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Die Pariser Schule (Marianne Lederer) in der Übersetzung

Marianne Lederer wurde 1934 geboren. Seit 1960 ist sie Mitglied der AIIC und seit 1979 Professor
an der Universität Paris III - Sorbonne Nouvelle. 10 Jahre lang war sie Direktorin der ESIT (École
supérieure d'interprètes et de traducteurs).[1] 1981 legte sie ihre Habilschrift La traduction simultanée
- Fondements théoriques ab.

Lederer gehört zu den Vertretern der sogenannten Pariser Schule. Zusammen mit der
Translationswissenschaftlerin Danica Seleskovitch entwickelte sie die Theorie des Sinns, die später
auch als Interpretive Theory of Translation bekannt wurde. Ziel war es, den Übersetzungsprozess
näher zu beschreiben. Die Theorie ging von der Beobachtung des mündlichen Übersetzens
(Dolmetschen) aus, dehnte sich jedoch rasch auch auf das schriftliche Übersetzen aus.

Sie unterstreicht die wichtige Rolle der aus dem „bagage cognitif“, dem Wissens- und
Erfahrungsfundus des Übersetzers, entnommenen außersprachlichen Kenntnisse, sowie der
Berücksichtigung von Kontext und Situation für das Verständnis einer Aussage.

Dieser Theorie zufolge, die heute auch von der Kognitionswissenschaft bestätigt wird, verschwinden
die sprachlichen Zeichen zum großen Teil, sobald die (mündliche oder schriftliche) Aussage
verstanden wurde; Danica Seleskovitch nennt dieses (in der einsprachigen Kommunikation
allgegenwärtige) Phänomen die „Deverbalisierung“. So kann sich der Dolmetscher wie auch der
Übersetzer vom Einfluss der Ausgangssprache befreien und das Gesagte in seiner Sprache auf
idiomatische Weise zum Ausdruck bringen.

Gemeinsam verfassten Marianne Leder und Danica Seleskovitch eine Vielzahl von Publikationen.[2]

Marianne Lederer erhielt 2002 den Danica-Seleskovitch-Preis.

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