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Dozent: Prof. C.

Honerkamp
Übungen: Prof. M. R. Wegewijs
Elektrodynamik - WS09

Übungsblatt 5 Abgabe: 24-11-09


Besprechung: 27-11-09

1 Elektrostatische Austrittsarbeit aus Metallen


(1+3+1+2 = 7 Punkte)
Wenn man Elektronen aus Metallen herauslösen möchte (zum Beispiel durch hochenergetische
Strahlung in der Photoemission), muss man zumindest die Austrittsarbeit aufbringen. Ein Teil
dieser Energie kann mit elektrostatischen Betrachtungen verstanden werden.
Betrachten Sie eine Metalloberfläche bei x = 0. Bei x > 0 befinde sich Vakuum. Die Elek-
tronen an der Metalloberfläche haben dann eine nichtverschwindende Aufenthaltswahrscheinlich-
keit bei kleinen x > 0, also außerhalb des Metalls, da sie so ihre kinetische Energie und die
gegenseitige Abstoßung verringern können. Dies führt zu einer Ladungsdichteverteilung ρ(x),
welche man der Einfachheit halber als kastenförmig modellieren kann:

 0 |x| > a,
ρ(x) = δρ > 0 − a < x < 0,
− δρ < 0 0 < x < a,

Dieses Modell erfüllt die allgemeinen Forderungen dass für |x| → ∞ ρ(x) → 0 und die Ladungs-
neutralität d x ρ(x) = 0. Insgesamt bildet sich dadurch eine Flächendipoldichte mit Aus-
R ∞
−∞
richtung senkrecht zur Oberfläche aus.
a) Berechnen Sie das Dipolmoment pro Fläche, p = −∞ d x xρ(x).
R ∞

b) Berechnen Sie die normal Komponente des elektrischen Feldes Ex(x) und das Potential
Φ(x). Skizzieren Sie ρ, Ex und Φ.
c) Zeigen Sie, dass die Austrittsarbeit W = Φ(∞) − Φ( − ∞) proportional zur Dipolflächen-
dichte p ist.
d) Zeigen Sie, dass der Zusammenhang W ∝ p allgemein Rfür beliebige im Unendlichen
schneller als 1/x2 abfallende Ladungsverteilungen ρ(x) mit −∞ d x ρ(x) = 0 gilt.

Hinweis: Schreiben Sie ein Zweifach-Integral für Φ(∞) − Φ( − ∞) auf und behandlen Sie das
äußere Integral in partieller Integration, um auf das Dipolmoment zu kommen.

2 Laplace-Gleichung in Polarkoordinaten (1+2+2+1 = 6 Punkte)


Man betrachte einen entlang der z-Achse unendlich ausgedehnten Zylinder mit Radius R. Wir
wollen Randbedingungen annehmen, die die Translationsinvarianz entlang der z-Richtung
wahren, aber eventuell vom Winkel φ ∈ [0, 2π] um die z-Achse herum abhängen. Dann kann die
Lösung φ(r) der Laplace-Gleichung innerhalb des Zylinders nur vom Abstand r von der z-Achse
und vom Winkel φ abhängen. Wir wählen also Polarkoordinaten x = r cos φ, y = r sin φ.
a) Der Laplace-Operator in Polarkoordinaten ist
∂2 ∂ ∂2
∆ = r2 + r + .
∂r 2 ∂r ∂φ2
Man mache für Φ(r, φ) den Ansatz Φ(r, φ) = m=−∞ fm(r) exp (i mφ). Wie lautet die
P∞
resultierende Gleichung für fm(r)?

1
b) Man finde die allgemeine Lösung der Radialgleichung mit einem einfachen Ansatz
fm(r) ∝ r α. Welche allgemeinen Lösungen sind unbrauchbar im Inneren des Zylinders?
c) Welche Bedingungen müssen die Koeffizienten (oder Amplituden) der Lösungen für ± m
erfüllen, damit die gesamte Lösung reell ist? Man drücke die verbleibende allgemeine
Lösung innerhalb des Zylinders durch sin mφ und cos mφ aus.
d) Man bestimme die eindeutige Lösung für die Randbedingung Φ(R, φ) = Φ0 cos φ sin φ.

3 Grenzfläche zwischen Isolatoren (2+3+2 = 7 Punkte)


Kristalle können je nach Zusammensetzung durch eher kovalente Bindungen oder durch eher
ionische Bindungen zusammengehalten werden. Im ersten Fall ist die Ladungsdichte der Elek-
tronen und Atomrümpfe eher homogen, während im zweiten Fall sich unterschiedlich geladene
Schichten abwechseln. Interessant wird es an Oberflächen, wo zwei isolierende Kristalle dieser
beiden unterschiedlichen Klassen aufeinander treffen.
Ein Beispiel aus der jüngeren Forschung ist die Grenzfläche zwischen LaAlO3 (Lanthanalu-
minat), welches aus sich abwechselnden zweidimensionalen Schichten La3+O2− mit positiver
Ladungsdichte und Al3+O4− 2 mit negativer Ladungsdichte besteht, und dem kovalenten Isolator
SrTiO3 (Strontiumtitanat), der über eine weitgehend ausgeglichene Ladungsverteilung mit den
zwei neutralen Schichten Sr2+O2− und Ti4+O4− 2 verfügt.

a) Man betrachte eine solche Grenzfläche mit LaAlO3 für z > 0 und den unendlich ausge-
dehnten geladenen Schichten mit Dicke a senkrecht zur z-Achse, und SrTiO3 für z < 0 (im
Experiment trifft dabei La3+O2− auf Ti4+O4−2 ). Man idealisiere die Schichtladungen in
LaAlO3 durch Stufen der Dicke a mit Höhe ± ρ0. Im SrTiO3 sei die Ladungsdichte und
das elektrische Feld gleich Null.

Man berechne oder zeichne das elektrische Feld und das elektrostatische Potential im
LaAlO3 als Funktion des Abstands z von der Grenzfläche aus der Poisson-Gleichung bzw.
einer Feldgleichung für das elektrische Feld.
Was passiert für z → ∞ mit dem Potential (d.h. der elektrischen Spannung durch den Iso-
lator hindurch)?
b) Wie verändert sich die Situation, wenn man annimmt, dass die erste Ti4+O4− 2 -Schicht
(ebenfalls Dicke a) an der Grenzfläche die Ladungsdichte − ρ0/2 aufnimmt, also z.B. zu
Ti3.5+O4−
2 wird?

c) Wo sollte diese zusätzliche Ladung herkommen? Man betrachte dazu das andere Ende
der LaAlO3-Schicht.
Bemerkung: Die zusätzliche Ladung an der Grenzfläche bildet den Hauptbaustein einer gän-
gigen Erklärung, warum sich zwischen den zwei Isolatoren LaAlO3 und SrTiO3 ein zweidimensio-
nales Elektronengas ausbildet, das bei sehr tiefen Temperaturen sogar supraleitend wird.

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