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KAPITEL 1-12
DEUTSCH ONLINE B2 - TRANSKRIPT AUDIO KAPITEL 1-12

Hier finden Sie die Transkripte zu den Hörtexten, die Sie nicht in den Aufgaben mitlesen können.

Kapitel 1: Beziehungen/Lebensformen

Beziehung zu Dingen

Können Sie verzichten?


Liebe Hörerinnen und Hörer, haben Sie sich schon einmal überlegt, was für Sie besonders wichtig ist? Oder:
Worauf könnten Sie nicht verzichten?
Unsere Reporter haben genau dazu eine Umfrage in Köln gemacht und interessante Antworten bekommen!
Hören wir mal rein ….
1 Hm, worauf ich nicht verzichten könnte?
Das ist gar nicht so einfach. Aber ich glaube, ich weiß es. Wissen Sie, meine Kinder und Enkelkinder
leben im Ausland und mit dem Smartphone kann ich ganz unkompliziert mit ihnen in Verbindung
bleiben. In den sozialen Netzwerken sehe ich, was sie machen und wir können chatten oder
videotelefonieren. So habe ich, dank Smartphone das Gefühl, dass sie gar nicht soo weit weg sind,
obwohl sie in Kanada und in Hongkong leben.
2 Oje, im Verzichten bin ich nicht sehr gut! Das fällt mir furchtbar schwer. Ich könnte nicht auf meinen
Laptop, mein Handy, und natürlich auch nicht auf meine Kaffeemaschine verzichten. Aber am
wichtigsten ist mir mein neuer Wagen. Darauf will ich auch gar nicht verzichten. Ich habe in den letzten
Jahren viel gearbeitet und wenig Geld ausgegeben und vor drei Monaten konnte ich ihn mir endlich
leisten. Ich freue mich schon, wenn ich damit zusammen mit meiner Familie in den Urlaub fahren kann.
3 Puh, das ist eine schwierige Frage. Ich denke, dass ich auf ziemlich viel Materielles verzichten kann. Zu
viel Besitz belastet uns doch nur. Etwas ist mir aber in unserer schnellen, digitalen Welt sehr wichtig:
Bücher! Sie bereichern mein Leben. Ich lese sehr gern und ich mag es auch, einfach in Büchern zu
blättern. Ich liebe den Geruch. In meinem Wohnzimmer gibt es ein riesiges Regal mit vielen Büchern und
die müssen auch immer mit. Egal wohin ich umziehe, ohne meine Bücher gehe ich nirgendwohin. Die
gehören zu mir.
4 Ich denke, ich kann auf fast alles verzichten. Viel brauche ich persönlich nicht im Alltag. Wir besitzen
doch alle viel zu viel und leben im Überfluss. Wer braucht schon zwei Laptops und ein Tablet, oder zehn
Jeans und zwanzig T-Shirts? Ich denke, wir alle sollten Dinge reduzieren. Dadurch ist man auch freier
und unabhängiger. Zu viel Besitz macht uns unflexibel. Unser Leben wird doch einfacher, wenn wir nicht
so viel Ballast mit uns rumschleppen. Außerdem sieht es für unsere Umwelt nicht gut aus, wenn wir alle
so viele Dinge konsumieren.
5 Ich bin sehr einfach aufgewachsen. Wir mussten immer sparen und uns einschränken. Deshalb genieße
ich es jetzt, nicht mehr verzichten zu müssen. Aber das war ein harter Weg mit viel Arbeit. Jetzt geht es
uns allen gut. Wir haben ein Haus und ein schönes Leben. Und meinen Kindern und Enkelkindern geht
es auch gut. Wenn ich wollte, könnte ich auf Vieles verzichten, aber ehrlich gesagt, will ich das gar nicht
mehr. Mir gefällt es, dass ich meine Familie manchmal mit kleinen Geschenken verwöhnen kann.
Liebe Hörerinnen und Hörer zu Hause, das ist wirklich eine Frage mit vielen Antworten. Bevor wir noch
weitere Stimmen hören, erst einmal Musik mit der besten Band aus Norddeutschland …

Was brauchen wir wirklich?


 Guten Tag und hallo hier bei unserer Sendung zum Thema „Was brauchen wir wirklich? – Reduzieren
im Alltag.“ Im Studio ist dazu Gesa Schütte, die als Psychologin und Coach arbeitet. Bevor wir über
„Reduzieren im Alltag“ sprechen, Frau Schütte, möchte ich sie fragen, wie es kommt, dass viele
Menschen überhaupt so viel besitzen?

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 Nun, ja. Es ist so, dass die meisten Menschen in Mittel- oder Westeuropa circa 10.000 Dinge besitzen,
von denen wir nur rund 20 Prozent tatsächlich auch regelmäßig verwenden. Wir haben also
grundsätzlich zu viele Dinge zu Hause.
Ein Grund dafür ist, dass das Angebot einfach riesengroß ist und es für viele Menschen immer
schwieriger wird, Entscheidungen zu treffen. Sie sind überfordert, denn eine Entscheidung für etwas ist
heutzutage vor allem die Entscheidung gegen viele andere Dinge. Das führt dazu, dass die Menschen
auch Dinge kaufen, die sie nicht brauchen. Es geht mehr um das „Haben-Wollen“. Sozialwissenschaftliche
Untersuchungen haben ergeben, dass auch gar nicht der Gegenstand im Mittelpunkt steht, sondern der
Kauf, der glücklich macht.
 Das heißt also, dass uns Konsum glücklich macht?
 Ja, aber nur für kurze Zeit. Das ist das Problem, denn um dieses Glück wieder fühlen zu können, müssen
wir das immer wieder wiederholen. So erklärt sich für mich auch, dass wir im Durchschnitt 10.000
Dinge besitzen. Bei vielen Menschen kommt dazu, dass sie sich über den Besitz von bestimmen Sachen
identifizieren. Nach dem Motto: „Was wir kaufen, sagt wer wir sind.“
 Mmh. Sie meinen also, dass man etwas nur deshalb kauft, um sich als Teil einer Gruppe zu fühlen?
 Ja, genau. Aber wer immer zeigen muss, was er alles besitzt, bekommt schnell ein Zeitproblem.
 Ein Zeitproblem? Können Sie das erklären?
 Natürlich. Wer kaufen will, braucht Geld und wer Geld braucht, muss dafür viel arbeiten und wer viel
arbeitet, hat wenig Zeit für andere Dinge. Ob das wirklich glücklich machen kann, ist die Frage.
 Aber wie können wir das ändern? Also wie können wir reduzieren?
 Meiner Meinung nach wäre es wichtig, das „Haben-Wollen“ nicht so in den Vordergrund zu stellen.
Materielles, also viel Besitz, macht auf Dauer nicht glücklich.
Ich sage nicht, dass man auf eine bestimmte Anzahl von Dingen reduzieren muss. Wichtig ist, dass man
Dinge bewusst kauft und sich von Dingen trennt, die man nicht oder nicht mehr braucht.
Ich beobachte schon seit längerer Zeit, dass viele Menschen anfangen umzudenken. Viele junge Leute
haben bereits das Bewusstsein, dass „Haben“ nicht das Allerwichtigste im Leben ist. Andere Werte sind
wichtig, wie zum Beispiel mehr Freizeit. Die Generation der 20- bis 30-Jährigen will flexibler arbeiten
und vielleicht auch die Möglichkeit haben, mal eine Pause von ein paar Monaten zu machen.
 Vielen Dank Frau Schütte. Bevor wir mit unseren Gästen über das Thema „Reduzieren im Alltag“
diskutieren, machen wir eine kleine Pause mit Musik zum Nachdenken.

Familie

Wir leben LAT


 Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer heute möchten wir Ihnen in unserer wöchentlichen Ausgabe von
„Familienzeit“ ein Ehepaar vorstellen, das in einer LAT-Partnerschaft lebt. In einer LAT-Beziehung leben
Paare nicht zusammen, sondern in getrennten Wohnungen.
Im Studio sind Doreen Wagner und Ivo Groß, die mit uns über ihre Erfahrungen sprechen werden.
Wie ist es denn dazu gekommen, dass sie in verschiedenen Wohnungen leben?
 Als mein Mann und ich uns kennengelernt haben, hatten wir beide gerade eine Trennung hinter uns und
haben erst seit kurzem wieder alleine gewohnt. Wir wollten deshalb den neu gewonnenen Freiraum
genießen und sehen, wie sich unsere Beziehung entwickelt.
Erst als ich dann schwanger wurde und wir geheiratet haben, haben wir darüber nachgedacht,
zusammenzuziehen. Aber wir hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen von einer gemeinsamen
Wohnung für unsere Familie. Deshalb haben wir uns dann dafür entschieden, weiterhin getrennt zu
wohnen.
 Und das hat auch nach der Geburt ihrer Tochter gut funktioniert? Besonders am Anfang braucht man
doch Hilfe bei den täglichen Dingen.

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 Ja, hat es. Am Anfang hatten wir auch unsere Zweifel, aber es hat gut geklappt. Ich habe in der ersten
Zeit auch mal bei Doreen und Emilia übernachtet, aber mein Zimmer in meiner Wohngemeinschaft
behalten. Die gemeinsame Zeit war auch schön, aber wir beide haben gemerkt, dass wir weiterhin Zeit
alleine verbringen wollen. Uns jeden Tag zu sehen, das ist nichts für uns. Wir beide haben ein großes
Bedürfnis nach Freiraum.
 Und wie ging es dann weiter?
 Na ja, wir haben festgestellt, dass wir auch ohne zusammenzuwohnen, eine Familie sein können.
 Und wie fanden Ihre Freunde und Ihre Familie Ihr Lebensmodell?
Am Anfang hatten nicht alle Verständnis für unser Lebensmodell. Einige unserer Freunde dachten, dass
 wir uns früher oder später trennen werden.
 Und unsere Eltern haben sich Sorgen um Emilia gemacht. Sie fanden es nicht gut, dass wir getrennt
leben und hatten Angst, dass Emilia mit der Situation nicht umgehen kann. Aber inzwischen haben sie
eingesehen, dass wir als Familie glücklich sind und niemandem etwas fehlt.
 Gibt es in Ihrer Beziehung trotzdem manchmal Streit?
 Ja, den gibt es. So, wie in jeder Familie. Auch wenn wir uns weniger oft sehen, als andere Familien.
Manchmal sind wir nicht einer Meinung und dann gibt es Streit über kleine Dinge oder die Erziehung.
 Mich würde interessieren, wie eine Woche in Ihrer Familie aussieht?
 Doreen und ich haben unter der Woche Kindertage und freie Tage. Von Montag bis Mittwoch ist unsere
Tochter bei ihrer Mutter und am Donnerstag und Freitag ist sie bei mir. Den Samstag teilen wir uns
meistens auch auf. Am Sonntag machen wir immer etwas gemeinsam, das ist unser Familientag. Ein
großer Vorteil ist, dass unsere Wohnungen nicht weit voneinander entfernt sind. Emilia kann also
problemlos zu Fuß zwischen meiner Wohnung und der ihrer Mutter pendeln. Für sie ist das ganz normal.
 Getrennt zu leben ist aber natürlich auch mit mehr Kosten verbunden. Sie müssen Miete für zwei
Wohnungen bezahlen.
 Das ist richtig. Wir geben relativ viel Geld für das Wohnen aus. Dafür müssen wir auch auf andere Dinge
verzichten. Wir haben kein Auto, versuchen bei Freizeitaktivitäten zu sparen und Urlaube verbringen wir
nicht in teuren Hotels, sondern auf dem Campingplatz.
 Auf diese Dinge zu verzichten, ist für Sie kein Problem?
 Wir verzichten lieber auf Materielles, als auf unsere Freiheiten. Für uns ist es am wichtigsten, dass wir
selbst entscheiden können, wann wir uns sehen. Deshalb würden wir unsere getrennten Wohnungen nie
aufgeben.
 Eine gemeinsame Wohnung ist also auch in Zukunft kein Thema? Auch nicht, wenn Ihre Tochter vielleicht
mal auszieht?
 Also, ich habe im Moment keinen Wunsch nach einer Veränderung. Unsere Beziehung ist gut, so wie sie
ist.
 Hm. Man soll ja niemals nie sagen, wer weiß, was die Zukunft bringt. Aber ich denke, man sollte nichts
verändern, was gut funktioniert.
 Dann wünsche ich Ihnen beiden alles Gute für die Zukunft und bedanke mich für das Gespräch. Liebe
Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn Sie noch mehr über LAT-Beziehungen erfahren möchten, können Sie
auf unserer Webseite www.meinradio.de nachlesen. Und nach einer kleinen Werbepause ist die Leitung
für Sie und Ihre Fragen offen.

Das Bedürfnis nach mehr Freiheit


1 Aber wir hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen von einer gemeinsamen Wohnung für unsere
Familie.
2 Besonders am Anfang braucht man doch Hilfe bei den täglichen Dingen.
3 Wir beide haben ein großes Bedürfnis nach Freiraum.
4 Am Anfang hatten nicht alle Verständnis für unser Lebensmodell.

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5 Manchmal sind wir nicht einer Meinung und dann gibt es Streit über kleine Dinge oder die Erziehung.
6 Also, ich habe im Moment keinen Wunsch nach einer Veränderung.

Freundschaft

Wichtigkeit von Freundschaften


 Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, heute ist der 30. Juli und das ist auch der internationale Tag der
Freundschaft. Wir beginnen diesen Tag mit Professor Stein, der zu dem Thema Freundschaft und
Beziehungen forscht. Guten Morgen Herr Stein.
 Guten Morgen.
 Wie viele Freunde haben Sie?
 Im Durchschnitt hat der Mensch drei sehr enge Freunde, und 10–15 weitere gute Freunde. Ich befinde
mich etwas über dem Durchschnitt.
 Ist es besser, möglichst viele Freunde zu haben?
 Das kann man so nicht sagen. Studien haben gezeigt, dass die Anzahl der guten Freunde in der Regel
gleichbleibt oder mit dem Alter leicht abnimmt. Wenn neue Freunde dazu kommen, trifft man sich mit
einigen älteren Freunden seltener, kommuniziert weniger mit ihnen oder verliert sie ganz.
 Und warum ist das so?
 Wir haben einfach nicht genug Zeit für immer mehr Freunde. Und es gibt ja auch noch andere Menschen,
wie Arbeitskollegen, Bekannte und Verwandte, für die wir Zeit und Energie brauchen. Deshalb hat
man in jungen Jahren die meisten Freunde. Doch je älter wir werden, desto qualitativ besser werden
Freundschaften, weil wir mehr Menschenkenntnis haben und toleranter und humorvoller werden.
 Das stimmt. Wichtig ist also nicht, dass ich möglichst viele Freunde habe, sondern dass ich möglichst
gute habe?
 Ja, und von den richtig guten brauchen Sie nicht viele. Innerhalb von sieben Jahren scheitern
übrigens im Durchschnitt 50 Prozent der Freundschaften. Und es scheitern vor allem Durchschnitts-
Freundschaften. Die Freundschaften mit den drei besten Freunden bleiben meist stabil.
 Was macht denn einen wirklich guten Freund aus?
 Ein guter Freund ist jemand, dem man möglichst alles erzählen kann. Mit dem man auch über Ängste,
Schwächen oder peinliche Situationen sprechen kann. Man kann ihm absolut vertrauen und verlässlich
ist er auch. Wenn man zum Beispiel große Probleme hat und Hilfe und Unterstützung braucht, dann ist
ein guter Freund für einen da.
 Warum ist es so wertvoll für uns, Freunde zu haben?
 Freunde unterstützen uns, haben ein offenes Ohr und dadurch haben wir weniger Angst und weniger
Stress. Wir achten auch mehr auf unsere Gesundheit, wenn wir wissen, dass sich andere Sorgen um uns
machen.
 Und wenn ich mich mehr um meine Gesundheit kümmere, lebe ich auch länger.
 Ja, eine Studie hat gezeigt, dass Menschen mit Freunden länger leben als einsame Menschen. Freunde
sind auch gut für unser Herz, genauso wie Sport. Außerdem sind sie gut für unser Gehirn. Wenn wir uns
mit Freunden unterhalten und über unsere Meinungen nachdenken, ist unser Gehirn besonders aktiv
und die Leistungen des Gehirns verbessern sich.
 Das sind ja eine Menge Vorteile! Also, wenn Sie heute noch ein wenig Zeit haben, dann treffen Sie sich
am internationalen Tag der Freundschaft mit Ihren Freunden und tun Sie sich und Ihren Freunden etwas
Gutes.
Und Ihnen, Herr Stein, danke ich herzlich für das interessante Gespräch.
 Ich danke auch.

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Das wäre doch was für uns!


Hallo Steffen, ich habe online gerade Musik-Anzeigen angesehen und eine Anzeige hat mich sofort
angesprochen. Eine Frau namens Sanna sucht Sänger für einen A-cappella-Chor hier im Nordosten von
München. Das wäre doch was für uns, findest du nicht auch? Es stand nicht dabei, welche Stimmen sie genau
braucht, aber sie stellt sich eine nette gemischte Gruppe vor. Das könnte ganz cool sein. Hättest du Lust, das
mal auszuprobieren? Ruf mich doch später zurück!

Wir sprechen uns später


 Hallo.
 Hallo Selin!
 Ah, hallo Steffen. Ich hätte nicht erwartet, dass du so schnell zurückrufst.
 Mein Kurs war gerade aus und ich habe ein paar Minuten Zeit.
 Hast du dir die Anzeige schon angeschaut, die ich dir geschickt habe?
 Nein, ich hatte keine Zeit. Steht in der Anzeige eigentlich, wen sie sucht?
 Sie hat geschrieben, dass Alter und Geschlecht egal sind. Komm, lass uns hingehen, das wird bestimmt
lustig und spannend. Wir wollen schon so lange in einer A-cappella-Gruppe singen. Das erste Treffen
wäre schon am zwanzigsten Juni ab sieben.
 Das ist schlecht für mich, da treffe ich mich mit meiner Lerngruppe aus dem Seminar für Mittelalterliche
Geschichte.
 Hm, ich sehe gerade im Kalender, dass der Tag bei mir ebenfalls schlecht ist. Meine Schwester ist da
wahrscheinlich da. Sie wollte mir aber bis spätestens Freitag Bescheid geben, ob sie wirklich kommt.
 Kannst du Sanna schreiben oder sie anrufen? Vielleicht können wir den Termin verschieben. Es kommt
wahrscheinlich darauf an, wie viele Leute sich bei ihr gemeldet haben und wann sie Zeit haben.
 Ja. Ich schreibe ihr mal und frage, ob wir nicht telefonieren können. In einem kurzen Gespräch lässt sich
ja immer alles schneller klären.
 Super, dann sag mir Bescheid. Vielleicht kommt ein Freund aus der Uni ebenfalls mit. Er singt sehr gern
und hat eine sehr tiefe Stimme. Ist es okay, wenn ich ihn frage?
 Selbstverständlich! Je mehr unterschiedliche Stimmen wir haben, desto besser.
 Stimmt! Dann ruf mich an, wenn du mehr weißt. Ich muss jetzt wieder los.
 Okay, ich melde mich!
 Tschüs.

Kapitel 2: Gesundheit

Was tut mir gut?

Aus der Schlafforschung


 Liebe Hörerinnen und Hörer, wussten Sie, dass man ein Drittel seines Lebens mit Schlafen verbringt?
Wir sind heute im Gespräch mit dem Schlafforscher Johannes Deich. Herr Deich, wie kommt man zu
dieser Zahl? Und noch viel wichtiger: Wie viel sollte man denn nun schlafen?
 Wie viel Schlaf man braucht, ist ganz individuell und hängt auch vom Alter ab. Deshalb kann man das
gar nicht so leicht beantworten. In der Wissenschaft geht man davon aus, dass sieben bis neun Stunden
Schlaf pro Nacht am besten für die Gesundheit sind, also ungefähr ein Drittel eines Tages. Wenn eine
Nacht mal kürzer wird, dann kann man das auch über einen Mittagsschlaf oder längeren Schlaf am
Wochenende nachholen. Insgesamt sollte man in der Woche nicht auf weniger als 50 Stunden Schlaf
kommen.
 Wie sieht das denn bei uns aus? Können die Menschen in Deutschland ausreichend schlafen?

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 Aufgrund von Statistiken gehen wir davon aus, dass die Menschen weniger schlafen als noch vor ein
paar Jahren. Im Durchschnitt sind es zwischen sechs und sieben Stunden pro Nacht. Damit liegen wir
also leicht unter den Empfehlungen für ausreichenden Schlaf. Interessant ist, dass auch technische
Entwicklungen dazu beitragen, dass wir später einschlafen.
Dank Umfragen wissen wir, dass viele Personen ihr Smartphone mit ins Bett nehmen, um noch
Nachrichten zu lesen und zu verschicken oder im Internet zu surfen. Dadurch bleiben sie länger wach.
 Was genau passiert eigentlich, wenn wir schlafen?
 Im Schlaf erholt sich unser Körper und das Gehirn verarbeitet Informationen. Wenn wir tagsüber etwas
Wichtiges oder Aufregendes erlebt haben, dann beeinflussen diese Situationen häufig auch unseren
Schlaf. Es gibt unterschiedliche Schlafphasen. In der Einschlafphase wird die Atmung langsamer und
tiefer. Danach kommt der sogenannte Tiefschlaf. Das ist die wichtigste Phase, denn in dieser Zeit erholen
wir uns besonders gut.
 Ah, ich verstehe. Und da träumen wir auch, oder?
 Nein, das passiert in der REM-Phase. REM wegen Rapid eye movement. Das heißt so, weil sich in dieser
Zeit unsere Augen sehr schnell bewegen. Die Aktivität in unserem Gehirn wird schneller, weil wir
besonders emotionale Eindrücke und Gefühle verarbeiten. Und die restliche Schlafenszeit verbringen wir
meistens im Leichtschlaf. Die Schlafphasen wechseln sich übrigens ab und wiederholen sich mehrmals
pro Nacht.
 Häufig wird diskutiert, welche Bedeutung Schlaf für unsere Erinnerung hat. Gibt es da einen
Zusammenhang?
 Wenn wir uns im Schlaf richtig gut erholt haben, dann ist das gut für unsere Erinnerung. Man geht davon
aus, dass im Tiefschlaf Erlebnisse des Tages wiederholt werden. Und deshalb können wir uns daran
erinnern. Wir wissen noch nicht alles über diese Mechanismen. Es gibt noch so einiges, was wir weiter
untersuchen und erforschen müssen.
 Und warum schlafen manche Personen schlecht? Können Sie dazu noch etwas sagen?
 Ja, natürlich. Schlafstörungen sind heutzutage ein großes Thema. Der Grund dafür sind häufig Stress-
Situationen. Vielleicht ein familiäres oder finanzielles Problem oder die Angst vor einer Prüfung. Man
sollte sich da auf jeden Fall Hilfe holen und versuchen, die Probleme zu lösen. Denn auf Dauer ist wenig
Schlaf einfach ungesund. Aber natürlich kann es auch andere Gründe für Schlafstörungen geben, wie z.B.
zu spätes Essen oder zu viel Kaffee am Nachmittag.
 Besten Dank, Herr Deich, für die vielen interessanten Informationen. Nach der Pause geht es weiter mit
Tipps zum Einschlafen. Wir hoffen, liebe Hörerinnen, Sie bleiben weiter dran.

Gesundheit digital

Wie gut ist Dr. Internet?


 Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, das waren die Jungs mit ihrem neuesten Hit. Und bei uns geht es jetzt
weiter mit einem anderen spannenden Thema „Gesundheit im Internet“. Zu Gast sind die Journalistin
Frau Dr. Simmens und der Allgemeinarzt Herr Dr. Ulrichs. Herzlich willkommen. Frau Dr. Simmens,
beginnen wir mit Ihnen. Sie schreiben Beiträge in einem Gesundheitsportal. Können Sie uns verraten,
wie Sie dazu gekommen sind?
 Ja, guten Tag. Sehr gerne. Also, ich habe Journalismus und Psychologie in München studiert und arbeite
jetzt als Medizinautorin für ein Gesundheitsportal. Ich schreibe Fachbeiträge und Interviews zu fast
jedem Thema, das mit Gesundheit zu tun hat.
 Warum boomen die Gesundheitsportale eigentlich so? Was bieten sie, was ein Arzt oder eine Ärztin nicht
bietet?
 Na, als erstes würde ich sagen, es gibt keine überfüllten Wartezimmer. Man kann sofort nachlesen, was
man wissen will. Und das mit wenigen Klicks. Natürlich ist es nicht das gleiche, wie zu einem Arzt zu
gehen. Aber es ist ja auch nicht so, dass man sich von jedem Arzt gut behandelt und gut beraten fühlt.
Manchmal nehmen Ärzte sich ja auch gar nicht so viel Zeit.

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 Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?


 Wir wollen fachliche Informationen so formulieren, dass man sie leicht verstehen kann. Je komplexer
die Krankheit ist, desto größer ist die Herausforderung für uns Autoren. Wichtig ist: Wir diagnostizieren
keine Krankheiten. Wir zeigen ganz sachlich, welche Symptome und Therapien es für welche
Krankheiten gibt. Aber es ist ganz klar, dass das keine individuelle Beratung ist.
 Herr Ulrichs, Sie als Arzt, wie beurteilen Sie das Ganze?
 Ja, guten Tag. Ich verstehe natürlich, dass man mal schnell im Internet etwas nachlesen möchte.
Man muss aber auch dazu sagen, dass sich die Arbeit von uns Ärztinnen und Ärzten durch solche
Gesundheitsportale schon verändert hat. Manchmal kommen die Patienten zu mir in die Praxis und
berichten mir von ihrer Diagnose und woran sie leiden. Sie sind dann richtig überzeugt von dieser
Krankheit. Dabei stelle ich bei der Untersuchung oft eine ganz andere Diagnose. Es kostet dann oft
extrem viel Zeit, den Patienten davon zu überzeugen. Und es ist auch nicht besonders förderlich für eine
vertrauensvolle Behandlung.
 Sie meinen also, dass Gesundheits-Portale mehr Schaden anrichten?
 Das kann man so pauschal nicht sagen. Grundsätzlich ist es toll, dass die Patienten sich gut informieren.
Je informierter ein Patient ist, umso engagierter macht er bei der Therapie mit. Oft vergessen Patienten
aber, dass die Online-Informationen sehr allgemein sind. Für eine genaue Diagnose braucht es eine
ärztliche Untersuchung. Auch zur Behandlung braucht es oft ärztliche Betreuung. Ärzte kennen oft
die Vorgeschichte des Patienten und können den Verlauf einer Krankheit besser beurteilen. Und was
man auch noch sagen muss, ist, dass viele Patienten durch die Online-Informationen sehr verunsichert
werden. Natürlich, je mehr man im Internet über eine Krankheit liest, desto ängstlicher wird man.
Manche kommen dann zu mir, obwohl sie gar nicht krank sind.
 Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Liebe Hörerinnen und Hörer, bei uns geht es nach einer kurzen
Pause hier gleich weiter. Jetzt aber erst mal ...

Mobbing

Wie geht es Ihnen im Job?


Arbeit soll uns erfüllen und Spaß machen. Wir wollen Freude an ihr haben und sie gern tun. Denn die
meisten Menschen sehen sie nicht nur als Mittel, um das nötige Geld zum Leben zu verdienen. Zufriedenheit
im Job ist heute sehr wichtig. Aber es gibt viele Faktoren, die dazu führen, dass wir unsere Arbeit eher als
Belastung empfinden. Wie geht es Ihnen an Ihrem Arbeitsplatz? Wir haben nachgefragt. Und Sie hören jetzt
vier Stimmen zum Thema
Person 1
Meine Arbeit macht mir total Spaß. Ich gehe gern ins Büro. Wir sind ein super Team. Ich glaube, das
empfinden die anderen auch so. Sicher gibt es manchmal auch Stress und Diskussionen um eine Sache. Aber
insgesamt kriegen wir das immer gut hin. Wenn man respektvoll miteinander umgeht und Kritik sachlich und
höflich formuliert, dann können die anderen das meist akzeptieren.
Aber nicht nur die Kollegen, auch mein Chef ist sehr angenehm. Ich glaube, ich habe da großes Glück. Das ist
ja nicht immer so. Viele meiner Freunde jedenfalls haben eher Probleme mit ihrem Vorgesetzten.
Person 2
Die Arbeitsbedingungen in unserer Firma sind eigentlich prima. Ein super Gehalt, Homeoffice, flexible
Arbeitszeiten, 30 Urlaubstage im Jahr ... Aber man kann die ganzen Vorteile gar nicht so richtig genießen. Es
gibt so viel zu tun. Wir sind nicht genug Mitarbeiter und können die Arbeit einfach nicht schaffen. Es gibt zu
viele Deadlines, es soll alles schnell gehen, aber die Qualität soll trotzdem passen. Das ist super stressig für
alle und viele Kolleginnen und Kollegen stehen sehr unter Druck. Ich habe immer sehr viele Überstunden.
Gesund ist das nicht. Ich musste mich im letzten Jahr dreimal länger krankmelden. Das war in früheren Jobs
nie so.

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Person 3
Eigentlich läuft es in der Arbeit gut für mich. Meine Projekte sind toll und auch die Zusammenarbeit klappt
ganz gut. Ich kann mich nicht beschweren. Zum Glück! Denn das war nicht immer so. An meiner früheren
Arbeitsstelle hatte ich es gar nicht leicht. Ein Kollege hat mich gemobbt und ständig versucht, meine Arbeit
schlecht zu machen. Er hat so getan, als ob ich nichts könnte. Das hat natürlich nicht gestimmt. Trotzdem hat
er hat wirklich jede Gelegenheit genutzt, mich als unfähig darzustellen. Das war nicht fair. Und meine Chefin,
hat nichts gesagt und einfach zugesehen, sie hat das Problem ignoriert. Das war schlimm für mich. Aber zum
Glück ist das jetzt vorbei.
Person 4
Meine Kollegen sind echt nett. Aber unser neuer Chef ist leider furchtbar. Er behandelt uns Mitarbeiter
einfach nicht gut. Er ist uns gegenüber unhöflich, aggressiv, manchmal sogar beleidigend. Zum Glück betrifft
es alle Kollegen gleich. Er ist zu allen so und es ist klar, dass eigentlich nicht wir etwas falsch machen,
sondern er. Leider hilft uns das nicht weiter und das Ganze sorgt in letzter Zeit für schlechte Stimmung in
der Arbeit. Wenn sich das nicht ändert, suche ich mir vielleicht bald was anderes, denn ich möchte, dass es
mir in der Arbeit gut geht, schließlich bin ich acht Stunden am Tag dort.

Konflikte, Gerüchte und Spott


 Hast du schon gehört? Frau Wagner musste schon wieder zum Chef. Ich glaube, ihr wird bald gekündigt.
 Echt? Meinst du?

 Nie hältst du einen Termin ein. Auf dich kann man sich echt überhaupt nicht verlassen.
 Aber der Termin ist doch erst morgen.

 Schaut mal da, Jana. Warum wurde die eigentlich eingestellt?


 Keine Ahnung, sie kann echt nichts und ist voll langweilig.
 Und ihr Stil ist irgendwie so altmodisch.

Sie haben doch wirklich gar keine Ahnung! Mit solchen Kollegen ist es schwierig, ein Projekt umzusetzen.

Immer sitze ich alleine da in der Mittagspause. Sie könnten sich doch auch mal zu mir setzen.

 Aber …
 Sie behaupten, wir kritisieren Sie zu Unrecht.
 Ich wollte …
 Also, ich kann Herrn Baumann gerne mal zeigen, wie viele Fehler in Ihrem letzten Bericht sind.

Mobbing am Arbeitsplatz
 Ich bin mir nicht so ganz sicher, aber in letzter Zeit gibt es Konflikte unter meinen Mitarbeitenden. Ich
weiß nicht recht, was ich machen soll. Als Vorgesetzter bin ich da ja irgendwie verantwortlich und ich
möchte auch für ein gutes Arbeitsklima sorgen. Mobbing soll bei uns im Team keinen Platz haben.
 Das ist sehr gut, Herr Steiner. Und vielleicht kann ich Sie da erst einmal beruhigen: Nirgendwo ist alles
perfekt. An jedem Arbeitsplatz gibt es im Alltag immer wieder Konflikte. Das ist ganz natürlich und nicht
jeder Konflikt oder Streit zwischen Kollegen ist gleich Mobbing. Da muss man wirklich unterscheiden.
 Ja, aber wie kann man denn echtes Mobbing genau erkennen?
 Das ist natürlich nicht ganz so einfach, zu entscheiden, wo die Grenzen sind.
 Aber es gibt sicher bestimmte Zeichen, oder?

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 Ja. Von Mobbing spricht man immer dann, wenn sich das Verhalten regelmäßig und über einen längeren
Zeitraum wiederholt. Es richtet sich gegen eine oder mehrere bestimmte Personen. Der oder die Täter
haben das Ziel, diese Person auszugrenzen oder aber anzugreifen und vielleicht sogar vom Arbeitsplatz
zu vertreiben.
 Das Verhalten ist also gewollt.
 Ja, genau. Dahinter steckt ein Plan. So etwas ist absolut unfair und ungerecht.
 Und kann man sagen, wer häufig Opfer wird?
 Na ja, Personen, die gemobbt werden, sind meist schwächer als der oder die Täter. Sonst wäre Mobbing
ja gar nicht möglich.
 Und wie wirkt sich Mobbing auf die Betroffenen aus?
 Werden Personen gemobbt, dann fühlen sich oft schlecht und zweifeln an sich selbst und an ihren
Fähigkeiten. Sie fühlen sich wertlos und unfähig. Mobbing kann die Betroffenen richtig krank machen.
 Das hat dann wahrscheinlich auch Einfluss auf ihre Arbeit, oder?
 Auf jeden Fall. Mobbing beeinflusst die Leistungsfähigkeit. Wenn man sich nicht wohlfühlt, ist man
unmotiviert und oft auch unkonzentriert. Man arbeitet nicht so gut, weil man immer mit dem Problem
beschäftigt ist.
 Was kann ich denn als Chef tun? Wie kann ich helfen?
 Oft glauben Betroffene, dass sie niemand unterstützt und fühlen sich hilflos und sprachlos. Sie haben
das Gefühl, dass sie mit ihrem Problem nirgendwohin gehen und Hilfe suchen können. Da ist es gut,
wenn Sie als Chef generell ein offenes Ohr für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben und ein
Ansprechpartner bei Problemen sind.
 Ja, ich denke, das ist schon so bei mir. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können mich immer
ansprechen.
 Das ist die beste Unterstützung bei Konflikten. Ich würde Ihnen raten, immer erst einmal, mit den
Personen zu sprechen. Wenn Sie dann den Eindruck haben, es könnte sich um Mobbing handeln, sollten
Sie …

Was raten Sie?


Ein Kollege verhält sich seit einiger Zeit mir gegenüber sehr unfair. Er spricht nicht mit mir und behandelt
mich wie Luft und ignoriert mich. Vor anderen macht er meine Arbeit schlecht und stellt mich als unfähig dar.
Ich fühle mich durch ihn gemobbt und weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.
Bei uns in der Firma klappt die Zusammenarbeit nicht so gut. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht immer
genug weiß, was alles in der Abteilung passiert und wer was macht. Alle sind sehr mit sich beschäftigt.
Das führt zu Problemen im Arbeitsablauf und zu Konflikten, wenn ich mich etwa mit Fragen oder Kritik an
Kollegen wende, die gar nicht für diese Sache verantwortlich sind und so weiter. Aber ich habe keine Idee,
wie man das ändern kann.
Es macht ja jeder mal einen Fehler, ich auch. Aber ich fühle mich in meinem Team oft zu Unrecht oder zu
hart kritisiert und bin dann frustriert. Ich glaube, das geht nicht nur mir so. Aber man muss ja auch darüber
sprechen, wenn etwas nicht gut läuft, oder?

Faires Team
Deadline, Meeting, Fan, Tool, Team
Influencer, Manager, Flyer
fair, Star, Jour fixe
Workshop, Web
Trend, Job, Quiz, Jeans

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Kein Fan von Homeoffice


Deadline, Meeting, Fan, Tool, Team
Influencer, Manager, Flyer
fair, Star, Jour fixe
Workshop, Web
Trend, Job, Quiz, Jeans
Hast du den Newsletter bekommen? Nächsten Monat gibt es einen Workshop zum Thema „Umgang mit
Mobbing“.
Das Team in meinem neuen Job ist zum Glück sehr nett. Meine alten Kollegen waren immer total unfair zu
mir und haben nur negatives Feedback gegeben.
Ich danke dir für dein Engagement und die harte Arbeit. Die App ist wirklich toll geworden.
Ich bin kein Fan von Homeoffice, ich kann mich besser konzentrieren, wenn ich im Büro bin.
In der E-Mail stand nicht, wann der Jour fixe beginnt.
Ich habe eine tolle neue App für ein besseres Zeit-Management auf meinem Smartphone. Seitdem habe ich
keine Deadline mehr verpasst.

Kapitel 3: Gesellschaft im Wandel?

Inklusion

Das ist Inklusion


Das ist Inklusion
Was bedeutet Inklusion?
Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch Teil der Gesellschaft ist.
Egal wie man aussieht, wo man herkommt oder ob man eine Behinderung hat.
In einer inklusiven Gesellschaft sind alle gleichberechtigt.
Alle sollen die gleichen Möglichkeiten haben und dabei bestmöglich unterstützt werden.
Alle Kinder lernen zusammen. Egal, welche Sprache sie sprechen, mit oder ohne Behinderung.
Am Arbeitsplatz sind andere Ideen willkommen und Neues wird ausprobiert.
Auch in der Freizeit kann man Neues entdecken und Freunde finden.
Menschen und Dinge, die einem fremd sind, können manchmal unsicher machen.
Dabei ist Vielfalt eine Bereicherung für die Gesellschaft.
Erst wenn verschieden sein, normal ist und Ausnahmen die Regel sind, haben wir es geschafft. Dann ist es
Inklusion.

Politisches Engagement

Engagieren Sie sich?


Die Bundestagswahl steht kurz bevor und es gibt viele Umfragen rund um die Wahl. Uns interessiert heute
allerdings nicht, welche Programme und Parteien die Menschen in unserer Stadt gut finden und unterstützen.
Sondern wir wollen wissen: Was halten die Menschen im Allgemeinen von Politik? Finden Sie das politische
Geschehen und politisches Engagement wichtig? Engagieren Sie sich vielleicht sogar selbst irgendwo? Und
wie? Hören Sie einige Antworten:

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DEUTSCH ONLINE B2 - TRANSKRIPT AUDIO KAPITEL 1-12

1 Politik ist wichtig, gerade heute. Ich verfolge die Nachrichten und das politische Geschehen schon sehr
aufmerksam und bin immer informiert. In Diskussionen mit Freunden und Kollegen vertrete ich dann
auch meinen Standpunkt. Manchmal kommentiere ich auch Artikel im Internet. Aber für aktive politische
Arbeit, zum Beispiel in einer Partei oder Organisation, fehlt mir momentan einfach die Zeit und die
Energie.
2 Man hört immer, dass sich junge Leute heute nur wenig für Politik interessieren. Aber die Umwelt-
Bewegung zum Beispiel zeigt ja klar, dass das gar nicht so ist. Also, Klima und Umwelt sind auch für mich
ganz wichtige Themen und ich wünsche mir, dass Deutschland hier viel mehr tut. Ich finde, Klimaschutz
muss oberste Priorität bekommen. Deshalb bin ich, wie viele andere junge Leute, bei jeder Klima-
Demonstration in unserer Stadt dabei.
3 Ach, Politiker, die reden doch immer nur und machen nichts. Vor allem vor den Wahlen versprechen sie
immer sehr viel, aber dann passiert meistens nichts. Ob ich nun wähle oder nicht, das ändert nicht viel.
Ich glaube nicht, dass ich mit meiner Stimme wirklich Einfluss auf das politische Geschehen in unserem
Land habe. Deshalb gehe ich seit ein paar Jahren nicht mehr zur Wahl.
4 Ja, klar habe ich eine politische Meinung und gehe auch immer zur Wahl. Aber selbst in einer Partei
aktiv werden, das ist nichts für mich. Ich helfe lieber da, wo man direkt ein Ergebnis sieht. Früher habe
ich für eine Organisation Lebensmittel an sozial schwache Menschen verteilt, heute setze ich mich
ehrenamtlich für geflüchtete Menschen ein. Ich helfe beim Deutschlernen und begleite Menschen zu
Behörden und Ämtern.
Armut und Migration sind wichtige politische Felder. Und hier kann ich auch als einzelne Bürgerin
wirklich etwas für eine bessere Gesellschaft tun.
5 Politik ist wichtig und betrifft jeden. Da sollten sich alle Menschen informieren. Ich bin Mitglied in der
Gewerkschaft Verdi und kämpfe für gerechte Löhne und gute Arbeitsbedingungen für mich und meine
Kolleginnen und Kollegen im Dienstleistungsbereich. Mit unseren Verhandlungen oder Streiks haben
wir nicht immer Erfolg, aber die Arbeit lohnt sich trotzdem, weil wir auf Probleme und Ungerechtigkeit
aufmerksam machen. Mir ist dieses Engagement neben meinem Job sehr wichtig.
6 Ich finde politisches Engagement total wichtig. Das Internet bietet da viele Möglichkeiten. Durch
Petitionen zum Beispiel kann man als Einzelner oder als Gruppe viele Menschen erreichen und ihre
Unterstützung für ein Anliegen bekommen. Da gibt es viele vernünftige Forderungen, die ich dann auch
gern unterstütze. Ich überlege gerade selbst, eine Petition an unsere Stadt zu schreiben. Sie will die
Grundschule schließen. Es gibt zwar in unserem Stadtviertel momentan nicht so viele Grundschulkinder,
aber das kann sich ja in ein paar Jahren wieder ändern.
Wenn die Schule jetzt geschlossen wird, haben die Kinder aus dem Viertel einen ziemlich weiten Weg in
die Schule. Das finde ich überhaupt nicht gut.

Worum geht es da?


 Ja! Schon so viele. Wow.
 He? Worüber freust du dich denn so?
 Ach, ich habe gerade eine Nachricht bekommen zum Stand einer Petition, die ich letztens unterschrieben
habe und ziemlich gut finde: „Ein Tag autofrei“. Da geht es vorwärts, es sind schon richtig viele
Unterschriften. Du hast sicher davon gehört, oder? Es geht ja um Darmstadt.
 Nee. Sorry. Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.
 Was, du kennst die Petition nicht? Echt?
 Nein, mit Online-Petitionen kenne ich mich nicht so aus. Manchmal leitet mir jemand etwas weiter. Wenn
ich Zeit habe, mich damit zu beschäftigen, schaue ich es mir auch an. Aber erzähl doch mal und schick
mir den Link. Wenn es um unsere Stadt geht, dann interessiert es mich auf jeden Fall.
 Also die Umweltinitiative „greenlife“ hat die Petition Anfang März im Internet gestartet. Es geht um das
Thema „Umwelt- und Klimaschutz“. „greenlife“ fordert jeden Monat einen autofreien Tag in Darmstadt.
 Aha. Okay. Klingt gut. Und wer soll das regeln?

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 Der Bürgermeister. Die Petition richtet sich direkt an ihn. Der autofreie Tag soll durch den Stadtrat per
Gesetz geregelt werden. Die Initiative betont, dass man mit diesem Tag wie viele andere Städte ein
Zeichen gegen Umweltverschmutzung setzen kann. Stell dir vor, ein Tag im Monat ohne Autos, da spart
man so viel CO2 ein. Andere Städte machen das auch. Und es läuft gut. Viele Leute merken so vielleicht,
dass es ohne Auto okay ist und gehen dann öfter zu Fuß oder fahren Rad. Und die Luftqualität …
 Und was ist mit Bussen und Bahnen? Es können ja nicht alle Bürger laufen oder Rad fahren.
 Na, die dürfen natürlich fahren. Für den öffentlichen Verkehr, Behörden, Polizei, Krankenwagen und so
weiter gelten die Regeln natürlich nicht.
 Wie viele Leute haben denn schon unterschrieben?
 Schätz doch mal. Die Initiative wollte insgesamt 2.000 Unterschriften sammeln, bevor die Petition
eingereicht wird.
 Keine Ahnung, 300 vielleicht.
 Nicht ganz richtig. Es haben schon mehr als 900 Personen unterzeichnet.
 Wow, das sind echt viele. Und wie viel Zeit ist noch?
 Die Petition ist noch 200 Tage online.
 Mhm, dann könnte das Sammelziel ja tatsächlich erreicht werden.
 Genau. Die Chancen stehen nicht schlecht. Deshalb freue ich mich ja so. Wenn du die Idee gut findest,
dann unterschreib doch auch gleich und leite die Petition am besten auch an Freunde und Bekannte
weiter.

Konsum

Konsum gestern und heute


Unter Konsum versteht man im Allgemeinen den Verbrauch und das Verzehren von Waren und Gütern. Dazu
zählen auch immaterielle Dinge.
Man konsumiert also auch, wenn man ins Kino geht oder eine Urlaubsreise macht. Durch den Konsum
funktioniert unser Wirtschaftssystem.
Dabei ist unser Konsumverhalten eine noch recht junge Entwicklung. Denn bis ins 18. Jahrhundert hinein
konnten sich nur sehr wenige wohlhabende, reiche Adlige Luxusgüter leisten.
Das waren vor allem sehr teure Waren wie Stoffe, Gewürze oder Schmuck.
Aber mit der Industrialisierung in ganz Europa wurde das Bürgertum stärker und wohlhabender.
Bald konnten mehr Menschen Dinge kaufen, die sie nicht unbedingt zum Leben benötigten. Diese
Entwicklung setzte sich fort.
Es wurde nicht mehr nur für den Bedarf konsumiert, sondern auch, weil man sich wünschte, Dinge, wie zum
Beispiel schöne Kleidung oder Möbel, zu besitzen.
Ab Ende des 19. Jahrhunderts sorgte auch Werbung in Zeitungen und Zeitschriften oder im öffentlichen
Raum für mehr Konsum.
In dieser Zeit eröffneten außerdem die ersten großen Kaufhäuser in den Städten.
Mit dem Wiederaufbau nach den beiden Weltkriegen begann in den 1950er Jahren im Westen die Zeit des
sogenannten Wirtschaftswunders.
Nach langen Jahren des Krieges und Hungers ging es der Wirtschaft plötzlich viel besser und das
Konsumieren wurde zu einem ganz wichtigen Bedürfnis in der Bevölkerung.
Konsumgüter wie Radios, Fernseher oder Autos wurden so günstig, dass sie sich viele Menschen leisten
konnten.
Auch immer mehr internationale Produkte wie „Coca Cola“ kamen auf den deutschen Markt und begeisterten
die Konsumenten. Damit begann in dieser Zeit bereits die Globalisierung des Konsums.

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Ab den 1960er Jahren gab es kaum noch Haushalte ohne elektronische Helfer wie Waschmaschine,
Kühlschrank usw. Sie erleichterten den Alltag sehr.
Über den Verbrauch von Rohstoffen und Ressourcen, der mit dem massenhaften Konsum zusammenhing,
dachte man damals noch nicht nach.
Nach den Elektrogeräten kamen in den 1970er Jahren Gegenstände und Möbel aus Plastik in Mode.
Plastik war plötzlich überall zu finden. Gleichzeitig entwickelten sich in den 70er Jahren aber auch
Gegenströmungen.
Mit der Öko-Bewegung wurden die Konsumenten kritischer und umweltbewusster. Manche Kunden und
Verbraucher wollten weg vom Massenkonsum …
… und hin zu einem nachhaltigen und umweltfreundlichen Verbrauch. Erste Bioläden eröffneten und es
entstanden Läden, in denen man fair produzierte und gehandelte Produkte kaufen konnte.
Seit Ende der 1990er Jahre ermöglicht das Internet eine völlig neue Art des Konsums. Konsumieren kann
man seither rund um die Uhr und von überall.
Online-Shops werden immer erfolgreicher und machen hohe Umsätze. Und Verbraucher in Deutschland
geben für Waren und Dienstleistungen im Internet sehr viel Geld aus.
Auch die Werbung hat sich durch das Internet verändert. Sie ist persönlicher geworden.
Einerseits wird heute sehr viel konsumiert. Andererseits sind Teilen und Tauschen in den letzten Jahren
ebenfalls populär geworden. Stattdessen wird bewusst auf Konsum verzichtet.
Diesem Trend schließen sich vor allem junge Leute an. Ein Grund dafür ist, dass man so Ressourcen und
damit die Umwelt schonen kann.
Es gibt immer mehr Sharing-Plattformen. Geteilt wird hier fast alles: Autos, Unterkünfte, Werkzeuge,
Kleidung, sogar Lebensmittel.

Sharing Economy
 Teilen ist aktuell ein Trend und sehr beliebt, wir teilen Wohnraum, Essen, Kleidung, Autos, Werkzeuge ...
Sharing ist durch das Internet leicht möglich und für viele aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Teilen statt Besitzen boomt und hat viele positive Aspekte, aber die sogenannte Sharing-Economy hat
auch einige Nachteile. Zur Diskussion über dieses Thema „Teilen statt Besitzen für eine bessere Welt?“
haben wir heute drei Gäste eingeladen. Begrüßen möchte ich Kira Wachsmuth, Holger Michels und
Jürgen Siebert. Frau Wachsmuth, starten wir mit Ihnen, was teilen Sie im Alltag?
 Ja, ganz viel eigentlich, das Auto, ich mache Carsharing, meine Wohnung, Kleidung, manchmal auch
meine Couch, beim Couchsurfing.
 Ist das nicht schwierig und braucht viele Absprachen?
 Na ja, es ist anders und anstrengender. Man muss es wollen, es braucht definitiv mehr Zeit als das
Kaufen von Dingen. Aber man kann sich daran gewöhnen. Mir gefällt das Konzept und ich finde schon
lange, dass unser Wirtschaftssystem sich ändern muss. Der Konsumwahnsinn muss aufhören.
 Herr Michels, wie denken Sie über das Sharing?
 Manches finde ich persönlich gut und für mich passend. Ich buche im Urlaub gern eine private
Unterkunft über Online-Plattformen und ich teile viel in meinem privaten Umfeld, zum Beispiel
Maschinen oder Werkzeuge. Aber vieles kommt für mich nicht in Frage. Meine Kleidung zum Beispiel
würde ich nicht gebraucht kaufen oder tauschen. Das mag ich einfach nicht.
Ich wohne auf dem Land und brauche ein eigenes Auto im Alltag, weil die Wege weit sind und es wenig
öffentliche Verkehrsmittel gibt. Um sein Auto zu teilen, muss man schon in der Großstadt wohnen.
 Und Sie, Herr Siebert?
 Ich finde Teilen super und die Entwicklung dieses Trends sehr interessant. Ich selbst mache zum Beispiel
schon lange Carsharing und finde das für mich ideal. Ein eigenes Auto brauche ich nicht.
 Nutzen Sie auch Apps, über die man Fahrdienste oder Mitfahrgelegenheiten buchen kann?

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 Nein, das mache ich eigentlich nicht. Solche Fahrdienst-Apps oder Mitfahrgelegenheiten im Netz,
für die man zahlt, sehe ich kritisch. Da ist mir meist nicht so richtig klar, wie das organisiert ist, wer
dahintersteckt. Ich glaube, da wird viel Geld verdient und traditionelle Anbieter wie Taxiunternehmen
haben einen Nachteil.

Wie bewerten Sie …?


 Okay, es wurden schon ganz verschiedene Möglichkeiten zu teilen angesprochen. Wohnen, Lebensmittel,
Kleidung, zuletzt Carsharing oder Fahrdienste. Bleiben wir kurz bei diesem Thema. Herr Siebert, was
genau finden Sie am Carsharing gut?
 Für Leute wie mich, die in der Großstadt leben, ist das ideal. Im Alltag fahre ich mit öffentlichen
Verkehrsmitteln oder dem Rad. Und wenn ich ein Auto brauche, dann kann ich über einen Carsharing-
Anbieter in meiner Nähe eines leihen. Das spart Kosten, ist umweltfreundlich. Man hat auch weniger
Stress, kein Waschen, keine Reparaturen, Kontrollen, Reifenwechsel und so weiter.
 Aber diese Vorteile bieten Online-Fahrdienste doch auch, oder? Warum finden Sie diese Angebote nicht
gut?
 Die vielen privaten Fahrdienste, die im Netz entstanden sind, finde ich nicht so toll. Das hat mit Teilen
nichts mehr zu tun. Sie machen hohe Gewinne, die traditionellen Anbietern, wie etwa Taxiunternehmen,
verlorengehen.
 Okay. Da sind wir mitten in der Diskussion. Herr Michels, was sagen Sie dazu?
 Ich gebe Herrn Siebert recht. Mitfahrgelegenheiten anzubieten finde ich gut, aber das sollte meiner
Meinung nach kostenlos sein.
 Warum?
 Na ja, – wie Herr Siebert schon gesagt hat – wenn jemand auf einer Strecke, die er sowieso fahren
würde, vier Leute mitnimmt und von jedem Geld bekommt, dann hat das für mich nichts mit Teilen zu
tun. Außerdem haben diese Fahrdienste andere Regeln als Taxiunternehmen. Da kann jeder mitmachen.
Fürs Taxifahren braucht man aber einen speziellen Führerschein. Bei irgendjemandem über einen
Fahrdienst mitzufahren, ist also auch ein gewisses Risiko für Mitfahrende.
 Frau Wachsmuth, Sie machen auch Carsharing. Was sagen Sie zum Thema?
 Das Konzept Sharing finde ich gerade im Bereich Mobilität ideal. Egal, ob Carsharing oder Fahrdienste.
Teilen sorgt für weniger Autos auf der Straße und weniger CO2 in der Luft.
 Nutzen Sie selbst auch Fahrdienste?
 Ja, ich suche öfter nach Mitfahrgelegenheiten. Das ist günstiger als Bahnfahren. Es schont Ressourcen,
aber nicht nur das. Unterwegs neue Leute kennenlernen, das finde ich an Mitfahrgelegenheiten
interessant. Denn man sitzt ja einige Stunden zusammen und redet. Bei allem anderen, was ich teile,
direkt oder übers Internet, ist es übrigens ähnlich. Man trifft tolle Menschen, die genauso denken, wie
man selbst und ist Teil einer Gemeinschaft. Das finde ich großartig. Einziger Nachteil für mich: Wenn
man nach dem Konzept lebt, braucht man für alles länger.
 Wie meinen Sie das?
 Also, nehmen wir das Beispiel Mitfahrgelegenheit: Ein Bahnticket ist in fünf Minuten gebucht. Aber
für die Mitfahrgelegenheit braucht es mehrere Absprachen, man muss Preis, Zeit und Treffpunkt
vereinbaren, alles hängt auch von möglichen anderen Mitfahrenden ab und ändert sich manchmal
mehrfach.
 Aber Sie wählen trotzdem diesen Weg?
 Ja, ich finde, der Aufwand lohnt sich.
 Hm
 Herr Michels?
 Ich würde gern etwas zum Gemeinschaftsaspekt beim Teilen sagen, den Frau Wachsmuth angesprochen
hat.
 Gern.

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 Ich lebe wie gesagt auf dem Land, geteilt wurde hier schon immer und das finde ich super. Werkzeuge,
Maschinen, auch mal eine Mitfahrgelegenheit. Da gehe ich zu den Nachbarn und frage, wenn ich etwas
brauche. Das ist selbstverständlich und spart, weil nicht jeder alles besitzen muss. Dass das Teilen
gerade generell zum Trend wird, finde ich schon gut. Aber mich stört an der Entwicklung, dass auf
modernen Plattformen im Netz öfter mit Dingen Geld verdient wird, die früher kostenlos waren. Da geht
der soziale Aspekt, den Frau Wachsmuth betont, doch eher verloren, oder sehe ich das falsch?
 Ein interessanter Punkt, Herr Michels, was sagen Sie dazu, Herr Siebert?
 Also zunächst, ich verstehe beide Standpunkte. Ich fange mal mit den positiven Aspekten an: …

Könnten Sie Sich vorstellen …?


 Ernährung, Mobilität, Reisen, Wohnen, Mode … In welchem Bereich konsumieren Sie bereits bewusst
oder wo können Sie sich vorstellen, Ihr Konsumverhalten zu ändern?
 Lerner/in spricht
 Könnten Sie sich zum Beispiel vorstellen, komplett auf Fertiggerichte und Fastfood zu verzichten?
 Lerner/in spricht
 Würden Sie auf eine Urlaubsreise mit dem Flugzeug verzichten?
 Lerner/in spricht
 Würden Sie mal ausprobieren, einen Monat lang nichts außer Lebensmittel zu kaufen?
 Lerner/in spricht
 Könnten Sie sich vorstellen, ein Auto mit anderen zu teilen?
 Lerner/in spricht
 Würden Sie kürzer arbeiten, obwohl Sie dann weniger verdienen?
 Lerner/in spricht

u, ü oder o?
Durch weniger Konsum könnte man das Müllproblem überall reduzieren.
Flüge sind nicht gut für die Umwelt.
Durch die Globalisierung werden viele Waren in anderen Ländern produziert.
In reichen Ländern gibt es oft einen Überfluss an Produkten.
Luxusgüter kosten viel Geld.

Ausflüge mit dem Zug


 Hallo Noemi, wie geht es dir?
 Hallo Jonas, gut, und dir?
 Auch gut. Ich versuche gerade, ein paar Dinge in meinem Leben anders zu machen. Ich lese immer den
Blog von Mona, den liest du doch auch, oder?
 Ja, natürlich.
 Letztens hat sie über Tipps zum bewussteren Konsumieren geschrieben. Ich habe jetzt über einen Monat
lang ein paar davon ausprobiert.
 Ah, super. Und wie war es? Was hast du alles gemacht?
 Ich habe versucht, das Auto überhaupt nicht zu benutzen. Ich dachte, das würde nicht gut funktionieren,
aber es war kein Problem. Ich habe alle Einkäufe mit dem Fahrrad gemacht. Mit dem Auto ist es zwar
bequemer, aber mit dem Fahrrad geht es auch und es ist gesünder.
 Ja, ich mache das auch meistens mit dem Rad oder gehe zu Fuß.

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 Und meine Eltern habe ich übers Wochenende mit dem Zug besucht. Mit dem Auto ist die Fahrt zwar
etwas kürzer, aber die Züge fahren jede Stunde und ich konnte in Ruhe ein Buch lesen. Andere Ausflüge
habe ich auch mit dem Zug gemacht.
 Wow, super, dass es den ganzen Monat so gut funktioniert hat. Du könntest das Auto ja verkaufen und
dann Carsharing machen.
 Ja, das habe ich auch schon überlegt. Dann würde ich auch Geld sparen.
 Und was hast du noch ausprobiert?
 Ich habe auch noch versucht, weniger Müll zu produzieren. Ich habe überwiegend in einem
verpackungslosen Supermarkt eingekauft.
 Ist das nicht sehr mühsam?
 Ich musste natürlich immer Dosen oder Gläser für alle Produkte mitnehmen. Ich war oft mit einem
großen Rucksack unterwegs. Die erste Woche war echt nervig, aber dann habe ich mich daran
gewöhnt. In normalen Supermärkten habe ich oft nur Gemüse und Obst gekauft, aber keine Plastiktüten
verwendet. Und auch nur offenes Obst und Gemüse gekauft.
 Ja, das mache ich auch. Ich kaufe nie Obst oder Gemüse, das in Plastik verpackt ist.
 Der normale Supermarkt ist natürlich schon günstiger, aber ich möchte auch weiterhin versuchen, ohne
Verpackungen einzukaufen.
 Und wenn du dein Auto verkaufst, hast du ja auch mehr Geld für den verpackungslosen Supermarkt zur
Verfügung.
 Das stimmt!
 Ich glaube, ich probiere das nächsten Monat auch aus. Das klingt wirklich toll …

Kapitel 4: Wohnen

Bezahlbares Wohnen

Wir sollten uns bewerben


 Hallo Julia, na, wie geht es dir?
 Hi Michi! Schön, dass du schon da bist. Mir geht es gut. Du, ich habe gerade einen interessanten Artikel
in der Zeitung gelesen.
 Aha, erzähl!
 In Barmbek Nord, in der Nähe von Petra und Thomas gibt es ein neues Wohnquartier vom Bauverein
Elbgemeinden. Die Wohnungen werden von der Stadt gefördert und wir haben sicher Anspruch auf eine
geförderte Wohnung.
 Meinst du wirklich? Da bin ich mir nicht so sicher. Wir arbeiten doch beide und verdienen auch nicht so
schlecht.
 Ja, für den ersten Förderweg verdienen wir zu viel, aber für den zweiten Förderweg vielleicht nicht. Das
muss ich noch recherchieren. In dem Quartier gibt es viele Wohnungen für den zweiten Förderweg.
 Warum findest du dieses Quartier überhaupt so interessant?
 Weißt du, viele Wohnungen sind für Familien und es gibt einen schönen Hof mit Spielplätzen und ein
Café mit Gemeinschaftsraum. Da lernt man sicher schnell Familien mit kleinen Kindern kennen und kann
sich austauschen und einander helfen.
 Ja, da hast du wahrscheinlich recht. Mit vielen anderen Familien Erfahrungen austauschen und Kontakte
knüpfen kann ja nicht schaden. Aber wir sind ja gar nicht Mitglied in dem Bauverein.
 Man kann sich trotzdem für eine Wohnung bewerben. Das habe ich auf der Internetseite vom BVE
gesehen. Also, ich finde, dass wir uns für eine Wohnung dort bewerben sollten. Und wenn es in dem
Quartier in Barmbek Nord nicht klappt, bekommen wir vielleicht eine andere Wohnung vom BVE. Die
sind auf jeden Fall günstiger als die Wohnungen, die man im Internet oder in der Zeitung findet.

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 Das stimmt. Vielleicht sollten wir uns wirklich beim BVE bewerben. Aber andererseits haben wir gar
nicht so viel Zeit, eine neue Wohnung zu finden. In sechs Monaten ist das Baby schon da und unsere
Wohnung ist dann zu klein. Beim BVE gibt es sicher ganz lange Wartezeiten, bis man eine Wohnung
bekommt.
 Nein, ich sehe das anders. Am Anfang braucht das Baby doch noch kein eigenes Zimmer und nicht
viel Platz. Es schläft bestimmt die ersten ein oder zwei Jahre bei uns im Zimmer. Wir müssen nicht
unbedingt so schnell wie möglich hier ausziehen. Weißt du was? Ich rufe morgen mal beim BVE an und
frage …

Mieter sein

Wohin mit dem Fahrradanhänger?


 KOL Wohnen, Zuhlmann, guten Tag.
 Guten Tag, Gerber hier. Ich wohne in der Fränkelstraße 10b und ich habe ein Problem.
 Guten Tag, Herr Gerber. Worum geht es denn?
 Ich habe einen Anhänger für das Fahrrad, in dem ich regelmäßig meine Kinder transportiere. Den
Anhänger stelle ich im Fahrradkeller ab. Der Hausmeister, Herr Rosenthal, hat mir jetzt mitgeteilt, dass
Fahrradanhänger nicht im Hausflur oder im Fahrradkeller stehen dürfen.
 Es ist so, dass sich mehrere Nachbarn aus 10b beschwert haben, dass es im Fahrradkeller so voll ist
und sie deshalb ihre Fahrräder nicht dort abstellen können. Da stehen ja manchmal auch Kinderwagen,
Roller und so weiter, hat man mir gesagt. Das geht nicht. Diese Dinge – und dazu gehören auch
Fahrradanhänger – müssen Sie in Ihrem persönlichen Keller unterbringen.
 Aber unser persönlicher Keller ist viel zu klein. Dort habe ich keinen Platz für den Anhänger, weil ich
schon die Roller der Kinder und so weiter dort abstellen muss. Und es kann doch nicht sein, dass man
seinen Fahrradanhänger nicht im Fahrradkeller abstellen darf!
 Ich kann ja verstehen, dass es in Ihrem Keller zu wenig Platz gibt, aber der Fahrradkeller ist wirklich nur
für Fahrräder. Tut mir leid, der Fahrradkeller in 10b ist nun mal sehr klein. Einige Bewohner müssen ihre
Räder in ihrem eigenen Keller abstellen oder draußen, weil es im Fahrradkeller zu voll ist. Selbst wenn
nur Fahrräder drinstehen.
 Aber ich war vor Kurzem im Fahrradkeller von Hausnummer 10c. Dort ist der Fahrradkeller viel größer
und es gibt noch genügend Platz. Dort stehen übrigens auch Fahrradanhänger. Und eine Nachbarin
aus 10c hat mir gesagt, dass der Hausmeister sie noch nie wegen ihres Anhängers im Fahrradkeller
angesprochen hat.
 Wirklich?
 Ja. Wären Sie damit einverstanden, wenn ich meinen Fahrradanhänger auch im Fahrradkeller von 10c
abstelle? Dort stört er niemanden.
 Dort kommen Sie ja gar nicht rein. Sie haben keinen Schlüssel für 10c. Und ich kann Ihnen keinen
Schlüssel geben.
 Nein, aber durch die Garage kommt man ohne Schlüssel in den Keller von 10c. Und einen Schlüssel für
die Garage habe ich.
 Hm, dann spricht eigentlich nichts dagegen, denke ich. Aber ich möchte das vorher mit dem Hausmeister
besprechen und gebe Ihnen dann Bescheid. Solange müssen Sie den Anhänger in Ihrem eigenen Keller
oder draußen abstellen.
 Okay, danke.
 Gut, dann machen wir es so.
 Vielen Dank. Auf Wiederhören.
 Auf Wiederhören, Herr Gerber.

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Wohnen auf Reisen

Unterwegs übernachten
 Hey Martha, hast du dich eigentlich schon um die Übernachtung gekümmert? Dieses Mal nehmen wir
uns ein Hotel, oder? Du willst doch nicht ...
 Also Henrik, wenn ich reise, dann will ich Land und Leute kennenlernen. Deshalb bin ich ja unterwegs!
Ich liebe es, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Und das geht nur, wenn man sich abseits der
Touristenmassen aufhält. Kannst du dich noch erinnern, als wir bei Andrew übernachtet haben und er
uns die vielen tollen Kneipen gezeigt hat? Und sein Sofa war doch total gemütlich. Komm, lass uns das
wieder so machen. Außerdem kostet es nichts.
 Findest du es in den Hotels nicht immer sehr ungemütlich und unpersönlich? Die sehen doch fast alle
gleich aus.
 Nee, warum. Es gibt ja auch ganz individuelle und originelle Häuser. Außerdem sehne ich mich im
Urlaub nach Erholung, da will ich keine Überraschungen. Und bei Hotels ist das einfach sicherer als bei
irgendeiner Privatwohnung. Da kannst du dir genau das aussuchen, was deinen Bedürfnissen entspricht.
Natürlich kostet es ein bisschen mehr, aber das ist ok für mich. Außerdem kann man da auch sehr
kurzfristig die Buchung stornieren. Das finde ich eigentlich ganz praktisch.
 Hey Pia, willst du auch dieses Jahr im Urlaub wieder arbeiten?
 Das habe ich eigentlich nicht vor. Die letzten Jahre war das schon immer super, weil man da einen Ort
und die Menschen ganz anders kennenlernen kann. Aber da bleibt halt nicht so viel Zeit zum Reisen. Ich
denke, ich suche dieses Mal nach Privatzimmern und schaue, was die so kosten.
 Lisa, wisst ihr schon, wohin ihr dieses Jahr in Urlaub fahrt?
 Nein, noch nicht genau. Aber mir ist es auch egal wohin, Hauptsache Natur. Habe ich dir eigentlich
erzählt, dass wir dieses Jahr total flexibel sind. Wir haben uns nämlich einen Kleinbus gekauft. Und
für die Kinder ein großes Zelt. Da suchen wir uns irgendwo ein schönes Plätzchen. Es gibt ja viele tolle
Anlagen.
 Ist dir das nicht zu viel, alles dabei zu haben und dann im Urlaub auch noch zu kochen?
 Na ja, man muss schon gut planen und sich gut organisieren. Aber diese Anstrengung nehmen wir gerne
in Kauf.
Und auf Luxus und Komfort können wir ohne Probleme verzichten. Hauptsache Natur!
 Na? Schon Pläne für den Sommer?
 Na ja, ich wollte eigentlich mit Birthe campen. Aber sie muss sich im Sommer auf eine Prüfung
vorbereiten und kommt nicht mit. Deshalb habe ich mir jetzt überlegt, mir ein Projekt zu suchen, z.B. auf
einem Bauernhof in Neuseeland mitzuhelfen. Da könnte ich campen und durch die Arbeit nette Leute
kennenlernen. Was denkst du?
 Chiara, was war eigentlich bisher der schönste Ort, an dem du übernachtet hast? Du warst ja echt schon
so viel unterwegs.
 Oh, lass mich mal überlegen.
Also das Hausboot und den Leuchtturm, das fand ich beides super. Demnächst möchte ich mal einen
Urlaub mit Hängematten ausprobieren. In so normalen Hotels langweile ich mich irgendwie. Du weißt ja,
ich möchte ungewöhnliche Orte entdecken.
 Ja, ja ich weiß. Du musst mal wieder deine Abenteuerlust stillen. Ich bin ja gespannt, was ...

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Auf der Reisemesse


 Unsere nächste Rednerin wird sie jetzt entführen in die Welt der Übernachtungen. Von ihr hören Sie, wo
die Deutschen am liebsten übernachten und welche Trends zu erwarten sind.
Begrüßen Sie herzlich mit mir die Touristikexpertin Wiebke Feinald.
 Vielen Dank, schön, dass ich hier sein kann. Ja, meine Damen und Herren, ich darf Ihnen gleich verraten:
Außergewöhnlich Orte und Übernachtungsmöglichkeiten sind groß im Kommen. Und auch die Lust, das
eigene Land zu entdecken: Viele Menschen sind auch dieses Jahr wegen des tollen Wetters gerne in
Deutschland geblieben.
Und falls auch Sie Urlaub in Deutschland machen möchten, habe ich heute ein paar interessante
Vorschläge für Sie.
Starten möchte ich mit einem Wohnwürfel. Dieser verspricht ein ziemlich außergewöhnliches
Schlaferlebnis.
Geschlafen wird auf einer 1,60 mal 2 Meter großen Matratze, also genug Platz für ein bis zwei
Erwachsene, und eventuell ein kleines Kind. Es gibt Decken und Kissen aus nachhaltigen Materialien.
Und die Snacks und Getränke, die Sie in einer kleinen Box bekommen, sind Bio.
Aber das wichtigste an diesem Konzept ist der Ort, an dem der Wohnwürfel aufgestellt ist. Bisher wurde
der Wohnwürfel an 38 Orten im Freien genutzt, z.B. an Seen, am Meer, im Wald oder in der Nähe einer
mittelalterlichen Burg.
Bei drei großen Fenstern hat man einen tollen Blick auf den Himmel und die Umgebung. Und keine
Sorge, wenn es regnet: Der Würfel ist wetterfest.
Der Würfel ist übrigens auch Indoor beeindruckend. Bisher wurde er vor allem in Museen aufgestellt.
Für viele sicher ein Traum, eine Nacht im Museum zu verbringen!
Im Anschluss an meinen Vortrag erhalten Sie bei mir weitere Infomaterialien zu Orten und Gastgebern.
Doch nun zum zweiten Konzept, das ich Ihnen vorstellen möchte. Wir bleiben in der Natur, und zwar
in den Bäumen. Wovon man früher oft nur träumen konnte, wird jetzt Realität: Baumhäuser als Hotel
liegen absolut im Trend und es gibt sie mittlerweile in vielen Bundesländern in Deutschland.
Auch hier spielt der Ort natürlich eine wichtige Rolle. Die meisten Baumhaushotels haben eine
fantastische Lage in der Natur. Von dort aus kann man direkt zu tollen Wanderungen und Spaziergängen
starten. Oder mal eine andere Outdoor-Aktivität ausprobieren, wie zum Beispiel klettern oder Bogen
schießen.
Was den Komfort betrifft, so sind alle Kategorien vertreten – von einfach und rustikal bis zu elegant und
luxuriös.
Sie können beispielsweise selbst entscheiden zwischen Gemeinschaftsduschen im Hauptgebäude oder
einem eigenen Bad in den Bäumen.
Kommen wir noch zu ein paar praktischen Aspekten. Sie fragen sich sicher, ob man in diesen Hotels
aufgrund der Temperaturen nur im Sommer übernachten kann. Natürlich nicht. Die meisten Unterkünfte
in den Bäumen habe eine Heizung. Man kann sie also auch im Winter buchen.
Und was ist mit Rollstuhlfahrern? Auch hier haben sich die Betreiber der Baumhaushotels Gedanken
gemacht. Viele von ihnen bieten einen barrierefreien Zugang.
Ein ganz nettes Detail finde ich immer auch das Frühstück. Das wird nämlich morgens oft ganz
liebevoll verpackt in einem Picknickkorb geliefert. So können Sie morgens ganz gemütlich im Baumhaus
frühstücken.
Es ist an alles gedacht. Und eine Übernachtung in einem Baumhaus ist sicher ein unvergessliches
Abenteuer für Groß und Klein.
Jetzt komme ich zu meinem nächsten Tipp.

© Goethe-Institut e.V. 20
DEUTSCH ONLINE B2 - TRANSKRIPT AUDIO KAPITEL 1-12

Eine Umfrage
Ja, liebe Hörerinnen und Hörer, kommen wir jetzt zu einer Umfrage, die mein Kollege in der Münchner
Innenstadt für Sie durchgeführt hat. Er wollte wissen, was die Bürgerinnen und Bürger davon halten, wenn
Privatwohnungen an Touristen vermietet werden. Hören Sie hier ein paar Meinungen.
1 Also ich übernachte auch gerade in so einer Privatwohnung. Meiner Ansicht nach lernt man so die
Personen vor Ort besser kennen. Und genau das ist ja der entscheidende Punkt beim Reisen. Mein
Gastgeber hat mir zum Beispiel super Tipps gegeben, wo ich heute Abend essen gehen kann. Vielleicht
kommt er sogar später noch mit. Nett, oder? Ich kann aber auch nachvollziehen, wenn jemand gegen
solche Dienste ist. Ich habe es einmal erlebt, dass die Nachbarn von einer vermieteten Wohnung richtig
genervt waren, weil ständig jemand anderes im Haus war.
2 Also, wenn ich ehrlich bin, halte ich es für bedenklich, dass unsere Politiker das zulassen. Da hätte ich
mir mehr Regelungen erwartet. Es ist doch ganz klar, dass diese Privatvermietung unseren Mietmarkt
zerstört. Es gibt schon so viele Gründe, warum heutzutage die Mieten so steigen und es keine freien
Wohnungen mehr gibt. Warum erlaubt es dann die Stadt, dass es noch schwieriger für die Einheimischen
wird? Wie gesagt, ich bin der Auffassung, dass es da ganz klare Gesetze geben müsste.
3 Es hat sicherlich Folgen für eine Stadt, wenn zu viele Privatwohnungen vermietet werden. Und
bedenklich ist aus meiner Sicht, dass das nirgends so richtig geregelt ist. Aus diesem Grund buche
ich auch nicht über solche Vermittlungsportale. Ich übernachte immer in einem Hotel. Ich finde, wir
brauchen hier ganz klare Gesetze. Und dabei müssen unbedingt die Bedürfnisse der Bürgerinnen und
Bürger respektiert werden.
4 Also ich bin oft dienstlich unterwegs und mein Arbeitgeber macht die Vorgabe, dass wir keine privaten
Unterkünfte buchen können. Ich kann das zwar verstehen, aber auf der anderen Seite gibt mein
Arbeitgeber auch vor, wie viel eine Übernachtung kosten darf. Und die Berechnungen sind schon lange
nicht mehr realistisch. Deshalb würde ich manchmal lieber eine private Wohnung buchen, als für das
gleiche Geld in einem Hotel mit nur einem Stern zu übernachten.
5 Es gibt sicher viele gute Grunde für die Vermietung privater Zimmer. Aber ich bin davon überzeugt, dass
es unsere Städte auf lange Sicht kaputt macht. Dort, wo meine Familie und ich wohnen, sieht es jetzt
ganz anders aus als vor fünf Jahren. Und man fühlt sich irgendwie nicht mehr zu Hause. Das liegt daran,
dass ständig Touristen mit ihren Koffern durch die Straßen rollen und überall neue Cafés aufmachen. Die
Preise sind natürlich jetzt viel höher. Und lauter ist es auch. Ich finde das nicht gut.

Hotel mit Halbpension


h
Haus
halten
Einheimische
Ich habe im Herbst auf einem Bauernhof in Thüringen mitgeholfen. Es war eine tolle Erfahrung, ich kann es
nur empfehlen.
Auf dem Hausboot gab es keine Heizung, deshalb haben wir nach ein paar Tagen eine andere
Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe gesucht.
Habt ihr heute im Baumhaus übernachtet und den Sternenhimmel gesehen?
Wir möchten dieses Jahr einen Urlaub inmitten ruhiger Natur machen. Deshalb fahren wir zum Camping an
den Walchensee, dort kann man wandern gehen und auch Fahrrad fahren.
Ich mache gern Urlaub im Hotel mit Halbpension, denn für uns ist die Hauptsache, dass wir uns erholen
können.
Wir sollten uns vorsichtshalber schon um eine Hotelbuchung in Hamburg kümmern, damit wir noch halbwegs
günstige Hotels finden.
Für uns ist Komfort im Urlaub kein Thema. Wir möchten einfach nur in der Natur sein, da fühlen wir uns am
wohlsten. Am häufigsten machen wir Wandertouren. Da brauchen wir nur eine Berghütte oder ein Zelt zum
Schlafen.

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Hausboot
Hausmeister
Sternenhimmel
dauerhaft
Hotelbuchung
vorsichtshalber
Hauptsache
Ich mache gern Urlaub im Hotel mit Halbpension, denn für uns ist die Hauptsache, dass wir uns erholen
können.
Habt ihr heute im Baumhaus übernachtet und den Sternenhimmel gesehen?

Kapitel 5: Medien

Medienalltag

Tobias‘ Medienalltag
Schon halb sieben? Oh, nein.
Ohne eine schöne Tasse Tee kann ich den Tag nicht starten. Lecker Toast dazu und erst mal meinen Feed
durchscrollen und schauen, was die anderen so machen ... Aha, Manuel isst heute Rührei mit Speck zum
Frühstück. – Nee, sieht nicht so lecker aus. Das Foto like ich nicht.
Also manche Freunde und Bekannte posten ja wirklich ständig und alles. Das mache ich nicht. Aber nächstes
Wochenende fahre ich nach Paris, da werde ich sicher auch mal wieder Fotos oder eine Story posten.
Auf dem Weg zur Arbeit lasse ich das Handy lieber aus. Ich freue mich jeden Morgen aufs Radio hören. Da
habe ich meinen Lieblingssender, der macht gute Laune, weil sie dort meine Lieblingsmusik spielen und
regelmäßig Nachrichten kommen. Außerdem gibt es nicht so viel Werbung.
Ich muss mal kurz meiner Freundin schreiben, dass ich gut angekommen bin. So, los geht`s. Als Headhunter
bin ich natürlich viel auf verschiedenen Karrierenetzwerken unterwegs. In meine eigenen Profile schaue ich
auch mindestens einmal täglich, lese Kontaktanfragen und bearbeite meine Profile.
Kurze Teepause. Zeit, um mir die neuesten Nachrichten durchzulesen. Ich bin Fan von einigen Sportprofilen
und Profilen, die über Aktuelles aus der Region berichten. Oh, eine Nachricht von meiner Freundin. Sie muss
heute länger arbeiten. Schade.
Ach, Herr Schmidt hat schon wieder seine Tageszeitung liegen lassen. Also, Zeitung lese ich ehrlich gesagt
nie, die Printversion meine ich. Die wichtigsten News kriegt man ja auch online. Außerdem sind die Dinger so
unpraktisch! Aber die Printausgaben von Zeitschriften oder Magazinen kaufe ich schon manchmal.
Bevor ich nach Hause fahre, muss ich noch schnell einkaufen. Was ich alles brauche, habe ich gestern Abend
schon in mein Handy eingegeben.
Da meine Freundin heute nicht kommt, koche ich auch nicht.
Ich schiebe mir lieber eine Pizza in den Ofen. Jetzt habe ich 10 Minuten Zeit, auf meinem Tablet zu zocken. In
diesem Spiel bin ich Fußballtrainer und habe meine eigene Mannschaft. Wir sind vor kurzem in die nächste
Liga aufgestiegen. Cool, was?
Wenn meine Freundin nicht da ist, schaue ich mir nach der Arbeit gerne meine Lieblingsserien an. Die
streame ich natürlich. Ich bin Abonnent bei zwei Streamingdiensten. Klassisches Fernsehen schaue ich eher
selten. Manchmal schaue ich am Wochenende irgendwelche Live-Shows oder Sportshows im Fernsehen.
Oh Mann, das war jetzt echt spannend! Okay, noch eine Folge, aber dann ist wirklich Schluss.
Viertel vor elf schon. Aber ich muss noch mal nachsehen, ob es coole neue Videos auf den Kanälen gibt, die
ich abonniert habe. Oh, ja! Das hier muss ich mir ansehen!

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Zum Entspannen höre ich noch ein bisschen Musik, auch die streame ich. Einen CD-Player oder sowas habe
ich gar nicht mehr.
Schon fast Mitternacht. Ich wollte doch eigentlich endlich mal früher schlafen. Hat wieder nicht geklappt. Na
ja. Morgen vielleicht. Jetzt noch schnell das Handy anschließen für den nächsten Tag. Gute Nacht.

Fernsehen am Ende?
 Schön, dass Sie mit dabei sind, hier bei Radio PEPP. Heute geht es um die Frage: Streamingdienste als
Konkurrenz zu klassischem Fernsehen. Hat das klassische Fernsehen noch eine Zukunft? Mein erster
Gast im Studio ist Herr Johannsen. Er studiert im sechsten Semester Kommunikationswissenschaften.
 Hallo.
 Herr Johannsen, klassisches Fernsehen oder Streaming? Womit verbringen Sie mehr Zeit?
 Ganz klar mit Streaming. Ehrlich gesagt, habe ich gar keinen Fernseher.
 Keinen Fernseher mehr, aber zwei bis drei Streaming-Abos, das ist typisch für Ihre Generation. Darüber
spreche ich später auch noch mit Herrn Schülke, den ich ebenfalls an dieser Stelle begrüßen möchte. Er
ist Medienwissenschaftler, der sich besonders mit der Entwicklung des Fernsehens beschäftigt.
 Ja, guten Tag.
 Herr Johannsen, wie kommt es, dass sie keinen Fernseher besitzen?
 Das klassische Fernsehen ist nicht flexibel. Es gibt ein verbindliches Programm, um 20 Uhr die
Nachrichten usw. Wenn man etwas im klassischen Fernsehen sehen will, muss man gut planen. Das kann
und will ich nicht.
 Ja, ein Fernsehprogramm mit festen Zeiten ist heute vielleicht nicht mehr zeitgemäß. Aber mittlerweile
gibt es doch die Mediatheken, TV-Apps oder Aufnahmefunktionen am Fernsehgerät selbst. Dann kann
man die Sendungen ansehen, wenn man gerade die Zeit hat. Ich finde zum Beispiel Mediatheken sehr
praktisch, wenn ich eine interessante Sendung verpasst habe.
 Ja, sicher. Das macht das Fernsehen flexibler. Aber in den Mediatheken gibt es nicht alle Sendungen und
die guten TV-Apps kosten ja auch Geld.
 Herr Johannsen, Sie würden die Fernsehsender also gar nicht vermissen, wenn es sie nicht mehr gäbe?
 Hm, ich glaube nicht.
 Herr Schülke, die junge Generation findet klassisches Fernsehen langweilig. Die bei ihnen populären
Serien gibt es nur bei Streamingdiensten. Wird klassisches Fernsehen in 50 Jahren überhaupt noch
existieren?
 Das ist schwer zu sagen. Einige Fernsehsender bieten heute schon für Abonnenten eine vielfältige
Auswahl von exklusiven Programmen an, also ihre eigenen Streamingdienste.
 Die Zukunft gehört also Video on Demand, wie Streamingdiensten und den Mediatheken.
 Genau. Das klassische Fernsehen wird auch weiter an Bedeutung verlieren, weil die Fernsehzuschauer
immer mehr zu aktiven Nutzern werden, die ihr TV-Programm selbst bestimmen.
 Es ist ja auch gut, dass man sich heute Sendungen flexibler auswählen kann. Aber ich vermisse bei
dieser neuen Entwicklung die Gemeinsamkeit, die es früher gab, wenn man am Wochenende die gleiche
Show oder den gleichen Krimi gesehen hat. Am Montag hatten dann alle ein Thema, über das man
diskutieren konnte.
 Ja, dieser Wunsch nach gemeinsamen Erlebnissen ist auch heute noch sehr stark. Deshalb steigt das
Interesse am Fernsehen zum Beispiel bei spontanen Live-Berichten zu aktuellen Themen sofort an. Auch
Live-Erlebnisse wie Popkonzerte, aber auch Casting- oder Wettkampfshows boomen. Das kann und will
Streaming in der Form bisher nicht leisten.
 Das ist also ein klarer Nachteil beim Streaming. Dann sollten sich Fernsehsender beim klassischen
Fernsehen mehr auf diese Formate konzentrieren? Was meinen Sie, Herr Johannsen?
 Das könnte zumindest ein Teil der Strategie sein. Bei einigen Live-Sendungen oder Shows sitze ich gerne
mit anderen Studenten zusammen vor dem Fernseher. Meist wird daraus eine richtige Party.

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 Ja, bei der Fußballweltmeisterschaft sitzen bei uns im Garten auch 10 bis 15 Leute und schauen
gemeinsam das Endspiel. Ich danke Ihnen beiden für den interessanten Einblick. Was denken Sie, liebe
Hörerinnen und Hörer zu unserem Thema? Rufen Sie uns an! Hier unsere Telefonnummer 0800 …

Chatbots

War das ein Bot?


 Morgen, Lukas. Na, auch auf dem Weg in die Arbeit?
 Ja, guten Morgen, Ida. Warte, ich muss nur noch kurz die Überweisung machen … So, jetzt. Das ist schon
echt praktisch, dass man mittlerweile alles am Handy machen kann.
 Ja, praktisch schon. Ich finde auch, dass die automatisierte Beratung in den Online-Shops super ist. Aber
ein bisschen unheimlich ist mir das Ganze manchmal auch. Ich wollte mich letzte Woche erkundigen, ob
und wie ich meine Uhr umtauschen kann. Und ich dachte zuerst, dass ich mit einem Menschen chatte.
Erst im Verlauf des Chats habe ich gemerkt, dass das eine Maschine ist.
 Du meinst ein Chatbot?
 Ja, genau. Also am Anfang war für mich klar, dass ich mit einer Person chatte. Da war zwar weder ein
Name noch ein Bild von einem Mitarbeiter. Aber das ist ja öfter so. Und die Kommunikation war auch
ganz natürlich.
 Und warum bist du dann skeptisch geworden?
 Na ja, ich wollte die Uhr ja umtauschen und habe einfach keine passende Antwort auf meine Frage
bekommen. Da kamen nur Standardsätze und Produktinfos, die sich wiederholten. Dann habe ich einfach
mal Sachen geschrieben wie „Wie spät ist es?“ und „Bist du ein Mensch?“
 Und?
 Bei „Wie spät ist es?“ war die Antwort, „Ich bin überfordert“. Aber bei der zweiten Frage kam dann. „Sie
haben sicher schon gemerkt, dass ich ein Computerprogramm bin.“
Wenn ich mit ihm gesprochen hätte, hätte ich das sicher viel schneller gemerkt. So eine computerisierte
Stimme kann man ja sehr schnell erkennen. Aber bei einem Chat, in dem man nur schreibt, kann das
schon ein bisschen dauern.
 Mir ist das auch schon mal passiert, mit meiner Versicherung. Der Service dort ist immer sehr
kompetent und effizient. Und ich war mir eigentlich sicher, dass ich immer mit einer Beraterin der
Versicherung spreche. Aber vor kurzem habe ich mich über ein Angebot beschwert.
 Und da hast du keine Antwort bekommen?
 Doch, aber ich hatte gesagt: „Was haben Sie mir denn da Tolles verkauft!“ Der Bot hat das Wort „toll“
falsch interpretiert und als Kompliment verstanden. Erst dann habe ich gemerkt, dass ich mich gar nicht
mit einer Person unterhalte. Das fand ich aber nicht schlimm. Ich habe gesagt, dass ich mich über ein
Angebot beschweren möchte und wurde dann gleich an eine Mitarbeiterin weitergeleitet.
Diese Bots können ja wirklich viel, aber Ironie und Humor verstehen sie anscheinend noch nicht.
 Das dauert aber sicher auch nicht mehr lange. Da wird ja momentan viel geforscht und entwickelt und
die Algorithmen werden immer besser und effizienter.

Chatbot: Dafür oder dagegen?


 Du, Vincent, hast du eigentlich schon mal einen Bot programmiert? Du als Informatiker kennst dich doch
sicher gut damit aus.
 Ja, habe ich. Warum fragst du?
 Ich habe heute wieder mal mit einem gechattet und mich gefragt, was Bots können, was ein Mensch
nicht kann? Ich jedenfalls spreche viel lieber mit einem echten Menschen. Meines Erachtens sind Bots
doch gar nicht notwendig. Wie siehst du das?

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 Ah, Valeria. Soll ich jetzt über meine Arbeit reden?. Spaß beiseite. Na ja, ich sehe das ein bisschen
anders als du. Bots sind schon sehr praktisch. Daher werden sie auch immer häufiger von Unternehmen
eingesetzt, z.B. wenn eine Firma oder ein Dienstleister immer die gleichen Anfragen bekommt. Die
müssen dann nicht unbedingt von den Mitarbeitenden beantwortet werden. Standardauskünfte
geben, Kundeninformationen abfragen, Bestellungen aufnehmen ... das kann auch ein PC-Programm
übernehmen. Das geht schneller und die Angestellten haben dann mehr Zeit für spezielle Anfragen.
 Ja, schon klar. Ich habe auch mal gelesen, dass manche Menschen sogar lieber mit Maschinen
kommunizieren, weil es anonymer ist. Aber das trifft auf mich nicht zu.
 Hm. Aber schau mal, für Firmen, die zum Beispiel auf dem internationalen Markt arbeiten, ist so ein
Bot doch super. Wenn in Deutschland um 17:00 Uhr Dienstschluss ist, aber ein Kunde aus den USA noch
etwas wissen möchte! Der Bot arbeitet rund um die Uhr.
 Ja, das stimmt sicherlich, aber viele Menschen finden es bestimmt nervig, wenn sie merken, dass
sie mit einem Bot und nicht mit einer Person sprechen. Da gibt es doch sicher auch sehr viele
Missverständnisse. Also ich habe zum Beispiel mal mit einem Bot gechattet, das hat überhaupt nicht gut
funktioniert. Nur weil ich nicht genau das eingegeben habe, was er wollte, kam ich einfach nicht weiter.
Ich musste dreimal meine Frage anders stellen. Mit einer Person wäre das viel schneller gegangen. Aus
meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass das die Kommunikation schon sehr beeinträchtigt.
 Das stimmt nur teilweise. Du sprichst ja von festen Bots, also von Systemen, die sich nicht
weiterentwickeln können. Aber bei Bots mit künstlicher Intelligenz ist das anders. Sie sind dynamisch
und lernen mit jeder Aktion etwas dazu. Natürlich dauert es eine Weile, bis ein Bot effizient ist. Aber ich
stelle immer wieder fest, dass sich das mittlerweile wirklich lohnt. Die Rückmeldungen sind sehr positiv.
 Ja, von Bots mit künstlicher Intelligenz habe ich auch schon mal gehört. Aber da gibt es doch auch
Negativbeispiele. Ich habe zum Beispiel mal gelesen, dass ein Chatbot wieder abgeschaltet werden
musste, weil er außer Kontrolle geraten ist. Was passiert, wenn der Mensch die Maschine nicht mehr
steuern kann?
 Ja, da bin ich ganz deiner Meinung. Da gibt es sicherlich noch einiges, was geklärt werden muss. Aber so
im Großen und Ganzen bin ich dafür, dass Bots weiterentwickelt werden. Und ich denke wirklich, dass
sie Unternehmen bei Serviceleistungen gute Dienste leisten können.
 Also für mich sprechen im Moment immer noch mehr Argumente gegen Bots mit künstlicher Intelligenz.
Aber mal sehen, was die Zukunft bringt.

Spiele erzählen Geschichten

Spielen Sie Computerspiele?


 In diesen Tagen sind wieder weit über 300 000 Gamer bei uns in Köln zu Gast, denn die Gamescom,
die weltweit größte Messe für Computerspiele, hat eröffnet. Für uns von Radio Köln Anlass, uns mit
dem Thema Gaming zu beschäftigen. Computerspiele sind längst Teil der Alltagskultur in Deutschland
und mehr als 40 Prozent der Menschen hierzulande spielen beziehungsweise zocken – zumindest
gelegentlich. Für viele sind Videospiele sogar die liebste Freizeitbeschäftigung. Wer spielt, was, wie oft
und warum? Ich habe dazu gestern auf Kölns Straßen nachgefragt.
Person 1
 Oh, ja. Ich liebe Computerspiele, vor allem Rollenspiele und Multiplayerspiele.
 Das heißt, Sie spielen mit anderen übers Internet zusammen.
 Ja, genau, ich spiele mit Freunden, wenn ich es schaffe, täglich.
 Was fasziniert Sie so sehr an Videospielen?
 Es ist einfach toll, abends nach der Arbeit in irreale Welten abzutauchen und dort Aufgaben zu lösen,
die so ganz anders sind als der Alltag. Andere sehen Filme. Ich kann in einem Videospiel so richtig
abschalten und den Alltag vergessen.

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Person 2
Ich spiele schon ganz gern, FIFA und ein paar Ballerspiele, Battlefield zum Beispiel. Aber nicht jeden Tag,
 vielleicht zwei oder drei Mal in der Woche. Ich achte da nicht so drauf.
 Sie sagen, Sie spielen Ballerspiele. Macht Sie das Schießen und Töten im Spiel aggressiver? Im normalen
Alltag, meine ich. Was glauben Sie?
 Nein, absolut nicht. Ich bin im realen Leben ganz friedlich.
 Was mögen Sie an diesen Spielen?
 Ich mag das Schnelle, die Action. Ich will beim Spielen auch nicht viel nachdenken, bloß keine
komplizierten Regeln, einfach nur spielen, mich vom Stress in der Arbeit erholen, nur die nächste
Spielstufe, das nächste Level schaffen, besser und schneller werden, Punkte sammeln.
Person 3
 Ich bin ohne Computer aufgewachsen. Von daher haben mich Computerspiele noch nie besonders
interessiert. Ich spiele nur selten am Handy, an der Bushaltestelle oder wenn es beim Arzt lange dauert,
bis ich dran bin, und mir langweilig ist.
 Und was spielen Sie da?
 Quizspiele wie Stadt-Land-Fluss oder Quizduell. Die finde ich ganz witzig. Es muss was sein, was ich gut
kann. Ich war schon früher keine gute Verliererin. Siegen war mir beim Spielen schon immer wichtig.
Als Kind habe ich mich jedes Mal fürchterlich geärgert, wenn nicht ich, sondern meine Eltern oder
Geschwister bei Monopoly gewonnen haben. Heute ist das auch nicht viel besser, leider.
Person 4
 Ich spiele Videospiele, wenn mich die Story interessiert.
 Welche Spiele mögen Sie?
 Ich mag spannende Fantasy-Stories wie Legends of Zelda. So in einer Rolle drin sein, Entscheidungen
treffen, das macht einfach Spaß. Ich genieße auch, wenn die Szenen gut gestaltet sind, also die Grafik
richtig schön ist.
 Und was mögen Sie nicht?
 Ich hasse es, wenn ich bei einem Spiel nicht weiterkomme, weil irgendetwas nicht klappt. Wenn ich nicht
weiß, was los ist, was ich falsch gemacht habe und wie ich es schaffe, dass die Geschichte weitergeht.
Da bin ich manchmal richtig frustriert.

Spielst du mit?
 Hallo.
 Hi Jonas!
 Hi, Simone. Schön, dass du anrufst. Geht’s dir gut?
 Ja, danke. Und dir und Feli?
 Alles prima. Was gibt’s? Wir müssen uns echt mal wieder treffen.
 Genau. Ich wollte dich fragen, ob wir mal wieder gemeinsam zocken wollen? World of Warcraft oder was
anderes? Ich habe mir ein neues Spiel gekauft, das gefällt dir sicher. Anno 1800, kennst du das?
 Nein, das sagt mir gerade gar nichts. Worum geht es denn bei dem Spiel?
 Also, das Ganze ist eine Art Wirtschaftssimulation.
 Ah, cool, das ist mal was anderes.
 Genau, ein Aufbauspiel. Die Geschichte spielt, wie der Name schon sagt, im 19. Jahrhundert zur Zeit der
Industrialisierung. Du übernimmst eine Rolle und musst in dieser Zeit als Händler und Bauherr agieren
und dir Städte, Fabriken und so weiter aufbauen, Dinge produzieren, mit Waren handeln, Krieg führen,
deine Bewohner versorgen und so weiter. Es kommt darauf an, die richtige Strategie zu wählen, mit der
man erfolgreich ist und weiterkommt.
 Ach, warte mal Simone, irgendwie kommt mir das doch bekannt vor.

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 Vielleicht kennst du ein anderes Spiel aus der Serie: Anno 1404 oder 1603 ... 1603 war das erste Spiel.
Ich glaube es ist von 1998. Das habe ich auch. Insgesamt gibt es jetzt sieben Teile. Zwei Folgen spielen
auch in der Zukunft. Aber Zukunftsvisionen interessieren mich nicht so.
 Ich selbst kenne keins, das wüsste ich. Aber ich glaube, dass Feli eins von den Spielen hat und da eine
Zeitlang recht begeistert war.
 Feli, echt? Ich dachte gar nicht, dass sie sich für solche Spiele interessiert.
 Doch, doch sie mag sogar besonders gern strategische Spiele, wo man planen und viel nachdenken
muss, ob am Computer oder als Brettspiel. Und sie ist auch richtig gut darin.
 Vielleicht können wir ja alle gegeneinander spielen, wenn ich euch beide begeistern kann und ihr es
dann kauft. Es ist auf jeden Fall ein Multiplayerspiel.
 Ist es eine Handlung oder hat man verschiedene Optionen?
 Nein, es gibt viele Spielmöglichkeiten und Missionen. Du kannst das Spiel endlos und immer wieder
anders spielen. Langweilig wird es nicht.
 Es klingt auf jeden Fall richtig spannend. Ich komme gern mal zum Spielen vorbei.
 Super, das freut mich. Ich stehe auch noch ziemlich am Anfang. Ich komme gerade nur selten zum
Spielen, in meinem neuen Projekt ist so viel zu tun, da muss ich ständig Überstunden machen und bin
am Abend zu fertig von der Arbeit. Aber am nächsten Wochenende sieht es bei mir ganz gut aus. Am
Samstag hab ich zum Beispiel noch gar nichts vor. Wenn du Zeit und Lust hast?
 Schade. Da ist es bei mir nicht so gut. Feli und ich haben vereinbart, dass wir tagsüber gemeinsam zu
Hause putzen und am Abend hat sie Freunde zum Spieleabend eingeladen. Aber wenn du magst, kannst
du ja gern vorbeikommen und mitspielen.
 Klingt gut, was spielt ihr denn, nichts am PC, oder?
 Nein, klassisch. Also, ich kenne das Spiel noch nicht. Es heißt Dixit. Feli hat es von einer Freundin
geliehen. Die hat es ihr empfohlen. Es war auch irgendwann mal Spiel des Jahres.
 Dixit? Das habe ich noch nie gehört.
 Ja, dann, komm doch, spiel mit und lass dich überraschen. Feli sagt, das ist ein richtig tolles kreatives
Brettspiel. Es wird bestimmt ganz lustig. Außerdem sehen wir uns dann und können ausmachen, wann
wir uns treffen und du mir Anno 1800 zeigst.
 Danke. Ich komme gern. So einen klassischen Spieleabend mit Brettspiel hatte ich schon lange nicht
mehr. Was kann ich denn mitbringen?

Verschiedene Akzente
Spielverlauf
Optionen
frustrieren
Mitspieler
Siedlungen
Konkurrenz
Tourismus
entscheiden
Argument
Strategie

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Digitale Aktivitäten
Digitalisierung
Intelligenz
aktuell
Industrie
Aktivitäten
Kompliment
Seminar
relevant
digital
Parteien
optimistisch
Forum
Grafiker
Politik
aktiv
Tutor

Die Grafik ist genial!


 Hey Tim, wir machen heute Abend einen Brettspiel-Abend. Hast du auch Lust?
 Hm, nein danke. Ich habe mir gestern Anno 1800 installiert und das will ich heute in Ruhe spielen. Ich
hatte gestern nur kurz Zeit es auszuprobieren. Ich bin gespannt, die Kommentare zum Spiel sind ja alle
sehr positiv.
 Ah, worum geht es in dem Spiel denn?
 Bei dem Spiel befindet man sich in der Zeit der industriellen Revolution. Man baut Siedlungen, Städte
und Fabriken und muss handeln und kämpfen. Es geht viel um die richtige Strategie. Das macht es
für mich wirklich interessant. Die Qualität der Grafik bei dem Spiel ist auch genial! Es wirkt alles sehr
realistisch.
 Und spielt man das Spiel alleine oder im Team?
 Beides ist möglich. Mir gefällt die Team-Funktion da ich beim Spielen gerne kooperiere und
kommuniziere.
 Und gewinnst du?
 Im Moment noch schwer zu sagen, da ich es ja erst seit gestern habe. Ich glaube, man braucht eine gute
strategische Kompetenz, um zu gewinnen. Was spielt ihr denn heute Abend?
 Ich denke Dixit!
 Ah, das habe ich als Student oft gespielt, mit meinen Freunden aus dem Didaktik-Seminar. Ich glaube,
ich bin für das Spiel nicht kreativ genug. Es hat mich immer frustriert, weil meine Mitspieler immer viel
bessere Assoziationen hatten.
 Das geht mir ähnlich. Aber ich spiele es trotzdem gern! Dann viel Spaß bei Anno 1800!
 Dir auch!

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Kapitel 6: Wissenschaft und Gesellschaft


Wissenschaft

Wer war Joseph von Fraunhofer?


Im Süden von München liegt das Kloster Benediktbeuern.
Hier forschte und arbeitete der Wissenschaftler und Unternehmer Joseph von Fraunhofer.
Man sagt heute über ihn, dass er uns die Sterne nähergebracht hat. Was bedeutet das und wer war dieser
Mann eigentlich?
1787 wird Joseph von Fraunhofer in Straubing geboren. Fraunhofer stammte aus einfachen bürgerlichen
Verhältnissen, zur Schule ging er nicht, er machte wie sein Vater eine Lehre als Glaser.
Als er 12 Jahre alt war, starben seine Mutter und sein Vater. Fraunhofer lebte von da an im Haus seines
Lehrherrn Philipp Anton Weichselgartner.
Als dessen Haus einstürzte, überlebte Fraunhofer wie durch ein Wunder. Nach dem Unfall traf er auf
seinen Förderer, den Unternehmer, Joseph von Utzschneider, was seine persönliche Situation grundlegend
veränderte.
Dieser erkannte Fraunhofers Intelligenz und sein Talent. Er durfte nun auch die Schule besuchen.
Utzschneider brachte ihn als Optiker in die Glashütte im Kloster Benediktbeuern, Dort übernahm Fraunhofer
schon mit 22 Jahren die Leitung des Betriebs.
Er entwickelte neue Maschinen und optische Instrumente, verbesserte die Glasherstellung und die
Glassorten.
So konnte der Betrieb dank Fraunhofer optische Instrumente wie Ferngläser und Fernrohre, Lupen und
Mikroskope in völlig neuer Qualität produzieren und erfolgreich in Europa verkaufen.
Er entwickelte auch ungewöhnlich große astronomische Fernrohre, mit deren Hilfe später bahnbrechende
astronomische Erfolge gelangen, wie zum Beispiel die Entdeckung des Planeten Neptun im Jahre 1846.
Die perfekten optischen Instrumente halfen Fraunhofer auch bei seinen persönlichen Forschungen auf dem
Gebiet der Optik. Er forschte zum Beispiel am Spektrum des Sonnenlichts und hat 1814 das Phänomen der
dunklen Linien im Sonnenspektrum als Erster systematisch untersucht. Fraunhofer'sche Linien werden sie
noch heute in der Physik genannt.
Wissenschaftliche Forschung und praktische Anwendung gehörten bei Fraunhofer zusammen. Alle
Erkenntnisse aus Experimenten nutzte er für neue Produkte und Verfahren. Und die Fortschritte bei der
Herstellung optischer Instrumente waren die Voraussetzung für weitere Erfolge seiner wissenschaftlichen
Untersuchungen.
Obwohl Fraunhofer keine akademische Ausbildung hatte, war er als Wissenschaftler sehr anerkannt. Er war
Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Vom König wurde er zum Ritter ernannt und in den
Adelsstand erhoben.
Mit nur 39 Jahren starb Joseph von Fraunhofer 1826 an einer schweren Lungenkrankheit.
Mehr als 120 Jahre später wurde eine heute weltweit bekannte deutsche Forschungsgesellschaft gegründet
und bekam seinen Namen.
Die Fraunhofer-Gesellschaft fördert unter dem Motto „Forschen für die Praxis“ Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler und ihre Arbeiten.
Ihr Namensgeber Joseph von Fraunhofer steht für dieses Motto.

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Frauen in der Wissenschaft


Herzlich willkommen zum Podcast „Frauen in der Wissenschaft“. Heute möchten wir Ihnen eine ganz
spannende Naturwissenschaftlerin präsentieren. Sie ist Forscherin aus Leidenschaft, Nobelpreisträgerin und
hat mit ihrer Arbeit viel dazu beigetragen, dass wir besser verstehen, wie Leben entsteht.
Manche von Ihnen haben es vielleicht schon erraten, es geht um die Entwicklungsbiologin und Genetikerin
Christiane Nüsslein-Volhard.
Mitten im 2. Weltkrieg, am 20. Oktober 1942, wird Christiane Volhard, als zweites von fünf Kindern in der
Nähe von Magdeburg geboren. In der Nachkriegszeit zog die Familie zu Verwandten nach Frankfurt am Main.
Dort wuchs Christiane, die damals alle Janni nannten, auf. Ihre Mutter arbeitete als Kindergärtnerin, der
Vater war Architekt.
Bereits als kleines Mädchen interessierte sich Janni sehr für Pflanzen und Tiere und wollte schon früh
Naturforscherin werden und verstehen, wie das Leben funktioniert. Ihre Eltern unterstützten und förderten
diese Neugier und ihr Interesse für die Natur. In Frankfurt besuchte Christiane ein Mädchengymnasium mit
naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Aber neben Biologie zählten auch Deutsch, Kunst und Musik zu ihren
Lieblingsfächern.
1962 machte sie Abitur und studierte dann zunächst Biologie, Physik und Chemie an der Universität in
Frankfurt, wechselte nach kurzer Zeit nach Tübingen und schloss dort 1969 ihr Studium mit einem Diplom in
Biochemie ab.
Während des Studiums lernte Christiane Volhard Volker Nüsslein kennen. Die beiden heirateten 1967,
gründeten aber keine Familie. Christiane entschied sich für ein Leben als Wissenschaftlerin, verfolgte ihre
Karriere weiter und promovierte nach dem Studium am Max-Planck-Institut in Tübingen. Nach zehn Jahren
wurde die Ehe geschieden.
Nach der Promotion 1973 spezialisierte Christiane Nüsslein-Volhard sich im Bereich Genetik und forschte
sehr erfolgreich zur embryonalen Entwicklung bei der Fruchtfliege. Diese bahnbrechenden Entdeckungen
brachten ihr 1995 sogar den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ein.
Aber zunächst einmal wurde sie 1985 Direktorin am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in
Tübingen. Zu der Zeit waren in der Max-Planck-Gesellschaft nur wenige Frauen in Führungspositionen. Das
spürte sie schnell: Sie musste unter viel schlechteren Bedingungen arbeiten als ihre männlichen Kollegen. Sie
hatte weniger Platz – also Labore und Büros – zur Verfügung und auch die Ausstattung mit Arbeitsstellen für
Mitarbeiter war nicht so gut. Sogar bei den finanziellen Mitteln für die Forschung war sie schlechter gestellt.
Dennoch forschte Christiane Nüsslein Volhard extrem erfolgreich, bekam zahlreiche Preise – den Nobelpreis
hatte ich gerade schon erwähnt – und erhielt auch die Ehrendoktorwürde an verschiedenen international
bekannten Universitäten wie Yale, Princeton oder Harvard. Durch ihre wissenschaftlichen Erfolge wurde
sie in der breiten Öffentlichkeit bekannt und arbeitete auch in verschiedenen nationalen und europäischen
wissenschaftlichen Gremien mit.
Bis 2015 blieb sie Direktorin am MPI Tübingen und arbeitete später natürlich unter deutlich besseren
Bedingungen als zu Beginn.
Generell haben es Frauen in der Wissenschaft heute leichter. Aber noch immer gibt es Unterschiede. Es ist
Christiane Nüsslein-Volhard ein Anliegen, diese Ungleichheit zu überwinden und Frauen mit Familie eine
Forschungskarriere zu erleichtern. Deshalb gründete sie 2004 eine Stiftung, die Wissenschaftlerinnen mit
finanziellen Mitteln für Kinderbetreuung und Hilfe im Haushalt unterstützt. Mit dieser Unterstützung sollen
sich talentierte junge Forscherinnen voll auf ihre Arbeit konzentrieren können. Von Arbeit in Teilzeit oder
Frauenquoten in der Wissenschaft hält Christiane Nüsslein-Volhard dagegen nichts.
2017 feierte Christiane Nüsslein-Volhard ihren 75. Geburtstag, aber von der Forschung hat sie sich
noch nicht verabschiedet. Inzwischen gilt ihr wissenschaftliches Interesse dem Zebrafisch und seinem
Streifenmuster.

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Doping

Doping im Freizeitsport
Schönen guten Tag, meine Damen und Herren. Ich freue mich, dass ich heute bei der Sportmesse die
Möglichkeit bekommen habe, um über ein Problem zu sprechen, das wir im Freizeitsport nicht länger
ignorieren dürfen: das Doping. Denn Doping ist leider nicht nur im Profisport traurige Realität. Auch immer
mehr Freizeitsportler greifen zu verbotenen Substanzen.
Wie viele es wirklich sind, lässt sich nicht so leicht feststellen, aber bei einer anonymen Umfrage von
Teilnehmern des Bonn-Marathons, haben ungefähr 60 Prozent zugegeben, dass sie vor dem Start
Schmerzmittel eingenommen haben, obwohl sie keine Schmerzen hatten. Also mehr als die Hälfte der Läufer!
Aber warum greifen auch Freizeitsportler zu Medikamenten und verbotenen Mitteln? Den Marathonläufern,
Radrennfahrern, Fußballern geht es darum, ihre Leistung zu steigern und schnell wieder fit zu sein. Für viele
Sportler und Sportlerinnen – gerade in den Fitnessstudios – gibt es aber auch noch einen anderen Grund:
die Selbstoptimierung und den schön geformten Körper. Männer wollen muskulöser werden und Frauen
abnehmen.
Das alles geht natürlich auch ohne Doping, aber dazu ist hartes Training und viel Ausdauer nötig. Die
Menschen wollen ihre Ziele heute jedoch schneller erreichen. Außerdem fühlen sich nicht wenige durch
Werbung und Fernsehen unter Druck gesetzt, wo fast nur noch perfekte fitte Körper zu sehen sind. Früher
musste man möglichst dünn sein, heute möglichst fit aussehen.
Und leider muss man sagen, dass Doping dabei sehr hilfreich ist. Bodybuilder bekommen durch Anabolika
größere Muskeln, Langstreckenläufer können sich durch Doping stärker belasten und sich nach dem Training
schneller erholen.
Die großen Risiken von Dopingmitteln werden dabei meist ignoriert. Nicht nur Haut und Haar, auch wichtige
Organe wie das Herz können geschädigt werden, sodass sie nicht mehr richtig arbeiten.
Warum die Menschen trotz der Risiken Dopingmittel nehmen, lässt sich unter anderem so erklären: Jeder
kennt eine andere Person, die ebenfalls Dopingmittel konsumiert und das schon über einen langen Zeitraum
und dieser Person geht es immer noch sehr gut. Dass viele andere weniger Glück hatten und bei einigen die
negativen Folgen erst viele Jahre später auftreten, wird dabei übersehen.
Gesetzlich haben die Freizeitsportler in Deutschland nicht viel zu befürchten. Wenn sie nicht an
Wettkämpfen teilnehmen, können sie ohne Probleme dopen, denn in Fitnessstudios oder Sportvereinen wird
nicht kontrolliert. Der Handel und der Besitz von Dopingmitteln sind zwar verboten, aber wenn man sich
nicht beim Kauf erwischen lässt, passiert auch nichts.
Deshalb ist es wichtig, mit den Sportlern über das Doping und seine Folgen frühzeitig zu sprechen. Am
besten spricht man das Thema schon bei den Jugendlichen an, die noch zu jung sind, um ins Fitnessstudio zu
gehen.
Es gibt auch schon Projekte, bei denen es darum geht, mit Fitnessstudios und Vereinen zusammenzuarbeiten.
Die Mitarbeitenden und Mitglieder sollen über das Doping-Problem aufgeklärt werden. Ziel ist es, dass die
Studios und Vereine Anti-Doping-Regeln einführen und sich klar gegen Doping positionieren. Nur so haben
wir eine Chance, das Dopingproblem im Freizeitsport in den Griff zu bekommen.
Damit bin ich am Ende meines Vortrages angelangt und danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.
Haben Sie noch Fragen? Ja, bitte?
Danke. Also, mich würde interessieren, ob es möglich ist …

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Mobilität

Wege aus dem Verkehrschaos


 Vielen Dank!
Im Rahmen unseres Schwerpunktthemas „Mobilität der Zukunft“ präsentieren nun Expertinnen und
Experten Mobilitätskonzepte für die Stadt der Zukunft. Beginnen wird die Verkehrsplanerin Frau
Meinrad.
 Ich bezahle für mein U-Bahn-Ticket, ich bezahle den Eintritt im Schwimmbad und auch den Besuch in
der Oper – warum aber nicht, wenn ich mit meinem Auto in die Stadt fahre? In vielen Lebensbereichen
ist es ganz normal für die Nutzung zu bezahlen. Eine Citymaut ist aber in Deutschland nach wie vor
ein sehr umstrittenes Thema. Dabei ist es ganz einfach: Wer mit dem Auto in die Stadt möchte, muss
dafür bezahlen. Die Citymaut ist eine gute Möglichkeit, um unsere Städte vor dem Verkehrskollaps zu
bewahren. Dies ist aber nur dann möglich, wenn es für die Bevölkerung attraktive Alternativen, wie zum
Beispiel einen gut ausgebauten öffentlichen Verkehr gibt.
In mehreren Städten, wie zum Beispiel London, Oslo oder Mailand, wurde die Citymaut bereits vor
Jahren mit Erfolg eingeführt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Staus besonders am Morgen und am Abend zu den Stoßzeiten reduziert
werden können. Mit der Einführung der Citymaut stieg außerdem die Nutzung der öffentlichen
Verkehrsmittel deutlich an. Da die Straßen durch die Reduzierung des privaten Verkehrs nicht mehr
ständig überlastet waren, gab es schnell positive Auswirkungen auf die Fahrtzeiten von Bus und
Straßenbahn. In London konnte der Verkehr zum Beispiel im Schnitt um sieben Prozent beschleunigt
werden.
Was ich noch erwähnen möchte ist, dass durch die Verkehrsberuhigung in den Innenstädten, zum
Beispiel in Mailand, die Anzahl der Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern seit der Citymaut-Einführung
um ein Viertel reduziert wurde.
Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass durch die Verkehrsberuhigung, die Stadtzentren wieder
attraktiver werden. Der von vielen Skeptikern vorausgesehene Rückgang der Umsätze in den
Innenstadtgeschäften ist ausgeblieben. Die autofreien Innenstädte haben sogar zu einer Belebung der
Zentren geführt.
Die Mautgebühren, die durch die Citymaut eingenommen werden, werden für den Ausbau des
öffentlichen Verkehrsnetzes und nachhaltige Sharing-Angebote genutzt. Zusammenfassend kann man
sagen, dass die Einführung einer Citymaut eine Reduzierung von Lärm und Emissionen zur Folge hat und
die Lebensqualität in den genannten Städten deutlich angestiegen ist.
 Vielen Dank für die interessanten Informationen, Frau Meinrad! Wir machen auch gleich mit dem
nächsten Pitch weiter. Matthias Thaler von der Firma „ropeways“. Herr Thaler, bitte.
 Die Städte wachsen von Jahr zu Jahr und die Folge sind verstopfte Straßen und Mega-Staus. Viele
Städte sind mit dem raschen Bevölkerungszuwachs überfordert und müssen ihre Verkehrsnetze teuer
erweitern. Dazu kommt, dass in den meisten Städten der Platz fehlt. Für dieses Verkehrsproblem gibt es
aber eine Lösung: Seilbahnen.
Sie sind das ideale Verkehrsmittel für überlastete und dicht bebaute Städte, weil sie von den Staus auf
den Straßen nicht betroffen sind und für ihren Bau kaum Platz benötigt wird.
Ein großer Vorteil von Seilbahnen ist auch, dass sie schnell gebaut werden können und die Kosten
sowohl beim Bau als auch später beim Betrieb im Gegensatz zur U-Bahn gering sind. Im Vergleich
rechnet man bei der Errichtung einer Seilbahn mit der gleichen Streckenlänge mit einem Zehntel der
Kosten.
Für viele Städte bietet es sich an, Seilbahnen in das vorhandene öffentliche Verkehrsnetz zu integrieren.
Denn sie eignen sich nicht nur dazu, Pendler aus den Wohngebieten und Reisende von Flughäfen am
Stadtrand direkt in die Städte zu transportieren, sondern sie schaffen es auch kurze Strecken innerhalb
der Stadt abzudecken. Zusätzlich haben Seilbahnen durch den Luftweg oftmals den Vorteil, Distanzen
von A nach B abzukürzen und somit die Fahrtzeiten zu optimieren.

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Auch wenn Skeptiker die Leistungsfähigkeit von Seilbahnen in Frage stellen, sprechen die Zahlen
eindeutig dafür: Mehr als 3.000 Menschen können in einer Stunde in eine Fahrtrichtung transportiert
werden. Das wird dadurch ermöglicht, dass alle 30 bis 40 Sekunden eine Seilbahnkabine Fahrgäste
befördern kann. Das ist deutlich mehr als Busse und Straßenbahnen leisten können.
Ein weiterer positiver Aspekt ist dabei, dass für die Fahrgäste das nervige Warten auf die nächste Bahn
wegfällt. Auch die Mitnahme von Rollstühlen, oder der Transport von Fahrrädern oder Kinderwägen ist
in den Kabinen kein Problem.
Ein weiteres wichtiges Argument ist die Ökobilanz. Seilbahnen produzieren im Gegensatz zu vielen
anderen Verkehrsmitteln weniger CO2 und verkehren somit fast emissionsfrei.
In mehreren Großstädten wie Mexico City, La Paz, London oder Ankara wurden bereits gute
Erfahrungen mit Seilbahnen gemacht. Der Zeitaufwand hat sich für die Passagiere der Seilbahnen
deutlich verkürzt und der Verkehr konnte besonders zu den Stoßzeiten deutlich entlastet werden.
 Vielen Dank! Weiter geht es nun mit Frau Fredrikson.

Mobilität der Zukunft


Variante 1
Kommen wir nun zur Mobilität der Zukunft. Wir gehen davon aus, dass sich die Art und Weise, wie sich
Menschen in Zukunft bewegen werden, immer mehr verändern wird. Dabei spielen die Digitalisierung und
individuelle Vernetzung eine wichtige Rolle. Die Menschen werden sich also meist nicht mehr mit nur einem
Verkehrsmittel fortbewegen, sondern bedarfsorientiert einen Mix aus allen möglichen Verkehrsmitteln
verwenden: Fahrrad, E-Scooter, Bus, Bahn, Auto – vielleicht schon bald auch Flugtaxis. Die zentrale Frage
wird also nicht mehr sein: „Womit fahre ich?“, sondern „Wie komme ich am besten und schnellsten von A
nach B?“. Dafür werden Apps, die diese Berechnung in Sekundenschnelle leisten, besonders wichtig sein.
Solche Apps gibt es schon, aber diese sollen in Zukunft noch wesentlich effizienter werden. Zudem soll man
mit nur ein paar Klicks in Sekundenschnelle Leihautos und -räder buchen und ausleihen, Tickets bezahlen
und Taxis reservieren können. Das Smartphone wird also von unserer Mobilität nicht mehr wegzudenken
sein.
Variante 2
Kommen wir nun zur Mobilität der Zukunft. Wir gehen davon aus, dass sich die Art und Weise, wie sich
Menschen in Zukunft bewegen werden, immer mehr verändern wird. Dabei spielen die Digitalisierung und
individuelle Vernetzung eine wichtige Rolle. Die Menschen werden sich also meist nicht mehr mit nur einem
Verkehrsmittel fortbewegen, sondern bedarfsorientiert einen Mix aus allen möglichen Verkehrsmitteln
verwenden: Fahrrad, E-Scooter, Bus, Bahn, Auto – vielleicht schon bald auch Flugtaxis. Die zentrale Frage
wird also nicht mehr sein: „Womit fahre ich?“, sondern „Wie komme ich am besten und schnellsten von A
nach B?“. Dafür werden Apps, die diese Berechnung in Sekundenschnelle leisten, besonders wichtig sein.
Solche Apps gibt es schon, aber diese sollen in Zukunft noch wesentlich effizienter werden. Zudem soll man
mit nur ein paar Klicks in Sekundenschnelle Leihautos und -räder buchen und ausleihen, Tickets bezahlen
und Taxis reservieren können. Das Smartphone wird also von unserer Mobilität nicht mehr wegzudenken
sein.

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Kapitel 7: Schönheit

Design

Design im Alltag
1
 Ist die Lampe neu? Die ist ja klasse! Hast du sie in diesem neuen kleinen Designgeschäft in der
Schleifmühlgasse gekauft? Die haben ja so schöne Sachen!
 Die Lampe haben wir von meinen Großeltern bekommen. Sie ist schon ziemlich alt, aus den 1960er
Jahren.
 Wirklich? Ich hätte gedacht, die ist ganz neu. Also in diesem kleinen Laden gibt es auch so ähnliche
Lampen. Die sind ja gerade ganz aktuell.
 Das ist der Vorteil von klassischem Design! Ich liebe diese Lampe schon, seit ich ganz klein war, weil sie
so einfach ist.
 Richtig schön! Da sieht man wirklich, was gutes Design kann!
2
 Hallo Edda! Na wie geht’s?
 Ganz gut, danke! Wow, diese Tasche ist aber richtig schick! Ist die neu?
 Oh, danke! Ja, die ist neu, aber leider ist sie auch wirklich nur schick! Sie zu öffnen und zu schließen ist
echt kompliziert.
 Wirklich? Zeig mal!
 Du musst zuerst hier am Verschluss drehen, dann musst du die Lasche erst mal links durch die Schlaufe
ziehen und dann dasselbe auch noch rechts.
 Oje! Das ist wirklich nicht ganz einfach. Aber die Farbe ist sehr schön und auch das Material! Ist das
Leder?
 Ja, das ist Leder. Ich habe sie online entdeckt und ich fand sie so schön, aber zu teuer! Meine Schwester
hat sie mir dann zum Geburtstag geschenkt.
 Also schön ist sie wirklich! Und einen Vorteil hat sie auch. Dein Portemonnaie kann dir so schnell
niemand klauen!
 Da hast du recht!
3
 Guten Morgen!
 Guten Morgen! Möchtest du auch einen Kaffee, bevor das Meeting beginnt?
 Ja, gern!
 Hier, bitte!
 Danke! Oh, haben wir neue Kaffeetassen?
 Ja, haben wir.
 Die sehen ja richtig klasse aus!
 Schick, oder? Weißt du, woraus sie gemacht sind?
 Na, aus Porzellan … Nein, Moment. Die fühlen sich irgendwie anders an. Sind die aus Kunststoff?
 Hauptsächlich sind sie aus altem Kaffeepulver.
 Wie bitte?
 Ja, wirklich! Daraus kann man Tassen herstellen. Ich finde es super, dass unsere Firma darauf achtet,
dass Produkte ressourcenschonend hergestellt sind.
 Absolut! Heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten und ich finde, dass auch die Produzenten eine
Verantwortung haben. Tassen aus Kaffeepulver – eine coole Idee!

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4
 Hallo Tarek! Na, bist du schon beim Packen?
 Hallo Mattis! Ja, ich bin dabei. Ich hätte eine Bitte. Du hast dir doch vor kurzem diese coole Mini-
Reiseleselampe gekauft. Kann ich mir die für die nächsten zwei Wochen ausleihen?
 Hm, ich glaube das ist keine so gute Idee.
 Warum, denn?
 Sie macht leider überhaupt kein gutes Licht. Ich war ziemlich enttäuscht, denn ich wollte ja vor allem
eine Lampe, die hell leuchtet. Mir ist das aber auch erst im Urlaub aufgefallen. Sie ist zwar super
kompakt und leicht, aber das Licht alleine reicht nicht aus, um wirklich länger zu lesen. Wir mussten im
Bus immer auch die Deckenbeleuchtung anlassen. Das ist ja wohl nicht der Sinn.
 Schade! Na ja, vielleicht finde ich am Flughafen noch eine.
 Ich wünsch dir eine schöne Reise! Mach’s gut!
 Danke! Ich melde mich mal. Tschüs, Mattis!
 Alles klar! Ich freu mich!
5
 Anne, kannst du bitte das Gemüse schneiden?
 Ja, kann ich machen. Hm, hier ist ja gar kein Platz für mich.
 Du kannst meinen neuen Teilzeit-Tisch dafür verwenden.
 Deinen was?
 Du kannst aus dem Regal hinter dir einen Tisch machen. Du musst es nur nach unten klappen.
 Ach! So? Das ist wirklich mal eine clevere Idee. Damit kann man ja super Platz sparen.
 Ja, genau! Jetzt wo es mehr und mehr kleinere Wohnungen gibt, ist das eine praktische Lösung. Dadurch
ist es in der Küche nicht mehr so beengt und trotzdem habe ich einen Tisch oder eine Abstellfläche,
wenn ich sie brauche.

Von der Idee zum Produkt


 Hallo und willkommen zur ersten Episode von „Von der Idee zum Produkt“. Heute möchte ich euch die
Industriedesignerin Jessica Covi vorstellen, die für Firmen wie On Running, Frog Design, Hyundai und
Unilever gearbeitet hat und jetzt als Creative Director in der Designabteilung von BMW beschäftigt ist
und sich dort mit verschiedenen Fahrzeugprojekten beschäftigt.
Frau Covi, was ist für Sie Design?
 Design ist alles. Design ist natürlich eine Geschmacksfrage, aber Design ist auch die Antwort, was
gerade in der Kultur und auf der Welt passiert. Design antwortet darauf, was Menschen gerade
brauchen. Im Moment sind zum Beispiel im Interior Design, also bei der Inneneinrichtung, besonders
runde Formen und zarte Farben im Trend. Ich denke, das kommt daher, dass die Welt gerade sehr
hektisch ist. Die Menschen suchen nach einem Zufluchtsort, wo alles okay ist.
 Was macht für Sie ein perfektes Produkt aus?
 Ein perfektes Produkt ist intuitiv benutzbar. Man sollte nicht lange überlegen müssen, wie man es
verwendet. Hochwertige Materialien machen ebenfalls ein gutes Produkt aus. Das ist vielleicht ein
luxuriöser Anspruch, aber Designs, welche mit Liebe zum Detail entwickelt worden sind, die bewusst
und aus nachhaltigen Materialien gefertigt worden sind – das sind perfekte Produkte. Wichtig ist
außerdem, dass hohe Anforderungen an die Genauigkeit gestellt werden. Auch wenn Produkte in
Massenproduktion hergestellt werden, muss man die Liebe zum Detail sehen.
 Beschreiben Sie doch bitte, wie Sie an die Entwicklung eines neuen Produktes herangehen.

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 Die wichtigste Frage ist: „Warum braucht man dieses Produkt?“ Die Daseinsberechtigung von einem
Produkt zu hinterfragen, ist besonders heute extrem wichtig. Es gibt einfach zu viele unnütze Produkte.
Und dann starte ich mit der Recherche. Ich beginne mich zu fragen, „Wer sind die Kundinnen und
Kunden?“ und dabei ist es am besten, direkt mit ihnen zu sprechen und sie je nach Produkt nach ihren
Gewohnheiten und Erfahrungen zu fragen. Aus diesen Informationen kann ich dann ableiten, was für
das Produkt und seine Funktion wichtig ist.
 Und wie geht es dann weiter?
 Wichtig ist, dass man Skizzen anfertigt und dass man seine Ideen schnell mit dem Team bespricht. Ein
interdisziplinäres Team ist bei der Entwicklung von einem neuen Produkt besonders wichtig, denn jedes
Teammitglied betrachtet den Entwurf von einem anderen Blickwinkel. Der nächste Schritt ist, dass man
ein Modell baut. Um über Design sprechen zu können, muss das Produkt auf dem Tisch liegen und man
muss es sehen und anfassen können. Nur so kann man Probleme erkennen und schnell Lösungen finden.
 Wie wichtig ist es für Sie, die potentiellen Kundinnen und Kunden in den Designprozess einzubinden?
 Es ist absolut notwendig, dass man immer wieder Feedback einholt. Was ist der erste Eindruck bei den
Kunden? Verstehen sie die Anwendung? Funktioniert das Produkt wie geplant?
Damit Produkte erfolgreich sind, müssen wir auf die verschiedenen Lebensumstände der Kunden
eingehen und die Produkte an unsere Zielgruppen anpassen. Man braucht ein tiefes Verständnis dafür,
was gebraucht und gewünscht wird.
 Was macht Ihrer Meinung nach schlussendlich den Erfolg eines Produktes aus?
 Wenn es sich perfekt an das Leben anpasst. Produkte sind für mich erfolgreich, wenn sie einerseits hoch
funktional sind, und hier reicht es absolut, wenn sie nur eine Sache super können, und andererseits
Emotionen wecken. Wenn du dich zum Beispiel freust, wenn du in dein Auto einsteigst und dich sicher
fühlst – das ist eine gute Emotion. Und solche Emotionen sind wichtig. Das macht Produktdesign für
mich auch so spannend, weil wir Menschen die Möglichkeit geben können, sich anders zu fühlen, sich
gut zu fühlen.
 Wie wichtig ist Design Ihrer Meinung nach für den Erfolg eines Produktes?
 Nummer eins! Design ist für mich alles. Design ist, wie der Motor funktioniert. Ist er leise genug? Wie
fühlt sich das Material an? Ist die Produktion auch nachhaltig? Das muss man alles beim Designen
bedenken.
 Was ist für Sie das beste Produkt der vergangenen Jahre und warum?
 Der Mini-Cooper. Der Mini-Cooper wurde in der Energiekrise in den 1960er-Jahren entwickelt und ist
für mich ein Beispiel von sehr intelligenter Ingenieursarbeit. Er ist ungeplant zum absoluten Kultobjekt
geworden und dadurch sieht man, was gutes Design ausmacht. Es ist nicht aufdringlich und es passt sich
deinem Leben, deinem Charakter an. Deshalb ist er auch für so viele unterschiedliche Menschen das
perfekte Auto. Das ist ein gutes Beispiel, dass ein Design Emotionen weckt.
 Sie sprechen mit sehr viel Leidenschaft über dieses Auto. Haben Sie selbst auch einen Mini-Cooper?
 Ja, ich habe einen alten Mini. Es ist unbeschreiblich, wie viele Emotionen ein Produkt wecken kann.
Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich ihn zusammen mit meinem Vater gekauft habe.
 Frau Covi, vielen Dank für das Gespräch.

Mode

Mode von früher bis heute


Kleidung ist Mode. Mode ist Kleidung. Stimmt das? Nein. Mode ist mehr als nur Kleidung. Aber was genau?
Und warum hängen beide Begriffe so eng zusammen?
Ein Blick in die Geschichte:
Kleidung gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Bereits vor rund 130 000 Jahren hängten sich
Menschen zum Schutz vor Umwelteinflüssen Tierfelle um ihre Körper.

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Das hatte mit Mode noch nichts zu tun. Denn diese Kleidung war rein zweckmäßig. Sie bot Schutz vor Kälte,
Regen, Schnee oder Sonne. Aber das änderte sich schnell. Schon bald dienten Kleidungsstücke nicht mehr
nur diesem Zweck.
Mit der kulturellen und sozialen Entwicklung des Menschen, stiegen auch dessen Bedürfnisse und
Ausdrucksformen. Unterschiedliche Formen, also Schnitte, Farben und Muster früher Kleidung zeigen, dass
die einzelnen Stücke den Körper nicht nur schützen, sondern auch schmücken sollten.
Die Erfindung der Nähnadel war dabei ein wichtiger Schritt.
Dazu kommt ein weiterer Aspekt: An bestimmten Accessoires wie Schmuck oder Waffen, aber auch an der
Kleidung selbst konnte man bereits in der Antike den Status einer Person erkennen.
Die Kleidung diente also dazu, Reiche von Armen, oder Freie von Unfreien bzw. Sklaven zu unterscheiden.
Das galt in Ägypten, aber auch in der griechischen und römischen Antike. Wobei sich die Kleidung in den
Kulturen natürlich unterschied.
Die Art sich zu kleiden veränderte sich mit der jeweiligen Zeit. Jede Epoche hatte ihren eigenen Stil: das
Mittelalter, die Renaissance, der Barock, ...
Seit etwa dem 15. Jahrhundert entwickelte sich in Frankreich schließlich der Begriff „Mode“ für eine
besondere Kleidungsform, die immer ihre Aktualität betonte.
Auch Frisuren, Accessoires und das gesamte Erscheinungsbild waren damals schon von der Mode geprägt.
Lange Zeit wurde, was modern ist, durch Königshäuser vorgegeben. Sie generierten bestimmte Stile, an
denen man sich orientierte, auch über Grenzen hinweg.
Der Sonnenkönig Ludwig XIV etwa galt seiner Zeit als wichtiges Modevorbild für den gesamten europäischen
Adel.
Modische Kleidung war jedoch Luxus und dem Adel vorbehalten.
Erst mit der Industrialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts änderte sich das.
Durch Maschinenherstellung wurde aufwendigere Kleidung für immer mehr Menschen bezahlbar.
Aber erst im 20. Jahrhundert wurde Mode zu einem Kulturgut und Massenphänomen.
Durch Massenmedien, Modezeitschriften, Modeschauen und Werbung gewann die Mode nun große
Bedeutung. Sie wurde zu einem wichtigen kulturellen Faktor.
Designer und Models wurden Personen von öffentlichem Interesse.
Mode war kein Randthema für Privilegierte mehr, sondern wurde gesellschaftsfähig.
Viele wollten mit der Mode gehen und sich gut kleiden.
Exklusive Designermode verlor an Bedeutung. Aufgrund immer größerer Nachfrage ließen auch bekannte
Designer ihre Kreationen ab Mitte des 20. Jahrhunderts zunehmend in größeren Mengen industriell
fertigen – in Standardgrößen.
Die Kollektionen von Gucci, Chanel & Co. wurden so günstiger und man bekam sie nun in Kaufhäusern.
Und noch etwas änderte sich spätestens in den 1960er Jahren. Traditionell entstanden Moden und Trends in
den privilegierten Schichten. Seit den 1960ern aber ist das Gegenteil der Fall. Trends entwickelten sich in den
Jugendkulturen, sozusagen „auf der Straße“.
Die junge Generation nutzte auffällige Kleidung, um sich durch sie zu definieren und um sich von älteren
Generationen abzugrenzen.
Auch bestimmte Bewegungen wie etwa die Hippie-Bewegung brachten ihren eigenen Kleidungsstil hervor.
Diese Trends wurden häufig von Designern aufgegriffen und bearbeitet.
Durch die Art sich zu kleiden, sollten auch Überzeugungen und Ideale transportiert werden.
Insgesamt wurde die Mode seit den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts lässiger und sportlicher und
auch immer internationaler.
Während vorher stets ein sehr eindeutiger, für jede Zeit typischer Kleidungsstil herrschte, wurde dies seit
den Neunzigern aufgebrochen, sodass inzwischen die verschiedensten Kleidungsstile parallel existieren.
Die heutige Mode ist außerdem divers und vor allem schnelllebig.

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Trends verbreiten sich über das Internet rasant.


Die aktuelle Mode lässt sich von allen möglichen Stilen inspirieren und nimmt die unterschiedlichsten
Anregungen auf.
Eindeutige Modetrends gibt es nicht mehr.
Somit können die Menschen heute aus einer Vielzahl von Trends auswählen und sie individuell nach ihrem
Geschmack kombinieren.
Was tragen Sie denn gern?

Gesichter der deutsche Modebranche


1 Sie ist auch als „Queen of Less“ oder „Grande Dame“ der deutschen Mode bekannt. Der Durchbruch
gelang ihr 1976 mit dem „Zwiebellook“, verschieden kombinierbare Teile. Sie ist für ihren klaren,
dezenten Business-Stil international bekannt und möchte Frauen mit ihrer Mode Selbstbewusstsein
geben.
2 Sie hatten in den 1920er Jahren mit Fußballschuhen ihre ersten Erfolge. Nach einem Streit trennten sich
die Brüder, einer gründete die Firma Adidas, der andere die Firma Puma. Beide Firmen gehören heute zu
den größten Herstellern im Bereich Sportschuhe und Sport- sowie Freizeitmode weltweit.
3 Er gründete 1986 ein Mode- und Kosmetik-Unternehmen, das international bekannt und erfolgreich
ist. Inzwischen ist er nicht mehr für die Marke, die seinen Namen trägt, tätig, sondern präsentiert mit
seinem neuen Label „Wunderkind“ Kollektionen auf internationalen Modeschauen.
4 Sie machte modische Kleidung durch Schnittmuster zum selber nähen für viele deutsche Frauen
bezahlbar. Sie führte einen der größten deutschen Zeitschriftenverlage, der eine der international
erfolgreichsten Modezeitschriften herausgab.
5 Er modernisierte in den 1980ern als Kreativdirektor die Traditionsmarke „Chanel“. Mit seiner kreativen
und exzentrischen Art ist er zu einer Modeikone geworden, obwohl er nie Modedesign studiert hat. Er
war unter anderem auch als Fotograf aktiv und hat seine Kollektionen selbst fotografiert.
6 Sie haben ein Designmotto: „Gehe nie zu weit, aber immer weit genug.“ Seit 2000 entwerfen sie
Abendgarderobe und haben mit ihrem Sinn für besondere Stoffe, perfekte Schnitte und Details weltweit
Fans. Inzwischen gibt es von ihnen auch Business- und Freizeitmode.
7 Eher zufällig hat man sie im Alter von 17 Jahren entdeckt. Quasi über Nacht wurde sie zu einem Star in
der Branche und hat die Laufstege der Welt für sich erobert. Später machte sie auch als Schauspielerin
und Modedesignerin auf sich aufmerksam.

Kleiderordnung im Job
 „Kleider machen Leute.“ – So heißt es in einem Sprichwort. Gilt das noch in deutschen Büros? Im
Business-Talk spreche ich mit der Modeberaterin Angela Oppermann über die richtige Kleiderwahl im
Job. Schön, dass Sie heute hier sind, Frau Oppermann.
 Ja, guten Tag! Danke für die Einladung.
 Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, können mitdiskutieren. Teilen Sie im Forum zur Sendung Ihre
Erfahrungen und Ihre Meinung zu Dresscodes im Job. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.
Man sieht es immer öfter: Führungskräfte treten in der Öffentlichkeit ohne Krawatte auf oder tragen
sogar Turnschuhe. Frau Oppermann, wie passen solche Entwicklungen zum klassischen Dresscode?
 Na ja, man muss sagen, dass sich die Zeiten schon ein wenig geändert haben. In vielen Unternehmen
möchte man heute flache Hierarchien, also, dass Führungskräfte nah an den Mitarbeitenden dran sind:
Zum Beispiel duzen sich in vielen Firmen alle. Da passt es dann weniger, wenn man sich dennoch ganz
streng in dunklem Anzug, weißem Hemd und Krawatte gegenübersitzt. Insofern ist es schon zeitgemäß,
von den ganz strengen Regeln wegzugehen.
 Wie aktuell sind denn Kleiderordnungen dann überhaupt noch?

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 Dresscodes sind schon immer noch zeitgemäß, aber es kommt sehr auf die Branche an, wie sie
umgesetzt werden. In einer Bank gelten zum Beispiel viel strengere Regeln als in einer Werbeagentur,
wo man sich deutlich kreativer und lässiger kleiden kann. Auf jeden Fall kann man in den meisten
deutschen Büros im Arbeitsalltag nicht einfach das anziehen, was man will. Aber richtig streng geht es
nur in bestimmten Branchen zu.
 Warum ist so ein Dresscode hilfreich?
 Dresscodes unterscheiden sich oft für Führungskräfte und Mitarbeitende, sie bieten zum einen allen
eine klare Orientierung. Es sind Regeln, an die man sich hält. Man muss nicht lange überlegen, was
man morgens anzieht. Zum anderen, und das ist viel wichtiger, wirken diese Dresscodes nach außen.
Man vermittelt mit dem Kleidungsstil auch Werte, repräsentiert die Firmenkultur. Das ist gerade bei
Kundenkontakt sehr wichtig. Während der lockere Stil, etwa Jeans, Hemd, Turnschuhe in der Kreativ-
Branche eben für Kreativität und Innovation steht, vermittelt der Banker im dunklen Anzug mit weißem
Hemd und Krawatte Sicherheit, Beständigkeit, das Konservative. Das ist für den Kunden ein gutes
Zeichen, in beiden Fällen.
 Was sind denn so grundsätzliche Dos and Don'ts, also, was darf man, was darf man nicht?
 Fangen wir mal mit den Don’ts an: Männer sollten im Büro auf keinen Fall kurze Hosen oder Sandalen
tragen, erst recht nicht mit Socken. Auch wenn die Regeln lockerer sind. Auch Kurzarmhemden sollte
man nicht tragen. Was aber geht: Wenn man ein Hemd mit langen Ärmeln trägt, darf man diese nach
oben schieben. Das ist vielleicht ganz interessant zu erwähnen: Die hochgeschobenen Ärmel stehen für
Tatendrang, und große Motivation.
Und nun zu den Dos: Männer sollten eher dunkle gedeckte Farben wählen für den Anzug, Hosen oder
den Pullover, also dunkelblau oder grau, schwarz nicht unbedingt.
 Und bei den Damen?
 Da gibt es weniger Tabus. Frauen haben generell mehr Möglichkeiten in Sachen Kleidung und können
auch verschiedenste Farben tragen oder ihr klassisches Outfit durch ein buntes Tuch oder so beleben.
Bei ihnen gilt, dass es einen seriöseren beziehungsweise kompetenteren Eindruck macht, wenn das
Outfit nicht zu viel Haut zeigt, auch nicht, wenn es im Sommer heiß ist. Das bedeutet, Röcke sollten
immer bis zum Knie reichen, die Bluse oder das Oberteil sollte die Schultern bedecken, also längere
Ärmel haben usw. Lieber etwas mehr Stoff. Wie auch bei den Männern sind Sandalen nicht ideal.
 Sie haben vorhin kurz die Farben angesprochen. Farben werden ja ganz unterschiedlich wahrgenommen,
welche sind für die Businesskleidung gut?
 Dunkle und gedeckte Farben dominieren. Aber da gibt es Unterschiede in der Wahrnehmung. Schwarz
wirkt etwas distanzierend und streng, wir kennen die Farbe vom Pfarrer oder vom Richter.
Blautöne sind ideal, besonders dunkelblau: Das kennen wir vom Flugkapitän, auch die Polizeiuniform
hat diese Farbe. Wir nehmen sie als loyal, hilfsbereit, seriös wahr. Blau steht für ein hohes Maß an
Verantwortung, das ist eine sehr gute Businessfarbe. Grau ist wieder eher neutral.
Frauen dürfen auch auffällige Farben tragen. Aber insgesamt kann man sagen, wirken dunkle Farben
seriöser und auch durchsetzungsstärker. Und man sollte für sein Outfit nicht zu viele unterschiedliche
Farben kombinieren, maximal drei verschiedene Farben sind okay.
 Wie kann man es denn vermeiden, ins Fettnäpfchen zu treten, sich in peinliche Situationen zu bringen,
wenn man zum Beispiel neu im Job ist und es keine klaren Regeln gibt?
 Die falsche Kleidung kann einen sicher in peinliche Situationen bringen. Im Zweifelsfall sollte man sich
daher lieber etwas besser kleiden, als es erforderlich ist. Das ist weniger schlimm, als zu locker gekleidet
zu sein. Es ist gut, zu schauen, wie sehen die Kollegen aus, die in der Besprechung neben mir sitzen.
Daran sollte ich mich orientieren. Dann kann eigentlich nichts schiefgehen.

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Schönheitsideale

Gut aussehen ist (nicht) alles


Schönheit und Aussehen sind immer wieder ein großes Thema – auch in wissenschaftlichen Studien. Diese
belegen, dass viele Menschen in Deutschland mit ihrem Aussehen nicht zufrieden sind und viel dafür tun,
um ihren Körper zu perfektionieren. Wir von Radio „Onyx“ senden diese Woche ein Special zu diesem Thema
und haben dazu auch Menschen auf der Straße befragt: Das Ergebnis hören Sie jetzt.
1
 Hallo, wir machen eine Umfrage zum Thema „Schönheit“ für Radio Onyx. Darf ich Sie kurz etwas fragen?
 Ja, gerne.
 Wie wichtig ist Ihnen gutes Aussehen? Was tun Sie dafür und woher bekommen Sie Anregungen und
Tipps für Ihren persönlichen Look?
 Also, ich bin mit meinem Aussehen eigentlich ganz zufrieden. Ich gebe nicht so viel Geld für Make-up
und Kosmetik oder Mode aus. An anderen Personen schätze ich die persönliche Ausstrahlung auch viel
mehr als den Kleidungsstil, die Figur oder so. Das alles entscheidet nicht wirklich, ob ein Mensch schön
ist. Ich glaube, glückliche, gesunde Menschen sind einfach auch schön.
 Und haben Sie trotzdem ein paar Tipps und Tricks, die Sie befolgen und wenn ja, woher?
 Konkrete Schönheitstipps? Eigentlich nicht. Ich mache viel Sport, joggen, wandern, Yoga. Ich ernähre
mich gesund, trinke viel Wasser, das ist super für die Haut und den ganzen Körper. Aber ich tue das alles
nicht in erster Linie, um besser auszusehen, sondern einfach, weil mir das ein gutes Gefühl gibt. Ich bin
dadurch gesund und fit.
2
 Gutes Aussehen, wie wichtig ist das für Sie?
 Gutes Aussehen? Ja, das ist sehr wichtig für mich. Ich hoffe das sieht man meinem Körper auch an.
 Auf jeden Fall. Sie trainieren, oder?
 Ja, mehrmals in der Woche im Fitnessstudio. Sportlich sein, eine gute Figur haben, viele Muskeln – das
ist extrem wichtig für mich. Nicht nur Frauen wollen attraktiv aussehen und sind modebewusst. Tipps
und Anregungen für meinen persönlichen Look hole ich mir von Instagram, Youtube und so weiter. Da
findet man mehr als genug. Ich habe verschiedene Kanäle von Influencern abonniert, deren Stil ich mag,
oder auch von Fußballern, wie zum Beispiel den von Marco Reus: Mich interessieren Frisuren, aber vor
allem Modetipps und -trends. Aber auch Trainingsprogramme bekomme ich im Netz.
3
 Was denken Sie, ist gutes Aussehen wichtig?
 Ja. Ich bin überzeugt, dass es heute ungemein wichtig ist, wie man aussieht und wirkt. Attraktivität
führt zu mehr Erfolg, zum Beispiel im Beruf. Das liest man auch immer wieder. Ich mag meinen Körper.
Aber ich denke, jeder kann mit Make-up, Fitness, Kleidungsstil usw. noch ein bisschen nachhelfen und
seine Schönheit optimal zur Geltung bringen. Ich zum Beispiel gehe nie ungeschminkt aus dem Haus.
 Und wo informieren Sie sich und holen sich Anregungen?
 Ich verfolge die News aus der Modewelt regelmäßig, indem ich Modezeitschriften lese und auch oft
Berichte über internationale Modeevents sehe: Welche Farben sind gerade im Trend, trägt man zurzeit
lange oder kurze Röcke, Kleider etc.?
In Sachen Haar vertraue ich ganz und gar meiner Friseurin und beim Thema Haut und Make-up meiner
Kosmetikerin.
4
 Gut auszusehen, wie wichtig ist Ihnen das?
 Mhm, gute Frage. Noch vor ein paar Jahren habe ich mich nicht so viel um mein Aussehen gekümmert.
Aber heute ist das für mich wichtiger geworden. Neulich habe ich bei mir die ersten grauen Haare
entdeckt, das war zum Beispiel ein kleiner Schock mit Mitte 30 und ich wollte etwas dagegen tun.

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 Und was haben Sie gemacht?


 Ich habe eine gute Freundin gefragt, was man da tun kann. und sie hat mir etwas empfohlen: Apfelessig.
Das hilft wohl.
 Ich sehe zumindest kein graues Haar.
 Na ja, Sie schauen nur nicht genau.
Was tue ich sonst? Mhm. Eigentlich nicht so viel. Ich achte einfach auf ein gepflegtes Äußeres und auf
meine Figur. Da muss ich ein bisschen aufpassen und Sport machen, um nicht zuzunehmen. Auf jeden
Fall interessiere ich mich überhaupt nicht für Mode-Blogs und Videos und so etwas.
 Sie haben ja auch Ihre gute Freundin.
 Genau.

Castingshows
Sie hören im Radio ein Interview mit einer Persönlichkeit aus der Wissenschaft. Sie hören den Text
zweimal. Wählen Sie bei jeder Aufgabe die richtige Lösung. Lesen Sie jetzt die Aufgaben 1 bis 6. Dazu
haben Sie 90 Sekunden Zeit.
 Im Studio begrüße ich Frau Dr. Hartmann. Sie ist Medienwissenschaftlerin und beschäftigt sich mit
Castingshows. Die Wissenschaft beurteilt solche Shows im Allgemeinen kritisch. Wie denken Sie
darüber?
 Man sollte Castingshows nicht pauschal als schlecht verurteilen. Man muss sie auch wissenschaftlich
beachten, denn sie dominieren seit den 2000er Jahren die Fernsehprogramme. Die meisten Sendungen
haben Vorbilder in den USA. Viele junge Leute lieben das Format und oft sind Ereignisse der Shows das
Gesprächsthema an Schulen oder im Internet.
 Warum schauen so viele Germanys Next Top Model und andere Castingshows?
 Dort werden scheinbar normale Leute zu Stars. Wir sehen Erfolge, Misserfolge, Freude, Traurigkeit
und, wie Teilnehmende damit umgehen. Wir können uns ein Beispiel nehmen, fiebern mit unseren
Favoritinnen oder Favoriten … Alles wirkt real, und das ist faszinierend. Dabei zielt die Auswahl von
Personen, Szenen usw. darauf ab, möglichst emotional und dramatisch zu erzählen. Für Zuschauende
aber sind die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung unklar.
 Warum spricht das Konzept Jugendliche besonders an?
 Für sie sind Castingshows mehr als spannende Wettbewerbe. Denn sie befinden sich im Gegensatz
zu Erwachsenen in einer Lebensphase, in der sie sich intensiv mit ihrem Körper, ihren Zielen und
Fähigkeiten beschäftigen und ihren Weg suchen. Viele haben das Gefühl, hier etwas fürs Leben
mitzunehmen, auch wenn sie nicht Star oder Model werden wollen. Teilnehmende zeigen, dass man
etwas erreichen kann, dass es sich lohnt, für Ziele zu kämpfen … Jugendliche wollen oft so sein wie sie,
oder sich manchmal auch abgrenzen.
 Ist es nicht problematisch, wenn man z. B. dem Schönheitsideal von Germanys Next Top Model
entsprechen möchte, aber selbst keine Modelfigur hat?
 Ja, es ist ein Kritikpunkt, dass Castingshows falsche Wertvorstellungen verbreiten, bei Germanys
Next Top Model eben ein bestimmtes Schönheitsideal. Außerdem ist der Umgang der Jury mit den
Teilnehmenden umstritten, also, dass Menschen wegen ihres Aussehens oder fehlenden Talents beleidigt
werden.
Verbraucherschützer bewerten den hohen Anteil an direkter und indirekter Werbung und das
kommerzielle Interesse hinter den Shows besonders negativ.
 Und wie sehen Sie das?

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 Ich sehe die Gefahren auch. Sie gehen aber nicht nur von Castingshows aus. Gerade beim Thema
„Schönheit“ sind soziale Medien viel gefährlicher.
Man kann Medien nicht verbieten und Jugendliche nicht vor bestimmten Formaten schützen. Sie müssen
lernen, Inhalte richtig einzuschätzen, Medienkompetenz entwickeln und natürlich Selbstbewusstsein.
Eltern und Schulen sollten sie dabei unterstützen. Das passiert auch, wie Studien belegen. Denn mit
zunehmendem Alter werden Castingshows zwar gern, aber nicht unkritisch gesehen und Jugendliche
distanzieren sich vom Inhalt.
 Soweit die Zuschauerseite. Und was ist mit denen, die sich für Castingshows bewerben?
 Volljährigkeit sollte Bedingung für die Teilnehmenden sein, damit nicht etwa überambitionierte Eltern
ihre Kinder zum Mitmachen drängen. Das sollte eine bewusste persönliche Entscheidung sein.
Die meisten Kandidatinnen und Kandidaten sind nach der Laufzeit der Staffel schnell wieder aus der
Öffentlichkeit verschwunden. Für wenige aber sind solche Shows tatsächlich ein Karrieresprungbrett
und sie verdanken ihnen ihren Erfolg.

Wie spricht man r?


Im Deutschen gibt es verschiedene Varianten, das r auszusprechen. Alle Varianten sind korrekt.
In der Standardsprache wird meist ein uvulares r verwendet. Es wird im Rachen gesprochen. Das apikale r
tritt eher in Dialekten auf, zum Beispiel in Dialekten des österreichisch-bayerischen Sprachraums, im
Alemannischen oder im Ostfriesischen.
Das apikale deutsche r klingt oft weniger stark gerollt als in anderen Sprachen. Die Zahl der Schläge der
Zunge ist nicht so groß.
Man spricht also nicht r ((ein apikales r mit vielen Schlägen)), sondern r ((apikales r mit weniger Schlägen))
Das uvulare r wird ähnlich ausgesprochen wie der ach-Laut: ch. Der ach-Laut wird stimmlos gesprochen. Die
Zunge liegt hinten am Zäpfchen leicht an.
Auch beim uvularen r liegt die Zunge hinten am Zäpfchen. Im Gegensatz zum ach-Laut ist das uvulare r aber
stimmhaft. Man hört ein leichtes stimmhaftes Reiben:
r

Üben wir nun gemeinsam den Unterschied zwischen dem ach-Laut und dem uvularen r. Sprechen Sie nach:
Beachtung
auftauchen
Woche

strahlend
Realität
präsentieren

ch – r
acht – Art

hochrot
Nachricht
Rachen

Jochen strebt danach, sein Äußeres noch zu perfektionieren.

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Perfekte Körper gibt es nicht


Person 1
Ich mache mir schon recht viele Gedanken über mein Aussehen und durch die perfekten und strahlenden
Fotos online und in Magazinen kann man sich schnell unzufrieden mit dem eigenen Körper fühlen. Darum
braucht es ein grundsätzliches Umdenken – weg von der Perfektion. Mit den Trends der „Body Positivity“
und „Neutrality“ ist bestimmt ein Schritt in die richtige Richtung getan.
Person 2
Als ich dreizehn, vierzehn war, habe ich mit meinen Freundinnen viele Castingshows geschaut. Wir haben
die Shows recht unkritisch gesehen und uns an den Models orientiert. Manche von uns haben sich dadurch
zu extrem auf das Perfektionieren des Äußeren konzentriert. Den Trend der „Body Positivity“ gab es damals
noch nicht. Es ist aber gut, dass darüber heute diskutiert wird. Vielleicht hilft es Jugendlichen zu sehen, dass
es nicht den einen perfekten Körper gibt.
Person 3
Ich finde Körperpositivität richtig, aber Körperneutralität noch zentraler. Die Frage ist doch, warum wir uns
überhaupt so extrem auf unser Äußeres konzentrieren. Viel besser wäre doch ein neutraler Blick auf unseren
Körper, damit wir uns nicht vom Aussehen definieren lassen. Im Vordergrund sollten ja der Charakter und
unsere Träume und Wünsche stehen. Natürlich sollte man sich schon darum kümmern, dass der Körper
gesund ist. Aber dafür ist ja etwas Sport und eine gesunde Ernährung ausreichend.
Person 4
Ich weiß recht wenig über das Thema „Body Positivity“, da mich das Thema „Aussehen“ nicht wirklich
interessiert. Mein Sohn spricht aber manchmal darüber. Er regt sich dann auf, dass in den Medien der
Großteil der Bilder nicht der Realität entspricht und ein verzerrtes Bild des Aussehens gezeigt wird. Deshalb
findet er es gut, dass es den Trend der „Body Positivity“ gibt, um gegen das Body Shaming durch Medien zu
protestieren.

Kapitel 8: Arbeitswelt

Netzwerke(n)

Headhunter*in von Beruf


 Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, heute geht es in unserer Sendung um den Beruf des Headhunters.
Zu Gast bei uns im Studio ist Frau Koch, eine selbstständige Headhunterin. Herzlich Willkommen.
 Hallo, danke für die Einladung.
 Frau Koch, Sind das nicht gerade goldene Zeiten für Sie? In ganz Deutschland gibt es nicht genug
Fachkräfte.
 In der Tat, ja. Unternehmen in fast allen Branchen haben Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen. Ich habe
genug Aufträge.
 Erzählen Sie mal. Wie finden Unternehmen einen guten Headhunter oder eine gute Headhunterin?
 Man sollte nicht einfach irgendeinen Headhunter beauftragen. Wenn der Headhunter oder die
Headhunterin sagt: Einen Designer? - Selbstverständlich. Haben wir. Eine Führungskraft für Ihr
DAX-Unternehmen? - Kein Problem.
Dann sollte man wissen, dass das nicht funktionieren kann.
 Ja, das kann ich mir vorstellen. Wie sollte es denn idealerweise sein?
 Eine Personalvermittlungsfirma oder ein selbstständiger Headhunter sollte sich auf bestimmte Kunden
spezialisieren, z.B. den Mittelstand, und einen klaren Branchenfokus haben, z.B. Automobilbranche,
Maschinenbau und Chemieindustrie. Außerdem sollte er einen klaren Positionsfokus haben, also zum
Beispiel Fachkräfte oder aber Führungspositionen.

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 Aha, dieser klare Fokus ist wahrscheinlich wichtig, weil man sich dann in dieser Branche am besten
auskennt und die meisten Kontakte hat.
 Richtig. Aber ein klarer Fokus reicht noch nicht. Es gibt zum Beispiel Headhunter, die einfach ein
Kandidatenprofil an mehrere Unternehmen schicken und hoffen, dass sich ein Unternehmen für den
Kandidaten interessiert. Das ist sowohl für das Unternehmen als auch für den Kandidaten keine gute
Sache, denn die Wahrscheinlichkeit, dass beide Seiten wirklich gut zueinander passen, ist nicht so groß.
 Ein Headhunter muss also viel Zeit in jeden einzelnen Auftrag investieren.
 Ja, das ist wichtig, sowohl für das Unternehmen als auch für den Kandidaten. Der gibt ja eventuell eine
gute Stelle auf und dann passt er gar nicht in die neue Firma. Das darf nicht passieren.
 Verstehe. Woher wissen Sie denn, dass Ihr Kandidat / Ihre Kandidatin zu dem Unternehmen passt?
 In Gesprächen mit dem Unternehmen muss ich ein genaues Profil für den Kandidaten herausarbeiten.
Dabei geht es nicht nur um die fachliche Kompetenz, sondern auch darum, ob jemand als Persönlichkeit
zu den Vorstellungen des Unternehmens passt. Wenn ich für eine bestimmte Stelle die fachlich richtige
Person gefunden habe, muss ich herausfinden, ob sie auch menschlich zum Unternehmen passt. Sucht
das Unternehmen eine sehr empathische Person? Muss sie für eine Führungsposition geeignet sein, soll
sie besonders kommunikativ sein? Und so weiter.
 Aha. Und wie genau gehen Sie vor, wenn eine Firma die Stelle einer Führungskraft neu besetzen will?
 Ich habe natürlich ein großes, eigenes Netzwerk mit vielen Kontakten und einer Datenbank mit
Kandidaten für entsprechende Stellen. Das alles nutze ich. Wenn ich trotzdem niemanden für die zu
besetzende Stelle finde und keine Empfehlungen von meinen Kontakten bekomme, dann suche ich in
den sozialen Netzwerken, also in den Karrierenetzwerken und mache mir eine Liste mit Unternehmen,
in denen man geeignete Kandidaten finden könnte.
 Können Sie das genauer erklären?
 Das sind häufig Konkurrenzunternehmen meines Auftraggebers. Ich überlege also, in welchen
Unternehmen ich einen passenden Kandidaten / eine passende Kandidatin finden könnte. Wenn dies
nicht gelingt, suche ich auch bei Unternehmen, die in einer ähnlichen Branche tätig sind.
 Und wenn Sie solche Unternehmen gefunden haben, wie finden Sie dann bei diesen Unternehmen den
geeigneten Kandidaten?
 Viele Unternehmen haben Teamseiten auf Ihrer Webseite. Und dann suche ich natürlich in den sozialen
Medien und schaue mir die Profile ganz genau an.
 Und dann schreiben Sie die Person direkt im sozialen Netzwerk an?
 Das machen viele Headhunter so, ja. Aber ich habe mich auf höhere Positionen spezialisiert und da ist
es schon besser, wenn man persönlich anruft.
 Wie kommen Sie an die Telefonnummern?
 Da habe ich so meine Tricks.
 Frau Koch, vielen Dank für das Gespräch.
 Sehr gerne.

Zufrieden(er) im Job

Aus dem Alltag eines Coachs


 Coaching für den Beruf – viele Menschen suchen professionelle Unterstützung, wenn sie sich neu
orientieren wollen.
Bei uns ist heute der Coach Frank Goldberg. Herr Goldberg, wer kommt zu Ihnen?
 Das ist ganz unterschiedlich. Heutzutage ist es wichtiger geworden, Sinn in seiner Arbeit zu finden. Es
geht nicht nur um Geld oder Karriere. Viele werden im Berufsalltag irgendwann unzufrieden und fragen
sich, ob ihr Job sie wirklich glücklich macht. Sie denken: „Da muss doch noch mehr sein! Vielleicht muss
ich etwas ganz anderes tun.“

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 Und dann kommen Sie ins Spiel und machen aus der Managerin eine Yoga-Trainerin und aus dem Anwalt
einen Schauspieler?
 Nein. Zunächst, ich mache niemanden zu etwas anderem. Meine Aufgabe ist es, die Klienten dahin
zu führen, dass sie selbst erkennen, was sie brauchen. Danach helfe ich, dass die Personen aus den
Bedürfnissen Ziele definieren und diese Schritt für Schritt umsetzen. Coaching ist Hilfe zur Selbsthilfe.
Außerdem sind die beruflichen Veränderungen meist viel weniger spektakulär, als sie das eben
formuliert haben.
 Wie meinen Sie das?
 Ich meine, dass sich aus einem Coaching-Prozess meist keine 180 Grad-Veränderung ergibt, vom Anwalt
zum Schauspieler. Es gibt solche Fälle, aber sie sind die Ausnahme. Anfangs denken viele Klienten, sie
müssen etwas ganz anderes machen. Aber am Ende brauchen nur drei oder vier von hundert wirklich
einen anderen Beruf.
 Und die anderen 96?
 Die meisten stellen fest, dass sie nicht unzufrieden mit ihrem Beruf sind, dass sie eigentlich glücklich
sind über das, was sie tun und stolz auf ihre Erfolge sind.
 Aber trotzdem möchten sie Veränderung?
 Ja, aber in der Regel sind an diesem Wunsch die Arbeitsbedingungen schuld.
Im Coaching-Prozess stellt sich heraus, dass ein neuer Aufgabenbereich, ein anderes Projekt oder
der Wechsel der Abteilung oder Branche hilfreich sein kann. Manchmal ist auch der Schritt in die
Selbständigkeit eine gute Lösung. Das erstaunt viele Kunden.
 Hat ein Coaching immer Erfolg?
 Wenn man wirklich offen für Veränderung ist, sind die Chancen gut. Aber nicht alle Menschen finden
neue berufliche Möglichkeiten für sich. Manchen gelingt es nicht einmal, die ersten Schritte zu machen.
Sie leben lieber weiter mit der Sehnsucht nach Veränderung, weil sie Angst vor den Folgen haben.
Oft führen auch mehrere Faktoren dazu, dass Klienten zu mir kommen. Es tragen zum Beispiel auch
private oder sogar psychische Probleme zu ihrer beruflichen Unzufriedenheit bei. Da kann ich nicht
helfen.
 Was machen Sie in solchen Fällen?
 Wenn ich das im Coachingprozess bemerke, bin ich ganz offen und schicke die Klienten zu Psychologen,
die erfahren im Bereich Therapie sind. Ich selbst habe zwar Psychologie studiert, aber ich bin kein
Therapeut. Meine Kenntnisse helfen mir aber sehr, besser einzuschätzen, bei wem ein Coaching die
geeignete Maßnahme für die Probleme ist und wer andere Hilfe benötigt.
 Muss man als Coach psychologische Kenntnisse mitbringen?
 Leider nicht. Die Berufsbezeichnung "Coach" ist in Deutschland nicht geschützt. Jeder darf sich Coach
nennen, auch wenn er nur ein paar Kurse besucht hat. Das ärgert mich, denn das ist nicht ausreichend
für diese Arbeit. Es geht ja oft um Lebenskrisen und Entscheidungen. Ich finde, dass man als Coach
Psychologie-Kenntnisse braucht und eine entsprechende Ausbildung haben sollte. Für ein Coaching im
Arbeitsbereich sind außerdem Kenntnisse im Bereich Wirtschaft wichtig.
 Beraten Sie auch bei Problemen, die keinen Bezug zum Thema „Arbeitswelt“ haben?
 Nein, ich bin auf die Arbeitswelt spezialisiert. Aber ich biete nicht nur Coachings, sondern zum Beispiel
auch Supervisionen an, denn ich bin auch zertifizierter Supervisor.
 Was ist denn da der Unterschied?
 Als Supervisor berate ich vor allem Teams in Krisen- und Konfliktsituationen. Hier geht es nicht um
berufliche Entwicklung, sondern um Lösungswege für die Probleme in einem Team oder einer Abteilung
in einem Unternehmen.
 Ich stelle es mir schwer vor, für alle Probleme passende Lösungen vorzuschlagen.

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 Das muss ich auch nicht. Wie im Coaching gibt es in der Supervision keine fertigen Lösungen. Ich
begleite das Team und wir arbeiten mit verschiedenen Methoden und Gesprächstechniken, zum Beispiel
mit Rollenspielen. Es wird reflektiert, was in der Arbeit passiert. Dabei kommt konkret zur Sprache,
was schiefläuft und Probleme bereitet. Mitarbeitende und Führungskräfte sollen bei der Klärung von
Konfliktsituationen unterstützt werden.
Ziel ist es, gemeinsam einen Weg zu finden, dass die Prozesse am Arbeitsplatz gut funktionieren und
alle sich wohlfühlen.
 Das klingt gut und hilfreich, denn Teamkonflikte haben ja oft große Auswirkungen auf Arbeitsprozesse.
Vielen Dank Herr Goldberg für das interessante Gespräch.

Gleichberechtigt im Beruf?

Frauenquote ja oder nein?


 Herzlich willkommen meine Damen und Herren zu unserer heutigen Ausgabe von „Nachtgespräch“.
Unser Thema heute: „Frauenquote, ja oder nein?“
Mit meinen Gästen hier im Studio sprechen wir darüber, ob eine gesetzliche Frauenquote sinnvoll sein
kann in einer Arbeitswelt, in der weiterhin hauptsächlich Männer das Sagen haben. Begrüßen Sie mit mir
Frau Dr. Sterner, Leiterin einer Personalabteilung und Herrn Mentrić, Wirtschaftswissenschaftler.
Frau Dr. Sterner, Sie selbst haben drei Kinder und arbeiten in einem großen Unternehmen als
Personalerin. Was beobachten Sie? Sind Frauen weiterhin benachteiligt und wenn ja, wieso?
 Ja, das sind sie leider. Tatsache ist ja, dass Frauen mit Kindern es oft nicht bis in die Führungsebene
schaffen. Denn bislang bedeutet eine Führungsposition vollen Einsatz und ständige Verfügbarkeit, oft
auch abends und am Wochenende. Das können Frauen mit kleinen Kindern meist nicht schaffen. Aber
dafür würde es schon Lösungen geben: Diesen Job könnten sich z.B. zwei Personen mit einer halben
Stelle teilen. Wir probieren das bei uns im Unternehmen aus und es klappt gut.
 Warum braucht es dann eine Frauenquote, wenn es bei Ihnen auch ohne funktioniert?
 Meine Firma ist da eher ein Ausnahmefall, wir waren schon immer offen und innovativ und den
Mitarbeitenden mit Familie wird viel ermöglicht. In anderen Unternehmen sieht das leider immer noch
anders aus.
Und damit sich solche neuen Arbeitsmodelle überall durchsetzen können, wäre eine gesetzliche
Frauenquote schon sinnvoll. Dann wären Unternehmen gezwungen umzudenken. Solange Quoten
freiwillig sind, ziehen sich viele Unternehmen aus der Verantwortung und stellen keine Frauen in
Führungspositionen ein. So erreicht man sicher keine Ziele.
 Herr Mentrić, wie sehen Sie das?
 Also zuerst einmal möchte ich sagen, dass auch aus wirtschaftlicher Sicht ein Umdenken zugunsten der
Arbeitnehmerinnen gut und wichtig ist. Es muss selbstverständlich sein, dass Frauen wichtige Positionen
innehaben. Denn hier in Deutschland brauchen wir beides: Fachkräfte und Kinder. Die Gesellschaft kann
es sich weder leisten, auf Fachfrauen in der Arbeitswelt noch auf Kinder zu verzichten. Dafür brauchen
wir aber familienfreundlichere Modelle. Es sollten sowohl Frauen als auch Männer beide Aufgaben
in unserer Gesellschaft übernehmen: arbeiten und erziehen. Und das würde auch den Männern
entgegenkommen, die gerne mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen möchten. Für sie ist es oft sehr
schwierig, denn oft lässt die Unternehmenskultur es nicht zu, dass die Männer weniger arbeiten.
 Sind Sie denn auch der Meinung, dass eine gesetzliche Frauenquote der richtige Weg dahin ist?
 Nun ja, das könnte zumindest ein guter Anfang und eine Übergangslösung sein. Ob es eine Lösung für
lange Zeit ist, da bin ich mir nicht sicher.
Viele Frauen sagen ja selbst, dass eine Frauenquote diskriminierend ist: Dann hätte man das Gefühl,
man bekommt den Job nur, weil es ein Gesetz dafür gibt. Und ein kompetenter männlicher Kollege
bekommt nur wegen seines Geschlechts den Job nicht? Wäre das fair? Ich denke, wir sind uns einig, dass
insgesamt die Leistung zählen sollte und nicht das Geschlecht.

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 Was schlagen Sie denn vor?


 Es ist einfach eine komplexe Problematik, die man nicht nur mit einer Quote lösen kann. Man muss
insgesamt familienfreundliche Strukturen schaffen, sonst kann sich nicht wirklich etwas ändern. Man
müsste also flexible Arbeitszeiten ermöglichen, die Arbeit im Home Office erlauben und sicherstellen,
dass die Kinder betreut werden können. Das sind nur ein paar Beispiele, die es Eltern leichter machen
würden, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Aber wenn wir da nicht an mehreren Stellen
anpacken, bleibt es schwierig, beides zu vereinbaren.
 Ja, vielen Dank für Ihre Einschätzungen und für diesen ersten Austausch. Mich würde jetzt interessieren,
wie Sie das im Publikum sehen. Hier vorne meldet sich schon eine Dame …

Ein Jahr nicht arbeiten


Das konsonantische r wird nach Kurzvokalen und nach einem langen a schwächer gesprochen.
Man sagt also Sorge ((mit abgeschwächtem uvularen r gesprochen)), nicht Sorge ((mit normalem uvularen r
gesprochen)).
Man sagt Arbeit ((mit abgeschwächtem uvularen r gesprochen)), nicht Arbeit ((mit normalem uvularen r
gesprochen)).

Üben wir das abgeschwächte konsonantische r nun gemeinsam. Sprechen Sie nach:
Arbeitszeit
Jahr
befürchten
Durchschnitt
Charlotte hat wirtschaftliche Sorgen.
Wahrscheinlich arbeite ich ein Jahr nicht.

Oft wird das abgeschwächte r auch vokalisch realisiert oder nach langem a weggelassen.
Sprechen Sie dieselben Wörter und Sätze nun mit einem vokalischen r und lassen Sie das r nach
langem a weg.
Arbeitszeit
Jahr
befürchten
Durchschnitt
Charlotte hat wirtschaftliche Sorgen.
Wahrscheinlich arbeite ich ein Jahr nicht.

Gerecht aufgeteilt
Nach der Geburt von unserer Tochter Laura haben meine Partnerin und ich uns zuerst die Elternzeit gerecht
aufgeteilt. Jeder hat sechs Monate daheim verbracht. Danach haben wir problemlos einen Betreuungsplatz in
der Kita bekommen. Wir haben beide unsere Stunden reduziert. So hat jeder Zeit für Laura. Unsere Firmen
sind glücklicherweise sehr familienfreundlich strukturiert. In unserem Freundeskreis haben nicht alle so viel
Glück. Für manche Frauen ist es schwierig, in den Job zurückzukehren und manche Betriebe sehen es nicht
gern, wenn auch Väter Elternzeit nehmen. Da herrschen manchmal noch alte Rollenbilder. Und in manchen
Orten fehlt es auch an ausreichend Betreuungsplätzen.

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Kapitel 9: Kunst und Kultur

Subkultur

Porträt Subkultur München


1 Ich finde, dass es in München schon ganz tolle Projekte gibt, abseits der traditionellen kulturellen
Angebote, z. B. Wannda. Wannda ist ein Verein, der 2012 von sieben Mitgliedern gegründet wurde.
Einige davon kennen sich schon seit der Schulzeit. Und natürlich unterstützen viele freiwillige
Helferinnen und Helfer das Projekt. Der selbst finanzierte Verein folgt dem Grundsatz: „Wenn nicht jetzt,
wann dann?“ Und das passt auch gut zum räumlichen Konzept. Wannda macht an wechselnden Orten in
München ungenutzte Flächen zur Bühne. In (Zirkus)zelten und anderen Bauten kann man Theater, Tanz,
Musik und vieles mehr erleben.
Hier treffen sich Menschen, um ihre Träume zu verwirklichen. Das spürt man sofort und mir gefällt die
Atmosphäre unglaublich gut. Ich habe das Gefühl, dass die Kreativen sich hier richtig ausleben und ihren
Talenten nachgehen können. Und diese Leidenschaft überträgt sich automatisch auf die Besucherinnen
und Besucher – auch auf mich. Obwohl ich sonst eigentlich nicht ins Theater oder auf Konzerte gehe.
Wannda ist definitiv eines meiner Lieblingsprojekte.
2 Bei meinem Lieblingsort handelt es sich um das Werksviertel, das ist ein total spannendes Projekt in
München.
Hier entsteht nämlich ein Viertel, das Wohnungen, Büroräume, einen Konzertsaal, eine Grundschule,
Sportstätten, Hotels und Restaurants auf einer Fläche von 39 Hektar zusammenbringt. Das
Faszinierende daran ist das Zusammenspiel von Architektur, Gebäudenutzung, Grünflächen und den
Menschen. In München spricht man auch vom „Zukunftsviertel“.
Und in diesem Viertel befindet sich das Container Collective – eine kleine temporäre Stadt in der Stadt:
eine Pop-up-Stadt sozusagen! Auf ca. 500 Quadratmetern Fläche findet man 27 Schiffscontainer, die im
normalen Betrieb nicht mehr zum Einsatz kommen und die für dieses Projekt umfunktioniert wurden.
Die Container stehen nebeneinander und übereinander. 15 Projekte bieten hier ein vielfältiges kulturelles
Angebot: eine Fahrradwerkstatt, einen nichtkommerziellen Radiosender, einen Verein für Rentnerinnen
und Rentner, die Unterstützung brauchen, eine Friseurwerkstatt, eine Galerie, die sich hauptsächlich auf
Street Art und Urban Art konzentriert, Designershops und Beratungszentren und unterschiedliche Cafés
und Bars. Genau wegen dieser Vielfalt komme ich so gerne hierher.
3 Ich muss gestehen, dass ich die Subkulturszene in München noch nicht so gut kenne, weil ich noch nicht
so lange hier lebe. Aber ich habe schon ein paar Tipps bekommen. Und als allererstes möchte ich gerne
zum Giesinger Grünspitz gehen.
Die Fläche wurde früher von einem Autohändler genutzt, seit 2014 ist sie öffentlich. Auf ungefähr 2.000
Quadratmetern ist seitdem eine riesige Grünfläche für ein ganz tolles Gemeinschaftsprojekt entstanden,
mit einem Gemeinschaftsgarten und einem Spielplatz aus recyceltem Material. Ein Platz für alle, heißt es
auf der Webseite.
Der Verein, der hinter dem Projekt steht, heißt Green City e.V. Er wurde 1990 gegründet und ist heute
eine der größten Umweltorganisationen in München.
Die Mitglieder und Helfer verfolgen das Ziel, München „grüner“ zu machen. Aber nicht nur das. Ich habe
gehört, dass dort auch tolle Veranstaltungen organisiert werden, wie z.B. Filmabende, Lesungen und
Konzerte. Auf jeden Fall würde ich diesen Ort sehr gerne mal besuchen, allein schon wegen der vielen
alten Bäume, die auf dem Gelände sein sollen.

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Die documenta in Kassel

Ist das Kunst?


Wenn in Kassel die documenta stattfindet, dann ist die Stadt im Ausnahmezustand. Hunderttausende von
Besucherinnen und Besuchern strömen durch die Innenstadt, bringen internationales Flair nach Kassel
und bewundern die vielen Kunstwerke in den Innen- und Außenbereichen. Wie finden aber die Kassler
Bürgerinnen und Bürger die Kunstwerke in ihrer Stadt, die vorübergehend das Stadtbild verändern oder
permanent bleiben? Wir haben in Kassel nachgefragt.
Person 1
 Also ich finde die documenta richtig toll, die Atmosphäre während dieser 100 Tage ist einfach
einzigartig. Aber bei den Kunstwerken bin ich geteilter Meinung. Einige gefallen mir sehr gut, bei
anderen verstehe ich ganz ehrlich gesagt den Sinn dahinter nicht.
 Haben Sie da ein Beispiel?
 Ja, zum Beispiel der vertikale Erdkilometer am Friedrichsplatz. Sie müssen sich vorstellen: Als der für
die documenta 6 installiert wurde, war hier wochenlang alles abgesperrt, alles wurde aufgebohrt. Nur,
um ein 1 Kilometer tiefes Loch in der Erde zu haben. Dort wurde dann eine Konstruktion aus vielen
kurzen Messingstäben eingeführt. Und was das für ein Lärm war! Da haben sich viele Leute beschwert.
Meines Erachtens stand das überhaupt nicht im Verhältnis zum Ergebnis. Jetzt sieht man da nur einen
kleinen Kreis aus Messing. Ich kann immer noch nicht ganz nachvollziehen, was das soll.
Person 2
 Ich verspreche mir jedes Mal etwas Neues und Innovatives von der documenta. Und bisher wurde ich
noch nie enttäuscht. Natürlich freue ich mich auch, dass so viele Kunstwerke in der Stadt bleiben. Denn
viele davon sind auch ein politisches Statement und das ist wichtig für unsere Gesellschaft. Ich denke da
zum Beispiel an „Die Fremden“ – eine Personengruppe unterschiedlicher Herkunftsländer, die auf dem
Roten Palais steht. Sie sind ein Symbol für soziale Isolation. Sie beobachten die Stadt, sind aber nicht
in das Stadtgeschehen integriert. Und ich bin der Meinung, dass das in der heutigen Zeit eine wichtige
Botschaft ist.
 Und was sagen Sie zum Erdkilometer?
 Ich finde das Kunstwerk eigentlich ganz interessant. Ich stelle mir immer vor, dass man nur den Beginn
von etwas sieht. Und man muss sozusagen selbst überlegen, wo das Kunstwerk endet. Das ist zumindest
meine Interpretation. Es regt meine Gedanken und Gefühle an. Genau das ist meiner Ansicht nach die
Aufgabe von Kunst. Deshalb finde ich, dass es ein gelungenes Kunstwerk ist.
Person 3
 Ich muss gestehen, dass mein Mann und ich nicht so gerne in Museen gehen. Aber während der
documenta sind wir natürlich neugierig, was hier in unserer Stadt passiert. Und wir sehen uns immer
alle Außenkunstwerke an. Manchmal sind da ja auch schöne Sachen dabei. Aber teilweise finde ich
es überraschend, was uns als Kunst verkauft wird. Es gab zum Beispiel einmal ein paar Erdhügel hier
mitten in der Stadt in der Karlsaue. „Do nothing garden“ hieß das Projekt, glaube ich. Und wenn ich
mich recht erinnere, wurde das im Rahmen der Ausstellung von 2012 erbaut. Der Künstler hat aus
Abfallprodukten einen Gartenhügel gebaut. Ganz ehrlich, da dachte ich: Das kann ich auch. Also mit
Kunst hat das für mich wenig zu tun.
 Was erwarten Sie sich denn von Kunst?
 Ich stehe auf dem Standpunkt, dass Kunst schön sein muss. Ich will einfach, dass mir etwas wegen
der Farben, Formen und Motive gefällt. Das erwarte ich von einem Kunstwerk. Ich habe da keinen
gesellschaftlichen oder politischen Anspruch. Und wenn man als Publikum erst nach einer Bedeutung
suchen muss, dann ist es für mich keine Kunst. Vielleicht bin ich da auch einfach zu altmodisch.

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UNESCO Kulturerbe Deutschland

Museumsinsel Berlin
Die Museumsinsel befindet sich im Norden der Spreeinsel und gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten
Berlins. Seit 1999 gehört sie zum UNESCO Weltkulturerbe. König Friedrich Wilhelm III ordnete im Jahr 1810
an, dass eine Kunstsammlung angelegt wird, die für alle Menschen offensteht. Im Jahr 1830 wurde das Alte
Museum nach sieben Jahren Bauzeit eröffnet und in den folgenden 100 Jahren kamen noch vier weitere
Museen dazu. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Museen unterschiedlich stark zerstört und nach dem Krieg
restauriert.
Heute bestaunen mehr als drei Millionen Besucher jährlich die Sammlungen in den Museen, die von der
Prähistorie über die Antike bis hin zur Kunst des 19. Jahrhunderts reichen.
Das Bode-Museum an der Nordspitze der Museumsinsel wurde als viertes Museum 1897 bis 1904 durch
Ernst Eberhard von Ihne im Neobarockstil erbaut.
Dort werden eine Skulpturensammlung vom Mittelalter bis um das Jahr 1800, sowie Kunstwerke aus Byzanz
und Schätze des Münzkabinetts präsentiert.
Das meistbesuchte Museum Berlins ist das Pergamonmuseum. Es wurde von Alfred Messe von 1910 bis 1930
erbaut und ist das letzte Museum, das gebaut wurde.
Zu sehen sind dort archäologische Funde, wie zum Beispiel der Pergamonaltar oder das Ischtar-Tor aus
Babylon.
Die Alte Nationalgalerie ist das dritte Museum, das auf der Spreeinsel eröffnet wurde. Es sieht aus wie ein
antiker Tempel. Der Architekt Friedrich August Stüler hat das Gebäude nach dem Vorbild der Akropolis von
Athen entworfen. Im Jahr 1876 wurde die Alte Nationalgalerie eröffnet.
Früher wie heute werden Gemälde und Skulpturen des 19. Jahrhunderts gezeigt.
Es sind zum Beispiel Werke von Caspar David Friedrich, Karl Friedrich Schinkel, Édouard Manet, Claude
Monet, Auguste Renoir und Max Liebermann zu sehen.
Das Neue Museum wurde als zweites Museum auf der Insel zwischen 1843 und 1855 unter der Leitung von
Friedrich August Stüler erbaut. Das Museum wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und blieb für
lange Zeit eine Ruine.
Im Jahr 2009 wurde das Museum wiedereröffnet.
Zu besichtigen sind heute Ausstellungstücke des Ägyptischen Museums, der Papyrussammlung, des Museums
für Vor- und Frühgeschichte sowie der Antikensammlung.
Absoluter Publikumsmagnet ist die Büste der Nofretete.
Das Alte Museum war nicht nur das erste Museum auf der Museumsinsel, sondern auch das erste Museum in
ganz Preußen.
Es wurde von Baumeister Karl Friedrich Schinkel im klassizistischen Stil entworfen.
Dort befindet sich das Münzkabinett und die Antikensammlung mit Schwerpunkt auf der Kunst des antiken
Griechenlands. Außerdem befindet sich dort die größte Sammlung etruskischer Kunst außerhalb Italiens.
Es befindet sich noch ein weiteres Gebäude auf der Museumsinsel, die James-Simon-Galerie, das neue
Eingangsgebäude, das im Juli 2019 eröffnet wurde.
Dort kann man sich über die Museen informieren, Tickets kaufen, im Museumsshop einkaufen und sich im
Restaurant stärken. Außerdem gibt es viel Platz für Sonderausstellungen.

© Goethe-Institut e.V. 50
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Unversehrte Gemälde
Im Deutschen gibt es vier verschiedene e-Laute. Das lange [e:], das lange [ɛ:], das kurze [ɛ] und das
e-Schwa [ə].
Bei der Aussprache der e-Laute ist die Qualität der Vokale besonders wichtig. Die langen Vokale werden mit
viel Spannung, die kurzen mit wenig Spannung gesprochen. Schauen wir uns die einzelnen Laute genauer an.
Langes [e:]: Beim langen e ist der Mund halb geschlossen und die Lippen sind nicht rund. Die Lippen und die
Zunge sind gespannt. Die Zungenspitze liegt unten an den vorderen Schneidezähnen: [e:], Idee, Museum
Langes [ɛ:]: Beim langen ä ist der Mund deutlich weiter geöffnet. Die Lippen und die Zunge sind ebenfalls
gespannt und die Zungenspitze liegt unten an den Schneidezähnen: [ɛ:], jährlich, prähistorisch
Kurzes [ɛ]: Beim kurzen ä ist der Mund leicht geöffnet, Lippen und Zunge sind locker und entspannt. Die
Zunge liegt unten an den Schneidezähnen: [ɛ], Werk, vollständig.
e-Schwa [ə]: Beim e-Schwa handelt es sich um einen Zentralvokal. Die Zunge ist halbhoch und in der Mitte.
Der Mund ist leicht geöffnet, aber nicht gerundet oder gespannt. Der Laut wird sehr kurz gesprochen. Er ist
außerdem immer unbetont: [ə], gegründet, Antike

e ((lang gesprochen))
Idee
Museum
sehr

ä ((lang gesprochen))
jährlich
prähistorisch
europäisch

e/ä [ɛ]
vollständig
Festung
wertvoll

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gegründet
Antike
Titel

bestehen
gefährdet
präsentieren
Welterbestätte

Weltkulturstätten in Berlin
 Hi Emma, was machst du gerade?
 Ich lese gerade einen Artikel über die UNESCO-Welterbestätten in Berlin und Umgebung. Ich habe nicht
gewusst, dass die Museumsinsel zu den ausgewählten Bauten der UNESCO gehört.

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 Das wusste ich auch nicht. Was gehört noch so zum Weltkulturerbe hier?
 Die Gartenstadt Falkenberg und das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin zum Beispiel. Das Reservat
hat eine Fläche von 90.000 Fußballfeldern und ist eines der größten geschlossenen Waldgebiete in
Deutschland. Viele Pflanzen- und Tierarten leben dort und man kann schön wandern und entspannen.
Warst du schon mal dort?
 Nee, noch nie. Sollen wir mal hin? Klingt echt nett.
 Ja, gern. Vielleicht nächstes Wochenende? Es wird ja sehr warm und hier steht, dass es mitten im
Reservat auch einen See gibt. Das ist doch mal eine gute Abwechslung, denn sonst sind wir ja meistens
an der Spree.
 Stimmt. Ist es weit weg? Kommt man da leicht hin?
 Ja, von Berlin Mitte kommt man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln recht bequem in einer Stunde hin,
ohne Umsteigen. Vom Bahnhof muss man dann nur noch zehn Minuten zu Fuß gehen.
 Okay. Dann machen wir nächstes Wochenende einen Ausflug. Ich freue mich schon.

Kapitel 10: Gefühle und Sinne

Unsere Sinne

Sinne, Gefühle und unser Handeln


Sie hören einen kurzen Vortrag. Die Rednerin spricht über das Thema „Unsere Sinne, Gefühle und unser
Handeln“.
Sie hören den Text zweimal. Wählen Sie bei jeder Aufgabe die richtige Lösung.
Lesen Sie jetzt die Aufgaben 1 bis 8. Dazu haben Sie 90 Sekunden Zeit.
Herzlich willkommen, meine sehr verehrten Damen und Herren, zu meinem Vortrag „Studien zur Verbindung
zwischen unseren Sinnen, Gefühlen und unserem Handeln“. Ich bin Anita Heinrichs von der Universität
Leipzig.
Kennen Sie das? Sie riechen den Duft von einem Apfelkuchen, und plötzlich erscheint es Ihnen, als ob
Sie wieder bei Ihrer Oma wären, die immer Apfelkuchen gebacken hat. Die Erinnerung löst ein positives
Gefühl aus. Genauso können unangenehme Gerüche negative Gefühle wecken. Doch stellen Sie sich vor,
Sie könnten gar nicht mehr riechen. Dann könnten sie auch kaum noch etwas schmecken und das Essen
nicht mehr genießen. Die Wirkung des Geschmacks auf unser Wohlbefinden darf man nicht unterschätzen.
Schlimmstenfalls würde man depressiv.
Das liegt daran, dass Sinnesreize im limbischen System verarbeitet werden. Dieser Bereich des Gehirns
ist für die Steuerung von Gefühlen und Erinnerungen zuständig. Hier wird entschieden, ob eine
Sinneswahrnehmung angenehm oder unangenehm, wichtig oder unwichtig ist. Das löst dann entsprechende
Emotionen und Körperreaktionen aus.
Lassen Sie mich ein Beispiel aus der Wissenschaft geben: In einem Experiment im Schlaflabor hatten
Testpersonen, die Orangenduft riechen durften, alle angenehme Träume, während ein unangenehmer Geruch
bei allen Testpersonen für sehr schlechte Träume sorgte.
In einem anderen Experiment konnte man zeigen, welche körperlichen Reaktionen ein Sinnesreiz im
Bruchteil einer Sekunde auslösen kann. Man ließ Testpersonen eine Stinksuppe riechen. Der Geruch sorgte
nicht nur für extremen Ekel, die Testpersonen hatten auch das Gefühl, sie bekämen keine Luft. Ihr Herz raste
und nach wenigen Sekunden versuchten sie zu fliehen.
Aber lassen Sie mich nun von einem angenehmen Experiment berichten. Forscher haben Fitnessgeräte so
umgebaut, dass die Testpersonen der Versuchsgruppe beim Training gleichzeitig Klänge erzeugten. Das
Tempo der erzeugten Musik stieg mit dem Tempo der Bewegungen.
Im Gegensatz zur Vergleichsgruppe, die an normalen Fitnessgeräten trainierte und nebenbei Musik hörte,
erzielten die Testpersonen an den musikmachenden Geräten viel bessere Ergebnisse bei der Kraft und
Ausdauer. Die Muskeln benötigten weniger Energie und konnten sich in den Pausen schneller entspannen.
Auch hielt die gute Stimmung der Testpersonen viel länger an.

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Dass Gerüche und Klänge Emotionen auslösen können, wird heute im Marketing genutzt. Hersteller
versuchen, durch Gerüche und Geräusche den Eindruck zu erwecken, dass es sich zum Beispiel um ein
hochwertiges Produkt handelt. Dazu müssen sie ihre Zielgruppe gut kennen, denn es ist sehr individuell,
wie wir Gerüche oder Geräusche wahrnehmen. Hat man den perfekten Geruch und das perfekte Geräusch
gefunden, kann man Kunden manchmal sogar über Generationen an sich binden.
Zusammenfassend kann ich sagen: Unsere Sinne haben einen starken Einfluss auf unsere Gefühle und unser
Handeln. Wir können unsere Gefühle aktiv beeinflussen, indem wir aufmerksamer unsere Sinneseindrücke
und die damit verbundenen Gefühle beobachten. Und indem wir uns vermehrt den Sinnesreizen aussetzen,
die unsere Emotionen und unser Handeln positiv beeinflussen.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren.

Die 3 ist dunkelblau.


Carolin
Ich bin Carolin und ich bin Synästhetikerin. In meinem Fall bedeutet das, dass Töne eine bestimmte Farbe
haben. Wenn ich zum Beispiel Vogelgezwitscher höre, dann sehe ich gleichzeitig Dreiecke in verschiedenen
Größen und in verschiedenen rosa und gelben Farbtönen. Schön sieht das aus. Leider haben nicht alle
Töne und Geräusche angenehme Farben und Formen. Besonders gut kann ich die Farben sehen, wenn ich
die Augen schließe. Ich bin froh über meine besondere Wahrnehmung. Ich liebe Musik und spiele auch
selbst mehrere Musikinstrumente. Ich habe als Kind mit der Geige begonnen. Meine Lehrerin hat mir die
Musikstücke vorgespielt und ich hatte dabei die Melodie als Farben im Kopf. Beim Üben hatte ich die Farben
sozusagen als zusätzliche Kontrolle. Wenn ich den Ton nicht richtig getroffen habe, stimmte auch die Farbe
nicht. Das hat mir sehr geholfen. Aber auch Berührungen und Schmerz haben eigene Farben. Kratze ich
mich zum Beispiel am Kopf, sehe ich eine Mischung aus roten und lila gezackten Linien. Im Alltag habe ich
mittlerweile gelernt, wie ich diese zusätzliche Sinneswahrnehmung weniger stark wahrnehmen kann. Ich
kann sie ganz gut kontrollieren. Mit meiner Synästhesie kann ich also gut umgehen und sie ist für mich
persönlich im Großen und Ganzen eine Bereicherung.
Norbert
Hallo, ich bin Norbert und kann Farben schmecken. Die Farbe Blau? Schmeckt salzig. Gelb? Sauer. Nein,
ich meine damit keine Assoziationen. Die hat natürlich jeder Mensch. Eine Zitrone ist gelb und sauer. Aber
wenn ich die Farbe Gelb sehe, schmecke ich etwas Saures. Als ob ich wirklich etwas Saures im Mund hätte.
Als Kind habe ich mich nicht getraut, über meine Wahrnehmungen zu sprechen. Ich wollte nicht auffallen,
nicht anders sein. Ich erinnere mich gut, wie meine Cousins mich ausgelacht haben, als ich ihnen sagte,
dass ihre roten Pullover nach Erdbeeren schmecken. Sie haben gesagt, dass ich verrückt bin. Mittlerweile
weiß ich, dass ich nicht verrückt oder krank bin und dass ich damit nicht allein bin. Meine Frau ist auch
Synästhetikerin.
Frederike
Mein Name ist Frederike und für mich haben Zahlen und Buchstaben bestimmte Farben. Das K ist zum
Beispiel dunkelblau und das L hellgelb und so weiter. Außerdem lösen Geräusche bei mir bestimmte Gefühle
aus. Die können angenehm sein, wie das Streicheln auf der Haut, wenn ich das Rauschen des Meeres
höre, aber auch sehr unangenehme Gefühle bei lauten Geräuschen, die sich anfühlen können wie Stiche
mit der Nadel oder ein Schlag in den Bauch. Lange Zeit wusste ich gar nicht, dass das nicht normal ist.
Erst mit elf Jahren fand eine Lehrerin von mir heraus, dass ich Synästhetikerin bin. Ich konnte mir lange
Zahlenkombinationen sehr gut merken und war allgemein in Mathematik sehr gut, weil mir die Farben
geholfen haben, mir die Zahlenkombinationen oder auch das Einmaleins zu merken. Wenn ich diese Lehrerin
nicht gehabt hätte, hätte ich noch länger nichts von meiner besonderen Wahrnehmung gewusst, vielleicht bis
heute nicht. Insgesamt geht es mir sehr gut mit meiner Synästhesie. Sie hilft mir in vielen Bereichen meines
Lebens, aber es gibt auch Nachteile, von den unangenehmen Gefühlen mal ganz abgesehen. Da fällt mir ein
Erlebnis aus meiner Jugend ein. Ich lebte damals auf dem Land, da gibt es keine U- oder S- Bahnen. Als ich
das erste Mal in München war und mit der U-Bahn fahren wollte, hat mich der U-Bahnfahrplan sehr verwirrt,
weil die U3 dort Orange eingezeichnet war, in meinem Kopf hat die Drei aber die Farbe dunkelblau. Die blaue
Linie im Plan wiederum gehörte der U6. In solchen Fällen brauche ich viel länger als andere Menschen, um
mich zurechtzufinden.

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Bewegung und Gefühle

Gefühle beim Sport


1 In meinem Umkreis war niemand besonders sportlich, also weder meine Eltern noch meine Geschwister.
Und deshalb habe ich meine ersten Erfahrungen mit Sport erst in der Schule gemacht. Ich habe leider
keine besonders positiven Erinnerungen daran. Wir haben immer das gleiche gespielt. Und ich bin
nie besser geworden, weil meine Lehrerin nicht gut erklären konnte. Auch heute spielen Sport und
Bewegung keine große Rolle in meinem Leben.
2 Irgendwie habe ich schon immer das Risiko geliebt, auch beim Sport. Vor einem Jahr habe ich zum
ersten Mal Base Jumping ausprobiert und das ist echt ein unbeschreibliches Gefühl: Von ganz weit oben
zu springen und zu fliegen. Meine Freunde halten mich für verrückt, aber ich bin fast süchtig danach.
Wahrscheinlich, weil mein Körper so viele Hormone dabei ausschüttet. Das ist echt Adrenalin pur!
3 Für unseren Sohn ist die gemeinsame Zeit mit dem Pferd viel mehr als nur ein Freizeitprogramm. Tim
hat eine leichte geistige Behinderung und man sieht richtig, wie gut ihm die Reittherapie tut. Er bewegt
sich mittlerweile viel sicherer und hat jetzt viel mehr Selbstvertrauen. Wenn ich sehe, wie selbstbewusst
er mit dem Pferd umgeht, macht mich das richtig stolz. Die Freundschaft zu seinem Pferd gibt ihm
Vertrauen und macht ihn viel entspannter. Toll ist auch, dass er sich so gut in die Gruppe integriert hat
und so viel Spaß mit den anderen hat.
4 Nach dem Tod meines Bruders war ich traurig, wütend und verzweifelt. Ich wusste einfach nicht, wie
es weitergehen sollte. Im Lauftraining habe ich dann wieder Kraft gefunden. Dadurch habe ich erst
gemerkt, dass die psychische Belastung auch extrem starke Auswirkungen auf meinen Körper hatte.
Durch das tägliche Training bin ich entspannter geworden. Ich habe Tag für Tag gemerkt, wie es mir
körperlich besser ging.

Wie war Ihr Sportunterricht?


Viele Menschen haben eher nicht so positive Erfahrungen im Sportunterricht gemacht. Wie war das bei
Ihnen? Wir stehen hier in der Kölner Innenstadt und fragen die Menschen, welche Erlebnisse sie mit
Schulsport in Verbindung bringen.
Person 1
Wenn ich an Schulsport denke, fallen mir eigentlich am ehesten die Schulturniere ein. In meiner Schule war
es so üblich, dass am Ende des Schuljahres alle Klassen gegeneinander gespielt haben. Ich war eigentlich
recht gut im Sportunterricht, aber bei so offizielleren Veranstaltungen fühlte ich mich immer unter Druck
gesetzt. Ich wurde unglaublich nervös. Aber ich kann mich noch erinnern, dass mein Lehrer mich zur Seite
genommen hat und mich beruhigt und mir Mut gemacht hat. Das war für mich sehr wertvoll.
Person 2
Ich war eigentlich schon immer sportlich und habe in meiner Freizeit Volleyball im Verein gespielt. Trotzdem
gab es auch für mich unangenehme Situationen im Sportunterricht, z.B. wenn es um die Gruppeneinteilung
ging. Ich fand es furchtbar, wenn zwei Schülerinnen sich ihre Teams aussuchen durften und niemand die
schlechten Schülerinnen bei sich im Team wollte. Das tat mir jedes Mal schrecklich leid. Mein Sohn erzählt
mir aber, dass sein Sportlehrer da nicht mehr so altmodische Methoden verwendet. Zum Glück, denn mit
solchen Methoden kann man jedem den Spaß am Sportunterricht verderben.
Person 3
Ich habe viele gute Erfahrungen im Sportunterricht gemacht, obwohl ich sogar relativ unsportlich bin. Das
lag vor allem an meinem Sportlehrer. Wir haben sehr viele unterschiedliche Spiele ausprobiert, in denen
jeder mal gut oder schlecht war. Einmal zum Beispiel hat er die Anleitungen auf Englisch gegeben. Und da
ich Englisch gut kann, hatte ich als erstes verstanden, was wir tun sollten. Ich war in dieser Übung der Beste.
Das hat mich richtig stolz gemacht. So stelle ich mir den perfekten Sportunterricht vor.

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Person 4
Ich hatte einmal eine Sportverletzung. Da habe ich den Basketball direkt ins Gesicht bekommen. Danach war
mir richtig schlecht und außerdem war meine Brille verbogen. Ich kann mich noch erinnern, dass die anderen
alle gelacht haben und dass mich das wirklich gekränkt hat. Von der Reaktion meiner Sportlehrerin war ich
auch ziemlich enttäuscht. Sie hat so getan, als ob nichts passiert wäre.
Person 5
Ich mochte Sport eigentlich sehr gerne. Doch beim Schulsport habe ich mich irgendwie immer unwohl
gefühlt. Wir haben leider oft Sportarten gemacht, in denen ich nicht besonders gut war. Ich konnte zwar
schnell laufen, aber im Fangen und Werfen war ich nicht so gut. Meinem Selbstbewusstsein hat der
Sportunterricht jedenfalls nicht gut getan. Auch, weil ich sowieso schon ziemlich schüchtern war.

Storytelling

Das ist halt so.


 Hi Aline, hi Annika, ist hier noch frei?
 Hallo Markus. Das ist aber schön, dich mal in der Kantine zu sehen. Setz dich. Danke für die Links zu den
Videos, die du mir gestern geschickt hast. Die sind echt witzig.
 Von welchen Videos redet ihr denn?
 Ich habe ihr ein paar lustige Werbefilme geschickt.
 Werbung ist doch total langweilig und nervig.
 Meistens nervt mich Werbung auch, besonders im Internet oder in den Apps auf dem Handy. Aber wenn
man Apps kostenlos nutzen will, muss man halt mit der Werbung leben.
 Ja, man kann ihr eh nicht ganz aus dem Weg gehen. Außerdem gibt es gute und schlechte Werbung,
finde ich. Ich mag es zum Beispiel gar nicht, wenn Werbung laut und knallbunt ist und nur irgendwelche
dummen Sprüche enthält.
 Sag ich ja. Manchmal kann man eine App wegen der vielen Werbung gar nicht richtig benutzen. Das ist
vielleicht ein Mist!
 Aber manchmal gibt es auch richtig gute Werbung, Annika. Du hast doch sicher auch schon mal Werbung
gesehen, die dich zum Lachen gebracht hat oder die eine gute Geschichte erzählt hat, oder?
 Hm, ja stimmt. Ich erinnere mich noch gut an ein Video von Greenpeace. In dem Video ging es um
Palmöl.
 Meinst du das Video mit dem kleinen Affen und dem kleinen Mädchen?
 Ja, genau. Ich gebe zu, dass mich der Film sehr berührt hat und jetzt achte ich mehr darauf, wo überall
Palmöl drin ist.
 Da hat der Film also etwas bewirkt.
 Das schon, aber es war ja auch keine Werbung für ein Produkt oder eine Marke.
 Ich wette, wenn eine Geschichte gut gemacht ist, lässt du dich auch davon beeinflussen. Das merkst du
nur nicht. Ich schicke dir gleich ein paar Links zu richtig guten Werbespots.
 Ja, schick mir die mal. Sagt mal, wann fängt eigentlich das Meeting mit Herrn Winter an?
 Um 13:30 Uhr.
 Oh, das ist ja schon gleich.
 Ja, wir müssen uns ein bisschen beeilen.

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Abstrakte Fakten
Um Konsonantenverbindungen wie kt zu üben, ist es am besten, diese zuerst langsam zu sprechen und
die einzelnen Konsonanten deutlich auszusprechen. Bei der Verbindung von kt muss die Hinterzunge vom
Gaumen gelöst und die Zungenspitze fast gleichzeitig hinter die oberen Schneidezähne bewegt werden.
Üben wir gemeinsam:
k–t
kt

Fakt
beeindruckt
liegt

bewölkt
verfolgt
verkalkt

Markt
wirkt
sorgt

denkt
Punkt
schwankt

Mit dem Werbespot wird das Ziel verfolgt, die Kunden direkt an das Produkt zu binden.

Ohne Werbung gelingt es kaum, auf dem Markt bemerkt zu werden.

Kapitel 11: Reisen

Fernweh

Warum Menschen reisen


 Bei Temperaturen um die null Grad und Regen träumen gerade alle von Urlaub und wollen einfach nur
weg. Aber nicht nur bei schlechtem Wetter ist das so: Warum reisen wir so gern? Diese Frage möchte
ich heute mit Prof. Herbert Frischmann diskutieren. Er ist Ethnologe an der Universität Erlangen und
beschäftigt sich mit dem Thema „Tourismus“. Herzlich willkommen.
 Danke für die Einladung.
 Tourismus, wie wir ihn heute kennen, hat sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts rasant entwickelt. Wie ist
dieses Phänomen zu erklären?
 Der Massentourismus ist noch recht jung, aber er ist keine Überraschung. Mobilität gab es schon immer.
Unsere Vorfahren waren Nomaden und zogen von Ort zu Ort. Im Tourismus setzen sich das Bedürfnis
nach Mobilität und alte Bewegungsmuster des Menschen mit modernen Mitteln fort. Früher sind
Menschen ständig gewandert. Heute sind sie als Touristen nur ab und zu unterwegs.
 Aber die Motive haben sich verändert. Früher musste man wandern, um sein Überleben zu sichern.

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 Das ist richtig. Mit Blick auf den Urlaubstourismus sind die Motive heute natürlich andere. Aber das
Überleben war noch nie der einzige Grund zu reisen. Im Mittelalter waren viele Menschen unterwegs,
Händler, Handwerker … Sie glaubten, dass es woanders besser ist, waren neugierig, wollten zu Reichtum
kommen, lernen, neues sehen, Kontakte knüpfen.
 Die meisten Menschen verbinden mit dem Reisen Glück, woran liegt das?
 Durch die technischen Möglichkeiten kommen wir heute schnell weit weg. Vielen steht auch das nötige
Geld zum Reisen zur Verfügung und sie können es sich eine gewisse Zeit im Jahr gut gehen lassen, dem
Alltag, der Routine entkommen, neue spannende und schöne Orte entdecken. Das macht glücklich. Man
sucht auf Reisen meistens das, was man im Alltag vermisst. Sofern man aus dem Norden stammt, reist
man eher in den Süden, sucht Sonne, Strand, … Lebt man am Meer, reist man häufiger ins Gebirge.
 Sie sagen, Interesse, Neugier, die Flucht vor Routine bringen uns zum Reisen. Aber was ist mit Menschen,
die im Urlaub immer an denselben Ort verreisen? Das ist ja gar nicht so selten.
 Ja, das ist interessant. Man muss hier die Bedürfnisse der einzelnen Menschen genauer ansehen, um das
zu erklären. Aus der Belastung im Alltag ergibt sich, ob ein Mensch im Urlaub eher Ruhe und Erholung
sucht oder ob ihn Neugier auf Unbekanntes treibt.
 Hat es auch etwas mit der sozialen Herkunft oder dem Alter zu tun, ob jemand immer an denselben Ort
reist oder im Urlaub etwas Neues entdecken will?
 Nein, man kann da nicht pauschalisieren. Es gibt sowohl ältere als auch jüngere Menschen, die neugierig
sind und Kulturreisen buchen, das Abenteuer suchen und solche, die immer an den gleichen Ort reisen.
Die soziale Herkunft bestimmt eventuell, wie viel Geld einem für das Reisen zur Verfügung steht,
aber nicht, wie oder wohin man reist. Junge Studierende zum Beispiel haben eine hohe Bildung und
meist eher wenig Geld. Manche entdecken deshalb mit dem Rucksack die Welt, arbeiten auf Reisen,
um sich das leisten zu können. Andere macht es glücklich, günstig Pauschalurlaub am immer gleichen
Partystrand zu machen.
 Dass Reisen die Menschen auch bildet, ist ja erwiesen, oder?
 Das kommt ganz darauf an, wie man unterwegs ist, das ist nicht garantiert. Ein Beispiel: Man kann
als Tourist in einem fernen Land sein, verbringt aber die Zeit am Hotelstrand mit anderen deutschen
Touristen. Das Hotel bietet deutsches Frühstück usw., damit man sich wie zu Hause fühlt. In dem Fall
sorgt das Reisen nicht dafür, dass man seinen Horizont erweitert. Man muss offen sein, sonst kann man
andere Kulturen nicht kennenlernen. Nur mit echtem Interesse an Land und Leuten bildet und verändert
Reisen und kann sogar kulturelle Grenzen überwinden. Für mich ist das ein ganz wichtiger Aspekt beim
Reisen.
 Was meinen Sie, verändert sich der Tourismus durch Corona?
 Die Frage ist interessant. Einschränkungen wie Einreiseverbote hatten natürlich Folgen für den
Tourismus, große finanzielle Verluste etwa. Aber auch gewisse Trends, die es vorher schon gab, haben
sich durch die Einschränkungen verstärkt.
 An welche Entwicklungen denken Sie da genau?
 Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz, der Verzicht auf Flugreisen usw. werden jetzt stärker
diskutiert, z. B. weil die Auswirkungen des Verkehrs durch die Pause sehr deutlich geworden sind. Auch
virtuelle Reiseerlebnisse sind ein großes Thema geworden. Viele Sehenswürdigkeiten oder Museen etwa
setzen jetzt stärker auf digitale Angebote.
 Erkunden wir künftig alle vom Sofa aus die Welt?
 Nein, das glaube ich nicht, virtuelle Erfahrungen ersetzen das Reisen nicht. Reiselust und Fernweh
bleiben und die Menschen werden weiterhin unterwegs sein, sofern sie die Möglichkeit dazu haben.
 Wohin würden Sie jetzt sofort reisen, wenn Sie könnten?
 Gute Frage: Ich glaube, ich würde gern einen Skiurlaub in den Alpen machen. Aber im Moment habe
ich leider keinen Urlaub, erst im Sommer. Außerdem wäre meine Familie von der Idee leider nicht so
begeistert.
 Ich bedanke mich herzlich für das Gespräch, Herr Prof. Frischmann.

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Reiseerlebnisse

Wasserwandern
Herzlich willkommen zum Reisepodcast „Aufbruch“. Es geht heute wieder um Themenreisen.
In unserer letzten Sendung haben wir Ihnen bereits das Glamping, eine luxuriöse und meist teure Form des
Campings vorgestellt und wir haben über Fotoreisen im In- und Ausland gesprochen, die immer beliebter
werden.
Das Thema unserer heutigen Folge ist das Wasserwandern.
Ruhe pur, sich langsam im Wasser treiben lassen, den Wolken hinterherschauen, den Alltag vergessen. Fragt
man Wasserwanderer, was sie an dieser Freizeit- und Urlaubsaktivität am meisten schätzen, bekommt man
diese Antworten häufig.
Nachts schlafen sie meist in Zelten auf kleinen, einfach ausgestatteten Rastplätzen, oft ohne Duschen oder
Toiletten.
Was fasziniert immer mehr Menschen, die schönste Zeit des Jahres in kleinen Booten auf dem Wasser und
ohne jeden Komfort zu verbringen? Umfragen zufolge ist es der Gegensatz zum Alltag, der für viele so
erholsam ist. Langsamkeit statt Hektik, Einfachheit statt Überfluss.
Um mit dem Kanu oder Kajak Touren auf Flüssen, Seen oder an der Küste zu unternehmen, braucht
man nicht weit zu reisen. Allein in Deutschland gibt es rund 37.000 km Wasserwege, die sich nicht nur
landschaftlich, sondern auch hinsichtlich der Schwierigkeitsstufe stark unterscheiden. Da ist für jeden etwas
dabei:
Seengebiete, von denen es besonders viele und schöne in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gibt,
eignen sich besonders gut für Anfänger und Familien.
Dagegen ist das Paddeln auf Flüssen schon etwas anspruchsvoller. Wer hier paddelt, sollte sich darüber im
Klaren sein, dass es auf Flüssen, die Schiffsverkehr haben, Regeln gibt, die man genau wie im Straßenverkehr
kennen sollte, um lebensgefährliche Unfälle zu vermeiden. Außerdem sollten sich nur wirklich gute
Schwimmerinnen und Schwimmer als Wassersportler auf Flüssen betätigen und dabei immer eine
Schwimmweste tragen.
Die herrlichen Küsten der Nord- und Ostsee sollten eher von erfahrenen, gut trainierten Wasserwanderern
befahren werden. Und auch für diese gilt es, bestimmte Dinge zu beachten. Die Rettungskräfte der
Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger – kurz DGZRS – nennen drei Hauptgründe für Einsätze
an der Nord- und Ostseeküste: Die Leute lesen die Wettervorhersage nicht oder nicht gründlich genug und
werden auf der See z.B. vom Sturm überrascht, sie überschätzen ihre körperliche Fitness oder sie haben sich
allein auf den Weg gemacht. Drei Fehler, die tödlich enden können.
Neben Sicherheitsaspekten muss ein weiterer Punkt beim Wasserwandern unbedingt beachtet werden:
der Umweltschutz. Denn das, was die Wasserwanderer so lieben, die Nähe zur Natur, wird für diese auch
schnell zur Gefahr. Absolut notwendig ist es, immer ausreichend Abstand zu den grünen Uferbereichen zu
halten, weil dort besonders viele Pflanzen und Tiere leben. Einige von ihnen stehen auf der Roten Liste des
Bundesamts für Naturschutz und sind vom Aussterben bedroht.
Gerade Anfängern passiert es oft, dass sie beim Paddeln die Richtung, in die sie sich bewegen wollen, noch
nicht einhalten können. Was für Beobachter meist witzig aussieht, das Fahren im Zick-Zack-Kurs oder im
Kreis, wird spätestens dann, wenn die Boote in der Uferböschung landen, zur Bedrohung für ein sensibles
Ökosystem.
Aber auch zurückgelassener Müll auf Rastplätzen und Lärm gefährden die Pflanzen und Tiere in den
Gewässern.
Dass sich Wassersport und Umweltschutz jedoch nicht ausschließen müssen, beweisen die „Gewässerretter“.
Hierbei engagiert sich der Naturschutzbund Deutschland (NABU) zusammen mit den Verbänden des
Wassersports gegen die Vermüllung von Meeren, Flüssen und Seen. Sie geben Informationen und praktische
Tipps, dokumentieren Müll in den Gewässern und führen regelmäßig Reinigungsaktionen durch.

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Insgesamt sind wir der Meinung, dass das Wasserwandern eine Freizeit- und Urlaubsaktivität ist, die zu
Recht immer beliebter wird. Wir können es allen empfehlen, die Wert auf ökologisches Reisen legen, die die
Natur lieben und sich gern sportlich betätigen. Besonders nachhaltig ist das Paddeln in einem Seengebiet,
denn dort können Rundtouren gepaddelt werden. Auf diese Weise entfällt der aufwendige und wenig
ökologische Transport der Kanus zum Startpunkt hin und vom Ziel weg, denn das Ziel ist der Start.
Somit sind wir am Ende der heutigen Sendung. Schön, dass Sie wieder dabei waren, ich bedanke mich für Ihr
Zuhören. Am Mikrofon war Hanna Schürer.

Reisen digital

Eine Beschwerde
 DWK International Airlines Kundenservice, Sie sprechen mit Marion Heise, wie kann ich Ihnen helfen?
 Guten Tag, Steffen Gabriel ist mein Name. Ich bin gestern mit Ihrer Airline von Bangkok nach Frankfurt
geflogen. Flugnummer LM 3576.
 Sind Sie nur diese Strecke mit uns geflogen oder auch die Strecke Frankfurt – Bangkok?
 Ich war beruflich unterwegs und hatte Hin- und Rückflug bei Ihrer Airline gebucht. Der Hinflug war am
14.5. Die Flugnummer weiß ich gerade nicht.
 Ah, okay. Danke. Das finde ich heraus. Gabriel war Ihr Name, richtig?
 Ja, richtig. Für gestern hatte ich außerdem für den gesamten Flug SkyLAN gebucht. Leider hat der
Service überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprochen.
 Was genau war denn das Problem?
 Das Problem war, dass die Verbindung auf der Strecke die meiste Zeit über nicht funktioniert hat, nicht
einmal E-Mails verschicken oder empfangen war möglich. Ich hatte eigentlich wichtige geschäftliche
Telefonate mit Kollegen und Partnern und hätte viele Dinge online erledigen müssen.
 Das zu hören, tut mir sehr leid. Die meisten unserer Kunden sind mit der Internetverbindung sehr
zufrieden. Aber es ist natürlich nicht ganz auszuschließen, dass es mal zu Störungen kommen kann. Gab
es auf dem Hinflug auch Probleme?
 Nein, aber da habe ich nur die kostenfreien Angebote genutzt, weil ich nicht erreichbar sein musste.
 Verstehe.
 Meines Erachtens ist es nicht in Ordnung, dass Ihre Airline einen so hohen Aufpreis für die WLAN-
Nutzung verlangt und die Verbindung dann nicht störungsfrei funktioniert. Da war ich wirklich
enttäuscht.
 Dafür kann ich mich wie gesagt im Namen der Airline nur entschuldigen.
 Das Ganze ist besonders ärgerlich, weil ich aus beruflichen Gründen auf eine wirklich stabile
Internetverbindung angewiesen war. Dazu kommt, dass ich extra einen teureren Flug gebucht hatte, weil
die viel günstigere Maschine nicht die entsprechende Technik hatte. Daher halte ich eine Entschädigung
für angebracht.
 Das verstehe ich sehr gut, Herr Gabriel.
 Ich erwarte, dass die Airline mir den kompletten Ticketpreis zurückzahlt.
 Das würde ich Ihnen sehr gern anbieten, aber leider ist das nicht möglich, da ja nicht der Flug selbst
Grund zur Beschwerde gegeben hat. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis. Aber Kundenzufriedenheit
ist für DWK International Airlines besonders wichtig.
 Und was können Sie mir stattdessen anbieten?
 Selbstverständlich zahlen wir Ihnen den Aufpreis für die SkyLAN-Nutzung für den Flug gestern
vollständig zurück.
 Aber das sind nur 35 Euro.
 Ja, weitere Zahlungen sind wie gesagt leider nicht möglich. Aber, wie ich in den Kundendaten sehe,
fliegen Sie ja häufiger mit uns. Wären Sie damit einverstanden, wenn ich Ihnen für die nächsten beiden
Flüge das Upgrade für SkyLAN gratis anbiete beziehungsweise einen Rabatt auf Buchungen im selben
Wert? Auch wenn ich weiß, dass das Ihren Schaden sicher nicht ersetzten kann, aber …
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Großartiger Zufall
Im Deutschen unterscheiden wir das stimmlose [s] und das stimmhafte [z].
Beim stimmhaften [z] sind die Lippen entspannt. Die Stimmbänder vibrieren. Wenn man eine Hand an den
Kehlkopf legt, spürt man die Vibration: [z], Süden, reisen, sehr
Beim stimmlosen [s] sind die Lippen und die Zunge gespannt, die Stimmbänder vibrieren nicht: [s], Ausland,
passend, großartig
Bei [ts] spricht man [t] und ein stimmloses [s] gemeinsam. Man merkt bei der Aussprache deutlich den
Luftstrom: [ts], zentral, schätzen, kurz

Üben wir nun gemeinsam:


[z]
Süden
reisen
sehr

[s]
Ausland
passend
großartig

[ts]
zentral
schätzen
kurz

reisen – reißen – reizen


Wesen – wessen - wetzen
Weisen – weißen – Weizen
Fliesen – fließen – flitzen

Reisen hat sich verändert


 ((fade in)) … nicht mal mehr einen Führer dabei, nur mein Tablet.
 Dann hast du vor Ort also alles online gemacht?
 Ja, ich habe mir fast immer für den nächsten Ort eine Pension oder ein Hostel gesucht und dann sofort
online gebucht. Bustickets habe ich auch digital gekauft.
 Und wie war es mit den Touren?
 Ich habe eine zweitägige Flusskreuzfahrt gemacht. Solche Trips kann man heutzutage größtenteils online
reservieren. Bevor man sie macht, liest man die ganzen Erfahrungsberichte. Früher bin ich einfach los
und von Tour-Anbieter zu Tour-Anbieter gegangen und habe die Preise verglichen.
 Und findest du nicht, dass die Spontaneität etwas verloren geht, wenn man alles online bucht?
 Ja, schon ein bisschen. Eigentlich hat es damals total Spaß gemacht, wenn man noch nicht genau wusste,
wo man schläft oder wie eine Tour sein wird. Jetzt weiß man alles über die Hostels und Touren, bevor
man etwas macht. Da war das Abenteuer früher größer. Und irgendwie muss man auch weniger mit den
Leuten kommunizieren, was schade ist. Man macht alles mit Klicks und das war‘s.
 Stimmt.

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Kapitel 12: Geschichte und Zukunft

Gebäude und ihre Geschichte

Der Koloss von Rügen


Auf der beliebten Ostseeinsel Rügen wollte Adolf Hitler in den 1930er-Jahren eine monumentale
Ferienwohnanlage errichten lassen.
Der Architekt Clemens Klotz war für die Planung und Ausführung zuständig. Es sollten 10.000 Ferien-Zimmer
entstehen. Alle Zimmer sollten Meerblick haben, daher wurde der Bau viereinhalb Kilometer lang. Der
Grundstein wurde am 2. Mai 1936 gelegt.
Jeder deutsche Arbeiter sollte es sich leisten können, in Prora Urlaub zu machen. Die frische Luft an der
Ostsee sowie die geplanten körperlichen Übungen und festen Tagesabläufe sollten die Gesundheit der
deutschen Bevölkerung fördern.
Urlaub hatte in der Zeit des Nationalsozialismus aber noch eine andere Bedeutung als heute. Das Ziel war es,
die Freizeit der Bevölkerung zu kontrollieren und gleichzuschalten.
Alle Zimmer sollten 2,5 mal 5 Meter groß und sehr einfach eingerichtet sein. Geplant waren zwei Betten, eine
Sitzecke, ein Schrank und ein Waschbecken.
Toiletten und Waschräume sollten sich auf den Fluren befinden und mit anderen Urlaubsgästen geteilt
werden.
Vor der Fertigstellung der riesigen Anlage brach der 2. Weltkrieg aus und die Bauarbeiten wurden gestoppt.
Es stand nur ein Rohbau. Teile davon wurden noch zu militärischen Ausbildungsstätten ausgebaut.
Außerdem wurden während des Krieges andere Teile der Anlage als Lazarett zur medizinischen Versorgung
von Soldaten sowie als Unterkunft für Flüchtlinge und wohnungslose Menschen aus den zerstörten Städten
genutzt.
Nach der Kapitulation Deutschlands versuchte die Sowjetarmee den nördlichen Teil des Gebäudes zu
sprengen, was aber nicht gelang. Er war schwer beschädigt, aber nicht zerstört.
Die Sowjetarmee nutzte die restlichen Gebäude von 1948 bis 1953.
Während der DDR-Zeit verwendete die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR die Anlage, um dort bis zu
10.000 NVA-Soldaten zu stationieren und auszubilden.
Neben der Kaserne wurde ein Teil des Gebäudes den Angehörigen von NVA und Grenztruppen als
Erholungsheim zur Verfügung gestellt.
Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das gigantische Gebäude 1994 unter
Denkmalschutz gestellt. Museen, Cafés und Galerien zogen ein und das Dokumentationszentrum Prora wurde
gegründet.
Der größte Teil des Gebäudes, die Ruine, verfiel aber immer weiter.
Nachdem 2003 in Prora ein Jugendtreffen stattgefunden hatte, zu dem mehr als 15.000 Jugendliche kamen,
entstand die Idee, aus einem Teil der Ruine eine Jugendherberge zu machen.
Einige Jahre später, am 4. Juli 2011 öffnete die Herberge tatsächlich am Nordende der Anlage ihre Türen. Sie
hat 100 Zimmer und 400 Betten und ist die längste Jugendherberge der Welt.
In den darauffolgenden Jahren wurden immer mehr Gebäudeteile verkauft und anschließend saniert. Die
Preise für die Immobilie stiegen. 2012 zahlte ein Investor 2,75 Millionen Euro für einen Block in der Ruine.
Es entstanden etliche Ferienwohnungen und ein Luxushotel. Auch die Wohnungen sind luxuriös und
entsprechend teuer, was viel Kritik hervorrief. Ein Quadratmeter kostete ca. 6.500 Euro.
Der Koloss von Prora hat viel deutsche Geschichte erlebt und wurde dabei immer wieder anders genutzt. Es
bleibt spannend, wie sich die Zukunft des Gebäudes gestaltet, denn für neue Ideen gibt es noch viel Platz.

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Ruhrpott – eine Region im Wandel

Der Aufstieg des Ruhrpotts


Mit mehr als 5 Millionen Einwohnern auf knapp viereinhalbtausend Quadratkilometern ist das Ruhrgebiet
– auch Ruhrpott oder Kohlenpott genannt – im Nordwesten des Landes heute der größte Ballungsraum
Deutschlands und einer der größten in Europa. Ihren Namen hat die Region vom Fluss „Ruhr“.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts war das Gebiet eher ländlich geprägt.
Vereinzelt gab es schon seit dem Mittelalter Bergbau. Aber der hatte noch keine große wirtschaftliche
Bedeutung. Das änderte sich mit der Industrialisierung schlagartig.
Im Ruhrgebiet gab es viel Kohle. Dieses Kohlevorkommen sorgte für einen rasanten wirtschaftlichen Aufstieg
der Region.
Denn Kohle war der wichtigste Energieträger dieser Zeit: Dampfschiffe, Maschinen, Eisenbahnen usw.
wurden mit Kohle betrieben.
Außerdem ermöglichten und förderten die technischen Entwicklungen der Industrialisierung wiederum den
massiven Abbau der Kohle.
Überall entstanden sogenannte Zechen, also Bergwerke, in denen Kohle gefördert wurde.
1840 förderten die Bergleute im Ruhrgebiet bereits fast 1 Million Tonnen Steinkohle zutage. Dabei blieb es
nicht. Ende des 19. Jahrhunderts waren es 60 Millionen Tonnen im Jahr – Tendenz weiter steigend.
Außerdem entwickelte sich das Ruhrgebiet während der Industrialisierung auch zu einem Zentrum der
Metallindustrie, wo Eisen und Stahl produziert wurden.
Die Folge: Zwischen 1850 und 1905 wuchs die Bevölkerung im Ruhrgebiet stark an: von 360.000 Menschen
auf zuletzt 3 Millionen. Dörfer wie Gelsenkirchen, Essen oder Bochum wurden zu Großstädten. Die Zechen
fanden nicht mehr genug Arbeiter in der Region und warben zusätzlich Menschen aus anderen Gebieten
Deutschlands und aus Polen an.
Die hohe Bevölkerungszahl führte auch zu Problemen, zum Beispiel zu schlechten Wohn- und
Arbeitsbedingungen, da die Infrastruktur für so viele Menschen fehlte.
Die Bergarbeiter, die auch Kumpel genannt wurden, bildeten schon bald die größte Bevölkerungsgruppe.
Sie forderten ihre Rechte und gewannen politisch Einfluss.
Arbeitersiedlungen entstanden und die Arbeitsbedingungen verbesserten sich.
In den beiden Weltkriegen spielte das Ruhrgebiet eine wichtige wirtschaftliche wie auch strategische und
politische Rolle. Vor allem im zweiten Weltkrieg mussten hier viele Gefangene unter schlechten Bedingungen
für die Rüstungsindustrie arbeiten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Region stark zerstört, aber die Strukturen wurden schnell
wiederhergestellt.
Denn der Bergbau und die Eisen- und Stahlindustrie hatten eine zentrale Bedeutung für den Wiederaufbau
und den Wohlstand im Land.
Dazu waren erneut auch ausländische Arbeitskräfte nötig, die vor allem aus der Türkei, Italien und
Griechenland kamen.
Einerseits war die Arbeit im Bergbau sehr schwer und die Umweltbelastung und Luftverschmutzung durch
die Industriedichte hoch.
Andererseits hatten die Arbeiterfamilien im Ruhrgebiet in dieser Zeit ein gutes Einkommen, soziale Sicherheit
und auch Freizeit, was unter anderem zu einem regen Vereinsleben führte.
Zwei Hobbys waren in der Region besonders wichtig: Brieftauben züchten und der Fußball.
Viele Vereine aus der Gegend wie der FC Schalke 04, Borussia Dortmund, VfL Bochum, Rot-Weiß Essen
waren damals und sind zum Teil noch heute sehr erfolgreich.
Im Jahr 1956 wurden 125 Millionen Tonnen Kohle gefördert. In den folgenden Jahrzehnten sank die Menge
jedoch stetig.

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Erdöl und Erdgas verdrängten die Kohle als Energielieferant. Außerdem wurde die Förderung im Ruhrgebiet
immer aufwendiger und teurer, weil man in immer größerer Tiefe arbeiten musste.
Kohle wurde zunehmend importiert, weil das günstiger war und Zechen wurden geschlossen.
Der Bergbau hat das Leben in der Region bestimmt, die Menschen und ihre Mentalität geprägt. Er spielt auch
in den zahlreichen Romanen und Erzählungen, Filmen und Liedern über das Ruhrgebiet eine wichtige Rolle.

Was bringt die Zukunft?

Gespräche und Berichte über …


Sie hören fünf Gespräche und Äußerungen. Sie hören jeden Text einmal. Zu jedem Text lösen Sie zwei
Aufgaben. Wählen Sie bei jeder Aufgabe die richtige Lösung. Lesen Sie jetzt das Beispiel. Dazu haben Sie
15 Sekunden Zeit
Beispiel
 Ich möchte mich nach dem Seminarangebot im kommenden Semester erkundigen. Wie kann ich mich da
anmelden?
 Entweder über das Internet – die Kursübersicht für das nächste Halbjahr ist ab Juli online – oder Sie
kommen direkt im Kundenzentrum vorbei.
 Gilt das auch für den jährlichen Zukunftsworkshop im Herbst, den möchte ich unbedingt wieder
besuchen?
 Der findet in diesem Jahr ausnahmsweise schon im Sommer statt. Lassen Sie mich kurz nachsehen …
und ist leider schon ausgebucht. Ich kann Sie aber auf die Warteliste setzen. Das heißt, Sie könnten
teilnehmen, falls noch jemand von den angemeldeten Personen absagt.

Lesen Sie jetzt die Aufgaben 1 und 2


Verkehrsunfälle passieren, weil Menschen Fehler machen. Wenn in selbstfahrenden Autos Computer das
Steuer übernehmen, sollen nach Angaben von Herstellern mehr als 90 Prozent der Unfälle vermieden
werden. Ist das realistisch? Studien zufolge können solche Unfälle vermieden werden, die Menschen
aufgrund von Alkoholkonsum, Müdigkeit, schlechter Sicht oder medizinischer Notfälle verursachen. Das ist
aber nur ein Drittel aller Unfälle. Selbstfahrende Autos seien momentan nicht fähig, Straßenverhältnisse
oder das Verhalten anderer im Straßenverkehr richtig einzuschätzen, so die Studienergebnisse. Sie müssten
künftig so programmiert werden, dass sie immer vorsichtig und vorausschauend fahren. Das wiederum
wollen viele Besitzerinnen und Besitzer nicht. Sie möchten, dass das Auto ihren persönlichen Fahrstil
übernimmt.

Lesen Sie jetzt die Aufgaben 3 und 4


 Wie war es eigentlich im Futurium? Du wolltest doch nach Berlin, oder?
 Ja, es war toll. Die Ausstellungen waren spannend. Es gab einen Technikraum, der war riesig und man
konnte viel ausprobieren. Besonders interessant fand ich den Teil über Pilze. Ich habe noch nicht
gewusst, dass man daraus Kleidung oder Schuhe herstellen kann. Auch aus Holz oder Milch kann man
Sachen zum Anziehen machen. Es ist faszinierend, welche Möglichkeiten erforscht werden und was es
in Zukunft alles gibt. Vielleicht besuche ich irgendwann mal einen Workshop dort. Das Angebot klang
super. Nur das Essen der Zukunft im Museumsrestaurant hat mich nicht so begeistert. Insekten oder
Algen? Eklig.

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Lesen Sie jetzt die Aufgaben 5 und 6


Unser nächstes Thema im Digitalisierungs-Special: Unternehmen setzen vermehrt Chatbots im Kundenservice
ein. Auch ich habe schon mit Bots gesprochen oder gechattet. Diese kleinen trainierten Roboter sind
ein Gewinn. Warum? Roboter brauchen weder Pausen noch Urlaub, man kann durch ihren Einsatz die
Servicezeiten ausweiten und ist immer erreichbar. Sie beraten viele Kundinnen und Kunden gleichzeitig,
was Wartezeiten am Telefon etc. stark reduziert und automatisch die Zufriedenheit erhöht. Unternehmen,
die auf Bots setzen, kommunizieren modern. Und nicht zuletzt: Wenn alle Routine-Anfragen automatisiert
beantwortet werden, bleiben Beratende frei für kompliziertere Kundenanliegen. Mobiler Kundenservice ist
die Zukunft. Da bin ich sicher.

Lesen Sie jetzt die Aufgaben 7 und 8


 Ich finde das Seminar bei Professor Klingschmidt echt gut.
 Ja, finde ich auch, „Nachhaltigkeit“ ist so wichtig und betrifft alle Lebensbereiche. Hast du schon ein
Thema für die Seminararbeit?
 Wieso? Bearbeiten wir nicht die Themen, über die wir ein Referat gehalten haben?
 Ja, schon, ich würde mich aber gern mit einem anderen Aspekt beschäftigen und wollte deshalb nächste
Woche in die Sprechstunde gehen.
 Worüber würdest du denn gerne schreiben?
 Ich möchte mich gern mit dem Thema Stadtentwicklung beschäftigen, mit Fragen, wie die Städte der
Zukunft aussehen werden, wie wir nachhaltig und umweltschonend wohnen und zusammenleben
können, welche Entwicklungen dafür wichtig sind, so etwas.
 Toll, bei dem Thema findest du bestimmt eine gute Fragestellung.

Lesen Sie jetzt die Aufgaben 9 und 10


 Warum isst du jetzt überhaupt keine tierischen Produkte mehr?
 Ich hatte schon länger ein schlechtes Gewissen. Fleisch mochte ich ja noch nie besonders gern und
habe mich schon seit Jahren vegetarisch ernährt. Aber Käse, Eier und Milchprodukte schmecken
mir eigentlich schon sehr gut und sind auch gesund. Allerdings schadet die Produktion all dieser
Lebensmittel unserem Planeten so sehr, dass ich das nicht mehr unterstützen möchte und deshalb jetzt
vegan lebe. Mit Blick auf die Zukunft sollten alle mehr pflanzliche Produkte essen. Das hilft dem Klima.
Und auch die Tiere müssten weniger leiden.

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