, 178-179) study of the Italian Dressel It would be inappropriate to pursue these issues further
1B amphorae, which suggested that, assuming they but it should be recognised that publication subsequent
were correctly identified\ the forty-six diagnostic to 194 7 has still to expound a chronology, relative and
Dressel1B amphorae sherds indicated that occupation absolute, for Sheep en's first Iron Age phase( s ), for
had started by the penultimate decade B. C. This dating their relation to the earlier Dykes (on which see CoLLIS
was accepted by both HAWKES and HuLL. In the light 1975; RoDWELL 1976) and to discuss how representa-
of the quantified information now becoming available tive is a sample we as yet possess of Iron Age activity at
from the Zurich-Rodgen-Oberaden horizon and other Camulodunum as a whole. Work on these is only
Augustan sites (STOCKLI 1979, 133-152) which sug- known to be in progress (HAWKES 1980, 57).

36
Despite this, I believe that we can accept that towards This suggests that there may be a variety of military
the eve of the conquest Cunobelin and then his sons sites occupied over a fairly short period of time, a situa-
exercised authority over what appears to have been the tion well known at such sites as N euss, Xanten or Hal-
largest polity in south-east England and that Camulo- tern. In view of the pre-conquest importance of
dunum was the site of at least one of his mints. What Camulodunum, it's presumptive role as administrative
preceded this and for how long, is a matter for further centre and good access for seaborne supply and com-
research. munication from Britain or the Continent, a substantial
At the time that HAWKES and HuLL were writing, and varied garrison might reasonably be expected there
although an early Roman military presence in Colches- in the immediately post conquest period and, as HAw-
ter was attested by both historical and epigraphic evi- KES and HuLL (1947, 40) comment, it is probable that
dence, it had not been located. Following a paper by there were troops still there after the departures of
HALL (1942), HAWKES and HuLL considered carefully c. A.D. 49.
a number of roads which predated the colonia and It is important to recall that HAWKES and HuLL effec-
which focussed on the area of the Grammar School tively had only Great Casterton, Haltern, Hofheim
south of Sheepen (HAWKES and HuLL 1947, pl.1). This and part one of Oberaden available to them as com-
evidence taken in conjunction with the evidence of a paranda. Naturally further research has provided a
ditch from that area, unfinished but thought possibly broader base for comparison and with the benefit of
to be for a semi-permanent camp, prompted HAWKES this hindsight I should like to re-examine a number of
and HuLL (1947, 16-20) to suggest a site for the camps points in the Camulodunum report.
of the pre-colonia garrison lay in the area of the A timber-framed building was discovered in Region 3,
Grammar School. Site A1 (HAWKES and HuLL 1947,90-91, fig.19 pls. 9,
This suggestion was crucial to their subsequent 108). HAWKES and HuLL con.sidered that it might have
interpretation, for whilst recognising that the quarters been a military building but as contubernia were appa-
of the invasion army had yet to be recognised, the belief rently absent in contrast to Hofheim, the only Clau-
that "the Roman military garrison of the first post-con- dian comparison available to them, they concluded that
quest years, which the Colonia was founded to "the building cannot certainly be called military, but
supersede, is to be found neither at that site nor at rather a variant of a military form." (p. 90). However in
Sheepen." (HAWKES and HuLL 1947,16, cf. also 34.51) view of the disturbed nature of the site and the evidence
allows what I shall consider to be otherwise convincing now available from Claudio-N eronian sites such as
evidence for military activity at Sheepen to be Nunstallon (Fox and RAVENHILL 1972) and particu-
accounted for in other ways. larly Oberstimm (ScHONBERGER 1978) which indicates
Since 1947 further research has considerably increased a variety of constructional techniques, there must be
our knowledge of the early military dispositions. The some doubt as to whether contubernia or other internal
tentative hypothesis over the ditch near to the features would have survived. The building was not
Grammar School was disproved (HuLL 1958, apparently longer than 100 feet (30 m), although I am
273-274 ), but with the discovery of a legionary fortress uncertain if it would necessarily have been recognised
and possibly a fort preceding that under the colonia in Region 4 (fig. 19, pl. 109, section 52). None the less
(DuNNETT 1971, 8-10, 69; CRUMMY 1977, 65-69) the it is approximately the same size as the barracks at
problem of a permanent fort seemed to have been resol- Nunstallon (Fox and RAVENHILL 1972, fig.15 ). What-
ved. A pre-Flavian fort has been discovered at Gos- ever the actual purpose of the building both it's con-
becks/Stanway (WILSON 1977; CRUMMY 1977, fig. 14). structional techniques and relative proportions allow
There may also be a site at Altnacealgach near the it's military connections, hinted at by HAWKES and
Grammar School (HuLL 1958, 271-273 fig. 117) 6 and HuLL, to be emphasised, pace RoDWELL (1978). 7 It is
Professor HAWKES has suggested that the Triple Dyke, not possible to add anything to the traces of buildings
which appears to be a Roman triplication of an Iron found in other areas (Region 3, A 2 p. 88, fig. 18 Reg-
Age earthwork, may have formed part of an early ion 4, L3 p. 104 ). The area ofthe A 1 building had been
Roman semi-permanent camp (WILSON 1962, 178; levelled prior to it's construction (p. 86, 88) and it is not
DuNNETT 1975, 33 ). It is also possible that other parts possible to date it's construction more closely than
of the Dyke system, eg. Grymes Dyke, may also prove within Period IV (p.91) (ie c. A.D. 49-61). It was
to have early Roman phases, perhaps adding to Iron destroyed by fire, taken to represent the Boudican
Age works. Additionally there is the Claudian coastal revolt of A. D. 60/61. Considerable quanti~ies of bro-
site at Fingringhoe Wick, 6 km away at the mouth of ken and scrap military equipment were excavated in
the Colne estuary (HAWKES and HuLL 1947, 19-20; Region 3, occuring in a number of contexts (p. 93-94)
VCH Ill 1963 ). but most especially at Site A4- the military metalwork-

37
ing site. It's destruction was dated to the Boudican and brick manufacture (their period IV) was to be
revolt, being interpretated as "a desperate attempt at associated with the establishment of the colonia. Given
rearmament by the colonists and their handful of serv- the presumptive military nature of Roman administra-
ing soldiers." (p.'336 ). It was, however, admitted that tion at this time (RIVET 1977), a strong military involve-
"How long ... metal was being worked ... within ... ment might be suspected in the construction of the col-
Period IV is not clear." (p.39-40). This is important. onia as, indeed, seems to be pointed to by the re-use of
The evidence is largely for bronze working suggesting military buildings there. Military expertise in the plan-
that it was a specialist workshop. RoBINSON (1975, 8) ning and perhaps in the organization of the building
expressed surprise that such elaborate equipment programme also seems probable. This may suggest that
should be manufactured in such circumstances as the the industrial activity at Sheepen may represent some-
Boudican revolt and it is arguable that the scrapped thing analagous to the works-depot at Holt (GRIMES
equipment represents the normal recycling of military 1930). 8 At the same time it also removes the objection of
equipment, the availability of which might suggest the HAWKES and HULL that the A 4 site was not constructed
presence of troops in the area. It is possible that it rep- expresslyformilitarywork "sincetheperiodiVoccupa-
resents a Boudican context, for it is uncertain if vet- tion as a whole has no military character." (p. 93) The
erans retained their equipment, but such evidence that suggestion needs to be explored further.
there is, suggests that on death or retirement it was This suggestion may also have some relevance to the
bought back by their unit (BREEZE, CLOSE-BROOKS Period V (ie A. D. 61) defences (p. 40-43, 120, figs.4,
and RITCHIE 1976, 93-95 ). In this context the rela- 32 ). A gateway was found in Region 5 and assigned a
tively large amount of Claudian samian from the filling Period V date. HAWKES and HuLL considered that this
of the site in Period VI (ie A.D. 61 -c. 65) (p.178) gate may have been for either a Roman or Boudican
might suggest that the metalworking started before the camp. In the absence ~f known Iron Age gateways in
Boudican revolt. The organization of military metal- the south-east, the best parallels are, by default,
working is far from clear and it is uncertain whether it Roman. As it is possible that the Boudican rebels
was carried out by government contract, army special- imitated Roman defences it would be rash to lay too
ists or by levy on the indigenous population (MAc- much stress on them as indicators of the identity of
MuLLEN 1960). If it was organized by the army, then their constructors. None the less the general similarity
for the Claudio-Neronian period it is not known if of the structure to a Holz-Erde-Mauer ( eg Valken-
workshops would be in the base or in annexes or corn- burg I) and the exact parallels for the size and construc-
pounds outside it as, at a later date, at Corbridge (cf. tional techniques of the gateway with pre-Flavian fort
also Exeter: BIDWELL 1979, 9-11 ). Another possibility gates in Britain - Hod Hill and Great Casterton
is that contracts were issued to indigenous craftsmen Period I (MANNING and ScoTT 1979, 31, 33, fig.4)-
resident in the canabae. In the case of a recently con- suggests that, although they could possibly be Roman
quered island one may suspect that the manufacture of additions to Boudican defences their interpretation as a
arms was carried out by the army, quite possibly at one Roman military structure is more than probable. HAw-
of it's permanent bases. It seems possible then, that the KES and HuLL (1947, 43) suggest that the defences were
area of metalworking in Region 3 in general and the unfinished, a suggestion which I am not entirely con-
military metalworking at site A 4 in particular may rep- vinced by, but the lack of internal features to be associ-
resent a canabae, stricto sensu, of the Claudio-Nero- ated with the apart from possibly some tent-peg holes
nian period with workshops and ovens layed out in reg- (p. 70 ), suggest that the occupation (if any), was short.
ular military style (voN PETRIKOVITS 1960, 55-72), and Again, HAWKES and HuLL's objection to the site not
at which there may be more than two phases (cf. HAw- being on "the accustomed Roman camping grounds"
KES and HuLL 1947, 88) and in which military metal- (p. 43) and thus, perhaps, making it less likely to be a
working was a regular activity. There is no need to Roman structure, could be answered by the nature of
ascribe it to a historically attested event. the preceding occupation for the defences may repre-
At this point we should return to the building A 1 in sent the refortification of a military site near to the site
Region 3 whose military connections have been of the colonia.
emphasised. CRUMMY ( 1977; 1982) has recently drawn A final point concerning Roman military activity at
attention to the re-use of military buildings in, and the Sheepen concerns a number of pieces of equipment
strong military connections of, British coloniae. The from the two ditches 1A and 1B in Region 5 (p.118,
resemblance of the standard plan of a forum and basilica 335 ). These ditches appear to be secondary additions to
in Britain to a principia has also long been recognised. the Sheepen Dyke dug, perhaps, on the eve of the con-
HAWKES and HuLL argued convincingly (p. 37-38) that quest (p. 30-32). It was suggested that the pieces of
the increase in industrial activity and in particular tile military equipment arrived in the Phase II filling in the

38
course of the demolition of the Iron Age defences. I am camps and large-scale specialised metalworking would
far from believing that archaeological material can sus- be expected.
tain such a fine dating but, whether these ditches are This may also help to explain why so many of the coins
Iron Age or Roman in date, in the light of the foregoing of Cunobelin from Sheepen came from Roman con-
arguments it is worth considering that these fittings texts which was accepted by HAWKES and HuLL (1947,
may suggest the presence of a camp in the immediate 35, 52) as evidence of their continuing circulation. This
area, possibly re-using Iron Age defences (cf. FRERE, is a situation well known, though explained differingly
To DD this volume), rather than the destruction of the by different authors in Augustan Gaul and Germany,
Iron Age defences. particularly in the German forts. This might suggest
I hope to have indicated that there is a considerable that in the absence of an adequate supply of official
amount of evidence for military activity at Sheepen and coinage, besides the well known imitations of the issues
also at Camulodunum as a whole although we cannot of Rome (BooN 1982, 11-14), Celtic coinage con-
discern the relative or absolute chronology of all of the tinued to circulate, perhaps only performing certain
sites. This is in stark contrast to their general absence in roles and possibly in discrete sphere( s) of coin usage
Essex, Cambridgeshire and Hertfordshire. 9 Although from Roman issues. As has been suggested for Haltern,
many sites in Essex have been claimed as military, few what more likely context for the exchange of Iron Age
have produced acceptable evidence (EDDY and TuRNER coins than at a large army supply base, or, in this case,
1982), although I would like to draw attention to the perhaps also canabae or works-depot? This poses the
pre-Flavian finds, unfortunately without structural question as to under what conditions might Celtic
evidence from Harlow, Essex (TL 467 126) (FrTZPAT- coins be allowed to continue to circulate? This turns
RICK forthcoming). Although it is possible that camps our attention away from forts both to wider Roman
with defences made of turves existed and are not sus- questions and back to the Iro!l Age, yet it is these sorts
ceptible to aerial photography, there is another possi- of questions that in our study of the early Roman occu-
bility that deserves consideration. pation of south-east England- and beyond- that we
The idea of a Fosse Way frontier has been criticised have, as yet, devoted too little attention to.
elsewhere. I would simply like to ask whether we
should expect any frontier at all? The detailed commen-
taries of Julius Caesar's campaigns in Gaul suggest that Acknowledgements
diplomatic arrangements were of greater consequence
than military policing and the archaeological evidence It is a pleasure to acknowledge the alacrity with which
for the post-Caesarian period in Gallia Belgica can Professor CHRISTOPHER HAWKES has commented,
plausibly be interpretated as suggesting the mainte- criticised and encouraged this work and given gene-
nance of Client-Kingdoms. Why, in addition to the ously of as yet unpublished information. His com-
Regini, the Iceni and the Brigantes (RrvET 1977) should ments on an earlier draft greatly improved this article
this not also be the case elsewhere? For the notion of a and a number of his suggestions have been incorpo-
frontier so often advanced for this period is only our rated into the text. RosALIND NIBLETT kindly discus-
idea (MANN 1974 ). Perhaps the apparent absence of sed her 1970 Sheep en excavations with me in advance of
pre-Flavian forts in this area is a genuine one- the army her own publication and Dr. PAUL SEALEY has given
campaigning in the summer and returning to winter in much help in the course of various visits to the Colches-
it's hiberna which were permanent or semi-permanent ter and Essex Museum. Professor JOHN MANN pro-
bases (WELLS 1972, 99) and of which Camulodunum vided me with guidance on the questions of veteran set-
may have been one. As Camulodunum was, presump- tlement. I am especially indebted to Dr. BRIAN DoE-
tively, the centre of Roman administration and well soN for his criticism, discussion and encouragement. It
situated on the coast, it would be ideally suited for such should not, however, be assumed that they necessarily
a role. In this situation both a variety of short-lived agree with the suggestions advanced above.

Notes

Where only a page number is given in a reference it is to be under- has been written independantly. This important publication may
stood that this refers to HAWKES and HuLL 1947. It should be necessitate the revision of some of the opinions expressed here.
noted that RosALIND NIBLETT's (nee DuNNETT) 1970 excava- 2 For the spelling Boudica see ]AcKSON ( 1979) and for one of the
tions at Sheepen (DuNNETT 1975, 23-26. 43 fig. 7) will be pub- most recent comments on the date of the revolt CARROLL ( 1979).
lished shortly as a Council for British Archaeology Research 3 I am grateful to Professor CHRISTOPHER HAWKES for discussion
Report. This had gone to press before the start of this work which over the late REx HuLL's revised opinions.

39
4 ETTLINGER ( 1977). It is now possible to trace only about a dozen [LODUNUM] legend but with close similarities to coins of Tas-
of the 46 sherds recorded by HAWKES and HuLL 1947,251. I am oovanus.
grateful to PAUL SEALEY for his help over this. 6 CRUMMY (1977, 92) has suggested that the ditch had an agricul-
5 The coins of Dubnovellaunos and Addedomaros. Of the 15 tural function. It seems very large for this and it is best regarded as
bronze Mack 277 coins attributed to Dubnovellaunos known to an open question.
this writer only one is thought to be inscribed DV. The attribu- 7 CoLLIS (1979, 238) suggests that the building might have been a
tion should be viewed cautiously. In this context it may be of warehouse.
interest to note the discovery of a bronze coin at Great Canfield, 8 The question of stamped tiles is obviously relevant here and
Essex inscribed TASC[IOV ANVS]/ CAMV L [ODVNVM]. whether their absence at this date is significant.
(Essex Arch. Hist. 3 ser, 13, 1981 [1982] 35-37). Until now the 9 Note FRERE's recent publication of the Verulamium fort (1983,
issue of coins at Camulodunum by Tasciovanus has only been 37-44 ).
inferred from two gold coins inscribed only with a CAMV

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41
The Use of Iron Age Hill Forts by the Roman Army in Britain
SHEPPARD FRERE

Discoveries at the Titelberg in Luxemburg (WIGHT- 1968), which was captured by the Roman army in 44
MAN 1977, 113) and at Sasbach in southern Germany or 45. Here the native fortress was too large for the
(PLANCK 1982, 96-100 and references there cited) proposed Roman garrison, which constructed a new
among other places, as well as occasional accounts in fort in one corner. The fort is still in a good state of
ancient authors such as Caesar's record of his hiberna at preservation, and excavation showed that it was held
Bibracte (BG VII, 90), have made us aware that during for a short period by a mixed garrison of cavalry and
the years of conquest the Romans sometimes stationed infantry.
troops in native hillforts; but hitherto this sort of evi- In recent years a second site has been identified by Pro-
dence has been scanty, especially in Britain. Our fessor MALCOLM Tonn at Hembury hillfort in Devon
knowledge of the progress of conquest and of occupa- (p. 64 ). Here limited excavations have revealed the pre-
tion is mainly derived from the study of Roman forts, sence of small Roman military buildings of a type not
and of marching-camps where these are known. easy to classify, but clearly pointing to a Roman garri-
In recent years some discoveries in Britain have refo- son holding the hillfort for some years after its capture.
cused interest in Roman occupation of hillforts. The At the great hillfort of South Cad bury Castle in Somer-
best-known site is of course Hod Hill (RICHMOND set excavations by Professor LESLIE ALcocK produced

Fig.l Brandon Camp looking north. Copyright: Cambridge University Collection.

42
a row of similar small buildings, measuring c. 8, 5 by leading westwards on the central front (St.J OSEPH
4,5 m, which are thought to have housed part of a small 1973, 243 with map, fig. 23 ).
force left behind after the capture as a holding garrison In the vicinity of Leintwardine (fig. 2) aerial photo-
( ALCOCK 1969, 35 fig. 2; 1972, 170-172 with fig. 10 and graphy has discovered two marching-camps, one of
pl. 69). Thus we are beginning to learn to look for evi- 10 ha at Walford and a much larger one of 25,9 ha at
dence of Roman military occupation not only in the Brampton Bryan. There are also three successive forts,
new purpose-built forts erected by the Roman army, Jay Lane which seems to be of N eronian to early Fla-
but also inside native hillforts where sometimes garri- vian date, Buckton occupied from the Flavian to the
sons were implanted. Hadrianic period, and finally Leintwardine itself
The conquest of Wales was a difficult task which took whose ramparts date from the reign of Marcus Aurelius
many years. In addition to the main routes leading into (STANFORD 1968).
the heart of north Wales via the Severn valley west of It was therefore a considerable surprise when aerial
Wroxeter and into southern Wales via the Wye valley, photographs taken by Professor J. K. ST. J OSEPH
assemblages of marching-camps at Stretford Bridge and revealed what appeared to be a fourth Roman garrison
near Leintwardine show that Roman forces attempted post with the recognition of a military granary within
also to penetrate the plateau by means of smaller valleys the hillfort of Bran don Camp, 1,5 km south of Leint-

Fig. 2 Roman military sites near Leintwardine. camp. 6 Buckton marching-camp. 7 Brandon Camp fort-
1 Jay Lane fort. 2 Buckton fort. 3 Leintwardine fort. ress.- Contours are at intervals of 25 feet (7.6 m).
4 Brampton Bryan marching-camp. 5 Walford marching-

1000 0 8000 FEET

100 0 1000 2000 2900 METRES

43
BRAN DON C/lMP

() 20 40 60 /l(J J()() !'l'l'f


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Fig.3 Brandon Camp: the horreum. Scale 1:384.

Fig. 4 Brandon Camp: plan of 1983 excavations west of the horreum. Scale 1:480.

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1983

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Fig. 5 Brandon Camp: plan of Roman buildings so far excavated. Scale 1:1430.

wardine. The Roman road running south past this site sure embracing most of the hill-top with the visible hill-
from Wroxeter towards Gloucester and Usk was prob- fort, enclosing 3,3 ha, as a later reduction. However
ably built by Didius Gall us (52-57), or perhaps even in this may be, the existing hillfort contains a number of
the last years of Ostorius Scapula, his predecessor. rather irregular marks including the ring-ditch of a
Roman military occupation of Brandon Camp might of Bronze Age tumulus and at least two agricultural en-
course precede the building of this road, since the site is closures. But one photograph (fig. 1) shows the in-
clearly not a normal garrison fort and might be a cam- dubitable pattern of a Roman timber granary, and what
paign-base. It became important to determine the date may well be a second beyond it. Although no barracks
and character of the occupation at Brandon Camp, and can be seen on the photographs, it is possible to trace
to see whether its occupation preceded that of Jay some rectilinear marks near the ring-ditch which have
Lane. been interpreted as a courtyard building (Sr. J OSEPH
The hillfort occupies the north-west end of a large 1979, 51-55); but the published plan, projected from
rounded hill rising to 165 m with low precipitous cliffs oblique photographs (Sr. J OSEPH 1979, fig. 2), is not
along its north-western side. Aerial photographs sug- accurately drawn.
gest that there may once have been a much larger enclo- Two short seasons of excavation have been undertaken

45
by ST. J OSEPH and myself. In the first, the granary was including what may be a second granary. The side-
examined and found to be of typical construction drain of a street leading in from the east gate runs across
(fig. 3 ), with 23 transverse construction-trenches the site, and the photographs also show what may be
1,45 m apart, 46 cm wide und cut to a depth of 38 cm the ditches of a road outside the rampart leading
into the rock. The building was 11,9 m wide and towards this gate from the east, along the line of easiest
32,9 m long. This is a little longer than the larger gran- approach. .
ary at Longthorpe, and about 8,5 m shorter than the What is the date of the occupation? In all 18 sherds of
legionary horrea at Inchtuthil. It is almost twice as long samian pottery have been recovered. None are Clau-
as a normal auxiliary granary (see Tables of dimensions dian, and none Flavian; they are all datable to the reign
in MANNING 1975, 108). Its size suggests the presence of Nero. Two badly-decayed coins were found; one is
of a powerful force, and the character of its rock-cut probably a copy of a Claudian As, the other a native
construction-trenches perhaps suggests that it was built British issue of Tasciovanus brought here from eastern
by legionaries. In the 1981 season a small part of the Britain.
suggested courtyard building was also examined to If a normal garrison was intended here, it would have
verify the evidence of the photographs. Here again the been easy to build a rampart from east to west defining
size (up to 75 cm wide) and depth (up to 50 cm) of the a rectangular area of say 2 ha. The buildings so far
construction-trenches was striking; but the building revealed are not typical of a normal auxiliary garrison
was more irregular than expected, and more work is fort, and I believe that we have to think of an advanced
needed if we are to understand it. base for stores created as a preparation for a campaign
In 1983 the level area west of the granary was examined. into Wales, in other words perhaps an aestiva (fig. 5 ). If
This seemed to be a likely place for barracks: the front further work still reveals no barracks, we shall have to
of the granary lies 70 m from the south rampart, allow- assume that the troops who must have been present to
ing room for barracks of almost legionary length. But guard the base were accommodated in tents. By late
the area contained no barracks (fig. 4 ). Instead there N eronian times the fort at Jay Lane had been estab-
were at least three small two-roomed houses measuring lished; so perhaps we may see here at Brandon Camp
c. 8 by 5,5 m (just 1 m larger in each direction than part of the activity undertaken by Q. Veranius in the
those at South Cad bury Castle) together with one year 57 or by Suetonius Paulinus in the first years of his
open-ended shed. Between them were wide open governorship in 58 or 59. In later Roman times the
spaces yielding only post-holes. Many of these are camp was occupied by agricultural enclosures, two of
likely to be of the Iron Age, although some on the same which cut through the military buildings.
alignment as the Roman buildings may possibly belong It is unlikely that Brandon Camp was the only hillfort
to Roman rather than to Iron Age structures. in the Welsh Marches to be occupied by Roman forces
It is difficult to decide what such small buildings were. in the conquest period. It may be significant that the
We assume that they may have formed combined office 20 ha hillfort at Credenhill, Herefordshire yielded a
and living-quarters for officials in charge of stores such few Roman sherds of which "none need be later than
as stacks of timber stock-piled in the open nearby. the 60s" (STANFORD 1980, 147) and that the hillfort at
It is indeed curious that there is no sign on the photo- Llanmelin Wood, Glamorgan yielded some sherds of
graphs of any long buildings which might be barracks, the first century (NAsH-WILLIAMS 1933 ). But at both
even though a good many other features can be seen, these places no samian was recorded.

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46
Rome, the Cornovii and the Ordovices 1
W.S.HANSON

In the absence of literary accounts of military activity, the fourth century seems likely, with possible brief
we rely heavily upon our knowledge of the periods of phases of abandonment in the later Flavian period and
occupation recorded at individual forts to define the at some time in the third century (CREW 1980; NAsH-
fluctuations of Roman control in any particular area. WrLLIAMS 1969, 88). Castell Collen seems to have seen
The history of the withdrawal from Scotland after the four main periods of use from the early 70s through to
recall of Agricola, for example, is based almost entirely the fourth century, with phases of abandonment be-
upon the distribution of military installations of the re- tween, through the length of such breaks in occupation
levant date (HANSON 1980, 30-34 ). Indeed, it has be- is difficult to define on the basis of the very limited dat-
come something of a commonplace to measure the suc- ing evidence available (ALCOCK 1964, 80-85 ). Finally,
cess of the Roman conquest in terms of the rate of aban- three sucessive forts are known in the area of Leintwar-
donment of forts, for only then can we assert with any dine: Jay Lane, of pre-Flavian date, was replaced in the
confidence that the local population had accepted the later Flavian period by Buckton, which was in turn
presence of Rome completely (RrvET 1969, 190-192). superseded in the 160s after a period of abandonment
Our picture of the gradual conquest and consolidation by a large fort at Leintwardine itself at which occupa-
of Wales is based upon the few brief comments of tion is attested through until the late fourth century
Tacitus which provide a framework into which is set (STANFORD 1968, 316-317). The maintenance of forts
our increasing knowledge of the disposition of perma- at these four locations after the initial period of con-
nent military installations. By the governorship of Ag- quest and consolidation is generally equated with a
ricola all of Wales was under Roman control. This was continuing concern for internal security in central Wa-
achieved by establishing a network of fort and fortlets les (NASH-WILLIAMS 1969, 27; DAVIES 1980, 269).
with a particular concentration in the south, the territo- The first question which must be asked is the identity of
ry of the Silures, whose opposition to Rome had been the recalcitrant Welsh tribesmen who required such
both intensive and long-lasting (fig.1, 1.) But gradually close supervision. The obvious and commonly
over the next 50 years most of these installations seem assumed culprits are the Ordovices who figure twice in
to have been abandoned (DAviEs 1980, 266-268) Tacitus' account of the conquest of Wales (JARRETT and
(fig. 1, 2 ), including those in the territory of the Silures MANN 1969, 170). They first appear providing support
whose apparent acceptance of Roman authority is for Caratacus in A. D. 50/1 and subsequently as being
underlined by the establishment of a town, the centre responsible for a minor uprising immediately before
of a self-governing civitas, at Caerwent probably dur- the arrival of Agricola as governor in A. D. 77/78
ing the reign of Hadrian (WACHER 1974, 375-376). (Tacitus, Annals XII 33; Agricola 18). But after their
The nature of the Antonine presence in Wales has al- speedy defeat by Agricola the Ordovices receive no
ways been problematical, but seems not to have been as further mention in any literary source other than
extensive as has been thought (DAVIES 1980,269 contra Ptolemy, nor is there any certain archaeological evi-
NASH-WrLLIAMS 1969, 24 ). Further, forts were aban- dence of continuing disturbances in central or, indeed,
doned, but others re-occupied (fig. 1, 3) and thereafter any other part of Wales. FRERE has drawn attention to
the pattern seems to have remained virtually unchanged "suggestive hints of destruction at the end of the second
throughout the third and into the fourth century century" (1978, 209), but none stand up to closer ex-
(NASH-WILLIAMS 1969, 26-28) (fig. 1, 4.5 ). amination. Deliberate demolition, such as indicated at
The most striking feature of this pattern is the almost Caerhun and Brecon, is more in line with Roman prac-
continuous military presence at four sites in central Wa- tice on abandoning a fort than of enemy action, for the
les: Caersws, Forden Gaer, Castell Collen and the former often included the collection of rubbish for
Leintwardine area. A fort may have been constructed at burning (HANSON 1980, 34-36 ). This might also ex-
Caersws as early as the pre-Flavian period and, apart plain some of the evidence for burning from within the
from a possible hiatus during Agricola's Scottish cam- fort at Forden Gaer, although, as WEBSTER has noted
paigns, occupied continuously until at least the late (1975, 79-80 ), there are other possible explanations for
third century (DANIELS et al. 1968 ). Occupation at traces of burning within forts especially when located
Forden Gaer from the mid-Flavian period through to at the rear of the rampart. Nor may one infer from any

47
rebuilding, as at Caersws and Cas tell Collen, that it was successful (WEBSTER 1975, 57), but within forty years it
necessarily brought about as a result of enemy action. seems to have been doubled in size and a massive forum
Thus there is no clear-cut evidence to support the view complex constructed whose splendour is now best re-
that the Ordovices represented sufficient of a thorn in flected in the surviving dedicatory inscription (R. I. B.
the Roman side to tie down four auxiliary units in cen- 288), the finest example in Britain. Despite the setback
tral Wales almost continuously throughout the occupa- of a fire in the 160s, Wroxeter seems to have prospered
tion of Britain. sufficiently to allow further expansion until by the end
There is a further problem with the standard explana- of the second century the walls enclosed an area of
tion for the continued military presence in central 63 ha. (180 acres) making it the fourth largest town in
Wales: it is by no means certain that the area involved Roman Britain.
actually fell within the territory of the Ordovices. It is at this point that we find ourselves confronting a
RICHMOND (1963, 252) argued that the natural western paradox. Even if the forts in mid-Wales do not lie with-
boundary of any group commanding the Wrekin was in Cornovian territory, and WEBSTER simply excludes
the Upper Severn valley, or more specifically the area them by suggesting that the Roman administrative unit
of Montgomery not far from Forden Gaer. Thus at was smaller than the original tribal area (1975, 20-22),
least fifty percent of our area should lie within the we have a major and flourishing town located less than
territory of the Cornovii. More recently WEBSTER has 50 km. ( 31 miles) from an area supposedly sufficiently
suggested that the limit of that tribs territory before the hostile to require the almost continuous presence of
arrival of the Romans lay even further to the west four auxiliary units. According to RICHMOND it was
(1975, 6-7). Although the determination of tribal this very state of insecurity which determined the large
boundaries on the basis of archaeological evidence is a size of the town, for the great landowners would have
difficult process, the similarities in Iron age settlement chosen to live in the s4fety of their town houses rather
types located in the upper reaches of the Severn and in than risk their lives in the countryside (1963, 260-261).
Shropshire have been taken to indicate that a single cul- But the town was not just large it was also prosperous,
tural unit occupied that area (SPURGEON 1972, 325 ). In if the size of the forum is any guide. Chronic insecurity
fact, the only positive evidence which supports the is not normally reckoned a contributor to healthy
association of the area defined by the four forts discus- economic growth. Indeed, the contrary is more nor-
sed above with the Ordovices is Ptolemy who mally the case. Certainly, as WACHER points out (1974,
attributes to them the "cities" of Mediolanum and 360 ), the town, which lay astride one of the main natur-
Brannogenium (Geog. II 3, 11). The bearings provided al routes into Wales, would have benefitted from trade
fit well with their identification as Mediolanum (Whit- with the military garrisons. But if that was the major
church) and Bravonium (Leintwardine) of the source of Wroxeter's wealth, why did the presence of
Antonine Itinerary. But it is difficult to reconcile the Hadrian's Wall, the main concentration of troops in the
latter with the next section of Ptolemy's Geography province for most of the occupation, not have a similar
which places Chester and Wroxeter in the territory of effect on the two small towns in its immediate hinter-
the Cornovii but locates them further to the east, for land? WEBSTER suggests that the expansion ofWroxeter
Chester, in fact, lies to the west of \XThitchurch (fig.2). was a direct result of Hadrianic encouragement (1980 ),
As a result RIVET and SMITH suggest that Ptolemy is in but without a firm economic base, even imperial exhor-
error and that the two "cities" attributed to the tation is unlikely to have produced the desired result.
Ordovices actually belong to the Cornovii (1979, 121. Agriculture was the backbone of the Romano-British
275) economy and there is no reason to believe that the terri-
The attitude of the Cornovii towards Rome goes unre- tory of the Cornovii was any different from other areas
corded in the brief literary record of the conquest of of the civil province. There is no shortage of settlement
Wales, though resistance to the Roman advance is per- sites of putatively Iron Age and Romano-British date in
haps indicated by the destruction of buildings within the Shropshire plain, yet there is a marked paucity of
the hillfort on the Wrekin at about this time (WEBSTER Roman villa sites in the region. WEBSTER may be
1981, 17. 23). Nonetheless the military presence in correct in asserting that this is a reflection of a different
most of their territory was short-lived. Indeed, the attitude towards Rome exhibited by peoples on the
legionary fortress at Wroxeter was demolished by fringes of the lowland zone (1975, 80-81), but perhaps
A. D. 90 and a town erected on the site (WEBSTER 1980, the simplest explanation is that few achieved the wealth
291-292). The precise nature of the original town re- from agriculture which would allow the development
mains uncertain, although it was probably confined to of a fully romanised life-style. If true, that would leave
the area of the legionary fortress. There has been some unexplained the exceptional success of Wroxeter whose
debate about whether or not the town was immediately only rivals in size, other than the provincial capital,

48
1. Flavian 2. Hadrianic

ROMAN WALES:

military dispositions.
(after Davies 1980 & Nash Williams 1969.)

• Fort
o Fort occupation probable
• Legionary fortress
• Fortlet

~~OM
100Km
~-~-~

3. Antonine

4. Sev.eran 5. Constantinian

Fig.l Roman Wales: military dispositions from the 1st to 4th centuries AD.

were Verulamium and Cirencester. It is at this point activity is uncertain. Copper ores are also known in the
that we must consider other resources which might Shelve district but there is no evidence of their exploita-
have been significant factors in the development of the tion in the Roman period (WRIGHT 1862, 303 ). To the
town. Within a 40 km. (25 miles) arc to the west of north, however, lies the famous copper mine at Llany-
Wroxeter are important sources of metals, notably lead mynech from whose ancient workings many Roman
and copper. The Shelve district, the range of hills artefacts of second to fourth century date have been
immediately to the south-west of the town, is famous recovered (ADAMS 1970), though whether they repre-
for its deposits of galena. In the late eighteenth century sent the date of working rather than hoards or deposits
the area was still a sufficiently large-scale producer of associated with burials placed within the mine after it
lead to justify an investment of £ 60,000 in one mine had gone out of use remains uncertain.
(WAY 1859, 32). The extent to which the deposits were Wroxeter was ideally placed to benefit from the exploi-
worked in Roman times is difficult to assess precisely tation of these various ore deposits. It lay at the cross-
because of this continued exploitation, but the discov- ing of two important Roman roads: the north-south
ery of stamped lead pigs does confirm Roman activity route from Chester, and Watling Street, the main line of
(fig. 2). Several examples are recorded all from the same penetration into central Wales from the east. It also
area and all having the cast inscription IMP HAD- marked a crossing of the river Severn which itself
RIANI AVG. 2 WRIGHT records the presence of lead served as a natural transport link. Moreover, there is
ores further west in Montgomery suggesting Roman direct evidence from Wroxeter itself of quite extensive
mining at Newtown between Forden Gaer and metalworking activities within the city including the
Caersws (1862, 301-302), but the evidence for Roman extraction of silver from lead by cupellation, which is

49
NORTH WELSH N

MARCHES 1
o/

>
\ 0 WHITCHURCH

• Forts ... 'Villas'


~----~----~----~30M
e Town 0 Small Settlements
50
.____ _...__.......__ _....__.......____, Kms
+ Ore Deposits • Lead Pigs

Fig. 2 The north Welsh Marches.

only rarely attested archaeologically (WACHER 1974, of water and the construction of baths in forts and
369-371). Here then we have a reasonable alternative towns.
explanation for the economic success of Wroxeter, but Clearly the simplest way to achieve Imperial control
how does this relate to our starting point, the continued was by means of the army, the more so as the military
military occupation of central Wales? would have made the first contact with the areas in-
Imperial interest in British mineral resources at an early volved. The general self-sufficiency of the Roman army
stage in the conquest is clear: Tacitus refers to them as is well known, so it is not surprising to find them di-
the spoils of victory (Agricola 12) and this is confirmed rectly involved in mining activities in Germany
by the speed with which some of the lead ores were (Tacitus, Annals XI 20). From Britain there is growing
exploited. 3 The stamping of many of the lead pigs with archaeological evidence for extraction of metals either
Imperial titles confirms what Pliny implies, that the by the military or under their direct supervision. The
state exercised close supervision over the extraction of number of lead pigs which bear only an Imperial stamp
minerals (N. H. XXXIV 164 ). 4 Presumably the main are not certain indicators of military involvement, but
interest of the treasury would have been in the precious at least two originating from the Mendips also bear the
metals, silver being obtainable from lead by cupella- name of the second legion (WHITTICK 1982, 116-118). 5
tion, though by no means all of the British lead pigs Excavation and survey work over the last decade has
analysed had been so treated (WHITTICK 1982, 119 ). confirmed the close juxtaposition of auxiliary forts and
Nevertheless, lead itself was a valuable metal with a areas of Roman mining: at Pumpsaint in south Wales
wide range of uses particularly in relation to the supply JONES and LITTLE have confirmed the existence of a fort

50
less than 1 km. (0.6 mile) from the gold mine at corded at Linley over an area of about 12 acres and
Dolaucothi (1973 ); at Charterhouse in Somerset survey summary investigations in the 1850s revealed buildings
by JONES and LEWIS has identified an auxiliary fort with quite massive masonry walls (WRIGHT 1872,
adjacent to a small settlement in the middle of the Men- 24-29). Although no dating evidence is available,
dip lead field (WrLSON 1971, 277-278); and most stone buildings in this area are unlikely to be earlier
recently survey and excavation by ALLEN and JONES than the later second century and the different align-
has confirmed the identification of an auxiliary fort at ments indicated on the plan suggest at least two phases
Brompton on the edge of the Shelve district (RANKOV of construction (fig. 3). No direct evidence of metal
1982, 358) (fig. 2). The latter is of particular relevance processing was recovered but the location of the site on
to the present discussion for excavation has suggested the edge of the mining district and the somewhat
that ore extraction was taking place within the fort unusal provision for a small civil settlement of an
whose occupation spans the late first to the early sec- aqueduct make some industrial function a strong
ond century, a date range which is commensurate with possibility. The discovery at Pentre Farm in Flintshire
that of the known lead pigs. of a non-military masonry building associated at one
Direct military involvement in the extraction of lead stage of its life with lead processing may provide a
ores in the Shelve district in the early second century parallel from one of the more northerly ore sources
now seems established. But what happened thereafter? ( GooDBURN 1978, 406 ).
The latest dated pig from any of the lead producing But even when mining rights had been leased out to
areas in Britain is from the joint reign of Marcus contractors, Imperial interest was not abandoned.
Aurelius and Lucius Verus (CIL VII 1211). But given Indeed, the legal position seems to have required pri-
the considerable Roman concern for the exploitation of vate workers either to yield half of their production to
British lead ores from the very beginning of the occupa- the state or to buy out the t~easury's share for a stan-
tion, it would be strange if that interest should dissipate dard sum (CROOK 1967, 161-162). This might serve to
entirely. A number of lead pigs record the names of explain why a number of the lead pigs from Britain bear
individuals whose cognomina suggest that they may both Imperial stamps and the names of private con-
have been freedmen, while others refer to companies tractors or companies (CIL VII 1203. 1208; WRIGHT
(BIRLEY 1979, 149-150). Clearly, therefore, exploita- 1957). Under these c~rcumstances military supervision
tion of the ores passed into the hands of civilians at may still have been considered necessary to guarantee
some stage: perhaps as early as the 60s in the Men dips the security of the mines and their produce and control
but later elsewhere. FRERE (1978, 323) has suggested the slaves and convicts who normally made up the la-
that after a re-affirmation of Imperial control under bour force (Digest. IlL 19, 28). Thus there is a reason-
Hadrian, government interest in direct working of the able case for arguing that the maintenance of a military
ore fields may have relaxed with more and more falling presence in central Wales had nothing to do with the
into the hands of private companies or lessees who no intractability of local tribesmen but was a reflection of
longer produced large inscribed ingots. Such an the same process which seems to have determined the
arrangement would explain the absence of pigs later continuing military occupation of north-west Spain
than the reign of Hadrian from Shropshire and the end (J ONES 1976, 60-62) and part of Moesia Inferior (RAN-
of activity at Brompton, and might well provide a con- KOV 1983, 45-51), and influenced the disposition of
text for the enigmatic settlement at Linley some 10 km. garrisons in Moesia Superior (R. WERNER, this volume
( 6 miles) to the east (fig. 2 ). Traces of walls were re- pp. 561): that is the control of mineral resources.

Fig. 3 Excavated stone structures at Linley.

I 0 5 10 15 Metres

51
Notes

I would like to thank Professor G. D. B. ]ONES, Drs.J. L. DAVIES confused record of a single find (1932). Thus only the three which
and G. WEBSTER and Mr. J. H. ALLEN for comments on the origi- are still extant are indicated on fig. 2.
nal draft of this paper, though this should not be taken to imply 3 Even though the long-accepted early date of the pig from Blagdon
that they necessarily agree with its conclusions. has been called into question, the lead plaque from Wookey Hole
2 There has been some debate over the exact number of pigs found clearly dated to A. D. 49 would still seem to confirm that the
in the area because of a certain imprecision in the record of their Romans had taken control of the Mendip field by that date
provenance. Five are noted by WAY (1859, 32-34; 1866, 279), of (WHITTICK 1982, 113-118).
which two were thought by Haverfield to be a dual record of the 4 The most comprehensive list of pigs is that published by TYLE-
same pig (HAVERFIELD and TAYLOR 1908, 265 ). Subsequently COTE (1962, Tables 33. 34 ).
WHITTICK has argued that Haverfield's objection was 5 For a consideration of other possible legionary stamps see WEBS-
unfounded, although suggesting that two others were probably a TER (1953, 10-14).

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52
The Garrison of the Antonine Wall: Some New Evidence from Bar Hill 1
LAWRENCE J. F. KEPPIE

Bar Hill is one of the best known and most visited forts altar to Silvanus, god of the woodland (HAVERFIELD
on the Antonine Wall in central Scotland. Already 1899, 153 ). The altar was erected at a time when the
identified as a Roman site before the end of the 17th praefectus cohortis was Caristanius Justianus, very
century, the fort was the scene of comprehensive exca- probably a member of the distinguished colonist-fami-
vation in 1902-1905 (MACDONALD and PARK 1906 ). ly of Pisidian Antioch (RIB 2167; below no.1). The
The site is now a "guardianship" ancient monument, in discovery of this altar confirmed for Bar Hill a grave-
the care of the Secretary of State for Scotland. The stone, now lost, which was first reported about 1604
dense undergrowth which has obscured the site in built into nearby Kilsyth Castle, and which presum-
recent years has been cleared, though whereever poss- ably disappeared from view when the Castle was blown
ible the trees planted following the 1902-1905 excava- up by Cromwell's troops in 1650 (RIB 2172; below
tions, when the fort was landscaped for the delectation no.2). The rather simple gravestone commemorates C.
of visitors to the Gartshore Estate, have been retained. Iulius Marcellinus who had been praefectus of the
More recently in 1978-81, the internal bathhouse and eo hors I H amiorum, and who died while the cohort was
the principia have been re-excavated, for permanent stationed at Bar Hill. The excavations of 1902-1905
display (KEPPIE 1985 ). In future the visitor to the yielded some arrowheads from silt at the bottom of the
summit of Bar Hill should be well rewarded for the well in the principia, together with fragments of com-
considerable effort required for the ascent. posite bone bows, which it is tempting to link with the
The fort itself was built as part of the Antonine Wall Hamii. In addition, a graffito on a sherd of a decorated
frontier complex, and was occupied from about 142 samian bowl reads CIH, conceivably an abbreviation
A. D. down to the final abandonment of the Wall, cur- for cohors I Hamiorum (RoBERTSON, ScoTT and
rently believed to be some time in the early 160s A. D. KEPPIE 1975, 130 no.6).
(RoBERTSON, ScoTT and KEPPIE 1975, 174 ). Two The presence at Bar Hill of the cohors I Baetasiorum
cohorts are known to have served at Bar Hill in the was not suspected until the excavation of 1902-1905.
Antonine period: the cohors I Baetasiorum, raised Clearance of the well in the very first week of the 1902
among a small tribe in the Rhineland, and the cohors I season yielded fragments of a commemorative slab
Hamiorum, a specialist archer-unit deriving its name recording building work by the cohort (RIB 2170;
from the town of Hama in Syria. Both cohorts were below no. 3 ), and an altar bearing its name and titles
quingenaria peditata, i.e. wholly infantry cohorts of (RIB 2169; below no.4). Both were the work of the
about 480 men; the size of the fort itself, some 1.37 ha. same stonecutter, which should remove any doubt as to
(3.38 acres) in extent, would suit a unit of that strength. the seemingly hazardous restoration of the inscription
Excavation in 1902-1905 revealed parts of four timber- on the commemorative slab itself. The latter identified
framed barrack blocks in the southern half of the fort; the cohors I Baetasiorum as c(ivium) R(omanorum) ob
traces of other buildings were noted on the sharp slope virtutem et fidem(" made Roman citizens for their val-
to the north of the principia (RoBERTSON, ScoTT and our and loyal service"). The honour may have been
KEPPIE 1975,16 ). A cohors quingenaria peditata at full acquired in the Antonine period, perhaps during the
strength would require 6 barrack blocks. advance into Scotland (JARRETT 1966, 37), although
Discussion has centred on the sequence of garrisons at reference to the fides (loyalty) of the cohort might sug-
Bar Hill. Some scholars hold that the Baetasii were gest a less glamorous event: the loyalty of army units
present in the Antonine I phase, and the Hamii in was regularly stressed when it was in short supply.
Antonine II (BREEZE and DoBSON 1970, 115; ]ARRETT In 1969 there was recovered from the ditch-system of
and MANN 1970,191 ); others would contend, on the the fort at Old Kilpatrick at the western end of the
contrary, that the Hamii formed the garrison in Antonine Wall a finely carved altar in pink sandstone,
Antonine I, to be followed by the Baetasii (MAc- dedicated to Jupiter by the cohors I Baetasiorum,
DONALD 1939, 258; STEER 1964,27). A brief review of civium Romanorum (AE 1971, 226; below no.S). The
the evidence seems in order. inscription states that its praefectus cohortis was Pub-
The presence of the Hamii at Bar Hill was established licius Maternus and that the altar itself was erected
in 1895 with the discovery close to the fort of a battered under the supervision of J ulius Candid us, a centurion

53
of the legio I I talica which we know was based on the god of archers. The similarly in decorative features sug-
lower Danube throughout the period of Rome's gests that this altar too was dedicated by the cohors I
involvement in Scotland. The inscription is full of inter- Hamiorum. Certainly the letters COH may be made
est, but it is already published (BARBER 1971, 117) and out in line 2, and the first letter of line 3 may be H. A
not, I feel, directly relevant to the problem of the sequ- dedication to Apollo seems particularly appropriate for
ence of garrisons at Bar Hill, so I should like to refrain an archer-cohort, but it should be noted that the
from discussing here the various complexities of inscription could also be restored to read COH ( ors) I I
interpretation (see DAviEs 1981, 197; BIRLEY 1983, 73 ) 2 • BAETASI/ORVM (see also KEPPIE 1983,392). It is
In recent years many stones in the Hunterian Museum tempting to assign to the same stone-cutter and to the
(Glasgow) and the National Museum of Antiquities of Hamii an altar found at Bar Hill before 1825 but since
Scotland (Edinburgh) have been cleaned for redisplay,
and then have been the subject of close scrutiny during
the preparation of the Scottish fascicule of the Corpus
of Roman Sculpture (Corpus Signorum Imperii
Romani), which is now in press (KEPPIE and ARNOLD
1984 ). In particular, as regards Bar Hill, careful clean-
ing of an altar to Mars Camulus, first seen at a country
house close to Bar Hill about 1733 (RIB 2166; below
no. 6 ), has shown that the dedication was made not by
legio II Augusta (as assumed by scholars from HAVER-
FIELD onwards) but by milites coh( ortis) I
Hamioru[m}. Below, two further lines of text survive,
perhaps including the name of a praefectus, but the let-

Fig. 1 Altar from Bar Hill, dedicated to Mars Camulus by Fig.2 Altar from Bar Hill, dedicated to (?) Apollo (RIB
soliders of the cohors I Hamiorum (RIB 2166). 2165 ).

tering is too faint to be read properly (fig.1). The altar- lost (RIB 2168; below no. 8). A sketch was made of it
capital is ornamented with distinctive bands of chev- by the Rev.J OHN SKINNER. The capital and a small part
ron-motifs and circular bosses. These same decorative of the shaft are shown, along with the beginning of an
features also appear on another altar from Bar Hill, inscription DEO/II ... The front face of the altar-capi-
seen at Auchenvole House about 1725 and now in the tal is shown on SKINNER's sketch as ornamented with a
National Museum of Antiquities (RIB 2165; below double zig-zag line, which may have been intended to
no. 7). On this altar the bosses and chevrons are com- represent chevrons.
bined with a band of herringbone-patterns (fig. 1. 2 ). Something more may be said about the activities of the
The inscription is very faint, but the presence on the Hamii at Bar Hill. The excavations of 1902-1905
sides of the altar-shaft of a bow and quiver has promp- yielded a large number of column-capitals, shafts and
ted scholars to discern a dedication to Apollo, patron bases; these came from the well in the principia and

54
seem likely to have stood in its courtyard or along its thought to have been lost, the stone (or at least the
main facade (RoBERTSON, ScoTT and KEPPIE 1975, lower half) was recovered during excavation of Kilsyth
38 ff; KEPPIE 1985 ). Most of the pieces are in a buff Castle in 1976. (It will be remembered that the Castle
sandstone, the normal building material at Bar Hill. was also the one-time home of the gravestone from Bar
But one shaft and two capitals are in a darker gritstone, Hill commemorating C. Iulius Marcellinus, prefect of
and could serve as evidence for repair work. The two the eo hors I Hamiorum ). This altar was set up to Sil-
capitals are noticeably different in style of carving from vanus under the supervision of the praefectus
the others; in particular both carry on the abacus a hori- L. Tanicius Verus; presumably this man was praefectus
zontal band of chevrons, which match exactly those on cohortis of an auxiliary regiment, but its name is unfor-
the altars just described (fig. 3.4 ). Cleaning of the two tunately not given. It may easily be supposed that the
Tanicius altar derives from nearby Bar Hill (KEPPIE
1978, 23 ), which has already produced an altar to Sil-
vanus. It is not possible to assign the altar to either of
the cohorts known at Bar Hill, though certain
similarities exist between the lettering here and on the
Mars Camulus altar; but the affinities should not be
overstated.
At Bar Hill, in common with many of the Antonine
Wall forts, there is some evidence for the activities of
legionaries. A building inscription attests to construc-
tion work carried out jointly by vexillations of legions
II and XX (RIB 2171; below no.10). Another likely

~~FR~ s·
V-,RA!lVSL L~·:j
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Fig. 3. 4 Column capitals from Bar Hill, with chevron- Fig. 5 Altar, perhaps from Bar Hill, erected by the prefect
designs. L.Tanicius Verus (RIB 2187).

capitals in 1976 indicated that the recessed areas had record of legionary activity is an inscribed stone pillar
been painted red. It would be tempting to assign the found at Bar Hill before 1726 and taken to Kilsyth soon
two capitals and the single column-shaft to the cohors I after; it is now lost (RIB 2312; below no.11). The
H amiorum. An altar erected by the same cohort at Car- inscnptwn, set within a plain border, read:
voran in A. D. 136-38 carries broadly similar decora- imp(eratori) Caes(ari) T(ito) Ae(lio) Hadri(ano)
tion (RIB 1778). Antonino Aug(usto) Pio p(atri) P(atriae) vexillatio-
To complete the epigraphic record of auxiliaries at the nes ... The work vexillationes, with the 0 reduced irt
fort, mention may be made here of an altar to Silvanus size and the letters NE seemingly ligatured, is written
(fig.S), reported by the antiquarian WrLLIAM CAMDEN out in identical fashion to the building record just refer-
in a manuscript note and formerly assigned by scholars red to. The pillar has long been interpreted as a mile-
to the fort at Cadder (RIB 2187; below no. 9). Long stone, the only known example from the line of the

55
Antonine Wall and presumably recording a distance fects died on service at Bar Hill, one other erected an
along the Military Way; however, the absence of any altar to Silvan us, and perhaps another set up an altar to
reference to the emperor's consulship and tribunician Mars Camulus. Rather later, perhaps at the beginning
years is decidedly odd for any milestone before the of the An to nine II phase or at least some time before the
third century A. D. (GrcHON and IsAAC 1974,123 ). It death of Antoninus Pi us, a different cohort came to Bar
is much more likely that the pillar in fact derived from Hill, the cohors I Baetasiorum, which carried out other
the colonnade in the principia of the fort, and should be repairs sufficient to warrant erecting a commemorative
thought of as a further record of work by legionary slab. (Yet recent excavation has suggested that the main
vexillations, perhaps of I I and XX. structure of the principia remained standing through-
That some legionaries were at Bar Hill over a longer out both phases; the chief alteration made during its
period may be suggested by the identification among the life-time was the conversion of half of the courtyard to
pottery from the 1902-1905 excavations of mortaria house a timberframed store-building). Some time later
from legionary kilns at Caerleon and from the Wroxeter a demolition party, not necessarily drawn from the
area, which Mrs. KATHERINE HARTLEY believes could Baestasii themselves, dismantled the principia, and
only have been brought north by legionaries of I I threw one of their altars, then standing in the principia
Augusta at Caerleon and XX Valeria victrix at Chester itself, and the commemorative slab into the well, which
(ROBERTSON, ScoTT and KEPPIE 1975, 27.146 ). The was completely blocked with debris and building sto-
recent excavations have produced a further mortarium nes. The fact that records of the Hamii now substan-
fragment from the Caerleon kilns. Finds from the well tially outnumber those of the Baetasii could by itself
included a number of what seem to be pilum-heads; a suggest that the former occupied the fort over the
pugio hilt-mounting also came from the 1902-1905 longer period.
excavations. This equipment could testify to the pre- The alternative scenario, while not completely ruled
sence at Bar Hill of a detachment of legionaries, but such out, now seems less probable: that the Baetasii built the
equipment was not the preserve of legionaries, and the fort, with legionary assistance, in 142, and that the
evidence is best not pushed too hard 3 • H amii were the secondary garrison, who carried out
Now what does all this tell us about the sequence of repair work in the principia perhaps from 158 onwards.
garrisons at Bar Hill itself. Despite the relative wealth The legionaries may have done more than just build the
of material, it is perhaps hard to reach any final conclu- fort, if the presence of pottery and distinctive equip-
sion. Most probably the fort was built by legionary ment is any sure guide. At any rate we must be flexible
detachments, drawn from I I Augusta and XX Valeria in our approach, and appreciate that the Roman army
victrix, who erected the principia-colonnade and put up adopted a variety of expedients in its efforts to man the
an inscription on the shaft of one of its constituent pil- Antonine frontier in northern Britain. Let us hope
lars to commemorate their work. Soon after, they indeed that more inscriptions soon appear to enhance
handed over the fort to the eo hors I H amiorum, who our knowledge. We should always consider too what-
occupied it for some considerable length of time ever carved or sculptured material survives from any
(?throughout the Antonine I phase, 142-c.157), leav- site. There is much in the forthcoming Scottish fas-
ing relics of their presence in the bow fragments and cicule of the Corpus of Roman Sculpture that should
arrowheads, and effecting during their residence a prove of interest to scholars concerned with the occu-
number of repairs to the colonnade. One of their pre- pational history of the Scottish forts.

Appendix

1. RIB 2167 [D}eo Silv[ano I C]aristan[ius I l}ustianu[s} I praef(ec- ione) leg(ionis) I Italicae I v(otum) s(olvit) l(aeta) l(ibens) m(e-
tus) I [c}oh(ortis)I Ham[ior(um)} I v(otum) s(olvit) l(aetus) rito)
l( ibens) m(erito) 6. RIB 2166 (amended) Deo Mar(ti) I Camulo /[m]ilites coh(or-
2. RIB 2172 D(is) M(anibus) I C(ai) Iuli I Marcellini I praef(ecti) I tis)[I]/ Hamioru[m]/ .... CIV.SC .. ./ ..... IV! ......
coh(ortis) I Hamior(um) 7. RIB 2165 (amended) ..... .I IN .. .. coh(ors) .. ll ...... .. 1 C
3. RIB 2170 I[mp(eratori) Caes}ari I T(ito) Ae[l(io) Had(ri- ...... ./ v( otum) s( olvit) l(aeta) l(ibens) m( erito)
ano) An}tonino I Au[g(usto) Pia p(atri) p(atriae) c}oh(ors)/1 8. RIB 2168 Deo I H......
B[aetasior(um) c(ivium)} R(omanorum) ob I vi[rtutem et 9. RIB 2187 Deo I Silvano I L(ucius) Tanicius I Verus I praef(ectus)
fi]dem v(otum) s(olvit) l(aetus) l(ibens) m(erito)
4. RIB 2169 Coh(ors) I I Baetasior(um) I c(ivium) R(omanorum) 10. RIB 2171 vexillationes I leg(ionis) I! Aug(ustae) et I leg(ionis)
5. AE 1971, 226 l(ovi) O(ptimo) M(aximo) I coh(ors) I Bae XX V( aleriae) V(ictricis) f( ecerunt)
ltasioruml c(ivium) R(omanorum) cui prlaeest Publicius I 11. RIB 2312 Imp(eratori) Caes(ari)IT(ito) Ae(lio) Hadri(ano)
M aternus praef( ectus) I c( uram) a(gente) I ulio Can/ dido ( centur- IAntonino I Aug(us to) Pia p(atri) p(atriae )lvexillationes I ...

56
Notes

I have to thank Dr. D.J. Breeze for reading a draft of this paper stones found in the early 18th century at Shirva, 1.8 kms to the
and for discussing with me the problems of interpretation in- west of Bar Hill (RIB 2179-2183). The type of stone employed
volved. matches that used by men stationed at the fort of Auchendavy
2 A small fragment of an altar from Castlecary fort (RIB 2154, now ( 1.2 kms further west), and the reference on several of the Shirva
lost) apparently reports a[eo]h (ors) Bat{avorum} there. It could be stones to legio I! Augusta suits Auchendavy, where a detachment
worthconsideringwhether[co]h(ors)Baet{asiorum]shouldberead. may have been in residence (RIB 2174-2177). See now Britannia
3 I find no good reason to assign to Bar Hill any of the inscribed 16, 1985, 29-35.

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57
Roman Coastal Defences in North Wales, Holyhead Mountain
and Caergybi
ROBIN G.LIVENS

In a survey of the evidence for naval activity around the although the precise dimensions and character of the
coasts of Wales during the Roman period (LIVENS superstructure remain unknown. The excavator is
1974 ), I observed a certain caution in the interpretation inclined to interpret it as a watch-tower and there is
of the tenuous evidence which survives from the north certainly nothing to contradict this view, although the
Welsh area. The pattern of the evidence in this region situation of the building would be ideal for a beacon to
has recently been altered radically by excavations on act as a navigational aid.
the summit of Holyhead Mountain by Mr. PETER The existence of the site on Holyhead Mountain leads
CREW, which identified the remains of a minor struc- naturally to a reassessment of other evidence from the
ture of Roman date upon the summit of the hill. immediate area for cognate sites and activities. It is
Holy head Mountain is the highest point of land within perhaps improbable that so small a site as that on Holy-
a radius of some 50 Km. Lying as it does on the western head Mountain should have been built and manned in
coast of the former county of Anglesey, it forms an isolation. Mr. CREW has identified the site of another
important and impressive landmark for shipping; the possible tower at Pen Bryn yr Eglwys, on Carmel Head
(Fig. 1, B; 2) (SH 293 924 ). This site remains to be
tested by excavation. At the same time, the occasional

/ finds of Roman material from other points of vantage


along the coastline of north Wales may been seen as
falling into a systematic pattern: finds such as the
Roman pottery from Degannwy Castle (ALCOCK 1968,
198-199) and the well-known and curiously inexplica-
ble Roman flue-tile built into the tower of the now-
abandoned Mediaeval church on Y nys Seiriol may hint
8 at a system of watch-towers, signal-stations or naviga-
tional aids. Given the conditions of poor visibility
0 5m
which are normal in the Irish Sea area, the effectiveness
Fig.1 A: Holyhead Mountain, plan of tower. (After CREW of such a series of signal-stations may be queried and
1981). B: Pen Bryn yr Eglwys, Carmel Head, scetch plan of analogies drawn with (for example) nineteenth-cen-
site. (After CREW 1981 ). tury semaphore systems may be invalid. Structurally,
the Holyhead Mountain site may bear some similarities
ruined defences of a hill-fort (presumably of the Early to the Hadrianic sites along the Cumbrian coast (BELL-
Iron Age) surround the summit of the hill. HOUSE 1969), but it may be doubted whether compari-
The structure revealed by Mr. CREw's excavations son with the northern sites offers a suggestion about
(Fig.1, A) lies immediately to the west of the 0. S. either the date of the Holy head site or the nature of any
point (N. G. R. SH 218 829) and consists of portions of system of which it may have formed a part.
the foundations and lowest course of the wall of a m or- The interpretation of the site at Caergybi (SH 247 826)
tared masonry structure; enough evidence survives for may also be affected by the Holyhead Mountain site:
us to be reasonably certain that the building was the beach-head enclosure lies some 3 Km from Holy-
approximately 5.45 m square. Its Roman date is head Mountain, on the western shore of the natural
attested by finds of pottery of various dates ranging creek which forms the inner harbour at Holy head. The
from probably Hadrianic Samian to a mortarium frag- attribution of the site to a Roman date rests upon possi-
ment of Oxfordshire ware; some sherds of black bur- ble parallels with beach-head sites on the Rhine, such as
nished ware were incorporated in the mortar of the Engers (CoLLINGwoon and RICHMOND 1969, 55-56),
wall. A hoard of fifteen coins datable to the 390's A. D. upon the character of the masonry of the enclosure
was also found, either overlaid by, or incorporated in, walls, and upon the nature of the overall plan. It would
the collapsed masonry of the superstructure. be premature to discuss the character of the masonry in
The relative thickness of the wall (some 1.2 m) suggest detail, pending the completion of a full survey of the
that the building stood to a considerable height, site by Mrs. OwENNA GREY; it may suffice to note that

58
Fig.2 Roman coastal sites in North-Wales. Roman forts: head Mountain, 7 Dinas Dinlle, Llandwrog, 8 Twt Hill,
1 Segontium, 2 Kanovium. Possible roman forts: 3 Aberf- Caernarfon, 9 Ancient Camp, Bangor, 10 Din Silwy,
fraw. Walled enclosures: 4 Hen Waliau, Caernarfon, 5 Caer- 11 Ynys Seiriol, 12 Braich y Ddinas, 13 Degannwy Castle.
gybi, Holyhead. Hilltop sites with roman material: 6 Holy- Possible site: 14 Pen Bryn yr Eglwys, Carmel Head.

the masonry is irregular and varied, showing signs of masonry of the Holy head Mountain tower differs radi-
extensive rebuilding at various times. The existence of cally from that of Caergybi.
»herringbone« masonry in the walls is perhaps the best This survey must be regarded as an interim statement:
hint of a Roman date, but the character of this masonry we could be at the beginning of a long process of iden-
seems to differ from that of other examples of Roman tification and interpretation of a series of sites whose
walling in western Britain, notably the well-preserved character- and, indeed whose very existence- has been
town walls of Caerwent (NAsH-WrLLIAMS 1930, unsuspected in Wales, if not in southern Britain gener-
253-277). It is perhaps more significant that the ally.

Bibliography

ALcocK, L. 1968: Excavations at Degannwy Castle, Caernarvon- CREW, P. 1981: Holyhead Mountain. Archaeology in Wales (1981)
shire, 1961-6. Arch. Journal 124, 1968, 190-201. 35-36.
BELLHOUSE, R. L. 1969: Roman Sites on the Cumberland Coast, LIVENS, R. G. 1974: Litus Hibernicum. Akten 9. LimeskongreB
1966-67. Transactions Cumberland and Westmorland Antiqu. Mama1a 333-339.
and Arch. Soc. N.S.69, 1969,54-101. NAsH-WILLIAMS, V. E. 1930: Further Excavations at Caerwent,
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of Roman Britain (London 1969).

59
Sidelight on the Roman Military Campaigns in North Britain
GORDON S.MAXWELL

There are few fields of human interest that do not and stone, and the accompanying underground struc-
respond rewardingly to consideration from a fresh vi- tures or souterrains; and secondly, the realisation that
ewpoint and in a different light. In the study of Roman the combined distribution of such sites mirrors that of
military campaigns in North Britain, for example, a artefacts belonging to much earlier and later ages,
sympathetic examination of the native background underlining the permanence of political and cultural
may tell us almost as much about the objectives and boundaries, and making it possible to relate the milit-
problems of a Roman commander as a close perusal of ary dispositions and operations of one period to the
the literary and epigraphic evidence; indeed one might circumstances of another. The truth of this was per-
say that the use of archaeological data relating to con- ceived by General WrLLIAM RoY, whose Military Anti-
temporary native societies is now an obligatory com- quities of the Romans in North Britain ( 1793) re-
ponent of research into any frontier of the Roman Em- presented a milestone in archaeological recording; intro-
pire. ducing that great work, Roy observed 'that military
In Scotland recent investigation of the Roman Iron Age men, especially those who have been much accustomed
by means of excavation has been subject to the same to observe and consider countries in the way of their
financial restraints which have impeded the pursuit of profession, in reasoning on the various revolutions they
all archaeological studies. There have, nevertheless, have already undergone, or on those which, in certain
been several significant advances in our ability to evalu- cases, they might possibly suffer hereafter, are naturally
ate the evidence relating to native settlement sites of the led to compare present things with the past; and being
later prehistoric period. The impact of these on the thus insensibly carried back to former ages, they place
study of Roman Scotland has yet to be seen, but, for themselves among the ancients, and do, as it were, con-
example, the recognition that many of the hillforts of verse with the people of those remote times'. Allying
southern Scotland may have ceased to function as local such communication with the past to a sympathetic and
strongholds some time before the first Roman occupa- sensitive reading of the topography was Roy's recipe
tion 1 must on the one hand alter our appreciation of for successful field investigation, and it is still a method
Roman tactics and strategy during the Flavian invasion, to be recommended. Since there no longer exists a
and on the other hand compel us to think afresh about group of professional soldiers with practical experience
the nature of the society into which the columns of of campaigning in North Britain, the military element
Agricola so rudely burst in AD 79. Of equal import- in the equation must be supplied by historical evidence;
ance is our realisation that the practice of arable agricul- that deficiency made good, it is perhaps high time that
ture in the Roman Iron Age, and in earlier periods, may those of us charged with the responsibility of working
have been much more extensive than was previously in the field to record ancient sites should at least
believed; to a great extent this widening of knowledge attempt to follow his example.
has stemmed from aerial survey, and the same means of Accordingly, it may be appropriate in the remaining
prospection has also served to advance the comparative part of this paper to review in summary fashion items
study of native settlement-forms in eastern Scotland, which are being more thoroughly considered as part of
both north and south of the Forth 2 • In particular, this a long-term comparative study of tactics, strategy and
has enabled us to discuss more effectively the distribu- territorial advantage in Scotland from Roman times to
tion of settlement types which may possibly be iden- the 18th century. It is of course axiomatic, that, with
tified with cultural or political groupings- yet another the exception of the Agricolan conquest, the quality
factor which bears upon the evaluation of Roman tacti- and quantity of information increases proportionally
cal and strategic intentions. In quantitative terms, the with the approach to modern times, and although some
greatest advance has been in the study of unenclosed allowance can be made for the effects of 'improve-
settlements, whose distribution and appearance have ments' in the technology of warfare or communica-
become much better known, at least from the air 3 • This tions, there exists no calculus which might allow us to
has manifested itself in two ways: the enhanced ability compare the achievements of armies and commanders
to identify in some detail the individual structural ele- in the Roman period directly with those of much later
ments- the straggling groups of round houses in timber centuries. Thus, Agricola probably did not experience

60
to the same degree the problems of Edward I in reduc- The first invasion took place in 1296 and began with a
ing walled strongholds on his northward advance, crossing of the Tweed at Coldstream and an advance
although he lacked the advantage of a pre-existing along the eastern coastal route to Dun bar and thence up
road-system, which Edward in part did not; similarly, the Lothian Tyne to Linton and southwards again to
Septimius Severus, although enjoying a superiority of Lauder and Roxburgh. By June 1 Edward was ready to
armed strength far in excess of any that was ever advance once more; five days brought him to Edin-
granted to Montrose in the 17th century, could not burgh from Tweedside, the equivalent of five march-
hope to exploit the reservoirs of support that enabled ing-camp intervals for Severus' grand army in 208/209.
the latter commander to conduct so flexible and fast- Another week saw him at Stirling; by the 21st he was at
moving a campaign. Nevertheless, the armies of either Perth, and then after a three-day rest, up the Tay to
period had much in common, and the experiences of Clunie, crossing the river near Inchtuthil and pressing
the Hanoverian forces under Cumberland who in 1746 on to Forfar and Montrose, to reach the latter by July 8.
advanced at the rate of 7-10 km a day from Falkirk to A few days later he came up with Balliol in the royal
the Moray Firth were very probably not unlike those of castle at Kincardine and extracted a confession of rebel-
Agricola's troops on the march to Mons Graupius. In lion, stripping him of the blazons of royalty in the kirk-
the same way, it is also possible to identify areas of yard at Stracathro on the site of Agricola's fort. There-
comparability between the native societies of Scotland after he proceeded by way of the Cowie Mounth to
in the Roman Iron Age and those of much later cen- Aberdeen and so up the Don to Kin tore, across Buchan
turies. Indeed from the early post-Roman period to the to the coast, westwards over the Spey to Moray and
eve of the Scottish War of Independence, the history of then returning by a mainland route, to enter Strath-
Scotland affords ample evidence of the persistently more by the Cairn o'Mount road; from Kincardine the
fissile nature of native political structures, particularly remaining progress took in those coastal areas of Angus
North of the Forth; the words of Tacitus 4 have echoed and Perthshire, as well as the peninsula of Fife, that had
down the centuries: rarus duabus tribusve civitatibus been bypassed in the outward march- a peregrination
ad propulsandum commune periculum conventus. of Scotland in four months, ending exacta iam aestate
The separate instances, too numerous to mention indi- on August 22! The following year saw Wallace check
vidually, fall into two basic classes: the bickering bet- the English success at Stirling Bridge, but retribution
ween adjacent reguli and the long-founded enmity bet- came in 1298, when the invaders once more advanced
ween the power-blocs on either side of the Mounth. from the Tweed through Lauderdale, and then turning
Such a situation is aptly illustrated by the sub-king- west to follow what must be the line of the Roman road
doms of the Pictish period, but it continued in various from Edinburgh, marched to the defeat of the Scottish
forms for centuries, while the resulting disunity was forces at Falkirk, roughly midway between Camelon
exploited with varying success by a series of southern and Mumrills. After continuing to Stirling, they
invaders, from Ecgfrith of Northumbria in 685 to retraced their steps as far as the north-east corner of the
William the Conqueror in 1072. Most either penetrated Pentland Hills and proceeded by way of Glencorse and
into Strathmore or attacked traditional centres of West Linton to Ayr, perhaps once more using the
power on the Tay, near the Roman fortress of Carpow. Roman road network. The subsequent progress to
All this time the stage was being set, as it were, for one Nithsdale must have brought them past the Balliol cas-
of the most stirring but regrettable chapters in the com- tle at Dalswinton, and thence via the Roman cross-
bined history of the Kingdoms of England and Scot- route to Lochmaben.
land, chapters which became inevitable as feudal Nor- Scottish strategy in the years immediately following
man influences, with the attendant obligations and ser- Falkirk, at first under the leadership of Wallace and
vitudes, permeated the fabric of Scottish society, then Robert Bruce, was to seek the security of the hills,
loosening the ties of national identity and kinship particularly the Forest of Ettrick and seize whatever
among the leaders of the realm. The final straw was the opportunity the fates offered, with varying success. In
sudden death of Alexander II in 1286 followed by the February 1303 a strong mounted force was despatched
tragic drowning of his heir the Maid of Norway and the by Edward to break up resistance elements massing at
unseemly haste of the leading competitors for the Biggar under John Comyn and Simon Fraser. The Eng-
crown to accept the arbitration of Edward I as feudal lish army moved via Lauderdale to Dalkeith, crossing
superior. The attempts of his nominee John Balliol to the Esk at the recently-located Agricolan fort of
adopt an independent foreign policy precipitated a Elginhaugh 6 and then, divided into three brigades like
series of invasions whose well-documented progress Agricola's forces in his sixth campaign and doubtless
makes a fascinating comparison with what is known of for the same reason, wheeled southwestwards, meeting
the Roman military operations in the same area 5 • the Scottish cavalry more or less by chance at dawn near

61
Roslin. The latter, to have responded so quickly to the less to describe, the sundry passages of arms which, in
threat, travelling by night in the dead of winter, yet still succeeding centuries, present such informative par-
managing to clash head-on, must also have followed an allels to Roman campaigning in Scotland. Some refer-
old established route, arguably the Roman road leading ence must be made, however, to the brilliant exploits of
to Elginhaugh. On this occasion fortune smiled on the J ames Graham of Claverhouse, Marquis of Montrose,
Scots, and Segrave's three brigades were routed. during the Civil War 8 • His brief military career began in
In retaliation, that summer Edward launched another 1644, when, armed with the commission of King Char-
major invasion, proceeding to the Forth by the custom- les I to raise a royalist army in Scotland, he proceeded
ary route, but crossing the upper estuary below Stirling to outwit and outmarch every government force sent
by means of a bridge of boats which had been brought against him. The tactical skill which Montrose dis-
up by sea from King's Lynn; the reason for this mea- played in his numerous operations through the High-
sure, which echoes Severan tactics at Carpow, was that land terrain, using the glens as avenues of both invasion
Stirling Castle, being still in Scottish hands, rep- and retreat, serves not only to illuminate the activities
resented too great a threat to a crossing at the bridge or of Caledonian opponents to Roman commanders from
higher fords. Edward then crossed the Ochil Hills to Agricola to Severus, but also to emphasise the advan-
Perth, whence he marched by way of Scone and tage which familiarity with the country gives to small
Coupar Angus to Arbroath and Brechin, whose castle armies operating within their own territory. In particu-
was only reduced with the aid of heavy siege-engines lar it may be argued that the Kilsyth campaign of 1645
brought in by sea through Montrose - a pointer to the shows how close Calgacus really came to defeating
utility of the Montrose Basin as a trans-shipment point, Agricola in his sixth season 9 •
as the Romans, witness the camp at Dun, had already Montrose's success and the reign of the house of Stuart
perceived. The rest of the campaign comprised a penet- had only a little way to .run. The melancholy events
ration to the Mearns, Buchan and Moray, by the coas- which attended the fall of the latter, especially the J aco-
tal route, the return to Strathmore being once more bite risings of 1715 and 1745, nevertheless provided
through the Cairn o'Mount pass - a pattern of move- further evidence of the parallelisms that exist between
ment with important implications for our understand- the military operations of different ages. For example,
ing of Roman troop dispositions in the Flavian period. it was government fears of a revival of Jacobite sym-
Although the fluctuating fortunes of either side in the pathies which prompted the extensive programme of
succeeding years cannot be detailed here, they contain fort- and road-construction in the Scottish Highlands
much that is of relevance to a student of Roman milit- in the later 17th and 18th centuries. These too have
ary affairs. Particular reference should perhaps be made much to tell us about the kind of problems faced by the
to the invasion of Ireland by Robert Bruce's brother Roman armies during the occupation of North Britain,
Edward in the period immediately following the Scott- in particular, about the type of garrisons required and
ish victory at Bannockburn. The specific aims of this the natural corridors by which invading forces might
ill-fated expedition need not detain us, but suffice to burst upon the tranquil lowland scene 10 • But there is
say that the decision to invade came at comparable much more - the problems, rates and costs of road-
stages in the fortunes of both Robert Bruce and building, for example- which may be parallelled pre-
Agricola. Apart from this it may be observed that cisely in the Roman situation. In the eight years bet-
Edward Bruce's army, comprising a few thousand ween 1725 and 1733 General Wade supervised the
'well-trained, well-equipped troops ... veterans of building of 380 km of military roads, while his
Bannockburn and Loudoun Hill' 7, crossed from Ayr successor Caulfield took a little over two decades to
to Larne- an indication perhaps of the 'part of Britain complete more than 1000 km. Such distances repre-
which faces Ireland' that Agricola selected as the poten- sent, at the recorded work-norm, more than one mil-
tial springboard for the projected Roman invasion. lion man/ days, and assessment of, say, the Flavian
The warfare between Scotland and England in the 15th road-system on the same terms would indicate that it
and 16th centuries was localised, for the most part, to cost at least 900,000 man/ days, a figure which may be
the Border country, and the clashes between local compared with a recent estimate 11 of 1.75 million man/
power-groups bear less upon our present theme, days for the construction of the Antonine Wall. Further
although we may note the bloody encounter called the indications of the overall cost of providing a road net-
Red Harlaw ( 1411) in which Donald, Lord of the Isles, work are afforded by evidence which shows that after
was brought to bay near Inverurie by the Earl of Mar, eight years with little more than a quarter of the even-
within 6 km of the spot where Agricola may have out- tual total built, the cost of repairs to existing roads
fought Calgacus. already accounted for more than 10% of the sum allot-
Lack of space makes it impossible even to catalogue, far ted to the programme.

62
That the programme was nevertheless completed, prised at Falkirk. It would have surprised the Prince's
regardless of cost, resulted from the second Jacobite men as they paused in their advance on the edge of the
rising in 1745, although the first major armed force to Larbert escarpment above Dunipace and gazed south
use it in war was, ironically, a portion of the Young upon an unsuspecting foe, that they stood more or less
Pretender's army as it retreated upon Inverness; the upon the site of a bivouac reared by soldiers who had
rest of his army retired by the eastern coastal route to be trodden the same path more than 1500 years before 12 •
followed in due course by Cumberland and the govern- It must also be admitted that, before this summer's
ment forces, and attended no doubt by the shades of all programme of aerial survey, the same news would have
the generals who had turned their faces to the north in surprised the modern archaeologist. If he had been bet-
earlier days. Before they marched to their defeat at ter acquainted with the tracks of Jacobite and Hanove-
Culloden, however, the Jacobite troops enjoyed a for- rian armies, however, that surprise might not have been
mal victory over a neglectful government army sur- so great.

Notes

1 HILL, P. H., Settlement and Chronology. In: HARDING 1982, 7 BARROW, op.cit. 339.
4-43. 8 BucHAN, J., Montrose (1928).
2 MACINNES, L., Pattern and purpose: The settlement evidence. In: 9 Tacitus, Agricola xxv-xxvi
HARDING 1982, 57-74. 10 TAYLOR, W., The Military Roads in Scotland (Newton Abbot
3 MAXWELL, G. S., >Roman< Settlement in Scotland. In: CHAPMAN- 1976 ).
MYTUM 1983, 244-247. 11 HANSON, W. S. and MAXWELL, G. S., Rome's North West Fron-
4 Agricola xii 2. tier: the Antonine Wall (Edinburgh 1983) 132-133.
5 CF. BARROW, G. W. S., Robert Bruce and the Community of the 12 The marching camp of Dunipace (NS 842823) on the north bank
realm of Scotland (Edinburgh 1976) 97-369. of the River Carron, discovered by aerial reconnaisance in 1983,
6 MAXWELL, G. S., Recent aerial discoveries in Roman Scotland: may belong to one of the larger categories of temporary works,
Drumquhassle, Elginhaugh and Woodhead. Britannia 14, 1983, possibly exceeding 40 ha in area.
172-181.

Bibliography

HARDING, D. W. ( ed.) (1982): Later Prehistoric Settlement in South- CHAPMAN, J.C. and H.C.MYTUM (eds.) (1983): Settlement in
east Scotland. University of Edinburgh, Department of Arch- North Britain 1000 BC-AD 1000: papers presented to GEORGE
aeology Occasional Paper No. 8 (Edinburgh 1982). JoBEY, Newcastle upon Tyne, December 1982. BAR British
Ser.118 (Oxford 1983).

63
Die Ausgrabungen in Hembury (Devon) und die römische Eroberung
Südwest-Englands
MALCOLM TODD

Die Burg Hembury liegt auf einem langen Rücken, 14 X 10 cm und 9 X 9 cm. Der gleiche oder geringfügig
270m über NN, ungefähr 25 km östlich von Exeter, abweichende Abstand zwischen den Pfosten betrug 80
dem römerzeitlichen Isca Dumnoniorum. Die Ausgra- bis 90 cm.
bungen von Miss D.M. LIDDELL (1932; 1935) auf die- Bis jetzt sind die Gebäude nur teilweise ausgegraben.
sem Gelände in den frühen dreißig er Jahren haben Es scheint aber, als ob sie einen großen Bau mit einem
gezeigt, daß hier eine komplizierte und wichtige neoli- viereckigen Hofraum umschließen würden, der insge-
thische Siedlung aus dem 4.Jahrtausend vor Chr. lag. samt 30m lang und 12m breit ist. Aus dem östlichen
Später, wahrscheinlich in der Mitte des 1.] ahrtausends Flügel dieses Baus stammen viele Reste von Eisen-
vor Chr., wurde eine starke Festung am Ende des Rük-
kens gebaut. Diese eisenzeitliche Höhenburg ist die
imponierendste der Grafschaft Devon. Die große Ver- Abb.1 Gesamtplan der Burg Hembury (Devon).
teidigungsanlage hat mehr Gemeinsamkeiten mit den
Burgen von Wessex als mit denen westlich der Exe. Von HEMBURY Excavations 1980-1982
dieser Festung hat man einen weiten Ausblick in die
Täler der Otter und Culm und weiter nach Westen ins .=::;: '\'11111111ll"ll'-'
- )rnw"'';:~,\:,l~. ,\'~I\'-::..
Exetal. Im taktischen Sinne stark, lag sie auch in der ~ ·,,1•'\\\i\l~\üi\\\\\ ÜlJii[.
Mitte einer fruchtbaren und volkreichen Gegend.
Schon nach den früheren Ausgrabungen war bekannt,
-~\\\\ü:,\\\'\ 111 mHl1t11Hrrn'
~~m::~··~\\~\\'"';"!lnmrrrrr('!rr;rt;~
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N
daß die Burg in der ersten Phase der Römerzeit besie- 1
f@fl''---<:~~\\\\\\\111nrrmrr!!rl!!rrrrff 1t,"'!~ ~ ~
delt worden war. Die Ausgräberin Miss LIDDELL ~ff:~~~~\\\l!l/!/!,11/lfil!i/jj; 1111''?%~~
::::::::::;::::= ~2 .-:§ "'''~,,\l!frrrlnnllli":,;,",,,,;jj I//~. . . -:;:; ;;.
glaubte, daß eine einheimische Gruppe die alte Festung :::::::::::::: --::::::::: :::::;.§ TTIT11fl/r",/j~~> ::.~:: :0 '·.,

nach der römischen Eroberung weiter benutzte,


anscheinend bis in die neronische Zeit. Diese Meinung
bringt Schwierigkeiten mit sich. Die Keramikreste die-
ser frührömischen Phase enthalten viele Importstücke,
Amphoren, Terra Sigillata, Krüge und pelves, aber fast
nichts von einheimischen Waren. Und so früh ist eine
rein zivile Besiedlung in einer stark befestigten Burg
auch überraschend. Im Jahr 1980 hat eine kurze Such-
grabung rasch gezeigt, daß die Lage anders war.
In drei Schnitten im nordöstlichen Teil der Burg haben
die neuen Ausgrabungen eine Reihe römischer Holz-
bauten als späteste Bauphase entdeckt. Die Untersu-
chungen der Konstruktiondetails dieser Gebäude
haben unmittelbar ihren militärischen Ursprung erwie-
sen, und damit stimmt ihre frühe Datierung in die
ersten Jahrzehnte der römischen Besetzung Südeng-
lands überein. Alle Gebäude waren Pfostenbauten,
deren tragende Pfosten in durchlaufenden Pfosten-
gräbchen gesetzt worden sind. Diese Pfostengräbchen -~;,,,·::-;;:::;~-::;::.·:::,,;:-
·::::;.--:' ..,. >;::=:.--- -·
~ ..~--..- §~
~- .... ~-.....-. " :::::::::_.
sind meistens tief in den gewachsenen Boden eingegra- ::::::::;
.~..:-.--
--"::::.- -~a:~::;;:§···
-~ :.,...,~
.
..... ~--,,~ g--....~
§_;/~"'- :::s::-
ben worden, normalerweise bis in eine Tiefe von 60 bis ::a.}3:_/.~-~".;fl\~~:--~ ~.::::::::
>:%:''' -:- - ~ ;-o,, I I \ \ ',··~, ~
/~.'//,'" ~'fll;j,. . . . .t'\\\\~';. ~
80 cm. '/(({!;, 'l:!.!,fl'f/1\\\\\\) 0~
Die Bodenverhältnisse waren oft schwierig, aber die /,~·""" "'''"''''''· ~~ ~-
Spuren einzelner Pfosten waren in den meisten Fällen f. ~o/f;;'.rr. i''.''~~-'
I, !\·1·.'

leicht zu erkennen, oft als Erdverfärbungen, manchmal 0 50 100 150m

als Löcher. Die Pfosten hatten zwei Größen von

64
schlacken und Eisenerz, das in der Nachbarschaft häu- von besonderem Interesse. Die letzte Bauphase dieses
fig vorkommt. Obwohl bis jetzt keine Schmelzöfen Tores war ganz anders als bei den früheren, eisenzeitli-
entdeckt worden sind, ist dieser Bau wahrscheinlich als chen Anlagen. Statt der großen, 1 m tiefen Pfostengru-
Werkstatt (fabrica) zu interpretieren. Westlich davon ben finden wir verhältnismäßig kleine rechteckige Pfo-
in der Mitte der Burg lag um einen Hofraum ein zweiter sten, drei an jeder Seite eines schmalen Torwegs und
Bau. zwei weitere Pfosten davor. Anscheinend gab es keine
Sein Grundriß ist auch nur zum Teil bekannt, und von Spuren von Türmen. Obwohl nicht genauer datiert, ist
einem spezifischen Zweck kann noch nicht die Rede dieser Tortypus klar römisch, nicht eisenzeitlich, und
sein. Die gesamte Ausdehnung der römischen Gebäude die nächste Parallele findet man beim kleinen Nord-
kennen wir nicht. Es gibt kein Indiz einer Verteidigung westtor von Hod Hill in der Ecke der eisenzeitlichen
innerhalb der Burg, wie zum Beispiel bei Hod Hill Umwehrung eingebaut. Anlage und Abmessungen
(RICHMOND 1968 ). sind fast identisch.
Die eisenzeitliche Festung war mit zwei großen Toren Keramische Reste aus der römischen Okkupation der
versehen, die beide bereits von Miss LIDDELL umfas- Burg sind spärlich, und es ist sicher, daß die militäri-
send ausgegraben worden waren. Das westliche Tor ist sche Besatzung nur kurz war. Die Terra Sigillata-Scher-
ben aus den Fundamentgräbchen und aus den Lehm-
estrichböden gehören in die Periode zwischen 45 und
Abb. 2 Die frührömischen Militärbauten. 60 n. Chr., wahrscheinlich zwischen 50 und 60. Die
Münzfunde sind auch spärlich: zwei Denare des Clau-
dius und zwei Kleinbronzen dieses Kaisers. Vorläufig
ist die Besetzung zwischen 50 bis 60 zu setzen, aber ihre
Dauer könnte noch kürzer sein.
Die Bedeutung dieser Grabung ist klar. Die Burg Hem-
bury war eine einheimische Festung, die von römi-
schen Truppen weiterbenutzt wurde. Wahrscheinlich
wurde sie in der Zeit unmittelbar vor dem römischen
Einfall nicht besiedelt. Wenigstens gibt es dafür keinen
Beweis. Wir können heute eine Reihe von solchen
Anlagen in Südwestengland anführen. Das berühmte-
ste Beispiel ist natürlich das Lager bei Hod Hill in Dor-
set, eine claudische Gründung, die in neronischer Zeit
aufgegeben wurde. Es gibt aber andere Fälle, die noch
nicht gut bekannt oder noch nicht ausreichend publi-
ziert sind. Bei Harn Hili in Südsomerset, einer riesigen
Höhenburg in einer Hembury ähnlichen Lage, wurden
viele Reste militärischen Charakters des 1. Jahrhun-
derts in einem Steinbruch gefunden (WEBSTER 1958,
80-83 ). Dabei waren auch importierte Gefäße und
claudische Münzen. Leider ist es wahrscheinlich, daß
® der größte Teil der römischen Anlage schon zerstört
worden ist. Die Ausgrabungen von Professor ALCOCK
in South Cadbury, auch in Südsomerset, haben zwei
kleine, einfache Holzbauten aufgedeckt, ähnlich wie
die in Brandon Camp von Professor FRERE ausgegrabe-
nen (ALCOCK 1969, 38). Ihre Datierung ist nicht klar,
aber nach den Kleinfunden ist es sicher, daß hier in der
'===--====='"10m
Mitte des 1.] ahrhunderts eine römische Einheit in Gar-
fiJ, nison lag. Es ist durchaus möglich, daß die Auffindung
anderer Anlagen innerhalb vorgeschichtlicher Burgen
1/1!/fiIiI/i/li iiii IiIi I/Ii I/li II Iiil iII .. . folgen wird. In diesem Zusammenhang ist es bemer-
II
'!!:: I!/lffl!!/!lf//111!!1II1/l/1111!11!!!!111/1/1!!i 11111IIIII! I!!!!!!!!! Ii/ kenswert, daß in den relativ beschränkten ausgegrabe-
nen Sektoren in Maiden Castle, der größten Burg der
Durotriges, viele Scherben claudisch-neronischer Terra
Sigillata gefunden wurden (WHEELER 1943, 241 ). Weit

65
HEMBURY

0 0

~
~
~

0 5m

Abb.3 Das Westtor mit den römischen Pfosten (schwarz).

nach Westen, in Cornwall, gibt es ein interessantes Bei- nonii ist dann die Wiederbenutzung älterer Burgen klar
spiel bei Carvossa, östlich von Truro, wo eine erstaun- bezeugt. War das auch so in Wales, wie die Grabung in
liche Menge von claudischen und neronischen Kera- Brandon Camp nahelegt, und in Nordbritannien, zum
mikfunden in einem einheimischen Burgwall entdeckt Beispiel bei Stanwick? Und was bedeuten diese Ent-
wurde. Leider war die Grabung nicht systematisch, deckungen für den Verlauf der Eroberung Südwesteng-
und die Einzelheiten sind völlig unklar (unpubliziert ). lands? Wir haben in den letzten zwanzig Jahren wich-
Während der Feldzüge gegen die Durotriges und Dum- tige neue Einsichten in die Geschichte dieser Feldzüge

Abb.4 Eisenzeitliche Burgen, die von römischen Truppen besetzt wurden. In Klammern: andere Anlagen.

66
gewonnen. Aber vieles liegt noch im dunkeln. Insbe- sehr gering. Zweitens: die Sigillata-Funde aus den Jah-
sondere hat man zu schnell angenommen, daß der ren 50 und später sind ungefähr so häufig wie die aus
römische Angriff eine unwiderstehliche Welle war. dem Zeitschnitt nach 55. Vernünftig scheint ein Anfang
Über die Einzelheiten der Kampagnen wissen wir so der Besatzung um 50 oder in den späten vierziger J ah-
gut wie nichts, daher sind diese neuen Funde von ren, das heißt in der Statthalterschaft von Ostorius
besonderem Wert. Daß römische Befehlshaber alte Scapula.
Umwehrungen benutzt haben, ist nicht erstaunlich. Abschließend ist zu erwähnen, daß die wichtigste Ent-
Aber diese Gruppe in Südwestengland (Hod Hill, deckung in dieser Gegend ein neues Lager in der Mitte
Harn Hill, Hembury und vielleicht South Cadbury) der Halbinsel bei Bury Barton ist. Obwohl erst aus der
spielte eine grundsätzliche, taktische Rolle, die bis jetzt Luft entdeckt (von Professor ST.JosEPH im trockenen
unbekannt war oder unterschätzt wurde. Die militäri- Sommer 1975 ), ist die römische Verteidigungsanlage
schen Besetzungsprobleme der Römer in diesen Teilen noch zum Teil bis fast zwei Meter hoch. Es gilt, zwei
Südenglands waren größer und verwickelter, als man Anlagen zu unterscheiden: eine große und offenbar
gemeinhin angenommen hat. frühere von vielleicht 9 ha (21 acres) und eine kleinere
Zu einer ersten Phase der frühen Unternehmungen in von 1,8 ha ( 4.4 acres ). Eine Suchgrabung hat vor kur-
Südwestengland gehört die Gründung des Legionsla- zem gezeigt, daß das kleine Lager in die mittleren Jahr-
gers bei Exeter (Isca ). Die Datierung der frühesten zehnte des l.Jahrhunderts gehört. Das große Lager ist
Besetzung bleibt noch unsicher, aber vielleicht dürfen noch nicht datiert. Sein Erdwall ist für ein Marschlager
wir eine Korrektur zum letzten Ausgrabungsbericht sehr breit, und die Größe seines Areals entspricht der
(BrDWELL 1979, 14) hier vortragen. Darin wurde das eines Bereitstellungslagers, höchstwahrscheinlich aus
Datum für den Anfang um oder kurz nach 55 vorge- der Zeit der ersten Unternehmungen. Danach wurde
legt. Aus verschiedenen Gründen scheint das ein wenig ein Standlager, vermutlich f~r eine Auxiliareinheit, er-
zu spät. Erstens: das Lager wurde anscheinend auf richtet.
einem unbesiedelten Platz gebaut, und deswegen kann Weiter, Bury Barton liegt im Yeotal auf einer direkten
man nicht viel aus den frühesten stratigraphischen Verbindungslinie zwischen der Exemündung bei
Schichten erwarten. In der Tat ist das Material aus den Exeter und der unteren Taw bei Barnstaple. Die Stelle
Pfostengräbchen und den anderen frühen Schichten liegt auch in der Mitte einer Gruppe von zahlreichen

Abb. 5 Die Anlagen bei Bury Barton (Devon).

BURYBARTON,LAPFORD,DEVON

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67
Ortsnamen, die schon in frühmittelalterlicher Zeit erinnert. Auf diesem wichtigen militärischen Platz soll
bezeugt sind und den Wortteil nymet oder nemet (kel- die nächste Phase der Forschung anfangen.~:-
tisch nemeton) enthalten. Der alte Flußnamen der Yeo
selbst war auch Nymet. Es scheint also möglich, daß >:- Die Ausgrabung in Hembury wäre nicht möglich gewesen ohne
hier der Ort N emetostatio der Cosmographia die Unterstützung durch die Universität Exeter, die Society of
Anonymi Ravennatis lag. Das Wort statio weist auf eine Antiquaries und die British Academy. Für diese wertvolle Hilfe
möchte ich an erster Stelle danken. Mein Dank gilt auch meinen
Verwaltungsfunktion nach der Besetzung hin, und es
Kollegen bei der Grabung, insbesondere M.J. RourLLARD, Fr.
ist vielleicht bemerkenswert, daß diese Stelle als Zen- JOANNA BrRD für Rat bei den Keramikfunden und Herrn
trum eines Landbesitzes im ll.J ahrhundert diente und J. W. RoHLFS für Hilfe bei der deutschen Fassung dieses Vorbe-
ihr mittelalterlicher Name Beria an die alte Befestigung richts.

Literatur

ALcocK, L. 1969: Excavations at South Cadbury Castle, 1968: A RrcHMOND, I. A. 1968: Hod Hill II. Excavations carried out between
Summary Report. Antiqu. Journal 49, 1969, 30 ff. 1951 and 1959 for the Trustees of the British Museum (London
BmwELL, P. T. 1979: The Legionary Bath-house and Forum and 1968).
Basilica at Exeter. Exeter Arch. Reports 1 (Exeter 1979). WEBSTER, G. 1958: The Roman Military Advance under Ostorius
LIDDELL, D. M. 1932: Report on the Excavations at Hembury Fort. Scapula. Arch. Journal 115, 1958, 49 ff.
Proc. Devon Arch. Exploration Soc. 1, 4, 1932, 162 ff. WHEELER, R. E. M. 1943: Maiden Castle, Dorset. Reports Research
LIDDELL, D. M. 1935: Report on the Excavation at Hembury Fort Committee Soc. Antiqu. London 12 (Oxford 1943 ).
( 1934 and 1935 ). Proc. Devon Arch. Exploration Soc. 2, 3, 1935,
135 ff.

68
Die Inschriften aus den Principia des Alenkastells Aalen (Vorbericht)
GEZA ALFÖLDY
Mit einem Beitrag von VERA WEINGES

Während der von D. PLANCK geleiteten Ausgrabungen Abspaltung entstandene Fläche von einer bearbeiteten
in den principia von Aalen in den Jahren 1979-1983 Rückseite oft überhaupt nicht unterschieden werden
kamen rund 220 zumeist kleine und kleinste Bruch- kann. Zu alldem ist auch die Paläographie der Inschrif-
stücke römischer Inschriften zum Vorschein 1. Vernich- ten kaum individuell. Die Höhe der Buchstaben ist in
tet wurden diese Denkmäler zumeist offenbar anläßlich mehreren Inschriften fast identisch, kann aber in ein
der Zerstörung des Kastells in der Mitte des 3.Jahrhun- und derselben Inschrift auch wechseln. Wenn es trotz
derts; zumindest eine Kaiserinschrift wurde jedoch dieser Schwierigkeiten doch gelungen ist, die 220 Frag-
zweifellos schon in der Zeit der römischen Herrschaft mente nur 16 verschiedenen Inschriften zuzuordnen,
in ganz kleine Stücke zerschlagen, während manche so war dies vor allem anhand zahlreicher aneinander
Monumente zusätzlich auch noch mittelalterlichen passender Bruchflächen möglich. Weitere Anhalts-
Kalkbrennern zum Opfer fielen. Die Fragmente sind punkte waren manche paläographische Eigentümlich-
16 Inschriften zuzuweisen, von denen einige fast voll- keiten, die unterschiedlichen Abstände zwischen den
ständig, andere nur zum Teil oder überhaupt nicht Hilfslinien, ferner charakteristische Risse und Adern
rekonstruiert werden können. Es besteht indes die im Steinmaterial.
Hoffnung, daß in den principia des Kastells, die zum Eines der wichtigsten epigraphischen Dokumente aus
Zeitpunkt der Abfassung dieser Zeilen im Herbst 1983 den principia von Aalen ist eine Bauinschrift auf einer
erst bis zu zwei Drittel ausgegraben wurden, bei den dicken Tafel aus bräunlichem Sandstein. Die Frag-
künftigen Grabungen noch weitere Inschriftenbruch- mente dieser Tafel kamen vor dem Fahnenheiligtum
stücke ans Tageslicht kommen werden. Da wir einige zum Vorschein. Z~ei größere Bruchstücke passen
Inschriften später mit Hilfe von Neufunden möglicher- unmittelbar aneinander; das dritte Fragment - mit
weise etwas genauer werden ergänzen können als wenigen, stark beschädigten Buchstabenresten und mit
heute 2 , beschränkt sich dieser Vorbericht auf eine einem Teil des unteren Randes der Tafel- scheint sich in
kurze Schilderung des epigraphischen Befundes mit der den fast rechtwinkelig abgegrenzten Freiraum unter-
ausführlicheren Präsentation von zwei Texten, deren halb bzw. links von den zuerst genannten beiden
Rekonstruktion sich auch bei eventuellen Neufunden Bruchstücken einzufügen. Ein viertes Fragment mit
kaum ändern dürfte. dem Rest einer Interpunktion und eines C (oder G, 0,
Ein Teil der Inschriftfragmente wurde im zentralen Teil Q) paßt an keines der übrigen Bruchstücke.
der principia, zumeist vor dem Fahnenheiligtum, Der Text läßt sich fast vollständig wiederherstellen
gefunden; die Fundstelle der meisten übrigen Bruch- ( Abb. 1 ). Zunächst erscheinen zwei gleichzeitig regie-
stücke ist der nordwestliche Seitentrakt der principia rende Kaiser, beide mit dem Gentilnamen Aurelius-
einschließlich eines Entwässerungsgrabens außerhalb nämlich Mark Aurel und Lucius Verus. Die zweite
des Gebäudekomplexes. Bei der Bestimmung der imperatorische Akklamation des Marcus weist den
Zusammengehörigkeit von Bruchstücken waren die Text in den Zeitraum zwischen dem Ende des Jahres
Fundumstände wenig behilflich. Die Fragmente ein 163 und dem Spätsommer des Jahres 165. Verus hatte
und derselben Inschrift lagen gelegentlich in einer die tribunicia potestas das dritte oder vierte Mal inne;
erheblichen Entfernung voneinander (der >Rekord< das ergibt eine Zeitspanne vom 10. Dezember 162 bis
beträgt 43 m). Anhand des Steinmaterials sind die mei- zum 9. Dezember 164. Nach diesen Daten gehört also
sten Inschriften voneinander kaum zu unterscheiden: die Inschrift in die Zeit zwischen Ende 163 und Ende
Bis auf wenige Stücke aus hartem, dunkel- oder hell- 164. Ferner ist es sicher, daß Verus den Siegerbeinamen
grauem Kalkstein wurden die meisten Denkmäler aus Armeniacus führte (der letzte Buchstabe dieses leicht
dem gleichen bräunlichen Sandstein angefertigt. Dazu abgekürzten Titels ist noch zu erkennen), während wir
kommt noch, daß sich die Struktur und vor allem die für den gleichen Titel in der Titulatur des Marcus kei-
Farbe des Steinmaterials durch Brand stark verändern nen Platz finden. Verus erhielt diesen Beinamen nach
konnte. Auch die Tiefe der Fragmente kann nicht der Eroberung der armenischen Hauptstadt Artaxata
immer als ein Ausgangspunkt für die Bestimmung ihrer im Partherkrieg gegen Ende 163; Marcus nahm ihn erst
Zugehörigkeit dienen, nicht zuletzt deshalb, weil sich nach einigem Zögern, einige Monate später, an. Das
das Steinmaterial so gerade spaltet, daß eine durch Datum unserer Inschrift liegt also exakt zwischen dem

69
Abb. 1 Bauinschrift aus den principia des Kastells Aalen.

Ende des Jahres 163 und dem Frühjahr 164 3 • Die Titu- dem Namen der Truppe eme Zeile gänzlich fehlen
latur beider Herrscher läßt sich lückenlos ergänzen, würde.
anscheinend entweder im Ablativ zur Datierung oder Das Entscheidende steht freilich unabhängig von die-
vielmehr im Dativ, der die Kaiser als Empfänger einer sem Problem fest: Zwischen dem Ende von 163 und
Widmung kennzeichnet. Das oben erwähnte kleine dem Frühjahr von 164 hat die ala I! Flavia im Bereich
Fragment mit dem Rest einesCodereines ähnlich run- der principia von Aalen Bauarbeiten größeren Ausma-
den Buchstabens gehört offenbar zum Worte Caes(ar) ßes- dafür spricht die Aufsicht des Statthalters- abge-
entweder in der 1. oder in der 4. Zeile. schlossen. Da wir wissen, daß das etwa ab 156 errich-
Im Anschluß an die Herrschertitularuren steht im Text tete Holz-Erde- Kastell nach kurzer Zeit in Stein umge-
[su]b curq Bai. Der seltene Name läßt keinen Zweifel, baut wurde, liegt es auf der Hand, unsere Inschrift auf
daß wir es mit Baius Pudens, dem bereits bekannten diese Bauarbeiten zu beziehen. Die Tafel, die so gut wie
Präsidialprokurator Rätiens um 164, zu tun haben 4 • sicher an der Außenwand des Fahnenheiligtums in der
Darauf folgt der Name der Garnisonstruppe in Aalen, Querhalle der principia hing wie auch die weiteren Bau-
der ala I I Flavia milliaria pia fidelis, und zwar im inschriften, bezeugt die Errichtung des Fahnenheilig-
Akkusativ. Die einzig mögliche Rekonstruktion ist tums oder überhaupt der principia bzw. des Kastells in
[per ala]m !I f[l(aviam)}. Grammatikalisch benöti- Stein, ohne daß die Bauten genannt worden wären (was
gen wir noch ein Subjekt; nach den Parallelen wäre der auch sonst keineswegs immer der Fall ist). Der unmit-
Name des Truppenkommandeurs zu erwarten, wel- telbare Anlaß für diese Befestigungsarbeiten dürfte der
cher die durch das Dokument bezeugten Baumaßnah- Einbruch der Chatten nach Obergermanien und Rätien
men durch seine Truppe durchführen und die Inschrift - offenbar gerade nach N ordwesträtien -im Jahre 162
errichten ließ. Auf dem unteren Fragment weist der gewesen sein, der durch die Historia Augusta (MA 8,
Rest ---lVS · LO --- offenbar tatsächlich auf einen 7) mit den Worten Chatti in Germaniam ac
Personennamen im Nominativ hin. Wenn wir dieses R ( a) etiam inruperant bezeugt ist. '
Fragment an die übrigen möglichst nahe heranschie- Drei weitere Bauinschriften ebenfalls aus bräunlichem
ben, was schon im Hinblick auf die Form der Frag- Sandstein, deren Fragmente zumeist an der gleichen
mente begründet ist, dann hieß der Präfekt mit dem Stelle wie die Bruchstücke der Bauinschrift aus denJah-
Cognomen kaum anders als LQ[lli]an[us} (der I ren 163/164 gefunden wurden, waren fast gleichlau-
inserta begegnen wir in anderen Aalener Inschriften). tend. Die obere Hälfte dieser Inschriften enthielt
Allerdings wäre es nicht ganz auszuschließen, daß das jeweils die Titulatur des Septimius Severus und seiner
Fragment mit dem Textrest ---JVS · LQ--- weiter beiden Söhne, und zwar in allen drei Fällen im gleichen
nach unten gerückt werden muß, wobei dann nach Aufbau, in welchem die Titulatur des ersten Augustus

70
die ersten drei Schriftzeilen, die Titulatur Caracallas als nen festen terminus technicus. Falls das Heiligtum
Augustus die nächsten beiden Zeilen und die Titulatur genauer bezeichnet werden sollte, dann geschah dies
Getas als Caesar die erste Hälfte der 6. Zeile umfaßte. entweder durch einen Hinweis auf die räumliche Zuge-
Die Herrschernamen standen im Dativ; Getas Name hörigkeit des Heiligtums zur Lagerkommandantur
wurde nach seinem Sturz in allen Inschriften eradiert. (aedes principiorum ), oder durch den Hinweis auf die
Anhand der Hinweise in der Herrschertitulatur lassen kultische Funktion des Heiligtums (domus signorum,
sich alle diese Texte in das Jahr 208 datieren (in einem vc:wv für diesignaund die Herrscherbilder, aedes aqui-
Fall ist zwar die Datierung nur für den Zeitraum lae, Caesareum ). So sollte uns die Benennung eines
198-209 voll gesichert, doch stammt auch diese Lagerheiligtums als Capitolium in einer Zeit, in der
Inschrift so gut wie sicher aus dem Jahre 208, da am dorthin nicht nur der Herrscherkult, sondern auch
Ende des Textes derselbe Statthalter genannt worden zu weitere Staatskulte schon längst eingedrungen waren,
sein scheint wie in einem der exakt datierten Texte). In nicht überraschen.
der zweiten Hälfte dieser Inschriften war davon die Es sei hierzu auch noch folgendes betont: 1. Von Poly-
Rede, daß die ala I I Flavia unter Aufsicht eines kaiser- bios bis Festus ist die antike Ansicht öfters bezeugt,
lichen Legaten, der mit dem Cognomen Acutianus daß die principia die Jora der Lager seien 7 . So sollte es
hieß, jeweils irgendwelche Bauwerke wiederherstellte. uns nicht wundern, daß jenes Heiligtum, welches an
In einer Inschrift ist aus dem Hinweis auf die Bauarbei- der vornehmsten Stelle der Lagerfora den gleichen
ten nur der Rest der Formel [ --- vetustate co}n- Platz einnahm wie ein Capitolium an einem forum in
la[ps--- restituit} erhalten. In einem anderen Text war einer Stadt, ebenfalls Capitolium heißen konnte 8•
möglicherweise von der Wiederherstellung der [pr}in- 2. Gerade aus der Epoche, aus welcher die hier behan-
[ cipiaJ die Rede. Besonders interessant ist die dritte delte Aalener Inschrift stammt, besitzen wir ein Zeug-
Inschrift, deren entsprechende Stelle so gut wie sicher nis für den Vergleich der städtischen Kapitalien mit den
in der Form [C}a[pi]lto{[i}um cum pri[incipiis vetus- principia als Kultstätten. T~rtullian schrieb über die
tJa[ teJ I conlap[sis restituitJ zu rekonstruieren ist. Abhaltung öffentlicher Gelübden in Festungen und
Jedenfalls wurden im Bereich der principia im Jahre 208 Städten: Ecce annua votarum nuncupatio quid videtur?
umfangreiche Bauarbeiten abgeschlossen. Sie sind auch Prima in principiis, secunda in Capitoliis ( De corona 12,
archäologisch nachweisbar: Die Bauinschriften aus 3). 3. Ein Heiligtum, 'das den Namen Capitolium trägt,
dem Jahre 208 weisen offensichtlich auf jene zweite muß ein beachtliches Bauwerk, jedenfalls keine Kapelle
Bauphase des Steinkastells in Aalen hin, die PLANCK in oder Kultnische, gewesen sein. Nun ist das Lagerhei-
den principia anhand der zwei Bauperioden der Boden- ligtum in Aalen tatsächlich ein imposantes Gebäude,
heizungssysteme beobachten konnte. mit einer Gesamtlänge von 14 m, mit einem Vorraum
Das Wort Capitolium in der erwähnten Inschrift kann und einem apsidal abgeschlossenen Innenraum mit den
im Hinblick auf die Fundumstände undangesichtsdes Maßen 9 X 8 m. Die Lagerheiligtümer der meisten
Textaufbaues mit der anschließenden Nennung der Auxiliarkastelle sind nur halb so groß; die Maße des
principia nur das Lagerheiligtum bezeichnen. Diese Aalener Heiligtums entsprechen ungefähr denjenigen
Benennung des Fahnenheiligtums ist ein Novum. der Fahnenheiligtümer in Legionslagern wie Inchtuthil
Allerdings wissen wir von der Benennung des Lager- oder Lambaesis. 4. In einem Capitolium müßte auch
heiligtums sonst sehr wenig 5 • Die hierfür oft herange- der Kult des Iuppiter oder gar der kapitolinischen Trias
zogenen Inschriften mit den Worten aedes oder aedi- gepflegt worden sein. Aus dem Kultinventar des Aale-
cula aus Rom und Niederbieber müssen entfallen, da in ner Heiligtums ist- neben den Resten einer monumen-
allen diesen Fällen kleinere Kultnischen und keine Fah- talen Bronzestatue, wohl einer Kaiserstatue, sowie
nenheiligtümer genannt sind. Es gibt nur folgende einem Bronzeadler, der auch zu einer Iuppiterstatue
Zeugnisse: 1. poetische Erwähnung des Fahnenheilig- gehört haben kann- nur ein einziges Stück erhalten.
tums bei Statius als domus signorum, 2. Erwähnung des Dieser Fund ist jedoch vielsagend: Er ist das Bruch-
VcWV für die O'fl!-!cLU xai ayaA!-!UTa T01J OTQUTOJtEÖ01.J stück eines vergoldeten Bronzeblechs mit der Darstel-
bei Herodian, 3. Inschrift aus Reculver in Britannien lung des mit Iuppiter Optimus Maximus identifizierten
aus der Severerzeit mit dem Terminus aedes princi- Ba'al von Doliche, seiner mit Iuno Regina gleichgesetz-
piorum, 4. Papyrus aus dem 3.Jahrhundert mit dem ten Begleiterin sowie der Minerva und des Mars 9 •
Terminus aedes aquilae, 5. Papyrus aus Syene aus dem Die übrigen Inschriften sind weniger ergiebig. Vorhan-
Jahre 232 mit dem Bericht über die Darbringung von den sind noch u. a. Reste weiterer Bauinschriften, die
Opfern in einem Kohortenkastell [EV -rot:~ JtQLV ]1urtLOL~ angesichtsder Fundumstände ebenfalls an der Außen-
xai EV -rcp Kawagc:L<:p, d. h. in den principia und in dem wand des Lagerheiligtums (oder der benachbarten
von diesen unterschiedenen Caesareum, mit dem nur Räume) hingen. Eine dieser Inschriften enthält Reste
das Lagerheiligtum gemeint sein kann 6 • Es gab also kei- einer Herrschertitulatur, des Namens der Aalener

71
Truppe und der Titulatur eines kaiserlichen Legaten Buchstabenkombination NDR können w1r die
offenbar mit dem Namen Scribonius. Vor allem paläo- Inschrift allein dem Kaiser Severus Alexander zuwei-
graphische Überlegungen erlauben die Annahme, daß sen, wodurch auch die Buchstaben AN[ A J zu Beginn
diese Inschrift in eine Periode zwischen den beiden der viertletzten Zeile auf den Truppenbeinamen
erwähnten Bauphasen von 163/164 und 208 gehört. [A}l[exandri]/an[a} zu ergänzen sind. Alle anderen
Offenbar war auch hier von der Errichtung oder von der Fragmente lassen sich dementsprechend in den Text
Wiederherstellung eines Bauwerkes durch die Aalener einfügen (die am linken Rand der Rekonstruktions-
Truppe, unter Aufsicht des Provinzstatthalters, die zeichnung angeführten Buchstaben sind deshalb nicht
Rede. Zwei weitere Bauinschriften sind viel zu fragmen- in den Text eingebaut, da sie jeweils an mehreren Stellen
tarisch, doch auch sie scheinen von einem ähnlichen gleichermaßen untergebracht werden können). Der
Textaufbau-amEnde mit demNameneines Statthalters Form nach zu schließen haben wir es mit der Verklei-
- zu zeugen wie die vorher behandelten Inschriften. dung eines Statuenpostamentes zu tun, das vermutlich
Der Rest ist, abgesehen von jener Inschrift, die VERA vor dem Fahnenheiligturn gestanden hat. Nach der
WEINGES behandelt, kümmerlich. Ein Teil dieser Frag- Ermordung des Severus Alexander wurde die Tafel völ-
mente gehörte wiederum zu Tafeln wie die Reste der lig zerschlagen. Dafür könnten auch die Fundum-
oben behandelten Bauinschriften, während andere stände sprechen: Ein Einzelfragment wurde vor dem
Bruchstücke von Altären und Statuenbasen herrühren, Fahnenheiligtum einplaniert; die übrigen Bruchstücke
die teils in der Querhalle der principia, teils im nord- kamen im nordwestlichen Seitentrakt der principia,
westlichen Seitentrakt des Gebäudekomplexes gestan- unter anderem in einem Entwässerungsgraben, zum
den haben dürften 10 • Vorschein, wohin sie noch in der Römerzeit als Abfall
Im ganzen betrachtet erweist sich der epigraphische geworfen sein dürften.
Befund aus den principia des Kastells Aalen als recht
bedeutend: Die Inschriften ergeben jeweils ein exaktes
Datum für die zwei Bauperioden des Steinkastells,
bereichern unsere prosopagraphischen Kenntnisse, Abb. 2 Inschrift zu Ehren des Kaisers Severus Alexander aus
erweitern unsere Kenntnisse über die Benennung von den Principia von Aalen.
Bauten im Bereich der principia und tragen zu unseren
Kenntnissen über Staatskult und Herrscherverehrung
in römischen Lagern bei. Es gibt kaum weitere Auxi-
liarkastelle, in denen sich der archäologische Befund
und das epigraphische Fundmaterial als historische
Quellen so günstig ergänzen wie in unserem Fall.

Widmungsinschrift
zu Ehren eines Herrschers
VERA WEINGES

Mehr als die Hälfte der in den Aalener principia gefun-


denen Inschriftfragmente, nämlich insgesamt 138
zumeist ganz kleine Bruchstücke einer Tafel aus hartem
grauen Kalkstein, gehört zu einer einzigen Inschrift.
Die 138 Fragmente und Splitter lassen sich in einige
größere Komplexe zusammensetzen, die die Deutung
des Textes ermöglichen (Abb.2). Der Schlußteil dieser
Inschrift läßt sich auf die seit Anfang des 3.Jahrhun-
derts auftretende Devotionsformel num[ini} mait:stati-
q( ue) I eius rekonstruieren. Dieser Formel ging, wie
üblich, der Dedikantenname, und zwar mit dem
Adjektiv 4t:7!Q[tis}lsimq, voraus. Da der Dedikanten-
name somit sicher in Femininform stand, liegt es nahe,
an die in Aalen stationierte ala I I Flavia zu denken. Es
handelt sich um die Widmung an einen Herrscher.
Aufgrund eines Einzelfragmentes mit der auffälligen

72
Anmerkungen

Zu dem archäologischen Befund mit Lageplan siehe D. PLANCK, gart 1983), ferner R. FELLMANN, Die Principia des Legionslagers
in diesem Band, S. 247 ff., ferner noch bes. D. PLANCK, Arch. Vindonissa und das Zentralgebäude der römischen Lager und
Ausgr. Baden-Württemberg 1981 (1982) 175ff.; 1982 (1983) Kastelle (Brugg 1958) 75 ff.
150ff., jeweils auch mit weiterer Literatur. Herrn D. PLANCK 6 Die angeführten Quellen sind: Stat., Theb. 10, 176f.; Herodian
habe ich für den Auftrag, die Inschriftenfunde aus seiner Gra- IV 4,5; AE 1962, 258 (siehe I. A. RrcHMOND, Antiqu. Journal
bung zu bearbeiten, herzlich zu danken. Dank schulde ich ferner 41, 1961, 224ff. und R.P. WRIGHT, JRS 51,1961, 191f.); R.O.
Frau VERA WEINGES, der es gelungen ist, die 138 Fragmente der FINK, Roman Military Records on Papyrus. Philol. Monogr.
am Ende dieses Artikels publizierten Inschrift zusammenzuset- Amer. Philol. Assoc. 26 (Princeton 1971) Nr.53, b, 15 (=
zen und zu ergänzen. P.Mich. VII 455a); A. VON DoMASZEWSKI, Neue Heidelberger
2 Die zuletzt gefundenen Inschriftfragmente kamen im Spätsom- Jahrb. 9, 1899, 159ff.
mer des Jahres 1983 zum Vorschein; sie gehören zumeist zu den 7 Polyb. VI 31,1; Liv. XLI 2,11; los., Bell. lud. III 5,2 (83);
in das Jahr 208 datierbaren Bauinschriften und ermöglichten eine Tac., Ann.IV 2,3; Festus p. 309,1f. L; vielleicht auch Ps.-Hy-
z. T. noch genauere Rekonstruktion dieser Texte als die schon ginus, De munit. castrorum 11. Vgl. bes. VON PETRIKOVITS,
vorher bekannten Bruchstücke. Weitere Inschriften und Inschrif- Innenbauten 68. 141f.; ferner ders., Die Spezialgebäude römi-
tenfragmente wurden dann bis zum Abschluß der Grabungen in scher Legionslager. In: Legio VII gemina (Leon 1970) 227ff.
den principia nicht mehr gefunden (Korr.-Nachtrag 1986 ). bes. 235ff.
3 Zu den angeführten Datierungskriterien in der Titulatur der Kai- 8 Diese Idee verdanke ich Herrn Prof. Dr. H. VON PETRIKOVITS.
ser Marcus und Verus vgl. PIR2 A 697 sowie C 606, ferner A. BIR- 9 F. HAuG u. G. SrxT, Die römischen Inschriften und Bildwerke
LEY, Mark Aurel, Kaiser und Philosoph2 (München 1977). Württembergs 2 (Stuttgart 1914) 121 f. Nr. 57; abgebildet u. a. bei
4 Siehe zu ihm bes. H.-G. PFLAUM, Les carrieres procuratoriennes D.PLANCK, Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1982 (1983) 155
equestres SOUS le Haut-Empire romain (Paris 1960 I 61) I 422 ff. Abb. 135. Zu den übrigen erwähnten Funden siehe D. PLANCK,
Nr.173 und 214; vgl. G. WrNKLER, Bayer. Vorgeschbl. 36, 1971, ebd. 154f. mit Abb.134, ferner in diesem Band, S.247.
65 f. mit weiterer Literatur. 10 Zwei Fragmente sind abgebildet bei D. PLANCK, Arch. Ausgr.
5 Vgl. dazu bes. A. VON DoMASZEWSKI, Westdt. Zeitschr. 14, 1895, Baden-Württemberg 1981 (1982) 179 Abb.148. 149. Das zweite
17ff.; VON PETRIKOVITS, Innenbauten 73.75f.; R. FELLMANN, Fragment, das zu einem Votivaltar gehörte, läßt sich wohl in der
Principia - Stabsgebäude. Kleine Schriften zur Kenntnis der Form [---]1 sa[crum} I Fl(avius) V[alen}ltin[us vo]Ptu[m sol!vit
römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands 31 (Stutt- ---J ergänzen.

73
Die Lager von Herten/Wyhlen (?), Sasbach und Riegel~~

RUDOLF ASSKAMP

Die Frage nach einer vorflavischen Besetzung des steht für Grabungen nicht mehr zur Verfügung, da es
rechtsrheinischen südlichen Oberrheingebietes wurde durch Kiesabbau und Nutzung als Mülldeponie völlig
in den letzten Jahren wiederholt aktuell. Bei Grabun- zerstört ist. In sieben der Suchschnitte konnte ein bis
gen der Außenstelle Freiburg des Landesdenkmalamtes zu 1 m tiefer und 2 m breiter Graben mit gerundeter
Baden-Württemberg wurden in den Orten Weil Sohle festgestellt werden, der in nord-südlicher Rich-
a. Rhein, Bötzingen und Oberbergen im Kaiserstuhl tung verlaufend auf 50 m verfolgt wurde. Die Füllung
claudische Gräber erfaßt; in Wolfenweiler kamen des Grabens bestand aus Kies mit Humus vermischt. In
gestempelte Ziegel der legio XXI rapax zutage 1 . In Sas- ihr fanden sich nur wenige abgerollte römische Scher-
bach und Riegel sowie in Wyhlen (Abb.1) wurden ben und Leistenziegelbruchstücke. Ansonsten konn-
Lager bzw. Gräben entdeckt, deren Ausdehnung, ten außer einem alten Suchschnitt von KuHNS Grabung
Funktion und Datierung im einzelnen jedoch längst 193 7/3 8 keine Befunde festgestellt werden. Auch der
nicht als gesichert anzusehen sind. Es soll daher hier große Spitzgraben vor dem Brückenkopf hält einer
eine kurze Bestandsaufnahme der bisher vorliegenden genaueren Überprüfung nicht stand.
Befunde und Funde dieser Plätze gegeben und Es ist demnach kein eindeutiger Spitzgraben vorhan-
Lösungsmöglichkeiten der mit diesen Orten verbunde- den, und es fehlen ~ämtliche anderen Befunde und
nen Probleme aufgezeigt werden. Funde, die auf ein Lager auf der Gemarkung Wyhlen
hinweisen. Wenn wir den kleinen Graben dennoch
einem Lager zurechnen wollten, so müßte dieses auf
1. Herten/Wyhlen (Kreis Lörrach) dem heute zerstörten Gelände des Alamannenfriedhofs
von Herten nebenan gelegen haben, aus dem die vorfla-
Der römische Brückenkopf von Wyhlen und der ala- vischen Funde stammen.
mannische Friedhof von Herten liegen auf dem rechten
Rheinufer gegenüber von Kaiseraugst. 1933 gruben
R. LAUR-BELART und F. KuHN am Brückenkopf von 2. Sasbach (Kreis Emmendingen)
Wyhlen 2 • Neben der genauen Aufnahme der Turmreste
gelang damals die Entdeckung von mehreren Gräben Das bekannte Lager auf dem Limberg bei Sasbach am
im unmittelbaren Vorfeld des Brückenkopfes. Der Nordwestrand des Kaiserstuhls entzieht sich aus Mari-
mittlere von drei west-östlich verlaufenden Gräben gel an geeigneten Funden auch weiterhin einer gesi-
war ein 6 m breiter Spitzgraben. Aus seiner Einfüllung cherten Datierung 5 • Aber nicht nur auf dem Limberg,
stammen zwei Scherben, die vorflavisch datiert werden sondern auch in der Ebene unterhalb von Limberg und
können. Im Winter 1937/38 legte F. KuHN auf der Lützelberg wurde ein Befund aufgedeckt, der zu einer
Suche nach der Straße, die vom Brückenkopf wegge- militärischen Anlage gehörte.
führt haben muß, mehrere Schnitte im Vorgelände des Im August 1979 wurde bei der Beobachtung von Bau-
Brückenkopfes an. Er konnte dabei einen 2,5-3 m arbeiten im Dorf Sasbach ein Graben entdeckt 6 • Soweit
breiten Graben ermitteln, der in nord-südlicher Rich- es Bebauung und Bepflanzung der angrenzenden
tung im Abstand von circa 15m entlang der Gemar- Grundstücke erlaubten, wurde der Verlauf des Gra-
kungsgrenze Herten-Wyhlen verlief3. Diese Gräben bens mit Suchschnitten und in drei kleineren Flächen
und vorflavische Terra Sigillata, die aus Gruben und festgehalten. Das Ergebnis war ein mindestens 330m
Einfüllungen von Gräbern auf dem nebenanliegenden langer west-östlich gerichteter Graben, der teilweise in
Alamannenfriedhof von Herten stammt, ließen ihn einer Spitze teilweise in einer gerundeten Sohle endete;
und andere nach ihm an einen frührömischen Militär- er war noch 1-1,2 m tief und 1,5-2 m breit. Zum Ost-
stützpunkt an dieser Stelle denken 4• ende hin lief der Graben mit leicht ansteigender Sohle
Um diese Angaben zu überprüfen und um die genaue aus. Es stand daher zu vermuten, daß er hier wegen
Lage eines möglichen Lagers zu ermitteln, wurden im einer Toranlage unterbrochen war. Reste einer Toran-
Sommer 1982 und 1983 insgesamt 12 Suchschnitte lage und eine Weiterführung des Grabens nach Osten
durch das Gelände im Vorfeld des Brückenkopfes hin konnten jedoch nicht festgestellt werden. Im
gezogen. Das Gebiet des Alamannenfriedhofs nebenan Westen verschwindet der Graben unter einer Fabrik-

74
halle, auf deren anderer Seite er nicht mehr auftaucht.
Ein Umbiegen nach Süden konnte bishertrotzlanger
Suchschnitte nicht festgestellt werden; der Graben
kann hier allerdings auch durch dauernde Eingriffe in
den Boden seit der Merowingerzeit zerstört sein. Ein
Umbiegen nach Norden kommt wegen des anschlie-
ßenden Lützelberges weniger in Betracht.
In den Suchschnitten kamen außer Alamannengräbern
und merowingerzeitlichen Grubenhäusern nur wenige
römische Funde zutage. In einem Schnitt wurden u. a.
2 neronisch-flavische Sigillaten gefunden. Sie dürften
zum ältesten Material gehören, das nach der Benut-
zungszeit in den Graben gelangt ist. Einen Anhalts-
punkt für den Beginn oder die Benutzungszeit gibt uns
eventuell der Inhalt einer Grube, die circa 80 m west-
lich des Schnittes liegt, in dem der Graben zum letzten
Mal beobachtet werden konnte. In dieser Abfallgrube
fanden sich neben Knochen und Grobkeramik auch
Sigillatabruchstücke und Fibeln, die zusammen eine
Datierung in claudische, spätestens neronische Zeit Abb. 1 Kastellorte (Quadrate) und andere vorflavische
Fundstellen (Punkte) im rechtsrheinischen Oberrheingebiet:
erlauben. Da ein Zusammenhang zwischen Grube und
Straßburg (1), Basel (9) und Vindonissa (10). Sasbach (2);
Graben nicht bestehen muß, sind letztlich die Datie-
Riegel (3) ; 0 berbergen (4); Bötzingen (5); Wolfenweiler (6) ;
rungsfrage und die Funktion des Grabens bzw. Lagers Weil (7) ; Herten / Wy hlen (8).
noch nicht geklärt. Angesichts der strategisch wichti-
gen Lage am Rhein ist es wahrscheinlich, daß der Gra- aus einer Rasensodenmauer bestanden haben, aufge-
ben zu einer Anlage gehörte, mit der während der vor- schichtet aus Lößlehp1platten, die vielleicht noch mit
flavischen Okkupationsphase der Übergang über den Rasensoden abgedeckt waren. Reste solcher Platten
Rhein und die Nachschubwege gesichert wurden. Da wurden in der Einfüllung des Grabens gefunden
aus Sasbach bislang keine weiteren frühen Funde (Abb.2). Zur Innenbebauung können lediglich noch
bekannt wurden, ist die Funktion als kurzfristig beleg- fünf Backöfen bezählt werden, die in einem Abstand
tes Vorgängerlager eines weiter vorgeschobenen Lagers von 9 m in einer Reihe parallel zum Graben liegen. Es
durchaus möglich. handelt sich um einfache, teilweise oder ganz in den
Boden eingetiefte Öfen, wie sie z. B. aus Okarben
bekannt sind 9 •
3. Riegel (Kreis Emmendingen) Der Graben ist mit verschiedenen Füll- und Schwemm-
schichten aufgefüllt, die sich zu drei Füllphasen zusam-
Seit den Anfängen der Erforschung des römischen Rie- menfassen lassen. In der 1. Füllphase, die aus dunklem,
gel gab es Bestrebungen, an diesem Ort ein Lager zu eingeschwemmtem humosem Boden mit einzelnen
lokalisieren 7 • Dafür sprachen immer schon seine ver-
Abb. 2 Riegel, Grabenprofil unter der Südmauer des Mith-
kehrsgeographisch und strategisch günstige Lage.
räums. (Foto: LDA Freiburg).
Jedoch blieb die Frage, ob überhaupt ein Lager vorhan-
den war und wenn ja, schon in claudischer oder erst in
vespasianischer Zeit, heftig umstritten 8 .
1974 wurden bei großflächigen Untersuchungen im
Gewann »Beim Kloster« Reste eines Spitzgrabens auf
einer Länge von 117 m verfolgt. Unter dem schon
bekannten Mithräum von Riegel wurde der Ansatz
einer Biegung sichtbar. Der Graben ist noch 1,7 m tief
und 3,6 m breit. Da das Grabenareal schon in römi-
scher Zeit teilweise planiert und überbaut wurde, feh-
len mindestens 0,5-0,7 m vom kastellzeitlichen römi-
schen Niveau. Deswegen ließen sich von der Befesti-
gung lediglich Pfostenlöcher eines Holzturmes mit den
Maßen 3,8 X 3,1 m nachweisen. Die Umwehrung wird

75
dünnen Lößbändern dazwischen besteht, wurden nur aus vespasianischer und frühdomitianischer Keramik.
zwei Wandscherben gefunden. Diese Phase kann der Die Füllschichten und die Planierung des Grabens
letzten Zeit vor oder der ersten Zeit nach der Auflas- erhalten darüber hinaus einen terminus ante quem
sung des Lagers zugewiesen werden. Füllphase 2 ent- durch eine Grube mit domitianischem Material, die
stand sicher nach Auflassung des Lagers. Zuunterst lie- den Graben schneidet. Die Keramik der beiden letzten
gen die Lößlehm-Plattenreste des Mauerversturzes. Füllphasen stammt aus der näheren Umgebung des
Darüber folgen mehrere Einschwemm- und Füll- Grabens, also wohl auch aus dem Lagerinneren. Keine
schichten mit Keramik und Knochen, wohl aus der einzige der Gruben und anderen Fundstellen aus dem
näheren Umgebung des Grabens. Darüber konnte sich ergrabenen Lagerbereich enthält deutlich ältere Kera-
eine relativ homogene Schicht aus Lehm bilden. Diese mik, sei es nun rein claudische oder auch nur claudisch-
Schicht wird abgedeckt durch Füllphase 3, in der die neronische Keramik. Demnach können wir dieses
Mauer weiter abgetragen und der Graben zugeschüttet Lager vespasianisch datieren. Bei der Datierung der
wurde, um so das Gelände für erneute Bebauung nutz- Befunde von Riegel muß man jedoch auch die Altfunde
bar zu machen. Das Material dieser Schicht enthält berücksichtigen, die bisher schon für eine claudische
noch einmal die schon erwähnten Lößlehmplatten Datierung herangezogen wurden: u. a. 4 AQVI-
sowie Scherben, von denen mehrere bei Scherben aus TANVS- und 3 SENICIO-Stempel auf glatter Sigil-
Füllphase 2 anpassen. lata, verzierte claudische Sigillata und eine größere
Circa 200 m südlich von diesem Grabenabschnitt Menge an Buntglas. Dazu sechs halbierte Bronzemün-
wurde 1981 am Fuß des Michaelberges in einer Bau- zen und eine Münzreihe, die sich in einer Reihe hinter
grube ein weiterer Spitzgraben entdeckt, der eine Tiefe Aislingen, Rißtissen und Hüfingen, aber deutlich vor
von 1,7 m erreicht. Die Schwemmschichten seiner Fül- Rottweil einordnen läßt.
lung sind stärker als beim anderen Graben und die Füll- Somit bleiben zwei Möglichkeiten zur Datierung und
schichten mit Keramik sowie die Platten vom Mauerver- Deutung der Befunde von Riegel.
sturz fehlen. Datierende Funde sind nicht vorhanden. 1. Ein Lager mit unregelmäßigem Grundriß, das von
Es erscheint kaum möglich, die beiden auseinanderlie- claudischer bis in frühflavische Zeit belegt war; dabei
genden Grabenabschnitte mit einem einzigen Lager in könnte das ursprünglich in claudischer Zeit angelegte
Beziehung zu bringen, da sich einerseits die Grabenfül- Lager in einer vespasianischen Phase erweitert worden
lungen deutlich voneinander unterscheiden, anderer- sem.
seits eine zeichnerische Verbindung der beiden 2. Zwei Lager, ein claudisches und ein vespasianisches.
Abschnitte einen für die vespasianische Zeit völlig Dem claudischen Lager können wir das kleinere Gra-
unmotiviert, ganz unregelmäßigen Grundriß ergibt. benstück unterhalb des Michaelsberges und die Alt-
Eine Datierung des Lagers mit dem längeren Graben- funde von Riegel zuweisen. Der längere Grabenab-.
abschnitt kann nur aufgrundder Keramik aus den letz- schnitt gehört dann zu einem in vespasianischer Zeit
ten beiden Füllphasen des Spitzgrabens erfolgen. Dabei neu errichteten Lager. Welche der beiden Möglichkei-
muß man das Zustandekommen dieser Schichten ten letztendlich zutrifft, wird wohl erst durch weitere
berücksichtigen. Das Material besteht hauptsächlich Grabungen in Riegel entschieden werden können.

Anmerkungen

':· Der folgende Beitrag gehört in den größeren Rahmen meiner Dis- 3 Bad. Fundber. 17, 1941-1947, 334f. (F. KuHN).
sertation über die Besiedlungs- und Besetzungsgeschichte des 4 F. KuHN, Frührömische Terra Sigillata aus dem Alemannenfried-
südlichen Oberrheingebietes in vorflavischer Zeit, die vom Ver- hof von Herten. Ein Beitrag zur Geschichte der Besetzung des
fasser an der Abteilung für provinzialrömische Archäologie in rechten Rheinufers durch die Römer. Bad. Fundber. 15, 1939,
Freiburg bei Prof. H. U. NuBER 1985 abgeschlossen wurde. 79 ff.- M. MARTIN, Zur Topographie und Stadtanlage von Augu-
Zu Weil und Wolfenweiler vgl. R. DEHN u. G. FINGERLIN, Aus- sta Rauricorum. Archäologie der Schweiz 2, 1979, 172 ff. -
grabungen der archäologischen Denkmalpflege Freiburg im R. DEHN u. G. FINGERLIN, Ausgrabungen der archäologischen
Jahre 1979. Arch. Nachr. Baden 24, 1980, 13 ff.- Zu Oberbergen Denkmalpflege Freiburg im Jahr 1980. Arch. Nachr. Baden 26,
vgl. R. DEHN u. G. FINGERLIN, Ausgrabungen der archäologi- 1981, 13.
schen Denkmalpflege Freiburg im Jahre 1978. Arch. Nachr. 5 G. FINGERLIN, Ein neues römisches Lager am Oberrhein. Vorbe-
Baden 22, 1979, 28.- Zu Bötzingen vgl. P. VoLK u. A. DETEL- richt über die Grabungen 1971-1972 in Sasbach. Akten 10.
WILDENHAYN, Soziale Schichtung und Anthropologischer Limeskongreß Xanten 131 ff. Zuletzt G. FINGERLIN, Die Toran-
Befund des frührömischen Brandgräberfeldes von Bötzingen- lage des frührömischen Lagers auf dem Limberg bei Sasbach,
Kaltenbrunnen (Kaiserstuhl). Arch. Korrbl. 6, 1976, 253 ff. Gemeinde Sasbach-J echtingen, Kreis Emmendingen. Arch.
2 R. LAUR-BELART, Ausgrabung am römischen BrückenkopfWyh- Ausgr. Baden-Württemberg 1981 (1982) 96ff.
len. April- Juli 1933. Bad. Fundber. 3,1933-1936, 105ff. 6 R. DEHN u. G. FINGERLIN, Ausgrabungen der archäologischen

76
Denkmalpflege Freiburg im Jahre 1979. Arch. Nachr. Baden 24, germanisch-raetischen Limes in den Jahren 1908-1912. Ber.
1980, 3ff. - R.DEHN u. G.FINGERLIN, Ausgrabungen der RGK 6, 1910-11, 114ff.- F. RITTERLING, Truppenziegeleien in
archäologischen Denkmalpflege im Jahre 1980. Arch. Nachr. Rheinzabern und Leg. VII gemina am Rhein. Röm.-Germ.
Baden 26, 1981, 3ff. Korrbl.4, 1911, 37ff. - PH.FILTZINGER, Bemerkungen zur
7 H. ScHREIBER, Die römische Töpferei in Riegel im Breisgau. römischen Okkupationsgeschichte Südwestdeutschlands. Ban-
Zeitschr. Ges. für Beförderung der Geschichts-, Altertbums- ner Jahrb. 157, 1957, 181 ff.- R. NIERHAUS, Römische Straßen-
und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzen- verbindungen durch den Schwarzwald. Bad. Fundber. 23, 1967,
den Landschaften 1, 1867-1869, 1 ff. 117 ff.
8 F. DREXEL, Zur Geschichte des römischen Riegel. Röm.-Germ. 9 H. ScHÖNBERGER u. H. G. SrMON, Das Kastell Okarben. Limes-
Korrbl. 3, 1910, 90f.- W. BARTHEL, Die Erforschung des ober- forsch. 19 (Berlin 1980) 21 f. mit Anm. 26.

77
Ein Beitrag der mathematischen Statistik zum Ende des rätischen Limes
DIETWULF BAATZ

Die Vorgänge, die zum Ende des rätischen Limes führ- NER ausführlich befaßt hat 2 • Bei der Vorlage des Fundes
ten, fanden in den literarischen Schriftquellen der Anti- von Gunzenhausen stellte er fest: »Auffallend ist bei
ke nur einen geringen Widerhall. Den archäologischen dem Fund vor allem die enge Verwandtschaft zu dem
Bodenfunden kommt daher als Geschichtsquellen eine Schatz von Kösching. Wie groß die Übereinstimmung
besondere Bedeutung zu. Unter den Funden stehen die in der Zusammensetzung ist, zeigt nachfolgende Ge-
Münzen wegen ihrer guten Datierbarkeit im Vorder- genüberstellung:« (Tabelle 1 und Diagramm Abb.2) 3 .
grund; sie sind auch im Korpuswerk FMRD übersicht- KELLNER verwendete die Gleichheit der Schlußmün-
lich veröffentlicht. Vor allem die Münzschätze vom Li- zen-Daten zur Feststellung eines Schatzfund-Hori-
mes, die unter dem Druck alamannischer Einfälle in zonts, als dessen Vergrabungsjahr er 242 vorschlug.
den Boden gelangt sind, haben die Forschung immer Wir wollen uns mit der frappierenden Ähnlichkeit der
wieder beschäftigt 1 . Sie lassen sich scheinbar leicht aus- beiden Schätze befassen. Wie ist sie zustandegekom-
deuten: Man bestimmt die Münzen eines Schatzes und men? Anscheinend handelt es sich um Horte, die aus
ordnet sie chronologisch, wodurch sich eine jüngste dem gleichen Geldumlauf stammen. Eine genaue Be-
Münze - die Schlußmünze- ergibt. Das Datum dieser trachtung der beiden Münzreihen zeigt allerdings klei-
Schlußmünze gibt dann- so wird es oft dargestellt- ne Abweichungen. Ge,rade solche kleinen Schwankun-
ungefähr den Vergrabungszeitpunkt des Schatzes. Auf gen sind aber zu erwarten, wenn die Münzen der Schät-
diese Weise versucht man zu erfahren, wann und wo es ze zufällig dem zeitgenössischen Geldumlauf entnom-
zu Einbrüchen der Germanen gekommen ist. men worden sind. Wir dürfen also annehmen, daß die
Tatsächlich liefert die Schlußmünze nur einen terminus Schätze zufällig entnommene »Stichproben« aus der
post, von dem der wirkliche Vergrabungszeitpunkt gleichen »Grundgesamtheit« sind: wegen der Zufalls-
merklich entfernt sein kann. Diese Erscheinung soll auswahl gibt es zwar geringfügige »statistische
hier behandelt werden. Dazu werden zunächst die Schwankungen« in ihrer Zusammensetzung, doch sind
Schatzfunde von Kösching und Gunzenhausen be- die Münzreihen einander sehr ähnlich.
trachtet (Abb.l), mit denen sich zuletzt H.-J. KELL- Man könnte sich nun vorstellen, daß die Abweichun-

Abb.l Lage der Kastelle Gunzenhausen, Kösching und Pfünz am rätischen Limes

0 10 30km
-=-====--==
• Legionslager
• 0 Auxiliarlager, festgestellt
oder vermutet
.LA.A. Limes

78
Krisehing Schatzfund 2; FMRD I 1115 Gunzenhausen Schatzfund~ FMRD I 5057

Anzahl Anteil % Anzahl Anteil %

Commodus 2 0.8 Commodu1:; 2 0.6


F't::.:r·t. ····Di d. ~J .. :l 0.4 Per·t. ·-·Di cL ~J .. () 0 .. 0
Cl • A • -- p E) s . N • 1 0.4 Cl • A. --F'es .. N. 1 t) .. 3
~3€~p tim. Sev .. 40 16 .. 7 Septim. E)ev .. 4r:=
d 14.6
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Mac:rinus 1 0.4 t1ac:r i nus.; :1. 0.3
Elagabal s::::; :::::4-.6 El aqiabal. 98 ::::;:J. n 7
Se ver··. Ale>:. 104 ·4:3~. 3 St~ver-. Al €:-!>: • :1.44 46.6
l"la~-: i mi n. Thr. 4 1. 7 t1ai·: i mi n. Thr. 6 1.9
Be."'\J. bi nus 0 0.0 Bal bi nu!!::. 1 o. ::::
ßordian I I I. 1 0.4 ßcwdi ii:ln I I I .. 4 1.3

Zusammen 240 100.0 Zusammen 100.0

Tabelle 1 Zusammensetzung der Münzschätze von Kösching und Gunzenhausen.

gen der beiden Schätze voneinander auch größer hätten setzten Grundgesamtheit werden nun durch Zufalls-
ausfallen können. Das führt zu der Frage: Wie groß auswahl »Münzschätze« entnommen. Das kann etwa
sind eigentlich »statistische Schwankungen« bei der nach dem »Urnenschema « geschehen: die »Münzen«,
Zufallsauswahl aus einer bestimmten Grundgesamt- d. h. entsprechend markierte Zettel in der Zusammen-
heit? In welchen Grenzen halten sie sich? Dazu läßt setzung des Schatzes von Kösching werden gut
sich ein Experiment ausführen. Wir kennen zwar die gemischt in eine Urne geschüttet. Der Experimentator
vermutete Grundgesamtheit - den Geldumlauf von zieht jeweils eine »Münze«, notiert das Ergebnis, wirft
242- gar nicht nicht, sondern nur die beiden Schätze. sie in die Urne zurück und mischt erneut. Das wird so
Die Zusammensetzung des Geldumlaufs von 242 wird oft wiederholt, bis ein »Münzschatz« eines vorbe-
aber durch die beiden genannten Münzschätze unge- stimmten Umfangs gezogen worden ist. Setzt man das
fähr angezeigt. Wir wählen daher einen der beiden Verfahren fort, so lassen sich beliebig viele »Münz-
Schätze (hier den von Kösching) 4 und nehmen einmal schätze« des gleichen Umfangs gewinnen; wir nennen
experimentell an, der Geldumlauf von 242 werde durch sie simulierte oder künstliche Münzschätze 5 • Ver-
diesen Münzhort repräsentiert. Der so zusammenge- gleicht man sie, so erhält man einen unmittelbaren Ein-

Abb.2 Zusammensetzung der Münzschätze von Kösching Die prozentualen Anteile der unter Commodus bis Gor-
(erste Münzreihe) und Gunzenhausen (zweite Münzreihe). dian III. geprägten Münzen werden jeweils gegenübergestellt.

I 1 1 15 I 5057
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79
druck vom Ausmaß der statistischen Schwankungen. Thrax fallen bei den simulierten Münzschätzen ge-
Nun ist es äußerst zeitraubend, das erwähnte Experi- ringeren Umfangs noch oft aus. Für die archäologische
ment wirklich mit einer Urne auszuführen. Sehr viel Praxis ist dieser Effekt von großer Bedeutung. Es ist zu
schneller geht es mit Hilfe eines Mikrocomputers. erwarten, daß manche wirklichen Münzschätze mit
Selbst in den einfachsten Computersprachen gibt es da- Schlußmünzen beispielsweise des Severus Alexander
für geeignete Zufallsfunktionen 6 • Die folgende Tabelle gar nicht unter diesem Kaiser in den Boden gekommen
2 ist auf diese Art entstanden. Der Computer wurde sind, sondern vielleicht erst unter einem seiner Nach-
angewiesen, je zehn »künstliche Münzschätze« glei- folger. Ganz besonders gilt das für Münzschätze gerin-
chen Umfangs in Zufallsauswahl zu ziehen; er hat die gen Umfangs. Das Beispiel weist recht eindringlich auf
Münzen auch gleich chronologisch geordnet und als die in der Archäologie oft unterschätzte Wirkung des
»künstliche Münzreihe « ausgegeben. Die statistischen Zufalls.
Schwankungen werden evident. Es sei ausdrücklich be- Wann ist der Umfang eines Münzhorts nun »gering«,
tont, daß der Einsatz eines Computers weder bei der von welcher Zahl ab ist er groß genug, um auch die
Simulation der Münzreihen noch bei den unten folgen- jüngsten Prägungen mit einiger Sicherheit zu enthal-
den statistischen Tests entscheidend ist. Alle hier vor- ten? Falls die jüngsten Prägungen- wie in unserem Bei-
gestellten Verfahren können auch ohne Computer an- spiel - in der Grundgesamtheit relativ selten vertreten
gewandt werden. Allerdings ermöglicht die Maschine sind, dann folgt ihr Auftreten in den Stichproben
eine sehr viel bequemere, schnellere und genauere (künstlichen Münzschätzen). einer Poisson-Vertei-
Arbeit. lung8. Die beigefügte Tabelle 3 gibt eine Übersicht für
Die Zusammenstellung der simulierten Münzschätze das Beispiel unseres Experiments. Sie zeigt noch einmal
zeigt auf den ersten Blick, daß die jüngsten Münzen, -ganz entsprechend den oben abgedruckten, simulier-
insbesondere die Prägungen Gordians III., bei den ten Münzhorten (Tabelle 2)- den großen Anteil jener
Schätzen unter 100 Münzen nur lückenhaft vertreten Münzschätze, in denen die Prägungen Gordians III.
sind. Erst wenn der Umfang der Schätze über gar nicht vorkommen.
200 Münzen steigt 7 , kann man sicher sein, daß im Besonders eingerahmt ist in Tabelle 3 der Hort-Um-
Durchschnitt mehr als die Hälfte der Münzschätze Prä- fang von 94 Münzen: hier ist bei nur knapp y; der Hor-
gungen Gordians enthält! Das liegt natürlich daran, te mit dem Auftreten von Münzen Gordians III. zu
daß diese jüngsten Prägungen selten vorkommen; sie rechnen! Eine Anzahl simulierter Münzhorte des Um-
sind ja nur mit einem geringen Anteil, nämlich 1/240, fangs 94 mag das veranschaulichen (Tabelle 4 ). Man er-
in der Grundgesamtheit vorhanden. Aber selbst die um kennt, daß bei einigen dieser Horte zugleich auch
ein vierfaches häufigeren Prägungen des Maximinus Münzen des Maximinus Thrax fehlen. Eine Berech-

Abb. 3 Vergleich der Münzschätze von Kösching (erste An teile der unter Commod us bis Gordian III. geprägten M ün-
Münzreihe) und Pfünz (zweiteM ünzreihe). Die prozerr tualen zen werden jeweils gegenübergestellt (vgl. auch Tabelle 6 ).

I 1 1 15 I 5042
-er:::te ~zweite Münzreihe
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80
nung aufgrund der Poisson-Verteilung ergibt, daß dies werden 10 • Der Test kann bequem auf einem Mikro-
bei etwa ~ der Horte zu erwarten ist. Der Umfang von computer ausgeführt werden. Als Beispiele mögen drei
94 Münzen wurde hier gewählt, weil er demjenigen des Computerausdrucke solcher Tests dienen (Tabel-
Münzschatzes von Pfünz entspricht. Die jüngste Mün- len 5-7). Zuerst werden die Münzhorte von Kösching
ze des Schatzes von Pfünz ist eine Prägung des Severus und Gunzenhausen getestet, von denen wir ausgegan-
Alexander. Man hat ihn daher stets mit dem Alaman- gen waren (Tabelle 5 ). Erwartungsgemäß weisen die
neneinfall von 233 in Verbindung gebracht 9 • Sollte er beiden Münzreihen keinen signifikanten Unterschied
etwa erst einJahrzehntspäter in den Boden gekommen auf. Das Testergebnis besagt, daß die beiden Horte aus
sein? der gleichen Grundgesamtheit stammen können. Das
Um darüber mehr aussagen zu können, wird man nicht gleiche Ergebnis ergibt sich nun bei dem Test der
alleine von den Schlußmünzen ausgehen, sondern die Münzschätze von Kösching und Pfünz, obgleich die
Gesamtzusammensetzung der Horte heranziehen. Ein Schlußmünzen recht unterschiedliche Datierungen ha-
Vergleich der Münzschätze von Kösching und Pfünz ben (Tabelle 6 ). Nach dem oben Gesagten erscheint das
zeigt nun tatsächlich eine erstaunliche Ähnlichkeit Ergebnis allerdings verständlich. Das dritte Beispiel -
(Diagramm Abb. 3 ). Wir wollen uns aber nicht auf Test der Münzschätze Kösching und Marnbach 11 -
subjektive Eindrücke von Ähnlichkeit verlassen. Viel- deckt einen signifikanten Unterschied auf (Tabelle 7).
mehr ist eine objektive Antwort auf folgende Fragen zu Der Hort von Marnbach stammt demnach mit hoher
suchen: können die Münzschätze von Kösching und Wahrscheinlichkeit aus einer anderen Grundgesamt-
Pfünz durch Zufallsauswahl der gleichen Grundge- heit. Nicht nur die Schlußmünze, auch ein Blick auf
samtheit entnommen worden sein? Sind also die Ab- seine Zusammensetzung zeigt, daß er offensichtlich äl-
weichungen nur unbedeutende statistische Schwan- ter ist als der Hort von Kösching (Diagramm Abb. 4 ).
kungen? Oder sind die Abweichungen so groß, daß un- Die Testergebnisse gelten mit Einschränkungen. Der
terschiedliche Grundgesamtheiten angenommen wer- Test kann nur mit einem vorbestimmten Irrtumsrisiko
den müssen? ausgeführt werden; hier wurden 5% Irrtumsrisiko ge-
Es gibt statistische Tests, die diese Fragen unter gewis- wählt 12 • Die Testergebnisse sind ferner im strengen Sin-
sen Voraussetzungen beantworten. In unserem Fall ne nur im Rahmen unserer Voraussetzungen gültig:
bietet sich der Chi-Quadrat-Test an. Er berücksichtigt nicht immer stellen Münzhorte eine Zufallsauswahl aus
die Gesamtzusammensetzung der Horte und beurteilt dem zeitgenössischen Geldumlauf dar 13 • Als stärkere
die Größe der Abweichung zwei er oder mehrerer Hor- Aussage ist die Feststellung eines signifikanten Unter-
te voneinander. Hier kann nicht auf Einzelheiten der schieds zu werten. In diesem Fall- besonders bei hoher
mathematischen Herleitung des Tests eingegangen (Fortsetzung siehe Seite 89)

Abb. 4 Vergleich der Münzschätze von Kösching (erste her vergrabenen Schatz (Marnbach) sind die älteren Prägun-
Münzreihe) und Marnbach (zweite Münzreihe ). In dem frü- gen häufiger als in dem später deponierten (Kösching).

I 1115 I 1325
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81
Tabelle 2 Simulierte Münzschätze unterschiedlichen Umfangs; Zufallsauswahlen aus einer Grundgesamtheit von gleicher
Zusammensetzung wie der Münzschatz von Kösching.

MüNZREIHEN ALS ZUFALLS-STICHPROBEN


D 1 e "' k l.i n ~; t 1 i c h e n Münz r- e i h e n ' s t. Ed 1 e n Z u f a l ·1 ~5 -- S t i c h p r oben dar-·
aus einer angenommenen~ großen Grundgesamthe1tq die so zu-
<se:\mmenqesetzt i~st wie d1e Ausgan<. _!Smi."lnzreihe. 7

AUSGANGSM0NZREIHE~ Kbsching Schatzfund 2; FMRD I 1115


Ar1z <~h 1 Anteil !.
....,
Cummodus ..:.. 0.8
Pert i na.>: l 0.4
Cl .Albinus 1 0.4
Sept.Sev. 40 16.7
Car-ac(~ll a ·-·"":!" 1. 3
Macr·· i nus 1 0.4
Elagabal ·-·
8·~ 34.6
Sev.AleH. 104 43. :5
Ma~-: im" Thr-. 4 1. 7
Balbinus 0 0.0
Gordianil I 1 0.4

Zusammen 240 100.0

KüNSTLICHE MüNZREIHEN Umfang jeweils:. 94 Münzen


l<a i ser I Nr. 1 2 3 4 5 6 7 ·8 9 10

Commodus 0 0 0 1 0 0 1 0 2 2
Pert i na>~ 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1
Cl. Al bi nLtS 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0
Sept.Sev. 17 17 18 17 12 19 1-:r
·-· 16 18 20
Caracalla 0 2 0 1 1 ·-·
'7,
2 1 1 1
Macrinus 0 0 0 0 0 0 1 1 0 0
El agabal 31 24 35 32 38 31 33 28 34 32
Sev.AleH. 45 45 37 39 39 38 41 46 37 .38
Maxim.Thr. 0 2 3 2 4 3 2 2 1 0
Balbinus 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Gordianil I 0 3 1 1 0 0 1 0 0 0

KüNSTLICHE MüNZREIHEN Umfang jeweils: 94 Münzen


Kaiser I Nr-. 1 2 3 4 5 6 7 -8 9 10

Commodus 1 1 1 0 1 1 1 l .-.\
k (l
Per-ti na>: 0 0 0 1 1 0 0 1 0 0
Cl .Albinus 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0
Sept.Sev. 14 12 24 21 10 17 1.0 15 14 11
..,. ··:r
Car-acalla 1 0 0 ...:• 1 ·-· 1 0 1 1
Macrinus 0 2 0 1 0 1 0 0 .-.~
..:.. 1
....--r
....
Elagabal 37 35 29 26 30 28 ·-··-· 37 28 39
Sev. Ale>:. 41 4.~:· 39 40 49 41 49 40 45 40
Ma~-: im. Thr-·.
r-\
0 1 1 1 1 l 0 0 ..::. 1
Balbinus 0 0 () 0 0 0 () 0 0 0
Gor- d i !::\n I I I 0 0 0 1 1 1 0 0 (l 1
---------------------------------------------------------------
82
KüNSTLICHE MüNZREIHEN Umfang jeweils: 100 Münzen
Prägeherr I Nr. 1 2 3 4 5 ~ 7 8 9 10

Commodus 0 1 0 1 :L 1 1 0 2 1
Per·t,. ~ D. '-J. 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0
Cl.~:-..,P.N. 0 1 0 0 1 0 0 1 1 0
Sev.
St:~pt.. 17 ..::.._.
......-~
17 19 15 18 17 23 17
Car·aci:..ll a 0 1 1 1 3 2 0 0 1
Mac:rinus 0 3 () 0 1 1 0 0 0 0
Elagabal 26 25 34 27 33 38 29 32 34
Sev. Ale>:. 44 46 4!5 42 41 48 47 41 43
Ma:·: :im. Thr. 3 ....'":!'' 1. 4 :L 1 3 0 2
Bal.binus 0 0 0 () 0 0 0 0 0 0
Gordianil I 1 0 0 (l :L 0 0 0 1 2

KüNSTLICHE MüNZREIHEN Umfang jeweils: 200 Münzen


Prägeherr I Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
---------------------------------------------------------------
Commodus 0 3 4 1

5 1 2 6 1 ·""I
..::.
Per·t.., D. J. 0 0 ..::.
I"\
1 1 1 1 0
Cl.A.!IP.N. r•)
-'· 1 1 l 1 0 1
Sept.Sev. .
._ ..
":!"·.. ')
.,: 24 28 36 28
C;!:(racall a 4 2 3 1 3 1 2 ·-·<
Mac:rinus 1 1 0 1 0 0 0
Elaqabal 80 76 65 75 6'7·1 65 70 72
Sev. Ale>:. 81 88 85 91 B7 :1.01 92 88 81
Ma>: im .. Thr-·. 0 4 6 2 6 3 1 1 2
Bal bi nL.ts 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Gordianil I 0 0 0 1 :L :2 0 1 ~·
·-· 2

KüNSTLICHE MüNZREIHEN Umfang jeweils: 500 Münzen


Prägeherr I Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Ce>mmodus 7 1 4 4· 4 1 7
4
,..,1
Per·t. ,D.J. :~;
•""I
2 0 2 .-::. 0
0 4 1 <
Cl.A.,P.N. 2 1 -'· ·-·
Sept. ~?ev. B2 94· 76 t17 8·1.1· B5 B4 90 79 97
Car-·acall a 7 9 6 7 4 11 7 8
Mac:rinus 1 :1. 1 2 1 4 1
El;a<;~;ab.:\1 16~:; :L 6f3 160 1(16 169 166 204 lBf.:i 1 T3 :1.132
~3ev. Ale>:. 217 217 :?41 1 9 :;;~ 2 ~:·:~ ~7j 21B 1E35 197 200
!VI.-•u: im. Thr·. 1 ::; ~5 6 9 ~5 7 B 1. 1 8 3
Balbinus 0 0 0 () 0 0 () 0 (l 0
..::.
(:k)r·di .:~n III 0 0 :l 4 ._. 1

KüNSTLICHE MUNIREIHEN Um·fi::mq jt:?we:i. 1 s: 1000 1'1ünzen


,.,
Prägeherr I Nr. 1 .,:;, 3 4 5 6 7 8 9 10
---------------------------------------------------------------
Commodus c::·
9 5 5 !3 9 9 9 w
Per· t . , D. ~J .. 2 4 6 ··~·
·-· 6 3 2
Cl~14.,F'~N.
Sept.Sev. 169
8 2 7 B ·-··-:r 7 ~·
·-· 5
l. !:":1'1 14·8 167 158 146 160 164 186
Caracalla 11 1 ~~; 10 9 13 11 16 14 11
Macrinus 1 4 '":!'
·-· 4 1. 1 4
El agabc:\l 3~i4 ::::A2 ~)60 349 ~::AB
Sev. Al el·: • 43:3 447 ~t::::.o 4::9 471 440 4~::.7 429 417
M.::n: i m• T h r • 17 17 20 26 :t.::) l. 1 :L 7 17 :18
Balbinus 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Gor· d i
an I I I 1 fj 6 r.:·
d 1 1 4
---------------------------------------------------------------
83
Tabelle 3 Poisson-Verteilung seltener Ereignisse; hier Vorkommen der Prägungen Gordians III. in dem hypothetischen Geld-
umlauf von 242 n. Chr. ( vgl. auch Tabelle 2 ).

~~;~~~=~;~~~=~~~~~~=~=~~!~=~~~~~~~~~~~~~~~Q~~;~~
S. D. Poisson, französischer Mathematiker. (1781-1840)

Ausgangspunkt: Münzschatz von Käsehing FMRD I 1115; Umfang 240 Münzen,


davon 1 Münze Gordians III., Prägejahr 241 (zugleich
Schlußmünze); vermutetes Vergrabungsjahr 242 n.Chr.

Experimentelle Annahme: Der Geldumlauf im Jahre 242 entspreche in seiner Zusam-


setzung dem Münzschatz von Kösching. Die Wahrscheinlich-
keit für das Auftreten von Münzen Gordians beträgt
daher 1 /2 40.

Experiment: Diesem so definierten Geldumlauf wird durch Zufalls-


auswahl eine große Anzahl von Münzschätzen gleichen
!Jmfangs entnommen.

Frage: In wi~vielen der auf diese Art gewonnenen Münzschätzen


gleichen Umfangs kommt wenigstens eine Münze Gordians III.
vor?

Antwort: P = (1 - e -Nw)• 100 (spezielle Form der Poisson-Verteilung)

mit:
N Umfang der Münzschätze (dh. Anzahl der Münzen)
w Wahrscheinlichkeit des Auftretens des seltenen
Ereignisses, in unserem Beispiel w = 1/240
P Prozentsatz jener Münzschätze vom Umfang N,
in denen wenigstens eine Münze Gordians Ill. vorkam mt.

Umfang der Münzschätze (N) 10 20 50 100 200 500 1000 Münzen


Durchschni ttl. Anteil von
Münzschätzen mit wenig-
stens einer Münze Gordians Ill.
4 8 19
lm32 34 57 88 98 %

84
Tabelle 4 Simulierte Münzschätze von je 94 Münzen Umfang; Zufallsauswahlen aus einer Grundgesamtheit von gleicher
Zusammensetzung wie der Münzschatz von Käsehing (vgl. auch Tabelle 2).

MüNZREIHEN ALS ZUFALLS-STICHPROBEN


Die ~kUnstlichen MUnzreihen' stellen Zufalls-Stichproben dar
aus einer angenommenen~ großen Grundgesamtheit~ die so zu-
sammengesetzt ist wie die AusgangsmUnzreihe.

AUSGANGSMUNZREIHE: Kdsching Schatzfund 2; FMRD I 1115


Kaiser Anzahl Anteil I.

Commodus 2 0.8
PertinaH 1 0.4
Cl.Albinus 1 0.4
Sept.Sev. 40 16 .. 7
Caracalla .....
"7. 1. :3;
Macr~ i nus 1 0 .. 4
El agabal 8:3; 34.6
Sev .. AleN .. 104 43. ::;
l"laN im .. Thr .. 4 1. 7
Balbinus 0 0 .. 0
ßordianiii 1 0 .. 4

Zusammen 240 100.0

KüNSTLICHE MüNZREIHEN Umf anq jewei 1!~:.: 20 , Jvtün~~ en


Prägeherr I Nr. 1 2 :3; 4 5 6 7 8 9 10

Comm<Jdus 0 0 0 0 :t 0 0 1 0 0
Per-t .. ,lLJ .. 0 () 0 0 0 0 0 0 0 ()
Cl.A .. ,P .. N. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Sept .. Sev .. 4 3 3
Car-acall a 0 0 0 0 1 1 0 0 1 (l

Macr- i nus 0 0 () 0 0 0 0 1 0 :L
Elaqabal 9 ,_,
r.:·
:1.0 7 B 11 6 7
Se v .. A 1 f.-? >~ .. 7 :1.2 I :1.4 B B ::::: :L :L 8 10
!"Ii::\>: im" ·rhr·· .. 0 :L 0 0 :1. (l 1 0 0 0
Bal b :i. nus-> 0 0 0 0 0 0 () 0 0 0
ßor·di .-an I I I 0 0 0 0 0 0 (l 0 0 0

KüNSTLICHE MüNZREIHEN Um+ i:":\nq j f.{~\1\•t:·?:i. 1 !~;:: ~50 tvlün;~ +:~n


Pr· ~~~qt?her·t··· / Nr-.. :L ~.? ~~. 4· ~5 6 7 8 :LO

Commodus 0 :1. 0 0 () 1 :I. 0 (l

P~-::·~r-t" , D .. 1J,. (i 0 0 0 0 :1. :1. 0 u


Cl. 1-i .. ~I P .. N .. 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0
c:::·
Sept .. Sf.-::'IV .. :L /.~ 4 9 7 7 :1.2 •. J 6 7
CG:~r· ac: ,·a 11 a 0 1 () 0 0 0 0 :l 0 (l
Mr.":\c:r- i nu!s 0 0 :1. 1 0 :1. 0 0 0 0
El aqiab,-a1 1 <:;> lb 19 1 ~:.:; 20 16 :1.5 ~;:~ :1. 1H
SE~v H Ale~-~. 17 27 20 ~.?6 2:L 17 16 ......::\.....""\::.
Ma>: im. Thr· .. 0 1 1 l :1. :L 1 0 :1.
Bal b :i. nu~:; 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Gor·d :i. i~'n I I I 0 0 0 0 l 0 0 0 0 0

85
Tabelle 5 Chi-Quadrat-Test der Münzschätze von Käsehing und Gunzenhausen.

Chi-Qu•drat-Test für zwei Münzreihen

Erste Münzreihe : Kbsching Schatzfund ~; FMRD I 1115


Zweite MUnzreihe: Gunzenhausen Schatzfund; FMRD I 5057

Erste Erwart. Zweite Erwart.


Nr. Prägeherr Münzr. Wert Münzr. Wert

1 Commodus 2 1. 7 2 2.3
2 Pert.-Did.J. 1 0.4 0 0.6
3 Cl.A.-Pes.N. 1 0.9 1 1• 1
4 Septim.Sev. 40 37.2 45 47.8
5 Caracalla 7,
·-· 4.4 7 5.6
6 Macrinus 1 0.9 1 1. 1
7 Elagabal 83 79.1 98 101.9
8 Sever. Ale>:. 104 108.4 144 139.6
9 Ma~-: i mi n. Thr. 4 4.4 6 5.6
10 Balbinus 0 0.4 1 0.6
11 Gordian I I I • 1 2.2 4 2.8

Zusammen 240 24Q.O 309 J-09.0

Reduz i er-·te l<ont i ngenz taf el (manuell)

Zeilennr. Erste Erwart. Zweite Erwart.


neL.I alt Münzr. Wert Münzr. Wert
-----------------------------------------------------
2 2.3
1 1 2 1. 7
2 2 1 0 .. 4 0 0.6
3 3 1 0.9 1 1• 1
4 4 40 37.2 45 47.8
5 5 3 4.4 7 5.6
6 6 1 0.9 1 1• 1
7 7 83 79. 1 98 101.9
8 8 104 108.4 144 139.6
9 9-10 4 4.8 7 6.2
10 11 1 2.2 4 2.8

Zusammen 240 240.0 .309 309.0

Testergebnis
Aussage unter- 5.0% Irrtumsrisiko:
Die bei den Münz r-·ei hen weisen keinen signifikanten Unterschi t:~d E1U+.

Be1 9 Freiheitsgradsn ist Chi-Quadrat: 4.6


Ein grbßeres Chi-Ou. ist bei 87% der mbglichen Stichproben
:<~ u er v•Jar-· t €-~n.

86
Tabelle 6 Chi-Quadrat-Test der Münzschätze von Kösching und Pfünz.

Chi-Quadrat-Test für zwei Münzreihen

Erste Münzreihe : Kdsching Schatzfund 2; FMRD I 1115


Zweite Münzreihe: PfUnz Schatzfund; FMRD I 5042

Erste Erwart. Zweite Erwart.


Nr .. Pr·ägeherr Münzr. Wert Münzr. Wert
-----------------------------------------------------
0.7 1 0.3
1 Antonin.Pius
0
·"'\
.L. Mare Aurel 0 0.0 0 o.o
3 Commodus :~ 1. 4 0 0.6
4 Pert .. -Did .. J. 1 0.7 0 0.3
5 Cl .. A.-Pes.N. 1 0.7 0 0.3
6 Septim.Sev. 40 45.3 23 17.7
7 Caracalla ·-·
"!! 3.6 2 1. 4
8 Macrinus 1 0.7 0 0.3
9 Elagabal 83 81 .. 9 31 32.1
10 Sever. Ale>{ • 104 101 .. 3 37 39.7
11 Ma>{ i mi n. Thr. 4 2.9 0 1. 1
12 Balbinus 0 0.0 0 0.0
1":"
...... Gor·di an I I I. 1 0.7 0 0.3

Zusammen 240 240.0 94 94.0

Reduzierte Kontingenztafel <autom.)

Zeilennr. Erste Erwart. Zweite Erwart.


neu alt Münzr. Wert MUnzr. Wert

1 1-6 44 48.9 24 19. 1


2 7-8 4 4.3 2 1. 7
3 9 83 81.9 31 32. 1
4 10-13 109 104.9 37 41.1

Zusammen 240 240 .. 0 94 94.0

Testergebnis
Aussage unter 5.0% Irrtumsrisiko:
Die beiden Münzreihen weisen keinen signifikanten Unterschied au.f.

Bei 3 Freiheitsgraden ist Chi-Quadrat: 2.4


Ein größeres Chi-Qu .. ist bei 49% der möglichen Stichproben
zu erwarten ..

87
Tabelle 7 Chi-Quadrat-Test der Münzschätze von Kösching und Marnbach.

Chi-Quadrat-Test fUr zwei MUnzreihen

Erste MUnzre1he : t< o <:::. c ~ll : 1q ~3 c h c":l. t z + und 2; FM R D I 1 1 1 ~".;


Zweite Münzre1he: Ma~nbach bLhat.zfund; FMRD I 1325

Er-ste Er-wart. l we i t e Er- w ~H- t .


Münzr. Wer-t t1 ü n z r.. • Wer· t

1 Domitian 0 0.6 1 0.4


2 Ner- \,Ia 0 0.0 0 0.0
:3 Tr· i:'l.i an 0 0.0 0 0.0
4 Hadr· i df1 0 0.0 0 0.0
5 Anton.Pius 0 1. 2 2 0.8
6 Mare Aurel 0 0.0 0 0.0
,..., ,...,
7 Commodus ..::.. 2.4 ...::. 1. 6
8 Pert.~D.J. 1 0.6 0 0.4
9 Cl.A.~P.N" 1 0.6 0 0.4
10 Sept..bev. 40 54 .. 5 37.5
11 Car·acalla 3 5 .. 9 7 4. 1
12 Macr-inus 1 2.4 3 1. 6
13 Ela<;~abal "":!"
8 ·-· 77.6 48 53.4
14 Se v • A 1 e >~ " 104 91.3 50 62.7
15 Ma>: im. Th r-. 4 2.4 0 1. 6
16 Balbinus 0 0.0 0 0.0
17 Gordianiii 1 0.6 0 0 .. 4

Zusammen 240 240.0 165 165.0

Reduzier-te l<ontingenztafel <autom.)

Zeilennr. Erste Er-wart .. Zweite Er· wart.


neu alt Münzr. Wert Münzr. Wert
.....
1 1-9 4 5. ..::. 5 3. 7
.-.,
..::.. 10 40 54 . 5 52 37. c:.-
..J

:3 1 1·-12 4 8 .. :3 10 C'
..J. 7
4 1 ·-:r
...:• 8'':"
.,..: . 77.6 48 C''7
...1·.~· •4
~; 14 104 .
91 ..:;.
.....
50 62. 7
6 1 ~5- 1 7 5 3N 0 0 '")
..:... 0

Zu~;ammen 240 240.0 165 16::.i. 0

Testergebnis
a. q e u n t. e ,,..
Aus s ::=.; • 0 ?: I r- r· "\;. ums r- i s i k o :
Die be1den Münzr-eihen weisen e1nen s1qnifikanten Unterschied auf.

Bei 5 Fr-eiheitsgraden ist Chi-Quadrat: 24.5


E1n größer-es Chi-Qu. ist in 0.02% der Fälle zu erwarten.

88
Signifikanz des Unterschieds - sind die Grundgesamt- Zusammenfassung
heiten, aus denen die Stichproben stammen, mit ent-
sprechend hoher Wahrscheinlichkeit verschieden. Es war die Absicht dieses Beitrags, das Wirken des
Wenn der Test keinen signifikanten Unterschied Zufalls im archäologischen Fundmaterial aufzuzeigen,
erkennt, so bedeutet das lediglich, daß die beiden hier am Beispiel »statistischer Schwankungen« von
Horte dem gleichen Geldumlauf entstammen können Münzhäufigkeiten. Der Zufall wirkt keineswegs völlig
(nicht müssen!). blind oder chaotisch. Er gehorcht bestimmten Gesetz-
Im Fall der Münzschätze von Kösching und Pfünz ist mäßigkeiten, die von der Wahrscheinlichkeitsrechnung
das Testergebnis demnach nicht so zu interpretieren, und der mathematischen Statistik erfaßt werden. Die
daß der Schatz von Pfünz gleichzeitig mit dem von Kenntnis dieser Gesetzmäßigkeiten erlaubt gewisse
Kösching in den Boden gekommen sein muß. Es kann Voraussagen und Entscheidungen im Rahmen statisti-
aber durchaus der Fall gewesen sein. Das Ende des scher Tests. Drei Verfahren wurden vorgestellt: 1)
Kastells Pfünz vollzog sich unter dramatischen simulierte Häufigkeitsverteilungen (künstliche Münz-
Umständen; aufgrunddes Münzschatzes wird es meist reihen) mit Hilfe eines Computers; 2) Poisson-Vertei-
mit dem Alamanneneinfall von 233 verknüpft 14 • Diese lung seltener Ereignisse; 3) Chi-Quadrat-Test. Die ver-
Datierung erscheint nunmehr unsicher. Man kann auch wendeten statistischen Methoden dienten als Werk-
andere Argumente für ein späteres Ende des Kastells zeuge der Quellenkritik. Sie sind allgemeingültig und
ins Feld führen 15 • Die übrigen Münzschätze von der können selbstverständlich auch bei anderen Fundgat-
Grenze Rätiens bedürfen ebenso einer vorsichtigeren tungen angewandt werden- etwa bei Sigillaten- sofern
Interpretation. nur die Voraussetzungen erfüllt sind.

Anmerkungen

R. RoEREN, Jahrb.RGZM 7, 1960,214 ff.; H.-J. KELLNER, Ger- 11 Münzschatz von Marnbach: FMRD I 1325.
mania 31, 1953, 168 ff.; ders., Die Römer in Bayern4 (München 12 Dieses Irrtumsrisiko hat sich bei der Arbeit mit archäologischen
1978) 139 ff.; FMRD I, 1-7 (mit weiterer Literatur). Daten bewährt; es wird auch bei den Tests biologischer Feldver-
2 Germania 31, 1953, 168 ff. suche verwendet.
3 Germania 31, 1953, 168. Die oben gegebene Tabelle enthält 13 Münzschätze können z. B. gehortetes Geld aus einem älteren
spätereN achträge, sie entspricht insofern nicht der von KELLNER Geldumlauf enthalten, sie können etwa durch langsames Ansam-
a. a. 0. angegebenen; vgl. FMRD I 1115.5057. meln eines Kapitals entstanden sein. Ferner war der Geldumlauf
4 Für das prinzipielle Ergebnis des Experiments ist es nicht wesent- zu einer bestimmten Zeit in den verschiedenen Provinzen des
lich, welcher der beiden Schätze zugrundegelegt wird. Man Römerreichs nicht gleich. Daher kann ein Geldhort, der aus einer
könnte als günstigste Schätzung des antiken Geldumlaufs auch anderen Gegend des Reiches nach Raetien gebracht wurde, trotz
die Summe der beiden Schätze verwenden. gleicher Niederlegungszeit einen »signifikanten Unterschied<<
5 Statistisch gesehen wird durch das Experiment eine Häufigkeits- gegenüber den aus heimischem Umlaufsgeld entstandenen Hor-
verteilung hergestellt, die als Polynomialverteilung bezeichnet ten aufweisen (dies ist in Raetien z. B. bei dem Hort von Kirch-
wird. matting FMRD I 2116 der Fall). Schließlich ist auch bewußte
6 In der Computersprache BASIC gibt es dafür die Funktion RND Auswahl bestimmter Münztypen durch einen Menschen in der
(Random) zusätzlich bisweilen noch RANDOMIZE. Es handelt Antike denkbar. - Alle diese Möglichkeiten und Einschränkun-
sich bei RND zwar nur um eine Pseudo-Zufallsfunktion, die aber gen sind kein Argument gegen die Anwendung statistischer
für das hier besprochene Experiment ausreicht. Methoden. Statistische Tests großer Mengen von Münzhorten
7 Eine Berechnung aufgrund der Poisson-Verteilung (siehe unten) gewähren einen vorzüglichen Einblick in deren Zusammenset-
ergibt den Umfang N = 166 für jene Münzschätze, bei denen im zung und in den antiken Geldumlauf.
Durchschnitt in der Hälfte der Fälle mit dem Auftreten wenig- 14 Vgl. Anm. 9.
stens einer Münze Gordians III. zu rechnen ist. 15 So geht die Siedlungsmünzreihe von Pfünz über das Jahr 233 hin-
8 S. D. PorssoN, französischer Mathematiker (1781-1840).- Lite- aus und enthält (bis 260) noch je eine Prägung des Maximinus
ratur zur Poisson-Verteilung z.B.: L. SACHS, Augewandte Stati- Thrax und des Gordian III. -Man sollte ferner berücksichtigen,
stiP (Heidelberg 1978) 142 ff. daß der Münzschatz nicht aus dem Kastell, sondern aus dem
9 H.J. KELLNER, Die Römer in Bayern 4 (München 1978) 138; Vicus stammt. Vicus und Kastell müssen nicht zum gleichen Zeit-
FMRD I 5042; G. ULBERT und TH. FISCHER, Der Limes in Bay- punkt ihr endgültiges Ende gefunden haben; in Pfünz gab es ver-
ern (Stuttgart 1983) 26. mutlich mehrere Zerstörungshorizonte. Daher ist es fraglich, ob
10 Vgl. dazu die einschlägige Fachliteratur, etwa: SAcHs a. a. 0. der Münzschatz die im Kastell beobachtete, letzte Zerstörungs-
(Anm. 8) 110 ff.; 357 ff. schicht datiert.

89
Hercules Saxanus, ein Gott der niedergermanischen Armee
GERHARD BAUCHHENSS

Aus dem Brohltal, nur wenige Kilometer südlich der aus Mittel- und Oberitalien und aus Noricum 2 • Aus-
Grenze zwischen den Provinzen Germania superior scheiden muß man eine Inschrift aus dem Gebiet der
und Germania inferior, auf obergermanischem Gebiet Bellovaci, die ebenfalls auf Hercules Saxanus bezogen
gelegen, stammen etwa 20 Altäre, die Hercules Saxa- worden ist 3 .
nus nennen 1. Weitere Altäre und Inschriften mit dem Im Brohltal, in Italien und in Noricum lautet der Bei-
Namen dieses Gottes gibt es aus der Umgebung von name des Gottes immer Saxanus, wobei im Brohltal die
Norroy bei Pont-a-Mousson (Meurthe-et-Moselle), Orthographie zwischen der Schreibweise Saxanus und
Saxsanus schwankt. In Norroy ist dreimal die Form
Saxanus überliefert, einmal aber Saxsetanus 4 • Ein
Abb.l Bonn, Rheinisches Landesmuseum, Altar für Hercu-
Unterschied in der Bedeutung der beiden verschiede-
les Saxanus aus dem Brohltal. lnv. Nr.A1405; H.l,23 m.
nen Suffixe ist nicht zu erkennen; mit beiden Namen-
formen ist derselbe Gott gemeint.
Der Name Saxanus bzw. Saxsetanus wird sicher zutref-
fend von dem lateinischen Wort saxum, >Fels, Stein,
Steinblock etc. <abgeleitet 5.. So ergibt sich für Hercules
Saxanus die seltene Möglichkeit, aus dem Beinamen
und den Fundorten der Inschriften sichere Schlüsse auf
seine Natur zu ziehen. Alle Inschriften, soweit sich
dies noch überprüfen läßt, stammen nämlich aus anti-
ken Steinbruchgebieten. Hercules Saxanus war also ein
in den Steinbrüchen wirkender, von den Steinbruchar-
beitern besonders angerufener Gott, was zu Hercules,
der als einziger antiker Gott auf Erden ja wirklich
schwer arbeiten mußte, vortrefflich paßt.
Alle Inschriften aus dem Brohltal und aus N orroy sind
von Soldaten gestiftet. In der Regel errichtet ein centu-
rio in seinem Namen und in dem einer vexillatio oder
seiner commilitones den Altar. Nur drei Altäre sind
nicht nur von einer einzigen Einheit, sondern von einer
>Heeresgruppe< aus Teilen von mehreren Legionen,
Alen, Cohorten und der germanischen Flotte er-
richtet6.
Fast alle Legionen, die im ersten Jahrhundert n. Chr. in
Niedergermanien stationiert waren, finden sich auf den
Inschriften vom Brohltal wieder, es fehlen aber Einhei-
ten des obergermanischen Heeres 7 • Aber auch bei den
niedergermanischen Legionen lassen sich bezeich-
nende Unterschiede erkennen: Es fehlen natürlich die
Legionen, die 9 n. Chr. vernichtet wurden, es fehlen
aber auch die legio I Germanica, die legio V Alaudae
und die legio XX Valeria victrix 8 • Möglicherweise ist
dies bei der 1. und der 5. Legion tatsächlich darauf
zurückzuführen, daß sie keine Bauarbeiten im großen
Stil auszuführen hatten und daher auch nicht im Brohl-
tal Steine brechen mußten. Klarer kann man jedenfalls
bei der 20. Legion sehen. Sie verließ Niedergermanien
kurz nach 40 n. Chr., also wohl bevor der Hercules-

90
Saxanus-Kult im Brohltal eingeführt wurde. Von den Legionen mitgenannt werden, Altäre errichtet, und
anderen Legionen des niedergermanischen Heeres gibt schließlich sogarsingularesdes Statthalters und Mann-
es Sammel- und/oder Einzelweihungen, die Legionen I schaften der Rheinflotte, die für den Transport der
(Minervia) und VI victrix werden aber nur in Sammd- Steine und die Transportwege sorgen mußten 13 .
weihungen genannt 9 • Etwas anders als im Brohltalliegen die Verhältnisse in
Abteilungen der 6. Legion waren aber auch alleine im N orroy. In den dortigen Inschriften werden vier
Brohltal tätig. Von ihnen stammen zwei Altäre für Her- Legionen genannt, die 10. und die 21., die als Hercules-
cules Invictus, beide von demselben centurio, C. Ter- Saxanus-Verehrer schon aus dem Brohltal bekannt
entius Bassus 10 • Wahrscheinlich hat diese Legion, da sie sind, dazu aber auch die legio VI I I Augusta und die
den Ehrennamen victrix führte, wenn sie alleine für legio XIV Martia victrix, die in Obergermanien statio-
Hercules Altäre aufstellte, Hercules Invictus bevor- niert waren 14 • In Steinbrüchen, in denen obergermani-
zugt. Auf jeden Fall zeigen die beiden Inschriften, daß sche Legionen alleine tätig waren, ohne gleichzeitige
kein wesentlicher Unterschied zwischen Hercules Anwesenheit niedergermanischer Einheiten, in den
Saxanus und Hercules Invictus bestanden haben Vagesen oder in der Haardt, ist nirgends eine Weihung
kann 11 • Vielleicht müßte man entsprechend bei der an Hercules Saxanus erhalten 15 • Auch die 22. Legion,
legio I Minervia bei Einzelweihungen Altäre für die in ihrer niedergermanischen Zeit, oder als wenig-
Minerva erwarten, die ja auch von in Steinbrüchen stens eine Vexillation von ihr dem niedergermanischen
arbeitenden Soldaten verehrt werden konnte 12 ; aber Heer angehörte, Inschriften an Hercules Saxanus
davon fehlen im Brohltal alle Spuren. errichtete 16 , verehrt diesen Gott in Obergermanien
Auch Hilfstruppen haben Hercules Saxanus, ohne daß nicht mehr. Man wird daher nicht fehlgehen, wenn

Abb. 2 Bonn, Rheinisches Landesmuseum, Altar für luppi- Abb. 3 Bonn, Rheinisches Landesmuseum, Altar für Hercu-
ter Optimus Maximus und Hercules Saxanus aus dem Brohl- les lnvictus aus dem Brohltal. lnv. Nr.4916; H. 0,67 m.
tal. lnv.Nr.A408; H.l,ll m.

91
man annimmt, die obergermanischen Legionen hätten sehen Weihungen etwas näher zu betrachten. Sie wurde
den Kult des Hercules Saxanus in Norroy (und im in Tibur/Tivoli gefunden, schon offenbar in sekundä-
Brohltal) von gleichzeitig anwesenden niedergermani- rer Verwendung und ist heute wieder verschollen 17 • Sie
schen Truppen kennengelernt, ihn aber in >ihrer< Pro- lautet:
vinz nicht weitertradiert.
Welche Einheit hat nun als erste Hercules Saxanus im Herculi Saxano sacrum I Ser(gius) Sulpicius Trophimus
Brohltal verehrt? Alle jene Legionen, die erst in flavi- I aedem zothecam culinam I pecunia sua a solo restituit I
scher Zeit nach Niedergermanien kamen, fallen bei der idemque dedicavit K(alendas) Decembr(es) I L. Turpi-
Beantwortung dieser Frage aus, da die 15. und lio Dextro M. Maecio Rufo co(n)s(ulibus) I Eutychus
16. Legion, diebeideauf den Inschriften vertreten sind, ser(vus) peragendum curavit.
in flavischer Zeit nicht mehr existierten, den Kultbe-
ginn also in julisch-claudische Zeit datieren. Die Die Inschrift ist durch die Angabe der Consuln in flavi-
16. Legion, die 43 n. Chr. von Mainz nach Neuß ver- sche Zeit datierbar 18 . Sulpicius Trophimus errichtet die
legt wurde, wird man ebenfalls ausscheiden müssen, da drei genannten Gebäude wieder (restituit ), der Kult des
in der obergermanischen Armee ja alle Spuren eines Hercules Saxanus muß also in Tibur älter sein als die
eigenständigen Hercules-Saxanus- Kultes fehlen. Die flavische Zeit und, je nachdem wie lange man die Halt-
15. Legion aber wurde 39 n. Chr. in Italien frisch ausge- barkeit von Gebäuden ansetzt, mehr oder weniger weit
hoben und wurde wohl sehr bald nach Niedergerma- in die julisch-claudische Zeit zurückreichen. Dies
nien verlegt. Ihre Soldaten dürften Hercules Saxanus schließt wohl sicher aus, daß Sulpicius Trophimus den
aus Italien mitgebracht haben. Saxanuskult aus Germanien nach Italien exportiert
Hier ist es nun interessant, die eine der beiden itali- hat 19 . Der Kult in Tibur ist älter als der in Germanien.
Die Tiburtiner Inschrift muß .man auch vor dem Hin-
tergrund sehen, daß Tibur einer der ältesten und wich-
Abb. 4 Bonn, Rheinisches Landesmuseum, Altar für Hercu- tigsten Herculeskultorte in Italien 20 und eines der wich-
les Saxanus aus dem Brohltal. Inv. Nr. U 24; H. 0,64 m. tigsten Steinbruchgebiete Mittelitaliens 21 war.
Da sich auch sonst rdigiöse Verbindungen zwischen
dem Hercules Invictus von Tibur und der germani-
schen Armee nachweisen lassen 22 , scheint es sicher, daß
der Hercules Saxanus des Brohltales nicht von einhei-
mischen keltischen oder germanischen Vorstellungen
abgeleitet werden darf, sondern ein Import aus den
Steinbrüchen Italiens, möglicherweise Tiburs ist 23 •
Die Geschichte des Hercules-Saxanus- Kultes im
Brohltalläßt sich also etwa folgendermaßen rekonstru-
ieren: Soldaten der 15. Legion bringen ihn bald nach 39
n. Chr. aus Italien mit und lehren ihn die anderen nie-
dergermanischen Einheiten, die mit ihnen im Brohltal
Steine brechen. Dadurch hält sich auch der Kult über
die Zäsur der Jahre 70/71 hinweg. Mit der immensen
Ausdehnung der Bautätigkeit in flavischer Zeit erlebt
der Kult seinen Höhepunkt, um in trajanischer Zeit zu
erlöschen. Die 30. Legion stiftet nur noch einen Saxa-
nusaltar und auch den nicht mehr im Brohltal, sondern
bei Kruft 24 . Das Erlöschen des Kultes hängt mit dem
Ende der großen Bauperiode zusammen, aber wohl
auch damit, daß in spätflavischer und trajanischer Zeit
die niedergermanischen Legionen vollständig ausge-
tauscht wurden.
In der Tiburtiner Saxanusinschrift sind Kultgebäude
erwähnt, eine aedes, eine culina- im Kult des Hercules
in Rom und in Tibur spielten Kultmähler eine wichtige
Rolle- und eine zotheca 25 • Einen >Querschnitt durch
ein Herculesheiligtum< glaubte man auch in einem
Felsrelief aus dem Brohltal erkennen zu können 26 .

92
Das Relief zeigt fünf in den Tuffelsen eingearbeitete
Nischen, die, wie eine teilweise noch erhaltene Ritzli-
nie anzeigt, durch ein gemeinsames Dach zusammen-
gefaßt waren. In allen fünf Nischen waren Altäre dar-
gestellt, in den äußeren durch Malerei. Die Inschrift auf
dem mittleren Altar datiert das Ganze in dieJahrekurz
nach 100 n. Chr. 27 Über den Bögen der Nischen folgen
Ornamente, über den äußeren Pfeilbündel, über den
beiden nach innen folgenden liegende Mondsicheln
und über und neben der mittleren auf spitzen Dreiek-
ken >aufgespießte< Kreise. K. WrGAND und ihm folgend
die meisten späteren Interpreten sahen in diesen Orna-
menten Symbole der Wochengötter 28 . Für die Ni-
schenarchitektur als Ganzes wurden, verleitet durch
die an Baityloi erinnernden spitzen Dreiecke und die
>Wochengötter <, orientalische Vorbilder herangezo-
gen, das ganze Gebilde und sogar Hercules Saxanus
selbst auf orientalische Einflüsse zurückgeführt.
Die bisherigen Argumente dafür, daß über den Abb. 5 Bonn, Rheinisches Landesmuseum, Felsrelief für
Nischen tatsächlich Symbole der Planetengötter ange- Iuppiter Optimus Maximus und Hercules ( Saxanus) aus dem
Brohltal. Inv.Nr.37.375; H.2,33 m (nach Abguß).
bracht seien, reichen nicht aus. Die Darstellung wäre
für Germanien sehr früh 29 , es fehlen Belege, daß für die
Wochengötter auch sonst diese Symbole verwendet Abb. 6 Rom, Herculesheiligtu~ (sog. >Hercules cubans <).
Nach Röm.Mitt. 6, 1891, 149.
werden konnten, und schließlich ist nirgends eine
Folge der Wochengötter bekannt, in der die übliche
Reihenfolge so schlimm durcheinandergeworfen wäre
wie hier 30 .
Auch um Vorbilder für die Gesamtanlage zu finden,
muß man nicht unbedingt die Suche bis in den Orient
ausdehnen. Am westlichen Tiberufer wurde in Rom
1889 ein kleines Heiligtum entdeckt, das wie das aus
dem Brohltal in eine Felswand gearbeitet war 31 • Es
bestand aus einer rechteckigen Nische mit Giebel,
einem >Opfertisch < mit zwei Stufen aus Ziegelmauer-
werk und zwei Altären. Auf dem Architrav zwischen
Nische und Giebel stand die Weihinschrift 32 :

L. Domitius Permissus fecit.


Von L. Domitius stammten auch die beiden Altäre, die
identische Inschriften tragen 33 :

Imperio I Herculi sacru(m) I L. Domitius I Permissus.


Die Reste von zwei Herculesstatuetten in der Nische
und das Relief einer Keule zwischen zwei Skyphoi im
Giebelfeld belegen eindeutig, daß die ganze Felsarchi-
tektur Hercules geweiht war 34 • Die Anlage selbst läßt
sich nicht datieren, auch die Kleinfunde aus ihr sind
noch nicht auf ihre Zeitstellung hin untersucht 35 . Aber
in dem Heiligtum war eine Reihe von Wagenlenkerbü-
sten aufgestellt, die von tiberischer Zeit durch das erste
Jahrhundert n. Chr. hindurch bis in hadrianische Zeit
reicht 36 , das heißt, das Heiligtum war das ganze erste
Jahrhundert hindurch in Gebrauch. Von ähnlichen . .., •;..

Anlagen muß man sicher auch das Heiligtum im Brohl- --------=· *

93
tal ableiten, ein Ergebnis, das die Herkunft des Hercules denkbar. Auf keiner der norischen Inschriften ist Saxa-
Saxanus aus Mittelitalien noch weiter absichern kann 37 • nus als Beiname für Hercules verwendet. Saxanus steht
Nicht erklären läßt sich die Fünfzahl der Altäre auf alleine, einmal allerdings lautet die Formulierung:
dem Brohltaler Denkmal. Sie paßt weder zu den beiden
S(. .. ) Saxano Aug(usto) sac(rum) ... 43 .
inschriftlich genannten Göttern, Iupiter Optimus
Maximus und Hercules Saxanus, noch zu den drei Hier ist zu überlegen, ob die AbkürzungS( ... ) nicht zu
Legionen und ihren Hilfstruppen. Man kann aber dar- S(ilvano) aufgelöst werden muß 4\ allerdings dann
auf verweisen, daß auch in dem stadtrömischen Heilig- nicht als asynthetische Verbindung zweier Götterna-
tum zwei Altäre desselben Stifters zur gleichen Zeit men, sondern Saxanus als Beiname des Silvanus. Die
aufgestellt wurden, was die fünf Altäre im Brohltal Inschriftenfundorte liegen ja nicht allzuweit vom
zumindest nicht mehr so außergewöhnlich erscheinen Hauptverbreitungsgebiet des pannonischen Silvanus
läßt 38 • Die beiden Altäre des römischen Heiligtums entfernt, und wie eng Silvanus auch mit den Steinbrü-
sind aus zwei verschiedenen Steinsorten gearbeitet 39 • chen verbunden war, hat A. VON DoMASZEWSKI ja ein-
Bei dem Heiligtum gab es Steinbrüche 40 • Sollte etwa drücklich dargelegt 45 •
auch L. Domitius mit Steinbrüchen zu tun gehabt Wie die römischen Soldaten und Steinbrucharbeiter sich
haben, aber wohl nicht als einfacher Arbeiter, sondern Hercules Saxanus vorgestellt haben, können wir nicht
als Besitzer oder Pächter? sicher sagen. Da Hercules Saxanus ein römischer Gott
Ich möchte noch kurz auf zwei Punkte eingehen. Die war, wird er wohl wie Hercules in Rom üblicherweise
norischen Inschriften sind von Zivilisten gestiftet 41 • Sie ausgesehen haben 46 • Dies bestätigen auch dieN ebensei-
lassen sich nicht sicher datieren, lediglich die eine, aus ten des einen Altares aus N orroy, auf denen ein Pappel-
Smartno, kann wegen des nomen gentile der drei Stif- baum und Köcher und Bogen dargestellt sind 47 •
ter, einheitlich Aurelius, in das ausgehende 2. oder eher Nicht ganz sicher scheint- ganz abgesehen davon, ob
noch in das 3.Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Dies der Saxanus Noricums wirklich Hercules war oder Sil-
bringt gewisse chronologische Probleme mit sich. In vanus -,ob das Relief auf der Vorderseite eines Altares
Italien läßt sich Hercules Saxanus nur im ersten Jahr- aus Smartno tatsächlich Saxanus darstellt 48 • Dargestellt
hundert sicher nachweisen, in Germanien und Gallien ist ein nackter (?) Mann, der vor einer Felsgesteinsbank
endet sein Kult in trajanischer Zeit. Natürlich ist mög- einen großen Hammer oder Pickel schwingt, um
lich und sogar wahrscheinlich, daß der Gott in Italien Schrotgräben einzuarbeiten. Es könnte sich bei ihm
weiter verehrt wurde, ohne daß Inschriften davon auch um einen der Arbeiter handeln, der seinem Gott
erhalten sind 42 • Es ist aber auch eine andere Lösung sein Bild gestiftet hat.

Anmerkungen

CIL XIII 7698 - 7700. 7702 - 7710. 7712. 7716 - 7719. Ber. 7 In der Reihenfolge ihrer Ordnungsziffern sind im Brohltal fol-
RGK 17, 1927, 83 Nr.251. Saxanus wohl sicher zu ergänzen: gende Legionen inschriftlich bezeugt: I Minervia, VI victrix, X
CIL XIII 7697. 7711. 7715; Saxanus ohne Hercules: CIL XIII gemina pia fidelis, XV primigenia, XVI (Gallica), XXI rapax,
7720. 7701.- Hercules Saxanus aus Kruft: Ber. RGK. 17, 1927, XXII primigenia pia fidelis. Vgl. zu den einzelnen Legionen hier
80f. Nr.242. und im folgenden RITTERLING, Legio 1211 ff.
2 Norroy: CIL XIII 4623 - 4625. - Mittelitalien: Tibur /Tivoli: 8 Die Legionen 1 und 5 (und 21) produzierten aber in Feldkassel
CIL XIV 3543 = Inscr. It. IV 1, Nr. 48. - Oberitalien: Trient: nördlich von Köln Ziegel: M. RIEDEL, Köln - ein römisches
CIL V 5013.- Noricum: CIL III 5093; V. HoFFILER u. B. SARIA, Wirtschaftszentrum (Köln 1982) 87.
Antike Inschriften aus Jugoslawien. I: Noricum und Pannonia 9 Die legio I Minervia ist nur einmal genannt (CIL XIII 7697,
superior (Zagreb 1938) Nr.100; B. S. LEBER, Die in Kärnten seit zusammen mit der 6. und der 10.Legion), die legio VI victrix
1902 gefundenen römischen Steininschriften. Aus Kärntens dreimal (CIL XIII 7697; 7715 zusammen mit der 10. und der
römischer Vergangenheit 3 (Klagenfurt 1972) Nr.321. 322. 22.Legion; 7716 zusammen mit der 10.Legion). Stifter der
3 HERON DE VILLEFOSSE, Bull. Soc. Nat. Antiqu. France 1878, Altäre, die alle in dieselbe Zeit gehören, ist jeweils derselbe Cen-
162 f.: [In honorem jdom(us) d(ivinae) I (ovi) O(ptimo) M (aximo) turio.
e{t Herc(uli) Sajx(ano) et vic(anis) Ratum (agensibus) ... Diese 10 CIL XIII 7695. 7696.
Lesung, in CIL XIII 3475 zu Recht zurückgewiesen, wird von 11 Der Verdacht liegt nahe, Saxanus sei nur ein anderer Beiname des
P. WDILLEUMIER, Inscriptions latines des trois Gaules (France ). Hercules Invictus/Victor, wenn dieser in Steinbrüchen verehrt
Gallia Suppl. 17 (Paris 1963) Nr.358 ohne weitere Begründung wurde, der dazu als >Modeerscheinung< nur eine Zeitlang ver-
und ohne Zitierung von HERON DE VILLEFOSSE wieder vorge- wendet wurde. Zum Herculeskult in Steinbrüchen und Stein-
schlagen. metzwerkstätten vgl. unten Anm. 23.
4 Ber. RGK 17, 1927, 29f. Nr. 90. 12 z.B. M. CLAUSS, Epigr. Stud. 11 (Köln - Bonn 1976) 15ff.
5 So schon J. GRIMM, Deutsche Mythologie I 4 (1876; Neudruck Nr.21-23; Ber. RGK 58, 1977, 533 Nr.155, alle aus den Kalk-
Darmstadt 1981) 302. brüchen von Iversheim. Ber. RGK 17, 1927, 81 Nr.243 Hercules
6 CIL XIII 7697. 7715. 7716. und Minerva aus Kruft.

94
13 Hilfstruppen (außer den Sammelweihungen Anm. 6): CIL XIII tes, müßten die Lokalitäten im Bereich der Steinbrüche gesucht
7705-7708.- Singulares: CIL XIII 7709 und Ber. RGK 17, 1927, werden.- Ein Hercules-Saxanus-Heiligtum wollte W. GöRLieH
83 N r. 251. - Flotte (außer den Sammelweihungen Anm. 6): CIL auf dem Magdalensberg erkennen: Carinthia I 140, 1950,451 ff.;
XIII 7710. 7719.- G. ALFÖLDY, Die Hilfstruppen der römischen seine Deutung überzeugt jedoch nicht.
Provinz Germania inferior. Epigr. Stud. 6 (Düsseldorf 1968) 53 26 K. WIGAND, Das. Denkmal des Hercules Saxanus im Brohltal.
vermutet, daß die cohors I civium Rarnanorum (vgl. CIL XIII Bonner Jahrb. 123, 1916, 15ff.- Rheinisches Landesmuseum
7706) aus den Resten der Mannschaft der 15.Legion gebildet Bonn, Inv. Nr. 37.375. H. 2,33 m, Br. 2,59 m.
worden sei. Auch hieraus ließe sich die Kontinuität des Kultes 27 Zu dem in der Inschriftgenannten Q. Acutius Nerva vgl. PIR2 I 16,
über das Jahr 70171 hinaus erklären (vgl. dazu auch unten S. 92). Nr.101 u. EcK a. a. 0 (Anm. 19) 161 f. Er war legatus Augusti pro
14 Nur einmal sind auxilia erwähnt: CIL XIII 4623 ... vexillari praetore in Germania inferior von 101 bis längstens 104 I 5 n. Chr.
le(gionis) XXI ra(pacis) I et auxilia eorum c(o)hlortes V ... 28 z. B. H. LERNER, Die antiken Steindenkmäler des Provinzialmu-
15 Vgl. R. FoRRER, Das römische Zabern Tres Tabernae (Straßburg seums in Bonn (Bonn 1918) 55f. Nr.113. E.KÜNZL, Römische
1918) 46ff.- F.SPRATER, Mainzer Zeitschr. 30, 1935, 32ff.- Steindenkmäler2 1. Rheinisches Landesmuseum. Kleine Muse-
J.RöDER, Mitt. Hist. Ver. Pfalz 67,1969, 110ff. umshefte 2 ( o.J.) 7 ff. spricht vorsichtiger von >Astralzeichen <.
16 CIL XIII 7703. 7704. 7715. 29 P.M. DuvAL, Gallia 11, 1953, 282ff.
17 CIL XIV 3543 = Inscr. It. IV 1, Nr.48. 30 Eine sichere Deutung der Ornamente ist zur Zeit nicht möglich.
18 A. DEGRASSI, I fasti consolari dell'impero Romano (Roma 1952) 31 D.MARCHETTI, Not. Scavi 1889, 243ff.; CHR.HÜLSEN, Röm.
23; W. EcK, Senatoren von Vespasian bis Hadrian. Vestigia 13 Mitt. 6, 1891, 149f.; E. NAsH, Bildlexikon zur Topographie des
(München 1970) 87f.; 117. antiken Rom I (Tübingen 1961) 462ff.
19 Ser. Sulpicius Trophimus war wohl Freigelassener des Ser. Sulpi- 32 CIL VI 30 892.
cius Galba, der von 39 bis 4112 n.Chr. das obergermanische 33 CIL VI 30 891.
Heer befehligte: E. RITTERLING, Fasti des römischen Deutsch- 34 Vgl. die Beschreibung bei MARCHETTI a.a.O. (Anm. 31) 244.
land unter dem Prinzipat. Hrsg. von E. STEIN (Wien 1932) 13f.; 35 Aufgezählt bei MARCHETTI a.a.O. (Anm. 31) 244f.
W. EcK, Die Statthalter der germanischen Provinzen vom 36 B. M. FELETTI MAJ, Museo Nazianale Romano. I Ritratti (Roma
1.-3.Jahrhundert. Epigr. Stud. 14 (Köln-Bonn 1985) 13f. 1953) Nr.115; 126-130; 193. - NAsH a. a. 0. (Anm. 31)
Wollte man annehmen, Trophimus habe den Kult aus Germanien Abb.571-577.
mitgebracht, ergäben sich Datierungsprobleme, da auch in Ger- 37 Aus Latium werden weitere ;Felsheiligtümer< des Hercules
manien der Kult des Hercules Saxanus erst um diese Zeit greifbar beschrieben, die im Typus aber stärker abweichen: G. H. HAL-
wird. Für Hinweise danke ich A. R. BIRLEY. LAM, JRS 21, 1931, 177 ff. Sicher hat es noch mehr derartiger
20 Vgl. C. F. GIULIANI, Tibur, pars prima. Forma Italiae Regio I. Anlagen gegeben. Aus dem Brohltal beschreibt WIGAND a. a. 0.
VII 1 (Roma 1970) 21ff. ( Anm. 26) 32 eine weitere, leider zerstörte Kultnische mit Altar.
21 Vitruv II 7, 21 f.- L. LuGLI, La tecnica edilizia Romana 1 (Roma Nach dieser Beschreib~ng dürfte sie eine noch deutlichere Paral-
1957) 319f. lele zu dem stadtrömischen Heiligtum gewesen sein.
22 CIL XIV 3548 = Inscr. It. IV 1, Nr.47: C. Vibius C. f(ilius) 38 FünfAltärefür FeroniahatHermeros Ti. Claudii CaisarisAug. Ger-
Vel( eia) I Publilianus scr(iba) q(uaestorius) I praef(ectus) coh( or- manici servus Thyamidianus in N epi errichtet ( CIL XI 3199).
tis) I I! I I Thracum equitatae I tribunus militum bis I legionis I!I! Stiftungmehrerer AltärezurgleichenZeitwarnichtungewöhnlich.
Macedonicae et I legion(is) XXI rapacis I in Germania I reversus 39 Nach CIL lapis Tiburtinus bzw. Albanus, nach MARCHETTI
inde I H erculi invicto d. d. a.a.O. (Anm.31) Travertin bzw. Tuff.
23 Herculeskult war in römischen Steinbrüchen weiter verbreitet: 40 MARCHETTI a. a. 0. (Anm. 31) 243; HüLSEN a. a. 0. (Anm. 31)
Aus den Steinbrüchen von Carrara stammen die Inschriften CIL 150 Abb.
XI 1319. 1321; bei CIL XI 6947 von ebendort sollte, da neben der 41 Vgl. oben Anm. 2.
Inschrift ein Relief des Hercules vorhanden war, statt Iovij vic- 42 Hierfür sprechen, auch wenn der Beiname Saxanus nicht mehr
[t}o[ri wie im CIL vorgeschlagen, eher H erculi in}vic[t}o oder vorkommt, die oben Anm. 23 angeführten Belege für Hercules-
vic{t}o[ri} ergänzt werden, ebenso bei CIL XI 6950.- Aus einem kult in Steinbrüchen in Italien und den Provinzen.
Steinbruch bei Obernburg stammt eine Statuette des Hercules mit 43 CIL III 5093. Vgl. auch F.]ANTSCH, Carinthia I 121, 1931, 2ff. zu
der Inschrift H erculi I maliator(---) (CIL XIII 6619). Gleichgül- Untersuchungen in dem Steinbruch.
tig, ob man die zweite Zeile zu Maliator(i) oder maliator(es) auf- 44 So im CIL. Andere Auflösungen, etwa als Asyndeton S(ilvano)
löst, ist sicher, daß der Gott auch hier mit dem Steinbruch zu tun ( et) Saxano Aug(usto oder -ustis) oder zu s(ancto) Saxano Aug( u-
hat. Die Inschrift ist erheblich später als die Spuren des Hercules- sto) scheinen nicht sehr wahrscheinlich. Für die zweite Möglich-
Saxanus-Kultes im Brohltal.- In einem Steinbruch in Cernavoda keit könnte sprechen, daß bei Zufügung einens weiteren Epithe-
in Rumänien war ein Herculesrelief in die Felswand eingemeißelt: tons sanctusvor dem Götternamen stehen kann: CIL VI 327:
G. FLORESCU, Germania21, 1937, 108 ff. Taf. 23; vgl. auch Z. Co- Sanctissimo H erculi Invicto.
VAZEF, Contributii privind cultullui Hereule in Scythia minor. 45 A. VON DoMASZEWSKI, Abhandlungen zur römischen Religion
Pontica 8, 1975, 399 ff. Aus einer Steinmetzwerkstatt in Splitska (Berlin- Leipzig 1909) 62 f.
stammt die Inschrift CIL III 10107. Für Hinweise danke ich E. Sr- 46 WIGAND a. a. 0. ( Anm. 26) 27 erwähnt eine Terrakottastatuette
MON und N. GuDEA. Ber. RGK 17, 1927, 80f. Nr.242. aus dem Brohltal in Privatbesitz, die den Gott in römischem
25 Zu den Kultmahlen vgl. K. LATTE, Römische Religionsge- Typus zeigt (nackt, bärtig, mit Keule und Löwenfell).
schichte. Handb. Altwiss. V 4 (München 1960) 216f.; G. Wrs- 47 H. LEHNER, Bonner Jahrb. 123, 1916, 268f. Abb.6.7. Auch auf
sowA, Religion und Kultus der Römer. Handb. Altwiss. V 4 einem zweiten Saxanusaltar aus Norroy ist ein >klassisches< Attri-
(München 1912) 227f. GIULIANI a.a.O. (Anm.20) 28 vermutet but des Hercules, seine Keule, dargestellt: EsPERANDlEU VI 4613
das Hercules-Saxanus-Heiligtum in Tivoli in der Nähe des anti- (= CIL XIII 4625).
ken Forums. Früher war häufiger der Rundtempel in Tibur als 48 V. SKRABAR, in: Strena Buliciana (Zagreb 1924) 159 f. Abb. 9;
Hercules-Saxanus-Heiligtum bezeichnet worden, vgl. J. MAN- diese Zuschreibung durch SKRABAR erfolgte, lange bevor die
CINI, Inscr. It. IV 1 S. XIII. Folgt man unserer Deutung des Kul- Inschrift für Saxanus aus Smartno bekannt wurde.

95
Die »Einfriedungen« von Krefeld-Gellep- militärisch oder zivil?
TILMANN BECHERT

Als »Gelleper Rätsel« könnte man jene eigentümli- Zone, in der sich die Gelleper Gräber des 1. bis 4. Jahr-
chen, scharf rechteckigen Einfriedungen bezeichnen, hunderts in einem breiten Band um das römische Sied-
die C. B. RüGER 1971 in seiner Vorlage des Grabungs- lungsareallegen. Besonders eingehend ist die nördlich-
befundes als » Militäranlagen eines vorerst noch unbe- ste dieser Anlagen untersucht worden (Abb. 1). Ihre
kannten Zwecks« bezeichnete und auf die er zuletzt Größe betrug 49 X 55 m. Die Anlage war rechteckig
beim Limeskongreß in Stirling noch einmal eindring- und besaß- im Gegensatz zu allen römischen Fortifi-
lich hingewiesen hat, in der Hoffnung (wie er damals kationen des 1. und 2.Jahrhunderts- scharf gewinkelte
sagte), »to provoke scholarly comment«. 1 Um es gleich Ecken. Das umfriedete Areal war umgeben von einem
klarzustellen: Auch ich habe keine Patentlösung zu Sohlgraben, der zur Aufnahme einer sehr stabilen
bieten. Ich glaube jedoch mit meinen Überlegungen Pfahlwand gedient hatte, deren Pfostenstellungen und
dazu beitragen zu können, die Diskussion über diese unterste Querriegel anhand von regelmäßig angeord-
vermeintlichen » field fortifications « zu beleben und neten Pfostenspuren und durchlaufenden Balkengräb-
Anregungen dafür zu geben, daß die Lösung dieses chen zweifelsfrei nachgewiesen werden konnten.
Problems möglicherweise in einer ganz anderen Rich- Besonders charakteristisch waren zwei Rampen- oder
tung zu suchen ist. Toranlagen jeweils in der Mitte der NW- und NO-Seite
Zunächst der Gelleper Befund (Abb. 2). Es handelt sich (an den beiden übrigen Seiten sind sie aus dem Befund
insgesamt wohl um drei große, rechteckige Einfriedun- zu erschließen), deren bis zu 90 cm breite Fundamente
gen südöstlich von Kastell und Vicus, angelegt in jener aus tonigem Lehm bestanden.
Obwohl na~h und nach als Ganzes freigelegt, ergaben
Abb.l Krefeld-Gellep. Nördliche Einfriedung mit älteren sich keinerlei Anzeichen für eine Bebauung des Innen-
Backöfen und jüngerem Spitzgraben. (Nach I. PAAR/ raumes, allerdings zeigten sich im Bereich der Anlage,
c. B. RüGER). die sich in südöstlicher Richtung anschloß, deutliche
Lehmspuren, die etwa ein Geviert von 10 X 11 m
umschlossen haben (Abb.2).
Zur Stratigraphie (und damit auch zur Chronologie)
ergab sich folgendes: Sohlgräben und Torfundamente
der am besten bekannten Anlage überdeckten eine
Reihe von älteren Backöfen und wurden ihrerseits von
zwei langen Spitzgräben überschnitten (Abb. 1. 2 ). Die
Backöfen entsprachen dem üblichen Tabuna-Typ mit
rotverziegelten Wänden, wie man solche auch an ande-
ren Gelleper Ausgrabungsplätzen, besonders im
Kastellbereich, angetroffen hat 2 •
66114
N Einige wenige Funde machen wahrscheinlich, daß die
Öfen aus frühflavischer Zeit stammen, als das erste
Gelleper Kastell gebaut wurde. Zum gleichen Hori-
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66113 zont gehört wohl auch eine Reihe von Streufunden, die
eindeutig militärischen Ursprungs sind, von denen
aber ein nicht unerheblicher Teil auch aus fränkische~
Gräbern stammen kann, die im 5. bis 6.Jahrhundert an
gleicher Stelle eingetieft wurden (Abb.3. 4) 3 • Damit
ergäbe sich das letzte Viertel des l.J ahrhunderts als frü-
hester »terminus post quem« für die Anlage der Ein-
friedungen - ein Zeitansatz, der auch durch Funde
10 0 10 20m gestützt wird, die aus den Lehmfundamenten der nörd-
1""1""1 I I
lichsten Einfriedung stammen.
D Grab 7lZlllL Sohlgraben IITIIIITI Spitzgraben ~ toniger Lehm C Oefen Aus dem bisher Gesagten mag bereits sichtbar gewor-

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47 7 8

Abb.2 Krefeld-Gellep. Römische Bauspuren südöstlich von Kastell und Vicus. (Nach I. PAAR!C. B. RüGER).

97
den sein, daß ich eine militärische Deutung der Gelle- entferntesten näher auf die Gesamtproblematik einge-
per Anlagen für wenig wahrscheinlich halte. Vielmehr hen könnte, ist damit zumindest skizzenhaft der
drängt sich ein Vergleich mit den »Grabgärten« des Umkreis gekennzeichnet, dem die Gelleper Einfrie-
Mosel- und Mittelrheingebietes oder den »Viereck- dungen wahrscheinlich zuzuordnen sind. Im Nieder-
schanzen« Süddeutschlands sehr viel eher auf, die man rheingebiet sind derartige Anlagen bislang eine singu-
bis weit in die 50 er Jahre ja ebenfalls als Wehrbauten läre Erscheinung, was nicht bedeutet, daß sie in diesem
interpretierte, ehe man sie aufgrund eingehender Gebiet nicht ursprünglich zahlreicher gewesen sind.
Untersuchungen als »nemeta «, d. h. als keltische Hei- Vor allem wird man berücksichtigen müssen, daß die
ligtümer und Versammlungsplätze, erkannte (Abb. 5 ) 4 • niederrheinischen Sand- und Kiesböden für Luftauf-
Charakteristisch für fast alle diese Anlagen, die unter- nahmen längst nicht so ergiebig sind wie etwa die Löß-
schiedlich groß sein können, sind ihre rechteckige böden des Mittelrheingebietes, d. h. daß die Entdek-
Form und die extreme Winkligkeit ihrer Ecken, die kung solcher Anlagen praktisch dem Zufall anheimge-
darauf schließen lassen, daß dem Bau solcher Anlagen stellt ist, zumal dann, wenn sie wie in Gellep nicht von
überall ein einheitlicher Wille zugrunde lag (der sich in Wall und Graben, sondern von einer Pfahlwand umge-
der Typisierung der Form ausdrückte), und für die Ein- ben waren. Diese Konstruktion im übrigen verbindet
grenzung eines solchen Platzes (ähnlich wie beim römi- die untersuchte Gelleper Anlage mit der Viereck-
schen »templum«) 5 offenbar gerade die Fixierung der schanze von Holzhausen rechts der Isar, die bislang
Eckpunkte die entscheidende Rolle gespielt hat - im fast als einzige ihrer Art ausführlich untersucht worden
Gegensatz zu einer Wehranlage, für die das Achsen- ist (Abb. 6) 6 • Hier wie dort umgab ursprünglich eine
kreuz der beiden Hauptstraßen bestimmend war. Pfahlwand den sakralen Bereich, die in Holzhausen
Ohne daß ich in diesem Zusammenhang auch nur im später durch Wall und Graben ersetzt wurde.
Ist die Vermutung richtig, _d aß die Gelleper Einfriedun-
Abb. 3 Krefeld-Gellep. Metallstreufunde aus dem römisch-
gen ganz allgemein nicht militärischen, sondern sakra-
fränkischen Gräberfeld. (Nach I. PAARIC. B. RüGER). Maß-
len Zwecken gedient haben, ist die Frage zu stellen,
stab 1:2.
welche Bedeutung sie gehabt haben können und wie sie

@~
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\-; möglicherweise in .den Zusammenhang der Militärsied-
.
. : .~. lung von Gelduba einzuordnen sind. Sakrale Bereiche-
;;:-:
.. ·.. .
..
21
Heiligtümer wie Gräberfelder -lagen in aller Regel am
Rande der Siedlung. Hierin macht auch Gelduba keine
Ausnahme (Abb.7). An das Lager schloß sich nach
Südosten der Auxiliarvicus an, dessen Überreste heute
größtenteils ab gebaggert sind. Südwestlich dieser Sied-
lungszone erstreckten sich Gräberfelder, die - zeitlich
gesehen- offenbar westlich des Kastells begannen, um
sich dann während des 2. und 3.Jahrhunderts in süd-
östlicher Richtung auszubreiten . Frühestens im späten
3.Jahrhundert erreichten sie den Bereich der Einfrie-
dungen, die ursprünglich am Rande des Vicus lagen
26
und deren nördlichste - gemessen von der Südecke -
Abb.4 Krefeld-Gellep. Metallstreufunde aus dem römisch- zum Kastell eine Entfernung von ca. 300m besaß. Ein
fränkischen Gräberfeld. (Nach I. PAARI C. B. RüGER). Maß-
stab 1:2. Abb. 5 Breisach-Hochstetten. Keltische Viereckschanze.
Luftbild freigegeben RP Stuttgart B 15217.
~

98
1.. 1.. 1..
1.. 1.. 1.. 1..
1.. 1..
1 A.Oxe,1B96
1.. 1.. 1.. 1.. 2a Rhein. Landesmuseum /15
1.. 1..
2b Röm.-Germ. Kommission, K.Si ttel. 1930
1.. 1.. 1.. 2c Rh.Landesmus.Sonn,P.Wieland,1934
3 A.Steeger,1950 la,bl.WPiepers.1956lcl
1.. 4 Römisch -fränkisches Gröberfeld:
1.. A.Steeger seit 1934, RPirling.1959
1.. 1.. Siedlungsspuren:
1..
Rh.Landesmus.Sonn,I.Paar.1965,
1.. Chr.S.Rüger,1966.
1.. 1.. 5 Rh. Landesmus. Bonn ,W Piepers.1954/55
1.. 6. Rh.Landesmus. Bonn.G.Müller,1958 la,bl
7 Rh.Landesmus. Sonn. K.Kierskowski,
1.. 1.. 1.. I.Paar.1964, Chr.S.Rüger.1966 -1966
1.. 1.. 7a Rh.Landesmus. Sonn, K.Kierskowski,1964

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30m
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1.. 1.. 1..
1.. 1..

----' Pfahlwand Brand-Altar 1.. Andeutung des ehemaligen


Fichtenwaldes und der
Einzeln stehender Untersuchte Grabungsfläche
1.. Rodungsinsel
Pfosten

Abb. 6 Holzhausen, Ldkr. München. Keltische Viereck-


schanze mit Pfahlwand als Umfassung. (Nach K. ScHWARZ).
Abb. 7 Krefeld-Gellep. Übersicht der Grabungen und
Abb. 8 Trebusice, Bez. Kladno I CSSR. Ausschnitt des römerzeitliche Topographie. (Nach I. PAAR/C. B. RüGER).
römerzeitlichen Gräberfeldes mit ausgesparten Viereckarea-
len. (Nach M.MoTYKOVA-SNEIDRovA.).
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Abb. 9 Obermarchtal (Alb-Donau-Kreis ). Keltische Viereckschanze mit Grabhügelfeld. (Nach S. ScHIEK).

unmittelbarer Zusammenhang mit dem Gräberfeld rung gelten. Möglicherweise ist der Garnisonsort Gel-
scheint damit zumindest für die erste Zeit nicht gege- duba ein solcher Platz gewesen, zumal die cohors 11
ben; für das 2. und 3.Jahrhundert wäre er denkbar. Varcianorum, die einem neueren Inschriftenfund
Jedenfalls haben diese Anlagen während der mittleren zufolge das Kastell im 2.J ahrhundert innehatte, kelti-
Kaiserzeit (wie in Gräberfeldern des keltischen Kultur- sches Brauchtum nach Gelduba verpflanzt haben
bereichs wiederholt festgestellt) offenbar nicht als aus- kann 11 • Daß im übrigen auch mehrere solcher Anlagen
gesparte Areale inmitten eines Gräberfeldes gelegen auf dichtestem Raum beieinanderliegen konnten, zeigt
wie etwa in Trebusice (CSSR) (Abb. 8) 8• ein Beispiel aus dem Landkreis Erding, wo gleich fünf
Denkbar wäre vielleicht ein Fortleben keltischer Kult- dieser Einfriedungen im Luftbild sichtbar werden 12 •
traditionen, für die eine enge Nachbarschaft von Grab- Ich betonte eingangs, daß ich keine Patentlösung anzu-
und Kultbezirk charakteristisch ist, und hinter der For- bieten habe, und sicherlich ist die eine oder andere
scher wie K. BITTEL einen keltischen Ahnen- und Frage offengeblieben. Dennoch denke ich, einige
Heroenkult zu erkennen glauben (Abb. 9) 9 . Fraglich Argumente genannt zu haben, die gegen eine Deutung
bleibt in diesem Zusammenhang, ob der Einfluß der der Gelleper Einfriedungen als Wehranlagen, befestigte
keltischen Zivilisation so weit nach Norden gereicht Höfe oder Viehpferche sprechen. Vielleicht helfen
hat 10 • Ähnlich jedoch wie sich keltische Göttervorstel- meine Überlegungen, dieses Thema in Zukunft in der
lungen auch am Niederrhein verbreitet haben, wird angedeuteten Richtung anzugehen. Ein Thema für die
dies auch für Bestattungsriten und für die Totenvereh- Limesforschung im engeren Sinne ist es sicher nicht.

Anmerkungen

I. PAAR und C. B. RüGER, Kastell Gelduba. Beitr. z. Arch. d. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1950-1975, Teil 1.
römischen Rheinlands 2 = Rheinische Ausgr. 10 (Bonn 1971) Monogr. RGZM 1, 1 (Mainz 1975) 324ff.
300ff. 7 Vgl. PAARIRüGER a.a.O. (wie Anm.1) 315 Abb.27. J. GrESLER,
C. B. RüGER, Research on the Limes of Germania Inferior. Akten Die Ausgrabungen in Krefeld-Gellep 1979. In: Ausgrabungen im
12. Limeskongreß Stirling 496 f. Rheinland '79. Das Rheinische Landesmuseum Bonn, Sonderh.,
2 A. STEEGER, Römische Feldbacköfen in Gelduba. Bonner Jahrb. Bonn 1980, 178 Abb. 148.
159, 1959, 181 ff. - U. HEIMBERG, >>Tabuna« von Elsdorf. Ein 8 K. MoTYKov.A-SNEIDRov.A, Das Fortleben latenezeitlicher Tradi-
orientalischer Ofen im Harnbacher Forst. Das Rheinische Lan- tionen im Verlauf der älteren römischen Kaiserzeit in Böhmen.
desmuseum Bonn 1969, H.2, 17ff. In: Symposium Ausklang der Latene-Zivilisation und Anfänge
3 Vgl. PAARIRüGER a.a.O. 307ff. Abb.21-23. der germanischen Besiedlung im mittleren Donaugebiet (Bratis-
4 K. ScHwARZ, Spätlatenezeitliche Viereckschanzen - keltische lava 1977) 249ff. Abb.l.
Kultplätze. In: Neue Ausgrabungen in Deutschland (Berlin 9 BITTEL a. a. 0. (wie Anm. 4) 87ff. S. ScHIEK, Zu Viereckschan-
1958) 203ff.- K.BITTEL, Religion und Kult. In: Die Kelten in zen und Grabhügeln. Fundberichte B.-W. 7, 1982, 221ff.
Baden-Württemberg (Stuttgart 1981) 104 ff. (Kultstätten). - 10 Vgl. hierzu H. von PETRIKOVITS, Die Rheinlande in römischer
K. V. DECKER und I. ScoLLAR, Iron Age Square Enclosures in Zeit mit einem Überblick über die rheinische Urgeschichte (Düs-
Rhineland. Antiquity 36, 1962, 175 ff. seldorf 1980) 4lff.
5 F. DREXEL, Templum. Germania 15, 1931, lff. 11 RüGER a.a. 0. (wie Anm.1) 496.
6 K. ScHWARZ, Die Geschichte eines keltischen Ternenos im nördli- 12 R. CHRISTLEIN und 0. BRAASCH, Das unterirdische Bayern
chen Alpenvorland. In: Ausgrabungen in Deutschland, gefördert (Stuttgart 1982) 226f.

100
Die Sigillata des Limeskastells Miltenberg-Altstadt und die Frage
der Errichtung des vorderen Limes
BERNHARD BECKMANN

Selbstverständlich darf bei chronologischen Fragen Weder Pedo noch der Vorgang der Limesvorverlegung
nicht die Terra Sigillata allein gesehen werden 1 • Beim sind in Beziehung zueinander expressis verbis epigra-
gegenwärtigen Bearbeitungsstand des Fundmaterials phisch belegt. ALFÖLDY arbeitet mit einem Analogie-
aus dem Kastell Miltenberg-Altstadt 2 gibt aber fast nur schluß, sein Vorschlag der Datierung auf das Jahr 155
sie allein Hinweise auf mögliche frühe Funde. n. Chr. bleibt daher eine Hypothese.
Seit der Tätigkeit der Reichslimeskommission ist die Während seines Versuches, die Archäologen in ihrem
Frage, wann der hintere Limes, der Odenwald-Nek- Bemühen, das richtige Datum für die Limesvorverle-
kar-Limes (Abb.1 ), aufgegeben und die vordere Linie gung zu fixieren, wurde nun in Neckarburken 12 eine
besetzt wurde, in der Diskussion. Einmütigkeit ist bis neue Inschrift entdeckt, die jetzt als die jüngste datier-
heute nicht erzielt worden. Für die Gründung des Mil- bare für die hintere Linie das Jahr 158 n. Chr. angibt 13 •
tenberger Kastelles eröffnete E. KoRNEMANN 1907 die- Bleiben wir bei der vorhin zitierten Formulierung, daß
se Diskussion 3, dreiJahrevor der Veröffentlichung der die terminipost und ante quem sich aus epigraphischen
Befunde und Funde im ORL 4 • Er möchte den Beginn Quellen ergeben, dann liegt nunmehr eine Einengung
des Miltenberger. Altstadtkastells früher ansetzen als auf die Jahre 158 bis spätestens 161 vor. Das wäre eine
die anderen Anlagen an der vorderen Strecke 5• Auch Festlegung, wie sie sich durch eine Auswertung allein
die Frage, ob die Verbände in einem Zuge nach vorn durch Bodenfunde kaum erarbeiten ließe. Stimmt diese
vorverlegt wurden oder ob dies in einzelnen Schüben Datierung, dann entfällt Pedo als Organisator der gan-
geschah, wird noch immer diskutiert. Schließlich ist zen Maßnahme.
nicht eindeutig geklärt, in welchem Jahr bzw. in wel- Man kann natürlich auf die Anwendung des oben zi-
chen Jahren dies geschah. Die absolute Datierung die-
Abb.l Der Odenwaldlimes und der Nordteil des vorderen
ser Vorgänge kann jedoch durch epigraphischeQuellen
Limes.
eingengt werden. Beim gegenwärtigen Forschungs-
stand werden wir aber in diesem Zusammenhang auf
die Auswertung der Kleinfunde nicht verzichten
können 6 •
Die bisher jüngste datierbare Inschrift von der hinteren
Strecke stammte aus Böekingen (Heilbronn-Böckin-
genf. Sie besagte, daß die Linie 148 n. Chr. noch mili-
tärisch besetzt war. Die älteste datierbare Inschrift von
der vorderen Strecke liegt aus Jagsthausen 8 vor. Aus
ihr 9 entnehmen wir, daß spätestens um 161, wenn nicht
etwas früher, Truppen an der vorderen Linie in Garni-
son lagen. Zwischen 148 und spätestens 161 n. Chr.
muß also die Vorverlegung der Verbände erfolgt sein .
. Dies wurde bisher von der Forschung vermutungswei-
se um ± 155 n. Chr. angesetzt.
In jüngster Zeit hat G. ALFÖLDY versucht, dieses Da-
tum festzuschreiben 10 • Mit einer Analyse der Formeln,
mit denen der cursus honorum beschrieben wird, kann
er einen Mainzer Legaten, Caius Popilius Carus Pedo,
für diesen Vorgang und Zeitpunkt namhaft machen.
ALFÖLDY leitet seine Analyse mit dem Satz ein: »Der
Terminus post quem und der Terminus ante quem für
diese Maßnahme, die mit der Aufgabe des früheren und
A fl Odenwaldlimes(älter) ~ ält. Mainlimes
mit der durchgehenden Besetzung des neuen Limes c [J Cl
gleichbedeutend war, ergeben sich aus epigraphischen 4 4 4 ~
Quellen« 11 . • ••
vorderer Limes (jünger)

•• jüng.Mainlimes

101
tierten Satzes verzichten und davon ausgehen, die vor-
dere Linie sei schon vor 158 n. Chr. besetzt worden, die
Neckarburkener Inschrift dokumentiere nur ein Ver-
bleiben einzelner Truppenkörper an der hinteren auf-
gegebenen Linie 14 • Dabei werden Befunde von der vor-
deren Strecke zur Stützung herangezogen 15 • Diese In-
terpretation beweist beim gegenwärtigen Forschungs-
stand aber nicht den postulierten Ansatz von ± 155
n. Chr. in seiner Richtigkeit. Solange wir von der hinte-
ren und vorderen Linie nicht Daten haben, die sich
überschneiden, gibt es keinen zwingenden Grund für Abb. 3 Randscherbe einer Schüssel Dr. 37, Gesatus, Lavoye.
die genannte Interpretation. M.1:2.
Jüngere Grabungen im Miltenberger Altstad:kastell
von 1970 bis 1976, im Kleinkastell Haselburg Mitte der
mente nicht mit ein und ist in der Achse gegenüber dem
70er Jahre und im Kastell Walldürn 16, dort dauern d~e
ersten Bau seitlich leicht verschoben. Im Bereich des
Untersuchungen noch an, alle also sämtlich am nördli-
Fahnenheiligtums mag die erste Phase des Kastells
chen Abschnitt der vorderen Strecke, lassen einen Ver-
etwas länger bestanden haben als in der Umwehrung.
gleich der Befunde und Funde zu, die über die im OR~
Funde, die uns von der Stratigraphie her erlauben, die
vorgelegten Ergebnisse hinausgehen. Aber auch. dte
frühe Anlage in den principia zu datieren, gibt es eben-
Altfunde haben für einen Vergleich noch durchaus thre
falls leider nicht.
Bedeutung.

Die Funde aus dem Kastell Miltenberg-Altstadt


Die Befunde im Kastell Miltenberg-Altstadt
Unter den bei den Befunden genannten Umständen
Hier ist nur über die neueren Grabungen zu berichten.
müssen die ältesten Fundstücke aus dem Gesamtmate-
Abzuwarten bleibt, ob es in der Haselburg und in Wall-
rial herangezogen werden. Bei den Altfunden können
dürn analoge oder konträre Befunde gibt bzw. geben
wir nur auf das im ORL vorgelegte Material zurück-
wird.
greifen, soweit es noch vorhanden ist. Die alten Fu~de
Im vorigenJahrhundertwar nur das Steinkastell ermit-
werden im Miltenberger Museum aufbewahrt, smd
telt worden. Dieses hatte aber, wie die jüngeren Gra-
weitgehend nicht inventarisiert und mit den Funden
bungen gezeigt haben, eine Vorgängeranlage in Holz-
der privaten Sammlung von W. CoNRADY vermischt,
Erde- Bauweise, die in Lage und Größe genau dem
die dieser von seinem Onkel FRIEDRICH GusTAV
Steinkastell entsprach. Funde können dieser ersten
HABEL geerbt hatte, und die u.a. Objekte des l.Jahr-
Anlage nicht mit Eindeutigkeit zugewiesen werden.
hunderts aus der Rhein-Main-Ebene enthält 18 .
Diese erste Umwehrung scheint sehr bald nach der
Bei den Altfunden haben die Ziegelstempel der
Belegung des Platzes durch die steinerne Anlage ersetzt
8. Legion aus dem Badegebäude in der Chronologiedis-
worden zu sein.
kussion eine Rolle gespielt. D. BAATZ hat dazu jüngst
Nur unter dem Fahnenheiligtum, das zum steiner- Faz1t:
. » N ac h
noch einmal Stellung genommen 19 , sem .
nen Ausbau des Kastells gehörte, konnte eine weitere
den Neufunden aus Osterburken läßt sich das Vorkom-
ältere Anlage festgestellt werden 17 • Die Fundamente
men von Ziegeln der 8. Legion im Kastellbad von Mil-
des ersten Fahnenheiligtums waren verhältnismäßig
tenberg allerdings nicht mehr als Argument dafür ver-
schwach, sie haben vermutlich nur einen Fachwerkbau
wenden, daß Miltenberg von den Römern eher als die
getragen. Dieser wurde niedergelegt - eine Zerstörung
anderen Kastellorte des jüngeren Limes besetzt worden
durch Feuer liegt nicht vor - um dem steinernen Bau
sei«. Die Neufunde von Ziegelstempeln aus dem apo-
Platz zu machen. Dieser bezieht die älteren Funda-
dyterium des Miltenberger Bades verändern das Bild
gegenüber den Altfunden nicht. .
Abb. 2 Die Soldatenfibeln A 15. M.l :2. Die Fibeln schließen einen früheren Ansatz, ohne thn
allein zu beweisen, nicht aus. Bei denneueren Grabun-
gen wurden zwei eingliedrige bronzene Drahtfibeln
(Abb.2), sog. Soldatenfibeln, Form Almgren 15, Va-
riante B nach BöHME 20 , gefunden. Mit Ausnahme von
Osterburken fehlten sie bisher am vorderen Limes. Sie
sind in die Zeit von Domitian bis Hadrian zu datieren.

102
Ware besonders desolat. Sie kommt auch in der Hasel-
50 51 burg und in Walldürn vor 27 • Solange diese Ware nach
ihrem Vorkommen an den limitesundnicht nach ande-
ren tragfähigen Kriterien datiert wird, nützt sie uns bei
der Lösung der chronologischen Fragen nichts.
Bei den Stempeln der unverzierten Terra Sigillata
(Abb.4) ist die Anzahl der vermutlich frühen Belege
etwas größer. Unter den Altfunden gibt es die Stempel
des Peculiaris und des Petrullus 28 • Soweit mir bekannt
ist, fehlen sie sonst an der vorderen Linie. Sie gehören
Abb. 4 Stempel auf unverzierter Sigillata von Miltenberg, aber zu den Funden des Erdkastells der Saalburg 29 • In
dem Erdkastell der Saalburg und Walldürn. M. 1: 1. Miltenberg sind die Stempel je einmal, auf der Saalburg
je zweimal belegt 30 •
Vereinzelt sollen sie noch in nachhadrianischen Fund- Der Stempel des Tritus ist mir, wenn auch in etwas
komplexen auftreten 21 • anderer Ausprägung, vom vorderen Limes nur noch
Die Terra Sigillata läßt mit wenigen Stücken ebenfalls aus Walldürn bekannt 31 • In Miltenberg kommt er unter
den Schluß auf einen früheren Ansatz zu. Ihre Zahl ist den Neufunden einmal vor. Seine Frühdatierung ist
gering, aber ich stelle ihr Vorkommen hier zur Diskus- durch die zeitliche Gleichsetzung mit den Stempeln des
siOn. Erdkastells der Saalburg gegeben 32 .
Die Formen nach Dragendorff, Ludovici usw. liefern Ein Stempel des Boudus ist je einmal unter den Alt- und
bei den Alt- und bei denN eufunden in ihrem Vorkom- Neufunden vertreten 33 . Auch unter den Stempeln des
men und mengenmäßigen Anteilen etwa dasselbe Bild. Erdkastells der Saalburg kop:1mt er vor, allerdings in
Hier gibt es keinen Ansatz, die chronologischen Fra- einer anderen Ausprägung 34 • Der Miltenberger Stem-
gen neu aufzurollen. pel ist gleich mit denen von Kesselstadt 35 , Okarben 36
Bei den Reliefsigillaten haben wir im Altbestand eine und Obernburg 37 •
Randscherbe des Satto 22 • Seine Ware ist, wenn ich den Wir haben nur einige,Schlaglichter auf Funde fallen las-
Forschungsstand richtig überblicke 23 , vor ± 155 sen können, die uns wichtig schienen, auf die Proble-
n. Chr. zu datieren 24 • Die Randscherbeist im ORLnicht matik der chronologischen Fragen hinzuweisen. Eine
abgebildet 25 . Unter denN eufunden gibt es zwei zusam- klare Beantwortung dieser Fragen ist nicht mit der Dis-
menpassende Randscherben einer Schüssel des Gesatus kussion von Einzelfunden möglich. Eine breite statisti-
aus Lavoye 26 (Abb. 3 ). Ware dieser Produktion ist neu sche Analyse mit weiträumigem Vergleich wird aber
für Miltenberg. Nun ist der Forschungsstand für diese eine tragfähigere Basis abgeben.

Anmerkungen

Bei der Ankündigung dieses Vortrags wußte Verfasser noch 9 CIL XIII 6561.
nichts von der in Neckarburken neu entdeckten Inschrift, sonst 10 G. ALFÖLDY, Caius Popilius Carus Pedo und die Vorverlegung
wäre das Thema etwas anders formuliert worden. des obergermanischen Limes. Fundber. Baden-Württemberg 8,
2 ORL B Nr. 38 (1910). 1983, 55-67.
3 Klio 7, 1907, 101 ff. Vgl. B. BECKMANN u. a., Neuere Ausgrabun- 11 ALFÖLDY a.a.O. 55.
gen im römischen Limeskastell Miltenberg-Altstadt und im mit- 12 ORL B Nr. 53 (1898).
telalterlichen Walehusen. Jahresbericht der Bayerischen Boden- 13 E. ScHALLMAYER, Das zweite römische Militärbad von Elztal-
denkmalpflege 17-18, 1976-1977, 66ff. Neckarburken, Neckar-Odenwald-Kreis, mit neuen Inschrif-
4 Die Mitteilungen im Limesblatt bleiben hier unberücksichtigt. ten. Fundber. Baden-Württemberg 9, 1984, 4 35 ff. Ich danke
5 Nach einer Erörterung, die ihm für einen trajanischen Zeitansatz E. ScHALLMAYER sehr herzlich für die Überlassung seines Manu-
der Gesamtstrecke zu sprechen scheint und Hinweise auf die skriptes.
ältere Forschung, die dies ebenfalls angenommen hatte, sagt er, 14 E. ScHALLMAYER, Bericht über die neugefundene Neckarbur-
a. a. 0. S. 104, daß auch das keramische Material Miltenbergs die- kener Inschrift, Fundbericht Baden-Württemberg 9, 1984,
sen frühen Zeitansatz, Baubeginn etwa um 138 n. Chr., erfor- 435ff.
dere. Eine Begründung gibt er allerdings nicht. 15 Der Annex des Osterburkener Kastells, ORL B Nr.40 (1895),
6 Dabei ist allerdings zu beachten, daß wir nicht einem Zirkel- wird in commodianische Zeit datiert. Der Annex wird vermut-
schluß erliegen, denn vielfach wird das Auftreten von Terra Sigil- lich mit den Brittones Elantienses belegt. Ob er aber nicht schon
lata mit postulierten Daten der vorderen und hinteren Strecke früher an der vorderen Strecke nachzuweisen ist, ist bei unseren,
begründet, wie wir weiter unten noch ausführen werden. überwiegend auf den Grabungen der Reichslimeskommission
7 ORL B Nr.56 (1898); CIL XIII 6469 beruhenden Wissensstand, nicht auszuschließen.
8 ORLBNr.41(1909). 16 ORL B Nr.39 (1903).

103
17 Diese Ergebnisse sind in dem Vorbericht, vgl. Anm. 3, noch nicht 28 Peculife und Petrullus FX, vgl. ORL B Nr.38 (1910) V c Nr.28.
bekanntgegeben worden. 30.
18 Eine Inventarisation der Funde ist begonnen worden. 29 H. ScHÖNBERGER, Die Namenstempel auf der glatten Sigillata
19 Fundber. Baden-Württemberg 4, 1979, 132. aus dem Erdkastell der Saalburg. Saalburg-J ahrb. 27, 1970, 26
20 A. BöHME, Die Fibeln der Kastelle Saalburg und ZugmanteL Abb. 2, 50. 51.
Saalburg-Jahrb. 29, 1972, 14. 30 Unter der Fundort-Angabe »Spitzgraben« könnten sich nicht-
21 Ob diese Datierung begründet ist, konnte ich noch nicht fest- erkannte jüngere Anlagen verbergen. Dies ist aber nicht sehr
stellen. wahrscheinlich. Eine Nachprüfung war mir noch nicht mög-
22 ORL B Nr. 38 (1910) 57 Nr.1 (Kap. V, Ab). lich.
23 Frau Dr. B. 0LDENSTEIN ist für Auskünfte sehr herzlich zu 31 ORL B Nr.39 (1903) 17, Nr.9
danken. 32 H. ScHÖNBERGER u. H. G. SrMoN, Die mittelkaiserzeitliche
24 Soweit ich feststellen konnte, hat die Arbeit von M. LuTz, L'ate- Terra Sigillata von Neuss. Novaesium II = Limesforsch. 7 (Ber-
lier de Saturninus et de Satto a Mittelbronn, Gallia-Suppl. 22 lin 1966) 26, Nr.116.
(Paris 1970) nicht in allen Punkten volle Zustimmung erfahren. 33 ORL B Nr.38 (1910) 59 Abb.10,7. Vgl. BECKMANN a.a.O. (wie
25 Das Original habe ich im Altbestand noch nicht ausfindig machen Anm.3) 96, Nr.5 mit Abb.29,1.
können. 34 Vgl. ScHÖNBERGER a.a.O. (wie Anm.29) 26 Abb.2, Nr.16.
26 Vgl. Anm.3, S. 96 Nr.14 Abb.27,2. 35 ORL B Nr.24 (1898) 7, Nr.6.
27 Die Auskunft verdanke ich den mit diesen Funden beschäftigten 36 ORL B Nr.25a (1902) 21, Nr. 8 mit Abb.S.21,8.
Kolleginnen und Kollegen. 37 ORL B Nr.35 (1903) 35, Nr.4.

104
Militärstationen und frührömische Besiedlung
in augusteisch-tiberischer Zeit am nördlichen Oberrhein
HELMUT BERNHARD

Stand der Forschung augusteischen Legionslagers Mainz fehlen bisher frühe


Funde oder Befunde, so daß sich die Betrachtung
Während der niedergermanische Limes der Frühzeit mehrheitlich auf den pfälzischen Raum beschränken
durch die Untersuchungen von M. GECHTER nunmehr muß.
summarisch überschaubar ist 1, das Legionslager Mainz
durch die Forschungen von D. BAATZ in Grundzügen
bekannt ist 2 und die Militäranlagen nördlich des Main Siedlungsverhältnisse im l.J ahrhundert v. Chr.
durch die Arbeiten von H. ScHÖNBERG ER und H.-
G. SIMON beurteilt werden können 3 , sind die Verhält- Ebenso unzureichend bekannt ist bisher die spätkelti-
nisse am nördlichen Oberrhein zwischen dem nördli- sche Besiedlung des gleichen Raumes. Eine umfassende
chen Elsaß und Mainz ungleich schwieriger nachzu- Darstellung mit Vorlage aller Funde oder gar neue Gra-
vollziehen. bungen stehen nach wie vor aus 5 .
In diesem Raum kommt bislang allein Speyer mit frü- In diesem Gebiet spielt das große Oppidum auf dem
hen Sigillatafunden, die seit den Ausgrabungen von Donnersberg, Gemeinde Dannenfels, Kreis Kirch-
F. SPRATER im Jahre 1927 bekannt sind\ besondere heimbolanden, für das Ende. der spätkeltischen Zivili-
Bedeutung zu. Etwa aus Worms oder dem Umfeld des sation eine wesentliche Rolle. Jedenfalls scheinen das

Abb.l Spätkeltische Besiedlung am nördlichen Oberrhein. Kartiert sind vornehmlich Grabfunde. (Nach LENZ-BERNHARD).

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105
Ende dieses keltischen Hauptzentrums und der Beginn
der römischen Okkupation spätestens zwischen 13 und
11 v. Chr. in keinem Zusammenhang zu stehen. Die
jüngste Latenephase D 2 ist dort bislang nicht überzeu-
gend vertreten 6 •
Der Kartenentwurf Abbildung 1 zeigt mit der Kartie-
rung spätkeltischer Grabfunde eine relativ dichte
Besiedlung während der Latenephasen D 1 und D 2 7 •
Die Zuweisung dieser Funde an historisch bezeugte
Stämme wie Mediomatriker oder Treverer ist schwer zu
vollziehen. Zuletzt vertrat J. KRIER wieder für das
nördliche Rheinhessen die Zuweisung an die Treverer 8•
Dort stellt sich für die Kaiserzeit auch noch die Frage
nach den Siedlungsgebieten der Aresaces und Cairaca-
tes. Die Siedlungs- und Sozial-Struktur der Bevölke-
rung am Rhein in caesarisch-frühaugusteischer Zeit
läßt sich aus den Bodenfunden im Gegensatz etwa zum
Mosel- und unterenNahegebiet mit Wagengräbern und
befestigten Adelssitzen nur schwer erhellen 9 •

Die Okkupationszeit

Abb. 2 Speyer. Spätkeltische Fundplätze (1. 2), Lage des Bei der Vorverlegung der Legionen spielte der ober-
frührömischen Lagers A (3 ). M. 1 :25 000. rheinische Raum nur eine untergeordnete Rolle. Erst
seit 10 v. Chr. gingen von Mainz aus Feldzüge gegen
Abb. 3 Speyer. Siebertplatz, spätkeltischer Siedlungsfund. die Germanen vor 10 • Eine Sicherung der Rheinzone
M.1:3. zwischen dem (Legions)lager Dangstetten am Hoch-

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Abb.4 Speyer. Frührömische Keramik, 1-4 aus dem Graben von Lager A. 5-12 Alter Markt, Grube von 1977. 1-3,5-11
Terra Sigillata, 4. 12 Terra Rubra. M. 1 :2.

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Abb. 5 Speyer. Alter Markt, Frührömische Keramik aus der Grube von 1977. 1-7 Scheibenware, 8-11 gewülstete Ware.
M.1:3.

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Abb.6 Speyer. Kornmarkt, spätaugusteische Funde aus der Grube von 1979. 1-11 Drehscheibenware, 12. 13 gewülstete
Ware. M, 1:3.

109
rhein und dem Standlager der legio XIV Gemina und Speyer
der legio XVI (Gallica) in Mainz zur Okkupationszeit
scheint für die Schweiz nur mit Windisch und Basel Spätkeltische Siedlungen
belegt 11 • Für das Lager Sasbach an der Stelle eines spät-
keltischen Oppidums ist ein Zeitansatz in der Okkupa- Auf der hochwasserfreien Speyerer Niederterrasse
tionszeit durchaus möglich 12 . Linksrheinisch kommen befanden sich in spätkeltischer Zeit nach Ausweis von
nur Ungersheim 13 und Straßburg 14 mit frühen Funden Grabarealen zwei Gehöftgruppen (Abb. 2, 1. 2), wobei
in Betracht, die sich jedoch noch der genaueren Beur- die östlich gelegene Siedlung Nr. 2 bis weit in die zweite
teilung entziehen. Erst in Speyer liegt wieder frühes Hälfte des !.Jahrhunderts v. Chr. hineinreichte. Zu
Material vor, das für einen Posten der Okkupations- diesem Punkt gehört als Neufund des Jahres 1983 ein
zeit, d. h. für ein »Drususkastell«, herangezogen wer- Grubeninhalt mit spätkeltischer feiner Drehscheiben-
den kann. ware mit Flaschen (Abb.3, 6. 7), eiförmigen Töpfen

Abb. 7 Speyer. Spätkeltische und früheströmische Fundstel- Spätkeltische Gräber; IV Siebertplatz, spätkeltischer Sied-
len. 1 Alter Markt, Grube von 1977; 2 Graben von Lager A; 3 lungsfund; Kreuze, Gräber, z.T. mit Waffenbeigabe; gefüllte
Kornmarkt, Grube von 1979; 4 Siebertplatz, spätaugustei- Dreiecke frühe Arretina. M. 1:10000.
scher Töpferofen; 5 Stiftungskrankenhaus, Grube 428; I-111

110
(Abb. 3, 2. 4. 5 ), Schüsseln (Abb. 3, 3) und Schalen konnten in dem dicht überbauten Gelände bisher nicht
(Abb. 3, 1 ). Die Gefäßformen und die Machart in hell- nachgewiesen werden. Bereits SPRATER postulierte hier
braunem Ton und römisch hartem Brand entsprechen eines der vieldiskutierten Drususkastelle 17 , da in der
völlig einem zeitgleichen Grabfund, der unweit in der Tat einige Keramikstücke aus dem Spitzgraben mit
Johannesstraße geborgen werden konnte. Nach Aus- Funden aus Oberaden zeitgleich zu sein schienen.
weis einer eisernen geschweiften Fibel gehört diese Nach einer Expertise von A. Ox:E setzte SPRATER den
Brandbestattung in die Latenephase D 2 15 . Sigillata-Teller (Abb.4, 1), den Sigillata-Napf (Abb.4,
2) und vor allem den Terra Rubra-Napf (Abb.4, 4) in
die Drususzeit, d. h. in einen Zeitraum zwischen 12
Frühe Kaiserzeit und 9 v. Chr. 18 . Dieses Datum wurde z. B. von
C. M. WELLS verworfen 19 und von ScHÖNBERG ER
Lager A zumindest für das 2.Jahrzehnt v. Chr. mit Skepsis
betrachtet 20 • Beide Autoren folgten damit auch der
Zumindest diese spätkeltische Siedlung könnte noch Meinung von 0. RoLLER 21 •
bestanden haben, als um die Wende zum l.Jahrzehnt Aus der erwähnten Grube von 1977 konnte indes kein
v. Chr. auf der Spitze der Niederterrasse ein Militärpo- Material geborgen werden, das einer Frühdatierung
sten angelegt wurde (Abb.2, 3; 7). Als südliche weiterhilft (Abb.4, 5-11). Die Grubenfüllung ist
Begrenzung konnte SPRATER 1927 einen Spitzgraben durch ein As der 1. Lyoner Altarserie zeitlich etwas
feststellen 16 . 1977 wurde am hypothetischen Nordrand näher bestimmt 22 • Das Sigillata-Service I überwiegt
der Befestigung eine große Abfallgrube untersucht gegenüber Service II etwa mit zwei Dritteln (Abb.4,
(Abb. 7, 1). Weitere Bauspuren dieser frühesten Anlage 5-7. 9 bzw. 8. 10. 11 Auswahl). Darunter sind die

Abb. 8 Speyer. Topographie in spätaugusteisch-claudischer 3 Grabung Heydenreichstraße; 4 Grabung Königsplatz.


Zeit. 1 GrabungJudenhof; 2 Grabung Stiftungskrankenhaus; M.1 :10000.

111
Stücke Nr. 5 und 6 möglicherweise typologisch ältere Zeitgleich mit der ersten Militäranlage sind e1mge
Exemplare des Services I b 23 . Als keramischer Leitfund Brandgräber im Südwesten, darunter zwei Waffengrä-
der spätaugusteischen Zeit erscheint in der Grube die ber mit jeweils einer Lanze und eines mit einem Gla-
Frühform des Terra Rubra- Napfes Form Haltern 80 24 dius29 (Abb. 7, Kreuze). Offensichtlich handelt es sich
(Abb.4, 12). Sicherlich wurde die Grube um die Zei- bei den Bestatteten um Angehörige einheimisch-kelti-
tenwende geschlossen. Unter der umfangreichen scher oder germanischer Auxilien.
» Nicht-Sigillata« ist gewülstete Ware mit ca. 25% ver- Wenig jünger als die Grube von 1977 ist ein Fundkom-
treten. Wichtig ist die eindeutig elbgermanische Terrine plex, der 1979 am Kornmarkt geborgen werden konnte
(Abb. 5, 8), das älteste datierte Stück dieser Gattung in (Abb. 7, 3 ). Unter den in Auswahl dargestellten Fun-
Speyer 25 • Andere gewülstete Ware läßt sich gut im den (Abb. 6) verdient wieder Drehscheibenware kelti-
bekannten keltischen Formenspektrum unterbringen, scher Tradition Interesse (Abb. 6, 9-11 ). Wiederum
wie der Deckelfalztopf ( Abb. 5, 10 ) 26 oder die weit- findet sich dort auch eindeutig germanische Ware
mündige Schüssel (Abb. 5, 11) mit echter süddeutsch- (Abb. 6, 13 ). Mehrheitlich auf die mittelaugusteische
schweizerischer Kammgrübchenverzierung 27 • Zur kel- Zeit beschränkt sind Töpfe mit gerillter Schulter wie
tischen Komponente gehören ferner ausgezeichnet Abbildung 6, 8. Solche Stücke kommen auch in der
gefertigte Drehscheibenware mit eiförmigen Profilen Grube von 1977 ( Abb. 5, 6) und in dem noch zu
wie Abbildung 5, 7. Letzte Ausläufer dieser Töpfertra- besprechenden Fundkomplex von Mutterstadt vor
dition konnten unter dem Töpfereischutt eines spätau- (Abb.10, 4 ). Ein entsprechend früher Fundkomplex
gusteischen Ofens am Siebertplatz 1983 nachgewiesen mit einem solchen Topf konnte im Bereich des späteren
werden (Abb. 7, 4 ). tiberischen Lagervicus geborgen werden 30 •
Für eine Anlage des Speyerer Kastells A in der Drusus- Die beiden frühen Fundkomplexe deuten offensicht-
zeit gibt es derzeit vom Fundmaterial her keine schlüs- lich »Zivile<< Siedlungsbereiche im Umfeld des augu-
sigen Belege, zumal bei der vorliegenden reichlichen steischen Postens an. Die Streuung früher Sigillata-
Sigillata-Serie Service I a bislang völlig fehlt 28 • Funde (Abb. 7, Dreiecke) verdeutlicht diesen Ein-

Abb. 9 Mutterstadt. Ernst-Bohlig-Straße. Terra Sigillata aus der Grube von 1951. M.l :3.

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druck. Andererseits können wir auch von der Größe bestanden neben keltischen deutliche germanische Ele-
des ersten Kastelles völlig falsche Vorstellungen haben. mente, die man mit der historisch belegbaren Über-
siedlung germanischer N emeter, vielleicht um 8
LagerB v. Chr., in Verbindung bringen kann 37 .

In spätaugusteisch/frühtiberische Zeit fällt die Errich-


tung des Lagers B, dessen Entdeckung ebenfalls SPRA- Frührömische Funde aus Mutterstadt, Kreis
TER verdankt wird. Er konnte die Nordfront in der Ludwigshafen
Kleinen Pfaffengasse auf ca. 180 m Länge nachweisen 31
(Abb. 8). Im Kastellinnern fanden 1966 bis 1968 im Aus einem Erdkeller, der bei Bauarbeiten bereits 1951
sogenannten Judenhof Ausgrabungen statt (Abb. 8, in der Ernst-Bohlig-Straße angeschnitten wurde,
1 ) 32 . Im gleichen Zeitraum wurden Siedlungsspuren konnte umfangreiches Keramikmaterial geborgen wer-
eines Ostvicus (?) bei den Domhügelgrabungen ent- den, das bis heute weitgehend unpubliziert geblieben
deckt33. 1977 schließlich konnten inmitten des Westvi- ist 38 . Unter der Sigillata überwiegt Service I mit
cus etwa 3000 m 2 Fläche untersucht werden (Abb. 8, 11 Exemplaren, gegenüber nur zwei Näpfen des Ser-
2). Entlang einer Straße lagen Langhäuser, die teilweise vices II (Abb. 9, 8. 9). Neben Service Ib (Abb. 9, 1. 2)
mehrere Holzbauphasen aufwiesen. In spättiberischer belegt ein nicht näher lesbarer zweizeiliger Radialstem-
Zeit wurde die Bebauung südlich der Straße beseitigt pel einen frühen Zeitansatz 39 . Der Fundkomplex läßt
und ein großer U-förmiger Bau errichtet, der durchaus sich sicher mit Oberaden, Rödgen oder Dangstetten
als Marktforum anzusprechen ist 34 . zeitlich gleichsetzen. Neben römischer Feinware wie
Das umfangreiche Fundmaterial des Vicusausschnittes Nigra und Rubra ( Abb. 10, 1. 3 bzw. 2. 12 ), feiner
gibt willkommene Hinweise auf die Gründung von Drehscheibenware in keltischer Tradition (Abb.10, 6.
vicus und Lager B. Unter der größeren Menge »itali- 7. 14. 15) tritt gewülstete Ware mit ca. SO% Anteil auf.
scher« Sigillata befindet sich noch Service I mit klassi- Während die verzierte Grobware (Abb.10, 16-18)
schen und verHauten Formen. Eine Gründung von durchaus noch mit keltischen »Kochtopfformen« ver-
Kastell B mit den vici »um 15 n. Chr.« erscheint ver- gleichbar ist 40 , finden die Schüsselformen (Abb.10,
tretbar. Ob dieses Lager erst mit der Einrichtung des 8-11) auch in ihrer s,orgfältigen Oberflächenbehand-
»Rheinlimes « unter Tiberius errichtet wurde oder lung keine unmittelbaren keltischen Parallelen. Vor
schon in der Spätzeit des Augustus als direkter Ersatz allem das Profil (Abb.10, 8) mit verdickt fazettiertem
für Lager A, bleibt vorerst offen. Rand weist auf elbgermanische Zusammenhänge. Den
militärischen Charakter der Fundstelle mag eine Lan-
Lager C zenspitze und ein Dolch unterstreichen. Beide Stücke
sind jedoch im Augenblick nicht mehr nachweisbar.
Westlich vor der Nordwestecke von Lager B stellte Im gesamten Neubaubereich der Ernst-Bohlig-Straße
SPRATER Grabenspuren eines weiteren Kastelles fest, ist eine dichte römische Bebauung seit dem Ende des
das als Lager C in claudisch-vespasianischer Zeit nach l.Jahrhunderts n. Chr. nachzuweisen. Lediglich ein
einem Hochwassereinbruch das ältere Lager ersetzt Grubeninhalt, der in der Nachbarschaft aufgedeckt
habe 35 . Inmitten dieses Kastellbereiches wurden 1979 wurde, ist mit einem Dolium und einem Topfrand ähn-
und 1980 größere Ausgrabungen nötig (Abb. 8, 3 = lich Abbildung 10, 5 mit dem frühen Komplex zeit-
Heydenreichstraße; 8, 4 = Königplatz ). In beiden Fäl- gleich41.
len wurden jedoch einheitlich ausgerichtete Holzbau- Das Gebiet war auch in spätkeltischer Zeit besiedelt 42 ,
spuren tiberischer Zeit angetroffen, die ganz offen- jedoch reichen die Funde nicht aus, diese Siedlung zeit-
sichtlich zu einer Militäranlage gehören dürften. Clau- lich näher zu fixieren. Feine Drehscheibenware der
disch-flavische Bauspuren sind in der Heydenreich- letzten Latenephase liegt z. B. nicht vor. So ist auch
straße einem Gewerbebereich mit Töpferei und Metall- nicht zu entscheiden, ob die Grube von 1951 innerhalb
verarbeitung, also einer fabrica, zuzuordnen 36 . einer bestehenden keltischen Siedlung angelegt wurde
Für Speyer in frührömischer Zeit gilt weitgehend noch oder zu einer Neugründung der Zeit um 10 v. Chr.
das von SPRATER 1927 bestimmte Bild mit drei Erdka- gehört. Spuren einer Befestigung mit Graben und Wall
stellen. Lediglich für Lager C ließ sich nunmehr ein sind nicht nachgewiesen, so daß man den Befund nicht
älterer Vorgängerbau feststellen, dessen Zusammen- unbedingt als Militärposten deuten muß 43 . Der außer-
hang mit dem zeitgleichen Lager B noch unklar ist. ordentlich hohe Anteil gewülsteter Ware deutet eher
Wichtig und beispielhaft ist die mögliche Siedlungs- auf einheimischen Zusammenhang. Jedenfalls standen
kontinuität des Platzes. Soweit man Aussagen mit den die Personen in dieser Siedlung in engem Kontakt zur
doch recht typischen Keramikspektren wagen kann, römischen Okkupationsmacht. Das umfangreiche Ta-

113
felgeschirr bezeugt einerseits Kaufkraft, andererseits Geschirres gebietet, hat es den Anschein, als ob die
das Bemühen um römische Tischsitten. Dieses Bild Anlage in römischer Zeit nicht lange bestanden hat.
paßt vorzüglich zu einer keltisch/germanischen Perso- Das Spektrum reicht allenfalls in spätaugusteisch-früh-
nengruppe, die etwa als Miliz besondere Aufgaben zu tiberische Zeit hinein. Die überaus große Menge ein-
erfüllen hatte und dafür mit den Segnungen der römi- heimisch keltischer Ware zeigt, daß die nach den Bau-
schen »Reichskultur« verwöhnt wurde 44 • spuren recht kurze Siedlungszeit mehrheitlich in den
jüngsten Abschnitt der Spätlatenezeit, somit Latene D
2 fällt.
Die befestigte Siedlung Westheim, Kreis Die quadratische Form der Siedlung findet zunächst
Germersheirn nur Parallelen in den spätkeltischen Vierecksschanzen,
und man muß sich fragen, ob es sich bei den jetzt auch
Zwischen 1979 und 1983 wurde im Bereich einer pro- im Oberrheingebiet häufenden Anlagen immer um
jektierten Straßentrasse eine Siedlung von 100 X 90 m Kultplätze 46 handeln muß und nicht nur um befestigte
Größe ausgegraben, die mit Wall und Graben umgeben Hofsiedlungen, die in dieser Form durchaus seit der
war (Abb.11 ). Hinter einem4mbreiten umlaufenden älteren Eisenzeit nachweisbar sind 47 •
Spitzgraben und einer 3 m breiten Berme erhob sich Bei dem überaus mangelhaften Stand der eisenzeitli-
eine 1,50 m breite Holzerdemauer. In zwei parallele chen Siedlungsforschung ist es derzeit müßig zu fragen,
Gräbchen war jeweils eine dichte Palisadenreihe aus ob es sich bei dem Siedlungs-Typ Westheim etwa um
runden, 15 bis 20 cm dicken Stämmen eingestellt wor- die gängige spätkeltische befestigte Flachlandsiedlung
den. Toranlagen wurden im ergrabenen Bereich nicht handelt.
festgestellt. Ebenso fehlen eindeutig nachweisbare Die Siedlung von Westheim hat nach den dargelegten
Türme, falls man nicht einen 3 X 3 m großen in den chronologischen Vorstellungen schon vor der römi-
Wall eingestellten Pfostenbau an der Nordfront als schen Okkupation, also vor 13/11 v. Chr. bestanden
einen solchen Turm ansprechen will (Abb.11). Im oder wurde erst als Folge dieser Ereignisse mit ganz
Innern wurden mindestens 5 Pfostenbauten von bestimmten Aufgaben errichtet. Das Fehlen germani-
11 X 8, 10 X 9, 7 X 10 und 8 X 5 m Größe nachgewie- scher Ware, die :wie die Beispiele aus Speyer und Mut-
sen. Im südlichen Vorfeld konnte ein weiterer Bau von terstadt zeigen, schon zu diesem Zeitpunkt zu erwarten
8 X 5 m Größe nachgewiesen werden. Zu der Siedlung wäre, deutet vielmehr auf rein keltischen Charakter der
gehörten ferner mindestens zwei Brunnen. Westheimer Bewohner. Nur wenige 100 Meter süd-
Alle Bauspuren weisen lediglich eine Phase auf, so daß westlich der Siedlung wurde ein Grabfund mit einem
die Siedlung sicher nicht allzu lange Bestand hatte. Doppelhenkeltopf der Form Rödgen 43 geborgen, der
Funde im Siedlungsbereich sind spärlich. Nahezu das nachdem diese Form neben dem Lager Rödgen auch in
gesamte Fundmaterial, überwiegend Keramik, wurde Neuß 48 nachzuweisen ist, nun nicht mehr als unter-
aus der Verfüllung des Grabens geborgen. Etwa 95% schobener Fund zu gelten hat, wie ich noch 1976
der Keramik gehören zu einheimisch keltischer Ware. glaubte 49 • Mit diesem frühen, sicher mittelaugustei-
Die Grobware (Abb.12, 1-6) fügt sich gut in das Spek- schen Grab läßt sich in unmittelbarer Nähe der Sied-
trum spätlatenezeitlicher Keramik am Oberrhein ein. lung Westheim eine weitere frühe, bisher nicht genauer
Unter der feinen Drehscheibenware herrschen wie- lokalisierte Siedlung belegen.
derum Formen des jüngsten Latenehorizontes mit Die Siedlung Westheim liegt nun am Ostrand einer
eiförmiger Gefäßgestalt vor (Abb.12, 8-15). Die kleinen Fundprovinz mit frühen Waffengräbern um
Oberflächen reichen von gut geglätteten schwarzen Landau, die H. J. ENGELS 1972 herausgearbeitet hat. In
Überzügen bis zu sandig rauhen Techniken, wie sie aus den zahlreichen Waffengräbern, überwiegend an Plät-
Speyer bekannt sind. Möglicherweise Beziehungen zur zen von späteren römischen Gutshöfen, sah ENGELS
Töpferware des Nahe-Glan-Raumes bietet das Töpf- mit Recht Zeugnisse germanischer Militärsiedler 50 • Die
chen (Abb.12, 12) mit lederbrauner Oberfläche und Beigaben der Gräber lassen kaum eine feinere Datie-
roter Streifenbemalung 45 • rung als in augusteisch-tiberische Zeit zu 51 • In mittel-
Die geringe römische Ware beschränkt sich auf Trans- augusteische Zeit gehört allenfalls das von K. W. KAI-
portgefäße (Abb.13, 1. 2), darunter das Randstück SER vorgelegte »Suebengrab « von Landau, das aus einer
einer Weinamphore der Form Dresse! Ib. Neben Krü- Nekropole mit weiteren germanischen Gräbern
gen (Abb.13, 3) und Schrägrandtöpfen (Abb.13, 5) fin- stammt 52 •
den sich frühe Terra Rubra-Teller mit rotem Innenüber- Es wäre also durchaus möglich, daß sich die Siedlung
zug (Abb.13, 4 ). Sigillata ist mit atypischen, aber deut- Westheim und die anschließende Waffengräbergruppe
lich erkennbaren »italischen« Gefäßscherben vertreten. zeitlich ausschließen. Die Frage, ob hier in einem
Bei aller Vorsicht, welche die geringe Menge römischen begrenzten Gebiet keltische Funktionsträger gegen

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Abb.10 Mutterstadt. Ernst-Bohlig-Straße. Keramik aus der Grube von 1951. 1-7, 12-15 Drehscheibenware, 8-11, 16-18
gewülstete Ware. M.1 :3.

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Abb. 11 Westheim. Befestigte Siedlung. Schraffiert: Hausgrundrisse.

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Abb.12 Westheim. Spätkeltische Keramik aus der befestigten Siedlung. 1-7 gewülstete Ware, 8-15 Drehscheibenware.
M.1:3.

117
------______,~/ 4
----

~ 1--;}
3 ~6
Abb.13 Westheim. Römische Keramik aus der befestigten Siedlung. M.l :3.

Abb.14 Besiedlung augusteisch/tiberischer Zeit am nördli- germanische ausgetauscht wurden, hieße jedoch die
chen Oberrhein. (Nach LENZ-BERNHARD, mit Ergän- Quellenlage überfordern.
zungen).

e Nekropolen, die schon in mittelaugusteischer Zeit


Frühe ländliche Besiedlung
oder früher beginnen.
@ Erwähnte ländliche Siedlungen
W Waffengräber Die römische Einzelhoflandschaft mit Gutshöfen in
<> Augusteische Militärlager regelmäßigen Abständen erscheint auf dem flachen
+ Tiberische Militärlager Land hinter der tiberischen Militärgrenze als Ausdruck
römischer Planung und Dezentralisierung einstiger
keltischer Machtzentren. Ein Vergleich mit dem vor-
ausgehenden spätkeltischen Siedlungsbild ist aus For-
schungsgründen kaum zu ziehen; jedoch muß sich die
römische Einzelhoflandschaft gegenüber den spätkelti-
schen Hofsiedlungen keineswegs als revolutionäre
Neuerung darstellen 53 •
Im Oberrheintal setzt die ländliche Besiedlung unmit-
telbar nach der Okkupation ein. In spätaugusteisch-
tiberischer Zeit bestanden überall auf dem flachen Land
Holzbauten, aus denen spätere in Stein gebaute villae

~,~rr-- rusticae hervorgegangen sind (Abb.14 ). Im pfälzischen


Bereich sind in diesem Zusammenhang größere Sied-
7~ ew
lungsausschnitte aus Neustadt-Mußbach, Wachen-
heim, Kreis Bad Dürkheim, und Dannstadt-Schauern-
~
heim, Kreis Ludwigshafen, zu erwähnen (Abb. 14 ).
Die gute Versorgung mit römischer Feinkeramik zeigt
neben dem Wohlstand die rasche Romanisierung der
Bevölkerung. Dennoch lassen sich weder keltisch ein-
heimische Traditionen noch die germanischen Neu-
siedler verleugnen 54 • Die Keramikauswahl aus zwei
Gruben tiberischer Zeit der Siedlung Dannstadt-
Schauernheim mag letztere Gruppe mit zwei germani-

118
I

6 7

10

Abb.15 Dannstadt-Schauernheim. 1-9 Kellergrube Sc; 10. 11 Grube 5 b. 1.11 gewülstete Ware, 2-10 Drehscheibenware.
M.1:3.

119
sehen Terrinen (Abb.15, 1. 11) verdeutlichen 55 • Der reiche früheNekropolenmit Waffengräbern im Gegen-
Anteil der germanischen Bevölkerung in größeren satz zur Rheinzone rein keltische Elemente 57 , die
Gemeinwesen und auf dem Lande erscheint zumindest zumindest noch bis in flavische Zeit ihre Traditionen
im Gebiet der späteren civitas N emetum recht hoch. halten konnten.
Für das nördlich anschließende Gebiet der ebenfalls Für das nördliche Oberrheingebiet zeigen sich abseits
germanischen Vangionen gibt es bisher kaum entspre- des militärischen Geschehens seit der spätkeltischen
chende Funde. Dies ist jedoch sicher nur durch den Zeit wichtige Siedlungsmodelle, die in eindrucksvoller
schlechteren Forschungsstand bedingt. Weise unser lückenhaftes Bild von den Anfängen der
Vor der Rheingrenze nahmen seit tiberisch-claudischer Romanisierung mit der raschen Verschmelzung ver-
Zeit drei germanische Gruppen, wohl im Status von schiedener Ethnikoi bereichern.'~
Föderaten, ähnliche Aufgaben wahr wie ihre ethnisch
verwandten Nachbarn auf Reichsboden 56 •
Im Bergland zwischen Mosel und Nahe bezeugen zahl- ':- Manuskript abgeschlossen Ende 1983.

Anmerkungen

M. GECHTER, Die Anfänge des Niedergermanischen Limes. Bon- 14 J.J.HATT, Akten 3.Limeskongreß Rheinfelden 51.
nerJahrb.179, 1979,1 ff. 15 Dazu zuletzt: H. BERNHARD, Beiträge zur römischen Besiedlung
2 D. BAATZ, Mogontiacum. Neue Untersuchungen am römischen im Hinterland von Speyer. Mitt. Hist. Ver. Pfalz 73, 1976, 76
Legionslager in Mainz. Limesforsch. 4 (Berlin 1962). Taf.29, 1-6.
3 H. ScHÖNHERGER u. H.-G. SrMON, Römerlager Rödgen. Limes- 16 Anm.4.
forsch. 15 (Berlin 1976 ). 17 H.NESSELHAUF, Jahrb. RGZM 7,1960,152.- SIMON a.a.O.
4 F. SPRATER, Vom römischen Speyer. Pfälzisches Museum 45, (wie Anm. 3) 252 f. mit positiverer Sicht: Mit Posten besetzte
1928, 8 ff. Ders., Die Pfalz unter den Römern 1. Veröffentl. Wegeverbindung zwischen Hochrhein und Mainz bzw. Vetera.
Pfälz. Ges. Förderung Wiss. 7 (Speyer 1929) 21 Abb.12. 18 Anm. 4. Ferner der Briefwechsel in den Ortsakten des Histori-
5 Nahegebiet und Rheinhessen: W. DEHN, Kreuznach. Kat. west- schen Museums Speyer.
und süddeutscher Altertumssammlungen 7 (Berlin 1941 ). 19 C. M. WELLs, The German Policy of Augustus. An Examination of
B. STÜMPEL, Spätlatenekeramik in Rheinhessen. Eine Untersu- the Archaeological Evidence (Oxford 1972) 97f. mitAnm.4; 247.
chung zur Wangionenfrage. (U ngedruckte Diss., Mainz 1955 ). 20 H.SCHÖNBERGER,JRS 59,1969,145.
Dieser Raum ist jetzt zusammen mit den frührömischen Funden 21 Jedoch ist in seinem Aufsatz in: Zeitschr. f. Gesch. Oberrhein
erfaßt in der Arbeit von G. LENZ-BERNHARD, Die Spätlatenezeit 117, 1969, 3 eine militärische Anlage »um 10 v. Chr. « nicht aus-
und die frühe römische Kaiserzeit in Rheinhessen und im Kreis geschlossen. Von einer Reihe der >>Drususkastelle« am Rhein
Bad Kreuznach. (Ungedruckte Diss., Freiburg 1982). Pfalz: zwischen Mainz und Baselläßt SIMON a. a. 0. (Anm. 3) 253 mit
H.J. ENGELS, Die Hallstatt- und Latenekultur in der Pfalz Anm. 53 nur Speyer gelten; vgl. auch seine Bemerkungen zu den
(Speyer 1967). Ders., Funde der Latenekultur I. Materialh. Vor- Funden aus dem Lagergraben.
und Frühgesch. Pfalz 1 = Veröffentl. Pfälz. Ges. Förderung 22 H. J. ENGELS u. H. BERNHARD, Archäologie in Speyer 1977
Wiss. Speyer 63 (Speyer 1974 ). (Speyer 1978) 26 Abb.16, 5. -Zur Datierung der l.Lyoner
6 Zum Stand der Forschung: K. BITTEL, Der Donnersberg, eine Altar-Serie jüngst H. CHANTRAINE, Die antiken Fundmünzen
keltische Stadtanlage. Abhandl. Geistes- u. Sozialwiss. Kl. von Neuss. Gesamtkatalog der Ausgrabungen 1955-1978. No-
Akad. Wiss. u. Lit. Mainz 8, 1981. Der Fund einer Amphoren- vaesium VIII = Limesforsch. 20 (Berlin 1982) 21 f.
scherbe des Typs Dressel Ib in der Schüttung des jüngsten Walles. 23 Nr.5.6 entsprechen der Form Rödgen 2B;- vergleichbar sind
( BITTEL a. a. 0. 14) zeigt lediglich an, daß am Übergang von aber auch in Haltern die Platten bei S. VON ScHNURBEIN, Die un-
Latene D1/D2 noch gebaut wurde. Ein Keramik- oder Fibel- verzierte Terra Sigillata aus Haltern. Bodenaltertümer Westfalens
spektrum der jüngsten Latenephase fehlt jedoch. 19 (Münster 1982) Taf.1,1. 4. Zur Vorsicht vor zu weitgehender
7 Nach LENZ-BERNHARD a.a.O. (wie Anm.5). >>Feinchronologie« und allzu leichtfertigem Vergleich von >>Seri-
8 J. KRIER, Die Treverer außerhalb ihrer Civitas. Mobilität und en« mahnen die Bemerkungen v. ScHNURBEINS ebd. 29. 37ff.
Aufstieg. Trierer Zeitschr., Beih.5 (Trier 1981) 90 f.; 103 f. 24 SrMON a.a.O. (wie Anm.3) 170.- LENZ-BERNHARD a.a.O. (wie
9 In Rheinhessen gehören die Wagengräber vornehmlich in die Mit- Anm. 5) 140 f.
tellatenezeit. Freundliche Mitteilung Frau LENZ-BERNHARD. 25 Zu weiterer, jüngerer germanischer Ware in Speyer aus dem
10 Ausführlich: SIMON. a.a.O. (wie Anm.3) 247 ff. Bereich von Kastell B H. J. ENGELS, Pfälzer Heimat 22, 1971,
11 Windisch: M. HARTMANN, Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 98 ff. Abb. 25, 16-22.
1979-1980 (1981) 5 ff. Ders., Akten 12.Limeskongreß Stirling 26 G. LENZ-BERNHARD, Alzeyer Geschichtbl.16, 1981, 149 Abb.4,
553 ff.- Basel: A. FuRGER-GuNTI, Die Ausgrabungen im Basler 1.2 (Alzey); - E. HEINZEL, Mainzer Zeitschr. 66, 1971, 169
Münster I. Spätkeltische und augusteische Zeit. Untersuchungen Abb.2b, G 1-3 (Mainz-Weisenau).
zur spätkeltisch-frührömischen Übergangszeit 1. Basler Beitr. 27 Ausführlich F. FISCHER, Germania 44, 1966, 300 (Oppidum
Ur- u. Frühgesch.6 (Derendingen-Solothurn 1981). Altenburg-Rheinau). - G. FINGERLIN, Ber. RGK 51-52,
12 G.FINGERLIN, Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1981 (1982) 1970-1971 (1972) 217 (Dangstetten).
96 ff. 28 Zu einem Auxiliar (?)-Lager mit Service Ia: T. BECHERT, in: Bei-
13 C. BoNNET, Cahiers Alsaciens 20, 1977, 19 Abb. 11. 12. träge zur Archäologie des römischen Rheinlandes 3 = Rheinische

120
Ausgrabungen 12 (Bonn 1972) 172 ff. mit Abb. 13 (Moers-As- gen: E.M. WIGHTMAN, Helinium 17, 1977, 109 f.- In gleichem
berg). Sinn auch H. ScHÖNBERGER gesprächsweise und in der Diskus-
29 H. BERNHARD, in: W. EGER (Hrsg.), Geschichte der Stadt sion nach meinem Referat in Aalen.
Speyer2 (Speyer 1983) 47 Abb. 23, 1. 2. 44 In diesem Sinn sind auch etwa gleichzeitige Grabfunde mit Tafel-
30 Grabung Stiftungskrankenhaus 1977 Grube 28 mit Sigillata Teller geschirr von Kirn, Kreis Bad Kreuznach, und Badenheim, Kreis
Haltern 1, Service Ic; Sigillata-Napf Haltern 78; Rubra-Napf Mainz-Bingen, zu interpretieren. (Freundliche Mitteilung Frau
Haltern 72; Becher Haltern 41/44 a. LENZ-BERNHARD ).
31 F. SPRATER, Pfälzisches Museum 45, 1928, 8 ff. Ders., Pfalz 45 Vgl. etwa streifenbemalte Ware aus dem Gräberfeld von Wahnwe-
a.a.O. (wie Anm.4) 20 ff. Ferner BERNHARD a.a.O (wie gen, Kreis Kusel: H.J. ENGELS, Die Hallstatt- und Latenekultur
Anm.29) 40 ff. in der Pfalz (Speyer 1967) Taf. 42, B; 43, 1.
32 H. J. ENGELS, Pfälzer Heimat 22, 1971, 98 ff. 46 Denkmalpflege in Baden-Württemberg 12, 1983, 5 Abb.9;
33 W. ScHIRMER u. O.TESCHAUER, Pfälzer Heimat 23, 1972, lff. 193 ff. Abb. 6;- Arch. Nachr. Baden 30, 1983, 21 Abb. 8.
Grube B/5/15 mit Sigillata-Teller Haltern 1, Service lc (unpubli- 47 Etwa R. CHRISTLEIN (Hrsg.), Das archäologische Jahr in Bayern
ziert). 1980 (1981) 82 f.; 88 f.
34 ENGELs/BERNHARD a.a .. O. (wie Anm.22); H. BERNHARD, 48 SIMON a.a.O. (wie Anm.3) 97.- M. VEGAS, Die augusteische
Arch. Korrbl. 9, 1979, 101ff. Gebrauchskeramik von Neuss. In: Novaesium VI = Limes-
35 F. SPRATER, Pfälzisches Museum 45, 1928, 9 f. forsch. 14 (Berlin 1975) 42.
36 Unpubliziert. -'-Zum Ofen: Mitt. Hist. Ver. Pfalz 78, 1980, 128 49 H. BERNHARD, Mitt. Hist. Ver. Pfalz 73, 1976, 159 Taf. 27, 8.
Abb.9. 50 H. J. ENGELS, Frührömische Waffengräber aus dem pfälzischen
37 Bereits R. NIERHAUS, Das swebische Gräberfeld von Diersheim. RheintaL Arch. Korrbl. 2, 1972, 183 ff.
Röm.-Germ. Forsch. 28 (Berlin 1966) 228 vermutete für die Tri- 51 ENGELS a.a.O. 187: »l.Hälfte des l.nachchristlichen Jahrhun-
boker eine Übersiedlung 8 v. Chr., gleichzeitig mit der Umsied- derts«. - H. BERNHARD, Mitt. Hist. Verl. Pfalz 73, 1976, 81 f.
lungsaktion der Sugambrer durch Tiberius. Zu diesen ausführlich mit Anm.189.
C. REICHMANN, Zur Besiedlungsgeschichte des Lippemün- 52 K. W. KAISER, Mitt. Hist. Ver. Pfalz 58, 1960, 35 ff.
dungsraumes (Wesel1979) 347 ff. 53 Sicherlich war auch in keltischer Zeit das gesamte benötigte und
38 W. STORCK, PEälzer Heimatbl. 5, Nr.11, 1957, 84 ff. - Mitt. landwirtschaftlich nutzbare Land einzelnen Hofsiedlungen
Hist. Ver. Pfalz 66, 1968, 71 Nr.191, 1; 70, 1972, 74 Nr.5. zugeteilt. So muß sich das keltische Siedlungsbild vom römischen
- H.BERNHARD, Mitt.Hist.Ver. Pfalz 73, 1976, 79 Taf.31, keineswegs wesentlich unterscheiden.
14-24. 54 Aus Neustadt-Mußbach stammt aus einem Fundkomplex tiberi-
39 In Haltern fand sich bei ca. 915 Stempeln nur ein Radialstempel: scher Zeit eine elbgermanische Nadel und eindeutige Keramik:
VON SCHNURBEIN a.a.Ü. (wie Anm.23) 121. Mitt. Hist. Ver. Pfalz 70, 1972, 74 f. Abb. 68. H. BERNHARD,
40 Vergleiche finden sich etwa bei der Grobware in der Siedlung Archäologie im Neustadter Raum. Neuere Ausgrabungen und
Basel-Gasfabrik: (A. FuRGER-GUNTI u. L. BERGER, Katalog und Forschungen (Neustadt 1980) 24 ff.
Tafeln der Funde aus der spätkeltischen Siedlung Basel-Gasfa- 55 Mitt. Hist. Ver. Pfalz 73, 1976, 23 Abb. 21 fälschlich als hallstatt-
brik. Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte 7 (Derendin- zeitliche Funde veröffentlicht, obwohl die Verfüllung der Gru-
gen-Solothurn 1980) Taf. 45. 46. ben mit römischer Keramik als geschlossene Funde zu beurteilen
41 Mitt. Hist. Ver. Pfalz 65, 1967, 76 Nr. 164, 4. sind.
42 Mitt.Hist.Ver. Pfalz 65,1967,76 Nr.164, 3; 70,1972,73 f. Nr. 56 NIERHAUS a.a.O. (wie Anm.37).
159, 3 (Aduatuker Münze = wohl römischer Zusammenhang), 57 H.J. ENGELS, Die Hallstatt- und Latenekultur in der Pfalz
dazu die noch unpubliziert gebliebene Fundstelle Nr.40 Plan (Speyer 1967) Taf. 41 ff. (Wahnwegen). W. HARSTER, Westdt.
Nr.2162/10. Zeitschr. 4, 1885, 283 ff. Taf.15 ff. (Mühlbach). Zusammenfas-
43 Zur Versorgung der einheimischen Bevölkerung in Gallien mit send immer noch G. BEHRENS, Mainzer Zeitschr. 29, 1934, 53 ff.
früher Sigillata und zu militärischen Posten in keltischen Siedlun- mit Abb.22.

121
Nijmegen. R.O.B. Excavations 1980-1983: The 4th Century
J. H. F. BLOEMERS

The excavations begun by the State Service for appeared completely amongst the disturbances to the
Archaeology in 1972 on the push-morain in Nijmegen west. The earliest of the three is at least 7 m wide and
were brought to a satisfactory conclusion in the period 4 m deep, with a remarkably clean fill. The few finds in
1980-1983. 1 For the future, I assume that my it are to be dated to the late 2nd or 3rd century. This
successor, Dr. W.J. H. WILLEMS, will concentrate on clean ditch is cut by a later one with a very dark fill, and
the Kops Plateau, where the protection offered by the by a second, small, V-shaped ditch. From both of these
Dutch Monuments Act runs out in 1995. The emphasis comes material dating to the late 2nd or 3rd century,
of the excavations in the period 1980-1983 has lain pre- perhaps even extending into the 4th century. Finally,
dominantly on the 4th century history of Nijmegen, further to the south, a system of two parallel ditches
although important evidence for the early 1st century was found, enclosing an area 4 to 500 m long, with a
occupation also came to light. Both occupation phases maximum width of about 250 m;i. e. an area of at least
lie in the area around the Valkhof, where the Nijmegen 8 ha (fig. 1, 4 ). 6 Here again there are no traces of a wall
city council has been engaged in extensive renovation and neither is there clear evidence for contemporary
projects since 1979. occupation within.
Despite severe disturbance by medieval and recent con- The date and the sequ~nce of all these ditches is pro-
structions, several ditches belonging to the 4th century blematical. The huge, single ditch certainly dates to the
defences could be identified. 2 In the first place, the 4th century. The coin series from 1969 covers the first
huge ditch which was first recognized in the construc- half of the 4th century, a distribution not altered by our
tion pit of the Cultural Centre De Lindenberg in 1969, more recent excavations. 7 The same is true for the dou-
was picked up again (fig.1, 1; 2). 3 The ditch swung to ble ditch, altho.ugh a few late 4th century coins still
the east just to the north of this point, and could be occur here, and, furthermore, some stray finds from
followed for a distance of well over 150 m. The ditch the last quarter of the 4th century have also been
presumably swings north again somewhere before the reported. The pottery fits in well in this context while
western edge of the 1973 Trajanusplein excavation, at a obviously late 4th and early 5th century material has
point where a valley runs from the morain ridge. The not yet been identified. Looking at the relationship be-
construction of the 16th century fortifications and the tween the ditches and the cemeteries, it would seem
twentieth century bridge over the River Waal have, that the cemeteries are orientated towards the course of
however, destroyed everything in this area for all time. 4 the double ditch. This might then represent an early
The ditch must, therefore, have enclosed the entire area layout, the exceptionally large ditch a later one. The
of the present-day Valkhof, covering approximately three ditches still further out to the north area, at pre-
3 hectares. The dimensions of the V-sectioned ditch are sent, difficult to place in a chronological context with
immense; a width of 14-15 m and a depth of well over any degree of certainty. The absence of structures
5,50 m. The lowest metre of fill is composed of within the defences means that it is to the cemeteries
extremely clean material which becomes increasingly that we must turn for the information on the nature and
dark towards the top. Near the Voerweg, large quan- occupation of the 4th century population living here.
tities of pottery and bone - mainly from horses -were Considerable effort was put into the methodical exca-
collected. No traces of a defensive wall which might vation of one of the two cemeteries which was contem-
have been associated with the ditch could be located, porary to the defences just described. The larger of the
despite a rigorous search. However, it is possible that two, situated in the city centre, may originally have
the wall would have been built on fairly shallow foun- numbered some 1500 interments, 850 of which had
dations, which disappeared long ago in the subsequent been cleared previously (fig.1, 2). 8 Most unusually, the
disturbance of the topsoil. Two large sculptured lime- smaller eastern cemetery, which was at this time known
stone blocks in the fill of the ditch could well have only through occasional reports of finds and some
belonged to a wall constructed of the spoils of earlier extremely limited excavations, could be excavated in
buildings and monuments. 5 Three other ditches were conditions of comparative peace (fig.1, 3 ). Of the esti-
uncovered to the north of the great ditch, and might mated 800-850 graves which the cemetery may have
have run parallel to it, except that they soon dis- contained originally, 327 were cleared. Prior to the

122
excavation, it was attempted to formulate the aims of Budapest, who, by means of biochemical analysis is
the investigation, to enable suitable methods to be able to extract information on biological age, sex,
develop~d accordingly. The primary object was genetical relationships, pathology and relative se-
intended to retrieve the maximum information on the quence of burial, from small samples of human bone.
sociocultural and demographic character of the popula- The results to be described are provisional as yet, since
tion - or a segment thereof- in a settlement dating to archaeological and biochemical work is still in prog-
the 4th century on the Rhine frontier. In this case, the ress. As yet, considerable attention has been directed to
relationship between the military and civilian aspects of the mutual testing of the archaeological and the
both Roman and Germanic population groups was one biochemical results in order to evaluate the accuracy of
important factor in the analysis. the methods used by both.
It was assumed at the outset that the status of an indi- Using a large modern (Hungarian) reference popula-
vidual (i.e. age, sex and social position) would be tion, LENGYEL has been able to establish that in a
maintained in death, and that the demographic com- human skeleton 1) the proportion of phosphorus to
position of a population is reflected in the cemetery. Of carbonate varies as a person ages and 2) that there is a
great importance for the methodology of the investiga- clear difference in the amount of citrate present in the
tion was the fact that in addition to the usual evidence bones of males and of females between about 20 to 50
obtained by archaeological means, physio-anthro- years of age. On the basis of these conclusions he is
pological evidence was also available. Despite the able, with only 5 grams of bone, to estimate the biolog-
extremely poor state of preservation of the bone, this ical age and the sex of pre- and proto-historic human
evidence could be collected due to the cooperation of skeletons. Furthermore, he considers it to be possible
Dr. I. A. LENGYEL, of the Semmelweis Laboratory in to identify the blood groups, certain pathologies in so

Fig.l Nijmegen The Fourth Century Occupation. 1. Large ditch; 2. and 3. Cemeteries; 4. Double ditch. Drawing
~.M.Nijs.

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123
far as these have left biochemical traces in the bones the blood groups of the spectrum, namely B. In the
and, finally, to draw conclusions on the relative order archaeological interpretation it was initially assumed
of burial of the corpses within a specific cemetery. 9 that the cemetery had gradually expanded southwards
LENGYEL proceeded with the results of his analysis in the course of the fourth century from a street along
without prior knowledge of the archaeological evi- its northern limits. The latest objects which could be
dence or of its interpretation. Quite independent of dated with any certainty, such as belt fittings and cross-
LENGYEL's research, conventional archaeological bow fibulae indeed come predominantly from the
techniques were employed to draw conclusions wher- southern part, but a subsequent check, using coins
ever possible from the burials themselves, utilizing from the graves did suggest that the entire area had been
coffin length and grave gifts to identify 1) age, in the taken into use as a burial ground as early as the first half
first place distinguishing between adults and children, of the 4th century. Burial could well have been initiated
2) sex and 3) the sequence of burial by means of coins in by two separate populations each with a different focus
the graves. The blood group identifications and the at the outset, but perhaps intermingling as time went
associated genetic links are as yet difficult to control by on.
archaeological methods, but these in turn may provide On the basis of a combination of the archaeological and
information as to status and role during life of the biochemical evidence certain preliminary conclusions
deceased which cannot be combined with or controlled can be drawn - preliminary, because the excavations
by the biochemical methods. The archaeological record were completed only in the spring of 1983 and not all
is composed of four categories of evidence: the skeletal material has yet been analyzed by LEN-
GYEL. The extent of the cemetery is narrowly defined,
1. grave construction: length, breadth, depth of the pit
and may be estimated at circa 850 interments. 327, or
and coffin, as well as the coffin's construction;
40% have now been fully excavated. Of 241 burials,
2. the skeleton of the deceased: length, position, orien-
154 provided samples suitable for analysis by LENGYEL
tation and- due to the extremely poor conservation
since about one third of the graves preserved no bone at
of the bone - only occasionally the morphological
all. Of the 154 samples, 95 were female, 59 male. There
characteristics;
are 68 adult females and 27 girls, 47 adult males and
3. the grave gifts, both anorganic (pottery and glass)
12 boys. In g,eneral, children would appear to be
and organic (wooden objects and food);
underrepresented by about 30 °/o in the excavated part
4. personal possessions, jewellery such as necklaces,
of the cemetery and there is an over-representation of
bracelets, fibulae and belt fittings.
females. Some of the children might have been buried
The results of those aspects of the investigation which elsewhere. Looking at the distribution of men, women
exercised some form of mutual control were suffi- and children throughout the cemetery, it is noticable
ciently encouraging for it to be considered worthwhile that males dominate in the south, where children are
to pursue the combined research. scarcely represented at all. In the northern sector, there
With regards to age, the coffin lengths seem to fall into is a better balance between men, women and children.
two clearly differentiated groups; coffins longer than Surprising results are obtained when sex is combined
1.60 m presumably used for adults and those shorter with orientation: of 90 east-west burials, 77 (i.e. 86%)
than 1.50 m, for children. All1 OS individuals classed as can be identified as female, and 13 as male, while on the
adult by LENGYEL were indeed buried in a coffin longer other hand, of 39 west-east burials 32 (i.e. 82 °/o) are
than 1.60 m, while 15 of the 20 children were laid to male and only 7 female.
rest in one smaller than 1.50 m. To determine sex, per- If the deceased is accompanied by grave gifts, in 80% of
sonal possessions such as belt fittings and cross-bow the cases that burial will be of a woman. Gifts of glass-
fibulae were reckoned as denoting males while beads, ware are, indeed, almost exclusively placed in female
bracelets and necklaces signified females. Of a control graves. Men are therefore far more likely to have
group of 21, the archaeological and biological methods nothing additional to accompany them. Personal
corresponded in 19 instances. It is also possible to say possessions are associated especially with adults; belt
something about the sequence of burial. The blood fittings and cross-bow fibulae are associated with males
group analysis suggests the presence of two popula- and bracelets, necklaces and beads with females.
tions within the cemetery, in other words, two centres, Graves with a relatively large number of gifts ( 4-8 in
which were (in part) contemporary. The northern number) and graves with a niche in the side also belong
group is in a state of equilibrium, expressed in the predominantly to women, and are distributed chiefly
balanced distribution of the blood groups in the AB 0- over the northern sector of the cemetery. Graves con-
system, while the southern group is in this context an taining belts and fibulae occur especially in the south-
unstable entity, expressed by the dominance of one of ern part of the excavated area. If the relative propor-

124
tions of the various pottery types from the cemetery are or a stone sarcophagus. 10 Particularly poor individuals
compared to those from the contemporary ditch might shelter in gift-less graves, in so far as these are not
around the Valkhof, it is evident that certain types, such male burials who would have fewer gifts in any case.
as colour-coated beakers and glassware were especially But even so, very marked social differences would seem
popular as a grave gift, others, such as samian and to be absent.
cooking pots were primarily for domestic use. Finally, I should like to digress on the subject of the
To summarize, in this 4th century cemetery there is two scupltured limestone blocks, which I mentioned
clear evidence for a pronounced difference in burial earlier. They were found in the large Fourth Century
ritual between men and women, for the occurrence of ditch at the Valkhof (fig.1, 1). The two blocks are
two populations which possibly intermingle in time, almost 1 m high, 80 cm square and each weighs about
and for a difference in the status of the southern sector, 1000 kg. The blocks fit on top of one another thus
which is clearly distinguished from the rest of the forming part of a single monument, a column-like
cemetery by the dominance of males and the associated memorial, which must originally have stood at least
occurrence of belt fittings, the absence of grave gifts 5 m high. Depictions in relief of deities and humans
and the high incidence of blood group B. Belt fittings cover all four sides, which are divided vertically into at
and graves containing cross-bow fibulae are, in our reg- least three registers. Recognizable figures are the hunt-
ions of the Roman Empire, usually associated with the ing goddess Diana, the god of music, Apollo, and a
appearance of German soldiers in the Fourth Century river god, perhaps Tiber or Rhenus. The depiction of
army. It will therefore come as no surprise that we ten- Victoria, the goddess of victory may be of especial
tatively identify the burials in the southern sector with importance for the dating and interpretation of the
.such a Germanic group. It can hardly be coincidence monument. She is in the act of crowning a man in a toga
that it is in one of these graves that a complete hand- with a laurel wreath. This man stands besides an altar
made vessel occurs - a technique not seen in Nijmegen on which the inscription TIBR CSAR, i.e. Tiberius
since 50 A. D. Another grave had a small iron knife, as Caesar, can be seen. In the register above, the lower
is common in graves in Germania Libera. The graves part of a personage in a toga, but without an altar,
analyzed seem to reflect the middling group of society remains. In addition,. a fragment has survived of an
in Nijmegen. Exceptionally wealthy graves in absolute associated scene on yet a third block, depicting an
terms were not uncovered. We would recognize these elbow in the same position as that of the man in the altar
by, for example, a golden cross-bow fibula or bracelet scene. This monument may then have been erected in

Fig. 2 Nijmegen. Section of the large ditch (cf. fig. 1,1).

125
the honour of Tiberius on the occasion of some victory, around 17 A. D., when Germanicus was permitted to
which we would naturally seek in the context of the celebrate a triumph for his campaigns in Germany bet-
German wars. In this case, an acceptable possibility ween 14-16 A.D. 11 The last word on this particular
would be that Germanicus is sacrificing here, and that monument has not yet been uttered, however.::-
Tiberius, as Emperor, is depicted in the upper register. ::- I would like to expresse my gratitude to Mrs. Drs. C. VAN DRIEL-
The date for the erection of the monument might be MuRRAY (IPP, Amsterdam) who translated the text into English.

Notes

N oviomagus 1979; Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bode- 6 HAALEBOS 1976, 204-205.
monderzoek, J aarverslag 1979 ( 1980) 48-50; idem 1980 ( 1982) 7 Noviomagus 1979, 64-68.
33-34; idem 1981 (1983) 30-33. 8 Dr. I. A. LENGYEL, Semmelweis Orvostudomanyi Egyetem, Bu-
2 For older finds and excavations: THIJSSEN 1980. dapest.
3 BOGAERS 1969. 9 LENGYEL 1978; 1979.
4 BLOEMERs/LouwE KoOIJMANs/SARFATIJ 1981, 86. 10 VAN BucHEM 1966; WATERBOLKIGLASBERGEN 1955; Novioma-
5 Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek, J aar- gus 1979, 66.
verslag 1981 (1983) 47. 11 TIMPE 1968,41-51.

Bibliography

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(Amsterdam 1981). Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek, J aarverslag
BoGAERS, J. E. 1969: Ontdekkingen op de Lindenberg. Numaga 16, 1980 (Rijswijk 1982 ).
1969, 1-4. Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek, Jaarverslag
BucHEM, H.J.H. VAN 1966: De gouden speld vanJulianus. Bijdrage 1981 (Rij$wijk 1983 ).
tot een chronologie en typologie van de Romeinse drieknoppen- THIJSSEN, J.R.A.M. 1980: Graven op het Valkhof. In: G.LEMMENS
fibulae. Numaga 13, 1966, 49-104. ( ed. ), Het Valkhof te Nijmegen. Catalogus bij de tentoonstelling
HAALEBOS, J.K. 1976: Munten uit Maurik. Oudheidk. Mededelin- "Het Valkhof en de vroegste geschiedenis van de stad Nijmegen",
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LENGYEL, I. 1978: Laboratory examinations of the Vlasac Human 30 november (Nijmegen 1980) 10-14.
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LENGYEL, I. A. 1979: Blood Group Distributions, Preserved Genetic den Feldzi.igen der Jahre 14-16 n. Chr. in Germanien. Antiquitas
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Noviomagus. Auf den Spuren der Romer in Nijmegen; Rijksmu- Goldschatz von Beilen. I. Fundbericht und Beschreibung. Pa-
seum G.M.Kam, Nijmegen, 12.Januar- 22.April1979 (Nijme- laeohistoria 4, 1955, 81-101.
gen 1979).

126
Regensburger Rätsel
J.E.BOGAERS

I. EE II 1001; CIL III 11965; IBR 362; AE 1971, damals im Thon-Dittmer-Haus befand. Im Jahre 1880
292 erhielt der Historische Verein die Ulrichskirche als
Museum; da war seitdem auch das Lapidarium, in dem
Im Mai bzw. Juli 1873 wurden in Regensburg zwei 0. HIRSCHFELD 1888 die zwei großen Steine zu sehen
Kalksteinblöcke mit lateinischen Inschriften (Abb.1) bekommen hat. Die Sammlung des Historischen Verei-
entdeckt, die in die Fundamente des Osttores, der nes wurde im Jahre 1933 von der Stadt Regensburg
porta principalis dextra, des Legionslagers Castra übernommen und ab 1936 allmählich in das Museum
Regina in zweiter Verwendung eingebaut waren. Die im Minoritenkloster am Dachauplatz überführt. Das
ältesten Nachrichten darüber finden sich im Anzeiger Lapidarium wurde im Kreuzgang untergebracht,
für Kunde der deutschen Vorzeit N. F. 20, 1873, 181 f., wobei man die zwei Fragmente der Bauinschrift mit
Nr. 47, und 248, Nr. 64. Beide Steine, die zusammen Ergänzung in die Wand einmauerte 6 • Erst 1979 sind sie
noch 3,20 m lang sind 1, sollten unmittelbar aneinan- im Zusammenhang mit der damaligen großen Jubi-
derpassen und einen Teil der Inschrift enthalten, die läumsausstellung7 aus dem Kreuzgang entfernt und in
ursprünglich in einer Länge von etwa 8 m im oberen einen der Säle der heutigen römischen Abteilung
Teil des östlichen Lagertores zu sehen war 2 • gebracht worden. Da sind die beiden Blöcke jetzt mit
In EE II (1875) 1001 hat Th. MoMMSEN diese sog. Beton verbunden, vom Kalkschmutz gesäubert und
»Gründungsurkunde« ausführlich besprochen und frei aufgestellt, so daß man das Ganze an möglichst vie-
anfangs dazu bemerkt: »Titulus imperite conceptus len Seiten sehen und untersuchen kann (Abb.1) 8 •
erroribus abundat.« Im Jahre 1888 hat 0. HIRSCHFELD Die Inschrift 9 lautet: .
die zwei Steinblöcke in Regensburg gesehen und die (---]FRATER· DIVI: HADRIANI · NEPOS· DIVI · TRAIANI PA
Lesung der Inschrift überprüft; im CIL III 11965 teilt (---I---]TICVS · PONTIFEX · MAXIMYS · TRIB · POTESTA-
er mit, daß in den Zeilen 2, 4 und 5 mehrere Buchstaben TIS · XXXVI · I[--- I---] [[ ICVS · GERMANICVS · MAXIMYS ·
»sub calce latent«, daß am Anfang der 5.Zeile »aliquid ANTONINI. IMP [---I--- ]MP . .!.!.. cos. ITJJ VALLV:tyl CVM
erasum videtur« 3 und daß der Text in Zeile 3-5 »in PORTIS ET · TVRRIBVS · EEG · ![ ---] 5I [[ --- JJ M · HELVIO
lapide paululum excavato, sed non in litura scripti « <;:( .. ]MENTE · DEXTRIANO ·LEG· AV(---J.
ausgemeißelt ist 4 • [Imp(erator) Caes(ar) M(arcus) Aur(elius) Antoninus,
Nach der AufEindung des ersten (größeren) Steinesam divi Pii fil(ius), .divi Veri] frater, divi Hadriani nepos,
8. Mai 1873 ließ Pfarrer J. DAHLEM »ihn mit großer divi Traiani Pa[rthici pronepos, divi Nervae abnepos,
Mühe in das Dominikanergebäude transportieren« 5 . Aug(ustus ), Germanicus, Sarma ]ticus, pontifex maxi-
Beide Blöcke sind wahrscheinlich im Juli 1873 oder mus, trib(uniciae) potestatis XXXVI, i[mp(erator)
etwas später in die Sammlung des Historischen Verei- VIII!, co(n)s(ul) III, p(ater) p(atriae) et lmp(erator)
nes von Oberpfalz und Regensburg gelangt, die sich Caes(ar) L(ucius) Aur(elius) Commodus Aug(ustus)

Abb. 1 Regensburg. Zwei Kalksteinblöcke mit Bauinschrif- 1,16 bzw. 2,04 m. Museum der Stadt Regensburg, Inv.Nr.
ten des Legionslagers Castra Regina von 179 n. Chr. Länge L 1. Aufnahme Photo-Atelier WAGMÜLLER, Regensburg.

127
Sarmat][[icus, Germanicus maximus, Antonini imp(e- in LEG geändert hat, wobei die zwei horizontalen Striche des F
ratoris) lf(ilius), divi Pii n(epos), divi Hadriani pron(e- vermutlich mit Stuck ausgefüllt wurden; der untere horizon-
pos), divi Traiani Parthici abn(epos), divi Nervae tale Strich des ersten Buchstabens ist auffällig länger als der
adn(epos), trib(uniciae) pot(estatis) IIII, i]?!!P_(erator) obere und als die entsprechenden Striche des darauf folgen-
den E.
II, co(n)!_(ul) II]J vallum cum portis et turribus leg(ioni)
I [I I I talicae fec( erunt) --- J[[ ---]] M (arco) H elvio C[le ]- Bezüglich der Datierung war Th. MoMMSEN der Mei-
mente Dextriano leg(ato) Au[gg(ustorum duorum) nung, daß die Inschrift 179 noch zu Lebzeiten des
pr(o) pr(aetore)J. 10 M. Aurelius verfaßt, aber erst im nächsten Jahr, nach
seinem Tod am 17.März 180, unter der Alleinherr-
Zeile 2: Die Zahl XXXVI ist mit Sicherheit unrichtig, da M. Au-
relius bei seinem Tode, am 17.März 180, nur noch zum
schaft des Commodus errichtet worden wäre, und
34. Mal die tribunicia potestas innehatte 11 • Aus paläographi- zwar auf Grund der Tatsache, daß Commodus, der in
schen Gründen kann man XXXVI am besten als eine Verschrei- Zeile 4 imp. II cos. II (179 n. Chr.) genannt wird, in
bung für XXXIII betrachten 12 . Wenn das zutrifft, dann ist die Zeile 3 den Titel Germanicus maximus führt, mit dem
Inschrift in die Zeit zwischen dem 9. Dezember 178 und dem er, soweit bekannt, erst nach dem Tode seines Vaters
10.Dezember 179 zu datieren 13 • geehrt worden ist 15 • T. BECHERT hat demgegenüber
Zeile 3-5: In Zeile 3 und teilweise auch in Zeile 4 und 5 sind glaubwürdig zu machen versucht, daß man die
unverkennbare Spuren einer Rasur zu sehen: die Oberfläche Inschrift doch schon im Jahre 179 ausgeführt hat 16 •
ist da bis zu 8 mm vertieft. Von dem ursprünglichen Text ist Wenn man jedoch die Rasur in den Zeilen 2 und 3 der
nur noch eine 7 cm lange hasta (mit zwei Serifen) zu erken-
Inschrift berücksichtigt, in der erst nachträglich in
nen, und zwar in Zeile 4, mitten in der Ziffer li hinter ]MP.
bezugauf Commodus die Worte Germanicus maximus
Die Rasur ist bisher in der Literatur kaum erwähntworden 14 •
Zeile 4: Am Ende dieser Zeile hat man bis jetzt immer gelesen:
und imp. II cos. II ausgemeißelt sind, dann werden die
EFC · I [ ---, und dies meistens folgendermaßen korrigiert und Grundlagen von MoMMSE~S und BECHERTS Argumen-
ergänzt: FEC(erunt) I?[ER Iegionern I 11 I talicam usw. In Wirk- tation hinfällig. Strenggenommen kann die Datierung
lichkeit (Abb. 2) scheint der Steinmetz sich zuerst geirrt und sich nur auf die Zahl der tribunicia potestas des M. Au-
zu früh FEC ausgemeißelt zu haben, das er dann nachträglich relius stützen, XXXVI, die höchst wahrscheinlich in
XXXIII zu korrigieren ist; siehe oben S. 128.
Abb. 2 Detail von Abb. 1. Rechter Teil der Bauinschrift auf
Nachdem Commodus am 31. Dezember 192 im Bade
dem größeren Block. Aufnahme Photo-Atelier WAGMÜLLER,
erwürgt. und im Anschluß daran der damnatio memo-
Regensburg.
riae anheimgefallen war, wurde sein Name aus vielen
Denkmälern getilgt 17, so auch- und zwar in seinem
vollständigen Umfang- aus der Regensburger Bauin-
schrift.
Einige Jahre danach hat Septimius Severus, wie
bekannt, seine Dynastie mit den Antoninen zu verbin-
den versucht. Seit dem Sommer 195 nannte er sich Sohn
des M. Aurelius und Bruder des- von ihm vergöttlich-
ten- Commodus; im Juni 197 wurde Commodus auch
vom Senat konsekriert. Infolgedessen ist Commodus
ausradierter Name auf den Inschriften mehrfach wie-
derhergestellt worden 18 • Das wird auch bei der Regens-
burger Bauinschrift der Fall gewesen sein. Dann kann
man jedoch den Titel Germanicus maximus, den Com-
modus in Zeile 3 führt und der im ursprünglichen Text
sehr wahrscheinlich gefehlt hat, am besten als einen Irr-
tum oder vielmehr als einen Anachronismus be-
trachten.
Bis jetzt war- auch im Obenstehenden- immer die
Rede von der Regensburger Bauinschrift. Während
eines Besuches des Museums der Stadt Regensburg
kann man jedoch eines Bessern belehrt werden und
erfahren, daß es sich in Wirklichkeit um zwei nicht
zusammengehörige Blöcke mit Bruchstücken zweier
Inschriften handelt, die aber mehr oder weniger iden-
tisch gewesen sein müssen. Im Museum sind die Blöcke

128
möglichst nah aneinander aufgestellt und, wie gesagt, Der rechte Block ist noch in seiner ursprünglichen
mit Beton zusammengefügt. Größe erhalten geblieben; die rechte Seite zeigt klare
a. Wenn man sich den Text beim Übergang vom linken Spuren von anathyrosis. An der Oberseite, genau in der
zum rechten Block genau ansieht, dann stellt sich her- Mitte, ist ein Wolfsloch 21 sichtbar (Abb. 3). Der linke
aus, daß in Zeile 1 HA-DRIANI, und in Zeile 2 MA-XIMVS Stein ist nur noch ein Teil des Blockes, zu dem er
zu dicht aneinandergedrängt sind 19 , während in Zeile 3 ursprünglich gehört hat und von dem an der rechten
GERMANie und vs zu weit auseinanderstehen 20 ; in Seite ein Stück verloren gegangen ist; an der linken Seite
bezug auf eine möglichst richtige Aufstellung der zwei ist eine mit einem Spitzmeißel grob behackte Fläche zu
Inschriftteile nebeneinander kann man die zwei Blöcke sehen, die übrigens nicht senkrecht ist und erst sekun-
also weder etwas auseinanderrücken noch weiter där behauen zu sein scheint. Oben sind Spurenzweier
zusammenschieben. Außerdem sind in Zeile 2, 3 und 4 Dübellöcher 22 zu erkennen; diese sind auch schon in
die Buchstaben auf dem rechten Block viel lockerer einer Skizze vermerkt, die J. DAHLEM nach der Ent-
ausgemeißelt als auf dem linken. deckung der beiden Blöcke angefertigt hat 23 • Aus dieser
b. Die Inschriftfläche ist auf dem kleineren Block auf- Zeichnung ist anscheinend zu Unrecht zu entnehmen,
fällig viel feiner -mit einem Meißel bearbeitet (schar- daß der kleinere Block ursprünglich doppelt so dick
riert) als auf dem rechten Block. . wie der größere war. In Wirklichkeit ist die größte
c. Die Profilleisten, von denen man an der Vorderseite, Tiefe der beiden Blöcke jetzt nahezu gleich ( 40 bzw.
oben und unten, noch Überreste sehen kann, sind bei- 41 cm). Außerdem gibt es keinen Grund zu vermuten,
derseits völlig verschieden (Abb. 3); auf dem linken daß man die Tiefe des linken Steines nach 1873, etwa im
Block sind nur Spuren von Rillen erkennbar. Man kann Zusammenhang mit der Einmauerung im Kreuzgang
sich durchaus nicht vorstellen, die Abschlußleisten des des Minoritenklosters, im Jahre 1936 oder etwas spä-
linken Stückes seien ursprünglich mit jenen des rechten ter, auf die Hälfte reduziert h~t 24 •
identisch gewesen und erst vor der sekundären Ver- Wenn die zwei Blöcke tatsächlich Teile zweier identi-
wendung abgeschlagen und durch feine, eingetiefte scher Inschriften enthalten, dann kann man am besten
Linien ersetzt worden, die bei dem rechten Block völlig annehmen, daß im Mai und Juni 1873 in Regensburg
fehlen. Außerdem ist die Oberfläche der Vorderseite nicht nur ein Bruchs~ück der Torinschrift der porta
des linken Stückes oben und unten genauso sorgfältig principalis dextra entdeckt wurde, sondern auch ein
bearbeitet wie im Inschriftfeld. Teil der mehr oder weniger identischen Inschrift von
einem anderen Lagertor. Vielleicht trugen sogar alle
Abb. 3 Profil der Ober• und Vorderseiten des linken (kleine-
vier Tore an der Außenseite eine solche Bauinschrift 25 •
ren) bzw. des rechten (größeren) Blocks mit Bauinschriften
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, daß U.
des Regensburger Legionslagers. Maßstab 1:10. Zeichnung
E.J. PoNTE~,; Nijmegen. o 10 20 cm
OsTERHAUS es einleuchtend gemacht hat, daß die zwei
Blöcke sekundär nicht gleichzeitig verarbeitet sind 26 •
Seines Erachtens wurde der größere Stein im südlichen
Fundament des nördlichen Turmes der porta principalis
dextra gefunden; der kleinere war nicht, wie J. DAH-
LEM seinerzeit meinte, im Fundament der Südostecke
des südlichen Torturmes verwendet, sondern aller
Wahrscheinlichkeit nach in einer Quadermauer, mit
der die südliche Tordurchfahrt in einer jüngeren Phase
zugesetzt wurde.

II. AE 1900, 70; CIL III 14370, 10; ILS 7111; IBR
361

Im Jahre 1899 wurde in Regensburg ein dem Volkanus


geweihter Kalksteinaltar (Abb.4) entdeckt, und zwar
auf dem Arnulfsplatz, d. h. westlich der Castra Regina
im Bereich der canabae legionis 27 •
Die Inschrift lautet:
VOLK . SACR. AVR I ARTISSIVS. AEDrL I TERRITOR CC>NTR
I ETK (oder Kr)R · 6E · svo · FE 51ciT · v · s · L · L ·M I
POSITA ·X · K · SI ORFITO COS.

129
Volk(ano) sacr(um). Aur(elius) Artissius, aedil(is) terri- rum); so auch AE 1900, 70, CIL XIII 14370, 10 und ILS
tor(ii) contr(ibuti) ETKR (oder EKTR) de suo fecit. 7111. G.STEINMETZ, Röm.-Germ. Korrbl. 7, 1914,88 f.: ET
V(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito). Posita (ante K(anabarum) R(eginensium); ebenso IBR 361.
diem) X K(alendas) S(eptembres) Orfito co(n)s(ule). Zeile 6: x K(alendas) s(eptembres): am 23.August, am Tage
des Festes der Vulcanalia 28 •
Zeile 3: Th. MoMMSEN (in: VON WALDERDORFF 1899,267 ff.; Zeile 7: ORFITO co(n)s(ule). Da es mehrere Konsulnnamens
danach: Korrbl. Westdt. Zeitschr. 18, 1899, 193 ff. und AE Orfitus gegeben hat, ist es nicht möglich, den Altar auf
1900, 70): TERRITOR(ii) CONTR(arii), d.h. des gegenüberlie- Grund dieser Angabe zu datieren. Das Denkmal stammt
genden Gebietes am nördlichen Ufer der Donau; in diesem wohl frühestens aus dem Ende des 2.] ahrhunderts n. Chr. 29
Zusammenhang hat VON WALDERDORFF darauf hingewiesen,
daß damals vom jenseitigen Donauufer gegenüber Regens- Die Inschrift ist bekanntlich bisher noch nicht befriedi-
burg keine sicheren Siedlungsspuren aus römischer Zeit gend gelesen und gedeutet worden 30 • Vielleicht können
bekannt waren; siehe dazu auch weiter unten S.131. A. von nachstehende Überlegungen den Text etwas besser ver-
DoMASZEWSKI in CIL III 14370, 10: CONTR(ibuti). ständlich machen.
Zeile 3-4: W. CHRIST, Verhandl. Hist. Ver. Oberpfalz 52,
Die größte Schwierigkeit bilden die ersten vier Buch-
1900, 31 ff. und Sitzber. Bayer. Akad. Wiss. philos.-philo-
staben der 4. Zeile: ETKR, wo man jetzt wohl allgemein
log. u. hist. Classe 1900, 105 f.: TERRITOR(io) CONTR( ario) I
E(pi )T( ectali) T( ermino) K( ardinis) R( ecti).
ET K(anabarum) R(eginensium) liest; der Dedikantwäre
Zeile 4: Th. MoMMSEN (a. a. 0.): ET K(astrorum) R(egino- »Aedil des zugewiesenen Gebiets und der Canabae der
Reginenser« 31 gewesen. Die vier Buchstaben würden
also drei Wörter enthalten, von denen dann das erste
Abb. 4 Regensburg. Weihaltar aus Kalkstein für Vulkan.
(ET) mit einem zu einem Buchstaben abgekürzten Sub-
Höhe 1,12 m. Museum der Stadt Regensburg, Inv.Nr.L56.
stantiv ligiert wäre. In der Inschrift sind weitaus die
Aufnahme W. SPITTA, Zeitlarn bei Regensburg.
meisten Wörter bzw. abgekürzten Wörter unverkenn-
bar durch Punkte voneinander getrennt; es gibt nur
zwei Ausnahmen, und zwar in Zeile 3 (TERRITOR
CONTR) und Zeile 7 (ORFITO cos). Wenn die Lesung ET
K(anabarum) R(egi~ensium) richtig wäre, möchte man
für eine bessere Verständlichkeit des Textes auch zwi-
schen demKund demReinen Punkt erwarten. Außer-
dem sind Ligaturen von zwei Wörtern und besonders
von einem (wohl oder nicht abgekürzten) Wort mit
einem darauf folgenden zu einem Buchstaben abge-
kürzten Wort in der lateinischen monumentalen Epi-
graphik äußerst selten. Wenn solche Ligaturen vor-
kommen, dann ist die Bedeutung der beiden in dieser
Weise ligierten Wörter im allgemeinen völlig klar 32 •
Die ersten vier Buchstaben der 4. Zeile könnte man
eher als den Anfang eines Wortes zur näheren Bestim-
mung des territorium contributum betrachten. Dabei
muß dann außerdem bedacht werden, daß die Lesung
ETKR nicht sicher ist; auch EKTR wäre möglich 33 •
In A. HoLDER, Alt-cehiseher Sprachschatz, I 3\ 1480
findet sich das Wort »? Etkeron. The Archaeological
Journal t. 34 n. 133: ETKERON.« Mit dieser Verwei-
sung ist man jedoch auf dem Holzweg. In The Ar-
chaeological Journal 34, 1877, 82 (nicht »n. [?] 133«)
erwähnt W. T. WATKIN in einem Aufsatz über die
römischen Inschriften in Colchester » roundels or tes-
serae of greyish earthenware bearing barbarous words,
such as ETKERON, &c. « Siehe auch Aem. HüBNER,
CIL VII 21'' (mit weiterer Literatur): »Ego vidi, sed
describere nolui, quia novicias esse patet omnes. « Im
Colchester and Essex Museum, The Castle, Colches-
ter, werden noch siebzehn solcher Rondelle oder tesse-
rae aufbewahrt 35 ; drei davon tragen die folgenden

130
Inschriften: ETKERON, ETK und x I ETKRO I Q 36 . hundert keine nennenswerte Bevölkerung ansass1g.
Obschon das Material dieser runden Gegenstände Bisher gibt es nichts, was man einer römischen Einfluß-
möglicherweise zum Teil aus der römischen Zeit nahme nördlich der Donau zuschreiben könnte 42 .
stammt, sind die meisten Inschriften jedoch höchst- Unter diesen Umständen ist ein »ausländisches« Terri-
wahrscheinlich erst in der ersten Hälfte des 19. Jahr- torium der Regensburger canabae legionis auf den
hunderts eingeritzt worden. ersten Blick wohl sehr fraglich. Dennoch ist es nicht
Eine bessere Möglichkeit zur Erklärung der ersten vier unmöglich, daß so etwas existiert hat.
Buchstaben der 4. Zeile bietet vielleicht eine vermutlich In der Umgebung von Regensburg kann nur auf den
aus dem 3.Jahrhundert n. Chr. datierende griechische, Höhen am nördlichen Ufer der Donau Weinbau betrie-
christliche Grabinschrift, die in Athen im sog. The- ben werden. In bescheidenem Umfang geschieht das
seion (Hephaisteion) gefunden wurde 37 . Darin kommt noch heutzutage westlich der Stadt oberhalb von Nie-
das Wort EX:tQCtvLO~ vor, d. h. das lateinische extranius I derwinzer. Weinbau bei Winzer ist historisch schon im
extraneus, in der Bedeutung von» außerhalb der Fami- S.Jahrhundert belegt und geht vermutlich auf die
lie stehend«. Diesem Wort hat E. ScHWYZER eine Römerzeit zurück 43 . Im Jahre 1950 wurden im Westen
besondere Untersuchung gewidmet 38 . »Aber griech. von Regensburg am Weinweg, unmittelbar südlich der
'Xt gegenüber lat. xt hat keinen vulgärlateinischen Hin- Donau ein Weihaltar, weitere Werksteine, Reste einer
tergrund; im Lateinischen gehtxt nicht in ct, sondern in Säulenvorhalle und ein Kalksteinfundament entdeckt,
st über( ... ). Dagegen ist im Griechischen st (xat) zu die auf ein Heiligtum für den Weingott Liber Pater hin-
'Xt erleichtert worden( ... ). Die nicht häufigen Wörter weisen44. »( ... ) zur Pflege eines Weinberges [auf den
mit lat. xt, die in griechischen Quellen auftreten, WinzererHöhen] konnte man ohne weiteres bei Bedarf
erscheinen allerdings mit st (... ). Das sind jedoch über den Fluß setzen und am Abend in sein Haus auf
lediglich Transkriptionen; in lateinischen Wörtern mit reichsrömischen Boden zur~ckkehren. Auffällig ist
xt, die wirklich in den griechischen Sprachschatz über- nämlich auch, daß der Liber Pater-Stein dort zutage
gingen, brauchte st nicht festgehalten zu werden.« kam, wo auf dem anderen Ufer die Steilhänge nahe an
'Extgavw~ statt Estgavw~ ist anscheinend nur aus den Fluß treten und genau nach Süden blicken, also
dem Griechischen, und zwar aus der »Abneigung der kürzester Weg, geeignetes Gelände (... ) und optimale
Griechen gegen die Folge st « zu erklären. Sonneneinstrahlung z~sammenfallen. «45
Man könnte nun vermuten, daß EJITR auf dem Regens- Wenn es in der nächsten Umgebung von Castra Regina
burger Vulkansaltar eine Abkürzung von ektraneus in römischer Zeit tatsächlich Weinbau gegeben hat 46 ,
statt extraneus ist; denkbar wäre auch ektrarius anstelle dann werden Bewohner der canabae legionis diesen in
von extrarius. Eine Erklärung des Buchstabens k für x einem kontribuierten Territorium am nördlichen Ufer
(ks) ist dann jedoch schwerlich zu geben. Vielleicht ist der Donau auf den Winzerer Höhen betrieben und
er ein Hinweis auf irgendwie beschaffenen griechischen damit auch wohl zur Verpflegung der Regensburger
Einfluß. Andererseits aber kann es sich vielleicht auch Legion beigetragen haben.
um Beeinflussung aus dem Keltischen handeln; das alt-
irische echtar ( »außerhalb «) zeigt, daß eine vergleich-
bare keltische Bildung auf ::·eks-ter-os zurückzuführen III. Ein römischer Ziegel »aus Regensburg«
ist 39 .
Wenn diese Vermutung in irgendeiner Weise zutrifft, In der Abteilung Keramik, im 2. Stock des 1903
dann wäre der Regensburger Vulkansaltar von einem gegründeten: Deutschen Museums von Meisterwerken
aedil(is) territor(ii) contr(ibuti) ektr(anei) oder ektr(a- der Naturwissenschaft und Technik, München, befin-
rii) geweiht worden, also von einem Aedil des zugewie- det sich ein angeblich in Regensburg gefundener römi-
senen ausländischen Territoriums, d. h. aller Wahr- scher Mauerziegel mit einem Reliefstempel in tabula
scheinlichkeit nach eines den canabae der Castra ansata: »(OIIIVP.F.)«. Im zugehörigen Katalog lautet
Regina zugewiesenen Territoriums 40 außerhalb des der Stempel (auf der Oberseite des 1908 vom »Über-
eigentlichen römischen Reiches, jenseits der Donau- pfälz. Histor. Verein, Regensburg«, dem Deutschen
grenze, gegenüber Regensburg; darüber hätte dann Museum gestifteten Ziegels): »0IIIVP.F.« 47 In Wirk-
Aurelius Artissius die Aufsicht innegehabt. lichkeit ist die Inschrift jedoch folgendermaßen zu
Das Grenzgebiet nördlich der Donau gehörte zum lesen und zu ergänzen (Abb.5): coH(ortis)· I v:LP(iae)
militärischen Vorland, zur Pufferzone zwischen dem P(annoniorum); vgl. CIL III 3756 a-c undJ. SZILAGYI,
römischen Reich und dem freien Germanien, und hat Inscriptiones tegularum Pannonicarum. Diss. Pann. II
möglicherweise als militärisches Nutzland 41 gedient. 1 (Budapest 1933) 94 Taf. 25, 73 (nicht identisch).
In der Oberpfalz am linken Ufer der Donau gegenüber Als Fundstück aus Regensburg ist dieser Ziegel sonst
Regensburg war anscheinend bis weit in das 4.J ahr- völlig unbekannt. Er fehlt in der von G. SPITZLEERGER

131
Abb. 5 Angeblich in Regensburg gefundener ZiegelstempeL Länge ca. 16 cm. Deutsches Museum, München, Inv. Nr. 14157.
Foto Deutsches Museum, München.

veröffentlichten Übersicht der römischen Ziegelstem- M. Vindel. Surini 51 . In den Verhandlungen des Histori-
pel im nördlichen Teil der Provinz Raetien 48 • Nicht nur schen Vereines von Oberpfalz und Regensburg 19,
in Regensburg, sondern auch in ganz Raetien sind Spu- 1860, 394 kommt in einem »Verzeichnis der Z~gänge
ren der cohors I Ulpia Pannoniorum überhaupt niemals zu den Sammlungen des Vereines« unter den Ankäufen
gefunden worden. Ziegelstempel dieser Auxiliartruppe als Nr. 8 (»7-9 aus Altofen«) vor: »Ein 1~' 3" lan-
sind bisher nur aus Pannonien bekannt, und zwar aus ger und 3" breiter römischer Ziegelstein mit der Sigla:
Aquincum-Budapest und aus der Gegend nördlich und Coh. IV. T. P. « Dieser Ziegel wäre also 1,5 Fuß lang
nordwestlich dieser Stadt, westlich bzw. südlich der und 3 Zoll breit. Der bayerische Fuß zerfiel in 12 Zoll
Donau 49 • Das Stück in München ist sehr wahrschein- und hatte eine Länge von 0,291859 m 52 • Wenn man
lich ins 3.Jahrhundert n. Chr. zu datieren 50 • 1860 in Regensburg tatsächlich den bayerischen Fuß
Die Lösung dieses Problems findet sich vermutlich im benutzt hat, dann muß der Ziegel 0,510755 m lang und
CIL III /1 (Berolini 1873 ), wo Th. MoMMSEN unter der 0,072965 m breit gewesen sein. Ein gestempelter römi-
Nummer 3756 e anscheinend zwei Ziegelstempel aus scher Ziegel von ca. 51 cm Länge und nur 7 cm Breite
Alt-Ofen ( = Öbuda, Aquincum-Budapest) erwähnt: wäre eine sonderbare Erscheinung. Wenn man aber
» [Regensburgi in museo]. Vidi. Ed. Verhandlungen des annimmt, daß der Ziegel etwa 51 cm lang und 7 cm
Regenkreises 13, 72. 19, 394. Ego excepi sie dubitans: hoch (stark) war, dann stimmen diese Maße annähernd
COH · rVi EP.« Mit den Verhandlungen des Regenkrei- mit den entsprechenden Abmessungen des Münchener
ses sind zweifellos die Verhandlungen des Historischen Ziegels überein 53 .
Vereines von Oberpfalz und Regensburg gemeint. Im Aus dem Obenstehenden darf man wohl schließen, daß
Jahrgang 13, 1849, 71 f. wird von [J. R.J ScHUEGRAF ein der Historische Verein von Oberpfalz und Regensburg
1847 in Alkofen (südwestlich von Regensburg, an der 1908 dem Deutschen Museum mit gutem Gewissen
Donau) ausgegrabenes Fragment eines Ziegelsteines einen bemerkenswerten gestempelten Ziegel aus der
mit dem Stempel IIIIVD erwähnt. Es handelt sich hier- Römerzeit · geschenkt hat, dessen Fundort nicht
bei vermutlich um das Bruchstück eines Stempels des Regensburg, sondern Budapest ist 54 •

Anmerkungen

1 Größte Ausmaße, links: L.1,16, H.0,83, T . 0,40; rechts: L.2,04, 10 Diese Ergänzung der Inschrift ist nicht als Rekonstruktion zu
H.0,89, T.0,41 m. betrachten; sie beabsichtigt nur, einen mehr oder weniger richti-
2 ÜHLENSCHLAGER 1874, 218-224; vgl.}. DAHLEM bei REINECKE gen Eindruck des vollständigen Textes zu vermitteln. Vgl. EE II
1958, 91. Für eine vollständige Literaturübersicht siehe K. DIETZ 1001 (TH. MOMMSEN); CIL 111 11965 ( 0. HIRSCHFELD); IBR
in: RzR 388. 362 (F. VoLLMER); BECHERT 1971,246 f. mit Bild 15 (AE 1971,
3 Vgl. IBR 362 (F. VoLLMER): »in initio v. 5 ante M non rasura est, 292); K. DIETZ in: RzR 388.
sed casu superficies laesa. « 11 VgL CAGNAT 1914,202.
4 Vgl. K. DIETZ in: RzR 388: »Die Buchstaben in Zeile 3 und teil- 12 Vgl. ÜBLENSCHLAGER 1874, 221: >> Nehmen wir an, dem Stein-
weise auch in Zeile 4 stehen in einer leichten Vertiefung. << metzen, welcher die Schrift auszuführen hatte, sei dieselbe in
5 REINECKE 1958, 91. Currentschrift vorgelegt worden, so konnte eine undeutlich
6 A. STROH, Führer durch die Sammlungen der Stadt Regensburg. geschriebene lllleicht als lll gelesen und von dem Handwerker,
I. Vor- und Frühgeschichtliche Abteilung 2 (Regensburg 1958) 4. der sicher die Regierungsjahre des Kaisers nicht im Kopf hatte,
33; ULBERT 1965, Abb. gegenüber S.16. auch falsch eingemeiselt werden. <<
7 RIECKHOFF-PAULI 1979. 13 Vgl. TH. MoMMSEN in: EE II 1001 und CIL III 11965; BECHERT
8 Inv. Nr. MSR L 1. 1971, 244; AE 1971, 292.- K. DIETZ in: RzR 88 f. muß sich wohl
9 Buchstabenhöhe, in Zeile 1: ca. 9 cm; in Zeile 2-5: ca. 8 cm, mit irren, wenn er diese Stelle wie folgt übersetzt: >> mit Tribunenge-
Ausnahme des letzten Buchstabens I in Zeile 2, der nur etwa walt zum 36. Mal<<, dazu bemerkt: >>(richtig wäre 34. Mal) << und
6,5 cm hoch ist. dennoch die Inschrift auf das Jahr 179 datiert.

132
14 Siehe oben Anm.3 und 4. Taf. 30, 2). >>Die Triumphbögen Roms sowie die Ehren- und
15 EE II 1001. So auch CIL III 11965; W. BARTHEL, Ber. RGK 6, Schmuckbögen der Städte im Römerreich haben oft zwei gleiche
1913, 163; IBR 362; RITTERLING, Legio 1533; STEINMETZ 1931, Inschriften auf den zwei gegenüberliegenden Seiten.« Siehe in
29 Nr.1a; L.PETERSEN in: PIR 2 IV·2 (1958) 63, H 70; ULBERT diesem Zusammenhang RIB 397 und 398: Bruchstücke zweier,
1965, 10; ders., in: Germania Romana I. Gymnasium, Beih. 1 anscheinend identischer Inschriften, die beide >>in the ditch near
(Heidelberg 1960) 70. 72; SPITZLEERGER 1968, 121; H. ScHÖN- the south-east gate of Gelligaer fort« gefunden sind.
BERGER, JRS 59, 1969, 172; G. WINKLER, Bayer. Vorgeschbl. 36, 26 OsTERHAUS 1974, 170 f. mit Abb.6; vgl. REINECKE 1958, 95
1971, 77, Anm.218. Abb.1, 3.
16 BECHERT 1971, bes. 244-247 mit Bild 15: Ergänzungszeichnung 27 Für die Fundstelle siehe RzR 239 Abb. 48, 4. Zu den canabae des
der Regensburger Bauinschrift. Vgl. AE 1971, 292; RADNOTI Regensburger Legionslagers: RzR 233 ff. - Der Altar befindet
1973, 389; BöHME 1975, 208 mit Abb. 18; G. ALFÖLDY, Konsulat sich im Museum der Stadt Regensburg; Inv. Nr. MSR L 56;
und Senatorenstand unter den Antoninen (Bonn 1977) 252; größte Ausmaße: H.1,12, Br.0,61 und T.0,40 m.
K. DIETZ in: RzR 88 f. (siehe auch oben Anm.13) und 387 f., 28 Vgl. P. HERZ, Untersuchungen zum Festkalender der römischen
Nr.Il. Kaiserzeit nach datierten Weih- und Ehreninschriften. I-II
17 P. v. RoHDEN, RE II (1896) s. v.Aurelius Nr. 89,2478 f.; CIL III (Mainz 1975) 260 ff.; 524.
11933 (= IBR 279) aus Pfünz; CIL III 14370,2 (= ILS 5338 = 29 K.DIETZ in: RzR 106 f.; 391 Nr.I 4. Vgl. VITTINGHOFF 1971,
IBR 291) aus Böhming; DIETZ 1983. 306; ders. 1974, 117; M6csY 1972,137.
18 CAGNAT 1914, 170. 172 Anm.1; ILS III 1 (Indices) S.284; E. DE 30 Vgl. K. DIETZ in: RzR 105-109; 391 f. (mit ausführlicher Litera-
RuGGIERO, Dizionario epigrafico di antichita romane II 1 (Roma turübersicht); M6csy 1972, bes. 137 f.; ders. 1980,370.
1900) 549f., s. v. Commodus (E. FERRERO ); CIL VIII 5, S.135; 31 K. DIETZ in: RzR 106.
J. HASEBROEK, Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Sep- 32 Vgl. CIL XIII 6127 (Altrip, 181 n. Chr.): E'TßvRRo; CIL III 7756
timius Severus (Heidelberg 1921) 88-92. 105; A.BIRLEY, Septi- = AE 1980,734 (Apulum-Albaiulia, 3.Jh.): SVPRADRACONE (m);
mius Severus, the African Emperor (London 1971) 184 f.; 198 f. CIL XIII 8010 (Bonn, 2.-3.Jh.): (centurio) LEG(ionis)·!·MP
Vgl. u. a. die aus dem Jahr 181 datierende Inschrift aus Böhming (Minerviae Piae) F(idelis); CIL III 14370,2 = IBR 291 = DrETZ
( CIL III 14370, 2 = ILS 5338 = IBR 291; DIETZ 1983, 500 ff. ), in 1983, 500 f. mit Abb.2 (Böhming, 181 n.Chr.): A:RQGA:Rru
der der Name des Commodus eradiert ist; später hat man ihn ( Armeniaco Parthico ), pj_j (patri patriae ), WL v;:{fECE( runt ),
jedoch mit Stuck wiederhergestellt, wobei die Buchstaben mit ITEMPoRTAs, c[ o ]H( ortis) fBR( eucorum).
roter Farbe ausgemalt wurden. 33 Siehe in CAGNAT 1914, 24 f. die Ligaturen von u.a. BT (und TB;
19 Vgl. die Breite der Buchstaben D und x in Zeile 1 bzw. 2. vgl. Anm. 32: CIL XIII 6127); ET und TE; LT und TL; RT und TR.
20 Vgl. cv von ·SARMAT]rcvs in derselben Zeile links. Vgl. DIETZ 1983, 506.
21 L.10, Br.3, T.8-10 cm. 34 Leipzig 1896 (= 1961).
22 Ausmaße ca. 7 x 5 und 10 x 5 cm, mit einer Tiefe von 3 bis 3,5 cm. 35 Catalogue of the antiqu!ties in the Colchester Museum 2 (Co Iche-
23 ÜBLENSCHLAGER 1874, 220; REINECKE 1958, 95 Abb. 1, 1 ( vgl. ster 1869) 31 f., Nr. 601-615. 618. 622.
S. 93: >>eine Maßstabgerechte[?] Wiedergabe der beiden Inschrif- 36 Vgl. Catalogue (Anm.35), 31 f., Nr.601. 603. 610.
tenblöcke mit einer Oberansicht dieser Blöcke«). 37 I. I. E. HoNDIUS, Supplementum epigraphicum Graecum III
24 DR. W. BoLL, der von 1929 bis 1968 als Direktor dem Museum (Lugduni Batavorum 1927) 26 Nr.208.
der Stadt Regensburg vorstand, hat 1982 Frau DR. S. RIECKHOFF- 38 E. ScHWYZER, ?ox:rqavw~. Zeitschr. für vergleichende Sprachfor-
PAULI auf eine diesbezügliche Frage mitgeteilt, daß der Stein schung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen N. F.
während seines Direktorats bestimmt nicht verkleinert worden 56, 1929, 309-313.
ist. 39 Vgl. R. THURNEYSEN, A Grammar of Old Irish 2 (Dublin 1946)
25 Vgl. Gelligaer (Britannia): RIB 397 (Südosttor); 398 (Südosttor); 391, § 623 (Freundlicher Hinweis von K. H. ScHMIDT, Bonn).-
399 (Nordwesttor); Hotbank milecastle (Britannia): RIB 1637 In diesem Zusammenhang ist noch zu bemerken, daß das Cogno-
und 1638; Holzhausen (Germania Superior): CIL XIII 7616 men des Dedikanten, Artissius, auf das Rheinland hinweist und
(porta principalis sinistra) und 7617 (porta praetoria); Porolis- höchstwahrscheinlich keltischer Herkunft ist; vgl. L. WEISGER-
sum-Moigrad (Dacia Porolissensis): AE 1944, 51; 1958, 230. BER, Rhenania Germano-Celtica (Bonn 1969) 88. 126. 285 und
288; 1979, 491 (porta praetoria); Bu Ngem (Tripolitana): IRT K. DIETZ in: RzR 107. 391 Nr. I 4.
914 (Westtor), 915. 916 und R. REBUFFAT, Libya Antiqua 11-12, 40 Zu Territorien von canabae legionis und Auxiliarvici siehe M6csY
1974-1975,218 Nr.71-199 (Südtor); Ras es Ain (Tripolitana): 1967, 212; ders. 1980; VITTINGHOFF 1971, 306; ders. 1974, 117;
CIL VIII 22765 = ILS 8923 = ILT 3 (N ordtor) und BCTH 1903, VON PETRIKOVITS 1979, 242; K.DIETZ in: RzR 108.
354 = ILT 3 (Osttor); Ad Maiores-Henschir Besseriani (Numi- 41 Vgl. VON PETRIKOVITS 1979.
dia): CIL VIII 2478 = 17969 (Osttor), CIL VIII 2479 = 17971 42 Siehe FISCHER 1981; vgl. VON WALDERDORFF 1900 und K. DrETZ
(Südtor) und BCTH 1907, 324 (Westtor).- In einem Brief, den in: RzR 52.
J. DAHLEM am 19.März 1874 an F. ÜBLENSCHLAGER geschrieben 43 Vgl. P. ScHMID, Regensburg, Stadt der Könige und Herzöge im
hat, wird vermutet, daß die Blöcke der Bauurkunde vom Mittelalter (Kallmünz 1977) 95.
Jahre 179 einst auf der Innenseite des Osttores des Regensburger 44 K.DIETZ in: RzR 97 f. (mit Abb.16); 313. 399 f. Nr.I 9, mit
Legionslagers angebracht waren; vgl. REINECKE 1958, 92. 94.- weiterer Literatur (>>Nach 175 n.Chr., aber 3.Jahrhundert
D. BAATZ (brieflich 19.12.1983) ist der Ansicht, daß man die n.Chr.«). S.RIECKHOFF-PAULI in: RzR 211. 267f.; dies. 1979,
Möglichkeit zwei er identischer Inschriften an einem Torbau (an 133 f. Zur Fundstelle siehe RzR, hinten: >>Plan von Regensburg
der Außen- bzw. Innenseite) nicht ganz ausschließen kann: >>Die mit seinen Umgehungen im Jahre 1829«.
Regel war sicherlich die, daß es nur eine Inschrift an den Toren 45 S. RIECKHOFF-PAULI in: RzR 268.
gab, selbstverständlich außen« (vgl. BECHERT 1971, 207 und die 46 Siehe auch H.-J. KELLNER, Die Römer in Bayern3 (München
aus dem Jahre 1819 stammende Zeichnung des Nordtores des 1976) 113; F. WAGNER, Ber. RGK 37-38, 1956-1957, 241
Kastells Bu Ngem in: D. BAATZ, Kastell Hesselbach und andere Nr. 101. Vgl. jedoch K. DIETZ in: RzR 106.
Forschungen am Odenwaldlimes. Limesforsch. 12 (Berlin 1973) 47 S. FITz u. H. KüHN, Keramik. Katalog der Abteilung. Deutsches

133
Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik 54 Für vielfache Hilfe, die sie ihm bei seinen Studien der Regensbur-
(München 1982) 27: Nr.118 (mit Abb. S.26), »Fundort: ger Rätsel geleistet hat, möchte der Verfasser FrauSAEINE RmcK-
Regensburg«, Ausmaße: »L 550, B 260, H 70« mm; siehe auch HOFF-PAuu, Konservatorinan den kunst-und kulturgeschicht-
S.149, Inv. Nr.14157. lichen Sammlungen der Museen der Stadt Regensburg, hier an
48 SPITZLEERGER 1968, bes. 181-183. erster Stelle herzlich danken, außerdem D. BAATZ (Bad Horn-
49 B. LöRINCZ, Pannonische Ziegelstempel III. Limes-Strecke Ad burg), G.J. M. BARTELINK, J. K. HAALEBOS, G. R. KLUGE und
Flexum-Ad Mures. Diss. Arch. II 9 (Budapest 1981) 35 Nr.11; E.J. PoNTEN (Nijmegen), J. BENNETT, C. M. DANIELS und
36 Abb.10. A. RusHWORTH (Newcastle-upon-Tyne), D. T.-D. CLARKE
50 Vgl. J. FITz, Acta Arch. Hung. 14, 1962, 49. (Colchester), H. TH. FISCHER und S. FITZ (München),
51 Vgl. SPITZLEERGER 1968, 170 Nr. 363; 180 s. v.Alkofen. Das 1847 K. H.]ACKSON (Edinburgh), J. T.].]AMAR (Heerlen), G. NEu-
gefundene Stempelbruchstück ist übrigens nicht von SPITZLEER- MANN (Würzburg), H. VON PETRIKOVITS und K. H. ScHMIDT
GER erwähnt. (Bonn), G. SPITZLEERGER (Landshut) und R. P. WRIGHT (Dur-
52 Vgl. H.-J. voN ALEERTI, Maß und Gewicht. Geschichtliche und harn) für bereitwilligst erteilte Auskünfte, die in diesem Aufsatz
tabellarische Darstellungen von den Anfängen bis zur Gegenwart verwertet worden sind, und R. RAHIER (Kleve) für seine sorgfäl-
(Berlin 1957)229. tige Überprüfung der deutschen Übersetzung.
53 Vgl. Anm. 47.

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134
Zum Feldzug Caracallas gegen die Germanen
KARLHEINZ DIETZ

Jedes neue Zeugnis, das im Umfeld der militärischen 15. tribunizische Gewalt, die am 9. Dezember 212 zu
Operationen Kaiser Caracallas gegen die Chatten und Ende ging, liefern einen engen zeitlichen Ansatz der
die Alamannen im Jahre 213 zutage kommt, verdient- Gundelfinger Meilensteine in den Herbst 212.
nicht nur in Aalen, so nahe bei Dalkingen- die beson- Damit sind die Neufunde nicht nur etwa 3 Jahre älter
dere Aufmerksamkeit der Forschung. Wird doch die als die bislang in zehn Ausfertigungen nachgewiesenen
Dürftigkeit unserer Überlieferung zu diesem Feldzug rätischen Meilenanzeiger des Jahres 215, 5 sie unter-
allgemein beklagt. Das Geschehen ist sehr schnell skiz- scheiden sich auch sonst von diesen: zum einen wird
ziert: 1 Nachdem der Kaiser zu Neujahr 213 sein viertes Septimius Severus nicht mitgenannt, zum anderen zäh-
Konsulat angetreten hatte, befand er sich am 20. Mai len sie von einem bisher nicht bezeugten caput viae und
desselben Jahres bereits an der Front, überschritt am endlich vermelden sie offenbar wirkliche Bauarbeiten,
11. August ad hostes extirpandos den rätischen Limes während 215 nur die mit überschwenglichen Ehrenna-
und errang schließlich prope M oenum amnem, also in men für Caracalla versehenen Meilensteine erneuert
der Maingegend, einen vollständigen Sieg über die Ger- worden sein könnten.
manen. Am 6. Oktober war der glückliche Ausgang des Bezüglich der Kaisertitulaturen sind Meilensteine
Unternehmens bereits in Rom bekannt. Der Monarch nicht ebenso korrekt wie etwa Kaiserkonstitutionen
besuchte offenbar noch einmal Mainz, ehe er im Spät- und deren Abschriften, z. B. die Militärdiplome. Klei-
herbst in die Hauptstadt des Reiches zurückkehrte. nere Fehler, wie sie auch auf den Gundelfinger Exem-
Darüber hinaus sind manche längst bekannte Details plaren vorkommen, sind daher nicht verwunderlich.
überliefert, die hier ebenso wenig weiter behandelt Dennoch haben an i~rer Erstellung im Regelfall auch
werden sollen wie die erst jüngst geklärte Frage der offizielle Organe mitgewirkt, zumindest bezüglich der
Einordnung des Feldzugs in den historischen Kontext BauformeL Diese ist hier sehr ungewöhnlich, denn
der Severerzeit. 2 Im folgenden werden vielmehr zwei vias et pontes dedit ist, was das Verb angeht, bis heute
epigraphische Neufunde vorgestellt, die eher alltäglich ohne Analogie. 6 Folgt man den gängigen Handbü-
zu sein scheinen, die aber- wie thesenartig zu begrün- chern zur lateinischen Epigraphik, so wären die übli-
den ist 3 - mit dem Feldzugsgeschehen in Verbindung chen Formulierungen bei magistratischen Baumaß-
gebracht werden dürfen. nahmen mit Verben wie fecit, restituit oder faciendum
Es handelt sich um die Fragmentezweier Meilensteine, curavit usw. gebildet worden, wohingegen dedit vor-
die im Herbst 1981 bei einer von W. Czysz geleiteten wiegend auf private Bauherrn bezogen wurde. Der
Grabung des Bayerischen Landesamtes für Denkmal- Grund für diese Unterscheidung ist sprachlicher
pflege in der St.-Martins- Kirche zu Gundelfingen, Natur. Im Gegensatz zu fieri iussit, was kausativ auch
Landkreis Dillingen, zutage gekommen sind. Gemein- durch fecit auszudrücken war, wäre dari iussit hier
sam mit 26 anderen Spolien hatten sie zur Fundamen- ganz unsinnig. Dazu war der mit dare beschriebene
tierung der ältesten, aus dem 8.Jahrhundert stammen- Bauvorgang zu eng mit dem Veranlasser verknüpft.
den Steinkirche gedient. 4 Sie sind unterschiedlich Vias et pontes dedit wird daher so zu verstehen sein,
erhalten, weichen aber nach Ordination und hand- daß der Kaiser nicht nur, wie üblich, als oberste
werklicher Ausfertigung voneinander ab. Ihr identi- Instanz für die cura rei publicae notwendige Bauten
sches Formular läßt sich wie folgt angeben: angeordnet, sondern diese durch einen Akt der libera-
Imperator Caesar Marcus Aurelius Severus Antoninus litas, als Stiftung, auch finanziell getragen hat. Freilich
Pius Augustus, Britannicus maximus, Parthicus maxi- müßte man es bei der Feststellung des singulären Cha-
mus, pontifex maximus, tribunicia potestate XV, Impe- rakters der Bauformel bewenden lassen und auf wei-
rator III, consul designatus IIII, vias et pontes dedit. A terreichende Folgerungen verzichten, gäbe es nicht
Phoebianis milia passuum III bzw.IIII. noch andere Indizien, die die Gundelfinger Milliarien
Die Steine gehören in die Zeit nach der Ermordung als außergewöhnlich erscheinen ließen.
Getas, also nach Dezember 211 oder Februar 212. Die Da ist zunächst das caput viae Phoebiana (sofern der
Designation des Kaisers zum vierten Konsulat, die auf Nominativ zu Phoebianis so gelautet haben sollte). Es
einem Militärdiplom vom 30. August 212 noch fehlt, ist zum ersten Mal belegt, obschon der Ortsname in
datieren sie noch genauer nach diesem Termin, und die anderer Schreibweise (Febiana) als Sitz der equites sta-

135
blesiani iuniores seit langem aus der Notitia dignitatum die seinem Leib oder seiner Seele Besserung brachte.
geläufig ist. 7 Es ist wohl kein Zweifel möglich, daß Das zeigte sehr deutlich, daß sie nicht auf seine Weihge-
damit nur der antike Vorläufer von Faimingen gemeint schenke und Opfer, sondern auf seine Gesinnung und
sein kann. Die in der neueren Forschung 8 durchweg zu Taten achteten. Denn weder Apollo Grannus, noch
findende Identifizierung mit Unterkirchberg 9 bzw. Asklepios, noch Sarapis halfen ihm, obgleich er oft und
Finningen an der Illermündung in der Nähe von Ulm ausdauernd zu ihnen inständig betete. Auch wenn er
beruht auf eher vagen topographischen Überlegungen auf Reisen war ( artOÖY]~HDV) schickte er Gebete, Opfer
ebenso wie die Gleichsetzung von Faimingen mit dem und Weihgeschenke ( xaL Euxa~ xaL 'frvo(a~ xaL
Ponione der Tabula Peutingeriana. Hingegen sprechen ava'fr~ ~a-ra) an diese Götter, und viele Boten liefen hin
jedoch mindestens folgende Gründe für die Identität und her, die dem einen und dem anderen derlei über-
von Phoebiana und Faimingen: brachten. Und er kam auch persönlich zu ihnen (~A.'frc:
1. Wenn Faimingen Zählpunkt war, mußten Meilen- öt xaL au-r6~) in der Hoffnung, durch sein Erscheinen
steine von den Standorten bei der 3. bzw. 4. römischen mehr erreichen zu können und tat alles, was auch die
Meile nur wenige hundert Meter zu ihrem Fundort, der Frömmsten getan hätten; aber er erlangte nichts, was
Gundelfinger Kirche, verschleppt werden. 10 seine Genesung vorangetrieben hätte.«
2. Die 26 mit den Milliarien gefundenen Werkstücke Offensichtlich erwähnt Dio drei Hauptheilgötter des
passen zu der von G. WEBER erforschten Faiminger Imperium Romanum, deren Kultstätten der Kaiser
Werksteinarchitektur. 11 nacheinander besucht haben muß. Wir wissen, daß
3. Die übrigen rätischen capita viarum - Augsburg, Caracalla tatsächlich 215 den Asklepios in Pergarnon
Regensburg, Kempten und vielleicht Bregenz- waren und im Folgejahr den Sarapis in Alexandria konsultiert
allesamt bedeutende Ansiedlungen, was zwar für Fai- hat, und anscheinend war er bei jedem dieser Götter
mingen, zu Beginn des 3.Jahrhunderts aber kaum für sogar zweimal. Der Hauptverehrungsort des Apollo
den vicus bei einem aufgelassenen Kastell im Bereich Grannus ist uns so eindeutig leider nicht bekannt gewe-
der Illermündung gelten kann. sen und schon an verschiedenen Orten vermutet wor-
4. Die naheliegende Etymologie von Phoebiana führt den, etwa in Baden-Baden, in Aachen oder in Grand
auf Phoebus, den geläufigsten Beinamen des Gottes (Vosges ). Von je her ist freilich Faimingen besonders
Apollo. Faimingen galt aber schon in der bisherigen dafür favorisiert worden. Und das trotz eines bedeu-
Forschung fast unumstritten als Sitz eines größeren tenden Neufunds aus Grand (AE 1982, 714 = AE
Heiligtums für den keltischen Heilgott Apollo Gran- 1983, 716) mit vollem Recht; denn:
nus, der auf einer Weihung aus Trier sogar auch einmal 1. ist im Umkreis von Faimingen eine einzigartige
als Phoeb( us) bezeichnet wird. Mag auch der heilige Konzentration von kaiserzeitlichen Weihungen an
Bezirk archäologisch noch nicht über jeden Zweifel er- Apollo Grannus feststellbar. Erst seit etwa 300 scheint
haben nachgewiesen sein, so hat doch G. WEBER durch Grand im Gebiet der Leuci Faimingen in der Rolle des
die Kartierung verschleppter Werkstücke und Dedika- ersten Apollo-Grannus-Heiligtums abgelöst zu haben.
tionsinschriften die Existenz des Heiligtums erneut be- 2. Führte der Kaiser nach der Historia Augusta (Ce
kräftigt.12 Wie immer entstanden, Phoebiana wäre ein 5, 4) und den Arvalakten (CIL VI 2086) seinen Germa-
passender Name für ein Apollo- Heiligtum gewesen. nenkrieg circa Raetiam bzw. per Limitern Raetiae.
An dieser Stelle ist als ein weiteres Indiz der leider nur 3. Hatte ein Anwalt im Auftrag seiner Heimatstadt
fragmentarisch erhaltene Bericht des zeitgenössischen Ephesos mehrere Gesandtschaftsreisen zu Caracalla
Historikers Cassius Dio ( 78, 15, 2 f.) heranzuziehen: unternommen, die ihn unter anderem (u.zw. in dieser
»Den Antoninus ( sc. Caracalla) hatten die Zauberfor- Reihenfolge) nach Britannien, »nach Obergermanien
meln der Feinde von Sinnen und verrückt gemacht. Als und sogar bis zu Granus Apollo« ( d~ ... [fEQ] ~av(av
einige Alamannen davon hörten, sagten sie, sie hätten 't~V avm xaL yc:v6~EVOV xaL ~EX[ Ql] -roii fQav(ou
bestimmte Zaubermittel verwandt, um ihn um den Ver- 'Art6A.A.wo~), außerdem nach Sirmium, Nikomedia,
stand zu bringen. Er war nämlich einesteils körperlich Antiochia und schließlich nach Mesopotamien geführt
erkrankt, sowohl an deutlich sichtbaren als auch an hatten (Inschr. v. Ephesos 802). In dieser Aufzählung
geheimnisvollen Leiden, andernteils litt er auch see- ist das Itinerar auch des Kaisers seit 209 unschwer
lisch an widerlichen Wahnvorstellungen.« Dio erläu- erkennbar. Die mit dem Götternamen angegebene
tert weiter, daß es sich bei letzteren vor allem um Visio- Lokalität lag offenbar nicht in Obergermanien, aber
nen des verstorbenen Vaters und des ermordeten Bru- auch westlich von Sirmium, wo der Kaiser 214 weilte,
ders gehandelt habe. Dann fährt der Historiker fort und daher in einem Gebiet, in dem der Regent längere
(Sf.): »Aber keiner der Götter, obschon er sich an alle Zeit Quartier bezogen haben muß, weil er sogar Recht
die berühmtesten wandte ( xa( -roL rcav-ra~ -rou~ EJtl- gesprochen hat. 13 Daher hat man auf den Rätienaufent-
cpavEo-ra-rov~ 'frEQartE'lJOavn ), gab ihm eine Antwort, halt und das Heiligtum von Faimingen verwiesen.

136
Bei dieser Sachlage müssen Meilensteine vom Herbst Faimingen, weil er sogar Gericht dort hielt. Übrigens
212 in unmittelbarer Umgebung von Faimingen zwei- war seineAusdauerauch bei Asklepios und Sarapis ver-
fellos mit der Parusie des Herrschers am Limes Raetiae hältnismäßig groß, erwägt man seine sonstige Rastlo-
zusammenhängen. In der Tat sind Straßenbauten sigkeit. Könnte ein längerer Aufenthalt des Kaisers das
anläßlich von Kaiserbesuchen anderweitig gut bezeugt. unfertige Kastell innerhalb der Faiminger Vicusmauer
Aber in unserem Fall darf man wohl noch weitergehen. mit seiner für Rätien exzeptionellen Größe von 5,2 ha
Das dedit legt eine Stiftung des Monarchen an Apollo nicht in ein anderes Licht rücken? Waren darin etwa-
Grannus nahe oder wenigstens eine Förderung der zum mit allem Vorbehalt gefragt- Begleittruppen des Kai-
Heiligtum gehörenden Siedlung. Ähnliches ist etwa bei sers ( equites singulares Augusti oder Teile der legio 11
Pergarnon zu beobachten, das von Caracalla u. a. die Parthica) untergebracht?
dritte Neokorie des Kaisers verliehen bekam. Was Stra- 5. Das Schwergewicht der militärischen Operationen
ßenbauten als Kaiserstiftungen für eine Gottheit anbe- lag 213 anscheinend im Westen Rätiens. Schwerlich
trifft, so muß es genügen, den Ausbau der Heiligen hatte der Kaiser sein Hauptquartier in Eining, von wo
Straße von Milet nach Didyma durch Trajan als Dank aus er einen Abstecher nach Faimingen machte, wie
für die Weissagung der Herrschaft zu erwähnen. Die zuletzt A. RADNOTI angenommen hat. 14 Viel eher
dabei aufgestellten Meilensteine sind unauffällig; den würde ein Ausgangspunkt Phoebiana mit einem
Staatsakt verraten die zufällig erhaltenen Inschriften Limesübergang bei Dalkingen, wie ihn die Ausgrabun-
vom Anfangs- und Endpunkt des Prozessionsweges. gen von D. PLANCK nahelegen könnten, überein-
Akzeptiert man die vorgetragene Interpretation der stimmen.15
Gundelfinger Meilensteine, so ergeben sich einige 6. Faimingen, nicht U nterkirchberg war Phoebiana.
wichtige Folgerungen: Ob das spätrömische Febiana nun innerhalb der Groß-
1. Caracalla war schon im Spätherbst 212 erkrankt. anlage nördlich der Donau _zu suchen oder ob eine
Sein Leiden war nicht, wie es Dio nahelegen könnte Namensübertragung auf das weiter südlich gelegene
und wie oft zu lesen ist, erst im Verlauf des Feldzuges Bürgle bei Gundremmingen erfolgt ist, sei dahinge-
213 aufgetreten. In der Tat ergibt sich aus Dio auch sehr stellt. Fest steht, daß auch im 4.Jahrhundert der Raum
klar, daß der Meuchelmord an Geta eine Hauptursache nichts von seiner Bedeutung eingebüßt hat. Beher-
für die Seelenpein Caracallas war. Während der Expe- bergte er doch die iuniores der vornehmen equites sta-
dition mag eine Verschlechterung eingetreten sein. blesiani, deren seniores in der Provinzhauptstadt Augs-
2. Das Interesse des Kaisers am Norden war nicht erst burg lagen.
213 spontan entstanden. Das legen auch die gewaltigen Zusammenfassend zeigt sich, daß ein zunächst recht
Truppenverschiebungen für den Feldzug nahe. Offen- alltäglich anmutender Inschriftenfund durch sorgfälti-
bar wandte sich Caracalla an den wichtigsten Heilgott ge Beobachtung wichtige Neuerkenntnisse für die Ge-
der Region, in der er sich gerade aus politischen Grün- schichte des rätischen Limesgebiets erbringt, und zwar
den aufhielt. Sofern das Unternehmen gegen die Ala- für einen Zeitpunkt, an dem Rätien für wenige Monate
mannen nicht ein Präventivkrieg, sondern - wie meist Zentralschauplatz der römischen Geschichte war.
angenommen- ein Gegenschlag war, müssen die auslö- Unlängst hat Sir RoNALD SYME geschrieben: 16 » Mile-
senden Unruhen wohl schon 211 oder noch früher stones, they are more numerous than needed. They
gesucht werden. may tell very little, often merely certifying stages and
3. Mehrere, hier leider nicht weiter auszuführende intervals on roads already known, traced and trodden:
Gründe sprechen dafür, daß der Kaiser zweimal, 212 or, less instructive, the names and titles of an emperor.
und 213, im Norden weilte. There are happy exceptions. « Die Gundelfinger Mei-
4. Er verbrachte längere Zeit bei Apollo Grannus in lensteine sind solche happy exceptions!

Anmerkungen

Zuletzt L. ScHUMACHER, Römische Kaiser in Mainz. Im Zeitalter 3 Die ausführlichere Publikation mit den nötigen, hier fehlenden
des Principats (27 v. Chr.- 284 n. Chr.) (Bochum 1982) 78-85. Nachweisen erfolgte Germania 63, 1985, 75-89.
Ausführlicher danach L. ÜKAMURA, Alamannia devicta: Roman- 4 W. Czysz, in: Das archäologische Jahr in Bayern 1981 (1982) 142 f.
German Conflicts from Caracalla to The First Tetrarchy 5 Dazu jetzt wieder G. WALSER, Die römischen Straßen und Mei-
(A.D.213-305). (Diss. microfilm, Univ. of Michigan 1984) lensteine in Raetien. Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen
8-146, der sowohl die Existenz eines alamannischen Stammes- Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands 29 (Stuttgart 1983)
verbands als auch eines römisch-germanischen Krieges unter 42-45.
Caracalla bezweifelt. 6 WALSER a. a. 0. 90 spricht von dem »ungewohnten Satz vias et
2 G. WrRTH, Caracalla in Franken. Jahrb. Fränk. Landesforsch. pontes dedit, welcher der üblichen Form vias et pontes restituit
34-35, 1974-1975,37-74. widerspricht.«.

137
7 Not. Dign. Occ. XXXV 4; XXXV 15. 12 G. WEBER, Germania 56, 1978, 511-521.
8 Zuletzt wieder bei WALSER a. a. 0. 90. 119. 13 Vgl. Herod. IV 7,2 und Philostr. vita Sophist. 2,32.
9 Dazu der Beitrag von M. KLEE in diesem Band S.187ff. 14 Bayer. Vorgeschbl. 37, 1972, 52-54, bes. 54 mit Anm. 50.
10 Dergenaue Aufstellungsort der Steine ist derzeit nicht mit Sicher- 15 Zuletzt D. PLANCK, Das Freilichtmuseum am rätischen Limes im
heit zu ermitteln, da nicht klar ist, ob sie an der Straße nach Hei- Ostalbkreis. Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-
denheim, der nach U rspring oder gar an einem noch nicht Württemberg 9 (Stuttgart 1983) 68-93, bes. auch 32ff.; 91ff.
bekannten Prozessionsweg gestanden haben. 16 JRS 68, 1978, 12.
11 Vgl. G. WEBER, Ber. RGK 62, 1981, 104-217, bes. 198ff.

138
Shoes in Perspective
CAROL VAN DRIEL-MURRAY

Next to food production, the manufacture of clothing ment of the sites is the obvious military and geograph-
is the basis of the ancient economy, but the infrequency ical bias of the evidence. There is virtually no published
of survival has meant that clothing has been a rather leatherwork from Italy or Gaul, and almost all the evi-
underestimated factor in the archaeological argument. dence comes from settlements along the frontiers of the
Most clothing was naturally made of wool or linnen, provinces of Germania and Britannia, which are either
but even when textiles are preserved, they are frequent- military in themselves (forts such as Valkenburg), or
ly so fragile and fragmentary that only very exception- which are closely associated with the military presence
ally can a complete item of clothing be identified or (such as the colonia at Xanten or the vici of Zwammer-
reconstructed (Wild 1970 ). In contrast, leather has a dam or the Saalburg). Though children's shoes can
much better chance of survival in waterlogged condi- always be regarded as "civilian", we may well question
tions and consequently, large quantities of footwear just how "civilian" these settlements were in compari-
have been preserved in wells, ditches and former river son to thoroughly civilian sites in Gaul or southern
courses. To all intents and purposes, it is the only item England. The location of the major find spots further-
of Roman clothing which survives intact enough for us more means that from the middle of the Third Century,
to see exactly what the majority of ordinary people the evidence becomes increasingly thin.
were wearing at a particular time and place. Of the en- A further problem is the uneven quality of publication
tire wardrobe of the provincial Roman, we are left with and, more particularly, of the illustrations. Leather,
only his boots. like textiles, requires a work drawing - in fact an in-
The waterlogged deposits of riverside rubbish dumps in terpretation- not an ,artistic impression of a purely for-
which leather is best preserved are often poorly dated. tuitous survival, folded and crumpled out of all recog-
This has meant that leather tends to be treated as a single, nition by centuries in the soil. The pieces should be
unchanging category of material, representative of Ro- drawn flat, with seams and impressions marked so that
man clothing or equipment at any arbitrary point in the original dimensions and construction are clear. It
time. But styles of clothing did not remain static may not always be possible to make reconstruction
throughout all the years of the Roman occupation, and, drawings as well, but the essential information should
though it would be incorrect to project our concept of always be recorded and published. If I labour the point,
fashion change onto the Romans, a commoner of the it is only because highly skilled but quite uninformative
Third Century would have been dressed noticeably dif- drawings hamper efforts to identify technological de-
ferently from his or her First Century counterpart. velopments in the shoemaker's craft and mask the orig-
It is the possibility of utilizing the changing styles in inal shape and function of secondarily deformed frag-
footwear as , an aid to the dating of archaeological ments.
deposits whi~h I wish to highlight here. Nevertheless, even within these constraints, when the
By comparing the footwear from clearly dated find available evidence is filled out with isolated finds and
complexes (e. g. Valkenburg, GROENMAN-VAN material from less exactly dated complexes, a consistant
WAATERINGE 1967; the An to nine Wall forts, RoBERT- picture does begin to emerge for the first three centuries
SON ET AL. 1975, CHARLESWORTH and THORNTON A. D.
1973; certain wells at the Saalburg and Zugmantel,
BuscH 1965, Velsen 1 ) and from well defined stratified
sequences, such as the harbour at Xanten and in the city 1. Shields
of London (J ONES and RHODES 1974 ), it is possible to
identify several styles in footwear with a restricted But it is not only footwear which is capable of more
period of popularity. Though the aim must ultimately refined treatment. Changes in military equipment will
be to establish a complete sequence of development for also be reflected in the leatherwork which is frequently
all the different catagories of footwear, this is at present an indirect source for the appearance and construction
only possible in the case of sandals, which can be of items such as shields, tents and saddles, and more
followed through about 250 years. accurate dating of complexes will allow such changes to
The major problem besetting the comparative treat- be recognized. Depictions on reliefs are rare, especially

139
in the northern provinces, and there is no guarantee jan's Column as equipped exclusively with the rectan-
that what is depicted w'as actually used locally, and not gular shields. This suggests that the change was inniti-
copied from a well-established pattern-book. In con- ated in the period following the Dacian Wars. It is
trast, leather is relatively common, and was most cer- unlikely that the artists would have depicted antiquated
tainly used at the site where it was discarded. Shields equipment on the Column, since the abandonment of
are a case in point: the First Century shield excavated at the rectangular shield implies the abandonment of the
Doncaster remains unique (BucKLAND 1978), while military tactics associated with it- the testudo and the
various problems surround the Third Century shields overlapping shield wall- both of which figure promi-
form Dura Europos (RosTOVTZEFF et al. 1939, nently in the campaign 2 •
p. 326 ff. ). But fragments of leather identifiable as
shield covers from sites all along the Limes, from Vin-
donissa to Bar Hill (fig. 1), enable shield types, sizes 2. Military Boots
and variations to be recognized over a wide geographi-
cal area and at various points in time, with the proviso As far as leather is concerned, the phasing out of the
that there is more material available from auxiliary sites rectangular shield is accompanied by the abandonment
than from legionary ones. The scraps of leather provide of the standardized military boot, or caliga as it is
a large and consistant body of evidence for an otherwise termed.
ephemeral piece of military equipment. First Century This distinctive nailed footwear,. depicted on military
Vindonissa provides evidence for the rectangular monuments and recovered from First Century sites
legionary shield, while oval shields of two sizes occur at such as Valkenburg (GROENMAN-VAN W AATERINGE
contemporary auxiliary sites such as Valkenburg and 1967, fig. 46-49) and Mainz (LrNDENSCHMIT 1900,
Woerden (GROENMAN-VAN WAATERINGE 1974, Taf.37.46), was constructed of three elements: an
pp. 66-68). However, numerous fragments of leather insole, a middle sole cut in one with the characteristic
shield covers from the Bonner Berg, the site of a fabrica open-work upper and an outer sole. A soldier mur-
of the legio I Minervia, indicate that here at least, the dered and thrown into a well at Velsen actually wore a
rectangular legionary shield had disappeared from use shoe of this type. The nails used to hold the soles
by 130 A. D. at the latest, being replaced by the more together are, in many cases, arranged in a characteristic
manoevrable oval type (vAN DRIEL-MURRAY and D-pattern under the arch (fig.2). As this nailing
GECHTER 1983 ). Yet this very legion is depicted on Tra- pattern never seems to occur with any other type of
footwear, it may serve as a useful guide to the presence
Fig. 1 Find locations of shield cover fragments. of caligae on sites where nothing more than footprints
remain, as at the Dormagen tileries, for instance (MuL-

es
Oval shield covers
LER 1979, Ab b. 7). Both caliga construction and D-
nailing occur only in military sites and only on the First
Century. None are present in the legionary fabrica on
Bonner Berg, nor are there any in the vici of the Saal-
burg or Zwammerdam. In the stratified deposits from
Xanten, they occur exclusively in the First Century 3•
The last examples seem to be those depicted on Trajan's
Column. As to the dating of these changes, the Historia
Augusta (vita Had. 10.3-12.1) records that Hadrian
"improved the arms and equipment" of the army, and
that he "completely transformed the soldiers" in the
early part of his reign, before setting off to Britain ( 122
A. D.). Might the shields and the footwear be but two
tangible aspects of this total overhaul of military equip-
ment, practices and, perhaps, tactics?
From the beginning of the Second Century, it is
1 Vindonissa
2 Bonn difficult to discern any obvious single successor to the
3 Vechten
4 Woerden caliga, at least in the northern provinces, and this
5 Zwammerdam
5 Valkenburg despite a very much larger amount of leather available
7 Velsen
8 Usk from dated contexts in this period. In general form and
9 Hardknott
10 Birdoswald construction footwear from definitely military sites
11 Bar Hill
such as Banner Berg or Bar Hill does not differ from

140
either adults' or children's shoes from the vici or from Europos (A. GANSSER-BURCKHARDT, unpublished
civilian settlements such as the city of London. It rather typescript). Thus the eyelet boot seems to have been
looks as though the army gave up standardization in fashionable in most parts of the Empire during the
favour of shoes more suited to local conditions (vAN Third Century. This does suggest that there was a grea-
DRIEL-MURRAY 1985). ter uniformity in footwear styles than could justifiably
be concluded from the scatter of find spots alone.

3. Eyelet Boot
4. Sandals
Towards the end of the Second Century, an eyelet boot
appears which is of particular interest because its The caliga and the eyelet boot are isolated types, but a
limited chronological range is matched by a very wide clear line of development is to be seen in the sandals
geographical distribution. A complete example comes which are such a specifically Mediterranean contri-
from Zwammerdam (stray find, fig.3). The upper, bution to fashionable dress in the provinces. Since san-
including the long laces, is cut from a single piece of dals do not occur in the First Century military con-
leather, which is sewn together down the centre of the texts, they were probably introduced by the civilians
foot. There is an internal heel stiffener, reinforcements accompanying and following the conquest. Their
are sewn on the inside of the boot leg and against the adoption in our cold and damp climate- even in combi-
eyelets, and the toe is protected on the outside by a little nation with socks- is a sign of a very conscious accept-
toe cap. Several specimens of this type, for both adults ance of Roman styles of dress. At first they were worn
and children, come from the Saalburg and Zugmantel particularly by women and children, but the more fre-
(BuscH 1965, Ta£.10, 33. 34 ). Where dating is possible, quent appearance of larger sizes in the course of the
they are late Second/first half of the Third Century. A Second Century suggests that men too began to wear
fragmentary upper from Xanten dates to the later Third sandals after a while.
Century, while yet another example comes from a First Century sandals have a natural foot shape, with
Third Century well in Usk. Models of this shoe type indents at the side marking the position of one or more
indicate that it was also familiar in Reims (FoRRER of the toes. Sandals found in caves in the Judean desert
1942, Ta£.14) and Alexandria (LAu 1967, 93). Finally, and dated to either 70 or 135 A. D. show the same fea-
no less than five examples are described from Dura ture (AHARONI 1961, pl.23). During the Second Cen-

Fig. 2 Nailing of caligae from Valkenburg, Xanten, and Velsen. Scale 1:3.

0
0
0
0 0 0 00
0 0 0 0
0 0 0 0
0 0 0
0 0
0 OQoOOO
0 0 0 0
0 0 0 0
0 0 0
0 0 0
C) 0 0
000
0

Xanten Valkenburg
JB c 60 AD

141
Fig. 3 Eyelet boot from Zwammerdam. Scale 1:2.

Fig.4 Development of sandal shape 4 •


IB III B

London Bar Hill Woerden Zugmantel Xanten London

142
tury, the toe indents disappear, the sandal becomes Second Century onwards, which gives them a~ditional
rounder and blunter at the front, where there is some- value at a period when the problem of the re-deposition
times a depression (fig. 4 ). Throughout the second half of finds such as pottery and coins becomes increasingly
of the Second Century there is a tendency for the acute.
widest part of the sole to move forward from its natural In itself, leather can date a deposit fairly accurately on
position across the toe joints until an extremely exag- account of its conservation requirements. It must be
gerated almost triangular shape is achieved in the later waterlogged or sealed from the air quite quickly: frost
Third Century. These sandals must have flapped most and periodic wetting and drying out cause rapid decay 5 .
uncomfortably - though, no doubt they had their uses Hence it does not survive long on open rubbish dumps
in negotiating the increasingly damp, late Roman en- or in ruined buildings, the spoil from which may be re-
vironment: Not surprisingly, after this excess of used in land reclamation or in foundations. While
development, sandals disappear from our regions, not pottery and coins may have been lying around for some
to return until modern times, though of course they do time, the leather will usually represent the most recent
continue in the east. activity. Leather is also a guide to the end of the useful
Changes in sandal shape are accompanied by techno- life of a well: pottery may fall in during use, coins are
logical changes. Earlier examples consist of two or frequently thrown in as a good-luck offering, but it is
more (upto six) layers of leather nailed and thonged to- unlikely that anyone will throw in his old shoes until
gether. Towards the end of the Second Century, the the water has become unfit for drinking anyway.
thonging is more closely spaced and was obviously
regarded as a decorative feature as well, for a further
development is the replacement of the thonging by 5. Additional dated characteristics
stamped or incised lines representing it but without ful-
filling a function (fig. 5 ). Later Third Century sandals There are several other features which may be datable,
often consist of only a single layer of leather, without but none of them is as well substantiated as the ex-
any thonging or nailing. The fairly clear cut differences amples mentioned, and future work may well show me
in sandal soles mean that these are especially suited as to be optimistic. For ~xample, open-work uppers cut
chronological markers. Furthermore, the changes ac- into fish net-like patterns seem to be a luxury type of
cumulate and are most marked from the end of the footwear, concentrated between the mid First and mid

Fig. 5 Sandal fragments from X ant en (2 : 3 ), a) nailed and with thong slits, b) incised slits on insole surface only, c) rouletted
design.

143
Second Century, occurring in both military and civil- HuRK 1977, fig. 53; 1980, fig. 8; RADULEscu, CoMAN
ian contexts in Britain, Holland and Germany and STAVRU 1973, fig.2).
(WATERER 1976, fig. 303; ROBERTSON et al. 1975, Once various styles of footwear can be dated, it will be
fig.23, nos.30. 31; BuscH 1965, Taf.14-15; ScHLEIER- possible to trace the diffusion of these styles in different
MACHER 1982, Abb.12-14, Vechten). Latchet shoes communities. The introduction of Roman style nailed
seem to be typical of the early/mid Second Century, footwear marks a clear and easily definable break from
but this may be illusory, a consequence of the sudden the native traditions: the survival, or not, of native type
increase in datable material from the Antonine Wall footwear on particular sites may provide a measure of
forts in this period (e. g. RoBERTSON et al. 1975, fig. 22; the extent to which Roman dress penetrated into native
BuscH 1965, Taf.14 ). A tendril-like nailing pattern society. Equally, the gradual disappearance of Roman
increases greatly in popularity in the later Second Cen- nailed footwear from northern sites during the 4-5th
tury, remaining common for the next hundred years. Century and its replacement by thonged and sewn
(Xanten, BuscH 1965, Taf. 15, nos. 223, 224 ). A par- shoes often of a completely new design, are processes
ticular type of sewn shoe, appearing in addition to the which, if better defined may lead to a clearer under-
caliga on the feet of the first Roman soldiers in our reg- standing of the changes in population and society at this
ions (Velsen, GROENMAN-VAN W AATERINGE 1967, time. It is perhaps no coincidence that the first true
fig.47, nos.21, 22, 28) goes out of fashion during the turnshoe, the exclusive method of shoe construction
Second Century, when a similar technique is employed for the next thousand years, comes from the Frankish
instead of the construction of leather covered cork woman's grave under Cologne Cathedral (DoPPEL-
slippers. These luxury items appear in the graves of FELD 1980, p. 284 ). But to pursue such problems, much
wealthy ladies from the middle of the Second Century, more material is required from the critical phases, the
at sites as far apart as Holland and Rumania (VAN DEN First and the Fourth Century 6 •

Notes

Sites to which no further reference is made are being studied by tury: RoBERTSON et al. 1975, fig. 21, no.1. - Third Century:
the author and are as yet unpublished: Usk, Vechten, Velsen, BuscH 1965, Taf.32; THORNTON 1977, fig.22, no.510.
Woerden, Zwammerdam and Xanten. 5 For this reason, storage of leather in a deep-freeze is undesira-
2 I am no longer of the opinion, stated in VAN DRIEL-MURRAY and ble: far better is to seal it, wet, in plastic until it can be studied,
GECHTER 1983, 37 that Trajan's Column depicts antiquated after which immersion in Polyetheleneglycol 400 (Carbowax)
equipment. At the time, I considered that the changes in equip- for two days is a simple and relatively inexpensive method of
ment occurred around 100 A.D., but I would now see the re- conserving the large quantities of leather not suitable for
placement as perhaps a more gradual process, being completed by museum display. After draining, it should be stored in airy,
the 120's. not too dry conditions.
3 The leather from Xanten comes from the harbour outside the 6 I would like to express my thanks to the Netherlands Organiza-
colonia, which might indicate that both D-nailing and tripartite tion for the Advancement of Pure Research (Z. W. 0.) for
construction were a more general First Century feature. financing a study tour to Britain in 1981, which helped me to
4 First Century: }ONES and RHODES 1980, fig.66;- Second Cen- formulate and to confirm certain of the ideas presented here.

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145
Neues zum römischen Regensburg
THOMAS FISCHER

Obwohl die letzte zusammenfassende Darstellung fidelis, die cohors I I I Britannorum equitata und die
über Regensburg zur Römerzeit erst 1979 erschienen cohors I I I Thracum civium Rarnanorum equitata bis
ist 1, haben doch eine ganze Anzahl von Grabungen und torquata ganz oder in Teilen in Kumpfmühl anwesend
Untersuchungen 2 Ergänzendes zum Thema erbracht, waren 4 • Eine aktuelle Grabung 1982/83 durch
so daß hier in aller Kürze ein neuer Überblick gerecht- U. OsTERHAUS in der Südostecke des Kastells läßt der-
fertigt ist. zeit erkennen, daß den Angaben der älteren Forschung
Der erste Vorstoß der Römer in den Donaubogen bei über die Ausmaße des Kastells nicht mehr unbedingt zu
Regensburg, wo der Strom seine nördlichste Stelle trauen ist. Es stellte sich neben einem zweiten, vorher
erreicht, erfolgte nach allem, was wir zur Zeit an archäo- nicht bekannten Spitzgraben die Erkenntnis ein, daß
logischen Quellen kennen, erst in der Zeit der Flavier. die geologischen Verhältnisse auf dem Königsberg bei
Damit sicherte sich Rom einen wichtigen Verkehrskno- kleinen Grabungsschnitten Bruchsteinmauern vortäu-
tenpunkt: in das als Ost-West-Verbindung bedeutsame schen können 5, so daß gerade älteren Angaben über die
Donautal münden das Regental als Verbindung nach Umfassungsmauer mit größter Skepsis zu begegnen ist.
Böhmen und das Naabtal als Verbindung nach Mittel- Bestätigt wird durch die neue Grabung das Enddatum
deutschland ein. Eine nennenswerte keltische Vorgän- des Kastells durch eine Zerstörung in den Markoman-
gersiedlung, geschweige denn ein Oppidum hat entge- nenkriegen um l70 n. Chr. Auch über das weitere
gen älteren Behauptungen am Ort nicht existiert 3 • Schicksal der W1ehranlagen in römischer Zeit erbrachte
Auf dem Königsberg im heutigen Stadtteil Regens- sie klare Auskunft: sie wurden- möglicherweise schon
burg-Kumpfmühl entstand ein Auxiliarkastell, über zum Bau des Legionslagers- abgebrochen, z. T. sogar
das wir zur Zeit nur wenig wissen (Abb. 1. 2 ). Die das Areal 'des Kastells als Steinbruch zur Gewinnung
genaue Gründungszeit liegt noch nicht fest, die Frage des in ganz geringer Tiefe anstehenden Kalksandsteines
der Besatzungstruppen muß vor dem Hintergrund jün- genutzt.
gerer Funde von Inschriften und Ziegelstempeln neu Im vicus, der sich vor allem östlich des Kastells
diskutiert werden. Neben den bekannten Belegen für erstreckt 6 ( Abb. 1. 2 ), bestätigten punktuelle Ausgra-
die cohors I Flavia Canathenorum milliaria equitata bungen, daß auch dieses Areal nach den Markoman-
saggitariorum und die cohors II Aquitanorum equitata nenkriegen wüst blieb. Ausnahmen bilden nur neben
treten auch Anzeichen dafür auf, daß möglicherweise dem schon länger bekannten »Habbelbau« 7 eine
die ala I Flavia singularium civium Rarnanorum pia neuentdeckte Badeanlage, die wohl zu einer villa
rustica gehörte (Abb.2,23). Sie wurde auf einer Plani-
Abb. 1 Topographie des römischen Regensburg zwischen erschicht über dem Zerstörungsschutt der Markoman-
ca. 70 und 170 n. Chr. nenkriege um 200 n. Chr. erbaut und um die Mitte des
3.] ahrhunderts zerstört.
Der gut datierte Brandschutt 8 der Markomannenkriege
erlaubt wichtige chronologische Angaben zum bisher
nicht so exakt datierten Fundgut der Zeit nach der Jahr-
hundertmitte. So lieferte z. B. ein Kellerfund aus dem
vicus ( Abb. 2, 22) den Großteil des Inventars eines
römischen Haushalts, der durch einen katastrophalen
Brand, hervorgerufen durch den Germaneneinfall, in
den Boden geriet 9 • Als Reaktion auf die Ereignisse der
Markomannenkriege wurden in Noricum und Raetien
die Grenzverteidigung verstärkt, sie wurden von pro-
curatarischen zu praetorischen Provinzen und erhiel-
ten Legionstruppen. Die 3. Italische Legion bezog laut
LAGER /KASTEll
Bauinschrift 10 spätestens 179 n. Chr. ihr Standquartier
SIEDlUNG
in Regensburg, nachdem sie anscheinend zunächst auf-
geteilt in Vexillationen eingesetzt worden war 11 •

146
1N
0 100
Gräber
1974 +

~-------------------------K_ir_ch_m__ei_er_s_tr~aße~--------------~

~
jU13 5---
21+:+

v . IiFaß
7

;' 23
w 13
Ofen
I 22

20
+
+
+ +

Abb.2 Kastell Regensburg-Kumpfmühl mit Lagerdorf Wohnhaus (sogenanntes »Apsidengebäude«); S-9. 11. 16-19
( vicus) und Gräberfeldern. Ausgegrabene Gebäude sind Bebauungsspuren; 10 Ende des zum Legionslager gehörenden
schwarz eingetragen, sonstige Bebauungsspuren (Holzbau- Gräberfeldes an der Kumpfmühler Straße, wo 1974 der Kalk-
ten, Gruben, Bauschutt) durch Raster dargestellt, Gräber- steinkopf des Mars gefunden wurde; 12-14 Handwerksbe-
funde durch Kreuze gekennzeichnet: 1 Kastell; 2 Badege- triebe; 15 Bebauungsspuren, Gräber und Hortfund; 20-21
bäude; 3 römische Gebäude aus der Zeit nach der Zerstörung zum Kastell gehörige Grabfelder; 22 Kellerfund; 23 Legions-
des Kastells (Rasthaus?); 4 Laden oder Schenke (taberna) und lagerzeitliches Bad (wohl zu einer villa rustica gehörig).

147
auf, der Wehrgang mußte also auf einer Holzkonstruk-
tion, nicht auf einem Erddamm verlaufen sein. Die
Funktion des Kastells gegenüber der Mündung der
Naab, bestand sicher in der Kontrolle des Naabtals, das
einen wichtigen Verbindungsweg nach Mitteldeutsch-
land darstellt. Kastell und vicus wurden um die Mitte
des 3.Jahrhunderts zerstört, dann nur noch durch
einen spätantiken, nicht näher datierten, 8,6 X 8,6 m
großen burgus ersetzt.
Das Legionslager Castra Regina 13 wurde 179 n. Chr. 14
hart am Donauufer direkt gegenüber der Regenmün-
dung fertiggestellt. Durch das Regental, die direkte
Verbindung des Regensburger Raumes mit Böhmen,
LAGER I KASTELL
SIEDLUNG waren mit einiger Sicherheit die Markomannen gekom-
men, die Regensburg-Kumpfmühl, Eining und wohl
auch weite Teile des Hinterlandes in Ostraetien verwü-
Abb. 3 Regensburg zwischen ca.180 und 260 n. Chr. stet hatten. Damit gibt sich die Wahl für den Platz des
Legionslagers als klare militärische Reaktion und poli-
Bevor wir uns dem Lager und den canabae der 3. Itali- tische Manifestation auf die Markomannenkriege zu
schen Legion zuwenden wollen (Abb. 3 ), sei zunächst erkennen, verstärkt durch die ungewöhnlich massive
noch kurz auf das Kleinkastell Regensburg-Großprü- Quaderbauweise der Lagerumwehrung. Von den örtli-
fening eingegangen, das samt vicus und Gräberfeld chen Gegebenheit~n her wäre es nämlich östlich oder
gleichzeitig mit dem Legionslager errichtet wurde 12 • westlich des tatsächlichen Standortes viel leichter
Von 0. BRAASCH im Luftbild entdeckt und durch gewesen, auf ebenen Flächen ein Lager zu errichten, als
U. OsTERHAUS teilweise ergraben, liegt die ca. hier, wo laut Grabungsbefunden zuerst umfangreiche
60 X 80 m große Anlage etwas unter den Ausmaßen Planierungen und Auffüllungen nötig waren. Diese
eines Numeruskastells (z.B. Ellingen 80 X 90 m, Gun- direkte Reaktion bei der Stationierung der wichtigsten
zenhausen 80 X 86 m, Böhming 78 X 95 m). Ihre Truppe der Provinz Raetien sollte sich freilich wenig
Besatzung ist unbekannt (Abb.4 ). später als verhängnisvoll erweisen. Als sich zu Beginn
In der Bauweise der Umfassungsmauer stellt das des 3.Jahrhunderts weit westlich die Alamannen als
Kastell einen merkwürdigen Übergang von einer mit- Hauptgegner zu formieren begannen, lag anscheinend
telrömischen zu einer spätantiken Wehranlage dar. Es die 3. Italische Legion im Abseits. Spätestens seit dieser
besaß eine 1,2 m starke und mit mindestens 8 m Höhe Zeit beginnt der Ort an Bedeutung zu verlieren: die
außerordentlich mächtige U mwehrung, die nach außen canabae legionis z. B. werden nach ersten Zerstörungen
in den Spitzgraben gekippt, erhalten und rekonstru- um die Mitte des 3.Jahrhunderts gar nicht mehr aufge-
ierbar war. Ihre Innenseite wies starke Brandspuren baut. Der Niedergang als Garnisonsort verstärkt sich,

Abb. 4 Kastell und vicus von Regensburg-Großprüfening.

Regensburg - Großprüfening Kastell. Vicus und Gräberfeld

=~~:~tulnegs:~~~~eehnnung CD= Holzbau m Darre (f) = Steinbau m. Dorre @ = Keller


Q) = Turm @ ~ ~;~~~~~~~u~/H~;~~~~o.ite @ = Steinbau
Q) = Steinbau @) = Steinbau @ = Steinbau
@= Stetnbau @l=Stembou @=Gräberfeld
G)= Kastell @ = ~~~~d~~~b~~runter @" Kelter
@=Stembau @=Steinbau @=Stetnbau
@=Keller

148
als zu Beginn des 4.Jahrhunderts bei der Neuorganisa-
tion der raetischen Grenzverteidigung in logischer
Konsequenz die Regensburger Legion in 6 Abteilun-
gen aufgeteilt wird, von denen nur eine am Ort ver-
bleibt (Abb.S).
Das Schicksal der canabae legionis teilt auch ein
neuentdecktes Heiligtum, das 1982/83 im Bereich des
Justizgebäudes ergraben wurde. Es liefert nun endlich
zuverlässig eineNordgrenze für das große Gräberfeld 15
an der Ausfallstraße nach Augsburg. Der ca. 10 X 17m
große Steinbau, als Halle ohne Inneneinteilung ca.
1,7 m tief in den Boden eingesenkt, brannte um die
Mitte des 3.Jahrhunderts völlig nieder. Welche Gott-
heit hier verehrt wurde, ist z. Z. noch unklar, lediglich
die Funktion als Heiligtum- wohl eines orientalischen
Kultes- scheint durch Bauweise, Lage und Kleinfunde
Abb. 5 Regensburg in der Spätantike.
gesichert 16 •
Über die Innenbebauung und vor allem über die
Geschichte Regensburgs in Spätantike und Völkerwan-
derungszeit bis hin zum frühen Mittelalter informierte
in letzter Zeit die Grabung in der Grasgasse im Südost- Abb. 6 Plan des Legionslagers Castra Regina im 2.-4.} ahr-
teil des Legionslagers (Abb. 6 ) 17 . So zeigte sich z. B., hundert n. Chr. 1 Eingang zum Lagerhauptquartier (princi-
daß die Mannschaftsbaracken entgegen bisheriger pia) im 2. und 3.} ahrhundert; 2 Unterkunft des Legionskom-
Ansichten von Anfang an Kopfbauten, also Centurio- mandanten oder Lagerpraefekten (praetorium ); 3 Mann-
schaftsbaracken. a) Unterkünfte für je
100 Mann, b) Wohnungen für die
Hauptleute aus dem 4.Jahrhundert; 4a)
]!Bonau und b) Badegebäude des 2. und 3. Jahr-
hunderts, spätantike prmczpza des
4.Jahrhunderts, c) massives Steingebäu-
de der jüngsten Umbauphase; 5 Werk-
halle (jabrica); 6 Säulenhallen (porticus)
zu beiden Seiten der Lagerhauptstraßen;
7-8 Mauertürme; 9 Nordtor (porta
praetoria); 10 Eckturm an der freigeleg-
ten Südostecke (Ernst-Reuter-Platz); 11
Verlauf der östlichen Lagerhauptstraße
(via principalis dextra) mit anschließen-
den Gebäuden, Grabung Ecke Speicher-/
Dreikronengasse 1969; 12 Verlauf der
westlichen Lagerhauptstraße (via princi-
palis sinistra) mit anschließenden Gebäu-
den, Grabung Neupfarrplatz 1972; 13
Osttor (Jorta principalis dextra ), in des-
sen Fundamenten 1873 die Bauinschrift
gefunden wurde; 14 und 17 Abwässerka-
näle; 15 Ziegelpfeiler einer Heizanlage;
16 Wasserbecken einer Badeeinrichtung;
18 Spitzgraben; 19 Sohlgraben; 20 Gra-
bungsareal in der Grasgasse (1979/80).
Der Eintrag der Mannschaftsbaracken
im Süden und Norden des Lagers ist
nicht als Rekonstruktionsversuch, son-
0 dern als Darstellung der maximalen
Möglichkeit für Truppenunterkünfte in
o~=g,:50::..,_--l.l100m diesen Bereichen zu werten.

149
Abb. 7 Topf in spätrömischer Technik (gelbgrüne Blei- (Standfuß, Kanneluren, Keilstich, Geißfußzier. 4.-S.Jh.,
glasur) mit elbgermanischen Form- und Zierelementen FO. Regensburg, Grasgasse.

nenhäuser besessen haben. Diese waren auch in der spätestens um 400 n. Chr. das alte Römerlager über-
ersten Bauphase, als die Mannschaftsunterkünfte noch nommen und beherrscht zu haben, vielleicht erklärt
aus Lehmfachwerk bestanden, aus Stein erbaut und sich damit die Bemerkung in der Notitia Dignitatum,
z. T. hypokaustiert. Sie blieben nach einer Brandkata- daß die restliche Präfektur der 3. Italischen Legion
strophe um 280 n. Chr. soweit intakt, daß sie- freilich » nunc vallato «, also nicht mehr in Regensburg, statio-
unter Aufgabe der Fußbodenheizung- im 4.Jahrhun- niert sei 19 . Die germanische Gruppe böhmischer Her-
dert auch Zivilbevölkerung beherbergen konnten kunft- vorerst hauptsächlich durch Keramik des Typus
(Funde von Frauenschmuck, Haarnadeln etc.). Not- Friedenheim .. Prdtovice repräsentiert wird in
dürftig geflickt wurden die ehemaligen Centurianen- Zukunft des verstärkten Interesses der bayerischen
häuser sogar bis in das 7.Jahrhundert hinein bewohnt, Frühgeschichtsforschung sicher sein. Denn möglicher-
freilich lösten ab dem S.Jahrhundert germanische weise stellt sie den eponymen Teil des Bayernstammes
Sachaltertümer elbgermanisch-böhmischer Herkunft dar, wenn man die Meinung der Sprachforscher,
das römische Fundgut ab. Daß hierbei freilich kein »baiuvarii« bedeute »Männer aus Böhmen«, akzep-
Bevölkerungswechsel, sondern allenfalls eine starke tiert. Damit würde sich auch erklären, warum die alte
Zuwanderung vorlag, zeigt exemplarisch ein Gefäß Römerfestung mit ihren fast unzerstörbaren Quader-
(Abb. 7) in römischer Technik (gelbgrüne Bleiglasur), mauern nun spätestens seit dem Ende des 7.Jahrhun-
das auch germanische Form- und Zierelemente auf- derts die Hauptstadt der bairischen Herzöge ist,
weist18: hier hat ein römischer Töpfer für die Zuwande- obwohl sie eigentlich an der Peripherie des Stammes-
rer gearbeitet. territoriums liegt 20 •
Diese Elbgermanen böhmischer Herkunft scheinen

Anmerkungen

K. H. DIETZ, u. 0STERHAUS, s. RIECKHOFF-PAULI u. K. SPIND- 4 Zur Frage der Besatzung Kumpfmühls DrETZ u. a., Regensburg
LER, Regensburg zur Römerzeit ( Regensburg 1979) ( = DIETZ 66ff.
u. a., Regensburg). Ältere zusammenfassende Darstellungen 5 Der anstehende Kalksandstein ist in seinen oberen Zonen bis zu
zum Thema: G. STEINMETZ, Regensburg in der vorgeschichtli- Bruchsteingröße verwittert, sein kleinstes Verwitterungsprodukt
chen und römischen Zeit. Verhandl. Hist. Ver. Oberpfalz 76, sieht zerfallenem Kalkmörtel verblüffend ähnlich.
1926, 4ff. G. ULBERT, Das römische Regensburg als Forschungs- 6 Zum vicus kommt noch eine zeitgleiche Siedlung mit Gräberfeld
problem. Verhandl. Hist. Ver. Oberpfalz 105, 1965, 7ff. an der Donau dazu. (DIE TZ u. a., Regensburg 230 ff. Abb.1 ).
2 Die neuen Grabungen seit 1979 wurden alle als Notgrabungen Über ihre Strukturen und Funktion ist noch wenig bekannt. Es
vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle kann hier durchaus der vicus eines noch unbekannten Kastells an
Regensburg, durchgeführt. Meinem ehemaligen Kollegen der Donau vorliegen.
U. OsTERHAUS danke ich, daß er mir die Ergebnisse seiner Gra- 7 DIETZ u. a., Regensburg 182 f.; 191 Abb. 32.
bungen für diesen Beitrag zur Verfügung stellte. 8 H. TH. FrscHER, Zur Chronologie der römischen Fundstellen um
3 Zu diesem Thema sehr ausführlich S. RIECKHOFF-PAULI, Spätkel- Regensburg. Bayer. Vorgeschbl. 46, 1981, 63 ff.
tische und frühgermanische Funde aus Regensburg. Bayer. Vor- 9 Die Publikation ist z. Z. in der Reihe »Jahresberichte der Bayeri-
geschbl. 48, 1983, 63 ff. schen Bodendenkmalpflege « im Druck.

150
10 CIL III 11965. DIETZ u. a., Regensburg 387 f. Altarfragment aus Kalkstein sowie eine Statuette (Herme) des
11 Zum möglichen Vexillationslager Eining-Unterfeld R. CHRIST- Sarapis aus Bronze. Wichtig für die Interpretation scheint mir
LEIN u. H. TH. FISCHER, Neues zum Lager Eining-Unterfeld. auch die Lage am Rande der canabae.
Arch. Korrbl. 9, 1979, 423 ff. H. ScHÖNBERG ER, The Roman 17 H. TH. Fr scHER u. S. RmcKHOFF-PAuu, Von den Römern zu den
Fortress at Eining-Unterfeld: a Reconsideration. In: Rome and Bajuvaren - Stadtarchäologie in Regensburg (München 1982).
her Northern Provinces. Papers pres. to SHEPPARD FRERE (Erschienen in der Reihe »Bavaria Antiqua«, hrsg. von der Baye-
(Gloucester 1983) 235ff. rischen Vereinsbank).
12 Zum Kleinkastell Regensburg-Großprüfening, siehe DIETZ u. a., 18 FrscHER/RmcKHOFF-PAuLI (wie Anm.17) 64f.; 68 Abb.29.
Regensburg 248ff. U. OsTERHAUS, Eine Chance für einen R. CHRISTLEIN, Die rätischen Städte Severins. In: Severin zwi-
Römerpark. In: Römerpark Regensburg-eineChance (Regens- schen Römerzeit und Völkerwanderungszeit. Ausstellungskata-
burg 1981) 6ff. log Enns 1982 (Linz 1982) 217ff.; 249.250 Abb.27.
13 Zum Namen des Lagers und der Zivilsiedlung DIETZ u. a., 19 R. CHRISTLEIN, Das spätrömische Kastell Boiotro zu Passau-
Regensburg 102 ff. Innstadt. In: J. WERNER u. E. EwrG (Hrsg.), Von der Spätantike
14 Laut Bauinschrift: CIL III 11965. zum frühen Mittelalter. Vorträge und Forschungen 25 ( Sigmarin-
15 S. VON ScHNURBEIN, Das römische Gräberfeld von Regens- gen 1979) 94-96, bes. Anm. 12. 13.
burg. Materialh. Bayer. Vorgesch. Reihe A 31 (Kallmünz 1977) 20 FrscHER/RrECKHOFF-PAULI (wie Anm.17) 63ff. H. TH. Fr-
119. SCHER, Archäologische Funde der römischen Kaiserzeit und der
16 Im Innenraum fanden sich kaum Keramik, ca. 20 Münzen Völkerwanderungszeit aus der Oberpfalz (nördlich der Donau).
(zumeist der Zeit um 200 n. Chr. ), ein Gesimsfragment und ein Verhandl. Hist. Ver. Oberpfalz 121, 1981, 349ff.

151
Römische Wachstafeln aus Köln (Vorbericht)
BRIGITTE GALSTERER

1. In den Jahren 1978-1980 kamen in Köln beim Bau gehören, ist für die Interpretation eine Kernfrage. Die
eines Hochsammlers auf dem Gelände >Am Domhof< Brandspuren an Stücken, die zu verschiedenen Termi-
aus einem antiken Rheinarm, unmittelbar an der römi- nen an unterschiedlichen Stellen geborgen wurden,
schen Stadtmauer, größere Mengen an Kleinfunden scheinen dafür zu sprechen.
zutage: neben einigen Stücken Glas und gestempelter 2. Zur Datierung der Beifunde und vom Fundzusam-
Terra Sigillata vor allem organische Reste, römische menhang her kann, solange die Bearbeitung der Gra-
Schuhe, Lederabschnitte, Textilreste, Werkzeug zur bung nicht abgeschlossen ist und publiziert vorliegt,
Holz- und Lederbearbeitung 1 sowie winzige Frag- nicht viel bemerkt werden; grob gesagt, weisen die Bei-
mente aus papierdünnem Holz, bei denen kleine funde in frühflavische bis flavische Zeit 2• Nach der
Löcher an den Rändern erkennen lassen, daß sie zu paläographischen Einordnung der erhaltenen Schrif-
mehreren zusammengefügt werden konnten. Diese treste auf den Tafeln, ist der Wachstafelfund jedoch frü-
dünnen Täfelchen waren sicher ink-tablets, wie die her, nämlich bereits in claudische Zeit, anzusetzen.
Vindolanda-tablets, und mit Tinte beschrieben; leider Wenngleich sich die Schrift- soweit erkennbar- auf
ist von ihr nicht die geringste Spur erhalten. Außerdem allen Stücken sehr ähnelt, kann man sie nicht alle der-
erbrachte die Fundstelle mehr als 80 Bruchstücke von selben Hand zuweis~n. Die Schrift ist ordentlich und
Wachstafeln. Von der Größe, Rahmung und vom Holz nicht ungeübt und weist wenig kursive Züge auf. Die
her passen nicht zwei zu einer Tafel oder zu einem Dip- Buchstaben sind sehr schlank gehalten: P ist oben
tychon oder Polyptychon zusammen; die Fragmente offen, R wie ein moderner Druckbuchstabe geschrie-
sind also Reste von mehr als 80 Schriftsätzen und stel- ben, L mit kurzer, waagrecht angesetzter Querhaste, E
len somit den größten bekannten Komplex an Wachsta- in allen sicher zu lesenden Fällen mit drei sehr kurzen
feln außerhalb des pompejanischen Bereiches dar. Um Querhasten. Die aus paläographischen Argumenten
so schmerzlicher ist der außerordentlich schlechte abgeleitete Datierung wird durch eine recht gut lesbare
Erhaltungszustand. Wir haben es bei diesem Fund- Zeugenliste auf einer Tafel gestützt, auf der auch Zeu-
komplex mit römischem Abfall zu tun; der gute Erhal- gen ohne Cognomen begegnen. Schließlich läßt sich
tungszustand der organischen Reste ist der Lagerung auf einer Tafel auch der Rest einer Konsuldatierung
im feuchten Schlamm zu verdanken. Der beklagens- nachweisen: ... et Pompeio cos, was sich dann wohl auf
werte Zustand der Wachstafeln, die im Römisch-Ger- einen Konsul aus der Mitte des 1.Jahrhunderts bezieht,
manischen Museum in Köln von Frau M. ScHLEIERMA- der bei der Datierungsformel an zweiter Stelle stand. In
CHER ausgezeichnet konserviert wurden, ist mit größ- Frage kommen Pompeius Longinus Gallus, cos. ord.
ter Wahrscheinlichkeit nicht auf die Lagerung im 49 n. Chr. (zusammen mit Q. Veranius ); eventuell aber
Schlamm zurückzuführen: Über ein Viertel aller auch M. Pompeius Silvanus, cos. suff. in der 2.] ahres-
Bruchstücke weisen ganz deutlich erkennbare Brand- hälfte 45 n. Chr. oder auch einer der zeitlich nicht ganz
spuren auf: An über 20 Fragmenten sind die Ränder genau einzuordnenden Pompei, Pompeius Pennus
und besonders die Ecken stark verkohlt. Dies macht oder Pompeius Pedo, beide unter Caligula/Claudius 3 •
deutlich, daß die Tafeln zu Päckchen geschnürt waren, 3. Trotz der Trümmerhaftigkeit des Materials kann
denn andernfalls- auch bei Diptycha- wären die dün- man sich ein Bild vom Aussehen der Tafeln machen und
nen Innenflächen mit verbrannt. Durch die Hitze ist daraus einiges für den Inhalt ableiten: Keine der Tafeln
das Wachs geschmolzen; in einigen Vertiefungen sind ist ganz erhalten. Entweder ist das Holz- es begegnen
noch Wachsklümpchen erhalten, die erkennen lassen, mehrere noch nicht bestimmte unterschiedliche Holz-
daß das Wachs, wie üblich, dunkel gefärbt war. Bei den arten- entlang der Rahmeninnenkanten oder entlang
meisten Stücken ist durch die Hitze das Holz geworfen des sulcus gebrochen. Die Maße der Tafeln schwanken
und damit jede Spur von Schrift getilgt. Was bei einigen sehr; die Breite liegt zwischen 7,1-16 cm, wobei sie bei
Stücken noch an Schrift zu sehen ist, ist das, was sich den meisten etwa 13,4-14,5 cm beträgt, also etwa
beim Schreiben durch das Wachs ins Holz durchge- einen halben römischen Fuß. Die Höhe der Tafeln ist
drückt hat; fast alle Tafeln sind mehrfach- bis zu drei schwieriger zu berechnen. Die kleinsten waren nur
Mal - übereinander beschrieben. 7 cm hoch, die meisten wohl 8-11 cm. Die Breite der
Ob alle Wachstafelfragmente zu einem einzigen Archiv Rahmen, die das eigentliche, mit Wachs ausgefüllte

152
Schriftfeld umgaben, liegt bei 7-8 mm. Etwa zwei erkennbar ins Holz eingedrückt hat. Der Text der
Drittel der Tafeln haben eine glatte, randlose und eine Urkunde auf Seite 2 und 3 der Tafeln und der auf der
von einem Rahmen eingefaßte Seite. Daß diese Stücke einen Hälfte von Seite 4 und auf Seite 5 waren identisch.
mit anderen verbunden waren, zeigten je zwei Bohrun- Die Schreibrichtung verläuft meist so, daß die Löcher
gen an Unter- bzw. Oberrändern, die dazu dienten, an den Rändern, durch die der die Tafeln verbindende
einen Faden durchzuziehen. In der Mitte des Unter- Faden verläuft, auf Seite 1, 3 und 5 oben und auf Seite 2,
randes gibt es zusätzlich eine kleine Einkerbung, die 4 und 6 unten liegen. Insofern läßt sich jedes Fragment
verhinderte, daß ein um die Tafeln gewickelter Faden gut bestimmen und seine Position im codex festlegen,
verrutschte. Etwa ein Drittel aller Fragmente ist auf der was für das Erkennen des Inhalts durchaus von Vorteil
Vorder-und auf der Rückseite von einem Rahmen ein- sein kann. Da römische Rechtsgeschäfte stark formali-
gefaßt, konnte also beidseitig beschrieben werden. Alle siert waren, lag jeder Urkunde ein Formular zugrunde,
diese Stücke tragen zusätzlich auf einer Seite in der in dem nur die Datumsangabe, der Name der Beteilig-
Mitte eine 2-3 cm breite vertikal verlaufende Vertie- ten und gegebenenfalls Summen, individuell eingesetzt
fung, den sogenannten sulcus, der für die Aufnahme wurden.
der Zeugensiegel bestimmt war; einige Stücke besitzen Für Doppelurkunden begegnen hauptsächlich fol-
noch Reste von Siegellack im sulcus, sogar mit Abdrük- gende Inhalte 5 : Privatrechtliche prozessuale Urkun-
ken von Fäden, d. h. diese Tafeln waren mit anderen den: wie besonders in Pompeji häufig, Vadimonium-
zusammengeschnürt und erst auf Siegellack und Faden Urkunden, also Gestellungsansage gegenüber dem vor
wurden die Siegel aufgebracht. Selbstverständlich feh- Gericht Geladenen, mit Tag, Ort und Stunde der
len auch hier weder die Einkerbung am Unterrand Gestellung; der Geladene verspricht durch Stipulation
noch die zwei Bohrungen an den Rändern. Bis auf die Vadimoniumssumme. Das Formular schließt mit
wenige Ausnahmen gehören alle noch halbwegs erhal- Ort und Datum der Errichtung der Urkunde. Bei
tenen Stücke aus dem Kölner Wachstafelfund zu Trip- Wachstafeln mit Vadimonium-Urkunden ist auf Seite 3
tycha. (Tafel II) am Ende der scripto interior, sowie auf Seite 5
4. Wenn unsere Vermutung über die Zusammengehö- (Tafel III), auf der offen der Text wiederholt wird, eine
rigkeit aller Stücke aufgrund der Brandspuren richtig Konsulatsdatierung ?:U erwarten. Dies ist bei den Köl-
ist, gehören sie alle zu einem einzigen, wohl privaten ner Tafeln ganz sicher bei einigen Stücken feststellbar-
Archiv 4 ; ob ein Zusammenhang zu den Schuh- und leider ist nur auf einem Stückder Konsulname wirklich
Lederresten sowie zu den Werkzeugen besteht, muß sicher zu lesen. Bei zahlreichen Bruchstücken von ent-
offen bleiben. sprechenden Seiten ist jedoch zu erkennen, daß eine
Dieses Archiv enthielt zunächst Briefe: auf einem Frag- derartige Datierung an der entsprechenden Stelle nicht
ment ist deutlich die Anschrift dabis Reburro, auf stand. Stattdessen ist auf einer Tafel von einem canis
einem anderen [ dab ]is Privernio zu erkennen. Die sutoris die Rede. -Eine zweite Art versiegelter Doppe-
weitaus meisten Stücke gehören indes zu Doppelur- lurkunden sind tabulae privatae, wie Mancipationste-
kunden, deren Inhalt mithin Rechtsgeschäfte gewesen stamente, bei denen der offene Teil des Triptychons
sein müssen. Eine solche Doppelurkunde in Form (also Seite 5) nur den Namen des Erblassers und der
eines Triptychon bestand aus drei Tafeln: Seite 1 der Innenteil die eigentliche Verfügung enthielt; auf Seite 4
ersten Tafel war außen glatt; in der Regel stand dort mit neben dem sulcus mußten nach Gaius (Inst. II 119f.)
Tinte geschrieben der index, also kurz der Inhalt des sieben Zeugen ihr Siegel setzen und neben das Siegel
Rechtsgeschäftes. Auf der Innenseite von Tafel I, also ihren Namen schreiben. Auch solche Stücke scheinen
Seite 2 des codex, begann die scriptura interior, die unter dem Material enthalten zu sein 6 • Daneben begeg-
eigentliche Urkunde, die sich auf Seite 3 (also auf der nen aber auch Schuldscheine, Ehekontrakte u. a. in
1. Seite der Tafel II) fortsetzte. Auf Seite 4, neben dem Form versiegelter Doppelurkunden; allerdings sind
sulcus mit den Zeugensiegeln, folgten die Namen der derartige Dokumente im Kölner Material nicht festzu-
7 Zeugen, die das Rechtsgeschäft erforderte. Tafel I stellen. Erklärungsbedürftig scheint mir bei den Kölner
und II waren miteinander verschnürt und versiegelt. Doppelurkunden die Tatsache, daß die Tafeln mehr-
Das Siegel wurde nur erbrochen, wenn Zweifel an der fach übereinander beschrieben sind, also immer wieder
Richtigkeit der Urkunde aufkamen, die, diesmal offen benutzt wurden.
zu lesen, auf der anderen, meist auf der linken Seite des 5. Beim Erhaltungszustand der Kölner Wachstafeln ist
sulcus begann und sich auf Seite 5 des codex, also die zu befürchten, daß sich nicht wie in Pompeji, bei den
Innenseite der Tafel III erstreckte. Diese Tafel III war Tafeln von Murecine, dem Archiv des Caecilius Iucun-
außen (Seite 6 des codex) wiederum rahmenlos und um dus oder den Tafeln von Herculaneum lange zusam-
sie sowie um die beiden versiegelten Tafeln schlang man menhängende Texte gewinnen lassen, sondern jeweils
nochmals einen Faden, der sich bei einigen Stücken nur einzelne Wörter. Dennoch ist der Fund von Bedeu-

153
tung, und zwar deshalb, weil wir hier ein Archiv mit Grenzgebiet römische Formen bereits Geltung
wohl überwiegend privatrechtliehen Urkunden aus erlangt hatten - eine Tatsache, die in den letzten J ah-
der Mitte des l.Jahrhunderts vor uns haben, aus ren durch eine Reihe von Beispielen auch anderswo
einer Zeit also, als Köln noch nicht Kolonie war. deutlicher ins Bewußtsein getreten ist, ich erinnere
Sollten die Tafeln, wie vermutet, in zivilen Kontext hier etwa nur an die Tafel von Contrebia - und die
gehören, so belegen sie, daß vor der Koloniegrün- einen wichtigen Beitrag zur Interpretation der Roma-
dung im rechtlichen Bereich in einem römischen nisierungspolitik darstellt.

Anmerkungen

1 Einige Leder- und Textilfunde wurden vorgelegt von M. ScHLEI- 6 Neben dem >prätorischen< Siebenzeugentestament existierte
ERMACHER, Arch. Korrbl. 12, 1982, 205-214. allerdings auch ein >Ziviles< Fünfzeugentestament.- Sollten sich
2 Ebenda 211 ff. unter den Kölner Tafeln derartige Testamente wirklich sicher
3 Für Hilfe in dieser Frage danke ich W. EcK, Köln. nachweisen lassen, so ergäbe sich ein weiteres Datierungskrite-
4 Der in der Diskussion von CH. B. RüGEReingebrachte Vorschlag, rium. Nero (Suet., Nero 17) verfügte nämlich, um Fälschungen
an das Statthalterarchiv zu denken, ist ebenso erwägenswert. bei Testamenten zu verhindern .. .ne tabulae nisi pertusae ac ter
5 M. KASER, Das römische Privatrecht. Erster Abschnitt. Das alt- lino per foramina traiecto obsignarentur;- hiervon findet sich bei
römische, das vorklassische und klassische Recht. 2 Handb. den Kölner Tafeln keine Spur.
Altertumswiss. X 3, 3, 1 (München 1971) 323 f.

154
Neue Untersuchungen im Bonner Legionslager
MICHAEL GECHTER

Der letzte Gesamtplan des Bonner Legionslagers phase vorhanden. 3 Vergleichbare Doppelkasernen sind
stammt aus dem Jahre 1959. 1 Es war ein Ruinenplan, in bisher nur aus dem claudisch-neronischen Vetera be-
dem die fünf Steinbauphasen des Bonner Legionslagers kannt. Derumschlossene Raum der Offiziersbauten der
zusammen eingetragen worden waren. Da besonders in Bonner Kasernen betrug 300m2 sowohl bei den Einzel-
den sechzig er und siebziger Jahren mehrere größere als auch bei den Doppelkasernen ( neunmal bei Doppel-
Untersuchungen stattgefunden hatten, schien es rat- kasernen, viermal bei Einzelkasernen nachgewiesen).
sam, einen neuen Gesamtplan zu erstellen, wobei das In den Offiziersbauten befanden sich Bade- und Latri-
Schwergewicht auf den beiden ersten Steinbauphasen neneinrichtungen (drei Bäder und eine Latrine nachge-
liegen sollte. Es zeigte sich hierbei, daß im Ortsarchiv wiesen). Die Wände der Offiziersbauten waren bemalt
des Rheinischen Landesmuseums Bonn noch diverse und mit Stuck verziert. Aus einem Offiziersbau liegt
Fundberichte lagen, die 1959 nicht in den Plan eingear- ein Medusenmosaik aus der 1. Hälfte ·des 3.J ahrhun-
beitet worden waren. 2 derts vor. Die Zahl der Contubernien beträgt 13 bei
Der jetzige Gesamtplan ist ebenfalls nur ein Ruinen- den Einzelkasernen und 12 bei den Doppelkasernen.
plan, da es häufig nicht mehr möglich war- besonders Die Contubernien waren im Durchschnitt 4 m breit
bei den Altgrabungen- die Steinbauphasen zu trennen. und im hinteren Raum (papilio) 5 m und im vorderen
Trotzdem wurde versucht, soweit es möglich war, im (arma) 3m lang. Die papilio war schon in der zweiten
jetzigen Plan nur die beiden ersten Steinbauperioden zu Steinbauphase beheizt.
berücksichtigen. Die erste Steinbauphase wurde nach Leider kennen wir die Unterkünfte der ersten Kohorte
dem Bataveraufstand errichtet, die zweite datiert in im Bonner Lager nicht (Abb.1, Nr.1, 1). Es besteht
domitianische Zeit. Im Gegensatz zum Plan von 1959 auch keine Möglichkeit mehr, hier noch Untersuchun-
sind folgende Unterschiede festzuhalten: die soge- gen vornehmen zu lassen. Wir können nur den Umfang
nannte fabrica in der via sagularis auf der linken Seite der Fläche bestimmen, die von der ersten Kohorte
der praetentura ist ebenso wie alle bisher bekannten beansprucht wurde. Sie beträgt ca. 130 X 80 m. Wobei
Türme und Tore ein spätantiker Bau. Unter den spätan- zusätzlich zur via principalis hin ein Tabernenstreifen
tiken Toren liegen die kaiserzeitlichen Vorgängerbau- von ca. 12 m Breite angenommen werden muß. Die
ten, die aber nur in einem Fall- an der porta principalis Grundfläche von etwas mehr als 1 ha entspricht durch-
sinistra- erkannt worden waren. Die Mauer des kaiser- aus dem Platzbedarf der ersten Kohorte in Carnuntum
zeitlichen Steinlagers ist bislang nur dreimal ange- und Lauriacum. Dagegen nahm die erste Kohorte in
schnitten worden. Sie war 2 m stark, davor lag ein ca. Neuß nur 7000 m 2 in Anspruch. In allen diesen Stand-
3 m tiefer Graben. Hinter der Mauer müssen wir uns lagern betrug die Stärke der ersten Kohorte drei Mani-
ein angeschüttetes vallum vorstellen. Reste von Tür- pel. Da sowohl bei den Lagern Neuß und Bonn wäh-
men wurden bislang nicht beobachtet. rend der ersten beiden Steinbauphasen im Bereich der
Die Mauern umschlossen ein fast quadratisches Recht- Kohortenunterkünfte keinerlei größere Umbauten
eck von 520 X 516 m Seitenlänge mit einer Innenfläche vorgenommen wurden, steht fest, daß in der ersten
von 26,8 ha. Die bislang abgebildete Mauer und der Steinbauphase- also in vespasianischer Zeit- die erste
Graben sind spätantik. Die Innenfläche ist in drei Kohorte nur aus drei Manipeln bestand. 4
scamna für die praetentura und drei für die retentura Im Bereich des fünften scamnum befinden sich Bauspu-
aufgeteilt. Die Mannschaftsunterkünfte liegen im ren, die Ähnlichkeiten mit Kasernen haben (Abb.1,
ersten, vierten und sechsten scamnum. Die Kasernen Nr.2). voN PETRIKOVITS interpretierte diese als Reste
der zweiten bis zehnten Kohorte beanspruchen eine von Immunesunterkünften. 5 Ihre umbaute Fläche
Fläche von ca. 80 X 80 m (Abb.1, Nr.1, 2-1, 10), beträgt ca. 6400 m 2 • Im Vergleich zum Neußer Lager,
wobei durchaus Abweichungen bis zu 4 minder Brei- wo die Immunesunterkünfte über das gesamte Lager
tenausdehnung auftreten können. Eine Besonderheit verstreut sind, befinden sie sich in Bonn zentral hinter
des Bonner Lagers ist, daß die Doppelkasernen an bei- den principia. Interessant ist, daß das Verhältnis der
den Enden Offiziersbauten besitzen. Entgegen dem umbauten Flächen von Immunesbauten zu Wirt-
Hinweis von H. voN PETRIKOVITS ist dies keine spätere schafts- und Lazarettbauten in N euß 1 : 5 und in Bonn
Umbauphase, sondern schon in der ersten Steinbau- 1 :5,3 ist.

155
Nach VON PETRIKOVITS können die tabernae entlang nannten Hoftyp (Abb.1, Nr. 8,4 ). Im sechsten scam-
der via decumana als Quartiere der Legionsreiter ange- num befanden sich jeweils zwischen zwei Kohortenun-
nommen werden. 6 In Bonn fanden sich Spuren von terkünften Reste von Wirtschaftsgebäuden, möglicher-
tabernae (Abb.1, Nr. 3 ), die 5 m breit und 11 m lang weise des Hoftyps (Abb.1, Nr. 8,5 ). Eine fabrica mit
waren. In diesem Bereich könnten beidseitig der via hakenförmigen Enden (Abb.1, Nr. 8,6) wurde im
decumana jeweils 16 tabernae bestanden haben. Somit Bereich des zweiten scamnum auf der rechten Seite aus-
wäre bei einem Besatz mit drei Reitern pro taberna mit gegraben. In den tabernae (Abb.1, Nr. 8,7) rechts der
Unterkünften für 96 Reiter zu rechnen. Die tabernae via praetoria wurden 1959 I 60 Glas- und Bronze-
an der via principalis waren 12m lang und dienten als schmelzöfen gefunden.
Unterkunft für den Troß. Das Banner valetudinarium (Abb.1, Nr. 9) erstreckte
Die einzigen Baureste von Tribunenhäusern im Bonner sich über das dritte und vierte scamnum links den prin-
Lager (Abb.1, Nr.4) sind bereits im vorigen Jahrhun- cipia. Es ist ein Rechteckbau mit Eingangshalle und
dertausgegraben worden, so daß wir heute auf Vermu- einer Reihe von Krankenräumen um einen Innenhof
tungen über die Ausmaße dieser Häuser angewiesen herum. In einer späteren Umbauphase wurde eine
sind. Die Häuser scheinen ca. 45 m tief gewesen zu sein zweite Kammerreihe angebaut.
und hatten eine Breite von ca. 40 m. Nehmen wir eine Das Bad (Abb.1, Nr.10) des Bonner Legionslagers lag
ähnliche Verteilung der Tribunenbauten wie in Neuß rechts der via praetoria im zweiten scamnum. Über
an, dann können wir auf der rechten Seite mit drei Häu- seine Größe und Einteilung kann nicht viel ausgesagt
sern und auf der linken Seite mit vier Häusern rechnen. werden.
(ein praefectus castrorum, fünf ritterliche und ein sena- Latrinen (Abb.1, Nr.11) befanden sich an mehreren
torischer tribunus ). Vergleichbare Bauten aus anderen Stellen der via sagularis.
Legionslagern haben nur eine Grundfläche zwischen Im rechten fünften scamnum sind im letzten Jahrhun-
1400 und 1500 m 2 , so daß die 1800 m 2 aus Bonn relativ dert Bauspuren gefunden worden, die schon damals als
groß erscheinen. Kasernenbauten interpretiert wurden (Abb.1, Nr.12).
Unsicher ist die Lage des praetorium in Bonn (Abb. 1, Die Contuberniengröße entspricht genau den der übri-
Nr. 5 ). Möglicherweise haben wir analog zum Lager gen, nur die Offiziersbauten sind bedeutend kleiner,
Carpow in den Bauresten rechts den principia das prae- teilweise fehlen sie sogar. Wir haben es hier mit drei
torium zu vermuten. Diese Gebäudereste, die bisher als Manipelkasernen zu tun. Die Offiziersbauten weisen
Immunesbauten interpretiert wurden, weisen auf ein auf die rückwärtige Lagerseite. In diesem scamnum ist
relativ kleines praetorium von ca. 4400 m 2 Fläche hin. 7 Platz für zehn Contubernien und einen Offiziersbau.
In derselben Größenordnung liegen die praetoria aus Diese Beobachtung sowie die unterschiedliche Form
Carnuntum (4600 m2) und das des Kommandanten der der Offiziersunterkünfte und auch die Tatsache, daß
legio V Alaudae aus Vetera (4800 m 2). Bedeutend klei- wir hier eine elfte Kohorte fassen, weisen diese Kaserne
ner ist das praetorium aus Caerleon (3800 m 2 ). Unty- als die einer Hilfskohorte aus. Hilfstruppenkasernen
pisch für Prätoriumsbauten ist die Querhalle im hinte- haben meist nur zehn Contubernien, die Offiziersbau-
ren Teil des Gebäudes. Vergleichbar sind hier nur die ten sind bedeutend kleiner (170m2 gegenüber300m2
Tribunenbauten aus Inchtuthil. eines Legionscenturio ). Nach D. BAATZ können wir
Die Banner principia (Abb.1, Nr. 6) gehören zu dem folgende Manipelordnung feststellen (von rechts nach
üblichen Typ von mit Lauben und Kammern umgebe- links): je zwei Kasernen mit je zehn Contubernien um
nenfora, der querliegenden basilica und dem sich daran einen Innenhof von 20 X 44 m Grundfläche und einen
anschließenden Lagerheiligtum. rechten Offiziersbau von 180 m 2 und einen linken von
Hinweise auf eine schola fanden sich auf der linken 170 m 2 Größe 8• Daran schließt das zweite Manipel an,
Seite der praetentura im zweiten scamnum (Abb. 1, wobei der rechte Offiziersbau ca. 150m2 , der linke
Nr. 7). An ähnlicher Stelle lag auch die schola der ersten 70m2 umfaßt. Die Offiziersunterkünfte der dritten
Kohorte in Inchtuthil. Manipelkaserne sind nicht mehr in ihrem Umfang fest-
Wirtschaftsbauten (Abb.1, Nr. 8) befanden sich in stellbar. Zwischen dessen Kasernen und den Immunes-
Bonn rechts und links der porta praetoria sowie im bauten ist noch Platz für das Kommandantenhaus mit
zweiten, fünften und sechsten scamnum. Rechts und einer Grundfläche von ca. 1800 m 2 •
links der porta praetoria lagen je zwei große Pfeilerhor- Auffällig ist, daß in diesen Kasernenbauten bedeutend
rea (Abb.1, Nr. 8,1). Auf der linken Seite schlossen mehr Platz für Mannschaften und Centurianen ist als in
dann ein Wirtschaftsgebäude vom sogenannten Basar- vergleichbaren Kasernen von gleichzeitigen Auxiliarla-
typ (Abb.1, Nr. 8,2), auf der rechten Seite Magazin- gern. Während in Bonn einem Contubernium eine
bauten (Abb.1, Nr. 8,3) an. Im fünften scamnum lag Grundfläche von 4 X 8 m zu Verfügung stand, betrug
auf der linken Seite ein Wirtschaftsgebäude vom soge- diese in der zeitgleichen Periode 4 in Valkenburg nur

156
N-~--

~~~~- 1,2
1,4 1\\

0 50 100m
I I I I I I I I I

Abb.1 1,1-1,10 Lage der ersten bis zehnten Kohorte; typ, 8.3 Magazin, 8.4 Hoftyp, 8.5 Hoftyp?, 8.6 fabrica,
2 Immunesunterkünfte; 3 tabernae (Legionsreiterei); 4 Tri- 8.7 tabernae (fabrica)]; 9 valetudinarium; 10 Bad; 11 Latri-
bunenunterkünfte; 5 praetorium; 6 principia; 7 Schola der nen; 12 Auxiliarkohorte.
ersten Kohorte; 8 Wirtschaftsgebäude [8.1 horrea, 8.2 Basar-

157
3 X 6 m. 9 Der größte Offiziersbau in Valkenburg hatte gehen, daß im dritten scamnum auf der rechten Seite
70m2, der in Bonn 180m2. Möglicherweise läßt sich zwei und auf der linken Seite ein Nichttribunenbau lag.
dies durch eine unterschiedliche Mannschaftsbelegung Die linke Bebauung von scamnum zwei ist bis auf die
erklären; dann hätten in Bonn acht Mann und in Val- schola (Abb.1, Nr. 7) nicht zu interpretieren bzw.
kenburg sechs Mann in einem Contubernium gelegen. unbekannt, ebenso auf der rechten Seite dieses scam-
Da sich bei der diesjährigen Grabung (1983) im Bereich num südlich des Bades. Die Gebäudetypen, die sonst in
des vermuteten » Bonner Auxiliarlagers« keine Hin- Bonn nicht gefunden sind, wie schola der Legionsreiter
weise auf ein solches Lager fanden, hat sich zusammen und der immunes sowie ein Heiligtum, können sich
mit dem Kasernenbefund die von G. ALFÖLDY geäu- hier befunden haben.
ßerte Vermutung bestätigt, daß, wie im Neußer Lager, Bei der diesjährigen Untersuchung im Bereich des frü-
auch in Bonn seit flavischer Zeit mindestens eine Hilfs- hen Bonner Lagers fand sich kein Hinweis auf eine von
truppe lag. 10 mir angenommene Stationierung der legio I zwischen
Die von VON PETRIKOVITS 1975 vorgelegte Verteilung 30-40 n. Chr. Wir fanden neben Spuren einer Spätlate-
der Legionskohorten auf ein Legionslager hat sich für nesiedlung und Hinweisen auf eine kurze militärische
das Bonner Legionslager erfreulicherweise bestätigt. Besetzung zwischen 16 und 12 v. Chr. nur ein zweipe-
Er nahm an, daß die Kohorten mit geraden Nummern riodiges Holz-Erde-Lager, das in die Zeit zwischen
in der linken und diejenigen, mit ungeraden in der rech- Christi Geburt und 20-30 n. Chr. zu datieren ist.
ten Lagerhälfte untergebracht waren. 11 Demnach lagen Spätere Befunde fehlen.
in Bonn die zweite bis fünfte Kohorte im ersten scam- Insofern muß der Beginn des Bonner Legionslagers
num (Abb.1, Nr.1,2-1,5), im vierten scamnum die wohl doch ca. 10 Jahre früher angesetzt werden, also in
erste und sechste (Abb.1, Nr.1,1-6,6) und im sechsten die Zeit um 30 n. Chr.
scamnum die Kohorten sieben bis zehn (Abb. 1, Das Bonner Legionslager, das größte der rechteckigen
Nr.1,7-1,10). Einlegionenlager, weist eine große Anzahl von Wirt-
In dem von ihm vermuteten Kasernenbereich der ach- schafts- und Versorgungsbauten auf. Es wurden mehr-
ten Kohorte fand sich in Bonn ein Weihealtar dersel- fach fabricae außerhalb des Lagers gefunden, so auch in
ben.12 Bei einem Ausmarsch aus dem Lager würden der diesjährigen Kampagne.
zuerst die zweite bis fünfte Kohorte, dann die erste und Zu dem Charakter eines Standlagers mit großen Wirt-
dann die sechste bis zehnte Kohorte marschieren, schaftsbauren und Magazinen paßt auch folgender
dahinter als eventuelle Nachhut die Auxiliarkohorte. Befund: Vor der Rheinfront des Lagers, und zwar auf
Während der Bereich der retentura des Bonner der gesamten Länge lag eine halbrunde Hafenmole,
Legionslagers relativ leicht zu bestimmen ist, weist die die schon im letzten Jahrhundert als Untiefe kartiert
praetentura noch viele weiße Flecken auf, besonders im worden war, aber bislang nicht als Mole erkannt wor-
Bereich des zweiten scamnum. Wir können davon aus- den war.

Anmerkungen

1 VON PETRIKOVITS, Rheinland Taf. 3 7 Innenbauten 44 Bild 4,2


2 Ich danke den Kollegen E. GERSBACH, D. SoECHTING und 8 D. BAATZ, Kastell Hesselbach. Limesforsch. 12 (Berlin 1973)
W. SöLTER, deren Grabungsbefunde von 1958 I 60, 1970 und 55-58.
1970/75 ich hier erstmalig vorlegen kann. 9 W. GLASBERGEN, De Romeinse Castella te Valkenburg Z. H. De
3 VON PETRIKOVITS, Innenbauten 62 opgravingen in de dorpsheuvel in 1962. Cingula 1 (Groningen
4 Siehe hierzu den Einwand von S. S. FRERE, Britannia 11, 1980, 1972) 141 Abb.49.
51-60, gegenüber den Überlegungen bei VON PETRIKOVITS, 10 G.ALFÖLDY, Die Hilfstruppen in der römischen Provinz Germa-
Innenbauten 119-124, sowie die Ablehnung der Thesen FRERES nia inferior. Epigr. Stud. 6 (Düsseldorf 1968) 157.
durch E. BrRLEY, Britannia 12, 1981, 287. 11 Innenbauten 110 ff.
5 Innenbauten 44 Bild 4,3 12 CIL XIII 8033.
6 Innenbauten 50 ff.

158
The Horrea of Valkenburg ZH
WILLY GROENMAN-VAN WAATERINGE

1. Introduction
5
In an article published in 1977 under the title "Grain
storage and supply in the Valkenburg castella and
Praetorium Agrippinae" I raised the matter of the mis-
sing "classic" military granaries in the six successive
3
11'11111 11 I l p::;: I
forts of Valkenburg. Upto that time, only one such
4
1111111111 ~
granary seemed to be present, assigned to period 5, as
the blue colour of its remains on all the colour plates in sldllll~~~ I
VAN GIFFEN's first publication of the Valkenburg forts
(1948) indicates. Here, however, VAN GIFFEN wrote
that "the building stands, according to the vertical sec-
tions, in so far entirely on its own, that no comparable 13

~~-J
remains of any other period occur on that spot."
Nevertheless, since then, it has always been dated to
period 5. When in 1952/54 similar foundations were
excavated on the S side of the via praetoria, these were
equally assigned to period 5. But in the publication by ICIIIII Ql
GLASBERGEN ( 1972) of all the remains in the S part of
the praetentura it was not recognized as a direct parallel
to that on the N side and its foundation trenches were
thought to belong to a much larger building, no. 13 in
period 5, no.15 in period 6 (fig.1). 0 50 m

In my 1977 publication I argued 1. that a granary simi-


lar to that on the N side also stood on the S side of the
via praetoria, and 2. that both these granaries could not
belong to period 5, or for that matter to period 6,
6
because their position is inconsistent with the general _ I1-A..L..I I -~
I &....&.,____I

lay-out of both periods, and for various stratigraphical


reasons. Thus I assigned them to a date after 240 A. D.,
5
1 liililll~ij I
the end of period 6. However, how long after I could
not tell.
6
1 lllll.iii~
7
1 Ill :ti "]
• 16

2. The excavation in 1980 1 •


••
0

As the forts have already been almost totally excavated, •


•• - - - - - - - - ,
15

the chance of finding new granaries is diminishing.


Therefore, when in 1980 we had to excavate one of the
few left-over areas where horrea might be positioned,
just S of the via praetoria, immediately behind the E
gate which opened onto the Rhine, expectations ran
high. And granaries we found!

Fig. 1 Periods 5 (above) and 6 (below), uncorrected


groundplans. After Glasbergen 1972.

159
Because of the eroding activities of the river Rhine in si on within the different groups. It taught us in the first
the E part of the Valkenburg forts, all archaeological place, that every foundation beam had been replaced at
remains above a particular level- depending on the loc- least once. The obvious conclusion that we were thus
ality - have disappeared. For our excavation in 1980 it dealing with two periods can, however, be questioned.
meant that all traces above the level of period 3 (end 69 It is not necessary for all these renovations to have been
A. D.) had been lost, save for those later foundations carried out at once; it is more likely that renewals were
which penetrated deeper than c. 0,50 m + NAP made where and whenever needed. The reconstructions
(=Dutch Ordnance Datum). of the lay-out of the foundation trenches, which is
shown in fig. 6 upper and below left, probably never
existed at the same time, save for the oldest period.
2.1 Castella 1 and 2/3
Renewal more than once has apparently taken place in
Building 11 b (fig. 2. 3) until 1980 identified only by its groups 5 and 6 (fig. 6, bottom left). This area must have
S wall, turns out to be a rectangular building, max. been - certainly because of the pedological situation-
c. 18 X 9 m, if we allow an open area between 11 a and liable to subsidence. In the periods 1 and 2/3 we found
11 b of the same width as between the principia and the evidence of renewal and extra support under the wall
building behind it (buildings 1 a and 1 b). It has a NS uprights in the same area. These renewals in groups 5
corridor, width 1,10 m, with two rooms ( 4,80 and 2,20 and 6 did not mean cutting another trench in which to
resp. X 3,60 m) in the SE, two rooms (5,60 and 3,60 place a new sleeper beam shoring up the old uprights.
resp. X 4,80 m) in the SW, one room ( 4,80 X 3,60 m) Instead of one long sleeper beam, odd pieces of wood,
in the NE and two rooms ( 4,80 X 3,60 m) in the NW identified as oak and alder and in one case clearly a re-
corner. used piece with iron nails in it, were simply inserted.
The lay-out of this building in period 1 a (fig. 3) is about The use of several p~eces of wood on top of each other
the same, save for at least one small extra room might mean that a particular height had to be main-
(1,20 X 2,30 m) in the NW corner. Belonging to period tained in relation to the floor level of the granary, or
2/3 (fig. 4. 5) we found another building (or a part of a that new pieces of wood had to be inserted continually
longer one?) with cubicles at both sides of a NS to support the subsiding uprights, as was done under
corridor (width 2,80 m, excavated length 10,60 m). At medieval ho~ses in Amsterdam.
the E side there were originally (period 2) two rooms In the 1980 excavation - in contrast to the granaries
(c. 5 and 2,80 resp. X 3,20 m), separated by an EW found by VAN GIFFEN (VAN GIFFEN 1948; GROENMAN-
corridor opening on the central NS corridor. In period VAN W AATERINGE 1977)- no remains of uprights were
3 this entrance was blocked. To theW there was at least preserved in situ, but the use of separate elements
one room (5,50 X? m). instead of one sleeper beam at renovation gives us the
As these traces show a lay-out totally different from the distances between the vertical posts in one trench as
central part of building 11 there is as yet no way of being 1,30 m. The distances between the groups of
knowing whether they belong to the same building or sleeper beams vary between 1,30-1,60 m in groups
not. 2-7. The distance from trench 1 to group 2 is only
The buildings just described are certainly not horrea. 1,10 m but instead of a normal sleeper beam trench 1
At their function one can only guess, as buildings with contains a drain, composed of a rectangular beam of
central corridors seem to have been in use for a variety oak wood (sides c. 26 cm) with a channel in one side
of purposes. (c. 8 m wide and 10 cm deep), covered by bricks and
resting (in places?) on driven post( s?) with a diameter
of c. 14 cm at the top.
2.2 The granaries
2.2.1 Their construction. From c. 0,50 m + NAP 2.2.2 Their dating. As has been mentioned before, the
downwards we excavated seven groups (fig. 6) of granary N of the via praetoria, excavated in 1941 I 4 3
40-50 cm wide, deep parallel trenches, filled with all (hereafter referred to as granary 1 ), was assigned to
kinds of rubbish. In some of these trenches we found period 5, mainly, because tile fragments belonging to
sleeper beams of oak wood, 22-30 cm wide and period 5 were found in the foundation trenches 2 • As
6-12 cm thick at a depth varying from 0,30 to 0,10 m+ this kind of material must have been present all over the
NAP. Here we had, seemingly, the long-awaited place, not only during but also after period 5, it cannot
grananes. be used for dating purposes. Renewed examination of
Fortunately the EW orientated foundation trenches the plans and sections for my 1977 article made it highly
were cut by our western NS section, otherwise it would improbable that this granary indeed belonged to period
have been virtually impossible to sort out the succes- 5. The same holds true for the granary excavated in

160
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0 50 m

Fig. 2 Ground plan of period 1, with additions from the 1980 excavation. Drawing IPP.

161
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0 50 m

Fig. 4 Groundplan of period 2/ 3 with additions from the 1980 excavation. D rawing IPP .

163
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9
Fig. 5 Top, S part of the praetentura of
period 2 with addition from the 1980 ex-
cavation; bottom, idem for period 3. 0 10m

Drawing IPP.

164
7 6 5 4 3 2

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0 2m

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2m

Fig. 6 Top, section of the seven groups of trenches and tion of driven piles and tentative indication of their meaning.
groundplan of the sleeper beams of horreum 2; bottom left, Drawing IPP.
renewal pieces in groups 5 and 6; bottom right, the founda-

165
5 1952/54 (henceforth referred to as granary 2). Here
again, its location, wrongly assigned to a much larger
2
1 11111 building S and W of it, was not quite explicable in the
lay-out of period 5.
3
11'1111111 I { P:: I To which period did the granary excavated in 1980
belong? As with the other two "classic" military
4
1111111111 ~ granaries the level from which their foundation tren-
ches were cut down had disappeared into the dis-
I
turbed topsoil, and the finds in the trenches, which
had been cut through all the successive layers, could
not be used for dating. As radiocarbon dating would
13 not seem to be fine enough, our only hope was a
~~ dendrochronological date. Samples were thus taken
~~ \and sent to Dr. B. ScHMIDT of the Laboratory for
~~ Dendrochronology of. the University of Cologne,
§§ who was so kind to do the dating for us. So far three
~~ pieces of wood have been dated amongst which the
'-i--+--4-+-+---~--+-JI~ ~ 11
§§ drain and two pieces of wood out of one trench, used
f& for renewal. The drain gave a date for the youngest
._______-:__jl 10
~~ tree ring of 291. Because of its shape and its tree ring
~; pattern, Dr. ScHMIDT estimates that we must add
some 25 years to reach the actual felling date, making
it 316 ± 10 A. D. This brings us in a period well after
240 A. D., the date of the abandonment of the Valken-
burg fort by regular troops.
The two other dates were 365 ± 40 and 223 ± 20, but
the latter was the clearly re-used piece - mentioned
before- with the iron nails in it. A date of 223 places it
_I1...._111~1---,~ in period 6 and we can suppose that it belonged to a
perhaps in the 4th C. still standing part of that period.
llllilll~ 1 I
lllll_iii~ 3. The foundation of driven piles
7
=:==J
1E31318:131E3d::i.
In theN part of our 1980 cutting we found piles ( diam .
• 16

• c. 18-20 cm) driven in the subsoil to a depth of 0,60 m


••
3
..•
••
0

15
0 -NAP and deeper, covering an area of c. 3,50 (in EW
o direction) X 2.60 m (NS) (fig. 6, bottom right). This
,, foundation is stratigraphically earlier than the sleeper
~; \beams of granary 2. They are perhaps the foundation of
~~ a granary belonging to one or other of the periods 2-6.
u w H W

~~ It is, however, impossible to know from which level


N I I I I I I I ~~ the piles were driven in, and thus there is no way to
dIIIll IIII r--t--t-t-t-f-f--1-i/f 13
~ determine the period. What we can say is that these
"LJ]
~ piles clearly avoid the 2/3 building traces and therefore
jj iiiiiil might belong to this period. As, however, all traces of
castella 4-6 have disappeared we do not know if the
same also holds true for a building in these periods.
There are other sets of piles comparable to this one, for
example E of the N part of granary 2 and E and S of
0 50 m
granary 1. None of these groups, however, show a con-
sistent pattern. The principia walls of period 5 and 6
Fig. 7 Periods 5 (above), and 6 (below), corrected ground- have also a foundation of driven piles, but their diame-
plans. Drawing IPP. ter is much smaller and they are closely set.

166
4. Consequences for the lay-out of the building act1v1t1es and especially the building of
Valkenburg forts Roman military type granaries in the 4th C. in Val-
kenburg. The scarcity of 4th C. finds does not point
The consequences, especially for the lay-out of periods to a regular garrisoning of the foh in this period, but
5 and 6, of the late Roman date for granaries 1 and 2 in as I already pointed out in my 1977 article Valken-
combination with the corrected interpretation for the burg must have served in the 4th C. as a kind of state
1952/54 cutting are shown in fig. 7. It is highly improb- magazine, comparable to, although dated differently,
able that any remains of periods 4-6 were excavated in for example, Rottweil (PLANCK 1972; 1975 ), RiB-
the cutting of 1952/54, because of the erosive action of tissen (MrLDENBERGER 1961 ), Heilbronn-Bockingen
the Rhine. As the granaries 1 and 2 have been assigned (ScHONBERGER 1962) and Cologne (HELLENKEMPER
to period 7 this means that a more symmetrical and 1975, esp. 802-804 ).
understandable lay-out of the periods 5 and 6 is poss- We have now at the mouth of the Rhine enough activity
ible: an open space in front of the principia, so that, in the Late Roman period to regard this area as the
especially in period 6 the monumental fa9ade of the focus of grain transports from England. We know from
principia with its colonnade lay entirely open to the classical writers that grain was sent in this direction
main gate. (J ONES 1964, 844 ), but according to them it is only
The re-interpretation of the 1952/54 cutting has, of around 359 that several sites along the Rhine were
course, also consequences for the other periods, but recommissioned to protect the grain transports from
these have as yet not been worked out in detail. We England. If the building activities at Valkenburg are to
hope in due course to publish revised ground plans for be related to these historical events the felling date is
all six periods. not always the building date, which is of course quite
possible. Anyhow, as these .4th C. building activities
have now been firmly established at Valkenburg, we
5. Conclusions may assume that also in the Late Roman period the
Rhine estuary played an active role, in contrast to ear-
To the 4th C. date of the granary found in the 1980 lier meanings (BoGAERS 1967; 1968) and in accordance
excavation I may add another dendrochronological with the new finds by WrLLEMS (1980; cf. also VANEs
date which we received from Dr. ScHMIDT for one of 1981) for theE part of the Rhine limes.
the foundation posts beneath the S wall of the principia, On the necessity of these grain imports from England
excavated in 1967. This date is again 4th century 3 • Add to the Continent I have written elsewhere (GROEN-
to this some 4th C. sherds and it is clear that we have MAN-VAN W AATERINGE 1983 ) 4•

Notes

1 For more details concerning this excavation, see VAN BEEK ET AL., 3 Oral comm. by Dr. B. ScHMIDT, 3.1.1983.
m prep. 4 Thanks are due to Drs. CAROL VAN DRIEL-MURRAY for correct-
2 Pers. comm. Prof. H. BRUNSTING. ing of the English and to B. DoNKER for the drawings.

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168
Ausgrabungen in Woerden (1975-1982)
J.K.HAALEBOS

Während des 11. Limeskongresses in Szekesfehervar liert, doch mehr und mehr ist es deutlich geworden,
( 1976) hat J. E. BoGAERS mehrere Ziegelstempel der daß die Flußablagerungen im südlichen Teil der Stadt
cohors XV voluntariorum ( civium Rarnanorum pia nicht zur Linschoten, sondern zum Rhein gehören.
fidelis) aus Wo erden und den beidenN achbarkastellen Dieser Strom bildet bei Woerden eine Mäander-
Vleuten-De Meern und Alphen-Zwammerdam vorge- schlinge, deren Entwicklung wir von vorrömischer
legt. Den Anlaß dazu gaben besonders die 1975 und Zeit bis heute verfolgen können. Die Römer haben sich
1976 während der in Woerden durchgeführten Ausgra- offenbar an der Innenseite des Mäanders niedergelassen
bungen gefundenen Ziegelstempel dieser Abteilung, und wurden gezwungen, über dem niedrigen und
die ab flavischer Zeit bis um 200 oder noch später in der sumpfigen Gebiet hinter dem sandigen Uferwall eine
Germania inferior stationiert gewesen zu sein scheint. wurtartige Plattform auszubauen, die in der gleichen
Sie ist nicht nur durch die eben genannten Ziegelstem- Weise wie Uferbefestigungen mit Reihen von Holzpfo-
pel belegt, sondern sie ist auch in zwei Bauinschriften sten verstärkt war. Der Rhein hat sich im Laufe der Zeit
aus Leiden-Roomburg (Matilo) erwähnt, die uns ver- in nördlicher Richtung verlagert. In den ersten drei
muten lassen, daß sie dort um 200 ihren Standort Jahrhunderten n. Chr. ist er um 40 m vorgerückt. Das
gehabt hat. 1 neuzeitliche Flußbett lag noch etwa 80 m weiter nörd-
Die Ausgrabungen der Jahre 1975-1976 waren die lich; nachdem es 1961 zugefüllt wurde, bildet es heute
ersten, die in Woerden stattgefunden haben. Das eine Verkehrsader der Stadt Woerden. Spuren eines
damals ausgegrabene Areal war sehr beschränkt, doch mittelalterlichen Ufers sind nicht gefunden worden.
es hat sich von Anfang an durch zahlreiche Funde Wahrscheinlich war der Lauf des Rheins im Mittelalter
gezeigt, daß man unter der heutigen Innenstadt ein nur wenig von dem heutigen verschieden.
Kastell erwarten darf, das im Rahmen der Einrichtung
des claudischen Limes unter Cn. Domitius Corbulo
(Tac., Ann. XI 18-20) im Jahre 47 erbaut sein kann. Die römischen Uferbefestigungen
Seit 1976 sind in Woerden mehrere Notgrabungen
durchgeführt worden 2 ; die ausgegrabene Fläche hat Die römischen Uferbefestigungen können in sechs
sich erheblich erweitert und, obwohl bisher keine Phasen unterteilt werden. Die älteste stand noch gerade
sicheren Spuren einer militärischen Siedlung gefunden auf dem sandigen Uferwall des Rheins; auf dem Ufer
sind, erhellt sich allmählich das Bild der topographi- dehnte sich eine dunkle Schicht mit Holzkohle und
schen Lage des vermuteten Kastells (Abb.1 ), das mit Brandspuren aus, zwischen denen sich Gegenstände
dem auf der Tabula Peutingeriana erwähnten »Lauri« aus der Mitte des l.J ahrhunderts fanden. Die in der
(Laurium oder Laurum) identifiziert werden kann. Die 3. Periode- um 80 oder etwas später- erbaute Uferbe-
heutige Innenstadt wird hauptsächlich durch die festigung war eine großartige Konstruktion, die leider
Anlage einer Befestigung des späten 17.Jahrundert nicht über die ganze Breite ausgegraben werden konnte
gebildet. Sie ruht auf einer Wurt, deren höchste Stelle (Abb. 2, 3 ). Für diesen Bau war das Ufer in einer Breite
2,40 m ü. NN liegt. Die Stadt befindet sich an einer von 10 m mit Reisig bekleidet. Die Frontseite dieser
Stelle, wo einst die Linseboten und der (Alte) Rhein Kaianlage muß außerhalb der Grabungsfläche gestan-
(Oude Rijn) zusammenflossen und verschiedene Wege den haben. In der Grabung kamen mehre Zugbalken
durch das weiter unzugängliche Moor zusammentra- zutage, mit denen die Kaiwand im Ufer verankert
fen. In vorrömischer Zeit soll die Linseboten ein wich- gewesen ist. In diesen Balken waren kurze, ebenfalls
tiger Rheinarm gewesen sein; im 1. nachchristlichen horizontal gelegte Querhölzer befestigt. An der Fluß-
Jahrhundert hatte sie wahrscheinlich längst alle Bedeu- seite waren jedesmal zwei Pfosten, die diese Konstruk-
tung verloren, aber auch heute noch besteht ein - sehr tion an ihrem Platz halten sollten, schräg in den Boden
kleines- Rinnsal mit diesem Namen (Abb.1, e). Das getrieben. Das Ganze erinnert stark an die mächtigen
verlandete Flußbett war selbstverständlich immer für Uferbefestigungen, die in den dreißiger Jahren in Xan-
Verkehr verwendbar. ten gefunden wurden. 3 Trotz der schweren Konstruk-
Besonders am Anfang der Ausgrabungen wurde viel tion ist diese Kaianlage nicht stark genug gewesen. Die
über den Lauf der Linseboten in römischer Zeit speku- Schnittzeichnung (Ab b. 2) zeigt klar, daß die horizon-

169
Abb. 1 Woerden-Laur(i)um 1975-1982. La- Das römische Schiff
geplan. Zeichnung R. REIJNEN. a südliches
Ufer des Rheins in vorrömischer Zeit (?). Am Montag, dem 13. März 1978, wurde in der jüngsten
b südliches Ufer des Rheins um 50 n. Chr. Kaianlage etwa 1,25 m u. NN eine Bohle mit Nägeln
c Rheinlauf um 200 n. Chr. d Alter Rhein
entdeckt, die sich im Laufe der folgenden Tage als Teil
(Oude Rijn), 1961 teilweise zugeworfen.
eines Schiffes erwies (Abb. 3 ), das auf dem an dieser
e Linschoten. Die mögliche Lage des Ka-
stells ist mit einer feinen Punktierung ange- Stelle sehr sandigen Ufer in schräger Lage gesunken
war. Über dem Schiff ist eine dicke Tonschicht abgela-
~.
···.· ~ gert, in die später die Pfähle der jüngsten Uferbefesti-

~er~~~\~
geben. M. ca.1:200·0.. 0. .... ·· ·. ·.
gung eingerammt wurden. Auch diese Pfosten haben
nicht standgehalten: Sie sind großenteils schräg gesun-

~ \i tv- d
ken oder ganz umgekippt. Mehrere waren bis auf den
Boden des Schiffes eingeschlagen, ein oder zwei sogar
durch dessen Bordwand.
Die in der Umgebung gefundene Keramik ist im allge-
meinen verhältnismäßig spät. Die unter dem Boden
entdeckten Scherben ( u. a. ein Wandbruchstück einer
Reibschüssel Drag. 45) lassen vermuten, daß das Schiff
in oder nach dem letzten Viertel des 2.Jahrhunderts
gesunken ist. Es kann aber viel früher erbaut sein. Höl-
zerne Schiffe können sich länger als ein Menschenleben
halten und das Woerdener Fahrzeug ist an zahlreichen
.
?
Stellen ausgebessert worden .
Das Boot konnte nur teilweise in einer Länge von fast
10 m ausgegraben werden. Dies reicht jedoch aus, um
es mit den .großen prahmartigen Schiffen aus Zwam-
merdam verbinden zu können. 4
Der Abstand zwischen der Mastbank und der äußer-
sten Spitze des Vorderstevens hat etwa 7 m betragen;
talen Balken versagt haben und in den Fluß gestürzt man darf daraus nach Analogie der Zwammerdammer
sind. Die später erbauten Uferbefestigungen waren Schiffe schließen, daß das Boot ungefähr 24 m lang
einfacher und bestanden aus in den Boden eingeramm- gewesen ist. Die Breite war 3 m bei der Mastbank und
ten Pfosten oder gespalteten Baumstämmen; das Ufer 2,40 m beim Anfang des Vorderstevens. Die unregel-
war außerdem vielfach mit dicken Schichten Reisig mäßig breiten, 4 cm starken Planken des flachen
bekleidet. Auch diese Anlagen sind an mehreren Stellen Bodens waren nebeneinandergelegt und wurden durch
vom Fluß untergraben und demzufolge vornüber gefal- Paare L-förmiger Spanten zusammengehalten. Von den
len. Ein größerer Teil der Uferbefestigung ist sogar Seiten war nur die höchstgelegene, rechte Bordwand
ganz umgestürzt und teilweise weggerissen. Die übrig- ohne Schwierigkeiten zu erreichen. Sie bestand aus
gebliebenen Pfähle lagen horizontal mit den Spitzen einer L-förmigen Planke oder Kimmholz, das den
landeinwärts gerichtet. Übergang vom Boden zur Seite bildete, und aus zwei in

Abb. 2 Woerden 1980, Grabungsfläche XI (Friedhof der Ton mit Wurzelspuren; e dunkelgrauer Ton; f fetter blauer
Petruskirche). Nord-SüdprofiL Maßstab 1:200. Zeichnung Ton; g Sand; h Holzreste, Reisig; i Reisiggeflecht; j Pfahl
E.J.PoNTEN. und liegender Balken; k römischer Ziegelschutt; 1 römische
1-3 Pfähle der drei ältesten römischen Uferbefestigungen; Ziegel; m Bestattungen aus dem 17.Jahrhundert oder späte-
a verworfene Oberschicht; b dunkler Ton, mit Schutt aus rer Zeit; n Phosphatverfärbungen; o Holzkohle; p verzie,
dem 17.Jahrhundert vermischt; c grauer Ton; d bräunlicher gelter Lehm.
A

-----------------------==========
2m B

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170
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. . . . . . .s···
·············,~·····~~ ·~~········--·i'.:·...:··········. .
o o o o o o o 0 o o o o o o o o o o o •o o 0 o o 0 0 L o o •--:::.:::.~.:~
~-·'···-' ······ ~,....r····,....•r··--...~~-
c d
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A
2 ==

a b
3
B

Abb. 3 Woerden 1978. Plan, Längsschnitt, Seitenansicht und Zeichnung E.J. PoNTEN. (Rekonstruierte Durchschnitte sind
teilweise rekonstruierte Querschnitte des unter der jüngsten mit Kleinbuchstaben angedeutet, Durchschnitte in Fundlage
römischen Kaianlage gefundenen Schiffes. Maßstab 1:75. mit Großbuchstaben.)

171
der Mastbank waren gegen die Innenseiten der Borde
zwei Blöcke mit schwalbenschwanzförmigen Auskeh-
lungen angebracht, offenbar für Querbalken über dem
Schiff. Neben dem Herd und der Mastspur sind einige
Gegenstände, die dem Schiffsinventar angehören,
gefunden worden: einige Paar Schuhe, eine Reibschüs-
sel und vier Terra nigra-ähnliche Töpfe von am Nie-
derrhein mehr oder weniger seltenen Formen, die
wahrscheinlich aus Flandern herkommen. Der Schiffs-
boden war mit einer dicken Schicht von pflanzlichem
Material bedeckt; diese bestand großenteils aus Über-
resten der Ladung, einer Art Weizen, möglicherweise
Spelt. Ferner sind zahlreiche Haselnüsse sowie Samen
von Ackerunkräutern und von Zwergholunder (Samu-
cus ebulus) gefunden. Von den Unkräutern muß hier
besonders der Großblütige Breitsamen (Orlaya gran-
Abb.4 Woerden 1978. Negative Form aus gelblichbraunem
diflora) erwähnt werden, der auf einem Kalk- oder
Ton für die Anfertigung der Verzierung von Griffen von Kan-
Lehmboden gewachsen ist und deshalb wahrscheinlich
nen aus Bronze oder Keramik, mit der Abbildung eines Sile-
nuskopfes. Maßstab 1:1. Foto P. BERSCH. aus einer Gegend südlich der Linie Sittard-Gent
stammt. 5 .

Klinkertechnik darauf gelegten Plankengängen. Im Es konnte nur ein kleiner Teil des Hinterschiffes ausge-
oberen Gang fanden sich Nägel; das bedeutet wahr- graben werden. Dort war ger.ade noch erkennbar, daß
scheinlich, daß auf diesen Planken noch ein Holzrand in der Mitte des Bootes über den Spanten ein Holzbo-
gelegen hat. An der Innenseite des Bordes war in halber den gelegen hat.
Höhe eine Planke (Weger) gegen die Spante befestigt. Die bemerkenswerteste Ergänzung unserer Kenntnis
An mehreren Stellen konnte man beobachten, daß dar- des römerzeitlichen Sc;:hiffbaus liefert der Vordersteven
über eine dünne Holzverkleidung angebracht war. des Woerdener Fahrzeuges; er ist aus einem Holzstück
Auch die Mastspur war noch da. Sie besteht aus einem geschlagen und hat auf kurzen, mit dem äußersten
extra breiten Spant mit in der Mitte einem rechteckigen Ende des Bodens verbundenen Planken geruht. Die
Block, und ist aus einem Holzstück geschlagen. In die- Verbindung mit dem Boden ist mittels dünner gegen die
sem Block befindet sich ein rechteckiges Loch für den Unterseite genagelter Bretter zustande gebracht. Da
Mast, das an der Hinterseite mit einem Balken, der die Unterseiten der Borde (der Kimmhölzer) bis in die
durch eiserne Bügel an seinem Platz gehalten wurde, Spitze durchgezogen waren, muß die Stärke dieser
verschlossen werden konnte. Konstruktion ausgereicht haben. An der Außenseite
Unter und hinter der Mastbank war Platz für die wurden die verschiedenen Teile des Stevens durch ein
Mannschaft: Hier war ein viereckiger Herd angelegt Kreuz von eisernen Bändern und Nägeln zusammenge-
und an der Vorderseite war ein kleiner Kasten gezim- halten. Weiter waren dort als Verzierung einige hori-
mert. Es hat den Anschein, daß man das Ganze über- zontale Rillen eingetieft.
decken konnte; in einer Entfernung von 1,25 m hinter
Sonstige Funde
Abb. 5 Woerden 1978. Kopf des ägyptischen Gottes Iuppi-
ter-Amon aus rotem Ton. 0 der Vorderseite: ca. 8,5-9 cm;
Im zugeschütteten Bett des Rheins und auch andern-
größte Länge: 10,4 cm. Foto P.BERSCB.
orts sind zahlreiche Funde geborgen. Dazu gehören
u. a. Tausende von Sigillata-Scherben. Von der übrigen
Keramik erweckt besonders eine Anzahl orangefarbi-
ger Scherben die Aufmerksamkeit; sie gleichen der Nij-
megener-Holdeurner Ware, die außerhalb Nijmegens
und dessen nächster Umgebung kaum bekannt ist. 6
Noch seltener sind einige Stücke dunkelrot bemalter
und fein geflammter Keramik, die anscheinend noch
nirgendwo anders in den Niederlanden gefunden wor-
den ist und übrigens u. a. aus der Wetterau und Vindo-
nissa (Windisch) bekannt ist. 7
Bezüglich dieser Funde erhebt sich die Frage, ob solche

172
und andere Keramik in Woerden angefertigt sein kann
oder ob sie von anderswo zugeführt worden ist. Es ist
sehr wohl möglich, daß in Woerden in römischer Zeit
getöpfert wurde. Oben ist schon erwähnt, daß die
cohors XV voluntariorum ihre eigenen Ziegel gebrannt
hat. Ein besonderes Stück Keramik ist eine Negativ-
form, ein Model, für die Anfertigung der Verzierung
von Griffen von Kannen aus Bronze oder Keramik
( Abb. 4); sie ist von einem Kopf des Silenus, des Beglei-
ters des Dionysus-Bacchus, abgeformt. Sehr ähnliche
Köpfe aus Bronze sind von campanischen Becken
bekannt. 8 Derartige negative Tonformen können mit
c::J-
einem ebenfalls in Woerden gefundenen Gerät aus
rotem Ton hergestellt sein. Es handelt sich um einen
Griff mit einem runden, bärtigen Kopf, der aufgrund
der über dem Haupt abgebildeten Widderhörner mit
dem ägyptischen Gott Iuppiter-Amon gleichgestellt
werden darf (Abb. 5 ). Ein solcher, nur wenig größerer
Kopf aus Bronze ist im Xantener Legionslager Vetera I
gefunden worden; er muß das Ende eines Balkens
geschmückt haben. 9
Die Zahl der Ziegelstempel der cohors XV volunta-
riorum hat sich in den vergangenen Jahren sehr ver-
mehrt. Die Fundumstände scheinen eine Einteilung in
zwei Gruppen zu ermöglichen; die Stempel mit Relief-
buchstaben gehören vermutlich der (früh- )flavischen
Zeit an, solche mit eingetieften Buchstaben sind mögli-
cherweise etwas jünger.
Die vielen in Woerden gefundenen Stempel der cohors
XV voluntariorum machen es schon wahrscheinlich,
daß diese Abteilung dort stationiert war. Außerdem ist
hier 1980 ein Einhenkelkrug mit folgendem Graffito Abb. 6 Woerden 1980. Weißtoniger Einhenkelkrug mit
Graffito auf der Schulter: (cohortis) XV VOL (untariorum)
gefunden worden (Abb.6): (cohortis) XV VOL(unta-
LVCI ACTARI. Maßstab 1:3. Zeichnung E.J.PoNTEN.
riorum) LVCI ACTARI; damit hat ein act(u)arius der
cohors XV voluntariorum dieses Gefäß als sein Eigen- von Privatpersonen. Im Heer wurden sie mit der In-
tum gekennzeichnet. Die Inschrift kann aufgrundder tendantur beauftragt; sie waren in Legionen und Hilfs-
Form des Kruges um 100 n. Chr. datiert werden und truppen tätig, besonders im 4. Jahrhundert. Militärische
beweist wohl endgültig, daß die cohors XV volunta- act( u )arii sollten in datierten Inschriften erst unter Sep-
riorum in Woerden stationiert gewesen ist. Actarii oder timius Severus (193-211) erwähnt worden sein, fast
actuarii waren eine Art Schreiber, meistens im Dienst hundert Jahre nach dem Graffito aus Woerden. 10

Anmerkungen

1 J. E. BoGAERs, Auxiliaria. Akten 11. Limeskongreß Szekesfeher- 4 M. D. DE WEERD, Römerzeitliche Transportschiffe und Ein-
var 601-632; bes. 601-604. 627f. Abb. 2-4. bäume aus Nigrum Pullum/Zwammerdam Z.-H. Akten
2 J. E. BoGAERS, Woerden-Laurum, in: J. E. BoGAERS u. C. B. Rü- 10.Limeskongreß Xanten 187-198.
GER (Hrsg.), Der Niedergermanische Limes. Materialien zu sei- 5 Vgl. K. H. KNÖRZER, Römerzeitliche Getreideunkräuter von
ner Geschichte. Kunst u. Altertum am Rhein 50 (Köln/Bonn kalkreichen Böden. Rheinische Ausgrab. 10 (Düsseldorf 1971)
1974) 53-54; J. E. BoGAERS u. J. K. HAALEBOS, Woerden. Bulle- 467-481; bes. 470.
tin van de Koninklijke Nederlandse Oudheidkundige Bond 74, 6 J. K. HAALEBOS and J. R. A. M. THIJSSEN, Some remarks on the
1975,223-224; 75,1976, 316-317; 77, 1978,254-256; 78,1979, legionary pottery (>Holdeurn ware<) from Nijmegen. In: B. L.
99-102; 80, 1981, 106-111; diesl., Op zoek naar een casteil um in VAN BEEK u.a. (Hrsg.), Ex Horreo, IPP 1951-1976. Cingula 4
Woerden. Spiegel Historiael18, 1983, 302-309. (Amsterdam 1977) 101-103; bes. 109-110 mit Fig.11.
3 H. voN PETRIKOVITS, Die Ausgrabungen in der Colonia Traiana. 7 J. K. HAALEBOS and A. KosTER, Marbled Wares from the N ether-
Bonner Jahrb. 152, 1952, 41-161; bes. 145-155. lands. In: A. C. and A. S. ANDERS ON ( ed. ), Roman Pottery Re-

173
search in Britain and NW-Europe. Papers presented to GRAHAM mik 1969. Bayer. Vorgeschbl. 41, 1976, 27-38; besonders
WEBSTER. BAR Intern. Ser. 123 ( Oxford 1981) 69-92; bes. 82 28-29 Tafel 4, 1.
fig. 5. 11. 9 H. MENZEL, Römische Bronzen (Düsseldorf 1969) 54-55 Nr. 36;
8 S. TASSINARI, La vaisselle de bronze en Italie et en Gaule. Dos- G. GRIMM, Die Zeugnisse ägyptischer Religion und Kunstele-
siers de l'archeologie 28, 1978, 104-105. Entsprechende Matri- mente im römischen Deutschland. Etudes preliminaires aux reli-
zen sind in römischen Töpferwerkstätten gefunden worden; gions orientales dans l'Empire Romain 12 (Leiden 1969) 125 Nr. 9
vergleiche z. B. J. H. HoLWERDA und W. C. BRAAT, De Hol- Taf.53.
deurn bij Berg en Dal. Oudheidk. Mededelingen 26 ( 1946) 10 W.KuBITSCHEKu. O.SEECK, Actuarius.REI(1894)301-302; CIL
Suppl., Tafel XX 2, 1; XXI 1, 2; 2, 2. Ferner W. Czysz, Die XIV 2255; VON DoMASZEWSKI/DoBSON, Rangordnung 313 (Re-
Ausgrabungen 1969-1974. In: Pons Aeni. Die Gebrauchskera- gister).

174
Der » Alblimes « 1
JÖRG HEILIGMANN

Die Landschaft Nachweis des Kastells Oberdorf. 1924 suchte BERSU


durch kleine Sondagen in der Paßhöhe zwischen Laut-
Zwischen den fruchtbaren Landschaften der Baar im lingen und Ebingen mit Erfolg ein weiteres Lager, des-
Westen und des Nördlinger Rieses im Osten erstreckt sen Untersuchung er 1925 fortsetzte. Nachdem die
sich der Gebirgszug der Schwäbischen Alb, der sich planmäßige Feldforschung in den Albkastellen dann
nördlich der Donau wie eine Barriere zwischen das über dreißig Jahre ruhte, setzte sie unter der Regie der
Voralpenland und die Neckar- bzw. Kocherregion zuständigen Dienststellen des Landesdenkmalamts
schiebt. I~ ihrer Grundform ist die Schwäbische Alb Baden-Württemberg, Stuttgart und Tübingen, in den
ein Tafelgebirge mit einer von der Donauniederung sechzig er Jahren erneut ein. Zu nennen sind hier die
sanft nach Norden ansteigenden Hochfläche und einer kleineren 1961/62 durchgeführten Untersuchungen
steilen, um bis zu 300 m ins unmittelbare Albvorland und die beiden unter der örtlichen Leitung von B. CI-
abfallenden Nordflanke. Trotz dieser Höhe stellt die CHY stehenden großflächigen Grabungen von 1965 und
Alb kein unüberwindliches Hindernis dar. Mehrere 1966 im Kastell Heidenheim sowie die 1974 erfolgten
Pässe und zahlreiche Stirntäler an der Nordflanke bil- Untersuchungen in den Kastellen Oberdorf und Burla-
den natürliche Zugänge auf die Höhe des Gebirges, von dingen-Hausen. Die Entdeckung des lang gesuchten
wo aus über den flachen Albrücken das Donautal Kastells Donnstetten glückte 1975 PH. FILTZINGER und
bequem zu erreichen ist. W. SöLTER anhand von Luftaufnahmen. Zwei Jahre
später konnte ebenfalls aus der Luft von privater Seite
das Kastell Gomadingen lokalisiert und durch eine vom
Forschungsgeschichte Landesdenkmalamt Baden-Württemberg durchge-
führten Sondage sicher nachgewiesen werden.
E. NÄGELE, der von der Reichslimeskommission als Somit sind auf der Schwäbischen Alb sieben römische
Kommissar für die Erforschung römischer Straßen ein- Militärplätze bekannt, die sich in Abständen zwischen
gesetzt war, stellt in einem 1909 veröffentlichten Auf- 18 und 30 km fast über die gesamte West-Ost-Erstrek-
satz unter dem Titel »Alb und Römerreich « 2 einen in kung des Gebirges von Ebingen bis Oberdorf verteilen
West-Ost-Richtung über dieses Gebirge verlaufenden (Abb.1).
römischen Straßenzug vor, der von Laiz an der Donau
über Burladingen, Gomadingen und südlich an Donn-
stetten vorbei nach U rspring führte. Zusammen mit Beschreibung der Militäranlagen
seiner Fortsetzung nach Faimingen bzw. Heidenheim
interpretierte er diesen als eine, durch Kastelle
Ebingen-Lautlingen/ Zollernalbkreis
geschützte Grenzstraße, den »Alblimes«.
Neben dem 1886/87 durch den Ulmer Altertumsverein Das Lager Ebingen-Lautlingen, eine einperiodige
und 1904 im Auftrag der Reichslimeskommission von Holz-Erde-Anlage, liegt auf der von Eyach- und
TH. DRÜCK, F. LEONHARD und P. WILSKI untersuch- Schmiechatal gebildeten Paßhöhe, direkt auf der Was-
ten Kastell U rspring sowie dem 1896/97 von PRESCHER serscheide zwischen N eckar und Donau. Die römische
nachgewiesenen Kastel Heidenheim, vermutete Straßenverbindung vom benachbarten, nordwestlich
NÄGELE aufgrundvon Funden weitere Militäranlagen, im Albvorland auf dem Kleinen Heuberg am »Häsen-
u. a. bei Donnstetten und Burladingen. Zu diesen bühl « gelegenen Kastell nach Laiz zieht parallel zur
gesellte sich als weitere mögliche Garnison Gomadin- Nordflanke des Lagers in Richtung Südosten.
gen, wo H. SIBERT 1909 erstmals römische Siedlungs- Sein durchschnittlich nur 2,5 m breiter und 1,75 m tie-
spuren beobachtete. Durch die nachfolgenden For- fer Wehrgraben, der an der Südostecke zweimal ausge-
schungen sind die Vermutungen von NÄGELEin weiten bessert worden ist, umschließt eine leicht trapezför-
Bereichen bestätigt worden. Bereits 1912 entdeckte mige, rund 6,7 ha große Fläche. Von den Toren sind
man das Kastell Burladingen, in dem G. BERSU im sel- lediglich die an der West- und Ostflanke gelegenen
ben Jahr sowie 1914 zwei Grabungen durchführte. lokalisiert. Mit Ausnahme von vier quadratisch, im
Gleichzeitig gelang 1912 und 1913 F.HERTLEIN der Abstand von 3 m angeordneten Pfostenlöchern hinter

175
der Westfront, die zur Wehrmauer oder auch zu einem führende Straße durchquerte den östlich der Militäran-
Wehrturm gehört haben, sind keine weiteren Bebau- lage sich erstreckenden vicus.
ungsspuren bekannt; ebenso fehlen Hinweise auf einen Das quadratische, nach Norden orientierte Kastell mit
zum Lager gehörenden vicus. Dies sowie die gesamte rund 1,5 ha Innenfläche weist in seiner Umwehrung
Anlage des Lagers lassen darauf schließen, daß es nur zwei Perioden auf. Die zunächst in Holz-Erde-Bau-
kurze Zeit bestanden hatte. Als Besatzung kommt ein weise errichtete, mit Ecktürmen besetzte Wehrmauer,
aus Legionsvexillation und Auxiliareinheiten gemisch- der zwei Spitzgräben vorgelagert waren, sowie die vier
ter Truppenverband in Frage. Tore wurden in späterer Zeit in Stein ausgebaut, wobei
Vermutungen, daß neben diesem Lager im Stadtgebiet man dann auf die Ecktürme verzichtet und die beiden
von Ebingen ein längerfristig belegtes Kastell gelegen Gräben durch einen einzelnen, etwas breiteren Graben
haben könnte\ bestätigen sich bislang nicht. Vielmehr ersetzt hatte. Diese beiden Perioden lassen sich bei der
deuten die von dort bekannten Funde und Befunde auf bislang aufgedeckten Innenbebauung nicht in allen Fäl-
eine lockere Villenbesiedlung hin. len nachweisen. Zwar ist anzunehmen, daß die bei der
Grabung sich in Steinbauweise präsentierenden princi-
pia (Bau A) und Bau B zunächst in Holz errichtet wor-
Burladingen-Hausen/ Zollernalbkreis
den waren. Während auch unter den Holzbauten C- H
Eine mit dem Lager Ebingen-Laudingen übereinstim- die möglicherweise als fabrica anzusprechende Baracke
mende topographische Lage besitzt das die von Starzel- G mindestens zwei Bauperioden aufweist, haben die
und Vehlatal gebildete Paßhöhe kontrollierende Kastell drei in der praetentura gelegenen Kasernen D, E, F bis
von Burladingen-Hausen. Die von Laiz nach U rspring zur Aufgabe des Kastells, sieht man von partiellen

Abb. 1 Karte von Südwestdeutschland in römischer Zeit.

G)

m
~ Legionslager

••
Auxiliarlager
Siedlung s.
Straße
y
Provinzgrenze
-z_

30 km

176
Erneuerungen einzelner Wandpartien ab, in unverän- Lonsee- Urspring/ Afb-Donau-Kreis (Abb. 3)
derter Form bestanden. Dies läßt darauf schließen, daß
das Kastell, das genügend Platz für eine cohors quinge- Obwohl die Paßhöhe des von Fils- und Lonetal gebil-
naria bot, ohne größere Unterbrechung belegt gewesen deten Albübergangs gute Voraussetzungen für die
war. Errichtung einer römischen Militäranlage bietet, befin-
det sich das Kastell U rspring rund 5 km südlich der
Gomadingen, 6 Kreis Reutfingen Wasserscheide an dem hier relativ steilen nördlichen
Das auf einer terrassenartigen Anhöhe östlich der in die Talhang der Lone. Im Talgrund, wo sich der vicus aus-
Donau mündenden Großen Lauter angelegte Kastell dehnte, traf die von Norden von der Paßhöhe führende
Gomadingen besitzt, im Gegensatz zu den bislang vor- Straße von der Garnison Heidenheim auf den U rspring
gestellten Militäranlagen, keine Paßlage. Vielmehr liegt mit Donnstetten und Gomadingen verbindendenden
es zwischen den beiden von Echaz- und Ermstal vorge- Straßenabschnitt, der seine Fortsetzung loneabwärts
gebenen Albaufgängen, die jeweils 10-15 km westlich nach Faimingen bzw. Günzburg findet.
bzw. östlich des Kastells auf die Hochfläche führen. Das auf diese West-Ost-Verbindung bezogene, hang-
Die römische Straße Burladingen- Urspring verläuft abwärts orientierte Kastell besaß eine annähernd qua-
nördlich des Kastells mitten durch den hier gelegenen dratische Innenfläche von 1,5 ha. Seine Umwehrung
vicus. Sie wird von einer von Kastell Emerkingen her- weist, wie auch die bislang aufgedeckten Innenbauten
ziehenden Straße, die wohl in späterer Zeit ins Albvor- zwei Perioden auf: Der älteren, von einem einzelnen
land in die Gegend von Reutlingen verlängert worden Graben geschützten Holz-Erde-Mauer setzte man in
ist, gekreuzt. der zweiten Periode die in Stein aufgeführte Wehrmau-
Vom Kastell selbst ist bislang nur die Südostecke lokali- er direkt ihrer holzverschalten Außenfront vor. Ledig-
siert. Anhaltspunkte sprechen dafür, daß es als Holz- lich die vier Tore hatte man d].lrch massive Steinbauten
Erde-Anlage mit einem vom Rechteck leicht abwei- vollständig ersetzt. Der Verlauf des Wehrgrabens wur-
chenden Grundriß angelegt und nie in Stein ausgebaut de bei dessen Erneuerung weitgehendst beibehalten.
worden war. Eine mit einer eingeritzten Eigentümerin-
schrift versehene Lanzenspitze 7, die aus der Grabenfül-
lung stammt, weist darauf hin, daß hier Reiter gelegen Abb. 2 Kastell Römerstein-Donstetten. Auf dem Luftbild
haben, wobei neben einer afa ebenso auch eine aus zeichnet sich die Umwehrung deutlich ab. Freigegeben durch
Kavallerie und Infanterie zusammengesetzte Auxiliar- Reg. Präs. Düsseldorf Nr.16 673 vom 15.10.1976.
einheit in Frage kommt.

Römerstein-Donnstetten 8, Kreis Reutfingen (Abb. 2)


Das Kastell Donnstetten war auf dem Südrand des
Donnstetter Maarkessels in beherrschender Lage er-
richtet. Es schützte die von Köngen durch das Lauter-
tal hier auf die Hochfläche führende römische Straße,
die wohl die im Maarkessel liegende römische Zivil-
siedlung durchquerte und 2 km südlich des Kastells auf
die Querverbindung Gomadingen - U rspring trifft.
Auf der Luftaufnahme läßt sich deutlich eine mit zwei
Gräben umgebene, rechteckige Anlage erkennen, die
eine Größe von rund 0,5-0,6 ha besitzt. Ihre Nord-
front grenzt direkt an den Steilabfall ins Maar, so daß
man hier auf eine Grabensicherung verzichtet hatte.
Klar auszumachen ist weiterhin eine Erdbrücke in der
Mitte der Südfront. Durch Funde, die bei Schürfungen
um die Jahrhundertwende auf diesem Plateau zutage
gefördert wurden, u. a. eine Bolzen- und eine Lanzen-
spitze, ist diese Anlage, auch wenn der endgültige Be-
weis durch Grabungen erst noch erbracht werden muß,
wohl zweifelsfrei als römisches Kastell identifiziert, als
dessen Besatzung aufgrund seiner Größe ein numerus
in Frage kommt.

177
osten in Richtung Oberdorf und Südosten in Richtung
Faimingen fortsetzten.
Die möglicherweise von Anfang an in Stein aufge-
führte, durch Eck- und Zwischentürme verstärkte
Wehranlage des Kastells umschloß eine rechteckige
Innenfläche von 4,9 ha. Seiner Wehrmauer war ein
30 m breites Grabensystem vorgelagert, das im Bereich
der praetentura aus drei, im rückwärtigen Lagerbereich
aus zwei Gräben bestand. Von den aufgedeckten
Resten seiner Innenbebauung sind lediglich die in
Steinbauweise aufgeführten principia mit überdachter
4
Vorhalle (Abb. 4,6) sowie drei in Holz errichtete
Kasernen in der Nordwestecke der praetentura sicher
anzusprechen (.Abb. 4, 14 ). Letztere besaßen jeweils
einen 54 m langen, in zwölf Contubernien unterglie-
derten Mannschaftstrakt, den zwei Kopfbauten flan-
kierten, und waren für die Aufnahme von je zwei Tur-
men bestimmt. Setzt man die reguläre Stärke der in
Heidenheim gelegenen ala voraus, so ist mit zwölf sol-
cher Kasernen zu rechnen, die möglicherweise alle in
0~==========~50m
der praetentura errichtet waren.
1966 stieß man östlich des Steinkastells auf Wall und
Abb. 3 Kastell Lonsee-Urspring, Gesamtplan des Kastells. Graben eines, wie die Stratigraphie belegt, älteren
Holz-Erde-Lagers (Abb. 4,16 ), dessen Westflanke auf
Bei den zunächst mit einer überdachten Vorhalle verse- einer Länge von 30 m nachgewiesen werden konnte. 11
henen principia wie auch bei den beiden westlich von Aufgrund der topographischen Situation war es sicher
diesen gelegenen Bauten, von denen der mit Bodenhei- kleiner als das Alenkastell. Die Abmessungen der nur
zung versehene» Westbau« als praetorium oder fabrica 1,1 m breiten Holz-Erde-Mauer sowie des nur 2m
(Abb. 3, 9) angesprochen werden könnte, bezog man breiten und 1,5 m tiefen Grabens sprechen dafür, daß
beim Umbau die tragenden Pfeiler der älteren Holz- es nur kurz belegt gewesen war und als Baulager für das
konstruktion in das Steinmauerwerk mit ein. Die größere Alenkastell interpretiert werden könnte.
Grundrisse der Gebäude dürften somit in der zweiten
Periode im wesentlichen beibehalten worden sein. Le- Bopfingen-Oberdorf 2, Ostalbkreis
diglich die Vorhalle der principia wich einem, mögli- Das am Fuße des Ipfs auf einem in das Mündungsgebiet
cherweise eingezäunten, offenen Platz, wie auch das von Eger und Sechta auslaufenden Hang errichtete
massiv in Stein aufgeführte horreum (»Pfeilerbau«) Kastell kontrollierte den nordwestlichen Zugang zum
erst der jüngeren Periode angehört (Abb. 3, 10). Das N ördlinger Ries, der über einen zwischen Eger- und
Kastell, dessen Besatzung eine cohors quingenaria ge- Jagsttal, 14 km nördlich des Kastells gelegenen Paß
bildet hatte, war demnach ohne größere Unterbre- führt. Durch Straßen, neben Faimingen mit den
chung durchgehend belegt gewesen. Kastellen Heidenheim, Munningen und Nördlingen
verbunden, bildete es dieNahtstellezwischen den Alb-
Die Militäranlagen in Heidenheim 10 (Abb. 4) kastellen und den Garnisonen des Nördlinger Rieses.
Der weitaus bequemste Albübergang, der durch das Das Kastell, an das sich südlich und nördlich die Zivil-
Kocher- und Brenztal führt, wurde durch das 12 km siedlung anschloß, besaß bei einem leicht trapezoiden
südlich des Passes in der schmalen Brenzniederung Grundriß eine Innenfläche von rund 1,4 ha. Seine ein-
unter dem heutigen Stadtgebiet von Heidenheim gele- periodige U mwehrung bestand aus einem einzelnen '
genen Alenkastell gesperrt. Seine Besatzung, die ala I I Spitzgraben und einer Holz-Erde-Mauer, deren
Flavia milliaria pia fidelis, ist die einzige der in den Alb- Außenfront mit Tuffstein verblendet war. Die Eck-
kastellen gelegenen Truppen, die uns namentlich türme, von denen zwei nachgewiesen wurden, spran-
bekannt ist. Das nach Norden orientierte Kastell, an gen aus der Mauerflucht vor. Von den Toren sind die an
das sich nach Südosten der vicus anschloß, befand sich West-, Süd- und Ostfront lokalisiert. Über die Innen-
im Kreuzungspunkt der von Westen durchs Stubental bebauung ist nichts bekannt. Nach der Größe des
von U rspring und von Süden von Günzburg durchs Kastells zu schließen, hat es eine Truppe in der Stärke
Brenztal herführenden Straßen, die sich nach Nord- einer cohors quingenaria beherbergt.

178
Datierung und Geschichte

Die Anfangsdatierung der Militäranlagen auf der Alb


stützt sich, da Schriftquellen fehlen, in erster Linie auf
das Fundmaterial, vor allem auf die südgallischen
reliefverzierten Sigillaten, die in allen Plätzen einen
relativ hohen Anteil am jeweiligen Gesamtbestand der
Reliefware besitzen. Vergleicht man diese südgalli-
schen Serien mit Hilfe eines mengenstatistischen Ver-
fahrens unter Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen
Umfänge mit denen der Kastellplätze des oberen Nek-
karlandes, des mittleren Neckarabschnittes von Kön-
gen bis Wimpfen sowie der flavischen Garnisonen im
N ördlinger Ries, so zeichnen sich klar zwei Zeitstufen
ab: Das Lager Ebingen-Lautlingen, zu dessen Datie-
rung weiterhin die Sigillaten aus dem Stadtgebiet von
Ebingen herangezogen wurden 13 , wie auch das Kastell
Burladingen-Hausen gehören zusammen mit den unter
Vespasian angelegten Kastellen des oberen Neckarlan-
des um Rottweil dem älteren Zeithorizont an, während Abb. 4 Heidenheim, Gesamtplan von Kastell I, dem Steinka-
die Albkastelle von Gomadingen bis Oberdorf in der stell der ala !I Flavia milliaria pia fidelis.
von den domitianischen Gründungen des mittleren
Neckarlandes und des Nördlinger Rieses gebildeten Donaugrenze keine wesentlichen strategischen Vorteile
jüngeren Zeitstufe fest verankert sind. Der Versuch, bietet und auch aufgrund seiner schlechten Böden und
allein anhand des Fundmaterials diese beiden Zeitstu- dem Fehlen von Bodenschätzen auch unter wirtschaft-
fen in einen früh- und einen spätvespasianischen bzw. lichen Aspekten uni~teressant ist. Als auslösende Fak-
mittel- und spätdomitianischen Horizont weiter zu toren dürften vielmehr zwei andere Gründe maßge-
untergliedern, scheiterte aufgrund der oft nur kleinen bend gewesen sein : Zum einen ist hier der Bau der
Fundserien. Straße Günzburg- Ladenburg anzuführen, durch den
Demnach erfolgte die Anlage des Lagers Ebingen- eine direkte Verbindung zwischen Augsburg und
Lautlingen und des Kastells Burladingen-Hausen im Mainz, den Hauptstädten der Provinzen Raetien und
Zuge der um 73/74 n. Chr. mit der Gründung der Gar- Obergermanien, bzw. den raetischen und den in der
nisonen Rottweil und Waldmössingen in Angriff Wetterau stationierten obergermanischen Grenztrup-
genommenen Besetzung des oberen Neckarlandes. 14 pen geschaffen wurde. Damit unterliegen die Grün-
Ihre geographische Lage spricht allerdings dafür, daß dung der Kastelle Donnstetten und U rspring, die den
sie, ebenso wie dies für das Kastell Sulz und das mit Schutz des über die Alb führenden Streckenabschnittes
großer Wahrscheinlichkeit zu vermutende Lager am dieser Straße übernahmen, und die militärische Siche-
15
» Häsenbühl « angenommen wird , einer etwas jünge- rung des mittleren Neckarabschnittes, so zumindest
ren, in die spätvespasianische Zeit zu datierenden die Anlage von Praesidien bei Cannstatt und Köngen
Okkupationsphase angehören. Während dem nur sowie des jüngst entdeckten Kleinkastells bei Dettin-
kurzfristig belegten Lager Ebingen-Lautlingen, dessen gen/ Kr. Eßlingen 17 , einer gemeinsamen Planung.
Besatzung möglicherweise vornehmlich zum Straßen- Innerhalb dieser fiel dem Kastell Gomadingen die Auf-
bau eingesetzt war, eine strategisch untergordnete gabe zu, als rückwärtig gelegener Stützpunkt den
Rolle zukommt, bildete das Kastell Burladingen-Hau- Anschluß zwischen Donnstetten und dem älteren
sen das Verbindungsglied zwischen den Kohortenka- Kastell Burladingen-Hausen herzustellen und die
stellen des Oberen Neckars und der 22 km südlich vor Sicherheit dieser West-Ost-Verbindung zu garantieren.
Burladingen verlaufenden Donaugrenze, wo in der Ebenso könnte, wenn auch nur kurzfristig, eine
Gegend von Laiz und Ennetach ein Kastell dieser stra- Truppe bei Rottenburg stationiert gewesen sein, die
tegischen Linie zu erwarten ist. 16 hier den wichtigen Neckarübergang der Straßenverbin-
Die in die Regierungszeit Domitians fallende Stationie- dung Rottweil- Häsenbühl- Köngen schützte. 18
rung der raetischen Truppen auf der Alb läßt sich mei- Die Einrichtung der Garnisonen Heidenheim und
nes Erachtens kaum mit einer reinen Grenzkorrektur Oberdorf steht zum anderen mit der Okkupation des
erklären, die allein auf die Okkupation dieser Land- Nördlinger Rieses in Verbindung. Während Kastell
schaft abzielte, da das Mittelgebirge gegenüber der Oberdorf den nordwestlichsten Zugang zu dieser

179
Landschaft kontrollierte, wurde durch die Sperrung Sulz bis in die Regierungszeit Trajans, mindestens bis
des Brenztales bei Heidenheim die zwischen U rspring ins erste Jahrzehnt des zweiten Jahrhunderts besetzt
und Oberdorf klaffende Lücke geschlossen. und dienten möglicherweise als befestigte Nachschub-
Es bietet sich nun an, dieseUntergliederungauch chro- basen. 22 Dies kann als Indiz dafür gewertet werden,
nologisch nachzuvollziehen und die Gründung der daß die Verhältnisse im ausgehenden l.Jahrhundert
Kastelle Gomadingen, Donnstetten und U rspring in keineswegs so gesichert waren, wie es aufgrund der
die Zeit um 85/86 n. Chr., kurz nach dem ersten Chat- fehlenden schriftlichen Überlieferung den Anschein
tenkrieg Domitians zu datieren - ein Datum, das auch hat.
schon für die Anlage der Garnisonen am mittleren Während der Abzug der an diesen Plätzen gelegenen
Neckarabschnitt ins Auge gefaßt worden ist 19 -, wäh- Truppen in Zusammenhang mit den Dakerkriegen Tra-
rend man die Besetzung der Ostalb und des Nördlinger jans 101-102 und 105 n. Chr. gesehen werden kann,
Rieses in die spätdomitianische Zeit setzt. 20 Allerdings erhält man über das Fundmaterial für die Kastelle
steht dieser Hypothese die Interpretation, daß die Donnstetten, Urspring und Heidenheim eine Endda-
Besetzung des mittleren N eckarlandes, der mittleren tierung um 155/160 n. Chr. Demzufolge sind diese
und östlichen Alb sowie des Nördlinger Rieses in einer Militäranlagen, wie wohl auch das Kastell Oberdorf,
gemeinsamen Aktion nach dem Saturninusaufstand 89/ über dessen Ende die archäologischen Quellen keine
90 n. Chr. durchgeführt worden ist, gleichberechtigt Auskunft geben, erst im Zuge mit der Errichtung des
gegenüber. äußeren Limes aufgegeben worden.
Von den ab dieser Zeit mit Sicherheit im Hinterland Zusammenfassend ist festzuhalten, daß die militärische
gelegenen Garnisonen wurde lediglich die am Häsen- Besetzung der Alb wohl nicht als rein lineare Vorverle-
bühl, wie eine gut datierbare Brandschicht anzeigt 21 , gung der Donaugrenze gesehen werden kann und die
um 90 n. Chr. aufgegeben. Kastell Burladingen-Hau- unter dem Begriff »Alblimes« zusammengefaßter
sen hingegen, spätestens zu diesem Zeitpunkt in Stein Lager und Kastelle wohl nie eine gleichzeitig beste-
ausgebaut, und das Holz-Erde-Kastell Gomadingen hende, von Laudingen bis Oberdorf durchgehende
blieben, nach dem Fundmaterial zu schließen, ebenso strategische Grenzlinie gegen das freie Germanien
wie die Steinkastelle Rottweil II b, Waldmössingen und gebildet haben.

Anmerkungen

Die folgenden Ausführungen basieren auf meiner Arbeit, die von 8 W.BARTHEL, Ber. RGK 6, 1910-1911 (1913) 170f. -
Prof. Dr. GüNTER ULBERT angeregt und betreut, im Winterse- 0. BRAASCH, Luftbildarchäologie in Süddeutschland. Kleine
mester 1980/81 von der Philosophischen Fakultät der Ludwig- Schriften zur Kenntnis der römischen Besetzungsgeschichte Süd-
Maximilians-Universität München als Dissertation angenommen westdeutschlands 30 (Stuttgart 1983) 90.
worden ist. 9 E. FABRICIUS, ORL Abt.B Nr.66a (1904 ). - RiW 2 (1930) 238ff.
2 E. NÄGELE, Alb und Römerreich. Blätter des Schwäbischen Alb- - RiBW 543ff.
vereins 21,1909, 11-16; 41-42; 75-84; 115-122. 10 PRESCHER, ORL Abt.B Nr.66b (1900).- F.HERTLEIN, Die
3 G. BERSU, Das Kastell Lautlingen. In: Württembergische Stu- Altertümer des Oberamts Heidenheim (Eßlingen 1912). -
dien. Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof. Eu GEN NÄGELE F. HAuG u. G. SIXT, Die römischen Inschriften und Bildwerke
(Stuttgart 1926) 177ff.- RiW 2 (1930) 215.- W.ScHLEIERMA- Württembergs 2 (Stuttgart 1914) 81ff.; 89ff. Nr.506.- RiW 2
CHER, ORL Abt.A, Str.11, 29f.- G. BERSU, Germania 9, 1925, (1930) 247ff.- B. CICHY, Das römische Heidenheim (Heiden-
167ff.- H. ScHÖNBERGER, Limesforsch. 2 (Berlin 1962) 112f.- heim 1971 ). - RiBW 292 ff.
RiBW 360ff. 11 B. CICHY, Das römische Heidenheim ( Heidenheim 1971) 37ff.
4 Fundber. Schwaben N. F.4, 1926-1928, 77f.- RiW 2 (1930) 215. 12 F. HERTLEIN, Kastell Opie- Oberdorf bei Bopfingen. In: Fest-
225.- RiBW 361. schrift zur Feier des 50jährigen Bestehens der Königlichen Alter-
5 G.BERSU, Röm.-Germ. Korrbl. 5,1912, 65ff.-Ders., Germania tümersammlung in Stuttgart (Stutttgart 1912) 65ff. - Ders.,
1, 1917, 111ff. - W. ScHLEIERMACHER, ORL Abt.A, Str.11, ORL Abt.B Nr.67b (1915).- D.PLANCK, Das Alblimeskastell
30f.- RiW 2 (1930) 227f.- H. ScHÖNBERGER, Limesforsch. 2 Oberdorf/Ipf, Ostalbkreis. Arch. Ausgr. 1974, 33 ff. - RiBW
(Berlin 1962) 114 f. - H. REIM, Ausgrabungen im römischen 431f.
Kastell bei Burladingen-Hausen, Zollernalbkreis. Arch. Ausgr. 13 Es darf davon ausgegangen werden, daß das Lager die älteste
1974, 30ff.- RiBW 272ff. römische Anlage im Schmiechatal darstellt und die Anlage der
6 H. SIBERT, Römisches bei Gomadingen. Blätter des Schwäbi- Villen ohne vorausgehende militärische Sicherung kaum denkbar
schen Albvereins 26, 1914, 177ff.- RiW 3 (1932) 309.- W. BAR- ist.
THEL, Ber. RGK6, 1910-1911 (1913) 170ff.-PH.FILTZINGER, 14 D. PLANCK, Arae Flaviae I. Forsch. u. Ber. z. Vor- u. Frühgesch.
Bonner Jahrb. 157, 1957, 202.- H. REIM, Ein römisches Kastell Baden-Württemberg 6 (Stuttgart 1975) 201 ff. - A. RüscH, Das
bei Gomadingen, Kreis Reutlingen. Arch. Ausgr. 1977, 45 ff. römische Rottweil. Führer zu archäologischen Denkmälern in
7 R. WIEGELS, Drei römische Kleininschriften aus Sulz, Gomadin- Baden-Württemberg 7 (Stuttgart 1981) 22ff.
gen und Riegel. Fundber. Baden-Württemberg 7, 1982, 347ff. 15 W. SCHLEIERMACHER, ORL Abt.A Str.ll, 29.- PLANCK a.a. 0.
RiW 3 (1932) 295.-0. PARET, Germania 15, 1931, 230ff.- (Anm.14) 216.

180
16 PH. FILTZINGER, Banner Jahrb. 157, 1957, 195. - Aufgrund 20 H.ScHÖNBERGER, JRS 59, 1969, 162.- H.-].KELLNER, Die
neuer Luftaufnahmen darf ein am Ennetacher Berg gelegenes Römer in Bayern 1 (München 1971) 50. - D. BAATZ, Saalburg-
Kastell nahezu als gesichert gelten. Jahrb. 23, 1976, 34.
17 D.PLANCK, Ein neuer römischer Limes in Württemberg. Arch. 21 Neben der Sigillata aus der Brandschicht spricht auch ein vor-
Ausgr. Baden-Württemberg 1982 (1983) 94ff. züglich erhaltener, 80/81 n. Chr. geprägter Dupondius des Ti-
18 W. ScHLEIERMACHER, 0 RL Abt. A Str. 11, 17. - PLANCK a. a. 0. tus, der aus der älteren Holzbauperiode stammt, für dieses
(Anm.14) 217. Datum.
19 H.ScHÖNBERGER, JRS 59,1969,161.- Ders., Limesforsch.2 22 PLANCK a.a.O. (wie Anm.14) 217f.
(Berlin 1962) 114.

181
Die römischen Kastelle in Ladenburg am N eckar
HARTMUT KAISER

Ladenburg, am Unterlauf des Neckars gelegen, wurde Die Grabungen am Domhofplatz


bereits Ende des 16.Jahrhunderts durch M. FREHER als
römische Ansiedlung erkannt. Einzelne Grabungen Der Neubau des Rathauses am Domhofplatz (Abb.
erfolgten seit Ende des vorigen Jahrhunderts vor allem 1,A) gab Anlaß, die hier zu erwartenden Teile der
durch K. ScHUMACHER, H. GROPENGIESSER und Kastellumwehrung vor ihrer Zerstörung zu untersu-
D. BAATZ. Seit 1949 wurde Ladenburg vor allem durch chen. 5 Bei unseren Grabungen konnten wiederum zwei
B. HEUKEMES archäologisch betreut, der zur Zeit alle Bauperioden beobachtet werden (Abb.2).
bekannten römischen Baureste in einer Karte des anti- In Periode 1 bestand die Kastellumwehrung aus einer
ken Lopodunum zusammenstellt. Rasensodenmauer mit Holzzwischenturm und zwei
Der Forschungsstand läßt sich wie folgt skizzieren vorgelagerten Spitzgräben. Die Mauerfront bestand
( Abb. 1) 1 : Im Süden Ladenburgs erstreckte sich in vor- aus übereinander geschichteten Rasensoden, die sich
flavischer Zeit eine ausgedehnte Siedlung der N eckar- teilweise in der Verfüllung des inneren Grabens nach-
sueben. Die in der Literatur häufig anzutreffende Ein- weisen ließen. Die Frage, ob die Mauerfront zusätzlich
tragung eines claudischen Kastells 2 geht auf die Vorstel- mit Holzpfosten versteift war, ist eher zu verneinen.
lung zurück, daß bei dieser Siedlung im Vorfeld der Jedenfalls waren au~h unter der eigens auf 8 m Länge
Rheingrenze ein römischer Militärposten anzunehmen ausgebrochenen Steinkastellmauer keine Pfostengru-
sei. Dieser konnte allerdings noch nicht archäologisch ben erkennbar. Auf die Bauweise der inneren
nachgewiesen werden. Im Zuge der Vorverlegung der Mauerseite fanden wir keine Hinweise. Bei einer
römischen Reichsgrenze unter Kaiser Vespasian wird erschlossenen Gesamtbreite der Erdmauer von 4,50 m
Ladenburg römische Garnison. Es wird angenommen, an der Basis, halte ich einen auf der Innenseite schräg
daß die beiden in Rheingönnheim stationierten Truppen abgeböschten Erdwall durchaus für vorstellbar. Die
um 75 n. Chr. nach Ladenburg und Heidelberg verlegt Rasensodenmauer ruhte auf einem Knüppelrost, der
wurden. Unter KaiserTrajan wird Lopodunum Sitz der einerseits von der Steinkastellmauer abgeschnitten,
Zivilverwaltung der Civitas Ulpia Sueborum Nicretum, zum anderen vom Straßengräbchen der via sagularis
was den Abzug des Militärs voraussetzt. In der Folge- begrenzt wurde. Im Bereich der via sagularis fanden
zeit werden Forum und Basilika (Abb.1, 12.13) erbaut, sich Baustrukturen und Gruben. Bei einer Nachunter-
Thermengebäude (Abb.1, 17) und ein szenisches Thea- suchung konnte 1981 ein Zwischenturm freigelegt wer-
ter (Abb.1,16). Anfang des 3.Jahrhunderts erhält die den. Unter der Stickung des Steinturmes fanden sich
Siedlung eine Wehrmauer (Abb.1, 5 ), die abernichtver- die zwei vorderen Pfostengruben eines Holzturmes,
hindern kann, daß auch Lopodunum gegen 260 n. Chr. die ebenso wie bei der von HEUKEMES untersuchten
von den andringenden Germanen erobert und zerstört Periode 1 der porta praetoria um ca. 2 m weiter innen
wird. Unter Kaiser Valentinian wird Ladenburg im liegen als die Front der Steinmauer.
4.Jahrhundert nochmals von den Römern für einige In Periode 2 bestand die Kastellumwehrung aus einer
Zeit militärisch besetzt. Durch den 1979 von HEUKEMES Steinmauer mit angeschüttetem Erdwall und Zwi-
untersuchten burgus mit Schiffslände 3 wurde diese ein- schentürmen sowie einem vorgelagerten Spitzgraben.
zige Erwähnung Ladenburgs in der antiken Literatur Für den Bau der im Fundament 2,20 m breiten Steinka-
glänzend bestätigt. stellmauer wurde die äußere Rasensodenschale ausge-
Das Steinkastell wurde 1912 von GROPENGIESSER ent- brochen und in den inneren Graben verfüllt, in dem sie
deckt. Er konnte Teile des neckarseitigen Tores- wohl als stark tonige Verfüllschicht erkennbar ist. Die Stein-'
der porta praetoria -, der Kastellmauer sowie zwei mauer wurde sodann gegen den noch stehenden Erd-
Wehrgräben aufdecken. 1970 gelang HEUKEMES in eben wall gesetzt. Vom 1,80 m breiten aufgehenden
demselben Bereich der Nachweis einer älteren hölzer- Mauerwerk war nur stellenweise die unterste Lage
nen Toranlage, die im Vergleich zum Steintor ca. 2m erhalten. Im Bereich der Grabung konnte von den zwei
ins Kastellinnere versetzt liegt 4 • vermuteten Zwischentürmen nur einer nachgewiesen
Die Lage der Nordseite der Kastellumwehrung konnte werden. Dieser war demnach wohl der einzige im
in den 20er Jahren durch Anschnitte der Kastellmauer Abschnitt zwischen der Nordwestecke und dem im
in Leitungsgräben festgelegt werden ( Abb. 1, 4 ). Bereich Neugasse zu vermutenden Nordtor. Die

182
Töpfereien
Ziegeleien
Kalkofen
50 lOOm

Abb. 1 Plan des römischen Ladenburg nach HEUKEMES. (A), Kellerei 1981/83 (B), Rheingaustraße 1983 (C) und Real-
Nachgetragen sind die Grabungen Domhofplatz 1980/81 schulstraße 1983 (D).

183
M M M I

0 5 10m

D röm. Kastell
• röm. Steinbauten
jüngster Bau:tustand
c:::J Keller
Q röm. Straße
rz:kJ Mittelalter
bis ca.1200

r - -------,
I I
L - - - - · ---.....J

Abb. 2 Ladenburg, Domhofplatz. Hauptprofil durch die


U mwehrung von Kastell 1.
Kastellmauer wurde wohl bereits mit der Aufgabe des
Kastells geschleift. Ihre Einbeziehung in nachkastell- 0
0 I
N I
zeitliche bürgerliche Bauten konnte hier nicht nachge- oo
>
I
I

wiesen werden. I

Eine Datierung der beiden Kastellperioden allein aus


dem Fundmaterial bereitet einige Schwierigkeiten, da
insbesondere aus den Strukturen der Periode 1 keine
Reliefsigillaten vorliegen. Die Funde aus der Füllung
der beiden Erdkastellgräben sowie der Gruben in der
via sagularis lassen den Steinausbau des Kastells um 90
. . '
.. . - .
'
,
KELLEREIGASSE
n. Chr. annehmen. Unter den wenigen insgesamt
gefundenen ältesten Sigillaten lassen sich nur auffallend Abb. 3 Ladenburg, Kellerei. Schematisierter Übersichtsplan
wenige vespasianischer Zeit zuordnen. Dies läßt den der Grabung 1981 / 82. Nicht eingetragen sind die militärvi-
Beginn der Periode 1 noch in vespasianischer Zeit nur cuszeitlichen Baubefunde (Holzbauphase ).
vermuten. Der Graben des Steinkastells wurde im Gra-
bungsbereich bis in die Mitte des l.J ahrhunderts als Die Grabungen im Gebiet »Kellerei«
Müllkippe verwendet. Für den Zeitpunkt der Auflas-
sung des Kastells ist deshalb (neben dem Ehrentitel Seit 1981 führt das Landesdenkmalamt Baden-Würt-
Ulpia im Namen der civitas) immer noch maßgeblich, temberg im Altstadtsanierungsgebiet »Kellerei« beid-
daß die für Ladenburg als Besatzung angenommene ala seits der römischen Hauptstraße eine Flächengrabung 6
I Cannanefatium spätestens 116 n. Chr. in Pannonien durch (Abb.1,B ). Hierbei wurden 1982 überraschend
nachgewiesen werden kann. Sie wurde also wohl zu die Reste eines weiteren römischen Kastells (Kastell2)
den Dakerkriegen Kaiser Trajans von Ladenburg an die entdeckt (Abb. 3 ).
untere Donau abgezogen. Die Übersicht aller bisher Sein Wehrgraben war ca. 4,50 m breit und 2m tief
bekannten Strukturen dieses Kastells 1 zeigt mit aller (Abb.4 ). Die Wehrmauer war als Rasensodenmauer
Deutlichkeit, wie wenig bislang bekannt ist: das West- errichtet. Von ihrer Frontversteifung konnten wir vier
tor (porta praetoria?), der Verlauf der Westfront und in Reihe liegende Rasensoden von je ca. 30 X 30 cm
der Nordfront sowie ein Zwischenturm. Während die Größe nachweisen. Der Erdwall ruhte auf einem
Südfront des Lagers durch Verdoppelung der Strecke Knüppelrost. In die Mauer eingelassen war ein hölzer-
Nordwestecke!porta praetoria nach Süden erschlossen ner Zwischenturm von 3 X 3m Grundfläche. Aus der
werden kann, ist die Lage der Ostfront und damit die Tatsache, daß die Rasensoden und die Vorderpfosten
Größe des Kastells noch keineswegs gesichert. Die des Zwischenturms im gleichen Abstand zum Graben
Innenbauten des Lagers sind praktisch noch unbe- liegen, ist zu schließen, daß die Rasensoden der
kannt. Die geplanten Grabungen im vermuteten Mauerfront einst senkrecht übereinander gesetzt
Bereich der principia und auf der Südseite der Kirche waren. Die Breite der Rasensodenmauer konnten wir
St. Gallus werden für die Geschichte dieses Kastells nicht beobachten, ebensowenig Reste einer Innenbe-
sicher wichtige Erkenntnisse bringen. bauung. Die Spitze des Grabens zeigte keine Spuren

184
Abb. 4 Ladenburg, Kellerei. Der Kastellgraben im Planum Abb. 5 Ladenburg, Kellerei. Im Profil zwei Eingänge zu
mit jüngeren Gruben. Erdkellern der Holzbauphase, im Planum Eingangsbereich
eines Gebäudes mit porticus (Steinbauphase ), durch neuzeit-
lichen Eiskeller gestört.

von Nacharbeitungen. Aus der Struktur des Füllmate- -noch unter Vespasi~n?- in den oben besprochenen
rials ist auf eine planmäßige, zügige Verfüllung zu Bereich (Kastell!) verlegt.
schließen. Eine stark tonige Schicht im oberen Graben- Der vicus von Kastell 1 wurde bislang eher im Süden
bereich läßt eingefüllte Rasensoden vermuten. Das des Kastells angenommen. 8 Die Grabungen an der
Gelände wurde nach Auflassung des Kastells durch den »Kellerei« zeigen nun auch nördlich des Kastells eine
vicus von Kastell 1 überbaut. dichte Bebauung beidseits der römischen Straße
Die Innenfläche von Kastell2lag gegen Westen, gegen (Abb. 5 ). Bei einer Notgrabung im Sommer dieses
das ~ur 20m entfernte ehemalige Neckarsteilufer. In Jahres konnten wir sogar noch 200 m nördlich
Abbildung 1 ist die Richtung des Grabens eingetragen, von Kastell 1 flavische Holzgebäude feststellen
die Innenseite der Umwehrung schraffiert. Zur Zeit der (Abb.l,C).
Errichtung von Kastell 2 muß das Hochufer wesentlich Zum Schluß noch ein Blick auf die römische Haupt-
weiter westlich gelegen haben. Da die römische Stadt- straße (Abb.l, 10), die ja Teil der römischen Fernver-
mauer des 3.Jahrhunderts ihrerseits dem jetzigen Ver- bindung von Mainz über Cannstatt an die Donau ist.
lauf der Hochuferkante folgt, muß das Kastellgelände Im Bereich »Kellerei« hat die Straße einschließlich
noch in römischer Zeit durch N eckarhochwasser bis Straßengräben die stattliche Breite von ca. 24 m. Unter
auf wenige Reste abgeschwemmt worden sein. dem Straßenkies konnten wir bislang weder ältere Sied-
Für die Größe von Kastell 2 und seine Besatzung gibt lungsschichten noch Straßengräbchen beobachten, die
es keine Anhaltspunkte. 7 Die Zeit seines Bestehens ist auf eine nachträgliche Erweiterung des Straßenraumes
mangels Funden (der Kastellgraben war völlig fund- schließen ließen. Die Straße steht also in direktem zeit-
leer) nur indirekt zu erschließen. Zum einen gibt es für lichem Zusammenhang mit den beidseits errichteten
eine Gründung in vorflavischer Zeit keine Hinweise. Vicusbauten. Die Straße steht auch zum wohl spätves-
Zum anderen setzt die zivile Überbauung des Geländes pasianischen Kastell 1 in deutlicher Beziehung. Sie bil-
nach bisherigem Auswertungsstand des überaus reich- det dessen cardo. All dies könnte ein Hinweis darauf
haltigen Fundmaterials spätestens in den frühen achtzi- sein, daß das Ladenburger Kastell 2 zunächst als Brük-
ger Jahren des !.Jahrhunderts ein. kenkopf von Rheingönnheim aus gegründet wurde, die
Vermutlich wurde das neuentdeckte Kastell2 unter rechtsrheinische Straße Mainz - Heidelberg dagegen
Kaiser Vespasian um 75 n. Chr. als erstes Ladenburger erst etwas später gebaut wurde.':-
Kastell gebaut. Wegen seiner Gefährdung durch Nek-
karhochwasser wurde es wohl bereits kurze Zeit später ':- Manuskript November 1983 abgeschlossen.

185
Anmerkungen

1 Letzte Zusammenfassung RiBW 341 ff (B. HEuKEMEs). temberg 10, 2, 1981, 81ff. H.KAISER, Arch. Ausgr. Baden-
2 So z. B. auf der Karte RiBW 43 Abb. 8. Württemberg 1982 (1983) 89ff.
3 B. HEUKEMES, Der spätröm. Burgus von Lopodunum-Laden- 6 Kurze Vorberichte von H. KAISER in Arch. Ausgr. Baden-Würt-
burg am Neckar. Fundber. Baden-Württemberg 6, 1981, 433ff. temberg 1981 (1982) 106ff.; 1982 (1983) 89ff.
4 B. HEUKEMES, Die römischen Funde von der St. Sebastianska- 7 Aus Schichten der auf Kastell 2 folgenden Holzbauphase des
pelle in Ladenburg am Neckar. Saalburg-Jahrb. 28, 1971, Sff. Militärvicus stammen zwei Ziegelstempel der cohors II Augusta
5 Die 1980 und 1981 durchgeführten Grabungen des Landesdenk- Cyrenaica equitata - die bislang einzigen Stempel dieser Truppe
malamtes Baden-Württemberg standen bis Herbst 1980 unter der aus Ladenburg. Die cohors II Augusta Cyrenaica ist als Besat-
Leitung von E. SCHALLMAYER, der die Grabung auch veröffentli- zung des Heidelberger Steinkastells nachgewiesen.
chen wird. Für die Überlassung seiner Unterlagen habe ich ihm 8 Bei einer diesjährigen Notgrabung im Bereich Realschulstraße
sehr herzlich zu danken. Vorberichte: E. ScHALLMAYER, Neue (Abb.1,D) konnten wir erwartungsgemäß flavische Siedlungsre-
Ausgrabungen in Ladenburg 1980. Denkmalpflege Baden-Würt- ste (Handwerksbetriebe) nachweisen.

186
Das frührömische Kastell Unterkirchberg
(Gemeinde Illerkirchberg, Alb-Donau-Kreis)
MARGOT KLEE

Das Kastell Unterkirchberg gehört zu den Militäranla- sungsgraben angeschnitten. Die Kastellperiode II kann
gen am südlichen Donauufer, die nach der Errichtung in zwei Phasen untergliedert werden. Als wichtigstes
der Provinz Rätien wohl erst seit claudischer Zeit die Ergebnis bleibt aber festzuhalten, daß sich nirgends
Nordgrenze des Reiches sichern sollten. 1928 entdeck- Brandspuren nachweisen ließen, die die einzelnen Peri-
ten WALTHER VEECK und General MrcHAHELLES 1 das oden des Kastells voneinander trennten.
schon lange bei Unterkirchberg vermutete Kastell In der ältesten Periode ( Abb. 1) sicherte ein Spitzgraben
nördlich des Dorfes. Es liegt auf einem nach Süden zu von 3,5 m Tiefe das Unterkirchberger Kastell, dessen
sanft abfallenden Plateau und wird an Ost- und West- Sohle VEECK nirgends mehr erfaßt hatte. Der durchweg
seite durch Steilhänge geschützt. mit sehr hellem Material verfüllte Graben wurde von
VEECK 2 glaubte nach seiner Grabung für das Kastell dem zeitlich jüngeren Grabensystem geschnitten
zwei Belegungsperioden nachweisen zu können, näm- ( Abb. 2 ), so daß seine ursprüngliche Kronenbreite nicht
lich 1. eine in claudischer Zeit gegründete Anlage, die mehr zu rekonstruieren ist. Daß in dieser Periode bereits
von zwei Spitzgräben gesichert wurde, und 2. ein eine Holz-Erde-Mauer mit vorgelagertem Graben
Kastell vespasianischer Zeitstellung, das nur noch bestanden hat, ist wahrscheinlich, wegen fehlender
einen Graben besaß. Seine Sohle lag über den beiden Befunde aber nicht schlüssig.zu beweisen.
Gräben des claudischen Kastells. In dem nur mit eini- Von den Innenbauten haben sich lediglich so geringe
gen Schnitten untersuchten Innenraum will VEECK aus- Reste der Baracken erhalten, daß keine vollständigen
gedehnte Brandschichten festgestellt haben, die auch in Baugrundrisse mehr rekonstruiert werden können. Die
den Gräben des älteren Kastells deutlich erkennbar dieser Periode zugewiesenen dunkelbraun-grau ver-
gewesen sein sollen. Bis heute hat die Forschung des- füllten Gräbchen ohne weitere Kultureinschlüsse wer-
halb angenommen, daß das Kastell in Unterkirchberg den von den Befunden der jüngeren Kastellperiode ge-
ebenso wie viele andere Anlagen an der Donaufront in schnitten.
den Wirren der Jahre 68/70 n. Chr. vorübergehend Weder in den Barackengräbchen noch in dem Kastell-
aufgelassen und zerstört worden sei 3 • graben konnten Reste von Brandspuren festgestellt
In den Jahren 1973/74 grub das Landesdenkmalamt werden.
Baden-Württemberg vor einer Überbauung das südli- Die neueren Luftaufnahmen von 0. BRAASCH und
che Kastellareal flächig aus 4 • In diesem Bereich konn- W. SöLTER 5 lassen den Verlauf der Kastellgräben, die
ten insgesamt drei Bauperioden nachgewiesen werden, nach den Ausgrabungen an der Südecke sicher zu der
von denen die älteste fragmentarisch erhalten ist. Auch jüngeren Belegungsperiode gehören, klar erkennen.
von der jüngsten Bebauung wurde nur noch ein Umfas- Damit kann erstmals die genaue Größe des Unterkirch-

Abb.l Unterkirchberg, Grabung 1973, Fl.467/1, Ostprofil: der Kastellperioden I und II mit sich deutlich absetzendem
Schnitt durch die Grabensysteme und die Holz-Erde-Mauer Suchschnitt von W. VEECK (»Schnitt 13 «).

187
Abb. 2 Unterkirchberg, Grabung 1974, Profil12 (Südprofil) Gräben 2 und 3: äußerer Doppelspitzgraben der Kastellpe-
durch die äußeren Grabensysteme des Kastells. Graben 1: riode li, ebenfalls mit unterschiedlich gefärbten, hellem
Graben der Kastellperiode I mit unterschiedlich gefärbten, Lehm- und Kiesschichten aufgefüllt.
aber durchweg sehr hellen Lehm- und Kiesschichten verfüllt.

berger Kastells berechnet werden. Bei Seitenlängen von gefärbten Lehm- und Kiesschichten. Bei der einzigen
jeweils ca. 200-210 m betrug sie ungefähr 4,2 ha 6 • nur durch Luftaufnahmen bekannten Toranlage, der
Da die praetentura in römischen Lagern meistens klei- porta principalis sinistra, scheint es sich um ein Zangen-
ner ist als die retentura 7 , dürfte der Bereich zwischen tor mit zwei Durchfahrten gehandelt zu haben.
der Toranlage an der Westseite sowie den am Nordrand Von der Innenbebauung sind nur zwei Reihen von
des Plateaus verlaufenden Gräben der vordere Kastell- Doppelbaracken unterslicht worden, die dem üblichen
bereich sein. Das Kastell war daher nach Norden zum Bauschema entsprechen. Allerdings fehlt überall die
Tal der Iller hin orientiert. Bei dem Tor handelt es sich den Baracken sonst vorgelagerte porticus. Auch in der
also um die porta principalis sinistra, nicht, wie bisher Bauphase 2 a war keines der Barackengräbchen durch
immer angenommen wurde 8, um die porta decumana. Brand zerstört. ·
In der zweiten Bauperiode schützte ein ausgedehntes In der Belegungsphase 2 b (Abb.4) wurden die Barak-
Grabensystem das Kastell (Abb.3). Vor der Kastell- ken der retentura einplaniert und von einer knapp 50 m
mauer in Holz-Erde-Technik mit Eck- und Zwischen- breiten, kreisförmigen Baustruktur überbaut, die nicht
türmen war ein einfacher Spitzgraben angelegt, um den ganz gleichmäßig in der Südspitze des Kastells liegt.
im Abstand von 5 m ein fast 10 m breiter Doppelspitz- Von den in das 0,50 m breite Gräbchen eingerammten
graben 9 verlief. Alle drei Gräben besaßen auf der Sohle Pfosten hatten sich keine Reste mehr erhalten. Es bleibt
jene typische Einschwemmschicht, wie sie sich bei län- ebenfalls unklar, ob der Palisadenzaun des Bauwerks
ger offenstehenden Gräben regelmäßig findet (Ab b. 2). von außen durch vorgesetzte Holzpfosten zusätzlich
Ihre Verfüllungen bestanden aus unterschiedlich verstärkt war. Innerhalb des sicher nicht überdachten

Abb. 3 Blick über das Kastell Unterkirchberg nach N ( Gra- Abb. 4 Kreisförmige Baustruktur der Kastellperiode li,
bungsflächen 1974 ). Das äußere Grabensystem mit der Holz- Phase 2b (»gyrus«), von NW aus gesehen.
Erde-Mauer (Kastellperiode li) zeichnet sich deutlich ab.

188
Kreisgrabens konnten in dem anstehenden rötlich-gel-
ben Kies keine Reste eines Bodenbelages mehr beob-
achtet werden.
Für einen solche_n Kreisgraben ist mir nur aus dem eng-
lischen Kastell Baginton-The Lunt 10 eine Parallele
bekannt. Der Ausgräber B. HoBLEY deutet die Anlage
dort als » gyrus «, als Pferdetrainingsanlage, wie sie von
Xenophon 11 in seinem Werk »De re equestri « erwähnt
wird. Eine ähnliche Deutung möchte ich auch für den
Befund von U nterkirchberg vorschlagen.
Von der jüngsten (nachkastellzeitlichen?) Anlage fand
sich in Unterkirchberg außer einer Abfallgrube nur
noch ein Graben, der wenig in den anstehenden Boden
eingetieft und mit dunkel-humosem Material verfüllt
war (Abb. 5 ). · Reste einer dahinter verlaufenden
Kastellmauer konnten nicht festgestellt werden. Sehr
wahrscheinlich gehört dieser Graben erst zu einer Abb. 5 Ausgehobene Abfallgrube (Graben 325) der (nach-
nachkastellzeitlichen Anlage und steht in Zusammen- kastellzeitlichen ?) Periode 111, von NW aus gesehen.
hang mit einigen der neuerdings auf Luftaufnahmen
nachgewiesenen Steingebäude im Kastellinnenbereich. Rißtissen dürften in Unterkirchberg der Beginn der
Ob es sich dabei allerdings um eine weiterhin militäri- Periode III und die Abberufung der hier stationierten
sche Anlage, etwa zur Sicherung des Illerüberganges, Truppen bei der Anlage der Grenzlinie auf der Schwä-
oder um eine Nachschubbasis handelt, wie sie für Riß- bischen Alb in flavischer Zeit zusammenfallen
tissen und Oberstimm angenommen wird 12 , läßt sich (Abb.6).
vorerst nicht entscheiden. Möglicherweise liegt auch Für die beiden ersten Perioden des Unterkirchberger
eine zivile Besiedlung vor, wie schon 0. PARET 13 ver- Kastells erbrachten di.e Grabungen 1973/74 kein strati-
mutete. fiziertes, chronologisch gut faßbares FundmateriaL
Mit der Innenfläche von 4,2 ha ist das Kastell von Zur Datierung der älteren Belegungsperioden ist daher
Unterkirchberg die größte von allen bisher an der Do- neben den nicht bestimmten Schichten zuweisbaren
naufront nachgewiesenen Anlagen. Sie bot genügend Funden der Grabung von 1928 auch das aus dem Vicus-
Platz, um eine ala quingenaria aufnehmen zu können, bereich westlich des Kastells geborgene Material heran-
während der Größe nach für Burghöfe und Rißtissen 14 zuziehen. Wichtig sind ferner Vergleiche des Fundma-
nur Cohorten als Besatzung in Betracht kommen. terials mit dem aus anderen Anlagen der Donaufront
Möglicherweise war den dort stationierten Truppen sowie der von Tacitus in den Historien I, 67 und IV, 70
aber ein größeres Kontingent Reiter angegliedert. Lei- überlieferte historische Hintergrund.
der sind wir derzeit nicht in der Lage, den Namen der Es kann als gesichert gelten, daß die Kastelle der Do-
Truppe zu nennen, die in U nterkirchberg gelegen hat. naufront in den 40er Jahren des l.J ahrhunderts ange-
Zur Stationierung einer ala würde aber gut die Deutung
des Kreisgrabens als gyrus passen, die allein im Zusam- Abb. 6 Kastelle an der Donaufront. Überblick über die
menhang mit einer Reitertruppe sinnvoll erscheint. Datierung der verschiedenen Belegungsperioden.
Ein gesicherter terminus ante für die im Kastell von
Kastelle an der Donaufront
Unterkirchberg nachgewiesenen drei Bauperioden ist
Rißtissen Unterkirchberg Aislingen Burghöfe Oberstimm
bisher nur für die zeitlich jüngste Anlage gegeben. In
der Grabenverfüllung des innersten Grabens fand sich spätti berisch/
frühclaudisch
Periode I

ein Terra-Sigillata-Fragment des Töpfers NATALIS.


Seine Keramik tritt nach neueren Beobachtungen von claudisch -
Periode I Periode I Periode I
Periode I
69/70 Pha se 1 a · c
domitianischer bis in hadrianische Zeit aufl 5 • Der Gra-
ben der jüngsten Anlage dürfte also wenigstens bis in vespasianisch- Per iode II
· Zwischenphase
Periode II Phase 2 a Periode II
die Jahre 100il20 n. Chr. offengestanden haben. Da er domitianisch
Ph ase 2 b
1d

die kastellzeitlichen Befunde der Periode II, Phase 2 b, domitianisch /


schneidet und zudem die Innenfläche der Garnison frühhadriani sch
(100/ 1201
Per iode III Periode II

verkleinert, wird er wohl erst nach dem Abzug eines


Periode III
größeren Teiles der in Unterkirchberg stationierten Ende 2./
Anfang 3. Jhd. (Statio/ Mansio?)

Einheit angelegt worden sein. Wie im Donaukastell

189
legt worden sind. Zu den ältesten Anlagen vielleicht der Periode II von U nterkirchberg ebenfalls mit dieser
schon aus tiberischer, spätestens aber aus frühclaudi- Reorganisation in Verbindung bringen und ihn in früh-
scher Zeit gehört nach seinem Fundmaterial Aislin- flavische Zeit datieren, ohne meine Annahme aller-
gen 16 . Vor allem das Spektrum der hier gefundenen dings durch stratigraphisch gesicherte Befunde mit
Terra Sigillata setzt sich deutlich gegen die Reihe des datierbarem Fundmaterial sicher belegen zu können.
benachbarten Kastells Burghöfe ab. Die hier als 2 b bezeichnete Phase, in der der südliche
Mit allem Vorbehalt, der bei dem Vergleich von kleinen Bereich des Kastells umgebaut wurde, kann dagegen
Materialmengen geboten ist, scheinen die je etwa nur allgemein in die Zeit zwischen dem Beginn der fla-
100 Stück umfassenden Reihen verzierter Sigillaten aus vischen Epoche und dem Abzug der Truppen bei der
Burghöfe und Unterkirchberg in ihrer Zusammenset- Belegung der Grenze auf der Schwäbischen Alb in fla-
zung weitgehend übereinzustimmen. Gegenüber dem vische Zeit datiert werden. Fehlende Zerstörungs-
Material von Aislingen fehlt eine größere Anzahl früh schichten und ein verhältnismäßig geringer Fundanfall
zu datierender Sigillaten. Mit Ausnahme von Aislingen lassen wie in Rißtissen an das planmäßige Räumen der
dürften die Kastelle der Donaufront also etwa gleich- Garnison denken.
zeitig in den 40er Jahren des l.J ahrhunderts entstanden Zusammengefaßt ergeben sich also für das Kastell
sein. Claudisches Material bei den Funden aus Unter- Unterkirchberg folgende Datierungsansätze:
kirchberg wie Becher der Form Drag. 30 oder Pferde-
Periode I claudisch-spätneronisch
geschirranhänger17 bestätigen den gleichzeitigen Datie-
Periode II Phase 2 a vespasianisch
rungsansatz von Unterkirchberg mit den Anlagen von
Phase 2 b vespasianisch-domitianisch
überstimm, Rißtissen und Burghöfe.
Periode III domitianisch - 100/120 n. Chr.
Nach den Befunden an der Donaufront sind die Ka-
stelle, abgesehen von Unterkirchberg und überstimm, Wie die Funde aus den verschiedenen Kastellen zeigen,
einmal zerstört und kurze Zeit später wieder aufgebaut wurde die Donaufront in claudischer Zeit in den 40er
worden (Abb. 7). Diese Zerstörungen wurden schon Jahren des l.Jahrhunderts durch Garnisonen gesi-
bald mit den Ereignissen der Jahre 68/70 n. Chr. in Ver- chert. Den Platz des U nterkirchberger Kastells hatte
bindung gebracht, die Tacitus überliefert hat. man dabei so gewählt, daß von hier aus das Illertal ein-
Inzwischen konnte G. MILDENBERGER nach stratifi- gesehen werden konnte. Sehr wahrscheinlich gehörte
zierten Funden die Brandschicht in Rißtissen in spätne- es daher unter anderem zu den Aufgaben der Garnison,
ronische Zeit 68/69 n. Chr. datieren 18 . Den Wiederauf- einen Flußübergang zu sichern und den durch das Tal
bau des Kastells nimmt er bereits wenige Jahre später vorgezeichneten Einfallweg nach Rätien zu sperren.
an. Für Oberstimm 19 wies H. ScHÖNBERG ER nach, daß In den rätischen Städten Kempten, Bregenz und Augs-
das Kastell zwischen den Phasen 1 a-c der Periode I, burg wurden Brandschichten festgestellt, die nach dem
die er in den Jahren 40-69/70 n. Chr. ansetzt, und einer Fundmaterial in die 70er Jahre des 1. Jahrhunderts zu
vespasianisch-domitianisch datierten Zwischenphase datieren sind 20 • Anhand der alten Ausgrabungsergeb-
1 d (Abb. 6) vorübergehend aufgelassen, aber mit Aus- nisse konnte man bisher annehmen, daß sich entspre-
nahme einiger Gebäude nicht zerstört war. chende Zerstörungshorizonte auch in allen Kastellen
Diese gesicherten Beobachtungen lassen auf ausge- an der Donau nachweisen ließen. Da Tacitus, Histo-
dehnte Wiederaufbaumaßnahmen Vespasians an der rien I, 67-70; IV, 70 von Feindseligkeiten zwischen den
Donaufront schließen. Deshalb möchte ich den Beginn rätischen und norischen Auxiliarverbänden berichtet,

Abb. 7 Kastelle an der Donaufront. Graphische Darstellung der unterschiedlichen Besetzungszeit.


Aislingen Burghöfe Emerkingen Unterkirchberg Oberstimm Rißlissen

20

40
= = - = =
68
70
60-
I
80
~ ---
100

120
-
140
=
190
lag es nahe, diese Zerstörungen mit den Ereignissen der lichste Punkt der Donaufront einen Teil seiner Besat-
Jahre 68/70 n. Chr. in Verbindung zu bringen. In zung behalten haben, Unterkirchberg aus heute nicht
Unterkirchberg und Oberstimm fehlen aber gerade mehr sicher erkennbaren taktischen Erwägungen her-
diese in anderen Garnisonen der Donaufront beobach- aus- möglicherweise wegen der Sicherung des vermu-
teten Zerstörungsschichten. Deshalb darf nicht mehr teten Illerüberganges oder wegen der Lage der Garni-
generell angenommen werden, daß in jenen Jahren son im mittleren Grenzabschnitt. Außerdem ist es nach
sämtliche Anlagen dieser Grenzlinie niedergebrannt diesen Überlegungen viel wahrscheinlicher, daß es die
worden sind. Es ist vielmehr zu überlegen, ob wirklich Soldaten selbst waren, die bei ihrem Abzug die Kastelle
alle Truppen aus den Kastellen der Donaufront abzo- niederbrannten. Die bisher vertretene Ansicht 21 , daß
gen, oder ob nicht doch in einigen Garnisonen kleinere die Brandkatastrophen in den Donaukastellen durch
Detachements zurückblieben, die zwar nicht die räti- die 70 n. Chr. während des Bataveraufstandes an den
sche Grenze sichern konnten und sollten, die aber doch Niederrhein abkommandierten norischen Auxiliarver-
bestimmte militärische Aufgaben zu erfüllen hatten. bände verursacht wurden, die Otho als Thronkandida-
Oberstimm könnte dann vielleicht als der bis jetzt öst- ten unterstützt hatten, verliert damit an Gewicht.

Anmerkungen

1 W. VEECK, Das Donau-Illerkastell Unterkirchberg. Germania 9 Doppelspitzgraben wie in Hofheim: ORL B Nr.29 (1897) Taf.3,
13, 1929, lff. Abb.1. 5.
2 W. VEECK, Germania 13, 1929, 3. 10 B. HoBLEY, Excavations at "The Lunt" Roman Military Site,
3 G. ULBERT, Die römischen Donau-Kastelle Aislingen und Burg- Baginton, Warwickshire, 1968...:.71. Second Interim Report.
höfe. Limesforsch. 1 (Berlin 1959). H.-J. KELLNER, Die Römer Transactions Birmingham and Warwickshire Arch. Soc. 85, 1972
in Bayern 2 (München 1972). RiBW 46 (PH. FILTZINGER). (1973) 29ff. Abb.S.
4 Die Grabungen wurden von der Außenstelle Tübingen des Lan- 11 Xenophon, De re equestri 3, 5.
desdenkmalamtes Baden-Württemberg unter Leitung von 12 MILDENBERGER, a.a.O. 114ff. PH.FILTZINGER, RiBW 468.
S. ScHIEK durchgeführt. Als örtlicher Grabungsleiter war H. ScHÖNBERGER, Kast'ell überstimm. Die Grabungen von 1968
R. KNAUSENBERGER eingesetzt. Kurze Vorberichte über die Gra- bis 1971. Limesforsch. 18 (Berlin 1978) 144 ff.
bungen und ihre Ergebnisse: S. ScHIEK, Das römische Kastell bei 13 0. PARET, Die Siedlungen im römischen Württemberg. In: RiW
Unterkirchberg (Gemeinde Illerkirchberg), Alb-Donau-Kreis. 3 (1932) 386.
Arch. Ausgr. 1974, 26ff. RiBW 541 (S.ScHIEK). 14 Burghöfe: ULBERT, a.a.O. 22ff.; Rißtissen: MILDENBERGER,
5 W. SöLTER, Das römische Germanien aus der Luft (Bergisch a.a.O. 106ff.; RiBW 466.
Gladbach 1981) 52 ff. 0. BRAASCH, Luftbildarchäologie in Süd- 15 J. HEILIGMANN, Der Alblimes. Ein Beitrag zur römischen Beset-
deutschland. Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen Beset- zungsgeschichte Südwestdeutschlands. (Ungedruckte Diss.,
zungsgeschichte Südwestdeutschlands 30 (Stuttgart 1983) München 1981) 199 ff.
Taf. 7. 16. 17. Ältere Luftbilder veröffentlicht bei PH. FILTZIN- 16 ULBERT, a.a.O. 83.
GER, Fundber. Schwaben N.F. 18/I, 1967, 106ff. Taf.11-19. 17 Becher Drag. 30 abgebildet bei VEECK, a.a.O. Abb.3, 4 (von
6 Die Seitenlängen wurden an der Innenkante des inneren Grabens R. KNORR); Pferdegeschirranhänger abgebildet bei S. ScHIEK,
gemessen. Arch. Ausgr. 1974, 26ff. Abb.16.
7 Gutes Beispiel in Rißtissen: G. MILDENBERGER, Neue Grabun- 18 MILDENBERGER, a.a.Ü. 117.
gen im Kastell Rißtissen. Fundber. Schwaben N.F. 16, 1962, 19 ScHÖNBERGER, a.a.O. 143.
106ff. Abb.l. 20 ULBERT, a.a.O. 87. KELLNER, a.a.O. 40. RiBW 46.
8 S.ScHIEK, RiBW 541. BRAASCH, a.a.O. Taf.27. 21 RiBW 46-47.

191
Recherches récentes sur le Bas-Empire romain en Belgique
JOSEPH MERTENS

Il m'a été demandé de présenter à cette tribune un bref autres foederati; de nombreuses recherches restent
aperçu des recherches sur le Bas-Empire romain effec- encore à faire.
tuées en Belgique depuis le dernier congrès de Stirling 1. L'évolution de la recherche, tel que nous l'avons
Remarquons dès l'abord que ces recherches montrent esquissé ci-dessus, n'implique cependant pas que
un certain glissement, un déplacement du centre d'inté- l'étude des installations militaires proprement dites ait
rêt: en effet, l'aspect militaire, défensif, cède le pas au été totalement abandonnée (fig. 1 ). Citons comme
profit de l'environnement ou plutôt le cadre de vie des introduction, deux études générales, celle de R. BRu-
populations civiles - autochthone ou immigrée - éta- LET2 et le chapitre relatif au Bas-Empire dans le livre de
blies soit dans les villes fortifiées, soit en dehors des M. MARIEN, Belgica Antiqua 3 •
castella, burgi et autres refuges disséminés le long des Commençons notre survol par les installations mili-
routes stratégiques, des rivières ou en pleine campagne. taires, en premier lieu ceux jalonnant la Boulogne-
Il faut avouer que, pour l'époque qui nous concerne, Bavay-Tongres, chaussée stratégique parfois qualifiée
c'est dire la période s'étendant du milieu du Ille siècle de »Limes Belgicus«. Sur ce front, la situation est extrê-
au milieu du Ve, la Belgique constitue une terre privilé- mement calme: les enceintes tardives de Tongres et
giée où, pendant ces siècles bouleversés, l'on assiste à Bavay, de même que çelles de Tournai et Arlon ont été
diverses migrations, transplantations et colonisations évoquées dans un article que nous avons publié dans le
de la part d'éléments germaniques mais où, en même C.B.A. Research Report n° 51 sur les Enceintes ur-
temps, et ceci est très important, l'élément autochthone baines4.
gallo-romain n'a pas complètement disparu. Nous A Ton gres se sont surtout les nécropoles tardives qui
n'aborderons pas ici la problématique très confuse de ont attiré l'attention; après celle déjà connue, du sec-
ces immigrations germaniques, des laeti, gentiles ou teur sud-ouest 5 ; c'est la nécropole du nord-est, située le

Fig.l Carte de la Belgique au Bas-Empire avec indication des localités mentionnées dans le texte.

192
long de la chaussée vers Cologne qui a rèvélé un des de la fin du IVe siècle pour toute cette région gau-
caractères de cette population du Tongres au IVe siècle maise13.
les tombes à inhumation avec un mobilier très pauvre Le petit refuge de Pry (Prov. Namur), de type éperon
ont été attribuées, par les fouilleurs, à la communauté barré mais où le mur de barrage a disparu, a fourni des
chrétienne de la ville, alors siège épiscopal 6• restes de cabanes, du matériel archéologique extrême-
A Tournai les fouilles toutes récentes autour de la ment pauvre et nonobstant cela une riche récolte de
tombe de Childe;ic ( 1983) ont fourni un élément nou- petites monnaies de bronze, attestant une occupation
veau et totalement inconnu jusqu'à présent, assavoir assez importante durant la seconde moitié du IVe
que la tombe du roi franc ne fut pas une tombe isolée 7 • siècle 14 •
Dans les autres localités situées le long de la Bavay-Ton- Une mention toute spéciale doit être faite pour la région
gres, des fouilles parfois systématiques sont entreprises de Nismes où les fouilles ont mis au jour toute une série
à Liberchies, Braives, Waudrez ou Taviers, mais elles de fortifications attestant une reprise très nette dès la fin
concernent le plus souvent l'agglomération du Haut- du Ille siècle. Déjà les fouilles de la Roche à Lomme à
Empire. Seul à Liberchies les travaux en cours tentent Dourbes (MERTENS 1980, n° 30) avaient laissé entrevoir
de préciser le plan de la porte orientale du burgus du l'importance de cette région de l'Entre-Sambre-et-
Ille siècle 8 tandis que des sondages importants dans les Meuse pendant le Bas-Empire 15 ; les recherches récentes
fossés du castellum de Brunehaut-Liberchies ont à Nismes-Viroinval (Roche Sainte Anne et Roche
apporté quelques éléments nouveaux concernant la Trouée) ont amplement confirmées cette situation.
topographie générale de ce fortin et surtout sa chrono- A la Roche Sainte-Anne, fortification de type éperon
logie: les nombreuses monnaies recueillies, de même barré, l'étude systématique du site a permis de tracer la
que le matériel archéologique, ont confirmé, une fois topographie générale des lieux avec son double mur et
de plus, l'importance de ce site durant la seconde moitié fossé aménagé en défence; le. matériel archéologique,
du IVe siècle; l'étude des ossements d'animaux illustre surtout les monnaies, permettent de préciser les phases
d'autre part le contexte paléoécologique 9• d'occupation du site, occupation qui débute dès les
Signalons également, le long de la même route, lestra- années 256/259 pour se terminer très tôt déjà vers 272/
vaux récents à Penteville (Cortil-Noirmont: MERTENS 27 4; il se pourrait que 1~ site fut abandonné au profit d'un
1980, n° 15) où la prospection géoélectrique et les son- autre tout proche, par exemple la Roche à Lomme 16 •
dages ont révélé le tracé d'un fossé et de substructions La Roche Trouée, située à peine à 400 rn au sud de la
couvrant une superficie de 90 x 90 m; l'ensemble du précédente, est également un site de hauteur, malheu-
complexe peut être comparé aux burgi de Taviers ou de reusement sans plan précis; les nombreuses monnaies y
Braives 10 • recueillies témoignent d'une présence humaine du Ier
Derrière cette ligne de front, dans le Sud du pays, l'ac- au Ve siècle avec des pointes culminant aux périodes
tivité est quelque peu plus soutenue, les fouilles dans 330-350 et 388-402 17 .
des fortifications préromaines ou médiévales révélant Et nous terminerons cet aperçu des fortifications et
parfois une présence au Bas-Empire. Certains sites sites de hauteur par la vallée de la Meuse qui s'avère être
considérés comme tardoromains sur la base de témoi- une des artères les plus importantes à l'époque qui nous
gnages oraux ou traditionnels, ont été déclassés
comme tel: c'est le cas notamment de la fortification Fig. 2 L'enceinte de la fortification du Château Renaud à Vir-
de V cimont 11 , qui s'est avéré être médiévale, et de la ton. (Photo J. Mertens).
Tour Brunehaut à Izel (MERTENS 1980, n° 44) où les
fouilles de 1978 et 1979 ont révélé une instalation du
Haut-Empire 12 •
Au Chateau Renaud à Virton, déjà connu comme forti-
fication du Bas-Empire (MERTENS 1980, n° 46), les
fouilles des dernières années ont précisé l'évolution de
son système défensif et de sa chronologie: l'enceinte y
est construite partiellement en bois et partiellement en
maçonnerie utilisant des pierres sculptées (fig.2). Les
fouilles à l'intérieur ont livré une série monétaire très
importante et un matériel archéologique de qualité,
prèsentant un caractère tout différent de celui de Buze-
nol, distant à peine de quelques kilomètres (MERTENS
1980, n° 47); l'occupation du site semble débuter vers
340, mettant une fois de plus s'accent sur l'importance

193
11 CjD12

04
A

----
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·--·--· 10 "" "
""
\

14

Fig.3 Plan du site de Neerharen au Bas-Empire. A. Rive de la Meuse, B. Ruines de la villa romaine. (D'après Arch. Belgica
253, 1983, fig. 35 ).

194
concerne et terre par excellence de la continuité du Bas-
Empire au Haut-Moyen-Age. A Namur, les fouilles
---------
actuellement en cours à la citadelle, pourront probable-
ment fournir des éléments très intéressants sur la topo- \
\
\

graphie de la ville romaine tardive. A Falaën, les fouilles


effectuées par un privé dans la Château de Montaigle
ont fourni de nombreuses monnaies du IVe siècle et de
très intéressants témoins du travail du bronze 18 •
A Amay la collégiale fut implantée sur une villa romaine
occupée au IVe siècle; le couvercle d'un sarcophage
tarda-mérovingien avec le nom de Sancta Chrodoara
atteste l'importance du site aux époques post-ro-
maines 19 •
Plus loin, à Huy, des trouvailles occasionnelles témoig-
nent d'une continuité de l'époque romaine au Moyen- 0 25 km
Age20, de même qu'à HerstaFl, Liège 22 , Eben-EmaeF 3 --r------t
et plus au nord, au-delà de Maastricht et de son castel-
lum tardoromain, le site étonnant de Neerharen, une \t_R_~c_:~----- --
des belles découvertes des ces dernières années et qui Fig. 4 Répartition des établissements ruraux occupés au Bas-
pourrait bien devenir un des classiques de l'habitat rural Empire (point noir).
dans l'Est de la Belgique pendant le Bas-Empire et le (D'après Rev.Arch.Louvain XII, 1979).
haut Moyen-Age.
dive, l'on y retrouve de la poterie faite à la main de tra-
Mais ici nous quittons résolument l'habitat fortifié ou
dition et d'origine germaniques, et plus précisément du
protégé pour aborder les sites ruraux. Celui deNeerha-
Nord de l'Allemagne, le pays saxon; elle est datée là de
ren se trouve en bordure de Meuse, à 6 km au nord de
la fin du IVe et du Ve siècle 25 . Ces relations avec la
Maastricht et à 21 km au nord-est de Tongres; ici s'éle-
région de l'embouchure de l'Elbe/Weser, nous les
vait au Haut-Empire une belle villa romaine; elle fut
avons déjà rencontrées à la fin du IVe siècle à Ouden-
détruite ou abandonnée dans la seconde moitié du Ille
burg, dans un contexte purement militaire. Il est peut-
siècle. Elle connut cependant une réoccupation, mais
être intéressant de rappeler, à propos de Neerharen, le
cette fois dans un contexte économique et social totale-
texte d'Ammien Marcellin XVII, 8, relatant l'entrevue
ment différent: en effet, à l'emplacement des construc-
de Julien en 358, dans les environs de Tongres, avec une
tions de la villa ou de ce qu'il en subsistait sont érigées
délégation de Francs, auxquels l'empereur octroie la
neuf petites huttes, dont huit »fonds de cabanes« ou
permission de demeurer en Toxandrie, c'est à dire la
Grubenhauser; ces petites huttes mesurent 2, 90/
région nord-est de la Belgique.
2,40 X 3,60/4,80 rn et sont excavées de quelques
Fermons ici cette parenthèse et passons à un autre site,
dizaines de centimètres dans le sol; leur disposition par-
celui de Donk, près de 40 km plus à l'ouest. Le site était
fois par groupes de deux semble indiquer une certaine
déjà occupé à l'Age du Fer, on y retrouve un habitat
planification du village, révélant en même temps une
conception d'aménagement tout différent de celle de Fig.S Lixhe: plan et coupe au travers de la cave C. 4: fours
l'époque romaine et rappelant plutôt le système villagois domestiques; 5: couche d'incendie.
mérovingien et médiéval. Il n'y a pas de traces de grandes (D'après Rev. Arch. Louvain XII, 1979).
structures (fig. 3 ). Du point de vue chronologique, les
rapports de fouilles révèlent un fait important: sur la A

base des nombreuses monnaies- près de 600- il semble


en effet que l'occupation à Neerharen débute vers 360!
0 lm
C'est dire près d'un siècle après l'abandon de la villa
romaine. A peine un siècle plus tard- vers le milieu du Ve f- Il
Il
0 4m

s. -le site est abandonné; il est réoccupé vers la fin du VIe


siècle par une petite ferme mérovingienne 24 . Un pro-
blème de continuité semble donc se poser ici.
A propos de ces découvertes nous pourrions ouvrir une
parenthèse et nous demandous qui sont ces nouveax
occupants. D'où viennent-ils? Le matériel archéologi-
que semble révélateur: outre la céramique romaine tar-

195
siècle; ici également l'on peut supposer qu'il s'agit de
colons ou d'immigrés installés dans la région pour une

1 période limitée 26 •
Ainsi les fouilles de Neerharen et de Donk nous laissent
entrevoir une immigration - ou une colonisation- par
des éléments germaniques de l'antique Toxandrie, cette
,,
,,
,, région de la Belgique orientale sise au nord de la chaus-
,,,,,, sée Bavay-Ton gres. Des recherches futures éclaircirons
,,1: probablement les rapports avec la population auto-
!~...:...::=-:..-::.. -::.-_
chthone, peut-être pas tellement différente!
En moyenne Belgique, au sud de la chaussée Bavay-
Tongres, les recherches en cours tendent à présenter un
tableau assez comparable, avec cette seule différence
que la tradition gallo-romaine y persiste plus nette-
Il ment.
Citons, dans ce contexte, les études de P. VAN OssEL,
dont le mémoire universitaire était intitulé »Les établis-
sements ruraux au Bas-Empire dans la partie méridio-
nale de la Civitas Tungrorum« 27 • Relisant les anciens
rapports de fouilles et réétudiant le matériel archéologi-
,,
,, que provenant des villas romaines, ce chercheur a tenté
,,
,,
,, d'établir si les invasions. de 253/275 furent aussi radi-
,,,,
!'.-----= =~---------
cales que le prétend la tradition; il a constaté que la pro-
portion, établie en 1937 par DE MAEYER 28 calculant que
sur 327 villas du haut Empire 22 avaient survécu aux
évènements de 275, devrait être relativée (fig. 4 ). Il est
arrivé à la conclusion qu'il faudrait multiplier par cinq
r----------------------. 111 le nombre des villas réoccupées au Bas-Empire, surtout
dans les plaines fertiles de la Hesbaye et du Condroz. Il
est vrai cependant que cette réoccupation présente un

a@-@' tout autre caractère: il ne s'agit plus d'une agriculture


stimulée mais d'exploitations rurales et artisanales gérés
par de petits groupes de colons, préfigurant presque la
situation médiévale; selon E. WIGHTMAN, cette évolu-
tion se serait déjà amorcée dès la fin du Ile siècle, pour
atteindre son point culminant après 275 29 • Le phéno-
mène est particulièrement net dans les zones bordant la
vallée mosane; dans les villa's examinées, les nouveaux
50m
--~===---===~ occupants s'installent dans les ruines des anciennes
constructions, généralement dans les caves, au-dessus
Fig.6 Matagne-la-Petite: les trois phases dans l'évolution du
des couches d'abandon et d'incendie et en réutilisant
sanctuaire. I: milieu du Ile s.; II: entre le milieu du Ile s. et
260; III: vers 370. très souvent les matériaux de construction disponibles,
(D'après Arch.Belgica 251, 1982, fig.22). tels que tuiles, carreaux d'hypocauste, etc. La présence
de nombreux fours et foyers domestiques et autres at-
romain aux Ier et Ile siècles; puis, après un assez long teste une certaine activité artisanale. La plupart de ces
intervalle, des nouveaux venus s'installent, dès le début réoccupations cessent, provisoirement, dans le courant
du IVe siècle, dans des bâtiments encore existants par- du Ve siècle. Dans un article 30 , actuellement sous
tiellement; ils les adaptent ou les démantèlent; deux presse, VAN OssEL présente un exemple caractéristi-
fonds de cabanes sont construits sur le site. Le matériel que: la villa de Lixhe (Liège); les traces de la nouvelle
archéologique, partiellement de tradition romaine, occupation se trouvent dans certaines structures et sur
présente une proportion importante de céramique faite les débris de la villa romaine abandonnée- surtout des
à la main et dont les parallèles les plus proches se retrou- caves - et dans des fosses; une de ces dernières est va-
vent, encore une fois, dans le Nord de l'Allemagne. guement rectangulaire (14 x 8 rn) avec un fond tapissé
L'occupation du site se prolonge jusqu'à la fin du IVe de fragments de tuiles, de rognons de silex, des débris

196
d'ossements; une batterie de petits fours circulaires,
d'un diamètre de 50 cm à 100 cm, borde cette fosse
(fig. 5 ). Dans une des caves un autre four, de forme
identique, fut aménagé au départ d'une niche; quelques
puits complètent l'installation qui présente tous les élé-
ments d'un habitat, à caractère peut-être un peu plus
artisanal qu'exclusivement agricole. D'après le matériel
archéologique, l'occupation à Lixhe débute dans le
courant du IVe siècle et se prolonge jusque dans la pre-
mière moitié du Ve. Encore une fois, sous réserve de
datations plus précises, il semble donc que plusieurs
décennies se soient écoulées entre l'abandon de la villa
romaine au Ille siècle et la nouvelle installation. Des cas
analogues ont été observés à Liège, Eben-Emael, Hers-
tal, Vieux-Waleffe, Flostoy et, en pays trévire, à
Sivry 31 . Notons que, dans tous ces cas, le caractère ger-
manique de la céramique est beaucoup moins pro-
noncé. Il est extrêmement difficile, dans le stade actuel
de la recherche, de préciser les rapports éventuels exis-
tant entre ces installations rurales et les fortifications
contemporaines.
1
Le problème est tout aussi complexe quand il s'agit de
déterminer les rapports entre ces établissements ruraux
et les sanctuaires. A Vervoz, par exemple, l'ancien vicus Fig.7 Matagne-la-Grande: les deux phases de construction
routier sur la chaussée Arlon-Tongres, en pleine zone du sanctuaire.
de villae romaines, le temple fut entièrement refait et (D'après Archaeol. Belgica 252, 1982, fig. 19.)
même monumentalisé par l'adjonction d'un portique et
ce dans le courant du IVe siècle. Les nombreuses mon- caractère de l'occupation a complètement changé: la
naies y découvertes prouvent qu'il était fort fréquenté, cave et l'hypocauste sont hors service.
alors que le vicus lui-même est abandonné dès la M atagne-la-Grande 34 : ici également il s'agit d'un grand
seconde moitié du Ille siècle; le sanctuaire a survécu sanctuaire composé de deux temples, de type fanum
jusqu'au début du Ve s. 32 . Malheureusement nous ne gallo-romain (fig. 7); érigé pendant le Haut-Empire, ils
savons rien du culte y pratiqué et de ce fait ignorons s'il connaissent une intense activité dès le Ille siècle;
s'agit de survivances gallo-romaines de la population comme à Vervoz une façade monumentale, avec porti-
autochthone. que, est ajoutée vers 350. Les monnaies confirment
Nous avons déjà attiré l'attention sur l'importance des cette reprise vers la fin du IVe siècle. Ces deux ensem-
fortifications du Bas-Empire dans la région de Nismes. bles religieux, situés au milieu de fortifications prati-
Les fouilles récentes éffectuées dans la région ont révélé quement contemporaines- la Roche à Lomme ou la
une occupation rurale et civile non moins intéressante: Roche Trouée- ont joué un rôle important dans tout la
deux sanctuaires, situès à peine à 3 km l'un de l'autre y région; peut-être ont-ils repris la fonction des anciens
ont été étudiés ces dernières années: celui de Matagne- vici tant comme centre religieux que comme centre
la-Petite et celui de Matagne-la-Grande. administratif. Des études plus poussées pourraient pré-
A Matagne-la-Petite le sanctuaire, dont les origines ciser les rapports entre ces sanctuaires, les habitats
remontent à l'époque augustéenne, se compose de deux ruraux et les fortifications, de même que les liens entre
temples jumelés 33 (fig.6). Le grand temple fut recons- les diverses populations. Ils illustrent en tout cas la sur-
truit vers 365/370, le petit temple dès la fin du Ille siè- vivance, la renaissance même des cultes paiens vers la
cle. La belle série monétaire, fournie surtout par un fin du IVe siècle.
puits tout proche, confirme l'importance de ce centre Contrairement à ce que nous pouvons entrevoir pour
religieux au IVe siècle. Parmi la vaisselle et autres objets l'Est et le Sud de la Belgique, surtout la vallée mosane,
de bronze, signalons une rouelle portant l'inscription la situation est nettement moins claire dans l'Ouest,
IOVI OPTIMO MAXIMO, ainsi que de petites sta- dans la vallée de l'Escaut. Pourtant, ici également, les
tuettes de bouc et de coq, attestant un culte de Mercure. travaux en cours marquent une présence au IVe siècle,
Dans les parages immédiats de ce sanctuaire, une villa que ce soit à Tournai, Kerkhove, Gand ou Waasmuns-
romaine subsiste au IVe siècle; mais, encore une fois, le ter35. Le long de la chausée de Blicquy vers le Nord,

197
quelques traces de fossés ont fait émettre l'hypothèse » N erviorum et Trevirorum arva jacentia laetus . .. re-
d'un burgus à Flobecq 36 • ceptus in leges Francus excoluit ... (291-297)«, c'est par
Ce rapide aperç-q des études sur le Bas-Empire romain vagues successives qu'ont lieu les immigrations et les
en Belgique, forcément décousu car tributaire des déplacements de population pendant toute cette
fouilles et découvertes, laisse entrevoir cependant une époque.
situation quelque peu différente de ce l'on supposait Les études récentes semblent d'autre part confirmer la
jusqu'à présent. Certes, l'image traditionnel du sys- nette reprise dans la seconde moitié du IVe siècle 37 , un
tème défensif basé sur les fortifications routières, dernier sursaut de l'Empire grâce à l'arrivée de forces
côtières et celles disséminées dans le sud du pays, n'a-t- fraîches etrangères. Ce sursaut est cependant de courte
elle guère changée. Mais l'occupation civile, l'habitat durée car il ne se prolonge guère au-delà du milieu du
rural a repris de l'importance. Les invasions de 275 Ve s. C'est ici que se situe le hiatus entre le Bas-Empire
n'ont pas tout balayé. La persistence d'éléments auto- et le haut Moyen-Age, quoique cette solution de conti-
chthones dans le voisinage des immigrés-lètes, colons nuité semble toute relative, plus marqués dans certaines
germaniques, mercenaires et autres éléments militaires régions, moins dans d'autres.
- pose encore de nombreux problèmes. La situation Espérons que des études futures préciseront les phases
créée après 275 et ce jusqu'au début du Ve siècle s'avère de cette évolution de l'Antiquité au Moyen-Age, évo-
être d'une extrême complexité: depuis le lète admis sur lution pour laquelle la Belgique est un terroir privilégié.
le territoire de l'Empire pour cultiver les terres en friche Déposé en septembre 1983.

Notes

1 J. MERTENS, Recherches récentes sur le limes en Gaule Belgique. 13 A. CAHEN-DELHAYE etH. GRATIA, La fortification du Château
Dans: Akten 12. LimeskongreB Stirling 423-470 ( = MERTENS Renaud à Virton. Arch. Belgica 223, 1980, 67-71; Eid., Le puits
1980). romain du Château Renaud à Virton. Arch. Belgica 247, 1982,
2 R. BRULET, Fortifications et défenses du territoire au Bas-Empire 102-103; Em., Le Château Renaud à Virton. Arch. Belgica 213,
en Gaule septentrionale. In: Actes du colloque »Travaux militai- 1979, 112-116 eties notes parues dans Archéologie 1979,2, 50 et
res en Gaule romaine et dans les provinces du Nord-Ouest«, Arch. Belgica 206, 1978, 82-86.
Tours 1978. Caesarodunum, Bull. d'Etudes Latines et du Centre 14 R. BRULET, Pry: fortification du Bas-Empire. Archéologie 1979,
de recherches A. Piganiol (Tours 1978) 3-20. 2, 34-35.
3 M. E. MARIËN, Belgica Antiqua. L'empreinte de Rome (Antwer- 15 R. BRULET, La Roche à Lomme à Dourbes. Arch. Belgica 160,
pen 1980) 309-402. 1974, 8.
4 J. MERTENS, Urban wall circuits in Gallia Belgica in the Roman 16 J. M. DoYEN, La fortification romaine de la Roche Sainte-Anne à
period. In: Roman Urban Defenses in the West. CBA Research Nismes (Viroinval). In: Actes Congrès Fédération Cercles Arch.
Report 51 (London 1983) 42-57. de Belgique, Comines, II (1980) 269-280; Id., Nismes-Viroinval
5 W. VANVINCKENROYE, Tongeren, Romeinse stad (Tongeren (La Roche Sainte-Anne), fortification. ln: L'Archéologie en
1975) 76-80. Wallonie. Catalogue Exposition organisée par la Fédération des
6 W. VANVINCKENROYE, Tongeren (Oost-Necropool), christelijke Archéologues de Wallonie (Comines-Nivelles 1980) 117-119;
begraafplaats. Limburg 62, 1983, 137-38. Id., Fouilles à la Roche Sainte-Anne. Campagnes de 1976-1979.
7 M.J. GHENNE et R. BRULET, Tournai: nécropole mérovingienne Rapport provisoire. Bull. Club Arch. Amphora 19, 1980, 3-23.
de Saint-Brice. Archéologie 1983, 1, 30. Cf. également les notes dans Archéologie 1980, 126; 1979, 1,
8 Les fouilles en cours à Liberchies ont pour objet la zone orientale 19-20.
du burgus du Ille siècle. 17 J. M. DoYEN, Nismes-Viroinval (La Roche Trouée): refuge tem-
9 J. P. DEWERT et P. SEVERS, Coupe dans le grand fossé défensif du poraire. ln: Archéologie en Wallonie ( 1980) 120-121; Id., Le site
castellum de Liberchies. Ann. Soc. Arch. Nivelles 24, 1982, romain de la Roche Trouée (Nismes). Bull. Club Arch. Amphora
163-172; J. LALLEMAND, Coupe dans le fossé du castellum de 5, 1976, 4-6; cfr. Archéologie 1979, 1, 21.
Liberchies; les monnaies. Ibid. 173-178; A. GAUTIER, Les osse- 18 Je remercie Monsieur P. VAN OssEL pour ces renseignements iné-
ments animaux du fossé du castellum de Liberchies. Ibid. dits.
179-187. 19 cf. MERTENS 1980, n°50. Pour la villa et la collégiale voir Bull.
10 J.J. Hus, Site surveying and magnetic prospecting in North Bel- Cercle arch. Hesbaye-Condroz 15, 1977-1978, et ibid. 17,
gium and Central Belgium (Photographie aérienne et prospection 1981-1982, 118: Le sarcophage de Santa Chrodoara en l'église
géophysique en archéologie) (Bruxelles 1982) 179-181; C. LEVA, collégiale Saint-Georges d'Amay; ]. WILLEMS, Amay des ori-
Activités 1982: fouilles à Gembloux-Penteville. Bull. Centre gines au haut Moyen-Age. Ibid. 16, 1979-80, 11-18.
Recherches aériennes 5, 1982, 23-27. 20 J. WILLEMS, Le quartier artisanal gallo-romain et mérovingien de
11 J. E. BoGAERS u. C.B. RüGER (Hrgb. ), Der Niedergermanische »Batta« à Huy. Arch. Belgica 148, 1973.
Limes. Kunst und Altertum am Rhein 50 (Koln-Bonn 1974) 247 21 ]. ALÉNUS- LECERF, L'occupation de Herstal aux époques ro-
n°78 fig.106. Il y a cepandant quelques indices du IVe s. maine et mérovingienne. Arch. Belgica 213, 1979, 117-120;
12 MERTENS 1980, n°44; G. HossEY, La Tour Brunehaut à Izel- A. DASNOY, Herstal au Bas-Empire. In: Herstal avant l'an mil.
Pin. Arch. Belgica 242, 1981; cf. notices dans Archéologie 1979, Catalogue Exposition (Herstal 1972) 53-58.
2, 50 et Arch. Belgica 213, 1979, 102-104. 22 H. DANTHINE et M. ÜTTE, Rapport provisoire sur les fouilles de

198
l'Université sur la Place Saint-Lambert à Liège. Le Vieux Liège 31 G. LAMBERT et P. VAN OssEL, La villa gallo-romaine de Sivry.
210-211,1980,538-551. Arch. Belgica 213, 1979,97-101.
23 A. M. LANGE, Villa romaine de »Guirette« à Emael. Dans: 32 J. ET D. WITVROUW, Le sanctuaire belgo-romain de Clavier-Ver-
P. P. BoNENFANT, G. DES CAMPS et A. DEs SAINTES ( ed. ), Paléo- voz. Bull. Cercle arch. Hesbaye,..Condroz 14, 1975-76,
environnement Montagne Saint-Pierre. (Exposition Visé 1981) 147-216.
54-57. 33 G. DE BoE, Le sanctuaire gallo-romain dans la plaine de Bieure
24 G. DE BoE, De Laat-Romeinse »Germaanse« nederzetting te à Matagne-la-Petite. Arch. Belgica 251, 1982; id., Le sanctuaire
Neerharen-Rekem. Arch. Belgica 253, 1983, 69-73. Id., Meer gallo-romain de Matagne-la-Petite. Arch. Belgica 213, 1979,
dan 1500 jaar bewoning rond de Romeinse villa te Neerharen- 93-96; id., Sanctuaire et villa à Matagne-la-Petite. Arch. Bel-
Rekem. Arch. Belgica 247, 1982, 70-74. In., Evolutie en bewo- gica 223, 1980, 60-63; id., Le site gallo-romain dans la Plaine
ningscontinuiteit te Neerharen-Rekem. In: Aspecten van de de Bieure à Matagne-la-Petite: sanctuaire et villa. In: Actes
Archeologie in Vlaanderen (Koksijde 1983) 18-24; cf. également Congrès Fédération Cercles Arch. de Belgique, Comines, II
Arch. Belgica 238, 1981, 37-41 et Archéologie 1982, 2, 99-100 et (1980) 241-256.
1981,2, 115-117. 34 A. RoBER, Site du Bas-Empire à Matagne-la-Grande. Arch. Bel-
25 G. DE BoE, Arch. Belgica 247, 1982, 70-74. gica 238, 1981, 52-55; id., Le sanctuaire du Bas-Empire à
26 L. VAN IMPE, Het oudheidkundig bodemonderzoek in Donk Matagne-la-Grande. Arch. Belgica 247, 1982, 98-101; id., Le
(gem. Herk-de-Stad) 1977-1982. Arch. Belgica 255, 1983, sanctuaire gallo-romain de Matagne-la-Grande. Arch. Belgica
65-94. Id., in Aspecten van de Archeologie in Vlaanderen (Kok- 252, 1983; cf. les notices dans Archéologie 1979, 2, 49 et dans
sijde 1983) 4-14. Archéologie en Wallonie (op. cit. note 16) 112-114.
27 P. VAN OssEL, Les établissements ruraux au Bas-Empire dans la 35 De Merovingische beschaving in de Scheldevallei. ( ed. A. VAN
partie méridionale de la Civitas Tungrorum (Diss. Louvain-la- DooRSELAER). Westvlaamse Archaelogica en Monographieën 2
Neuve 1978). Le résumé de ce mémoire dans la Revue Arch. et (Kortrijk 1982 ).
Hist. Art de Louvain 12, 1979, 9-27. 36 A. VANDERSANDE, Fouilles 1981 à Puvinage (Flobecq). Faisons le
28 R. DE MAEYER, De Romeinsche Villa's in België (Antwerpen point. Bull. Cercle arch. Ath 16, 1982, 401-412.
1937) 294-295. 37 Notamment les études de Mme J. LALLEMAND sur la circulation
29 E. WIGHTMAN, The Fate of Gallo-Roman Villages in the third monétaire dans la seconde moitié du IVe siècle: La circulation sur
Century. Dans: The Roman West in the Third Century. BAR le territoire de la Belgique actuelle des monnaies romaines émises
Intern. Ser. 109 (Oxford 1981) 235-243. Ead., North-Eastern de 346/8 à 363. Studien zu Fundmünzen der Antike I (Berlin
Gaul in Late Antiquity: the Testimony of Seulement Patterns in 1979) 121-136, et Belgian Finds of late fourth-century Roman
an Age of Transition. Ber. Amersfoort 28, 1978 (1980) 241-250. bronze. Studies in Numismatic Method presented to PHILIP
30 P. VAN OssEL, L'établissement romain de Loën à Lixhe et l'occu- GRIERSON (Cambridge 1983) 75-94.
pation rurale au Bas-Empire dans la Hesbaye liégoise. Helinium >< Je remercie Messieurs G. DE BoE et P. VAN OssEL pour l'autorisa-

23, 1983, 143-169. tion de reproduire les plans des fig. 3. 4. 5 et 6.

199
The Early-Roman Defended Harbours at Velsen, North-Holland
J.-M.A.W.MOREL

1. Introduction 1 lands Association of Amateur Archaeologists again


played an important part in the investigation: indeed, it
Some fifteen kilometers to the west of Amsterdam, is entirely to their efforts that both Velsen 1 and Velsen
near the old centre of the village of Velsen, there are two 2 were discovered at all. Already during the Second
early Roman sites. 2 The subject of this paper is the ear- World War, before even a single Roman sherd had
liest site, dated to circa 15-30 A.D. and referred to as come to light, the historian BEELAERTS VAN BLOKLAND
Velsen 1. The other site, Velsen 2, dating to circa40-50 (1941) had, after studying the description of the land-
A. D., falls outside the scope of this paper and will only scape by Tacitus (Annals IV 2), come to the conclusion
be mentioned in passing (fig. 1 and BoGAERS and that Castellum Flevum must have been located in the
RuGER 1974, 30-32). Neither will the numerous finds, region ofVelsen. This mysterious fort played an impor-
some already partially published 3 , be mentioned except tant part in the revolt of the native Frisian population
where relevant. against their Roman conquerors.
Velsen 1 will already be familiar to regular participants Consequently, considerable excitement was generated
of the Congress of Roman Frontier Studies. The site when, in 1945, a schoolboy found Roman sherds on the
was visited on the final day of the excursion of the 1Oth site later to be known as Velsen 2. The sherds came into
Congress, the 23rd September 1974, when a large area possession of H.J. CALKOEN, the man who was to
of the harbour works was visible. In 1979 Mr. M. D. DE found the organisation of Dutch amateur archaeolo-
WEERD, also acting on my behalf, presented a paper to gists. He in turn showed them to professor A. E. VAN
the 11th Congress at Stirling, Scotland, in which the GIFFEN, the founder of our present Institute. This
current position was reviewed (MoREL and DE WEERD sequence, and the individuals concerned, emphasises
1980). This paper was based on the excavation results the special position of Velsen in the history of the Insti-
up to and including 1978 (fig. 2, heavy outline). By then tute, the amateurs and their mutual relation. Van Giffen
the greater part of the harbour installation had been suspected that the sherds came from a military settle-
cleared, together with the northern wall of the Cas- ment dating to the period after 40 A.D., possibly a
tellum along the bank of the navigation channel and the marching camp (VAN GIFFEN and GLASBERGEN 1946 ).
eastern section of the ditches. Then two phases were Unfortunately, this date was too young for the site to
distinguished in both the northern Castellum wall and be considered as a candidate for the Castellum Flevum
the remnants of the ditch system (MoREL 1980 a, which had been besieged by the Frisians in 28 A. D. But
480-481 ). Only later excavation would reveal that in 1972, with the laying of a gas pipeline about one
these phases were not associated. The traces of the river kilometer to the east of this site, the amateurs once
wall belong to Preliminary and Main Phase 1 (fig. 3, A. more found quantities of Roman pottery, pottery this
B), the ditches to Preliminary and Main Phase 2 (fig. 3, time dated to between 15 and 30 A. D. and thus fitting
D. E). The conclusions concerning the construction in with the Flevum/Velsen theory (VoNs 1974). The
and periodization of the harbour installations, much of reason for situating a fort at this particular spot
which was known by 1978 (MoREL 1980 a, 483-484 ), becomes clear once we examin the lie of the land and its
have, for the most part been proved correct. nature at this period (fig. 1 and V os 1983, 25 ). The low
Since 1978, four major annual excavation campaigns, lying western part of the Netherlands largely consisted
each of three to four months, have taken place. Excava- of a broad sweep of marsh or peat-bog, separated from
tion was postponed in 1983 in favour of working out, the sea only by a belt of low beach ridges and dunes.
since most of the soil marks had, where technically The area was disected by a few larger rivers, flowing
possible, already been excavated. A final excavation between slightly higher levees which were better
campaign is planned for 1984, concentrating chiefly on traversable than the hinterland. The rivers and the
the harbour basin itself and the finds therein. Not only levees provided the primary means of east-west com-
has the total area excavated been more than doubled munication by boat or foot. North-south links
between 1978 and 1982, but sections of the harbour and depended on coastal shipping or roads through the
the northern Castellum wall were also re-investigated. dunes.
The members of the Subgroup Velsen of the Nether- At the time of the construction ofVelsen 1 there was no

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Jf.10REL AUG ·1983

Fig.1 Simplified soil map of the Netherlands (left, after VAN the Dunkirk I estuary, subsoil predominantly clay (levees
Es 1981, fig.4) and detail (right, partially presumed. After and basins); 6 Idem, peaty subsoil (reed swamp); 7 Raised
Vos unpublished and ZAGWIJN 1971). oligotrophic bog; 8 Peat (only on general map); 9 Tidal inlet;
1 Pleistocene sand; 2 Coastal barriers covered by dunes; 10 Still functioning tidal channels of the Dunkirk I system;
3 Emergent sandy esturine deposits, beaches and other sandy 11 Frisian sites; 12 Velsen 1; 13 Velsen 2.
soils between the coastal barriers, possibility of peat forma- A Velsen; B Amsterdam; C Valkenburg; D Meinerswijk;
tion in the depressions; 4 Emergent intertidal regions of the E Nijmegen; F Vechten.
Dunkirk I estuaries (clay and tidal flats); 5 High marshes of

201
concept yet of a definitive northern frontier to the of Velsen 2, on the junction of dune and peat, and in the
Empire. The Romans still intended to push on to the immediate vicinity of an important river, was presum-
El be in North Germany. This was the purpose of Ger- ably intended to maximize control. Areal photos reveal
manicus' campaigns around 16 A. D., and Velsen 1 is a sandy ridge, running more or less north-south. This is
certain to have formed part of these plans. the pre-Roman course of the Oer-IJ, as this river -
Only a couple of military bases are known in the region possibly the most northern branch of the Rhine in the
of the great rivers prior to the period in which Velsen 1 Roman period - is called (METZ 1977, 77). In the
was constructed: Nijmegen on the river Waal, Roman period the course must have shifted more to the
Meinerswijk and Vechten on the Old Rhine. By build- north, so that the fort was situated on a side branch of
ing a fortress at Velsen, the Romans not only controlled the Oer-IJ. It is however difficult to locate the exact
the entrance to the most northernly Rhine branch, but line of the river bank along the fort, since erosion in the
they also straddled the north-south communication Middle Ages has removed about two meters of the orig-
network. Construction of both Velsen 2 and Valken- inal ground surface (figs.l. 2; Vos 1983).
burg 1 around 40 A. D. resulted in an even more
strategic triangle of fortresses (fig. 1 and also G LAS-
2. The soil marks
BERGEN 1966; GLASBERGEN et alii 1974 ). Relations bet-
ween the Roman conquerors and the native population The first fort was apparantly constructed in two stages,
will have been far from amicable in this phase. In 28 one temporary, the other more permanent. The tem-
A.D. the Frisians rebelled against the heavy taxes porary fortification (fig. 3, A) consisted of a single
imposed in hides by the Romans. After butchering sev- palisade of closely set massive posts, probably with a
eral hundred Roman soldiers they moved on to besiege ditch in front of it (fig.3, A-A). The general outline
Castellum Flevum. Tacitus fails to mention whether the was triangular. The river side was in part also defended
fortress was finally taken or not. A dramatic discovery, by a palisade (fig. 3, A-B). Towers were placed directly
made last season, can be placed in this context. In the behind the defences (fig. 3, A-C). For repairs or shel-
top of the Roman rubbish-layer which had collected in ter, ships could have been beached on the unenclosed
the harbour were found four human skulls and other part of the river,bank (fig.3, A-D). A small jetty was
skeletal material. The skulls rest on top of the 'normal' provided (fig.3, A-E) so that ships could be loaded or
rubbish, so later deposition seems to be excluded. This unloaded without always having to pull them onto dry
does rather suggest a violent end to the final phase of land. No traces of any buildings from this phase have
the occupation of Velsen 1. The complete skeleton of a been found and it is likely that in both this and the ensu-
Roman soldier with some of his equipment which was ing periods the garrison will have been housed in tents.
found in one of the wells inside the fortress (ScHIMMER Over seventy wooden tent pegs and some fragments of
1979; CoNSTANDSE-WESTERMANN 1981. 1982) may tent leather lend support to the suggestion.
perhaps also be interpreted in this context. The fort was The construction of a more permanent fortifcation
abandoned by the Romans and ten years were to elapse (fig. 3, B) must have begun quite soon after completion
before a start was made on a new defence a little more of the marching camp. The eastern palisade (fig. 3,
towards the coast (Velsen 2). Quite apart from exercis- B-A) and the wall along the river side (fig.3, B-B)
ing control over the previously mentioned strategic were replaced, the western wall was moved outwards
triangle, the construction of both Velsen 2 and Valken- by several meters (fig. 3, B-C). The construction of the
burg 1 in 40 A. D. was possibly also associated with the defences however, was far more massive than before, as
planned invasion of Britain, preparations for which the ten-foot space between the timber revetments of the
were underway behind the lines. The end of Velsen 2, box-rampart was filled with the spoil from the ditch in
and, indeed, of all permanent occupation north of the front of it. The parallel revetments consisted of heavy
Old Rhine, is a direct consequence of the creation of vertical posts some four feet apart, with horizontal
the Rhine Limes in 47 A. D. and the accompanying planking (now disapeared )- on the inside to retain the
withdrawal of Corbulo's forces. core. The defences were provided with towers and
What was the nature of native settlement in the neigh- gates. The 'legs' of the towers were set directly behind
bourhood of the Roman forts? The region as a whole the revetments (fig.3, B-D), those of the gateway at
was inhabited by the Frisians, living in rather isolated the rivefront (fig.3, B-E) are directly in line with the
farmsteads along the dune belt and also in the peat wa- revetments, showing a gap beween the posts of the
stes north of the river (fig.1, detail; BRANDT 1983 ). gate. Only a few sections of the bedding trenches and
Along the coast these people, and subsequently the some postholes are all that remain of the ramparts, for
Romans, suffered from raiding by the Chaukii from the most has been eroded away, especially of the more
north of Germany. The location of Velsen 1, and later sandy subsoil in the northeastern part of the excava-

202
LIMIT OF EXCAVATION TILL 1978 ~ RIVERDEPOSITS
LIMIT OF EXCAVATION TILL 1982 ~RIVERDEPOSITS, ROMAN PERIOD WITH FINDS

\flel le DIKE, MODERN

MODERN DISTURBANCE
IMPRESSION OF REMPART, PHASE 2

DITCH, PRE-PHASE 1

m~rm~ RECONSTRUCTION

POSTS & POSTHOLES


DITCH, PHASE 1

DITCH, PRE-PHASE 2

0 10 20 30 40 50meters RIVERDEPOSIT, SANDY PEAT DITCH, PHASE 2


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Fig. 2 Velsen 1, all Roman features.

203
~ LIMIT OF EXCAVATION
c:=:=J SHfPHALL, PHASE 1
§=r:=~"=-J MOLE, ALL PHASES
c=:::=J OPEN JETTY, MAINLY PHASE 2
E=:J BOX-REMPART, ALL PHASES ?

~ TOWER/GATE
f 'j DITCH
+-----------] RECONSTRUCTED
E---l PROBABLE LIMIT OF FORT
Lb···~'!ii.J IMPRESSION OF REMPART, PHASE 2

J.MOREL, AUG. '83

Fig. 3 A-E Soil marks per phase, for description see text.

204
tion. To this phase also belong the traces of two hall- as has been suggested (by TAYLOR 1965, 177, for exam-
like buildings- the only buildings found so far in Vel- ple), can be dismissed, not least on account of the
sen 1 - of about six times twenty meters in size (fig. 3 depictions on coins, mosaics and wall-paintings (see
B- F, G and fig. 4). They do not look like soldier's above). The presence of boat houses is, furthermore,
barracks or storerooms (horrea) and parallels in north- well nigh essential. The fort lay isolated in hostile
west Europe are unknown to me. Although not a single territory, a situation which made water by far the most
Roman example has ever been revealed by excavation, rapid and practical means of transport. A few ships
these buildings are probably to be interpreted as boat must therefore have been permanently on hand for this
houses or ship sheds. reason alone. The bad climate, especially during late
Such buildings are known from literary references autumn and winter, made some form of shelter for the
(Appian, Lib. 96; Diodorus, D.S. XIV 42 45: see lightly constructed war ships a necessity. In the case of
BLACKMAN 1968, 185-186 ), and depictions on coins Velsen we presumably have the light, fast moving
( COARELLI 1968, figs. 1. 2. 6. 10; BLACKMAN 1982 b, biremes, which are the most practical craft to use
fig.1, H), mosaics (CoARELLI 1968, figs. 3. 4; GuEY against the small primitive canoes of the native popula-
and DuvAL 1960) and wall paintings (CoARELLI 1968, tion. If indeed the buildings in Velsen 1 are boathouses,
fig. 5 ). For excavated examples we must turn to the then they are the first Roman examples to be identified
Greek and Hellenistic periods in the Mediterranean, in the entire Empire.
where boat houses have been identified at Piraeus, The only other constructions surviving within (and
Oeniadai, Sounion, Apollonia, Thurii and Carthage. 4 even partially outside) the fort area are the water wells.
In both lay out and size there is a striking resemblance Often only a small section of the bottom has been
between these and the structures at Velsen. Further-
more, the boat houses are, as in Velsen, always located Fig.4 Velsen 1, boat houses.
within the fortified area, and may sometimes even be EASTERN
BOAT HOUSE
provided with their own additional defences, as seems
to be the case with Piraeus (fig. 7) and (certainly) with
Thurii (fig. 5 ). In any case, unauthorized entry to naval
shipyards was strictly forbidden, indeed, it was some-
times a capital offence - for instance in Rhodos
(BLACKMAN 1982 b, 189). Virtually all boat houses are
alike, an open, hall-like structure about six meters wide
and approximately twenty or fourty meters long, in
view of the free space between the posts. 5 Those at
Thurii (fig. 5; ZANCANI MoNTUORO 1973) and Soun-
ion (fig. 6; KENNY 194 7) are almost the same length as
the examples at Velsen and could also house two ships.
A problem with the Greek/Hellenistic examples how-
ever is the estimation of just how much of the ramp in
the boat houses was permanently dry, since fluctuation
in the Mediterranean may vary markedly locally. Here . ~

however, I assume that the entire roofed section was WESTERN


BOAT HOUSE
dry to provide the maximum effective area of shelter. 6
Light galleys, such as biremes (and in Roman times
Liburnae ), were about twenty meters long, the heavier
triremes about thirty-five. The boat houses at Thurii
and Sounion could therefore accomodate one bireme.
The long, forty meters, boat houses at Piraeus (fig. 7;
DRAGATSIS and DoRPFELD 1885), Oeniadai (fig. 8;
SEARS 1904) and Apollonia (fig. 9; FLEMMING 1972,
103-111 ), could therefore accomodate one trireme or
two biremes. The comparison of Velsen 1 with the
above mentioned examples remains, however, a com-
parison between buildings of different periods of time VELSEN-1
from different cultures (having though much in com- 0 10
METERS
15 20 25
mon). That ship sheds were unknown to the Romans,

205
spared by the heavy erosion. In the absence of any hori- piers as well as the platform quay (fig. 3, B- L) between
zontal stratigrafy it is, however, difficult to assign them them. This part of the harbour perhaps specialized in
to any particular phase of occupation. the loading and unloading of cargo, which could be
Just as fascinating as the boat houses are the harbour stored temporarily on the quayside of the platform. At
constructions which were begun in this phase. Looking the east, between the north pier and the east pier (fig. 3,
from west to east, the harbour comprised the flat river B-P) was a sheltered inner basin (fig.3, B-Q). The
bank (fig. 3, B-H) onto which ships could be beached head of the north pier was deflected to the east in order
and perhaps hauled into the boat houses, an outer har- to lessen the effect of the prevalent westernly wind and
bour (fig.3, B-M) and an inner harbour (fig.3, B-P). wave action on the harbour entrance. A comparable
The outer harbour was enclosed by two long, two arrangement, with moles embracing the harbour en-
meters wide, moles which we have called the west trance, is familiar from Mediterranean ports such as
(fig.3, B-I) and the north pier (fig.3, B-J). These Portus near Ostia and Terracina.
sprang from a platform (fig.3, B-K) which also jutted We were lucky in that the tip of the west pier projected
out into the water. Ships could thus more along both into the still uneroded part of the harbour (fig. 3, B-N),

Fig. 5 Thurii, ship sheds. (After ZANCANI MoNTUORO 1973, Fig.6 Sounion, ship sheds. (After KENNY 1947, pl.31).
fig. 7)

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206
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