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Die Reizrede ist ein Kennzeichen des germanischen Heldengedichts.

Verrat und Empörung von Fürsten gegen ihre Herren waren nicht nur in der historischen Wirklichkeit im Mittelalter
gang und gebe, sie sind auch ein zentrales Thema der Literatur, insbesondere der Heldendichtung.

Die Personifizierung von Tugendbegriffen un Begriffe der Gesellschaftsmoral ist in der höfischen Literatur gang und
gebe.

Klage:

Einzelheiten:

 17-586 gibt einen Rückblick auf das im Nibelungenlied erzählte Geschehen bis zum Tod von Kriemhild und
Hagen.

 587-2497 Im zweiten Teil wird berichtet, wie die vornehmsten und den Toten, die man auf der Walstatt
findet, aufgebahrt, beklagt und beerdigt wurden. Dieser zweite Teil ist eine einzige große Klage.

 2497-4360 Im dritten und letzten Teil wird erzählt, was nach der Bestattung der Toten weiter geschieht.

 4295-4322 Die Klage schließt mit einem Epilog, der die zentralen Motive des Prologs wieder aufnimmt. Man
erfährt auch, dass die Aufzeichnung von Bischof Wolfger veranlasst wurde, dass der Verfasser - der tihtaere
des Prologs - Wolfgers Schreiber Konrad war, dass die Niederschrift (das buoch des Prologs) auf der
Grundlage der Aussagen Swemmels und anderer Zeugen in lateinischer Sprache abgefasst wurde; dass der
lateinische Text zum "Ausgangspunkt einer deutschsprachigen Textüberlieferung" geworden ist.

Rituelle Klage-und Trauergebärden:


- Haareraufen
- Schlagen der Brust
- Zerreißen der Kleider
- Winden der Hände

Volker tötete Irnfried und seine 3300 Mann


Hagen erschlug Iring
Dankwart (Bruder Hagen) erschlug Hawart
Gernot und Rüdiger erschlugen sich gegenseitig
Hildebrand erschlug Kriemhild

Kurzer Monolog des Dichters über Treue und Treuelosigkeit, dass Kriemhild aufgrund ihrer Treue zu Siegfried eher
ins Himmelreich als in die Hölle gekommen sei.
Zusammenfassung:

König Etzel sieht das ganze Blutvergießen und klagt über alle Toten, Verwandte, Freunde und Fremde, er windet sich
und schreit vor Schmerz. Etzel befiehlt allen Mitklagenden, wie es Sitte war anderen beim Klagen "zu helfen", die
Leichen wegzuschaffen und einen Weg zum Saal freizumachen. Viele Frauen und Männer beweinen den Tod ihrer
Freunde. Man hört aus einem Teil des Saales die Dienerschaft sehr laut klagen, denn dort liegt Kriemhild, die von
Hildebrand erschlagen wurde. Man beweinte aber eher den Tod Hagens, da er, dieser rühmliche, stark Held, von
Frauenhand erschlagen dort liegt. Er wurde von Dietrich bezwungen und in Fesseln gelegt. Auch Dietrich kommt zur
Leiche Kriemhilds, da er ihr den letzten Dienst erweisen möchte, befiehlt er den Klagenden ihren Leichnam
aufzubahren.
Gleich danach tritt König Etzel zum Leichnam seiner Frau und klagt über den Tod von ihr, deren gemeinsamen Sohn
Ortlieb, über die Burgundenkönige und über alle anderen, die ihm zum Aufstieg verholfen hatten. Dietrich von Bern
ermahnt ihn, dass er das sinnlose Klagen lassen soll, und sagt ihm, er solle den Leichnam von Ortlieb zu dem von
Kriemhild legen, auch ließ er den von Blödelin zu den beiden schaffen.
Etzel beklagt nun die Torheit seines Bruders Blödelin, dass er die Burgunden auf Befehl Kriemhilds angegriffen hat
und selber ums Leben gekommen ist. Seine Freunde aus dem Burgundenland, insbesondere Gunther, lässt er bei der
Klage auch nicht aus, er schämt sich für das Nichteinschreiten beim Kampf, er wünscht sich nichts mehr, als tot zu
sein um neben seinen Liebsten liegen zu können.
Dietrich und Hildebrand schreiten zum wehklagenden König, Dietrich beschwert sich über sein Klagen, das lässe ihm
im Königreich wie eine schwache Frau darstellen. Außerdem bitter er ihn auch, ihm zu seiner Herrschaft zu helfen,
die durch den Tod seiner Gefährten nichtig gemacht wurde. Etzel lässt die Toten auf den Bahren fortschaffen. Der
König stößt auf Iring, der den Tod durch Hagen auf seiner Flucht fand. Alle drei, König Etzel, Dietrich von Bern und
Hildebrand (natürlich auch alle anderen Anwesenden) klagen über dessen Tod und dessen Kühnheit, die er im Kampf
gegen Hagen zeigte, man lässt auch ihn fortbringen. Der König findet auch Gunther und klagt über seinen Schwager,
Dietrich erzählt ihm, dass er nichr anders konnte, als ihn fesselnd zu Kriemhild zu bringen, da er und Hagen ihm ein
Friedensangebot ausschlugen, er wollte sie nämlich als Geiseln gefangen nehmen und später nach Burgund
zurückschicken, was durch den Zorn Kriemhilds leider nicht geschehen konnte. Sie klagten alle drei über den
tapferen und mächtigen Burgundenkönig.
Hildebrand macht sie nun auf den Leichnam Hagens aufmerksam, den er als Teufel bezeichnet, er spricht über den
Zorn Gottes, der ihnen durch ihren Stolz schon lange hätte widerfahren müssen. Der König befiehlt, ihn und Gunther
zu den anderen Leichnamen zu bringen. Viele Klagende verachten den "Held aus Burgund" und meinen, dass es nicht
zu so einem Gemetzel gekommen wäre, wenn er Blödelin nicht getötet hätte, welcher seinen Bruder Dankwart auf
Befehl Kriemhilds erschlagen hat.
Vor dem Saal fanden die drei dann Volker, der so mutig den größten Schaden angerichtet hatte und schließlich von
Dietrich erschlagen wurde, trotzdem klagt er über dessen Kraft und Unerschrockenheit. Der König lässt ihn auch
wegbringen. Dietrich fand als nächstes den Bruder Hagens, nämlich Dankwart und beklagt auch ihn, während sich
Hildebrand froh über dessen Tod ausspricht, Etzel lässt ihn wegbringen.
Im Saal finden sie schließlich Wolfbrand, der durch Dankwarts Hand gefallen ist, Dietrich und der König beklagen den
Tod Wolfbrands in unermesslichen Ausmaß.
Daneben liegt auch Siegestab, der Herzog von Bern und Cousin von Dietrich, der ebenso von ihm beklagt wird.
Hildebrand sagt, dass er durch Volker gefallen war, und ihn sogleich tötete. Alle drei beweinten erneut ihre Verluste.
Man fand auch Wolfwin, den Neffen Hildebrands und Burggraf von Bern, der vom jungen Giselher erschlagen wurde
(er tötete auch Nitger und Gerbart). Wiknart, der auch neben allen liegt, wurde durch Gunthers Hand erschlagen (er
tötete auch Siegeher)
Alle drei beklagten erneut mit großem Geschrei die Toten.
Der König sieht auch, dass Frauen die Toten aus ihren Rüstungen befreiten und befahl den Männern ihnen zu helfen,
die sich genauso unbeholfen anstellen. Sie gingen erneut in den Saal und fanden Wolfhart, den Neffen Hildebrands,
den Giselher erschlagen hatte, und rissen ihn mit Zangen das Schwert aus seiner totsteifen Hand, Dietrich klagte
lange über dessen Tod und auch darüber, dass "sein langes Exil nie enden wird".
Hildebrand ermahnt ihn aufzuhören, da klagen niemanden etwas bringt.
Sie finden auch Giselher, wo er die Kämpfe austrug und auch lag. Dietrich klagt über dessen jetzt nichtigen Ruhm und
Freigebigkeit, auch, dass er seine versprochene Frau jetzt als Witwe alleine lässt. Seinen Leichnam trägt man zu
Kriemhild, die burgundischen Knappen werden aufgehäuft.
Sie finden auch Gernot, der von Rüdiger erschlagen wurde aber ebenso von ihm ein Schwert damals in Bechelaren
geschenkt bekommen hat. Hildebrand äußert sich über Gernot zu Dietrich.
Danach finden sie den Leichnam Rüdigers, den sie mit Behutsamkeit von Hildebrand, der durch Hagen verwundet
wurde, wegziehen ließ. König Etzel und Dietrich klagen über den hervorragenden Vasallen und seine rühmliche
Tugend. Hildebrand stürzte kurz zu Rüdiger, da er einen Schwächeanfall erlitt, der König ließ Wasser bringen und
nahm sich seiner an.
Zusammen ließen sie 1700 Tote aufbahren, viele Hochgeborenen, die Helche erzogen hatte, kamen, um mit ihn zu
klagen. Unter anderem Helches Schwestertochter Herrat, König Nitgars Tochter Sieglind, und Goldrun, die Tochter
Lüdegers, des Königs von Frankreich. Die aus der Normandie stammende Hildeburg und die Griechin Herlind, Töchter
zweier mächtiger Fürsten waren dazugekommen, ebenso wie die Herzogin Adelind, Tochter Sigrams und achtzig
weitere Grafentöchter.
Dietrich befahl allen Weinenden, wegzutreten. Etzel sah dann auch den Leichnam seiner Frau und deren Kind, er fiel
in Ohnmacht und Blut floß aus seinem Mund und seinen Ohren, so sehr klagte er. Sie wurden daraufhin mit
prunkvollen Gewändern in Särge gelegt, ebenso Blödelin. Sie ließen Geistliche von Heiden und Christen zur Messe
herbeischaffen. Die drei Burgundenkönige wurden zusammen mit Hagen, Volker und Dankwart bestattet. Hawart,
Iring und Irnfried wurden wie die Burgundenkönige prunkvoll bestattet. Nach drei Tagen ordneten König Etzel und
Dietrich an, ein Massengrab auszuheben, da man unmöglich alle Toten einzeln bestatten konnte, das ganze Land half
mit.
Dietrich und Hildebrand erwägten zurück zu Hildebrands Herrin Herrat zu gehen, Dietrich aber meinte, dass sie den
König vorerst nicht alleine lassen können. Er empfahl dem König, die Rüstungen und Schwerter der Helden waschen
zu lassen um sie zurück zu ihren Heimatort zu schicken, das bringe ihm, den König, noch etwas Ruhm ein. Dietrich,
Hildebrand und 7 Knappen Rüdigers ritten zuerst nach Bechelaren, um es Gotelind mitzuteilen, was sich ereignet hat.
Swemmel, der Spielmann Etzels, ritt nach Burgund, um es Brünhilde und Ute mitzuteilen.
Swemmel traf daraufhin in Österreich ein und tat den Leuten kund, die sich versammelten, dass der König und die
Helden noch am Etzelhof sind. (Dietrich befahl ihm, nichts vom Tod zu sagen, das übermittle er Gotelind persönlich)
Swemmel ritt weiter nach Wien und traf Isalde, eine mächtige Herzogin. Sie erkannte am Leid des Boten, was dem
Hunnenland widerfahren war, sie brach in Trauer aus und klagte, sodass es die ganze Stadt mitbekam, der Spielmann
ritt schnell von dannen nach Traismauer und schließlich nach Bechelaren.
Swemmel und die 7 Knappen Rüdigers ritten zu Gotelind und ihrer Tochter, Gotelind erklärte ihrer Tochter, dass sie
einen schrecklichen Traum hatte, wo Rüdiger ganz ergraut war und alle seine Ritter vom Schnee bedeckt und vom
Regen nass waren.
Gotelind und ihre Tochter begrüßten die Knappen und Swemmel, er berichtete ihnen, dass Rüdiger für Etzel in einen
Kampf gezogen ist, der länger andauern wird. Dietrich aber wird in 12 Tagen hier erscheinen, um sie zu sehen. Auch
berichtete er der Tochter von Rüdiger und versprochenen Frau von Giselher, dass er bald kommen werde, wenn sie
zurück zum Rhein ritten, damit verbreitete Swemmel eine große Lüge.
Da es die Knappen und Swemmel nicht verkrafteten, diese Lüge zu verbreiten, und da sie sehr niedergeschlagen
waren, brachen sie in Tränen aus, ebenso die zwei Markgräfinnen, da sie das Leid bereits erahnten. Swemmel
erzählte ihnen die Wahrheit und beide brachen zusammen. Sie klagten nach dem Erlangen des Bewusstseins über
das ganze Land, Swemmel bat, dass sie aufhören sollten, denn König Etzel wird ihnen mit Geld beistehen, wie
Rüdiger es getan hätte.
Der Spielmann zog dann gen Rhein, mit der Nachricht von Gotelinds Tochter an Brünhilde und Ute, dass Gernot ihren
lieben Vater getötet hatte und, dass Giselher, der ihr angetraut wurde, auch tot ist. Swemmel ritt los und blieb bei
Bischof Pilgrim stehen, um ihm die maere zu überbringen, schließlich war er der Bruder der Ute und die
Burgundenkönige seine Neffen. Er ließ sofort eine Messe anordnen, die er selber besang, dass Gott ihnen das Leid
mindern soll und die Toten behütet bei sich aufnehmen soll.
Vor Swemmels Abreise hat ihn der Bischof gebeten, seiner Schwester Ute auszurichten, dass sie nicht über ihre
Verluste klagen soll, da sie auch zuhause gestorben wären. Auch bat er Swemmel, dass er nach seiner Rückreise ins
Hunnenland ihn aufsuchen soll, dass er die Geschehnisse am Etzelhof aufschreiben kann, er lässt auch Männer und
Frauen an den Hunnenhof schicken, damit sie ihm später Bericht erstatten können.
Swemmel zog mit einem Geleit vom Bischof durch Schwaben und Bayern und erzählte auf seinem Weg die Ereignisse
vom Hunnenland.

Als sie am Wormser Hof ankamen, erzählte sie die Geschichte Brünhilde und Ute, die später hinzugekommen war.
Beide konnten ihr Leid nicht fassen, die ganze Stadt und die Königin und Ute klagten drei Tage lang. Sindolt, des
Königs Mundschenk, bat sie, aufzuhören zu klagen, da es die Toten auch nicht mehr zurückbringen würde.
Swemmel begann dann die Ereignisse, wie sie am Etzelhof stattgefunden haben, genau zu erzählen.
Durch das tagelange Klagen von der Fürstin Ute war ihr schließlich der Tod in die Hände gefallen, nach sieben Tagen
klagen fand man sie tot vor. Sie wurde dann in ihrer Abtei in Lorsch begraben.
Königin Kriemhild war ebenso betrübt am Klagen gewesen, jedoch erstarb sie nicht daran. Sie verteufelte Kriemhild
und ihre scharfe Zunge, hätte sie sie nie verspottet, hätte sie auch Siegfried nicht töten lassen und so wärem alle
noch am Leben. Das Volk der Burgunden klagte maßlos, die Vornehmsten aber schlugen vor, Brünhilds Kind, das
Siegfried heißt, zum Ritter zu schlagen, das solle den Schmerz lindern.
Rumold kommt später aus seinem Heimatland nach Worms, er beklagt seine toten Könige und verheißt Hagen,
dessen Überheblichkeit den Tod der Könige einbrachte. Er sprach sich gegen Hagens Entscheidungen aus, dass er
jemals den unschuldigen Siegfried tötete, wurde ihnen allen zum Verhängnis. Daraufhin wurde, wie zuvor vereinbart,
des Königs Kind gekrönt und ein Fest veranstaltet, dass das Gemüt des Volkes etwas anhieb. Swemmel kehrte wieder
zurück ins Reich der Hunnen. Swemmel erzählte Etzel, Dietrich und Hildebrand die Geschehnisse seiner Reise.
Dietrich kehrte daraufhin in sein Land zurück und Hildebrand verließ das Hunnenreich mit seiner Frau Herrat, die
noch einen wunderschönen Sattel für Pferde von Helche, der verstorbenen Frau König Etzels, mitnahm. Der König
fiel daraufhin in tiefste Bedrängnis, klagte und weinte so sehr, dass er den Verstand verlor. Er war, genauso wie sein
Reich, von innen heraus gespalten.
Dietrich und Hildebrand ritten nach Bechelaren und erfuhren dort, dass Gotelind, die Frau Rüdigers, sich zu Tode
geklagt hatte, sie konnte das Ableben ihres Mannes nicht verschmerzen. Dietlind war so betrübt vom Tode ihrer
Eltern, dass Dietrich sie zu trösten versuchte, er versprach ihr einen Mann, wenn er zurückkommen sollte. Auf ihr
war jetzt die Last des ganzen Landes gefallen. Da Herrat weggeritten war, war Dietlind die neue Herrin im Land
geworden.

Bischof Pilgrim aus Passau befahl diese Geschichte schließlich aufzuschreiben aus der Liebe zu seinen Neffen, den
Burgundenkönigen. Swemmel und andere Männer und Frauen berichteten ihm von den Ereignissen. Sein Schreiber,
Meister Konrad, begann diese Geschichte aufzuschreiben. Ein Epilog schildert die Unbekanntheit von Etzels
Nachleben, es ist ihnen allen unbekannt, was nach der Abreise vom König, Dietrich von Bern, mit König Etzel
geschah, und wie er weiterlebte war niemanden bekannten. („ob er davonging und verschwand, ob er sich in Luft
auflöste, ..., ob er in den Abgrund fuhr und ihn der Teufel verschlang, oder ob er auf andere Art verschwand, das hat
noch niemand erfahren.“)
Kommentar:

Das "Buch" ist offensichtlich die lateinische Aufzeichnung, die Bischof Pilgrim durch Meister Konrad anfertigen ließ.

Voraussetzungen für das Herrscheramt: hohe Geburt und Freigebigkeit

Polen (Fürst Hermann), Walachen (Fürst Siegeher) und Türken (Fürst Walber) , die in der Klage erwähnt, im NL aber
nicht erwähnt werden, werden von Etzel und Kriemhild gebeten, in den Saal einzudringen, wo die Burgunden
randalieren, keiner kommt lebend raus.

Name des poln. Fürsten könnte der Verfasser aus den Jahren 1080-1102 haben, wo Polen unter der Herrschaft eines
Wladislaw Hermann stand, der mit der Schwester Kaiser Heinrichs 6. verheiratet war.

Der Etzelhof fungierte auch als Asylhof für verfolgte oder vertriebene Helden, Dietrich von Bern und Rüdiger waren
die prominentesten Asylanten.

Fürst Blödelin und 3000 seiner Männer, Herzog Hermann, ein Fürst aus Polen und Siegeher von der Walachei
versuchten die Burgunden als erste auf Kriemhilds Befehl hin zu töten. Walber aus der Türkei hatte auch 1200 seiner
Männer verloren.

Hawart (König von Dänemark), Iring (aus Lothringen, Vasall Hawarts) und Irnfried (ehemaliger Landgraf von
Thüringen) hatten sich gegen den römischen Kaiser bzw. gegen das Reich vergangen und waren der Reichsacht
verfallen bzw. aus ihren Ländern vertrieben worden.

Die erwähnte "Acht" (eigentlich Verfolgung) ist die Ausstoßung eines Töters aus dem Friedens- und Rechtsverband
der Gemeinschaft. Niemand durfte den Geächteten aufnehmen oder ihm helfen, jedermann durfte ihn straflos
erschlagen. Die Reichsacht wurde vom König verhängt und galt im ganzen Reich.

Das Frankenreich und in seiner Nachfolge das Deutsche Reich wurde seit Karls des Großen Kaiserkrönung im Jahre
800 als Nachfolgeinstitution des römischen Reiches verstanden. Deshalb wurde es auch "römisches Reich" genannt
und entsprechend hieß sein Herrscher auch "römischer Kaiser/König".

Von Iring und Irnfried handelte die Überlieferung vom Untergang des Thüringer-Reiches. (als "Sage von Irnfried, Iring
und Dieterich" zur "Deutschen Sage" der Gebrüder Grimm gehörend) Eroberung des Thüringer-Reiches durch die
Franken 531-534. Iring, Gefolgsmann und Ratgeber Irnfrieds (König der Thüringer), verrät seinen König an den
Frankenkönig Theuderich und tötet seinen König im Anwesen Theuderichs, diesen tötete er danach auch, als er sich
entsetzt über diese ruchlose Tat zeigte.

866 Etzel verliert durch den Tod seines Sohnes Ortlieb an Ehre, der Tod des Thronfolgers löscht die Zukunft der
Dynastie aus. Ortlieb war getauft.

956 Mohammed ist der Prophet des Islams. Im Mittelalter ist es verbreitet, das Mohammed als Gott der Heiden
verehrt wurde. Machazên ist der Abgott Maozim aus den Visionen Daniels.

1042 Dietrich fordert Etzel auf, ihm zur Wiedergewinnung seiner Herrschaft zu verhelfen, die er nach dem Tod seiner
Leute nicht mehr aus eigener Kraft erlangen kann, denn sein Ansehen als König besteht in seiner Herrschaft.

1394 Volker war in Bechelaren als Frauendiener aufgetreten.

1464 Der Anblick des toten Wolfbrands gemahnt Dietrich an sein Elend - Flucht und Exil -, weil der Verlust jedes
Mannes die Chancen auf eine Rückkehr schmälert.
1914 "In der Torheit ihres Herzens meinten sie, sie hätten mehr Verstand als einer, der sich drauf versteht, sein
Ansehen zu wahren." - Das Bild könnte aus dem Bereich der ritterlichen Kämpfe im Mittelalter stammen: Der
Verstand wird auf das Ansehen (als Zielpunkt) gestoßen wie die Lanze auf den Gegner.

1974-2037 Dietrich erinnert sich an Rüdigers Hilfe nach der Katastrophe der Rabenschlacht: Aus seinem Exil bei Etzel
war er mit einem hunnischer Heer in sein Land gezogen, um den Usurpator Ermenrich zu vertreiben. Die Schlacht
fand bei Ravenna (Raben) statt. Dietrich siegte, doch verloren seine Brüder Diether und die beiden Söhne Etzels
unter unglücklichen Umständen ihr Leben. Dietrich, dem die Etzelsöhne anvertraut waren, zog sich deshalb den Zorn
Etzels und seiner Gemahlin zu. Rüdiger vermittelte und gewann ihm die Gnade des Herrscherpaares zurück.

1974-1976 Dietrich will nach Rüdigers Tod nichr mehr leben. Im Rückblick wäre es ebensogut, oder sogar besser für
ihn gewesen, wenn Etzel ihn vor zwölf Jahren, nämlich nach der Rabenschlacht, hätte töten lassen. Diese Angabe
lässt sich aus der Thidrekssaga errechnen: Thidrek rüstet dort nach 20 Jahren Exil für die Rückkehrschlacht, und 32
Jahre sind vergangen, als er nach dem Burgundenuntergang den Hunnenhof endgültig verlässt.

2170 Das Geschrei von Kranichschwärmen wird auch sonst Kennzeichnung von ohrenbetäubendem Lärm
herangezogen. (vgl. Ilias, wo Lärm und Geschrei der in den Kampf ziehenden Troer mit ihm verglichen werden)

2191 Kriemhild hat nach Helches Tod auch ihre Hofdamen übernommen, unter denen sich 7 Königstöchter befinden.

2192 Wer "auf dem Regenbogen baut", tut etwas, das keinen Bestand haben kann. (verbreitete Redensart)
Vergleichspunkt ist die Substanzlosigkeit und Flüchtigkeit der Naturerscheinung.

2205-2230 Die im folgenden genannten Frauen und ihre Väter scheinen Erfindungen des Klage-Dichters zu sein, der
sich für die Namensgebung in Literatur und Sage bediente: Nitger (Name eines Dietrichmannes), Sintram (ein Mann
Etzels in der Dietrichepik), Hildeburc (im Biterolf als Tochter und im Kudrun-Epos als Gemahlin des Königs von der
Normandie) und Herlint (im Rother als Vertraute der Königstochter von Griechenland), Sigelint und Liudeger (beide
evtl. vom Nibelungenlied), Goldrun und Adellint kommen nur in der Klage vor

2257 Die Leute, die ihre Toten suchen, werden mit Marktbesuchern verglichen, die suchend von Bude zu Bude
schlendern; das Tertoum comparationis des nur scheinbar verharmlosenden Vergleichs liegt wohl in der Vielzahl der
Leichen (bzw. Waren) und der Dauer des Suchvorganges.

2354 "kriuzstab" meint dass Passionskreuz, welches (wie heute noch) seit dem 5.Jh. dem Geleit der Gläubigen bei
der Bestattung eines Christen vorangetragen wird.

2359 Der Erzengel Michael wird in christlicher Verbindung häufig mit den Seelen in Verbindung gebracht: er geleitet
die Seelen in den Himmel, leistet Fürbitte bei Gott oder wägt die Seelen beim Jüngsten Gericht.

2648-2657 Der Bote, der eine schlechte Nachricht überbringt, läuft Gefahr, dass er für diese büßen muss. Swemmel
lässt sich daher von Brünhilde zusichern, dass ihm kein Schaden durch seine Mitteilung entsteht (ab 3616)

2700 Der Name Rüdigers und Gotelinds Tochter, Dietlind, dürfte ad hoc erfunden worden sein, er wird nur in der
Klage genannt.

3265-3267 Es gehört zum Ritual von Empfängen, dass der Burgherr/Landesherr Befehl gibt, den Gästen in der Stadt
Quartier anzuweisen.

3360 Die Tagzeiten sind die kanonischen Horen, die festgelegten Stunden des Tages, an denen die Priester
bestimmte Gebete zu verrichten haben.
3455 Laut der Zeitauffassung, sollte das gemeinsame Kind Brünhilds und Gunthers in etwa 30 Jahre alt sein, da er
zwischen der Hochzeit Gunthers und Brünhilds und dem verhängnisvollen Besuch Siegfrieds und Kriemhilds in
Worms zur Welr kommt. Zwischen diesen Besuchen und dem Burgundenuntergang am Etzelhof liegen 26 Jahre
inzwischen (jeweils 13 Jahre Kriemhilds Witwenzeit und Herrschaft als Hunnenkönigin)

3463-3479 Bischof Pilgrim lässt die Geschehnisse in lateinischer Sprache durch seinen Schreiber Konrad aufzeichnen.

3515-3518 Sprichwort ist gut belegt. "Wen der Wolf rächt, der ist so gut gerächt, dass man's nicht weiterrächen soll."

3682 Ute hat freiwillig auf den Glanz ihrer fürstlichen Stellung verzichtet, indem sie sich in die von ihr gestiftete Abtei
Lorsch zurückzog und dort offenbar ein "halbklösterliches Dasein" führte.

4006 Zu den Grundlagen der mittelalterlichen Herrschaftsordnungen in Deutschland gehört der Gedanke, dass
wichtige Entscheidungen vom Volk getroffen werden. Die "Beschlussfassung, das Urteil oder die (Wahl)-
Entscheidung" galt "auch dann als solche des Volkes, wenn es in Wirklichkeit nur auf den Willen der Großen, der
Vornehmsten, der meliores ankam". Der Prinz (Siegfried, Sohn Gunthers und Brünhilds) wurde also vom "Volk"
promoviert.

4114 Dietrichs Heimkehr in sein Erbland ist ein Teilkomplex der Dieteichsage. Die Version der Klage weicht von
älteren Überlieferungen ab, nach denen er mit Hilfe eines hunnischen Heeres wieder an die Macht kommt, stimmt
aber eng mit dem Bericht der Thidrekssaga überein.

4144 Etzel wird wahnsinnig, weil Dietrich in verlässt.

4274 Dietrich will einen Mann für Dietlind suchen, der die Herrschaft in Rüdigers Msrk übernimmt, d.h., sie soll nicht
in der Fremde verheiratet werden. (was bei der Ehe mit Giselher der Fall gewesen wäre)

4303 Swemmel war in seinem Bericht in Worms ausführlich auf den Anschlag der Burgunden auf Blödelins Leute
eingegangen, der die Katastrophe ausgelöst hatte. (3790ff.)

4312 Berufung auf Augenzeugenschaft (adtestio rei visae) ist ein Topos der Quellenberufung, der aus der antiken
Literatur stammt. Locus classicus ist Aeneis: Aeneas beteuert, die Schrecken des Untergangs von Troja, von dem er
berichtet, selbst gesehen zu haben. Der Topos spielt in der mittelalterlichen Literatur, vor allem auch in der
Historiegraphie, eine wichtige Rolle.

4315 Man könnte Vermutungen anstellen, dass die fiktive Figur Meister Konrad ein Passauer Hofkleriker der Zeit um
1200 namens Konrad Pate, der vielleicht der Dichter des Nibelungenlied bzw. der Leiter der "Nibelungenwerkstatt"
gewesen sein könnte. Tatsächlich sind mehrere Passauer Konrade bezeugt, die in Frage kommen könnten. (z.B.
magister Counradus oder ein sogenannter Counradus scriba)

4323-4360 Der Abschnitt über Etzels Ende ist nur in der Hs. B und in der C-Fassung überliefert, er fehlt in der Hs. A
und in der Fassung J (weitere Hss., die die Schlusspartie enthalten, gibt es nicht)

4328 Dass der Hunnenkönig eines gewaltsamen Todes verstarb, ist verschiedentlich überliefert. Es gibt Berichte,
nach denen der historische Attila in der Hochzeitsnacht mit einem Germanenmädchen von diesem ermordet wurde.
(in den eddischen Attli-Liedern wurde Etzel durch seine Gemahlin Gudrun [Kriemhild] getötet: in der Atlaqviđa
ersticht sie den sinnlos Betrunkenen mit dem Schwert; in den Atlamál erschlägt sie ihn mit der Hilfe von Högnus
Sohn Hniflung)
Literarische Stilmittel:
apo koinou = ein rhetorisches Stilmittel der Worteinsparung

Hyperbolische Ausdrucksweisen (z.B. die Hände so sehr winden, dass sie brechen)

Topos der Existenzverwünschung (z.B. "Ach weh, dass ich je geboren wurde" oder "Mir wäre lieber, ich würde unter
den Toten liegen")

Uneinigkeiten:
427: In der Klage steht, das Hawart von Dankwart erschlagen wird, im NL steht aber, das Hagen den Ritter Hawart
erschlägt.

796: In der Klage wird behauptet, dass Hildebrand den Kopf Kriemhild's abgeschlagen hat, im NL, dass er sie in
Stücke schlug. (Evtl. an der Taille)

860: Nur in Hs. B fordert Dietrich Etzel auf, das Kind zu seiner Mutter tragen zu lassen. In den anderen Handschriften
wird Etzel als der Sprecher und Befehlgebende erwähnt, die Herausgeber dieser Ausgabe halten diese Lesung für
fehlerhaft.

1552 Dass Wolfwin und Gerbart von Giselher erschlagen wurden, steht nicht im Nibelungenlied.

1563 Dass Wikhart von Gunther erschlagen wurden, steht nicht im Nibelungenlied.

1810 Im Nibelungenlied hat nicht Volker, sondern Hagen zur Heirat Giselhers geraten.

1854 Nach dem Nibelungenlied geht der tödliche Schlag Rüdigers durch Gernots Helm, in der Klage wird die
Todeswunde an der Brust beschrieben.

3906 Im Nibelungenlied kämpft Dietrich zuerst gegen Hagen und dann gegen Gunther. In der Klage wird diese
Reihenfolge aber umgekehrt, womöglich bezieht sich dies auf ältere Versionen. (so wie in der Thidrekssaga)

3938 In der B-Klage wird erwähnt, dass Kriemhild Hagen töten ließ, im Nibelungenlied tötete sie ihn aber
eigenhändig.
Stoff und Quelle:

Burgunden:
Um 435/36 rückte ein burgundisches Heer in eine benachbarte römische Provinz ein und geriet dort in militärischen
Konflikt mit den Römern und dessen Heermeister Aëtius, diese römischen Truppen hatten hunnische Truppen als
Verbündete, diese sollen die Burgunden, dessen König Gundicharius hieß, niedergemetzelt haben.

Das alte Atli-Lied soll ebenso diese Sagen beinhalten.


Im Lied geht es um die Könige Gunnar und Högni (Hagen), deren Schwester Gudrun (Kriemhild im NL) mit dem
Hunnenkönig Atli (Etzel) verheiratet ist. Die Könige Gunnar und Högni verfügen über "das Erbe der Nibelungen", ein
Schatz unermesslicher Größe, den ihnen Atli in verräterischer Weise abnehmen will: er lädt sie ein und tötet sie,
nachdem sie nicht preisgeben wollen, wo im Rhein sie den Schatz versenkt haben. Kriemhilds Zorn geht in Rache
über, sie tötet die beiden Söhne, die sie mit Atli hatte, brät ihre Herzen und serviert sie ihren Gatten. Danach
erschlägt sie Atli mit seinem eigenen Schwert, als dieser betrunken war und steckt die Königshalle in Brand.
Hier wird Siegfried nicht erwähnt.

Siegfried:
Die Siegfriedsage ist eine eigene Überlieferung, die ihre historischen Wurzeln im merowingischen Frankenreich des
6./7. Jh. haben könnte. In der merowingischen Geschichte spielen Intrigen und Verwandtenmord eine große Rolle,
mehrere Könige trugen den Namen Sigibert, der erste von ihnen (530/35 - 575) war mit einer westgotischen
Königstochter namens Brunichild (Brünhild) verheiratet.

Die Siegfriedsage besteht aus zwei Erzählsequenzen:


1. Siegfried tötet einen Drachen, erwirbt einen ungeheuren Schatz und erlöst eine gebannte Jungfrau (Brünhild) und
verbindet sich mit ihr.
2. Er heiratet die Schwester der Burgundenkönige und wird von ihrer bzw. mit ihrer Duldung getötet.

In Skandinavien (Schweden, Norwegen, Island) waren diese Erzählungen auch sehr populär. Wohl in der ersten
Hälfte des 13. Jh. wurde eine Sammlung von Götter-und Heldensagen zusammengestellt, die sog. Lied-Edda. Die
Lieder erzählen unter anderen auch von den Burgunden und Siegfried.

Dietrich:
In der Thidrekssaga, die ein Dichter im Auftrag eines norwegischen Königs Hákon 4. Hákonarson verfasste, wird die
Lebensgeschichte vom berühmtesten Helden der deutschen Heldensage, Dietrich (Thidreks) von Bern erzählt. In
dieser Erzählung sind auch andere Heldensagen, wie das Nibelungenlied, eingeschoben.

Personenbeschreibungen in der Klage:


Etzel: reich an Schmerz und Unglück, arm, unglücklich, bedauernswert, besitzlos (keine Leibeigenen mehr)
Er begrüßte seine Freunde (die Burgunden) herzlich zu Beginn und freut sich, sie zu sehen. Nachdem Ortlieb getötet
wurde, schwor er ihnen, dass keiner mehr lebend davonkommen werde.

Gernot: "gut gewachsen an Umfang und Länge"

Rüdiger: Vater vieler Tugenden (niemand war auf treuere Art von der Jugend ins Alter gekommen.
Ursula Schulze, Nibelungenlied, 1997
S. 13
Die Literatur übernimmt in der aristokratischen Gesellschaft eine Reihe wichtiger Funktionen: Sie dient der
Repräsentation, der Selbstdarstellung und Selbstreflexion, sie weist in die Geschichte zurück und stiftet Erinnerung.

Starke Impulse für die Entwicklung der dt. Literatur sind von Frankreich ausgegangen, wo die höfische Kultur im 12.
Jh. entstand und von wo sie z.T. mit geringer Zeitverschiebung, nach Deutschland gelangte.

S. 14
Der in der Literatur konzipierte Ritter repräsentiert nicht nur kämpferische, sondern auch soziale Qualitäten. Er ist
mutig, tapfer, im Kamof gewandt, auf Gott bezogen, sich seiner Gnadenbedürftigkeit bewusst, erbarmend gegenüber
Armen und Schwachen; er achtet die Frauen und sucht die Liebe einer einzigen, um daraus Kraft für seine Aufgaben
zu gewinnen und die Liebesbeziehung zum Abbild der Verbindung des Menschen zu Gott werden zu lassen.

S. 19
Das Nibelungenlied lässt sich nicht wie die Texte der gepriesenen Autoren auf schriftliche Quellen, seien es
lateinische, romanische oder deutsche, zurückführen, sondern gilt als Verschriftlichung mündlicher
Dichtungstraditionen.

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