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Eine Debatte besteht aus drei Teilen:

 In der Eröffnungsrunde beantwortet jeder Teilnehmer in zwei Minuten die


Streitfrage aus seiner Sicht.
 Die Freie Aussprache dauert zwölf Minuten. Hier werden weitere Argumente
gebracht und miteinander abgeglichen.
 In der Schlussrunde hat jeder Teilnehmer noch einmal eine Minute Zeit, die
Streitfrage ein zweites Mal zu beantworten: diesmal im Lichte all der Argumente, die
er gehört hat.

Soll

a) Pro: Es geht um Gerechtigkeit

Stellen Sie sich vor, es ist der letzte Spieltag der aktuellen Bundesliga-Saison. Der 1.
FC Köln hat eine furiose Aufholjagd hingelegt und würde mit einem Sieg in Wolfsburg auf
Platz 15 springen. Spielt Köln aber nur Remis, wäre der Abstieg besiegelt. Der FC geht früh
in Führung, hält lange das 1:0. Doch dann der Schock: Der VfL erzielt in der Nachspielzeit
den Ausgleich – aber irregulär. Mario Gomez hämmert den Ball mit seiner Faust ins Tor,
doch das hat der Schiedsrichter nicht gesehen. Gut, dass es den Videobeweis gibt – und der
Treffer zurückgenommen wird.

Dieses fiktive Szenario verdeutlicht, wie wichtig der Videobeweis ist. In der
Bundesliga liegen fast alle Teams extrem nah beieinander, Fehlentscheidungen sind so
verheerend. Und dabei steht immer auch die Zukunft der Vereine auf dem Spiel, und somit
auch die der Mitarbeiter. Vom Zeugwart bis zum Busfahrer. Der Videobeweis stellt sicher,
dass diese Zukunft nicht durch Fehler, sondern rein sportlich entschieden wird. Dass die
Technik Emotionen nehme, ist zweitrangig. Es geht um Gerechtigkeit in der Bundesliga.

b) Pro: Es bleibt spannend

Es bleibt spannend, das ist sicher. Wenn der Schiedsrichter vom Platz geht um
fernzusehen, dann naht eine wichtige und vor allem – das hat der Testlauf in Russland
bewiesen – meist richtige Entscheidung. Das ist fair und gut – obwohl es neu ist.

Wie auch die runden Pfosten, die einst eckig und aus Holz waren, wie der Ball, der
nicht mehr aus Leder ist, wie das Elfmeterschießen, das statt einer kreiselnden Münze Spiele
entscheidet, und wie die Möglichkeit, verletzte oder indisponierte Spieler auszuwechseln.
Alles Neuerungen, die dem Fußball nicht geschadet haben. Das Golden Goal war auch mal
neu und ist jetzt weg – auch das ist möglich.

Also: Richtig, mal versuchen. Und der viel beschworene menschliche Faktor? Der ist
erstens oft das größte Ärgernis und bleibt zweitens erhalten – wenn ein Schiedsrichter, wie im
Confed-Cup-Finale, seinen eigenen Augen nicht trauen will.  

c) PRO: Mehr Fairness

Knut Hagedorn findet, dass der Videobeweis eine faire Sache ist.
Auch wenn aktuell die Technik noch ein wenig hakt, stehe ich dem Videobeweis
durchaus positiv gegenüber – zumindest im Profifußball. Inzwischen geht es in der Fußball-
Bundesliga um wahnsinnig viel. Fußballvereine sind Wirtschaftsunternehmen geworden, in
denen es auch um Arbeitsplätze und Existenzen geht. Daher glaube ich, dass der Videobeweis
hilfreich sein kann, um krasse Fehlentscheidungen in Zukunft zu vermeiden. Ich erinnere
mich noch sehr genau an die Vorkommnisse im letzten Spiel der Saison 1991/1992, als
Eintracht Frankfurt aufgrund eklatanter Fehlentscheidungen im Spiel beim FC Hansa Rostock
nicht Deutscher Fußballmeister wurde und damit quasi um den Lohn einer ganzen Spielzeit
gebracht wurde. Allerdings sollte viel genauer geklärt werden, wann und in welchem Umfang
ein Video-Schiedsrichter einzugreifen hat. Es darf auf keinen Fall zu kleinlich werden, so dass
plötzlich Entscheidungen über Einwürfe durch Videoentscheidungen gefällt werden. Das
würde den geliebten Fußball absolut zerstören.

d) Pro Videobeweis: SPORT1-Redakteur Thorsten Mesch

Ich bin für den Videobeweis. Denn er könnte helfen, das Risiko eklatanter
Fehlentscheidungen so gering wie möglich zu halten.

Phantom-Tore wie einst zwischen Bayern und Nürnberg oder zwischen Hoffenheim
und Leverkusen hätte es mit Videobeweis nicht gegeben.

Das immer wieder von den Gegnern angeführte Argument, ohne das Diskutieren über
Fehlentscheidungen würde das Salz in der Suppe fehlen, ist für mich von vorgestern. Es gibt
genügend andere Dinge im Fußball, die Emotionen hochschlagen lassen. Früher wurde Standfußball
gespielt, heute ist er ein Hochgeschwindigkeitssport. Das menschliche Auge allein ist dabei
manchmal überfordert.

Der Videobeweis würde zwar keine 100 Prozent richtigen Entscheidungen garantieren,
aber er könnte zumindest die größten Ungerechtigkeiten verhindern. Er wäre ein Hilfsmittel
für Schiedsrichter, Trainer und Spieler. Man könnte den Profis auch nicht mehr einfach den
Schwarzen Peter zuschieben, so wie es im Fall von Leverkusens Stefan Kießling oder zuletzt
Hannovers Leon Andreasen teilweise geschehen ist.

In der Praxis wäre eine "Challenge" pro Mannschaft und Halbzeit, also den Trainern
die Möglichkeit zu geben, den Videobeweis einmal zu fordern, die am einfachsten umsetzbare
Lösung. Sollte es mehr strittige Szenen in einem Spiel geben, dürfen sich die Traditionalisten
wieder freuen.

e) Der VAR kann bei vier Situationen eingreifen: Tor, Elfmeter, Platzverweis und
Spielerverwechslung, Abseits. „Es ist unmöglich, immer die perfekte Entscheidung zu
treffen – weil es bei vielen Szenen um Interpretationen geht. Aber es geht darum,
klare Fehler zu vermeiden. Das ist gut für den Fußball. Und da sind wir auf einem
guten Weg“, sagte der Niederländer Marco van Bas-ten, Technischer Direktor des
Weltverbandes Fifa.

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