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3. ADVENTSONNTAG - 15.

Dezember 2019 - LJ A
GAUDETE

Die 3 Adventkranzkerzen erst während der jeweiligen Strophe des Liedes „Tauet
Himmel“ anzünden!

KREUZZEICHEN - LITURGISCHER GRUSS


Meine lieben Freunde! Am 3. Adventsonntag heiße ich Sie zu unserem
Gottesdienst recht herzlich willkommen! Beginnen wir unsere Feier im
Namen dessen, der uns seine Freude schenken will
+ im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.
Der Herr erfülle unsere Herzen mit Hoffnung,
und er lasse uns voll Erwartung Ausschau halten nach seinem Kommen.
Seine Güte und Menschenfreundlichkeit seien mit euch!

LIED ZUR ERÖFFNUNG: Wir sagen euch an den lieben Advent GL 115,1-3
P: Wir entzünden heute bereits die 3. Kerze an unserem Adventkranz.
Sie brennt für all jene Menschen, die verzweifelt sind, und die nicht mehr
weiter wissen. Dieses Licht soll uns allen Hoffnung und Freude schenken.
Diese Kerze soll unser aller Leben froh machen!
EINFÜHRUNG
Wir sind am 3. Adventsonntag zur Hl. Messe versammelt.
Dieser Sonntag trägt den Namen Gaudete, was auf Deutsch „Freut euch!“
bedeutet, und uns das Wort des Hl. Paulus ins Gedächtnis ruft, das er in
seinem Philipperbrief schreibt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Noch einmal sage ich euch: Freut euch! Denn der Herr ist nahe“.
Auch in dieser Feier ist der Herr uns wieder nahe!
In dieser Feier sagt uns Gott zu, dass wir mit allem, was geschieht,
in seiner Hand geborgen sind:
„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich:
Freut euch! Der Herr ist nahe.“ (Phil 4,4.5b)
Freude: Wie sehr sehnen wir uns danach! Und wie viel steht ihr oft im
Weg! Und oft sind wir es selber mit unserer Enge, mit unserer
Kleinlichkeit, mit unserem harten Urteil, die Freude verhindern.
Die Adventzeit lädt uns dazu ein, über unsere Erwartungen
nachzudenken und auch über das, was wir uns erhoffen.
Heute fordert uns Johannes der Täufer dazu auf, über unsere Einstellung
zu Jesus nachzudenken: Ist er für mich der, der kommen soll?
Ist er die Erfüllung meiner Erwartungen?
Oder muss ich meine Erwartungen zurückschrauben?
Ist er vielleicht anders, als ich es mir erhoffe?
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„Freuet euch!“ ist trotzdem die Grundbotschaft des heutigen Sonntags.
Freuen wir uns, dass wir hier beisammen sind?
Geben wir einander und unserem Herrn Grund zur Freude?
Nehmen wir teil an Seiner Freude - und bitten wir Gott, er möge uns ein
weites Herz schenken und uns für seine Frohe Botschaft öffnen! - Stille -

KYRIE-RUFE
Guter Gott, wir hören zwar die Botschaft deines Kommens –
aber wir rechnen nicht wirklich mit deiner Ankunft.
Wir sind unterwegs und treiben dahin von Termin zu Termin –
aber wir bewegen uns kaum einen Schritt auf dich zu.
Wir sorgen uns, um noch das richtige Geschenk zu finden und die
Delikatesse für den Festtagstisch – aber die Zeichen deines Kommens
übersehen wir. So bitten wir um dein Erbarmen:
Herr Jesus Christus,
 du kommst in unsere Welt, aber wir haben im Augenblick viele andere
Dinge im Kopf und denken so wenig an dich: Herr, erbarme dich unser.
 du kommst in unsere Welt, aber wir verlieren dich immer wieder aus
den Augen und suchen dich nicht. Christus, erbarme dich unser.
 du kommst in unsere Welt, doch wir wollen uns nicht ändern. Herr,
erbarme dich unser.

VERGEBUNGSBITTE
Zur Ruhe kommen. Loslassen. Still werden. Ganz bei mir sein.
Mich öffnen. Mein Innerstes erforschen. Und dort dir begegnen.
Mir selbst auf den Grund gehen. Mein Herz weit machen und Freude
erfahren durch dein Kommen. Herr, hab du Erbarmen mit uns.
Hab Geduld mit unserer Schwachheit. Hilf uns zu einem neuen Anfang
und ermutige uns zu einem konkreten Vorsatz. Amen.
kein Glorialied!

TAGESGEBET
Herr, wir nennen dich Gott und bemühen uns zu wenig, dich richtig
kennenzulernen und dir den gebührenden Platz in unserem Leben zu
geben. Wir bereiten uns auf den Geburtstag Jesu vor, und lassen uns
immer wieder ablenken.
Wir wissen aber, dass du in unserer Mitte bist, uns hörst und uns lenkst.
Immer wieder richtest du dein Wort an uns.
Lass uns dein Wort hören und lass es uns auch verstehen.
Darum bitten wir dich durch Jesus, den du uns als Retter gesandt hast,
und der mit dir und dem Hl. Geist lebt in Ewigkeit. Amen.

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HINFÜHRUNG ZUR 1. LESUNG
Manches klingt zu schön, um wahr zu sein. Anderes kann an
Erfahrungen anknüpfen. Mit poetischen Bildern will der Prophet Jesaja in
politisch schwierigen Zeiten seine Glaubensgeschwister ermutigen und
aufrichten.

1. LESUNG AUS DEM BUCH DES PROPHETEN JESAJA 35,1-6a.10


Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll
jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, jubeln soll sie,
jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, die
Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des
Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. Macht die erschlafften Hände
wieder stark und die wankenden Knie wieder fest!
Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer
Gott! Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung; er selbst wird
kommen und euch erretten. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet,
auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme
wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. Die vom Herrn
Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion.
Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern.
Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzer entfliehen.
EINFÜHRUNG IN DIE 2. LESUNG
In 2. Lesung schreibt Jakobus, der Leiter der urchristlichen Gemeinde
von Jerusalem, an Menschen, die offensichtlich am Ende ihrer Geduld
sind: Wann endlich kehrt Jesus Christus wieder?
Er fordert einerseits zu Geduld, andererseits zu Wachsamkeit auf.
Aber: Die Zeit der Ernte kommt gewiss! Der kluge Bauer wartet ab.
Er kennt die Wechselspiele der Natur. Er weiß, dass das Saatgut Zeit zum
Wachsen braucht, und er schenkt dem Nährboden großes Vertrauen.
Zwischendurch greift der Bauer ein, wenn es nötig ist.
So können auch wir in unserem Dasein Gott vertrauen, dass er alles zu
einem guten Ende führen wird. Der Herr der Welt kommt gewiss!
Christus ist schon auf dem Weg zu uns!
2. LESUNG AUS DEM BRIEF DES APOSTELS JAKOBUS 5,7-10
Schwestern und Brüder, haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn!
Auch der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde,
er wartet geduldig, bis im Herbst und im Frühjahr der Regen fällt.
Ebenso geduldig sollt auch ihr sein.
Macht euer Herz stark, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor.
Klagt nicht übereinander, Schwestern und Brüder, damit ihr nicht
gerichtet werdet. Seht, der Richter steht schon vor der Tür.
Schwestern und Brüder, im Leiden und in der Geduld, nehmt euch die
Propheten zum Vorbild, die im Namen des Herrn gesprochen haben.
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ZWISCHENGESANG

HINFÜHRUNG ZUM EVANGELIUM


Die Jünger des Johannes stellen Jesus die entscheidende Frage:
„Bist du der, der da kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen
warten?" Die Frage steht im Raum: Warum fällt es den Menschen so
schwer, in Jesus den Messias zu erkennen?
Ich stelle mir die Frage: Wen erwarten die Menschen heutzutage?
Wer zeigt uns heute den Weg zum Leben?

AUS DEM HL. EVANGELIUM NACH MATTHÄUS 11,2-11


In jener Zeit hörte Johannes im Gefängnis von den Taten Christi.
Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen:
Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?
Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und
seht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein,
und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium
verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.
Als sie gegangen waren, begann Jesus, zu der Menge über Johannes zu
reden; er sagte: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste
hinausgegangen seid?
Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen,
als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung?
Leute, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige.
Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Um einen Propheten zu sehen?
Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten.
Er ist der, von dem es in der Schrift heißt:
Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen.
Amen, das sage ich euch:
Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den
Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.

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MEDITATION - 3. Adventsonntag - 16. 12. 2007 - Mt 11,2-11

Eine nachvollziehbare Szenerie: Johannes der Täufer schmachtet im


Kerker des Herodes. Der Zugang zum Leben draußen ist ihm verwehrt.
Er scheint aber doch vom Tun Jesu zu hören. Seine innere Verfassung
scheint schwierig. Er zweifelt an sich und seinem Auftrag. Und das als
einer, der doch als mutiger Bußprediger, ja als starker Prophet bekannt
ist. Er ist sich und seiner Sache wohl gar nicht mehr so sicher.
Er schickt dann aber doch Vertraute los, um sich Orientierung und
Sicherheit zu verschaffen.
Jesus reagiert unmittelbar und gibt den Boten einen klaren Auftrag
zurück. Sie sollen Johannes berichten, was sie hören und sehen:
Das Ungeheuerliche, das von Jesus her den Menschen an neuem Leben
geschenkt wird, sollen sie ihm authentisch rüberbringen. Zusätzlich gibt
er ihnen die Ermutigung an Johannes mit: Selig, wer an mich als den
Messias glaubt. Eine not-wendige Würdigung und Ermutigung an den
Eingekerkerten.
Dann wechselt die Szenerie: Jesus wendet sich seinen Zuhörern zu.
Er fragt sie nach ihren Erwartungen beim Hinausgehen in die Wüste:
Wollten sie sich etwa ein Naturschauspiel ansehen?
Ein im Wind schwankendes Schilfrohr etwa?
Oder wollten sie Menschen treffen, die dort nicht hingehören, die fein aber
unpassend gekleidet sind?
Oder wollten sie dort nicht Gotteserfahrungen machen?
Im Kontakt etwa mit dem Gottesboten Johannes? Wollten sie dort nicht
den in der Schrift angekündigten Propheten treffen?
Wohl eher eine rhetorische Frage. Denn die Wüste war und ist bis heute
ein Ort außergewöhnlicher Erfahrungen. Ein Ort, an dem Menschen sich
mit sich und ihrem Gott auseinandersetzen. Jesus bestätigt seinen
Zuhörern, dass diese Wüsten-Erfahrungen unvermeidlich sind.
Er sagt ihnen gleichzeitig zu, dass ihnen eine einmalige Erfahrung
geschenkt wurde:
"Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten." Johannes der Täufer,
der den Messias ankündigt. Der den Weg für ihren Messias bahnt.
Er bezeugt Johannes als den Größten unter den Menschen. Aber er sagt
noch etwas Wichtiges dazu:
"Doch der Kleinste im Himmelreich wird größer sein als er."
Für mich eine ganz besondere Ermutigung zur Hoffnung:
Die Zusage erfüllten Lebens richtet sich auch an mich.
Selbst wenn ich zweifle, wenn mir die
Sicherheit des Glaubens verloren geht, wenn ich wüste Erfahrungen
mache. Amen.

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Markus Essig - Diözesansekretär + Geschäftsführer - Kolpingwerk Freiburg

PREDIGT
„Weihnachten kommt immer so plötzlich!“, seufzte einmal ein Pfarrer,
als er die viele Arbeit vor sich sah, die er bis Weihnachten noch zu
erledigen hatte. „Weihnachten kommt immer so plötzlich!“ mag auch
manche Hausfrau stöhnen, wenn sie an die Dinge denkt,
die bis zum Heiligen Abend noch zu machen sind.
Viele Menschen erleben diese Wochen vor Weihnachten als die
hektischsten des ganzen Jahres. In den Sätzen der heutigen Lesung aus
dem Jakobusbrief ist interessanterweise aber nichts von Hektik zu finden.
Ganz im Gegenteil: „Haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn!
Auch der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde, er wartet
geduldig, bis im Herbst und im Frühjahr der Regen fällt. Ebenso geduldig
sollt auch ihr sein.“
Der Advent braucht Geduld, keine Hektik. Hektik entsteht oft dann,
wenn man sich zu viel vorgenommen hat.
Oder wenn man die Ziele, die man sich gesetzt hat, nicht erreicht.
Das hieße dann für uns an diesem 3. Adventsonntag: Nimm dir nicht zu
viel für den Hl. Abend und die Weihnachtsfeiertage vor!
Überfrachte diese Zeit nicht mit zu hohen Erwartungen!
Zu Weihnachten werden die Welt und unser Leben nicht grundsätzlich
anders aussehen als heute. Wer versucht, an den Weihnachtstagen für ein
paar Stunden die normale Lebenswirklichkeit zu verdrängen und in eine
heile Scheinwelt einzutauchen, der wird spätestens am 27. Dezember ein
böses Erwachen haben:
Diese Scheinwelt bricht nämlich wieder zusammen!
Wer aber versucht, geduldiger zu werden - mit sich und mit seinen
Mitmenschen -, der ist es, der diese adventliche Botschaft wirklich
verstanden hat.
Der Jakobusbrief macht dies in dem Bild vom Bauern und von der Ernte
deutlich: „Auch der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde,
er wartet geduldig, bis im Herbst und im Frühjahr der Regen fällt. Ebenso
geduldig sollt auch ihr sein.“ Und dann heißt es weiter:
„Macht euer Herz stark, denn die Ankunft des Herrn steht bevor.“
Wie dieses „das Herz stark machen“ in der Praxis aussehen kann, dazu
bietet der Jakobusbrief einen ganz konkreten Vorschlag: „Klagt nicht
übereinander, Schwestern und Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet.“
Also: Bevor du über deinen Mitmenschen urteilst, versuche zunächst
einmal, ihn zu verstehen! Selbst wenn du manches an ihm auszusetzen
hast, versuche als erstes, nachzudenken, warum er sich so und nicht
anders verhält oder denkt!
Das klingt zunächst wie eine ganz banale Anstandsregel, greift aber viel

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tiefer: Wenn ich mich geduldig hinein versetze in meinen Mitmenschen,
erst dann bin ich auf dem Weg zum Weihnachtsgeschehen.
Denn was feiern wir denn zu Weihnachten Anderes als das große
Geheimnis, dass Gott sich in uns Menschen hinein versetzt hat - mit der
Konsequenz, dass er selbst Mensch wurde, ein Mensch wie du und ich.
„Macht euer Herz stark“ - das ist weder eine Sache der Hektik noch eine
Sache der übergroßen Erwartungen. Es ist eine Sache des Sich-in-den-
anderen-Hineinfühlens. Aber - das braucht Zeit und Geduld.
Ja, Advent ist die Zeit der Geduld, der Geduld mit sich selbst und der
Geduld mit seinen Mitmenschen - Geduld in vielerlei Weise. Amen.

GLAUBENSBEKENNTNIS
Bei allen Fragen und Zweifeln halten wir doch an unserem Glauben fest,
den wir nun gemeinsam bekennen wollen: Ich glaube an Gott, …

FÜRBITTEN
Jesus, seit deiner Menschwerdung bist du unter uns. Seit deiner
Auferstehung ist dein Kommen unscheinbarer, werden unsere Geduld
und unsere Hoffnung manchmal auf eine harte Probe gestellt.
Geduld brauchen wir, den Advent unseres Lebens durchzustehen.
Dabei vertrauen wir auf deine Hilfe und bitten dich:
 Für alle, die Sorgen haben, die krank sind, denen es aus irgendeinem
Grund nicht gut geht. Schenke ihnen Erfahrungen, die ihnen neue
Hoffnung, Optimismus und Zuversicht geben!
 Für unsere Gemeinde und für alle, die den Weg des Glaubens suchen.
Führe uns auf einem guten Weg in die Zukunft. Zeige uns, wo unsere
Verantwortung liegt und gib uns die Kraft, diese Verantwortung auch
zu tragen.
 Komm und leite unseren Papst Franziskus und unsere Bischöfe, wenn
sie Entscheidungen für die Zukunft unserer Kirche treffen müssen.
 Für alle, die sich nicht mehr freuen können: Schenke ihnen
Begegnungen und Erfahrungen, die sie aus ihrer Lustlosigkeit und
Freudlosigkeit befreien!
 Für alle, die in Streit und Hass leben: Gib ihnen die Einsicht, dass
Versöhnung mehr bringt als jeder Streit.
 Wir bitten für unsere Verstorbenen, die nichts mehr von sich selbst,
aber alles von dir erhoffen dürfen.
Guter Gott, auf unserer adventlichen Pilgerschaft bist du unsere Hoffnung
und unser Ziel. Schenke uns Augen, die deine Zeichen erkennen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

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LIED ZUR GABENBEREITUNG

GABENGEBET
Guter Gott, wir geben dir unscheinbare Gaben: ein wenig Brot und etwas
Wein. Lass sie Nahrung sein für uns und lass uns Schwestern und
Brüder sein für alle, mit denen wir die Gaben teilen, im Gottesdienst und
im Alltag, durch Christus, unsern Herrn. Amen.

PRÄFATION VOM ADVENT II


In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, guter Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Von ihm redet die Botschaft aller Propheten,
die jungfräuliche Mutter trug ihn voll Liebe in ihrem Schoß,
seine Ankunft verkündete Johannes der Täufer und zeigte auf ihn,
der unerkannt mitten unter den Menschen war.
Er schenkt uns in diesen Tagen die Freude,
uns für das Fest seiner Geburt zu bereiten,
damit wir ihn wachend und betend erwarten
und bei seinem Kommen mit Liedern des Lobes empfangen.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
HEILIGLIED

ZUM VATER UNSER


Weil Jesus möchte, dass wir gut aneinander handeln,
reichen wir uns nun die Hände und beten so,
wie er es uns aufgetragen hat: Vater unser im Himmel, …
ZUM FRIEDENSGRUSS
Zum Frieden kann jeder etwas beitragen, und doch können wir ihn nicht
einfach machen. Friede wird uns geschenkt in Jesus,
der unser Friede und unsere Versöhnung ist.
Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch!
So geben wir nun einander ein Zeichen dieses Friedens!
LAMM GOTTES

EINLADUNG ZUR HL. KOMMUNION


Jesus ist Mensch geworden und hat mit den Menschen gelebt.
In der Adventzeit erinnern wir uns an die Sehnsucht und an das Warten
der Menschen auf den von Gott gesandten Erlöser.

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Zugleich erwarten wir aber in dieser Zeit in besonderer Weise sein
Wiederkommen am Ende der Tage.
Jesus lässt uns in diesem Warten aber nicht allein.
Im eucharistischen Brot ist er bei uns gegenwärtig und stärkt uns.
Um dieses Brot sind wir nun versammelt.
So sehen wir Christus, das Lamm Gottes.
Er nimmt hinweg die Sünde der Welt!
A: Herr, ich bin nicht würdig, ...
Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht!
Seht, hier ist euer Gott. Er selbst wird kommen und euch erretten!

KOMMUNIONLIED

MEDITATION NACH DER HL. KOMMUNION


Da wurde einer Mensch, damit wir Mensch würden.
Da wurde einer Mensch und lehrte uns die Bedeutung
und die Würde der Menschen. Aller Menschen, ohne Ausnahme.
Für ihn gibt es keine Auserwählten und Bevorzugten.
Bei ihm brauchen wir keine Empfehlungen und Beziehungen.
Für ihn sind wir wichtig.
Da wurde einer Mensch, damit wir Menschen würden.
Er säte durch sein Leben unter den kleinen Leuten
eine unbezwingbare Hoffnung.
Er kam nicht, um zu richten, sondern um aufzurichten.
Er kam, um zu heilen, woran auch einer leiden mochte.
Wo er war, fingen die Menschen an aufzuatmen.
Blinden gingen die Augen auf, Niedergedrückte wagten es,
sich aufzurichten; und sie konnten den Himmel sehen.
Die man mit Schuld belastet hatte, befreite er.
Er stand dafür ein mit seiner ganzen Autorität,
dass keiner umsonst gelebt und keiner umsonst gerufen hat.
Er gab allen einen Namen und sagte zu allen, die ihm zuhörten:
Keine Angst, es ist alles schon gerichtet: Es ist alles gut.
Er wurde zur guten Nachricht, zur Hoffnung, zur Zuversicht.
Ein Weg, den man gehen kann.
Ein Licht, das alles Dunkle überwindet.
Ein Mensch wie Brot wurde er und wie Wein.
Ein Wort, das sich verschenkt.
Ein Wort, dem kein Tod gewachsen ist.
Ein Wort, das sagt: Du gehörst dazu!
oder: MEDITATION NACH DER HL. KOMMUNION 2
Gott, ich möchte dir die Hand geben und erfahren: diese Verbindung hält.
Ich möchte über unsicheren Grund gehen und erfahren: er trägt.
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Ich möchte von Wenigem leben und erfahren: das ist mehr als genug.
Ich möchte an einer neuen Welt mitarbeiten und erfahren:
dein Reich ist mitten unter uns.
Ich möchte jeden Tag etwas mehr lieben und erfahren:
Liebe ist der Weg zum anderen - der Weg zu dir.
Ich möchte deinen Geist atmen und erfahren: er macht lebendig.
BAUSTEIN
Wenn ich warte, …
… kann ich mich freuen, weil ich einen Moment freie Zeit gewonnen habe.

Wenn ich warte, …


… kann ich mich ärgern, weil ich unnütz Zeit totschlagen muss.

Wenn ich warte, …


… kann ich mich freuen auf das, was kommt.
Wenn ich warte, …
… kann ich mir Sorgen machen über das, was kommt.

Wenn ich warte, …


… kann ich mich umschauen, was um mich herum geschieht.
Wenn ich warte, …
… kann ich in mir versinken, weil nichts vorwärtsgeht.

Wenn ich warte, …


… kann ich die letzte Begegnung in Ruhe verabschieden oder mich auf die
nächste Begegnung einstellen.

Wenn ich warte, …


… kann ich voll Bitterkeit überlegen, was ich dem an den Kopf werfe,
der mich hat warten lassen.

Wenn ich warte, …


… kann ich mich freuen oder durchatmen.

Wenn ich warte, …


… kann ich mich langweilen oder ärgern.

Wenn ich warte, …


… kann ich oft genug selbst entscheiden, wie ich damit umgehe.
Gerhard Jammer

SCHLUSSGEBET
Lasset uns beten! Jesus, du bist Mensch geworden, um uns so nahe zu
kommen in unserer Gemeinschaft, in deinem Wort und im Zeichen des
Brotes. Diese Nähe haben wir nun im Gottesdienst gefeiert.
Dafür danken wir dir!

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Lass uns im Bewusstsein dieser Nähe auf dein Geburtstagsfest zugehen,
und begleite du uns in diesen adventlichen Tagen.
Bleibe bei uns, Herr, heute - und für alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.
VERKÜNDIGUNGEN

SEGENSBITTE
Bitten wir Gott nun um seinen Segen:
Der Herr segne unser Denken und unser Handeln -
und ER sei mit uns auf all unseren Wegen.
So segne und behüte uns alle der allmächtige und uns liebende Gott,
+ der Vater, der Sohn und der Hl. Geist. Amen.
 
SENDUNG
Geht nun hin und sagt einander:
„Hab Mut, fürchte dich nicht, hier ist dein Gott.“
ER ist ein Gott der Liebe, ER hat eine gute Nachricht für alle Menschen.
Gehen wir nun voll Vertrauen, dass Gott den Neubeginn ermöglicht!
So gehet hin und bereitet Freude!
A: Dank sei Gott, dem Herrn!

POSTLUDIUM

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Auslegung und Deutung
Liebe Christen! „Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll
jubeln und blühen.“ Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergangen ist beim Hören dieses alten
Prophetenwortes. Vielleicht hat sich der eine oder die andere gedacht: Mir ist dieser
Text zu poetisch. „Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, / die Steppe
soll jubeln und blühen.“
Eine Wüste können sich wohl alle vorstellen: ganz trocken, ganz sandig oder ganz
steinig. Dass es in der Wüste gelegentlich blüht, das kann man sich vielleicht auch
noch vorstellen. Aber, dass eine solche Wüste blühen kann wie ein Garten?
Die Menschen, zu denen Jesaja gesprochen hat, konnten sich das gut vorstellen – weil
sie immer wieder die Erfahrung gemacht hatten: einmal im Jahr gibt es eine
Jahreszeit, da blüht alles. Das ist ja bei uns nicht viel anders: Wer jetzt durch die
Straße geht oder durch die Landschaft fährt, der sieht kahle Bäume und Sträucher,
öden Boden mit ein bisschen Unkraut – aber er sieht nichts blühen. Und trotzdem
wissen wir, dass es draußen ganz wunderbar blühen kann. Der Prophet Jesaja hat
diese Worte vor ca. 2.500 Jahren zu Menschen gesprochen, die weit weg von ihrem
Zuhause waren, weil man sie fortgeschleppt hatte. Das war für sie gerade so, als ob
man sie in die Wüste geschleppt hätte. Diesen Menschen sagt Jesaja: Ihr braucht
euch nicht zu fürchten, ihr braucht nicht zu verzweifeln. Denkt mal daran: auch die
Wüste kann blühen wie eine prächtige Blume. Möglicherweise hat Jesaja damals auch
schon die Befürchtung gehabt, dass seine Worte manchen Leuten zu poetisch, zu
dichterisch waren. Und deshalb hat er es auch im Klartext gesagt: Wer sich kraftlos
fühlt und wem die Knie schlottern, dem ruft er zu: „Habt Mut, fürchtet euch nicht!“
Und warum sollen sich die Menschen nicht fürchten? Sie sollen sich nicht fürchten,
sie sollen Mut haben, weil Gott bei ihnen ist: „Seht, hier ist euer Gott!“
Heute Morgen/Abend sind hier Menschen versammelt und ebenso an vielen Orten in
anderen Kirchen, die sich treffen, weil Gott ihnen Mut macht für ihr Leben. Aber nicht
alle sagen das mit den Worten: „Seht, hier ist Gott. Deshalb fürchte ich mich nicht.“
Was einem Mut macht, werden viele mit alltäglichen Erfahrungen begründen: dass
man nicht allein ist, sondern mit anderen zusammen auf dem Weg ist: in der Familie,
in der Schule, bei der Arbeit, in der Gemeinde. Oder die Erfahrung, dass man etwas
gut kann oder dass es sich schon immer wieder gut fügt.
Jesaja sagt das so: Wo Gott ist, dort bekommt man Mut, weil den Blinden die Augen
geöffnet werden und den Tauben die Ohren, weil die Zunge des Stummen wieder
jubeln kann. Das hört sich gut an, aber die Sache scheint einen Haken zu haben: Man
muss das auch wollen. Jetzt fragen sich vielleicht manche: welcher Blinde möchte
nicht sehen wollen oder welcher Taube nichts hören? Aber es gibt noch eine andere
Blindheit und Taubheit, von der viele oft nichts wissen wollen, die sie gar nicht ändern
wollen.
Wie oft kann man hören und lesen: Erwachsene sind zu viel und zu oft mit Auto und
Flieger unterwegs, verpesten die Luft, zerstören die Erdatmosphäre. Da sind doch viele
grade froh, wenn sie davon nichts hören und sehen müssen. Denn was kann ich allein
denn verbessern?
Das klingt jetzt gar nicht mehr so poetisch wie bei Jesaja. Aber auch hier gilt der
Zuspruch für jeden: Es steckt viel mehr in dir drin, als du oft glaubst. Und wenn du
es willst und versuchst, dann wirst du spüren, dass du nicht allein bist, dass Gott da
ist. Genau dasselbe haben wir mit anderen Worten im Evangelium gehört. Wo
Menschen sich eingelassen haben auf die Nähe Gottes, die Jesus gelebt hat, auf die
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neuen Lebensmöglichkeiten, die Jesus ihnen geschenkt hat, da konnten die Blinden
sehen, die Tauben hören und die Lahmen wieder springen. Das kommt manchem
vielleicht unglaublich vor. Doch, dass eine Wüste blüht, das glaubt man ja auch nicht
immer. Und trotzdem kann man das immer wieder erleben. Amen.

PREDIGT
"Alle Jahre wieder" - so klingt in diesen Tagen ein bekanntes Lied. Alle Jahre wieder
stehen wir in dieser besonderen Zeit des Advents. Alle Jahre wieder gibt es diese
Vorbereitung auf Weihnachten. Alle Jahre wieder die Vorfreude, die Vorbereitungen,
die Stimmung, die Lieder und das Warten.
Alle Jahre wieder das Hoffen und Sehnen auf den Messias, den Erlöser, - das war die
Situation von Johannes dem Täufer und den Menschen seiner Zeit. Vielleicht ist
dieses andauernde Warten und Hoffen der Punkt, der uns mit den Menschen damals
verbindet. Der Täufer Johannes stellt aus seinem Gefängnis heraus eine kritische,
zugleich die entscheidende Frage an Jesus. Seine ganze Hoffnung wie Skepsis drückt
sich darin aus: "Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen
warten?" Hinter dieser Frage steckt tiefe Sehnsucht, steht das Warten und Hoffen von
Jahrhunderten, das Sehnen nach Erlösung, nach Heil und Shalom für das Volk Israel.
Wie lang hat sich diese Sehnsucht aufgebaut und wie oft wurde sie enttäuscht - alle
Jahre wieder?
Diese oft erlebte Enttäuschung des Volkes Israel und des Johannes, dass sich das
Warten nicht erfüllt und nicht zum Ziel kommt, sondern weiter dauern muss, können
wir vielleicht nachempfinden. Möglich, dass dies eine Erfahrung von uns gerade mit
Advent und Weihnachten ist. Alle Jahre wieder - Advent nicht als Zeit innerer Ruhe
und religiöser Besinnung, sondern Zeit geschäftiger Hektik und der Überforderung.
Alle Jahre wieder - Weihnachten eine Zeit des Familienkrachs, der ausgebrannten
Gefühle und der spirituellen Leere.
Die Antwort Jesu an Johannes zählt eine ganze Liste von Beweisen und Hinweisen
auf, die zur Erkenntnis führen sollen: Jesus von Nazaret ist wirklich der Messias, der
Erlöser. Für die Menschen zur Zeit des Johannes waren dafür scheinbar genügend
Indizien gegeben: Taube hören wieder, Lahme können gehen, Blinde sehen wieder -
ganz so, wie der Prophet Jesaja es doch angekündet und versprochen hatte. Wenn die
Beweise so klar auf der Hand liegen, dann könnte doch jeder auch die Ermunterung
annehmen: "Sagt den Verzagten: Habt Mut!" Doch dies wurde von vielen Menschen zur
Zeit Jesu nicht erkannt. Ihre Zweifel blieben bestehen, so dass Jesus sie geradewegs
herausforderte, indem er sinngemäß fragte: "Was wollt ihr eigentlich?!"
Die Zweifel, ob Jesus tatsächlich unser Erlöser ist, sind vielleicht ganz auf unserer
eigenen Seite. Lohnt es sich für uns, auf ihn zu setzen? So fragt Jesus wohl auch uns:
Was wollt ihr eigentlich? Was wollt ihr eigentlich alle Jahre wieder mit Advent und
Weihnachten? Ich will, dass sich mein und unser Warten und Sehnen erfüllt und
nicht ins Leere läuft. Ich will Kraft und Mut für mein Leben und meinen Glauben, für
die Herausforderungen meines Alltags. Damit das geschehen kann, hilft mir weniger
die Aufzählung in Jesu Antwort an Johannes. Aus zu ferner Zeit scheinen mir diese
Beweise, sie haben ihre Überzeugungskraft fast verloren. Ich kann nicht erleben, dass
Lahme wieder springen oder Taube wieder hören.
Was mir hilft, ist die Botschaft von Weihnachten selbst. Der Vorausgriff auf das Ziel
dient mir als Lesehilfe für die Hinweiszeichen auf dem Weg im Advent. Die Botschaft
von Weihnachten korrigiert Jesaja. Er kündigte an: "Die Rache Gottes wird kommen
und seine Vergeltung." Doch zu Weihnachten erfahren wir: Nicht die Rache, sondern
die Liebe Gottes kommt, nicht Vergeltung, sondern das versöhnende Wort. Die
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Menschlichkeit Gottes wird kommen. Gottes Wort wird Hand und Fuß werden, wird
Gestalt annehmen. Und dafür sehe ich auch in unseren Tagen - alle Jahre wieder -
glaubhafte Indizien: wie Menschen, verwurzelt in Jesu Wort, andere trösten und
unterstützen, wenn Krankheit oder Tod in ihr Leben einbricht; wie Menschen,
verankert in Jesu Gegenwart, Antwort und Rede stehen, wenn andere sie nach einem
Sinn im Leben und nach dem Grund ihrer Hoffnung fragen; wie Menschen, angestiftet
durch Jesu Vorbild, anderen die Schuld vergeben können. Sehe und spüre ich solches
unter uns und in meinem Leben, dann kann ich der Botschaft des heutigen
Evangeliums glauben und kann diesem Jesus trauen, dass sich in ihm unsere
Sehnsucht nach Leben und Lebendigkeit erfüllt.
So werden meine Hände stark, mein Mut nimmt zu und meine Stimme wird fest; so
kann auch ich gehen und künden von dem, was ich sehe und höre: "Seht, hier ist euer
Gott!"
Wo wir solche Zeichen der Liebe, der Versöhnung und des Trostes leben und erleben,
wird bei uns auch geschehen, was Jesaja verheißt: "Kummer und Seufzen entfliehen,
Wonne und Freude stellen sich ein." Und das jederzeit - alle Jahre wieder! Amen.

AUSLEGUNG UND DEUTUNG


Liebe Schwestern und Brüder im Glauben, "bist du es, der kommen soll, oder müssen
wir auf einen anderen warten?" - Die Frage klingt nach Zweifel. Die Frage klingt nach
Ungeduld ... und ein kleines bisschen kann man auch schon Resignation hören. So
oder so ähnlich wird die Frage heute gestellt, wenn Menschen auf der Suche nach
Erlösung sind: "Ist Jesus derjenige, der mir helfen kann? Oder muss ich mich nach
etwas anderem umsehen?"
Während die Frage so in einer Zeit der vielen Sinn- und Unsinnsangebote, der
globalen Orientierungslosigkeit und des Wertepluralismus nicht überrascht, so
verblüfft im heutigen Evangelium doch, wer diese Frage stellt: ein Prophet, ein
bedeutender und mit seinen Aussagen provozierender Mann des Glaubens. Johannes
der Täufer ist es, den hier Zweifel plagen. Gerade von so einem erwartet man das
nicht. Hat Johannes der Täufer nicht selbst das nahe Himmelreich verkündet, hat er
nicht selbst gesagt, dass nach ihm einer mit Heiligem Geist und Feuer taufen wird,
und hat er nicht selbst zu Jesus gesagt: "Ich müsste von dir getauft werden, und du
kommst zu mir?" Eigentlich müsste der Täufer es doch besser wissen. Was ist das
denn bitte schön für ein Prophet, der an seiner Botschaft zweifelt?
Was wollen wir sehen, wenn wir einen Propheten sehen? Kein Schilfrohr, das in der
Wüste schwankt; jemanden, der über alle Zweifel erhaben ist; der selbst nicht
strauchelt; der als tadelloser Held ein Vorbild ist; keine feinen Maßanzüge, sondern
das raue, ungeglättete Wort Gottes soll er entschieden verkünden.
Oder ist dieser heilige Mann etwa ungeduldig? Er, der unzählige Menschen getauft
hat, der mit Mahnreden den Lebenswandel seiner Mitmenschen geißelte und zur
Umkehr rief, geht es ihm nicht schnell genug, nachdem er all diese Vorarbeit geleistet
hat?
Was wollen wir sehen, wenn wir einen Propheten erblicken? Einen Menschen von
Größe; jemanden, der mit seiner Botschaft auch lebt, der aber zugleich tugendsam
weiß, dass sich die Dinge langsam entwickeln; jemanden, der deshalb geduldig, aber
unablässig an der Sache dranbleibt.
Ein schöner Rufer in der Wüste ist das, dessen Ausrufezeichen "Bereitet dem Herrn
den Weg!" resigniert und zum Fragezeichen wird: "Bist du der...?" Hat es dem Boten
die verkündigende Stimme verschlagen?
Was wollen wir sehen, wenn wir einen Propheten erblicken? Einen Boten, der den Weg
bahnt; jemanden, der für das einsteht, was er sagt; der nicht aufgibt, auch wenn die
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Chancen schlecht stehen; einen, der vorangeht; keinen, der erschöpft am Wegrand
sitzen bleibt.
Viele dieser Forderungen erfüllte Johannes der Täufer. Und trotzdem kamen ihm
Zweifel, wurde er ungeduldig, resignierte er. Denn sein Leben war nicht einfach.
Mit seiner radikalen Aufforderung zur Umkehr hat er sich nicht nur Freunde, sondern
vor allem in der Führungsschicht auch Feinde gemacht. In seiner Situation, im
Gefängnis, vom Tod bedroht, kann man es selbst einem Propheten nicht verdenken,
wenn er Zweifel hat, ungeduldig wird und am Ende gar resigniert. Dafür muss die
Situation gar nicht so extrem sein wie bei Johannes. Propheten müssen keine so
großen Gestalten sein. Auch wir Christen sind durch die Taufe zu Propheten berufen
worden. Wir sind Boten des Evangeliums. Heute den Weg bahnen für die Wiederkunft
des Herrn - das ist für uns wahrscheinlich leichter als für Johannes den Täufer.
Immerhin wissen wir das Zeugnis des Evangeliums und rund 2000 Jahre
Gemeinschaft der Gläubigen hinter uns. Und zumindest in unserer westlichen Welt
braucht man keine Angst haben, für diese Botschaft ins Gefängnis gehen zu müssen.
Und trotzdem gibt es die Gefahr, sich von Zweifel, Ungeduld oder Resignation
gefangen nehmen zu lassen. Immerhin: 2000 Jahre lang Wege bahnen, die sich zum
Teil auch als Sackgassen erwiesen haben - das ist ein langes Warten auf die
Wiederkunft Christi.
Heute wartet so mancher auf ein Zeichen, das Sicherheit schenkt. In gewisser Weise
ist es tröstlich, dass es einem Propheten wie Johannes dem Täufer ebenso erging.
Wenn selbst solche Gestalten solche Fragen stellten, dann ist es auch für uns keine
Schande. Aber es mag ein Trost sein, dass es nicht immer beim Fragezeichen bleibt:
"Bist du der...?", sondern dass wir Jesu Wirken immer wieder neu erfahren dürfen. Im
Alltag - und an den Feiern der Festtage, wie sie jetzt wieder auf uns zukommen. Amen.

KURZPREDIGT - 3. Adventsonntag • Zu Mt 11,2-11 (A)


Der Advent ist eine Zeit des Wartens. Dabei erleben wir gerade wieder eher
Einkaufsstress, sind ständig in Eile - und warten höchstens in der Schlange an der
Supermarktkasse. Niemand wartet gerne. Da nimmt man sich lieber tausend Dinge
vor, damit es nicht so aussieht, als hätte man nichts zu tun. „Nur" warten scheint
vielen zu nah am Müßiggang. Vielleicht soll damit auch ein bisschen versteckt werden,
dass wir gar nicht mehr so genau wissen, worauf wir eigentlich warten.
Advent ist aber mehr als das sprichwörtliche „Warten auf Godot". In dem Theaterstück
von Samuel Beckett warten die drei Hauptfiguren auf diesen ominösen Godot, der sich
immer wieder verspätet und vielleicht doch gar nicht existiert und deshalb auch gar
nicht kommen kann. Wer im Advent wartet, der weiß, worauf er wartet und warum.
„Bist du der, der kommen soll - oder müssen wir auf einen anderen warten?"
fragt Johannes. Auch er hat Zweifel. Selbst er. Und doch hat es unter den Menschen
keinen größeren gegeben als ihn, sagt Jesus. Das tröstet. Und hilft bei unseren
Zweifeln, wenn wir nicht mehr wissen, worauf wir eigentlich warten im Advent.
Wir haben eine begründete Hoffnung: Wir warten nicht um des Wartens willen. Wir
haben ein Ziel vor Augen. Advent ist weit mehr als Abwarten und Tee trinken; mehr
als eine Beruhigungspille, um nichts weiter tun zu müssen, die Hände in den Schoß
zu legen. Manchmal ist das nämlich auch Hilflosigkeit. Denn: Abwarten und nichts
(mehr) tun können: Das kann einen auch verzweifeln lassen.
In den Bibeltexten vom Advent heißt es: „Denn ihr wisst nicht, wann der Herr kommt".
Es heißt auch: „Der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht
erwartet". Er soll sogar kommen „wie ein Dieb in der Nacht". Das klingt fast
bedrohlich. Aber - und das ist der große Unterschied - es geht hier nicht um die Frage,
OB Gott denn kommt, sondern nur um die Frage, WANN er als Erlöser wiederkommen

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wird. Auch dazu mahnt uns die Schriftlesung vom heutigen Sonntag: Es braucht
Ausdauer.
Gott droht nicht mit seiner Ankunft. Er hat auch nicht fertige Lehrsätze parat, die alle
Fragen und Zweifel erschlagen - Gott lädt ein: „Geht und berichtet, was ihr hört und
seht" - das heißt: Macht eure eigenen Erfahrungen mit Gott!
Seht selbst, wie Gott ist. Seht selbst, was auf euch zukommt: Gott selbst nämlich
kommt! Gottesbegegnung ist mehr als graue Theorie. Gott ist erfahrbar. Er kommt
uns Menschen hautnah entgegen: So ist Gottesbegegnung gelebtes und erlebtes
Leben. Und so dürfen wir gewiss sein: Gott kommt als Erlöser in die Welt. Wir dürfen
uns freuen und dieser Ankunft froh entgegengehen. Denn mit ihm wird sich alles
umkrempeln und zum Besseren ändern, verspricht die Bibel: „... man nennt ihn:
Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens". Er hat
die Welt verändert und wird die Welt weiter verändern: mit menschlichem Antlitz.
Die christliche Hoffnung im Advent ist also mehr als Warten, sie ist ein
hoffnungsvolles Er-Warten. Michael Kinnen

AUSLEGUNG UND DEUTUNG


Wenn man sich überlegt, wie man seine Zeit verbringt, kann man feststellen, dass
man jede Menge Zeit mit Warten zubringt: Da erwartet eine Familie ein Baby, da
erwarten wir einen lieben Menschen, den wir lange nicht gesehen haben; da wartet
jemand auf einen Brief; da wartet jemand auf den Zug, der ihn zu seinem Ziel bringen
wird. Im Warten und Erwarten steckt Freude, Vorfreude. Doch im Warten steckt auch
häufig ein Stück Unsicherheit oder gar Angst: Da wartet jemand auf den Befund einer
ärztlichen Untersuchung; da warten Jugendliche auf eine Antwort bei einer
Bewerbung; da wartet jemand an einem Sterbebett auf den Tod. Ob mit Freude oder in
Angst und Sorge, Warten und Erwarten gehören zu unserm Leben. Wer sagt: „Ich
erwarte nichts mehr“, hat mit seinem Leben oder mit einem Menschen abgeschlossen.
Warten braucht Geduld. Wir haben es im Jakobusbrief gehört: „Haltet geduldig aus
bis zur Ankunft des Herrn.“ Und der Verfasser bringt ein Beispiel: „Auch der Bauer
wartet auf die kostbare Frucht der Erde. Er wartet geduldig, bis im Herbst und im
Frühjahr der Regen fällt.“
Der Jakobusbrief hat ja so recht: In vielem brauchen wir Geduld und eine innere
Ungeduld verbessert nichts. Die Schwangerschaft braucht ihre Zeit, damit das Kind
gesund zur Welt kommen kann; der Briefträger kommt am Nachmittag, da kann ich
vorher zum Briefkasten rennen, so oft ich will; der Zug fährt nach Fahrplan und
kommt eher später als früher. Bis der Befund aus dem Labor zurück ist, dauert es
einfach. Und obwohl das jedermann weiß, versuchen doch viele das Warten zu
umgehen. Unsere Zeit kennt wenig Geduld. Von wegen eingebunden sein in den
Ablauf des landwirtschaftlichen Jahres! Wem es morgen nach Erdbeeren zumute ist,
der muss nicht warten, bis es Frühling und Sommer wird: Im nächsten Laden kann
man sie einkaufen.
Diese Ungeduld prägt unsere Zeit, sie prägt auch das Leben vieler Menschen.
Das lässt sich nur allzu gut an der Adventszeit ablesen.
Die Adventszeit gibt es beinahe nur noch in den liturgischen Büchern – außerhalb des
Gottesdienstes gibt es im Sprachgebrauch fast nur noch die Vorweihnachtszeit. Und
das ist nicht dasselbe. Vorweihnachtszeit heißt, dass das Fest ausgedehnt, in die
Länge gezogen wird. Über die Zeichen von Adventskranz und Weihnachtsbaum
braucht man nicht zu streiten. Das sind keine rein christlichen Symbole. Aber ich
meine, wenn man sie verwendet, dann lohnt es sich auch darüber nachzudenken,
welche Aussage damit verbunden ist. Als Johann Heinrich Wichern den Adventkranz
im vorletzten Jahrhundert erfunden hat, da hatte er sich überlegt, wie er den Kindern
und Jugendlichen in seinem „Rauhen Haus“ verdeutlichen könnte, was es heißt, auf
16
das Weihnachtsfest zuzugehen. Für jeden Tag im Advent hatte er eine Kerze und so
merkten die Kinder ganz automatisch: Je näher es an Weihnachten herangeht, desto
heller wird das Licht. Und das, obwohl die äußere Dunkelheit zunimmt, die Tage
immer noch kürzer und die Nächte länger werden. Wenn dann zu Weihnachten ein
Tannenbaum aufgestellt und geschmückt wurde mit Lichtern und vielem anderen,
dann war das ein Zeichen für die Fülle des Lebens, die mit der Geburt des
Gottessohnes in unsere Welt kommt. Heute lässt man diese Fülle schon vor dem
Beginn der Vorbereitung leuchten; die Lichterketten in den Fenstern blinken hektisch
und haben als Botschaft nur noch Unruhe und Hektik. Immer wieder kann man beim
Einkaufen Leute stöhnen hören, sie möchten von Weihnachtsliedern verschont
werden – nicht, weil sie etwas gegen Weihnachten und Weihnachtslieder haben, im
Gegenteil: weil sie Weihnachten mögen, denn alles hat seine Zeit. Vielfach ist es ja
inzwischen so: Wenn wir dann in der Kirche anfangen Weihnachten zu feiern, dann
haben die meisten schon genug davon, schließlich dauert alles schon wochenlang an.
Advent ist etwas anderes: Advent ist die Frage nach dem, was ich erhoffe, die Frage
nach dem, worauf ich warte. Es ist die Frage des Johannes: „Bist du der, der kommen
soll oder müssen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3) Jesus sagt als Antwort
nicht einfach ein „Ja“. Er sagt: Was nehmt ihr denn wahr? Was seht und hört ihr
denn? Und er erläutert sein Tun mit einer Anspielung auf den Propheten Jesaja:
„Blinde sehen wieder, Lahme können wieder gehen, Aussätzige werden rein und Taube
hören; Tote stehen auf, und den Armen wird die Frohe Botschaft verkündet.“ (Mt 11,5)
Damit spricht Jesus Johannes und mit ihm alle Menschen auf ihre Hoffnung und ihre
Erwartungen an. Solche Fragen gibt uns die Adventszeit auf: Was erwarte ich? Worauf
warte ich? Aus welcher Hoffnung lebe ich?
In diesen Adventstagen werden wir darauf verwiesen, dass alle unsere Erwartungen,
die uns bewegen und umtreiben, in einem ihr Ziel finden: in ihm, der uns
entgegenkommt und unser Suchen und unsere Unruhe auffängt. An Weihnachten gibt
es dann eine Antwort auf diese Fragen.
Aber ob man mit der Antwort etwas anfangen kann, wenn man sich die Fragen gar
nicht gestellt hat? Gerhard Jammer

PREDIGT - 3. Adventsonntag • zu Mt 11,2-11 (A)


Johannes der Täufer sitzt im Gefängnis und scheint verunsichert, weil sich seine
Gerichtsankündigung bisher nicht erfüllt hat. Seine Vorstellung des verheißenen
Messias, die eher von einem machtvollen König geprägt ist, der die bestehenden
politischen Verhältnisse radikal verändert, wird von Jesus nicht erfüllt. Deshalb
schickt Johannes seine Jünger zu Jesus mit der Anfrage, ob er der Messias sei, den er
in ihm sehen möchte und erwartet. Jesus beantwortet diese Frage scheinbar
ausweichend: „Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen
wieder, und Lahme gehen ...".
Jesus ist der Messias, aber er ist anders, als Johannes und viele andere Zeitgenossen
ihn erwartet haben. Jesus entspricht nicht den weltlich geprägten Vorstellungen, die
so mancher hatte.
Sein Kommen scheint zunächst keine großen äußeren Veränderungen zu bewirken,
die politische Lage bleibt gleich. Die Veränderungen beginnen im Inneren der
Menschen. Jesus bewirkt Heil bei denen, die sich auf seine Worte und sein Tun
einlassen. Von den Menschen aus, die verändert aus der Begegnung mit Jesus
hervorgehen, kann Veränderung weiter um sich greifen.
Jesus spricht das Thema der Erwartungen nicht nur gegenüber den Jüngern des
Johannes, sondern auch gegenüber der Volksmenge an. Auch sie fragt er, was und
wen sie haben sehen wollen, als sie in die Wüste zogen, um Johannes zu hören, der
für Aufruhr gesorgt hatte. Jesus bestätigt den Leuten, dass sie doch wohl tatsächlich
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einen Propheten erleben wollten, und das haben sie auch. Aber sie haben mehr als
das gesehen. Johannes ist noch nicht alles; er, Jesus selbst, geht mit seinen Worten
und Taten über Johannes hinaus. Jemanden zu erwarten ist grundsätzlich eine gute
Sache, aber wie oft engen unsere Erwartungen den anderen und letztlich auch mich
selber ein? Wie offen kann ich sein, wenn der Erwartete meine Erwartungen sprengt?
Das nun zu Ende gehende Jahr brachte der katholischen Kirche überraschenderweise
einen neuen Papst, Franziskus. Erwartungen, dass alles so weitergehen würde wie
bisher, wurden von ihm seit seinem ersten öffentlichen Auftritt enttäuscht. Doch
damit müssen diejenigen zurechtkommen, die so festgelegt waren. Franziskus selber
ist frei: Mit seinen manchmal herausfordernden Worten und seinen sprechenden
Gesten und Handlungen stellt er sich so dar, wie er seinen Auftrag und seine Sendung
versteht.
Der 3. Adventsonntag ist der Sonntag der Vorfreude. Gaudete, freut euch: Das Reich
Gottes ist schon angebrochen! Doch wer an Weihnachten nur den „holden Knaben mit
lockigem Haar" erwartet, wie es im Lied heißt, das wir so gerne in der Christmette
singen, der wird enttäuscht sein, weil sich nichts ändert. Jesus will in mir geboren
werden. Lasse ich ihn ein und mich auf ihn ein? Dann erst glaube ich ihn als Messias;
das wird mich verändern und die Hoffnung auf friedvollere und gerechtere
Verhältnisse kann um sich greifen. Weihnachten 2019 - anders als erwartet?
Brigitte Schmidt

PREDIGT
Wann wäre sonst so viel von Wünschen die Rede wie jetzt, im Advent? Nicht nur die
Kinder schreiben ihre Wunschzettel, auch viele Erwachsene hegen ihre eigenen
Weihnachtswünsche oder wenden viel Zeit und Mühe auf, geliebten Menschen ihren
Wunsch zu erfüllen. Die Geschäfte umgarnen uns mit der glitzernden Verheißung,
dass unsere Wünsche erfüllt werden können. Wer hätte keine Wünsche, keine
unerfüllten Sehnsüchte? Weihnachten ist nicht mehr weit, da werden Wünsche wahr.
So lautet zumindest die werbende Botschaft, die uns in glänzenden Prospekten immer
wieder vor Augen geführt wird.
Ja, wer hätte keine Wünsche? Oft genug sind es ja gar nicht zuerst materielle Dinge.
Da gibt es die viel dringlicheren Wünsche, die unser Leben im Innersten betreffen:
Liebende wünschen sich einen guten Weg für ihre Partnerschaft und Ehe, Einsame
sehnen sich nach Begegnung. Eltern und Großeltern wünschen sich ein gelingendes,
glückliches Leben für ihre Kinder. Kranke wünschen sich Heilung oder zumindest die
Kraft, ihr Geschick anzunehmen und zu bestehen. Und viele wünschen sich einen
Sinn für ihr Leben, für den es sich zu leben lohnt, von dem sie wissen, dass er in
keinem Geschäft für kein Geld der Welt zu kaufen ist.
Ja, mit diesen Wünschen gehen wir nicht auf Einkaufstour. Für sie ist Gott der
richtige Adressat. Seine Ankunft ist es ja, auf die wir eigentlich warten in dieser
Adventszeit. So treffen wir den tiefsten Sinn dieser Tage, wenn wir neben aller
vorweihnachtlichen Geschäftigkeit innehalten zum Gebet und unsere Lebenswünsche
vor Gott tragen.
Weihnachten, das Fest seiner Ankunft als Kind im Stall, steht vor der Tür. Da werden
Wünsche wahr - nicht wahr?
Nein: zu schön, um wahr zu sein, so haben nun vielleicht schon manche von Ihnen
gedacht. Nein, an Weihnachten werden nicht alle Wünsche erfüllt. Jedes Kind muss
irgendwann in seinem Aufwachsen diese Erfahrung machen: Manche Wünsche
bleiben unerfüllt, auch wenn ich sie noch so sehnlich ausspreche. Nicht anders ist es
mit unseren Wünschen bei Gott: Manches Herzensgebet bleibt anscheinend ungehört,
und oft wirkt er so ganz anders, als wir uns das wünschen. An Weihnachten kommt
nicht ein Gott wie eine Märchenfee, die uns alle Wünsche erfüllt. An Weihnachten
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kommt Gott, der ist, wie er ist, der so wirkt, wie es seinem Willen entspricht. Und der
richtet sich nicht unbedingt nach unseren Wunschzetteln.
Schauen wir in die Heilige Schrift, dann merken wir bald: Diese Erfahrung ist nicht
neu. Auch zur Zeit Jesu und des Täufers Johannes waren die Menschen voller
Erwartung. Viele Nöte prägten ihr tägliches Leben und ihnen war ja der Messias, der
Gesalbte, der Befreier von Gott verheißen. So waren die Herzen voll von Wünschen an
diesen kommenden Erlöser und sie waren nur zu bereit, an Menschen zu glauben, die
diese Wünsche erfüllen könnten. Wir haben heute gehört: Viele sahen in Johannes
dem Täufer diesen Erlöser, und sie wurden enttäuscht: Was habt ihr denn sehen
wollen? Ein Schilfrohr im Wind, mit anderen Worten: einen, der euch nach dem Mund
redet? Einen Mann in feiner Kleidung, also einen Superstar zum Bewundern?
Johannes war ganz anders. Er war der Vorläufer des Messias.
Doch selbst dieser Johannes scheint sich von Jesus, den er doch bei seiner Taufe als
den Messias erkannt hatte, anderes erwartet zu haben: Bist du der, der kommen soll,
oder sollen wir auf einen anderen warten? Was hat er sich wohl vom Messias
gewünscht? Dass der wie Johannes selbst die Menschen durch mahnende, ja
drohende Worte über das kommende Gericht aufrüttelte? Oder wünschte er sich wie
so viele seiner Zeit einen politischen Führer, der einen Aufstand gegen die römische
Herrschaft anführte?
Jesus versucht nicht, es allen recht zu machen. Er beginnt nicht zu argumentieren,
dass er ja doch die Antwort auf alle Wünsche sei, oder warum er bestimmte Wünsche
nicht erfüllen könne. Jesus sagt, wozu er gekommen ist: dass Blinde sehen, Lahme
gehen, dass Kranke geheilt werden und Tote nicht im Tod bleiben. Dass den
Bedürftigen die Frohe Botschaft verkündet wird. Mit anderen Worten: dass Menschen
befreit werden aus der Aussichtslosigkeit ihrer Not und neue Hoffnung schöpfen. Dass
sie erfahren: Gott ist bei dir und schenkt neue Perspektiven und neue Kraft. Nicht
einmal im Tod bist du ohne Hoffnung. Das ist die Befreiung, die Jesus als Messias
verheißt: die Befreiung von Hoffnungslosigkeit, von Sinnlosigkeit und Todesangst zu
einem erfüllten Dasein, für das es sich zu leben lohnt - auch und gerade dann, wenn
Nöte und Leiden dazu gehören. Das und nichts anderes ist von Jesus zu erwarten.
Selig, so sagt er, wer an ihm keinen Anstoß nimmt, wer nicht seine Wünsche zum
Maßstab aller Dinge macht, sondern diesen Messias Jesus willkommen heißt und sich
befreien lässt zu einem neuen Leben. Er und kein anderer ist es, den wir an
Weihnachten erwarten dürfen.
So müssen auch wir uns entscheiden, ob wir Jesus willkommen heißen - so wie er ist,
mit dem, was er auch uns anbietet. Vielleicht ist die Befreiung, die er uns verheißt,
etwas ganz anderes als die Wünsche, die Sie im Herzen tragen? Natürlich dürfen wir
ihm unsere Wünsche bringen. Aber er fordert uns eben auch heraus, diese unsere
Wünsche und Vorstellungen hintanzustellen und unser Leben zu öffnen für Jesus, wie
er tatsächlich ist. Wenn uns das gelingt, dürfen wir uns auf Weihnachten freuen, ob
uns Wünsche erfüllt werden oder nicht. Die Weihnachtserfahrung heißt dann:
Ja, Gott kommt auch in dein Leben. Und er führt auch dich zur Freiheit und
Zuversicht der Kinder Gottes. Er schenkt dir ein Leben voller Sinn und Hoffnung. Ist
es das, was Sie sich zu Weihnachten wünschen? Es ist das, was Sie von Gott zu
Weihnachten erwarten dürfen. Stefan Möhler

MEDITATION ZUM 3. ADVENTSONNTAG


Jesus beantwortet die Frage des Täufers nicht. Dabei hätte ein einfaches Ja oder Nein
genügt. Hätte? Es scheint, als wolle Jesus Ja und Nein zugleich sagen.

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Seine Antwort weist von der eigenen Person weg und lässt den Fragesteller das Echo
seines Wirkens sehen: Menschen fassen wieder Tritt. Andere nehmen ihre Welt und
ihre Wirklichkeit wieder wahr. Wer ausgestoßen war, findet zur Gemeinschaft zurück.
Und verschlossene Ohren öffnen sich wieder für die Töne und Botschaften ihrer
Umgebung. Die Wirkung des Messias zeigt sich an denen, die ihm begegnen. Wo
Leben begrenzt und eingeengt war, da heilen innere und äußere Wunden so, dass ein
anderes Leben möglich wird.
Das ist nicht der Messias, den Johannes erwartet hat. Denn der hatte mit einem
strengen Richter gerechnet, der den blind Dahinlebenden die Augen öffnet und den
trödelnden Menschen wieder Beine macht. So gesehen lautet Jesu Antwort eindeutig
Nein. Denn der, mit dem der Täufer Johannes gerechnet hat, der ist nicht gekommen.
Und sie entschieden Ja. Denn gekommen ist ein Heiland, dessen Nähe neues Leben
und neue Möglichkeiten eröffnen. Und so lenkt Jesu die Erwartung seiner Zeit in ganz
andere Bahnen, als sein Zeitgenosse Johannes das gedacht hatte.
Aber gerade in dieser Richtungsänderung liegt eine ungeheure Herausforderung, derer
sich Jesus vollauf gewiss zeigt: "Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt."
Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, dann ist die Enttäuschung zunächst groß.
Enttäuschte Erwartungen lassen Menschen verstummen, ertauben oder erlahmen. Sie
ziehen sich in ihre Schneckenhäuser zurück und drohen sich vom Leben zu
verabschieden. Oder sie werden aggressiv und bekämpfen den, der ihren Erwartungen
ein Ende bereitet hat; solche Aggression zerstört das Miteinander. Manchmal
entdecken Menschen aber in den enttäuschten Erwartungen auch einen Zugang zu
ihren eigentlichen Sehnsüchten und Hoffnungen, zu dem, was sie wirklich brauchen.
Genau diesen letzten Weg geht Jesus mit den Menschen, denen er begegnet. Immer
wieder frägt er die Notleidenden nach ihren Bedürfnissen: "Was willst Du, dass ich Dir
tue?" Das ist nicht einfach eine Floskel der Höflichkeit, sondern die Einladung nach
dem zu suchen, was die tiefste Sehnsucht des Menschen ist. Dieser Heiland behandelt
keine Symptome, sondern macht sich auf den Weg zu den Ur-Sachen, den tieferen
Gründen der Menschen.
So gesehen wirft Jesus auch die Frage des Täufers auf ihren Autor zurück. Was hast
eigentlich Du erwartet? Worauf zielt Deine Sehnsucht?
Die Antwort ist nicht Ja oder Nein, vermutlich nicht einmal beides. Sie ist ein Blick in
die eigene Tiefe und damit an den Ort, an dem Gott immer schon in uns wohnt.
Der Weg Jesu ist der Weg des Menschen zu seinem Gott.
Dr. Thomas Dietrich - Landvolkpfarrer + Leiter der Abt. Sozialpastoral im EB Seelsorgeamt

PREDIGT - 3. Adventsonntag • Zu Jes 35,1-6a.10


Kondensstreifen von Flugzeugen am Himmel, mit denen wir alle vergiftet — oder
zumindest manipuliert werden sollen? Gibt es „das ganz große Ding", das da angeblich
zwischen Politik, Medien und Polizei ausbaldowert wird, um uns „die eigentliche
Wahrheit" vorzuenthalten? Verschwörungstheorien scheinen wieder in Mode. Immer
wieder tauchen sie auf, füllen Bücher und finden zum Teil faszinierte Abnehmer. Man
kann sich in den meisten Fällen darüber amüsieren. Man kann den „Aluhut"
aufsetzen, den Hut aus Aluminium. Der soll ja gegen die kosmischen Strahlen und die
Telepathie helfen, die die Verschwörungstheoretiker so fürchten. Man kann es auch
lassen. Verschwörungstheorien sind mit ihren Aluhüten im wahrsten Sinn des Wortes
nämlich ein „alter Hut", auch wenn sie in neuen Moden daherkommen.
Schon immer wollten wir Menschen das erklären, was wir nicht direkt verstehen:
Warum donnert und blitzt es am Himmel? Warum gibt es Leid in der Welt? Warum
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gibt es Krankheiten? Es ist ein Gefühl der Ohnmacht, das nach Antwort sucht: die
Urangst des Menschen, sich nicht behaupten zu können, zu kurz zu kommen, gar das
Leben vorzeitig zu verlieren. Schlimm, wenn dann Sündenböcke gesucht werden, um
populistisch-pauschale Pseudo-Antworten zu geben für die Ursachen von solchen
Ängsten: „die Juden", „die Freimaurer", „der Islam", „die Weltverschwörer". Aber was
ist dann eine Antwort, die nicht mit der Angst spielt? Eine Antwort, die nicht andere
klein machen muss, um selbst besser dazustehen? Eine Antwort, die wirklich hilft
und nicht noch mehr verunsichert? Eine Antwort wie diese: „Habt Mut, fürchtet euch
nicht! Seht, hier ist euer Gott!". Sind wir nicht eher die Verzagten? Fühlen wir uns
nicht oft ohnmächtig; hintergangen und übervorteilt?
Es mag etwas altmodisch klingen: Es gibt da ein schlichtes „Gegenmittel" gegen solche
destruktive Ohnmacht. Es ist das Vertrauen. Wo die Welt scheinbar aus den Fugen
gerät, wo der Mensch sich hilflos dem Spiel der Macht und der Mächtigen ausgeliefert
sieht, da hilft Vertrauen. Es ist nicht naiv, wenn wir gerade dem Kleinen und
scheinbar Schwachen, dem Kind in der Krippe, das größte Vertrauen schenken. Das
gibt uns Christen den Standpunk im Leben. So ein Vertrauen kann man nicht
machen, das kann man nur wirken lassen. Es ist schon da, muss oft nur neu
entdeckt werden. Glauben wir noch, was uns Gott zugesagt hat: „Er wird kommen
und euch erretten"? Glauben wir noch, hoffen wir noch, dass es Weihnachten wird,
dass der Erlöser kommt? Das ist Gottvertrauen: dass es einen gibt, der bei dem, was
wir tun, da ist für uns, auch wenn wir nicht jedes Detail und jeden Schritt verstehen.
Mit Gottvertrauen kann und muss ich nicht alles selbst regeln, muss ich nicht alles
erklären können, sondern darf aktiv vertrauen, dass es am Ende gut wird. Damit lässt
sich leben. Und damit lässt sich gut leben. Gottvertrauen hilft mehr als jeder Aluhut.
Die Weihnachts-Verheißung für gestern, heute und morgen ist: „Fürchte dich nicht,
denn ich bin mit dir"! (Jes 41,10), Gott sei Dank! Michael Kinnen

PREDIGT - 3. Adventsonntag • für Kinder (A) –Lesung: Jes 35,1-6a.10


Manchmal sagen Eltern oder Großeltern zu ihren Kindern: In der Kirche wohnt der
liebe Gott. Sicherlich ist eine Kirche ein besonderer Ort, an dem man Gott begegnen
kann und wo Gott einem besonders nahe sein will. Aber ob er hier wohnt, so wie ihr in
einem Haus oder einer Wohnung? Schwer zu glauben. Andere sagen: Gott kann
überall sein. Auch das ist nicht falsch. Es gibt jedenfalls keinen Ort auf dieser Welt,
an dem Gott nicht sein könnte. Aber auch das ist zu einfach gesagt. Manchmal sagt
man ja auch spaßhaft von einem Menschen, der viel unterwegs ist: Der ist überall und
nirgends.
Die Lesung aus dem Buch Jesaja ist da viel genauer. „Seht, hier ist euer Gott!" Der
Text richtet sich an Menschen, die meinen, Gott sei weit weg und er habe sie
vergessen. Deshalb nennt die Lesung auch Beispiele:
Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest. Sagt
den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht.
Erschlaffte Hände: Mir fällt die Redewendung ein: Da lässt jemand die Flügel hängen.
Man ist traurig, lustlos, man ist kurz davor aufzugeben.
Wenn man dann einem solchen Menschen sagt: Ich bin bei dir, ich will dir helfen so
gut ich kann: Dort ist Gott.
Wankende Knie: Wer Angst hat, dem zittern die Knie. Der ist kaum noch in der Lage,
weiterzugehen. Der ist manchmal auch vor Angst wie gelähmt. Wenn man dann einem
solchen Menschen sagt: Du musst doch gar nicht so große Angst haben, du wirst das
schaffen: Dort ist Gott.
Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht. Manchmal hilft schon ein gutes
Wort weiter. Aber oft genug macht man um traurige und eingeschüchterte Menschen

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lieber einen Bogen, weil man meint, sie könnten anstrengend und lästig sein. Doch
wer solchen Verzagten beisteht und sie nicht links liegen lässt: Dort ist Gott.
Jesaja sagt: Wo das alles geschieht, da ist Gott mitten unter euch. Macht eure Augen
auf, auch die Augen eures Herzens: Dann werdet ihr sehen, wie Gott im Leben der
Menschen vorkommt. Clemens Kreiss

Meditation zum 3. Adventsonntag – Matthäus 11, 2-11


Pioniere sind oft markante Persönlichkeiten. Sie schaffen die Voraussetzung für
spätere Entwicklungen und werden Wegbereiter einer neuen Zeit. Das Format dazu
hatte Johannes sicherlich: kein Schilfrohr, das im Wind schwankt, sondern ein
unbeugsamer Charakter, den seine Obrigkeitskritik den Kopf kostete. Er hat der
messianischen Bewegung den Weg geebnet und Matthias Grünewald inspiriert für
seinen richtungweisenden Fingerzeig auf Jesus.
Die verunsicherte Frage aus dem Gefängnis „Bist du der Kommende oder sollen wir
auf einen anderen warten?“ will überhaupt nicht zu ihm passen. Der Täufer als
„Johannes der Zweifler“? Er ist irritiert, sich der Sache nicht mehr sicher, muss sich
vergewissern. Diese Erfahrung teilen heute viele; deswegen prüfen sie religiöse
Antworten skeptisch. Ein reifer Glaube jenseits extremer Ideologie muss sogar
hinterfragt sein und sich darum bemühen, seine Erfahrungen mit Gott immer mehr
zu klären.
Was ist nun von der Antwort zu halten, die die gesandten Augen- und Ohrenzeugen
dem Johannes bringen: Jesus macht heil, lebendig und stellt jeden Menschen vom
Rand in die Mitte? Die Reaktion des Täufers ist uns nicht bekannt. Auch für ihn bleibt
der Glaube an diese Hoffnungsbotschaft ein Akt des Vertrauens. Verunsicherung und
Vertrauen gehören bei einer lebendigen Glaubenserfahrung zusammen. Dem
biblischen Urteil nach darf auch Johannes als der größte Wegbereiter Jesu seine
Zweifel haben. Und wenn ich in meiner Biografie auf meine geistlichen
Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter schaue, dann waren diese keine spirituellen
Felsen; gerade jene haben mir Halt gegeben, die die Fragen nach dem Wesentlichen
stellten. Prophetische Christen nach dem Typ des Täufers sind fragend, authentisch,
aber nicht perfekt. Nur so können sie auf das Größere des Reiches Gottes verweisen
und bleiben nicht an sich selbst haften.
Der Advent will auf die Ankunft Christi hinführen. Mit einem lebendigen Glauben, der
sich immer wieder zum Vertrauen durchzweifelt, kann auch ich zu einem Wegbereiter
für das Neue, für das Reich Gottes werden.
Stefan Lobinger - Pastoralreferent, Fortbildungsbeauftragter u. Gemeindeberater im Bistum Regensburg

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