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lange reihe

Legalize it!
Eigentlich versorgt American Apparel die
Indie-Rave-Szene weltweit mit bunten, aber
meist einfarbigen Baumwoll-Shirts samt
passenden Accessoires. Proposition 8, das
kalifornische Homo-Eheverbots-Gesetz,
nahm die auf political correctness bedachte
Firma jetzt zum Anlass, Protest-Shirts mit
dem schmissigen Slogan „Legalize Gay“ zu
produzieren. Passt auch gut auf hiesige
CSD-Paraden – und außerdem: wer kann
diesem Augenaufschlag des Models schon

Foto: American Apparel


wiederstehen? BJÖ
www.americanapparel.net

Der TOP!-Tipp im Juni von RICARDO M. „Wichtig ist, dass er


seine Arbeit gut macht!“
Sehr verehrtes Publikum! „Schwule Männer trotzen der Wirtschaftkrise!“ oder
Für Luca Toni, Star des FC Bayern München,
„Schwule verfügen über eine höhere Kaufkraft als heterosexuelle Männer.“ Ak- ist es reine Privatsache,
tuelle Schlagzeilen wie diese lassen mich als TOP!-Verkaufsrepräsentanten ob ein Mitspieler schwul ist.
aufhorchen! Mein TOP!-Tipp an alle TOP!-Unternehmen: ran an die schwule Ziel-
gruppe als letzten Strohhalm inmitten aller im Krisen-Sumpf untergehenden He-
teros! Die folgenden Praxisbeispiele zeigen Ihnen, wo Sie Ihr finanzstarkes Klien-
tel finden: Sie suchen den leicht zu begeisternden Twen mit einem locker
sitzenden Portemonnaie für Alkopops, Popmusik und Pommes?
Hier ist die Mutter aller Gay-Events genau das Richtige für Ihren
Konzern: der CSD! Ihre Produkte sind eher unkonventionell bis
schwierig? So genannte Indie-Parties bieten ein Publikum, das
Ihnen dank hier vorhandenen queeren Finanzmitteln auch
heutzutage noch Cordhosen und Dreadlocks-Accessories ab-
kauft. Sogar Körperpflege-Produkte sollen hier im Kommen
1200 Menschen de-
monstrierten in
der lettischen
Hauptstadt Riga gegen Schwule und Les-
ben. Der Protest richtete sich gegen eine
Kundgebung von rund 300 Aktivisten aus
sein! Ihr Unternehmen ist im Beauty-, Body- oder Bräunungs- mehreren europäischen Ländern, die sich
Foto: rubenundcaroline.com
Segment tätig? Satteln Sie um und machen Sie einfach ein Fitness- für die Gleichstellung von Homosexuellen
Studio auf! Unerschöpfliche Geldmengen lässt der Schwule in der Erotikbranche. Hier bieten sich Ihnen aussprachen. Die Polizei schirmte beide
TOP!-Marketing-Möglichkeiten: vom Vertrieb neuartiger Fetish-Movies (z.B. „Krise Knallhart“) bis zur Gruppen mit einem Großaufgebot vonein-
Leberwurst-Schnittchen-Promotion im Pornokino! Es kriegt gleich die Krise: Ihr RICARDO M. ander ab. Zeitgleich löste die Polizei in Mos-
Schanzen-BINGO! mit RICARDO M. (bekannt aus dem TV!), 9. Juni, 21 Uhr, Kulturhaus III&70, Schulterblatt 73 kau eine Homo-Demo gewaltsam auf und
www.ricardo-m.com nahm bis zu 80 Menschen fest.

Was den schwulen Hamburger bewegte


hinnerk, Juni 1998. „Raus! Gefordert“ lautete das Motto einer hin- chen. Das hatte zur Folge, dass die Politik auf Landes- und Bundes-
nerk-Aktion zum CSD 1998, der bis 2006 in Hamburg immer im Juni ebene Homothemen einen hohen Stellenwert beimaß. Minister und
stattfand. Passend zum CSD-Motto „Sichtbar, stark und stolz – für den Senatoren, teilweise auch nur in spe, äußerten sich zur recht breiten
Wechsel“ nahm die hinnerk-Redaktion den ersten Teil des Mottos Themenpalette, von Eingetragener Lebenspartnerschaft über Adop-
zum Anlass, prominente Schwule und Lesben zum Outing aufzu- tionsrecht bis zur Entschädigung der Naziopfer mit dem Rosa Win-
fordern. hinnerk-Leser konnten eine dem Heft beigeklebte Postkarte kel. Die Bundestagswahl im Herbst brachte dann den Wechsel zu
an Personen ihrer Wahl schicken und diese damit auffordern, Stel- Rotgrün. Dagegen wirkt die homo-politische Debatte heutzutage,
lung zu ihrer sexuellen Orientierung zu beziehen. 1998 war es erst falls überhaupt noch vorhanden, bemerkenswert uninspiriert. Als
drei Jahre her, dass Schwule und Lesben in Hamburg begonnen hat- wären alle Fragen, die dieses Gemeinwesen zusammen halten, zu-
ten, Homostolz in der heute bekannten Form des CSD sichtbar zu ma- friedenstellend beantwortet. PEGE

82 hinnerk 06/09

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