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KOMMUNIKATIONSRAUM ALTES REICH: Zur Funktionalität der Korrespondenznetze von

Fürstinnen im 16. Jahrhundert


Author(s): Katrin Keller
Source: Zeitschrift für Historische Forschung , 2004, Vol. 31, No. 2 (2004), pp. 205-230
Published by: Duncker & Humblot GmbH

Stable URL: https://www.jstor.org/stable/43570001

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KOMMUNIKATIONSRAUM ALTES REICH

Zur Funktionalität der Korrespondenznetze


von Fürstinnen im 16. Jahrhundert

Von Katrin Keller, Wien

Den Institutionen des Alten Reiches ebenso wie juristisch-politischen


Auffassungen der Zeitgenossen vom Reich hat die historische Forschung der
letzten Jahre erhebliche Aufmerksamkeit gewidmet und dabei nicht nur das
Wissen über Funktionsweisen und Strukturen im Bereich von Politik und
Verfassung erweitert. Insbesondere zielte diese Renaissance der Beschäfti-
gung mit dem Alten Reich auf eine Revision älterer Fragestellungen und
Wertungsmuster, die aufgrund ihrer eindimensionalen Orientierung auf den
Nationalstaat des 19. Jahrhunderts für das Reich in seiner frühneuzeitli-
chen Form wenig Sympathie aufbrachten. Das hatte zu Verzeichnungen und
Einseitigkeit geführt, während die Entwicklungspotentiale, welche die
Reichsstrukturen für das gemischtkonfessionelle Mitteleuropa boten, lange
ebenso unterschätzt wurden wie die Bedeutung des staatsrechtlichen Rah-
mens, den Augsburgischer Religionsfrieden und Westfälischer Frieden für
dieses politisch-konfessionelle Mit- und Nebeneinander boten. Diese Poten-
tiale herausgearbeitet zu haben, bleibt eines der wichtigsten Ergebnisse der
erwähnten neueren Forschungen zur Reichsgeschichte, die in den Gesamt-
darstellungen von Karl Otmar von Aretin, Helmut Neuhaus und Georg
Schmidt1 erste Zusammenfassungen fanden.
Das 16. Jahrhundert war dabei für das Erscheinungsbild des Alten Rei-
ches in der Frühen Neuzeit sicher eine Schlüsselepoche von besonderer Be-
deutung: Nach den Reichsreformbemühungen des ausgehenden 15. Jahr-
hunderts, nach Reformation und den Monarchia universalis- Plänen Karls V.
kristallisierten sich seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 Formen
und Charakteristika innerreichischer Konfliktlösung und -Vermeidung her-
aus, die für den gesamten Zeitraum bis zur Auflösung des Reiches bedeu-
tungsvoll bleiben sollten2. Dabei kam den Regierungszeiten der Kaiser Fer-

1 Karl Otmar von Aretin , Das Alte Reich 1648-1806, 3 Bde., Stuttgart 1993, 1998;
Helmut Neuhaus, Das Reich in der Frühen Neuzeit (EDG, 42), München 1997; Georg
Schmidt, Geschichte des Alten Reiches. Staat und Nation in der Frühen Neuzeit,
München 1999; siehe auch die Kritik dazu bei Wolfgang Reinhard, Frühmoderner
Staat und deutsches Monstrum. Die Entstehung des modernen Staates und das Alte
Reich, in: ZHF 29 (2002), 339-357.

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206 Katrin Keller

dinand I. (1558 bis 1564) und


vanz für die Friedenssicheru
und Rahmenbedingungen im
Insbesondere die Studien von Maximilian Lanzinner und Albrecht P. Lut-
tenberger3 haben gezeigt, dass es ein dichtes Netz informeller Beziehungs
geflechte und kommunikativer Kontakte war, in dem und durch das Voraus-
setzungen für die politische Handlungsfähigkeit und strukturelle Funktio
nalität des Alten Reiches in diesem Zeitraum geschaffen wurden. Das Alt
Reich oder doch zumindest große Teile desselben bildeten auf der Ebene
von Herrschaftsinhabern in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in aus-
geprägter Weise einen Kommunikationsraum4, in dem Kompromisse und
Wirkungsmöglichkeiten für Institutionen des Reiches ausgehandelt wurden.
Einmal mehr trat soziale Kommunikation dabei als konstitutives Element
von Macht- und Herrschaftsverhältnissen in Erscheinung.
Nicht allein in diesem Forschungskontext ist zugleich der Bedeutung in-
dividuellen landesfürstlichen Handelns, der persönlichen Entscheidung des
Regenten seit kurzem wieder größere Aufmerksamkeit gewidmet worden
ohne damit eindimensional an die traditionelle Dynastie- und Politik-
geschichte anzuknüpfen5. Natürlich wird in diesem Zusammenhang die

2 Maximilian Lanzinner, Friedenssicherung und politische Einheit des Reiches un-


ter Kaiser Maximilian II. (1564-1576) (Schriftenreihe der Historischen Kommission
bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 45), Göttingen 1993, 513 ff.; Al-
brecht P. Luttenberger, Kurfürsten, Kaiser und Reich: politische Führung und Frie-
denssicherung unter Ferdinand I. und Maximilian II. (Veröffentlichungen des Insti-
tuts für europäische Geschichte Mainz, Abt. Universalgeschichte, 149), Mainz 1994,
12 f. und öfter.
3 M. Lanzinner ; Friedenssicherung (Anm. 2); A. Luttenberger, Kurfürsten (Anm. 2);
vgl. auch G. Schmidt, Altes Reich (Anm. 1), 113 ff., 135.
4 G. Schmidt, Altes Reich (Anm. 1), 11 f., 120 f., 142; H. Neuhaus, Reich (Anm. 1),
3 ff.; Andreas Edel, Der Kaiser und Kurpfalz. Eine Studie zu den Grundelementen
politischen Handelns bei Maximilian II. (1564-1576) (Schriftenreihe der Histori-
schen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 58), Göttingen
1997, bes. 138-151; Thomas Fröschl, „in frieden, ainigkaitt und ruhe beieinander sit-
zen". Integration und Polarisierung in den ersten Jahren der Regierungszeit Kaiser
Rudolf II. 1576-1582, Ms., Habil. Wien 1997; Bl. 56-62; zum Begriff Kommunikation
aus historischer Perspektive zuletzt zusammenfassend Wolfgang E. J. Weber, Bildung
von Regionen durch Kommunikation. Aspekte einer neuen historischen Perspektive,
in: Kommunikation und Region, hrsg. v. Carl A. Hoffmann /Rolf Kießling (Forum
Suevicum. Beiträge zur Geschichte Ostschwabens und der benachbarten Regionen,
4), Konstanz 2001, 43-67, hier 47-55.
5 Alfred Kohler, „TU felix Austria nube ..." Vom Klischee zur Neubewertung dy-
nastischer Politik in der neueren Geschichte Europas, in: ZHF 21 (1994), 461-482;
Wolfgang E. J. Weber (Hrsg.), Der Fürst. Idee und Wirklichkeit in der europäischen
Geschichte, Köln /Weimar /Wien 1997; Heinz Duchhardt (Hrsg.), Der Herrscher in
der Doppelpflicht. Europäische Fürsten und ihre beiden Throne (Veröffentlichungen
des Instituts für europäische Geschichte Mainz, Abt. Universalgeschichte, Beiheft
43), Mainz 1997; Manfred Rudersdorf, Patriarchalisches Fürstenregiment und
Reichsfriede. Zur Rolle des neuen lutherischen Regententyps im Zeitalter der Kon-
fessionalisierung, in: Reichsständische Libertät und habsburgisches Kaisertum,
hrsg. v. Heinz Duchhardt /Matthias Schnettger (Veröffentlichungen des Instituts für

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Kommunikationsraum Altes Reich 207

Schlüsselrolle der Landesfürsten für die Neuge


und Gesellschaft im Zeitalter von Reformation un
vorgehoben. Zugleich werden aber auch neue, s
lich orientierte Zugriffe auf das Phänomen fürst
dert6. Gerade in diesem Kontext zeichnet sich
von Fragestellungen zur Geschichte von Dynast
zeitlichen Fürstenstaat ab: Die Relevanz der Fürstin, das Zusammenwirken
des Fürstenpaares bei der Ausübung und Repräsentation von Herrschaft
hat zuletzt stärker die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen7.
Damit hat man auch in der deutschsprachigen Forschung endlich erste
Schritte getan, im Hinblick auf dieses Problemfeld aus der historiographi-
schen Tradition des 19. Jahrhunderts herauszutreten8. Die Beschäftigung
mit „männlicher" fürstlicher Kommunikation findet vor diesem Hinter-
grund in doppeltem Sinne eine sinnvolle Ergänzung durch die Frage nach
ihrem „weiblichen" Gegenstück, nach ihrer Ergänzung durch Kontakte
zwischen Fürstinnen.

Zur Herstellung und Gewährleistung der kommunikativen Kontakte zwi-


schen den Territorien des Reiches, zwischen fürstlichen und städtischen
Kanzleien und den Herrschaftsträgern selbst stand ein umfangreiches En-
semble von Möglichkeiten zur Verfügung: Vom neuen Medium des Buches
und der Flugschrift9 über den Beginn eines organisierten Postwesens und

europäische Geschichte Mainz, Abt. Universalgeschichte, Beiheft 48), Mainz 1999,


309-327.

6 W. Weber, Fürst (Anm. 5), 2 f., 7 f.


7 Heide Wunder, Herrschaft und öffentliches Handeln von Frauen in der Ges
schaft der Frühen Neuzeit, in: Frauen in der Geschichte des Rechts. Von der F
Neuzeit bis zur Gegenwart, hrsg. v. Ute Gerhard, München 1997, 27-54; Jan H
biegel / Werner Paravicini (Hrsg.), Das Frauenzimmer. Die Frau bei Hofe in Sp
telalter und Früher Neuzeit (Residenzenforschung, 11), Stuttgart 2000; Amali
Die Königin im mittelalterlichen Reich. Herrschaftsausübung, Herrschafts
Handlungsspielräume, Darmstadt 2000; Regina Schulte (Hrsg.), Der Körper
nigin. Geschlecht und Herrschaft in der höfischen Welt seit 1500 (Campus his
Studien, 31), Frankfurt a. M. 2002; Heide Wunder (Hrsg.), Dynastie und Herrs
sicherung in der Frühen Neuzeit. Geschlechter und Geschlecht (ZHF, Beiheft 28),
Berlin 2002; Martina Schattkowsky (Hrsg.), Witwenschaft in der Frühen Neuzeit.
Fürstliche und adlige Witwen zwischen Fremd- und Selbstbestimmung (Schriften
zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, 6), Leipzig 2003.
8 Barbara Stollberg-Rilinger, Väter der Frauengeschichte? Das Geschlecht als hi-
storische Kategorie im 18. und 19. Jahrhundert, in: HZ 262 (1996), 39-77; zum inter-
nationalen Forschungskontext vgl. zuletzt Magdalena Sánchez, The Empress, the
Queen and the Nun. Women and Power at the Court of Philip III. of Spain, Baltimore
1998; Fanny Cosandey, La Reine de France. Symbole et pouvoir, XVe-X Ville siècles,
Paris 2000; Barbara Harris, English Aristocratic Women 1450-1550. Marriage and
Family, Property and Careers, Oxford 2002; Clarissa Campbell Orr (Hrsg.), Queenship
in Britain 1660-1837. Royal Patronage, Court Culture and Dynastic Politics, Man-
chester/New York 2002.
9 Andreas Gestrich, Absolutismus und Öffentlichkeit. Politische Kommunikation
in Deutschland zu Beginn des 18. Jahrhunderts (Kritische Studien zur Geschichts-
wissenschaft, 103), Göttingen 1994, 78-91, 135-200; Michael Giesecke, Der Buch-

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208 Katrin Keller

geschriebene „Zeitungen"10
stentages, des Fürstenbesuc
persönlichen oder offiziösen
ver Kontaktaufnahme trate
nen begleiteten häufig ihre
Reichstagen und fürstliche
tenden dynastischen Festen
stets sowohl durch den Anl
mension zu. Dort gab es Mö
deren Damen von Rang wie
Verwandtschaft oder politis
derartige Bekanntschaften
weitergeführt14, wobei Korr
de persönliche Bekanntsch
oder im Fall fehlender pers
wurde eine derartige Korre
Durch diesen Gabentausch m

druck in der frühen Neuzeit. E


Informations- und Kommunikat
10 Johannes Kleinpaul, Das Na
17. Jahrhundert, Leipzig 1930;
der Kommunikation. Eine Sam
92-112; Cornel Zwierlein, Disco
16. Jahrhundert und die Wahrn
und Deutschland, Diss, masch. München 2003, 302-352, 625-660; weitere Literatur
bei Michael North, Kommunikation, Handel, Geld und Banken in der Frühen Neuzeit
(EDG, 59), München 2000.
11 H. Neuhaus, Reich (Anm. 1), 66, 70 f.; mit Literatur zum Zeremoniell A. Edel,
Kurpfalz (Anm. 4), 355 f.
12 Ingeborg Klettke-Mengel, Fürsten und Fürstenbriefe. Zur Brief kultur im 16.
Jahrhundert an geheimen und offiziellen preußisch-braunschweigischen Korrespon-
denzen (Studien zur Geschichte Preußens, 19), Köln /Berlin 1986; T. Fröschl, Integra-
tion (Anm. 4), 60-62; als Überblick zu Kommunikationsformen Carl A. Hoffmann,
„Öffentlichkeit" und „Kommunikation" in den Forschungen zur Vormoderne. Eine
Skizze, in: Kommunikation und Region, hrsg. v. dems./Rolf Kießling (Forum Suevi-
cum. Beiträge zur Geschichte Ostschwabens und der benachbarten Regionen, 4),
Konstanz 2001, 69-110.
13 Roswitha Jacobsen, Prestigekonkurrenz als Triebkraft höfischer Kultur: Für-
stenbegegnungen im Tagebuch Herzog Friedrichs I. von Sachsen-Gotha und Alten-
burg, in: Residenzkultur in Thüringen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, hrsg. v. ders.,
Bucha 1999, 187-207, hier 191-196; A. Fößel, Königin (Anm. 7), 116-22; Karl-Heinz
Spieß, Kommunikationsformen im Hochadel und am Königshof im Spätmittelalter,
in: Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter (Vorträge
und Forschungen 51), hrsg. v. Gerd Althoff, Sigmaringen 2001, 261-290.
14 Zur inhaltlichen Vielfalt und zu Charakteristika von Frauenbriefen siehe zu-
sammenfassend Beatrix Basti, Tugend, Liebe, Ehre. Die adelige Frau in der Frühen
Neuzeit, Wien /Köln /Weimar 2000 und James Daybell (Hrsg.), Early Modern Wo-
men's Letter Writing 1450-1700, Basingstoke 2001.
15 Gerd Althoff, Einleitung, in: ders., Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kom-
munikation in Frieden und Fehde, Darmstadt 1997, 12; Maurice Godelier, Das Rätsel
der Gabe. Geld, Geschenke, heilige Objekte, München 1999; Valentin Groebner, Ge-

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Kommunikationsraum Altes Reich 209

Männer politische Verbindungen festigen und


perpetuieren bis hin zum Aufbau eigener Klien
hungsnetze von Frauen sind bislang aber in d
schung nur für das späte Mittelalter behande
Klientelnetze von Fürsten sind erst neuerding
rückt18.

Mit solchen Aktivitäten bewegten sich adlige Frauen im Übrigen völlig im


Rahmen des ihnen auch von den Zeitgenossen zugestandenen Spielraumes
als Trägerinnen von Herrschaft wie als christliche Hausmütter. Zu deren
Handlungsfeldern respektive Zuständigkeiten im Rahmen ehelicher und
häuslicher Gemeinschaft gehörten eben die Erhaltung und Pflege sozialer
Kontakte innerhalb der Nachbarschaft und die Übernahme von Patenschaf-
ten in Ergänzung des von Männern hergestellten sozialen Netzes, zudem die
Anwendung und Weitergabe medizinischen Volkswissens und schließlich
der Bereich der Eheanbahnung im weiteren Bereich der Verwandtschaft19.

fährliche Geschenke. Ritual, Politik und die Sprache der Korruption in der Eidgenos-
senschaft im späten Mittelalter und am Beginn der Neuzeit, Konstanz 2000, 21-36;
Jan Hirschbiegel, Étrennes. Untersuchungen zum höfischen Geschenkverkehr im
spätmittelalterlichen Frankreich (Pariser historische Schriften, 60), München 2002.
16 Wolfgang Reinhard, Freunde und Kreaturen. Verflechtung als Konzept zur Er-
forschung historischer Führungsgruppen. Römische Oligarchie um 1600, München
1979; Antoni Mgczak (Hrsg.), Klientelsysteme im Europa der Frühen Neuzeit (Schrif-
ten des Historischen Kollegs, Kolloquien, 9), München 1988; Hans H. Nolte (Hrsg.),
Patronage und Klientel (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte, 29), Köln /Wien
1989; Ronald G. Asch/ Adolf M. Birke (Hrsg.), Princes, Patronage and the Nobilities.
The Court at the Beginning of the Modern Age 1450-1650, London 1991; Linda Levy
Peck, Court Patronage and Corruption in Early Stuart England, London 1996; Sha-
ron Kettering, Patronage in Sixteenth- and Seventeenth-Century France, Aldershot
2002; vgl. auch Heiko Droste, Patronage in der frühen Neuzeit - Institution und Kul-
turform, in: ZHF 30 (2003), 555-590.
17 Hedwig Röckelein /Hans-Werner Goetz, Frauen-Beziehungsgeflechte - eine
Forschungsaufgabe, in: Das Mittelalter 1 (1996) 2, 3-10; Cordula Nolte, „Ir seyt ein
frembs weib, das solt ir pleiben, dieweil ir lebt". Beziehungsgeflechte in fürstlichen
Familien des Spätmittelalters, in: Geschlechterdifferenz im interdisziplinären Ge-
spräch, hrsg. v. Doris Ruhe, Greifswald 1999, 11-41; vgl. aber Sharon Kettering , The
Patronage Power of Early Modern French Noblewomen, in: Historical Journal 32
(1989), 817-841; Susan Frye/ Karen Robertson (Hrsg.), Maids and Mistresses, Cou-
sins and Queens. Women's Alliances in Early Modern England, New York /Oxford
1999; Charles W. Ingrao /Andrew L. Thomas, Piety and Patronage: The Empress-
Consort of the High Baroque, in: German history 20 (2002) 1, 20-43, hier 40 f.
18 Problemaufriss bei Volker Press, Patronat und Klientel im Heiligen Römischen
Reich, in: Klientelsysteme (Anm. 16), 19-46; M. Lanzinner, Friedenssicherung
(Anm. 2), 305 f.; Thomas Nicklas, Reichspolitische Beziehungsgeflechte im 16. Jahr-
hundert. Lazarus von Schwendi und der Dresdner Hof, in: Neue Studien zur früh-
neuzeitlichen Reichsgeschichte, hrsg. v. Johannes Kunisch (ZHF, Beiheft 19), Berlin
1997, 181-206; Friedrich Edelmayer, Söldner und Pensionäre. Das Netzwerk Phil-
ipps II. im Heiligen Römischen Reich (Studien zur Geschichte und Kultur der iberi-
schen und iberoamerikanischen Länder, 7), München 2002.
19 Anette Völker-Rasor, Bilderpaare - Paarbilder. Die Ehe in Autobiographien des
16. Jahrhunderts, Freiburg i. Br. 1993, 221 ff.; M. Sánchez, Empress (Anm. 8), 88, 112;
B. Harris, Women (Anm. 8), 9 f., 192, 200 f.; Sylvia Nagel, Spiegel der Geschlechter-
differenz. Frauendidaxen im Frankreich des späten Mittelalters (Ergebnisse der

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210 Katrin Keller

Damit ist zugleich ein wei


konstitutives Faktum anges
Das Alte Reich war nicht
rechtlich definierter Person
gen, wechselseitigen dynas
enverbandes auf. Zwar kam
zu Eheschließungen mit au
mit ihren fast zweihunde
Spanien jedoch eine Ausna
innerhalb des Reichsverbandes unterstreicht. Die meisten auch der hoch-
adlig-fürstlich regierenden Häuser orientierten sich dauerhaft in ihren Hei-
ratsbeziehungen am Alten Reich und allenfalls noch an dessen direkten
Nachbarn20. In diesem Kontext traten nun Frauen zunächst vorrangig als
Objekte dynastischer Heiratspolitik in Erscheinung21, wenn sie eine politi
schen Prämissen entsprechende Ehe eingingen. Als Mütter und Ehefrauen
entwickelten sie jedoch nicht selten eigenständige Aktivitäten bei der Her
stellung derartiger Verbindungen, die zugleich neue Kommunikationsver
bindungen begründen oder traditionelle Kontexte bekräftigen konnten22.
Über all diese und weitere Möglichkeiten zwischenhöfischer Kommuni-
kation und Netz werkbildung von Frauen sind wir jedoch wesentlich weni

Frauenforschung, 54), Stuttgart /Weimar 2000, 124-162; Rudolf Vierhaus, Hand-


lungsspielräume. Zur Rekonstruktion historischer Prozesse, in: HZ 237 (1983),
289-309, hier 295.
20 A. Kohler, Tu felix Austria (Anm. 5), 466 f.; Heinz Duchhardt, Die dynastische
Heirat als politisches Signal, in: Hochzeit als ritus und casus. Zu interkulturellen
und multimedialen Präsentationsformen im Barock, hrsg. v. Miroslawa Czarnecka/
Jolanta Szafarz (Orbis linguarum, 12), Wroclaw 2001, 67-70; für das 18. Jahrhundert
vgl. Walter Demel, „European nobility" oder „European nobilities"? Betrachtungen
anhand genealogischer Verflechtungen innerhalb des europäischen Hochadels (ca.
1650 bis 1800), in: Region - Territorium - Nationalstaat - Europa. Beiträge zu einer
europäischen Geschichtslandschaft, hrsg. v. Wolf D. Gruner /Markus Völkel, Rostock
1998,81-104.
21 A. Kohler, Tu felix Austria (Anm. 5), 473 ff. Siehe dazu bereits mit polemischem
Titel: Claudia Ham, Verkaufte Bräute. Die spanisch-österreichischen Hochzeiten im
17. Jahrhundert, Diss, masch. Wien 1996; Katherine Walsh, Verkaufte Töchter? Über-
legungen zu Aufgabenstellung und Selbstwertgefühl von in die Ferne verheirateten
Frauen anhand ihrer Korrespondenz, in: Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseums-
vereins (1991), 129-144; vgl. aber auch Jörg Rogge, Nur verkaufte Töchter? Überle-
gungen zu Aufgaben, Quellen, Methoden und Perspektiven einer Sozial- und Kultur-
geschichte hochadeliger Frauen und Fürstinnen im deutschen Reich während des
späten Mittelalters und am Beginn der Neuzeit, in: Principes. Dynastien und Höfe im
späten Mittelalter, hrsg. v. Cordula Nolte /Karl-Heinz Spieß (Residenzenforschung,
14), Stuttgart 2002, 235-276, und die Ausführungen bei B. Harris, Women (Anm. 8),
44-55.

22 Margret Lemberg, Juliane Landgräfin zu Hessen (1587-1643). Eine K


und Rotenburger Fürstin aus dem Hause Nassau-Dillenburg in ihrer Zeit, Darm-
stadt/Marburg 1994, 5; Johannes Voigt, Deutsches Hofleben im Zeitalter der Refor-
mation, Dresden [1927], 153 f.; C. Nolte, Beziehungsgeflechte (Anm. 17), 16; Barbara
Harris, Women and Politics in Early Tudor England, in: Historical Journal 33 (1990),
259-281, hier 260 f.; M. Sánchez, Empress (Anm. 8), 113.

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Kommunikationsraum Altes Reich 211

ger gut in Kenntnis gesetzt als über politische V


tauschmechanismen, deren Träger Männer waren
wohl kaum weiteres gesagt werden; auch die tra
geschichte hat ebenso wie die anderen Bereiche h
das Wirken und die Handlungsspielräume von Fra
rücksichtigt gelassen oder mit dem Etikett des „W
Dass dieses Defizit keineswegs im Mangel an Quel
weisen einzelne Editionen und Untersuchungen ü
Jahrhunderts23. Allerdings sind die vorhandenen
wegs so zahlreich, dass hier bereits eine verallgem
chende Betrachtung angeboten werden kann. Im
risch muss deshalb hier versucht werden, „weibli
scher Kommunikation innerhalb des Alten Reiches nachzuzeichnen, die das
Beziehungsnetz zwischen Höfen, Residenzen, Territorien verdichteten.
Als Beispiel wird dabei Kurfürstin Anna von Sachsen (1532-1585) her-
angezogen, eine geborene Prinzessin von Dänemark, die seit 1548 mit Her-
zog, später Kurfürst August von Sachsen (1526-1586) vermählt war. Kur-
fürst August folgte 1553 seinem im Krieg gefallenen Bruder Moritz
(1521 - 1553), dank dessen energischer und erfolgreicher Politik das Herzog-
tum Sachsen gerade zum Kurfürstentum und zur führenden protestanti-
schen Macht des Reiches aufgestiegen war. Bei Kurfürstin Anna handelt es
sich also um eine Frau, der durch Geburt und Eheschließung eine durchaus
herausgehobene Stellung zukam, der man weitreichendere Möglichkeiten
politischer Wirksamkeit wird unterstellen müssen als der Mehrzahl der ad-
ligen Herrschaftsträgerinnen ihrer Generation24. Der Umstand, dass sie

23 Ingeborg Mengel, Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg und Albert von Preu-


ßen. Ein Fürstenbriefwechsel der Reformationszeit, Göttingen 1954; Anneliese
Sprengler-Ruppenthal, Die Herzogin Elisabeth von Calenberg und der Landgraf
Philipp von Hessen, in: Zeitschrift für Niedersächsische Kirchengeschichte 82 (1984),
27-52; Iselin Gundermann, Herzogin Dorothea von Preußen (1504-1547) (Studien
zur Geschichte Preußens, 9), Köln /Berlin 1965; Rita Scheller, Die Frau am preußi-
schen Herzogshof (1550-1625) (Studien zur Geschichte Preußens, 13), Köln /Berlin
1966; Briefe anderer Fürstinnen bspw. in J. Voigt, Hofleben (Anm. 22), 222 ff.; Briefe
der Herzogin Sibylla von Jülich-Cleve-Berg an ihren Gemahl Johann Friedrich den
Großmütigen, Churfürsten von Sachsen, hrsg. v. Karl August Hugo Burkhardt, Bonn
[1869]; Sechsund vierzig Briefe der Erzherzogin Maria an ihren Sohn Ferdinand aus
den Jahren 1598/99, hrsg. v. Ferdinand Khull, Graz 1898; M. Lemberg, Juliane
(Anm. 22), 199; Jörg Rogge, „muterliche liebe mit ganzen truwen allecit". Wettinische
Familienkorrespondenz in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in: Adelige Welt
und familiäre Beziehung. Aspekte der „privaten Welt" des Adels in böhmischen, pol-
nischen und deutschen Beispielen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, hrsg. v. Heinz-
Dieter Heimann (Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur Brandenburg-
Preußens und des Alten Reiches, 7), Potsdam 2000, 203-239.
24 Katrin Keller, Kurfürstin Anna von Sachsen (1532-1585): Von Möglichkeiten
und Grenzen einer „Landesmutter", in: Das Frauenzimmer (Anm. 7), 263-285, hier
279 f.; vgl. zuletzt auch Uwe John, Haushaltung im Dienste des Fürsten. Abraham
von Thumbshirn als Hofmeister und Domänenverwalter Kurfürst Augusts und Kur-
fürstin Annas, in: Landesgeschichte als Herausforderung und Programm. Festschrift
für Karlheinz Blaschke, hrsg. v. dems./ Josef Matzerath, Stuttgart 1997, 381-401;

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212 Katrin Keller

über 35 Jahre an der Seite i


Zufälle in die Situation der
jedoch andererseits zu einem
zahl adliger Frauen, die eb
lichkeiten fanden.

Als Quellenbasis für die folgenden Ausführungen steht vor allem der über-
aus umfangreiche, im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden überlieferte
Briefwechsel der Kurfürstin zur Verfügung, der für etwa dreißig Jahre ohne
größere Lücken erhalten ist. Er umfasst Dutzende von Aktenfaszikeln, in de-
nen insgesamt etwa 8.000 Briefe der Fürstin und ebenso viele ihrer Korre-
spondenzpartner und -Partnerinnen überliefert sind. Die somit mindestens
16.000 vorhandenen Briefe stammen aus den Jahren 1554 bis 1585, während
aus den ersten Jahren von Annas Ehe noch keine Schriftstücke aufgefunden
werden konnten. Da bislang weder ein detailliertes Verzeichnis der Briefe
existiert noch eine genauere Auswertung der Briefinhalte erfolgt ist, können
die folgenden Ausführungen allerdings lediglich einen ersten Eindruck wie-
dergeben. Sie beruhen auf der Durchsicht eines Großteils der Aktenbände in
Verbindung mit der intensiven Bearbeitung einzelner Teile des Briefwech-
sels25, beziehen aber auch Angaben aus den beiden älteren biographischen
Darstellungen zu Kurfürstin Anna mit ein26.

I.

Selbstverständlich war auch die Ehe Annas von Sachsen in erster Linie
Ergebnis politischer Kalkulationen der beiden elterlichen Familien und
gleichzeitig ein Beispiel für die Veränderungen dynastischer Beziehunge
im Zuge der Reformation: Hatten die Wettiner sich bis ins 16. Jahrhundert
mehrfach mit Habsburgern, Wittelsbachern und den süddeutschen Hohen
zollern verbunden, so begann jetzt eine Phase intensiverer Beziehungen
zum dänischen Königshaus, was die bereits angebahnte dynastische Ver-
flechtung im nördlichen Reichsgebiet verstärkte27. Nach der Durchsetzun

Hans-Peter Hasse, Zensur theologischer Bücher in Kursachsen im konfessionellen


Zeitalter. Studien zur kursächsischen Literatur- und Religionspolitik in den Jahren
1569 bis 1575 (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte, 5), Leipzig 2000, hie
250-270.
25 Für die Unterstützung der notwendigen Archivrecherchen danke ich der
schuljubiläumsstiftung der Stadt Wien. Im Einzelnen aufgenommen habe ich
die Korrespondenz der Kurfürstin mit den Habsburgerinnen und deren Um
sowie größere Teile der Kopiale (ausgehende Korrespondenz). Außerdem erfo
Auswertung der Verzeichnisse und Register der Bände eingehender Briefe.
26 Karl von Weber, Anna, Churfürstin von Sachsen, Leipzig 1865; Konrad S
höfel, Kurfürstin Anna von Sachsen. Ein politisches und sittengeschichtlic
bensbild aus dem 16. Jahrhundert, Leipzig 1905.
27 Vor Annas Eheschließung war 1478 schon Christine von Sachsen (1461-
mit Johann von Dänemark (1455-1513) verheiratet worden; ihr folgte 1602
zessin Hedwig von Dänemark (1581-1641), die 1602 Annas Enkel Christian II.

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der Reformation im albertinischen Herzogtum S


werb der Kurfürstenwürde 1547 signalisierte diese V
wie politisches Kalkül der aufstrebenden Albertin
stian III. von Dänemark (1503-1559) um eine Festi
Reich und im lutherischen Lager bemüht war. Im
absprache zustande und im Oktober 1548 wurde in
Herzog August von Sachsen und Anna von Dänem
tisch-dynastische Stellenwert spiegelte sich auch
Beilagers wider, welches das prunkvollste Hoffest w
zeit Kurfürst Moritz' darstellte28.
In den Briefen der sächsischen Kurfürstin wird
welchem Ausmaß sich die Fürstin ihrerseits währ
die Stiftung neuer Ehebünde bemühte bzw. entsp
mit Interesse verfolgte. Das galt sowohl für sächsisc
re Hoffräulein29 als auch für ihre beiden Brüder
Johann (1545-1622) in Dänemark bzw. Holstein; ih
ten sich aber über die nächste Verwandtschaft doch deutlich hinaus. So be-
mühte sich die Kurfürstin 1562 um eine standesgemäße Verehelichung der
Gräfin Polyxena von Mansfeld ebenso wie 1565/66 um einen Ehepartner
für die Tochter Graf Georgs von Schönburg und hatte wohl auch bei der
Eheschließung zwischen ihrer Nichte Sophie von Braunschweig-Lüneburg
(1563-1639) und Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach
(1539-1602) ihre Hand im Spiel30.
Die Anbahnung derartiger Verbindungen konnte durchaus offen gesche-
hen, wie ein Brief der Kurfürstin an Herzogin Margarethe von Münsterberg
(gest. 1580) zeigt. Für ihre Nichte, Herzogin Katharina Sidónia von Sach-
sen-Lauenburg (gest. 1594), die am Dresdner Hof erzogen worden war, hielt
Anna dort Nachfrage:

(1583-1611) ehelichte. Im Jahre 1634 heiratete Magdalena Sybille von Sachsen


(1617 - 1691) den dänischen Kronprinzen Christian (1603-1647) und schließlich 1666
Anna Sophia von Dänemark (1647 - 1717) den sächsischen Kurprinzen Johann Georg
III. (1647-1691). Bereits 1540 war Augusts ältere Schwester Sybilla (1515-1592) mit
Herzog Franz I. von Sachsen-Lauenburg (1510-1581) verheiratet worden und 1545
seine Schwester Sidónia (1518-1575) mit Herzog Erich II. von Braunschweig-Calen-
berg (1528-1584).
28 Jutta Bäumel, Die Festlichkeiten zur Hochzeit Herzog Augusts von Sachsen mit
Anna von Dänemark 1548, in: Dresdner Hefte 21 (1990), 1, 19-28.
29 Zur politischen Relevanz derartiger Ehen siehe etwa L. Levy Peck, Court Patro-
nage (Anm. 16), 71; Beatrix Basti /Gernot Heiß, Hofdamen und Höflinge zur Zeit
Kaiser Leopolds I. Zur Geschichte eines vergessenen Berufsstandes, in: Život nav dvo-
rech barokní šlechty (1600-1750), hrsg. v. Václav Boužek (Opera histórica, 6), České
Budějovice 1996, 187-265.
30 Alle erwähnten Quellen befinden sich im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dres-
den, weshalb im Folgenden auf die Angabe des Archivs verzichtet wird: Kopial
Nr. 511, Bl. 10-11 (29. 01. 1562), Nr. 512, Bl. 33b-34b (24. 07. 1565), Nr. 520, Bl. 217
(6. 05. 1579). Zur Fürstin als Ehestifterin siehe auch K. Walsh, Verkaufte Töchter
(Anm. 21), 134 f., 143 f.

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214 Katrin Keller

Dieweill aber das eitere fräule


und wir gantz gerne darzu räth
lich unnd wohl vorheiratet u
itziger zeitt inn den fürstlich
sein. Als ist unß freuntlich zu
gemahel seliger gedechtnüs e
noch frey und unvormahlet i
ger und baider personen wohlgefelliger wille were, das unsers bedunckens
tzwüschen denselben baiden fürstlichen personen nicht unbequemb eine christliche
heir at und neue freundtschafft getroffen und auffgerichtet werden möchte. [...]
[Falls dieser Vorschlag bei der Herzogin auf Interesse stoße, könnte sie] unter fur-
gewendeten schein, unß als die befreundte muhm zubesuchen, wohl gedachten iren
söhn mitt sich anhero bringen und das frälein (!) selbst persönlich sehen. So kan
auch euer Liebden, do sie es begeren, eine contrafactus von dem frälein zugeschickt
werden.

Trotz des Wohlwollens der Herzogin von Münsterberg kam die Eheschlie-
ßung allerdings nicht zustande31.
Die Formulierung zeigt jedoch ebenso wie viele Nachfragen bei Anna von
Sachsen32 und von ihr bei anderen wegen möglicher Ehekandidaten, dass
man in der Vermittlung von Ehen ein legitimes Handlungsfeld der Fürstin
sah. Dies belegt auch Annas Feststellung bezüglich ihres königlichen Bru-
ders, dem sie zahlreiche Kandidatinnen präsentiert hatte, damit aber stets
abschlägig beschieden worden war: Waß wir nicht erwehnen können, müs-
sen wir geschehen lassen, werden wir aber hindangesetzt, so wollen wir uns
dargegen auch zuvorhalten wissen.33 Dass bei derartigen Vermittlungs-
bemühungen Maßstäbe wie Ebenbürtigkeit und politische Nützlichkeit
selbstverständlich waren, daran erinnerte die Kurfürstin selbst 1566 ihren
jüngeren Bruder Johann, indem sie ihn darauf hinwies, das man in fürst-
lichen heiraten nit allweg fürnemblich auff schöne gestalt zusehen, sondern
vielmehr ehrliche ankunfft der fürstlichen heuser und geschlechter,
frombkeit der eitern, auffrichtigkait des gemüths, gottseligkeit unnd andere
christliche fürstliche tagenden zu erwegen pflegte34. Die vielfältigen Son-
dierungen Annas in diesem Bereich machen es nicht nur wahrscheinlich,

3i Kopial Nr. 512, Bl. 21b-22 (28. 05. 1565), Bl. 63b-64 (3. 12. 1565), Bl. 117 -119b
(10. 06. 1566).
32 Z. B. Kopial Nr. 509, Bl. 30b (5. 03. 1557), Bl. 159 (23. 02. 1561), Kopial Nr. 511,
Bl. 10b-ll (29. 01. 1562), Nr. 512, Bl. 245-246 (12. 08. 1567), Nr. 514, Bl. 161b-162
(5. 08. 1570), Nr. 515, Bl. 31 (13. 01. 1572), Nr. 516, Bl. 81 (29. 07. 1573); auch K. Weber,
Anna (Anm. 26), 54-81.
33 Kopial Nr. 514, Bl. 2a /b (16. 01. 1569 in einem Brief an ihre Tante Elisabeth von
Mecklenburg); zu Annas Bemühungen vgl. etwa Kopial Nr. 512, Bl. 113-114
(26. 04. 1566), Nr. 514, Bl. 117- 118b (8. 03. 1570). Zum dänisch-bayrischen Ehepro-
jekt 1566 siehe Dietmar Heil, Die Reichspolitik Bayerns unter der Regierung Herzog
Albrechts V. (1550-1579) (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Baye-
rischen Akademie der Wissenschaften, 61), Göttingen 1998, 387 f.
34 Kopial Nr. 512, Bl. 116 (20. 05. 1566), ähnlich Kopial Nr. 513, Bl. 134b-135
(25. 11. 1568), Kopial Nr. 514, Bl. 231-232 (22. 04. 1571). Vgl. auch B. Basti, Tugend,
Liebe, Ehre (Anm. 14), 152-161; B. Harris, Women (Anm. 8), 58 f.

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dass sie persönlich hier eine wichtige Aufgabe au


dass diese Art von Heiratsbörse üblicherweise zur
Anfragen mit ihrer eindeutigen politischen Dim
spricht etwa die Mitteilung der sächsischen Kurf
die ersten Absprachen hinsichtlich der Verehelic
von Sachsen (1544-1577) mit Wilhelm von Oranien (1533-1584). Da der
Landgraf von Hessen, Großvater der potentiellen Braut, noch nicht zuge-
stimmt habe, seien diese ding noch in grosser geheimb zuhalten , so bitten
wir freundlich , euer Liebden wolle solche unsere vertrauliche antzaigung
auch bei ir bleiben lassen, damit wir nit darunter verdacht noch vermerckt
werden möchten36.

Wir dürfen also davon ausgehen, dass die Kurfürstin eine gewichtige Rol-
le spielte bei der Vermittlung von Heiraten, denen als Quelle von Klientel-
beziehungen bzw. für die interterritoriale Vernetzung hochadliger Familien
eminent politische Bedeutung zukommen konnte, zumal in einer Zeit neuer
politischer Konstellationen im Reich infolge der sich allmählich ausprägen-
den konfessionellen Spaltung. In diesen Kontext gehört im Übrigen auch
das Phänomen der Patenschaften sowie die Aufnahme von Pflegekindern
der näheren und weiteren fürstlichen Verwandtschaft. So hielten sich etwa

zwei Nichten der Fürstin aus dem Hause Sachsen-Lauenburg über Jahre i
Dresden auf, wohl nicht zuletzt wegen der prekären Finanzlage des Ratze
burger Hofes; für beide Nichten übernahm Anna auch die Ehestiftung37
Außerdem legte die Herzogin von Pommern der Kurfürstin 1563 ihre beiden
Söhne ans Herz, die zum Studium nach Leipzig kamen, und der junge
Pfalzgraf Karl von Pfalz-Zweibrücken (1560-1600) hielt sich 1573 einige
Zeit in Dresden auf38. Patenschaften übernahm die Kurfürstin beispielswei-
se für einen Sohn Herzog Johann Albrechts von Mecklenburg (1525-1576),
für die Zwillingstöchter Graf Günther von Schwarzburgs und wohl auch
für den späteren Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel (1572 - 1632)39.

35 M. Sánchez , Empress (Anm. 8), 112; K. Walsh, Verkaufte Töchter (Anm. 21), 132,
135.

36 Kopial Nr. 509, Bl. 157 (7. 02. 1561) - Die Hochzeit fand im August 1561 in Leip-
zig statt.
3? Kopial Nr. 511, Bl. 100b-101 (2. 08. 1563), Bl. 239-40 (22. 07. 1567), Nr. 514, Bl.
27b-28 (3. 05. 1569).
33 Loc. 8528/3 (1561-64), Bl. 229 (3. 04. 1563), Kopial Nr. 511, Bl. 87b-88
(3. 05. 1563), Bl. 100b-101 (2. 08. 1563), Nr. 517, Bl. 73 (11. 07. 1573), weitere Beispiele
bei K. Sturmhöfel, Anna (Anm. 26), 255 f.; allgemein vgl. B. Harris, Women (Anm. 8),
112 f.

33 Loc. 8528/2 (1556-61), Bl. 230 (13. 11. 1560), Kopial Nr. 513, Bl. 33b
(11. 04. 1568), Kopial Nr. 516, Bl. 71b-72 (31. 05. 1572).

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n.

Zeigte sich bereits im Bereich von Ehestiftung und Patenschaften ein


deutlich über die engere Verwandtschaft hinaus reichendes Aktionsfeld der
Kurfürstin, so lässt sich dies aus einer Bestandsaufnahme der Korrespon-
denzpartner und -Partnerinnen der Kurfürstin noch klarer erkennen. Um
Umfang und möglichst auch Intensität der Briefwechsel einschätzen zu
können, wäre natürlich eine Berücksichtigung aller eingehenden wie aus-
gehenden Briefe wünschenswert, was aber angesichts des Gesamtvolumens
weder hier noch in absehbarer Zeit überhaupt zu leisten sein wird. Deshalb
werden zunächst nur die Personen berücksichtigt, mit denen Kurfürstin
Anna regelmäßig Briefe wechselte40. Daraus ergibt sich folgendes Bild:
Zu diesen regelmäßigen und damit wohl auch relativ bedeutsamen Adres-
saten bzw. Absendern von Briefen gehörten über den oben genannten Zeit-
raum rund 100 Personen; davon waren knapp ein Drittel Männer41. Das sich
damit bereits abzeichnende Bild einer weiblich dominierten Korrespondenz
erhärtet sich noch, wenn man die Dauer der brieflichen Kontakte genauer
betrachtet. Während sich knapp die Hälfte aller Korrespondenzen mit Män-
nern nur über wenige Jahre (ein bis drei Jahre) erstreckte, hielten briefliche
Kontakte mit Frauen fast in der Hälfte aller Fälle zwischen sieben und fünf-
zehn Jahren. Noch einmal ein Viertel der Frauenbriefwechsel erstreckte sich

zudem über mehr als zwanzig Jahre, während das bei den männlichen
Brief Schreibern nur in ganz wenigen Fällen zu beobachten ist. Langjährige
Korrespondenten gehörten Annas nächster Verwandtschaft an; es handelte
sich um ihre Brüder Friedrich, seit 1559 König von Dänemark, und Johann,
Herzog von Holstein-Sonderburg, sowie ihren Onkel Herzog Johann von
Holstein (1521-1580). Nur Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel (1532-
1592) bildete eine Ausnahme42, aber über seine Mutter war auch er mit den
Albertinern verwandt. Außerdem bestanden traditionell enge politische Be-
ziehungen zwischen Sachsen und Hessen, die sich im engen Kontakt zwi-

40 Da den folgenden Angaben keine eigene Zählung, sondern die Auswertung der -
allerdings recht zuverlässigen - Register der Briefbände zugrunde liegt, werden nach
Möglichkeit keine exakten Zahlen angeführt, sondern Relationen wiedergegeben.
Damit soll vermieden werden, ein unzulässiges Bild quantitativer Genauigkeit zu
vermitteln.

41 In beiden Gruppen stammte die überwiegende Mehrzahl der Personen aus dem
hohen Adel des Reiches. Für das Gesamtbild der Korrespondenz, also unter Einbezie-
himg auch der sporadischen Brief Schreiber und -schreiberinnen, ist es jedoch wich-
tig, dass neben Männern und Frauen aus dem niederen Adel Kursachsens allgemein
verschiedene Hofbeamte, Räte von Städten sowie Frauen aus dem Stadtbürgertum
vertreten waren. Auch Theologen und mehrere Ärzte zählten zu Annas Korrespon-
denten. Unter den langjährigen Briefwechseln befanden sich auch der mit dem däni-
schen Reichsrat Peter Oxe, die mit zwei sächsischen Kammermeistern und dem Do-
mänenverwalter Abraham von Thumbshirn sowie der Äbtissin des (aufgehobenen)
Klarissinnenklosters Weißenfels, das zu Annas Wittum gehörte.
42 Eine ähnlich intensive Korrespondenz verband die Fürstin bis zu dessen Tod mit
Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig- Wolfenbüttel (1489-1566).

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sehen Wilhelm und Kurfürst August fortsetzten43.


Anna im Übrigen in Kontakt mit ihrem Schwiege
Casimir (1543 - 1592).

Bei den Korrespondentinnen waren es ebenfalls v


die Kurfürstin am längsten in Verbindung stand:
von Hohenlohe (gest. 1594) und Agnes von Solms (
fin Katharina Dorothea von Meißen (1538-1604), A
zogin Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow (1524
band Anna ein intensiver, über dreißig Jahre wäh
ter den anderen zwölf Frauen, mit denen die Kurfürstin über mehr als
zwanzig Jahre korrespondierte, befanden sich zwei ihrer Schwägerinnnen
(Markgräfin Emilia von Brandenburg- Ansbach, 1516-1591, Herzogin Sidó-
nia von Braunschweig-Calenberg, 1518-1575), ihre jüngere Schwester
(Herzogin Dorothea von Braunschweig-Lüneburg, 1543-1617) sowie zwei
Nichten. Aber mit Herzogin Anna von Bayern (1528-1590), Kurfürstin Sa-
bina von Brandenburg (1529-1574), Gräfin Dorothea von Mansfeld
(1493 - 1578) und der dänischen Hofdame Anna von Hardenberg findet man
hier auch Frauen, mit denen die Kurfürstin offenbar „nur" auf einer per-
sönlichen Ebene jahrzehntelange Beziehungen pflegte.
Damit kann festgehalten werden, dass dauerhafte Briefwechsel mit Män-
nern offensichtlich stärker an Verwandtschaftsbeziehungen gebunden wa-
ren als solche mit Frauen. Dies gilt freilich nicht für den Briefwechsel ins-
gesamt; unter Annas Korrespondenten findet man genauso viele Nicht- Ver-
wandte wie unter den Korrespondentinnen, nämlich etwa zwei Drittel.
Meist unterhielten Männer wie Frauen langjährigen brieflichen Kontakt,
der erst mit dem Tod eines der Beteiligten endete. Allerdings legt der Um-
stand, dass doch erkennbar mehr Briefkontakte zu Männern nach relativ
kurzer Zeit wieder beendet wurden, ohne dass man aus der Bestandsauf-
nahme klare Ursachen erkennen könnte, den Gedanken an eine stärkere In-
strumentalisierung nahe. Die Frauen pflegten untereinander eher dauerhaf-
te Verbindungen, in denen dann von Zeit zu Zeit neben Mitteilungen über
Gesundheit, Schwangerschaften, Kinder oder dem Austausch von Rezepten
auch eine politische oder persönliche Instrumentalisierung im weiteren Sin-
ne des Wortes stattfand. Kontakte nicht verwandter Männer zur Kurfürstin
von Sachsen dagegen erfolgten anscheinend zielgerichteter und inhaltlich
begrenzter auf ein konkretes Anliegen bezogen. Auf diese inhaltlichen
Aspekte wird zurückzukommen sein.
Angesichts der Dauerhaftigkeit vor allem der Frauenbriefwechsel kann
es nicht verwundern, dass sich die größte Zahl von Briefpartnern und -Part-
nerinnen der Kurfürstin für die Zeit um 1580 ausmachen lässt (Übersicht).
Bei der Durchsicht der Aufstellung wird erkennbar, dass die Schwerpunkte

43 M. Lanzinner, ; Friedenssicherung (Anm. 2), 73, 329.

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der Korrespondenzbeziehu
protestantischen Reichsge
bei den Frauen aber auch in das katholische Gebiet hinein und erschlossen

damit das Reichsgebiet sehr weitgehend, wobei freilich eine inhaltliche


wichtung erst aufgrund detaillierterer Auswertungen möglich wäre. Immer
hin lässt die Vielzahl der Korrespondenzen mit Mitgliedern der kurfür
lich-brandenburgischen Familie sowie mit verschiedenen Zweigen des
braunschweigischen Hauses doch diese Orientierung als besonders hervor-
hebenswert erscheinen. Zeitweise (zwischen 1555 und 1574) korrespondier-
te Anna mit drei brandenburgischen Fürstinnen sowie wahrscheinlich spo-
radisch auch mit Kurfürst Johann Georg (1525-1598). Dabei spielten im
Fall von Braunschweig-Lüneburg Familienbeziehungen eine Rolle; zu den
brandenburgischen Hohenzollern gab es weniger direkte familiäre Verbin-
dungen, aber Annas Sohn Christian ehelichte 1582 eine Tochter des er-
wähnten brandenburgischen Kurfürsten Johann Georg. Familiäre Korre-
spondenz war es auch im Wesentlichen, die Anna mit Holstein, Mecklen-
burg und natürlich mit dem dänischen Königshaus verband. Auch für die
Kurpfalz gilt das, denn die älteste Tochter der Kurfürstin, Elisabeth
(1552 - 1590), ehelichte wie gesagt 1570 Pfalzgraf Johann Casimir.
Dazwischen und daneben gab es jedoch eine ganze Anzahl von dauerhaf-
ten Korrespondenzen mit nicht direkt verwandten fürstlichen Häusern. Be-
sonders auffällig sind die intensiven Kontakte zum benachbarten Anhalt,
wo Anna sowohl mit Fürst Joachim Ernst (1536-1586) als auch mit dessen
Gemahlin Eleonore von Württemberg (1552-1618) im Austausch stand; au-
ßerdem die bereits erwähnte Korrespondenz mit Wilhelm von Hessen-Kas-
sel und dessen Ehefrau Sabina von Württemberg (1549-1581) sowie mit
verschiedenen Habsburgerinnen. Neben Kaiserin Maria (1528-1603) und
Erzherzogin Anna, der Herzogin von Bayern, war es nach 1581 vor allem
deren Tochter Maria (1551-1606), seit 1571 mit Erzherzog Karl von Inner-
österreich (1540-1590) verehelicht, mit denen Anna regelmäßig Schreiben
und Präsente wechselte.

Einige dieser Briefwechsel belegen mit Meldungen über die Gesundheit


der Familie, den Austausch von Rezepten, mit kleineren oder größeren Ge-
schenken zwar eine gewisse Vertrautheit und Intensität, beinhalten aber
nicht notwendig auch einen Austausch oder Äußerungen zu politischen
Ereignissen im engeren Sinne. Dies gilt beispielsweise für die von Kurfür-
stin Anna mit der Markgräfin und späteren Kurfürstin von Brandenburg
Sabina und für die mit Herzogin Anna von Bayern gewechselten Briefe44.
Mit anderen, wie mit ihrer Mutter, Königin Dorothea von Dänemark

44 Loc. 8528/4 (Brandenburg 1561-77, 335 Bl.); Loc. 8534/1 (Bayern 1571-84,
450 Bl.). Zum Begriffsinhalt von Politik im 16. Jahrhundert im Unterschied zu heute
siehe Volker Sellin, Politik, in: Geschichtliche Grundbegriffe, hrsg. v. Otto Brunner/
Werner Conze / Reinhard Kosselleck, Bd. 4, Stuttgart 1978, 808 ff.

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(1511- 1571)45, und nach deren Tod mit ihrer Tant


burg, mit Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel, d
von Mansfeld oder Agnes von Solms verbanden An
zen, in denen immer wieder ausführliche Schreibe
eine Vielzahl von Themen berührten. Insgesamt legte
stin großen Wert auf regelmäßigen und auch wechsel
wie verschiedentlich diesbezügliche Mahnungen od
legen46. Dieser Wunsch resultierte freilich nur zum
esse am Korrespondenten bzw. der Korrespondent
Teil daraus, dass man auf diese Weise familiäre wie p
manchmal direkt als „Zeitungen" bezeichnet, schn
Teil waren aber Korrespondenzen auch deshalb be
oft längeren Phasen zwischen persönlichen Kontakten
nen48 eine Ebene des Austauschs bewahren halfen
scher respektive familiärer Notwendigkeit angeknüp
Das lässt sich etwa an folgendem Beispiel illustrie
fürstin im Herbst 1564 Herzogin Dorothea Susann
(1544-1592) über eine adlige Vermittlerin ihren be
schenk hatte zukommen lassen, ergab sich zwische
hin persönlich unbekannten Fürstinnen eine umf
denz49. Dies geschah in so direkter Nähe zur drohend
hann Friedrich von Sachsen, den Schwager der Weim
einandersetzungen um die Flaccianer im Ernestini
an einen Zufall glauben mag. Zwei Briefe Annas au

45 Zum Verhältnis zwischen Anna und ihrer Mutter sowie zu ihrer Tochter Elisa-
beth wird in absehbarer Zeit die Dissertation von Perniile Arenfeldt (Florenz) umfas-
sende Aufschlüsse erbringen.
48 Etwa Loc. 8529/1 (1562-69), Bl. 207, Kopial Nr. 511, Bl. 24b (2. 05. 1562),
Nr. 512, Bl. 13b-14 (19. 04. 1565), Nr. 514, Bl. 71 (12. 10. 1569).
*7 Eine wichtige Rolle spielt dieser Teil der Korrespondenz besonders zwischen
Anna und ihrer Mutter bzw. der Tante väterlicherseits in Mecklenburg sowie der ver-
trauten Gräfin von Mansfeld: Loc. 8528/2 (1556-1561), Bl. 17, 19, 27 (alle undat.),
Kopial Nr. 513, Bl. 20-21 (2. 03. 1568), Bl. 44-46 (28. 04. 1568), Kopial Nr. 517, Bl. 62
(28. 06. 1573) und oft.
48 Besonders häufig entsprechende Klagen gegenüber Elisabeth von Mecklenburg
(z.B. Kopial Nr. 514, Bl. 21b-22 (12. 04. 1569), Bl. 151 (7. 06. 1570), Bl. 273 (12. 08.
1571)), aber auch sonst taucht immer wieder der Wunsch nach persönlicher Begeg-
nung in Briefen auf (z. B. Loc. 8534/1, Bl. 9 (24. 01. 1575), Bl. 181 (1. 04. 1580),
Bl. 209-210 (14. 06. 1581), Loc. 8531/2, Bl. 140 (7. 04. 1567), Bl. 164 (20. 08. 1575),
Kopial Nr. 511, Bl. 58 (16. 10. 1562), Bl. 172-173 (3. 11. 1564).
48 Kopial Nr. 511, Bl. 172b-173 (3. 11. 1564), Loc. 8531/4 (1567-85), Loc. 8537/2
(1578-85); K. Sturmhöfel , Anna (Anm. 26), 92 ff.; ähnlich auch die Anbahnung einer
Korrespondenz mit Herzogin Anna Maria von Württemberg (1526-1589), vgl. Kopial
Nr. 511, Bl. 180-181 (3. 01. 1565).
so Ernst Koch, Ausbau, Gefährdung und Festigung der lutherischen Landeskirche
von 1553 bis 1601, in: Das Jahrhundert der Reformation in Sachsen, hrsg. v. Helmar
Junghans, Berlin 1989, 195-223, hier 201; M. Lanzinner, Friedenssicherung (Anm. 2),
359.

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220 Katrin Keller

denen sie sich über unehrer


Umkreis des Herzogs über K
Dorotheas bei deren Ehegatte
dass Anna diesen Briefwech
hungen ihres Mannes und
genommen hat. Mit der zune
voneinander wenig später ver
aber sichtlich an Intensität u

An einem Beispiel aus der


lässt sich auch das möglich
erkennen: Bis zu deren Tod
einen regelmäßigen Briefwe
mehrfach nach Dänemark b
Im Zusammenhang mit dem
Jahren des 16. Jahrhundert
wohl Kurfürstin Anna als a
mittlung und der Entschärf
nächst, ihren Bruder, König
lungen zu einem Vergleich zu
Kontakte zu Landgraf Phil
Wilhelm wegen deren Vermit
- nicht zuletzt auf Bitten i
hungen unterstützte53. Nac
lungen 1563 stellte die Kurfü
nischen Reichsräten her, die
mit Schweden zu befördern.
lungsbemühungen in Anna
Rolle; sie schrieb häufig an d
nung zum Ausgleich, erreic
kursächsischer Kredite zur
nach Wien, um beim Kaiser
Juli 1568 das Terrain für ei
ne hier ihr politisches Wirke

5i Kopial Nr. 514, Bl. 128-129,


52 Zum Krieg und Kursachsen
Challenge. The Holy Roman Em
ston /Leyden 2002), der aber d
über die Frauen, eine wichtige B
lig übersieht.
53 Kopial Nr. 511, Bl. 83 (8. 04. 1563), Bl. 89b-90 (7. 05. 1563), Bl. 91-92
(16. 05. 1563); zur Entwicklung der politischen Lage J. Lavery , Challenge (Anm. 49).
54 Siehe vor allem die Briefe aus Dänemark in Loc. 8529 / 2 und Loc. 8530 / 3 sowie
Kopial Nr. 513, Bl. 16b-17 (20. 02. 1568).
55 Kopial Nr. 513, Bl. 64-65 (7. 06. 1568), Bl. 74 (2. 07. 1568), Bl. 77-78 (3. 07. 1568),
Bl. 50-51b (22. 10. 1565).

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tensive Auswertung der Briefwechsel mit den ver


ten steht noch aus - wird doch erkennbar, wie
nutzen und neue aufzubauen wusste, um ein im
litisches Ziel, den Ausgleich zwischen Dänema
zuführen. Hier zeigt sich, dass das Korrespon
stellte, welchem im Bedarfsfall zusätzliche, gg
verliehen werden konnte.

Insgesamt erscheinen die langjährigen Briefwechsel der Fürstin als be-


deutsames Mittel der Perpetuierung persönlicher Kontakte, die durch mehr
oder weniger häufige direkte Zusammentreffen intensiviert und erneuert
wurden56. Inhaltlich weisen die Briefwechsel gerade mit Frauen eine erheb-
liche Themenvielfalt auf, wobei Familie, Gesundheit, Reisen und Rezepte
quantitativ sicher dominierten. Daneben tauchen aber sowohl bei langjäh-
rigen Kontakten wie bei kurzen Korrespondenzen immer wieder gegenseiti-
ge Bitten um Vermittlung in sehr verschiedenen Angelegenheiten auf. Bei
den meisten männlichen Briefschreibern war die Bitte um Fürsprache der
Kurfürstin bei ihrem Gatten sogar der Hauptpunkt gezielter Nachfrage. Als
Maklerin fürstlicher Gunst57 trat Anna so in einer Vielzahl von Fällen auf,
in denen sich Personen verschiedensten Ranges an sie wandten. Damit war
sie auf einem Feld tätig, das bereits das mittelalterliche Bild der Fürstin mit
geprägt hatte58: als Fürbitterin wurde sie zur zentralen Figur eines aus-
gedehnten sozialen Netzwerkes, das Basis und Bestandteil ihrer politischen
Handlungsfähigkeit war.

III.

Fürbitten und Geschenke, Patenschaften und Ehestiftungen führen so


zu einer weiteren, bislang wenig beachteten Dimension innerreichischer
Vernetzung, zu Patronage- und Klientelbeziehungen59 als Formen sozialer
Kommunikation, mit denen die Grenzen des Einzelterritoriums überschrit-

56 Z. B. Kopial Nr. 509, Bl. 187b-188b (15. 09. 1561), Bl. 172b (29. 04. 1561), Nr. 511,
Bl. 39b (4. 07. 1562), Nr. 514, Bl. 84-86 (2. 12. 1569), Bl. 232-235 (12. 05. 1571), als
Beispiel auch M. Lanzinner, Friedenssicherung (Anm. 2), 208, zur sächsisch-pfäl-
zischen Hochzeit 1570.

57 L. Levy Peck, Court Patronage (Anm. 16), 47 f., 68-74; B. Harris, Women and
Politics (Anm. 22), 268.
58 A. Fößel, Königin (Anm. 8), 182-90, 300-308, 313-316; C. Nolte, Beziehungs-
geflechte (Anm. 17), 16 f.; Helga Widorn, Die spanischen Gemahlinnen der Kaise
Maximilian II., Ferdinand II. und Leopold I., Diss, masch., Wien 1959, 32, 34; M. Sán-
chez, Empress (Anm. 8), 117.
59 Ronald G. Asch, Der Hof Karls I. von England. Politik, Provinz und Patronage
1625-1640 (Norm und Struktur, 3), Köln/ Weimar/ Wien 1993, 288-296; Nicole Rein-
hardt, Macht und Ohnmacht der Verflechtung. Rom und Bologna unter Paul V. Stud
en zur frühneuzeitlichen Mikropolitik im Kirchenstaat (Frühneuzeit-Forschunge
8), Tübingen 2000, 40-49; zu Klientel und Patronage vgl. auch Anm. 16.

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222 Katrin Keller

ten wurden. Auf das Phän


halb des Alten Reiches auf
schon hingewiesen worden
„Spielregeln, nach denen das System des spätmittelalterlichen wie des
frühneuzeitlichen Reiches funktionierte"60. Freilich ist dieses Beziehungs-
netz insgesamt noch wenig erforscht, und die Rolle von Frauen innerhalb
dieser personalen Verflechtung wurde bislang noch gar nicht thematisiert.
Dabei gibt es in der Korrespondenz der Kurfürstin von Sachsen eine Viel-
zahl von Hinweisen darauf, dass sie im Inneren des Kurfürstentums parallel
zum Klientelsystem Kurfürst Augusts ein eigenes Netz von Verbindungen
entwickelte, welches sowohl adlige Familien wie Frauen bürgerlicher Her-
kunft erfasste61. Basis dieses Netzwerkes war in den meisten Fällen die
Funktion der Fürstin als Vermittlerin bei Anliegen einzelner Personen wie
ganzer Familie an den Kurfürsten - sie konnte durch ihre Fürsprache seine
Zustimmung bzw. Entscheidung fördern, sie konnte in verschiedenen Berei-
chen jedoch auch selbst entscheiden. So etwa im Falle einer Bitte ihres On-
kels, Herzog Adolfs von Holstein-Gottorf (1526-1586), welcher sie im Jahr
1570 ersuchte, einen jungen Herrn von Rantzau am Dresdner Hof aufzuneh-
men, was auch geschah. Im Herbst des darauf folgenden Jahres verließ die-
ser Dresden wieder, und sein Vater bedankte sich bei der Kurfürstin mit der
Zusendung von etlichen holsteinischen Schinken. Auch Anna von Hohenlo-
he, eine der langjährigen Korrespondentinnen der Kurfürstin, erlangte 1572
die Aufnahme ihres Sohnes in den kursächsischen Hofstaat62. Mehrere der
kurzfristigeren Korrespondenzen und eine Vielzahl der sporadischen brief-
lichen Kontakte Annas standen im Zusammenhang mit dem Bemühen um
solche Vermittlung bzw. Förderung und deuten damit die Breite des Akti-
onsrahmens der Kurfürstin in dieser Hinsicht an, der sich von Anliegen wie
den zitierten bis zur Gewährung von Darlehen durch den Kurfürsten, von
der Bitte um Arznei bis zur Vermittlung politischen Engagements des Kur-
fürsten erstreckte63. Konsequenz des erfolgreichen Engagements der Für-
stin war in klassischer Weise eine Verpflichtung für den Klienten oder die
Klientin einer konkreten Fürbitte64, die Anna von Sachsen dann gegebe-
nenfalls selbst in ihrem Interesse nutzen konnte.

60 V Press, Patronat (Anm. 18), 46; Aloys Winterling, Der Hof der Kurfürsten von
Köln 1688-1794. Eine Eallstudie zur Bedeutung „absolutistischer" Hofhaltung, Bonn
1986, 153-156; O. v. Aretin, Altes Reich (Anm. 1), Bd. 1, 99- 115 und Anm. 18.
6i K. Keller, Kurfürstin (Anm. 24), 269 f.; M. Sánchez, Empress (Anm. 8), 38 f.
62 Kopial Nr. 514, Bl. 95 (20. 12. 1570), Loc. 8532/1, Bl. 189 (29. 09. 1571), Kopial
Nr. 517, Bl. 1-2 (26. 12. 1572).
63 K. Keller, Kurfürstin (Anm. 24), 275-278.
64 Sharon Kettering, Patrons, Brokers and Clients in Seventeenth-Century France,
New York 1986, 13; H. H. Nolte, Patronage (Anm. 16); R . Asch, Hof Karls I. (Anm. 59)
288-296; mit weiterer Literatur Nadja Lupke-Niederich , Struktur und Funktion der
Habsburgischen Klientel im Südwesten des Reiches zur Zeit Karls V. und Ferdinands
I., Diss. Konstanz 1999, Bl. 36-39; Ulrich Vonrufs, Die politische Führungsgruppe

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Kommunikationsraum Altes Reich 223

Da Anna selbst darüber entscheiden konnte, o


genheit an ihren Mann wandte oder nicht, ob d
liegens aus ihrer Sicht und ihrer Stellung heraus
ser Aspekt der Fürsprache sicher einen Bereich da
liche Profil der Fürstin erkennen lässt. Denn die der Fürstin traditionell zu-
geschriebene Funktion als Fürbitterin, die bei ihrem Ehemann auf Milde
und Mäßigung drängen sollte, stand zwar fest; das Ausmaß, in dem diese
Funktion wahrgenommen wurde, differierte jedoch. Einerseits war Anna
wie jede Fürstin zwar vom Verhältnis zu ihrem Gatten abhängig - nur eine
funktionierende Beziehung des fürstlichen Paares konnte die Basis von Ein-
flussnahme der Fürstin als Ehefrau darstellen66. Andererseits drücken sich
in Art und Ausmaß entsprechender Wünsche und eigener Bemühungen na-
türlich auch individuelle Handlungskompetenzen und Einflussmöglichkei-
ten aus, die, wie eben gezeigt, die Grenzen des Kurfürstentums durchaus
überschreiten konnten.

Anna wurde so etwa nicht nur als Vermittlerin in Hinblick auf ihren Ehe-
mann angesprochen, sondern auch um Einflussnahme auf ihren Bruder, den
König von Dänemark, gebeten67. Da sie sowohl zu ihm wie später zu seiner
Ehefrau, aber auch zu verschiedenen dänischen Reichsräten bis hin zum
Kanzler brieflichen Kontakt hatte, war es ihr möglich, derartigen Wünschen
tatsächlich Rechnung zu tragen. Die intensive, über Jahrzehnte aufrecht er-
haltene Beziehung zu ihrer Herkunftsfamilie erschloss ihr also einen zu-
sätzlichen Handlungsspielraum68. Gleiches gilt für die Kontakte Annas
zum Kaiserhof. Ihr Ehemann, Kurfürst August, stand seit einem Aufenthalt
in Wien in jungen Jahren dem Erzherzog und späteren Kaiser Maximilian
II. persönlich nahe und pflegte auch Beziehungen zu dessen Brüdern69. An-
na ihrerseits schloss spätestens 1562 persönliche Bekanntschaft mit Kaise-
rin Maria, aus der in den siebziger und achtziger Jahren ein anhaltender
Briefkontakt resultierte.

Zürichs zur Zeit von Hans Waldmann (1450-1489). Struktur, politische Networks
und die sozialen Beziehungstypen Verwandtschaft, Freundschaft und Patron-Klient-
Beziehung (Geist und Werk der Zeiten, 94), Bern [u. a.] 2002, 163 f.
65 Beispiele für Ablehnung: Kopial Nr. 513, Bl. 213b-214 (6. 05. 1567), Kopial
Nr. 518, Bl. 33 (17. 03. 1575), Bl. 55 (26. 04. 1575), Kopial Nr. 519, Bl. 139b-140b
(31. 01. 1576), Kopial Nr. 522, Bl. 144b-145 (18. 08. 1581).
66 M. Sánchez, Empress (Anm. 8), 120; F. Cosandey, Reine de France (Anm. 8),
117 f.; B. Harris, Women (Anm. 8), 75 f.
67 z. B. Kopial Nr. 511, Bl. 83 (8. 04. 1563).
68 C. Nolte, Beziehungsgeflechte (Anm. 17), 13. Siehe dazu auch die oben erwähn-
ten Vermittlungsbemühungen in den sechziger Jahren sowie die Aktivitäten der Kur-
fürstin im Zusammenhang mit der Verehelichung ihrer Brüder und beim Aushandeln
eines Vergleiches über Erbschaftsfragen zwischen 1571 und 1574: K. Keller, Kurfür-
stin (Anm. 24), 277 f.
69 M. Lanzinner, Friedenssicherung (Anm. 2), 73, 309, 358 ff., 412; A. Edel, Kur-
pfalz (Anm. 4), 54; Paula Sutter Fichtner, Emperor Maximilian II., New Haven /Lon-
don 2001, 14, 128; F. Edelmayer, Söldner und Pensionäre (Anm. 18), 216.

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224 Katrin Keller

Ihre Verbindungen zur K


Anna weitere Möglichkeit
Friedrich im Kontext der
wie Herzog Ulrich von Me
von Braunschweig-Calenberg
fürst August zur Unterstü
Gräfinnen Lukretia und B
mische Adlige an Anna m
Kaiserin. Die Intensität de
Wien war offensichtlich erh
fürst und Kaiser. Die Kurf
dorthin, dass Zeitgenossen
bitt so baldt gefordertt im
Gnaden kernen12.

Die intensive Verbindung


ruhte jedoch nicht allein un
nem direkten Austausch zwischen den beiden Fürstinnen. Anna wechselte
Briefe vor allem mit verschiedenen Damen des Hofes, die sie regelmäßig mit
Geschenken, besonders ihrem begehrten Aquavitae, bedachte. Unter den
angesprochenen Damen aus der Umgebung der Kaiserin ist dabei das Bei
spiel der Brigitta Trautson (1510/15-1576) besonders interessant. Sie
stammte aus der bedeutenden trientinischen Familie der Madruzzo und war
die Ehefrau des kaiserlichen Obersthofmarschalls und Geheimen Rates
Hans Trautson (um 15 0 7-15 8 9)73. Die „Trautsamerin", wie es oft in
Briefen heißt, hatte Kurfürstin Anna wohl 1562 bei der Königswahl kenne
gelernt. Die ersten danach zwischen beiden gewechselten Briefe lassen
einem recht intensiven Austausch von Gaben das beiderseitige Bemüh
um Festigung der Verbindung erkennen: Brigitta Trautson sandte Qui
und Quittenreiser aus Italien nach Dresden, besorgte die von der Kurfürst
gewünschten Handschuhe aus Innsbruck und erhielt dafür Aquavit s
ein Schmuckstück74. Ein weiteres Treffen im Umfeld des Augsburg
Reichstages 1566 scheint die Verbindung erneuert zu haben, zumal A

70 Kopial Nr. 513, Bl. 64-65 (7. 06. 1568), Nr. 514, Bl. 120-121 (9. 03. 1570), Nr.
Bl. 58 (16. 05. 1572), Nr. 519, Bl. 155-156 (18. 02. 1576).
71 Loc. 8534/4, Bl. 170- 173b (25. 10. 1575), Kopial Nr. 516, Bl. 8b-9 (10. 01. 157
72 Loc. 8535/4, Bl. 16 (6. 06. 1575), ein Beispiel für das Zusammenwirken von M
ria und Anna etwa in Loc. 8538 / 9, Bl. 42 (23. 06. 1572).
73 Zu diesem Briefwechsel und den Personen im Einzelnen Katrin Keller, Zwischen
zwei Residenzen: Der Briefwechsel der Kurfürstin Anna von Sachsen mit Freiin Bri-
gitta Trautson, in: Viatori per urbes castraque. Festschrift Herwig Ebner, hrsg. v. Hel-
mut Bräuer / Gerhard Jaritz / Käthe Sonnleitner, Graz 2003, 365 - 382.
74 Kopial Nr. 511, Bl. 103b-104 (29. 08. 1563), Bl. 149b-150 (13. 03. 1564). Die Kur-
fürstin war sich zweifellos nicht erst, seitdem ihre Mutter sie erinnert hatte, dass
durch geschenk und gabe sonderlich zu hof viel erhalten sei (K. Weber, Anna
(Anm. 26), 190), des Stellenwerts gezielter Geschenksendungen bewusst.

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Kommunikationsraum Altes Reich 225

dort auch ihren Kontakt zu Kaiser und Kaiser


fungierte Brigitta Trautson regelmäßig als Übe
Arzneien und Mitteilungen an die Kaiserin, zei
milian II. selbst, und umgekehrt.
In unserem Kontext ist jedoch besonders herv
dieser Korrespondenz und der damit verbunde
Kontakte beide Frauen in die Lage setzten, Fürbitt
zubringen, zugunsten dritter um Intervention de
So verband Anna von Sachsen beispielsweise 15
nennung zum Verwalter des Obersthofmeistera
der Bitte an Brigitta, ihren Mann, den Anna bisla
furderer der Angelegenheiten Kurfürst Augusts a
habe, weiterhin hiezu, so viel euch gezimbt, freun
fen 76. Fünf Jahre später bat die Fürstin, Brigitt
Julius Schlick, dessen Mutter Anna um Hilfe w
vogtei der Oberlausitz gebeten hatte, bei der
Hans Trautson Fürsprache einlegen77. In allen Fäll
Echo von Brigitta Trautson, die ihrerseits 1573
meister ihres Mannes, der aus Sachsen stamm
ebenso bei der Kurfürstin intervenierte, wie sie z
des Bruders ihrer Schwiegertochter darum bat, d
rung gegen einen sächsischen Adligen zu unterstü
Dass sich in den fast 100 Briefen der beiden Frauen nur etwa ein halbes
Dutzend Beispiele für eine derartige Instrumentalisierung findet, lässt al
lein noch keinen Schluss darauf zu, welche Bedeutung diesem Aspekt der
Korrespondenz zukam. Vergleicht man etwa den Briefwechsel zwischen
Kurfürstin Anna und Brigitta Trautson mit dem zwischen der Fürstin und
Kaiserin Maria, mit Erzherzogin Maria von Innerösterreich oder Herzogin
Anna von Bayern79, so fällt vielmehr auf, dass stets solche Interventionen
oder Fürbitten eine Art Kulminationspunkte in den oft jähre- oder jahr-
zehntelangen Korrespondenzen bildeten. Sie kamen relativ selten vor, nich
weil sie nebensächlich waren, sondern weil sie einen wichtigen Beweggrund
für Aufbau und Perpetuierung von persönlichen Kontakten zwischen den

75 Zur Rolle von Geschenken siehe B. Harris, Women and Politics (Anm. 22), 265 ff.
und Anm. 15.

7« Kopial 512, Bl. 180 (11. 01. 1567), auch ebd. Bl. 216 (4. 05. 1567).
77 Kopial 516, Bl. 8b-9 (10. 01. 1572).
™ Loc. 8534/4, Bl. 69 (18. 05. 1573), ebd. Bl. 177-178 (30. 12. 1575).
79 In Dresden überliefert in den Kopialen der Kurfürstin sowie in Loc. 8534/1
(1571-84), Loc. 8536/1 (1575-85), Loc. 8538/11 (1581-85), Loc. 8538/9 (1575-85).
In der Korrespondenz mit der Kaiserin fällt in diesem Zusammenhang etwa deren
noch 1582 aus Lissabon (!) gegenüber Anna geäußerte Bitte ins Auge, ihren Sohn Ru-
dolf II. auch weiterhin zu unterstützen: Loc. 8534/1, Bl. 254 (3. 08. 1582), Loc.
8538/9, Bl. 22 (21.08. 1582).

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226 Katrin Keller

Frauen darstellten. Die Instr


kommunikativen Konstella
Brigitta Trautson und Kurf
wähnten Fürstinnen galt es,
tionen zu finden, das dem j
tung entsprach80.
Betrachtet man die Briefw
ta Trautson bzw. ihren Nach
Toledo (gest. 1579) und Mar
Personen des kaiserlichen Hof
fürstin und der Kaiserin ver
einer Klientel der sächsisch
Deutlicher Ausdruck dieses Verhältnisses sind - neben dem Briefwechsel an
sich - der damit verbundene Gabentausch sowie die Bitte um und Gewäh-
rung von Fürbitten81. Damen der höfischen Gesellschaft stellten auf dies
Weise Bindeglieder zwischen zwei Fürstinnen und damit auch zwei Höfen
dar. Für diese Damen ergab sich durch den relativ vertrauten Umgang mi
einer der vornehmsten Fürstinnen des Alten Reiches ein Zugewinn an Ehr
und Sozialprestige, der auch zu Neid und Missgunst dritter Personen Anlas
gab82, der aber zugleich ihre eigene Bedeutung innerhalb höfischer Netz
werke gesteigert haben wird. Für die Kurfürstin bot eine solche Beziehun
die Möglichkeit, auch über ihre direkte Umgebung in Dresden hinaus un
relativ unabhängig von entsprechenden Netzwerken ihres Mannes eigene
Verbindungen zum kaiserlichen Hof aufzubauen, die sie für ihre Klientel
einsetzen und unter Umständen sogar direkt politisch nutzbar machen
konnte.

IV.

Abschließend kann damit festgehalten werden, dass die Korrespondenz


der Kurfürstin ganz offensichtlich Bestandteil des engmaschigen Netzes
von Kommunikation im Alten Reich war, das für die fünfziger bis siebziger
Jahre des 16. Jahrhunderts in seiner politischen Bedeutung herausgearbei-
tet worden ist83. Dies unterstreicht auch eine Parallelisierung der Korre-
spondenzbeziehungen der Kurfürstin mit politischen Gruppierungen des
fraglichen Zeitraums (Übersicht): Innerhalb des Netzwerks, mit dem Kur-

80 Vgl. dazu etwa M. Godelier, Rätsel der Gabe (Anm. 15), 21 ff., 64 f., 145 f.; Nata-
lie Zemon Davis , Die schenkende Gesellschaft. Zur Kultur der französischen Renais-
sance, München 2002, 58-62.
81 B. Harris, Women (wie Anm. 8), 265-269. Zu weiteren Korrespondentinnen und
Korrespondenten Annas in Wien siehe K. Keller ; Residenzen (Anm. 73), 380 f.
32 Vgl. etwa Loc. 8529/3, Bl. 188 (15. 05. 1565).
83 A. Luttenberger, Kurfürsten (Anm. 2), 446.

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Kommunikationsraum Altes Reich 227

fürst August seine Reichspolitik umsetzte, kam


burg eine besondere Relevanz zu; auch Herzog C
und Herzog Albrecht von Bayern standen dem Ku
sönlich nahe84. Kurpfalz und Kursachsen waren
und Auseinandersetzungen um Grundprämisse
miteinander verbunden, und mit Erzherzog bz
dessen Bruder Ferdinand verband Kurfürst Au
hafte, wenn auch von politischen Konflikten n
Beziehung85. Zu Beginn der siebziger Jahre las
ches zwei Gruppierungen unter den protestant
stellen, deren eine Kursachsen, Hessen, Württemb
Braunschweig - auch er einer von Annas Korres
Die Kurfürsten von Brandenburg standen diese
zung dieser Reichsstände durch diplomatische
ist vor einiger Zeit eindrucksvoll herausgearbe
tisch weniger profiliert und nur sporadisch mitei
bildeten Pommern, Mecklenburg, Holstein, die
stinische Sachsen dann die zweite Gruppe.

Vor diesem Hintergrund lässt die Bestandsauf


der Kurfürstin erkennen, dass eine Betrachtung i
im Kontext politischer Beziehungssysteme Sinn
ergänzten einander bei der Aufrechterhaltun
Nachbarn und Verbündeten87. Ob es einen Zusa
tensivierung von Annas Korrespondenzbeziehun
und den sich verengenden sicherheitspolitisch
nach 156788 gab, muss allerdings in einer detai
klärt werden. Sicherlich waren aber die Grenz
Anna durchlässiger, so dass die Funktionalität
spondenzsystems der Fürstin gerade darin liege
wechsel (wie ihren Ehestiftungsbemühungen) g
les Gewicht beigemessen wurde und dass diese

84 M. Lanzinner, ; Friedenssicherung (Anm. 2), 69, 7


(Anm. 33), 266 f., 336, 397 und öfter. Zur Kurfürstin
de des Beitrages.
85 M. Lanzinner, ; Friedenssicherung (Anm. 2), 205, 309
(Anm. 2), 155 f., 176, 236; A. Edel , Kurpfalz (Anm. 4),
86 M. Lanzinner, ; Friedenssicherung (Anm. 2), 203-2
302-307.

87 H. Wunder, Herrschaft (Anm. 7), 32, 35 f. Einen - unvollständigen - Ü


über Korrespondenzpartner und -Partnerinnen Kurfürst Augusts gibt das
zum Teilbestand Handschreiben im Geheimen Archiv (Bl. 11 -25c) im Sächsischen
Hauptstaatsarchiv Dresden, vgl. auch Wieland Held, Die politische Korrespondenz
des sächsischen Kurfürsten August (1553-1586). Ein Editionsdesiderat, in: NASG 70
(1999), 237-244.
88 M. Lanzinner, Friedenssicherung (Anm. 2), 203 f.

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228 Katrin Keller

eher geeignet war. Hinzu ka


miliären Kommunikationssy
ßenstehende als Vermittleri
gänzte und erweiterte im Id
Beziehungsnetz des Ehemann
Häuser erreichte respektive
übernahm.

Für die Betrachtung der Geschichte des Alten Reiches ist dies deshalb
von besonderer Bedeutung, weil dynastische Beziehungen auf informeller
Ebene für das Funktionieren des Reichs und seiner Institutionen von erheb-
licher Relevanz sein konnten. Dies unterscheidet die Situation im Reich
wohl auch von der in den zentralisierteren Monarchien Westeuropas: Auch
dort führten Fürstinnen und Damen aus hochadeligem Haus Korresponden-
zen, denen von Fall zu Fall politische Relevanz zukommen konnte. Aufgrund
der abweichenden Institutionalisierung politischer Entscheidungsfindung
und frühneuzeitlicher Staatlichkeit fehlte jedoch die Ebene interterritoria-
ler Beziehungen, auf der man im Alten Reich Handlungsspielräume von
Fürstinnen in erster Linie vermuten darf. Diese Ebene zwischen „großer"
Diplomatie und persönlich-familiärer Beziehung ist in Zukunft stärker auf
die Mitwirkung von Frauen hin zu untersuchen, sei es in Form von Korre-
spondenznetzwerken, Klientelbeziehungen oder direkter, persönlicher Ein-
flussnahme.

Unsere Beobachtungen bestätigen damit zugleich die Feststellung, dass


Frauen in Gesellschaften mit unvollständiger Trennung von öffentlichen
und privaten Belangen weitreichendere Handlungsmöglichkeiten bis hin
zum Zugang zur politischen Welt erhielten90. Dies war am Hof zweifellos
der Fall und gilt insbesondere auch für den Bereich der diplomatischen Be-
ziehungen vor dem Dreißigjährigen Krieg, als deren Professionalisierung
erst langsam voranschritt91. Wie sich in der Person der Fürstin Aspekte der
Herrschaftsausübung und Repräsentation mit Privatem mischten, so auch
in ihrer Korrespondenz. Der Briefwechsel zwischen Fürstinnen hatte - und
sei es nur in standesgemäßen, ehrenhaften Formulierungen - Relevanz für
interterritoriale Beziehungen, aber er war weder primär ein Medium politi-
scher Reflexion oder diplomatischer Verhandlung, noch erschöpfte er sich

89 B. Harris, Women (Anm. 8), 176-185.


90 M. Sánchez, Empress (Anm. 8), 114 f.; B. Harris, Women and Politics (Anm. 22),
268, 272; zum Folgenden auch Martin Kintzinger, Die zwei Frauen des Königs. Zum
politischen Handlungsspielraum von Fürstinnen im europäischen Spätmittelalter, in:
Das Frauenzimmer (Anm. 7), 377-398, hier 381 f.
9i Als Überblick vgl. Matthew Anderson, The Rise of Modern Diplomacy 1450 -
1919, London 1993; Holger Th. Graf, Funktionsweisen und Träger internationaler
Politik in der Frühen Neuzeit, in: Strukturwandel internationaler Beziehungen. Zum
Verhältnis von Staat und internationalem System seit dem Westfälischen Frieden.
Festschrift für Klaus J. Gantzel, hrsg. v. Jens Siegelberg /Klaus Schlichte, Wiesbaden
2000, 105-123.

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Kommunikationsraum Altes Reich 229

in kulturhistorischen Arabesken zu Küche und Keller. Ein dauerhafter Aus-


tausch zwischen Briefschreibern und -schreiberinnen konnte einem guten
politischen Klima zwischen fürstlichen Eamilien und Personen dienlich
sein, ohne dass deshalb Fragen von Territorial- und Reichspolitik explizit
auftauchen mussten. Das war vorrangig dann der Fall, wenn akuter Hand-
lungsbedarf bestand und Korrespondenzbeziehungen als Kanäle des Infor-
mationsaustauschs oder der Handlungsbeeinflussung aktiviert wurden, wie
das oben an einigen Beispielen gezeigt wurde. Zusammen mit familiären
Verbindungen innerhalb der regierenden Häuser des Reiches, mit gezielter
Geschenkpolitik und der Förderung individueller Anliegen durch Fürbitten
stellten Briefwechsel ein wirksames Instrument dar zur Entwicklung und
Festigung von Netzwerken zwischen den Höfen des Reiches, wie sie sich im
offiziellen Bereich interterritorialer diplomatischer Korrespondenz eben-
falls immer wieder finden lassen. Fürstinnen wie andere Frauen von Adel
entwickelten somit eigene Aktivitäten innerhalb der politisch-kommunika-
tiven Sphäre, die in ihren Inhalten nur teilweise denen von Männern ent-
sprachen. Erst durch Untersuchung beider Aspekte wird man freilich ein
umfassendes Bild vom Funktionieren politischer und sozialer Beziehungs-
netze im Alten Reich erhalten.

Anhang

Zusammenstellung der Korrespondentinnen und Korrespondenten


der sächsischen Kurfürstin Anna um 1580

Name Gesamtdauer des


Briefwechsels

Eleonore von Anhalt (1552 - 1618) 1572 - 1585


Anna von Bayern (1528-1590) 1562-1585
Anna von Brandenburg (1561 - 1605) 1577 - 1585
Sophie von Brandenburg-Ansbach (1563 - 1639) 1579 - 1585
Dorothea von Braunschweig-Grubenhagen (1543 - 1583) 1574 - 1583
Dorothea von Braunschweig-Lüneburg (1546 - 1617) 1562 - 1585
Elisabeth Magdalena von Braunschweig-Lüneburg (1537 - 1595) 1562 - 1585
Hedwig von Braunschweig- Wolfenbüttel (1540 - 1602) 1573-1585
Sophie von Dänemark (1557-1631) 1572-1585
Elisabeth von Frankreich (1554-1592) 1574-1585
Anna von Hardenberg-Stigis, dänische Kammerfrau 1557 - 1580
(Ende unsicher)
Elisabeth von Henneberg (1548-1592) 1575-1584
Sabina von Hessen-Kassel (1549-1581) 1569-1581
Hedwig von Hessen-Marburg (1537 - 1590) 1573 - 1584
Anna von Hohenlohe-Neuenstein (f 1594) 1554-1585

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230 Katrin Keller

Elisabeth von Holstein-Sonderburg (1550 - 1586) 1573 - 1585


Maria von Innerösterreich (1551 - 1606) 1581 - 1585
Katharina Kleinin, sächsische Kinderhofmeisterin 1568 - 1581
(Ende unsicher)
Barbara von Liegnitz (1527-1595) 1556-1585
Sophie von Liegnitz (1535 - 1587) 1563 - 1585
Agnes Löser zu Pretzsch, Gemahlin bzw. Witwe
des Erbmarschalls der kursächsischen Stände 1576-1585
Margarethe von Mansfeld (1534-1596) 1571-1582
Elisabeth von Mecklenburg (1524-1586) 1554-1585
Katharina Dorothea, Burggräfin von Meißen (1538 - 1604) 15
Margarethe von Münsterberg (f 1580) 1575-1579
Appolonia Neef e , Witwe des kursächsischen Leibarztes 1575-1579
(Ende unsicher)
Maria, Kaiserin (1528-1603) 1570-1584
Maria von Pernstein (1538 - 1595), Gemahlin des
Oberstkanzlers Wratislaw von Pernstein 1574-1585
Elisabeth von der Pfalz (1539-1582) 1575-1582
Elisabeth von der Pfalz (1552-1590) 1570-1585
Erdmuthe von Pommern-Stettin (1561 - 1623) 1576 - 1585
Elisabeth von Reinstein, Äbtissin zu Quedlinburg 1578-1584
Dorothea Reuß von Plauen (1547 - 1585) 1573 - 1582
Dorothea Susanna von Sachsen- Weimar (1544 - 1592) 1565 - 1585
Sophie von Sachsen (1568 - 1622) 1580 - 1585
Sybilla von Sachsen-Lauenburg (1515 - 1592) 1577 - 1585
Lukretia Schlick 1572-1581
Barbara von Schönberg zu Purschenstein 1575-1585
Anna Katharina von Schönburg 1578 - 1585
Agnes von Solms-Laubach (f 1588) 1554-1585
Katharina Sidónia von Teschen (f 1594) 1562 - 1585
Anna Trautson (f 1590), Gemahlin des kaiserlichen Geheimen
Rates Paul Sixt Trautson 1578 - 1585
Joachim Ernst von Anhalt (1536-1586) 1575-1585
Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1539 - 1602) 1576 - 1585
Julius von Braunschweig- Wolfenbüttel (1528 - 1589) 1571 - 1585
Friedrich von Dänemark (1534 - 1588) 1560 - 1585
Hans Harrer, kursächsischer Kammermeister 1568-1580
(Ende unsicher)
Wilhelm von Hessen-Kassel (1532 - 1592) 1562 - 1585
Johann d. Ä. von Holstein in Hadersleben (1521 - 1580) 1555
Johann d. J. von Holstein-Sonderburg (1545 - 1622) 1562 - 1585
Johann Casimir von der Pfalz (1543 - 1592) 1569 - 1585
Georg Proskowski von Proskau, kaiserlicher Kämmerer (f 1 5 84) 1576
Christian von Sachsen (1560-1591) 1576-1585
Abraham von Thumbshirn (1535-1593), Annas Hofmeiste
und kursächsischer Domänenverwalter 1573-1585

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