Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
PolymetrikBillStewartThesis PDF
PolymetrikBillStewartThesis PDF
INHALTSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG .......................................................................................................3
3 POLYMETRIK ......................................................................................................8
6 FAZIT ................................................................................................................22
7 QUELLENVERZEICHNIS .....................................................................................23
8 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...............................................................................24
9 ANHANG ..........................................................................................................25
2 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Einleitung
1.1 Motivation
Es fällt mir schwer meine erste Begegnung mit der Musik von Bill Stewart mit einem
konkreten Erlebnis oder einem konkreten Stück Musik zu verbinden. Bill Stewart war
wohl für mich kein Schlagzeuger der mich beim ersten Hören völlig umgehauen hat.
Ich weiss jedoch noch genau wie ich mich während einer längeren Periode mit der
Musik des Trios des Gitarristen John Scofield beschäftigte. Immer mehr fiel mir
dieser feinfühlige, energetische Schlagzeuger auf. Seine Klarheit in Sound und Spiel
begeisterte mich zunehmend. Ich ging auf die Suche nach mehr Musik von und mit
ihm. Eine sehr spannende Welt wurde mir dadurch eröffnet. Die Musik von und mit
Marc Copland, Pat Metheny, Joe Lovano und vielen anderen beeindruckt und
berührt mich bis heute sehr.
Bill Stewart besticht in seinem Spiel durch ein sehr überlegtes, ausgewähltes
Vokabular, einem klaren, kontrollierten Sound und einem starken Groove. Sowohl
seine Solos sowie seine Begleitung zeugen, in meinen Ohren, von gutem Geschmack
und sind nie zu dominant.
Bei genauerem Hinhören entdeckte ich immer wieder polymetrische Elemente.
Durch diese wurde das musikalische Geschehen abwechslungsreicher und
spannender ohne sich störend in den Vordergrund zu drücken. Die Polymetrik als
spannungserzeugendes Element haben mein Interesse geweckt. Diese eher
unscheinbare und niemals
unnatürliche wirkende
Komplexität fasziniert mich
und deshalb möchte ich
versuchen diese in meiner
Arbeit etwas genauer zu
untersuchen.
Michael Cina 3
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
• Was ist Polymetrik? Was zeigt sie für einen Effekt beim Hörer?
• Wie zeigen sich polymetrische Elemente im Spiel und der Improvisation von
Bill Stewart? Was ist ihr Effekt und inwiefern ist sie im Vokabular Stewarts
verankert?
• Wie finde ich eine eigene Methode um mit polymetrischen Elementen zu
arbeiten? Wie entwickle ich eigenes Material? Wie erlange ich die Fähigkeit
mit polymetrischen Figuren zu improvisieren?
Aus den Transkriptionen möchte ich Eigenheiten Stewarts ausfindig machen, mit
speziellem Bezug auf polymetrische Phrasen. Ich erhoffe mir auch, durch das
gesammelte Wissen und das kennengelernte Vokabular, eigene Methoden zu
erarbeiten um mit polymetrischen Phrasen umzugehen und sie selbst zu erarbeiten.
4 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
2.1 Biographie
Bill Stewart wurde am 18. Oktober 1966 als William Harris Stewart in Des Moines im
Bundesstaat Iowa geboren. Sein Vater war Posaunist und benannte Stewart nach
dem in den 40er, 50er Jahren bekannten Posaunisten Bill Harris. Aufgrund des
Musikerdaseins seines Vaters, kam Bill schon früh, durch die Plattensammlung seiner
Eltern, mit Jazz und R’n’B in Kontakt. Livemusik kam er jedoch selten zu hören,
aufgrund der geographischen Lage seiner Heimatstadt.
Mit 7 Jahren begann er sich selbst das Schlagzeugspiel beizubringen, indem er zu
Platten mitspielte. Durch das entwickelte sich auch seine Technik in eine sehr eigene
Richtung. Dies kann man heute noch daran beobachten, dass Stewart „matched
grip“ spielt und nicht „traditional“, wie das die meisten Jazz-Schlagzeuger zu tun
pflegen.
Als er in den 70er Jahren ins Gymnasium wechselte spielte er zum ersten Mal in
Bands mit anderen Musikern zusammen. Zum einen im schuleigenen Orchester und
zum anderen in einer Top 40 Coverband. (Castiglioni, 2018)
Während dieser Zeit besuchte er auch das „Stanford Summer Jazz Camp“ wo er von
Jazzgrössen wie zum Beispiel Dizzy Gillespie lernte. (GregK123, 2018)
Nach dem Gymnasium begann Bill Stewart sein Musikstudium an der University of
Northern Iowa in Cedar Falls wechselte aber nach kurzer Zeit an die William Paterson
University in New Jersey. Bei Lehrern wie Ellito Zigmund, John Riley und Ed Blackwell
Michael Cina 5
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
führte er seine Studien auf dem Schlagzeug weiter und nahm zusätzlich
Kompositionsunterricht. Schon währen dieser Zeit traf er auf zukünftige langjährige
musikalische Partner wie zum Beispiel Joe Lovano, der auch hie und da Stewart
unterrichtete. (Castiglioni, 2018)
2.2 Karriere
Das erste Album welches Bill Stewart eingespielt hat wurde 1988, als er gerade mal
22 Jahre jung war, veröffentlicht. Das Album hiess Secrets unter der Leitung des
Pianisten Armen Donelian in dessen Band neben Stewart weitere namhafte Musiker,
wie zum Beispiel der Saxophonist Dick Oatts, oder der Bassist Anthony Cox,
mitspielten. (Castiglioni, 2018)
Nach dem Umzug nach New York wurde Stewart schnell zu einem gefragten Mann in
der örtlichen Jazzszene. Es folgten Aufnahmen mit John Scofield, im Trio sowie im
Quartett. Bis heute hat Stewart auf insgesamt neun Studioalben unter John Scofields
Namen gespielt. Mit Peter Bernstein und Larry Goldings sowie auch mit seinem
ehemaligen Lehrer Joe Lovano entstanden weitere Bands, Livekonzerte und
Aufnahmen.
Während dieser Zeit spielte Stewart oft an lokalen Sessions und stand regelmässig
auf der Bühne in verschiedenen Jazzclubs. Durch Mund-zu-Mund Propaganda wurde
auch der Saxophonist Maceo Parker auf ihn aufmerksam. Parker war ehemaliges
Bandmitglied von James Brown und der Funkband Parliament-Funkadelic. Dieser lud
Stewart zu den Aufnahmesessions
des 1991 erschienen Albums «Roots
Revisited» ein. Durch diese Session
kam es auch zum Aufeinandertreffen
von Stewart und James Brown, mit
dem der Schlagzeuger dann auch
öffentlich auftrat. (Castiglioni, 2018)
2.3 Sound/Equipment
Der Wiedererkennungswert in Bill Stewarts Spiel ist sehr gross. Dank seinem sehr
eigenständigen Sound fällt es sehr leicht ihn, sei es auf Aufnahmen oder Live, zu
erkennen. Das, meiner Meinung nach, auffälligste Merkmal in seinem Sound ist der
Klang der Becken. Bill Stewart spielt verschiedene Becken aus der K Serie von
Zildjian. Durch die langjährige Zusammenarbeit mit Zildjian entstanden auch
verschiedene personalisierte, sogenannte «custom made», Becken. Die Cymbals die
Stewart benützt klingen meist eher trocken und ein bisschen «trashy». Sein Setup
besteht meistens aus zwei bis vier verschiedenen Ridebecken einer Hihat und
zusätzlichen Bells und Splashes.
In meinen Augen wichtiger als die
Wahl der Becken, ist die Art das
Becken zu spielen. Stewart besitzt
die Fähigkeit mit seinem Anschlag
einen gewissen Clicksound aus dem
Becken herauszuholen der sehr
einzigartig ist.
Michael Cina 7
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Sein Schlagzeugsetup bleibt meist unverändert. Bill spielt ein Gretsch Set mit den
Grössen 18-12-14 was den Grössen eines traditionellen Jazzsets entspricht. Die Toms
sind eher hoch gestimmt und auch die Bassdrum ist jazztypisch eher hoch.
Manchmal verwendet Stewart ein zusätzliches, 16 Zoll grosses, tiefer gestimmtes
Tom als zweites Standtom. Nur auf gewissen Stücken des Maceo Parker Albums Mo’
Roots spielt Stewart eine grössere, 20/22 Zoll, Bassdrum.
Der Sound Stewarts ist auch sehr bestimmt durch die Klarheit seiner Ideen. Sein Spiel
ist, trotz seiner Komplexität, sehr durchsichtig, jeder Schlag ist klar hörbar und
einfach zu bestimmen. (RobertM, 2008)
3 Polymetrik
3.1 Definition
Polymetrik ist eine Unterform der Polyrhythmik. Die Polyrhythmik beschreibt das
gleichzeitige Auftreten verschiedener Rhythmen. Spielen diese Rhythmen im
gleichen Metrum beschreibt man die entstehende Überlagerung als polyrhythmisch.
Wenn die verschiedenen Rhythmen sich jedoch auf verschiedene Metren beziehen
wird das Phänomen als polymetrisch beschrieben. (Cebus, 2017)
Die wohl ursprünglichste Form von Polymetrik ist die sogenannte Hemiole. Eine
Hemiole beschreibt eine rhythmische Akzentverschiebung in einem Dreiertakt. Wie
auf der Abbildung ersichtlich wird aus zwei 3/4 Takten ein grosser 3/2 Takt oder drei
kleinere 2/4 Takte gebildet. Durch diese Akzentverschiebung treten zwei
verschiedene Rhythmen gleichzeitig auf und lösen sich nach kurzer Zeit wieder auf.
Die Entstehung der Hemiole und somit der Polymetrik an einem bestimmten Ereignis
oder Ort festzuhalten scheint wohl sehr schwierig zu sein. Aus Quellen kann man
8 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
3.2 Beispiele
Abbildung 6: Takt 8 bis 13 aus dem B-Teil von „Maria Cervantes” geschrieben von Noro Morales
Natürlich ist Bill Stewart nicht der erste Jazz Schlagzeuger der in seinem Spiel
Gebrauch von Polymetrischen Elementen macht. Schon früh wurde die Polymetrik
gebraucht um Spannung im Solo oder während der Begleitung zu erhöhen.
Michael Cina 9
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
So zum Beispiel entdeckt man immer wieder typische 3-Schlag-Phrasen im Spiel von
„Papa“ Jo Jones. Der im Jahre 1911 geborene Schlagzeuger wurde vor allem bekannt
durch die Count Basie Band, in der er fast 15 Jahre aktiv war.
Abbildung 7: Takt 1-4 aus „Papa“ Jo Jones Solo über Lester Youngs Version von „Love Me Or Leave Me“
„Papa“ Jo Jones war ein grosses Vorbild für den mehr als 10 Jahre älteren Roy
Haynes. Roy Haynes machte vermehrt Gebrauch von 3-Schlag-Phrasen und
entwickelte diese auch weiter.
Abbildung 8: Takt 17-24 aus Roy Haynes Solo über Thelonious Monks „In Walked Bud“
10 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Abbildung 9: Takt 37-44 aus dem Head-In von „Seven Steps To Heaven“
Michael Cina 11
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
das Thema, welches nach dem Intro folgt, besitzt einen klaren 4/4 Medium Swing
Groove.
Abbildung 10: Takt 1-8 aus dem Intro von „Snide Remarks“
Somit sehen wir hier ein erstes polymetrisches Element. Die untenstehende
Abbildung zeigt wie sich die zwei Metren gegeneinander verschieben und wie die
Verschiebung aufgelöst wird. Jeweils nach drei Takten fallen die Schwerpunkte der
zwei Rhythmen wieder zusammen. (Auf dem gleichen Album, auf dem Stück
«Crosstalk» spielt Stewart in seinem Solo die gleiche rhythmische Figur in den
Füssen. (Transkription im Anhnag) Weiter findet man ein ähnliches Intro auch auf
«The Breakthrough» aus dem Album «Earthtones» vom Peter Bernstein Trio
(Transkription im Anhang).)
12 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Abbildung 12: Takt 2-4 aus dem Schlagzeugsolo über „Snide Remarks“
Im Takt 10 dieses Solos befindet sich schon die zweite polymetrische Figur, welche
auch als 3er-Figur erkennbar ist.
Abbildung 13: Takt 13-17 aus dem Schlagzeugsolo über „Snide Remarks“
Weiter ist bei diesem Solo die Motivik hervorzuheben. Das Solo ist stark gegliedert in
vier Teile und eine Schlussphrase. Jedes dieser Teile hat verarbeitet jeweils ein
ausgewähltes Motiv. Dies zeigt den guten Überblick auf, welcher Stewart über die
Form und den Spannungsbogen seines Solo hat.
4.2 „Rhythm-A-Ning“
Rhythm-A-Ning ist eine Komposition des legendären Jazzpianisten Thelonious Monk.
Stewart hat diese Komposition auf seinem zweiten Blue Note Album „Telepathy“
aufgenommen, welches nur ein Jahr nach „Snide Remarks“ erschienen ist. Die Band
besteht, mit Carrothers und Grenadier, aus der gleichen Rhythmsection wie „Snide
Remarks“. Am Tenorsaxophon steht Seamus Blake und am Alt- und Sopransaxophon
Steve Wilson. Im hinteren Teil der Aufnahme hört man ein energetisches Trading
zwischen Stewart und dem Tenoristen, Seamus Blake.
Bei zweiten „Achter“ des Tradings hört man eine spannende polymetrische Phrase.
Diese Phrase besteht aus einem Rhythmus in 7/8. Stewart platziert und orchestriert
diese gekonnt.
Michael Cina 13
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Somit klingt auch diese Phrase sehr organisch im Zusammenhang, trotz ihrer
Komplexität. In der folgenden Abbildung sieht man die Phrase runtergebrochen auf
ihre Rhythmik und im Verhältnis zum Grundrhythmus, dem 4/4 Takt.
Abbildung 15: Rhythmische Verschiebung der Phrase aus Abbildung 13 über einen 4/4 Takt
Weiter in den Tradings taucht im letzten Soloteil von Stewart eine weitere
polymetrische Figur auf. Dieses Mal macht er Gebrauch von einem Rhythmus in 5/4,
den er orchestriert und genau platziert.
14 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Im Jahre 1998 ist das Album „Earth Tones“ auf dem Criss Cross Label erschienen. Das
Stück „Sublim Indifference“, geschrieben von Berstein selbst, beinhaltet ein kurzes,
prägnantes Schlagzeugsolo. Polymetrische Elemente sind nur schwer zu erkennen.
Einzig im Takt 22 hört man eine dreier Figur in der linken Hand und im Fuss welche
sich für kurze Zeit gegen das durchgehende 4/4 Ride Pattern verschiebt.
Abbildung 17: Takt 22-23 aus dem Schlagzeugsolo über „Sublime Difference“
Was jedoch sehr stark erkennbar ist an diesem Solo ist der motivische Gedanke und
Aufbau des Solos. Es besteht, abgesehen von einer Einleitungs- und Schlussphrase,
nur aus zwei Elementen, zwei Sounds. Zum einen das Ride Pattern, welches einem
traditionellen Ridepattern entspricht, und zum anderen die Kombination von
Bassdrum und einem Pressroll mit der linken Hand. Dies ist ein sehr typischer Sound
aus dem Klangspektrum von Bill Stewart.
Abbildung 18: Takt 20-23 aus dem Schlagzeugsolo über „Question And Answer“
Michael Cina 15
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Abbildung 19: Takt 41-44 aus dem Schlagzeugsolo über „Question And Answer“
4.5 „Toogs“
Das Stück „Toogs“ ist auf dem Livealbum „EnRoute“ des John Scofield Trios. Auch
dieses Trio besteht schon seit langer Zeit und die drei Musiker, John Scofield, Steve
Swallow und Bill Stewart erweisen sich als sehr eingespielte Band.
Stewart spielt, wie so oft, ein Schlagzeugintro mit einem gewissen polymetrischen
Element. Das Stück ist in 5/4 geschrieben. Stewart spielt mit dem linken Fuss alle
Viertelnoten, während er mit den Händen Triolen in 5er Gruppen spielt. Umgedeutet
könnte man den Groove als 15/8 Takt sehen worüber Stewart einen 5/8 Rhythmus
legt. Jeweils nach drei Takten des 5/8-Taktes fallen die beiden Metren zusammen.
Die Wirkung der Polymetrik scheint hier nicht so stark zu sein. Vorstellbar wäre aber
den selben Rhythmus in einem 4/4 (12/8) Medium Swing Groove zu spielen. Die
Abbildung zeigt wie sich die zwei Rhythmen gegeneinander verschieben würden.
Abbildung 21: 5/8 Figur aus „Toogs“ über 12/8 Metrum (z.Bsp. Medium Swing)
16 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Abbildung 22: Takt 26-29 sowie Takt 41-44 aus dem Schlagzeugsolo über „Half A Finger Snap“
Michael Cina 17
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
18 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Abbildung 23: Verschiebung eines Rhythmus in 5/4 über ein 4/4 Metrum mit verschiedenen Startpunkten
Abbildung 24: Verschiebung eines Rhythmus in 7/4 über ein 4/4 Metrum mit verschiedenen Startpunkten
Die Wirkung der polymetrischen Figur ist nur dann stark, wenn die Figur ganz klar als
anderstaktig als der Grundrhythmus erkannt wird. Durchgehende Achtellinien
können zwar, je nach Orchestrierung, einen solchen Effekt erzeugen aber sind
wahrscheinlich nicht die offensichtlichste Variante. Rhythmen die klarer das Metrum
zeigen sind meiner Meinung nach effektiver. Solche Rhythmen nennt man Claven.
Die wohl bekannteste Clave in 5/4 ist die in der Abbildung dargestellte 3-2 Clave. Die
Möglichkeiten einen Rhythmus in 5/4 zu spielen sind beinahe unendlich. Von einem
ganzen Takt Pause bis zu einer durchgehenden Achtellinie ist alles möglich.
Michael Cina 19
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Die nächste Abbildung zeigt ein Beispiel einer polymetrischen Figur beginnend als
Auftakt auf Schlag drei im letzten Takt einer fiktiven Form und auflösend auf Schlag
eins im Takt 5 der neuen Form. Der Rhythmus wurde frei gewählt aus einer der 1024
(!) Möglichkeiten.
Abbildung 26: Verschiebung eines Rhythmus/einer Clave in 5/4 über ein 4/4 Metrum, Startpunkt ist Schlag 4
eines Auftaktes
Michael Cina 21
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
6 Fazit
Durch die Transkriptionsarbeit erlangte ich einen Einblick in das, teils polymetrische,
Vokabular des Jazz-Schlagzeugers Bill Stewart. Nebst den interessanten
polymetrischen Elementen lernte ich auch andere Seiten des Spiels von Bill Stewart
besser kennen. In seinen Solis verwendet er oft eine überaus starke und stringente
Motivik, und seine Kontrolle über Aufbau und Form eines Solos sind sehr
beeindruckend. Auch sein Spiel mit dynamischen Elementen empfinde ich als sehr
inspirierend. Dies sind alles Elemente die ich in meinem Spiel verbessern möchte und
an denen ich, mithilfe des transkribierten Materiales, arbeiten kann.
Der Effekt polymetrischen Materiales wurde mir stärker bewusst. Der mögliche
Spannungsaufbau während eines Solos durch polymetrische Elemente ist nicht zu
unterschätzen.
Die Komplexität dieser rhythmischen Elemente sollten jedoch nicht unterschätzt
werden. Eine Methode den Zugang zu erleichtern, und die Erarbeitung eigener
Figuren zu unterstützen glaube ich gefunden zu haben. Die Effektivität dieser
Methode muss ich aber noch weiter untersuchen.
Den Korpus an möglichem Transkriptionsmaterial von Bill Stewart wurde in dieser
Arbeit nur leicht angekratzt. Sehr viele Solos und Compings sind noch zu
transkribieren um einen klareren Überblick über Stewarts Vokabular zu kriegen.
Gewisse Erkenntnisse sind jedoch bereits vorhanden und geben Anstösse für neue
musikalische Entdeckungen.
Bill Stewart ist und bleibt für mich ein wichtiger Schlagzeuger, der mich immer
wieder inspiriert und dessen Arbeit ich weiterverfolgen möchte. Bis heute ist er sehr
aktiv in der Szene, daher wird neues Material wohl nicht lange auf sich warten
müssen.
22 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
7 Quellenverzeichnis
Malabe, Frank & Weiner, Bob. 1990. „Afro-Cuban Rhythms for Drumset“
ISBN-10: 0-89724-574-1 (Book & CD)
Michael Cina 23
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
8 Abbildungsverzeichnis
Titelbild:
http://www.herzogpromotion.com/sites/default/files/Bill_Stewart_%C2%A9Konstan
tin%20Kern-PR2.jpg
Abbildung 1:
https://www.vrtxmag.com/site/assets/files/46619/scofield-_swallow-_stewart.jpg
Abbildung 2:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bill_Stewart_(Musiker)#/media/File:Dizzy_StewartBW.
jpg
Abbildung 3:
https://www.allmusic.com/album/think-before-you-think-mw0000598225
Abbildung 4:
http://www.gretschdrums.com/sites/default/files/artists-gallery/Stewart_Bill-
Image4.jpg?width=768&height=701
Abbildungen 5 bis 28 stammen aus den von mir erstellten Transkriptionen, welche
im Anhang zu finden sind, oder wurden von mir zur Veranschaulichung erstellt.
24 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
9 Anhang
Michael Cina 25
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
26 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Michael Cina 27
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
28 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Michael Cina 29
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
30 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Michael Cina 31
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
32 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Michael Cina 33
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
34 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Michael Cina 35
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
36 Michael Cina
37 Michael Cina
f
¡ t
t !t ¡ Ã
t ^ I t t ¡
I
¿ Í_
L
, \/ t
/ Í /f /I
t t¡
x
c L t f
l¿ ,l
I
t/.//// ,Ír,/t/,/ /
t!
â
l1 o a o u
I 'tÌo"ntr
x tx
I t
,| ,
I I T
E t
¡
i I
I rt I
t ¿ I
t ,//l
I I 1 tt
I
¿
l_l t f
I t I
tl A õ
-J f.
¡ I
T I t r/ I
t/
â
I È
I t c f i
I
I I ¡
¿l
Þ\
I T
ì
c rI
I
Á
ì
1tr^rt
¿
tt
{ 1/
Ø t
Question And Answer – Pat Metheny Trio – Trio Live
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Michael Cina 38
x f
/ , f
I
'll v lì
? ¿ o t ol ol
{ o
I t
,/v T ,f
/ vl I
Ôt ì1 L
t I Í
t/
)
JI I A L ¡ /
lt
x L
x
L
E,
-J
,
I
t
tI I
LL-
I A
t t
I
t -J
-- t
l¡ t
lt I
ll I t
( x
t L
,/ / // I L
I
f
I
ltì
L-l
¡ I ,ii
4 .¿ t
t I
o t î. Í
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
39 Michael Cina
¡ i t.i /r
A Á, .l l{
tl
.. \i ,7
¿l I
tt l
t, t o
u
t i ¿ll rf
ll
It "'/ I I í | /,
I T. I I
/
¡ ll t\ t< I 4. AI 4.
t!_t
t Í"
) <t )
I ¡t I
/
ir t
I i
II
¿
A A
1-
¡
r
T L tII t I
/ /. { t /
/ iI ti
¿
4 aÁ. L
t i
I i.
D c t
f
L .( A /)
I t.l
I _f L
li/ I
I//
!
I )
J i 9
¡ I
J _l
O
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Michael Cina 40
'.2'h4
O a:J.+ÅJø)
I
¡. 4. Ã. L /L"{ L
t¡t ¡ I tti t
}L Þ
È
t,r ¡ ,fl
I I t
t
2 <t I
t
t /l
I t
t-¿l /ì l
I _t I
^ ¡l I !
///f/f t
¡ ! ¡ Í I / /¡ t / /t t
I
tttt t¡ r I il
, I
'-
-
// //tt
.t dt I it '. I I it /ll! i i
lil I l'i I tt it ç i r f tt i ll J I I ¡¡
:l !
I
a
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Michael Cina 41
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
42 Michael Cina
Polymetrik im Spiel von Bill Stewart
Michael Cina 43