Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
ROBERT HUBNER
DER WELTMEISTERSCHAFTSKAMPF
EDITION MARCO
VER L AG A R N O N I C KEL
Von Robert Hübner ist in der EDITION MARCO bereits erschienen:
l:wenty-five Annotated Games
Berlin 1996, Leinen gebunden, 416 Seiten
ISBN 978-3-924833-22- 0
Neue Verlagsanschrift:
EDITION MARCO I Verlag Arno Nickel
Sophie-Charlotten-Str. 28
14059 Berlin-Charlottenburg
edition-marco@t-online.de
1. Auflage 2008
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
W E T T KÄ M P F E 18 89 -1893 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Der Wettkampf von Bardeleben - Lasker 1889 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Der Wettkampf Lasker - Mieses 1889/90 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
3 . Partie, Lasker - Mieses (A ngenommenes Damengambit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
4. Partie, Mieses - Lasker (Wiener Partie) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Der erste Wettkampf Bird - Lasker 1890 . . . . . . . . : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Der Wettkampf Lasker - Miniati 1890 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Der Wettkampf Englisch - Lasker 1890 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Der Wettkampf Blackburne - Lasker 1892 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
9. Partie, Blackburne - Lasker (Spanisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Lasker fordert Dr. Tarrasch heraus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Der zweite Wettkampf Bird - Laskeo892 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Der Wettkampf Lasker - Showalter 1892/93 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Lasker lehnt Walbrodt als Wettkampfgegner ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
D ER ERS T E W E T T KA M P F LA S K ER - S T EI NI TZ 1894 . . . . . . . . . . . . . . . 56
1. Partie, Lasker - Steinitz (Spanisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2. Partie, Steinitz - Lasker (Spanisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
3. Partie, Lasker - Steinitz (Spanisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
4. Partie, Steinitz - Lasker (Italienisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . So
5. Partie, Lasker - Steinitz (Spanisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
6. Partie, Steinitz - Lasker (Italienisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
7. Partie, Lasker - Steinitz (Spanisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
8. Partie, Steinitz - Lasker (Französisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 10
9. Partie, Lasker - Steinitz (Spanisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
10. Partie, Steinitz - Lasker (Damengambit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
1 1 . Partie, Lasker - Steinitz (Damengambit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 24
1 2. Partie, Steinitz - Lasker (Damengambit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 29
1 3 . Partie, Lasker - Steinitz (Spanisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
14. Partie, Steinitz - Lasker (Damengambit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
1 5. Partie, Lasker - Steinitz (Damengambit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
1 6 . Partie, Steinitz - Lasker (Damengambit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
1 7. Partie, Lasker - Steinitz (Italienisch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
1 8. Partie, Steinitz - Lasker (Damengambit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
19. Partie, Lasker - Steinitz (Damengambit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 72
D E R W E T T KA M P F LA S K ER - S CH L E CH T ER 1910 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
Spiele zwischen Lasker und Schlechter vor dem Wettkampf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 80
Zur Vorgeschichte und Organisation des Wettkampfes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 86
6
Eröffnungsverzeichnis . 234
Partienverzeichnis . . . 235
7
1. Bücher:
Hagemann T. Hagemann, Schlechter versus Lasker. Der Weltmeisterschaftskampf 1910 (Tübinger Bei-
=
CM Chess Monthly
=
Str. La Strategie
=
* * *
Ich habe die Züge mit einem Fragezeichen verziert, mit deren Ausführung sich die Stellungsbewertung
meiner Meinung nach ändert, die also eine Gewinnstellung in eine Remisstellung oder eine Remisstellung
in eine Verluststellung verwandeln. Ein Zug, der eine Gewinnstellung zu einer Verluststellung verdirbt,
verdient zwei Fragezeichen. Ein eingeklammertes Fragezeichen habe ich denjenigen Zügen beigegeben,
welche offensichtlich nicht die genauesten sind und die Aufgabe des ausführenden Spielers erschweren,
das Urteil über den Ausgang der Partie bei beiderseits bestem Spiel jedoch nicht umstoßen.
9
Einleitung
1. Die genaue Anzahl der Partien ist umstritten; 85 sind bekannt. Vgl. L. Bachmann, Aus vergangenen Zeiten (Berlin,
o.j.), Band I, Heft 3, S.35.
10 E I N L E I T U NG
So kann ein Wettkampf zustande kommen. Anzahl von Zweikämpfen aus. Sie sind in dem vor
Noch stets setzt mich die Erscheinung in Erstau liegenden Büchlein beschrieben, und seine beiden
nen: was ist eigentlich so interessant an der Frage, größten Erfolge, die Siege gegen Mieses in Bres
ob Klauthurm oder Spinnegut erfolgreicher sein lau 1890 und gegen Blackburne in London 1892,
wird? Und doch hält dieser Wunsch der Rangzu werden ausführlicher behandelt. Als Vorbereitung
weisung die meisten Menschen in seinem Bann. zum Kampf gegen Steinitz lieferten sie Lasker wich
Es beruht nicht nur der gesamte Sportbetrieb dar tiges ErfahrungsmateriaL
auf, soweit er sich an ein Publikum wendet, das Der Weltmeisterschaftskampf Lasker-Steinitz
selbst nicht tätig an den Wettkämpfen teilnimmt; aus dem Jahre 1894 hat in der Schachlitera
auch unser Wahlsystem wird dadurch bestimmt. tur wenig Beachtung gefunden, und nach dem
Die heiligen bürokratischen Hierarchien brauchen schwer auffindbaren Werk von J. G. Cunningham,
nicht eigens erwähnt zu werden. Offenbar hat die The Games of the Steinitz-Lasker Championship
ser Zwang, gesellschaftliche Einordnung und Un Match (Leeds 1894), in dem die zeitgenössischen
terordnung in den feinsten Schattierungen anzu Kommentare gesammelt sind, ist keine weitere Mo
streben, tiefe Wurzeln, die weit in die Entwick nographie über dieses Ereignis erschienen, so daß
lungsgeschichte der Menschheit zurückreichen. es an einer gründlichen Bearbeitung der Spiele
Auch in der Gesellschaftsordnung der Schimpan mangelt. Der Gehalt der Partien ist von den Kri
sen hat jedes Mitglied der Gemeinschaft seinen tikern aus dieser Zeit unterschätzt worden. Das
ganz genau festgelegten Platz, der immer wieder dürfte einerseits darauf zurückzuführen sein, daß
durch Stärkeprüfungen neu bestimmt wird. Die Steinitz, der mit dem Ausgang des Wettkampfes
Menschheit folgt nach wie vor diesem bewährten nicht zufrieden war, den Wert der Spiele in sei
Muster. nen Äußerungen unangemessen herabsetzte; an
Weil im Schachleben der Vereinsbetrieb durch dererseits darauf, daß persönliche Widersacher
das Spielen im Internet abgelöst wurde, finden Laskers, L. Hoffer in England und Dr. Tarrasch
Zweikämpfe kaum mehr ihren Ursprung in der mit seinen Anhängern in Deutschland, kein gu
oben beschriebenen Weise. Dem Bedürfnis nach tes Haar an Laskers Spielweise ließen und Steinitz'
unumstößlicher Gewißheit über die Hackord Mißerfolg dessen Alter zuschrieben. Das kraftlose
nung2 wurde aber durch die Einführung des soge Spiel von Steinitz in den Partien 8-11 nach dem
nannten ELO-Systems aufs gründlichste Genüge verdrießlichen Verlust in der siebten Partie hat die
getan.3 Möglichkeit solcher Darstellung begünstigt. Die
Der Verfasser hat sich verplaudert und muß ser Mangel an Wertschätzung hat sich bis heute
schleunigst in die Anfangszeit von Laskers Schach erhalten.
laufbahn zurückkehren. Damals begann eine Um Er ist jedoch meines Erachtens unberech
schichtung im Verhältnis von Zweikämpfen und tigt. Der Wettkampf bietet die frühesten Bei
Turnieren. Die Anzahl der Schachspieler wuchs; spiele für schwerblütig-langwieriges, positioneil
es entstanden einflußstarke Schachverbände, die strategisches Kampfschach. Ich bin der Ansicht,
regelmäßig Turniere zu veranstalten in der Lage daß erst Botvinnik wieder derartige Stellungstypen
waren. Für Lasker dürfte zu Beginn seiner Tätig herbeizuführen vermocht hat. Für manches Stel
keit als Schachspieler die Teilnahme an Turnieren lungsmuster hat Lasker Verfahren entwickelt, die
und an Wettkämpfen ungefähr gleiche Bedeutung bis heute maßgebend geblieben sind. Die Anzahl
gehabt haben. der groben Fehler in diesem Wettkampf ist gering
Bis zu seinem Weltmeisterschaftskampf gegen im Vergleich zu dem übrigen schachliehen Schaf
Steinitz im Jahre 1894 trug Lasker eine beachtliche fen aus dieser Zeit. Die Partien aus dem Wettkampf
2. Zur Einführung dieses Begriffes siehe Thorleif Schjelderup-Ebbe, Beiträge zur Sozialpsychologie des Haushuhns,
Zeitschrift für Psychologie 88 (1922), S. 225-252.
3. Ein Physiker und Schachspieler namens A rpad Elö entwickelte dieses Bewertungssystem für Ergebnisse von Schach
partien. Das ungarische Wort elö bedeutet "Leben"; einem wahren Lebens-Prinzip wurde hier also Gestalt gegeben.
E I NLEI TUNG 11
Tarrasch - Ö gorin i m Jahre 1893 zeigen deutlich keine Wettkämpfe mehr aus. Erst mit dem Zwei
geringere Qualität. kampf gegen Marshall im Jahre 1907 nahm eine
Dieses Büchlein verfolgt das Ziel, die Bedeu neue Reihe von Weltmeisterschaftskämpfen ihren
tung dieses Wettkampfes für die Entwicklung Anfang. Heiß umstritten war lediglich der kurze
schachliehen Könnens ins Bewußtsein zu rufen Wettkampf gegen Schlechter aus dem Jahre 1910.
und eine Grundlage für eine sorgfältigere Unter Er bildet den Beschluß dieses etwas zusammen
suchung der Partien zu schaffen. hanglosen Werkchens. Auch hier müht sich der
Nach dem Sieg gegen Steinitz begann für Las Verfasser, der Mythenbildung über dieses Ereignis
ker ein Abschnitt von Turniererfolgen; außer dem entgegenzuwirken und eingewurzelte Ansichten
Rückkampf gegen Steinitz trug er für geraume Zeit in Frage zu stellen.
WETTKÄMPFE 1889-1893
13
32. Tc1 TaeS 33. Tc2 TSe7 34· gs De6 35· gf6: Te2t
36. Te2: De2:t 37. Kgt Dd3: 3S. Td3: gf6: 39· Kf2
Kf7 40. Kf3 Ke6 41. Ke4 fst 42. Kf4 Td7 43· Td2
Zum Matt führt 21. Df7t Kh6 22. Dg6:t Kg6: Tds 44· Ke3 Tas 45· Tb2 Ta3t 46. Kf4 bs 47· Tc2
23. Tg3t usw. Kds 4S. Td2 Ta4 49· Ke3 f4t so. Kf4: Td4:t 51. Ke3
Td2: 52. Kd2: Kd4 53· Kc2 Kq 54· Kb2 Kb4 55· Kbt
Weiß spielte: as 56. Kb2 a4 57· Kbt KCJ 5S. Kct Kq 59· Ke2 Kd4
6o. Kd2 remis gegeben.
21. Tes TeS: 22. TeS: Dast 23. Das: Sas: 24. TcS:
TcS: 25. SeS: Sc6 26. Sd6 b6 27. Le2 fs 2S. Lf3 Se7 Die nächste Partie zeigt einen äußerst wechselvol
29. Sb5 as 30. Sq SeS 31. Sds Kf7 32. KCJ Ke6 len Kampf mit vielen interessanten Momenten. Ich
33· Kd4 d6 34· Sf4t Kf6 35· Lb7 Sa7 36. Sdst Ke6 lege sie deshalb zur Gänze vor.
37· Sb6: Schwarz gibt auf.
3. Partie
EM. L A S K E R - J. MIES E S
2. Partie
Leipzig, 1.1.1890
J. MIE S E S- EM. L A S K E R
Angenommenes Damengambit (D21)
Leipzig, 31.12.1889
Wiener Partie (C25)
Frühere Kommentierungen:
DSZ 1890, S. 45 -47
Schwarz führt das frühe Mittelspiel mit überlege
DWS 1S9o, S. 2S-29
nem Verständnis und erreicht eine glatte Gewinn
WdS Band 11, Beiheft 015 (L. Rellstab).
stellung:
1. d2-d4 d7-ds
1. e4 es 2. SCJ Sc6 3· g3 Lcs 4· Lg2 a6 5· Sge2 d6
2. C2-C4 dsxq
6. d3 Lg4 7· h3 Le6 s. o-o Sge7 9· Sds o-o 10. c3
3· Sg1 -f3 q-cs
La7 11. Kh2 f6 12. f4 Lf7 13. g4 Sds: 14. eds: Se7
4· d4-d5 Sb8-d7 (?)
15. C4 c6 16. dc6: Sc6: 17. Sg3 ds 1S. b3 TeS 19. Lb2
ef4: 20. Tf4: Lbs 21. Tf3 hs 22. Kh1 Ses 23. Les: Les: Dieser Zug wurde schon vom ersten Kommentator
24. d4 hg4: 25. hg4: Lg3: 26. Tg3: dq: 27. bq: Lq: in der "Deutschen Schachzeitung" zu Recht hart
2S. Th3 Lds 29. Dd3 Lg2:t 30. Kg2: Ddst 31. Kh2 getadelt. Schwarz kommt jetzt nicht mehr unter
Te4 befriedigenden Umständen dazu, dem Bauernzen-
16 WET T K Ä M P F E 1 8 8 9 - 1 8 9 3
trum des Weißen durch den Vorstoß e7-e6 die Der Textzug verdirbt nichts. Die Fortsetzung
Kraft zu rauben. Es gibt viele Partien mit der Fort 9· Db3 Lf3: 10. g[J: ist allerdings noch kräftiger,
setzung 4· . . e6 s. e4 eds:, und Schwarz erreicht ein denn neben 11. Db7: droht auch 11. d6.
zufriedenstellendes Spiel.
9·
s. e2-e4 Nach 9 . . . b6 10. Lbs Lg7 11. Lc6 Tc8 12. Sc3 nebst
6. a2-a4 Sc3-bs wird es mit dem Schwarzen rasch zu Ende
So wichtig ist es, e7-e6 durchzusetzen, daß gehen.
Schwarz das Loch auf bs in Kauf nehmen sollte. 10. Le1 -f4?
Nach 6 . . . as hat Schwarz noch Überlebensaussich
ten: Das ist nicht die angewiesene Methode. Nach
7. Sa3 Sf6 8. Dc2 e6 9. d6 es 10. Ses: Ld6: 10. Ta6: Lg7 11. Da4 L[J: 12. g[J: hat Schwarz kei
11. Seq: Sq: 12. Sq: Lq 13. Lgs o-o 14. Td1 De7. ne Freude mehr an seiner Stellung, denn 12 . . . Sgf6
Schwarz wehrt sich. scheitert an 13. es.
II 7. Ses 1 0. ... Lf8-h6?
A) 7 . . . Sf6 8. Sc3 e6 9· Sq: eds: 10. Sb6: Db6:
Jetzt kommt der Königsspringer des Schwarzen
11. Lbst Ld7 12. es ist ungesund für Schwarz.
auf Abwege. Nach 10 . . . . Lg7 11. Sc3 Db6 12. Dd2
B) 7 . . . e6 8. Sq: Sq: 9. Lq: eds: 10. Lds: Db6.
(12. Dc2 kann mit 12 . . . L[J: 13. gf3: Df6 beantwortet
Schwarz zappelt noch.
werden) 12 . . . L[J: 13. g[J: Ses hat Schwarz beinahe
Nach dem Textzug dürfte seine Stellung als verlo
ausgeglichen.
ren zu betrachten sein.
Sg8xh6
7· a4-as Sb6-d7
8. Lfixq g7-g6
4
Auch nach 8 . . . a6 9. Db3 L[J: 10. gf3: trägt die Struk
tur der Stellung des Schwarzen den Keim des Todes
in sich.
9· a s -a6 (?)
1 2. Dd1-d2?
Springer einen Stützpunkt auf d3. Er hat sich weit B ) 1 7 . . . Dd6 ist nötig, u m dem Springer des Wei
gehend erholt; Weiß hat aber immer noch Vorteil. ßen den Zugang nach es zu verwehren. Der
Anziehende kann nun mit 18. Dgs: Tg8 19. De3
fortsetzen; die Stellung des Schwarzen bleibt
Weiß verschärft den Kampf und ist auf weitere ra unbequem (19 . . . Dg6 20. Ke1).
dikale Umgestaltung der Stellung erpicht. Es gibt Nach dem Textzug wird dem g-Bauern des Schwar
eine Vielzahl anderer Möglichkeiten, zum Beispiel: zen noch eine bedeutende Rolle in dieser Partie
I 17. Tg1 f6 gefolgt von Sh6-f7 gibt dem Schwar zufallen.
zen die Gelegenheit, seine Stellung zu festigen.
gs-g4
II 17. Dgs: Db2: 18. TCI Sd3 (Dies ist der einzige
Zug; 18 . . . Sg8 scheitert an 19. Des: DCI:t 20. Kp
f6 21. Dhst) 19. Ld3: cd3: 20. d6 (2o. Dh6: Tc8 8
ist für Weiß nicht sonderlich verlockend)
20 . . . f6 (2o . . . ed6: scheitert an 21. Sds) 21. d7t
(21. Dh6: d2 22. Td1 Dc3: führt zu unkla
rem Spiel) 21. . . Kd8 (21. . . Kd7: scheitert na
türlich an 22. Ddst und 21. . . Kf7 an 22. Dhst)
22. Dh6: (22. Dast wird mit 22 . . . .Db6 ab
gewehrt) 22 . . . d2 23. Td1 Dc3: 24. Dd2: Dd2:
2S. Td2: Tb8 26. Ke2 Tg8, und Schwarz sollte
überleben können.
III 17. Sa4 halte ich für die aussichtsreichste Fort
setzung:
A) 17 . . . Df6 ist unzureichend: 18. Ses, 1 8. Sc3-a4
recht zugig aus) 21. . . Tb8 22. Ta6: Tb2: 23. Tf6: C) 21. fs Sfs: (Auf die meisten anderen Züge folgt
(23. Ta7: o-o 24. Db2: Se3t kostet den Weißen einfach 22. Dd3:) 22. efs: Dfs: 23. Sc3 Tg8 24. Tg1
die Dame und die Partie) 23 . . . Td2: 24. Ta6 Sf3 g3 2s. De3 Dh3t 26. Ke1 gf2:t 27. Df2: Tg1:t
(Die Fortsetzung 24 . . . c3 2s. fes: c2 26. Ta1 ist 28. Dg1: Dh4:t 29. Kd2. Weiß hat entscheiden
ungenügend für Schwarz) 2S. Ta7: o-o 26. Lf3: den Vorteil, weil Schwarz keinen sicheren Platz
Tf2t 27. Kg1 (27. Ke1 Tf3: 28. Tg1 hs ist nicht bes für seinen König finden kann.
ser) 27 . . . T[J: 28. Kg2 Te3 29. Tha1 Tb8 30. Ta8
20. Dd2-e3
Ta8: 31. Ta8:t Kg7 mit etwa ausgeglichener Stel
lung.
II 19. f4 10
A) 19 . . . Sd3 20. Ld3: cd3: 21. To nebst 22. Tc6 ist
ungünstig für Schwarz.
B) 19 . . . S[J 20. Lf3: gf3: 21. Dc3 Tg8
Aa) 30. Sd1 fzt 31. Kez Tg1 32. Sfz: Dbz:t 33. Kf3
Jetzt gefällt dem Bearbeiter der Partie in der "Deut Da3t 34· Ke2 Dbzt mit remis durch Dauer
schen Schachzeitung" die Fortsetzung 23. Df3: bes schach.
ser für Weiß. Er gibt die Folge 23 . . . Tg8 (23 . . . Db4 Ab) 30. Dez Dast 31. b4 Db4:t 32. Kfl Dbst 33. Ke1
wird mit 24. Dc3 beantwortet) 24. Sc3 Tg4 2s. es Db4t mit remis durch Dauerschach.
an, ohne ein Stellungsurteil auszusprechen. Tat B) 2S . . . f6, und die Stellung des Schwarzen ist be
sächlich ist die Lage wegen der Möglichkeit ds-d6 friedigend. Nach 26. Ses Df4: kann Weiß aus
nebst Sc3-ds ungemütlich für Schwarz. dem Loch aufe6 keinen entscheidenden Vorteil
Statt 24 . . . Tg4 sollte Schwarz 24 . . . Sg4 versuchen. ziehen.
Er dürfte genügendes Gegenspiel besitzen. Die Zü z s . TC4XC8t
ge 23. Dd4 und 23. Df3: sind etwa gleichwertig. Die Fortsetzung zs. Ses Dg4 26. Ke1 Df4: 27. Sd3
23 . ... Th8-g8 Db8 ist nicht besser als die Partiefolge.
3· PARTIE: LASKE R - M I ES E S 21
2S. .. . Dd7XC8 II 31. Tg3 Db8 (31 . . . Td8 ist schwach; Weiß antwor
26. Sa4-cs KeS-fS (?) tet 32. De7)
Schwarz verteidigt sich mit großer Kaltblütigkeit. A) 32. Dd4t Kh7 (Nach 32 . . . Kh6 33· T[J: erhält
Er sollte aber darauf sinnen, sich ins Endspiel zu Weiß Vorteil) 33. es (33. Tf3: wird mit 33 . . . Sh2
retten. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: nebst 34· . . Df4: beantwortet) 33· . . Td8
I 26 . . . Db8 27. Da4t Dbst 28. Dbs:t abs: 29. Th3 Aa) 34· De4 t Kh8 35· Sd3 Td3: 36. Dd3: Db4 t 37· Kh
Tg4 30. Tf3: Th4: 31. Tb3 führt zu einer Stellung, Df4:, und Schwarz hält sich.
die Schwarz kaum wird halten können. Ab) 34· Dc3 Dbs 3S· Tf3: Sh2 36. Td3 Td3: 37. Dd3:t
II 26 . . . Sg4 ist jedoch stärker als der Textzug: 27. es Dd3: 38. Sd3: S[Jt 39. Ke2 Sh4:, und Schwarz
(Sonst kommt der Springer über f6 ins Spiel zu sollte überleben.
rück) 27 . . . Dfs 28. De4 De4: 28. Se4: Kd7, und
B) 32. Db8: Tb8: 33. Sd3 Te8 34. es f6 3S· Kd2 as
Schwarz hat ausreichendes GegenspieL
36. Tf3: fes: 37. fes: Ses:. Nach dem Springer
2 7. ds-d6 tausch hat Weiß kaum Siegesaussichten, denn
er verfügt über kein Gewinnpotential am Kö
Weiß nutzt die Möglichkeit, die Stellungsstruktur
nigsflügel.
zu ändern. Es ist schwer zu entscheiden, ob die
Fortsetzung 27. Ke1 Dq 28. Dc3 als stärker anzuse Jetzt gerät Schwarz in eine klare Verluststellung.
hen ist. Nach 28 . . . Dd6 behält Weiß beachtlichen
Vorteil, aber entschieden ist noch nichts. Sh6xfs (?)
Jetzt scheitert 35 . . . Tf6: an 36. Dc3; Weiß hat ent 35· Dd6t Khs 36. Dd3 Dh3t zum Vortheil des Nach
scheidenden StellungsvorteiL ziehenden folgen." (DSZ)
Es sollte aber nichts helfen.
30. e4xfs Dc8xfs
31. Dd6-b8t 34· ... Kg7-h8??
In der "Deutschen Schachzeitung" wird der Zug Nach 34 . . . Td8 ist Weiß rettungslos verloren.
mit einem Fragezeichen geschmückt und auf die Schachgebote helfen ihm nichts: 35· Dc3 t f6 36. DCI
einfache Gewinnführung 31. Sd3 hingewiesen: es Des: usw. Es gibt nichts Besseres als 3S· Dei, und
droht 32. Dest, und auf31. . . .f6 folgt 32. Dc6t nebst nach 3S · . . Des: 36. Th3 Td3 wird der Bauer auf f3
33. Se1. zum Sargnagel des Weißen.
Es trifft zu, daß 31. Sd3 zum Siege führt; aber der
35· Db4-d4t f7-f6
Textzug gibt den Gewinn nicht aus der Hand.
36. Scs-d3
Ke8-e7
Jetzt ist der Springer doch noch auf diesem Feld
angelangt.
Erst der Verzehr dieses unschuldigen Bäuerleins
Tg8-c8
wandelt die Stellungsbeurteilung. Nach 32. Dqt
Ke8 (32 . . . Kf8 scheitert an 33. Dd8t Kg7 34· Tgit Es gibt nichts Besseres. Nach 36 . . . Te8 37. h5 ent
Kh6 35· Dd2t) 33. Dc6t Ke7 (33 . . . Kf8 34· Dd6t Ke8 steht die Stellung, die in der Partie nach dem 40.
3S· Sd3 führt zu dem in der vorigen Note angege Zuge von Weiß aufs Brett kam mit dem Unter
benen Gewinn) 34. De4t siegt Weiß ohne Schwie schied, daß der b- Bauer des Weißen auf b2 statt
rigkeiten. aufb4 steht. Dies erleichtert dem Anziehenden die
Gewinnführung: 37 . . . De6 (Auf37 . . . as ist 38. Th4
3 2.
nebst 39· Tg4 zum Gewinn ausreichend) 38. De3
De3: (38 . . . Dc6 hilft nichts; Weiß spielt 39. Df4)
IS 39. fe3: Te3: 40. Sei usw. Die Fortsetzung 36 . . . hs
37. De3 macht die Aufgabe des Weißen um vieles
einfacher.
37· Kfl-e1
37· Dfs-ast
Damit gerät Weiß in eine Verluststellung. Es ist an
der Zeit, sich um das Unentschieden zu kümmern: 38. b2-b4 Tc8-e8t
33. Sd7t Ke8 (Andere Züge sind offensichtlich un (siehe Diagramm 16)
gesund) 34· Sf6t Df6: 3S· Da8t Dd8 usw.
39· Ke1 -fl (?)
33· Kf8-g7
Hier aber gewinnt die Auswanderung zum Da
34· Db8-b4
menflügel ohne größere Schwierigkeiten. Nach
"Weiß trifft in dieser schwierigen Position den ein 39. Kdi Da4t 40. KCI TeSt 41. Kd2 De2t 42. Ke3
zig richtigen Zug. Auf 34. Tgit würde 34 . . . Kh6! De2t 43. Kf4 ist die Partie zu Ende. Nach dem
3· PA RTIE: LASKER - MIESES 23
16 17
Partiezug bleibt der Turm des Weißen eingesperrt, Indessen erzwingt die Fortsetzung 43· Ses as
und Schwarz kann sich weiter wehren. 44. Kh den Sieg: 44 . . . Tc3 (44 . . . Ta3 45. bas: Tas:
46. Se6 überlebt Schwarz auch nicht) 45. bas: Tcs:
39· Das -fs
46. Ta1 Tq 47- a6 Ta7 4B. Kf3: Kg7 49· Ke4 Kh6
40. h4-h5 Dfs-e6
(49 . . . Kf7 so. Kds ist offensichtlich hoffnungslos
41. Dd4-e3
für Schwarz) so. Kfs Kg7 51. Ke6 Kh6 52. Kf6: Khs:
" Merkwürdigerweise kann Weiss trotz seines be 53- Ta4 h6 54· Kfs Tf7t 55- Ke6 Ta7 56. Kf6 TaB 57. a7
deutenden materiellen Übergewichts die Partie TfSt sS. Kg7 TaB 59. Tast Kg4 6o. Kh6:, und der
nicht gewinnen. Auf 41. Db2 würde Schwarz durch König des Weißen gelangt rechtzeitig nach q.
41. . . TdB! 42. Dc2 TcB 43· Dd2 Dds 44- De3 (44. Kg1 Jetzt muß Weiß den b-Bauern abgeben und dürfte
TdB ) 44 . . . Dd3:t! gewinnen, ebenso wäre 41. Th4 nicht mehr gewinnen können.
für Weiss verderblich wegen der Folge 41. . . De2t
43·
42. Kg1 TgBt 43- Kh2 Tg2t 44- Kh3 Dfi!, denn
44· Th t -h4
Schwarz beantwortet jetzt ein eventuelles Schach
mit Abzugsschach durch den Thurm und setzt in "Ein ausgezeichneter Zug, der dem feindlichen
wenigen Zügen mat. Weiss muss daher den Da Thurm das wichtige Feld g4 abschneidet. Auf
mentausch anbieten, wodurch Schwarz sehr gute 44- . . Kg7 würde 45· h6t Kf7 46. Tg4 dem Anzie
Remischancen erhält." (DSZ) henden Gewinnchancen verschaffen." (DSZ)
Dies ist eine scharfsinnige Anmerkung, die jedoch
45· Kh-h Kh8-g8
zwei Ungenauigkeiten enthält.
46. Kf2xf3 Te4xb4
1. Nach 41. Db2 TdB 42. DC2 TcB kann sich Weiß
47· Th4-hl Tb4-b3 t
mit 43· Db2 verteidigen. Schwarz gewinnt mit
48. Kf3 -f2 Kg8-g7
der Fortsetzung 43 · . . TdB 44· Dc2 Dfs (45. Sei
49· Sf4-e6t
Dbst 46. Kg1 TgBt 47· Kh2 Dhs: matt).
2. Der Zug des Weißen sollte bei bestem Spiel zum Nach 49· h6t folgt 49 . . . Kf6 so. Tg1 Kes nebst
Siege führen. so . . . Tb6 oder so . . . Th3, wenn der Springer von
f4 weicht; Schwarz hat keine Sorgen mehr.
De6xe3
Te8xe3 49· Kg7-f6
so. Se6-d4 Tb3-b2t
(siehe Diagramm 17)
5 1. Kf2-e3 a6-a5
43· Sd3-f4? 52. Th t -h Kf6-g5
Die "Deutsche Schachzeitung" versieht den Zug 53· Thxf5t Kg5-g4
mit einem Ausrufezeichen und schreibt: "Falls 5 4· hs -h6 Tb2-b6
43· Ses, so 43 . . . as! 44- bas: Ta3." 55· Tfs -h Tb6xh6
24 W E T T K Ä M P F E 1 8 8 9 - 1 8 93
B) 12. fes: des: 13. Sc3 fe4: 14. Se4: Lb6 mit etwas 20. Tf5 -h5 f6-f5?
besserem Spiel für Schwarz.
Dies ist schon Selbstmord. Nach 20 . . . Tf7 21. Tf1
1 2. Lpxh3 Taf8 muß Weiß erst noch zeigen, wie er weiterzu
1J. f4-f5 kommen gedenkt. Jetzt geht nicht nur ein wichti
ger Bauer verloren; Weiß erhält auch einen hefti
Mit 1J . . . f6 kann Schwarz verhindern, daß der Geg
gen, entscheidenden Angriff.
ner seine Bauernstruktur am Königsflügel mit fs
f6 zerreißt. Wenn Weiß richtig fortsetzt, kann er 21. Ta1-h Dg6-g8
jedoch die abseitige Stellung der Dame auf h3 aus
Die Fortsetzung 21. . . fe4: 22. Df8:t Tf8: 23. Tf8:t
nutzen:
Kg7 (23 . . . Sg8 24. Tgs ist natürlich ganz hoffnungs
14. d4 Ld4: 1s. Sd4: ed4: 16. Tf4 gs mit Vorteil
los) 24. Lh6t Dh6: 2S. Th6: ed3: 26. Th7:t bietet
für Schwarz.
keine Aussichten auf Rettung.
II 14. c3 Dhs mit Ausgleich.
III 14. Sc3 Tad8 1S. D[J c6 mit befriedigender Stel- d6-d5
lung für Schwarz.
Dies ist nicht das zäheste, weil der Punkt es auch
IV 14. Sg1 Lg1:
noch schwach wird, aber es ist schon gleichgültig,
A) 1s. Kg1: ds führt zu etwa gleichem Spiel.
B) 15. Tg1: ds 16. g4 gs 17· Tg3 Dh6 18. D[J mit der was Schwarz noch zieht.
Drohung 19. h4 führt aber zu einer für Schwarz 23. Ld2-h6
unbequemen Lage.
19
2s . . . Le3 26. Lg7t Kg8 (Nicht besser ist 26 . . . Tg7: I n der "Deutschen Schachzeitung" erhält der Zug
27. Tg7: Lh6 28. f6 oder 27 . . . hs 28. D[J) 27. Les:t ein Fragezeichen. Empfohlen wird 30. d4! ed4:
Lgs: 28. Dgs:t Sg6, und nun: 31. Sd4: (31. Sf4 ist noch einfacher) 31. . . Sf6 32. Dh4
A) 29. fg6: Tfl:t 30. Kg2 h6 31. Dh6: Des: 32. Dh7t Se4 33. Se6 mit Gewinn. Wahrscheinlich fürchtete
Kf8 33· Kfl: Dg7, und Schwarz zappelt noch. Weiß auf 30. d4 die Fortsetzung 30 . . . Sf6 31. Dh4
B) 29. d4 De7 30. f6 gefolgt von Se2-f4 läßt den Le7 32. des: Se4 33. f6 Lf6:, aber jetzt gewinnt
Schwarzen ohne Hoffnung. 34· Tfl.
Il 2s . . . Sg8 26. Lg7t Tg7: 27. Tg7: Sf6 28. Dgs Le7 Der Textzug verdient kein Fragezeichen; er führt
29. Sf4, und der Angriff des Weißen dringt ebenso zum Gewinn wie 30. d4 oder 30. f6 Sf6:
durch: 29 . . . Sg8 30. f6 Sf6: (30 . . . Lf6: wird mit 31. D[J oder 30. Tg8:t Dg8: 31. Dg8:t Kg8: 32. Sc3.
31. Tg8:t beantwortet) 31. Se6 mit der tödlichen
Sg8-f6
Drohung 32. Th7:t; oder 29 . . . ef4: 30. Te1 usw.
Df8-d6
26. Th-et
26 . ... Sg6-e7
21
32. SCJ-dt
41. Dc6-e4
4 2 . h2-h4 d3-d2
43· fs -f6 d2-d1 Dt
3 5·
5. Partie
36. Sh-d3
EM. L A S KE R - J. M I E S E S
Auf 36. Se4: folgt 36 . . . Te4: 37· Dfl Te1: 38. De1: d4t Leipzig, J.1.1890
39. Kg1 d3t, und Schwarz gewinnt. Slawisch (D12)
3 6. ...
Beide Spieler behandeln das frühe Mittelspiel ziem
Weiß geht nun an der ungedeckten Stellung seines lieh schwach.
Turmes auf gs zugrunde. Nach 36 . . . Sg3:t 37· Tg3:
1. Sf3 ds 2. d4 Lfs 3· C4 e6 4. Sc3 c6 5· e3 Sd7 6. Ld3
hätte er keine Sorgen.
Lg6 7· o-o Sgf6 8. De2 Le7 9. b3 o-o 10. Lg6: hg6:
Te8xe2 u. Lb2
W E T T KÄ M P F E 1 8 8 9 - 1 8 9 3
n . . . Sb6 (?) Damit stellt Schwarz die Partie ein. Richtig ist
18 . . . Shf6, und Weiß steht nur wenig besser.
Dort steht der Springer nicht gut. In Betracht
Dd8-f6
kommt die Fortsetzung 11 . . . Das 12. a3 dC4: 13. bC4:
es 14. des: Ses: 1s. Ses: Des: 16. Sds Dd6 17. Se7:t
De7: mit etwa gleichem Spiel.
12. es (?)
6. Partie
J. MIE S E S - E M . L A S K E R
Leipzig, 4.1.1890
Wiener Partie (C2s)
Schwarz muß etwas gegen die Drohung 17. e4 tun. jedesmal schwächer. Wieder versäumt er es, der
Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: I 16 . . . Te8; li Ausdehnung des Weißen am Königsflügel mit f7-
16 . . . e4. In beiden Fällen erreicht Schwarz gutes fs Einhalt zu gebieten, und er nimmt nicht einmal
Spiel. die Durchsetzung von d6-ds kräftig zur Hand.
Wenn Schwarz es-e4 gezogen hat, verfügt er über
gute Angriffsaussichten, denn die Figuren des Wei 1. e4 e5 2. SCJ Lc5 3· g3 a6 4· Lg2 d6 5· Sge2 Sc6 6. d3
ßen, insbesondere sein Damenläufer, stehen absei Le6 7· o-o Sge7 8. Sds o-o 9· Se7:t De7: 10. Kh1
tig; es wird lange dauern, bevor er am Damenflügel TadS 11. f4 f6 12. SCJ Dd7 13. fs Lf7 14. g4 DeS 15. gs
wirksame Drohungen aufstellen kann. KhS 16. Dg4 Td7 17. Dh4
6. PART I E : M I E S E S - LASKER 29
26 27
Weiß droht mit 18. g6 Lg8 19. T[J zu gewinnen. II 20 . . . Te8 21. Dg4 h6 22. a3 Sc2: 23. Lh6: gh6:
Schwarz hat dann keine zureichende Verteidi 24. Th6:t
gung mehr gegen die Drohung Tf3-h3, Dh4-g4, A) 24 . . . Lh7 25. Dh4 Tee7 26. Df6:t Kg8 27. gh7:t
Th3xh7t und Dg4-h5. In der abgebildeten Stellung Th7: 28. Tg6t Thg7 29. Tg7:t, und Weiß ge
verfügt er über folgende Verteidigungsmöglichkei winnt.
ten: B) 24 . . . Kg7 25. Dh4 Kf8 26. Sds Sa1: 27. Th8 Tg7
17 . . . fgs: 18. Lgs: Sd4 19. f6 g6 20. Lh6 Sc2: 28. Dh6 nebst 29. Th7, und Weiß gewinnt.
21. Lh3 Td8 22. Sds Lds: 23. f7, und Weiß ge (DWS 1890, S.31).
winnt.
Die letzte Angabe ist ein bißeben zu optimistisch;
II 17 . . . Sd4 (Dies verhindert 18. T[J) 18. gf6: Lhs
mit 28 . . . c6 29. Th7 Tee7 30. Sf6: Das 31. b4 Da4
19. Lgs Sc2: 20. TaCI Sb4 21. L[J L[J:t 22. Tf3: Df7
32. L[J Db3 kann Schwarz remis durch Dauer
23. fg7:t Dg7: 24. a3 Sc6 25. Sds, und Weiß hat
schach erreichen. An Stelle von 28. Dh6 führt je
entscheidenden Angriff.
doch 28. Sf6: zum Sieg.
III 17 . . . Lg8 18. gf6: (18. g6 ist nicht überzeugend;
Natürlich ist in diesem Abspiel 22. a3 nicht nötig;
Schwarz antwortet 18 . . . Sd4 und verhindert Th
es gibt ruhigere Fortsetzungen zum Sieg. Wenn
f3) 18 . . . Tf6: (18 . . . gf6: 19. Lh6 Tff7 20. Sds Dd8
Schwarz nach 20. g6 Te8 21. Dg4 mit 21. .. Tee7 fort
21. c3 nebst 22. L[J führt zu einer für Schwarz
setzt, gewinnt Weiß am einfachsten durch 22. Ths
hoffnungslosen Lage) 19. Lgs Tf8 20. f6, und der
h6 23. Dh4 Df8 24. Sds Sds: 25. eds:, und Schwarz
Angriff des Weißen muß durchdringen.
kann sich nicht mehr rühren. Weiß braucht keines
Es gibt für Schwarz anscheinend keine zureichen
wegs sofort auf h6 zu opfern, sondern spielt erst
de Fortsetzung mehr. Aber Lasker bemerkt die
Lg2-e4, Le1-d2 und Ta1-h-f3-h3. Der Nachzie
Gefahr überhaupt nicht. Es folgte:
hende hat nur Züge mit seinem schwarzfeldrigen
1 7 . .. De8-d8 Läufer.
1 8. Th-[J Sc6-b4 So stark ist die Stellung des Weißen, daß es selbst
19. Tf3-h3 Lf7-g8 nach dem Partiezug 20. Lc1-d2 fraglich ist, ob
Schwarz über eine Rettung verfügt. Aber das soll
(siehe Diagramm 27)
nicht mehr untersucht werden; statt dessen soll
auf die Schlußstellung dieser Partie eingegangen
Schon die Kommentatoren aus urdenklicher Vor
werden.
zeit bemerkten, daß Weiß hier mit 20. g6 seinen
Angriff zum Siege führen kann:
I 20 . . . Sc2: 21. Dg4 h6 22. Lh6: gh6: 23. Th6:t Kg7 20. Ld2 ds 21. Dg4 fgs: 22. eds: Le7 23. d6 Ld6:
(23 . . . Lh7 24. Dhs ist natürlich ebenfalls aus- 24. Se4 Sds 25. Lgs: Le7 26. Ses Lgs: 27. Sd7: Dd7:
sichtslos für Schwarz) 24. Dhs, und Weiß setzt 28. Dgs: Sf4 29. Tg3 Tfs: 30. Dg4 Sp: 31. Kp:
matt (DSZ 1890, S.70). Dc6t 32. Kg1 g6 33· De2 Db6t remis gegeben.
30 WETTKÄMPFE 1889-1893
19. TCI Ses 20. Sb6 Tbs 21. SeS: TbcS: 22. c 4 fs
28 23. o-o Sg4 24. Lg4: fg4: 2s. Tc2 Sd6 26. Kp Te4
27. Tfc1
Schlußbetrachtung
Wettkampf in Leipzig, 30. Dezember 1889 bis hatte. Jedenfalls blieb er zwar für die stärksten Mei
6. Januar 1890 ster in Einzelpartien gefährlich und schlug unter
anderem Tarrasch mehrere Male, erzielte aber sein
2 3 4 6 7 8
nächstes gutes Turnierergebnis erst in Hannover
Emanuel Lasker 'h 1 1 6'h 1902, wo er den vierten Platz belegte. Nach weite
Jacques Mieses 0 'h 'h 0 0 'h 0 0 1 'h ren indifferenten Resultaten schwang er sich 1907
zu einem kurzen Höhenflug auf. Im Meistertur
Das Bild von Laskers Spielführung, das sich schon nier zu Oostende 1907 erzielte er 19 Punkte aus
in den ersten erhaltenen Turnierpartien abzeich 28 Partien und teilte den dritten und vierten Platz
nete, beginnt schärfere Züge anzunehmen. Sein mit Niemzowitsch, einen halben Punkt hinter den
Partieaufbau und seine Stellungsgestaltung sind Siegern Bernstein und Rubinstein; dabei erzielte
nicht selten einfallsreich und geglückt, 1 0 biswei er gegen die vier Tabellenletzten nur einen Punkt!
len indifferent, 1 1 manchmal völlig verfehlt. 1 2 Die Außerdem siegte er im stark besetzten Trebitsch
Schwächen treten besonders auffällig in geschlos Turnier zu Wien 1907: 1. Mieses 10; 2. Duras 9;
senen Stellungen zutage. 3.-5. Maroczy, Tartakower, Vidmar 8'h; 6.Schlech
Bei der Verwertung von Vorteil zeigt Lasker ter 7'h; 7.-8. Berger, Perlis 6'h usw.; danach versank
oft einen langen Atem, neigt aber gelegentlich zur er wieder in Mittelmäßigkeit. Bis ins höchste Alter
Überschärfe. 1 3 Im Endspiel offenbaren sich noch beteiligte er sich jedoch an Schachveranstaltungen
technische Schwächen. 1 4 und wirkte als Schachschriftsteller. Er war allseits
Bisweilen entgleitet Lasker der Faden wirkungs beliebt.
voller Spielgestaltung über eine längere Phase
hin _ l 5 Nie bricht er jedoch völlig zusammen; er
bleibt wach, und besonders in Verluststellungen
sucht er unermüdlich nach taktischen Überra
schungen.
Generell ist er taktisch gewitzt und immer im
Augenblick anwesend; er läßt sich nicht vom frü
heren Partieverlauf oder von Vorstellungen über
die Zukunft den klaren Blick für die vorliegenden
Erfordernisse trüben.
Das Gesamtbild zeigt einige schwer erklärliche
Widersprüche; es wird spannend sein, ihnen wei
ter nachzuspüren.
Für Jacques Mieses (1865-1954) begann nach
dem Wettkampf eine lange Trockenzeit. Es ist na
türlich schwer zu entscheiden, ob das Ergebnis des
Zweikampfes den Schwung weiteren Vorankom
mens brach oder ob Mieses schon die natürlichen
Grenzen seiner Entwicklungsfähigkeit erreicht Emanuel Lasker (1889)
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
16. BCM 1890, S.84; ICM S.69, S.72, S.97; Str. S.wo; DSZ 1 890, S.93.
17. DWS 1 890, S.77-78; laut CM XIII (August 1 892), S.363 6 Pfund. Zuverlässig sind diese Angaben nicht unbedingt.
18. Schon in CM XI (März 1890), S.1 98-199 findet sich ein recht abschätziges Urteil. Die Aussagen von L. Hoffer sind
jedoch fast immer von Eigenbelang gefärbt; und in CM XIII (August 1 892), S.363, behauptet er dann auch, dieser
Wettkampf habe Laskers Ruf begründet.
33
Emanuel Lasker y, 4
Nickolas T. Miniati 0 0 0
1 9. BCM 1890, S.131; DWS 1890, S.129; CM XI (April 189o), S.229; ICM 1890, S.97; Str. 1890, S.165.
20. DSZ 1890, S.127.
2 1 . Angabe des britischen Geburtenregisters.
22. J. Gaige, Chess Personalia, Jefferson/London 1987, S.284.
23. J. Berger, Schachjahrbuch für 1899-1900, S.186; BCM 1892, S.495 findet sich die Besprechung der ersten Ausgabe.
24. BCM 1894, S.9; S.138; S.243.
2 5 . Vgl. BCM 1895, S.n8.
26. Dies wurde mir freundlicherweise von Anthony Gillam mitgeteilt; sein Gewährsmann ist Alan Smith.
34
27. DSZ 1890, S.3n; DWS 1890, S.428; Str. 1890, S.326.
28. In der Sekundärliteratur wird das Ergebnis mit +2 -o =3 für Lasker angegeben; ich kenne die Quelle für diese
Information nicht. Einzig im ICM 1890, S.274, ist als Resultat +2 -1 =1 zugunsten Laskers vermerkt, sicher irrtümlich.
29. DSZ 1897, S.314; DWS 1897, S.405.
35
30. BCM 1892, S.154; CM XIII (Mai 1892), S.259; DSZ 1892, S.127; LCF 1893, S.77-78; Str. 1892, S.n6.
31. LCF 1893, S.78; CM XIII (Juni/Juli 1892), S.296; DSZ 1892, S.157; DWS 1892, S.167; Str. 1892, S.149.
32. BCM 1892, S.293.
33· BCM 1892, S.272-273.
34. BCM 1892, S.307.
W E T T KÄ M P F E 1 8 8 9 - 1 8 9 3
starb bald danach. Noch im gleichen Jahr verlor Die Kommentatoren des Tages sehen Schwarz be
Blackburne einen Wettkampf gegen Gunsberg sehr deutend im Vorteil. 35 Lasker selbst behauptet:36
deutlich. "Die einzige Chance des Weißen ist hier 34. Lh6:
Nach 1890 wurden seine Resultate ungleich Kh6: 35. Dgst Kg7 36. hs Tf6 37· Th1, wonach remis
mäßiger, doch zeigt sein zweiter Platz im oben das wahrscheinliche Ergebnis ist."
erwähnten Fünferturnier zu London 1892, wie ge Diese Fortsetzung ist spielbar, denn auf 37 . . .
fährlich er noch immer war. Er erreichte in Ber fe4: ist die Antwort 38. Se1 zureichend; aber ein
lin 1897 den dritten Platz hinter Charousek und wenig seltsam ist sie doch. Es besteht keinerlei
Walbrodt, aber vor Janowski, Burn, Schlechter, Grund, den starken schwarzfeldrigen Läufer ge
Ögorin, Schiffers . . . ; und 1914, im Alter von 73 Jah gen den Randspringer abzutauschen. Nach 34. Ke1
ren, teilte er mit Yates den ersten Platz bei der Mei hat Weiß nichts zu fürchten; 34· · . fe4: wird mit
sterschaft des Englischen Schachbundes in Ches 35· Ses beantwortet. Am stärksten ist wohl 34. Dgs;
ter. Schwarz muß 34 . . . f4 spielen, und nach 35. Lcs hat
Weiß leichten Vorteil. Der zog jedoch:
1. Partie
34· Sd3-c5
J . H . B L A C K B U RN E - E M . L A S K E R
London, 2J.S.I892 "Ein schlechter Zug, der sofort verliert," schreibt
Spanisch (C65) Lasker, der dem Zug ein Fragezeichen gibt. Die
übrigen Bearbeiter der Partie hauen in die gleiche
Es wurde ein schwerblütiger spanischer Stellungs Kerbe. So schlimm ist die Sache jedoch gar nicht.
kampf ausgefochten. Lange Zeit war die Lage unge
34· De6-e7
fähr im Gleichgewicht. Dann geschah ein Unglück.
35· Dg i -g5 ?
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3· Lb5 Sf6 4· d3 d6 5· Sbd2 g6
Aber auf diese Weise stellt Weiß eine Figur ein.
6. Sfl h6 7· C3 Lg7 8. Le3 a6 9· La4 o-o Io. h3
Nach 35. Ke2 ist die Stellung ungefähr im Gleich
b5 11. Lc2 d5 I2. g4 De7 13. Sg3 de4: I4. de4: TdS
gewicht; der h-Bauer ist bedeutungslos: 35 . . . Dh4:
I5. Dei Kh7 I6. g5 SgS I7. gh6: Lh6: IS. Sg5t Lg5:
36. Lf2 Df6 37· Kd2 usw.
I9. Lg5: f6 20. Le3 Sa5 21. b3 Sc6 22. Se2 Le6 23. f3
Td7 24. h4 TfS 25. Kf2 b4 26. C4 a5 27. Dgi DeS 35· ...
28. Dg2 Sh6 29. Tadi Tdi: 30. Tdi: Tf7 31. Dgt Lc8
mit leichtem Sieg.
32. Sei De6 33· Sd3 f5
36. De7: fe3:t 37· Ke3: Te7: 38. Td5 Sf7 39· Sd3 Kg7
40. f4 Lb7 41. Sc5 Sd4 42. Sb7: Sc2:t 43· Kd3 c6
30
44· Ta5: Tb7: 45· Ke2: ef4: 46. Kd3 Kf6 47· est Se5:t
48. Ke4 f3 Weiß gibt auf.
2. Partie
E M . L A S KE R - J . H . B L A C K B U R N E
London, 2B.s.1892
Französisch (Co1)
3 5. BCM 1892, S.312; DWS 1892, S.224; nur der Berichterstatter in der "Deutschen Schachzeitung" drückt sich vorsichtiger
aus.
36. LCF 1892, S.2.
4· PARTIE: LASKE R - BLACKBURNE 37
3· Partie
J . H . ß L A C K B U R N E - EM. L A S K E R
Man erwartet, daß das Spiel nicht mehr lange dau London, J0.5.1892
ern wird. Lasker selbst gibt den schnellsten und Damenbauernspiel (Do2)
sichersten Weg zum Sieg an:37 26 Tds: Tg6 27. g3
.
Dh3 28. fJ gefolgt von Scs-d3-f4. Diese Partie erregt keine besondere Aufmerksam
keit.
Es geschah jedoch:
1. d4 ds 2. Sf3 Sf6 J. Lf4 e6 4· e3 Ld6 5· Lg3 a6 6. b3
DcS-h3
Se4 7· Ld3 Sg3: S. hg3: h6 9· C3 Sd7 10. Sbd2 es
Plötzlich steht Weiß auf Verlust. 11. des: Ses: 12. Ses: Les: 13. De2 c6 14. Sf3 Lf6 15. o
o-o Das 16. Sd4 Ld7 17. Lfs o-o-o 1S. Kb1 Dq
19. Ld7:t Dd7: 20. C4 dq: 21. Dq: Ld4: 22. Td4:
Dfst 23. Dc2 Dc2:t 24. Kc2: Td4: 25. ed4: TeS
Lasker gibt dem Zug ein Fragezeichen und
26. Kd3 Kd7 27. g4 Kd6 2S. Tc1 as 29. fJ Te7 30. Tin
schreibt: " [ . . ] 27. f4 Tb2: 28. Dd3t g6 29. Te2 ist
.
Te6 31. TCl Ke7 32. a3 Kd6 33. b4 ab4: 34· ab4: Te7
die einzige Fortsetzung, welche die Partie retten
35· Ta1 bs 36. Kd2 Kds 37· Kd3 Kd6 remis gegeben.
kann."
Nach 29 . . . S[Jt ist Weiß jedoch verloren:
I 30. D[J: Tb1t 31. Kh Tflt 32. Ke3 Tf3:t 33· K[J:
hs. Weiß wird die Schwäche auf c3 und die Kö 4. Partie
nigsflügelbauern auf die Dauer nicht gleichzei EM. L A S K E R - J . H . ß L A C K B U R N E
tig verteidigen können. London, JI.5.1B92
II 30. Kh Te2:t 31. De2: Sh2:38 32. De1 (Es droht Slawisch (Do4)
32 . . . Sg4t 33· Kf3 Dh1t 34· Dg2 Da1) 32 . . . Sg4t
33· K[J Dhs 34· Kg2 Dh2t 35· KfJ hs, und In diesem Spiel zeigt Lasker ausgezeichnetes stra
Schwarz gewinnt mühelos, denn Weiß kann tegisches Verständnis und gewinnt klar und ver
sich nicht mehr rühren. dient:
1. d4 d5 2. Sf3 Sf6 3· e3 Lg4 4· C4 Lf3: 5· gf3: c6 6. Sc3 "Notwendig, damit der Springer nach 15. e 4 ein
e6 7· Db3 Dc7 8. Ld2 Sbd7 9· f4 dq: günstiges Rückzugsfeld auf b6 findet. Geschähe
statt dessen zum Beispiel 14 . . . g6, so würde der An
Die Öffnung der Stellung ist unnötig; mit 9 · . . g6
ziehende nach 15. e4 Sq 16. Le3 das weit überlege
bekommt Schwarz ein befriedigendes Spiel. 10. Tc1
ne Spiel erhalten," bemerkt ein Bearbeiter der Par
wird mit 10 . . . Db6 beantwortet.
tie.39 Dies stimmt nicht; 16. Le3 wird mit 16 . . . Sg4
10. Lq: Sb6 n. Ld3 Sbd5 (?) befriedigend beantwortet. In Wirklichkeit ist es
höchste Zeit für 14 . . . g6; nach 15. b4 steht Schwarz
Dieser Zug gefällt mir nicht; er gibt dem Weißen
gedrückt, aber nicht hoffnungslos.
nicht nur die Möglichkeit an die Hand, gelegent
lich e3-e4 mit Tempogewinn zu spielen, sondern 15. f5 ef5: 16. Lf5: g6 17. Lh3
erschwert auch die Beobachtung des Bauern auf
Jetzt ist der Stellungsvorteil des Weißen schon
d4, die nützlich ist, um e3-e4 zu verhindern. Nach
überwältigend.
11. . . g6 ist die Stellung ungefähr ausgeglichen.
Dies ist nicht nötig. Sofortiges 12. f5 überläßt dem In Betracht kommt auch 18. e4 Sb6 19. o-o-o.
Weißen einigen Vorteil. 18 . Sh5
. .
�
� 32 33
1 1
�1
14 . . Dd8?
. 26 . . . De7
Auch nach 26 . . . Sg3 27. Lf5: (27. Tg3: fg4: ist nicht digenden Umständen q-cs durchzusetzen, weil
stärker) 27 . . . Se2:t 28. Te2: Dh6 29. Lg4 Sf4: 30. Te4 der Druck gegen den Punkt ds weggefallen ist. Es
kann Schwarz wohl nicht überleben; dennoch hät kommt in Betracht, den Springer nach c3 zurück
te Schwarz diese Fortsetzung versuchen sollen, zuziehen, entweder sofort oder nach 16. DC2 Tbc8;
denn nun ist es sofort aus. das Spiel steht dann gleich.
27. Lhs: ghs: 28. Sg3 Tf8 29. Sfs: Tfs: 30. Dfs: Se3
31. Dgs Dgs: 32. Tgs: Sfl: 33· Kfl: Tf8 34· Ld2 h6
3S· Ths: Kh7 36. Ke2 Kg6 37· Th3 Kfs 38. Kf3 Td8 Weiß stellt auch die Dame am Brettrand ab, um
39· Le3 es 40. des: Td3 41. Tg3 Lf8 42. b4 Ta3: seinen Druck gegen das Zentrum des Schwarzen
43· Tg8 Le7 44· Tg7 Lh4 4S· Tf7t Kg6 46. Tb7: Le1 zu verstärken. Obwohl der Anziehende mit seiner
47· Ke4 Ta4 48. fst Khs 49· f6 Schwarz gibt auf. Absicht nicht durchdringt, scheint dies spielbar
zu sein. Vorsichtigere Naturen hätten vielleicht die
Fortsetzung 16. des: bc5: 17. De2 gewählt. Nun kann
s. Partie
17. . . Tbc8 vorteilhaft mit 18. Lg4 beantwortet wer
J . H . ß L A C K B U R N E - EM. L A S K E R
den; nach 17 . . . Les 18. Sf3 d4 (Auf 18 . . . Tbc8 folgt
London, 2.6.1892
19. Ses: Tes: 20. Lg4) 19. Ses: Tes: 20. Lfl ist der Vor
Damenindisch (E12)
teil des Schwarzen gering, denn 2o . . . Ths 21. h3 Ses
kann mit 22. f4 abgewehrt werden.
Auch in dieser Partie stellt Lasker ein reifes strate
gisches Vorgehen zur Schau. Lf6-e7
Lb7 7· Tc1 a6 8. Lf6: Lf6: 9· cds: eds: 10. Db3 o-o Es gibt keine wirksamere Fortsetzung; Schwarz
n . Le2 Dd6 12. o-o Sd7 13. Tfd1 Tfe8 droht 17 . . . De6, und auch cs-C4 stellt unter Um
ständen eine positionelle Drohung dar.
17. b6xcs
18. Le2-f3
3S
14. Ta8-b8
I S . Sf3-e1
Nach 21. . . d4 22. Ses: Lcs: 23. Tcs: Lf3: 24. g[J: de3: Nach 28. des: Tcs: sind die Aussichten des Weißen
2s. fe3: ist der Vorteil des Schwarzen nicht zum schlechter als nach der Partiefortsetzung:
Siege ausreichend. Es ist verständig, die Spannung I 29. Dd1 Dd1:t 30. Td1: Lc3: 31. bc3: Tc3: führt zu
zu wahren. einem verlorenen TurmendspieL
II 29. Dd7 TdS 30. Dg4 Dg4: 31. Tg4: Td2, und
Weiß dürfte nicht überleben können.
(siehe Diagramm 36)
28. Tc8-d8
Danach dürfte der Vorteil des Schwarzen ent 29. Dd2-d1 Df3-fs
scheidende Ausmaße annehmen. Versucht werden 30. Dd1-b3 (?)
mußte 22. Dd3 d4 (Schwarz kann seine Stellung
nicht weiter verstärken) 23. cd4: L[J:, und nun: Hier bietet die Fortsetzung 30. Dg4 ausgezeichne
I 24. ds Dg4 2s. Df3: Da4: 26. d6 Ld6: 27. Td6: te Rettungsaussichten. Jedenfalls scheint mir die
Da2: kostet einen Bauern. Folge 30 . . . Dg4: 31. Tg4: Lc3: 32. TCJ: Tds: 33· TgC4
II 24. D[J: cd4: 2s. TcS: TcS: 26. g3. Der Vorteil des für Schwarz nicht zum Siege ausreichend: 33 . . . Td2
Schwarzen ist nicht überwältigend. 34· Tc2 Te2: 3S· Te2: g6 36. Tcs: Te2 37. Kg2 Tb2:
III 24. g[J: cd4: 2S. Dd4: TCI: 26. TCI: Da2: 27. Te1 38. Tas usw.
oder 27. DC4. Weiß hat gute Rettungsaussich 30. p-g6
ten.
3 1 . Te1 -d 1 Tc8-b8
22. 3 2 . Db3-a4
5 · PARTIE: B LACKBURNE - LASKER 41
38. Se2 Des bleibt die Lage des Weißen sehr un
37 bequem.
II 36. Se441 ist am natürlichsten, denn 36 . . . Tb2:
scheitert an 37. Sf6:.
A) 36 . . . Tds: 37· Tds: Dds: 38. Sf6: Kf6: 39· Da6:t
Kg7 40. De2. Es sollte Weiß gelingen, den c
Bauern des Schwarzen abzutauschen und sich
zu retten.
B) 36 . . . Ld4 37. b3 Tds: 38. Sg3 gefolgt von 39. Da6:,
und Weiß wehrt sich.
3 6. ...
3 2. ... TeS-dS?
41. fg4: Te2: 42. Te2: Tb2: 43· Tb2: Lb2: 44· Sfl Lc1 Auch 6. S [J Lg7 7. L q sieht besser aus als die von
45· Kg2 Kf6 46. Kf3 Kes 47· Ke2 Lf4 48. Kd3 Kds Weiß gewählte Fortsetzung.
49· a4 as so. Sg3 Lg3: 51. hg3: f6 Weiß gibt auf.
6. Ld2 Lg7 7· o-o-o o-o 8. f3 (?)
7. Partie
J.H. BLACKBURNE - E M . LASKER
London, 7-6.1892
Mittelgambit (C22)
A) 21. .. Ld4 22. Sq: Tac8 (angegeben von Soltis)42 Aber er nimmt seine Gelegenheit nicht wahr.
ist keineswegs klar nach 23.S7ds mit Bauernge 24. Sfds ist der richtige Zug:
winn. I 24 . . . b4 2s. Sq: bc3: (2s . . . Tc8 wird natürlich
B) 21. . . Sd4 22. LC4 mit 26.S3ds beantwortet) 26. SeS: Le8: 27. bc3:
Ba) 22 . . . c6 23. Sb6 LC4: 24. SC4: bs 2s. Sas. Weiß as 28. Lbs, und Weiß steht keinesfalls schlech
hat gute Rettungsaussichten erlangt. ter.
Bb) 22 . . . bs 23. Se7t Kfs 24. Lf7: Kf7: 2s. Seds es II 24 . . . Les 2s. f4 Lc3: 26. Sc3: mit gleichem Spiel.
26. Sf4. Weiß hat sich ein wenig erholt. III 24 . . . Tc8 2S. a4. Weiß erreicht mühelos Aus-
Be) 22 . . . Kf8 23. Se3 mit demselben Resultat; 23 . . . gleich.
f4 24. Lf7: fe3: 2s. LC4 bringt dem Schwarzen Nach dem Textzug wächst der Vorteil des Schwar
gar nichts. zen.
Unbequem für Weiß ist auch die Folge 22 . . . Tdt:t Weiß ringt um Luft.
23. Ld1: Les
I 24. g3 Lf4: 2s. gf4: Kg7 26. Kn Kh6 27. Kd2 Khs 26 . . . Kg7 27. c3 Kf6 28. Kc2 (?)
28. Le2 Sd4 (nach 28 . . . Kh4 29. Lfl Sd4 30. Lg2
Dies führt endgültig zum Verlust, weil der Sprin
verteidigt sich Weiß) 29. Kd3 es (29 . . . Se2:
ger des Schwarzen nach e3 einwandern kann. Nach
30. Se2: Kh4 31. Sgt ist nicht deutlich) 30. Sa4
28. Kb2 hat Weiß auf 28 . . . Se7 die Antwort 29. Sb4
Se6 31. Ke3 bs (Auf 31. . . Kh4 folgt 32. LC4)
as 30. Se2. Ich glaube jedoch nicht, daß er nach
32. Sc3 Kh4 33. a4 b4 34. Sds Sd4, und es ist un
28 . . . gs dem zunehmenden Druck auf die Dauer
wahrscheinlich, daß Weiß im Kampf um das
standhalten kann.
Remis Erfolg haben wird.
II 24. Sce2 h6 (24 . . . gs 2s. Sh3 h6 26. f4 ist weniger 28 . . . Se7 29. Sen Sds 30. Kb2
wirksam) 2S. g3 Ld6, und Weiß hat es schwer.
Auf30. Kd2 folgt 30 . . . Le3t 31. Ke2 Lg1 mit entschei
23. Lf1 dendem Bauerngewinn.
30 . . . b4
40
Auch 30 . . . es führt zum Gewinn.
31. Sb4:
41
23 . . . bs (?)
24. Sd3?
und wenn Weiß einen Springer nach d3 oder e2 1 4. . . gs so gut wie erzwungen; jetzt kann Weiß zwi
zieht, folgt entscheidend 36 . . . LeSt 37. Kas Lbs. schen IS. Lds: und 1s. c4 wählen. Der Partiezug
erlaubt es dem Schwarzen, den Schaden zu begren
31. . . Se3 32. Te1 SC4t 33· LC4: Te1: 34· La6: Tg1
zen.
3S· g3 Tpt 36. Ka3 Th2: 37· Se2 Tp 38. Sc2 gs
39· Ld3 hs 40. Kb4 Lf2 41. a4 cst 42. Kbs Lb3: 1 4. ... Sb6xds (?)
43· as c4 44· LC4: Lc2: 4S· a6 Ld1 46. Sd4 Ld4: Besser ist 14 . . . eds:43 IS. b3 (Sb6-C4 sollte verhin
47· cd4: Lf3: 48. ds Le2 49· Le2: Te2: so. a7 Ta2 dert werden) IS . . . Les: 16. Les: Sd7 nebst Sd7-f6,
Weiß gibt auf. und der Nachteil des Schwarzen hält sich in Gren-
zen.
8. Partie 1s. Dd1 -o
EM. LASKE R - J . H . BLACKBURNE Etwas natürlicher sieht IS. Dd2 aus.
London, 10.6.1892
lS. ..
Französisch (Co1)
.
43
42
46. fs Kd7 47· Kd3 as 48. gs Lc6 49· g6 Lf3 so. Ke3 jedoch, ein Gegenspiel am Damenflügel zu begin
Lhs 51. Ke4 Ld1 52. g7 Schwarz gibt auf. nen: 20 . . . a545 21. Lc3 a4 22. ba4: ds mit scharfem
Spiel und etwa gleichen Aussichten für beide Sei
ten.
9· Partie
J. H. B L A C K B U R N E - E M . L A S K E R 2 1 . Ta1 -d 1
London, 13.6.1892
Etwas besser gefällt mir 21. Lc3.
Spanisch (C6s)
21. ...
Eine eingewurzelte Schwäche Laskers kommt in Richtig ist 21. . . as. Mit dem Textzug erlaubt
dieser Partie zum Vorschein: er reagiert nicht mit Schwarz seinem Gegner, den Springer unter gün
der nötigen Umsicht auf eine Initiative des Geg stigen Umständen nach fs zu bringen. Der Vorteil
ners, die gegen seinen König gerichtet ist. des Weißen nimmt nun greifbare Gestalt an.
1. e4 es 2. Sf3 Sc6 3· Lbs Sf6 4· d3 d6 5· Sbd2 Le7 22. Sg3-f5
6. Sfl o-o 7· Sg3 a6 8. Lc6: bc6: 9· o-o es 10. Set
Tb8 u. b3 c6 12. Lb2 Le6 13. f4 Sg4 14. De2 ef4: Schwarz muß diesen Feind unbedingt sofort ver
15. Tf4: Ses 16. C4 Lgs 17. Tfl f6 18. h3 Dd7 nichten; es gibt keine andere Möglichkeit, der Dro
hung 23. Dg3 wirksam zu begegnen. Rettung bringt
dies jedoch nicht mehr.
44
23. Df3-g3 Lg6xfs
24. Th xfs KgS-hS
45
Schwarz mit 26 . . . De8 die Möglichkeit Tfs-hs und III 28 . . . Ld8 29. h6 Le7 3 0 . Tf6: Lf6: 3 1 . Lf6: mit
leistet Widerstand, denn 27. Dd6: Le3t 28. Kh1 Td8 leichtem Gewinn.
gibt dem Schwarzen unverdientes GegenspieL Blackburne konnte jedoch der Versuchung nicht
widerstehen, eine elegante Kombination zu ver
26 . ... Lgs-d2
wirklichen.
Auf 26 . . . Lh6 folgt 27. Ths Ld2 28. Dg6 h6 29. Tf6:,
28.
und nun:
29 . . . gf6: 30. Th6:t Lh6: 31. Dh6:t Dh7 32. Lf6:t 29. Dhxf6t
Tg7 33· Lg7:t Kg8 34. Dd6:, und Weiß gewinnt Auf 29 . . . Tg7 lautet die Antwort 30. Df8t Tf8:
leicht. 31. Tf8: matt.
II 29 . . . Le3t 30. Kh2
A) 30 . . . gf6: 31. Th6:t Lh6: 32. Dh6:t Dh7 33· Lf6:t
Tg7 34· Lg7:t Kg8 3S· Dh7:t (Hier hat Schwarz
Auf 30. Df2 folgt 30 . . . Lc3. Der Läufer wird zuerst
nach 3S· Dd6: mit 3s . . . Dh4:t Dauerschach)
abgelenkt.
3S· . . Kh7: 36. Lf6. Das Endspiel sollte für Weiß
mühelos gewonnen sein. 30. La5-d2
B) 30 . . . Tgf8 31. Td6: Lf4t 32. g3 Ld6: 33· Th6:t 3 1 . h s -h6 Ld2xh6
Kg8 34· Dh7t Kf7 3S· Tf6t Ke8 36. Dg6t Ke7 3 2. Df6-h Dg7Xb2
37. Dg7:t Ke8 38. Dg6t Ke7 39. es, und Weiß 3 3· Dhxb2t Lh6-g7
gewinnt.
Der Textzug ist zäher.
47
Ld2-a5
43· Df5-c8
"Hier wurde die Partie abgebrochen. Nach der Wie
Es ist nicht deutlich, warum Weiß auf 43. Dd7t deraufnahme führte Lasker die Verteidigung auf
verzichtet. Nach 43 . . . Kh6 (Auf 43 . . . Kf6 folgt mit fehlerfreie Weise, und die Partie wurde im 69. Zu
großer Kraft 44· b4, und falls 44 . . . cb4:, so 45. d4) ge remis. Sicher erwarteten Blackburnes Freunde,
44· Dc6: hat er gute Gewinnaussichten: daß er gewönne, nachdem er die Dame für zwei
Figuren erobert hatte, zumal sein Spiel gute Form 5 1 . De6-d7t Kg7-f6
zeigte; aber Laskers Verteidigung war von äußer 52. Dd7-d8t Kf6-e6
ster Tiefe, und es ist schwierig, einen zwingenden 5 3 · DdS-eSt Ke6-f6
Gewinn für Weiß zu finden, und überhaupt formt 54· DeS-fSt Kf6-e6
die Stellung in allen ihren Verzweigungen ein äu 5 5 · Df8-f5t?
ßerst interessantes Endspiel. Blackburne gewann
Weiß konnte noch auf den richtigen Pfad zum si
den Randbauern am Damenflügel in der Hoffnung,
cheren Sieg zurückkehren: 55. De8t Kf6 56. Dd8t
seinen eigenen Randbauern zur Dame zu führen,
Ke6 57. Das:
aber Lasker war imstande, seinen Turmbauern
am Königsflügel in solch drohender Weise vor 50
zurücken, daß Blackburne gezwungen war, mit
ewigem Schach zufrieden zu sein. Statt den Rand
bauern am Damenflügel zu gewinnen und den
gefährlichen Turmbauern am Königsflügel leben
zu lassen, hätte Blackburne diesen gewinnen kön
nen; aber auch in diesem Fall hatte Lasker eine
Verteidigung, die nach seiner Meinung das Unent
schieden herbeigeführt hätte. Die Pointe besteht
darin, daß Blackburne gegen die richtige Verteidi
gung nicht beide Randbauern gewinnen und daher
57 . . . Tg2 58. Da8 Th2t 59. Kg4. Jetzt verliert
nicht mehr als remis erreichen kann. Die Stellung
Schwarz nach 59 . . . hst 6o. Kgs den h-Bauern, und
hat unter Kennern beträchtliche Aufmerksamkeit
bei anderen Fortsetzungen rennt der a-Bauer des
auf sich gezogen; aber bisher ist kein zwingender
Weißen los.
Gewinn für Weiß gezeigt worden, und sie kann
der Nachwelt als schwieriges Endspiel vermacht 55· . . . Ke6-e7
werden; die Lösung der Frage ,Kann Weiß den s 6. Dfs -cs
Gewinn erzwingen?' bleibt offen."48 Dies ist das Eingeständnis, daß 55. Dfst verfehlt
Dies ist eine etwas umständliche und wortreiche war. Weiß kann nach 56. Dh7:t Tg7 57· Dfs Tg2
Beschreibung im Stil der Zeit; aber die gestellte 58. a4 Th2t 59. Kg4 Tg2t 6o. Kf3 Tg3t 61. Kf2
Frage ist interessant. Es soll ein Versuch gemacht Tb3: 62. Dh7t Kf6 63. Dq wohl nicht gewinnen:
werden, Hinweise zu ihrer Lösung zu geben. Schwarz gibt so lange Schachgebote mit dem Turm,
47· a6-a5 bis der König des Weißen auf h4 oder auf c1 steht.
48. Dc6-d7t Kg7-g8 Dann spielt er T-e3 oder T-b4 und gewinnt die
beiden Bauern des Weißen auf der c-Linie und
Nach 48 . . . Kg6 49. Dfst entsteht eine Stellung, die e-Linie für seinen Randbauern; das dürfte zum
in der Anmerkung zu 43. DeS unter II erörtert Remis ausreichend sein.
wird.
s6 . ...
49· Dd7-e6t
Im Vergleich zu dem beim 55. Zuge von Weiß an
Einfacher ist 49. Khs Tg3 so. DdSt und 51. Das:. gegeben Abspiel hat Schwarz ein wichtiges Tempo
Der Unterschied zur Partiefolge besteht darin, daß gewonnen.
der König des Schwarzen auf f7 oder g7 steht statt
57· DcS-qt Ke7-f6
auf e6. Bedeutungsvoll ist dies wohl nicht.
58. Dq-dSt Kf6-e6
49 · 59· Dd8xa5 Tg2-h2t
so. Kh4-h5 6o. Kh5-g4 h7-h5t
52
Ein gefährlicherer Versuch ist 64. Ke2 Diese Partie wurde von Blackburne positioneil
I 64 . . . Th2t 65. K[J h3 66. Kg4 Le5 67. a4. Weiß schwach geführt. Er hat aus der achten Partie
hat im Vergleich zu 63 . . . Th2t Zeit für diesen nichts gelernt und stellt erneut die Bauern nach
Zug gewonnen, und wahrscheinlich hat dies Abtausch seines Königsläufers auf die weißen Fel
entscheidende Bedeutung: 67 . . . Ke7 6S. Db7t der. Die Vorführung der Partie bereitet mir keine
Kf6 69. DeS Ke7 70. Df5 Th1 71. Df3 Th2 72. Dd1. Freude; daher wird auf Anmerkungen verzichtet.
so WETTKÄM PFE 1889-1893
1. d4 ds 2. Sf3 Sf6 3· C4 e6 4· Sq Sbd7 5· Lf4 c6 6. e3 40. f3 Tc8 41. e4 Tq 42. Tat Tc8 43· h 4 Tq 44· Tbt
Shs 7· Lgs Le7 8. Le7: De7: 9· Ld3 g6 10. De2 o-o Tc8 45· Ke3 Ke7 46. hs Kf6 47· hg6: hg6: 48. Th1
u . o-o fs 12. Tfd1 Sdf6 13. Tac1 Ld7 14. Ses Le8 Kg7 49· Tat Ta8 so. Tc1 Tc8 51. Tbt Kf6 52. Tht Kg7
15. Dc2 Td8 16. a3 Sd7 17. Sf3 Sg7 18. Te1 Sf6 19. b4 53· Tat Ta8 54· Tht Tc8 55· g4 fg4: 56. fg4: Ta8 57· gs
Se4 20. Ses Sq: 21. Dq: Shs 22. a4 Sf6 23. bs Sd7 Ta3 58. Kd2 Ta2t 59· Ke3 Ta3 6o. Kf4 Sd7 61. Lq
24. Sf3 dq: 25. Dq: Sb6 26. Db3 cbs: 27. abs: Lf? Sf8 62. Tc1 Tas 63. Ld3 Lbs: 64. Tcs Ta4 65. Lbs:
28. Ses Tc8 29. Tat Ta8 30. Te2 Tfc8 31. Tea2 Dq Td4: 66. Tqt KgS 67. Tb7: . . .
32. g3 Dq 33· Dq: Tq: 34· Ta7: Ta7: 35· Ta7: Tq
36. Kfl Le8 37· Ke2 Kf8 38. Kd2 Ke7 39· Ta3 Kd6 Schwarz gibt i m 72. Zuge auf.
Schlußbetrachtung
Wettkampf in London, 27. Mai bis 14. Juni 1892 lungstypen, welche in der damaligen Zeit so gut
wie unbekannt waren, Muster der Behandlung, die
1 2 3 4 6 7 8 9 10 bis heute gültig sind.
In den Besprechungen des Zweikampfes aus
Emanuel Lasker
der damaligen Zeit wird nicht mit Lob gespart,'9
Joseph H. Blackburne o Yz Y2 o o Yz o o Y2 o 2
insbesondere in England.50 Im "British Chess Ma
gazine" heißt es zu Recht: 5 1 " [Blackburnes] Gegner
Bisher gab es Zweifel, ob Lasker gegen die aller spielte nie in seinem Leben besseres Schach, wenn
stärksten Spielern würde bestehen können. Der man die Partien in ihrer Gesamtheit nimmt."
Ausgang dieser Veranstaltung hat sie endgültig zer In der "Deutschen Schachzeitung" ist unter an
streut. derem zu lesen:52 "Laskers Sieg ist bewunderns
Es überzeugt schon das reine Zahlenergebnis werth und die englischen Blätter fliessen demge
des Wettkampfes. Wenn Blackburne auch nicht mäss über in Lobeserhebungen seines feinen und
mehr auf dem Höhepunkt seines Könnens stand, kunstvollen Spiels. [ . . . ] Lasker hat einen Triumph
so hatte er doch sein Verständnis und sein takti errungen, der ihn mit einem Schlage in die Rei
sches Auge keineswegs völlig eingebüßt. Er sollte he unserer allerersten Meister erhebt. Wir kön
noch manch beeindruckendes Resultat erzielen; in nen nicht verhehlen, dass er bisher in Deutschland
der Tat gewann er von den nächsten vier Turnier nicht in derartigem Ansehen stand und wir be
partien gegen Lasker in den Jahren 1895-1899 zwei, zweifeln auch jetzt noch, dass er einem Meister
darunter eine für Lasker äußerst schmerzhafte in wie Dr. Tarrasch gewachsen ist. [ . . . ] Man spricht
der Endphase des Turniers von Hastings 1895. von einem Wettkampf Lasker - Steinitz. Um die
Wichtiger ist jedoch, daß der Inhalt der Partien Meisterschaft der Welt in die Schranken zu treten,
Laskers Verständnis für die Kräfte dartut, die das dafür hält sich indess Lasker selbst noch nicht für
Schachspiel regieren. Zu Beginn des Wettkamp fähig . . . "
fes spielt Lasker etwas matt; die ersten drei Spie Das "Deutsche Wochenschach" faßt sich kür
le zeigen einen recht unbefriedigenden Verlauf. zer. Für die ablehnende Haltung gegenüber Las
Danach kommt er jedoch in Form. Insbesondere ker, welche die Äußerungen des Blattes in Zukunft
entwickelt er in den Partien Nr. 4, 5 und 7 in Stel- durchziehen wird, finden sich hier erste Proben. 53
49. Siehe zum Beispiel die sehr kurze Besprechung in Str. 1892, S.184.
so. CM XIII (Juni/Juli 1892), S.296.
5 1 . BCM 1892, S.292.
52. DSZ 1892, S.221-222.
5 3 · DWS 1892, S.2o8 ("Aus England" und "Aus Amerika").
51
w. EIT bin ich dem Gang der Ereignisse voraus sundes Schach und gewinnt alle fünf Partien der
geeilt. Lasker focht zunächst seinen nächsten Veranstaltung.
Zweikampf aus. Im August und September 1892
Wettkampf in Newcastle-upon-Tyne, 29. August
spielte er den zweiten Wettkampf gegen Henry
bis 2. September 1892
Edward Bird. Vielleicht reizte es ihn zu untersu
chen, ob er gegen diesen Spieler zu einer über 2 3 4
zeugenderen Leistung fähig sei als im Jahre 1890.
Emanuel Lasker
In der Tat macht seine Spielführung in diesem
Henry Edward Bird 0 0 0 0 0 0
Wettkampf einen ausgezeichneten Eindruck; sie
erreicht dieselbe Qualität wie im Zweikampf ge
gen Blackburne. Er vermeidet die geschlossenen Bald darauf reiste Lasker in die Vereinigten Staa
Stellungen, die ihm im Jahre 1890 gegen densel ten. Hier spielte er kurze Serien von Partien gegen
ben Gegner nicht gut von der Hand gingen, und einzelne Gegner; als eigentliche Wettkämpfe kann
strebt halboffene Stellungen an, in denen er sich man sie nicht bezeichnen. Aus einer dieser Veran
wohl fühlt. Er spielt ideenreiches, positioneil ge- staltungen kam jedoch ein Zweikampf zustande.
54
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Emanuel Lasker 1 0 1 0 Y2 1 1 1 1 6 Y2
65. LCF 1893, S.98. Andere Quellen geben als Grund Unwohlsein Laskers an: DWS 1893, S.32; unbestimmt DSZ 1893,
S.6o.
66. LCF 1893. S.12o; DWS 1893, S.139, 163, 188; DSZ 1893, S.156-157 und S.188; BCM 1893. S.259; Str. 1893, S.149.
67. J. Berger, Schachjahrbuch für 18991I900, S.221.
55
CHON als Lasker Ende 1892 zu seinem Gastspiel Medien bekannt; ein Einsatz von fünftausend Dol
S beim ,.Manhattan Chess Club" in den Verei lar wird vorgesehen.74 Er bekräftigt dies durch
nigten Staaten eintraf, sproß in einigen unterneh ein offizielles Schreiben.75 Er beginnt den Be
menden Köpfen der Gedanke, ein Wettkampf zwi trag zu sammeln.76 In seiner Schachzeitung er
schen Lasker und Steinitz könne spannend sein. klärt er die Bedingungen, die mit dem Wettein
Der Schachklub von Havanna machte das Ange satz verbunden sind: Gewinnt Lasker den Wett
bot, eine solche Veranstaltung zu organisieren; bei kampf, erhält der Einzahler das Anderthalbfa
de Meister lehnen jedoch aus verschiedenen Grün che seines Einsatzes zurück; bei unentschiede
den ab: Lasker will noch nicht um die Weltmei nem Ausgang bekommt er sein Geld ohne Ab
sterschaft spielen, und Steinitz ist mit literarischen zug zurückerstattet, und wenn Lasker den Zwei
Arbeiten überhäuft.73 kampf verliert, verliert der Wettende seinen Ein
Nach dem Wettkampf gegen Showalter beginnt satz.77
Lasker jedoch, den Kampf um die Weltmeister Bei solcher Bewandtnis ist es äußerst befremd
schaft gegen Steinitz anzustreben. Zunächst gibt lich, daß Lasker für seine ,.Geldsammelei" von
er seine Herausforderung durch Vermittlung der einigen aufs schärfste verurteilt wird.78 Hatten
73- LCF 1892, 5.55; DW5 1892, 5.436; D5Z 1893, 5.30; 5tr.1892, 5.375-376; BCM 1892, 5.473·
74. 5tr. 1893, 5.180; CM XIV (Juni 1893), 5.293 {unmittelbar darüber stehen von ätzender Unfreundlichkeit triefende
Bemerkungen über Dr. Berthold Lasker); D5Z 1893, 5.188; DW5 1893, 5.204; BCM 1893, 5.259·
75. D5Z 1893, 5.221; BCM 1893, 5.308.
76. DW5 1893, 5.212.
77· LCF 1893, 5.150 und 5.165; 5tr. 1893, 5.247 (vgl. Fußnote 15).
78. DW5 1893, 5.271-272 und 5.286-287.
58 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
die Geldgeber doch die Möglichkeit, ein hübsches Die Regelung zur Festsetzung der Spielorte ist
Sümmchen zu verdienen, wenn sie über die richti verwickelt, weil sie von den Ergebnissen abhängt;
ge Einsicht verfügten!79 es läuft in der Praxis darauf hinaus, daß die ersten
Wie dem auch sei; Lasker bekommt die Sum acht Spiele in New York stattfinden, dann drei in
me nicht zusammen. Am 31. August 1893 sendet er Philadelphia, die restlichen in Montreal.89
einen Brief an Steinitz, in dem er eine Herausfor Bei der Kommentierung der Partien wurden
derung bei einem Einsatz von dreitausend Dollar die zeitgenössischen Bearbeitungen eingesehen
ausspricht. 80 Der Schachklub von Havanna ver und verwendet. Die jeweiligen Quellen sind in
sucht wiederum, die Austragung des Wettkampfes den Fußnoten aufgeführt.
an sich zu ziehen, und es gibt Meldungen, nach Die Zeitschrift "La Strategie" liefert bei wei
denen die Angelegenheit unter Dach und Fach tem die umfangreichste Information; sie bietet
ist;81 es dürfte aber niemanden verwundern, daß eine nützliche Zusammenfassung verschiedener
sie sich als falsch herausstellen. 81 Arbeiten. Die Anmerkungen sind verschiedenen
Lasker fließt nicht genügend Geld zu;83 er bittet Schachzeitungen, aber auch den Tageszeitungen
Steinitz um eine Verminderung des Einsatzes auf "The Sun", "New-York Daily Tribune", "The Brook
zweitausendzweihundertfünfzig Dollar, und der lyn Daily Eagle" und "New York Recorder" ent
Weltmeister stimmt widerstrebend zu;84 anschei nommen.
nend wird der Betrag nochmals auf zweitausend Offenbar gaben sowohl Steinitz als auch Lasker
Dollar pro Spieler gesenkt.85 Jetzt werden Austra unmittelbar nach den Partien den anwesenden Zei
gungsorte gefunden,86 und der Kampf kann be tungsvertretern Hinweise zum Partieverlauf, ganz
ginnen. Wer zuerst zehn Siegpartien aufweist, soll wie es heute zu geschehen pflegt. Diese Angaben
Gewinner des Wettkampfes sein. 87 Die Bedenkzeit sind in den Zeitungsartikeln, die über den Ver
beträgt eine Stunde für 15 Züge; es werden drei lauf des Wettkampfs berichten, teilweise bewahrt
oder vier Partien in der Woche gespielt, und nicht worden.
mehr als eine Partie pro Tag. An den Spieltagen Es finden sich weiterhin Zitate in der französi
gibt es zwei Sitzungen, von drei bis sechs und von schen Schachzeitung, die nicht aus diesen Quellen
acht bis elf Uhr nachmittags. 58 stammen und die ich nicht genau zuordnen kann.
Es ist nicht erstaunlich, daß man von derarti Laskers Angaben aus dem Jahre 1906 sind sehr
gen Bestimmungen später abgekommen ist. Bei enttäuschend; es lohnt sich kaum, sie zur Kenntnis
diesem Spielrhythmus ist es gut möglich, daß die zu nehmen. Die übrigen Bearbeitungen bieten hin
Partie unterbrochen wird, während sich ein Spieler und wieder etwas Interessantes, aber keine durch
in starker Zeitnot befindet! gehende Erfassung des Partieverlaufs.
"Von zweifelhaftem Wert. Sofort n . . . Le6 war vor ten, und nach 14. Lgs Das entbehrt der Läufer
zuziehen," behauptet Steinitz. Nach der Folge 12. f4 auf gs der Deckung durch den h-Bauern.
Lb3: 13. ab3: Sg6 14. o-o hat Weiß jedoch deutli II Genauer dürfte aber 13. Lgs sein, denn nun ist
chen Vorteil. 13 . . . Le7 ist wegen der Antwort 14. Le7: De7:
15. hs untunlich; nach 13 . . . Das 14. Le6: fe6:
15. o-o-o hat Schwarz Mühe, seine Entwick
54
lung zu vollenden.
Aber auch mit dem Partiezug kann Weiß einen
Vorteil festhalten.
13. ...
1 4. Lct-gs (?)
Damit erlaubt Weiß dem Gegner, seine Entwick
lung zu vollenden. Nach 14. Le3 behält er die bes
sere Stellung.
1 4. Lf8-e7
1 5 . 0-0-0 e6-es
12. h2-h4
55
"12. Le3 war stark genug, aber der Textzug behin
dert die Entwicklung des Schwarzen," sagt Lasker
in seiner ersten Besprechung der Partie. 91 Später
äußert er sich entschiedener: "Es schien mir, daß
die Stellung kräftiges Vorgehen verlangte, aber da
rin irrte ich. Steinitz wehrte den Sturm ab, und
im 16. Zuge mußte ich meinen Angriffsplan aufge
ben."92
Der Textzug dürfte jedoch besser sein als 12. Le3;
in der Folge spielt Lasker ungenau. Am stärk
sten sieht indessen 12. Lgs aus, denn 12 . . . Le7
scheitert an 13. Le7: De7: 14. o-o-o, und Weiß ge 1 6. Lgs-e3
winnt einen Bauern. Nach 12 . . . Das 13. o-o-o hat Dies sieht nach einer plumpen Falle aus; aber an
Schwarz Entwicklungsschwierigkeiten: 13 . . . h6 be dere Fortsetzungen versprechen nicht mehr:
deutet eine böse Schwächung, und nach 14. Le3 I 16. Dg4 Dd7 bereitet dem Schwarzen keinerlei
Le7 15. Kb1 kann Schwarz nach keiner Seite Kopfschmerzen.
rochieren. Die Antwort 12 . . . f6 auf 12. Lgs ist
II 16. Td2 o-o 17. Thd1 Sh4: 18. Le7: De7: 19. Td6:
ebenfalls nicht befriedigend; auf e6 entsteht ein Tad8 20. Td8: Td8: 21. TdS:t DdS: 22. Des: Sg2:,
Loch. 93 und der Vorteil des Weißen ist nicht nennens
12. wert.
1 3 . Lb3xe6 1 6. 0-0
Andere Züge kommen in Betracht. Schlecht ist 16 . . . Lh4:, denn nach 17. Dg4 gerät
I 13. hs Ses ist nicht besser als der Textzug; der Schwarz in große Unannehmlichkeiten:
Springer mag auf c4 einige Wirksamkeit entfal- A) 17· . . Lf6 18. Dg6:t, und Weiß gewinnt (DWS).
B) 17 . . . Le7 1S. Th7: mit gleichem Ergebnis (DWS) "Schwarz darf nicht 17 . . . Lh4: versuchen wegen
C) 17 . . . Df6 1S. Dhs, und die Drohung 19. g3 hat 1S. Dh3, denn falls 1S . . . h6, so 19. De6t Kh7 20. Td6:
entscheidende Kraft. Df6 21. Dd7 Tf? 22. Tf6: Td7: 23. Tg6: Kg6: 24. Th4:,
D) 17 . . . o-o 1S. g3 und Weiß gewinnt. "94
Da) 1S . . . Le7 19. De6t Tf7 20. Th7: SfS 21. ThSt KhS: Dennoch ist l?· · · Lh4:
22. Df7:, und Weiß hat durchschlagenden An
griff, zum Beispiel 22 . . . DeS 23. Th1 t Sh7 24. Dfs
g6 2s. Dh3 Df7 26. Dd7.
Db) 1S . . . Lf6 19. Dhs (19. De6t Tf? 20. Th?: ist hier
weniger kräftig; Schwarz antwortet 20 . . . Dd7)
19 . . . Kf? 20. Lcs Le7 21. La3 gefolgt von f2-f4
mit Gewinnstellung für Weiß.
E) 17 . . . Kf7 ist die beste Entgegnung: 1S. f4, und
nun:
Ea) 1S . . . ef4: 19. Lf4: hs (19 . . . Sf4: scheitert an
20. Df4:t Lf6 21. es des: 22. DC4t) 20. Dfst Df6
21. Ld6: Dfs: 22. efs: Lgst 23. Kb1 nebst 24. Se4 wohl der beste Zug in dieser Stellung.
mit starkem Angriff für Weiß. I Auf 1S. Dg4 folgt 1S . . . Lf2: 19. Lgs DeS 20. Td6:
Eb) 1S . . . Lf6 (20. Dhs h6 21. Lh6: gh6: 22. Dh6: Tf6 schlägt
Eb1) 19. Dhs ef4: 20. Lf4: (DWS "usw.") 20 . . . Lc3: nicht durch) 2o . . . Lcs 21. Te6 (21. Td7 wird mit
21. bc3: Df6 22. Ld6: De6, und Schwarz hält sich. 21. . . Tf7 pariert) 21. . . Df7 22. Sg3 TfeS 23. TeS:t
Eb2) 19. fs Se7 20. Dh3 mit der Absicht g2-g4-gs. TeS:, und Schwarz hat einen gesunden Mehr
Schwarz kann wohl nicht überleben. bauern.
II 16 . . . Lf6 (L. Hoffer) ist ebenfalls schwächer als II 1S. Dh3
der gespielte Zug; nach 17. hs Sf4 1S. Lcs bricht A) Nach 1S . . . h6 19. De6t Kh7 20. Td6: Df6
die Stellung des Schwarzen auseinander. 21. Dd7 geben die Fortsetzungen 21. . . De7 und
21. . . Df7 bessere Verteidigungsmöglichkeiten
1 7. SC3-e2 (?)
als 21. . . Df6, doch behält Weiß Vorteil.
Damit vergibt Weiß den letzten Rest seines Vor B) 1S . . . DeS 19. Dh2 Dg4 führt zu vollkommen be
teils. friedigendem Spiel für Schwarz:
17. Dg4 DeS: 1S. DeS: TacS: 19. g3 a6 20. hs ShS Ba) 20. f3 De6 21. Kb1 (21. g3 scheitert an 21. . . Tf3:)
21. a4. Weiß hat einen geringfügigen Vorteil. 21. .. h6, und Schwarz hat einen Bauern gewon
II 17. hs Sf4 1S. Dg4 DeS (Auf andere Weise ist nen.
die Drohung 19. g3 nicht ausreichend abzuweh Bb) 20. Td6 : De2: 21. Tg6: hg6: 22. Dh4: Dhs mit
ren) 19. DeS: TfcS: (Auf 19 . . . TacS: folgt 20. g3 Vorteil für Schwarz.
Se6 21. La7:) 20. g3 Se6 21. f4. Weiß hat eini Be) 20. Sc3 h6 mit demselben Resultat, denn auf
gen Druck im Endspiel. Jetzt kann Schwarz auf 21. Td6: folgt 21. . . Lf2:.
mehrere Arten bequem ausgleichen. III 1S. Dh2 h6 sieht auch nicht bedrohlich für
Schwarz aus.
17. .. Tf8-f7
Der Textzug ist indessen solide; der Vorteil des
.
18. Kb1 fortzufahren. Vielleicht wäre es jedoch viel Folgerichtig ist die Fortsetzung 24 . . . ds 25. eds: De1:
versprechend genug gewesen," sagt Lasker in ei 26. Te1: Ted 27. Kc2 Ld4:, und nun:
nem der eingangs erwähnten Zeitungsartikel. I 28. dc6: Lb6 29. cb7: Te8 30. Dc6 Tb8 31. Dc8t
Der gespielte Zug ermöglicht dem Schwarzen TfB. Weiß muß um das Remis kämpfen.
den geplanten Sprung nach f4. Nach 18. Kb1 Lh4: II 28. cd4: cds: mit ausgeglichener Stellung; auf
19. Dh2 (Auf 19. Dh3 folgt 19 . . . Dd7) 19 . . . h6 ist 29. Dds: folgt 29 . . . Te2t nebst 30 . . . Tf2:.
nicht deutlich, wie Weiß seinem Angriff Kraft bei Nach dem Partiezug kann der Springer des Wei
setzen kann. Die Fortsetzung 18. Dh3 gefällt mir ßen nach fs gelangen; Schwarz wird wieder in die
etwas besser als 18. hs und 18. Kb1. Weiß möchte Verteidigung gedrängt.
mit g2-g3 nebst f2-f4 fortfahren und verschafft
LdS-q (?)
sich die Möglichkeit zu Dh3-e6; er behält das be
quemere Spiel. Dieser Zug ist kennzeichnend für die prophylak
tische Verteidigungskunst, die Steinitz als erster
18. Sg6-f4
entwickelte. Er deckt den Bauern auf d6 in Erwar
19. Le3 xf4 e s xf4
tung des Zuges Sd4-f5.
20. Dg3 -f3 Dds-as
Der Zug ist aber unnötig passiv; besser ist 25 . . . Lb6
2 1 . Kc1-b1
26. Sfs Te6
57 ss
Ba2) 34. Thg1 TfS 35. Tdfl Tf5 36. Tg3: Th5: 37. S[J
Te7 mit Vorteil für Schwarz. 61
Bb) 33. Dg3: Df5t 34· KCI Tf7 35· Tdfl Lb6,
60
Die Fortsetzung 39 . . . Ke6 40. Se2 Tees 41. Td4 ist da seine Bauern am Königsflügel schwach sind,
nicht günstiger für Schwarz; 41. . . Te2 wird mit muß er die Lage sofort zur Entscheidung bringen."
42. Tb4 widerlegt (42 . . . Lb6 43· Tb6:t).98 So läßt sich Lasker vernehmen. 99
Weiß ist bemüht, den Turm a4 wieder ins Spiel zu
40. Td1 -d4 Lc7-b6
bringen; es gibt keine bessere Fortsetzung. Meines
4 1 . Td4xf4t Kf7-g8
Erachtens steht er auf Gewinn.
42. Sb4-d3
46.
"Viel schwächer als 42. Sc2, was leicht gewinnt."
47· C3-C4
(W. Steinitz). Dies ist nicht richtig; die beiden Zü
ge sind gleichwertig. Weiß will den Turm auf gs nicht aus seinem Ge
42. Tes -e2 fängnis lassen. Die Fortsetzung 47. cd4: ist nicht
43· Tfl -d1 Lb6-e3 genauer:
I 47 . . . Ld4: 48. Sf4 Tb2t 49· KCI Lf6 (Auf 49 . . . Lc3
folgt so. bas: mit leichtem Gewinn) so. Sds Tf2
51. bas: bas: 52. Tas: T6: 53. Sf6:t gf6: 54· Tgs:t
(Nach 54· Ta7 Tc3t 55. Kb2 Tc8 ist nicht deutlich,
ob der Vorteil des Weißen zum Sieg genügt)
54 . . . fgs: ss. Td4. Weiß steht auf Gewinn.
II 47 . . . Tbs ist stärker als 47 . . . Ld4: und wird
schon von Lasker angegeben. 100 Nach 48. SCI
Tf2 49· Sb3 (49. ds wird mit 49 . . . Td2 beantwor
tet) 49 · · .Tb4: so. Tb4: ab4: 51. ds Tf3: 52. d6 Tfs
ist die Gewinnführung für Weiß nicht deutlich.
47· ...
44·
45· Tb4-a4
46. b2-b4
Da) 51 . . . Lf4: 52. Tfi Te6 53. Sf4: Tb6:t 54· Kn. 49· Td 1-g1 Te2-d2
1. PART I E : LASKER - STEINITZ
"Schlecht geurteilt. 49 . . . Kf7 scheint stärker zu sein, 53· Tq Tdit 54· Kc2 Td2t 55. Ke1 (ss. Kb3 Tb2t
wonach folgende Fortsetzung wahrscheinlich ist: 56. Ka3 Tbs: oder 56. Ka4 Ta2:t führt zum Re
so. f4 Tcs 51. Ses: bcs:, mit besseren Remisaussich mis) ss . . . Ta2: 56. Tc5 Ta3 mit der Drohung
ten," meint Steinitz. 1 0 1 57 . . . d3; Schwarz leistet noch Widerstand.
Nach 52. Ta3 Tb2t 53· Ke1 Tf2 54· Tc3: dc3: 55· Te1 li 53· Tgs ist stärker als 53. Tq, dem König des
erweist sich der b- Bauer des Weißen jedoch als Weißen bleibt das Feld C4 offen. Nach 53 . . . Lb4
zu stark: auf 55 . . . Tf4: folgt 56. Kc2, und 55 . . . Ta2: 54· b6 ist der b-Bauer nicht mehr aufzuhalten,
56. Tes ist ebenfalls hoffnungslos für Schwarz. und nach 53 . . . Tf3 54· Tcs: Tf4: 55. b6 gewinnt
Weiß ohne sonderliche Mühe.
Tg5xg4
5 3 · Ta4-C4
Mit so . . . Td3: gewinnt Schwarz auf Kosten eines
Nach 53. cb6: d3 54. Tg1 Te2 55. b7 Tb2t 56. Ke1 Tbs:
Bauern ein Tempo gegenüber der Partiefortset
(56 . . . Te2t 57. Kd1 Td2t ss. Ke1 ist schwächer; Weiß
zung, aber dies reicht nicht zur Rettung der Partie;
gewinnt sofort) 57. Tq Lb2t 58. Kd2 Tb?: 59. Kd3:
Weiß gewinnt auf ähnliche Weise wie in dem Ab
Lf6 hat Weiß noch erkleckliche Arbeit zu verrich
spiel, das in der vorigen Anmerkung angegeben
ten.
wurde: 51. fgs: Td2 52. Ta3 Tb2t 53· Kc1 Tf2 54· Tc3:
dc3: 55· Td1 Ta2: 56. Tdst Kf7 57. Td7t, und falls der 53· ...
König auf die achte Reihe zurückgeht, folgt sS. es Mit der Fortsetzung 53 . . . Te1t 54. Kc2 Te2t 55. Kb3
mit Turmgewinn, falls aber 57 . . . Ke6, so 58. Tg7: Tb2t 56. Ka3 Tb4 (Nach 56 . . . Tbs: 57. c6 Lb4t
mit leichtem Sieg. ss. Ka4 Tds 59. Kb3 bs 6o. Tb4: ab4: 61. Kb4: ge
5 1 . Tg1 xg4 winnt Weiß durch die Kraft seines c-Bauern)
57· Tb4: Lb4:t 58. Kb3 Lcs: kann Schwarz die Par
Abgabezug. 102 tie etwas länger hinschleppen, doch ist seine La
51. ... ge nach 59· Kq mit der Drohung 6o. Tgs nebst
5 2· q-cs 61. Tcs: hoffnungslos.
54· Tg4-g1
Dieser lang erwartete Durchbruch entscheidet.
5 5 · Tgt-dt
5 2. ... 56. b5-b6
57· b6-b7 Te3-e8
58. Kb1 -c2 Te8-b8
66
59· Tdt-bt Kg8-f7
6o. Tq-a4
Schwarz gibt auf.
Diesem hartnäckigen Kampf hat man bisher in
der Schachliteratur erstaunlich wenig Aufmerk
samkeit geschenkt. Wie öfter nutzt Lasker einen
Eröffnungsvorteil nicht mit größter Genauigkeit.
In einem unscheinbaren, ausgeglichenen Mittel
spiel zeigen beide Spieler erstaunliche Kampfwil
ligkeit; Laskers nicht nachlassende Aufmerksam
keit ertappt den Gegner schließlich bei einem Feh
Die Fortsetzung 52 . . . Td1t 53. Kc2 Td2t 54. Kb3 bcs: ler. Steinitz wehrt sich mit großer Findigkeit und
55. Kq ist natürlich hoffnungslos für Schwarz. Li Zähigkeit, aber auch Lasker spannt sich aufs äu
stiger ist jedoch sofortiges 52.. bcs: ßerste ein und erringt schließlich den Sieg.
�
1 0 1 . Zeitungsspalte.
1 02. "The Sun" (New York) vom 17. März 1894.
68 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
2. Partie
W. S T E I N I T Z - E M . L A S K E R
New York, 19.3.1894
Spanisch (C6s)
Frühere Bearbeitungen:
DWS 1894, S.119-121;
DSZ 1894, S.110-111;
CM XV (Mai 1894), S.275-276;
BCM 1894, S.166-167 (Anmerkungen von J. Ma
son);
Str. 1894, S.110-112;
LCM IV (1906), S.184-185;
C. Devide, William Steinitz - Selected Games, New
York 1974 (Erstveröffentlichung 1901), S.8s-86; "Verfrüht," meint Lasker, 103 und er hat recht. Weiß
L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter kann nicht wirksam am Königsflügel angreifen,
Band (Ansbach 1921), S.8-9; und Schwarz gewinnt Zeit, um selbst im Zentrum
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild Raumvorteil zu erzielen.
hagen), Lieferung 11 (Hamburg 1958), Beiheft Nr.
108 (Anmerkungen von L. Rellstab); 11. Dd8-q
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild 1 2. Sf3-g5 d6-d5
hagen), Lieferung 7 ( Hamburg 1968), Beiheft Nr. 1 3 . h-f3
339 (Anmerkungen von D. Hooper); Diese Art, das Zentrum zu stützen, mutet etwas
]. I. Nejstadt, pervyj cempion mira (Moskau 1971), gekünstelt an. Nach 13. ed5: cds: 14. hs h6 15. Sf3 g5
S.210-215. 16. o-o ist die Stellung in etwa ausgeglichen; der
1. e2-e4 e7-e5 Figurendruck gegen das Zentrum des Schwarzen
2. Sg1 - f3 Sb8-c6 gibt dem Weißen genügendes GegenspieL
3· Lfl -b5 Sg8-f6 Ta8-d8
4· d2-d3 d7-d6
5· C2-CJ Lc8-d7
6. Lb5-a4 g7-g6
7· Sb1 -d2 Lf8-g7 68
8. Sd2-q 0-0
9· Sq-e3 Sc6-e7
1 0. La4-b3 q-c6
"Sofort 14 . . . h6 war vorzuziehen, da Weiß dann vollendet hat. Die Stellung ähnelt der, die in der
nicht die Gelegenheit gehabt hätte, seine Dame Anmerkung zum 14. Zuge von Schwarz erreicht
auf f3 aufzustellen, wie tatsächlich im 16. Zuge wurde.
geschah," sagt Lasker in seinen ersten Kommen B) 17. De2
taren, 104 während er später den Vormarsch der Ba) 17 . . . hgs: 18. h6 Lh6: (Nach 18 . . . Lh8 19. h7t
Damenflügelbauern empfiehlt.105 nebst 20. Dh2 wird Schwarz mattgesetzt)
Der gespielte Zug ist in der Tat nicht der beste: 19. Th6: Kg7 20. Dh2 Td3: (Auf 20 . . . Ld7 folgt
dem Königsläufer des Weißen wird Aussicht auf 21. Sfst mit entscheidendem Angriff) 21. SC4,
den König des Gegners gewährt, und die Figuren und Schwarz wird nicht überleben können.
des Weißen gewinnen das Feld f3. Bb) 17 . . . ghs: 18. ghs: Sd7 nebst Sd7-cs mit unkla
Eine plausible Fortsetzung scheint mir 14 . . . Lc8 zu rer Lage.
sein: Schwarz wendet seine Aufmerksamkeit dem
1 6. Dd1 -f3
Punkt d3 zu. Der Vorstoß 15. hs wird mit 1S . . . h6
16. Sh3 de4: 17. fe4: Se4: 18. hg6: Sg6: 19. Sfs Ses wi Die Fortsetzung 16. Sf7: ist nicht besser, wenn
derlegt. Auf is. De2 spielt Schwarz nicht 15 . . . b6, gleich sich Schwarz nach 16 . . . Tf7: 17. gs sorgfältig
denn dann ist die Fortsetzung 16. hs h6 17. Sh3 gs verteidigen muß:
18. Sgs: hgs: 19. h6 tatsächlich unangenehm für ihn, I 17 . . . hgs: ist verfehlt; es folgt 18. hgs: Sh5 19. Ths:
sondern 1s . . . Sd7, und auf i6. eds: folgt 16 . . . Ses mit ghs: 20. Dhs: Le8 21. g6 Sg6: 22. Dg6:, und die
Vorteil für Schwarz. Drohung 23. Sfs hat entscheidende Kraft.
Indessen steht Schwarz auch nach dem Textzug II Deshalb ist sofortiges 17 . . . Shs nötig. Nach
noch nicht auf Verlust. 18. Tfi muß Schwarz angemessen reagieren:
h7-h6 A) 18 . . . Sf4 ist nicht gut: 19. Lf7:t Kf7: 20. Sg2 hgs:
21. hgs: Ke8 (21. . . Lh3: 22. Sf4: Lf1: scheitert an
Nicht besser ist sofortiges 15 . . . Le8. Damit verhin 23. Db3t) 22. Sf4: ef4: 23. Lf4:. Die Lage des
dert Schwarz zwar die Züge 16. Df3 und 16. Sf7:, Schwarzen ist höchst unbequem.
doch erhält Weiß folgende Möglichkeiten: B) 18 . . . Le8 gewährt dem Schwarzen ausreichende
I 16. De2 Dd7 17. Lc2 h6 18. Sh3 Sh7 gefolgt von Verteidigungsmöglichkeiten.
f7-f6 und Le8-f7 mit etwa gleichem Spiel. Mit dem Textzug zwingt Weiß den Gegner, eine
!I 16. hs ist hier gefährlich für Schwarz: 16 . . . h6:-- häßlich anmutende Verteidigungsstellung einzu
und nun: nehmen; sie ist aber fest genug.
1 6. ...
17. Lb3-C2
70
Da ist sie!
21. g6xfs
"Verfrüht. Zunächst 19 . . . f6 hätte schließlich zu ei dem Textzug bleibt die Stellung im Gleichgewicht.
ner Blockade am Königsflügel geführt, und Weiß
hätte dann kaum irgendwelche Angriffsaussich 22. e4xfs f7-f6
ten behalten," gibt Ern. Lasker zunächst an, 1 07 Dies ist wiederum das beste. Die Folge 22 . . .
und später sagt er: " Hätte ich irgendwelche Ge e4 23. de4: Les 24. Dhs: ist unbefriedigend für
fahr bemerkt, hätte ich meine Stellung mit dem Schwarz.
Zug 19 . . . Se6 an Stelle von 19 . . . bs zusammenhalten
können."108 23. gs -g6
Die beiden von Lasker angegebenen Züge sind
"Wie Lasker bemerkt, konnte er sich nicht mit
spielbar; auch andere Fortsetzungen kommen in
23 . . . Ld7 24. Dhs: Tfe8 retten, denn Weiß gibt ein
Betracht, zum Beispiel 19 . . . Ld7. Der Textzug ver
Schach aufh7, und der h-Bauer marschiert vor." 1 1 1
dirbt indessen nichts.
Dies ist nicht ganz richtig. Nach 23 . . . Ld7 24. Dhs:
20. g4-g5 Tfes 25. Dh7t Kfs 26. hs kann Schwarz mit 26 . . . Sfs:
Natürlich gibt es eine große Menge anderer plau 27. h6 Ke7 28. hgT Tg8 Widerstand leisten. Weiß
sibler Fortsetzungen, zum Beispiel 20. Ld2 nebst spielt besser 26. Lh6 an Stelle von 26. hs; nach
21. o-o-o. Weiß verfolgt aber eine ganz bestimmte, 26 . . . Sfs : 27. Lg7:t Sg7: 28. Dhst Ke7 29. Dg7:t
originelle Idee. nebst 30. b4 ist alles vorbei.
107. Zeitungsspalte. "19 . . . f6 zur Erreichung einer blockierten Bauernstellung hätte den unentschiedenen Ausgang der
Partie wahrscheinlich gemacht" lautet der Text in Str. 1894, S.m.
108. LCM IV (1906), S.184.
109. LCM IV (1906), S.185.
1 10. So urteilt auch Lasker in seinen ursprünglichen Kommentaren.
1 1 1 . Str. 1894, S.m-112, vgl. LCM IV (1906), $.185.
2. PART I E : STEIN ITZ - LASKER 71
73
2S . ...
3 · Partie
74 E M . L A S K E R - W. S T E I N I T Z
New York, 21. u n d 22.3.1894
Spanisch (C62)
Frühere Bearbeitungen:
DWS 1894, S.121-122;
DSZ 1894, S.112-113;
CM XV (Mai 1894), S.276-278 (Anmerkungen von
L. Hoffer);
BCM 1894, S.219-220;
Str. 1894, S.140-143;
Ern. Lasker, Common Sense in Chess (London
27. Tg1 xg6 Kh7xg6 1896), S.99-101 (zu den Zügen 27-41);
28. Df3-fs t Kg6-f7 LCM IV (1906), S.185-186;
29. Df sxhst Kf7-g8 L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter
30. Dh s xcs Dq-es Band (Ansbach 1921), S.9-11;
31. Lc1 -e3 a7-a6 E. Lasker, Gesunder Menschenverstand im Schach
32· a2-a4 Tf8-e8 (Berlin 1924), S.m-114 (zu den Zügen 27-41; es ist
33· a4xbs a6xbs keine genaue Übersetzung aus "Common Sense in
3 4· Dcs xes Te8xes <:;!:ess";
35· Tu -a6 Td8-c8 Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
36. Sf2-g4 Tes -e7 hagen), Lieferung 7 (Hamburg 1968), B eiheft Nr.
37· Le3-c5 Te7-e8 340 (Anmerkungen von D. Hooper).
38. Sg4-e3 Lg7-f8
1. e2-e4 e7-e5
39· Lcs-d4 Kg8-f7
2. Sg1 -f3 Sb8-c6
40. h4-hs Lf8-e7
3· Lfl-bs d7-d6
41. Lc2-b3t Kf7-f8
4· d2-d4 Lc8-d7
42. Se3-fs
5· Sbl-CJ Sg8-e7
Schwarz gibt auf. 6. Lbs-'4 es xd4
7· Sf3 xd4 Sc6xd4
In dieser Partie kommt wieder einmal Laskers Lasker gibt folgendes Abspiel an: 7 . . . g6 8. Lgs
allergrößte Schwäche im Bereich des Schachspie Lg7 9· Sds Ld4: 10. Dd4: Sd4: n . Sf6t KfS 12. Lh6
lens zum Vorschein: bei der Verteidigung gegen matt. t••
einen direkten Königsangriff zeigt er oft erstaunli
che Unsicherheit. 8. Dd1 Xd4 Se7-c6
9· Dd4-e3 Sc6-es
10. LC4-b3
1 1. f2-f4
Der Zug ist nicht schlecht, doch hätte ich 14. o-o
gespielt, da dem Nachziehenden danach keinerlei
vernünftige Fortsetzungen zu Gebote stehen. Jetzt
erhält er immerhin Kontrolle über das Feld es.
Le6xb3
Sb6-d7
1 1. ...
1 1 7. Zeitungsspalte.
1 1 8. Str. 1894, S.141.
74 D E R E R S T E W E T T K A M P F L A S K E R - S T E I N I TZ
Motive entgingen. Nach 16 . . . Sf6 17. es Shs 18. De3 Nach 17 . . . Ses bedarf dieser Springer jedoch stets
verfügt Schwarz über die erstaunliche Wendung der Deckung; mit 18. o-o nebst 19. bs erzielt Weiß
18 . . . Dh4t 19. g3 Sf4:. großen Vorteil. Am besten ist 17 . . . a6.
77
Weiß setzt nun am besten mit 20. Ta7: Sg2t 21. Kf2 Schwarz droht nun, mit 18 . . . Td8 eine feste Ver
Se3: 22. Ta8:t Dd8 23. Td8:t Kd8: 24. Ke3: des: fort; teidigungsstellung aufzubauen, so daß Weiß zu
die Stellung ist in etwa ausgeglichen. sofortigem 18. bs genötigt ist. Schwarz antwortet
Nach 16 . . . Sf6 17- es Shs 18. De3 Sf4: 19. ed6:t Le7 18 . . . cbs:, und Weiß hat folgende Möglichkeiten:
kann Weiß mit 20. o-o-o eine Gewinnstellung er I -19. Sbs: Dc2:. Jetzt hängt der Bauer auf e4 mit
reichen. Schach, und 20. o-o scheitert an 2o . . . Dcst; auf
20. Sc3 folgt 20 . . . Tc8 mit unklarer Lage.
II 19. Sds Dq. Jetzt kann Weiß nicht kurz rochie
"Der Vorstoß dieses Bauern deckt die Schwächen ren, und e4 hängt mit Schach; nach 20. o-o-o
der Stellung des Schwarzen auf und droht, das Spiel Tc8 bekommt Schwarz GegenspieL
des Gegners mit b4-bs und o-o vollständig einzu III 19. o-o Sf6 20. Kh1 Des mit der Absicht bs-b4.
engen," sagt Lasker. 1 1 9 Weiß behält Vorteil, aber ich sehe keine Mög
I n Wirklichkeit erhält Schwarz eine Marke zum lichkeit, die Stellung des Schwarzen im Sturm
GegenspieL Nach J7. o-o Ses 18. Kh1 hat Schwarz zu nehmen.
noch stets die größten Mühen, seine Entwicklung
18. Sc3-e2?
zu vollenden.
Weiß hat es eilig, mit dem Springer das schöne Feld
1 7. ...
e6 zu besetzen; aber Schwarz kann dies verhindern.
"Sehr riskant wegen des Lochs, das dadurch auf Mit 18. bs kann Weiß entscheidenden Vorteil er
e6 geschaffen wird und welches der Springer des zielen.
Weißen sofort zu besetzen versucht. Andrerseits
1 8.
ist es notwendig, um die Dame zu entlasten," ist
Laskers Kommentar. 1 20 Jetzt gelangt der Springer des Weißen tatsächlich
Steinitz äußert sich nach der Partie so: " Früher nach e6, und die Stellung des Schwarzen wird hoff
oder später mußte dieser Zug geschehen, aber jetzt nungslos.
kam er zur Unzeit, so daß er das Spiel in schwerste Richtig ist 18 . . . Db6,
Gefahr stürzt. J7 . . . Ses war zweifellos besser."
(siehe Diagramm 79)
Der Zug bewirkt in der Tat nichts anderes, als daß
der Punkt e6 aufs gräßlichste geschwächt wird. und nun:
79
So
1 2 1 . Dsz 18 94, S 112 Ich vermute daß viele der feinen Beobachtungen, die sich in den Partiekommentaren des Blattes
0 0 '
in dieser Zeit immer wieder finden, auf C. von Bardeleben zuruckgeh en.
00
DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
starken und sicheren Stellung," gibt Lasker an. 122 27. Tht-h?
"Falls 22 . . . c5, so 23. Sf4, bald gefolgt von der Ro
Zum sofortigen Gewinn führt 27. Sd7: Db1t
chade, mit einem mächtigen Angriff," meint Stei
28. Kd2 Db2:t 29. Kd1 Db3t 30. Ke2 DC4t (Nach
nitz. 123
30 . . . Dc2t 31. Ld2 De4:t 32. Kd1 Db1t 33· LCI Db3t
Beide haben recht; nach 22 . . . c5 erhält Schwarz
34· Ke1 gehen dem Schwarzen die Schachgebote
eine hoffnungslose Stellung. Der Textzug hilft na
ebenfalls aus) 31. Ke1 Dc3:t 32. Ld2 Da1t 33. Ke2,
türlich auch nicht.
wie J. Mason herausfand.126
23. Ta1 xa7 Nach dem Textzug erhält Schwarz Rettungsaus
sichten.
27.
81
28. Le3-d2
23 . ...
Nach 2 8 . . . S q hat Weiß natürlich mehrere Vertei B) 31. . . fgs: 32. Dgs: Td7- Weiß hat noch stets Mühe,
digungsmöglichkeiten. seinen König einem sicheren Plätzchen zuzu
I 29. Df4 führen, zum Beispiel:
A) 29 . . . Td8 30. Se6 Ta8 31. Ke2 Ta2. Weiß hat eine Ba) 33· Sd4 Dbrt (33 . . . Db2: 34· Se2 ist schwächer)
große Auswahl an Fortsetzungen; ich untersu 34· Kf2 Db2:t 3S· Kgr (Auf 3S· Se2 folgt hier
che beispielhaft die Folge 32. Sg7: Db2: 33· Tdr 3S · . . Sd2) 3S· . . Dc3: 36. Se2 Db4: mit unklarer
Dq: 34· SeS Dd4 (Auf 34 . . . Db4: folgt 3S· es Lage.
Dbs 36. Ker mit Gewinn) 3S· g3 (Nun droht Bb) 33. b3
wieder 36. es) 3s . . . Sd2: 36. Td2: Dqt 37· Kf2 Bbr) 33 . . . Db3: ist verfehlt; Weiß antwortet 34. Der.
Dd4t 38. Ker Dgrt 39· Ke2 Dh2:t 40. Kd3 Td2:t Bb2) 33 . . . Dc3:t 34. Kf2 Db2t 3S· Kgr Sd2 36. Ter
41. Dd2: Dg3:t 42. Kc2 Des 43· Sd6:t Kq 44· Sq Se4: nebst 37 . . . ds (37. Te4: wird mit 37 . . . Dbrt
De4:t 4S· Kc3 D(Jt 46. Kb2; Weiß gewinnt. Es beantwortet). Schwarz ist nicht ohne Rettungs
ist klar, daß Schwarz bei der von Steinitz ange aussichten.
gebenen Folge nur undeutliche Remisaussich Bb3) 33· . . Ses 34. Dd2 De4:t 3S· Kf2 Dfs:t 36. Sf4
ten hat; aber er kann sich das Unentschieden Df7.
sofort sichern:
B) 29 . . . Te7 30. Se6 gs 31. Df2 De4:t 32. De2 Dbrt
33. Ddr De4t 34. De2 Dbrt mit Dauerschach.
Weiß braucht jedoch die Beobachtung des Bau
ern g7 nicht aufzugeben. Dann hat er folgende
Möglichkeiten:
II 29. Tf2 Te7 30. Se6 Dbr t 31. Ke2 De4:t 32. Le3
(32. Kfr wird mit 32 . . . Sd2:t 33. Td2: Dfs:t wi
derlegt) 32 . . . Dc2t 33· Ker Dbrt, und auch hier
kann Weiß dem Dauerschach nicht entkom-
men.
III 29. Lcr Te7 30. Se6 Dcr:t 31. Kf2 Db2:t 32. Kgr Es ist sehr zweifelhaft, ob der Vorteil des Wei
bs. Der Vorteil des Weißen ist gering. ßen zum Sieg genügt; auf 37· C4 folgt 37 . . . ds.
IV 29. Lf4 Te7 30. Se6 gs 31. Lgs:, Tatsächlich hätte also Schwarz mit 28 . . . Sq Remis
aussichten erhalten. Allerdings spielt das Manöver
Td7-d8-a8, auf das Steinitz baute, keine Rolle bei
der Verteidigungsführung des Schwarzen. Es be
steht kein wesentlicher Unterschied zwischen dem
Partiezug 28 . . . Te7 und dem Vorschlag 28 . . . Sq.
29. Sf8-e6
"Die richtige Antwort. Falls 30. Kdr, so 30 . . . Dbrt Schwarz träumt noch immer davon, unter Ein
31. Ln Sd3 32. Dd6: Sb2:t 33. Ke2 De4 t 34· Le3 satz dieses Turmes zum Mattangriff zu kommen.
De3:t usw.," führt Lasker aus. 128 An Stelle von "31. . . Dh2: scheint dem Weißen viel Zeit zur Ent
34- Le3 gewinnt jedoch 34· Kf2 Df5:t 35. Kg3 ohne wicklung durch 32. b5 gefolgt von 33· Kdr zu ge
Schwierigkeiten. Außerdem kann 31..Sd3 einfach ben," meint Steinitz. 1 3 1 Das dürfte stimmen. Viel
mit 32. De3 pariert werden. zäher ist aber 31. . . b5 32. De2 Dd5, und der König
des Weißen gelangt nicht zum Damenflügel; der
30 . ...
Anziehende müßte bei dieser Fortsetzung immer
Mit der Fortsetzung 3 0 . . . Sd3t 31. Kdr (31. Ke2 noch große Aufmerksamkeit walten lassen.
Dg2:t ist nicht erstrebenswert für Weiß) 31. . . Sb2:t 32. De3-e2 Dp-h3
32. Kcr Sd3t konnte Schwarz eine listige Falle stel 3 3 · Ke1-d1 TeS-aS
len:
3 4· Tfi -f2
I 33. Kbr Te6: (33 . . . DC4 scheitert an 34. Sc5t)
34. fe6: DC4. Weiß kann dem Dauerschach Der Turm muß dem Angriff der Dame des Schwar
nicht entkommen, denn die Fortsetzung 35. Ke2 zen entzogen werden. Das Abspiel 34. Kc2 Ta2t
Sb4:t 36. Kdr Dfr:t nebst Sb4-d5 bringt ihm 35. Kbr Td2: zeigt den Grund.
keine Freude.
34· Ta8-a2
II 33· Ke2 Sb4:t 34· Kdr Dc2t 35. Ke2 Sd5 36. Dd3 35· b4-bs c6-cs
führt zum Gewinn. 36. Se6xp d6-ds
31. b2-b3 (?)
86
37· Kdl-Cl
" Falls sofort 31. De2, so 31. .. Dd5 mit starkem An Andere Züge sind einfacher, zum Beispiel 37. Sh5
griff," sagt Lasker, 1 2 9 und später äußert er knapp: oder 37. Ses.
"Das ist die Hauptsache. Die Schwächen d5 und
37· Dh3-d3
b3 werden so beseitigt." 1 30 In Wirklichkeit hat
38. De2xd3 Ses xd3t
Schwarz nach 31. De2 Dd5 32. Kdr nur ein Schach:
39· KCI-bl Ta2-b2t
32 . . . Db3t (sonst folgt 33. Kc2) 33· Kcr SC4 34· Lf4,
40. Kb 1-a1 Tb2Xb3
und Weiß gewinnt.
4 1 . Tf2-f3 cs-C4
3 1. ... Te7-e8 (?) 42. Sg7-e8 Sd3-b4
43 Tf3-g3
· Tb3-a3t "Ein schrecklicher Fehler," bekennt Steinitz. Ich
44· Kai - b i Ta3 -b3t bin nicht ganz sicher, ob Weiß nach 51 . . . Kd7
45· Kb i-CI Sb4-d3t 52. Kd2 Tgs (52 . . . Tb1 wird mit 53· Sfs Ke6 54· Sh6
46. Tg3Xd3 beantwortet; Weiß gewinnt) 53. Kd3: Tg2
46.
47· Se8xf6
52. f6-f7
so. Se8-g7
5 1. Ld2XC3
1 3 2. BCM 1894, S.220; auch W. Steinitz gibt diese Fortsetzung in einer der Zeitungsspalten als stärker an.
So D E R E R S T E W E T T KA M P F L A S K E R - S T E I N I T Z
4· Partie Der Textzug ist jedoch kein Fehler; die Stellung ist
W. S T E I N I T Z - E M . L A S K E R danach ungefähr ausgeglichen.
New York, 24. und 26.3.1894
1 1. Se4xf6
Italienisch (C54)
1 2. Lc1 -e3
Frühere Bearbeitungen:
DWS 1894, S.127-129;
DSZ 1894, S.n3-u5;
BCM 1894, S.221-222 (Anmerkungen von J. Ma
son);
CM XV (Mai 1894), S.278-28o;
Str. 1894, S.144-147;
LCM IV (1906), S.r86-187;
L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter
Band (Ansbach 1921), S.n-13;
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
hagen), Lieferung 7 ( Hamburg 1968), Beiheft Nr.
341 (Anmerkungen von D. Hooper).
1 2. Sc6-b4
1. e2-e4 e7-e5
0 0 0
2. Sg1-f3 Sb8 -c6 "12 . . . Ld6 war umsichtiger," meint Lasker! 34 An
3· Lh-q Lfs-cs derswo wird 12 . . . Lg4 vorgeschlagen!35
4· C2-C3 Sg8-f6 Auf 12 . . . Ld6 geschieht 13. a3 mit der Absicht
5· d2-d4 es xd4 14. De2 gefolgt von o-o-o und Angriff gegen den
6. e4-e5 d7-d5 schwarzen KönigsflügeL
7· Lq-bs Sf6-e4 12 . . . Lg4 gefällt mir besser. Nach 13. h3 spielt
8. C3Xd4 Lcs -e7 Schwarz nicht 13 . . . Lhs, denn dann folgt 14. g4 Lf7
15. a3 mit der Absicht, wieder Ddr-c2 nebst o-o-o
Üblicher ist 8 . . . Lb6 oder 8 . . . Lb4t .
zu spielen, sondern 13 . . . Lf3: 14. Df3: Sb4 15. Lbr es
9· Sb1 -C3 0-0 mit kräftigem GegenspieL
10. Lbs-d3 f7-f5 An dem Textzug ist nichts auszusetzen. Schwarz
1 1 . esxf6 wendet sich gegen den Plan des Weißen, lang zu
rochieren.
"Mein elfter Zug erwies sich als Überraschung, da
ich einen offenbar starken Freibauern abtausch 13. Ld3-b1
te und außerdem absichtlich meinen d-Bauern Auf 13. Le2 kann 13 . . . Lfs 14. Tcr as 15. a3 Sa6 16. o-o
isolierte, um den Angriff gegen den Königsflügel c6 mit etwa gleichem Spiel folgen.
des Schwarzen aufrecht zu erhalten," erklärt Stei
13.
nitz. 133
0 0 0
Es kommt für Weiß in der Tat auch in Betracht, die " Spielt auf sofortigen Angriff. Der Vorbereitungs
Bauernstruktur im Zentrum nicht zu verändern. zug 13 . . . c6 wäre ganz gut gewesen; die wahrschein
Nach 11. o-o kann Weiß mit Sc3-e2, S{J-er und liche Folge wäre: 13 . . . c6 14. a3 Sa6 15. Ses Sq 16. f4
h-6 fortfahren; eventuell schiebt er a2-a3 ein, um SeeS 17. o-o Sd6, und die Aussichten sind eher zu
die Möglichkeit Sc6-b4 nebst q-cs auszuschalten. gunsten des Schwarzen," sagt Lasker! 36
1 3 3. Zeitungsspalte.
1 34. 5tr. 1894, 5.144·
1 3 5 . D5Z 1894, 5.113.
1 36. 5tr. 1894, 5.144-145.
4· PART I E : S T E I N I T Z - L A S K E R 81
17 0-0 Dd8-e8
nicht durch. Vielleicht hat Lasker einfach überse
.
hen, daß er mit dem Textzug den Bauern ds ein Es gibt keine befriedigende Fortsetzung:
stellt, und versuchte dann, aus der Not eine Tugend I 17 . . . Lgs 18. ab4: Le3:t 19. Kp Dd7 20. Dd3 Lh3t
zu machen.137 21. Kh1 g6 22. La2, und Weiß gewinnt.
li 17 . . . Lg3: 18. hg3: Dd6
Es ist aussichtsreicher, ganz ruhig mit einem Mi (siehe Diagramm 92)
nusbauern weiterzuspielen. Nach 14 . . . Sa6 1S. Sds:
19. De2 (Dagegen ist die Fortsetzung 19. Kg2
c6 ist die Aufgabe des Weißen noch keineswegs
Dh6 20. Th1 L[J:t 21. Df3: Dh1:t 22. Kh1: Tf3:
einfach.
23. ab4: c6 durchaus unklar) 19 . . . Dg3:t 20. Dg2
1 5 . f2xe 3 T[J: 21. Tf3: Df3: 22. Df3: Lf3: 23. ab4:, und Weiß
16. p-g3 gewinnt.
1 3 7. Vgl. die Ausführungen zum Zug 14 . . . Sg4 in der Partie Tarrasch - Lasker, 2.Partie des Wettkampfes in Düsseldorf
1908, CBM 54 (4!1996), $.26-30.
1 3 8. Str. 1894, S.145.
82 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
III I7 . . . Sc6 I8. gh4: , und die Drohung I9. La2 hat "Mein I9. Zug war fehlerhaft; eine spätere Unter
entscheidende Kraft. suchung zeigte, daß ich den Läufer hätte nehmen
IV I7 . . . Df6 I8. Sh4: Ldi: I9. Tf6: Tf6: 20. ab4:, und sollen . . . ," gibt Steinitz an. 14 0
Weiß gewinnt mühelos. In der Tat gewinnt I9. gh4:, wie schon in der An
merkung zum I8. Zuge von Weiß ausgeführt wur
de. Am einfachsten ist jedoch I9. Le4 c6 (I9 . . . de4:
"Falls I8. gh4:, so I8 . . . Dhs I9. Kg2 Tf6 20. ab4: Taf8 20. Db3t nebst 21. Sh4: ist ebenfalls aussichtslos
mit einem sehr starken Angriff," sagt Ern. Las für Schwarz) 20. gh4: de4: 21. Db3t Kh8 22. Sgs Lf3
ker. 13 9 An Stelle von I9. Kg2 gewinnt die Fortset 23. Sce4: usw.
zung I9. ab4: L[J: (I9 . . . Tf3: 20. T[J: L[J: 21. Dei Der gespielte Zug ist aber stark genug.
bringt nicht mehr) 20. Dei ohne Mühe. Der Par
19. . . .
tiezug ist ebenso stark.
"Viele Spieler dachten, daß ich mit I9 . . . Lg3: den
1 8. ... De8-h 5
Sieg erzwungen haben könnte. Weiß hätte jedoch
Nach I8 . . . De3:t I9. Kg2 ist der Angriff des Schwar 20. hg3: geantwortet, und falls dann 20 . . . Tf3:, so
zen zu Ende. 21. Dei, 14 1und falls 20 . . . Lf3:, so 21. Tf3: Tf3: 22. Kg2
Ein interessanter Versuch besteht indessen in der mit Vorteil," schreibt Lasker. 142
Fortsetzung I8 . . . Lg3: I9. hg3: De3:t 20. Kp Dh6. Anderswo wird folgende Variante gezeigt: I9 . . . Lf3:
Die einzige überzeugende Gewinnfortsetzung ist 20. T[J: T[J: 21. Le4 Tfs 22. Dhs: Ths: 23. gh4:, und
nun 21. Lh7:t Weiß gewinnt. 143
Der Textzug stellt den besten Versuch dar.
93
94 95
2o . . . Tg3t 21. hg3: Ld1: 22. La2 Kh8 (Die Dame Jetzt gelangt der König des Schwarzen in s Zen
de s Schwarzen kann kein Feld finden, von dem trum, anders als bei dem Abspiel, das zum 21. Zuge
au s sie gesichert wirken kann) 23. Tad1: Dg4 von Schwarz angegeben wurde. Dadurch steigen
24. Kf2, und Weiß gewinnt mühelos. die Aussichten des Schwarzen, ein Unentschieden
II 2o . . . Taf8 21. Sf4 T3f4: 22. Tf4: Tf4: (22 . . . Ld1: zu erzielen.
scheitert an 23. La2t) 23. Db3t nebst 24. La2,
wenn Schwarz eine Figur nach f7 stellt; Weiß
gewinnt. Danach kann Weiß die Bauernformation des
20. TfJ Xf4 Schwarzen am Damenflügel sprengen und erhält
21. Dd1-b3t Tf4-f7 (?) wieder eine Gewinnstellung. Richtig i st 25 . . . Te8.
I 26. Kfz a6. Schwarz fährt mit Kf8-e7 fort und
Nötig i st 21 . . . Df7, wenn Schwarz Widerstand lei hat vorzügliche Remisaussichten.
sten will. Nach 22. La2 Tfl:t 23. Tfl: Db3: 24. Lb3:t II 26. Ta7: Te3: 27. Lq Lc8. Weiß hat fünf isolierte
Kh8 25. gh4: sollte das End spiel für Weiß gewon Bauern; seine Gewinnchancen sind gering.
nen sein, weil der König des Schwarzen außer Spiel III 26. Tfl t Ke7 27- Tf7t Kd6 28. Kf2 Te7
bleibt. A) 29. Tq Ke7:. Ich sehe keinen Gewinn fü r Weiß
22. Th xf7? in diesem Endspiel. Während er seine Bauern
nach d5 und es bringt, spielt Schwarz h7-h6
Hier gewinnt 22. Ta5 auf der Stelle ; darauf machte und b7-b6. Jetzt muß er verhindern, daß der
].-D. Seguin aufmerksam.145 Nach dem Textzug König des Weißen über C4 und b5 oder über fs
bin ich nicht sicher, ob Weiß noch auf Gewinn und g6 in die Festung des Schwarzen eindringt;
steht. das sollte möglich sein.
22. B) 29. Tf8 a6 30. Lc2 h6 31. e4 c6. Auch hier hat
23. Lb1- a2 Weiß die größten Schwierigkeiten, Fortschritte
zu machen.
Die Fortset zung 23. Lh7:t Kf8 24. Df7:t Kf7:
25. gh4: g6 z6. Ta 5 Lh 5 27. Td 5 Ke7 entbehrt durch 26. Lb3-ds
aus der für Weiß wünschenswerten Klarheit.
Steinitz hält 26. b5 für stärker, 146 und auch Lasker
2J. macht sich diese Auffassung zu eigen, 147 aber sie
24. La2Xb3t trifft nicht zu. Schwarz antworte t 26 . . L[J,
.
32. b 4 Kc6 33· Kf2 Kb6 (Auf 3 3 . . . Kds folgt 34· Tc1)
34. e4 Tq 35· Ke3 Tc3t 36. Kf4 Tq 37· ds Tb4: 38. d6
Td4 39. Kes Td2 40. Ke6 b4 41. Tb1 sind die Bauern
des Weißen für den Schwarzen zu schnell.
Der Hauptmangel des Zuges besteht aber darin,
daß Schwarz nun die Möglichkeit b4-b5 ausschal
ten kann.
28.
28. Ta1-a5?
34· Kb-e2
Dies bedeutet Zeitverlust; der Turm muß später Seiner Spielauffassung gemäß hält sich Steinitz
unverrichteter Dinge nach a1 zurückkehren. Nach mit Bauernzügen zurück. In der Tat ist es nicht
28. bs cbs: 29. Lb7: Ta7 30. Lc6 Ld7 31. Ld7: Kd7: klar, ob Weiß nach 34· e4 Kb6 35. Ta1 (Auf 35· b4
4. PART I E : S T E I N I T Z - L A S K E R 85
T[J-h 42 . . . .
4 3 · Kd4-C5 Td2-C2t
44· Kcs xbs Tc2-e2
45· es-e6t?
40. Ta1-b1 Mit diesem natürlichen Zug gibt Weiß den
"Zu vorsichtig; Weiß konnte sofort 40. Te1 oder Sieg endgültig aus der Hand. Nach 45· Tg1 Tes:
40. Kds spielen," meint Lasker. 148 Er hat recht; die 46. Tg7:t Kd6 47· Ka4: Te4t 48. b4 Th4: 49· Tg2
angegebenen Züge gewinnen leicht: Kds: so. Tc2 ist der Gewinn gesichert.
102
Bessere Aussichten bietet 46. Ka4: Kds: 47· b4, aber 48. Td1-e1 Th2- a2t
nach 47· . . Ke6: hält sich Schwarz: 49· Ka4-b5 Ta2 - a8
I 48. bs Ta2t 49· Kb4 Th2: so. b6 Kd7 51. Tn so. Kbs-C4
Th4:t 52. Kas Th2 usw.
Weiß hat keine Zeit, so. hs zu spielen; die Antwort
II 48. h3 Ta2t 49· Kbs Ta3 usw.
lautet so . . . Kds:.
46 . ... so . ...
Richtig ist 46 . . . Th2:. Es gibt nichts Besseres. Nach so . . . Ta4t 51. Kd3 Ta8
52. Ke4 gs 53. hgs: hgs: 54· Kfs ist Schwarz verloren;
101 auch wenn er h4-h5 zuläßt, ist seine Lage hoff
nungslos.
51. h4xgs?
53· ...
103
Aber dies führt zum Verlust. Nach 53 . . . Ta8 54. Ke4
Tf8 hält Schwarz ohne weiteres remis:
I 55· Tg1 Tf4t 56. Ke3 Tf5 usw.
II 55· Kd4 g4 56. Ta1 Tf4 t 57· Ke3 Tf5 usw.
5 5 · Ke4-f5 Ta3-a8
5 6. e6-e7 Ta8-e8
57· Kf5 -f6 g4-g3
S. Gawlikowski, Koncowa gra szachowa, Zakonc 5 8 . Kf6-f7 Kd6-d7
zenia wiezowe (Warschau 1957), S. 175; 59· d5-d6 g3-g2
G. L öwenfisch und W Smyslow, Theorie der Turm 6o. Te 1 g 1-
104
88 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
5· Partie II 12. o-o-o Ses 13. Lb3 c6 14. Sf4 (Nach 14. Se7:t
EM. L A S K E R - W. S T E I N I T Z De7: ist die Stellung völlig ausgeglichen)
New York, 2J.J.1894 14 . . . Lb3: 15. Db3: (Nach 1s. ab3: as bekommt
Spanisch (C62) Schwarz Angriff) 1S . . . Dq, und Schwarz wird
die Damenflügelbauern vorrücken.
Frühere Bearbeitungen: III 12. Lb3 Lf6 mit gleichem Spiel.
DWS 1894, S.129-130;
1 2. ...
DSZ 1894, S.us-n6;
BCM 1894, S.223-224; 12 . . . Lf6 führt auch hier zum Ausgleich.
CM XV (Mai 1894), S.28o-281;
13. LC4-b3 Le6xds
Str. 1894, S.147-150;
LCM IV (1906), S.187-188; "Eine unangenehme Notwendigkeit. Weiß behält
L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter zwei Läufer gegen Läufer und Springer, was als
Band (Ansbach 1921), S.13-14; vorteilhaft betrachtet wird," äußert Lasker. 1 5 1
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild Weiß behält einigen Vorteil, weil der schwarzfeld
hagen), Lieferung u (Hamburg 1958), Beiheft Nr. rige Läufer des Schwarzen unwirksam ist. Etwas
111 (Anmerkungen von L. Rellstab); besser scheint mir sofortiges 13 . . . c6 zu sein:
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild I 14. Se7:t führt zu einer ausgeglichenen Stellung.
hagen), Lieferung 7 (Hamburg 1968), Beiheft Nr. II 14. Sf4 Lb3:, und nun:
342 (Anmerkungen von D. Hooper). A) 1s. ab3: Lgs mit gleichem Spiel.
B) 1s. Db3: Dq, ebenfalls mit Ausgleich.
Steinitz wählt dieselbe Eröffnung wie in der ersten
14. Lb3xds q-c6
und dritten Partie, spielt jedoch im 9. und 10. Zu
15. Lds-b3 Ses-d7
ge solider. Weiß erhält nur einen geringfügigen
16. Ta1 -d1 a7-a5
Vorteil.
In Betracht kommt die Fortsetzung 16 . . . Ses 17· LC4
1. e2-e4 e7-e5 (Wenn Weiß sich diesen Läufer abtausehen läßt,
2. Sg1 - f3 Sb8-c6 kann er nicht auf nennenswerten Vorteil hoffen)
3· Lh-bs d7-d6 17 . . . bs 18. Le2 Te8 mit Druck gegen den e-Bauern.
4· d2-d4 Lc8-d7
5· Sb1 -q Sg8-e7 17. C2-C3
6. Lbs-C4 es xd4 Aussichtsreicher ist 17. Lc3 mit der Drohung
7· Sf3 Xd4 Sc6xd4 18. Dg3, zum Beispiel:
8. Dd1Xd4 Se7-c6 I 17 . . . a4 18. LC4 bs 19. Dg3 Sf6 (19 . . . g6 bedeu
9· Dd4-e3 Ld7-e6 tet eine Schwächung; Weiß behält Vorteil mit
10. Sc3-d5 Lf8-e7 20. Le2) 20. Ld3. Weiß steht besser.
11. Le1-d2 0-0 II 17 . . . bs 18. Dd4 Sf6 19. a3 mit bequemerem Spiel
12. 0-0 für Weiß.
III 17 . . . Ses 18. Dg3 (Auch 18. Ld4 überläßt dem
"In dieser Stellung ist es sicherer, zum Königsflügel
Weißen Vorteil) 18 . . . g6 19. Tfe1 bs 20. Ld4.
zu rochieren," meint Lasker. 1 50 In der Tat erreicht
Weiß hat die Initiative.
Weiß auch mit anderen Fortsetzungen keinen nen
nenswerten Vorteil: 17. as -a4
12. Lc3 Ses 13. Lb3 c6, und auf 14. Sf4 folgt 18. Lb3-C2 Tf8-e8
14 . . . Lb3: 1s. ab3: Lgs. 19. De3-h3 Sd7-f8
20. Ld2-e3 Dds-as Schwarz hat wahrscheinlich nicht mehr als un
2 1 . a2-a3 Das-hs entschieden durch 34 . . . Dg1t.
22. Le3-c1 B) 26. Tg4 f5 27- Th4 Sg6 28. dc6: Sh4: (28 . . . Lf2:t
scheitert an 29. Kf2: Db6t 30. Le3 Te3: 31. Tb4)
29. Dh4: (Auf 29. q folgt 29 . . . Da4: 30. cd8:D
105
Td8: 31. Lgs Td1, und Schwarz gewinnt) 29 . . .
bc6:. Schwarz steht nur wenig schlechter.
C) 26. Tf4
Ca) 26 . . . Sg6 27. Lc2. Weiß hat einen gesunden
Mehrbauern.
Cb) 26 . . . Ld6
Cb1) 27- Tg4 f5 28. Th4 Sg6 29. Th7: Da4: 30. Lg5
cd5: (Es gibt nichts Besseres; 30 . . . Le5 31. Ld8:
Td8: 32. Dh5 Dg4 33. dc6: ist hoffnungslos für
Schwarz) 31. Tg7:t Kg7: 32. Dh6t Kf7 33· Dh7t
Ke6 34· Dg6:t Kd7 35. Dfs:t Kq 36. Df7t Kc8
37. Ld8: Td8:. Die Lage ist nicht klar.
22. . . . Ta8-d8?
Cb2) 27- Th4 Sg6 28. dc6: Sh4: 29. q Lq: (Nun fehlt
"Ein Übersehen, das einen Bauern kostet. Statt des dem Schwarzen nach 29 . . . Da4: 30. cd8:D Td8:
sen hätte ihm 22 . . . Sg6 ein prächtiges Spiel gegeben. 31. Lg5 die Möglichkeit zu Td8-d1) 30. Le8: Sg6
Schwarz hat jedoch ein gewisses Stellungsüberge 31. Ld7 Lh2:t 32. Dh2: Td7:. Die Remisaussich
wicht erreicht, das ihn für den Verlust entschädigt," ten des Schwarzen sind gering.
schreibt Steinitz. 152 II 2s. Le2 Lcs 26. Tdd1 de4: 27. Td8: Td8: 28. Le4:.
Die Anmerkung zeigt mit mancher anderen ähn Weiß hat einen gesunden Mehrbauern.
lichen deutlich, daß Steinitz seine Stellungen zu Die Partiefortsetzung ist jedoch einfacher und bes
überschätzen pflegte. Nach 22 . . . Sg6 23. Td4 ver ser.
kehrt Schwarz ebenso wie bei der Partiefolge in
24. ...
Schwierigkeiten. Am solidesten ist 22 . . . Des mit
der Absicht 23 . . . De6, und der Vorteil des Weißen
ist nicht groß. 106
23. Td1-d4 d6-ds
In dieser Gegenoffensive im Zentrum besteht die
beste M öglichkeit des Schwarzen zu Widerstand.
24. e4xds
Der Abgabezug. "24. La4: wäre einfacher und bes
ser gewesen," meint Lasker.1 5 3
Nach 24. La4: Da6 hat Weiß die Wahl:
I 25. ed5: Lcs
A) 26. Th4 Sg6 27. dc6: (27. Tg4 f5 ist nicht be
friedigend für Weiß) 27 . . . bc6: 28. Tg4 Lf2:t
29. Kf2 Db6t 30. Kg3 Te3t 31. Tf3 (31. Le3: schei
tert an 31. . . De3:t 32. Tf3 De1t 33. Tf2 Td3 matt) "Auch hier würde 2s. La4:, und falls 25 . . . De2, so
31 . . . Tf):t 32. gf3: Dglt 33. Dg2 Dc1: 34· Dc2. 26. Td2, leicht gewinnen; der Textzug vergibt allen
1 5 2. Zeitungsspalte.
1 5 3. Str. 1894, S.149.
90 DER E R S T E W E T T K A M P F L A S K E R - S T E I N I T Z
Vorteil, und Schwarz bekommt das bessere Spiel," 25. ... Sf8-g6
urteilt Lasker; 1 54 auch Steinitz empfiehlt 25. La4:,
Dies ist der einzige plausible Versuch. Auf 25 .. . Ld6
und nach 25 . . . Da6 gibt er 26. Tf4 Sg6 27. Lc2 an! 55
folgt 26. C4 Da6 27. Lh7=t Sh7: 28. Th4, und Weiß
Weiß hat eine Menge plausibler Fortsetzungen:
gewinnt mühelos; er hat außer seinem Material
I 25. Lh7=t scheitert an 25 . . . Sh7: 26. Th4 De2 mit
vorteil noch Mattangritf.
der t ödlichen Drohung 27 . . . Df2:t.
II 25. Th4 Lf2:t 26. Kf2: De2t 27. Kgt Dc2: 28. Df3 26. C3-C4
f6 29. dc6: Sg6 30. Tg4 Ses 31. De4 De4: 32. Te4: Steinitz ist noch immer voll optimistischer Ah
bc6: 33. Ta4: Sd3 mit Remisstellung. nungslosigkeit. Er sagt: "Obwohl dies die Dame
III 25. La4: Da6 führt zu der in der Anmerkung des Schwarzen für einige Zeit abschneidet, ist es
zum 24. Zuge von Weiß unter I erörterten Stel sehr schädlich für das Endspiel. Die richtige Fort
lung; Schwarz schwebt am Rande des Verlustes. setzung war 26. dc6: bc6: (am besten) 27. Te4. Man
IV 25. Ta4: Lf2:t 26. Kf2: sollte aber darauf achten, daß, falls Txa4 hier oder
A) 26 . . . De2t 27. Kgt De2: 28. Taf4 f6 29. dc6: bc6:. im vorigen Zug, Schwarz mit Lxf2t gefolgt von
Dank seiner Beherrschung der weißen Felder Db5-e2t oder Te8-e1t gewinnt." 1 5 6
am Damenflügel hat Schwarz Überlebenschan In Wirklichkeit bekommt Schwarz nach 25. Ta4:
cen. oder 26. Ta4: höchstens Remisaussichten, und der
B) 26 . . . Te2t 27. Kgt Te2: Textzug führt zum Gewinn.
Ba) 28. Tb4 (28. Df5 scheitert an 28 . . . Tct:) 28 . . . Noch etwas stärker ist jedoch sofortiges 26. Df5,
D ft:t 29. Kft: Tds: 30. D[J Tct:t
108
107
und nun:
mit beträchtlichen Rettungsaussichten für 26 . . . Sf4: 27. Dh7:t Kf8 28. Lf4: De2 29. Ld3 Dg4
Schwarz 30. g3, und Weiß siegt im Mattangriff.
Bb) 28. Taf4 Td7 29. dc6: Dc6:. Schwarz hat einige II 26 . . . Te7 27- dc6 : , und Weiß gewinnt einen zwei
Aussichten zu überleben. ten Bauern auf a4.
V 25. C4 III 26 . . . f6 27. C4 Da6 28. Te4. Schwarz hat einen
A) 25 . . . Da6 26. Th4 g6 27. D[J. Weiß hat einen Bauern weniger und steht außerdem schlech
Mehrbauern und die bessere Stellung. ter.
B) 25 . . . Db6 26. Tddt mit demselben Resultat.
26. Db5-a6
Von den untersuchten Fortsetzungen ist 25. C4 am
27. Le2xg6?
stärksten und sichert dem Weißen eine klare Ge
winnstellung; aber der Partiezug ist keinesfalls Danach verdampft der Vorteil des Weißen größ
schwächer. tenteils. Empfohlen wurde 27. dc6:, 157 aber nach
27 . . . Dc6: gelangt die Dame des Schwarzen ins II 29 . . . Lf2:t 30. Tf2: Te1t (Nach 30 . . . gh6: 31. Tf6
Spiel zurück, und der Vorteil des Weißen hält sich Db6t 32. Kfl gewinnt Weiß im Angriff) 31. Tfl
in Grenzen. Richtig ist auch hier 27. Dfs, und nun: Db6t 32. Le3 De3:t 33. De3: Te3: 34· Td4, und
I 27 . . . Sf4: 28. Dh7:t Kf8 29. Lf4: ist hoffnungslos Weiß sollte das Turmendspiel gewinnen kön
für Schwarz. nen.
II 27 . . . f6 28. Te4 führt zu der in der vorigen An
29. Lc1-g5
merkung unter III angegebenen Stellung; Weiß
gewinnt. Nach 29. b4 ab3: 30. Db3: cds: 31. cds: Tes ist der
III 27 . . .Te7 kostet hier nicht wie oben einen zwei Mehrbauer des Weißen bedeutungslos.
ten Bauern; aber nach 28. Te4 Te4: 29. De4: ist
29. Td8-d6
die Lage des Schwarzen dennoch verzweifelt.
30. ds xc6?
30 . . . . Da6xc6?
28 ...
und Schwarz steht auf Gewinn:
.
Verderblich für Schwarz ist die Fortsetzung 28 . . . h6 I 34· Td3: De1t 35. Kf3 (35. Kf4 Tf8t 36. Lf6: Tf6:t
29. Lh6:, und nun: 37. Kgs Dest nebst matt) 35 . . . Dht 36. Kg3
I 29 . . . gh6: 30. Th6: cds: (30 . . . Lh:t 31. Kh1 ver Dd3:t 37- Kh Te2t, und matt im nächsten Zuge.
bessert die Lage des Schwarzen nicht) 31. Th8t II 34. Ths: ist die einzige Verteidigung gegen die
Kg7 32. Dh7t Kf6 33. Dh4t Kg7 34· Th7t Kg8 Drohungen 34 . . . Dgs:t und 34 . . . De1t, aber
35. Tq, und Weiß gewinnt. nach 34 . . . Tf3:t (34 . . . Deit 35. Kg4 bringt dem
111
3 1. Dh3- f3 (?)
1 60. Von H. Eichstätt, DSZ 1895, S.85, vgl. BCM 1895, S.217.
16 1 . DSZ 1894, S.n6.
6. PART I E : S T E I N I T Z LASKER 93
B) 38. Td7 Tf2t 39. Kg1 Tf3: 40. Les Tf7 41. Tds. 6. Partie
Weiß dürfte überleben. W. S T E I N I T Z - E M . L A S K E R
Der Rest der Partie bietet keine besonderen Vor New York, 29. und ]0.].1894
kommnisse. Italienisch (C54)
1. e2-e4 e7-e5
2. Sp-f3 Sb8-c6
3· Lfl-q Lf8-c5
4· C2-C3 Sg8-f6
5· d2-d4 e5 Xd4
6. e4-e5 d7-d5
7· Lq-b5 Sf6-e4
8. C3Xd4 Lc5-b6
9· Sbi-CJ 0-0
Hier bot Steinitz remis an, aber Lasker lehnte ab
10. Lc1-e3 f7-f5
und versiegelte
11. e5Xf6 Se4xf6
so. Kgs-g4 1 2. Ta1 -c1 Dd8-d6
lJ. 0-0 Lc8-g4
Vielleicht lag es ihm daran, einen zusätzlichen frei
14· Lb5-e2 Ta8-e8
en Tag zu erhalten.
15. h2-h3
Remis gegeben.
Weiß verschwendet Zeit. Besser ist 15. Sa4 nebst
Sa4-c5 mit gleichem Spiel.
15.
1 6. Le2xf3
17. Sc3-e2 (?)
94 D E R E R S T E W E T T K A M P F L A S K E R - S T E I N I TZ
us n6
Weiß m öchte die Drohung 17 . . . Sfs entkräften, in Dies bedeutet unter den gegebenen Umständen
dem er die M öglichkeit zu der Antwort 18. Lf4 nur eine Schwächung. Weiß sollte die Möglichkeit
schafft. Er gibt jedoch den Schutz des Feldes e4 nutzen, seinen Springer zu aktivieren: 21. Sc3, und
und die Aussicht auf das Manöver Sc3-a4-cs auf; nun:
der Springer steht auf e2 schlecht. Besser gefällt 21. . . Sgs 22. Lgs: Dgs: 23. Se4 nebst 24. Ses mit
mir die Fortsetzung 17. Dd3 c6 18. g3, und nun: befriedigendem Spiel für Weiß.
I 18 . . . Lq 19. Sbs, und Weiß erwischt den II 21. . . Sd6 22. Sa4
schwarzfeldrigen Läufer des Gegners. A) 22 . . . Ld4: (Nach 22 . . . LdS 23. Ses bekommt
II 18 . . . Sg6 19. Lg2 Lq 20. Tfe1 mit etwa gleichem Weiß ebenfalls Gegenspiel) 23. Lds:t KhS
Spiel. 24. Ld4: Dd4: 2S. Tcd1 Df6 26. Lp mit etwa glei
III 18 . . . Dd7 19. Lg2 Sfs 20. Tce1, und der Vorteil chem Spiel.
des Schwarzen ist nicht nennenswert. B) 22 . . . SC4 23. Sb6: ab6:
Ba) 24. Dc3 Se3: 2S. fe3: Dgs 26. TfS:t SfS: 27. Kf2
17. Se7-g6 Sd7 ist sehr unbequem für Weiß.
18. p-g3 q-c6 Bb) 24. Kh2 Se7 2s. Dc3 Sfs 26. Tee! TaB führt eben
19. Lf3-g2 Sf6-e4 falls zu großem Vorteil für Schwarz.
20. Dd1-b3 Be) 24. TC4: dC4: 2s. DC4:t
Weiß ho fft darauf, taktische Möglichkeiten auf der B n) 2S . . . Df7 26. Df7:t Tf7: 27. ds es 28. b4. Weiß
Diagonale b3-g8 und Druck gegen den Bauern hat ausreichendes Gegenspiel; er steht nicht
aufb7 zu erhalten. M öglich ist auch 20. Dd3 Df6 schlechter.
21. Sc3 Sd6 22. Sa4, und der Vorteil des Schwarzen Be2) 2s . . . Tf7 26. a4. Auch hier gibt es für Weiß
ist noch nicht überwältigend. keinen Anlaß zur Besorgnis.
Nach dem Textzug vergrößert sich der Vorteil des
20. Dd6-f6 (?) Schwarzen.
(siehe Diagramm 116) 21. ...
In Wirklichkeit hat Schwarz in der Schlußstellung Umständen opfern als in dem beim 21. Zuge von
nach 26. Kh1 keinen Vorteil; auch andere Züge Weiß angegebenen Abspiel unter II Be; es entsteht
wahren das Gleichgewicht. eine ungefähr ausgeglichene Stellung.
Schwarz steht noch nicht für eine Transformation
23. TC1 XC4 dsxq
der Stellung bereit; weitere Vorbereitung ist erfor
24. a4-as Lb6-d8
derlich. Auch hier ist zum Beispiel 21. . . Tf7 ein
2S. Db4Xh7 LdSxas
guter Zug.
Der Partiezug gibt dem Gegner die Gelegenheit
zur Entlastung auf taktischem Wege, auf die er zu u8
hoffen schien, als er 20. Db3 zog.
22. Db3-b4?
117
3S· Kh1 De1t 36. Kh2 Dest 37· Kh1 Db2:. Auf
119 38. d6t folgt 38 . . . Kf8 nebst Db2-f6; ich zweife
le daran, daß Weiß sich halten kann.
E) 32. Kh2 cds:
120
123
38. Tb2-e2
39· Dgs-dst Te2-e8
40. Dd8-g5
124
Auch die Folge 52. d6 Df2t 53. Kh3 Tf3 54· Dc8t Tf8
ergibt remis nach 55. D n Dd4:. J. Mason schlägt
56. d7 vor, 167 aber dann gewinnt Schwarz mit
56 . . . Dflt 57- Kg4 (57- Kh2 wird m it 57 . . . Kg7 wider
legt) 57 . . . Df3t 58. Kh3 Dhit 59. Kg4 De4t 6o. Kh3
De6:t usw.
52. Df6xd4
53· ds-d6 Tf8-d8
54· d6-d7
54· Td8Xd7
5 5· Le6xd7 Dd4xd7
56. De2-e5t Kh8-g8
168. Nach dem Urteil von M. Ögorin hat er "mehr Wert," Str. 1894, S.182.
1 69. Zeitungsspalte; vgl. LCM IV (1906), S.189.
100 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
20.
127
1 70. Zeitungsspalte.
171. Str. 1894, S.182-183.
1 7 2. D5Z 1894, 5.137; G. Kasparov, 5.122-123.
173. 5tr. 1894, 5.183.
7· PA RT I E : L A S K E R - S T E I N I T Z 101
2 1. Le2-q Sg6-h8
128
Dieser Zug hat schon früh das Mißfallen vieler
Kommentatoren erregt174 und auch später immer
wieder zu Kopfschütteln Anlaß gegeben,175 aber
vermutlich zu Unrecht.
I Die Fortsetzung 21. . . Dgs:, die von Nejstadt
angeregt und in Kasparovs Buch besprochen
wird, ist keine Verbesserung; nach 22. Lfl:t Kh8
23. Thg1 hat Schwarz nur noch geringfügigen
Vorteil.
li 21. . . Tf8 ist die natürlich aussehende Fortset
zung, die allenthalben empfohlen wird. Aber
die Sache ist nicht so einfach. Weiß antwor 2J . ... d6-ds ?
tet 22. h4 Te4 (Nach anderen Fortsetzungen ge
langt der Springer von g6 nicht nach es) 23. hs, Danach steht Schwarz wahrscheinlich nicht mehr
und nun: auf Gewinn, obwohl er zwei Mehrbauern besitzt.
A) 23 . . . Tq: 24. hg6: hg6: 2S. Kb1 Te4 (soweit Kas Richtig ist 23 . . . hg6: 24. hs, und nun:
parov) 26. Dh2 fs 27. gf6: Tf6: 28. DhSt Kf7 I 24 . . . ds ist nicht am genauesten: 2s. hg6: Sg6:
29. a3. Trotz dreier Mehrbauern ist die techni 26. Ld3
sche Aufgabe des Schwarzen alles andere als A) 26 . . . Td3: wird bei Kasparov empfohlen, aber
einfach. nach 27. Dd3: Te8 28. Kb1 steht Weiß sicher
B) 23 . . . Ses 24. Lds Tg4 2s. g6 hg6: 26. hg6: Sg6: nicht schlechter; der König des Schwarzen fühlt
27. Lb7: Dgs (soweit Kasparov) 28. Dgs: Tgs: sich in seiner Haut keineswegs wohl.
29. La6: TaB 30. Lq ds 31. Lb3 es 32. a3 c4 33. La2. B) 26 . . . SfB 27. Dh2 f6 28. Lfs. Der Angriff des Wei
Der Gewinn ist für Schwarz keineswegs mü ßen behält Kraft.
helos; seine Königsflügelbauern kommen nur li 24 . . . ghs: 25. Ths: Tes 26. Thh1 Des 27. Ld3. Es
schwer in Gang. ist für Schwarz nach wie vor nicht einfach, seine
Stellung endgültig zu sichern.
Der Textzug hat den Vorteil, daß dem Damenturm
III 24 . . . gs ist wohl am stärksten: 2s. h6
des Schwarzen auf eS wirkungsvoll eingesetzt wer
A) 2s . . . gh6: 26. Dh2 Dfs wird von Nejstadt und
den kann; außerdem entweicht der Springer schon
Kasparov als siegbringend angegeben, aber
einmal dem Angriff durch h2-h4-hs. Er wird zu
nach 27. Tf6 hat Schwarz nichts Besseres
seiner Zeit wieder ins Spiel gelangen.
als 27 . . . De7 28. Tff1 mit Ausgleich; 28 . . . Te6
q-c6 29. Le6: De6: 30. Dh6: Dh6: 31. Th6: Sg6 32. Ths
usw.
(siehe Diagramm 128)
B) 2s . . . g6 26. h7t Kg7 (Auf 26 . . . Kf8 folgt 27. Lfl:)
23. gs-g6
27. Dh2 fs 28. Dh6t Kf6
Ba) 29. Lg8. Kasparov hält die Lage für unklar,
Es gibt keine Möglichkeit, den Springer ohne Auf doch kann Weiß nach 29 . . . De4 seine Stellung
gabe des g-Bauern aufh8 einzuschließen. Mit dem nicht verbessern; Schwarz setzt mit Ta8-e8 fort
Textzug gelingt es dem Weißen immerhin, seinen und rückt dann die Bauern am Damenflügel
h-Bauern nach h7 zu bringen und gefährliche tak vor.
tische M öglichkeiten zu schaffen. Bb) 29. Thg1 ds.
Ta8-e8
38. Tg8) 37. Df2 (Kasparov), und Schwarz ver über eine Vielzahl von plausiblen Möglichkeiten.
kehrt in großen Schwierigkeiten. Einiges davon soll hier dargestellt werden.
III 33 . . . d4 34· Thg1 Kg7 3S· Th1, und wenn Schwarz I 33 . . . Dg3 34· Dh6t Kf7 3S· Ld7 (Nach 3S· Thg1
auf Gewinn spielen will, muß er doch 3S . . . f6 Tett 36. Ka2 Dg1: gewinnt Schwarz, wie Nej
spielen. Es ist die Stellung erreicht, die entstün stadt angibt), und nun:
de, wenn Schwarz im 33. Zuge 33 · · .d4 an Stelle A) 3s . . . Td8 36. Th3 Deit (Nach 36 . . . Te1t 37. Ka2
von 33 . . . Kf7 gespielt hätte; Weiß erreicht un Des 38. Te1: De1: 39. Te3 De3: 40. De3: Td7:
entschieden mit 36. Lg6:, siehe Anmerkung zu 41. Des gewinnt Weiß) 37. Te1: Tei:t 38. Ka2 Td7:
33 . . . Kf7, III. Der Textzug läßt dem Schwarzen 39· Te3 Te3: 40. De3:.
also größere Wahl.
132
3 3 · Ld3-fs
So groß war der Erfolg dieses Zuges, daß niemand
nach anderen Möglichkeiten Ausschau gehalten
hat. Es lohnt sich aber, die Folgen von 33. Lg6:
131
zum 33. Zuge von Weiß) 37. Dd7t Te7 3S. DeS B ) 34. Lg6: Sg6: 35. Tfg1 Kf7 36. Dg4 Dg5 37. Dd1
TeS 39· Dd7t De7 40. Dg4 De4 41. Dd7t mit Df5 3S. Tg6: Kg6: 39. hSD ThS: 40. ThS: Kf7
remis. 41. TbS b5. Hier mag Schwarz auf Gewinn ste
IV 33 . . . b5 ist nachhaltiger: hen, aber er muß höllisch aufpassen.
A) 34· Dh6t Kf7 35· Thg1 Tg3. Schwarz kommt C) Andere Züge, die 34· · . cb2: zulassen, verspre
zum Abtausch eines Turmpaares und bricht chen dem Weißen nichts Besseres, zum Beispiel
den Angriff des Weißen. 34· Ld3 cb2: 35. Db4 b5 usw.
B) 34. Thg1. Jetzt kann Weiß seine Dame nicht Mit 33 . . . b5 oder 33 . . . c3 hätte Schwarz also ausge
mehr nach h6 bringen, und daher mangelt zeichnete Gewinnaussichten gewahrt. Der Nach
es seinen Drohungen an Kraft, zum Beispiel teil des Partiezuges besteht darin, daß Weiß den
34 . . . a5, Königsturm nach g1 bringen kann an Stelle des Da
menturmes, da er nicht Dh4-h6t als Möglichkeit
133
in Reserve halten muß; dadurch hat die Drohung
Lf5 xg6t mehr Kraft. Weiß kann nun unentschie
den erzwingen.
34· Tht-gl g6xfs
1 8 1 . Zeitungsspalte.
7· PART I E : L A S K E R - S T E I N I T Z lOS
B) 3S· Da4 ist sicherer für Weiß; Schwarz hat nichts 43 . . . Df7: 44. h8D De7. In dieser Zugfolge gibt es
Besseres, als sich mit 3S· . . gfs: 36. Dd7t Te7 vielleicht Verbesserungen für Schwarz, aber kaum
37. DeS Te8 auf die schon bekannte Remiswen für Weiß.
dung einzulassen. Aber auch nach dem gespielten Zug hat Schwarz
III 34· . . bs 36. Lg6:t Sg6: 37· Dg4 Se7 38. Dg7t Ke6 genügend Verteidigungsmöglichkeiten.
39· h8D Th8: 40. Dh8: ist nicht vorteilhaft für
37· Th xfs
Schwarz.
Der gespielte Zug ist nicht zu tadeln, denn er führt
zum Unentschieden. 34 . . . c3 ist allerdings giftiger,
denn die Antwort 3S· Da4 ist nicht leicht zu finden.
3 5 · Dh4-hst
36. Tp-g8
Ein sicheres Unentschieden ergibt die Fortsetzung
36. Tfs: De6 37· Tg7t
13S
37 · . . . Des-e6?
doch mit einem Mehrbauern, der wahrschein 44- DgS d3 45· cd3: cd3: 46. Db3 an, aber
lich zum Gewinn der Partie hinreichend ist: Schwarz braucht nicht 44· . . d3 zu spielen)
40 . . . De7 41. DfS (oder 41. Tfs Te6 42. TeSt Tc6) 43 . . . Tes (Die Fortsetzung 43 . . . Kc6 44. Dd4: ist
41. . . DfS: 42. TfS: Sg6 43. TgS Th3 usw."183 hoffnungslos für Schwarz) 44. DgS Kb6 (Auf
Kasparov hat diese Analyse weiter ausgearbei 44 . . . De7 folgt 45. DhS: Tfs: 46. DcSt) 45- Tf6t
tet (S.125). Er teilt mit, daß er nach 40 . . . De7 Ka7 (45 . . . Kbs wird mit 46. b3 beantwortet,
41. TfS! nicht imstande gewesen sei, ein Remis und Schwarz wird mattgesetzt; auf 45 . . . Kas
für Schwarz zu finden, obwohl diese Stellung geschieht natürlich 46. Dq:, und auf andere
lange Zeit auf seinem Computer war, und stützt Königszüge folgt 46. TfS) 46. Tfs Te1t 47- Ka2
dies durch folgende Angaben: Des (Auf 47 . . . De6 antwortet Weiß mit 4S. DhS:
41. . . Te6 (41. . . Teit 42. Ka2 Te6 ist nicht günsti c3t 49· b3 Dd6 so. Tast Kb6 51. Ddst mit
ger für Schwarz), und nun nicht Gewinn) 4S. TaSt Kb6 49· DdSt Kbs so. TbS,
A) 42. TeSt Kb6 (dagegen führt 42 . . . Tc6 43. Dd2 und Schwarz wird mattgesetzt, zum Beispiel
zur Hauptvariante, wie schon Nejstadt angibt) so . . . Kc6 51. TeSt Kbs 52. a4t Ka4: 53· Db6 oder
mit unklarer Lage. In der Tat dürfte Schwarz so . . . De4 5 1. Dq oder so . . . De7 51. Ddst Kb6
nach 43. Dd2 Df6 44- Dds: Ka7 45· Dq: Tc6 52. ThS: Te4 53- TcS.
überleben. B) 42 . . . Te3
Richtig ist Ba) 43. Ka2 wird von Kasparov zu recht nicht er
B) 42. Dd2 Dh7: 43. TeSt Tc6 (43 . . . Kd6 wird mit wähnt; nach 43 . . . De7 ist die Lage unklar.
44· Df4t Tes 45· TdSt Kq 46. Des:t KdS: Dbst Bb) Auch 43. Df2 führt nicht zum Ziel: 43 · . . De4
widerlegt) 44· ThS: 44· TfS Kbs 45· ThS: Te2 46. De2: De2: 47· TdS
Ddit 4S. Ka2 Dc2:, und nach 49. hSD hat
137 Schwarz Dauerschach, während 49. Tds:t Kc6
keine Gewinnaussichten bietet.
Be) 43· DgS Te7 ist Kasparovs Fortsetzung.
52. Dest Kc6 53. De6t nebst 54· Dh3) 48. Tds: Die von Ögorin angegebene Variante ist nicht
Th7: 49· Dd8t Kc6 50. Das: b6 51. Da8t Kq stichhaltig. Nichts zwingt den Schwarzen zu
52. Td8 De6 53· c3, und die Drohung 54· Tb8 44 . . . Dh1t; nach 44 . . . Th7: überlebt Schwarz.
hat entscheidende Kraft; 53 . . . Th2 scheitert an Kasparov gibt eine zwingende Gewinnführung
54. Db8t Kc6 55· Dh2:. nach 41. . . Td7 an: 42. Dg1 t d4 43· Dgst Tds
Schwarz scheint nach 44. Ka2 über keine Ret 44· Dd2 mit entscheidendem Angriff.
tung mehr zu verfügen. II 41. . . Dd8 42. Df2t
A) 42 . . . d4 43· Dfst Dd5 44. Dc8t Kb5 45. Ka2.
41. Dh6-h2 (?)
Schwarz kann die Drohung 46. Tf5 Tes 47. Dh8:
Einen viel einfacheren Sieg konnte Weiß mit Tfs: 48. De8t nebst 49. h8D nicht auf befriedi
41. Dd2 erzielen: gende Weise abwehren; Weiß gewinnt.
I 41. . .Te6 42. Tf8 Dd7 43. Th8: Kc6 44· Dh2, und B) 42 . . . Kb5 43. b3 (Kasparov)
Weiß gewinnt.
II 41 . . . Dd8 42. Db4t (Auch 42. Df2t genügt zum 139
Gewinn, siehe die folgende Anmerkung unter
II; 42. Db4t ist jedoch viel einfacher) 42 . . . Kd4
43. Td6 mit leichtem Sieg: 43 . . . Dd6: (43 . . . Dq
44. Dd2t überlebt der König des Schwarzen
nicht) 44. Dd6: Th7: 45. c3t Ke4 46. De6t usw.
Der Textzug erschwert den Gewinn bedeutend,
vergibt ihn indessen nicht.
Ich zitiere einige Meinungen der damaligen Mei Ba) 43 · . . Te4 44· a4t Kb4 45· Tb6t Kc3 46. Dg3t
ster über diesen Zug. Ba1) 46 . . . Kd4 47· Td6 Das 48. Df2t Kc3 (48 . . . Te3
Ögorin urteilt:184 "Dieser Zug führt zum Damen ist hoffnungslos für Schwarz; Weiß antwortet
verlust, aber die Partie konnte nicht gerettet wer 49· Te6) 49. Kc1 Kb4 50. c3t, und Weiß gewinnt.
den. Falls 41 . . . Td7, so 42. Df2t d4 43. Tf8 De4 Ba2) 46 . . . Kd2 47· Td6 Das 48. Df2t Kd1 49. Df]t
44· Th8: Dhit 45· Ka2 Th7: 46. Dfst usw." Ke1 (49 . . . Kd2 scheitert an 50. De4:) so. Th6,
,,Wahrscheinlich war auch jetzt noch die Partie mit und Weiß setzt matt.
41 . . . Te6 für Schwarz zu gewinnen."18 5 Bb) 43 . . . Te1t 44· Kb2 Te3 45· bC4:t Ka4 (45 . . . dC4:
"Durch 41 . . . Dd8, was die Punkte d5 und b6 deckt scheitert an 46. Tfst und 45 . . . KC4: an 46. Dh4t)
und andrerseits 42 . . . Th7: droht, war unserer Mei 46. cds: Te4 47. d6 (Kasparov) mit entscheiden
nung nach die Partie noch immer gewonnen."186 dem Stellungsvorteil für Weiß.
"Steinitz, der noch auf Gewinn spielte, beging im III 41 . . . Teit 42. Ka2
41. Zuge einen groben Fehler. . . " sagt Lasker. 187 A) 42 . . . Des 43. Dh6 De7 (Es droht 44. Df8t)
Später wurde 41. . . Te1t 42. Ka2 De5188, dann 44· Tf8 Te6 45. Dd2 Dh7: 46. TeSt Tc6 47· Th8:
42 . . . De7189 als Ausgleichsmöglichkeit angegeben. führt ins Abspiel II B der Anmerkung zum
Alle diese Versuche verdienen eine eingehendere 40.Zuge von Schwarz über; Weiß gewinnt.
Besprechung. B) 42 . . . De7 43· Df4190 Te2 44· Tf8 Te2: (Nach
44 . . . Sg6 45· TeSt Kbs 46. Dd4 hat Schwarz kei I n dieser Phase der Partie ist der Angriff schwie
ne befriedigende Verteidigung gegen die Dro riger zu führen als die Verteidigung, wenn Weiß
hungen 47· Dds:t und 47· a4t Ka4: 48. Db6; gewinnen will; ein Turmendspiel, das auf Remis
auf 46 . . . Dd6 folgt 47· TC4:) 45· ThS: Tb2:t steht, kann er allerdings ohne große Anstrengung
46. Kb2: Dg7t 47· Ka2 DhS: (Nach 47 . . . Dg2t erreichen. Jedenfalls tat Weiß mit 41. Dh2 einen
48. Kb1 Dg6t 49· Kn Dg1t so. Kd2 Dg2t Schritt vom richtigen Wege; hätte Schwarz ei
51. Ke1 Dg1 t 52. Ke2 gehen dem Schwarzen nen der plausiblen Verteidigungszüge 41. . . DdS,
die Schachgebote aus) 48. Dqt Kbs (Nach 41 . . . Te6, 41 . . . Te1t gewählt, wäre der Ausgang der
48 . . . Kd4 49· Db6t Kes so. Dg6 oder 49 . . . Ke4 Partie offen geblieben. Jetzt ist es sofort aus.
so. De6t Kf4 51. Df7t Ke4 52. DgS Dc3 53. Dg4t
ist die Sache einfacher für Weiß) 49. Db7:t
Kcs so. Dqt Kbs 51. a4t Ka4: 52. Dc6t Kb4 141
(52 . . . Kas 53· Dcst Ka4 54· Da3t Kbs ss. Db2t
kommt auf dasselbe hinaus) 53. Db6t Ka4:
54. Da6t Kb4 55· Da3t Kbs 56. Db2t, und Weiß
gewinnt.
IV 41 . . . Te6 hat den Vorteil, daß dem König des
Schwarzen das Feld bs zugänglich wird; wieder
muß Weiß sehr genau spielen:
A) 42. Df2t Kbs 43· TfS Te1t 44· Ka2 Te2 45· Dfs
De6 oder 46. Df6 Des führt zum Remis.
B) 42. Dg1t
Ba) 42 . . . Te3 43. DgS geht in Abspiel II Be der An
merkung zum 40. Zuge von Schwarz über; 42. Dh2-g1t
Weiß dürfte auf Gewinn stehen. Da das Feld b6 der Deckung entbehrt, gibt es
Bb) 42 . . . d4 43. DgS ist insgleichen unbefriedigend nichts anderes.
für Schwarz.
Be) 42 . . . Kbs 43· DgS Tes 44. Ka2. 43· Dg1-gst Dd7-d5
44· Tf6-fs Dds xfs
4 5 · Dgsxfs t Kcs-d6
46. Dfs-f6t
Spiel sich hätte entgehen lassen, 192 und vermuthen sam eine Art "verteidigender Angriff", für den ich
daher wohl mit Recht, dass das herannahende Al kaum weitere Beispiele kenne. 194 Als er die Schwie
ter oder Kränklichkeit seinen Schachgenius fast rigkeiten zu überwinden beginnt, strebt er nicht
gänzlich zerstört haben. Auch andere Partieen die überhastet nach der Rettung, sondern behält Ge
ses Wettkampfes sind geeignet, diese Annahme zu winnmöglichkeiten im Auge. 195 Er erringt einen
bestätigen (3. und 10. Wettkampfpartie)." wohlverdienten Sieg.
Ich glaube, daß Steinitz Ähnliches gefühlt und Die Enttäuschung über den Ausgang dieser Par
gedacht haben muß. Die Darstellung enthält je tie zerrüttete leider die Kampfkraft von Steinitz
doch meines Erachtens fehlerhafte Urteile. Zwar vollkommen. "Er erholte sich viele Wochen lang
treten im Partieverlauf kennzeichnende Schwä nicht von der Erschütterung, die er erlitten hatte,"
chen in der Spielauffassung des Weltmeisters zu schreibt Lasker zutreffend. 196 Während die ersten
tage: er machte sich über passive Figurenaufstel sieben Spiele erbitterte Kämpfe sahen, in denen
lung und unsichere Königsstellung weniger Sor Steinitz mit Kraft, Zähigkeit und Erfindungsreich
gen als angemessen. Dennoch begeht er vor dem turn vorging, auch wenn er verlor, brach er in den
Zusammenbruch im 41. Zuge nur einen einzigen nächsten vier Partien völlig zusammen. Er spielte
schwerwiegenden Fehler (23 . . . ds); die ungenaue ganz blaß, scheinbar lustlos, und ging ohne Wi
Spielführung im 36. und 37· Zuge liegt nahe, und derstand unter, auch wenn die Zahl der gespielten
es ist kaum vorauszusehen, daß die Stellung des Züge nicht gering war. Danach gab es eine zweiwö
Schwarzen nach diesen Zügen verloren ist. Steinitz chige Unterbrechung des Wettkampfes, und von
überschätzte die Bedeutung seines Materialvorteils der zwölften Partie ab sieht man wieder einen span
und unterschätzte die Kraft von Laskers stiller, aber nenden, ausgewogenen Streit; doch konnte Steinitz
sehr ideenreicher Angriffsführung (23. g6, 30. a3, den aufgelaufenen Rückstand nicht mehr einho
33. Lfs, 36. Tgs). len.
Damit steht er nicht alleine da. Die zeitgenössi Gerade die folgenden Spiele (außer der 8. Wett
schen Bearbeitungen der Partie gehen in dieselbe kampfpartie) sind in den Anthologien meist her
Richtung; sogar Lasker selbst verstand nicht völlig, angezogen worden, um Laskers Spiel in dem Wett
wie gefährdet die Stellung des Schwarzen war (An kampf zu veranschaulichen. Durch ihren einseiti
merkung zu 26 . . . Te8 und 41. . . Dd7). Auch etwa gen Verlauf sind sie vielleicht für lehrhafte Zwecke
hundert Jahre später machte ein Spieler, der die besonders geeignet; ich möchte sie aber nur flüch
Partie einer flüchtigen Untersuchung unterwarf, tig besprechen, weil sie wenig an spannenden, kri
ganz oberflächliche Angaben und kam zu falschen tischen Momenten bieten.
Urteilen.193
Der Kampf zeigt einige kennzeichnende Merk
male von Laskers Spielweise. Mit 14. g4 bringt er
unvermittelt äußerste Schärfe ins Spiel; man fühlt
sich an den Zug 15. g4 in der letzten Wettkampf
partie gegen Schlechter im Jahre 1910 erinnert. Im
folgenden führt er aus einer schwierigen Lage her
aus den Angriff mit Ruhe und Umsicht, mit Erfin
dungsreichtum und Geistesgegenwart; es ist gleich-
192. Der Verfasser dieser Zeilen kennt offenbar nicht alle Partien von 5teinitz; man vergleiche zum Beispiel CBM 6o
(Oktober 1997), 5.34-35·
1 9 3 . R. Hübner in CBM 6o (Oktober 1997), 5.35-38.
194. Kasparov vergleicht die Partie mit Leistungen von Tal' und Sirov, aber diese fußen im allgemeinen weit mehr auf
anhaltender Initiative und direkten Drohungen.
1 9 5 . Vgl. die 4· Wettkampfpartie gegen Mieses, 5. 24.
196. LCM IV (1906), 5.189.
110 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
Frühere Bearbeitungen: "Falls 18. h3, so 18 . . . Lb3: 19. ab3: Lc5 20. hg4: Dg3:
DWS 1894, S.151-153; 21. b4 Sf4 22. bc5: Sh3t 23. Kh1 Sf2:t 24. Kg1 Sg4,
DSZ 1894, S.138-140; und Schwarz gewinnt," gibt Lasker an.197
BCM 1894, S.261-263;
18. Sg4-f6
CM XV (Mai 1894), S.285-287;
19. Sb3-d4 La4-d7
Str. 1894, S.185-189;
20. b2-b4 Tc8-d8
LCM IV (1906), S.190-191;
21. De2-b2 Ta8 -c8
L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter
22. Sd4-b3 D q - f4
Band (Ansbach 1921), S.19-21;
23. LC3-d2 Df4-b8
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
hagen), Lieferung 7 (Hamburg 1968), Beiheft Nr.
345 (Anmerkungen von D. Hooper). 142
1. e2-e4 e7-e6
2. d2-d4 d7-d5
3· Sb1-C3 ds xe4
4· SC3xe4 Sb8-d7
5· Sg1-f3 Sg8-f6
6. Se4-g3 q - cs
7· Lf1-e2 cs xd4
8. Sf3 Xd4 Lf8-cs
9· Sd4-b3 Lcs-e7
10. 0-0 0-0
1 1 . Le1-d2
nach der Partie. Da er im 26. Zuge eine Fortset 26 . . . fs 27. Sed2 es (Nach anderen Fortsetzun
zung für Weiß angibt, die er für siegverheißend gen bekommt Weiß mit Sd2-6 eine vorteilhafte
hält, ist sein Urteil nicht ganz verständlich. Stellung), und nun:
Nach 24. Lc3 kann Schwarz mit 24 . . . Df4 die Zü A) 28. Les: Ses: 29. Des: Des: 30. Tes: Ld6 31. Teer
ge wiederholen. Der Partiezug ist nicht schlecht; Lb4 führt zu einer ausgeglichenen Stellung.
der weißfeldrige Läufer des Schwarzen wird wirk B) 28. cs
sam eingeengt. Falls Weiß 24. es spielt, antwortet Ba) 28 . . . Lcs: 29. Ses: Tcs: 30. S[J ist sehr unan
Schwarz 24 . . . a6, und der Anziehende kann am genehm für Schwarz, denn auf 30 . . . e4 folgt
Damenflügel keine weiteren Fortschritte machen; 31. Db3t Kh8 32. Sgs Sd6 33. Lb4, und Weiß ge
außerdem hat er das Feld ds freigegeben. winnt.
Die Stellung ist vor und nach dem gespielten Zug Bb) 28 . . . bcs: 29. Las Sq 30. Ses: mit beträchtli
als ausgeglichen zu betrachten. chem Vorteil für Weiß. Der Vorstoß f7-fs ent
blößt die Diagonale a2-g8, schwächt ferner die
24. b7-b6
Punkte f7 und es empfindlich.
2s. Ld2-C3 Sf6-e8 (?)
II 26 . . . es 27. es Le6 (Die Fortsetzung 27 . . . bcs:
Dieser Zug scheint mir unnötig passiv zu sein. Hier 28. Las Sq 29. Sbcs: Lfs 30. a4 überläßt dem
kommt wieder 2s . . . Df4 in Betracht. Auch die Fort Weißen das klar bessere Spiel) 28. c6 a6 29. a4
setzung 2s . . . Le8 gefällt mir besser als der Partie abs: 30. abs: f6 31. Sbd2 (Nach 31. g3 ist dem
zug. Springer e4 das Feld g3 nicht mehr zugänglich,
so daß Sb3-d2 an f6-fs scheitert) 31. . . Sf4,
26. Sg3-hs (?)
143
B) 30 . . . Lc6: 31. Tc6: Tc6: 32. Lbs: führt zu einer Dies ist überflüssig; der Springer des Weißen steht
unbequemen Stellung für Schwarz. auf h5 nicht gut. Genauer ist sofortiges 28 . . . Le6,
C) 30 . . . Lb4: denn f2-f4 kann mit Le6-g4 beantwortet werden.
Ca) 31. Lbs: Lei: 32. cd?: Tn: 33. Dn: Schwarz möchte offenbar seinem Springer auf g6
Cai) 33 · . . Las 34· Dc4t KhB (34 . . . KfB ist nicht bes das Feld f4 zugänglich machen. Bedeutend ist der
ser; Weiß antwortet mit 3S- De6) 3S- Df7 Tg8 Unterschied zwischen den beiden Möglichkeiten
36. LC4, und Weiß gewinnt. nicht; die Stellung bleibt im Gleichgewicht.
Ca2) 33· . . Lf2:t 34- Kf2:
29. Shs-g3 Lg4-e6
Ca2I) 34 . . . Dd6 3S· DeS Df8 36. Dq mit Vorteil für
30. Sb3 -d2 (?)
Weiß.
Ca22) 34· · . Kh8 3S· Dc6. Die Stellung des Schwar Besser scheint mir 30. Ld2 zu sein, um Sg6-f4 aus
zen ist ungemütlich; stets droht die Dame des zuschalten und bei Gelegenheit mit Ld2-e3 fort
Weißen auf f7 einzudringen. zufahren. 202
Ca23) 34· . . a6 3S· DC4t Kfs 36. Db4t Kg8. Es ist
30. Sg6-f4
fraglich, ob Weiß etwas Besseres hat als unent
31. Db2-b1
schieden; auf 37· Lc6 folgt 37 . . . Kh8, und falls
38. Dc4, so 3S . . . Dd6.
Ca3) 33· . . a6 I45
Ca3I) 34· LC4t Kh8 3S· Dei: Dd6 mit Vorteil für
Schwarz.
Ca32) 34. La6: Lf2:t 35· Kf2: Td7:, und auch hier ist
die Lage des Weißen nicht erfreulich.
Cb) 31. cd7: (Auf 31. ab4: kann Schwarz nun
31. . . Tc6: mit Gewinn antworten) 31. . . Tn:
32. Tn: La3: 33· Da2 Ln: 34· Sn:t KhS 3S· Lbs:
Dd6 36. h3 Des (36 . . . Ddit 37. Kh2 Dhs: 3S. Df7
ist nicht empfehlenswert für Schwarz; auf
3S . . . Sf4 folgt 39. De7) 37. Df7 DfB. Schwarz hält
sich; 38. DeS bringt wegen der Antwort 38 . . . a6
39· Lc6 Se7 nichts ein. 31. ... Le6-f7 (?)
li 28 . . . Sb7 ist eine solide Fortsetzung; der Ver
Dies ist unnötig. Auf 31. . . Sd6 folgt 32. Lb4, aber
such 29. Le7: Se7: 30. Sf6:t gf6: 31. Df6: Sg6 ist
mit 31. . . Dq zur Vorbereitung von Se8-d6 konn
unzureichend, denn Schwarz droht 32 . . . Df4.
te sich Schwarz einen kleinen Stellungsvorteil si
Die Züge 27. a3 und 27. a4 sind ungefähr gleichwer
chern: 31. . . Dq 32. Sfs La3 33. Tcdi Sd6 usw. Nach
tig; Weiß kann keinen Vorteil erzielen.
dem Textzug entsteht wieder eine völlig ausgegli
27. e6-es chene Stellung.
28. a4-a5
3 2. Sg3-fs
Das bewirkt nichts. Aber auch nach 2S. es Lcs: 33· LCJ-h4 (?)
29. Ses: Tcs: 30. Db3t Kh8 kann Weiß seinem An
Es ist kennzeichnend für Steinitz, daß weder die
griffkeine Kraft beisetzen, denn 31. Df7 wird mit
drohende Stellung des Springers auf f4 noch die un
31. .. Lg4 beantwortet; 32. LC4 scheitert an 32 . . . TC4:
sicher Position seines eigenen Springers auf d2 ihn
33. DC4: Lh5: 34- g4 Sd6 35· Db4 Sf4.
zur Unruhe veranlaßt Ich ziehe 33. g3 Se6 34· Se4
28 . ... mit gänzlichem Ausgleich vor.
202. Der Zug wird schon von Lasker in einer Zeitungsspalte und von L. Hoffer empfohlen: CM XV (Mai 1894), S.287.
8. PART I E : S T E I N ! T Z - L A S K E R 113
147
203. Str. 1894, S.187; doch gehört Laskers Anmerkung wohl zum 37· oder 38. Zuge von Weiß.
204. Zeitungsspalte; vgl. Str. 1894, S.187.
205. Zeitungsspalte; vgl. Str. 1894, S.187.
114 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
4 1 . Db4-b1 (?)
42. Td4-C4
ist mir nicht deutlich, ob Weiß sich halten kann.
(siehe Diagramm 148) Schwarz sollte 43· Se4 mit 43 . . . Lds beantworten;
nach 44· TC4: TC4: entsteht die beim 42. Zuge von
43· Scs-d7?
Weiß erwähnte Stellung. Weiß spielt nun 4S· b6;
"Was hat Steinitz dazu getrieben, seinen Springer Schwarz kann den b-Bauern nicht erobern, ohne
zu opfern, während er bei Aufgabe des b-Bauern den Läufer gegen den Springer abzulauschen, und
alle Aussichten auf Unentschieden gehabt hätte? es entsteht eine Remisstellung.
Zum Beispiel: 43. Se4 TCI: 44. TCI: TCI:t 4S· DCI:
Nach dem schrecklichen Textzug wird der Sprin
Dbs:. Jetzt hat Weiß die Wahl, mit Springer ge
ger gefangen.
gen Läufer zu verbleiben, indem er 46. DcSt spielt,
oder mit Dame gegen Dame durch 46. Sd6; in bei- 43 · ... Db8-b7
150 151
III 14 . . . es führt zu gleichem Spiel. "Schwach," sagt Steinitz und meint, daß lS . . . b4 das
Spiel des Weißen sehr schwierig gestaltet hätte.216
Nach dem Partiezug kommt eine Verinselung der
Davon kann natürlich keine Rede sein. Weiß hat
schwarzen Bauernstruktur zustande; den Grüpp
eine Vielzahl guter Möglichkeiten:
chen b7 und bs, d6 und e6, g7 und h7 stehen zwei
I 16. Ld4
geschlossene Ketten auf der Gegenseite entgegen.
A) 16 . . . Kf7 17. Kd2
Im Augenblick ist dies von geringer Bedeutung;
Aa) 17 . . . e5 18. Le3 Tb2: 19. Tb1 mit Vorteil für
die Stellung bleibt auch nach dem Partiezug aus
Weiß.
geglichen.
Ab) 17 . . . Le7 18. Ta1 Tha8 19. Ta2 : Ta2 : 20. b3, und
14. LdSxq Weiß steht besser.
B) 16 . . . Le7 17. Kb1 Ta6 18. Lg7 : Tg8 19. Ld4 Tg2 :
20. Tdg1 Tg6 21. f4 mit einigem Vorteil für
1S2
Weiß.
II 16. Kd2 Tb2: 17. Ld4 Ta2 18. Ta1 b3 19. Ta2: ba2:
20. Ta1. Weiß hat Vorteil.
Der gespielte Zug ist nicht schlechter als 15 . . . b4.
1 6. C2-C3
153
1 4. . . . Ta8xa2 (?)
2 1 5 . Zeitungsspalte.
2 1 6. A. 5oltis, 5.34.
2 1 7. Nach A. 5oltis, 5.34·
u8 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
II Lasker schlägt 16 . . . Ta4 17. The1 b4 vor;218 nach 2 2. ... e6-es (?)
18. Kc2 bc3: 19. bc3: behält Weiß einen kleinen
Vorteil, weil seine Bauernstruktur günstiger ist; Dieser Zug hat niemandem gefallen, obwohl man
er mag Druck gegen b7 entwickeln. ehe Kommentatoren meinten, er sei auf die Dauer
III Am genauesten ist vielleicht sofortiges 16 . . . b4. doch nicht zu vermeiden. Ich zitiere einige Äuße
Nach 17. cb4: Lf6 18. The1 Ke7 19. Ld4 Ld4: rungen.
20. Td4: Ta1t 21. Kd2 Te1: 22. Ke1: Ta8 ist der I "Auf 22 . . . Kd7 würde 23. f4 folgen, und dann
Mehrbauer des Weißen bedeutungslos. werden h7 und g6 Angriffsziele," schreibt Las
ker.zzo
17. KC1-C2 Th8-a8
II Steinitz empfahl 22 . . . gs. 22 1
18. Kc2-b3 Ta2-a4
III "Falls 22 . . . Kd7, so 23. Lcs! TC4 (Auf 23 . . . Kq
19. b-f3 Ta8-a6
folgt 24. Lb4 mit der Drohung 2s. es) 24. Ld6:
20. Lb6-d4 p-g6 (?)
Td6: 2s. Td6:t Ld6: 26. es mit Gewinnstellung.
In Betracht kommt 20 . . . Lf62 19 21. The1 Ke7, und An Stelle des Textzuges war es besser, 22 . . . TC4
es ist für Weiß nicht einfach, Fortschritte zu ma und dann Ke8-d7 zu spielen," gibt M. Ögorin
chen. Wenn Schwarz aber schon den g-Bauern vor an. 222
rücken wollte, um den König zum Damenflügel IV "Offensichtlich ein sehr schlechter Zug; er ist
führen zu können, ist 2o . . . gs viel plausibler. Die aber wegen der Bauernstellung des Schwarzen
Folgen von 21. h4 g4 sind durchaus unklar; 22. fg4: schwer zu vermeiden. Er hatte zwei plausible
es ist jedenfalls nicht empfehlenswert für Weiß. andere Möglichkeiten zu seiner Verfügung:
2 1 . Td1 -d3 Kf7-e8 A) 22 . . . Kd7 23. Lcs Tc6 24. Ld6: Td6: 2s. Td6:t Ld6:
Soltis empfiehlt 21. . . ds, aber damit bin ich nicht 26. es Ta6 27. f4 Kq 28. ed6:t Td6: 29. Td4! mit
einverstanden. Nach 22. eds: eds: 23. Les geht der besserem Endspiel. Wenn Schwarz die Türme
Bauer auf ds ersatzlos verloren, und außerdem be tauscht, ist er verloren: 29 . . . Td4: 30. cd4: Kc6
hält Schwarz die schlechtere Stellung; seine Lage ist 31. Kb4 Kb6 32. g3 h6 33. h3 hs 34· h4 Kc6 (oder
hoffnungslos. In Betracht kommt auch hier noch 34 . . . Ka6 3S· Kcs Kas 36. Kd6 und gewinnt)
21. . . gs. 3S· Kas Kds 36. Kbs: Kd4: 37· Kb6 KC4 38. Kb7:
Kb3 39. Kc6 und gewinnt. In dem Turmend
22. Th 1-d1 spiel, das nach 29 . . . Ta6 entsteht, hat Weiß ei
nen beträchtlichen Vorteil: 29 . . . Ta6 30. Te4
1S4 Kd7 31. Tes Tas (oder 31. . . Tb6 32. Kb4) 32. g3
mit Bauerngewinn.
B) 22 . . . Tc6 23. Lf2 Kd7 (23 . . . Taa6? 24. Kb4!)
24. Lg3 Kq 2s. Td4 Td4: 26. Td4: Tcs 27. Kb4
mit großem Vorteil.
1 SS
29. Tb6-a6t
30. Kas xb 5 h 7 -h5?
3 1 . Td2-d1
3 1.
32. Tdsxdt
3 3 · gzxf3
34 · Kbs-b6 TaS-gS
35· Kb6xb7 TgS-gz
36. h2-h4 Tgz-h2
37· Kb7-C6 Le7xh4
Nach 37 . . . Th4: 38. Ld6: Th2 39. Le7: Ke7: 40. Tb1
32. g3 Th6. Weiß verliert den g-Bauern; sein Tc2 41. Kd5 Kf6 42. c4 gewinnt Weiß mühelos.
Vorteil bleibt gering.
38. Td t xd6t Ke6 f7 -
Il 32.T5d3 Th4
39· Kc6-d5
A) 33· Th3 Tg4: 34· Th6t Kd7 35. Te2 (Auch nach
35· Th7: Te4: hat Schwarz nicht viel zu fürchten) Einfacher ist 39· C4·
35 . . . Tg7, und Schwarz dürfte sich halten.
39· ...
B) 33. Tg3 LdS. Schwarz kann den Läufer über b6
ins Spiel bringen, wenn Weiß den Druck ge Lasker erwähnt das Abspiel 39 . . . Td2t 40. Ke5:
gen d6 aufgibt; es ist unklar, ob man von einer Td6: 41. Ld6: Lg3t 42. f4 h4 43· Lc5 h3 44· Lg1,
Gewinnstellung für Weiß reden darf. und Weiß gewinnt.228 Etwas zäher als der Text-
zug ist 39· . . Lg3, aber nach 40. Td7t Kg6 (Nach 10. Partie
40 . . . Kf6 41. Le7t Kg6 42. b4 ist der b-Bauer zu W. S T E I N I T Z - EM. L A S K E R
hurtig) 41. Ke6 h4 42. Lf8 Kg5 43· b4 Te2 (43 . . . h3 Philadelphia, 19.4.1894
44. Th7 ist hoffnungslos für Schwarz) 44. Le7t Kf4 Damengambit (D35)
45. Td3 h3 46. Lf6 h2 47. Le5:t Kg5 48. Td1 muß sich
schließlich die Masse durchsetzen. Frühere Bearbeitungen:
DWS 1894, S.158-159;
DSZ 1894, S.141-142;
BCM 1894, S.264-265;
CM XV (Juni 1894), S.299-300;
Str. 1894, S.192-194;
LCM IV (1906), S.192;
L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter
Band (Ansbach 1921), S.23-24;
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
hagen) , Lieferung 11 (Hamburg 1958), Beiheft Nr.
116 (Anmerkungen von L. Rellstab);
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
hagen), Lieferung 7 (Hamburg 1968), Beiheft Nr.
347 (Anmerkungen von D. Hooper);
40. Td6-d7t Kf7-g6
F. Reinfeld, Dr. Lasker's Chess Career, Part I (New
41. Kd5-e6 h5-h4
York 1935), S.43-44.
42. Td7-d1 h4-h3
43· Td1 -g1t Th2-p 1. d2-d4 d7-d5
44· Tg1 xpt h3Xg2 2. C2-C4 e7-e6
45· La3-c5 Lf6 -d8 3· Sbl-C3 Sg8-f6
46. b2-b4 Kg6-g5 4· f2-f3 (?)
47 · Ke6-d7 Ld8-f6
Dies ist ein schlechter Zug: dem Königsspringer
4 8. b4-b5 Kg5-f4
wird das Feld f3 genommen und die Diagonale a7-
49· b5-b6
g1 wird geschwächt. Weiß kommt nicht zu e2-e4.
Schwarz gibt auf.
4· q-c5
5· d4XC5 (?)
Diese Partie entmutigte Steinitz wiederum zutiefst.
Es folgt seine wohl schwächste Leistung in diesem Dies hilft dem Schwarzen, seinen Läufer mit Tem
Wettkampf. pogewinn aufdas bestmögliche Feld zu entwickeln.
Nötig ist das bescheidene 5. e3.
5· Lf8xc5
6. qxd5?
6. Sf6xd5 (?)
Sd5xC3?
10. PART I E : S T E I N I TZ - L A S K E R 123
Indem Schwarz den Damentausch gestattet, ver Besser ist 17. Le3, und der Vorteil des Schwarzen
gibt er beinahe seinen gesamten Vorteil. Nach hält sich immer noch in Grenzen.
7 . . . Dh4t 8. g3 Sc3: 9. Dd3 (9. bc3: Df6 ist nicht bes
17. . .
. e6-es?
ser, und 9· gh4: Sd1: führt zu einem hoffnungslosen
Endspiel) 9 . . . De7 10. bc3: o-o ist die Lage des Wei Obwohl Lasker es für verfehlt hält,2 30 sollte
ßen beklagenswert. Schwarz die Stellung öffnen: 17 . . . efs:, und nun:
I 18. Lf4t Ld6 19. es Le7 20. e6t Kc8 21. ef7= Tf8.
8. Dd1 xd8t Ke8xd8
Es droht 22 . . . gs; Weiß verliert einen Bauern
9· b2XC3 Sb8-c6
ohne genügenden Ersatz.
10. Sg1-h3 II 18. efs: Tds 19. Lf4t Ld6 20. Ld6:t Td6:
Der Läufer des Schwarzen muß von seinem star 21. o-o-o Se7, und auch hier ist die Lage von
ken Posten auf es vertrieben werden. In Betracht Weiß mißlich. Nach dem Partiezug bleibt der
kommt auch 10. f4 Ke7 u . Ld3 gefolgt von Ke1-e2 Vorteil des Schwarzen gering.
und LCI-e3. 18. Le1-g5 (?)
10. Kd8-q Es ist nicht einzusehen, warum Weiß dem Geg
1 1. Sh3 -f4 Th8-d8 ner ein Tempo zur Verteidigung des Bauern auf es
12. Sf4-d3 Lcs-d6 schenkt.
18. f?-f6
19. Lgs-e3 Ta8-c8
20. 0-0-0
13. b?-b6
1 4. Sd3-f2 Ld6-cs
21. Sd3-f2?
15. Lfl-e2 Lc8-b7
16. Sf2-d3 Lcs-f8 "Falls 21. Kb2 Sas 22. Sfz, so würde Schwarz die
17. f4-fs? Partie mit 22 . . . Ld6 gefolgt von Sas-C4 oder, wie
Hier steht der Läufer nicht gut; er hindert den 1 5 . b4-b5 Sc6-e7
Schwarzen daran, seinen Damenläufer mit b7-b6 16. Sf3-e5
nebst Lc8-b7 zu entwickeln. In der letzten Wett
Falls Weiß sofort 16. a4 spielt, kann sich Schwarz
kampfpartie spielte Steinitz in derselben Stellung
mit 16 . . . Sg6 einigermaßen erholen.
11. . . TdSt nebst 12 . . . LfS; besser ist jedoch einfaches
1 6. ... Ld7-e8
12 . . . Le7. Auch 12 . . . Ld6 13. Ke2 Ses dürfte zum Aus-
gleich führen. Es scheint sinnlos zu sein, diesen wertlosen Läufer
12. Kd1-e2 Lc8-d7 vor dem Abtausch zu bewahren; aber andere Züge
1 3 . LC4-b3 TaS-cS versprechen nichts Besseres. Zwei Fortsetzungen
14. Lc1-b2 kommen in Betracht:
I 16 . . . Sg6
A) 17. SC4 Lq 18. a4 (18. b6 Ld8 verspricht dem
Weißen nicht viel; der weißfeldrige Läufer des
Schwarzen gewinnt das schöne Feld c6) 18 . . . b6
19. Thd1 Tfd8. Ich sehe keine Möglichkeit für
Weiß, die Schwäche des Bauern auf b6 auszu
nutzen.
B) 17- Sd7: Sd7: 18. Sa4 Lq 19. Thd1 Tfds 20. Tac1.
Ich glaube nicht, daß Schwarz überleben kann;
Weiß plant zum Beispiel fz-f4, g2-g3 und e3-
e4.
II 16 . . . Tfd8 wurde schon von S. Tinsley vorge
schlagen233 und von P. Benkö aufgegriffen. 2 34
Weiß hat folgende Möglichkeiten:
14 . ... A) 17. SC4 Lq 18. b6 Lb8 19. Sa5: Lc6. Auf Kosten
Der Hauptnachteil des Zuges besteht darin, daß eines nicht allzu wichtigen Bauern ist es dem
er dem weißfeldrigen Läufer des Schwarzen ver Schwarzen gelungen, seine Kräfte wirksam ins
wehrt, noch jemals ein erfreuliches Wirkungsfeld Spiel zu bringen. Gelegentlich mag er den Bau
zu finden; außerdem wird die Bauernstruktur des ern aufb6 zurückerobern können; er hat Ret
Schwarzen am Damenflügel verzogen. tungsaussichten.
A. Soltis schlägt 14 . . . Lq mit der Idee Sc6-es vor. B) 17- Sd7= Sd7: (17 . . . Td7= 18. Sa4 macht keinen bes
Nach 15. Tan (15. Sb5 wird mit 15 . . . Sa5 beantwor seren Eindruck) 18. Sa4 Lq (Auf l8 . . . La7 folgt
tet) 15 . . . Se5 16. Sd4 LbS (Auf 16 . . . Lb6 folgt 17- Scbs) 19. Lc3) 19. Thd1.
17. Sb1 und schließlich nach angemessener Vorbe
reitung fz-f4 behält Weiß vielleicht einen winzigen
Vorteil.
Am natürlichsten sieht 14 . . . TfdS aus. 232 Auch jetzt
kann auf 15. Sa4 die Antwort 15 . . . Sa5 erfolgen.
Nach 16. Sb6: Sb3: 17. SeS: Lb5t 18. Ke1 Sa1: scheitert
19. Sa7: an 19 . . . Sc2 matt; Schwarz behält Vorteil.
Nach 16. 1hd1 Le8 hat er keinen Grund zur Sorge.
Nach dem Textzug finde ich keine Rettung mehr
für Schwarz.
232. Dies wurde schon von J. Showalter in einem der Zeitungsartikel vorgeschlagen.
233. Siehe Str. 1894, S . 2 1 1 (Tinsbey ist sicher ein Druckfehler).
234. Laut A. Soltis, S.38.
126 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
Jetzt scheitert 19 . . . Le5 an 20. Td7:, und daher L . Hoffer236 schlägt 2 0 . . . ed5: 21. Sd2 Le6 22. Lf6:
kann sich Schwarz nicht entlasten. Ich halte gf6: vor, doch kann ich mir nicht vorstellen, daß
seine Stellung für hoffnungslos. Schwarz nach 23. Sf3 Le5 24. Thd1 auf die Dauer
Nach dem Textzug muß Weiß immerhin für den überleben kann: der Übergang in ein Endspiel mit
Schutz des Bauern aufbs sorgen und verliert daher ungleichen Läufern bietet keine Rettung, solange
die Möglichkeit zu Sc3-a4. noch Türme auf dem Brett sind.
17. 33-34 Lb6-q 2 1 . Sq-es Lqxes
18. Ses-C4 Le8-d7 Es gibt nichts Besseres:
19. Tu-CI I 21. . . Tfd8 22. Sd7: Td7: 23. Lds: und 24. b6; Weiß
Zu Recht verwarf Lasker die Fortsetzung 19. b6 gewinnt.
Ld8 20. Sas: Lb6: 21. Sb7: Tb8 22. Sd6 Le3: mit etwa II 21. . . LeB 22. Sd3 (22. La3 ist schlecht wegen der
gleichem Spiel. 2 35 Antwort 22 . . . Les: 23. Tc8: Lbs:t, und das Glei
che gilt nach Zwischentausch auf ds) 22 . . . fs
19.
(Dies deckt indirekt den Turm auf eS, weil Le8-
0 0 0
Dies wird sowohl im Buche von Reinfeld und Fine hst möglich wird) 23. Ses mit entscheidendem
wie in dem Werk von Soltis als der entscheidende Bauerngewinn.
Fehler betrachtet. Sie schlagen 19 . . . b6 vor. III 21 . . . Sf6 22. Thd1, und Schwarz muß doch auf
I 20. Thd1 Tfd8 21. Sd6 Ld6: (Reinfeld und Fi es tauschen, denn nach 22 . . . Tfd8 23. Sd7: Sd7:
ne geben nur 21. . . Tb8 an, aber nach 22. La3 (23 . . . Td7: scheitert an 24. b6 Td1: 25. Ld1:)
ist die Stellung des Schwarzen hoffnungslos) 24. La3 gibt es keine Verteidigung gegen die
22. Td6: Tc3: 23. Tc3: Lbs:t 24. abs: Td6: 2s. La3 Drohung 25. Le7; zieht der Springer, so folgt
Td7 26. Le7: Tq 27. Tc6. Weiß gewinnt den Bau 26. Tq:.
ern auf b6, aber es ist nicht deutlich, ob sein 22. Lb2xes f7-f6
Vorteil zum Gewinn genügt.
A. Soltis empfiehlt 22 . . . Sf6 23. Lq Ta8, aber nach
II 20. La3 Tfe8 21. Ld6 (Weniger klar ist 21. e4,
24. f3 gefolgt von e3-e4 ist die Lage des Schwarzen
denn Schwarz hat die Antwort 21 . . . Seds)
völlig hoffnungslos. Auch die Folge 22 . . . f5 23. f3
21 . . . Seds (Auf 21 . . . Ld8 folgt 22. Les Sfs 23. Lf6:
bietet keine Aussichten auf Rettung.
Lf6: 24. Se4 Tb8 2s. g4 Sh4 26. Sf6:t gf6:
27. Thd1, und Weiß gewinnt) 22. Lq: Sc3:t 23. e3-e4 f6xes
23. Tc3: Tq: 24. Td3 Sds 25. Thd1 24. e4xds Kg8-f7
2 S . Th 1 -d1?
168
2 3 5 . Vgl. F. Reinfeld und R . Fine, Dr. Lasker's Chess Career (New York 1935), S.45; A . Soltis, Why Lasker Matters (New
York 2005), S.38.
236. CM XV (Juni 1894), S.301.
11. PART I E : L A S K E R STEINITZ 127
Nach dem Textzug geht es schnell zu Ende. Natürlich bringt 3 2 . . . Kg7 33. Kes: b 6 (33 . . . Kh7:
wird mit 34. Kf6 beantwortet) 34. h4 dem Schwar
26. ds-d6t Ke7-f6
zen keine Rettung.
27. Ke2-e3 Tc8xCI
g6-gs
M. Ögorin gedenkt mit 27 . . . h6 28. Ke4 LeB 29. Tc8:
Lg6t 30. Ke3 Tc8: remis erzielen zu können, 241 aber Auf 33 . . . b6 folgt 34· gst Kgs: 35· Kes: nebst 36. Lg8.
nach 28. Tq oder 29. Tq muß Schwarz bald auf
34· Ke4-f3 Kf6-f7
geben.
3 5 · Lh7-e4 Kf7-e8
28. Tdl XCl TfS-cS 36. h2-h4 Ke8-d7
29. Tc1 xc8 Ld7XC8 37· h4-h5 Kd7 -e8
30. Lb3-C2 Kf6-f7 (Abgabezug) JS. Kf3-e3
Kf7-f6
16. Des: Dgs 17. Dds: Td8 18. De4 (Falls 18. h4, so
174 18 . . . De3:t mit überlegener Stellung, und falls
18. Df3, so gewinnt 18 . . . Lg4) 18 . . . Lfs 19. Db7:
TabS 20. Dc6 Tb6 mit Gewinn an. 250 Weiß kann
jedoch an verschiedenen Stellen von dieser Zug
folge abweichen; auf jeden Fall muß er im 19.
Zuge an Stelle von 19. Db7:? mit 19. h4 Dhs
(19 . . . Tdit 20. Kd1: Dhst 21. g4 Lg4:t 22. Kd2
Lf3 23. Df4 Lh1: 24. Ld3 führt zu besserer Stel
lung für Weiß) 20. Da4 fortfahren. Er behält
die etwas bessere Stellung.
Bb) 1s . . . Sd7 16. Sq (Nach 16. e6 cds: 17. ed7= Ld7=
entsteht eine Remisstellung) 16 . . . Tb8 17. e6 Ses
(Stellung nach 10 Sj6-e4)
mit unklarer Stellung; Weiß hat Mühe, den
. . . •
Jung ist ungefähr ausgeglichen) 13 . . . Td8: 14. b4 Te8 Springer von q in bewohnte Gegenden zu über
entsteht eine Remisstellung. führen.
II 12 . . . Le7 13. Dc2
1 1. Le7xh4
A) 13 . . . g6 14. e6 Ses: 1s. ef7:t Tf7:
12. Le4-c2
Aa) 16. Dg6:t Tg7 17. Dh6: Db6 18. Sd1 Dast
M. Ögorin schlägt 12. Lb1 vor und führt aus: 12 . . . 19. Sd2 Sb3 20. ab3: Da1:. Die Stellung des Wei
Ses: 13. Sh4: Dh4: 14. Dc2 g6 1s. Sds: usw.249 Die ßen flößt mir kein Vertrauen ein.
Angelegenheit bedarf jedoch genauerer Untersu Ab) 16. Ses Tg7 17. Sg6: Ld6. Schwarz hat vorzügli
chung. che Kompensation für den geopferten Bauern.
Nach 12. Lb1 hat Schwarz zwei plausible Entgeg B) 13 . . . fs 14. ef6: Sf6:.
nungen:
I 12 . . . Ses: 13. De2 176
-�,--.,�-1-..r.;;..t---"�
A) 13 . . . fs
Aa) 14. ef6: Lf6: 1S. Dh7t Kf7 16. o-o Db6 mit un
klarer Stellung.
Ab) 14. Sh4: Dh4: 1s. Sds: mit Vorteil für Weiß.
B) 13 . . . g6 14. Sh4: Dh4: 1s. Sds:
17S
ge 13. Lb1 und 13. Lc2 dürften in etwa gleichwertig 15. h2-h4 (?)
sein; in beiden Fällen entsteht ein scharfes Spiel Es gilt, die Folgen des Vorstoßes im Zentrum zu
mit ungefähr gleichen Aussichten für beide Seiten. untersuchen: 15. e4, und nun:
12. I 15 . . . de4: 16. De3 Db6 17. Se4:. Die Stellung
13. Dd1-d4 des Weißen macht einen guten Eindruck. Auf
17 . . . Le6 folgt 18. Sd4, und 18 . . . La2: scheitert an
Hier gibt es eine Menge plausibler Fortsetzungen: 19. Sf5.
I 13. Sh4: Dh4: 14. Dd4 (14. o-o f5 führt zu etwa II 15 . . . Se6 16. Dd3 d4
gleichem Spiel) 14 . . . Dd4: 15. ed4: Se6 16. Se2 f6 A) 17. Se2 c5 18. Lb3 a4 19. Lq Sq 20. Sf4 b5 21. Ld5
17. f4 fe5: 18. fe5: b6 nebst c6-c5, und Schwarz Sd5: 22. Sd5: (Auf 22. ed5: folgt 22 . . . Lg5 23. Sg5:
hat keinerlei Schwierigkeiten. hg5: nebst 24 . . . Dd5:) 22 . . . Le6 mit besserer Stel
II 13. o-o Lg4 14. b4 L[J: 15. Df3: Sd7 mit gleichem lung für Schwarz.
Spiel. B) 17. Sd4: Sd4: 18. Dd4: Lg5t 19. Kb1 Dd4: 20. Td4:
III 13. b4 Se6 14. Dd3 g6 15. o-o (Nach 15. Sh4: Dh4: Lf4. Schwarz hat das bessere Endspiel.
droht sowohl 16 . . . Db4: wie 16 . . . Dg5) 15 . . . Le7 Sofortiges 15. e4 ist nicht das Beste. Steinitz
mit etwa gleichem Spiel. schreibt:252 "Beide Spieler stoßen ihre Bauern ge
Der Textzug ist ebenfalls nicht schlecht. gen den gegnerischen König vor, nachdem sie nach
13. ... entgegengesetzten Seiten rochiert haben, und so
14. 0-0-0
werden Schwächen für das Endspiel in beiden La
gern geschaffen. Weiß hätte als Vorbereitungszug
"Nach diesem Zug beginnen die Spieler den An besser 15. Df4 mit der Drohung 16. e4 gespielt."
griff auf den gegnerischen König; der Angriff auf Weiß kann in der Tat ohne den Vorstoß e3-e4 nicht
den König des Schwarzen scheint mir gefährlicher gut auskommen. Auf f4 steht die Dame des Wei
zu sein," äußert M. Ögorin!51 ßen aber nicht gut; sie ist noch stets der Angriffs
Der Partieverlaufbestätigt dieses Urteil nicht; der möglichkeit durch Sc5-e6 ausgesetzt und kann
Bauernsturm des Nachziehenden kommt zuerst. die Diagonale b1-h7 kaum jemals unter günstigen
Der Vorteil der langen Rochade gegenüber der kur Umständen besetzen. Nach 15 . . . a4 oder 15 . . . Db6
zen Rochade besteht darin, daß Weiß ein Tempo hat Schwarz vorzügliches Spiel.
zur Einflußnahme im Zentrum gewinnt; dort hätte Ein Vorbereitungszug für diesen Vorstoß, der
er in der Folge Spiel suchen sollen. mehr Nutzen bringt als 15. h4 oder 15. Df4, ist in
a5-a5 dessen 15. Kb1. Nach 15 . . . b5 16. e4 b4 17. Sa4 Se4:
18. Le4: dq: 19. De4: Dq hat Weiß - anders als
nach 15. h4 - die Fortsetzung 20. Tc1 nebst Sa4-c5
177 zur Verfügung. Er kann auf einen leichten Vorteil
hoffen.
15. b7-b5
(siehe Diagramm qB)
179
Aa1) 21. Dq: dq: 22. Td8: Tfd8: 23. Sd4 b3, und der
Angriff des Schwarzen dringt durch.
Aa2) 21. b3 Lb3: 22. ab3: Sb3: 23. Dd3 a2t 24. Kb2
Offenbar erinnerte sich Lasker an den Zug 23. g6
Ta3 25. De2 Das. Schwarz mahlt zuerst.
in der siebten Wettkampfpartie; aber hier ist dieses
Aa3) 21. Sd2 b3 22. Sq: ba2:t 23. Ka2: ab2:t 24. Kb1
Vorpreschen nicht so stark.
(24. Kb2: DbSt ist ebenfalls hoffnungslos für
M. Ögorin bemerkt:255 "Stärker wäre gewesen: Weiß) 24 . . . Ta1t 25. Ke2 Ta4 26. Ld3 Db8
17 . . . a4 18. gs b3 19. ab3: ab3: 20. Lb1 Ta4 21. Dd2. 27. Db2: dq: 28. Le2 Da7, und Weiß wird bald
Jetzt gewinnt Schwarz mit 21 . . . Lg4 22. Sfd4 Tqt zusammenbrechen.
mindestens die Qualität, aber 21. . . Ta1 mit der Dro- Ab) 20. gs bietet bessere Aussichten als 20. Kb1,
hung 22 . . . Lfs, und falls 23. Sfd4, so 23 . . . Se4 gefolgt zum Beispiel 20 . . . a3 (Auch nach 2o . . . La2:
von 24 . . . Db6 oder sofort 23 . . . Db6 oder 23 . . . La6 21. Sd2 bleicht die Lage unklar) 21. b3 Lb3:
wäre noch wirksamer." 22. gh6: La2: 23. Sd2 g6 24. Tdg1 mit einer unkla
In der Tat gewinnt Schwarz nach 20 . . . Ta4 ohne ren, äußerst zweischneidigen Stellung. Ich wage
jede Schwierigkeit. Am einfachsten ist vielleicht kein Urteil über die beiderseitigen Aussichten
21. Dd2 Se4 22. Le4: de4: 23. Dd8: Ta1t 24. Kd2 zu fällen.
TdS:t 25. Sfd4 Tdi:t 26. Td1: es mit Figurengewinn. B) 18 . . . b3 19. a3 Lfs: 20. gfs: Se4 ist wirksamer als
Nach 17 . . . a4 muß Weiß Maßnahmen gegen die 18 . . . La6. Nach 21. Th2 (Die Fortsetzung 21. f6
Drohung 18 . . . b3 ergreifen, indem er seinen Läufer Lcs 22. Dd3 Sf2: ist hoffnungslos für Weiß)
von c2 entfernt. Zur Rettung der Partie dürfte dies 21. . . DeS 22. f6 gf6: wird die Dame des Schwar
nicht ausreichen: zen mit großer Wirksamkeit nach fs gelangen;
18. Lb1 a3 19. b3 (19. g5 wird einfach mit 19 . . . h5 Schwarz hat einen Mehrbauern bei besserer
abgewehrt; auf andere Züge wie 19. Thg1 folgt Stellung und steht auf Gewinn.
19 . . . b3 mit entscheidendem Angriff) 19 . . . Sb3:t Nach dem Textzug ist die Stellung in etwa im
20. ab3: a2 21. La2: Ta2:, und der Angriff des Gleichgewicht.
Schwarzen dringt ohne weiteres durch: es folgt
18. a2xb3 TaS-bS
c6-c5, Dd8-a5 oder Ähnliches.
19. Dd4-C3
II 18. Lfs war von Steinitz als Antwort vorgese
hen. 2 5 6 Schwarz hat verschiedene Möglichkei "Steinitz spielt schüchtern; er führt den Angriff
ten: ohne Zutrauen und sogar in einer wenig folge
A) 18 . . . La6 19. Sf4 Lq richtigen Weise. Er brauchte den Bauern nicht zu
verteidigen; mit 19. g5 konnte er gute Ergebnisse
(siehe Diagramm 181)
erzielen: 19. gs Tb3: (falls 19 . . . hs, so 20. Dc3 gefolgt
Aa) 20. Kb1 a3 von 21. Sfd4 und 22. f4 oder zuerst 21. Sg3) 20. gh6:
Tb4 21. hg7: Td4: 22. gfB:D+ Kf8: 23. Sd4:, und zwei A ) 2 2 . . . Sb3:t 23. Lb): Db3: 24. Db3: Tb3: 25. Sd4
Türme samt dem freien h-Bauern sind stärker als Tb7 26. Sf5 g6 27. h5 g5 28. Sh6:t Kh7 29. Sf5
die Dame." Dies legt M. Ögorin dar.257 TfbS 30. Se7: Te7: 31. Tg5: Teb7. Die Stellung
Nach 19. g5 dürfte als remis einzuschätzen sein.
B) 22 . . . Tfe8 23. Sd4 (Nach 23. e6 Se6: 24. Sf4 d4
182 25. Se6: fe6: 26. Dd3 Lf6 hat Schwarz Vorteil)
23 . . . Lf8. Auf 24. Sf5 folgt 24 . . . Te6; Schwarz hat
nichts zu fürchten.
Der Textzug ist gefährlicher für Schwarz.
Auch nach dem Textzug behält Weiß einen leich 34. Kc2 TcbS. Der Vorteil des Schwarzen ist of
ten Druck. Als schweren Fehler kann man ihn fensichtlich.
sicherlich nicht betrachten; die anderen von M . II 34. Se4: Tcbs 3S- fgs: Les: oder 3S- Sds Lc6 ist
Ögorin vorgeschlagenen Züge führen keineswegs offensichtlich auch nicht angenehm für Weiß.
zu greifbarem Vorteil. Steinitz selbst gibt 2S. Kd2 III 34· SeS: Tqt
den Vorzug,26 3 aber einen großen Unterschied zu A) 3S- Kb2 Te3: 36. Sd6 gf4: 37- Sge4: Les:t 38. Ke2
dem Textzug macht dies nicht. Lc6, und Weiß fällt auseinander.
26. ... Le7-f8 B) 3S- Kd2 Td3t 36. Ke2 (Die Fortsetzung 36. Ke2
27. Sf4-e2 Lg4t 37· Kf2 gf4: ist noch unerquicklicher für
Weiß) 36 . . . Lc8: 37· fgs: Te3: 38. g6t Kg8 39· Td1
In der "Deutschen Schachzeitung" wird die Fort
Les: 40. TdSt Kp 41. Tc8: Tc3t 42. Kd2 Tg3:
setzung 27. e6 Se6: 28. Sde6: Le6: 29. Se6: fe6:
43· gf7: Kf7: 44· Tcs:, und Weiß wird sich so
30. Tg6:t vorgeschlagen;2 64 nach 30 . . . Kf7 kann
eben halten können.
man die Stellung als remisartig bezeichnen. Der
Der Partiezug dient dazu, die Fortsetzung Se4-f2
Textzug kann die Position des Schwarzen freilich
zu verhindern. Er ist natürlich nicht dazu geeig
auch nicht erschüttern.
net, dem Weißen Vorteil zu verschaffen. Aber auch
27. Lf8-g7 andere Fortsetzungen sind nicht gewinnträchtig;
28. h4-hs g6- gs nach 30. S[J g4 (30 . . . Sf2 wird mit 31. fgs: beant
29. fJ -f4 Scs-e4 wortet; Weiß erhält Vorteil) 31. Le4: de4: 32. Sd2 es
30. Tg1-g2 33. Kc2 a4 oder 33. Sg3 C4 entstehen scharfe Stellun
"Zu viel der Vorsorge, wie es übrigens mehrmals gen, die wohl als ausgeglichen zu bewerten sind.
in dieser Partie vorkam. Mit der Fortsetzung
c6-cs
30. Le4: de4: 31. Sg3 konnte er mindestens einen
cs-q
Bauern gewinnen und einen offensichtlichen Vor
teil erhalten, denn falls 31. . . es, so würde 32. Sdfs Nach 31. .. g4 32. Le4: (32. Sd2 fs sieht recht gut für
den Gewinn der Qualität drohen. Es war also Schwarz aus) 32 . . . de4: 33. Sd2 ergibt sich die Stel
vorteilhaft, den Springer zu nehmen," analysiert lung, die entsteht, wenn Weiß in der beim 30. Zu
M. Ögorin. 265 ge von Weiß zuletzt angegebenen Variante mit
Die Stellung, in der M. Ögorin seine Ausführun 33. Tg2 fortfährt. Nun erfolgt auf33 . . . q die Ant
gen abbricht, ist jedoch günstig für Schwarz. Er wort 34· bq: a4 3S- Sd4 a3 36. Se4:, und 33 . . . a4 wird
fährt mit 32 . . . Tb3: 33- Se7t (Auf 33. Kc2 geschieht mit 34. ba4: Ta8 3S· Sg3 Ta4: 36. Thg1 beantwortet;
natürlich 33 . . . Tcb8) 33 . . . Kh7 fort. die Stellung ist in etwa im Gleichgewicht.
Der Partiezug führt zu umfangreichen Bauerntäu
186 schen; dadurch rückt der Remisschluß näher.
32. b3 XC4 TcSxq
3 3 · S(J-d2
263. Zeitungsspalte.
264. DSZ 1894, S.166.
265. Str. 1894, S.215.
13. PART I E : L A S K E R - S T E I N ! TZ 137
13. Partie
E M . LAS K E R - W. S T E I N I T Z
Montreal, s.5.1894
Spanisch (C68)
Frühere Bearbeitungen:
DWS 1894, S.175-176;
DSZ 1894, S.167-168;
BCM 1894, S.267-268;
CM XV (Juni 1894), S.303-305;
Str. 1894, S.216-219;
C. Devide, William Steinitz - Selected Games, New
York 1974 (Erstveröffentlichung 1901), S.86-88;
(Stellung nach 32. . . . Tc8XC4)
LCM IV (1906), S.194-195;
36. f4xgs Lf6xgs L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter
37· Th i -b l Tb8Xbl Band (Ansbach 1921), S.27-28;
38. Lc2xb 1 Kg8-f8 Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
39· Se2-d4 Kf8-e7 hagen) , Lieferung 11 (Hamburg 1958), Beiheft Nr.
40. Lb 1 -a2 TC4-C5 119 (Anmerkungen von L. Rellstab);
41. Kd2-d3 Ke7-d6 Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
hagen), Lieferung 7 (Hamburg 1968), Beiheft Nr.
"Falls 41. . . Le8, so 42. Sf5t Kf6 43. Kd4; aus diesem
350 (Anmerkungen von D. Hooper);
Grunde hat Schwarz die sichere Fortsetzung vor
J. I. Nejstadt, Pervyj cempion mira (Moskau 1971),
gezogen," schreibt Lasker. 266
S.220-225.
1. e2-e4 e7-e 5
"Vielleicht war 42 . . . Kq stärker," gibt J.-D. Seguin 2. Sg1-f3 Sb8-c6
an. 267 Nach 43· Tf2 hat Weiß aber keine Mühe, die 3· Lfl-bs a7-a6
Partie zu halten; seine Figuren sind aktiv aufge 4· Lbsxc6 d7XC6
stellt, und die Anzahl der Bauern ist schon stark 5· d2-d4
eingeschränkt.
Dies ist das erste Mal, daß Lasker aus der Spani
43 · Tb2-b6t Kd6-q schen Abtauschvariante direkt ins Endspiel über
44 · Tb6-a6 Kq-b7 ging. Bislang hatte er diese Variante erst einmal im
45 · Ta6-d6 Kb7-C7 Turnier angewandt, und zwar in der Partie Lasker
46. Td6-a6 Kq-b7 Mortimer, London 1892; dort spielte er 5. o-o. Spä
47 · Ta6-d6 Kb7-C7 ter errang Lasker zwei berühmte Siege mit diesem
48. Td6-a6 Kq-b7 Abspiel, und zwar in der ersten Wettkampfpartie
49· Ta6-d6 Kb7-C7 gegen Tarrasch 1908 und in der Entscheidungspar
so. Td6-a6 Kq-b7 tie gegen Capablanca, St. Petersburg 1914; bei der
ersten Anwendung war er nicht so erfolgreich.
Remis .
5· es xd4
6. Dd 1Xd4 Dd8Xd4
7· Sf3 Xd4 c6-c5
8. Sd4-e2 Lc8-d7
268. Zeitungsspalte.
269. Str. 1894, S.216.
270. Laut D. Hooper, Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wildhagen), Lieferung 7 (Hamburg 1968), Beiheft Nr.
350, überlegte Lasker vierzig Minuten an diesem Zug; ich finde aber keine anderen Quellen für diese Behauptung
außer Nejstadt, der es von D. Hooper übernommen haben wird.
2 7 1 . Str. 1894, S.216-217.
13. PA RT I E : L A S K E R - S T E I N I T Z 139
beantwortet.
B) 17. Sds
Ba) 17 . . . Tde8 18. e6 Te6: (18 . . . fe6: 19. Sq: ist nicht
erfreulich für Schwarz) 19. Te6: fe6: 20. Se7t
Kd8 21. Sc6:t bc6: 22. Se4 Kc8 23. c3. Schwarz
dürfte nicht viel Freude an seinem Mehrbauern
haben.
Bb) 17 . . . Lds: 18. Tds:
Schwarzen vorrücken, ehe der Springer nach b6
Bb1) 18 . . . The8 19. Se4 Ses: 2 0 . Td8:t Kd8: 2 1 . Tdtt
gebracht wird.
Kc8 22. Ses: mit Ausgleich.
Bb2) 18 . . . Tde8 19. C3 mit etwa ausgeglichener Stel 16. Sg3-fi
lung.
Für diesen Zug hat Lasker herben Tadel geerntet.
II 16. Sge2 ist sehr solide: der Springer wird
"Weder hinter diesem Zug noch hinter den zwei
von seinem unwirksamen Posten entfernt, die
vorhergehenden kann man einen bestimmten Plan
Punkte C3 und d4 werden überdeckt. Nach
entdecken," meint M. Ögorin.2 74
16 . . . bs folgt 17. LCI Sb6 (17 . . . b4 wird mit 18. Sds
"Lasker befolgt auch in dieser Partie sein beliebtes
bedient) 18. Td8:t Td8: 19. Td1 mit gleichem
Prinzip, nichts zu thun und abzuwarten, ob viel
Spiel.
leicht ein Fehler kommt - aber diesmal hat er kein
Jetzt erhält Schwarz einigen Druck.
Glück damit," schreibt ein unbekannter Kommen
1 5. ... Sd7-b6 (?) tator.275
In Wirklichkeit ist es höchst verständig, den
Pillsbury schlägt 1s . . . Sf8 vor,272 aber dies ist etwas
Schimmel nicht länger auf g3 verschimmeln zu
langsam; nach 16. Les f6 17. Lc3 bs 18. b3 Se6 19. Se3
lassen.
hat Weiß nichts zu fürchten.
Lasker sagt: "1s . . . The8 wäre stärker gewesen; Weiß 16. Td8-d7
kann nicht seinen Läufer gegen den Springer tau 17. Lf4-e3 (?)
schen, und der wird später eine beherrschende
"Wieder ein unnützer Zug; besser wäre 17. Sf2 nebst
Stellung auf d4 (über c6) oder auf d3 einnehmen,
Ta1-d1," meint derselbe Kommentator27 6 - und
falls der c-Bauer vorrückt."273
damit hat er recht.
Laskers Ausführungen sind ein wenig zu allge
mein, und der Zug 15 . . . The8 bringt keinen be 1]. Th8-d8
sonderen Nutzen; er gibt dem Weißen Zeit, seine 18. b2-b3 (?)
Springer, die sich vergaloppiert haben, auf besse
Zur Unzeit gibt Weiß dem Gegner eine Angriffs
re Felder zu führen. Besser als Laskers Vorschlag
marke am DamenflügeL Er sollte Veränderungen
gefällt mir die Fortsetzung 15 . . . Lf6 16. c3 bs
seiner Bauernstellung vermeiden und seine Figu
(siehe Diagramm 190) renstellung zu verbessern suchen. Vorgeschlagen
nebst bs-b4 oder Sd7-b6-a4 mit starkem Druck wurde in alter Zeit 18. Sf2, 277 doch ist die Ant
am Damenflügel; jedenfalls sollte der b-Bauer des wort 18 . . . Sq unangenehm für Weiß, denn auf
19. Sd3 folgt 19 . . . Td3: 20. cd3: Sb2: mit bedeuten zen nicht entscheidend aus, zum Beispiel 21 . . . cb3:
dem, wahrscheinlich entscheidendem Vorteil für 22. ab3: Lbs 23. Sg3 mit der Absicht Kg1-f2 und Sg3-
Schwarz. Mir scheint 18. Lf2 die angewiesene Fort e2 oder 21. . .fs 22. efs: gfs: 23. Td7: Td7: 24. SC4: SC4:
setzung zu sein; es ist schwierig für Schwarz, Fort 25. bC4: mit unklarer Stellung.
schritte zu machen. L. Hoffer empfiehlt 19. Sf2;280 der Zug führt zu ähn
lichen Bildern wie 19. Sb2. Der Springer steht auf
18 . . . . c s -C4
f2 sicherer als auf b2; dafür entfällt die Drohung
Le3xb6. Auch hier hält sich der Vorteil des Schwar
191 zen in Grenzen.
Ich vermute, daß man nach dem Partiezug von
einer Gewinnstellung für Schwarz sprechen darf.
19. C7Xb6
20. b3 XC4
26 . . . Lbs 27- a4 Ld3 28. Sc3: Lc2: 29. Sge2 Lc3: II 2s. Sfs Td3 26. Se7t (Auf 26. TaCI folgt wie
30. Sc3: Lb3:, und Schwarz gewinnt. der 26 . . . Tf3:, und nach 27. Se7t Le7: hat Weiß
Ich halte dafür, daß auch mit 20. Sde3 die Partie weder mit 28. gf3: Lf3:t 29. Kg1 Lest noch
nicht mehr zu retten ist. mit 28. Te7: Tf2 Rettungsaussichten) 26 . . . Kq
27. TaCI T8d7 28. Sdst Lds: 29. cds: T7ds:
20. . ..
30. Te4 Td1 31. Te1 Te1: 32. Te1: Td3, und auch
E s ist nützlich, den Springern des Weißen den hier verbürgt dem Schwarzen sein Stellungs
Stützpunkt auf d3 zu nehmen und das Feld den vorteil den Sieg.
eigenen Türmen zugänglich zu machen.
III 2s. Sds gibt dem Schwarzen weniger Zeit, sei
2 1 . C2-C3 nen König zu aktivieren, aber nach 2s . . . Lds:
22. Kg1 -h1 26. cds: Tds: kann Weiß doch nichts Fruchtba
res unternehmen: 27. Te4 Td1 28. Te1 Ta1: 29. Ta1:
Kq führt zu einer ähnlichen Stellung wie in Ab
spiel II angegeben.
Weil Weiß seine Möglichkeiten nicht wahrnimmt,
werden in der Partie später ähnliche Stellungsbil
der entstehen.
23. Tu -e1?
2 8 1 . Zeitungsspalte.
142 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER STEINITZ
194
195
(Abgabezug)
Ich gebe die Meinungen der alten Meister zu die
sem Zuge wieder:
"25. Sd5 hätte den Widerstand vielleicht verlängert,
würde aber kaum das Spiel ausgleichen, zum Bei
spiel 25. Sd5 fe4: 26. fe4: Tf8 27. Te2 h5 mit starkem
Angriff." Dies ist das Urteil von Steinitz. 2 84
"Ein Fehler, der den sofortigen Verlust der Partie
282. Zeitungsspalte.
283. 5tr. 1894, 5.217.
284. Zeitungsspalte.
285. 5tr. 1894, 5.217-218.
13. PART I E : L A S K E R STEINITZ 143
286. Zeitungsspalte.
287. Str. 1894, S.218.
144 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
der Springer, sein König ist aktiv und wird sich 29. Tdsxdt
auf die verzogene Bauernstruktur des Weißen 30. Tet xd t fs-f4
am Damenflügel stürzen, der f-Bauer ist gefähr 3 1 . Kh t -h2 (?)
lich. "Die beste Chance des Weißen besteht in der Ant
Weiß dürfte also nach 27 . . . b5 verloren sein. Nach wort 31. g4 mit der Fortsetzung 32. Kg2 oder 32. Td2
dem Textzug kann er aufatmen. abhängig davon, ob Schwarz 31 . . . Te8 spielt oder
den Bauern en passant nimmt." Das hat J. Mason
28. C4Xd5 beobachtet. 290
Nach 31. g4 fg3: 32. Kg2 Kq (Mit 32 . . . h5 33. h4 Le7
34· Td4 erreicht Schwarz nicht mehr) 33. Td5 nebst
34. Th5 und eventuell Sfi-d2-e4 hat Schwarz kei
nen Vorteil.
Nach 31. g4 TeB 32. h4 b5 33. g5 Kq (Auf 33 · . . Lf2
lautet die Antwort 34· Td5) 34· Td2 Te1 35· Kg2 Tc1
199
29. Tct-dt?
M. Ögorin macht darauf aufmerksam, daß Weiß 1 8 . . . Sg4. Natürlich gibt man das Feld d s ohnehin
mit 1s. es Le7 16. Lfs: einen Bauern gewinnen konn nicht gerne ohne Notwendigkeit auf. Der Partie
te. Zwar ist der Sieg für Weiß nach 16 . . . efs: 17. Te7: zug ist nicht zu tadeln.
Sds noch nicht einfach, sollte aber zu bewerkstelli
17. Dq-g7
gen sein. Der Partiezug hat zudem noch den Nach
18. Ta1-d1
teil, daß er dem Schwarzen hilft, die Stellung seines
Damenläufers zu verbessern. "Weiß hat sehr geschickt einen starken Angriff im
Ld7-e8
Zentrum vorbereitet; falls die Gelegenheit sich bie
tet, droht er 19. ds cds: 20. cds: Sds: 21. Tds: gefolgt
durch einen Angriff auf die Dame durch Demas
kierung des Läufers," schreibt Lasker. 292
201
18. ... gs-g4 (?)
203
202
204 20S
Aa) 27. Kh3 Tf6. Jetzt wird 2S. Tf6: Sf6: 29. ds mit Der Zug 2S . . . TacS stellt aber an das Können, die
29 . . . Se4 abgewehrt; die Lage ist nicht klar. Sorgfalt und den Erfindungsreichtum des Weißen
Ab) 27. Lg4: fg4: weit höhere Anforderungen als die Partiefortset
Ab1) 2S. Th6: Kf7 29. Th7t Kg6 30. TaT Tfl 31. ds zung. Jetzt ist der Sieg für Weiß leicht.
cds: 32. cds: TdS, und es ist höchst unklar, ob 26. Te6xc6
Weiß gewinnen kann. 27. b2XC3
Ab2) 2S. Tg6t Kf7 29. Tg4: TedS. Es ist nicht aus
gemacht, daß Weiß über eine technische Ge "Weit schwächer als 27 . . . TaeS. Weiß hätte dann
winnstellung verfügt. den h-Bauern auf Grund der beengten Stellung
seines Königs kaum nehmen können, und wenn
B) 26 . . . Se4 ist ebenfalls nicht ohne weiteres zu
Schwarz den Zugang seiner Türme in das Lager
erledigen:
des Gegners erzwingen kann, wäre es mindestens
Ba) 27- Le4: fe4: 2S. Te4: führt zu derselben Struk
sehr schwierig, eine Mattstellung zu vermeiden."
tur, die im Abspiel I Ab2 entstand; es ist nicht
Dieser Meinung ist Lasker. 298
deutlich, ob der Vorteil des Weißen zum Sieg
Von einem Matt ist aber weit und breit nichts zu se
genügt.
hen. Nach 27 . . . TaeS 2S. es Te1 29. Lb3t Kg7 30. ds
Bb) 27. Th6: Kg7 2S. Te6 Sc3: 29. bc3: es. Die Ret TCl 31. Tqt Kf6 32. d7 gewinnt Weiß mühelos.
tungsaussichten des Schwarzen sich beachtlich. Wichtiger ist es, daß Schwarz die Möglichkeit
Be) 27. g4 ist wohl am stärksten; nach 27 . . . Sc3: TeS-e3xc3 erhält, aber nach 27 . . . TaeS 2S. es Te3
2S. bc3: es 29. Te7 fg4: 30. Lg4: Tc6 31. TaT Cd4: 29. Lb3t Kg7 30. ds Tc3: 31. d6 TdS 32. Tqt Kf6
32. cd4: Tds 33. ds TC4: 34. Le6t Kfs 3S- a4 ist 33. d7 Ke7 34- c6 as 3S- Tcs Tc1 36. Lds a4 37· L[J a3
die Initiative des Weißen vermutlich siegver 37. Lhs hat Schwarz keine Verteidigung gegen die
heißend, aber klar ist die Angelegenheit noch Drohung 3S. q Td7: 39. TeSt, und Weiß gewinnt.
nicht. Die Lage des Schwarzen ist hoffnungslos.
III Zu 26. La4 : Dies sieht am stärksten aus. Nach
2S. Tc6-a6 TfS-f7
26 . . . Sg4t 27- Kh3 Tf6 2S. Tf6: Sf6: 29. ds Se4
29. C4-CS TaS-dS (Abgabezug)
30. Lc6: Sc3: 31. bc3: Kf7 32. g4
"Viel stärker wäre 29 . . . Te7 gewesen. Obwohl Weiß
(siehe Diagramm 205)
auf Grund der drei Züge, die Schwarz verloren hat,
mit Aktivierung des Königs wird der Vorteil eine Möglichkeit gehabt hätte, sich mit 30. g4, gege
des Weißen zum Sieg führen. Auf 32 . . . f4 folgt benenfalls gefolgt durch Ta6-a4, herauszuwinden,
33. Kh4 Kg6 34- es mit der Drohung 3S- d6, und hätte doch dieses Manöver den Gewinn für Weiß
34 . . . TbS wird mit 3S- d6 Tb1 36. g3 abgewehrt. schwieriger gestaltet. "299 Dies meint Lasker.
298. Str. 1894, S.220-221; vgl. LCM IV (1906), S.195. Lasker läßt offen, ob er 27. . . Tfe8 oder 27 . . .Tae8 im Auge hat; der
letztgenannte Zug scheint mir plausibler zu sein.
299. Str. 1894, S.221, vgl. LCM IV (1906), S.195.
15. PART I E : L A S K E R - S T E I N I T Z 149
Nach 29 . . . Te7 30. g4 f4 31. d5 Tb8 32. L[J Tb133. Ta4 15. Partie
ist der Gewinn für Weiß jedoch in der Tat ganz E M . L A S K E R - W. S T E I N I T Z
leicht. Montreal, 15.5.1894
Damengambit (D4o)
30. Kh2-g1
flügel her; da die schwarzfeldrigen Läufer ange des Schwarzen ist sehr schwach." Dies gibt Lasker
tauscht wurden, ist die Schwächung der schwarzen an.3o1
Felder f6 und h6 unerheblich. Der Springer steht Die Fortsetzung 20 . . . Tq 21. g3 DeS 22. TaCI Td8
auf g6 nicht gut; er sollte zur Beobachtung des sieht nicht besonders verheißungsvoll für Weiß
wichtigen Feldes ds auf e7 bleiben. Indessen stürzt aus; Schwarz steht zu Sg6-e7-ds bereit.
diese Ungenauigkeit das Spiel des Schwarzen noch Das andere Abspiel ist unangenehmer für Schwarz.
nicht in ernsthafte Gefahr. Er sollte in der Schlußstellung mit 2S . . . Tq fort
fahren, und ich meine, daß er sich halten kann.
18. Dd3-f3 Sb6-ds
Nach dem gespielten Zug ist seine Verteidigungs
19. Lc2-e4
aufgabe vielleicht nicht härter als nach 20 . . . Tq.
2 1 . C3-C4
206
Fraglich ist nur, ob man nach dem Textzug von 24. Ta1 -b1 Sg6-h4
einer Verluststellung von Schwarz sprechen darf.
Der b-Bauer kann auf andere Weise nicht vertei
22. Le4-c2 Dd8-f6? digt werden.
Danach ist Schwarz endgültig verloren. Nötig ist Tc6-q
jetzt auf jeden Fall 22 . . . Td6. Nach 23. Db7: Sf4
24. es (24. Da7: Dgs gewährt dem Schwarzen ge Die Fortsetzung 25 . . . Tf7 26. f4 kommt ungefähr
fährliches Gegenspiel) 24 . . . Td4: 25. Lb3 Dh4 auf dasselbe hinaus.
26. f2-f4
208
27. Lc2 b3-
Tq-e7
Tf8-d8
Nach 28 . . . b6 29. cb6: ab6: 30. Tbo Tb8 31. Tc6 Sf8
32. ds fällt Schwarz auseinander: 32 . . . eds: 33. Lds:t
Kh8 34· Df2 Se6 35· Te1 usw.
(mit der Absicht 26 . . . Se2t 27. Kh1? Dh2:t), und
falls 26. D[J, so 26 . . . Te4, ist der Ausgang der Partie
noch nicht sicher. 209
309. Zeitungsspalte.
3 1 o. Str. 1894, S.223.
152 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
Steinitz tadelt diesen und den folgenden Zug hart; 16. Partie
er will ihn mit 30 . . . Sf8, den nächsten mit 31 . . . Df6 W. S T E I N I T Z - E M . L A S K E R
ersetzt sehen. 3 1 1 Nach 31. Tb6 oder 32. Tb6 gewinnt Montreal, 17·5.1894
Weiß jedoch nach Belieben; er setzt etwa mit La4- Damengambit (D6o)
b3-C4 nebst c5-c6 fort, wenn es dem Schwarzen
Frühere Bearbeitungen:
wirklich gelingen sollte, d4-d5 zu verhindern.
DWS 1894, S.198-199;
3 1. g2-g3 Dh4-g4 DSZ 1894, S.2oo-2o1;
3 2. Td1 -d2 Sg6-f8 BCM 1894, S.298-299;
33· La4-d1 Dg4-g6 CM XV (Juli 1894), S.333-335;
34· d4-d5 Te7-f7 Str. 1894, S.243-246;
35· d5-d6 LCM IV (1906), S.196-197;
L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter
35. de6: De6: 36. De6: Se6: 37· Td8:t Sd8: 38. Lb3 ist
Band (Ansbach 1921), S.32-33;
noch einfacher, wie M. Ögorin mitgeteilt hat. 3 1 2
V. G. Zak, Lasker (Moskau 1963), S.37-40;
35· Dg6-f6 Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
36. Td2-b2 g7-g5 hagen), Lieferung 7 (Hamburg 1968), Beiheft Nr.
37· Tb2Xh7 gsxf4 353 (Anmerkungen von D. Hooper).
38. Tb7Xf7 Df6xf7 1. d2-d4 d7-d5
39· g3xf4 Df7-g7t C2-C4
2. e7-e6
40. Kg1 -h 1 Sf8-g6 3· Sbl -C3 Sg8-f6
41. De3xe6t Kg8-h8 4· LCI -g5 Lf8-e7
42. De6-e3 Td8-g8 Sg1 -f3
5· Sb8-d7
43· Ld1 -f3 Sg6-h4 6. e2-e3 0-0
44· Lf3-d5
7· C4-C5 Sf6-e4
Schwarz gibt auf. Zum Eröffnungsverlaufvergleiche man die 12. Par
tie.
Diese Partie hat Steinitz recht schwach gespielt; die
8. Sqxe4 d5 xe4
Serie der Partien 8-u kommt dem Betrachter wie
9· Lg5 xe7 Dd8xe7
der ins Gedächtnis. Dies ist um so erstaunlicher,
10. Sf] -d2 Sd7-f6
als der Weltmeister aus seinem Wettkampf gegen
Zukertort mit diesem Stellungstypus reiche Erfah
rung hatte. Laskers Leistung beschränkt sich auf 210
eine einwandfreie Ausnutzung der gegnerischen
Verirrungen.
11. Sd2-C4
3 1 1 . Zeitungsspalte.
3 1 2. Str. 1894, S.223-224.
16. PA RT I E : S T E I N I T Z - L A S K E R 1S3
wegen der Antwort 16 . . .fs ungünstig, so daß Weiß Auf 1 6 . . . Se3: kann 17. DCI folgen. Statt des Springer
Mühe hat, seine Entwicklung zu vollenden. Nach opfers sollte Schwarz 16 . . . Lb7 mit Auflösung der
dem gespielten Zug ist seine Aufgabe aber eben Bauernkette des Weißen am Damenflügel spielen;
falls nicht einfach. er steht dann auf Gewinn.
18 . . . La6 kann natürlich mit 19. bs abgewehrt wer
14. SC4-es
den; besser ist 18 . . . Ld7 oder 18 . . . Lb7 mit unkla
rer Stellung. Auf 19. DC2 sollte 19 . . . Lbs gesche
212 hen, denn in der Schlußstellung gewinnt Weiß mit
22. gf4; oder 22. ThCI.
Der Textzug schwächt den Königsflügel und treibt
die Dame des Schwarzen auf die f-Linie, so daß
der Vorstoß fs-f4 an Kraft gewinnt; andrerseits
hebt er den Druck gegen e3 und g2 auf und macht
eine sofortige Entwicklung des Läufers möglich.
Versuche, sofort die Bauernkette am Damenflügel
zu stabilisieren, zeitigen kein besseres Ergebnis:
I 16. bs bcs: 17· des: Lb7 18. Sd4 f4 19. De4: (Auf
19. Se6: folgt 19 . . . Df6 20. Sf8: fe3:, und Schwarz
gewinnt) 19 . . .fe3: 20. 6 Tad8, und die wacklige
1 5. Ses-c6? Stellung des Weißen wird bald auseinanderflie
gen; 21. Ld3 wird mit 21 . . . Sf6 widerlegt.
Wie aus vielen Beispielen hervorgeht, macht es
II 16. cb6:
Steinitz nichts aus, einen Teil seiner Streitkräfte
A) 16 . . . cb6: ist zu zahm, doch muß Weiß sorgfäl
in ihrer Ausgangsstellung Kräfte auftun zu lassen;
tig reagieren:
aber hier übertreibt er doch.
Aa) 17. g3 Lb7 18. bs (18. Ses ab4: 19. LC4 De7 ist
Ich hätte die Fortsetzung 1s. LC4 ab4: 16. Lds: eds:
hoffnungslos für Weiß) 18 . . . Tac8, und Weiß
17. Db4: bcs: (Auch nach 17 . . . La6 18. TCI hält sich
verliert einen Bauern, denn nun scheitert
der Vorteil des Schwarzen in Grenzen) 18. Des:
19. Ses an 19 . . . Se3:.
Des: 19. des: Tf6 (Es drohte 20. Sc6 nebst Sc6-d4)
Ab) 17· bas: f4 18. De4: (18. h4 wird nun mit
20. f4 ef3: 21. g6: Tfa6 22. Kd2 vorgezogen; der kräf
18 . . . Dfs widerlegt) 18 . . . fe3: 19. 6 Lb7. Ich kann
tige Springer auf es sollte das Unentschieden ge
mir nicht vorstellen, daß Weiß überleben wird.
währleisten.
Für h2-h4 ist es nun zu spät, weil Dgs-g3t mög
Nach dem Partiezug erhält Schwarz einen äußerst
lich ist; auf2o. Ses folgt 20 . . . Sb4.
heftigen Angriff. Wahrscheinlich gibt es für den
Ac) 17. bs
Weißen keine Möglichkeit mehr, sich zu retten.
213
Ac1) 17 . . . Lb7 18. h4 Df6 19. LC4 Lc6: (19 . . . f4 mit 19 . . . Ta3 20. Ld3 Sf6 bedient) 19 . . . b3 20. Ld3
20. De4: fe3: 21. f3 ist in dieser Stellung wie Sf6 21. Se7t Kf7 22. DaS: b2 (22 . . . Dg2: wird mit
der einmal vollkommen befriedigend für Weiß) 23. o-o-o beantwortet; Weiß gewinnt) 23. o-o
20. bc6: Tfc8 21. Ld5: ed5: 22. Db6: Tc6: 23. Dbs, ba1:D 24. Ta1: Ke7:, und Schwarz gewinnt.
und Weiß verteidigt sich erfolgreich. Ce) 17. g3
Ac2) 17 . . . f4 18. De4: fe3: 19. f3 sieht haltbar für Cn) 17 . . . cb6: ist zu langsam; nach 18. Sb4: hat
Weiß aus; er fährt je nach Bedarf mit g2-g3 Weiß das Gröbste überstanden.
oder mit De4-e5-g3 fort. Ce2) 17 . . . Ta3 18. Db2 (Auf 18. Sb4: folgt Te3: t
Ad) 17· h4 19. fe3: De3:t 20. Le2 Dc3t 21. Kfl Sb4:, und
Ad1) 17 . . . Dh6 18. b5 Schwarz gewinnt) 18 . . . La6 19. La6: Ta6: 20. Sb4:
Adn) 18 . . . f4 19. De4: fe3: 20. fe3: ist für Weiß zu- Tb6: 21. a3 Tfb8 22. o-o, und Weiß hält sich.
friedenstellend. Cc3) 17 . . . Se3: 18. Dn (18. fe3: De3:t 19. Le2 Dc3t
Adn) 18 . . . Lb7 19. LC4 ist ebenfalls ausreichend für nebst 20 . . . Dc6: ist hoffnungslos für Weiß)
Weiß. 18 . . .f4 19. h4 (Die Fortsetzung 19. fe3: fg3: über
Ad2) 17 . . . Df6 18. g3. Weiß hält sich, denn nach lebt Weiß nicht)
18 . . . Lb7 19. Ses droht 20. Sd7. Cc31) 19 . . . Df6 20. fe3: fg3: 21. Dd2 b3. Weiß dürfte
B) 16 . . . f4 ist wirksamer: 17. De4: (17. h4 Df6 seine Stellung kaum zusammenhalten können.
18. De4: fe3: 19. f3 führt zur Partiefolge) 17 . . . fe3: Cc32) 19 . . . Dhs
Ba) 18. fe3: Se3:. Der König des Weißen findet kein Cc321) 20. Se7t Kh8 21. fe3: Df3, und Schwarz hat
ruhiges Plätzchen. Steinitz hätte dies wohl nicht entscheidenden Angriff.
gestört; mir aber scheint, daß Weiß dem wach Cc322) 20. Le2 Sg2t 21. Kfl La6 22. La6: fg3:, und
senden Angriff des Schwarzen nicht wird stand Weiß geht unter.
halten können. Man kann nicht einmal in der Analyse der Viel
Bb) 18. f3 ab4: 19. Ld3 (Auf 19. bq: ist 19 . . . e2 sehr zahl der plausiblen Möglichkeiten gerecht werden.
stark: 20. Le2: Dg2: 21. Tfl Dh2: usw.) 19 . . . g6 Alles dreht sich jedoch um die Frage, ob Weiß den
20. o-o cb6:. Schwarz hat einen Mehrbauern Vorstoß f5-f4 verhindern oder unter befriedigen
und die bessere Stellung. den Umständen auffangen kann. Der Partiezug
C) 16 . . . ab4: scheint mir darauf die besten Aussichten zu ge
ben.
214
16. Dgs-f6
215
31. . . Da4 32. Kh. wahrscheinlich wird Weiß sich zen ist bedeutungslos; die Stellung ist ausgegli
retten können. chen.
Cc22) 22 . . . Tfs II 22 . . . Db4t 23. Kh Dd6
Cc221) 23. De4 cb6: 24. Sb7= Dq mit entscheiden
dem Angriff. 220
Ce222) 23. Dg3 cb6: 24. Sb7: (Nach 24. SC4 Ta2: ist
die Lage des Weißen natürlich hoffnungslos)
24 . . . Sf4 2S. LC4 Db7:. Nun scheitert 26. o-o an
26 . . . bs; Schwarz steht auf Gewinn.
Cc223) 23. Dh2 cb6: 24. Sb7: Db7= 2s. Ld3
Cc2231) 2s . . . Tff8 26. o-o (26. LC4 scheitert an
26 . . . Dc6) 26 . . . Ta2: 27. LC4 Td2. Schwarz hat
großen Vorteil.
Cc2232) 2S . . . Tf4 26. Le4 Te4: 27. fe4: Sc3 28. TCl
De4: 29. Dq (29. Tc3: Dd4: 30. Te2 Td8 führt A) 24. Ld3 Dg3 2s. Dh7:t Kf7 26. Dhst g6 27. Dh7t
zum Matt) 29 . . . hs (29 . . . Dg2: 30. Dh2 Dc6 Kf6 28. Dg6:t Dg6: 29. Lg6: Kg6: 30. b7 Ta6
kommt ebenfalls in Betracht) 30. Tc3: Dd4: 31. TCl Tb6. Ich halte die Stellung des Weißen
31. Tc2 Td8 32. Dd8:t DdB:. Diese Stellung dürf für verloren.
te Weiß kaum erfolgreich verteidigen können.
B) 24. hs cb6: (Auf 24 . . . Dg3 hat Weiß die Verteidi
Obwohl die von Steinitz berechneten Varianten
gung 2s. Dh4) 2s. h6 Tfs 26. Th3 (26. hg7: schei
nicht fehlerfrei sind, entwickelte er doch ein äu
tert an 26 . . . Dg3 27. Dh4 Ths) 26 . . . g6. Die Ver
ßerst feines Gespür für die Erfordernisse der Stel
teidigung ist für Weiß sehr schwierig.
lung. Der Springer darf nicht von c6 entfernt wer
C) 24. Des Dc6: 2s. bq: Tfs 26. De4 ist die umsich
den; der gespielte Zug leistet den besten Wider
tigste Verteidigung:
stand.
Ca) 26 . . . Te8 27. g3 Dq: 28. Kg2; Weiß sollte sich
20. Lb7XC6 halten können.
21. bs xc6 qxb6?
Cb) 26 . . . Tf6 ist stärker; auf 27. g3 folgt nun
Hier wurde 21 . . . De7 als Gewinnzug angegeben, 322 27 . . . Dq: 28. Kg2 Tg6. Nach 27. hs Dq: 28. Th3
und die Behauptung mit den Abspielen 22. Ld3 Td8 läßt sich die Stellung des Weißen meines
Db4t 23. Kh Db2 sowie 22. a3 Dd6 gestützt. Es Erachtens auf die Dauer nicht verteidigen.
ist richtig, daß die Stellung des Weißen nach die Die Fortsetzung 21 . . . De7 dürfte tatsächlich zum
sen Fortsetzungen hoffnungslos ist, aber er hat Sieg führen. Nach dem Textzug ist der Vorteil des
eine bessere Verteidigung; sie besteht in 22. Le2. Schwarzen zum größten Teil verschwunden.
Schwarz kann wählen:
I 22 . . . Dd6 23. o-o 22. Lh-d3
A) Auf 23 . . . Sc3 spielt Weiß nicht 24. De3: wegen Nach L. Hoffers Vorschlag 22. LC43 23 bleibt die
der Antwortmöglichkeit 24 . . . Dd4:, sondern Lage des Weißen unbequem, wenn Schwarz
24. De2; Schwarz hat keinen Vorteil. 22 . . . Tad8 antwortet. Der Bauer aufh4 ist schwach;
B) 23 . . . Tf4 24. Des Dc6: (Auf 24 . . . Des: hat Weiß die Möglichkeiten Sds-f4 und Td8-d6 schaffen
den Zwischenzug 2S. b7 mit Gewinn) 2S. bq: dem Weißen Kopfzerbrechen. Der Partiezug ist
Dq: 26. De6:t Df7 27. Df7:t Kf7: mit ausgegli stärker.
chener Stellung.
C) 23 . . . cb6: 24. TaCl TacB 2s. Lbs Tf4 26. Des Des: 22. Df6-h6
27. des: Th4: 28. a4. Der Mehrbauer des Schwar- TaB-eS (?)
Die Fortsetzung 23 . . . Sq scheint mir giftiger zu wird jedoch mit 26 . . . e2 beantwortet, " sagt Stei
sein. Weiß muß 24. Des nitz.324
Von einer Schwächung des Königsflügels kann
221 meines Erachtens keine Rede sein; der Hauptman
gel der Fortsetzung liegt darin, daß Schwarz nun
Damentausch erzwingen kann. Der Zug 26. Tfe1
222
324. Zeitungsspalte.
160 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
des Lebens nicht froh. Schwarz spielt besser 26. . . III 28. Tfd1 Sb4 29. a3 Sd3: 30. Td3: Td6, und das
Tdc8 27. Tfci KhS und wartet ab, wie Weiß weiter- Turmendspiel ist ausgeglichen.
zukommen gedenkt.
28. Sds-e7
26 . ... Dh6-g6 29. Lg6-e4 Td8xd4
30. Le4-f3 Se7-f5
"Ein guter Zug, der das Spiel des Schwarzen be 3 1 . Th-e1 Kg8-f7
freit, und der geopferte Bauer wird zwangsläufig
zurückgewonnen," urteilt Lasker.'2 5 Er hat recht. Auch 31. . . Sg3: 32. Te3: Tf4: 33. Lp Sfs 34· Te6: führt
Damentausch ist in dieser Stellung des Schwarzen zum Unentschieden.
Hauptanliegen und führt auch unter den vorlie 3 2. TCI-bl Sfs xg 3
genden Umständen zu befriedigendem Spiel für 33· Tb1 xb6 Sg3-f5
Schwarz; jetzt steht der Königsturm des Schwarzen 34· Tb6-b7 Tqxb7
auf ds richtig. 35· c6xb7 Td4-b4
27. De4xg6 36. Tel-Cl
223
224
28. Ld3xg6
Vorgeschlagen wurde von einigen die Fortsetzung Ke6: 44. Kd4 Kf5 45· Lf3 nebst h4-h5 und Marsch
37. Tqt Kf6 38. Kg2 Tb2t 39· Kg3 e2 40. To, und des Königs zum a-Bauern hat Schwarz die gering
in der Tat führt auch dies zum Unentschieden.329 sten Gewinnhoffnungen.
Jetzt behält Weiß zwei Schwächen am Königsflügel,
und Schwarz gewinnt leicht.
225
42.
43· Kd4-C5
Auch nach 43· Kq Kf5 44· Lc8 Sb4 45· Kb5 Sd5
46. Ka5: Sf4: ist Weiß verloren.
43· Sa2-c3
44· Kc5-C4 Sc3-e2
45 · Kq-b 5 Se2xf4
46. Kbs xas Sf4-g6
47· h4- h5 Sg6-f4
48. Lb7-f3 Kf6-fs
37· Tb4-b2t 49· Kas-b4 e6-es
J8. Kg2-g3 Tb2Xb 7 so. Kb4-C3 es -e4
39· LfJ Xb7 Sd4-e2t 51. Lf3 -d1 e4-e3
40. Kg3-f3 Se2xc1 52. Ldt-fJ Kfs-gs
41. Kf3xe3 53· KcJ-C2 Kgs -h4
5 4· Kc2-d1 Kh4-g3
Endlich beseitigt Weiß diesen störenden Vorpo
sten. Weiß gib t auf.
41. ... Sc1xa2 Dies war ein harter und spannender Kampf.
226
1 7. Par tie
EM. LA S K E R - W. S T EINITZ
Montreal, 19. und 20.5.1894
Italienisch ( Cso)
Frühere Bearbeitungen:
DWS 1894, S.199-201;
DSZ 1894, S.201-202;
BCM 1894, S.300-301;
CM XV (Juli 1894), S.335-336;
Str. 1894, S.246-249;
C. Devide, William Steinitz - Selected Games, New
York 1974 (Erstveröffentlichung 1901), S.89-90;
LCM IV (1906), S.197; Dies fördert nur das Spiel des Schwarzen. Besser
L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter ist 8. Lb3. 331
Band (Ansbach 1921), S.34-35; 8. q-c6
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild 9· Lb5-a4 Lb6xe3
hagen) , Lieferung 11 (Hamburg 1958), Beiheft Nr. 1 0. f2xe3
123 (Anmerkungen von L. Rellstab);
"Später verursachen die Doppelbauern dem Wei
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
ßen Ungelegenheiten, die nicht durch die offene
hagen), Lieferung 7 (Hamburg 1968), Beiheft Nr.
Linie kompensiert werden; 10. De3: scheint viel
354 (Anmerkungen von D. Hooper);
leicht sicherer zu sein," meint Lasker.332
J. I. Nejstadt, Pervyj cempion mira (Moskau 1971),
"Die einen sagen, daß man mit der Dame nehmen
S.225-229.
mußte, weil die Doppelbauern eine Schwäche dar
1. e2-e4 e 7-e5 stellen, die anderen meinen im Gegenteil, daß es
2. Sg 1 -f3 Sb8-c6 besser war, mit dem Bauern zu nehmen, um die
3· Lh-q Lf8-cs f-Linie zu öffnen. Es scheint mir, daß es in der
4· d2-d3 Sg8-f6 vorliegenden Stellung unwichtig ist, ob man in der
5· Sb1 -C3 d 7-d6 einen oder anderen Weise schlägt; nur muß man in
der Folge das Spiel mit dem jetzt gewählten Plan in
6. LC1 -e3
Einklang bringen," sagt M. Ögorin.333 Das schei
Weiß spielt hier und in der Folge sehr zahm. Wenn nen mir verständige Worte zu sein.
er einen kleinen Eröffnungsvorteil erzielen möch
1 0. b 7-b5
te, sollte er tun, was Schwarz wenig später unter
1 1. La4-b3 Dd8-b6
nimmt: mit 6. Sa4 den Königsläufer des Gegners
12. 0-0
abtauschen.
Nicht allen hat dieser natürliche Zug gefallen. 334
6. Lcs -b6 Daher hat man die Folgen von 12. d4 untersucht:335
7· Dd1-d2 Sc6-a5 I 12 . . . b4 13. Sa4 Db5 14. Dd3 ed4: (Die Folgen von
Nejstadts Fortsetzung 14 . . . La6 15. des: Se4: sind
(siehe Diagramm 227)
nach 16. ed6: weniger klar) 15. ed4: o-o 16. es
8. Lq-bs t (?) Dd3: 17· cd3: Sb3: 18. ab3: Sd5 19. ed6: Td8
3 3 1 . Dies ist auch die Meinung von Lasker (Str. 1894, S.246) und Nejstadt (S.225-226).
3 3 2. Str. 1894, S.247.
3 3 3 · Str. 1894, S.247.
3 34. Siehe CM XV (Juli 1894), S.336; BCM 1894, S.300.
3 3 5· J. I. Nejstadt, Pervyj cempion mira (Moskau 1971), S.226.
17. PARTIE: LASKER - STEINITZ
22 8 14. Sh4 ist in der Tat ein plausibler Zug, der wirksa
mer ist als 14. h3. Nach 14 . . . Sh6 1s. Sfs Sfs: 16. efs:
Sb3: 17- ab3: as
229
21. Shs kann nun auf verschiedene Arten pariert In dieser Stellung bringt 22. Shs nichts; Schwarz
werden, am besten wohl mit 21. . . Dq 22. Dg3 antwortet 22 . . . Sh6 und bei Bedarf Dq-f7. Indes
Sh6 nebst Kg8-h8 zur Sicherung des Punktes f6. sen macht auch der Partiezug keinen glücklichen
Schwarz behält das bequemere Spiel. Eindruck; man fühlt sich an das Manöver 14. Tfe1
Der Partiezug gibt dem Weißen mehr Möglich und IS. Sd1 in der 13. Partie erinnert.
keiten, die Stellung nach seinen Vorstellungen zu Meines Erachtens hat Weiß eine Vielzahl von
gestalten. Fortsetzungen, die ihm ein erträgliches Spiel ge
ben. Am einfachsten ist vielleicht 22. c3, und falls
20. Te1-d1 (?)
22 . . . cs, so 23. Ta1 und Weiß gewinnt Halt auf den
Der Zweck dieses Zuges ist schwer zu durchgrün schwarzen Feldern; 23 . . . cb4: 24. cb4: Dc4 wird mit
den; der Bauer auf d4 ist genügend gedeckt. Man 2S. Dd2 nebst Tfl-CI beantwortet.
erwartet die Fortsetzung 20. Shs, und falls 20 . . . a4, Nach dem Textzug wird der Vorteil des Schwarzen
so 21. Dg3 Sh6 22. b4 Le6 23. c3 mit schwer einzu fühlbar.
schätzender Stellung.
22. c6-cs
20. as-a4
23. Df2-d2 (?)
2 1 . b3-b4
"Dies ist der einzig verfügbare Zug. 23. Sd3 C4
Andere Fortsetzungen sind noch weniger befriedi
24. Se1 c3 wäre noch unbefriedigender," sagt Las
gend. Nach 21. ba4: ba4: ist der b-Bauer des Weißen
ker. '••
schwach:
Dennoch möchte ich einige andere Fortsetzungen
I 22. c3 La6 23. Tfe1 Lq mit besserem Spiel für
betrachten.
Schwarz.
I 23. des: des: 24. Sd3 cb4: (Nach 24 . . . q 2s. Ses
II 22. C4 Db3 23. TCI Tb7 24. Tc2 es ist ebenfalls
ist die Stellung des Weißen befriedigend)
unbequem für den Anziehenden.
2S. Sb4: Dq. Schwarz hat starken Druck; nach
21. ... Db6-q (?) 26. C3 wird die Möglichkeit a4-a3 unangenehm
Auf 21. . . es mißfiel Steinitz die Folge 22. bcs: des: für Weiß, und nach 26. Sds gewinnt 26 . . . Sd6
23. des:,343 doch steht Schwarz nach 23 . . . TeS bes einen Bauern.
ser: 24. ef6: Df6: 2S. C3 Le6 usw. Der Textzug gibt II 23. c3 cb4: 24. cb4: Sgs (Andere Fortsetzungen
dem Weißen wiederum Zeit, seine Stellung zu ver sind nicht gefährlicher für Weiß) 2s. De2
bessern. A) 2s . . . ed4: 26. ed4: ds 27. es mit unklarem Spiel.
B) 2s . . . Le6 26. ds Ld7 27. SC2. Weiß kommt zu Sc2-
22. Sf3 -e 1 (?)
a3 und hat nichts zu fürchten.
C) 2s . . . Dc6 26. ds Dq 27. Dq: bq: 28. TCI Ld7
232 29. Tc3 nebst Se1-e2. Es ist nicht zu sehen, wie
Schwarz durchkommen kann.
III 23. bcs: des: 24. Sd3 ed4: 2s. ed4: cd4: 26. Sf4.
343. Zeitungsspalte.
344· Zeitungsspalte; vgl. Str. 1894, S.248.
166 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
233 III 24. C3 cb4: 2S. cb4: Lq 26. Tf2 a3 27. ba3: Ta3:
mit wachsendem Druck.
234
2 3. ... Lc8-e6
347· Zeitungsspalte.
348. Str. 1894, S.248.
349· Zeitungsspalte.
168 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER - STEINITZ
18. Partie
W. STEINITZ- EM. L A S K E R
Montreal, 22. und 2].5.1894
Damengambit (D67)
Frühere Bearbeitungen:
DWS 1894, S.zo6-2o7;
DSZ 1894, S.203-204;
BCM 1894, S.301-303;
CM XV (Juli 1894), S .337-338;
Str. 1894, S.249-252;
LCM IV (1906), S . 197-198;
L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter
(Stellung nach 47- ... Sc4-a3)
Band (Ansbach 1921), S.36-37;
Die Fortsetzung 48. Tf6: Sb1: 49. Tf7t Kd8 50. Tf8t Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
Le8 51. Tb1: Tc3:t ist ebenfalls hoffnungslos für hagen), Lieferung 11 (Hamburg 1958), Beiheft Nr.
Weiß. 124 (Anmerkungen von L. Rellstab );
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild
48. Sa3 xb1
hagen), Lieferung 7 (Hamburg 1968), Beiheft Nr.
49· Tfl xb1 Ld7-g4
355 (Anmerkungen von D. Hooper).
so . Tb1-e1 TC?-C4
5 1. TC1-C2 f6-fs (Abgabezug) l. dz-d4 d7-ds
2. C2-C4 e7-e6
Weiß gibt auf.
3· Sb1-q Sg8-f6
Auf 52. Sg3 folgt 52 . . . fe4:t 53. Kdz Ld7 54· TC1 Le8 4· LCI-g5 Lf8-e7
55. Sez Lf7 56. Tcü Lds: 57. Tf6 Tg8 mit leichtem 5· Sg1-f3 0-0
Sieg.3so 6. e2-e3 Sb8-d7
7· Tal-Cl q-c6
Steinitz hat die Partie tadellos gespielt. Es hat sich
8. Lfl-d3 ds xC4
aber wieder gezeigt, daß Lasker in geschlossenen
9· Ld3 XC4 Sf6-ds
Stellungen, in denen ein klarer Plan nicht greifbar
10. Lgsxe7 Dd8xe7
ist, Mühe hat, zu einer einheitlichen Spielgestal
11. e3-e4
tung vorzudringen.
Dies ist heutzutage ungebräuchlich; die üblichen
Züge sind 11. Se4 und 11. o-o.
12. gz-g3
1 2. 1 9. ... c6-cs
"Wenn jemand das Ziel erklären wollte, das von B ) 26. b 4 e s 27. De3 Sa4 28. Tq: Tq: 29. efs: Sb2
den beiden Spielern in dieser Partie verfolgt wird, 30. TCI SC4 mit unklarer Stellung, doch hat
wäre er bei vielen Zügen in großer Verlegenheit. Schwarz starken Druck für den geopferten Bau
Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich sage, daß ern.
es auf beiden Seiten eine große Unentschlossen
2 5 . TC1 -C2 (?)
heit gibt und daß es völlig an Konsequenz in der
Spielführung mangelt. Zum B eispiel hielt Lasker Den Vorteil von 25. Td2 gegenüber 25. TC2 kann
es nach 25. TC2 für nützlich, 25 . . . fs zu spielen, um ich nicht recht erkennen; es ist aber richtig, daß
den Weißen zu zwingen, die Angriffslinie seines 25. Sd4 zum Ausgleich führt.
Läufers auf den Bauern f3 zu öffnen. Aber warum 25. f6-f5
hat er an Stelle des unverständlichen Zuges 24 . . . f6 26. e4xf5 e6xf5
nicht sofort 24 . . . fs gespielt? Weiß könnte nicht 27. De3-f2 g7-g6
mit 25. efs: efs: 26. Lfs: einen Bauern gewinnen we 28. Se2-f4 Sc5-d7
gen 26 . . . S[J:t, während Steinitz jetzt den Vorstoß
des f-Bauern mit dem guten Zug 25. Sd4 oder mit Schwarz findet keine Möglichkeit zur Verstärkung
25. Td2 zur Verdoppelung der Türme auf der c des Drucks.
Linie oder d-Linie verhindern konnte." So urteilt
M. Ögorin in der behaglichen Ruhe und Wärme
seiner Studierstube. 353 Verständlicherweise hat Schwarz keine Lust, sei
Tatsächlich sieht 24 .. . fs besser aus als 24 . . . f6. Die nen schönen weißfeldrigen Läufer abzutauschen.
stärkste Antwort ist 25. Dd4, und möglicherweise 30. Tc2-d2 Tq-Cl
sah Lasker darauf keine gute Entgegnung: 3 1 . Sd5-e3 Tc1 xd 1
I 25 . . . Sed7 26. b4 Sa4 27. Tq: Tq: 28. efs: efs : 32. Se3 xd1 (?)
29. Lfs: De2: 30. Ld7: ist günstig für Weiß.
Steinitz legt eine kuriose Versammlung seiner
II 25 . . . Df6 26. f4 Sg4 27. Df6: führt zu einer für
Leichtfiguren auf der ersten Reihe an; der Zweck
Weiß erfreulichen Stellung.
dieser Maßnahme ist aber nicht recht deutlich.
III 25 . . . Scd7 26. Tq: Tq: 27- f4 ist befriedigend für
Nach 32. Tdt: De6 33. f4 Sg4 34· Sg4: fg4: 35. fs Dc6
Weiß.
36. Dg2 überwindet Weiß seine Schwierigkeiten.
IV 25 . . . Sf7
32. Dd6-e6
239
3 3 · Kg1-h Tc8-c5 (?)
19. Partie "Dies ist ein ganz neuer Plan mit dem Ziel, den
EM. L A S K E R - W. STEINITZ Springer über e7 zum Angriff zu führen; aber mög
Montreal, 26.5.1894 licherweise ist ein abwartendes, verteidigendes
Damengambit (D4o) Verhalten wie 12 . . . Le7 ebenso gut, besonders da
es den König unbehindert läßt." Dies ist der Kom
Frühere Bearbeitungen: mentar von Steinitz. 3 57
DWS 1894, S.207-209; In der Tat ist 12 . . . Le7 der richtige Zug; in der Par
DSZ 1894, S.204-205; tie wird sich wiederholt zeigen, wie wichtig es ist,
BCM 1894, S.303-304; das Feld d8 gedeckt zu halten.
CM XV (Juli 1894), S.338-339; 13. Le1 -b2 Lc8-d7
Str. 1894, S.252-254;
LCM IV (1906), S.198-199; Spielbar ist auch 13 . . . b6 gefolgt von Lc8-b7.
L. Bachmann, Schachmeister Steinitz, Vierter 1 4. Th1-d1 Ta8-c8
Band (Ansbach 1921), S.37-39; 15. LC4-h3 Sc6-e7
Weltgeschichte des Schachs (Herausgeber E. Wild 16. Sf3-d4 Se7-g6
hagen), Lieferung 7 (Hamburg 1968), Beiheft Nr. 17. Td1-d2
356 (Anmerkungen von D. Hooper).
3 5 7 . Zeitungsspalte.
3 5 8 . Zeitungsspalte. Laut W. Pollock ( Str. 1894, S.253) stammt der Vorschlag 17 . . . Ses von Lasker.
19. PART I E : L A S KE R - S T E I N I T Z 173
weißen Felder, die durch den Vorstoß 17 . . . es einge mit 2s . . . Lbst nebst 26 . . . Tf7: abgewehrt) 2s . . .
leitet wurde, wird damit vollendet. Besser ist mei La4 mit guten Rettungsaussichten für Schwarz.
nes Erachtens 18 . . . Lc6, und nach 19. Tad1 Td2:t Ce) 23. fJ h6 24. Sge4 Se4: 2S. Se4:
20. Td2: a6 kann Schwarz seine schwachen Punkte CCI) 2s . . . Lc6 26. Sd6 Td7 27. Sf7: Tf7= 28. Td8 hs
es und f7 genügend verteidigen. (Auch nach 28 . . . e4 29. f4 kann es für Schwarz
Nach dem Textzug wird seine Aufgabe noch müh keine Rettung geben) 29. e4 h4 30. Kd2, und
seliger. Schwarz wird an Zugzwang zugrunde gehen.
CC2) 2S . . . Le6 26. Le6: Te6: 27. Td8 f6, und es ist
1 9 . Td2xd8
unklar, ob der Vorteil des Weißen zum Sieg
20. h2-h3
genügt.
"Nach diesem Schlagen wachsen die Schwierig Il M. Ögorin schreibt: "Dieser Abtausch ist er
keiten des Schwarzen, hauptsächlich wegen der zwungen, wenn Schwarz nicht nach 20 . . . Lc8
Stärke des gegnerischen Läuferpaars. 20 . . . Ld7 21. Sgs seinen f-Bauern mit 21. . . Sh8 verteidi
21. Td1 Le7 wahrte das Gleichgewicht mit grö gen will."360 Nun, wie die 7. Partie zeigte, hat
ßerer Leichtigkeit," erklärt Steinitz. 359 Steinitz gegen derartige Züge nichts einzuwen
Er unterschätzt die Gefahren, die den Schwar den, und es ist nicht deutlich, wie Weiß seinen
zen in dieser einfachen Stellung bedrohen. In Vorteil danach zur Geltung bringen kann.
der Schlußstellung der von ihm angegeben Va Indessen hat auch der Textzug seine Vorteile, denn
riante folgt 22. Sds, und Schwarz muß zu der er entwertet die Bauernstruktur des Weißen am
Fortsetzung 22 . . . Ld6 23. Sgs Sh8 greifen, um KönigsflügeL Wenn er jetzt den Bauern auf es
Materialverlust zu vermeiden; nach 24. Sf6:t verliert, macht dies seine Stellung noch keines
gf6: 2S. Se4 ist seine Stellung unerfreulich. An wegs hoffnungslos. Ich bin nicht sicher, welchem
dere Züge als 21 . . . Le7 verdienen Prüfung: der drei in Frage stehenden Fortsetzungen der
Vor-Zug zu geben ist.
244
2 1 . pxf3
24S
A) 21. . . Tc8 22. Sds kostet den Schwarzen einen
Bauern.
B) 21. . . h6 22. La4 Le7 23. Le2 Lc6 24. Td8:t Ld8:
2s. bs Lf3:t 26. Kf3: Le7 27. Sb1 Sd7 28. Sd2 nebst
Sd2-C4 mit wachsendem Druck.
C) 21. . . Te8 22. Sgs Te7 (22 . . . Sh8 23. Sge4 ist hoff
nungslos für Schwarz) ist die zäheste Verteidi
gung:
Ca) 23. bs h6 24. S[J Le6, und Schwarz hält sich.
Cb) 23. Sds Sds: 24. Lds: h6 2s. Se4 (2s. Sf7: wird
3 59· Zeitungsspalte.
360. 5tr. 1894, 5.253·
3 6 1 . DW5 1894, 5.208.
174 DER ERSTE WETTKAMPF LASKER STEINITZ
2J. 0 0 0
2s. TCI-dl Sf6-eS Dies ist völlig hoffnungslos. Steinitz weigert sich
Falsch ist 2s . . . Lq, weil Weiß 26. TdS:t Ld8: 27. Sbs hartnäckig, den Turmbauern zu ziehen, aber
as 2S. bas: bas: 29. Sd6 antwortet, aber 2s . . . a6 nur mit 27 . . . a6 lohnte es sich, weiterzukämpfen:
26. bs as kommt in B etracht. Der Textzug ist je 2S. Lg6: hg6: 29. Sd6: Td6: 30. Les:, und nun:
doch auch spielbar. I 30 . . . Td1: 31. Kd1: Ke7 32. Ke2 Ke6 33. f4 f6
34. Ld4 b5 35· Lcs Sq 36. e4 fs 37. f3 Kd7 38. Ke3 29. Lfs xd7 Ke7xd7
Se6 39· Ld4 Ke7 40. h4 Kf7 41. Le5 Kg8, 30. Sbs -CJ f7-f5
3 1. b4-b5 a6xbs
247 32. SC3Xb5 Kd7-e6
33· Lb2-q Sg6-e7
34· Sbsxd6 Se8xd6
3 5 · LC3-b4 Se7-d5
36. Td1 -n Sd6-f7
37· Lb4-d2 Sf7-d6
3 8. Ke2-d3 Ke6-d7
39· e3-e4 Sds -f6
40. Ld2-e3 fs xe4t
4 1 . f3 xe4 b6-bs
und es ist nicht klar, ob der Durchbruch h4-h5 42. h-f3 Sd6-q
zum Gewinn reicht. 43· TCI-C3 Sf6-e8
II 30 . . . Te6 31. f4 g5 oder 31. Ld4 Tc6, und auch 44· Le3-n Sq-d6
hier wage ich es nicht, ein endgültiges Urteil 4 5 · TC3-C5 Se8-q
darüber zu fällen, ob Weiß den Gewinn erzwin 46. Tcs xes Sq-e6
gen kann oder nicht. 47· Tes-hs h7-h6
Jetzt ist die Sache einfach für Weiß. 48. Ths-es g7-g5
49· h3-h4 gsxh4
28. Lc2-f5
so. Tes-hs Kd7-C6
Weder 28 . . . Td8 29. Sa7: noch 28 . . . Tb7 29. Le4 Td7 5 1 . Thsxh6 Se6-cst
30. Lc6 Td8 31. Sa7: beläßt dem Schwarzen Aussich 5 2. Kd3-e2
ten auf Rettung. Schwarz gibt auf.
Schlußbetrachtung
Wettkampf in New York, Philadelphia und Montreal, 15. März bis 25. Mai 1894
2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Ern. Lasker 1 o � 0 0 0 � 12
W. Steinitz o 0 � � 0 0 0 0 0 � 0 0 � 0 7
Der Gehalt der Wettkampfpartien ist von den Zeit Später führt er aus: "Nach sorgfältiger Durchsicht
genossen nicht hoch eingeschätzt worden, und bis der Partien stelle ich fest, daß in mindestens sechs
heute hat er wenig B eachtung gefunden. Steinitz der Partien, die Lasker gewann, eine oder meh
hat selbst zu dieser Einschätzung beigetragen. In rere Stellungen vorkamen, in denen ein Spieler
einem Brief, den er am 23. Juni 1894 an Walter zweiter Klasse Lasker Remis hätte vorgeben kön
Shipley richtete, 366 äußert er, er halte es aus den nen367 und ihn dennoch geschlagen hätte. Zwei
Partien des Wettkampfs für " zweifelsfrei erwie der Remispartien hätten ebenfalls von mehr als
sen," daß seine Bestform genügt hätte, Lasker 10-2 einer Stelle aus von schwachen Spielern gewonnen
oder 10-3 bei einigen Remispartien zu schlagen. werden können, und in der Mehrzahl der acht Par-
tien, die leicht von mir zum Sieg hätten geführt die Steinitz in diesem spannungsgeladenen Kampf
werden können (ungefähr 5 von 8) hatte er nie die erlebte, seine Wahrnehmung gründlich verzerrt
Gelegenheit, das bessere Spiel zu erlangen, bevor hat.
ich Gewinnstellung erreichte. Ferner hatte er in al Natürlich hätte Steinitz in den Verlustpartien
len den Partien, die ich gewann, durchgehends nie bei bestem Spiel einige Male dem Verderben ent
mals wo auch immer den Hauch einer Chance, was rinnen können, aber das hat nicht viel zu bedeuten:
von ihm, wie ich glaube, praktisch zugegeben wird, denn die Grundstellung ist als remis zu bewerten,
denn er behauptet lediglich, daß die vierte Partie und ohne einen Fehler des Gegners kann man nun
ganz zum Schluß remis zu halten war, und was das einmal nicht gewinnen. Laskers Wettkampfsieg
betrifft, so besteht kein Zweifel, daß ich die Partie war hochverdient und völlig überzeugend.
an verschiedenen früheren Stellen leichter hätte Steinitz eigenwillige Darstellung des Gehaltes
gewinnen können. Pillsbury, Showalter, Albin und der Partien wurde nicht nur von seinem seltsamen
Hanham sind nach sorgfältiger Durchsicht der Par Verhältnis zum eigenen Ich bestimmt, sondern
tien vollkommen meiner Ansicht. Lipschütz mach auch dadurch beeinflußt, daß er seine Anhänger
te darauf aufmerksam, daß ich nach JO. g3, was ich ermutigen wollte, Geld für einen Rückkampf zu
so sehr lobte (1. Partie), mit JO . . . fg3: 31. f4 T5e7 sammenzubringen; er selbst spricht davon in sei
leicht gewinnen konnte, und zusammenfassend nem Brief. Es hat aber stets etwas Mißliches, den
schreibt er, daß er nicht verstehen kann, wie ich es Erfolg des Rivalen neidvoll dem Glück zuzuschrei
schaffen konnte zu verlieren. ben. Steinitz fand nur bedingt Zustimmung. Es ist
Von den drei Partien in Philadelphia abgesehen möglich, daß die in dem Brief genannten Herren
(von denen ich eine bei besserem Spiel hätte remi Pillsbury, Showalter, Albin und Hanham dem reiz
sieren können) wurde er in beinahe allen Partien baren Altmeister beipflichteten, um nicht seinen
während der ersten Sitzung vollständig überspielt, Zorn hervorzulocken.
aber in der zweiten Sitzung brach ich üblicherwei Es wird niemanden verwundern, daß Laskers
se durch ganz absurde Fehler zusammen, was nur geschworener Feind L. Hoffer und sein glücklo
meine Schwäche beweist, nicht aber seine Stärke." ser Nebenbuhler Dr. S. Tarrasch Laskers Verdienst
Schon bei den Zitaten einzelner Anmerkungen zu schmälern suchten.368 Andere schlossen sich
von Steinitz zu den Wettkampfpartien wurde deut ihnen an.369 Natürlich gab es auch Gegenstim
lich, daß dieser Spieler bei der Stellungsbewertung men.370 J. G. Cunningham (1838-1905) veröffent
seine eigenen Möglichkeiten oft in allzu rosigem lichte in seinem Büchlein über den Wettkampfm
Lichte sieht. In der oben wiedergegebenen Mittei eine ausgewogene Besprechung des Gehalts der
lung hat er sich zweifellos selbst übertroffen. In den Partien. 37 2
Remispartien hatte Lasker großen Vorteil und hät Es scheint mir angebracht, meine eigenen Be
te alle an der einen oder anderen Stelle gewinnen obachtungen über Laskers Spielweise nochmals
können; Steinitz hatte nur einmal eine ganz zufäl zusammenzufassen. Dabei ist es unvermeidlich,
lige Möglichkeit zum Sieg in der fünften Partie. In einiges schon früher Gesagte zu wiederholen.
den Spielen, die Lasker für sich entschied, hatte Laskers Partieanlage ist gesund. Mit den wei
Steinitz nach meinen Untersuchungen nur ein ein ßen Steinen baut er allerdings häufiger recht an
ziges Mal eine klare Gewinnstellung, und zwar in spruchslose Stellungen auf (Partien 9, 11, 13, 15, 17);
der siebten Partie; auch hier war die richtige Spiel die einzige Partie, in der er mit Schwarz von An
führung alles andere als einfach zu finden. Ich habe fang an in einer wenig befriedigenden Lage zu
noch stets den Eindruck, daß die Enttäuschung, kämpfen hat, ist die 14. Wettkampfpartie.
368. L. Hotfer im CM XV (Juli 1894), S.338-339. Für die Stellungnahme Tarraschs siehe DWS 1894, S.18o.
369. Zum Beispiel A. Albin, DWS 1894, S.204.
370. Einiges Material ist bei V. Fiala, Quarterly of Chess History, Band 3 (1999), S. 277-280 zusammengestellt.
3 7 1 . J. G. Cunningham, The Games in the Steinitz-Lasker Championship Match (Leeds 1894), siehe BCM 1894, S.362.
372. Nachzulesen ist sie in dem materialreichen Buch von K. Landsberger, The Steinitz Papers (Jetferson 2002), S.189-191.
19. PART I E : L A S K E R - S T E I N I T Z 177
Im Übergang von der Eröffnung zum Mittel Die generelle Qualität der Spielführung liegt
spiel liegt die eigentliche Spielgestaltung beschlos weit über dem Niveau, das man aus dieser Zeit
sen. Hier entwickelt Lasker oft gute eigenständige gewohnt ist. Grobe taktische Fehler kommen sehr
Ideen (Partien 1, 10, 12, 16). Bisweilen neigt er zur selten vor, während im Wettkampf Ögorin gegen
Überschärfe (Partien 4, 7); manchmal verfolgt er Tarrasch viele Partien durch krasse Übersehen ent
seinen Vorteil nicht mit aller Energie (Partien 1, schieden wurden. Viele neue Stellungsmuster tau
10). chen in den Partien Laskers zum ersten Male auf,
Im Mittelspiel ist die Qualität seiner Spielfüh und er wies in ihnen Wege, die noch heute gül
rung natürlich vom Stellungstypus abhängig. Sehr tig sind; auch auf diesem Gebiet scheint mir seine
stark spielt er in unscheinbaren halboffenen Stel durchschnittliche Leistung weit höher zu sein als
lungen, sei es mit Damen auf dem Brett, sei es die Beiträge der Kämpfer im Zweikampf zwischen
ohne; meist gelingt es ihm, überzeugende Pläne Ögorin und Tarrasch. Es ist mir rätselhaft, wa
zu finden und durchzuführen ( Partien 1, 3, 5, 6, rum Lasker bis heute häufig als Neuerer im po
15, 16, 18 mit Damen; Partien 10, 11, 19 ohne Da sitionellen und strategischen Bereich so gering
men). Unsicherheit zeigt er in geschlossenen, bis eingeschätzt wird. Vielleicht liegt es - außer an
weilen auch in halboffenen Stellungen, in denen der Schwäche seiner Hinterlassenschaft als Schach
es ihm nicht gelingt, ein klares Teilziel für sei schriftsteller376 - daran, daß er bisweilen auch in
ne Operationen zu finden. Sein Spiel wirkt dann Stellungen eine Zeitlang fehlgehen konnte, die ihm
zerfahren (Partien 8, 13, 17); er ist unfähig zu lagen; er pflegte sich meist dank seiner Geistesge
warten.373 Ferner zeigt er Schwächen in Stellun genwart bei plötzlichen Stellungsänderungen zu
gen, in denen sein König Gefahr läuft ( Partien 2, retten. Sie fußte jedoch auf tiefem Verständnis der
12), während er selbst im direkten Königsangriff verschiedensten Stellungsarten. Gerade Laskers
scharf, ideenreich und wirksam vorgeht (Partien Vielseitigkeit scheint mir am erstaunlichsten zu
7> 16).374 sein. Meiner Meinung nach haben sowohl Capa
Im Endspiel ist seine allgemeine Stellungser blanca als auch Aljechin aus seinen Partieschöp
fassung sehr gut (Partien 1, 9, 11, 16), aber die Ge fungen Vorbild und Lehre gewonnen.
nauigkeit bei der technischen Durchführung ist Mit der Beendigung des ersten Wettkampfes
geringer, als in der Schachliteratur behauptet wird gegen Steinitz sind die Merkmale, die Laskers Kön
( Partien 4, 13). Das gilt nicht nur für das Endspiel, nen ausmachen, voll entwickelt. In den folgenden
sondern für alle Arten von Stellungen; in allen vier Jahren wächst noch die Genauigkeit bei der Durch
Remispartien vergibt Lasker Gewinnmöglichkei führung seiner Einzeloperationen und die Gleich
ten (siehe ferner Partien 3, 11). mäßigkeit im Einsatz seiner Aufmerksamkeit.
Es ist eine solche Übersicht jedoch weniger aus
sagekräftig, als man im ersten Augenblick meinen Nachdem Lasker den Rückkampf gegen Steinitz,
könnte.375 Es fehlt ihr zum einen der Bezug zur der vom November 1896 bis Januar 1897 in Moskau
allgemeinen Entwicklung des Spielverständnisses stattfand, gewonnen hatte, ohne auf ernsthaften
in jener Zeit, zum anderen eine Gesamtgewich Widerstand zu stoßen, ließ er sich über zehn Jah
tung, welche die Stärken und Schwächen nach ih re lang in keinen Zweikampf ein. Ab 1907 spielte
rer strukturellen Bedeutung für Laskers Gesamt er jedoch in kurzer Folge vier Weltmeisterschafts
erfassung des Spiels ordnet. Deshalb seien noch kämpfe. Der kürzeste, aber spannendste wird jetzt
einige Bemerkungen angefügt. kurz vorgestellt.
3 7 3 . Ganz im Gegensatz zu zeitgenössischer Meinung: CM XV (Juli 1894), S.339, letzter Satz (L. Holfer).
374· Auch hier teile ich nicht die Auffassung der Zeitgenossen: siehe DSZ 1894, S.184 (C[urt] v[on] B[ardeleben]).
375· Man vergleiche die Ausführungen von D. Hooper, Weltgeschichte des Schachs ( Herausgeber E. Wildhagen),
Lieferung 7 (Hamburg 1968), S.15; sie führen meines Erachtens gewaltig in die Irre.
376. Wenn man Laskers Ausführungen über die Partien des Wettkampfs in LCM IV (1906), S.182-199 liest, kommt man
wohl nicht auf die Idee, seine strategischen Einsichten könnten bedeutend sein.
D E R WET T KA M P F
LASKER - SCHLECHTER
Der folgende Text enthält die Überarbeitung eines Artikels, der im Jahre 1999 in der Zeitschrift "Schach" erschien. Er
wurde in fünf Folgen veröffentlicht (Teil 1: 5l1999, S.39-47; Teil 2: 6l1999, S.49-6o; Tei l 3 : 8l1999, S.sJ-66; Teil 4: 10l1999,
S.36-47 und Teil s: ul1999, S.sJ-61).
RSTAUNLICH sind die Wechselfälle der Behand kampf nie ernsthaft die Rede, und das Ereignis
E lung, die diese Veranstaltung in den Köpfen wurde bald vergessen.
der Menschen erfahren hat. Nachdem Dr. Emanu Nachdem ihm etwa 65 Jahre lang keine nen
el Lasker in Zweikämpfen gegen Marshall (1907), nenswerte Aufmerksamkeit geschenkt worden
Dr. Tarrasch (1908) und Janowski (1909) mühelos war, stürzte sich plötzlich eine Vielzahl von Schrei
gesiegt hatte, äußerte man vielfach die Hoffnung, bern auf das Thema. Aus dem Wettkampfverlauf
Carl Schlechter werde dem Weltmeister härteren zog man die erstaunlichsten Schlüsse auf die Ab
Widerstand entgegensetzen, und knüpfte hohe Er machungen über die Wettkampfbedingungen und
wartungen an das Können des Wiener Meisters.377 auf die psychische Verfassung der Spieler. Schlech
Diese Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Der ter gewann späte Popularität als tragischer Held.
Verlauf des Treffens gestaltete sich äußerst span Der Mythologisierungsprozeß ist offenbar immer
nend. Schlechter ging in Führung, und es gelang noch nicht abgeschlossen; dieser Umstand verleiht
Lasker erst in der letzten Partie, den Gleichstand der Beschäftigung mit dem Stoff eine besondere
wiederherzustellen. Dennoch war von einem Rück- Würze.
377· Vgl. zum Beispiel WSZ 1910, S.2; DWS 1910, S.70.
180
Es ist selbstverständlich, daß man vor Beginn ei Aufschluß über schachliehe Fragen, zumal (mir)
nes Wettstreites die früheren Kämpfe zwischen die Partien nicht bekannt sind; doch mag das Er
den beiden Spielern betrachtet, wenn man An gebnis für beide Spieler psychische Folgen im Hin
haltspunkte für Voraussagen über den Gang der blick auf den Wettkampf gezeitigt haben. In der
künftigen Partien gewinnen will. Der Verlauf der letzten Partie erreichter Lasker in alter Weise auf
älteren Spiele mag Aufschluß darüber geben, wel Grund seines besseren strategischen Verständnis
che schachliehen Mittel jeder gegen seinen Gegner ses eine glatte Gewinnstellung, verdarb sie aber
einzusetzen gedenkt, und man kann zu erraten auf scheußliche Art.
versuchen, wie er auf die Spielweise und das Tem Beim unbefangenen Betrachter kann bei der
perament seines Widersachers eingestimmt ist. Durchsicht der Partien kein Zweifel an der deutli
Ich gebe eine Übersicht der Partien zwischen chen schachliehen Überlegenheit Laskers aufkom
Lasker und Schlechter vor 1910. men; die Ergebnisse der letzten Partien ändern das
1) Schlechter - Lasker, Hastings 1895, Sizilianisch, Bild nicht. Es scheint mir aber, daß Lasker selbst
0-1 (51) durch den ungünstigen Verlauf jener Kämpfe von
2) Schlechter - Lasker, Nürnberg 1896, Schottisch, Unsicherheit und Unbehagen gegenüber diesem
lh:lh (22) Gegner befallen wurde.
3) Lasker - Schlechter, London 1899, Spanisch Ich lege einiges Material aus diesen Spielen vor.
(Abtauschvariante), lh : lh (30) Die erste B egegnung gebe ich zur Gänze wieder,
4) Schlechter - Lasker, London 1899, Italienisch, weil die aus der Eröffnung entstehenden Bilder ei
0-1 (22) ne gewisse Verwandtschaft zu einigen Partien des
5) Schlechter - Lasker, Paris 1900, Italienisch, o-1 Wettkampfes aufweisen, in denen Lasker ebenfalls
(44) die Sizilianische Verteidigung anwandte.
6) Schlechter - Lasker, Cambridge Springs 1904,
Damengambit, 1-0 (37)
[7) Lasker - Schlechter, Schlachtensee 1908, Rice
C. S C H L E C H T E R - E M . L A S K E R
gambitwettkampf, +o -3 =2]
Hastings 1895 (3. Runde)
8) Schlechter - Lasker, St. Petersburg 1909, Spa
Sizilianisch (B34)
nisch, lh:lh (71).
Ergebnis aus der Sicht Schlechters (den Thema
1. e4 es 2. SfJ Sc6 3· d4 Cd4: 4· Sd4: g6 5· Sc6:
wettkampf lasse ich unberücksichtigt, denn die
Partien begannen aus einer Verluststellung für Im 19. Jahrhundert wurde dieser Springertausch
Weiß heraus): in allen möglichen Stellungsarten, die aus der Si
mit Weiß: +1 -3 =2 zilianischen Verteidigung entstehen, bevorzugt;
mit Schwarz: +o -o =1 man vergleiche die sechste, achte und zehnte Par
Bei der Bewertung des Ergebnisses ist zu be tie aus dem Wettkampf Anderssen - Morphy. Oft
rücksichtigen, daß Lasker in sieben Partien sechs führt er jedoch zur Stärkung des gegnerischen Bau
Mal die schwarzen Steine führte. ernzentrums; auch in der vorliegenden Stellung
Die ersten fünf Partien zeigen ein deutliches ist er außer Gebrauch gekommen, wenn er auch
Übergewicht Laskers in komplexen Situationen so so schlecht hier nicht ist. Lasker selbst verfuhr
wohl strategischer wie taktischer Natur; Schlechter als Weißer in der dritten Wettkampfpartie gegen
ging im Strudel des Kampfes unter. Die Verlustpar H. ]. Bird (Newcastle on Tyne 1892) auf dieselbe
tie Laskers kommt auf die Rechnung einer groben Weise, und es entstanden ganz ähnliche Stellungs
Halluzination. Der Themawettkampf gibt keinen bilder wie in der vorliegenden Partie.
S C H LE C HTER- LASKER, FRÜHERE PARTIEN
7. LC4 e6 8. o-o Sh6 9· Sq Sf7 10. Le3 Lg? 11. Tad1 18 . . . f4 19. f3 (?)
Dies ist schablonenhaft gespielt. Nach u. f4 o-o Endlich bewegt Weiß seinen f-Bauern, aber j etzt
12. Dd2 kann 12 . . . fs mit 13. es beantwortet wer ist es verkehrt. Mit I9. C4 hätte Weiß noch hart
den; nach 12 . . . ds 13. Lb3 ist das Feld es geschwächt. näckigen Widerstand leisten können.
Schwarz muß den Vorstoß f6-fs mit 12 . . . d6 vor
19 . . . Lfs 20. Ld3 Tae8 21. Tdet Te7 22. Tb Sd6
bereiten, aber nach 13. Lb3 fs 14. Tad1 nebst Tf1-e1
23. Dq Lg6 24. Tfe2 Tfe8 25. Lg6: hg6: 26. Sd3 SC4
macht die Stellung des Schwarzen keinen sonder
27. Sb Se3
lich gesunden Eindruck.
Die strategischen Mängel in der Stellung des Wei
u . . . o-o 12. Dd2 fs 13. efs:
ßen sind nun entscheidend.
Besser gefällt mir 13. Lb3.
28. Sd1 d4 29. Dd3 e4 30. fe4: Te4: 31. Se3: fe3:
13 . . . gfs: 32. Tfl Tf4 33· Tf4: Df4: 34· Ddt es 3S· b3 as 36. Dei
a4 37· Das Tf8 38. De1 Tfs 39· Dd1 Kf6 40. Dei Kes
41. Dd1 Kds 42. h3 De4 43· De1 Df4 44· Ddt Kes
4S· De1 Kf6 46. Ddt Kg7 47· De1 Tf6 48. Ddt Dg3
49· Dd3 Tb so. De4 Df4 51. De7t Kh6 Weiß gab
auf.
Vorzuziehen war I7 . . . f4 mit erklecklichem Vorteil Weiß verrechnet sich. Richtig ist 12. Dq: d6 13. Sd4
für Schwarz. o-o I4. f3 Sf6 IS. Lgs mit einiger Kompensation für
378. The Book of the London International Chess Congress 1899, S.33; WSZ 1899, S.164; DSZ 1899, S.236; DWS 1899,
S.311; ECO C [2.Auflage] 54/9, Fußno�e 56.
DER WETTKAMPF LASKER - S C H LE C HTER
Es geschah nun:
249
29 . ... Tfs-gs (?)
• 250
Nach 31 . . . ed4: 32. Td4: verliert Schwarz den Bau
ern auf f4. Die besten Verteidigungsmöglichkei
1 1� 1 ten bot meines Erachtens die Fortsetzung 31 . . . Tfs;
1 �1 Schwarz deckt den gefährdeten Bauern. Weiß hat
1 .1. .1.
folgende Möglichkeiten:
I 32. es Dds bringt dem Weißen nichts ein.
il !1 1 II 32. Dd3 Dc6 33. des: Ses 34· Ddst Dds: 35. cds:
J! � (Nach 39. Tq: Tds: 40. Tb7: Td1t 41. Kh2 Ta1
entsteht eine klare Remisstellung) 39 . . . Ke7
Stellung nach dem 29. Zuge von Weijl 40. Te4 Kd6 oder 40. C4 bs usw.
379· Quellen: S. Rosenthal, Traite des Echecs et Recueil des Parlies jouees au Tournai International de 1900 (Paris 1901),
S.355-357 ; W5Z 1900, 5.124-125; D5Z, 5,177-178; DW5, S.177-178.
S CH LE C HTER - LASKER , FRÜ HERE PARTIE N
III 32. des: Ses: 33. De2 (Nach 33· Td1 De6 kann auf 34- Lc3 ist neben 34· . . Da4 auch 34 . . . bs spiel
34· De2 mit 34· . . Th3:t 3S· gh3: Ths beantwortet bar.
werden) 33 . . . Sg6 (Nach 33· . . Sc6 34· Te6 Dd7 Nach 33· Tf4: sehe ich keine ausreichende Verteidi
3S· Td1 Df7 36. Tb1 Kh7 37. De4 gewinnt der gung für Schwarz:
Druck des Weißen entscheidende Ausmaße) I 33- . . ef4: 34· Dg6: Dc3: 3S- TeSt Sf8 36. Dhs:, und
34. Te6 Da3 3S- Dd3 Kh7. Ich finde nicht, wie Weiß gewinnt.
Weiß durchdringen kann. II 33 . . . Thgs 34. Tg4. Weiß hat eine Gewinnstel
lung.
32. Dh-d3 Tgs-g6
III 33 . . . Td6 34· Tg4 Sf6 (Nach 34- . . ed4: 3S· Tp:t
oder 34· . . Ses 3S- De3 gewinnt Weiß ohne Mü
2Sl he) 3S- es Td8 (Auf }s . . . Tds ist die Antwort
36. DC4 c6 37. Tge4 ausreichend) 36. DC4t Kh7
(Nach 36 . . . Kh8 ist 37. Tg6 gut genug) 37. Tg3
(Die Folge 37. des: Sg4: 38. fg4: Tgs führt zu kei
nem klaren Ergebnis) 37· · .ed4: 38. Ld4: mit ent
scheidendem Vorteil für Weiß.
IV 33 . . . Tg2: 34. Tg4 (Auch nach 34. Kg2: ef4: 3S· es
steht Weiß gut)
2S2
380. S. Rosenthal, Traite des Echecs et Recueil des Parties j ouees au Tournoi International de 1900 (Paris 1901), S.357·
DER WETTKAMPF LASKER - SCHLECHTER
sible Folge 37. Dd3; nach 37. Db3 Db3: 3S. ab3: Tds: S . Rosenthal schreibt: "Falls 37. des: Tc6 3S. De4
steht dem Weißen ein mühsamer Kampf ums Re Da2: - besser." Das stimmt. Jetzt war indessen die
mis bevor. Nach 37. Dd3 hat Schwarz verschiedene Zeit für 37· ds gekommen:
Möglichkeiten: I 37 . . . as scheitert an 3S. de6: Db4: 39. e7t Dq:
I 37 . . . Des 40. eSD+ Kh7 41. Dhs:.
A) 3S. Dg6 Tgs 39· DeSt SfS 40. Les: Tds : 41. Lf4: II 37· . . SfS 3S. Te4 Dd7 (Der Turm d6 kann nicht
Tgfs mit etwa gleichem Spiel. weichen, denn dann folgt mit tödlicher Kraft
B) 3S. Tes: Tes : (3S . . . Tds: 39. Ths: kostet den 39· d6t) 39· Tes: Th3:t ( Auch nach 39 . . . Tes:
Schwarzen Material) 39. Tes: mit großem Vor 40. Tes: ist die Stellung des Schwarzen hoff
teil für Weiß nungslos) 40. Kg1, und Weiß steht auf Gewinn.
II 37 . . . Da2: III 37· . . Sd4 3S. Tes: Tes: 39. Tes: as (Die Fort
A) 3S. Les:? Tds: 39. Dg6 scheitert an 39 . . . Thes: setzung 39 . . . SC2: 40. Dq: Db4: 41. TeSt Kh7
40. Tes: Tes: 41. Tes: Da1t, und Schwarz ge 42. Dc2:t führt sofort zum Verlust für Schwarz)
winnt. 40. Dd4: Db4: 41. TeSt Kh7 (Auch nach
B) 3S. Dg6 Tgs 39· DeSt Sfs 40. Les: Td7 41. Lf4: 41 . . . Kf7 42. Des kann Schwarz sich nicht ret
Tfs 42. Les Dds: führt zu einer etwa ausgegli ten) 42. Dd3t g6 43· c3 Des 44· Te6 Te6: 4S· de6:
chenen Stellung. Des 46. Dd7t KhS 47· DeSt Kh7 4S. Df7t KhS
C) 3S. Tes: Tes: 39· Tes: b4 (Der Läufer des Weißen 49. Dg6:, und Weiß gewinnt.
muß vom Punkt g7 abgelenkt werden) 40. Lb4: IV 37· . . bs 3S. Dc3 Tds : 39. Dc6 Kf7 40. Dds:
Db1t 41. Lei SfS 42. De4 mit erklecklichem Vor Db4: 41. Te4 (41. Tes: scheitert an 41. .. Dei:t)
teil für Weiß. 41. .. Dc3 42. Db3 (Nach 42. Tf4:t Ke7 43· Tfe4
III 37 . . . c6 3S. Dg6 Tgs (3S . . . Dc3: scheitert an Th3:t 44· Kg1 Ths hat Schwarz Überlebensaus
39. de6: Tgs 40. Df7t nebst 41. e7) 39. Dest Sfs sichten) 42 . . . Db3: 43. ab3:. Schwarz dürfte das
40. Les: Tds: 41. Dc6: Da2: 42. Lf4: mit Vorteil Endspiel nicht halten können (43 . . . Kf6 44· b4).
für Weiß. Nach dem Textzug kann Schwarz sich retten.
IV 37 . . . Scs ist die stärkste Fortsetzung: 3S. Dd2
37· ... Td6-c6?
Da2:
Nötig war 37 . . . Tes:. Nach 3S. Tes: Tc6 39. Dds Db4:
2S3 40. Te6: Te6: 41. De6:t Kh7 entsteht eine ausgegli
chene Stellung.
3 8. Tes -cs??
Übrigens ist auf 38. De2 die Fortsetzung 38 . . . Tc2: Wege abirrte. Dies geschah ihm indessen in der
nicht günstiger für Schwarz. Nach 39· De4 Tes: folgenden Partie:
40. Des: hat der Angriff des Weißen entscheidende
C. S C H L E C H T E R - E M . L A S K E R
Kraft, zum Beispiel 4o . . . Sgs 41. Ddst Kh8 42. h4.
Cambridge Springs 1904, 11. Runde.
Nach dem Textzug gewinnt Schwarz mühelos.
38. .
. .
2S4
3 8 1 . WSZ 1904, S.325; DSZ 1904, S.177; vgl. DWS 1904, S.212.
186
gf4: 17. Lh?:t Kh8 18. Dg6 Lc8 19. Dh6 Lg5 im Auge In der Partie folgte 16. Lh7:t Kh8 17. Dg6, und nun
hatte und nicht bedachte, daß Weiß den Tausch auf fand Schwarz gegen die Drohungen 18. Lg8 und
f4 unterlassen kann. Dies ist nicht plausibel, denn 18. Dh6 nichts Besseres als 17 . . . Sf6 18. ef6: Tf6:
in der Endstellung der oben angeführten Variante 19. Dhs Kg?; nach 20. Dgs:t Kh7: 21. Lf4: gewann
erreicht Weiß mit der Fortsetzung 20. Df8:t Kh7: Weiß mühelos.
21. Lf4: eine Gewinnstellung. Was bei der Wahl des
Zuges 15 . . . f4 in Laskers Kopf vorging, wird ewig Genug des Vorgeplänkels; es ist an der Zeit, einen
unbekannt bleiben. Blick auf den Wettkampf selbst zu werfen.
Offenbar reifte in Schlechter nach seinen beiden 1. Es sollen dreißig Partien gespielt werden. Zum
großen Turniererfolgen im Jahre 1908 (jeweils ge Sieg müssen zwei Punkte Vorsprung erzielt wer
teilter erster Platz im März/April in Wien und im den; bei unentschiedenem Ausgang wird ein
Mai/Juni in Prag) der Plan, den Versuch zur Errin Stichkampf gespielt. 385
gung der Weltmeisterschaft zu wagen. Schon nach 2. Die finanziellen Bedingungen sind die gleichen
seinem Sieg in Ostende 1906 war er dazu angeregt wie im Wettkampf Lasker-Marshall.386
worden, hielt aber anscheinend die Zeit noch nicht 3. Lasker belastet sich damit, die Finanzierung
für gekommen. 382 Jetzt wartete er das Ergebnis des und Organisation des Wettkampfes zu sichern;
Zweikampfes zwischen Lasker und Tarrasch ab, er bestimmt Ort und Zeit der Austragung, in
der am 30. September 1908 mit dem Siege Laskers formiert jedoch Schlechter spätestens einen
endete. Dann tat er seine Herausforderung kund. Monat vor Beginn.
Anfang Dezember 1908 reiste er nach Berlin, um 4· Als Vergütung für diese Mühen fällt Lasker das
die Verhandlungen über die Modalitäten durch alleinige Eigentumsrecht an den gespielten Par
den persönlichen Kontakt mit Lasker zu erleich tien zu.
tern; es scheint mir klar, daß dieser seine prinzipi
elle Bereitschaft, sich auf den Kampf einzulassen, Schlechter stimmte diesen Bedingungen ohne Vor
schon vorher deutlich gemacht hatte.383 behalt zu.
Laskers Appetit zum Spielen war durch den Laskers Verhalten nötigt Bewunderung ab. Er
Strauß mit Tarrasch mächtig angeregt worden. Im lehnt sich nicht bequem im Sessel zurück und über
Jahre 1909 war er nach seinen Maßstäben sehr ak läßt es dem Herausforderer, das Geld für einen
tiv. Zu dem Wettkampf mit Schlechter fand er sich Zweikampf zusammenzukratzen, wie dies insbe
ohne Zögern bereit; als Zeitpunkt für die Durch sondere sein Nachfolger tat. Er spannt sich per
führung wurde das Ende des Jahres 1909 ins Auge sönlich ein, und auch wenn er vielleicht damit
gefaßt. Im übrigen setzte Lasker folgende Bestim rechnete, daß die Früchte seiner Anstrengungen
mungen fest:384 hauptsächlich ihm selbst zugute kommen würden,
382. DWS 1906, S.334; vgl. auch SSZ 1908, S.96, letzter Satz.
383. DWS 1908, S.447; DSZ 1908, S.378; WSZ 1908, S.376; SSZ 1908, S.189.
384. Siehe die vorige Fußnote.
385. Also auch dann, wenn Lasker am Schluß mit einem Punkt Vorsprung verbleibt. Dieser Umstand wird gewöhnlich
übersehen.
386. Der Sieger bekam tausend Dollar: WSZ 1906, S.353 und 403; S. Tarrasch, Der Schachwettkampf Lasker-Marshall im
Frühjahr 1907 (Nürnberg o. ].), Vorrede und Einleitung.
Z U R VO R G E S C H I C H T E U N D O RG A N I S A T I O N D E S W E T T K A M P F E S
s o zeigt sein Verfahren doch ernstes Bemühen, die (Februar/März 1909) das Interesse habe erlahmen
Lage der Schachmeister generell zu verbessern. lassen, 392 ist unbegründet, denn Lasker nahm die
Lasker mag seinen Optimismus bald bereut ha Organisationsvorbereitungen für den Weltmeister
ben. Weil die Finanzierung des Wettkampfes ge schaftskampf erst nach dem Ablauf des Turniers
gen Marshall in New York 1907 keinerlei Schwie zur Hand.
rigkeiten verursacht hatte, gedachte er wohl auch Jedenfalls sah sich Lasker gezwungen, seinen
diesmal, ohne weiteres einen Teil der Veranstal ursprünglichen Plan fahren zu lassen. Er wollte
tung in den Vereinigten Staaten unterbringen zu nun den Wettkampf auf fünfzehn Partien begren
können. 387 Aber wahrscheinlich hatte nicht die Be zen, die in Wien, Berlin und London gespielt wer
liebtheit seiner Person in diesem Land, sondern den sollten; der Schiedsrichter hatte zu entschei
die Bewunderung der Amerikaner für ihren Lands den, ob ein Vorsprung von einem Punkt oder von
mann die Gemüter und die Geldbörsen geöffnet. zwei Punkten zum Sieg hinreiche. 393
Lasker konnte in den Vereinigten Staaten nichts Auch dieses Projekt konnte Lasker nicht ver
erreichen. wirklichen; er fand keinen Ausrichter in London.
In Anbetracht dieser Schwierigkeiten versuch Dennoch suchte er den Verpflichtungen nachzu
te es Lasker mit einem Spendenaufruf " an die kommen, die seine Absprachen mit Schlechter mit
Schachwelt." Er erschien in den deutschsprachi sich brachten; die Bedingungen, unter denen der
gen Schachzeitungen388 und war vom Weltmeister Kampfschließlich stattfand, waren aber sicher sehr
und vom Herausforderer unterzeichnet. Der Re unbefriedigend für ihn. Es wurden nur zehn Parti
gierungsrat J. Berger, der zusammen mit Schlech en gespielt, die in Wien und Berlin zum Austrag ka
ter die Redaktion der "Deutschen Schachzeitung" men. Dabei galten folgende Bestimmungen: "Wer
innehatte, sollte die gespendeten Beiträge entge die Mehrzahl der Partien gewinnt, ist Sieger und
gennehmen. hat den Titel Weltmeister errungen. Bei gleichem
Es wird niemanden überraschen, daß der Herr Schlußstande hat der Schiedsrichter in bezug auf
Rat alsbald genötigt war bekanntzugeben, daß die Titelfrage die Entscheidung zu treffen."394 Der
der Appell an die unterstützende Freigebigkeit der Wiener Schachklub stellte 3000 Kronen, die Berli
Schachfreunde nicht die gewünschten Ergebnis ner Schachgesellschaft 2000 Mark für die Kämpfer
se gezeitigt hatte.389 Auch waren Verhandlungen zur Verfügung.395 An Spenden liefen im ganzen
mit Vertretern von St. Petersburg über die Durch 900 Mark ein, von denen jeder Spieler am Schluß
führung der Schlußphase des Kampfes aus unbe der Veranstaltung die Hälfte erhielt.396 Das Inter
kannten Gründen auf nichts hinausgelaufen,390 ob esse der Zuschauer scheint an beiden Orten ein
wohl die beiden Spieler den Honorarsatz pro Partie lebhaftes gewesen zu sein.397
von tausend auf achthundert Mark herabgesetzt
hatten.391 Die Vermutung, daß Schlechters mäßi Es ist an der Zeit, einen Blick auf die Partien des
ges Abschneiden beim Turnier in St. Petersburg Zweikampfes zu werfen.
1. Partie 27. Ta2 g6 28. Sd4 Teb8 29. Tb Sd7 30. h3 Ses
C. S C H L E C H T E R - E M . L A S K E R 31. Td2 Sd3 32. b4 eb3: 33· Sb3: Tb3: 34· Td3: Te8
Wien, J. und 1 0.1.1910 35· Tds: Tbq: remis gegeben.
Spanisch (C66)
Stand: 1 : 1.
Kh7 51. Dd6 De3t 52. Khz Ddzt 53· Kh3 Det 54· ...
54· La6 Dhtt 55· Kg4 Ddtt 56. Kg5 Dctt remis
Über die richtige Beurteilung der Stellung ist bis
gegeben
lang keine Einigkeit erzielt worden. Meines Erach
Stand: 2 : 2. tens ändert sich mit dem Textzug die Stellungs
bewertung nicht; aber während bislang Weiß am
Rande der Niederlage schwankte, wird dies nun
5· Partie
für Schwarz gelten.
C . S C H LE C H T E R E M . L A S K E R
I Lasker empfahl die Fortsetzung 54 . . . Tb8;398
-
257 C ) 5 5 . Ta7t Tb7 56. TaS Des 57. Tas D q ist aus
sichtslos für Weiß.
D) 55· Da7t Tb7 56. De3 bereitet dem Schwarzen
Ungelegenheiten:
Da) 56 . . . De4t 57· De4: de4: sS. Ta3 führt zum Re
mis.
Db) 56 . . . c2 57· Ta2 Dq sS. De7t Kc6 59· De6t ist
ebensowenig überzeugend; 59 . . . Kcs scheitert
an 6o. Tc2: und auf 59 · · . Kbs folgt 6o. Tb2t, so
daß Schwarz mit remis zufrieden sein muß.
Dc) s6 . . . Tb6 sS. Ta7t KbS 59. Ta3, und Schwarz
wird mit 59 . . . Tes 6o. Df7t (6o. Dg7:t Dd7 ist
kann nicht gewinnen.
hoffnungslos für Weiß) 6o . . . Kb6 61. Tes : fes:
Es ist jedoch deutlich, daß Weiß nach 54· . . TbS
62. Dq: Dc6t widerlegt.
oder 54· . . c3 äußerst genau spielen muß, um dem
D) Am besten setzt Weiß nach 54· . . TbS 55. Da7t
Verlust zu entgehen. Nach dem Textzug gerät
Tb7 mit 56. Da6 fort.400 Schwarz kann nicht
Schwarz in größte Gefahr.
gewinnen:
Da) 54· . . Db6 55. Da3 Db4 56. Da6 mit Zugwieder 5 5· Du-a6
holung.
Db) 54· . . CJ 55· TeS C2 s6. DaS; Schwarz büßt den
c-Bauern ein; Weiß hält sich.
Dc) 54· . . De1 55· TgS De4t 56. Kh2 De7 57. Kg2.
Der Nachziehende kann nicht weiterkommen.
II Schlechter behauptete an derselben Stelle,
54 . . . Tb7 sei die einzig richtige Fortsetzung, oh
ne dies mit näheren Angaben zu belegen. Es ist
mir völlig verborgen geblieben, welche Vorteile
dieser Zug gegenüber Laskers Vorschlag besitzt,
wenn Weiß mit 55. De2 antwortet; im Gegenteil
steht die Dame des Weißen auf e2 besser als
auf e3, denn nach ss . . . Dd6 56. TeS ist 56 . . . d4
ausgeschaltet.
55· Tb5-bs?
Am einfachsten lenkt Weiß nach 54 . . . Tb7 mit
. . .
55. Da6 in Abspiel I D ein; die Stellung ist als Danach wird Schwarz rasch mattgesetzt Leicht
remis zu bewerten. erledigen lassen sich auch die folgenden Versuche
III Der Weiße besitzt in der Ausgangsstellung kei (I-IV):
nerlei gefährliche Drohungen. Daher ist die 55· . . Tb7 56. De6 (C. Schlechter)40\ und Weiß
Fortsetzung 54 . . . c3 äußerst plausibel. Erstaunli gewinnt.
cherweise ist sie nicht siegbringend, wenn Weiß Il ss . . . Tb6 56. DcSt Kd6 57· DfSt Kc6 5S. TeSt
die richtige Entgegnung findet: mit Gewinn.
A) 55· De2 scheitert an 55 . . . De4t 56. De4: de4: III 5 5 · . . Kd7 56. Ta7t KdS 57· Tg7: Db6 5S. DaSt
57· Ta3 Tcs. DbS 59. Dc6 mit baldigem Matt.
B) Verläßt der Turm des Weißen die a-Linie, so IV Capablanca schlug die Fortsetzung 55 . . . Db6
folgt ss . . . Tas mit leichtem Sieg. 56. DcSt Kd6 57· Ta6 Da6: 58. Da6:t Kc5 vor,402
doch dürfte Weiß nach 59. Da7t Tb6 6o. De7t CI verschaffen) 64 . . . Kd7 65. Dn c2 66. h4 gh4:
Kb5 61. Kf3 ohne allzu große Schwierigkeiten 67. Kh3 Ke6 68. Kh4: Kf7 69. Kg3 Ke6 70. f4 Tc8.
gewinnen.
259
V Aber nach der von Lasker angegebenen Vertei
digung 55 . . . c3 403 sehe ich keine Möglichkeit
für Weiß zum Sieg:
A) 56. DcSt Kd6 57· DdSt (Nach 57. Ta6t Tb6 muß
Weiß Dauerschach geben) 57· · · Ke5 58. DeSt
Kd4 59· Tc8 c2 6o. De3t KC4 61. Dd2 Kb3. Weiß
hat keine Gewinnaussichten.
B) 56. TeSt Kd7 57· Tc5: Tc5: 58. Da4t (58. Db7t
Kd6 59· Dg7: c2 ergibt remis) 58 . . . Kq 59. De2
d4. Weiß hat keine siegbringende Verteidigung Schwarz darf sich nun darauf beschränken, mit
gegen die Drohung 6o . . . d3. Er muß mit Re dem Turm zwischen eS und q zu pendeln.
misschluß zufrieden sein. Bringt Weiß seinen König nach d2 oder d3,
C) 56. Ta7t ist die gefährlichste Fortsetzung für so folgt Tc8(7)-d8(7)t, und nach Kd2(3)xc2,
Schwarz. Td8(7)-c8(7)t nebst Tc8(7)xn und Ke6-d5 ist
die Stellung remis; geht der König auf die e
Ca) 56 . . . Da7: 57· Da7:t Kd6 58. Dg7:. Gegenüber
Linie, so kehrt der Turm auf die c-Linie zurück,
dem in der Klammer von Variante B angege
andernfalls gibt er Schachgebote, bis sich der
benen Abspiel hat Weiß ein Tempo gewonnen,
König weit genug vom Bauern auf c2 entfernt
weil der Turm des Schwarzen auf b5 statt auf c5
hat. Weiß kann nicht weiterkommen.404
steht; er siegt.
Cb) 56 . . . Kb8 57. Tg7: 56. Ta8-a7t Kq-d8
5 7 · Ta7xg7 Dc5-b6
Cb1) 57· . . C2 58. TgSt Kq 59· De6
5 8 . Da6-a3 Kd8-c8
Cbn) 5 9 · . . Kb7 6o. Tg7t Dq 61. Tq:t Kq:
62. Df7t Kb8 63. DgSt Kb7 64. Dh7t nebst Auf 58 . . . Db4 folgt 59. Da7; nach dem Textzug ist
65. Dc2:, und Weiß gewinnt. die Folge 59. DfSt Dd8 6o. Dc5t tödlich.
Cb12) 59· . . nD 6o. Tg7t Kb8 61. De8t DeS Schwarz gibt auf.
62. Db5:t, und Weiß setzt matt.
Stand: 3 : 2.
Cb2) 57· · · Db6 58. TgSt Kq 59· DcSt Kd6 6o. TdSt
Dd8: 61. DdS:t Kc5 62. Df6: d4 63. Kf3, und So übernahm Schlechter die Führung in dem Wett
Weiß gewinnt. kampf. Die Kämpfer zogen nun von Wien nach
Cb3) 57· · . d4 leistet jedoch erfolgreichen Wider Berlin um. Die ersten drei Partien waren in den
stand: 58. TgSt Kq 59· TeSt Kd7 6o. Tc5: Räumen des ,,Wiener Schach-Klubs" (Wallnerstra
Tc5: 61. Da4t Kq 62. Dd4: Tc6 63. Da7t Kd6 ße 2)405 , die beiden nächsten im "Cafe zur Marien
(63 . . . Kc8 scheitert an 64. Da4 nebst 65. De2) brücke" (Rotenturmstraße 31)406 gespielt worden;
64. Da3t (Nach 64. Df7 c2 65. Df6:t Kd7 kann in Berlin war das "Hotel de Rome" Schauplatz des
Weiß seiner Dame keinen Zugang zum Feld Wettkampfes. 407
6. Partie
E M . L A S K E R - C. S C H L E C H T E R
Berlin, 29. und 30.1.1910
Spanisch (C8o)
260
7. Partie
C. S C H L E C H T E R - E M . L A S K E R
Berlin, 30.1. und 1.2.1910
Sizilianisch (B57)
408. Es folgt die erweiterte Fassung einer Analyse, die im CBM 48 (4!1995) auf S.44-48 publiziert ist.
7· PARTI E : SCHLECHTER - LASKER 193
s) "Wiener Schachzeitung" 1910, S.86 87 (WSZ) 22. cd6: Sf2:t 23. Kg1 Se4 24. e7t Kg7 2s. ef8:D+
6) R. Spielmann: Kar! Schlechter, Stockholm 1924, TfB: 26. Te4: fe4: 27. Ses LeB! 28. Le6! (Auf 28. d7
S.121 Ld7: 29. Sd7: TdB scheint Schwarz besser zu ste
7) S. Tarrasch, Die moderne Schachpartie (4. Auf hen); es erscheint aber zweifelhaft, ob Schwarz
lage, Leipzig 1924), S.336. jetzt nicht mit 28 . . . Kf6! das bessere Spiel be
8) V. Vukovic, Das Buch vom Opfer (Berlin 1964), haupten würde (29. d7 La6 30. Lg4 Lq nebst
S.1S3· 31. . . Ke7)."
9) W. Heidenfeld, Große Remispartien, Düssel 6) WSZ: a) Der Kommentator W. Therkatz zitiert
dorf l968, S.12-13. das "Deutsche Wochenschach" und fügt hinzu:
"Wir geben noch folgende Variante: 28 . . . Le6:
29. Se6:t Kf7 30. SfB: Kf8: 31. Kf2! Kf7 32. Ke3
Ke6 33. Ke4: Kd6: 34. Kfs ! und wir haben un
geachtet des Mehrbauern keinen Gewinn für
Schwarz entdecken können."
b) "Zu ängstlich. Mit 20 . . . Lh2:t 21. Kh1 Ld6:
22. cd6: (22. e7t ist nicht besser) 22 . . . Sf2:t
23. Kg1 (oder auch 23. Kh2) 23 . . . Se4 wäre
Schwarz im Vorteil geblieben. Diese Behaup
tung wird im "Rückblick" auf den Wettkampf
erwiesen werden. Die Analyse des "Wochen
schach" enthält mehrere schwache Züge und
besagt somit gar nichts. G[eorg] M[arco]."
Lasker zog hier 20 Tfe8, und alle Kommentato
. . . Der neugierige Forscher hat Pech. Von die
ren befassen sich mit der Fortsetzung 20 . . . Lh2:t sem "Rückblick" wurde im "Neuen Wiener
21. Kh1 Ld6: 22. cd6: (oder zunächst 22. e7t Kg7 Tageblatt" am 2S. Februar, u., 18. und 2S. März
und dann 23. cd6:) 22 . . . Sf2:t nebst 23 . . . Se4. Die der Teil I publiziert; er erschien in der "Wiener
Urteile über den Wert dieser Folge schwanken be Schachzeitung" 1910, S.228-334. Er befaßt sich
trächtlich; dennoch haben nur wenige versucht, nur mit den beiden ersten Partien; die verspro
die Stellung nach 23 . . . (oder 24 . . . ) Se4 zu analy chenen Fortsetzungen blieben aus, wie es bei
sieren, und die Versuche, die stattgefunden haben, der "Wiener Schachzeitung" in so vielen Fällen
scheinen mir nicht gründlich genug zu sein. Ich ge geschah. Man muß also selber denken; höchst
be eine Übersicht über die Urteile und die weiteren unangenehm!
Vorschläge, die ich gefunden habe: 7) V. Vukovic meint, daß er dies mit Erfolg
1) DSZ: "In Betracht kam 20 . . . Lh2:t 21. Kh1 getan habe: " Statt 24 . . . Kg7? muß Schwarz
Ld6: 22. e7t Kg7 23. cd6: Sf2:t 24. Kh1 [sie ! ] [nach 24. e7+] nämlich 24 . . . Kh8 spielen, wor
2 4 . . . Se4." auf nach 2S. efB:Dt TfB: 26. Te4: fe4: 27. Ses kein
2) BCM hat die gleiche Formulierung (mit Schach auf e6 droht und Schwarz mit 27 . . . e3!
24. Kg1). gewinnt."
3) DSB: "Bei 20 . . . Lh2:t 21. Kh1 Ld6: 22. cd6: Sh:t 8) S. Tarrasch: "Schwarz sollte das Opfer . . . ru
23. Kg1 Se4 24. e7t Kg7 2S. d7! wäre Schwarz hig annehmen; mehr als einen Turm verliert
schlimm dran." er nicht durch die Bauern, nämlich: 20 . . . Lh2:t
4) R. Spielmann: " Auch nach 20 . . . Lh2:t 21. Kh1 21. Kh1 Ld6: 22. cd6: Sf2:t 23. Kg1 Se4 24. e7t
Ld6: 22. e7t Kg7 23. cd6: Sh:t 24. Kh2 Se4 2S. d7 Kg7 2S. efB:D+ (besser als 2s. d7 TfeB) 2s . . . Tf8:
Tfe8 26. de8:D Te8: 27. g4 hat Schwarz große . . . Weiß hat große Mühe, das Spiel zu halten,
Schwierigkeiten zu überwinden." z. B. 26. d7 Td8 27. Te4: fe4: 28. Ses Kf6 29. Sa6:
s) DWS: "In Betracht kam hier folgende Spielwei Td7:, und Schwarz hat Turm und zwei Bauern
se, die aber Lasker offenbar nicht für beson für Läufer und Springer; oder (statt 27. Te4:)
ders ersprießlich hielt: 20 . . . Lh2:t 21. Kh1 Ld6: 27- g4 Td7: 28. gfs: Td4!, und jetzt ist es Schwarz,
194 DER WETTKAMPF LASKER - SCHLECHTER
der mit zwei verbundenen Freibauern imponie Aa) 27. g 4 Kf6 (27 . . . Te7: 28. Ses Lc8 29. gfs: Lfs:
ren kann." 30. Lc2 ist weniger überzeugend) 28. gfs: Te7:
9) W Heidenfeld: "Das Fazit ist, daß Laskers Zug 29. Le6 Ld3
20 . . . TfeB! zuallermindest nicht schlechter ist Aa1) 30. Td1 scheitert an 30 . . . LC2.
als 20 . . . Lh2:t. Er riskiert zwar alles - um je Aa2) 30. Te3 Lc2 31. b3 Sd6 bringt dem Weißen kei
doch alles zu gewinnen." ne Rettung.
Ich widme mich nun der Besprechung des vorge Aa3) 30. b3 Sd6 31. Td1 Lfs: oder 31. Ses Lfs: ist hoff
legten Materials. Die Stellung ist äußerst komplex; nungslos für Weiß; Schwarz gewinnt.
kleine Änderungen zeitigen große Wirkungen. Ab) 27. Le2 Te7:
Zunächst komme ich zu der von V. Vukovic (7) Ab1) 28. Le4: Te4: 29. Te4: fe4: 30. Ses Ld3 ist aus
vorgelegten Idee, das Spiel des Schwarzen durch sichtslos für Weiß.
Aufstellung des Königs auf h8 statt auf g7 zu ver Ab2) 28. Ses LC4 29. Le4: fe4: 30. Te4: Te4: 31. Se4:
bessern. Es scheint mir nicht schwierig zu sein, Kg6 32. b3 Lds nebst 33 . . . hs. Schwarz sollte ge
sie zu widerlegen. Nach 20 . . . Lh2:t 21. Kh1 Ld6: winnen.
22. e7t (Weiß kann von der vorläufigen Unterlas Ab3) 28. g4 Kf6 29. gfs: Sd6 30. Tq Ke7: 31. f6t Kf6:
sung dieses Vorstoßes nicht profitieren) 22 . . . Kh8 32. Lh7= Kes. Ich bin nicht sicher, ob Weiß in
23. cd6: Sh:t 24. Kg1 Se4 2s. efB:D+ Tf8: kommt seinem Kampf ums Remis erfolgreich bleiben
Weiß mit 26. d7 Td8 27. Le6 zu starkem Gegen wird.
spiel. B) 2s. ef8:Dt Tf8: (Auf 2s . . . Kf8: folgt 26. d7 mit
Es gilt nun, die nach 20 . . . Lh2:t 21. Kh1 Ld6: 22. e7t der Drohung 27. Le6), und nun:
Kg7 23. cd6: Sh:t Ba) 26. d7 Td8
Ba1) 27. Lc2 Td7= 28. Le4: Te7 29. Ses Lc8. Das Über
262 gewicht des Schwarzen sollte zum Gewinn ge
nügen.
Ba2) 27. Te4: fe4: 28. Ses Kf6 29. Sa6: (Die Fortset
zung 29. Se4:t Ke7 30. Ses Le2 31. Le6 Tb8 ist
hoffnungslos für Weiß) 29 . . . Td7= (soweit S. Tar
rasch) 30. Ses
Bb22) 27. Te4: fe4: 2B. Ses Kf6 29. Sa6: Td7: 30. Ses 31. de7: Ke7= führt ebenfalls z u einer verlore
Td4. Der Turm des Schwarzen wird entschei nen Stellung für Weiß, denn 32. b4 wird mit
dend auf d2 eindringen. 32 . . . Sc2 33. bs Sb4 widerlegt) 2B . . . TeS: 29. d7
Bb23) 27. Le2 Td7: 2B. Le4: Te7 29. Ses LeB Ke7: 30. deS:Dt Te8: 31. SeS: Ke8:, und Schwarz
Bb231) 30. b4 fe4: 31. Te4: Te4: 32. Se4: Kg6. gewinnt: 32. LgS h6 33· Lh7 Sd3.
Schwarz sollte das Endspiel gewinnen kön Ca2) 26. Se6t Kf6 27. Td1 TeeS, und den Bauern
nen. des Weißen fehlt es an Kraft; es droht 2S . . . TabS
Bb232) 30. Lfs: Te1: 31. LeB: Te2 32. Sd3 Kf6 33. La6. nebst Tb8xb3.
Weiß dürfte remis halten. Ca3) 26. Sd3: Ld3: 27. Tes hs 2S. d7 h4 29. Kh3 Le4
Be) 2s. Te4: fe4: 26. Ses 30. LC4. Ich sehe nicht, wie Schwarz Fortschrit
BCI) 26 . . . e3 27. Se6t Kf6 2B. efB:Dt Tf8: 29. SfS: e2 te erzielen kann; nach 30 . . . Lds 31. Lds: cds:
30. Sh7=t nebst 31. d7 führt zum Remis. 32. deS:D TeS: 33. Tfs: entsteht eine glatte Remis
Be2) 26 . . . Tfe8 27- Sa6: Te7: 28. dq Te8 29. Ses Te7: stellung.
30. Kg1. Weiß hat gute Aussichten auf ein Un Cb) 2s . . . Se4
entschieden. Cb1) 26. Se4: fe4: 27. Te4: LeB 2B. Le6 Le6: 29. Te6:
Bc3) 26 . . . Ths 27. Sa6: Kf6 Kf7. Schwarz gewinnt nach 30. Th6 ThS oder
30. Te2 as nebst 31. . . Ta7.
266 Cb2) 26. Se6t Kf6 27. Sq Sd6: 2S. Te6t Kf7
29. Td6:t Ke7: mit Vorteil für Schwarz, denn
30. Te6t Kd7 31. Sa6: Te6: 32. Le6:t scheitert na
türlich an 32 . . . Ke6: 33. Sqt Kd7 34. Sa8: KcS
mit Springerfang.
Cb3) 26. Te4: fe4: 27. Sa6: Te7: 2S. de7= TeS 29. Ses
Te7= 30. Kg1 Kf6 Führt zum Abspiel I Ba22;
Weiß dürfte sich nicht retten können.
Cb4) 26. Sa6: Sd6: 27. Sq TacS 2B. SeB:t TeB :
29. Te6. Weiß hat gute Rettungsaussichten:
Bc31) 28. Sq TacB 29. d7 (Es drohte 29 . . . Tq:) 29 . . . SeS 30. Tc6: Se7: 30. Tq; oder 29 . . . Sbs
29 . . . Ke7: 30. dcS:D Tc8: 31. Se6 Kf6 32. Ses (Auf 30. La4; oder 29 . . . Se4 30. Tes.
32. Kg1 folgt 32 . . . es) 32 . . . Kes. Schwarz hat vor Zusammenfassung: Ich bin teilweise von meiner
zügliche Gewinnaussichten. Gewohnheit abgewichen, die Varianten so zu staf
Bc32) 28. Kg1 Kes 29. d7 Kd6 30. dSD TadS: feln, daß ich mit der wichtigsten aufhöre, um die
31. edS:Dt TdS: 32. Sb4 (Auf 32. Kf2 folgt 32 . . . es) Unterschiede, die zwischen 24. Kg1 und 24. Kh2
32 . . . Tfs. Auch hier ist der Vorteil des Schwar bestehen, in parallelen Abspielen darstellen zu kön
zen groß. nen.
Bc33) 2S. Ses e3 29. Kg3 mit ganz unklarer Stellung. Es hat sich gezeigt, daß der Unterschied zwischen
Setzt Schwarz mit 24 . . . Se4 fort, so steht der 24. Kg1 und 24. Kh2 nicht groß ist. Bei gerrauestem
König des Weißen auf h2 günstiger als auf g1. Spiel dürfte Weiß sich in beiden Abspielen halten
Insbesondere hat er im Abspiel II Bb23 im Ver können: Nach 24. Kg1 durch Wahl des Abspiels I
gleich zur Variante I Ba1 gute Rettungsaussich Be und nach 24. Kh2 mit II Ca3 oder Cb4.
ten. Nach 24. Kh2 ist Schwarz jedoch nicht dazu Wer hat nun recht, Heidenfeld oder Tarrasch und
gezwungen, 24 . . . Se4 zu spielen. Besser ist Marco? Ich ziehe die Formulierung der älteren
C) 24 . . . TfeS 2s. Ses (2s. d7 Se4 führt zum Abspiel Meister vor. Die Annahme des Opfers war in kei
Ba; Schwarz sollte gewinnen können), und nun: nem Fall mit dem geringsten Risiko verbunden.
Ca) 2S . . . Sd3 ist eine zusätzliche Möglichkeit, die Weiß erreicht bei präziser Verteidigung mühsa
dem Schwarzen jetzt zur Verfügung steht. men Ausgleich, während Schwarz in der Partie
Ca1) 26. Sa6: Se1: 27. Sq Kf6 2S. SeS:t (Die Fortset hart bedrängt wurde. Die Vorstellung, gegen zwei
zung 2B. La4 TabS 29. SeS:t TeS: 30. Lc6: Te7: verbundene Freibauern auf der sechsten und sieb-
8. PARTIE: LASKER - SCHLECHTER 197
ten Reihe ankämpfen zu müssen, schreckte den 21 . . . Lf6 oder 21. . . Ld6: der stärkere Zug sei. Es lag
Nachziehenden gar zu sehr. mir daran zu zeigen, wie der Anblick der verbun
Ich möchte noch ein wenig bei dieser interessan denen Freibauern auch bei den stärksten Spielern
ten Partiephase verweilen. Es geschah nach 20. es einen lähmenden Einfluß auf das kühle Urteilsver
Tfe8 der Zug 21. g3, wozu Dr. 0. B ernstein be mögen ausübt.
merkt:409 "Auf 21. h3 wäre gefolgt 21 . . . Lh2t 22. Kh1
22. Tc6: Lb7 23. Tq Le4 24. Sc3 Lc3: 2s. bq: Ses
Ld6: 23. cd6: Sf2t 23.K� Se4. Nach dem Textzug
26. Td1 S[Jt 27. Kfl Sh2:t 28. Ket Sf3t 29. Ke2 Ses
droht 22. h3." Capablanca fügt bei, daß auch die
30. Tdd7 f4 31. Tg7t Kh8 32. Tgs: Ld3t 33· Kd1
Fortsetzung 21. f3 Lh2:t 22. Kh1 Ld6: 23. cd6: Sd3
fg3: 34· fg3: Sg6 3S· Tds Le4 36. Td6 Lfs 37· Lds
für Weiß nicht besonders verlockend aussieht. 410
TabS 38. c6 Sf8 39· Tb7 Tbc8 40. e7 Sg6 41. Lf] Te7:
Lasker beantwortete 21. g3 mit 21. .. Lf6, und al
42. Lg6: Lg4t 43· Kc1 Teit 44· Kb2 hg6: 4S· Tg6:
len schien dieser Zug ganz selbstverständlich zu
Lfs 46. Tf6 Le4 47. Ta7: Tb1t 48. Ka3 Lc6: remis
sein. Ohne Angabe von Varianten behaupten C.
gegeben.
Schlechter, Dr. 0. Bernstein und R. Spielmann in
der "Wiener Schachzeitung", I. Gunsberg und L. Stand: 4 : 3.
Hoffer im "British Chess Magazin", daß Weiß nach
21 . . . Ld6: 22. cd6: mühelos gewinnt. So ganz offen
8. Partie
sichtlich scheint mir dies nach 22 . . . Tad8 indessen
EM. L A S K E R C. S c H L E C H T E R
nicht zu sein:
-
9· Partie folgt 57 . . . Kc5: 58. Se6t Kc6 59· Sd8t Kq 6o. Se6t
C. S C H LEC H T E R - E M . L A S K E R Kd7 61. Sc5t Kc6, und Schwarz gewinnt. Nach an
Berlin, s., 6 . und 12.1910 deren Zügen erobert er einen Bauern und behält
Sizilianisch (B33) außerdem erheblichen Stellungsvorteil; alle drei
Bauern des Weißen sind vereinzelt und schwach.
Die Sizilianische Partie erwies sich wiederum als Schwarz zog jedoch
geschickte EröffnungswahL Schon nach wenigen
s6 . . . Kq?
Zügen hatte Lasker Vorteil. Er nutzte seine Mög
lichkeiten nicht zum besten, erreichte indessen Jetzt konnte er nach
nach einigen Verwicklungen ein günstiges End 57· Se6t Kc6 58. Sd8t Kq 59· Se6t Kd7 6o. Sg7:
spiel, in dem er mit kundigem Manövrieren seine nicht mehr siegen. Es folgte noch:
Aussichten mehrte. Schließlich erreichte er eine
6o . . . Ke7 61. Shs Txq 62. Te3t Kf7 63. Tf3t Kg6
glatte Gewinnstellung, denn Schlechter verteidigte
64. Tf6t Kxhs 6s.Txd6 remis gegeben.
sich ungenau.
Stand: 5 : 4·
1. e4 es 2. Sf3 Sc6 3· d4 cd4: 4· Sd4: Sf6 s. Sq es
6. Sb3 Lb4 7· Ld3 ds 8. eds: Sds: 9· Ld2 SC3: 10. bC3:
Nun mußte Lasker die letzte Partie unbedingt ge
Ld6 11. Dhs Dq 12. o-o Le6 13. Lgs h6 14. f4 ef4:
winnen, um den Wettkampf nicht zu verlieren. Da
15. Tae1 Kd7 16. Lfs Taf8 17. Lf4: Lf4: 18. Scst Kc8
er gegen Schlechters "Offenen Spanier" in vier Ver
19. Le6:t fe6: 20. Se6: Lh2:t 21. Dh2: Tfl:t 22. Tfl:
suchen nichts hatte ausrichten können, eröffne
Dd7 23. Ses De7 24. Dh3t Kb8 25. Se6 Ka8 26. Sd4
te er diesmal mit dem Damenbauern, um dem
Dq 27. Dfs Tc8 28. Des Sb8 29. Dq: Tq: 30. Tf3
Gegner größere strategische Probleme stellen zu
a6 31. Kb Sc6 32. Se6 Te7 33· Te3 Kb8 34· Sd4 Tf?t
können.'1 2 Diese berühmte Partie soll zur Gänze
35· Tf3 Tq 36. Se6 Te7 37. Te3 Kc8 38. Ke2 Sd8
besprochen werden.
39. Sd4 Tf7 40. Tf3 Kd7 41. Td3 Ke7 42. Te3t Kd6
Ich gebe eine Liste derjenigen Bearbeitungen die
43· Td3 Se6 44· Sf3t Kcs 45· g3 Sq 46. Sd2 Kc6
ser Partie, welche ich eingesehen habe. Sie ist in
47· Sf3 Kbs 48. Td4 Kcs 49· Sd2 Sbs so. Sb3t Kb6
etwa nach der Reihenfolge des Erscheinens der
51. Td3 Tq 52. Kd2 Tq 53· Td7 Tg4 54· c4 Kc6
Aufsätze angeordnet.
55· Td3 Sd6 56. Sd4t
1) "Deutsche Schachzeitung" 1910, S.78-8o (An
(siehe Diagramm 268) merkungen von C. Schlechter und Ern. Lasker).
Nach 56 . . . Kb6 hat Weiß keine Abwehr der beiden 2) ,;wiener Schachzeitung" 1910, S.92-95 (Anmer
Drohungen 56 . . . Sq:t und 56 . . . Se4t. Auf 57· c5t kungen von G. Marco und C. Schlechter) .
412. Lasker griff als Weißer in seiner Schachlaufbahn im ersten Zug beinahe ebensooft zum d- wie zum e-Bauern.
9· PA RTIE : SCH LECHTE R - LASKER 199
3) "Ost und West," Monatsheft Nq (April) 1910, 23) M. Ploeger und M. de Zeeuw, Veertig jaar top
S.35-38 (Anmerkungen von Ern. Lasker). schaak (Venlo 1986), S.28-33.
4) "Tidskrift för Schack" 1910, S.117-119 (Anmer 24) W Goldman, Carl Schlechter! (Yorklyn 1994),
kungen von Ern. Lasker). S.424-428.
5) "Deutsche Schachblätter", 1. Jahrgang 1909/ 25) T. Hagemann, Schlechter versus Lasker, Der
1910, S.199-201 (Anmerkungen von den Her Weltmeisterschaftskampf 1910 (Tübinger Bei
ausgebern; völlig wertlos). träge zum Thema Schach, Herausgeber Dr. H.
6) "Deutsches Wochenschach" 1910, S.61-62 und Ellinger, Band 2, 1995), S-47-51.
S.67 (ganz wertlos). 26) "New in Chess" 6/1995, S.89-90 (Anmerkun
7) "British Chess Magazine" 1910, S.162-165 (An gen von M. Ehn; sie bestehen jedoch ausschließ
merkungen von L. Hoffer und I. Gunsberg). lich aus Zitaten).
8) Bachmanns "Schachjahrbuch" 1910 I, S.32-36 27) G. Kasparov, On My Great Predecessors, Part I
(Anmerkungen von L. Bachmann). (London 2003), S.q8-186.
9) "The Chess Weekly" 1910, Anmerkungen von J. Bei M. Euwe (18) werden Bemerkungen von V. Vu
R. Capablanca (leicht zugänglich bei E. Winter, kovic und N. Minev, bei M. Ploeger und M. de
Capablanca, North Corolina 1989, S.30). Zeeuw (21) Hinweise von J. H. Blackburne und
10) L. Hoffer, Lasker versus Schlechter (London W Winter verarbeitet; ich habe die Urquellen nicht
1911). aufspüren können. Ferner scheint es eine weitere
11) S. Tarrasch, Die moderne Schachpartie (4. Auf Version von Euwes Anmerkungen zu geben, in der
lage, Leipzig 1924), S.231-235. er auch sprachliche Erläuterungen vornimmt;413
12) R. Spielmann, Kar! Schlechter (Stockholm diese Arbeit ist mir ebenfalls nicht zugänglich. Si
1924), S.122-123. cherlich gibt es noch zahlreiche andere Kommen
13) F. Reinfeld und R. Fine, Dr. Lasker's Chess Car tierungen, die ich nicht habe berücksichtigen kön
eer, Part I 1889-1914 (New York 1935), S.136-139. nen.
14) Ed. Lasker, Chess Secrets I Learned from the Die Informationen, die Lasker und Schlechter
Masters (New York 1951), S.173-178. über ihre Sichtweise der Ereignisse in der Partie
15) J. Hannak, Emanuel Lasker (2. Auflage, Berlin geben, sind natürlich von Belang. Wertvolle Bei
1962), S.141-143 (Es werden lediglich Marcos träge zum Verständnis des Partieverlaufs haben G.
Anmerkungen aus der WSZ kopiert.). Marco und S. Tarrasch geliefert. Gültige Einzelbe
16) "Weltgeschichte des Schachs" (Herausgeber obachtungen haben noch F. Reinfeld und R. Fine,
E. Wildhagen), Band 11 (Lasker; Harnburg 1958) V. G. Zak und N. Minev beigetragen; viel Erkennt
Beiheft Nr. 360 (Anmerkungen von L. Rell nisfortschritt wurde jedoch in neuerer Zeit nicht
stab ). erreicht.
17) V. G. Zak, Lasker (Moskau 1963), S.100-103. Von den Kompilatoren früherer Kommentare
18) L. Pachman, Entscheidungspartien (Düssel haben M. Ploeger und M. de Zeeuw bei weitem
dorf 1972), S.37-39. die beste Arbeit geleistet. Die Auswahl aus den
19) M. Euwe, Von Steinitz bis Fischer (Beograd Werken ihrer Vorgänger ist verständig, die Lek
1976), Nr. 555, S.199-200 (Anmerkungen im türe angenehm. Bei den übrigen Autoren dieser
Informatorstil). Klasse zeugt die Wahl der Exzerpte meist von man
20) K. Konsala, Shakin maailmanmestareita (Hä gelndem schachliehen Verständnis; bisweilen wird
meenlinna 1981), S.348-350. sie auch bewußt dazu benutzt, Schlechters Spiel
21) B. C. Vajnstejn, Myslitel' (Der Denker; Moskau in besserem Licht erscheinen zu lassen als es ver
1981), S.173-178. dient, weil der Schreiber ein Vorurteil zugunsten
22) L. S. Verchovskij, Kar! Slechter (Moskau 1984), Schlechters hegt. Als abschreckendes Beispiel sei
S.89-93. der Schriftsatz von W Goldman (24) erwähnt.
418. M. Euwe, Von Steinitz bis Fischer (Beograd 1976), Partie Nr.555, S.199.
202 DER WETTKAMPF LASKER - SCHLECHTER
ger besetzen, wenn der gegnerische Springer von Nach 1 3 . . . Tb8 14. o-o (14. Tb7: Tb7: 1s. La6: Dast
a6 weicht. 16. Ld2 Da6: 17· Ses Dbs 18. Sb7: Db7: 19. o-o Tc8 ist
schwächer) 14 . . . Sens. Ses LaS 16. Ld2 nebst De2-
1 1.
a4 (16 . . . Sd7 17- Las) ist die Position des Schwarzen
Die Ö ffnung der b- Linie begünstigt Weiß, aber aufgabereif.
sie läßt sich nicht vermeiden. Auf 11 . . . Lb7 oder
11 . . . Dq folgt am einfachsten 12. Ld2, und j etzt 1 4· Sf3 es
-
422. Capablancas Anmerkungen sind am leichtesten zugänglich in dem Buch von E. Winter, Capablanca (North Carolina
1989). s. 30.
1 0 . PARTIE: LASKER - SCHLECHTE R 203
J . R . Capablanca - F. D . Yates A) 17· · .Dc2 18. Ta1 Lg7 19. o-o es. Schwarz hat un
New York 1924 verdient viel Rettungsaussichten bekommen.
B) 17 . . . Lh2:
273
Ba) 18. Ld2 Ld6 (Dr. Lasker426) führt zu einer un
gefähr ausgeglichenen Lage.
Bb) 18. g3 Lg3: 19. Ths: (Nach 19. fg3: Dg3:t 20. Kfl
Df3t 21. Kg1 Dg4t 22. Kf2 Dfst büßt Weiß sei
nen Turm auf b1 ein) 19 . . . ghs: 20. fg3: Dg3:t
21. Kd2 (Das Abspiel wird von S. Tarrasch427
angegeben) mit einer unklaren Stellung.
II Von solider Einfachheit ist die Folge IS. o-o
Les: 16. des: Sg7 (Sonst fährt Weiß mit 17. e6
Stellung nach dem 12. Zuge von Schwarz fort) 17· e4 Se6 18. Le3 Tfd8 19. De2 Sb8 20. LC4.
Schwarz ist rettungslos verloren.
Hier zog Capablanca 13. h4! 4 2 3
III 1S. f4 (G. Marco42 8) ist möglicherweise noch
* * *
stärker als IS. o-o. Dr. Lasker meint, daß
Ich fahre mit der Besprechung der Partie Lasker 1s . . . Les: 16. des: Sg7 17. o-o es zu einer Stel
Schlechter fort. lung führt, in welcher der Springer auf g7 zu
Angriffs- und Verteidigungszwecken vorzüg
14 . .. Sf6-hs
lich postiert ist;429 ich glaube, daß Weiß nach
.
Andere Züge sind kaum besser. 14 . . . Sd7 scheitert 18. LC4 gewaltigen Vorteil behält. 1S . . . Les: kann
an 15. Tb7: Db7: 16. Sd7: oder 16. La6: (G. Mar außerdem viel besser mit 16. fes:
co4 24). Auf 14 . . . Sds (V. VukoviC42 5 ) ist die Antwort
1s. SC4 am einfachsten. Jetzt wird 1s . . . es mit 16. e4 274
Sf6 17. ds entkräftet, und auf 1s . . . e6 folgt 16. Ld2
mit der gewaltigen Drohung 17· Sas.
423. Siehe dazu die Anmerkungen von L. Prins im dem Buche "Capablanca, das Schachphänomen", Stuttgart 1952,
S. 103-104. Mein Ausrufezeichen bezieht sich natürlich nicht auf den Zug, sondern auf den ganzen Satz.
424. wsz 1910, S.92-93·
425. Die diesem Spieler zugeschriebenen Vorschläge sind alle dem Werk von M. Euwe, Von Steinitz bis Fischer (Beograd
1976), S.199-200, entnommen.
426. TfS 1910, S.117.
427. S. Tarrasch, Die moderne Schachpartie (4. Auflage, Leipzig 1924), S.232.
428. WSZ 1910, S.93.
429. Siehe die vorige Fußnote.
204 D E R W E T T K A M P F L A S K E R - S C H LE C H T E R
L. Pachman430 ist der Ansicht, daß Schwarz gisch gewonnene Position; e r verfügt jetzt neben
mit 15 . . . Tfb8 Gegenspiel erhält, doch sollte vielen anderen Möglichkeiten auch über die Idee
Weiß nun, statt nach der Empfehlung des tsche LCI-b2, De2-c3 und es-e6.
chischen Großmeisters den vermiedenen po Nach dem Textzug behält Schwarz seinen präch
sitionellen Fehler mit 16. g4 nachzuholen, die tigen schwarzfeldrigen Läufer, der für Verteidi
Fortsetzung 16. Dq probieren. Die Doppeldro gungsaufgaben und Angriffspläne gleich wichtig
hung 17. Df7=t und 17. Tb7: läßt sich nur durch ist. Weiß verliert den sicheren Halt im Zentrum
16 . . . Les: parieren; nach 17. fes: Lc8 18. o-o e6 und muß bei seinem geschwächten Königsflügel
19. Ld2 kann Schwarz getrost aufgeben. mit Gegenschlägen rechnen. Er hat noch immer
Weiß steht jedoch so gut, daß er selbst nach dem Vorteil, aber dieser reicht vermutlich zum Errin
minderwertigen Textzug einen zum Sieg ausrei gen des Sieges nicht mehr aus.
chenden Vorteil behalten dürfte.
1 6.
15. .. .
17. h s xg6
A) 19. Le4? Le4: 20. De4: Dast, und Schwarz ge deutung; nachdem sein weißfeldriger Läufer
winnt. verschwunden ist, hat sein Angriff alle Kraft
B) 19. Tfl Lp 20. Tg1 (Die Fortsetzung 20. La6: verloren, und Schwarz verfügt über ausreichen
Dast 21. Ld2 Da6: 22. Tg1 Lf3 ist noch ungün des Gegenspiel auf den weißen Feldern.
stiger für Weiß) 20 . . . Dh2 21. Tg2: Dg2: 22. La6: Bb) 21. Ses: Tb1: 22. Db1: LeB. Das gleiche Urteil
cd4:, und Schwarz steht besser. wie bei der Endstellung von Variante Ba gilt.
C) 19. Tg1 Dh2 20. Tf1 (Auf 20. Tg3 folgt einfach C) 20. Ses: Ses: 21. Des: (Nach 21. des: erhält
20 . . . cd4:, denn der Läufer auf b7 ist durch Schwarz mit 21. . . Lds gutes Gegenspiel) 21. . .
die Möglichkeit Dh2-h1t indirekt gedeckt) Des: 22. des: ist für Schwarz die unangenehm
20 . . . Lg2: 21. La6: Lf1: 22. Lf1: cd4: mit Vorteil ste Fortsetzung, doch meine ich, daß er nach
für Schwarz. 22 . . . Lds 23. Tb8: TbS: ausreichendes Gegen
D) 19. Th3 spiel besitzt:
Da) 19 . . . LeB 20. Tg3 cd4: (S. Tarrasch) 21. Dq: Sq: Ca) 24. e4 Ld4 2S. Tgs Lc6. Die Bauernstellung des
22. Le4 Lfs 23. Lfs: gfs: 24. ed4: Kh7. Schwarz Weißen ist zu zerfasert, um ernsthafte Gewinn
steht etwas besser. versuche zuzulassen.
Db) 19 . . . Dc8 20. Tg3 cd4: 21. DeS: Lc8: 22. ed4: TdS Cb) 24. Ld2 Tb3 2s. Ke2 Ta3: 26. To Lc6 27. Tb1 Lf6,
mit Vorteil für Schwarz. und Schwarz sollte sich halten können.
II 18. f4 ist viel stärker als 18. h4; Weiß verhindert Ce) 24. fs
e7-es und schützt vor allem den Bauern auf h2. Co) 24..Tc8 2s. fg6: Tcs: 26. gf7:t Kf7: 27. Ld2 Lf6.
Auf iS . . . cs antwortet Weiß 19. Tg1, wonach der Ich vermute, daß der Mehrbauer des Weißen
Nachziehende mit 19 . . . Tab8 fortsetzen muß; nicht zum Siege genügt (28. Tg4 Le6 29. Ta4
nach 18 . . . TabS (Andere sinnvolle Fortsetzun Ths).
gen sehe ich nicht) 19. Tg1 gibt es für Schwarz
Cc2) 24 . . . gfs: 2s. Lfs: Kf8. Auch in dieser Stellung
nichts B esseres als 19 . . . es, so daß man in bei
scheint mir Schwarz vorzügliche Remisaussich
den Fällen zur selben Stellung gelangt.
ten zu besitzen, weil die Bauern des Weißen
vereinzelt und seine Figuren schlecht koordi
niert sind.
Immerhin hätte Weiß nach 18. f4 eine gefährliche
Initiative behalten. Nach dem überscharfen Text
zug hätte der Schwarze das Heft in die Hand neh
men können.
II1 19. f4 scheint mir an dieser Stelle weniger emp B) 21. Ses Sd7 22. Sb3 Sf6 23. Dc6: Db8. Der Anzie
fehlenswert zu sein; die Schwächung des Punk hende muß seinen weißfeldrigen Läufer abge
tes e3 fällt danach ins Gewicht. ben; Schwarz hat ausreichende Gegenchancen.
A) 19 . . . Tb8 erlaubt dem Weißen, auf g6 zu neh V Da das Manöver Dq-ast-ds eine wichtige
men; nach 20. Lg6: Le6 21. Da6: fe6: 22. Tb8: Verteidigungsmöglichkeit für Schwarz dar
Tb8: 23. Sc3 ist die Lage des Schwarzen prekär. stellt, liegt der Gedanke nahe, es zu unterbin
Im Vergleich zu den unter I A und B angege den.19. Ld2 wurde schon von S. Tarrasch440 vor
benen Varianten hat Weiß den Tausch eines geschlagen.
Turmpaares erreicht und das wichtige Tempo A) Nach M. Euwe441 erhält Schwarz nun mit
f2-f4 gewonnen. 19 . . . es das bessere Spiel, aber dies ist ein Irr
B) 19 . . . Dast 20. Ld2 Dds ist hier zweifellos das tum; Weiß antwortet 20. des: mit großem, ver
richtige Manöver. mutlich entscheidendem Vorteil:
Ba) 21. Tg1 Sq Aa) 20 . . . Les: 21. Lg6: Le6 22. Dc2, und Schwarz
wird bald aufgeben müssen.
279 Ab) 2o . . . Des: 21. Dc6: (21. Lc3 kann mit 21 . . . Dds
pariert werden) 21. . . Tb8 22. Lc3 Tb1:t 23. Lb1:
Db8 24. Le4. Weiß hat einen Mehrbauern und
StellungsvorteiL
B) Der Zug 19 . . . Tb8 wird durch 19. Ld2 eben
falls entkräftet. Nach 20. Tn Dd6 21. Tg1 kann
Schwarz die angegriffenen Bauern auf c6 und
g6 nicht auf befriedigende Weise schützen.
C) Einzig richtig ist 19 . . . Dd6.
Ba1) 22. De2 La6 23. Le4 Dhs 24. Lb4 Sds. Schwarz 280
steht vorzüglich.
Ba2) 22. Ses Dq: 23. Lq: Sds. Schwarz hat sich
weitgehend erholt.
Ba3) 22. Sc3 Dq: 23. Lq: Le6 24. Tb7 Lq: 2s. Tq:
e6 26. Tc6: Tfc8 mit Ausgleich.
Ba4) 22. Tn
Ba41) 22 . . . La6 23. Dds: cds: 24. Lg6:. Weiß steht
auf Gewinn.
Ba42) 22 . . . Dq: 23. Lq: Se6 24. La2 Ld7. Schwarz
hat sich einigermaßen erholt. Ca) 20. h4
Bb) 21. Dds: cds: 22. Tn (Auf 22. h4 antwortet Ca1) Die Folge 20 . . . Da3: 21. hs Sq 22. hg6: La6
Schwarz mit 22 . . . Lfs) 22 . . . Sb8 23. Tq Lf6 23. gf7:t TfT 24. Lh7t Kf8 2s. Dc6: führt den
24. Lb4 La6. Schwarz leistet mit Erfolg Wider Schwarzen in unüberwindliche Schwierigkei
stand. ten.
IV 19. Le4 Tb8 20. Tb8: Sb8: Ca2) 20 . . . Sq 21. Lb4 Dds 22. Dds: Sds: 23. Lcs.
A) 21. Ld2 Le6 22. De2 Tc8. Schwarz droht, sich Schwarz dürfte wohl kaum überleben können.
mit 23 . . . Lds weitere Erleichterung zu verschaf Ca3) 2o . . . Tb8
fen, und er hat prächtige Überlebensaussichten Ca31) 21. Tn Da3: 22. Lg6: (Für 22. hs hat Weiß
bekommen. keine Zeit, weil dem Schwarzen die Antwort
440. S. Tarrasch, Die moderne Schachpartie (4. Auflage, Leipzig 1924), S.233.
441 . M. Euwe, Von Steinitz bis Fischer (Beograd 1976), S.199.
208 DER WETTKAMPF LASKER - SCHLECHTER
21. Lc8-b7
und Schwarz geht an der Schwäche des Bauern
auf c6 zugrunde.
A) zo . . . Dh1t z1. Kdz Df) zz. Lbz Dfz:t (Nach
zz . . . Kh8 erhält Weiß mit der einfachen Fort-
setzung z3. Tgg1 Dfz:t z4. Lez Lh6 zs. Dc3
entscheidenden Angriff) z3. Lez (soweit V. G.
Zak)444 z3 . . . Lfs z4. Tfi Dfi: zs. Tg?:t, und Weiß
gewinnt.
B) zo . . . Sq z1. Tc6: Le6 zz. Dez Sds z3. Lbz. Weiß
hat einen gesunden Mehrbauern.
II 19 . . . Kh8 bringt eine beträchtliche Verschlechte
rung der Königsstellung mit sich; nach zo. Le4
Tb8 z1. Tb8: Sb8: zz. Ldz Le6 z3. Des ist die Dro
Die Stellung, die nach z1. . . Dc4: zz. LC4: e6 23. Ld3
hung z4. Dgs nebst zs. Lg6: (neben hz-h4-hs)
entsteht, ist für Schwarz verloren. Auch nach
höchst unangenehm für Schwarz.
21. . . Sbs zz. Ses mit der Drohung 23. Le4 dürfte
Richtig ist Schwarz keine Freude bei der Betrachtung seiner
III 19 . . . e6, obwohl Schwarz die Wirkungsmöglich Stellung empfinden.
keiten seines Damenläufers damit einschränkt.
22. DC4-C2?
Weiß muß den Bauern auf hz decken; nach
zo. f4 (Auf zo. h4 folgt zo . . . Dhz, und zo. Tg3 Gerade hat Weiß seinen Gegner unter höchsten
sieht unnatürlich aus) spielt Schwarz zo . . . Tb8. Druck gesetzt - da lockert er seinen Griff und gibt
Möglichkeiten zu GegenspieL Es gab mindestens S o sehr hat das Aufstellen der Drohung 23. Tg6: die
zwei stärkere Fortsetzungen, die ich beide für ge Gemüter bezaubert, daß niemand (von M. Euwe
winnverheißend halte: abgesehen, der die schlappe Fortsetzung 22. Dd5:
I 22. h444s cd5: 23. f4 empfohlen hat446) jemals einen Gegen
A) 22 . . . Dh5 23. Lg6: Dh4: 24. Lb1. Schwarz kann vorschlag zu dem Textzug gemacht hat.
die Defekte seiner Stellung nicht heilen; Weiß
steht auf Gewinn. 22 . ... Dd5-h5
B) 22 . . . Kh8
Ba) 23. Sc3 Dq: (Die Fortsetzung 23 . . . Dhs 24. Le4 In Betracht kommt auch 22 . . . Dd6; aber der Un
sieht hoffnungslos für Schwarz aus) 24. Lq: Sq terschied zum Textzug ist gering.
25. Se4. Weiß steht auf Gewinn.
Bb) 23. Dd5: cd5: 24. h5 gh5: 25. Tg5 TfdS 26. Ke2 23. Ld3xg6 (?)
Lf6 27. Ths:t Kg8 28. Tgit Kf8 29. e4 mit ent
Dieser Zug wurde von Emanuel Lasker und von
scheidendem Angriff.
Capablanca verurteilt. Die späteren Kommentato
C) 22 . . . Tfb8 23. Sc3 Dq: 24. Lq: Kf8 25. Se4. Weiß
ren haben natürlich die Meinung solcher Autori
steht auf Gewinn.
täten übernommen. Aber die Verbesserungen, die
D) 22 . . . e6 23. Dd5: cd5: (23 . . . ed5: bringt für
sie vorschlugen, sind nicht alle überzeugend:
Schwarz keine Vorteile mit sich) 24. Ke2.
I 23. Tbt wurde von Dr. Lasker bei seiner ersten
Schwarz hat keine ausreichende Verteidigung
Bearbeitung dieser Partie als "einfacher und
gegen die Drohung 25. h5 gh5: 26. Tg5; schafft
besser" empfohlen;447 später änderte er seine
er mit 24 . . . Tfb8 Raum für die Flucht seines Kö
Meinung. In der Tat hat Schwarz nach 23 . . . Dh2:
nigs zum Damenflügel, so folgt 25. Tc2 nebst
ausreichendes Gegenspiel:
26. Tbt.
A) 24. Tg3448 Dhit 25. Ke2 Dhst 26. Kh Dhit
II 22. Sc3
27. Tp Dh3t 28. Ke1 Dh2. Weiß ist nicht weiter
gekommen.
B) Auch auf die von L. Pachman449 empfohlene
Fortsetzung 24. Ke2 folgt 24 . . . Dh5t, und Weiß
kann keine Fortschritte machen.
C) 24. Tft, und nun:
Ca) 24 . . . Dq
285
445· Dieser Zug wird von Dr. Lasker bei seiner Besprechung der Partie in ,.Ost und West," Monatsheft Nq (April) 1910,
S.35-38 empfohlen.
446. M. Euwe, Von Steinitz bis Fischer (Beograd 1976), S. 199.
447· DSZ 1910, S.79.
448. In der TfS 1910 beendet Dr. Lasker hier das Abspiel mit dem Urteil: "Schwarz erhält Gegenangriff."
449. L. Pachman, Entscheidungspartien (Düsseldorf 1972), S.38.
10. PART I E : L A S K E R - S C H L E C H T E R 211
288
455. Diese Variante wird bei V. G. Zak, Lasker (Moskau 1963), S.102 angegeben.
456. WSZ 1910, S. 93·
.
457. S. Tarrasch, Die moderne Schachpartie (4. Auflage, Leipzig I924), S. 234.
.
wohl erst noch nachgewiesen werden muß, daß Ba) 29. Da6: ef4:, und die Stellung des Weißen
Schwarz nach 30. Ke2 (30. Kd1 Db3t 31. TC2 fällt auseinander: 30. Ke2 (30. e4 Ld4: oder
Db1t 32. Ln Td8 ist schwächer) genügende 30. ef4: TeSt 31. Kfl Ld4: ist nicht erfreulicher
Kompensation für die Figur hat. für Weiß) 30 . . . fe3: 31. Tf7: Dg2t 32. Ke3: Lh6t
Bb) 29. De2 Dh4t oder 32 . . . Te8 t, und Schwarz gewinnt.
Bb1) 30. Df2 Bb) 29. Dc6: ef4: 30. Dg2 genügt vielleicht noch
Bbn) 30 . . . De7 führt nach Dr. Lasker461 zum Vor eben zum Erlangen eines Unentschieden.
teil für Schwarz, aber nach 31. Lb4 fe3: 32. Df7:t C) 28. Ke2 Dg4t
gewinnt Weiß. Ca) 29. Kd3 Dfst 30. e4 (Nach 30. Kc3 Dast ist Ab-
Bb12) 30 . . . Dd8 31. ef4: Ld4: 32. Dg3 Dd6. Schwarz spiel Ab erreicht) 30 . . . Dh3t
hat vielleicht einige Rettungschancen. Ca1) 31. Kc2 Tb8, und Schwarz gewinnt.
Bb2) 30. Kd1 fe3: 31. Tf7: Tf7: 32. Le3: Ld4: 33- Sc3. Ca2) 31. Le3 Ld4: 32. Kd4: est, und Schwarz siegt.
Schwarz dürfte nicht überleben können; Ca3) 32. KC4 Tb8 33. Da6: Db3t 34. Kcs Tfst nebst
33 . . . Te7 scheitert an 34· DC4t. matt in einigen Zügen.
Be) Die Folge 29. ef4: Dg3t 30. Kd1 (30. Tf2 TeSt Ca4) 32. Ke2 Dg2t. Wenn Weiß den Bauern auf e4
31. Kfl Ld4: ist nicht stärker) 30 . . . Db3t 31. TC2 unter Schachgebot verliert, wird seine Stellung
Db1t 32. Ln Td8 33. Dc6: Td4: t 34· Ke2 Db3 hoffnungslos; 33. Ke3 scheitert an 33 . . . Ld4:t. Er
3S- Sb2 dürfte zum Sieg ausreichen. muß 33. Kd3 spielen, wonach 33 . . . Td8 gewinnt:
Bd) 29. DC4 scheint mir am allereinfachsten zu 34- es Td4:t 3S· Kd4: Dd2:t 36. Ke4 Tf4:t 37· Tf4:
sein. Ich sehe keinerlei Gefahren mehr für De2t 38. Kd4 Les: matt.
Weiß; er behält eine gesunde Mehrfigur, und Cb) 29. Tf3 es
Schwarz muß aufgeben. Cb1) 30. Da6: e4 31. Tcfl efJ:t 32. T[J: gs, und
Auch dieser Versuch, dem Spiel des Schwarzen Schwarz gewinnt.
nach 27. f4 Kraft beizusetzen, schlägt fehl. Den Cb2) 30. Dc6: ef4: 31. De4 (31. e4 wird mit 31. . . Ld4:
noch hatte Lasker Grund, den Zug 27. f4 zu ver widerlegt) 31. . . Dg2t 32. Kd3 fe3 : 33. Te3: Dgs.
meiden. Nach Es ist überflüssig zu untersuchen, ob Weiß in
III 27 . . . Dg3t kann Weiß dem Remis nicht entkom dieser Stellung etwa noch Rettungsaussichten
men, es sei denn, er begeht Selbstentleibung. hat.
A) 28. Kd1 Dg4t 29. Kc2 Dfst, und der König muß Wieder einmal zeigt sich, wie vorsichtig man sein
zurückwandern, denn muß, wenn man als an der Partie unbeteiligter
Aa) 30. Kb2 oder 30. Kb3 scheitert an 30 . . . Tb8, Kommentator von den Zügen auf die Gemütsbe
und wegungen der Spieler schließen will - insbeson
Ab) 30. Kc3 Dast ist ebenfalls fatal für Weiß: dere, wenn es zur gründlichen Erfassung des Stel
31. Kb3 Dd2: 32. Da6: TbSt. lungsgehaltes an Zeit oder Können gebricht. Aber
B) 28. Tf2 es (Auch 28 . . . Ld4: verdient Prüfung) selbst wenn man eine Stellung noch so gründlich
analysiert hat, verrät es meist nichts als Anma
290 ßung, wenn man behauptet, man wisse, was an
Gedanken und Gefühlen in Kopf und Brust ei
nes Spielers umgegangen sei. Im vorliegenden Fall
würde man vermuten, daß Lasker von dem Zug
27. f4 abgesehen habe, weil er erkannte, daß das
Remis nach 27 . . . Dg3t unvermeidlich ist. Sein ei
genes Zeugnis spricht aber dagegen (siehe II A). Er
kam vielleicht mit Hilfe einer falschen Überlegung
zum richtigen Schluß - wie es so oft geschieht.
Bisweilen kann sich ein Spieler jedoch schon un mit 3 4 . . . Td2:t widerlegt) 3 3 . . . Dg2. Weiß ver
mittelbar nach der Partie nicht mehr an die Über kehrt in Schwierigkeiten.
legungen erinnern, die er während des Spiels an II 29. Ke2 Tf4: (Hier scheitert 29 . . . Ld4: an
stellte, weil manche Denkprozesse sich mit gro 30. Thit Kg7 31. Tcg1) 30. Th1t Th4 31. Th4:t
ßer Schnelligkeit und Flüchtigkeit abspielen. Es ist Dh4:. In dieser Stellung steht Schwarz keines
möglich, daß Lasker am Brett sah, daß Schwarz falls schlechter, zum Beispiel:
nach 27. f4 mit 27 . . . Dg3t das Unentschieden er A) 32. Tc6: Dh1 33. Tn Df3t 34· Kd3 es. Weiß dürfte
zwingen kann, dies jedoch später vergaß. nicht überleben können.
Der Textzug ist nicht schlechter als 27. f4; es ent B) 32. De6 Tf6. Sowohl nach 33. Dq Sq wie nach
steht eine ungefähr ausgeglichene Stellung. 33. DeS Dhst wird es dem König des Weißen
bald an den Kragen gehen.
2 7. ... Kg8-h8 (?)
C) 32. Db7 Dhst 33· Kd3 Dfst. Schwarz hat minde
Für die Durchführung des Planes, den Schwarz in stens Dauerschach.
der Folge verwirklicht, muß sein König auf h8 ste Die Idee, die Schwarz in der Partie verfolgt, ist
hen. Es kam jedoch noch eine andere Fortsetzung weniger wirksam als der hier gezeigte Weg.
in Betracht; wenn der Nachziehende diese Mög
g6-gs (?)
lichkeit wählen will, ist sein König auf h7 besser
plaziert. Es handelt sich um folgende Spielweise: Selbst in dieser Position dürfte 28 . . . Dg3t stärker
27 . . . Kh7 28. f4 Dg3t mit der Idee, durch die Fesse sein als der Textzug.
lung des Bauern auf e3 Bauerngewinn zu erzielen. I 29. Ke2
A) 29 . . . Ld4: ist auch jetzt verfehlt: 30. Thit Th7
291 31. Tcg1 Th2t 32. Kd3 Dh3 33· Th2: Dh2: 34. Dd1,
und Weiß gewinnt.
B) 29 . . . Tf4:
292
462. TfS 1910, S.n8. Die Angabe 28 . . . Dh4+ (statt 28 . . . Dg3+) beruht offenbar auf einem Druckfehler.
10. PARTI E : L A S K E R - S C H L E C H T E R 21S
er hält die Position des Weißen offenbar für Ab) 34· . . Dc6 3S· ds nebst Ld2-c3 mit Gewinnstei
vorteilhaft. Nach 31. . . Th4 32. De6 Sq 33. Dc6: lung für Weiß.
(Weiß sollte dem Springer des Schwarzen das B) 31. . . gf4: 32. ef4: Dg4t 33. KCI Sd7 (Wenn der
Feld ds nehmen; auf 33. De7: folgt 33 . . . Th2 mit Springer des Weißen nach es gelangt, sieht es
der Drohung 34· . . Sds) 33 . . . Thuntsteht jedoch für Schwarz finster aus) 34· Th3t (Nach 34· Tg3
eine etwa ausgeglichene Stellung. ist das Zwischenschach 34· · · Tc8t störend für
Nach dem Textzug sollte Schwarz erneut in Schwie Weiß: 3S· Ses Ses: 36. Df7: Se4t 37· Tc3 Tc3:t
rigkeiten geraten. 38. Lc3: Dh3 usw.) 34· .. Kg8 3S· Tg3
Ba) 3S· . . Test 36. Ses
Ba1) 36 . . . Ses: 37. Df7:t Kf7: 38. Tg4: Ld4: 39· Kd1.
Weiß nutzt nicht die ihm gebotene Gelegenheit. Weiß sollte das Endspiel bei sorgfältiger Be
Besser war 29. Tc6:, um den Damenspringer des handlung gewinnen.
Schwarzen daran zu hindern, über q ins Zen Ba2) 36 . . . Dfs 37. Tfg1 Kf8 38. Le3. Schwarz schwebt
trum zu gelangen. 29 . . .Dg3t 30. Kd1 Dg2 wird mit in Lebensgefahr.
31. Dq pariert. Bb) 3S· . . Dfs 36. Tfg1 e6 37. Sq
F. Reinfeld (oder R. Fine) glaubt sogar, daß 29. Tc6:
unmittelbar zum Gewinn führt. Er stützt seine 293
Ansicht mit folgender Angabe: "29. Tc6: Sb8 (falls
29 . . . gf4: 30. ef4: Sb8, so 31. Tc3 ! mit entscheiden
dem Vorteil) 30. Tq, und die Stellung des Schwar
zen ist nicht verteidigungsfähig, zum Beispiel
30 . . . gf4: 31. ef4: Ld4: 32. Dds."463
Dies ist denn doch etwas optimistisch. Zunächst
sei eine Ungenauigkeit berichtigt. Nach 29. Tc6:
gf4: 30. ef4: Sb8 ist 31. Tc3 nicht das Stärkste.
Schwarz antwortet 31. . . Dh4t 32. Kd1 Dg4t 33. KCI
Sd7. Diese Stellung wird weiter unten besprochen Dies ist die kritische Stellung, die nach 29. Tc6: bei
werden; Weiß steht besser, aber nicht auf Gewinn. beiderseits bestem Spiel entsteht. Weiß hat deut
Wenn er 31. D[J statt 31. Tc3 spielt, gewinnt er so lichen Vorteil. Sein Mehrbauer spielt keine große
fort; 31. . . Dh4t 32. Kd1 verbessert die Lage des Rolle, aber sein König steht sicherer als der des
Schwarzen nicht. Gegners. Ich glaube, daß Schwarz sich bei sorg
Die richtige Antwort auf 29. Tc6: ist 29 . . . SbS, und fältigem Spiel ausreichend verteidigen kann, aber
nun: seine Aufgabe ist nicht leicht. Dagegen hat er nach
I 30. Tq gf4: 31. ef4: Ld4: dem Textzug keinerlei Probleme mehr.
A) 32. Df3 Th7 mit gleicher Stellung.
29 . ...
B) 32. Dds Dg3t 33· Kd1 Lf6 34· Lc3 Dg6 3S· KCI
Th7- Schwarz dürfte sich halten können. Viel schwächer ist 29 . . . Dg3t 30. Kd1 Dg4t 31. Kc2
II 30. Tc3 ist wohl aussichtsreicher: 30 . . . Dg3t Dfs 32. Th1 t Kg8 33. fgs:, und Weiß steht auf Ge
(30 . . . g4 31. Dds ist aussichtslos für Schwarz) winn.
31. Kd1 30. e3xf4
A) 31. . . Dg2 32. Te1 gf4: 33. ef4: Sd7 (33 . . . Sc6 schei
Natürlich scheitert 30. Da6: an 30 . . . fe3:, und
tert an 34· Tg3 Sd4: 3S· Df7: Dg3: 36. Th1t)
Schwarz gewinnt. Nach 30. Tf4: Tf4: 31. ef4: Sq
34· Tg3
hält Schwarz mühelos remis.
Aa) 34· . . Df2 3S· Th1t Kg8 36. Tg7:t Kg7: 37· Dh3
nebst matt in einigen Zügen. 30 . ...
463. F. Reinfeld, Dr. Lasker's Chess Career: Part I, 1889-1914 (New York 1935), S. 137-138.
216 D E R W E T T KA M P F L A S K E R - S C H L E C H T E R
Nach 30 . . . Sq 31. Df3 käme Schwarz in Schwierig I n dieser Stellung bringt das Manöver 34- Th1
keiten. Dh1: 3S· Th3t nichts ein. Nach 3s . . . Dh3: 36. Dh3:t
Kg8 steht Schwarz keinesfalls schlechter; neben
31. Ke1 -e2
37· . . Ld4: droht 37 . . . Sds.
Die Fortsetzung 31. Kd1 Dg4t 32. Kc2 (32. Tf3 schei Dr. Tarrasch vergoß reichlich Spott über den Text
tert an 32 . . . Tf4: 33. Lf4: Tf4: 34- Ke2 Dg2t oder zug. Er schreibt:464 "Unglaublich! Diese Situation,
34. Tc3 Td4:) 32 . . . Dfs führt zu einer glatten Remis wo ihm von allen Seiten Verderben droht, benutzt
stellung. Lasker dazu, einen Bauern zu verspeisen! Dies er
innert an den General, der sich im dicksten Ku
31.
gelregen eine Zigarre anzündet!" Er meinte, Weiß
3 2. Tfi -h
müsse unbedingt 34. Ses spielen.
Nicht ersprießlich ist für Weiß die Fortsetzung Ich teile sein Urteil nicht. Er wurde von zwei Din
32. Kd1 Dhst 33. Tf3. Nach 33 . . . Tf4: 34- Lf4: Tf4: gen irregeleitet: von einem allzu großen Vertrau
3S- Ke2 Dh2t 36. Ke1 (Au[ J6. Ke3 folgt 36 . . . Ld4:t, en auf die Gültigkeit allgemeiner Grundsätze im
und nach anderen Zügen hat Schwarz mindestens Schach und der irrtümlichen Meinung, Schwarz
remis) 36 . . . Dg1t 37· Tfl (Auf 37- Dfl folgt 37 . . . Te4t erhielte nach dem Textzug eine Gewinnstellung.
nebst 38 . . . Dd4:t) 37 . . . Tfl:t 38. Dfl: De3t 39. Kd1 Diese Behauptung wurde von C. Schlechter als er
Dd4:t gewinnt Schwarz. stem verfochten,465 von G. Marco gestützt466 und
hat allgemeine Anerkennung gefunden; sie trifft
3 2· Dh2-hst aber nicht zu, wie sich aus den folgenden Ausfüh
3 3 · Th-f3 Sa6-q rungen ergeben wird.
Dennoch ist es natürlich nötig, die Folgen von
294 34· Ses genauer ins Auge zu fassen. Der Vorteil des
Zuges besteht darin, daß er den Springer q an
seinen Platz bindet, denn sowohl nach 34 . . . Sds
wie nach 34 . . . Sbs ist die Antwort 3S· Se6 störend
für Schwarz. Sein Nachteil liegt in dem Umstand,
daß er rein verteidigender Natur ist und Weiß
Schwierigkeiten hat, eine aussichtsreiche Fortset
zung zu finden, wenn Schwarz einen soliden Zug
wie 34 . . . Kg8 als Antwort wählt. Mir scheint jedoch
die Folge 34· . . Td8
29S
464. S. Tarrasch, Die moderne Schachpartie (4. Auflage, Leipzig 1924), S. 234.
465. DSZ 1910, S. So.
466. WSZ 1910, S. 94.
10. PART I E : L A S K E R - S C H L E C H T E R 217
3S· Sb3 Td6 überläßt dem Schwarzen eine vor 3S· Dg6 Dg6: 36. Tg6: Sf4:t 37· Lf4: Tf4: 38. Th3t
zügliche Stellung; auf 36. Th1 Dh1: 37· Th3t kann Kg8 39. Thg3 T8f7 40. Ses hat Schwarz noch nicht
37 . . . Th6 folgen. alle Gefahren überwunden." Bei G. Marco470 fin
II 35. Tq Td6 ist nicht angenehmer für Weiß. den sich die wesentlichsten Varianten.
III 3S· Th1 Dh1: 36. Th3t Dh3: 37· Dh3:t Kg8 ist 3S· Tcs ist falsch. Nach 3S · . . Tf4: 36. Lf4: Sf4:t
auch hier für Weiß unersprießlich. 37. Kd1 (Nach anderen Zügen kann die Dame
IV 3S· Ke1 Dh1 t bringt Weiß nicht weiter, denn auf des Schwarzen mit Schach von hs entweichen)
36. Tfl folgt 36 . . . Dh4t 37· Ke2 Dhst, und der 37 . . . es gewinnt Schwarz.
Bauer auf d4 fällt. II 35· Dg6
V 3S· Le3 es 36. Dbt Dh2t 37· Lh (37. Th Dhst A) 3S · · · Dg6: 36. Tg6:, und nun:
führt zu Zugwiederholung, denn auf 38. Kd2
ed4: 39. Th1 de3:t 40. KC2 Tds darf Weiß sich
natürlich nicht einlassen) 37 . . . e4
A) 38. Se4: Se6 39. Tht Sd4:t 40. Ke3 Sfst. Schwarz
erzwingt remis.
B) 38. Tht ef3:t 39. Kd2 Dht: 40. Dht:t Kg8 41. D[J:
Ld4: mit klarer Remisstellung.
VI 35· Tgt mit der Drohung 36. Tgs ist am giftig
sten:
A) 3s . . . Td4: 36. Tht Dht: 37· Th3t Dh3: 38. Dh3:t
Kg8 39. Dc8t, und Weiß gewinnt.
B) 3S· . . Tfs ist eine bessere Antwort; Schwarz Aa) 36 . . . Tf4: 37. Th3t Kg8
wehrt die Drohung 36. Tgs ab. Nach 36. Sb3 Td6 Aa1) 38. Thg3 (mit der Absicht Sa4-cs-e6 und Vor
37- Kfl Th6 entsteht eine ausgeglichene Positi teil für Weiß laut M. Ploeger und M. de Zeeuw)
on. 38 . . . T8f7 39. Ses T4f6 mit Remisstellung.
Der Textzug ist nach objektiven Kriterien nicht Aa2) 38. Ses ( ! ! Eduard Lasker) 38 . . . Tht 39· Kd3
schlechter als 34. Ses und setzt den Gegner un Td2:t 40. Kd2 Sf4 mit Ausgleich.
ter stärkeren Druck. Eduard Lasker äußert sich so Ab) 36 . . . Sf4:t 37. Lf4: Tf4: (soweit G. Marco, der
über die Wahl seines Namensvetters:467 "Psycholo die Stellung als remis einschätzt) 38. Th3t
gisch gesehen war dies seine beste Chance, denn es Kg8 39· Thg3 (Nach 39· Ses T4f6 40. Thg3 Tg6:
bot seinem Gegner eine derartige Menge an Aus 41. Tg6: Tf6 hat Weiß nichts) 39 . . . Te4t 40. Te3
wahl unter gleichermaßen kompliziereten Fortset Te3:t mit remis.
zungen, daß ein Fehlgriff wahrscheinlich wurde. B) Auch mit 3s . . . Dh2t kann Schwarz nicht mehr
Gemäß dem Rezept, das Lasker mir einst empfoh als Ausgleich erzielen: 36. Th, und nun:
len hatte, wählte er einen Zug, der ihn nicht nur Ba) 36 . . . Dh3 37- De4. Weiß steht besser.
gegen die Drohungen seines Gegners verteidigte, Bb) 36 . . . Dh4 37. Tc8 (Auch einige andere Züge
sondern der auch einen Tropfen Gift enthielt." sind vollkommen zureichend) 37 . . . Tc8: 38. Df7:
Dg4t (Nach 38 . . . Ld4: 39. Tp steht Weiß nicht
3 4· ... Sq-bs
schlechter) 39. Ke1 Dgtt. Schwarz muß Dauer
Hier ist der Zug 34 . . . Sds fleißig untersucht wor schach geben, wenn er nicht in Nachteil geraten
den. C. Schlechter behauptete nämlich:468 "Sehr will.
stark (wahrscheinlich entscheidend) war 34· . . Sds." Nach 34 . . . Sds hat Weiß also in 3S· Dg6 eine befrie
Dr. Lasker hingegen schrieb:469 "Nach 34 . . . Sds digende Antwort, wie G. Marco richtig ausführt.
467. Ed. Lasker, Chess Secrets I Learned from the Masters (New York 1951), S.93-94.
468. DSZ 1910, S. Bo.
469. TfS 1910, S.n8.
470. WSZ 1910, S. 93-94.
218 D E R W E T T K A M P F L A S K E R - S C H L E C H TE R
Um so befremdlicher wirkt es, daß er an eine Be Der Textzug ist ebenso gut wie 3 S · Ke1 und gibt
schreibung der Stellung nach 34 . . . Sds die Aussage dem Schwarzen mehr Gelegenheiten, fehlzugrei
anschließt: "In derartigen Fällen ist die Verteidi fen.
gung gewöhnlich aussichtslos." Weiß hat zudem
35· ...
außer 3S· Dg6 noch eine andere Möglichkeit, die
vermutlich zur Rettung der Partie hinreicht: Zu diesem Zug sind viele Kommentare verfaßt
III 3S· Ke1 Sf4: 36. Lf4: Tf4:, und nun: worden, und einige Autoren versahen ihn mit ei
A) 37. Th3 scheitert an 37 . . . Tfl t 38. Kd2 Td1t nem Fragezeichen, weil sie glaubten, er wandele
39. Kc2 Tf2t, und die Dame des Weißen fällt eine Gewinnstellung in eine Remisstellung um.47 2
mit Schachgebot Schlechter selbst war der Ansicht, er stehe hier
B) 37· Tf4: Tf4: 38. TeSt LfB 39· De3 Dh4t 40. Kd2 auf Gewinn. 473 In Wirklichkeit liegt eine Remis
Td4:t 41. Kc2 TC4t (41. . . Ta4: 42. TfB:t Kg7 stellung vor, und die gewählte Folge ändert die
43· T[J ist nicht aussichtsreicher für Schwarz) Stellungseinschätzung nicht, wie ich im folgenden
42. TC4: DC4:t 43· Dc3t Dc3:t 44· Sq: mit zu zeigen hoffe.
Remisstellung. Ich gehe auf die Verbesserungsvorschläge ein, die
Der Textzug ist nicht schlechter als 34 . . . Sds. an dieser Stelle gemacht worden sind, und versetz
te sie mit meinen eigenen Beobachtungen.
3 5 · Tc6-C4 I 35 . . . es wurde von Capablanca empfohlen.474
Nach 36. des: Les: verfügt Weiß über eine
Offenbar ungesund ist die Fortsetzung 3S· Tc5 ;
Vielzahl von Möglichkeiten; am sichersten
nach 3S · . . Sd4:t 3 6 . Dd4: Df3:t gewinnt Schwarz
ist 37· Ke1. Es lohnt sich nicht zu untersu
die Qualität. Ebenfalls verderblich für Weiß ist
chen, ob Weiß entscheidenden Vorteil erzielen
3S· Le3 Sd4:t (Dagegen wäre 3S · · .Tf4: 36. Lf4: Sd4:t
kann oder ob Schwarz mit remis davonkommt;
37. Dd4: Ld4: 38. Th6t erfreulich für Weiß) 36. Ld4:
35 · . . es ist offensichtlich schwach.
Tf4: 37· Lg7:t Kp: 38. Dc3t es 39. Tqt KhS, und
II 35 . . . Sd6 36. Tcs Sfs lautet die Empfehlung von
Schwarz gewinnt.471
Dr. Lasker475 und Dr. Tarrasch.476 Diese Fort
Dagegen führt 3S· Ke1 setzung atmet Festigkeit, denn der Springer
wird auf ein sicheres Feld überführt, wo er hilft,
297
den König zu schützen; aber im Gewinnsinne
ist sie wenig beeindruckend.
47 1 . Die erste Variante stammt nach M. Ploeger und M. de Zeeuw, Veertig jaar topschaak (Venlo 1986), S.31-32 von ). H.
Blackburne, die zweite von W. Winter; genaue Quellenangaben habe ich nicht ermitteln können.
472. M. Euwe und L. Pachman, zum Beispiel. Eduard Lasker versah ihn gar mit drei Fragezeichen.
473· Siehe DSZ 1910, S.8o.
474. Siehe E. Winter, Capablanca (North Carolina 1989), S.30.
475· TfS 1910, S.u8.
476. S. Tarrasch, Die moderne Schachpartie (4. Auflage, Leipzig 1924), S. 234-235.
10. PART I E : L A S K E R - S C H LE C H T E R 219
A) 37· Le3 ist verfehlt; nach 37 . . . Dg4 hat Weiß kei tet) 38 . . . Tf4:, und Schwarz gewinnt.478 In der
ne befriedigende Verteidigung gegen die Dro Tat wird 39· Les: mit 39 . . . Dh2t widerlegt.
hung 38 . . . Sh4, zum Beispiel 38. Kf2 Se3: 39· De3: Der aussichtsreichste Versuch besteht in
Tf4:, und Schwarz gewinnt oder 38. Lf2 Sh4 Ac) 37. Ses,
39· Lh4: Tf4: mit Gewinn.
B) 37· Lc3 ist besser als 37· Le3, aber auch nicht son 299
derlich vertrauenerweckend.
Ba) 37· · . Dg4 38. Kd2 Sh4 39· Te3 Tf4; 40. Tq, und
Weiß dürfte überleben.
Bb) 37 . . . es 38. Tes: (Auf 38. des: folgt 38 . . . Sd4t
nebst 39 . . . Tf4:. 38. Kd2 reicht aber vielleicht
zum Remis) 38 . . . Les: 39. des: Kg8 40. Kd2 Tg7.
Die Stellung des Weißen sieht etwas zugig aus,
mag aber haltbar sein.
Königszüge sind sicherer.
C) 37· Ke1 Dh4t 38. Kd1 Dg4 39· Kc1 Dg1t 40. Tfi doch dürfte die Initiative des Schwarzen bei
Dd4: 41. Dd4: Sd4: 42. Tq. Die Stellung ist aus bestem Spiele zum Siege führen:
geglichen. ACI) 37 . . . Sd4:t 38. Ld4: ed4: 39. Se6 Te8 40. fs
D) 37· Kd1 braucht Weiß offenbar nicht zu fürchten.
Da) 37 . . . Dg4 lenkt ins vorige Abspiel über. Ae2) 37 . . . Tf4: 38. Lf4: Td4: (38 . . . Sd4:t 39. Kf2 ist
Db) 37 . . . Td8 38. KCI Dh1t (Auf38 . . . Td4: geschieht nicht günstiger für Schwarz) 39. Td4: Sd4:t
39· Th3) 39. Tfi (Nach 39· Dfi Dfi:t 40. Tf1: Sd4: 40. Kf2. Es ist eine Remisstellung entstanden.
bekommt Weiß einige Probleme, weil der Läu Ac3) 37· · . ef4: 38. Lf2
fer auf d2 unter dem Beschuß des Turmes d8
Ac31) 38 . . . TeSt 39· Kd2 Te3 wird mit 40. Te3: fe3:t
steht, doch sollte die Fortsetzung 41. Kb1 Sb3
41. Le3: Dh2t 42. De2 abgewehrt.
42. Thst Kg8 42. Le3 zum Erreichen eines Un
Ac32) 38 . . . Kg8 39. Sb3 (39. Kd2 scheitert an
entschieden genügen) 39 . . . Dg2 40. ds. Weiß
39 . . . Sd4: und 39. Se6 an 39 . . . Te7) 39 . . . Sd6
hat nichts zu fürchten.
40. Tcs Te7t 41. Kd1 Dh2 42. KCI Se4 43· Te2 Sgs
Dc) 37 . . . es 38. KCI mit befriedigendem Spiel.
44· Dqt, und Weiß hält sich.
III 3S· . . Td8 ist der gefährlichste Versuch, der
AC33) 38 . . . Ld4:479 39· Td4: (39· Ld4:t Sd4:t 40.Td4:
schon von C. Schlechter angegeben wurde. Er
Dest ist nicht besser für Weiß: 41. Te4 Db2t)
glaubte, daß Schwarz mit diesem Zug den Sieg
39 . . . Dest 40. Te4 Db2t, und Schwarz gewinnt.
erzwingen kann, aber Weiß hat eine ausreichen
de Verteidigung: Aq) 37 . . . ed4: führt ebenfalls zum Gewinn:
A) 36. Le3 es. Hier beendet Schlechter seine Un Aq1) 38. Se6 Te8 39. Tcs
tersuchungen; andere haben noch einiges ver Aqn) 39 . . . Sc3t 40. Dc3: Dh2t 41. Tf2 Df2:t
sucht: 42. Kf2: dc3: 43. Sg7: Kg7= 44. Kf3. Weiß erzielt
Aa) 37- ds Sd6 (L. Pachman477), und Schwarz ge mühelos remis.
winnt. Aq12) 39 . . . Dg4 führt zum Sieg: 40. Sgs Te3:t
Ab) 37· Tcs Sd4:t 38. Ld4: (38. Dd4: wird mit 41. De3: de3: 42. Sf7:t Kg8, und Schwarz ge
38 . . . D[J:t, wie V. Vukovk angibt, oder noch winnt.
einfacher mit 38 . . . Td4: 39. Ld4: Tf4: beantwor- Aq2) 38. Se4 Te8 39. Tcs
300 3 8 . Ke2-f2
480. Laut M. Euwe, Von Steinitz bis Fischer (Beograd 1976), S.200.
48 1 . wsz 1910, 5.228-234·
10. PART I E : L A S K E R - S C H L E C H T E R 221
482. D. Mohrlok, brieflich. Später auch in G. Kasparov, On My Great Predecessors, Part I (London 2003), S.184-185.
483. Angegeben von E. Erker, "Schach" 11!1999, S.61.
222 DER WETTKAMPF LASKER - SCHLECHTER
Ba) 40. Se6 Dh2t 41. Ke1 Dh4t 42. Kd1 Dhit (Die
Fortsetzung 42 . . . Sb2t 43. Kc2 Sd3: 44· Sf4:
ist weniger sicher) 43· Ke2 Tf3: 44. TfS:t TfS:
45· SfS: Sa3:t, und Schwarz hält remis.
Bb) 40. Se4 Sb2 41. De3 Dbst 42. Kf2 (Nach 42. Ke1
Dast fällt der Turm auf dS) 42 . . . Sd1t 43. Kg3
Se3: 44· Tf4: (44. Kf4: Sdst 45· Kg3 Kg7 46. Tdf8:
Db1 verspricht nicht mehr) 44 . . . Sfst 45· Kg4
Sh6t 46. Kh4 Sfst mit unentschieden.
45· Lf8-h6
306 46. Tc5 -d5 Kh8-g8
43· . . .
488. Bei M. Ploeger und M. de Zeeuw, Veertig jaar topschaak (Venlo 1986), 5.32.
489. W5Z 1910, 5.94·
490. D5Z 1910, 5.8o.
224 DER WETTKA M P F LASKER - SCHLECHTER
Dg1-e1t(?)
309
Schwarz zwingt den Gegner dazu, die Aufstellung
seines Königs zu verbessern. Es war entschieden
stärker, nichts zu ziehen. Am besten gefällt mir das
in der Form von 47· . . Kf7; nach 47 . . . Lg7 48. Tgs be
kommt Weiß Angriff. Aber 47 . . . Dp kommt auch
in Betracht.
Der Übergang ins Endspiel bringt Schwarz kei 55· Db8xa7 Dg7-g4t
ne Rettung mehr. Auf 49 . . . De3 antwortet Weiß 56. Da7-d4 Dg4-d7t
50. Ka4, und nach 50 . . . Dd3: 51. Td3: Kf7 52. Sd7 57· Ka4-b3 Dd7-b7t
(Dagegen kann Schwarz nach 52. Kas mit 52 . . . Le3 58. Kb3-a2 Db7-C6
Widerstand leisten) bringt er seinen Springer mit 59 · Dd4-d3 Kf7-e6
entscheidender Wirkung nach c6; der Läufer des 6o. Td5 -g5 Ke6-d7
Schwarzen findet keinen Zugang zur Diagonale 61. Tg5-e5 Dc6-pt
a7-g1. 49 . . . Df4 war am zähesten, doch wird Weiß 62. Te5-e2 Dp-g4
nach 50. Td4 langsam Fortschritte machen. 63. Te2-d2 Dg4-a4
64. Dd3-f5t
s o. Sc s -e6
311
310
64 . ...
Es ist nicht erstaunlich, daß Weiß die erste Gele
genheit ergreift, den Läufer des Schwarzen abzu Auch nach 6 4 . . . KdB 65. De6 Dh4 66. Te2 mit der
tauschen. Auf Grund der Möglichkeit Dd3-g6t Drohung 67. Kb3 nebst 68. a4 konnte Schwarz
kann Schwarz den Abtausch nicht verhindern. Es nicht mehr lange standhalten (66 . . . Dg5 67. a4).
scheint mir überflüssig zu untersuchen, ob etwa Nach dem Damentausch ist die Gewinnführung
50. Ka4 in Betracht kam; der Zug hätte den Ge für Weiß einfach.
winnprozeß sicher nicht verkürzt. 65. Df5 -e2t Da4xe2t
50. Dc1-b2t 66. Td2XC2t Kq-b6
51. Kb3-a4 Kg8-f7 67. Tc2-e2 Sd6-c8
68. Ka2-b3 Kb6-c6
5 2. Se6xg7 Db2xp
69. Te2-c2t Kc6-b7
Nach 52 . . . Kg7: 53· Dd4t gewinnt Weiß mühelos. 70. Kb3-b4 Sc8-a7
Aber jetzt fällt der a-Bauer des Schwarzen, und 71. Kb4-C5
Weiß erreicht eine technische Gewinnstellung.
Schwarz gibt auf.
53· Dd3 -b3t Kf7-e8
54· Db3-b8t Ke8-f7 Schlußstand: 5 : 5.
226
Wettkampf in Wien und Berlin, vom 7· Januar bis 10. Februar 1910
2 4 6 7 8 9 10
Es sollen nun einige wenige Worte daraufverwen Alle Adjektive passen auf seinen Stil; er ist kühn
det werden, dem Wettkampf den angemessenen und vorsichtig, direkt und fallenreich, kompliziert
Platz im gesamten schachliehen Schaffen der bei und einfach, schwer zu definieren und dabei doch
den Meister zuzuweisen. Von Schlechter liegen persönlich."
dazu keine Äußerungen vor; aber Lasker versieht Laut Goldman, S.51, aus der "New York Evening
uns mit einigem Material. Post" 1910.
Er hat vor Beginn des Wettkampfes und im Ver 4) "Schlechters Stil besteht darin, keinerlei Ri
lauf der Veranstaltung mehrmals ein schachliches siken einzugehen. Er vermeidet spekulative Züge
Charakterbild von Schlechter gezeichnet. Diesen sogar, wenn man erwarten darf, daß sie Vorteil
Äußerungen kommt einige B edeutung zu; denn bringen. Er kann nicht in Versuchung geführt wer
selbst wenn sie kein zutreffendes Bild von Schlech den, seine Sicherheit zu opfern. Er entwickelt sei
ters Spielweise entwerfen, so geben sie doch einen ne Figuren gleichmäßig, wobei er darauf achtet,
gewissen Einblick in Laskers Sicht auf Schlechters daß seine Kräfte auf jedem wichtigen Abschnitt
Fähigkeiten. Ich zitiere sie deshalb, wobei ich ver des Brettes im Gleichgewicht zur gegnerischen
suche, die zeitliche Reihenfolge ihrer Entstehung Streitmacht stehen. Die alte Methode bestand da
zu wahren. rin, nach einem Gesamtgleichgewicht zu streben.
1) "Schlechter verwandte sein ganzes feines Po Wenn einem Minus aufeinem bestimmten Teil des
sitionsgefühl, seinen Ideenreichtum, seine kristall Brettes ein annähernd gleiches Plus auf einem an
klare Analyse von Angriff und Verteidigung auf deren Teil des Schlachtfeldes gegenüberstand, war
die Aufgabe." der alte Meister zufrieden. Schlechter läßt diese
Twenty Years of the Rice Gambit, ed. American Komplikation nicht zu, wahrscheinlich, um seine
Chess Bulletin (New York 1916), S.153, zitiert aus Konzentrationskraft nicht zu verlieren. Seine Me
LCM, August 1908. thode ist vollkommen gesund, und es wird schwie
2) "Er (Schlechter) ist eine nach oben hin noch rig sein, seine Schwäche zu finden."
nicht abgegrenzte Größe. Sein Stil ist außerordent Laut Goldman, S.57, aus der "New York Evening
lich vielseitig; er greift an, verteidigt sich, spielt Post" 1910 (zur dritten Partie).
logisch, einfach gesund, oder verwickelt, mit ver 5) "Man sieht es dem Charakter der Schlech
zweifelter Energie, auf Fallen, elegant und tief, wie terehen Spielweise an, daß mein Gegner sich vor
es die wechselnden Umstände erheischen mögen. genommen hatte, sich nur mit äußerstem Wider
Er ist ein furchtbarer Gegner und daher auch ein streben Blößen zu geben, und wenn er doch ein
wertvoller Gehilfe zur Hervorbringung jenes nur mal vom Pferde fiel, wie Richard III. zu Fuß wei
von zwei ebenbürtigen Meistern herzustellenden ter zu kämpfen. Das ist ein famoses Programm,
Kunstwerkes - der vollendeten und dennoch die Theorie und Praxis vereinend, besonders für junge
persönliche Art hervorkehrenden Schachpartie." Menschen, die sowohl ihre Intelligenz im Vermei
Aus der Ankündigung des Wettkampfes, die Las den von Schwächen wie ihre Tatkraft im Angesicht
ker in der "B.Z. am Mittag" am 5· Dezember 1908 von Widerwärtigkeiten üben wollen. Ältere Men
veröffentlichte; siehe DSZ 1908, S.379. schen ermüden gegen solchen durchdachten und
3) "Er (Schlechter) kennt alle Partiephasen, Er entschlossenen Widerstand. Aus diesem Grunde
öffnung, Mittelspiel, und besonders das Endspiel. hat Schlechter den Vorsprung gewonnen, und in
W Ü R D I G UN G D E S W E T T K A M P F E S 227
diesem Sinne ist sein bisheriger Erfolg wohlver Gegner gegenüber nicht sein übliches Selbstver
dient. Ich habe in Schlechter eine neue Spielweise trauen zu entwickeln verstand.
zu bekämpfen; mit Schwierigkeit habe ich die rich Es scheint mir nun genug Material vorzuliegen,
tige Strategie entdeckt, bin aber gerade dann un um den Versuch zu wagen, einige Vermutungen
glücklich gewesen. In der fünften Partie schien mir darüber zu äußern, welche Umstände die Form
der Sieg bereits sicher, als ich den entscheidenden der Spieler in dem Wettkampfbeeinflußten.
Fehler beging. Es wäre nicht so gekommen, hätte a) Lasker
Schlechter mich nicht durch Ausnützung jeder ge Als größerer Mißerfolg in Laskers Schachlauf
botenen Gelegenheit ermüdet, und es hätte auch bahn kann wohl nur der Wettkampf gegen Ca
so leicht anders kommen können. In der Theo pablanca betrachtet werden. Der Hauptgrund für
rie bin ich im Vorteil geblieben, wenn mir auch sein verhältnismäßiges Versagen in dem Zwei
die Praxis Unrecht gegeben hat. Schon seit vielen kampf mit Schlechter liegt meines Erachtens in
Jahren geht ein Zug durch das Spiel der Meister, seiner auffallenden Unfähigkeit, zutreffende Be
der nach Ausschaltung jeder mehr empfundenen obachtungen über die schachliehen Stärken und
als klar erfaßten Strategie drängt. Jetzt scheint die Schwächen seines Gegners durchzuführen. In
se Bewegung sich ihrer Erfüllung zu nähern. Die seinen Äußerungen ist der Mangel an Differen
Gleichheit der Kräfte wird von den Modernen auf zierung ganz erstaunlich; er versteht nicht, daß
keinem Punkte des Schachbretts unnütz aufgege Schlechter nur in Bedrängnis "kühn" wird, daß er
ben, und es ist nicht bloß schwierig, das Remis zu "einfach" und "direkt" im Hinblick auf die Bauern
vermeiden, es ist bereits mühselig, Ungleichheiten struktur spielt, "kompliziert" und "fallenreich" da
in der Stellung hervorzubringen und sie auf diese gegen in taktischen Scharmützeln. So läßt sich Las
Weise zu verwickeln. Läßt der moderne Meister ker in seinen ersten vier Weißpartien auf den "Offe
die Verwicklung auch nicht ohne weiteres zu, so nen Spanier" ein, ohne zu begreifen, daß die in die
beherrscht er sie doch. Man ermesse daran, was ser Eröffnung entstehenden Strukturen Schlech
es bedeutet, einen solchen Meister par force zu ters Fähigkeiten entgegenkommen.
schlagen. Selbstverständlich werde auch ich wie Lasker wird im Verlaufe des Wettkampfes von
Richard III. kämpfen, und diesen Entschluß soll zunehmender Nervosität erfaßt; dies sieht man in
weder Erfolg noch Mißerfolg ändern. Das ist si der fünften und neunten Partie aufs deutlichste,
cherlich auch Schlechters Empfinden. Wir werden und besonders im letzten Spiel wird klar, daß er
unser Bestes geben, und am Schluß wird der Be seine übliche Gelassenheit und Objektivität völlig
siegte dem Sieger neidlos die Hand schütteln." verloren hat.
Aus der "B.Z. am Mittag" vom 29. Januar 1910; sie Eine Betrachtung dieses Wettkampfes allein
he DSZ 1910, S.61-62; SSZ 1910, S.54-55. genügt schon, um darzutun, daß die Behaup
Natürlich muß man bei der Auswertung von tung, Lasker sei der Erfinder der "psychologi
Laskers Darlegungen Vorsicht walten lassen. Sie schen Kriegsführung im Schach" gewesen, bar je
sollen ein Publikum beeindrucken und beeinflus der Grundlage ist. Er war im Gegenteil auf dem Ge
sen; sie spiegeln nicht unbedingt Laskers wirkliche biet individueller Menschenbeobachtung beson
Einsichten über Schlechters Spielweise wider. Ein ders unbegabt; daher suchte er Zeit seines Lebens,
beträchtlicher Teil der Ausführungen besteht aus allgemeine Kampfgesetze aufzustellen. Ich habe
der Aneinanderreihung wohltönender Floskeln schon früher versucht, die Erdichtung, Lasker ha
ohne Gedankeninhalt Dennoch kann man aus be seine Züge an Hand seiner Einsichten in die
diesen Texten ersehen, daß Lasker mit Schlechters Fähigkeiten der Gegner gewählt, ad absurdum zu
Art zu spielen schlecht zu Rande kam und diesem führen;492 dieses Märchen ist aber zu tief in den
492. Siehe CBM 53, S.25-26; CBM 54, S.23-32; CBM 55, S.15-17; CBM 56, S. 27-37; CBM 57, S.24-34; Emanuel Lasker,
Homo ludens - homo politicus. Beiträge über sein Leben und Werk (ed. E.-V. Kotowski, S. Poldauf, P.W. Wagner,
Potsdam 2003), S. 149-160.
228
Hirnen der Schachliebhaber verwurzelt, als daß 1. e4 eine Eröffnung fand, die ihm lag und die ihn
ein solches Unterfangen eine fühlbare Wirkung vor Niederlagen bewahrte.
erzielen könnte. Die These enthebt ihre Anhän Schlechter bereitete sich gründlich auf das Tref
ger auch von der unbequemen Aufgabe, darüber fen vor; er stand im Zenith seiner Kraft und seines
nachzudenken, welchen schachliehen Fähigkeiten Könnens. Er spielte mit Lust und Hingabe, ent
es Lasker verdankte, trotz außerordentlich gerin schlossen, die Gelegenheit bestmöglich zu nutzen.
ger Spielpraxis dreißig Jahre lang der erfolgreichste Hierbei half ihm die schlechte Form Laskers und
Spieler der Welt zu bleiben. der Glücksfall in der fünften Partie. Seine charak
b) Schlechter teristischen Schwächen vermochte er nicht abzu
Der Herausforderer erzielte wohl das beste Er legen; in der fünften und neunten Partie spielte er
gebnis seiner Laufbahn. Den wichtigsten Grund technisch schwach, und im letzten Spiel mißlang
dafür sehe ich darin, daß er als Schwarzer gegen ihm der Partieaufbau gänzlich.
Obwohl in dem Wettkampf viel spannendes zung, die zu interessanten Verwicklungen führt."
Schach geboten wurde, ist es lediglich das letzte DSZ 1910, S.78.
Spiel, das aller Aufmerksamkeit auf sich gezogen
hat und das von zahllosen Bearbeitern kommen 2) G. Marco:
tiert wurde. Lasker mußte unbedingt gewinnen, "Es war vorauszusehen, daß Dr. Lasker alle Minen
um den Titel "Weltmeister" weiter führen zu kön springen lassen werde, um dem Gegner, der bis
nen. Dieser Umstand schaffte bei den Betrachtern zum letzten Tage den Vorsprung eines Points be
eine aufgeregte Stimmung persönlicher Anteilnah hauptet hatte, den Sieg streitig zu machen. Er wähl
me, die inhaltlichen Fragen nie gezollt zu werden te daher - zum erstenmal in diesem Wettkampf
pflegt. Merkwürdigerweise ist das Besondere der das Damengambit, eine Eröffnung, die nach dem
Lage immer nur von dem Blickpunkte Schlech heutigen Stand der Theorie dem Anziehenden die
ters aus gesehen worden; man versuchte, an Hand meisten Chancen und den nachhaltigsten Angriff
seiner Äußerungen und mit Hilfe des Partiever einräumt.
laufs sein Erleben nachzuvollziehen. Ich möchte Aber auch Schlechter wollte sich mit der übli
den Wert und die Aussagekraft dieser Schilderun chen Verteidigungsmethode nicht begnügen. Wi
gen im Lichte meiner Zeichnung von Schlechters der Erwarten betrat er schon im vierten Zuge
schachlichem Charakter und der neuen Analyse (mit g7-g6) einen in letzter Zeit wenig begange
dieser Partie überprüfen. Zunächst lege ich einige nen Pfad, auf dem Heinrich Wolf im Nürnber
der Äußerungen vor, welche über Schlechters Ein ger Turnier (1906) gegen Swiderski einen schö
stellung vor der Partie und während des Kampfes nen Sieg errungen hatte. Bald war aufbeiden Flü
Auskunft geben sollen. geln ein wildes Handgemenge entstanden (10. bis
24. Zug). Warum sich Schlechter gerade in die
1) C. Schlechter, Anmerkung zum 4. Zuge von ser wichtigen Partie auf derartige Verwicklungen
Schwarz (4 . . . g6): einließ, ist nicht leicht zu entscheiden. Fürchte
"Ich wollte die letzte Partie nicht "auf Remis" spie te er auf den bekannten Wegen einen tückischen
len und wählte eine wenig gebräuchliche Fortset- Hinterhalt seines speziell im Damengambit furcht-
D I E Z E H N T E P A RT I E 229
baren Gegners? Hatte e r vielleicht die Ambiti fene Frage, aber jedenfalls hätte sich der Weltmei
on, seinen Vorsprung zu vergrößern, weil ihm ster einem auf Remis spielenden Schlechter ge
der Zufallssieg in der fünften Partie zu geringfü genüber in keiner beneidenswerten Lage gefun
gig erschien? Oder hoffte er, auf den neuen, von den."
ihm zweifellos sorgfältig durchforschten Wegen Kagan, S.16-q.
leichter den erworbenen Besitzstand in Sicher
heit zu bringen? Welche Motive auch immer sei s) R. Spielmann, Anmerkung zum 39. Zuge von
ne Entschlüsse geleitet haben mögen, die Füh Schwarz (39 . . . Dh1t):
rung der Partie war von seiner Seite durchweg "Und Schlechter sah diese Remisfortsetzung
genial, und die Sachverständigen Wiens sind der [39 . . . Dh4t usw. ] . Warum wählte er sie dann nicht?
Ansicht, daß er im 34. und 35. Zuge Gelegenheit Das ist bis heute noch nicht aufgeklärt worden.
hatte, der Partie eine entschieden günstige Wen Wahrscheinlich wollte er in einer Anwandlung
dung zu geben. Er wählte aber eine verlocken von Wohlwollen und Ritterlichkeit die Weltmei
de - doch wie die meisterhafte Verteidigung des sterschaft nicht mit einem Remis gewinnen."
Gegners lehrte - schwächere Fortsetzung und ver R. Spielmann, S.123.
lor."
WSZ 1910, S.92. 6) F. Reinfeld:
"Lasker spielte als Weißer sogleich auf Angriff; aber
3) G. Marco, Anmerkung zum 10. Zuge von zum Erstaunen der Zuschauer tat Schlechter das
Schwarz (10 . . . b4): Gleiche! ! Er erklärte später, daß er es für uneh
"Eine geniale, aber im Hinblick auf die Sachla renhaft gehalten hätte, den Titel durch Spielen auf
ge überraschende Fortsetzung; denn Schlechter Remis zu erlangen. Schlechter übernahm bald die
brauchte ja nur Remis zu erzielen, um den Wett Initiative und trieb den Angriff mit großer Kraft
kampf zu gewinnen. Mancher hätte sich an seiner vorwärts, wobei er mehrere Möglichkeiten zu re
Stelle nur durch diese Erwägung leiten lassen, aber misieren verschmähte. An einer Stelle hatte er ei
Schlechters noble Natur wollte offenbar die Welt nen ziemlich einfachen Gewinn, übersah ihn aber;
meisterschaft nicht bloß dem Zufallssiege in der Lasker nutzte seinen Fehler zur Gänze aus, spielte
fünften Partie verdanken . . . " mit großer Sorgfalt und gewann schließlich nach
WSZ 1910, S.92. über 70 Zügen. So behielt er seinen Titel."
Reinfeld, S.18.
4) J. Mieses:
"Wahrscheinlich hätte Schlechter noch größere Er Damit diese ernste Untersuchung auch der heite
folge aufzuweisen gehabt, wenn er weniger Idea ren Töne nicht ganz ermangele, gebe ich nun noch
list und mehr Sportsmensch gewesen wäre. Ein einiges von dem wieder, was J. Hannak über die
drastisches Beispiel hierfür bildet die letzte Partie Partie zu sagen hat:
seines Wettkampfes mit Lasker. Schlechter brauch "Es ist, als ob die Spannung dieses großen Ta
te sie nur remis zu machen, um den Wettkampf ges auch das Blut Schlechters heißer und wilder
zu gewinnen, und wohl fast jeder an seiner Stelle schlagen ließe denn je. Denn er selbst ist es, der
hätte unter solchen Umständen von vorneherein schon im vierten Zug eines Damengambits eine
auf Remis gespielt. Aber Schlechters idealer Auf scharfe und riskante Wendung wählt, die nicht auf
fassung war der Gedanke unsympathisch, durch remis hindeutet, sondern auf leidenschaftlichen
eine Remispartie die Weltmeisterschaft zu erlan Kampf. Lasker geht sofort zur Offensive über und
gen. "Wenn die Partie von selbst remis wird, so erlangt das bessere Spiel. Er weiß, daß er im An
kann ich das nicht ändern, aber auf Remis an griff nicht locker lassen und seinen Gegner nicht
legen werde ich sie nicht," erklärte er mir am zur Ruhe kommen lassen darf. Das treibt ihn zu ei
Abend vorher. Wie das Resultat gewesen wäre, niger übertriebener Hast, eine kleine Übereilung -
wenn sich Schlechter auf einen mehr praktischen und schon hat Schlechter Gegenchancen. Nach ein
Standpunkt gestellt hätte, bleibt natürlich eine of- paar Zügen zerrinnt der Vorteil Laskers, und für
230 DER WETTKAMPF LASKER - SCHLECHTER
Schlechter liegt jetzt ein breiter Weg zum Remis z u verschärfen, bis sein Gegner ausreichende Ge
und damit zur Weltmeisterschaft offen. Aber das genchancen erhält. Die Position bleibt nun eine
ist heute nicht der gewöhnliche Schlechter, das ist Zeitlang im Gleichgewicht, ohne ihre Zweischnei
heute nicht der Schlechter, dem ein Remis als die digkeit zu verlieren. Schließlich hält Schlechter die
einfachste Lösung der Welträtsel erscheint, das ist Spannung nicht mehr aus und versucht, durch ein
heute ein Schlechter, der von des Gegners Elan und Qualitätsopfer ein sofortiges Remis zu erzwingen.
Willenskraft selbst angesteckt wurde, der, seine In der Folge verhaspelt er sich jedoch und gerät in
friedliche Remisgesinnung vergessend, selbst ein ein nachteiliges Endspiel, das er verliert, nachdem
vulkanischer Feuergeist geworden ist, entschlos beide Seiten ungenau gespielt haben.
sen, "bis zum [sie!] Messer" zu kämpfen. Und das Es ist deutlich, daß im Laufe der Zeit die Be
ist das eigentliche Wunder, das Lasker an diesem schreibungen, welche die Kommentatoren von den
Tage bewirkt hat, das Wunder seiner dämonischen Geschehnissen in den Köpfen der Spieler und auf
Seelenbeeinflussung: er hat in der letzten und ent dem Brett lieferten, immer krauser geworden sind.
scheidenden Minute den Gegner aus der Bahn sei Spannend ist es nachzuvollziehen, wie es dazu ge
nes normalen Charakters geworfen und ihn mit kommen ist.
dem Feuer der Laskerschen Seele selbst erfüllt. An Schlechters Bemerkung zu seinem vierten
[. . .] Zuge kann man keine weitreichenden Schlußfol
Schlechter weicht also dem Remis aus und er gerungen knüpfen. Natürlich ist der Unterschied
reicht gleich darauf eine Stellung, die ihm Gewinn zwischen den Zügen 4 . . . g6 und 4 . . . Lg4 äußerst
verheißt. Unfaßbar, daß Lasker diese ganze Ab gering, sowohl was die objektive Qualität als was
wicklung selbst gewählt und zugelassen hat. [ . . . ] den Einfluß auf den allgemeinen Charakter der
Aber vergessen wir nicht, es ist der berühmte Las Stellung betrifft. Es ist nicht Folge der Wahl des
kersche Abgrund, über dem beide Kämpfer hän Zuges 4 . . . g6, daß sich die Stellung bald verschärft.
gen, es ist die Prüfung der Seelen, die hier ent Dieser Aufbau dürfte dem Herausforderer aus der
scheidet, und Lasker hat diese Prüfung gewählt, Partie Swiderski - Wolf, Nürnberg 1906, bekannt
weil er sogar in der Mißstimmung dieser Tage sei gewesen sein; für die Fortsetzung 4· . . Lg4 waren
ner selbst gewiß war. Er hat den Gegner auf ein ihm keine Vorbilder geläufig. Das lehrt ein Blick
Terrain gerissen, das diesem ungewohnt ist, und in die achte Auflage von Bilguers "Handbuch des
zuviel wird von der plötzlich entflammten Seele Schachspiels", die von Schlechter bis 1916 redigiert
Schlechters gefordert. Es war schon großartig, daß wurde. Dort heißt es zu dieser Stellung (S. 833,
sie überhaupt entflammt worden ist, aber nun be Fußnote 30): " Auf 4· e3 folgt am besten 4 . . . Lfs
ginnt die Flamme zu verlöschen, gerade über dem oder 4 . . . Lg4." - weiter nichts, während alle be
Abgrund, es wird dunkel um Schlechter, es wird kannten Partiebeispiele aufs sorgfältigste vermerkt
hell um Lasker, mit eisernem Griffhat er den Geg werden, auch die Partie Lasker - Schlechter (Fuß
ner umfaßt und drängt ihn zunächst aus der Ge note 31). Es zeigt sich, daß Schlechters Anmer
winnstellung und bald danach auch aus der Remis kung nicht von vollständiger Aufrichtigkeit ge
aussicht." prägt ist.
]. Hannak, S.136. Marcos Text ist im ganzen gemäßigt und ver
nünftig. In einem Punkte erweckt er allerdings
Nach dem Genuß dieses poetischen Aufgusses einen falschen Eindruck: er macht glauben, daß
müssen wir uns leider wieder dem nüchternen All die Aufgabe des Zentrums durch 8 . . . dc4: gefolgt
tag zuwenden. Und da stellt sich der Verlauf der vom Vormarsch des b-Bauern der üblichen Spiel
Partie auf dem Hintergrund meiner Kommentare auffassung Schlechters widerspreche. Folgendes
so dar: Partiefragment zeigt, daß dies nicht der Fall ist:
Schlechter mißglückt der Partieaufbau voll Schlechter - Showalter, Wien 1898.
kommen; nach wenigen Zügen steht er auf Verlust. 1. e4 e6 2. d4 ds 3. Ld3 Sf6 4· es Sfd7 s. Sf3 es 6. c3
Lasker bemerkt dies in seiner Erregung überhaupt Sc6 7· o-o Db6 8. des: (8. Le2 ist besser) 8 . . . Lcs:
nicht. Er fährt fort, die Stellung unzweckmäßig 9. b4 (9. De2 ist solider) 9· . . Le7 usw.
D I E Z E H N T E PA R T I E 231
Carl Schlechter (1895) die ehrliche Mitteilung Schlechters, daß er die Fol
gen des Opfers falsch berechnet habe, während er
Im übrigen ist es offensichtlich, daß Marco bei den 39. Zug (39 . . . Dhit) ganz unkommentiert läßt;
der Besprechung von Schlechters Beweggründen Spielmann kannte also den wahren Sachverhalt.
für die Wahl seiner Züge die Feder nicht als Hi Nach diesem vielversprechenden Beginn gibt es
storiker, sondern als Literat führt. Das zeigt die kein Halten mehr. Immer wüster wird das Geschrei
Form, die er für seine Ausführungen wählt: eine über das Unfaßbare des Geschicks, das Schlechter
Kette rhetorischer Fragen, die immerhin neben die Partie verlieren ließ. Die Beispiele, die ich noch
romantischen auch sachlichen Erwägungen Raum habe folgen lassen, scheinen mir der Besprechung
geben. Wäre es Marco aber um die Erforschung im einzelnen nicht mehr zu bedürfen.
der geschichtlichen Wahrheit zu tun gewesen, hät Die Urheber dieser Darstellungen verzeichnen
te nichts näher gelegen, als Schlechter einfach zu den Partieverlauf. Es wird verkannt, daß Schlech
fragen, denn er war bestimmt nicht unerreichbar ter nach der Eröffnung völlig verloren war, daß er
für den Herausgeber der "Wiener Schachzeitung". zu keinem Zeitpunkt auf Gewinn stand und daß
Marco kennzeichnet denn auch mit dem Worte er nie auf einfache Weise remis erzwingen konnte.
"offenbar" seine Auslassungen über Schlechters Ferner gehen sie von zwei Annahmen aus, die
Gefühlszustand als subjektive Spekulation. das schachliehe Wirken Schlechters betreffen; ei
Der Text von Mieses enthält schon einen fal ner allgemeinen: Schlechter sei ein Sicherheitsspie
schen Zungenschlag, aber großen Schaden kann ler gewesen, und einer speziellen: Schlechter habe
er bei einem aufmerksamen Beobachter nicht an die zehnte Wettkampfpartie gegen Lasker scharf
richten. Aus den Worten Schlechters wird deut auf Gewinn gespielt. Sie haben darin einen Wider
lich, daß dieser erfahrene Spieler genau wußte, was spruch gesehen, der Erklärung erheische.
493· Siehe zum Beispiel die Partie M. Gurevic - Short, Manila 1990.
232 D E R W E T T KA M P F L A S K E R - S C H L E C H T E R
Beide Annahmen sind jedoch völlig falsch. neswegs die Ansicht der nachfolgenden Schreiber.
1. Schlechter liebte scharfes Spiel. 494 Fußend auf den Äußerungen ihrer Vorgänger, ha
2. Schlechter hat keineswegs erklärt, daß er die letz ben sie aus den Zügen 10 . . . b4 und 35 . . . Tf4: weit
te Partie auf Biegen und Brechen spielen, sondern gehende Schlüsse gezogen. Einige behaupteten,
nur, daß er sie nicht "auf Remis anlegen" wolle Schlechter habe den Wettkampf mit zwei Punk
eine sehr vernünftige Haltung, wie ich oben darge ten Vorsprung gewinnen müssen, um Weltmeister
legt habe. In der Tat weicht Schlechter nirgendwo zu werden, andere wieder, der Wettkampf sei gar
von seiner üblichen Art zu spielen ab, im Gegen nicht um die Weltmeisterschaft ausgetragen wor
teil: Es gibt kaum eine Partie in seiner gesamten den. In den ernstzunehmenden zeitgenössischen
Schachlaufbahn, die seine Stärken und Schwächen Quellen findet sich nicht der geringste Anhalts
getreulicher widerspiegelt, als diese letzte Wett punkt für solche Annahmen. J. Berger, der es als
kampfpartie gegen Lasker. Schlechters Kollege bei der Herausgabe der "Deut
a) In einem unbekannten Stellungstypus mißlingt schen Schachzeitung" und als Verwalter des Spen
ihm der Partieaufbau. Daß er nicht in wildem denfonds für den Wettkampf doch wissen sollte,
Kampfeseifer nach unerforschten Stellungen streb hat die Bedingungen, unter denen der Wettkampf
te, sondern so weit wie möglich bekannten Mu ausgetragen wurde, unzweideutig und unmißver
stern folgte, habe ich oben bei der Besprechung ständlich mitgeteilt.496 Dennoch ist manches Ries
von Schlechters und Marcos Anmerkungen zur Papier mit Erörterungen über diese Fragen be
Eröffnung gezeigt. druckt worden. Ich gehe nicht weiter darauf ein.
b) Er wehrt sich in bedrängter Lage mit scharfem Wem es Spaß macht, sich mit den Abirrungen des
GegenspieL menschlichen Verstandes zu befassen, kann die
c) Er strebt nach schneller Auflösung eines span zusammenfassende Darstellung bei J. Ehn497 nach
nungsgeladenen Zustandes. Die Behauptung, das lesen; wenn es ihn nach einer Kostprobe gelüstet,
Qualitätsopfer (35 . . . Tf4:) sei ein kühner Gewinn mag er das sinn- und endlose Geschwätz von Gold
versuch gewesen, ist völlig aus der Luft gegriffen; man498 zu sich nehmen.
mehr als eine sofortige Abwicklung in eine kla Man sollte vermuten, daß die Zeichnung,
re Remisstellung konnte diese Fortsetzung unter welche diese phantasiebegabten Historiker von
keinen Umständen versprechen. Schlechter angefertigt haben, sich so weit von jeder
d) Im Endspiel zeigt Schlechter seine Zähigkeit, Lebenswirklichkeit entfernt hat, daß es unmög
aber auch einige technische Schwächen. lich ist, dieses Schattenbild noch stärker zu verzer
Alle diese Erscheinungen habe ich als kenn ren und ihm die letzten Blutstropfen auszupressen.
zeichnend für Schlechters Spielkunst herausge Dennoch ist der Versuch dazu gemacht worden.
stellt.495 Der Herausforderer hat nach besten Kräf Der Stoff wurde in einem Roman verwurstet;499 da
ten gekämpft, wie er es im ganzen Wettkampf getan kann man Beliebiges daherspintisieren, dachte der
hat und wie es jeder andere an seiner Stelle getan Autor wohl. Und so wird der Weltmeisterschafts
hätte; er war nicht von überspannten Vorstellun kampf gegen Lasker von einem hungernden Vaga
gen angekränkelt. bunden bestritten, der so scheu und so sehr von
Es ist klar geworden, daß die Beobachtun übertriebenen Ehrvorstellungen gepeinigt ist, daß
gen der ersten Kommentatoren des Wettkamp er sich nicht einmal eine Tasse Kaffee schenken
fes nicht zuverlässig sind. Dies war jedoch kei- lassen kann. Außerhalb des Schachs ist er keines
494. Ausführungen dazu finden sich in "Schach" n/1999, S.53-54; vgl. auch Kapitel I, zweite Partie ( C. Schlechter -
Ern. Lasker, London 1999, 30. Runde).
49 5 · Siehe "Schach" n/1999, S. 53-55.
496. DSZ 1910, S.30-31; siehe "Zur Vorgeschichte und Organisation des Wettkampfes", S. 186-187.
497. NiC 6/1995, S.85-91.
498. Goldman, S.428-452.
499. T. Glavinic, Carl Haffners Liebe zum Unentschieden (Berlin 1998). Den Namen "Haffner" hatte Schlechters
Großvater als Künstlernamen geführt.
D I E Z E H N T E PA R T I E 233
Gedankens und keines Gefühles fähig - ein reiner de zu entkleiden. Dies ist dem Verfasser des Ro
Psychopath. mans auf das trefflichste gelungen; geschmack
Der Autor hat sich offenbar von dem Erfolg loser läßt sich das Thema nicht mehr behan
leiten lassen, welcher jüngst erzielt wurde, als deln.
man die Person Mozarts auf eine derartige Wei Er behandelt die Strukturgesetze der menschli
se darstellte.500 Dort wird allerdings die gesam chen Psyche frei nach der eigenen Vorstellung, so
te Beschreibung von Mozarts Handlungsweise als sei sie Ursache und Wirkung nicht unterwor
und Charakter in Salieris Vorstellungswelt ver fen. Und warum sollte man nicht so verfahren?
legt. Auf solche Vorsichtsmaßnahme wurde in Die Menschen glauben ja, daß ein Schwachsinni
dem Roman verzichtet. Die Beliebtheit von so ge ger Musik komponieren kann, die das menschliche
stalteter Lektüre ist nicht verwunderlich: der Le Gefühlsleben aufs feinste widerspiegelt; als ob da
ser braucht derartige Menschen nun nicht mehr zu nicht höchste Bewußtheit vonnöten wäre; sie
als begabtere, leistungsstärkere und intensiver glauben ja, daß ein gutmütiger Trottel, der kein
lebende Wesen zu beneiden, sondern darf sie, Remisangebot ausschlagen kann, leicht zum Her
aus unendlicher Höhe herabblickend, als arme ausforderer des Weltmeisters wird; denn in einer
Würmchen bedauern. Um dem trostbedürftigen Welt, in der sich die Werbung pausenlos bemüht,
Zeitgenossen die Entfaltung solcher Gefühle zu die Grenzen zwischen Gewünschtem und Wirkli
erleichtern, ist es nützlich, den Stoff und die chem zu verwischen, scheint nichts unmöglich zu
mit ihm verbundenen Gestalten jeglicher Wür- sein.sot
Eröffnungsverzeichnis
(094) 200
Wiener Partie
Holländisch (C25) 15, 24, 28
(A84) 14 (C26) 3o
PA RT I E N V E R Z E I C H N I S 23 5
Partienverzeichnis