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Urfassung Bearbeiten

Jacob Grimm schickte Brentano am 17. Oktober 1810 48 Texte.

Insgesamt war die Sammlung etwas größer, da er Brentano bereits vorliegende Texte
nicht erneut abschrieb. Jacob Grimm hatte die Texte sortiert und 25 selbst
niedergeschrieben, Wilhelm 14 und verschiedene Gewährsleute sieben.

Von der sogenannten handschriftlichen Urfassung stammten wohl 18 Stück aus


literarischen Quellen (einschließlich der zwei Texte Runges), 16 von den
Geschwistern Hassenpflug, 14 von Familie Wild, sechs von Friederike Mannel, zwei
von der Frau des Marburger Hospitalvogts und eins von den Geschwistern Ramus.
Mündliche Beiträger waren etwa gleichaltrige junge Frauen aus dem bürgerlichen
Milieu, bis auf zwei von der Apothekersfrau Wild nachgewiesene Texte (Strohhalm,
Kohle und Bohne, Läuschen und Flöhchen).[2] Die Urschrift erwarb der Sammler Martin
Bodmer. Sie befindet sich heute in der von ihm gegründeten Bibliotheca Bodmeriana
in Cologny bei Genf.

Die Erstauflage Bearbeiten


Clemens Brentano nutzte das angeforderte Material nicht.

Jacob und Wilhelm Grimm führten die Sammlung in eigener Regie weiter, wobei sie
Notizen zu Gewährspersonen und Aufnahmedaten nun genauer führten. Die Geschwister
Hassenpflug und Wild waren weiterhin die ergiebigsten Quellen.

Dem Bild hessischer Volksüberlieferung am nächsten kommt wohl der pensionierte


Dragonerwachtmeister Johann Friedrich Krause als ältester Beiträger überhaupt. Nun
war es Brentanos Freund Achim von Arnim, der die Brüder Grimm auf weitere Texte
hinwies, u. a. Die Sterntaler, und sie 1812 zur Publikation animierte.[3] Das Buch
sollte preiswert sein und zur Mitarbeit anregen.

So wurde auch fragmentarisches Material abgedruckt mit Anmerkungen direkt unter den
Texten. Die ersten Exemplare erschienen am 20. Dezember 1812, der größte Teil im
März 1813 in einer Auflage von 900 Stück bei Verleger Georg Andreas Reimer in
Berlin.

Es war zu Verzögerungen gekommen, da der Text von Der Fuchs und die Gänse verloren
gegangen war. Außerdem führten Reimers Eingriffe in Runges Texte zu Spannungen.[4]

Der Druck des zweiten Teils 1814 (vordatiert auf 1815) verlief unkomplizierter.[5]
Wilhelm Grimm entdeckte als Quellen die westfälischen Adelsfamilien von Haxthausen
und von Droste Hülshoff. Da diese ihre Märchen letztlich von Mägden, Bauern,
Schäfern, u. a.

übernahmen, gelang ihm tatsächlich der Zugriff auf eigentliches Volksgut, das
gleichwohl durchwegs den intellektuellen Filter belesener Frauen des Bürgertums und
des Adels durchlief. Der Erzähler getraute sich nicht alles zu erzählen, die
Aufzeichnerinnen gaben nicht jede Geschichte weiter, und die Brüder Grimm wählten
wiederum aus und überarbeiteten.[6] Heinz Rölleke bemerkt: „Für fragmentarische, in
sich widersprüchliche, oft auch zotenhafte Aufzeichnungen hätte sich seinerzeit
weder ein Verleger noch das Lesepublikum interessiert.“[7] Insbesondere enthielt
der zweite Band nun Beiträge der ab Mai 1813 neugewonnenen Erzählerin Dorothea
Viehmann, die auch einige des ersten Teils ersetzten.

Ihre Kontakte als Wirtstochter und ihr Erzähltalent machten sie zum Idealbild einer
Märchenfrau, deren Texte auch zur Vervollständigung anderer verwendet wurden und
dem Anmerkungsteil als Vergleichsfassungen dienten. Sie erzählte „bedächtig, sicher
und ungemein lebendig mit eigenem Wohlgefallen daran, erst ganz frei, dann, wenn
man will, noch einmal langsam, so daß man ihr mit einiger Übung nachschreiben kann“
(Wilhelm Grimm). Ihre Texte wurden auch für spätere Auflagen kaum verändert.[8]

Der Verkauf, vor allem des zweiten Bandes, verlief schleppend, weshalb es zu
Unstimmigkeiten zwischen den Grimms und ihrem Verleger Reimer kam. 1819 kam eine
zweite Auflage beider Bände heraus, die als die wichtigste in der
Editionsgeschichte angesehen wird.

Eine Vielzahl von Texten wurde darin neu aufgenommen, darunter einige, die heute
zum Grundbestand der KHM zählen (Die Bremer Stadtmusikanten, Hans im Glück,
Tischlein deck dich), zahlreiche Texte der ersten Auflage wurden grundlegend
bearbeitet. Die Grimms reagierten so auf Kritik von Freunden und Rezensenten.

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