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Review

Author(s): Albert Heinekamp


Review by: Albert Heinekamp
Source: Studia Leibnitiana, Bd. 5, H. 2 (1973), pp. 292-294
Published by: Franz Steiner Verlag
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40693716
Accessed: 22-12-2015 10:34 UTC

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292 Rezensionen

Emilia Giancotti Boscherini : LexiconSpinozanum.La Haye : Nijhoff


1970 (= Archivesinternationalesd'histoiredes idées. International
Archivesof the Historyof Ideas. 28). XXXVII, 1374 S. fl. 180 -

Spinozas Philosophie bereitet dem Verständnisu. a. deshalb be-


sondere Schwierigkeiten, weil er zahlreiche neue Begriffeentwickelt,
diese Begriffeaber mitgeläufigen Wörternder philosophischen Tradition
bezeichnet:"There are so manynew conceptsin his metaphysicalweb,
but hardlya singlenew termor word. He borrowedhis wordsfromthe
Atomistsof ancientGreece,the Stoics,the scholastictheologians,as well
as fromhis Hebrew predecessors:Maimonides,Averroes,Cresças,and of
course,the FrenchmanDescartes",schreibtDagobertD. Runes (Spinoza
Dictionary,New York 1951, S. vii; vgl. GiancottiBoscherini,S. XV).
Es ist oft von der Forschung hervorgehoben,daß Spinoza sich
befand „al punto di confluenzadi una complessa serie di tradizioni
culturali,che egli ha. . . rielaborate,dandone una sintesi nuova ed
se non impossibile,
originale,nellaquale, come in ogni sintesi,è difficile,
distingueregli elementi" (Giancotti Boscherini,S. XIII). Deshalb ist es
nicht verwunderlich,daß man bereits öfter versucht hat, Spinozas
Denken durch Lexika zu erschließen.1913 erschiendie kleine Schrift
Spinozas philosophischeTerminologie,in welcher der Autor G. Th.
Richtereine Anzahl von Grundbegriffen der SpinozaschenPhilosophie
historisch-kritischzu erläuternversucht.Ursprünglich als Hilfefüreinige
an Spinoza interessierteFreunde geplant, verzeichnetdas oben er-
wähnteSpinoza Dictionaryvon Runes unterden einzelnenStichworten
jeweils einigezentraleStellenaus den verschiedenenWerkenSpinozas,
und zwar nur in englischerÜbersetzung.GiancottiBoscherinierstrebt
im Gegensatzdazu Vollständigkeit sowohlim Hinblickaufdie Mengeder
aufgeführten Termini als auch im Hinblick auf die für die einzelnen
TerminirelevantenStellen.Die Belegstellenwerdennach derAusgabe
von Carl Gebhardtzitiert.
Den Hauptteil*(S. 1-1126) bildet ein Alphabet lateinischerWörter;
hierbeisind alle in lateinischerSprache erhaltenenWerke Spinozas in
gleicherWeiseberücksichtigt. Die holländischenWörterder nurin dieser
Sprache überlieferten Spinoza-Schriftensowie der Einschübe, die
Gebhardtaufgrunddes Vergleichsmit den frühenÜbersetzungender
N agelateSchriften in den lateinischenText der anderenWerkeeingefügt
hat, sind in einem Anhangverzeichnet(S. 1135-1355). Dieser Anhang
istdurcheinlateinisch-holländisches GlossarmitdemHauptteilverzahnt.
Leider ist weder ein entsprechendes holländisch-lateinisches Wortver-
zeichnisbeigegeben,nochsinddie holländischenWörterübersetzt,so daß
das LexikonkeineHilfefürden Übergangvom holländischen zum lateini-
schenAlphabetbietet.
Bei der Auswahl von etwa 1000 Wörternallein im lateinischenAl-
phabet ist kaum zu erwarten,daß ein philosophischoderwissenschafts-

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historisch relevanterTerminusunberücksichtigt gebliebenist. Aber


auchdie in SpinozasWerkerwähnten Eigennamen dürften vollständig
erfaßtsein.Vf.hat sichvorallemvondemGesichtspunkt leitenlassen,
Spinozas Gedankengut möglichstobjektivund unverfälscht auszu-
breiten.Deshalbwerdendie Wortestetsin derFormaufgeführt, in der
sie von Spinozaverwendet wurden.So wirdz.B. zwischenStellenzu
demonstrare und zu demonstratio unterschieden. Die einzigeStelle,an
der SpinozaLeibnizerwähnt(ein Briefan Schullervom 18.9.1675),
findetman nichtunterder heuteüblichenund auch von Leibnizbe-
nutztenNamensform, sondernunter„Lybnizius". Den Leserhierdurch
einenVerweis aufdieseStellehinzuführen, verbietet die vonderAutorin
befolgte Regel,nachder Verweisenurverwandt werden,um von ver-
schiedenenSchreibungen desselbenWortesauf die bei Spinoza am
häufigsten vertretene zu lenken.
Vf. ist bemüht,unterden einzelnenStichworten sämtlicheVor-
kommenzu verzeichnen; dabei unterscheidet sie drei Kategorienvon
Texten:solche,die fürdas Verständnis des jeweiligen Terminus wichtig
sind;solche,in denenderTerminus in Abhängigkeit voneinemanderen
vorkommt, undsolche,in denendas Wortnurnebensächlich erscheint.
Die StellendererstenArtwerdenimWortlaut ausführlich dieder
zitiert,
zweitenwerdenumschrieben unterVerweisaufdas bestimmende Wort,
unterwelchem danndervolleWortlaut abgedruckt ist; vondenTexten
derdritten Artist nurdie genaueStelleangezeigt. Um nichtmiteiner
Interpretation eine besondere SichtSpinozas in das Lexikoneinfließen
zu lassen,verzichtet die AutorinsowohlaufeineDefinition derTermini
als auch (wenigstens weitgehend) auf eine Gliederung des auszubrei-
tendenMaterials nachinhaltlichen Gesichtspunkten ; sie verzeichnet die
Stellenvielmehr in chronologischer Reihenfolge (die Schwierigkeit, die
Ethica,an welcherSpinozanachweislich von 1661bis 1675 gearbeitet
hat,einzuordnen, löstVf.überzeugend durchEinordnung vordenenaus
demTractatus weil
theologico-politicus, sich ja bereits in der frühen Zeit
die Grundgedanken derEthikherausgebildet haben)und ermöglicht es
dem Leserdadurch,der Entwicklung der Spinozaschen Terminologie
inihreneinzelnen Phasennachzugehen unddieBedeutung dereinzelnen
WörterdurchVergleichen zu ermitteln. Freilichfindetdie von Frau
Boscherini in derenglischunditalienisch geschriebenen Einleitung aus-
führlichbegründeteund erläuterteinterpretatorische Neutralitäts-
theseauchvonihrselbstzugestandene Grenzen. Denn bereitsdie Aus-
wahl der aufgenommenen Stichworte impliziert eine Interpretation.
Auchdie Unterscheidung zwischenÄquivokationen, wie sie in einigen
Artikeln vorgenommen wird(z.B. zwischen ratio= Vernunft undratio
= Grund),setzteineDeutungvoraus.Vf.gehtbeiderUnterteilung we-
nigervoninhaltlichen Kriterien aus als vonderLautform. Es wirdnäm-
lichin denmeistenFällenunterschieden zwischen derGrundform eines
Wortesunddenverschiedenen Verbindungen (vgl.z.B. die 14 Absätze
20*

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„causa externa''...), die das Wort


unter„causa": „causa efficiens",
DeshalbkannmitRechtin derinterpretatorischen
eingeht. Neutralität
Lexikonsgesehenwerden.
das Besonderedes vorliegenden
Jeder,derschoneinmalvorderAufgabegestanden hat,durchlang-
wierigesAufsuchen von Parallelstellen
die Bedeutungeines philoso-
phischenTerminusbei Spinozafestzustellen,wirdBoscherinis Werk
dankbarbegrüßen undbereitsnachkurzem Gebrauchnichtmehrmissen
mögen.Die Autorinhat mitihrerentsagungsvollenArbeiteinenwich-
tigenundbleibenden BeitragzurSpinoza-Forschunggeleistet.
Albert Heinekamp(Hannover)

Ivor Leclerc: TheNatureofPhysicalExistence.


(TheMuirhead
Library
ofPhilosophy.)
London:Allen& Unwin,NewYork:Humanities Press
1972.381S. Ln. £ 5.00.
LeclercsBuchisteineWeiterführung vonGedanken, diederVerfasser
schonin einerReihevonVorträgen undArtikeln vorgetragenhatte1.Es
handeltsichdabei,inderallgemeinsten Formel,umdie „elucidation and
investigationofthefundamental issuesand problems ofthephilosophy
ofnature*'. Das fundamentalsteProblemistdabeiderBegriff derNatur
selbst,oder,wieLeclercsagt,derBegriff der„physicalexistence* '. Eine
befriedigende Bestimmung diesesBegriffs ist seinerAnsichtnach nur
durcheineRückwendung zu Aristoteleszu gewinnen. Das bedeutetaber,
daß der neuzeitliche Naturbegriff,der auf anderenphilosophischen
Voraussetzungen in einkritisches
beruht, Lichtrückt.Da fürAristoteles
das vonNaturaus Existierende dieousiaistundin derousiadas eigent-
lichReale vorliegt,kannmanerwarten, daß LeclerceinenNaturbegriff
entwickelt, der wesentlich
umfassender ist als derjenigeder modernen
Naturwissenschaft unddie neuzeitlichen Unterscheidungen von „Geist"
und „Natur",physikalischem (im Sinnevon Gegenstand der Physik)
und nicht-physikalischem Seiendennichtakzeptiert.Bekanntlich ist
ja auchbei Aristoteles
derKontrastbegriff zu physisnichtetwaDenken
oder Geist,sonderntechne.
Das würdeaber bedeuten, daß „philosophy of nature"in Leclercs
SinneimGrundeaufeineallgemeine Ontologie hinausläuft(wieübrigens

1 Z.B. Atomism, SubstanceandtheConceptofBodyin seventeenth Thought


Century
in: FilosofiaDella Scienza 27, Torino,Edizioni di „Filosofia"; Das Problemdes
Physikalisch in: Kant-Studien
Existenten, 60, 1969,S. 61-83.

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