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Christoph Menke
Versäumte Mathematikstunde
Zu Theodor W. Adornos Aphorismus „Lücken“
1 Seitenzahlen sind die der ersten Ausgabe Frankfurt/M. 1951, Nachdruck 2001. Zitate ohne Seitenangaben ent
stammen dem vorstehend abgedruckten Aphorismus „Lücken“.
Schuld an sich selbst, an seiner Bestimmung. Diese durch „Erinnerung ans Versäumte“. Das Versäumte
Freiheit übt der philosophische Text, und darin „tas sind die Mathematikstunden der Philosophie, der
tet“ er nach einem Bild des richtigen Lebens. Unterricht im „diskursiven Fortschreiten von Stufe
Nach Adornos schwieriger Schlusswendung liegt in zu Stufe“. Anders als die „Musterknaben“ der Philo
seinem Schuldigwerden zugleich aber auch der ei sophie versäumen Adornos „Intellektuelle“ sie gele
gentümliche Wahrheitsbezug des philosophischen gentlich „um eines seligen Morgens im Bett willen“.
Gedankens. Der Gedanke, dem „wie ein Mal die Un Aber Wahrheit, so scheint Adornos Schlusswendung
möglichkeit der vollen Legitimation einbeschrieben“ zu sagen, erlangen ihre Gedanken nicht, solange sie
ist, „warte“ darauf, so heißt es hier, aufgeweckt und sich dieser Seligkeit überlassen, sondern jäh aus ihr
„in Lehre verwandelt“ zu werden. Lehre ist immer geweckt werden. Die Wahrheit des philosophischen
wahre Lehre, Lehre des Wahren. Der philosophische Gedankens wird aus dem schlechten Gewissen der
Gedanke ist keine solche Lehre, aber er wartet darauf, Erfahrung geboren.
in sie verwandelt zu werden. Und zwar wird er das