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Einheit: Musik in Deutschland / Deutsche Musik

Musik in Deutschland / Deutsche Musik


II. Politik in der deutschen Musik (von den 60ern bis heute)
Musik ist gut, wenn sie unterhält und man sie gerne hört.

Sie kann aber gleichzeitig auch politisch sein, gesellschaftliche Zustände kritisieren oder das Leid einer
Generation vermitteln. Ihrem Unterhaltungswert muss das dabei nicht schaden. Allerdings scheint die
politische Musik heute rarer geworden zu sein. Besinnt man sich zurück, kommen einem sicher schnell auch
einige deutsche Songs aus vor allem den 70ern und 80ern in den Sinn, in denen ohne Blatt vor dem Mund
das System kritisiert, Nazis gescholten und für Frieden propagiert wurde. Wir wollen gemeinsam einen
Blick zurückwerfen und schauen, wann politische, deutsche Musik ihre Anfänge nahm, ihre Höhepunkte vor
allem in Rock, Schlager und Pop hatte und wie genau es heute um sie steht.

Die 60er Jahre – Einfluss aus Übersee [USA]

Wer an politische Texte in der Musik und politische Musik generell in den 60er Jahren denkt, dem fallen
vermutlich nicht allzu viele deutsche Interpreten oder Bands ein. Kein Wunder, denn die Idole der 60er
Jahre waren vor allem Musiker aus den USA, wie Bob Dylan, die Beatles oder die Rolling Stones. In
Übersee hatten sich schon seit den 40er Jahren diverse Musiker, wie etwa Pete Seeger oder Woody Guthrie
in ihren Liedern politisch geäußert. Im Deutschland der Nachkriegszeit dagegen sollte die Popmusik vor
allem als Flucht aus dem grauen und traurigen Alltag dienen. Und selbst in den 60ern schließlich, als
die Berliner Mauer errichtet wurde, die Studentenproteste ihren Höhepunkt erreichten und man aufgrund
der Kubakrise und des Vietnamkriegs fast schon mit einem dritten Weltkrieg rechnete, lief mit politischer
deutscher Musik noch eher wenig. Im Radio sang man stattdessen mit zu Songs von Manuela, Gitte
Hænning oder Rex Gildo. Freddy Quinns schnell als Antikriegslied geltendes "Hundert Mann und ein
Befehl", das heute gerne von Internetpatrioten fehlgedeutet
wird, bildete eine Ausnahme. Stattdessen hörte man Bob Ton Steine Scherben - Die letzte Schlacht
Dylan und Joan Baez, die sich gegen Krieg und gewinnen wir (1972)
Rassendiskriminierung wandten oder Aretha Franklins
"Respect", das 1967 die deutschen Charts erklomm. Wir brauchen keine Hausbesitzer
Auslöser für eine Politisierung deutscher Musiker waren Denn die ______________ gehören uns
letztlich eher Ereignisse im eigenen Land. Hier sind etwa Wir brauchen keine Fabrikbesitzer
zu nennen das Attentat auf den Studentenführer Rudi Die ______________ gehören uns
Dutschke, der Schah-Besuch oder die Gründung und Aus dem Weg, ______________
Verfolgung der RAF. Im Klima der 68er verspürten Die letzte Schlacht gewinnen wir
plötzlich viele Musiker in Deutschland den Drang, […] Schmeißt die Knarre weg, ______________
sich den politischen und sozialen Verhältnissen zu Die rote Front und die schwarze Front
widmen. Sind hier

1970: Endlich gibt es eine "Politrockband" Wir brauchen keinen starken Mann
Denn wir sind selber stark genug
Wir wissen selber, was zu tun ist
1970 begann sie schließlich, die große Zeit der politischen
Unser ______________ ist groß genug
Musik auf Deutsch. Und zwar vor allem mit der Gründung
Aus dem Weg, ______________
der Band "Ton Steine Scherben" (für viele heutige
Die letzte Schlacht gewinnen wir
Musikfans auch noch einfach nur "Die Scherben") in West-
Schmeißt die Knarre weg, ______________
Berlin. Die Band um den charismatischen und dennoch
Die rote Front und die schwarze Front
polarisierenden Rio Reiser verortete sich musikalisch im
Sind hier
damals angesagten Blues, Beat und Rock. In den Texten
Unser Kampf bedeutet ______________
ging es darum, zu provozieren, Gesellschaftskritik zu üben
Und wir bekämpfen euren ______________
und es gab durchaus auch regelrechte Parolen. Vor allem für
Jede Schlacht, die wir verlieren
die Hausbesetzerszene oder für Demonstranten wurden
Bedeutet unseren nächsten Sieg
"Macht kaputt, was euch kaputt macht", "Keine Macht für Welche Aussagen sind falsch? Es gibt eine
Niemand" oder "Aus dem Weg, Kapitalisten! Die letzte Schlacht falsche Antwort pro Frage.
gewinnen wir!" zu Zeilen, die einen Zeitgeist trafen und sich immer 1. Was hat Rio Reiser geschafft, was viele
wiederholten. andere bis dahin nicht geschafft haben?
a. Er singt auf Deutsch; dabei ist er begleitet
Ton Steine Scherben als erste von Rockmusik, die vom US-Underground
richtige Politrockband geprägt ist
überschritt Grenzen und wurde b. Seine Musik klingt fremdartig
c. Es klingt nicht peinlich, sondern authentisch
erst damit so richtig politisch: 2. Welches Problem hatten andere Bands
Schwarzfahren wurde plötzlich bzw. Sänger*innen?
lobgepriesen, es wurde sich a. Sie schafften es nicht, sich von der
gegen Immobilienspekulanten klischeehaften Sprache des Schlagers zu
gewehrt, die die Absicht hatten, lösen
ganze Stadtviertel von Grund auf b. Ihre Texte waren oft belehrend
"Ton Steine Scherben" 1973 in Berlin-Kreuzberg c. Sie wollten die amerikanische Beat-Musik
umzumodeln. Die Band setzte nicht verändern
sich außerdem für die Rechte der Arbeiter ein und sympathisierte 3. Von welchen Musikrichtungen waren „Ton
sogar mit Mao und seiner Kommunistischen Partei.i Steine Scherben“ beeinflusst?
a. Von der derzeitigen Musik junger Menschen
Und auch was das Geschäft mit ihrer Musik anging, schwammen die in Deutschland
Scherben gegen den Strom. So veröffentlichten sie ihre Platten bei b. Von Beat- & Rockmusik der 1960er & 1970er
aus Großbritannien
keinem großen Label, sondern in eigener Sache auf einem 4. Für welche Gruppen wurden „Ton Steine
unabhängigen Label. Außerdem spielten sie ihre Konzerte zum Scherben“ zum Sprachrohr?
Selbstkostenpreis. Wer damals dabei war, ist mitunter überzeugt, dass a. Unzufriedene Jugend
die Scherben die deutsche Rock- und Popmusikszene – vor allem, b. Radikale & plakative Frauen der 68er-
was die politische Dimension betrifft – bis heute prägten. Generation
c. aufmüpfige Studenten der 68er-Generation
d. Lehrlinge & Arbeiter
Die 70er Jahre: Das Hoch politischer Liedermacher 5. Welche Alltagsprobleme werden
thematisiert?
Wir erinnern uns an die Liedermacher, die in den a. Arbeitslosigkeit
b. Unterdrückung
70er Jahren über Politik sangen. Für viele gilt
c. Frustration
diese Zeit immer noch als die Hochzeit d. Rauchende Jugendliche
politischer Musik auf Deutsch. Zu nennen ist e. Generationenkonflikt
da beispielsweise Franz Josef Degenhardt – f. Wunsch nach Gemeinschaft
einer der ersten, die das Genre prägten und der g. Wunsch nach Freiheit
sich in der deutschen Friedensbewegung 6. Was passiert mit den „Scherben“ als die
Jugendproteste langsam nachlassen?
engagierte. In Degenhardts Texten ging es um
a. Radikalität verschwindet aus den Texten
Franz Josef Degenhardt den Prager Frühling, es ging um die soziale b. Sie werden zur Pop-Band
(1931-2011) Ausgrenzung der Unterschicht und es ging um c. Band verschuldet sich
Kritik an der griechischen Militärdiktatur. d. „Ton Steine Scherben“ lösen sich auf
e. Rio Reiser begann seine Solokarriere
Neben Degenhardt taten sich schnell auch Hannes Wader oder etwa 7. Wofür setzen sich junge Aktivist*innen
(auch) heutzutage ein?
Konstantin Wecker hervor, die in ihren Liedern eindeutige politische
a. Freies Reisen und übermäßiges
Positionen einnahmen und bestehende Zustände kritisierten. Themen Häuserkaufen
wie Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus oder die soziale b. hinterfragen übermäßigen Konsum
Ungerechtigkeit auch in Deutschland waren keine Ausnahme. c. Fordern gerechteres System
d. Demonstrieren für bessere Zukunft
Bis heute nimmt wohl vor allem auch e. Streiken sich fürs Klima
f. Setzen sich für Gleichstellung ein
Wolf Biermann, der neben seinen
g. Setzen sich für eine queere Kultur ein
Liedern auch Gedichte schrieb, eine 8. Warum ist die Musik der „Scherben“ heute
Sonderstellung als kulturelle und noch immer aktuell?
gesellschaftliche Instanz ein. Sein a. Weil sie politische Texte vermitteln
Umzug im Jahr 1953 in die DDR hatte b. Weil sie vermitteln, dass Politik in erster
zur Folge, dass er dort aufgrund Linie bei einem selbst anfängt
Wolf Biermann (*1936)
c. Weil Musik nach 50 Jahren nicht an Kraft
seiner Regierungskritik in der Musik nicht
verlieren kann
auftreten durfte. Nachdem er 1976 für ein Konzert in die
Bundesrepublik Deutschland eingeladen wurde und dafür auch die Reisegenehmigung der Behörden in der
DDR bekam, durfte er anschließend nicht mehr nach Ost-Berlin zurück. Grund war auch hier wieder ein
musikalischer Angriff auf die DDR-Führungsriege. Biermanns folgende Ausbürgerung sorgte für einen
Aufschrei vor allem auch unter Künstlern und Musikern in der DDR. Und auch er selbst ließ es sich nicht
nehmen, in seinen Texten weiterhin Kritik an Ost- sowie Westdeutschland zu üben.ii

Nina Hagen
Sängerin, Schauspielerin, "Godmother of Punk". Noch vor der
"Neuen Deutschen Welle" machte sie die deutsche Sprache in
der Rockmusik salonfähig. Mit ihrem ersten Album schrieb sie
deutsche Popgeschichte.

"Ich kann mich gar nicht entscheiden, ist alles so schön bunt
hier", schrie Nina Hagen 1978 im Opener ihrer ersten LP ins
Mikro - "Ich glotz TV" war schon damals eine Kritik am bunten
braven deutschen Fernsehen. Sie sang über die Prostituierten am Berliner Bahnhof Zoo,
über Geschlechtskrankheiten, Emanzipation. Bunt, frech, mit einer ebenso großen Klappe
wie mit einem enormen Gesangstalent ausgestattet, läutete sie die "Neue Deutsche Welle"
ein und rollte den Teppich für Bands wie "Nena", "Ideal" oder "Extrabreit" aus. Nina Hagen stammt aus der DDR, sie ist die
Tochter der Schauspielerin Eva Maria Hagen und Stieftochter von Liedermacher Wolf Biermann, dem sie nach dessen
Ausweisung aus der DDR 1976 in die Bundesrepublik folgte.iii

Die 80er – Punk und Deutschrock Udo Lindenberg - Sonderzug


nach Pankow 1983
Die 80er der deutschen Musik: Das ist für viele die Zeit der
Neuen Deutschen Welle. KünstlerInnen wie

Nena schafften es damit


sogar, auch außerhalb
der Bundesrepublik
große Erfolge zu
erzielen. Doch neben
Spaß und Witz gab es
auch in den 80ern
politische Musik auf
Deutsch. Udo
Lindenberg etwa
kritisierte auf ironische
Udo Lindenberg (*1946)
Weise DDR-
Regierungschef Erich Honecker oder sang gegen den
Rechtsradikalismus in Deutschland an.

Die Band BAP thematisierte mit ihrem Lied "Kristallnaach" die


Verführbarkeit der Masse durch autoritäre Ideologien und
Herbert Grönemeyer kritisierte in "Amerika" die US-
amerikanische Außenpolitik. Im Großen und Ganzen aber waren
politische Äußerungen im Rock der 80er eher rar – die Meinung
zur globalen Politik wurde eher in Interviews geäußert.

Anders war es im Punk: Die Bewegung, die Ende der 70er in


England und den USA begann, brauchte ein paar Jahre, um nach
Deutschland zu finden, konnte sich dann aber sofort verbreiten
und fruchtbar entfalten. Bands, die sich, anders als in der
Rockmusik, klar politisch links und oft sogar linksradikal
einordneten, entstanden. Slime und Razzia, zwei Bands aus Hamburg etwa,
sagten dem System den Kampf an und gingen mit Liedern, wie
"Deutschland muss sterben", "Keine Führer" oder "Neo-Nazi" – vor allem
mit Zuspruch aus autonomen Kreisen – hart gegen bestehende politische
Verhältnisse vor. Und bildeten die Grundlage für das Entstehen zweier
Bands, die heute zu den erfolgreichsten deutschen Bands aller Zeiten
gehören: Die Toten Hosen und die Ärzte.
"Die Ärzte" (v.l. „Farin Urlaub“,
Ab den 90ern bis heute: Politik nur noch im Rap? Rodrigo González, „Bela B“)

Wie auch mit dem Rock und Punk, der aus dem Ausland und vor allem den
USA nach Deutschland kam und hier adaptiert und, wie auch bei seinen Vorreitern, politisch aufgeladen
wurde, verhielt es sich auch mit dem Rap. Anfang der 90er aus vor allem dem Osten der USA nach
Deutschland gekommen, waren Texte von Rap-Crews wie "Advanced Chemistry" zumeist noch stark
politisch. Es ging auch bei ihnen um soziale Ungerechtigkeit, Rassendiskriminierung und
Ausgrenzung.

Nach und nach aber fand der unterhaltsamere Deutschrap immer mehr Zuspruch. Auch der "Rap von der
Straße", der Themen wie Drogen, Armut und Prostitution in den Vordergrund stellte, verlor schnell die
politische Dimension und verkam zu einer Verherrlichung des Gangsterdaseins. Heute bilden Rapper,
die gleichzeitig erfolgreich sind und durchaus auch politische Texte haben, eher die Ausnahme. Man könnte
auch der Musik von Rappern wie Bushido, der Straßenbande 187 oder Haftbefehl, die heute vornehmlich
die Charts bevölkern, durchaus eine politische Dimension zusprechen. Allerdings liefern die meisten ihrer
Texte höchstens einen Einblick in eine Gedankenwelt, die vielen unbekannt ist und lassen darüber
Rückschlüsse auf das Leben in schwierigeren Verhältnissen zu. […]ii

Aktuelle politische Musik

a. Das Lied „Vincent“ handelt von Verwirrung und Schmerz in der Liebe. Unter anderem bei Vincent,
der erkennt, dass er schwul ist und sich in einen Mann verliebt hat. Er wendet sich an seine Mutter und
erhält von ihr Zuspruch. Des Weiteren handelt der Song von Linda und Ben, die als „perfektes Paar“
bezeichnet werden, sich jedoch wieder trennen. Schließlich wird die Situation von Vincent wieder
aufgegriffen: Dieser hat „zwei Kinder und 'n starken Mann.“ Connor schrieb das Stück, nachdem sie von
einer Freundin erfuhr, dass ihr Sohn schwul sei, der Name Vincent ist fiktiv. Gegenüber der taz äußerte
Connor, dass Vincent „der wichtigste Song [sei], den [sie] bisher gemacht“ habe. Einige Radiosender
spielen das Stück wegen des Satzes „Vincent kriegt kein‘ hoch, wenn er an Mädchen denkt“ nicht, mit
dem das Lied beginnt. Andere spielen das Lied ohne diesen ersten Satz, zahlreiche Sender senden das
Lied allerdings auch unzensiert.
b. Inhaltlich behandelt der Song die namensgebende Kunstfreiheit im Rahmen einer Abrechnung mit
der Neuen Rechten, Antisemitismus und Rassismus. Die ersten beiden Strophen beschreiben im
Konjunktiv, der durch die relativierende Einleitung „mal ganz spekulativ“ noch verstärkt wird, verbale
Angriffe gegen Vertreter von Verschwörungstheorien sowie rechter Ideologien. Namentlich genannt
werden Jürgen Elsässer, Götz Kubitschek, Ken Jebsen und Alexander Gauland. Der Refrain betont
spöttisch die Zulässigkeit solcher Angriffe. Die zweite Strophe enthält auch eine Anspielung auf das
Gedicht Rosen auf den Weg gestreut von Kurt Tucholsky aus dem Jahr 1931. In der dritten Strophe
wechselt Danger Dan in den Indikativ; er bekräftigt seine Verurteilung der vorher genannten Personen
und Positionen und stellt am Ende die Frage nach der Notwendigkeit von Militanz gegen Faschisten
angesichts rechter Tendenzen in der Polizei. Dabei wird auf den Tod von Oury Jalloh und die Rolle der
Geheimdienste bei der Entstehung des NSU verwiesen.
c. Der Song behandelt Rassismus, Hass und Feminismus. Dafür erhält die Rapperin in den sozialen
Medien viel Zuspruch. Neben dem Aufeinandertreffen von Rap und Klassik ist es vor allem die Message,
die viele begeistert. In dem Song macht die Rapperin nicht nur auf den Gehaltsunterschied zwischen
Männern und Frauen aufmerksam, sondern thematisiert auch Belästigungen. Sie rappt auch von
Rassismus, einem Problem, das sie als schwarze Frau kennt. Auch den Mord an George Floyd thematisiert
sie: „Letzte Worte, „I can’t breathe“, Rest in Peace.“ Daneben schneidet die Rapperin viele andere
Themen wie Cannabisverbot, Konsum und Krieg an und liefert klare Aussagen.
d. Dieses Lied thematisiert die Problematik, dass sich Jugendliche oftmals gezwungen fühlen, sich an
ihre Mitmenschen anzupassen. Dies rührt oft in Selbstzweifel oder mangelndem Selbstbewusstsein. Oft
führt das Gefühl Dazugehören zu wollen/müssen bzw. diese unreflektierte Anpassung sogar zu
Problemen bei den Jugendlichen, z.B. zu Drogenkonsum. Der Song bietet eine optimistische Aussicht,
denn die Sängerin sagt, dass man sich irgendwann selbst besser kennen- und lieben lernt und dass man
die Personen von damals, an die man sich unbedingt anpassen wollte, später sowieso wieder vergisst.
e. Es wurden schon viele Lieder über den Frieden und gegen den Krieg geschrieben. Manche halten
sich jahrzehntelang in den Köpfen. Sie werden dann in schweren Zeiten immer wieder in die Charts oder
Playlists gehievt. Musik und Friedenswünsche harmonieren schon lange. Seit dem 24. Februar 2022
bewegt der Ukraine Krieg die Welt. Etwas was Dota Kehr sehr gut findet: “Es ist bisher nicht zu einem
Hintergrundrauschen geworden, wir haben uns zum Glück noch nicht daran gewöhnt”. Mit diesem Lied
positionieren sich die Künstler*innen und zeigen sich solidarisch mit den Opern des Ukraine-Kriegs.
f.In diesem Lied geht es um die Rap-Szene, in der die Interpretin ihre eigene Stellung innerhalb der Hip-
Hop-Szene thematisiert. Sie sagt, auch wenn sich die Szene allgemein eher zum Negativen verändert, gibt
es noch Künstler*innen, denen der Inhalt, d.h. die Liedtexte wichtig sind. Sie kritisiert die oftmals
prolligen, arroganten Hip-Hop-Künstler, die von sich überzeugt sind, jedoch mehr "Schein als Sein" sind.
g. Der Initiator des Projektes Adegoke Odukoya kam auf die Idee zu diesem Lied nach dem Todesfall
des aus Mosambik stammenden Alberto Adriano, der ein Jahr zuvor in der Nacht vom 10. auf den 11. Juni
2000 im Dessauer Stadtpark von drei alkoholisierten Wolfener Neonazis zusammengeschlagen wurde und
aufgrund seiner schweren Verletzungen, die er davon trug, drei Tage später im Krankenhaus verstarb. Um
ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen, engagierte Odukoya nur Musiker mit Schwarzen Wurzeln und der
Deutschen Staatsangehörigkeit. Die ersten Partner, die ihre Teilnahme an dem Projekt bestätigten, waren
D-Flame und Torch. Nach und nach schlossen sich mehr Künstler an, sodass zufällig am 3. Oktober 2000
(Tag der Deutschen Einheit) die erste Aufnahmesession in Köln stattfand. Die Erlöse wurden den
Angehörigen der etwa 120 Opfer gespendet, die seit 1989 durch Morde aus rassistischen Hintergründen
ums Leben kamen.
h. Der Titelsong ist sehr gesellschaftskritisch. Der Rapper thematisiert u. a. Ausländerhass und an
Kindern begangene Sexualstraftaten, die nicht ausreichend bestraft werden, sowie korrupte Politikern,
die die angesprochenen Probleme ignorieren. Außerdem wird die Perspektivlosigkeit der Jugend
angesprochen, die durch Computerspiele und Drogenkonsum versucht, sich von ihren Sorgen abzulenken.
i. In diesem Lied geht es um Dinge, die einer junger Frau im Laufe ihres Lebens erlebt. Dieses Lied macht
darauf aufmerksam, wie normal es für Mädchen und Frauen oft ist, z.B. in einer Disko ungefragt angefasst
zu werden. Es geht darauf, dass Frauen früh lernen, sich vor Übergriffen schützen zu müssen, z.B. vor
K.O.-Tropfen, die einem ins Glas geschüttet werden, um Frauen willenlos zu machen. Außerdem
thematisiert das Lied die sexistische These, dass Frauen selbst Schuld seien, wenn ihnen etwas schlimmes
passiert, wenn sie sich "falsch" kleiden.

i
Textausschnitt: https://taz.de/Gesamtwerk-von-Ton-Steine-Scherben/!5269835/
ii
https://www.berliner-rundfunk.de/service/aktuell/politik-in-der-deutschen-musik
iii
https://www.dw.com/de/nina-hagen/t-19134101

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