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Historische Forschung
1 Karl Otmar von Aretin , Das Alte Reich 1648-1806, 3 Bde., Stuttgart 1993, 1998;
Helmut Neuhaus, Das Reich in der Frühen Neuzeit (EDG, 42), München 1997; Georg
Schmidt, Geschichte des Alten Reiches. Staat und Nation in der Frühen Neuzeit,
München 1999; siehe auch die Kritik dazu bei Wolfgang Reinhard, Frühmoderner
Staat und deutsches Monstrum. Die Entstehung des modernen Staates und das Alte
Reich, in: ZHF 29 (2002), 339-357.
geschriebene „Zeitungen"10
stentages, des Fürstenbesuc
persönlichen oder offiziösen
ver Kontaktaufnahme trate
nen begleiteten häufig ihre
Reichstagen und fürstliche
tenden dynastischen Festen
stets sowohl durch den Anl
mension zu. Dort gab es Mö
deren Damen von Rang wie
Verwandtschaft oder politis
derartige Bekanntschaften
weitergeführt14, wobei Korr
de persönliche Bekanntsch
oder im Fall fehlender pers
wurde eine derartige Korre
Durch diesen Gabentausch m
fährliche Geschenke. Ritual, Politik und die Sprache der Korruption in der Eidgenos-
senschaft im späten Mittelalter und am Beginn der Neuzeit, Konstanz 2000, 21-36;
Jan Hirschbiegel, Étrennes. Untersuchungen zum höfischen Geschenkverkehr im
spätmittelalterlichen Frankreich (Pariser historische Schriften, 60), München 2002.
16 Wolfgang Reinhard, Freunde und Kreaturen. Verflechtung als Konzept zur Er-
forschung historischer Führungsgruppen. Römische Oligarchie um 1600, München
1979; Antoni Mgczak (Hrsg.), Klientelsysteme im Europa der Frühen Neuzeit (Schrif-
ten des Historischen Kollegs, Kolloquien, 9), München 1988; Hans H. Nolte (Hrsg.),
Patronage und Klientel (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte, 29), Köln /Wien
1989; Ronald G. Asch/ Adolf M. Birke (Hrsg.), Princes, Patronage and the Nobilities.
The Court at the Beginning of the Modern Age 1450-1650, London 1991; Linda Levy
Peck, Court Patronage and Corruption in Early Stuart England, London 1996; Sha-
ron Kettering, Patronage in Sixteenth- and Seventeenth-Century France, Aldershot
2002; vgl. auch Heiko Droste, Patronage in der frühen Neuzeit - Institution und Kul-
turform, in: ZHF 30 (2003), 555-590.
17 Hedwig Röckelein /Hans-Werner Goetz, Frauen-Beziehungsgeflechte - eine
Forschungsaufgabe, in: Das Mittelalter 1 (1996) 2, 3-10; Cordula Nolte, „Ir seyt ein
frembs weib, das solt ir pleiben, dieweil ir lebt". Beziehungsgeflechte in fürstlichen
Familien des Spätmittelalters, in: Geschlechterdifferenz im interdisziplinären Ge-
spräch, hrsg. v. Doris Ruhe, Greifswald 1999, 11-41; vgl. aber Sharon Kettering , The
Patronage Power of Early Modern French Noblewomen, in: Historical Journal 32
(1989), 817-841; Susan Frye/ Karen Robertson (Hrsg.), Maids and Mistresses, Cou-
sins and Queens. Women's Alliances in Early Modern England, New York /Oxford
1999; Charles W. Ingrao /Andrew L. Thomas, Piety and Patronage: The Empress-
Consort of the High Baroque, in: German history 20 (2002) 1, 20-43, hier 40 f.
18 Problemaufriss bei Volker Press, Patronat und Klientel im Heiligen Römischen
Reich, in: Klientelsysteme (Anm. 16), 19-46; M. Lanzinner, Friedenssicherung
(Anm. 2), 305 f.; Thomas Nicklas, Reichspolitische Beziehungsgeflechte im 16. Jahr-
hundert. Lazarus von Schwendi und der Dresdner Hof, in: Neue Studien zur früh-
neuzeitlichen Reichsgeschichte, hrsg. v. Johannes Kunisch (ZHF, Beiheft 19), Berlin
1997, 181-206; Friedrich Edelmayer, Söldner und Pensionäre. Das Netzwerk Phil-
ipps II. im Heiligen Römischen Reich (Studien zur Geschichte und Kultur der iberi-
schen und iberoamerikanischen Länder, 7), München 2002.
19 Anette Völker-Rasor, Bilderpaare - Paarbilder. Die Ehe in Autobiographien des
16. Jahrhunderts, Freiburg i. Br. 1993, 221 ff.; M. Sánchez, Empress (Anm. 8), 88, 112;
B. Harris, Women (Anm. 8), 9 f., 192, 200 f.; Sylvia Nagel, Spiegel der Geschlechter-
differenz. Frauendidaxen im Frankreich des späten Mittelalters (Ergebnisse der
Als Quellenbasis für die folgenden Ausführungen steht vor allem der über-
aus umfangreiche, im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden überlieferte
Briefwechsel der Kurfürstin zur Verfügung, der für etwa dreißig Jahre ohne
größere Lücken erhalten ist. Er umfasst Dutzende von Aktenfaszikeln, in de-
nen insgesamt etwa 8.000 Briefe der Fürstin und ebenso viele ihrer Korre-
spondenzpartner und -Partnerinnen überliefert sind. Die somit mindestens
16.000 vorhandenen Briefe stammen aus den Jahren 1554 bis 1585, während
aus den ersten Jahren von Annas Ehe noch keine Schriftstücke aufgefunden
werden konnten. Da bislang weder ein detailliertes Verzeichnis der Briefe
existiert noch eine genauere Auswertung der Briefinhalte erfolgt ist, können
die folgenden Ausführungen allerdings lediglich einen ersten Eindruck wie-
dergeben. Sie beruhen auf der Durchsicht eines Großteils der Aktenbände in
Verbindung mit der intensiven Bearbeitung einzelner Teile des Briefwech-
sels25, beziehen aber auch Angaben aus den beiden älteren biographischen
Darstellungen zu Kurfürstin Anna mit ein26.
I.
Selbstverständlich war auch die Ehe Annas von Sachsen in erster Linie
Ergebnis politischer Kalkulationen der beiden elterlichen Familien und
gleichzeitig ein Beispiel für die Veränderungen dynastischer Beziehunge
im Zuge der Reformation: Hatten die Wettiner sich bis ins 16. Jahrhundert
mehrfach mit Habsburgern, Wittelsbachern und den süddeutschen Hohen
zollern verbunden, so begann jetzt eine Phase intensiverer Beziehungen
zum dänischen Königshaus, was die bereits angebahnte dynastische Ver-
flechtung im nördlichen Reichsgebiet verstärkte27. Nach der Durchsetzun
Trotz des Wohlwollens der Herzogin von Münsterberg kam die Eheschlie-
ßung allerdings nicht zustande31.
Die Formulierung zeigt jedoch ebenso wie viele Nachfragen bei Anna von
Sachsen32 und von ihr bei anderen wegen möglicher Ehekandidaten, dass
man in der Vermittlung von Ehen ein legitimes Handlungsfeld der Fürstin
sah. Dies belegt auch Annas Feststellung bezüglich ihres königlichen Bru-
ders, dem sie zahlreiche Kandidatinnen präsentiert hatte, damit aber stets
abschlägig beschieden worden war: Waß wir nicht erwehnen können, müs-
sen wir geschehen lassen, werden wir aber hindangesetzt, so wollen wir uns
dargegen auch zuvorhalten wissen.33 Dass bei derartigen Vermittlungs-
bemühungen Maßstäbe wie Ebenbürtigkeit und politische Nützlichkeit
selbstverständlich waren, daran erinnerte die Kurfürstin selbst 1566 ihren
jüngeren Bruder Johann, indem sie ihn darauf hinwies, das man in fürst-
lichen heiraten nit allweg fürnemblich auff schöne gestalt zusehen, sondern
vielmehr ehrliche ankunfft der fürstlichen heuser und geschlechter,
frombkeit der eitern, auffrichtigkait des gemüths, gottseligkeit unnd andere
christliche fürstliche tagenden zu erwegen pflegte34. Die vielfältigen Son-
dierungen Annas in diesem Bereich machen es nicht nur wahrscheinlich,
3i Kopial Nr. 512, Bl. 21b-22 (28. 05. 1565), Bl. 63b-64 (3. 12. 1565), Bl. 117 -119b
(10. 06. 1566).
32 Z. B. Kopial Nr. 509, Bl. 30b (5. 03. 1557), Bl. 159 (23. 02. 1561), Kopial Nr. 511,
Bl. 10b-ll (29. 01. 1562), Nr. 512, Bl. 245-246 (12. 08. 1567), Nr. 514, Bl. 161b-162
(5. 08. 1570), Nr. 515, Bl. 31 (13. 01. 1572), Nr. 516, Bl. 81 (29. 07. 1573); auch K. Weber,
Anna (Anm. 26), 54-81.
33 Kopial Nr. 514, Bl. 2a /b (16. 01. 1569 in einem Brief an ihre Tante Elisabeth von
Mecklenburg); zu Annas Bemühungen vgl. etwa Kopial Nr. 512, Bl. 113-114
(26. 04. 1566), Nr. 514, Bl. 117- 118b (8. 03. 1570). Zum dänisch-bayrischen Ehepro-
jekt 1566 siehe Dietmar Heil, Die Reichspolitik Bayerns unter der Regierung Herzog
Albrechts V. (1550-1579) (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Baye-
rischen Akademie der Wissenschaften, 61), Göttingen 1998, 387 f.
34 Kopial Nr. 512, Bl. 116 (20. 05. 1566), ähnlich Kopial Nr. 513, Bl. 134b-135
(25. 11. 1568), Kopial Nr. 514, Bl. 231-232 (22. 04. 1571). Vgl. auch B. Basti, Tugend,
Liebe, Ehre (Anm. 14), 152-161; B. Harris, Women (Anm. 8), 58 f.
Wir dürfen also davon ausgehen, dass die Kurfürstin eine gewichtige Rol-
le spielte bei der Vermittlung von Heiraten, denen als Quelle von Klientel-
beziehungen bzw. für die interterritoriale Vernetzung hochadliger Familien
eminent politische Bedeutung zukommen konnte, zumal in einer Zeit neuer
politischer Konstellationen im Reich infolge der sich allmählich ausprägen-
den konfessionellen Spaltung. In diesen Kontext gehört im Übrigen auch
das Phänomen der Patenschaften sowie die Aufnahme von Pflegekindern
der näheren und weiteren fürstlichen Verwandtschaft. So hielten sich etwa
zwei Nichten der Fürstin aus dem Hause Sachsen-Lauenburg über Jahre i
Dresden auf, wohl nicht zuletzt wegen der prekären Finanzlage des Ratze
burger Hofes; für beide Nichten übernahm Anna auch die Ehestiftung37
Außerdem legte die Herzogin von Pommern der Kurfürstin 1563 ihre beiden
Söhne ans Herz, die zum Studium nach Leipzig kamen, und der junge
Pfalzgraf Karl von Pfalz-Zweibrücken (1560-1600) hielt sich 1573 einige
Zeit in Dresden auf38. Patenschaften übernahm die Kurfürstin beispielswei-
se für einen Sohn Herzog Johann Albrechts von Mecklenburg (1525-1576),
für die Zwillingstöchter Graf Günther von Schwarzburgs und wohl auch
für den späteren Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel (1572 - 1632)39.
35 M. Sánchez , Empress (Anm. 8), 112; K. Walsh, Verkaufte Töchter (Anm. 21), 132,
135.
36 Kopial Nr. 509, Bl. 157 (7. 02. 1561) - Die Hochzeit fand im August 1561 in Leip-
zig statt.
3? Kopial Nr. 511, Bl. 100b-101 (2. 08. 1563), Bl. 239-40 (22. 07. 1567), Nr. 514, Bl.
27b-28 (3. 05. 1569).
33 Loc. 8528/3 (1561-64), Bl. 229 (3. 04. 1563), Kopial Nr. 511, Bl. 87b-88
(3. 05. 1563), Bl. 100b-101 (2. 08. 1563), Nr. 517, Bl. 73 (11. 07. 1573), weitere Beispiele
bei K. Sturmhöfel, Anna (Anm. 26), 255 f.; allgemein vgl. B. Harris, Women (Anm. 8),
112 f.
33 Loc. 8528/2 (1556-61), Bl. 230 (13. 11. 1560), Kopial Nr. 513, Bl. 33b
(11. 04. 1568), Kopial Nr. 516, Bl. 71b-72 (31. 05. 1572).
n.
zudem über mehr als zwanzig Jahre, während das bei den männlichen
Brief Schreibern nur in ganz wenigen Fällen zu beobachten ist. Langjährige
Korrespondenten gehörten Annas nächster Verwandtschaft an; es handelte
sich um ihre Brüder Friedrich, seit 1559 König von Dänemark, und Johann,
Herzog von Holstein-Sonderburg, sowie ihren Onkel Herzog Johann von
Holstein (1521-1580). Nur Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel (1532-
1592) bildete eine Ausnahme42, aber über seine Mutter war auch er mit den
Albertinern verwandt. Außerdem bestanden traditionell enge politische Be-
ziehungen zwischen Sachsen und Hessen, die sich im engen Kontakt zwi-
40 Da den folgenden Angaben keine eigene Zählung, sondern die Auswertung der -
allerdings recht zuverlässigen - Register der Briefbände zugrunde liegt, werden nach
Möglichkeit keine exakten Zahlen angeführt, sondern Relationen wiedergegeben.
Damit soll vermieden werden, ein unzulässiges Bild quantitativer Genauigkeit zu
vermitteln.
41 In beiden Gruppen stammte die überwiegende Mehrzahl der Personen aus dem
hohen Adel des Reiches. Für das Gesamtbild der Korrespondenz, also unter Einbezie-
himg auch der sporadischen Brief Schreiber und -schreiberinnen, ist es jedoch wich-
tig, dass neben Männern und Frauen aus dem niederen Adel Kursachsens allgemein
verschiedene Hofbeamte, Räte von Städten sowie Frauen aus dem Stadtbürgertum
vertreten waren. Auch Theologen und mehrere Ärzte zählten zu Annas Korrespon-
denten. Unter den langjährigen Briefwechseln befanden sich auch der mit dem däni-
schen Reichsrat Peter Oxe, die mit zwei sächsischen Kammermeistern und dem Do-
mänenverwalter Abraham von Thumbshirn sowie der Äbtissin des (aufgehobenen)
Klarissinnenklosters Weißenfels, das zu Annas Wittum gehörte.
42 Eine ähnlich intensive Korrespondenz verband die Fürstin bis zu dessen Tod mit
Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig- Wolfenbüttel (1489-1566).
der Korrespondenzbeziehu
protestantischen Reichsge
bei den Frauen aber auch in das katholische Gebiet hinein und erschlossen
44 Loc. 8528/4 (Brandenburg 1561-77, 335 Bl.); Loc. 8534/1 (Bayern 1571-84,
450 Bl.). Zum Begriffsinhalt von Politik im 16. Jahrhundert im Unterschied zu heute
siehe Volker Sellin, Politik, in: Geschichtliche Grundbegriffe, hrsg. v. Otto Brunner/
Werner Conze / Reinhard Kosselleck, Bd. 4, Stuttgart 1978, 808 ff.
45 Zum Verhältnis zwischen Anna und ihrer Mutter sowie zu ihrer Tochter Elisa-
beth wird in absehbarer Zeit die Dissertation von Perniile Arenfeldt (Florenz) umfas-
sende Aufschlüsse erbringen.
48 Etwa Loc. 8529/1 (1562-69), Bl. 207, Kopial Nr. 511, Bl. 24b (2. 05. 1562),
Nr. 512, Bl. 13b-14 (19. 04. 1565), Nr. 514, Bl. 71 (12. 10. 1569).
*7 Eine wichtige Rolle spielt dieser Teil der Korrespondenz besonders zwischen
Anna und ihrer Mutter bzw. der Tante väterlicherseits in Mecklenburg sowie der ver-
trauten Gräfin von Mansfeld: Loc. 8528/2 (1556-1561), Bl. 17, 19, 27 (alle undat.),
Kopial Nr. 513, Bl. 20-21 (2. 03. 1568), Bl. 44-46 (28. 04. 1568), Kopial Nr. 517, Bl. 62
(28. 06. 1573) und oft.
48 Besonders häufig entsprechende Klagen gegenüber Elisabeth von Mecklenburg
(z.B. Kopial Nr. 514, Bl. 21b-22 (12. 04. 1569), Bl. 151 (7. 06. 1570), Bl. 273 (12. 08.
1571)), aber auch sonst taucht immer wieder der Wunsch nach persönlicher Begeg-
nung in Briefen auf (z. B. Loc. 8534/1, Bl. 9 (24. 01. 1575), Bl. 181 (1. 04. 1580),
Bl. 209-210 (14. 06. 1581), Loc. 8531/2, Bl. 140 (7. 04. 1567), Bl. 164 (20. 08. 1575),
Kopial Nr. 511, Bl. 58 (16. 10. 1562), Bl. 172-173 (3. 11. 1564).
48 Kopial Nr. 511, Bl. 172b-173 (3. 11. 1564), Loc. 8531/4 (1567-85), Loc. 8537/2
(1578-85); K. Sturmhöfel , Anna (Anm. 26), 92 ff.; ähnlich auch die Anbahnung einer
Korrespondenz mit Herzogin Anna Maria von Württemberg (1526-1589), vgl. Kopial
Nr. 511, Bl. 180-181 (3. 01. 1565).
so Ernst Koch, Ausbau, Gefährdung und Festigung der lutherischen Landeskirche
von 1553 bis 1601, in: Das Jahrhundert der Reformation in Sachsen, hrsg. v. Helmar
Junghans, Berlin 1989, 195-223, hier 201; M. Lanzinner, Friedenssicherung (Anm. 2),
359.
III.
56 Z. B. Kopial Nr. 509, Bl. 187b-188b (15. 09. 1561), Bl. 172b (29. 04. 1561), Nr. 511,
Bl. 39b (4. 07. 1562), Nr. 514, Bl. 84-86 (2. 12. 1569), Bl. 232-235 (12. 05. 1571), als
Beispiel auch M. Lanzinner, Friedenssicherung (Anm. 2), 208, zur sächsisch-pfäl-
zischen Hochzeit 1570.
57 L. Levy Peck, Court Patronage (Anm. 16), 47 f., 68-74; B. Harris, Women and
Politics (Anm. 22), 268.
58 A. Fößel, Königin (Anm. 8), 182-90, 300-308, 313-316; C. Nolte, Beziehungs-
geflechte (Anm. 17), 16 f.; Helga Widorn, Die spanischen Gemahlinnen der Kaise
Maximilian II., Ferdinand II. und Leopold I., Diss, masch., Wien 1959, 32, 34; M. Sán-
chez, Empress (Anm. 8), 117.
59 Ronald G. Asch, Der Hof Karls I. von England. Politik, Provinz und Patronage
1625-1640 (Norm und Struktur, 3), Köln/ Weimar/ Wien 1993, 288-296; Nicole Rein-
hardt, Macht und Ohnmacht der Verflechtung. Rom und Bologna unter Paul V. Stud
en zur frühneuzeitlichen Mikropolitik im Kirchenstaat (Frühneuzeit-Forschunge
8), Tübingen 2000, 40-49; zu Klientel und Patronage vgl. auch Anm. 16.
60 V Press, Patronat (Anm. 18), 46; Aloys Winterling, Der Hof der Kurfürsten von
Köln 1688-1794. Eine Eallstudie zur Bedeutung „absolutistischer" Hofhaltung, Bonn
1986, 153-156; O. v. Aretin, Altes Reich (Anm. 1), Bd. 1, 99- 115 und Anm. 18.
6i K. Keller, Kurfürstin (Anm. 24), 269 f.; M. Sánchez, Empress (Anm. 8), 38 f.
62 Kopial Nr. 514, Bl. 95 (20. 12. 1570), Loc. 8532/1, Bl. 189 (29. 09. 1571), Kopial
Nr. 517, Bl. 1-2 (26. 12. 1572).
63 K. Keller, Kurfürstin (Anm. 24), 275-278.
64 Sharon Kettering, Patrons, Brokers and Clients in Seventeenth-Century France,
New York 1986, 13; H. H. Nolte, Patronage (Anm. 16); R . Asch, Hof Karls I. (Anm. 59)
288-296; mit weiterer Literatur Nadja Lupke-Niederich , Struktur und Funktion der
Habsburgischen Klientel im Südwesten des Reiches zur Zeit Karls V. und Ferdinands
I., Diss. Konstanz 1999, Bl. 36-39; Ulrich Vonrufs, Die politische Führungsgruppe
Anna wurde so etwa nicht nur als Vermittlerin in Hinblick auf ihren Ehe-
mann angesprochen, sondern auch um Einflussnahme auf ihren Bruder, den
König von Dänemark, gebeten67. Da sie sowohl zu ihm wie später zu seiner
Ehefrau, aber auch zu verschiedenen dänischen Reichsräten bis hin zum
Kanzler brieflichen Kontakt hatte, war es ihr möglich, derartigen Wünschen
tatsächlich Rechnung zu tragen. Die intensive, über Jahrzehnte aufrecht er-
haltene Beziehung zu ihrer Herkunftsfamilie erschloss ihr also einen zu-
sätzlichen Handlungsspielraum68. Gleiches gilt für die Kontakte Annas
zum Kaiserhof. Ihr Ehemann, Kurfürst August, stand seit einem Aufenthalt
in Wien in jungen Jahren dem Erzherzog und späteren Kaiser Maximilian
II. persönlich nahe und pflegte auch Beziehungen zu dessen Brüdern69. An-
na ihrerseits schloss spätestens 1562 persönliche Bekanntschaft mit Kaise-
rin Maria, aus der in den siebziger und achtziger Jahren ein anhaltender
Briefkontakt resultierte.
Zürichs zur Zeit von Hans Waldmann (1450-1489). Struktur, politische Networks
und die sozialen Beziehungstypen Verwandtschaft, Freundschaft und Patron-Klient-
Beziehung (Geist und Werk der Zeiten, 94), Bern [u. a.] 2002, 163 f.
65 Beispiele für Ablehnung: Kopial Nr. 513, Bl. 213b-214 (6. 05. 1567), Kopial
Nr. 518, Bl. 33 (17. 03. 1575), Bl. 55 (26. 04. 1575), Kopial Nr. 519, Bl. 139b-140b
(31. 01. 1576), Kopial Nr. 522, Bl. 144b-145 (18. 08. 1581).
66 M. Sánchez, Empress (Anm. 8), 120; F. Cosandey, Reine de France (Anm. 8),
117 f.; B. Harris, Women (Anm. 8), 75 f.
67 z. B. Kopial Nr. 511, Bl. 83 (8. 04. 1563).
68 C. Nolte, Beziehungsgeflechte (Anm. 17), 13. Siehe dazu auch die oben erwähn-
ten Vermittlungsbemühungen in den sechziger Jahren sowie die Aktivitäten der Kur-
fürstin im Zusammenhang mit der Verehelichung ihrer Brüder und beim Aushandeln
eines Vergleiches über Erbschaftsfragen zwischen 1571 und 1574: K. Keller, Kurfür-
stin (Anm. 24), 277 f.
69 M. Lanzinner, Friedenssicherung (Anm. 2), 73, 309, 358 ff., 412; A. Edel, Kur-
pfalz (Anm. 4), 54; Paula Sutter Fichtner, Emperor Maximilian II., New Haven /Lon-
don 2001, 14, 128; F. Edelmayer, Söldner und Pensionäre (Anm. 18), 216.
70 Kopial Nr. 513, Bl. 64-65 (7. 06. 1568), Nr. 514, Bl. 120-121 (9. 03. 1570), Nr.
Bl. 58 (16. 05. 1572), Nr. 519, Bl. 155-156 (18. 02. 1576).
71 Loc. 8534/4, Bl. 170- 173b (25. 10. 1575), Kopial Nr. 516, Bl. 8b-9 (10. 01. 157
72 Loc. 8535/4, Bl. 16 (6. 06. 1575), ein Beispiel für das Zusammenwirken von M
ria und Anna etwa in Loc. 8538 / 9, Bl. 42 (23. 06. 1572).
73 Zu diesem Briefwechsel und den Personen im Einzelnen Katrin Keller, Zwischen
zwei Residenzen: Der Briefwechsel der Kurfürstin Anna von Sachsen mit Freiin Bri-
gitta Trautson, in: Viatori per urbes castraque. Festschrift Herwig Ebner, hrsg. v. Hel-
mut Bräuer / Gerhard Jaritz / Käthe Sonnleitner, Graz 2003, 365 - 382.
74 Kopial Nr. 511, Bl. 103b-104 (29. 08. 1563), Bl. 149b-150 (13. 03. 1564). Die Kur-
fürstin war sich zweifellos nicht erst, seitdem ihre Mutter sie erinnert hatte, dass
durch geschenk und gabe sonderlich zu hof viel erhalten sei (K. Weber, Anna
(Anm. 26), 190), des Stellenwerts gezielter Geschenksendungen bewusst.
75 Zur Rolle von Geschenken siehe B. Harris, Women and Politics (Anm. 22), 265 ff.
und Anm. 15.
7« Kopial 512, Bl. 180 (11. 01. 1567), auch ebd. Bl. 216 (4. 05. 1567).
77 Kopial 516, Bl. 8b-9 (10. 01. 1572).
™ Loc. 8534/4, Bl. 69 (18. 05. 1573), ebd. Bl. 177-178 (30. 12. 1575).
79 In Dresden überliefert in den Kopialen der Kurfürstin sowie in Loc. 8534/1
(1571-84), Loc. 8536/1 (1575-85), Loc. 8538/11 (1581-85), Loc. 8538/9 (1575-85).
In der Korrespondenz mit der Kaiserin fällt in diesem Zusammenhang etwa deren
noch 1582 aus Lissabon (!) gegenüber Anna geäußerte Bitte ins Auge, ihren Sohn Ru-
dolf II. auch weiterhin zu unterstützen: Loc. 8534/1, Bl. 254 (3. 08. 1582), Loc.
8538/9, Bl. 22 (21.08. 1582).
IV.
80 Vgl. dazu etwa M. Godelier, Rätsel der Gabe (Anm. 15), 21 ff., 64 f., 145 f.; Nata-
lie Zemon Davis , Die schenkende Gesellschaft. Zur Kultur der französischen Renais-
sance, München 2002, 58-62.
81 B. Harris, Women (wie Anm. 8), 265-269. Zu weiteren Korrespondentinnen und
Korrespondenten Annas in Wien siehe K. Keller ; Residenzen (Anm. 73), 380 f.
32 Vgl. etwa Loc. 8529/3, Bl. 188 (15. 05. 1565).
83 A. Luttenberger, Kurfürsten (Anm. 2), 446.
Für die Betrachtung der Geschichte des Alten Reiches ist dies deshalb
von besonderer Bedeutung, weil dynastische Beziehungen auf informeller
Ebene für das Funktionieren des Reichs und seiner Institutionen von erheb-
licher Relevanz sein konnten. Dies unterscheidet die Situation im Reich
wohl auch von der in den zentralisierteren Monarchien Westeuropas: Auch
dort führten Fürstinnen und Damen aus hochadeligem Haus Korresponden-
zen, denen von Fall zu Fall politische Relevanz zukommen konnte. Aufgrund
der abweichenden Institutionalisierung politischer Entscheidungsfindung
und frühneuzeitlicher Staatlichkeit fehlte jedoch die Ebene interterritoria-
ler Beziehungen, auf der man im Alten Reich Handlungsspielräume von
Fürstinnen in erster Linie vermuten darf. Diese Ebene zwischen „großer"
Diplomatie und persönlich-familiärer Beziehung ist in Zukunft stärker auf
die Mitwirkung von Frauen hin zu untersuchen, sei es in Form von Korre-
spondenznetzwerken, Klientelbeziehungen oder direkter, persönlicher Ein-
flussnahme.
Anhang