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Die Verfügbarkeit der Lust bei Epikur1

Der Lustbegriff bei Epikur


Wenn Epikur von Lust spricht, meint er eine innere Ruhe, eine Seelenruhe, er meint die Freiheit von Unlust,
durch die Abwesenheit von Schmerzen, der körperlichen und der seelischen. Die Existenz eines neutralen
Zustandes zwischen Lust und Schmerz bestreitet er: „Es gibt für ein Lebewesen
keinen neutralen Zustand, der weder Lust noch Schmerz aufweist.“
Der Lustbegriff von Epikur ist also ein negativer Begriff, weil er die höchste Lust in der Freiheit von Unlust
sieht, in der Freiheit von allen Schmerzen.

Die Verfügbarkeit der Lust


Da Epikur die Lust als Freiheit von Unlust definiert hat, muss diese Unlust beseitigt werden, um die Lust für
den Menschen verfügbar zu machen. „Dieser Lust aber bedarf es nach Epikur nur dann, wann ihr Mangel uns
Pein macht.“ Das Gefühl des Mangels meldet sich im Bedürfnis als ein Schmerz. Dieser Schmerz wiederum
zeigt eine Beeinträchtigung des Lebens an, und diese Beeinträchtigung beruht wiederum auf einem Fehlen
von Etwas, dass das Leben zu seiner Erhaltung benötigt. (...) Epikur ist der Meinung, dass man, um die
Unlust zu beseitigen und dadurch Lust zu empfinden, sich von seinen Ängsten vor den Göttern und dem Tod,
und sich von Schmerzen befreien muss.
Gleichzeitig muss man die Bedürfnisse begrenzen. Die Befreiung von Ängsten und Schmerzen durch die
Begrenzung der Bedürfnisse sind also die Voraussetzungen für die Verfügbarkeit der Lust. Diese
Voraussetzungen zu erreichen ist dabei die Leistung der Vernunft.

Unerfüllbare Bedürfnisse
Bedürfnisse, die nicht erfüllt werden, erzeugen Unlust. Denn „die Lusterwartung meldet sich im
,Begehren’“. Epikur muss also beweisen, dass unerfüllbare Bedürfnisse, also unerfüllbare Begehren,
vermeidbar sind, um diese Unlust zu beseitigen. Solche unerfüllbaren Bedürfnisse haben für Epikur drei
Quellen: die Begierden, die Furcht und den Schmerz.

Die Begierde
Die Begierde ist ein Bedürfnis, das auf eine zukünftige Lust gerichtet ist. Aus diesem Grund muss sie eine
Steigerungsgrenze haben, da es sonst durch ständiges Bestreben nach mehr Lust zu unerfüllbaren
Bedürfnissen kommt. So einen Grenzwert hat Epikur durch seinen einschränkenden Lustbegriff automatisch
geschaffen, da er Lust ja mit Freiheit von Unlust definiert hat, und freier als frei von z.B. Schmerzen kann
niemand sein. Die Entstehung von unerfüllbaren Bedürfnissen durch ständiges Streben diese Lust noch zu
steigern hat Epikur so von vornherein verhindert. Nach der Beseitigung von Unlust kann die Lust nicht mehr
gesteigert, sondern nur noch variiert werden. So steigert man nicht die Lust, wenn man verschiedene Speisen
zur Auswahl hat, sondern sie variiert nur. „Die Lustempfindung im Fleische wächst nicht mehr, wenn erst
einmal das schmerzhafte Gefühl des Mangels aufgehoben wird, sondern variiert nur.“ (...) Alle anderen
Bedürfnisse muss Epikur einschränken. Und so sollen wir uns bei allen Begierden fragen: „Was wird mir
geschehen, wenn das erfüllt wird, was die Begierde erstrebt, und was, wenn es nicht erfüllt wird?“ Denn je
mehr Begierden der Mensch hat, umso größer ist die Gefahr, dass er sie nicht befriedigen kann, und so
Unlust entsteht. Dabei ist für Epikur nicht der Prozess der Unlustbeseitigung ausschlaggebend, also das
Essen selbst, sondern das Ergebnis, die Beseitigung der Unlust, welches bei diesem Beispiel der Zustand des
Sattseins ist. Epikur sagt weiter: „Denn bescheidene Suppen verschaffen eine ebenso starke Lust wie ein
aufwendiges Mahl, sooft das schmerzhafte Gefühl des Mangels aufgehoben wird; auch Brot und Wasser
spenden höchste Lust, wenn einer sie aus Mangel zu sich nimmt.“
Aus diesem Grund ist es auch egal, ob der Hunger durch Brot oder Fisch gestillt wird. Die Art der Nahrung
(ob Brot oder Fisch) beeinflusst nicht die Höhe der Lust, daher sind alle Mittel die bewirken dass die Unlust
beseitigt wird gleichwertig. Voraussetzung für die Beseitigung von Unlust ist vielmehr, dass die Mittel für
ihre Beseitigung jederzeit leicht erreichbar und überall verfügbar sind. (...)
Aufgaben:
1. Erläutern Sie, was Epikur unter Lust versteht, wieso sie seiner Meinung nach nicht steigerbar ist und was
Anke Beiler mit: "Die Verfügbarkeit der Lust" meint!
2. Wenden Sie Epikurs Gedanken zur Lust auf das Beispiel der Drogensüchtigen in dem Artikel an!

1 In: Anke Beiler: Die Verfügbarkeit der Lust bei Epikur. Hausarbeit an der Uni Mannheim im Jahre 2005, S. 5-7.
Veröffentlicht auf: www.Grin.de, Dort auch alle Fußnoten.

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