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»Sind überauß schöne Stückh gewiß AD Invention,

wie auch das Leben Benedicti uff solche arth


im Creutzgang, ao.  gemahlt«.
Zur Überlieferung des Benediktzyklus in den
Kreuzgangsfenstern des Nürnberger Egidienklosters
Harmu  Scholz

Albrecht Dürers Entwurfstätigkeit für Glas-


malerei wird seit langem kontrovers diskutiert. Besonders umstritten
sind elf Zeichnungen für einen Glasmalerei-Zyklus zum Leben des heiligen
Benedikt. Der Neufund eines Manuskripts aus dem . Jahrhundert erlaubt
nun, dessen Bestimmungsort, Umfang, Inhalt und Urheber konkret zu
fassen. Er entstand spätestens  für den Kreuzgang des Egidienklosters
sowie – in einer zweiten reduzierten Fassung – für die dortige Tetzel-
Kapelle. Gemäß dem Manuskript war seine Zuschreibung an Dürer
bereits im . Jahrhundert geläufig – ein neues, gewichtiges Indiz für
Dürers Autorschaft. Die Scheiben des Benediktzyklus trugen lateinische
Verse des Poeten Jakob Locher und dokumentieren somit Dürers frühe
Beziehungen zum humanistischen Literatenkreis.

Albrecht Dürer’s studies for stained glass have


long been the subject of controversial discussion. Of particular dispute are
eleven drawings for a stained glass cycle of the life of Saint Benedict. The
discovery of a seventeenth century manuscript allows us to settle questions
surrounding the breadth, content, authorship, and intended destination
of the cycle. It originated no later than  for the Egidien cloister and –
in a second, more reduced version – for the local Tetzel chapel. According
to the manuscript the attribution to Dürer had already been proposed by
the seventeenth century, an important indication in support of Dürer’s
authorship. The panes of the Benedict cycle incorporate Latin verses by
the poet Jacob Locher that document Dürers early relationship to the
humanist literary circle.

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s gibt nur wenige Arbeiten im um- und den als unmittelbare 1 : 1-Vorlage für den Glasma-
strittenen Frühwerk Albrecht Dü- ler bestimmten großen Augustinuskarton im Museum
rers, die seit der Erstpublikation Boymans Van Beuningen in Rotterdam (W. 210). Im
1861 bis auf den heutigen Tag ähn- Rahmenprogramm der von Giulia Bartrum kuratierten
lich kontrovers diskutiert worden Londoner Ausstellung »Albrecht Dürer and his Lega-
sind wie die elf bekannt geworde- cy« 2002 hat sich Fritz Koreny in einem kritischen
nen Zeichnungen eines Zyklus aus dem Leben und Vortrag erneut ausführlich mit der Frage befasst und
Wirken des hl. Benedikt. Zunächst als Risse Dürers für die Zeichnungen – einer alten These Eduard Flechsigs
den Holzschnitt in die Forschung eingeführt, galten folgend – Dürer wieder ab- und seinem Gesellen Hans
die Blätter bald als Scheibenrisse aus dem Werkstatt- Schäufelein zugesprochen, wobei er den gesamten
kreis, wobei nach und nach sämtliche namentlich be- Komplex W. 197–210, wie Flechsig, mit der Spätdatie-
kannten „Schüler“ einschließlich einiger Anonymi und rung um 1505/06 verband 3. Diese Neubewertung, die
Doppelgänger dafür in Anspruch genommen und in der Folge von einigen Dürerforschern gesprächswei-
ebenso rasch wieder verworfen wurden 1. Durch Auf- se geteilt oder doch zumindest wohlwollend in Erwä-
nahme in Friedrich Winklers Werkverzeichnis der gung gezogen wurde 4, besaß aus Sicht der Glasmalerei-
Dürer-Zeichnungen 1936 (W. 198–209) erfuhr die forschung–nebenstilkritischenVorbehalten–allerdings
Dürer-These ihre nachhaltigste Konsolidierung, wenn- von Anfang an einen entscheidenden Makel: die späte
gleich auch später die kritischen Stimmen – etwa von Datierung um 1505, die notwendig war, um die Zeich-
Erwin Panofsky oder Edmund Schilling – nicht ganz nungen an die frühesten erhaltenen Arbeiten Schäufe-
verstummten und weiterhin die obskure „Schatten- leins anschließen zu können. Heute herrscht weitge-
gestalt“ eines namenlosen Mitarbeiters der Dürer- hend Einvernehmen darüber, dass Schäufelein nicht
Werkstatt als Zeichner der Folge favorisierten. Dem- vor 1503 in Dürers Umkreis geriet, wobei die allgemein
entsprechend wurden die Entwürfe im sechsbändigen akzeptierte Annahme, er sei in diesem Jahr neben Bal-
Œuvre-Verzeichnis der Dürer-Zeichnungen von Walter dung als Geselle in der Werkstatt aufgenommen wor-
L. Strauss 1974 dann auch unter die fraglichen Werke den, durch keinerlei Quellen belegt werden kann 5.
eingereiht und als mutmaßliche Werkstattarbeiten von Innerhalb der Chronologie der Nürnberger Glasmale-
den authentischen Zeichnungen Dürers geschieden. rei und der datierten Scheibenrisse fügen sich die Ent-
Im Zuge fortschreitender Forschung zur Nürnberger würfe zum Benediktzyklus dagegen schlüssig in das
Glasmalerei der Zeit um 1500 mehrten sich indessen Jahrfünft von 1497 bis spätestens 1502: in einen Kon-
die Argumente für einen aktiven Anteil Dürers als text etwa mit dem Spendle-Fenster von 1497 in der
Entwerfer in dieser Sparte 2, und auch in zahlreichen Oberen Pfarrkirche zu Ingolstadt und dem Bamberger
Dürer-Ausstellungen seit 1961 bzw. 1971 in Nürnberg, Fenster in der Nürnberger Sebalduskirche von 1501/02.
München, Wien, Berlin und London verfestigte sich Gestützt wird dieser zeitliche Rahmen durch den
die Zuweisung der fraglichen Entwürfe und Karton- 1501 datierten Rundscheibenriss des hl. Benedikt in
zeichnungen an Dürer selbst: Neben dem Benedikt- Washington (W. 211) und die beiden 1502 datierten
zyklus betraf dies in erster Linie den Gesamtentwurf Dreipass-Scheibenrisse für das Bildpaar Sixtus Tucher
für ein Georgsfenster im Frankfurter Städel (W. 197) am offenen Grab und der Tod als Bogenschütze im

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Zur Frage des ursprünglichen Standorts des Fensterzyklus

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Kestner Museum in Hannover bzw. im Frankfurter ie ursprüngliche Lokalisierung des Benedikt-
Städel (W. 213, 214). zyklus in den Kreuzgang des Nürnberger Be-
Durch die im Folgenden anzuzeigende archivalische nediktinerklosters St. Egidien, die sich noch
Überlieferung ihrer Bestimmung für den 1501 datierten bis vor Kurzem allein auf die Annahme stützte, dass
Kreuzgangszyklus im Nürnberger Benediktinerkloster das bescheidene Format der vermeintlichen Restschei-
St. Egidien (Abb. 1) wird daher nicht allein die alte ben von ca. 24 × 18 cm einen nahsichtigen Standort
gängige Datierung endgültig abgesichert. Auf dieser erfordere, findet in einer bislang unbekannt gebliebe-
Basis wird man sich auch der Zuschreibungsfrage noch- nen Schriftquelle des 17. Jahrhunderts ihre Bestätigung:
mals von Neuem zuwenden müssen, denn der Ansatz Ein Konvolut mit verschiedenen Texten zum Egidien-
Korenys, »die Entstehung der Zeichnungen nicht nach kloster aus der Zeit vor der großen Brandkatastrophe
1496 von der Hand Dürers, sondern erst um 1505/06 1696 bringt als Einschub zur Beschreibung des Ketzel-
als Werke seines Gesellen Schäufelein nachvollziehbar Fensters, das sich einst im Kirchenraum auf der Lang-
zu machen«, ist damit hinfällig geworden. Doch zu- haussüdseite über der Empore befand, auch einen
nächst zur schriftlichen Überlieferung der Glasgemälde Hinweis auf das Leben des Hl. Benedikt im Kreuzgang.
im 17. Jahrhundert, denn diese eröffnet durchaus neue Dort vermerkt der Schreiber zunächst über die Glas-
Perspektiven, die über die enge Fragestellung nach gemälde der vier Kirchenväter mit knienden Stifter-
der Entstehungszeit und dem Urheber der Entwürfe bildern der Ketzel: „Sind überauß schöne Stückh ge-
hinausführen. wiß AD Invention“, und fährt fort: „wie auch das
Leben Benedicti uff solche arth im Creutzgang“. Rück-
seitig, am Ende der Beschreibung des Ketzel-Fensters,
Abb. 1 Christoph Melchior Roth: Das zerstörte Egidienkloster nach findet sich dann noch einmal die etwas präzisere An-
dem Brand von 1696, Kupferstich. Nürnberg, Graphische Sammlung
der Stadt Nürnberg , Nor K. 19 gabe desselben Schreibers 6:
„Im Creutzgang unten, in die Fenster eingetheilt
S. Benedicti Leben, die Münche braune Kutten,
darunter weiße Kutten, in seine Wunderwerckh u.
Historien getheilt, unter jeder Histori 2 latheinische
vers ao. 1501 gemahlt. Unterschiedliche Wappen
neben jeder Histori, darob abzunehmen, wer wes
Fenster gestifft. Ao 1615 sein theile wieder gebessert
worden von Gabriel Nützel.“
Diese zum Teil durch Unterstreichung in ihrer Be-
deutung kenntlich gemachte Mitteilung wird durch ein
weiteres Blatt im gleichen Konvolut mit der Überlie-
ferung der in Hexametern abgefassten zweizeiligen
Bildunterschriften der Szenen in aller nur wünschens-
werten Ausführlichkeit bestätigt (Abb. 2).

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Fenestris asscripti hi leguntur Hexametri, in Vir quidam pauper cum debita solvere nescit
ambitu ad D. Ægidi Largitur solidos tredecim Benedictus eidem
1501.
Presbiter admonitum divina voce beatum
Quæsivit puerum verbis dapibusq(ue ) refecit. 1501.
Dum custos differt oleum donare potenti
Deijcit ampullam Benedictus salvaq(ue) mansit.
Sub cura fratres positi diluta veneno, 1501 1501.
Vina patri probent, vitrum mox rumpitur istud.
In mulo sedens Benedicto Daemon iniquus
Obviat insidias fratribus quo ponere tectans.
1501.
E fundo revocat stagni densaq(ue) palude
Falcastrum capuloq(ue) suo coniungit ut ante.
1501. Haurit aquam Monachus quem Spirit(us) intrat et ur/get
Impius, hunc prope Benedicti dextra repellit.
1501.
Infectum panem Benedicto mittit iniquus
Praesbiter acceptum corvis deportat in antrum. Hic puerum ex animem dura quo morte peremptu
1501. Suscitat ad vitam precibus Benedictus amicis.
1501.
Cassina Phoeb(i): Sumulachrum tendit ab arce.
Discerptum sanat iuvenem Sathanamq(ue) co- Hortatur fratrem veneranda Scholastica secum ut
hercet. 1501. Permaneat noctem, miracula grandia cernit.
1501.

Hic animam chara coelum ascendisse sororis


Idolum e terra fossum casu inq(ue) culinam
Vidit, fratibus hoc lœtus denunciat ipsis.
Projectum flam(m)as similatum surgit et ignem.
1501.
1501.

Dum regis Totilae Benedictum ludere tentat Ante suam faciem collectum viderat orbem.
Scrinis morte perit dicitq(ue) futura Tyrannus. Germaniq(ue) animam sedes petijsse tonantis.
1501. 1501.

Mortis signa suae praedixit mira viamq(ue)


Ad superos fratribus digito monstravit amicis.
Clericus obsessus vesano Demonis astu 1501.
Sanatur manibus Benedicti, Iussaq(ue) spernit.
1501.
Illustres Benedictus et alma Scholastica partu
Sunt gemino nati, charus uterq(ue) DEO.
1501.
Absconsi meminit vasis puerumq(ue) dolosum
Admonet, ut fundat tetram de vase colubram. Romanus monachus Benedictum veste sacrata
1501. Intuit et vitam Sancti cognovit Ephebi.
1501.
Castigat fratrem de mappis sponte receptis
Deq(ue) situ tractat mappas fraudemq(ue) revelat Per rupem monachus panem dimittit : at illic
1501. Campanam rumpit Sathanas funemque rescindit
1501.
Affectus tedio monachus dum limina transit
Sacra Monasterij sevo removatur ab angue Dieße Verße, welche S. Benedicti Leben begriffen,
1501. sind in den Fenstern deß Creutzgangs eingethailt,
darin(n)en die Mönche in braunen Kutten wie auch weiße
zu sehen, und die Wunderwerckh nebens dem wappen, so
solche gestifted gemahlt angezeigt.

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Abb. 2 Abschrift der Tituli zum Benediktzyklus und Überlieferung der Wappen in den Kreuzgangsfenstern des Egidienklosters,
17. Jahrhundert (vor 1696). Nürnberg, Stadtbibliothek, zu Nor H 177

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Abb. 3 Jakob Locher Philomusus: Disticha de miraculis et vita Sancti Benedicti secundum tabulae pictas imagines et figuras ad D. Abbatem Sancti
Egidij. Abschrift des Hartmann Schedel. München, Bayerische Staatsbibliothek, Hs. 4. Inc. c. a. 1813, fol. 242v–243

Die Aufzählung der Tituli lässt erkennen, dass der


Schreiber beim Abschreiten der Folge offenbar nicht
bei deren Anfang, d. h. im richtigen Kreuzgangsflügel,
mit den Aufzeichnungen begonnen hatte. So ist die
Einkleidung Benedikts durch den Mönch Romanus
und die Speisung bei der Höhle von Subiaco, die den
Auftakt des Zyklus bildeten, an das Ende seiner Auflis- Der Verfasser der Tituli und der Auftraggeber des Zyklus
tung gerückt. Zudem sind wesentliche Ereignisse aus

d
der Vita des Heiligen, die in den Entwürfen, Umzeich-
nungen und erhaltenen Restscheiben (gleichviel ob als ank eines glücklichen Umstands kennen wir
Erst- oder Zweitausführung) vertreten sind, nicht in den Verfasser der zweizeiligen Verse, die den
Versen überliefert, sodass offenkundig zum damaligen Einzelszenen zur Erläuterung beigegeben wur-
Zeitpunkt (Mitte bis Ende des 17. Jahrhunderts) an Ort den. Es ist der aus Ehingen an der Donau gebürtige,
und Stelle nur mehr eine reduzierte Folge erhalten ge- 1498–1503 als Nachfolger von Konrad Celtis auf dem
blieben war. Poeten-Lehrstuhl der Universität in Ingolstadt wirken-

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de Humanist Jakob Locher (Philomusus), dessen „Car-
mina Philomusi in Vitam Sancti Benedicti“ mit insge-
samt 39 „Disticha de miraculis et vita Sancti Benedicti
secundum tabulae pictas imagines et figuras ad D. Ab-
batem Sancti Egidij“ nur mehr durch die nachgetragene
Abschrift Hartmann Schedels in einem 1500 erschiene-
nen Inkunabeldruck diverser Ordensregeln aus dessen
Bibliothek überliefert werden (Abb. 3) 7.
Die im 17. Jahrhundert noch an Ort und Stelle in den
Kreuzgangsfenstern befindlichen 23 Tituli stimmen
mit einer Ausnahme wörtlich mit den betreffenden
Versen Lochers überein, wohingegen jene 65 Distichen
des „Elegiatum in Vitam S. Benedicti“, die ein zweiter
Neulateiner, der Mönch von St. Egidien Benedikt
Chelidonius (Schwalbe, Hirundo, Musophilus) 8 –
offenbar in freundschaftlichem Wettstreit mit Jakob
Locher – verfasst hatte, nicht berücksichtigt wurden 9.
Beide Gedichtversionen stehen indessen in der mittel-
alterlichen Tradition, die Benedikt-Vita – wie etwa in
den illustrierten Bis-bini-Handschriften 10 – als Abfolge
von Epigrammen bzw. Tituli zu einer Bilderreihe dar-
zustellen und führen diese mit einem gehobenen ästhe- Abb. 4 Vogelschau auf das Egidienkloster in dem Prospekt der Reichsstadt Nürnberg von
tischen Anspruch fort 11. Aus welchem Anlass sie ent- Hieronymus Braun, 1608 (Ausschnitt). Nürnberg, Staatsarchiv, Reichstadt Nürnberg, Karten
und Pläne Nr. 42
standen sind, ist nicht bekannt, doch ist keinesfalls
auszuschließen, dass die Verse Lochers mit der nachge-
stellten Widmung an den Abt des Nürnberger Bene-
diktinerkonvents, Johann Radenecker, auf Wunsch mälden in 20 Fenstern auf den ersten Blick etwa der
und direkte Nachfrage Radeneckers hin zustande ka- Ausdehnung des ehemaligen Kreuzgangs von St. Egi-
men und dass dahinter bereits die konkrete Bestim- dien zu entsprechen (vgl. Abb. 5) 12. Traut man aber dem
mung für den Kreuzgangszyklus gestanden haben mag. recht detailreichen Prospekt der Reichsstadt Nürnberg
Überschaut man die in den 39 Versen Lochers be- aus der Feder des Hieronymus Braun von 1608 (Abb. 4),
schriebenen Ereignisse aus dem Leben und Wirken des dann waren zumindest die Fenster im Nordflügel des
Ordensvaters, so scheinen zwei zu fehlen, die umge- 1418–1423 errichteten bzw. erneuerten Kreuzgangs
kehrt in Entwurf und ausgeführter Scheibe bzw. in den vierbahnig, könnten folglich sogar jeweils vier Szenen
Tituli überliefert sind: 1. der vom Satan verursachte nebeneinander aufgenommen und somit insgesamt
Tod des Mönchs, der beim Bau des Klosters Monte deutlich weniger Fensterplätze beansprucht haben.
Cassino durch herabfallende Steine erschlagen und Lässt sich der ursprüngliche Umfang des Benedikt-
durch das Gebet Benedikts wieder ins Leben zurück- zyklus im Kreuzgang, wie noch zu zeigen ist, auf we-
gerufen wird (Abb. 17, 18), doch dieses Ereignis dürfte nigstens 26, wahrscheinlicher jedoch auf annähernd 40
zeitlich vorgezogen bereits im fünften Titulus ange- Szenen veranschlagen, so bleibt doch das zentrale Pro-
sprochen sein, und 2. das den Zyklus abschließende blem der Zugehörigkeit bzw. Zusammengehörigkeit
Bild zur gemeinsamen erlauchten Abkunft der von der wenigen erhaltenen Rechteckscheiben bestehen.
Gott geliebten Geschwister Benedikt und Scholastica: Nimmt man die Überlieferung des 17. Jahrhunderts mit
„Illustres Benedictus et alma Scholastica partu / Sunt den eingeklebten kleinen Wappen auf dem Manuskript
gemino nati charus uterque DEO“. Der betreffende der Bildgedichte ernst (Abb. 2), dann zeigte die Ein-
Vers könnte von Hartmann Schedel in seiner Abschrift kleidung des hl. Benedikt durch den Mönch Romanus
versehentlich übergangen worden sein, scheint doch nicht das Pfinzingwappen, wie die seit 1945 verschol-
die paarweise Anordnung von wenigstens 40 Glasge- lene Gothaer Scheibe desselben Themas (vgl. Abb. 7),

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Abb.5 Rekonstruktion der romanischen und gotischen Klosteranlage von St. Egidien (nach Heinz Wickel) mit idealer Rekonstruktion des Kreuzgangs
(Zeichnung Rainer Wohlrabe, CVMA Freiburg i. Br.)

sondern das Wappen der Patrizierfamilie Groland. Da- Es ist zwar nicht überraschend, dass die Entwürfe
rüber hinaus müssen sich im frühen 19. Jahrhundert des Benediktzyklus wiederholt und gegebenenfalls
gleich zwei Ausführungen mit der gleichen Szene der auch seitenverkehrt ausgewertet wurden, denn nur so
Selbstkasteiung Benedikts, nur mit jeweils anderen erhalten auch die alternativen Segensgesten (stets mit
Wappen – einmal Waldstromer, einmal Ketzel – im der rechten Hand) auf den Rückseiten der beiden Lon-
Besitz des Antiquars Pickert befunden haben: Die Fas- doner Blätter W. 201 und W. 203 einen Sinn (Abb. 12,
sung mit dem Waldstromerwappen wurde 1897 für das 13). Doch in unserem Fall ist zunächst schwer zu ent-
Isabella Steward Gardner Museum in Boston erworben scheiden, ob die erhaltenen Fassungen nun überhaupt
und befindet sich noch heute dort 13; die Fassung mit aus dem Kreuzgang des Egidienklosters stammen kön-
dem Wappen Ketzel ist im Versteigerungskatalog des nen bzw. welche anderen Räumlichkeiten dort für eine
„Heinlein’schen Kunstcabinets“ 1832 als No. 135 f.) be- Zweitausführung der Folge noch in Frage kämen. Die
schrieben und trägt im Exemplar des Germanischen zentrale Frage ist folglich, ob die Scheiben im Kreuz-
Nationalmuseums den handschriftlichen Vermerk des gang beim Brand des Klosters 1696 in toto untergegan-
Erwerbs durch Pickert (diese Scheibe ist seither nicht gen sind oder doch in wenigen Restscheiben überlebt
wieder nachgewiesen worden) 14. haben könnten. Angesichts der oben erwähnten Unge-

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reimtheiten bei den Wappen der Einkleidungsszene
und dem zweimaligen Vorkommen der Selbstkasteiung
Benedikts besitzt ein Totalverlust der Kreuzgangsschei-
ben tatsächlich hohe Wahrscheinlichkeit, wobei der
Sachverhalt einer Mehrfachausführung zumindest aus-
gesuchter Szenen mit Sicherheit nachgewiesen werden
kann. Zur Rekonstruktion der einstigen Kreuzgangsverglasung
Die Kreuzgangsverglasung mit der Vita und den mit dem Leben und den Wundern des hl. Benedikt
Wundertaten des Ordensvaters wurde, wie es die

d
Widmung der Locherschen Distichen an Johannes
Radenecker nahelegt, sicher zuerst vom Abt des Klos- as Leben des im Jahr 547 auf Monte Cassino
ters in Auftrag gegeben, und nur die Bezahlung, wie in gestorbenen Begründers des abendländischen
ähnlichen Fällen 15 üblich, auf mehrere Nürnberger Mönchstums wurde erst ein halbes Jahrhun-
Patrizierfamilien – die Haller, Groland, Rieter, Kress, dert nach seinem Ableben von Papst Gregor dem
Koler, Paumgärtner, Neudung, Glockengießer, Hars- Großen um 593/94 im zweiten Buch seiner „Dialoge“
dörffer, Horn, Staiber u. a. – aufgeteilt, deren Wappen aufgeschrieben 19. Die „Vita Benedicti“, die vornehm-
denn auch in den Fenstern zu sehen waren. Daneben lich der Erbauung diente und kaum der Überlieferung
muss wenigstens eine Zweitausführung des Zyklus von historisch-biografischer Fakten 20, schildert Benedikt
den Tetzel veranlasst worden sein, denn die betreffen- als Mann Gottes, dessen Größe und Auserwähltheit in
den Wappenallianzen gehören zu einer Ahnenprobe zahlreichen Wundertaten zum Vorschein kam. Die
des ratsfähigen Geschlechts: So weist das Wappen der legendäre Ausgestaltung ist im Wesentlichen auch in
bis 1945 in Gotha befindlichen Romanusscheibe auf die „Legenda aurea“ eingeflossen, wenngleich einzelne
die Verbindung von Friedrich Tetzel d. Ä. († 1367) und der einst in St. Egidien dargestellten Ereignisse dort
seine Gemahlin Elisabeth Pfinzing, das Wappen auf der nicht behandelt werden, sondern auf die ursprüngliche
Selbstkasteiung in Boston auf die Verbindung von Textvorlage verweisen 21. Vergleichen wir die überliefer-
Stephan Tetzel († 1441) und seiner Gemahlin Elisabeth ten zweizeiligen Verse zum Bildinhalt, die gleichlauten-
Waldstromer (Abb. 8) und das Wappen der Scheibe im den Distichen Jakob Lochers sowie die erhaltenen
Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg – genau- Restscheiben und Scheibenrisse mit ähnlich umfang-
er: der zugehörigen Vorlage – auf Jobst Tetzel († 1474) reichen Zyklen und kalkulieren den Verlust wesent-
und seine beiden Frauen Agnes Rummel und Marga- licher Ereignisse ein, dann wird man mit einem
rete Pessler (Abb. 17, 18) 16. Waren diese Glasgemälde, Gesamtumfang von ehemals 30–40 Szenen rechnen
wie bereits wiederholt vermutet, tatsächlich für die müssen, die jeweils in Paaren zusammen gesessen haben
Fenster der Tetzel-Kapelle bestimmt gewesen, dann dürften und sich wie ein Band auf einer Höhe durch
bedürfte ihre spätere Entfremdung von dort allerdings die Kreuzgangsfenster gezogen haben.
der Erklärung 17. Für die Anordnung kleinerer Kabi- In der nachstehenden Zusammenstellung werden
nettscheiben neben- und übereinander in den wesent- alle Ereignisse erwähnt und mit ihrer »Überschrift«
lich größeren zweibahnigen Fensteröffnungen der mitgeteilt, die durch Verse in Jakob Lochers „Carmina
Kapelle böte in diesem Fall immerhin die zeitgleiche in Vitam Sancti Benedicti“ vertreten sind. Lochers
Chorverglasung der ehemaligen Siechkobelkapelle Versnummern sind in Klammern angegeben. Wo diese
St. Jobst vor den Mauern der Stadt ein schönes Ver- zu den bereits aufgezählten 23 überlieferten Tituli hin-
gleichsbeispiel 18. zukommen, werden die Verse in den Anmerkungen
kursiv gesetzt zitiert; alle übrigen stimmen (von margi-
nalen Lesefehlern in wenigen Fällen abgesehen) wört-
lich mit den oben aufgeführten Hexametern überein
und werden daher nicht nochmals wiederholt. In der
fortlaufenden Rekonstruktion sind andererseits nur die
Begebenheiten im Text durch Kursiva hervorgehoben,
deren Darstellung in den Kreuzgangsfenstern durch

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Abb. 6 Albrecht Dürer: Benedikt vor der Höhle von Subiaco: im Vordergrund die Speisung durch den Priester am Ostertag; im Hintergrund
lässt der Mönch Romanus Speise an einem Seil herab; links oben zerstört der Satan die Glocke, mit der Romanus stets sein Kommen
ankündigte, aquarellierte Federzeichnung. Wien, Albertina, Inv. 3029 (W. 198)

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Abb. 7 Romanus legt Benedikt das Mönchsgewand an. Kabinett­ Abb. 8 Selbstkasteiung Benedikts in den Disteln. Kabinettscheibe in
scheibe in Grisaille­ und Silbergelbmalerei. Ehemals Gotha, Grisaille­ und Silbergelbmalerei. Boston, Isabella Stewart Gardner
Schlossmuseum (seit 1945 verschollen) Museum, Inv. c6e13

die überlieferten 23 Tituli, 11 Entwurfszeichnungen vor vil jaren ir eltern gehabt widerumb vernewen
oder 3 bekannten Glasgemälde gesichert ist (zusammen lassen got zu lob, darein derselbigen irer vorelltern
26 Szenen). Schließlich werden auch die Positionen der vnnd darzu ire wappen machen lassen; … Item mer
eingespiegelten Wappenfelder auf den erhaltenen haben Vlrich Haller, Hanns Haller vnd Jorg Haller
Scheibenrissen und den Glasgemälden der Zweitaus- gebruedere dergleichen in solchen kreutzgang mit-
führung sowie die Wappenkonstellationen benachbar- sambt anderen iren vettern dergleichen auch mit
ter Szenen in die Überlegungen zur Rekonstruktion iren wappen vnd der weiber in der ere gots ein
miteinbezogen. Grundsätzlich ist davon auszugehen, venster machen lassen dhweil oben ann solchem
dass stets zwei Scheiben paarweise, die Wappen jeweils creutzgang die Haller ein langs ort, mit dem gewelb
außen, in einem Fenster gesessen haben und dass wir wie dan ir wappen auch daran stet, sambt der
bei den Allianzen der Stifterwappen auch das Gedächt- Seckenndorffer wappen.“
nis an die „Voreltern“ der beteiligten Familien in Rech-
nung stellen müssen. So jedenfalls belegt es die schrift- Wenden wir uns nun der Rekonstruktion des Bene-
liche Überlieferung auch für die beiden Hallerfenster diktzyklus zu, so könnte dieser – gemäß den ersten
im Kreuzgang in Konrad IV. Hallers Geschlechter- beiden Versen Lochers »De Capisterio« 23 (1) und
buch 22: »De fuga a Seculo« 24 (2) – mit den Begebenheiten der
Kindheit und Erziehung, dem häufig dargestellten
„Item mer haben in solchem closter im creutzgang Siebwunder und der Flucht vor der Welt in die Einsam-
Alexius Haller der ellter Allexius vnd Cuntz sein keit der Wüste aus dem I. Kapitel der Vita seinen An-
söne vnd Steffan Haller ein gros vennster so vormals fang genommen haben, doch sind beide weder durch

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der Vita zugehörig und auf dem Wiener Entwurf zu-
nächst noch in simultaner Darstellung mit dem voran-
gegangenen Ereignis in einer Szene zusammengefasst
ist – »De presbitero quodam« (5)– der Besuch des
Priesters, der den Einsiedler auf Gottes Geheiß hin am
Ostertage aufsuchte, um ihm ein Mahl zu bereiten und
den Tag in Gesprächen über das geistliche Leben zu
verbringen. Da uns der Cicerone des 17. Jahrhunderts
indessen für beide Ereignisse die zugehörigen Tituli
überliefert, muss der Zyklus im Kreuzgang auch beide
Szenen separat veranschaulicht haben. Dazu fügt sich
recht gut, dass im Wiener Entwurf – wie stets hervor-
gehoben wurde – noch nicht das endgültige Format
der Serie mit den eingespiegelten Passbogenfeldern für
die Wappenengel gefunden war, ein solches Wappen-
feld vielmehr sogar eine der beiden zentralen Figuren
der Szene weitgehend verdeckt hätte. Zudem unter-
streichen die derben Korrekturen an der Kapuze des
Mönchsgewandes den Charakter eines ersten Muster-
blattes für den Auftraggeber der Kreuzgangsfenster,
wobei die Ziffer 2 dem Künstler vielleicht einfach sig-
Abb. 9 Albrecht Dürer: Wunderbare Wiederauffindung des ver­
nalisieren sollte, aus einer Szene zwei zu machen 26.
lorenen Sicheleisens, aquarellierte Federzeichnung. Paris, Musée du
Louvre, Inv. 18.642 (W. 199) Die im II. Kapitel bei Gregor dem Großen mitgeteil-
te Versuchung und Selbstkasteiung Benedikts in den
Disteln – »De Tentatione Carnis« 27 (6) –, die sogar
Tituli noch durch Entwürfe oder Scheiben belegt. Es in zwei ausgeführten Scheiben und einer Kopie des
ist daher gut möglich, dass die Geschichte in Wahrheit Erstentwurfs in Darmstadt überliefert ist, zählt zu den
erst mit einer der verschollenen Gothaer Scheibe ent- Paradestücken der Vita Benedicti und könnte nun tat-
sprechenden Szene der Einkleidung Benedikts durch sächlich simultan in einem Bild mit der Geschichte von
den Mönch Romanus – »De Habitu« (3) – einsetzte der lästigen schwarzen Amsel – »De Merula« 28 (7) –,
(Abb. 7). Der mit der Ziffer 2 gekennzeichnete Wiener die auf das Kreuzeszeichen hin verschwindet, vereint
Entwurf illustriert Benedikt vor der Höhle von Subiaco, gewesen sein (Abb. 8, 22). Folgt man den Versen
ein Ereignis, das unmittelbar auf die Einkleidung folgte. Lochers, so wäre als nächstes Ereignis – (8) »De elec-
»De Pane (et) Tintinabulo fracto«(4) – erzählt, wie tione in Patrem Monachor(um)« 29 – die Bitte der
der Einsiedler in seiner unzugänglichen Schlucht von Mönche von Vicovaro, Benedikt möge ihrem Kloster
Romanus regelmäßig mit Speis und Trank versorgt als Abt vorstehen, dargestellt gewesen, gefolgt – »De
wurde, während der Teufel versuchte, durch Zertrüm- poculo venenato« – vom bösen Erwachen der Kloster-
mern des Glöckleins zu verhindern, dass der Mann gemeinschaft, die der strengen Leitung des heiligen
Gottes das Kommen des Romanus am Schall erkenne Mannes bald überdrüssig war und ihn mit einem Becher
(Abb. 6). Die einzigartige Wendung, die die teuflische vergifteten Weins zu beseitigen trachtete (9). Das Ereig-
Zerstörung nicht nur, wie üblich, einer kleinen Glocke nis mit dem Giftbecher aus Kapitel III, das auch im
am Seil, sondern gleich eines ganzen Glockentürm- Bildvers überliefert ist, zählt unbedingt zu den festen
chens in Szene setzt und gelegentlich auf ein vom Bestandteilen jeder bildlichen Benediktvita und hat
Zeichner der Entwürfe missverstandenes Vorbild zu- sich folgerichtig auch in der Wahl des persönlichen
rückgeführt worden war 25, deckt sich freilich recht gut Attributs des Heiligen nördlich der Alpen niederge-
mit dem Inhalt von Lochers Vers, was die interessante schlagen.
Frage nach der Priorität von Bild und Text nach sich Von den zahlreichen Zeichen und Wundern, die Be-
zieht; doch davon später. Ebenfalls noch dem I. Kapitel nedikt nach seiner Rückkehr in die Einsamkeit getan

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haben soll, sind die folgenden zwei aus Kapitel IV und
V der Vita zwar weder unter den Bildgedichten
erwähnt noch als Entwurf oder Scheibe erhalten ge-
blieben, indessen von Locher in seinen Versen (10)
»De Vago Monacho« 30 und (11) »De Aqua ex Monte
producta« 31 berücksichtigt worden und obendrein
auch in den meisten umfangreichen Zyklen vertreten:
Der unstete Mönch, der beim gemeinsamen Gebet
stets von einem unsichtbaren schwarzen Kindlein (dem
Teufel) am Saum der Kutte aus der Kirche fortgezogen
wurde, wird von Benedikt mit einer Rute bestraft und
geheilt. Die Mönche dreier hoch auf dem Felsen ge-
bauter Klöster bitten Benedikt um Beistand bei der
Wasserversorgung, worauf dieser mit drei Steinen eine
Stelle markiert, aus der sie Tags darauf mit Gottes Hilfe
eine Quelle schlagen. Dem Quellwunder folgte unmit-
telbar die im VI. Kapitel erzählte wunderbare Wieder-
auffindung des verlorenen Sicheleisens, die im Gedicht
Lochers unter der Überschrift »De falcastro« (12) be-
handelt wird, unter den Tituli an dritter Stelle steht
und auch als früher kolorierter Entwurf in Paris erhal-
ten geblieben ist (Abb. 9) 32. Die in Kapitel VII geschil-
derte Errettung des Placidus vor dem Ertrinken durch
seinen Klosterbruder Maurus mit dem Beistand Bene-
dikts nach dem Londoner Riss (Abb. 10) entspricht
dem nachfolgenden Vers (13) »De discipulo submer-
so« 33 bei Jakob Locher. Gleichfalls in London befindet
sich der Entwurf der anschließenden Szene – (14) »De Abb. 10 Albrecht Dürer: Maurus rettet Placidus mit Hilfe Benedikts vor
pane venenato Florentij« – mit dem versuchten Mord- dem Ertrinken, aquarellierte Federzeichnung. London, The British Museum,
Inv. 1854­6­28­34 (W. 200)
anschlag des Priesters Florentius, der Benedikt ein ver-
giftetes Brot als Segensgabe reicht, das der Heilige aber
durch einen zahmen Raben in eine öde Gegend fort- Der anschließende Auszug Benedikts und seiner
tragen lässt, wo kein Mensch Schaden daran nehmen Schar aus dem Kloster und die Nachricht vom Tod des
kann (nach Kapitel VIII; vgl. Abb. 11). Florentius zählen nicht zu den unentbehrlichen Bege-
Der fortgesetzte Versuch des Florentius, wenn schon benheiten der Legende, die erst mit der ebenfalls noch
nicht des Meisters Leben, so doch die Seelen seiner in Kapitel VIII der Vita Benedicti geschilderten, so-
Jünger zu verderben, gipfelt in der Bestellung von sie- wohl unter den Tituli wie in den Epigrammen Lochers
ben nackten Mägden in den Klostergarten, die vor den – »De Apolline fracto« (16) – überlieferten Umwand-
Mönchen tanzen und singen und sie so zur Unkeusch- lung des Apolloheiligtums in eine Kirche auf dem Monte
heit verführen sollen – eine Szene, die man sich nur Cassino und die Heilung des beim Bau verunglückten
ungern aus der ausgeführten Scheibenfolge wegdenken Jünglings fortgesetzt wurde. Die folgende Versüberlie-
möchte, zumal sie auch in den Versen bei Locher – (15) ferung berichtet gemäß Kapitel IX und X – »De Idolo
»De Nudis Puellis« 34 – berücksichtigt ist. Allerdings (et) fantastico igne« – von dem ausgegrabenen Göt-
mag eine derart anzügliche Darstellung schon bald dem zenbild und dem durch dieses hervorgerufenen phan-
Unwillen eines frommen Ordensbruders zum Opfer tastischen Feuerschein, dem so genannten Küchen-
gefallen sein, wie dies auch an entsprechend ausgekratz- brand, ein Wahnbild, das Benedikt mit Macht vertreibt
ten Illustrationen in verschiedenen Bis-bini-Hand- (17). Erst im Anschluss daran folgt in Kapitel XI bei
schriften festzustellen ist. Gregor d. Gr. die Schilderung des vom Satan verursach-

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Abb. 11 Werkstatt Albrecht Dürer: Florentius versucht Benedikt mit Abb. 12 Die Rückseite von W. 203 (Abb. 11) gibt eine alternative
einem Brot zu vergiften, Federzeichnung. London, The British Segensgeste mit der rechten Hand des Heiligen
Museum, Inv. 1910­7­9­1 (W. 203)

ten tödlichen Unfalls eines jugendlichen Mönchs beim den Bruder eines Mönchs, der Benedikt alljährlich mit
Klosterbau und dessen wunderbare Wiederauferweckung Vorsatz nüchtern aufsuchte, sich aber für dieses Mal auf
durch Benedikt, auf die sich jedoch schon die zweite der Reise von einem Weggefährten zu Rast und Weg-
Zeile in Lochers Distichon »De Appoline fracto« (16) zehrung überreden ließ.
beziehen dürfte. Der betreffende Riss (eine Umzeich- Die Begegnung Benedikts mit dem Gotenkönig Totila
nung des verlorenen Erstentwurfs?) zeigt das quadrier- – »De Totila Rege« (20) – aus Kapitel XIV und XV
te Wappen Rummel/Pessler und befindet sich seit beschreibt die versuchte und durchschaute Täuschung
wenigen Jahren in der National Gallery in Washington des Heiligen durch einen vorgeschickten Diener und
(Abb. 17). Die danach (als Zweitfassung) ausgeführte ist sowohl durch den überlieferten Vers als auch in einer
Scheibe mit dem Wappen Tetzel wird seit 1953 im Ger- späteren Umzeichnung des Entwurfs in Züricher Pri-
manischen Nationalmuseum in Nürnberg aufbewahrt vatbesitz belegt (Abb. 14). Es folgt die in Kapitel XVI
(Abb. 18). beschriebene, für unseren Zyklus wiederum im Titulus
Die beiden folgenden Verse (18) »De Cibo coij überlieferte Heilung des Klerikers – »De Clerico a de-
regulam sumpto« 35 und (19) »De fratre(m) cuiusdam mone liberato« –, der von einem bösen Geist geplagt
monachi« 36, denen keine überlieferten Tituli gegen- und deshalb von seinem Bischof zu Benedikt gesandt
überstehen, gelten den Begebenheiten des XII. und worden war (21).
XIII. Kapitels und belegen Benedikts hellseherische Auch für die nächsten zwölf durch erläuternde
Fähigkeiten: Im ersten Fall tadelt er die heimkehrenden Hexameter vertretenen bzw. durch Verse Lochers er-
Mönche, die – entgegen der Klostersitte – außerhalb gänzten, weniger bekannten Ereignisse aus den Kapi-
Speise zu sich genommen hatten, und im zweiten Fall teln XVIII, XIX sowie XXV–XXIX haben sich weder

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dem er folgte, worauf er hilfesuchend ins Kloster zu-
rückkehrt (28).
Benedikts Wohltätigkeit steht im Vordergrund der
Kapitel XXVII–XXIX, daraus dargestellt – (29) »De
solidis debitori redditis« – die Hilfe für den armen
Schuldner, der seine Schuld von zwölf Soldi nicht be-
gleichen kann und durch das Gebet Benedikts in den
Besitz von dreizehn Soldi gelangt, sowie – (30) »De
Ampulla vitrea« – das Wunder des unversehrten Öl-
fläschchens, das der Kustos des Klosters gegen Bene-
dikts Anweisung nicht an die Bedürftigen aushändigen
wollte und welches aus Zorn darüber aus dem Fenster
geworfen wird, doch wider Erwarten nicht zerbricht.
Wieder nur bei Locher zu finden ist die unmittelbar
anschließende Begebenheit »De volio vacuo et repleto
oracione benedicti« 41, da ein leeres Ölfass sich wäh-
rend des Gebets füllt, überläuft und damit die Wun-
Abb. 13 Alternative Segensgeste mit der rechten Hand des dertätigkeit Benedikts ein weiteres Mal unter Beweis
Heiligen auf der Rückseite von W. 201, Benedikt und Scholastika stellt (31).
(Abb. 15, rechts), Federzeichnung. London, The British Museum,
Der nächste Vers bezeichnet eine der seltsamsten
Inv. 1927­3­23­1
Geschichten in der legendären Vita des Heiligen und
beschreibt aus Kapitel XXX – »De diabolo in mulo

die Entwürfe noch die Scheiben erhalten. Es sind dies


– »De Flascone« – die Geschichte von dem Jungen, der
Benedikt zwei Gefäße mit Wein überbringen soll, eines
davon unterschlägt und, von Benedikt gewarnt, an
Stelle des Weines eine Schlange darin findet (22) sowie
– »De Prophetia destructionis Monasterij« 37 – die
Prophezeiung Benedikts von der Zerstörung seines
Klosters (23). Darauf folgt – »De mappulis« – die
Episode von dem Mönch, der als Gegenleistung für die
Unterweisung gottgeweihter Frauen einige Tüchlein
von diesen angenommen und unter dem Ordens-
gewand versteckt hatte und von Benedikt ob seiner
Heimlichkeit getadelt wird (24).
Nachdem nun die Ereignisse der Kapitel XX–XXIV
aus Gregors Vita S. Benedicti unter den Tituli fehlen
– vermutlich waren die betreffenden Szenen oder In-
schriften inzwischen verloren, denn bei Locher sind
drei davon durch die Verse (25–27) »De superba pueri
cogitacione« 38, »De farine ducentis modijs« 39 und
»De Somno duorum« 40 belegt – setzt die Überliefe-
rung der Kreuzgangsverglasung wieder ein mit Kapitel
XXV – »De monacho (et) Dracone« – bei dem Mönch,
der des Klosterlebens überdrüssig die Gemeinschaft ver- Abb. 14 König Totila kniet vor Benedikt, Federzeichnung laviert
lässt und von Benedikt den Drachen gezeigt bekommt, (Kopie). Zürich, Privatbesitz (W. 208)

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Abb. 15 Benedikt erweckt das tote Kind eines Bauern wieder zum Leben, Federzeichnung. München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv. 5633 Z
(W. 204) / Benedikt und Scholastika, Federzeichnung. London, The British Museum, Inv. 1910­7­9­1 (W. 201). Darunter die zugehörigen Tituli gemäß
der ursprünglichen Anordnung der Harsdörffer­Stiftung

sedente« – die Begegnung Benedikts mit dem auf einem Das wundersame Ereignis des von Scholastika erbe-
Maultier sitzenden Dämon, der den Brüdern durch tenen Unwetters, das Benedikt gemäß Kapitel XXXIII
einen teuflischen Trank zusetzen will (32). Inhaltlich dazu zwingt, bei seinem letzten alljährlichen Zusam-
damit verbunden ist die Erzählung – »De monacho a mentreffen mit der Schwester noch über Nacht zu
demone liberato« –, von der Heilung eines alten bleiben (35), ist ebenfalls als Titulus, bei Locher »De
Mönchs, der beim Wasser trinken vom bösen Geist befal- Scolastica« und durch den Entwurf in London belegt
len wurde und seine Rettung aus großen Qualen einem (Abb. 15 rechts). In unmittelbarem Anschluss daran
Backenstreich des Heiligen verdankt (33). steht die Vision des Heiligen »De a(n)i(m)a Scolas-
»De mortuo puero resuscinto« (34) beschreibt als tice« aus Kapitel XXXIV, in der Benedikt drei Tage
weitere Totenerweckung eines Knaben die häufig darge- später die Seele seiner Schwester in Gestalt einer Taube
stellte Begebenheit aus dem XXXII. Kapitel, da ein zum Himmel auffliegen sieht und sogleich die Brüder
Bauer seinen verstorbenen Sohn vor die Klosterpforte von ihrem Ableben unterrichtet (36). Die Vision der
trug und das Kind durch das inständige Gebet des Hei- Taube, die sich in einer relativ spröde gezeichneten
ligen wieder zum Leben erwacht, eine Wundertat, für Visierung im Germanischen Nationalmuseum erhalten
die sich wieder einmal auch der Scheibenriss in der hat (Abb. 16 links), könnte prinzipiell auch für die
Graphischen Sammlung in München erhalten hat Abfassung der Ordensregel durch den Heiligen in
(Abb. 15 links). Kapitel XXXVI gestanden haben, die Benedikt für

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Abb. 16 Benedikt sieht die Seele seiner Schwester zum Himmel auffahren, Federzeichnung. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Hz 5480
(W. 202) / Benedikts Vision von der ganzen Welt, Federzeichnung. Berlin, Kupferstichkabinett, Inv. KdZ 47 (W. 205). Darunter die zugehörigen Tituli
gemäß der ursprünglichen Anordnung der Harsdörffer­Stiftung

gewöhnlich am Schreibpult zeigt und die Taube als Paaren zusammengestellten Szenen sich ehemals auf
Quelle der Inspiration. Da ein betreffender Vers aber zwei zweibahnige Kreuzgangsfenster verteilten oder
in den Distichen des Philomusus nicht vorgesehen ist, alle in einer vierbahnigen Fensteröffnung angeordnet
kann man diese Deutung der Nürnberger Zeichnung waren.
– ebenso wie die geläufige Bezeichnung »Benedikt leh- Den Abschluss des Zyklus über die Wunderwerckh
rend« – ad acta legen. und Historien des hl. Benedikt in den Fenstern des
Kapitel XXXV der Vita und Benedikts Vision der Kreuzgangs von St. Egidien bildeten schließlich die
ganzen Welt in einem Sonnenstrahl – »De mundi Ereignisse um das Hinscheiden des Heiligen, wie sie im
visione« – gilt die nächste der durch Tituli belegten vorletzten Kapitel XXXVII in der Vita Benedicti Gre-
Szenen der Kreuzgangsverglasung (37), die überdies gors des Großen behandelt werden. Hierauf weist der
auch in dem betreffenden Scheibenriss des Berliner vorletzte überlieferte Titulus der gemäß Lochers »De
Kupferstichkabinetts erhalten geblieben ist (Abb. 16 mortis sue predictione« von den wunderbaren Zeichen
rechts). Die zuletzt genannten vier Szenen sind durch des nahenden Todes und von der Erscheinung des Auf-
die in der Handschrift der Nürnberger Stadtbibliothek stiegs der Seele in den Himmel handelt: Der Abschied
überlieferten Wappen als Gemeinschaftsstiftung meh- des Sterbenden im Kreise der Mönchsgemeinschaft
rerer Glieder der Nürnberger Patrizierfamilie Hars- und das Gesicht der beiden auswärtigen Brüder von
dörffer ausgewiesen, wobei offen bleibt, ob die zu zwei dem strahlenden Weg, den die Seele Benedikts von

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Abb. 17 Werkstatt Albrecht Dürer: Benedikt erweckt den beim Klosterbau vom Teufel erschlagenen Mönch wieder zum Leben, Federzeichnung
mit dem quadrierten Wappen Rummel/Pessler. Washington, National Gallery of Art (W. 206)

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Abb. 18 Benedikt erweckt den beim Klosterbau vom Teufel erschlagenen Mönch wieder zum Leben, Grisaillescheibe der Zweitausführung im
Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg (MM 786; Abb. im Gegensinn) mit Veränderungen im Wappen (Jobst Tetzel) und beim Segensgestus.
Beide belegen den ehemals seitenverkehrten Einbau der Scheibe (vgl. S. 221)

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seiner Zelle gen Sonnenaufgang in den Himmel be- Rückbesinnung auf die große Identifikationsfigur des
schritten hatte, boten der künstlerischen Phantasie Gründervaters Benedikt und die mit diesem verbun-
soviel Stoff, dass mit einer entsprechend ausgedehnten denen traditionellen Werte des Klosterlebens am Vor-
simultanen Darstellung, wie sie alle bedeutenden Zyk- abend der Reformation lässt sich allenfalls spekulieren.
len enthalten, gerechnet werden muss (38) 42. Der letz- Von einer Reaktion auf äußere Krisen oder die innere
te Vers in Lochers Gedicht – »De insana muliere sana- Orientierungslosigkeit der Klostergemeinschaft, wie
ta« 43 – gilt schließlich dem einzigen bei Gregor sie im Fall der Zisterzienser wiederholt ins Feld geführt
erwähnten Wunder, das post mortem Benedikts an worden ist, wird man im Fall des Nürnberger Benedik-
einer irrsinnigen Frau geschehen war, die beim ziello- tinerkonvents kaum sprechen können. Eher war es das
sen Umherstreifen in den Bergen, Tälern, Wäldern stolze Bewusstsein einer idealen Vergangenheit, an die
und Feldern zu der Höhle Benedikts bei Subiaco gera- mit der Kastler Klosterreform im frühen 15. Jahrhun-
ten war und diese über Nacht bei vollständig geheiltem dert wieder angeknüpft worden war 49. Nur ein Jahr-
Verstand wieder verließ (39). Das letzte Bild, das die zehnt nach dem Benediktzyklus fand dieses Selbstver-
Handschrift des 17. Jahrhunderts im beigeschriebenen ständnis der Nürnberger Benediktiner nochmals in der
Hexameter überliefert und das – den Wappen Horn Glasgemälde-Folge der sieben Reformäbte seit 1418 mit
und Staiber zufolge 44 – vielleicht anstelle des posthu- den Versgedichten des 1490–1514 in St. Egidien leben-
men Wunders an der irrsinnigen Frau den Platz direkt den, literarisch fruchtbarsten Nürnberger Klosterhu-
neben Tod und Himmelfahrt Benedikts eingenommen manisten Benedikt Chelidonius seinen sichtbaren
hatte, galt hingegen der Betonung der vornehmen Ge- Ausdruck 50.
burt und Gottgefälligkeit von Benedikt und Scholastika,
die zwar keiner Bildtradition folgt und auch in Lochers
Versen keine Aufnahme fand, doch möglicherweise
sinngemäß aus dem ersten Vers – Nascuntur gemi(ni)
Bened(ictus) & Scol(astica) – der Gedichtversion des
Benedikt Chelidonius entlehnt worden war 45. Das zu-
gehörige Bild dürfte die beiden heiligmäßigen Ge- Entwurf und Ausführung
schwister stehend nebeneinander gezeigt haben (40).

d
Gleichviel, ob nun ehemals alle 40 oben aufgeführ-
ten Bilder der Benediktlegende im Kreuzgang des ie reduzierte Farbigkeit der beiden erhaltenen
Nürnberger St. Egidienklosters vertreten waren oder Scheiben der Zweitausführung, die bereits in
doch nur eine Auswahl davon. In jedem Fall rückt der den ersten drei duftig aquarellierten Entwür-
Benediktzyklus damit in den Kreis jener im späten fen in Wien, Paris und London (W. 198–200; Abb. 6,
15. Jahrhundert aufkommenden Kreuzgangsverglasun- 9, 10) sowie in einer spröden Umzeichnung des Ent-
gen mit umfangreichen Bildgeschichten zum Leben wurfs in Darmstadt (W. 207; Abb. 22) angelegt scheint,
der Ordensväter, wie sie später insbesondere dem beschränkt sich auf die Mittel deckender Schwarzlot-
hl. Bernhard von Clairvaux zuteil geworden sind. Der zeichnung und einer Halbtonmodellierung in graugrü-
älteste bekannte Beleg für eine Vita des wirkmächtigen ner Tönung auf weißem Glas. Vereinzelte Bildelemen-
Zisterziensers in der Glasmalerei – 1466–1472 für das te wie z. B. die Wappenrahmung oder der Wappengrund,
Zisterzienserkloster Heilsbronn 46 – stammt bezeich- Nimben, Haare, einzelne Pflanzen der Landschaft oder
nenderweise ebenfalls aus dem Nürnberger Kunstkreis, ikonografisch bedeutsame Motive wie der Teufel und
und mit dem Zyklus aus dem Leben und Wirken des der Gerüstarm auf der Nürnberger Scheibe sind mit
hl. Dominikus, 1519 für das Dominikanerinnenkloster Silbergelb eigens hervorgehoben. Der in der Beschrei-
St. Katharina ausgeführt 47, besitzen wir noch ein drittes bung des 17. Jahrhunderts so eigentümlich wie rätsel-
Nürnberger Beispiel, das den berühmten rheinischen haft hervorgehobene Sachverhalt, dass „die Mönche in
Zyklen, besonders aus Altenberg und Köln (St. Apern, braunen Kutten wie auch [in] weißen [Kutten]“ dar-
um 1525) zeitlich vorausgeht 48. Über die Gründe für gestellt gewesen seien, muss für die Erstausführung im
das wachsende Bedürfnis nach einer anschaulichen Kreuzgang nicht unbedingt bedeuten, dass diese in
Vergewisserung der frühen Ordensgeschichte, nach traditioneller Weise musivisch, d. h. als Bleiverglasung

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Abb. 19 Werkstatt des Veit Hirsvogel: Engelspeisung des hl. Domini­ Abb. 20 Rundscheibenriss mit hl. Benedikt. Federzeichnung laviert.
kus. Deckende Braunlotmalerei im Ordensgewand des Heiligen. Um Washington, National Gallery of Art, Inv. B­10.425 (W. 211)
1519. Ehemals Nürnberg, Dominikanerinnenkloster St. Katharina,
jetzt Rathaus, Behaimsche Ratsstube

mit farbigen Gläsern ausgeführt worden war. Tatsäch- 1520 beim englischen König Heinrich VIII. für sich
lich kennt die Glasmalerei der Zeit bereits ein intensiv und seine Nachkommen für alle Ewigkeit erwirkte,
deckendes Braunlot, das auf weißem Glas aufgebracht muss also nachträglich in das 1501 datierte Glasfenster
eine entsprechende Wirkung hervorrufen kann. Als mit dem Bild der Heiligen Benedikt und Scholastika
Beispiel sei nur auf den bereits erwähnten, um 1519 aus- eingefügt worden sein 52.
geführten Dominikuszyklus aus dem Nürnberger Für eine Entstehung des Benediktzyklus um 1500
Katharinenkloster verwiesen, dessen Restscheiben aus sprach – ungeachtet der strittigen Zuschreibungsfrage,
der Werkstatt des Stadtglasers Veit Hirsvogel sich die bis vor Kurzem zugunsten Dürers entschieden
heute in der Behaimschen Ratsstube im Rathaus befin- schien – immer schon der stilistisch eng verwandte,
den (Abb. 19) 51. Umgekehrt ist aber auch eine große 1501 datierte Rundscheibenriss des Hl. Benedikt in
Lösung mit farbigen Gläsern nicht auszuschließen, Washington (W. 211; Abb. 20). Zwar handelt es sich bei
ganz im Gegenteil, gibt es doch Hinweise auf spätere diesem mutmaßlich nur um eine Werkstattkopie des
Reparaturen bzw. Erneuerungen, etwa in den Wappen, verlorenen Erstentwurfs, doch Datum und Umschrift
die im Falle einer musivischen Verglasung unschwer „SANCTUS BENEDICTUS ABBAS LEGISLATOR
durchzuführen waren, bei den so genannten „Mono- NOSTER ANNO DOMINI 1501“ sind zweifelsfrei
lithscheiben“ (kleinformatigen Kabinettscheiben aus authentisch. Ob die Scheibe, wie Winkler und andere
einem Glasstück ohne Bleinetz) jedoch nicht ohne angenommen hatten, trotz des abweichenden Formats
Weiteres vorgenommen werden konnten. Eine solche zum Gesamtprogramm des Benediktzyklus gehörte,
„Verneuung“ betraf mit Gewissheit das letzte Fenster diesen womöglich eingeleitet haben könnte, lässt sich
des Zyklus mit dem Wappen Staiber (Stauber). Dieses ohne weitere Anhaltspunkte zwar nicht beantworten;
zeigt bereits die Wappenbesserung, die Lorenz Staiber durch die überlieferten Tituli der Kreuzgangsscheiben
zusammen mit der Erhebung in den Ritterstand erst mit der jeweils beigegebenen Jahrzahl 1501 ist ein ur-

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Abb. 21 Albrecht Dürer: „Die Vberhebung der Hochfart“. Abb. 22 Selbstkasteiung Benedikts in den Disteln, aquarellierte
Illustration im Narrenschiff Sebastian Brants. Basel 1494 Federzeichnung (Kopie). Darmstadt, Hessisches Landesmuseum,
Inv. AE 387 (W. 207)

sprünglicher Auftragszusammenhang aber doch wahr­ selben Zeit 53. Als „Erstlingswerk“ ist zudem ein um
scheinlicher geworden. 1504 entstandener Holzschnitt mit der Darstellung des
Im Streit um den Autor der Benediktzeichnungen – „Noli me tangere“ mit Schäufelein verbunden worden,
Konfliktstoff für mehrere Forschergenerationen – sind der als Werkstattzeichen das Monogramm Dürers trägt
heute kaum noch neue Aspekte zu erwarten (vgl. die und auf der Rückseite eines verworfenen Holzstock
Bibliografie am Ende des Beitrags). Vor dem Hinter­ geschnitten wurde, der – trotz starken Abriebs – noch
grund der nunmehr gesicherten Datierung 1501 und in Überreste der Vorzeichnung des jungen Dürer für den
Kenntnis der involvierten Personen aus dem Kreis der siebten Tag der Schöpfungsgeschichte für die Schedel­
Nürnberger Humanisten wird man allerdings die Ar­ sche Weltchronik erkennen lässt 54. Nimmt man die
gumente der jüngsten Neubewertung von Fritz Koreny wenigen bis 1505 entstandenen Tafelgemälde in die
hinsichtlich der Alternative „Dürer oder Schäufelein?“ Betrachtung von Schäufeleins Frühwerk hinein, so tritt
nochmals einer kritischen Prüfung unterziehen müssen. uns dort um 1503/04 in der Anbetung der Könige in
Die ersten Arbeiten, die wir sicher mit dem Gesellen Innsbruck und der Münchner Flucht nach Ägypten
Hans Schäufelein verbinden können, sind insbeson­ trotz enger Anleihen an Dürers Paumgartner­Altar
dere die Holzschnitte für zwei von Ulrich Pinder (1498), der Florentiner Anbetung (1504) und dem
herausgegebene druckgrafische Werke: „Der beschlos­ Marienleben (Meder 210; 1504) noch ein derart un­
sen gart des rosenkranz marie“ von 1505 und das sicheres Gefühl für Proportionen und Bewegungen der
„Speculum passionis Dominus Jhesu Christi“ 1506/07 Figuren und ein erstaunlich naiver Typenschatz ent­
sowie einige kleinere Serien und Einblattschnitte der­ gegen 55, dass ein Brückenschlag zu den spätestens 1501

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entstandenen souveränen Zeichnungen des Benedikt-
zyklus nicht möglich ist. Für die von Koreny angeführ-
ten motivischen und zeichnerischen Besonderheiten
der vermeintlichen individuellen künstlerischen Hand-
schrift Schäufeleins hat Matthias Mende u. E. zu Recht
bemerkt, dass – ganz abgesehen von den anderen Kopf-
typen bei Schäufelein – gerade Details wie „Gesten,
Finger, Baumschlag“ „dem Zeitstil verhaftet sind oder
konservativ lokalen Zeichnungstraditionen folgen“ 56.
Tatsächlich lassen sich die betreffenden Merkmale
schon im Basler Frühwerk Dürers – im „Narrenschiff “,
im „Ritter vom Turn“ und in den Vorzeichnungen der
Holzstöcke zum „Terenz“ – aus den Jahren 1492–1494
aufzeigen 57.
Für die Identifizierung des „Benediktmeisters“ mit
Dürer selbst lieferte Friedrich Winkler durchaus plau-
sible Argumente: Die Abweichungen gegenüber dem
freien Zeichenstil Dürers um 1500 ließen sich hinrei-
chend durch die besondere Bestimmung der Zeichnun-
gen als Scheibenrisse, nicht aber durch eine andere
künstlerische Persönlichkeit erklären. Die Zeichnun-
gen erschlössen vielmehr „mehrere Stadien der Bemü-
hungen des Künstlers, dem Glasmaler werkgerechte
Entwürfe zu liefern“ 58. Allerdings spiegeln die zeichne-
rischen Qualitätsunterschiede innerhalb der Bene- Abb. 23 Werkstatt Albrecht Dürer: Benedikt sieht die Seele seiner
diktserie nicht nur den Prozess der Bildfindung bis hin verstorbenen Schwester Scholastika zum Himmel auffahren.
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Hz 5480 (W. 202)
zum verbindlichen Format und der endgültigen Posi-
tion des Wappenfeldes. Es scheint vielmehr so, dass wir
in einzelnen Blättern bereits Kopien nach verlorenen
Originalentwürfen vor uns haben, die nicht mehr von
der Hand des Meisters selbst stammen: Schattenlagen, wobei die Linienführung in weichem
Die ersten Blätter der Folge (W. 198–200) besitzen Schwung die Höhlungen und Wölbungen von Ge-
noch ganz den Charakter eigenständiger Zeichnungen, wand und Körper nachvollzieht, weniger unterbrochen
die in dem Streben nach bildmäßiger Wirkung durch- als begleitet von den kurzen positiven oder negativen
geführt wurden (Abb. 6, 9, 10) 59. Ohne Rücksicht auf (als Lichter ausgesparten) Häkchen der knorpeligen
die spätere Übersetzung ins Glasgemälde bemüht sich Gewandfalten. Die stark modulierende Strichführung
der Zeichner um die räumliche Klärung der Szene. Die bedient sich in den beschatteten Gewandteilen, beson-
Landschaft, die mit der gleichen Sorgfalt wie die Figu- ders der sitzenden Gestalt Benedikts, noch vielfach der
ren durch ein dichtes Liniengerüst in Hell- und Dun- Kreuzschraffur.
kelzonen malerisch angelegt ist, besitzt in der mutmaß- Im Pariser Entwurf für Benedikts Sensenwunder
lich frühesten Zeichnung des Hl. Benedikt vor der (W. 199, Abb. 9), der für die konkrete Bestimmung als
Höhle von Subiaco in Wien (W. 198, Abb. 6) sogar das Glasgemäldevisierung durch das eingeblendete Wap-
Übergewicht über die wie eingebaut wirkenden Gestal- penfeld mit dem Wappen Pfinzing bereits ein fortge-
ten der Darstellung. Diese Tendenz zur malerischen schritteneres Stadium im Entwurfsprozess dokumen-
Durchdringung des Ganzen bestimmt auch weitge- tiert, sind die handelnden Figuren so weit in den
hend den grafischen Charakter des Entwurfs: Die Vordergrund gerückt, dass dem Raum als Landschafts-
souveräne Zeichenweise lebt von den fließenden hintergrund nur noch eine sekundäre Bedeutung zu-
Übergängen zwischen Kontur, Binnenzeichnung und kommt. Die leicht nach links ansteigende Diagonale

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Linien reduziert; Kreuzlagen sind vollständig vermie-
den worden. Die Londoner Zeichnung gibt das vor-
läufige Resultat, das auch für die folgenden Blätter des
Zyklus verbindlich bleiben sollte 60. Soviel scheint
sicher, dass wir zumindest in diesen drei Blättern
authentische Erstentwürfe von der Hand des für die
Bildlösungen verantwortlichen Künstlers vor uns ha-
ben und keine sekundären Erzeugnisse – sei es aus der
Werkstatt des Entwerfers oder auch des Glasmalers 61.
Dass es weitere, heute verlorene Entwürfe dieser Art
gegeben haben muss, dafür liefert uns die kolorierte
Kopie in Darmstadt (Abb. 22) den besten Beweis. Doch
wie viele, das hängt auch davon ab, welche Risse der
zweiten Gruppe wir bereit sind, als authentische Ent-
würfe zu akzeptieren.
Diese zweite Gruppe der Benediktsfolge lässt sich
durch den Verzicht auf die Kolorierung und eine auf-
fallende Vereinfachung der Zeichenweise, bis hin zu
einer recht trocken routinierten Manier, zusammenfas-
sen. Die Zeichnung von Figuren, besonders Gewän-
dern, Architektur und Landschaft, beschränkt sich auf
ein „fassliches, klares Liniengerüst“ mit Betonung des
Konturs und der wesentlichen Binnenformen. Die
Faltenbrüche werden zumeist durch einfache Linien
mit häkchen- und ösenartigen Umbiegungen ange-
deutet. Schattierungen wurden bei durchgehendem
Verzicht auf Kreuzschraffuren mit recht schematisch
eingesetzten parallelen Strichlagen erzielt. Diese holz-
schnittartige Reduzierung der zeichnerischen Möglich-
keiten ist wiederholt mit der Rücksichtnahme auf die
Abb. 24 Albrecht Dürer: Roswitha von Gandersheim überreicht Kaiser Otto I. die glasmalerische Umsetzung, d. h. als Resultat einer be-
von ihr verfasste Chronik „Gesta Oddonis“, Titelholzschnitt der Opera Hrosvite
illustris. Hrsg. von Conrad Celtis, Nürnberg 1501 (Meder 243) wussten Auseinandersetzung des Entwerfers mit den
vermeintlichen Bedürfnissen der Glasmaler erklärt
worden. Ein Blick etwa auf die beiden im gleichen Jahr
1501 nach Entwürfen Dürers in Holz geschnittenen
der Figuren schafft eine schmale Raumbühne, auf der Widmungsblätter für die von Konrad Celtis wieder
sich das Geschehen abspielt. Die Zeichenweise, die aufgefundenen und herausgegebenen Werke der Ros-
insgesamt dem Wiener Blatt noch sehr nahe steht, ist witha von Gandersheim, „Opera Hrosvite Illustris“ 62,
in den beiden begleitenden Mönchen nun schon lichter verrät indessen unübersehbar enge Gemeinsamkeiten
und flächiger angelegt. im Linienduktus, sodass die Wahl der grafischen Mittel
In der Londoner Rettung des Placidus (W. 200, vielmehr in beiden Fällen ein Prinzip verrät, das offen-
Abb. 10) – dem letzten erhaltenen kolorierten Entwurf bar immer dann zur Anwendung kam, wenn ein Auf-
des ganzen Zyklus (von der späteren Umzeichnung in trag die Umsetzung durch eine andere Hand – gleich-
Darmstadt abgesehen) – wird die Handlungsebene im viel ob Formschneider oder Glasmaler – von vornherein
Vordergrund durch eine hinterlegte Architekturfolie vorsah (vgl. Abb. 23, 24).
begrenzt und gestattet wiederum nur einen schmalen Die bildmäßige Durchführung der Scheibenrisse
Ausblick auf die Landschaft im Hintergrund. Die verbindet den Zyklus auch mit der etwa gleichzeitig um
Strichführung wurde noch weiter auf die wesentlichen 1500 entstandenen so genannten „Engelsmesse“ im

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Musée des Beaux-Arts in Rennes (W. 181), einem Noch mysteriöser bzw. komplexer verhält es sich im
Entwurf moralisierend-satirischen Inhalts, der die Fall der Auferweckung des beim Klosterbau von he-
Aufzeichnung der frommen und sündigen Gedanken rabfallenden Werksteinen erschlagenen Mönchs, die
während des Chorgebets illustriert (Abb. 25) 63. Ent- zugleich einen interessanten Einblick in die Arbeits-
sprechenden Bildthemen aus dem Kontext der mittel- ökonomie spätmittelalterlicher Glasmalereibetriebe
alterlichen Exempelliteratur hatte sich Dürer bereits verschafft (Abb. 17, 18). Zeigt die für die Zweitausfüh-
im Basler Frühwerk 1493 in verschiedenen Illustratio- rung im Auftrag der Tetzel bestimmte Vorzeichnung
nen zum „Ritter vom Turn“ des Geoffroy de la Tour- W. 206 in Washington mit dem quadrierten Frauen-
Landry gewidmet und diese hier noch einmal in um- wappen Rummel/Pessler, wie zu erwarten, den korrek-
fassender Weise aufgegriffen 64. Auch dieser Entwurf ten Segensgestus mit der Rechten, so sah sich der Glas-
war für die Ausführung durch Dritte bestimmt; das maler(?) bei der betreffenden Scheibe im Germanischen
belegt Dürers eigenhändige Beschriftung in der von Nationalmuseum offenkundig gezwungen, bei insge-
Engeln präsentierten Tafel im Vordergrund: „Do samt seitengleicher Ausführung die alternative und auf
schreibt hrein was Ir wollt“. Ob es sich, wie Winkler dem Foto schwach sichtbare (wiederum auf der Rück-
vermutet hat, dabei um eine Vorlage für den Glasmaler seite angelegte?) Segensgeste – nun mit der Linken –
handelte, wird man kaum mit Gewissheit sagen kön- umzusetzen. Ein solches Vorgehen bekommt aber nur
nen. Allerdings wird man ihm darin beipflichten, dass dann Sinn, wenn man die Scheibe anschließend seiten-
dieses außerordentlich reizvolle Blatt aufs Engste mit verkehrt ins Fenster einsetzte, wodurch auch das aus-
den Benediktzeichnungen in Verbindung steht und geführte Männerwappen des Jobst Tetzel, wie es sein
dadurch zu einem Angelpunkt für die Bewertung der muss, auf die heraldisch rechte, höherrangige Seite
gesamten umstrittenen Gruppe wird. kam 66. All diese Beobachtungen belegen nochmals mit
Dass die Entwürfe in der Werkstatt Dürers kursier- Nachdruck den Sachverhalt der Zweitverwertung der
ten, das belegt auch die eigenhändige Beschriftung auf Vorlagen für die Tetzel-Kapelle, wobei man sich auf Sei-
der Rückseite des Nürnberger Blattes W. 202: „Wie ten der Auftraggeber anscheinend nicht von Anfang an
ein prist(er) ein bericht / Ursula / Fronika / Helena / über den gewünschten Umfang der Folge im Klaren war.
Barbra / Katerina / Einn Engell“ 65. Der Sinn dieser In der Darmstädter Kopie der Selbstkasteiung Bene-
Notizen bleibt unklar, denn eine Beschreibung der um- dikts (W. 207) wurden schließlich im Vergleich zur
seitigen Szene kann selbst mit der ersten Zeile nicht ausgeführten Zweitfassung in Boston nicht nur erneut
gemeint gewesen sein. Allerdings geben die Zeichnun- die Wappen vertauscht (Tetzel gegen Waldstromer).
gen der zweiten Gruppe einschließlich der Kopien Auch die Vorspiegelung der jungen Frauengestalt, die
und Scheiben der Zweitausführung noch ganz andere den Heiligen nötigt, die Versuchung des Fleisches
Rätsel auf. So zeigt das letzte Zusammentreffen der durch den Schmerz in den Disteln abzutöten, trägt nun
Geschwister Benedikt und Scholastika (W. 201) rück- im Unterschied die modische Tracht einer Nürnberge-
seitig eine alternative Handhaltung Benedikts, die nur rin, wie sie nahezu identisch bereits 1494 in Dürers
dadurch zu erklären ist, dass der Segen (benedictio) Illustration der „Vberhebung der Hochfart“ im Nar-
stets mit der Rechten erfolgen sollte, die rückseitige renschiff vorgebildet war – eine Änderung, die man
Zeichnung der Hände also bei gegensinniger Ausfüh- allein mit der Chronologie von Erst– und Zweitaus-
rung zu berücksichtigen war (Abb. 12). Gleiches gilt für führung nicht erklären kann (Abb. 8 und 21, 22) 67. Tat-
die Szene mit dem vergifteten Brot (W. 203; Abb. 13), sächlich finden sich wiederholt Rückbezüge auf die
ebenfalls in London, wobei sich über den Urheber der narrativen Bildzyklen Dürers im Basler Frühwerk, was
betreffenden Zusätze hier wie dort durchaus diskutie- nicht verwundert, war doch die Aufgabe hier wie dort
ren ließe. Nehmen wir dagegen die Umzeichnungen durchaus vergleichbar. Die vielfach wenig dramati-
der Münchner Auferweckung des toten Kindes (W. schen Begebenheiten der Benediktvita mögen jedoch
204) oder des Totila in Züricher Privatbesitz (W. 208) auf Seiten Dürers bald ein Erlahmen des Interesses zur
zum Vergleich, so störten sich die Zeichner (offensicht- Folge gehabt haben. Vielleicht ist dies auch der Grund,
lich zwei verschiedene) keineswegs am Segen mit der weshalb man in den Zeichnungen des Benediktzyklus,
linken Hand, waren sich der Problematik offenbar gar- mit Rainer Schoch gesprochen, die „Klaue des Löwen“
nicht bewusst (Abb. 14, 15 links). vermisst 68.

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Abb. 25 Albrecht Dürer: „Engelsmesse“. Aufzeichnung der frommen und sündigen Gedanken beim Chorgebet, aquarellierte Federzeichnung,
um 1500. Rennes, Musée des Beaux­Arts, Inv. C 110­1 (W. 181)

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Für eine Einbeziehung der fraglichen Entwürfe als integrieren ließ. Doch ebenso gut mag es umgekehrt
Werkstattgut in Dürers Œuvre um 1500 spricht schließ- gewesen und die Entscheidung zugunsten zweier
lich aber auch der direkt und indirekt mit dem Auftrag Szenen ganz unabhängig und vor den Bildgedichten
in Verbindung stehende Personenkreis. Der Abt des gefallen sein.
Egidienklosters Johann Radenecker war einer der Inwieweit Locher die Inspiration für seine Titulus-
herausragenden Vertreter des Ordensklerus innerhalb dichtung tatsächlich konkreten Bildvorlagen verdank-
der ersten Nürnberger Humanistengeneration und mit te, wie er an zwei Stellen vermerkt, ist ebenfalls ein
Hartmann Schedel, dem Verfasser der Weltchronik wichtiger Aspekt, besonders im Hinblick darauf,
und frühesten Verbindungsmann Dürers zum Nürn- welche Bilder dies gewesen sein könnten. Dass es sich
berger Humanistenmilieu, seit gemeinsamen Studien- dabei bereits um die Entwürfe der Dürerwerkstatt ge-
zeiten in Leipzig eng befreundet 69. Jakob Locher, der handelt haben könnte, lässt sich aus der Formulierung
Verfasser der zweizeiligen Bildgedichte, war Celtis 1498 „secundum tabule pictas imagines et figuras“ im Titel
auf dem Lehrstuhl für Poesie und Rhetorik der Univer- von Lochers Disticha (Abb. 3) leider nicht ohne weite-
sität Ingolstadt gefolgt und mag über diesen mit Dürer res ableiten, wenngleich es sich dabei ebenso wohl um
in Kontakt gekommen sein. Sicher waren ihm die Lob- gemalte wie gezeichnete Bilder und Figuren gehandelt
gedichte auf Dürer als den deutschen Apelles, die haben kann 73. Wäre dies aber der Fall gewesen, so dürf-
Celtis aktuell 1499/1500 verfasst hatte, ebenfalls nicht te das ganze Prozedere der Auftragsabwicklung, die
unbekannt geblieben 70. Andererseits hatte Locher Bestellung und Fertigung der Entwürfe einschließlich
wohl schon früher die Bekanntschaft mit dem jungen anfallender Korrekturwünsche seitens des Abts, die
hoffnungsvollen Künstler gemacht, war er es doch, der erbetene Gefälligkeitsdichtung der Tituli und schließ-
die bereits 1497 verlegte lateinische Übersetzung von lich die Umsetzung durch den Glasmaler bei einem
Sebastian Brants Narrenschiff „Stultifera navis“ besorg- derart umfänglichen Fensterzyklus durchaus einige
te, für dessen erste deutsche Ausgabe Dürer als Zwei- Zeit in Anspruch genommen haben, sodass man die
undzwanzigjähriger in seinen Basler Wanderjahren Zeichnungen – und hier insbesondere die ersten Mus-
1493 den Großteil der Illustrationen entworfen hatte 71. terblätter für den Auftraggeber – vielleicht doch um
Schließlich teilten beide in den Jahren 1494/95 das einiges früher ansetzen darf als die 1501 ausgeführte
gleiche prägende Bildungserlebnis einer Reise nach Folge der Glasgemälde. Diese und alle weitergehenden
Italien 72, sodass eine persönliche Begegnung in Venedig Überlegungen zum Entstehungsprozess bleiben not-
(oder Pavia?, wo 1495 noch Willibald Pirckheimer gedrungen Spekulation, doch solange es keinen über-
studierte) nicht ausgeschlossen scheint. Wie die Zu- zeugenderen Vorschlag gibt, bekräftigen die hier
sammenarbeit der beiden Endzwanziger (beide 1471– vorgestellten Zusammenhänge die althergebrachte
1528) an Versen und Bildern für den Kreuzgangszyklus Vorstellung, dass die Entwürfe im Wesentlichen Dürers
in St. Egidien konkret ausgesehen haben kann, ist geistiges Eigentum sind, wer immer an den verschiede-
schwer zu sagen. Fraglich ist insbesondere, ob die Verse nen Um- und Nachzeichnungen beteiligt war. Dass
nach den Entwürfen entstanden oder umgekehrt. Er- dem Künstler vom Abt des Klosters als Anregung eine
innern wir uns an die oben angeführten Beobachtun- illustrierte Handschrift der Vita Benedicti an die Hand
gen zum ersten „Musterblatt“ der erhaltenen Entwurfs- gegeben wurde, ist sehr wohl möglich und könnte
folge „Benedikt vor der Höhle von Subiaco“ (W. 198; einige der immer wieder angeführten Schwächen er-
Abb. 6) in der Wiener Albertina, so war zunächst noch klären. Die von Dubler ins Feld geführten Überein-
eine simultane Zusammenschau der Versorgung Bene- stimmungen einzelner Kompositionen oder Motive
dikts in der Einsamkeit durch den Mönch Romanus mit einer um 1495 von Frater Thomas Rieger in
mit dem Besuch des Klerikers am Ostertag ins Auge St. Ulrich und Afra zu Augsburg kopierten, reich illus-
gefasst, die Zeichnung also dem Anschein nach noch trierten Handschrift der „Bis-bini-Vita“ sind allerdings
vor Kenntnis der Versdichtung angelegt worden. Dass nicht so zwingend, um daraus auf ein Abhängigkeits-
der Dichter dann beide Szenen mit eigenen Versen be- verhältnis schließen zu müssen 74.
dachte, könnte den Abt als Auftraggeber zur Korrektur Zum Abschluss noch ein Wort zu den ausgeführten
bewogen haben, zumal sich in die Wiener Komposi- Glasgemälden: Die drei bekannten Grisaillescheiben
tion auch nicht ohne Not das gewünschte Wappenfeld der Folge in Gotha (bis 1945), Nürnberg und Boston

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(Abb. 7, 8, 18), die im Format mit den Entwürfen über- Nürnberger Glasmalerei der Dürerzeit über einen län-
einstimmen aber offenkundig nicht der Erstausführung geren Zeitraum verfolgen. Die jeweils zugrundeliegen-
des Zyklus angehörten, sind zeitlich nur schwer ge- den Entwürfe wurden in den nachweisbaren Fällen
nauer einzuordnen. Obwohl die entsprechenden Ent- zwar weitgehend getreu umgesetzt, aber stets auf die-
würfe im Grunde wörtlich auf die Scheiben übertragen selbe derbzeichnerische Weise modifiziert. Von einer
wurden, hat sich der Glasmaler Freiheiten in der Zei- Entwicklung im eigentlichen Sinne – orientiert an der
chenweise erlaubt, die dem Charakter der Vorlagen in unterschiedlichen Zeichenweise der im Einzelfall
Teilen durchaus zuwiderlaufen: Der konsequente Ver- benutzten Vorlagen – kann hier, ab Mitte der 1490er
zicht auf Kreuzlagen, der in der zweiten Gruppe der Jahre bis etwa 1510, nur sehr bedingt gesprochen wer-
Entwurfszeichnungen die flächenhafte Erscheinung so den. Es bleibt zu überlegen, ob diese Kontinuität der
betont bestimmt und in der Reduzierung auf das klare glasmalerischen Technik und Handschrift als ein
Liniengerüst von Kontur und Binnenzeichnung, wie Spezifikum der Kabinett– und Grisaillescheibenmale-
erwähnt, mit der Annäherung an die „materialgerech- rei durch eine bestimmte Werkstatt zu erklären ist oder
te Darbietung für den Glasmaler“ begründet worden ob es innerhalb der die damalige Produktion quasi
ist, wurde im Gegenteil gerade in der glasmalerischen monopolistisch beherrschenden Werkstatt des Nürn-
Übertragung keineswegs berücksichtigt. Der Glasma- berger Stadtglasers Veit Hirsvogel vielleicht eine geson-
ler arbeitete sogar vorwiegend mit einer durchgehend derte Spezialabteilung bzw. einen Spezialisten für
gleichförmigen, groben und schematischen Kreuz- kleinformatige Aufträge gegeben hat 75. Sollte die für
schraffur, die – den Formen weitmaschig aufgesetzt – den Kreuzgang bestimmte Erstausführung des Bene-
kaum die Suggestion von natürlichen Licht– und diktzyklus indessen nicht im selben kleinen Format,
Schattenzonen hervorruft. Neben dieser positiven sondern größer und farbig ausgeführt worden sein, wie
Schwarzlottechnik werden aus dem flächig grauen aufgrund der oben angesprochenen Indizien nicht aus-
Halbton mit Hilfe einer spitzen Nadel zusätzliche geschlossen werden kann, dann wird man sich eine
Kreuzlagen radiert, die den Eindruck von Volumen solche Ausführung maltechnisch eher in der Art des
unterstreichen sollen. Bamberger Fensters in St. Sebald von 1501/2 vorzustel-
Dieser handschriftliche Personalstil des Glasmalers, len haben, das in den figürlichen Partien ebenfalls auf
der nicht direkt aus den Zeichnungsvorlagen des Be- Entwürfen Dürers basiert 76.
nediktzyklus abzuleiten ist, lässt sich innerhalb der

zeichnungen großer Meister. Leipzig 1865, S. 194, Nr. 44


(Dürer). – Moriz Thausing: Dürer. Geschichte seines Lebens
und seiner Kunst. Leipzig 1876, S. 206, Anm. 2 (älterer Meis-
ter). – Franz Wickhoff: Rezension von Charles Ephrussi:
Albert Dürer et ses dessins. In: Zeitschrift für bildende Kunst,
Bd. 17, 1882, S. 217 (Hans Baldung Grien). – Moriz Thausing:
Dürer. Geschichte seines Lebens und seiner Kunst. 2 Bde.,
Bibliografie 2. Aufl., Leipzig 1884, Bd. 1, S. 277 (Meister der Revelationes
Sanctae Brigittae). – Wilhelm Schmidt: Zur Kenntnis des
Hans Schäuffelein. In: Repertorium für Kunstwissenschaft,
Gustav Friedrich Waagen: Galleries and Cabinets of Art in Bd. 16, 1893, S. 306 (Hans Schäufelein). – Josef Schönbrun-
Great Britain. London 1857, S. 38–39 (Dürer). – Bernhard ner–Josef Meder: Handzeichnungen alter Meister aus der
Hausmann: Albrecht Dürers Kupferstiche, Radierungen, Albertina und anderen Sammlungen. Bd. 5, Wien 1901,
Holzschnitte und Zeichnungen unter besonderer Berück- Nr. 551, 575 (Oberdeutsche Schule, unbekannter Meister). –
sichtigung der dazu verwandten Papiere und deren Wasser- Campbell Dodgson: Catalogue of early German and Flemish
zeichen. Hannover 1861, S. 94–95 (Dürer). – Rudolph Wei- Woodcuts preserved in the Department of Prints and Draw-
gel: Die Werke der Maler in ihren Handzeichnungen. ings in the British Museum. Bd. 1, London 1903, S. 502 (Wolf
Beschreibendes Verzeichnis der in Kupfer gestochenen, litho- Traut). – Franz Bock: Die Werke des Matthias Grünewald.
graphierten und photographierten Facsimiles von Original- München 1904, S. 208–213, Anm. 60 (anonymer Meister

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zwischen Dürer und Grünewald). – Werner Weisbach: Der der Benediktmeister. In: Mitteilungen der Gesellschaft für
junge Dürer. Leipzig 1906, S. 79 (Brigittenmeister). – Fried- vervielfältigende Kunst, Bd. 47, 1924, S. 1–17 (Baldung). –
rich Dornhöffer: Rezension von Weisbach 1906. In: Kunst- Heinrich Röttinger: Dürers Doppelgänger. Straßburg 1926,
geschichtliche Anzeigen, Bd. 3, 1906, S. 87–88 (Brigitten- S. 244–279 (Peter Vischer d. Ä.). – Max J. Friedländer: Re-
meister). – Arpad Weixlgärtner: Rezension von Weisbach zension von Röttinger 1926. In: Jahrbuch für Kunstwissen-
1906. In: Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende schaft, Bd. 4, 1927, S. 269–270 (Dürer-Werkstattgut). – Eber-
Kunst, Beil. der Graphischen Künste, Bd. 29, 1906, S. 66 hard Freiherr Schenk zu Schweinsberg: Eine ausgeführte
(Meister der Albertina-Passion = Brigittenmeister). – Chris- Scheibe aus dem Nürnberger Benediktzyklus. In: Berliner
tian Rauch: Die Trauts. Straßburg 1907, S. 21–22, Anm. 3 Museen, Berichte aus den Preußischen Kunstsammlungen,
(Hans von Kulmbach). – Heinrich Röttinger: Hans Wecht- Beiblatt zum Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen,
lin. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Bd. 48, 1927, H. 2, S. 34–36 (drei eigenhändige Entwürfe
allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. 27, 1907, S. 1–-54, hier S. 8–9, Dürers in Wien, Paris und London, der Rest Kopien nach
19–21 (Hans Wechtlin). – Daniel Burckhardt: Dürer und der ausgeführten Scheiben). – Friedrich Winkler (Hg.)–Fried-
Meister der Bergmannschen Offizin. In: Jahrbuch der Preu- rich Lippmann: Zeichnungen von Albrecht Dürer in Nach-
ßischen Kunstsammlungen, Bd. 28, 1907, S. 178 (anonymer bildungen. Bd. 6, Berlin 1927, Nr. 692, 697 (Dürer). – Hilde-
Mitarbeiter Dürers am Basler Terenz und an den Revelationes gard Zimmermann: Der »Birgitten-Meister« – Peter
Sanctae Brigittae). – Campbell Dodgson: Holzschnitte zu Vischer? In: Nordisk Tidskrift för bok- och biblioteksväsen,
zwei Nürnberger Andachtsbüchern aus dem Anfange des Bd. 14, 1927, S. 7–16, hier S. 12–16 (unentschieden). – Nico-
16. Jahrhunderts. In: Graphische Gesellschaft, Bd. 11, Berlin laas Beets: Ein Karton Albrecht Dürers. In: Zeitschrift für
1909, S. 3–4, 12 (Meister der St.-Benedikt-Legende). – Arpad bildende Kunst, Bd. 61, 1927/28, S. 17–24, bes. S. 17–18
Weixlgärtner: Neuere Dürer-Literatur. In: Mitteilungen der (Dürer). – Hans Tietze–Erika Tietze-Conrat: Kritisches
Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, Beil. der Graphi- Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers. Bd. 1: Der junge
schen Künste, Bd. 33, 1910, S. 63–64, 65 (Anonymus unter Dürer. Augsburg 1928, S. 365–377 (Umkreis Kulmbachs). –
Dürers Einfluss). – Franz Stadler: Michael Wolgemut und Campbell Dodgson–Karl Theodor Parker: Guide to the
der Nürnberger Holzschnitt im letzten Drittel des 15. Jahr- Woodcuts, Drawings and Engravings of Albrecht Dürer in
hunderts. Straßburg 1913, S. 214, 244 (Meister der Bergmann- the Department of Prints and Drawings. Ausst. Kat. London
schen Offizin, dem frühen Cranach verwandt). – Max Loss- 1928, S. 20f., Nr. 194ff. („by Dürer, shortly before 1500“).
nitzer: Rezension von Stadler 1913. In: Monatshefte für – Erich Römer: Die neue Dürer-Literatur. In: Albrecht Dürer
Kunstwissenschaft, Bd. 7, 1914; S. 70–74, hier S. 73 (Bene- – Festschrift der internationalen Dürer-Forschung. Hrsg. vom
diktmeister, tätig in der Werkstatt Dürers). – Gustav Pauli: Cicerone. Berlin 1928, S. 128 (Umzeichnungen des Glas-
Rezension von Max J. Friedländer: Handzeichnungen deut- malers nach Entwürfen Dürers) – Albrecht Dürer. Ausst. Kat.
scher Meister in der Herzoglich Anhaltinischen Behörden- Nürnberg, Germanisches Museum. 2. Aufl., Nürnberg 1928,
bibliothek zu Dessau. In: Repertorium für Kunstwissenschaft, Nr. 147 (Dürer). – Hermann Beenken: Rezension von Willy
Bd. 37, 1915, S. 337–338 (Dürer). – Max J. Friedländer: Dürer Kurth: Albrecht Dürers sämtliche Holzschnitte. In: Reper-
und sein Doppelgänger. In: Kunstchronik, N.F. Bd. 29, 1918, torium für Kunstwissenschaft, Bd. 50, 1929, S. 244–250, bes.
Sp. 385–388 (Dürer). – Campbell Dodgson: Another Draw- S. 246–247 (Benediktmeister = Zeichner des Basler Holz-
ing of the Life of S. Benedict. In: Burlington Magazine, stöcke des Terenz). – Ernst Holzinger: Untersuchungen zur
Bd. 32, 1918, S. 46–51 (Dürer?). – Max J. Friedländer: Frage von Dürers Basler Stil. Phil. Diss. München 1927.
Albrecht Dürer, der Kupferstecher und Holzschnittzeichner. Rudolstadt 1929, S. 35–49 (Reißer für die Quatuor Libri
Berlin 1919, S. 138 (Dürer). – Arpad Weixlgärtner: Bemer- Amorum des Conrad Celtis). – Eduard Flechsig: Albrecht
kungen zu den umstrittenen Jugendarbeiten Albrecht Dürers. Dürer. Sein Leben und seine künstlerische Entwicklung.
In: Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, 2 Bde., Berlin 1928–1931, Bd. 2, S. 431 (Schäufelein, um
Bd. 43, 1920, S. 33–52, bes. S. 49 (Benediktmeister = Brigit- 1505/06). – Hans Tietze–Erika Tietze-Conrat in: Die Zeich-
tenmeister). – Elfried Bock: Ergänzungen zu Dürers Jugend- nungen der deutschen Schulen bis zum Beginn des Klassizis-
werk. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, mus. Ausst. Kat. Wien. Wien 1933, Nr. 177 (Benedikt-Meister,
Bd. 41, 1920, S. 211 (Dürer). – Ders.: Die deutschen Meister. Anfang 16. Jh.). – Friedrich Winkler: Die Zeichnungen
Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen (Die Albrecht Dürers. Bd. 1, Berlin 1936, S. 136–146, Nr. 198–209
Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett). 2 Bde., (Dürer, um 1500). – Louis Démonts: Musée du Louvre –
Berlin 1921, Bd. 1, S. 23, Nr. 47 (Dürer). – Martin Weinberger: Inventaire général des dessins des écoles du nord: Écoles
Nürnberger Malerei. An der Wende zur Renaissance und die allemande et suisse. Bd. 1, Paris 1937/38, S. 25, Nr. 118 (Schäu-
Anfänge der Dürerschule. Straßburg 1921, S. 144–157, 180–191 felein?). – W. Voss: Eine Himmelskarte aus dem Jahr 1503
(Kulmbach). – Edmund Wilhelm Braun: Hans Baldung und mit dem Wahrzeichen des Wiener Poetenkollegiums als Vor-

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lage Albrecht Dürers. In: Jahrbuch der Preußischen Kunst- S. 104–107 (Dürer, um 1500). – Walter L. Strauss: The Com-
sammlungen, Bd. 64, 1943, S. 89–150, bes. S. 140. – Erwin plete Drawings of Albrecht Dürer. 6 Bde., New York 1974,
Panofsky: Albrecht Dürer. 2 Bde., 3. Aufl., Princeton 1948, Bd. 4, S. 2944–2971 (Dürerschule, um 1501). – Fedja Anze-
S. 84–85, Nr. 790–800 (Dürer-Werkstatt, um 1500). – Fried- lewsky–Hans Mielke: Die Zeichnungen alter Meister im
rich Winkler: Benedikt-Meister. In: Ulrich Thieme–Felix Berliner Kupferstichkabinett: Albrecht Dürer. Kritischer
Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler. 37 Bde., Katalog der Zeichnungen. Berlin 1984, S. 28–29 (Dürer). –
Leipzig 1907–1950, Bd. 37, S. 40–41 (Dürer, um 1500). – Barbara Butts: Albrecht Dürer or Hans von Kulmbach? Two
Theodor Musper: Albrecht Dürer. Der gegenwärtige Stand Designs for Altarpieces in the Albertina. In: Master Draw-
der Forschung. Stuttgart 1953, S. 25, 92, 332 (Dürer). – Elisa- ings, Bd. 23/24, 1986, S. 517–526, bes. S. 519 u. 523 (Dürer, um
beth Dubler: Das Bild des heiligen Benedikt bis zum Aus- 1500). – John Rowlands–Giulia Bartrum: The Age of Dürer
gang des Mittelalters. St. Ottilien 1957, S. 59, 77, 114 (sieht and Holbein. Ausst. Kat. London. London 1988, S. 70–72
kompositorische Abhängigkeiten von einer um 1495 illus- (Dürer, um 1500). – Hartmut Scholz: Entwurf und Ausfüh-
trierten Augsburger Hs. der Bis-bini-Vita des hl. Benedikt). rung. Werkstattpraxis in der Nürnberger Glasmalerei der
– Friedrich Winkler: Albrecht Dürer. Leben und Werk. Berlin Dürerzeit (CVMA Deutschland, Studien, Bd. 1). Berlin 1991,
1957, S. 119 (Dürer, um 1500). – Lisa Oehler: Das geschleu- S. 41–42, 43–47, 50, 70, 134 (Dürer, um 1496). – Emmanuel
derte Dürermonogramm. In: Marburger Jahrbuch für Kunst- Starcky u. a.: Dessins de Dürer et de la Renaissance germa-
wissenschaft, Bd. 17, 1959, S. 174–175 (Kulmbach, vor 1510). nique dans la collection publiques parisiennes. Paris 1991,
– Edmund Schilling: Rezension von Winkler 1957. In: Zeit- S. 99–100, Nr. 96 (Schäufelein, um 1500). – John Rowlands–
schrift für Kunstgeschichte, Bd. 24, 1961, S. 90–92, hier S. 91 Giulia Bartrum: Drawings by German Artists and Artists
(Teile von einem anonymen Mitarbeiter der Glasmalerwerk- from German-Speaking Regions of Europe in the Department
statt?). – Herwarth Röttgen in: Meister um Albrecht Dürer. of Prints and Drawings in the British Museum: The Fifteenth
Ausst. Kat. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Century and the Sixteenth Century by Artists born before
Nürnberg 1961, S. 221–222, Nr. 395–396 (Dürer). – Karl 1530. Bd. 1, London 1993, S. 66, Nr. 142 (Dürer, um 1500). –
Adolf Knappe: Albrecht Dürer und das Bamberger Fenster Barbara Butts–Lee Hendrix: Painting on Light. Drawings
in St. Sebald in Nürnberg. Erlangen 1961, S. 60, Anm. 245 and Stained Glass in the Age of Dürer and Holbein. Ausst.
(die ausgeführten Scheiben vertreten die jüngere Richtung Kat. Los Angeles–Saint Louis. Los Angeles 2000, S. 92–105,
der Hirsvogel-Werkstatt). – Karl Oettinger–Karl Adolf Nr. 11–17 (Dürer, um 1496). – Giulia Bartrum in: Albrecht
Knappe: Hans Baldung Grien und Albrecht Dürer in Nürn- Dürer and his Legacy. Ausst. Kat. London. London 2002,
berg. Nürnberg 1963, S. 13 (Düreratelier, nach 1500). – Dieter S. 142–143, Nr. 76 (Dürer, um 1496). – Fritz Koreny:
Kuhrmann in: Dürer und seine Zeit. Zeichnungen und Aqua- Albrecht Dürer oder Hans Schäufelein? Eine Neubewertung
relle aus den Sammlungen Bibliotheca Ambrosiana Mailand, des „Benediktmeisters“. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins
Bayerische Staatsbibliothek, Staatliche Graphische Samm- für Kunstwissenschaft, Bd. 56/57, 2002/03, S. 144–161
lung München. Ausst. Kat. München, Staatliche Graphische (Schäufelein, um 1505). – Ewald Jeutter in: Licht und Farbe.
Sammlung. München 1967, S. 20–21, Nr. 19 (Dürer). – Fritz Eine Glasgemäldesammlung des 15. bis 19. Jahrhunderts aus
Zink: Kataloge des Germanischen Nationalmuseums: Die dem Besitz der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha.
deutschen Handzeichnungen. Bd. 1: Die Handzeichnungen Ausst. Kat. Schloss Callenberg. Coburg 2003, Nr. 153 (Dürer).
bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Nürnberg 1968, S. 92–93, – Barbara Butts: Albrecht Dürer and the Modernisation of
Nr. 69 (Dürerschule, um 1500). – Ursula Frenzel: Dürer als Stained Glass. In: Master Drawings, Bd. 41, 2003, S. 341–358,
Entwerfer für Glasmalerei. In: Albrecht Dürer 1471 1971. bes. S. 342–346 (Dürer, um 1496). – Matthias Mende in:
Ausst. Kat. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum. Albrecht Dürer. Das druckgraphische Werk. Bearbeitet
Nürnberg 1971, S. 385–388 (Dürer, um 1496). – Wolfgang von Rainer Schoch, Matthias Mende und Anna Scher-
Hütt: Albrecht Dürer 1471 bis 1971. Das gesamte graphische baum. 3 Bde., München u. a. 2001–2004, Bd. 3, S. 12 (die
Werk. 3 Bde., München 1971, Bd. 1, S. 228–239 (Dürer). – Zuschreibungsfrage anonymer Benediktmeister, Dürer oder
Walter Koschatzky–Alice Strobl: Die Dürerzeichnungen der Schäufelein ist gegenwärtig völlig offen). – Hartmut Scholz
Albertina. Salzburg 1971, S. 162 (Dürer, um 1500). – John in: 100 Meisterzeichnungen aus der Graphischen Samm-
Rowlands: The Graphic Work of Albrecht Dürer. Ausst. Kat. lung der Universität Erlangen-Nürnberg, Ausst. Kat. Nürn-
London, The British Museum. London 1971, S. 12, Nr. 61–63 berg, Germanisches Nationalmuseum. Nürnberg 2008,
(Dürer, um 1500). – Kurt Pilz: Die St. Egidienkirche in Nürn- S. 124, Nr. 43 (diskutiert Bezüge zum Erlanger Leonhards-
berg. Ihre Geschichte und ihre Kunstwerke. Nürnberg 1972, karton).

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In: Verfasserlexikon: Deutscher Humanismus 1480–1520. Bd. 1,
Berlin–New York 2006, Sp. 434.

8 Vgl. nochmals C. Wiener (Anm. 7), Sp. 427–439. Auch der Bei­
name Musophilus, dessen sich Chelidonius gelegentlich bediente,
dürfte als Hinweis auf die freundschaftliche Verbundenheit und
geistige Nähe zu Philomusus Jakob Locher zu verstehen sein, vgl.
F. Machilek (Anm. 7), S. 34.
Anmerkungen
9 Auch diese sind in der nämlichen Inkunabel Schedels (Anm. 7)
handschriftlich nachgetragen. C. Wiener (Anm. 7), S. 434, weist
darauf hin, dass Chelidonius im zugehörigen Schlussgedicht mit
1 Zur Forschungsgeschichte vgl. die ausführliche vorangestellte dem Titel Saphicum ad emulum seine Verse gegen Konkurrenten
Bibliografie, die auch für die abgekürzt zitierte Literatur jeweils verteidigt, ein Topos, der durch den tatsächlichen Wettbewerb mit
zu konsultieren ist. – Die Bezeichnung der Blätter im Text als Lochers Versen begründet gewesen sein dürfte.
W. 198 – W. 209 nach Winkler 1936.
10 Benannt nach ihrem Incipit „Bis bini iusti narrant vitam
2 Vgl. Knappe 1961. – Gottfried Frenzel: Entwurf und Ausführung Benedicti“ (zweimal zwei Gerechte erzählen das Leben Bendikts).
in der Nürnberger Glasmalerei der Dürerzeit. In: Zeitschrift für
Kunstwissenschaft, Bd. 15, 1961, S. 31–59. – Scholz 1991. – Butts 11 C. Wiener (Anm. 7), S. 434. – Zu den Bis­bini­Versen und der
2000. bildlichen Überlieferung vgl. P. Michael Huber O.S.B.: Die Vita
Illustrata Sancti Benedicti in Handschriften und Kupferstichen.
3 Koreny 2002/03. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner­
Ordens, N.F. Bd. 17, 1930, S. 47–82, bzw. Elisabeth Dubler: Das
4 So etwa im Herbst 2005 im Rahmen eines Symposiums an­ Bild des heiligen Benedikt bis zum Ausgang des Mittelalters.
lässlich der abgeschlossenen Restaurierung des Straubinger München 1953, bes. S. 53–54.
Mosesfensters, dessen Entwurf kurz zuvor erstmals mit Dürer
verbunden worden war, vgl. Hartmut Scholz: Albrecht Dürer und 12 Auf der Basis des rekonstruierten idealen Grundrissplans
das Mosesfenster in St. Jakob in Straubing. Berlin 2005 (separater des ehemaligen Egidienklosters lassen sich im Querrechteck
Vorabdruck aus der Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunst­ des Kreuzgangs bei regelmäßiger Abfolge quadratischer Joche
wissenschaft, Bd. 59/60, 2005/06, S. 219–242). allerdings maximal 18 Fensteröffnungen erschließen, doch
kennen wir weder die Gestalt der Fenster (zwei­ oder vierbahnig)
5 Vgl. exemplarisch: Ludwig Grote. In: Meister um Albrecht noch die Zahl der Ausgänge in den Innenhof. Es steht nicht ein­
Dürer. Ausst. Kat. Mürnberg, Germanischen Nationalmuseum. mal fest, dass sich der Zyklus über alle vier Kreuzgangsflügel
Nürnberg 1961, S. 22. – Peter Strieder: Dokumente und Überlegun­ erstreckte.
gen zum Weg Hans Schäufeleins. In: Hans Schäufelein. Vorträge,
gehalten anlässlich des Nördlinger Symposiums im Rahmen der 13 Das Pickertsche Besucherbuch vermerkt den Besuch von John
7. Rieser Kulturtage 1988. Nördlingen 1990, S. 270. – Karl Heinz L. Gardner und Isabella Stewart Gardner aus Boston am 8. August
Schreyl: Hans Schäufelein. Das druckgraphische Werk. 2 Bde., 1897 (Nürnberg, Stadtbibliothek, Nor. K. 446, 3, fol. 17v).
Nördlingen 1990, Bd. 1, S. 15. – Fedja Anzelewsky: Albrecht Dürer.
Das malerische Werk. 2 Bde., Berlin 1991, Bd. 1, S. 23–24. – 14 Anton Paul Heinlein (1715–1795 Nürnberg) besaß eine umfang­
Matthias Mende: Albrecht Dürer – ein Künstler in seiner Stadt. reiche Sammlung von Öl­ und Glasgemälden, die 1832 versteigert
Nürnberg 2000, S. 112. – Christof Metzger: Hans Schäufelin als wurde (Verzeichnis des Anton Paul Heinlein’schen ausgezeichne­
Maler. Berlin 2002, S. 32–37. – Anja Grebe: Meister nach Dürer. ten Kunstcabinets, welches vom 9. April 1832 an (…) am Haupt­
Überlegungen zur Dürerwerkstatt. In: Das Dürer­Haus. Neue markte zu Nürnberg durch den Auctionator J. A. Boerner (…)
Ergebnisse der Forschung (Dürer Forschungen, Bd. 1). Nürnberg versteigert wurde, Nürnberg 1832, S. 40, Nr. 135–136: „S. Chrysos­
2007, S. 129, ebenda auch Daniel Hess–Thomas Eser: „Der Erker, tomus in Distelstauden liegend; rechts vorne eine Frau, links ein
worin Dürer malte“. Fragen zur Örtlichkeit von Dürers künstleri­ Engel mit dem Kötzel­Wappenschilde. Nach einer Dürerischen
scher Arbeit, S. 161–172. Zeichnung. In der Art einer getuschten Federzeichnung, hie und
da mit Gelb. Hoch: 8½ Z. breit 5¾ Z.“. Trotz falscher Deutung
6 Nürnberg, Stadtbibliothek, zu Nor. H. 177. Für den Hinweis kann kaum ein Zweifel daran bestehen, um welche Darstellung es
auf mögliche Funde in dem betreffenden Quellenkonvolut sei der sich hier gehandelt haben muss. Dieselbe Fehlinterpretation unter­
Leiterin der Abteilung Handschriften und Alte Drucke in der lief übrigens wenige Jahre zuvor auch Joseph Heller: Das Leben
Nürnberger Stadtbibliothek, Frau Dr. Christine Sauer, sehr herz­ und die Werke Albrecht Dürers. Bamberg 1827, Bd. 2, S. 69 im Fall
lich gedankt. der Darmstädter Kopie W. 207: „Die Buße des heiligen Chrysosto­
mus; im Vordergrund ist das Tetzelsche Wappen und eine sitzende
7 München, Bayerische Staatsbibliothek, 4o Inc. C. a. 1813, Frau. Eine zum Teil mit Farben ausgeführte Federzeichnung …“ –
fol. 241–245. Hierzu auch Richard Stauber: Die Schedelsche Zu Abraham Pickert und seinen Söhnen, die nicht nur Kunsthänd­
Bibliothek. Ein Beitrag zur Geschichte der Ausbreitung der italie­ ler, sondern zugleich Liebhaber und Sammler waren, vgl. neuer­
nischen Renaissance, des deutschen Humanismus und der medizi­ dings: Norbert Jopek: Von „einem Juden aus Fürth“ zur
nischen Literatur. Hrsg. von Otto Hartig. Freiburg i. Br. 1908, S. 85. „Antiquitätensammlung des verdienstvollen Herrn Pickert“. Die
– Franz Machilek: Klosterhumanismus in Nürnberg um 1500. In: Kunsthändlerfamilie Pickert und die Sammlungen des Germani­
Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, schen Nationalmuseums (1850–1912). In: Anzeiger des Germani­
Bd. 64, 1977, S. 25. – Claudia Wiener: Chelidonius, Benedictus. schen Nationalmuseums, 2008, S. 93–105.

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15 Vgl. exemplarisch den außerordentlich gut dokumentierten 25 E. Dubler (Anm. 11), S. 107.
Fall bei Corinne Schleif–Volker Schlier: Views and Voices from
Within: Sister Katerina Lemmel on the Glazing of the Cloister at 26 Bislang wurde die 2 stets als Hinweis auf die zweite Szene der
Maria Mai. In: Glasmalerei im Kontext – Bildprogramme und Folge interpretiert, was freilich ebenso gut zutreffen mag.
Raumfunktionen. Akten des XXII. Internationalen Colloquiums
des Corpus Vitrearum, Nürnberg 2004. Wissenschaftliche Bei­ 27 Dum semel inflam(m)at Benedictu(m) bla(n)da voluptas / Incidit in
bände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Bd. 25, vepres nudus : carnemq(ue) fatigat.
2005, S. 211–228.
28 In specie volucris demon cu(m) temptat iniquus / Merula discedit
16 Stadtarchiv Nürnberg, E 1: Genealogische Papiere Tetzel. Vgl. p(ro)pere signo crucis acto (nach der Vita Gregors und auch bei
zuletzt Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg. Die Locher in der Reihenfolge der Verse steht die Belästigung durch
Herrschaft der Ratsgeschlechter vom 13. bis zum 18. Jahrhundert den Satan in Gestalt der Amsel allerdings vor der Selbstkasteiung
(Nürnberger Forschungen 31). Nürnberg 2008, Bd. 2, S. 973–974, Benedikts in den Disteln).
977–979.
29 Hic pater eligitur fratru(m) certuq(ue) rogante(r) / Et victus
17 Allerdings ist auch von der im Geschlechterbuch Konrads IV. precib(us) : vitam co(n)firmat honesta(m).
Haller von 1526 überlieferten gemeinsamen Fensterstiftung der
Haller und Tetzel in der Tetzel­Kapelle nichts erhalten geblieben 30 Mente vagum mo(na)chu(m) : Sathane q(uesto) reste ligatu(m) /
(Archiv der Frhr. Haller v. Hallerstein, Schloss Großgründlach, Liberat : et ferulis pungit lapsu(m)q(ue) reformat.
CCH­I, fol. 260v).
31 Mirificas producit aquas de rupe cavata / Subvenit et fratrib(us) : quos
18 Vgl. Hartmut Scholz: Die mittelalterlichen Glasmalereien in unde urgebat egestas.
Mittelfranken und Nürnberg extra muros (Corpus Vitrearum
Medii Aevi Deutschland, Bd. X, 1). Berlin 2002, Bd. 1, S. 328–335, 32 K. Pilz 1972, S. 106, vermerkt die Existenz einer Scheibe mit
bes. Abb. 208. dem Sichelwunder (nach W. 199), die sich bis 1945 zusammen mit
der Romanusszene (W. 209) im Schlossmuseum in Gotha befun­
19 Gregorii Magni Dialogi Libri IV, a cura di Umberto Moricca. den haben soll, doch beruht diese Angabe auf einem Missverständ­
Rom 1924, S. 71 ff.; hierzu weiterführend: M. Huber (Anm. 11), nis der betreffenden Textstelle im Katalog von W. 199, bes. S. 141.
S. 47–97. – E. Dubler (Anm. 11). Winkler, S. 145, Nr. 209, spricht bei der Romanusscheibe in Gotha
eindeutig vom „einzigen Überrest des Benediktzyklus in ausge­
20 „Im realen Leben begegnet der hl. Benedikt nirgends, und es führtem Zustande“. Dasselbe Missverständnis liegt offenbar auch
mag zweifelhaft erscheinen, ob er überhaupt über die Erde schritt.“ dem Ausst. Kat. Callenberg 2003, S. 104, zugrunde, wo sogar von
Johannes Fried: Das Mittelalter – Geschichte und Kultur. „drei bis 1945 in Gotha befindlichen Grisaillescheiben aus der
München 2008, S. 38. besagten Folge“ die Rede ist.

21 Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Aus dem Latei­ 33 Suffocat unda rapax Placidu(m) mergitq(ue) p(ro)fu(n)do /
nischen übersetzt von Richard Benz. 9. Aufl., Heidelberg 1979, Maur(us) aquas penetra(n)s : ma(n)ib(us)q(ue) ret(ra)xit cu(n)de(rum).
S. 236–245.
34 Ante sacras cellas nudas saltare puellas / Lividus in viridi statuit
22 Archiv der Frhr. Haller v. Hallerstein, Schloss Großgründlach, Florenci(us) orto.
CCH­I, fol. 260v (für die Transkription habe ich Frhr. Bertold
von Haller herzlich zu danken). Die Fensterverneuung Alexius 35 Castigat fratres quos ex(tra) limina celle / Accepisse dapes cognoverat
Hallers den Älteren (gest. 1501), seiner Söhne Alexius und Konrad atq(ue) lycum.
sowie seines Vetters Stephan Haller (gest. 1518) fügt sich ideal
zum überlieferten Datum 1501 der Benediktfolge. Die „Verneuung“, 36 Per genti cuidam demon se iunxit : et offert / Escas reiuno : suasu
die die gesamte Verglasung der Fenster einschließlich der farb­ q(uesto) fallit cuntem.
losen Butzenumgebung umfasste, ersetzte einen Vorläufer Con­
rads II. (gest. 1438) und Bertolds (gest. 1449) aus der Bauzeit 37 Ecce monasterij casum predicit atrocem / Res perdit structas a(n)i(m)
des Kreuzgangs 1418–1423. – Vgl. auch Johann Gottfried Bieder­ as sed liberat o(mn)es.
mann: Geschlechtsregister des hochadeligen Patriciats zu
Nürnberg (…). Bayreuth 1748, Tab. CI. bzw. Tab. XCVII., C. und 38 Cogitat ecce puer du(m) fastus me(n)te superba / Hos p(ate)r agnovit
CVIII. meditat(us) : factaq(ue) pungit: Der Vers beschreibt die Episode von
dem stolzen Mönch, der sich in Gedanken darüber empört, Bene­
23 Forte capisterium fractum cu(ra) plorat acerbe / Nutrix, mox reficit dikt beim Nachtmahl das Licht halten zu müssen, was diesem
precibus : solidumq(ue) reponit (vgl. im Folgenden stets München, nicht verborgen bleibt.
Bayerische Staatsbibliothek, 4o Inc. c. a. 1813, fol. 242–244). –
Für die Überprüfung der lateinischen Transkriptionen und eine 39 Dura fames premeret cu(m) fratres : voce levatu / Ducentos fertur
gelungene deutsche Nachdichtung in Hexametern danke ich Dr. modios mervisse farine: beschreibt, wie, von Benedikt vorausgesagt,
Michael Oberweis von der Arbeitsstelle Deutsche Inschriften (DI) zur Zeit einer Hungersnot zweihundert Scheffel Mehl in Säcken
der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur sehr vor der Klostertüre gefunden werden.
herzlich.
40 In sompno monstrat Benedicti dext(ra) duob(us) / Fratribus : ut recte
24 Dum fugit illecebras mu(n)di : p(er)venit ad amne(m) / facia(n)t habitacula claustri: beschreibt den Traum, in dem Benedikt
Desertumq(ue) specu(m) cura semotus ab omnj. dem Abt und dem Prior einer benachbarten Klostergründung er­

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scheint, um ihnen anzuzeigen, wo und wie sie die Klostergebäude Berlin Preußischer Kulturbesitz. Ostfildern­Ruit 1997, S. 96–98.
zu errichten haben. – Vgl. ebenso M. Mende (Anm. 5), S. 198–201, Nr. 28 recto und
verso. – Besteht die Zuweisung des Noli me tangere an Schäufelein
41 Ante pedes vacuu(m) Benedicti vasq(ue) iacebat / Mox oleu(m) zu Recht, so wäre dies jedenfalls ein starkes Argument für dessen
impletu(m) claustri panime(n)ta rigabat. Gesellenzeit in der Werkstatt Dürers.

42 Als prominentes Beispiel wäre der Freskenzyklus des Spinello 55 Vgl. C. Metzger (Anm. 5), S. 213–217, Nr. 1 und 2.
Aretino von 1388 in der Sakristei von S. Miniato al Monte in
Florenz zu nennen (Joachim Poeschke: Wandmalerei der Giotto­ 56 Schoch/Mende/Scherbaum 2001–2004, Bd. 3, S. 11–12.
zeit in Italien 1280–1400. München 2003, S. 392–403) – Vgl. auch
E. Dubler (Anm. 11), S. 130–132, mit weiteren Beispielen. 57 Vgl. Friedrich Winkler: Dürer und die Illustrationen zum
Narrenschiff. Berlin 1951. – Erich Roemer: Dürers ledige Wander­
43 Insane mentis mulier du(ra) forte vagat(ur) / Ingredit(ur)q(ue) jahre. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Bd. 47,
specu(m) Benedicti : Sana recedit. 1926 und Bd. 48, 1927 (mit vollständigem Abbildungsapparat zum
Terenz). – Zuletzt Schoch/Mende/Scherbaum 2001–2004, Bd. 3,
44 Die exklusive Allianz der Familien Horn (und Krell), Staiber S. 37–127.
(nicht Viatis!, wie in der Literatur immer wieder falsch fortge­
schrieben) und Harsdörffer findet sich auch an der Ausstattung der 58 Winkler, Bd. 1, 1936, S. 139. – Winkler 1957, S. 119.
ehemaligen Hornschen St. Annenkapelle bei St. Lorenz, in den
Farbfenstern und am Hochaltar (sog. Artelshofener Altar des Wolf 59 Frenzel 1971, S. 387, hat wohl zu Recht angenommen, dass da­
Traut, heute im Bayerischen Nationalmuseum, München). Die mit sowohl dem Auftraggeber als auch dem Glasmaler eine Vorstel­
Glasgemälde befinden sich heute in den Kunstsammlungen der lung von der „künstlerischen Intention“ des Entwerfers vermittelt
Veste Coburg. werden sollte.

45 Das Eligiatum in Vitam S. Benedicti des Benedikt Chelidonius be- 60 Die Londoner Zeichnung W. 200 (British Museum,
ginnt mit dem Vers: Ingenua Benedictus & alma Scolastica nutri / Stirpe Inv. Nr. 1854–6–28–34) entspricht nun auch in den Maßen
fati gemini sunt probitate pares, der sinngemäß mit der Bildbeischrift (232 × 167 mm) bereits annäherungsweise dem endgültig vorge­
des letzten Fensters zusammengeht. sehenen Hochformat von durchschnittlich ca. 240 × 180 mm.

46 Vgl. H. Scholz (Anm. 18), S. 196–197. 61 Hierin ist Schenk zu Schweinsberg 1927, S. 36, beizupflichten.

47 Hartmut Scholz: Eine Glasgemälde­Stiftung der Behaim aus 62 Schoch/Mende/Scherbaum 2001–2004, Bd. 3, S. 130–136,
dem Nürnberger Dominikanerinnenkloster St. Katharina. Die Nr. 268. Zum Widmungsblatt Nr. 268.2 hat sich auch eine flüchti­
kurze Geschichte einer Wiederentdeckung. In: Glasmalerei im ge Entwurfsskizze Dürers im Musée Bonnat in Bayonne erhalten
Kontext (Anm. 15), S. 274–281. (W. 249).

48 Zu Letzteren Dagmar Täube: Rheinische Glasmalerei – 63 W. 181. – Vgl. Albrecht Dürer 1471 1971. Ausst. Kat. Nürnberg
Meisterwerke der Renaissance. Ausst. Kat. Köln, Museum 1971, S. 197, Nr. 378.
Schnütgen. Regensburg 2007, S. 11–157.
64 Hierzu Peter Halm: Der schreibende Teufel. In: Cristianesimo
49 Hierzu K. Pilz 1972, S. 32–54. e ragion di stato. L’umanismo e il demoniaco nell’arte. Atti del
II Congresso internazionale di studi umanistici, a cura di Enrico
50 Vgl. F. Machilek (Anm. 7), S. 36; zuletzt: 100 Meisterzeichnun­ Castelli. Rom–Mailand 1953, S. 235–249.
gen aus der Graphischen Sammlung der Universität Erlangen­
Nürnberg. Hrsg. von Rainer Schoch. Ausst. Kat. Nürnberg, Ger­ 65 Die Eigenhändigkeit der rückseitigen Beschriftung von
manisches Nationalmuseum. Nürnberg 2008, S. 128–130, Nr. 44 W. 202 ist bislang nicht ernsthaft angezweifelt worden (vgl. W.,
(Hartmut Scholz). Bd. 1, Taf. XVIII. – Dürer. Schriftlicher Nachlass. Hrsg. von Hans
Rupprich. Bd. 1: Autobiographische Schriften / Briefwechsel /
51 Vgl. nochmals H. Scholz, Glasgemälde­Stiftung (Anm. 47). Dichtungen. Beischriften, Notizen und Gutachten. Zeugnisse zum
persönlichen Leben. Berlin 1956 S. 206, Nr. 19. – Zink 1968, S. 92,
52 Vgl. Marie Glockner: Lorenz Stauber (1486–1539). Nürnberger Nr. 69). Die Namen der weiblichen Heiligen sind mehrfach durch­
Kaufmann, Ritter und Agent König Heinrichs VIII. von England. gestrichen.
In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg,
Bd. 52, 1963/64, S. 163–231, bes. S. 174. – Zu den von Dürer 66 Seitenverkehrter Versatz von Einzelscheiben ist in der spätmit­
entworfenen Holzschnitten des Staiber­Wappens von 1521 zuletzt telalterlichen Glasmalerei keine Seltenheit. So wurden z. B. die
Schoch/Mende/Scherbaum 2001–2004, Bd. 3, S. 462–467, symmetrisch angeordneten Propheten im Maßwerk des Marner­
Nr. 254–255. fensters im Ulmer Münster auf der Basis ein und derselben Vorlage
ausgeführt und eine der beiden Scheiben im Gegensinn, mit der
53 K. H. Schreyl (Anm. 5), Nr. 2–338 bzw. 359–387. Bemalung nach außen eingesetzt. – Vgl. Hartmut Scholz: Die mit­
telalterlichen Glasmalereien in Ulm ( CVMA Deutschland, Bd. I,
54 Vgl. Renate Kroll: In: Dürer – Holbein – Grünewald. Meister­ 3). Berlin 1994, S. 191, Abb. 290.
zeichnungen der deutschen Renaissance aus Berlin und Basel.
Ausst. Kat. Basel, Öffentliche Kunstsammlung, Kupferstichkabi­ 67 Vgl. Schoch/Mende/Scherbaum 2001–2004, Bd. 3, S. 116–117,
nett und Berlin, Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Nr. 266.59.

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68 Schoch/Mende/Scherbaum 2001–2004, Bd. 3, S. 23. 74 Vgl. E. Dubler (Anm. 11), S. 109, 114, 118, 126 und 128–129.
Freilich könnte eine andere, heute verlorene Handschrift vorbild­
69 F. Machilek (Anm. 7), S. 19–25. lich gewesen sein.

70 Dieter Wuttke: Unbekannte Celtis­Epigramme zum Lobe 75 Vgl. Scholz 1991, S. 191–205.
Dürers. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte, Bd. 30, 1967,
S. 321–325. 76 Hierzu grundlegend Knappe 1961; zuletzt Hartmut Scholz:
Meisterwerke der Glasmalerei. Bd. 3: St. Sebald in Nürnberg,
71 Vgl. F. Winkler (Anm. 57). – Schoch/Mende/Scherbaum Regensburg 2008, S. 22–25. Der hierzu bestimmte originalgroße
2001–2004, S. 86–87, Nr. 266. – Dagegen führen die zuletzt von Petruskarton im British Museum in London, der früher wenig
Anja Grebe wiederbelebten prinzipiellen Zweifel an der Autor­ überzeugend als Werk des Hans von Kulmbach galt, wird neuer­
schaft Dürers an sämtlichen Basler Buchillustrationen in der Sache dings Dürer selbst gegeben (vgl. Butts 2000, S. 107–108, Nr. 18. –
nicht weiter (Ramona Braun und Anja Grebe: „Albrecht Dürer Bartrum 2002, S. 143–144, Nr. 77).
von nörmergk“. Zur Frage von Dürers Basler Buchholzschnitten
(Dürer­Forschungen, Bd. 1). Nürnberg 2007, S. 193–226).

72 Für Lochers Italienreise von Mitte 1493 bis Mitte 1495 sind
Studienaufenthalte in Bologna, Ferrara, Padua, Pavia und Venedig Abbildungsnachweis: Berlin, bpk / Paris, Musée du Louvre (9) und
bezeugt. – Vgl. Günter Heidloff: Untersuchungen zu Leben und bpk / Rennes, Musée des Beaux­Arts (25). – Berlin, smb Kupfer­
Werk des Humanisten Jakob Locher Philomusus (1471–1528). stichkabinett (16 rechts). – Darmstadt, Hessisches Landesmuseum
Münster 1975, S. 147–150. (22). – Freiburg i. Brsg., Corpus Vitrearum Deutschland (5, 19).
– London, The Trustees of The British Museum (10–13, 15 rechts).
73 Die zweite Textstelle – „hoc totus miraclis claruit orbis / Presi­ – München, Bayerische Staatsbibliothek (3). – München, Staatliche
de : que pictis tabulis sculptisq(ue) videre hic avidus poterit : Graphische Sammlung (15 links). – Nürnberg, Germanisches Na­
nostru(m) & censere labore(m)“ – in der abschließenden Eloge auf tionalmuseum (16 links, 17, 18, 23). Nürnberg, Graphische Samm­
St. Benedikt (München, Bayerische Staatsbibliothek, 4o Inc. c. a. lung der Stadt Nürnberg (1). – Nürnberg, Staatsarchiv (4). – Nürn­
1813, fol. 245v) spricht dagegen von gemalten [gezeichneten] und berg, Stadtbibliothek (2). – Washington, National Gallery of Art
geschnittenen [gravierten] Bildern, so dass man eher an ein Kon­ (20). – Wien, Albertina (6). – Sämtliche anderen Abbildungen aus
volut von Vorlagen denken könnte. dem Archiv des Autors.

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